des gesamten Heftes

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des gesamten Heftes
P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 022031460M
Ausgabe 04 I 2010 I Jg. 35 I EUR 3,00
Medienkompetenz im Unterricht
Seite 4: Medienkompetenz an Österreichs Schulen
Seite 6: Grundsätze reflektierter Mediennutzung
Seite 7: IT und Medienkompetenz in Deutschland
Österreichische
Vereinigung
für Organisa�on
und Management
Sommergasse 4/18, 1190 Wien +43 1 367 64 38 [email protected] www.oevo.at
Liebe Leserinnen und Leser,
die Bildungsdiskussion ist, dank Pisa, wieder voll
angelaufen. Alte Schul-Organisationsformen
sollen durch zeitgemäße ersetzt werden. Lesen,
Schreiben und Rechnen sind so grundlegende
Fertigkeiten, dass deren ausreichende Beherrschung für den Weiterbestand einer Hochkultur
notwendig ist. Was aber in dieser Auseinandersetzung übersehen wird, ist die grundlegende
Änderung der Gesellschaft durch die Informationstechnologie und die e- und i-Medien.
IT-Themen beherrschen die Schlagzeilen: „Mark
Zuckerberg, Mann des Jahres“, „WikiLeaks
mit brisantem Material aus den Zentren der
Macht“, „Privatsphäre der Bürger durch IKT durchschaubar“... Alle diese
Beispiele zeigen die Potenz und den enormen Machtfaktor, den die e- und
i-Technologien heute haben.
ao.Univ.Prof. DI Dr. Gerald
Futschek
Allein in dieser Ausgabe des OCG Journals finden Sie Anwendungen der IT
in der Kultur (Komposition und Web-Literatur), im Business Process Management sowie in der Entwicklungshilfe. Eigentlich sind heute alle Lebensbereiche durch IT und Medien geprägt, daher sind besondere Bildungsmaßnahmen erforderlich.
Eine fundierte IT- und Medienkompetenz für Schülerinnen und Schüler aller
Schulstufen ist heute ebenso notwendig wie Lesen, Schreiben und Rechnen.
Für das erfolgreiche Gestalten der Informationstechnologie sind gute Informatikkenntnisse essentiell. Nur durch eine entsprechende Neugestaltung des
Unterrichts und eine entsprechende Schulung aller Lehrerinnen und Lehrer
können alle unsere Schülerinnen und Schüler gute Informatikkenntnisse
erlangen und eine reflektierte IT- und Medienkompetenz erreichen.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen unseres Themenschwerpunkts
und von ganzem Herzen frohe Feiertage und ein erfolgreiches Jahr 2011!
ao.Univ.Prof. DI Dr. Gerald Futschek, Präsident der OCG
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber: Österreichische Computer Gesellschaft
Präsident: ao.Univ.Prof. DI Dr. Gerald Futschek
Generalsekretär: Eugen Mühlvenzl
Büro (interimistisch): Dampfschiffstraße 4, 1030 Wien
Postanschrift: Wollzeile 1-3, 1010 Wien
Tel.: 01/512 02 35-0, Fax: 01/512 02 35-9
E-Mail: [email protected] URL: www.ocg.at
Kontakt zur Redaktion: Mag. Christine Haas,
Tel.: 01/512 02 35-51, [email protected]
Layout: Therese Frühling
Ulrike Haring, OVE-Medienzentrum Graz
Fotos: Archiv OCG, Autoren, Privatarchive, http://www.sxc.hu, Manuela Hahofer
Druck: „agensketterl“ Druckerei GmbH
Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie.
Hinweis: Geschlechtsbezogene Aussagen in diesem Magazin sind aufgrund der Gleichstellung für beiderlei Geschlechter aufzufassen bzw. auszulegen.
ISSN 1728-743X
Inhalt
Themenschwerpunkt
Medienkompetenz im Unterricht
4
6
7
10
Medienkompetenz an Österreichs Schulen
Grundsätze der reflektierten Mediennutzung
IT- und Medienkompetenz in Deutschland
Basic Computer-Skills und
Gesundheitserziehung
Bildung und Karriere
11 Certified Business Process Professional (CBPP®)
Wissenschaft und Forschung
12
13
15
16
Wiener Forschungsseminar
Neuer ADV-Präsident mit starken Visionen
Information Retrieval Facility: Wer suchet,
der findet!
KiWi – eine Plattform für Semantische
Soziale Medien
IT & Unternehmen
17 Autisten lösen PC-Probleme
IT und Kultur
9 Literatur im Web 2.0
18 Interview mit Kulturjournalistin Barbara Rett
20 Algorithmische Komposition – Teil 1
Recht und IT 22 Hahn, Handy und Suppentopf
News – Aktuelles aus der OCG
23
24
25
26
OCG Impulse in Bozen
AARIT Konvent 2010
IRIS 2011
Veranstaltungen und Neuerscheinungen der
OCG-Schriftenreihe
Themenschwerpunkt – Medienkompetenz im Unterricht
Medienkompetenz an Österreichs Schulen
Unterricht ohne Internet und Medien ist undenkbar geworden
MinR. DI Mag. Dr. Christian Dorninger, Mag. Christian Schrack
Durch die rasche Entwicklung der
Informationstechnologien und
damit verbundene Änderungen
am Arbeitsmarkt und in der
Gesellschaft sehen sich Schulen
und Bildungsinstitutionen ständig ändernden Anforderungen
gegenüber. Der Einsatz der
Informationstechnologien führt
zu neuen pädagogischen Herausforderungen, aber auch zu einer
Reihe von Lernchancen für den
Unterricht in allen Gegenständen.
Die Aufklärung zur sicheren Nutzung macht dabei nach und nach
dem souveränen Umgang mit den
Medien und dem Internet Platz.
Informations- und Wissensgesellschaft
mit konkreten Zielen und Inhalten zu
versehen und den produktiven und
reflektierten Umgang mit den Medien
und dem Internet anzuregen.
Dieter BAACKE (†) hat dazu 1998 ein
Modell mit vier Bestandteilen entwickelt, an dem sich die entsprechenden
medienpädagogischen Aufgaben gut
festmachen lassen:
1. Die Medienkunde umfasst jenes
Wissen, das den Zugang zu den
Neuen Medien ermöglicht, die
Bestandteile des Mediums und die
Bedienung.
2. Die Mediennutzung besteht aus der
rezeptiv-anwendenden Kompetenz
und der Fähigkeit zur interaktiven
Nutzung.
3. Die Mediengestaltung umfasst
diensystemen.
4. Die Medienkritik umfasst die analytische Dimension zum Erkennen
problematischer gesellschaftlicher
Prozesse, die reflexive Dimension
zur kritischen Mediennutzung und
die ethische Betroffenheit.
Die vier Bestandteile sind als pädagogische Einheit zu betrachten, die im
Sinne eines Spiralcurriculums jeweils
altersadäquat zu vertiefen sind: Das
beginnt bereits im Vorschulalter,
wenn Kinder (in diesem Fall gemeinsam mit den Eltern und betreuenden
Personen) mit dem Internetsurfen
beginnen1, umfasst die Aufklärung
und Sinnstiftung in der Mittelstufe
und endet mit einer vertiefenden
Im Fokus der neuen Lernformen sind
berufsbezogenen Auseinandersetzung
unmittelbare Bezüge zur beruflichen
im Abschlussjahr der Oberstufe
und gesellschaftlichen Realität,
bzw. Berufsschule.
die Handlungsorientierung, ein
Zur Medienkompetenz gehören
hoher Grad an SelbstorganiTechniken der Mediennutzung
sation und die Gestaltung von
wie die Internetsuche und
Wissensmanagement-ProzesForenbenutzung, die Anleitung
sen, die von den Lernenden
zur kreativen und benutzerselbst gesteuert werden.
gerechten Gestaltung von
Die jungen Menschen sind
Webauftritten, die Diskusvon Anfang an von Medien
sion der Auswirkungen der
umgeben. Als Digital NaMediengesellschaft genauso
tives verfügen sie bereits bei
wie der sichere Umgang mit
Schuleintritt über ein hohes
dem Medium, der Schutz der
Maß an Medienkompetenz,
Privatsphäre und die Achtung
die sich ständig ausweitet. Die Abb. 1. Operationalisierung der Medienkompetenz nach
BAACKE (1998)
der Kommunikationsregeln im
pädagogische Aufgabe besteht
Internet, der „Netiquette“2,
nun darin, diese „vagabunFertigkeiten zur innovativen und
des Copyrights und der Menschendierende“ Kompetenz gemeinsam
kreativen Gestaltung von Mewürde. Die Medienkompetenz ist
mit den Lernenden im Sinne der
Der Ansatz von BAACKE liefert auch Antworten auf Fragen der Vorschulpädagogik: Wie soll man mit „Schundliteratur“ umgehen? Und:
Sollen kleine Kinder im Internet surfen dürfen? Aus der Sicht von BAACKE spricht unter der Voraussetzung nichts dagegen, wenn Kinder
von einer erwachsenen Person so begleitet werden, dass sie zum altersgemäßen kritischen Umgang mit dem Internet befähigt werden.
2
Gutes Benehmen im Internet: http://tools.ietf.org/html/rfc1855 und http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/netiquette (Stand Okt. 2010).
1
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
somit interdisziplinär und unter dem
Gesichtspunkt des jeweiligen Gegenstands zu vermitteln, wie z. B. die
Grundlagen des E-Commerce und die
Rechte der Konsumenten im Gegenstand Betriebswirtschaftslehre bzw.
Politische Bildung.
Berufliche Handlungskompetenz
durch die Informationstechnik
Die Informationstechnik ist neben der
Sprache zur zentralen Kulturtechnik
geworden, die unser berufliches und
gesellschaftliches Umfeld maßgeblich beeinflusst. In der IT- und
medienkritischen Diskussion wird
manchmal übersehen, dass der
Wissens- und Kompetenzerwerb
unverzichtbar an die jeweiligen
Artefakte (Werkzeuge), die der
Gesellschaft zur Verfügung stehen,
gekoppelt ist. Erst aus dem Umgang
mit den Werkzeugen zur Lösung
realer Problemstellungen erwachsen berufliche wie gesellschaftliche
Handlungskompetenz. Computer
und Medien haben somit nicht nur
unsere tägliche Arbeit, sondern
z. B. auch unsere Art zu schreiben
und zu kommunizieren grundlegend
verändert.
Die berufliche Handlungskompetenz
beginnt mit den ICT Skills (Umgang
mit dem Computer), beruht auf der
Vermittlung der Digitalen und der
Medien-Kompetenz (Nutzung des
Computers und der Medien) und
hat zum Ziel die berufliche Tätigkeit,
die in der Mehrzahl stark von der
Informationstechnik (Tätigkeitstheorie)
geprägt ist.
Technische Erfindungen verändern
nicht nur das Lernen, sondern auch
die Gesellschaft (industrielle Revo3
4
lution, Informationszeitalter). Der
Einsatz der IT und der neuen Medien
in fast allen Berufen erweitert nicht
nur das Tätigkeitsfeld, sondern auch
das entsprechende berufsbezogene
Lernen. Die Informations- und Kommunikationstechnik sollte daher den
Lernenden in allen Gegenständen
unmittelbar am „Arbeitsplatz“ im
Klassenraum zur Verfügung stehen
(wie in Notebook- bzw. Netbookklassen3).
Abb. 2. ICT Skills, Digital Competence und
Activity Theory
Es liegt an den Lehrenden, die Vorlieben der jungen Menschen für die
Neuen Medien aktiv im Unterricht und
für das Lernen einzusetzen. In den
virtuellen Räumen des Internets setzen
sich Jugendliche mit Informationen
und Wissen auseinander und eignen
sich dabei verschiedene Formen von
technischen, kommunikativen, reflexiven und sozialen Fertigkeiten an.
Beim Interneteinsatz wird oft der
Verlust der Approbation von Unterrichtsmaterialien und der Validität
von Quellen beklagt. Im Sinne der
erweiterten Medienkompetenz gilt es,
die Lernenden jeweils altersadäquat
zur kritischen Mediennutzung, dem
Umgang mit fremden Quellen, dem
Urheberrecht und dem Datenschutz
anzuleiten. Der pädagogische Rahmen
reicht von dem Einsatz des Internets
und Notebooks/PCs im Unterricht,
der Verwendung und Gestaltung von
Medienprodukten wie Texten, Bildern,
Podcasts, Videos, über die Erstellung
von Webseiten und ePortfolios, bis hin
zum Einsatz von unterrichtsbegleitenden Lernplattformen.
Notwendig ist eine Internet
Policy für den Unterrichtsbereich4.
Dabei wurden bereits der gelebte
Datenschutz, sicherer Umgang
mit dem Internet, die Einbindung
der Netzwerksicherheit in die IT
Gegenstände und Sicherheitsmaßnahmen inkl. Softwareangeboten in den Mittelpunkt gestellt.
Dabei gilt es, die Eigenverantwortung durch Medienkompetenz zu
stärken und Vereinbarungen mit
Lernenden wie Lehrpersonen zu
treffen.
Im Rahmen der Initiative „Web 2.0
– soziale IT-Netze sinnvoll nutzen“
werden Veranstaltungen bis in den
Sommer 2011 hinein stattfinden (siehe http://campus.bildung.at/web20).
