Gebrauchsanalyse eines historischen Lernorts

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Gebrauchsanalyse eines historischen Lernorts
Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
Exposé zum Dissertationsprojekt:
Gebrauchsanalyse eines historischen Lernorts:
Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur auf dem Rütli
Doktorand: Martin Schaub
Betreuer: Prof. Dr. Marko Demantowsky, PH FHNW
Zürich, 3.4.2013
1. Forschungsthema, Inhalte und Relevanz
1.1 Das Thema in Kürze
In diesem Dissertationsprojekt steht die geschichtskulturelle Gebrauchsanalyse eines Denkmals im Zentrum, und zwar des Rütlis. Statt Genese und diachronem Entwicklungs-Längsschnitt interessiert vielmehr, wie und warum das Denkmal heute besucht, benutzt, erfahren
wird und wie und ob es als historischer Lernort1 resp. als Ort informellen Lernens funktioniert.2
1.2 Das Rütli als Denkmal
Denkmälern kommt eine explizit appellative Funktion zu, wie die als klassisch geltende Definition von Mittig zeigt.3 Demnach wird das Denkmal als „ein in der Öffentlichkeit errichtetes und
für die Dauer bestimmtes materielles, vor allem plastisches, möglicherweise mit Inschriften
ausgestattetes (Kunst-)Werk verstanden, das an Personen oder Ereignisse erinnern und aus
dieser Erinnerung einen Anspruch seiner Urheber, eine Lehre oder einen Appell an die Gesellschaft ableiten und historisch begründen soll.“ Diese Definition weist bereits auf die Funktionen eines Denkmals hin, die im von Jeismann dargestellten „Zusammenhang von Vergangenheitsdeutung, Gegenwartsverständnis und Zukunftsperspektive“ verknüpft werden.4 Von
besonderer Bedeutung erscheinen die beiden letzteren Aspekte, indem sie nämlich Orientierungsbedürfnisse decken und nach Young dem Staat immer auch als „Projektion von idealisierten Formen und Bedeutungen“ dienen und „spezifische historische Interpretationen“ konkretisieren.5
Für die geplante Arbeit habe ich das Rütli ausgesucht, das sich zum Einen für die Analyse der
Denkmalsfunktionen nach Jeismann, zum Anderen dementsprechend für die Gebrauchsanalyse in mehrfacher Hinsicht besonders eignet:
• Es hat im schweizerischen Kontext den Status eines Nationaldenkmals und repräsentiert
den lebendig gehaltenen Gründungs- und Unabhängigkeitsmythos der Schweiz.
• Bewusst denkmalfrei gehalten, stellt die inszenierte Landschaft mit Gedenkplätzen ein
Denkmal dar, das zur Begehung, zum Erleben einlädt.
• Wegen seiner abgeschiedenen Lage am steilabfallenden Seeufer ist das Rütli nur per
Schiff oder Wanderweg erreichbar. Dieser Umstand ist für eine empirische Studie besonders vorteilhaft, da – im Gegensatz zu Denkmälern, die an stark frequentierten Orten im urbanen Raum stehen – die Besucher nicht zufällig, sondern grösstenteils absichtlich den historischen Ort aufsuchen.
1 Ganz im Sinne der Definition von Mayer, Lernorte, S. 389f. 2 Diese Arbeit knüpft mit ihrer Ausrichtung an die von Schönemann geforderte geschichtskulturell akzentuierte Lernbi-­‐
ographie-­‐ und Sozialisationsforschung, die untersuchen soll, wie Bildung individuellen Geschichtsbewusstseins ge-­‐
schichtskulturell stimuliert und beeinflusst wird, Schönemann, Wiederholungsstruktur, S. 189. 3 Mittig, Denkmäler, S. 7. 4 Jeismann, Geschichte, Untertitel. 5 Young, Formen, S. 28f. 1 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
• Das Rütli wird jährlich von über 100'000 Personen besucht, darunter zahlreichen Schulklassen.6
Zur Erläuterung dieser Punkte folgt ein schlaglichtartiger Überblick auf die Entstehung und
Entwicklung des Landschaftsdenkmals.
Das Rütli gilt als das Nationaldenkmal der Schweiz schlechthin. Dieses Denkmal ist zum einen
ein geographischer Ort, der eine Fläche von gut 62'000 m2 umfasst und am westlichen Ufer
des Urnersees im Kanton Uri liegt. Zum anderen kommt ihm eine wichtige politischideologische Funktion zu, die den schweizerischen Gründungsmythos massgeblich prägt. Auf
dem Rütli verschwörten sich bekanntlich die drei Vertreter der Urkantone, um das Joch der
habsburgischen Herrschaft abzuschütteln und besiegelten diesen Bund mit dem Bundesbrief.
