Benzin – Bioethanol
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Benzin – Bioethanol
Benzin – Bioethanol Ein Vergleich Peter Korajman 2008/09 1 ________________________________________________________________________ Bundesrealgymnasium 8010 Graz, Petersgasse 110 Fachbereichsarbeit aus Gegenstand Chemie Peter Korajman, 8.B Benzin – Bioethanol Ein Vergleich Betreuer/in: Mag. rer. nat. Elisabeth Klemm „Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die Arbeit selbstständig und ausschließlich unter Verwendung der angeführten Hilfsmittel verfasst habe.“ Abgegeben am: 27. Februar 2009 Unterschrift: ___________________________ 2 ________________________________________________________________________ Vorwort Nachdem ich den Entschluss gefasst habe, eine Fachbereichsarbeit in Chemie zu schreiben, suchte ich ein Thema, dass sich mit meiner Liebe zu Motoren und mit meinem Interesse für die Umweltthematik vereinen ließ. Da ich schon vor Arbeitsbeginn ein wenig über Ethanol Bescheid wusste, beschloss ich schließlich einen Vergleich von Benzin und Ethanol aufzustellen. Dieses Thema bot auch genügend Freiraum für Experimente, wobei mir das themenbezogene Kurssystem meiner Schule das Arbeiten wesentlich erleichterte. Im Kurs konnte ich nämlich alle relevanten Versuche durchführen. Mein Ziel war es, Themen wie die Herstellungsverfahren, die physikalischen Eigenschaften, sowie die Motoren und Umweltbelastung zu vergleichen. Dabei hielt ich mich im Allgemeinen an die in der Disposition aufgelistete Grobgliederung. Im Zuge der Recherche wurde mir klar, wie wenig Literatur es zu Ethanol als Kraftstoff gibt. So konnten mir auch die von Frau Mag. Elisabeth Klemm kontaktieren Personen auf Grund dieses Mangels an Quellen meist nicht weiterhelfen. In diesem Rahmen möchte ich bei folgenden Personen für ihre Hilfe und ihren Einsatz bedanken: Frau Mag. Elisabeth Klemm, welche mir unterstützend bei auftretenden Problemen und bei der Suche nach Personen und Quellen zur Seite gestanden ist. Frau DI Silke Ortner, die mir Unterrichtsmaterial der Technischen Universität bereitstellte. Frau Katharina Kühtreiber, Assistenz der Geschäftsführung von AGRANA Bioethanol GmbH, Werk Pischelsdorf für die Bereitstellung von Informationsmaterial. Frau Dr. Renate Uitz von Shell Global Solutions (Germany) GmbH, PAE-Labor für die Bereitstellung von Informationsmaterial. Frau Sabrina Kohlhofer vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der TU Graz für die Durchforstung der Literaturdatenbank. Die Suche blieb jedoch leider ohne Erfolg. 3 ________________________________________________________________________ Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung zu den Motorenkraftstoffen ...................................................................... 4 1.1 Definition ................................................................................................................... 4 1.2 Kraftstoffarten ............................................................................................................ 5 2 Benzin......................................................................................................................... 5 2.1 Benzinherstellung....................................................................................................... 6 2.1.1 Erdöl als Rohstoffquelle..................................................................................... 6 2.1.2 Die Herstellungsverfahren.................................................................................. 7 2.2 Brennstoffzusammensetzung ..................................................................................... 9 2.2.1 Kohlenwasserstoffe ............................................................................................ 9 2.2.2 Sauerstoffderivate der Kohlenwasserstoffe...................................................... 10 2.2.3 Kraftstoffzusätze .............................................................................................. 11 2.3 Der Benzinmotor ...................................................................................................... 12 2.3.1 Aufbau und Funktion ....................................................................................... 12 2.3.2 Zündverhalten im Motor .................................................................................. 14 3 Ethanol ..................................................................................................................... 16 3.1 Allgemeines über Ethanol ........................................................................................ 16 3.1.1 Herstellung ....................................................................................................... 16 3.1.2 Verwendung ..................................................................................................... 17 3.2 Physikalische Eigenschaften im Vergleich .............................................................. 17 3.2.1 Physikalische Eigenschaften von Ethanol........................................................ 17 3.2.2 Physikalische Eigenschaften von Benzin ......................................................... 17 3.3 Entwicklung als Motorenkraftstoff .......................................................................... 18 3.3.1 Historisches ...................................................................................................... 