Die österreichische Computergesellschaft (OCG) wird Vorträge und
Seminare zum Thema „Internet und
Recht“, „Privatsphäre im Internet“
und „Medienkompetenz und Web
2.0“ anbieten (siehe www.ocg.at).
Für den europäischen „Safer Internet
Day“ am 8. Februar 2011 werden
Programmschwerpunkte an Schulen vorbereitet (www.saferinternet.
at/sid2011).
Mehr zum Netbookprojekt: www.eeducation.at
Erlass des Unterrichtsministeriums „Digitale Kompetenz an Österreichs Schulen“ Okt. 2010 (Zl. 17.200/110-II/872010
http://www.elearningcluster.com/pdf_s/erlass_digitale_kompetenz.pdf).
OCGJOURNAL
Themenschwerpunkt – Medienkompetenz im Unterricht
Grundsätze der reflektierten Mediennutzung
Aus dem Erlass des Unterrichtsministeriums „Digitale Kompetenz an Österreichs
Schulen“, Okt. 20101
Folgende fünf Grundsätze können
sowohl für die Schülerinnen und
Schüler als auch für die Lehrpersonen – ob als Lehrende im Unterricht oder in ihrer Vorbildfunktion
– als Ausgangpunkt dienen:
Grundsatz 1:
Stärkung der Eigenverantwortung
und der Souveränität im Netz
Stärkung der Eigenverantwortung der
Benutzer durch die Vermittlung von
grundlegenden IT-Kenntnissen
und Medienkompetenzen.
Die Kompetenzen können
durch den Einsatz von IT
„beiläufig“ erworben werden.
Das Fundamentum und die
Spezialkenntnisse sind im
Gegenstand Informatik bereit
zu stellen.
sind die Lernenden von Beginn an in
der Anwendung des Urheberrechts
und der Zitierregeln zu schulen – auch
zur Aufwertung der eigenen Arbeit.
Dabei sind die Lehrer/innen in ihrer
Vorbildfunktion angehalten, diese Regeln bei ihren eigenen Unterrichtsunterlagen umzusetzen. Eine einheitliche
Regelung für den Schulstandort ist
vorteilhaft – siehe Beilage 2 (Vorlage_zu Quellen_richtig_angeben).
Grundsatz 2:
Strategien des Wissenserwerbs und der Umgang mit
Denken vor dem Klicken
geistigem Eigentum
Neben Schulbüchern kommen
Grundsatz 3:
im Unterricht zunehmend OriginalEthische Grundsätze in den Mittelliteratur und Internetquellen zum
punkt stellen
Einsatz. Durch die Veränderungen
Der verantwortungsvolle und
der Arbeitswelt gehört die qualifirespektvolle Umgang im Netz, die
zierte Recherche schon seit längerem
bereits angesprochene „Netiquette“
zum unverzichtbaren Repertoire
sollte die Basis jeder elektronischen
der Lern- und Wissensarbeit. Die
Kommunikation sein: Das betrifft das
Fähigkeiten zum Finden von validen
Formulieren von E-Mails und ForenQuellen, zum differenzierten Diskurs
beiträgen in Lernplattformen ebenso
mit unterschiedlichen Standpunkten
wie Produkte, die Personen der Schule
und die Verwertung in der eigenen
der (uneingeschränkten) Öffentlichkeit
Arbeit, sind in allen Gegenständen zu
und Quasi-Anonymität des Internets
erwerben. In diesem Zusammenhang
anvertrauen. Dazu zählen auch die
Vermeidung von Selbstschädigung
und übler Nachrede (Cybermobbing)
und der entsprechende Umgang als
Betroffene/Betroffener damit2.
Jede Verwendung des Internets hinterlässt Spuren, letztlich sollen es die
richtigen sein!
Grundsatz 4:
Stärkung des Hausverstands und
der weise Umgang mit Erfahrung
Verlockende Angebote, die
schnelles Geld versprechen
oder menschlichen Schwächen schmeicheln, gibt es
überall, auch im Internet.
Hinter jeder Gratismitgliedschaft eines Social Network steht ein mittelfristig
angelegtes Geschäftsmodell,
das dem Benutzenden
vertraut sein sollte. In milderen Fällen gibt man seine
Vorlieben und Konsumgewohnheiten preis, wird mit
unerwünschter Werbung
konfrontiert oder verschreckt künftige
Arbeitgeber mit unvorteilhaften Ansichten. Andere Fälle gehen weniger
glimpflich aus: Auch im Internet sollte
man bestimmte „Gegenden“ meiden:
empfehlenswertes Hörspiel „Im
Krokodilsumpf“3. Ein weiterer Punkt
ist der Appell an die menschliche
Spielleidenschaft. Spielen kann zur
Sucht werden, hier gilt es Aufmerksamkeit für ev. Anzeichen im eigenen
Verhalten zu entwickeln4. Andererseits
ist Kommunizieren und Spielen im
Zl. 17.200/110-II/872010, http://www.elearningcluster.com/pdf_s/erlass_digitale_kompetenz.pdf
Weitere Informationen unter http://www.saferinternet.at/themen/cyber-mobbing/
3
Als Einstieg in das Genre der Internetabzocke, in der sich Arglosigkeit und Lüsternheit paaren, empfiehlt sich das Hörspiel „Im Krokodilsumpf“ von David Zane Mairowitz, das 2005 als bestes europäisches Hörspiel ausgezeichnet wurde.
4
http://www.onlinesucht.at/home/einfuehrung/ (Stand Okt. 2010).
1
2
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
pädagogischen Sinne eine wichtige
Triebfeder für das Lernen und sollte
daher auch gezielt Eingang in den
Unterricht finden5.
Grundsatz 5:
Die Rechtslage und die eigenen
Rechte kennen
Das Internet ist kein luftleerer Raum,
5
6
und die rechtlichen Regeln des
„realen Lebens“ gelten im Internet
analog6. Beispiel: Für das Einkaufen
im Internet gelten dieselben Regeln
wie für den Ladenkauf. Allerdings
gilt Online-Shopping als „Haustürgeschäft“, d. h. der Käufer/die
Käuferin hat i. d. R. ein erweitertes
Rücktrittsrecht (Fernabsatzgesetz).
Bei Rechtsverletzungen gilt die Härte
des Zivil- und Strafrechts: das ggf.
gesetzwidrige Herunterladen und
Bereithalten von urheberrechtlich
geschützten Werken (z. B. Tauschbörsen), das erwähnte Cybermobbing sind Rechtsverletzungen wie
Wiederbetätigung und die Verherrlichung von Gewalt.
WAGNER: Donau-Universität; http://www.bildungstechnologie.net/blog/categories/game-based-learning
ISPA: „internet sicher nutzen“ S. 37; http://www.ispa.at/broschuere (Stand Okt. 2010).
IT- und Medienkompetenz in Deutschland
Dr. Sonja Ganguin, Prof. Dr. Uwe Sander
Lebenswelten sind heute Medienwelten, und für die heranwachsende Generation gehören
Medien selbstverständlich zum
Alltag.
Dabei sind Medien ständigen Wandlungsprozessen unterworfen, und
somit ändern sich auch die Anforderungen an die Alltagsbewältigung. In
diesem Sinn fordern Politiker, Eltern
und Pädagogen Medienkompetenz
– vor allem für Kinder und Jugendliche. Ein einheitliches, unumstrittenes
IT-Kompetenz als Teilgröße der Medienkompetenz. Zentrale Fähigkeiten sind der
Umgang mit dem Computer und dem Internet
Medienkompetenzkonzept gibt es
verbunden, grenzte Medienkompe-
von Medienkompetenz vorgeschla-
allerdings nicht. Das in Deutschland
tenz aber insofern vom Habermass-
gen, die diesen Begriff in die vier
bekannteste Medienkompetenz-
chen Modell ab, als er „die Verände-
Dimensionen Medienkritik, Medien-
konzept stammt von Dieter Baacke;
rung der Kommunikationsstrukturen
kunde, Mediennutzung und Medien-
seine Ausführungen werden als
durch technisch industrielle Vorkeh-
gestaltung ausdifferenziert.
grundlegend für das Verständnis
rungen und Erweiterungen“ mit
Während sich das Kompetenz-
von Medienkompetenz angesehen.
einbezog (Baacke 1996: 119) .
konzept von Dieter Baacke auf
Baacke sah sein Konzept zur Medi-
In Anlehnung an die klassischen Auf-
alle Medien bezieht, spricht die
enkompetenz eng mit der kommu-
gabenfelder der Medienpädagogik
IT-Kompetenz speziell die Informa-
nikativen Kompetenz (Habermas)
hat Baacke eine Operationalisierung
tionstechnologien an, zentral sind
1
1
Baacke, D. (1996). Medienkompetenz – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In: Rein von, A. (Hrsg.): Medienkompetenz als Schlüsselbegriff.
Bad Heilbrunn, S. 112-124.
OCGJOURNAL
Themenschwerpunkt – Medienkompetenz im Unterricht
hierbei Fähigkeiten im Umgang
für den verantwortungsbewussten
geringe Rolle, was nicht zuletzt auch
mit dem Computer und Internet. In
Umgang mit modernen Informa-
in der Lehramtsausbildung begrün-
diesem Sinn lässt sich IT-Kompetenz
tions- und Kommunikationstech-
det liegt. Medienpädagogik ist kein
als eine medienspezifische Teilgröße
niken zu verschaffen, auf wirt-
Pflichtfach. Allgemein sind für die
von Medienkompetenz begreifen. In
schaftlich selbstständiges Handeln
Einführung und Ausgestaltung von
der medienpolitischen und -pädago-
vorzubereiten und Lehrkräften
Medienkompetenz die einzelnen
gischen Diskussion liegt der Schwer-
multimediale Wissensvermittlung zu
Bundesländer verantwortlich, so dass
punkt vor allem auf den Bereichen
ermöglichen“(Bundesministerium für
sich hier unterschiedliche Schwer-
Textverarbeitung, Informationssuche
Wirtschaft und Technologie/ Bundes-
punktsetzungen zeigen.
und -auswahl, Präsentation und Kom-
ministerium für Bildung und For-
Obwohl mit der zunehmenden An-
munikation.
schung 1999: 8).
erkennung von Medienkompetenz
Der bildungspolitische Wille ist, dass
Und auch die Bund-Länder-Kommis-
als Schlüsselqualifikation – es wird
Kindern und Jugendlichen schon
sion schrieb 2000, dass „der Erwerb
auch von einer neuer Kulturtechnik
frühzeitig diese Fähigkeiten mit Blick
einer umfassenden Medienkompe-
gesprochen – informationstechnische
auf Berufsqualifizierung vermittelt
tenz (…) für Mädchen wie Jungen
Grundkenntnisse in den Fachunter-
werden. So startete die deutsche
eine der Voraussetzungen für die
richt integriert und vermittelt werden
Bundesregierung bereits im Jahr
Mitgestaltung der Informationsge-
sollen und dementsprechend auch
1999 ein Aktionsprogramm mit dem
sellschaft der Zukunft (ist). Dazu
Standards formuliert wurden, ist seit
Titel „Innovation und Arbeitsplätze
gehört auch die Nutzung und der
dem Aktionsprogramm von 1999
in der Informationsgesellschaft des
Einsatz des Internets als Kommunika-
eher wenig geschehen.
21. Jahrhunderts“2. Als übergreifen-
tions- und Recherchemedium“ (BLK,
des Ziel wird dort die durchgängige
Heft 80, 2000: 33)3.
Zwar gibt es eine Reihe von Zerti-
Modernisierung schulischer und
Trotz dieser Forderungen und er-
fikaten, wie dem ECDL (European
beruflicher Ausbildungssysteme mit
folgter Bildungsanstrengungen spielt
Computer Driving Licence), dem
dem Ziel gefordert, „jedem Schüler
die Vermittlung von Medienkompe-
Xpert ECP (European Computer
und jeder Schülerin ein Basiswissen
tenz in den Schulen noch eine eher
Passport) und den euZBQ
(europäisches Zertifikat zur Berufs-
Dr. Sonja Ganguin
Jg. 1978, Dipl.-Päd., seit Nov. 2010 wiss. Mitarbeiterin an
der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn im Bereich Medienpädagogik und empirische Medienforschung; Mitglied im Bundesvorstand der GMK.
Arbeitsschwerpunkte: Computerspiele, Mobile Learning,
Medienkompetenz, qualitative und quantitative Medienforschung.
Prof. Dr. Uwe Sander
Jg. 1955, seit 2001 Professur für Medienpädagogik und
Jugendforschung an der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld.
Arbeitsschwerpunkte: Jugend- und Medienforschung.
qualifikation), allerdings mangelt
es an der Umsetzung von Kursen in
der Schule, die auf diese Zertifikate
vorbereiten. Positiv ist allerdings die
Entwicklung an gestiegenen Fortbildungen für Lehrkräfte (Primarstufe,
SEK I und II, Berufskollegs) und
Angeboten für Lehramtsstudierende, Lehrerinnen und Lehrer, außerschulische Fachkräfte, junge Medienschaffende. Allerdings kommt
dies noch immer nicht der hohen
Relevanz von Medien- und IT-Kompetenz für den Beruf und Alltag
http://www.dl-forum.pt-dlr.de/dateien/Aktionsprogramm_Innovation.pdf
(Stand 25.11.2010).
