TWA-Skript 2013
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TWA-Skript 2013
Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens in der Sozialen Arbeit Skript von Melanie Werner, Lydia Scheithauer und Stefanie Vogt Fachhochschule Köln Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Soziale Arbeit plus Stand September 2011 1 Inhaltsverzeichnis Einleitung 5 1 7 Was ist Wissenschaft? 1.1 Wissenschaftliche Standards 9 1.2 Erkenntnisse gewinnen 2 3 10 Die wissenschaftliche Recherche 13 2.1 Textarten 13 2.2 Die Recherche im Internet 21 2.3 Recherche in Bibliotheken und Datenbanken 2.3.1 Recherche in der Fachhochschulbibliothek 2.3.2 Der Kölner Bibliothekskatalog 2.3.3 Karlsruher Virtueller Katalog 2.3.4 Elektronische Zeitschriftenbibliothek 2.3.5 Metadatenbank Digibib 2.3.6 Zeitschriften-Datenbanken 2.3.7 Springer-Links 2.3.8 Weitere Recherchen 24 25 28 29 29 30 32 34 37 2.4 Recherchetechniken 37 2.5 Literatur beschaffen 40 2.6 Literatur auswählen 41 Die schriftliche Arbeit 44 3.1 Von der groben Idee zum Thema 46 3.2 Einen Überblick verschaffen 50 3.3 Eine Fragestellung entwickeln oder verfeinern 50 3.4 Von der Fragestellung zur Gliederung 52 3.5 Das Exposé 53 3.6 Lesen 56 3.7 Wissenschaftlich Schreiben 3.7.1 Belege im Text 3.7.2 Belege im Literaturverzeichnis 3.7.3 Plagiat 3.7.4 Das Formatieren eines wissenschaftlichen Textes 3.7.5 Klar und verständlich schreiben 56 57 66 70 72 73 2 4 5 6 7 3.8 Letzte Korrekturen 75 3.9 Teile eines wissenschaftlichen Textes 3.9.1 Das Deckblatt 3.9.2 Das Inhaltsverzeichnis 3.9.3 Weitere Verzeichnisse 3.9.4 Die Einleitung 3.9.5 Der Hauptteil 3.9.6 Der Schluss 3.9.7 Das Literaturverzeichnis 77 78 83 84 84 85 86 87 Arten von schriftlichen Arbeiten 87 4.1 Die Haus- und Abschlussarbeit 87 4.2 Das Paper 88 4.3 Textanalyse 88 4.4 Das Essay 89 4.5 Das Portfolio 90 4.6 Das Protokoll 91 Umgang mit Texten 95 5.1 Das Exzerpt 96 5.2 Textverstehensstrategien für verschiedene Lernstile 98 Die Präsentation 100 6.1 Visualisieren 105 6.2 Das Handout 107 6.3 Diskussion und Moderation 108 6.4 Das Feedback 110 Schluss 112 Literaturverzeichnis 113 3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Erweiterte Such mit base-search Abbildung 2: Erweiterte Recherche mit Scirus Abbildung 3: Digilink Abbildung 4: Angebote der Fachhochschulbibliothek Abbildung 5: Erweiterte Suche im Online-Katalog der Fachhochschulbibliothek Abbildung 6: Kölner Bibliothekskatalog Abbildung 7: Karlsruher Virtueller Katalog Abbildung 8: Digibib Abbildung 9: Recherche nach Zeitschriftenartikel mit FIS-Bildung Abbildung 10: Operatoren Abbildung 11: Fernleihe Abbildung 12: Arbeitsschritte einer schriftlichen Arbeit Abbildung 13: Mindmap Abbildung 14: Literatur auswählen Abbildung 15: Belegen Abbildung 17: Mindmap zu einem Essay Abbildung 18: Ablauf eines Referats Abbildung 19: Handout 22 23 25 26 27 28 29 31 33 39 41 45 48 50 59 90 102 108 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Alltagswissen und wissenschaftliches Wissen Tabelle 2: Überblick Textarten Tabelle 3: Wissenschaftliche Suchmaschinen im Überblick Tabelle 4: Überblick über Kataloge und Datenbanken zur Literaturrecherche Tabelle 5: Recherchetechniken bei der Recherche in Katalogen Tabelle 6: Unterscheidung beschreibende und analytische Arbeiten Tabelle 7: Überblick über unterschiedliche Argumentationslinien Tabelle 8: Überblick Belege im Text Tabelle 9: Zitierregeln in der Übersicht Tabelle 10: Übersicht über Belege im Literaturverzeichnis Tabelle 11: Checkliste für schriftliche Arbeiten Tabelle 12: Ergebnis- und Verlaufsprotokoll Tabelle 13: Textverstehensstrategien Tabelle 14: Übersicht über Möglichkeiten zur Visualisierung von Inhalten 4 8 17 24 36 39 46 52 60 65 69 77 92 99 107 Einleitung Herzlichen Glückwunsch! Sie sind StudentIn unserer Hochschule und werden sich in den nächsten drei Jahren intensiv mit Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit auseinandersetzen. Im Studium lernen Sie, ihr Handeln auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnissen zu reflektieren. Sie werden im Laufe Ihres Studiums deshalb selbst ein wenig zur WissenschaftlerIn werden und sich wissenschaftliche Denkweisen zu Eigen machen. Gleichzeitig erlernen Sie wissenschaftliche Techniken, beispielsweise das Präsentieren oder das Schreiben von Hausarbeiten. Beides, die wissenschaftliche Haltung und die wissenschaftlichen Techniken, sind Voraussetzung für einen gelungenen Start in den Beruf – unabhängig davon, ob Sie an der Hochschule bleiben möchten oder nicht. Denn auch in der praktischen Sozialen Arbeit müssen Sie nicht nur Vorurteile in Frage stellen können (wissenschaftliche Haltung), sondern beispielsweise auch Gutachten und Projektanträge schreiben können (wissenschaftliche Techniken). Im ersten Semester des Bachelor-Studiengangs „Soziale Arbeit“ besuchen Sie deswegen ein Seminar in den „Techniken wissenschaftlichen Arbeitens“. Die Grundlagen, die Sie hier erwerben, werden Sie im Laufe Ihres Studiums stetig begleiten. Sie werden sie immer wieder erproben, erweitern und festigen. Mit diesem Skript möchten wir Sie beim wissenschaftlichen Arbeiten unterstützen. Es basiert auf vielen Seminaren zu Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Unser Dank gilt deswegen allen KollegInnen, die uns ihre Seminarunterlagen zur Verfügung gestellt haben. Insbesondere möchten wir an dieser Stelle Frau Prof. Dr. Zorn für die Hinweise zu Datenbanken und Recherchetechniken, Frau Prof. Dr. Brosey für die Ergänzungen zum korrekten Zitieren von Gesetzen, Herrn Prof. Dr. Urselmann für die Anmerkungen zum geisteswissenschaftlichen Belegsystem sowie Herrn Prof. Dr. Thimmel und Herrn Prof. Dr. Sadowski für die tatkräftige Unterstützung beim Lektorieren des Skripts danken. Wir sehen dieses Skript als „work in progress“ an, das sich durch die Rückmeldung von Studierenden und DozentInnen immer weiter verbessern wird. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung an [email protected], [email protected], koeln.de. 5 oder stefanie.vogt@fh- Zu Beginn dieses Skripts legen wir noch einmal dar, was Wissenschaftlichkeit und eine wissenschaftliche Haltung ausmacht. Anschließend erläutern wir die verschiedenen wissenschaftlichen Techniken. Sollten Sie dennoch einmal nicht weiter kommen, nutzen Sie die zusätzlichen Angebote von Sozialer Arbeit plus . Jeden Freitagnachmittag haben Sie in der „offenen TWA- Werkststatt“ die Möglichkeit, die in diesem Skript vorgestellten Techniken an Ihren Beispielen einzuüben. Näheres dazu erfahren Sie im Programm von Sozialer Arbeit plus. Noch eine Anmerkung zur Sprache: Wir möchten mit diesem Skript Männer und Frauen gleichermaßen ansprechen. Wenn wir von Männern und Frauen sprechen, benutzen wir die weibliche Form mit dem Binnen-I. In den Veranstaltungen des Instituts für Geschlechterstudien werden Sie mehr darüber lernen, wie Sprache Wirklichkeit konstruiert. 6 1 Was ist Wissenschaft? „Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethe 1808, 1986 S. 32) ist Ziel aller Wissenschaften. In der Sozialen Arbeit möchten wir die Ursachen und Zusammenhänge sozialer Probleme sowie außerschulische Bildungszusammenhänge „erkennen“, d.h. beschreiben, analysieren und bewerten. Auf der Suche nach Erkenntnis oder Wahrheit müssen Sie sich nicht wie Dr. Faust mit dem Teufel einlassen. Es ist völlig ausreichend, wenn Sie sich Ihrer Vernunft bedienen. Das ist jedoch nicht so einfach, da wir in der Sozialen Arbeit immer schon eine Idee von den Dingen haben, die vor uns liegen. Vielleicht haben Sie schon erste praktische Erfahrungen in der Sozialen Arbeit sammeln können, sicherlich aber können Sie sich an eigene Erfahrungen mit Einrichtungen der Sozialen Arbeit, wie Jugendzentren oder Kindergärten erinnern. Auch die Medien berichten immer wieder über soziale Probleme und Menschen, die scheinbar „Probleme machen“. Es ist in der Sozialen Arbeit schlichtweg nicht möglich, unvoreingenommen zu sein. Sie können aber erlernen, Ihre eigenen Vorannahmen immer wieder in Frage zu stellen. Sind es wirklich nur Kinder mit Migrationshintergrund, die Probleme mit der Sprache haben? Was spricht eigentlich gegen Altenheime? Ist Alkoholkonsum bei Jugendlichen wirklich ein Problem? Gehen Sie mit offenen Augen durch Studium und Praxis und stellen Sie das Erlernte und Erlebte immer wieder in Frage, beispielsweise mit folgenden Fragen: • Könnte es nicht auch ganz anders sein? • Wie würde eine Person die Situation beschreiben und erklären, die eine ganz andere Sichtweise auf die Welt hat, als ich (eine ManagerIn, ein Mensch aus dem Mittelalter, eine PolitikerIn, ein Außerirdischer…)? • Stellen Sie sich jemanden vor, der eine Gegenposition zur ihrer Annahme einnimmt. Was würde diese Person auf Ihre These antworten? Sein eigenes Weltbild immer wieder in Frage zu stellen, ist nicht nur ein guter Weg eine gute WissenschaftlerIn zu werden, sondern sich auch im Berufsleben nicht von Vorurteilen leiten zu lassen. 7 Engelke, Borrmann und Spartscheck (vgl. 2009, S. 164) unterscheiden Alltagswissen und wissenschaftliches Wissen wie folgt: Alltagswissen Wissenschaftliches Wissen Lebenswelt Wissenschaftswelt schlichte Beobachtung reflektierte Beobachtung einmalig oder wiederholt systematisch wiederholt (gezielte Forschung) Lebenserfahrung wissenschaftliche Erkenntnis Umgangssprache wissenschaftliche Sprache Alltagstheorien wissenschaftliche Theorien zufällige Überprüfung im Alltag systematische Überprüfung Tabelle 1: Alltagswissen und wissenschaftliches Wissen (Engelke, Borrmann, Spartscheck 2009, S. 164) Alltagswissen entsteht durch schlichte Beobachtung in der Lebenswelt. Diese Beobachtungen werden einmalig oder auch häufiger gemacht. Alltagswissen speist sich weiterhin aus der Lebenserfahrung. Sie wird zufällig im Alltag überprüft und führt dann zu Alltagstheorie. Wenn Sie zum Beispiel gerne Karneval feiern, dann könnte bei Ihnen die Alltagstheorie „Kölner sind offene und spontane Menschen“ entstanden sein. Diese Theorie entstand aber durch eine einmalige oder wiederholte Beobachtung, die nur im Alltag überprüft wurde. Wir wissen weder, ob alle Kölner offen sind, noch ob sie immer offen sind. In der Alltagstheorie müssen wir nicht definieren, was wir mit „offen“ meinen. Die Beobachtungen in der Wissenschaftswelt sind hingegen reflektiert und werden systematisch wiederholt. Wissenschaft würde zum Beispiel fragen, unter welchen Bedingungen Menschen bereit sind, mit fremden Menschen zu feiern. Wissenschaft könnte zum Beispiel die These aufstellen, dass dies mit dem Selbstbild der Kölner zusammenhängt. Sie würde definieren, was genau mit Selbstbild gemeint ist und diese These, beispielsweise durch Interviews oder Beobachtungen, systematisch überprüfen. Das Beispiel zeigt: Wenn Sie mit einer wissenschaftlichen Haltung durch Studium und Beruf gehen, stellen sich eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? In 8 den meisten Fällen werden Sie sich Bücher, Aufsätze und Studien beschaffen und versuchen, darin auf Ihre Frage eine Antwort zu finden. Wenn Sie aus der Literatur Ihre Antwort herausfiltern wollen, so wird dies Literatuarbeit genannt. Von Hermeneutik spricht man, wenn Sie durch die Lektüre von Texten zu einem immer besseren Verständnis des Gegenstandes kommen. In manchen Fällen werden Sie aber auch selbst Daten erheben und mit deren Hilfe Ihre Frage beantworten. In diesem Fall spricht man von einer „empirischen Arbeit“, Sie überprüfen die Frage an der Wirklichkeit. Egal, ob Sie eine empirische oder eine Literaturarbeit schreiben, müssen Sie Ihre Arbeit erstens an den aktuellen Stand der Wissenschaft anknüpfen. Zweitens müssen Sie Distanz zu Ihrem Thema wahren. Sie dürfen nicht für die eine oder andere Seite „Partei“ ergreifen, sondern müssen möglichst objektiv auf der Suche nach Wahrheit bleiben. Ihre Meinungen zu einem Thema sind bis zu dem Punkt, an dem Sie diese belegt oder widerlegt haben, immer nur Thesen bzw. Hypothesen. Am Ende einer wissenschaftlichen Arbeit haben Sie an Erkenntnis gewonnen. Diese Erkenntnis ist immer nur vorläufig: Was heute als gesichertes Ergebnis gilt, kann schon morgen durch neuere Studien widerlegt werden. Welches „Handwerkzeug“ benötigen Sie, um wissenschaftlich arbeiten zu können? Sie müssen erstens eine wissenschaftliche Haltung entwickeln. Zweifel, Neugier und Vernunft sollten Sie von nun an begleiten. Sie benötigen zweitens Methoden, die Sie bei der Erkenntnisgewinnung unterstützen. Hierzu gehören nicht nur Forschungsmethoden, sondern alle Techniken, die Sie bei der Erfassung und Ordnung von Wissen unterstützen, beispielsweise das Exzerpt und das Abstract, aber auch die Mitschrift oder das Protokoll. Damit Wissenschaft und Praxis an Ihren Ergebnissen teilhaben können, erlernen Sie drittens, wie man Ergebnisse schriftlich und mündlich präsentieren kann. Ähnlich wie das Werkzeug im Handwerk genormt ist, liegen auch den Techniken wissenschaftlichen Arbeitens bestimmte Standards zu Grunde. 1.1 Wissenschaftliche Standards Alles, was Sie in der Wissenschaft schreiben oder präsentieren, muss belegt werden – entweder durch eine wissenschaftliche Quelle oder durch eine logische und saubere Argumentation. Ihre Arbeit muss für jeden objektiv nachvollziehbar sein. Wer eine wissenschaftliche Arbeit liest oder eine wissenschaftliche Präsentation hört, kann stets 9 erkennen, aufgrund welcher Fakten und Beweise die AutorIn zu ihren Schlussfolgerungen gekommen ist und auf welche anderen WissenschaftlerInnen sie sich beruft. Anders ausgedrückt: In der Wissenschaft dürfen Sie es nicht Ihren LeserInnen oder ZuhörerInnen überlassen, was Sie mit einer Aussage meinen. Ihre Aussage muss so präzise sein, dass sie keinen Platz für Missverständnisse lässt. Deshalb müssen Sie Fachbegriffe kennen und anwenden. Sie müssen definieren, was Sie – in Anlehnung an welche AutorIn – unter diesen Begriffen verstehen. Im ersten Semester werden Sie vor allem Inhalte korrekt wiedergeben müssen. Schon bald werden Sie das Dargestellte auch analysieren. Darstellung und Analyse müssen Sie in Ihrer Arbeit sauber trennen. Zur Einführung: Engelke, Ernst; Spatscheck, Christian; Borrmann, Stefan (2009): Die Wissenschaft Soziale Arbeit. Werdegang und Grundlagen. 3., überarb. und erw. Aufl. Freiburg im Breisgau: Lambertus. Plöger, Wilfried (2003): Grundkurs Wissenschaftstheorie für Pädagogen. Paderborn: Fink (UTB, 8264). 1.2 Erkenntnisse gewinnen Wissenschaftliches Wissen können Sie sich wie einen Berg vorstellen: WissenschaftlerInnen aber auch PraktikerInnen haben diesen Erkenntnisberg zusammengetragen. Jede WissenschaftlerIn bedient sich nun des Berges und sorgt gleichzeitig dafür, dass er weiter wächst. „Die Bergmetapher soll verdeutlichen, dass Forschen sowohl das Zusammentragen schon vorhandener Primär- und Sekundärmaterialien und deren Betrachtung unter einem neuen Blickwinkel [Hervorhebung M.W.] umfasst wie auch die Erzeugung neuen Materials“ (Spoun, Domnik 2004, S. 71). Woher wissen wir, dass eine Theorie stimmt? Empirische Forschung überprüft Theorien an der Realität oder generiert durch die Beschreibung der Realität neue Theorien. So greifen Theorie, Empirie und Praxis ineinander. Man unterscheidet zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung. Der Begriff „quantitativ“ verweist darauf, dass es hier um eine Vielzahl von Daten geht, mit deren Hilfe man eine Theorie oder einen Teil einer Theorie, eine Hypothese, testet. Quantitative Sozialforschung überprüft also, ob eine allgemeine Hypothese auf alle übertragbar ist, sie 10 möchte repräsentativ sein. Das Schließen vom Allgemeinen auf das Besondere nennt man „deduktiv“. Quantitative Forschung hat eine große Stichprobe, deswegen werden die Daten meist mit dem Computer ausgewertet. Das klassische Erhebungsinstrument ist der Fragebogen. Ergebnis sind Statistiken, die häufig in Form von Tabellen und Grafiken dargestellt werden. Diese Statistiken beschreiben und erklären die Wirklichkeit: Ergebnis einer quantitativen Untersuchung könnte beispielsweise sein, dass Menschen, die als Kinder viel Gewalt erfahren haben, zur Gewalttätigkeit neigen. Quantitative Studien können jedoch nicht erklären, warum das so ist und was die Menschen zu ihren Handlungen bewegt. An diesem Punkt setzt die qualitative Forschung an. Man sagt auch: Quantitative Forschung geht in die Breite, qualitative Forschung in die Tiefe eines Gegenstandes. Qualitative Sozialforschung nimmt ihren Ausgang an der „Struktur der Lebenswelt, wie sie von Menschen in ihrer natürlichen Einstellung erfahren wird, von Menschen also, die in soziokulturelle Welt hineingeboren werden, sich in ihr zurecht finden und mir ihr zurecht kommen müssen“ (Schütz 1971, S. 167) In der qualitativen Sozialforschung wird soziales Handeln aus mehreren Perspektiven auf seinen Sinn hin befragt. Bezogen auf das oben genannte Beispiel würde qualitative Forschung zum Beispiel den gewalttätigen Vater fragen, wie Konflikte in seiner Herkunftsfamilie gelöst wurden bzw. wie er selbst Konflikte erlebt hat. Sie könnten aber auch eine ExpertIn nach Ihren Erfahrungen befragen. Typische Methoden der qualitativen Sozialforschung sind narrative und leitfadengestützte Interviews, teilnehmende Beobachtungen oder Gruppendiskussionen. Die Theorie entsteht im Laufe des Forschungsprozesses „induktiv“, d.h. man schließt dabei vom Speziellen auf das Allgemeine. Qualitative Forschung ist somit eher thesengenerierend, während die quantitative Sozialforschung eher thesenüberprüfend ist. Beide Richtungen haben ihre eigenständige Gültigkeit. In den meisten Fällen werden Sie nicht selbst forschen, sondern eine sogenannte „Literaturarbeit“ schreiben. Hierauf werden wir in unserem Skript den Schwerpunkt legen. Darüber hinaus werden Sie im Laufe Ihres Studiums auch erste Grundkenntnisse in der empirischen Sozialforschung erwerben. Sie können dann in der Praxis beispielsweise eine Evaluation oder eine Bedarfsanalyse nach wissenschaftlichen Standards durchführen. 11 Möglicherweise bekommen Sie auch Lust dazu, diese Kenntnisse in einem Masterstudiengang zu vertiefen. Viele DozentInnen werden Ihnen aus eigenen Forschungsarbeiten berichten und Sie ermutigen, kleinere eigene Forschungsarbeiten zu erstellen oder in einem Lehr-Forschungsprojekt mitzuarbeiten. Nutzen Sie die Gelegenheiten, Einblicke in die Forschung in der Sozialen Arbeit zu erhalten und werfen Sie immer auch einen Blick auf die Methodik. Wie zuvor beschrieben gleicht das wissenschaftliche Wissen einem Berg. Damit Sie nicht das erforschen, was schon bekannt ist, müssen Sie den aktuellen Forschungsstand kennen. Wie Sie diese Literatur finden und auswählen, erfahren Sie im nächsten Kapitel. Zur Einführung: Schaffer, Hanne Isabell (2009): Empirische Sozialforschung für die Soziale Arbeit. Eine Einführung. 2., überarb. Aufl. Freiburg im Breisgau: Lambertus (Studienbuch Soziale Arbeit). Schneider, Armin (2009): Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit. Schwalbach/Ts: Wochenschau-Verl. (Grundlagen Sozialer Arbeit). Vertiefend zum Beispiel: Flick, Uwe (2009): Sozialforschung: Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BAStudiengänge. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Mayring, Philipp (2002): Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken. 5., überarb. Aufl. Weinheim: Beltz Studium. • Die Publikation: „Projekte und Publikationen der FH Köln“ gibt Ihnen einen guten Überblick über die Forschungen Ihrer ProfessorInnen. Sie können diese Publikation auf der Homepage der Fachhochschule Köln herunterladen (http://www.presse.fhkoeln.de/publikationen/u/01073.php, letzter Zugriff 22.07.2011). • Mit dem Programm „GrafStat“, welches Sie kostenlos herunterladen können (http://www.grafstat.de), können Sie kleine Fragebogenuntersuchungen selbst durchführen. Das Programm ist recht einfach zu bedienen, ermöglicht aber umfangreiche Auswertungsmöglichkeiten, die für ein Bachelorstudium ausreichen. Bei Soziale Arbeit plus können Sie dieses Programm erlernen. 12 2 Die wissenschaftliche Recherche Für das Schreiben von Hausarbeiten oder die Vorbereitung einer Präsentation müssen Sie sich in Ihr Thema einlesen. Dazu müssen Sie passende Literatur finden. Lesen Sie sich dieses Kapitel komplett durch, bevor Sie mit der Recherche beginnen. Für eine gute Recherche müssen Sie wissen, welche Quellen sich für eine wissenschaftliche Recherche eignen, wo und wie Sie diese Quellen finden. 2.1 Textarten Nach welchen Textarten Sie recherchieren, ist abhängig von der Art des Textes, den Sie zu schreiben haben, von ihrem Vorwissen und von der wissenschaftlichen Verwendbarkeit des Textes. Werden Studierende vor die Aufgabe gestellt, eine Literaturrecherche durchzuführen, suchen sie meistens nach Büchern. Bücher, die nicht aus einzelnen Aufsätzen bestehen, sondern ein eigenständiges und in sich geschlossenes Werk darstellen (Monographien), haben aber auch Nachteile: Bis ein Buch geschrieben, korrigiert und schließlich gedruckt ist, vergeht eine Menge Zeit. Den aktuellen Forschungsstand finden Sie deswegen eher seltener in Büchern. Wenn Sie an den aktuellen Diskurs anschließen möchten, empfiehlt sich aufgrund ihrer Aktualität die Lektüre von Fachzeitschriften. Es ist schwierig für eine spezifische Fragestellung ein passendes Buch zu finden, Sie werden vielmehr mit einer Vielzahl von Büchern gleichzeitig und ausschnittsweise arbeiten müssen. Wenn Sie noch kein Vorwissen zu einem Thema haben, kann ein Blick in ein Handbuch oder ein Lexikon ein guter Ausgangspunkt für eine Recherche sein. In einem guten Handbuch fassen ExpertInnen den derzeitigen Stand der Wissenschaft zu einem bestimmten Thema auf wenigen Seiten zusammen. Sie bekommen so schnell einen Überblick. Das Literaturverzeichnis ist eine ergiebige Quelle für weitere Recherchen. Auch im Internet finden Sie sehr schnell und bequem Material zu einem Thema. Leider birgt das Internet auch viele Fallstricke: Im Internet kann jedeR publizieren. Das hat den Vorteil, dass es zu einer großen Vermehrung von Wissen kommt. Der Nachteil ist, dass die Informationen im Internet von 13 ganz unterschiedlicher Qualität sind. Bei Internetquellen müssen Sie deshalb besonders sorgfältig überprüfen, wer hinter der Quelle steckt und ob sie seriös ist. Besonders beliebt ist die Suchmaschine Google. Google hat aber einen großen Nachteil. Diese Suchmaschine sortiert die Ergebnisse nach der Anzahl ihrer Verlinkung: Seiten, die häufig verlinkt werden, erscheinen in der Ergebnisliste ganz oben, Seiten auf die kaum jemand einen Link gesetzt hat, erscheinen zum Schluss. Die Platzierung von Internetartikeln hat auch mit Geschäftsinteressen zu tun. Hochwertige Internetseiten, die nur wenig auf anderen Seiten verlinkt sind, werden Sie mit Google nicht finden. Eine beliebte Internetseite ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Wikipedia ist eine gute Quelle, um sich einen Überblick über ein Thema zu verschaffen. Bewahren Sie dabei aber immer einen kritischen, also wissenschaftlichen Blick: Sie wissen nicht, wer den Text geschrieben hat, noch von welcher Qualität der Text ist. Aus diesem Grund dürfen Sie Wikipedia als Überblick nutzen, müssen dann aber nachrecherchieren und dürfen auf keinen Fall aus Wikipedia zitieren. Welche Webseiten sind also zu empfehlen? Informationen von öffentlichen Einrichtungen wie Forschungsinstituten, Hochschulen, Ministerien und Wohlfahrtsverbänden können Sie nutzen. Daneben gibt es zahlreiche Internetseiten zur Sozialen Arbeit, die sehr gute Informationen enthalten oder zu seriösen Websites verlinken. Dennoch gilt immer: Fragen Sie kritisch nach, wer hinter einer Website steckt, ein Klick auf „über uns“ oder „Impressum“ gibt Ihnen einen ersten Eindruck. Wie für jede Quelle gilt: Bewahren Sie eine kritische Distanz und finden Sie heraus, ob die AutorIn des Beitrags in der Wissenschaft eine Bedeutung zugesprochen wird – als sogenannte ReferenzautorIn gilt. Die folgende Tabelle stellt das Spektrum an Literatur dar. Inwieweit eine Quelle in einer wissenschaftlichen Arbeit Verwendung finden kann, hängt immer von der Qualität der vorliegenden Quelle ab und lässt sich nicht verallgemeinern. Allgemeine Lexika, Internetseiten, deren Urheber nicht genannt sind, Publikationen, die nicht von Dritten einsehbar sind, sowie populärwissenschaftliche Literatur sind nicht zitierwürdig. Ziehen Sie, wann immer möglich, die Primärquelle heran. 