18 3.3.2 Das Proalcool-Programm ................................................................................. 18 3.4 Bioethanolherstellung............................................................................................... 20 3.4.1 Kohlenhydrate als Rohstoffquelle für Ethanol................................................. 20 3.4.2 Herstellungsverfahren ...................................................................................... 21 3.5 Anpassung des Motors ............................................................................................. 22 3.6 Abgase im Vergleich ................................................................................................ 24 3.7 Bioethanolherstellung in Österreich......................................................................... 26 3.7.1 Das Werk Agrana in Niederösterreich ............................................................. 26 3.7.2 Tankstellen in Österreich ................................................................................. 27 3.8 Experimentelles zur Ethanolherstellung................................................................... 28 3.8.1 Die saure Hydrolyse der Stärke und Zellulose................................................. 28 3.8.2 Die alkoholische Gärung.................................................................................. 29 3.8.3 Die Destillation des Alkohols .......................................................................... 30 3.8.4 Der Alkoholnachweis ....................................................................................... 31 4 Zusammenfassung/Ausblick ........................................................................................... 32 Anhang 4 ________________________________________________________________________ 1 Einleitung zu den Motorenkraftstoffen 1.1 Definition Ein Kraftstoff (auch Treibstoff) ist ein Brennstoff, dessen chemische Energie durch Verbrennung in Verbrennungskraftmaschinen (Verbrennungsmotor, Gasturbine, …) und Raketentriebwerken in Antriebskraft umgewandelt wird. [1] Motorenkraftstoffe werden meist zum Antrieb von Fortbewegungsmitteln (Kraftfahrzeug, Schiff, Flugzeug, Rakete) verwendet. Es werden überwiegend Stoffe mit einer hohen Energiedichte eingesetzt, da sie mittransportiert werden müssen. Natürlich können auch stationäre Verbrennungsmotoren mit Kraftstoffen betrieben werden. Als Oxidator wird bei der Verbrennung meist der Luft-Sauerstoff verwendet. Jedoch kommt vor allem bei Raketen ein eigener Oxidator wie verflüssigter Sauerstoff, Lachgas oder Salpetersäure zum Einsatz. [vgl. 1,2] Biokraftstoff: „Biokraftstoffe“ flüssige oder gasförmige Verkehrskraftstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden. [2] Bioethanol: „Bioethanol“: Ethanol, das aus Biomasse und/oder dem biologisch abbaubaren Teil von Abfällen hergestellt wird und für die Verwendung als Biokraftstoff bestimmt ist.[2] 5 ________________________________________________________________________ 1.2 Kraftstoffarten - Benzin (Ottokraftstoff) - Leichtbenzin - Synthetisches Benzin (Ottokraftstoff) - Zweitaktgemisch (Ottokraftstoff mit Ölzusatz) - Dieselkraftstoff - Biodiesel - Ethanol-Kraftstoff, darunter Bioethanol und Cellulose-Ethanol - Flüssiggas (Propan/Butan-Gemisch, auch: Autogas oder LPG bzw. Liquified Petroleum Gas) - Methanol - Pflanzenöl - Emulsionskraftstoff (meist Wasser in Diesel, zur Schadstoffminderung durch - Temperaturabsenkung) - Erdgas (Methan) CNG (Compressed Natural Gas) oder LNG (Liquid Natural Gas) [vgl. 1] 2 Benzin Entwicklung: Ursprünglich stammt der Name Benzin vom arabischen Wort Benzoeharz, luban dschawi – „Weihrauch aus Java“. Durch arabische Handelsbeziehungen mit Katalonien, gelangte dieser Begriff schließlich nach Europa. Die erste Silbe fiel weg und aus dem ersten a wurde ein e. Somit entstand das italienische Wort benjui, im Mittellateinischen benzoe. Daraus entwickelte sich das deutsche Wort Benzol. Faraday entdeckte 1825 die später Benzol genannte Verbindung in geleerten Gasflaschen, welche er damals bicarbure d’hydrogène nannte. Eilhard Mitscherlich gab diesem Stoff später den Namen Benzin. Allerdings bezeichnete er damit unser heutiges Benzol. Mitscherlich benannte die Verbindung nach dem von ihm benutzten Ausgangsstoff, dem Benzoeharz. Justus von Liebig gab schließlich dem heutigen Benzin seinen Namen. [vgl.3] 6 ________________________________________________________________________ 2.1 Benzinherstellung 2.1.1 Erdöl als Rohstoffquelle Benzin wird aus Erdöl gewonnen, welches organischen Ursprungs ist. Die Ausgangsprodukte sind meist marine Kleinlebewesen, aber auch pflanzliche Teile, die nach dem Absterben auf den Meeresgrund abgesunken sind. Die organischen Reste im Sediment bildeten den Faulschlamm. Dieser wurde von weiteren Sedimenten eingebettet und aus dem Urstoff bildeten sich unter Luftabschluss, Druck und hoher Temperatur (bis 200°C), Kohlenwasserstoffe, Thiolen und Thioethern. Komplizierte organische Verbindungen wie Blatt- oder Blutfarbstoff weisen aber auf den biologischen Ursprung des Erdöls hin. Das Erdöl befindet ich heute nicht mehr am Ort seiner Entstehung Erdölmuttergestein), sondern im Erdölspeichergestein. Das sind poröse Gesteinsschichten. Nur unter bestimmten geologischen Formationen bilden sich Erdöllagerstätten. Poröse, ölführende Gesteinsschichten, werden von dichten, ölundurchlässigen Gesteinen abgeschlossen. So wird eine Weiterwanderung