Diese Urkunde wird heute im Bundesbriefarchiv in Schwyz aufbewahrt. Geschichtswissenschaftliche Interpretationen weisen das Dokument als im 13. Jh. gängigen Versuch aus, den
Landfrieden zu sichern - konspirativen, adelsfeindlichen noch einen staatsbildenden Facetten
lassen sich darin nicht finden.
Die beiden Historiker Ägidius Tschudi und Johannes von Müller tradierten dieses Bild der Befreiungtradition, reicherten es an – indem sie es u.a. mit der Tellen-Geschichte verbanden.
Friedrich von Schiller schliesslich schuf auf dieser Basis seinen Wilhelm Tell, der zum strärksten Mulitplikator des Mythos wurde.
Für den neuen, 1848 gegründeten Bundesstaat diente der Rütlischwur als historische Legitimation, dementsprechend erfuhr das Rütli grosse Aufmerksamkeit: Die schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft erwarb die Wiese nach einer nationalen Sammelaktion, schenkte sie
der Bundesregierung, um sie zur treuhänderischen Verwaltung zurückzubekommen.
Das Rütli erfuhr eine landschaftsarchitektonische Inszenierung, blieb jedoch als Landschaftsdenkmal denkmalfrei – eine Denkmalslandschaft entstand hingegen rund um den Urnersee,
1859 mit der Einweihung des Schillersteins, dem Neubau der Tellskapelle 1873 und der Errichtung des Telldenkmals in Altdorf, drei Jahre später; in den Dreissiger Jahren des 20. Jh.
kamen die Wiederherstellung der Hohlen Gasse bei Küssnacht und der Bau des Bundesbriefarchivs in Schwyz hinzu.
Die starke politisch-ideologische Bedeutung des Rütlis bewog General Guisan 1940 – im Sinn
der geistigen Landesverteidigung –, das Armeekader symbolträchtig auf der Rütliwiese zu
versammeln, um den Wehrwillen der von aussen bedrohten Nation zu bekräftigen. Dadurch
verdoppelte er sozusagen den Befreiungsmythos des Rütli – es repräsentierte nun als aktualisiertes nationales Symbol Vaterlandsliebe, republikanischer Einfachheit, Freiheitsbedürfnis
etc. Die jährlichen 1.-August-Feiern sowie mit nationalen Jubiläumsveranstaltungen (1941,
1989, 1991) zeigen die Lebendigkeit der Mythen.
Zu den für die gegenwärtige Nutzung wichtigen Aspekten gehört erstens das 1998 eingerichtete Rütlimemo, ein Museum rund um das Rütli, zweitens die 2012 abgeschlossene Restaurierung des Rütlis mit landschaftsarchitektonischen Entwicklungsmassnahmen und drittens
schliesslich die jährlich über 100'000 Besucher, welche die geschichtskulturelle und touristische Bedeutung des Orts demonstrieren.
1.3 Informelles Lernen
Die individuelle historische Konstruktion besteht einerseits aus historischem, tendenziell wissenschaftlich basiertem Wissen, andererseits aus sogenannten subjektiven Theorien oder
Alltagswissen.7 Ersteres vermittelt idealerweise der Geschichtsunterricht, letztere werden in
der Regel ausserhalb, vor oder neben der Schule erworben und haben sich als Erklärungshilfe
für bestimmte Ereignisse bewährt – auch und sogar im Geschichtsunterricht.8 Solche Alltagstheorien entstammen weniger dem ausserschulischen Lernen, wenn darunter schulische
Lernsettings ausserhalb des Schulzimmers (z.B. Exkursionen) gemeint sind.9 Vielmehr entste-
6 http://www.ruetli.ch/de/excursion; Download vom 22.03.2013
. 8 Günther-­‐Arndt, Conceptual Chang-­‐Forschung, S. 274. 7 Günther-­‐Arndt, Conceptual Change-­‐Forschung, S. 253
9 So z.B. Erdmann, Geschichte, S. 216. 2 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
hen die Alltagstheorien im ausserschulischen Lernen, das die Schülerinnen und Schüler eben
ausserhalb eines schulischen Kontextes erwerben10, das jedoch bewusster geschieht als Alltagswahrnehmungen oder sogar die allgemeine Sozialisierung.11 In diesem Sinn ist das informelle Lernen Gegenstand des vorliegenden Projekts.