14 Art der Quelle Allgemeines Lehrbuch der Sozialen Arbeit Typische Eigenschaft Breiter Überblick über das generelle Themengebiet, verarbeiteter Inhalt vergleichsweise alt; Qualität variiert teilweise erheblich; Verwendungsmöglichkeit Thema einordnen, einen ersten Überblick erhalten, Zitierwürdigkeit zum Teil umstritten, da keine Primärliteratur Beispiel Schilling, Johannes; Zeller, Susanne (2010): Soziale Arbeit. Geschichte, Theorie, Profession. 4., überarb. München: Reinhardt. Spezielles Lehrbuch der Sozialen Arbeit Überblick über das eigentliche Themengebiet, verarbeiteter Inhalt vergleichsweise alt, Qualität variiert teilweise erheblich, keine Primärliteratur Breites Spektrum an diskutierten Themen von verschiedenen Autoren, einzelne Themen stehen in der Regel unverbunden nebeneinander. Qualität einzelner Artikel kann variieren Knappe Darstellung zentraler Begriffe Thema in einordnen. Kuhlmann, Carola (2011): Geschichte Sozialer Arbeit. Eine Einführung für soziale Berufe. Schwalbach am Taunus: Wochenschau-Verl. (Grundlagen Sozialer Arbeit). Sammelband/ Handbuch/ Herausgeberwerke Lexikon/Enzyklopädie der Sozialen Arbeit oder anderer Fachgebiete (Soziologie, Philosophie) Allgemeine Lexika Monographie Allgemeine Erklärungen zu einem bestimmten Thema, wendet sich an die Allgemeinheit, für eine Fachpublikation zu unspezifisch, in der Regel nicht zitierwürdig Fokussierung eines Themas, je nach Erscheinungsdatum aktuell, Qualität sehr unterschiedlich das eigentliche Themengebiet Überblick über das Thema gewinnen. Thole, Werner (Hrsg.) (2010): Grundriss Soziale Arbeit. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. Zentrale Begriffe nachschlagen Feuerhelm, Wolfgang (Hrsg.) (2007): Taschenlexikon der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 5., völlig neu bearb. Aufl. Wiebelsheim: Quelle & Meyer. Unbekannte Begriffe Allgemeinwissen auffrischen Vertiefung eines Themas 15 nachschlagen, Prechtl, Peter; Burkhard, Franz-Peter (Hrsg.) (2008): Metzler Lexikon Philosophie. Begriffe und Definitionen. 3. Aufl., Stuttgart, Weimar: Verlag J. B. Metzler. Kraif, Ursula (Hrsg.) (2007): Duden, das Fremdwörterbuch. Auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln; 9., akt. Aufl. Mannheim: Dudenverl. Wendt, Wolf Rainer (1990): Ökosozial denken und handeln. Grundlagen und Anwendungen in der Sozialarbeit. Freiburg im Breisgau: Lambertus. Studien/Reporte Aktuelle Erkenntnisse/Daten zu einem bestimmten Thema, Primärdaten, häufig herausgegeben von Instituten oder Ministerien, hoher Anteil grauer Literatur Auswerten und Einbinden in Bezug auf die Fragestellung Munz, Eva; Cloos Bertram (2009): Sozialberichtserstattung Nordrhein-Westfalen. Prekäre Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen. Herausgegeben vom Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf. http://www.mags.nrw.de/sozber/sozialberichterstattung_ nrw/aktuelle_berichte/Prekaere_Lebenslagen_von_Kinder n.pdf, [Zugriff: 02.08.2011]. Art der Quelle Fachzeitschriften Typische Eigenschaft Wissenschaftlich; aktuell; hochwertige von anderen WissenschaftlerInnenn referierte Beiträge Verwendungsmöglichkeit Spezifisches Wissen zu konkreten Themen sammeln (inkl. theoretische Erkenntnisse, empirische Befunde) Beispiel Sozialmagazin. Die Zeitschrift für Soziale Arbeit. Weinheim: Juventa. Arbeitspapiere Abhandlung eines sehr speziellen Themengebietes; „neues Wissen“, das zur Diskussion gestellt wird, Stellungnahme zu einem bestimmten Thema graue Literatur Spezifisches Wissen zu konkreten Themen sammeln und weiter vertiefen Bundesjugendkoratorium (2009): Kinderarmut in Deutschland. Eine drängende Handlungsherausforderung an die Politik. München. http://www.bundesjugendkuratorium.de/pdf/20072009/bjk_2009_3_stellungnahme_kinderarmut.pdf, [Zugriff: 02.08.2011]. Gesetzestexte Wörtliche Wiedergabe von amtlichen Gesetzen, Kommentare zu Gesetzestexten, zitierwürdig Themen rechtlich einordnen Marburger, Horst (Hrsg.) (2006): SGB XII, die neue Sozialhilfe. Textausgabe mit ausführlicher Kommentierung. 4., aktualisierte Aufl. Regensburg: Walhalla-Fachverl (Walhalla-Rechtshilfe). Dissertation / Habilitation Tiefer, umfassender Einblick in ein vergleichsweise eng umrissenes Themengebiet; Qualität variiert tw. erheblich, häufig Primärdaten Spezifisches Wissen zu konkreten Themen sammeln (inkl. Theoretische Erkenntnisse und empirische Befunde) Kubisch, Sonja (2008): Habituelle Konstruktion sozialer Differenz. Eine rekonstruktive Studie am Beispiel von Organisationen der freien Wohlfahrtspflege. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss. 16 Hausarbeiten, Bachelorthesis, Masterthesis Qualität variiert erheblich, in der Regel nicht öffentlich zugänglich Einen Überblick verschaffen, Hausarbeiten und Bachelorarbeiten nicht zitierwürdig Masterarbeiten beschränkt zitierwürdig Köth, Ursula (2004): Sozialarbeit in der rechtsextremen Szene, am Beispiel von Jugendlichen im Erftkreis. Fachhochschule Köln.http://opus.bibl.fhkoeln.de/volltexte/2011/299/pdf/Koeth_Ursula.pdf, [Zugriff: 03.08.2011]. Wochen- / Tageszeitung-/ Populärwissenschaftliche Literatur Aktuell, kein wissenschaftlicher Anspruch, Zielgruppe ist die Allgemeinheit, nicht ein Fachpublikum Aktuelle Praxisprobleme erkennen und in den wissenschaftlichen Kontext stellen; Überblick über aktuelle Zahlen / Daten einbinden Der Spiegel. Herausgegeben von Rudolf Augstein. Hamburg: Spiegel-Verl. Augstein. Internet Inhalt häufig nicht bzw. schwer zu prüfen; Qualität variiert tw. erheblich nicht zitierwürdig (Theoretische) Aussagen durch Daten, Fallstudien / Praxisbeispiele und sonst. Informationen ergänzen Tabelle 2: Überblick Textarten 17 Psychologie heute. Weinheim: Beltz. Wichtige Fachzeitschriften in der Sozialen Arbeit sind beispielsweise • • • • • • • • • • • • • • • • Blätter der Wohlfahrtspflege deutsche jugend DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung Forum Sozial. Die berufliche Soziale Arbeit Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Medien und Erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge neue praxis Social Work Sozial extra. Zeitschrift für Soziale Arbeit und Sozialpolitik Sozialmagazin Sozialwirtschaft. Zeitschrift für Sozialmanagement Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit Zeitschrift für Sozialpädagogik BtPrax (Schwerpunkt: Betreuungsrecht) Info also (Schwerpunkt: Sozialrecht) Zu den einschlägigen Handbüchern der Sozialen Arbeit zählen beispielsweise: Feuerhelm, Wolfgang (Hrsg.) (2007): Taschenlexikon der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 5., völlig neu bearb. Aufl. Wiebelsheim: Quelle & Meyer. Kreft, Dieter; Mielenz, Ingrid (Hrsg.) (2008): Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 6. Aufl. Weinheim: Juventa. Thiersch, Hans; Otto, Hans-Uwe (Hrsg.) (2011): Handbuch Soziale Arbeit. Grundlagen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 4., völlig neu bearb. München: Reinhardt. Thole, Werner (Hrsg.) (2010): Grundriss Soziale Arbeit. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. Für Studierende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.) (2009): Wörterbuch der sozialen Arbeit: Deutsch - Französisch, Französisch - Deutsch. Berlin: Eigenverl. des Dt. Vereins für öffentliche und private Fürsorge. Firlit-Fesnak, Grazyna; Kurzawa, Monika; Oberloskamp, Helga (2001): Polsko-niemiecki i niemiecko-polski leksykon polityki spolecznej i pracy socjalnej. Polnisch-deutsches und Deutsch-polnisches Lexikon der Sozialpolitik und Sozialarbeit. Warszawa: Oficyna Wydawn. ASPRA-JR. Hermann, Peter (2008): Wörterbuch soziale Arbeit: Deutsch - Englisch; Englisch - Deutsch (Unveränd. Nachdr.). Frankfurt am Main: Eigenverl. des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. Kibardina, Svetlana M.; Smirnova, T.; Černyševa, O. (2000): Deutsch-russisches Wörterbuch der Sozialarbeit. Frankfurt am Main: Dt. Verein für Öffentliche und Private Fürsorge. 18 Wichtige Internetseiten für die Soziale Arbeit sind beispielsweise http://lotse.uni-muenster.de Mit dem Lotsen der Uni Münster finden Sie beispielsweise Fachportale, Forschungsprojekten und Neuerscheinungen. Daneben finden Sie Tipps rund ums Studium. www.fachportal-paedagogik.de Umfassende Recherchefunktionen zu allen Gebieten der Pädagogik einschließl. Sozialpädagogik. Auch die Suche nach Volltexten und Forschungsprojekten ist möglich. www.bildungsserver.de Zahlreiche Links zu diversen Themen der Sozialen Arbeit, beispielsweise Interkulturelle Bildung, Sozialpädagogik und Medienpädagogik www.info-sozial.de Fachportal der Sozialarbeit und Sozialpädagogik: Hier finden Sie nicht nur einen Stellenmarkt, sondern auch Abschlussarbeiten und Rezensionen sowie Links zu Instituten der Sozialen Arbeit. www.socialnet.de Zahlreiche Rezensionen zu Neuerscheinungen in der Sozialen Arbeit www.fachkraefteportal.de Hier finden Sie umfassende Informationen rund um die Kinder- und Jugendhilfe www.stephan-barth.de Umfangreiche Linksammlung, besonders zu Methoden und Handlungsfeldern der Sozialarbeit www.gpi-online.de Homepage der Gesellschaft für Pädagogik und Information www.sozialpolitik-aktuell.de Bietet eine Fülle von Daten rund um die Sozialpolitik in Deutschland www.gesis.org Online-Portal des Leibnitz-Instituts für Sozialwissenschaften, umfangreiche Datenbank www.bpb.de Bundeszentrale für politische Bildung, wichtige allgemeine Informationen, zahlreiche Publikationen www.destatis.de Statistisches Bundesamt www.lds.nrw.de Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (NRW) http://www.stadt-koeln.de/1/zahlen-statistik/strukturdaten/ Strukturdaten zur Stadt Köln www.akjstat.uni-dortmund.de Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik Dormund 19 www.dji.de Homepage des Deutschen Jugendinstituts, Zugriff auf Forschungsergebnisse www.iss-ffm.de Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik www.isa-muenster.de Institut für Soziale Arbeit www.soziale-praxis.de Institut des Rauhen Hauses für Soziale Praxis www.ism-mainz.de Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz www.uni-essen.de/issab. Institut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit und Beratung der Universität Essen www.sos-kinderdorf.de/spi Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf www.dgsainfo.de Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit www.dgfe.de Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaften www.ifsw.org International Federation of Social Work Vertiefend zum Umgang mit Literatur beispielsweise Stickel-Wolf, Christiane; Wolf, Joachim (2011): Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken: Erfolgreich studieren - gewusst wie! 6., aktualisierte und erw. Aufl., Wiesbaden: Gabler. Hienerth, Claudia: (2009). Wissenschaftliches Arbeiten kompakt: Bachelor- und Masterarbeiten erfolgreich erstellen. Wien: Linde. 20 2.2 Die Recherche im Internet Bei der Recherche im Internet stehen Sie vor der besonderen Herausforderung, aus einer Vielzahl von Quellen wissenschaftliche herauszufiltern. Bildlich gesprochen gleicht die wissenschaftliche Internetrecherche der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Um beim Suchen dieser Nadel zu unterstützen, hat die Wissenschaft selbst Suchmaschinen entwickelt. Diese Suchmaschinen binden vor allem Hochschulen, Bibliotheken und Forschungsinstitute ein. Häufig liefern die Suchergebnisse einen Link zum Volltext gleich mit. Aus der Vielzahl wissenschaftlichen Suchmaschinen sind base-search und scirus besonders empfehlenswert. Die Seite www.base-search.net ist eine Suchmaschine, die von der Universität Bielefeld entwickelt wurde. Sie deckt sowohl deutsch- als auch englischsprachige Literatur ab. Es empfiehlt sich, von der Hauptseite direkt zur „erweiterten Suche“ zu wechseln. Hier können Sie nach verschiedenen Kriterien suchen, die Suche auf einen bestimmten Zeitraum angeben und bestimmen, welche Art von Texten recherchiert werden soll. 21 Abbildung 1: Erweiterte Such mit base-search Die Suchmaschine www.scirus.com recherchiert in über 350 Millionen wissenschaftlichen Websites, Forschungsreporten und ähnlichem. Scirus ist englischsprachig, die Suchmaske findet jedoch auch deutsche Texte, wenn Suchbegriffe in Deutsch eingegeben werden. Wechseln Sie von der Startseite direkt zur erweiterten Recherche („advanced search“). Die Suche kann hier auf Fachgebiet, Textart und Publikationsform eingegrenzt werden. 22 Abbildung 2: Erweiterte Recherche mit Scirus Im Gegensatz zu Scirus recherchiert die Suchmaschine metager (www.metager.de) nur im deutschsprachigen Raum. Metager bindet auch wikipedia in die Suche mit ein, prüfen Sie deswegen die Suchergebnisse auf Wissenschaftlichkeit. Bekannt ist auch die wissenschaftliche Suchmaschine googlescholar (www.scholar.google.de). Auch hier müssen Suchergebnisse sorgfältig gefiltert werden, da Abschlussarbeiten unterschiedlicher Qualität eingebunden werden. Mit einer Einbindung von knapp 10.000 Dokumenten ist die Recherche mit googlescholar meist nicht besonders ergiebig. Auf der Seite www.slideshare.de können Sie nach wissenschaftlichen recherchieren, allerdings von sehr unterschiedlicher Qualität. 23 Präsentationen Baseesearch www.base-search.net Scirus www.scirus.com Deutsche und englische Quellen Vor allem Englische, aber auch deutsche Quelle Deutsche Quellen sehr empfehlenswert sehr empfehlenswert Metager www.metager.de Googlescholar Deutsche Quelle www.scholar.google.de Slideshare Präsentationen www.slideshare.de bindet auch nicht zitierwürdige Quellen ein, Überprüfung der Suchergebnisse notwendig sehr wenige Dokumente eingebunden, vor allem Abschlussarbeiten, die nicht zitierwürdig sind gute Anregungen, Suche nicht immer ergiebig, Qualität variiert erheblich Tabelle 3: Wissenschaftliche Suchmaschinen im Überblick 2.3 Recherche in Bibliotheken und Datenbanken Damit man in einer Bibliothek ein Buch findet, legen die Bibliotheken Kataloge an. In diesen Katalogen können Sie recherchieren und sich anschließend das Buch ausleihen. Verbundskataloge sind Zusammenschlüsse verschiedener Bibliothekskataloge, hier finden Sie beispielsweise alle Bücher, die in Köln oder Nordrhein-Westfalen ausleihbar sind. In Datenbanken werden lediglich Texte nach bestimmten Kriterien sortiert. Die BenutzerInnen können in diesen Datenbanken recherchieren, müssen aber zum Ausleihen auf Bibliotheken oder Beschaffungsdienste zurückgreifen. Über die Homepage der Fachhochschulbibliothek können Sie zahlreiche Datenbanken nutzen. Über den Link „Digilink“, den Sie über die Startseite und dann „Unser Angebot“ der FHBibliothek erreichen, können Sie sich eine große Auswahl Datenbanken nach Fachgebieten anzeigen lassen. 24 Abbildung 3: Digilink Sie finden interessante Datenbanken unter „Sozialwissenschaften“ und „Pädagogik“, aber auch unter den Bezugswissenschaften „Recht“, „Medizin“ und „Psychologie“. Wenn Sie auf das entsprechende Fach klicken, erhalten Sie einen Überblick über alle Datenbanken samt Kurzbeschreibung. 2.3.1 Recherche in der Fachhochschulbibliothek Im Laufe des ersten Semesters sollten Sie lernen, sicher in der Bibliothek Ihrer Hochschule zu recherchieren. Das Angebot der Fachhochschulbibliothek erreichen Sie unter http://www.bibl.fh-koeln.de/unser_angebot/katalog.htm- 25 Abbildung 4: Angebote der Fachhochschulbibliothek Unter „systematische Suche“ können Sie sich durch die thematische Ordnung der Fachhochschulbibliothek klicken. Ergebnis einer systematischen Suche sind die ersten Buchstaben einer Signatur, unter der Sie Bücher zu Ihrem Thema finden können. Unter „Onlinekatalog“ finden Sie den Katalog der Fachhochschulbibliothek. Um diesen erfolgreich zu bedienen, sollten Sie einige Recherchetechniken (vgl. 2.4) beherrschen. Wenn Sie den Online-Katalog der Fachhochschulbibliothek öffnen, erscheint zunächst die einfache Suche. Hier können Sie unter „Suchbegriff“ Schlag-, Stichwörter oder AutorIn eingeben. Mehr Optionen bietet Ihnen die „erweiterte Suche“. Hier können Sie Ihre Suche erweitern oder einschränken, da Sie nach Stichworten, Schlagwörtern, AutorInnen und anderen Kriterien recherchieren können. Auch eine Verknüpfung der Suchkriterien analog zu den Operatoren ist in der erweiterten Suche möglich (vgl. 2.4). 26 Abbildung 5: Erweiterte Suche im Online-Katalog der Fachhochschulbibliothek Wenn Sie einen Titel nicht finden, dann können Sie im Katalog unter „Service“ einen Anschaffungsvorschlag machen. Unter „E-Books“ können Sie nach Büchern recherchieren und sich diese auf Ihren Rechner herunterladen. Das sichere Recherchieren im Katalog der Fachhochschulbibliothek wird schon im ersten Semester vorausgesetzt. Die TutorInnen bieten Ihnen deshalb Bibliotheksführungen an, ergänzend zu den TWA-Seminaren können Sie Veranstaltungen zur Literaturrecherche bei Soziale Arbeit plus besuchen. Im Online-Katalog sind Bücher und die Titel von Zeitschriften verzeichnet, und zwar nur von denjenigen, die auch an der FH Bibliothek vorhanden sind. Sie sollten Ihre Recherchekompetenz im Laufe des Studiums erweitern und zunehmend auch auf andere Kataloge und Datenbanken zurückgreifen. 27 2.3.2 Der Kölner Bibliothekskatalog Mit dem Kölner Bibliothekskatalog können Sie in den Katalogen aller Kölner Hochschulen und der Stadtbibliothek gleichzeitig recherchieren. Eine Recherche im „KölnBiB“ ist besonders sinnvoll, wenn das Thema einen regionalen Bezug aufweist, beispielsweise die Sozialraumbeschreibung eines Stadtteils. Der KölnBiB ist auch dann eine gute Adresse, wenn die Zeit für eine Arbeit knapp bemessen und keine Fernleihe mehr möglich ist. Sie erreichen den Kölner Bibliothekskatalog über die Startseite der Kölner Hochschulbibliothek, klicken Sie sich dann auf „weitere Angebote“ und dann auf „KölnBiB“. In diesem Verbundskatalog ist auch die Katholische Fachhochschule NRW eingebunden, deren Katalog nach Artikeln in Fachzeitschriften und Handbüchern der Sozialen Arbeit recherchiert. Sie können sich kostenlos in allen Kölner Hochschulbibliotheken einen Ausleihausweis ausstellen lassen. Das Orientierungstutorium bietet gemeinsame Fahrten in die Bibliotheken der Stadt Köln an. Abbildung 6: Kölner Bibliothekskatalog 28 2.3.3 Karlsruher Virtueller Katalog Der Karlsruher Virtuelle Katalog, kurz KVK genannt ist ein überregionaler Verbundskatalog und ermöglicht die gleichzeitige Suche in mehreren regionalen Bibliotheksverbünden. Man sagt, ein Buch, das Sie im KVK nicht finden, ist generell kaum aufzutreiben, beispielsweise historische Originalschriften. Sie erreichen den KVK über die Homepage der FH Bibliothek Datenbanken Fachgebiet: Bibliothekskatalog. Abbildung 7: Karlsruher Virtueller Katalog Ähnlich ergiebig wie die Recherche im Karlsruher Virtuellen Katalog ist beispielsweise die Recherche in der Deutschen Nationalbibliothek oder dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). 2.3.4 Elektronische Zeitschriftenbibliothek Die elektronische wissenschaftlicher Zeitschriftenbibliothek Zeitschriften, die (EZB) entweder umfasst ausschließlich online als Ausgaben elektronische Veröffentlichung vorliegen oder parallel zur gebundenen Ausgabe erscheinen. Die EZB ist 29 über die Homepage der Fachhochschulbibliothek unter dem Punkt „weitere Angebote“ zu erreichen. Sie können über die EZB nur nach Titeln von Zeitschriften recherchieren, nicht nach Artikeln in Zeitschriften. Die einschlägigen Fachzeitschriften in der Sozialen Arbeit sind in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek leider (noch) nicht enthalten. Ergiebig ist sie aber in den Bezugswissenschaften, außerdem kann auf zahlreiche fremdsprachige Zeitschriften zugegriffen werden. Besonders für Studierende aus dem Ausland ist das eine gute Möglichkeit, den Diskurs im Herkunftsland zu verfolgen. 2.3.5 Metadatenbank Digibib Hier haben Sie die Möglichkeit „mit einer Anfrage gleichzeitig in mehreren Datenbeständen zu suchen, den Standort des einzelnen Buches in einer nahe gelegenen Bibliothek zu finden, um sich im günstigsten Fall sofort einen Artikel in den eigenen PC herunterladen zu können. Außerdem können über die DigiBib online Fernleihbestellungen für Bücher und Zeitschriftenaufsätze aufgegeben werden.“ (Fachhochschulbibliothek Köln 2010) Klicken Sie sich über „weitere Angebote“ in „Digibib“. Sie können nun die Liste der Datenbanken wie im Explorer auf- und zuklappen und die Datenbanken anklicken, in denen Sie recherchieren möchten. 30 Abbildung 8: Digibib Mit Metadatenbanken können Sie sehr zeitsparend recherchieren. Allerdings ist die Suche in einer Metadatenbank nie so exakt, wie die Suche in einer einzigen Datenbank. 