Regulation von Zellteilung und -wachstum Regulation of cell growth
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Regulation von Zellteilung und -wachstum Regulation of cell growth
Jahrbuch 2003/2004 | Barr, Francis | Regulation von Zellteilung und -w achstum Regulation von Zellteilung und -wachstum Regulation of cell growth and division Barr, Francis Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried Korrespondierender Autor E-Mail: [email protected] Zusammenfassung Wachstum und Teilung tierischer Zellen erfordert die ständige Zufuhr neuer Proteine und Lipide von ihrem Herstellungsort im Endoplasmatischen Retikulum an die Zelloberfläche. Dem Zellw achstum und der DNAVerdopplung in der S-Phase folgt zunächst die geregelte Aufteilung des genetischen Materials in zw ei identische Chromosomensätze in der M-Phase und dann die eigentliche Zellteilung (Zytokinese), w elche die Zelle so entzw eischneidet, dass jeder entstehende Teil einen Satz des genetischen Materials erhält (Abb. 1). Die Untersuchung dieser Prozesse und ihrer Regulation auf molekularer Ebene ist daher w ichtig, um zu verstehen, w ie sich normale Zellen teilen, und w ie - falls die Zellteilungnicht stattfindet - die aneuploiden Zellen, die zur Bildung von Tumoren beitragen, entstehen. Meine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Fragestellung, w ie menschliche Zellen die komplexen dreidimensionalen Strukturen, die sie für Zellw achstum und -teilung benötigen, bilden und regulieren. Um diese Frage zu beantw orten, haben w ir uns auf zw ei w ichtige Bereiche konzentriert: (i) Proteintransport und die Funktion des Hauptorganells des sekretorischen Weges,des Golgi-Apparates; und (ii) die Funktion der zentralen Spindelregion für die Proteintransportereignisse, die letztendlich zur Zytokinese führen. Summary Animal cell grow th and division requires the constant delivery of new proteins and lipids from their site of synthesis in the endoplasmic reticulum to the cell surface. Cell grow th and DNA replication in S-phase is follow ed in M-phase by the ordered segregation of the genetic material into tw o equivalent sets of chromosomes, then by a cleavage event termed cytokinesis w hich divides the cell into tw o such that each part contains one complete set of genetic material (Figure 1). Investigation of these processes and their regulation at a molecular level is therefore important for understanding both normal cell grow th and division and how , w hen cell division fails, the aneuploid cells that contribute to human tumour formation arise. My group is interested in understanding how human cells establish and regulate the complex three-dimensional structures necessary for cell grow th and division. To do this w e have focussed our w ork on tw o areas central to these processes: (i) protein traffic and the function of the key organelle of the secretory pathw ay, the Golgi apparatus; and (ii) the function of the central spindle in protein trafficking events that lead to cytokinesis. Wachstum und Teilung tierischer Zellen erfordert die ständige Zufuhr neuer Proteine und Lipide von ihrem Herstellungsort im Endoplasmatischen Retikulum an die Zelloberfläche. Dem Zellw achstum und der DNA© 2004 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 1/7 Jahrbuch 2003/2004 | Barr, Francis | Regulation von Zellteilung und -w achstum Herstellungsort im Endoplasmatischen Retikulum an die Zelloberfläche. Dem Zellw achstum und der DNAVerdopplung in der S-Phase folgt zunächst die geregelte Aufteilung des genetischen Materials in zw ei identische Chromosomensätze in der M-Phase und dann die eigentliche Zellteilung (Zytokinese), w elche die Zelle so entzw