1.4 Geschichtskultur und Geschichtsbewusstsein
Die Kategorie des Geschichtsbewusstseins spielt nicht nur seit längerem in der Geschichtsdidaktik eine zentrale Rolle, sondern stellt auch für das Projekt der Gebrauchsanalyse des Rütlis
eine wichtige theoretische Grundlage dar.12 Das Geschichtsbewusstsein lässt sich als „das
Insgesamt der unterschiedlichsten Vorstellungen von und Einstellungen zur Vergangenheit“
definieren und beinhaltet somit sowohl psychologische als auch soziologische Bestandteile.13
Dem Geschichtsbewusstsein gegenüber steht die Kategorie der Geschichtskultur. Sie bezeichnet die Institutionen und Organisationsformen der kollektiven Erinnerung, die die Funktionen der Belehrung, der Unterhaltung, der Legitimation, der Kritik, der Ablenkung der Aufklärung und anderer Erinnerungsmodi in die historische Erinnerung integriert.14 Das Denkmal nun
stellt eine geschichtskulturelle Objektivation dar, dessen Analyse mit dem angeführten Forschungsthema mehrdimensional (bezüglich der Funktionen der Erinnerung) und aus der Gegenwartsperspektive heraus untersucht werden soll.
Geschichtskultur kann in unterschiedlicher Weise in Beziehung zum individuellen Geschichtsbewusstsein treten;15 dieses Verhältnis wird in Kapitel 2.2 dieses Exposés beschrieben.
2. Forschungsstand
2.1 Denkmalsforschung
Erinnerungsorten resp. Denkmälern kommt im kulturwissenschaftlichen Diskurs seit der Publikation von Noras „Lieux de mémoire“ grosse Beachtung zu, zahlreiche nationale Erinnerungsort-Inventare erschienen in den vergangenen Jahren.16 Für die Schweiz hat Kreis eine Denkmalstopographie vorgelegt, welche die wichtigsten Denkmäler kultur- und mentalitätsgeschichtlich darstellt.17 Darin findet die Denkmalsnutzung jedoch nur eine marginale Erwähnung, die zudem vor allem auf die politische Indienstnahme fokussiert. Gleiches lässt sich
auch für die Rütli-Monographie des gleichen Autors sagen.18 Darin widerspiegelt sich exemplarisch das Erkenntnisinteresse der bisher dominierenden Denkmalsforschung.
Besucherforschung im Denkmalsbereich ist wissenschaftliches Neuland. Von Motiven, Erwartungen, Verarbeitungsprozessen von Besuchern ist praktisch nichts bekannt, die Diskrepanz
zwischen politischen Absichten etwa oder normativen Aussagen einerseits und dem Unwissen
über Wirkungen des Besuchs andererseits ist gross. Ähnliches hat Pampel bereits für Gedenkstätten festgestellt, wo empirische Untersuchungen aus der Besucherperspektive – besonders auch für nicht schulisch motivierte Besuche - ebenfalls noch zu selten sind.19 Gudehus20 plädiert zudem dafür, dass bei der Wirkungsforschung nicht vorschnell von normativen
Unterstellungen ausgegangen werden sollte – wie es bisher häufig geschah. Damit meint er,
dass der Forschende bei Befragungen von dem ausgeht, was seiner Meinung am Ort gelernt
10 von Borries, Orte, S. 26. 11 Livingstone, Informelles Lernen, S. 68f.
12 1976 bestimmte Jeismann das „Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft“ als Gegenstand der Geschichtsdidaktik, zit. nach Schönemann, Wiederholungsstruktur, S. 182. 13 Jeismann, Didaktik, S. 12f. und Demantowsky, Geschichtskultur, S. 14. Rüsen, Geschichtskultur, S. 4. 15 Rüsen, Geschichtskultur, S. 5. 14
16 Einen kommentierenden Überblick gibt Robbe, Erinnerungsorte, S. 194. 17 Kreis, Zeitzeichen. 18 Kreis, Mythos Rütli. 19 Pampel, Mit eigenen Augen, S. 12 und 20. 20 Gudehus, Überlegungen, o.S. 3 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
werden soll. Daraus würde zum Einen eine eingeschränkte Forschungsperspektive resultieren, zum Anderen bezweifelt Gudehus die dadurch gewonnenen Ergebnisse.
Für das Rütli liegen bisher zwar keine empirisch gestützten Gebrauchsanalysen vor, dafür
aber die Monographie von Kreis, in welcher er die Entstehung, Tradierung und Weiterentwicklung des Mythos be- und ausleuchtet. Ausführlich zeigt er dabei die politische Inanspruchnahme und Instrumentalisierung auf, welche nicht zuletzt im 20. Jh. sehr ausgeprägt war. Mit
mediävistischer Sorgfalt hat Sablonier den Bundesbrief von 1291, der für den Mythos Rütli
grosse Bedeutung hat, detailliert analysiert und interpretiert und damit dem mythischen Strang
einen geschichtswissenschaftlich fundierten an die Seite gestellt.