3
http://www.blk-bonn.de/papers/heft80.pdf (Stand 25.11.2010).
2
OCGJOURNAL
nach. IT- und Medienkomeptenz
zu fördern bleibt also weiterhin die
Zukunftsaufgabe.
IT und Kultur
Literatur im Web 2.0
Manuela Kern
Die technischen Möglichkeiten
des Internets werden zunehmend
auch von Kunst- und Kulturschaffenden genutzt, zum Beispiel von
Schriftstellern, die das Medium
nutzen, Literatur zu gestalten.
Da diese Art von Literatur neu ist,
gibt es im literaturwissenschaftlichen
Diskurs noch keine einheitlichen Bezeichnungen. Auch die Frage, ob digitale Literatur überhaupt „Literatur“
ist, wird kontroversiell diskutiert. Im
Prinzip beschränken sich aber die
Unterschiede hauptsächlich auf die
technische Umsetzung.
Kerstin Maria Seper beschreibt in ihrer Diplomarbeit „Digitale Literatur“
die verschiedenen Formen der Netzliteratur. Sie führt dabei Hyperfiction,
verschiedene Arten von Netzliteratur
mit oder ohne multimedialer Beteiligung und interaktive Dramen an.1
Nun hat ein Autor auch die Kommunikationsplattform „facebook“ als
Träger von literarischen Texten für
sich entdeckt. Unter dem Pseudonym „TG“ schreibt er den Roman
„Zwirbler“, der täglich eine Fortsetzung erfährt und dafür jeden zum
Mitmachen einlädt.
„facebook“ ist eine Plattform, auf
der registrierte User Statusmeldungen veröffentlichen können,
die von ausgewählten Freunden
oder auch von allen gelesen werden
können, primär also ein Kommunikationsmittel.
Der facebook-Roman weist spezielle Kennzeichen auf, die durch
die technischen Voraussetzungen
1
Neue Formen, Literatur zu erschaffen und zu konsumieren, sind im Vormarsch
gegeben sind: Der Text wird nicht
gedruckt und verkauft, sondern
erscheint digital und kann jederzeit
und weltweit gratis online gelesen
werden. Außerdem können die
Teile den Lesern zugestellt werden,
wenn sie den „Gefällt mir“-Button
anklicken. Damit erhalten sie täglich
den aktuellen Teil des Romans und
können ihn am PC oder auch auf
dem Mobiltelefon lesen.
Der Roman erscheint als Fortsetzungsroman in Einzelteilen, jeden
Tag wird er in Form einer Statusmeldung veröffentlicht. Er wird unmittelbar und spontan verfasst. Die
einzelnen Teile können danach nicht
mehr verändert werden.
Kommentare von Lesern können
eingearbeitet werden. Dadurch
verschwimmt die Grenze zwischen
Autor und Leser. Der Autor hat dann
die Aufgabe, die Ideen und Wünsche
der Leser zu bündeln, in die Handlung aufzunehmen und zu formulieren. Diese Funktion des Autors gibt
es bei gedruckten Texten nicht. Auch
vgl. Seper, Kerstin Maria: Digitale Literatur, Wien 2009 (Diplomarbeit), S. 38f.
OCGJOURNAL
das Leseverhalten unterscheidet sich
stark.
Der Kommunikationsaspekt tritt
stärker in den Vordergrund als in
konventionellen, gedruckten Texten.
Da die Statusmeldungen bei facebook auf 420 Zeichen beschränkt
sind, müssen die einzelnen Teile
des Fortsetzungsromans mit dieser
Zeichenmenge auskommen. Das
erfordert präzises Formulieren und
genaue Auswahl. Damit bestimmt
die Form bzw. die technischen Vorgaben die Arbeitsweise des Autors
entscheidend.
Laut Autor TG, den seine Tochter
auf die Idee gebracht hat, facebook
auch für Geschichten zu nutzen, ist
das auch die besondere Herausforderung bei dieser Textform.
„Zwirbler“ ist der erste facebook-Roman, es ist zu erwarten, dass sich die
Idee weiter verbreiten wird.
Der „Zwirbler“-Roman sowie der
Podcast sind auf der Website des
Autors (www.zwirbler.com) und
direkt auf facebook unter www.
facebook.com/Zwirbler.Roman
abrufbar.
Themenschwerpunkt – Medienkompetenz im Unterricht
Basic Computer-Skills und Gesundheitserziehung
Kapstadt, Südafrika
DI Margarete Grimus
Der Erfolg des Bildungsprojekts in
Nigeria im Februar 2010 (OCG Journal Nr.02/2010/Jg.35) motivierte
Margarete Grimus, in Afrika in diesem Bereich weiter zu machen. Das
Ehepaar Dr. Parker (Arzt und Managerin) führt ein Healthcare Center in
Mitchells Plain, einer Vorstadt von
Kapstadt. In keinem Land gibt es
mehr HIV-Positive als in Südafrika,
wo etwa 5,5 Millionen Menschen
(über 10 % der Bevölkerung!) mit
HIV infiziert sind. Ziel des Projekts:
Berufliche Besserqualifizierung und
Hebung des Gesundheitsbewusstseins.
Kursteilnehmer und Region
Das Simunye Primary Healthcare-Center
liegt im Einzugsgebiet der Townships
von Khayelitsha und Mitchells Plain,
die durch Armut, Arbeitslosigkeit,
schlechte Lebensbedingungen, niedrige
Bildungsabschlüsse, extreme Anzahl an
HIV-Positiven und erschreckend hohe
Kriminalitätsraten gekennzeichnet sind.
70 % der Bevölkerung von Khayelitsha
lebt unter der Armutsgrenze. Das Alter
der Kursteilnehmer lag zwischen 18 und
35 Jahren; zwei Drittel Frauen, vorwiegend Alleinerzieherinnen, 80 % ohne
Computererfahrung.
Struktur und Inhalt der Kurse
„Basic Computer & Internet Skills with
Focus on Health Education“: Zwei parallele 3-Wochen-Kurse (Montag – Freitag,
je ein 4-stündiger Vormittags- und Nachmittagskurs, plus betreute Übungszeit).
Internet-Recherche und Textverarbeitung
standen im Vordergrund. Professionelles Layout für Bewerbungsschreiben
(Lebenslauf) und Präsentationen zu
OCGJOURNAL
DI Margarete Grimus mit den hochmotivierten Kursteilnehmern bei einer Übungseinheit in Mitchells Plain, einer Vorstadt von Kapstadt, Südafrika
gesunder Lebensweise, Ernährung und
von den Teilnehmern nach individuellen
Interessen recherchierten Krankheiten
(Diabetes, Ekzeme, Krebs, Tuberkulose, Parkinson, Lungenentzündung,
Bluthochdruck, Leukämie, Darmerkrankungen, HIV u. a.) bildeten den Schwerpunkt. Excel für einfache Statistiken und
Bildbearbeitung ergänzten das Programm. Ein positiver Abschluss-Test und
die Präsentation im Forum waren die
Voraussetzungen zur Erlangung eines
Zertifikates.
Erste Ergebnisse und Planung weiterer Aktivitäten
Die maximale Punkte-Anzahl von 22
wurde von drei Teilnehmern erreicht,
das Minimum der erreichten Punkte war
18. Besonders hervorzuheben ist die
hohe Arbeitsmotivation der Teilnehmer.
Das Feedback der Kursteilnehmer war
überwältigend – die Auswirkung im
Bereich Gesundheitsbewusstsein nicht
auf die Teilnehmer beschränkt: Durch
ihre Präsentationen haben sich die Teilnehmer intensiv mit den Ursachen eines
Gesundheitsproblems auseinandergesetzt, die das Überdenken der eigenen
Lebensführung (Prävention, Therapien,
Ernährung, Medikamente, Bewegung,
Einstellungen, Informationsquellen)
nach sich zogen und in den Familien
und Communities der Townships zu
weiteren Diskussionen angeregt haben.
Unmittelbarer Erfolg: Vier Teilnehmer
hatten drei Wochen nach Kursende
eine passende Arbeitsstelle gefunden!
Im Jahr 2011 werden die Kurse weiter
geführt, es werden auch von M. Grimus
lokale Trainer ausgebildet, die diese
Kurse zu einer ständigen Einrichtung
werden lassen sollen. Dr. Parker wurde
eingeladen, auf dem South African
Summit of Health im Jänner 2011 das
Projekt vorzustellen!
Kontakt
DI Margarete Grimus
Prof. LPH (Pädagogische Hochschule
Wien, emeritiert)
[email protected]
Sachspenden sind höchst
willkommen: Note-/Webbooks,
Projektor, externe Festplatte,
USB-Sticks
10
Bildung und Karriere
Mit der ÖVO und der OCG zum Certified Business
Process Professional (CBPP®)
em.o.Univ.Prof. Dr. Oskar Grün
Im Gegensatz zum Projektmanagement fehlte es im Prozessmanagement bislang an einem
international anerkannten Standard. Das CBPP-Zertifikat soll
diese Lücke schließen und sich zu
einem Gütesiegel für BPM-Experten entwickeln. Die Zertifizierung
zum CBPP® wird ab diesem Herbst
erstmalig in Österreich von der
Österreichischen Vereinigung für
Organisation und Management
(ÖVO) und ihrem Zertifizierungspartner OCG angeboten. Das
Zertifikat basiert auf einer Vereinbarung zwischen der International
Association of Business Process
Management Professionals
(ABPMP) und deren europäischem
Pendant (EABPM).
CBPP® ist international
CBPP® basiert auf internationalen
Standards, ist international anerkannt
und bietet Zugang zu einer internationalen Community von BPM-Experten. Damit unterscheidet es sich in
einem wesentlichen Merkmal von den
Abb. 1. BPM-Wissensgebiete
OCGJOURNAL
bereits bestehenden Qualifikationsnachweisen, die meist von regionalen
oder nationalen Ausbildungs- und
Zertifizierungsinstitutionen angeboten
werden.
CBPP® basiert auf dem State of the
Art
Die Zertifizierung setzt den Nachweis
mehrjähriger einschlägiger Berufserfahrung und fachverwandter Ausund Fortbildungsmaßnahmen voraus.
Daneben ist ein mehrstündiger Multiple Choice-Test zu absolvieren, dessen
Fragen im „Guide to the Business Process Management Common Body of
Knowledge, BPM CBOK®“abgedeckt
sind. Diese Wissensbasis wurde von
zahlreichen amerikanischen und
europäischen BPM-Experten aus Praxis
und Wissenschaft entwickelt. Sie
fasst den aktuellen Wissensstand von
Prozessmanagement zusammen. Der
BPM CBOK® behandelt neun relevante
Wissensgebiete einschließlich der
Methoden und Techniken mit Links
und Verweisen auf andere Informationsquellen.
em.o.Univ.Prof. Dr. Oskar Grün
CBPP® nützt BPM-Experten und
Unternehmungen
Die zertifizierten Experten profitieren
von dem Nachweis, dass ihr Wissensstand dem internationalen Standard
entspricht. Dieser Nachweis verbessert
ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt
und verschafft ihnen Zugang zu einer
internationalen Community von
BPM-Experten. Für Unternehmungen
erleichtert der international anerkannte fachliche Standard die interne
und externe Kommunikation über
Prozessmanagement. Die einheitlichen Standards erlauben auch eine
objektive Beurteilung der Qualität des
Prozessmanagements und der darin
involvierten Serviceeinheiten.
Weitere Informationen
Wer mehr über dieses neue Zertifikat
und die Schritte zur Zertifizierung
erfahren will, sei auf oevo.at, eabpm.
org und abpmp.org verwiesen.
11
Wissenschaft und Forschung
Wiener Forschungsseminar
Eine Kooperationsplattform für „eLogistics und Operations Research“
ao. Univ.Prof. Dr. Christine Strauß
Das so genannte „Wiener Forschungsseminar“ findet bereits
seit Mitte der 1990er Jahre im 2Jahres-Rhythmus statt. Anfänglich
als gemeinsames Dissertantenseminar der Forschungsgruppe von
Univ.Prof. Dr. Gerhard Wäscher
(Universität Magdeburg) und ao.
Univ.Prof. Dr. Christine Strauß
(Universität Wien) konzipiert,
ergaben sich rasch gemeinsame
Forschungsfragen; mittlerweile
entwickelte sich das Seminar zur
Kooperationsplattform mit quantitativen Methoden des Operations
Research und dem electronic business – und hier speziell zu eLogistics. Nach Themen wie Künstliche
Ameisen, Industrielle Zuschneideund Packprobleme, Tourenplanung und Mischungsproblemen
lag in diesem Jahr (7. - 9.10.2010)
der Schwerpunkt auf Problemen
im Kontext von Distributionslagerhäusern.
Die Bündelung von Aufträgen (Order
Batching) befasst sich mit dem Zusammenfassen von Kundenaufträgen
zu Kommissionieraufträgen und wird
als eine der wichtigsten Teilfunktionen in der manuellen Kommissionierung in Distributionslagerhäusern
angesehen. Aufgrund des großen
Einflusses auf operative Lagerhauskosten und Lieferzeiten fand dieses
Thema große Beachtung in der
betriebswirtschaftlichen Literatur.