31 2.3.6 Zeitschriften-Datenbanken Artikel aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften sind eine sehr wichtige Quelle für die Recherche eines Themas: - Sie sind aktueller als Bücher - Sie decken ein breiteres Themenfeld ab - Sie lassen erkennen, ob der wissenschaftliche Diskurs zu einem Thema bereits begonnen hat, wie er sich über die Zeit verändert und welche Themen wo von wem diskutiert werden. Sie eignen sich also sehr gut, um einen ersten Überblick über ein Thema zu erhalten oder um ein sehr spezifisches oder sehr aktuelles Thema in der Tiefe zu beleuchten. Im Katalog der Fachhochschule Köln kann wie in den meisten anderen Bibliothekskatalogen auch nur nach Titeln von Zeitschriften, nicht aber nach Artikeln in Zeitschriften recherchiert werden. Sie müssten für die Suche nach passenden Artikeln jede Zeitschrift in die Hand nehmen und durchblättern. Das ist aber schon deshalb kaum zu schaffen, weil die meisten Bibliotheken nur eine kleine Auswahl von Zeitschriften zu einem Thema bereitstellen. Zeitschriften-Datenbanken sind eine bequeme und effektive Art, sich einen Überblick über Artikel zu verschaffen. Es lohnt sich, hier ein wenig Zeit zu investieren. ZeitschriftenDatenbanken dokumentieren systematisch Titel, Abstracts und manchmal auch Inhalt von Artikeln, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden. Es gibt eine Vielzahl von Datenbanken für Zeitschriftenartikel und jede Datenbank hat andere Schwerpunkte. Die Datenbank FISBildung (http://www.fachportal-paedagogik.de/fis_bildung/fis_form.html) hat einen erziehungswissenschaftlichen Schwerpunkt. Die Datenbank recherchiert in knapp 800.000 Literaturnachweisen. Die Suchergebnisse sind hochwertig und für die Soziale Arbeit relevant und hilfreich. 32 Abbildung 9: Recherche nach Zeitschriftenartikel mit FIS-Bildung Auch die Datenbank wiso.net recherchiert in Fachzeitschriften. Bei den Treffern sollte man jedoch gut selektieren, da wiso (www.wiso.net) auch nicht-wissenschaftliche Fachzeitschriften einbindet. Die englischsprachige Datenbank Scopus (www.scopus.com) wertet über 18.000 bewertete Artikel aus Zeitschriften aus allen Fachgebieten aus. Wenn man Suchbegriffe auf Deutsch eingibt, erscheinen auch deutsche Artikel. Die Artikel in Scopus sind untereinander verlinkt, sodass beispielsweise recherchiert werden kann, von welchen AutorInnen ein bestimmter Artikel zitiert wurde. Für Masterstudierende sind außerdem die Datenbanken • Science Direct: http://www.sciencedirect.com/ • Ebsco Host: http://www.ebscohost.com/ • JSTOR: http://www.jstor.org/ • Sage: http://online.sagepub.com/ zu erwähnen. 33 Wenn Sie zu Hause recherchieren, erhalten Sie andere Suchergebnisse als im Campusnetz, weil Sie möglicherweise nur mit der kostenlosen Variante einer Datenbank arbeiten können. Auf einige Datenbanken können Sie nur in der Fachhochschule zugreifen. Die MitarbeiterInnen der Bibliothek beraten Sie dazu gerne. Probieren Sie im Laufe Ihres Studiums verschiedene Datenbanken aus, meist kristallisieren sich mit der Zeit ein oder zwei Datenbanken heraus, mit denen man gut arbeiten kann. 2.3.7 Springer-Links Die Fachhochschule Köln besitzt eine Freilizenz für SpringerLinks. Sie erreichten Springer links entweder direkt über www.springerlink.com oder über die Homepage der Fachhochschulbibliothek. Sie können hier direkt auf die Volltexte des Verlages zugreifen und müssen das Buch nicht mehr ausleihen. 34 Was Katalog Katalog der Fachhochschule Köln Verbundskatalog KölnBiB Datenbank Was kann recherchiert werden Bücher, Zeitschriften, EBooks, hochschuleigene Schriften Vorrangig deutsche Quellen Alle Texte, die in Kölner Bibliotheken vorhanden sind Karlsruher Virtueller Katalog Bücher Elektronische Zeitschriftenbibliothek Titeln von Zeitschriften, viele Fremdsprachen DigiBib Bücher, Artikel in Zeitschriften Zeitschriftenartikel, Aufsätze, „graue Literatur“ mit pädagogischen Schwerpunkten Zeitschriftenartikel mit wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Schwerpunkten Zeitschriftenartikel, Bücher, Reporte besonders aus dem englischsprachigen Raum Volltexte aus den Publikationen des Verlages FIS-Bildung Wiso Scopus Springerlink 35 Vorteile Nachteile Ausgangspunkt für jede Recherche, Bücher können sofort ausgeliehen werden Keine Recherche von Artikeln in Fachzeitschriften und Handbüchern möglich, Bestand nicht umfassend Direkte Ausleihe möglich, viele Quellen mit kölner Bezug, über den Katalog der Katholischen Fachhochschule ist auch die Recherche von Artikeln in Fachzeitschriften und Handbüchern möglich DER Katalog für die Recherche von Büchern Teilweise direkter Zugriff möglich, viele fremdsprachige Zeitschriften Bestand nicht umfassend Umfassende Recherche in mehreren Datenbanken gleichzeitig Hochwertige Ergebnisse, teilweise werden Abstracts und Volltexte mitgeliefert Suchergebnisse etwas unübersichtlich Sortierung der Zeitschriften nur nach Bezugsdisziplinen der Sozialen Arbeit möglich, einschlägige Fachzeitschriften der Sozialen Arbeit nicht verfügbar Suchergebnisse nicht so ergiebig, wie in den einzelnen Datenbanken selbst Fis-Bildung nimmt Literatur leider nicht systematisch auf Besonders geeignet für den Bereich Soziologie, Sozialarbeit Eingebundene Zeitschriften nicht ausschließlich wissenschaftlich, Zitierwürdigkeit im einzelnen prüfen Geprüfte Qualität der Texte, hervorragende Verlinkung der Texte untereinander Gute Qualität, direkter Zugriff auf Volltexte möglich Erfordert Übung Beschränkt auf Veröffentlichung des Springer-Verlags Tabelle 4: Überblick über Kataloge und Datenbanken zur Literaturrecherche 36 2.3.8 Weitere Recherchen Bei der Schneeballrecherche hangeln Sie sich von Literaturverzeichnis zu Literaturverzeichnis und wählen jeweils die Texte, die für Sie relevant sind. Gute Startpunkte für eine Schneeballrecherche sind Handbücher und Lexika der Sozialen Arbeit: Hier finden Sie je nach Auflage den aktuellen Forschungsstand zu einem bestimmten Thema von einer ReferenzautorIn zusammengefasst. Handbuchtexte sind eine gute Möglichkeit, sich einen ersten Überblick über das Thema zu verschaffen, die Literaturverzeichnisse der einzelnen Artikel eine gute Fundgrube für hochwertige Literatur. Weitere gute Quellen für eine Schneeballrecherche sind aufgrund ihrer Aktualität Literaturverzeichnisse von Fachzeitschriften. Ihre DozentInnen geben meist mit der Veranstaltungsübersicht eine Literaturliste heraus. Diese Literatur sollten Sie gründlich durcharbeiten, für Ihr Thema relevante Literatur auswählen und evtl. mit dem Schneeballsystem weiter recherchieren. Wenn Sie in der Bibliothek fündig geworden sind, schauen Sie sich auch die Bücher an, die unter der gleichen Signatur zu finden ist. • Verwalten Sie Literatur am besten von Beginn des Studiums an mit einem Literaturverwaltungsprogramm, beispielsweise mit Citavi (vgl. 3.7.2). Sie können dann Rechercheergebnis per Mausklick direkt in Ihr Literaturverwaltungsprogramm übertragen. Als StudentIn der Fachhochschule Köln erhalten Sie eine Freilizenz für Citavi. Soziale Arbeit plus bietet regelmäßig Seminare in Citavi an. 2.4 Recherchetechniken Für die effektive Recherche in Katalogen, Datenbanken und mit wissenschaftlichen Suchmaschinen müssen Sie zunächst klären, welche Medien Sie in dem System überhaupt finden können: Was enthält der Katalog/die Datenbank? Suchen Sie bspw. Zeitschriftenartikel an Orten, in denen Zeitschriftenartikel gar nicht auftauchen können? Dann gilt es, das geeignete System mit einer geeigneten Such- bzw. Recherchetechnik zu durchforsten. Bei der Recherchetechnik hilft es auch, kreativ zu werden und verschiedene Suchbegriffe auszuprobieren und zu testen. 37 Die hier vorgestellten Recherchetechniken gelten für den Katalog der Fachhochschulbibliothek, für wissenschaftliche Suchmaschinen und für die meisten anderen Kataloge und Datenbanken. Schlagwort , Stichwort, freie Suche Ein Schlagwort wird von den MitarbeiterInnen einer Bibliothek vergeben. Es soll den Titel kategorisieren. So werden mehrere Titel unter einem Schlagwort zusammengefasst. Ein Schlagwort muss nicht im Titel eines Textes vorkommen. Ein Stichwort ist immer ein Wort, das genau so in einem Titel vorkommt. Je nachdem, ob Sie nach Stichwort oder Schlagwort suchen, erhalten Sie unterschiedliche Treffer. Wenn Sie Ihren Suchbegriff in „freie Suche“ eingeben, sucht der Katalog nach Schlagwörtern, Stichwörtern und teilweise auch in Zusammenfassungen. Die freie Suche ergibt eine Vielzahl von Treffern. Stoppwörter Stoppwörter sind Wörter, die sehr häufig vorkommen, beispielsweise „der“, „die“ oder „das“. Deshalb werden sie in den meisten Katalogen und Datenbanken nicht beachtet. Generell sollten Sie solche Wörter vermeiden. Operatoren Wenn Sie zu viele Treffer haben, müssen Sie die Suche einschränken. Dabei helfen Ihnen die sogenannten Operatoren. Die wichtigsten Operatoren sind „AND“, „OR“ und „NOT“. Wenn Sie zwei Begriffe mit „AND“ verknüpfen, so werden alle Treffer angezeigt, die beide Begriffe beinhalten. Geben Sie beispielsweise in das Suchfeld „Stichwort“ die Wörter „Migration“ und „Kinder“ ein, so werden nur Treffer angezeigt, die sowohl „Migration“ als auch „Kinder“ im Titel enthalten. Verknüpfen Sie zwei oder mehr Begriffe mit „OR“, dann werden Treffer angezeigt, die entweder das eine oder das andere Wort enthalten. Möchten Sie ein Wort im Treffer ausschließen, so setzen Sie ein „NOT“ dazwischen. Wenn Sie zum Beispiel auf der Suche sind nach Büchern über systemische Gruppenarbeit, finden aber nur Bücher über systemische Beratung, macht es Sinn das Wort „Beratung“ mit dem Operator „NOT“ auszuschließen. Operatoren müssen immer groß geschrieben werden. Die meisten Kataloge, Suchmaschinen und Datenbanken geben Operatoren schon vor. 38 Abbildung 10: Operatoren Wenn Sie in der Suchmaske der Fachhochschulbibliothek das Feld „und“ aufklappen, kann zwischen den Operatoren „oder“ „und nicht“ ausgewählt werden. Das Trunkieren Trunkieren meint das Setzen von Platzhaltern. Geben Sie „Pestalozzi“ als Suchbegriff ein, so werden Sie nur Treffer erhalten, die „Pestalozzi“ im Titel oder als Schlagwort beinhalten. „Pestalozzis Pädagogik“ werden Sie aufgrund des anhängenden „s“ mit dieser Suchstrategie nicht finden. Es empfiehlt sich deshalb, nach dem Wortstamm einen Platzhalter zu setzen. In der Fachhochschulbibliothek und in vielen anderen Datenbanken, fungiert ein Sternchen (*) als Platzhalter, in manchen Datenbanken übernimmt das Fragezeichen (?) oder das Dollarzeichen ($) diese Funktion. Schlagwort Suche nach Kategorien, unter denen das Wort zu finden ist Suche nach Wörtern, die im Titel vorhanden sind Suche nach Schlagwörtern, Stichwörtern und tlw. Abstracts Zwei Suchbegriffe werden miteinander verknüpft Zwei Suchbegriffe werden unabhängig voneinander recherchiert Begriff wird bei der Suche blockiert Suche nach Wortstamm mit unterschiedlichen Endungen Stichwort Freie Suche Verknüpfung mit „AND“ Verknüpfung mit „OR“ Verknüpfung mit „NOT“ Setzen von Platzhaltern (Trunkieren) * Tabelle 5: Recherchetechniken bei der Recherche in Katalogen 39 2.5 Literatur beschaffen Prüfen Sie zunächst, ob das Buch oder die Zeitschrift in der Fachhochschulbibliothek vorhanden und ggf. ausleihbar ist. Häufig gibt es über die Datenbankrecherche bereits Links, die die Verfügbarkeit in Ihrer Institution überprüfen können. Ist das Medium vorhanden aber entliehen, können Sie sich das Buch vormerken, ist es nicht vorhanden aber über den Buchhandel bestellbar, können Sie einen Anschaffungsvorschlag machen. Ein Anschaffungsvorschlag ist auch sinnvoll, wenn das Buch sehr lange und oft ausgeliehen ist. Schildern Sie den MitarbeiterInnen der Bibliothek diesen Umstand und bitten Sie darum, weitere Exemplare anzuschaffen. Wenn Sie ein Buch oder einen Aufsatz nicht in der Bibliothek finden, können Sie eine Fernleihe machen. Die Fachhochschulbibliothek bestellt dann Ihren Text in einer anderen Bibliothek und Sie können ihn nach einer kurzen Wartezeit am Ausleihschalter abholen. Klicken Sie sich dazu über „Unser Angebot“ auf „Fernleihe“. Ist die Zeit knapp, prüfen Sie, ob das Buch in einer anderen Kölner Bibliothek ausleihbar ist. 40 Abbildung 11: Fernleihe Sie können nun zwischen „Bestellung Bücher“ und „Bestellung Aufsätze“ wählen. Eine Fernleihe für Studierende kostet 1,50 €. • Soziale Arbeit plus bietet in Zusammenarbeit mit der Bibliothek regelmäßig Rechercheseminare auf unterschiedlichen Niveaus an. 2.6 Literatur auswählen Zu Beginn einer Haus- oder Abschlussarbeit ist es vollkommen normal, dass Sie umfangreiche Listen mit Titeln unterschiedlicher Quellen gefunden haben. Keine Angst: Sie müssen und können diese Literatur nicht komplett lesen. Für die Bewertung und Auswahl der zu lesenden Literatur müssen Sie diese nach ihrer Passgenauigkeit und Wissenschaftlichkeit beurteilen. In einem ersten Schritt sortieren Sie die Literatur danach aus, wie sehr diese auf Ihr Thema passen. Dazu genügt es meist, das Inhaltsverzeichnis und 41 den Klappentext zu lesen. In einem zweiten Schritt müssen Sie unbedingt die Zuverlässigkeit der Quellen prüfen. Kriterien dafür sind beispielsweise: Primär- und Sekundärliteratur Primärliteratur geht aus eigenen Forschungsbemühungen des jeweiligen Autors hervor, Sekundärliteratur stellt das Ergebnis eines Zusammentragens, Umschreibens, Verdichtens etc. von Primärliteratur dar. Für wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten sollte nicht ausschließlich oder überwiegend auf Sekundärliteratur zurückgegriffen werden. Renommierte, begutachtete Zeitung Auch wenn Ihnen der Artikel in „Spielen und Lernen“ oder „Focus“ wirklich gut gefällt, sollten Sie ihn nicht in einer wissenschaftlichen Arbeit verwenden. Oben haben wir Ihnen bereits eine Liste relevanter Fachzeitschrift zusammengestellt. Verlag Es gibt einige renommierte Verlage in der Sozialen Arbeit. Texte, die in diesen Verlagen veröffentlicht werden, werden von WissenschaftlerInnen begutachtet. Einschlägige Verlage der Sozialen Arbeit sind zum Beispiel der Juventa Verlag, Lambertus, Beltz, Barbara Budrich Verlag, Verlag für Sozialwissenschaften, der Eigenverlag des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, der Wochenschau Verlag, Kohlhammer und UTB für Wissenschaft. Impact-Index Der Impact Index gibt an, wie häufig ein Text von anderen zitiert wurde. Einen ersten Überblick bekommen Sie zum Beispiel über die Datenbank Scopus. In der Datenbank „web of sciences“ können Sie recherchieren, wie oft eine AutorIn oder eine Zeitschrift zitiert wurde. Weil diese Datenbank sehr teuer ist, besitzt die FH-Bibliothek hierfür keine Lizenz. Sie können sich aber in der Bibliothek der Universität Köln kostenlos einen Ausweis ausstellen lassen. Dann steht Ihnen auch diese Datenbank über die Homepage der Universitätsbibliothek zur Verfügung. 42 Bezug zu anderen wissenschaftlichen Quellen Ein guter wissenschaftlicher Text schließt immer an die aktuellen Forschungsergebnisse an. Er enthält deshalb Verweise auf andere Quellen. Eigene Relevanzprüfung Die beste Relevanzprüfung sind Sie selbst: Gehen Sie mit einer kritischen Distanz an den Text: Stimmt es wirklich, was die AutorIn sagt? Könnte es nicht auch ganz anders sein? Welche Belege führt die AutorIn an? Sie wissen nun eine ganze Menge über das Recherchieren und Auswählen von Literatur – eine Voraussetzung für eine gelungene Haus- oder Abschlussarbeit. Nehmen Sie sich spätestens jetzt die Zeit zu lesen. 43 3 Die schriftliche Arbeit Bald schon werden Sie erste Texte schreiben müssen. Egal, ob es sich um ein Paper, eine Hausarbeit oder eine Thesis handelt – dem wissenschaftlichen Schreiben liegen bestimmte Techniken zugrunde, die Inhalte dieses Kapitels sind. Zunächst gehen wir auf die einzelnen Arbeitsschritte ein, die allen Textformen gleichermaßen zugrunde liegen und die mehr oder weniger immer beim Erstellen einer schriftlichen Arbeit durchlaufen werden. Das folgende Bild beschreibt die einzelnen Schritte bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit. Diese werden hier zunächst kurz dargestellt und in den folgenden Kapiteln ausführlich erläutert. Auf dem Weg zur Abgabe müssen verschiedene Meilensteine überwunden werden. Einige Meilensteine sind nicht bei jeder Arbeit zwingend notwendig. Diese Meilensteine sind als Umwege kenntlich gemacht. Im ersten Semester wird beispielsweise noch nicht verlangt, dass Sie eine eigenständige Fragestellung entwickeln können. Auch ein Exposé ist bei kleineren Arbeiten oft nicht notwendig. Spätestens wenn Sie Ihre Thesis verfassen, müssen Sie jedoch alle Arbeitsschritte beherrschen. Nutzen Sie also die Möglichkeit, alle Schritte einzuüben, indem Sie hin und wieder einen Umweg wagen. 44 Abbildung 12: Arbeitsschritte einer schriftlichen Arbeit Zu Beginn einer schriftlichen Arbeit steht meist eine grobe Idee. Sie wissen, dass Sie „irgendwas über Jugendliche und Drogen“ schreiben möchten, oder die DozentIn hat ein Thema vorgegeben, mit dem Sie sich befassen sollen. Um einen Überblick über das Thema zu bekommen, wird zunächst eine breite Literaturrecherche durchgeführt. Können Sie das Feld überblicken, versuchen Sie das Thema einzukreisen und eine Fragestellung zu entwickeln, ggf. wird anschließend eine verfeinerte Recherche durchgeführt. Fragen Sie sich anschließend: Was muss ich wissen, um diese Frage zu beantworten? Die Antworten können Grundlage für eine Gliederung sein. Bei einer Abschlussarbeit ist es häufig gefordert, ein Exposé zu schreiben. Aber auch bei kleineren Arbeiten kann ein Exposé eine gute Arbeitsgrundlage sein, zwingend notwendig ist es meist nicht. Bei Abschlussarbeiten macht das Exposé den geplanten Inhalt der Arbeit transparent und sollte unbedingt mit der betreuenden DozentIn besprochen werden. Neigen Sie dazu, Arbeiten lieber morgen als heute zu erledigen, ist nun ein guter Zeitpunkt, einen Zeit- und Arbeitsplan zu erstellen. Lesen Sie die Literatur unter dem Fokus der Fragestellung und verfassen Sie eine erste Rohfassung, die Sie immer wieder bearbeiten und nachbessern. Lassen Sie die Arbeit vor Abgabe von Freunden Korrektur lesen. Das Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit ist ein Prozess: Selten ist der Berg auf direktem Wege zu erklimmen. Häufig wird erst auf einer 45 bestimmten Höhe des Berges ersichtlich, was man hätte besser machen können. Es ist Teil des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses, immer wieder ein Stück zurück zu laufen. Im Folgenden werden die einzelnen Arbeitsschritte ausführlich beschrieben. 3.1 Von der groben Idee zum Thema Im ersten Semester erhalten Sie meist Themenvorschläge von Ihren DozentInnen. Diese sind oft sehr breit gefasst, um Raum für eine individuelle Ausgestaltung zu lassen. Oft können Sie ein Thema aber auch frei wählen. Wenn Sie mit offenen Augen durch Studium und Praxis gehen – also mit einer wissenschaftlichen Haltung – werden sich immer wieder Fragestellungen finden, deren wissenschaftliche Beantwortung sich lohnt. Grundsätzlich können analytische Arbeiten von deskriptiven Arbeiten unterschieden werden. Deskriptive Texte werden besonders in den ersten Semestern geschrieben. Ziel dieser Arbeiten ist es zu zeigen, dass ein Thema verstanden und dessen Inhalt angemessen wiedergeben wurde. Solche Arbeiten beschreiben ein Thema in seiner Breite. In einer Abschlussarbeit soll ein Thema unter einer bestimmten Fragestellung beleuchtet werden. Diese Frage darf in dieser Weise noch nicht beantwortet worden sein. Solche Arbeiten sind analytisch und generieren neue Erkenntnisse. Beschreibende Arbeiten in den ersten Semestern reproduktiv Ein Thema verstehen und angemessen wiedergeben geht eher in die Breite (innere Kreise einer Mindmap) hilfreiche Fragen zum Eingrenzen des Themas: • Was muss die LeserIn wissen, um das Thema zu verstehen? • Was ist wichtig? Auf was kann verzichtet werden? Analytische Arbeiten in höheren Semestern produktiv eine eigene Fragestellung entwickeln und beantworten kleine, spezifische Fragestellung (Äußere Einzelaspekte einer Mindmap) hilfreiche Fragen zum Eingrenzen des Themas: • Welcher Aspekt interessiert mich besonders? Wo schlägt mein Herz? • Was möchte ich auf keinen Fall behandeln? • Welches Vorwissen habe ich bereits? • Wie viele Aspekte kann ich im Rahmen meiner Arbeit bearbeiten? • Wie viel Literatur gibt es zu dem Thema? Tabelle 6: Unterscheidung beschreibende und analytische Arbeiten 46 Unabhängig davon, ob Sie nun eine Abschlussarbeit oder ein beschreibendes One-Page Paper verfassen, braucht der Text eine Struktur. Sie müssen sich entscheiden, welche Aspekte Sie in Ihrer Arbeit behandeln wollen und welche nicht. Meist ist der Kopf voller Ideen und Gedanken und man weiß nicht, wie man seine Arbeit strukturieren soll. Dann ist es hilfreich, die Gedanken zu visualisieren. Eine gute Methode dazu ist das Mindmapping. Ein Mindmap ist ein Gedankennetz. In die Mitte des Blattes kommt das Thema, alle Aspekte, die zum Thema gehören werden nun mit dem Thema verknüpft. Übergeordnete Aspekte werden direkt mit dem Thema verknüpft und befinden sich im Inneren der Mindmap. Untergeordnete Aspekte werden an andere Aspekte angehängt und bilden die äußeren Kreise. Besonders wichtige Aspekte werden mit dicken Ästen verbunden, auch Farben und Symbole helfen, die Gedanken zu visualisieren. Wenn Sie eine beschreibende Arbeit verfassen, fragen Sie sich: „Was muss die LeserIn wissen, um das Thema zu erfassen?“ Schreiben Sie im Brainstorming alle Ideen auf. Bei einer analytischen Arbeit werden alle Aspekte aufgeschrieben, die Ihnen zum Thema durch den Kopf gehen und durch Zweige und Äste miteinander verbunden. Stellen Sie WFragen an ihr Thema, zum Beispiel „Wer ist die Zielgruppe?“ „Was ist Grundlage des Konzeptes?“ Für ein Mindmap verwendet man am besten unliniertes Papier, je größer das Blatt, desto mehr Ideen können visualisiert werden. Bleistift und Radiergummi erleichtern das Arbeiten. Wenn Sie im Mindmapping ungeübt sind, können Ideen auch auf Kärtchen geschrieben und anschließend sortiert werden. Sind Sie mit dem Mindmap zufrieden, schreiben Sie es ab oder fixieren Sie die Moderationskärtchen mit Klebeband. 