e-JAhresbericht - Deutsches Archäologisches Institut

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e-JAhresbericht - Deutsches Archäologisches Institut
e-Jahresbericht
2014
des Deutschen Archäologischen Instituts
eDAI-J 2014 urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-00-0
e -Jahresbericht 2014
des Deutschen Archäologischen Instituts
eDAI-J 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-00-0
Impressum
Herausgeber: Deutsches Archäologisches Institut, Zentrale
Podbielskiallee 69–71, 14195 Berlin
Tel: +49-(0)30 187711-0
Fax: +49-(0)30 187711-191
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Das Deutsche Archäologische Institut ist eine Forschungsanstalt des Bundes
im Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes. Es wird vertreten durch die
Präsidentin Prof. Dr. Friederike Fless.
Redaktion und Satz: Annika Busching M.A. ([email protected])
Gestalterisches Konzept: Hawemann & Mosch
Länderkarten: © 2015 www.mapbox.com
Inhalt
Jahresbericht 2014 des Deutschen Archäologischen Instituts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Zentrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Abteilung Rom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Abteilung Athen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Römisch-Germanische Kommission. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Abteilung Kairo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Abteilung Istanbul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Abteilung Madrid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Orient-Abteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
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© 2015 Deutsches Archäologisches Institut ISSN 2198-7734
Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Eurasien-Abteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
Forschungsstellen am Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft des
Heiligen Landes (DEI) in Amman und Jerusalem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Die Forschungscluster des DAI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
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Jahresbericht 2014 des
Deutschen archäologischen instituts
Präsidentin: Prof. Dr. Friederike Fless
Generalsekretär: Dr. Philipp von Rummel
Podbielskiallee 69–71
D-14195 Berlin
Tel.: +49-(0)30 18 7711-0
Fax: +49-(0)30 18 7711-191
E-Mail: [email protected]
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Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Die Pyramiden von Meroë im Sudan, der Schwerpunktregion der Projekte des Friedrich-Hinkel-Forschungszentrums (Foto: N. Kehrer, DAI Zentrale).
das vergangene Jahr war geprägt durch die auch 2015 fortgesetzte Evaluation durch den Wissenschaftsrat und die Beteiligung an der Initiative „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik weiter denken“, die Außenminister
Frank-Walter Steinmeier im Rahmen einer offenen Diskussion über die deutsche Außenpolitik am 20. Mai 2014 eröffnete. Die Evaluation durch den
Wissenschaftsrat begann Anfang des Jahres mit der Erstellung des Berichtes,
wurde mit der Begehung der Standorte in Berlin fortgesetzt und wird durch
die Begehung von drei Auslandsabteilungen im Jahr 2015 abgeschlossen.
Die Evaluation ist ein wichtiger Moment, um über Herausforderungen,
den Stand des Erreichten und über Perspektiven für die Zukunft nachzudenken. Mit großer Energie hat sich das DAI in den letzten Jahren über Evaluationen und Neustrukturierungen seiner wissenschaftlichen Infrastruktur
e-Jahresbericht des DAI 2014
1 Podiumsdiskussion im Rahmen der Fachtagung „Kulturgut in Gefahr. Raubgrabungen und illegaler Handel“ im Dezember 2014 (Foto: Torben Geeck).
zugewandt. Im Bereich der Informationstechnologie, der Redaktion, der
Öffentlichkeitsarbeit und auch der Bibliotheken sowie Archive wurden neue
Wege eingeschlagen und wichtige Ziele erreicht. Dabei sind die Entwicklungen eng aufeinander abgestimmt. Die Entwicklungen in der wissenschaftlichen Informationstechnologie erlauben es, die großen Digitalisierungsprojekte z. B. des Archivs von Friedrich W. Hinkel und der Archive des DAI zu
Syrien im Syrian Heritage Archive Project umzusetzen und dabei Workflows
auch für Digitalisierungsvorhaben anderer Archive des DAI zu entwickeln
und wichtige Informationen für den Kulturerhalt zur Verfügung zu stellen.
Die intensiven Bemühungen zur Publikation von Projekten gehen mit den
Entwicklungen neuer Publikationsformate im analogen und digitalen Bereich
einher. Die Daten bilden wiederum die Grundlage für die Entwicklung und
Beantwortung neuer Forschungsfragen. Sie werden seit September 2014
zudem über die neu gestaltete Homepage zugänglich gemacht.
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Im Rahmen des Prozesses „Review 2014 – Außenpolitik Weiter Denken“
führte das DAI Veranstaltungen durch, um die Auswärtige Kultur- und
Bildungspolitik besonders im Bereich des Kulturerhaltes und Kulturgüterschutzes einer kritischen Analyse zu unterziehen. Zusammen mit der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz führte das DAI unterstützt durch das
Auswärtige Amt und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und
Medien eine internationale Fachtagung „Kulturgut in Gefahr. Raubgrabungen und illegaler Handel“ vom 11. bis 12. Dezember im Auswärtigen Amt
durch (Abb. 1). Es trat deutlich hervor, dass die Novellierung des Kulturgutrückgabegesetzes in Deutschland dringend notwendig ist.
Um das kulturelle Erbe schützen zu können, sind neben einer abgestimmten nationalen und internationalen Gesetzgebung auch Bestandsaufnahmen
notwendig, die bereits Friedrich Schinkel vor 200 Jahren als Grundlage jeder
Art von Denkmalpflege und Denkmalschutz forderte. Und so leistet das DAI
nicht allein Unterstützung beim Aufbau von Denkmalregistern, sondern
beteiligt sich auch an internationalen Diskussionen. Beim „Workshop on the
protection of cultural goods against plunder, theft and illicit trafficking:
actions, implementation and the role of digital archiving“ vom 9. bis 11. Januar 2014 in Casablanca trafen sich 80 Expertinnen und Experten aus europäischen und afrikanischen Ländern, um mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung
des illegalen Handels mit Kulturgütern zu entwickeln. Während des Workshops, der im Rahmen der „JAES – The Africa-European Union Partnership“
stattfand, formulierten Vertreter der Afrikanischen Union wesentliche Kernpunkte, die letztlich darauf hinauslaufen, die Erfassung der archäologischen
Stätten und Kulturgüter sowie die Errichtung digitaler Verzeichnisse und einer internationalen zentralen Datenbank zu initiieren bzw. zu beschleunigen.
Das Auswärtige Amt und das DAI veranstalteten zudem am 15. Oktober
ein Expertengespräch zu Herausforderungen und möglichen Entwicklungsperspektiven in einem weit gefassten Verständnis von Kulturerhalt. Die
Expertinnen und Experten stellten dabei einhellig und nachdrücklich fest,
dass es notwendig ist, ein Netzwerk für Maßnahmen des Kulturerhaltes
im Ausland zu gründen, um die in Deutschland vorhandenen, herausragenden Kompetenzen sichtbarer und wirksamer hervortreten zu lassen, die
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2 Die Zentraldirektion des DAI anlässlich der ZD-Sitzung im Mai 2014 (Foto: DAI Zentrale).
3 Dirce Marzoli, Erste Direktorin der Abteilung Madrid, bei ihrem Festvortrag anlässlich des Jahresempfangs des DAI 2014 (Foto: DAI Zentrale).
internationale Ansprechbarkeit für die Zusammenarbeit zu erhöhen und für
Deutschland positive Rückwirkungen durch das internationale Engagement
zu erreichen. Das Netzwerk soll als ein Kompetenzverbund im partnerschaftlichen Austausch auf eine Intensivierung und den Ausbau der anwendungsorientierten Forschung, der Ausbildung und der nachhaltigen Entwicklung
von Strategien im Umgang mit dem kulturellen Erbe und kulturellen Identitäten ausgerichtet sein, um durch die erfolgreiche Durchführung komplexer
Kulturerhaltprojekte im Ausland eine gewinnbringende Rückkoppelung für
die deutsche Wissenschaft und Wirtschaft zu erzielen.
Iberischen Halbinsel und in Marokko durch die Abteilung Madrid eröffnet
(Abb. 3). Mit der Wahl des Zweiten Direktors der Abteilung Rom stand wie in
den vorhergehenden Sitzungen wiederum eine Personalentscheidung im
Mittelpunkt. Die ZD wählte mit Dr. Norbert Zimmermann einen Spezialisten
für die Spätantike und frühchristliche Archäologie.
Inhaltlich war die Sitzung geprägt durch die Diskussion des neuen Publikationskonzeptes und zu Fragen der Rolle und der Entwicklung optimaler Strukturen im Bereich Kulturerhalt und Kulturgüterschutz im DAI. Ein besonderer
Stellenwert kam während der Sitzung der Diskussion des neuen Forschungsplans und dem Umgang mit Langfristprojekten zu. Nachdem auf der Sitzung
der Zentraldirektion im Mai 2013 eine Kommission zum Thema der Langfristprojekte gegründet worden war, wurde das von der Kommission erarbeitete
Grundlagenpapier diskutiert und einhellig verabschiedet. Die Struktur der Projekte wurde klarer definiert. Demnach wird zukünftig zwischen Projekten kurzer (S-Projekte, 1–2 Jahre Laufzeit), mittlerer (M-Projekte, 5–6 Jahre Laufzeit)
Sitzung der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts
Die Sitzung der Zentraldirektion (Abb. 2) fand vom 8. bis 10. Mai in Berlin
statt und wurde am 7. Mai vom Jahresbericht der Präsidentin und dem Festvortrag von Prof. Dr. Dirce Marzoli zur Erforschung der Phönizier auf der
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und langfristiger (XL-Projekte, um die 12 Jahre) Laufzeit unterschieden. Für die
Beantragung und Evaluation setzt die ZD auf ihrer nächsten Sitzung einen Projektausschuss ein, der bei langfristigen Projekten auch Fachausschüsse für die
Evaluation der Projekte benennt. Diese Neuerungen sollen eine prospektive
Planung und holistische Betrachtung der Projekte inklusive ihres notwendigen
Abschlusses durch die Publikation befördern. Die Zentraldirektion verabschiedete zudem eine neue Forschungsgruppe im Rahmen des Forschungsclusters
6 „Connecting Cultures“, die sich mit Häfen und Hafenorten beschäftigen wird
und von Prof. Dr. Felix Pirson vorgestellt wurde.
Die Mitglieder der Zentraldirektion wählten auf ihrer Ordentlichen Jahressitzung im Mai 2014
zu Ordentlichen Mitgliedern: Eszter Bánffy (Frankfurt a. M.), Philipp von Rummel
(Berlin), Sebastian Brather (Freiburg i. Br.), Claudia Bührig (Zürich), Andreas
Hauptmann (Bochum), Doris Mischka (Erlangen), Thomas Terberger (Hannover);
zu Korrespondierenden Mitgliedern: Mustafa Adak (Antalya), Alexander Ahrens (Bern), Hüseyin Sabri Alanyalı (Eskişehir), Jaime Alvar Ezquerra (Madrid), Sabina Antonini (Rom), Rüstem Aslan (Çanakkale), Eleni S. Banou
(Athen), Artur Błażejewski (Wroclaw), Ralph Bodenstein (Kairo), Patrice Brun
(Paris), Primitiva Bueno Ramírez (Madrid), Pascal Butterlin (Paris), Paloma
Cabrera Bonet (Madrid), Heidrun Derks (Bramsche/Kalkriese), Wolfgang David (Manching), Jordi Estévez Escalera (Barcelona), Elisabeth Fentress (Rom),
Fedora Filippi (Rom), Burkhard W. Flemming (Wilhelmshaven), Regula FreiStolba (Lausanne), Hans-Georg Gebel (Berlin), Blagoje Govedarica (Berlin),
Detlef Gronenborn (Mainz), Wouter Henkelman (Paris), Mohamed Ismail
(Kairo), Tobias Kienlin (Köln), Michael Koortbojian (Princeton), Amélie Kuhrt
(London), Eva Lenneis (Wien), Jörg Linstädter (Köln), Clemente Marconi
(New York), Lutz Martin (Berlin), Roger Matthews (Reading), Balázc Mende
(Budapest), Catherine Morgan (Athen), Volker Mosbrugger (Frankfurt a.M.),
Arzu Öztürk (Istanbul), Sabine Panzram (Hamburg), Jaroslav Peška
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(Olomouc), Hosam Refai (Kairo), Sebastian Richter (Berlin), Stefan Ritter
(München), Nathan Schlanger (Paris), Peter-Andrew Schwarz (Basel), Wolbert Smidt (Mekelle, Tigray), Martina Stebich (Weimar), Grete Stefani (Pompei), Joachim Szidat (Riedholz), Wolf-Rüdiger Teegen (München), Roberta
Tomber (London), Javier Velaza (Barcelona), Agatha Villa (Palermo), Christiane Vorster (Bonn), Alasdair Whittle (Cardiff), Engelbert Winter (Münster),
James C. Wright (Athen), Klaus Zimmermann (Münster).
Das DAI gedachte anlässlich der ZD-Sitzung 2014 der verstorbenen Mitglieder:
Stylianos Alexiou (Heraklion/Kreta), Giuseppe Andreassi (Taranto), Oktay
Aslanapa (Istanbul), Cevlet Bayburtluoğlu (Ankara), Judith Binder (Athen),
Henning Bischof (Mannheim), Halet Çambel (Istanbul), Magdalene von
Dewall (Neckargemünd), Laura Fabbrini (Rom), Rudolf Fellmann (Basel),
Naïdé Ferchiou (Tunis), Władysław Filipowiak (Szczecin), Jenö Fitz (Székesfehérvár), Gaballa Ali Gaballa (Kairo), Emilio Gabba (Pavia), Miguel Angel
García Guinea (Santander), Bruno Gentili (Rom), Almut von Gladiß (Berlin),
Oleg Grabar (Princeton), Heinz Heinen (Trier), Nikolaus Himmelmann (Bonn),
Ingeborg Huld-Zetsche (Oberursel), Spyros Iakovidis (Athen), Henry R.
Immerwahr (Chapel Hill), Werner Kaiser (Berlin), Harald Küthmann (Memmingen), Elena Kuzmina (Moskau), Ferdinand Maier (Michelstadt), Wilfried
Menghin (Berlin), Hermann Müller-Karpe (Marburg), Peter Neve (Malente),
Oleg J. Neverov (St. Petersburg), Dimitris Papastamos (Athen), Detlef Rößler
(Berlin), Elisabeth Rohde (Berlin), Alexandru Sucuveanu (Bukarest), Malcolm
Todd (Exeter), Karl-Wilhelm Welwei (Bochum).
Seit 1859 verleiht das Deutsche Archäologische Institut zudem das Reisestipendium zur Förderung des akademischen Nachwuchses in der Archäologie
und ihrer Nachbarwissenschaften. Im Jahr 2014 erhielten es Max Johann
Beiersdorf, Tobias Busen, Frank Hulek und Paul Scheding. Das Deutsche
Archäologische Institut vergibt auf der Grundlage der 1928 von seinem
Ehrenmitglied John Max Wülfing (Saint Louis) eingerichteten Stiftung seines
Namens auch das Wülfing-Stipendium. Im Jahr 2014 wurde es an Torben
Keßler und Viktoria Räuchle verliehen (Abb. 4).
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Vertreter des Auswärtigen Amtes
Dr. Andreas GörgenLeiter der Abteilung Kultur und Kommuni
kation des Auswärtigen Amtes
Vertreterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Dr. Sabine Eilers
Referatsleiterin Geistes-, Sozial- und Kultur-
wissenschaften, Akademien, Forschungs-
museen des BMBF
Vertreterin der Ersten Direktorinnen und Direktoren im Engeren Ausschuss
Prof. Dr. Dirce Marzoli Deutsches Archäologisches Institut, Abtei-
lung Madrid
4 Die Reisestipendiaten der Jahrgänge 2014/15 und 1964/65 mit der Präsidentin des DAI. Von links
unten: Viktoria Räuchle, Friederike Fless, Wolfgang Schenkel, Adolf Borbein, Ingo Pini, Hermann
Ament, Hubert von Gall, Jürgen Borchhardt, Tobias Busen, Alexander Demandt, Torben Keßler,
Frank Hulek, Paul Scheding, Max Beiersdorf (Foto: DAI Zentrale).
Die Mitglieder der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts
In Nachfolge von Prof. Dr. Falko Daim, der wegen Beendigung seines
Mandats aus der Zentraldirektion ausschied, wählten die Gremienmitglieder
Prof. Dr. Jürgen Kunow zum Mitglied der ZD. Die Zentraldirektion setzt sich
somit aus folgenden Mitgliedern zusammen:
Die Präsidentin des DAI
Prof. Dr. Friederike Fless
Vertreter der Präsidentin im Vorsitz der ZD
Prof. Dr. Peter Funke Universität Münster, Alte Geschichte
Prof. Dr. Johanna Fabricius Freie Universität Berlin, Klassische Archäo-
logie
Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt Universität zu Köln, Klassische Philologie
Prof. Dr. Michael Heinzelmann Universität zu Köln, Klassische Archäologie
Prof. Dr. Michaela Konrad
Universität Bamberg, Archäologie der römi-
schen Provinzen
Prof. Dr. Jürgen Kunow LVR Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Vor- und Frühgeschichte
Prof. Dr. Christian Kunze
Univ. Regensburg, Klassische Archäologie
Prof. Dr. Franziska Lang
Technische Universität Darmstadt, Klassische Archäologie
Prof. Dr. Joseph Maran Univ. Heidelberg, Vor- und Frühgeschichte
Prof. Dr. Carola Reinsberg
Universität des Saarlandes, Klassische Ar-
chäologie
Prof. Dr. Walther Sallaberger LMU München, Assyriologie und Hethitologie
Prof. Dr. Thekla Schulz-Brize Hochschule Regensburg, Bauforschung
Prof. Dr. Ursula Verhoeven-van Elsberge
Univ. Mainz, Ägyptologie
Prof. Dr. Ralf von den Hoff
Universität Freiburg, Klassische Archäologie
Prof. Dr. Stephan Westphalen Universität Heidelberg, Byzantinische Ar-
chäologie
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Die Mitglieder des Direktoriums des Deutschen Archäologischen Instituts
Die Präsidentin
Prof. Dr. Friederike Fless
Der Generalsekretär
Dr. Philipp von Rummel
5 D
­ ie Ersten und Zweiten Direktorinnen und Direktoren aller Abteilungen und Kommissionen des
DAI anlässlich der Direktorenkonferenz im Mai 2014 im Garten des Wiegand-Hauses (Foto: DAI
Zentrale).
Die Ersten Direktorinnen und Direktoren der Abteilungen und Kommissionen
Prof. Dr. Eszter Bánffy Römisch-Germanische Kommission, Frank-
furt a. M.
Prof. Dr. Ortwin Dally Abteilung Rom
Prof. Dr. Ricardo Eichmann
Orient-Abteilung, Berlin
Prof. Dr. Svend Hansen Eurasien-Abteilung, Berlin
Prof. Dr. Dirce Marzoli Abteilung Madrid
Prof. Dr. Felix Pirson
Abteilung Istanbul
Prof. Dr. Christof Schuler
Kommission für Alte Geschichte und Epigra-
phik, München
Prof. Dr. Stephan Seidlmayer Abteilung Kairo
Prof. Dr. Katja Sporn Abteilung Athen
Dr. Burkhard Vogt
Kommission für Archäologie Außereuropäi-
scher Kulturen, Bonn
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Zentrale
Podbielskiallee 69–71
D–14195 Berlin
Tel.: +49-(0)30 18 7711-0
Fax: +49-(0)30 18 7711-191
E-Mail: [email protected]
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Bericht aus der Arbeit der Abteilung
Präsidentin: Prof. Dr. Friederike Fless.
Generalsekretär: Prof. Dr. Ortwin Dally (bis 28.02.2014); Dr. Philipp von Rummel (seit
01.03.2014), Vertreter der Präsidentin.
Zweite Direktorin: Prof. Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt, Vertreterin des Generalsekretärs.
Leiterin der Verwaltung: Nicole Birkholz.
Leiter der Verwaltung der Zentrale: Heiko Tessin.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Peter Baumeister, Prof. Dr. Norbert
Benecke, Dr. Uta Dirschedl (bis 31.08.2014), Prof. Dr. Reinhard Foertsch, Dipl.-Prähist. Philipp
Gerth, Dipl.-Ing. (FH) Juliane Goischke (seit 08.05.2014), Dr. Julia Gresky, Prof. Dr. Hans
Rupprecht Goette, Dr. Karl-Uwe Heußner, Melanie Jonasch M.A., Dr. Pia Kastenmeier (01.01.–
28.02.2014), Simone Killen, Rainer Komp M.A., Dr. Michael Krumme, Dr.-Ing. Dietmar Kurapkat,
Dr. Monika Linder, Dr. Friedrich Lüth, Dr. Susanne Moraw, Dr. Reinder Neef, Dipl.-Ing. Alexandra
Riedel, Dr. Florian Seiler (bis 30.06.2014), Dr. Barbara Sielhorst, Dr. Simone Wolf.
Der Präsidialbereich und die wissenschaftliche Abteilung der Zentrale
haben im Jahr 2014 die erfolgreiche Arbeit für das gesamte Institut fortgesetzt und dabei Profile und Strukturen der einzelnen Referate gestärkt.
Zentrale Ereignisse waren die Evaluation der wissenschaftlichen Abteilung
der Zentrale durch die Zentraldirektion des DAI (ZD) im Februar 2014 und
die Begehung der Berliner Standorte durch den Wissenschaftsrat im Rahmen seiner Evaluierung des DAI im November. Im Gegensatz zu den anderen Abteilungen und Kommissionen des Instituts ist die Arbeit der Zentrale
stets durch die im ganzen Institut wirkenden Querschnittsreferate und nicht
durch geographische Zuständigkeiten geprägt. Zu den traditionellen
Schwerpunkten in den Naturwissenschaften, der historischen Bauforschung
und der IT sind in den letzten Jahren mit dem Friedrich-Hinkel-Forschungszentrum und dem Referat für Kulturgüterschutz und Site Management
neue, dem Präsidialbereich zugeordnete Bereiche hinzugekommen. Ein
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale Wissenschaftliche Hilfskräfte: Dipl.-Ing. Max Johann Beiersdorf (bis 31.03.2014), Anja Behrens
M.A., Claudia Beier M.A., David Biedermann M.A., Velia Boecker M.A. (bis 31.12.2014), Monika
Brauns-Henschel M.A. (09.06.2014–22.08.2014), Dipl.-Ing. Clemens Brünenberg (bis
14.04.2014), Annika Busching M.A., Anja Endrigkeit M.A. (bis 31.12.2014), Maximilian Heiden
M.A. (seit 01.07.2014), Patrick Hörig M.A., Dipl.-Ing. Sabine Jahn, Karoline Lölhöffel von Löwensprung M.A., Claudia Mächler M.A. (seit 01.04.2014), Gunhilt Merker M.A. (26.08.2014–
31.12.2014), Johanna Mueller von der Haegen (seit 01.09.2014), David Neugebauer
(01.01.2014–31.12.2014), Sören Niemeyer M.A. (seit 01.05.2014), Felix Obeloer B.A. (bis
30.04.2014), Louise Rokohl M.A., Nico Schwerdt M.A. (15.03.2014–15.12.2014), Ina Seiler M.A.
(seit 09.05.2014), Lena-Luise Stahn M.A., Anne Sieverling M.A., Dipl.-Ing. Moritz Taschner (bis
31.12.2014), Fabian Zentner M.A. (seit 21.07.2014).
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Hanen Atil (seit 05.09.2014, QSAP), Therese Burmeister
M.A. (seit 01.08.2014, QSAP), Dipl.-Biol. Michèle Dinies (01.01.–31.12.2014, Gerda Henkel Stiftung), Dr. Benjamin Ducke (seit 01.06.2014, ZIM/BMWi), Dipl.-Archivarin (FH) Martina Düntzer
(seit 01.08.2014, QSAP), Dr. Domenico Esposito (01.01.–28.02.2014, DFG), Birte Geißler M.Sc.
(seit 01.08.2014, DFG), Philipp Gerth M.A. (ARIADNE), Maurice Heinrich M.A., Veronica Hinterhuber M.A. (seit 24.07.2014, QSAP), Dr.-Ing. Catherine Hof (bis 31.08.2014, QSAP), Dr. Waad
Ibrahim (QSAP), Dipl.-Ing. Mayssoun Issa (seit 13.01.2014, EU), Dr. Elisabeth Katzy (QSAP), Ilka
Klose M.A. (QSAP), Wibke Kolbmann M.A./M.A.LIS (BMBF), Manuela Konieczny (seit 1.8.2014,
QSAP), PD Dr. Ulla Kreilinger (bis 31.12.2014 Redaktion, Rom), Dipl.-Biol. Christian Küchelmann
(01.01.–31.12.2014, TOPOI), Solveig Lawrenz M.A. (seit 01.08.2014, QSAP), Dr. Francesco
Mambrini (EAGLE), Dr. Sebastian Messal (DFG), Dipl.-Ing. (FH) Armin Müller (TOPOI), Dr. HansUlrich Onasch (QSAP), Matteo Romanello M.A. (BMBF), Dr. Katharina Steudtner (TOPOI), Dr. Felix Schäfer (DFG), Hendrik Schmeer (DFG), Dr. Wolfgang Schmidle (01.01.2014–31.12.2014,
CLARIN, EAGLE, DFG), Karen Schwane (01.02.–31.12.2014, DFG), Nico Schwerdt M.A. (bis
17.01.2014, DFG), Laura Schwarz M.Sc. (01.01.–31.12.2014, BMBF), Martina Trognitz M.A.
(DFG), Dr. Sebastian Vogel (seit 01.11.2014, DFG), Dr. Thorsten Westphal (01.01.–31.08.2014,
LfA Sachsen), Dipl.-Biol. Saskia Wuttke (01.01.–31.12.2014, DFG).
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Nicole Kehrer M.A.
Archiv der Zentrale: Dipl.-Archiv. Gabriele Giwan (seit 09.09.2014).
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weiterer Schwerpunkt der Arbeit lag im vergangenen Jahr zudem auf der
Unterstützung der Aufarbeitung von bisher unpublizierten Projekten der
ehemaligen sog. ZD-Grabungen des DAI.
Das Architekturreferat konnte seine bestehenden Forschungsschwerpunkte
2014 weiter stärken und ausbauen. So wurde das in Kooperation mit dem
Kunsthistorischen Institut der Universität Trier und dem Rheinischen Landesmuseum Trier durchgeführte Forschungsprojekt „Die Porta Nigra in Trier. Bauhistorische, archäologische und kunstgeschichtliche Neubearbeitung“ von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt. Im Rahmen des Palatinprojektes (Rom, Italien) konnte die Katalogisierung und systematische Auswertung der ca. 450 in situ und ca. 500 aus der Literatur bekannten
Ziegelstempel im Untersuchungsgebiet erfolgreich beendet werden. Der Ziegelstempelkatalog wurde für die Datenbank iDAI.objects/Arachne aufgearbeitet. Sie wird 2015 online gestellt und somit öffentlich für die Forschung verfügbar sein. Das in Kooperation mit dem Winckelmann-Institut der
Humboldt-Universität zu Berlin und dem Exzellenzcluster TOPOI durchgeführte Forschungs- und Lehrprojekt „Digitales Forum Romanum“ ging
bereits 2014 online. Die Arbeiten zu den osmanischen Handelsbauten in
Erbil in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) konnten ebenfalls erfolgreich
vor Ort zu Ende geführt werden. In Kooperation mit der Technischen Universität Berlin mit der Unterstützung des Kulturerhaltprogramms des Auswärtigen
Amtes wurden Sanierungsvorplanungen für den Bazar erstellt und ein Zugangstor exemplarisch restauriert, das im Beisein des Stadtbaudirektors von
Erbil feierlich eröffnet wurde. Weiter konnten 2014 in Kooperation mit dem
Generalsekretär ein neues Projekt zur Erforschung der Stadtentwicklung von
Simitthus/Chimtou in Tunesien und in Kooperation mit der Abteilung Athen
die erstmalige systematische Erforschung des Leonideions in Olympia begonnen werden. In Zusammenarbeit mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin und dem georgischen Nationalmuseum
konzipierte das Referat ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt zur
chronologischen Entwicklung der antiken Stadt Vani und ihrer mögliche Funktion als Tempelstadt, für das im Dezember 2014 ein gemeinsamer DFG-Antrag
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1 Die unterschiedlichen Komponenten der iDAI.welt (Screenshots: DAI Zentrale).
eingereicht wurde. Daneben setzte das Referat die Bemühungen um einen
Ausbau der Kulturerhaltmaßnahmen auf Ausgrabungen des DAI fort.
Die Arbeit des Referats für Informationstechnologie (IT-Referat) war im
Jahr 2014 von einer Weiterführung der Bemühungen, parallel zum Ausbau
der Strukturen deren Konsolidierung voranzutreiben, gekennzeichnet. Dies
bedeutete im Bereich der technisch-operativen Infrastruktur einen weiteren
Ausbau der DAI.cloud um Online-Speicher-Ressourcen von ca. 600 TB und
den Ausbau des Clusters der Virtuellen Server auf über 80. Hierbei sind die
am Kölner Regionalen Rechenzentrum der Universität angesiedelten
Ressourcen und Dienste mit den an der Berliner Zentrale vorhandenen zusammengerechnet. Eine interne Prozessanalyse ergab die Möglichkeit, vier
Bereiche von Daueraufgaben zu unterstützen: Backup und Archivierung,
Datenpflege in den Objekt-, Geo- und multilingualen Online-VocabularySystemen. So wurden automatisierte Backupstrukturen der virtuellen
Maschinen an beiden Standorten geschaffen, die alle Serverdaten in der
DAI.cloud zwischenspeichern und schließlich im Kölner Tivolisystem archivieren. Sämtliche Dokumentationen wurden abgeschlossen und zusammengeführt in einer technisch-operativen Wiki, einer Anwendungssystem-Wiki
für User sowie projektbezogenen Redmine-Instanzen. In der Systementwicklung der wissenschaftlichen IT ergab sich mit der Bewilligung des „TimeGazetteers“ Chronontology durch die DFG ein Schlussstein der zweiten
Ebene einer virtuellen Forschungsdatenumgebung, der „iDAI.welt“.
Auf der neuen Homepage des DAI dokumentiert die iDAI.welt erstmals en
detail, dass die DAI-IT weit mehr ist als die bekannten Systeme Arachne oder
IANUS (Abb. 1). Im Gegenteil bildet die iDAI.welt den Lebenszyklus von
Forschungsdaten im onlinebasierten Wissenschaftsprozess (abgesehen von
der Langzeitarchivierung durch IANUS) vollständig ab. Die iDAI.welt verkörpert nicht in einem theoretischen Konzept, sondern mit interagierenden Informationssystemen und realen Daten eine adäquate Vermittlung komplexer Befunde in ganzheitlichen digitalen Präsentationsformen. Dies
ermöglicht auch den der Archäoinformatik ferner stehenden Interessenten,
die Zusammenhänge besser zu verstehen. Nicht intentional steuerbare, internationale Anerkennung für die DAI-Systeme drückt sich zudem darin aus,
dass die Objektdatenbank iDAI.objects/Arachne im Journal for Open Archaeological Data zu der kleinen Gruppe weltweit anerkannter Repositorien
gehört, die den englischen Peer-to-Peer-Kriterien für digitale Publikationen
9
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale entsprechen. Wie auch in der Tatsache, dass etwa das an der University of
California, Berkely angesiedelte Repository Open Context in der DAI.cloud
einen eng mit Arachne verschränkten Mirror-Server errichtet hat. Weiterentwickelt wurde die Entwicklung von Usergroups und monatlichen GoogleHangout-Konferenzen mit Interessenten, um unter anderem iDAI.bibliography/ZENON 2.0, iDAI.gazetteer und iDAI.objects/Arachne strukturiert
weiterentwickeln zu können. Allein iDAI.objects/Arachne 4 beta ist das Ergebnis eines vierjährigen Entwicklungsprozesses. Zugleich wurden bestehende
nationale und internationale wissenschaftliche Projekte (u. a. ARIADNE,
DARIAH, EAGLE, Syrian Heritage Archive) weitergeführt bzw. neu gestellt, teilweise eingeworben und begonnen (Chronontology, Friedrich Hinkel Digital
Research Center).
Kurz vor Jahresende wurde die zweite Förderphase des von der DFG finanzierten Aufbaus von IANUS, des Forschungsdatenzentrums für die Archäologien
und Altertumswissenschaften in Deutschland bewilligt. Es wendet sich an die
archäologische und altertumswissenschaftliche Community und soll nach
einer Etablierungsphase auch von einem Gremium, das die gesamte Community repräsentiert, gesteuert werden. Hierbei bahnt sich insbesondere im
Bereich Cultural Heritage Data-Projekte eine erste ernsthafte postkoloniale
Entwicklungstendenz an, die, wie im Falle des den Sudan betreffenden
Friedrich-Hinkel-Forschungszentrums, eine konkrete Repatriierung der Daten
und auch der sie verwaltenden Systeme in Khartoum und als weiteres Backup
in Doha anstrebt. Dies bedeutet u. a., dass das DAI im Projektverlauf unter
lokalen Bedingungen überlebensfähige, komplett in Arabisch und Englisch
übersetzte Open-Source-Anwendungen aus seiner iDAI.welt ableitet.
Im Bereich der Bibliotheken wurde mit der British School of Athens im
Rahmen der Arbeit für die Bibliographien des DAI eine neue Kooperation
eingegangen. Ein großer Teil der griechischsprachigen Zeitschriften im Bereich
der Klassischen Archäologie wird nunmehr auf Aufsatzebene im Katalog des
DAI ZENON alphabetisch und topographisch erschlossen und mit dem iDAI.
gazetteer verknüpft.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-02-3
Im Referat für Naturwissenschaften wurde der Verlängerungsantrag bei der
Gerda Henkel Stiftung für das Projekt „Holozäne Vegetations-, Landnutzungsund Klimageschichte der Oase Tayma, Saudi Arabien“ (Antragssteller H. Kürschner, FU-Berlin/R. Neef) bewilligt, des Weiteren wurden Forschungsfragen im
Rahmen verschiedener Projekte verfolgt: In den Arbeitsbereichen Archäobotanik und Archäozoologie lag der Schwerpunkt auf Untersuchungen zur Subsistenzwirtschaft und zur Umwelt der ältesten bäuerlichen Siedlungen im südlichen Kaukasus. Umfangreiche Materialanalysen des Arbeitsbereichs
Dendrochronologie wurden für das in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Sachsen durchgeführte Projekt zum mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge vorgenommen. Im Arbeitsbereich Prähistorische Anthropologie standen
Untersuchungen an bronzezeitlichen Skelettserien aus dem Kaukasus sowie an
Materialien aus dem Silk Road Fashion-Projekt im Vordergrund. Die Funde
geben einzigartige Aufschlüsse zur Populationsstruktur sowie zu Ernährungsgewohnheiten und Krankheitsbelastungen prähistorischer Bevölkerungen.
In der Redaktion der Zentrale nahm das Konzept zur Neuausrichtung der
Reihen Gestalt an: So wurde in Zusammenarbeit mit einer Firma, die auf
Buchgestaltung spezialisiert ist, ein gestalterisches Rahmenkonzept erarbeitet, das zukünftig nicht nur auf die Reihenwerke der Zentrale, sondern
auch auf andere Publikationen des Deutschen Archäologischen Instituts
übertragen werden soll. Ziel ist es, durch standardisierte Formate und
vereinheitlichte Ausstattungsmerkmale die gesetzlich vorgeschriebenen
Vergabeverfahren wesentlich zu vereinfachen und gleichzeitig die Reihen
noch besser auf die Ansprüche aktueller wissenschaftlicher Publikationstätigkeit hin anzupassen. Eine Unternehmensberatung, die auf den Publikationsbereich spezialisiert ist, unterstützte die Redaktion dabei, ein Herstellungs- und Steuerungsmodell zu entwickeln, das in Zukunft erlauben soll,
die Prozesse im Redaktionsbereich möglichst arbeitsökonomisch gestalten
zu können. Im Herbst wurde zudem ein Open Journal Server aufgesetzt
und im Probebetrieb mit Daten des Archäologischen Anzeigers bestückt,
damit das Institut zeitnah beginnen kann, Beiträge der von ihm herausgegebenen Zeitschriften über sein Online-Protal open access zugänglich zu machen.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale Im Referat für Kulturgüterschutz und Site Management lag der Schwerpunkt der Aktivitäten des Jahres 2014 neben der Arbeit in den einzelnen
Forschungsprojekten sowie der Vertretung des Instituts in Gremien wie
ICAHM, UNESCO, beim Europarat und der Europäischen Union in der Beratung zu Fragen des Kulturgutschutzes intra- und extra institutum. Die 2013
begonnene Zusammenstellung von relevanten Daten zu administrativen und
theoretischen Themen des Kulturgüterschutzes sowie eine Sammlung von
Good-Practice-Beispielen aus allen Teilen der Welt wurde erweitert. Eine
Sammlung von Links zu rechtlichen Regelungen zum Kulturgüterschutz vor
allem für den europäischen und soweit erreichbar auch außereuropäischen
Raum mit Schwerpunkt auf den Gastländern des DAI wurde komplettiert
und für eine Verlinkung über die Homepage vorbereitet.
Auf zahlreichen Grabungen und Feldforschungsprojekten des Instituts
werden Beschilderungen vorgenommen. Die sich häufenden Fragen sowie
die parallel und unabhängig voneinander für mehrere Projekte beauftragten
Gestaltungsvorhaben ließen den Wunsch nach einer einheitlichen Handhabe
laut werden und dies begründete ein Adhoc-Projekt. Ziel des Projektes ist,
eine Handhabe für Beschilderungen auf Grabungen des DAI zu entwickeln,
auf die die einzelnen Grabungsleiterinnen und –leiter zurückgreifen können,
um die für den jeweiligen Zweck geeigneten Materialien sowie ein Grundlayout zu wählen. Eine Arbeitsgruppe mit A. Behrens, M. Krumme, K. Steudtner
und M. Taschner trug unter der Leitung von U. Wulf-Rheidt und F. Lüth die
langjährigen Erfahrungen im Institut, alle erreichbaren formal-rechtlichen
Bestimmungen in den Gastländern sowie bestehende nationale und internationale Regularien, Handreichungen und Richtlinien zusammen und wertete
sie aus. Hinzu kamen einige Good-Practice-Beispiele aus Projekten des DAI.
Darüber hinaus wurden der Entwurf eines Leitfadens sowie die Rahmenkriterien für die Ausschreibung eines Wettbewerbs abgeschlossen.
Die vorbereitenden Arbeiten für das Schutzdachprojekt am Göbekli Tepe
nahmen einen breiten Raum ein. Ende 2013 war es gelungen, für die Finanzierung des millionenschweren Projektes in das gemeinsame Förderprogramm
der Europäischen Union und der Republik Türkei zur Stärkung der Infrastruktur
im ländlichen Raum aufgenommen zu werden. Neben zahlreichen
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Abstimmungen mit der ARGE Göbekli Tepe für die Entwurfs- und Ausführungsplanungen musste das Projekt dem für denkmalrechtliche Zustimmungen
zuständigen Kurul in Şanlıurfa zur Genehmigung vorgelegt werden. Umfangreich war auch der fachlich-administrative Abstimmungsbedarf für die Vorbereitung des Projekts zur Ausschreibung, das aufgrund der Förderrichtlinien
administrativ vom türkischen Ministerium für Forschung, Technologie und
Entwicklung (MOSIT) koordiniert wird. Der Vorhabensträger, die Stadt
Şanlıurfa, das Ministerium für Kultur und Tourismus, das MOSIT und die Delegation der Europäischen Union in der Türkei sind die beteiligten Institutionen.
Im Januar fand in Marokko ein Workshop mit dem Titel „The protection
of cultural goods against plunder, theft and illicit trafficking: actions, implementation and the role of digital archives“ statt, den das DAI zusammen mit
dem Auswärtigen Amt und dem französischen Kulturministerium gestaltet
hat. Der Workshop erfüllt einen Teil eines Abkommens zwischen der Afrikanischen Union und der Europäischen Union aus dem Jahre 2009. Der dreitägige Workshop, auf dem Übersichtsreferate aus beiden Kontinenten zum
Themenkomplex gehalten wurden, darunter neben Beiträgen aus der Fachwelt auch Referate vom Bundeskriminalamt, von Interpol und anderen
transnationalen Organisationen, wurde nach intensiven Diskussionen mit
einer Schlussdeklaration abgeschlossen. Diese wurde auf dem Gipfeltreffen
zwischen EU und AU im April 2014 besprochen und fand Eingang in die
Vereinbarung zwischen den beiden Vertragsparteien für den Zeitraum
2014–2019: „In the framework of our cultural cooperation we pledge to
continue efforts in fighting the illicit trade in cultural goods and to work
towards protecting national archives“.
Im Rahmen des Koalitionsvertrages haben die beiden großen Regierungsparteien der Bundesrepublik vereinbart, die Vorbereitungen zur Ratifizierung und Zeichnung der UNESCO Konvention zum Schutz des Unterwasserkulturerbes zu beginnen. Das DAI wirkt bei der Umsetzung dieser
Vereinbarung für das Auswärtige Amt beratend mit und half, einen international besetzten Workshop zur Implementierung der 2001 verabschiedeten
Konvention im Auswärtigen Amt vorzubereiten und durchzuführen, der im
Oktober stattfand.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale Im Friedrich-Hinkel-Forschungszentrum wurde 2014 das geplante Projekt
zu den Pyramiden von Meroë konkretisiert. Dabei lag der Fokus auf zwei
Bereichen: erstens auf der Ausarbeitung eines Forschungs- und Entwicklungsplanes für das Projekt selbst, welches als Sub-Projekt der Qatari Mission
for the Pyramids of Sudan (QMPS) realisiert werden soll, sowie auf der
Unterstützung der QMPS bei ersten Maßnahmen. Vor diesem Hintergrund
unterstützte und beteiligte sich das DAI am Workshop „Towards Sustainable
Tourism at Meroë“ am 15./16. Januar in Khartoum, bei dem sich Vertreterinnen und Vertreter aller Interessengruppen trafen, um gemeinsame
Ziele für Meroë und die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus zu
formulieren. Als Ergebnis wurden „Common strategic objectives for the
Development of a sustainable Tourism Management at Meroe“ beschlossen. Zur Unterstützung der allgemeinen Entwicklung und der angestrebten
nachhaltigen Tourismusplanung erfolgte 2014 zudem die Ausarbeitung
eines Grobtourismuskonzeptes für die archäologische Stätte Meroë, das ein
erstes Rahmenwerk für geplante Maßnahmen im Antikengelände darstellen
soll. Darüber hinaus führten J. Steiner (Statiker) und A. Riedel (Architektin)
im März 2014 eine erste Voruntersuchung/Begehung an den Pyramiden in
Meroë durch. Der Bestand der Monumente, vorhandene Schäden und
mögliche Ursachen wurden eingeschätzt und erste Maßnahmen zur Sicherung bzw. mögliche Vorgehensweisen aufgezeigt. Die Voruntersuchung
diente der Ausarbeitung des Forschungs- und Entwicklungsplanes, welcher
sukzessive zusammen mit der QMPS und auf der Grundlage der QMPSeigenen Projektziele ausgearbeitet wurde. Er umfasst die Bereiche archäologische Forschung, Konservierung & Restaurierung sowie Site Management & Tourismus. Der Forschungs- und Entwicklungsplan wurde im
Dezember 2014 zusammen mit einem vorbereiteten Finanzierungsvertrag
der QMPS übergeben. Projektbeginn und die Bewilligung der Finanzierung
ist für Januar/Februar 2015 anvisiert. Im Rahmen des DAI-TransArea Network Africa und des regionalen Schwerpunktes zum antiken Sudan wird
mit dem Projekt zu den Royal Baths in Meroë, der Residenzstadt des Königreiches von Kusch, ein Gebäudekomplex untersucht, der auf einzigartige
Weise den Kontakt der Elite des Reiches mit den Kulturen des Mittelmeer-
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raumes widerspiegelt. Mit Hilfe des Ende 2013 angelaufenen Förderprogramms Qatar-Sudan Archaeological Project (QSAP) lassen sich zum einen
die Forschungen zu Funktionsweise und Bedeutung der Anlage vertiefen,
zum anderen aber auch der Aspekt des Kulturerhalts stärker in den Focus
rücken. Ziel ist es, in den nächsten Jahren einen neuen Schutzbau zu errichten, der die gut erhaltene Ausstattung der Royal Baths bestmöglich schützt,
eine Besichtigung ermöglicht und die Befunde sowie Erkenntnisse anschaulich präsentiert. Die für die Planung des neuen Schutzbaus erforderlichen
Papiere mit den Anforderungen seitens der Archäologie und Konservierung
sowie des Site Management und Tourismus-Konzepts wurden erarbeitet,
das Entwurfsverfahren wurde eröffnet.
Nachwuchsförderung
Dissertationen
N. Benecke betreute die Dissertation von S. Wuttke „aDNA-Studien zur Domestikationsgeschichte der Pferde in der Bronze- und Eisenzeit“.
F. Fless betreute zusammen mit U. Wulf-Rheidt die Dissertationen von
M. Kruip „Die severische Bautätigkeit in Kleinasien“, S. Lawrenz „Heiligtümer
als dynamische Räume. Wege im und zum Heiligtum“, J. Martin „Die Einführung der gebrannten Mauerziegel im kaiserzeitlichen Kleinasien“, J. Škundrić
„The Late Antique Palace of Felix Romuliana and its Surroundings“. Darüber
hinaus betreute sie zusammen mit O. Dally die Arbeiten von M. Heinritz „Die
Siedlung Certovatoe 7 und ihre Mikroregion in der Chora von Olbia“. Hinzu
kommen die Promotionsvorhaben von T. Burmeister „Lokale Eigenheiten in
der Sepulkralkunst Oberitaliens“, A. Busching „Altäre Kleinasiens. Studien zu
Form und Kontext von der Archaik bis in die Römische Kaiserzeit“,
M. Franceschini „Relevanz und Neubewertung eines standardisierten Motivs. Die Mantelfiguren in der attischen, unteritalischen und etruskischen
rotfigurigen Vasenmalerei“ (2014 abgeschlossen) und S. Patzke „Die etruskische ‚ceramica sovraddipinta‘ des 4. und 3. Jahrhunderts vor Christus“.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale U. Wulf-Rheidt betreute zusätzlich die Dissertationen von A. Krziwon „Dreiräumige Sanktuarien in Vorderasien und Ostafrika – Studien zur Entwicklung
und Funktion“ und gemeinsam mit S. Muth (HU Berlin) die Dissertation von
L. Bossert „Nutzung des öffentlich-politischen Raums in römischen Städten“.
J. Gresky betreute die Dissertation von L. Schwarz „Assessment of various
health impairments in Asian populations, focusing on physical stress and
trauma“.
K.-U. Heußner betreute folgende dendrochronologische Masterarbeiten am
Institut für Geographie der Univ. Potsdam: J. Winkler „Abriss der Waldentwicklung auf der Insel Rügen dargestellt am Beispiel eines Transektes“,
Chr. Heiser „Die Flößerei in Brandenburg dargestellt am Beispiel der Region
Lychen“, J. Dingethal „Anthropogene Beeinflussung einer Landschaft dargestellt am Beispiel der Halbinsel Thießow und der Schmalen Heide mit den
Feuersteinfeldern/Rügen – eine geographische, kulturhistorische und dendrochronologische Untersuchung“.
Stipendien
Das Deutsche Archäologische Institut in Berlin ist im Exzellenzcluster TOPOI,
dem Berliner Antike Kolleg (BAK) und der Berlin Graduate School of Ancient
Studies (BerGSAS) engagiert. In TOPOI und BerGSAS werden von der Präsidentin und der Leiterin des Architekturreferats über Stipendien finanzierten
Doktorandinnen und Doktoranden betreut. Gemeinsam mit dem Center for
Hellenic Studies der Harvard University (CHS) in Washington D.C. vergibt das
DAI jährlich zwei Post-Doc-Stipendien an Nachwuchswissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler, die zu verschiedenen Aspekten der antiken griechischen Kultur und der mit ihr interagierenden Nachbarkulturen forschen. Von
besonderem Interesse sind dabei Projekte, deren Fragestellung oder Methodik neue Informationstechnologien berücksichtigen. Die Stipendiatinnen
und Stipendiaten halten sich von Mitte September bis Mitte Dezember am
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DAI in Berlin auf und setzen das Stipendium im Anschluss, oder nach einer
Winterpause, am CHS in Washington fort. Ein gemeinsames Stipendienprogramm des Archaeological Institute of America (AIA) und des DAI ermöglicht
es jährlich zwei amerikanischen Stipendiatinnen oder Stipendiaten, in einer
Bibliothek des DAI zu forschen, und im Gegenzug zwei deutschen Stipendiatinnen oder Stipendiaten die Arbeit an einer der amerikanischen Partnerinstitutionen (The Cotsen Institute of Archaeology at the University of California at Los Angeles (UCLA), The Joukowsky Institute for Archaeology and the
Ancient World at Brown University in Providence, Rhode Island, or the University of Cincinnati, Ohio).
Center of Hellenic Studies (CHS)-DAI – Joint Fellows
Dr. St. Paul (Université de Liège), Dr. E. Kansa (Alexandria Archive Institute).
Archaeological Institute of America (AIA)–DAI-Stipendien
Dr. D. Borbonus, University of Dayton.
Fortbildungsstipendien
Dr. P. Kögler (bis 05.2014), Dr. L. Rizzotto (bis 12.2014), Dr. O. Hülden (bis
03.2014), Dr. W. Selesnow (bis 05.2014), Dr. Chr. Rummel (06.2014–12.2014),
M. Perro (03.2014–12.2014), H. Möller (09.2014–12.2014).
Wissenschaftliche Veranstaltungen
Hauskolloquien
15. Mai Á. M. Nagy (Budapest), Classica Hungarica. Die ersten 100 Jahre der
Budapester Antikensammlung im Museum der Bildenden Künste 22. Mai
C. Capaldi (Neapel), Die Portikenfassade am Forum von Cuma in Campanien 5. Juni St. Fritzilas (Tripolis), Oresteion. Eine neue Streifenstadt archaischer
und klassischer Zeit im südöstlichen Arkadien 19. Juni A. Backe-Dahmen
(Berlin), Der Fall Isis, oder: Zu Initiation und Sozialisation von Kindern in den
römischen Mysterienreligionen und M. Bergmann (Berlin), Mallokouria – die
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-02-3
langhaarigen Eliteknaben des römischen Ägypten 26. Juni H. R. Goette
(Berlin), Zum Stier von Oreoi 3. Juli Chr. Brasse (Cottbus), Stadtmauern von
Pompeji 10. Juli D. Borbonus (Dayton), Kolumbariengräber und kollektive
Identität im augusteischen Rom 23. Oktober D. Espinosa (Santiago de
Compostela), On the Latin municipalization process in Germania inferior and
Germania Superior: a new proposal of interpretation 30. Oktober S. Ben
Tahar (Tunis), Djerba in the punic period (6th–2nd century BCE): a review of
the recent archaeological research 6. November E. Kansa (Berkeley), Beyond preservation: situating archaeological data in professional practice 4. Dezember St. G. Schmid (Berlin), Das Mausoleum von Halikarnassos 18. Dezember M. Rekowska (Warschau), In pursuit of ancient Cyrenaica –
From the days of the early travelers to current research (Polish excavations
in Ptolemais, Libya).
Vortragsreihe Bauforschung im Wiegandhaus, veranstaltet vom Architekturreferat an der Zentrale des DAI in Berlin
16. Oktober D. Roos (Karlsruhe) und P. Baumeister (Berlin), Olympia 4D:
Bauforschung an der Südhalle und Möglichkeiten des parametrischen Rekonstruierens.
Naturwissenschaftliche Forschungen an der Zentrale des DAI, veranstaltet
vom Referat für Naturwissenschaften an der Zentrale des DAI in Berlin
27. November P. Morgenstern (Berlin), Ernährung, Handel und Handwerk im
mittelalterlichen Berlin. Neue Ergebnisse naturwissenschaftlicher Untersuchungen.
Vortragsreihe des „Digital Classicist Seminar Berlin“
14. Januar A. Zeldes (Berlin), Towards Digital Coptic: Searching and Visualizing Coptic Manuscript Data 28. Januar H. Mendell (Long Beach), Visualization of Ancient Cosmological Models: a presentation of completed work and
some difficulties 11. Februar R. Komp (Berlin), Chronological Concepts of
the Ancient World in Linked Data 11. Februar G. Roth (Köln), Die Rückkehr
des Leitfundes? Die Verwendung der ökologischen Indikator-Arten-Analyse
2 D
­ as Team des Forschungsdatenzentrums IANUS am 18. Februar zum Empfang „IANUS – Alte
Kulturen. Digitale Welten. Digital Humanities“ (Foto: I. Wagner, DAI Orient-Abteilung).
als archäologische Indikator-Typen-Analyse 14. Oktober Ch. Roueché
(London), Digital Classics: Back to the Future? 28. Oktober M. Schnöpf
(Berlin), Reviewing digital editions: The Codex Sinaiticus 11. November
Y. Anné – T. Van Hal (Leuven), Creating a Dynamic Grammar of Ancient Greek 25. November T. Brughmans (Konstanz), Roman bazaar or market economy?
Explaining tableware distribution processes in the Roman East through computational modelling 9. Dezember F. Lawrence – G. Bodard – S. Rahtz
(London), Standards for Networking Ancient Prosopographies: Data and Relation in Greco-Roman Names.
Festvorträge
18. Februar Vorträge im Rahmen des Empfangs „IANUS – Alte Kulturen.
Digitale Welten. Digital Humanities“ (Abb. 2): M. Thaller (Köln), Digitale
Archäologie innerhalb digitaler Geisteswissenschaften; J. Kunow (Bonn), Das
Forschungsdatenzentrum IANUS aus der Sicht der Landesarchäologie;
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale O. Dally (Rom), IANUS – Schritte der Entwicklung 2. April Im Rahmen der
Amtseinführung des neuen Generalsekretärs: Hans-Joachim Gehrke, Der Archäologe als Historiker 7. Mai Jahresempfang des DAI im Auditorium Friedrichstraße, F. Fless, Aus der Arbeit des Deutschen Archäologischen Instituts
2014 und D. Marzoli, Begegnungen zwischen Ost und West: Phönizier an den
Kü-sten der iberischen Halbinsel und Marokkos.
Tagungen, Konferenzen, Symposien und Workshops
20.–23. Januar „IT-Tage am DAI“, organisiert vom IT-Referat an der Zentrale;
Berlin.
Es sprachen: S. Thänert (Berlin), iDAI.gazetteer; S. Thänert (Berlin), Zenon
2.0; M. Heinrich – F. Schäfer (Berlin), Vorstellung und Diskussion des Projekts
„IANUS Forschungsdatenzentrum Archäologie & Altertumswissenschaften“;
R. Förtsch – E. Kühnisch – Ph. Gerth (Berlin), Review DAI Cloud; Ph. Gerth –
F. Henze (Berlin), iDAI.field/OpenInfRA; Ph. Gerth (Berlin), iDAI.geo;
R. Förtsch – P. Scheding – Ph. Gerth (Berlin), Inselfreie Interaktions- und
Publikationsmodelle zwischen Einzelprojekten und zentralen Anwendungen.
18./19. September 1. Treffen des DAI-TransArea Network Africa; Berlin.
Es sprachen: E. Huysecom (Genf), Herausforderungen und Prioritäten der
archäologischen Forschungen in Afrika; S. Magnavita (Bonn), Rund um die
Sahara: ein Beitrag aus Westafrika; St. Seidlmayer (Kairo), Perspektiven und
Vernetzungsmöglichkeiten aus der Perspektive der Abteilung Kairo;
I. Gerlach (Berlin), Migrationsprozesse am nördlichen Horn von Afrika im frühen 1. Jt. v. Chr. – Gründe und Auswirkungen; D. Raue (Leipzig), Objekte des
ägyptisch-sudanesischen Niltals in Yeha und Ausblick auf mögliche Vorgeschichten des 2. Jts. v. Chr. anhand einer Begehung nahe der eritreischen
Grenze; P. Wolf (Berlin), Kulturelle Feldlinien zwischen dem mittleren Niltal,
dem abessinischen Hochland und Altsüdarabien; H. U. Onasch (Berlin), Das
Meroë Royal Baths Projekt; R. Förtsch (Berlin), Digitale Perspektiven in der
iDAI-Welt; J. Eiwanger (Bonn), Ifri n‘Ammar; O. Dally – R. Bockmann (Rom),
Siedlungsstrukturen und urbane Entwicklung im nordafrikanischen Raum/
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Karthago, Cherchel und Lambaesis; Ph. von Rummel (Berlin), Die Völkerwanderung und der Fall Roms aus afrikanischer Perspektive; F. Arnold (Kairo),
Trans‐African Passage. Tracing the transfer of knowledge across northern
Africa in Islamic times; F. Lüth (Berlin), Probleme und Herausforderungen
des Kulturgutschutzes in Afrika; S. Wolf (Berlin), Bestand und Stand zum
Archiv von F. W. Hinkel; R. Neef (Berlin), Projekte und Perspektiven der
Archäobotanik; F. Slotta und K.-U. Heußner (Berlin), Projekte und Perspektiven der Dendrochronologie – Das Baobab-Projekt.
8. Oktober 8. Deutscher Archäologiekongress, Gemeinsame Sektion des DAI
& IANUS: „Wohin mit meinen Daten? Zum langfristigen Umgang mit Forschungsdaten in den Altertumswissenschaften“; Berlin.
Es sprachen: V. Gilissen (Den Haag), Dutch archaeological data depositing, processing, archiving and accessing at DANS. A repository with ten years
of history, setting its sails to the future; J. Richards (York), Measuring the
impact of long term archaeological data archiving and re-use; V. YorkeEdwards (London), The Journal of Open Archaeology Data: Incentivising data
sharing through citation credit – theory, practice and a look to the future?;
E. Kansa (Berkeley), Linked Data, Publication, and the Life Cycle of Archaeological Information; St. Schumacher (Bremerhaven), Archivierung und Publikation
von
Daten
der
Erdsystemforschung
mit
PANGAEA;
St. Funk – St. Schmunk (Göttingen), Das TextGrid- & DARIAH-DE Repositorium
– Referenzierung und Publikation von geisteswissenschaftlichen Forschungsdaten; O. Jaeggi – B. Magri (Basel), Das digitale LIMC; E. Fäder (Köln), Das
Kölner digitale Archiv für afrikanische Archäologie; K.-Chr. Bruhn (Mainz),
Archivierbar? Voraussetzungen für den nachhaltigen Umgang mit dreidimensionalen Datenprodukten in der Archäologie; N. Strupler (Strasbourg), Raw
Data and Data Analysis. An Improvement to Archiving; W. Schmidle – D. Lukas
(Berlin), Interoperabilität raumbezogener Daten mit CIDOC CRM: Beispiele in
Topoi und am DAI; M. Heinrich – F. Schäfer (Berlin), Forschungsrohdaten für
die Altertumswissenschaften – eine kurze Bilanz zur aktuellen Situation.
Abstracts und PDFs der Präsentationen stehen auf ianus-fdz.de open access zum Download zur Verfügung.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-02-3
31. Oktober 3. Theorie-Workshop „Typologien in der Baugeschichtsforschung“, organisiert vom Architekturreferat an der Zentrale des DAI; Berlin.
Es sprachen: W. Patzelt (Berlin), Die theoretischen und methodischen
Grundlagen typologischen Arbeitens; W. Sonne (Berlin), Typologie in der
Architektur und der Architekturgeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts;
B. Wesenberg, Theoretische und reale Architektur. Soll Vitruv für die Rekonstruktion historischer Realarchitektur benutzt werden?; U. Dirschedl (Berlin), Spezifische griechische Säulenformen als charakteristischer Ausdruck
lokaler Architekturtraditionen – Beobachtungen zur Neuschöpfung und
Verwendung griechischer Säulenbasistypen; U. Wulf-Rheidt (Berlin),
Typisch Palast – gibt es eine römische Palastbautypologie?; Bi. Geißler (Berlin), Ist die Porta Nigra ein typisches römisches Stadttor? C. Brünenberg
(Cottbus), Das „Bad des Hippias“ – Idealrekonstruktion oder Entwurf?;
I. Seiler (Berlin), Römischer Torbau vs. spätantike Vorhalle – Typologische
Studien zum Propylon von Chimtou; C. Hof (Berlin), Typologie zwischen
gebautem Unbekannten und mehrschichtigem Abbild – am Beispiel der
Gewölbe in den Türmen der Stadtmauer von Resafa; D. Kurapkat (Berlin),
Von Arasta bis Kaysariya – Typologien und Terminologien zur orientalischen
Basararchitektur; E. Richter (Berlin), Saal- und Magazinbibliothek im Lichte
der Öffentlichkeit. Ist die Unterscheidung beider Idealtypen anwendbar?;
A. Müller – M. Taschner (Berlin), Zwei Abhängige: Zum Verhältnis von
Typologie und Rekonstruktion.
interpretations of early medieval archaeology; G. Halsall (York), The undead
Roman Empire and the Aesthetics of Salin‘s Style I; O. Heinrich-Tamaska
(Leipzig), Spätrömisch – Spätantik – Byzantinisch; S. Ladstätter (Wien), Is
there any Roman identity left in Byzantine Ephesos? An archaeological
perspective; M. Milinkovic (Belgrad), Formen der ‚Romanität‘ auf dem heutigen Balkangebiet nach 476 – archäologische Nachweise aus Serbien, Montenegro und Dalmatien; R. Oanta-Marghitu (Bukarest), On the 5th–7th century
precious metals objects in Lower Danube area: design, structure and
meanings; Th. Otten (Köln), Transformation of Romanness – Continuity of
political and cultural concepts in the Byzantine Pergamon and western Asia
minor; J. A. Quiros Castillo (Vitoria-Gasteiz), To be or not to be: Identities in
Early Medieval Iberia in the light of archaeological evidence; H. Sedlmeyer
(Wien), Traditionen und Zäsuren zwischen Spätantike und Mittelalter: Die
Fallbeispiele Mautern und Zwentendorf an der Donau (Niederösterreich);
T. Vida (Budapest), Late Antique Continuity and Early Byzantine Innovation:
A Case Study from Pannonia; R. Warland (Freiburg), Der Miles christianus als
Leitbild und die Anfänge einer nachantiken Bilderwelt. Bilderfragen und
Konstruktionen; Greg Woolf (St. Andrews), Post-Romanitas; A. W. Busch
(Mainz), Was ist römisch?.
27.–29. November Workshop „Transformations of Romanness – Archaeological Perspectives, 400–800 AD“ in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
und der Abteilung Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Freiburg;
Wien.
Es sprachen: Ph. v. Rummel (Berlin), Central und Local Romanness as
Analytical Categories in Early Medieval Archaeology; H. Fehr (Freiburg), Concepts of (Non-)Romanness in Central European Early Medieval Archaeology;
I. Barbiera (Padua), Wearing brooches: the changing value of a Roman status
symbol; S. Brather (Freiburg), Phases, spaces, and contexts. Methods and
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 129, 2014
Archäologischer Anzeiger 2013/2
Archäologischer Anzeiger 2014/1
Archäologie Weltweit 1, 2014
Archäologie Weltweit 2, 2014
Archäologie Weltweit, Sonderausgabe Review Prozess
Publikationen
Archäologische Forschungen 29: H. Çambel (Hrsg.), Karatepe-Aslantaş. Azatiwataya. Mit Beiträgen von M. Sicker-Akman ‒ E.-M. Bossert ‒ W. FischerBossert (Abb. 3).
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Nach „Karatepe-Aslantaş, Azatiwataya. Die Bildwerke“ ist dieser Band der
zweite Teil der Abschlussberichte zur Grabung in der späthethitischen
Festung am Karatepe in Kilikien. Er vereint drei Aufsätze zur Architektur
(Festung und Palast), zur Keramik (eisenzeitlich) und zu Klein- und Münzfunden (hellenistisch bis neuzeitlich). Die berühmten Reliefs und Inschriften
vom Karatepe werden hier erstmals in ihren archäologischen Kontext eingebettet und die jeweils festzustellenden Ähnlichkeiten und Unterschiede zu
anatolischen, nordsyrischen und levantinischen Parallelen diskutiert. Der
Band wird ein Referenzwerk für Bauhistoriker, Archäologen und Numismatiker bilden, die sich mit den eisenzeitlichen Kulturen des Vorderen Orients
beschäftigen.
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3–6Cover der Neuerscheinungen H. Çambel (Hrsg.), Karatepe-Aslantaş, H.J. Kienast, Der Turm der
Winde, F. Pirson, Ansichten des Krieges und des Kongressbandes Die Architektur des Weges, herausgegeben vom Architekturreferat an der Zentrale (Abbildungen: Redaktion, DAI Zentrale).
Archäologische Forschungen 30: H. J. Kienast, der Turm der Winde in Athen
(Abb. 4)
Der Turm der Winde in Athen gehört zu den eigenwilligsten Architekturschöpfungen der griechischen Antike. Der oktogonale Marmorbau, der heute noch aufrecht steht, besticht durch formale Eleganz wie auch durch konstruktive Details. Seinen Namen verdankt er einem reliefierten Fries mit
Allegorien von acht Winden, die den Bau bekrönen. Außen sind unter jedem
der Winde Sonnenuhren angebracht, im Inneren gibt es Spuren von einem
mit Wasserkraft betriebenen Mechanismus. Dass diese eine Wasseruhr belegen, konnte durch die neuen Untersuchungen jedoch widerlegt werden. Der
Bau war kein Uhrturm, sondern ein Vorläufer unserer heutigen Planetarien.
Archäologische Forschungen 31: F. Pirson, Ansichten des Krieges. Kampfreliefs klassischer und hellenistischer Zeit im Kulturvergleich (Abb. 5)
Die Studie widmet sich der Bildsprache und den Botschaften von Kampfreliefs, die ihren Betrachtern Deutungsmuster für den Umgang mit kriegerischen Ereignissen zur Verfügung stellten. Die Analyse von 195 Bildern aus
Athen, Lykien, dem Schwarzmeergebiet, der hellenistischen Welt und aus
Etrurien leistet einen Beitrag zur Wahrnehmungsgeschichte des Krieges, die
mediale Praktiken der Auseinandersetzung mit einem zentralen kulturgeschichtlichen Phänomen untersucht. Mit der Feststellung vielfältiger
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale Ansichten des Krieges bereits in klassischer und hellenistischer Zeit muss
endgültig von der Dichotomie „Griechisch-Römisch“ in der Betrachtung
antiker Kampfdarstellung Abstand genommen werden, die in der Forschung
bislang prägend war.
Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung 11: D. Kurapkat – P. I. Schneider – U. Wulf-Rheidt (Hrsg.), Die Architektur des Weges. Gestaltete Bewegung im gebauten Raum. Internationales Kolloquium in Berlin vom 8.‒11.
Februar 2012, veranstaltet vom Architekturreferat des DAI (Abb. 6)
Die Wahrnehmung von Architektur ‒ sei es eines Innenraumes, eines Gebäudes oder einer ganzen Stadt ‒ ist untrennbar mit Bewegung im Raum
verbunden. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass Architektur in der Regel
nicht von einem einzelnen Stand- und Blickpunkt aus, sondern in Form dynamischer Perzeptionsprozesse erfasst wird, d. h. während der Annäherung an
ein Gebäude bzw. eine Raumsituation, beim Betreten oder beim Durchschreiten. Um Architektur sinnlich erfahren zu können, muss sie demnach
begangen, müssen Standpunkte verändert werden. Der Erschließung von
Architektur und damit dem Weg durch die gebaute Umwelt kommt für das
Raumverständnis somit eine zentrale Bedeutung zu. Während diese in der
Kunst- und Architekturgeschichte für die Architektur der Neuzeit erfolgreich
untersucht wurde und auch zu einem neuen Raumverständnis beigetragen
hat, ist dies für die Antike, weitgefasst von der Frühgeschichte bis in die
Spätantike, bislang selten in einer diachronen, kulturübergreifenden
Betrachtungsweise erforscht worden.
Mit den 31 Beiträgen des Bandes 11 der Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung wird der Versuch unternommen, diesen Ansatz auch
auf antike Architektur anzuwenden. Es wird untersucht, wie Volumen positioniert und zueinander in Beziehung gesetzt werden, um Räume zu gestalten
und Bewegungsabläufe zu lenken, wie Innenraum und Außenraum isoliert
oder perforiert werden, um eine gegenseitige Durchdringung zu ermöglichen bzw. Wege zu versperren und so Bewegungsabläufe zu strukturieren,
mit welchen gestalterischen Mitteln Bewegung in Räumen be- und
entschleunigt, gefördert oder in sonstiger Weise beeinflusst wird, und in
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welchem Zusammenhang Nutzungs- und Bewegungskonzepte unterschiedlicher Anlagen stehen. Das Phänomen Weg wird in unterschiedlicher Skalierung schwerpunktmäßig anhand antiker Architektur im Mittelmeerraum,
aber auch anhand von Baubefunden aus dem vorderasiatischen Neolithikum, dem Alten Orient, dem pharaonischen Ägypten sowie dem präkolumbischen Südamerika und aus islamischer Zeit thematisiert.
Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen 4:
K. Fittschen ‒ P. Zanker, Kinderbildnisse. Nachträge zu Band I‒III. Neuzeitliche oder neuzeitlich verfälschte Bildnisse. Bildnisse an Reliefdenkmälern
Band IV des 1983 begonnenen Katalogwerkes enthält im ersten Teil 60 Kinderporträts aus der Zeit vom Anfang des 1. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts
n. Chr., die zum größeren Teil bisher unpubliziert waren; wie in den bisherigen Bänden werden alle rundplastischen Bildnisse in jeweils vier Ansichten
dokumentiert und ihre Einordnung in die antike Porträtgeschichte ausführlich erörtert. Dafür werden zusätzlich wichtige Vergleichsbeispiele anderer
Museen auf 32 Beilagen abgebildet. Für die Gruppe der Kinderporträts wird
damit eine neue Arbeitsgrundlage bereitgestellt. Ein Anhang ist 120 Porträts
an Reliefdenkmälern (Grabreliefs, Grabaltären und Sarkophagen) gewidmet,
die wegen ihrer Inschriften in sozialhistorischer Hinsicht besonders ergiebig
sind. Es ist das erste Mal, dass diese Denkmälergattungen in Hinblick auf die
Porträts einer umfassenden Untersuchung unterzogen werden. Ein neuartiger porträtkundlicher Index erschließt die Ergebnisse der Bände I‒IV im
Hinblick auf die in der Porträtforschung entwickelten Fragestellungen.
Pergamenische Forschungen 16: M. Mathys, Untersuchungen zur visuellen
Repräsentation der Oberschicht im späthellenistischen und kaiserzeitlichen Pergamon
In der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Formen von Repräsentation der lokalen Oberschicht der Stadt Pergamon für den Zeitraum von
133 v. Chr. bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. untersucht. Dabei stehen jene
Repräsentationsformen im Zentrum, die ausschließlich auf eine visuelle
Wahrnehmbarkeit im öffentlichen Raum abzielen. Es wird erforscht, in
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welcher Weise jene Monumente den öffentlichen Raum gestalten und strukturieren, die im Spannungsfeld zwischen der Stadt als politische Institution
und ihren Honoratioren als Individuen stehen. Dabei ist zu klären, wie sich
die öffentliche Repräsentation wandelt und verändert. Grundlage bilden
Untersuchungen zweier Materialkategorien: Architekturstiftungen und
Ehrenstatuen. Die Arbeit kann zeigen, wie die Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit der Stadt als Sitz eines hellenistischen Herrschergeschlechts
das Repräsentationsverhalten bis in die Römische Kaiserzeit hinein beeinflusste. Dabei reichten die Pole von der bewussten Absetzung von den
Attaliden zugunsten der Sichtbarmachung einer bürgerlichen Identität in
den Jahren nach 133 v. Chr. über die Bezugnahme auf die Herrscherfamilie
infolge der Mithridatischen Kriege bis hin zur Neu-Aufstellung hellenistischer
Monumente im kaiserzeitlichen Traianeum.
Samos 27: G. Gruben, Der Polykratische Tempel im Heraion von Samos.
Herausgegeben und für den Druck vorbereitet von H. J. Kienast
Für Herodot war der Polykratische Tempel im Heraion von Samos der größte
Tempel, von dem er Kenntnis hatte – ein Riesenbau von rund 55 m Breite
und 110 m Länge. Seine Cella war umgeben von einem doppelten Säulenkranz von rund 20 m Höhe. Erhalten hat sich davon gerade noch eine halbe
aufrecht stehende Säule, die als stummer Zeuge durch alle Zeiten den
Bauplatz markiert und schließlich den Ausgräbern den Weg gewiesen hat.