eischneidet, dass jeder entstehende Teil einen Satz des genetischen Materials erhält (Abb. 1). Die Untersuchung dieser Prozesse und ihrer Regulation auf molekularer Ebene ist daher w ichtig, um zu verstehen, w ie sich normale Zellen teilen, und w ie - falls die Zellteilung nicht stattfindet - die aneuploiden Zellen, die zur Bildung von Tumoren beitragen, entstehen. Ze llwa chstum und -te ilung e rforde rt die stä ndige Zufuhr ne ue r P rote ine und Lipide vom O rt ihre r Synthe se im Endopla sm a tische n R e tik ulum übe r de n Golgi-Appa ra t (rot) a n die Ze llobe rflä che . In de r Inte rpha se wa chse n Ze lle n und ve rdoppe ln ihre DNA (bla u) und te ile n da nn in de r M-P ha se m ithilfe de r a us Mik rotubuli a ufge ba ute n m itotische n Spinde l (grün) die se s ge ne tische Ma te ria l in zwe i gle iche C hrom osom e nsä tze a uf. Da ra ufhin e rfolgt e in Te ilungse re ignis, da s a ls Zytok ine se be ze ichne t wird und die Ze lle so e ntzwe i te ilt, da ss je de r Te il e ine n Sa tz de s ge ne tische n Ma te ria ls e rhä lt. W ä hre nd de r Mitose wird de r Golgi-Appa ra t in vie le k le ine Ve sik e l a ufge broche n, die so zwische n de n be ide n Tochte rze lle n a ufge te ilt we rde n, da ss je de e ine n funk tionstüchtige n Golgi-Appa ra t e rbt. Die Ha uptze llzyk luse re ignisse und die m itotische n Kina se n, die für die se Ere ignisse wichtig sind, sind in rot, be zie hungswe ise bla u, a bge bilde t. © Ma x -P la nck -Institut für Bioche m ie / Ba rr Meine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Fragestellung, w ie menschliche Zellen die komplexen dreidimensionalen Strukturen, die sie für Zellw achstum und -teilung benötigen, bilden und regulieren. Um diese Frage zu beantw orten, haben w ir uns auf zw ei w ichtige Bereiche konzentriert: (i) Proteintransport und die Funktion des Hauptorganells des sekretorischen Weges, des Golgi-Apparates und (ii) die Funktion der zentralen Spindelregion für die Proteintransportereignisse, die letztendlich zur Zytokinese führen. i.i Proteintransport und die Funktion des Golgi-Apparates In den meisten Tier- und Pflanzenzellen findet man den Golgi-Apparat als einen Stapel von zisternenförmigen Membranen. Diese Membranstapel können dann entw eder in bandähnlichen Strukturen angeordnet sein oder w ie in Pflanzenzellen als unabhängige Stapel fungieren. Pilze, w ie zum Beispiel Hefe, haben oft Golgi-Stapel, die einen w eniger komplexen Aufbau aufzeigen, stattdessen sind die Golgi-Zisternen dort hochmobile Strukturen, die man sow ohl in Stapeln als auch einzeln anfinden kann. Obw ohl Golgi-Stapel solch einen komplizierten Aufbau haben, handelt es sich um extrem dynamische Strukturen, durch w elche große Mengen an sekretorischem Material und Membran auf ihrem Weg zu ihren verschiedenen Zielen innerhalb der Zelle geschleust w erden. Unsere Arbeit konzentriert sich auf die Funktion von Rab GTP-bindenden Proteinen, einer großen Familie an coiled-coil Proteinen, den Golgins und ihren Membranadaptoren, den GRASPs, in verschiedenen Aspekten des Golgi-Aufbaus und der Golgi-Dynamik in tierischen Zellen. An der Oberfläche von Golgi-Zisternen bilden diese Proteine zusammen eine hochdynamische Matrix, die sow ohl die Form als auch die Funktion der Zisternen reguliert. Ursprünglich hatten w ir die GRASPs, © 2004 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 2/7 Jahrbuch 2003/2004 | Barr, Francis | Regulation von Zellteilung und -w achstum GRASP65 und GRASP55 als Faktoren identifiziert, die erforderlich sind, um die Golgi-Membranen nach der Mitose w ieder in einem geordneten Zisternenstapel anzusammeln. W ir konnten w eiterhin zeigen, dass die GRASPs notw