Ein neuer Smart mit Unterstüt- zung von Renault

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Ein neuer Smart mit Unterstüt- zung von Renault
MobilFront
- Digital
24.07.14
11.06.12//Nr.
Nr.169
133//Seite
Seite49
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! NZZ AG
Ein neuer Smart mit Unterstützung von Renault
BÖRSEN UND MÄRKTE
Investoren wetten auf Lockerungen
Investoren in den USA bringen sich
zurzeit in Position, um von einer weiteren quantitativen geldpolitischen
Lockerung zu profitieren.
Seite 21
Der Smart kommt in der dritten Generation erneut auch als Viersitzer
Die nicht ganz hindernisfreie
Geschichte der noch jungen
Marke Smart wird mit einem
neuen Fortwo und einem darauf
basierenden Forfour fortgeschrieben. Als Kooperationspartner mit
dabei ist Renault.
Jürg Wick
«Zwei Erwachsene und einen Kasten
Bier» wollte Nicolas Hayek in den
neunziger Jahren möglichst umweltfreundlich und raumeffizient transportieren können. Seine Swatch-MobilIdee diente der Swatch-Erfinder zuerst
Volkswagen an, realisiert wurde sie
schliesslich vom Daimler-Konzern, welcher die Marke Smart neben Mercedes
ins Portfolio aufnahm und eigens dafür
ein Werk im lothringischen Hambach
subventionieren und errichten liess. Zur
Idee gehörte ein mutiges Vertriebskonzept mit den gläsernen Smart-Türmen.
In der Schweiz geriet der 2,5 Meter
kurze Winzling auf Anhieb zum Erfolg,
bereits im zweiten Verkaufsjahr, 1999,
wurden mit lediglich neun Händlern
und noch ohne Cabrio-Version zwei
Prozent Marktanteil erreicht.
Weniger Verkäufe
Diese Performance konnte die mittlerweile auf 23 Stützpunkte angewachsene
Vertreterschaft trotz hinzugekommenem Roadster/Coupé (2003) und Forfour (2004) nie mehr erreichen. 2005
wurden Roadster und Coupé, 2006 der
in Kooperation mit Mitsubishi gebaute
Forfour wieder eingestellt und die zweite Generation des Fortwo als CityCoupé mit 2,69 Metern Aussenlänge
lanciert.
2012 schliesslich, inzwischen war das
Netz – mehrheitlich über bestehende
Mercedes-Betriebe – auf 45 (!) Händler
angewachsen, gab es ein Facelifting,
ausserdem bekamen die Benzin- und
Diesel-Verbrenner den Smart Electric
Drive zur Seite gestellt.
Nach fünf Jahren Entwicklungszeit
und der 2010 begonnenen Kooperation
mit Renault folgt nun Generation drei,
die Auslieferungen beginnen im November. Zusammen mit dem neuen Fortwo
werden das bekannte Smart-Cabrio und
der Electric in Hambach unverändert
weitergebaut. Der fünftürige Forfour
wird wie der baugleiche Renault Twin-
go – der künftig fünf statt drei Türen und
wie der Smart einen Heckmotor haben
wird – im slowenischen Renault-Werk in
Novo Mesto hergestellt. Optisch haben
die beiden Slowenen nichts gemeinsam,
technisch um so mehr.
Mit drei Pedalen
So kommt es, dass ein Smart erstmals
mit drei Pedalen und manuellem
5-Gang-Getriebe statt mit roboterisierter Schaltzentrale angeboten wird. Als
Automatik steht ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Stufen in der Aufpreisliste. Aber anders als beim ersten
Forfour teilen sich diesmal Zwei- und
Fünftürer (sowie der Twingo) die Plattform, der Zweisitzer verharrt auf 2,69
Metern Kürze, der Familien-Smart
dehnt sich auf 3,5 Meter aus und offeriert, Rücksitze geklappt und Beifahrersitzlehne umgelegt, einen bis zu 2,22
Meter langen Laderaum. Das Kofferraumvolumen bis unter das Dach beträgt beim Zweisitzer respektable 350
Liter, beim Fünfsitzer 255 Liter.
Beide Modelle sind 1,66 Meter breit,
zehn Zentimeter mehr als die zweite
Generation, was auch für die Spurbreite
gilt. Das bringt etwas mehr Schulterfreiheit, vor allem aber zusätzlichen Schutz
bei einem Seitencrash, mehr Kurvenstabilität. Und es macht auch grössere
Radhäuser möglich. Effekt: Mit 7,3 Metern Wendekreis zwischen Mauern dürfen die Smart-Entwickler einen Rekord
vermelden, der jedem Fortwo-Fahrer
etwas bringt, mit knapp 9 Metern bleibt
auch der Forfour weit unter dem, was
man von einem Auto heutzutage gewohnt ist.
Kein Diesel mehr
Motorisch stehen für den Zweier und
den Vierer drei Leistungsstufen mit 45
kW / 60 PS, 52 kW / 71 PS sowie als
Turbo 66 kW / 90 PS zur Verfügung, für
später ist wiederum eine Brabus-Variante mit über 100 PS angekündigt.
Massstäbe punkto Treibstoffverbrauch
und Energieeffizienz setzen die 0,9 und
1 Liter grossen Dreizylinder nicht, 4,3
Liter auf 100 Kilometer (Wert für
60-PS-Version) schafft auch ein 100 PS
starker Fiesta Einliter-Ecoboost. Einen
Dieselmotor wird es nicht mehr geben.
Die Sitze entsprechen in der Qualität
wiederum jenen von grösseren Autos,
das Interieur wurde haptisch sympathischer eingerichtet. Unbefriedigend ist
das Ablageangebot; in das Handschuhfach passen tatsächlich kaum mehr als
zwei Handwärmer, und die Türtaschen
sind schon mit Strassenkarten überfordert. Was die typischen Smart-Fahrer
freilich wenig interessieren dürfte –
Hauptsache, die Smartphone-Integration ist gesichert, und so ist es.
Dem Forfour kann man bessere Verkaufschancen einräumen als seinem
Vorgänger, weil er von vorne, seitlich
bis zur A-Säule und von hinten eben wie
ein Smart aussieht. Und der neue
gleicht dem alten gewollt stark. Nur
muss sich die im Smart aufgewachsene
Generation an das dritte Pedal gewöhnen oder einen Aufpreis bezahlen. Der
Hersteller verspricht im Übrigen ein
mehr oder weniger gleiches Preisniveau
wie beim Vorgänger: Der Viersitzer soll
nur etwa 700 Franken mehr kosten, was
auch dem mitstreitenden Renault Twingo zu verdanken ist.