des Öls unmöglich. Typische Ölfallen sind die Antiklinalen (Sattel) und die Verwerfung. In der Lagerstätte befinden sich über der Ölschicht meist Gas (Gaskappe), unter der Ölschicht Salzwasser. Seismisch wird nun der Verlauf der Gesteinschichten bestimmt und anschließend muss eine Aufschlussbohrung klären, ob in einer potenziellen Ölfalle wirklich Öl vorhanden ist. [vgl. 4,5] Abb. 1: Ölfallen 7 ________________________________________________________________________ 2.1.2 Die Herstellungsverfahren Beim Destillieren wird das Rohöl in folgende Fraktionen aufgetrennt: < 100 °C Gas, Topbenzin, Straight-Run-Benzin 100 – 150 °C Schwerbenzin 150 – 250 °C Petroleum, Kerosin 250 – 400 °C Dieselkraftstoff 400 – 550 °C Heizöl >500 °C Bitumen Durch nachgeschaltete Prozesse werden diese Fraktionen den jeweiligen Erfordernissen angepasst. Cracken: Beim Cracken werden große Moleküle in kleinere Moleküle aufgespaltet, wodurch flüchtigere und klopffestere Komponenten entstehen. Man unterscheidet thermisches und katalytisches Cracken. Reformieren: Es ist eine katalytische Behandlung unter erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur, wodurch Paraffine und Naphthene in klopffeste Aromaten umgewandelt werden. Hydrieren: Anlagerung von H2 an ungesättigten Kohlenwasserstoffen und Entschwefelung. Hydrofining: Entschwefelung mittels H2. Alkylieren: Beim Alkylieren werden gasförmige Olefine und n-Paraffine in größere, flüssige und weniger zündwillige Isoparaffine umgewandelt. 8 ________________________________________________________________________ Abb. 2: Bsp. eines Raffinerie - Fließbildes [vgl. 4,5] 9 ________________________________________________________________________ 2.2 Brennstoffzusammensetzung Kraftstoffe sind in der Regel Gemische aus vielen chemischen Verbindungen. Nach ihren chemischen Strukturen, welche auch die Eigenschaften der Kraftstoffe bestimmen, teilt man die Verbindungen folgendermaßen ein: [vgl. 4,5] 2.2.1 Kohlenwasserstoffe Kettenförmige organische Verbindungen: Paraffine (Alkane): HC-Verbindungen ohne Doppelbindung, CnH2n+2. Sie werden weiters in „Normal Paraffine“ (ohne Verzweigung) und „Iso-Paraffine“ (mit Verzweigung) unterteilt. Abb. 3: Darstellung von Normal- und Iso-Paraffinen Olefine (Alkene): HC-Verbindungen mit Doppelbindung. Sie werden weiters in MonoOlefine (eine Doppelbindung, Bruttoformel Doppelbindungen, Bruttoformel CnH2n-n) eingeteilt. Abb. 4: Darstellung von Mono- und Di-Olefinen CnH2n) und Di-Olefine (zwei 10 ________________________________________________________________________ Ringförmige organische Verbindungen: Naphthene (Zykloalkane): ringförmige HC-Verbindungen ohne Doppelbindung (CnH2n) Aromaten: HC-Verbindungen, welche auf einem Benzolring (C6H6) mit sechs C-Atomen mit sechs delokalisierten Elektronen aufbauen. Aromaten (besonders Benzol), sind krebserregend. Der Benzolgehalt im Kraftstoff ist daher begrenzt. Abb. 5: Beispiele für ringförmige organische Verbindungen [vgl. 4,5] 2.2.2 Sauerstoffderivate der Kohlenwasserstoffe Das sind Kohlenwasserstoffe mit angelagerten Sauerstoffatomen. Der Sauerstoff vermindert den Heizwert des Brennstoffs. Dieser Umstand wird durch den geringen Luftbedarf ausgeglichen, sodass ungefähr der Gemischheizwert von Benzin erreicht wird. Sauerstoffhaltige Kohlenwasserstoffe sind: Alkohole, Phenole, Aldehyde, Ketone und Ether. Zum Kraftstoff beigemischt werden nur Alkohole und Ether. Nachteil: Nehmen leicht Wasser auf, was zu Mischungsproblemen und Korrosion im Motor führen kann. (Siehe Anpassung des Motors) Vorteil: Erhöhen die Klopffestigkeit des Kraftstoffes. Ether: organische Verbindungen mit einer Sauerstoffbrücke zwischen zwei Alkyl- oder Aryl-Resten als funktioneller Gruppe. 11 ________________________________________________________________________ Alkohole: beinhalten eine an ein Kohlenstoffatom angelagerte OH-Gruppe als funktionelle Gruppe. Abb. 6: Beispiele für Alkohole [vgl. 4,5] 2.2.3 Kraftstoffzusätze Kraftstoffzusätze sollen vorhandene Eigenschaften des Kraftstoffs verbessern und auch zusätzliche Eigenschaften verleihen. Die zugesetzten Mengen liegen unter 1%. Zusätze beim Benzin: Klopfbremsen (Antiklopfmittel) Rückstandsumwandler Antioxidantien (Oxidationsinhibitoren) Metalldeaktivatoren Korrosionsinhibitoren Vereisungshemmstoffe (Deicer) Vergaserreinigungs- und Reinhaltesubstanzen (Detergent/Dispersant-Additive) [vgl. 4,5] 12 ________________________________________________________________________ 2.3 Der Benzinmotor 2.3.1 Aufbau und Funktion Ottomotoren sind in der Regel gemischansaugend. Nach der Art der äußeren Gemischbildung unterscheidet man: - Vergaser-Ottomotor - Einspritz-Ottomotor - Gas-Ottomotor Vergaser-Ottomotor: Abb. 7: Vergaser-Ottomotor 13 ________________________________________________________________________ Einspritz-Ottomotor: Abb. 8: Einspritz-Ottomotor Gas-Ottomotor: Abb. 9: Gas-Ottomotor 14 ________________________________________________________________________ Viertaktverfahren: Ein Arbeitsspiel umfasst zwei Umdrehungen der Kurbelwelle, entsprechend vier Hüben des Kolbens. Arbeitsprozess eines Viertaktmotors: Abb. 10: Arbeitsprozess eines Viertaktmotors [vgl. 4,5,6] 2.3.2 Zündverhalten im Motor Zündgrenzen: Kraftstoffdampf-Luft-Mischungen können nur innerhalb bestimmter Mischverhältnisse durch eine Zündquelle (z.B. Zündfunken) entzündet werden. Man unterscheidet eine untere Zündgrenze (gekennzeichnet durch das Luftverhältnis λu) und eine obere Zündgrenze λ o. Die Zündgrenzen sind speziell für den Ottomotor von Bedeutung. 