Text (PDF | 1.48 MB)
Transcription
Text (PDF | 1.48 MB)
Hochschule für Technik und Wirtschaft (FH) Fachbereich Landbau/Landespflege Studiengang Landespflege Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen GIS-gestützte Modellierung von Korridoren anhand der Zielarten Luchs (Lynx lynx L.) und Rothirsch (Cervus elaphus L.) Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Diplomingenieurs (Dipl.-Ing. FH) im Studiengang Landespflege vorgelegt von Katharina Pálffy aus Weinböhla Betreuer: Prof. Dr. rer. nat. Auhagen Dr. Bangert Dresden, im November 2006 Anlage Erklärung Ich versichere an Eides Statt, dass ich die beiliegende Diplomarbeit selbständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt, sowie alle wörtlich oder sinngemäß übernommenen Stellen in der Arbeit gekennzeichnet habe. Ferner gestatte ich der Hochschule für Technik und Wirtschaft (FH), die beiliegende Diplomarbeit unter Beachtung insbesondere datenschutz- und wettbewerbsrechtlicher Vorschriften für Lehre und Forschung zu nutzen. Ich weiß, dass jede Weitergabe meiner Diplomarbeit bzw. deren Ergebnisse an Dritte oder eine Publikation der Zustimmung des ersten Gutachters bedarf. Mir ist bekannt, dass der Fachbereich die Diplomarbeit von der Öffentlichkeit ausschließen kann. Dresden, den 15. November 2006 ______________ __________ Danksagung Mein Dank gilt in erster Linie meinen beiden Betreuern Herrn Prof. Dr. rer. nat. Auhagen von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH) und Herrn Dr. Bangert vom Landesamt für Umwelt und Geologie , die immer ein offenes Ohr und Antworten auf meine zahlreichen Fragen hatten. Besonders danke ich Frau Grau vom Büro lutra, die mir zu Anfang der Diplomarbeit reichlich Literatur und Ansprechpartner für meine Recherchen nannte. Ich danke Herrn Becker von der Arbeitsgemeinschaft Lebensraum Rotwild, der mir das Rotwildkataster und viele informative Artikel aus Fachzeitschriften zur Verfügung stellte. Frau Dr. Kramer-Schadt vom Umweltforschungszentrum Leipzig gebührt mein Dank für die Herausgabe der Daten zum bundesweiten Habitat- und Ausbreitungsmodell für den Luchs. Ich danke Herrn Dr. Dittrich vom Staatsbetrieb Sachsenforst für die Beantwortung meiner Fragen zum Rotwild und die Bereitstellung der Diplomarbeit von Frau Andric h. Weiterer Dank gilt Herrn Rau, Herrn Dr. Zöphel und Frau Dr. Hauer vom Landesamt für Umwelt und Geologie für die Diskussion über mögliche Zielarten und die Herausgabe der Einzelnachweisdaten für Luchs und Rothirsch. Ich danke ebenfalls Herrn Dr. Christia n vom Staatlichen Museum für Naturkunde Görlitz für die Bereitstellung der Daten zum Rotwild aus beiden Wildtiererfassungen des Landesjagdverbandes Sachsen e. V. Weiterhin danke ich Frau Eulitz und Frau Münich vom Landesamt für Umwelt und Geologie für die schnelle Bereitstellung aller weiteren notwendigen digitalen Daten. Besonderer Dank gebührt schlussendlich Herrn Christoph Otto vom Landesamt für Umwelt und Geologie für das Korrekturlesen der Diplomarbeit. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Zielstellung ........................................................................................6 2. Grundlagen...............................................................................................................8 2.1 Definition des Biotopverbundes und gesetzlic he Grundlagen (§3 BNatSchG, §1 SächsNatSchG).........................................................................................................8 2.1.1 Was ist Biotopverbund und welche Ziele werden damit verfolgt? .....................8 2.1.2 Aus welchen Bestandteilen setzt sich der Biotopverbund zusammen? ...............9 2.1.3 Welche räumlichen Ebenen müssen unterschieden werden? .............................9 2.2 Überblick über zugrunde gelegte ökologische Theorien ....................................... 10 2.2.1 Minimalflächen – der Gedanke der MVP...................................................... 10 2.2.2 Raumwiderstand ......................................................................................... 10 3. Methodik................................................................................................................ 12 3.1 Zielartenauswahl............................................................................................... 12 3.1.1 Definition Zielart ........................................................................................ 12 3.1.2 Grundlagen der Zielartenauswahl................................................................. 12 3.1.3 Kriterien der Zielartenauswahl..................................................................... 14 3.2 Zielarten Luchs und Rothirsch............................................................................ 19 3.2.1 Luchs (Lynx lynx L.).................................................................................... 19 3.2.2 Rothirsch (Cervus elaphus L.)...................................................................... 23 3.3 Übersicht über die digitalen Eingangsdaten......................................................... 28 3.4 Expertenmodelle zur Identifikation von Rückzugsräumen und Trittsteinen für Luchs und Rotwild ............................................................................................................ 28 3.4.1 Expertenmodell zur Identifikation von Rückzugsräumen und Trittsteinen für den Luchs ................................................................................................................. 30 3.4.2 Expertenmodell zur Identifikation von Rückzugsräumen für das Rotwild ........ 33 3.5 Ausbreitungsmodelle zur Identifikation von Korridoren für Luchs und Rotwild ..... 37 3.5.1 Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für den Luchs ............. 38 3.5.2 Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für das Rotwild ........... 40 3.6 Identifikation von Korridoren für Luchs und Rotwild ........................................... 42 4. Ergebnisdarstellung................................................................................................. 44 4.1 Korridore für Luchs und Rotwild........................................................................ 44 4.2 Luchs ............................................................................................................... 45 4.2.1 Rückzugsräume und Trittsteine .................................................................... 45 4.2.2 Korridore.................................................................................................... 45 4.3 Rotwild ............................................................................................................. 46 4.3.1 Rückzugsräume .......................................................................................... 46 4 4.3.2 Korridore.................................................................................................... 46 5. Diskussion.............................................................................................................. 47 5.1 Korridore .......................................................................................................... 50 6. Rahmenbedingungen für die Umsetzung................................................................... 54 6.1 Instrumentarien für die Umsetzung ..................................................................... 54 6.2 Exkurs: Querungshilfen für Wildtiere ................................................................. 56 6.3 Maßnahmen...................................................................................................... 60 6.4 Weiteres Vorgehen............................................................................................ 64 7. Zusammenfassung .................................................................................................. 65 8. Literaturverzeichnis ................................................................................................ 67 9. Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................... 74 10. Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 75 11. Tabellenverzeichnis ............................................................................................... 76 Anhang ...................................................................................................................... 77 5 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 1. 1. Einleitung und Zielstellung Die intensive Nutzung und Zerschneidung der Kulturlandschaft führte zu einer Verinselung der Lebensräume vieler ehemals weit verbreiteter Arten. Für das Überleben der Populationen notwendige Wanderungen sind daraufhin häufig erschwert oder gar unterbunden. Die Sicherung naturnaher Restflächen oder einzelner Arten stellte sich als ungeeignet zur Erhaltung der Biodiversität heraus. Daher wurde die Strategie des Biotopverbundes entwickelt. Das Ziel der Entwicklung von Biotopverbundsystemen hielt bereits 1994 in das Sächsische Naturschutzgesetz Einzug. Das 2002 novellierte Bundesnaturschutzgesetz fordert die Länder zum Aufbau und zur rechtlichen Sicherung von Biotopverbundsystemen auf (§3 BNatSchG). Als Grundlage für die Biotopverbundplanung wurden vom Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie sachlich-räumliche Schwerpunkte für einen landesweiten Biotopverbund erarbeitet, die in den Landesentwicklungsplan (LEP) als Karte 7 (Gebietskulisse für die Ausweisung eines ökologischen Verbundsystems) aufgenommen wurden (vgl. SMI 2003). Die als Wald-Biotopkomplexe gekennzeichneten Bereiche nehmen von der Gebietskulisse einen Anteil von knapp einem Viertel ein. Waldbereiche, die Bestandteile anderer Biotopkomplexe, z.B. von Fluss- und Bachauen oder Moorkomplexen sind, sind nicht eingerechnet, so dass der tatsächliche Anteil von Wald an der Gebietskulisse noch höher ist. Auswahlkriterien für die sachlich-räumlichen Schwerpunkte sind neben einer herausragenden Biotopausstattung oder einem besonderen Entwicklungspotenzial auch bedeutende Vorkommen gefährdeter Arten. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass die Habitate und ökologischen Wechselbeziehungen entsprechender waldgebundener Arten bereits in einem hohen Maße in der Gebietskulisse integriert sind. Defizite bestehen jedoch bei landesweit bedeutsamen Migrationskorridoren, sofern diese nicht entlang von Flussauen und -tälern verlaufen, da die flächenhaften Darstellungen des LEP bei Migrationskorridoren waldgebundener Arten mit großem Raumanspruch an ihre Grenzen stoßen. Ziel dieser Arbeit ist es also, den Waldbiotopverbund im LEP in dieser Hinsicht zu ergänzen. Zu diesem Zweck sind landesweit bedeutsame Migrationskorridore waldgebundener Arten im Freistaat Sachsen zu identifizieren. Wichtige Erkenntnisse können dabei Habitatmodelle liefern. Beispiele auf einer gröberen Maßstabsebene gibt es bereits. Zu nennen sind die Initiativskizze der Lebensraumkorridore für Mensch und Natur (BÖTTCHER ET AL. 2004) oder das bundesweite Ausbreitungsmodell für den Luchs (SCHADT ET AL. 2002b). Ausgangspunkte bilden die Ansprüche von waldgebundenen Zielarten, die großräumige Wanderungen unternehmen. Zunächst sind daher Kriterien für die Auswahl von geeigneten 6 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 1. Zielarten zu benennen. Mögliche Zielarten werden aufgelistet und endgültig Ausgewählte anhand von Literaturdaten vorgestellt. Mit Hilfe von an den Ansprüchen der Zielarten ausgerichteten, GIS-gestützten Habitat- und Ausbreitungsmodellen werden als WaldVerbundkorridore geeignete Flächen kartographisch dargestellt. Möglichkeiten und Grenzen dieser Methodik werden diskutiert. Maßnahmen für eine praktische Umsetzung werden abgeleitet. Empfehlungen im Hinblick auf die Integration der Ergebnisse in verschiedene Fachplanungen werden gegeben. 7 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 2.; 2.1; 2.1.1 2. Grundlagen 2.1 Definition des Biotopverbundes und gesetzliche Grundlagen (§3 BNatSchG, §1 SächsNatSchG) 2.1.1 Was ist Biotopverbund und welche Ziele werden damit verfolgt? In den 80iger Jahren wurde der Begriff Biotopverbund als räumlicher Kontakt, also als ein Aneinanderstoßen von Lebensräumen in Längs- und Querrichtung, von HEYDEMANN (1983) geprägt. JEDICKE (1990:74) definierte ihn genauer als einen räumlichen Verbund von Biotoptypen „gleicher oder ähnlicher Art“. §1 Abs.1 Satz 2 SächsNatSchG fordert eine Entwicklung von Lebensräumen, insbesondere bedrohter Arten, zu Biotopverbundsystemen, die den artspezifischen Bedürfnissen entsprechen. Der Begriff Biotopverbund wird jedoch im §3 Abs.2 BNatSchG weiter gefasst und als die Bewahrung, Entwicklung und Wiederherstellung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen definiert. Damit setzt er sich die nachhaltige Sicherung der heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren Populationen, sowie deren Lebensgemeinschaften und Lebensräume n zum Ziel. Im Sinne des §3 Abs.1 BNatSchG wird daher ein länderübergreifender Biotopverbund mit räumlicher und funktionaler Kohärenz auf mindestens 10% der Landesfläche gefordert, zu dem sich die Länder untereinander abstimmen sollen. §3 Abs.4 BNatSchG legt die Notwendigkeit der rechtlichen Sicherung aller Bestandteile des Biotopverbundes fest. Dadurch soll dieser dauerhaft gewährleistet sein. Der Gesetzgeber strebt also eine großräumige Konzeption an, deren inhaltliche Ausgestaltung über Ländergrenzen hinweg von Bedeutung ist. Dabei sollen nicht nur klassische Naturschutzziele, wie die Sicherung von Arten und Lebensräumen, sondern auch ökologische Funktionen in der Landschaft berücksichtigt werden. Damit soll der zeitlichen Dynamik von Biotopzuständen, Populationen und Biozönosen Rechnung getragen werden. Neben dem räumlichen Zusammenhang von Biotopen rücken nun ebenfalls inner- bzw. zwischenartliche Beziehungen ins Blickfeld (vgl. BURKHARDT ET AL. 2004:17f.). 8 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 2.; 2.1; 2.1.2, 2.1.3 2.1.2 Aus welchen Bestandteilen setzt sich der Biotopverbund zusammen? Die Flächen für den länderübergreifenden Biotopverbund sind nach ihrer fachlichen Eignung für die Verwirklichung der in §3 BNatSchG genannten Ziele auszuwählen. §3 Abs.3 BNatSchG differenziert die Bestandteile des Biotopverbundes in Kern- und Verbindungsflächen sowie Verbindungselemente. Kernflächen sind demnach Flächen, die durch ihre Ausstattung qualitativ und quantitativ geeignet sind, Populationen standorttypischer Arten und Lebensräume sowie deren Lebensgemeinschaften über einen gewissen Zeitraum nachhaltig zu sichern. Kernflächen sind in diesem Sinne als Optimalhabitate zu verstehen. Verbindungsflächen dienen den natürlichen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Populationen, deren Ausbreitung gemäß ihrer artspezifischen Bedürfnisse, Wiederbesiedlungs- und Wanderungsprozessen und dem genetischen Austausch zwischen Populationen. Verbindungselemente bestehen aus diskret in der Landschaft verteilten Elementen, die der Funktion des Biotopverbundes dienen und weder Kern- noch Verbindungsflächen sind (vgl. BURKHARDT ET AL. 2004:18f.). 2.1.3 Welche räumlichen Ebenen müssen unterschieden werden? BURKHARDT ET AL. (2004:13) unterscheiden zwischen den Gebieten für einen Biotopverbund nach ihrer Bedeutung für den nationalen bzw. länderübergreifenden, landesweiten bzw. überregionalen und regionalen Biotopverbund. Die nationale bzw. länderübergreifende Ebene wird durch große bis sehr große Lebensraumkomplexe und populationsökologische Prozesse, wie genetischen Austausch, Tierwanderungen und natürliche Ausbreitungs- und Wiederausbreitungsprozesse in einem (inter-)nationalen Maßstab charakterisiert. Die landesweite bzw. überregionale Ebene bezieht sich auf weniger großräumige Lebensraumkomplexe und Vernetzungsbeziehungen. Die Erfordernisse des Biotopverbundes auf regionaler Ebene administrativer Räume, naturräumlich abgegrenzter Gebiete, sollen innerhalb Landschaften oder Teillandschaften beurteilt werden. 9 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 2.; 2.2; 2.2.1, 2.2.2 2.2 Überblick über zugrunde gelegte ökologische Theorien 2.2.1 Minimalflächen – der Gedanke der MVP Vor dem Hintergrund der „Verinselung der Landschaft“ (vgl. BLAB 1992) wurde die Inseltheorie (vgl. MACARTHUR & WILSON 1963; JEDICKE 1990:51) entwickelt. Mit ihr lässt sich allerdings keine Aussage zum Schicksal einer bestimmten Art auf einer Insel machen. Der Fortbestand kleiner, durch Verinselung abgespaltener und isolierter Populationen wird JEDICKE (1990) zufolge jedoch von genetischer Drift und Inzuchtdepression gefährdet. Dem versucht das Konzept der MVP gerecht zu werden. Die kleinste überlebensfähige Population einer Art (MVP = minimal viable population) lässt sich nach HOVESTADT & MÜHLENBERG (1993), dort zitiert nach SHAFFER (1981), folgendermaßen definieren: „Eine MVP für eine bestimmte Art in einem bestimmten Habitat ist die kleinste isolierte Population mit einer definierten Überlebenschance (z.B. 95%) über einen bestimmten Zeitraum (z.B. 100a) unter Berücksichtigung der absehbaren Effekte von demographischen und genetischen Zufallsprozessen, Umweltschwankungen und Naturkatastrophen auf die Population“. Als Faustregel für minimale Populationsgrößen aus genetischer Sicht lässt sich die „50/500“-Regel (vgl. P RIMACK 1993:307) nennen. Isolierte Populationen sollten zum Erhalt der genetischen Vielfalt mindestens 50, besser aber 500 Individuen aufweisen. An die erforderliche Mindestpopulationsgröße einer Art schließt sich der Gedanke von Minimalarealen als ebenso artspezifischer Mindestflächenbedarf an. Da die Bestimmung exakter Minimalareale und Mindestpopulationsgrößen aufwändige artspezifische Untersuchungen zu Populationsbiologie Richtwerte/Faustzahlen zur und –ökologie Anwendung in voraussetzt, der existieren landschaftspflegerischen einige Praxis. Insbesondere im Hinblick auf die Auswahl von Zielarten für einen Biotopverbund können o. g. Richtwerte für eine Aufteilung der Arten auf die verschiedenen Maßstabsebenen (national, überregional, regional) hilfreich sein. 2.2.2 Raumwiderstand Inseltheorie und Metapopulationstheorie (vgl. LEVINS 1970; BLAB 1993 und Weiterentwicklungen der Metapopulationstheorie von HANSKI & GYLLENBERG 1993; WILSON 1992) gehen von klar abgrenzbaren Habitaten (Habitatpatches) bzw. Fragmenten mit konkret definierten Eigenschaften wie Größe, Lage und Entfernung aus. HOLZ (2006) beschreibt die Kernaussagen beider Theorien wie folgt: „Das Verhalten von Individuen in Bezug auf die Fragmente ist vor eine klare ‚Alles-oder-Nichts’-Entscheidung gestellt. Ein Überleben ist nur in den Fragmenten möglich. Können Fragmente nicht erreicht werden, 10 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 2.; 2.2; 2.2.1, 2.2.2 muss das Tier sterben“. Dort setzt die Theorie des Raumwiderstands an. Die Interaktion zwischen Raum und Lebewesen wird bestimmt durch den Nutzen, den das Individuum durch die Besiedelung eines Habitatpatches hat, und die Kosten, die entstehen, um das Habitatpatch zu erreichen. Kosten sind hierbei als die Aufwendung von Ressourcen zu verstehen, wie z.B. Energieverlust durch die Überwindung von weiten Entfernungen. Der Raum setzt also der Fortbewegung von Tieren einen Widerstand entgegen (Raumwiderstand). Jede Art hat eine spezifisch andere Fähigkeit den Raum zu durchdringen. Beide Werte, Raumwiderstand und Durchdringungsfähigkeit, müssen im Kontext zu den Ansprüchen der Art betrachtet werden. Diese Interaktion lässt sich mathematisch in Kosten-Nutzen-Funktionen ausdrücken. Folglich wird innerhalb der Theorie des Raumwiderstands der Raum als Kontinuum aufgefasst, dessen Zustand für Individuen oder Populationen „mehr“ oder „weniger“ geeignet ist. Dieser Denkansatz versucht das Verhalten von Individuen und Populationen in die Komplexität der Landschaft zu integrieren (vgl. HOLZ 2006). Diese Theorie liegt dem von BOONE & HUNTER (1996) entwickelten Verfahren der CostPath Analyse zugrunde. Dabei wird jedem Biotoptyp bzw. jeder Landnutzung ein artspezifischer Wert zugeordnet, der sowohl den Widerstand des Biotoptyps/der Landnutzung gegenüber der Fortbewegung, als auch die Durchdringungsfähigkeit dieser Tierart beziffert. Aus der Summe o. g. Werte und der Entfernung lässt sich der für die Tierart kostengünstigste Weg durch den vorher festgelegten Raum berechnen. 