Behälter- und Etikettenhersteller setzen auf multifunktionale Produkte

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Behälter- und Etikettenhersteller setzen auf multifunktionale Produkte
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neue verpackung> 08.2002
technik> Etikettieren
Verpackungen, die mitdenken
Behälter- und Etikettenhersteller
setzen auf multifunktionale Produkte
Schönheit allein reicht nicht. Wer als Behälter oder Etikett heute etwas
werden will, muss mehr können, als lediglich den Inhalt schützen und auf
einen Blick wiedergeben, was es mit dem Inhalt genau auf sich hat. „Plus
Funktion“ lautet das Stichwort, unter dem Behälter- und Etikettenhersteller ihre neuen Produkte präsentierten.
> „Im Kühlschrank aufbewahren“ steht
auf der Packung der Antibiotika-Tabletten. Gewissenhaft eilt der Patient aus
der Apotheke nach Hause, um das hoch
empfindliche Präparat schnellstmöglich
in den Kühlschrank zu legen. Dass die
Europalette mit seinem Medikament an
Bord auf dem Weg vom Hersteller in den
Pharmagroßhandel nicht versehentlich
in der prallen Sonne stand, kann er definitiv ausschließen. Sein Apotheker hat
die Temperaturdaten, die während des
Transports kontinuierlich aufgezeichnet
wurden, bei Anlieferung der Charge genau geprüft.
Bislang noch Zukunftsmusik, könnte der geschilderte Fall be-
reits Ende des Jahres Realität werden.
Dann nämlich will Schreiner eine ganz
neue Generation von Transponder-Etiketten auf den Markt bringen). Grundsätzlich bestehen selbstklebende RFID
(Radio Frequency Identification)-Label,
die bereits zur Chargen- bzw. Warenverfolgung in der Logistik eingesetzt werden, aus einem Chip zum Speichern von
Daten, einer Antenne zur Übertragung
der Daten und einer Batterie. Hinzu
kommt bei den neuen Etiketten ein Temperatursensor. Ist eine Produktcharge
versandfertig, wird der aufgeklebte Sensor auf einen bestimmten Temperaturbereich programmiert und aktiviert. Jede Abweichung vom Toleranzbereich wird inklusive Datum und
Uhrzeit gespeichert. So lässt
sich mit Hilfe eines Lesegeräts
genau er-
mitteln, wer im Falle einer unsachgemäßen Lagerung zur Verantwortung gezogen werden muss: der Hersteller, die
Spedition oder der Pharmagroßhandel.
„Seitens der Pharmaindustrie ist die
Nachfrage bereits groß“, erklärt Peter
Seidl, Verkaufsleiter von Schreiner Medipharm. Auch einen Einsatz der Etiketten
in der Chemie- und Pharma-Produktion
kann er sich vorstellen. Schließlich müssen diverse Rohstoffe und Zwischenprodukte bis zu ihrer weiteren Verwendung
innerhalb enger Temperaturtoleranzen
aufbewahrt werden.
Trend: Weg vom Beipackzettel
Sicherheit ist mit die wichtigste Triebkraft bei der Entwicklung neuer Lösungen zum Verpacken und Kennzeichnen
von Ware. Dabei geht es nicht nur um
das Produkt als solches. Nicht nur bei
Medikamenten, auch bei anderen chemischen Produkten kommt es darauf an,
den Weiterverabeiter oder Endverbraucher umfassend über die korrekte Verwendung und mögliche Risiken zu informieren. Der Trend geht weg vom klassischen Beipackzettel. Statt aufwendiger
Nicht größer als herkömmliche
RFID-Etiketten besitzt das neue Label zusätzlich einen Temperatursensor.
(Foto: Schreiner)
Kleinstprospekte mit bis zu 28 Seiten
lassen sich direkt auf der Primärverpackung unterbringen.
(Foto: Pago)
neue verpackung> 08.2002
Etikettieren
<technik
Zwei-Komponenten-Blisterpackung.
(Foto: Klocke Verpackungsservice)
Für größere Volumina: Weißblech-Fässer in Zwei-Komponenten-Ausführung. (Foto: Huber Verpackungen)
Umverpackungen gilt es, direkt auf der
Flasche oder Tube sämtliche Informationen unterzubringen. Wickeletiketten gewinnen so zunehmend an Bedeutung.