15 ________________________________________________________________________ Zündwilligkeit: In Ottomotoren erfolgt eine Fremdzündung, die dann immer möglich ist, wenn die Gemischzusammensetzung innerhalb der Zündgrenzen liegt. Eine besondere Zündwilligkeit ist zur Entzündung nicht erforderlich. Diese ist sogar nachteilig, weil eine Selbstzündung, welche zum Klopfen führt, vermieden werden muss. Man charakterisiert die Klopffestigkeit eines Kraftstoffes durch die Oktanzahl (OZ). Die hängt außer von der Zündwilligkeit noch von anderen Kriterien ab. Sie gibt die Volumenprozente Oktan in einem Gemisch aus Iso-Oktan (C8H18 zündunwillig - klopffest) und n-Heptan (C7H16 zündwillig - klopffreudig) mit denselben Klopfeigenschaften an. Die Research-Oktanzahl (ROZ) soll das Kraftstoffverhalten bei Beschleunigung des Motors aus niedrigen Drehzahlen charakterisieren, die Motorenoktanzahl (MOZ) das Verhalten bei höheren Drehzahlen und Volllast. Die Klopffestigkeit kann durch Zusätze erhöht werden. Die früher üblichen Bleizusätze (Bleitetraäthyl1) werden aus Umweltgründen und wegen der durch sie verursachten Katalysatorvergiftung immer weniger angewendet und sind seit 1993 in Österreich überhaupt verboten. In Österreich gelten folgende Normen: ROZ MOZ Normalbenzin 91 82,5 Eurosuper 95 85 Super 98 87 [vgl. 4,5,6] ____________________ 1 Bleitetraäthyl: Ist eine giftige Organometallverbindung mit der Summenformel C8H20Pb. 16 ________________________________________________________________________ 3 Ethanol 3.1 Allgemeines über Ethanol Ethanol ist eine organische Verbindung aus zwei Kohlenstoffatomen, Wasserstoff und einer Hydroxylgruppe (Summenformel C2H5OH). Ethanol ist der bekannteste Vertreter der Stoffgruppe der Alkohole. Der auch zum Genuss geeignete Trinkalkohol wird umgangssprachlich häufig nur als Alkohol bezeichnet. Andere Namen sind Äthanol, Äthylalkohol, Spiritus oder Weingeist. Als Agrar- oder Bioethanol bezeichnet man das durch Gärung aus Agrarprodukten gewonnene Ethanol. Abb. 11: Ethanol [vgl. 7,8] 3.1.1 Herstellung Hydratisierung des Ethylens zu Ethanol: Dieser Vorgang ist großtechnisch auch durch überschüssigen Wasserdampf bei 300°C unter Druck in Gegenwart von Phosphorsäure auf Kieselgel durchführbar. H2C = CH2 + H2O H PO 3 4 H3C – CH2 – OH Hydrierung von Acetaldehyd: Ethanol entsteht ebenfalls durch Hydrierung von Acetaldehyd bei 100 – 130°C am NickelKontakt. Alkoholische Gärung: (Siehe Herstellungsverfahren) [vgl. 9] 17 ________________________________________________________________________ 3.1.2 Verwendung Ethanol wird als Lösungsmittel sowie in kohlenhydrat- und holzreichen Ländern als wichtiges Ausgangsmaterial verwendet, z.B. zur Oxidation über Acetaldehyd zu Essigsäure und Essigsäureanhydrid, zur Herstellung von Farben, Riechstoffen und pharmazeutischen Präparaten sowie als Treibstoffzusatz. In der Medizin benutzt man Ethanol zur Konservierung anatomischer Präparate. [vgl. 9] 3.2 Physikalische Eigenschaften im Vergleich 3.2.1 Physikalische Eigenschaften von Ethanol Dichte ca. 0,79 g·cm−3 Schmelzpunkt -114,5°C Siedepunkt 78,32°C Flammpunkt 12°C Zündtemperatur 425°C Explosionsgrenzen 3,4–15 Vol.-% kritische Temperatur 243,1°C kritischer Druck 63,8 bar Heizwert 29,68 MJ/kg [vgl. 9,10] 3.2.2 Physikalische Eigenschaften von Benzin Aufgrund der wechselnden Zusammensetzung kann man beim Benzin keine genauen Angaben über Dichte, Siedepunkt usw. geben. Das „gewöhnliche“ Benzin ist eine wasserhelle, leicht verdunstende, sehr feuergefährliche, brennbare Flüssigkeit [FP unter 21°C, Gefahrenklasse G3], die eigenartig riecht und die etwa zwischen 40–200°C (gewöhnlich zwischen 80–130°C) siedet und eine Dichte von 0,72–0,76 kg/L aufweist. FAM-Normalbenzin: Dichtebereich 0,69–0,705 kg/L Siedebereich 65–95°C [vgl. 9] 18 ________________________________________________________________________ 3.3 Entwicklung als Motorenkraftstoff 3.3.1 Historisches 1860 verwendete Nikolaus August Otto erstmals Ethanol als Kraftstoff in den Prototypen seines Verbrennungsmotors. Das Ford T-Modell von Henry Ford wurde eigentlich auf der Grundlage von Ethanol konzipiert, der Kraftstoff des Volkes. Ethanol als Kraftstoff sollte der Landwirtschaft neue Wachstumsimpulse geben. Die 1925 gegründete Reichskraftsprit (RKS) stellte aufgrund der Versorgungslage bei Benzin in Deutschland Ethanol aus Kartoffelschnaps her und mischte es dem Benzin bei. Die RKS vertrieb ihr BenzinGemisch mit einem ca. 25% Anteil Ethanol unter dem Markennamen Monopolin. 1930 mussten jeweils 2,5 Gewichtsprozente der produzierten oder eingeführten Treibstoffmenge von der Reichsmonopolverwaltung bezogen und dem Benzin beigemischt werden. Bis 1932 wurde diese Quote auf 10% erhöht. Bis 1970 war Erdöl die vorrangige Energiequelle. Aufgrund der Ölkrise 1970 fand Ethanol als Kraftstoff vor allem in Brasilien und den USA neues Interesse. Eine globale Aufwertung dieses Kraftstoffs entstand infolge des Kyoto-Protokolls. [vgl. 11] 3.3.2 Das Proalcool-Programm Bereits im Jahr 1931 wurde in Brasilien eine 5%ige Ethanolbeimischung zum Kraftstoff verbindlich festgelegt. Bis zur Ölkrise 1970 war die Höhe der Beimischung abhängig von der Entwicklung der Zucker-, Ethanol-, und Energiepreise. 