Kernbereich Mobilität - DCTI Deutsches CleanTech Institut
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Kernbereich Mobilität - DCTI Deutsches CleanTech Institut
Kernbereich Mobilität Welche Bedeutungen hat das (nachhaltige) Transportwesen in Deutschland? | Februar 2009 Deutsches CleanTech Institut Deutsches CleanTech Institut Kernbereich Mobilität Welche Bedeutungen hat das (nachhaltige) Transportwesen in Deutschland? Unter dem Begriff Transportwesen werden alle Verkehrsmittel, die zum Transport von Menschen und Gütern verfügbar sind, subsumiert. Zu diesem Bereich gehören neben Straßen- und Schienenverkehr, Binnenschifffahrt sowie See- und Flugverkehr. Mobilität und Verkehr symbolisieren moderne Volkswirtschaften und wirtschaftliche Stärke. Fortschritte dieses Bereiches sind von der Entwicklung innovativer Technologien, wie modernem Hochgeschwindigkeitsverkehr, alternativer Antriebstechnik und ressourcenschonendem Leichtbau abhängig. Allein im Juni 2008 wurden in Deutschland 371 Mio. t Gütertransportiert1. Den statistischen Angaben des Bundesministeriums für Umwelt zufolge wächst der Güterverkehr bzw. der Bereich Gütertransportleistung in Deutschland seit 1996 weitaus stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und hat sich damit vom Wirtschaftswachstum abgekoppelt. Gründe hierfür liegen im starken Exportanteil der deutschen Wirtschaft2, der eine hohe Güternachfrage und entsprechenden Transport ins Ausland impliziert. Quelle: BMU (2007a) Deutschland Verkehrswachstum und BIP 1994 - 2005 170 160 150 140 130 120 110 100 1994 BIP 1 2 1995 1996 1997 1998 1999 Güterverkehr Inland und See 2000 2002 Güterverkehr Inland Vgl. Statistisches Bundesamt (2008). Vgl. WTO (2008). Kernbereich Mobilität -1- 2001 2003 2004 2005 Personenverkehr Deutsches CleanTech Institut Im Zeitraum zwischen 1994 bis 2005 verzeichnete der Güterverkehr in Deutschland eine Zunahme um 39 Prozent und wuchs damit deutlich stärker als das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (+ 16 Prozent). Die von Deutschland abgehenden internationalen Gütertransporte auf See und in der Luft stiegen in dieser Zeitspanne um über 60 Prozent.3 Im Jahr 2006 erreichten die Transportleistungen des Güterverkehrs ein neues Rekordhoch von 600 Mrd. tkm. Laut Berechnungen der ProgTrans AG ist zu dem bis 2050 voraussichtlich mit einer Verdopplung auf 1.200 Mrd. tkm zu rechnen.4 Ebenso weist der Personenverkehr in Deutschland einen steten Zuwachs auf. Zwar hat sich das Wachstum in den letzten Jahren etwas abgeschwächt, dennoch ist eine Steigerung vor allem bei den Pkw und im Flugverkehr zu beobachten.5 Die Pkw-Dichte in Deutschland betrug im Jahr 2005 672 Pkw pro 1.000 Einwohner, und Experten rechnen damit, dass diese weiter zunehmen und im Jahr 2015 bereits 713 Pkw je 1.000 Einwohner betragen wird.6 Vergleichsweise gering sind die Zuwächse in Deutschland gegenüber den drastischen Steigerungen, die vor allem in den großen Schwellenländern wie Indien und China erwartet werden. Dort wird aufgrund der anziehenden Binnenwirtschaft zukünftig mit einer rasant wachsenden Nachfrage nach Mobilität und damit einhergehend mit einer enormen PkwNachfrage gerechnet. Auch hier wird Deutschland einen entscheidenden Anteil ausmachen, denn neben seiner Rolle als Exportweltmeister ist die Bundesrepublik weltweit der viertgrößte Automobilproduzent. Quelle: WTO (2008) Australien und Neuseeland 1,2 Indien 1,1 Japan 5,2 China 8,9 Südafrika 0,5 UK 3,2 Italien 3,6 Frankreich 4,1 Deutschland 9,7 Argentinien 0,4 Brasilien 1,2 Mexiko 2,0 Kanada 3,1 USA 8,5 0 2 4 6 2007 Anteile am globalen Export in Prozent 3 Vgl. BMU (2007 a). Vgl. ProgTrans AG (2007). 5 Vgl. BMU (2007 b). 6 Vgl. Statistisches Bundesamt (2006). 4 Kernbereich Mobilität -2- 8 10 12 Deutsches CleanTech Institut Im Jahr 2007 wurden in Deutschland 6.213.460 Fahrzeuge produziert, was 8,5 Prozent der Weltproduktionsmenge entspricht.7 Mit zunehmender weltweiter Nachfrage wird auch diese Produktionsanzahl stark steigen. Aufgrund des auch zukünftig erwarteten Anstiegs der Verkehrsleistung in Deutschland sind weiter anwachsende Umweltbelastungen abzusehen. Schäden, die im direkten Zusammenhang eines immer höheren Verkehrsaufkommens entstehen, sind seit Jahrzehnten bekannt. Hierzu zählen: negativer Beitrag zur Klimaveränderung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe Luftverschmutzung durch Schadstoffe (u.a. Stickoxide, Russpartikel) Zerschneidung der Landschaft durch Straßen- bzw. Bahnausbau Lärmbelastung Damit einher geht die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch den zunehmenden Straßenverkehr, vor allem in den Ballungszentren und Städten. Zur Verbesserung dieser Situation ist in besonderem Maße eine effizientere und umweltverträglichere Mobilität gefordert.8 Was ist Mobilität im Sinne des Cleantech-Verständnisses? Die zentrale Aufgabe einer nachhaltigen Verkehrspolitik besteht darin, die gesellschaftlich notwendige Mobilität möglichst umweltverträglich zu gestalten. Einer der wesentlichen CleanTechSektoren ist daher der Bereich Transportwesen, d.h. Mobilität unter Einbezug alternativer Antriebe und Kraftstoffe. Das nachhaltige Transportwesen profitiert neben Verschiebungen im Modal Split (Verkehrsmittelwahl) und in den Transportleistungen insbesondere von innovativen Produkten wie alternativen Antrieben, d.h. Entwicklungen im Bereich von mobilen Energiequellen bzw.