Dieser Dichotomie geht auch Kübler nach, und zwar mit Blick auf die Materialien, die Grundschul-Lehrkräften zur Vorbereitung und Durchführung von Unterricht über die Gründungsgeschichte der Eidgenossenschaft zur Verfügung stehen. 21 Das Fazit seiner Untersuchung
besteht darin, dass gerade diejenigen Materialien, die als Zielpublikum die Schülerinnen und
Schüler aufweisen, noch stark dem mythisch-identitätsbildenden Paradigma verpflichtet sind
und die fachwissenschaftlich modernen Sichtweisen kaum miteinbeziehen.22
2.2 Geschichtskultur und Geschichtsbewusstsein
Rüsen, anknüpfend an der Deutungsfunktion von Kultur in modernen Gesellschaften, schlägt
drei Dimensionen der Geschichtskultur vor, die ästhetische, die politische und die kognitive,
denen die Prinzipien Schönheit, Macht und Wahrheit entsprechen und anthropologisch in der
Trias Gefühl, Wille und Verstand widerspiegelt werden.23 Diese Dimensionen sind nicht isoliert
oder gar konkurrierend zu einander zu verstehen, sondern vielmehr als verbunden und in Beziehung stehend.
Schönemann nimmt das Modell von Rüsen zwar auf, kritisiert daran jedoch die anthropologische Verengung sowie die fehlende Historisierung der Dimensionen24 und gibt dem Modell in
vierfacher Hinsicht eine neue Richtung.
a) Vier-Dimensionen-Modell: Um das Konzept der Geschichtskultur operationalisierbar zu
machen, definiert Schönemann die vier Dimensionen mit kommunikationstheoretischem
Fokus:25
• eine institutionelle (Rahmen geschichtskultureller Praxis wie Schulen, Archive, Museen
etc.)
• eine professionelle (spezifische Akteure wie Lehrer, Wissenschaftler, Künstler etc.)
• eine mediale (Vermittlungsformen wie Buch, Film, Lied etc.)
• eine adressatenspezifische Dimension (Adressaten geschichtskultureller Phänomenen
wie Schichten, Ethnien, Berufe etc.)
Diese Differenzierung befürwortet Demantowsky, plädiert jedoch gleichzeitig dafür, dass die
institutionelle Dimension den anderen heuristisch übergeordnet ist.26
b) Unterscheidung zwischen individuellen Geschichtsbildern (Geschichtsbewusstsein) und
kollektiven Vorstellungen (Geschichtskultur):27 Dabei ist Geschichtskultur keineswegs Abbild von Geschichtsbewusstsein, vielmehr besteht zwischen diesen beiden Perspektiven
eine diskursive und dynamische Beziehung.28
21 Kübler, Historisches Lernen. S. 2. 22 Kübler, Historisches Lernen, S. 10f. 23 Rüsen Geschichtskultur, S. 11ff. Schönemann, Geschichtsdidaktik, S. 50-­‐55; er fügt noch weitere Dimensionen hinzu: die professionelle, die mediale, 24 Schönemann, Wiederholungsstruktur, S. 183f.
25
die adressatenspezifische, S. 39f. Kirsch schlägt eine zusätzliche Dimension vor, die ökonomische (Kirsch, Mythos, S. 20. 26 Demantowsky, Geschichtskultur, S. 15; die Hierarchisierung biete sich bei der Analyse sozialer Verhältnisse generell an. 27 Schönemann, Geschichtsdidaktik, S. 44ff.
28 Thünemann lässt diese Dichotomie einfliessen in seine Unterscheidung von Gedächtnis-­‐ und Erinnerungsort. Ersteres versteht er als individueller Prozess, während letzterer kollektiv-­‐institutionalisiert, ritualisiert ist (Thünemann, Holo-­‐
caust, S. 26). 4 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
Erdmann weist diese Kategorien zurück, die gemäss Schönemann der Zentralkategorie des
Geschichtsbewusstseins in der Gesellschaft untergeordnet sind.29 Sie sieht darin die Gefahr eine Begriffsverwirrung zwischen Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft und dem
Geschichtsbewusstsein und schlägt stattdessen ein Modell vor, welches das Geschichtsbewusstsein als zentrale Kategorie den beiden Kategorien Geschichtskultur (kollektive
Sicht; mit den drei Dimensionen nach Rüsen) und historisches Verstehen (individuelle
Sicht) zeigt.