47 Abbildung 13: Mindmap 48 Schauen Sie sich nun das Mindmap an und überlegen Sie, welche Aspekte behandelt werden sollen. Bei beschreibenden Arbeiten, werden Sie eher die großen Themen im Inneren des Mindmaps behandeln. Es ist dann nicht möglich, thematisch in die Tiefe zu gehen und auch die äußeren Aspekte zu behandeln. Kreisen Sie ein, welche Aspekte in Ihrem Text behandelt werden sollen. Hilfreiche Fragen können dabei sein: • Was muss die LeserIn unbedingt wissen, um das Thema zu verstehen? • Welche Aspekte sind wichtig, welche weniger wichtig? • Was ist besonders interessant? Bei analytischen Arbeiten gilt es, eine enge, spezifische Frage herauszufiltern, die in dieser Form noch nicht bearbeitet worden ist. Markieren Sie relevante Aspekte Ihres Mindmaps. Hilfreiche Fragen dazu sind beispielsweise: • Welcher Aspekt interessiert mich besonders? Wo schlägt mein Herz? • Was möchte ich auf keinen Fall behandeln? • Welches Vorwissen habe ich bereits? • Wie viele Aspekte kann ich im Rahmen meiner Arbeit bearbeiten? • Wie viel Literatur gibt es zu dem Thema? • Ein gutes Programm für das Mindmapping am PC ist beispielsweise „Freemind“. Sie können es kostenlos aus dem Internet herunter laden (http://freemind.sourceforge.net/wiki/index.php/Download). Ein Mindmap eignet sich auch zur Visualisierung von Gedanken, Ideen, Vorträgen oder Texten. • Das Programm von Microsoft zum Mindmappen heißt „Mindjet Mindmanager“. Als Studierende der Fachhochschule Köln erhalten Sie eine kostenlose Lizenz. Weitere Infos dazu finden Sie auf der Homepage der Campus-IT. Mit etwas Glück steht nun eine Fragestellung und die erste grobe Struktur der Arbeit, vielleicht haben Sie aber auch erst einen ersten thematischen Rahmen. Um die Fragestellung oder das Thema zu verfeinern, gehen Sie in eine breite Literaturrecherche (vgl. Kapitel 2). In dieser Phase leihen Sie sich sehr viele Bücher aus. Nun gilt es, einen Überblick zu bekommen. 49 3.2 Einen Überblick verschaffen Sortieren Sie Literatur vor, in dem Sie Titel, Klappentext, Inhaltsverzeichnis und Literaturverzeichnis lesen und überprüfen, ob der Text für Ihre Arbeit relevant ist. In einem zweiten Schritt verschaffen Sie sich einen Eindruck, in dem Sie die Einleitung und die Zusammenfassung lesen sowie relevante Kapitel überfliegen. Ggf. lesen Sie auch schon erste Texte genauer, bspw. Überblicksartikel in einschlägigen Handbüchern etc. Abbildung 14: Literatur auswählen Sie haben nun einen ersten Überblick über das Forschungsfeld und können eine konkrete Fragestellung entwickeln oder weiter verfeinern. 3.3 Eine Fragestellung entwickeln oder verfeinern Sie sind nun vorbereitet, um aus Ihrem Thema eine Fragestellung bzw. eine These zu entwickeln. Eine These ist eine Behauptung, die Sie in Ihrer Arbeit beleuchten und abschließend belegen oder widerlegen. Wenn Sie beispielsweise die These „Kinder mit Migrationshintergrund haben einen besonderen Förderbedarf“ aufstellen, müssen sie diese These in ihrer Arbeit von vielen Seiten betrachten. Wenn der Arbeit eine Leitfrage zugrunde liegt, könnte diese bezogen auf das Beispiel lauten: Welchen Förderbedarf haben Kinder mit Migrationshintergrund? In Ihrer Arbeit 50 versuchen Sie nun, diese Frage zu beantworten. Sie sehen: inhaltlich unterscheidet sich die Arbeiten mit Thesen und Leitfragen nicht. Es ist Geschmackssache, für welches Vorgehen man sich in einer Literaturarbeit entscheidet. Bei einer beschreibenden Arbeit wird die Leitfrage meistens sein: „Was muss die LeserIn wissen, um das Thema zu verstehen?“ Splitten Sie die Frage auf, damit der Text Struktur bekommt. In einer analytischen Abschlussarbeit sollten Sie eine Leitfrage finden, die so noch nicht beantwortet wurde – denn sonst müssten Sie die Antwort aus einem Text einfach nur abschreiben oder zusammenfassen. Sie muss klein genug sein, um sie mit der vorhandenen Literatur oder empirisch beantworten zu können. Ein häufiger Fehler ist, dass Fragestellungen zu groß sind. Boeglin (2007, S.87) empfiehlt folgende Fragen zur Erarbeitung einer Fragestellung: • Was ist der Gegenstand meiner Arbeit? • Was ist das problematische an diesem Gegenstand? Was erscheint mir unklar, paradox, widersprüchlich, erstaunlich, interessant, unerforscht? • Welche dieser Fragen verlangt in besonderer Weise nach einer Diskussion? • Weswegen interessiert sie mich mehr als andere Fragen? • Welche wissenschaftlichen Probleme beinhaltet die Frage? • Welche Aspekte des Problems will ich nicht behandeln? Aus welchen Gründen? • Auf welche Aspekte werde ich mich konzentrieren? • Wie lautet meine konkrete Fragestellung? Da man am Anfang einer Arbeit noch nicht wissen kann, was am Ende einer Arbeit steht, können sich Leitfragen oder Thesen im Laufe der Arbeit ändern. Eine Leitfrage sollte immer ausformuliert und aufgeschrieben sowie später in der Einleitung aufgeführt werden. Die Leitfrage ist der „rote Faden“ der Arbeit: Alles, was die Frage nicht beantwortet, gehört nicht in den Text. Auf der Grundlage der Leitfrage können Sie nun eine erste Gliederung erstellen. 51 3.4 Von der Fragestellung zur Gliederung Eine Gliederung spiegelt den Aufbau des Textes wieder, ein größerer Text gliedert sich in Kapitel, ein Paper gliedert sich in einige wenige Zwischenüberschriften und in Absätze. Um eine Gliederung zu erstellen, können Sie zum Beispiel Ihre Leitfrage aufsplitten: Fragen Sie sich, welche Fragen in der Leitfrage stecken. Wenn Sie sich im Rahmen Ihrer Arbeit beispielsweise mit der Frage beschäftigen, ob der Diversity-Ansatz die Bildungschancen von MigrantInnen an Hauptschulen verbessern kann, müssen Sie erklären, was der Diversity-Ansatz meint, mit welchen Konzepten an Hauptschulen gearbeitet wird, wie der Diversity-Ansatz an Hauptschulen umgesetzt werden kann und welche Vor- und Nachteile er hat. Auch hier können W-Fragen, ein Mindmap oder das Clustern von Aspekten hilfreich sein. Zu Beginn dient die Gliederung als Arbeitshilfe: Sie arbeiten sich schrittweise an den einzelnen Aspekten einer Fragestellung ab. Die Gliederung spiegelt die Logik der Argumentationslinie wider. Die Wissenschaft kennt einige idealtypische Argumentationslinien (vgl. Rossig, Prätsch 2005, S.76f), die in der folgenden Tabelle dargestellt sind. In der letzen Spalte wird die jeweilige Argumentationslinie visualisiert. Deduktive Methode Induktive Methode Kausale Methode Dialektische Methode Vergleichende Methode Problemlöseformel Viersatz-Methode Die Argumentation geht vom Allgemeinen zum Speziellen Die Argumentation geht vom Speziellen zum Allgemeinen Bei dieser Methode werden Ursachen und ihre Wirkungen untersucht. Dabei kann entweder von den Ursachen oder den Wirkungen ausgegangen werden. Die Argumentation geht in drei Hauptschritten vor: These-Antithese-Synthese. Sie stellen also eine Behauptung (These) auf und beschreiben die Gegenthese. In der Synthese analysieren Sie, wie die beiden gegensätzlichen Thesen zueinander passen. Zwei oder mehrere Gegenstände werden nach verschiedenen Kriterien verglichen. Bei der Gliederung können Sie sich dann entweder an den Kriterien oder an den Gegenständen orientieren. Zunächst wird das Problem genannt, anschließend die Ursachen des Problems analysiert. Die AutorIn nennt eine Sollvorgabe und analysiert, wie diese zu erreichen ist. Ein Standpunkt, eine (scheinbare Lösung) oder eine These werden aufgeführt. Anschließend analysiert die AutorIn durch Argumente und Beweise, inwieweit diese These zutrifft. Die Arbeit schließt mit den Schlussfolgerungen und Konsequenzen für die Soziale Arbeit. Tabelle 7: Überblick über unterschiedliche Argumentationslinien Die Gliederung gibt eine Grobstruktur vor, zusammen mit der Feinstruktur – also den einzelnen Absätzen innerhalb der Kapitel – ist die Gliederung das Gerüst der Arbeit. Schauen Sie sich Ihre Gliederung genau an und machen Sie sich Gedanken über den 52 Umfang der einzelnen Kapitel. Wenn Sie beispielsweise in einer Bachelorarbeit 40 Seiten schreiben dürfen, können Sie nicht auf 15 Seiten zum Thema hinleiten. Für das „Herzstück“ der Arbeit, die Beantwortung der Leitfrage, müssen die meisten Seiten eingeplant werden. Als Arbeitshilfe darf die Gliederung sprachlich holprig sein und kann so viele Ebenen enthalten, wie Sie es beim Verfassen der Arbeit für hilfreich erachten. Wenn Sie diese Arbeitshilfe später als Inhaltsverzeichnis nutzen möchten, muss diese überarbeitet werden (vgl. Kapitel 3.9.2). Gliederung und Leitfrage sind eine große Hilfe beim fokussierten Lesen. Sie können Ihre Literaturrecherche nun gezielt betreiben und müssen nur noch die Texte lesen, die Sie zum Schreiben der einzelnen Kapitel benötigen. Im Rahmen einer Abschlussarbeit sollten Sie nun ein Exposé erstellen. 3.5 Das Exposé Ein Exposé erfüllt drei Aufgaben. 1. Eine nach innen gerichtete Funktion: Reflektionsfunktion Vor Beginn einer Arbeit hilft das Exposé der AutorIn das eigene Vorgehen zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern. Es zwingt die VerfasserIn, sich über die Fragestellung, die Argumentation zu ihrer Beantwortung, den Analysegegenstand, die Untersuchungsmethoden sowie deren Umsetzbarkeit, die Struktur der Arbeit und den Zeitplan für ihre Fertigstellung Klarheit zu verschaffen. 2. Eine nach außen gerichtete Funktion: Korrektivfunktion Das Exposé informiert die betreuende DozentIn über das geplante Vorhaben. Auf diese Weise wird es möglich, für das weitere Vorgehen Rat und Kritik sowie Unterstützung einzuholen. 3. Eine Planungs- und Kontrollfunktion: Projektmanagementfunktion Das Exposé ist auch ein Projektplan, der die Anleitung für alle weiteren Arbeitsschritte vorgibt. Das Exposé ist weiterhin der „Bauplan“ für die Strukturierung des Textes. Mit einem Zeitplan – z.B. in Form von Meilensteinen, d.h. Teilschritten, die in bestimmten Zeitabschnitten erreicht werden sollen – wird das Exposé auch ein Kontrollinstrument für den Fortgang der Arbeit. 53 Nach Franck (2004, S. 76ff) enthält ein Exposé vier Punkte: 1. einen Arbeitstitel, der die Fragestellung zum Ausdruck bringt, 2. eine vorläufige Gliederung, 3. eine vorläufige Einleitung, 4. eine erste Literaturliste. In der Einleitung sollten Sie das Problem und die Leitfrage beschreiben, mit dem sich Ihre Arbeit befasst. Anschließend erläutern Sie das Ziel der Arbeit. Ein Exposé für eine Hausoder Bachelorarbeit sollte zwei Seiten nicht übersteigen. Für eine Masterthesis werden meist zusätzliche Ansprüche gestellt, bspw. sollte das methodische Vorgehen erläutert und ein erster Zeitplan erstellt werden sowie der Forschungsstand grob aufgearbeitet sein (vgl. Franck 2004, S. 76ff.) 54 Beispiel Exposé für eine Bachelorthesis: Bedeutung des lebensweltlichen Ansatzes für Professionelle in der Suchtberatung Der lebensweltliche Ansatz gehört zu den wichtigsten Theorieansätzen in der Wissenschaft der Sozialen Arbeit (Thiersch 2008). Er wurde bereits auf zahlreiche Arbeitsfelder übertragen. Der lebensweltliche Ansatz stammt aus der Tradition der Sozialpädagogik und fand ursprünglich primär in den Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe Anwendung. Im Zentrum der Arbeit steht die Frage, inwieweit sich der lebensweltliche Ansatz nach Hans Thiersch auf die Praxis der Suchtberatung übertragen lässt. Es soll zum einem der Frage nachgegangen werden, ob eine Übertragung des Konzepts auf ein sozialarbeiterisches Arbeitsfeld mit einer extrem gefährdeten Zielgruppe überhaupt möglich ist. Hier soll ein besonderer Fokus auf die „Absage an den ExpertInnenstatus“ der SozialarbeiterIn und dem damit verbundenen „Aushandeln von Problemen“ gelegt werden. Zum anderen soll überprüft werden, in wie weit das Konzept der Lebensweltorientierung Anwendung in der Suchtberatung findet. Um diese Frage zu beantworten, sollen fünf qualitative Interviews mit MitarbeiterInnen der Drogenhilfe Köln durchgeführt, transkribiert und ausgewertet werden. (Vorläufige) Gliederung 1. Der lebensweltliche Ansatz nach Hans Thiersch 1.1 Der lebensweltliche Ansatz als Reflexionsbasis für PraktikerInnen 1.1 Der lebensweltliche Ansatz im Arbeitsfeld Sucht 2. 2.1 2.2 2.3 Empirie Das Experteninterview InterviewpartnerInnen Auswertung 3 4 Der lebensweltliche Ansatz in der Suchtberatung: Möglichkeiten und Grenzen Fazit Vorläufige Literaturliste Gläser, Jochen (2009): Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen. 3., überarb. Aufl., Hrsg. v. Grit Laudel. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwissenschaften. Grunwald, K. (Hrsg.) (2004). Grundlagentexte Pädagogik. Praxis lebensweltorientierter sozialer Arbeit: Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim: Juventa-Verl. Helfferich, Cornelia (2011): Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. 4. Aufl., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Thiersch, Hans (2008): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit: Aufgaben der Praxis im sozialen Wandel. Weinheim: Juventa. Sting, Stefan (2003): Soziale Arbeit in der Suchtprävention. München: Reinhardt. Wolffersdorf, Christian (2001): Drogen und Sucht. In: Hans U. Otto und Hans Thiersch (Hrsg.): Handbuch der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik. München: Luchterhand, S. 324–338. 55 3.6 Lesen Sie werden nun viel lesen, bewahren Sie dabei immer eine kritische Distanz zum Text. Beim fokussierten Lesen konzentrieren Sie sich auf die Teile des Textes, die Ihre Fragestellung beantworten. Wenn Sie beim Lesen immer wieder abschweifen, können Sie auf verschiedene Lesetechniken zurückgreifen, die wir in Kapitel 4 vorstellen. Wenn Sie genug gelesen haben, werden Sie mit dem Schreiben der ersten Rohfassung der Arbeit beginnen. 3.7 Wissenschaftlich Schreiben Wissenschaftliche Texte sind im Idealfall spannend und verständlich geschrieben. In diesem Punkt unterscheiden sich wissenschaftliche und literarische Texte nicht. In wissenschaftlichen Texten muss jedoch transparent sein, auf welchem Weg Erkenntnisse gewonnen und auf welche AutorInnen dabei Bezug genommen wurde. Einem wissenschaftlichen Text liegt immer eine Textstruktur zu Grunde. Überlegen Sie sich vorher, wie Sie Ihren Text aufbauen möchten. Planen Sie für jeden größeren Gedankengang einen Absatz ein. Skizzieren Sie eine Textstruktur: Notieren Sie stichpunktartig Themen und Inhalt der einzelnen Absätze. Machen Sie sich abschließend Gedanken über den Übergang zum nächsten Absatz. Gehen Sie nicht davon aus, dass LeserInnen wissen, was Sie „meinen“. Diese beurteilen Begriffe auf Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen, Ihre kennen sie nicht. Deshalb sind wissenschaftliche Texte präzise geschrieben, dazu gehört die Verwendung von Fachbegriffen. Schreiben Sie beispielsweise nicht von „Ausländern“ (es sei denn, Sie meinen Menschen ohne deutschen Pass), sondern von „Menschen mit Migrationshintergrund.“ Absolut Tabu sind überholte Begriffe: Wenn Sie von „Ausländerpädagogik“ oder „verwahrlosten Personen“ reden, zeigen Sie nur, dass Sie den aktuellen Diskurs nicht kennen und ungewollt bestimmte Vorurteile reproduzieren. Recherchieren Sie in einschlägigen Handbüchern und Lexika nach den richtigen Begriffen. Oft werden mehrere Begriffe nebeneinander benutzt. Entscheiden Sie sich für den passenden Begriff und begründen Sie Ihre Wahl. Begriffe selbst zu „erfinden“, ist nur dann legitim, wenn es in der Literatur keine passende Definition gibt. Führen Sie dann aus, warum Sie den Begriff wie folgt definieren. 56 Fachbegriffe beruhen auf bestimmten Theorien. Wenn Sie einen Text an eine Theorie anbinden, sollten Sie in der Terminologie der Theorie bleiben. Schauen Sie sich beim ersten Korrekturlesen und Überarbeiten des Textes alle thematischen Begriffe noch einmal genau an. Fragen Sie sich, ob das Wort wirklich das treffende ist oder ob nicht Klischees und Vorurteile mitschwingen. In dem Begriff „Mitbürger“ schwingt beispielsweise ein Zwei-Klassen-Denken mit. Sind Menschen mit Migrationshintergrund andere Bürger als Menschen ohne Migrationshintergrund? Alles, was Sie in einem wissenschaftlichen Text schreiben, müssen Sie belegen. Das erfordert einen sehr kritischen Umgang mit allen Vorannahmen, die schon in unseren Köpfen sind. Fragen Sie sich jedes Mal, ob Sie sich sicher sind, dass eine Aussage stimmt oder ob man nicht ebenso das Gegenteil behaupten könnte. Sie können sich dabei auf Ergebnisse anderer WissenschafterInnen berufen, müssen diese dann aber als UrheberIn nennen. Ein wissenschaftlicher Text ist jedoch keine Aneinanderreihung der Gedanken anderer. Wenn Sie sich auf andere AutorInnen beziehen, dann sollten Sie die Gedanken derselben einer kritischen Analyse unterziehen und eigene Schlussfolgerungen ableiten. Anders ausgedrückt: Selber denken ist erwünscht! Sie dürfen und sollen selbst analysieren und schlussfolgern, müssen Ihre Aussagen durch Forschungsergebnisse oder stichhaltige Argumente jedoch begründen. Solange eine Aussage nicht an der Wirklichkeit überprüft wurde, bleibt sie eine (gut begründete) These. Das müssen Sie sprachlich kenntlich machen, schreiben Sie beispielsweise, dass „aus den genannten Gründen zu vermuten ist“ oder die „Schlussfolgerung nahe liegt“. Ihre eigenen Schlussfolgerungen und Gedanken sind die einzigen Aussagen, die Sie nicht durch einen Beleg kennzeichnen müssen. 3.7.1 Belege im Text Das korrekte Zitieren und Belegen in einer Arbeit ist sehr wichtig: Die LeserIn muss erstens genau nachvollziehen können, wo Sie was herhaben – nur so ist Ihre Arbeit an die Gesamtheit der wissenschaftlichen Erkenntnisse anschlussfähig. Zweitens ist wissenschaftliche Literatur das Arbeitsprodukt von WissenschaftlerInnen. Den Ursprung eines Gedankens namentlich in einer schriftlichen Arbeit zu nennen, ist wichtig, damit die 57 Arbeit einzelner WissenschaftlerInnen sichtbar bleibt. Schließlich ist das korrekte Belegen Zeugnis einer sauberen wissenschaftlichen Arbeit. Wenn Sie sich in einer schriftlichen Arbeit auf den Text einer anderen AutorIn beziehen, werden Sie sich unterschiedlich eng am Originaltext orientieren: Wird eine Textpassage wörtlich übernehmen, spricht man von einem „wörtlichen Zitat“. Diese werden in Maßen eingesetzt. Ein wörtliches Zitat ist immer dann sinnvoll, wenn man etwas treffender nicht formulieren könnte. Werden Textabschnitte in eigenen Worten zusammengefasst, spricht man von einem „sinngemäßen Zitat“, eine sehr freie Zusammenfassung ist eine „Paraphrase“. Schließlich gibt es noch den „einfachen Beleg“, der verwendet wird, wenn man sich auf Aussagen eines ganzen Buches bezieht. Beziehen Sie sich in Ihren Ausführungen immer auf die Originalquellen, die sogenannten „Primärquellen“. Es ist legitim, sich anhand von Sekundärliteratur einen Überblick zu verschaffen. Erst wenn Sie die Originalquellen kennen, können Sie jedoch beurteilen, ob die Sekundärliteratur die Primärquelle adäquat wiedergibt. Das hauptsächliche Arbeiten mit Primärquellen gehört zu einer kritischen, wissenschaftlichen Haltung dazu. Alle Entlehnungen aus Texten anderer AutorInnen, wörtlich oder sinngemäß, müssen belegt werden. Es gibt hunderte verschiedene Belegsysteme. Die Unterschiede sind teilweise marginal: So unterscheiden sich die unterschiedlichen Belege beispielsweise dadurch, ob der Nachname eines Autors komplett in Großbuchstaben gesetzt wird oder ob mehrere Autoren durch ein Komma oder ein Semikolon getrennt werden. Lassen Sie sich dadurch nicht verwirren. Wichtig ist, dass Sie sich für eine Belegart entscheiden und diese in Ihrer ganzen Arbeit konsequent durchhalten. Die vielen verschiedenen Belegarten lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Das Belegen im Text und das Belegen in Fußnoten. Das Belegen Der Beleg im Text (Harvard-System) Das Belegen in der Fußnote (geisteswissenschaftliche System) (Autor-Jahr-System) Autor-Titel-System Unmittelbar hinter die entlehnte Stelle fügen Sie in Klammern ein: (Nachname Autor Erscheinungsjahr, Seite) Unmittelbar hinter die entlehnte Stelle fügen Sie eine Fußnote ein. Beim ersten Zitat müssen sie die Quelle vollständig angeben. Bei weiteren Zitaten aus dieser Quelle steht im Fußnotentext Nachname, a.a.O. 58 Beispiel: „Unter Fundraising wird derjenige Teil des Beschaffungsmarketings einer NonprofitOrganisation verstanden, bei dem die nötigen Ressourcen ohne marktadäquate finanzeille Gegenleistung beschafft werden.“ (Urselmann 2006, S. 21) Beispiel: „Unter Fundraising wird derjenige Teil des Beschaffungsmarketings einer NonprofitOrganisation verstanden, bei dem die nötigen Ressourcen ohne marktadäquate finanzeille Gegenleistung beschafft werden.“ 1 Abbildung 15: Belegen Das Belegen im Text wird nach der amerikanischen Universität auch „Harvard-System“ genannt. Dieses Belegsystem scheint sich in der Sozialen Arbeit durchzusetzen. Unmittelbar hinter der entlehnten Stelle fügen Sie im Text eine Klammer ein, die den Nachnamen des Autors, das Erscheinungsjahr und ggf. die Seitenzahl nennt. Die vollständige Literaturangabe wird im Literaturverzeichnis aufgeführt. Wird der Beleg in der Fußnote aufgeführt, so spricht man vom „geisteswissenschaftlichen System“. Bei der ersten Nennung des Werkes wird die vollständige Literaturangabe aufgeführt, bei weiteren Nennungen wird nur die AutorIn, die Abkürzung „a.a.O.“ (am angegebenen Ort und ggf. die Seite genannt. Klären Sie mit der DozentIn ab, ob eine bestimmte Belegmethode gefordert wird. Ist dies nicht der Fall, wählen Sie eine und bleiben bei dieser. Wenn sich Ihre Ausführungen auf eine oder mehrere Seiten eines Buches beziehen, so müssen Sie diese im Beleg mit anführen. Beim sinngemäßen Zitat und in der Paraphrase wird vor dem Beleg ein Vergleich „vgl.“ eingefügt. Beziehen Sie sich auf ein ganzes Werk, so wird weder ein „vgl.“ noch eine Seitenzahl eingefügt. Die bibliographischen Angaben zu den jeweiligen Büchern, wie Auflage, Erscheinungsort, Verlag etc. finden Sie auf Seite 3, direkt hinter der Titelseite. Der Beleg enthält immer den Namen der AutorIn, auf die sie sich beziehen, unabhängig davon, wer der Herausgeber des Buches ist. Beziehen Sie sich beispielsweise auf den Text „Internationalität in der Sozialen Arbeit“ von Andreas Thimmel und Günther Friesenhahn, der im „Grundriss Soziale Arbeit“ (2010) von Werner Thole erschienen ist, so erscheint im Beleg „(Thimmel; Friesenhahn 2010)“ und nicht „(Thole 2010)“. Das Erscheinungsdatum entspricht dem des Herausgeberwerkes. Art des Zitats Was meint das? Verwendung Beleg Harvard Wörtliches Zitat Wörtliche Übernahme einzelner Textpassagen Sparsame Verwendung, (Autor Jahr, S.) 1 Beleg in Fußnoten1 Erste Nennung Vollbeleg, S. dann Autor, a.a.O, S. Urselmann, Michael: Erfolgsfaktoren im Fundraising von Nonprofit-Organisationen. Wiesbaden 2006, S.21 59 Sinngemäßes Zitat Umformulierte Textpassage, sehr nah am Text sparsam (vgl. Autor Jahr, S.) Paraphrase Freie Zusammenfassung einer Textpassage häufiger (vgl. Autor Jahr, S.) Einfacher Beleg Bezieht sich nicht auf Textpassagen, sondern auf ein ganzes Werk oder eine Theorie häufiger (Autor Jahr) Erste Nennung vgl. Vollbeleg, S. dann vgl. Autor, a.a.O., S. Erste Nennung vgl. Vollbeleg, S. dann vgl. Autor, a.a.O., S. Erste Nennung Vollbeleg dann Autor, a.a.O. Tabelle 8: Überblick Belege im Text Das wörtliche Zitat ist identisch aus der Vorlage zu entnehmen, auch bei abweichender Rechtschreibung in älteren Texten. Wörtliche Zitate werden durch Anführungszeichen als solche kenntlich gemacht. Die Anführungszeichen können entfallen, wenn das Zitat über drei Zeilen lang ist. Dann wird das Zitat kleiner gesetzt (um ca. 1-2 pt) und der Zeilenabstand entsprechend verkleinert. Links und rechts ist ein Einzug von 1 cm zu empfehlen. Der Abstand zum vorhergehenden und nachfolgenden Absatz beträgt 0,5 cm. Beispiel wörtliches Zitat mit Beleg im Text: Die Aufgaben im Weltkrieg, die nicht mehr einzelne Familien, sondern ganze Bevölkerungsgruppen umfassten, durchbrachen den Rahmen einer ehrenamtlichen und nur in Einzelfällen angeleiteten oder ausgebildeten Tätigkeit. Frauen wurden gebraucht. Und sie mussten jetzt auch bezahlt werden. (Müller 2001, S. 32) Beispiel wörtliches Zitat mit Beleg in der Fußnote: Die Aufgaben im Weltkrieg, die nicht mehr einzelne Familien, sondern ganze Bevölkerungsgruppen umfassten, durchbrachen den Rahmen einer ehrenamtlichen und nur in Einzelfällen angeleiteten oder ausgebildeten Tätigkeit. Frauen wurden gebraucht. Und sie mussten jetzt auch bezahlt werden. 