11 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.1; 3.1.1, 3.1.2 3. Methodik 3.1 Zielartenauswahl 3.1.1 Definition Zielart Unter Zielarten werden nach P LACHTER (2003) Arten verstanden, anhand derer Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege formuliert werden können. Zielarten stehen dabei stellvertretend für eine ganze Lebensgemeinschaft. Die Wahl einer Tierart als Zielart ermöglicht die Abdeckung verschiedener Biotoptypen und den Verbund dieser Biotope untereinander innerhalb der jeweiligen Zielstellung. So wird angestrebt, die von Zielarten besiedelten Räume so zu entwickeln, dass diese dort eine langfristige Überlebenschance unter möglichst natürlichen Bedingungen erhalten (vgl. JEDICKE & MARSCHALL 2003). Deutlich vom Begriff der Zielart sind die Begriffe Leitart (vgl. FLADE 1994) und Zeigerart (vgl. P LACHTER 1991) abzugrenzen. Leit- und Zeigerarten dienen der Bewertung der Qualität eines bestimmten Biotops oder Biotopverbundes. Sie stellen nach P LACHTER (1992) also keine Zielindikatoren, sondern lediglich Klassifikations- bzw. Bewertungsindikatoren dar. 3.1.2 Grundlagen der Zielartenauswahl Aufgrund der Ansprüche der ausgewählten Zielarten lassen sich Flächenforderungen und Maßnahmenbedarf für einen Biotopverbund in ihrem Umfang transparent herleiten und nachvollziehbar begründen. Durch den Schutz ausgewählter Arten soll der Schutz von Lebensräumen gewährleistet werden. Da weder das gesamte Artenspektrum einer Fläche erfasst werden, noch eine Planung zum Schutz jeder Art erstellt werden kann, ist die Beschränkung auf eine Auswahl von Arten notwendig. RECK (1992) ist der Auffassung, dass eine endliche Auswahl an Arten eine hinreichende Beurteilung der Belange des Arten- und Biotopschutzes erlaubt. Er präzisiert weiter, dass nur über den Schutz von Zielartensystemen (Artenkollektiven) die Erhaltung weiterer Arten gewährleistet werden kann. „Dabei repräsentieren die einzelnen Arten des Zielartensystems keineswegs jeweils genau die Ansprüche anderer Arten mit, sondern die zwischen den Ansprüchen der Zielarten aufgespannten Übergänge führen zwangsläufig zur Bildung von ausreichend vielen Habitaten und Ökotonen, die dann als Lebensraum zur Verfügung stehen“ (vgl. RECK 1993:165). Schutz- und Maßnahmenbedarf sollen demnach über die Arten formuliert werden, welche die wichtigsten ähnlichen ökologischen, qualitativ und quantitativ höchsten Ansprüche an den betroffenen Lebensraum stellen und daher eine Lebensgemeinschaft bilden bzw. hohe Empfindlichkeiten gegenüber verbreiteten 12 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.1; 3.1.1, 3.1.2 Belastungen aufweisen. Es wird erwartet, dass dadurch auch die weniger anspruchsvollen bzw. empfindlichen, aber für den jeweiligen Lebensraumtyp typischen Begleitarten gesichert werden können (Mitnahmeeffekt). 13 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.1; 3.1.3 3.1.3 Kriterien der Zielartenauswahl BURKHARDT ET AL. (2004:36) geben folgende Empfehlung zu Auswahlkriterien für Zielarten auf anderen räumlichen Ebenen als der bundesweiten Ebene: Die Arten stellen hohe Ansprüche an die Raumgröße, eine Verbundfunktion oder auch an intakte Lebensraumkomplexe. KONOLD (2004) definiert in Zusammenhang mit den Lebensraumansprüchen bzw. der Mobilität der waldbewohnenden Tierarten die überregionale bzw. landesweite Ebene der Biotopverbundplanung etwas genauer: Sie trägt Arten mit großräumigen Flächenansprüchen und hoher Mobilität Rechnung. Die Maximaldistanzen zwischen den Teilflächen eines Biotopverbundes betragen daher mehrere Kilometer. Grundvoraussetzung für die Auswahl einer Art als Zielart innerhalb dieser Arbeit ist die alleinige oder zumindest überwiegende Bindung der Art an Waldbiotope . Im Hinblick auf die Aufgabenstellung ist ein weiteres Hauptauswahlkriterium, dass die Arten Wanderungen bzw. Habitatwechsel zu räumlich entfernten Lebensräumen durchführen. Diese werden z.B. durch eine ausgeprägte und oft tradierte Nutzung von Fernwanderwegen begründet. Für einen Waldbiotopverbund im Landesmaßstab ist ebenfalls von Bedeutung, dass die Arten große Flächen benötigen. Dieser Bedarf wird entweder durch den hohen Flächenbedarf der Individuen oder aufgrund der Bindung an besondere Strukturen und ökologische Randbedingungen, die nur in großflächigen Lebensräumen auftreten, begründet. Der hohe Flächenbedarf der Individuen äußert sich z.B. durch einen großen Aktionsradius derselben. Ausgehend davon können die Arten eine Indikatorfunktion für große, unzerschnittene Waldgebiete erfüllen. §3 BNatSchG begründet zudem die Auswahl heimischer Arten für einen Biotopverbund. Da §1 Abs.1 Satz 2 SächsNatSchG die Entwicklung von Biotopverbundsystemen insbesondere für bedrohte Arten fordert, spielt die Gefährdung der Arten bei der Auswahl als Zielart ebenfalls eine Rolle. Abgesehen davon bieten sich Arten an, die einen hohen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit genießen. Tabelle 1 zeigt eine Auflistung möglicher Zielarten. 14 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.1; 3.1.3 Tabelle 1: Auflistung möglicher Zielarten (Quellen: siehe unten) Art Zuordnung zu Biotopkomplexen Minimalareal Aktions raum Maximaldistanz Aktions radius Indikatorfunktion sehr große, unzerschnittene Waldgebiete, sehr 50.000 km2 75-125 hohe Störungsfreiheit Luchs (Lynx sehr große, unzerschnittene Waldgebiete 45 km des Lebensraums, (ST); km2 (ST); 129 km (Sch) lynx) (ST) (Br1) tradierte 25.000 km2 264 km2 Fernwanderwege, (Sc) (Br) ausgeprägte, tradierte lokale Wanderwege (ST) große, unzerschnittene 40-500 ha Waldgebiete, Wald(ST) 3-10 Offenland, hohe Rothirsch große, unzerschnittene Waldgebiete, Wald- 125 km2 Individuen; Störungsfreiheit des (Cervus 100 km (Wa) 48 km (Dr) Offenland (ST) (ST) Lebensraums, 5.000elaphus) tradierte 8.000 ha (Wa) Fernwanderwege, ausgeprägte lokale Wanderwege (ST) Gefährdung und Schutz RL Deutschland: 2 RL Sachsen: 0 (Einzelnachweise) BArtSchV: „besonders geschützt“ FFH-RL: Anh. II und IV Berner Konvention - 15 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.1; 3.1.3 Tabelle 1: Auflistung möglicher Zielarten (Quellen: siehe unten) Art Zuordnung zu Biotopkomplexen Wolf (Canis große, störungsarme Waldgebiete (LfUG) lupus) Minimalareal 600 km2 (Je) Aktions raum 150 km2 (GH) Maximaldistanz k. I. Aktions radius 150 km (GH) Indikatorfunktion Gefährdung und Schutz RL Deutschland: 0 RL Sachsen: 0 große, (Einzelnachweise) unzerschnittene BArtSchV: Waldgebiete, hohe „besonders geschützt“ Störungsfreiheit des FFH-RL: Anh. II und Lebensraums (LfUG) IV, prioritäre Art Berner Konvention Quellen: BREITENMOSER ET AL. 1993 (Br), BREITENMOSER ET AL. 2000 (Br1), DRECHSLER 2004 (Dr), GÖRNER & HACKETHAL 1987 (GH), JEDICKE 1994 (Je), LFUG 2004 (LfUG), SCHERZINGER 1996 (Sc), SCHMIDT 1998 (Sch), SURKUS & TEGETHOF 2004 (ST), WAGENKNECHT 1996 (Wa) Die Tabelle enthält die Ansprüche einzelner Arten an ihre Lebensräume, sowie ihre Flächenansprüche, Indikatorfunktionen, Gefährdungs- und Schutzstatus. Die Zahlenangaben sind sehr pauschal zu betrachten, da sie nicht auf die regionale Spezifik eingehen. Daher sind sie als Orientierungswerte zu verstehen. Minimalareale geben die Flächengröße an, die für den Aufbau einer MVP erforderlich ist. Aktionsräume bezeichnen den tatsächlichen Raumbedarf der Individuen. Der Aktionsradius beschreibt den Radius des Jahreslebensraums, während die Maximaldistanz die maximal mögliche Ausbreitungsdistanz kennzeichnet. 16 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.1; 3.1.3 Der Elch (Alces alces) erfüllt ebenfalls die Kriterien und wurde auch in Sachsen gesichtet. Unklar ist aber, ob und wo in Deutschland eine natürliche Verbreitungsgrenze der Art existiert (vgl. BÖTTCHER ET AL. 2004). Deshalb wurde der Elch nicht in die Auflistung aufgenommen. Aus Zeitgründen musste eine Beschränkung auf zwei Zie larten erfolgen. Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass ein Ausschluss von Zielarten aus fachlicher Sicht nur möglich ist, wenn sie deckungsgleiche Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Innerhalb Sachsens besiedelt der Wolf die halboffene Landschaft der Oberlausitz (vgl. LFUG 2004). Auf dem Truppenübungsplatz Muskauer Heide lebt seit einigen Jahren das derzeit einzige reproduzierende Rudel Deutschlands. In der Roten Liste der Wirbeltiere Sachsens wird er jedoch noch als „ausgestorben oder verschollen“ mit Hinweis auf Einzelnachweise geführt. Das Bundesnaturschutzgesetz in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung stuft ihn als besonders geschützte Art ein. Die FFH-Richtlinie listet ihn als prioritäre Art im Anhang II und im Anhang IV auf. In allen Ländern Europas ist er durch die Berner Konvention geschützt. Der Luchs wurde innerhalb der Diplomarbeit als Zielart herangezogen. Hauptgrund dafür ist die strenge Bindung des Luchses an Wald. Nach SURKUS & TEGETHOF (2004) ist der Luchs ein guter Indikator für sehr große, unzerschnittene Waldgebiete. Er ist sehr empfindlich gegenüber Störungen. Der Luchs dokumentiert in höherem Maße als andere Tierarten sowohl lokale Wanderwege/Wechsel als auch Fernwanderwege. Die Individuen benötigen große Aktionsräume, die sie regelmäßig durchstreifen. In der aktuellen Fassung der Roten Liste der Wirbeltiere Sachsens wird der Luchs in der Kategorie 0 als „ausgestorben, verschollen“, mit Hinweis auf Einzelnachweise, geführt; In der aktuellen Fassung der Roten Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands hingegen als Kategorie 2 („stark gefährdet“). Das Bundesnaturschutzgesetz in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung stuft ihn als „besonders geschützte“ Art ein. Dennoch wird der Luchs bis heute als jagdbare Art im Bundesjagdgesetz geführt, hat aber eine ganzjährige Schonzeit. In allen Ländern Europas ist der Luchs durch die Berner Konvention geschützt. Nach EU-Recht (FFHRichtlinie ) gehört der Luchs zu den Arten des Anhangs II und zu den Arten des Anhangs IV. Der Rothirsch wurde ebenfalls als Zielart innerhalb der Diplomarbeit herangezogen. Hauptgrund dafür ist die traditionelle und regelmäßige Nutzung der Fernwechsel. Nach SURKUS & TEGETHOF (2004) ist das Rotwild ein guter Indikator für große, unzerschnittene Waldgebiete und Wald-Offenland. Es ist ebenfalls sehr empfindlich gegenüber Störungen. WAGENKNECHT (1988) hebt die traditionelle Nutzung der Fernwechsel v. a. zur Brunftzeit 17 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.1; 3.1.3 durch die Rothirsche hervor: „ Es ist ein immer wieder zu beobachtendes erstaunliches Phänomen, dass die Hirsche bei größeren Wanderungen alljährlich die gleichen Fernwechsel benutzen, die mitunter über ausgedehnte Feldgebiete führen und verschiedene Waldkomplexe verbinden. Es handelt sich hierbei anscheinend um uralte Wechsel, die ursprünglich vielleicht innerhalb riesiger Waldgebiete entstanden sind und nach deren Auflösung durch Siedlungen und Landwirtschaft heute noch eingehalten werden.“ Es spricht auch vieles für vielfältige Mitnahmeeffekte durch das Rotwild. KOCK & ALTMANN (1999) heben beispielsweise die Eigenschaft des Rotwilds als Habitatbildner hervor. Insbesondere durch das Schälen entsteht eine strukturreiche Forstlandschaft, die nach ihren Untersuchungen vielfältige Lebensmöglichkeiten für Wildkatzen im Taunus schafft. RECK (in HORNUNG, 2003) weist ebenfalls auf die Eigenschaft des Rotwilds als Lebensraumgestalter durch sein Äsungsverhalten und die Funktion als Ausbreitungsvektor für bestimmte Pflanzenarten hin. Der Rothirsch ist keine geschützte Art und in Sachsen auch nicht als gefährdet einzustufen. Das Auswahlkriterium der Gefährdung kann also nicht erfüllt werden. Dennoch wurde er beispielsweise in die vorläufige Liste von bundesweit bedeutsamen Zielarten für den Biotopverbund (vgl. ULLRICH ET AL., in BURKHARDT ET AL. 2004) aufgenommen und als Zielart für die Initiativskizze der Lebensraumkorridore für Mensch und Natur (BÖTTCHER ET AL. 2004) herangezogen. Luchs und Rothirsch werden nun in den folgenden Kapiteln näher vorgestellt. 18 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.1 3.2 Zielarten Luchs und Rothirsch 3.2.1 Luchs (Lynx lynx L.) Systematik: Klasse: Mammalia (Säugetiere) Ordnung: Carnivora (Raubtiere) Überfamilie: Feloidea (Katzenartige) Familie: Felidae (Katzen) Unterfamilie: Felinae (Echte Katzen) Gattung: Lynx (Luchs) Art: Lynx lynx L. (Nordluchs, Eurasischer Luchs) Abb. 1: Eurasischer Luchs (Quelle: KALB 1992: 10) Körpermerkmale: Der Luchs ist nach HELB (2003) mit einer Körperlänge von 0,8 bis 1,20 m und einer Schulterhöhe von 50 - 70 cm das drittgrößte Raubtier Europas, nach Braunbär und Wolf. Luchse wiegen je nach Region circa 12 bis 35 kg (vgl. BREITENMOSER ET AL. 2000), wobei die Weibchen nach KALB (1992) im Durchschnitt 15% leichter sind. Charakteristisch sind der kurze Körper, die Hochbeinigkeit , die großen Pfoten und der rundliche Kopf mit einem kurzen Hals. Besondere Kennzeichen sind die schwarzen Pinselohren (Die Pinsel sind etwa 4 cm lange Haarbüschel), ein ausgeprägter Backenbart und der kurze Stummelschwanz mit einem schwarzen Ende. Die Fellfarbe variiert innerhalb des Verbreitungsgebiets der Art. Die Grundfarbe ist grau mit diversen Tönungen (rostbraun, gelblich, rötlich), wobei Bauchdecke und Kinn cremeweiß sind. Die Zeichnung besteht aus mehr oder weniger deutlichen schwarzen Flecken. Hochbeinigkeit, kurzer Schwanz und kurze Ohren, sowie die dicht behaarten Pfoten stellen nach KALB (1992) Anpassungen an Kälte und hohe Schneelagen dar. Verbreitung: Das heutige Verbreitungsgebiet des Eurasischen Luchses erstreckt sich nach BREITENMOSER ET AL. (2000) über Skandinavien (nördliche Population), die südöstlichen Ostsee-Anrainerstaaten (baltische Population) und Russland/Sibirien (russisch-sibirische Population). In Mittel-, West-, und Südeuropa befinden sich verstreute Vorkommen, die zum Teil isoliert und von ungeklärter Herkunft sind. Für die Vorkommen des Luchses im Osten Deutschlands im Allgemeinen und Sachsens im Speziellen dürften die böhmischbayrische und die karpathische Population (in Tschechien) von besonderem Interesse sein. 19 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.1 Schätzungsweise 75 Luchse, die der böhmisch-bayrischen Population zugeordnet werden, leben auf 7.900 km2 Fläche in Tschechien, Deutschland und Österreich (vgl. ELOIS 2006). Diese entstand vermutlich durch Einwanderung, illegale Freisetzung und ein offizielles Wiederansiedelungsprojekt im Bayrischen Wald. Die karpathische Population umfasst auf tschechischem Gebiet ca. 40 Luchse auf 1300 km2 Fläche. Die für die Luchse verfügbare Gesamtfläche ist jedoch begrenzt, und die einzelnen Lebensräume liegen weitgehend isoliert voneinander. Untersuchungen von SCHADT ET AL. (2002b) zeigen aber, dass eine natürliche Ausbreitung vom Bayrischen Wald bis zum Elbsandsteingebirge hin theoretisch möglich ist. Insbesondere seit den 90iger Jahren sind laut LFUG (2004) zahlreiche Einzelnachweise in Sachsen bekannt geworden. Häufig handelt es sich bei den Einzelnachweisen aber um Spurennachweise, die aufgrund der z. T. weiten Wanderungen der Art nur sehr bedingt auf ein dauerhaftes Vorkommen schließen lassen. In der Sächsischen Schweiz gibt es seit den 80iger Jahren auch mehrere Reproduktionsnachweise durch Zufallsbeobachtungen von Jungtieren. Die Schwerpunkte aller weiteren Beobachtungen liegen in der Sächsischen Schweiz, dem angrenzenden Teil des Lausitzer Berglandes sowie dem oberen Osterzgebirge. Lebensraum: Innerhalb Europas und Sibiriens ist der Luchs ein ausgesprochener Waldbewohner. HOFRICHTER & BERGER (2004:97f.) beziffern den Waldbedeckungsgrad eines Luchsreviers (nach Ergebnissen von Telemetrieuntersuchungen aus dem Schweizer Jura) auf mindestens 60%. Im Gebirge bevorzugt der Luchs Höhenlagen zwischen 900 und 1100 Metern (vgl. WEIGL 1993), wobei er steilere felsige Hänge häufiger aufsucht, als flacher auslaufende. Laut HELB (2003) halten Luchse eine Distanz zu bebauten Flächen von 100 Metern. Lebensweise: Luchse sind vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und verbringen den Tag im Schutz des Waldes (vgl. KALB 1992). Zur Ranzzeit sind sie aber auch tagsüber aktiv. In der Dämmerung und Nacht berühren die Tiere auf ihren Jagdzügen auch offenes Gelände, da die Beutetiere meist zu dieser Zeit ihre Tageseinstände verlassen, um auf angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen Äsung aufzunehmen. Dennoch entfernen sich Luchse im Durchschnitt nicht mehr als 200 Meter vom Waldrand. Luchse leben als Einzelgänger in festen Revieren (Streifgebieten), in denen fortpflanzungsfähige Luchse desselben Geschlechts nicht toleriert werden. Kuder und Kätzinnen markieren die Kerngebiete ihrer Reviere mittels Drüsensekreten, Harn und Kot. Für gewöhnlich überlappen sich die Reviere der Männchen untereinander zu einem gewissen Teil, die der Weibchen 20 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.1 untereinander jedoch kaum. Normalerweise leben ein bis zwei Weibchen in einem Männchenrevier. Die Reviergröße variiert stark in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Biotope, des Spektrums an Beutetieren, sowie der Beutetierdichte. Bedingt durch die enge Raumbindung bei der Jungenaufzucht vom Spätfrühling bis zum Sommer sind laut BREITENMOSER ET AL. (2000) die Streifgebiete der Kätzin in diesem Zeitraum kleiner als sonst. BREITENMOSER ET AL. (1993) berechneten anhand von Telemetrieuntersuchungen im Schweizer Jura eine durchschnittliche Reviergröße von 264 km2 für einen adulten Kuder. Nach HEMMER (1993:1157) benötigt der Luchs ein unzerschnittenes Kerngebiet innerhalb seines Streifgebietes von 30 km2 Größe, in dem er sich regelmäßig , aber nicht dauerhaft aufhält und von dem seine Streifzüge ausgehen. Diese Wanderungen können bis zu 45 km in einer Nacht betragen. SCHMIDT (1998) stellte in Polen eine maximale Ausbreitungsdistanz von juvenilen Luchsen von 129 km fest. KALB (1992) zufolge genügt kurz nach der Wiederansiedelung eines Luchses ein verhältnismäßig kleines Areal zum Beuteerwerb. Doch je mehr „Luchserfahrung“ die bejagten Tiere sammeln desto größer wird ihre Aufmerksamkeit und damit die Chance ihrem Angreifer zu entkommen. Daraus ergibt sich eine Ausdehnung des Aktionsraums. Nahrung: Der Luchs ist ein reiner Fleischfresser (vgl. BREITENMOSER ET AL. 2000). Sein Nahrungsbedarf an Fleisch liegt bei etwa 1 bis 2,5 kg pro Tag. Durch strenge Winter oder während der Jungenaufzucht kann sich diese Menge erhöhen. Die Art der Beute variiert je nach der Jahreszeit. Kleine und junge Tiere werden v. a. im Spätfrühling und Sommer gerissen. Huftiere gehören zu seiner bevorzugten Beute. Dabei sucht der Luchs sich die kleineren Arten wie Rehe, Gämsen und Muffelwild und macht nur selten Jagd auf großes Schalenwild wie Rotwild. JOBIN ET AL. (2000) beziffern den Anteil der Rehe an der Gesamtbeute von Luchsen im Schweizer Jura auf 69%, bei einer Rehwilddichte von 6-9 Ind./km2 . Innerhalb der Wildtiererfassung 2002/2003 stellte der Landesjagdverband fest, dass Rehwild in ganz Sachsen flächendeckend als Standwild verbreitet ist. Die Bestandsdichten bewegen sich zwischen 4 und 8 Ind./km2 . Daraus ergibt sich eine mittlere Bestandsdichte für 98% der Messtischblätter Sachsens von 6,53 Ind./km2 . Somit stellt die Nahrungsverfügbarkeit in Sachsen keinen limitierenden Faktor für den Luchs dar. Risse von Nutztieren wie Schafen, Ziegen und Geflügel werden nur vereinzelt beobachtet und wenn, dann v. a. in Gebieten, in denen Luchse vor kurzem wieder angesiedelt wurden. Der Luchs jagt mit Hilfe der Überraschungstaktik und kann auf kurze Strecken sein Tempo stark beschleunigen (vgl. KALB 1992). Er schleicht sich so nah wie möglich an seine Beute heran, geht immer wieder in Lauerstellung und setzt in einer durchschnittlichen Entfernung 21 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.1 von 6 Metern zu seinen Angriffssprüngen an. Nach einem erfolgreichen Riss bleiben Luchse oft mehrere Tage in der Nähe des Beutetiers. Fortpflanzung: Kuder sind mit etwa drei Jahren geschle chtsreif, die Kätzin mit etwa zwei Jahren (vgl. BREITENMOSER ET AL. 2000). Ranzzeit ist zwischen Februar und April. Nach einer Tragezeit von 67 – 74 Tagen wirft die Kätzin Ende Mai durchschnittlich zwei bis drei Jungtiere. Nach KALB (1992) werden die Jungen bis zum 5. Monat gesäugt und erhalten ab der 4. Lebenswoche Zusatznahrung in Form von Fleisch. Mit 10 bis 11 Monaten sind die Jungen selbständig und verlassen das Muttertier. Die Jungensterblichkeit ist sehr hoch. Nur 50% der Jungtiere erreichen die Geschlechtsreife. Luchse können in freier Natur bis zu 17 Jahre alt werden, wobei Kätzinnen bis zu einem Alter von 14 Jahren Junge bekommen können. 