endig sind, um eine Untergruppe von Golgins an den Golgi-Apparat zu lokalisieren. GRASP65 und sein Golgin-Interaktionspartner GM130 befinden sich am frühen oder cis-Teil des Golgi-Apparates, w ährend GRASP55 und sein Partner Golgin-45 an den medialen Golgi-Zisternen lokalisiert sind. Kürzlich konnten w ir zeigen, dass sow ohl GM130 als auch Golgin-45 eine Untergruppe von Golgi-assoziierten Rab-Proteinen binden. Dies scheint eine generelle Eigenschaft der Golgins zu sein, da w ir festgestellt haben, dass fast alle bekannten Golgins ebenfalls mit Golgi-assoziierten Rab-Proteinen interagieren. W ir glauben, dass die GRASPGolgin-Komplexe als Markenzeichen fungieren und den unterschiedlichen Zisternen innerhalb des Golgi-Stapels ihre Identität geben, die sow ohl für die räumliche Organisation als auch für die Vesikelerkennungsschritte w ährend des Membranstransportes notw endig ist. Doch nicht alle Golgins regulieren Interaktionen zw ischen Golgi-Membranen und Vesikeln; manche Golgins können auch Wechselw irkungen zw ischen Membranen und dem Zytoskelett beeinflussen. Bicaudal-D1 und -D2 sind zw ei Doppelw endel ("coiled-coil")-Proteine der Golgin-Familie, die auf Transport-Vesikeln sitzen. Rab6 reguliert die Bindung der Bicaudal-D-Proteine an Membranen, und dies führt dann zur Rekrutierung des Dynein-Dynactin-Komplexes, der w ichtig ist für Mikrotubuli-abhängige Vesikelbew egung. Unsere momentane Arbeit zielt darauf hin zu verstehen, w ie Rab-Proteine das komplizierte Netzw erk von Interaktionen zw ischen den unterschiedlichen Golgins regulieren, und w elche Rolle dies in der Kontrolle des Membranentransportes spielt. i.ii. Neue Funktionen für Golgi-assoziierte Signaltransduktionswege Seit kurzem gibt es Hinw eise darauf, dass der Golgi-Apparat neben seiner Rolle in der Proteinsekretion auch bei verschiedenen zellulären Signalisierungsvorgängen von Bedeutung ist. So w urde zum Beispiel vorgeschlagen, dass der Golgi-Apparat als eine Art Signalisierungplattform agieren könnte, über w elche externe Wachstumsfaktorsignale sow ohl w ahrgenommen als auch integriert w erden könnten und die w eiter folgende Ereignisse somit maßgeblich beeinflussen könnte. W ir haben uns darauf konzentriert zu untersuchen, w elche zellulären Prozesse sow ohl die Koordination von Signalisierungsereignissen an der Zelloberfläche als auch die unterschiedlichen Funktionen des Golgi-Apparates benötigen. Daraufhin haben w ir vor kurzem zw ei Mitglieder der MST-Familie der STE20-Kinasen, YSK1 und MST4, als Golgi-assoziierte Kinasen identifiziert ( Abb. 2A). Diese beiden Kinasen interagieren mit dem Golgi-matrix-Protein GM130 und w erden von diesem sow ohl an den Golgi-Apparat gebunden als auch in ihrer enzymatischen Tätigkeit aktiviert, w o hingegen das dritte und sehr nahe verw andte Familienmitglied MST3 nicht am Golgi-Apparat zu finden ist und auch GM130 nicht bindet. Eine nähere Charakterisierung der Funktion von YSK1 zeigte, dass eine dominant-negative Form von dieser Kinase in der Lage ist, sow ohl die Zellmigration als auch die Einw anderung in Kollagen zu blockieren. © 2004 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 3/7 Jahrbuch 2003/2004 | Barr, Francis | Regulation von Zellteilung und -w achstum Signa ltra nsduk tion a m Golgi-Appa ra t. (A) Me nschliche Ze lle n wurde n m it Antik örpe rn a nge fä rbt, um die Lok a lisie rung de r Ste 20-Kina se YSK1 (rot), de s Golgi-Kom ple x -P rote ins GM130 (grün) und de r DNA (bla u) zu ze ige n. (B) Mode ll, um die Tä tigk e it von YSK1 a m Golgi-Appa ra t in Antwort a uf e in e x tra ze llulä re s Signa l da rzuste lle n. YSK1 wird durch Bindung a n GM130 a k tivie rt a nd k a nn da nn se in