1975 wurde das eigentliche Ethanolprogramm, genannt Proalcool, verabschiedet. Das Hauptziel des Proalcool war die Substitution von Erdöl. Brasilien musste zu dieser Zeit nämlich rund 80% seines Rohöls importieren. Es wurde festgelegt, dass max. 22% wasserfreies Ethanol zugemischt werden müssen. Nach dem zweiten Ölschock 1979 wurde das Proalcool-Programm weiter ausgebaut. Die Markteinführung von Ethanolfahrzeugen sowie die Entwicklung neuer Motoren wurden gefördert. Es wurden günstige Kredite an Landwirtschaft und Industrie vergeben um Ethanol billiger als Benzin zu machen. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre waren über 80% der PKW-Neuzulassungen mit ethanolfähigen Motoren ausgestattet. Bis zum Jahr 1990 stieg die Zahl auf über vier Millionen. 19 ________________________________________________________________________ Mit dem Fall des Rohölpreises in den 90er Jahren um nahezu 40% und der Ausbeutung von Ölquellen im Offshore-Bereich, entwickelte sich Brasilien selbst zu einem bedeutenden Ölproduzenten. Darüber hinaus stieg der Zuckerpreis auf Grund der gesteigerten Nachfrage im ehemaligen Ostblock, sodass der Zuckerexport für viele Produzenten die ökonomischere Alternative darstellte. Die brasilianische Regierung war zeitweise sogar gezwungen Ethanol zu importieren. 1997 erreichte das Proalcool seinen absoluten Tiefpunkt. Es konnten nur mehr 1000 Ethanolfahrzeuge verkauft werden. Es wurden aber noch immer 15-20% Ethanol dem Normalbenzin beigemischt. Die Zahl der Neuzulassungen für Ethanolfahrzeuge hat mittlerweile wieder die 50000 Marke erreicht. Jedoch dürfte die Zukunft den Flexible-Fuel-Vehicles (FFVs) gehören. VW und General Motors prophezeien, dass bald sämtliche Kleinfahrzeuge in Brasilien auch als FFVs am Markt erscheinen werden. Der rasante Anstieg der Rohölpreise und der Beginn des internationalen Handels mit Emissionszertifikaten steigert die Nachfrage nach Ethanol ebenfalls enorm. Leider spielen ökologische oder soziale Überlegungen bei der Konzeption des Proalcool-Programms kaum eine Rolle. Die staatlichen Interventionen unterstützen in erster Linie die Besitzer der Zuckerrohrplantagen und die Weiterverarbeitungsbetriebe. Weiters kommen die Kosten dieses Programms nur denjenigen zugute, die sich ein privates Auto leisten können. Der oft übermäßige Einsatz von Düngemittel und Pestiziden sowie das Abbrennen der Felder vor der Ernte, stellen ein gravierendes Umweltproblem dar. In den Anfangszeiten des Programms wurden sogar die enormen Mengen an Abwässern nicht selten ungeklärt in die Flüsse geleitet. Durch die Beimischung von Ethanol zum Normalbenzin, konnte in Brasilien schon früh auf den Zusatz von Blei verzichtet werden. (Siehe Zündverhalten) [vgl. 7] 20 ________________________________________________________________________ 3.4 Bioethanolherstellung 3.4.1 Kohlenhydrate als Rohstoffquelle für Ethanol In Europa wird Bioethanol aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen hergestellt, die Stärke oder Zucker enthalten. Im Gegensatz zu tropischen Ländern, wo Bioethanol fast ausschließlich aus Zuckerrohr gewonnen wird, verwendet man in Europa Pflanzen wie Weizen, Roggen, Mais sowie Zuckerrüben. Abb. 12: Ethanolertrag Abb. 13: Herstellungsprozess von Ethanol [vgl. 7,8] 21 ________________________________________________________________________ 3.4.2 Herstellungsverfahren Hydrolyse: Im Gegensatz zu zuckerhaltigen Rohstoffen muss bei stärkehaltigen Pflanzen das Polysaccharid Stärke in Zucker umgewandelt werden. Anfangs werden die Stärkekörner durch einen Kochprozess gesprengt. Anschließend wird unter Zugabe von Enzymen wie α-Amylase und Glucoamylase die Verzuckerung eingeleitet. Glycolyse: Im Fermenter wird das Monosaccharid unter Hefeeinsatz vergoren. Die Glycolyse ist der Abbau von Zucker. Das Glucosemolekül, ein C6-Molekül, wird dabei in zwei Moleküle Brenztraubensäure mit drei C-Atomen, gespalten. Dabei entsteht ATP. Das Endprodukt der Glycolyse, die Brenztraubensäure (Pyruvat), nimmt dabei formal die vier in der Glycolyse entstandenen Wasserstoffatome auf und wird dabei als Oxidationsmittel selbst zu Ethanol reduziert. Aus dem entstandenen Gemenge wird das Ethanol schließlich abdestilliert. Glucose (C6H12O6) Glycolyse Brenztraubensäure (2 C3H4O3) 4H Ethanol (2 C2H6O) + Kohlenstoffdioxid (CO2) Destillation: Ethanol geht beim Destillieren nie wasserfrei, sondern als konstant siedendes azetropes Gemisch von 95,6% Ethanol und 4,4% Wasser bei 78,2°C über. Durch das Destillieren über gebrannten Kalk lässt sich das Wasser entfernen. Um „absoluten“ d.h. wasserfreien Alkohol technisch herzustellen, setzt man vorher Benzol zu. Bei 64,9°C geht zunächst ein ternäres Gemisch (Benzol-Alkohol-Wasser) über, welches das gesamte Wasser enthält, danach folgt bei 68,2°C ein binäres Gemisch (Benzol-Alkohol) und letztendlich bleibt wasserfreier Alkohol zurück, der bei 78,4°C siedet (Young-Verfahren). Statt Benzol kann man auch Trichlorethylen verwenden (Drawinol-Verfahren). Wenn man geringe Feuchtigkeitsmengen (bis 1%) aus dem Ethanol entfernen will, wendet man das Magnesiumverfahren an. [vgl. 7,9,12] 22 ________________________________________________________________________ 3.5 Anpassung des Motors Grundsätzlich kann jeder Ottomotor mit Ethanol betrieben werden. Man muss lediglich die Kraftstoffmenge auf den geringen Heizwert von Ethylalkohol anpassen. Es sollten ebenfalls kraftstoffführende Teile, wie z.B. Gummischläuche, überprüft und gegebenenfalls erneuert werden. Nach der Umrüstung ist mit einem Mehrverbrauch von 20% bis 25% zu rechnen. Um die Einspritzmenge