22 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.2 3.2.2 Rothirsch (Cervus elaphus L.) Systematik: Klasse: Mammalia (Säugetiere) Überordnung: Ungulata (Huftiere) Ordnung: Artiodactyla (Paarhufer) Unterordnung: Artiodactyla ruminantia (Wiederkäuer) Teilordnung: Pecora (Stirnfortsatzträger) Familie: Cervidae (Hirsche) Unterfamilie: Cervinae (Echte Hirsche) Art: Cervus elaphus L. (Rothirsch) Abb. 2: Platzhirsch zur Brunftzeit (Quelle : DRECHSLER 2004: 88) Körpermerkmale: Körpermaße und Gewichte des Rotwilds schwanken bedingt durch Klima, Höhenlage, Biotop und rassische Unterschiede (vgl. WAGENKNECHT 1996). Daten von markiertem Rotwild aus dem Harz geben nach DRECHSLER (2004) ein durchschnittliches Gewicht beim ausgewachsenen Hirsch von 110 kg, 120 cm Schulterhöhe und 200 cm Körperlänge und beim ausgewachsenen Tier von 67 kg, 177 cm Körperlänge und 110 cm Schulterhöhe an. Das Rotwild hat einen kräftigen Rumpf mit einem geraden und flachen Rücken und einen kurzen, am Ende abgerundeten Wedel. Die Läufe enden in kleinen, vorn leicht zugespitzten Schalen. Das Haupt ist in der Jugend lang und schmal; Im Alter verbreitert sich die Stirn. Rotwild besitzt große, oben leicht zugespitzte Lauscher. Zu Beginn der Brunftzeit im September tragen die älteren Hirsche am Hals eine mächtige Brunftmähne, die sich beim Haarwechsel im Frühjahr wieder verliert. Männliche Tiere (Spießer und Hirsche) tragen ein Geweih, weibliche Tiere (Alt- und Schmaltiere) und Kälber nicht. Sie werden daher als Kahlwild bezeichnet. Der Hirsch wirft sein Geweih jährlich im Februar/März ab. Sofort danach beginnt das Wachstum des neuen Geweihs. Hirsche fegen ihr Geweih im Juni/Juli, d.h. sie reiben die fellähnliche Haut, den so genannten Bast, der das Geweih zur Nährstoffversorgung während des Wachstums umhüllt, an Stämmen und Zweigen ab. Von August bis Februar trägt der Hirsch dann den neuen Kopfschmuck. Das kurze Sommerhaar ist rotbraun; Das lange Winterhaar weist eine dunkelgraue bis braungraue Färbung auf. Die Kälber haben im ersten Sommer eine typische Jugendfleckung: reihenweise angeordnete weiße oder gelblichweiße Flecken auf rötlichbraunem Grund. Ab August tragen sie dann das normale Sommerhaar. 23 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.2 Verbreitung: Nach WAGENKNECHT (1996) wird das Verbreitungsgebiet des Rotwilds wie folgt abgegrenzt: Die Nordgrenze stellen die Nordküste Schottlands, das südliche Norwegen, Schweden und Lettland dar. Die Ostgrenze erstreckt sich über Lettland, die Westküste des Schwarzen Meeres und die bewaldeten Gebiete der Ukraine. Im Südosten bilden der Balkan, Kleinasien (Elbur im Nordiran), der Kaukasus und die Krim die Grenze des Verbreitungsgebiets. Die Südgrenze stellen das Mittelmeer einschließlich Korsika und Sardinien und das Atlasgebirge an der algerisch-tunesischen Grenze dar. Die Westgrenze ist der Atlantik. Rotwild wird in Deutschland (außer in Mecklenburg-Vorpommern) dauerhaft nur in so genannten Rotwildgebieten geduldet. Die Ausweisung solcher Gebiete erfolgt durch Rechtsverordnungen in den einzelnen Bundesländern. Sie definieren exakt abgegrenzte Landschaftsteile, in denen Rotwild leben und gehegt werden darf. Nicht als Rotwildgebiete definierte Landschaftsteile sind so genannte „rotwildfreie Räume“. Rotwild wird in Deutschland laut AGLR (2005a) in 140 gesetzlich festgelegten Gebieten gehegt, überschreitet die Grenzen dieser Gebiete jedoch in der Nutzung seines Lebensraumes regelmäßig. Gemäß §33 Abs.7 Nr.3 SächsLJagdG sind vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft durch Rechtsverordnung in Sachsen zehn Rotwildgebiete festgelegt worden: Nordsachsen, Laußnitzer Heide/Königsbrücker Heide, Ostsachsen, Dresdner Heide, Tharandter Wald, Werdauer Wald, Mühltroff, Sächsische Schweiz/rechtselbisch und linkselbisch und Erzgebirge/Vogtland. Diese zehn Gebiete nehmen insgesamt eine Fläche von 569.925 ha ein. Dies entspricht rund 31% der Landesfläche Sachsens. Innerhalb der Rotwildgebiete wird Rotwild nach Abschussplan gejagt. Zudem sind Jagd- und Schonzeiten gesetzlich geregelt. In den rotwildfreien Gebieten sind beidseitige Kronenhirsche ganzjährig zu schonen, sonst darf ohne Abschussplan gejagt werden. Der Raum von der Sächsischen Schweiz über das Erzgebirge und das Vogtland stellt einen der flächengrößten Rotwild-Lebensräume Mitteleuropas dar. Zudem steht die Population „Ost-Sachsen“ in räumlichem Kontakt zu den Populationen in Westpolen. Laut BECKER (2001) existieren derzeit rund 75 Rotwildpopulationen in ganz Deutschland, die zum Teil in stark isolierten Gebieten leben. Als Hauptursache der Isolation sieht er die Segmentierung der Rotwildlebensräume durch das Bundesfernstraßennetz an. Untersuchungen von MEIDEL (2001) und HERZOG (1996) zeigen, dass sich lokale Kleinpopulationen des Rotwilds im Laufe der Zeit genetisch immer weiter von der autochthonen Subspezies entfernen und die Vitalität der Restbestände erheblich reduziert ist. HERZOG (1996) bezeichnet den heutigen Zustand sogar als gravierendste Dezimierungsphase des Rotwildbestands seit 1848. Er konnte nachweisen, dass durch die starke Zersplitterung der Bestände bereits Genverluste zu 24 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.2 verzeichnen sind. Für besonders gefährdet hält HOFFMANN (2000) die Rotwildgebiete Werdauer Wald, Mühltroff und Dresdner Heide, da diese zu klein und zu isoliert sind. Lebens raum: Der Körperbau des Rotwilds und die Neigung zur Rudelbildung, lassen auf Rotwild als Besiedler offener Landschaften in Verbindung mit lichten Wäldern schließen (vgl. DRECHSLER 2004). BÜTZLER (1996) gibt an, dass Rotwild Mischwälder, Laubwälder und Auwald als Lebensraum bevorzugt, aber auch offenes Grasland und Heideflächen ohne Baumwuchs annimmt, sofern diese Bereiche absolut ungestört sind. Heute ist das Rotwild Bewohner verbliebener größerer, geschlossener Waldlandschaften, hauptsächlich der Wälder der Mittel- und Hochgebirge und der Norddeutschen Tiefebene. Ursprünglich lagen Sommer- und Wintereinstände weit auseinander. Die Höhenlage erweist sich im Hinblick auf die Länge der Vegetationszeit und Höhe sowie Dauer der Schneedecke als entscheidender Lebensraumfaktor im Gebirge. Im Winter wird durch Tiefschnee ein Äsungsmangel verursacht, dem das Rotwild durch Abwanderung in tiefer gelegene und wärmere Gebiete ausweicht (vgl. WAGENKNECHT 1996). Untersuchungen am Kanadischen Rothirsch (Cervus elaphus canadensis) von ROST & BAILEY (1979) zeigten, dass dieser Straßen schon ab 200 m Entfernung zu meiden beginnt. Lebensweise: Die Tagesperiodik des Rotwilds wird stark von seiner Lebensweise als Wiederkäuer beeinflusst. Sie besteht im Wesentlichen aus Äsungsperioden, Wiederkäuen und Ruhephasen. Bei störungsfreiem Tagesablauf finden etwa alle 4 bis 5 Stunden Äsungsperioden statt. Auf so genannten Wechseln, 20 bis 40 cm breiten Pfaden, zieht das Rotwild zwischen Äsungsflächen, Ruheplätzen, Suhle n u. a. umher. An den Wald angrenzendes Offenland (Grünland oder Felder) bis in 200 m Entfernung zum Waldrand, wird gern zur Äsung genutzt. Einstandsgebiete, wie Fichtenhorste, die über ausreichende Deckung und Sichtschutz verfügen, bevorzugt das Rotwild (vgl. BÜTZLER 1996). Rotwild zeichnet sich durch ein ausgeprägtes Sozialverhalten (Rudelbildung) aus. Es gibt verschiedene Rudel, die im Folgenden näher erläutert werden. Ein Kahlwildrudel beruht auf familiären Bindungen. Es besteht aus weiblichen Tieren jeglichen Alters mit ihren dies- und vorjährigen Jungtieren. Das beschlagene Tier verlässt das Kahlwildrudel kurz vorm Setzen und bleibt noch einige Tage nach dem Setzen in der Deckung. Verlässt es dann mit dem Kalb die Deckung, kommen seine Kälber vom Vorjahr hinzu. Auf die se Weise schließen sich mehrere Familien nach dem Setzen zusammen. Das Kahlwildrudel wird von einem Leittier (meist Alttier mit eigenem Kalb) angeführt. Das Leittier zeichnet sich durch schnelle Entschlusskraft aus. Es gibt die Marsch- oder auch Fluchtrichtung für 25 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.2 das Rudel vor. Ein Kahlwildrudel beruht auf dem Prinzip der freiwilligen Unterordnung. Junghirsche verlassen das Kahlwildrudel in der Regel im dritten Lebensjahr und bilden ein Hirschrudel. In diesem gibt es kein weibliches Wild. Hirsche ab dem 12. Lebensjahr neigen zu Einzelgängertum und schließen sich in der Regel keinem Hirschrudel an. Während der Brunftzeit verändern sich die Rudel, was im Abschnitt Fortpflanzung näher erläutert werden soll. Nach der Brunft schließen sich die Hirsche wieder zusammen. Die ältesten Hirsche werfen im Februar ihr Geweih ab, die jüngeren Hirsche etwas später. In dieser Zeit kann es deshalb zu Rangkämpfen kommen. Rotwild ist normalerweise recht standorttreu. Bewegungen können sich mehr oder weniger regelmäßig innerhalb des Einstandsgebietes vollziehen, aber auch darüber hinausgehen. Tägliche Wechsel finden zwischen Tageseinstand und Äsungsflächen statt und reichen wenige Kilometer weit. Wechseln über größere Entfernungen, bis zu 100 km, wird als Wandern bezeichnet. Hirsche haben allgemein einen größeren Aktionsradius als Kahlwild. Sie legen insbesondere dann größere Entfernungen zurück, wenn sie brunftiges Kahlwild suchen. Wanderungen aus dem Einstandsgebiet in rotwildfreie Räume werden durch Überbesetzung ausgelöst. Zunächst wandern ältere Hirsche ab, dann folgt das Kahlwild. Nach der ersten erfolgreichen Brunft in dem neuen Gebiet, gilt das Rotwild als angesiedelt (vgl. WAGENKNECHT 1996). Nahrung: Hauptnahrungskomponente des Rotwilds sind Gräser und Kräuter. Nach UECKERMANN (1960) verbeißt es alle grünen Teile, Zweige und kleinere Äste der meisten Baum-, Strauch- und Halbstraucharten und nimmt ihre Früchte auf. Rinde schält es bevorzugt von Fichte und Esche. Nach Untersuchungen von P ETRAK (1982) und KRAUS (1984) wurden vom Rotwild nur Sauergräser, Borstgras und Moose verschmäht. Bezogen auf 100 kg Lebendgewicht ist der Erhaltungsbedarf an Trockensubstanz mit 3 kg pro Tag, das entspricht ca. 8-20 kg Frischgewicht, einzuschätzen. Der Wasserbedarf wird normalerweise mit der Grünäsung abgedeckt, dennoch schöpft Rotwild regelmäßig. Rotwild kann, wenn sein 24-Stunden-Zyklus nicht gestört wird, sogar rohfaserreiche Äsung gut zur Energiebildung nutzen. Der Nahrungsbedarf unterliegt generell jahreszeitlichen Schwankungen. Der Brunfthirsch nimmt z.B. so gut wie keine Äsung auf. Im Herbst benötigt das Rotwild Früchte, Fallmast und Samenkörner zur Anlage des überlebensnotwendigen Winter-Nährstoff-Depots (Herbstfeist). Von Dezember bis Februar befindet sich der Stoffwechsel des Rotwilds in einem Tief, gerade über dem Grundumsatz. Deshalb schränkt es seine Aktivität und seinen Aktionsradius stark ein. Unter ungestörten Verhältnissen genügen die winterliche Erhaltungsäsung und der Abbau der Herbstfeist. Von der Zeit des Geweihabwurfes bis zur Bastgeweihbildung und Fegezeit steigt der 26 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.2; 3.2.2 Nährstoffbedarf der Hirsche stark an. Während der Trage-, Setz- und Laktationszeit benötigt auch das Kahlwild mehr Nährstoffe (vgl. WAGENKNECHT 1996). Fortpflanzung: Die Brunftzeit findet zwischen dem 10. September und 5. Oktober statt. Ein echtes Territorialverhalten existiert nur beim Platzhirsch während der Brunft. In der Brunftzeit verlassen ältere Hirsche zuerst das Hirschrudel und stellen sich einzeln, teils als Platzhirsche oder dem Platzhirsch unterlegene Beihirsche, zum Kahlwildrudel hinzu. In der Regel folgen sie dem Rudel; Platzhirsche verlassen das Brunftrudel aber gelegentlich. Rotwild hat eine Tragezeit von 34 Wochen. Das Setzen der Kälber findet im Mai/Juni statt. Nach dem Setzen wird das Kalb drei bis vier Wochen durch das Muttertier von anderem Rotwild ferngehalten. Ab der 4. Woche nimmt das Kalb Grünfutter auf. Mit 1 bis 3 Monaten folgt es der Mutter zur Äsung, und mit 10 bis 11 Monaten fügt es sich voll in die Tagesperiodik der Mutter ein. Das Höchstalter des Rothirsches beträgt in freier Wildbahn maximal 20 Jahre, wobei Tiere 2-4 Jahre älter werden können (vgl. WAGENKNECHT 1996). 27 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.3, 3.4 3.3 Übersicht über die digitalen Eingangsdaten Die Basis der Berechnungen bildete die Color-Infrarot-Biotoptypen- und Landnutzungskartierung (CIR) des Freistaates Sachsen aus den Jahren 1992/1993 als Vektordatensatz für das gesamte Bundesland. Straßen (ebenfalls Vektordaten) stammen aus dem ATKIS®-Basis-DLM des Landesvermessungsamtes Sachsen und haben den Stand von April 2004. Die Fließgewässer wurden im Rahmen eines Projektes im Jahre 1998 im Landesamt für Umwelt und Geologie ebenfalls in Form von Vektordaten digitalisiert. Bahnstrecken (Vektordaten) wurden aus GIROS abgeleitet und stammen vom Landesamt für Umwelt und Geologie. Die digitalen Daten wurden mit Hilfe der Programmgruppe ArcGIS Desktop 9.1 TM und ArcGIS Desktop 8.3 TM in der Lizenzstufe ArcInfo von ESRI verarbeitet. Des Weiteren wurde die Erweiterung Spatial Analyst, ebenfalls von ESRI, verwendet. 3.4 Expertenmodelle zur Identifikation von Rückzugsräumen und Trittsteinen für Luchs und Rotwild Vorbemerkung zu den Expertenmodellen für Luchs und Rotwild Auf der Grundlage der Ansprüche beider gewählter Zielarten an ihren Lebensraum wurden Flächen im Freistaat Sachsen, die als Quell- oder Zielgebiete für die Wanderungen oder Ausbreitung der Zielarten dienen könnten, identifiziert und dargestellt. Deshalb wurden zunächst für beide Zielarten gesondert Regeln aus o. g. Lebensraumansprüchen abgeleitet. Diese wurden daraufhin in zwei Expertenmodellen umgesetzt. Autobahnen verfügen einerseits zum großen Teil über trassenparallele Verkehrs- bzw. Wildschutzzäune und andererseits über ein hohes Verkehrsaufkommen. Eine gezäunte Straße hat für Wildtiere die höchste Barrierewirkung, da bei entsprechender Zaunhöhe (und je nach Instandhaltung) nahezu keine Querung mehr möglich ist. Nach HOHMANN (2003) kommt die Barrierewirkung einer Straße auf mittelgroße und große Säuger wie das Rotwild erst ab einer durchschnittlichen Verkehrsdichte von 10.000 Kfz pro Tag oder wie bereits erwähnt durch eine Zäunung zum Tragen. Eine so stark befahrene Straße kann ihm zufolge aufgrund des ausgelösten Meidungs- bzw. Angstverhaltens als Barriere zwischen beidseitig gelegenen Lebensräumen fungieren. Es war im Rahmen dieser Diplomarbeit aus Zeitgründen leider nicht möglich Informationen zum durchschnittlichen täglichen Verkehrsaufkommen auf allen Straßen des Freistaates Sachsen zu recherchieren, weshalb eine Kompromisslösung gefunden werden musste. Es wurde daher angenommen, dass lediglich auf Autobahnen und Bundesstraßen ein solch hohes Verkehrsaufkommen erreicht werden kann. Deshalb gingen diese als Lebensraumgrenzen in beide Modelle ein. 28 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.3, 3.4 Es ist anzunehmen, dass auch stark frequentierte Bahnstrecken als Lebensraumgrenzen wirken. ANDRICH (2004) ließ beispielsweise ICE-Trassen in ihre Zerschneidungsanalyse der Rotwildlebensräume einfließen. Deshalb gingen die Hauptstrecken der Deutschen Bahn in beide Modelle ein. Auch breite Flüsse können als eine Lebensraumgrenze wirken. Im Freistaat Sachsen stellt die Elbe einen solchen dar und ging daher als Lebensraumgrenze in beide Modelle ein. Eine durchschnittliche Breite der Elbe konnte aus der Literatur für ihren gesamten Verlauf im Freistaat Sachsen nicht entnommen werden. Deshalb wurde die Breite der Elbe im GIS an drei Punkten anhand der Color-Infrarot-Biotoptypen- und Landnutzungskartierung gemessen: Grenze zu Tschechien – 125 Meter, zwischen Dresden und Meißen – 132 Meter, Grenze zu Sachsen-Anhalt – 144 Meter. Eine für die Berechnungen angenommene Breite von 100 Metern für den gesamten Verlauf der Elbe erschien daher als angemessen. Wegen der erheblichen Datenmenge wurde weitestgehend mit Rasterdaten gearbeitet. Luchs und Rotwild entfernen sich beide in der Regel nicht mehr als 200 Meter vom Waldrand. Deshalb wurde für alle verwendeten Raster eine Auflösung von 100 mal 100 Metern gewählt. 29 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.4; 3.4.1 3.4.1 Expertenmodell zur Identifikation von Rückzugsräumen und Trittsteinen für den Luchs Regel 1: Luchse gelten als ausgesprochene Waldbewohner und entfernen sich in der Regel nicht mehr als 200 Meter vom Waldrand. Regel 2: Ein geeignetes Luchsstreifgebiet weist einen Waldbedeckungsgrad von mindestens 60% auf. Regel 3: Autobahnen, Bundesstraßen und Hauptstrecken der Deutschen Bahn stellen Grenzen eines Luchsstreifgebiets dar und werden von den Tieren bereits in 100 Metern Entfernung gemieden. Regel 4: Die Elbe stellt auf Grund ihrer Breite ebenfalls eine Grenze eines Luchsstreifgebiets dar. Regel 5: Luchse nähern sich bis maximal 100 Meter an Siedlungen an. Regel 6: Ein nach diesen Regeln geeignetes Gebiet sollte mindestens 200 km2 groß sein und über ein unzerschnittenes Kerngebiet von 30 km2 Größe verfügen. Umsetzung von Regel 1: Aus der CIR des Freistaates Sachsen wurden alle Wälder und Forsten selektiert. In der Attributtabelle des CIR-Shapefiles wurde das Feld „raster“ angelegt. Den selektierten Flächen wurde der Wert 1 und allen restlichen Biotoptypen der Wert 0 zugewiesen. Dann wurden die Vektordaten mit Hilfe des Spatial Analyst auf der Basis des Felds „raster“ in das Raster „wald“ konvertiert. Danach wurde das Raster „wald“ einer Nachbarschaftsanalyse unterzogen. Eine Nachbarschaftsanalyse ist eine Fokal-Funktion. Jeder Zelle im Eingangsraster wird ein bestimmter Wert zugeordnet, im obigen Fall 0 oder 1. Im Ausgaberaster ist der Wert jeder Zelle eine Funktion des Werts der einzelnen Zelle und der Werte der Zellen in der unmittelbaren Umgebung aus dem Eingaberaster. Es wurde die Summenfunktion für ein Rechteck von 3 mal 3 Zellen gewählt. Zellen mit dem Wert 1, also „Waldzellen“, mussten mindestens drei benachbarte „Waldzellen“ haben. Dies stellte sicher, dass sich zwischen zwei „Waldzellen“ maximal eine „Nicht-Waldzelle“ befand. Das Ausgaberaster wurde daher mit dem Spatial Analyst reklassifiziert. Zellen mit Werten von 3 bis 9 wurde der Wert 1 für Wald zugewiesen; Alle restlichen Zellen erhielten den Wert 0. Das Ergebnis der Reklassifizierung wurde als Raster „wald_200“ gespeichert. Umsetzung von Regel 2: Nun wurde das Raster „wald_200“ einer Nachbarschaftsanalyse unterzogen. 