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Sören Koch von
der Universität Magdeburg stellte in
seinem Vortrag Genetic Algorithms
for the Order Batching Problem in
Manual Order Picking Systems ein
OCGJOURNAL
v.l.n.r.: Univ.Prof. Dr. G. Wäscher (Universität Magdeburg), Dipl.-Wirtsch.-Ing. Sören
Koch (Universität Magdeburg), ao. Univ.Prof. Dr. Christine Strauß (Universität
Wien), Dr. Verena Schmid (Universität Wien), Dipl.-Math. oec. Sebastian Henn
(Universität Magdeburg), Dipl.-Kff. Annett Schädlich (Universität Magdeburg)
Verfahren zur Lösung des Order
Batching-Problems vor, das die vom
Lagerhauspersonal zurückzulegenden Wegstrecken minimiert und
damit zur Performance-Steigerung
von Lagerhäusern beiträgt.
In der Praxis ist neben möglichst
geringen Kommissionierzeiten auch
sicherzustellen, dass Liefertermine
(Due Dates) der Kundenaufträge
eingehalten werden. Der Beitrag von
Dipl.-Math. oec. Sebastian Henn
Order Batching with Due Dates
untersuchte, in wie weit die Anwendung moderner Metaheuristiken zur
Reduktion der Gesamtverspätung
der Kundenaufträge beiträgt.
Dr. Verena Schmid (Universität
Wien) widmete sich in ihrem Vortrag
batch & route - an integrated modelling approach einem Modellansatz,
der durch simultane Planung der
Routen sowohl inhouse (Kommissionierung innerhalb des Lagers)
als auch outdoor (Auslieferung an
Kunden) sowie durch eine Adaption
einzelner Nebenbedingungen kostenreduzierte Ergebnisse liefert. Durch
den Einsatz intelligenter (Meta-)Heu-
ristiken eröffnet sich ein interessantes
Forschungsfeld.
Im Vortrag Operativer Hochwasserschutz für die Landeshauptstadt
Magdeburg ging Dipl.-Kff. Annett
Schädlich den logistischen Prozessen
beim Hochwasserschutz und geeigneten Verfahren zu ihrer Planung
nach. Der operative Hochwasserschutz versucht durch geeignete Maßnahmen Lebewesen und Sachwerte
zu schützen. Hierzu zählt primär die
Errichtung mobiler Deichsysteme. Die
in diesem Zusammenhang notwendigen logistischen Prozesse (Befüllung,
Transport und Verbau von Sandsäcken) müssen so geplant werden, dass
die Stadt rechtzeitig und ausreichend
vor dem Hochwasser geschützt wird.
Ein zweistufiger Lösungsansatz mittels
gemischt-ganzzahliger Optimierung
wurde vorgestellt.
Alle Vorträge lösten spannende
Diskussionen und einen interessanten
Diskurs aus, der die Zusammenarbeit
und gemeinsame Forschung weiter intensivieren wird. Das nächste Wiener
Forschungsseminar findet im Herbst
2012 statt.
12
Wissenschaft und Forschung
Neuer ADV-Präsident mit starken Visionen
Franziska Keck
Ing. Roland Ledinger ist seit Juni
dieses Jahres neuer ADV-Präsident. Wir sprachen mit ihm über
Missionen sowie Milestones in
der Vergangenheit und riskierten
einen Blick in die Zukunft.
OCG Journal: Sie sind seit kurzem
Präsident des ADV. Worin sehen Sie
Ihre Mission?
Ledinger: Die ADV ist seit 50 Jahren
eine Plattform für Erfahrungsaustausch von Anwendern für Anwender aus der Praxis. Pro Jahr organisieren wir mehr als 50 Veranstaltungen,
die den Erfahrungstransfer und die
Option auf Verbesserungen zum Ziel
haben. Dabei stehen die Themenbereiche E-Government, E-Health, ITAnwendungen, Recht und Sicherheit
im Zentrum.
Meine Mission ist es, einen sanften
Imagewandel zu vollziehen und
einen etwas jugendlicheren Charakter in die ADV zu bringen. Wir
wollen mit der IT Schritt halten, und
dazu ist es notwendig sich innovationsfreudig zu zeigen und die neuen
Technologien zu spüren. Wir werden
uns daher im nächsten Jahr etwas
neu positionieren, wobei wir dabei
unserem Kern treu bleiben
.
OCG Journal: Welche Milestones
gab es in den vergangenen Jahren
aus Ihrer Sicht hinsichtlich der Informations- und Kommunikationstechnologien?
Ledinger: Die Verbreitung des
Internets und wie man Mobilität
nutzen kann, also die Bereitstellung
von Informationen auf mobilen
Endgeräten, sind wichtige Grundvoraussetzungen.
Aber auch der Ausbau der Infrastruktur war in den letzten zehn Jahren
ein wichtiger Fortschritt. Mittlerweile
ist es nahezu egal, wie etwas funktioniert, Hauptsache es ist schnell. Das
„Wie“ ist dabei weniger wesentlich
geworden und eröffnet somit neue
Möglichkeiten.
Der Boom der sozialen Netzwerke
in den letzen Jahren hat Einfluss auf
das Zusammenleben. 63 % bis 65 %
der österreichischen Bevölkerung
sind im Internet, davon ca. zwei Drittel in sozialen Netzwerken. Bereits
ein Drittel des Wirtschaftswachstums
kommt von der IKT, somit hat die
Politik auch IKT als Wirtschaftsfaktor
für die Standortfrage identifiziert. In
Österreich stellt der IKT-Markt mit
rund 15 Milliarden Euro einen substantiellen Anteil von etwa 6 % des
BIP dar, mehr als 125.000 Menschen
sind in diesem Sektor beschäftigt
und etwa ein Viertel der Zunahme
des Bruttoinlandsprodukts und rund
40 % des Produktivitätszuwachses
sind auch auf den fortschreitenden
Einsatz von IKT zurückzuführen.
OCG Journal: Wie sehen Sie die
Entwicklung des Einsatzes der
Informations- und Kommunikationstechnologien in den nächsten zehn
Jahren aus Anwendersicht?
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OCGJOURNAL
13
Wissenschaft und Forschung
Ledinger: Die Mobilität wird sich
erhöhen, geräteunabhängige Systeme (PC, Smartphones, Tablets, …)
werden immer mehr verschmelzen,
die Kanäle werden in einander
fließen. Vor allem wird die Usability entscheidend werden, und die
damit verbundene Frage ist, wie
kann man sich IKT zu Nutze machen. Heutzutage sind immer mehr
Informationen verfügbar, das muss
aber für den User noch bedeutend
praktikabler werden. Ein Beispiel:
Der Kühlschrank wird in Zukunft
sagen können, dass die Milch fehlt.
Die Gerätekommunikation wird sich
maßgeblich verändern, dabei wird
die IKT eine große Rolle spielen.
Auch E-Health wird eine wichtige
Rolle übernehmen, ebenso E-Government und E-Commerce. Insgesamt
geht es hier doch um lebensorientierte Lösungen nach dem one-stopPrinzip. Für viele ist IKT heute schon
Realität, aber das Ziel muss sein, alle
Bevölkerungsgruppen, wie z. B. auch
ältere Menschen, an den Vorteilen
der IKT partizipieren zu lassen.
Zusammenfassend: IKT wird in zehn
Jahren überall „drinnen“ sein, es
wird einen Zugang geben mit Service aus der Steckdose.
In Graz – als Beispiel – gibt es das
one-stop-System zum Teil schon. Der
Standesbeamte erhält ein Mail vom
Krankenhaus, dass ein Kind geboren
wurde. Er erscheint am nächsten Tag
bei der Mutter, holt alle Unterlagen
ab und bringt am nächsten Tag alle
notwendigen Dokumente für den
neuen Bürger mit, einschließlich der
Zustellung der e-Card. Aber letztlich
wird deshalb keine werdende Mutter
nach Graz ziehen.
Für Unternehmer ist der Standort
sehr wohl relevant. Hier stellt sich die
Frage, wie gut die Verwaltung auf
die Wirtschaft reagiert. Die Vision,
die wir nächstes Jahr realisieren
wollen, ist ein Portal zu schaffen, um
alle Dinge erledigen zu können. So
wollen wir der Wirtschaft Geld sparen und den Standort aufwerten.
Um das alles realisieren zu können,
ist eine eindeutige Identifizierung
notwendig, um gesichert Dokumente zu übermitteln. Auch Verträge
müssen unbedingt sicher über das
Netz abgeschlossen werden können.
Wenn der Missbrauch zunimmt,
werden die Menschen das auch nicht
mehr verwenden. Umso entscheidender ist es, dass Vertrauen nicht
verloren gehen darf.
OCG Journal: Können Sie einige
markante Beispiele, die sowohl Wirtschaft und Verwaltung betreffen,
nennen?
Ledinger: Wir haben ein föderales
System in Österreich. Bei Geburt, Ehe
etc. müssen verschiedene Behörden
abgeklappert werden. Wir arbeiten
bei den Verwaltungsverfahren an
der Einführung des one-stop-Prinzips, doch bestehende Barrieren
sind manchmal nicht so leicht
aufzubrechen (siehe die Diskussionen zwischen Bund und Ländern).
OCG Journal: Wie schätzen Sie
Aufgaben und Zukunftschancen von
„realen“ Vereinen & Communities
im Vergleich zu „virtuellen“ Gruppen
(XING, Facebook usw.) ein?
Ledinger: Die „realen“ Vereine haben nach wie vor einen gewaltigen
Nutzen, aber auch digitale Plattformen sind wichtig und notwendig,
um Kommunikation schnell und unkompliziert zu ermöglichen. Aber es
sind eben auch soziale Kontakte auf
zwischenmenschlicher Basis aufrecht
zu erhalten. Jugendliche treffen ja
OCGJOURNAL
trotz aller verfügbaren Kanäle noch
immer ihre Freunde. Da sind Diskussionen auf einer anderen Ebene
möglich. Die Vereine etc. haben ihre
Existenzberechtigung auch in Zukunft, weil der zwischenmenschliche
Kontakt eine ganz andere Wertigkeit
hat.
Das ADV-Motto von der Praxis für
die Praxis ist im realen Bereich essenziell. Entscheidend ist, dass auch
Vereine ihre virtuellen Möglichkeiten
nutzen.
Ing. Roland Ledinger
Im Jahr 1987 startete Roland Ledinger seine Tätigkeit in der Abteilung
ADV-Koordination im Bundeskanzleramt. Ab 1995 zeichnete er für
die IT-Rechenzentren des Bundeskanzleramtes verantwortlich.
Die Projektleitung für „ELAK im
Bund“ begann er 2001, seit 2005
leitet er den Bereich IKT-Strategie
des Bundes im Bundeskanzleramt.
Am 22. Juni diese Jahres wurde er
einstimmig zum Präsidenten der
ADV – Arbeitsgemeinschaft für
Datenverwaltung – gewählt.
Bundeskanzleramt
Leiter Bereich IKT-Strategie des
Bundes
Ballhausplatz 2
1014 Wien
Tel.: +43 (1) 531 15-2745
[email protected]
Sitz: Herrengasse 23/Zi 330
14
Wissenschaft und Forschung
Information Retrieval Facility: Wer suchet, der findet!
Katja Mayer
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offenes Referenzlabor zur Entwicklung neuer Suchmethodologien
zur Verfügung: die HochleistungsComputer Infrastruktur des IRF
wird von ForscherInnen aus der
ganzen Welt verwendet, um mit
Datensammlungen, die Millionen
technisch-wissenschaftlicher und
multilingualer Dokumente enthalten,
zu experimentieren. Das IRF beteiligt sich erfolgreich an zahlreichen
Forschungsprojekten auf nationaler
und internationaler Ebene: Optimierung von Such- und Klassifizierungsmethoden für Texte und Bilder im
biomedizinischen Bereich, maschinelle Übersetzung von Patentdaten,
Entwicklung von semantischen
Technologien, Verarbeitung der
natürlichen Sprachen, automatisierte
Bilderkennung sowie Entwicklung
der nächsten Generation von Suchmaschinen. Um nachhaltige Innovation zu gewährleisten, hat sich das IRF
ganz der Open Science Kultur und
dem offenen Zugang zu wissenschaftlichen Experimentalsystemen
an
en
Inno
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OCGJOURNAL
App
lic
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Das Information Retrieval Facility
(IRF) ist ein international tätiges
Forschungsinstitut im Bereich des
professionellen Information Retrieval
(IR) mit Sitz in Wien und der Mission,
den Technologie-Transfer zwischen
Wissenschaft und Wirtschaft zu
fördern. Seit der Gründung im Jahre
2007 haben sich der unabhängigen,
gemeinnützigen Organisation inzwischen mehr als 250 international
anerkannte WissenschaftlerInnen
und IR-ExpertInnen angeschlossen.
Von 6. bis 9. Juni 2011 findet bereits
zum vierten Mal das IRF Symposium
statt (www.irfs.at), welches als lösungs- und anwendungsorientiertes
Diskussionsforum jährlich IR-ForscherInnen und AnwenderInnen von
IR-Technologien aus der Industrie in
Wien versammelt.