Die Fundamente wurden vor rund 100 Jahren freigelegt und beeindrucken
seitdem den Besucher ebenso, wie die wenigen Exemplare der Säulenbasen
und der einzigartigen Blattkranzkapitelle, die vollständig erhalten ans Licht
kamen. Wie man sich die Architektur dieses Tempels vorstellen sollte, blieb
unbekannt.
Gottfried Gruben hat sich vor mehr als 50 Jahren daran gemacht, alle zu
diesem Tempel gehörenden Fragmente zusammenzutragen, zu ordnen und
zeichnerisch zu erfassen. In der posthum herausgegebenen Publikation, die
von Hermann J. Kienast für den Druck vorbereitet wurde, wird nunmehr das
gesamte damals erarbeitete Material vorgelegt und die Architektur des
Tempels erläutert. Gruben gelang es, ein vollständiges Bild des Bauwerks zu
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7–8Die Bände 7 und 8 der Sakrophagstudien, K. Meinecke, Sarcophagum Posuit und Th. StefanidouTiveriou, Die lokalen Sarkophage von Thessaloniki (Abbildungen: Redaktion, DAI Zentrale).
erarbeiten und in äußerst anschaulichen Zeichnungen darzustellen. Er identifizierte die Säulen der äußeren und inneren Peristase und unterschied
zwischen denen des Pronaos und der Cella. Alle diese Ordnungen konnten
zuverlässig rekonstruiert, allen konnte auch der jeweilige Säulenhals sowie
das Kapitell zugeordnet werden. Klar wird auf diese Weise auch, dass der
samische Tempel anders als die Nachbarbauten in Ephesos und Didyma kein
hypäthraler Bau war.
SarkSt 7: K. Meinecke, Sarcophagum Posuit. Römische Steinsarkophage im
Kontext (Abb. 7)
Die vorliegende Arbeit ist allein denjenigen Sarkophagen gewidmet, die an
ihrem ursprünglichen Fundort erhalten oder deren Fundumstände hinreichend dokumentiert sind, um ihre ursprüngliche Funktion im Grab nachvollziehen zu können. Als Untersuchungsgebiet wurde die Stadt Rom gewählt.
Da Beisetzungen innerhalb des Pomeriums bei den Römern nicht gestattet
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale waren, schließt die Betrachtung der Gräber Roms automatisch das Suburbium mit ein, dessen Ausdehnung sehr subjektiv wahrgenommen wurde.
Einbezogen werden daher nicht nur die Nekropolen in unmittelbarer Stadtnähe entlang der Ausfallstraßen, sondern auch diejenigen im ehemaligen
Latinergebiet, vor allem im Osten und Süden von Rom. Der zeitliche Rahmen
der Untersuchung reicht vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert
n. Chr., wobei die Sarkophagbestattungen aus dem 2. und 3. Jahrhundert
n. Chr., aus der Hauptproduktionszeit reliefierter römischer Steinsärge, in
der diese Beisetzungsform auch die größte Verbreitung fand, den Schwerpunkt bilden.
SarkSt 8: Th. Stefanidou-Tiveriou, Die lokalen Sarkophage von Thessaloniki.
Mit epigraphischen Beiträgen von P. Nigdelis (Abb. 8)
In den Nekropolen Thessalonikis nahmen die Sarkophage während des
2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. eine herausragende Stellung unter den Grabmonumenten ein. Das Gros des erhaltenen Materials machen Sarkophage
aus, die aus in den Steinbrüchen von Thasos gewonnenen Rohlingen in
Thessaloniki selbst hergestellt wurden und in ihrer Mehrzahl Grabinschriften
tragen. Darüber hinaus finden sich Sarkophage aus Kleinasien, wie etwa die
Girlandensarkophage aus Assos in der Troas oder die seltenen Beispiele aus
Prokonnesos; nur eine relativ kleine Gruppe wurde aus Attika eingeführt.
Hinsichtlich der Größe und der Bedeutung ihres Informationsgehaltes
sind die lokalen Sarkophage aus Thessaloniki – nach ihren attischen Konkurrenten – die zweitbedeutendste Gruppe im griechischen Mutterland. Die
Sarkophage von Thessaloniki bilden zusammen mit den Grabaltären und den
unterschiedlichsten Arten von Grabreliefs einen umfangreichen Bestand,
der uns mit einer Fülle von Inschriften über Grabsitten und Jenseitsvorstellungen, aber auch über Aspekte der Sozialgeschichte der Hauptstadt der
römischen Provinz Macedonia informiert. Darüber hinaus erlauben sie uns
als Massenprodukte, die Abhängigkeiten der Werkstätten Thessalonikis von
den verschiedenen Zentren Kleinasiens, von Athen und natürlich von Thasos
herauszuarbeiten. Der Band legt mehr als 240 Monumente vor, die in den
Museen und Sammlungen in Thessaloniki, auf Freiflächen der Stadt oder ‒ in
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wenigen Fällen ‒ in Museen im Ausland aufbewahrt werden. Das Kapitel zu
den Inschriften von P. Nigdelis widmet sich nicht nur Fragen der Datierung,
sondern insbesondere Aspekten der Sozialgeschichte der Stadt, also der
Identität der Sarkophagbesitzer, den Bedingungen für Errichtung und Erwerb
eines Sarkophags, juristischen Aspekte der verschiedenen Bestattungen bis
hin zum Phänomen der Grabschändung, des Grabkultes und der Gesetzgebung zum Schutz der Sarkophage. Im Anhang von Y. Maniatis und
D. Tambakopoulos wird mit einer naturwissenschaflichen Analyse die Provenienz des verwendeten Steinmaterials untersucht.
Simitthus 4: H. R. Baldus ‒ M. Khanoussi, Der spätantike Münzschatz von
Simitthus/Chimtou
Bei Ausschachtungsarbeiten für einen Museumsneubau in Chimtou stieß
man im Mai 1993 in einer Baugrube auf einen zerbrochenen Keramiktopf
voll von spätantiken Goldmünzen aus dem früheren 5. Jahrhundert n. Chr.
Dieser Fund umfasst 1648 Münzen und ist damit der größte sicher bekannte
seiner Art aus der gesamten Spätantike. Die ältesten Stücke des Fundes,
für Kaiser Valentinian I. (364–375) geprägt, dürften noch im Jahre 364 entstanden sein. Die jüngsten hingegen – Ausgaben im Namen des Kaisers
Honorius (393–423) – sind zeitlich schwerer zu fassen: Ganz sicher aber gehören sie dem Jahrzehnt 410–420 an. Da Honorius kurzfristig herrschender
und münzprägender Mitregent Constantius III. (421) nicht in unserem Fund
vorkommt, bildet dieses Jahr der Samtherrschaft der beiden Westkaiser
einen terminus ante quem für das Abbrechen der Münzreihe.
Sämtliche Münzen werden in einem umfangreichen Katalog vorgestellt
und in Fotografien abgebildet. Einzelne Kapitel widmen sich den Präge-herren und Münzstätten und beleuchten alle wichtigen historischen wie
numismatischen Aspekte und gehen auch der Frage nach, wie und vor allem
wo der Schatz in der Antike zusammengestellt wurde und welche Umstände
zu seiner Verbergung führten.
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Holz als langer Kalender
Dendroklimatische/-chronologische Untersuchungen auf Rügen
Ein Projekt des Deutschen Archäologischen Instituts, Referat Naturwissenschaften
in Kooperation mit der Universität Potsdam, Institut für Geographie
U. Heußner, B. Tschochner, J. Weiß, T. Schöfbeck, J. Dingethal, J. Winkler
H
erzlich Willkommen in der Ausstellung zur Dendrochronologie. Viele
werden sich nun Fragen, was Dendrochronologie genau bedeutet.
Hier kann ein Blick in das griechisch Wörterbuch helfen. „Dendro“ ist abgeleitet vom griechischen Wort „Dendron“ was übersetzt so viel bedeutet
wie „Baum“. Auch das Wort „Chrono“ (grie.: „Chronos“) und Logie (vom
grie.: „Logos“) erzählen etwas über die begriffliche Bedeutung. Chrono
bedeutet die Zeit Logie, die Lehre. Zusammengesetzt heißt Dendrochronologie, also „Baum-Zeit-Lehre“. Um sich ein bisschen besser vorstellen
zu können, wie Bäume uns durch ihre Jahresringe verraten, wie das Klima und die Umweltbedingungen vor bis zu 1000 Jahren waren, haben
wir für Sie diese Ausstellung zusammengestellt.
Jede Tafel enthält einen weiteren Schritt auf dem langen und teilweise
mühseligen Weg der Konstruktion eines Kalenders mit Hilfe von Bäumen.
Die hier ausgestellten Ergebnisse sind unter anderem im Rahmen von
Abschlussarbeiten am Institut für Geographie der Universität Potsdam
entstanden.
ir wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken!
W
© Deutsches Archäologischen Institut, Universität Potsdam, Institut für Geographie
Gedruckt auf HP Designjet Z6200 im Audiovisuellen Zentrum der Universität Potsdam
9 Einführungsplakat zur Ausstellung „Holz als langer Kalender“ (Abbildung: Referat für Naturwissenschaften, DAI Zentrale).
Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen
Ausstellungen
„antike Architektur im Blick“
Die anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Architekturreferates im Jahre
2013 konzipierte Ausstellung „antike Architektur im Blick“ konnte 2014 auch
im Wissenschaftszentrum in Bonn-Bad Godesberg sehr erfolgreich präsentiert vom 4. Mai bis 25. Juni werden. Sie wurde am 3. Mai mit einem
Festvortrag von Prof. Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt feierlich eröffnet.
„Holz als langer Kalender“
In Kooperation mit der Universität Potsdam, Institut für Geografie haben
sich mehrere Studierende im Rahmen ihrer Masterarbeiten mit dem Baumwachstum auf der Insel Rügen und verschiedenen historischen Bezügen
befasst. Die dabei gewonnen dendrochronologischen Reihen wurden durch
Untersuchungen an den historischen Kirchen erweitert und sollen als Basis
für eine dendroklimatologische Untersuchung im größeren Rahmen dienen.
Mit den bisher erreichten Ergebnisse werden auf zwölf Tafeln unter dem
Thema „Holz als langer Kalender – Dendroklimatische/ und -chronologische
Untersuchungen auf Rügen“ vorgestellt (Abb. 9). Die Ausstellung hing unter
viel Beachtung zunächst vom 1. bis zum 16. August im Naturerbe Zentrum
Rügen in Prora auf Rügen. Danach wurde sie vom Museum Middelhagen
übernommen. Dort war sie vom 1. September bis zum Oktober im Hallenhaus des Freilichtmuseums zu sehen und hängt bis auf weiteres in den
Räumen der Kurverwaltung Middelhagen.
„Baustelle Porta Nigra“
Für den im September 2014 eröffneten Informationsbereich zum Thema
„Baustelle Porta Nigra“ im Westturm der Porta Nigra wurden vom Architekturreferat die unterschiedlichen Informationsmaterialien entworfen. Mit
kurzen Texten auf den Ausstellungsmöbeln (Abb. 10), reich bebilderten
Informationsmappen und einer computergestützte Präsentation „Was uns
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-02-3
10 Blick in die Ausstellung „Baustelle Porta Nigra“ (Foto: Architekturreferat, DAI Zentrale).
11 Besucher im Garten des Wiegandhauses am Tag des offenen Denkmals (Foto: N. Kehrer, DAI Zentrale).
die Steine über die Lebensgeschichte der Porta Nigra erzählen“ jeweils in
Deutsch und Englisch werden die aktuellen Ergebnisse aus den Bereichen
Bauforschung und Restaurierung präsentiert.
München führte U. Wulf-Rheidt gemeinsam mit Th. Fuhrer (München),
H. Harich-Schwarzbauer (Basel) und J. Evans (München) einen Workshop zu
„Spatialities of Performance“ durch.
Führungen
Am Tag des offenen Denkmals am 14. September wurden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Architekturreferates öffentliche Führungen durch
das Wiegandhaus, den Sitz der Zentrale des DAI, in Berlin durchgeführt
(Abb. 11).
Im Rahmen der summer school „History Takes Place – Dynamics of Urban
Change“ der Zeitstiftung präsentierte U. Wulf-Rheidt am 2. September im
Rahmen einer Führung über den Palatin in Rom ihre Forschungsergebnisse
zu den Kaiserpalästen.
Im Rahmen des Workshops der Graduiertenprogramme Basel, Berlin und
München „Inter disciplinas – Interdisziplinarität als Chance und Problem in
der altertumswissenschaftlichen Forschung“ vom 6.–9. Oktober in
Am 29. Juli führte U. Wulf-Rheidt den Urenkel von Theodor Wiegand, Johannes Wiegand, und seine Familie durch das Wiegandhaus.
Für art.Berlin führten Mitarbeiter des Architekturreferates Führungen am
3. September und 1. Oktober zum Garten des Wiegandhauses durch.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale Kooperationen
Auch im letzten Jahr wurden die Kooperationen des DAI sowohl national als
auch international ausgebaut. Folgende neue Kooperationspartner konnten
im Berichtszeitraum gewonnen werden:
Goethe-Universität Frankfurt am Main: Ausbau und die Verstetigung der
wissenschaftlichen Kooperationen bei der Erforschung der prähistorischen
und antiken Kulturen im breiten interdisziplinären Zusammenwirken von
altertums-, bio- und geowissenschaftlichen Disziplinen und der Informatik.
Beuth Hochschule für Technik Berlin: Förderung der gemeinsamen
Forschungs-, sowie der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf dem
Gebiet der Geodatenerfassung, der -analyse und der Visualisierung in der
archäologischen Forschung.
Laboratory of Tree-Ring Research (LTRR) of the University of Arizona (UA):
Wissenschaftliche Kooperation im Bereich der Dendrochronologie mit
Dendroarchäologie besonders im Balkan- und Mittelmeerraum.
Bibliotheken, Archive und andere Infrastrukturen
Bibliothek
Unter der Leitung des DAI und der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz konnte zusammen mit dem Exzellenzcluster Topoi das Projekt
„Termine. Literatur. Institutionen – Altertumswissenschaften in Berlin/Brandenburg auf einen Blick“ (ehemals IVABB) realisiert werden. Auf den Internetseiten des Berliner Antike-Kolleg wird ein umfangreiches Informationsund Rechercheangebot bereitgestellt, das die altertumswissenschaftlichen
Ressourcen in der Region Berlin/Brandenburg bündelt und allgemein zugänglich macht.
Unter dem Bereich „Services“ steht über Propylaeum ein virtueller Verbundkatalog zur Verfügung, der die wichtigsten altertumswissenschaftlichen
Bibliotheken in Berlin/Brandenburg in sich vereint und so eine gezielte Literatursuche ermöglicht. Im Kalender sind alle Veranstaltungen in der Region
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einsehbar, die im Zusammenhang mit altertumswissenschaftlicher Forschung
stehen. Mit Hilfe des Infrastrukturführers können die Standorte von Fachbibliotheken, Instituten und Museen in Berlin/Brandenburg recherchiert werden.
Erweiterung Bibliotheksverbund des DAI
Der DAI Bibliotheksverbund konnte um eine Außenstelle in Peking erweitert
werden, wo nunmehr die Medien direkt in ZENON vor Ort erschlossen werden. Die bibliothekarische Betreuung findet in der Eurasienabteilung statt.
Die Orientabteilung wiederum betreut die Kolleginnen in den Außenstellen
von Damaskus, Sana‘a und Baghdad. Kolleginnen der beiden erst genannten
Außenstellen wurden in Berlin geschult, um Basisarbeiten vor Ort ausführen
zu können.
Retrokatalogisierung
Da trotz umfangreicher Eigenleistungen noch nicht alle Bibliotheksbestände
des DAI elektronisch erschlossen sind, wurde nach einer systematischen
Erhebung aller noch fehlenden Segmente ein Retrokatalogisierungsprojekt
für das gesamte DAI in einer ersten Phase in der Orientabteilung, der Abteilung in Kairo und der KAAK begonnen. Somit wird laufend die Nachweissituation verbessert und der hohe Spezialisierungsgrad der DAI-Bibliotheken
deutlicher.
Die Bibliothek der Zentrale in Zahlen
Gesamtzugang an Bänden: 1477 (Monographien und Zeitschriften), davon
wurden 535 Bände angekauft, 573 Bände durch Tausch erworben, 268 Bände
gelangten als Schenkung in die Bibliothek und 71 Bände waren Pflichtexemplare. Hinzu kommen 538 laufende Zeitschriftenabonnements. 3292 Leserinnen und Leser besuchten die Bibliothek. Es wurden 703 bibliothekarische
Auskünfte erteilt und 9435 Bände waren in Benutzung.
Friedrich-Hinkel-Forschungszentrum
Das über QSAP geförderte Projekt zur Digitalisierung des wissenschaftlichen
Nachlasses von Dr. Friedrich W. Hinkel als Basis für das Friedrich-Hinkel-
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale Forschungszentrum begann im August 2014 mit der Einstellung von sechs
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine geographische Datenbank
(Geogrid), basierend auf dem geographischen Referenzsystem Friedrich W.
Hinkels, wurde angelegt und die Einspeisung erster Daten in die iDAI.welt
(vor allem Geoserver und iDAI.gazetteer) vorgenommen.
Zu den die Digitalisierung vorbereitenden Arbeiten gehörten eine erste
Zusammenstellung nötiger Daten für die Geoinformationssysteme, die
Erfassung von Teilen des Archivbestandes, die Entwicklung von Metadatenstrukturen (Baumstruktur, Metadaten für einzelne Teilbestände) sowie die
Erarbeitung von Workflows. Grundlegende Arbeitsmaterialien (Publikationen und Fotoinventare) wurden in Eigenleistung digitalisiert. Im Dezember
erfolgte die Übergabe der ersten größeren Charge an Archivalien zur Digitalisierung an einen externen Dienstleister.
In Vorbereitung der Digitalisierung des wissenschaftlichen Nachlasses
von Friedrich W. Hinkel zum antiken Sudan konnten weitere Teilbereiche der
umfangreichen Archiv- und Bibliotheksmaterialien sortiert und erfasst
werden (Werkvertrag M. Konieczny, bis Mai 2014). Parallel dazu wurde eine
Benutzungsordnung für das Archiv ausgearbeitet, die auch exemplarisch für
die Archive des DAI Verwendung finden soll. Erste Besucherinnen und
Besucher nahmen Einsicht in das Material für ihre eigenen Forschungen, ein
Workflow zur Verwendung von Informationen wurde entwickelt. Für die in
Vorbereitung befindliche Publikation von F. W. Hinkel und J. Yellin zum
Südfriedhof in Meroë (AMS Suppl. VI) erfolgte das Tafellayout und der Satz
des Textes.
Ehrungen
Der Präsidentin des Instituts Prof. Dr. Friederike Fless wurde am 25. November die Ehrendoktorwürde durch die Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin verliehen.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-02-3
12 Der neue Generalsekretär Philipp von Rummel mit der Präsidentin des Instituts Friederike Fless
und dem scheidenden Generalsekretär Ortwin Dally anlässlich der Amtsübergabe am 2. April (Foto: K. Karottke, DAI Zentrale).
Sonstiges
Am 2. April fand im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin die
Amtseinführung des neuen Generalsekretärs mit anschließendem Empfang
statt. Im Rahmen der Veranstaltung sprachen die Präsidentin des Instituts
Friederike Fless, der scheidende Generalsekretär und neue leitende Direktor
der Abteilung Rom Ortwin Dally, Philipp von Rummel als neuer Generalsekretär sowie Altpräsident Hans-Joachim Gehrke mit dem Festvortrag
„Der Archäologe als Historiker“ (Abb. 12).
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Zentrale urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-02-3
Sommerfest
Das diesjährige Sommerfest der Zentrale mit Stipendiatenempfang am
12. Juni wurde zu einem besonderen Ereignis, da neben den aktuellen Reisestipendiatinnen und Reisestipendiaten zum ersten Mal ein 50-jähriges
Stipendiumsjubiläum gefeiert wurde. Mit Hermann Ament, Adolf H. Borbein,
Jürgen Borchhardt, Alexander Demandt, Hubertus von Gall, Ingo Pini und
Wolfgang Schenkel konnten sieben Vertreter des Stipendiatenjahrganges
1964/65 im Garten des Wiegandhauses begrüßt werden (Abb. 13). In
sommerlich-festlicher Atmosphäre lauschten nicht nur die aktuellen Reisestipendiatinnen und -stipendiaten mit großem Interesse den Berichten der
Reise vor 50 Jahren, die sich in so vielerlei Hinsicht ganz grundlegend von
heutigem Reisen unterschied.
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13 Die Reistestipendiaten des Jahrgangs 1964/65 (von links) Adolf H. Borbein, Hermann Ament,
Alexander Demandt, Ingo Pini, Jürgen Borchhardt, Wolgang Schenkel und Hubertus von Gall mit
der Präsidentin Friederike Fless beim Sommerfest des DAI am 12. Juni (Foto: I. Wagner,
DAI Orient-Abteilung).
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Abteilung Rom
Via Curtatone 4d
I-00185 Rom
Tel.: +39-(0)6 488 81 41
Fax: +39-(0)6 488 49 73
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
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Bericht aus der Arbeit der Abteilung
Direktoren: Prof. Dr. Henner von Hesberg, Erster Direktor (bis Februar 2014); Prof. Dr. Ortwin
Dally, Erster Direktor (seit März 2014); Prof. Dr. Klaus Stefan Freyberger, Zweiter Direktor (bis
Juni 2014); Dr. Norbert Zimmermann, Zweiter Direktor (seit Oktober 2014).
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Beste, Dr. Ralf
Bockmann (seit Juni 2014), Dr. Alexandra W. Busch (bis April 2014), Dr. Thomas Fröhlich, PD Dr.
Richard Neudecker, Dr. Christiane Nowak, Dr. Philipp von Rummel (bis Januar 2014), Dr. Ulla
Kreilinger (14.07.–31.12.2014), Dr. Achim Weidig (14.07.–31.12.2014).
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Jessica Bartz (bis 31.03.2014), Lea Kreuzburg (Köln 13.10.–
31.12.2014), Thomas Lappi M.A. (bis 30.09.2014), Paul Pasieka M.A. (seit 01.01.2014), Fabian
Riebschläger M.A. (seit 27.01.2014), Arne Schröder (Köln, 20.01.–30.06.2014, und 01.10.–
30.11.2014), Gabriele Scriba, Annika Skolik (Köln, seit 10.11.2014), Michael Teichmann M.A.
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Anna Maria Borowska (Transformationspartnerschaft Tunesien, seit 30.06.2014), Marina Unger M.A. (DFG), Francesca Garello (DFG), Evelyne Bukowiecki (TOPOI II, seit 01.12.2014), Dr. Manuel Fiedler (DFG, seit 15,09.2014), Dr. Ulla Kreilinger
(Kulturerhalt AA, 01.01.–13.07.2014), Dr. Markus Wolf (DFG, seit 01.12.2014), Alexander Hoer
(Selinuntprojekt DFG, seit 01.10.2014).
Das Jahr 2014 war für die Abteilung Rom durch mehrere personelle Wechsel
bestimmt. Der Erste Direktor Henner von Hesberg und der Zweite Direktor
Klaus Stefan Freyberger traten in den Ruhestand ein; sie wurden offiziell verabschiedet (Abb. 1. 2). An ihre Stelle traten Ortwin Dally und Norbert Zimmermann. Die Leitung der Fotothek übernahm in der Nachfolge von Alexandra Busch Ralf Bockmann, der seither zugleich neuer Referent für die
Archäologie Nordafrikas ist.
In der Diskussion des neuen Forschungsplanes der Abteilung bildeten sich
vier Schwerpunkte ab: (1) Genese und Entwicklung regionaler Siedlungsstrukturen, (2) Die Gestaltung urbaner Lebensräume, (3) Kulturelle Kontaktzonen, (4) Forschungs- und Wissenschaftsgeschichte. Die damit verbundenen
Forschungsaktivitäten der Abteilung konzentrierten sich geographisch verteilt auf drei Länder: Italien, Albanien und Tunesien. In allen Bereichen wurde versucht, laufende Projekte zum Abschluss und zur Publikation zu bringen.
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
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Griechische Städte auf Sizilien und Unteritalien
Wesentliche Publikationsvorhaben zu Syrakus und Selinunt wurden weiter
vorangetrieben und sollen 2015 publiziert werden. Über ein neu bewilligtes
DFG-Projekt können die umfangreichen Keramik- und Terrakottenfunde der
von Dieter Mertens geleiteten Grabungen in Selinunt bearbeitet und für die
Publikation aufbereitet werden. Das Projekt läuft bis 2016. Parallel dazu liefen neue geophysikalische Untersuchungen im Bereich des Kerameikos von
Selinunt an, wo die Universität Bonn tätig ist, und im Bereich der Häfen. Die
Ergebnisse liefern neue Einsichten in das antike Straßenraster und die Gestaltung der Häfen (Abb. 3). Ausgangspunkt eines zweiten durch die DFG geförderten Projekts ist die Bauaufnahme und vergleichende Studie zu hellenistischen Bauten in Kampanien, unter besonderer Berücksichtigung der
Städte Cumae und Paestum.
1
2
1 Amtsübergabe der Ersten Direktoren der Abteilung Rom. Rechts Henner von Hesberg; links Ortwin
Dally (Foto: H. Behrens, DAI Rom).
2 Verabschiedung Klaus Stefan Freyberger als Zweiter Direktor der Abteilung (Foto: H. Behrens, DAI Rom).
Rom
Neben dem Abschluss von Publikationsvorhaben zum Marsfeld, dem Forum
Romanum (Basilica Aemilia und Basilica Iulia) wurden die Arbeiten in der Domus Aurea fortgeführt: In wachsendem Maße zeigt sich, wie die Räume der
Domus Aurea nach ihrer Aufgabe als Wohnstätte einer kommerziellen Nutzung zugeführt wurden (Abb. 4a. b).
Römische Städte in Latium
In Fabrateria Nova haben verschiedene, seit 2009 durchgeführte Grabungsund Dokumentationskampagnen zur Identifikation eines etwa 100 × 100 m
großen Platzes am Ostrand des Stadtgebietes geführt, auf dem drei republikanische Tempel nachgewiesen werden konnten. Eine Reihe von Indizien
sprechen dafür, in dieser Anlage die arx der Stadt zu sehen und den großen
Tempel A als deren capitolium zu interpretieren.
In den 2013/14 durchgeführten Kampagnen wurden gezielte geomagnetische und geoelektrische Messungen in dem Areal durchgeführt, die darauf
abzielten, nähere Informationen über die Position und den Charakter der
Platzbegrenzung zu gewinnen. Im Westen und Norden bestand die Begrenzung aus einer Abfolge von Räumen und Exedren, denen zumindest im
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Norden eine porticus vorgelagert gewesen zu sein scheint. Eine entsprechende Gestaltung ist im Osten für das nicht erhaltene Obergeschoss der
cryptoporticus anzunehmen. Im Süden hat sich der Platz hingegen wahrscheinlich in voller Breite auf den gepflasterten decumanus geöffnet. Eine
weiter im Westen auf einer Fläche von knapp 2 ha durchgeführte geomagnetische Prospektion zeigt im Westen und Osten des augusteischen Säulenhofes, an dem in früheren Jahren einige Sondagen durchgeführt worden
waren, regelmäßige Baustrukturen. Der Befund verstärkt die Vermutung,
dass es sich um den Forumsplatz der colonia handeln könnte (Abb. 5). Die
Projektarbeiten zur Siedlungsgenese von Albano Laziale wurden fortgeführt.
Albanien
Mit Unterstützung eines neuen DFG-Projekts können die Grabungen und
Forschungen im Theater von Apollonia bis zum Ende des Jahres 2015 abgeschlossen und publikationsfertig aufbereitet werden. Neben der Anlage und
Auswertung von Schnitten zur Klärung letzter stratigraphischer Fragen wird
derzeit die Keramik aus den Auffüllschichten der Orchestra (über eine
Million Scherben) ausgewertet, um die überaus komplexen Veränderungen
und Nutzungen der Orchestra, die in römischer Zeit in eine Arena verwandelt wurde, besser zu datieren und zu verstehen (Abb. 6).
3
3 Prospektionsplan des Stadtgebietes von Selinunt (Plan: Selinuntprojekt des DAI Rom).
Nordafrika
In kulturpolitischer Hinsicht bedeutsam ist unvermindert das vom Auswärtigen Amt geförderte Transformationspartnerschaftsprogramm, das tunesischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern erlaubt, zu
einem mehrwöchigen Forschungsaufenthalt an die Abteilung Rom des DAI
zu kommen (Abb. 7). Zum Abschluss ihres Aufenthaltes veranstaltet die Abteilung jeweils ein Kolloquium mit interessierten Kolleginnen und Kollegen
anderer Forschungseinrichtungen und Universitäten in Rom, in dem die jeweiligen Stipendiaten und Stipendiatinnen kurz ihre Forschungsthemen zur
Diskussion stellen.
Nach dem Abschluss der Grabungen, die F. Rakob seinerzeit in den achtziger Jahren in Angriff genommen hatte, wurden 2014 verschiedene
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4a Domus Aurea, Rekonstruktion der Fassade der Räume 56-60 in neronischer Zeit (Grafik: H.-J. Beste,
DAI Rom).
4b Domus Aurea, Rekonstruktion der Fassade der Räume 56-60 in post-neronischer Zeit- Nutzung der
Räume nun als Magazine, wodurch die Fassade umgestaltet wird (Grafik: H.-J. Beste, DAI Rom).
mise-en-valeur-Maßnahmen zur Konservierung und Erschließung des
Fundplatzes an der Rue Ibn Chabâat in Karthago, Tunesien, begonnen; mit
deren Planung und Durchführung wurde der Architekt Martin Klessing
(Berlin) beauftragt. Die Arbeiten finden in enger Koordination mit den zuständigen tunesischen Behörden statt. Zur Feinabstimmung werden regelmäßig Ortstermine durchgeführt. Die Arbeiten wurden kontinuierlich bis
Mitte Dezember von einem Team aus Vorarbeiter, zwei Maurern und vier
Arbeitern durchgeführt. 2014 wurden zunächst Aufräumarbeiten in den
drei großen Grabungsschnitten und im unmittelbar umliegenden Gelände
ausgeführt. Die Stützmauern, die die Schnitte sichern, wurden ausgebessert. Entlang der nördlichen Seite des Grabungsgeländes wurde der provisorische Zaun durch einen festen, 2 m hohen Metallzaun mit Betonfundament ersetzt (Abb. 8). Die Drainage wurde ebenfalls erneuert.
Das Projekt wird wesentlich finanziert aus Mitteln der Transformationspartnerschaft mit Tunesien der Bundesregierung und soll 2015 fortgesetzt
werden.
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Veranstaltungen
Eine besondere Veranstaltung fand im Rahmen der EU-Präsidentschaftsübernahme Italiens am 17. Juni 2014 statt; zu der von der UNIONE der ausländischen Akademien und Institute organisierten Tagung unter dem Titel „L’Europa
in Italia. Giornata di incontro sulla collaborazione nel settore archeologico con
riferimento alle attività degli Istituti stranieri” trug auch das DAI bei.
Der Empfang der ständigen Deutschen Vertretung bei der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), dem World Food Programme (WFP) und dem International Fund for Agricultural Development (IFAD)
zum Tag der Deutschen Einheit fand dann am 2. Oktober im Villino Amelung
statt; Grußworte an die bei der FAO akkreditierten Botschafter richteten die
Präsidentin des DAI, Prof. Dr. Friederike Fless, und der Botschafter Thomas
Wrießnig (Abb. 10).
5 Forumsplatz von Fabrateria Nova (Grafik: Eastern Atlas).
Nachwuchsförderung und Stipendien
Auslandstipendiaten
Dr. Ralf Bockmann (bis Mai 2014), Evelyne Bukowiecki (TOPOI-Stipendium)
Informationstechnologie
Nach fast 5 Jahren Laufzeit ist das Projekt „Die Antike im Semantischen
Netz“ zum Jahreswechsel 2013/2014 zu Ende gegangen; ein Folgeprojekt
ist mittlerweile genehmigt worden. In den letzten beiden Jahren hat die
Bibliothek der Abteilung Rom zu diesem Projekt etwa 1.200 Bände beigesteuert, die digitalisiert und in iDAI.Images/Arachne online gestellt worden
sind (Abb. 9). Sie sind über ZENON, aber auch über die Virtuelle Fachbibliothek Propylaeum recherchierbar. Die Bände sind im TEI-Viewer indexiert
und, soweit als möglich, mit OCR versehen verfügbar, sodass auch eine
Volltextrecherche möglich ist. Die Arachne-Umgebung erlaubt die Kontextualisierung der Werke und der in ihnen behandelten Denkmäler. Die Bände sind gemeinfrei und können ganz oder seitenweise kostenfrei aus dem
Netz heruntergeladen werden.
Stipendiaten aus der vom AA geförderten Transformationspartnerschaft mit
Tunesien:
August 2014 M. Ben Othman, Masterarbeit „Céramique Islamique de Kairouan: morphologie et décor“; N. Bel Mabrouk, Dissertation „Mrabet. La cité de
Macomades minores -Lunci et son territoire dans l‘Antiquité“; N. Derbel, Dissertation „Recherches sur la présence chrétienne au Cap Bon at Sahel à partir
de la documentation littéraire, archéologique et épigrafique“; Z. Noumi, Dissertation „Les cognomina d‘origine libyque et punique en Afrique romaine“ September 2014 A. Helali, Dissertation „Les monuments religieux du Sahel
Tunisien au moyen âge“; M. Grira, Recherchen für mehrere Artikel: „Afrique
proconsulaire, archéologie rurale, occupation du sol, histoire municipal“;
N. Nasr, Dissertation „Le décor architectonique antique de Thuburbo Majus.“;
S. Roudesli-Chebbi, Habilitation „Rites et pratiques funèraires. Anthropologie
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du terrain.“ Oktober 2014 F. Dridi, Dissertation „Étude d‘une collection
d‘amullettes de Carthage“; H. Abda, Dissertation „Cités et grands domaines
dans la Thusca orientale à l‘époque romaine“; N. Omri, Dissertation „Les épitaphes Romaines à caractère collectif dans le Haut-Tell“; W. Ben Abdallah,
Dissertation „Topographie religieuse de Thuburbo Maius dans l‘Antiquité“ November 2014 Kh. Dhifi, Dissertation „L‘occupation du sol dans le bassin de
Regueb“; R. Hadj Said, Recherchen „Le Marché de Dougga et les exemples de
l‘Afrique“; A. Tekki, Recherchen „L’artisanat méttalurgique antique (punique et
romaine) et les anciennes explotations minières en Tunis“; Y. Sghaier, Recherchen „La nécropole punique de Lamta“; S. Trabelsi, Master „Recherches archéologiques sur le site de Carpis“ Dezember 2014 Ch. Guellela, Dissertation
„Les maisons de la pêche et ‚seize bases d’Althiburos‘ – approche architectural“ ; W. Ben Akacha, Recherchen „Statut juridique et urbanisme à Gigthis“;
H. Krimi, Recherchen L’Archéologie e l’histoire ancienne de l’Afrique du nord
(Frontières romaines)“; H. Abid, Dissertation „Monographie historique sur la
vallée de l‘Oued Silianan: La moyenne vallée de l‘Oued Silina dasn l‘Antiquité“;
M. Yahyaoui, Master „La symbolique du feu à Carthage et dans le culte de
Baal-Hamon/Saturn en Afrique“.
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6 Grundrisszeichnung des Theaters von Apollonia (Zeichnung: St. Franz, V. Hinz, DAI Rom).
Thyssen-Stipendien
11.2013–01.2014 M. R. Perrella, „Le ville maritime della Penisola Sorrentina.
Nuove ricerche sull’architettura in villa marittima tra il I sec. a.C. e il I sec. d.C.“ 03.2014–04.2014 M. Brando, „La ceramica di età romana in zona del tempio
di Matidia“ 03.2014–04.2014 F. Dell’Era, „Le stratigrafie del Tempio di Matidia“ 10.2014–11.2014 C. Venditti, „Stratifizierte römische Keramik aus
Fabrateria Nova: Tafelgeschirr“ 10.2014–11.2014 M. Rinaldi, „Stratifizierte
römische Keramik aus Fabrateria Nova: Gebrauchskeramik“ 10.2014–
11.2014 S. Consigli, „Stratifizierte römische Keramik aus Fabrateria Nova:
große Transportgefäße“ 10.12014–12.2014 S. Aglietti, „Die Transformation
Albanos vom 4. zum 6. Jh. n. Chr. und der Weg ins Mittelalter“ 10.2014–
12.2014 S. del Ferro, „Die Transformation Albanos vom 4. zum 6. Jh. n. Chr.
und der Weg ins Mittelalter“ 09.2014 T. Morini, „La Domus Aurea“ 10.2014–
12.2014 D. Nepi, „Die Agrippathermen. Erstellung des Phasenplanes.
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Teilprojekt zum Marsfeldprojekt des DAI“ 10.2014–11.2014 A. Blanco, „Die
Agrippathermen. Teilprojekt zum Marsfeldprojekt des DAI“.
7
8
7 Tunesische Stipendiat/-innen am DAI Rom im Dezember 2014 (Foto: R. Bockmann, DAI Rom).
8 mis-en-valeur-Maßnahmen an der Rue Ibn Chabâat (Foto: R. Bockmann, DAI Rom).
Summerschools
12. bis 23. Mai Kurs zur Verwendung von GIS in Forschung und Denkmalpflege
für Mitarbeiter des libyschen Antikendienstes, Sfax, Tunesien, in Kooperation
mit Durham University und Universität Sfax.
Der Kurs diente der Vermittlung von Grundkenntnissen in Planung, Aufbau
und Nutzung eines GIS für die Denkmalpflege zur Nutzung durch libysche
Archäologinnen und Archäologen im Dienst des Libyan Department of Antiquities. Es nahmen insgesamt acht Mitarbeiter der libyschen Antikenbehörde
aus verschiedenen Landesteilen teil. Der Kurs war Teil der Capacity-BuildingMaßnahmen, die im Rahmen eines Forschungsprojekts des DAI Rom in
Kooperation mit der Universität Durham realisiert werden, und wurde mit
Unterstützung des dritten Projektpartners, der Universität Sfax, in Tunesien
durchgeführt.
25. August bis 13. September Internationale und interdisziplinäre Summerschool für Studierende „Conservation of architectural surfaces and decorative
features“ in Kooperation mit dem Institut der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft sowie dem Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege
der Fachhochschule Köln und der Università degli Studi Suor Orsola Benincasa;
Albano Laziale.
Im Rahmen der Summerschool lernten Studierende der Restaurierungsund Konservierungswissenschaft, der Baudenkmalpflege und der Architektur
am Beispiel des Amphitheaters von Albano Laziale ein Risk Assessment sowie
ein Konzept für eine touristische Erschließung und Nutzung des Monuments
zu erstellen. Die Studierenden führten hierfür unter Anleitung von Lehrenden
der verschiedenen Fachbereiche eine Analyse und Dokumentation der
gefährdeten Bereiche durch und erarbeiteten Vorschläge zur Restaurierungsmethode. Sie erlernten Dokumentationsmethoden wie 3D-Laserscanning
sowie Software zur Aufbereitung und Auswertung der Daten, die als
Grundlage für die weitere wissenschaftliche, baudenkmalpflegerische und
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
9 Screenshot aus dem Web iDAI.Images/Arachne (Bild: DAI Rom).
restauratorische Arbeit dienen. Die Dokumentation fließt in den Abschlussbericht ein, der der Stadt und der Soprintendenz zur Verfügung gestellt wird.
2./3.Oktober Summerschool „History Takes Place – Dynamics of Urban
Change“ der Zeitstiftung, des Bucerius Kunstforums und der Gerda Henkel
Stiftung in Zusammenarbeit mit dem DAI Rom, der Biblioteca Hertziana und
dem Deutschen Historischen Institut.
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A. Kleineberg (Freiburg), Kaiserliche Bildnisbüsten römischer Zeit. Funktion –
Kontext – medialer Charakter 13. März K. Iara (Rom), Grenzübergreifende
Sakraltopographie in Rom und Suburbium: Orte und Bewegungen 20. März
M. Cadario (Udine), Graecae artes e Lucio Mummio 27. März K. Schnädelbach (München), Archäologie und Geodäsie am Beispiel von Vermessungsarbeiten auf dem Forum Romanum 11. April T. D’Angelo (Cambridge), Più di
qua che di là: lo spazio del colore nella pittura funeraria dell’Italia meridionale 8. Mai Chr. Nowak (Rom), Römische Grabskulptur aus Hirpinien. Bildsprache und historischer Kontext 15. Mai E. Giovanelli (Rom), Chimere equine
nell’Italia preromana. Alcuni casi di commistione tra elementi equini e felini
nell’iconografia degli animali fantastici in età orientalizzante e arcaica 22. Mai G. Mazzilli (Macerata), L’Arco di Traiano a Leptis Magna: risultati di
una nuova indagine sul monumento. Architettura, urbanistica e propaganda
imperiale 5. Juni L. Adorno (Berlin), Selinunte: dalla ceramica locale al fenomeno artigianale. Nuovi approcci e nuove prospettive di ricerca 19. Juni
C. Parigi (Heidelberg), Atene e il sacco di Silla: distruzioni, restauri e ricostruzioni fra l’86 a.C. e il 27 a.C. 3. Juli I. Pietroletti (Rom), Storia del Museo
Nazionale Romano dalle origini agli anni Trenta del Novecento 11. September E. Bianchi und L. Antognoli (Rom), Cloaca Maxima. Creazione e sviluppo
della grande opera idraulica dagli studi di Heinrich Bauer alle nuove indagini
13. November K. St. Freyberger (München), Das „Bautenrelief“ aus dem
Hateriergrab: eine neue Interpretation 20. November L. Rebaudo (Udine),
Vettio Agorio Prestestato nella Casa delle Vestali. Sull’identità del „Numa“
dell’Antiquarium Forense a Roma.
Wissenschaftliche Veranstaltungen
Palilien-Adunanzen im Palazzo Massimo, Museo Nazionale
10. April O. Dally (Rom), Begrüßung und Einleitung; E. La Rocca (Rom),
Augusto, gli obelischi e il Sol.
Vorträge am DAI
16. Januar D. Manconi (Ancona), Todi (Umbria), La fase ellenistica della necropoli 30. Januar R. Bucolo (Rom), Un’archeologa tedesca a Roma. Margarete
Gütschow, Socia Ordinaria dell’Istituto Archeologico Germanico 13. Februar
Winckelmann-Vortrag
11. Dezember O. Dally (Rom), Begrüßung und Einleitung; D. Marzoli (Madrid),
Begegnungen zwischen Ost und West: Phönizier an den Küsten der Iberischen
Halbinsel und Marokkos.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
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Buchpräsentation
21. Oktober Präsentation des Buches l. Romeo – D. Panariti – R. Ungaro
(Hrsg.), Hierapolis di Frigia VI – La tomba bella. Un heroon giulio-claudio e il
suo sarcofago durch C. Gasparri, mit einer Einführung in die neuen
Grabungsergebnisse in Hierapolis durch F. D’Andria.
Internationale Vortragsreihen
ITAR (Incontri tardoantichi a Rome) in Kooperation mit Ecole française de
Rome, American Academy Rome, Università degli studi La Sapienza, Pontifico
Istituto di Archeologia Cristiana.
Es sprachen am 21. Januar in der École française de Rome: A. Castrorao
Barba (Siena), Riusi e trasformazioni delle ville romane in Italia tra III e VII/VIII
secolo: approccio statistico da una schedatura dei contesti editi; C. Sfameni
(Rom), Il CISEM e l’archeologia delle ville residenziali in Italia: nuovi dati e
prospettive di ricerca; R. Santangeli Valenzani (Rom) Abitare a Roma
nell’altomedioevo: uso degli spazi e funzioni sociali.
Am 16. April in der American Academy in Rom sprachen: K. Iara (Rom),
Sacralità ostinata: la persistenza della sacralità pagana nel Foro Romano tardo
antico; A. Cameron (New York/Rom), Were Pagans Afraid to Speak their Mind
in a Christian World: The Correspondence of Symmachu.
Es sprachen am 27. Oktober in der École française de Rome: F. Frauzel
(Rom), Le iscrizioni degli ostrogoti in Italia. Note su una raccolta in corso;
I. Mossong (Rom), Gli ecclesiastici dell’Italia tardoantica sulla base delle testimonianze epigrafiche – Bilancio e risultati.
10 Empfang zum Tag
der Deutschen
Einheit am 2. Oktober im Villino
Amelung (Foto:
K. Niemann,
FAO).
Incontri AIAC. Associazione Internazionale di Archeologia Classica
Am 3. November zum Thema „Riflessi dell’ellenismo, tra Spagna ed Egitto:
Guadalajara, Carteia, Dionysias“ sprachen: E. Gamo Pazos (Madrid), The
romanization of Celtiberia: The oppidum of Los Rodiles (Guadalajara, Spain);
A. Romero Molero (Rom), Atria in Baetica. La domus repubblicana di Carteia
(Spagna); G. Carpentiero (Siena), Elementi di interazione culturale
nell‘urbanistica ellenistica in Egitto: il caso di Dionysias (Fayyum).
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
Kolloquien, Studientage
22. Februar Giornata di Studio „Dalla Villa Imperiale ai Castra Albana: Trasformazioni del territorio di Albano dall’età repubblicana al IV sec. d. C.“ in
Kooperation mit der Soprintendenza Speciale per i Beni Archeologici del Lazio, dem Museo Civico und der Città di Albano; Albano Laziale, Sala Nobile di
Palazzo Savelli.
Es sprachen: N. Marini (Albano), Saluti del Sindaco di Albano; C. Fiorani
(Albano), Saluti dell’Assessore all’Ambiente e ai Musei; E. Calandra (Rom),
Introduzione del Soprintendente per i Beni Archeologici del Lazio; A. W. Busch
(Rom), Presentazione del progetto; Vorsitz: M. Papini (Rom); E. Cuccurulo, La
villa ai Cavallacci; E. Lancetti (Rom), Gli antichi resti della cosiddetta villa di
Pompeo; S. Stassi (rom), Il paesaggio sacro del territorio albano in età repubblicana: la stipe di via S. Ambrogio e alcune testimonianze epigrafiche e
votive; A. W. Busch (Rom), I castra Albana; S. Aglietti (Rom), Breve introduzione alle canabae legionise note sull’approvvigionamento idrico e il sistema
di distribuzione delle acque; M. Nieberle (Köln), Le terme di Cellomaio;
G. Ghini (Rom), Scavi al campo Boario: risultati e previsioni; C. Mascolo
(Rom), La tipologia dellecupaedi Albano e le ragioni di una scelta; A. Andreocci (Rom), L‘anfiteatro: rilettura dei dati e nuove considerazioni.
30. Mai International Symposium „The Roman Courtesan. Archaeological
Reflections of a Literary Topos“, organisiert vom Institutum Romanum
Finlandiae in Zusammenarbeit mit dem DAI Rom; Finnisches Institut Rom.
Es sprachen: O. Dally (Rom), T. Heikkilä (Rom), Grußworte; Th. McGinn
(Nash-ville), Legal status of Roman courtesans; M. Kajava (Helsinki), Naming
courtesans in antiquity; Antonio Varone (Roma), Pupa, puella, domina –
tracce di cortigiane nella documentazione pompeiana; L. Jacobelli (Napoli),
Scene di banchetto con presenze femminili nelle case di Pompei: alcune considerazioni; R. Neudecker (Rom), The most beautiful girls of Pompeii – hetairai?, S. Sande (Rom), Prostitutes and entertainers at Rome – did they leave
memories of themselves?; V. Hakanen (Helsinki), Ganymede in Roman wall
paintings – a visual allusion to male prostitution?; R. Berg (Rom), Cercando la
casa di una cortigiana a Pompei. I reperti materiali quali segno di attività di
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prostituzione?; K. Mustakallio (Tampere), Acca Larentia’s legend. How did
the Roman storytellers explain her role in Roman memory?; M.-L. Hänninen
(Helsinki), The image of a wellborn lady as prostitute: the cases of Julia and
Messalina; Sh. L. James (Chapel Hill): The life course of the Roman courtesan.
5./6. Juni Internationale Konferenz „Byzantine and Medieval Islamic baths
and their use 600–1200 AD“ in Zusammenarbeit mit der Universität
Freiburg, Institut für Archäologische Wissenschaften (IAW), Byzantinische
Archäologie, und finanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung; 2014 Museo
Nazionale Romano Terme di Diocleziano.
Es sprachen: O. Dally (Rom), Welcome; D. Knipp (Freiburg), Introduction:
Baths and Bathing in Times of Transition and Changing Values; G. Giovanetti
(Rom), Balnea ‚privati’ nel Paesaggio Urbano di Roma e Ostia in età tardo
antica (III-VI secolo d.C.); L. Sagui (Rom), Il balneum medievale nell’esedra
della Crypta Balbi (Roma); F. Romana Stasolla (Rom), Bagni e saune tra tradizioni tecnologiche e portati culturali; Ch. Touihri (Paris/Tunis), Les Bains de
Dougga entre antiquité tardive et Haut Moyen Age, à la lumière de
l’archéologie; R. Bockmann (Rom), Changes and Continuity in Baths and
Bathing in North Africa between the Byzantine and Early Medieval Epochs;
M. Tekinalp (Ankara), Early Byzantine Bath Buildings at Arykanda and Arif
Kale in Lycia; I. Arvanitidou (Rom), From the Roman to the Byzantine Bath
Complexes in Greece. Early Approaches; Ph. Niewöhner (Oxford/Washington), Archaeology and the Social Character of Bathing in Byzantine Anatolia:
Miletus, Andriake Kirse Yani and Germia; M. Hawari (Oxford), Early Islamic/
Umayyad Baths: Continuity and Innovation – in the Case of ‚Hisham’s Palace’
at Khirbat al-Mafjar, Jericho, Palestine; I. Arce (Amman), The Representative
and Social Value of Umayyad Bath Houses: Antecedents and case studies;
D. Knipp (Freiburg), Conclusions.
9. September Vortragsveranstaltung anlässlich der Unterzeichnung der
Kooperationsvereinbarungen zwischen DAI Rom, Soprintendenz und der
Città di Albano, in deren Rahmen die Ergebnisse der Arbeiten 2013/2014
vorgestellt wurden; Albano Laziale, Sala Consiliare.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
Es sprachen: N. Marini (Bürgermeister von Albano), Grußworte; C. Fioriani (Assessore all’Ambiente e ai Musei), Einführung; E. Calandra (Soprintendente per
i Beni Archeologici del Lazio), Grußworte; G. Ghini (Funzionario della Soprintendenza per i Beni Archeologici del Lazio), Grußworte; O. Dally (DAI Rom),
Grußworte; D. De Angelis (Direttore Scientifico del Museo Civico di Albano Laziale), Grußworte. Thematische Präsentationen: C. Fiorani (Rom), Il Circuito
Monumentale e la Guida Archeologica su Albano; G. Ghini (Rom), Lo scavo di
Campo Boario; A. W. Busch (Mainz), L’anfiteatro dalla ricerca alla valorizzazione; A. Heritage (Köln); M. Martelli Castaldi (Neapel); A. Andreocci (Rom).
17. September Tagung des Ministero dei beni e delle attività culturali e del
turismo und der Direzione Generale Antichità in Zusammenarbeit mit der
Unione delle Accademie a degli Istiututio stranieri nell’Unione europea, der
AAR, AIAC. Associazione internazionale di archeologia classica, der niederländischen Schule, der Ecole francaise de Rome aus Anlass der italienischen
EU-Präsidentschaft „L’Europa in Italia. Giornata di incontro sulla collaborazione nell store archeologico con riferimento alle attivitá degli istitutio stranieri“; Museo Nazionale Romano Palazzo Altemps.
Es sprachen über „Linee di riverca degli Istituti stranieri in Italia“ Chr. Smith
(Director British School Rome und Präsident der Unione der Accademie e degli Istituti stranieri), J. Pelgrom (Niederländische Schule Rom), O. Dally (DAI
Rom), J. Thompson (Ministero dei Beni e delle Attività Culturali e del Turismo,
Herculaneum Conservation Project, ICCROM), K. Bowes (American Academy
Rome), E. Fentress (AIAC) und C. Virlouvet (Ecole francaise de Rome).
25. September Internes Kolloquium mit den tunesischen Stipendiatinnen
und Stipendiaten in der Abteilung Rom.
Es sprachen: S. Roudesli-Chebbi (Karthago), Rites et pratiques funéraires,
pathologie et anthropologie; N. Nasr (Tunis), Le décor architectonique antique de Thuburbo Maius: méthodes de datation; M. Grira (Tunis), Histoire
et archéologie de l‘Afrique du Nord: Canopis et l‘indulgentia d‘Hadrien;
A. elali (Tunis), Les monuments religieux du Sahel tunisien: étude archéologique et historique.
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29. September Internationales Symposium „Gemma Augustea. Zur Bedeutung und Wirkung kaiserlicher Prunkkameen“ in Zusammenarbeit mit dem
Österreichischen Historischen Institut; Österreichisches Historisches
Institut.
Es sprachen: E. Zwierlein-Diehl (Bonn), Zur Gemma Augustea: Deutung –
prophetische Aspekte – Stilfragen; M. E. Micheli (Urbino), Cammei nelle
corti ellenistiche; M. Fuchs (München), Zwischen Hergebrachtem und Neuerung. Beobachtungen zum Weg der römischen Kameenkunst ins Eigene;
G. Sena Chiesa (Milano), Gli enigmi dei principi. Iconografie allusive su
cammei e vetrocammei di età augustea e giulio-claudia; M. Cadario (Milano), Immagini militari al tempo di Augusto: il registro inferiore della Gemma
Augustea; G. Platz-Horster (Berlin), Hadrian als Weltenherrscher. Der große
Kaiserkameo in Berlin; R. Neudecker (Rom), Geschenke mit Bedeutung;
E. Gagetti (Milano), Il prestigio dell’antico in una serie di cammei longobardi
in vetro a due strati: imitazione del modello imperiale e suoi fraintendimenti;
D. Syndram (Dresden), Kaisercameo und Obeliscus Augustalis – barocke
Antikenrezeption im Grünen Gewölbe Augusts des Starken; G. Plattner
(Wien), Die Gemma Augustea – Geschichte und (Nach)Wirkung.
28. Oktober Internes Kolloquium mit den tunesischen Stipendiatinnen und
Stipendiaten in der Abteilung Rom.
Es sprachen: H. Abda (Tunis/ Paris), Cités et grands domaines dans la
Thusca orientale à l‘époque romaine; W. Ben Abdallah (Tunis), Topographie
religieuse de Thuburbo Maius (Tunisie) dans l‘Antiquité; N. Omri (Tunis), Les
épitaphes Romaines à caractère collectif dans le Haut-Tell tunisien; F. Dridi
(Tunis), Étude d‘une collection d‘amullettes de Carthage.
31. Oktober Studientag „Abitare nel Golfo di Napoli: nuove ricerche e riflessioni sull‘edilizia marittima in età romana“, in Zusammenarbeit mit der
Soprintendenza per i Beni Archeologici di Napoli; Castello Aragonese di Baia,
Bacoli.
Es sprachen: R. Neudecker (Rom), Romani nel Golfo di Napoli; L. Cicala
und G. Illiano (Neapel), Primi dati per lo studio topografico delle ville marit-
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
time tra Baiae e Misenum; P. Miniero (Neapel), Baiae, la villa romana del
Castello di Baia: dallo scavo alla musealizzazione; G. Ferrari und R. Lamagna
(Neapel), Le origini del termalismo baiano: nuovi dati sul c.d. Grande Antro;
M. Nieberle (Köln), Baiae, genesi, uso e funzione di un complesso termale;
I. Varriale (Napoli) und T. Busen (München), La villa imperiale del Pausilypon:
Otium e potere imperiale. Studi e ricerche sull’architettura; D. Giampaola
und V. Carsana (Napoli), Il paesaggio costiero di Neapolis in epoca romana;
M. P. Guidobaldi (Ercolano), Villa Sora di Torre del Greco: problemi e prospettive; J. R. Clarke (Austin), Il paesaggio archeologico della costa di Oplonti e
l’apparato dell’otium nella Villa A (di Poppea); L. Jacobelli und Fabrizio Ruffo
(Neapel), Stabiae tra Villa San Marco e il cosiddetto impianto urbano: alcune
questioni aperte; T. Budetta (Sorrent), Lo scavo della villa romana della Punta
della Calcarella; M. Rispoli (Sorrent), I risultati delle recenti indagini archeologiche presso il quartiere marittimo della villa romana a Sant’Agnello di Sorrento; R. Perrella (Berlin), Nuove indagini presso la villa del Capo di Sorrento;
A. Marzocchella, G. Cario und L. Di Franco (Capri), Don Vincenzo Simeoli e la
conservazione delle antichità nella villa di Palazzo a Mare: un elogio; A. Marzocchella (Capri), R. Ciardiello (Neapel) und L. Di Franco (Capri), Gasto e
Campo di Pisco a Capri: dalle segnalazioni erudite alle indagini di tutela. Lo
stato delle conoscenze per una programmazione di nuove ricerche; J. Griesbach (Würzburg) und P. Kreuz (Bochum), Capri, villa in loc. Campo di Pisco:
punti di partenza per un’indagine approfondita; C. Gialanella (Neapel) und
A. Benini (Rom), Archeologia subacquea: Aenaria (Ischia) tra terra e mare.
18. November Internationaler Workshop „Progetto Domus Aurea“; Museo
Nazionale Romano a Palazzo Massimo Roma.
Es sprachen: O. Dally (Rom), Grußworte; M. Barbera (Soprintendente per
i Beni Archeologici di Roma), Grußworte; F. Filippi (Rom), Il progetto di risanamento del complesso monumentale della Domus Aurea tra conservazione
e conoscenza; H.-J. Beste (Rom), Bauforschung nel Progetto Domus Aurea;
S. Massa und V. Angeloro (Rom), Il Progetto per il nuovo Giardino; G. Strano
und G. Angeloro (Rom), Il Cantiere pilota; S. Massa (Rom), La questione micro-climatica nella conservazione dei monumenti ipogei: esperienze a
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-03-9
confronto; G. Capponi (Rom), Domus Aurea: l‘intervento ISCR negli Ambienti
114/131; R. Volpe (Rom), Colle Oppio: il sotto e il sopra. Problemi di convivenza; I. Sciortino (Rom), La Basilica sotterranea di Porta Maggiore;
B. Mazzei (Vatican), Le catacombe romane: strategie per la conservazione;
M. Magnani Cianetti (Rom), Le Catacombe ebraiche di Villa Torlonia;
P. Zander (Vatikan), Necropoli Vaticana.
24. November Öffentliches Kolloquium mit den tunesischen Stipendiatinnen
und Stipendiaten in der Abteilung Rom.
Es sprachen: Kh. Dhifi (Karthago), L‘occupation du sol dans le bassin de
Regueb; R. Hadj Said (Tunis), Le Marché de Dougga et les exemples de
l‘Afrique; Y. Sghaier (Sousse), La nécropole punique d‘El Mansourah;
S. Trabelsi (Tunis), Les ports antiques de côte nord du Cap Bon.
27./28. November Internationaler Workshop „Il Laterizio nei cantieri imperiali. Roma ed il Mediterraneo“, eine Kollabroation zwischen dem Deutschen
Archäologischen Institut (Rom und Berlin), der École française de Rome,
dem Institut de Recherche sur l’Architecture Antique und Roma Capitale; Sovrintendenza Capitolina ai Beni Culturali.
Es sprachen: O. Dally (DAI Rom), Grußworte; C. Virlouvès (Ecole francaise
de Rome), Grußworte; X. Lafon (IRAA), Grußworte; C. Parisi Presicce (Sovrintendenza Capitolina ai beni archeologici), Grußworte; S. Aglietti (Albano)
und A. W. Busch (Mainz), Laterizi bollati dai Castra Albana e dalle canabae
legionis; S. Alegiani (Rom), La bollatura anepigrafe: considerazioni su metodi
e datazioni; C. M. Amici (Lecce), L’uso del laterizio nelle volte romane;
H.-J. Beste (Rom) und E. Bukowiecki (Rom), Laterizio e sviluppo dei cantieri
del cd. Padiglione della Domus Aurea; H.-J. Beste (Rom) und F. Filippi (Rom),
I nuovi laterizi per la Domus Aurea; H.-J. Beste (Rom), L’uso del laterizio
nell’ipogeo dell’anfiteatro di Capua; E. Bianchi (Rom) und Carla Martini
(Rom), La nuova schedatura della collezione di bolli laterizi dell’Antiquarium
Comunale di Roma; E. Bukowiecki (Rom), Trasporto fluviale e stoccaggio dei
laterizi a Roma; E. Bukowiecki (Rom) und U. Wulf-Rheidt (Berlin), Monumentalità e approvvigionamento dei cantieri palatini; M. Buonfiglio (Rom),
37
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
L’utilizzo di laterizi nella costruzione augustea del Teatro di Marcello;
St. Camporeale (Paris), Il laterizio nel Marocco romano. Materiali per una
tipologia; B. Clément (Lyon), Approvisionnement et organisation de la production de terre cuite architecturale en Gaule: l’exemple de la colonie de
Lugdunum/Lyon; H. Dessales (Paris), La produzione laterizia a Pompei:
adeguamento di un materiale e organizzazione dei cantieri urbani; D. Esposito (Rom), Murature in laterizio a Roma nel XIII e XVI secolo; T. Gasperoni
(Viterbo), Localizzazione, storia ed organizzazione di alcune figlinae doliari
urbane nella media Valle del Tevere; T. Kompare (Koper), Tegole romane
dall’Istria nord-occidentale; M. Medri (Rom), Le Mura di Aureliano: studi in
corso sui paramenti laterizi nella prima fase di costruzione; G. Niksic (Spalato),
The Use of Brick in Diocletian’s Palace; P. Olivanti (Rom), I laterizi modanati
negli edifici ostiensi; E. Pallottino (Rom), Costruire in laterizio nell’area romana tra il XVI e XIX secolo: produzione, apparecchi, vocazione estetica;
L. Roldan Gomez (Madrid) und M. Bustamante (Madrid), Il laterizio nei cantieri imperiali nella penisola ispanica; F. M. Rossi (Rom), L’uso del laterizio
nelle Terme di Traiano; R. Santangeli Valenzani (Rom), L’uso del laterizio a
Roma nella tarda antichità e nel alto medioevo; E. J. Sheperd (Rom), Produzioni laterizie di età tardo repubblicana: condizionate dall’espansione militare
romana?; M. Spanu (Viterbo), Il mattone nell’edilizia imperiale in Asia Minore;
F. Villedieu (Rom), Laterizio e ingegneristica romana: il caso della machina
neronis sul Palatino; M. Vitti (Rom), Il laterizio nei cantieri imperiali della
Macedonia; P. Vitti (Rom) und J. Bonetto (Padova), La costruzione laterizia
tra la Regio X e il Peloponneso: dipendente e identità.
4. bis 6. Dezember Zweite Konferenz des Clusters 7 „Lebensrealitäten in der
Spätantike“: „Krise und Stabilität im spätantiken Alltag. Wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Wahrnehmung“; DAI Rom, Villino Amelung.
Es sprachen: O. Dally (Rom), Grußwort; P. von Rummel (Berlin), Krise und
Stabilität im spätantiken Alltag. Eine Einführung; P. Pasieka (Rom), Wirtschaft
und Alltag. Theoretisch-methodische Überlegungen zu ihren Wechselbeziehungen in wissenschaftlichen Rekonstruktionen; J.-M. Carrié (Paris), Les
niveaux de consommation comme éléments d’une sociologie du monde
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-03-9
romain: une perspective diachronique et comparatiste; A. Puk (AA Berlin),
Der Niedergang des Spielewesens im spätantiken Westen – reine Ökonomie
oder gewandelte Mentalitäten; I. Jacobs (Edinburgh), Late antique encroachment in the city centre: urban monumentality versus economic bustle;
N. Zimmermann (Rom), Graberwerb und Grabbesitz. Archäologische Spuren
zum Alltag des Bestattungswesens als Indikator ökonomischer Entwicklungen; D. Wigg-Wolf (Frankfurt am Main), Fragmentierung, Umbruch, Zusammenbruch? Die Nordwestprovinzen am Ende der Spätantike im Spiegel der
Münzfunde und Münzprägung; M. Zagermann (München), Wirtschaftlicher
Alltag in der Höhensiedlung auf dem Monte San Martino; N. Schwerdt (Berlin), Städtisches Leben im Licht im spätantiken Milet im Licht kontextualer
Keramikforschungen; R. Haensch (München), Über Geld reden wir nicht? Die
Finanzierung von Kirchenbauten und ihre Darstellung (Abendvortrag im DAI
Rom); S. Schmidt-Hofner (Tübingen), Die Valentinianische Reform des Münzsystems als Beispiel für die Beendigung einer Inflation durch die endgültige
Umstellung vom fiduziären System auf den Edelmetallstandard; A. Teichgräber (München), Die Finanzen der nordafrikanischen Kirchen in vorvandalischer Zeit; L. Berkes (Heidelberg), Geschäfte ägyptischer Mönche im Übergang von der byzantinischen zur arabischen Herrschaft (6.–8. Jh.); I. Eichner
(Mainz) und Th. Beckh (München), Das Pauloskloster (Deir el-Bachit) in Theben-West/Oberägypten: Die Entwicklung einer spätantiken Mönchsgemeinschaft im Wandel der Zeiten; H. Hamel (Berlin), Keramik- und Glasabfall aus
Baalbek/Heliopolis als Indiz für den Handel im 4. und 5. Jh.; H. Möller (Köln)
und A.-K. Rieger (Erfurt), Die östliche Marmarica (Nordwestägypten) als
Mittler – lokale und importierte Keramik auf den Wegen zwischen Kyrenaika
und Mariotis, zwischen Niltal und Qattara-Senke in der Spätantike; P. Weiß
(Kiel), Die zunehmende Bedeutung von Bleisiegeln im Wirtschaftsleben der
Spätantike.
Besichtigung des Museo Nazionale Romano Crypta Balbi zum Thema
„Keramik und Kleinfunde als Anzeiger für wirtschaftliche Aktivitäten in
Kirchenzentren des westlichen Mittelmeerraums; Transport (II)“. Referate:
R. Bockmann (Rom), Keramik und Kleinfunde als Anzeiger für wirtschaftliche
Aktivitäten in Kirchenzentren des westlichen Mittelmeerraums; K. Ruffing
38
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
(Kassel), Blühende Landschaften. Die Wirtschaft des Imperium Romanum im
4. Jh. im Spiegel der Expositio totius mundi et gentium; H. Leppin (Frankfurt),
Methodologische Überlegungen zu literarischen Quellen als Quellen der
antiken Wirtschaftsgeschichte; Ch. Radtke (Tübingen), Ökonomische Aspekte der Lebensrealität der Bewohner Antiochias und Konstantinopels bei
Johannes Malalas; E.-M. Kuhn (Köln), Schuldnerschutz und kirchliches
Krisenmanagement im spätantiken Nordafrika; R. Haensch (München) und
Ph. von Rummel (Berlin), Bilanzen und Perspektiven; Führung durch die
Katakombe Santi Marcellino e Pietro.
16. Dezember öffentliches Kolloquium mit den tunesischen Stipendiatinnen
und Stipendiaten im Villino Amelung.
Es sprachen: Ch. Gallala (Tunis), La masion aux seize bases: Approche Architectural; W. Ben Akacha (Jendouba), Statut juridique et urbanisme à Gigthis
(recherches bibliographiques); H. Krimi (Tunis), A propos d’un atelier de fabrication de Lampes romaine à Hadrumet (Sousse); H. Abid (Sfax), Quelque précision sur l’histoire municipale de Gales (une petite cité africaine). Etude
préléminaire; M. Yahyaoui (Tunis), La symbolique du Feu à Carthage et dans le
culte de Baal-Hamon/Saturn en Afrique antique.
Publikationen
Römische Mitteilungen, Band 119, 2014
Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen
Frühjahrsführungen
15. März Chr. Nowak, Dornauszieher – Camillus – Konstantin. Bronzene
Statuen und die Entstehung des Museums auf dem Kapitol
22. März
K. St. Freyberger, Ostia Antica (ganztägig) 29. März Th. Fröhlich, Ausgewählte Mei-sterwerke antiker Skulptur im Palazzo Altemps 5. April
H.-J. Beste, Tempel der Venus und Roma 12. April R. Neudecker, Die Basilica
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-03-9
des Maxentius 26. April O. Dally, Ausgewählte Meisterwerke aus dem
Museo Nazionale Romano Palazzo Massimo.
Weitere Führungen
5.Mai H.-J. Beste, Führung des Vorstandes der Pestalozzi Stiftung in der Domus Aurea 3. Juni H.-J. Beste, Führung des Botschafters am Heiligen Stuhl
Herrn Dr. Reinhard Schweppe in der Domus Aurea 11. Juni H.-J. Beste,
Führung des Botschafters am Heiligen Stuhl Herrn Dr. Reinhard Schweppe im
Kolosseum
12. Juni H.-J. Beste, Führung der Sommerschool Gruppe der
Amerikanischen Akademie im Kolosseum 2. September H.-J. Beste, Führung der Stipendiaten der Zeitstiftung sowie der Gerda Henkel Stiftung 3. September H.-J. Beste, Führung der Exkursionsgruppe des Lehrstuhls für
Baugeschichte der Universität Innsbruck 20. September Chr. Nowak, Führung einer Gymnasialklasse des Johannes-Kepler-Gymnasiums aus Reutlingen durch die Mercati Trajani und die Kaiserforen 2. Oktober H.-J. Beste,
Führung von Abgeordneten des Finanzministeriums im Kolosseum 31. Oktober N. Zimmermann, Paestum, XVII Borsa mediterranea del tourismo archeologico, Forum degli istituti esteri di archeologia in Italia, a cura
dell’Unione
Internazionale
degli
Istituti
di
Archeologia, Storia e Storia dell’Arte in Roma, Vortrag „Scavi dell’Istituto
Archeologico Germanico in Italia“ 12. November N. Zimmermann, Ringvorlesung „Metamorphosen des Todes“ der Universität Regensburg, Vortrag
„Im Angesicht der Toten. Das Totenmahl und seine Darstellungen am Ende
der Antike“ 3. Dezember N. Zimmermann, Führung der Angehörigen des
Militärattachéstabes der Deutschen Botschaft Rom und ihrer Familien in der
Katakombe Marcellino e Pietro 4. Dezember R. Bockmann (zus. m. Ph. von
Rummel): gemeinsame Führung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
Clustertagung „Krise und Stabilität im spätantiken Alltag. Wirtschaftliche
Entwicklungen und ihre Wahrnehmung“ (Cluster 7) im Museo Nazionale
Romano – Crypta Balbi 6. Dezember N. Zimmermann, Führung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Clustertagung „Krise und Stabilität im
spätantiken Alltag. Wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Wahrnehmung“
(Cluster 7) in der Katakombe Marcellino e Pietro.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
Weiterbildungen
20. bis 25. Oktober Pompejikurs: Weiterbildungskurs für Lehrkräfte der Fächer Latein, Griechisch, Geschichte und Kunsterziehung.
Es nahmen 16 Lehrkräfte aus verschiedenen Bundesländern und der deutschen Schule in Mailand teil, die von Th. Fröhlich, H.-J. Beste, R. Neudecker
und Chr. Nowak durch Pompeji, Herkulaneum, die Villen von Oplontis, Stabiae
und Boscoreale sowie das Nationalmuseum in Neapel geführt wurden. An den
gemeinsam besichtigten archäologischen Denkmälern wurden Grundkenntnisse zur antiken Architektur, zur künstlerischen Produktion und zur städtischen wie sozialen Organisation der römischen Zeit vermittelt. Dieser Weiterbildungskurs beruht auf einer wissenschaftlichen Tradition, die sich bis in das
Jahr 1888 zurückverfolgen lässt. Bereits damals führte es Gymnasiallehrer aus
verschiedenen Teilen des damaligen Deutschen Kaiserreiches an den Golf
von Neapel, um die antiken Stätten unter Leitung von Wissenschaftlern des
Kaiserlich-Deutschen Archäologischen Instituts Rom, wie beispielsweise dem
berühmten Pompejiforscher August Mau, zu besichtigen und zu studieren.
25./26. November Fotokurs „Das Fotografieren Archäologischer Objekte“,
organisiert durch die Fotothek der Abteilung Rom.
Organisiert durch die Fotothek der Abteilung Rom fand ein Fotokurs für
Anfänger in Rom statt. Das Angebot richtete sich an Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des DAI, aber auch an externe Projektangehörige, die langfristig
mit dem DAI zusammenarbeiten und Fotoaufgaben im Rahmen von Kooperationsprojekten durchführen. Neben theoretischen Grundlagen gab es
ausgiebig Gelegenheiten, das Erlernte praktisch einzuüben.