60% der Zellen in der unmittelbaren Umgebung einer „Waldzelle“ mussten „Waldzellen“ sein. Bei Anwendung der Summenfunktion auf ein Rechteck von 5 mal 5 Zellen mussten dies also 30 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.4; 3.4.1 mindestens 15 „Waldzellen“ sein. Das Ausgaberaster dieser Nachbarschaftsanalyse wurde reklassifiziert. Zellen mit Werten unter 15 bekamen den Wert -1, Zellen mit Werten von 15 bis 25 den Wert 1 für Wald zugeordnet. Das so entstandene Raster wurde unter dem Namen „wald_prozent“ abgespeichert. Umsetzung von Regel 3, 4 und 5: Autobahnen und Bundesstraßen, einschließlich entsprechender Zubringer wurden aus dem Datensatz des Landesvermessungsamtes selektiert und als Shapefile exportiert. Hauptstrecken der Deutschen Bahn wurden aus dem Datensatz des Landesamtes für Umwelt und Geologie selektiert und exportiert. Mit dem Geoprocessing Wizard wurden die exportierten Datensätze mit Hilfe der Funktion „merge“ vereinigt. Danach wurden diese linearen Elemente mit einer Distanz von 100 Metern gepuffert. In der entsprechenden Attributtabelle wurde das Feld „raster“ angelegt. Die gepufferten Linien erhielten den Wert 0. Auf der Basis des Felds „raster“ wurden die Daten nun in das Raster „infrastruktur“ konvertiert. Aus dem Datensatz des Landesamtes für Umwelt und Geologie wurde die Elbe selektiert und exportiert. Der Datensatz wurde mit einer Distanz von 100 Metern gepuffert. Danach wurde analog der Straßen und Bahnstrecken verfahren. Die Daten wurden in das Raster „fluesse“ konvertiert. Aus der CIR des Freistaats Sachsen wurden alle Siedlungen, Infrastruktur und Grünflächen selektiert und exportiert. Diese wurden ebenfalls mit einer Distanz von 100 Metern gepuffert. Auch sie erhielten in einem Feld „raster“ den Wert 0. Auf Basis dieses Felds wurden die Daten in das Raster „siedlung“ konvertiert. Mit der Funktion Raster Calculator des Spatial Analyst wurden nun die Raster „wald_prozent“, „infrastruktur“, „fluesse“ und „siedlung“ multipliziert. Das Ergebnis der Berechnung wurde als Raster „kern_luchs“ gespeichert. Umsetzung von Regel 6: Das Raster „kern_luchs“ wurde mit dem Spatial Analyst in ein gleichnamiges Shapefile konvertiert. Flächen mit dem Gridcode 1 stellen Wald, mit 0 Lebensraumgrenzen und mit 1 alle restlichen Biotoptypen dar. In der Attributtabelle wurde ein Feld „area“ angelegt. Die Fläche wurde zunächst in Quadratmetern berechnet. Ein weiteres Feld „area_qkm“ wurde hinzugefügt und die Fläche von Quadratmetern in Quadratkilometer umgerechnet. Alle Flächen, die den Gridcode 1 haben und größer oder gleich 200 km2 sind, stellen geeignete Rückzugsräume für Luchse dar; Flächen mit einer Größe von 30 bis 200 km2 und dem Gridcode 1 stellen geeignete Trittsteine für Luchse dar. 31 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.4; 3.4.1 Abb. 3: Modellierung von Rückzugsräumen und Trittsteinen für den Luchs am Beispiel der Dresdner und Laußnitzer Heide: (A) Vektordaten der Color-Infrarot-Biotoptypen- und Landnutzungskartierung (CIR) des Freistaates Sachsen, sowie Autobahnen (rot), Bundesstraßen (orange) und Hauptstrecken der Deutschen Bahn (schwarz), (B) Wälder und Forsten (grün) im Raster „wald“ mit 100 x 100 Meter Auflösung, (C) Raster „wald_200“, Wald und Waldrand bis in 200 Meter Entfernung (grün), (D) Raster „wald_prozent“, Waldbedeckungsgrad von mindestens 60% (grün), (E) Überlagerung des Rasters „wald_prozent“ mit Rasterdaten der gepufferten Autobahnen, Bundesstraßen, Hauptstrecken der Deutschen Bahn und Siedlungen è Raster „kern_luchs“, Wald (grün), Lebensraumgrenzen (rot), restliche Biotoptypen (hellgrau) 32 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.4; 3.4.2 3.4.2 Expertenmodell zur Identifikation von Rückzugsräumen für das Rotwild Regel 1: Rotwild ist Bewohner größerer geschlossener Waldlandschaften und entfernt sich in der Regel nicht mehr als 200 Meter vom Waldrand. Regel 2: Rotwild nutzt gern bis in 200 Meter Entfernung an den Waldrand angrenzende landwirtschaftliche Flächen zur Äsung. Regel 3: Mischwälder, Laubwälder und Auwälder werden aufgrund des Äsungs- und Deckungsangebotes bevorzugt vom Rotwild besiedelt. Zwischenschritt: Komplexe aus Wald, besonders Laub-, Misch- und Auwald in Verbindung mit geeigneten Äsungsflächen sind als Rotwildlebensraum besonders geeignet. Regel 4: Autobahnen, Bundesstraßen und Hauptstrecken der Deutschen Bahn stellen Grenzen eines Rotwildlebensraums dar und werden bereits in 200 Metern Entfernung gemieden. Regel 5: Die Elbe stellt auf Grund ihrer Breite eine Grenze eines Rotwildlebensraumes dar. Regel 6: Rotwild ist dem Fluchttypus zuzuordnen und meidet Siedlungen. Regel 7: Ein nach diesen Regeln geeignetes Gebiet sollte mindestens 500 Hektar groß sein. Umsetzung von Regel 1: Hier konnte auf das Ergebnis der Umsetzung der Regel 1 für den Luchs zurückgegriffen werden, das Raster „wald_200“. Umsetzung von Regel 2: Aus der CIR des Freistaates Sachsen wurden Grünland, Ruderalflur und Äcker selektiert. In der Attributtabelle wurde das Feld „raster“ angelegt. Den selektierten Flächen wurde der Wert 2 und allen restlichen Biotoptypen der Wert 0 zugewiesen. Dann wurden die Vektordaten mit Hilfe des Spatial Analyst auf der Basis des Felds „raster“ in das Raster „aesung“ konvertiert. Um Äsungsflächen in 200 Metern Entfernung zum Waldrand zu selektieren, wurden die Raster „wald_200“ und „aesung“ mit dem Raster Calculator addiert. Das Ergebnis der Berechnung wurde reklassifiziert. Zellen mit dem Wert 3, also geeignete Äsungsflächen, bekamen den Wert 2, Zellen mit anderen Werten bekamen den Wert 0. Das Ergebnis der Reklassifizierung wurde als Raster „aesflaechen“ gespeichert. Umsetzung von Regel 3: Aus der CIR des Freistaates Sachsen wurden alle reinen Laubwälder, Laub-NadelMischwälder, Nadel-Laub-Mischwälder, Laubmischwälder und Feuchtwälder selektiert. Den selektierten Flächen wurde im Feld „raster“ der Wert 1 und allen restlichen 33 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.4; 3.4.2 Biotoptypen der Wert 0 zugewiesen. Dann wurden die Vektordaten mit Hilfe des Spatial Analyst auf der Basis des Felds „raster“ in das Raster „laubwald“ konvertiert. Nun wurde das Raster „laubwald“ einer Nachbarschaftsanalyse unterzogen. 51% der Zellen in der unmittelbaren Umgebung einer „Laubwaldzelle“ mussten „Laubwaldzellen“ sein. Bei Anwendung der Summenfunktion auf ein Rechteck von 5 mal 5 Zellen mussten dies also mindestens 13 „Laubwaldzellen“ sein. Das Ausgaberaster dieser Nachbarschaftsanalyse wurde reklassifiziert. Zellen mit Werten unter 13 bekamen den Wert 0, Zellen mit Werten von 13 bis 25, also Laub-, Misch- oder Feuchtwälder, den Wert 3 zugeordnet. Das so entstandene Raster wurde unter dem Namen „laubwald_proz“ abgespeichert. Zwischenschritt: Die Raster „wald_200“, „aesflaechen“ und „laubwald_proz“ wurden mit dem Raster Calculator addiert. Das Ergebnis wurde reklassifiziert, Wert 0 wurde Wert -1 (alle restlichen Biotoptypen), Wert 1 blieb 1 (Wälder/Forsten) und die Werte 3, 4 und 6 wurden Wert 2 (Komplexe aus Äsungsflächen und Wäldern/Forsten). Das Ergebnis wurde als Raster „le bensraum“ gespeichert. Umsetzung von Regel 4, 5 und 6: Das Shapefile der Autobahnen, Bundesstraßen, einschließlich entsprechender Zubringer und Hauptstrecken der Deutschen Bahn wurde mit einer Distanz von 200 Metern gepuffert. In der Attributtabelle wurde das Feld „raster“ angelegt. Die gepufferten Linien erhielten den Wert 0. Auf der Basis des Felds „raster“ wurden die Daten nun in das Raster „infrastruktur“ konvertiert. Das Raster „fluesse“ wurde aus dem Expertenmodell für den Luchs übernommen. Aus der CIR des Freistaates Sachsen wurden alle Siedlungen, Infrastruktur und Grünflächen selektiert und erhielten im Feld „raster“ den Wert 0. Auf Basis dieses Felds wurden die Daten in das Raster „siedlungen“ konvertiert. Mit der Funktion Raster Calculator des Spatial Analyst wurden nun die Raster „lebensraum“, „infrastruktur“, „fluesse“ und „siedlungen“ multipliziert. Das Ergebnis der Berechnung wurde als Raster „kernrotwild“ gespeichert. Umsetzung von Regel 7: Das Raster „kernrotwild“ wurde in ein gleichnamiges Shapefile konvertiert. Gridcode 2 stellt Komplexe aus Äsungsflächen und Wäldern/Forsten, Gridcode 1 Wälder/Forsten, Gridcode 0 Lebensraumgrenzen und Gridcode -1 alle restlichen Biotoptypen dar. In der Attributtabelle wurde ein Feld „area“ angelegt. Die Fläche wurde zunächst in Quadratmetern berechnet. Ein weiteres Feld „area_ha“ wurde hinzugefügt und die Fläche von Quadratmetern in Hektar umgerechnet. Alle Flächen, die den Gridcode 2 haben und 34 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.4; 3.4.2 größer oder gleich 500 ha sind, stellen nun optimale Rückzugsräume für das Rotwild dar; Flächen mit dem Gridcode 1 und einer Größe von mindestens 500 ha sind suboptimale Rückzugsräume für das Rotwild. Abb. 4: Modellierung von Rückzugsräumen für das Rotwild am Beispiel der Dresdner und Laußnitzer Heide: (A) Vektordaten der Color-Infrarot-Biotoptypen- und Landnutzungskartierung (CIR) des Freistaates Sachsen, sowie Autobahnen (rot), Bundesstraßen (orange) und Hauptstrecken der Deutschen Bahn (schwarz), (B) Raster „wald_200“, Wald und Waldrand bis in 200 Meter 35 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3.; 3.4; 3.4.2 Entfernung (dunkelgrün), (C) Äcker und Wirtschaftsgrünland als Äsungsflächen (hellgrün), Raster „aesung“, (D) Raster „aesflaechen“, Äsungsflächen in bis zu 200 Metern Entfernung zum Waldrand (hellgrün), (E) Laubwald, Mischwald und Auwald (mittelgrün), Raster „laubwald“, (F) Raster „laubwald_proz“, mindestens 51% des Waldes sind Laub-, Misch- oder Auwald (mittelgrün), (G) Raster „lebensraum“, (H) Überlagerung des Rasters „lebensraum“ mit Rasterdaten der gepufferten Autobahnen, Bundesstraßen, Hauptstrecken der Deutschen Bahn und Siedlungen è Raster „kernrotwild“, Komplexe aus Äsungsflächen und Wäldern/Forsten (hellgrün), restlicher Wald bzw. Forst (dunkelgrün), Lebensraumgrenzen (rot), restliche Biotoptypen (hellgrau) 36 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.5 3.5 Ausbreitungsmodelle zur Identifikation von Korridoren für Luchs und Rotwild Vorbemerkung zu den Ausbreitungsmodellen für Luchs und Rotwild Korridore zwischen den in den Expertenmodellen identifizierten Gebieten wurden mit Hilfe einer Cost-Path Analyse lokalisiert. Zunächst mussten so genannte Kostenraster für beide Zielarten gesondert erstellt werden. In diesen wurden jedem Biotoptyp Kostenpunkte entsprechend dem Widerstand, den der Biotoptyp der Fortbewegung der jeweiligen Tierart entgegensetzt, zugeordnet. Dieser Widerstand wurde zunächst verbal-argumentativ auf einer dreistufigen Ordinalskala (gering, mittel, hoch) bewertet. Danach erfolgte die Zuordnung der entsprechenden Kostenpunkte zu den jeweiligen Widerständen. Je höher der Widerstand, desto mehr Kostenpunkte wurden vergeben. Dabei stellen ein Kostenpunkt einen geringen Widerstand, fünf Kostenpunkte einen mittleren Widerstand und zehn Kostenpunkte einen hohen Widerstand dar. Nun mussten Quell- und Zielpunkte innerhalb aller Rückzugsräume oder Trittsteine festgelegt werden. Zunächst wurde untersucht, ob unterschiedliche Ergebnisse je nach Lage der Punkte am Rand oder in der Mitte der Flächen erzielt werden. Daher wurden als Erstes Korridore berechnet, die Quell- und Zielpunkte an den Rändern der Flächen verbanden. Dann wurden Korridore berechnet, die Mittelpunkte der Flächen verbanden. Es stellte sich heraus, dass der jeweils am besten geeignete Korridor, der Punkte am Rand der Flächen verband, mit dem Korridor, der die Mittelpunkte der Flächen verband, identisch war. In ArcMap wurden dann in beiden Shapefiles („kern_luchs“ und „kernrotwild“) Felder für Hoch- und Rechtswerte angelegt. Nun wurden mit Hilfe des Field Calculators die Hoch- und Rechtswerte des jeweiligen Polygonmittelpunkts berechnet. Mit Hilfe des Spatial Analyst wurde im nächsten Schritt eine Cost-Weighted-Distance Analyse vorgenommen. Das Programm summiert dabei die Kosten, die entstehen, um von jeder beliebigen Zelle zum nächstgelegenen Quellpunkt zu gelangen. Eingangsgrößen sind die Kosten der Biotoptypen und die Entfernung zu den Quellpunkten. Im Ergebnis entstehen ein Distance- und ein Direction-Raster. In einem zweiten Schritt wurde eine Shortest Path Analyse durchgeführt. Die Bezeichnung Shortest Path ist dabei irreführend, da das Programm den oder die kürzesten Pfade mit der geringsten Kostenakkumulation von den vorher definierten Quell- zu den Zielpunkten berechnet. Eine bessere Bezeichnung ist daher Least Cost Path Analyse. 37 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.5; 3.5.1 3.5.1 Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für den Luchs Zunächst wurde das Kostenraster erstellt. Wälder/Forsten und Moorwälder bieten dem Luchs Deckung und setzen daher seiner Fortbewegung nur einen geringen Widerstand entgegen. Sie bekamen einen Kostenpunkt. Autobahnen und Bundesstraßen werden vom Luchs in der Regel schon in 100 Meter Entfernung gemieden; Versucht er sie zu queren, ist das Risiko überfahren zu werden sehr hoch. Gleiches trifft auch auf die Hauptstrecken der Deutschen Bahn zu. Die Elbe stellt aufgrund ihrer Breite ein Hindernis dar, das der Luchs nicht leicht überwinden kann. Luchse sind sehr scheu und meiden Siedlungen schon in 100 Meter Entfernung. Sonderkulturen, wie Erwerbsgartenbau, Obstplantagen und Weinberge, wurden aufgrund ihrer hohen Frequentierung durch Menschen Siedlungen zugeordnet. Die Tiere schwimmen ungern, weshalb sie Stillgewässer selten durchqueren. Alle genannten Biotoptypen setzen der Fortbewegung des Luchses einen hohen Widerstand entgegen und bekamen daher zehn Kostenpunkte. Baumreihen, Alleen und Hecken können sich einerseits an Straßen, andererseits auf landwirtschaftlich genutzten Flächen befinden. Für diese so inhomogene Gruppe wurde der Widerstand gegenüber der Fortbewegung des Luchses insgesamt als „hoch“ eingeschätzt. Baumreihen, Alleen und Hecken bekamen daher zehn Kostenpunkte. Der Widerstand aller übrigen Biotoptypen gegenüber der Fortbewegung des Luchses ist mit „mittel“ einzuschätzen. Daher bekamen die übrigen Biotoptypen fünf Kostenpunkte. Dann wurden Quell- und Zielpunkte aus den vorher berechneten Polygonmittelpunkten ausgewählt. Um von vornherein möglichst plausible Korridore zu erhalten, wurden Untersuchungsräume festgelegt. Zum ersten wurde dafür das bundesweite Habitat- und Ausbreitungsmodell für den Luchs von SCHADT ET AL. (2002b) herangezogen. Das Modell zeigte drei mögliche Korridore: von der Südabdachung des Erzgebirges über Elstergebirge und oberes Vogtland ins Fichtelgebirge; vom Lausitzer Bergland in die Muskauer Heide; von der Sächsischen Schweiz über die Dresdner Heide in die Königsbrücker Heide. Zum zweiten wurden Einzelnachweisdaten des Landesamtes für Umwelt und Geologie zum Luchs herangezogen. Quell- und Zielpunkte wurden daraufhin innerhalb der Rückzugsräume und Trittsteine folgender Gebiete definiert: • Laußnitzer Heide über die Königsbrück-Ruhlander Heide bis zur Bergbaufolgelandschaft Laubusch • Dresdner Heide bis Laußnitzer Heide • Sächsische Schweiz bis Dresdner Heide • Lausitzer Bergland über die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bis zur Muskauer Heide (Truppenübungsplatz Oberlausitz) 38 Katharina Pálffy • Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.5; 3.5.1 Bergbaufolgelandschaft Laubusch bis zur Muskauer Heide (Truppenübungsplatz Oberlausitz) • Vogtland über das Westerzgebirge bis zum Osterzgebirge • Westerzgebirge bis Elstergebirge Abb. 5: Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für den Luchs am Beispiel des Oberen Westerzgebirges und des oberen Vogtlandes: (A) Rückzugsräume und Trittsteine (Kreuzschraffur), Einzelnachweisdaten Luchs und Kostenoberfläche (rot = hohe Kosten, gelb = mittlere Kosten, grün = geringe Kosten), (B) Korridore (schwarz: aus Modell SCHADT ET AL . (2002b), hellgrün: Berechnete mit geringsten Kosten für den Luchs) Alle berechneten Korridore wurden in einem Shapefile „korr_luchs“ gespeichert und fortlaufend nummeriert. Das Kürzel „L“ wurde der Nummer vorangestellt. Die Länge der Korridore wurde berechnet. Es wurde überprüft, ob die Länge eines Korridors 129 Kilometer (maximale Ausbreitungsdistanz des Luchses) überschreitet, ohne einen geeigneten Rückzugsraum oder Trittstein zu erreichen. 39 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.5; 3.5.2 3.5.2 Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für das Rotwild Zunächst wurde auch hier das Kostenraster erstellt. Wälder/Forsten, Moorwälder und Zwergstrauchheiden mit Baumwuchs bieten dem Rotwild Deckung und setzen daher der Fortbewegung des Rotwilds nur einen geringen Widerstand entgegen. Sie bekamen einen Kostenpunkt. Autobahnen und Bundesstraßen werden vom Rotwild in der Regel schon in 200 Meter Entfernung gemieden; Versucht es sie zu queren, ist das Risiko überfahren zu werden sehr hoch. Gleiches trifft auch auf die Hauptstrecken der Deutschen Bahn zu. Baumreihen, Alleen und Hecken können sich einerseits an Straßen, andererseits auf landwirtschaftlich genutzten Flächen befinden. Für diese so inhomogene Gruppe wurde der Widerstand gegenüber der Fortbewegung des Rotwilds insgesamt als „hoch“ eingeschätzt. Baumreihen, Alleen und Hecken bekamen daher zehn Kostenpunkte. Die Elbe stellt aufgrund ihrer Breite ein Hindernis dar, das auch das Rotwild nicht leicht überwinden kann. Rotwild ist sehr scheu gegenüber Menschen und meidet daher Siedlungen. Sonderkulturen, wie Erwerbsgartenbau, Obstplantagen und Weinberge, wurden aufgrund ihrer hohen Frequentierung durch Menschen Siedlungen zugeordnet. Das Rotwild nutzt gelegentlich flache, schilfbestandene Uferbereiche von Stillgewässern, durchschwimmt diese aber eher selten. Aufgrund seines Gewichts ist das Rotwild in Hochmooren und Übergangsmooren in Gefahr einzubrechen. Alle genannten Biotoptypen setzen der Fortbewegung des Rotwilds einen hohen Widerstand entgegen und bekamen deshalb zehn Kostenpunkte. Der Widerstand alle r übrigen Biotoptypen gegenüber der Fortbewegung des Rotwilds ist als „mittel“ einzuschätzen. Daher bekamen diese fünf Kostenpunkte. Dann wurden Quell- und Zielpunkte aus den vorher berechneten Polygonmittelpunkten ausgewählt. Um von vornherein möglichst plausible Korridore zu erhalten, wurden Untersuchungsräume festgelegt. Als Anhaltspunkt dienten die von ANDRICH (2004) innerhalb ihrer Diplomarbeit identifizierten Rotwildfernwechsel. Weiterhin wurden Einzelnachweisdaten des Landesamtes für Umwelt und Geologie zum Rothirsch herangezogen. Quell- und Zielpunkte wurden daraufhin innerhalb der Rückzugsräume folgender Gebiete definiert: • Laußnitzer Heide über die Königsbrück-Ruhlander Heide bis zur Bergbaufolgelandschaft Laubusch • Dresdner Heide bis Laußnitzer Heide • Sächsische Schweiz bis Dresdner Heide • Lausitzer Bergland über die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bis zur Muskauer Heide (Truppenübungsplatz Oberlausitz) 40 Katharina Pálffy • Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.5; 3.5.2 Bergbaufolgelandschaft Laubusch bis zur Muskauer Heide (Truppenübungsplatz Oberlausitz) • Vogtland über das Westerzgebirge bis zum Osterzgebirge • Erzgebirge bis Werdauer Wald • Oberes Vogtland über Mittelvogtländisches Kuppenland bis Mühltroff • Erzgebirge bis Tharandter Wald und Zellwald • Zellwald bis Heidewälder der Düben-Dahlener Heide • Heidewälder der Düben-Dahlener Heide bis Laußnitzer Heide Abb. 6: Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für das Rotwild am Beispiel des Vogtlandes: (A) Rückzugsräume (Kreuzschraffur), Einzelnachweisdaten zum Rothirsch und Kostenoberfläche (rot = hohe Kosten, gelb = mittlere Kosten, grün = geringe Kosten), (B) Korridore (schwarz: Rotwildfernwechsel aus A NDRICH (2004), hellgrün: Berechnete mit geringsten Kosten für das Rotwild) Alle berechneten Korridore wurden in einem Shapefile „korr_rotwild“ gespeic hert und fortlaufend nummeriert. Das Kürzel „R“ wurde der Nummer vorangestellt. Die Länge der Korridore wurde berechnet. Es wurde überprüft, ob die Länge eines Korridors 100 Kilometer (maximale Ausbreitungsdistanz des Rotwilds) überschreitet ohne einen geeigneten Rückzugsraum zu erreichen. 