- speichern sowie verbrauchsreduzierenden und leicht wieder verwertbaren Fahrzeugteilen, aber auch innovativen und ressourcensparenden Prozessen wie der Telematik. Gleichermaßen prägen alternative Verkehrskonzepte wie der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zukünftige Entwicklungen dieses Bereiches, um eine effizientere und umweltfreundlichere Transportsleistung zu gewährleisten. Neben dem Einsatz im Straßenverkehr besitzen Elektroantriebe gleichermaßen ein hohes Potential im Bereich des Schienenverkehrs sowie in der Schifffahrt. Hierbei werden Systeme entwickelt, die den Verbrauch fossiler Rohstoffe signifikant senken sollen. Der Straßenverkehr hat bislang das größte Einsatzpotential bei PKW, Zweirädern und Leichtfahrzeugen sowie im öffentlichen Nahverkehr. Im Bereich der Elektromobilität können rein batteriegetriebene Elektrofahrzeuge und Plug-InHybridfahrzeuge unterschieden werden. Die Verwendung von Strom aus erneuerbaren Energien erhöht deutlich das Potential zur Reduktion von CO2-Emissionen.9 7 Vgl. OICA (2007). Vgl. BMU (2007a). 9 Vgl. Bundesregierung (2008). 8 Kernbereich Mobilität -3- Deutsches CleanTech Institut Prominentes Beispiel für alternative Antriebe stellt das Hybridfahrzeug dar, welches durch die Verbindung zweier Technologien – einem Verbrennungsmotor mit einem Elektromotor – die Möglichkeiten zur Kraftstoffeinsparung und damit zur Reduktion von Schadstoffen wie Kohlenmono- oder -dioxiden und Stickoxiden liefert. Nur durch die Anwendungen solcher so genannten sauberen Technologien im Bereich Mobilität, ist die Verbesserung der Luftqualität und Einsparung der immer knapper werdenden Rohstoffressourcen mit einem gleichzeitig weltweit wachsenden Verkehrsaufkommen vereinbar. Dort wo Energie nicht „just-in-time“ erzeugt werden kann, bieten Lithium-Ionen Akkus eine effiziente Speichermöglichkeit, ohne einen langfristig die Leistung schmälernden „Memory-Effekt“. Für die deutsche Volkswirtschaft birgt die Elektromobilität besondere Vorteile, da das Land nicht nur ein wichtiger Exporteur für Autos, sondern darüber hinaus auch der weltweit führende Produzent für Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien ist. Entsprechend kann Deutschland zukünftig nicht nur Elektrofahrzeuge liefern sondern auch die notwendige Energietechnik, um diese nachhaltig zu betreiben.10 Ausgehend vom Jahr 2005 mit einem Bestand von 0,4 Mio. Hybridfahrzeugen wird gegenwärtig ein jährliches Wachstum von 22 Prozent erwartet, so dass in 2020 die jährliche Fahrzeugproduktion bereits 8 Mio. betragen würde.11 Insgesamt kann Mobilität infolge ihrer branchenübergreifender Funktion nicht isoliert von anderen Bereichen betrachtet werden. Tatsache ist, dass mit zunehmender internationaler Arbeitsteilung der Globalisierungsprozess und damit einhergehend das globale Transportaufkommen weiter anwachsen wird. Entsprechend liegt die zentrale Herausforderung der Zukunft nicht darin, Mobilität zu begrenzen, sondern das Bewusstsein und den Rahmen für umweltverträgliche bzw. -neutrale Mobilität weltweit zu schaffen. 10 11 Vgl. BMU (2008). Vgl. BMU (Hrsg.) (2007). Kernbereich Mobilität -4- Deutsches CleanTech Institut Literatur Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) (2007a): „Verkehrswachstum und BIP 1994 – 2005“. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) (2007b): „Verkehr und Umwelt – Herausforderungen“. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) (Hrsg.) (2007): „GreenTech made in Germany – Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland“. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) (2008): „Deutschland soll Leitmarkt für Elektromobilität werden“. Bundesregierung (2008): „Sachstand und Eckpunkte zum Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“. Institut für Entsorgung und Umwelttechnik (IFEU) (2005): „Energieverbrauch und Schadstoffemissionen des motorisierten Verkehrs in Deutschland 1960 – 2030“. Organisation Internationale des Constructeurs d’Automobiles (OICA): „2007 Production Statistics“. Pernick, Ron/ Wilder, Clint (2007): „The Clean Tech Revolution – The Next Big Growth and Investment Opportunity“. ProgTrans AG (2007): „Abschätzung der langfristigen Entwicklung des Güterverkehrs in Deutschland bis 2050“. Statistisches Bundesamt (2008): „Verkehr aktuell“ Fachserie 8 Reihe 1.1, Ausgabe 11/2008. World Trade Organization (WTO) (2008): „International Trade Statistics 2008“. Kernbereich Mobilität -5-