Ausstellungen
29. April Ausstellung Spoleto, Museo Archeologico Nazionale di Spoleto:
„Spoleto 2700 anni fa. Sepolture principesce dalla necropoli di Piazza d‘Armi
– Spoleto vor 2700 Jahren. Zepter und Königskinder aus der Nekropole von
Piazza d’Armi“. Einführung durch Ortwin Dally (DAI), Grußworte: Mario Pagano, Soprintendente, Soprintendenza per i Beni Archeologici dell’Umbria,
und Laura Manca (Museumsdirektorin Spoleto), Soprintendenza per i Beni
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-03-9
Archeologici dell’Umbria; Anschließend Führung durch die Ausstellung
durch Joachim Weidig (Fritz Thyssen Stipendiat am DAI Rom in Kooperation
mit der Soprintendenza Archeologica dell’Umbria und MIBACT).
Festveranstaltungen
27. Februar Villa Massimo in Rom, Verabschiedung des Ersten Direktors der
Abteilung Rom Prof. Dr. Henner von Hesberg und Begrüßung des neuen
Ersten Direktors Prof. Dr. Ortwin Dally mit Festvortrag von Prof. Dr. Werner
Eck „Archeologia nel contesto: Henner von Hesberg nel dialogo con le scienze dell’antichità“ 13. Juni Villa Massimo in Rom, Verabschiedung des Zweiten Direktors Prof. Dr. Klaus Stefan Freyberger, Grußworte: Dr. Joachim Blüher (Villa Massimo); Prof. Dr. Ortwin Dally (DAI Rom); Festvortrag von Prof.
Dr. Andreas Scholl „Aegina, Megara, Salamis. Zur Entstehung des attischen
Grabreliefs der Klassik an der Peripherie Athens“ 25. Oktober Tag der
Offenen Tür aller deutscher Einrichtungen Roms unter Beteiligung des DAI
Roms organisiert durch die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland,
Führung durch das Villino Amelung und Vorstellung der Projekte.
Sommerfest
14. Juni Sommerfest des DAI im Villino Amelung, die Einladung erging an die
Mitglieder (Direktorinnen und Direktoren, Stipendiatinnen und Stipendiaten, fellows etc.) aller ausländischen Kultureinrichtungen und der Kooperationspartner der italienischen Universitäten.
Empfang zum Tag der Deutschen Einheit
2. Oktober Empfang des Botschafters der Food and Agriculture Organization
of the United Nations (FAO), des World Food Programme (WFP) und des
International Fund for Agricultural Development (IFAD) zum Tag der Deutschen Einheit im Villino Amelung.
Es sprachen: Thomas Wriesnig (Botschafter der FAO), Friederike Fless
(Präsidentin des DAI).
40
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Rom
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-03-9
Bibliotheken, Archive und andere Infrastrukturen
Sonstiges
„Die Antike in Zeichnung, Plan und Bauaufnahme: Primäre Dokumentationsmaterialien des 19. und 20. Jahrhunderts im Deutschen Archäologischen Institut Rom“ (DFG-Projekt)
Im Rahmen des seit 2012 laufenden Projektes werden zwei Sammlungen des
wissenschaftlichen Archivs der Abteilung Rom des DAI digitalisiert und online zur Verfügung gestellt: Die „Historischen Handzeichnungen“ (ca. 8.000
Blätter) vornehmlich aus der Zeit 1829–1915 und die „Planzeichnungen des
Architekturreferats“ ca. 3.500 Blätter aus den Jahren 1953–2000. Die Digitalisierung der „Handzeichnungen“ wurde 2014 abgeschlossen, während die
Katalogisierung und Erschließung der Blätter noch andauert. Bei den „Planzeichnungen“ standen die Bauaufnahmen zur Architektur Großgriechenlands im Fokus. Im Oktober bewilligte die DFG die beantragte Verlängerung
des Projektes um ein weiteres Jahr, was vor allem der weiteren Digitalisierung und Vektorisierung der „Planzeichnungen“ zu Gute kommen wird.
Praktika und Freiwilligendienste
Panna Darász (Freiwilligendienst, 01.10.2014–30.07.2015); Carolina Vagnarelli (Schulpraktikum, 01.07.–01.07.2014); Sophie Heldt (Freiwilliges Praktikum Fotothek/Öffentlichkeitsarbeit, 21.07.–29.08.2014); Jessica Eimer (Freiwilliges Praktikum Bibliothek, 28.07.–15.08.2014); Eva Albert (Freiwilliges
Praktikum, 01.09.–31.10.2014).
„Die Rezeption der Antike im semantischen Netz: Buch, Bild und Objekt
digital“ (DFG-Projekt)
Das gemeinsam mit der UB Heidelberg durchgeführte Projekt wurde, soweit
es die Abteilung Rom des DAI betrifft, im Frühjahr 2014 abgeschlossen. Rund
2700 alte Drucke (16.–19. Jh.) aus dem Bestand der römischen Bibliothek
wurden digitalisiert, katalogisiert und zur Online-Bereitstellung an den
Projektpartner „Arbeitsstelle für digitale Archäologie“ nach Köln überstellt.
Fotoabteilung: Stand der Digitalisierung
Im Rahmen der fortlaufenden Digitalisierung sämtlicher DAI-Negative und
Diapositive aus dem Archivbestand der Fotoabteilung wurden im Jahr 2014
insgesamt 29.260 Negative gescannt. Damit ist im vergangenen Jahr die Digitalisierung der Bestände aus dem VW-Projekt, dem Vatikan sowie der Jahre
1991–1995 vollständig abgeschlossen worden. Bei den von der Fotoabteilung durchgeführten Fotokampagnen in Rom, Ostia, Albano Laziale, Gabii,
Selinunt und Palermo wurden 2014 insgesamt 1868 Neuaufnahmen erstellt.
41
42
Abteilung Athen
Fidiou 1
GR-10678 Athen
Tel.: +30-210 330 74 00
Fax: +30-210 381 47 62
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
Bericht aus der Arbeit der Abteilung
In den gegenwärtigen Forschungsschwerpunkten der Abteilung Athen, der
Heiligtums- und der Siedlungsforschung wurden 2014 die Ausgrabungs- und
Publikationsprogramme an den traditionellen Grabungsorten, zu denen inzwischen auch das Apollon-Heiligtum von Kalapodi zu zählen ist, fortgesetzt.
Direktorin und Direktori: Prof. Dr. Katja Sporn, Erste Direktorin (seit 01.03.2014); PD Dr. Reinhard Senff, Zweiter Direktor.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Soi Agelidis, Dr. Joachim Heiden, Dr.Ing. Nils Hellner, Dr. Jutta Stroszeck, Dr. Ulrich Thaler.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Anne Fohgrub M.A., Johanna Fuchs M.A., Torben Keßler M.A.
(bis 31.10.2014), Susanne Prillwitz M.A. (bis 31.03.2014), Martina Riedl M.A. (seit 01.04.2014),
Ulrike Schulz M.A., Melanie Spiegelhalter M.A. (seit 01.11.2014), Sandra Zipprich M.A.
Nach der Übernahme der Grabungsleitung des Heiligtums von Kalapodi
durch Katja Sporn fand dieses Jahr in Zusammenarbeit mit der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel (H. Stümpel) eine geophysikalische
Prospektion im Heiligtum und seiner Umgebung statt. Das Ziel war es, erste Indizien zur Ausdehnung und Anlage des Heiligtums sowie zu seinem
räumlichen Verhältnis zu einer etwaigen Siedlung in der Umgebung
zu erhalten. Die Prospektionen (Abb. 1) haben ergeben, dass es in unmittelbarer Nähe der zwei bekannten Tempel weitere Strukturen gab, von
denen größere Anlagen noch zum Heiligtum gehört haben mögen.
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
Gleichzeitig wurde die Aufarbeitung der Grabungen durch W.-D. Niemeier
(2004–2013) vorangebracht.
Im Kerameikos konzentrierten sich die Grabungen 2014 auf einen Abschnitt
der Heiligen Straße, die der Prozessionsweg zwischen Athen und dem
Mysterienheiligtum von Eleusis war. Der untersuchte Abschnitt liegt unmittelbar südöstlich des Heiligen Tores (Abb. 2). An diesem Beispiel wurden
Straßenbau, Brückenbau und Wassermanagement als Systeme urbaner Infrastruktur der Stadt Athen von klassischer Zeit bis in die Spätantike erforscht.
1
In Olympia wurde das Programm zur Erforschung des Südostens des Heiligtums mit einer weiteren Grabungskampagne in diesem Jahr abgeschlossen.
Östlich der Umfassungsmauer des sog. Südostbezirks war das Areal von
Bebauung frei geblieben, offenbar weil der hier gelegene Zugang zum
Hippodrom nicht blockiert werden durfte. Einfache Erdbrunnen für die
Wasserversorgung und mehrere in den letzten Jahren aufgedeckte Feuerstellen sind die Spuren der Besucher der Wettkämpfe auf einer Art Festwiese,
die sich bis zum Alpheios erstreckte. Im Zeitraum zwischen den Spielen
wurde das Gelände aber auch für temporäre Werkstätten genutzt. Neben
Vorbereitungen für das nächste Grabungsprogramm, mit dem das Vorfeld
der Südstoa erforscht werden soll, wurde die Bauaufnahme an wichtigen,
bisher noch nicht ausführlich publizierten Gebäuden wie dem Leonideion
(Abb. 3) fortgeführt.
2
Im Hera-Heiligtum von Samos war die Kampagne 2014 der Aufarbeitung der
Funde aus den Grabungen 2009–2013 gewidmet. Von Ende Mai bis Anfang
Juli arbeitete zunächst das Team von O. Kouka (Universität Zypern) an
Material aus den Ausgrabungen an der Heiligen Straße. Im Anschluss war
das Team um W.-D. Niemeier von Mitte Juli bis Ende August mit der Bearbeitung der Funde aus den Grabungen östlich des Großen Altars beschäftigt.
Beim Schlämmen kamen z. B. zwei Elektronmünzen und Lapislazuli-Plättchen
mit Rosettendekor zu Tage. Weitere Mitarbeiter waren mit der Aufarbeitung
von Altfunden der 80er- und 90er-Jahre beschäftigt.
1 Kalapodi. Ergebnisse der geomagnetischen Prospektionen 2014 um das Tempelareal (Grafik:
H. Stümpel u. a., Universität Kiel).
2 Kerameikos. Plan des Grabungsareals 2014 (Plan: T. Keßler, J. Nakas und M. Spiegelhalter, DAI Athen).
43
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
Zwei Restauratoren (G. Papagrigoriou und M. Struve) setzten die begonnenen Reinigungs- und Konsolidierungsmaßnahmen an den in den letzten Jahren gemachten Funden fort.
In Tiryns erfolgte in Kooperation mit A. Papadimitriou (4. Ephorie des Griechischen Antikendienstes) die zweite Kampagne der Ausgrabung in der nordwestlichen Unterstadt. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
geförderte Ausgrabung erbrachte neue Aufschlüsse über die Struktur des
kurz nach 1200 v. Chr. systematisch errichteten Siedlungsteils sowie unerwartete Befunde zu rituellen Praktiken (Abb. 4. 5).
3
4
3 Olympia. Blick über das Leonideion auf den Kronoshügel (Foto: R. Senff, DAI Athen).
4 Tiryns. Szenerie der Ausgrabung in der nordwestlichen Unterstadt (Foto: J. Maran, Universität
Heidelberg).
Im Nationalmuseum Athen wurde in Kooperation des Tiryns-Projektes mit
der Prähistorischen Sammlung die restauratorische und archäologische
Neubearbeitung der Altfunde Tirynther Wandmalereien fortgesetzt, wobei
die Fragmente der sog. Großen Frauenprozession (Abb. 6) den Fokus der
Arbeiten bildeten. Besondere Aufmerksamkeit galt hierbei dem Versuch,
anhand verschiedener Darstellungselemente – Köpfe, Extremitäten,
Gewandornamente – ‚Mindestindividuenzahlen‘ zu rekonstruieren, die
ergänzende Rückschlüsse auf die vor dem Hintergrund der sozialräumlichen
Orientierung des Projekts „Raumbilder und Bildräume“ wichtige Frage nach
dem ursprünglichen Anbringungsort der Malerei ermöglichen. Besonders
die anhand der Gewandborten wahrscheinlich zu machende Zahl an Prozessionsteilnehmerinnen belegt, dass über den aufgrund anderer Indizien als
Anbringungsort plausiblen, aber in seiner Wandfläche eingeschränkten
Vorraum des Thronsaals hinaus auch die äußere Vorhalle des Megarons für
die Lokalisierung eines Teils des Prozessionsbildes in Erwägung zu ziehen ist.
Im Sinne der bereits im letzten Jahresbericht betonten langfristigen Verantwortung für die Funde aus deutschen Grabungen und die Pflege des kulturellen Erbes des Gastlandes konnte 2014 im Magazin der Prähistorischen
Sammlung ein bestehendes halboffenes Regalsystem für Tirynther und andere Wandmalereifunde durch konservatorisch vorteilhaftere Schubladenschränke ersetzt werden.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
Nachwuchsförderung
5 Tiryns. Brandzerstörtes mykenisches Haus des 12. Jhs. v. Chr. in der nordwestlichen Unterstadt
mit Funden auf dem Fußboden (Foto: J. Maran, Universität Heidelberg).
Binationales Doktorandenkolloquium
30./31. Oktober „Heiligtümer und Rituale im antiken Griechenland“ war das
Rahmenthema des ersten deutsch-griechischen Doktorandenkolloquiums,
das im DAI Athen stattfand. Unter der Leitung von H. Bumke (Halle),
A. Mazarakis-Ainian (Volos), A. Moustaka (Thessaloniki) und der Direktorin
K. Sporn stellten dreizehn Doktorandinnen und Doktoranden der Altertumswissenschaften Aspekte ihrer Dissertationen zur Diskussion.
K. Sporn (Athen), Naturkulträume in Griechenland. Einige methodische
Überlegungen; A. Mazarakis-Ainian (Volos), Approaches to the study of
Greek sanctuaries; H. Bumke (Halle), Kulte im Kult: Die sakralen Strukturen
extraurbaner Heiligtümer und die aktuellen Forschungen in Didyma;
A. Moustaka (Thessaloniki), Koυροτρόφοι θεοί και αφιερώματα; B. Holler
(Zürich), Opferfinanzierung – die sozio-ökonomische Seite eines Rituals;
M.-K. Drauschke (Münster), „... καὶ στῆσαι ἐς τὸ ἱερὸν“: Überlegungen zur
Aufstellung zwischenstaatlicher Vereinbarungen in griechischen Heiligtümern; K. Daifa (Volos), Politics and cult in the Aegean: Extra-urban sanctuaries in the Cyclades during the Geometric and Archaic periods. The case of
the sanctuary on the island Despotiko; A. Vordos (Thessaloniki), Ο ναός στην
Τραπεζά Αιγίου και η πρώιμη λατρεία; K. Fuchs (Darmstadt), Spathari. Ein
extraurbanes Heiligtum im Spiegel seines Keramikspektrums; M. Stavrou
(Athen), Άσκηση λατρείας σε μικρά ιερά αττικών δήμων κατά τους κλασικούς
χρόνους: η περίπτωση ενός ιερού Αφροδίτης στη Μερέντα Μαρκοπούλου;
S. Asimakopoulou (Athen), Συμβολή στη λατρεία γονιμικών και χθόνιων
θεοτήτων εν Άγραις, στην περιοχή του Ιλισσού; I. Kaoura (Berlin), Projektmanagement in griechischen Heiligtümern. Bautätigkeit und Kultpraxis am
Beispiel der Telesteria von Eleusis des 6. und 5. Jh. v. Chr.; J.-H. Hartung
(Halle), The development of the Greek cult image and its influence on the
interior of Greek temples; A. Lykidou (Thessaloniki), Ίχνη λατρείας στα
βουνά της Μακεδονίας και Θράκης; D. Tsiafis (Thessaloniki), Τα ιερά της
Κάτω Μακεδονίας: η ανίχνευση των επιδράσεων των ιστορικών και
κοινωνικοπολιτικών μεταβολών στη λατρεία.
45
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen 6 Tiryns, Westtreppenschutt des mykenischen Palasts. Digitale Umzeichnung und Ergänzungszeichnung zweier Frauenfiguren aus der als ‚Große Frauenprozession‘ bekannten Wandmalerei
mit schematischer Angabe der Bortenmuster (Abbildung: B. Konnemann, A. Makris und
U. Thaler, DAI Athen, frei nach G. Rodenwaldt, Die Fresken des Palastes, Tiryns 2 [Athen 1912] 71
Abb. 27. 28 Taf. 8; Ch. Boulotis, Zur Deutung des Freskofragmentes Nr. 103 aus der Tirynther
Frauenprozession, AKorrBl 9, 1979, 60 Abb. 1).
Peloponnes-Kurs
15.–24. November Während des diesjährigen Studienkurses „Städte und
Heiligtümer der Peloponnes“ reisten zwölf deutsche, österreichische, italienische und griechische Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
schaftler der Altertumswissenschaften zusammen mit Mitgliedern des DAI
Athen und deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu
wichtigen Städten und Heiligtümern der Peloponnes und diskutierten die
Geschichte und Wechselwirkung der wichtigsten religiösen und politischen
Zentren (Abb. 7).
Die 12 Teilnehmenden wurden paritätisch aus den Fachgebieten Klassische Archäologie, Bauforschung, Alte Geschichte und Klassische Philologie
zusammengesetzt. Die Leitung setzte sich aus Archäologen (K. Sporn,
R. Senff, S. Agelidis, J. Heiden), Althistorikern (F. Bernstein, M. Haake),
einem Bauforscher (N. Hellner) und einem Philologen (S. Prignitz) zusammen. Unter einer Vielzahl von Bewerbungen entschied sich die Kursleitung
für folgende Teilnehmerinnen und Teilnehmer: N. Burkhardt (Frankfurt),
Olympia, Messene und Korinth in der Spätantike; A. Doronzio (München),
Agorai und Bouleuteria; W. Havener (Konstanz), Die Stadtgeschichte Korinths; M. Jonasch (Berlin), Olympia: Die Beziehung zu Unteritalien;
K. Knäpper (Münster), Die Polis und ihre Heiligtümer als Gesamtorganismus; J. Leithoff (Frankfurt), Stiftungen hellenistischer Herrscher und
römischer Kaiser; E. Marantou (Athen), Die antike Stadt Messene; U. Quatember (Wien), Antike Theaterarchitektur; E. Richter (Berlin), Triphylien /
Antike Stadtmauern; Th. Schröder (München), Statuenaufstellung – Ehrenstatuen – Porträts; I. Sticker, geb. Heckel (Frankfurt), Arkadien als Erinnerungsort / Epinikien von Pindar und Bakchylides; M. Zarmakoupi (Athen),
Tempelarchitektur des 4. Jh. v. Chr. Als Gast: Reisestipendiat des DAI
T. Busen, Olympia: Die Tempel der Hera und des Zeus.
Im Rahmen des Kurses wurden folgende Ruinenstätten besucht: Korinth, Isthmia, Argos, Epidauros, Tegea, Nemea, Megalopolis, Olympia, Samikon, Platiana, Elis und Messene. Darüber hinaus besichtigte die Gruppe
das Museum von Kalamata. Jeder Ort wurde von einem oder mehreren
Teilnehmern vorgestellt. Davon ausgehend folgten Diskussionen zu der
jeweiligen Stätte bzw. zu übergeordneten, kulturhistorischen Themen. Die
Auseinandersetzung mit allgemeinen und spezielleren Fragen zur Peloponnes wurde durch Vorträge abgerundet, welche die Teilnehmer abends
im Grabungshaus von Olympia hielten und die ebenfalls im Anschluss
46
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
keramischen Funde aus den Wohnhäusern um den Chnumtempel“,
M. Leibetseder, „Grey Wares from Aigeira: Studies in local and regional ceramic production, consumption and trade networks on the Peloponnese during
Hellenistic and Imperial times“, L. Rembart, „Kulturelle Identitäten Oberägyptens in spätptolemäisch-römischer Zeit am Beispiel von Syene“ und M. Stütz,
„Bilder am Forum. Studien zum Schmuck der römischen Forumsbauten in
Italien und den bis 129 v. Chr. eingerichteten Provinzen“ (Zweitbetreuung).
Stipendiatinnen und Stipendiaten
Forschungsstipendium der Gerda Henkel-Stiftung, 01.04.2014–31.03.2015:
Dr. N. Burkhardt (Frankfurt a. M.), Stadtentwicklung im spätantiken
Griechenland.
7 Gruppenbild mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Peloponneskurses in Platiana, Triphylien (Foto: J. Heiden, DAI Athen).
diskutiert wurden. Durch die gemeinsame Beschäftigung mit den Orten
und Landschaften und den fruchtbaren Austausch zwischen den Fächern
konnten die Teilnehmer wie auch die Leitung Kenntnisse vertiefen und neue
Impulse erhalten.
Master-Arbeiten und Dissertationen
K. Sporn betreut die Master-Arbeiten von D. Frank, „Terrakotten klassischer
Zeit in Heiligtümern und Gräbern Kretas“ und P. Seidl, „Terrakotten als Grabbeigaben in archaischer und klassischer Zeit: Eine Studie zur Nekropole vom
Kerameikos in Athen“ sowie die Dissertationen von M. Biehl, „Griechische
Felsheiligtümer“, D. Katzjaeger, „Spätantike Alltagskultur auf Elephantine,
Oberägypten. Typochronologie, Funktion und kulturelle Diversität der
Forschungsstipendium
der
Deutschen
Forschungsgemeinschaft,
01.10.2014–31.03.2015: Dr. F. Daubner (Stuttgart), Makedonien im römischen Reich. Untersuchungen zu einer provinzialen Gesellschaft.
Aufarbeitungsstipendium des DAI, 01.03.–31.12.2014: K. Fuchs M.A.
(Athen), Der archaische Tempel von Spathari. Die Keramik eines extraurbanen Heiligtums in Akarnanien.
Marie Curie-Stipendium der Gerda Henkel-Stiftung, 01.01.2013–31.12.2014:
PD Dr. A. Herda (Berlin/Athen), Thales or Hippokrates? Agora and townplanning in Miletus before and after the Persian Wars.
Kurzzeitstipendium des DAI, 01.11.–31.12.2014: Dr. des. T. Keßler (Athen),
Osteotheken im Kerameikos.
Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 01.04.2012–
31.03.2015: Dr. S. Müth (Athen), Mehr als Wehr. Symbolische Funktionen
antiker Befestigungen. 47
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen Wissenschaftliche Veranstaltungen
Hauskolloquien
15. Januar V. di Napoli (Athen), Fragments from the past: reconstructing
the Sebasteion of Eretria
19. Februar H. Bulut (Muğla), Early Iron Age
pottery from Halicarnassus peninsula in the light of current research 26. Februar G. Herdt (Bath), Peripteros oder Pseudo-Dipteros? Offene
Fragen zum Tempel der Artemis von Korfu 19. März C. Kanellopoulos
(Athen), Architecture and topography in the Asclepieion at Lissos, Crete 15. Oktober G. Mostratos (Athen), The pedimental sculptural compositions
of the 4th century B.C. Peloponnesian temples: iconography, interpretation
and reconstruction 22. Oktober T. Keßler (Athen), Eine königliche Gabe?
Die Kouloures und Vorratshaltung auf Kreta während der Alt- und Neupalastzeit 5. November T. Saner (Istanbul), Stadt- und Bauforschung in Larisa am Hermos (2010–2014) 12. November Th. Schröder (München),
Lokale Identitäten versus Einheitskultur. Zu einigen Aspekten der bürgerlichen Selbstdarstellung im Porträt in den römischen Provinzen 27. November K. Nikolentzos und P. Moutzouridis (Athen), Βασικά γνωρίσματα και
ιδιαιτερότητες της κεραμεικής της Ηλείας κατά την ΥΕ ΙΙΙ περίοδο 3. Dezember J. Fabricius (Berlin), Gegen Erbschleicherei und Bürgerrechtsbetrug: Zur Funktion attischer Marmorlutrophoren bei der Konstruktion
von Deszendenzstrukturen.
Aigeiros-Vorträge
9. April N. Nenci (Edinburgh), Taking Apollo by the horns. Reconsidering
Apollo Karneios’ iconography in light of IG V 1, 222. Diskutantin: Jenny Wallensten (Athen) 14. Mai F. Hulek (Bochum), Der hocharchaische Tempel
am Çatallar Tepe (Türkei): Neue Ergebnisse zur ionischen Architektur in der
Archaik. Diskutanten: A. Herda (Berlin/Athen), N. Hellner (Athen) 4. Juni
E. Syré (Rostock), Revenant victims in Silius Italicus´ Punica I, II and XVI: On
violence as a means to structure the epic narrative. Diskutanten: S. G. Papaioannou (Athen), M. Gkikaki (Athen) 8. Oktober N. Fenn (Köln) Sakraltopographie Griechenlands zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 2. Jh. n. Chr.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
Diskutantin: P. Karanastasi (Rhethymnon) 20. November O. Denk (Basel),
Religionen in Makedonien - Untersuchungen zur Sakraltopographie auf der
Chalkidike im Kontext historisch-politischer Ereignisse. Diskutant: E. Voutiras (Thessaloniki) 26. November H. Ivanova (Berlin), Das Heiligtum von
Kalapodi und sein Wirkungsradius in geometrischer und archaischer Zeit.
Trachtschmuckweihungen als Beziehungsindikatoren. Diskutantin: G. Klebinder-Gauß (Athen).
Vortragsreihe „Roman Seminar“ in Kooperation mit der Ecole Suisse d’
Archéologie en Grèce, dem Benaki Museum und dem Kentro Erevnis Archaiotitas (K.E.R.A.)
6. März A. Chaniotis (Princeton), Μνήμη και ταυτότητα στην Αφροδισιάδα
στους αυτοκρατορικούς χρόνους 22. Mai A. Spawforth (Newcastle upon
Tyne), Greece and the Augustan cultural revolution.
Amtseinführung der neuen Ersten Direktorin und Sommerfest
Am 30. Mai wurde die offizielle Amtsübergabe durch die DAI-Präsidentin
Prof. Dr. Friederike Fless an die neue Erste Direktorin der Abteilung Athen
Prof. Dr. Katja Sporn festlich begangen. Der deutsche Botschafter in Griechenland Herr Dr. Peter Schoof sprach dabei einführende Grußworte.
Unter dem Leitthema „Gemeinsam die Antike erforschen: Der Beitrag der
Altertumswissenschaften zu den deutsch-griechischen Beziehungen“ wurden
zwei Vorträge gehalten: K. Sporn (Athen), „Die Antike ist ein fremdes Land“.
Griechen und Deutsche und die Antike; V. Lambrinoudakis (Athen), Eine Geschichte von kreativer Zusammenarbeit und persönlicher Freundschaft.
Winckelmann-Vortrag
12. Dezember T. Hölscher (Heidelberg), Der Troianische Krieg in der archaischen griechischen Bildkunst. Ein Kapitel zur Psychologie des Krieges in der
Antike.
48
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen Tagung
7./8. April Öffentliche Jubiläumstagung anlässlich der Hundertjahrfeier der
Kerameikos-Grabung „Kulte und Heiligtümer im Bereich von Stadtmauern
und Toren“, organisiert von J. Stroszeck.
Es sprachen: K. Sporn (Athen), Begrüßung; J. Stroszeck (Athen), Heiligtümer
und Kulte im Bereich von Stadtmauern und Stadttoren: Testimonia aus dem
Kerameikos; T. Mattern (Trier), Das Heiligtum am Südhügel; C. Graml (Mainz),
Das sog. Hekateion – Neue Erkenntnisse nach 100 Jahren; K. Müller (Augsburg), Befunde kultischer Nutzung im Bereich des Dipylon; T. Keßler (Athen),
Athena am Proteichisma; W.-D. Niemeier (Athen), G. Kuhn (Saarbrücken) und
N. Hellner (Athen), Das Stationsheiligtum mit Altar und Wasserreinigungsanlage vor dem Heiligen Tor; E. Vikela (Athen), Η Αφροδίτη εντός των τειχών;
L. Costaki (Athen) Ιερή τοπογραφία, τείχη και πύλες των Αθηνών: πολεοδομικά
ζητήματα; M. Weissl (Wien), Hermes Propylaios und Vergleichbares; V. Lambrinoudakis (Athen), Stadt und Festung von Metropolis (Palaiomanina). Zeuskult an einer Pforte; P. Scherrer (Graz) und Konstantinos Kissas (Korinth), Die
Beziehung zwischen Stadtmauer und Heiligtümern in der Polis Pheneos;
U. Kelp (Köln), Pergamon, der Tumulus unter dem Stadttor; Th. G. Schattner
(Madrid), Der Krieger-Heros vor der Mauer des Castro von Sanfins (Portugal).
Vernetzungstreffen
20. September Treffen deutscher Feldforscherinnen und -forscher, die derzeit Feldprojekte in Griechenland durchführen oder für die nahe Zukunft planen. Dabei wurden die derzeit laufenden oder in Publikationsvorbereitung
befindlichen Projekte vorgestellt sowie Möglichkeiten und Probleme der
Forschungsprojekte diskutiert.
Publikationen
Athenische Mitteilungen 126, 2011
Athenaia 5: D. Panagiotopoulos, Mykenische Siegelpraxis. Funktion, Kontext
und administrative Verwendung mykenische Tonplomben auf dem griechischen Festland und Kreta
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
DAI ATHENEA – Rechtzeitig zum Winckelmannfest war ein umfangreiches Informationsheft fertig, das über das DAI Athen, die augenblicklichen Forschungen der Abteilung und anderer deutscher Archäologinnen und Archäologen sowie die sonstigen wissenschaftlichen Aktivitäten der
Abteilung in griechischer und deutscher Sprache informiert. Aktualisierte
Neuausgaben sind ca. alle zwei Jahre geplant. Der Inhalt ist online über
die Homepage des DAI kostenlos und open access erreichbar.
Aus Anlass des Jubiläums der Kerameikos-Grabung verfasste J. Stroszeck einen neuen, aktuellen Führer durch die Ausgrabung:
J. Stroszeck, Der Kerameikos in Athen. Geschichte, Bauten und Denkmäler
im archäologischen Park (Bad Langensalza 2014)
Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen
Führungen
3. März R. Senff, Kerameikos, Schülergruppe des französischen Gymnasiums
Berlin 12. März R. Senff, Olympia, Mitglieder der Freunde des Deutschen
Archäologischen Instituts – Theodor Wiegand Gesellschaft e.V., Bonn 18. März R. Senff, Gebäude des DAI Athen, Reisegruppe Studiosus 20. März
S. Zipprich in Olympia, Mitarbeiter und Studierende des Instituts für Geographie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 7. April J. Stroszeck,
Kerameikos, Mitglieder der Freunde des Deutschen Archäologischen Instituts – Theodor Wiegand Gesellschaft e.V., Bonn 5. Juli U. Thaler, Tiryns,
Rundgang Burg, Graduiertengruppe der American School of Classical
Studies Athens 9. Juli J. Stroszeck, Kerameikos, Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Griechenland, Ambassador David D. Pearce 13. Juli M. Riedl, Tiryns, Rundgang Burg, Graduiertengruppe der American
School of Classical Studies Athens 14. August J. Maran, Tiryns, aktuelle
Grabungsarbeiten, Mitarbeiter der Universität Volos 18. August J. Maran,
Tiryns, aktuelle Grabungsarbeiten, Vertreter der französischen Schule
Athen und Mitarbeiter der Universität Volos 22. August J. Maran, Tiryns,
49
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Athen aktuelle Grabungsarbeiten, Mitarbeiter und Studenten der Universität
Udine 25. August J. Maran, Tiryns, aktuelle Grabungsarbeiten, Mitar-beiter und Studenten der Universität Salzburg 26. August N. Hellner auf der
Trapeza Aigiou: G. Millauer, A. Merk (Freiburg), Chr. u. G. Lorenz, (Halle),
K. Schümmelchen (Altos), A. Radjadtke (Lörrach), J. Schumann (Berlin), A. u.
A. Fröhlich, E. u. V. Kremastiotis (Germering), M. u. W. Waldhier, J. Pressing
(Nürnberg) 5. September N. Hellner auf der Trapeza Aigiou: H. u. R. Tempelhoff (München), U. u. Dr. G. Möller, (Seefeld), E. u. G. Pieper (Warendorf) 4. September J. Maran, Tiryns, aktuelle Grabungsarbeiten, Mitarbeiter und
Studenten der Schwedischen Schule 6. September N. Hellner auf der Trapeza Aigiou: S. Agelidis, T. Keßler, N. Burkhardt (Athen) 10. September
K. Sporn, Ägina Kolonna, Studenten des Archäologischen Instituts der Universität Köln mit Prof. Dr. Dagmar Grassinger, Prof. Dr. Michael Heinzelmann 18. September J. Maran, Tiryns, aktuelle Grabungsarbeiten, Schülergruppe
des Johannes Nepomuk Gymnasium, Rohr i. NB 19. September J. Maran,
Tiryns, aktuelle Grabungsarbeiten, Schülergruppe des Johannes Nepomuk
Gymnasium, Rohr i. NB 2. Oktober J. Maran, Tiryns, aktuelle Grabungsarbeiten, Mitarbeiter und Studenten der Universität Hannover 8. Oktober
J. Stroszeck, Kerameikos, Studenten des Archäologischen Instituts der Universität Köln mit Prof. Dr. Dagmar Grassinger, Prof. Dr. Michael Heinzelmann 19. Oktober J. Stroszeck, Kerameikos, Gruppe von Professoren und Mitarbeitern der medizinischen Fakultät der Universität Athen 5. November
J. Stroszeck, Kerameikos, aktuelle Grabungen, Mitarbeiter des DAI Athen.
Während der Grabung im Spätsommer führte R. Senff mehrere Besuchergruppen in Olympia.
Fernsehaufnahmen und Interviews:
25. September R. Senff erläutert dem Journalisten O. Lemâitre wichtige
Bauten Olympias für einen im Sender ARTE geplanten Beitrag über das
Heiligtum in der klassischen Epoche.
31. Oktober J. Stroszeck gab dem Journalisten J. Gartman (Italia Magazine,
Italia Guides, German Life Magazine) ein Interview zum Kerameikos, zu den
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-04-5
deutschen Grabungen dort und zum Neufund einer klassischen Grabstele
2014 (auf Englisch). Außerdem gab sie ein Radiointerview für Ράδιο Αθήνα
(Radioathina) 98.4 fm, mit E. Orfanidou, ausgestrahlt am 18. November,
14.30 Uhr (auf Griechisch).
6., 13. und 20. August N. Hellner übernahm Projektleitung und Kamera der
dritten Staffel (drei Episoden) über die Grabung Kalapodi für L.I.S.A.video
des Wissenschaftsportals der Gerda Henkel Stiftung: Nachbetrachtungen zu
Kalapodi.
K. Sporn gab ein Interview für die Gerda Henkel Stiftung: Nachbetrachtungen zu Kalapodi.
Die Reihe Nachbetrachtungen zu Kalapodi ist bei L.I.S.A, dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung kostenlos online verfügbar.
Bibliothek und Fotothek
Am 13. Januar fand das vierte Treffen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
archäologischer Bibliotheken in Athen statt, das von der Archäologischen
Gesellschaft (Αρχαιολογική Εταιρεία) organisiert wurde; am 6. November
fand das fünfte Treffen statt, das von der Nordic Library und dem Swedish
Institute at Athens organisiert wurde. In beiden Veranstaltungen haben
S. Agelidis und K. Weiß das DAI vertreten.
Im Berichtsjahr wurden 935 Bände inventarisiert, davon 666 Monographien und 269 Zeitschriftenbände. Es wurden 100 neue Leseausweise ausgestellt und insgesamt 9490 Leserinnen und Leser besuchten die Bibliothek.
Insgesamt wurden 5818 Kopien erstellt.
In der Fotothek wurde die Digitalisierung des Negativbestandes fortgesetzt.
Im abgelaufenen Jahr wurden 3705 Negative eingescannt.
50
51
Römisch-Germanische Kommission
Palmengartenstr. 10–12
D-60325 Frankfurt a. M.
Tel.: +49-(0)69 975818-0
Fax: +49-(0)69 975818-38
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
Bericht aus der Arbeit der Kommission
Direktorinnen: Prof. Dr. Eszter Bánffy, Erste Direktorin; Prof. Dr. Susanne Sievers, Zweite Direktorin.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Ruth Beusing (Frankfurt, seit
20.10.2014), Dr. Alexander Gramsch (Frankfurt, seit 01.09.2014), Dr. Claus-Michael Hüssen (Ingolstadt), Dr. Julia K. Koch (Frankfurt, bis 31.08.2014), Dr. Daniel Neumann (Frankfurt), Dr. Patricia Rahemipour (Berlin/Frankfurt, bis 30.04.2014), Dr. Gabriele Rasbach (Frankfurt), Dr. Knut
Rassmann (Frankfurt), Dr. Karl-Friedrich Rittershofer (Frankfurt, beurlaubt), Dr. Nina Schücker
(Frankfurt), Dr. Hans Ulrich Voß (Frankfurt), Dr. David Wigg-Wolf (Frankfurt).
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Nadine Baumann M. A. (Frankfurt), Daniel Burger M.A. (Frankfurt), Nina Dworschak M.A. (Frankfurt), Eleonore Pape M.A. (Frankfurt), Kai Radloff M.A. (Frankfurt).
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Dr. Nils Müller-Scheeßel (Frankfurt, DFG, 50 %), Dr. Axel
Posluschny (Frankfurt, EU), Dr. Samantha Reiter (Frankfurt, DFG, 50%), Georg Schafferer M.A.
(Frankfurt, DFG, 50 %), Dr. Nina Schücker (Frankfurt, EU, 50 %), Sissy Weyrich M.A. (Frankfurt,
DFG).
Im Jahr 2014 ist das Konzept der Organisation der Forschungen in zwei
großen Themenfeldern umgesetzt worden. Die ersten Erfahrungen und
Ergebnisse zeigen, dass diese Einteilung gut funktioniert und die themenübergreifende Zusammenarbeit befördert.
Die Projekte wurden durch mehrere Rahmenverträge, so mit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, mit der Slowakischen Akademie der
Wissenschaften und der ELTE Universität Budapest, gestärkt und unterstützt.
Weitere Rahmenvereinbarungen mit Institutionen aus Irland, den Niederlanden, Ungarn, Rumänien und Kroatien sind in Vorbereitung, um die Arbeitskontakte zu intensivieren und die Umsetzung künftiger Projekte zu erleichtern.
2014 gab es 46 laufende Projekte in der RGK, fast alle mit internationaler
Beteiligung, einige davon mit Kooperationspartnern in drei oder noch mehr
Ländern. Der daraus resultierende Aufwand erforderte eine zentrale Koordinierung und Beratung. Der in den letzten Jahren entstandene Rückstand bei
e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
aus Australien und den USA koordiniert, einschließlich der Organisation von
Workshops, Tagungen, Fieldschools, Ausstellungen etc., ferner auch die Öffentlichkeitsarbeit und Stipendienvergabe des Projektes.
Über sämtliche Forschungsergebnisse ist auf verschiedenen internationalen
Tagungen bzw. mit Vorträgen an deutschen und europäischen Universitäten
berichtet worden.
Neu eingeführt wurden monatliche Werkstattgespräche, in deren Rahmen stets 2–3 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über den aktuellen Stand ihrer Projekte referieren.
1 Glauberg, Hessen. Frühkeltische Höhenbefestigung und Grabhügel (6.–4. Jh. v. Chr.), Kombination von Luftaufnahmen mit nahem Infrarot (NIR) und RotGrünBlau (RGB)-Verfahren, LiDAR-Scan
und Geomagnetikmessbild der (Abbildung: A. Posluschny, RGK).
der Herausgabe der hauseigenen Zeitschriften konnte verringert werden.
Unter den Projekten sei ein EU-Projekt hervorgehoben: Die RGK leitet und
managt seit September 2010 das auf fünf Jahre konzipierte, von der EU im
Rahmen des Förderprogrammes „Culture 2007–2010“ mit 2,5 Millionen
Euro geförderte Projekt „ArchaeoLandscapes Europe“ (http://www.arcland.
eu), das sich mit Themen aus dem Bereich moderner Prospektionsmethoden (Luftbildanalyse, LiDAR-Scans, Satellitenbildauswertung, Geophysik,
Multi- & Hyperspektralaufnahmen, UAVs/Unmanned Aerial Vehicles etc.)
beschäftigt (Abb. 1). Damit wird u. a. die Arbeit verschiedener Forschungsprojekte der derzeit 76 Projektpartnerinstitutionen aus ganz Europa sowie
Forschungsfeld I „Marginal zones – contact zones“
Dieser Forschungsschwerpunkt umfasst die Erforschung der Grenzgebiete
zwischen dem Nordbalkan und Mitteleuropa vom Beginn des Neolithikums
bis zur mittleren Bronzezeit, etwa zwischen den 6. und den 2. Jahrtausend v.
Chr. Die geomagnetischen Prospektionen konzentrierten sich gezielt auf neu
ausgegrabene neolithische Fundstellen im südlichen Transdanubien sowie
im Balaton- und Donaugebiet. Der Fokus lag dabei auf dem sog. Sárköz in
Südungarn, wo Alsónyék (Abb. 2), die größte Siedlung und das größte Gräberfeld des Neolithikums in Mitteleuropa, freigelegt worden ist – die geophysische Evaluierung der Umgebung hat hier zu weiteren wichtigen Daten
und Deutungen geführt. Geomagnetische Arbeit wurde auch um den Fundort Bapska in Kroatien geleistet. Die Ausgrabungstätigkeit konzentrierte sich
mit einer weiteren Kampagne auf Vráble in der südlichen Slowakei, mit kleineren Forschungen in Ostungarn und in Ost-Österreich. Die Dokumentationstätigkeit und die Aufarbeitung der Ausgrabungen in Vráble wurden fortgesetzt. Die wissenschaftliche Konzeption der im Jahr 2015 stattfindenden
großen Neolithikum-Ausstellung in Köln wird aus der RGK auch mit der Teilnahme im wissenschaftlichen Beirat und Mitarbeit am Katalog unterstützt.
Forschungsfeld II „Crossing Frontiers in Iron Age and Roman Europe“
Dieser Schwerpunkt umfasst von der Eisenzeit bis zur Spätantike Programme,
die traditionell im Mittelpunkt der RGK-Forschungen stehen. Die Auswertung
52
e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
der Ausgrabungen im keltischen Oppidum von Manching wurde fortgesetzt,
ein Band über Sapropelitfunde befindet sich im Druck. Mit dem zum Druck
vorbereiteten ersten Band über die Ausgrabung der römischen Stadtgründung
im Lahntal bei Waldgirmes werden die zum Verständnis der römischen Okkupation in der Mittelgebirgszone östlich des Rheins besonders bedeutsamen
Forschungsergebnisse der Forschung zugänglich gemacht (Abb. 3. 4).
In Kooperation mit dem Projekt „Late Iron Age and Roman Irland“ des
„Discovery Programme“ fanden in Irland geomagnetische Prospektionen auf
wichtigen Fundstellen mit römischen Sachgütern wie dem Hill of Tara,
co. Meath, statt (Abb. 5). Darüber hinaus erfolgten Untersuchungen auf der
Weltkulturerbestätte im benachbarten Boyne Valley.
Begonnen wurde die Bearbeitung der hellenistischen und römischen Kleinfunde der antiken Siedlung auf dem Monte Iato in der Provinz Palermo, Sizilien. Nach einer ersten Sichtung der Funde sind vor allem im Fibelmaterial
Kontakte in den südostalpinen Raum und nach Gallien zu erkennen (Abb. 6).
Weitere Forschungen galten goldenen byzantinischen Prunkgürteln
awarischer Khane in Museen Ungarns und Serbiens sowie der Verbreitung
keltischer und römischer Münzen in den Provinzen des Reiches und im europäischen Barbaricum (Abb. 7).
2
Alsónyék, Südtransdanubien, Ungarn. Siedlung und Gräber
aus dem frühen 6. Jt. v. Chr.,
Frauenfigur aus Ton (Foto: Archäologisches Institut ZHW, Ungarische Akademie der Wissenschaften).
Nachwuchsförderung
Es arbeiten sieben Doktorandinnen und Doktoranden im Haus, deren Dissertationen bzw. wissenschaftliche Entwicklung mitbetreut und begleitet werden. Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gehört auch die
Betreuung von zwei Doktoranden aus Ungarn bzw. die Teilnahme an der
Doktoranden-Schule und den dabei abzunehmenden Prüfungen in Frankfurt, Budapest, Tübingen und Szeged.
Auf Einladung haben mehrere junge Forscherinnen und Forscher aus
dem Ausland in der RGK einen Studienaufenthalt verbringen können, mit
fachlichen Gesprächen, Hauskolloquien, Workshops, Vorträgen und mit der
Benutzung der Bibliothek: A. Bunguri (Albanien), F. Cabanillas de la Torre
(Spanien), M. Barčik, J. Kupova (beide Slowakei) und M. Mileac (Moldawien).
53
e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
Stipendiatin
Als Stipendiatin der „Université Paris 1 – Collège franco-allemand“ hielt sich
A. Feugnet (Paris) in der RGK auf.
Wissenschaftliche Veranstaltungen
3a
3b
Festvorträge
16. Januar Archäologisches Museum Frankfurt am Main, Festvortrag im
Rahmen der Amtseinführung der Ersten Direktorin Frau Eszter Bánffy:
F.-R. Herrmann (Bockenau), Archäologielandschaft Hessen.
17. März J. W. Goethe-Universität Frankfurt, Abendvortrag vor der
Kommissionssitzung, J. Cahill Wilson (Dublin, Irland), Ireland in a Roman
World’ - the Discovery Programm’s Late Iron Age and ‚Roman’ Ireland
Project (LIARI).
4a
4b
3a+b
Waldgirmes, Lahn-Dill-Kreis. Blattvergoldeter Pferdekopf einer absichtlich zerstörten
lebensgroßen Reiterstatue vom Forum der römischen Stadtgründung (ca. 4 v. Chr. – nach
9 n. Chr.). a. im Zustand nach der Bergung aus Brunnen b. Detail einer Applike mit Büste der Viktoria (Foto: J. Bahlo, RGK).
4a+b
Waldgirmes, Lahn-Dill-Kreis. Lugdunum: As mit Gegenstempel des Varus (VAR) und
Radstempel (RIC 230) aus Brunnen 2 (Foto: D. Wigg-Wolf, RGK).
Hauskolloquien in Frankfurt am Main
09. Januar E. Deschler-Erb (Zürich), Metall aus dem augusteischen Oberhausen 6. Februar S. Helas (Bonn), Gabii/Osteria dell’Osa (Italien) – Eine
Buntmetallwerkstatt der frühen Eisenzeit 14. Mai N. Müller-Scheeßel,
K. Radloff und Samantha Reiter (alle Frankfurt am Main), Ergebnisse der
Prospektionskampagne im März 2014 im Žitavatal/Slowakei: Kombination
von Geomagnetik, Bohrungen, geochemischen Analysen und Feldbegehungen
16. Juni Ph. Kiernan (Buffalo), Der Götzenbühl und andere
Götzen – Ein prähistorischer Grabhügel in der Pfalz und Kultbilder der
Römerzeit 10. Juli K. Myzgin (Kharkiv), Roman coins on the territory of
Ukraine: new finds, old questions 15. Juli J. Bouzek (Prag), Emporion
Pistiros – Griechen, Thraker und Kelten im SW Balkan 7. Oktober G. Bodi
(Iaşi), Art, Economy and Society in the Chalcolithic of North-East Romania.
Case Study 9. Oktober V. Kulakov (Moskau), Das Prussia-Museum einst
und heute 1. Dezember J. Creighton (Reading), Looking for an Iron Age
and Roman town: large-scale geophysical surveys at Silchester.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
27. November E. Pape, Die spätneolithischen Galeriegräber Westdeutschlands und des Pariser Beckens. Dasselbe in Grün?
Tagungen, Workshops und Sitzungen
Am 8./9. März fanden eine von J. K. Koch organisierte Mitgliederversammlung des Vereins FemArc e.V. sowie ein Arbeitstreffen der FemArcEdition
statt.
Am 18. März fand unter Frau E. Bánffys Leitung die Jahressitzung der Römisch-Germanischen Kommission statt, an der die Damen Fless, MetznerNebelsick, Sievers sowie die Herren Bertemes, Bittmann, Krause, Kunow,
Meyer, Müller, Puk, von Schnurbein, Sommer, Wamers, Willroth, Wolf und
Zimmermann teilnahmen. Als neue Mitglieder der Römisch-Germanischen
Kommission wurden Frau Doris Mischka sowie die Herren Sebastian Brather
und Thomas Terberger gewählt.
5 Hill of Tara, co. Meath, Irland. Geomagnetische Prospektion mit einem 16-Sondengerät der
Firma Sensys auf dem seit vorgeschichtlicher Zeit genutzten Hügel, der auch als Sitz der irischen
Hochkönige diente (Foto: K. Rassmann, RGK).
Vortragsveranstaltungen zur Arbeit der Kommission
30. Januar N. Müller-Scheeßel, Von lebenden Leichnamen und sozial Toten:
Bestattungen abseits ‚regulärer‘ Gräberfelder am Vorabend der ‚Keltenwanderungen‘ 20. Februar A. Posluschny, Archäologie aus der Luft. Moderne
Verfahren statt Spaten und Kelle? 29. April G. Sommer von Bülow,
Griechen, Thraker und Römer in Bulgarien. Eine Einführung in die Archäologie des Landes 7. Juni S. Sievers, Tiere in der Welt der Kelten 23. September R. Scholz, Abgetaucht – Wissenschaftliche Arbeitsweisen in der
Unterwasserarchäologie 14. Oktober D. Burger, Das römische Legionslager von Mogontiacum / Mainz: Neue Forschungen zur Topographie und
Umwehrung 4. November D. Neumann, Siedlungsdynamik und sozialer
Wandel im 5. Jahrtausend. Erste Ergebnisse vom Tell Szilhalom, Ungarn Herr A. Posluschny organisierte ein Arbeitstreffen zur Landschaftsarchäologie am DAI, Bestandsaufnahme, Ideen und Perspektiven, das am 20. März
stattfand.
In Kooperation mit der Römisch-Germanischen Kommission fand vom
2. bis 5. April in Mainz zusammen mit dem Archäologischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, der Johannes Gutenberg-Universität
Mainz und dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum eine Tagung mit Teilnehmern aus Deutschland, Großbritannien und Ungarn statt zum Thema:
„Bioarchaeology and archaeology in Neolithic Europe: the Carpathian Basin”,
im Rahmen des DFG-Programms „Bevölkerungsgeschichte des Karpatenbeckens in der Jungsteinzeit und ihr Einfluss auf die Besiedlung Mitteleuropas“.
Es sprachen: E. Bánffy (Frankfurt), Introduction – the state of research;
S. Friedrich (Halle/Saale), The Neolithic in the middle Elbe-Saale-region of Saxony-Anhalt; G. Brandt (Mainz), The molecular genetic of the Neolithic
period in Central Europe: result of the Mittelelbe-Saale project;
J. Jakucs (Budapest), Planning and practice of logistics in archaeological
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK 6 Monte Iato, Italien. Figürlich verzierter Henkel eines spätrepublikanischen Bronzekruges (Foto:
Institut für Archäologie, Fachbereich Klassische Archäologie, Universität Zürich).
support of a bioarchaeological project; K. Köhler (Budapest), Data of the physical anthropology of the Neolithic population in the western part of the Carpathian Basin; V. Keerl (Mainz), United in Diversity? The Neolithic cultures of the
Great Hungarian plain and their inter/intraregional relations as shown by
aDNA; A. Szécsényi-Nagy (Mainz), Population genetic evidence of the cultural
changes in the Neolithic Transdanubia; M. Fecher (Mainz), Isotope evidence of
mobility and subsistence in Neolithic Hungary; A. Bentley (Bristol), Kinship,
Land use and community differentiation in the central European LBK; A. Osztás
(Budapest), Neolithic settlements and burials at Alsónyék-Bátaszék site: a case
study from southeastern Transdanubia; A. Szécsényi-Nagy und M. Fecher (beide Mainz), Diachronic observations: the signs of kinship and mobility in three
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
Neolithic grave groups at Alsónyék-Bátaszék site; É. Nyerges (Budapest) und
M. Fecher (Mainz), Changes in the economy and subsistence in the Neolithic
– a case study based on the archaeozoological and isotopic data from
Alsónyék-Bátaszék site; K. Köhler (Budapest), Alsónyék-Bátaszék. Anthropological and palaeopathological investigation of the Late Neolithic–Early Copper
Age cemetery and grave groups; B. G. Mende (Budapest), Endemic or epidemic? Interpretations of the TB-cases from Alsónyék-Bátaszék site; K. Oross und
T. Marton (Budapest), Developments in the archaeological research of LBK
settlements in Hungary – an attempt to synthesize results with recent bioarchaeological evidences; J. Jakucs (Budapest), A. Szécsényi-Nagy (Mainz) und
M. Fecher (Mainz), Bioarchaeological research in the first settlements of the
early Vinča culture in southeastern Transdanubia: Szederkény-Kukorica-dűlő
and Versend-Gilencsa (Baranya country); P. Bickle (York), Following the herd?
Consumption, specialisation and variation in the early and middle neolithic of
central Europe; M. Ivanova (Heidelberg), Food cultures: Interdisciplinary studies of early farming food technology and palaeodiet in Southeastern Europe;
Zs. Siklósi (Budapest), D. Neumann (Frankfurt), M. Szilágyi (Budapest) und
R. Scholz (Frankfurt), The diversity of Neolithic and Copper Age landscape use
and settlement types. A case study from Berettyó region; D. Hofmann (Hamburg), What have genetics ever done for us? Interpreting identity and aDNA in
the LBK; K. Alt (Mainz), Summary – the archaeogenetic projects of the University of Mainz, dept. of Anthropology.
Im Rahmen des „Regional Meeting on the Implementation and Ratification
of the 2001 Convention on the Protection of the Underwater Cultural Heritage
in South-East Europe“ wurde von E. Bánffy am 5. September die Bibliothek
Harald v. Petrikovits dem International Center for Underwater Archaeology
(ICUA) in Zadar, Kroatien, als Dauerleihgabe offiziell übergeben. Anwesend waren der Vize-Kulturminister von Kroatien, der Direktor des ICUA sowie Vertreter der UNESCO Paris und Venedig.
E. Bánffy leitete am 20./21. Oktober einen Workshop zum ERC-Projekt „The
times of their lives. Das frühe Neolithikum in Südost-Transdanubien“ mit Projektpartnern aus Großbritannien und Ungarn.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
Veranstaltungen zu den Forschungsclustern des DAI
Am 12./13. Juni traf sich der Arbeitskreis „Innovationen in der Kriegstechnik
des Altertums“ innerhalb des DAI-Clusters „Innovation: technisch. sozial“ zu
einem Workshop, organisiert von N. Müller-Scheeßel und F. Klimscha (Eurasien-Abteilung).
Es sprachen: R. Wittig (Leipzig), Das Konfliktverhalten von höheren Primaten; T. Schunke (Halle), Monumentalität, Abschreckung und Tabu – Beobachtungen zu jungsteinzeitlichen „Befestigungskonzepten“ im Saalegebiet;
M. Mödlinger (Wien), Technik und Funktion bronzezeitlicher Schutzwaffen;
F. Biermann (Göttingen), Kriegerische Konflikte als Faktoren sozialer Entwicklung und Herrschaftsbildung bei den frühmittelalterlichen nördlichen Westslawen; St. Burmeister (Kalkriese), Germanien 16 AD – nicht-nachweisbare Innovationen; H. Köpp (Trier), Von der Sturmleiter zu Streitwagen. Militärtechnische
Innovationen im Alten Ägypten; I. Schrakamp (Heidelberg), Kampf- und Streitwagen nach keilschriftlichen Quellen des 3.-1. Jt.; L. Dietrich und D. RokittaKrumnow (Berlin), Der Speer lässt sich nicht im Sack verstecken.
Untersuchungen zum Aussagepotential langer Silexspeerspitzen im Spätneolithikum in der Levante 10; N. Müller-Scheeßel (Frankfurt), „Keltische“ Schädeljagd als innovativer Adaptionsprozess?
Publikationen
Germania, Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission 89, 2011
Germania, Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission 90, 2012
Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 92, 2011
Die Ausgrabungen in Manching 18: S. Sievers – M. Leicht – B. Ziegaus, Ergebnisse der Ausgrabungen in Manching-Altenfeld 1996–1999
7 Kunbábony, Ungarn, Grab eines awarischen Khagans im Jószef Katona Museum Kecskemét. Goldene Riemenzunge und Details der Filigranverzierung an einem gleichartigem Stück: Fehlstelle;
Lötstellen abgefallener Filigrankügelchen (Fotos: O. Heinrich-Tamaska, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. an der Universität Leipzig).
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen
Führungen
Am 12. Februar führte D. Burger Frau M. Witteyer über die Ausgrabung in
Mainz, Gonsbachtal, Angelrechweg.
Am 11. Juli nahm A. Posluschny am „Day of Archaeology“ teil.
Interviews
Am 18. Januar gab E. Bánffy ein Interview für die Frankfurter Allgemeine
Zeitung und ein weiteres für das DAI-Magazin „Archäologie weltweit“, das in
Heft 1/2014 als Porträt erschien.
Am 7. Mai beteiligte sich E. Bánffy an der Jahrespressekonferenz des DAI
in Berlin.
D. Burger gab ein Interview über archäologische Hinterlassenschaften
unserer modernen Zeit, erschienen in der Mainzer Allgemeinen Zeitung am
30. Januar unter dem Titel „Plastikmüll wird uns überdauern – Über die Vergänglichkeit von Stahlbeton, Papier und digitalen Speichermedien“.
A. Posluschny gab mehrere Interviews: 3. März Radiointerview mit Polski
Radio II zum Projekt ArcLand; 7. Mai Telefoninterview über den Einsatz von
UAVs in der Archäologie mit freiem Journalisten; am 12. und 26. August Telefoninterview über den Einsatz von UAVs in der Archäologie sowie über die
Möglichkeiten GIS-gestützter Wegemodellierungen mit einem Journalisten
zur Vorbereitung der 4. Folge der Fernsehsendung „Deutschland von oben“.
Am 29. September gab G. Rasbach in Waldgirmes U. Rothe ein Interview,
das an der Open University, England, als eine Grundlage für den Kurs zu
„Roman Germany“ dienen wird. Außerdem unterstützte sie das Projekt der
Open University mit Bildmaterial der Grabung.
N. Schücker und S. Sievers nahmen im Rahmen des CEC-Projekts am
5. Juni an einer Pressekonferenz gemeinsam mit G. Mendelssohn, I. Kappesser (beide Museum bei der Kaiserpfalz Ingelheim) und J. Gerhard (Historischer Verein Ingelheim e. V.) teil. Im Berichtszeitraum erschienen zwei Beiträge in der Allgemeinen Zeitung / Rhein Main Presse, über die Aktivitäten
des CEC-Projekts, die auch online (Artikel 1, Artikel 2) abrufbar sind. Autorin
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
ist jeweils Beate Schwenk. Auch auf den Internetseiten der Stadt Ingelheim
am Rhein wird über die Kooperation von RGK und dem Museum bei der Kaiserpfalz berichtet.
Buchpräsentationen
Am 28. Februar präsentierte E. Bánffy im Archäologischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest ihr Buch „The Early neolithic
of the Danube-Tisza Interfluve“, Archaeolingua Central European Series 7.
Am 14. März fand im Museum von Manching die von S. Sievers gemeinsam
mit dem Reichert-Verlag organisierte Präsentation des Bandes „Die Ausgrabungen in Manching Band 18“ statt. E. Bánffy beteiligte sich mit einem
Grußwort.
Ausstellungen
Am 10. Dezember wurde die in Kooperation mit dem Jüdischen Museum
Frankfurt konzipierte Ausstellung „Im Licht der Menora“ eröffnet (Ausstellungsdauer: 11.12.2014–10.05.2015), zu der ein Katalog erschien. Grußworte sprachen: Raphal Gross (Direktor des Jüdischen Museums), Felix Semmelroth (Dezernent für Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main) und
Eszter Bánffy.
S. Hansen hielt einen Vortrag über „Juden im Römischen Reich – ein Thema der Archäologie“ und P. Rahemipour (Kuratorin der Ausstellung), sprach
über „Ein Amulett, ein Ring, eine Inschrift – Gedanken zu einer Ausstellung“.
C.-M. Hüssen nahm am 10. Dezember im Jüdischen Museum Frankfurt a. M.
an der Pressekonferenz mit anschließender Führung zur Ausstellung
„Im Licht der Menora – Jüdisches Leben in der römischen Provinz“ teil.
Die RGK ist im Rahmen des CEC-Projekts an der Ausstellung „De Erfenis van
Karel de Grote (814–2014)“ in Ename (Belgien) beteiligt. In diesem Zusammenhang erschienen ein umfangreicher Katalog und zahlreiche Materialien
zur Öffentlichkeitsarbeit. Im Rahmen des CEC-Projekts erstellten das Museum bei der Kaiserpfalz, die Forschungsstelle Kaiserpfalz Ingelheim und
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – RGK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-05-2
Sonstiges
Der Verein „Freunde der Archäologie Europas e. V.“ wurde vor zehn Jahren
gegründet, seitdem sind die Vortragsreihen, Studienausflüge, Ausstellungsführungen ein wichtiger Teil der Präsenz der RGK vor Ort, in der Stadt
Frankfurt und in ihrer Umgebung.
8 Die Nachbildungen der Reichsinsignien des „Heiligen Römischen Reiches“ aus dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber waren die Glanzstücke in der als Teil des
Projekts „Cradles of European Culture (CEC) / Francia Media“ organisierten Ausstellung „Das Erbe Karls des Großen (814–2014)“ (De erfenis van Karel de Grote, 10.5.–30.11.2014, Ename, Belgien) (Foto: S. Ketzler, Mittelalterliches Kriminalmuseum in Rothenburg o.d.T.).
Archimedix GbR unter Beteiligung der RGK einen Film mit 3D-Rekonstruk-tionen der Kaiserpfalz in Ingelheim am Rhein. Der Film ist in den im Zusammenhang mit dem Karlsjahr 2014 konzipierten Ausstellungen „De Erfenis
van Karel de Grote (814–2014)“ (10.05.–30.11.2014, Ename, Belgien),
„Macht, Kunst, Schätze“ (20.06.–21.09.2014, Aachen) und „Prachtort“
(09.09.–14.12.2014, Ingelheim) zu sehen (Abb. 8).
Ehrungen
Claus-Michael Hüssen wurde als Sprecher des wissenschaftlichen Beirats Römerpark Ruffenhofen in der 16. Sitzung wiedergewählt.
David Wigg-Wolf wurde zum Beisitzer der Numismatischen Kommission der
Länder in der Bundesrepublik Deutschland e.V. gewählt.
59
60
Abteilung Kairo
31, Sh. Abu el-Feda
ET-11211 Kairo-Zamalek
Tel.: +20-(0)2 2735 1460, 2735 2321
Fax: +20-(0)2 2737 0770
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
Bericht aus der Arbeit der Abteilung
Direktoren: Prof. Dr. Stephan J. Seidlmayer, Erster Direktor; PD Dr. Daniel Polz, Zweiter Direktor.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Nicole Alexanian (ehrenamtlich und
01.01.–31.01.2014), PD Dr. Felix Arnold, Dr. Eva-Maria Engel (01.10–30.11.2014), Ute Effland
M.A. (01.03.–31.05.2014 und 01.09.–15.12.2014), Dr. Rita Hartmann (01.03.–31.05.2014 und
01.09.–15.12.2014), Dr. Ulrich Hartung, Dr. Wiebke Kreibig (01.04.–15.05.2014 und 02.10.–
14.11.2014), Dr. Peter Kopp (01.02.–31.05.2014 und 01.09.–31.12.2014), Dr. Ute Rummel
(ehrenamtlich und 01.01.–30.06.2014, 01.10.–31.12.2014), Dr. Robert Schiestl (01.10.–
31.10.2014), Dr. Johanna Sigl, Dr. Susanne Voss (01.10.–31.12.2014).
Wissenschaftliche Hilfskräfte: : Isa Böhme M.A., Elisabeth Greifenstein M.A., Wolfram Stähle
M.A. (seit 01.05.2014).
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Dr. Ralph Bodenstein (DAAD bis 30.09.2014), Linda Borrmann M.A. (DFG, bis 31.08.2014 und 19.10.– 31.12.2014), Christian Huyeng (TraFoPa 01.05.–
31.12.2014), Ilka Klose M.A. (TraFoPa, 01.09.–30.09.2014, 01.11–31.12.2014), Anita Kriener
(TraFoPa), Prof. Dr. Cornelia Römer (DAAD), Martin Sählhof M.A. (DFG, bis 30.09.2014).
Die Standardfrage: ob in Ägypten denn überhaupt noch etwas zu finden sei?
läßt sich leicht und affirmativ beantworten. Der Fundplatz Dahschur ist ein
gutes Beispiel. Obwohl er seit beinahe 200 Jahren archäologisch erforscht
wird, bietet dieser Platz doch immer wieder nicht nur neue, sondern vollkommen unerwartete Erkenntnisse. In früheren Jahren wurden hier ein neuartiger Friedhofskomplex als Teil der Pyramide Amenemhets II. sowie die
untere Aufweganlage der Knickpyramide entdeckt – und diese Serie von
Funden reißt nicht ab.
Die Grabungen des Jahres 2014 konzentrierten sich auf den Taltempel der
Knickpyramide, der ursprünglich von Ahmed Fakhry freigelegt worden war.
Hier konnten nun die Arbeiten von F. Arnold zeigen, dass das Ziegelgebäude
nördlich des Tempels nicht etwa, wie Fakhry angenommen hatte, ein jüngerer
Zusatz ist – im Gegenteil handelt es sich hier um den Vorgängerbau dieses
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
1 Abb. 1: Tempelanlage der Knickpyramide in Dahschur mit dem in Ziegelnh ausgeführten Vorgängerbau (rechts) (Foto: F. Arnold, DAI Kairo).
2 Plan des Ritualgartens am Tempel der Knickpyramide in Dahschur (Plan: F. Arnold, DAI Kairo).
ersten, klassischen Pyramidentempels des ägyptischen Alten Reiches
(Abb. 1). Ein geomagnetischer Survey, gefolgt von einer Ausgrabung im
Frühjahr, konnte nun zeigen, dass dieses Bauwerk von einem ausgedehnten, formalen Garten umgeben war. Innerhalb einer massiven Umfassungsmauer sieht man Reihen von Baumgruben, die das rechteckige Areal auf
(mindestens) drei Seiten umgeben. Zusätzlich gibt es Beete für Büsche und
vielleicht Blumen. Glücklicherweise sind nicht nur die Pflanzbetten aus Nilschlamm im Wüstensand erhalten. Auch Wurzelwerk wurde durch die Wüstenbedingungen konserviert, sodass eine botanische Analyse der Reste hoffentlich die genauen Baum- und Pflanzenarten, die hier einst angebaut
wurden, bestimmen kann (Abb. 2).Ein solcher formaler Garten um einen
Ritualbau, einen königlichen Totentempel, ist bislang ein völlig einzigartiger
Befund. Mitten in der Wüste gelegen und nur durch künstliche Bewässerung mit großem Aufwand angelegt, kann dieser Garten nicht praktische,
sondern nur rituell-symbolische Funktion gehabt haben. Deutlich ist freilich, dass der Garten über etliche Jahre erhalten und zu Lebzeiten des Königs genutzt wurde.
Es ist gut bekannt, dass Pflanzen und Gärten in mehreren Ritualen um das
sakrale Königtum eine entscheidende Rolle spielten. Ebenso ist geläufig,
dass das Motiv von Baumreihen ein wichtiges Vorbild in der Entwicklung des
Formenschatzes ägyptischer Sakralarchitektur geboten hat. Im Augenblick
ist es noch zu früh, sich auf eine zu spezifische Deutung des neu entdeckten
Gartens festzulegen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass dieser erste Befund
eines Ritualgartens um den ältesten königlichen Totentempel bedeutende
61
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
3 Votivstatue
des
Mittleren
Reiches aus dem Tempel der
Knickpyramide von Dahschur
(Foto: P. Windszus, DAI Kairo).
4 Neu errichtete Kolossalstatuen am Totentempel Amenophis' III. bei den Memnonskolossen in
Theben-West (Foto: H. Sourouzian, DAI Kairo).
Implikationen für das Verständnis der Symbolik und der Entwicklung königlicher Ritualarchitektur im frühen Ägypten haben wird.
Im Zusammenhang mit den Arbeiten um den Tempel der Knickpyramide
schreitet auch die Aufarbeitung der Relieffunde aus den Grabungen Ahmed
Fakhrys voran. Nicht nur im Gelände, auch in den alten Magazinen lassen
sich wichtige Entdeckungen machen. Beim Öffnen der Fundkisten, der Arbeit des Restaurierens, Dokumentierens und fachgerechten Neuverpackens
traten außer den Tempelreliefs auch die Votivstatuen des Mittleren Reiches
aus dem Tempel wieder ans Licht (Abb. 3). Dieses (neben dem Fundkomplex
aus dem Heiligtum des Heqaib auf Elephantine) bedeutendste Ensemble von
Privatplastik des Mittleren Reiches wurde nie angemessen bearbeitet und
zugänglich gemacht. Es steht zu hoffen, dass die Reliefs wie die Statuen im
neuen Grand Egyptian Museum erstmals öffentlich ausgestellt und gewürdigt werden. Die Arbeit unseres Projekts hat zum Ziel, dazu eine Grundlage
zu schaffen.
Die Entdeckung des Ritualgartens in Dahschur war vollkommen neu und vollkommen unerwartet. Nicht zum ersten Mal zeigte sich hier, wie
vermeintlich gut bekannte Fundplätze und Denkmäler grundsätzlich neue
Informationen bieten. Das Potential archäologischer Arbeit selbst an altbekannten Plätzen ist immer wieder aufs Neue erstaunlich.
Dies gilt für viele Plätze aller Epochen. Die Memnonskolosse auf dem thebanischen Westufer, einst Pylonstatuen des Totentempels Amenophis' III.,
gehören zu den berühmtesten Ansichten Ägyptens. Sie gehörten zum Pflichtprogramm der Reisenden seit dem 19. Jahrhundert und wurden vielfach gemalt und gezeichnet. Der Tempelbau selbst, schon früh durch ein Erdbeben
eingestürzt, ist demgegenüber praktisch völlig verschwunden. Nun bringen
die Ausgrabungen von H. Sourouzian Jahr für Jahr wunderbare Statuen aus
der einst reichen plastischen Ausstattung dieses Tempels ans Licht, nachdem
sie Jahrtausende unerkannt im Boden lagen. Eine Kolossalstatue, die in ihren
Maßen hinter den Memnonskolossen nur geringfügig zurückbleibt, konnte
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
5 Das Deir Anba Hadra auf dem Westufer von Aswan (Foto: S. Richter, DAI Kairo / FU Berlin).
6 Fries von Heiligengestalten in der Ursprungsgrotte des Deir Anba Hadra (Foto: S. Richter,
DAI Kairo / FU Berlin).
kürzlich aus Fragmenten zusammengesetzt und wieder aufgerichtet werden
(Abb. 4). Sie schmückt nun den Platz und trägt dazu bei, ihn in der Zukunft zu
einer noch faszinierenden Attraktion für Besucher zu machen.
Es ist jedoch falsch, großartige Denkmäler nur im Bereich des pharaonischen Ägypten zu suchen. Unter den koptischen Klosteranlagen Ägyptens
ragt das Deir Anba Hadra (in den Reiseführern „Simeonskloster“), auf dem
Westufer Assuans in einer weiten Wüstenkulisse gelegen, heraus (Abb. 5).
Es ist der am besten erhaltene frühmittelalterliche Klosterkomplex Ägyptens. Er besitzt eine Kirche in anspruchsvoller Architektur, einen großen
Wohnbau und darüber hinaus auch ausgedehnte Wirtschaftsanlagen. Wie
so viele wichtige Denkmäler Ägyptens wurde diese Anlage nur vorläufig untersucht, wobei z. B. die bedeutenden Wandmalereien fast ganz außer Acht
gelassen wurden. Ebenso bleiben grundsätzliche chronologische Fragen zu
klären.
Die Abteilung Kairo startete daher in Kooperation mit der Universität
Leipzig/Freien Universität Berlin (Prof. S. Richter) ein Projekt, das zunächst
einmal die Hunderte koptischer und arabischer Graffiti und Dipinti in diesem
Bau dokumentieren und damit den epigraphischen Arbeiten in der Region
Assuan eine essentielle Komponente hinzufügen sollte. Diese Inschriften
bieten tatsächlich wichtige Einblicke in die christlich-muslimische Koexistenz
in der Region im frühen Mittelalter. Wichtig ist, dass das Vorhaben bereits
anhand datierter Inschriften den Beweis erbringen konnte, dass koptische
und arabische Inschriften (wenigstens teilweise) gleichzeitig sind und nicht
etwa nur in Sukzession angebracht wurden.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
Genauso versteht es sich, dass Inschriften und Bilder auf den Bauten nicht
sinnvoll bearbeitet werden können, ohne auch die Geschichte dieser Bauten
in den Blick zu nehmen. Gerade die Chronologie der Kirche, die aus typologischen Gründen in die Fatimidenzeit gesetzt wurde, steht zur Debatte. Epigraphik und Bauforschung greifen hier ineinander.