41 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.6 3.6 Identifikation von Korridoren für Luchs und Rotwild Aus den vorher einzeln für Luchs und Rotwild berechneten Korridoren wurden nun die Korridore ausgewählt, die von beiden Zielarten gemeinsam genutzt werden können. Umgesetzt wurde dies durch eine lagebezogene Auswahl. Alle Features des Shapefiles „korr_rotwild“, die sich in maximal 100 Metern Entfernung zu den Features des Shapefiles „korr_luchs“ befanden, wurden ausgewählt. Diese wurden in ein neues Shapefile „gemeinsame_korr“ exportiert. Dann wurden analog alle Features des Shapefiles „korr_luchs“, die sich in maximal 100 Metern Entfernung zu den Features des Shapefiles „korr_rotwild“ befanden, ausgewählt. Diese Features wurden dem Shapefile „gemeinsame_korr“ hinzugefügt. Entlang einer Hauptroute zwischen geeigneten Rückzugsräumen oder Trittsteinen ergaben sich nun bedingt durch die Methode und Ansprüche der Zielarten (unterschiedliche Werte der Kostenraster) Korridore, die an einigen Stellen voneinander abwichen. Bei der Überlagerung des Shapefiles „gemeinsame_korr“ mit dem Straßen- und Schienennetz des Freistaates Sachsen fiel auf, dass im Falle solcher abweichender Verläufe oftmals eine Variante weniger Überschneidungen mit dem Verkehrsnetz aufwies, als die andere. Mit jeder Querung einer Straße oder Bahnstrecke steigt jedoch für beide Zielarten das Risiko überfahren zu werden. Deshalb sollte die Anzahl dieser Querungen möglichst gering sein. Voneinander abweichende Korridore wurden daraufhin auf die Anzahl der Überschneidungen mit dem Verkehrsnetz überprüft und die jeweils bessere Variante ausgewählt. Daher wurden zunächst alle Straßen aus dem Datensatz des Landesvermessungsamtes Sachsen selektiert. Alle Bahnstrecken wurden aus dem Datensatz des Landesamtes für Umwelt und Geologie selektiert. Die selektierten Elemente wurden in der Feature-Class „infrastruktur“ in einer vorher angelegten Geodatabase gespeichert. Nun wurden im ArcCatalog die Linien der Feature-Class „infrastruktur“ in Polygone konvertiert. Diese Polygone wurden als Feature-Class „infrastruktur_poly“ gespeichert. Mit dem Geoprocessing Wizard wurde nun im ArcMap das Shapefile „gemeinsame_korr“ mit der Feature-Class „infrastruktur_poly“ verschnitten (Funktion „intersect“). Das Ergebnis wurde als Shapefile „gemeinsame_korr1“ gespeichert. Durch die Verschneidung waren nun die einzelnen Korridore in Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt entsprach einer Strecke des Korridors, die nicht von Straßen oder Bahnstrecken zerschnitten wird. Summiert man nun die Anzahl der Abschnitte von alternativen Korridoren, so beinhaltet der Korridor mit der höheren Anzahl an Abschnitten auch mehr Querungen von Straßen und Bahnstrecken. Auf diese Weise wurden alle Alternativen verglichen. Der Attributtabelle des Shapefiles „gemeinsame_korr1“ wurde ein Feld „Vorzug“ hinzugefügt. Korridore mit weniger Abschnitten als vergleichbare alternative 42 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 3; 3.6 Korridore mit mehr Abschnitten erhielten in diesem Feld den Wert „ja“. Alle Features des Shapefiles „gemeinsame_korr1“ mit dem Wert „ja“ wurden exportiert („gemeinsame_korr2“). Mit der Funktion „dissolve“ des Geoprocessing Wizards wurden diese Features nun nach der Nummer des Korridors zusammengeführt. Das Ergebnis wurde als Shapefile „korr_luchs_rotwild“ gespeichert. Der Nummerierung wurde anstatt der Kürzel „L“ oder „R“ das Kürzel „LR“ vorangestellt. 43 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 4; 4.1 4. Ergebnisdarstellung 4.1 Korridore für Luchs und Rotwild Es wurden insgesamt 11 Korridore, die sowohl vom Luchs als auch vom Rotwild genutzt werden können, berechnet. Tabelle 2 gibt einen Überblick über den Verlauf der Korridore: Tabelle 2: Verlauf der Korridore für Luchs und Rotwild Nummer Von Über Weiße Elster nordwestlich Adorf Nach Oberes Westerzgebirge nordwestlich Schöneck/Vogtland LR1 Oberes Vogtland bei Ebmath LR2 Oberes Westerzgebirge nordwestlich Schöneck/Vogtland LSG Auersberg LR3 LSG Auersberg Oberes Westerzgebirge südlich Crottendorf LR4 Oberes Westerzgebirge südlich Crottendorf Oberes Westerzgebirge südlich Pobershau LR5 Oberes Westerzgebirge südlich Pobershau Oberes Oste rzgebirge nordöstlich RechenbergBienenmühle LR6 Oberes Osterzgebirge nordöstlich RechenbergBienenmühle A17 Elbsandsteingebirge südlich RosenthalBielatal LR7 Nationalpark Sächsische Schweiz Schönfelder Hochland LSG Dresdner Heide LR8 LSG Dresdner Heide A4 nahe Anschlussstelle Ottendorf-Ockrilla Laußnitzer Heide LR9 Laußnitzer Heide KönigsbrückRuhlander Heide westlich der B97 Bergbaufolgelandschaft Laubusch LR10 Bergbaufolgelandschaft Laubusch Muskauer Heide Truppenübungsplatz Oberlausitz LR11 Lausitzer Bergland südlich Valtenberg A4 nahe Anschlussstelle Weissenberg Truppenübungsplatz Oberlausitz Karte 1 stellt die von Luchs und Rotwild gemeinsam nutzbaren Korridore dar. 44 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 4; 4.2; 4.2.1, 4.2.2 4.2 Luchs 4.2.1 Rückzugsräume und Trittsteine Es wurden zwei Flächen identifiziert, die aufgrund der im Modell gewählten Parameter als Rückzugsraum für Luchse dienen können. Diese umfassen die geschlossenen Waldlandschaften des Oberen Westerzgebirges und das obere Vogtland südöstlich der Weißen Elster. Weitere 32 Flächen erfülle n ebenfalls die Anforderungen des Modells, sind aber mit zwischen 30 und 200 Quadratkilometern Fläche zu klein, um Luchsen als ein dauerhafter Aufenthaltsraum zu dienen. Sie stellen daher Trittsteine dar. Diese befinden sich im Bereich des oberen Vogtlands an der Grenze zum Freistaat Bayern, des Oberen Mittelerzgebirges und der oberen und mittleren Lagen des Osterzgebirges. Sie umfassen den Geyerschen Wald, den Tharandter Wald, die Sächsische Schweiz, das Lausitzer Bergland, die Dresdner Heide, den Wermsdorfer Wald und die Wälder um Moritzburg. Die großen Heidelandschaften des Tieflands, wie die Düben-Dahlener Heide, die KönigsbrückRuhlander Heide, die Muskauer Heide und die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft weisen ebenso geeignete Waldflächen dieser Größe auf. 4.2.2 Korridore Neben den bereits in Kapitel 4.1 aufgelisteten Korridoren wurde ein zusätzlicher Korridor für den Luchs identifiziert. Dieser beginnt im Oberen Westerzgebirge nordwestlich von Schöneck/Vogtland und führt in Grenznähe über das Elstergebirge bis zur Grenze nach Tschechien südwestlich von Bärendorf. Tabelle 3: Verlauf des Korridors für den Luchs Nummer L1 Von Oberes Westerzgebirge nordwestlich Schöneck/Vogtland Über Nach Grenze nach Tschechien südwestlich Bärendorf Karte 2 stellt Rückzugsräume, Trittsteine und Korridore für den Luchs dar. 45 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 4; 4.3; 4.3.1, 4.3.2 4.3 Rotwild 4.3.1 Rückzugsräume Es wurden 14 Flächen identifiziert, die aufgrund der im Modell gewählten Parameter optimal geeignete Rückzugsräume darstellen. Diese umfassen Teile der Dübener Heide, der Königsbrücker Heide, der Sächsischen Schweiz, der Dresdner Heide, der Wälder um Moritzburg, des Wermsdorfer Walds, sowie des Geyerschen Walds. Außerdem gehören der Colditzer Forst, der Thümmlitzwald, die Laubwälder um Grimma und Brandis, sowie der Leipziger Auwald in ihrer gesamten Ausdehnung dazu. Weitere 116 Flächen erfüllen ebenfalls fast alle Anforderungen des Modells, stellen aber suboptimale Rückzugsräume für das Rotwild dar. 4.3.2 Korridore Neben den in Kapitel 4.1 aufgelisteten Korridoren wurden 8 zusätzliche Korridore für das Rotwild identifiziert. Tabelle 4 gibt einen Überblick über den Verlauf der Korridore. Karte 3 stellt Rückzugsräume und Korridore für das Rotwild dar. Tabelle 4: Verlauf der Korridore für das Rotwild Nummer Von Über Nach R1 Oberes Vogtland bei Ebmath A72 nahe Anschlussstelle Pirk Rotwildgebiet Mühltroff R2 Oberes Westerzgebirge nordöstlich Schöneck/Vogtland A72 nahe Anschlussstelle Zwickau-West Rotwildgebiet Werdauer Wald R3 Hermsdorf/Erzgebirge Tharandter Wald Zellwald bei Siebenlehn R4 Zellwald bei Siebenlehn A4 nahe Anschlussstelle Hainichen Colditzer Forst R5 Colditzer Forst A4 zwischen Mutzschen und Grimma Wermsdorfer Wald R6 Wermsdorfer Wald ICE-Strecke nach Leipzig Dahlener Heide R7 Dahlener Heide R8 Dahlener Heide Dübener Heide Elbe und A13 zwischen Radeburg und Thiendorf Laußnitzer Heide 46 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 5 5. Diskussion Expertenmodelle Der große Vorteil einer GIS-gestützten Habitatmodellierung ist die Formalisierung der Beziehungen zwischen Umweltfaktoren und Habitatansprüchen der Zielarten auf einer expliziten räumlichen Ebene. Dies stellt einen entscheidenden Vorteil gegenüber der rein verbalen Beschreibung dieser Beziehungen dar. Auch wenn Experten mit langjähriger lokaler Erfahrung die Aussageschärfe von Habitatmodellen in der Regel übertreffen, bewirkt die Abbildung in einem solchen Modell gerade in einem landesweiten Maßstab die Objektivierung dieses Expertenwissens. Damit wird die Grundlage für die Transparenz von Entscheidungen erheblich verbessert (vgl. JOOß 2004). Dennoch ist festzuhalten, dass die Ergebnisse solcher Modellierungen nicht eins zu eins in die Realität übertragen werden können. Dies ergibt sich aus Unschärfen, die aus der Methode heraus entstehen. Ein Problem entsteht in Form von Informationsverlusten bei der Konvertierung von Vektordaten in Rasterdaten. Der Informationsverlust ist dabei umso größer, je gröber die Auflösung des Rasters gewählt wird. Die in dieser Arbeit verwendete Auflösung von 100 mal 100 Metern wurde anhand spezifischer Ansprüche der Zielarten abgeleitet. Sowohl Luchs, als auch Rotwild entfernen sich in der Regel nicht mehr als 200 Meter vom Waldrand. Auch die Meidungsdistanzen von beiden Arten zu überbauten Flächen von 100 (Luchs) bzw. zu Straßen von 200 Metern (Rotwild) bekräftigen die Wahl dieser Auflösung. Trotz dieser relativ geringen Auflösung kam es zu Informationsverlusten, die aber aufgrund des landesweiten Maßstabs als vernachlässigbar klein einzustufen sind. Abbildung 7 verdeutlicht dies am Beispiel der Dresdner Heide. Abb. 7: Informationsverlust bei der Konvertierung von Vektordaten in Rasterdaten am Beispiel der CIR im Bereich der Dresdner Heide: (links) Vektordaten, (rechts) Rasterdaten 47 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 5 Ein weiteres Problem, das entsteht, ist das Randproblem bei der Anwendung von landesweiten GIS-Datensätzen. Alle innerhalb der Arbeit verwendeten Datensätze lagen nur für das Gebiet des Freistaates Sachsen vor. Daher ergibt die Modellierung von Rückzugsräumen und Trittsteinen in den Grenzbereichen zu den Nachbarländern verzerrte Ergebnisse. Untersuchungen von WALZ (2005) zur Landschaftszerschneidung in Grenzräumen zeigen beispielsweise großflächige, unzerschnittene Waldgebiete im Bereich des Erzgebirges oder des Elbsandsteingebirges auf tschechischem Gebiet. Dieses Problem kann nur mit Hilfe einer einheitlichen Datengrundlage für alle an den Freistaat Sachsen grenzenden Länder behoben werden. Ein weiteres Problem von Expertenmodellen ist die Wahl der Eingangsparameter. Einerseits hängt die Wahl dieser vom Kenntnisstand zu den einzelnen Arten ab. Je besser dieser ist, desto besser können auch die Ansprüche der Arten an ihren Lebensraum und ebenso limitierende Faktoren in das Modell eingehen. Die Habitatansprüche des Luchses wurden beispielsweise aus Literatur zu Ansprüchen von Luchsen im Schweizer Jura abgeleitet. Zwar ist der Schweizer Jura im Hinblick auf die Höhe, Landnutzung und Siedlungsdichte mit den Mittelgebirgslandschaften Deutschlands vergleichbar (vgl. SCHADT ET AL. 2002b), dennoch sind die Gegebenheiten nicht identisch. Es ist also denkbar, dass Luchse innerhalb der Mittelgebirgslandschaften Deutschlands abweichende Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Andererseits hängt die Wahl von Eingangsparametern eines Habitatmodells leider meist von den zur Verfügung stehenden Daten ab. So ist laut ELOIS (2006) die illegale Tötung des Luchses als die gegenwärtige und zukünftige Hauptgefährdung dieser Art in ganz Europa einzuschätzen. Zum Jagddruck auf den Luchs innerhalb des Freistaates Sachsen ließen sich jedoch keine Aussagen machen. So konnte dieser limitierende Faktor keinen Eingang in die Modellierung finden. Tiefschnee, v. a. im Gebirge, stellt für das Rotwild einen entscheidenden Lebensraumfaktor dar, da er einen Äsungsmangel verursacht, dem das Rotwild durch Abwandern in tiefer gelegene Gebiete ausweicht (vgl. WAGENKNECHT 1996). Die Ableitung dieses limitierenden Faktors aus verfügbaren Daten, wäre jedoch zu zeitaufwändig gewesen und fand deshalb keinen Eingang in die Modellierung. Es stellte sich jedoch heraus, dass laut Modell optimal als Rotwildrückzugsraum geeignete Gebiete, lediglich im Tiefland und Erzgebirgsvorland identifiziert wurden, so dass keine negativen Einflüsse durch Tiefschnee zu erwarten sind. Ein weiteres Problem stellt die wissenschaftlich abgesicherte Validierung der Modelle über statistische Methoden dar. Dazu würden über einen Zeitraum von mehreren Jahren nach einheitlich festgelegter Methode ermittelte Präsenz/Absenz-Daten der Zielarten, wie man sie beispielsweise in einem flächendeckenden Monitoring erhebt, benötigt. Diese waren in 48 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 5 dieser Form jedoch weder für den Luchs noch für das Rotwild verfügbar. Eine fachlich abgesicherte, planungsorientierte räumliche Umsetzung von Expertenwissen über die Habitatansprüche beider Arten ist daher nur bedingt möglich (vgl. JOOß 2004). Ausbreitungsmodelle Die Realität kann auch mit einer Cost-Path Analyse nur abstrahierend wiedergegeben werden. Die größten Unsicherheitsfaktoren stellen wohl die Auswahl der als relevant angesehenen Biotoptypen bzw. Landnutzungen und deren Bewertung dar. Dieses Problem trat insbesondere bei der Bewertung solcher Biotoptypen bzw. Landnutzungen auf, die der Fortbewegung der Zielarten weder einen geringen noch hohen Widerstand entgegensetzen. Eine abgestufte Bewertung jener Biotoptypen setzt detailliertere Informationen voraus, als sie aus der vorhandenen Literatur entnommen werden konnten. Ebenso ist anzumerken, dass sich einzelne Individuen einer Art abweichend von der Masse ihrer Artgenossen verhalten können. Angesichts der Zielstellung der Diplomarbeit, ist dieser Umstand jedoch als vernachlässigbar einzustufen. Das Problem des Informationsverlustes bei der Konvertierung von Vektor- in Rasterdaten kam auch bei den vorgenommenen Analysen zum Tragen. Einheiten, mit einer Flächengröße unter einem Hektar, konnten aufgrund der Auflösung der Rasterdaten möglicherweise nicht in die Analysen eingehen. Ausbreitungsmodelle sollten entweder mit vorhandenen Daten validiert oder einer Sensitivitätsanalyse unterzogen werden, um sie statistisch abzusichern. Die Validierung der Analysen war jedoch aus bereits oben genannten Gründen nicht möglich. Sensitivitätsanalysen beruhen auf einer wiederholten Anwendung des Modells mit veränderten Parametern. Sie verursachen daher einen hohen Rechen- und Zeitaufwand. Eine solche Analyse war in Anbetracht des engen Zeitrahmens leider nicht möglich. 49 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 5; 5.1 5.1 Korridore Den Wildtiererfassungen vom Landesjagdverband (2000/2001 und 2002/2003) zufolge ist das Rotwild in den ausgewiesenen Rotwildgebieten und den angrenzenden Arealen flächendeckend verbreitet. Die Standwildvorkommen erstrecken sich im Wesentlichen auf diese Gebiete. Frühjahrsbestände von über 3 Individuen pro 100 Hektar wurden fast ausnahmslos innerhalb der Rotwildgebiete festgestellt. Dies trifft besonders auf das Erzgebirge in unmittelbarer Grenznähe zu Tschechien zu. Der Luchs wurde im Rahmen der Wildtiererfassungen (LJV 2000/2001 und 2002/2003) im Elstergebirge, dem östlichen Erzgebirge, der Sächsischen Schweiz und der Oberlausitz gemeldet. Im Folgenden werden alle Korridore genauer auf ihre Plausibilität hin untersucht. Korridor R1: Im Bereich der Messtischblätter Adorf und Mühltroff wurde Rotwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands als Standwild, in allen dazwischen gelegenen als Wechselwild, gemeldet. ANDRICH (2004) ermittelte innerhalb ihrer Diplomarbeit diesen Fernwechsel aufgrund der Rotwildstrecken der Jagdjahre 1993 bis 2004. Interessant ist, dass die Berechnung durch die Cost Path Analyse ein beinahe deckungsgleiches Ergebnis zu ihrem von Hand eingezeichneten Rotwildfernwechsel ergab. Korridor R2: Im Bereich der Messtischblätter Teichwolframsdorf, Auerbach/Vogtland und Falkenstein/Vogtland wurde Rotwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands als Standwild , im dazwischen gelegenen Messtischblatt Zwickau Süd als Wechselwild, gemeldet. Angaben des Forstamtes Leubnitz (in ANDRICH 2004) bestätigen einen Fernwechsel vom Vogtland bzw. Erzgebirge bis zum Werdauer Wald, der bis Mitte der 80iger Jahre bestand. Korridor R3: Rotwild wurde im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands im Bereich der Messtischblätter Rechenberg-Bienenmühle, Frauenstein, Freital und Freiberg als Standwild gemeldet. Das Forstamt Tharandt (in ANDRICH 2004) beschrieb den Verlauf des Fernwechsels vom Erzgebirge durch das Weißeritztal über Dorfhain und Klingenberg in das Rotwildgebiet Tharandter Wald. Das Forstamt Tharandt wies außerdem darauf hin, dass über den Zellwald ein alter Korridor vom Erzgebirge in die Dahlener Heide bestehen könnte. 