Substra t 14-3-3ζ phosphorylie re n. Die s ist wichtig für die R e gula tion de r Ere ignisse , die für die Ze llpola risie rung und -m igra tion be nötigt we rde n. © Ma x -P la nck -Institut für Bioche m ie / Ba rr Gerichtete Zellmotilität ist ein hochkomplizierter Prozess, der sich aus vielen unterschiedlichen Ereignissen w ie Polarisierung des Zytoskelettes, Signaltransduktion und Regulierung der Zelladhäsionskomplexe zusammensetzt. Veränderungen in der Zellpolarität w erden insbesondere von der Neuorientierung des Zytoskelettes und der Sekretion von Proteinen und Lipiden an bestimmte Unterregionen der Plasmamembran begleitet, und Golgi-lokalisierte Kinasen w ie YSK1 und MST4 befinden sich in einer idealen Position, um diese Prozesse durch Modulierung der Golgi-Funktion zu beeinflussen. Diese Idee w ird durch unsere Daten unterstützt, die 14-3-3ζ als Golgi-lokalisiertes Substrat für YSK1 identifiziert haben, und uns dadurch einen Hinw eis geben, w ie YSK1 sow ohl Golgi-Funktion als auch Zellmigration regulieren könnte (Abb. 2B). 14-3-3Proteine liegen als Dimere vor und binden typischerw eise an phosphorylierte Akzeptorstellen an ihren Zielproteinen. Dadurch regulieren sie eine Vielzahl von zellulären Prozessen. Im Zusammenhang mit unserer Arbeit sind besonders drei Funktionen dieser Proteine von Bedeutung. Erstens ist beschrieben w orden, dass 14-3-3ζ an phosphoryliertes Raf in der Ras-Signaltransduktionskaskade binden kann und dessen Aktivität stimuliert. Da infolge von Wachstumsfaktor-Rezeptoraktivierung ein Teil der aktivierten Ras-Proteine am GolgiApparat erzeugt w ird, ist es möglich, dass YSK1 diesen Teil der Signaltransduktionskaskade über 14-3-3ζ beeinflusst. Zw eitens sind 14-3-3-Proteine sow ohl in Verbindung mit den zytoplasmatischen Domänen spezifischer Integrinkomplexe gefunden w orden, als auch mit Par3/Baz, eins von mehreren Proteinen mit einer w ichtigen Rolle in der Kontrolle der Zellpolarität und Zellassymmetrie w ährend der Entw icklung. Überexpression von 14-3-3-Proteinen blockiert die Zellmigration, w ahrscheinlich über die Interaktion mit Integrinen, w elche für die Zelladhäsion w ichtig sind. Eine offensichtliche Möglichkeit für YSK1, die Zellmigration zu beeinflussen, bestände demnach darin, die 14-3-3-abhängige Modulation der Zelladhäsion zu regulieren. Schließlich ist gezeigt w orden, dass 14-3-3-Proteine in der Qualitätskontrolle im ER, die die Bildung und den Transport multimerer Membranproteine vom ER zum Golgi-Apparat reguliert, eine Rolle spielen. Diese Funktion © 2004 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 4/7 Jahrbuch 2003/2004 | Barr, Francis | Regulation von Zellteilung und -w achstum könnte eine w eitere Möglichkeit für YSK1 darstellen, auf die Funktion des Golgi-Apparates maßgeblich Einfluss zu nehmen. Welcher dieser Mechanismen genau für die Funktion von YSK1 von Bedeutung ist, w ird eine w eitere Charakterisierung von 14-3-3ζ-Interaktionspartnern und YSK1-Regulatoren erfordern. ii.i Die zentrale Spindelregion und die Kontrolle der Zytokinese Wenn in der Anaphase die Chromosomen auf die beiden Spindelpole verteilt w erden, ordnet sich eine Ansammlung ineinander greifender Mikrotubuli, die so genannte "Zentralspindel", entlang der langen Spindelachse an. Diese Struktur spielt eine w ichtige Rolle dabei zu bestimmen, w o genau die Zelle sich teilen w ird, und dementsprechend finden sich mehrere Proteine mit w ichtigen Funktionen in der Zellteilung genau hier. Unter diesen Proteinen befinden sich auch die "Polo-like kinase", Plk1, und die so genannten "Chromosomalen Passenger Proteine". "Chromosomal Passenger Proteine" sind eine Gruppe von Proteinen, die für die