Entscheidende Einblicke wird auch die Untersuchung der Wirtschaftsanlagen
des Klosters erbringen (Abb. 7). Hier geht es darum zu verstehen, auf der
Basis welcher Funktionen die Klöster in ihren charakteristisch marginalen
Lagen existierten. In diesem Aspekt schließt die Arbeit im Deir Anba Hadra
direkt an die bereits seit längerer Zeit durchgeführten Arbeiten im Deir
el-Bachît auf dem Westufer Luxors an.
7 Werkstättentrakt im Deir Anba Hadra (Foto: S. Richter, DAI Kairo / FU Berlin).
Während der Arbeit wurde jedoch sofort deutlich, dass es nicht ausreichend
ist, nur an den Inschriften zu arbeiten. Da sind die Wandmalereien des Klosters, die endlich adäquat erfasst werden müssen. Im zurückliegenden Jahr
lag der Fokus der Arbeiten vor allem auf der Bebilderung der
(vermutlich einst Eremiten-) Grotte, von der die Entwicklung des Klosters
ihren Ausgang nahm. Ein langer Fries von Heiligengestalten überzieht die
Wände (Abb. 6). Die ornamentale Deckengestaltung zeigt ebenfalls, gruppiert um ein zentrales Medaillon mit dem Bild Christi, Büsten von Heiligen.
Alle diese Bilder sind in einem schwierigen Erhaltungszustand und müssen
daher mit Sorgfalt gelesen werden.
Die Arbeit im Deir Anba Hadra lenkt den Blick jedoch auch auf eine zweite,
entscheidende Dimension der Arbeit der Abteilung. Man kann nicht Inschriften, Bilder und Bauten erforschen und dokumentieren, ohne den aktuellen
Zustand der Denkmäler – und leider ihren problematischen Zustand – in den
Blick zu fassen. Es ist zwingend, sich im Rahmen der archäologischen Arbeit
auch der denkmalpflegerischen Verantwortung bewusst zu sein und sicherzustellen, dass die Zeugnisse der alten Zeit auch physisch am Ort für die
Zukunft erhalten werden.
Unser Projekt im Deir Anba Hadra stellt sich dieser Aufgabe in ihrem ganzen Umfang. Eine Studie der Putze und ihres Erhaltungszustands sowie ein
Restaurierungs- und Managementplan für das Kloster sind in Arbeit und
Stellen, an denen Gefahr im Verzug ist, wurden bereits gesichert. Es ist
absehbar, dass diese wichtige Arbeit im Deir Anba Hadra noch bedeutenden
Einsatz erfordern – aber auch lohnen – wird.
Umso erfreulicher ist es, auch vom erfolgreichen Abschluss eines solchen
Projekts berichten zu können. Die bauforscherisch-denkmalpflegerische
Arbeit, die die Abteilung in Kooperation mit der TU Berlin (Prof. Ph. Speiser)
seit längerer Zeit auf der frühislamischen Nekropole von Assuan, dem
sog. „Fatimidenfriedhof“ durchführen konnte, wurde durch die Eröffnung
eines Besucherparcours im neu restaurierten Nekropolenabschnitt
64
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo 8 Schautafel im neu eröffneten Besucherparcours in der frühislamischen Nekropole von Aswan
(Gestaltung: Ph. Speiser, DAI Kairo / TU Berlin).
gekrönt (Abb. 8). Diese Nekropole ist über weite Strecken mit der Nutzung
des Deir Anba Hadra parallel, sodass beide Projekte unterschiedliche Aspekte des frühmittelalterlichen Assuan und der Entwicklung seiner Bevölkerung
dokumentieren. Gleichzeitig sind die Mausoleen bedeutender islamischer
Heiliger auf dem Friedhof bis in die Gegenwart Zentren populärer Devotion,
sodass die frühislamische Nekropole eine Brücke bis in die Gegenwart
schlägt. Die besondere Authentizität, die der Platz dadurch ausstrahlt, macht
ihn zu einer signifikanten Stätte auch für touristische Besuche.
Ein anderes Projekt, das die Verantwortung der Abteilung für Denkmalpflege
und Kulturerhalt besonders eindrücklich repräsentiert, führt wieder in die
pharaonische Zeit zurück, und zwar zu dem ikonischen Fundkomplex aller
Länder und Zeiten schlechthin, dem Grab des Königs Tutanchamun.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
So paradox es ist, hat dieser „Grabschatz“, der der Öffentlichkeit als die
Verkörperung der ägyptischen Archäologie erscheint, in der Forschung vergleichsweise wenig Beachtung gefunden. Es ist deshalb von grundsätzlicher
Bedeutung, dass die Abt. in Zusammenarbeit mit dem Römisch Germanischen Zentralmuseum Mainz und dem Institut für Vorderasiatische
Archäologie der Universität Tübingen ein archäologisch-restauratorisches
Projekt zu einer bislang ganz vernachlässigten Gruppe von Objekten aus
dem Grab aufgenommen hat, nämlich von Objekten, die einst aus Leder
gefertigt und mit dekorierten Goldblechauflagen geschmückt waren. Diese
Dinge befanden sich bereits zum Zeitpunkt des Fundes in einem extrem
heiklen Erhaltungszustand. Nur wenige Stücke sind halbwegs vollständig
und lassen die ursprüngliche Form erkennen. Die meisten sind zu Fragmenten zerfallen und müssen erst mit großem Aufwand zusammengesetzt
werden. Dann allerdings besticht die Schönheit ihres Reliefdekors, den die
Kombination und Mischung ägyptischer und levantinischer Stilelemente
und Motive auszeichnen. Dadurch liegt hier eine Gruppe höchster historisch-kunsthistorischer Bedeutung vor. Neben der kunsthistorischen
Analyse bieten die Fragmente auch die Herausforderung, die ursprüngliche
Form und Funktion der Objekte zu ermitteln. Grundsätzlich gesprochen
handelt es sich um Teile der Ausstattung von Streitwagen, Pferdegeschirr,
Waffenscheiden, Köchern und Bogenkästen. Im Einzelnen bleiben aber
viele Fragen zu beantworten.
Diese Objekte zu restaurieren, sodass sie erstmals seit der Entdeckung
des Grabes vor fast einem Jahrhundert ausgestellt werden können, ist daher
eine gewaltige Leistung, die Chr. Eckmann (Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, RGZM) und seinem Team verdankt wird. Dabei ist es natürlich nicht damit getan, die Stücke zu reinigen und zusammenzukleben.
Grundlage jeder wissenschaftlichen Restaurierung ist es, zuallererst die
Objekte sowohl technologisch wie archäologisch zu verstehen. Tatsächlich
stellen sich die Objekte als technisch außerordentlich komplex heraus. Sie
bestehen aus einer Abfolge zahlreicher Schichten: Leder, Stoff, Füllmaterial,
Leim, Goldblech; und die Dekoration der Goldbleche scheint mit vorgefertigten Modeln erfolgt zu sein (Abb. 9).
65
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
9 Schichtenstruktur eines der mit dekoriertem Goldblech verzierten Lederobjekte aus dem Grab
des Tutanchamun (Foto: Chr. Eckmann, DAI Kairo / RGZM).
10 Siedlungsgrabung auf Elephantine (Foto: P. Kopp, DAI Kairo).
Von herausragendem Interesse sind die Ergebnisse, die bei der Materialanalyse des Goldes mithilfe einer portablen Röntgenfluoreszenzanalyse erzielt
wurden. Hier zeigte sich nämlich, dass sich das Goldmaterial der Stücke, die
mit levantinischen Motiven verziert sind, signifikant vom Gold der Stücke
unterscheidet, die aus dem ägyptischen ikonographischen Repertoire
schöpfen. Beide Gruppen stammen daher tatsächlich aus unterschiedlichen
Produktionskontexten und vielleicht aus unterschiedlichen Quellen. Die
Implikationen dieses Befunds für die angenommene „internationale“ Stilmischung im östlichen Mittelmeerraum in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. bleibt auszuloten.
der Einsatz der Archäometrie in Ägypten teils aufgrund der Traditionen der
ägyptischen Archäologie, teils aber auch aufgrund administrativer Restriktionen weit zurück.
Hier einen grundsätzlichen Schritt voran zu tun, steht im Mittelpunkt
eines neuen siedlungsarchäologischen Grabungsprojekts, das J. Sigl und
P. Kopp auf Elephantine aufgenommen haben (Abb. 10). Die seit den späteren
60er-Jahren des 20. Jahrhunderts in Schwung gekommenen Siedlungsgrabungen in Ägypten fokussieren, ganz im Banne des „Stadtproblems“ stehend,
auf öffentliche Bauten, Stadtmauern und Tempel, auf Elemente also, die in
den trait lists der damaligen Archäologie als Merkmale des Stadtcharakters
galten. Die archäologische Praxis zielte auf Bautypologie und Chronologie.
Unser neues Grabungsprojekt stellt demgegenüber die Totalität der Lebenserfahrung in den Wohnbereichen ins Zentrum, die Realitäten der
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, welches Potential archäometrische Untersuchungen auch für die ägyptische Archäologie bereithalten. Allerdings hängt
66
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
11 Stratigraphisches Profil im Bereich der Siedlungsgrabung auf Elephantine (Foto: P. Kopp,
DAI Kairo).
12 Besuch im Labor des Institut français d'archéologie orientale (IFAO)während der Tagung
„Reality of Life“ (Foto: J. Sigl, DAI Kairo).
Lebens-formen in alter Zeit. Unter den analytischen Schlüsselbegriffen Erfahrung und Kompetenz geht es darum, was Menschen damals taten und erlebten, sowohl physisch, wie ökonomisch, sozial und intellektuell.
Um dieses Bündel grundsätzlichster Fragen archäologisch erfolgreich in
Angriff nehmen zu können, sind verfeinerte Ausgrabungsmethoden zwingend.
Die naturwissenschaftliche Analyse der Rückstände in Keramikgefäßen, die
Aufnahme noch der Silexsplitter, die beim Schärfen von Werkzeugen entstanden sind, die Knochen auch kleiner Tiere, die Panzer der Insekten, das Studium
der Schichtformation, alles das spielt eine Schlüsselrolle darin, den archäologischen Befund in seiner ganzen Aussagekraft zu erschließen (Abb. 11).
Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nur durch ein Netzwerk von Spezialisten und kompetenten Forschungslabors bewältigt werden. Um ein solches
Netzwerk ins Leben zu rufen, wurde deshalb durch J. Sigl eine internationale
Konferenz „Reality of Life“ in Kairo und Assuan organisiert. Im Rahmen dieser Konferenz wurden nicht nur die Potentiale der verschiedenen Zweige der
Archäometrie für die siedlungsarchäologische Aufgabe auf Elephantine erläutert, sondern auch die Potentiale der in Ägypten selbst verfügbaren Forschungslabors sichtbar gemacht. Neben dem großartigen Labor des französischen Instituts in Kairo (Institut français d’archéologie orientale, IFAO)
verfügen auch das Grand Egyptian Museum, das National Museum of Egyptian Civilization (beide Kairo) sowie das Nubia Museum in Assuan über
bemerkenswert gut ausgestattete Laborkapazitäten (Abb. 12). Diese Kapazitäten in einem lebendigen Forschungsverbund zu aktivieren und in einer
gemeinsamen Anstrengung um notwendige Komponenten zu erweitern,
verspricht, in Ägypten selbst eine naturwissenschaftlich-archäologische
Forschungsinfrastruktur aufzubauen, die den Export von Proben zur
67
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo 13
14
13 Diskussionen beim Workshop zur frühmittelalterlichen Keramik in Ägypten (Foto: DAI Kairo).
14 Die Arbeitsgruppe der feldarchäologischen fieldschool in Dahschur (Foto: DAI Kairo).
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Analyse – den das ägyptische Antikengesetz weitgehend untersagt –
überflüssig machen wird. Die überwältigende Bereitschaft zur internationalen
Zusammenarbeit und die rückhaltlose Unterstützung durch die ägyptischen
Kollegen geben hier Grund zu großem Optimismus.
Eine andere wichtige Konferenz wurde vom F. Arnold in Zusammenarbeit
mit S. Marchand (IFAO) ausgerichtet. Fokus dieser Konferenz war die
mittelalterliche Keramik Ägyptens, insbesondere die glasierten und dekorierten Waren, für die eine Verbindung zu China angenommen wird. Schlüsselaufgabe in diesem neuen Feld der Forschung ist es, eine adäquate Terminologie
sowie ein solides chronologisches Grundgerüst zu etablieren. Auf dieser Basis
ergeben sich grundlegende Informationen zur Rolle Ägyptens sowohl in der
Entwicklung neuer Technologien wie im Prozess des Wissenstransfers vom
Fernen Osten über den Mittelmeerraum nach Europa (Abb. 13).
Alle Forschung, alles Ansammeln von Wissen und Kompetenz bleibt jedoch
sinnlos, wenn es nicht an eine neue Generation von Archäologen weitergegeben und den Gesellschaften, die diese archäologische Forschung tragen,
verfügbar gemacht wird. Die Abteilung Kairo investierte daher bedeutende
Energien auch in Nachwuchsförderung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit. Die
fieldschool, die S. Müller in Dahschur abhielt, war ganz der Lehre im Feld
gewidmet (Abb. 14), aber auch die papyrologisch-siedlungsarchäologische
Ausgrabung von C. Römer in Watfa (Philoteris) im Fayyum hat durch die Einbindung in die papyrologische Lehre an der Ain-Schams-Universität eine
wichtige didaktische Dimension.
Zwei Seminare in Assuan waren der Textüberlieferung des Alten Ägypten
gewidmet: H. Kockelmanns Kurs „Practical Philology“ und L. Borrmanns
Workshop zur ägyptischen Epigraphik verbanden die Lehre der akademischen Grundlagen mit konkreter, praktischer Anwendung an den Denkmälern der Region und banden so den Unterricht direkt in den praktischen
Einsatz des Wissens im beruflichen Alltag der Inspektoren ein.
Schließlich ist das Engagement des Instituts in der Lehre im internationalen Master Studiengang „Heritage Conservation and Site Management“
(Universitäten Helwan und Cottbus, finanziert durch den DAAD) zu nennen.
68
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo Hier sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung erstmals in die
Lehre an einer ägyptischen Hochschule eingebunden, eine ebenso fruchtbare wie erfreuliche Erfahrung.
Der wunderschöne Event „GERMANY @ AZHAR PARK“, den die Deutsche
Botschaft im el-Azhar Park über der Kairener Altstadt organisierte, gab der Abteilung die Gelegenheit, ihre Arbeit auch einer breiteren, ihrem Herkommen
nach durchaus nicht archäologisch ausgerichteten Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Enthusiasmus, mit dem diese Darstellung der archäologischen
Arbeit aufgenommen wurde, zeigt, wie sehr Archäologie als gesellschaftlich
wichtig erlebt wird, und in welchem Maße die ägyptische Gesellschaft bereit
ist, ägyptische Archäologie als essentiellen Beitrag zu Kultur und Identität
des gegenwärtigen Ägypten zu verstehen und zu unterstützen.
Im Dreischritt von fachlicher Forschung, Denkmalpflege und Kulturerhalt,
Lehre und öffentlicher Vermittlung erfüllt sich so die Aufgabe der Arbeit des
Instituts für Archäologie, Kultur und Geschichte Ägyptens.
Nachwuchsförderung
Stipendien
Dank der Förderung aus dem Programm der Transformationspartnerschaft
(TraFoPa) zwischen Ägypten und Deutschland und dank der ausgezeichneten Partnerschaft mit Universitätsinstituten und Museen in Deutschland
konnte das Stipendienprogramm fortgesetzt werden. Der Andrang bei den
Bewerbungen – fast 300 im zurückliegenden Jahr – zeigt, wie sehr von
jungen ägyptischen Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit geschätzt
wird, oft zum ersten Mal ein europäisches Land zu besuchen und erste
Kontakte mit deutschen Kolleginnen und Kollegen zu knüpfen. Rund 20
Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten die Chance, teils auf einer
knapp zweiwöchigen Reise wesentliche Sammlungen ägyptischer Archäologie in Deutschland kennen zu lernen – Berlin, München, Hildesheim,
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Heidelberg, Leipzig, Bonn, Würzburg ... – oder sich in Berlin zu einem
etwas längeren Studienaufenthalt aufzuhalten und dort Sammlungen,
Archive und Bibliotheken genauer kennenzulernen. Das durchwegs enthusiastische Feedback zeigt, eine wie bedeutende Rolle auch die kulturelle
Erfahrung spielt, die die Stipendiatinnen und Stipendiaten auf solchen Reisen machen können.
Lehrtätigkeit
Im Jahr 2014 nahm die Lehrtätigkeit im Arbeitsprofil der Abteilung eine wichtige Rolle ein. An erster Stelle steht hier der Unterricht, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen des vom DAAD geförderten Studienganges
„Heritage Conservation and Site Management“ der Universitäten Helwan
und Cottbus halten. In einem Modul „Archaeology“ werden hier die konkreten archäologischen Feldprojekte der Abteilung in einen größeren sachlichen und methodischen Kontext gestellt und in ihrem Potential für die
Thematik des Studienganges beleuchtet.
Eine fieldschool für Inspektoren der Region Giza-Lischt in Dahschur, die vom
20. September bis zum 18. Oktober durch S. Müller abgehalten wurde,
widmete sich erstrangig der Aufarbeitung der durch Raubgrabungen
beschädigten Areale der Nekropole vor der Roten Pyramide. In den geplünderten Gräbern hier die Architektur sauber freizulegen und zu dokumentieren sowie die Reste der Informationen zu den Bestattungen zu bergen, ist
eine besondere Herausforderung der Stunde. In diesem Rahmen wurden
alle Operationen der Ausgrabung, Dokumentation und Fundbearbeitung
intensiv trainiert.
Ein Kurs „Practical Philology“, den H. Kockelmann vom 12. bis 23. Oktober in
Assuan für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des dortigen Inspektorats
abhielt, verband ein Repetitorium ägyptischer Grammatik mit der Anwendung auf den besonders reichen Inschriftenbestand der Region (Abb. 15).
Textsorten des monumentalen Diskurses standen im Mittelpunkt eines
betont praxisbezogenen Umgangs mit ägyptischem Textgut.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
Unter dem Aspekt der Dokumentation insbesondere von Felsinschriften
stehend, schloss der epigraphische Basiskurs, den Linda Borrmann vom
13. bis 20. November ebenfalls am Inspektorat Assuan abhielt, an dieses
Programm an. Das Lesen und Kopieren der Inschriften vom Stein, der
Umgang mit Amtstiteln, Namen und Prosopographie trainiert Wissensgebiete
und Arbeitsweisen, die im akademischen Unterricht auch deutscher Universitäten in der Regel zu kurz kommen, dabei aber in der Feldarbeit von zentraler Bedeutung sind.
Den archäologischen Aspekt fokussierte ein Feldkurs zur Vermessungspraxis,
den J. Pinke vom 24. bis 30. November für Inspektoren des Inspektorats
Assuan durchführte (Abb. 16). Hier wurde die Arbeit mit einem modernen
Lasertachymeter eingeübt.
15
Veranstaltungen im Rahmen der Nachwuchsförderung
TELL!-Vorträge
9. Februar A. Mohammed Damarany, Coptic discoveries south of the temple
of Seti I. in Abydos – the monastery of Bishop Moussa 8. Mai R. E. Bradshaw, Archaeological Discourse in Sudan – Post-fieldwork Report 11. Juni
H. El Mostaeen-Bellah, The Gazelle in Ancien Egypt till the End of the GrecoRoman Period und M. A. Ali, Saving Pictures for Everyone: A Call to Save
Egypt’s Photographic Heritage 17. September I. Gabriel, Popular Votive
Offerings to Ptah.
16
15 Der Kurs "practical philology" bei der Arbeit am Grab Sarenputs I. auf der Qubbet el-Hawa, Aswan (Foto: H. Kockelmann, DAI Kairo / Univ. Tübingen).
16 Feldschulung zur Vermessung in Aswan (J. Pinke, DAI Kairo).
Konferenz für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler
13. Dezember Konferenz „Graduate Annual Research Discussions on Egypt
an Nubia II”; Kairo.
Es sprachen: J. Bertsch, The gold sheet appliqués from the tomb of
Tutankhamun: Studies on New Kingdom “international” art; M. Paqua, “The
Aten desires that there be made for him”: An analysis of Amenhotep IV/
Akhenaten’s temple construction projects outside of Tell el-Amarna;
H. M. Naguib Ibrahim, Scenes of officials’ investiture in ancient Egypt during
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
Unterrichtsmaterialien
Im Projekt zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien zur ägyptischen Archäologie, das die Abt. in Zusammenarbeit mit der Deutschen Evangelischen
Oberschule Kairo durchführt, wurden die Hefte zum Lagerstättenpapyrus, zu
Mathematik und zu Schrift und Sprache ins Arabische übersetzt und stehen
damit dem Unterricht auch in ägyptischen Schulen zur freien Verfügung.
Neue Hefte zur Geschichte Ägyptens und zum Thema Archäologie sind weit
vorangeschritten, sodass sich die Reihe der Unterrichtshefte kontinuierlich
vermehren wird.
Wissenschaftliche Veranstaltungen
17 Die neu gewählten Korrespondierenden Mitglieder Prof. Dr. Hosam Refai (rechts) und Dr. Mohamed Ismail (links) mit dem Ersten Direktor der Abteilung Kairo Stephan Seidlmayer (2. von
rechts) und Youssef Mazhar (2. von links) (Foto: P. Windszus, DAI Kairo).
the New Kingdom; K. Holmes, The Asiatic ethnicity and its application in the
Old Kingdom; T. B. Woodcock, Good Neighbours and Bad Neighbours: The
dichotomy of positive and negative portrayals of ethnic groups in ancient
Egyptian texts; H.-T. A. A. Ibrahim, Nabta Playa Megalithic Structures, from
the Western Desert to the Nubia Museum; E. Malak, An insight into the daily
lives of the pyramid builders at Heit el-Ghurab: Drilling crafts and stone
vessels; N. Brown, The iconography of staffs in New Kingdom Egypt;
W. Stähle, On the orientation of Early Dynastic private funerary stelae from
Umm el-Qaab; Sh. M. Abd el-Monem, Amphorae from the Taposiris Magna
Temple; K. Gospodar, Egyptian mongoose and shrew; S. Marei, Dismembered burials in the Predynastic Period.
Vorträge
4. Februar F. Arnold (Kairo), Excavating an Islamic Garden Palace in Spain 15. April R. Friedman (London), Spaces and Places at Hierakonpolis HK6 22. September G. Dreyer (Berlin), Dating by Events, the use of year-names
during the early dynastic period 8. Oktober H. Kockelmann (Tübingen), To
whom do the gods belong? The roots of Egyptian cults between local and
supra-regional traditions.
Lepsius-Tag
Am 9. Dezember fand der jährliche Lepsius-Tag der Abteilung statt. Stephan
Seidlmayer gab aus diesem Anlass eine Übersicht über die Arbeiten der Abteilung im Jahr 2014. Den Festvortrag hielt J. Wegner (Philadelphia) „From
Senwosret III to Senebkay: Archaeological Investigations at the Royal Necropolis of Anubis-Mountain, Abydos“. Im Anschluss wurden die Mitgliedschaftsurkunden an die neu gewählten Korrespondierenden Mitglieder
Prof. Dr. Hosam Refai und Dr. Mohamed Ismail überreicht (Abb. 17).
71
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo Projektetreffen, Workshops, Symposien
23. bis 25. September Internationales Symposium „Early medieval pottery
in Egypt (7th–10th century AD)“, in Kooperation mit dem IFAO, Kairo.
Es sprachen: R.-P. Gayraud (Aix-Marseille), Work of the IFAO at Fustat (Vortrag in Gedenken an George Scanlon); F. Arnold (Kairo), Introduction; G.Majcherek (Kairo), Alexandria; F. Arnold (Kairo), Abu Mina; S. Hasegawa (Tokio),
el-Tur; A. Konstantinidou (Leiden/Kairo), Deir el-Baramous at Wadi Natroun;
G. Pyke (New Haven), Monastery of St John the Little at Wadi Natroun; R.-P.
Gayraud und J.-Chr. Tréglia (Kairo), Fustat; J. Górecka und S. Marchand (beide
Kairo), Tebtynis; W. Godlewski und K. Danys-Lasek (Kairo), Naqlun; G. Pyke
(New Haven), Athribis; A. Poludnikiewicz, A. Konstantinidou und S. Marchand
(Kairo), Baouit; F. Arnold und G. Williams (beide Kairo), Elephantine; G. Pyke
(New Haven), Hisn al-Bab; S. Marchand (Kairo), Oasis of Bahariya and Kharga;
S. Marchand und M. Nicolas (beide Kairo), Introduction: Pottery Workshops in
Medieval Egypt, Pottery Samples from Fustat and Pottery samples from other
sites in Egypt; S. Marchand (Kairo), Roman glazed ceramics with samples of
relief shyphos found at Tebtynis. Discussion on glazed pottery from early medieval Egypt – Terminology: Do we need a new system? – Provenance: Production sites and imports – Chronology: What hard evidence do we have?
Am 21. und 22. Mai 2014 fanden die jährlichen Projektetage der Abteilung
statt. In diesem Rahmen berichten alle Projekte der Abteilung über ihren
Verlauf und die nächsten Pläne. Außerdem stehen das Tätigkeitsprofil der
Abteilung und seine Weiterentwicklung zur Diskussion.
30. November bis 4. Dezember Internationaler Workshop „Reality of Life“;
Kairo und Assuan.
Seine Exzellenz, der ägyptische Minister für Antiken Prof. Dr. M. Eldamaty
und R. da Silva, Leiter der Abteilung Kultur und Bildung der Deutschen
Botschaft in Kairo eröffneten den Workshop.
Es sprachen: B. Midant-Reynes (Kairo), The IFAO archaeometry department: history and perspectives; T. Tawfik (Kairo), Turning Practical at the Cairo
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University and the Grand Egyptian Museum (GEM); Kh. el-Enany (Kairo), The
National Museum of Egyptian Civilization (NMEC) Project; St. Seidlmayer (Kairo), Experience and competence – Perspectives on an archaeology of real life;
L. Skinner (Buffalo), Skin deep – Taking a closer look at ancient Egyptian leather; A. Verbaas (Leiden), Use wear analysis on (flint-) stone; M. Portillo Ramirez (Leioa), Phytoliths and dung spherulites: formation, taphonomy, sampling
strategies,
methods
of
identification
and
archaeological significance; R. Gerisch (München), Identification of wood charcoal:
reconstructing fuel supply and arboreal landscape; P. Kopp und J. Sigl:
Elephantine excavations; D. Fritzsch (Frankfurt am Main), Archaeological micromorphology: method – aims – examples; C. Malleson (Brighton),
Archaeobotany in Egypt; A. Gräzer-Ohara (Cambridge), How did the Egyptian
households deal with their waste during the 2nd millennium BC?;
E. Khalifa (Kairo/Tulane), Times of change: Old Kingdom and Second Intermediate Period pottery from Elephantine; V. Steele (Bradford): Organic residue
analysis: part of the post-excavation toolkit; L. Warden (Salem), The social role
and function of utilitarian wares; J. Gait (Athen), Ceramic petrology and the
study of Early and Middle Nubian pottery; J. Roberson (Blackwood), Seal impressions and civil administration in ancient Egypt; J. Sigl (Kairo), Food, trade,
tool – Archaeozoological methods for discovering distant connections; E. Panagiatakopulu (Edinburgh), Fossil insects and environmental change in Egypt;
G. Vogelsang-Eastwood (Leiden), A small rag with a large story?; J. Auenmüller
(Bonn), Late Period bronze technology and archaeometrical data; M. Renzi
(Doha), Science in the sand – tracing metal workshops in archaeology.
15./16. Dezember Workshop „Digitale Epigraphik“, organisiert von der
Abteilung Kairo; Zentrale des DAI, Berlin.
Es sprachen: L. Borrmann (Berlin), Feldarbeit im Projekt Medienuniversum Aswân; A. Kelany (Assuan), Survey of inscriptions and rock art; St. Seidlmayer (Kairo), Die Datenbank des Projekts Medienuniversum Aswân;
S. Richter (Berlin/Leipzig) und L. Krastel (Berlin), Koptische Inschriften im
Deir Anba Hadra; R. Bodenstein (Kairo), Die Grabstelen des Fatimidenfriedhofs; F. Keshk (Berlin), Rezente arabische Graffiti in Mausoleen des
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
Fatimidenfriedhofs; R. Döhl (Berlin), Felsbilder im Wadi Berber (Beitrag verlesen); B. Rubach (Berlin), geographische Darstellung im Zensus; J. von Schwerin (Bonn), Das Projekt MayaArch3D; J. Tosic (Kairo), Beispiele dreidimensionaler Visualisierung im Internet; St. Seidlmayer (Kairo), Einblick in den
Kartennavigator der Webapplikation des Projekts Medienuniversum Aswân.
Publikationen
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institutes Abt. Kairo 68 (2012)
Archäologische Veröffentlichungen 115: K. Lembke, Ammoniaca. II, Das Grab
des Siamun in der Oase Siwa
Archäologische Veröffentlichungen 121: Th. Hikade, Elephantine XXV. The
Lithic Industries on Elephantine Island during the 3rd Millennium BC
Archäologische Veröffentlichungen 125: C. Lacher-Raschdorff, Das Grab des
Königs Ninetjer in Saqqara
Menschen ‒ Reisen ‒ Forschung 2: Th. Gertzen, Boote, Burgen, Bischarin
SAGA 26: E. Chr. Köhler, Helwan 3. Excavations in Operation 4, Tombs 1-50
18 Der Vorarbeiter der Grabung Dahschur, Reis Mohamed, erklärt die Bearbeitung von Keramik im
Pavillon des DAI bei der Veranstaltung "GERMANY @ AZHAR PARK" (Foto: DAI Kairo).
Öffentlichkeitsarbeit
Bibliothek, Archiv und andere Infrastruktur
Veranstaltungen für ein breites Publikum
Am 1. November beteiligte sich die Abteilung Kairo an dem von der Deutschen Botschaft ausgerichteten Event „GERMANY @ AZHAR PARK“ im
el-Azhar-Garten in der Altstadt von Kairo. In einem Pavillon, luftig über dem
Garten gelegen, präsentierte das Institut an mehreren Ständen „Archäologie
zum Anfassen“: Hieroglyphen schreiben, Keramik Kleben, Inschriften Durchpausen und vieles mehr führte das Publikum in die Wirklichkeit der archäologischen Arbeit aller Epochen der ägyptischen Vergangenheit ein. Nicht nur
die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache! Und wenn der Vorabeiter des
Grabungsprojekts Dahschur, Reis Mohamed den Grabungsalltag erklärt, ist
das wirklich Archäologie aus erster Hand (Abb. 18).
Bibliothek
Im Rahmen des 2014 ausgelaufenen DFG-Projekts zur Unterstützung exzellenter Forschungsbibliotheken konnte die Bibliothek der Abteilung auch in
diesem Jahr durch bedeutende Ergänzungsbeschaffungen insbesondere auf
dem Gebiet des nachpharaonischen Ägypten als eine Stätte der holistischen
Erforschung der Geschichte Ägyptens gestärkt werden.
Die Datenbank der topographischen Erschließung einschließlich ihrer
Anbindung an ein Geographisches Informationssystem wurde in einer
Webapplikation im Internet veröffentlicht und steht damit in einer ersten
Ausbaustufe zur allgemeinen Benutzung zur Verfügung.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-06-8
Ehrungen
Felix Arnold wurde das 2014–2015 Dumbarton Oaks Fellowship, vergeben
von den Trustees for Harvard University, im Bereich Garden and Landscape
Studies zuerkannt.
Stephan Seidlmayer wurde mit dem Forschungspreis der Gerda Henkel
Stiftung ausgezeichnet; die Preisverleihung fand am 13. Oktober statt.
Sonstiges
19 Eröffnung des neuen Besucherparcours in der frühislamischen Nekropole von Aswan mit (von
rechts) HE Hansjörg Haber, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, HE Prof. Dr. Mamdouh
Eldamaty, Minister of Antiquities und HE Gen. Mohamed Youssri, Gouverneur von Aswan (Foto:
DAI Kairo).
Am 6. April wurde im Beisein des ägyptischen Ministers für Antiken und des
Geschäftsträgers der Deutschen Botschaft das Projektlabor des Vorhabens
„Dekorierte Goldbleche aus dem Grab des Tutanchamun“ feierlich eröffnet.
Dieses Labor, das aus Mitteln der Transformationspartnerschaft zwischen
Ägypten und Deutschland ausgestattet werden konnte, verfügt u. a. über ein
hochmodernes, digitales Stereomikroskop, das es erlaubt, auch feinste
Werkspuren zu identifizieren, zu vermessen und zu dokumentieren.
Archiv
Aufgrund fehlenden Personals musste das Archiv der Abteilung auch im Jahr
2014 für Besucherverkehr und Anfragen geschlossen bleiben.
Am 22. September fand das traditionelle Gartenfest der Abteilung zum
Beginn der Grabungssaison nach der klimabedingten Sommerpause in Ägypten statt. Dieses Fest bietet den Mitgliedern der internationalen
archäologischen Community in Kairo, den Vertreterinnen und Vertretern
deutscher Mittlerorganisationen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der deutschen Botschaft und der ägyptischen Antikenbehörde willkommene Gelegenheit zu informellem Austausch.
Infrastruktur
Unterstützt durch Mittel aus dem Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen
Amtes, freilich unter bedeutendem Einsatz auch eigener Mittel, konnte die
dringend nötige Renovierung der Grabungshäuser in Luxor (Qurna) und auf
Elephantine weiter vorangetrieben werden.
Am 3. Dezember wurde durch den ägyptischen Minister für Antiken,
Prof. Dr. Mamdouh Eldamaty und im Beisein des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Ägypten, Hansjörg Haber, sowie des Gouverneurs von
Assuan, Gen. Mohamed Youssry, der Besucherparcours auf dem neu
restaurierten Teil des frühislamischen Friedhofs in Assuan eröffnet (Abb. 19).
74
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Kairo Dieser sog. „Fatimidenfriedhof“ ist eines der bedeutendsten Denkmälerensembles des islamischen Ägypten außerhalb Kairos und bis heute eine
Stätte populärer Frömmigkeit. In einem langjährigen Kooperationsprojekt
zwischen DAI Kairo und TU Berlin (Prof. Dr. Ph. Speiser), getragen aus
Mitteln der Forschungscluster des DAI, sowie des Kulturerhalt- und des
Transformationspartnerschafts-Programms des Auswärtigen Amtes, wurde
diese Nekropole bauforscherisch dokumentiert und denkmalpflegerisch
betreut. Ein Besucherweg mit Schautafeln und Informationstexten führt
auch Laien in die Geschichte und Bedeutung dieses archäologischen
Platzes ein.
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76
Abteilung Istanbul
Inönü Caddesi 10
TR-34437 Istanbul
Tel.: +90-(0)212 3937600
Fax: +90-(0)212 3937640
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
Bericht aus der Arbeit der Abteilung
Die Arbeit der Abteilung Istanbul des Deutschen Archäologischen Instituts
fußt im Wesentlichen auf den drei Säulen (1) Wissensarchive und wissenschaftliche Dienstleistung, (2) Wissenschaftliche Kommunikation sowie
(3) Forschungsprojekte und Kulturerhalt. Letztere Aspekte sind aus unserer
Sicht untrennbar miteinander verbunden. In allen drei Bereichen hat es im
Jahr 2014 wegweisende Entwicklungen gegeben.
Direktoren: Prof. Dr. Felix Pirson, Erster Direktor; Dr.-Ing. Martin Bachmann, Zweiter Direktor.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. des. Jesko Fildhuth, PD Dr. Andreas
Schachner, Dr. Jürgen Seeher (bis 28.02.2014), Dr. Anja Slawisch.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Dominique Krüger M.A., Bernhard Ludwig M.A. (seit
15.10.2014), Néhémie Strupler (seit 05.05.2014), Alexandra Wirsching M.A. (bis 12.10.2014).
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Dr. Güler Ateş (Fritz Thyssen Stiftung), Dr. Ute Kelp (DFG
seit 15.06.2014), Dr. Eric Laufer (ERC seit 15.08.2014).
Freiwillige des kulturweit-Programms des Auswärtigen Amtes: Alexandra Grath (bis
31.08.2014), Anne Landskron (seit 01.09. 2014), Anne Schwab (seit 01.09.2014).
Der Aufbau digitaler Wissensarchive hat durch die Anstellung von Néhémie
Strupler als Wissenschaftliche Hilfskraft für IT entscheidende neue Impulse erfahren. Denn neben der Unterstützung des für IT zuständigen Referenten bei
der Beschaffung und Wartung von Geräten und Netzwerk, dient die neue Stelle vor allem der Sicherung, Archivierung und Präsentation sowie Auswertung
digitaler Daten in engem Austausch mit dem IT-Referat der Zentrale des DAI.
So konnte erstmalig sichergestellt werden, dass die digitalen Daten aus allen
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
Feldprojekten der Abteilung zeitnah in der DAI-Cloud gespeichert wurden. Dank des fortlaufenden ehrenamtlichen Engagements von Andreas
Huth konnte die Bearbeitung der Bestände des Abteilungsarchivs bis
1944 abgeschlossen und die der Nachkriegsbestände und verschiedener
Nachlässe fortgesetzt werden. Anfang 2014 wurde ein weiterer Raum des
ehemaligen Fotolabors in einen Archivraum umgewandelt. Hier wird in
den nächsten Jahren schrittweise das Istanbuler Teilarchiv der HattuschaGrabung entstehen.
1 Veranstaltungsplakat des Workshops „Innovation versus Beharrung“ (Bild: DAI Istanbul).
Im vergangenen Jahr war Istanbul wieder Schauplatz mehrerer bedeutender internationaler Tagungen für Archäologie und Altertumswissenschaften. Damit konnte die Stadt ihre Position als europäisches und internationales Zentrum für archäologische Forschung weiter ausbauen. Besonders
eindrucksvoll war der 20. Jahreskongress der European Association of Archaeologists, der im September an der İstanbul Teknik Üniversitesi mit
über zweitausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 76 Ländern
stattfand. Im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Kommunikation war die
Abteilung Istanbul an der Konzeption von vier Sektionen beteiligt und eröffnete parallel zum Kongress eine Ausstellung über die Entwicklung der
archäologischen Literatur in der Türkei.
Große Aufmerksamkeit fand auch die von der Fritz Thyssen Stiftung geförderte Tagung „Innovation versus Beharrung“, mit der Jürgen Seeher
von der Abteilung und zahlreichen türkischen, deutschen und internationalen Kolleginnen und Kollegen im Mai in den Ruhestand verabschiedet
wurde (Abb. 1). Im September schloss sich das internationale Kolloquium
„Diogène d’Oinoanda: Épicurisme et Controverses Philosophiques“ an,
das als Gemeinschaftsveranstaltung des DAI Istanbul, der Galatasaray
Üniversitesi Istanbul, der Universität zu Köln und der Sorbonne in Paris in
Istanbul und Muğla organisiert wurde. Die dichte Reihe der diesjährigen
Kolloquien in Istanbul endete für das DAI mit „Heritage in Context II“ im
November. Im Mittelpunkt der gemeinsam mit der Deutschen Botschaft
ausgerichteten Tagung stand das kontroverse Thema „Archäologie und
Tourismus“ (Abb. 2).
77
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
Die bilateralen Wissenschaftsbeziehungen und die neu gegründete Türkisch-Deutsche Universität (TDU) erfreuten sich im Deutsch-Türkischen Jahr
der Forschung, Bildung und Innovation besonderer Aufmerksamkeit von
Politik und Deutscher Forschungsgemeinschaft, die gemeinsam mit dem
Bergbaumuseum in Bochum, dem DAI und weiteren Partnern in Şanlıurfa
einen Kongress zum Thema „Bridging Continents – Earliest Village Farming
Communities in Anatolia“ veranstaltete. Nachdem der türkische Staatspräsident Abdullah Gül die Archäologie bei der Eröffnung der TDU im April als eines der potentiellen zukünftigen Fächer genannt hatte, haben die Planungen
für einen entsprechenden MA-Studiengang unter Beteiligung des DAI
weitere Fortschritte gemacht.
2014 wurde zudem das vierte Wissenschaftliche Netzwerk der Abteilung
zum Thema „Natur und Kult in Anatolien“ ins Leben gerufen. Es fanden
bereits zwei Seminare statt. Über maximal drei Jahre wird ein aktuelles
religions- und kulturhistorisches Phänomen, das nicht zuletzt durch neue
Entdeckungen auf DAI-Grabungen wichtige Impulse erfahren hat, in seiner
longue durée betrachtet, d. h. vom Neolithikum bis in die moderne Türkei
hinein. Unter den zwanzig festen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des
Netzwerkes sind zahlreiche Nachwuchswissenschaftler aus dem DAI und den
Universitäten, denen so die Möglichkeit geboten wird, ihre Forschungen in
einem internationalen und multidiziplinären Rahmen zu diskutieren.
Zugleich leistet das Netzwerk einen wichtigen Beitrag zu zwei zentralen Forschungsfragen der Abteilung, wie sie im Forschungsplan formuliert sind:
(1) Das Verhältnis zwischen Naturraum bzw. Landschaft, Stadt und Heiligtum
sowie (2) Hierarchisierung und Zonierung urbaner und sakraler Räume.
2 Veranstaltungsplakat der internationalen Konferenz „Heritage in Context II“ (Bild: DAI Istanbul).
Auch in unseren Forschungsprojekten konnten wir bilaterale und internationale Kooperationen weiter ausbauen. In Panormos wurden die Arbeiten
an der archaischen Nekropole in Zusammenarbeit mit dem Museum Milet
fortgesetzt. In Pergamon und der umgebenden Landschaft hat das von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence nationale de la
recherche (ANR) geförderte Projekt zur hellenistischen Funeralkultur seine
78
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul 3 Miras 2, Publikation der Konferenz „Heritage in Context I“ (Bild: DAI Istanbul).
Arbeit aufgenommen. Neben deutschen und französischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind auch italienische und vor allem
mehrere türkische Partner integriert. Mit der Ausgrabung Aigai, die von der
Ege Üniversitesi Izmir und der Celal Bayar Üniversitesi in Manisa getragen
wird, konnte in diesem Zusammenhang ein Memorandum of Understanding
abgeschlossen werden. Die Ausgrabungen in Priene stehen seit 2014 unter
türkischer Leitung, die Arbeiten wurden jedoch in enger Kooperation zwischen der Uludağ Üniversitesi Bursa und der Universität Frankfurt am Main
mit Unterstützung durch das DAI vor allem in der Baudenkmalpflege durchgeführt. Auch am Göbekli Tepe wurde nach dem überraschenden Tod des
Grabungsleiters Klaus Schmidt eine neue, bilaterale Projektstruktur eingeführt: Die Unternehmung steht unter Leitung des Museums in Şanlıurfa, das
von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt wird. Die archäologischen
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
Arbeiten und die Aktivitäten des Kulturerhalts werden weiterhin vom DAI
(Orient-Abteilung und Abteilung Istanbul) und seinen Partnern mit Unterstützung der DFG durchgeführt. Als weiteres internationales Projekt ist ein
Survey zum Hafennetzwerk der Kane-Halbinsel westlich von Pergamon hinzugekommen, das Bestandteil des an der University of Southampton angesiedelten ERC-Projekts „Portus Limen – Rome´s Mediterranean Ports“ ist. Im
Rahmen einer neu begonnenen Kooperation zwischen der Grabung Boğazköy
und der Università degli Studi Suor Orsola Benincasa, Napoli, Dipartimento
Scienza Nuova Centro Interistituzionale Euromediterraneo werden die einmaligen Felsdenkmäler in Hattuscha mittels 3D-Scans dokumentiert. Durch
diese Arbeiten wird eine neue Grundlage für deren Erforschung und ihren
langfristigen Schutz erarbeitet. Zudem werden seit diesem Jahr in Kooperation mit der University of New England und der University of Santa Clara pXRF-Analysen (portable X-ray fluorescence, zu Deutsch: mobildurchführbare
Röntgenfluoreszenzanalysen) der gesiegelten Tonbullen von Nişantepe
durchgeführt (Förderung durch die Gisela und Reinhold Häcker-Stiftung).
Seit kurzem beteiligt sich die Abteilung außerdem an dem von A. Ricci (Koç
Üniversitesi Istanbul) geleiteten Kücükyalı-Projekt, bei dem die Erforschung
des Stadtorganismus während der byzantinischen Zeit im Vordergrund steht.
Als Teil des Forschungsclusters „Connecting Cultures“ konnte in Zusammenarbeit der Abteilung Istanbul mit dem Zentrum für Mittelmeerstudien der
Ruhr-Universität Bochum eine Forschungsgruppe zum Thema „Hafenorte“
etabliert werden, die im circummediterranen Vergleich die Ausprägung von
Hafenorten an der Schnittstelle zwischen unterschiedlichen geographischen
Räumen untersuchen soll.
Der Arbeitsbereich „Bauforschung und Kulturerhalt“ hat sich neben der
Herausgabe des Berichtsbandes zur Tagung „Heritage in Context I“ (Abb. 3)
und der Durchführung der Nachfolgetagung (s. o.) besonders mit der Planung und Realisierung von Konservierungsprojekten auf verschiedenen DAIGrabungen beschäftigt. Neben den Arbeiten in Milet und Pergamon ist hier
insbesondere die Sicherung des einsturzgefährdeten Abschnitts der Man-
79
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul dramauer am Apollon-Heiligtum in Didyma hervorzuheben. An der Entwicklung und Begleitung mehrerer denkmalpflegerischer Maßnahmen durch die
türkischen Behörden war der Arbeitsbereich ebenfalls beteiligt. Für die Auslobung eines internationalen, beschränkten Architekturwettbewerbs zur
städtebaulichen Gestaltung des Temenosbereichs und des Umfelds der Roten Halle in Pergamon wurden gemeinsam mit der Mimar Sinan Üniversitesi Istanbul und der Stadtverwaltung Bergama die planerischen Grundlagen
erarbeitet. Martin Bachmann wurde als Mitglied der Wettbewerbsjury
ausgewählt. Im Juni 2014 konnte Felix Pirson als Mitglied der türkischen
Delegation an der 38. Sitzung des Welterbekomitees in Doha teilnehmen,
auf der Pergamon-Bergama in die Welterbeliste aufgenommen wurde.
Nachwuchsförderung
Betreute und abgeschlossene Master- und Magisterarbeiten
O. Kostoudis, Die Genese des Keilsteingewölbes. Entwicklung und Transfer einer
Bautechnologie jenseits kultureller Grenzen, HU Berlin, Zweitgutachter: F. Pirson.
S. Kühn, Ein Dorf in Galatien. Boğazköy-Hattuscha in Hellenismus und Kaiserzeit, Tübingen 2014, Zweitgutachter: A. Schachner.
Abgeschlossene Dissertationen
M. Dürr, „Hattuša Virtual Environment“: eine interaktive virtuelle Rekonstruktion des zentralen Tempelviertels als Produkt und Medium archäologischer Forschung (Diss. Univ. Freiburg 2014), Zweitgutachter: A. Schachner.
Dissertationen in Arbeit
F. Pirson betreut folgende Promotionsvorhaben: A. Fohgrub, Monumentalgräber mit Tonnengewölbe in Anlehnung an den Typ der Makedonischen
Kammergräber auf dem Balkan in Kleinasien und im Schwarzmeerraum, seit
2012; J. Lorentzen, Hellenistische Stadtmauern in Pergamon, seit 2006; T. Zimmer, Paläste Pergamons, seit 2006; A. Wirsching, Altgrabung Mussala Mezarlik, seit 2008; A. Keweloh, Keramik vom pergamenischen Osthang, Typochro-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
nologische, siedlungs- und kulturgeschichtliche Auswertung ausgewählter
Befundkontexte, seit 2011; B. Engels, Grottenheiligtum Pergamon, seit 2012.
A. Schachner betreut folgende Promotionsvorhaben: N. Strupler, Der Übergang von der Karum-Zeit zum hethitischen Reich, seit 2012; J. Lehner, Hittite
Metallurgy, seit 2011; S. Adcock, Village versus City: a comparison of the Animal Husbandry in Central Anatolia during the Bronze and Iron Age, seit 2014.
Sommerschule
Vom 15. bis 26. September 2014 fand in Istanbul eine deutsch-türkische
Sommerschule zum Thema „Entstehung einer Metropolregion im europäischen Hinterland von Konstantinopel im 4. bis 7. Jahrhundert n. Chr.“ statt
(Abb. 4). Organisiert und geleitet wurde die Veranstaltung von Stephan
Westphalen (Universität Heidelberg), Zeynep Kuban (Technische Universität
Istanbul), Jesko Fildhuth (DAI Istanbul), Dorothea Roos (Karlsruher Institut
für Technologie KIT) und Mustafa H. Sayar (Istanbul Universität), die sich an
Studenten der beteiligten Institutionen richtete. Während zweier Seminartage wurde zunächst das Befestigungswerk des 5. Jahrhunderts in seinen archäologisch-historischen Kontext gestellt, indem in Referaten die Grenzsicherung des oströmischen Reichs aber auch Aspekte wie die tetrarchischen
Residenzen oder die Theorie des antiken Festungsbaus behandelt wurden.
Mit Exkursionstagen und der gemeinsamen Bauaufnahmen einer spätantiken Stadtmauer wurde das Thema anschaulich und praktisch vertieft.
Stipendiatin
Dr. Magda Pieniążek, Marie Curie Fellow (bis 30.09.2014).
Wissenschaftliche Veranstaltungen
Vorträge
13. Februar H. S. Alanyalı (Eskişehir), Aktuelle Forschungen und Ergebnisse
der Grabungen in Side
20. Februar A. Öztürk (Istanbul), Gedenkvortrag
80
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
zum hundertsten Geburtstag von Jale İnan 13. März E. Steiner (Ettlingen),
40 Jahre ethnografische Fotografie in der Türkei 10. April N. T. Saner
(Istanbul), Larisa (Buruncuk): Neue Forschungen zu Stadt und Architektur 15. Mai T. Hölscher (Heidelberg), Prozessionen im Stadtbild: Athen – Priene
– Rom 20. November F. Pirson (Istanbul), Pergamon und seine Mikroregion:
Neue Forschungen zu Stadtraum und Territorium einer hellenistischen Residenzstadt. Winckelmann-Vortrag
11. Dezember W. Koenigs (München), Peter Neve in Boğazköy: Bauforscher
und Denkmalpfleger.
4 Veranstaltungsplakat der Sommerschule „Entstehung einer Metropolregion im europäischen
Hinterland von Konstantinopel im 4. bis 7. Jh.“ (Bild: DAI Istanbul).
Wissenschaftliches Netzwerk
21./22. März DAI Istanbul, 4. Wissenschaftliches Netzwerk 2014/2015:
„Natur und Kult in Anatolien“ (Abb. 5).
Mit den wissenschaftlichen Netzwerken der Abteilung Istanbul des DAI soll
der wissenschaftliche Austausch zwischen der Abteilung und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus deutschen, türkischen und internationalen Hochschulen und Forschungsinstituten gestärkt werden. Die Netzwerke
finden seit 2007 kontinuierlich statt und richten sich vor allem – aber nicht
ausschließlich – an den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Die Netzwerke widmen sich einem archäologisch-kulturhistorischen
Überthema, das in der Regel über zwei Jahre verteilt in verschiedenen
Formaten (Seminare, Workshops, Herbstschulen) mit unterschiedlichen Fokussierungen diskutiert wird. Die Themen sind so gewählt, dass für den
Kulturraum Anatolien nach Kontinuitäten und Brüchen über die Fächer- und
Epochengrenzen hinaus gefragt werden kann.
Das neue Netzwerk reagiert einerseits auf zahlreiche Neufunde zu Naturheiligtümern in den letzten Jahren, anderseits trägt es dem verstärkten Interesse an der Erforschung des Umgangs mit der Natur in der Alten Welt Rechnung. Allein schon die Projekte der Abteilung Istanbul liefern vom
Neolithikum (Göbekli Tepe) über die Bronzezeit (Hattuscha) bis zum klassischen Altertum (Didyma, Milet, Priene und Pergamon) zahlreiche Beispiele
81
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul 5 Poster des 4. Wissenschaftlichen Netzwerkes „Natur und Kult in Anatolien“ (Bild: DAI Istanbul).
für sog. Natur- oder Felsheiligtümer bzw. nicht-monumentalisierte Kultplätze. Die dort verehrten Gottheiten wie z. B. Meter-Kybele suggerieren eine
lange ‚anatolische‘ Tradition der Kulte, die freilich zu diskutieren wäre. Weitere Fragen, die es zu behandeln gilt, betreffen die Zuschreibung an bestimmte Gottheiten oder die Verehrung nicht näher bestimmter göttlicher
Mächte, damit verbunden das wesenhafte Verständnis von „unbelebter“
Natur im allgemeinen und die saisonale Nutzung der Kultplätze mit jeweils
zu leistender Reinigung bzw. Erneuerung des Heiligtums; des Weiteren den
Gegensatz zwischen architektonisch gefassten Heiligtümern und Naturmalen (sowohl formal als auch inhaltlich), die Einbindung von Natur in städtische Kontexte sowie die Erschließung der Heiligtümer und ihre Rolle bei der
Definition von Territorien.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
Im Rahmen des Einführungsseminars in der Abteilung Istanbul sprachen am
21. März: K. Schmidt (Berlin), Naturheiligtümer der Steinzeit; D. Schwemer
(Würzburg), ‚Naturverehrung‘, ‚Naturgottheiten‘ und ‚Naturmythen‘: Natürliche Umwelt, Gottesvorstellung und Kultpraxis in altorientalischen Religionen; I. Mylonopoulos (New York), Caves, groves, and fountains. Uncommon
places for uncommon cults?; K. Sporn (Athen), Natur – Kult – Raum. Natur in
griechischen Heiligtümern; M. Spathi (Athen), Natur, Kult und Politik in der
griechischen Welt: Eine wechselseitige Beziehung.
Am 22. März sprachen: F. D‘Andria (Lecce), Nature and Cult in the Ploutonion of Hierapolis. Before and after the colony; S. N. Yıldız (Istanbul), Space
and Conversion in late-medieval Anatolia; R. Motika (Istanbul), Aleviten und
Natur. Kultorte, Naturheiligtümer und das Sakrale in der Natur im alevitischen Diskurs; A. Toumarkine (Istanbul), Baum-, Pflanzen- und Steinkulte in
Anatolien unter Tscherkessen und Lasen.
Im Rahmen des 2. Seminars „Gestaltung und räumliche Konzepte“ des
Netzwerkes im DAI Istanbul sprachen am 7. August: P. Hnila (Berlin), High
Altitude Bronze Age Ritual Landscape – “Dragon Stones” in East Turkey and
South Caucasus; M. Cammarosano (Würzburg), Huwaši-stones: Stelae and
Stela Shrines in Hittite Anatolia; T. Ökse (Kocaeli), Mountain-pool Sanctuaries of the Hittites in the Upper Kızılırmak Region; Ch. Steitler (München), The
Development of the Hittite Spring Sanctuaries: Nature, Architecture and
Innovations; J. Seeher (Istanbul), Das hethitische Felsheiligtum von Yazılıkaya;
A. Schachner (Istanbul), Zwischen den Welten: das Naturheiligtum am TigrisTunnel und seine Stellung zwischen dem assyrischen und urartäischen Reich;
M. B. Baştürk (Eskişehir), ‘Reconstructing’ the Micro-cosmos: The Urartian
Way of Understanding the Sacred and Profane Worlds by Ritual.
Am 8. August sprachen: S. Huy (Bochum), Die Theaterhöhle in Milet und
ihre Beziehung zum Stadtgebiet; B. Engels (Berlin), Architektonisch gefasste
natürliche Formationen: Die Grottenheiligtümer am Osthang von Pergamon
und in Kapıkaya; A. Galeano Araque (Tübingen), Das Endymion-Heiligtum
von Herakleia am Latmos; A. Filges (Frankfurt), Das Felsheiligtum Ost und
vergleichbare Anlagen in Priene; J. Breder (Halle), Die Einbindung sakraler
Architektur in den Naturraum und der Poseidonaltar von Kap Monodendri;
82
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul W. Martini (Gießen), Das Heiligtum der Herrin von Perge in Pamphylien;
A Toumarkine (Istanbul), Neu-Spiritualistische (Re-)Sakralisierung anatolischer Naturräume seit den 1970er-Jahren.
Tagungen, Konferenzen und Workshops
23./24. Mai Workshop zu Ehren von Jürgen Seeher „Innovation versus
Beharrung. Was macht den Unterschied des hethitischen Reichs im Anatolien
des 2. Jahrtausends v. Chr.? / Innovations versus Persistence. What makes the
difference of the Hittite Empire in 2nd Millennium Anatolia?“; DAI Istanbul.
Am 23. Mai sprachen: M. Özdoğan (Istanbul), The Neolithic Period as the
Time of Dynamic Changes, Innovations and New Technologies; U. Schoop
(Edinburgh), On the Role of Technological Innovation in the Development of
the Anatolian Chalcolithic; İ. Gerçek (Istanbul), The History of the Early Hittite Empire; Th. van den Hout (Chicago), The Art of Writing: Remarks on the
When and How of Hittite Cuneiform and Hieroglyph Writing Technologies;
Meltem und Metin Alparslan (Istanbul), Das hethitische Siegel: Staatliche
Innovation einer multilingualen Gesellschaft; H. Genz (Beirut), Regional or
International? Comments on the Origin and Development of Hittite
Weapons and Military Technologies; P. Grave (New England) und L. Kealhofer
(Los Angeles), The Economy of Hittite Clay. NAA and XRF Analysis of Pottery
and Sealed Clay Bullae and Their Social Significance; J. Lehner (Los Angeles),
Economic Expansion and Resource Acquisition of Metals during the 2nd and
1st Millennia BC in Central Anatolia: A Comparative Approach.
Abendvortrag im Generalkonsulat Istanbul am 23. Mai im Rahmen des
Workshops: A. Schachner (Istanbul), Motor oder Bremse für Innovationen?
Die hethitische Hauptstadt Hattuscha und ihre Bedeutung für das Reich.
Am 24. Mai sprachen: D. Mielke (Münster, Berlin), From ‘Anatolian’ to
‘Hittite’. The Development of Pottery in Central Anatolia in the 2nd Millennium BC; C. von Rüden (Bochum), Incorporating the Other. A Transcultural
Perspective on Some Wall Painting Fragments from Hattusha; H. Wittenberg
(Lüneburg), Capture and Management of Ground and Stratum Water in the
Hittite Empire – Technology and Cultural Significance; R. Berthon (Paris),
Herding for the Kingdom, Herding for the Empire: Archaeozoological Evi-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
dence from Hittite Settlements; A. Bogard (Oxford) und R. Neef (Berlin), The
Hattusha Granaries: Preliminary Results and Future Plans; R. Pasternak und
H. Kroll (Kiel), Wieviel haben wir Ende Mai zu essen? – Botanische Großreste
aus hethitischen Siedlungskontexten; C. Caldeira und C. Pickard (Edinburgh),
Stable Isotope Analysis of Bioarchaeological Remains from the Bogazkoy
Plain – a Palaeodietary Perspective; M. Bachmann (Istanbul), Innovationen
der hethitischen Bautechnik am Beispiel von Eflatun Pınar; G. Summers
(Chicago), New Technologies and Strategies in Iron Age Central Anatolia.
10.–14. September Sektionen und Vorträge im Rahmen der Tagung „20th
Annual Meeting of the European Association of Archaeologist (EAA)“; Istanbul.
11. September Sektion „T01S019 A Globalisation of Death? Re-Interpreting Burial Practices of the Eastern Aegean, 9th–4th Centuries BC“, organisiert
von A. Slawisch und Y. Ersoy. Es sprachen: Y. E. Ersoy (Çorum), Klazo-menai
during the Iron Age and Archaic Period (10th through early 5th Century BC)
– Organization of the Settlement and Changing Shifts of the Burial Grounds
through time; P. Ulusoy (Muğla), The Re-Interpretation of Burial Customs of
Klazomenai in the Iron Age and Archaic Period; B. Hürmüzlü (Isparta), Performing Death Rituals in Ionia and the Colonies: Klazomenai, Teos and Abdera;
E. Koparal (Çorum), Tumuli as Landmarks – Political Landscapes of Teos and
Klazomenai; St. Verger (Paris), A Great Late Archaic Tumulus of Aeolian Kyme
between Greeks, Persians and Lydians; S. Lemani (Mytilene), The Necropoleis
of Ancient Chios – Burial Customs and Funerary Practices from Protogeometric to the 4th century BC; T. Takaoğlu (Çanakkale),The Archaic and Classical
Mortuary Patterns on Tenedos; G. Polat, Burial Traditions of Antandros in
Archaic and Classical Periods; P. Ilieva (Sofia), The South Necropolis of
Samothrace – Topos Hieros or an ordinary Cemetery?
13. September Sektion „T06S031 Building Material as Transmitter of Culture“, organisiert von J. Fildhuth und U. Almaç. Es sprachen: K. Rosińska-Balik
(Kraków), Egyptian Building Strategies at the Dawn of Their History; D. Kertai
(Tel Aviv), The Significance of Columns in Iron Age Architecture in Northern
Mesopotamia; G. Mater und E. Denktaş (Istanbul), Colorful Combination of
83
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul Stones in the Ancient Greek Architecture of Larisa (Buruncuk); P. Hamari
(Helsinki), Tales of Tiles: using Roman roof tiles in the East (1st–5th C AD);
L. C. Bossert (Berlin), Pits and Perception. Ephemeral Architecture in Public
Places; I. Polat-Pekmezci (Istanbul), The usages and types of binders in
Roman Cilicia; U. Almaç (Istanbul), Investigation of a cistern in the archaeological site of Dara, Mardin; B. Ar (Istanbul), Storing up Roman-Byzantine
Construction Materials for Ottoman Architecture; E. Tekin (Istanbul), Repair
materials as an indicatory of monument perception.
13. September Sektion „T01S008 Harbour Cities and Mediterranean Networking: Recent Projects and Approaches“, organisiert von Chr. Berns und
F. Pirson.
Es sprachen: S. Keay (Southampton) und P. Arnaud (Lyon), Towards a New
Understanding of Roman Ports in the West and Eastern Mediterranean: The
Erc Roman Mediterranean Ports Project; F. Pirson (Istanbul), The Maritime Topography of the Ancient Kane Peninsula: A Micro-Regional Approach to the
Impact of Harbours and Anchorages on Politics, Economy and Communication
of a Western Anatolian Landscape. Kane Regional Harbour Survey; St. Feuser
(Rostock), Port and Hinterland. Of Dis/Connecting Land and Sea; H. M. Özgen
(Istanbul), A Recent Inquisition to the Gulf of Adramytteion, The Harbor City
Adramytteion with the Lights of New Researches; F. Tülek (Kocaeli), Maritime
Trade at Northeast Coast of the Issikos Gulf; E. Equini Schneider (Rom), Elaiussa Sebaste: A Multidisciplinary Study for the Comprehensive Knowledge of a
Port City of South-Eastern Anatolia; M. Şahin (Bursa), New Research on the
Harbours of Myndos in Caria; Chr. Berns (Bochum), Ports and the Topography
of Tombs – Elite Communication in the Mediterranean World; A. Slawisch (Istanbul), Ports, Pilgrims & Apollo. Evidence from Three Liminal Zones; M. Foric
(Sarajevo), Hellenistic Elements in Southern Bosnia and Herzegovina.
13. September Sektion „T01S010 Archaeology across Past and Present Borders: Fragmentation, Transformation and Connectivity in the North Aegean
and the Balkans during the Late Bronze and Early Iron Age“, organisiert von
St. Gimatzidis, M. Pieniążek und D. Sıla Votruba.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
Es sprachen: St. Gimatzidis (Wien) und S. Votruba (Istanbul), Claiming the
Past, Conquering the Future: Archaeological Narratives in Northern Greece
and Western Turkey; M. Pieniążek (Istanbul), The North Aegean and Its
Neighbours: Paths of Communication; L. Girella (Rom), Too Many Small
Worlds. The Minoan Involvement in Northern Aegean and Its Southern
Counterparts; P. Pavúk (Prag), LBA Connectivity and Group Identity in the
NW Anatolia: Kaikos Valley Restudied; R. Vaessen (Sheffield), Cultural Passivity
in Bronze and Iron Age Western Anatolia and Central Macedonia: Some
Reflections on Past and Future Research; M. Gavranović (Berlin), From Pottery
to Ethnicity. Archeological Record and Creation of Archeological Groups in
Central and Western Balkan; T. Krapf (Paris, Basel), The LBA / EIA Transition in
the Korçë Basin (SE-Albania) and the Modern Perception of the Emergence
of Illyrian Culture; M. Gori (Mainz), Bronze Age and the Embedded
„Macedonian Question“; D. Heilmann (München), Constructions of Identities – Paeonians in the Early Iron Age (8th–6th c. BCE); K. Chavela (Mesologgi), Mortuary Variability – Social Complexity on Iron Age Central Macedonia;
Y. Karliambas (Thessaloniki), Ancient and Modern Identities in Mortuary
Practice of Early Iron Age Macedonia; S. M. Valamoti (Thessaloniki, Leuven),
Plants in Iron Age Culinary Practice in SE Europe: Continuities and Discontinuities in the Archaeobotanical Record of Greece and Bulgaria; D. Nenova (London), The Edge of an Era: Changing Aspects in the Southeast Balkans towards
the end of the 2nd Millennium BCE; T. Dzhanfezova (Sofia), Division or Unification? The study of the Late Bronze Age Societies in the Present-day Bulgarian
Lands and the Concept of the Archaeological Cultures; E. Bozhinova (Plovdiv),
Settlements or Sanctuaries? Interpretational Dilemma Concerning 2nd–1st
Millennium BC Sites in Bulgaria; Hr. Popov (Sofia), Ada Tepe in the Context of
the Problematics of the Row Material Long-distance Trade and the Eastern
Balkans-Aegean Intra-regional Contacts in the Late Bronze Age; E. Manakidou
(Thessaloniki), Protocorinthian and Corinthian Ceramic Imports in Macedonia:
Different People, Different Tastes?; E. Kefalidou (Athen, Thessaloniki),
Strangers in a Strange Land: Two Soldiers’ Graffiti from Ancient Thermi;
M. H. Sayar (Istanbul), Interconnectivity in the North Aegean, Thracian Chersones and Propontis during the Archaic and Early Classic Period; A. Baralis (Paris),
84
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul The Protohistorical Societies of South-Eastern Europe: An Impossible Synthesis?; M. Damyanov (Sofia), First Encounters and Further Developments: Greeks
Meeting Thracians on the Western Pontic Coast; D. Tsiafaki (Xanthi), Thracians and Greeks in the North Aegean.
21.–23. September Internationales Symposium „Bridging Continents –
Earliest Neolithic Communities across Anatolia” in Gedenken an Professor
Klaus Schmidt; Şanlıurfa.
Am 22. September sprachen: M. Özdoğan (Istanbul), Specifying the Core
Area of Primary Neolithization; B. Finlayson (London), Anatolia: At the
Centre of the Neolithic; M. Rosenberg (Wilmington), Symbols and the Social
Dimension of Public Buildings in the Aceramic Neolithic of Southeastern Anatolia; M. Benz und V. Özkaya (Freiburg, Diyarbakır), Consequential Interactions
between People, Environment and Material Culture at Early Sedentism –
Körtik Tepe as a Key Site; Y. Miyake (Tsukuba), Excavations at Hasankeyf Höyük:
An Early Neolithic Site in the Upper Tigris; N. Karul (Istanbul), Gusir Höyük –
Emergence of Sedentary Life at the Upper Tigris Valley; J. Becker, N. Becker,
L. Clare, O. Dietrich, C. Köksal-Schmidt, J. Notroff, J. Peters und N. Pöllath (Berlin, München), Pointing the Way to the Neolithic: Klaus Schmidt and the first
20 Years of Research at Göbekli Tepe; H. Hauptmann (Heidelberg), Klaus
Schmidt – Some Personal Remarks on an Extraordinary Scholar.
Am 23. September sprachen: H. Hauptmann (Heidelberg), Community
Buildings in Nevali Çori and Çayönü; D. Stordeur (Paris), The Neolithization in
North Syria. Jerf el Ahmar and the Transformations of the Social System;
D. Baird (Liverpool), Boncuklu Höyük at Konya Plain; M. Özbaşaran und G. Duru
(Istanbul), Common Concepts, Local Trajectories: Aşıklı Höyük –
Central Anatolia; J. Peters (Munich), Göbekli Tepe and the ‘Faunal Revolution’;
A. Bogaard (Oxford), The Archaeobotany of Early Farming in Anatolia; M. Özbek (Ankara), Neolithic People of Anatolia; H.-G. Soeffner (Essen),
Symbol, Ritual and Social Order – A Closer Look at Göbekli Tepe; J. Müller
(Kiel): Neolithization and Monumentalization in Europe: a Structural Comparison of North Mesopotamia.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
22.–24. September Internationales Kolloquium „Diogène d‘Oenoanda: Épicurisme et Controverses Philosophiques“; Istanbul/Muğla.
Am 22. September sprachen in Istanbul: F. Masi (Venezia), Pleasure, Virtue
and Cause. Diogenes of Oenoanda and the Stoics; V. Tsouna (Santa Barbara),
Diogenes of Oenoanda and the Cyrenaics; F. Verde (Rom), Plato’s Demiurge
(NF 155) and Aristotle’s Flux (fr. 5 Smith): Diogenes of Oinoanda on the History
of Philosophy; M. Erler (Würzburg), Diogenes against Plato. Diogenes’ Critique
and the tradition of Epicurean Antiplatonism; J.-B. Gourinat (Paris), La critique
des stoïciens dans l’Inscription; D. Obbink (Oxford), Diogenes of Oenoanda on
the Gods; A. Gigandet (Paris), Diogène d’Oenoanda fr. 9 – Lucrèce, IV, 973-86:
un élémentclé de la théorie épicurienne de l’imaginaire.
Am 23. September sprachen in Muğla: F. Işık (Burdur), The Anatolian
Character of the Lycian Civilisation; M. Bachmann (Istanbul), Framework and
Results of the Oinoanda Survey Project 2007–2012; J. Hammerstaedt (Köln),
The importance of the site of Oinoanda and its inscriptions for interdisciplinary research, cultural heritage and society in the 21st century; G. Roskam (Leuven), Diogenes’ Polemical Approach, or How to Refute a Philosophical Opponent in an Epigraphic Context; P.-M. Morel (Paris), Diogène d’Oenoanda et la
politique; G. Leone (Napoli), Diogène d’Oenoanda et la polémique sur les meteora; R. Güremen (Istanbul), Diogenes of Oinoanda and the Epicurean Epistemology of Dreams.
27./28. November Internationale Tagung „Heritage in Context II – Archäologie und Tourismus“, DAI Istanbul.
Es sprachen am 27. November: E. Baran (Istanbul), Reisen für 30 Silberlinge; M. Özdoğan (Istanbul), Tarihöncesi Dönem Yerleşimlerinin Ele
Alınmasının Sorunsalı – Görsel Çekicilik ile Kültürel Değer Karşıtlığı; İ. Dinçer
(Istanbul), İstanbul‘da Sürdürülebilir Turizm Arayışında Arkeolojinin
Sundukları: Sınırlar ve Potansiyeller; G. Bilgin Altınöz (Ankara), Ekonomik
Fayda ile Bilimsel Araştırma Arasında bir Çatışma Alanı olarak Türkiye’deki
Arkeolojik Alanlar; M. Grellert (Darmstadt), Digitale Medien im Museum;
Y. Kösebay Erkan (Istanbul), Arkeolojide Yeni Medya Kullanımı; Ş. Kılıç (Ministry
of Culture, Turkey), Dünya Miras Alanlarında Periyodik Raporlama;
85
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Istanbul urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-07-5
K. Steudtner (Berlin), Anastylose und Authentizität; A. Distelrath (Köln), Ein
Konzept für Herakleia am Latmos; G. Varinlioğlu (Antalya), In situ Preservation of Cultural Heritage; F. D’Andria (Lecce), Hierapolis. Touristic Use and
Abuse of an Archaeological Site; M. Bachmann (Istanbul), Tourismusgeschichte in Pergamon.