50 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 5; 5.1 Korridor R4: Rotwild wurde im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands im Bereich des Messtischblattes Geringswalde als Standwild und im Bereich Colditz als Wechselwild gemeldet. Korridor R5: Im Bereich der Messtischblätter Grimma, Mutzschen und Dahlen wurde Rotwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands als Standwild gemeldet. Eine Häufung an Einzelnachweisen des Rothirschs (LfUG) außerhalb der Rotwildgebiete, legt zudem mehr oder weniger regelmäßige Wanderbewegungen nahe. Die Laubwälder in diesem Bereich sind zudem aufgrund des Expertenmodells als optimale Rotwildrückzugsräume einzustufen. Korridor R6: Hierbei handelt es sich um einen Wechsel des Rotwilds innerhalb des Rotwildgebietes Nordsachsen - Dahlener Heide/Wermsdorfer Wald über die ICE-Trasse (vgl. ANDRICH 2004). Korridor R7: Einzelnachweise wandernder Rothirsche (LfUG) legen eine mehr oder minder regelmäßige Nutzung des Korridors durch das Rotwild nahe. BÖTTCHER ET AL. (2004) stellen in der Initiativs kizze der Lebensraumkorridore für Mensch und Natur in diesem Bereich einen ergänzenden Korridor für Arten der Wälder und Halboffenlandschaften dar. Korridor R8: Innerhalb des gesamten Bereichs des Korridors wurde Rotwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands als Standwild gemeldet. Korridor L1: Zahlreiche Einzelnachweise des Luchses (LfUG) weisen auf eine Verbindung des Erzgebirges über das Elstergebirge mit dem Fichtelgebirge hin. In der Initiativskizze der Lebensraumkorridore für Mensch und Natur wird in diesem Bereich ein Hauptkorridor für Arten der Wälder und Halboffenlandschaften dargestellt (vgl. BÖTTCHER ET AL. 2004). Zwischen Gopplasgrün und Landwüst verläuft der Korridor fast deckungsgleich mit dem von SCHADT ET AL. (2002b) innerhalb des bundesweiten Ausbreitungsmodells für den Luchs identifizierten Korridor. Korridore LR1 bis LR6: Im gesamten Bereich wurde Rotwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbandes als Standwild gemeldet. Besonders im Bereich von linkselbischer Sächsischer Schweiz bis hin zum Osterzgebirge lassen zahlreiche Einzelnachweise von 51 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 5; 5.1 Luchs und Rothirsch (LfUG) auf ausgeprägte Wanderungen schließen. ANDRICH (2004) identifizierte ebenfalls einen Fernwechsel des Rotwilds von Fürstenwalde im Erzgebirge bis in die Sächsische Schweiz nach Rosenthal/Bielatal. In BÖTTCHER ET AL. (2004) wird in diesem Bereich ein Hauptkorridor für Arten der Wälder und Halboffenlandschaften dargestellt. Korridore LR7 und LR8: Im Bereich der Messtischblätter Sebnitz, Bad Schandau, Dresden Ost und Radeberg wurde Rotwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands als Standwild gemeldet. Einzelnachweise des Luchses in der Sächsischen Schweiz und der Laußnitzer Heide (LfUG) legen nahe, dass er diesen Korridor nutzen könnte. Das Forstamt Dresden (in ANDRICH 2004) bestätigte bestehende Fernwechsel des Rotwilds von der Sächsischen Schweiz in die Dresdner Heide und von der Dresdner in die Laußnitzer Heide. Ein Wassergraben unter der A4 hinter dem Müllermilch-Werk bei Leppersdorf wird vom Rotwild als Wechsel in die Laußnitzer Heide angenommen. SCHADT ET AL. (2002b) identifizierten ebenfalls einen Korridor für den Luchs in diesem Bereich. In der Initiativskizze der Lebensraumkorridore für Mensch und Natur wird in diesem Bereich ein Hauptkorridor für Arten der Wälder und Halboffenlandschaften dargestellt (vgl. BÖTTCHER ET AL. 2004). Korridor LR9: Das Rotwild ist im gesamten Verlauf des Korridors im Rahmen der beiden Wildtiererfassungen des Landesjagdverbandes als Standwild gemeldet worden. Mehrere Luchsnachweise (LfUG) im Bereich Sollschwitz, Skaska und Ossling deuten ebenfalls auf Wanderungen des Luchses innerhalb dieses Gebiets hin. SCHADT ET AL. (2002b) berechneten ebenfalls einen Korridor für den Luchs bis in Höhe der Ortslage Schwepnitz. Bis in Höhe der Ortslage Bernsdorf stellen auch BÖTTCHER ET AL. (2004) einen Hauptkorridor für Arten der Wälder und Halboffenlandschaften dar. Ab Norden von der B97 bis hin zur Bergbaufolgelandschaft Laubusch wird der Korridor als ein ergänzender Korridor dargestellt. Korridor LR10: Das Rotwild wurde hier ebenfalls für den gesamten Verlauf des Korridors als Standwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbandes gemeldet. SCHADT ET AL. (2002b) identifizierten innerhalb ihres bundesweiten Habitatmodells für den Luchs Teile des Truppenübungsplatzes Muskauer Heide, sowie angrenzende Bereiche Polens und Brandenburgs als einen geeigneten Lebensraum. BÖTTCHER ET AL. (2004) stellen den Korridor im Bereich der Bergbaufolgelandschaft Laubusch als einen Hauptkorridor für Arten der Wälder und Halboffenlandschaften dar. 52 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 5; 5.1 Korridor LR11: Im Bereich des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und in der Muskauer Heide wurde Rotwild im Rahmen beider Wildtiererfassungen des Landesjagdverbands als Standwild, im Lausitzer Bergland als Wechselwild, gemeldet. SCHADT ET AL. (2002b) identifizierten die Sächsische Schweiz auf deutscher und tschechischer Seite, das Lausitzer Gebirge und das Zittauer Gebirge in Tschechien als geeigneten Luchslebensraum. Einzelnachweise des Luchses (LfUG) in allen drei genannten Bereichen scheinen dies zu bestätigen. Vom Truppenübungsplatz Muskauer Heide bis in Höhe der Ortslage Cunewalde wird der Korridor von BÖTTCHER ET AL. (2004) als Hauptkorridor für Arten der Wälder und Halboffenlandschaften dargestellt. 53 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6; 6.1 6. Rahmenbedingungen für die Umsetzung 6.1 Instrumentarien für die Umsetzung Der Umsetzung auf der Ebene konkreter Maßnahmen sind zunächst die planerische bzw. instrumentelle Ebene vorangestellt. Im folgenden werden daher verschiedene Instrumentarien des Naturschutzes und der Landschaftspflege benannt, die einen Beitrag dazu leisten können. Die naturschutzfachliche Eingriffsregelung stellt ein geeignetes Mittel der Umsetzung dar. Sie dient der Abschätzung, Vermeidung, Minimierung, dem Ausgleich und der Kompensation von Eingriffsfolgen, die immer auch in Bezug zu den Funktionen des Naturhaushaltes gesehen werden müssen. Die innerhalb dieser Arbeit identifizierten Korridore und darauf aufbauende Planungen können dazu beitragen, Eingriffsfolgen insbesondere für die Biotopverbundfunktion auf diesen Flächen besser einzuschätzen. Grundsätzlich sollte jedoch die Erhaltung dieser Flächen Vorrang vor Beeinträchtigung und Kompensation haben. Es ist ebenfalls sinnvoll „vorlaufende“ Ersatzmaßnahmen im Sinne des Ökokontos oder Kompensationsmaßnahmen für einen konkreten Eingriff auf diesen Flächen zu konzentrieren. Beispielsweise könnten Aufforstungsmaßnahmen durchgeführt werden, sofern sie mit den örtlic hen Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege vereinbar sind. Regelungen des Vertragsnaturschutzes können hilfreich sein, wenn die Verträge eine lange Laufzeit aufweisen, um Naturschutzziele langfristig erreichen zu können. Insbesondere im landwirtschaftlichen Bereich können Flächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden, durch Zulassen der Sukzession zur Verbesserung des Zustands oder der Entwicklung der Korridore beitragen. Der Flächenschutz stellt ein weiteres Instrumentarium dar. Im Zuge der Umsetzung von Maßnahmen wird es unter Umständen nötig, den Verlauf der Korridore in einzelnen Bereichen zu konkretisieren bzw. zu ändern. In solchen Fällen bietet sich eine Verlagerung in bereits geschützte Flächen an, sofern diese nicht zu weit entfernt sind und damit keine schwerwiegenden Naturschutzkonflikte entstehen. Mit der Integration in die Raum- bzw. Landschaftsplanung werden wichtige Voraussetzungen der Umsetzung erfüllt. Die identifizierten Korridore sollten entweder ergänzend zu der bereits aufgenommenen Gebietskulisse der sachlich-räumlichen Schwerpunkte der Biotopverbundplanung oder als eigenständige Karte in den Landesentwicklungsplan aufgenommen werden. Daran schließt sich eine Umsetzung in der Landschaftsrahmenplanung bzw. Regionalplanung an. Auf dieser Ebene erfolgt die Ausweisung als Vorrang- und Vorbehaltsgebiet. Die Berücksichtigung bei 54 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6; 6.1 konfliktträchtigen, planungsrechtlichen Festsetzungen und die Zuweisung entsprechender präzisierter Erhaltungs- und Entwicklungsziele erfolgt ebenfalls auf dieser Ebene. Zu prüfen ist auch, ob und inwieweit die Korridore in die forstliche Rahmenplanung integriert werden können. Ein weiteres wichtiges Instrumentarium ist die Integration in bestehende Fachplanungen. Eine wichtige Rolle spielt die Zerschneidung der Korridore durch Verkehrstrassen. Die Bündelung von Verkehrstrassen und entsprechende Maßnahmen zur Anlage möglichst gefahrenfreie r dauerhafter Querungshilfen für Wildtiere sind daher zu empfehlen. Auf eine weitere Zerschneidung dieser Flächen sollte verzichtet werden. 55 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6; 6.2 6.2 Exkurs: Querungshilfen für Wildtiere In diesem Kapitel wird ein kurzer Überblick gegeben, welche baulichen Möglichkeiten existieren, Verkehrstrassen für Wildtiere überwindbar zu gestalten. Im Freistaat Sachsen bereits bestehende oder geplante Querungshilfen werden kurz besonders im Hinblick auf ihre Wirksamkeit , sofern Untersuchungen dazu existieren, vorgestellt. Spezielle Querungshilfen für Wildtiere sind Wildtunnel, Wildviadukte, Grün- und Landschaftsbrücken. Wildtunnel bieten die Möglichkeit, Wildtiere unter einer Verkehrstrasse hindurch zu führen. Sie sollten mindestens 7,5 Meter hoch und 10 Meter breit sein. Zudem sollten sie über einen lichten Tunnelraum mit natürlichem Bodenbelag und einer schalldichten Auskleidung verfügen. Wichtig ist auch die trichterförmige Gestaltung des Ein- und Ausgangs (vgl. SCHULTE 2000). Abb. 8: Wildtunnel bei Chèvrefu (Schweiz), (Quelle: OGGIER ET AL. (Hrsg.) 2001, Photo: G. BERTHOUD) Bei Wildviadukten handelt es sich um offene Brückenkonstruktionen, mit denen der Straßenverlauf weiträumig über Täler oder Wasserläufe geführt wird. Wildviadukte werden auch als Großbrücken bezeichnet. Dem Wild wird die Möglichkeit geboten, seine gewohnten Wechsel innerhalb der Täler bzw. entlang der Flussufer unter der Trasse hindurch weiterhin zu nutzen (vgl. MODER ET AL. 2004). 56 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6; 6.2 Abb. 9: Bild der 280 Meter langen Nasenbachtalbrücke über die A17 (Quelle: http://www.autobahn17.de) Grünbrücken werden am häufigsten erbaut. Sie stellen Brückenbauwerke mit auf 30, besser 50 Meter beschränkter Breite dar. Die Zuführung sollte durch Verkehrsschutzzäune an beiden Brückenköpfen trichterförmig ausgestaltet werden. Ein Sicht- und Blendschutz an den Seiten, z. B. in Form von Erdwällen ist wichtig. Mit einer geeigneten Bepflanzung der Brückenoberfläche wird dem Wild bei der Überquerung der Brücke eine Deckungsmöglichkeit geboten (vgl. SCHULTE 2000). Abb. 10: Grünbrücke über die S81 bei AMD Dresden-Wilschdorf (Quelle: http://www.plan-t.de) Landschaftsbrücken sind die beste aber auch teuerste Variante einer Querungshilfe. Daher werden sie meist über Bundesautobahnen errichtet. Dafür wird die Verkehrstrasse entweder als Tunnel oder als Einschnitt gebaut und nach der Fertigstellung mit einem so genannten „Deckel“ versehen. Dieser wird begrünt. Durch diese Bauweise werden Landschaftsstrukturen und bestehende Wildwechsel erhalten. Mit einer Breite von 57 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6; 6.2 mehreren hundert Metern bis zu einigen Kilometern passen sich die Landschaftsbrücken gut den natürlichen Wildtierlebensräumen an (vgl. MODER ET AL. 2004). Abb. 11: Tunnel Königshainer Berge über die A4 (Quelle: http://www.autobahnonline.de/deges/99/a4b.jpg) WÖLFEL (in BECKER 1999) untersuchte den Wirkungsgrad verschiedener Querungshilfen. Er stellte fest, dass Überführungen im Allgemeinen besser von Wildtieren angenommen werden als Unterführungen. Offenbar meiden die Tiere den Tunneleffekt der Unterführungen wegen des von oben kommenden starken Verkehrslärms. Wichtig für alle Querungshilfen für Wildtiere ist neben der Wahl des richtigen Standorts eine gute Einbindung in die umgebende Landschaft und absolute Jagdruhe im näheren Umfeld, um die „Vergrämung“ des Wildes durch den Jagddruck zu vermeiden. Entlang des Streckenabschnitts Dresden – Bautzen der Bundesautobahn A4 befinden sich zwei Querungshilfen. Die Grünbrücke „Burkauer Berg“ wurde 1998 ca. 12 Kilometer westlich der Anschlussstelle Burkau erbaut. Der Wilddurchlass befindet sich noch einmal ca. 1,2 Kilometer westlich davon. Die Grünbrücke ist 63 Meter lang, mit einer nutzbaren Breite von 50 Metern zwischen den die Brücke säumenden Wildzäunen. An den Zuführungen zu der Brücke befinden sich mit zum Lärm- und Immissionsschutz mit Sträuchern bepflanzte Erdwälle. Auf der Brücke selbst erfolgte eine Aussaat von Trockenund Magerrasensaatgutmischungen. Der Wilddurchlass ist 10 Meter breit, 30 Meter lang und hat eine Höhe von 4 Metern. In der Mitte verläuft ein wasserführender Graben Richtung Grubenteich. Im weiteren Verlauf der Bundesautobahn A4 zwischen den Autobahnabfahrten Niederseifersdorf und Kodersdorf befindet sich der Landschaftstunnel „Königshainer Berge“ mit einer Breite von 3,3 Kilometern. CIPRIOTTI untersuchte 2003 im Rahmen einer Diplomarbeit die Effizienz der Querungshilfen entlang des Streckenabschnitts Dresden – Bautzen. Die Bauwerke wurden im Winter 2002/2003 mit einer Infrarot-Kameraanlage überwacht. Die Grünbrücke wurde lediglich vom Rehwild gut 58 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6; 6.2 angenommen. Schwarzwildfährten wurden ebenfalls auf der Brücke nachgewiesen. Die Annahme der Brücke durch Damwild und Muffelwild wurde als wahrscheinlich angesehen. Rotwild querte die Brücke während des gesamten Untersuchungszeitraumes nicht. CIPRIOTTI (2003) führte dies auf das Fehlen ausgedehnter Leitstrukturen und eine falsche Wahl des Standorts zurück. Der Durchlass wurde lediglich vereinzelt von Rehwild genutzt. Ursache für die schlechte Annahme des Bauwerks scheint die geringe Höhe zu sein. Zwischen Dresden-Wilschdorf und Boxdorf befindet sich eine Grünbrücke über die S 81. Eine Effizienzprüfung fand für diese Brücke bisher nic ht statt. Im Zuge des Neubaus der Bundesautobahn A17 Dresden-Prag sind fünf speziell für Wildtiere nutzbare Querungshilfen vorgesehen. Im Bereich des Naturschutzgebietes „Meuschaer Höhe“ soll eine Landschaftsbrücke entstehen. Sie wird eine Breite von 90 Metern haben. Im Bereich des Teich- und Quellgebietes Erlichtteich/Herrenteich wird die Trasse als eine 97 Meter lange und 8,7 Meter hohe Brücke geführt. Im Heidenholz wird ein Wilddurchlass mit einer Höhe von 4 und Breite von 58 Metern entstehen. Über das Tal des Nasenbaches ist eine 280 Meter lange Brücke im Bau. Die Trasse durch das großflächige Waldgebiet im Kammbereich des Erzgebirges wird durch einen 300 Meter breiten Landschaftstunnel (Landschaftstunnel „Harthe“) geführt (vgl. ANDRICH 2004). 59 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6.; 6.3 6.3 Maßnahmen Die in den vorherigen Kapiteln als Korridore bezeichneten, berechneten linearen Pfade stellen per se noch keine Verbindungsflächen dar. Die nötigen Maßnahmen, damit sie als Verbindungsflächen dienen könnten, sollen im folgenden erläutert werden. Nach RIECKEN ET AL. (2004) beinhaltet der Biotopverbund nach Legaldefinition des §3 BNatSchG drei Komponenten. Zum einen wird am traditionellen Ansatz festgehalten. Dieser beinhaltet die Regeneration und Schaffung von Trittsteinen und Korridoren. Durch auf die Ansprüche der Arten bezogene Arrondierung, Vergrößerung und qualitative Verbesserung der Restflächen sollen Populationen stabilisiert, Interaktionen im Sinne des Metapopulationskonzeptes ermöglicht, sowie im Kern der genetischen Verarmung entgegengewirkt werden. Besonders der Einsatz von Korridoren wird durchaus kontrovers diskutiert. Ein Hauptargument gegen Korridore ist die mögliche Barrierewirkung gegenüber Arten eines anderen Biotoptyps, da sie Verbindungen zwischen gleichen oder ähnlichen Biotoptypen herstellen. VOLG (2004) weist jedoch darauf hin, dass diesem Problem begegnet werden kann, indem man den Einsatz von Korridoren immer in einem gesamtlandschaftlichen Kontext betrachtet. Ein weiteres Gegenargument ist die mögliche Unterstützung der Ausbreitung invasiver Spezies. Dagegen bringt VOLG (2004) an, dass diese Frage, ob und wie Korridore sich massiv ausbreitende Neophyten und Neozoen unterstützen, erst noch geklärt werden muss. Er weist darauf hin, dass bezüglich der Nutzung von Korridoren als Ausbreitungsrouten noch Forschungsbedarf besteht. Folglich sollten keine überhöhten Erwartungen in eine Nutzung von Korridoren zur Wiederbesiedelung gesetzt werden. Die Nutzung von Korridoren als Habitaterweiterung und zur Fortbewegung kann jedoch als abgesic hert gelten. Schlussendlich kommt er zu dem Schluss, dass keiner der Einwände gegen Korridore geeignet ist, deren Anwendung generell in Frage zu stellen. M ERRIAM (1991) unterstreicht ebenfalls die Bedeutung von Korridoren für die Populationsdynamik: Sie ermöglichen den Genaustausch, die Wiederbesiedelung nach einem lokalen Aussterben oder die Neubesiedelung. Sie tragen zum Wachstum einer lokalen Population bei oder sind Lebensraum einer Population. Die zweite Komponente des Biotopverbunds umfasst den Biotopkomplex-Ansatz, also die Regeneration traditioneller Biotopkomplexe. Innerhalb des dritten Ansatzes soll die Gesamtlandschaft für alle Arten durchlässiger gemacht werden. RIECKEN ET AL. (2004) empfehlen deshalb wichtige Korridorverbindungen vor Zerschneidung zu bewahren (Vermeidung) oder bereits Zerschnittene wieder zu entschneiden (Entschneidungskonzepte). KONOLD (2004) hält fest, dass wegen des ausgeglichenen Klimas und der Deckung bzw. dem Schutz vor Prädatoren selbst verhältnismäßig kleine Waldinseln in ausgeräumten 60 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6.; 6.3 Landschaften für viele Tierarten von großer Bedeutung sind. Er betont jedoch, dass je höher die Raumansprüche der waldbewohnenden Fauna sind, große zusammenhängende Waldbestände umso wichtiger werden. Er fordert insbesondere in Gebieten mit geringem Waldanteil und/oder intensiver agrarischer Nutzung Wald neu anzulegen, sofern damit der landschaftlichen Eigenart sowie regionalen oder örtlichen Zielen des Naturschutzes nicht widersprochen wird. Eine Neuanlage von Wald kann seiner Meinung nach nicht nur in Form von Erstaufforstungen geschehen, sondern auch durch das Zulassen der Sukzession. Er weist ebenfalls auf den Verzicht weiterer Zerschneidung der Wälder hin. Das Rotwild orientiert sich auf seinen Wanderungen an Leitstrukturen, die Deckung und Orientierung bieten. Dies sind nach BECKER (2005) u.a. Hecken, Waldränder und Wasserläufe. Es könnte argumentiert werden, dass Rotwild als Besiedler offener Landschaften mit eingestreuten lichten Wäldern keine geschlossenen Baumbestände für seine Wanderungen benötigt. Dagegen spricht jedoch, dass Rotwild einem starken Jagddruck unterliegt, der es dem Menschen gegenüber sehr scheu gemacht hat. Als Fluchttypus zieht es daher vor in Deckung zu bleiben (vgl. DRECHSLER 2004). 93,8% der Einzelnachweise des Rothirsches in Sachsen (LfUG) befinden sich in oder bis zu 200 Meter entfernt von Wäldern und Forsten und sprechen damit ebenfalls für den Deckungsbedarf des Rotwilds. Luchse meiden in der Regel freies, deckungsloses Gelände (vgl. KALB 1992). Das Beispiel der Schweizer Alpenpopulation zeigt ebenfalls , dass unbewaldete Täler, die von Verkehrsachsen, Siedlungsbändern und Flüssen begleitet sind, für wandernde Luchse ein fast unüberwindliches Hindernis darstellen (vgl. KORA 1999). 88,1% der Einzelnachweise des Luchses in Sachsen (LfUG) befinden sich in oder bis zu 200 Meter entfernt von Wäldern und Forsten und sprechen damit ebenfalls für den Deckungsbedarf des Luchses. Aufgrund des Deckungsbedürfnisses und des geringen Widerstands gegenüber der Fortbewegung der Zielarten sollten Verbindungsflächen für einen Waldbiotopverbund im Landesmaßstab mindestens 500 Meter breite, bewaldete Korridore sein. Verläuft ein solcher Korridor über Straßen mit einem durchschnittlichen täglichen Verkehrsaufkommen von mehr als 10.000 Kfz oder eine stark frequentierte Bahnstrecke, müsste eine Querungshilfe, bevorzugt eine Grünbrücke, errichtet werden. Ein Korridor könnte aus Neuaufforstungen oder Flächen mit fortgeschrittenen Sukzessionsstadien bestehen. Neuaufforstungen im Rahmen eines Waldbiotopverbundes sollten KONOLD (2004) zufolge mindestens nach den Prinzipien der naturnahen Waldwirtschaft behandelt werden. Das wichtigste Kriterium ist eine standortgerechte Baumartenwahl, bevorzugt einheimischer Laubbaumarten. 