Das IRF stellt seinen Mitgliedern ein
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Emerging Techno
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Fast jeder kennt das Problem:
Ständig wachsende Datenmengen in unterschiedlichsten
Formaten (Text, Bild, Film, Ton,
Symbole,...) machen das (Wieder-) Auffinden gewünschter
Informationen zu einer zentralen
Herausforderung in der heutigen
Zeit. Information Retrieval, zu
Deutsch auch Informationswiedergewinnung, verschränkt
interdisziplinär Informationswissenschaft, Informatik und
Computerlinguistik und befasst
sich mit der Entwicklung von
Methoden zur computergestützten, inhaltsorientierten Suche.
Als „enabling technology“ ist
Information Retrieval aus der
Wissensgesellschaft heute nicht
mehr wegzudenken.
und Ergebnissen verpflichtet.
Das IRF ermöglicht Unternehmen im
Rahmen von Auftragsforschungsprojekten an die neuesten Forschungsentwicklungen anzuknüpfen, um die
Effizienz ihrer eigenen Suchprozesse
zu verbessern. Dabei stützt sich das
IRF auf sein internationales Netzwerk
von führenden IR-ForscherInnen und
bewährte, etablierte Methodologien,
zu denen Unternehmen in der Regel
keinen Zugang haben. Maßgeschneiderte IR-Trainings und unabhängige Evaluierung von Systemen
und Tools runden das Angebot für
industrielle Partner ab.
Kontakt
Marie-Pierre Garnier
IRF Society Office
Tech Gate Vienna
Donau City Straße 1
1220 Wien
Tel.: +43 (1) 236 94 74
[email protected]
www.ir-facility.org
15
Wissenschaft und Forschung
KiWi – eine Plattform für Semantische Soziale Medien
Dr. Sebastian Schaffert
Soziale Medien spielen heute in
einer Vielzahl von Bereichen eine
wesentliche Rolle, insbesondere im
Wissensmanagement in Unternehmen und als Ergänzung zu klassischen Medienangeboten. Vorteile
sozialer Medien sind insbesondere
die einfache Benutzbarkeit, die
Fokussierung auf den Menschen
und seine Kommunikationsbedürfnisse, und die Kollaboration auch
über Distanzen hinweg. Dadurch
entsteht eine Vielzahl von Inhalten, die für Unternehmen von
großer Bedeutung, jedoch meist
sehr unstrukturiert und schwierig
auffindbar sind.
Auf der anderen Seite entwickeln sich im Umfeld des so
genannten Semantic Web eine
Reihe von Technologien, welche
die Verknüpfung und Strukturierung von Informationen erleichtern
und insbesondere die Suche verbessern. Semantische Technologien
sind jedoch für Anwender und
auch Entwickler derzeit noch
kompliziert zu verwenden.
Im Rahmen des von der EU im
7. Rahmenprogramm geförderten Projekts KiWi entwickelte die
Gruppe „Knowledge and Media
Technologies“ der Salzburg Research
Forschungsgesellschaft in Zusammenarbeit mit sechs internationalen
Partnern eine Plattform, welche
soziale Medien um semantische
Technologien ergänzt und die Vorteile
beider Ansätze verknüpft. Ziel ist es,
Entwicklern von Anwendungen im
Bereich soziale Medien eine Reihe von
Funktionalitäten zur Verfügung zu
stellen, welche die Verknüpfung und
OCGJOURNAL
Strukturierung sowie das Auffinden
von Informationen wesentlich erleichtern. KiWi bietet dazu u. a. folgende
erweiterte Funktionalitäten:
n Speicherung und Indexierung von
Inhalten und beliebigen Metadaten
für Suche, Navigation, Visualisierung und Reasoning. KiWi unterstützt dabei sowohl Transaktionen
als auch die Versionierung von
Inhalten und Metadaten.
n Unterstützung von RDF und OWL
Ontologien sowie SKOS Thesauren
zur Einbettung von Inhalten in
einen semantischen Kontext.
n Eine semantische Suche, welche
es erlaubt sowohl über Inhalte als
auch über Metadaten
zu suchen. Mit
Hilfe einer facettierten Suche
wird der
Benutzer anhand
der Metadaten bei der Einschränkung des Suchergebnisses
unterstützt.
n Regelbasiertes Reasoning, mit Hilfe
dessen aufgrund bestehender
Metadaten und benutzerdefinierter
Regeln zusätzliche Informationen
abgeleitet werden können.
n Informationsextraktion zur Unter-
stützung des Benutzers bei der
Verknüpfung, Strukturierung und
Annotation von Inhalten.
n Empfehlungen und Personalisierung aufgrund der im System
vorhandenen Metadaten.
Eine vollständige Liste der Funktionalitäten befindet sich auf der unten
angegebenen Webseite. Auf Basis der
KiWi Plattform wurden im Rahmen
des Projekts mehrere Anwendungen
realisiert, u. a. ein semantisches
Wiki für das Projektmanagement, ein kartenbasierter Nachrichtenatlas (TagIT), ein Kunstportal sowie eine Anwendung
für das Ideenmanagement
in Unternehmen. Die KiWi
Plattform ist in Java EE entwickelt und steht interessierten
Entwicklern unter http://www.
kiwi-community.eu als Open
Source Software zum Download
zur Verfügung.
Kontakt
Dr. Sebastian Schaffert
Knowledge and Media Technologies
Salzburg Research
Forschungsgesellschaft
Jakob Haringer Str. 5/II
5020 Salzburg
[email protected]
www.kiwi-community.eu
16
IT & Unternehmen
Autisten lösen PC-Probleme
Mag. Eva Mandl
Menschen mit Autismus haben eine
zehn Mal geringere Fehlerrate beim
Testen von Software oder Verwalten von Datenbanken. Sie bleiben
motiviert, wo andere längst das
Interesse verloren hätten.
Sie sind wenig belastbar, beschränkt
teamfähig und haben Schwierigkeiten
mit anderen Menschen zu sprechen.
Autisten zählen nicht gerade zu den
heiß umworbenen Kandidaten am
Arbeitsmarkt. Die dänische IT Personalvermittlung und Zeitarbeitsfirma
Specialisterne sieht das anders: Sie
vermittelt Menschen mit Autismus.
„Diese Menschen haben ganz besondere Fähigkeiten, und genau die nutzen
wir“, erklärt Thorkil Sonne, Gründer des
dänischen IT-Unternehmens. Autisten
sind oft überdurchschnittlich intelligent,
nehmen ihre Umwelt detailliert wahr,
vertiefen sich gerne in eine Materie und
erledigen manche Jobs mit überdurchschnittlicher Präzision. „Menschen mit
Asperger-Syndrom (Anm. d. Red.: eine
milde Form des autistischen Spektrums)
verfügen meist über starke kognitive
Begabungen. Viele von ihnen entwickeln bereits in der Kindheit ein großes
Interesse an speziellen Themen, zum
Beispiel aus der Technik oder den
Naturwissenschaften, und investieren
sehr viel ihrer Zeit in die Erkundung
dieser Spezialbereiche“, bestätigt Doris
Jandrasits, Klinische und Gesundheitspsychologin, Specialtrainerin für
Autismus. Autisten verfügen über eine
hohe Konzentrationsfähigkeit und ein
ausgezeichnetes fotografisches Gedächtnis. Die besten Voraussetzungen
für Jobs, die hohe Konzentration und
Genauigkeit verlangen.
OCGJOURNAL
Spezialisten fürs Detail
Repetitive Arbeiten und Kontrollen von
endlosen Zahlenreihen sind für viele
„normale“ Angestellte eine lästige
Pflicht. Die Motivation geht schnell verloren und teure Fehler schleichen sich ein.
Ein autistischer Mensch hingegen arbeitet auch nach dem zehnten Durchgang
noch mit voller Konzentration. In Unternehmen könnten Autisten deshalb sehr
gut für Software-Tests, bei der Arbeit
mit Datenbanken, im Netzwerk-Monitoring oder auch in der Qualitätskontrolle
eingesetzt werden. „Was Menschen mit
Asperger-Syndrom auszeichnet, sind
ihr Blick fürs Detail, ihr großes Durchhaltevermögen und ihre Beharrlichkeit.
Doch potenzielle Arbeitgeber müssen
sich klar darüber sein, dass die meisten
große Defizite in ihrer emotionalen und
sozialen Entwicklung haben und deshalb
sehr isoliert arbeiten.“ Rund 170 Leuten
hat Sonne mit seinem Unternehmen
Specialisterne bereits zu einem Job im
IT-Bereich verholfen. Seine 40 autistischen Angestellten haben eine zehn Mal
geringere Fehlerrate beim Testen von
Software oder Verwalten von Datenbanken als Nicht-Autisten. Auf dieses
Potenzial setzen mittlerweile erfolgreiche
Unternehmen wie Microsoft, der IT-Berater CSC, der schwedische Finanzdienst-
Autisten helfen bei der Fehlersuche in
komplexen Systemen
leister Nordea und Dänemarks größtes
Telekommunikationsunternehmen
TDC. „Es eignet sich nicht jeder von
Autismus betroffene Mensch dazu, als
IT-Spezialist zu arbeiten. Aber es gibt
Menschen, die sich gerne Bereichen
wie Softwareentwicklung und Wartung
widmen würden sowie Ideen zu einer
Fehlerminimierung bzw. Optimierung
liefern können“, betont Ruth Renée
Kurz, Generalsekretärin des Dachverbandes Österreichische Autistenhilfe.
Auch in Österreich gibt es Bedarf und
Interesse. Im Juni 2010 war Sonne in
Wien zu Gast bei einer Konferenz der
Organisation Ashoka, die sozial engagierte Unternehmen fördert, um dort
sein Specialisterne-Modell zu präsentieren. Wann allerdings ein österreichisches Unternehmen zum ersten Mal
einen Autisten für seine PC-Probleme
einsetzen wird, steht noch nicht fest.
Autismus
...ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die angeboren und unheilbar ist.
In Österreich sind rund 70.000 Menschen von Autismus betroffen. 90 Prozent
von ihnen sind arbeitslos. Oft macht sich Autismus schon im frühen Kindesalter
bemerkbar. Menschen mit Autismus leiden meist unter Störungen im Sozialverhalten. Sie haben häufig Schwierigkeiten mit anderen Menschen zu sprechen
und Mimik, Gestik und Worte richtig zu interpretieren. Humor oder Ironie ist
für sie nur schwer verständlich. Bisher ist nicht vollständig geklärt, wie Autismus
entsteht. Führende Forscher gehen davon aus, dass es genetische Ursachen
gibt. Buben sind laut dem Verein „Rainman´s Home“ viermal häufiger betroffen
als Mädchen. Berühmten Personen wie Albert Einstein oder Wolfgang Amadeus
Mozart wird manchmal nachgesagt, autistisch gewesen zu sein.
17
IT und Kultur
Elektronische Stille als Heilfasten
Ein Gespräch mit der Kulturjournalistin Barbara Rett
Mag. Rupert Lemmel-Seedorf
Die Kulturjounalistin Dr. Barbara
Rett (57), aus der Erwachsenenbildung kommend, moderiert seit
Jahren das nationale und internationale Kulturleben für den ORF.
Wie hat sich ihre Arbeit durch die
starke Medialisierung verändert?
Barbara Rett im Gespräch mit
Rupert Lemmel-Seedorf über Kulturjournalismus und den Einsatz
der Informationstechnologie.
2.0 oder Social Web zusammenge-
Welt erzeugt offensichtlich das starke
fasst werden, fördern nicht nur die
Bedürfnis, sich seiner selbst mithilfe
Vernetzung, sondern geben jedem die
von zwar nicht physischer, aber „kör-
Möglichkeit, selbst der „Star“ zu sein.
perlicher“ Repräsentanz im medialen
Der Drang, sein Leben der Öffent-
Raum zu vergewissern. Ich stelle mich
lichkeit mitzuteilen, ist ein bekanntes
dar, also bin ich.
Phänomen der Avantgarde (Fernand
Léger oder Dan Graham) und im Kino
OCG Journal: Das führt zum eigent-
mit Filmen wie „Die Truman Show“
lichen Thema: Kultur, Journalismus
thematisiert. Sind Selbstdarstellungen
und Informationstechnologie. Der
im Web 2.0 persönlicher Narzismus/
Umgang mit dem Computer wird als
Exhibitionismus oder sehen Sie darin
vierte Kulturtechnik bezeichnet. Om-
OCG Journal: Frau Dr. Rett, Sie sind
auch künstlerische Aspekte?
nipräsente digitale Medien bestimmen
eine der bekanntesten Kulturjourna-
Rett: Sehr gute Frage! Die ersten,
zusehends den Alltag. Was heißt in
listinnen Österreichs, wann haben
die das so radikal umgesetzt haben,
diesem Kontext Kreativität für Sie?