Am 28. November sprachen: H. Schwaiger (Wien), Archäologie und Tourismus in Ephesos; L. Thys-Şenocak (Istanbul), Changing Nature of Tourism
on the Gallipoli Peninsula; N. Yalman (Leiden), İstanbul’da Kültür Emanetleri,
Turizm ve Farkındalık; D. Erbey (Istanbul), Yaklaşımları - Yenikapı Örneği;
T. Erbil (Istanbul), Tanımlanması Sorunu; Afrodisias Örneği; St. Altekamp
(Berlin), Karthago für Touristen; M. van Ess (Berlin), Weltkulturerbe Baalbek/
Libanon. Aktuelle Projekte zur touristischen Erschließung und zum Erhalt.
dynasty in the 3rd century bc the
başkenti ve resmi ikametgahı haline
ancient city of Pergamon had been
gelen antik Pergamon kenti, birçok sivil
the capital and royal residence of the
kurumu olan az çok bağımsız bir polis’ti.
Attalid kingdom as well as a more or less
Bu nedenle elinizdeki kitabın amacı,
independent Hellenistic polis with all its
Pergamon’da yaşayan halkın yanı sıra,
civic institutions.
Athena Kutsal Alanı, Büyük Sunak,
Consequently this book concentrates
Asklepieion ve Kızıl Avlu gibi önemli
above all on Pergamon as a city and
kutsal yerleriyle birlikte Pergamon’u bir
a royal capital, on its inhabitants
büyük kent ve bir krallık başkenti olarak
and its sacred spaces, which feature so
sunmaktır. Her ne kadar Hellenistik
prominently in the urban fabric and
Dönem’e ağırlık verilmişse de, kitapta
include the Sanctuary of Athena, the
genel olarak prehistorik çağlardan
Great Altar, the Asklepieion and the Red
Bizans Dönemi’ne kadar uzanan geniş
Hall (or Red Basilica). Although the
bir zaman dilimi incelenmektedir.
chronological focus lies on the Hellenistic
Böylece, içinde bulunduğu doğal
epoch, the articles in this volume cover
çevrenin kentin gelişimindeki etkileri
a span from prehistory to the Byzantine
gözler önüne serilirken, aynı zamanda
period, as is essential if one is to
Hellenistik Dönem mirasına daha
understand the prerequisites for the
sonraki zamanlarda nasıl sahip
city’s development within its landscape,
çıkıldığı, ne şekilde değiştirildiği ve
and also to appreciate how the legacy
zenginleştirildiği, ya da bu mirasın nasıl
of Hellenism was handed down,
tahrip edildiği daha net bir şekilde
changed, enriched and also destroyed in
anlaşılabilmektedir.
subsequent periods.
Pergamon
Anadolu’da Hellenistik Bir Başkent
A Hellenistic Capital in Anatolia
Hazırlayanlar | Editors
Anadolu’da Bir Hellenistik Dönem Başkenti
A Hellenistic Capital in Anatolia
Since the establishment of the Attalid
kurulmasıyla, Attalos Krallığı’nın
PERGAMON
MÖ 3. yüzyılda Attalos Hanedanlığı’nın
Felix Pirson – Andreas Scholl
ISBN 978-975-08-2636-8
9
6
Publikationen
Istanbuler Mitteilungen 63, 2013 (Abb. 6)
Miras 2: M. Bachmann – F. Pirson (Hrsg.), Heritage in context – Konservierung und Site Management im natürlichen, urbanen und sozialen Raum
(Istanbul 2014)
F. Pirson – A. Scholl (Hrsg.), Pergamon. A Hellenistic Capital in Anatolia (Istanbul 2014) (Abb. 7)
Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen
Ausstellung in der Bibliothek
Parallel zum 20. Jahreskongress der European Association of Archaeologists,
der vom 10. bis 14. September in Istanbul stattfand, hat die Bibliothek die
Ausstellung „From a Dusty Dig to the Dusty Shelfs“ organisiert (Abb. 8). An
einer Auswahl aus den Buchbeständen des Instituts wurde die Entwicklung
der archäologischen Literatur in der Türkei von ihren Anfängen in spätosmanischer Zeit bis heute nachgezeichnet. In der thematisch breitgefächerten
autochthonen archäologischen Literatur spiegeln sich das lebhafte Interesse
der türkischen Öffentlichkeit und die gesellschaftliche Bedeutung der
Archäologie unter den sich wandelnden Rahmenbedingungen wider.
Interviews
28. Juni F. Pirson, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 147, S. 15: Ch. Borgans,
Unsterbliches Marmormonster. Pergamon und sein Umland sind nun Weltkulturerbe – was macht es so wertvoll für uns? 31. Dezember F. Pirson, Frankfurter Rundschau Nr. 303 (Silvesterausgabe), S. 28–29: N. Schmidt, Wo Giganten gegen Götter kämpften. Der Leiter der Pergamongrabung, Felix Pirson,
über die Wunder dieser antiken Stadt und den Fortschritt in der Archäologie.
???
789750 826368
7
6 Istanbuler Mitteilungen 63, 2013 (Bild: DAI Istanbul).
7 Neuerscheinung 2014: F. Pirson – A. Scholl (Hrsg.), Pergamon. A Hellenistic Capital in Anatolia
(Istanbul 2014) (Bild: DAI Istanbul).
????
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Bibliotheken, Archive und andere Infrastrukturen
Archivierung digitaler Forschungsdaten
Um eine professionelle Sicherung der Daten zu leisten, hat sich die Abteilung
engagiert, die aus den Ausgrabungs- und Surveyprojekten gewonnenen
Daten unmittelbar nach dem Abschluss der Kampagnen in die Cloud des DAI
zu spiegeln. Dieser Schritt baut eine vernetzte Datenwelt für die internationale Forschung und den weltweiten Kulturerhalt auf. Mit dem Einsatz von
Standards und Empfehlungen in den IT-basierten Aktivitäten will die Abteilung ihre Forschungsdaten für die Zukunft vorbereiten und erhalten.
8
Archiv
Die Bearbeitung der Bestände bis 1944 (Hauptgruppe A) konnte bis zum Jahresende 2013 abgeschlossen werden. Der Bestand liegt nun verzeichnet und
von allen Metallteilen befreit in säurefreien Archivmaterialien vor. Er umfasst
127 Verzeichniseinheiten in 36 Archivkartons (Abb. 9). Enthalten ist die vollständige Korrespondenz der Abteilung und ihrer Vorgängereinrichtung aus der
Zeit zwischen Februar 1924 bis August 1944. Einzelne Archivalien datieren zurück bis 1887. Die Arbeit an den Nachkriegsbeständen und den Nachlässen
wird fortgesetzt. Die Umverpackung dieser Archivbestände ist weitgehend abgeschlossen. Darüber hinaus wurde 2014 ein weiterer Raum des ehemaligen
Fotolabors in einen Archivraum umgewidmet. hier wird in den nächsten Jahren schrittweise das Istanbuler Teilarchiv der Boğazköy-Grabung entstehen.
Ehrungen und Gastprofessuren
9
8 Katalog der Ausstellung „From a dusty dig to a dusty shelfs“ (Bild: DAI Istanbul).
9 Säurefreie Mappen und Ordner im neuen Abeilungs-Archiv (Bild: DAI Istanbul).
F. Pirson nahm im November und Dezember 2014 eine Gastprofessur (Directeur d‘études) an der École pratique des hautes études (EPHE, Paris),
Section des sciences historiques et philologiques wahr.
A. Schachner ist seit April 2014 korrespondierendes Mitglied des Türk
Eski Çağ Bilimler Enstitüsü. Im Dezember 2014 habilitierte er sich an die
Universtität Würzburg um.
87
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Abteilung Madrid
Serrano 159
E-28002 Madrid
Tel.: +34-(91) 5610904
Fax: +34-(91) 5640054
E-Mail: [email protected]
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Bericht aus der Arbeit der Abteilung
Direktorin und Direktor: Prof. Dr. Dirce Marzoli, Erste Direktorin; Prof. Dr. Thomas G. Schattner,
Zweiter Direktor.
Wissenschaftliche Mitarbeiter: PD Dr. Michael Kunst, Dr. Marcus Heinrich Hermanns, Fedor
Schlimbach M.A.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Nele Miethig M.A. (bis 31.12.2014), Hanna Martin M.A. (seit
01.12.2014).
Freiwillige des kulturweit-Programms des Auswärtigen Amtes: Fabian Sliwka (bis 21.02.2014), Maria Eppler (02.03.2014–31.07.2014), Angela Hess (seit 28.08.2014).
Die aktuell an der Abteilung Madrid angesiedelten Forschungsprojekte sind
durch die Großthemen „Migration und Kontaktzonen“ – „Wirtschaftsweise
und Technologie“ – sowie „Zentrum und Peripherie“ eng mit einander verbunden, die Schnittmenge ist groß. Sie liefern die Basis für fächerübergreifende Dialoge und stetige Forschungsfortschritte, außerdem spiegeln sie das
besondere archäologische Forschungspotential der Pyrenäenhalbinsel und
Marokkos wider. Geographisch ist das Arbeitsgebiet ein Verbindungsglied
zwischen Mittelmeer und Atlantik, Europa und Afrika, über das Mittelmeer
sogar bis Asien. Kulturell ist es ein ideales Forum für erfolgreiche Zusammenarbeit. Tatsächlich sind alle durchweg interdisziplinär konzipierten Projekte der Abteilung paritätische Kooperationen mit Kolleginnen und Kollegen
der Gastländer, gleichsam bilden sie Brücken zur deutschen wie zur internationalen Forschung und partizipieren an der Clusterforschung des DAI, deren
bisherige Treffen bereits öfter sowohl in Spanien wie auch in Portugal statt-
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1 Los Castillejos de Alcorrín, Plan aller bisherigen Ausgrabungen (Plan: A. Kai-Browne, DAI Madrid).
2 Los Castillejos de Alcorrín, Fundverteilung und Fundaufnahme des Apsidenhauses des frühen
8. Jhs. v. Chr. (Grafik: A. Kai-Browne, DAI Madrid).
gefunden haben. Auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs bieten die
Projekte der Abteilung, ihre Infrastruktur und die Vernetzung des Abteilungsteams im Gastland, der enge Anschluss an die Zentrale sowie Abteilungen und Kommissionen des DAI Förderungsmöglichkeiten.
tung von Eisen belegt. Die Aufarbeitung der Ausgrabung der phönizischen
Nekropole des 8. Jahrhunderts v. Chr. Ayamonte (Huelva) hingegen gewährt
einen neuen Blick auf das Selbstverständnis der ersten phönizischen Siedler
im äußersten Westen der Oikoumene (es sind Frauen, Männer und Kinder),
die sowohl mit dem einheimischen Hinterland als auch mit unterschiedlichen phönizischen Hafenplätzen der Iberischen Halbinsel und zentralen Mittelmeerraumes in Verbindung waren, die jedoch (Abb. 3) an den ‚heimatlichen‘ Bestattungsbräuchen festhielten.
Im Bereich der gegenwärtig auch gesellschaftlich und politisch brisanten
Themenstellung zu „Migration und Kontaktzonen“ liefert die Phönizierforschung weitere interessante Ergebnisse. So haben die diesjährigen Ausgrabungen in Los Castillejos de Alcorrín (Málaga) die einheimische Komponente
am Beginn der Kolonisationsprozesse im Umfeld der Meerenge von Gibraltar
deutlich gemacht (Abb. 1. 2). Neben den mediterran beeinflussten und
durch Muschelfußböden besonders ausgestatteten Gebäuden wurde nun
auf der Akropole ein Apsidenhaus einheimischer Tradition nachgewiesen,
außerdem in den Kontexten des frühen 8. Jahrhunderts v. Chr. die Verarbei-
Im Zusammenhang mit den Untersuchungen überregionaler Kontakte standen auch Materialuntersuchungen, wie die neuen interdisziplinären Studien
von Elfenbein aus Schichten des späten 9. Jahrhunderts v. Chr. der phönizischen „Emporia“ Huelva und La Rebanadilla (Málaga), wo spezialisierte
Handwerker in der Tradition vorderorientalischer Paläste das edle Material
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aus Afrika und Asien verarbeiteten. Das Großthema schließt auch spätere
Zeiten mit ein wie etwa die Untersuchung zu vorrömischen bis islamischen
Hafenanlagen auf der Iberischen Halbinsel. Hier liegt die Betrachtung auf
dem baulichen Verhältnis der Hafenanlagen zu anderen baulichen Infrastrukturen der jeweiligen Stadt und deren diachroner Entwicklung.
Im Themenbereich „Wirtschaftsweise und Technologie“, der auf der Iberischen Halbinsel angesichts ihres Reichtums an Bodenschätzen ein besonderes Forschungspotential birgt, umfassen die an der Abteilung angesiedelten
Forschungen eine Spanne, die von der Kupferzeit bis in die römische Epoche
reicht. Neu begonnen haben im Rahmen einer Dissertation die typologische
sowie geochemische Untersuchung der Silexfunde von Zambujal (Abb. 4)
unter denen sich 1000 Pfeilspitzen befinden. Eine wichtige Frage ist die nach
der Herkunft dieses Rohstoffes.
3
Die Auswertung der Prospektionen in einem Radius von etwa 30 km um
Alcorrín hat einen Beleg für ungeahnten Metallreichtum und dessen Nutzung in der Vorgeschichte erbracht.
4
3 Phönizische Grabfunde aus Ayamonte, Restauratoren bei der Arbeit im Naturwissenschaftlichen
Referat des DAI, Berlin (Foto: A. Kai-Browne, DAI Madrid).
4 Silexfunde aus Zambujal (Foto: J. Patterson, DAI Madrid).
Die Forschungen im Bergwerksgebiet von s’Argentera/Ibiza haben wichtige
Ergebnisse zum Abbau selbst gezeigt. Erstmals wurde ein Areal der in den
Vorjahren erkannten oberflächigen bzw. oberflächennahen Abbauspuren
großflächig gereinigt und durch archäologische Sondagen untersucht. Hierbei konnten in einem Bereich des Abbaus unterschiedliche Laufhorizonte
erkannt werden. Der Holzkohlenflimmer in diesen belegt den Einsatz von
Feuer sowohl für den Vortrieb als sicherlich auch zur Beleuchtung. Nach den
bisherigen Erkenntnissen erfolgte die Ausbeutung dieses Bergwerks in Intervalle zu diversen Epochen: bronzezeitlich/früheisenzeitlich, spätpunisch,
islamisches Mittelalter und Neuzeit.
In der hispano-römischen Stadt Munigua (Sevilla) wurden die Untersuchungen zu den Wirtschaftsgrundlagen abgeschlossen. Wie sich zeigt, beruhte
ihre Wirtschaft in erster Linie auf Kupfer und Eisen, deren Bergwerke noch
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sich aufgrund der bodenkundlichen und paläobotanischen Ergebnisse
wesentlich stärker anthropogen geprägt vorstellen muss, als man bisher
gedacht hatte.
Weiter liefen die Forschungen zur Besiedlungs- und Landschaftsgeschichte
der iberischen Siedlungskammer von Ullastret (Gerona) an der Grenze des
Territoriums der griechischen Kolonie Emporion. Ihr Potential und die Möglichkeit der Anwendung neuer Methoden gaben Anlass zur Beantragung
eines Drittmittelprojektes.
Die Untersuchungen am römischen Schiffswrack von Grum de Sal/Ibiza galten der Rekonstruktion des Fundkontextes und seiner Dokumentation. Hierzu konnten in den Museen von Ibiza und Cartagena das Transportgut identifiziert werden. Besonders hervorzuheben ist die homogene Ladung dieses
Frachters bestehend aus lusitanischen Amphoren des Typs Dressel 14, von
welchem ca. 60 Exemplare im Museum von Ibiza identifiziert wurden (Abb. 6).
Im Bereich der Themenstellung „Zentrum und Peripherie“, die sich insbesondere durch ihre Dynamik auszeichnet, weil die Zentren und damit auch
die jeweilige Peripherie sich im Laufe der Zeit verschieben, sind eine ganze
Reihe von Projekten der Abteilung angesiedelt.
In Munigua wurde die Fragestellung „Vorarbeiten zu einer 3D-Rekonstruktion“ weiter verfolgt durch Forschungen an den öffentlichen Gebäuden wie
der Therme (Abb. 7) und dem Forum sowie den angrenzenden Straßen, welche diese Gebäude umfließen, sodass sich eine Art Insula ergibt. Ferner wurde die geophysikalische Prospektion am Südhang der Stadt durch einen
Laserscan erweitert, sodass sich im Zusammenspiel dieser Untersuchungen
erstmalig ein Bild der Bebauung dieses großen Areals ergibt, das allerdings
hypothetisch bleiben muss und durch Grabung eine Bestätigung erfahren
wird. Die Vorbildfunktion Roms, die auch für die römischen Munizipien stets
in Anspruch genommen worden ist, lässt sich in Munigua – wie inzwischen
auch in anderen Städten – nur abgestuft feststellen.
So steht in den Projekten Zambujal (Abb. 5) und Sizandro-Alcabrichel die
kupferzeitliche Befestigungsanlage von Zambujal (3. Jt. v. Chr.) im Zentrum.
In interdisziplinärer und internationaler Zusammenarbeit entstand ein Rekonstruktionsbild dieser Anlage und der umgebenden Landschaft, die man
Die Feldforschungen im Rahmen des Projektes zur „Romanisierung der einheimischen Heiligtümer im Westen der Iberischen Halbinsel“ sind abgeschlossen. Derzeit steht die Arbeit an der Publikation des Heiligtums des
deus Endovellicus in S. Miguel da Mota (Portugal) kurz vor ihrem Abschluss.
5 Luftaufnahme Zambujal (Torres Vedras) (Foto: M. Kunst, DAI Madrid).­
heute dort sichtbar sind. Die Lebensdauer der Stadt steht in direkter Abhängigkeit zur Nutzung der Metalle.
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Das Orakelheiligtum nimmt durch die große Zahl von annähernd 100 gefundenen Altären und Statuen (Abb. 8) eine Ausnahmestellung nicht nur im
regionalen, sondern im gesamthispanischen Kontext ein und zeigt eine
besondere Problematik durch seine außerstädtische Lage weitab jeder Siedlung und jeder Verkehrswege.
Auch das Dissertationsprojekt „Ikonographische Untersuchungen zu römischen Altären. Ein Vergleich der westlichen Provinzen“ ist in diesem Themenbereich anzusiedeln. Es geht um kleinformatige monolithische Altäre,
die im Kult und bei Bestattungen Verwendung fanden. Das Hauptaugenmerk
der Arbeit liegt auf der Frage, inwiefern sich die Romanisierungsprozesse in
der Votiv- und Sepulkralkultur der in den Provinzen lebenden Menschen
widerspiegeln. Eine besondere Rolle spielt dabei die Wahl der Bildmotive
und die Beziehung zwischen Auftraggeber und Denkmal.
Schließlich konnte auch das Forschungsprojekt zum spätantiken Fundplatz
‚La Losilla‘ bei Añora (Córdoba) weiterbetrieben werden, bei dem der funktionale und historische Kontext der überall auf der Halbinsel verteilten kleinen Kirchen im Blickpunkt steht. So wurde zunächst der Grundriss der Kirche
weitgehend ermittelt. Der Fund eines weiteren Grabes im Kircheninneren
verstärkt die Vermutung, der Bau habe schwerpunktmäßig auch funeralen
Zwecken gedient. Auch im Hinblick auf den Kontext der Kirche wurden Fortschritte erzielt: Bei Sondagen südlich der Kirche wurden die Gebäudestrukturen belegt, die sich bereits im Messbild der 2013 durchgeführten geomagnetischen Prospektion abgezeichnet hatten. Es könnte sich um das
Handwerkerviertel einer Ansiedlung oder um den Werkstattbereich eines
Gutshofes handeln.
6 Garum-Amphoren aus dem römischen Schiffswrack von Grum de Sal/Ibiza (Zeichnung: E. Puch,
DAI Madrid).
Der Islamarchäologie widmet sich die Abteilung traditionsgemäß mit
besonderem Interesse. Abgeschlossen wurde das Projekt Ar Rumanya/
Córdoba (Abb. 9), das die Erforschung der islamischen Gartenkultur zum
Ziel hatte. Ein Nachfolgeprojekt in Medinat Azahara (Córdoba) ist in Vorbereitung.
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7 Die Therme von Munigua, Aufnahme im SfM-Verfahren (Structure from Motion) (Abbildung:
D. Schäffler, DAI Madrid).
8 Hypothetische Rekonstruktion des Heiligtums des deus Endovellicus in S. Miguel da Mota (Zeichnung: A. Ramos, DAI Madrid).
Kooperationen
Bisher bestehen folgende institutionelle Vereinbarungen zur Zusammenarbeit:
Projekte Zambujal und Sizandro-Alcabrichel zum Zwecke der Landschaftsrekonstruktion: Universität Frankfurt, Institut für Bodenkunde und Institut für
Vor- und Frühgeschichte, Abteilung Archäobotanik; Universität Stuttgart-Hohenheim, Archäobotanik; Universität Iowa (U.S.A.), Institute for Anthropology; Câmara Municipal de Torres Vedras; Universität Évora, Dpto. de Paisagem, Ambiente e Ordenamento, Institut für Entymologie.
Phönizierforschung sowie Elfenbeinstudien: Junta de Andalucía (Málaga, Sevilla, Huelva), Ministerio de Cultura-Madrid; Museo de Huelva; Museo Málaga; Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim; Universität Heidelberg; Universität Mainz; Max Planck Institut für Evolutionäre Humanbiologie, Leipzig;
Deutsches Bergbaumuseum, Bochum; Consejo Superior de Investigaciones
Científicas, Madrid; Centro de Estudios Fenicios y Púnicos, Madrid; Gemeinde Estepona, INSAP (Rabat); Naturwissenschaftliches Referat des DAI-Berlin.
Iberische Archäologie: Museu de Catalunya (Barcelona/Ullastret).
Griechische Archäologie: Museu de Catalunya (Ampurias).
Montanarchäologische Untersuchungen sowie Unterwasserforschung auf
Ibiza: Consell Insular d‘Eivissa; Museu Arqueològic d’Eivissa i Formentera,
Ibiza; CIDEHUS-Universidade de Évora (FCT); UNIARQ-Universidade de Lisboa (FCT); Deutsches Bergbaumuseum, Bochum (dieses kooperiert auch in
Alcorrín und Munigua); Goethe-Universität, Frankfurt am Main; Eidgenössische Technische Hochschule, Zürich.
Montanarchäologische Untersuchungen in Munigua: Universität Huelva.
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Nachwuchsförderung und Stipendien
Forschungsstipendiatin
Patricia Bargão
9 Ausgrabung in den Gärten des islamischen Palastes von Ar-Rumanya (Córdoba) (Foto: F. Arnold,
DAI Madrid).
Im Jahr 2014 wurden folgende neue Kooperationen eingegangen:
Neues Projekt zum Silex aus Zambujal: Universität Lissabon.
Neues Projekt zur 3D-Rekonstruktion von Munigua: Universität Granada,
Dpto. de Prehistoria y Arqueología; CEI BioTic Granada.
Iberische Archäologie: Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz.
Projekt der ARCHAEOSTRAITS: DFG/ANR (Universität Toulouse).
Kulturerhalt
Im Rahmen der geplanten Errichtung eines Centro de Interpretación von
Munigua, für das die Forscher des DAI den wissenschaftlichen Beitrag liefern, wurde eine entsprechende Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit der
Universität Castilla-La Mancha, Ciudad Real, geschlossen.
Workshops
17. Januar Workshop „Bewaffnung und Archäologie des Krieges auf der Iberischen Halbinsel in der vorrömischen Zeit (6.–1. Jh. v. Chr.): Probleme, Ziele
und Strategien“, organisiert von R. Graells i Fabregat (RGZM Mainz) und
D. Marzoli.
Grußworte: D. Marzoli (Madrid) und R. Graells i Fabregat (Mainz). Diskussionsleitung: M. Egg (Mainz) und P. Moret (Toulouse).
Es sprachen: C. Farnié (Madrid), La influencia del armamento hallstattiano sobre el armamento de la Península Ibérica (s. VI a.C.); G. García (Girona),
La influencia del armamento lateniano sobre el armamento de la Península
Ibérica (s. V-I a.C.); E. Kavanagh (Madrid), La influencia del armamento de la
Península Ibérica sobre el armamento romano; C. Guerra (Valladolid), La
guerra y el armamento vacceo hoy; A. Lorrio (Alicante), La guerra y el armamento celtibérico hoy. Abschluss: M. Almagro-Gorbea (Madrid).
Die Publikation der von R. Graells i Fabregat und D. Marzoli herausgegebenen Tagungsakten wird 2015 in Kooperation mit dem RGZM erscheinen.
16. bis 20. Juni Workshop für Doktorandinnen und Doktoranden „Erkundungs- und Entdeckungsfahrten bis an die Grenzen der Oikoumene (9. Jh.
v. Chr. – 2. Jh. n. Chr.)“, organisiert von L. Callegarin (Casa de Velázquez) und
D. Marzoli im DAI Madrid (Abb. 10) und in der Casa de Velázquez. Die Finanzierung erfolgte zu gleichen Teilen aus den Haushaltsmitteln des DAI Madrid
und der Casa de Velázquez.
Am 16. Juni sprachen: M. Bertrand (Direktor der Casa de Velázquez),
C. D. Gräfin Finck von Finckenstein (Beauftragte für Kultur und Bildung der
Deutschen Botschaft in Madrid), D. Marzoli und L. Callegarin.
Beiträge der Mentoren: P. Arnaud (Lyon), Témoins, charlatans ou garants
imaginaires? Les “explorateurs de l’Antiquité” sur l’Océan extérieur entre
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Madrid
10 Workshop für Doktorandinnen und Doktoranden „Erkundungs- und Entdeckungsfahrten bis an
die Grenzen der Oikoumene (9. Jh. v. Chr. – 2. Jh. n. Chr.)“ (Foto: M. Kunst, DAI Madrid).
enquête, fiction et mythe: réflexions sur le statut de la relation de voyage;
A. Domínguez Monedero (Madrid), Viajes antiguos en el Atlántico a través
de la visión griega.
Beiträge der Doktorand/-innen: S. Remedios Sánchez (Madrid), Algo más
que mercaderes. Economía, conflicto e identidad en los inicios de la colonización fenicia de la Península Ibérica; G. Maldonado López (Almería), Las
ciudades feniciopúnicas del Norte de África; J. L. Gomà Rodríguez (Madrid),
El Bronce Final y el período postcolonial en la Península Ibérica; A. Gómez
Peña (Sevilla), Etnicidad y relición en Tartessos a través de los altares taurodérmicos.
Führung durch das Museo Arqueológico Nacional geleitet von den Konservatorinnen P. Cabrera und A. Rodero.
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17. Juni Beiträge der Mentoren: A. Vivero (Freiburg), La geografía de la India
en los fragmentos de Aristóbulo; G. Cruz Andreotti (Málaga), La percepción
geográfica de Iberia: desde lo cultural a lo histórico.
Beiträge der Doktorand/-innen: G. Douglas Wear (Zürich), Throug the
Pillars or Elsewhere – Can archaeological evidence confirm a Mediterranean
presence in Northern Europe before 323 BCE?; A. P. Marín Martínez (Madrid), El mercenariado en la hispania Antigua. Estudio histórico y cultural del
desempeño de armas en fuerzas militares; externas; T. Klär (Saarbrücken),
Die Vaskonen – Leben in einem Grenzraum von der Republik bis in die
Spätantike; B. Caparroy (l’Adour), Géographie et morphologie des lieaux
sacrés maritimes dans le détroit de Gibraltar, du VIe s. a.C. au Ier s. p.C.;
O. Defaux (Berlin), Les origines des coordonnées de la carte de Ptolémée:
Péninsule Ibérique, Narbonnaise, Afrique du Nord; A. Haushalter (Reims),
La construction d’une géographie de la Péninsule Ibérique de Ploybe à
Ptolémée.
19. Juni Beiträge der Mentoren: F. Prontero (Perugia), Il Caucaso indiano:
sulla funzione centripeta del Mediterraneo nella cartografia antica; D. Acolat
(Brest), Mers, montagnes et deserts des confins de la terre connue: imaginaire de l’infranchissable et saviors géographiques
Beiträge der Doktorand/-innen: K. Iwe (Kiel), Studien zum Tierstil skythenzeitlicher Reiternomaden im eurasischen Steppengürtel. Mehrfigurige
Kompositionen; L. Willer (Heidelberg), Milesischer Einfluss in Naukratis zur
Zeit der Siedlungentstehung; R. Ségales (l’Adour), Le Sahara durant l’Antiquité
romaine (146 a.C. – 439 p.C.). Réalités et perceptions d’un espace pluriel à la
croisée des peuples et des cultures; M. Sieg (Granada), Territoriom, paleo
ambiente y economía en el marco geográfico del Surco intrabético a lo largo
de la primera mitad del primer milenio ANE; Ph. Myers (Birmingham), Romas
Colonies in Iberia: Economics, colonization and the development of identity
(206-24 BC).
20. Juni Gruppenarbeiten; Abschlussdiskussion. Wissenschaftliche Koordination: D. Marzoli und L. Callegarin. Mentoren: C. Andreotti (Málaga),
A. Domínguez Monedero (Madrid), D. Acolat (Brest), F. Bernstein (Frankfurt
am Main), M. Albaladejo (Freiburg) und F. Prontero (Perugia).
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Madrid
Im Rahmen des Projektes „Vorarbeiten zur 3D-Rekonstruktion von Munigua“
werden Magister- und Doktorarbeiten von P. Jordão (Lissabon), J. Suárez Padilla (Málaga/Madrid/Marburg a.L), C. Hernández (Bochum), T. Adamek
Benavides (Marburg), M. Gutiérrez Rodríguez (Granada) und R. Cortés Gómez (Madrid) bearbeitet.
Wissenschaftliche Veranstaltungen
Hauskolloquien
6. Februar R. Boaventura und R. Mataloto (Portugal), La Región de Serra
d’Ossa (Alentejo, Sur de Portual): del Megalitismo a Augusto – Perspectivas
de los últimos trabajos 25. März N. Miethig (Madrid), Die mediale Repräsentation von Mehrtieropfern 24. April O. Arteaga (Sevilla), El Epipaleolítico / Neolítico antíguo en el entorno serrano de Mulva. Una mirada desde el
paleoestuario del Guadalquivir 22. September F. de la Fuente del Moral
(Neu-Ulm), Económicas en el Imperio de los Austrias y su influjo en la capital
de la monarquía hispánica.
Winckelmann-Vortrag
9. Dezember D. Marzoli (Madrid), Bericht über die Jahresaktivitäten der Abteilung. Überreichung der Urkunden an die neu gewählten Korrespondierenden Mitglieder des DAI: J. Alvar Ezquerra (Madrid), P. Bueno Ramírez (Alcalá
de Henares, Madrid), P. Cabrera Bonet (Madrid), J. Estévez Escalera (Barcelona), J. Velaza Frias (Barcelona).
Festvortrag: R. Senff (Athen), Pferderennen und Siegesdenkmäler. Aktuelle Forschungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Olympia; ca. 130
Gäste nahmen an der Feier teil.
Veranstaltungen zu den Forschungsclustern des DAI
5. Juni Grußworte: Vize-Bürgermeisterin von Sabugal sowie Clustersprecher; Es sprachen: M. Osorio/R. Vilaça (Sabugal/Coimbra), Considerations
about ancient mining and metallurgy in the Upper Côa river basin; S. Rovira
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-08-1
Llorens (Valencia), The early tin and bronze in the Iberian Peninsula;
A. Hauptmann (Bochum), Tin, Tin bronces: Some basics and more questions;
Th. G. Schattner (Madrid), Metalobjects in lusitanian sanctuaries; J. Hollaender (München), Abbau und Distribution von Zinn im Römischen Reich;
D. Brandherm (Belfast), Irisches Zinn?; B. Helwing (Berlin), Early Tin in SouthWest Asia; S. Hansen (Berlin), Metallperlen aus Silber, Gold und Kupfer im
4. Jahrtausend v. Chr.; F. Klimscha (Berlin), Might & Metal. Copper objects in
graves, hoard and settlements in the Copper Age of South Eastern Europe;
P. Paoletti (München), Silber, Blei und Zinn im 3. Jahrtausend v. Chr. anhand
den Schriftquellen.
Verschiedene Veranstaltungen
23. Januar Runder Tisch „Die Antike als Zukunft: Anton Raphael Mengs
in Spanien“ und Vorstellung der Publikationen „Das Vermächtnis von Johann
Joachim Winckelmann in Spanien“ und „Historia de las Artes de los
antiguos“.
Es sprachen: D. Antonio Bonet (Madrid), Max Kunze (Stendal), D. Marzoli
(Madrid), M. Almagro-Gorbea (Madrid), J. Maier Allende (Madrid), A. Martínez (Madrid).
Fachvorträge: M. Almagro-Gorbea – J. Maier Allende (Madrid), Carlos III,
la antigüedad y la proyección de la imagen del poder; S. Lehmann (Universität Halle), Anton Raphael Mengs und die kunstarchäologische Typologie und
Deutung antiker Bildwerke.
10. Juni Präsentation der Monographie „Cascos Hispano-Calcídicos. Símbolos de las élites guerreras celtibéricas“ (RGZM Mainz)
Einführung, M. Egg (Mainz) und D. Marzoli (Madrid)
Es sprachen: R. Graells (Mainz), A. J. Lorrio (Alicante), F. Quesada (Madrid) und M. Almagro-Gorbea (Madrid).
26. November Buchvorstellung „S. Celestino Pérez, Tarteso. Viajes a los confines del Mundo Antiguo“ (Trébede Ediciones, Madrid 2014) im Rahmen
der neu begonnenen Reihe „Literaturkreis in der Madrider Abteilung,
96
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Madrid
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-08-1
Präsentation neuer Publikation Korrespondierender Mitglieder des Deutschen Archäologischen Instituts“.
Es sprachen: S. Celestino Pérez (Mérida), M. Blech (Bad Krozingen), E. Ferrer (Sevilla), C. Comas-Mata (Verlag Trébede Ediciones) und D. Marzoli (Madrid). Es moderierte: J. Blánquez Pérez (Madrid).
Neue Vortragsreihe „Jueves fenicios y púnicos“, begonnen in Kooperation mit
C. González Wagner und L. Ruiz Carero (Centro de Estudios Fenicios y Púnicos, Madrid) sowie J. Blánquez Pérez und A. Mederos (Universität Autónoma
Madrid)
3. April J. L. López Castro (Almería), Utica. Investigación de la ciudad feniciopúnica 8. Mai F. Prados Martínez (Alicante) und A. García Menárguez (Guardamar), Nuevas excvaciones en el Cabezo del Estaño (Guardamar del Segura, Alicante) 5. Juni V. Sánchez (Madrid), L. Galindo San José (Madrid)
und M. Juzgado Navarro (Madrid), Una nueva visión del yacimiento fenicio
de La Rebanadilla (Málaga) 2. Oktober E. Martín Córdoba (Vélez-Málaga),
Novedades arqueológicas en el territorio fenicio entre los ríos Vélez y Algarrobo (Málaga). Un enterramiento singular en la necrópolis del asentamiento fenicio de Chorreras (Vélez-Málaga) 6. November J. Blánquez Pérez
(Madrid), La nueva muralla púnica de Carteia (San Roque, Cádiz) 4. Dezember C. González Wagner (Madrid), Acerca de la contribución del mapa
genético de las poblaciones de origen fenicio en Occidente.
11 Die Eröffnung der Ausstellung Blick-Mira! im Archäologischen Museum in Sevilla (Entwurf: Archäologisches Museum Sevilla und DAI Madrid).
Publikationen
Öffentlichkeitsarbeit
Madrider Mitteilungen 54, 2013
Iberia Archaeologica 18: R. Graells i Fabregat – M. Krueger – S. Sardà Seuma
– G. Sciortino (Hrsg.), El problema de las ›imitaciones‹ durante la protohistoria en el mediterráneo centro-occidental. Entre el concepto y el
ejemplo
Madrider Forschungen Band 20: J. Untermann, Iberische Bleiinschriften in
Südfrankreich und im Empordà
Ausstellung
Die von D. Marzoli und M. Kunst in Kooperation mit dem Museu Archeològic
Nacional de Tarragona organisierte Fotoausstellung Blick-Mira! wurde von
April bis September im Archäologischen Museum in Sevilla (Abb. 11), wo sie
von 10.599 Personen besichtigt wurde, und von Oktober bis Dezember in
Vélez-Málaga gezeigt. Die Eröffnung der Ausstellung fand hier im Rahmen der
Fünfzigjahresfeier der Phönizier-Archäologie im Raum von Vélez-Málaga statt.
97
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Abteilung Madrid
Bibliotheken, Archive und andere Infrastrukturen
Bibliothek
910 Einzelschriften (darunter Zeitschriftenjahrgänge) wurden inventarisiert
sowie 1029 Aufsätze aus Zeitschriften und Sammelwerken wurden katalogisiert; retrokatalogisiert wurden 696 Monographien. 85 Benutzerausweise
wurden ausgestellt. Der Vertrag mit Esther del Puerto wurde bis zum 31. März
verlängert. Ihre Aufgabe bestand u. a. darin, den RARA-Bestand der Bibliothek zu katalogisieren. Die Retrokatalogisierung des Madrider Monographienbestandes ist somit abgeschlossen. Alle Bestände sind online über
opac.dainst.org abrufbar. Die Signaturgruppe L 25 (Vor- und Frühgeschichte
der Iberischen Halbinsel) wurde feiner untergliedert. Alle Signaturen der
zugehörigen Publikationen wurden entsprechend geändert. Ebenso wurde
damit begonnen, die Signaturgruppe D (Forschungsgeschichte und Hilfswissenschaften) in kleinere Sachgruppen zu untergliedern. Außerdem wurde
damit begonnen, den Zeitschriftenbestand im Online-Katalog zu überarbeiten. Dies ist nötig, da einige der älteren und nicht laufenden Zeitschriften
noch nicht erfasst sind bzw. die Bestandsangaben nicht (mehr) stimmen und
manche Zeitschriften inzwischen mit Volltext-Ausgaben im Internet verlinkt
werden können. In vielen Fällen müssen dabei Titelaufnahmen ergänzt und
verbessert werden. In regelmäßigen Abständen wurden Bibliotheksführungen für Studierendengruppen von Madrider Universitäten durchgeführt.
Archiv
Die wegen der Bauarbeiten verpackten Archivbestände konnten im neu eingerichteten kleinen Archivraum in Serrano 157 aufgestellt und teilweise
gescannt werden. Zeichnungen wurden aussortiert und in säurefreien Kästen
archiviert. Negative von Helmut Schlunk wurden von J. Patterson im renovierten Negativ-Archiv aufgenommen. Á. Yanci hat sämtliche 410 Glasnegative
sowie die 1170 Negative des Schlunk-Archivs für Arachne gescannt. Außerdem scannte sie den größten Teil aller Negative des Projektes Zambujal.
Das Institut erhielt zur Archivierung von Hermanfrid Schubart Diapositive,
Fotos und schriftliche Dokumente.
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Freiwilligendienst des »kulturweit«-Programms des Auswärtigen Amtes
Als kulturweit-Freiwillige arbeitete zunächst noch F. Sliwka an dem Nachlass
von Jürgen Christern. Er wurde von M. Eppler abgelöst und diese von A. Hess.
Zahlreiche gescannte Bilder konnten zu Datensätzen für Arachne verarbeitet
werden, außerdem wurden sämtliche Christern-Tagebücher gescannt und
über Arachne und den ZENON allgemein zugänglich gemacht.
Projekt Altamira
Die Scan-Arbeiten der Fotos von E. Pietsch zu Felsbildern, vor allem der Höhle
von Altamira, wurden von J. Patterson fortgesetzt. Außerdem wurden dem
Institut von Herrn Chr. Züchner aus Erlangen seine Diaserien zu Felsbildern
der Iberischen Halbinsel geschenkt, wodurch die Bildersammlung auf diesem
Gebiet einen beträchtlichen Zuwachs erhielt.
Leisner-Archiv
Der Nachlass des Forscherehepaars Georg und Vera Leisner ist inzwischen zu
großen Teilen von der portugiesischen Denkmalbehörde (DGPC) gescannt
und ins Internet gestellt worden. Eine Kopie wird für Arachne vorbereitet,
sodass dann die gescannten Bestände von beiden Institutionen über das Internet zugänglich werden.
Arbeiten für Arachne
Mit den laufenden Fotobestellungen Dritter wurden die Fotobestände weiter
für Arachne aufgearbeitet und wissenschaftlich klassifiziert. Im Berichtszeitraum kamen neben 77 Bildern aus dem Christern-Nachlass 228 Fotos hinzu,
sodass inzwischen insgesamt 10.431 Fotos und Diapositive der Abteilungsfotothek in Arachne zugängliche sind.
Ehrungen
Thomas G. Schattner wurde zum Korrespondierenden Mitglied der Real Academia de Bellas Artes de Santa Isabel de Hungría de Sevilla gewählt.
98
99
Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik
Amalienstr. 73 b
D-80799 München
Tel.: +49-(0)89 28676760
Fax: +49-(0)89 28676780
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
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Bericht aus der Arbeit der Kommission
Direktoren: Prof. Dr. Christof Schuler, Erster Direktor; Prof. Dr. Rudolf Haensch, Zweiter Direktor.
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Prof. Dr. Johannes Nollé, Dr. Peter Rothenhöfer, Dr. Andreas
Victor Walser.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Valérie Blais M.A., Sophia Bönisch-Meyer M.A., Saskia Kerschbaum M.A., André Lindörfer B.A. (01.04.–31.08.2014), Domenic Schäfer B.A. (15.09.–
10.10.2014), Ansgar Teichgräber M.A. (bis 31.10.2014).
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Dr. Norbert Hanel (bis 28.02.2014), Julian Hollaender M.A.
Die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik strebt ein ausgewogenes
Verhältnis zwischen Projekten der Grundlagenforschung (Feldforschungen,
Quellenedition) und thematisch orientierten Untersuchungen an. Insbesondere die an der Kommission betreuten Doktorarbeiten dienen der systematischen Bearbeitung von Fragestellungen, die sich aus der Grundlagenforschung an Inschriften, Münzen oder Papyri ergeben, in breiterer historischer
Perspektive. Dabei gewinnt die Kommission aus den Forschungsclustern des
DAI und interdisziplinären Netzwerken wie dem Münchner Zentrum für Antike Welten (MZAW) wertvolle Anregungen, um Fragestellungen zu schärfen,
Methoden weiterzuentwickeln und theoretische Ansätze zu reflektieren. Die
Kommission hat ihr Engagement auf diesem Gebiet deshalb weiter vertieft.
Neben der direkten Betreuung von Qualifikationsarbeiten fördert die
Kommission den wissenschaftlichen Nachwuchs auch mit dem JacobiStipendienprogramm und regelmäßig angebotenen Kursen. Diese Aktivitäten
e-Jahresbericht des DAI 2014 – AEK haben für die Vernetzung der Kommission eine zentrale Bedeutung. Sie sind
eine unverzichtbare Bereicherung für den internen Diskurs an der Abteilung,
sollen aber auch nach außen zu einer nachhaltigen Verankerung und Weiterentwicklung ihrer Arbeitsschwerpunkte im Fach Alte Geschichte und in den
Altertumswissenschaften allgemein beitragen.
In München wurde die enge Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität ausgebaut. Chr. Schuler wurde für weitere zwei Jahre in den Vorstand des Münchner Zentrums für Antike Welten (MZAW) gewählt und beteiligte sich als Principal Investigator am Aufbau der 2013 eingerichteten
Graduiertenschule „Ferne Welten / Distant Worlds“. Er und andere Mitglieder der Kommission leisteten Beiträge zu einem Methodenseminar der Graduiertenschule im Sommersemester und zu der Tagung „Inter disciplinas.
Interdisziplinarität als Chance und Problem in der altertumswissenschaftlichen Forschung“, die als gemeinsame Veranstaltung der altertumswissenschaftlichen Graduiertenschulen von Basel, Berlin und München vom 6. bis
9. Oktober in München stattfand. A. Teichgräber, bis dahin Wissenschaftliche
Hilfskraft an der Kommission, wurde im November als Fellow in „Distant
Worlds“ aufgenommen. Teichgräber ist mit seinem Dissertationsthema „Die
Finanzen der nordafrikanischen Kirchen in vorvandalischer Zeit“ ebenfalls in
das Netzwerk des Forschungsclusters 7 „Lebensrealitäten in der Spätantike“
einbezogen. An der LMU arbeitete Chr. Schuler im Wintersemester auch als
beratendes Mitglied in der Berufungskommission zur Besetzung einer
W3-Professur für Klassische Archäologie mit.
Das international ausgeschriebene Jacobi-Stipendium erfreut sich weiter einer lebhaften Nachfrage. 2014 kamen sieben Doktorandinnen und Doktoranden der Alten Geschichte aus Deutschland, Großbritannien, Österreich,
Kanada und den USA für meist zwei Monate an die Kommission. Die Stipendiatin V. Hofmann (Wien), die über „Die Korrespondenz Kaiser Hadrians mit
den Städten des griechischen Ostens“ arbeitet, verfasste über Ihren Aufenthalt einen Erfahrungsbericht für die Gerda Henkel Stiftung, die das Programm mitfinanziert. Den Vorsitz der Elise-und-Annemarie-Jacobi-Stiftung,
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-09-7
nach der das Programm benannt ist, führt seit 2013 Dr. Werner Tietz (LMU
München). Zu seinem Stellvertreter wählte die Kommission in ihrer Jahressitzung 2014 Prof. Hans-Ulrich Wiemer (Erlangen).
Mehrere Feldforschungsprojekte der Kommission sind in der Türkei angesiedelt. Im Rahmen des Türkisch-Deutschen Wissenschaftsjahres veranstaltete
die Deutsche Forschungsgemeinschaft vom 7. bis 9. Juli in Bonn ein Internationales Symposium über „Anatolien – Brücke der Kulturen. Aktuelle Perspektiven in den deutsch-türkischen Altertumswissenschaften“. Chr. Schuler präsentierte dort zusammen mit den Kooperationspartnern H. İşkan Işık (Universität
Antalya) und K. Zimmermann (Universität Münster, Forschungsstelle Asia Minor) das gemeinsame Projekt zur Herausgabe der Inschriften von Patara (Lykien/Südwesttürkei). Er unterstrich dabei die Bedeutung der Türkei für die internationale epigraphische Forschung und das große Potential türkisch-deutscher
Kooperationen auf diesem Gebiet. Eine zum 25-jährigen Jubiläum der Ausgrabungen von Patara konzipierte Fotoausstellung soll erweitert und im Jahr 2016
in Deutschland gezeigt werden. Die Kommission arbeitet dabei mit dem Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke der LMU München und dem Archäologischen Museum der Universität Münster zusammen. Auf Initiative der Kommission wurde die erste Vereinbarung einer „Joint Supervision“ zwischen der LMU
München und der Universität Istanbul abgeschlossen. Die an den beiden Universitäten betreute Doktorandin S. Kiliç-Aslan arbeitet über „Kinship,
household, and family structures in Hellenistic and Roman Lycia“ und erhielt
ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für einen
achtmonatigen Aufenthalt in München. Im thematischen Rahmen des Forschungsclusters 2 „Innovationen: technisch, sozial“ nahm die Wissenschaftliche Hilfskraft S. Kerschbaum die Arbeit an einer Dissertation über „Fernwasserleitungen im kaiserzeitlichen Kleinasien“ auf. Das Projekt wird ab Frühjahr
2015 von der Gerda Henkel Stiftung mit einem Stipendium gefördert.
Die Kommission pflegt vielfältige Beziehungen nach Frankreich. R. Haensch
hielt vom 28. Mai bis 18. Juni auf Einladung von J. Scheid vier Gastvorträge am
Collège de France in Paris. Die Vorlesungen unter dem Titel „Les différences
100
e-Jahresbericht des DAI 2014 – AEK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-09-7
dans l‘unité. Le gouvernement romain et les provinces de l‘empire“ sind im
Internet abrufbar (Abb. 1). F. Forster arbeitete von September bis Dezember
am Centre Ausonius der Université de Bordeaux-Montaigne (Abb. 2) an seiner Doktorarbeit über „Die großen Ehrendekrete der hellenistischen Zeit“
und profitierte von der Betreuung durch Prof. Pierre Fröhlich. Die Zusammenarbeit mit dem Centre Ausonius soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.
In Paris war Chr. Schuler Mitglied in der Jury des Habilitationsverfahrens von
A. Heller an der École Pratique des Hautes Études, das am 29. November
seinen erfolgreichen Abschluss fand.
1
2
1 Paris. Rudolf Haensch am Collège de France (Foto: Collège de France).
2 Université de Bordeaux 3 – Montaigne. Bibliothek des Centre Ausonius (Foto: A. Dubernet, Bordeaux).
Ein wichtiger Partner der Kommission in Österreich war über Jahrzehnte die
Kleinasiatische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Nach der Integration dieses Arbeitsbereichs in die Abteilung Documenta Antiqua des Instituts für Kulturgeschichte der Antike konnte
die Kooperation bruchlos fortgesetzt werden. Chr. Schuler wurde in den Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Kulturgeschichte der Antike berufen,
der im Jahr 2014 seine Arbeit aufnahm.
Griechenland war der Schauplatz der vorerst letzten von vier Epigraphischen Sommerakademien, die das Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik der Universität Heidelberg (Chr. Witschel), die Unternehmen Inscriptiones Graecae (K. Hallof) und Corpus Inscriptionum Latinarum (M. Schmidt)
der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und die Kommission (Chr. Schuler, R. Haensch) gemeinsam organisiert hatten. Die zwölf
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz setzten sich vom 12. bis 22. Mai in Kos und Rhodos intensiv mit dem
reichen Inschriftenbestand dieser beiden Städte auseinander und profitierten dabei von der großartigen Unterstützung des Kurses durch griechische
Kolleginnen und Kollegen. Die früheren Veranstaltungen dieser von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Serie hatten 2007 in Berlin, 2009 in Athen und
2011 in Rom stattgefunden. Aufgrund des großen Interesses an dem Angebot
haben die beteiligten Institute entschieden, ab 2016 weitere Akademien zu
organisieren.
101
e-Jahresbericht des DAI 2014 – AEK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-09-7
Nachwuchsförderung
Fachwissenschaftlicher Kurs an der Kommission
16.–18. Oktober R. Malcolm Errington (Berlin/Marburg), Antike Staatsverträge. Recht in zwischenstaatlichen Beziehungen.
Epigraphische Sommerakademie
12.–22. Mai Epigraphische Sommerakademie in Kos und Rhodos unter der
Leitung von K. Hallof (Inscriptiones Graecae, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Berlin), Chr. Schuler (Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik München) und V. Barlou (Institut für Altertumswissenschaften, Klassische Archäologie, Universität Gießen), gefördert von der
Gerda Henkel Stiftung (Abb. 3–5).
3
Gäste, Stipendiatinnen und Stipendiaten
Einladung der Kommission
R. Bratoz (Ljubljana), L. Buzoianu (Constanţa), J. Chameroy (Mainz), G. Larguinat Turbatte (Bordeaux), I. Nastasi (Constanța).
Gasteinladung der Präsidentin
A. Caballos (Sevilla), F. Hurlet (Paris), B. İplikçioǧlu (Ankara), E. Sverkos (Thessaloniki), A. Rizakis (Athen).
4
3 Halasarna auf Kos (Griechenland). Teilnehmer der Epigraphischen Sommerakademie mit
K. Hallof in der Mitte (Foto: F. Weise, Köln).
4 Halasarna auf Kos (Griechenland). Führung durch die Grabungsleiterin G. Kokkorou-Alevras
(Universität Athen) (Foto: F. Weise, Köln).
Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung
J. L. Moralejo Álvarez (Alcalá de Henares), J. Nicols (Oregon), S. Vacante (Genua).
Stipendium der Gerda Henkel Stiftung
F. Battistoni (Pisa), F. Forster (München).
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Wissenschaftliche Veranstaltungen
5 Kos (Griechenland). Freude an der Epigraphik: Studium einer Inschrift mit den Leitern der
Sommerakademie V. Barlou (rechts), K. Hallof (Mitte, sitzend) und Chr. Schuler (liinks) (Foto:
F. Weise, Köln).
Stipendium der Gerda Henkel Stiftung und der Elise und Annemarie Jacobi–
Stiftung
A. Blanco Pérez (Oxford), S. Bilynskyj Dunning (Toronto), S. Feickert (Freiburg), V. Hofmann (Wien), T. Joho (Chicago), R. Melero Guirado (Malaga),
E. Rix (Oxford), M. Zimmermann (Bamberg).
Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
Selen Kiliç-Aslan (Istanbul), Lucia Carbone (New York).
Schulpraktika
Ein vierwöchiges Praktikum absolvierte der Abiturient A. Eder (Deggendorf),
ein jeweils einwöchiges der Schüler J. Braun (München) und die Schülerin
L. Träger (Erding).
Vorträge
10. Januar U. Yiftach-Firanko (Jerusalem), Administration, Taxation and the
Circulation of Information in Roman Egypt 31. Januar C. Berrendonner
(Paris), L’aerarium de la Rome republicaine: topographie et administration à
la lumière des documents épigraphiques 11. April T. Morgan (Oxford),
Towards a new theory of anthropomorphism in Graeco-Roman, Jewish, and
Christian religiosity 2. Mai P. Faure (Lyon), Soldats, centurions et centuries
dans les inscriptions et les papyrus de Syrie 27. Juni S. Aneziri (Athen),
Stiftungen in der Hellenistischen Zeit 4. Juli H.-U. Wiemer (Erlangen), Das
gotische Königtum in Italien: Von Theoderich zu Athalarich 24. Oktober
F. Beltrán Lloris (Zaragoza), L‘irrigation agricole dans l‘occident romain: état
de l‘art et nouvelles perspectives de la recherche 21. November K. J. Juntunen (Helsinki), The Parthica of Asinius Quadratus: The Alternative Source
of Ioannes Xiphilinus for the Lost Antonine History of Cassius Dio?
Mitarbeiterbesprechungen mit Referaten an der Kommission
8. Januar R. Melero Guirado (Malaga), Distribution and hierarchical organisation of the riparian settlements during the roman empire. Tiberis et Baetis 22. Januar M. Wörrle (München), Aizanoi und Kaiser Claudius. Methodische
Fragen an die Fragmente eines sehr bedeutenden epigraphischen Monuments 5. Februar S. Feickert (Freiburg), Soziale Nahbeziehungen und Communities of Practice unter Militärangehörigen im kaiserzeitlichen und spätantiken Ägypten 12. März J. Nollé (München), Festmarktmünzen oder
Heiligtumsprägungen? 26. März V. Hofmann (Wien), Die Korrespondenz
Kaiser Hadrians mit den Städten des griechischen Ostens. Text und Kontext
im Spannungsfeld von römischer Herrschaft und provinzialer Selbstbehauptung 9. April Chr. Schuler (München), Iason, Sohn des Nikostratos, stiftet
eine Bibliothek in Kyaneai 30. April L. Carbone (New York), Roman involvement in civic coinages: the case of the late Cistophori of Tralles
14. Mai R. Haensch (München), Ein weiteres Statthaltergewicht von Nikomedeia oder Serienbildung und Historische Erkenntnis 28. Mai A. Blanco
103
e-Jahresbericht des DAI 2014 – AEK Pérez (Oxford), Nomenclature and Dating in Roman Asia Minor:
(M.) Aurelius/a and the 3rd Century AD 25. Juni P. Rothenhöfer (München), Aus der Arbeit an den CIL-Faszikeln des Conventus Hispalensis 16. Juni T. Joho (Chicago), Thukydideischer Nominalstil: Stasis und Kinēsis 17. September S. Bilynskyj Dunning (Toronto), Roman Ludi Saeculares from
the Republic to Empire 1. September Chr. Schuler (München), Ein Schleuderblei aus Patara 22. Oktober M. Zimmermann (Bamberg), Romanisation
und Repräsentation in den Donauprovinzen 5. November S. Kerschbaum
(München), Die Wasserleitungen von Alatri und Pergamon 19. November
V. Blais (München), La mobilité individuelle entre les sanctuaires d’Ionie à
l’époque hellénistique et impériale 3. Dezember M. Wörrle (München),
Ein Reiterstandbild des Älteren Theodosius in Limyra.
Publikationen
Chiron. Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des
Deutschen Archäologischen Instituts, 44, 2014
Vestigia 67: S. Prignitz, Bauurkunden und Bauprogramm von Epidauros (400350). Asklepiostempel – Tholos – Kultbild – Brunnenhaus
Vestigia 68: R. Färber, Römische Gerichtsorte. Räumliche Dynamiken von
Jurisdiktion im Imperium Romanum
Öffentlichkeitsarbeit
Vorträge für eine breite Öffentlichkeit
15. April Hamburg, Verein der Münzenfreunde in Hamburg e.V., J. Nollé,
Städte in der Krise – Tore und Verteidigungsanlagen auf antiken Münzen.
Überlegungen zu einem Motiv der antiken Numismatik rund um das Hamburger Wappen
20. Mai RWTH Aachen, P. Rothenhöfer, Ökonomische Strukturen im Hinterland des römischen Köln
19. Juni Bregenz,
Archäologischer Freundeskreis Münster, J. Nollé, Weinland Kleinasien urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-09-7
24. Juni München, Bayerische Numismatische Gesellschaft, J. Nollé, Weinland Kleinasien 27. Juni München, Dante-Gesellschaft, J. Nollé, Graffiti-City:
Leben in Pompeji im Spiegel der Graffiti und Dipinti 19. November Vortrag
im Akademischen Kunstmuseums Bonn zu Ehren von Dr. Dieter Bellinger,
J. Nollé, Nymphen, Leto und Endymion. Die Sinterterrassen von Pamukkale
und die Identität des antiken Hierapolis.
Bibliothek und Archiv
Die Bibliothek verzeichnete 1005 Neuzugänge.
Aus dem Nachlass des 2011 verstorbenen Alt-Präsidenten Edmund Buchner
wurden mit dankenswerter Unterstützung der Familie Buchner Materialien
zur „Sonnenuhr des Augustus“ auf dem Marsfeld in Rom übernommen und
mit an der Kommission vorhandenen Beständen zusammengeführt. Das
nunmehr vollständige Archiv aus Fotos, Zeichnungen, Plänen und diversen
Papieren dokumentiert die von Buchner initiierten Grabungen und Bohrungen der Jahre 1979–1995. Dem Architekten Günther Leonhardt (Stuttgart),
der an den damaligen Arbeiten beteiligt war, ist es zu verdanken, dass alle
Pläne und Zeichnungen in einem Katalog erfasst sind und auch in digitaler
Form vorliegen. Das Material ist für die Topographie des Marsfeldes von Bedeutung und steht interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Anfrage zur Verfügung.
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105
Orient-Abteilung
Podbielskiallee 69–71
D-14195 Berlin
Postanschrift: Postfach 330014, D-14191 Berlin
Tel.: +49-(0)30 18 7711-0
Fax: +49-(0)30 18 7711-189
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-10-6
Direktor und Direktorin: Prof. Dr. Ricardo Eichmann, Erster Direktor; Dr. Margarete van Ess,
Zweite Direktorin.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. des. Lee Clare (seit 01.09.2014),
Dr. Kristina Pfeiffer, Prof. Dr. Klaus Schmidt (bis 20.07.2014).
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Hanna Hamel M.A., Susanne Kuprella M.A., Juliane Aurora Lange
M.A., Adrian Lienig B.A., Rosa Reising B.A., Lea Röfer B.A., Dipl.-Ing. Ibrahim Salman, Friedrich
Weigel M.A., Tobias Woskowski B.A.
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: PD Dr. Jörg Becker (JTF), Nico Becker M.A. (DFG), Dr. Adje
Both (EU), Dr. des. Lee Clare (JTF, bis 31.08.2014), Oliver Dietrich M.A. (DFG), Vincent Eichmann
M.Sc. (QSAP), Eva Götting M.A. (DFG), Svenja Grötzner M.A. (DFG), Max Haibt B.A. (DFG),
PD Dr. Arnulf Hausleiter (DFG), Dr.-Ing. Catharine Hof (QSAP), Jan Hubert B.A. (DFG), Dr. Andrea
Intilia (DFG), Çiğdem Köksal-Schmidt (DFG), Matthias Kolbe M.A. (DFG), Helga Kosak (DFG), Dipl.Ing. M.Sc. Jan Krumnow (DFG), Dr. Sebastiano Lora (DFG), Janine Martin B.A. (QSAP), Maren
Minow M.A. (QSAP), Dr. Bernd Müller-Neuhof (DFG), Jens Notroff M.A. (DFG), Ulrike Nowotnick
M.A. (QSAP), Anja Prust M.A. (DFG), Gerald Raab B.A. (QSAP), Judith Ramadan B.A. (TOPOI 2),
Denise Resch M.A. (DFG), Ann-Li Rodenwaldt M.A. (QSAP), Nolwen Rol B.A. (DFG), Nicole
Salamanek M.Sc. (QSAP), Alexander Städtler B.A. (DFG), Francelin Tourtet M.A. (DFG), Luna
Watkins B.A. (DFG), Friedrich Weigel M.A. (DFG), Dr. Pawel Wolf (QSAP) ), Alina Zur B.A. (DFG).
Bericht aus der Arbeit der Abteilung
Die kulturelle Diversität im Arbeitsgebiet der Orient-Abteilung, das geographisch den Raum Südwestasiens südlich der Türkei und westlich des Iran
umfasst, ist durch zahlreiche soziale und technische Errungenschaften sowie
einen abwechslungsreichen Naturraum geprägt. Neben einst dicht besiedelten Gunsträumen (Fruchtbarer Halbmond, Südarabien), in denen über Jahrtausende hinweg Siedlungen am selben Ort bestanden, gibt es weite Regionen, die aufgrund ihrer Aridität einst nur sehr dünn und überwiegend von
nomadischen Gesellschaften genutzt waren, für die häufig keine sehr lange
Siedlungskontinuität nachweisbar ist. In der Levante, Mesopotamien und im
Jemen sind jahrhunderte- und jahrtausendealte Orte mit umfangreichem
Denkmälerbestand erhalten, die detaillierte Einblicke in die Genese, Funktion und das Kulturschaffen der jeweiligen Gesellschaften bieten. In den überwiegend ariden Regionen der Arabischen Halbinsel sind die sichtbaren Zeichen der Vergangenheit eher spärlich und mit geringerer zeitlicher Tiefe
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
Außenstelle Baghdad
Die Außenstelle Baghdad ist zurzeit nicht besetzt. Kontakt und Postadresse vorübergehend
über die Orient-Abteilung in Berlin.
Kommissarische Leiterin: Dr. Margarete van Ess.
Außenstelle Damaskus
Die Außenstelle war während des Berichtszeitraums nicht mit entsandtem Personal besetzt
und für den Publikumsverkehr geschlossen. Kontakt und Postadresse vorübergehend über die
Orient-Abteilung in Berlin.
Leiterin: PD Dr. Karin Bartl.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Franziska Bloch (Referentin der Außenstelle); Ahmad Alrawi M.A. (Auswärtiges Amt), Hanen Atil (Auswärtiges Amt), Dr. Felicia
Meynersen (Auswärtiges Amt), Denise Resch M.A. (Auswärtiges Amt), Dr. Dörte RokittaKrumnow (Auswärtiges Amt), Sausan Saleh M.A. (Auswärtiges Amt), Dr. des. Ulrike Siegel (Auswärtiges Amt).
Wissenschaftliche Hilfskraft: Mechthild Ladurner M.A.
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Dr. Laura Dietrich (DFG), Dr. Cecile Lelek-Tvetmarken
(DFG).
Außenstelle Sanaa
German Archaeological Institute
c/o Embassy of the Federal Republic of Germany
POB 2562, Sana‘a
Yemen Arab Republic
Tel.: +967-(0)1 287 175/177-0
Fax: +967-(0)1 485 213
E-Mail: [email protected]
Leiterin: Dr. Iris Gerlach.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Sarah Japp, Dipl.-Ing. Mike Schnelle.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Marlene Köster M.A., Annika Krziwon M.A.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-10-6
vertreten, aber nicht minder informationsreich. Sie werden auch hier nicht
nur als wissenschaftliche, sondern auch als kulturelle Ressourcen verstanden. Die Aufgaben der Archäologie im Arbeitsgebiet sind dementsprechend
vielfältig.
Durch die archäologische Feldarbeit werden nicht nur wissenschaftliche
Quellen (Objekte, Kontexte) erschlossen, die die disziplinäre und interdisziplinäre Arbeit prägen, sondern auch kulturelle Ressourcen geschaffen, die
von den Gastländern und der Weltgemeinschaft für unterschiedliche transdisziplinäre Zwecke genutzt werden. Die Antikenbehörden im Arbeitsgebiet
der Orient-Abteilung befassen sich intensiv mit dem Schutz des kulturellen
Erbes und der Entwicklung des Tourismus sowie lokaler und nationaler Identitäten. Kulturelle Ressourcen werden von politischen Institutionen zunehmend in wirtschaftliche und symbolische/ideologische Ressourcen umgewandelt. Infolge dieses Trends sind archäologische Projekte der Abteilung
heute nicht mehr nur mit der Sicherung und Konservierung archäologischer
Quellen befasst, sondern wirken sehr viel stärker als vor Jahrzehnten auch
an der Erschließung von Ruinen für den Tourismus mit. Neben disziplinären
und interdisziplinären Unternehmungen, die die Forschungsschwerpunkte
der Abteilung prägen und in verschiedene Forschungscluster des DAI eingebunden sind (siehe e-Jahresbericht 2013), wurden im Jahr 2014 mehrere
transdisziplinäre Projekte durchgeführt und u. a. Cultural-Heritage-Aufgaben
wahrgenommen, auch wenn die politischen Voraussetzungen in einzelnen
Gastländern der Abteilung kritisch waren.
Wie im Vorjahr waren alle drei Außenstellen (Bagdad, Damaskus und Sanaa)
aufgrund der politischen Verhältnisse in den betroffenen Ländern nicht mit
wissenschaftlichem Personal besetzt. In Damaskus und Sanaa konnten jedoch der Dienstbetrieb durch Ortskräfte aufrechterhalten und die Kommunikation mit den jeweiligen Antikenbehörden durch Einladungen nach Berlin
intensiviert werden. Die Forschungstätigkeit der Abteilung konzentrierte sich
nach wie vor auf die Aufarbeitung von abgeschlossenen und vorzeitig beendeten Projekten der Außenstellen sowie auf die Fortsetzung von Feldfor-
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung schungsprojekten im Libanon, Jordanien, Saudi-Arabien, Katar, Äthiopien
und Sudan. In Kooperation mit der Abteilung Istanbul wurde die Arbeit am
Göbekli Tepe (Südosttürkei) fortgesetzt. Hinzu kommen Unternehmungen,
die der Sicherung des Kulturguts von Krisenregionen dienen.
Das Forschungsprogramm der Orient-Abteilung ist durch Projekte unterschiedlicher Laufzeit und Typologie geprägt. Durch eine interne Kategorisierung der Projektlaufzeiten zwischen drei und zwölf Jahren werden Feldforschungs-, Aufarbeitungs- sowie Publikationsphasen der Projekte den
Ressourcen der Abteilung angepasst. Eine Sonderstellung nimmt das Forschungsprojekt Uruk-Warka im Irak ein, das seit über 100 Jahren durchgeführt wird und dessen Forschungspotential nach wie vor so groß ist, dass es
von wissenschaftlichem Interesse ist, sich weiterhin längerfristig am Ort zu
engagieren. Die Forschungsschwerpunkte mussten seit der Verschärfung
politischer und militärischer Konflikte im Irak mehrmals den Gegebenheiten
angepasst werden, wobei neben der nachdrücklich beförderten Aufarbeitung und Publikation früherer Grabungsbefunde neue Akzente gesetzt werden konnten. So wurden in den letzten Jahren systematisch Fernerkundungsdaten zur Rekonstruktion der Stadtstruktur und des Umlandes
ausgewertet sowie der nunmehr fast vollständig publizierte Alt-Datenbestand zur Generierung übergeordneter Fragestellungen herangezogen. Diese Arbeiten werden die Forschung auch in den kommenden Jahren prägen.
Einen Höhepunkt erfuhr das Projekt durch die viel beachtete, in Kooperation
mit der Deutschen Orientgesellschaft, den Reiss-Engelhorn Museen in
Mannheim und dem Vorderasiatischen Museum zu Berlin durchgeführte
Ausstellung „Uruk – 5000 Jahre Megacity“, die nach ihrer ersten Station in
Berlin (2013) Anfang 2014 auch im Westfälischen Landesmuseum Herne gezeigt werden konnte. Der Ausstellungskatalog ist eine Synthese der bisherigen Forschungsergebnisse und wurde inzwischen durch den J. Paul Getty
Trust ins Englische übersetzt.
Weitere Pfeiler der Forschung waren die beiden von der DFG als Langfristprojekte geförderten, interdisziplinär ausgerichteten Unternehmungen in Tayma/
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Saudi-Arabien (seit 2004) sowie auf dem Göbekli Tepe/Südosttürkei (seit
2010). In Tayma, einer in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurückreichenden Oasensiedlung, führte die Abteilung planmäßig Feldforschungen und Restaurierungsarbeiten durch und beteiligte sich im Rahmen zusätzlicher Kampagnen
an Rettungsgrabungen in Neubaugebieten der modernen Oase. Letztere wurden maßgeblich vom Kooperationspartner, der Saudi Commission for Tourism
and Antiquities (SCTA), Antiquities and Museums Sector, Riad, gefördert.
Rettungsgrabungen im Gebiet von al-Nasim, etwa 800 m südlich der ummauerten Oase von Tayma, erbrachten nicht nur wichtige Erkenntnisse über
eine Nekropole und die Bestattungssitten des frühen 2. Jahrtausend v. Chr.,
sondern auch zu den kulturellen Beziehungen zwischen der Oase und ihren
Nachbargebieten. Eines der freigelegten kreisrunden Gräber mit kreuzförmigem Innenraum (Abb. 1) wies direkt an seiner Umfassung rot polierte Keramik der 1. Hälfte des 2. Jahrtausend v. Chr. auf und enthielt neben den
Resten eines adulten männlichen Individuums zwei Bronzewaffen, eine
Fensteraxt sowie eine Lanzenspitze. Diese bronzenen Zeremonialwaffen, die
für Syrien und die Levante charakteristisch sind, aber auch in Tayma mehrfach auftreten, wurden für die Region bei diesen Ausgrabungen erstmals in
stratifiziertem Kontext beobachtet. Kulturelle Beziehungen zwischen Nordwestarabien und Syrien/der Levante haben daher offensichtlich wesentlich
früher bestanden, als bisher aus dem archäologischen Befund vermutet. Anhand weiterer vergesellschafteter Keramik der späten Bronzezeit (Qurayyah
Painted Ware) ist davon auszugehen, dass die kreisförmigen Gräber bis in die
Späte Bronzezeit (13./12. Jh. v. Chr.) mehrfach nachgenutzt wurden. Im Rahmen von Notgrabungen wurden bislang mehr als 30 solcher Anlagen erfasst.
Diese Befunde bereichern das Bild der Oasensiedlung der mittleren und späten Bronzezeit, das bisher hauptsächlich durch eine massive Oasenmauer
gekennzeichnet war.
Ein Schwerpunkt der Forschungen der Orient-Abteilung ist die Frage nach
dem Beginn und den Ursachen der Sesshaftigkeit von Siedlungen, die in Regenfeldbaugebieten, also grundsätzlich in Gunstregionen liegen. Früheste
Sesshaftigkeit und die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
1 Tayma (Saudi-Arabien). Grabanlagen in al-Nasim Ost (deutsch-saudische Rettungsgrabungen)
(Foto: A. Zur, Orient-Abteilung).
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Innovationen des Menschen (Ackerbau, Viehzucht) sind in verschiedenen
Regionen des ‚Fruchtbaren Halbmonds‘ ab dem 10. Jahrtausend v. Chr. nachzuweisen, jedoch sind die Art und Weise, wie der Wandel vollzogen wurde
und die Gründe, warum die neue Lebensweise attraktiver erschien, noch in
der Diskussion. Diese Fragen werden u. a. durch die Forschungen am Göbekli Tepe (9./8. Jt. v. Chr.) beleuchtet und durch die Zusammenarbeit mit J.
Peters und dem Archäobiocenter der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) bereichert. Aus der Analyse der Tierknochenbefunde kann die
Bedeutung ritueller Feste für die Konzentration größerer Menschengruppen, die ursprünglich vor allem von der Jagd lebten, an herausragenden
Siedlungsplätzen hervorgehoben werden. Dieser Prozess hatte nachweislich
die Entwicklung neuer land- und tierwirtschaftlicher Techniken zur Folge.