2 Beispiel Beleg in der Fußnote bei wiederholter Nennung des gleichen Werkes: „Nur wenn die Bedürfnisse der Spender bekannt sind, kann eine Organisation auch dauerhaft auf sei eingehen und so eine individuelle Beziehung zu jedem Spender aufbauen. 3 Geht das Zitat über zwei aufeinanderfolgende Seiten geben Sie in der Quelle „S. 112f.“ an, geht es über drei Seiten, was häufig bei sinngemäßen Zitaten (s.u.) der Fall ist, geben Sie in der Quelle „S. 112ff.“ an. Bei mehr als drei Seiten benennen Sie Anfang und Ende. Wenn eine zitierte Passage bereits Anführungsstriche enthält, geben Sie diese als ‚halbe Anführungsstriche’ wieder. Vermeiden Sie möglichst indirekte Zitate, also Zitate im Zitat. 2 3 Müller, Wolfgang: Helfen und Erziehen. Soziale Arbeit im 20. Jahrhundert. Weinheim 2001, S. 32. Urselmann, a.a.O. 60 Wenn Sie ein wörtliches Zitat verändern, kennzeichnen Sie die Veränderung mit Klammern. Auslassungen und Kürzungen werden mit „(...)“ bei Sätzen und mit „…“ für einzelne Wörter gekennzeichnet. Grammatikalische Anpassungen werden in eckigen Klammern angegeben. Beispiel wörtliches Zitat mit Auslassungen mit Beleg im Text: Wird eine Ansicht, auf die man sich beruft, von vielen geteilt, hat man eine Auswahl zu treffen. (...) Wer zuviel zitiert dokumentiert damit, daß er nicht in der Lage ist, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. (Dichtl 1995, S. 18) Beispiel wörtliches Zitat mit grammatikalischer Anpassung mit Beleg im Text: 4 Eine weitere Definition geht davon aus, dass „Soziale Arbeit in dem Moment [beginnt], in dem Menschen diese Hilfeleistung als ihre Arbeit begreifen...“ (Kuhlmann 2008, S. 11f.) Eigene Hervorhebungen in wörtlichen Zitaten kennzeichnen Sie durch das Kürzel „Herv.“ und Ihre Initialen in eckigen Klammern. Rechtschreibfehler im Zitat übernehmen Sie und kennzeichnen diese durch das Kürzel „sic!“ in eckigen Klammern. Auch Ergänzungen sind manchmal sinnvoll und immer durch eckige Klammern und Ihre Initialen zu kennzeichnen (vgl. Tab. 9, S. 60f.). Sinngemäße Zitate und Paraphrasen belegen Sie wie wörtliche Entlehnungen, jedoch ohne Anführungsstriche und fügen „vgl.“ hinzu. Hierzu ein Beispiel eines sinngemäßen Zitates mit Beleg im Text: Soziale Probleme und mithin Soziale Arbeit wurden während des 1. Weltkrieges zum Massenphänomen. Dies beförderte die Verberuflichung (vgl. Müller 2001, S. 32). Beim einfachen Beleg entfällt das „vgl.“. Allgemeinwissen muss nicht eigens mit Quellen belegt werden. Alle Fachinformationen hingegen schon. Wiederholen sich Quellen in Ihrem Text direkt hintereinander, können Sie die Quellenangabe durch „ebd.“ bzw. „vgl. ebd.“ (ebenda) abkürzen. Wenn Sie Abbildungen oder Tabellen aus anderen Texten übernehmen, müssen Sie auch hier immer die Quelle angeben. Wie in diesem Skript werden Abbildungen und Tabellen mit einer eigenen Bezeichnung (Tab., Abb., Darst.), einer laufenden Nummer, einem Titel und der Quellenangabe versehen. Die Quellenangabe erfolgt analog zu den Ausführungen 4 Das Zitat wird hier nicht in kleinerer gesetzt und eingerückt, da der zitierte Text nicht länger als 3 Zeilen ist. 61 zu Textentlehnungen. Bei einer Vielzahl von Quellen sollten Sie ein eigenes Abbildungsoder Tabellenverzeichnis anlegen. Bei wenigen Abbildungen und Tabellen können Sie das Abbildungs- und Tabellenverzeichnis in einem Darstellungsverzeichnis zusammenfassen (vgl. Kapitel 3.9.3). Die Angaben über die Quellen behandeln Sie im Literaturverzeichnis genau wie Textentlehnungen. Wenn Sie Teile aus Gesetzestexte wörtlich zitieren, so verwenden Sie auch hier Anführungszeichen und führen als Verweis die entsprechende Vorschrift hinzu (z.B. § 1666 Abs. 1 BGB). Beziehen Sie sich hingegen auf eine bestimmte Vorschrift ohne ganze Sätze oder Absätze wörtlich wiederzugeben, so reicht es aus, wenn Sie die Vorschrift erwähnen. (Nach § 43 Abs. 1 SGB I….). Verwenden Sie immer aktuell gültige Gesetzestexte. Ist es notwendig, ausnahmsweise einmal notwendig Gesetzestexte in älterer Fassung zu verwenden, ist dies mit dem Zusatz „a.F.“ oder der Jahreszahl der alten Fassung hinter dem Gesetzesnamen kenntlich zu machen. Ein Beleg von Gesetzestexten ist im Literaturverzeichnis nicht erforderlich. Sollten Sie sich einmal einer Gerichtsentscheidung bedienen, um im Rahmen einer juristischen Auslegung, die Rechtsprechung zu berücksichtigen, gilt folgendes: Zunächst ist das Gericht anzugeben (z.B. AG Köln oder BGH), dass die Entscheidung getroffen hat. Hier können Sie die gängige Abkürzung verwenden. Gerichtsentscheidungen werden häufig in Fachzeitschriften veröffentlicht. Das Zitat nach Fachzeitschriften ist wie folgt aufgebaut: Gerichtsbezeichnung, Name der Fachzeitschrift (Abkürzung) und Jahrgang, Seitenangabe der zitierten Entscheidung (z.B. BGH, BtPrax 2009, S. 290) Nicht veröffentlichte Entscheidungen sind mit Gerichtsbezeichnung, Entscheidungstyp und Datum und Aktenzeichen zu zitieren (z.B. BGH, Beschluss v. 16.03.2011 – XII ZB 601/10). Bei Entscheidungen, die über das Rechtsportal juris (über Metadatenbank Digibib einsehbar, siehe Kapitel 2.3.5) recherchiert wurden sind, ist weiterhin die jeweilige Randnummer (Rn.) der Entscheidung und in Klammern (Juris-Recherche) anzugeben. In der folgenden Tabelle stellen wir nochmals alle Zitierregeln in einer Übersicht dar. Die Zitierregeln werden dabei im Harvard-System dargestellt. Beim Beleg in Fußnoten gelten die gleichen Regeln, der Beleg wird jedoch in den Fußnoten aufgeführt. Bitte beachten Sie 62 dabei, dass bei der ersten Nennung des Werkes die vollständige Literaturangabe aufgeführt wird, bei weiteren Nennungen wird nur die AutorIn, a.a.O. (am angegebenen Ort) und ggf. die Seite genannt. 63 Zitierregeln in der Übersicht Zitatregel Immer in Anführungszeichen Länger als drei Zeilen Wörtliches Zitat Genau zitieren Zitat mit Anführungsstrichen im zitierten Text Auslassung von Sätzen Auslassung von Wörtern im Satz Grammatikalische Anpassungen (Häufig bedingt durch Einbindung des Zitats in einen selbstformulierten Satz.) Ergänzungen Beispiel „Theoriebildung in der Sozialpädagogik hat also keine anderen Inhalte als den Diskurs selbst.“ (Winkler 1986, S. 59) Kleiner setzen, einrücken, dann keine Anführungszeichen Übernahme von Rechtschreibfehlern, alter Rechtschreibung, Hervorhebungen etc. in einfache Anführungszeichen setzen (…) … Siehe Beispiele in dieser Spalte Dies kann damit zusammenhängen, daß jede Einsicht in den Geistes- und Humanwissenschaften nur über eine eigene Denkleistung des sie aufnehmenden rezipiert und aktualisiert wird, er fügt stets einen Eigenbeitrag hinzu, der jedoch auf den unterschiedlichen Ebenen menschlicher Geistestätigkeit realisiert wird. (Winkler 1986, S. 65) „Man konstruiert Gedanken- und Vorstellungsgebilde, ‚welche in der Wirklichkeit keine Verwendung finden’“. (Winkler 1986, S. 64) Das aktive Zuhören hat eine zentrale Bedeutung für die (klientenzentrierte) Gesprächsführung. (…) Aktives Zuhören ist verbunden mit der Fähigkeit, den Gesprächspartner gelten zu lassen, ihm das Recht auf seine persönliche Sichtweise zuzugestehen und auf Bewertungen zu verzichten, auch problematische Äußerungen zu ertragen und Geduld und Zeit zu haben. (Helfferich 2011, S. 91) „Verstehensprozesse in der Interviewsituation selbst bestehen …, aus Wahrnehmen … und Deuten“ (Helfferich 2011, S. 85) [Anpassung] Eine weitere Definition von Sozialer Arbeit geht davon aus, dass „Soziale Arbeit in dem Moment [beginnt], in dem Menschen diese Hilfeleistung als ihre Arbeit begreifen … “. (Kuhlmann 2008, S. 11f.) [Ergänzung – Initialen] Wo früher die gute alte Tafel noch wenigstens den persönlichen Einsatz des Vortragenden erforderte, fadisieren [langweilen – M.W.] heute die computerproduzierten seelen- und einfallslosen Präsentationsfolien den Zuleser. (Möllers 1993, 71 f.) 64 Zitatregel Hervorhebungen Nur Fußnotensystem Wörtliches/sinngemäßes Zitat, Paraphrase Sekundärzitate Beispiel [Herv. – Initialen] Die Studentenbewegung war aus einem starken gemeinsamen Interesse von Studierenden [Herv. – M.W.] entstanden, ihr Studium zu reformieren – nicht: es abzuschaffen! (Müller 2008, S. 109) „Es sei mit Paul Natorp festzustellen, dass die Philosophie die Grundlage der Sozialpädagogik bildet.“ (Buchenau 1923, zit. n. Winkler 1986, S. 49) Zitat im Zitat Vermeiden, möglichst immer die Primärquelle heranziehen. Vermeiden, wenn nicht anders möglich, einfache Anführungszeichen setzen. Zwei gleiche Quellen hintereinander Über eine Seite Quelle abkürzen mit ebd. oder „Begriffe müssen offen sein, weil sie sich auf historisch herausgebildeten Wirklichkeiten beziehen und für deren Wandel offen sein sollen (vgl. ebd. S. 25) a.a.O. Diese Probleme ergeben sich aus den Mängeln in den Lebensverhältnissen und ihre S. xyf. Über zwei bis drei Seiten S. xyff. ökonomischen Grundlagen (vgl. Engelke; Borrmann, Spatscheck 2008. S.409f.) Die Erstellung eines Leitfadens für ein qualitatives Interview erfolgt nach dem „SPSS-Prinzip“: Sammeln, Prüfen, Sortieren, Subsummieren (vgl. Helfferich 2011, S. 178ff.) Über mehr als 3 Seiten S. xx–xy Bei genauerer Betrachtung ergibt sich eine durchgehende Linie von der preußischen Jugendpflege über Weimar bis in die Bundesrepublik (vgl. Böhnisch 1980, S. 43–120). Vollbeleg bereits erfolgt Autor, a.a.O. „Diese Bezugspunkte sind dem Alltagsbewußtsein ... präsent, und in der Bearbeitung von Krisen und Konfliktfällen entwickelt dieses Alltagsbewußtsein einen ‚sozialpädagogischen Blick’.“ (Hamburger 2003, S. 102) Tabelle 9: Zitierregeln in der Übersicht 65 3.7.2 Belege im Literaturverzeichnis Da das Literaturverzeichnis ein Teil des Belegsystems ist, gibt es auch hier unterschiedliche Formen. Andere Bibliographien können von der hier vorgestellten abweichen, müssen aber immer einheitlich gestaltet sein. Im Fußnotensystem werden die Quellen nach dem Schema „Autor: Titel. Ort Jahr“ angegeben. Beim Beleg im Text nach dem Schema „Autor (Erscheinungsjahr): Titel. Ort.“ Im Gegensatz zum Beleg im Text wechselt beim Fußnotensystem die Jahreszahl hinter den Ort. Alle anderen Angaben bleiben gleich. 66 Übersicht über Belege im Literaturverzeichnis Art der Quelle Selbständige Publikation mit einem oder mehreren AutorInnen (Monographie) Aufsätze in Sammelbänden Zeitungs- oder Fachartikel Nachschlagewerke Fußnotensystem Autor: Titel. Ort Jahr. Beleg im Text Autor (Erscheinungsjahr): Titel. Ort. Welsch, Wolfgang: Ästhetisches Denken. Stuttgart 2003. Welsch, Wolfgang (2003): Ästhetisches Denken. Stuttgart. Angabe mit Verlag (fakultativ): Welsch, Wolfgang: Ästhetisches Denken. Stuttgart: Reclam 2003 Angabe mit Verlag (fakultativ): Welsch, Wolfgang (2003): Ästhetisches Denken. Stuttgart: Reclam. Autor: Titel. In: Herausgeber (Hrsg.): Titel. Ort Jahr.,Seitenzahlen Autor (Jahr): Titel. In: Herausgeber (Hrsg.): Buchtitel. Ort, Seitenzahlen. Gadamer, Hans G.: Zur Fragwürdigkeit des ästhetischen Bewußtseins. In: Henrich, Dieter / Iser, Wolfgang (Hrsg.): Theorien der Kunst. Frankfurt 1993, S. 59-69. Gadamer, Hans G. (1993): Zur Fragwürdigkeit des ästhetischen Bewußtseins. In: Henrich, Dieter; Iser, Wolfgang (Hrsg.): Theorien der Kunst. Frankfurt, S. 59–69. Autor: Titel. In: Zeitschriftentitel. Jahrgang, Heftnr. Jahr, Seitenzahlen Autor (Jahr): Titel. In: Zeitschriftentitel. Jahrgang, Heftnr., Seitenzahlen Hering, Sabine: Wer hilft wem? Das neue Selbstbewusstsein der Profession. In: Sozial Extra. Zeitschrift für Soziale Arbeit. 34. Jg., Heft 9 2010, S. 6–7. Titel. Herausgeber. Ort. Jahr. (evtl. Band) Artikel: Artikeltitel. Seitenzahlen Hering, Sabine (2010): Wer hilft wem? Das neue Selbstbewusstsein der Profession. In: Sozial Extra. Zeitschrift für Soziale Arbeit. 34. Jg., 9/2010, S. 6–7. Titel (Jahr). Herausgeber. Ort. (evtl. Band,) Artikel: Artikeltitel. Seitenzahlen. Metzler Lexikon Philosophie. Begriffe und Definitionen. Herausg. von Prechtl, Peter /Burkhard, Franz-Peter, Stuttgart, Weimar 2008. Artikel: Gerechtigkeit, S. 205–207. Metzler Lexikon Philosophie. Begriffe und Definitionen (2008). Herausg. von Prechtl, Peter /Burkhard, Franz-Peter, Stuttgart, Weimar. Artikel: Gerechtigkeit, S. 205–207. 67 Besonderheiten, Anmerkungen • Auflage wird erst ab 2. Auflage genannt • Angabe des Verlags fakultativ. • Mehrere AutorInnen werden durch ein Semikolon oder einen Querstrich getrennt. o Beispiel: Karmasin, Matthias; Ribing, Rainer: (2008): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. 3. Auflage. Wien. • Ist ein Buch in einer Reihe erschienen, so kann diese, muss jedoch nicht, mit angegeben werden Siehe unter „selbständige Publikationen“ Der Ort entfällt Nur, wenn keine AutorIn ersichtlich ist! Sonst wie einen Aufsatz in einem Sammelband behandeln! Internetquellen Bei Webseiten etc. Autor oder Herausgeber: Titel. URL [Zugriff: Datum] Bundeszentrale für politische Bildung: Globalisierung. www.bpb.de/wissen/Y6I2DP,0,0,Globalisierung.html [Zugriff: 01.12.2006] Bei Online-Zeitschriften: Autor: Titel. In: Zeitschriftentitel. Jahrgang, Heftnr. Jahr, URL, Seitenzahlen [Zugriff: Datum] Bei Webseiten etc. Autor oder Herausgeber (Jahr): Titel. URL. (Letzter Zugriff am Datum) Bundeszentrale für politische Bildung (2006): Globalisierung. www.bpb.de/wissen/Y6I2DP,0,0,Globalisierung.html [Zugriff: 01.12.2006] Bei Online-Zeitschriften: Autor (Jahr): Titel. In: Zeitschriftentitel. Jahrgang, Heftnr., URL, Seitenzahlen [Zugriff: Datum] Sicart, Miguel: Game, Player, Ethics: A Virtue Ethics Approach to Computer Games. In: International Review of Information Ethics, Vol. 4 2005, http://www.i-r-ie.net/inhalt/004/004_full.pdf, S. 13–18 [Zugriff: 12.01.2008]. Rechtsquellen Allgemein gilt Bei mehr als drei Namen oder Verlagsorten in Quellen wird nach der ersten Aufführung „et al.“ oder „u.a“ benutzt. Bei mehreren Werken eines Autors im gleichen Jahr werden die Jahreszahlen mit Buchstaben versehen • Keine AutorIn angegeben: Herausgeber der Webseite oder Titel der Webseite anstelle des Autoren nennen. • Onlinezeitung, die eine AutorIn nennt: Normale Quellenangabe wie bei Zeitschriftenartikel, ergänzt durch URL und Zugriffsdatum. Sicart, Miguel (2005): Game, Player, Ethics: A Virtue Ethics Approach to Computer Games. In: International Review of Information Ethics, Vol. 4, http://www.i-r-ie.net/inhalt/004/004_full.pdf, S. 13–18 [Zugriff: 12.01.2008]. Gesetze müssen im Literaturverzeichnis nicht belegt werden. Es reicht die genaue Angabe der Vorschrift und ggf. des Absatzes im Text. Drücker, Ansgar et.al.: Leitfaden InterKulturell on Tour. Drücker, Ansgar et al. (2010): Leitfaden InterKulturell on Tour. Internationale Jugendbegegnungen – Schauplatz neuer Internationale Jugendbegegnungen – Schauplatz neuer Kooperationen zwischen Kooperationen zwischen Migrantenjugend(selbst)organisationen und Internationaler Migrantenjugend(selbst)organisationen und Internationaler Jugendarbeit. Schwalbach am Taunus 2010. Jugendarbeit. Schwalbach am Taunus. Winkler, Michael (a): Eine Theorie der Sozialpädagogik. Stuttgart 1988. Winkler, Michael (b): „Ideen braucht man nur, wenn man nichts erlebt.“ Sieben Notizen zur alltagsorienterten Pädagogik. In: neue Praxis 5 (18) 1988, S. 386–401. Winkler, Michael (1988a): Eine Theorie der Sozialpädagogik. Stuttgart. Winkler, Michael (1988b): „Ideen braucht man nur, wenn man nichts erlebt.“ Sieben Notizen zur alltagsorienterten Pädagogik. In: neue Praxis 5 (18), S. 386–401. 68 Tabelle 10: Übersicht über Belege im Literaturverzeichnis 69 • Ein Literaturverwaltungsprogramm (z.B. Citavi, Zotero, Endnotes und andere) unterstützt Sie beim korrekten Zitieren und Belegen wie auch bei Ihrer Systematisierung von Literatur während Ihres gesamten Studiums und darüber hinaus. Zotero ist kostenlos im Internet erhältlich und sehr komfortabel für alle Betriebssysteme zu nutzen. Citavi und Endnotes sind kostenpflichtig, allerdings können Sie sich als StudentIn der FH Köln Citavi kostenlos über eine Campuslizenz lizenzieren lassen. Citavi läuft allerdings nicht auf Macs und auf Linux, sondern nur auf Windows-Rechnern. Schulungen bietet Ihnen Soziale Arbeit plus an. Sauberes Belegen ist viel Arbeit und erfordert neben etwas Übung teilweise auch eine „buchhalterische Mentalität“. Bedenken Sie jedoch, dass Sie mit dem geistigen Eigentum Anderer arbeiten und in einer wissenschaftlichen Arbeit immer nachvollziehbar sein muss, welche Gedanken von Ihnen selbst und welche von Dritten stammen. 3.7.3 Plagiat Plagiate sind seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema in Wissenschaft und Lehre. Dass es sich bei einem Plagiat nicht um ein Kavaliersdelikt oder eine bedeutungslose und dementsprechend verzeihliche Schummelei handelt, ist spätestens seit der „GuttenbergAffäre“ und der öffentlichen Diskussion von Plagiatsfällen deutlich geworden. Ein Plagiat stellt neben einer moralischen Verfehlung – im akademischen Kontext die Verfehlung gegen das unbedingte Gebot wissenschaftlicher Ehrlichkeit – auch eine rechtliche Verfehlung dar (vgl. Metzler 1990, S. 351). Einen Text abzugeben, der Plagiate enthält, ist (versuchter) Betrug. Die prüfungsrechtlichen Konsequenzen können dabei von einer ersten Verwarnung bis zum Ausschluss von sämtlichen Prüfungen und damit de facto zur Exmatrikulation reichen. Ist der Haus- oder Abschlussarbeit zudem eine eidesstattliche Erklärung beigefügt, können auch strafrechtliche Konsequenzen drohen. Doch was ist ein Plagiat überhaupt? Ein Plagiat ist im weitesten Sinne der Diebstahl fremden geistigen Eigentums. In Bezug auf wissenschaftliche Arbeiten ist ein Plagiat die „direkte oder indirekte Übernahme fremder Inhalte. Diese Inhalte können Argumente, Erklärungen, Fakten, Interpretationen, Entdeckungen, Konklusionen, Quellenverzeichnisse oder die Struktur einer anderen Arbeit sein. Es spielt keine Rolle, woher diese Bestandteile stammen. Sie können bereits veröffentlicht oder noch unveröffentlicht sein, d. h., auch Hausarbeiten anderer Studierender kommen in Frage. Die Übernahme wird nicht kenntlich gemacht, d. h., es gibt keine Quellenangabe bzw. Anführungsstriche bei wörtlicher Übernahme. Folglich erscheinen die Übernahmen als eigene Arbeit.“ (Sattler 2007, S. 35) 70 Wer also Worte, Gedanken, Sätze, Tabellen, Schaubilder etc. anderer nicht durch eine Quellenangabe als fremdes Gedankengut kennzeichnet, verwendet Plagiate. Plagiate sind somit mehr als nicht gekennzeichnete wörtliche Übernahmen fremder Texte („copy-andpaste-Prinzip“). Auch wer einzelne Worte verändert, Sätze umstellt, mehrere Abschnitte mischt und neu zusammensetzt („shake-and-paste-Prinzip“), Graphiken leicht verändert usw. ohne die Quelle anzugeben, plagiiert. Studienergebnisse der letzten Jahre zeigen, dass unter Studierenden eine steigenden Tendenz besteht zu plagiieren, insbesondere das Internet verführt zum Plagiat (vgl. Baruchson-Arbib, Yaari 2004; Sattler 2007; Lampert 2008, S. 65 ff.). Einer der Gründe ist häufig fehlendes Unrechtsbewusstsein, gepaart mit fehlenden Kenntnissen der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens im Umgang mit Quellen und Zitierweisen. Viele Studierende missinterpretieren Internetquellen als für alle frei verwendbares Informationsgut, welches keines Quellenverweises bedarf. Doch auch Online-Inhalte (auch wenn kein Autor angegeben ist) müssen als Quelle angegeben werden. Es reicht hierbei nicht aus, die Quellen nur im Quellen- oder Literaturverzeichnis aufzuführen. Wie können Sie Plagiate vermeiden? Wichtig ist zunächst, dass Sie selbstverständlich mit dem Gedankengut anderer AutorInnen arbeiten dürfen. Die Arbeit und Auseinandersetzung mit den Ideen, Argumenten oder Texten anderer ist ein Hauptbestandteil wissenschaftlichen Arbeitens. Sie müssen hierbei die Übernahme der fremden Inhalte oder Gedanken kennzeichnen und die Quelle angeben. Verinnerlichen Sie die Zitierregeln und den Umgang mit Quellen. Alle Medien, die Sie für Ihre Arbeit benutzt haben, müssen entsprechend gekennzeichnet und im Quellenverzeichnis aufgeführt werden. Dazu gehören neben Printmedien wie Bücher, Sammelbände, Lexika, Artikel in Zeitschriften oder Zeitungen, auch Internetquellen, Dokumente, Gesetzestexte, Manuskripte, Briefe, Bildquellen wie bspw. Filme, Graphiken oder Schaubilder etc. Auch im Schreibprozess selbst können Sie Plagiate vermeiden. Vermerken Sie bereits in Exzerpten (vgl. 4.1) wörtliche Zitate und Quellenangaben. Stellen Sie sich während des Schreibens immer wieder die Frage: Woher stammt dieser Gedanke oder die neue Information? Sind es Ihre eigenen Gedanken oder haben Sie die Idee, das Argument irgendwo gelesen oder gehört? Kennzeichnen Sie Zitate oder entlehnte Stellen direkt im Erstentwurf des Textes und fügen Sie die Quelle ein. Aktualisieren Sie das 71 Quellenverzeichnis möglichst sofort, wenn Sie eine neue Quelle verwenden. Überprüfen Sie bei der Endkorrektur, ob alle Zitate stimmen, alle Quellen angegeben sind und das Quellenverzeichnis mit den im Text verwendeten Quellen übereinstimmt. Grundsätzlich gilt: Wissenschaftliche Quellen sind der Werkstoff mit dem Sie als Studierende arbeiten! Deshalb: Lernen Sie den richtigen Umgang mit Quellen und achten Sie das Gedankengut Anderer als fremdes Eigentum. Auf diese Weise kommen Sie wunderbar ohne Plagiate durchs Studium. Nicht nur das saubere Belegen, sondern auch eine einheitliche Form gehört zu einer wissenschaftlichen Arbeit dazu. Nachfolgend finden Sie hilfreiche Hinweise für das richtige Formatieren Ihrer Arbeit. 