auf den jeweiligen Kraftstoff anzupassen, greifen Ethanol-Zusatzsteuergeräte für MPI-Einspritzsysteme in die Motorleistung ein. Zusatzsteuergeräte müssen aus diesem Grund auf elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) geprüft werden. Da der Eingriff in die Motorsteuerung das Abgasverhalten verändert, muss geprüft werden, ob die jeweilige Abgasnorm des Fahrzeugs nach der Umrüstung erfüllt wird. Eine positive Abgasmessung und eine ordnungsgemäße Montage, sind die Voraussetzungen für eine Eintragung gemäß §21 / 19.2 StVZO. Da Ethanol ein sehr schlechtes Kaltstartverhalten hat, muss das Kraftstoff/Luft-Gemisch unter 20°C Motortemperatur zusätzlich angefettet werden. Dafür sollte das Zusatzsteuergerät mit einer entsprechenden Software und einem Temperatursensor ausgestattet sein. Eine automatische Regelung zwischen den verschiedenen Kraftstoffen ist nur dann möglich, wenn man einen speziellen Ethanolsensor einbaut. Die Umrüstung kostet inkl. Montage ca. 790,-EURO. Abb. 14: Auf Ethanolbetrieb umgerüsteter Abb. 15: Software für den Motor umgerüsteten Motor Um dem Kaltstartproblem vorzubeugen, ist bei Temperaturen unter 0°C eine Motorvorwärmung zu empfehlen. Kühlwasser oder Öl werden (bei luftgekühlten Motoren) hier mit einem fahrzeugspezifischen Einbauelement vorgewärmt. Der Start wird somit leichter. Ebenfalls wird der Motorverschleiß reduziert, Treibstoff gespart und die Umwelt entlastet. [vgl. 13] 23 ________________________________________________________________________ Abb. 16: Materialverträglichkeit mit E85/Benzin [vgl. 14] 24 ________________________________________________________________________ 3.6 Abgase im Vergleich Die Nutzung von Bioethanol wird oft als CO2-neutral dargestellt. Die allgemeine Meinung ist, dass bei der Verbrennung von Bioethanol nur soviel CO2 freigesetzt wird, wie zuvor durch die Pflanze gebunden wurde. Jedoch muss man auch die Herstellung betrachten. Denn die Nutzung von Bioethanol kann nur dann CO2-neutral sein, wenn auch die vorgelagerten Prozesse wie z.B. die Düngemittelproduktion, oder der Maschineneinsatz, CO2-neutral ablaufen. Denn nicht nur bei der Verbrennung, sondern auch bei der Erzeugung, dem Transport und bei der Lagerung werden Treibhausgase frei. Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) zählen zu den wesentlichsten Treibhausgasen. Abb. 14: CO2-Kreislauf 25 ________________________________________________________________________ Bei der heutigen Technologie, werden von einem mit Bioethanol betriebenen PKW Treibhaus-Emissionen von ca. 183g – 297g CO2-Äq/PKW-km in Abhängigkeit vom eingesetzten Rohstoff verursacht. Es wird bis 2020 jedoch erwartet, dass diese Emissionen auf etwa 42g – 108g CO2-Äq/PKW-km sinken werden. Verursacht werden diese Treibhaus-Emissionen hauptsächlich von N2O Emissionen aus der Stickstoffdüngung, der Schlempe (ein Nebenprodukt der Bioethanolherstellung) und von der Wahl des Energieträgers für die aufgewendete Prozesswärme. In einer Studie wurde angenommen, dass die Prozesswärme zur Futtermittelherstellung aus der angefallenen Schlempe aus Heizöl gewonnen wird. Verwendet man zur Prozesswärmegewinnung jedoch erneuerbare Energien, reduzieren sich die ermittelten Treibhausgas-Emissionen um ungefähr 100g CO2-Äq/PKW-km. Abb. 15: Treibhausgas-Emissionen bei Nutzung von Bioethanol und Benzin in einem PKW mit Verbrennungsmotor [vgl. 7,15] 26 ________________________________________________________________________ 3.7 Bioethanolherstellung in Österreich Auf Grund der steigenden Ölpreise und der Beimengung von Bioethanol zum Fahrbenzin wird ein weiterer Anstieg der Nachfrage nach Biokraftstoffen erwartet. Bis 2015 wird in der EU ein Marktpotenzial von über 12 Mio m³ vorausgesagt. In Österreich ist daher ebenfalls ein Anstieg zu erwarten. Abb. 16 Bedarf für Bioethanol im Kraftstoffsektor der EU-25 [vgl. 7] 3.7.1 Das Werk Agrana in Niederösterreich Das Bioethanolwerk der Firma Agrana in Pischelsdorf (Niederösterreich), ist seit Juni 2008 in Betrieb und deckt auf der Basis von Weizen, Mais und Zuckerrüben (2008) den Österreichischen Markt für Bioethanol ab. Es ist ein Produktionsvolumen von bis zu 240.000 m³ Bioethanol pro Jahr geplant. Es soll Österreich unabhängiger von Schwankungen am Ölmarkt machen. Immerhin liegen Österreichs Biokraftstoff-Richtlinen über den EU-Vorgaben (2,5 % bis 2005 | 4,3 % bis 2007 | 5,75 % bis 2008). Es wurde sogar eine Substitutionspflicht eingeführt, da es Änderungen der Kraftstoffverordnung und des Mineralölsteuergesetzes gab. [vgl. 18] 27 ________________________________________________________________________ 3.7.2 Tankstellen in Österreich In Österreich kann Superethanol derzeit an folgenden 6 Tankstellen getankt werden: WIEN 14 1140 Wien, Guldengasse 14 WIEN 11 1110 Wien, Alberner Hafenzufahrtstrasse 17 AVANTI GENOL GRAZ 8010 Graz, Fischer Gasse 12 AVANTI MITTERNDORF1 3452 Mitterndorf, Gewerbestraße 4 AVANTI NEULENGBACH 3040 Neulengbach, Umseerstrasse37 LINZ 4020 Linz, Unionstrasse 71a Es wird aber am Ausbau des Tankstellennetzes gearbeitet. [vgl. 19] GENOL AVANTI 28 ________________________________________________________________________ 3.8 Experimentelles zur Ethanolherstellung 3.8.1 Die saure Hydrolyse der Stärke und Zellulose Die saure Hydrolyse der Stärke: Chemikalien: Stärkelösung (1,5%), verd. Salzsäure, Iodkaliumiodidlösung, verd. Natronlauge, Glucosetestpapier. In einem Erlenmeyerkolben erhitzt man 20 ml Stärkelösung, die man mit 2 ml verdünnter Salzsäure versetzt hat, bis zum Kochen. Von diesem Zeitpunkt an entnimmt man in gleich bleibenden Abständen von einigen Minuten Proben von je 1ml und gibt sie jeweils in ein Rgl. Man füllt mit kaltem Wasser bis zu einem Drittel auf und fügt einige Tropfen Iodkaliumiodidlösung hinzu. (Die Zahl der Tropfen wird bei der ersten Probe bestimmt, sie muss eindeutig blau gefärbt sein. Diese Tropfenanzahl wird dann beibehalten.) Die Versuchsreihe wird abgebrochen, wenn eine Gelbfärbung vorliegt. Wenn man die Rgl. der zeitlichen Reihenfolge nach in ein Rgl-Gestell stellt, dann ändert sich die Farbe der Lösung von Blau über Blauviolett und Rotbraun nach Gelb. Nach der Neutralisation der gelben Lösung zeigt der GOD-Test Glucose an.