Sie Ihre Liebe zu Kunst und Kultur
waren sicherlich Beuys und War-
Rett: Ich genieße die räumliche und
entdeckt?
hol, aber die Popmusik selbst stellte
zeitliche Unabhängigkeit durch die
Rett: Schon als Kind! Obwohl meine
natürlich auch eine große Demokrati-
elektronischen Medien! Ich muss nicht
Eltern beide nichts mit Kultur zu tun
sierungswelle dar. Vier Arbeiterkinder
mehr zu bestimmten Zeiten im Büro
hatten – sie waren beide Ärzte – war
aus Liverpool waren plötzlich Super-
sitzen, sondern kann meine Arbeiten,
sie zuhause immer präsent. Mein
stars (die Beatles, Anm.) – undenkbar
Recherchen, Kommunikation dann
Vater hat mich sehr früh ins Theater
bis dahin. Diese Demokratisierung
machen, wenn es für mich am besten
mitgenommen, meine Mutter hat viel
von Kunst ist natürlich wunderbar
passt.
klassische Musik gehört, beide haben
und wichtig – ganz radikal zu Ende
Die ganze mediale Überinformations-
viel und gern gelesen, wir sind viel
gedacht, führt sie zu Paradigmen
flut zieht an mir sowieso vorbei. Ich
gereist. Kultur war nichts „was man
wie „Alles ist Kunst“ und „Jeder ist
habe auch früher schon lieber zwei
tut“, sie war einfach da wie die Luft
Künstler“ und löst damit Funktion
Zeitungen ordentlich gelesen, als
zum Atmen.
und Aufgabe von Kunst auf.
zwölf durchgeblättert.
OCG Journal: Über Ihren beruf-
Als zweiter Aspekt scheint mir, dass in
OCG Journal: Vom Menschen wird
lichen Werdegang gibt die Wikipedia
einer so unsicher und unübersichtlich
heute vielerorts erwartet, ähnlich dem
ausführlich Auskunft. Wissen Sie, wer
gewordenen Welt der eigene Körper
Computer, Dinge gleichzeitig oder
diesen Eintrag verfasst hat?
das einzige ist, was uns gewiss ist. Er
parallel zu machen, kurz „multi-
Rett: Ich glaube ja, weil derjenige
wird daher immer mehr zum Schlacht-
taskingfähig“ zu sein. Verändern
vorher einige Informationen bei mir
feld der Selbstdarstellung, sogar die
digitale Medien die Rezeption von
nachgefragt hat.
Identitäten, Imagos oder Images sind
Kunst? Welche Erfahrungen haben Sie
dabei nur Nebensache und können
da gemacht?
OCG Journal: Digitale Medien, vor
wechseln wie z. B. Madonna oder
Rett: Ich verweigere Multitasking seit
allem die, die unter dem Begriff Web
Lady Gaga demonstrieren. Unsere
Jahren! Was ich mache, mache ich
OCGJOURNAL
18
IT und Kultur
ganz. Ich kann nicht einmal Musik
80 % meiner beruflichen Kommu-
„nebenbei“ hören! Das lustige ist,
nikation über den Laptop. Daneben
dass die neuesten Studien, die die
verwende ich Suchdienste bzw. you-
Effizienz von Multitasking beweisen
tube, einige ganz wenige Fachblogs.
wollten, genau das Gegenteil ergeben
Bei Facebook, Twitter etc. stellen sich
haben.
bei mir die Haare auf, weil ich be-
Alles, was wir machen, wenn wir
rufsbedingt ja ohnehin ein teilweise
multitasking arbeiten, machen wir
öffentliches Leben habe.
schlechter – ich für mich hab‘ das
Ich bin der festen Überzeugung, dass
immer schon gewusst (lacht).
mit der uns überflutenden Öffentlichkeit und Vernetzung auch das Be-
OCG Journal: Jürgen Habermas
dürfnis nach Intimität und Privatheit
spricht von der Gefahr, dass Intellek-
steigen wird. Meine Prophezeiung:
tuelle ihre Bedeutung im öffentlichen
In ein paar Jahren werden die Eliten
Diskurs verlieren, weil digitale Medien
beginnen, sich abstinenter zu verhal-
Kommunikation zwar verdichten, aber
ten. Nach 23 Uhr wichtige E-Mails zu
zugleich Rollen entdifferenzieren. Wie
verschicken, wird für einen Topma-
sehen Sie Ihre Rolle durch Medien in
nager einfach nicht mehr zum guten
Gefahr?
Ton gehören.
Rett: Intellektuelle sind wunderbare
Die promovierte Germanistin
Barbara Rett (geb. 1953 in
Wien) arbeitete bereits in der
Schulzeit als Nachwuchsjournalistin im ORF. Nach dem Studium
war sie Direktorin der Volkshochschule Hietzing (Wien), ehe
sie 1988 zum ORF wechselte.
Sie leitete Club 2-Sendungen,
die Kulturbeiträge in der „Zeit
im Bild“ sowie die Sendungen
„Treffpunkt Kultur“ und „Streifzug Kultur“. Sie arbeitete für Ö1
und moderierte für den deutschfranzösischen Kulturkanal ARTE.
Daneben ist Barbara Rett als
Moderatorin für unterschiedliche
Veranstaltungen im Einsatz (u.
a. Opernübertragungen aus
Salzburg und Bregenz sowie den
Wiener Opernball).
Quelle: http://de.wikipedia.org/
wiki/Barbara_Rett
Menschen, die die Sehnsucht haben,
OCG Journal: Barbara Rett privat:
die Welt zu verstehen und anderen zu
Wie analog oder digital ist Ihr Leben?
erklären; und damit oft auch großar-
Rett: Neulich hat das Betriebssystem
tige Gedankengebäude schaffen kön-
meines Labtops aufgegeben und
nen – ich denke an Sigmund Freud.
ich hab‘ vier Tage in völliger elektro-
Was wir heute brauchen, ist aber
nischer Stille genossen. Es war wie
sicherlich weniger linke und mehr
Urlaub mitten in Wien, eine Art Heil-
rechte Hirnhälfte, unsere Welt leidet
fasten, und ich hab‘ mir gedacht, ich
nicht unter einem Mangel an Hirn,
werde mir in Zukunft pro Monat drei
sondern an einem Mangel an Herz!
elektronische Schweigetage gönnen!
OCG Journal: Zu Ihrer täglichen Ar-
OCG Journal: Langspielplatte oder
beit: Wie und wie intensiv setzen Sie
MP3-Player?
Rett: Weiterhin versuchen, ich selber
das Internet und Web 2.0 Applikati-
Rett: CD-Player.
zu sein und zu bleiben.
Rett: Ich verwende es ausschließlich
OCG Journal: Vorbilder?
OCG Journal: Worüber können Sie
beruflich – für Spiele oder Chat hab‘
Rett: Nie.
lachen?
onen ein?
Rett: Paulus Manker hat heute in
ich weder Zeit noch Lust, da geh‘ ich
lieber tanzen oder treffe Menschen!
OCG Journal: Was werden Sie in
„Winterzeit“ gesagt, dass ich eine
Ich hab‘ kein Handy, daher läuft
zehn Jahren machen?
dumme Person bin – darüber hab‘ ich
wirklich herzlich gelacht!
Literaturtipp:
Roberto Simanowski: Digitale Medien in der Erlebnisgesellschaft: Kultur Kunst – Utopien, Reinbek: Rowohlt, 2008.
OCGJOURNAL
OCG Journal: Vielen Dank für das
Gespräch!
19
IT und Kultur
Algorithmische Komposition – Teil 1
Mathematischer Leitfaden zur Lösung eines musikalischen Problems
Dr. Eva Maria Stöckler
Ein Algorithmus ist eine aus endlich vielen Schritten bestehende
eindeutige Handlungsvorschrift
zur Lösung eines Problems.1
Komposition bezeichnet die Erfindung und Fixierung von Musik sowie
das bei diesem Schaffensprozess
entstehende musikalische Werk. Die
kompositorischen Entscheidungen
sind je nach Parameter (Tonhöhe,
Tondauer, Rhythmus, usw.) und Werk
unterschiedlich genau. Da nicht alle
musikalischen Parameter präzise
definiert und vorgeschrieben werden
Johannes Kretz und Dr. Eva Maria Stöckler
können, entstehen auf diese Weise
Entscheidungen als auch in der
surface, or in turn, of the construction
Leerstellen, die durch den/die Inter-
notationellen Kommunikation durch
of such a model in order to create
preten ausgefüllt werden.
eine hohe Exaktheit aus. Der techno-
aesthetic works.”3 Dabei bedingen
Die Konzentration des musikalischen
logische Fortschritt im 20. Jahrhundert
sich kompositorische Ideen und neue
Schaffensprozesses auf den Kompo-
hat nicht nur mittels elektronischer
Technologien wechselseitig, denn
nisten und damit auf das Individuum
Instrumente (Theremin, Trautonium)
die Präfigierung des musikalischen
führte zu einer Trennung und Spezia-
das Klangspektrum erweitert, sondern
Materials bezieht den Klang sowie
lisierung von Komponist und Interpret
hat durch Möglichkeiten von Klang-
das zugrunde liegende Regelsystem
und zu einer immer differenzierteren
speicherung, Klangsynthese und
in den Schaffensprozess mit ein.4 Bis
Notation, mit dem Ziel, die Intention
systematischer Klanganalyse zu einer
dorthin bestand der kompositorische
des Komponisten möglichst exakt
Operationalisierung des Kompositions-
Akt darin, innerhalb vorgegebener
schriftlich darzustellen und in Folge
prozesses und zur Formulierung von
Regelsysteme (Dur-Moll Tonalität,
zur Einschränkung der interpretato-
Algorithmen geführt.
Sonatensatzform) neue Möglichkeiten
des Verfahrens zu finden. Erstmals
rischen Spielräume der Musiker.
Insbesondere die serielle Musik2 Mitte
Algorithmische Komposition
in der Musikgeschichte war es damit
des 20. Jahrhunderts zeichnete sich
„It is a method of perceiving an
möglich, die gleichen Regelwerke
sowohl in den kompositorischen
abstract model behind the sensual
sowohl auf die Formstruktur als auch
“a computable set of steps to achieve a desired result”, National Institute of Standards and Technology:
http://xw2k.nist.gov/dads//HTML/algorithm.html (20.11.2010).
2
Dabei wird nicht nur die Anordnung der zwölf chromatischen Töne wie bei einer Zwölftonreihe vorab festgelegt, sondern auch andere
Eigenschaften von Musik (Tondauer, Lautstärke, etc.) werden nach Zahlenreihen organisiert.
3
Karlheinz Essl: Algorithmic Composition. In: N. Collins and J. d’Escrivan (Ed.): Cambridge Companion to Electronic Music. Cambridge
University Press 2007, S. 107-125. http://www.essl.at/bibliogr/algo-comp.html (20.11.2010).
4
Kerstin Jaunich: Vom musikalisch-künstlerischen Umgang mit neuen Technologien am Beispiel der Komponisten Ludger Brümmer, Paulo
Ferreira Lopes und Kiyoshi Furukawa. Dissertation. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Stuttgart 2005, S. 59.
1
OCGJOURNAL
20
IT und Kultur
auf die spektrale Gestalt von Klängen
Die Implementierung einer Kom-
anzuwenden und beide Ebenen zu
position als Computeralgorithmus
verknüpfen.
ermöglicht elektroakustische Musik
Die Entwicklung leitungsfähiger
ohne genau definierte Dauer. „An
Algorithmische Komposition und
Computer und high-level Program-
die Stelle eines eindeutig determi-
elektronische Musik bedeuten nicht
miersprachen wie Max/MSP er-
nierten und wiederholbaren Objektes
zuletzt die Gestaltung neuartiger
möglichen dem Komponisten, sich
tritt der flexible Prozess, (…)“11.
Klangwelten und die Bereicherung
sein kompositorisches Werkzeug
Damit lassen sich Klanginstallationen
unseres persönlichen Erlebens von
selbst zu schaffen, ohne dabei auf
realisieren und neue Präsentations-
Musik durch „…die Auflösung über-
Software kommerzieller Produktion
orte wie Fabrikshallen, Museen oder
kommener Konzertrituale zugunsten
angewiesen zu sein. Karlheinz Essl
virtuelle Räume über Netzwerkmusik
anderer Rezeptionsformen und die
bietet in der von ihm entwickel-
erschließen, bei der über Plattformen
Schaffung immersiver Klangwelten,
ten Real Time Composition Library
in Echtzeit generierte Klangströme
die wie Naturphänomene unser Le-
(RTC-lib) eine Softwarebibliothek für
ins Netz gespeist werden können und
ben begleiten können (…)“.13
Max/MSP zum Experimentieren mit
gemeinsam musiziert werden kann.
seriellen und stochastischen Kompo-
Elektroakustische Musik ist heute ein
sitionstechniken.6 Die Generierung
weites Feld unterschiedlicher klang-
und Manipulation von Klängen in
licher Konzepte:
Echtzeit erfordert dabei vom Inter-
n Klangprojektion und die Verwen-
preten wieder mehr Mitvollzug an
dung des Raumes als Instrument
der Realisierung des musikalischen
und musikalischer Parameter, der
Werkes, denn das Werk besteht nicht
die Musik zum Klingen bringt und
aus einem reproduzierbaren Noten-
selbst durch Musik zum Klingen
5
text, sondern liegt erst als vollstän-
n die Bildung virtueller akustischer
Abstraktheit der Digitalisierung und
Räume, bei der Klangobjekte
dem Verlust der Haptik wird mit der
punktgenau innerhalb des Raumes
Konstruktion individueller Mensch-
durch Wellenfeldsynthese positio-
Maschine-Interfaces7 und Verfahren
niert und bewegt werden können;
n die Verwendung von musika-
„turntablism“8 oder „circuit ben-
lischen Kompositionsalgorithmen
ding“ entgegengewirkt.
zur Generierung von Bilderwelten;
9
10
LOT von Johannes Kretz.12
Vom Theremin zur Realtime Composition.
