„ICE fährt weiterhin in Homburg ab“

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„ICE fährt weiterhin in Homburg ab“
„ICE fährt weiterhin in Homburg ab“
HOMBURG:
Partei Die Linke organisiert Informationsveranstaltung zum Thema Bahn – Bekenntnis zu Trasse Homburg - Zweibrücken
ZITIERT
VON ANDREAS GANTER
Die gute Nachricht zuerst: Auch
künftig werden am Homburger
Hauptbahnhof ICE-Züge abfahren.
Gegenteilige Informationen weist
Manuel Rehkopf, Marketing-Vorstand der DB Fernverkehr AG, in einem Brief an den Saarlouiser Bundestagsabgeordneten Thomas Lutze (Linke) zurück. Lutze las das
Schriftstück am Dienstagabend
während einer Veranstaltung seiner Partei in Homburg vor. Das Treffen, zu dem rund 40 Saarländer
und Pfälzer aus der Region kamen,
stand unter dem Motto: „Wohin
geht die Reise? Die Zukunft des
Homburger Hauptbahnhofs“.
„Der DB-Fernverkehr hat das
Saarland und die Westpfalz
als relevanten Markt abgeschrieben.“
„Pro Bahn“-Landeschef
Ulrich Vogel
Die saarländische Linken-Landtagsabgeordnete Barbara Spaniol aus
Homburg war bei der Einladung zu
diesem Termin noch davon ausgegangen, „dass der ICE-Halt Homburg
vor dem Aus steht“. Was das angeht,
konnte sie ihr Parteikollege Lutze relativ schnell beruhigen. Er hatte
nach eigenen Angaben im März davon erfahren, dass künftig keine
schnellen Züge von Homburg mehr
fahren sollen. Der Politiker, der Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages ist, hat sich daraufhin an
die Bahn gewandt und um Auskunft
gebeten. Der Konzern teilte nun mit,
dass ab Dezember „lediglich ein ein-
Wurf entdecken.“ Bahnpolitisch, so
wünscht sich Schauer, wäre es besser, wenn „wir Saarländer schon zu
Rheinland-Pfalz gehören würden.“
Auch wenn diesem Satz nicht alle,
und vor allem nicht die anwesenden
Saarländer, zustimmen wollten, betonte die Mehrheit der Redner: Die
Region, also Homburg und Zweibrücken, müsse zusammenstehen. Nur
so habe Homburg als Haltepunkt im
Fernverkehr eine längerfristige Überlebenschance.
„Die Firma gehört uns allen –
eigentlich.“
„Pro Bahn“-Landeschef
Ulrich Vogel zum Staatskonzern Deutsche Bahn
„Ich bin nicht da, um schöne
Worte zu machen. Ich bin
kein Politiker.“
Ulrich Vogel
(gana)
Dornröschenschlaf: Der verwaiste Bahnhalt Beeden an der alten Trasse Homburg - Zweibrücken.
zelnes, besonders schwach genutztes Zugpaar“ ausfallen werde: der IC
aus Frankfurt, Ankunft in Homburg
9.52 Uhr, und den Zug in der Gegenrichtung nach Frankfurt, Abfahrt
18.04 Uhr. Lutze sprach sich vor den
Im Wortlaut: Der Brief von der Bahn
Der Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze (Linke) hat bei der Deutschen Bahn nach der Zukunft des
Fernverkehr-Haltepunktes Homburg gefragt. Manuel Rehkopf, Marketing-Vorstand der DB Fernverkehr AG, antwortete schriftlich.