3.7.4 Das Formatieren eines wissenschaftlichen Textes Wenn Sie von Ihrer DozentIn ein eigenes Handout zur formalen Gestaltung von Arbeiten erhalten haben, sollten Sie sich unbedingt daran halten. Ansonsten empfehlen wir folgende Formatierungen: Seitenformatierung • DIN A4, Hochformat; Blätter nur einseitig bedrucken • Seitenränder: links: 2,0 bis 2,5 cm rechts: 3,0 bis 4,5 cm oben: 2,5 cm unten: 2,0 cm • Seiten durchlaufend nummerieren (keine Seitennummerierung auf dem Titelblatt) • einspaltiger Text Schrift • Schriftart: „Times New Roman“, „Times Roman“, „Myriad Regular“ oder „Arial“ auch möglich sind: „Garamond“ oder „Helvetica“ 72 • Schriftgröße und Zeilenabstand: Fließtext: 11 pt mit Zeilenabstand 1,5 (bei „Arial“ oder „Helvetica“); 12 pt mit Zeilenabstand 1,5 (bei „Times New Roman“, „Times Roman“ oder „Garamond“) Überschriften: 14 pt bis 12 pt Fußnoten oder Zitate über 3 Zeilen: 10 pt mit einfachem Zeilenabstand • Absatz: 6 oder 8 pt Hervorhebungen im Text sind kursiv oder fett, nicht unterstrichen zu setzen, der Fließtext wird im Blocksatz ausgerichtet. • Gute Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Formatieren einer Hausarbeit mit einem Textverarbeitungsprogramm finden Sie in der „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“ von Werner Sesink (2007). • Richten Sie das Format ein, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen. Durch den größeren Rand, den 1,5-zeiligen Abstand etc. sind die Seiten schneller voll, als im herkömmlichen Word-Format. Verwenden Sie Kopf- und Fußzeilen? Achten Sie darauf, dass genügend Abstand zum Fließtext bleibt. • Besonderer Tipp für die BA-Thesis: Sie finden eine Handreichung zur formalen Gestaltung der Thesis auf der Homepage der Fakultät (http://www.f01.fhkoeln.de/studium/studiengaenge/bachelor-soziale-arbeit/00431/index.html) Sie wissen nun, wie man einen wissenschaftlichen Text schreibt. Doch nicht jeder Text, der wissenschaftlichen Standards genügt, ist ein gut geschriebener Text. 3.7.5 Klar und verständlich schreiben Gute wissenschaftliche Texte sind zwar präzise und stringent, in keinem Fall jedoch trocken und langweilig. Um einen guten Text zu verfassen, müssen Sie kein Literat sein. Schreiben ist zum Teil auch eine Technik, die Sie erlernen können. Wen Sie eine ungeübte SchreiberIn sind, versuchen Sie nicht kompliziert zu schreiben. Die deutsche Syntax verleitet zu mehrdeutigen und holprigen Satzkonstruktionen. Das ist nicht nur für die LeserIn anstrengend, sondern manchmal schlichtweg falsch. Versuchen Sie klar, verständlich und treffend zu schreiben, folgende Tipps können Ihnen dabei helfen. 73 1. Schreiben Sie nur das, was Sie verstehen! Sie haben sich intensiv in eine Theorie eingearbeitet und verstehen alles außer einem Teilaspekt. Diesen unverstandenen Teil einfach durch Übernahme einzelner Textpassagen zu füllen, erscheint nun sehr reizvoll. Unterliegen Sie diesem Reiz nicht: In einem selbst verfassten Text fallen solche Sätze stilistisch und häufig auch inhaltlich immer auf. Lesen Sie die fertige Arbeit kritisch durch: Haben Sie wirklich immer alles verstanden, was Sie geschrieben haben? Streichen Sie alle Sätze, die Sie nicht verstehen oder schreiben Sie diese neu. 2. Schreiben Sie im Präsens! Schreiben Sie Ihre Arbeit in der Gegenwart. Das liest sich gut und erspart viel Arbeit. Auch Studien, die vor einigen Jahren erschienen sind, können im Präsens zitiert werden. 3. Machen Sie mal einen Punkt! Schreiben Sie nicht zu lange Sätze. Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen können einen Satz mit mehr als 14 Wörtern nicht verstehen. AkademikerInnen können Sie bis zu 25 Wörter zumuten (vgl. Schneider 2001, S. 89ff). Besonders angenehm liest sich ein Text, wenn sich mäßig lange mit mäßig kurzen Sätzen abwechseln. Lesen Sie die erste Version Ihres Textes noch einmal durch: Schauen Sie, welche Sätze Sie „zerschlagen“ können. 4. Streichen Sie Füllwörter! Sie schreiben keinen literarischen, sondern einen wissenschaftlichen Text: Worte und Sätze in wissenschaftlichen Arbeiten transportieren Inhalte. Füllwörter, Sätze und Satzteile, die inhaltsleer (also, nämlich, eigentlich, nun….), unwichtig oder wiederholend sind, werden gestrichen. 5. Machen Sie aus Verben keine Substantive! 74 „Substantivierte Verben“ klingen schlau, blasen einen Text jedoch auf. Substantivierung sollten Sie also unterlassen. Das Verb ist die Königin des Satzes. Benutzen Sie das Verb, wann immer es geht. 6. Aufzählungen, Tabellen, Abbildungen Komplizierte Sachverhalte zu beschreiben, ist schwer. Sie können einen Text entwirren, in dem Sie Aufzählungen, Abbildungen oder Tabellen einsetzen. Schreiben ist eine Technik, die Sie erlernen können. Sie ist nicht nur unverzichtbar für das Studium, sondern auch für die Praxis der Sozialen Arbeit. Hier müssen Sie Sachberichte, Anträge, Gutachten und Stellungnahmen verfassen. Nutzen Sie das Studium, um diese Technik einzuüben und zu verfeinern. Vertiefend dazu: Schneider, Wolf (2001): Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil. München: Mosaik bei Goldmann. 3.8 Letzte Korrekturen Ihre Arbeit kann inhaltlich brillant sein. Sie werden jedoch keine gute Note bekommen, wenn Sie voller Rechtschreibfehler ist oder die Überschriften verrutscht sind. Lassen Sie eine andere Person Ihre Arbeit inhaltlich lesen und bitten Sie um Rückmeldung. Eine weitere Person sollte Ihre Arbeit auf Rechtschreibfehler Korrektur lesen. Diese Person kann fachfremd sein. Um Ihrer Arbeit den letzten Schliff zu verpassen, versetzen Sie sich in die Rolle Ihrer DozentIn. Anbei eine Checkliste zur Endkorrektur von Texten: Checkliste für schriftliche Arbeit Das Thema wurde angemessen eingegrenzt Der Text lässt eine eigene Fragestellung erkennen (beschreibend oder analytisch) Der Text ist logisch gegliedert Der Text lässt einen roten Faden erkennen. Der Text enthält alle notwendigen Teile Deckblatt (beim Paper evtl. in Kopfzeile) • • 75 Hochschule, Fakultät, Studiengang, Seminar betreuende DozentIn • • • Inhaltsverzeichnis (entfällt beim Paper) • • • Einleitung • • • • • • • Hauptteil • • • Schluss • Literaturverzeichnis • • • Evtl. weitere Verzeichnisse Evtl. Anhang Evtl. eidesstattliche Erklärung Die verwendetet Literatur ist Layout Wissenschaftliches Schreiben • • • • • • • • • • • • • Klar und verständlich schreiben • • • inhaltlich passend wissenschaftlich aktuell umfangreich Standart Schriftgröße 12 Zeilenabstand 1,5 Hervorhebungen fett oder kursiv Blocksatz Alle Aussagen sind belegt (argumentativ oder durch Literatur) Belege sind korrekt Angemessene Verwendung von Zitaten Rechtschreibung und Zeichensetzung Sprachniveau Es wurde nur das geschrieben, was auch verstanden wurde Keine Füllwörter, inhaltsleeren Sätze 76 • • • Art der Arbeit Titel Datum der Abgabe, Angaben zur VerfasserIn, Matrikelnr. übersichtlich nicht mehr als drei Ebenen mindestens zwei Unterpunkte Relevanz des Themas Leitfragen Aufbau der Arbeit Stringenz Proportionalität Bezug zum Thema kritische Distanz Interdisziplinarität Einführungen und Zusammenfassungen Strukturierung des Textes knappe Zusammenstellung der Ergebnisse Rückbezug auf Fragen, die in der Einleitung aufgeworfen wurden Ausblick vollständig, korrekte Quellenangabe alphabetisch sortiert Begriffe definiert analytisch statt erzählend Fachbegriffe werden verwendet • Angemessene Satzlänge • Abbildungen, Tabellen zur Auflockerung des Textes • Substantivierte Nomen vermieden Tabelle 11: Checkliste für schriftliche Arbeiten Sie haben nun die wichtigsten Arbeitsschritte zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit kennengelernt. Mehr oder weniger durchlaufen Sie diese Arbeitsschritte bei allen Textformen. Jedoch gibt es je nach Textform auch Besonderheiten, die Sie beachten sollten. 3.9 Teile eines wissenschaftlichen Textes Ein wissenschaftlicher Text besteht aus verschiedenen Teilen. Folgende Teile gibt es: • Deckblatt • Inhaltsverzeichnis • Einleitung • Hauptteil • Schluss • Literaturverzeichnis • Vorwort • Abbildungsverzeichnis • Tabellenverzeichnis • Abkürzungsverzeichnis • Abstract (zwingend erforderlich bei einer Abschlussarbeit) • Anhang • Eidesstattliche Erklärung (zwingend erforderlich bei einer Abschlussarbeit) Bei jeder Textart kommen Einleitung, Hauptteil und Schluss und Literaturverzeichnis vor. Angaben zur VerfasserIn und die Art der Arbeit müssen ebenfalls bei allen Textarten angegeben werden, je nach Umfang finden diese Ihren Platz im Deckblatt oder in der Kopfzeile. Im Folgenden werden die wichtigsten Teile eines wissenschaftlichen Textes 77 vorgestellt, als Beispiel haben wir eine Haus- oder Abschlussarbeit gewählt. Anschließend wird auf andere wissenschaftliche Textarten und deren Bestandteil eingegangen. 3.9.1 Das Deckblatt Auf dem Deckblatt müssen alle wichtigen Informationen übersichtlich dargestellt werden. Für die LeserIn ist wichtig, wo die Arbeit geschrieben wurde. Sie müssen also Hochschule, Fakultät und Studiengang angeben. Weiterhin ist wichtig, in welchem Seminar und bei welcher DozentIn die Arbeit verfasst wurde. Die LeserIn möchte etwas über die Art der Arbeit wissen: Handelt es sich um eine Hausarbeit, um einen Praxisbericht oder um eine Thesis? Zwingend sind das Thema der Arbeit und das Datum der Abgabe. Schließlich gehören noch Angaben zur VerfasserIn auf das Deckblatt: Name und Matrikelnummer, evtl. Adresse, E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Bei den Angaben auf dem Titelblatt handelt es sich um Formalien – mit Ausnahme des Titels, um den Sie sich auch inhaltlich Gedanken machen sollten. Ein Titel muss prägnant sein, sowie kurz und knapp Auskunft über den Inhalt der Arbeit geben. Im Untertitel können Sie den Titel weiter erläutern. Ein guter Titel weckt darüber hinaus die Neugierde der LeserIn. Solche Titel spielen mit Bildern, Wörtern und Zitaten: „Wie die Gruppe laufen lernt“ (Langmaack, Braune-Krickau 2000) ist ein inhaltlich und stilistisch gelungener Titel, aber auch „Wie in der Sozialen Arbeit etwas zum Problem wird“ (May 2005) macht Lust auf den kommenden Text. Für das Layout gibt es keine einheitlichen Vorgaben, Kriterium für ein gelungenes Layout ist die Übersichtlichkeit. Wissenschaftliche Arbeiten haben ein schlichtes Layout. Es ist möglich, aber nicht üblich, ein Bild auf das Deckblatt zu setzen. Wenn Sie ein Bild verwenden möchten, sollte dieses thematisch passend sein. 78 Kinder mit Behinderung als Teilnehmer an Kinder- und Jugendreisen – Möglichkeiten und Grenzen Thesis zur Erlangung des Bachelor of Arts (B.A.) Fachhochschule Köln Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Studiengang Soziale Arbeit Vorgelegt von: Miriam Beispiel Matrikelnummer: 12345678 Am alten Bahnweg 2 59879 Köln E-Mail: [email protected] Abgabedatum: 30.9.2011 Erstgutachterin: Prof. Dr. Andrea Platte 79 Zweitgutachter: Prof. Dr. Andreas Thimmel 80 Lebenswelt und Alltagswelt – Versuch einer Begriffsbestimmung Hausarbeit an der Fachhochschule Köln Studiengang Soziale Arbeit im Seminar „Wissenschaft der Sozialen Arbeit 2“ Leitung: Prof. Dr. Notker Schneider Vorgelegt von: Turgut Muster Zoostraße 32 50991 Köln Matrikelnr.: 4567891234 E-Mail: [email protected] Sommersemester 2011 Abgabedatum 30.06.2011 81 82 3.9.2 Das Inhaltsverzeichnis Ein Inhaltsverzeichnis gibt einen schnellen Überblick über den Inhalt der Haus- oder Abschlussarbeit. Es sollte deshalb logisch strukturiert sein und nicht über die dritte Gliederungsebene hinausgehen, sonst zerfasert der Text. Die Überschriften sollten treffend und prägnant sein, damit die LeserIn sofort eine Idee davon bekommt, worum es in dem entsprechenden Kapitel geht. Es gibt verschiedene Gliederungsmöglichkeiten, beispielsweise mit Ziffern oder Kombinationen aus Buchstaben und Ziffern. Entscheiden Sie sich für eine Gliederungsart, halten Sie diese dann aber konsequent durch. Am gängigsten ist die Variante mit arabischen Ziffern, wie sie auch im Inhaltsverzeichnis dieses Skripts angewandt wurde. Ob Sie der Einleitung den ersten Gliederungspunkt zuweisen oder ihr keinen eigenen Gliederungspunkt geben, ist Geschmacksache. Wichtig ist jedoch – frei nach dem Motte: „Wer A sagt, muss auch B sagen“ – dass jedem Gliederungspunkt entweder kein oder aber mindestens zwei Unterpunkte folgen: Wenn es ein 1.1 gibt, muss es auch einen Gliederungspunkt 1.2 geben. Achten Sie auf ein Layout, das die Übersichtlichkeit gewährleistet. Das Inhaltsverzeichnis gibt der DozentIn einen ersten Eindruck von der Breite bzw. dem inhaltlichen Umfang der Arbeit, der Hauptteil sollte selbstverständlich auch die meisten Seiten ausmachen. Hinleitende Kapitel wie zum Beispiel die Geschichte eines Gegenstandsbereichs, sollten hingegen sehr knapp sein. Jedes Textverarbeitungsprogramm kann Inhaltsverzeichnisse automatisch erstellen. Sie müssen sich also nicht die Mühe machen, das Inhaltsverzeichnis mit der Hand zu schreiben und die Seitenzahlen immer wieder zu aktualisieren. Tipps zum Erstellen von Inhaltsverzeichnissen und zum Arbeiten mit Formatvorlagen finden Sie zum Beispiel hier: Karmasin, Matthias; Ribing, Rainer (2006): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Wien: UTB; Facultas. Sesink, Werner (2007): Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Internet, Textverarbeitung, Präsentation. 7., aktual. Aufl. München: Oldenbourg Verlag. • Beim ZaK und bei Soziale Arbeit plus können entsprechende Kurse belegt werden. • Auf der Homepage von Soziale Arbeit plus können Sie sich eine Formatvorlage für schriftliche Arbeiten herunterladen. 83 3.9.3 Weitere Verzeichnisse Wenn Sie viele Abbildung oder Tabellen haben, sollten Sie ein entsprechendes Verzeichnis erstellen. Es kommt meistens direkt hinter das Inhaltsverzeichnis, teilweise führen Arbeiten dies aber auch nach dem Literaturverzeichnis auf. Sie können, um nicht zwei separate Verzeichnisse aufstellen zu müssen, Abbildungen und Tabellen unter dem Titel „Darstellungsverzeichnis“ aufführen. Ähnlich wie ein Inhaltsverzeichnis, kann auch ein Abbildungsverzeichnis in einem Textverarbeitungsprogramm automatisch erstellt werden. 3.9.4 Die Einleitung Nehmen Sie die Einleitung wörtlich – leiten Sie das Thema ein. Überhäufen Sie die LeserIn jetzt nicht mit Fakten, sondern machen Sie Lust auf den weiteren Text. Sie können zum Beispiel schreiben: 1. warum das Thema besonders relevant ist, 2. warum das Thema besonders aktuell ist, 3. oder Sie schildern kurz und bündig einen prägnanten Fall. Sie werden meist einen persönlichen Bezug zum Thema haben. Diese „persönliche Relevanz“ kann interessant sein, sollte aber sehr knapp gehalten werden. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit ist von Interesse, warum das Thema gesellschaftlich bedeutsam ist oder eine Relevanz für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit hat. Wenn Sie die LeserIn besonders fesseln wollen, können Sie zu Beginn auch aufmerksamkeitserzeugende Effekte setzten. Anhand dieser Stilmittel versuchen Sie, auf den kommenden Text neugierig zu machen. Geeignet sind zum Beispiel ein provokantes Zitat, ein gut geschildertes Beispiel oder eine Statistik. Solche Stilmittel dürfen in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht überzogen werden. Gut gesetzt sind sie auf jeden Fall ein stilistischer Gewinn. In der Einleitung rollen Sie den roten Faden der Arbeit auf. Dieser Rote Faden ist Ihre Leitfrage. Anschließend geben Sie der LeserIn einen Überblick über den Aufbau Ihrer Arbeit. Schildern sie das konkretes Vorgehen und in welche Schritte sich Ihre Arbeit gliedert. Wiederholen sie dabei aber nicht das Inhaltsverzeichnis, sondern machen Sie deutlich, welcher Schritt wozu dient. 84 3.9.5 Der Hauptteil Im Hauptteil bereiten Sie das Thema inhaltlich auf und beantworten die Ausgangsfragestellung. Einige wichtige Aspekte für das Verfassen des Hauptteils sind: 1. Stringenz Stellen Sie sicher, dass die entfalteten Argumente in bündiger und logischer Weise aufeinander aufbauen. 2. Klarer Bezug zum Thema Alle Bestandteile des Hauptteils müssen sich klar und eindeutig auf die Fragestellung der Arbeit beziehen. Ziel und Fragestellung der Arbeit müssen im Mittelpunkt der Abhandlung stehen. 3. Proportionalität Elemente, die einen starken Bezug zur Leitfrage haben, sollten auch den größten Textumfang haben. Weniger zentrale Punkte sollten Sie möglichst kurz fassen. 4. Kritikfähigkeit Werden die vorgestellten Theorien, Konzepte und Ansätze lediglich beschrieben oder kontrovers diskutiert? Beziehen Sie zu Theorien und Ansätzen einen eigenen Standpunkt: Hinterfragen Sie beispielsweise, ob neuere Ansätze oder theoretische/methodische Weiterentwicklungen wirklich grundlegend neuartig sind oder ob es sich lediglich um neue Kombinationen von Altbekanntem handelt. 5. Interdisziplinarität Greifen Sie auch auf benachbarte Fachdisziplinen und Erkenntnisgebiete zurück. 6. Einführung und Zusammenfassung Führen Sie die einzelnen Kapitel jeweils mit einem kurzen Überblick ein. Am Ende des Kapitels fassen Sie die wichtigsten Ergebnisse noch einmal prägnant zusammen. Formulieren Sie Übergänge zwischen den einzelnen Elementen des Hauptteils. 7. Strukturierung des Textes Geben Sie dem Text durch strukturbildende Elemente wie Absätze und Hervorhebungen Struktur. Verwenden Sie strukturbildende Elemente in Maßen, ein Text, in dem alle drei Zeilen ein neuer Absatz beginnt, hat keine übersichtliche Struktur. Machen Sie sich Gedanken, wann eine Hervorhebung oder ein Absatz sinnvoll ist und wann nicht. Verwenden Sie nicht zu viele verschiedene Elemente. 85 3.9.6 Der Schluss Der Schlussteil besteht aus zwei wesentlichen Elementen: einer Zusammenfassung und einem Ausblick – egal ob die Überschrift „Fazit“, „Schlussbetrachtung“ oder „Zusammenfassung und Ausblick“ heißt. Die Zusammenfassung blickt auf das Gewesene zurück, der Ausblick nach vorn. In der Zusammenfassung rekapitulieren Sie zum einen kurz und prägnant die wesentlichen Stationen der Arbeit und zeigen noch einmal die Argumentationslinie Ihrer Arbeit auf. Zum anderen fassen Sie die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse zusammen. Klären Sie mit der DozentIn ab, welchen Umfang der Schlussteil haben soll. Bei einer Abschlussarbeit von 50 Seiten können Sie aber in der Regel mit 3 bis 5 Seiten rechnen. Sie sollten beim Verfassen des Schlussteils unbedingt im Blick haben, dass die erste Ergebnispräsentation und die Diskussion dieser Ergebnisse im Hauptteil stattzufinden hat. Vermeiden sie diese Aufgabe im Schlussteil Ihrer Arbeit. Das Schlusskapitel schlägt den Bogen zum Beginn der Arbeit, in dem es Antworten auf die Fragen gibt, die in der Einleitung gestellt wurden. Versuchen sie aus den Ergebnissen eine Gesamtbewertung abzuleiten. Der Ausblick projiziert die zentralen Ergebnisse Ihrer Arbeit auf die Zukunft. Stellen Sie heraus, welche Entwicklungen notwenig sind, um in der Arbeit identifizierte Probleme zu lösen oder welche Probleme sich evtl. erst noch ergeben werden. Welche neuen Fragen hat Ihre Arbeit aufgeworfen, welche Fragen sind unbeantwortet geblieben oder sollten in zukünftigen Untersuchungen beantwortet werden? Welche Trends zeichnen sich unabhängig von Ihrer theoretischen Ausarbeitung in anderen Forschungsbemühungen und theoretischen Diskursen ab? Und wie lassen sich Ihre Ergebnisse für die Praxis oder den theoretischen Diskurs verwenden? Tipp: Das Schreiben des Schlussteils ist ein guter Zeitpunkt, um die Einleitung nochmals zu überarbeiten. Lesen Sie sich aber auf jeden Fall die Einleitung durch, bevor Sie an den Schlussteil gehen. So wirkt das Ganze wie aus einem Guss und Sie verlieren die aufgeworfenen Fragen der Einleitung im Schlussteil nicht aus den Augen. 86 3.9.7 Das Literaturverzeichnis Zur Ihrer Arbeit gehört auf jeden Fall ein Literaturverzeichnis. Nur so kann Ihre DozentIn nachprüfen, welche Literatur Sie benutzt haben. Wenn Sie Ihre Arbeit beispielsweise online veröffentlichen, ist es eine gute Quelle für andere Studierende. Achten Sie deshalb bei dem Verfassen des Literaturverzeichnis auf Genauigkeit. Wie Sie die einzelnen Quellen angeben müssen, können Sie im Kapitel „Wissenschaftliches Schreiben“ nachlesen. Das Literaturverzeichnis steht am Ende, direkt hinter dem Haupttext und hat keinen eigenen Gliederungspunkt. Es ist alphabetisch sortiert. Im folgenden Kapitel gehen wir auf die Besonderheiten einzelner Textformen von schriftlichen Arbeiten ein, die Ihnen im Laufe Ihres Studiums begegnen werden. 4. Arten von schriftlichen Arbeiten Nicht jede schriftliche Arbeit gleicht der anderen. Es existieren unterschiedliche Textformen, die jeweils ihre Besonderheiten aufweisen. In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über die Besonderheiten einzelner Textformen, wie bspw. Haus- und Bachelorarbeiten, die Erstellung eines Papers oder das Verfassen eines Essays. 4.1 Die Haus- und Abschlussarbeit Die Haus- oder Abschlussarbeit ist eine umfassende Arbeit, bei der Sie alle Arbeitsschritte einer wissenschaftlichen Arbeit durchlaufen (vgl. Kapitel 3). Sie enthält immer ein Deckblatt, ein Inhaltsverzeichnis, Einleitung, Hauptteil und Schluss. Hinzu kommen zwingend ein Literaturverzeichnis und ggf. weitere Verzeichnisse. Grundsätzlich müssen verwendete Literatur und Daten für die LeserIn einsehbar sein, deshalb gehören Interviewmaterialien, „graue Literatur“ und andere schwer beschaffbare Materialien in den Anhang. Haben Sie sehr viel Material, können Sie auch eine CD beilegen oder darauf hinweisen, dass das Material bei Ihnen einsehbar ist. Ein Vorwort ist nur bei sehr umfangreichen Arbeiten üblich, in kürzeren Arbeiten können Sie Dank oder persönliche Bezüge auch in der Einleitung äußern. Zu einer Abschlussarbeit gehören ein Abstract und eine eidesstattliche Erklärung. Hierzu finden Sie ausführliche Informationen auf der 87 Homepage der Fakultät (http://www.f01.fh-koeln.de/studium/studiengaenge/bachelorsoziale-arbeit/00431/index.html). Eine Hausarbeit ist ein Klassiker in einem Studium. Beachten Sie alle Ausführungen zum wissenschaftlichen Schreiben (vgl. 3.7) 4.2 Das Paper Bei einem Paper können Sie die Informationen aus dem Deckblatt ggf. in die Kopfzeile setzen. Auch ein Paper hat eine Einleitung, einen Schluss und ein Literaturverzeichnis. Ein Inhaltsverzeichnis ist meist nicht erforderlich. In verkürzter Form werden bei einem Paper fast alle Arbeitsschritte einer schriftlichen Arbeit durchlaufen. Auch ein Paper braucht eine beschreibende oder analytische Fragestellung und eine Struktur, die auf dieser Frage aufbaut. Es braucht passende Literatur, um die Frage zu beantworten. Alle Aussagen, die nicht auf Ihren eigenen Gedanken beruhen, müssen Sie belegen. In gewisser Weise ist es schwieriger ein Paper zu schreiben als eine Hausarbeit: Das Thema muss eng umrissen, die Leitfrage sehr zugespitzt formuliert sein, die Literatur muss genau auf diesen sehr eng gesetzten Rahmen passen und Sie haben wenig Platz, Ihre Gedanken zu entwickeln und der LeserIn darzulegen. Die Formatierung kann von der üblichen Formatierung abweichen. So ist häufig ein einfacher Zeilenabstand möglich. Sprechen Sie dies mit der betreuenden DozentIn ab. 4.3 Textanalyse Ziel einer Textanalyse ist es, der LeserIn zu verdeutlichen, dass Sie einen Text kritisch lesen, hinterfragen und in den Gesamtzusammenhang des wissenschaftlichen Kontextes stellen können. Eine Textanalyse besteht aus vier Teilen: Dem Entstehungskontext, einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung, der eigentlichen Analyse und einem Schluss. Einführend wird vor allem bei historischen Texten der Entstehungskontext beschrieben: Was war Schreibanlass für das Schriftstück? Aus welcher Position heraus hat die AutorIn diesen Text verfasst? Welche Funktion hat der Text? In welchem sprachlichen Stil ist er geschrieben und an wen richtet er sich? Anschließend fassen Sie den Inhalt und die 88 Argumentationslinien des Textes kurz zusammen. Nun kommen Sie zur eigentlichen Analyse des Textes, der das Herzstück Ihrer Arbeit bildet. Setzen Sie sich kritisch mit dem Text auseinander: Welche Aussagen der AutorIn sind problematisch und warum? Welche Schwachstellen gibt es in der Argumentationslinie? Welche Punkte haben eine große Aktualität? An welchen Stellen eröffnet der Text neue Sichtweisen? Welche Bedeutung hat der Text für die Soziale Arbeit? Der eigentlichen Analyse muss eine logische und stringente Struktur zugrunde liegen. Schließen Sie den Text mit einer Zusammenfassung der zentralen Analyseergebnisse und geben Sie ggf. einen Ausblick. Beachten Sie bei der Analyse die Grundlagen wissenschaftlichen Schreibens (vgl. Kapitel 3.7). Sie werden hauptsächlich mit dem zu analysierenden Text arbeiten, müssen aber weitere Literatur hinzuziehen, um den Text in seinen historischen Kontext zu setzen und seine Aussagen den Ansichten anderer AutorInnen gegenüberzustellen. Die Literaturrecherche ist deswegen bei einer Textanalyse besonders anspruchsvoll, weil Sie nach einigen wenige, treffenden Texten suchen. Ein Deckblatt ist für eine Textanalyse nicht zwingend erforderlich, wird darauf verzichtet müssen die Angaben aus dem Deckblatt in der Kopfzeile untergebracht werden. Die Formatierung richtet sich nach den allgemeinen Angaben zum wissenschaftlichen Arbeiten (vgl. Kapitel 3.9), bei kurzen Textanalysen ist teilweise ein einzeiliger Zeilenabstand möglich. Ein Literaturverzeichnis gehört zur Textanalyse wie zu jeder wissenschaftlichen Arbeit hinzu. 