Koordination der Chromosomenaufteilung mit der Zytokinese von Bedeutung sind. Sie befindet sich w ährend der Metaphase an den Kinetochoren und w ird dann in der Ana- und Telophase an die Zentralspindel w andern. Störungen in der Funktion dieser Proteine führen zu Fehlern in der Anordnung der MetaphaseChromosomen, der Chromosomenaufteilung und der Zytokinese. Polo-Kinasen w urden zuerst in der Fruchtfliege Drosophila melanogaster als Mutanten mit zahlreichen Defekten sow ohl in der Bildung der mitotischen Spindel als auch der Zytokinese beschrieben. Seitdem sind diese Kinasen auch in den meisten anderen Eukaryonten gefunden w orden, w o sie ebenfalls eine Rolle in der Zelteilung spielen. W ir haben uns bemüht zu verstehen, w ieso die Lokalisierung menschlicher Plk1 w ährend der Anaphase auf die Zentralspindel beschränkt bleibt und w ie diese Kinase dort zur Regulierung der Zytokinese beiträgt. Um dies zu bew erkstelligen, haben w ir die Funktion des "mitotic kinesin-like protein", Mklp2, das ebenfalls in der Anaphase an die Zentralspindel bindet und eine unentbehrliche Rolle in der Anaphase spielt, analysiert. Diese Arbeit zeigt, dass Mklp2 ein Substrat und Bindungspartner für Plk1 ist und nötig ist, um Plk1 in der Anaphase an die Zentraspindel zu binden. Die räumliche Kontrolle von mitotischen Kinasen gew innt zunehmend an Bedeutung für die Regulierung vieler Ereignisse w ährend der Zellteilung. Mithilfe unserer Daten lässt sich ein Modell für die räumliche Begrenzung des Plk1-Signals auf die Zentralspindel w ährend der Zytokinese aufstellen. Unsere derzeitigen Projekte sind darauf hin gerichtet herauszufinden, genau w elche Plk1-Substrate für die Zytokinese benötigt w erden. ii.ii Regulation der "Passenger" Proteine durch mitotische Kinesine Die Kinase Aurora B, INCENP und Survivin sind w ichtige "Passenger" Proteine. INCENP fungiert als ein Strukturprotein, das Aurora B bindet und aktiviert, w ährend Survivin anscheinend die Kinaseaktivität von Aurora B reguliert. In Saccharomyces cerevisiae w ird die Loslösung des Aurora B-INCENP-Komplexes von den Kinetochoren beim Übergang von der Metaphase zur Anaphase durch die CDC14-Phosphatase kontrolliert, die INCENP dephosphoryliert und somit seine Bindung and die Spindelmikrotubuli in der Anaphase ermöglicht. Dieser Mechanismus ist höchstw ahrscheinlich konserviert, da Phosphatasen der CDC14-Familie sich in allen Eukaryontischen Organismen finden lassen und diese außerdem schon mit der Regulation der Zytokinese in Caenorhabditis elegans Embryonen und sich teilenden menschlichen Zellkulturzellen in Zusammenhang gebracht w urden. Allerdings ist dies nicht der einzige Mechanismus, der die Lokalisierung des Aurora B-INCENPKomplexes in höheren Eukaryonten kontrolliert. Depletion des ZEN-4-Proteins, das Homolog des humanen mitotischen Kinesine Mklp1/CHO1, führt zum Abfallen der Aurora B-Kinase von der Zentralspindel in C. elegans und in vitro können diese beiden Proteine auch miteinander interagieren. Die Situation ist w ahrscheinlich noch komplizierter in Vertebraten, da diese zw ei mitotische Kinesine besitzen, Mklp1 und Mklp2. © 2004 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 5/7 Jahrbuch 2003/2004 | Barr, Francis | Regulation von Zellteilung und -w achstum Vor kurzem haben w ir in Kollaboration mit der Gruppe von Professor Nigg die unterschiedlichen Rollen von Mklp1 und Mkp2 in der Lokalisierung von Aurora B in der Anaphase untersucht. Zusammen mit unserer vorherigen Studie betreffend Mklp2, hat diese neue Arbeit sow ohl einen konservierten Mechanismus als auch einen grundlegenden Unterschied zw ischen dem menschlichen Zellteilungsapparat und dem von Invertebraten