Sie bieten den Vorteil, dass mehrseitige
Booklets oder Leporellos Platz sparend
fest mit dem Produkt verbunden werden
können. Bis zum 28-seitigen Kleinstprospekt bringen beispielsweise die Lösungen von Pago direkt auf der Primärverpackung unter. Sie fassen große Informationsmengen in mehreren Sprachen.
Die aufklappbaren, wiederverschließbaren Etiketten lassen vollautomatisch
von der Rolle aufbringen.
Vor allem bei pharmazeutischen Produkten ist es wichtig, die Informationen
unmittelbar am Produkt zu platzieren.
Überträgt der Arzt beispielsweise den
Namen und die Chargennummer eines
Impfstoffs in die Patientenakte, kommt
es schnell zu Übertragungsfehlern. Deshalb bestehen die Rundumetiketten, wie
sie beispielsweise von Herma und
Schreiner angeboten werden, aus mehreren Abschnitten, die sich einzeln entnehmen und in die entsprechenden Unterlagen kleben lassen. Wichtig ist, dass
selbst nach Ablösen aller Abschnitte
sämtliche Informationen noch unlösbar
auf der Originalflasche verbleiben.
Nicht nur Etikettenhersteller arbeiten
daran, zusätzliche Funktionen in ihre
Produkte zu integrieren. Im Gespräch mit Behälter- und Packungsherstellern fiel ein
Stichwort in Düsseldorf besonders häufig: die Zwei-Komponenten-Verpackung.
Verschiedene Medikamente, Kosmetikprodukte oder Klebstoffe zum Beispiel
müssen unmittelbar vor ihrer Einnahme
bzw. ihrer Verwendung vermischt und
dadurch aktiviert werden. Für den Anwender ist es in diesen Fällen besonders
praktisch, wenn bereits beide Komponenten in aufeinander abgestimmten
Mengen gemeinsam verpackt sind, zum
Beispiel im Zwei-Komponenten-Beutel
oder der Zwei-Komponenten-Blisterpackung, die Klocke-Verpackungsservice
vorstellte. Während beide Kammern
rundum mit einer Sicherheitsnaht nach
außen fest versiegelt sind, trennt die
beiden Kammern zueinander eine Peelnaht, die sich durch Druck auf einer der
beiden Füllkammern öffnet und das Vermischen der Flüssigkeiten oder der pulverförmigen Produkte erlaubt.
Marktchancen nicht immer gegeben
Für größere Volumina bietet Huber-Verpackungen Fässer in entsprechend geteilter Ausführung an. Die so genannten
TwinPacks aus Weißblech können beispielsweise Härter- und Basiskomponente in zahlreichen Volumenkombinationen getrennt aufnehmen. Kurz
vor der Verwendung werden beide Ge-
bindeteile zu einer Einheit verbunden
und die Komponenten vermischt.
An ganz anderen Funktionen arbeitet derzeit Edelstahlbehälter-Hersteller
Müller. Neben selbstkühlenden Bierfässern wurden gemeinsam mit CS Clean
Systems ein Behälter für die Chemikalienlogistik in der Halbleiterindustrie
entwickelt, der die Aufgabe von drei Kanistern übernimmt: Er bevorratet die
Flüssigchemikalie, die als Rohstoff für
Abscheideprozesse in der Mikrochipfertigung benötigt wird, ein Lösemittel, das
zum Spülen der Anschlussstutzen dient,
und einen außen liegenden Vakuumbehälter, der den Lösemittelabfall aufnimmt. Das Vakuum isoliert gleichzeitig
den innen liegenden Druckbehälter. Entnahme- und Spülvorgänge werden über
einen pneumatisch betriebenen sechsfach-Ventilblock gesteuert.
Der Phantasie der Hersteller sind keine Grenzen gesetzt, stellt sich jedoch bei
mancher Produktneuheit die Frage nach
den Marktchancen. Ein Beispiel: Das
„singende Etikett“ von Datasound, das
gedruckte digitale Informationen speichert, die von einem mobilen Lesegerät
via Kopfhörer oder Lautsprecher als Musik, Sprache und Geräusche gelesen werden können. Allerdings muss der Endanwender das Lesegeräte für 175 Euro kaufen. Finden sich weitere Anwendungen,
könnte das Projekt, das in Partnerschaft
mit BASF Innovationsfonds und Henkel
läuft, Chancen haben. >|
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