4.4 Das Essay Ein Essay ist ein argumentativer Kurztext, der zu einer These oder eine Frage Stellung bezieht. Ziel ist es, der LeserIn Ihren fachlichen Standpunkt zu verdeutlichen, indem Sie sich argumentativ und kritisch mit einem Thema auseinandersetzen, eigene Thesen dazu entwickeln und begründen. „Das Denken vor den Augen der LeserIn“ bringt diese Anforderungen auf den Punkt. Einem Essay liegen vier Arbeitsschritte zugrunde: Ein Brainstorming zum Rahmenthema, die Formulierung einer These, das Sammeln von Argumenten, das Schreiben. Machen Sie zuerst ein Brainstorming zum Rahmenthema und visualisieren Sie es in einem Mindmap (vgl. 3.1). Hilfreich können dabei folgende Fragen sein (vgl. Bruffee 1993, 206ff): • Was denke ich über das Thema? 89 • Was finde ich überraschend oder rätselhaft? • Was vermisse ich? • Was ärgert mich, was regt mich auf? Abbildung 16: Mindmap zu einem Essay Entscheiden Sie anschließend, welche Aspekte sich für eine kritische Auseinandersetzung eignen und formulieren Sie eine einzige These, die Sie in Ihrem Essay vertreten wollen. Diese These sollten Sie auf jeden Fall ausformulieren und aufschreiben. Auf das Beispiel bezogen könnte eine These lauten: „Alkoholkonsum ist normaler Teil der Jugendphase und kein soziales Problem.“ Anschließend formulieren Sie zwei oder drei Argumente, die Ihre These stützen. Arbeiten Sie die Argumente aus, indem Sie nach Belegen für diese These suchen. Das können empirische Belege, eigene oder Argumente anderer WissenschaftlerInnen aber auch Beispiele aus der Praxis sein (vgl. Bruffee 1993, S. 206ff.). Nun können Sie mit dem Schreiben beginnen: Formulieren Sie eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss (vgl. 3.9). Geben Sie dem Text eine Struktur und denken Sie daran, das Gedankengut anderer als solches kenntlich zu machen (vgl. Kapitel 3.7). Ein Deckblatt ist nicht zwingend erforderlich, wenn Sie darauf verzichten, müssen alle Angaben in die Kopfzeile. Ein Literaturverzeichnis ist hingegen zwingend erforderlich. 4.5 Das Portfolio Bittet man zwei Studierende, den Inhalt einer Vorlesung wieder zu geben, erhält man meist zwei verschiedene Zusammenfassungen. Denn: Der Vortragsstoff wird nicht eins zu 90 eins in den Kopf übernommen, die Zuhörenden wählen aus, was Sie für besonders relevant halten und versuchen den neuen Lernstoff an vorhandenem Wissen anzuknüpfen. Anders ausgedrückt: Lerner bilden die Wirklichkeit nicht einfach ab, sondern schaffen sich selbst neues Wissen. Das ist Grundlage der konstruktivistischen Didaktik (Reich 2006). Die konstruktivistische Didaktik verschiebt den Blick von einer Leistungsbeurteilung, die am Ende einer Veranstaltung vorwiegend schriftlich Wissen in einer Momentaufnahme abfragt, hin zur Beurteilung von Lernprozessen. Das Portfolio ist dafür eine typische Methode. „Ein Portfolio ist … eine Auswahl an Arbeiten verschiedener Form, die zusammengestellt, kommentiert und reflektiert wird, wobei insbesondere die Fortschritte in der Arbeit eines Lerners dokumentiert werden.“ (Reich 2010, S. 12) Ähnlich wie in einer Mappe für ein künstlerisches Studium, enthält auch das Portfolio verschiedene Werkstücke. Solch ein Werkstück können beispielsweise eine Rezension, ein Essay oder ein Exzerpt, aber auch andere Formen wie Fotos, Stadtteilkarten oder Interviews sein. Alle Werkstücke müssen nach wissenschaftlichen Standards erstellt werden (vgl. Kapitel 3). Das Portfolio dient einerseits dazu, dass Lehrende einen Eindruck von Ihrem Lernfortschritt bekommen. Deshalb sollten Sie das Portfolio sinnvoll ordnen und ein Deckblatt und ein Inhaltsverzeichnis erstellen. Andererseits macht es Lernerfolge sichtbar und ermutigt Sie, im Lernprozess immer noch ein Stück weiter zu kommen. Deshalb gehört die Reflexion des Portfolios und ggf. auch der einzelnen Werkstücke zum Portfolio hinzu. In einer solchen Reflexion können Sie zum Beispiel die Auswahl der Werkstücke begründen, die Effektivität der einzelnen Werkstücke, Erkenntnisgewinne und offene Aspekte analysieren. Das Portfolio ist in der deutschen Bildungslandschaft noch relativ neu, deshalb gibt es noch keine vorgegebenen Regeln. Das ist auch gut so, schließlich stehen Ihre individuellen Lernprozesse im Vordergrund. 4.6 Das Protokoll Ein Protokoll hält für Abwesende und Anwesende die Inhalte eines Seminars neutral und möglichst wahrheitsgemäß fest. Protokolle ermöglichen es, Seminar- und Arbeitsinhalte 91 nach längerer Zeit nachvollziehen zu können. Auch in der Praxis Sozialer Arbeit werden Sie Protokolle anfertigen, beispielsweise um Teamsitzungen oder Mitgliederversammlungen festzuhalten. Protokolle dienen als verbindliche Arbeitsgrundlage. Grundsätzlich wird zwischen dem Verlaufs- und dem Ergebnisprotokoll unterschieden. Verlaufsprotokoll • • • Ergebnisprotokoll • • • Protokollkopf Tagesordnungspunkte Wiedergabe aller Redebeiträge mit Namen der Redner Protokollkopf Tagesordnungspunkte Beschlüsse Der Verlauf der Besprechung Ergebnisse und Beschlüsse Konferenzen Ergebnisse, Beschlüsse Anweisungen und Aufgaben Seminarsitzungen, Besprechungen Tabelle 12: Ergebnis- und Verlaufsprotokoll Ein Ergebnisprotokoll gibt einen Überblick über die wichtigsten Inhalte einer Seminarsitzung, es ist deshalb so lang wie nötig, und so kurz wie möglich. In einer Besprechung dokumentiert Abstimmungsergebnisse, Aufgaben ein Ergebnisprotokoll und Zuständigkeiten, Übereinkünfte, Vertagungen etc. Ein Verlaufsprotokoll gibt chronologisch und ausführlich diskussionsrelevante Aussagen wieder, teilweise im Wortlaut. In der Praxis dominieren Mischformen. In den Protokollkopf gehören Angaben zum Thema, Datum, Uhrzeit, Raum, Sitzungsleiter, TeilnehmerInnen und entschuldigte TeilnehmerInnen sowie der ProtokollantIn. Die Gliederung eines Protokolls orientiert sich an der Chronologie der Sitzung. Zu jedem Gliederungspunkt werden die Inhalte kurz und prägnant zusammengefasst. Alle Unterlagen der Sitzung (so genannte Tischvorlagen), ggf. auch Folien werden als Anlage beigefügt. 92 Protokoll der Forschungskonferenz am 07.04.2011 anwesend: Forschende Frau Prof. Dr. Müller Frau Prof. Dr. Meier Herr Prof. Dr. Lehmann Herr Prof. Dr. Weber Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen Frau Bohlen Herr Anders Herr Raab Dekanat Herr Prof. Dr. Sander Protokollführung: Frau Pelikan Protokoll TOP 1 Verständigung über die TO Die Tagesordnung wird genehmigt und unter Verschiedenes um den TOP HumboldtProfessur ergänzt. TOP 2 Protokoll der Sitzung vom 16.12.2010 Um alle Forschungsinteressierten zu erreichen, einigen sich die Anwesenden darauf, das Protokoll der Sitzung über den Gesamtverteiler der Fakultät 01 zu versenden, mit dem Verweis, sich bei Interesse für den Forschungsverteiler registrieren lassen zu können, um zukünftig Einladungen und Protokolle zu den Forschungskonferenzen zu erhalten. Die Institutsleiter werden gebeten, neue Mitarbeiter/innen auf diese Möglichkeit hinzuweisen. TOP 3 Stand des HBS-Graduiertenkollegs Integration“ (s. auch: www.uni-due.de/wgi) „Widersprüche gesellschaftlicher Frau Prof. Dr. Meier berichtet, dass im Rahmen der Neuausschreibung der Stipendien aussichtsreiche Bewerbungen aus der Fakultät eingegangen seien und lädt zu der feierlichen Eröffnungsveranstaltung des Graduiertenkollegs am 10. Juni 2011, 13:00 – 15:00 Uhr, an die Universität Duisburg-Essen ein. Herr Prof. Dr. Lehmann moniert die fehlende Promotionskultur an Fachhochschulen und sieht die Hochschulen in der Verantwortung, Ressourcen zur Förderung dieser Kultur bereitzustellen: Ausschreibung eigener Promotionsstipendien, Unterstützung des zusätzlichen Engagements der Professoren, Investition in gemeinsame Außenvertretung der Kooperationspartner. Die Anwesenden unterstützen den von Herrn Prof. Dr. Weber eingebrachten Vorschlag, ein Treffen aller am Studienbegleitprogramm beteiligten Kooperationspartner zu initiieren. 93 Herr Raab schlägt vor, die Infoveranstaltung zum Thema Promotion direkt im Anschluss an das Masterstudium anzubieten. Er halte zudem eine frauenspezifische Förderung für notwendig. TOP 4 Förderung der wissenschaftlichen Stellenkonstruktion, Finanzierungsmodelle) Mitarbeiter/innen (Karriereplanung, Die Anwesenden sind sich einig, dass der wissenschaftliche Mittelbau einen wichtigen Bestandteil der Fakultät darstelle, dessen Innovationspotenzial es zu fördern gelte. Frau Prof. Dr. Meier berichtet über den am 1. /2. Juli stattfindenden Workshop zur Laufbahn- bzw. Karriereplanung von Frauen. Frau Prof. Dr. Müller erklärt sich bereit, eine Arbeitsgruppe zu gründen zur Entwicklung eines Qualifizierungskonzepts für Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen (Personalentwicklungsgespräche, Lehrangebote, Einbindung in die Scientific Community, z.B. durch Teilnahme an Fachtagungen, Entwicklung innovativer Promotionsmodelle, z.B. Promotion in der Praxis, Arbeitszeitkonten für LfbA etc.). Das Konzept soll in den Fakultätsentwicklungsplan einfließen. TOP 5 Publikationsmittel (Druckkostenzuschüsse) aus zentralen Mitteln Herr Prof. Dr. Sander weist auf die Möglichkeit hin, Druckkostenzuschüsse von bis zu EUR 5.000 pro Publikation für Tagungsberichte, Forschungsdokumentationen etc. aus Mitteln des Sonderprogramms 2010 des Präsidiums zu beantragen. Nähere Informationen können der Anlage entnommen werden. TOP 6 Forschungsorientierte Lehre – Umsetzung in den Studiengängen, Voraussetzungen, didaktische Fortbildungen? TOP wird vertagt. Anlage: Sonderprogramm 2010 94 5 Umgang mit Texten Im ersten Semester macht das Lesen viel Mühe: Sie haben nur wenig Vorwissen und müssen sich erst eine Wissensbasis schaffen, an dem Sie den neuen Stoff anknüpfen können. Ist diese Basis einmal hergestellt, wird Ihnen das Lesen leichter fallen. Lesestrategien richten sich vor allem an ungeübte LeserInnen. Aber auch wenn Sie Ihre eigene Lesestrategie schon gefunden haben, macht es Sinn, hin und wieder die Strategie zu wechseln. Sie verarbeiten den Stoff dann tiefer. Lesestrategien beinhalten zwei Komponenten: Sie unterstützen Sie erstens dabei beim Lesen nicht abzuschweifen. Viele Studierende müssen erst etwas aufschreiben, damit Sie es lernen können. Die Aufarbeitung eines Textes ist Teil des Lernprozesses. Zweitens arbeiten Sie den Text so auf, dass Sie Jahre nach der Lektüre Nutzen aus dieser Aufarbeitung haben. Wissenschaftliche Texte zu lesen, ist zeitintensiv. Machen Sie sich deshalb vorher Gedanken, mit welchem Ziel Sie einen Text lesen: Wollen Sie eine Antwort auf eine bestimmte Frage erhalten? Dann überfliegen Sie den Text und prüfen, ob der Text eine Antwort bietet. Wenn der Text vielversprechend erscheint oder es sich um einen Grundlagentext handelt, wird er intensiv gelesen. Beißen Sie sich beim ersten Lesen nicht an Details fest, viele Unklarheiten des Textes klären sich während der Lektüre auf. Orientieren Sie sich an dem, was Sie verstehen und versuchen Sie von dort aus, den Text zu erfassen. Es reicht aus, wenn Sie den Inhalt des Textes in groben Zügen nachvollziehen können. Beim erneuten Lesen eines Textes gehen Sie dann in die Tiefe. Wenn Sie Inhalte herausschreiben oder einen Text zusammenfassen, sollten Sie das in Ihren eigenen Worten tun. Besonders bei schwierigen Texten neigt man dazu, Sätze wörtlich zu übernehmen. Legen Sie dann den Originaltext beiseite und versuchen Sie, Abschnitte oder den gesamten Text in eigenen Worten zusammen zu fassen. Es gibt verschiedene Lesetechniken. Die SQ3R-Methode basiert beispielsweise auf mehreren Lesedurchgängen und einer freien Zusammenfassung des Gesamttextes. Bei der 95 Textstrukturskizze visualisieren Sie die Argumentationsstruktur eines Textes. Beispielhaft stellen wir hier das Exzerpt als Klassiker der Textaufarbeitung vor. 5.1 Das Exzerpt Mit Hilfe eines Exzerpts fassen Sie einen Text kurz und knapp zusammen. Gleichzeitig überprüfen Sie, ob Sie die Hauptaussagen des Textes verstanden haben. Wenn Sie ein Exzerpt verfassen, lernen Sie den Stoff bereits. Exzerpte sollen Ihnen auch nach einiger Zeit noch einen sicheren Einblick in den Text ermöglichen. Erstellen Sie ein Exzerpt deshalb immer nach einem ähnlichen Muster. Führen Sie zu Beginn die vollständige Bibliographie auf, damit Sie alle nötigen Angaben haben, wenn Sie aus diesem Text beispielsweise später zitieren möchten. Nutzen Sie Ihren eigenen, standardisierten Exzerptbogen oder nehmen Sie Karteikarten. Ihre schriftlichen Ausführungen können sie dann tabellarisch in drei Spalten aufteilen: Bibliographische Angaben Hier kommen die entsprechenden Seitenzahlen hin Hier ist Platz für Ihre Kommentare Und hier geht es um den Inhalt des Textes Seite x von y des Exzerpts Tabelle 13: Exzerpt 96 Das entscheidende Vorgehen bei dieser Textbearbeitung ist das „Verdichten“. Sie orientieren sich zuerst an der Struktur des Ausgangstextes und fassen die einzelnen Absätze zusammen. Nach jedem größeren Textabschnitt – beispielsweise nach einem Kapitel – fassen Sie alle Zusammenfassungen des Kapitels zusammen. So gehen Sie mit dem gesamten Text vor. Am Ende fassen Sie noch einmal alle Kapitelzusammenfassungen zusammen – und erhalten so eine eigene Textzusammenfassung, die völlig frei von der Wortwahl im Originaltext ist. Je nachdem, mit welchem Ziel Sie exzerpieren, können Sie folgende Fragen unterstützen: 1. Exzerpt, um einen Text in der Fragestellung des Autors zu verstehen – allgemeine Fragestellung: • Fragestellung des Autors notieren: Welcher Frage geht der Autor nach? • Absatz für Absatz lesen und zusammenfassen o Was ist das Thema des Absatzes? o Was wird über das Thema ausgesagt? • Zusammenfassung eines Kapitels o Was war Thema des Kapitels? o Was waren die wichtigsten Aussagen zu diesem Thema? o Was trägt das Kapitel zur Beantwortung der Fragestellung des Gesamttextes bei? • Zusammenfassung des Gesamttextes o Was waren die wichtigsten Aussagen zur Fragestellung des Autors? o Welche Thesen stellt er zu dieser Fragestellung auf? o Wie begründet er diese Thesen? 2. Exzerpt, um eine eigene Fragestellung zu beantworten: • Eigene Fragestellung entwickeln und notieren: Was ist meine spezifische Frage an diesen Text, worauf suche ich Antworten in diesem Text? Warum habe ich ihn ausgewählt? (Bei einem Exzerpt mit einer spezifischen Fragestellung fasse ich nur das zusammen, was mir Antworten auf meine Frage gibt. Die anderen Aspekte interessieren mich nur, insofern sie die Antwort auf diese Frage erhellen.) • Absatz für Absatz lesen und ggf. zusammenfassen 97 o Gibt der Absatz eine Information zu meiner Fragestellung o Was ist Thema des Absatzes in Bezug auf meine Fragestellung o Was wird über das Thema und meine Fragestellung gesagt? • Zusammenfassung eines Kapitels: Was waren die wichtigsten Aussagen zu meiner Fragestellung? • Zusammenfassung des Gesamttextes: Was waren die wichtigsten Aussagen zu meiner Fragestellung? Zwei abschließende Tipps: • Erscheinen ihnen bestimmte Aussagen sehr prägnant oder finden sie ein Zitat, das ausgesprochen passend für das Thema Ihrer Bachelor- oder Hausarbeit, Ihres Referats passt, übernehmen sie dieses auf jeden Fall wörtlich in ihre Aufzeichnungen. • Sie können ein Exzerpt auch graphisch umsetzen. Dann orientieren sie sich beispielsweise an der Technik des Mindmap (Sesink 2007; Kropp, Huber 2006) Viele Studierende lernen durch schreiben oder durch lesen – diesen Studierenden kommend die hier vorgestellten Methoden entgegen. Andere Studierende erfassen einen Text hingegen, im dem sie über ihn sprechen oder ihn anhören. 5.2 Textverstehensstrategien für verschiedene Lernstile Die Lernpsychologie unterscheidet verschiedene Lernstile: Manche Menschen lernen besonders gut, wenn sie Sachen hören. Andere müssen schreiben, sehen oder sprechen. Kreative Menschen möchten gerne etwas aus dem Text „machen“. „Emotionales Lernen“ und das Lernen mit Selbstbezug sind sehr effektive Lese- und Lernstrategien. Vielleicht erinnern Sie sich noch an eine Politik-Stunde im Unterricht, in der Sie sich so richtig aufgeregt haben. Was uns nahe gegangen ist, können wir so einfach nicht vergessen. Außerdem können wir uns Dinge besser merken, die mit uns selbst etwas zu tun haben. Probieren Sie aus, mit welchen Methoden Sie am besten lernen – hier sind einige Ideen dazu. kommunikativ • • 98 aus 10 Stichwörtern einen freien Vortrag halten ein Kapitel möglichst spannend wieder geben • visuell haptisch-motorisch • • • • • • auditiv emotional • • • • Selbstbezug • • • sich gegenseitig Abfragen (Interview, Rollenspiel) Mindmap Textstrukturskizzen Diagramm Poster ein passendes Spiel zum Text entwickeln ein Modell dazu bauen (beispielsweise einen Zeitstrahl) sich Texte gegenseitig laut vorlesen eigene „Hörspiele verfassen“ stellen Sie sich vor, Sie hassen die AutorIn, lesen Sie nun den Text stellen Sie sich vor, Sie bekommen 5 € für jede fundierte Kritik am Text suchen Sie Beispiele aus Ihrem eigenen Handlungsfeld, Ihrem Leben… überlegen Sie sich: Welche Fragen könnten in der Klausur vorkommen? schlüpfen Sie in die Rolle der ProtagonistInnen: Was hätte Sie gemacht, wären Sie Pestalozzi, Malthus o.a. gewesen? Tabelle 13: Textverstehensstrategien Je mehr unterschiedliche Textverstehensstrategien Sie verwenden, desto tiefer wird der Text verarbeitet und so besser können Sie den Stoff später abrufen. • Weitere Ideen zum „Lernen lernen“ finden Sie beispielsweise auf der Homepage www.lerntechniken.info 99 6 Die Präsentation ReferentInnen können ExpertInnen auf ihrem Gebiet sein – und schaffen es trotzdem nicht, ihr Thema zu vermitteln. Umgekehrt können charismatische Persönlichkeiten mit Altbekanntem begeistern. Für eine gelungene Präsentation brauchen Sie beides: Fachwissen und Technik. Wie Sie zur ExpertIn in einem Thema werden, haben wir bereits erläutert. Das folgende Kapitel gibt Ihnen einen Überblick, wie Sie Inhalte anspruchsvoll und ansprechend präsentieren. Die Techniken des Moderierens und Diskutierens sowie die Bedeutung von Feedback runden dieses Kapitel ab. Ein Referat ist ein Vortrag zu einem bestimmten Thema. Sie können den Inhalt durch Folien, Flipcharts oder andere Medien visuell unterstützen. In einer Präsentation arbeiten Sie Wissen visuell auf und präsentieren es dem Publikum. Die Übergänge zwischen Referat und Präsentation sind fließend, in der Praxis dominieren Mischformen, sodass wir im Folgenden beide Begriffe synonym verwenden. Wie Sie sich ein Thema erschließen, haben Sie bereits in Kapitel 3 kennengelernt. Prinzipiell gehen Sie genauso auch bei der Erarbeitung eines Themas für ein Referat vor: Einem Referat kann eine analytische oder mehrere beschreibende Fragen zugrunde liegen. Um diese Fragen zu beantworten, muss passende Literatur gefunden und gelesen werden. Auch der Aufbau gleicht mit den Elementen Einleitung, Hauptteil und Schluss der schriftlichen Arbeit. Im Gegensatz zu einer schriftlichen Arbeit, an richtet sich ein Referat nicht an eine, sondern an viele ZuhöhrerInnen. Sie erhalten ein direktes Feedback: Noch beim Sprechen merken Sie, wie Ihre Inhalte bei den ZuhöhrerInnen ankommen. Nicht nur deshalb lohnt es sich, ein Referat gründlich vorzubereiten. Auch in der Praxis der Sozialen Arbeit müssen Sie Projektergebnisse präsentieren, auf dem Elternabend überzeugen oder einen Fachvortrag halten. Nutzen Sie die Gelegenheit, das Präsentieren im Studium einzuüben. Der folgende Leitfaden gibt Ihnen eine Übersicht über den Ablauf eines Referates sowie die wichtigsten Punkte, die Sie dabei beachten sollten: 100 101 Vorlauf • Unterlagen zu recht legen • In ReferentInnenposition begeben, warten, bis sich Gemurmel beruhigt hat • „Ich fange jetzt an“, Blickkontakt zu den ZuhörerInnen suchen, einen Moment warten. • (Stellen Sie sich kurz vor besser: Seminarleitung) • wann können Fragen gestellt werden? • was muss mitgeschrieben werden? Handout jetzt oder zum Schluss austeilen Einleitung „Earcatcher“: • stellen Sie eine (provokante) These oder ein Zitat vorweg • schildern Sie ein eindrucksvolles Beispiel für das, was folgt Thema nennen • ggf. im Bezug zum Seminarthema allgemein setzten Roten Faden aufrollen ( hängen lassen) • Leitfragen • kurze Inhaltsangabe des Referats Hauptteil • • Leitfrage: Was muss das Publikum wissen (≠ was weiß ich alles) Schwerpunkt 1 (ggf. ReferentIn 1) • • • • Überleitung, Spannung aufbauen Schwerpunkt 2 ggf. (ReferentIn 2) Überleitung, Spannung aufbauen Kurze Sätze anschauliche Beispiele in Bezug zur Lebenswelt des Publikums/ zum Seminarthema längere Zitate anschreiben rhetorische Fragen Vergleiche und Analogien Fachbegriffe wenn notwendig, erklären und anschreiben Schwerpunkt 3 (ggf. ReferentIn 3) Schluss • • • • • knackige Zusammenfassung (5-10 Sätze), in Bezug zu Leitfragen setzen Fazit, Bedeutung für den Gesamtzusammenhang/das Seminarthema offene Fragen benennen evtl. eigene Meinung, eigene Einschätzung evtl. Handouts verteilen Diskussion und Fragen • Moderieren • Fragen, wenn möglich, beantworten • wenn nicht möglich: Fragen zurück ins Plenum geben • oder: „Eine interessante Frage. Ich werde noch einmal nachrecherchieren und sie nächste Stunde beantworten.