Die Arbeiten im Göbekli Tepe-Projekt wurden durch den Tod des Projektleiters, Klaus Schmidt († 20.7.2014), überschattet. Anteilnahmen aus aller
Welt bedauerten den Verlust eines herausragenden Archäologen, der als
erster die Bedeutung des Göbekli Tepe als wichtige frühneolithische Ortslage
erkannte. Klaus Schmidt hatte die Weichen für die weiteren Arbeiten im
Rahmen der DFG-Langfristunternehmung am Göbekli Tepe bereits gestellt,
sodass sein Team und die Projektpartner der LMU die anstehenden Aufgaben während der zweiten Jahreshälfte in seinem Sinn fortsetzen konnten.
Neben laufenden wissenschaftlichen Arbeiten wurden Maßnahmen, die
dem Schutz und der Konservierung der Baubefunde dienen, vorangetrieben.
Die Feldarbeiten am Göbekli Tepe konzentrierten sich deshalb auf Ausgrabungsarbeiten, die für die Verankerung von zwei Schutzdächern notwendig
sind, die 2015 mit Hilfe von EU-Mitteln errichtet werden sollen. Die Fundamentgruben wurden nach archäologischen Standards freigelegt und Funde
und Befunde dokumentiert. Die Arbeiten erfolgten im Bereich der sog. Nordwest-Depression auf der westlichen Seite des Tells. Sie erbrachten wiederholt kompakte Ascheschichten, die archäobiologisch untersucht und für die
Radiokarbondatierung beprobt wurden.
Darüber hinaus wurde im Areal K10-55 ein bemerkenswerter Befund freigelegt. Im Gegensatz zu den bisher ausgegrabenen monumentalen Anlagen
am Göbekli Tepe, die ebenerdig auf dem anstehenden Kalksteinplateau
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mischen Ortslage Qasr Mushash (Fundplatz Mushash 163/Nordjordanien).
Nach ersten archäologischen und geophysikalischen Prospektionen im Vorjahr, die einen neolithischen Fundplatz mit Rundbauten erkennen ließen,
wurde 2014 mit Ausgrabungsarbeiten begonnen. Sie dienten der Verifizierung der Prospektionsdaten und der zeitlichen Einordnung des Platzes. Während der Sondierungen konnten zwei Rundstrukturen erfasst werden, die
nur ca. 0,80 m unter der rezenten Oberfläche liegen. Die untersten Schichten dieser Anlagen dürften, wie die archäologischen Funde bezeugen (Pfeilspitzen des Helwan- und el-Khiam-Typs), in das frühe Neolithikum datieren
(spätes PPNA/frühes PPNB: 10./9. Jt. v. Chr.).
2 Göbekli-Tepe (Türkei). Arbeitsaufnahme. Blick auf die Ausgrabungen in Areal K10-55 im Bereich
der sog. Nordwest-Depression (Foto: L. Clare, Orient-Abteilung).
(bzw. nur leicht eingetieft) errichtet wurden, konnte zum ersten Mal eine bis
zu 2,8 m aus dem anstehenden Felsboden herausgearbeitete beckenartige
Vertiefung freigelegt werden, die einen Durchmesser von etwa 10 m hat.
Drei Schichten übereinander angeordneter großer Kalksteinplatten entlang
des Grubenrandes können als Reste eines Kraggewölbes interpretiert werden (Abb. 2). Der Befund vermittelt wichtige neue Impulse für die nach wie
vor nicht abgeschlossene Diskussion über die Art der Dachdeckung am Göbekli Tepe.
Der durch die Ausgrabungen am Göbekli Tepe repräsentierte Zeitraum ist in
den weiter südlichen, levantinischen Gebieten des ‚Fruchtbaren Halbmonds‘
und seinen Randzonen bisher nur unzureichend erforscht. Neue Befunde erbrachten die Feldforschungen an der südwestlichen Peripherie der frühisla-
Der neolithische Fundplatz es-Sayyeh bei Zarqa/Jordanien gehört zu den
großen Siedlungen des 8.–6. Jahrtausends v. Chr. in Nordjordanien und wurde bereits in den 1990er-Jahren erstmals untersucht. Der häufig als ‚mega
site‘ angesprochene Fundplatz erlaubt die Untersuchung von Fragen zur
Siedlungsentwicklung und Siedlungsgröße in den einzelnen neolithischen
Phasen. Ersten Ergebnissen zufolge setzt sich der Siedlungsplan aus kleineren ‚shifting settlements‘ zusammen, die sich ablösen und somit keine ‚mega
site‘ repräsentieren. Während der Arbeiten 2014 konnte eine sehr komplexe
Bebauung aus Oval- und Rechteckstrukturen erfasst werden, die starke Ähnlichkeiten mit der im Rahmen eines DFG-Projekts (siehe e-Forschungsbericht
2014-3) erforschten neolithisch-chalkolithischen Architektur der jordanischen Ostwüste (Badia) aufweist. Eine detaillierte 14C-Sequenz für die einzelnen Siedlungsbereiche in es-Sayyeh soll u. a. klären, ob es sich hier um kulturell ähnliche Phänomene handelt. Sie soll darüber hinaus auch einen
stratigraphisch-chronologisch exakten Vergleich mit zentral- und nordlevantinischen Siedlungen ermöglichen.
Mit Blick auf die überregionalen Forschungsansätze der Abteilung stellte
sich bereits im Jahr 2000, nach einem Survey in der irakischen Westwüste,
die Frage, wie die Errungenschaften des frühen Neolithikums (Tierwirtschaft, Landwirtschaft), dessen Zentren in Südostanatolien und in der Levante liegen, nach Süden und Südosten verbreitet wurden. Steingeräteindustrien
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3 Nordwestlicher Rand des Asaila-Beckens (Katar). Blick auf Fundkomplexe des Qatar-B / PPNB
(Foto: Ph. Drechsler, Orient-Abteilung).
4a Baalbek (Libanon). Die Megalithen im Steinbruch. Links der ‚Hajjar al-Hibla‘, rechts der neu
gefundene Megalith (Foto: J. Abdul Massih).
in Katar, die den levantinischen zum Verwechseln ähnlich sind, verstärkten
das Interesse an der Archäologie in der Golfregion.
In der südlichen Landeshälfte von Katar konnten im Jahr 2014 unterschiedliche Landschaftstypen und kulturell signifikante Landschaftsnutzungsstrategien untersucht werden. Im Bereich des Asaila-Beckens, einer
weiträumigen topographischen Senke, wurden innovative archäologische
Oberflächenuntersuchungsmethoden erprobt und an die Forschungsfragen
angepasst. Das Untersuchungsgebiet ist durch Relikte aus neolithischer Zeit
geprägt. Hierzu gehören Fundkomplexe des Arabischen Frühneolithikums
(Qatar B), die das früheste Neolithikum in der Region kennzeichnen (7./6. Jt.
v. Chr.), vor allem entlang der Ränder der Asaila-Depression vorkommen und
eine Hirtennomadenkultur mit engen kulturellen und vermutlich auch sozialen Kontakten zur Levante repräsentieren (Abb. 3). Bei den Fundstellen han-
delt es sich um Reste von Schlagplätzen, an denen lokale Feuersteinvorkommen verarbeitet und Werkzeuge hergestellt wurden. Feuersteinwerkzeuge
des Mittleren Arabischen Neolithikums (5. Jt. v. Chr.) sind im Vergleich dazu
überall im Asaila-Becken anzutreffen und lassen auf eine sehr viel dichtere
Besiedlung während des mittleren Holozäns schließen. Nach dieser Zeit sind
die Hinterlassenschaften späterer Kulturen äußerst spärlich.
Mehrere Forschungsprojekte der Abteilung waren eng mit der Research
Group B2 des DFG-Exzellenzclusters TOPOI verknüpft, das sich mit überdimensionierten Projekten der Antike und ihrer Quantifizierung befasst. In diesem Zusammenhang wurden die weltweit größten antiken Quadersteine von
Baalbek/Libanon untersucht (Abb. 4 a .b) sowie Materialmengenberechnungen für Sonderbauten des 4.–3. Jahrtausends v. Chr. im urbanen Zentrum
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von Uruk/Irak und des 1. Jahrtausends v. Chr. in Yeha/Äthiopien durchgeführt. Anhand von Massenberechnungen von Baumaterialien für besonders
monumental erscheinende Bauwerke werden u. a. Fragen der Administration, Logistik und der Bautechniken sowie deren Rückkoppelung mit der Komplexität einer Gesellschaft erörtert.
4b Baalbek (Libanon). Vorbereitungen
zum Transport des Megalithen aus dem
Steinbruch (Foto: J. Abdul Massih).
5 Vortragssaal im Orient-Institut Beirut (Libanon) während des Vortrags von J. Abdul Massih (Foto:
D. Kattan, Orient-Institut Beirut).
In Baalbek/Libanon wurden hierfür Ausgrabungen im antiken Steinbruch
durchgeführt. Dort waren in der Römischen Kaiserzeit Megalithen für das
Podium des Jupitertempels in Bauphase II (1. Jh. n. Chr.) gebrochen worden.
Das Podium war jedoch nur in der untersten Steinlage mit Blöcken von
9–10 m Länge, ca. 3,90 m Höhe und 3–3,50 m Tiefe fertiggestellt und von
der zweiten von insgesamt drei oder vier geplanten Lagen nur drei Blöcke
mit fast 20 m Länge, über 4,30 m Höhe und über 3,70 m Tiefe in Position
gebracht worden. Zwei weitere Blöcke befinden sich noch im Steinbruch und
waren seit langer Zeit bekannt. Ziel der Ausgrabungen war es, detaillierte
Hinweise auf den Arbeitsverlauf im Steinbruch sowie die Vorbereitungen
zum Transport der um die 1000 Tonnen schweren Blöcke zu finden. Nun
wurde deutlich, dass einer der Blöcke (‚Hajjar al-Hibla‘) aufgrund eines gravierenden Materialdefekts liegengeblieben war. Außerdem wurde ein weiterer Megalith gefunden, der mit 19,60 m Länge, 6 m Breite und mindestens
5,50 m Tiefe mehr als 1650 Tonnen wiegt und damit größer als die bisher
bekannten ist. Am 5. November 2014 präsentierten J. Abdul Massih und
M. van Ess in Beirut (Libanon) diese neuesten und mit großem Medieninteresse aufgenommenen Ergebnisse in einem öffentlichen Vortrag, für den das
Orient-Institut Beirut der Max Weber Stiftung freundlicherweise die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte (Abb. 5).
Für das Monumentalgebäude des Grat Be´al Gebri von Yeha/Äthiopien wurden Materialberechnungen angestellt, die ergaben, dass allein für das untere Stockwerk dieses mindestens fünfstöckigen Gebäudes rechteckig gebeilte
Baumstämme in einer Länge von zusammengenommen 11,7 km benötigt
wurden. Bei einer angenommenen Länge von 5 m pro Laubbaum entspricht
dies etwa 2340 Stämmen. Der Holzbedarf für die hölzernen Decken,
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
6 Rekonstruktion der Bauhölzer im Monumentalbau Grat Be´al Gebri in Yeha (Äthiopien); links
oben: unterste Balkenlagen im Bereich der Wände des Grat Be‘al Gebri; rechts oben: Konstruktionsprinzip der Hölzer in den Wänden des Grat Be‘al Gebri; links unten: mögliche Stammdicken
für Balken der Wände am Grat Be‘al Gebri (Zopfmaß = Maß des dünnsten Teils eines meist konischen Stammes) (Zeichnungen: M. Schnelle, Orient-Abteilung).
Fußböden und Fassaden ist dabei noch nicht berücksichtigt (Abb. 6). Selbst
bei der Annahme, dass zur Zeit der Erbauung des Grat Be´al Gebri in der Region ein noch ausreichend großer Bestand alter Bäume mit entsprechend
großem Stamm existierte, benötigte man immer noch etwa 292,5 Bäume
mit einer Stammlänge von 10 m. In diesem Fall konnten 4 Balken pro 5 m
Stammlänge gewonnen werden. Dieser ungemein große Materialaufwand
belegt zum einen, dass große Flächen für den Bau gerodet werden mussten,
zum anderen aber auch, dass eine große Anzahl an Bauspezialisten zur Verfügung stand, die mit den südarabischen Bautraditionen und Techniken vertraut waren.
Das unter König Urnamma (2112–2095 v. Chr.) in Uruk/Irak entwickelte Heiligtum mit dem zentralen Bauwerk, der Zikkurrat, überragte mit einer Höhe
von 28 m die gesamte Stadt. Es war größer als jedes andere Gebäude und in
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der ebenen Landschaft Südmesopotamiens als monumentales Bauwerk
weithin sichtbar. Für die Zikkurrat wurde bei einem Gesamtmauerungsvolumen von 41.540 m3 ein Bedarf von etwa 12.217.000 Lehmziegeln à ca. 5 kg
errechnet. Hinzu kommen zahlenmäßig allerdings geringere Mengen an gebrannten Ziegeln, Hölzern, Metall und wertvollen Steinen. Auf der Grundlage von keilschriftlichen mathematisch-metrologischen und WirtschaftsTexten kann man die Kosten für die Arbeit am Lehmziegel-Rohbau der
Zikkurrat (einschließlich Ziegelherstellung) auf ca. 650.000 Liter Gerste veranschlagen, was bei zwei Ernten jährlich und bei Unterstellung einer Bauzeit
von 10 Jahren im Mittel etwa 65 ha für Bezahlung und Verpflegung der Arbeitskräfte erfordert.
Die Analyse des Arbeitsaufwandes und insbesondere der Kosten in ihrer
Relation zur (land-)wirtschaftlichen Gesamtleistung des sumerischen Staates zeigt, dass die Errichtung einer Zikkurrat die staatliche Versorgungswirtschaft nicht nennenswert belastet hat, also in ökonomischer Hinsicht nicht
‚monumental’ ist. Doch der materialbezogene Aufwand, die Logistik vor Ort
sowie die besonderen architektonischen Merkmale qualifizieren im Vergleich zum Normalbau die Zikkurrat als besonderen Monumentalbau. Dieses
Bild zeichnen auch die antiken Beschreibungen: Literarische Texte betonen
die Verpflichtung des Herrschers, entsprechende Bauleistungen zu vollbringen. Der Herrscher erlangt dadurch Prestige als guter, von den Göttern bevorzugter und damit mit Macht ausgestatteter König.
In überregionalen Studien vernetzt werden auch die mittelfristig geplanten
Forschungen in Äthiopien (Yeha und Wuqro) sowie im Sudan (Hamadab)
durchgeführt. Sie wurden unter anderem auf der in Kooperation mit der Universität Tübingen und der ‚Society for the Preservation and Promotion of
Ethiopian Culture ORBIS AETHIOPICUS‘ veranstalteten 4. Internationalen
Enno-Littmann-Konferenz „The Horn of Africa in Ancient Times – Phenomena of Interregional Contacts“ (1.–4. April 2014) präsentiert.
Wanderungsbewegungen, aber auch Handelskontakte werden traditionell als wesentliche Faktoren für die menschliche Bevölkerungsentwicklung
und für Kultur- und Wissenstransfer angesehen, die zur Entstehung gänzlich
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
7
8
7 Quelle in einem Tal östlich von Yeha (Äthiopien) (Foto: I. Wagner, Orient-Abteilung).
8 Künstliches Felsbecken in einem Wadi südöstlich von Yeha (Äthiopien) (Foto: Chr. Weiß, OrientAbteilung).
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neuer soziokultureller Systeme führen. Dies war offensichtlich auch am
nördlichen Horn von Afrika der Fall. Mit der sabäischen Migration nach Ostafrika entstanden neue kulturelle Kontakte. Wie und in welchem Grad sich
diese auf die beteiligten Gruppen auswirkten und welche Folgen sie hatten,
wurde an dem äthio-sabäischen Fundplatz Yeha systematisch untersucht.
Hierbei standen Fragen nach den Gründen für die Migration, der Anzahl der
südarabischen Auswanderer sowie deren soziale Zusammensetzung im Vordergrund.
Neben den archäologisch-bauhistorischen Fragestellungen bilden die Rekonstruktion der regionalen Paläoumwelt einschließlich Analysen zur Landnutzung und Klimageschichte einen Forschungsschwerpunkt. Die sedimentologisch-ökologischen Untersuchungen in Yeha und Umgebung befassten
sich mit fluviatilen Sedimenten, die in Profilen entlang rezenter Wadis aufgeschlossen sind. Sie belegen, dass im 1. Jahrtausend v. Chr. ein wesentlich
humideres Klima mit permanent Wasser führenden Flüssen herrschte
(Abb. 7. 8).
Die äthiopischen Fundorte liefern außerdem Hinweise auf kulturelle Beziehungen mit nördlichen Regionen, insbesondere mit der Niltalbevölkerung im
Sudan, deren kultureller Austausch mit dem Hinterland im Rahmen des Hamadab-Projekts (Human Habitat in a Historical Landscape) untersucht wird.
Dieses auf fünf Jahre konzipierte, interdisziplinäre und mit mehreren Partnern durchgeführte Vorhaben wurde mit Förderung des Qatar Sudan Archaeological Project im Januar 2014 begonnen. Im Zentrum der Feldforschungen
steht der Ort Hamadab und sein Umland zwischen dem Wadi el-Hawad und
Meroë. Es erforscht die Besiedlungsgeschichte der Region im Zusammenspiel
mit der Entwicklung ihres Landschaftsraumes und der Umweltdynamik im
späten Holozän. Um unterschiedliche ökologische Zonen der Region – Niltal,
Halbwüstenhinterland, Bergketten, Wadi el-Hawad – zu integrieren, wurde
die Lizenz des Hamadab Archaeological Projects auf etwa 6 × 8 km ausgeweitet. Bisher konnten über 100 Fundorte entdeckt werden. Sie geben wichtige
Hinweise auf die regionale Nutzung des Landschaftsraumes von der Antike
bis heute. 14C-Datierungen mehrerer Probenserien aus der Stadt Hamadab
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
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lieferten erstmalig eine absolute Chronologie der Stadtentwicklung von der
früh- bis zur spätmeroitischen Periode (ca. 300 v. Chr.–400 n. Chr.).
Die landschaftliche Komponente spielt auch in den kurz- bis mittelfristig konzipierten Projekten zur nabatäischen und frühislamischen Archäologie eine Rolle. Im Rahmen eines Dissertationsprojekts wird der Zusammenhang zwischen
Landschaft und Architektur anhand der nabatäischen Baubefunde im östlichen
Hinterland von Petra/Jordanien untersucht. Hierfür wurden verschiedene Gehöfte aufgemessen und in ihrem naturräumlichen Kontext dokumentiert.
Die Ortslage Qasr Mushash/Jordanien aus frühislamischer Zeit wiederum
befindet sich jenseits der natürlichen Anbauflächen knapp 40 km östlich von
Amman in einer Region ohne permanent verfügbare Wasserressourcen. Die
Existenzgrundlage des Siedlungsplatzes sicherte das gleichnamige Wadi,
welches nach Winterniederschlägen Wasser führt. Etliche der im direkten
und nahen Umfeld nachgewiesenen Baureste stellen deshalb Teile eines verzweigten Systems der Wassergewinnung und -nutzung entlang des Wadis
und seiner Seitenarme dar. Kapazitätsberechnungen der vorhandenen
Speicherbecken in Relation mit angenommenen Verbrauchsmengen deuten
auf eine Überversorgung der kleinen Ansiedlung. Dieser Befund eröffnet
spannende Überlegungen zu möglichen Nutzungskonzepten: War der Ort
ein Halt im Karawanenbetrieb auf dem Weg in die eine Tagesreise entfernte
Oase Azraq? Oder aber sicherten sich die Bewohner durch kluges Wassermanagement den Unterhalt größerer Anbauflächen zur Selbstversorgung?
Die Feldarbeiten konzentrierten sich auf die Vervollständigung der Architekturdokumentation, insbesondere des Qasr, sowie die Komplettierung des
topographischen Plans des ca. 2 × 2 km großen Siedlungsgebiets. Darüber
hinaus wurden in zwei Bereichen Sondierungen durchgeführt, um bestimmte, für Datierung und Funktion wichtige Fragestellungen zu untersuchen. Insbesondere die Ausstattung mit teilweise bemalten Marmorpanelen an den
Wänden sowie Stuckfenstern deutet auf eine repräsentativere Form als
ursprünglich vermutet, was eine wichtige Information für das Nutzungskonzept des Ortes bildet.
9 Umm al-Houl (Katar). Blick auf die Sondage 3 im südlichen Teil der Siedlung. Im Bildhintergrund
erstreckt sich das Ruinengebiet weiter nach Nordost (Foto: K. Pfeiffer, Orient-Abteilung).
In allen Gastländern werden archäologische Ruinen durch moderne Erschließungsmaßnahmen gefährdet. Diese historisch bedeutsamen Stätten zu sichern
und zu dokumentieren ist eine der prioritären Aufgaben der Archäologie.
Vor diesem Hintergrund wurden beispielsweise die Forschungen am neuzeitlichen, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts verlassenen Küstenort
Umm el-Houl/Katar, 30 km südlich von Doha begonnen. Die aus dem
19. Jahrhundert stammende Siedlung war Münzfunden zufolge in kolonialzeitliche Handelsnetzwerke eingebunden. Die Baureste sind durch ein neues
Hafenbauprojekt akut gefährdet. Nach ersten geophysikalischen Prospektionen, Luftbildauswertungen und archäologischen Sondagen (Abb. 9) war die
Ortslage auf der Landseite durch eine turmbewehrte Mauer gesichert und
weist mindestens zwei Bauperioden auf, die mit den Partnern der Qatar Museums in den kommenden Jahren eingehender untersucht werden sollen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Orient-Abteilung ist die enge
Zusammenarbeit mit den Partnerinstitutionen der Gastländer. Zur Förde-
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rung der wissenschaftlichen Kooperation mit der Universität Bagdad und der
Universität Kufa reisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Orient-Abteilung vom 1. bis 16. Februar 2015 nach Najaf, Kufa, Kerbela und Uruk. Zusammen mit der Universität Kufa, Fakultät für Archäologie, wurden Unterrichtseinheiten für Studierende zu archäologischen, bauhistorischen und
grabungstechnischen Themen angeboten. Darüber hinaus fanden Gespräche zum Ausbau der wissenschaftlichen Zusammenarbeit statt. Mit der Antikenverwaltung des Irak (State Board of Antiquities and Heritage) wurde die
Fortsetzung der Feldforschungen in Uruk sowie die Durchführung von Feldforschungen in al-Hira diskutiert und auf den Verwaltungsweg gebracht.
Vom 1. bis 25. Juli wurde erneut ein Sommer-Programm (6th Summer Programme) über aktuelle Forschungsthemen und -methoden für irakische Archäologinnen und Archäologen veranstaltet. Die Abteilung vermittelte Kontakte zwischen Institutionen der Gastländer und deutschen Einrichtungen,
wie z. B. im Fall der Restauratorinnen und Restauratoren aus dem Schrein
des Hl. Ali in Kerbela, die vom 24. Februar bis 17. März 2014 in Berlin die
Restaurierungswerkstätten verschiedener Institutionen besuchen konnten.
In Doha/Katar wurde mit der Umsetzung eines Programms zur Durchführung von Fortbildungsmaßnahmen begonnen, die der Kompetenzsteigerung
der archäologischen Mitarbeiter der Qatar Museums (QM) dient. Insgesamt
wurden 2014 sieben je einwöchige Kurse gehalten, die von der Einführung in
die Grabungstechnik über Kleinfundfotografie bis zu ausgewählten historischen und kunsthistorischen Themen reichten.
In Äthiopien konnten weitere Site-Management-Projekte umgesetzt werden. In Wuqro wurden am Almaqah-Tempel von Meqaber Ga‘ewa Konservierungsarbeiten am Mauerwerk durchgeführt, eine Baumschutzpflanzung
um den Tempel herum angelegt und unter dem Schutzdach ein Vogelschutznetz angebracht. In Yeha wurde der Bau des Site Museums während der
Ausgrabungskampagne fortgeführt sowie die Capacitiy-Building-Maßnahmen im Bereich Steinmetztechnik, Vermessungswesen und Restaurierungstechniken intensiviert. Für die touristische Erschließung des Ortes wurde
10 Neue deutsch-englischsprachige Touristenbroschüre über Yeha (Herausgeber: Tigrai Culture and
Tourism Agency und DAI Orient-Abteilung, Außenstelle Sanaa).
gemeinsam mit der äthiopischen Antikenbehörde eine von der Deutschen
Botschaft in Addis Abeba finanzierte Touristenbroschüre erstellt (Abb. 10)
sowie Postkarten angefertigt. Für die Restaurierung des Großen Tempels
konnte die konstruktive Detailplanung für das benötigte Stützgerüst abgeschlossen werden, dessen Umsetzung ab 2015 erfolgen soll.
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Für ein Ausgrabungsgebiet in Baalbek/Libanon, in dem die Reste eines mittelalterlichen Stadtviertels gut erhalten sind, wurde die Planung von Konservierungs-, Erschließungs- und Präsentationsmaßnahmen abgeschlossen und
von den libanesischen Behörden zur Umsetzung genehmigt.
Im Bereich des Kulturgüterschutzes, insbesondere des Schutzes von archäologischen Objekten vor Raubgrabungen und illegalem Handel, kooperierte die Abteilung regelmäßig mit Bundes- und Landeskriminalämtern
und stellte, in Kooperation mit ICOM und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die deutsche Übersetzung der „Red list Syria“ der Öffentlichkeit vor,
mit der Behörden und der Bevölkerung die typischen Charakteristika von
aus Syrien stammenden Kulturgütern erläutert werden soll. In Kooperation
mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Deutschen Verband für
Archäologie organisierten Mitarbeiter der Abteilung darüber hinaus die im
Weltsaal des Auswärtigen Amts veranstaltete Konferenz „Kulturgut in Gefahr: Raubgrabungen und illegaler Handel“ (11./12. Dezember). In diesem
thematischen Zusammenhang steht auch das vom Auswärtigen Amt geförderte Syrian Heritage Archive Project, das in Kooperation mit dem Museum
für Islamische Kunst Berlin durchgeführt und 2014 fortgesetzt wurde. Ziel
der Projektkomponente des DAI ist die digitale Aufbereitung analoger Forschungsdaten aus und zu Syrien und ihre Verfügbarmachung, insbesondere
auch für zukünftige Rehabilitationsarbeiten am syrischen Kulturerbe. Inzwischen konnten ca. 100.000 Bild-, Plan- und Textdaten digitalisiert und in der
DAI-Objektdatenbank Arachne katalogisiert werden. Die Arbeiten finden in
Abstimmung mit dem IT-Referat des DAI und der syrischen Antikenverwaltung (DGAM) statt.
Die europäische Zusammenarbeit wurde über die internationale Konferenztätigkeit hinaus durch unterschiedliche Projekte unterstrichen. Europäische
archäologische Unternehmungen, die entsprechend den modernen Forschungspraktiken ohnehin eng miteinander vernetzt sind, präsentierten sich
gemeinsam im Nationalmuseum Riad. Im Rahmen eines bis 2018 laufenden,
EU-finanzierten Kulturprojekts befassten sich zudem Musikarchäologen aus
11 Organigramm des European Music Archaeology Project (Grafik: Orient-Abteilung).
sieben EU-Staaten mit dem musikarchäologischen Erbe Europas (‚European
Music Archaeology Project‘). In diesem Kontext untersucht das DAI die
orientalischen Ursprünge europäischer musikarchäologischer Phänomene
(Abb. 11). Auch im Rahmen des Syrian Heritage Projects besteht naturgemäß ein enger Austausch mit vielen europäischen Partnern, die in der gegenwärtigen politischen Situation zur Sicherung des syrischen kulturellen
Erbes beitragen. Hierzu zählen, neben UNESCO, insbesondere Institutionen
und Kollegen, die im Land archäologisch tätig waren. Parallel dazu wurde die
Aufarbeitung der Forschungsprojekte vorangetrieben und wie im Falle von
Resafa/Syrien ein archäologischer Führer durch die Ruinen (archaeological
guide book) fertig gestellt.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
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K. Bartl betreute die Materialaufnahme für die Dissertation von M. Ladurner „Nabatäische Wohn- und Wirtschaftsbauten in Zentral- und Nordjordanien“.
Summerschools
Für irakische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden folgende
Gastprogramme veranstaltet:
24. Februar bis 15. März Informations- und Fortbildungsprogramm für
Nachwuchs-Restauratorinnen und ‑Restauratoren des Museums des Schreins
des Hl. Ali, Najaf (Irak): ‚Exchanging Scientific Approaches‘; Berlin.
1.–25. Juli ‚Sixth Iraqi-German Summer Graduate Programme in Studies
of the Ancient Near East‘ für Irakische Nachwuchswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler; Berlin.
12 Ausbildungsprojekt in Restaurierungstechniken an den Monumentalbauten von Yeha (Foto:
I. Wagner, Orient-Abteilung).
Weiter- und Fortbildungsprogramme
Deutschland
7./8. September Summer School: Einführung in die Musikarchäologie für
Studierende; Berlin TOPOI.
Nachwuchsförderung
Betreute Dissertationen
E. Petiti schloss seine Promotion „People of Tayma – Bioarchaeological Analyses of the 4th to 3rd Century BC Burial Ground at Tayma (Kingdom of Saudi
Arabia)“ an der Universität Florenz, betreut durch A. Ugolini, J. Moggi Checchi
im Rahmen des Tayma-Projekts, ab.
R. Eichmann betreute die Doktorarbeit von G. Sperveslage „Ägypten und
Arabien“, die ebenfalls 2014 abgeschlossen wurde.
A. Hausleiter betreut in Zusammenarbeit mit R. Eichmann die Arbeit von
F. Levenson „Annäherungen an Monumentalität – Eine gesellschaftstheoretische Analyse von monumentaler Architektur aus Uruk-Warka/Irak“ an der
FU Berlin.
Äthiopien
September und Oktober Wuqro, Tigray: Capacity-Building-Maßnahmen im
Bereich Restaurierung, Vermessungs- und Grabungstechnik für Studierende
und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tigray Tourism Agency.
Yeha: Capacity-Building-Maßnahmen im Bereich Restaurierung (Abb. 12),
Vermessungs- und Grabungstechnik sowie Gerüstbau für die lokale Bevölkerung von Yeha sowie Studierende der Universitäten Addis Abeba und Aksum.
Sudan
Januar bis März Hamadab: Trainingsmaßnahmen in Vermessungs- und Grabungstechnik für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dept. of Archaeology
der Universität Shendi (Sudan) und der sudanesischen Altertümerverwaltung.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
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Wissenschaftliche Veranstaltungen
Vorträge
29. Januar A. Gilboa (Haifa) und D. Namdar (Jerusalem), First Evidence for
Spice trade between South Asia and the Levant 18. März T. Watkins (Edinburgh), The Neolithic of southwest Asia in evolutionary context 18. Juni
R. K. Kinzelbach (Rostock), Tiere in der Antike: Identifikation, Status und Analyse 4. Dezember J. Abdul Massih (Beirut), Quarrying in Baalbek. Megaliths
for the Jupiter temple.
Vortragsreihe des DAI und des DEI „The Near Eastern World through the Projects of the German Archaeological Institute” in The Jordan Museum, Amman (Jordanien)
9. März A. Hausleiter (Berlin), The oasis of Tayma – Cultural contacts and
settlement history in Northwest Arabia 2. April K. Bartl (Berlin/Damaskus),
Archaeology in Syria. Research activities of the German Archaeological Institute until 2011 and the current situation of the Syrian Cultural Heritage 23. Juni M. Ladurner (Berlin), Nabatean Domestic Architecture, Agricultural
Production and Regional Economy in the Highlands of Moab 27. September B. Fischer-Genz (Beirut), Between Pomp and Provinciality – The Economy of Roman Baalbek (Lebanon) 30. November M. van Ess (Berlin), Recent
archaeological research of the German Archaeological Institute in Iraq – Kurdistan region.
Vortragsreihe „Syrien – eine bedrohte Kulturlandschaft“ im Besucherzentrum
des Auswärtigen Amts (Abb. 13)
Die Kulturlandschaft Syrien befindet sich durch ihre Lage zwischen Mittelmeer, Mesopotamien, Kleinasien und Arabischer Halbinsel im Schnittpunkt
verschiedener Landschaftsräume und Kulturbereiche und bildet damit einerseits ein Transfergebiet unterschiedlichster Ideen und Innovationen, andererseits jedoch eine Region, deren eigenständige Entwicklungen immer
auch auf die Nachbarregionen ausstrahlte. Durch die aktuellen Entwicklungen im Land ist die Existenz der herausragenden Kulturlandschaft, deren
13 Flyer zur Vortragsreihe „Syrien – eine bedrohte Kulturlandschaft“ im Auswärtigen Amt (Abbildung: Orient-Abteilung).
Denkmälerbestand den gesamten Zeitraum vom Beginn menschlicher Nutzung ab etwa eine Million Jahre vor heute bis in die osmanische Zeit umfasst,
massiv bedroht. Es ist zu befürchten, dass der Bürgerkrieg neben den verheerenden Folgen für die Zivilgesellschaft langfristig auch zur Zerstörung
von Teilen des syrischen Kulturerbes führen wird. Das ist umso dramatischer,
als dieses einen wesentlichen, identitätsprägenden Faktor Syriens bildet und
die Langzeitfolgen der Verluste noch gar nicht abzusehen sind. Die Vortragsreihe soll die Bedeutung der ‚Kulturlandschaft Syrien‘ in den verschiedenen
Zeitabschnitten und ihre heutige Gefährdung vorstellen.
9. April H. Gaube (Tübingen/Berlin), Kulturlandschaft Syrien – Bedeutung
und Bedrohung 16. April D. Sack (Berlin), Damaskus im Wandel der Zeit 23. April H. Kühne (Berlin), Städte und Weltreiche: Syrien vom 3. bis
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
1. Jahrtausend v. Chr. 30. April M. Piana (Augsburg), Burgen der Kreuzzugszeit in Syrien zwischen Erforschung und Bedrohung 14. Mai M. Konrad
(Bamberg), Stätten der Spätantike in Syrien 21. Mai K. St. Freyberger
(Rom), Städte und Dörfer im hellenistischen und römischen Syrien 28. Mai
J. Gonnella (Berlin), Aleppo – Stadt des Handels 4. Juni K. Bartl (Berlin/
Damaskus), Jäger, Sammler, Bauern: Die frühesten Siedlungen in Syrien.
Tagungen, Symposien und Konferenzen
1. bis 4. April Internationale Tagung „4th International Enno Littmann Conference: The Horn of Africa in Ancient Times – Phenomena of Interregional
Contacts” veranstaltet von der Außenstelle Sanaa in Zusammenarbeit mit der
Universität Tübingen und der Society for the Preservation and Promotion of
Ethiopian Culture ORBIS AETHIOPICUS; Eberhard Karls Universität, Tübingen.
Die „Enno-Littmann-Konferenz“ wurde im Jahre 2002 ins Leben gerufen
und gedenkt der Forschungen Enno Littmanns (1875–1958), eines der renommiertesten deutschen Orientalisten des 20. Jahrhunderts. Die Tagungen
zur Linguistik, Epigraphik, Historie und Archäologie Äthiopiens und Eritreas
stehen unter der Schirmherrschaft von S.K.H. Prinz Dr. Lij Asfa-Wossen Asserate und bilden ein wichtiges Forum zur Präsentation und Diskussion neuester Forschungsergebnisse, zur Planung gemeinsamer internationaler Forschungsstrategien und zur Erörterung relevanter Schwerpunktthemen.
Für die „4th International Enno Littmann Conference“ wurde erstmals ein
Schwerpunktthema mit einer archäologisch-geschichtswissenschaftlichen
Thematik gewählt: „The Horn of Africa in Ancient Times: Phenomena of Interregional Contacts“. Mit dieser thematischen Fokussierung soll in einen
intensiven Dialog über die Forschungsergebnisse der verschiedenen Disziplinen getreten werden. Zugleich wendet sich die Veranstaltung vor allem den
Forschungen in der äthiopischen Provinz Tigray zu. Neben terminologischen
Aspekten zu unterschiedlichen Migrationsmodellen, dem Kulturwandel und
anderen innovativen Entwicklungen ist es das vorrangige Ziel der Veranstaltung, anhand verschiedener Fallstudien interkulturelle Kontakte zu benachbarten Kulturräumen aufzuzeigen sowie die dabei auftretenden wechselsei-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-10-6
tigen politischen und gesellschaftlichen Beziehungen zu beschreiben. Einen
weiteren Themenkomplex bilden die jüngsten archäologischen Forschungen
in der äthiopischen Provinz Tigray, die von äthiopischen Forschungsteams
und in Kooperation von italienischer, französischer, amerikanischer und
deutscher Seite betrieben werden.
Die Vielzahl der zurzeit durchgeführten Projekte in diesem Kontext erlaubt es, auf einer breiten Materialbasis die Beziehungen des nördlichen
Horns von Afrika in den Mittelpunkt der Diskussion in Tübingen zu stellen. Es
ist daher geplant, anhand der neuen Ergebnisse in einen interdisziplinären
Dialog zu der Thematik von „Migration – Mobilität – Kulturwandel“ zu treten. Erstmals können so unter Einbeziehung der verschiedenen Fachrichtungen unterschiedliche Phänomene der interkulturellen Beziehungen für den
äthiopisch/eritreischen Kulturraum eingegrenzt und bewertet sowie neue
Informationen u. a. zur Chronologie, Siedlungsgeschichte, Handelsorganisation und zur materiellen Kultur gewonnen werden. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Geschichtswissenschaften, der Ethnologie, Archäologie und Epigraphik sollen aus den jeweiligen Untersuchungsfeldern
übergreifende Forschungsfragen erörtert werden.
Es sprachen: Oberbürgermeister B. Palmer – H.E. Ambassador F. Asghedom Tessema – H.E. A. Weldu Hagos, President of Tigray – L. Asfa-Wossen
Asse-rate – Chr. Leitz, Welcoming addresses; St. Wenig (Berlin) und I. Gerlach (Sanaa), Introduction: The Horn of Africa in Ancient Times: Phenomena
of Interregional Contacts – The Aims of the Conference; A. Berhane (Addis
Abeba), A six million year hominid evolutionary record in the middle Awash of
Ethiopia; K. Amare (Mekelle), The Importance of the Hawzen Area in Ethiopian History; T. Hagos (Addis Abeba), Development versus conservation of
cultural heritage at the world heritage site of Aksum; Y. Gebre Sellassie (Mekelle), An inventory of archaeological sites in Tigray; K. Geleta (Addis Abeba),
Megaliths in the Northeastern Africa: a new perspective; A. Beldados (Addis
Abeba), Mid-late Holocene Contacts between Northern Horn and Eastern
Sudan: A view from the archaeological data; Chr. Leitz (Tübingen), Die Informationen zu Punt und Puntprodukten im Tempel der Löwengöttin Repit in Athribis; F. Breyer (Bonn), Invention of Tradition. Zur Abhängigkeit äthiopischer Kö-
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
nigslisten von aksumitischen Münzlegenden; H. Berhane (Addis Abeba),
Pushing back contacts between northeast Africa and South Arabia to prehistoric times; P. Wolf (Berlin), The Almaqah santuary at Meqaber Ga‘ewa in
2013: Preliminary results of the present fieldwork; N. Nebes (Jena), Sabaeans, Ethiopians and their inscriptions; I. Gerlach (Sanaa), Yeha – Centre
of the pre-Aksumite community of Diʿamat; M. Schnelle (Berlin), The Monumental Structure of Grat Beʿal Gebri in Yeha; H. Teklay (Mekelle), The Wuqro
Museum; H. Hitgen (Berlin), Shaft tombs of the pre-Axumite time in Yeha
(Tigray) – Local development or foreign influence?; H. Berhe (Aksum), Addi
Behaylay: A stone quarry site for Yeha temple? A result of recent archaeological survey; Chr. Weiß (Erlangen), Building and ornamental stones of the
Sabaean culture in South Arabia and Ethiopia: a comparison of different archaeological sites; L. Sernicola (Neapel), A pre-Aksumite village (?) of Tigrean highlands: results of the first four field seasons of investigations at Seglamen (Central Tigray) by the University of Naples „L‘Orientale“; S. Japp
(Berlin), Hawelti and its interregional contacts – new research of the German Archaeological Institute in Ethiopia; A. Krziwon (Berlin), Transformation
of Sacred Buildings from pre-Axumite Temple to Christian-Orthodox Churches in Yeha, Ethiopia – A case study; D. Pietsch (Tübingen), Colluvial deposits – proxies for ancient cultures in Ethiopa and Yemen; M. Gaudiello (Neapel), Ethiopian pre-Aksumite pottery (1st millennium BC): classification,
culture and social-economic interpretation; M. Koester (Berlin), Reflections
of interregional contacts on pottery from the Yeha area; F. Dugast und I. Gajda
(beide Paris), The first results of the archaeological excavations on the site
of Wakarida, Tigray; O. Barge und E. Regagnon (beide Paris), Compte rendu
des prospections archéologiques du territoire Wakarida: premières hypothèses; A. Benoit (Paris), The pottery from the site of Wakarida, Tigrai;
St. Wenig (Berlin) und P. Yule (Heidelberg), Excavations at Mifsas Bahri,
Tigray Province, First Preliminary Report; A. Manzo (Neapel), Aksum stelae.
Architectural characteristics, functions, and meanings; S. Kidane Haile (Aksum), Change and continuity in the structural themes and calligraphic representation of the concept of millennialism among Ethiopic paintings in Aksum; K. Geus (Berlin), Mobility on and at the Red Sea; A. Castiglioni,
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A. Castiglioni, S. Bortolotto, N. Cattaneo, C. Giostra und S. Massa (alle Varese/Mailand), Christian Architecture of Adulis: Aksumite identity and Mediterranean models; J.-Fr. Breton (Addis Abeba), The two gardens of Adulis;
B. Tadesse (Gondar), Legacies of contacts of Ethiopia to neighboring regions
in Ethiopian intangible treasures; W. Smidt (Mekelle), Legends and tales on
the early history of Yeha in today‘s oral tradition of Tigray; S. Mahmud Idris
(Berlin/Asmara), A review of scholarship on the Tigre language; R. Voigt
(Berlin), Die gebrochenen Verben im Äthiopischen; F. Berhe (Mekelle),
Towards „Reconstructing“ a history of a „vanished“ people: introducing new
sources on the history of the Doba People; T. Tribe (London), Royal encampments, battlefields and dynastic churches: the archaeology of Solomonic
expansion in the highlands of Ethiopia – 12th–15th centuries; B. Clark
(Houston) und J. Phillips (London), The „Solomonic-Zagwe Encounters
Project“: The impacts of transformational processes on the archaeology of
the Genete Mariam region; M. Gabrehiwot (Mekelle), The Gambella Enclave:
new insights into the rise and fall of the port of Gambella; Organisationskomitee: Schlussdiskussion und Fazit.
9. bis 12.September 9. Symposium der International Study Group on Music
Archaeology (ISGMA); Ethnologisches Museum, Berlin (Abb. 14).
In Kooperation mit dem Ethnologischen Museum, Abteilung Musikethnologie, Medientechnik und Phonogramm-Archiv wurde vom 9. bis 12. September das von der DFG geförderte 9. Symposium der International Study
Group on Music Archaeology (ISGMA) veranstaltet. Unter dem Titel „Sound
– Object – Culture – History“ wurden neben neuen Forschungsergebnissen
zu diversen musikarchäologischen Kontexten die Arbeiten des EU-geförderten European Music Archaeology Project (EMAP) präsentiert, das von Institutionen aus sieben EU-Ländern, darunter dem DAI, betrieben wird. Hervorzuheben sind außerdem experimentelle musikarchäologische Präsentationen
(‚Konzertdemonstrationen‘) sowie mehrere Workshops, in denen u. a. die
Funktionsweise gelochter Blasinstrumente aus dem Paläolithikum und anderer Perioden diskutiert wurde, die von Archäologen häufig irreführend als
Flöte bezeichnet werden. 120
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
14 Poster des 9. ISGMA-Symposiums (Abbildung: Orient-Abteilung).
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Es sprachen: L.-Ch. Koch (Berlin), Begrüßung; R. Eichmann (Berlin), Introduction; M. Birley (London), The Revision of the Hornbostel Sachs Classification
by the MIMO Project Consortium; Z. Blažeković (New York), Organological
Work of Franjo Ksaver Kuhać and His Classification of the Sound Sources of
1877–82; A. Tamboer (Driebergen), Whistles and Calls, Their Organological
Variety and Their Classification; S. Perrot (Athen), The Classification of Ancient Greek Musical and Sound Instruments in Antiquity and Its Reception in
Modern Times (Texts and Artefacts); A. K. Boshnakova (Toronto), Rhythm
and Melody behind the Visual Narrative: Anthropological Analysis of Ancient
Greek Musical Records; E. Rocconi (Cremona), Pleasant and Unpleasant Music: Patterns of Classification of Sounds in Greek Antiquity; K. Nielsen (Los
Angeles) und Ch. Helmke (Kopenhagen), A Case Study of Maya Avian Ocarinas from Pook’s Hill, Belize; M. Howell (Greenville), Some Enigmatic Native
American Artifacts: Audio Devices?; V. della Ratta (Rom), Celebration of
Death/Reaffirmation of Life. An Analysis of the Dong Son Bronze Drums in
Relation to the Secondary Mortuary Ritual of the Jarai People of Central
Vietnam; S. Emerit und D. Polz (beide Kairo), The Harps of Dra Abu el-Naga:
New Organological Observations; Y. Yang (Hongkong), Typological Analysis of
the Chinese Qin Zither in the Late Bronze Age; S. Wyatt (Bristol), Interpretation of the Cultural Use of Vulture Bone Aerophones; S. O’Dwyer (Co. Galway), A Study of the Decorations that Occur on the Late Bronze Age Horns of
Ireland and Britain; S. Rühling (Hagenow), Visible vs. audible – How to Present an “Acoustic Past”? Dos and Don‘ts for Museum, Exhibitions and Linked
Media; E. Li Castro (Civitella d’Agliano), Brief Introduction to the European
Music Archaeology Project; P. Holmes (London), Representing Ancient Brass
Instruments in EMAP: The Scope and Spread of Brass Instruments in Ancient
Europe; S. De Angeli (Viterbo), The Voice of Salpinx. Bronze Trumpets and
Horns in the Greek World: Sound and Symbology; R. Jiménez Pasalodos (Valladolid), A. Bill (Paris), E. Cámara de Landa (Valladolid) und G. Tuzi (Valladolid), Clay Drums as Reflection of Ritual Behaviours in al-Andalus; E. Li Castro
(Civitella d’Agliano) und R. Tucci (Rom), Mediterranean Routes of the Frame
Drum; D. Popławska (Warschau) – S. Mazurek (Warschau), Recorders on the
Hanseatic Trade Routes in Medieval Times; G. M. Di Nocera (Viterbo) –
121
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
F. Marano (Viterbo), Pipes in Prehistoric Europe; S. C. Münzel und N. J. Conard
(beide Tübingen), Oldest Musical Instruments from Three Caves in the Swabian Jura, Southwestern Germany. The Archaeological Background and State
of Research; C. S. Lund (Åkarp), Bone Flutes in Archaeological Excavations in
Northern Europe. Problems and Non-problems; O. Sutkowska (Berlin), On
the Reconstruction Process of the Imperial Tibia Based upon a Find from the
Roman City of Poetovio; R. Rainio (Helsinki) und A. Kossykh (St. Petersburg),
Jingle in the City and the Backwoods: Manufacture, Distribution and Use of
the 12th–15th c. Bronze Jewellery in Novgorod the Great (Russia) and Its
Karelian Hinterland (Eastern Finland); B. Brown (Cambridge), Continuity of
Pitch and Fingerhole Disposition in Ancient Double Pipes; S. Hagel (Wien),
‘Leading notes’ in Ancient Greek Music and Their Relation to Instrument
Design; J. Kubatzki (Berlin), The Function of Music in Ancient Greek Processions; Z. Helvacı (Münster), Antike Musikinstrumente Kleinasiens; G. Kolltveit
(Fjellstrand), Jews Harps of Bone, Wood and Metal: How to Understand Construction, Classification and Chronology; D. Morgan (London), Excavating
Heritage: The Jew‘s harp revivals of Norway, Austria, and Sicily; R. Till (Huddersfield), Sound Archaeology, Acoustics and Cave Art; G. Lawson (Cambridge), The Organological and Acoustical Assemblage of High Pasture Cave,
in Its European Context; J. Purser (Isle of Skye), The Environmental and
Cultural Contexts of High Pasture Cave.
Poster: F. Gill (Tübingen/Urshult), The Living Musikarkeologi: Anachronisms and The Body in Experiment; S. Macquoy (Leiden), Hearing the Past:
The ‘Iconography of Soundscapes’ in Mixtec Codices and Mixteca-Puebla
Style Pottery; R. Rainio (Helsinki), Sucked Trumpets of Northern Europe
(3000–2000 BC) and North America (6000 BC): Unclassified Sounds and
Musical Instruments?; S. Schulz (Berlin), Rekonstruktion antiker Saiteninstrumente; J. Schween (Hameln), Dekor und plastische Oberflächenstruktur
bronzezeitlicher Luren.
Workshop 1: A. Richter und V. Höhn (beide Berlin), 3D Printers and Reconstruction Research; Workshop 2: S. Kindwald (Südostasien), Constructing
and Playing a Jaw Harp; Workshop 3: S. Wyatt (Bristol) und C. García Benito
(Zaragoza), Bone Aerophone Playing Techniques; Workshop 4: S. Rühling
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(Hagenow), R. Gehler (Hagenow) und M. Zloch (Berlin), Ancient Pop Academy; Workshop 5: F. Schmidt (Berlin), Doppelflöten, Tripelflöten, Quadrupelflöten – Rekonstruktion und Spielpraxis Altamerikanischer Blasinstrumente
aus Ton.
Konzertdemonstrationen: A. F. Potengowski (Berlin) und G. W. Wagner
(Berlin), VentOs – Contemporary Music for Paleolithic Flutes and Percussion;
S. Kindwald (Südostasien), Memory and the Future of Human Sound – Weaving Breath, Harmonics, Rhythm and Melody; C. González (Aguadulce) und
M. Ruiz (Aguadulce), La Vihuela Marianita de Quito; S. Macquoy (Leiden),
Mood Music: Personal Songs from a Singing Archaeologist; S. DasGupta (Kolkata), A Comparative Concert on Non-fretted Musical Instruments of Sarod
Family; S. O’Dwyer (Co. Galway), M. O’Dwyer (Co. Galway), J. Schween (Hameln) und J. Purser (Isle of Skye), Ancient Music Ireland and Guests –
Featuring Three Compositions Playing the Horns and Trumpets of Bronze
Age Europe; B. Brown (Cambridge), Adventures in a Geometric ‘Few-pitch’
Style; D. Morgan (London), Living Jew’s Harp Traditions from Europe and
Beyond; Musica Romana (S. Rühling [Hagenow] – R. Gehler [Hagenow] –
M. Zloch [Berlin]), The Sound of Emperors and Games – the Organ of the
Ancients. Ensemble für Early Music „Musica Romana“.
11. bis 12. Dezember Internationale Tagung „Kulturgut in Gefahr. Raubgrabungen und Illegaler Handel“; Auswärtiges Amt, Berlin.
Illegale Grabungen und der Handel mit geraubten Kulturgütern sind weltweit zu einem andauernden ernsthaften Problem geworden. Die Zerstörung
von archäologischen Stätten bedroht das Kulturerbe zahlreicher Staaten.
Durch illegale Grabungen sind bereits viele Objekte für Gesellschaft und Forschung verloren gegangen. Der Handel mit Kulturgütern aus Plünderungen
und Raubgrabungen nimmt zu, er ist mittlerweile zum drittgrößten illegalen
Markt weltweit angewachsen. Die aktuellen gesetzlichen Regelungen auf
nationaler wie internationaler Ebene sind nicht ausreichend, um illegalen Handel mit antiken Kulturgütern dauerhaft und systematisch zu unterbinden.
Am ersten Tag der Konferenz wurden in Referaten exemplarisch die Auswirkungen von Raubgrabungen in verschiedenen Ländern für das Kulturerbe
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
des jeweiligen Landes dargestellt. Die Ausführungen haben die Notwendigkeit spezifischer Lösungsansätze zum Schutz vor Raubgrabungen auf nationaler Ebene für das In- und Ausland verdeutlicht. Am zweiten Tag wurden
rechtliche Mechanismen identifiziert, die gute Ergebnisse gezeitigt haben
und damit Vorbildcharakter für die Entwicklung eines effektiven rechtlichen
Kulturgutschutzes haben können. Auch die praktische Relevanz bzw. Umsetzungskraft einschlägiger ethischer Grundlagen war eine der zentralen Fragen dieses Tagungsabschnittes. Außerdem wurden bestehende Dokumentations- und Auswertungssysteme hinsichtlich ihrer Präventionspotentiale in
den Blick genommen und Möglichkeiten diskutiert, wie internationale Tools
aufgebaut werden können, die noch weiter und besser greifen. Darüber hinaus wurden Möglichkeiten erörtert, den Schutz von Kulturgut stärker als bisher im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern. Eine abschließende Podiumsdiskussion erörterte die Möglichkeiten der interdisziplinären,
institutionenübergreifenden Zusammenarbeit im Hinblick auf illegalen Handel auf dem Hintergrund der an den beiden Konferenztagen geschilderten
Rahmenbedingungen.
Es sprachen: M. Böhmer und M. Grütters (Berlin), Begrüßung; F. Fless und
H. Parzinger (Berlin), Begrüßung; M. Rössler (Paris), Grußwort des UNESCO
Welterbezentrums; H. M. A. al-Badrawi (Bagdad), M. Abdulkarim (Damaskus)
und M. M. G. El-Damaty (Kairo), Naher und Mittlerer Osten; M. O. Hambolu
(Abuja), S. L. Macamo (Maputo) und D. Muianga (Maputo), Afrika; P. F. Sánchez Nava (Mexiko), Lateinamerika; K. Nikolentzos und I. Kaliampetsos (beide
Athen), Südosteuropa; J. Scheschkewitz, (Stuttgart) und E. Laufer (Wiesbaden), Mitteleuropa; N. Brodie (Glasgow), Transnational Organised Crime
and the Antiquities Trade; Ch. Manhart (Kathmandu) und S. Lenski (Konstanz), Recht und Ethik I: Rechtliche Mechanismen; F. Desmarais (Paris) und
A. Scholl (Berlin), Recht und Ethik II: Selbstregulierung und Ethische Richtlinien; R. Förtsch, (Berlin) und F. Bortolotti (Lyon), Maßnahmen gegen illegalen
Handel I: Dokumentation und Datenbanken; M. Müller-Karpe (Mainz),
S. Karfeld (Wiesbaden) und St. Seidlmayer (Kairo); Maßnahmen gegen illegalen Handel II: Awareness-Raising; Podiumsdiskussion: S. Ehrmann, U. Kampmann, E. Köhne, J. Kunow, G. Schauerte, J. Ziercke, Moderation: F. Fless.
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Kolloquien und Workshops
22. Juli Workshop des South Qatar Survey Project (SQSP) „Results of the
Spring Season 2014“; Orient-Abteilung, Berlin.
Es sprachen: S. Muhesen (Doha), Managing Qatar Archaeological Heritage, Al-Zubarah Example; Ch. Gerber (Heidelberg), The Archaeology of Landscapes in South Qatar; Ph. Drechsler (Tübingen), Neolithic land use pattern
in the Asaila region; D. Yasin und Ch. Kainert (beide Berlin), Pottery from the
Spring Season 2014; M. Engel (Berlin), Holocene Coastal Changes and Landscape Dynamics of Southern Qatar; K. Pfeiffer (Berlin), First fieldwork in
Umm al-Houl and outlook; J. Daitche und R. Reising (beide Berlin), The Qibla
Walls of Southern Qatar; A. Lienig (Berlin), Soft drinks Chronology.
13. September Session beim „20th Annual Meeting of the European Association of Archaeologists“: „Bringing down the Iron Curtain – Paradigmatic Changes in Research on the Bronze Age in Central and Eastern Europe?“, organisiert
von L. Dietrich, O. Dietrich, A. Harding, V. Kiss und K. Šabatová; Istanbul.
Es sprachen: G. Kulcsár und V. Kiss (Budapest), “Europe without Walls”:
New Vistas of Bronze Age Research in Hungary; N. Bolohan (Iaşi), Almost Bringing Down the Iron Curtain: Studying the Bronze Age in Eastern Romania;
K. Šabatová (Brno), Change or No Change? Archaeology of the Middle and
Late Bronze Age in Moravia; L. Jiráň, O. Chvojka und T. Šálková (alle Prag), Methodological Changes and New Approaches to the Research of the Bronze Age
in Bohemia since 1990; K. Fischl und T. Pusztai (beide Miskolc), From TypoChronology to Postprocessualism – Regional Settlement Research in the
Northern Part of the Carpathian Basin; H. Kalafatić (Zagreb), Predicaments of
Chronology-Oriented Archaeology: The Example of Barice-Gređani Group;
D. Teslenko (Kiew), The Pit Grave/Yamnaya Culture in the Space of Changing
Paradigms; C. Bodnár (Budapest), Material Interconnections Among the Early
Bronze Age Communities in the Central Carpathian Basin. Assessing Material
Complexity Within and Across the “Border” of an Archaeological Culture;
M. Mödlinger (Wien), Bronze Age Defensive Armour in Eastern Europe: Analyses and Archaeological Studies; L. Dietrich (Berlin), The Mobile Archer: An
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
Innovation in Warfare in the Late Bronze Age of the North Pontic Regions;
O. Dietrich (Berlin), Invisible Objects and Technologies. The Impact of Selective
Deposition on the Formation of Bronze Age Metalwork Assemblages of the
Carpathian Basin; J. I. Giblin (Connecticut), P. R. Duffy (Toronto), L. Paja und
G. Parditka (beide Budapest), Re-examining Human Mobility during the Hungarian Bronze Age: Preliminary Isotope Results from the Bakota Project; J. Dani
(Debrecen), E. Pernicka (Heidelberg) und G. Márkus (Debrecen), The
Hajdúsámson Treasure – Revisited; V. Kavruk (Sfântu Gheorghe), A. Harding
(Exeter), The Joint British-Romania Project: The Ancient Salt Production in
Transylvania; M. Vicze (Százhalombatta), M. L. St. Sørensen (Cambridge) und
J. Sofaer (Southampton), The Sax Project – The Changed World of Tell
Archaeology; D. Jovanović (Vršac), Results from Renewed Research in Vatin;
J. Bátora (Nitra) und P. Tóth (Bratislava), Turning Ages – On the Problem of Continuity/Discontinuity of Early and Middle Bronze Age Civilizations; M. Ernée
(Prag), The Investigation of Prehistoric Occupation Layers – An Integral Part of
Archaeological Excavation or an Unreasonable Luxury?; A. Harding (Exeter),
Concluding Discussion.
Poster: M. Voicu (Bukarest), Finds of the Wietenberg Culture Along Pianu
Valley (Alba County, Romania); A. Priskin (Pécs), The Development of Bronze
Age Food Processing in Hungary: A Lithic Perspective; P. Kmeťová (Bratislava)
und S. Stegmann-Rajtár (Nitra), Research of Late Bronze Age and Early Iron
Age Hill Forts in Tribeč Mountains in Kmeťová, P. Western Carpathians, W Slovakia; V. Kiss, Z. Bernert, J. Dani, K. Pusztainé Fischl, J. Giblin, T. Hajdu, K. Köhler,
G. Kulcsár, G. Szabó, I. Szathmári, V. Szeverényi (Budapest, Debrecen, Miskolc,
Connecticut), Changing Populations or Changing Identities in the Bronze Age
of the Carpathian Basin? Migrations and/or Transformations during the 3rd
and 2nd Millennia BC; C. Borş, L. Irimuş und V. Rumega (alle Bukarest), New
Data about the Late Bronze Age on the Middle Mures Valley. The Site Aurel
Vlaicu-Obreza (Hunedoara County); I. Bocan und M. Voicu (beide Bukarest),
New Bronze Age Site on the Middle Mureș Valley: Pianu De Jos – Lunca Pârâului; L. Paja (Budapest), J. I. Giblin (Connecticut), G. Parditka (Toronto) und
P. R. Duffy (Budapest), Micro-Stratigraphic Analyses of Middle Bronze Age
Cremation Urns at Békés Jégvermi-Kert, Hungary.
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23./24. Oktober Workshop des Arbeitskreises „Wasser“ (Cluster 2); OrientAbteilung, Berlin.
Es sprachen: R. Eichmann (Berlin) und Ch. Schuler (München), Begrüßung
und Einführung; R. Eichmann (Berlin), Traditionelle Wasserversorgungstechniken nach den Berichten von Wilfred Thesiger, Desert Sands; B. MüllerNeuhof und J. Meister (beide Berlin), Wasserbewirtschaftung und Ackerbau
in ariden Regionen. Traditionelle Techniken und moderne Forschung;
H. G. Gebel (Berlin), Bedouin Biography und Samah Development Project.
Vorläufige Ergebnisse; K. Bartl und F. Bloch (beide Berlin), Wasserbautechnische Anlagen in Qasr Mushash/Jordanien; J. Berking (Berlin), Bericht aus dem
TOPOI-Schwerpunkt zur Wasserwirtschaft; M. Händel (Wien), Zur rechten
Zeit am rechten Ort – Strategien zur Nutzung verfügbarer Wasserressourcen
im Verlauf des Holozäns am Rand der Rub al-Khali in Südostarabien;
H. G. Gebel (Berlin) und K. Wellbrock (Lübeck), Zur Entwicklung eines Modells
zur Oasenentstehung. Archäohydrologische und klimageschichtliche Forschungsstände; F. Weigel (Berlin) und K. Wellbrock (Lübeck), Vorläufige Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Bewässerungssystems in Tayma, NW Arabien; C. Römer (Kairo), Die Wasserversorgung des Dorfes Philoteris im Fayum.
Eine Erfolgsgeschichte von ca. 600 Jahren (270 v. Chr. – 360 n. Chr.);
K. Wellbrock (Lübeck), Der Einfluss der pergamenischen Fernwasserleitungen
auf die innerstädtische Versorgungslage; S. Kerschbaum (München), Kultureller Austausch als Grundlage technischer Innovation: Die Wasserleitungen von
Alatri und Pergamon; St. Wefers (Mainz), Die Mühlenkaskade von Ephesos.
17. bis 19. Dezember Tagung Cluster 4: Heiligtümer. Kulttopographie und
Kommunikationsformen im sakralen Kontext: Prozessionen; Georg-AugustUniversität, Göttingen.
Bei der Beschäftigung mit der ‚Kommunikation im sakralen Kontext‘ muss
von einer Kommunikation in zwei Richtungen ausgegangen werden, nämlich
zum einen von einer vertikalen zwischen Mensch und übernatürlichen
Mächten und zum anderen von einer horizontalen, die die soziale Wirkung
der Rituale auf die Akteure einschließt. Auf letztere Ebene konzentrierte sich
die Cluster-Tagung: Heiligtümer sind soziale Räume, in denen sich die Akteure
124
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung durch gemeinschaftliche Rituale zueinander in Beziehung setzen. Die Wirksamkeit auf der horizontalen Ebene ist nicht nur vermittelnd und integrierend, sondern auch kompetitiv und hierarchisierend. Ausdruck finden diese
Prozesse und Dynamiken vorzugsweise in performativen Handlungen und
dokumentierenden, permanent konzipierten Medien. Bei der Konferenz
stand die performative Handlung der Prozession – auch im Hinblick auf eine
bestimmte Aufstellungsordnung bzw. ihre architektonische Inszenierung –
im Vordergrund.
Es sprachen: A. Effland (Göttingen), ‚An vielen Orten sagt man, dass dort
sein Leichnam begraben liege…‘ – Priester und Personal an Osirisgräbern; J.
Budka (Wien), Keramikdeponierungen im Kontext von Prozessionsstraßen in
Abydos und Theben (Ägypten); D. Raue (Leipzig), Festgeschehen, Topographie und Prozessionen im Sonnentempel von Heliopolis; N. Nebes (Jena)
und I. Gerlach (Sanaa), Rituelle Umzüge in Saba; M. Schnelle (Berlin), Zur
Gliederung des Sakralraums in südarabischen Stadtanlagen; U. Kron (Jena),
Prozessionen im griechischen Kult: Religiöses Ritual und Selbstdarstellung
einer Gemeinschaft; S. Bocher (Berlin), Altarprozessionen in Griechenland;
H. Bumke (Halle), Zur Sakralisierung des Prozessionsraumes von Milet-Didyma; I. Kaiser (Halle), Zur Sakralisierung des Raumes während der Prozession
am Beispiel Eleusis; S. Agelidis (Athen), Aspekte von ‚Polis-Religion‘ und privatem Kult: Die Prozession von Athen nach Eleusis; C. Leypold (Zürich);
Handlungsraum Heiligtum: Olympia; S. Hellas (Bonn), Handlungsraum Heiligtum: Selinunt; O. Pilz (Mainz), Bittprozessionen um Regen in der griechischen und römischen Antike; C. Bührig (Berlin), Umm Qais: Kulttopographie
und Einbeziehung der Landschaft; M. Arnhold (Bonn), Inszenierung und
Sichtbarkeit von Triumphalprozessionen; H. von Hesberg (Rom), Prozessionen
in den Bauten für Schaustellungen im kaiserzeitlichen Rom; U. Egelhaaf-Gaiser (Göttingen), Orte im Hymnus – Orte für Hymnen: Horaz’ carmen saeculare im städtischen Festkontext; J. Schrader (Göttingen), Literarische Vergegenwär-tigung ritueller Handlung – Die Isis-Prozession in Apuleius met. 11;
T. Vachta (Berlin), Pyrotechnische Vorgänge rund um Deponierungen nördlich der Alpen; V. Boecker (Berlin), Kulte, Orte, Körperteile. Weihungen anatomischer Votive in Latiums Heiligtümern II.
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15 Titelbild der Zeitschrift ZOrA 7 (Abbildung:
Orient-Abteilung).
Publikationen
Zeitschrift für Orient-Archäologie 7 (Abb. 15)
Archäologische Berichte aus dem Yemen XIV: I. Gerlach (Hrsg.), Rencontres
Sabéennes 14. South Arabia and its Neighbours.
Baghdader Forschungen 25: P. V. Bartl, Die Ritzverzierungen auf den Relieforthostaten Assurnaṣirpals II. aus Kalḫu.
Epigraphische Forschungen auf der Arabischen Halbinsel 6: W. W. Müller, Südarabien im Altertum. Kommentierte Bibliographie der Jahre 1997 bis 2011.
„Südarabien im Altertum. Ausgewählte und kommentierte Bibliographie der
Jahre 1997 bis 2011“ ist die Fortsetzung eines 2001 erschienenen Bandes, in
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
dem das Schrifttum aus den Jahren 1973 bis 1996 enthalten ist. Im vorliegenden Band werden 999 Titel, das heißt Monographien, Aufsätze und Lexikonartikel, die im genannten Zeitraum weltweit veröffentlicht wurden, bibliographisch erfasst und kurz kommentiert. Berücksichtigt wurden nicht nur
Publikationen auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch, sondern auch
in russischer und arabischer Sprache. Titel aus früheren Jahren erschienen zunächst jahrgangsweise im bibliographischen Teil der Zeitschrift „Archiv für Orientforschung“ (AfO), Wien, und zwar bis zum Schrifttum des Jahres 2007, welches in AfO 52 (2011) veröffentlicht wurde. Ausgewählt betitelt sich die
Bibliographie deshalb, weil archäologische Beiträge, die nicht unmittelbar zu
den altsüdarabischen Hochkulturen in Beziehung stehen, in der Regel nicht
oder nur selten aufgenommen wurden. Dagegen wurde versucht, auf dem Gebiet der Epigraphik möglichst Vollständigkeit zu erreichen. (© Wasmuth-Verlag)
Orient-Archäologie 30: K. Bartl – M. al-Maqdissi (Hrsg.), New Prospecting in
the Orontes Region. First Results of Archaeological Fieldwork.
Die Orontes-Region war seit dem Paläolithikum lückenlos besiedelt und ist
eine der fundreichsten Regionen Syriens, deren Erforschung mit den dänischen Ausgrabungen am Tell Hama und der Untersuchung der Metropole von
Qatna durch Comte de Mesnil du Buisson begann. Seit den späten 1990erJahren wurde sie durch zahlreiche Forschungsprojekte erschlossen, über die in
zwölf Aufsätzen vorläufig berichtet wird. Der Band gliedert sich in Surveys von
Regionen, von einzelnen Fundstätten und Ausgrabungen in der Siedlung von
Shir aus dem 7. Jahrtausend. Die Regionalstudien befassen sich mit der Gegend um Homs/Emesa von paläolithischer bis islamischer Zeit, der Entwicklung des mittleren Orontes-Tals in der Römerzeit, einem Gebiet westlich von
Homs mit 132 archäologischen Fundstätten, einem Orontes-Abschnitt um
Hama nördlich von Homs, den dortigen paläolithischen Funden sowie einer
Zone nordwestlich von Hama mit vielen Tell-Siedlungen. Bei den Einzelfundorten handelt es sich um den bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Tell
Mijweiz, das Legionslager und die Römerstadt von Raphaneae, die ayyubidisch-mamlukische Festung von Shayzar/Larissa und die Altstadt von Hama.
(© Verlag Marie Leidorf)
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Orient-Archäologie 31: F. Höflmayer – R. Eichmann (Hrsg.), Egypt and the
Southern Levant in the Early Bronze Age.
Im Zusammenhang mit einem DAI-Projekt zur rein naturwissenschaftlichen Synchronisation der relativchronologischen Systeme des Vorderen
Orients fand vom 14. bis 16.09.2011 in Berlin ein internationales Symposium statt, dessen Akten in diesem Band vorgelegt werden. Die Beiträge befassen sich mit Neufunden aus Pella, Jordanien, FBZ Kontexten aus Tell Abu
al-Kharaz, Jordanien, Kontakten zwischen Ägypten und der Levante im
3. Jahrtausend v. Chr., Ausgrabungen in Tell Fadous-Kfarabida (Libanon),
Tel Bet Yerah (Israel) und der Synchronisation ägyptisch-südkaukasischer
Verbindungen, Kontakten zwischen Niltal und südlicher Levante im 4. Jahrtausend v. Chr. und der späten Frühbronzezeit, Befunden aus dem Jordantal zur levantinisch-ägyptischen Handelsstraße, sozio-ökonomischen Beziehungen Ägyptens zur Südlevante im 4. Jahrtausend v. Chr. aus jordanischer
Sicht, der Synchronisation frühägyptischer Chronologien mit der Nordlevante, einer 14C-basierten Chronologie Zyperns von der Kupferzeit bis zur
Mittelbronzezeit, dem Königsgrab von Den in Umm el-Qaab (Ägypten), Befunden von Khirbet al-Batrawy (Jordanien) sowie Problemen der Synchronisation im 3. Jahrtausend v. Chr. (© Verlag Marie Leidorf)
Orient-Archäologie 32: M. Luciani – A. Hausleiter (Hrsg.) unter Mitarbeit
von C. Beuger, Recent Trends in the Study of Late Bronze Age Ceramics
in Syro-Mesopotamia and Neighbouring Regions.
Die Aufsätze dieses Tagungsbandes handeln von Hauptthemen spätbronzezeitlicher Keramik, dem Verhältnis zwischen Praxis und Theorie der Keramikforschung, Archäometrie und Keramik des Nahen Ostens, spätbronzezeitlicher Keramik aus Emar (Syrien), aus der „Weststadt“ von Tell Bazi
(Syrien) und von Tell Mardikh/Ebla (Syrien), von der spätbronzezeitlichen
Keramikproduktion in Tell Afis (Syrien), von spätbronzezeitlicher Keramik
aus Tell Kazel (Syrien), aus dem Mittelorontes-Survey (Syrien), von neuen
Ergebnissen zur spätbronzezeitlichen Keramik aus Kamid el-Loz (Libanon),
von Stratigraphie, Chronologie und spätbronzezeitlicher Keramik in und um
Terqa (Syrien). Weitere Beiträge behandeln die Abfolge von spätbronze-
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
zeitlichen Schichten in Tell Barri (Syrien), die Befunde aus Ashur und KarTukulti-Ninurta (lrak), außerdem die Keramiktraditionen von den Mitanni
bis zur frühen Neuassyrischen Zeit, die spätbronzezeitliche Keramik aus
Nemrik (Irak) und die Merkmale mittelbabylonischer Keramikproduktion
im Kontrast zu altbabylonischer Keramik. Zudem werden die qualitativen
Veränderungen der Serienfertigung von Knopfbechern in der Spätbronzezeit Elams (Iran) sowie von Keramikgruppen des späten 2. bis frühen
1. Jahrtausends v. Chr. in Nordwestarabien und neuen Befunden aus Tayma, Saudi-Arabien untersucht. (© Verlag Marie Leidorf)
Orient-Archäologie 33: R. Eichmann – F. Jianjun – L.-Ch. Koch (Hrsg.), Studien zur Musikarchäologie IX. Vorträge des 8. Symposiums der Internationalen Studiengruppe Musikarchäologie in Suzhou und Beijing, China,
20.–25. Oktober 2012.