Der zweite Teil dieser Serie behandelt die Geschichte der elektroakustischen Komposition von den
ersten Experimenten mit elektronischen Instrumenten bis hin zur
Generierung und Manipulation von
Klängen in Echtzeit, Netzwerkmusik und klingenden Räumen.
gebracht wird;
dig ausformuliertes Objekt vor. Der
aus musikalischen Subkulturen wie
n Real-Time Notation, wie KLANGPI-
4th Austrian Mobile Music Day, 31. März 2011 an der Donau-Universität Krems
www.donau-uni.ac.at/mobilemusic
Teil II des Artikels erscheint in der
kommenden Ausgabe des OCG
Journals.
Mag. Dr. phil. Eva Maria Stöckler
ist Leiterin des Zentrums für zeitgenössische Musik der Donau-Universität Krems und wissenschaftliche Leiterin des Masterstudiums
Musikmanagement.
[email protected]
www.donau-uni.ac.at/zzm
Rhythmus hinterlässt bei einer Impulsfrequenz von ca. 20 Hz in Klang einen Tonhöheneindruck, wie in Kompositionen von György Ligeti
(Apparition, 1957) oder Friedrich Cerha (Fasce, 1959).
6
http://www.essl.at/works/rtc.html (20.11.2010).
7
Vgl. das von Karlheinz Essl entwickelte Software-Environment m@ze°2. http://www.essl.at/works/maze.html (20.11.2010).
8
Turntablism verwendet Plattenspieler und Mischpulte ähnlich der DJs.
9
Beim Circuit Bending werden selbst gebaute elektronische Klangerzeuger komplex miteinander verschaltet.
10
Vgl. Joachim Stange-Elbe und Kai Bronner: Musikinstrumentenindustrie im digitalen Paradigmenwechsel. In: Gerhard Gensch, Eva Maria
Stöckler, Peter Tschmuck (Hrsg.): Musikrezeption, Musikdistribution und Musikproduktion. Der Wandel des Wertschöpfungsnetzwerks in
der Musikwirtschaft. Wiesbaden 2008, S. 311-334.
11
Karlheinz Essl: Wandlungen der elektroakustischen Musik. In: Thomas Dézsy, Stefan Jena und Dieter Torkewitz (Hrsg.): Zwischen
Experiment und Kommerz. Zur Ästhetik elektronischer Musik. Anklaenge. Wiener Jahrbuch für Musikwissenschaft Band 2. Wien 2007,
S. 37-84. http://www.essl.at/bibliogr/wandlungen-elak.html (22.11.2010).
12
http://johanneskretz.com (22.11.2010).
13
Karlheinz Essl im Gespräch mit Anja Wenger. http://www.essl.at/bibliogr/elektronische-musik.html (22.11.2010).
5
OCGJOURNAL
21
Recht und IT
Hahn, Handy und Suppentopf
Über (nicht nur) rechtliche Aspekte der Mobiltelephonie
Dr. Albrecht Haller
Man nehme einen Hahn, stelle ihn
nacheinander auf einen Wiener, Pariser und Londoner Misthaufen und
beobachte: Das polyglotte Tier kräht
je nach Standort „kikeriki“, „cocorico“ oder „cock-a-doodle-do“.
Bei Handys dagegen ist die Vielfalt um
einiges größer: Sie tönen je nach Speicherinhalt und Einstellung und schöpfen aus einem riesigen Repertoire von
Bachs Badinerie bis zu allerlei Hervorbringungen, die wohl kaum bleibende
Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen werden.
Hin und wieder aber schieben Gerichte
dem hemmungslosen Ausschlachten
von Musikwerken einen Riegel vor.
So hat etwa ein deutsches Gericht
entschieden, dass die Klingeltonfassung des verfahrensgegenständlichen
Musikwerkes in dreifacher Hinsicht eine
Änderung des Originalwerkes ist (was
zur Folge hat, dass das Anbieten dieses
Klingeltones im Internet nicht nur eine
einfache Nutzungsbewilligung, sondern
auch eine Änderungserlaubnis erfordert): Erstens sei das Originalwerk stark
gekürzt worden. Die zweite Änderung
bestehe in der – im maßgebenden
Zeitpunkt noch üblichen – Reduktion
eines harmonischen Geschehens auf
eine einstimmige Melodie. Das dritte Argument klingt wie die Abrechnung eines
kunstsinnigen Richters mit der akustischen Umweltverschmutzung schlechthin: „Noch weiter verändert worden ist
das Werk schließlich durch die Tonfolge,
die [...] letztendlich aus dem Handy
zu hören ist. Auf Grund der für eine
Musikwiedergabe wenig geeigneten
Handylautsprecher erscheint das Werk
OCGJOURNAL
auf eine technisierte Tonfolge reduziert.
Das aus dem Handylautsprecher so hörbare Gesamtergebnis der Veränderungen
kann nur als eine grobe Entstellung des
Originalwerks angesehen werden.“ (LG
Hamburg 4. 4. 2001, 308 O 112/01)
Erfreulicherweise hat der technische
Fortschritt die Verträglichkeit der Mobiltelephonie deutlich erhöht. Und doch
tun wir gut daran, bei der Handhabung
elektronischer Geräte „Das Elfte Gebot“
zu beherzigen, das nach Robert Gernhardt lautet: „Du sollst nicht lärmen.“
Und im Detail heißt es: „Macht euch
nicht selbst zum Gräuel an dem kleinen
Gerät, das wummert, zirpt und dudelt,
und macht euch nicht unrein an ihm, so
dass ihr dadurch nicht unrein werdet.
Diese sollen euch in Bahnen und Bussen
ebenfalls unrein sein unter den Piepsgeräten, welche Knöpfe haben und die
man in die Tasche stecken kann: das
Computerspiel, das Handy und der Laptop. Denn alles, was ihr Pieps beschallt,
das wird unrein. Und alles Gerät, das
gepiepst hat, soll man ins Wasser tun,
es ist unrein bis zum Abend und danach
unbrauchbar.“ – Das möchte man jenen
Zeitgenossen ins virtuelle Stammbuch
schreiben, die in öffentlichen Verkehrsmitteln die klare Gebrauchsanweisung
„Für Elise“ missachten und stattdessen
den ganzen Waggon beschallen.
Aber auch im Individualverkehr ist das
Handy für Ungehorsam gut. Legendär
ist der Fall eines Autolenkers, der sein
unübersehbares Telephonieren am Steuer
im Verwaltungsstrafverfahren geleugnet
und damit den Unabhängigen Verwaltungssenat Wien zu einem verhaltensforscherischen Höhenflug inspiriert hat:
„So widerspreche es der alltäglichen
Dr. Albrecht Haller
Lebenserfahrung, ohne ersichtlichen
Grund ein Fahrzeug in auffälligem
Schritttempo zu lenken, gleichzeitig
nur mit der linken Hand das Lenkrad zu
halten und mit der rechten Hand das
Ohr zu halten.“ (VwGH 14. 7. 2000,
2000/02/0154 unter Zitierung des UVS
Wien)
Seit Schiller wissen wir: Es können
Hahn und Handy nicht in Frieden
leben, wenn es dem bösen Nachbarn
nicht gefällt. Doch in der Praxis tut
sich eine Kluft auf: Wie viele Hähne
sind schon im Suppentopf gelandet,
weil sie zu oft, zur falschen Zeit oder
sonst unziemlich gekräht haben – aber
wie wenige nervende Handys sind auf
diese oder ähnliche Weise verstummt?
Daher der hoffnungsvolle Aufruf an alle
Köche, die diese Kolumne lesen: Seid
innovativ!
Dr. Albrecht Haller ist Rechtsanwalt
in Wien und ausgewiesener
Fachmann für Urheber-, Marken-,
Medien- und Informationsrecht.
22
News – Aktuelles aus der OCG
OCG Impulse in Bozen
Mag. Rupert Lemmel-Seedorf
Die Veranstaltungsreihe OCG
Impulse fand am 7. Oktober zum
ersten Mal in Bozen statt. Mehr als
50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich bei der von
der Österreichischen Computer
Gesellschaft (OCG) organisierten
Veranstaltung im Schloss Maretsch
über die Gefahren im Internet und
die Möglichkeiten zur Erhebung
von Bildungsdefiziten in Unternehmen.
Seit drei Jahren werden die OCG Impulse-Veranstaltungen in ganz Österreich
für Bildungsinstitute, die Schulungen
für Informationstechnologie anbieten,
durchgeführt. Die gute Zusammenarbeit mit den Landesberufsschulen
Südtirols und der AICA (Associazione
Italiana per l‘Informatica ed il Calcolo Automatico) in Mailand hat dazu
geführt, dass nun erstmals auch Bozen
auf dem Tour-Plan der OCG stand.
Im Mittelpunkt der Impulse stehen
immer zwei Referate von ausgesuchten
Fachleuten, die ihre wissenschaftlichen
Ergebnisse für den Einsatz in der
täglichen Arbeit aufbereiten. Im ersten
Vortrag des Abends sprach Mag. Ingolf
Erler, Mitarbeiter am Österreichischen
Institut für Erwachsenenbildung und
Lehrbeauftragter an der Universität
Innsbruck, über die Möglichkeiten einer Bildungsbedarfserhebung. Er stellte
Methoden und Möglichkeiten vor, den
Bedarf an Bildung festzustellen, Ausbil-
ao.Univ.Prof. Dr. Gerald Futschek (Präsident der OCG), Paolo Schgör (Certification
Manager, AICA), MR. Mag. Reinhard Goebl (OCG), Natalino Vivaldi (Referente Locale e Rapporti Istituzionali)
Ehrung von Ursula Treibenreif (Landesberufsschule Bozen) und Paolo Schgör
(AICA). Auf der Bühne: Paolo Schgör, Gerald Futschek, Ursula Treibenreif, Kilian
Christanell (v.l.)
dungsinhalte festzulegen und Motive
wie auch Hindernisse für Weiterbildung
auszumachen. Anschließend referierte
Prof. (FH) Markus Zeilinger, Lektor der
FH Oberösterreich in Hagenberg, über
die Spuren, die jeder Internetnutzer im
Web hinterlässt und welche Gefahren
sich daraus ergeben können.
Den Abschluss bildete eine Ehrung von
Ursula Treibenreif von der Landesberufsschule Bozen und Paolo Schgör von
der AICA. Frau Treibenreif, die für die
Mehr über die Veranstaltungsreihe OCG Impulse 2010 und die Planung für
2011 erfahren Sie auf der Website der OCG:
http://www.ocg.at/events/impulse/index.html
Die Präsentationen der Referenten können heruntergeladen werden:
http://www.ocg.at/events/impulse/programm.html
OCGJOURNAL
Planung und Organisation des Weiterbildungsprogramms der Berufsschulen
Südtirols zuständig ist, wurde auf die
Bühne gebeten, um ihr für den erfolgreichen Einsatz der OCG Zertifikate und
für das Testsystem SOPHIA der OCG
zu danken. Paolo Schgör, Manager für
Zertifikate bei der AICA (Associazione
Italiana per l‘Informatica ed il Calcolo
Automatico, Mailand) wurde für die
ausgezeichnete und über viele Jahre
andauernde Zusammenarbeit im Bereich der ECDL Zertifikate gedankt.
Nach einem gemeinsamen Abendessen
im festlich gerichteten Innenhof von
Schloss Maretsch endeten die ersten
OCG Impulse in Bozen gegen 22 Uhr.
23
News – Aktuelles aus der OCG
AARIT Konvent 2010
TechGate Vienna
DI Erwin Schoitsch, Univ.Doz. Mag. Dr. Karl A. Fröschl
Nach der Eröffnung durch den OCG
Präsidenten stellte Frau Mag. Lisbeth
Mosnik vom BMVIT die erfolgreiche
österreichische Forschung im EUKontext dar (Rückflussquote der
Mittel 185 %!). AARIT-Präsident ao.
Univ.Prof. Dr. Andreas Rauber gab
in seinem Einleitungsvortrag einen
aktuellen Überblick über die Erfolge
von AARIT und die Aktivitäten sowie
die weitreichenden Erneuerungen
innerhalb von ERCIM.
Im Ausstellungsforum nützten etwa 16
Forschungseinrichtungen die Gelegenheit zur gegenseitigen Vernetzung. Die
zwölf Präsentationen der einzelnen
Institutionen zeigten ein beeindruckend
breites Spektrum an Forschungsinhalten
und internationalen Forschungsaktivitäten auf. Die Präsentationen wurden
von Herrn Dr. Karl Fröschl in eindrucksvoller Weise interview-ähnlich moderiert – eine interessante Erfahrung und
wirklich einmal etwas Neues!
Prof. Dr. Matthias Jarke vom FraunhoferInstitut für Angewandte Informationstechnik FIT ging am frühen Nachmittag
im Hauptvortrag auf die Situation der
angewandten Forschung in Europa
ein, und zwar sowohl aus Sicht seines
Instituts als auch in seiner Eigenschaft
als ERCIM Vize-Präsident, auf die Rolle
von ERCIM und dessen Wirkungs- und
Gestaltungsmöglichkeiten hinweisend
(Download über http://aarit-konvent2010.ocg.at/).