“ • Meinungen als solche benennen Abbildung 17: Ablauf eines Referats 102 Studierenden fällt der Einstieg in ein Referat oftmals schwer: Sie möchten nicht mit ihrem Thema „angeben“ und wissen nicht, wie sie ihre KommilitonInnen zum Zuhören bringen sollen. Häufig wird dann das eigene Referatsthema klein geredet, obwohl die ReferentInnen gut vorbereitet sind. Es wird ein entschuldigender Einstieg gewählt. Wenn Sie ein Referat halten, wechseln Sie vorübergehend die Seiten und werden zur Lehrenden. Ebenso wie Ihre DozentInnen, sollen Sie Studierenden Wissen vermitteln. Versuchen Sie, in diese Rolle hineinzuschlüpfen: Tragen Sie Ihr Thema mit Leidenschaft und überzeugend vor – das macht auch den ZuhöhrerInnen mehr Spaß. Beginnen Sie Ihr Seminar mit einem Earcatcher, beispielsweise einem provokanten Zitat. Angenommen, Sie sollen ein Referat mit dem Thema „Was ist Soziale Arbeit?“ halten, könnte sich ein gelungener Earcatcher folgendermaßen anhören: „Es kommt bestimmt das nächste Familientreffen. Es wird nicht nur darum gehen, dass Sie größer geworden sind, sondern auch, was denn nun aus Ihnen wird. Als ihr Cousin von seinem Jurastudium erzählt, erntet er anerkennendes Nicken. Die Mutter der angehenden Ärztin platzt fast vor Stolz. Irgendwann wird das Los Sie treffen: „Jung, und was machst du?“ Wenn Sie jetzt dazu neigen, kleinlaut ‚Soziale Arbeit’ zu sagen und sich wieder auf ihre Schwarzwälder-Kirschtorte konzentrieren, sage ich Ihnen: Tun Sie das nicht! In meinem Referat lernen Sie nicht nur, was Soziale Arbeit ist, sondern vor allem, wie Sie auf solche und ähnliche Fragen antworten.“ Mit einem solchen Einstieg haben Sie die Neugierde der ZuhörerInnen geweckt. Dann nennen Sie das Thema und setzten es im Idealfall in Bezug zum Gesamtthema des Seminars. Anschließend rollen Sie die Leitfragen auf und geben einen kurzen Überblick über den Aufbau des Referates. Visualisieren Sie diesen „Ablaufplan“ ggf. auf einem Flipchart und lassen Sie den Referataufbau für alle sichtbar hängen. Es erleichtert das Zuhören, da jederzeit nachvollziehbar ist, an welcher Stelle des Referats man sich gerade befindet. Sie kommen nun zum Herzstück Ihres Vortrages, dem Hauptteil. Der Hauptteil gliedert sich nach verschiedenen Themen. Achten Sie darauf, am Ende eines Themas noch einmal Spannung aufzubauen und Lust zu machen, sich auch auf den nächsten Teil des Referates zu konzentrieren. Sprechen Sie in kurzen, anschaulichen Sätzen und bringen Sie Beispiele – möglichst aus der Lebenswelt Ihrer ZuhöhrerInnen. „Sie haben einen hervorragenden Vortrag über Soziale Arbeit gehalten. Selbst Opa Willi scheint beeindruckt. Aber Ihre Familie wäre nicht Ihre Familie, wenn nicht einer das letzte Wort hätte: Ihre Mutter. Mit einem ‚Na immerhin holt sie die Kriminellen von der Straße weg’ nimmt sie ihrem Vortrag den Glanz. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt anzumerken, dass Soziale Arbeit nicht nur eine systemstabilisierende, sondern immer auch eine kritische Komponente hat.“ 103 Hier wird mit einem Vorurteil gearbeitet, dass ihre ZuhörerInnen kennen. Solche Beispiele sorgen dafür, dass sie die Anwesenden in einem Referat „wiederfinden“. Didaktisch geschickt ist auch der Einbau von Vergleichen und Analogien: „Soziale Arbeit ist wie ihre rechte und ihre linke Hand. Die linke Hand wühlt im Dreck, kümmert sich um Armut, um Ausgeschlossene oder wie wir WissenschaftlerInnen sagen „Marginalisierte“. Die linke Hand heißt ‚Sozialarbeit’. Die rechte Hand werden sie allen reichen, sie ist für die Probleme des Alltags zuständig, bastelt mit Kindern im Kindergarten oder baut Zelte im Jugendcamp auf. Die rechte Hand heißt ‚Sozialpädagogik’. Um erfolgreich arbeiten zu können, brauchen Sie beide Hände – dennoch gibt es Rechts- und Linkshänder.“ Gut eingesetzt können solche Analogien die ZuhöhrerInnen noch einmal wachrütteln. Weitere stilistische Mittel sind rhetorische Fragen. Das sind Fragen, auf die Sie keine Antwort erwarten, weil Sie diese selbst geben werden. „Bleiben Zielgruppen immer gleich? Nein, sie verändern sich, wie uns ein Blick auf die Geschichte der Sozialen Arbeit zeigt.“ Wenn Sie in Ihrem Vortrag wörtliche Zitate einbauen möchten, dann sollten Sie diese visualisieren. Denken Sie daran, Zitate sehr langsam vorzulesen und achten Sie auf die Betonung, sonst wirken Zitate nicht. Vergessen Sie nicht, die Quelle des Zitats anzugeben. Auch in Präsentationen müssen Sie die von Ihnen genutzten Quellen belegen. Am Ende des Referates fassen Sie Ihren Vortrag noch einmal kurz und knackig zusammen und schlagen den Bogen zur Ausgangsfrage. Ziehen Sie ein Fazit und erläutern Sie die Bedeutung des Themas für den Gesamtzusammenhang des Seminars. Sollten Fragen offen geblieben sein, ist nun der Zeitpunkt diese zu nennen. Sie wissen nun, wie man ein Referat spannend aufbauen kann und welche sprachlichen Stilmittel sich eignen. Die halbe Miete ist also bezahlt. Die andere Hälfte sind Sie selbst. Ein überzeugendes Auftreten und eine gute Körpersprache sind wesentliche Bestandteile eines erfolgreichen Vortrags. Was Sie mit Ihren Händen machen, ob Sie während Ihrer Präsentation lächeln oder nicht, ob Sie die ZuhörerInnen anschauen oder nicht – all das wird von den Anwesenden wahrgenommen und entscheidet mit darüber, ob Ihr Gegenüber Sie als kompetent wahrnimmt. Ein fester Stand, also sprichwörtlich „beide Beine am Boden zu haben“, gibt nicht nur ein Gefühl der Sicherheit und Stärke, sondern vermittelt diese Sicherheit auch nach Außen. Sie zeigen Präsenz und Selbstsicherheit, indem Sie gerade stehen. Wählen sie den Standort so, dass Sie von allen ZuhörerInnen wahrgenommen werden. Sollten Sie in einer 104 Gruppenübung präsentieren, verstecken Sie sich nicht und treten Sie aus der Gruppe hervor. Es empfiehlt sich, während des Redens nicht fortlaufend den Standort zu wechseln, aber nutzen Sie den Raum aus und bleiben Sie nicht nur an einem Punkt stehen – das hält auch Ihre Zuhörer bei der Sache. Sie wissen nicht wohin mit Ihren Händen? Es hilft, wenn Sie etwas haben, woran Sie sich festhalten können, bspw. eignen sich Moderationskärtchen oder ein Stift, um Ihnen den nötigen Halt zu geben. Moderationskärtchen mit Notizen zum Vortrag können Sie zudem hervorragend als „Spickzettel“ nutzen. Sind Sie schon einmal einem Menschen begegnet, der Sie im Gespräch nicht angeschaut hat? In der Regel ist man verwirrt oder abgelenkt und achtet nicht mehr auf das, was das Gegenüber inhaltlich sagt. Ihr Blick stellt den Kontakt zu den Anwesenden her, kann Zuhörende fesseln und die Inhalte des Themas transportieren. Zuviel Aktivität der Arme dagegen kann beispielsweise ablenkend wirken. Nehmen Sie den Begriff Körpersprache wörtlich und machen Sie sich bewusst, dass Ihre Körperbewegungen nach außen wirken. Zusätzlich können Sie Ihre Stimme und Sprache so nutzen, dass die Zuhörer aufmerksam bleiben. Denken Sie an Hörspiele oder Radioreportagen: Das Variieren der Läutstärke, das Redetempo oder Pausen verleihen dem Gesagten Nachdruck. Bei den ersten Referaten gehört Lampenfieber dazu und kann nur bedingt beeinflusst werden. Wenn Sie im Vorfeld Ihre Präsentation bereits üben konnten, können Sie der Situation aber ein Stück weit die Besonderheit nehmen. Haben Sie keine Angst vor Pannen, wie Versprechern oder vergessenem Wissen, das passiert auch erfahrenen ReferentInnen. Technische Pannen hingegen – ob ihr PC auch wirklich an den Beamer angeschlossen ist – sollten sie versuchen bereits im Vorfeld (z.B. durch einen Probelauf vor dem Vortrag) zu vermeiden. • Das Orientierungstutorium sowie das ZaK stellen Angebote bereit, in denen Sie diese Kompetenzen erlernen und üben können. Auch in der TWA-Werkstatt von Soziale Arbeit plus, die jeden Freitag Nachmittag stattfindet, haben Sie die Möglichkeit, Referate zu üben. 6.1 Visualisieren Beamer, Flipchart und Overheadprojektor helfen, ein Thema zu visualisieren. Die Vorteile bildlicher Darstellungen in Präsentation liegen auf der Hand: Sie können davon ausgehen, 105 dass die „Behaltensquote“ um 30% höher ist, als durch reines Zuhören (vgl. Seifert 2004, S.11). Gut ausgewählt und eingesetzt dienen diese Hilfsmittel dann als visuelle Informationsträger, die das Gesagte unterstreichen, Verstehensprozesse unterstützen können und Kommunikation, bspw. in der anschließenden Diskussionsrunde, ermöglichen. Auch Zahlen und Statistiken können Sie am besten bildlich darstellen und der Inhalte so übersichtlich und verständlich zusammenfassen. Bildliche Darstellungen eignen sich auch, um den Zuhörenden Strukturen, Abläufe oder Prozesse zu verdeutlichen. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die gängigen Möglichkeiten, Inhalte zu visualisieren: Was? Flipchart DIN-A-1 Blätter „rollender Block“ Overhead-Projektor Folien; in der Regel in jedem Seminarraum vorhanden; Beamer in fast jedem Seminarraum vorhanden; freie, weiße Wand nötig; Ausleihmöglichkeiten im Medienbüro; Beamerkabel notwendig; ggf. Verdunklung notwendig Tafel oder Whiteboard An der Fakultät finden sie in der Regel eher Whiteboards als Tafeln • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Wandzeitung oder Poster Paketpapier oder Tapetenrolle; Großflächige Papiere als Teilstücke (mindestens DIN-A-4 oder 3); Kreative Gestaltung im Vordergrund • • • • • Pinnwand Moderationskoffer und -materialien nötig; Nicht in jedem Seminarraum vorhanden; Nutzung sollte vorher erprobt werden (z.B. • • • Eigenschaften Darstellung vorbereiteter Inhalte (z.B. Gliederung) situative Entwicklung von Inhalten vor den Augen der Zuhörenden Inhalte können die ganze Zeit sichtbar gehalten werden zur Präsentation vorbereiteter Folien Folien können auch situativ, während des Seminars entwickelt werden leichte Transportierbarkeit Folien können als Handout kopiert werden Visualisierungen beleiben nur für die Dauer der Projektion sichtbar viele Gestaltungsmöglichkeiten (per Hand oder PC) Visualisierungen können dynamisch gestaltet werden Audio- und Videodateien sind einsetzbar Gefahr technischer Pannen Gefahr der „Überperfektion“ oder des „Versteckens“ Gefahr der visuellen „Überpräsentation“ von Inhalten dynamische Entwicklung Tafelbilder müssen detailliert geplant werden Gestaltung im Vortrag braucht Zeit, begrenzter Platz, kein Blickkontakt zum Publikum Boardbilder können mit der Kamera dokumentiert werden Whiteboard kann auch als Präsentations- und Projektionsfläche genutzt werden müssen eine bestimmte Größe haben, sonst wirken sie nicht nur für kleinere Gruppen geeignet (max. 20 TN) Wandzeitung sind in sich „selbst“verständlich, klar strukturiert, eindeutig und zielgruppenbezogen laden zum Informieren ein und zur Kommunikation über ein Thema können gut für Ergebnispräsentation genutzt werden geeignet für Arbeit mit kleinen Gruppen (max. 20 TN) zur Präsentation vorbereiteter Darstellungen, Planung erforderlich zur begleiteten Entwicklung von Inhalten 106 • • Anbringen von Karten, eigene Positionierung vor der Wand etc.) Inhalte bleiben sichtbar „das“ Medium in der Moderation Tabelle 14: Übersicht über Möglichkeiten zur Visualisierung von Inhalten (eigene Darst. in Anlehnung an Seifert 2001) 6.2 Das Handout Das Handout ist Teil einer Themenpräsentation. Dieses Papier hilft den Zuhörenden, dem Thema zu folgen und sollte die Struktur der Präsentation widerspiegeln. Auch das Handout unterliegt bestimmten formalen Anforderungen, die Sie an der folgenden Vorlage nachvollziehen können: FH Köln Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften BA Soziale Arbeit WS 2011/12 Modul: DozentIn: ReferentIn(nen): Datum: Thema des Referats Gliederung/ Leitfragen des Referats • • • Gliederungspunkt 1/ Leitfrage 1 Gliederungspunkt 2/ Leitfrage 2 Gliederungspunkt 3/Leitfrage 3 etc. Gliederungspunkt 1 (bei mehreren ReferentInnen, Namen der jew. Referentin angeben) • • • • • das wichtigste in Stichpunkten aufführen ggf. zentrale Begriffe aufführen auch ein aussagkräftiges, zusammenfassenden Bild, ein Schema, eine Grafik kann sinnvoll sein Achten Sie auf die Lesbarkeit, nicht zu viel Text aufs Blatt packen Wenn Sie das Handout geschrieben haben, alles Unwichtige streichen Gliederungspunkt 2 (bei mehreren ReferentInnen, Namen der jew. Referentin angeben) • • • Gliederungspunkt 3 (bei mehreren ReferentInnen, Namen der jew. Referentin angeben) • • • 107 Literatur Abbildung 18: Handout In die Kopfzeile kommen alle Angaben zu Ihrem Studiengang, in den Kopf des Handouts dann alle formalen Angaben. Überschrift Ihres Handouts ist das Thema des Referats. Anschließend verschaffen Sie der LeserIn einen Überblick, indem Sie die einzelnen Gliederungspunkte oder Leitfragen des Referats auflisten und die Inhalte kurz und prägnant zusammenfassen. Ein Handout soll den ZuhörerInnen das Mitdenken und Mitschreiben nicht abnehmen, sondern die Ergebnisse des Referates sichern. An das Ende des Handouts gehört eine Literaturliste, deren Form im Kapitel „Wissenschaftliches Schreiben“ nachzulesen ist. Wird das Referat verschriftlicht, benötigt der Text außerdem ein Deckblatt, ein Inhalts- und Literaturverzeichnis. Sie können sich hier an den Ausführungen zu schriftlichen Arbeiten orientieren. In den meisten Fällen schließt sich an das Referat noch eine Fragerunde oder eine Diskussion an. Wie man eine Diskussion moderiert und sich an ihr beteiligt, erfahren Sie im nächsten Kapitel. 6.3 Diskussion und Moderation Nachdem sie den ZuhörerInnen für Ihre Aufmerksamkeit gedankt haben, können Fragen geklärt werden. Diese Fragerunden dienen dazu, das referierte Thema im Plenum zu vertiefen. Diskussionen leben davon, dass die Beteiligten verschiedenen Standpunkte zu einem Thema einbringen. In Diskussionsbeiträgen wird Gesagtes kritisch hinterfragt, die eigenen Behauptungen werden mit Argumenten untermauert und Schlussfolgerungen aus den Diskussionsbeiträgen gezogen. 108 Eine Diskussion soll und darf kontrovers sein, die Argumentation muss jedoch immer auf der Sachebene geführt werden. Achten Sie darauf, dass Sie im Eifer des Gefechts nicht persönlich oder moralisch argumentieren. Eine konstruktive und sachliche Auseinandersetzung mit anderen Standpunkten führt häufig zu neuen Sichtweisen und Erkenntnissen. Darüber hinaus können Sie überprüfen, ob Ihre Argumente tatsächlich „wasserfest“ sind und einer fachlichen Diskussion standhalten. Hat eine KommilitonIn in einer Diskussion schon einmal einen Redebeitrag erbracht, während Sie noch dabei waren den gleichen Gedankengang im Kopf zu formulieren? Haben sie das Gefühl, Ihre Beiträge klingen banal? Diese Tipps helfen Ihnen, sicher und souverän mitzudiskutieren (vgl. Franck 2004, S. 32–48): • Bestimmt argumentieren: Aussagen machen, statt Fragen stellen; vermeiden Sie Sätze im Konjunktiv oder Entschuldigungen; treffen Sie Ich-Aussagen; begründen Sie Ihre Behauptungen; beziehen Sie einen Standpunkt; ziehen Sie Schlussfolgerungen; fassen Sie sich kurz; achten Sie auf nonverbale Signale (Augenkontakt halten,...) • Gelassen bleiben: Bleiben Sie sachlich; geraten Sie nicht unter Rechtfertigungszwang; hören Sie aus Fragen oder Aussagen anderer nicht stets eine Kritik heraus; nehmen Sie Beiträge nicht persönlich; Gelassenheit ist besser als Schlagfertigkeit Wie für so vieles gilt auch für Diskussionen: üben, üben, üben. Denken Sie daran, dass Sie auch in der Praxis immer Ihre eigene Position vertreten und begründen müssen sowohl vor Ihren KollegInnen als auch nach Außen. Im Gegensatz zur aktiven DiskussionsteilnehmerIn bringt die Diskussionsleitung die eigene Meinung nur sehr zurückhalten ein und greift eher strukturierend als argumentierend in die Diskussion ein. Damit Sie sich im Diskutieren üben können, wird zumindest in den ersten Semestern meist Ihre DozentIn die Diskussionsleitung übernehmen. Auch erfordert die Leitung von Diskussionen Moderationsfähigkeiten. Eine Diskussion erfolgreich zu moderieren bedeutet, die Diskutierenden bei der Sache zu halten und der Diskussion insgesamt eine Struktur zu geben, ein konstruktives Diskussionsklima zu schaffen, auf Störungen einzugehen sowie jedem die Möglichkeit zu geben, zu Wort kommen zu können. Auch die Eröffnung einer Diskussionsrunde ist nicht immer problemlos. Es kann 109 passieren, dass nach Ihrem Referat niemand eine Frage stellt oder keiner der Anwesenden seine Meinung zum eben Gehörten äußert. Diese Situation können Sie umgehen, indem Sie weiterführende Fragen stellen – ggf. Fragen, die in Ihrem Vortrag offen geblieben sind oder die Sie bei der Vorbereitung des Referates beschäftigten. Auch provokante Thesen, ein Comic oder ein gut gewähltes Bild kann eine Diskussion entfachen. Ähnlich wie bei der Einleitung Ihres Referats sollen diese Mittel die Aufmerksamkeit Ihrer KommilitonInnen binden und zur Kommunikation anregen. Eine Diskussion einzuleiten und zu moderieren ist nicht einfach und erfordert Übung. Nutzen Sie deshalb jede Möglichkeit, sich sowohl in der Rolle der DiskussionsteilnehmerIn als auch der Moderatorin zu üben. Die Fähigkeiten, die Sie hierbei erwerben, werden Ihnen in Ihrem späteren Berufsleben sehr nützlich sein. • Tipp: Das Zentrum für außerfachliche Kompetenz (ZaK) bieten in jedem Semester Kurse im Bereich Rhetorik, freies Reden, Kommunikation in Gruppen und Moderation an. Nicht nur das kritische Diskutieren von Inhalten gehört zu den Grundkompetenzen, die Sie über das Studium hinaus brauchen werden, sonder auch die Fähigkeit konstruktiv Kritik zu äußern. Wie Sie Feedback richtig geben und nehmen, erfahren Sie im folgenden Kapitel. 6.4 Das Feedback Sie haben Ihre Präsentation geschafft – fast. Auch wenn es Sie Überwindung kostet, sich der Meinung anderer zu stellen, fordern Sie ein Feedback ein. Nur so können Sie etwas über Ihren Vortragsstil lernen und sich weiterentwickeln. Üben Sie in ihren Seminaren „Feedbackkultur“. Die folgenden „Regeln“ dienen als Richtschnur für das Geben und Nehmen eines Feedbacks: Feedback-Geber • Beziehen Sie sich auf konkrete, beobachtete Einzelheiten (keine Pauschalisierung). • Bemühen Sie sich um eine präzise Beschreibung (nicht bewertend/interpretierend). • Beschreiben Sie Ihre eigene Wahrnehmung (subjektiv). Treffen Sie „Ich-Aussagen“. • Seinen Sie offen, ehrlich, authentisch, aber nicht verletzend. • Feedback ist immer konstruktiv. Geben sie es nur, wenn es hilfreich sein kann und gewollt ist. • Moralische oder persönliche Bewertungen sowie einseitige Deutungen sind Fehl am Platz. 110 • Beziehen Sie sich auf aktuelles Verhalten während des Vortrags, nicht auf vergangenes Verhalten. Geben Sie Ihr Feedback immer unmittelbar und zeitnah. • Feedback beinhaltet positive und negative Rückmeldungen, wobei die negative Rückmeldung zwischen die positiven Elemente gebettet wird (Sandwichmethode). Feedback-Nehmer • Hören Sie aufmerksam zu. • Lassen Sie die Gesprächspartner ausreden. • Fragen Sie bei Unverständnis oder Unklarheiten nach. • Verfallen Sie nicht in Rechtfertigungen, keine Kommentierung des Gesagten. • Reflektieren Sie, was von dem vorgetragenen Feedback Relevanz für Ihr Handeln haben soll und was nicht. • Kritik zu äußern fällt vielen schwer: Bedanken Sie sich für das Feedback. Diese Regeln machen deutlich: Feedback hat nichts damit zu tun, am Ende einer Präsentation der FeedbacknehmerIn einfach etwas Aufmunterndes und Nettes zusagen, weil sie sich nicht sicher sind, ob ihr Gegenüber ihre Kritik verträgt. Es kommt darauf an, wie Sie Feedback geben. Ein gut platziertes und konstruktiv formuliertes Feedback hilft, sich weiterzuentwickeln und aus Flüchtigkeitsfehlern oder Anfangsschwierigkeiten zu lernen. Das eigene Vorgehen durch die Brille der Anderen zu betrachten, eröffnet Ihnen die Chance, eigenen Stärken und Schwächen besser einschätzen zu lernen. 111 7 Schluss Erinnern Sie sich noch an den Beginn dieses Skriptes? Dort haben wir Ihnen dargelegt, was Wissenschaft ausmacht: Kritik, Transparenz und Objektivität. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, Wissenschaftlichen hat Wissenschaft Arbeitens entwickelt. eigene Wir Arbeitsweisen, haben erläutert, die Techniken wie Sie eine wissenschaftliche Fragestellung erarbeiten. Um eine solche Frage zu beantworten, brauchen Sie bestimmte Grundkompetenzen: das Schreiben, Lesen und Recherchieren. Wir haben Ihnen dann verschiedenen Formen der Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse vorgestellt, die schriftliche Hausarbeit, die mündliche Präsentation und weitere Formen. In allen Kapiteln haben wir den Bogen zur Praxis geschlagen und gezeigt, dass Techniken wissenschaftlichen Arbeitens nicht nur grundlegend für ein Studium sind, sondern für die Soziale Arbeit allgemein. Auch in der Praxis Sozialer Arbeit müssen Sie argumentativ von Ihrer Sache überzeugen können. Sie müssen sicher Protokolle schreiben können, um die Ergebnisse einer Sitzung fest zu halten. Arbeitsplätze im Feld der Sozialen Arbeit sind zunehmend zeitlich befristete Projektstellen, das Schreiben von Projektanträgen dient der eigenen Stellensicherung. Dieses Skript sollte Ihnen beim wissenschaftlichen Arbeiten einen Orientierungsrahmen geben. Mit Hilfe der Arbeitsunterlagen in den Seminaren „Techniken wissenschaftlichen Arbeitens“ haben wir versucht, die vorhandene Literatur anwendungsbezogen für Ihr Studium aufzuarbeiten. Ob uns das gelungen ist, wissen Sie am besten. Nehmen Sie uns beim Wort und trauen Sie sich, dieses Skript zu kritisieren. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung. Sie werden sich im Laufe des Studiums die Techniken wissenschaftlichen Arbeitens immer mehr zu Eigen machen und nur noch Gelegentlich in diesem Skript nachschlagen müssen. Das Belegen von Quellen, der kritische Umgang mit Texten wird so selbstverständlich werden, wie der Umgang mit Schere und Papier. Schließlich sind Techniken auch nur Techniken: Sie sind kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, spannende Themen zu erarbeiten und zu präsentieren. 112 Literaturverzeichnis Bänsch, Axel (2008): Wissenschaftliches Arbeiten. 9., unveränd. Aufl. München, Wien: Oldenbourg. Boeglin, Martha (2007): Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt. 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