Behälter- und Etikettenhersteller setzen auf multifunktionale Produkte
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Behälter- und Etikettenhersteller setzen auf multifunktionale Produkte
32 neue verpackung> 08.2002 technik> Etikettieren Verpackungen, die mitdenken Behälter- und Etikettenhersteller setzen auf multifunktionale Produkte Schönheit allein reicht nicht. Wer als Behälter oder Etikett heute etwas werden will, muss mehr können, als lediglich den Inhalt schützen und auf einen Blick wiedergeben, was es mit dem Inhalt genau auf sich hat. „Plus Funktion“ lautet das Stichwort, unter dem Behälter- und Etikettenhersteller ihre neuen Produkte präsentierten. > „Im Kühlschrank aufbewahren“ steht auf der Packung der Antibiotika-Tabletten. Gewissenhaft eilt der Patient aus der Apotheke nach Hause, um das hoch empfindliche Präparat schnellstmöglich in den Kühlschrank zu legen. Dass die Europalette mit seinem Medikament an Bord auf dem Weg vom Hersteller in den Pharmagroßhandel nicht versehentlich in der prallen Sonne stand, kann er definitiv ausschließen. Sein Apotheker hat die Temperaturdaten, die während des Transports kontinuierlich aufgezeichnet wurden, bei Anlieferung der Charge genau geprüft. Bislang noch Zukunftsmusik, könnte der geschilderte Fall be- reits Ende des Jahres Realität werden. Dann nämlich will Schreiner eine ganz neue Generation von Transponder-Etiketten auf den Markt bringen). Grundsätzlich bestehen selbstklebende RFID (Radio Frequency Identification)-Label, die bereits zur Chargen- bzw. Warenverfolgung in der Logistik eingesetzt werden, aus einem Chip zum Speichern von Daten, einer Antenne zur Übertragung der Daten und einer Batterie. Hinzu kommt bei den neuen Etiketten ein Temperatursensor. Ist eine Produktcharge versandfertig, wird der aufgeklebte Sensor auf einen bestimmten Temperaturbereich programmiert und aktiviert. Jede Abweichung vom Toleranzbereich wird inklusive Datum und Uhrzeit gespeichert. So lässt sich mit Hilfe eines Lesegeräts genau er- mitteln, wer im Falle einer unsachgemäßen Lagerung zur Verantwortung gezogen werden muss: der Hersteller, die Spedition oder der Pharmagroßhandel. „Seitens der Pharmaindustrie ist die Nachfrage bereits groß“, erklärt Peter Seidl, Verkaufsleiter von Schreiner Medipharm. Auch einen Einsatz der Etiketten in der Chemie- und Pharma-Produktion kann er sich vorstellen. Schließlich müssen diverse Rohstoffe und Zwischenprodukte bis zu ihrer weiteren Verwendung innerhalb enger Temperaturtoleranzen aufbewahrt werden. Trend: Weg vom Beipackzettel Sicherheit ist mit die wichtigste Triebkraft bei der Entwicklung neuer Lösungen zum Verpacken und Kennzeichnen von Ware. Dabei geht es nicht nur um das Produkt als solches. Nicht nur bei Medikamenten, auch bei anderen chemischen Produkten kommt es darauf an, den Weiterverabeiter oder Endverbraucher umfassend über die korrekte Verwendung und mögliche Risiken zu informieren. Der Trend geht weg vom klassischen Beipackzettel. Statt aufwendiger Nicht größer als herkömmliche RFID-Etiketten besitzt das neue Label zusätzlich einen Temperatursensor. (Foto: Schreiner) Kleinstprospekte mit bis zu 28 Seiten lassen sich direkt auf der Primärverpackung unterbringen. (Foto: Pago) neue verpackung> 08.2002 Etikettieren <technik Zwei-Komponenten-Blisterpackung. (Foto: Klocke Verpackungsservice) Für größere Volumina: Weißblech-Fässer in Zwei-Komponenten-Ausführung. (Foto: Huber Verpackungen) Umverpackungen gilt es, direkt auf der Flasche oder Tube sämtliche Informationen unterzubringen. Wickeletiketten gewinnen so zunehmend an Bedeutung. Sie bieten