[16] Erklärung: Die Stärke wird durch Säurehydrolyse über kleinere Bruchstücke (=Dextrine, Rotbraunfärbung mit Iodlösung) allmählich zu Glucose abgebaut. (Siehe Herstellungsverfahren) Die saure Hydrolyse der Zellulose: Chemikalien: Watte, konz. Schwefelsäure, Natronlauge, Fehling I und II, Glucosetestpapier, Universalindikatorpapier. In einer Reibschale wird Watte mit etwas konzentrierter Schwefelsäure versetzt und mit dem Pistill so lange verrieben, bis eine breiige Flüssigkeit entstanden ist. Mit Wasser ist dann vorsichtig zu verdünnen. In einem Becherglas wird anschließend etwa 5 Minuten lang erhitzt (Ergänzung des verdampften Wassers nicht vergessen!). Nach der Neutralisation mit Natronlauge gegen Indikatorpapier wird mit Fehling bzw. mit Glucosetespapier geprüft. In beiden Fällen positive Reaktion! [16] Erklärung: Da Watte aus reiner Cellulose besteht, werden durch die Hydrolyse die fadenförmigen Cellulosemoleküle zu Glucose abgebaut. (Siehe Herstellungsverfahren) 29 ________________________________________________________________________ Abb. 20: Glucose aus Zellulose 3.8.2 Die alkoholische Gärung In die jeweils entstandenen Produkte der sauren Hydrolyse gibt man einige ml aufgeschlemmte Hefe. Abb. 21: Ethanolherstellung aus Abb. 22: Ethanolherstellung aus Stärkehydrolysat Zellulosehydrolysat 30 ________________________________________________________________________ 3.8.3 Die Destillation des Alkohols Das Gärungsprodukt wird destilliert. Abb. 17: Aufbau der Destillation Anmerkung: Die Temperatur blieb im Bereich zwischen 80°C und 85°C längere Zeit konstant. Hier destillierte auch der Hauptteil des Gemenges ab und nicht direkt am Siedepunkt von Ethanol. 31 ________________________________________________________________________ 3.8.4 Der Alkoholnachweis Chemikalien: Cerammoniumnitrat, Alkohol 1 ml Ethanol wird mit 5 ml destilliertem Wasser versetzt. In ein zweites Glas gibt man 6 ml Wasser. Dann gibt man jeweils 5 ml des Reagenzes Cerammoniumnitrat (eine Spatelspitze in 10 ml Wasser gelöst) zu und vermischt gut. Die Farbe wird sofort beurteilt, da sie mit der Zeit verblasst. Ergebnisse: Bei Ethanol färbt sich die Lösung tiefrot. Die Wasserprobe ist orange gefärbt. [vgl. 17] Abb. 18: Alkoholnachweis Die Abb. 24 zeigt, dass in den Gärungsprodukten die Ethanolkonzentration für einen positiven Nachweis zu gering ist (rechts im Bild orange Färbung). In den Destillaten (links im Bild rote Färbung) ist ein positiver Nachweis erfolgt. 32 ________________________________________________________________________ 4 Zusammenfassung/Ausblick Da der Rohölmarkt starken Preisschwankungen ausgesetzt ist, erfreuen sich alternative Kraftstoffe immer größerer Beliebtheit. Es wird prognostiziert, dass die Energie- und Erdölpreise weltweit steigen werden. Auch die Autoindustrie spricht sich mittlerweile für eine verstärkte Verwendung von Biokraftstoffen aus. So hat sich Daimler Chrysler z.B. verpflichtet, Fahrzeuge zu konstruieren, die mit einem Anteil von 10% Biokraftstoffen betrieben werden können. Autohersteller allgemein erhoffen sich Gutschriften bei den CO2-Emissionswerten ihrer Fahrzeuge, wenn sie verstärkt Biokraftstoffe verwenden. Somit dürfte dies zu einer erheblich größeren Nachfrage nach Bioethanol führen. 2003 hat das Europäische Parlament eine Richtlinie verabschiedet, wonach bis zum Jahr 2005 biogene Kraftstoffe einen Anteil von mindestens 2 % des gesamten Kraftstoffverbrauchs erreichen sollen. 2010 soll dieser Wert auf 5,75% angehoben werden. Dieses Vorhaben soll die Umwelt schonen, aber auch gleichzeitig die Abhängigkeit von Erdöl senken. Österreichs Ziele liegen sogar über den EU-Vorgaben (2,5 % bis 2005 | 4,3 % bis 2007 | 5,75 % bis 2008). Es wurde sogar eine Substitutionspflicht eingeführt, da es Änderungen der Kraftstoffverordnung und des Mineralölsteuergesetzes gab. Die Bioethanolanlage Agrana in Niederösterreich sollte den österreichischen Markt für E5 decken. Produziert wird Ethanol in Österreich auf der Basis von Weizen, Mais und Zuckerrüben. Problematisch ist die Situation in der EU-25. In den verschiedenen Ländern werden unterschiedliche Systeme zur Förderung von Biokraftstoffen angewendet. Diese unterstützen in erster Linie heimische Produzenten. Ausländische Mitbewerber haben dagegen meist keine Biokraftstoffmarktes Chance. nicht Dies förderlich. ist Hier für die weitere Entwicklung des sollte die EU-Kommission gleiche Bedingungen für einen funktionierenden Wettbewerbsmarkt schaffen. 