Der Tagungsband enthält einen Nachruf auf den Pianisten und Musikarchäologen Roberto Melini (1960–2013), ein Vorwort der Herausgeber, 13
Aufsätze, ein Inhaltsverzeichnis der CD-ROM und ein Autorenregister. Die
Beiträge gliedern sich in Idiophone, Saiteninstrumente, Aerophone und
Berichte. Konkret geht es um Bronzeglocken aus einem Herrschergrab des
Herzogtums Xu sowie aus drei Gräbern in Zhongli (China), Keramikrasseln
aus Soria (Spanien), musikalische Probleme im chinesischen Zhouli-Buch,
gestimmte Instrumente aus dem Grab des Markgrafen Yi, Form und Funktion von Bronzeglocken im archaischen und frühklassischen Griechenland,
ein Glockenspiel mit Inschrift des Markgrafen Su, eine untergliederte Qin
(chinesische Zither), eine Neuaufnahme des Aulos im Louvre, den spätbronzezeitlichen Musikerhort von Boolybrien (Irland), Musik der chilenischen prähispanischen Diaguita und Aconcagua Kulturen, ein Blasinstrument des Aurignacien oder Gravettien aus einem Vogelknochen von
Davant Pau (Spanien) sowie um die Rolle antiker ägyptischer Musikinstrumente für die Wiederbelebung des musikalischen Erbes des alten Ägypten.
(© Verlag Marie Leidorf)
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Orient-Archäologie 34: M. Konrad, Emesa zwischen Klientelreich und Provinz. Identität und Identitätswandel einer lokalen Fürstendynastie im
Spiegel der archäologischen Quellen.
Die Dynasten von Emesa, dem heutigen Homs in NW-Syrien, zählten zu den
bedeutendsten Bündnispartnern Roms an der Ostgrenze des Imperium Romanum. Aus der Nekropole Tall Abū Şābūn liegen Grabfunde vor, die für die
Bewertung der Situation und des Selbstverständnisses der orientalischen Klientelfürsten eine Quelle ersten Ranges darstellen. Unter den Beigaben aus
22 Gräbern des frühen und mittleren 1. Jahrhunderts n. Chr. der Nekropole
von Emesa überwiegen Kleidungszubehör und Schmuck sowie Waffen und
Relikte der Totenausstattung. Während Totenritual, Grabform und Bestattungsform an einheimisch-mesopotamische Traditionen anknüpfen, zeichnen die Schmuck und Insignien auffallende Verbindungen zu zentralasiatischen Steppenkulturen aus. Ausgehend von dem Befund aus Emesa werden
unter Heranziehung der literarischen Quellen identitätsbildende Parameter
und Identitätswandel der emesenischen Klientelfürsten in der Interaktion
mit Rom eingehend diskutiert. Die Untersuchung zeigt, dass die Bedeutung
der Klientelfürsten für Rom weit über sicherheitspolitische Funktionen hinausging und nur unter Berücksichtigung des sozialen, ökonomischen und politischen Gefüges verständlich wird. (© Verlag Marie Leidorf)
Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen
Ausstellungen
3. November 2013 bis 21. April 2014 Uruk – 5000 Jahre Megacity; Herne,
LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum.
5. März bis 11. April Göbekli Tepe – Ein steinzeitliches Bergheiligtum in der
Südosttürkei (Fotoausstellung); Berlin, Türkische Botschaft (Abb. 16).
11./12. Mai European Archaeologists in Saudi Arabia: Discovering the
Kingdom‘s Heritage (Fotoausstellung, Ausstellungsbereich ‚Tayma‘); Riad
(Saudi-Arabien), Nationalmuseum.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-10-6
Kulturwoche in Berlin (23.–29. September), die von der Botschaft des Königreichs in Berlin ausgerichtet wurde, hielt A. Hausleiter einen öffentlichen
Vortrag zum Thema „Die arabische Halbinsel als Bestandteil von Kommunikationsnetzwerken: Archäologische und historische Perspektiven“.
M. van Ess erteilte vor allem Auskünfte und Interviews zu den Themenkomplexen des Kulturerhalts in Irak und Syrien, des Freiwilligendienstes „kulturweit“ sowie zum neu gefundenen Megalithen in Baalbek. Sie wirkte an einem
TV-Projekt über die Forschungen in Uruk mit und verfasste eigene Publikationen zum Thema Kulturerhalt für die Öffentlichkeit.
16 Fotoausstellung des Göbekli Tepe-Projekts in der türkischen Botschaft, Berlin (Foto: Ç. KöksalSchmidt, Orient-Abteilung).
Informationsbroschüren
With Trowel and Hightec. German Archaeological Projects in Jordan (herausgegeben vom DEI Amman)
Göbekli Tepe Newsletter 2014
Newsletter des John Templeton Foundation-Projekts „Our Place: Our Place
in the World“ (Göbekli Tepe, Türkei)
Yeha. A Cultural Tourist Guide (Äthiopien)
Presseanfragen
Auch im Jahr 2014 erreichten wieder zahlreiche Presseanfragen die Abteilung. R. Eichmann informierte Journalisten über die Arbeit der OrientAbteilung in Syrien, Irak, Saudi-Arabien und Katar. Im Rahmen der saudischen
I. Gerlach verfasste Pressemitteilungen und gab mehrere Interviews über die
Projekte in Äthiopien und die wissenschaftlichen Forschungen in Südarabien.
Sie begleitete in Yeha die Filmaufnahmen des äthiopischen Fernsehteams
„Ethiopian Radio and Television Agency“ während der Frühjahrskampagne.
Für eine Sendung von Terra X über diesen Fundplatz traf sie sich für Vorabgespräche. Anlässlich der 4th International Enno Littmann Conference in Tübingen vom 1. bis 4. April gab sie eine Pressemitteilung heraus und informierte
die Öffentlichkeit in mehreren Zeitungsinterviews (u. a. Berliner Zeitung).
K. Bartl informierte Journalisten über die Gefährdung und Zerstörung von Kulturgut in Syrien und erläuterte mehrfach das „Projekte zur Erstellung digitaler
Kulturgüterregister für Syrien (Syrian Heritage Archive Project)“. Eine wichtige
Aufgabe des Projekts liegt neben der Retrodigitalisierung von Forschungsdaten in der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den derzeit zu beklagenden
Verlust von Kulturerbestätten in Syrien, sowie für das vielschichtige Problemfeld des illegalen Antikenhandels. Durch populärwissenschaftliche Publikationen, die Durchführung einer Vortragsreihe, in zahlreichen Interviews mit
Print- und Hörmedien sowie durch Posterpräsentationen während internationaler Tagungen und Kongresse (zuletzt auf der Kulturerbe-Tagung des DAI/
SPK im Auswärtigen Amt) wird versucht, die Aufmerksamkeit breiter Bevölkerungsschichten für Fragen des Kulturerhalts und der Antikenhehlerei zu
schärfen (Abb. 17).
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
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Bibliotheken, Archive und andere Infrastrukturen
Bibliothek
Die Bibliothekarin der Orient-Abteilung, E. Tens, betreut nicht nur die in Berlin stationierte Bibliothek der Orient-Abteilung, sondern auch alle bibliothekarischen Belange der an den Außenstellen befindlichen Bibliotheken. An den
derzeit nicht mit entsandtem Personal besetzten Außenstellen führen die lokalen Mitarbeiterinnen fortlaufend eine Retrokatalogisierung des Bestandes
durch, der an den in Zenon vorhandenen Datenbestand angesigelt wird. Alle
so nicht zu erfassenden Bände werden in Berlin bearbeitet. Um diese, aber
auch alle administrativen Geschäftsgänge und die Zusammenarbeit in bibliothekarischen Belangen den Gegebenheiten angepasst zu strukturieren, wurde von der Bibliothekarin in Zusammenarbeit mit S. Thänert (DAI Zentrale)
für die lokalen Mitarbeiterinnen aus Sanaa und Damaskus eine viertägige
Schulung organisiert, entsprechende Inhalte erarbeitet und durchgeführt.
Ein besonderes Projekt im Jahr 2014 war die systematische retrospektive
Erfassung des Bestandes der noch nicht in Zenon enthaltenen Titel. Hierzu
wurden eine Diplombibliothekarin sowie eine studentische Hilfskraft eingestellt. Bis Ende 2014 konnten ca. 75 % des Gesamtbestandes eingearbeitet
werden, sodass das Projekt voraussichtlich termingerecht im April 2015 enden kann. Zudem wurde die Einarbeitung des Bernhardt-Nachlasses von
ca. 300 Bänden, darunter ca. 50 arabische Titel, abgeschlossen.
E. Tens betreute zudem in ihrer Funktion als Ausbildungsleiterin für den
FAMI-Bereich Kurzzeit-Praktikantinnen aus dem Bereich der Öffentlichen Bibliotheken sowie eine Studentin des Medien- und Informationswesens. In
Unterstützung der Zentrale arbeitete sie an einer Buchbinderausschreibung
formal und inhaltlich mit, beteiligte sich bei der Revision in der Zentrale und
leistete regelmäßig Zuarbeiten für die übergeordnete Bibliotheks-IT.
17 Roll-Up des Syrian Heritage
Archive Projects (Abbildung:
Syrian Heritage Archive Project, Orient-Abteilung).
Bibliotheken der Außenstellen Damaskus und Sanaa
Die Bibliotheken in Damaskus und Sanaa blieben 2014 aufgrund der Sicherheitslage für den Publikumsverkehr geschlossen, die Retrokatalogisierung
wird vor Ort mit lokalem Personal fortgeführt.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Orient-Abteilung
Fotothek
Die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fotothek ist nach wie
vor durch Dokumentationsreisen zu den Forschungsprojekten im Ausland sowie die Aufbereitung, Archivierung und Bereitstellung der Fotografien für die
Öffentlichkeit geprägt. Im Jahr 2014 reiste die Fotografin der Abteilung, I. Wagner, nach Äthiopien, Katar und Saudi-Arabien, in Berlin war sie zudem für die
fotografische Dokumentation verschiedener DAI-Veranstaltungen zuständig.
Seit 2011 führt die Abteilung ein Konservierungsprojekt für die Altbestände der Fotoabteilung durch, das in Kooperation mit der Hochschule für
Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, FB-5 Konservierung/Restaurierung
und Grabungstechnik (Bachelor), Fachrichtung Audiovisuelles und Fotografisches Kulturgut erarbeitet wurde. Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte, die für diese Arbeiten gezielt geschult werden, archivieren hoch aufgelöste Scans, führen notwendige Konservierungsarbeiten durch und
überführen gefährdete Negative in eine Kühllagerung. Im Jahr 2014 wurde
am Bachmann-, am Kühnel-, sowie am Nöldeke-Archiv gearbeitet. Inzwischen wurden darüber hinaus 5809 Nitrat- und 600 Acetat-Negative des
Uruk-Warka-Archivs komplett in entsprechender Verpackung in die Langzeitarchivierung (Kühllagerung) überführt.
Archiv der Außenstelle Sanaa
Im Rahmen der Aufarbeitung der Forschungsprojekte der Außenstelle Sanaa
wurden Teile des Nachlasses von Jürgen Schmidt in das Sanaa-Archiv der
Orient-Abteilung in Berlin übernommen, einer ersten Sichtung unterzogen
und mit den Digitalisierungsarbeiten von Fotomaterial begonnen.
Sonstiges
M. van Ess koordinierte für das DAI den Einsatz von freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Freiwilligendienst „kulturweit“.
Am 20. Juli verstarb völlig unerwartet Prof. Dr. Klaus Schmidt.
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Kommission für Archäologie AuSSereuropäischer Kulturen
Dürenstraße 35–37
D-53173 Bonn
Tel.: +49-(0)228-997712-0
Fax: +49-(0)228-997712-49
E-Mail: [email protected]
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Bericht aus der Arbeit der Kommission
Direktoren: Dr. Burkhard Vogt, Erster Direktor; Dr. Josef Eiwanger, Zweiter Direktor.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Christina Franken, Dr. Johannes Moser, Dr. Heiko Prümers, Dr. Markus Reindel, Dr. Andreas Reinecke.
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Thorsten Behrendt, Viviane Diederich, Franziska Fecher, Lisa
Kruse, Mike Lyons, Mareike Mölders (bis 09.2014), Mirko Oehlert, Hendrik Rohland, Benjamin
Spies, Laura Stelson, Sonja Tomasso.
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Dr. Carla Jaimes Betancourt, Hermann Gorbahn (DFG),
Dr. Annette Kühlem, Dr. Sonja Magnavita (DFG), Heike Otten (DFG), Dr. Heidrun Schenk (DFG),
Dr. Jennifer von Schwerin (BMBF).
Die Bonner Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen (KAAK)
des Deutschen Archäologischen Instituts unternimmt Forschungen in Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien. Die Ergebnisse der unterschiedlichen, interdisziplinär ausgerichteten Projekte belegen, wie andersartig kulturgeschichtliche Entwicklungen außerhalb Europas und der Alten Welt bisweilen
verlaufen. Trotz der riesigen, zwischen den Projekten liegenden Entfernungen und sehr unterschiedlicher Zeitstellungen sind die Vorhaben der KAAK
thematisch und inhaltlich miteinander vernetzt und darüber hinaus in die
2006 initiierte Cluster- und Grundlagenforschung des DAI inte-griert. Drei
Arbeitsschwerpunkte haben sich herauskristallisiert, nämlich die Entwicklung menschlichen Siedlungsverhaltens von einfachsten zu komplexen
Formen, die Problematik von Ressourcenzugang und -nutzung vormoderner
Gesellschaften und das Thema Netzwerke des Austauschs und Handels.
e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK 1 Malaita, Salomonen. Die Arbeiten am Felsschutzdach ‚Ria‘ (Foto: J. Moser, KAAK).
1. Unter dem Titel „Höhle, Dorf und Kapitale: Von frühen zu komplexen Formen der Sesshaftigkeit“ sind die meisten KAAK-Projekte versammelt. So beschäftigt sich im marokkanischen Küstengebiet das Projekt „Préhistoire et
Protohistoire du Rif Oriental Marocain“ (Projektleiter J. Eiwanger) mit frühesten Formen der Besiedlung und Nutzung von urgeschichtlichen Höhlen,
Abris und Freilandstationen, insbesondere mit der Fundstelle Ifri n’Ammar,
deren mittelpaläolithische Schichten wichtige Beiträge zur aktuellen Diskussion um das „Out of Africa“ des anatomisch modernen Menschen beitragen.
Nach dem Ende der Feldarbeiten seitens der KAAK (seit 2013) befindet sich
das Projekt in der Publikationsphase. Nach drei gedruckten Monographien
zum archäologischen Fundstoff liegen die Schwerpunkte nun bei naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur Entwicklung der Fauna im Verlauf der
zurückliegenden zwei Jahrhunderttausende (R. Hutterer, Museum Alexander
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Koenig Bonn) und zum Bestand verkohlter Pflanzenreste (ca. 1200 Proben
durch R. Neef, DAI Berlin) aus dem Projekt. S. Tomasso führt im traseologischen Labor der Universität Liège (Belgien) Untersuchungen an mehreren
Hundert Artefakten der mittelpaläolithischen Steinindustrie aus Ifri n’Ammar
durch, deren Ergebnisse in einem weiteren monographischen Werk zusammengeführt werden sollen.
In eine ähnliche Richtung weisen die 2012 aufgenommenen Feldforschungen zur „Besiedlungsgeschichte Melanesiens – Vorgeschichte der Salomonen-Inseln“ (Projektleiter J. Moser), die sich mit zwei Fundplätzen unterschiedlicher Prägung auf der Insel Malaita befassen. Bei dem untersuchten
Fundplatz ‚Apunirereha‘ handelt es sich um ein großräumiges Areal lithischer Produktionsstätten. Die vor Ort gefertigten lithischen Produkte wurden als Handels- oder Tauschware regional und überregional in Umlauf gebracht. 14C-Datierungen markieren den zeitlichen Rahmen zwischen
100 v. Chr. und 1500 n. Chr. in die Vorkontaktzeit. Als zweiter Fundplatz wurde das Felsschutzdach ‚Ria‘ archäologisch sondiert. Anthropogen bedingte
Schichteinträge mit Befundstrukturen und umfangreiches Fundmaterial weisen den Platz als stark vom Menschen frequentiert aus. Die aus einer Doppelbestattung geborgenen Menschenreste eröffnen die Möglichkeit, anthropologische und genetische Untersuchungen vorzunehmen (Abb. 1. 2). Im
Forschungsprogramm verankert sind außerdem Gebrauchsspurenanalysen
an den Steingeräten sowie die petrologische Charakterisierung des Werkstoffes Feuerstein und dazugehörige Provenienzanalysen.
Das Siedlungsverhalten dörflicher Gemeinschaften und die Kulturentwicklung im vorspanischen Amerika sind Gegenstand der Forschung von gleich
mehreren Vorhaben. Das interdisziplinäre Verbundprojekt „Anden-Transekt:
Klimasensitivität präkolumbischer Mensch-Umwelt-Systeme“ (Projektleiter
M. Reindel) und das Projekt „Zentrum und Peripherie: der Siedlungsraum der
Paracas-Kultur (800–200 v. Chr.) im Süden Perus“ (Projektleiter M. Reindel)
laufen genauso unverändert weiter wie das Projekt zu Grabenanlagen und
Erdwerken im bolivianischen Amazonas-Tiefland, „Kulturen von Mojos“ (Projektleiter H. Prümers), und das Verbundprojekt MayaArch3D (Projektleitung
M. Reindel, J. von Schwerin) zur Monumentalarchitektur in Copan, Honduras.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-11-2
2 Malaita, Salomonen. Doppelbestattung am Felsschutzdach ‚Ria‘ (Foto: J. Moser, KAAK).
3 Goldwäscher am Daksa-Fluss in Mittelvietnam beim Auswaschen von Goldnuggets für Goldanalysen am CEZ in Mannheim (Foto: A. Reinecke, KAAK).
Einen Sonderfall vormoderner Siedlungsentwicklung bilden die uigurischen
und mongolenzeitlichen Stadtsiedlungen von Karabalgasun (um 745 bis 840
n. Chr.) und Karakorum (13./14. Jh.) im Orchon-Tal, Mongolei, (Projektleiterin Chr. Franken) als Gründungen nomadisch geprägter Gesellschaften im
Zusammenhang mit nomadischen Staatsgründungen in Zentralasien. Die
Grabungsaktivitäten in der Zitadelle von Karabalgasun und an der Großen
Halle von Karakorum wurden in Zusammenarbeit mit mongolischen Partnerinstitutionen fortgesetzt. Bestehende Kooperationsverträge wurden verlängert und durch einen zusätzlichen Kooperationsvertrag mit dem Kharakhorum-Museum ergänzt. Auch wurden mit finanzieller Förderung durch das
Auswärtige Amt erste Maßnahmen zur Konservierung und touristischen Erschließung der Großen Halle vorgenommen.
2. Innerhalb des zweiten Themenschwerpunkts „Ressourcenzugang und
-nutzung vormoderner Gesellschaften“ ist das Projekt „Frühes Gold und Silber in Südostasien“ (Projektleiter A. Reinecke) angesiedelt. In Kooperation
mit dem Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZ) und nationalen sowie
internationalen Partnern wurden bislang 163 Objekte von 13 Fundstellen aus
Kambodscha, Vietnam, Thailand und Indonesien analysiert. Sie geben
Hinweise zu Herkunftsregionen der Rohstoffe, zur Vielfalt der Ressourcennutzung und zum Beziehungsgefüge der frühen Gold-Silberverarbeitung in Südostasien bis nach Südchina. Als Referenz wurden zudem in Mittelvietnam erste
Flussgoldproben geborgen und analysiert (Abb. 3). Vier mittels LA-ICP-MS
untersuchte Nuggets enthielten zwischen über 89 und 98 % Gold. Dies ist
ein erster Hinweis, dass die hochsilberhaltigen Schmuckobjekte in dieser
133
e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK Region nicht auf natürlichen Legierungen basieren, doch soll dieser Befund
durch weitere Beprobungen von Flussgold im mittelvietnamesisch-kambodschanischen Umland der archäologischen Fundstellen erhärtet werden.
Das Forschungsvorhaben „Voreuropäische Wassernutzung auf der Osterinsel/Chile“ (Projektleiter B. Vogt) hat sich in der Zwischenzeit zu einer multidisziplinären Studie einer Sakrallandschaft im Zusammenspiel von hydraulischer und Sakralarchitektur fortentwickelt, wobei sich die arbori- und
hortikulturelle Verwendung von Bäumen immer stärker als integrativer
Bestandteil von technischer und sakraler Architektur herausstellt. Die laufenden Ausgrabungen von 2014 im Wasser- und Fruchtbarkeitsheiligtum
von Ava Ranga Uka A Toroke Hau ergaben die Lokalisierung weiterer mehrphasiger Kanalsegmente sowie den erstmaligen Nachweis wasserspielartiger
In-stallationen innerhalb des einstigen Palmenhains. Am Unterlauf des
Vaipú-Baches wurden eine Drohnenbefliegung und fotogrammetriegestützte
Kartierungsarbeiten durchgeführt.
In Französisch Polynesien konnten auf Tubuai (Australinseln) und Tahaa
(Gesellschaftsinseln) verschiedene archäologische Fundorte besucht werden, die mit der KAAK-Grabung auf der Osterinsel vergleichbare Befunde
aufweisen und laut oraler Traditionen auch hier mit Tabu-Handlungen in
Verbindung standen.
3. Mit dem Thema „Netzwerke des Austauschs und Handels“ befassen sich
zwei Grundlagenforschungsprojekte.
Die Förderung des Vorhabens „Eisenzeit und Frühgeschichte im Sahel Westafrikas (Senegal/Niger)“ (Projektleiterin S. Magnavita) wurde nach den geophysikalischen Prospektionen und den sehr erfolgreichen Grabungen von 2013 in
einem Grabhügel bei Kael von der DFG bis Juli 2015 verlängert. Die aus einer
Bestattung stammenden Edel- und Buntmetallobjekte werden aktuell in
Deutschland bearbeitet.
Stark vom internationalen Fernhandel profitierte auch die Residenzstadt
Tissamaharama (5. Jh. v. Chr. bis 9. Jh. n. Chr.) in Sri Lanka. Das von der DFG
geförderte Aufarbeitungsprojekt zur „Keramik von Tissamaharama, Sri Lanka“ (Projektleiterin H. Schenk) und deren Bedeutung für den Handel
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zwischen Indischem Ozean und Rotem Meer beschäftigt sich mit einer exzellent stratifizierten und gut datierten Sequenz lokaler Gebrauchskeramik und
importierter Waren. Diese gilt mittlerweile als bislang umfassendste Referenz für die Archäologie Südasiens und Indikator für einen weitreichenden
Seehandel. Dass dieser bereits im 2. vorchristlichen Jahrhundert weit nach
Osten reichte und die indonesische Insel Bali einschloss, konnte auf Einladung der ANU Canberra die Identifizierung und Bearbeitung indischer Importkeramik am Grabungsplatz Sembiram/Pacung belegen.
Kulturerhalt
B. Vogt nahm in Basel am 12. Februar in seiner Eigenschaft als Stellvertretender Vorsitzender an der Sitzung von ArchaeoCare – Solidarité Archéologique
Internationale teil.
Im April 2014 reichte B. Vogt auf der Osterinsel bei der Secretaría Técnica
des Consejo de Monumentos Nacionales und beim Consejo Nacional Forestal konkrete Planungen zum Bau einer Schutzhütte für die Monumentalplastik sowie für erste Wiederaufforstungsmaßnahmen am KAAK-Grabungsplatz
Ava Ranga Uka A Toroke Hau ein. Die Vorschläge zur Bepflanzung mit Setzlingen der Osterinselpalme und des Toromiro-Baumes wurden bereits im August 2014 realisiert.
Die Umsetzung des Kulturerhaltprojektes Karakorum/Große Halle in der
Mongolei wird fortgesetzt.
Aus dem DAI-Ausgrabungsprojekt Prohear (drei Grabungskampagnen
von 2008–2011) entstand Mitte 2013 die German-Cambodian Conservation
School mit drei Zielstellungen: Basis-Ausbildung für eine große Anzahl von
interessierten Fachkolleginnen und -kollegen, die weitere Absicherung fortlaufender Restaurierungsarbeiten und die Etablierung eines kambodschanischen Ausbildungsteams. Mit Finanzierungsmitteln des Kulturerhalts-Fonts
des Auswärtigen Amtes und Unterstützung seitens der Deutschen Botschaft
Phnom Penh organisiert das DAI gemeinsam mit dem Memot Centre Phnom
Penh, dem Nationalmuseum Kambodschas und dem German Apsara Conservation Project in Angkor Vat Restaurierungskurse für interessierte junge
Fachkolleginnen und -kollegen aus allen südostasiatischen Ländern.
134
e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-11-2
und unterstützt es dementsprechend mit Räumlichkeiten und persönlichem
Engagement, beispielsweise durch Übergabe der Abschluss-Zertifikate durch
hochrangige Beamte im feierlichen Rahmen. Für das DAI, in dessen Händen
die Leitung des Projekts, die Verwaltung, Planung und Bewerbungsauswahl
liegen, ergibt sich ein Ausbau der Vernetzung mit allen führenden archäologischen Einrichtungen in ganz Südostasien. Nähere Informationen bietet die
Webseite des Projektes.
Nachwuchsförderung
4 Labor des Memot-Centres der German-Cambodian Conservation School in Phnom Penh / Kambodscha. Zwei Kursteilnehmer von den Philippinen mit Ausbilderin Seng Sonetra bei der Restaurierung von Metallartefakten (Foto: A. Reinecke, KAAK).
Die sechswöchigen Kurse mit jeweils zwei Teilnehmenden begannen Mitte
2013 und werden vorläufig bis Ende 2016 durchgeführt. Sie versetzen die
Absolventinnen und Absolventen in die Lage, zukünftig in ihren EntsendeEinrichtungen mit klaren Vorstellungen für die Restaurierung und Lagerung
archäologischer Objekte einzutreten und gerade bei bilateralen Forschungsprojekten auch die entsprechenden Finanzmittel für Personal und Equipment einzufordern. Im März 2014 wurde seitens des Auswärtigen Amtes
eine Aufstockung der Finanzmittel für dieses Projekt gewährt, um statt sieben insgesamt acht Kurse pro Jahr und damit eine Kursdurchführung ohne
Leerlaufzeiten zu ermöglichen. An den bisherigen zwölf Kursen (bis Ende
2014) nahmen 24 Personen aus sechs Ländern teil (Kambodscha, Vietnam,
Laos, Philippinen, Indonesien und Thailand) (Abb. 4). Das Kultur-Ministerium
Kambodschas ist sich der internationalen Bedeutung des Projektes bewusst
Dissertationen
M. Reindel betreut folgende Dissertationen: V. Soßna, Impacts of Climate Variability on Pre-Hispanic Settlement Behavior in South Peru. The Northern
Río Grande de Nasca Drainage between 1500 BCE and 1532 CE (Universität
Kiel); H. Gorbahn, Der Fundplatz von Pernil Alto, Peru, und die Sesshaftwerdung in Südperu im Vergleich zur Alten Welt (Universität Kiel); H. Otten, Die
Keramik der Paracas-Zeit (800–200 v. Chr.) aus der Region Palpa – Lucanas
(Universität Bonn); Chr. Mader, Vertikalität in den Anden ‒ das Wirtschaftsmodell der Paracas-Gesellschaft (800 bis 200 vor Christus) im Süden Perus
(Universität Bonn); M. Mölders, Zentrum und Peripherie in der Provinz:
Komparative Analyse inkaischer Verwaltungsstrategien am Beispiel der südperuanischen Provinzen Vilcashuaman, Lucanas und Soras, Peru (Universität
Heidelberg); M. Schöler, Mosquitia – Siedlungsarchäologie einer wenig erforschten Region Mittelamerikas (Universität Bonn); B. Gräfingholt, Präkolumbische Rohstoffe zwischen Südperu und Nordchile: Untersuchungen zu
Austauschprozessen lithischer und metallischer Rohstoffe in den andinen
Kulturen Südamerikas (Ruhr-Universität Bochum); A. Peiró, The Urban Structure of Maya Cities In the Classic Period (Universidad Politécnica de Valencia,
Spanien).
J. Eiwanger und J. Moser betreuen S. Tomasso bei ihrem Dissertationsprojekt La nature originelle de l’Atérien – longue durée et enracinement maghrébin (Universität Liège).
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK Chr. Franken betreut die Dissertation von Hendrik Rohland, Die Ergebnisse
der Grabung Karakorum-Nordstadt (Arbeitstitel).
Schulpraktika
Jan Sturm (27.01.–07.02.2014); Jessica Hohnhorst (31.03.–11.04.2014); Matias Almeida (16.06.–27.07.2014).
Workshop
24.07.–01.08. Workshop Archäologische Restaurierung im Kharakhorum
Museum, Harhorin, Mongolei, organisiert und durchgeführt von Chr. Franken in Zusammenarbeit mit der Gerda Henkel Stiftung und dem Mongolischen Kultusministerium.
German-Cambodian Conservation School
Bis Ende 2014 fanden 12 Kurse mit insgesamt 24 Teilnehmenden statt.
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Marie Curie Stipendium der Gerda Henkel Stiftung
Dr. A. Herrera Wassilowski (bis 30.06.2014), Fertigstellung eines Buchprojektes (betreut durch H. Prümers).
Wissenschaftliche Veranstaltungen
Festvorträge
30. Januar KAAK Bonn, S. Magnavita, Aufgedeckt. Was neue archäologische
Forschungsmethoden über den alten Sahel verraten (anlässlich der Jahressitzung der KAAK am 31. Januar 2014) 18. Februar Universität Frankfurt,
akademische Trauerfeier, Burkhard Vogt, Hermann Müller-Karpe als Gründungsdirektor der Kommission für Allgemeine und Vergleichende Archäologie des Deutschen Archäologischen Instituts, 1979-1986.
Sommerfest
18. Juni KAAK Bonn
Stipendiatinnen und Stipendiaten
Fortbildungsstipendien
A.Peiró (außerordentliches Fortbildungsstipendium bis 04/2014); Dr. C. Jaimes Betancourt (bis Mitte 2014).
Stipendium der Gerda Henkel Stiftung
Angaragsuren Odkhuu (02.–04.2014, betreut durch Chr. Franken).
DAI-Aufarbeitungsstipendien
Th. Behrendt (Bonn), Steinwerkzeuge und keramische Grabbeigaben der
Südostasiatischen Halbinsel von 500 v. bis 200 n. Chr. – Petrographische Untersuchungen und Vergleichsstudien an Gesteinen und Keramiken aus der
Deltaebene des Mekong zur Material- und Herkunftsbestimmung der verwendeten Rohstoffe.
V. Soßna (betreut durch M. Reindel).
Symposien, Workshops und Konferenzen
23.-27. April Symposium „3D Tools for Archaeological Research in the Ancient Americas“, organisiert vom BMBF-Verbundprojekt MayaArch3D, M. Reindel und J. von Schwerin im Rahmen des 79th Annual Meeting of the Society
for American Archaeology; Austin, Texas.
Es sprachen: J. von Schwerin (Bonn), M. Reindel (Bonn) und H. RichardsRissetto (Middlebury), The MayaArch3D Project: An Open Source 3DWebGIS
for Archaeological Research; M. Schaich (Altenthann), Combined airborne
and terrestrial 3D Scanning and Photogrammetry Surveys with 3D Database
Support for Archaeology & Cultural Heritage; P. Fux (Rietberg) und M. Schaich
(Altenthann), Chavín – Peru. Combined 3D technologies for documenting
and visualizing a UNESCO World Heritage site for world´s first Chavín exhibition in the Museum Rietberg Zurich, Switzerland; M. Reindel (Bonn), J. Isla
(Bonn) und M. Schaich (Altenthann), New Discoveries from 3D-Modeling of
the Paracas site of Collanco, Peru; B. Fash und A. Tokovinine (beide Harvard),
136
e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK Fresh Angles: 3D as a Research and Preservation Tool; A. Tokovinine und
B. Fash (beide Harvard), Epigraphy in 3D: Digital Photogrammetry and Publication of Classic Maya Inscriptions; G. Muñoz Cosme, C. Vidal Lorenzo und
A. Peiró Vitoria (alle Valencia), Laser scanning as an analytical tool applied to
3D digital imagery in Maya archaeology: La Blanca and Chilonche (Guatemala); K. Cain (San Francisco) und Ph. Martinez, An Open Source Data Archive
for Chichén Itzá; F. Pezzutti und Chr. Fisher (Boulder), Object Oriented Classification of LiDAR Data from the Lake Pátzcuaro Basin, Michoacán, México;
Th. Garrison (Los Angeles), M. Clarke, S. Houston (beide Providence), K. Simon und V. Green, „We may have to call someone”: 3D Technologies in the
Context of Lowland Maya Field Archaeology; T. Winemiller (Montgomery)
und H. McKillop (Baton Rouge), Using GIS and GIS 3D to Reveal the Cultural
and Natural Landscapes of Ancient Maya Salt Works with Wooden Buildings
Submerged and Preserved by Sea-Level Rise; K. Landau (Evanston),
H. Richards-Rissetto (Middlebury) und M. Wolf (New York), Tacking Back and
Forth: 3D Technologies and Real Time Archaeological Excavation; H. RichardsRissetto (Middlebury), M. Reindel (Bonn), J. von Schwerin (Bonn), F. Remondino (Trento), LiDAR Applications for Landscape Archaeology: A Case Study
from Copan, Honduras; Diskutanten: J. Rick (Stanford), D. Chase (Orlando).
26./27. Mai Workshop zum DFG-ANR-Projekt „Zentrum und Peripherie: der
Siedlungsraum der Paracas-Kultur (800 – 200 v. Chr.) im Süden Perus“, organisiert von M. Reindel; Bonn.
Es sprachen: V. Soßna (Bonn), Impacts of Climate Variability on Pre-Hispanic Settlement Behavior in South Peru. The Northern Río Grande de Nasca
Drainage between 1500 BCE and 1532 CE; M. Reindel (Bonn), Organización
del proyecto, finanzas, levantamientos topográficos, geofísica; J. Isla (Lima),
Avance de los análisis, informe MINCU, exportación de muestras; H. Gorbahn (Kiel), Análisis de excavaciónes en Collanco, avance informe preliminary; H. Otten (Bonn), Avance del análisis de la cerámica Paracas de Palpa y
Lucanas; D. Oestreich (Heidelberg), Avance del análisis mineralógico de la
cerámica Paracas; Chr. Mader (Bonn), Estado de la investigación de la historia económica de los Paracas; E. Schmidt (Bonn), Avance de trabajos sobre
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-11-2
arquitectura Paracas; B. Gräfingholt (Bochum), Estudios sobre minería y materias primas en los valles de Palpa.
23.–25. Juni Symposium „MayaArch3D“, organisiert vom BMBF-Verbundprojekt MayaArch3D, M. Reindel und J. von Schwerin im Rahmen des Technical Commission V Symposium of the International Society of Photogrammetry and Remote Sensing (ISPRS); Riva del Garda, Italien.
Es sprachen: M. Reindel und J. von Schwerin (Bonn), MayaArch3D project
overview and aims; B. Jimenez Fernandez (Trento), Terrestrial data acquisition
and 3D modeling for the MayaArch3D project; J. von Schwerin und M. Lyons
(Bonn), 3D models post-processing: segmentation, structuring and database
generation; L. Loos (Heidelberg) und G. Agugiaro (Wien), 3D Geodatabase
modelling and the MayaArch3D geobrowser; A. Zipf und M. Auer (Heidelberg), New approaches for 3D WebGIS applications in Cultural Heritage.
23. Juli Internationale Konferenz „Restoration and Cultural Heritage in the
Orkhon valley, Mongolia“, organisiert und durchgeführt von Chr. Franken in
Zusammenarbeit mit der Mongolischen Akademie der Wissenschaften und
dem Mongolischen Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus; Kharakhorum Museum Harhorin, Mongolei.
Vortrag im Rahmen der Konferenz: Chr. Franken, Archaeological excavations in the Orkhon valley – projects and results.
11./12. November Workshop BMBF-Verbundprojekt „MayaArch3D: Ein
webbasiertes 3D-GIS zur Analyse der Archäologie von Copan, Honduras“, organisiert von M. Reindel und J. von Schwerin; Bonn.
Es sprachen: M. Reindel (Bonn), Revisiting Project Goals, Accomplishments,
Challenges and Decisions to be made; J. von Schwerin (Bonn), Sub-Project
Progress Reports: Accomplishments since July, Challenges, Outstanding Tasks
and Revised Development Schedule through April 2015; A. Zipf und L. Loos
(Heidelberg), Overview Subproject Geoinformatics; J. von Schwerin (Bonn),
Overview Subproject Archaeology; L. Loos (Heidelberg), 2D Geobrowser
Design – Accomplishments, Challenges, Solutions and Further Plans; N. Billen
137
e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK (Heidelberg), Service Architecture und Data Integration: Accomplishments,
Challenges, Solutions and Further Plans; J. von Schwerin und M. Lyons (Bonn),
iDAI.field Database: Accomplishments, Challenges, Solutions and Further
Plans; B. Jimenez Fernandez (Trento) und F. Remondino (Trento), 3D Model
Post-processing, Virtual Tour, State of the Work; F. Fecher (Bonn), A SpatioTemporal Analysis of Honduras: Sample Queries and Analyses; L. Stelson
(Bonn), A Catalogue of Altars at Copan and a Spatio-Temporal Analysis; J. von
Schwerin (Bonn), Presenting iconographic and epigraphic information on a 3D
model; M. Lyons (Bonn), A Transparent Reconstruction of Temple 18;
H. Richards-Rissetto (Middlebury), M. Auer (Heidelberg) und J. von Schwerin
(Bonn), Using LiDAR data for a Visibility Analysis of Copan Valley Stelae; M. Auer
(Heidelberg), Developments with 3D environment and GIS Analyses – when
can the testing phase begin to test GIS analyses, which functions will be ready
first, which later?
11. Dezember Workshop zum DFG-ANR-Projekt „Zentrum und Peripherie:
der Siedlungsraum der Paracas-Kultur (800 – 200 v. Chr.) im Süden Perus“
M. Reindel; Bonn.
Es sprachen: H. Gorbahn (Kiel), Excavaciones en Cutamalla 2014: Unidad 16,
17 y 19 (Estructuras en D con patios y recintos); E. Schmidt (Bonn), Excavaciones en Cutamalla 2014: Unidad 18 (andenes) y Unidad 20 (estructura circular);
Chr. Mader (Bonn), Excavaciones en Casablanca, valle de Santa Cruz; H. Otten
(Bonn), Avance del análisis de la cerámica Paracas de Palpa y Lucanas; D. Oestreich (Heidelberg), Petrological and geochemical analyses of ceramic sherds
from Jauranga, Collanco and Cutamalla; M. Reindel (Bonn), Los sitios Paracas
de la sierra: Una interpretación preliminar; Chr. Duverger (Paris), Introducción a
las investigaciones arqueológicas en Ica; A. Bachir Bacha, D. Llanos Jacinto (Paris), Investigaciones arqueológicas en Cerro Córdova, temporada 2014.
Publikationen
Zeitschrift für Archäologie Außereuropäischer Kulturen 6
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Öffentlichkeitsarbeit
Vietnam-Ausstellung (Herne, Mannheim, Chemnitz)
Auf der Grundlage einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem DAI, dem
LWL-Museum für Archäologie Herne, dem Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz und den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim ist A. Reinecke seit
2012 als Chefkurator der nunmehr für 2016/2017 geplanten Vietnamausstellung mit der inhaltlichen Vorbereitung betraut worden. Das ursprünglich angedachte Konzept „Neue Archäologische Entdeckungen Vietnams“ wird hoffentlich in reduzierter Form realisiert werden können. Die wichtigsten Funde
sind seit 1990 über rund 50 Provinzmuseen Vietnams verstreut. Das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus Vietnams möchte eine Konzentration der
Ausstellung auf Altfunde, weil diese konzentriert am Nationalmuseum in Hanoi lagern. Die Finanzierung der Ausstellung ist in engem Rahmen gesichert.
Von der Einwerbung weiterer Finanzmittel werden die virtuellen und gestalterischen Möglichkeiten ebenso abhängen wie die Anzahl der leihgebenden Museen Vietnams, ohne dass die Transportkosten im Inland oder Reisewünsche
der vietnamesischen Partner den finanziellen Rahmen sprengen.
Die deutsche Seite hat im Februar 2012 eine Konferenz zur Vorbereitung
der Ausstellung in Hanoi durchgeführt und versprochen, alle 19 Beiträge der
Konferenz zweisprachig (Vietnamesisch/Englisch) zu drucken. Die aufwendige
Bearbeitung und Übersetzung von rund 800 Manuskriptseiten wurde in 2014
durch A. Reinecke abgeschlossen. Das Layout des etwa 400 Seiten
umfassenden Werkes liegt vor und wurde von der Firma Kessel (Oberwinter)
erstellt. Es wird die textumfangreichste fremdsprachige Publikation vietnamesischer Autorinnen und Autoren zur Archäologie, die bisher überhaupt erschienen ist. Der Druck ist nach Eingang des Geleitwortes des Bundesministers
des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, für Anfang 2015 vorgesehen. Im
Sommer 2014 hat Bundesminister Steinmeier überdies die Bereitschaft zur
Übernahme der Schirmherrschaft erklärt. Gespräche zur Vorbereitung der
Ausstellung fanden mit der deutschen Botschafterin in Hanoi, Frau Jutta
Frasch, im Oktober 2014, und mit der vietnamesischen Botschafterin in Berlin,
Frau Dr. Nguyễn Thị Hoàng Anh, im Dezember 2014 statt (Abb. 5). Weitere In-
138
e-Jahresbericht des DAI 2014 – K A AK urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-11-2
formationen zur Ausstellung sind online auf der Homepage der Ausstellung
und in der kostenlos zugänglichen Broschüre verfügbar.
Veranstaltung
22./23. Mai 9. Bonner Wissenschaftsnacht: Informationsstand der KAAK im
Wissenschaftszelt auf dem Bonner Münsterplatz.
Interviews
28. März B. Vogt, A. Kühlem – ausführliches mehrstündiges Fernsehinterview mit BBC zu Kollapsszenarien 11. April B. Vogt, Zeitungsinterview mit
der deutschsprachigen Wochenzeitung Condor, Santiago de Chile 21. Juli B. Vogt, Fernsehinterview für ZDF anlässlich des 100. Geburtstages
von Thor Heyerdahl.
Informationen für die breite Öffentlichkeit
B. Vogt, Artikel für Archäologie Weltweit, Heft 2/2014, „Heilige Wasserbaukunst auf der Osterinsel“.
Bibliothek
5
5 Vorbereitung der Ausstellung über die Archäologie Vietnams – Treffen von Vertreterinnen und
Vertretern der beteiligten Institutionen mit der vietnamesischen Botschafterin in Deutschland,
Frau Dr. Nguyễn Thị Hoàng Anh. Von links nach rechts: Dr. Sabine Wolfram, Direktorin des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz, PD Dr. Michael Tellenbach, Direktor der beiden Museen Weltkulturen und Bassermannhaus für Musik und Kunst, Frau Dr. Barbara Rüschoff-Thale,
Kulturdezernentin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Botschafterin, Dr. Josef Mühlenbrock, Leiter des LWL-Museums für Archäologie Herne, Dr. Andreas Reinecke, SüdostasienReferent an der KAAK und Chefkurator der geplanten Ausstellung (Foto: Thân Hoài Thu).
Durch Ankauf, Schriftentausch und den Erhalt von Geschenken wuchs der Bestand der Bibliothek um 388 Titel und 652 Bände an. Zum Jahresende 2014
verzeichnet die Bibliothek inklusive der Sonderdrucke und digitaler Medien
einen Bestand von 58.569 Medieneinheiten. Das Angebot elektronischer Medien erfolgt im Wesentlichen im Rahmen der Nationallizenzen und JSTORAngebote. 21 elektronische Zeitschriften sind zusätzlich durch die KAAKBibliothek abonniert. Erstmalig in 2014 ist über den Onlinekatalog ZENON der
Zugriff auf 76 E-Books möglich, entsprechende Konsortiallizenzen wurden
durch die Abteilung Rom für alle DAI-Bibliotheken erworben. Im Februar und
März wurde im Rahmen des Retrokatalogisierungsprojekts ein erstes Kontingent japanischer Titel in den Onlinekatalog eingearbeitet. 2157 Leserinnen
und Leser suchten die Bibliothek auf, hiervon 677 externe Tagesgäste.
139
140
Eurasien-Abteilung
Im Dol 2–6
D-14195 Berlin
Tel.: +49-(0)30 18 7711-311
Fax: +49-(0)30 18 7711-313
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
Außenstelle Teheran
9, Khiaban-e Shahid Akbari
Pol-e Rumi, Dr. Shariati
P.O. Box 3894
Teheran-Elahiyeh/Iran
[email protected]
Leiterin: PD Dr. Barbara Helwing (bis 30.09.).
Außenstelle Peking
Unit 1310, Landmark Tower 2
8 North Dongsanhuan Road
Chaoyang District
100004 Peking/China
[email protected]
Leiterin: Prof. Dr. Mayke Wagner.
Direktor und Direktorin: Prof. Dr. Svend Hansen, Erster Direktor; Prof. Dr. Mayke Wagner, Zweite Direktorin.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: PD Dr. Nikolaus Boroffka, Chen Xiaocheng, PD Dr. Barbara Helwing, Christian Leipe, Dr. Ingo Motzenbäcker, PD. Dr. Sabine Reinhold,
Dr. Udo Schlotzhauer, Dr. Erdmute Schultze.
Wissenschaftliche Hilfskraft: Vladimir Ioseliani M.A.
Aus Drittmitteln finanzierte Stellen: Bianca d’Anna M.A., Katrin Bastert-Lamprichs M.A., Dipl.
des. Ulricke Beck, Prof. Dr. Blagoje Govedarica, Dominic Hosner M.A., Mehmet Karaucak M.A.,
Astrid Klein, Dr. Florian Klimscha, Dr. Gunvor Lindström, Dr. Elise Luneau, Dr. Andrea Ricci,
Dr. Agathe Reingruber, Dr. Judith Thomalsky, Oskar Schröder, Dr. Mike Teufer, Dr. des. Patrick
Wertmann, Dr. Tilmann Vachta.
Bericht aus der Arbeit der Abteilung
Die Arbeit der Eurasien-Abteilung konnte 2014 erfolgreich fortgesetzt werden. Über die aktuellen Forschungen wird in einem Taschenbuch berichtet,
das im Sommer 2014 erschien. Es ist als PDF auf der Homepage der Eurasien-Abteilung verfügbar.
Seit 2005 steht die Untersuchung der Wechselwirkungen von technischen Innovationen und sozialen Veränderungen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses der Eurasien-Abteilung. Eurasien bietet hierfür erhebliche Potenziale, die seit der Öffnung der Grenzen vor 25 Jahren immer
deutlicher sichtbar werden.
Wegen der aktuellen Situation in der Ukraine waren Feldforschungen in
der Region Odessa, der Ostukraine und auf der Taman-Halbinsel nur beschränkt bzw. durch einheimische Kooperationspartner möglich.
Der „Digitale Atlas der Innovationen“, ein gemeinsam mit dem MaxPlanck-Institut für Wissenschaftsgeschichte durchgeführtes Forschungspro-
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung 1 Pietrele (Rumänien). Keramik aus der neolithischen Siedlung (Foto: S. Hansen, DAI Eurasien-Abteilung).
jekt im Exzellenzcluster TOPOI, untersucht die räumliche Verbreitung von
Innovationen. Der Schwerpunkt der Arbeiten von B. Helwing, S. Hansen und
F. Klimscha bestand in der Erarbeitung der Grundlagen für Kartierungen von
Rad, Wagen, Pflug, des domestiziertes Esels, der Silberfunde des 4. Jahrtausends v. Chr. und der frühesten Dolche. Die Lösung technischer Probleme
kam so weit voran, dass die Online-Stellung näher rückt.
Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Silk Road Fashion: Kommunikation durch Kleidung des 1. Jts. v. Chr. in Ostzentralasien“ untersucht unter Leitung von M. Wagner am Beispiel der in den Wüsten Xinjiangs perfekt erhaltenen Textilien den Zusammenhang von Techniken der Kleiderherstellung und
der sozialen Signifikanz der Kleidung in einem umfassenden interdisziplinären
Ansatz über das gesamte 1. Jahrtausend v. Chr. Erste Forschungsergebnisse
stießen auf großes öffentliches Interesse: So erhielt die Entdeckung der ältesten bekannten Hosen und ihres Designs weltweit ein großes Presseecho.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
Im nördlichen und nordwestlichen Schwarzmeerraum bilden Untersuchungen zu Neolithikum und Kupferzeit, zwei der dynamischsten Perioden technischer Entwicklung, den Schwerpunkt.
In der neolithischen Siedlung Aşağı Pınar in Türkisch-Thrakien wurden die
Untersuchungen zu den ältesten Siedlungsschichten fortgesetzt. Daneben
wurde die Bearbeitung der Fundmaterialien, unter anderem der Figurinen
durch S. Hansen voran gebracht.
In Pietrele an der Unteren Donau wurde die Untersuchung der kupferzeitlichen und insbesondere der neolithischen Siedlung fortgesetzt (Abb. 1).
Durch Prof. Wunderlich und D. Nowacki (Geographisches Institut der
Goethe-Universität Frankfurt) konnte nachgewiesen werden, dass zwischen
Giurgiu und Olteniţa ein zusammenhängender See bestand, der etwa die
doppelte Größe des Bodensees hatte. Die Grabungen unter Leitung von
S. Hansen und A. Reingruber erbrachten das überraschende Ergebnis, dass
am Seeufer zwischen 5200 und 4250 v. Chr. eine Siedlung bestand. Der
Zusammenhang von technischen Innovationen und sozialen Bedingungen
soll insbesondere in der Erforschung der Transformation vom Spätneolithikum zur Kupferzeit detailliert erkennbar werden. Daher standen bereits
2014 die überraschend gut erhaltenen neolithischen Siedlungsareale im
Mittelpunkt der Ausgrabungen.
Die Geländearbeiten im Rahmen des DFG-Forschungsprojektes „OrlovkaKartal und die frühe Kupferzeit im nordwestlichen Schwarzmeer-Gebiet“
wurden im Jahr 2014 wegen der aktuellen Krise in der Ukraine unter
erschwerten Bedingungen durchgeführt. Daher konnten die diesjährigen
Grabungen in der Nekropole Kosary bei Odessa erst in Oktober stattfinden.
Es gelang B. Govedarica, die Erforschung der Nekropole zu vervollständigen
und die insgesamt 23 Gräber freizulegen (Abb. 2). Die Nekropole ist die
bislang größte Bestattungsgruppe der kupferzeitlichen „Zepterträger“ im
westlichen Teil ihres Verbreitungsgebietes.
Die Grabungen in der Megasiedlung von Petreni unter Leitung von R. Uhl
sollen exemplarisch die Aussagemöglichkeiten einzelner Hausbefunde in
einer Großsiedlung der Cucuteni-Tripolje Siedlung ausleuchten. So wurde
bislang in der nun mehr als 100 Jahre währenden Forschungsgeschichte kein
141
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung 2 Kosary (Ukraine, Gebiet Odessa). Grab 14.1 (Foto: B. Govedarica, DAI Eurasien-Abteilung).
Haus mitsamt seinem Inventar und Angaben zu den Volumina der Gefäße
vollständig vorgelegt. 2014 wurde daher das Inventar des in den Jahren
2011–12 vollständig ausgegrabenen Hauses im Rahmen eines Aufarbeitungsstipendiums dokumentiert und zur Publikation vorbereitet.
Das durch die Fritz Thyssen Stiftung geförderte Forschungsprojekt
„Metallanalysen bronzezeitlicher Weihegaben aus Rumänien“ unter Leitung
von T. Vachta hat die Auswertung und Publikation zweier Datenserien von
chemischen Analysen bronzezeitlicher Metallobjekte aus Rumänien zum Ziel.
Die Auswertung der Analysedaten erbrachte neue Erkenntnisse. So konnte
für beide Regionen nachgewiesen werden, dass die Spurenelementzusammensetzung zeitspezifisch war. Damit wird es künftig möglich sein, auch Fragmente von Bronzen aufgrund ihrer chemischen Signatur zeitlich einzuordnen.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
Die Untersuchungen von U. Schlotzhauer auf der Taman-Halbinsel an der
Nordostküste des Schwarzen Meeres unmittelbar gegenüber der Krim
erbrachte in den vergangenen Jahren völlig neue Ergebnisse zur Landschaftsrekonstruktion und zum Verlauf der frühen griechischen Kolonisation. So
reichte die griechische Kolonisation viel weiter nach Osten, als man bisher
vermutete. Aufgrund der interdisziplinären Zusammenarbeit von archäologischer Feldforschung, Geoarchäologie und Alter Geschichte konnte unser
Verständnis zur antiken Landschaft der heutigen Taman-Halbinsel grundlegend verändert werden. Beispielsweise existierte zur Zeit der griechischen
Kolonisation nicht nur die heutige Straße von Kerč als Durchfahrtsmöglichkeit, sondern ein weiterer ebenfalls schiffbarer östlicher Bosporus.
Die hieraus resultierenden Fragen nach der historischen Topographie der
Region ist nun Gegenstand der aktuellen Untersuchungen, mit der sich der
Fokus des Projektes gegenwärtig nach Osten verschiebt.
Die Besiedlungsgeschichte im 4. und frühen 5. Jahrhundert n. Chr., speziell der Černjachov-Kultur im Gebiet der Dnepr-Severskij Donec-Wasserscheide steht im Mittelpunkt der Forschungen von E. Schultze. Der Forschungsstand in den einzelnen Teilgebieten des Untersuchungsraums
(Bereich um Vojtenki, Mündungsgebiet der Mža in den Severskij Donec,
Flussgebiet der Berestovaja) ist zwar immer noch unterschiedlich, aber die
Besiedlung in diesen Gebieten inzwischen besser miteinander zu vergleichen. Alle Siedlungen liegen an Flüssen oder kleineren Flussläufen, an der
Einmündung von kleinen Zuflüssen oder am Beginn kleiner Flussläufe bzw. an
Quellen. Die Siedlungen in der zuletzt genannten Lage befinden sich oft im
Bereich der Dnepr-Severskij Donec-Wasserscheide, sodass die Verbindungen
zwischen Siedlung und Umfeld hier sicher über diesen Landweg erfolgten.
Die germanisch-slawische Expedition der Universität Charkov setzte 2014 die
Grabungen auf dem Gräberfeld und der Siedlung von Vojtenki fort, insgesamt sind auf dem Gräberfeld jetzt 206 Bestattungen untersucht worden.
Im Rahmen des Exzellenzclusters TOPOI wurde die grautonige Keramik
der ersten Jahrhunderte n. Chr. aus dem Unteren Buggebiet (Ukraine) auch
naturwissenschaftlichen untersucht. Dabei lassen sich die beiden archäologisch definierten Keramikspektren, nämlich das griechisch-römische
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3 Kamiltepe (Aserbeidschan). MPS 4, Grabensystem (Foto: J. Krumnov, DAI Eurasien-Abteilung).
4 Aruchlo (Georgien). Gefäßoberteil mit plastischer, figuraler Darstellung aus Graben 6 (Foto:
S. Hansen, DAI Eurasien-Abteilung).
Spektrum und das Černjachov-Spektrum des 3./4. Jahrhunderts klar voneinander unterscheiden.
In unserer Schwerpunktregion Kaukasus wurde 2014 im Rahmen des
Forschungsprojekt „Kura in Motion“ (im Gemeinschaftsprogramm von DFG
und ANR) in Aserbeidschan und Georgien fortgesetzt. Die holozäne Landschaftsentwicklung entlang des Kuraflusses wird durch Ausgrabungen in
Aruchlo/Georgien (S. Hansen/K. Bastert-Lamprichs/M. Ullrich/V. Ioseliani),
in Menteshtepe (B. Lyonnet) und Kamiltepe (B. Helwing/A. Ricci/B. d’Anna)
beleuchtet. Sowohl in Kamiltepe als auch in Aruchlo, beides Siedlungen des
6. Jahrtausends v. Chr., konnten eine Reihe von Gräben innerhalb der Siedlung nachgewiesen werden (Abb. 3). Sie haben eindeutig keine Funktion als
Verteidigungsanlage und dienten auch nicht der Wasserversorgung. Vielmehr dürfte es sich bei den Gräben um Anlagen zur Durchführung von
Ritualen handeln. In Aruchlo wurden die Gräben nach den vorliegenden
Datierungen relativ rasch verfüllt. Bemerkenswert sind Kupferfunde und
eine figürlich verzierte Scherbe eines Tongefäßes (Abb. 4).
In der Milsteppe wurden durch Surveys unter Leitung von A. Ricci inzwischen 143 Fundstellen in einem Bereich von etwa 20 km2 dokumentiert.
Davon ist eine ganze Reihe zeitgleich mit Kamiltepe. Diese neolithischen
Plätze sind zumeist kleine flache Hügel und liegen bevorzugt entlang der
alten Wasserläufe, in einem Abstand von etwa 1–2 km zueinander. Sondagen
am neolithischen Fundplatz Imamqulu Tepe, erbrachten direkt unter der
Oberfläche Architektur mit stehenden Vorratsgefäßen in situ und einer
Kinderbestattung. Ein 12,7 kg schwerer Obsidian unterstreicht die Einbindung der Region in ein überregionales Netz der Rohmaterialverteilung, da
dieses Material aus dem Kleinen Kaukasus stammt.
Im Raum Kislovodsk im Nordkaukasus wird von S. Reinhold eine bislang
völlig unbekannte bronzezeitliche Siedlungslandschaft erforscht. Mehr als
143
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung 190 Siedlungsplätze und rund 70 andere Fundorte sind mittels moderner
Fernerkundungsmethoden und Vermessung vor Ort bis auf die Ebene einzelner Gebäude in einem Geoinformationssystem erfasst worden. Es sind Siedlungen mit regelmäßigem Umriss, die seit dem 17. Jahrhundert v. Chr. über
beinahe 700 Jahre zu verfolgen sind. Mit dem Nachweis von multifunktionalen Räumen in den Häusern und damit dem direkten Nachweis der Präsenz
von Tieren, konnte ein komplexes Almwirtschaftssystem rekonstruiert werden. Es ist das älteste bislang in der Alten Welt belegte System dieser Art.
Der Kaukasus war zu allen Zeiten eine Region kultureller Vielfalt und eine
Brücke im Transfer kultureller, technischer und sozialer Neuerungen zwischen den Hochkulturen des Vorderen Orients und der eurasischen Steppenzone. Die Region spielte in der Bronzezeit vom 4. bis 2. Jahrtausend
v. Chr. eine wichtige Rolle für die Rohstoffversorgung mit Metall, den Transfer technischer Innovationen und die Erschließung neuer Lebensräume. In
der Region Stavropol‘, ein Gebiet etwa so groß wie Bayern, konnten in den
letzten Jahren Tausende von Gräbern nach modernsten Standards dokumentiert werden. In methodischer Hinsicht ist dieses Material von
unschätzbarem Wert, erlaubt es doch ein hohes Maß an Vergleichbarkeit.
Die anthropologische Analyse der Skelette wird erstmals nach modernen
Standards ermittelte Basisdaten wie Größe, Alter und Geschlecht der Verstorbenen erheben. Die bio- und geochemischen Analysen verschiedener
stabiler Isotopensysteme werden grundlegend neue Erkenntnisse zur
Ernährungsweise der bronzezeitlichen Menschen erbringen.
Die Untersuchungen am Kurgan „Marfa“ in dieser Region wurden fortgesetzt. Er stammt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr., der Zeit der Maikop-Kultur,
die im Nordkaukasus über weite Gebiete verbreitet war. Er ist bisher der
größte Kurgan der Maikopelite im Zentralkaukasus. Neben den Arbeiten am
Kurgan konnte erstmalig im Nordkaukasus auch das Umfeld des Grabhügels
untersucht werden. Dabei wurden zwei umlaufende Gräben, eine mit
Lehmblöcken gepflasterte Fläche am Kurgan, Spuren ritueller Handlungen
und sogar Gräber entdeckt.
In Kooperation mit der Sokhumi-Universität in Tiflis wurden die Untersuchungen auf dem Siedlungshügel „Tabakoni“ in Westgeorgien fortgesetzt.
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Der annähernd runde Hügel von Tabakoni hat einen Durchmesser von 45 m
und erhebt sich bis ca. 2,90 m über das umliegende, sumpfige Gelände. Wie
bei anderen, vergleichbaren Plätzen sind die einzelnen, in verschiedene
Epochen zu datierenden Siedlungshorizonte durch fundarme, allerdings
nicht sterile Ablagerungen getrennt, die auf eine periodische Nutzung des
Platzes hinweisen. Insgesamt wurde der Hügel von Tabakoni mit Unterbrechungen vom Ende des 3. Jahrtausends bis zur Mitte des 1. Jahrtausends
v. Chr. genutzt und umfasst damit die gesamte Spanne der „Kolchis-Kultur“.
Die Arbeiten wurden 2014 durch die Aufdeckung von Arealen mit vorzüglicher Feuchtbodenerhaltung und dem Fund zahlreicher Hölzer belohnt,
welche für die dendrochronologische Datierung wertvoll sind.
Die Schwerpunktregion Mittelasien spielte seit der Bronzezeit eine entscheidende Rolle als Kontaktzone zwischen Ost und West. Seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. entstanden hier städtische Kulturen, die in ein weiträumiges
Handelsnetz eingebunden waren. Mit Alexander dem Großen wurde die Region Teil der hellenistischen Welt mit eigener Prägung und einer spezifischen
Tradierung hellenistischer Elemente bis in das Frühmittelalter, das durch
mobile großräumige Migrationen nach Westen geprägt war (Hunnen, Awaren, Turkvölker).
Das im Rahmen des DFG-ANR-Programms bewilligte Forschungsvorhaben „Archaeological research on the metallic and pottery assemblages from
the Oxus Basin to the Indus Valley during Protohistory“ unter Leitung von
N. Boroffka und H.-P. Francfort (CNRS Paris) hat zum Ziel, durch die naturwissenschaftliche Analyse von Keramik- und Metallproben Aufschluss über direkten Handel dieser Materialien zwischen Kupferzeit und Eisenzeit zu erhalten.
In Tadschikistan untersuchte M. Teufer in der dem Pamir vorgelagerten
Lößhügelregion des südwestlichen Tadschikistans die von ihm entdeckte
bronzezeitliche Siedlung bei Saridžar, welche in das 17.‒15. Jahrhundert
v. Chr. datiert. Die Grabungen erbrachten den Nachweis von Lehmarchitektur.
Neben mehrräumigen Wohngebäuden sind Terrassierungen mittels Lehmplattformen, die als Werkplätze dienten, sowie Töpferöfen nachgewiesen.
144
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung Außerdem konnte durch eine Magnetprospektion und Testgrabungen die
zur Siedlung gehörige Nekropole ermittelt werden.
Im Dorf Torbulok im Südwesten Tadschikistans wird nach dem Fund eines
großen Kultgefäßes ein Heiligtum vermutet. Durch die Grabung 2014 konnte
unter Leitung von G. Lindström auf einem Acker oberhalb der Dorfschule
eine mit hellem Lehm verkleidete Stützmauer freigelegt werden, bei der es
sich offenbar um die Begrenzung des Kultbezirks handelt. An diese schlossen
sich zwei Gebäude an, die aufgrund der darin gefundenen Installationen vorläufig als Gebäude zur Zubereitung kultischer Mahlzeiten gedeutet werden
können. Außerdem wurde hier ein etwa 5 × 5 m großer, dreiseitig umschlossener Hof entdeckt, auf dem sechs kleine Altärchen in Form von Säulenbasen standen – eine für die hellenistische Zeit dieser Region typische Form.
Die Ausgrabungen in Gonurdepe bilden in Turkmenistan den Schwerpunkt der Aktivitäten seit dem N. Boroffka durch V. Sarianidi (†) zu den Untersuchungen der bronzezeitlichen Stadtanlage eingeladen wurde. Gonur ist
ein Zentrum der baktrisch-margianischen Stadtkultur, die zwischen 2300
und 1700 v. Chr. von Turkmenistan bis Tadschikistan und Nordafghanistan
verbreitet war. Gonur wird im Mittelpunkt einer Ausstellung stehen, die in
Berlin, Hamburg und Mannheim gezeigt werden soll. Unterstützt wurden die
Arbeiten unseres Kooperationspartners A. Kurbanov in Dashli-Depe bei
Yzgant. Dabei handelt es sich um eine Tellsiedlung von 100 × 150 m Fläche
und 3 m Höhe, die mindestens von der Spät-Džeitun-Zeit (Neolithikum) bis in
die Namazga II Periode (Kupferzeit) besiedelt war.
In Usbekistan wurde unter Leitung von N. Boroffka im Rahmen des
Projektes Denau, in dem es um die diachrone Entwicklung von Siedlungskammern geht, in Kachramon an der abschließenden Untersuchung der
Festung des 4.–5. Jahrhunderts n. Chr., sowie an der Dokumentation von
Gräberfeldern im Umfeld gearbeitet.
In der Schwerpunktregion Iran und in Afghanistan konnten neue, wichtige
Untersuchungen durchgeführt werden.
Im Sommer 2014 wurden unter der Mitarbeit von J. Thomalsky durch den
Kooperationspartner H. Azizi (Universität Teheran, Archäologisches Institut
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& ICAR Teheran/Fars) erstmals archäologische Untersuchungen am Tappeh
Pahlavan (Nord-Khorasan) durchgeführt. An diesem sehr großen Siedlungshügel wurden bisher neolithische und kupferzeitliche Siedlungsschichten
identifiziert.
Seit 2013 fördert das Auswärtige Amt die Dokumentation antiker Bergbaue in Afghanistan. Durch die Wiederaufnahme von modernen Bergbauaktivitäten sind diese Spuren aktuell gefährdet. Damit einhergehen wird die
geochemische Charakterisierung der Erzlagerstätten. Afghanistans reiche
Bodenschätze wurden seit prähistorischer Zeit abgebaut und in die weite
Welt verhandelt. So tritt Lapislazuli – für den die nordöstliche Grenzregion
Afghanistan-Pakistan als praktisch einzige Quelle gilt ‒ ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. im fernen Ägypten und im Nordkaukasus auf. Vor allem aber sind
es Kupfer und Zinn, die als Hauptbestandteile von Bronze weltweit nur in
Afghanistan und den nördlich angrenzenden Regionen in einem enger umfassten Gebiet zusammen vorkommen. Das nahezu zeitgleiche Aufkommen
von Zinnbronzen mit Gold und Lapislazuli im 3. Jahrtausend v. Chr. in Mittelasien und im weit westlich gelegenen Mesopotamien, lässt vermuten, dass
alle diese Materialien auf denselben Wegen verbreitet wurden – und damit
auch die gleiche Herkunftsregion hatten, nämlich Afghanistan. Es drängt sich
insgesamt die Frage auf, welche Rolle Afghanistan in der Entwicklung einer
der wichtigsten technischen Innovationen der frühen Metallzeiten – der
Bronzetechnologie – zukommt. Als bedeutender Wirtschaftsfaktor durch
alle kulturgeschichtlichen Epochen des Landes prägen Bergbaureviere ganz
besonders die Geschichte einer Region. Gerade Afghanistan kann auf eine
eindrucksvolle traditionsreiche Bergbaukultur zurückblicken. Antike Quellen,
islamische Gelehrte und europäische Reisende beschreiben die Bodenschätze des Landes als besonders ertragreich und ihre Bergarbeiter als außerordentlich talentiert.
Seit Sommer 2013 erforscht die Eurasien-Abteilung frühen Bergbau und
Ressourcennutzung in Afghanistan (Abb. 5). In internationaler Zusammenarbeit wird ein Archiv mit den geologischen Daten und Ressourcen Afghanistans, den bisher bekannten Hinweisen auf urgeschichtlichen, antiken und
mittelalterlichen Bergbau, sowie sonstigen Besiedlungsspuren im Umfeld
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
tausende genutzt worden. Die zeitliche Präzisierung der Belegung dieses
Friedhofs in Verbindung mit naturwissenschaftlichen Untersuchungen werden Aufschlüsse über Ernährungsgewohnheiten und Mobilität erbringen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligte dankenswerterweise
einen Antrag von H. Piezonka. Ab 2015 wird sie in der Eurasien-Abteilung
Forschungen zu den Jäger-Sammlerkulturen in Nordostrussland vertiefen.
In der Schwerpunktregion Ostasien wurden die Arbeiten auf der Insel
Hokkaido unter Leitung von M. Wagner fortgesetzt. Die Entwicklung eines
durchgängigen Altersmodells der letzten 17.000 Jahre hatte im Jahre 2014
Vorrang. Damit können nun archäologische Funde und Umweltereignisse
auf der nördlichsten Insel Hokkaido bestimmt, eingeordnet und miteinander
korreliert werden.
5 Mes Aynak (Afghanistan). Kupferberg mit Schlackehalden (Foto: J. Thomalsky, DAI Eurasien-Abteilung).
der Vorkommen erstellt. Für die Charakterisierung der Lagerstätten konnten
erste Erz- und Schlackeproben aus Mes Aynak (ein Kupferrevier 30 km südlich von Kabul) und aus dem Panjshirtal gesammelt und nach Berlin gebracht
werden. Letztere Region ist seit der Antike berühmt für seine Silberminen.
An einer Silberschlacke haftete außerdem Holzkohle an, die der 14C-Analyse
nach höchstwahrscheinlich aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammt.
Die Arbeiten in der Schwerpunktregion Ural-Sibirien waren bis zu seiner
Pensionierung von A. Nagler geprägt. Die gemeinsam mit dem Archäologischen Institut der der Akademie der Wissenschaften in Novosibirsk durchgeführten Untersuchungen in der bronze- und früheisenzeitlichen Nekropole
von Tartas in der Baraba-Steppe werden künftig von S. Reinhold fortgesetzt.
Die Nekropole ist über sehr lange Zeiträume, möglicherweise mehrere Jahr-
Außerhalb der regionalen Schwerpunkte wurden zwei Forschungsprojekte
verfolgt. Im Rahmen eines israelisch-deutschen Kooperationsprojekts untersucht F. Klimscha am Tel Tsaf, einer 5 ha großen Siedlung am mittleren
Jordantal nahe Beth Shean, den Übergang vom keramischen Neolithikum zu
frühen arbeitsteiligen komplexen Sozialsystemen in einer multi-disziplinären
Perspektive (Abb. 6). 2014 fand eine dreiwöchige Ausgrabungskampagne
statt, die mehrere Ziele verfolgte: Zum einen wurde ein großer Hausbefund
flächig ausgegraben, und neue Flächen geöffnet. Dabei konnten mehrere
Fußböden, Kalkverputzschichten und die mehrphasige Eingangssituation
des Hauses, in der ein intentional niedergelegtes Steingefäß aufgefunden
wurde, dokumentiert werden. Im Fundmaterial sind ein Keramikstempel
sowie ein bislang unbekannter Figurinentypus hervorzuheben. Der Siedlungshügel und das Umland konnten mit einem Oktokopter beflogen werde.
Im Rahmen des Exzellenzclusters TOPOI finden neue Untersuchungen am
größten bronzezeitlichen Grabhügel nördlich der Mittelgebirge, in Seddin,
statt. Ziel des Forschungsprojektes ist es, durch begrenzte Grabungen, Neudokumentation aller Funde und Auswertung der Archivalien die Grundlagen
für die erste wissenschaftliche Gesamtpublikation dieses 1899 schon geöffneten Grabhügels zu legen.
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6 Tell Tsaf (Israel). Luftbild des Fundplatzes (Foto: A. Hill/Department of Anthropology, University of
Connecticut).
7 Der Fundplatz Tappeh Pahlavan (Provinz Nord-Khorasan/Iran). Blick von Nordost (Foto: J. Thomalsky, DAI Eurasien-Abteilung).
Bericht aus der Arbeit der Außenstelle Teheran
Die Arbeit in der Außenstelle Teheran war durch den Wechsel von B. Helwing
an die Universität Lyon geprägt.
Im Sommer 2014 wurden unter der Mitarbeit von J. Thomalsky durch den
Kooperationspartner H. Azizi (Universität Teheran, Archäologisches Institut
& ICAR Teheran/Fars) erstmals archäologische Untersuchungen am Tappeh
Pahlavan (Nord-Khorasan) vorgenommen werden. Der Fundplatz liegt in der
Jajarm-Ebene, einer Korridor-Landschaft zwischen Gebirge (Elbruz) im Norden und der Großen Khavir Wüste im Süden (Abb. 7). Tappe Pahlavan wurde
durch iranische Surveys entdeckt und 2010 von A. Vahdati erstmals publiziert. Der Platz wurde als spätneolithische Gründung erkannt, die oberflächig sichtbaren Strukturen und insbesondere die bastionsartig angelegte
Umfassungsmauer als islamisch eingestuft. Im Nordost-Areal sind islamische
Ziegelgewölbe in die Mauer eingelassen, wiederum modern gestört.