den Vorteil, dass mehrseitige Booklets oder Leporellos Platz sparend fest mit dem Produkt verbunden werden können. Bis zum 28-seitigen Kleinstprospekt bringen beispielsweise die Lösungen von Pago direkt auf der Primärverpackung unter. Sie fassen große Informationsmengen in mehreren Sprachen. Die aufklappbaren, wiederverschließbaren Etiketten lassen vollautomatisch von der Rolle aufbringen. Vor allem bei pharmazeutischen Produkten ist es wichtig, die Informationen unmittelbar am Produkt zu platzieren. Überträgt der Arzt beispielsweise den Namen und die Chargennummer eines Impfstoffs in die Patientenakte, kommt es schnell zu Übertragungsfehlern. Deshalb bestehen die Rundumetiketten, wie sie beispielsweise von Herma und Schreiner angeboten werden, aus mehreren Abschnitten, die sich einzeln entnehmen und in die entsprechenden Unterlagen kleben lassen. Wichtig ist, dass selbst nach Ablösen aller Abschnitte sämtliche Informationen noch unlösbar auf der Originalflasche verbleiben. Nicht nur Etikettenhersteller arbeiten daran, zusätzliche Funktionen in ihre Produkte zu integrieren. Im Gespräch mit Behälter- und Packungsherstellern fiel ein Stichwort in Düsseldorf besonders häufig: die Zwei-Komponenten-Verpackung. Verschiedene Medikamente, Kosmetikprodukte oder Klebstoffe zum Beispiel müssen unmittelbar vor ihrer Einnahme bzw. ihrer Verwendung vermischt und dadurch aktiviert werden. Für den Anwender ist es in diesen Fällen besonders praktisch, wenn bereits beide Komponenten in aufeinander abgestimmten Mengen gemeinsam verpackt sind, zum Beispiel im Zwei-Komponenten-Beutel oder der Zwei-Komponenten-Blisterpackung, die Klocke-Verpackungsservice vorstellte. Während beide Kammern rundum mit einer Sicherheitsnaht nach außen fest versiegelt sind, trennt die beiden Kammern zueinander eine Peelnaht, die sich durch Druck auf einer der beiden Füllkammern öffnet und das Vermischen der Flüssigkeiten oder der pulverförmigen Produkte erlaubt. Marktchancen nicht immer gegeben Für größere Volumina bietet Huber-Verpackungen Fässer in entsprechend geteilter Ausführung an. Die so genannten TwinPacks aus Weißblech können beispielsweise Härter- und Basiskomponente in zahlreichen Volumenkombinationen getrennt aufnehmen. Kurz vor der Verwendung werden beide Ge- bindeteile zu einer Einheit verbunden und die Komponenten vermischt. An ganz anderen Funktionen arbeitet derzeit Edelstahlbehälter-Hersteller Müller. Neben selbstkühlenden Bierfässern wurden gemeinsam mit CS Clean Systems ein Behälter für die Chemikalienlogistik in der Halbleiterindustrie entwickelt, der die Aufgabe von drei Kanistern übernimmt: Er bevorratet die Flüssigchemikalie, die als Rohstoff für Abscheideprozesse in der Mikrochipfertigung benötigt wird, ein Lösemittel, das zum Spülen der Anschlussstutzen dient, und einen außen liegenden Vakuumbehälter, der den Lösemittelabfall aufnimmt. Das Vakuum isoliert gleichzeitig den innen liegenden Druckbehälter. Entnahme- und Spülvorgänge werden über einen pneumatisch betriebenen sechsfach-Ventilblock gesteuert. Der Phantasie der Hersteller sind keine Grenzen gesetzt, stellt sich jedoch bei mancher Produktneuheit die Frage nach den Marktchancen. Ein Beispiel: Das „singende Etikett“ von Datasound, das gedruckte digitale Informationen speichert, die von einem mobilen Lesegerät via Kopfhörer oder Lautsprecher als Musik, Sprache und Geräusche gelesen werden können. Allerdings muss der Endanwender das Lesegeräte für 175 Euro kaufen. Finden sich weitere Anwendungen, könnte das Projekt, das in Partnerschaft mit BASF Innovationsfonds und Henkel läuft, Chancen haben. >| 33