In einem Service-Block legten die österreichischen Förderagenturen FFG (DI
Niklfeld, DI Rattenberger) und FWF (Prof.
Eder) ihre Sicht und die Verbindung zu
den europäischen Förder- und Kooperationsprogrammen dar.
Die abschließende Podiumsdiskussion unter Leitung von Dr. Erich Prem
(eutema) zum Thema „Die Zukunft der
Österreichischen Informatikforschung in
Europa“ war mit Vertretern aus Forschung, Forschungsförderung und Forschungspolitik hochkarätig besetzt mit
n Univ.Prof. Dr. Bruno Buchberger (JKU
Linz, SWP Hagenberg)
n Univ.Prof. Dr. Johann Eder (FWF)
n ao. Univ.Prof. Dr. Andreas Rauber
(AARIT)
n Univ.Doz. Dr. Siegfried Reich
(Salzburg Research)
n Mag. Hans Schönegger (Rat f. FTE
2005 - 2010)
n Peter Tschuchnig (INiTS Universitäres
Gründerservice Wien GmbH)
n Mag. Michael Wiesmüller (bm:vit)
Die Moderation bediente sich zur Struk-
turierung der Diskussion der eingängigen Metapher einer „nationalen Flotte
von Forschungsschiffen in europäischen
Gewässern“. Die Teilnehmer stellten
übereinstimmend fest, dass „die Flotte“
äußerst erfolgreich unterwegs sei (z.
B. in den EU Rahmenprogrammen).
Andererseits stellten sich einige kritische
Fragen, z. B., um bei der Metapher zu
bleiben,
- welche Routen sollen befahren werden? (Konzentration auf existierende
Stärken im Gleichklang mit internationalen Initiativen, oder auch stärkere
Verfolgung von Nischenthemen);
- wie ist es um die Sicherstellung der
„Matrosen“ (Nachwuchswissenschaftler) bestellt?;
- wie gelangt das Frachtgut auch auf
den Markt? (Innovation);
- wie kann bei immer kürzeren Projektzyklen nachhaltig Kompetenz
aufgebaut werden?
Die Teilnehmer am Podium stimmten
überein, dass dazu sowohl national als
auch international stärkere Vernetzung
erforderlich ist. Dies ist ein Auftrag
an eine Organisation wie AARIT, die
Interessen der nationalen Forschungsinstitutionen im Bereich der IKT-gestützten
Forschung sowohl national als auch über
Die Abschlussdiskussion unter Leitung von Dr. Erich Prem (eutema) des Konvents war mit Vertretern aus Forschung, Forschungspolitik und Forschungskonversion hochkarätig besetzt (v.r.n.l.): Mag. Michael Wiesmüller (bm:vit), Peter Tschuchnig (INiTS Universitäres Gründerservice Wien GmbH), ao. Univ.Prof. Dr. Andreas Rauber (AARIT), Moderation: Dr. Erich Prem (eutema), Univ.Doz. Dr.
Siegfried Reich (Salzburg Research), Univ.Prof. Dr. Bruno Buchberger (JKU Linz, SWP Hagenberg), Mag. Hans Schönegger (Mitglied
des Rats f. FTE 2005 - 2010), Univ.Prof. Dr. Johann Eder (FWF)
OCGJOURNAL
24
News – Aktuelles aus der OCG
ERCIM auf europäischer Ebene in aller
Deutlichkeit zu vertreten.
Der rege Austausch der Forschungsinstitutionen hat bestätigt, dass Veranstaltungen dieser Art zur Intensivierung
der Diskussion gemeinsamer Anliegen
und zum Teilen wichtiger Erfahrungen
unentbehrlich sind. Daher ist 2011 eine
Folgeveranstaltung geplant.
Kontakt
Österreichische Computer
Gesellschaft
Zweigverein AARIT
Brigitte Breit
[email protected]
Tel.: +43 (1) 512 02 35-52
Fax: +43 (1) 512 02 35-9
OCGJOURNAL
IRIS 2011
Internationales Rechtsinformatik Symposion,
24. – 26.2.2011, Salzburg
Bereits zum 14. Mal wird das Internationale Rechtsinformatik Symposion IRIS
– wiederum im gewohnten Umfeld der
Universität Salzburg – stattfinden. Das
Generalthema der IRIS 2011 ist: Europäische Projektkultur als Beitrag zur
Rationalisierung des Rechts. Informations- und Kommunikationstechnologien haben die Rechtssysteme wesentlich verändert und diese zugänglicher
sowie transparenter gemacht (z. B.
Rechtsretrievalsysteme). Bei rechtlichen
Standardproblemen wird zunehmend
auf Rechtsautomatisierung gesetzt (z.
B. E-Government, E-Justiz). Die dafür
erforderliche angewandte Forschung
wurde und wird weniger an Universitäten als in interdisziplinären Projekten,
insbesondere auch auf europäischer
Ebene, geleistet. Die europäische
Projektkultur hat wesentliche Akzente
gesetzt (z. B. der Europarat bei Rechtsretrieval und E-Justiz, oder die EU bei AI
& Recht, Juristischen Informatik-Systemen [z. B. Estrella], Rechtsinformation,
E-Justiz und IT-Recht). Die Finanzierung
erfolgte neben öffentlichen Mitteln der
Regierungen, der Forschungsfonds,
der Universitäten und der Akademien
der Wissenschaft sehr stark auch durch
die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft.
Gerade in der Grundlagenforschung
sind die vielen Beiträge der oft wenig
oder gar nicht finanzierten WissenschafterInnen bedeutsam.
Ziel der IRIS 2011 ist es, diese Vielfalt
der Projekte abzubilden und einen
Beitrag zur noch stärkeren Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
zu leisten. Weiters soll eine Initiative zur
besseren Finanzierung, insbesondere der
Grundlagenforschung, gesetzt werden.
Die IRIS Konferenz ist bekannt für ihre
interdisziplinäre Ausrichtung wie auch
für die Einbeziehung der Verwaltung,
Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Die Konferenzsprache ist Deutsch bzw.
teilweise auch Englisch. Von den etwa
sechs Tracks wird ein Track in Englisch
abgehalten. Die Liste der vorgesehenen
Workshops und weitere Informationen,
insbes. Details für die Einreichung eines
Beitrages, sind auf der Konferenzhomepage http://www.univie.ac.at/RI/
IRIS2011/ zu entnehmen.
25
News – Aktuelles aus der OCG
t
v.Prof. Dr. Christine Strauß
reich eBusiness
sität Wien
r Strasse 72
10 Wien
43 1 4277 38112
Neuerscheinungen
+43 1 4277 38115
der OCG Schriftenreihe
[email protected]
bwl.univie.ac.at/ebusiness/strauss
[email protected]
EDem2010 – Proceedings of the 4th
International Conference on E-Democracy
Band 265, € 21,50 / € 16,- (für OCG Mitglieder)
ISBN: 978-3-85403-265-6
Globale Sicherheit und proaktiver Staat
– Die Rolle der Rechtsinformatik
Band 266, € 25,- / € 19,- (für OCG Mitglieder)
ISBN 978-3-85403-266-3
Eastern European e|Gov Days 2010
Unleashing the Potential of e-Government:
Beyond Simple Patterns of Electronic Service
Delivery – Conference Proceedings
Band 270, € 19,- / € 15,- (für OCG Mitglieder)
ISBN 978-3-85403-270-0
25 Jahre Schulinformatik – Zukunft mit
Herkunft
Band 271, € 25,- / € 19,- (für OCG Mitglieder)
ISBN: 978-3-85403-271-7
8. Sicherheitskonferenz Krems
Band 275, € 21,50 / € 16,- (für OCG Mitglieder)
ISBN: 978-3-85403-275-5
KnowRight 2010
Knowledge Rights – Legal, Societal and Related
Technological Aspects
Band 276, € 21,50 / € 16,- (für OCG Mitglieder)
ISBN: 978-3-85403-276-2
Alle Schriftenreihebände der OCG unter:
http://books.ocg.at
Online Bestellung: https://www.ocg.at/bookshop/
Einen ausführlichen, aktuellen Überblick über Veranstaltungen der
OCG und ihrer Partner bietet Ihnen der Veranstaltungskalender unter
kalender.ocg.at
Ausblick auf Veranstaltungen 2011 mit OCG Beteiligung:
Veranstaltungsthema Termin/Ort
Weiterführende
Informationen
Medienkompetenz im
Unterricht I
22.01.2011,
Wien
http://www.ocg.at/events/schulen/
medienkompetenz.html
Medienkompetenz im
Unterricht II
05.02.2011,
Wien
http://www.ocg.at/events/schulen/
medienkompetenz.html
3. Informatiktag 2011
03.02.2011,
Wien
http://www.ocg.at/events/schulen/
informatiktag11.php
Internationales Rechtsinformatik Symposion-IRIS
2011
24.02.2011 bis
26.02.2011,
Salzburg
http://www.univie.ac.at/RI/IRIS2011
OCG
11.04.2011,
Jahresveranstaltung 2011 Wien
http://www.ocg.at/2011
OCG Impulse 2011
04.05.2011,
Salzburg
http://www.ocg.at/events/impulse/
9th Eastern European
e|Gov Days
08. - 11.05.2011, http://eeegov2011.ocg.at
Ljubljana, Slovenia
OCG Impulse 2011
25. Mai, Graz
eHealth2011
26. - 27.05.2011, http://www.ehealth2011.at/
Wien
Information Retrieval
Facility Symposium 2011
06.06.2011 bis
09.06.2011,
Wien
http://www.ir-facility.org/events/
irf-symposium/irf-symposium-2011/
overview
e-Government
Konferenz 2011
08. - 09.06.2011
http://e-government.adv.at/2011
http://www.ocg.at/events/impulse/
Die Österreichische Computer Gesellschaft ist seit 2006 durch den TÜV
Österreich u. a. zur Durchführung von Konferenzorganisation zertifiziert.
Wenn Sie Interesse haben, dass wir auch Ihre Veranstaltung organisieren, wenden Sie sich bitte an
Frau Elisabeth Waldbauer, Tel. 01/512 02 35-23; E-Mail: [email protected]
OCGJOURNAL
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Informationsdrehscheibe
Wissensvermittlung
Praxisplattform
Es gibt viele Gründe, aktives Mitglied der ADV zu sein - der persönliche Profit ist Informationsvorsprung. Denn die ADV Arbeitsgemeinschaft für Datenverarbeitung ist „die erste Adresse“, wenn Sie
herstellerunabhängige Informationen über den praktischen IKT-Einsatz brauchen - und suchen. Hier
treffen sich IKT-Praktiker, um Erfahrungen auszutauschen und den so gewonnenen Wissensvorsprung gezielt im eigenen Unternehmen einsetzen zu können.
Mit mehr als 750 Mitgliedern (juristische und physische Mitglieder) zählt die ADV zu den größten
EDV-Vereinen Österreichs. Damit können Sie auch sicher sein, dass Sie bei der ADV Ansprechpartner finden, die mit ihrem Know-how über die sinnvolle Anwendung der Informations– und Kommunikationstechniken in Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft auf dem neuesten Stand sind.
Großes Leistungsspektrum für Mitglieder
¾Zugang zum Dokumentenstore auf der ADV-Website (bereits über 200 Dokumente auch zum Download)
¾ADV-Mitteilungen (Printausgabe) kostenlos - regelmäßige Informationen zu aktuellen
Fragen der IT
¾OCG JOURNAL kostenlos
¾Teilnahme an kostenlosen Informationsveranstaltungen
¾Teilnahme an kostenpflichtigen Veranstaltungen (z.B. Konferenzen, Tagungen,
Seminare) für Mitglieder bis zu 25% verbilligt - Sie sparen für sich und für Ihr
Unternehmen!
Aus unserem Veranstaltungsangebot
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24. - 26. Jänner, Wien: Seminar „Business-Software, Software-Entwicklung und
Datenbanken“
27. Jänner, Wien: Seminar „Endpoint Security - Absicherung des Arbeitsplatzes“
23. Februar, Wien: Tagung „Terminalserver“
2. - 5. März, Bad Tatzmannsdorf: Seminar „Geschäftsprozessmanagement, ITControlling und IT-Recht“
- die IT-Community.at
Trattnerhof 2, 1010 Wien, Tel. +43-1-5330913, Internet: www.adv.at, E-Mail: [email protected]
WP1 OCG Administration von Web-Sites
IT-Kompetenz
zertifizieren
WP2 OCG Gestaltung von Webinhalten (HTML&CSS)
WP3 ECDL ImageMaker
WP4 OCG Clientside Scripting (JavaScript)
WP5 OCG Rich Media (Flash)
ZERTIFIKATE
WP6 OCG Web Accessibility
www.ecdl.at
A3 Textverarbeitung Advanced
L
ECD
I K AT E
Z E RT I
F
A4 Tabellenkalkulation Advanced
A5 Datenbank Advanced
A6 Präsentation Advanced
OCG
PROFI
BASIS
Europäischer Computer Führerschein (ECDL Core)
ECDL WebStarter
ECDL ImageMaker
ECDL CAD
IT-Security
www.ocg.at
Wir beraten Sie gerne. Rufen Sie uns an, oder schreiben Sie uns!
+43 1 512 02 35-50
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Oesterreichische Computer Gesellschaft • 1010 Wien • Wollzeile 1-3