In Anlehnung an Schönemann interpretiert Demantowsky diese Beziehung als Regelkreis.30
Das Individuum konstruiert sein Geschichtsbewusstsein individuell, das durch Verbalisierung zur Narration wird. Findet diese Narration soziale Anerkennung, wird sie externalisiert
und in die institutionalisierten Basisnarrative (kollektive Konstrukte der Geschichtskultur)
aufgenommen. Umgekehrt internalisiert das Individuum Basisnarrative, indem es sie anerkennt und identitätswirksam aufnimmt. Die institutionalisierten Basisnarrative ihrerseits erweisen sich als träge, geschützt durch die geschichtskulturellen Professionen.
c) Historisierbarkeit und -notwendigkeit des Konzepts der Geschichtskultur.31 Nach Demantowsky sollte der Historisierbarkeit des Konzepts eine Zukunftsdeutung an die Seite gestellt
werden, da geschichtskulturelle Vergangenheit und Gegenwart vor allem auch im Vergleich
mit dem Zukünftigen noch zusätzlich an Gestalt gewinnt.32
d) Geschichtskulturelle Leitmuster: Geschichte als Nutzen, Geschichte als Bildung, Geschichte als Erlebnis.33 In dieser chronologischen Reihung lassen sich unschwer Vormoderne,
Moderne und Postmoderne erkennen. Demantowsky bezweifelt den postulierten Abschluss
der Moderne, konzediert aber, dass man sich die Leitmuster als gleichzeitig existierend,
sich überlappend vorstellen muss.34
2.3 Historischer Lernort
Das Leitmuster der Geschichte als Erlebnis erhält eine Entsprechung in Hettlings Theorie des
Erlebnisortes, die für die vorliegende Arbeit ebenfalls als theoretische Grundlage fruchtbar
gemacht werden soll.35
Hettling analysiert den sozialen Umgang mit einem historischen Ort und führt als zentralen
Begriff den Erlebnisraum ein.36 Jede Gesellschaft verfügt über ein kohärentes symbolisches
Ausdruckssystem, das sich nur verstehen lässt, wenn die Analyse sowohl die Objekte und
Zeichen als auch das menschliche Handeln fokussiert. Dementsprechend konstituieren drei
Faktoren einen Erlebnisraum: Denkmal, Fest und Mythos.37 Die Überprüfung resp. Fruchtbarmachung von Hettlings Postulat ist bis heute ein wissenschaftliches Desiderat geblieben.
Deshalb nun nimmt Demantowsky Hettlings Ansatz des Erlebnisraums auf, um ihn zu erweitern und für die didaktische Forschung anwendbar zu machen. Dazu deutet er das Erlebnis
aus lernpsychologischer Perspektive: Es führt zu kognitiven Dissonanzen und ermöglicht, eingeübte Denkschemata zu überschreiten und Lernprozesse auszulösen.38 Damit wird der historische Lern-Ort zum geschichtsbezogenen Erlebnisraum, der Vergangenes in seiner aktuellen
Form inszeniert: Hier soll man nicht das lernen, was einstmals gelernt werden sollte, sondern
das, was heute gelernt werden kann. Diese Inszenierung wird von denselben drei basalen
29 Erdmann, Geschichtsbewusstsein, S. 189f.
Demantowsky, unveröffentlicher Artikel. 30
31 Schönemann, Wiederholungsstruktur, S. 184.
32 Demantowsky, Geschichtskultur, S. 15.
Schönemann, Forschungskonzept, S. 80. 35 Hettling, Erlebnisraum, S. 420. 36 Hettling, Erlebnisraum, S. 420-­‐423. 33
34 Demantowsky, Geschichtskultur, S. 16. 37 Als weiteren Faktor führt er zudem die Natur an, die beim Rütli das eigentliche Denkmal ersetzt; Hettling, Erlebnis-­‐
raum, S. 422. 38 Demantowsky, Gedenkstätten, S. 151-­‐155.
5 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
Faktoren Denkmal, Ritus und Mythos39 bestimmt, die als geschichtskulturelle Analysekriterien
dienen und damit einen anschlussfähigen Forschungsansatz bilden.
Seine vorgeschlagene didaktische Erweiterung skizziert Demantowsky anhand eines authentischen, geschichtsbezogenen Erlebnisraums, des niederösterreichischen Klein-Wetzdorfer
Heldenbergs.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der geschichtskulturelle Regelkreis, der LernOrt-Ansatz als auch die Dualität von Alltags- und wissenschaftsbasiertem Wissen die wissenschaftliche Anschlussfähigkeit sicherstellen und sich für das geplante Forschungsprojekt operationalisieren lassen (Fragebogen-Entwicklung, Kriterien für die inhaltliche Analyse der verschrifteten Kommunikation).