61 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6.; 6.3 Die Gestaltung einer Grünbrücke muss auf die Bedürfnisse von Rotwild und Luchs ausgerichtet sein. Das wichtigste Kriterium ist die sinnvolle Wahl des Standorts. Eine Grünbrücke sollte zudem 50 Meter breit sein. Wichtig ist es, bei der Bepflanzung der Brücke dem Deckungsbedürfnis beider Arten gerecht zu werden. Die Tiere sollten durch Leitstrukturen, z.B. Gehölzanpflanzungen und Verkehrsschutzzäune, gezielt auf die Querungshilfe zugeführt werden. HOHMANN (2003) weist besonders auf das vom Straßenverkehr ausgehende, durch Lärm- und Lichtbelastungen ausgelöste Meidungsverhalten des Rotwilds hin. Deshalb ist ein Sicht- und Blendschutz an den Zuführungen und auf der Grünbrücke selbst erforderlich. Im Bereich der Korridore sollten Störungen unbedingt vermieden werden. Bejagung oder Störungen durch Erholungssuchende könnten sowohl das Rotwild, als auch den Luchs dauerhaft vertreiben. In einer Tabelle soll ein Überblick gegeben werden, wie viel Hektar Wald pro Korridor neu aufgeforstet werden und wie viele Grünbrücken errichtet werden müssten. Es ist zusätzlich angegeben, über welche Straßen bzw. Bahnstrecken die Querungshilfen verlaufen und welche Querungshilfen am dringlichsten errichtet werden müssten. Im Landesentwicklungsplan (SMI 2003) wird auf die Notwendigkeit des Ausbaus verschie dener Bundesstraßen hingewiesen. Im Falle eines solchen Ausbaus wären auch dort prioritär Querungshilfen zu errichten, sofern die durchschnittliche tägliche Verkehrsdichte 10.000 Fahrzeuge überschreitet. Sukzessionsflächen, die keiner Aufforstung bedürfen, gingen in die Betrachtungen nicht ein. Tabelle 5: Quantifizierung der Maßnahmen (prioritäre Querungshilfen sind fett hervorgehoben, auszubauende Bundesstraßen laut Landesentwicklungsplan 2003 sind kursiv hervorgehoben) Nummer des Korridors Aufforstungsfläche Anzahl an in ha Grünbrücken Straße bzw. Bahnstrecke Rotwild R1 231,6 3 A72/B173, B282, Bahnstrecke nach Hof R2 249,3 4 B169, A72, B173, Bahnstrecke nach Hof R3 244,6 4 B171, B173, B101, Bahnstrecke nach Hof R4 198,6 4 B196/A4, B175, B107, Bahn R5 147,0 4 B176, B107, A14, Bahn 62 Katharina Pálffy Nummer des Korridors Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6.; 6.3 Aufforstungsfläche Anzahl an in ha Grünbrücken Straße bzw. Bahnstrecke R6 147,5 2 B6, ICE-Trasse nach Leipzig R7 334,8 2 B87, Bahn 8 B182, Bahn/B169, B101, B98, A13, 3 weitere Bahnstrecken, darunter Bahnstrecke nach Berlin R8 173,3 Luchs L1 239,7 3 B92, B283, Bahn Luchs und Rotwild LR1 165,4 1 Bahn/B92 LR2 203,4 1 B283 LR3 197,5 - - LR4 312,7 2 B95, B174 LR5 215,0 - - LR6 327,5 1? B170? LR7 297,3 1 B6 LR8 97,4 2 Bahn, A4 LR9 295,0 2 B98, Bahn/B96 LR10 451,2 4 B97, B156, B115, Bahn LR11 506,0 9 B115, A4, B6, B96, B98, 4 Bahnstrecken Gesamt 5034,8 57 13 prioritäre 63 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 6.; 6.4 6.4 Weiteres Vorgehen Mit dieser Diplomarbeit wurde ein Planungsrahmen für Migrationskorridore waldgebundener Arten mit großem Raumanspruch auf einer landesweiten Maßstabsebene gesetzt. Dieser muss natürlich weiter konkretisiert werden. Im Kontext mit der Gesamtlandschaft müssen die Korridore auf ihre Nutzbarkeit durch weitere Zielarten hin untersucht werden. Gegebenenfalls wird daher die Aufnahme weiterer Korridore nötig. Die tatsächliche Nutzung der Korridore durch die Zielarten muss ebenfalls geklärt werden. Es ist daher auch nicht auszuschließen, dass der Verlauf der Korridore von den Berechnungen abweicht und angepasst werden muss. Es soll diesbezüglich besonders auf die Korridore hingewiesen werden, die innerhalb der Arbeit als gemeinsam von Luchs und Rotwild nutzbare Korridore identifiziert wurden, da beide Arten keine deckungsgleichen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Es muss ebenfalls untersucht werden, wie hoch die durchschnittliche tägliche Verkehrsdichte auf den angegebenen Bundesstraßen tatsächlich ist. Davon ausgehend könnten weniger oder mehr Querungshilfen erforderlich werden. Nach Klärung dieser Fragen ist die Aufnahme der Korridore in den Landesentwicklungsplan entweder als Ergänzung zur Gebietskulisse der sachlichräumlichen Schwerpunkte der Biotopverbundplanung oder als eigenständige Karte als Voraussetzung der weiteren Bearbeitung in untergeordneten Planungsebenen und der Umsetzung zu empfehlen. 64 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 7. 7. Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war die Identifikation von landesweit bedeutsamen Migrationskorridoren waldgebundener Arten mit großem Raumanspruch, um den Waldbiotopverbund im LEP in dieser Hinsicht zu ergänzen. Die Methodik zur Identifikation dieser Korridore basiert auf an die spezifischen Ansprüche geeigneter Zielarten angepasste GIS-gestützte Expertenund Ausbreitungsmodelle. Zunächst wurden Kriterien für die Auswahl von Ziela rten ausgehend von der Aufgabenstellung entwickelt. Mögliche Zielarten wurden aufgelistet. Rotwild und Luchs wurden als Zielarten ausgewählt und die Ansprüche, die sie an ihren Lebensraum stellen, anhand von Literaturdaten erörtert. Ausgehend von diesen Ansprüchen wurden zwei GIS-gestützte Expertenmodelle entwickelt, um geeignete Rückzugsräume oder Trittsteine für beide Arten innerhalb Sachsens zu identifizieren. Das Modell für den Luchs ergab zwei als Rückzugsräume und 32 als Trittsteine geeignete Gebiete. Für das Rotwild wurden 14 optimale und weitere 116 suboptimale Rückzugsräume ermittelt. Vorhandene Einzelnachweisdaten (LfUG), bekannte Rotwildfernwechsel aus ANDRICH (2004) und ein bundesweites Habitat- und Ausbreitungsmodell für den Luchs von SCHADT ET AL. (2002b) wurden herangezogen, um Untersuchungsräume innerhalb Sachsens für mögliche Korridore zwischen den vorher identifizierten Rückzugsräumen und Trittsteinen festzulegen. Danach wurden mit Hilfe der Cost-Path Analyse Korridore innerhalb dieser Untersuchungsräume berechnet. Im Ergebnis wurden 8 vom Rotwild und ein vom Luchs nutzbarer Korridor ermittelt. 11 weitere Korridore, die von Luchs und Rotwild gemeinsam genutzt werden können, wurden ermittelt. Die Korridore wurden dann mit Hilfe der Einzelnachweisdaten (LfUG), den Wildtiererfassungen des Landesjagdverbandes (2000/2001 Diplomarbeit von ANDRICH (2004), dem Modell von SCHADT und ET AL. 2002/2003), der (2002b) und der Initiativskizze zu den Lebensraumkorridoren für Mensch und Natur (BÖTTCHER ET AL. 2004) auf ihre Plausibilität hin untersucht. Grenzen der Aussagekraft der angewendeten Experten- und Ausbreitungsmodelle wurden erläutert. Rahmenbedingungen für die Umsetzung mit Hilfe von Instrumentarien des Naturschutzes und der Landschaftspflege wurden kurz dargestellt. Die Ausgestaltung der ermittelten Korridore als Verbindungsflächen wurde vorgestellt. Die Korridore sollten in Form von 500 Meter breiten „Waldbändern“ umgesetzt werden. Im Falle der Querung einer Straße mit einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsdichte von mehr als 10.000 Fahrzeugen oder einer stark frequentierten Bahnstrecke müsste eine Grünbrücke mit mindestens 30 Meter Breite errichtet werden. Ausgehend von diesen Kriterien müssten 5034,8 Hektar Wald in Sachsen aufgeforstet und 57 Grünbrücken errichtet werden. Von diesen Grünbrücken wären 13 65 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 7. prioritär zu errichten. Hinweise auf das weitere Vorgehen, besonders im Hinblick auf die Überprüfung der Ergebnisse und die Einordnung in einen gesamtlandschaftlichen Kontext durch Hinzunahme weiterer Zielarten wurden gegeben. Schlussendlich wird die Aufnahme der ermittelten Korridore nach entsprechender Prüfung in den Landesentwicklungsplan ergänzend zu der Gebietskulisse der sachlich-räumlichen Schwerpunkte der Biotopverbundplanung oder als eigenständige Karte als Voraussetzung der Bearbeitung in untergeordneten Planungsebenen und der Umsetzung durch entsprechende Maßnahmen empfohlen. 66 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 8. (Literaturverzeichnis) 8. Literaturverzeichnis AGLR - ARBEITSGEMEINSCHAFT LEBENSRAUM ROTWILD (2005a): Rotwildkataster der deutschen Rotwild- Vorkommen. Segment II – Rotwild in den Bundesländern. Als Typoskript vervielf. Bad Nauheim. 16 S. (Bezugsquelle: Arbeitsgemeinschaft Lebensraum Rotwild, Postfach 1605, 61231 Bad Nauheim). ANDRICH, D. (2004): Zerschneidung der Lebensräume von Rot-, Dam- und Muffelwild durch Bundesfernstraßen und ICE-Trassen in Sachsen. Diplomarbeit, Thüringer Fachhochschule für Forstwirtschaft Schwarzburg. BECKER, R. W. (1999): Grüne Brücken. Die optimale Grünbrücke. Deutsche Jagdzeitung 10/99: 18-19. BECKER, R. W. (2001): Rotwild und Grünbrücken – Konzept für Deutschland. Beiträge der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg 30. BECKER, R. W. (2005): Lebensadern aus Beton. Unsere Jagd 6/2005: 12-15. BLAB, J. (1992): Isolierte Schutzgebiete, vernetzte Systeme, flächendeckender Naturschutz? Stellenwert, Möglichkeiten und Probleme verschiedener Naturschutzstrategien. Natur und Landschaft 67(9): 419-424. BLAB, J. (1993): Grundlagen des Biotopschutzes für Tiere. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 24. 4. Aufl. Kilda, Greven. 479 S. BÖTTCHER, M., HÄNEL, K., RECK, H. & A. WINTER (2004): Lebensraumkorridore für Mensch und Natur in Deutschland – Abschlußbericht zur Erstellung eines bundesweit kohärenten Grobkonzeptes (Initiativskizze). Stand: Mai 2004. BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ & DEUTSCHER JAGDSCHUTZ -VERBAND (Hrsg.), Bonn. 42 S. BOONE, R. B. & M. L. HUNTER, JR. (1996): Using diffusion models to simulate the effects of land use on grizzly bear dispersal in the Rocky Mountains. Landscape Ecology 11: 51– 64. BREITENMOSER, U., KACZENSKY, P., DÖTTERER, M., BREITENMOSER-WÜRSTEN , CH., CAPT , S., BERNHART , F. & M. LIBEREK (1993): Spatial organisation and recruitment of lynx (Lynx lynx) in a reintroduced population in the Swiss Jura Mountains. Journal of Zoology, London 231: 449-464. BREITENMOSER, U., BREITENMOSER-WÜRSTEN , C., OKARMA, H., KAPHEGYI , T., KAPHEGYI , U., WALLMANN, U. & M. MÜLLER (2000): Action Plan for the conservation of the Eurasian Lynx (Lynx lynx) in Europe. Nature and environment 112: 68 S. BÜTZLER, W. (1996): Rotwild – Biologie, Verhalten, Umwelt, Hege. 3. Auflage. Blv, München, Wien, Zürich. 265 S. 67 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 8. (Literaturverzeichnis) BURKHARDT , R., BAIER, H., BENDZKO, U., BIERHALS, E., FINCK, P., LIEGL, A., MAST , R., MIRBACH, E., NAGLER, A., P ARDEY, A., RIECKEN , U., SACHTELEBEN , J., SCHNEIDER, A., SZEKELY , S., ULLRICH , K., VAN HENGEL, U., ZELTNER, U. & F. ZIMMERMANN (2004): Empfehlungen zur Umsetzung des §3 BNatSchG „Biotopverbund“. Ergebnisse des Arbeitskreises „Länderübergreifender Biotopverbund“ der Länderfachbehörden mit dem BfN. Schriftenreihe für Naturschutz und Biologische Vielfalt 2. LV Druck im Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup. 84 S. CIPRIOTTI, M. (2003): Effizienz verschiedener Querungshilfen für Wirbeltiere im Bereich der Bundesautobahn A4 Dresden – Bautzen. Diplomarbeit, Technische Universität Dresden. 74 S. DRECHSLER , H. (2004): Rotwild konkret. Neumann – Neudamm, Melsungen. 176 S. FLADE, M. (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands – Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung. IHW, Eching. 879 S. GÖRNER, M. & H. HACKETHAL (1987): Säugetiere Europas. Beobachten und Bestimmen. Neumann, Leipzig-Radebeul. 370 S. HANSKI, I. & M. GYLLENBERG (1993): Two general metapopulation models and the coresatellite species hypothesis. American Nature 142: 17-41. HELB, H.-W. (2003): Der Luchs im Pfälzerwald. AFZ – Der Wald 21: 1102-1106. HEMMER, H. (1993): Felis (Lynx) lynx Linnaeus, 1758 – Luchs, Nordluchs. In: STUBBE, M. & F. KRAPP (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 5/II. Raubsäuger. Aula, Wiesbaden. 1213 S. HERZOG, A. (1996): Zur genetischen Struktur isolierter Rotwildpopulationen. Fachsymposium im Dreiländereck der Landesja gdverbände Bayern, Hessen und Thüringen vom 17. bis 18. November 1995. Schriftenreihe des Landesjagdverbandes Bayern e. V. 1. HEYDEMANN , B. (1983): Vorschlag für ein Biotopschutzzonen-Konzept am Beispiel Schleswig-Holsteins. Ausweisung von schutzwürdigen Ökosystemen und Fragen ihrer Vernetzung. Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege 41: 95-104. HOFFMANN , H. (2000): Die Verbreitung des Rotwildes (Cervus elaphus, L.) im Freistaat Sachsen – Erarbeitung eines Lebensraummodells. Diplomarbeit, Technische Universität Dresden. HOFRICHTER, R. & E. BERGER (2004): Der Luchs. Rückkehr auf leisen Pfoten. Leopold Stocker, Graz, Stuttgart. 160 S. HOHMANN, U. (2003): Gutachterliche Stellungnahme zur Barrierewirkung von Straßen für Rotwild (Cervus elaphus) dargestellt am Beispiel Pfälzerwald/Nordvogesen Literaturübersicht, Situationsanalyse, Empfehlungen. Internetdokument der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz, 45 S. (http://www.fawf.wald-rlp.de) HOLZ , R. (2006): Überleben und Wirtschaften im Raum. (24-28). In: BAIER, H., ERDMANN , F., HOLZ , R. & A. WATERSTRAAT (Hrsg.): Freiraum und Naturschutz – Die Wirkungen von Störungen und Zerschneidungen in der Landschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. 629 S. 68 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 8. (Literaturverzeichnis) HORNUNG, H. (2003): „Heinz der Hirsch“ will wandern. Wild und Hund 1/2003: 12-15. HOVESTADT, T. & M. MÜHLENBERG (1993): Flächenanspruch von Tierpopulationen als Kriterien für Maßnahmen des Biotopschutzes und als Datenbasis zur Beurteilung von Eingriffen in Natur und Landschaft: 142-155. In: Arten- und Biotopschutzforschung in Deutschland – Berichte aus der ökologischen Forschung 4. WEKA-Druck, Linnich. JEDICKE, E. (1990): Biotopverbund. Grundlagen und Maßnahmen einer neuen Naturschutzstrategie. Eugen Ulmer, Stuttgart. 254 S. JEDICKE, E. (1994): Biotopverbund. Grundlagen und Maßnahmen einer neuen Naturschutzstrategie. 2. Aufl. Eugen Ulmer, Stuttgart. 287 S. JEDICKE, E. & I. MARSCHALL (2003): Einen Zehnten für die Natur. Retrospektiven und Perspektiven zum Biotopverbund nach §3 BNatSchG. Naturschutz und Landschaftsplanung 35(4) :101-109. JOBIN, A., MOLINARI, P. & U. BREITENMOSER (2000): Prey spectrum, prey preference and consumption rates of Eurasian lynx in the Swiss Jura Mountains. Acta Theriologica 45: 243-252. JOOß, R. (2004): Ermittlung von Habitatpotenzialen für Zielartenkollektive der Fauna – Expertensysteme und empirische Ansätze im Landschaftsmaßstab. In: DORMANN, C.F.; BLASCHKE, T.; LAUSCH, A.; SCHRÖDER, B. & D. SÖNDGERATH (Hrsg.): Habitatmodelle – Methodik, Anwendung, Nutzen. Tagungsband zum Workshop vom 8.10. Oktober 2003 am UFZ Leipzig, UFZ-Berichte 9/2004: 151-166. KALB, R. (1992): Der Luchs: Lebensweise, Geschichte, Wiedereinbürgerung. NaturbuchVerlag, Augsburg. 64 S. KOCK, D. & J. ALTMANN (1999): Die Wildkatze (Felis silvestris, SCHREBER 1777) im Taunus. Jb. Nass. Ver. Naturkunde, Wiesbaden. KONOLD , W. (2004): Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines länderübergreifenden Biotopverbundes. Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege 76: 5-28. KORA (1999): Dokumentation Luchs. Switzerland, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft. KRAUS, P. (1984): Ergebnisse pflanzensoziologischer Aufnahmen als möglicher Indikator der relativen Rotwilddichte unter Berücksichtigung von Wildschäden und Wildbretgewic hten in ausgewählten Revieren der Eifel. Fachhochschule Hildesheim/Holzminden, Göttingen. LEVINS, R. (1970): Extinction. In: GERSTENHABER, M. (Hrsg.): Some mathematical questions in biology. (77-107). Providence, R. I., American Mathematical Society. LFUG - SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (Hrsg.) (1999): Rote Liste Wirbeltiere. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. 23 S. LFUG - SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (Hrsg.) (2004): FFHGebiete in Sachsen – Ein Beitrag zum europäischen Natura 2000-Netz. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. 140 S. 69 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 8. (Literaturverzeichnis) LJV – LANDESJAGDVERBAND SACHSEN E.V. (Hrsg.) (2000/2001): Wildtiererfassung im Freistaat Sachsen 2000/2001. Dresden. (Bezugsquelle: Landesjagdverband Sachsen e.V., Cunnersdorfer Str. 25, 01189 Dresden). LJV – LANDESJAGDVERBAND SACHSEN E.V. (Hrsg.) (2002/2003): Wildtiererfassung im Freistaat Sachsen 2002/2003. Dresden. 77 S. (Bezugsquelle: Landesjagdverband Sachsen e.V., Cunnersdorfer Str. 25, 01189 Dresden). MACARTHUR, R. E. & E. O. WILSON (1963): An equilibrium theory on insular zoogeography. Evolution 17: 373-387. MEIDEL, E. (2001): Kein Platz für Hochwild. Neumann - Neudamm, Melsungen. 347 S. MERRIAM , G. (1991): Corridors and connectivity: animal populations in heterogeneous environments. In: SAUNDERS & HOBBS (Hrsg.): Nature Conservation 2: The role of corridors. Chipping Norton: 27-38. MODER, F., LUDWIG, F., FROMBERGER, D. & M. P RIMUS (2004): Pilotstudie: Entschneidungskonzepte und Verbesserung von Wildtierkorridoren in ausgewählten Schwerpunkträumen in Thüringen 2002/2004. 16-18. OGGIER, P., RIGHETTI, A. & L. BONNARD (Hrsg.) (2001): Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrsinfrastrukturen COST 341. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bundesamt für Raumentwicklung, Bundesamt für Verkehr, Bundesamt für Strassen. Schriftenreihe Umwelt Nr. 332, Bern. 102 S. P ETRAK , M. (1982): Etho-ökologische Untersuchungen an einer Rothirschpopulation (Cervus elaphus Linné, 1758) der Eifel unter besonderer Berücksichtigung des stoffwechselbedingten Verhaltens. Schrift des Arbeitskreises Wildbiologie, Jagdwissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen 10: 1-196. P LACHTER, H. (1991): Naturschutz. Gustav Fischer, Stuttgart. 463 S. P LACHTER, H. (1992): Grundzüge der naturschutzfachlichen Bewertung. Veröffentlichungen für Naturschutz und Landschaftspflege in Baden-Württemberg 67: 948. P LACHTER, H. (2003): Entwicklung und Festlegung von Methodenstandards im Naturschutz. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 70. Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup. 566 S. P RIMACK , R. B. (1993): Naturschutzbiologie. Springer, Heidelberg. 564 S. RECK, H. (1992): Arten- und Biotopschutz in der Planung. Empfehlungen zum Untersuchungsaufwand und zu Untersuchungsmethoden für die Erfassung von Biodeskriptoren. Naturschutz und Landschaftsplanung 24(4) : 129-135. RECK, H. (1993): Spezieller Artenschutz und Biotopschutz. Zielarten als Naturschutzstrategie und ihre Bedeutung als Indikatoren bei der Beurteilung der Gefährdung von Biotopen. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 38: 159178. RIECKEN , U., ULLRICH, K. & P. FINCK (2004): Schutz von Lebensräumen – Kapitel XI-4 Biotopverbund. In: Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege 9. 13. Erg. Lfg. 20 S. 70 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 8. (Literaturverzeichnis) ROST , G.R. & J.A. BAILEY (1979): Distribution of mule deer and elk in relation to roads. J. Wildlife Management 43: 34-41. SCHADT, S., KACZENSKY, P., KNAUER, F., REVILLA , E., TREPL, L. & T. WIEGAND (2002b): Rule-based assessment of suitable habitat and patch connectiv ity for the Eurasian lynx. Ecological Applications 12(5) : 1469-1483. SCHERZINGER, W. (1996): Naturschutz im Wald. Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung. Ulmer, Stuttgart. 447 S. SCHMIDT, K. (1998): Maternal behaviour and juvenile dispersal in the Eurasian lynx. Acta Theriologica 43: 391–408. SHAFFER, W. (1981): Minimum population size for species conservation. BioScience 31: 131-134. SMI – SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM DES INNEREN (Hrsg.) (2003): Landesentwicklungsplan Sachsen. Dresden, 111 S., Anhang, 12 Karten. SURKUS, B. & U. TEGETHOF (2004): Standorte für Grünbrücken – Ermittlung konfliktreicher Streckenabschnitte gegenüber großräumigen Wanderungen jagdbarer Säugetiere. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen Heft V117 (Verkehrstechnik). 38 S. UECKERMANN, E. (1960): Wildstandsbewertung und Wildschadenverhütung beim Rotwild. Parey, Hamburg, Berlin. ULLRICH, K., FINCK, P., RIECKEN , U. & J. SACHTELEBEN (2004): Bundesweit bedeutsame Zielarten für den Biotopverbund. In: BURKHARDT , R., BAIER, H., BENDZKO , U., BIERHALS, E., FINCK, P., LIEGL, A., MAST , R., MIRBACH, E., NAGLER, A., P ARDEY, A., RIECKEN , U., SACHTELEBEN , J., SCHNEIDER , A., SZEKELY , S., ULLRICH, K., VAN HENGEL, U., ZELTNER, U. & F. ZIMMERMANN : Empfehlungen zur Umsetzung des §3 BNatSchG „Biotopverbund“. Ergebnisse des Arbeitskreises „Länderübergreifender Biotopverbund“ der Länderfachbehörden mit dem BfN. Schriftenreihe für Naturschutz und Biologische Vielfalt 2. LV Druck im Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup. 84 S. VOLG , F. (2004): Korridore zwischen gleichartigen Lebensräumen – Für und Wider. Natur und Landschaft 79(6): 264-270. WAGENKNECHT , E. (1988): Rotwild. 