33 ________________________________________________________________________ Literaturverzeichnis [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Kraftstoff [2] http://ec.europa.eu/energy/res/legislation/doc/biofuels/de_final.pdf [3] http://de.wikipedia.org/wiki/Motorenbenzin [4] Magyar, Roderich; Liebhart, Wolfgang; Jelinek, Gabriela; EL-MO 1. Auflage Wien; 2007 [5] OMV – Betriebstoffe für Kraftfahrzeuge.pdf [6] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [7] Kastenhuber, Martin; Bioethanol – Kraftstoff der Zukunft? Hamburg; 2007 [8] Agrana_Lehrpfad_Bioethanol_2007.pdf [9] Walter,Wolfgang; Beyer; Lehrbuch der Organischen Chemie 22. Auflage Stuttgart; 1991 [10] CD Römpp: Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995 [11] http://de.wikipedia.org/wiki/Bioethanol [12] http://www.isoliert.de/gaerung.php [13] http://www.e85.biz/index.php?page=75 [14] http://www.e85.biz/media/archive1/materialvertraeglichkeite85benzin.pdf [15] http://www.shell.com/home/content/aboutshell/our_business/oil_products/ fuels/biofuels/biofuels.html [16] Pilhofer, Werner; Biochemische Grundversuche 4. Auflage Köln 1984 [17] http://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/juli1997.htm [18] http://images.google.at/imgres?imgurl=http://www.saubereautos.at/up/article/ images/400_2430_bioethanolwerk_geht_in_betrieb_1.jpg&imgrefurl=http://w ww.saubereautos.at/news/superethanol/bioethanolwerk_geht_in_betrieb/&usg= __1mGSeIE60zZJUjzruRmlLMWrrcI=&h=201&w=300&sz=15&hl=de&start =14&um=1&tbnid=FYfdGsRvvzOywM:&tbnh=78&tbnw=116&prev=/images %3Fq%3DAgrana%2Bwerk%2BPischelsdorf%26um%3D1%26hl%3Dde%26s a%3DN [19] http://www.bioethanol.or.at/index.php?nav=tankstellen 34 ________________________________________________________________________ Abbildungsverzeichnis [1] Magyar, Roderich; Liebhart, Wolfgang; Jelinek, Gabriela; EL-MO 1. Auflage Wien; 2007 [2] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [3] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [4] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [5] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [6] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [7] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [8] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [9] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [10] Skriptum Kolbenmaschinen der TU Graz [11] Agrana_Lehrpfad_Bioethanol_2007.pdf [12] Agrana_Lehrpfad_Bioethanol_2007.pdf [13] Agrana_Lehrpfad_Bioethanol_2007.pdf [14] http://www.e85.biz/index.php?page=75 [15] http://www.e85.biz/index.php?page=75 [16] http://www.e85.biz/media/archive1/materialvertraeglichkeite85benzin.pdf [17] Kastenhuber, Martin; Bioethanol – Kraftstoff der Zukunft? Hamburg; 2007 [18] Kastenhuber, Martin; Bioethanol – Kraftstoff der Zukunft? Hamburg; 2007 [19] Agrana_Lehrpfad_Bioethanol_2007.pdf [20] selbst fotografiert [21] selbst fotografiert [22] selbst fotografiert [23] selbst fotografiert [24] selbst fotografiert 35 ________________________________________________________________________ Anhang Arbeitsprotokoll Sommerferien 2008 Entschluss eine Fachbereichsarbeit in Chemie zu schreiben und Themensuche September 2008 Einlesen in das Thema und Titelwahl; Suche nach Literatur und Kontaktpersonen mit Hilfe von Mag. Elisabeth Klemm Oktober 2008 Erstellen und einreichen der Disposition SeptemberFebruar (08/09) Verfassen des Theorieteils und erste Versuche zum Thema Ethanol im Rahmen des Chemie-Kurses November 2008 Intensive Literatursuche für den theoretischen Teil Dezember 2008 Beschaffung von Literatur, unter anderem das Skriptum der TU Graz Mitte Dezember 2008 Besprechung mit Frau Prof. Klemm über die weitere Vorgehensweise (Ziele, Probleme, Aufbau etc) Weihnachtsferien 2008/09 Anfang Jänner 2009 Fortschreitendes Arbeiten Mitte Jänner 2009 Verstärkter E-Mail-Verkehr von Mag. Elisabeth Klemm mit verschiedenen Kontaktpersonen (siehe Vorwort) – zum Teil kein Ergebnis Februar 2009 Einarbeitung der neuen Erkenntnisse in die Arbeit 16. Februar Besprechung mit Frau Prof. Klemm; Korrekturen 25. Februar Letzte Besprechung; Letzte Änderungen und Korrekturen; Layouterstellung 27. Februar Abgabe Regelmäßige Besprechungen im Chemie-Kurs, Abgabe der bisherigen Arbeit Disposition Benzin und Bioethanol im Vergleich Peter Korajman BRG Graz, Petersgasse Chemie Klemm Elisabeth Mag. Angestrebte Ziele der Arbeit und persönlicher Bezug zum Thema Ziel der Arbeit ist es, Benzin und dessen Alternativkraftstoff Ethanol genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei sollen Vor- und Nachteile, Umweltbedenken etc. erläutert werden. Der Grund für die Themenwahl ist persönliches Interesse. Inhaltliche Grobgliederung Theoretischer Teil: Allgemeines und Historisches Vergleich beider Kraftstoffe: Gewinnung Zusammensetzung Motor Verbrennungsenergie Abgasausstoß Katalysator relevante physikalische Eigenschaften Praktischer Teil: Gewinnung des Ethanols aus verschiedenen Ausgangsmaterialien (Weizen, Mais, Zuckerrüben) Eigenschaftsüberprüfungen bei Benzin und Ethanol Voraussichtliche Schwerpunkte der Arbeit Vergleich der Motoren und der Umweltbelastung Voraussichtlich verwendete Methoden und zur Verfügung stehende Unterlagen und Hilfsmittel Experimente Mündliche Quellen: Dr. Renate Uitz, Fuels Scientist, Shell Global Solutions GmbH, PAE-Labor, Hamburg Ing. Gerhard Sailer, KFZ-Technik WIFI Steiermark Fachliteratur, Internetquellen, Skripten: W. Beyer: Organische Chemie M. Kastengruber: Bioethanol – Kraftstoff der Zukunft? Schulungsunterlagen der OMV, Wien Unterlagen der TU Graz http://www.shell.com/home/content/aboutshell/our_business/oil_products/fuels/biofuels/biofuels.html