2.4 Institutionelle und inhaltliche Situierung des vorliegenden Projekts
Im Rahmen der von Prof. Dr. M. Demantowsky, PH FHNW, betreuten Forschungsgruppe, die
sich der geschichtskulturellen Denkmalsanalyse widmet, erscheint 2013 eine erste Arbeit zum
Deutschen Eck in Koblenz. In seiner Dissertation untersucht Marco Zerwas die Dynamik und
Variabilität geschichtskultureller Deutungsmuster dieses Nationaldenkmals. Im Gegensatz
dazu fokussiert das vorliegende Projekt weniger auf die diachrone Entwicklung der geschichtskulturellen Deutungsmuster, sondern unternimmt einen gegenwartsbezogenen Synchronschnitt und vergrössert so den Anwendungsbereich von Demantowskys ErlebnisraumAnsatz.
3. Forschungsdesign
3.1 Fragestellungen
Die folgenden Fragestellungen, die im Zentrum der Arbeit stehen, zielen einerseits auf die
unbewusst vorhandenen Geschichtsvorstellungen ab, andererseits aber auch auf die Wissensbestände, beide Dimensionen sodann in ihrer Veränderung durch das Rütli-Erlebnis. Eingerahmt wird diese Gebrauchsanalyse durch eine Gegenstandsanalyse, indem die Intentionalität des Orts untersucht wird.
A) Gegenstandsanalyse
• Wie lässt sich das Rütli nach Panofsky und geschichtsdidaktisch (historischer Erlebnisort nach Demantowsky) beschreiben und deuten?
• Welche Intentionalitäten lassen sich beim touristischen Angebot ausmachen?
B) Gebrauchsanalyse
• Was sind die Motive für den Rütli-Besuch? Welche Vorstellungen bringen die Besucher
mit (implizierte Theorien oder Schulstoff)? Wer sind die Besucher, was ist deren kulturelles Kapital?
• Was nehmen sie wahr? Welche Erzählungen bekommen sie mit (Führungen, Texte im
Rütlimemo)?
• Welche Erfahrungen (kognitiv, emotional, ästhetisch, religiös) machen sie während des
Besuchs?
• Inwiefern beeinflusst der Besuch des Rütlis a) das Geschichtswissen, b) das Geschichtsbewusstsein?
• Welche Faktoren erleichtern resp. erschweren die Erfahrung, das Lernen und die Verarbeitung des Besuchs?
3.2 Methodologie
Um die formulierten Fragestellungen zu untersuchen, kommen mehrere Methoden aus unterschiedlichen Disziplinen zur Anwendung; dabei ist besonders die Kombination von sozialwissenschaftlichen mit ethnographischen Methoden neuartig und für das Projekt zentral.
39 Während das Denkmal nicht weiter erklärungsbedürftig ist, geht es beim Mythos um ein besonderes vergangenes Ereignis, auf welches das Denkmal hinweist; der Ritus bezeichnet eine aktuelle, habituelle soziale Praxis 6 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
3.2.1 Bildinterpretation
Mithilfe des klassischen Dreischritts der Bildinterpretation nach Panofsky40 und den darauf
aufbauenden methodischen Ansätzen aus sozialwissenschaftlicher Perspektive von Marotzki41
und Bohnsack42 sollen das Rütli als ganzes, aber auch die einzelnen Bestandteile (inkl. das
touristische Angebot wie Ansichtskarten, Souvenirs etc.) semantisch, d.h. vor allem im Hinblick auf deren Intentionalität, analysiert werden. Dadurch lassen sich die Wirkungen des Orts
besser erklären und Verbindungen zu den anderen beiden konstitutiven Merkmalen des historischen Lernorts (neben Denkmal eben Mythos, Ritual) herstellen. Konkret fliessen Erkenntnisse aus dieser Angebotsanalyse in die Konzeption der Kurz-Interviews mit ein.
3.2.2 Empirische Sozialforschung
3.2.2a) Erhebungsmethoden
Vorgesehen ist die Anwendung von Methoden empirischer Sozialforschung mit qualitativem,
trianguliertem Ansatz. Dieser qualitative Zugang bietet sich für das vorliegende Projekt aus
den beiden folgenden Gründen an:43
• Erkenntnisgegenstände sind Deutungs- und Handlungsmuster resp. subjektive Sichtweisen, deren Ausdruck durch vorgegebene Antworten nur unzureichend erfasst werden könnte; persönliche Verarbeitungs- und Reflexionsprozesse sind vielfältig.
• Der Fragestellung liegt eine theorieentdeckende, hypothesengenerierende Forschungslogik
inne. Der explorative Charakter zeigt sich darin, dass, falls sich während Datenerhebung, auswertung und –interpretation neue Auswertungskriterien ergeben, Modifikationen des
operationalisierten Forschungsdesigns möglich sein sollen.