w ie D. melanogaster und C. elegans offen gelegt. In mehreren Studien an C. elegans ist das Mklp1-Homolog ZEN-4 als ein w ichtiger und für die Zytokinese unentbehrlicher Bestandteil der Zentralspindel identifiziert w orden. Der Hauptbindungspartner von ZEN-4, CYK-4, kontrolliert die Aktivität von Rho-GTPasen in der Zytokinese. Dieser Komplex ist in humanen Zellen konserviert und scheint eine ähnliche Funktion zu haben. In D. melanogaster w ird das Mklp1-Homolog Pav benötigt, um die Polo-Kinase zur Zentralspindel zu bringen, Defekte in einer der beiden Komponenten führen zum Versagen der Zytokinese. In menschlichen Zellen jedoch gibt es im Gegensatz zu Invertebraten zw ei mitotische Kinesine mit klar abgegrenzten Rollen. MKlp1 w ird benötigt, um das Rho-GAP-Protein hsCyk-4 an die Zentralspindel zu bringen, w o es die Zytokinese reguliert, w ährend Mklp2 für die Lokalisierung der Polo-Kinase Plk1 notw endig ist. Unsere neuesten Experimente zeigen außerdem, dass Mklp2 auch gebraucht w ird, um den Aurora B-INCENP-Komplex von den Zentromeren an die Zentralspindel in der Anaphase zu transportieren (Abb. 3A). Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit früheren Studien, die einerseits zeigten, dass die Loslösung des Aurora B-INCENP-Komplexes von den Zentromeren w ährend des Übergangs von der Meta- zur Anaphase ein Mikrotubuli-abhängiger Prozess ist und andererseits vorschlugen, dass die Chromosomen die Mikrotubuli mit Faktoren versorgen, die die Zytokinese fördern. Offensichtliche Kandidaten für diese Faktoren sind chromosomale Passenger Proteine w ie Aurora B-INCENP und Plk1. W ir konnten zeigen, dass w enn kein Mklp2 vorhanden ist, die Zellteilungsfurche nicht ausgebildet w ird und die Zytokinese nicht stattfindet und sow ohl der Aurora B-INCENP-Komplex als auch Plk1 beide nicht korrekt w ährend der Ana- und Telophase lokalisiert w erden können. Aus diesem Grunde haben w ir ein Modell entw ickelt, das besagt, dass Mklp2 an der Mikrotubuli-abhängigen Lokalisierung von Plk1, Aurora B und Cdc14A an die Zentralspindel w ährend der Anaphase beteiligt ist, und dass die Integration der Signalisierungsprozesse durch diese Proteine für eine geregelte Zytokinese notw endig ist (Abb. 3B). Unsere derzeitige Arbeitshypothese besteht darin, dass Mklp2 sow ohl notw endig ist für die frühen Ereignisse, die die Position der Zellteilungsebene festlegen, als auch für die Koordination der Zytokinese mit der Chromosomenaufteilung. Unsere zukünftigen Projekte w erden sich damit beschäftigen herauszufinden, w ie genau Aurora B-INCENP und Plk1 diese Ereignisse kontrollieren. © 2004 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 6/7 Jahrbuch 2003/2004 | Barr, Francis | Regulation von Zellteilung und -w achstum Die Funk tion de r Ze ntra lspinde l in de r Zytok ine se . (A) In m e nschliche n Ze lle n ha t da s C hrom osom a le -P a sse nge rP rote in Aurora B (rot) in de r Ana pha se zwische n de n sich te ile nde n C hrom osom e n (bla u) e ine ä hnliche Lok a lisie rung a n de r Ze ntra lspinde l wie da s m itotische Kine sin Mk lp2 (grün). In Ze lle n, in de ne n Mk lp2 de ple tie rt wurde , we rde n die P a sse nge r-P rote ine wie Aurora B nicht von de n C hrom osom e n a n die Ze ntra lspinde l tra nsfe rie rt. (B) Sche m a tische Abbildung de r P a sse nge r-P rote ine wä hre nd de s Ze llzyk luse s und ihre Be zie hung zu Mk lp2 und a nde re n Ha uptre gula tore n de r Zytok ine se . Mik rotubuli und die m itotische Spinde l sind in grün a bge bilde t, die Ze ntrosom e n in ge lb und die DNA in he llba u. © Ma x -P la nck -Institut für Bioche m ie / Ba rr © 2004 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 7/7