3. Auflage, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin. 484 S. WAGENKNECHT , E. (1996): Der Rothirsch. 3. überarb. Aufl. Spektrum, Heidelberg und Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 156 S. WALZ , U. (2005): Landschaftszerschneidung in Grenzräumen – Sachsen und die Sächsisch-Böhmische Schweiz. GAIA 14/2: 171-174. WEIGL, S. (1993): Zur Habitatnutzung des Eurasischen Luchses (Lynx lynx L.) in der Kulturlandschaft des Schweizer Jura. Diplomarbeit, Universität München. 68 S. WILSON, D. S. (1992): Complex interactions in metacommunities, with implications for biodiversity and higher levels of selection. Ecology 73: 1984-2000. 71 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 8. (Literaturverzeichnis) WOTSCHIKOWSKY, U. & O. SIMON (2004): Ein Leitbild für das Rotwild-Management in Deutschland. (49-75). In: BECKER, M., HERZOG, S., MÜNCHHAUSEN , H. FRHR. V. & U. WOTSCHIKOWSKY (Hrsg.): Ein Leitbild für den Umgang mit dem Rothirsch in Deutschland – Vom Reden zum Handeln. Tagungsband zum 2. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung in Bonn vom 07.05 – 08.05.2004. Bonn. 264 S. 72 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 8. (Literaturverzeichnis) Gesetze etc. Beck-Texte im dtv (2002): Naturschutzrecht. 9. Aufl. München. 384 S. (FFH-RL und Bundesartenschutzverordnung) Berner Konvention (Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats) vom 19. September 1979, Homepage des Council of Europe, (http://conventions.coe.int/Treaty/en/Treaties/Html/104.htm), eingesehen am 16. Juli 2006. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 25. März 2002 (Zuletzt geändert durch Art. 40 G v. 21.06.2005 I 1818), Fundstelle: BGBl I 2002, 1193; Homepage der juris GmbH, (http://www.juris.de), eingesehen am 17. Oktober 2005. NOWAK, E., BLAB, J. & R. BLESS (Hrsg.) (1994): Rote Liste der gefährdeten Wirbeltiere in Deutschland. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 42. Bonn. RINCKE, T. & F. SCHNEIDER (2005): Das Jagdrecht im Freistaat Sachsen – Gesetze und Rechtsvorschriften mit einer erläuternden Einführung. 2. überarb. Aufl. Kohlhammer Deutscher Gemeindeverlag, Dresden. 323 S. (Bundesjagdgesetz und Sächsisches Landesjagdgesetz) Sächsisches Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) vom 11. Oktober 1994 (rechtsbereinigt mit Stand vom 1. Januar 2005); Homepage des SV Saxonia Verlag für Recht, Wirtschaft und Kultur GmbH in Kooperation mit der Sächsischen Staatsregierung (Bürgerservice „Sächsisches Landesrecht im Internet“), (http://www.recht-sachsen.de), eingesehen am 16. Juli 2006. Internet Homepage von ELOIS (Eurasian Lynx Online Information System for Europe), (http://www.kora.unibe.ch/en/proj/elois/online/index.html), eingesehen am 13. April 2006. Homepage der Planungsgruppe Landschaft und Umwelt GbR, Radebeul (http://www.plant.de), eingesehen am 14. Oktober 2006. Private Homepage von Eckhard und Albrecht Malcherek (http://www.autobahn17.de), eingesehen am 14. Oktober 2006. Private Homepage von Henning Maruhn, (http://www.autobahnonline.de/deges/99/a4b.jpg), eingesehen am 14. Oktober 2006. SCHULTE, R. (2000) auf Homepage von Gut Sunder, der Akademie des NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.), (http://www.nabuakademie.de/berichte/00ecoduct.htm), eingesehen am 07. Oktober 2006. 73 Katharina PálffyWaldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 9. (Abkürzungsverzeichnis) 9. Abkürzungsverzeichnis AGLR Arbeitsgemeinschaft Lebensraum Rotwild BArtSchV Bundesartenschutzverordnung BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz CIR Color-Infrarot-Biotoptypen- und Landnutzungskartierung des Freistaates Sachsen ELOIS Eurasian Lynx Online Information System for Europe FFH-RL Fauna-Flora-Habitatrichtlinie 93/43/EWG GIS Geographisches Informationssystem LfUG Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie LJV Landesjagdverband Sachsen e.V. MVP Minimal viable population RL Rote Liste SächsLJagdG Sächsisches Landesjagdgesetz SächsNatSchG Sächsisches Naturschutzgesetz SMI Sächsisches Staatsministerium des Inneren 74 Katharina PálffyWaldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 10. (Abbildungsverzeichnis) 10. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Eurasischer Luchs 19 Abb. 2: Platzhirsch zur Brunftzeit 23 Abb. 3: Modellierung von Rückzugsräumen und Trittsteinen für den Luchs am Beispiel der Dresdner und Laußnitzer Heide 32 Abb. 4: Modellierung von Rückzugsräumen für das Rotwild am Beispiel der Dresdner und Laußnitzer Heide 35f. Abb. 5: Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für den Luchs am Beispiel des Oberen Westerzgebirges und des oberen Vogtlandes 39 Abb. 6: Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für das Rotwild am Beispiel des Vogtlandes 41 Abb. 7: Informationsverlust bei der Konvertierung von Vektordaten in Rasterdaten am Beispiel der CIR im Bereich der Dresdner Heide 47 Abb. 8: Wildtunnel bei Chèvrefu (Schweiz) 56 Abb. 9: Bild der 280 Meter langen Nasenbachtalbrücke über die A17 57 Abb. 10: Grünbrücke über die S81 bei AMD Dresden-Wilschdorf 57 Abb. 11: Tunnel Königshainer Berge über die A4 58 75 Katharina Pálffy Waldbiotopverbund im Landesmaßstab für den Freistaat Sachsen: 11. (Tabellenverzeichnis) 11. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Auflistung möglicher Zielarten 15f. Tabelle 2: Verlauf der Korridore für Luchs und Rotwild 44 Tabelle 3: Verlauf des Korridors für den Luchs 45 Tabelle 4: Verlauf der Korridore für das Rotwild 46 Tabelle 5: Quantifizierung der Maßnahmen 62f. 76 Anhang I Abfragen und Berechnungen im Expertenmodell zur Identifikation von Rückzugsräumen und Trittsteinen für den Luchs II Abfragen und Berechnungen im Expertenmodell zur Identifikation von Rückzugsräumen für das Rotwild III Abfragen und Berechnungen im Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für den Luchs IV Abfragen und Berechnungen im Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für das Rotwild V Identifikation von Korridoren für Luchs und Rotwild VI Wildtiererfassung des Landesjagdverbandes Sachsen e. V. (LJV – LANDESJAGDVERBAND SACHSEN E.V. (Hrsg.) 2000/2001), Abbildung zur Verbreitung des Rotwilds im Freistaat Sachsen VII Abbildung zum bundesweiten Habitat- und Ausbreitungsmodell für den Luchs (SCHADT ET AL. 2002b) VIII Karte mit den Wildkorridoren für Sachsen (ANDRICH 2004) IX Karte der Initiativskizze der Lebensraumkorridore für Mensch und Natur (BÖTTCHER ET AL. 2004) I Abfragen und Berechnungen im Expertenmodell zur Identifikation von Rückzugsräumen und Trittsteinen für den Luchs Umsetzung von Regel 1: ArcMap starten Arbeit im Shapefile „cir“ Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „raster“, Typ ist short integer Abfrage: "HG" = 7 Berechnung: [raster] = 1 Auswahl umkehren Berechnung: [raster] = 0 Spatial Analyst laden Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „cir“ Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „wald“ Nachbarschaftsanalyse des Rasters „wald“: Feld ist „value“ Statistik-Typ ist Summe Nachbarschaft ist Rechteck Nachbarschaftseinstellungen sind Höhe 3 Zellen, Breite 3 Zellen Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist temporär Reklassifizieren des temporären Ausgaberasters: Eingaberaster ist „NbrSum of wald“ Reklassifizierungsfeld ist „value“ Reklassifizierung nach Einzelwerten Alte Werte von 0 bis 2 werden 0 Alte Werte von 3 bis 9 werden 1 Ausgaberaster ist „wald_200“ Umsetzung von Regel 2: Nachbarschaftsanalyse des Rasters „wald_200“: Feld ist „value“ Statistik-Typ ist Summe Nachbarschaft ist Rechteck Nachbarschaftseinstellungen sind Höhe 5 Zellen, Breite 5 Zellen Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist temporär Reklassifizieren des temporären Ausgaberasters: Eingaberaster ist „NbrSum of wald_200“ Reklassifizierungsfeld ist „value“ Reklassifizierung nach Einzelwerten Alte Werte von 0 bis 14 werden -1 Alte Werte von 15 bis 25 werden 1 Ausgaberaster ist „wald_prozent“ Umsetzung von Regel 3, 4 und 5: Arbeit im Coverage ATKIS®-BasisDLM: Abfrage: "OBJART" = 3101 AND "WDM" = 1301 OR "OBJART" = 3101 AND "WDM"= 1303 Arbeit im Coverage gi_bahn: Abfrage: "ID" = 1 Selektierte Features exportieren (Export_Output1.shp und Export_Output2.shp) Vereinigen mit Geoprocessing Wizard (Merge_Output.shp) Puffern mit Buffer Wizard: Pufferdistanz 100 Meter, Grenzen auflösen (Buffer_of_Merge_Output.shp) Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „raster“, Typ ist short integer Berechnung: [raster] = 0 Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „Buffer_of_Merge_Output.shp“ Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „infrastruktur“ Arbeit im Coverage „sa_fluss“: Abfrage: "STROM" = 14 Selektierte Features exportieren (Export_Output3.shp) Puffern mit Buffer Wizard: Pufferdistanz 100 Meter, Grenzen auflösen (Buffer_of_Export_Output3.shp) Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „raster“, Typ ist short integer Berechnung: [raster] = 0 Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „Buffer_of_Export_Output3.shp“ Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „fluesse“ I Arbeit im Shapefile „cir“: Abfrage: "HG" = 9 Selektierte Features exportieren (Export_Output4.shp) Puffern mit Buffer Wizard: Pufferdistanz 100 Meter, Grenzen auflösen (Buffer_of_Export_Output4.shp) Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „raster“, Typ ist short integer Berechnung: [raster] = 0 Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „Buffer_of_Export_Output4.shp” Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „siedlung“ Raster Calculator Raster „wald_prozent“, „infrastruktur“, „fluesse“ und „siedlung“ multiplizieren Ergebnis „calculation“ speichern als „kern_luchs“ Umsetzung von Regel 6: Konvertieren: Raster zu Features Eingaberaster ist „kern_luchs“ Feld ist „value“ Ausgabegeometrie ist Polygon Linien nicht generalisieren Ausgabeshapefile ist „kern_luchs“ Arbeit im Shapefile „kern_luchs“ Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „area“, Typ ist double Berechnung: Pre-Logic VBA Script Code: Dim dblArea as double Dim pArea as IArea Set pArea = [shape] dblArea = pArea.area area = dblarea Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „area_qkm“, Typ ist double Berechnung: [area_qkm] = [area]/1000000 I II Abfragen und Berechnungen im Expertenmode ll zur Identifikation von Rückzugsräumen für das Rotwild Umsetzung von Regel 1: Raster „wald_200“ kann aus Expertenmodell Luchs übernommen werden Umsetzung von Regel 2: ArcMap starten Arbeit im Shapefile „cir“ Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „raster“, Typ ist short integer Abfrage: "HG" = 4 OR "HG" = 8 AND "UG" = 1 Berechnung: [raster] = 2 Auswahl umkehren Berechnung: [raster] = 0 Spatial Analyst laden Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „cir“ Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „aesung“ Raster Calculator Raster „aesung“ und „wald_200“ addieren Ausgaberaster ist temporär Reklassifizieren des temporären Ausgaberasters Eingaberaster ist „calculation“ Reklassifizierungsfeld ist „value“ Reklassifizieren nach Einzelwerten Alte Werte von 0 bis 2 werden 0 Alter Wert 3 wird 2 Ausgaberaster ist „aesflaechen“ Umsetzung von Regel 3: Arbeit im Shapefile „cir“ Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „raster“, Typ ist short integer Abfrage: "HG" = 7 AND ("UG" = 1 OR "UG" = 3 OR "UG" = 4 OR "UG" = 5 OR "UG" = 7) Berechnung: [raster] = 1 Auswahl umkehren Berechnung: [raster] = 0 Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „cir“ Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „laubwald“ Nachbarschaftsanalyse des Rasters „laubwald“: Feld ist „value“ Statistik-Typ ist Summe Nachbarschaft ist Rechteck Nachbarschaftseinstellungen sind Höhe 5 Zellen, Breite 5 Zellen Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist temporär Reklassifizieren des temporären Ausgaberasters Eingaberaster ist „NbrSum of laubwald“ Reklassifizierungsfeld ist „value“ Reklassifizierung nach Einzelwerten Alte Werte 0 bis 12 werden 0 Alte Werte 13 bis 25 werden 3 Ausgaberaster ist „laubwald_proz“ Zwischenschritt: Raster Calculator Raster „wald_200“, „aesflaechen“ und „laubwald_proz“ addieren Ausgaberaster ist temporär Reklassifizieren des temporären Ausgaberasters Eingaberaster ist „calculation“ Reklassifizierungsfeld ist „value“ Reklassifizierung nach Einzelwerten Alter Wert 0 wird -1 Alter Wert 1 bleibt 1 Alte Werte 3, 4 und 6 werden 2 Ausgaberaster ist „lebensraum“ Umsetzung von Regel 4, 5 und 6: Arbeit im Shapefile „Merge_Output.shp“ aus Luchs-Expertenmodell Puffern mit Buffer Wizard: Pufferdistanz 200 Meter, Grenzen auflösen (Buffer_of_Merge_Output.shp) Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „raster“, Typ ist short integer Berechnung: [raster] = 0 Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „Buffer_of_Merge_Output.shp“ Feld ist „raster“ II Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „infrastruktur“ Übernahme des Rasters „fluesse“ vom Expertenmodell Luchs Arbeit im Shapefile „cir“: Abfrage: "HG" = 9 Berechnung: [raster] = 0 Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „cir” Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „siedlungen“ Raster Calculator Raster „lebensraum“, „infrastruktur“, „fluesse“ und „siedlungen“ multiplizieren Ausgaberaster ist „kernrotwild“ Umsetzung von Regel 7: Konvertieren: Raster zu Features Eingaberaster ist „kernrotwild“ Feld ist „value“ Ausgabegeometrie ist Polygon Linien nicht generalisieren Ausgabeshapefile ist „kernrotwild“ Arbeit im Shapefile „kernrotwild“ Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „area“, Typ ist double Berechnung: Pre-Logic VBA Script Code: Dim dblArea as double Dim pArea as IArea Set pArea = [shape] dblArea = pArea.area area = dblarea Feld in Attributtabelle hinzufügen: Name ist „area_ha“, Typ ist double Berechnung: [area_ha] = [area]/10000 II III Abfragen und Berechnungen im Ausbre itungsmodell zur Identifikation von Korridoren für den Luchs Erstellung des Kostenrasters : ArcMap starten Arbeit im Shapefile „cir“: Abfrage: "HG" = 7 OR "HG" = 3 AND "UG" = 1 AND ("BESTAND" = 300 OR "BESTAND" = 310 OR "BESTAND" = 320 OR "BESTAND" = 330) Berechnung: [raster] = 1 Abfrage: "HG" = 6 AND "UG" = 2 OR "HG" = 6 AND "UG" = 3 OR "HG" = 6 AND "UG" = 5 OR "HG" = 9 OR "HG" = 8 AND "UG" = 2 OR "HG" = 2 AND ("UG" = 3 OR "UG" = 4 OR "UG" = 5) Berechnung: [raster] = 10 Abfrage: "raster" = 0 Berechnung: [raster] = 5 Konvertieren: Features zu Raster Eingabeshapefile ist „cir“ Feld ist „raster“ Ausgabezellgröße ist 100 Ausgaberaster ist „cost“ Raster Calculator Raster „cost“, „fluesse“, „infrastruktur“ und „siedlung“ multiplizieren Ausgaberaster ist temporär Reklassifizieren des temporären Ausgaberasters Eingaberaster ist „calculation“ Reklassifizierungsfeld ist „value“ Reklassifizieren nach Einzelwerten Alter Wert 1 bleibt 1 Alter Wert 5 bleibt 5 Alter Wert 10 bleibt 10 Alte Werte über 10 werden 10 Ausgaberaster ist „cost_luchs“ Arbeit im Shapefile „kern_luchs“ Felder in Attributtabelle hinzufügen: Namen sind RW_mid und HW_mid, Typ ist double Berechnung der Rechtswerte: Pre-Logic VBA Script Code: Dim dblX As Double Dim pArea As IArea Set pArea = [Shape] dblX = pArea.Centroid.X RW_mid = dblx Berechnung der Hochwerte: Pre-Logic VBA Script Code: Dim dblY As Double Dim pArea As IArea Set pArea = [Shape] dblY = pArea.Centroid.Y HW_mid = dbly “kern_luchs.dbf” kopieren Als XY-Daten einladen X ist „RW_mid“ Y ist „HW_mid“ Daten exportieren als „quelle_luchs“ und „ziel_luchs“ Cost Weighted Analyse Auswahl von Quell- und Zielpunkten Distance to „ziel_luchs“ Kostenraster ist „cost_luchs“ Direction-Raster temporär Ausgaberaster (Distance) temporär Shortest Path Analyse Path to „quelle_luchs“ Cost distance raster ist „CostDistance to ziel_luchs“ aus Cost Weighted Analyse Cost direction raster ist “CostDirection to ziel_luchs” aus Cost Weighted Analyse Pfadtyp “best single” Auswahl aller berechneten Pfade für den Luchs Kopieren und Einfügen in Shapefile „korr_luchs“ Felder in Attributtabelle hinzufügen Name ist „length“, Typ double Name ist „NR“, Typ text Feld „NR“ mit fortlaufender Nummerierung und Kürzel versehen („L“ für Luchs) Berechnung der Länge: Pre-Logic VBA Script Code: Dim dblLength as double Dim pCurve as ICurve Set pCurve = [shape] dblLength = pCurve.Length length = dbllength III IV Abfragen und Berechnungen im Ausbreitungsmodell zur Identifikation von Korridoren für das Rotwild Erstellung des Kostenrasters ArcMap starten Arbeit im Shapefile „cir“ Abfrage: "HG" = 7 OR "HG" = 3 AND "UG" = 1 AND ("BESTAND" = 300 OR "BESTAND" = 310 OR "BESTAND" = 320 OR "BESTAND" = 330) OR "HG" = 5 AND "UG" = 5 AND ("BESTAND" = 120 OR "BESTAND" = 130) Berechnung: [raster] = 1 Abfrage: "HG" = 6 AND "UG" = 2 OR "HG" = 6 AND "UG" = 3 OR "HG" = 6 AND "UG" = 5 OR "HG" = 9 OR "HG" = 8 AND "UG" = 2 OR "HG" = 2 AND ("UG" = 3 OR "UG" = 4 OR "UG" = 5) Abfrage, aus der aktuellen Auswahl entfernen: "HG" = 3 AND "UG" = 1 AND ("BESTAND" = 300 OR "BESTAND" = 310 OR "BESTAND" = 320 OR "BESTAND" = 330) Berechnung: [raster] = 10 Abfrage: "raster" = 0 Berechnung: [raster] = 5 Weiteres Vorgehen analog Ausbreitungsmodell Luchs Auswahl aller berechneten Pfade für das Rotwild Kopieren und Einfügen in Shapefile „korr_rotwild“ Felder in Attributtabelle hinzufügen Name ist „length“, Typ double Name ist „NR“, Typ text Feld „NR“ mit fortlaufender Nummerierung und Kürzel versehen („R“ für Rotwild) Berechnung der Länge: Pre-Logic VBA Script Code: Dim dblLength as double Dim pCurve as ICurve Set pCurve = [shape] dblLength = pCurve.Length length = dbllength IV V Identifikation von Korridoren für Luchs und Rotwild Lagebezogene Auswahl Features aus „korr_luchs“ that are within a distance of „korr_rotwild“ Apply a buffer to the features in “korr_rotwild” of 100 Meters Features aus „korr_rotwild“ that are within a distance of „korr_luchs“ Apply a buffer to the features in “korr_luchs” of 100 Meters selektierte Features in Shapefile „gemeinsame_korr“ speichern ArcCatalog starten Erstellung einer neuen Geodatabase Neues Feature-Dataset anlegen, Raumbezug festlegen Pfad mit weniger Abschnitten: Berechnung: [vorzug] = "ja" Abfrage: "vorzug" <> "ja " Berechnung: [vorzug] = "n" Arbeit in Shapefile „gemeinsame_korr1“ Abfrage: "vorzug" <> "ja " selektierte Features in Shapefile „gemeinsame_korr2“ speichern Geoprocessing Wizard starten Zusammenführen (dissolve) der Features nach ihrer Nummer Speichern als Shapefile „korr_luchs_rotwild “ Kürzel „L“ oder „R“ der Nummerierung durch „LR“ austauschen ArcMap starten Arbeit im Coverage ATKIS®-BasisDLM: Abfrage: "OBJART" = 3101 AND "WDM" = 1301 OR "OBJART" = 3101 AND "WDM"= 1303 OR "OBJART" = 3101 AND "WDM" = 1305 OR "OBJART" = 3101 AND "WDM" = 1306 OR "OBJART" = 3101 AND "WDM" = 1307 Arbeit im Coverage gi_bahn: Alle Features selektieren Speichern als Feature-Class “infrastruktur” ArcCatalog starten neue Polygon Feature-Class aus Linien „infrastruktur“ erstellen Ausgabe-Feature-Class ist „infrastruktur_poly“ ArcMap starten Geoprocessing Wizard Verschneidung (Intersect) von „gemeinsame_korr“ mit Polygonüberlagerungsthema „infrastruktur_poly“ Als Shapefile „gemeinsame_korr1“ speichern Felder in beide Attributtabellen hinzufügen Name ist „vorzug“, Typ text Abfragen: z.B. "NR" = "L1" OR "NR" = "L2" V VI Wildtiererfassung des Landesjagdverbandes Sachsen e. V. (LJV – LANDESJAGDVERBAND SACHSEN E.V. (Hrsg.) 2000/2001), Abbildung zur Verbreitung des Rotwilds im Freistaat Sachsen VI VII Abbildung zum bundesweiten Habitat- und Ausbreitungsmodell für den Luchs (SCHADT ET AL. 2002b) VII