Der Methodenwahl liegt die Kernidee der rekonstruktiven Sozialforschung zugrunde, die davon ausgeht, dass Alltagshandeln der zu Erforschenden auf Wirklichkeitskonstruktionen beruht. Sie zielt darauf ab, Hypothesen bzw. Theorie „auf der Grundlage einer Rekonstruktion
der Alltagspraxis der Erforschten“44 zu generieren.
• Fragenbogen gestützte Kurzinterviews (10’): problemzentriertes Interview nach Witzel45
-­‐ Zeitpunkt/Ort der Erhebung: a) vor Besuch: auf Schiff oder am Eingang zum Gelände; b)
nach Besuch: am Ausgang des Geländes
-­‐ Inhalt – vor dem Besuch: Vorwissen der Besucher (historisch, politisch) resp. deren kulturelles Kapital (Bourdieu); Erwartung an, Gründe für Besuch; sozialdemographische
Daten. Nach dem Besuch: Erfahrungen während des Besuchs,46 visuelle Eindrücke,47
Bedeutung des Besuchs, Anregung von Interesse und Weiterbeschäftigung; Bedeutung
von Gesprächen für die Verarbeitung, Nachdenken über den Besuch
-­‐ Befragte: touristische Individualbesucherinnen und -besucher
-­‐ Stichprobe: Voruntersuchung: je 10; Hauptuntersuchung: je 120
• Leitfaden gestützte Experteninterviews (60’): fokussiertes Interview nach Merton/ Kendall48
-­‐ Zeitpunkt: wenn möglich anlässlich des Besuchs, sonst später
-­‐ Inhalt: Wissen (historisch, politisch), kulturelles Kapital der Befragten (Bourdieu); Erwartung, Erfahrungen während Besuch, Gründe für Besuch; sozialdemographische Daten;
Bedeutung des Besuchs, Nachdenken über den Besuch
40 Panofsky, Ikonographie, S. 223. 41 Marotzki/Stoetzer, Geschichten. 42 Bohnsack, Bildinterpretation. 43 Lamnek, Sozialforschung, S. 243. 44 Bohnsack, Sozialforschung, S. 10. 45 Witzel, Sozialforschung, S. 70. 46 Im Anschluss an Pampel (Mit eigenen Augen, S. 18f) soll unter Erfahrung bewusste wahrgenommene geistige bzw. psychische Phänomene, die zwischen sinnlicher Wahrnehmung und Erkenntnis (mit Reflexion und Durcharbeitung) stehen 47 Weitgehend ungeklärt ist gemäss Rüsen (cit. Pampel, Mit eigenen Augen, S. 19) der Einfluss der visuellen Wahrneh-­‐
mung auf die Gestaltung des Geschichtsbewusstseins. 48 Merton/Kendall, Interview, S. 171ff. 7 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
-­‐ Befragte: Multiplikatoren (z.B. Führer)
-­‐ Stichprobe: Voruntersuchung: je 1; Hauptuntersuchung: je 4
•
Bildanalyse der Fotographien von Rütli-Besuchen, die in Internet-Photosharing-Plattformen
verfügbar sind.
3.2.2b) Auswertungsmethoden
• Interviews, Beobachtungsprotokolle (siehe Kapitel 3.2.2) und Vermittlungstexte (Texte der
Führer und Lehrpersonen): qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (Kodierung dokumentierter Kommunikation) der vollständigen und wortgetreuen Transkription der aufgezeichneten Gespräche, Beobachtungen
• Einzelfallanalysen (Interviews und/oder Beobachtungen)
• Auswertung mithilfe MAXQDATA
• Für die Auswertung der Internet-Photosharing-Plattformen soll die seriell-ikonographische
Fotoanalyse zur Anwendung kommen.49
3.2.3 Teilnehmende Beobachtung
Geplant ist eine systematische, unstrukturierte und strukturierte Beobachtung mit geringem
Partizipationsgrad.50 Folgende Merkmale kennzeichnen die Dichte Beschreibung nach Geertz:51
• Methodischer Dreischritt: genaue Beobachtung, detaillierte Beschreibung, Deutung. Der
letzte Schritt unterscheidet eine phänomenologische, dünne Beschreibung von der dichten.
• Im konkreten Fall geht die Dichte Beschreibung explizit nicht von einem gegenstandsbezogenen theoretischen Modell aus; ein produktives Eindringen in die beobachtete Situation
würde behindert werden. Die Dichte Beschreibung erreicht aber dennoch ein gewisses theoretisches Niveau durch eine genaue Einzelbeschreibung, d.h. durch exemplarische Fallgeschichten, in denen sich Phänomene für einen Moment verdichten.