Hier einige Auszüge aus dem Brief,
der der RHEINPFALZ vorliegt:
„Die Medienberichte über das angebliche Aus des ICE/IC-Halts Homburg/
Saar entsprechen nicht den derzeitigen Planungen der DB Fernverkehr
AG. Vielmehr wird im kommenden
Fahrplan das Fernverkehrsangebot
in Homburg/Saar weitgehend beibehalten. Die für die Mehrzahl der Reisenden ab Homburg/Saar relevanten
ICE/EC/IC-Züge (…) wollen wir auch
im kommenden Fahrplan weiterhin
anbieten. Von den aktuell sechs fast
täglich in Homburg/Saar haltenden
Zugpaaren wird ab dem 11. Dezember 2011 lediglich ein einzelnes, besonders schwach genutztes Zugpaar
an den nachfrageschwächsten Tagen
vom Markt genommen: Dies betrifft
den IC aus Frankfurt mit Ankunft um
9.52 Uhr und in der Gegenrichtung
den IC mit Abfahrt um 18.04 Uhr
nach Frankfurt.“ (gana)
Besuchern der Veranstaltung dafür
aus, dass Homburg neben Saarbrücken weiterhin als zweiter ICE-Haltepunkt im Saarland bestehen bleibt.
Seiner Schätzung nach steigen 40
Prozent der saarländischen Fahrgäste im Fernverkehr in Homburg ein.
Der Landesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Ulrich Vogel, warnte angesichts dieser neuen
Informationen der Bahn AG, dennoch vor allzu großem Optimismus.
Seit den 1990er Jahren sei das Angebot für Bahnreisende im Fernverkehr von Homburg ausgedünnt worden. Anhand einer Statistik zeigte er,
dass noch im Juni 1996 immerhin 17
so genannte „schnelle Züge“ täglich
auf der Strecke Homburg - Mannheim unterwegs waren. Aktuell sind
es acht. „Ich befürchte eine SalamiTaktik“, warnte der Ludwigshafener.
Die Abwärtsentwicklung gehe weiter, da sei er sich ganz sicher. Die
Chancen der Politik, auf die Entscheidungen der Bahn einzuwirken, bezeichnete er als „aussichtslos“.
FOTO: MOSCHEL
Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Reaktivierung der still gelegten alten Strecke zwischen Zweibrücken und Homburg unterstrich
Ulrich Vogel deren Bedeutung –
auch für die Zukunft des Homburger
Hauptbahnhofs: „Diese Strecke würde Fahrgäste für Homburg zuliefern.
Das kann ein Omnibus nicht leisten.“
Vogel schätzt, dass rund ein Drittel
mehr Leute als bisher von Homburg
abfahren würden, wenn die Strecke
von Zweibrücken aus reaktiviert werden würde. Insofern könnten sowohl
das Saarland als auch RheinlandPfalz von der Strecke profitieren.
Genau ins gleiche Horn stieß dann
auch Peter Schehl von den Bahnfreunden: „Die Reaktivierung der
Strecke würde nicht nur Zweibrücken, sondern auch den Bliesgau an
den Fernverkehr anschließen.“
Ein Vertreter des Verkehrsclubs
Deutschland, Manuel Schauer, kritisierte die saarländische Landesregierung: „Nach zwei Jahren grüner Verkehrspolitik kann ich keinen großen
ST IC H WOR T
Fernverkehr von Homburg
1979 stündlicher Intercity (IC)-Verkehr auf der Strecke Saarbrücken Homburg - Mannheim
1979 - 91 Verdichtung Fernverkehr
bis zu angenähertem Stundentakt
Mai 1991 Einführung Fernverkehrsnetz: Mannheim wird ICE-Halt, Homburg wird Systemhalt der IC/IR-Züge
von Saarbrücken nach Mannheim
ab 1999 Schleichende Ausdünnung
des Interregio (IR)
Mai 2001: IR-Züge entfallen, IC-Züge
fahren nur noch alle zwei Stunden
Mai 2003 Weitere Ausdünnung der
IC/ICE-Züge
seit 2007 Aufnahme ICE-Verkehr:
Frankfurt - Mannheim - Saarbrücken
- Paris; ohne Systemhalt Homburg
Quelle: Pro Bahn (gana)
Bexbach
Homburg