• Im Gegensatz zur empirischen Sozialforschung interessiert nicht, was die beobachteten
Subjekte sind oder wahrnehmen; interessant ist, was der Beobachter sieht und als bedeutend wahrnimmt.
Die Beobachtung der Besucher (von denen eine Vielzahl auch Befragte sind) erfolgt während
dem Aufenthalt auf dem Gelände, indem ihr Verhalten beobachtet und aufgezeichnet wird.
4. Arbeits- und Zeitplan
2013
2014
2015
2016
2017
Projektstart
- Antrag Pensenentlastung
- Redaktion Exposé
- Abklärungen organisierte Gruppenführungen
- Volumen-Abklärungen Gruppentickets Schiffahrt zum Rütli
- Einarbeitung Methoden
- Angebotsanalyse/ Gegenstandsbeschreibung Rütli
49 Pilarczyk, Mietzner, Fotoanalyse. 50 Lamneck, Sozialforschung, S. 506ff und vor allem Fuhs, Methoden, S. 101ff.
51 Ganzer Abschnitt basiert auf: Klinke, Kulturbegriff, o. S. 8 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
Gegenstandsbeschreibung/Voruntersuchung
- Abklärungen Besucherstruktur
- Vorbereitung und Durchführung Voruntersuchung (inkl. Fragebogen)
- Transkription, Auswertung = Meilenstein
Hauptuntersuchung
- Überarbeitung Fragebogen (nach Auswertung Voruntersuchung)
- Vorbereitung und Durchführung Hauptuntersuchung
- Transkription = Meilenstein
Auswertung/Redaktion
- Auswertung
- Literaturrecherche und –verarbeitung
- Redaktion
- Einreichung = Meilenstein
Prüfung
5. Literaturverzeichnis
5.1 Geschichtlicher Hintergrund
Kreis, Georg: Zeitzeichen für die Ewigkeit. 300 Jahre schweizerische Denkmaltopografie, Zürich 2008.
Kreis, Georg: Mythos Rütli. Geschichte eines Erinnerungsortes, Zürich 2004.
Kreis, Georg: Der Mythos von 1291. Zur Entstehung des schweizerischen Nationalfeiertags, Basel
1991.
Marchal, Guy P.: Schweizer Gebrauchsgeschichte. Geschichtsbilder, Mythenbildung und nationale
Identität, Basel 2006.
Piatti, Barbara: Schauplätze, Handlungsräume, Raumphantasien. Ideen zu einer Geographie der Literatur mit Blick auf Vierwaldstättersee und Gotthard, Göttingen 2008.
Piatti, Barbara: Tells Theater. Eine Kulturgeschichte in fünf Akten zu Friedrich Schillers Wilhelm Tell,
Basel 2004.
Zemp, Ivo; Michel, Kaspar; Bamert, Markus; u. a.: Gesslerburg und Hohle Gasse mit Tellskapelle, Bern
2006.
5.2 Konzept
Assmann, Aleida: Erinnerungsorte und Gedächtnislandschaften, in: Loewy, Hanno; Moltmann,
Bernhard (Hg.): Erlebnis - Gedächtnis – Sinn. Authentische und konstruierte Erinnerung,
Frankfurt am Main/ New York 1996, S. 13–29.
Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen
Hochkulturen, München 2007.
Borries, Bodo von: „Orte“ des Geschichtslernens – Trivialität oder Schlüsselproblem?, in:
Handro, Saskia; Schönemann, Bernd (Hg.): Orte historischen Lernens, Berlin 2008,
S. 11–35.
Borries, Bodo von; Pandel, Hans-Jürgen (Hg.): Geschichtsbewusstsein empirisch, Pfaffenweiler 1991.
Demantowsky, Marko: Das geplante neue Berliner Nationaldenkmal für „Freiheit und Einheit“.
Ansprüche, Geschichte und ein gut gemeinter Vorschlag, in: Handro, Saskia; Schaar-
9 Exposé zum Dissertationsprojekt „Gebrauchsanalyse des Rütli“ (Martin Schaub)
schmidt, Thomas (Hg.): Aufarbeitung der Aufarbeitung: die DDR im geschichtskulturellen
Diskurs, Schwalbach/Ts 2011, S. 55–68.
Demantowsky, Marko: Gedenkstätten der 48er Revolution als Historische Lern-Orte. Eine
Übersicht, in: Handro, Saskia; Schönemann, Bernd (Hg.): Orte historischen Lernens, Berlin 2008, S. 149–164.
Demantowsky, Marko: Geschichtskultur und Erinnerungskultur – zwei Konzeptionen des einen
Gegenstandes. Historischer Hintergrund und exemplarischer Vergleich, in: Geschichte,
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Douglas, Johann Gustav: Historik. Vorlesung über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte, Darmstadt 1958.
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