Das Fundspektrum, sowohl von der Oberfläche als auch aus den Testschnitten, zeigt klare Beziehungen zum Spätneolithikum und Chalkolithikum
Nordost-Irans und der Kopet-Daĝ-Sequenz. Von herausragender Bedeutung
sind die Perlenproduktion aus weißem und grünem Kalkstein, sowie die Produktion der hierzu benötigten Flintbohrer. 90% aller aufgefundenen Feuersteingeräte sind Bohrer bzw. Bohrspitzen, in der Regel stark verbraucht oder
gebrochen. Ein Großteil der aufgefundenen Keramik kann als eine lokale
Variante der Cheshmeh-Ali-Ware beschrieben werden. Allerdings fehlt die
für Nordost-Iran und Süd-Turkmenistan so charakteristische Jeitun-Keramik,
stellvertretend für das Spätneolithikum dieser Region.
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8 Projekt „Silk Road Fashion“, Untersuchung von Textilfunden in Turfan 2014 (Foto: J. Zhou, DAI
Eurasien-Abteilung).
9 Projekt „Jômon -Zeit auf Hokkaido“ (Japan). Ausgrabung der Siedlung Usujiri A 2014 (Foto:
M. Furusaki, DAI Eurasien-Abteilung).
Alle 14C-Daten fallen in das frühe 6. Jahrtausend v. Chr. Damit wäre auch die
Cheshmeh-Ali-Keramik rund 500 Jahre älter, als in den bislang bekannten
Sequenzen des Iranischen Hochplateaus, die in der Regel Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. beginnen. Zukünftige Arbeiten müssen sich der Fundplatzgenese und zeitlichen Tiefe widmen sowie der Einordnung des Platzes in die
ihn umgebene Fundlandschaft.
zur heutige Hosenmode ihren Anfang nahm. Bei der diesjährigen Vermessungskampagne in Turfan standen Textilien im Mittelpunkt, deren Gewebearten bislang noch nicht wissenschaftlich analysiert und international vorgestellt wurden (Abb. 8). Um die technologischen Aspekte der Gewebefunde
von Xinjiang besser mit den etwa zeitgleichen europäischen Textilien aus
Hallstatt zu vergleichen, wurde die Kooperation mit dem Naturhistorischen
Museum Wien aufgenommen.
Bericht aus der Arbeit der Außenstelle Peking
Das Leuchtturmprojekt der Außenstelle Peking war im Jahr 2014 das vom
BMBF geförderte Verbundprojekt „Silk Road Fashion: Kommunikation durch
Kleidung des 1. Jahrtausends v. Chr. in Ostzentralasien“. Insgesamt fünf
Doktoranden sind daran beteiligt, haben in diesem Jahr intensiv an Materialanalysen gearbeitet und bereits erste Forschungsergebnisse publiziert. Auf
großes öffentliches Interesse ist dabei vor allem die Entdeckung der ältesten
bekannten Hosen und ihres Designs gestoßen, mit dem die Entwicklung bis
Im Japan-Projekt hatte zunächst die Entwicklung eines durchgängigen
Altersmodells der letzten 17.000 Jahre Vorrang. Damit können nun archäologische Funde und Umweltereignisse auf der nördlichsten Insel Hokkaido
bestimmt, eingeordnet und miteinander korreliert werden. Die erste Grabungskampagne am Siedlungsplatz Usujiri A bei Hakodate hat eine Abfolge
von Kulturschichten der frühesten und späten Jômon-Zeit ergeben (Abb. 9).
Damit konnte nachgewiesen werden, dass diese Mikroregion für die von uns
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
angestrebte Erschließung der frühesten Besiedlungsgeschichte in Süd-Hokkaido geeignet ist.
Im Rahmen der Kooperation mit dem Staatsamt für Kulturgüter nahm
D. Hosner als erster nicht-chinesischer Unterwasserarchäologe an der Untersuchung eines gesunkenen Frachters vor Ningbo in Südchina teil.
Gemeinsam mit der Deutschen Botschaftsschule Peking hat die Außenstelle Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie herausgegeben. In den Schülerheften „Chinas Große Mauern“ und „Die Seidenstraßen“
werden aktuelle Forschungsergebnisse der Archäologie und Denkmalpflege
vorgestellt (Abb. 10). Die zugehörigen Lehrerhefte enthalten Arbeitsblätter
als Kopiervorlagen, Lösungen und Zusatzinformationen. Diese Zusatzmaterialien für den Unterricht in den Fächern Deutsch, Geographie, Geschichte
und Kunst stehen zum freien Download bereit. Die Broschüre „DAI in China
– China im DAI“ wurde aktualisiert und neu gedruckt.
Nachwuchsförderung
Abgeschlossene Dissertationen
A. Vierzig, M.A., Steinstelen des 4. und 3. Jahrtausends v. Chr. zwischen Kaukasus und Atlantik (FU Berlin), betreut von S. Hansen.
10 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie, Zwischentitel „Maritime Seidenstraße“
im Schülerheft „Die Seidenstraßen“ (Nachweis: C. Reichardt, DAI Eurasien-Abteilung).
Fortbildungsprogramm
Vom „Afghanistan-Projekt“ der Eurasien-Abteilung wurde vom 10. bis 28.
Oktober ein Fortbildungsprogramm zum Thema „Early Mining and Metal
Production“ durchgeführt. Die Veranstaltung wurde von J. Thomalsky organisiert und aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert. Sechs Vertreter
der Archäologiebehörde des Kulturministeriums und den Nationalen Museen Afghanistans wurden in die Methoden von Dokumentation, Analytik und
Interpretation von frühen Bergbau und Metallurgie eingearbeitet. Weiterer
Schwerpunkt war, die Bedeutung des prähistorischen Bergbaus und seiner
kulturhistorischen Dimension in Afghanistan zu vermitteln, und darüber hinaus für die gesamte Alte Welt – spätestens seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. In
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
wurden beispielsweise die frühen Beziehungen zwischen Afghanistan und
der Alten Welt anhand der reichen Metall- und Lapislazulifunde im mesopotamischen Königsfriedhof von Ur diskutiert, und die Möglichkeiten und
Grenzen von geochemischen Herkunftsbestimmungen. Beim abschließenden „Runden Tisch“ zurück in Berlin wurde das Erlernte und Erlebte intensiv
diskutiert, und die Möglichkeiten vergleichbarer Programme in Zukunft in
Kabul und Berlin erörtert.
Stipendiatinnen und Stipendiaten
Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung
Dr. M. Daragan (Kiew), Dr. J. Lhuillier (Paris; zus. mit der Fyssen Fondation),
Dr. M. Shenkar (Jerusalem).
11 Afghanistan-Workshop. Analyse der RFA-Messungen am Computer (Foto: F. Schreiber, DAI).
Berlin startete das Programm mit einer Vortragsreihe über die Forschungen
in Zentralasien mit Schwerpunkt auf Bergbau und Metallproduktion; Möglichkeiten der archäologischen Spurensuche, Artefakte im Kontext, und der
Interpretation solcher Vorgänge insgesamt. Begleitend dazu wurden Übungen in Fotogrammmetrie und RFA-Analytik angeboten. Weitere Stationen
waren die Restaurierungswerkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, das Curt-Engelhorn Zentrum Archäometrie (CEZ) in
Mannheim, und das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum. Vorträge über
Methoden in der Archäometrie im CEZ in Mannheim erklärten den genauen
Prozess von der Probenentnahme bis zum Messergebnis (Abb. 11). Das
Deutsche Bergbau-Museum in Bochum führte die Gruppe durch die verschiedenen Epochen von Bergbau und den damit verknüpften Errungenschaften, und stellte relevante Forschungsprojekte des Instituts vor. Intensiv
Stipendium der Gerda Henkel Stiftung
Dr. A. Durdyevich Kurbanov (Aschgabat).
TOPOI/Thyssen-Stipendium
Dr. des. T. Vachta (Berlin).
TOPOI-Stipendium
Dr. D. Yilmaz (Çanakkale), Dr. I. Milewski (Jerusalem).
Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
Dr. P. Zidarov (Sofia), Lin Lingmei.
Stipendium der Volkswagen Stiftung/Mellon Foundation
Dr. R. Spengler.
Forschungsstipendium
R. Uhl M.A.
150
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung Wissenschaftliche Veranstaltungen
Thomsen-Vorlesung in Berlin
20. November 9. Thomsen-Vorlesung: H. Meller (Halle), Archäologie in Armenien ‒ Die Felsbilder im Hochland von Syunik.
Festvorträge
30. Januar Verabschiedung von A. Nagler mit dem Festvortrag von H. Hauptmann (Heidelberg), Steppenvölker am oberen Indus 29. April S. Pollock
und R. Bernbeck (Berlin), Ein vorgeschichtliches Dorf in Süd-Turkmenistan:
Die Ausgrabungen in Monjukli Depe. Eine turkmenisch-russisch-deutsche
Kooperation.
Hauskolloquien
13. Februar Li Zhang (Berlin), The Landscape of China‘s participation in the
Eurasian Network during the Bronze Age 19. Februar I. Aslanis (Athen),
Griechenland im 5. und 4. Jt. v. Chr. 17. März M. S. Gadzhiev (Makhachkala), Dagh-Bary – The Great Caucasian Wall. An outstanding monument of
Sasanian fortification 11. April A. B. Belinskij (Stavropol‘), Kriegerszenen in
Gold – Einzigartiger Neufund eines skythischen Goldschatzes im Nordkaukasus 21. Mai D. Yilmaz (Çanakkale), Metal artifacts in the light of the Cultural Relations of Western and Central Anatolia during Third Millennium BC 21. Oktober I. Milevski (Jerusalem), The Excavations of the Early Chalcolithic
and Early Bronze Age site of Ein Zippori in the Lower Galilee (Israel). Methods and Understanding.
Tagungen, Workshops, Konferenzen
18./19. März Projekt-Workshop „Kura in Motion“; Berlin.
Es sprachen: B. Lyonnet (Paris), B. Helwing (Berlin) und S. Hansen (Berlin),
Begrüßung und Einführung; B. Lyonnet (Paris), Investigations at Mentesh
Tepe; S. Hansen (Berlin), Investigations at Aruchlo; B. Helwing (Berlin), Investigations at Kamiltepe and MPS4; B. Lyonnet (Paris), The Neolithic pottery of
Mentesh Tepe; K. Bastert-Lamprichs (Berlin), The Aruchlo ceramics;
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
M. B. D´Anna (Berlin), Notes on Neolithic Mil Plain ceramics; V. Ioseliani (Berlin), Neolithic architecture in the Southern Caucasus; I. Heit (Berlin/Darmstadt), The shell bead workshop at site MPS 4; G. Le Dosseur (Limoges) und
B. Taha (Barcelona), Bone industries from Kamiltepe and Mentesh Tepe: preliminary results; V. Ollivier (Aix en Provence), Improving the knowledge of
the Caspian Sea influence on the Holocene landscape changes and societies
in the Lesser Caucasus; M. Fontugne (Paris), Variations of radiocarbon and
reservoir ages in rivers and lakes. A possible aging effect; A. Ricci (Berlin),
Landscape archaeology in the Mil Steppe and in Kvemo Kartli; J. Fassbinder
(München), Geophysical prospecting in the Mil Steppe; M. Makki (Berlin)
und J. Lentschke (Berlin), Remote sensing tests at MPS 4 (gelesen von B. Helwing); N. Benecke (Berlin), Ancient Kura Project – Archaeozoological studies;
M. Mashkour (Paris), Preliminary research on the mobility of early societies
in the Lesser Caucasus; A. Decaix (Paris), Preliminary results of the archaeobotanical study of Kamiltepe and Mentesh Tepe (Azerbaijan); R. Neef (Berlin), Archaeobotanical studies in Eastern Georgia; I. Gatsov (Sofia), The lithic
industries from Aruchlo; L. Astruc (Paris) und D. Guilbeau (Paris), Les industries lithiques de Kamiltepe et de Mentesh: premier bilan; C. Hamon (Paris),
Economy & status of neolithic sites in the Kura valley: comparison of the
macrolithic assemblages of Mentesh Tepe, Kamiltepe & Aruchlo.
12./13. Juni Workshop „Konflikt und Innovation. Technische Innovation und
Kriegsführung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit“; Frankfurt am Main.
Es sprachen: F. Klimscha (Berlin), Potentiale und Limitierungen langfristiger
konfliktarchäologischer Untersuchungen; Th. Neff (Hamburg), Technische Innovation und ihr Einfluss auf moderne Militäroperationen. Fallbeispiele aus
Theorie und Praxis; R. Wittig (Leipzig), Das Konfliktverhalten von höheren
Primaten; T. Schunke (Halle), Monumentalität, Abschreckung und Tabu – Beobachtungen zu jungsteinzeitlichen „Befestigungskonzepten“ im Saalegebiet; M. Mödlinger (Wien), Technik und Funktion bronzezeitlicher Schutzwaffen; F. Biermann (Göttingen), Kriegerische Konflikte als Faktoren sozialer
Entwicklung und Herrschaftsbildung bei den frühmittelalterlichen nördlichen Westslawen; St. Burmeister (Kalkriese), Germanien 16 AD – nicht-nach-
151
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung weisbare Innovationen; H. Köpp (Trier), Von der Sturmleiter zu Streitwagen.
Militärtechnische Innovationen im Alten Ägypten; I. Schrakamp (Heidelberg),
Kampf- und Streitwagen nach keilschriftlichen Quellen des 3.–1. Jt.; L. Dietrich und D. Rokitta-Krumnow (beide Berlin), Der Speer lässt sich nicht im
Sack verstecken. Untersuchungen zum Aussagepotential langer Silexspeerspitzen im Spätneolithikum in der Levante 10; N. Müller-Scheeßel (Frankfurt), „Keltische“ Schädeljagd als innovativer Adaptionsprozess.
16.–20. Juni Konferenz „Der Grabhügel von Seddin im Kontext der Bronzezeit in Norddeutschland und Südskandinavien“; Berlin.
Es sprachen: F. Schopper (Wünsdorf) und S. Hansen (Berlin), Begrüßung;
Staatssekretär M. Gorholt (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kultur in Brandenburg), Eröffnung; M. Meyer (Berlin), Begrüßung; J. May
(Wünsdorf), Neue Forschungen am „Königsgrab“ von Seddin; H. Thrane
(Odense), Der Lusehøj und seine Umgebung. Die nächste Parallele Seddins?;
F. Schopper (Wünsdorf), Elitengräber in Nord und Süd. Aspekte von Repräsentation und Selbstdarstellung im spätbronzezeitlichen Grabbrauch;
H. Meller (Halle), Wo ist das Gold von Seddin? – Goldene Eidringe; F. Kaul
(Kopenhagen), Der Borgbjerg und seine Umgebung; D. Jantzen (Schwerin),
Diesseits und Jenseits: Bronzezeitliche Menschen und ihre Gräber in Mecklenburg-Vorpommern; M. Kähler Holst (Aarhus), Construction and building
organization of the burial mounds of Northern Germany and Southern Scandinavia; S. Sabatini (Göteborg), Late Bronze Age house urns between local
and transcultural values; S. Hansen (Berlin), Bronze Age mounds in Eurasia;
E. Bönisch (Wünsdorf), Bronzezeitliche Hausbestattungen; H. Scholz (Kiel),
Der Fund von Seddin im Kontext der bronzezeitlichen Hortlandschaft im zentralen Norddeutschland; R. Maraszek (Halle), Mementos of the Nordic Late
Bronze Age: hidden treasures versus visible landmarks; H. Vandkilde (Aarhus), Bronze Age as Globalization; S. Begerbrandt (Göteborg), Appearance
and identity of Bronze Age warriors; K. Kristiansen (Göteborg), Travelling
chiefs, young warriors and ‘stranger kings’; Th. Terberger (Hannover), Eliten,
Handel und Gewalt – Das bronzezeitliche Fundareal im Tollensetal und sein
Kontext; I. Heske (Göttingen), Das bronzezeitliche Herrschaftszentrum der
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
Hünenburg bei Watenstedt zwischen regionaler Entwicklung und europäischer Einbindung; J. Ling (Göteborg), Warrior Representation in Scandinavian Rock Art.
23.–25. Juni Konferenz „A millennium of history: The Iron Age in Central Asia
(2nd and 1st millennia BC)“; Berlin.
Es sprachen: S. Hansen (Berlin), N. Boroffka (Berlin) und J. Lhuillier (Paris),
Begrüßung; C. Rapin (Paris), Monumental architecture in Sogdiana during
the Achaemenid period; Wu Xin (Jerusalem), Kyzyltepa and Cities Ex Novo in
Central Asia during the Achaemenid Period; A. Drujinina (Duschanbe), Sites
of the Achaemenid period in southern and central Tajikistan; Ph. Marquis
(Kabul), Balk Oasis, a huge potential; N. Bulawka (Warschau), Settlement
pattern of the Yaz culture in the deltas of Tejen River in Turkmenistan; A. Kurbanov (Aschgabat), History of research of Iron Age sites in southern Turkmenistan during the Soviet period; K. Abdullaev (Samarkand), The genesis of a
Zoroastrian funerary tradition in Bactria and Sogdia (Archaeological evidence
and figurative art); J. Bendezu-Sarmiento (Kabul) und J. Lhuillier (Paris), Funerary practices of the Iron Age in southern Central Asia (between 1500 and
the middle of the 1st millennium BC). The Sine Sepulchro Cultural Complex
of Tansoxiana; M. Wagner (Warschau), The fire temple at Topaz Gala depe in
southern Turkmenistan; V. Mokroborodov (Taschkent), Kindyktepa, a temple
of the middle of the 1st millennium BC in southern Uzbekistan; L. Stančo
(Prag), New data on the Early Iron Age in the Sherabad district, South Uzbekistan; J. Lhuillier (Paris), J. Bendezu-Sarmiento (Kabul) und S. Mustafakulov
(Samarkand), Excavation at Dzharkutan (Uzbekistan): Some new elements
about the transition from Bronze Age to Iron Age in southern Central Asia;
M. Teufer (Berlin), Excavation at Saridjar and Karimberdy (South Tajikistan);
G. Lindström (Berlin), Oxus Temple reconsidered: evidence of nomadic invasions in the 2nd century BC; V. N. Pilipko (Moskau), Dashly-30, a settlement
of the early Iron Age in southern Turkmenistan; B. Cerasetti (Bologna) und
L. M. Rouse (St. Louis), The Influence of Late Bronze Age Sedentary-Mobile
Interactions on the Iron Age: Mobile Pastoral Occupation Sites in the Murghab Alluvial Fan, Turkmenistan; O. Lecomte (Paris) und J. Bendezu-Sarmiento
152
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung (Kabul), Central Asian roots of the Median culture: The case of Ulug depe;
J. María Córdoba (Madrid), New perspectives on the Iron Age in Dehistan.
New results of the archaeological excavations of the Turkmeno-Spanish
project (Mai 2014); A. A. Vahdati (Teheran), The Early Iron Age in Northern
Khorasan; W. Henkelman (Paris), Bactrians in Persepolis / Persians in Bactria.
13.–17. Oktober Workshop „Early Mining and Metallurgy. Afghanistan Project“; Berlin/Mainz/Heidelberg/Bochum.
Es sprachen: S. Hansen (Berlin), Begrüßung; B. Bräutigam (Freiberg), Mineral Sourcing in Afghanistan; J. Thomalsky (Berlin), Introduction Afghanistan
Project; M. Karaucak (Berlin), An archaeological GIS for Afghanistan;
F. Schreiber (Berlin), A digital library for Afghanistan; M. Mishmastnesi (Berlin), Wind mills in Iran/Afghanistan; E. Luneau (Berlin), The Central Asia
ROXIANA project; M. Makki (Berlin), Geo-Archaeology; D. Steiniger (Freiburg), Tracing ancient mining and metal production; J. Thomalsky (Berlin),
Mining & Metallurgy in Central Asia & Iran; F. Klimscha (Berlin), Metallurgy
in the Southern Levant; D. Steiniger (Berlin), Introduction into XRF-analysis;
D. Steiniger (Berlin), XRF exercise; A. Hofmann (Berlin), XRF on ceramics;
M. Karaucak (Berlin), Introduction to Fotogrammetry; M. Karaucak (Berlin),
Praxis fotogrammetry.
Im Rahmen des Workshops fanden außerdem folgende Führungen und Vorträge statt: 17. Oktober Berlin, Gropius Bau, Führung durch die Ausstellung
„Die Wikinger“ 18. und 20. Oktober Mainz, Führung „Römisches Mainz“
(Konservierung antiker Ruinen in einer modernen Stadt) und Besuch des
Restaurierungslabors des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
21. Oktober Mannheim, Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie, Vortrag:
N. Nezafati, An Introduction to Archeometry 23./24. Oktober Bochum,
Deutsches Bergbaumuseum, Forschungsstelle für Archäologische Wissenschaften und Archäometallurgie, Führung durch das Bergbaumuseum
(A. Hauptmann), Vortrag: J. Garner, Bronze Age tin in Central Asia; außerdem weitere Vorträge zu Archäometallurgie und Berbau-Archäologie.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
14.–17. Oktober Konferenz „Deutsche Namen in der russischen Wissenschaft: Archäologie und Ethnographie“; Jekaterinburg.
Es sprachen: E. T. Artjemov (Jekaterinburg), S. Hansen (Berlin) und A. Klassen (Generalkonsul der BRD Jekaterinburg), Begrüßung und Einführung;
N. Katzer (Moskau), Die Hauptmerkmale der deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen im späten 19. – Anfang des 20. Jahrhunderts; A. Bill
(Heidelberg), August Hermann Franke und Russland; A. Elert (Novosibirsk),
Erforschung Sibiriens von den deutschen Gelehrten – Teilnehmer der
akademischen Expeditionen des 18. Jhs.; I. E. Safonow (Voronezh), Rudolf
Virchow und die Archäologie des Kaukasus; Ju. B. Serikow (Nischni Tagil),
S. V. Kuzminych (Moskau), Die Archäologie des Urals in den Forschungen
von Otto N. Bader; S. N. Panina (Jekaterinburg), А. А. und Je. M. Bers und
die Archäologie des Urals; N. M. Tchairkina (Jekaterinburg), Die Forschungen von D. S. Eding in den Ural unternommen; A. V. Golovnjev und T. S. Kisser (Jekaterinburg), Ethnoporträt des Imperiums in den Werken P. S. Pallas
und I. G. Georgi; B. B. Owtschinnikowa, N. K. Stefanova und V. A. Borzunov
(Jekaterinburg), V. F. Gening und Uraler Archäologie; J. Janchunen (Helsinki), Leopold von Schrenk und der Beginn der Forschung von Sachalin;
A. S. Wdovin und N. P. Makarow (Krasnojarsk), N. K. Auerbach als Archäologe und Wissenschaftsorganisator in Sibirien; Е. V. Detlova (Krasnojarsk),
Gero Merhart und Hans Findeisen: zur Frage der deutsch-russischen Beziehungen des Krasnoyarsker Heimatmuseums; D. V. Serych (Samara), Die
deutschen Archäologen in den Allrussischen archäologischen Kongressen;
E. A. Kaschina (Moskau), M. E. Foss and das Staatliche Historische Museum;
N. Beneke (Berlin), Deutsch-Russische Archäologie in der DDR; V. I. Molodin
(Novosibirsk), H. Parzinger und A. Nagler (beide Berlin), Die gemeinsamen
archäologischen Forschungen mit dem DAI; L. N. Koryakova (Jekaterinburg),
R. Krause und J. Fornasier (beide Frankfurt am Main), Gemeinsame Forschungen der Siedlungen der Bronzezeit im Ural; A. Belinskij (Stavropol‘),
S. Reinhold (Berlin) und D. Korobov (Moskau), Die Entdeckung der neuen
Kultur der Bronzezeit im Kaukasus.
153
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung 5.–7. November Konferenz „Archäologie und Krieg. Ein neues Forschungsfeld“; Trier.
Es sprachen: E. Neu (Trier), Begrüßung; H. Meller (Halle), Betrachtungen zur
Disziplin der Schlachtfeldarchäologie; H. Derks (Kalkriese), Darstellung eines
Kriegs im Museum; F. Klimscha (Berlin), Krieg in der Archäologie – Archäologen im Krieg. Friedensparadigmata und das neu erwachte Interesse an gewaltsamen Konflikten in der prähistorischen Archäologie; H. Köpp-Junk
(Trier), Quellen zum Krieg im Alten Ägypten; Chr. Schäfer (Trier), Experimentelle Archäologie als Methode zur Erforschung antiker Kriegführung; Chr. Terzer (Innsbruck), Frontarchäologie in den Dolomiten Süd- und Osttirols;
H. Stadler (Innsbruck), Archäologie russischer Kriegsgefangenenlager in den
Dolomiten aus dem Ersten Weltkrieg; E. Gassiot Ballbè (Barcelona), The Political, Social and Scientific Contexts of Archaeological Investigations of Mass
Graves from Spanish Civil War and Francoism; M. Eickhoff (Amsterdam/Nimwegen), Japanische Archäologie im besetzten Java (1942–1945); T. Saalmann
(Bamberg), Die Ahnenerbe-Grabungen auf der Festung Belgrad 1942–43;
D. Mahsarski (Bremen), Das Sonderkommando Jankuhn im Zweiten Weltkrieg; B. Govedarica (Berlin), Archäologie des Bürgerkriegs in Bosnien;
N. Saunders (Bristol), Modern conflict archaeology.
24.–26. November Konferenz „Contextualising Technical Innovations in
Prehistory“; Berlin.
Es sprachen: G. Graßhoff, S. Hansen, J. Renn und F. Klimscha (alle Berlin),
Begrüßung und Einführung; M. Haidle (Frankfurt am Main /Tübingen), Palaeolithic Innovations and their Relation to the Evolution of Modern Human
Beings; St. Shennan (London), The Role of Technical Innovations in Models of
Cultural Evolution; J. Renn (Berlin), Technical Innovation as Extended Evolution; H. Piezonka (Greifswald), The World’s Oldest Pots: On the Dispersal of
the Ceramic Innovation in Northern Eurasia since the Late Glacial period;
R. Bernbeck und S. Pollock (Berlin), Abstract Labor: An Innovation of Fourth
Millennium Mesopotamia; D. A. Warburton (Berlin), Why innovate?; T. Kerig
(London), Innovations in Cultural Systems of the 4th and 3rd Millennia BC in
Europe; F. Klimscha (Berlin), Diffusion Processes and Autochthonous Evolu-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
tions in the Prehistory of Western Eurasia; V. Roux (Nanterre), Technical Innovations and Social Dynamics as Evolutionary Factors; M. Furholt (Kiel),
Large-scale Networks and Innovations in 4th and 3rd Millennium Europe;
B. Helwing (Lyon), The Social Context of Innovations in Metal Working and
Metal Use in Southwestern Asia; S. Hansen (Berlin), V. Gordon Childe and
Innovation; Chr. Jeunesse (Strasbourg), Invention and Innovations in European Prehistory; B. Mills (Tucson), Technical Innovations in the American
Southwest; R. William Law II (Wisconsin), Interaction and Technical Innovations in the Indus Valley; G. Feinman (Chicago), Cross-cultural Perspectives
on Technical Innovations and their Connection to Social Inequality; A. Brysbaert (Leiden), Cross-craft Tradition and its Meaning for Technical Innovation. A Case-study from the 2nd Millennium; I. Milevski (Jerusalem), Modes of
Production in the Copper Age of the Southern Levant. Techno-social Innovations during the 5th to 3rd millennia BC; H. Köpp (Trier), The Introduction
and Development of Wheeled Vehicles in Ancient Egypt; O. Buchsenschutz
und K. Gruel (Paris), Mapping Prehistoric Innovations in the Iron Age; J. Büttner (Berlin), The Emergence, Spread, and Impact of Scales, Weights and
Weighing in Protohistory; Ch. A. Makarewicz (Kiel), The Repurposed Domesticate: Animal Wealth, Herder Taskscapes, and the Emergence of Non-kinship based Institutions during the Pre-Pottery Neolithic B; P. Turchin (Storrs),
Testing Theories of Technological Evolution with a Massive Historical and Archaeological Database (SESHAT).
04. Dezember 2. Meilensteintagung Silk Road Fashion „Kleidung als Kommunikationsmittel im 1. Jahrtausend v. Chr. in Ostzentralasien“; Berlin.
Es sprachen: A. Ludwig (Berlin), Begrüßung; M. Wagner (Berlin), „Silk Road
Fashion“ – Überblick über die Arbeiten im Jahr 2014; P. Wertmann (Berlin),
Der Fundplatz Yanghai und das Cheshi-Reich; U. Beck (Berlin), Die Schnittrekonstruktion einer Hose vom Fundplatz Yanghai, Turfan; A. Kramell (Halle),
Faserbestimmung und Farbanalyse spät-bronzezeitlicher Textilfunde vom
Fundplatz Yanghai, Turfan; A. Lienemann (Ruppichteroth), Gewebetechniken
der Funde aus Yanghai, Turfan; H. Wunderlich (Halle/Saale), Die Rekonstruktion von prä- und frühhistorischen Farbwerten – am Beispiel ausgewählter
154
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung Objekte vom Fundplatz Yanghai, Turfan; O. Schröder (Berlin), Aktueller Forschungsstand zur Domestikation von Ziege und Schaf; M. Hofreiter (Potsdam), Früh-holozäne Landwirtschaft im Norden Chinas; P. Tarasov und
D. Demske (Berlin), Das Potential der Pollenprofile aus Zentralasien für die
Rekonstruktion der Mensch-Umwelt-Beziehungen und des Klimas. Erste Ergebnisse vom See Badhani Taal, Indien; L. Schwarz (Berlin), Die Bestimmung
von Körpermassen und Körperhöhen an Skeletten: Methoden, Chancen und
Grenzen. Eine Einführung in die Anthropologische Arbeit; M. Reinsch (Berlin), Erstellung eines kommentierten Wörterbuchs zum Thema Kleidung der
Seidenstraße des 3. bis 10. Jahrhunderts n. Chr. anhand von Texten in den
Sprachen Niya-Prakrit, Khotanisch und Tocharisch; D. Hosner (Berlin), CHARDA-Xplore, die zentrale Orts- und Objektdatenbank für das Projekt „Silk Road
Fashion“ – Datenverwaltung und Datensicherung. Es waren außerdem anwesend: J. Gresky (Berlin); J.H. Lee-Kalisch (Berlin); K. Lutterop (Bonn);
D. Durkin-Meisterernst (Berlin); X. Zhang (Berlin).
8./9. Dezember Workshop im Rahmen der Institutspartnerschaft mit der Sochumi -Universität Tiflis „Die Kolchis-Kultur und ihre überregionalen Beziehungen. Neue Forschungen zur Bronzezeit im Kaukasus“; Berlin.
Es sprachen: J. Apakidze (Tiflis), S. Hansen (Berlin) und L. Chanturia (Botschafter von Georgien, Berlin) Begrüßung; J. Apakidze (Tiflis), Die bronzezeitliche
Kolchis-Kultur und ihre westlichen Kontakte; T. Mörtz (Berlin) und L. Tchabashvili (Tiflis), Der bronze- und eisenzeitliche Siedlungshügel von Tabakoni – Ergebnisse der Ausgrabungen 2011 bis 2014; A. Kartozia (Präsident des georgischen Humboldt-Clubs, Tiflis), Begrüßung; I. Gambaschidze (Tiflis), Kolchische
Einflüsse in Meskhetien in der Mitte des 2. Jahrtausend v. Chr.; S. Reinhold
(Berlin), Zum Beginn der Spätbronzezeit im Kaukasus; S. Brodbeck (Zürich), Regionale und überregionale Elemente der Keramik von Udabno; R. Papuashvili
(Tiflis), Das Gold aus den kolchischen Gräberfeldern (die frühe Eisenzeit); S. Kiliç (Van), Die archäologischen Spuren der Kolchis-Kultur in der Nordosttürkei;
V. Trifonov (St. Petersburg), The Colchis contribution to cultural development
of the Western Caucasus in the IV-III mill. BC; Z. Ma-kharadze (Tiflis), Der Kurgan Ananuri 3. Die finale Phase der Frühbronzezeit; A. Nagler (Berlin) und
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
A. Belinskij (Stavropol‘), Neue Forschungen zur Frühbronzezeit im Kaukasus;
Blagoje Govedarica (Berlin), Bildliche Darstellungen in der Maikop-Kultur;
I. Motzenbäcker (Berlin), Gravierte Bilder der kaukasischen Eisenzeit.
Publikationen
S. Hansen (Hrsg.), Aktuelle Forschungen in Eurasien (Berlin 2014).
R. Krauß, Ovčarovo-Gorata. Eine frühneolithische Siedlung in Nordostbulgarien. Archäologie in Eurasien 29 (Bonn 2014).
H. Piezonka, Jäger, Fischer, Töpfer. Wildbeutergruppen mit früher Keramik in
Nordosteuropa im 6. und 5. Jahrtausend v. Chr. Archäologie in Eurasien
30 (Bonn 2015).
S. V. Polin, Die Skythische Kurgannekropole Zolotaja Balka des 5.–4. Jh. v. Chr.
im Cherson-Gebiet. Kurgane der Ukraine 3 (Kiew 2014).
L. A. Černych – M. N. Daragan, Äneolitisch-bronzezeitliche Hügelgräber im
Flussgebiet zwischen Bazavluk, Solenaja und Čertomlyk. Kurgane der
Ukraine 4 (Kiew 2014).
Öffentlichkeitsarbeit
Im April 2014 wurde in Chemnitz das neue „Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz“ eröffnet, an dessen Ausstellung S. Hansen im Rahmen des
wissenschaftlichen Beirats mitgewirkt hat.
Am 16. Juni nahm S. Hansen an einem Arbeitstreffen zur Ausstellungsvorbereitung „Schlacht von Lützen 1632“ / „Ursprung des Krieges“ in Halle teil.
Am 10. Dezember wurde im Jüdischen Museum Frankfurt die Ausstellung „Im Licht der Menora. Jüdisches Leben in der römischen Provinz“
eröffnet. Sie wurde durch eine Kooperation mit der Römisch-Germanischen
Kommission (RGK) in Frankfurt erarbeitet. Auf der Eröffnungsfeier im
Chagall-Saal der Opfer sprachen der Direktor des Museums, R. Gross, der
Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, F. Semmelroth, die Direktorin der RGK
155
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung E. Bánffy sowie S. Hansen und P. Rahemipour, die für die RGK die Ausstellung kuratierten.
Interviews
S. Hansen gab dem Deutschlandfunk am 10. Dezember ein Interview zur
Ausstellung „Im Licht der Menora. Jüdisches Leben in der römischen Provinz“.
M. Wagner gab Interviews für ca. 80 Medienberichte über die älteste
Hose der Welt.
N. Boroffka gab im März mehrere Zeitungs-, Radio- und Fernsehinterviews in Turkmenistan und hielt am 7. November in der Deutschen Botschaft
Taschkent einen Vortrag über „Deutsch-Usbekische Ausgrabungen und Forschungen in Usbekistan“.
G. Lindström gewährte TV-Badachšan (Gelos Mamadloikov) ein Interview.
Bibliothek
Die Bibliothek der Eurasien-Abteilung erwarb im vergangenen Jahr 2186
Bände, die sich in 1619 Bände von Monographien und 567 Zeitschriftenbände gliedern. Der Gesamtbestand beläuft sich nun auf 80.964 Bände. Die Zahlen lassen sich wie folgt präzisieren: Die Monographien wurden durch folgende Erwerbungsarten erworben: durch Kauf 758 Bände, im Tausch 459
Bände; als Geschenk wurden der Bibliothek 367 Exemplare überlassen und
ergänzt wurde der Bestand durch 35 Pflichtexemplare. Die Zeitschriftenbände wurden wie folgt erworben: durch Kauf 116 Bände, durch Tausch 351, als
Geschenk 83 und als Pflichtexemplar 17 Bände. 12 Sonderdrucke ergänzten
die Neuerwerbungen. Die interne Ausleihe an die Mitarbeiter betrug 558
Ausleihen. 1028 auswärtige Besuche wurden gezählt.
Durch die Beschäftigung eines Praktikanten, der für zwei Monate in der
Bibliothek mitarbeitete und einfache Arbeiten unterstützte (Bücher zurückstellen, Ordnung schaffen etc.), wurde eine wichtige Aufgabe erledigt. Sein
Projekt war es, die veralteten Online-Signaturen im ZENON-Katalog zu ver-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
ändern und mit den neuen Signaturen zu überschreiben. Es wurden ca. 7000
Einträge bearbeitet. Das Projekt ist abgeschlossen.
Zum Jahresende konnte ein weiterer Teil einer archäologischen Fachbibliothek vornehmlich mit Literatur aus Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina erworben werden.
Ehrungen
Am 30. Januar wurde A. Nagler mit einer Festveranstaltung in den Ruhestand verabschiedet. A. Nagler hatte seit Gründung der Eurasien-Abteilung
1995 wesentlichen Anteil am Aufbau des neuen Forschungsinstituts. Den
Festvortrag hielt H. Hauptmann (Heidelberg) über „Steppenvölker am oberen Indus“. H. Parzinger, V. Molodin (Novosibirsk) und S. Hansen beleuchteten unterschiedliche Aspekte der Zusammenarbeit mit A. Nagler.
Anlässlich des Staatsbesuches des Präsidenten der Volksrepublik China,
Xi Jinping, vom 28. bis zum 30. März in der Bundesrepublik Deutschland
wurde der First Lady Chinas, Peng Liyuan, durch Bundeskanzlerin Merkel die
Rekonstruktionszeichnung eines Fundes aus dem Projekt „Silk Road Fashion“
als Staatsgeschenk überreicht (Abb. 12).
B. Govedarica wurde von der Zentraldirektion zum Korrespondierenden
Mitglied des DAI gewählt.
S. Hansen wurde am 26. September die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Suchumi Universität in Tbilissi verliehen.
Sonstiges
Am 24. Februar konnte in Kabul mit dem Ministerium für Information und
Culture (MIC), vertreten durch den stellvertretenden Kulturminister Afghanistans Mosadiq Khalili, ein Memorandum of Understanding unterzeichnet
werden (Abb. 13). Der Kooperationsvertrag ist der erste Erfolg des im Juli
2013 begonnenen Afghanistanprojektes unter der Leitung von N. Boroffka,
156
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Eurasien-Abteilung 12 Übergabe der Staatsgeschenke durch Bundeskanzlerin Merkel an den Präsidenten der Volksrepublik China Xi Jinping und seine Gattin Peng Liyuan anlässlich ihres Besuches in Berlin vom 28.
bis zum 30. März 2014. In der Mitte die Rekonstruktionszeichnung eines Fundes aus dem Projekt
„Silk Road Fashion“ (Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Fotograf: G. Bergmann).
auf dessen Basis zukünftige kulturhistorische Programme in Afghanistan entwickelt werden können.
In Berlin konnte in Anwesenheit des Kulturattachés der französischen
Botschaft in Berlin ein Vertrag zwischen der Eurasien-Abteilung und der
DAFA (Délégation archéologique française en Afghanistan) über gemeinsame Forschungen in Afghanistan unterzeichnet werden (Abb. 14). Ziel der
Vereinbarung ist es, ein gemeinsames deutsch-französisches Forschungsinstitut in Afghanistan aufzubauen. Beide Partner betonten bei der Unterzeichnung, dass diese Kooperation eine neue Qualität besitzen soll.
Im Rahmen der Aufbauarbeit in Bosnien organisierte B. Govedarica das
EU Projekt TEMPUS-BIHERIT in Bosnien und Herzegowina, in dessen Rahmen
unter anderem Gastvorlesungen auswärtiger Professoren an der Uni Sarajevo
stattfinden.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-12-9
13
14
13 Unterzeichnung des Memorandum zwischen dem Ministerium für Information und Culture
(MIC), vertreten durch den stellvertretenden Kulturminister Afghanistans Mosadiq Khalili, und
der Eurasien-Abteilung, vertreten durch Dr. N. Boroffka. (Foto: S. Wassong, Deutsche Botschaft
Kabul).
14 Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Eurasien-Abteilung und der DAFA über gemeinsame
Forschungen in Afghanistan (Foto: N. Boroffka, DAI Eurasien-Abteilung).
157
158
Forschungsstellen des DAI am DEI
in Amman und Jerusalem
Deutsches Evangelisches Institut für
Altertumswissenschaft des Heiligen Landes
Shari‘a Al-Habbab Bin Al-Munthir Nr. 32
P.O. Box 183
11118 Amman
Jordanien
Tel.: +962-(6) 534 29 24
Fax: +962-(6) 533 69 24
E-Mail: [email protected]
Deutsches Evangelisches Institut für
Altertumswissenschaft des Heiligen Landes
Auguste Victoria Compound
P.O. Box 184 63
91 184 Jerusalem
Israel/Palästina
Tel.: +972-(2) 628 47 92
Fax: +972-(2) 628 73 88
E-Mail: [email protected]
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-13-5
Bericht aus der Arbeit des DEI
In den Jahren 2013 und 2014 lag der Schwerpunkt der Arbeiten des DEI auf
der Weiterführung und Vertiefung der beiden Hauptprojekte: a) das Gadara
Region Project b) das Projekt Stadtgeschichte Jerusalem.
Berichtszeitraum: September 2013 bis September 2014.
Amman
Direktorin: Dr. Frauke Kenkel.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Maria Spathi (01.01.–31.07.2014)
Jerusalem
Direktor: Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Dieter Vieweger.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Julia Serr M.A., Marcel Serr M.A. (Wiss.
Assistent), Dipl.-Theol. Katja Soennecken M.Sc. (Wiss. Assistentin), PD Dr. Martin Vahrenhorst
(Wiss. Assistent).
Das Gadara-Region-Project
Die zentralen Fragestellungen werden in einzelnen grundlegenden Projektfeldern verfolgt. Im Mittelpunkt stehen die urbane Siedlung auf dem Tall
Zirāʿa und sein dörfliches Umland in vorklassischer Zeit. Das Projekt zielt auf
die interdisziplinäre Erkundung der Wādīs al-ʿArab und az-Zaḥar (ca. 25 km2),
die in das obere Jordantal münden. Die Forschungsplanung der nächsten
Jahre ist durch die Veröffentlichungsphase der Ergebnisse der Feldforschungen in den Jahren 2001–2011 geprägt. Im Rahmen der Forschungen erfolgen
zudem grundlegende Studien zur Entwicklung von Handwerk und Technik
sowie zum Handel und zu den Handelswegen. Ziel ist es, die kulturellen Be-
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Forschungsstellen des DAI am DEI in Amman und Jerusalem einflussungen sowie die Entwicklung des Handwerks durch die Jahrtausende
(Technikgeschichte) und die Entwicklung von Handelsbeziehungen und
Handelswegen zu verstehen. Von besonderer Bedeutung sind die Untersuchungen, die natürliche und durch menschliche Aktivität bewirkte Veränderungen der Umwelt (Geomorphologie) in den Blick nehmen. In Kooperation
mit dem Helmholtz-Institut, Halle (UFZ: Department for Soil Physics/Catchment Hydrology) wird ein Forschungsprogramm zur Geomorphologie, historischen Landnutzung und Landschaftsentwicklung durchgeführt. Einen
weiteren zentralen Aspekt stellt die Entwicklung von Kult und Religion in
Nordjordanien dar, die im Rahmen einer Dissertation (erfolgreich im Frühjahr 2014 beendet) verfolgt wurde.
Eine der zentralen Fragen mit Blick auf die Siedlungsgeschichte im
Norden Jordaniens ist die nach der Deurbanisierung des Tall Zirāʿa und dem
urbanen Aufstieg Gadaras im Kontext der hellenistisch-römischen Machtentfaltung in der südlichen Levante. Das Projekt „Deurbanisierung und städtische Entfaltung – demografische und kulturelle Umwälzungen in
einem Siedlungsgebiet“ berücksichtigt neben den überregionalen politischen und strategischen Interessen der Großmächte auch die sich verändernden kulturellen Einflüsse auf den Handel und das Handwerk.
Die kooperative Erforschung der beiden sich ablösenden Siedlungszentren Tall Zirāʿa und Gadara durch das DAI (Orient-Abteilung) und das DEI
ermöglicht neue Einblicke in die dramatischen Veränderungen der Besiedlung dieses Gebietes. Von unschätzbarem Vorteil ist, dass sowohl das neue
städtische Zentrum als auch die dörflichen Siedlungen auf dem Tall Zirāʿa –
die einzige weitflächig untersuchte dörfliche Siedlung dieser Region – in
hellenistischer, römischer, byzantinischer sowie frühomayyadischer Zeit vergleichend untersucht werden können. Auf diese Weise können das Zusammenspiel von dörflichem und urbanem Leben, ihre Korrelation und ihre
Unterschiede herausgearbeitet werden.
Die Römische Kaiserzeit steht im Mittelpunkt eines archäometrischen
Projektes zu „Kalksteingefäßen der frührömischen Zeit als ethnische Marker
jüdischer Besiedlung auf dem Tall Zirāʿa“, das 2014–2015 durch
geführt werden soll. Frührömische Kalksteingefäße aus der südlichen Levan-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-13-5
1 Fragment eines auf einer Scheibe gedrehten jüdischen Kalksteingefäßes (ca. 30 v. Chr. bis
100 n. Chr.) (Foto: DEI).
te ziehen große Aufmerksamkeit auf sich. Ihre einhundertjährige Blüte fällt
in den Zeitraum vom Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Beginn des
2. Jahrhunderts n. Chr. Insbesondere waren sie in Jerusalem, Judäa und
Galiläa verbreitet. Auf dem Tall Zirāʿa wurde eine außergewöhnlich große
Anzahl aufgefunden. Deuten sie auf eine jüdische Bevölkerung des Talls
während dieser Epoche hin? Wurden sie lokal und unabhängig von den jüdischen Steingefäßen in Galiläa oder Jerusalem produziert oder stammen sie
– vielleicht im Zuge der jüdischen Pilgerwege – aus Galiläa, dem Golan oder
gar aus Jerusalem? Diese Fragen sollen an dem gut stratifizierten und dokumentierten Material mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden – der auch
bei Keramik angewendeten Archäometrie – und damit ohne ideologische
Vorprägung geklärt werden. Diese Methode wird bei Keramikobjekten bereits erfolgreich angewandt, um die Herkunft und damit auch Wege der Weitergabe aufzuklären (Abb. 1).
159
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Forschungsstellen des DAI am DEI in Amman und Jerusalem 2 Mitarbeiter des Deutschen Evangelischen Instituts beim Freilegen eines Mosaiks auf dem Tall
Zirāʿa (Foto: DEI).
Vom 29. April bis zum 29. Mai fand die Aufarbeitungskampagne des GadaraRegion-Projects in Umm Qais statt. Neben geophysikalischen Untersuchungen durch K. Rassmann und S. Reiter von der RGK wurden auch archäometrische Messungen verschiedener Metall- und Glasfunde der Ausgrabungen
durch R. Lehmann und M. Schulze (Leibniz Universität Hannover) durchgeführt. L. Olsvig-Whittaker machte erste archäobotanische Untersuchungen.
In Areal III des Talls (spätrömisch-mamlukkische Strata) wurden in den ersten zwei Wochen der Kampagne mehrere Schnitte geöffnet und ausgegraben, um noch offene Fragen bezüglich der Datierung und Ausdehnung des
dort befindlichen Gebäudes zu klären. Dabei konnte ein rundes Mosaik mit
einem Durchmesser von 1,55 m mit einer Inschrift freigelegt werden, das
noch während der Kampagne geborgen wurde (Abb. 2). An der Übersetzung
der griechisch-byzantinischen Inschrift arbeitet derzeit A. Zerbini (The British Institute in Amman). Wie auch im vergangenen Jahr stand aber vor al-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-13-5
lem die Publikation des Gadara-Region-Projects im Vordergrund. So wurde
unter anderem die Stratigraphie aller drei Areale miteinander korreliert und
verschiedene Fundgruppen wie Stein, Metall und Glas aufgearbeitet. J. Häser widmete sich der Kleinfundaufarbeitung und Stratigraphie
von Areal II, P. Leiverkus und K. Soennecken der Aufarbeitung des Wādī
al-ʿArab Surveys (Fundfotografie und Erstellen von Verteilungskarten). Die
Untersuchungen des hellenistischen bis omayyadischen Glases des Talls
werden von St. Hoss im Rahmen eines DFG-geförderten Projektes durchgeführt. S. Schütz untersucht die römische Stratigraphie des Tall Zirāʿa im Rahmen ihrer Doktorarbeit. Beide blieben bis Ende Juni bzw. Juli im Institut in
Amman und arbeiteten an ihren Projekten.
Die zeichnerische Dokumentation der Funde für die Endpublikation
konnte mithilfe eines archäologischen Zeichners (M. Qassim) und der Aufarbeitung durch die Praktikantin L. Goldammer-Brill weiter vorangetrieben
werden. Die Zeichnungen wurden zum Teil digitalisiert und in die projekteigene Datenbank eingetragen. Funde der Ausgrabung, die sich bereits im
neuen Nationalmuseum in Amman befinden, aber noch nicht ausreichend
dokumentiert waren, wurden fotografiert und bearbeitet. Außerdem
wurde mit dem Bericht über die Arbeiten in Areal III im Mai 2014 begonnen,
der zusammen mit U. Rothe und A. Zerbini ausgeführt wird.
Das Projekt Stadtgeschichte Jerusalem
Der archäologische Park unter der Erlöserkirche: Die Erlöserkirche wurde
im ausgehenden 19. Jahrhundert an einem symbolträchtigen Ort in der
Altstadt Jerusalems nahe der Grabeskirche erbaut. Im archäologischen Park
unter der Erlöserkirche und dem Museum im Kreuzgang besteht seit 2012
die Möglichkeit für Touristen und Pilger „durch die Zeiten“ zu laufen.
Im Jahr 2013 und 2014 konnte der Betrieb des archäologischen Parks
unter der Erlöserkirche erfolgreich weitergeführt werden. Ca. 30.000 Besucher, Reisegruppen und Touristen kommen jedes Jahr in die Grabung. Zahlreiche Neuerungen und Weiterentwicklungen waren aufgrund des hohen
Besucheraufkommens notwendig. In diesem Rahmen wurden u. a. die iPads,
die Lichtsteuerung und die Technik überarbeitet sowie Aufsteller, Flyer und
160
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Forschungsstellen des DAI am DEI in Amman und Jerusalem urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-13-5
Wegweiser neu gedruckt. Die Broschüre zum archäologischen Park von
D. Vieweger und G. Förder-Hoff wurde aufgrund der großen Nachfrage auch
ins Englische übersetzt („The archaeological park below the Church of the
Redeemer in Jerusalem. ‚Through the Ages‘“, Jerusalem 2013, 62 Seiten).
Die Ausgrabungen im Museum 2014: Während der Entwicklung des archäologischen Parks in den Jahren 2009–2012 wurde im mittelalterlichen
Kreuzgang ein Museum geschaffen, das den archäologischen Park und dessen Umfeld beschreibt und den sog. Muristan sowie die evangelische Propstei in den Blick des Betrachters einbezieht. Es liegt in den 1893–1898 „ausgegrabenen“ Teilen des ehemaligen Klosters der Kirche St. Maria-Latina.
Dabei handelt es sich um mittelalterliche Mönchszellen, die seit dem Ende
des 19. Jahrhunderts als Lagerräume genutzt wurden. Der archäologische
Glücksfall besteht darin, dass hier weder im Mittelalter noch beim Kirchenbau 1893–1898 neue Wände oder Fundamente gegründet wurden, wie die
Baubeschreibungen mitteilen. Vielmehr wurden hier die mittelalterlichen
Hausmauern nur vom Schutt befreit und anschließend konsolidiert. Das Museum im mittelalterlichen Klosterbereich besteht aus vier thematisch gegliederten Räumen: Geschichte des Stadtviertels (= ‚Muristan‘); der Tiefschnitt unter der Kirche, die archäologische Erforschung des ‚Muristan‘, die
Geschichte der deutschen Ansiedlung in Jerusalem. Anlass der Ausgrabungen 2014 war eine bautechnische Problematik: Die Durchgänge im Museum
entsprechen den Vorstellungen des Mittelalters – nicht jedoch den Auflagen
des modernen Museums- und des Tourismusdepartments der Jerusalemer
Stadtverwaltung. Da ein Eingriff in die Kreuz- und Tonnengewölbestruktur
des 12. Jahrhunderts bautechnisch und aus Respekt vor der mittelalterlichen
Anlage unmöglich erschien, blieb allein die Möglichkeit, den Fußboden nach
unten abzusenken. Diese Problematik führte zu einer bisher nicht voraussehbaren archäologischen Chance und einer einzigartigen Möglichkeit im
christlichen Viertel von Jerusalem mittelalterliche Epochen zu erkunden.
Im Juni 2014 hat ein Team von drei Stipendiaten des Fördervereins
(ermöglicht durch eine großzügige Förderung der DFG und der PeterDussmann-Stiftung) sowie den beiden Assistenten des DEI unter der Leitung
3 Konservierung des kreuzfahrerzeitlichen Mosaiks unter der Erlöserkirche
in Jerusalem (Foto: DEI).
von D. Vieweger mit einer Sicherungsgrabung im Museum der deutschen
Erlöserkirche begonnen. Die Vorarbeiten begannen Anfang Juni mit der Entfernung des modernen Betonfußbodens, sodass am 5. Juni die eigentliche
Ausgrabung startete. Aus statischen Gründen wurde zuerst ein 2 × 2,30 m
großer Bereich in der Mitte des Raumes ausgegraben und erst nach Rücksprache mit dem Statiker D. Schwengler wurde der Bereich ausgedehnt.
Nicht alle Mauern des Raumes waren tief gegründet, sodass die Bereiche
nahe der westlichen und südlichen Mauer nicht ausgegraben werden
konnten. Es wurde bis zu einer Tiefe von 1,10 m ausgegraben und die entfernte Erde gesiebt. Die Auswertung der Funde wurde beendet und im Dezember beim israelischen Antikendienst zur Veröffentlichung angenommen.
Die Restaurierung des mittelalterlichen Fußbodenmosaiks: Der Restaurator
A. Weichbrodt war vom 1. bis 30. September 2014 unter der Erlöser-kirche
tätig, um die 1974 ausgegrabenen Reste des höchst gefährdeten Fußbodenmosaiks der Kirche St. Maria Latina (12. Jh. n. Chr.) zu festigen und in wenigen
161
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Forschungsstellen des DAI am DEI in Amman und Jerusalem Fällen auch zu ergänzen (Abb. 3). Die nur durch die großzügige Unterstützung
der DFG möglich gewordene Arbeit wurde mit großer Gewissenhaftigkeit
durchgeführt. Diese Maßnahme hat dazu geführt, dass die Reste des erwähnten Mosaiks auch tatsächlich „durch die Zeiten“ erhalten blieben sowie zu
einem Highlight unseres archäologischen Parks werden konnten.
Cluster
Innerhalb der Vorbereitung des DAI-Clusters im Oktober 2014 haben
Th. Schattner (Madrid) und D. Vieweger den auf die Arbeitsgruppe „Kontinuität und Diskontinuität – Lokale Traditionen und römische Herrschaft im
Wandel“ zugeschnittenen Teil der Veranstaltung am 13. Oktober in der Zentrale des DAI in Berlin organisiert. Die DEI-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
hielten in diesem Rahmen folgende Vorträge: J. Häser, Ausbau der Wasserversorgung als Infrastrukturmaßnahme zur Festigung der römischen Macht
in den östlichen Provinzen; F. Kenkel, Lokale und römische Traditionen im
Wechselspiel. Die Interaktion Roms in den Keramikhandel des östlichen Mittelmeerraums; K. Soennecken, Was haben die Römer uns gegeben? Der Einfluss der Apokalyptik auf Assimilation und Widerstand jüdischer Gruppen
gegen Rom; D. Vieweger, Flavius Josephus und der „Jüdische Krieg“
(66–70 n. Chr.) – eine Quellenkritik.
Nachwuchsförderung
Dissertationen
Aus dem „Gadara Region Project“ wurden folgende Dissertationen an der
Bergischen Universität Wuppertal eingereicht:
Januar 2014 A. Gropp, Die religionsgeschichtliche Entwicklung Nordpalästinas von der Frühen Bronzezeit bis zum Ende der Eisenzeit am Beispiel des
Tall Zirāʿa.
Oktober 2014 A. Schwermer, Die Kochtopfkeramik vom Tall Zirāʿa. Eine
typologische und funktionale Analyse der Funde von der Frühen Bronzebis in die Späte Eisenzeit.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-13-5
Wissenschaftliche Lehrkurse
Der Lehrkurs des Deutschen Evangelischen Instituts wurde 1903 vom ersten
Institutsdirektor, Gustaf Dalman, ins Leben gerufen. Er dient der Einführung
in die Methoden und Ergebnisse der Archäologie, Landeskunde und Kulturgeschichte des Heiligen Landes und der Levante.
Im Jahr 2014 nahmen fünf Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aus deutschsprachigen Universitäten aus dem Bereich Theologie
teil: Dr. S. Luther, Dipl.-Theol. M. Laupert, Dipl.-Theol. C. Neuber, Dipl.-Theol.
M. Hölscher und Dipl.-Ass. M. Lau. Das Vortreffen fand am 25. und 26. Januar
in Wuppertal statt.
Vom 29. August bis 9. September wurde der Lehrkurs unter der
Leitung von F. Kenkel durch Jordanien geführt. Vom 10. September bis
18. September betreute D. Vieweger die Gruppe und führte sie durch
Israel/Palästina.
Summerschools
Seit 2006 veranstaltet das DEI Jerusalem jährlich eine Summerschool. Dabei
werden Themen der akademischen Lehre des Wintersemesters jeweils
durch eine Exkursion im Sommer vertieft und weitergeführt. Vom 1. bis
9. Oktober 2014 nahmen in diesem Jahr acht Studierende der Kirchlichen
Hochschule Wuppertal/Bethel und sieben Studierende der privaten Universität Witten-Herdecke an der Exkursion teil. Sie wurden von K. Soennecken
und M. Serr durch Israel geführt. Sie erhielten ein vielschichtiges Bild über
die Geschichte, Kultur und die gegenwärtige Lage des Heiligen Landes.
Wissenschaftliche Veranstaltungen
Vorträge im DEI Amman
In Kooperation mit K. Bartl (DAI Orient-Abteilung Außenstelle Damaskus)
und M. Spathi sowie dem Jordan Museum wurde die Vortragsreihe „The Ancient Near Eastern world through the projects of the German Archaeological
Institute“ durchgeführt.
162
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Forschungsstellen des DAI am DEI in Amman und Jerusalem 9. März A. Hausleiter (Berlin), The oasis of Tayma – Cultural contacts and
settlement history in Northwest Arabia 2. April K. Bartl (Damaskus/Berlin),
Archaeology in Syria. Research activities of the German Archaeological Institute until 2011 and the current situation of the Syrian Cultural Heritage 11. Mai D. Vieweger (Wuppertal/Jerusalem), With trowel and hightech –
German archaeological projects in Jordan 23. Juni M. Ladurner (Berlin),
Nabatean Domestic Architecture, Agricultural Production and Regional
Economy in the Highlands of Moab 27. September B. Fischer-Genz
(Beirut), Between Pomp and Provinciality – The Economy of Roman Baalbek
(Lebanon).
Vorträge im DEI Jerusalem
5. Januar F. Lippke (Freiburg, CH), Amulets past and present. Ancient media
and their relevance to archaeology, history and theology 26. April D. Vieweger, Auf den Spuren der Kreuzfahrer: Akko und Montfort 14. Juni
D. Vieweger, Das Israel Museum 6. Oktober J. Zias (Jerusalem), Disease,
drugs and massacre in antiquity – an introduction to paleopathology.
Konferenzen und Workshops
12./13. November 2013 Konferenz „The Development of Early Settlement in
Arid Regions“, Unterstützung von K. Bartl bei der Durchführung der Konferenz; Aqaba.
8./9. September 2014 Internationale Konferenz in Jerusalem „Workshop on
the ancient Remains beneath the Church of the Redeemer, the Muristan and
its Surroundings“; organisiert vom DEI Jerusalem in Kooperation mit der University of the Holy Land (UHL); Jerusalem.
Es sprachen: D. Pringle (Cardiff), The Church of St. Mary the Great (the
Less) and the Benedictine Nunnery; Y. Zelinger (Jerusalem), Crusader-Period
Markets in the Vicinity of the Church of the Redeemer; J. Patrich (Jerusalem),
An Overview on the archaeological work in the Church of the Holy
Sepulchre; K. Prag (Manchester), Dame Kathleen Kenyon`s Excavations in the
Muristan next to the Church of the Redeemer; D. Vieweger (Jerusalem/
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-13-5
Wuppertal), A Re-appraisal of the Ute Wagner-Lux Excavations beneath the
Church of the Redeemer; A. Nagorski (Jerusalem), The 19th Century Excavations of the Chapel of Alexander Nevsky next to the Church of the Redeemer;
H. Goren (Tel Chai), Tobler, Sepp and the Ruins of the Muristan; Sh. Gibson
(Jerusalem), The Crusader Church of St. Mary in 19th Century Historic Photographs; Father Jean-Baptiste Humbert (Jerusalem), Excavations beneath the
Chapel of St. John and its significance in Relation to the archaeological Remains under the Church of the Redeemer; J. Eisler (Stuttgart), The Construction of the Church of the Redeemer and the Kaiser`s Visit of 1898; D. Bahat
(Toronto), Ernoul and the Muristan; I. Berkovich und A. Reem (beide Jerusalem), New Excavations at the Crusader Hospital in the Muristan; J. Krüger
(Karlsruhe), The Muristan from 1187 till the beginnings of the 20th Century.
Publikationen
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 1 und 2, 129, 2013
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 1 und 2, 130, 2014
(zugleich Organ des DEI)
F. Kenkel – D. Vieweger (Hrsg.), With trowel and hightech – German archaeological projects in Jordan (Amman 2014)
Das DEI Jerusalem gestaltete federführend einen Sonderband für „Welt und
Umwelt der Bibel“ zum Thema „150 Jahre Ausgrabungen im Nahen Osten“,
der im Januar 2015 erschienen ist: F. Kenkel, Archäologische Schätze im Heiligen Land jenseits des Jordan; D. Vieweger, Alltagskultur in biblischer Zeit;
J. Serr, Der Kampf um den Antikenmarkt – wie moderne Fälschungen das
israelische Antikengesetz ins Wanken bringen; M. Serr, „Wie ein Vogel im
Käfig“ – Kriege und Kriegsführung in der südlichen Levante; M. Serr, Die
Suche nach Golgota – ein archäologischer Krimi; K. Soennecken, Böse Nachbarn? Das Bild der Philister und Samaritaner in den biblischen Texten;
D. Vieweger – K. Soennecken, 150 Jahre Biblische Archäologie; D. Vieweger,
Der alte Streit: ein Drama in vier Akten.
163
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Forschungsstellen des DAI am DEI in Amman und Jerusalem urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-13-5
Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen
Festveranstaltungen
Die Auftaktveranstaltung der „German Weeks 2014“ am 11. Mai in Amman
wurde von allen deutschen Institutionen in Jordanien mitorganisiert und
durchgeführt.
19. Mai Der jährliche Empfang des DEI Amman wurde gemeinsam mit einer
DFG-Delegation ausgerichtet.
14. September DEI Jerusalem, jährlicher Empfang von israelischen und palästinensischen, internationalen und deutschen Vertretern aus Archäologie,
Kultur, Politik und Wirtschaft anlässlich des DEI-Lehrkurses.
Ausstellungen
In Jerusalem wurde das Museum um eine Münzausstellung erweitert.
In Amman wurde die Vitrine in der Büroetage mit modernen Repliken ausgewählter Funde des Tall Zirāʿa ausgestattet. Die bronzenen Löwenköpfe und
Beschläge aus der Privatsammlung des Instituts werden für die Ausstellung
im Institut vorbereitet.
Vom 11. bis 24. Mai wurde die Poster-Ausstellung des DEI Amman „With
trowel and hightech – German archaeological projects in Jordan“ im Jordan
Museum Amman im Rahmen der „German Weeks 2014“ gezeigt (Abb. 4).
Bibliotheken und Archive
Archive sowie Bibliotheken des DEI Jerusalem und Amman befinden sich in
einem geordneten und digital erschlossenen Zustand.
Die Bibliothek Jerusalem wurde im Jahr 2013 um 205 Bände und im Jahr
2014 um 150 Bände erweitert, damit umfasst sie ca. 14.600 Einzelpublika-
4 Posterausstellung während der Deutschen Wochen im Jordan Museum (Foto: DEI).
tionen und 228 Reihen und Zeitschriften. Der Bibliotheksbestand ist elektronisch mit dem Bibliotheksprogramm „Allegro“ erfasst und online abrufbar.
Die Bibliothek Amman wurde im Jahr 2013 um 137 Bände und im Jahr
2014 um 107 Bände vergrößert. Damit umfasst die Bibliothek ca. 10.800 Einzelpublikationen und 315 Reihen und Zeitschriften. 2013 und 2014 wurde die
Registrierung des Bestands in den Onlinekatalog „Aleph“ vorgenommen, sodass jetzt fast der gesamte Bestand, auch die Zeitschriften online abrufbar ist.
164
165
Cluster 1
Von der Sesshaftigkeit zur komplexen Gesellschaft: Siedlung, Wirtschaft, Umwelt, Kult
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
Inhalte und Ziele des Clusters 2014
Das Forschungscluster 1 beschäftigt sich mit der Entwicklung menschlicher
Gemeinschaften von mobilen, wildbeuterischen Gruppen zu sesshaften,
produzierenden Gesellschaften. Die Sesshaftwerdung ursprünglich wildbeuterisch lebender Gemeinschaften in Verbindung mit der Domestikation von
Pflanzen und Tieren markiert einen der folgenreichsten Entwicklungsschritte
der Menschheit auf dem Weg zur Entstehung komplexer Gesellschaften. Im
Zusammenhang mit den Kulturen der Alten Welt wird dieser Prozess gemeinhin als Neolithisierung bezeichnet.
Sprecherin und Sprecher des Forschungsclusters: M. Reindel, F. Lüth, K. Bartl, N. Benecke.
Kontakt: [email protected]
Die bisher durchgeführten Projekte und gemeinsamen Workshops von
Cluster 1 waren im Wesentlichen auf den ersten Teil der Clusterthematik
ausgerichtet, d. h. die Frage des Übergangs von mobilen, aneignenden zu
sesshaften, produzierenden Lebensformen. Die Diskussionen behandelten
den Prozess der Sesshaftwerdung, erste Formen menschlicher Siedlungen,
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 1 den Einfluss der Umwelt auf die Ausbildung neuer Lebensformen, die Domestikation von Pflanzen und Tieren, sowie Aspekte von Kult und Kunst in
frühen Gesellschaften.
Ausgangspunkt für die Formulierung des Clusterthemas und wichtiger Referenzpunkt für die Diskussionen waren die Ergebnisse der Ausgrabungen und
Forschungen an dem neolithischen Fundort Göbekli Tepe in Südostanatolien
(11./10. Jt. v. Chr.). Unter der Leitung des Kollegen und Clustersprechers
Klaus Schmidt wurden dort neue Erkenntnisse gewonnen, die viele der bisher als sicher geglaubten Konzepte über die Neolithisierung in Frage stellten
und zu neuen Denkprozessen und nicht zuletzt zu neuen Ausgrabungen in
aller Welt anregten. Die komplexe Vorstellungswelt der späten Jäger/Sammler-Kultur, die durch die Bildprogramme auf den Stelen des Göbekli Tepe
überliefert ist, hat zu einer Vielzahl von Interpretationsansätzen geführt, die
jedoch bisher noch keine eindeutige Erklärung dieser Symbolwelt am Übergang vom späten Epipaläolithikum zum Frühneolithikum erzielen konnten.
Durch den allzu frühen Tod von Klaus Schmidt im Jahr 2014 ist uns einer der
wichtigsten Vertreter der Erforschung des Neolithikums und nicht zuletzt
eine tragende Säule unserer Tätigkeit im Cluster 1 verlorengegangen. Klaus
hatte durch seine umfassenden Kenntnisse des späten Paläolithikums und
Neolithikums nicht nur die Bedeutung des Fundplatzes Göbekli Tepe als
einen der Kristallisationspunkte entscheidender Entwicklungen des Neolithikums erkannt. Er konnte auch deutlich machen, dass in dieser Region,
dem sog. fruchtbaren Halbmond, erstmals natürliche Gegebenheiten und
Entwicklungen von menschlichen Gruppen so zusammentrafen, dass sie die
Grundlagen unserer heutigen Gesellschaften bildeten. Er erkannte auch die
Bedeutung, die die Funde und Befunde von Göbekli Tepe für fast alle Bereiche
der
archäologischen
Forschung
besaßen:
von
der
Umweltgeschichte über Siedlungsarchäologie, Wirtschaftsarchäologie,
Anthropologie bis hin zur Kunstgeschichte und zur Forschung über die Entstehung von Schrift, die durch die Analyse der bildlichen Darstellungen des
Fundortes neue Impulse bekam.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
Als Abschluss einer Phase der intensiven Beschäftigung mit den Entwicklungen früher sesshafter Gemeinschaften werden wir im Jahr 2015 einen
letzten Workshop zum Thema „Transformationsprozesse bei frühen Küstengesellschaften“ im Senegal veranstalten. Im Anschluss daran wollen wir uns
in den nächsten Jahren mit dem zweiten Teil unserer Forschungsthematik
beschäftigen, nämlich der Entstehung komplexer Gesellschaften. Dabei kann
es allerdings nicht darum gehen, komplexe Gesellschaften in all ihrer Vielfalt
zu analysieren. Dies würde die Etablierung eines neuen, umfangreichen
Forschungsclusters erfordern. Vielmehr wollen wir beleuchten und diskutieren, wie wir archäologisch die Umbrüche von einfachen, zumeist mehr oder
weniger egalitären Lebens- und Wirtschaftsformen zu komplexeren,
geschichteten Gesellschaften oder vielschichten Wirtschaftsformen erfassen und nachweisen können. Solche Umbrüche machen sich in veränderten
Siedlungsformen, Architektur, Bestattungsformen, Wirtschaftsweisen,
Kulten, bildlichen Darstellungen, etc. bemerkbar. Nach den Ergebnissen
vorausgehender Diskussionen in Clusterworkshops scheint in vielen Regionen der Erde Monumentalität in Form von Monumentalarchitektur, Großgräbern und großformatigen Skulpturen eine wichtige Rolle gespielt zu haben
und mag sogar als Definitionskriterium für beginnende Komplexität dienen.
In anderen Regionen scheint dieser Aspekt jedoch zu fehlen, und Komplexität
manifestiert sich eher in besonders vielfältigen gesellschaftlichen Verflechtungen oder vielschichtigen Wirtschaftsbeziehungen. Um die vielen noch
ungeklärten Aspekte im Zusammenhang mit der Entstehung komplexer
Gesellschaften zu diskutieren, soll 2016 ein Workshop zu diesem Thema in
Peru veranstaltet werden, wo die Entstehung komplexer Gesellschaften
zwischen dem 4. und dem 2. Jahrtausend v. Chr. besonders deutlich zutage
tritt und in den letzten Jahren intensiv untersucht wurde.
Es ist ein besonderes Anliegen von Forschungscluster 1, Forschungsfragen
weltweit zu beleuchten und durch das Heranziehen von noch wenig beachteten Regionen neue Aspekte in die Forschung einzubringen und einen ganzheitlichen Blick zu entwickeln. In diesem Sinne werden wir auch die Problematik der Entstehung komplexer Gesellschaften auf den verschiedenen
166
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 1 urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
Kontinenten beleuchten. Im Folgenden soll versucht werden, einige der
Kernthemen und Fragen zu formulieren, die sich bei der Beschäftigung mit
der Frage der Entstehung komplexer Gesellschaften in Vorderasien, Afrika,
Ostasien, Ozeanien und Südamerika ergeben.
Vorderasien (K. Bartl)
Die Neolithisierung Vorderasiens ist ein sich über mehrere Jahrtausende
hinziehender Prozess, in dessen Verlauf sich kleine mobile Gemeinschaften
mit wildbeuterischer Lebensweise zu größeren, sesshaften Gesellschaften
mit planerischer Subsistenzwirtschaft auf der Basis domestizierter Pflanzen
und Tiere entwickeln. Diese Transformation erfolgt etwa zwischen 10.000
und 7.000/6.500 v. Chr., wobei die grundlegenden Innovationen des sog.
„Neolithic package“ in den einzelnen Regionen innerhalb bestimmter, klar
umrissener Zeiträume erfolgen, jedoch nicht völlig synchron auftreten. Die
neolithische Entwicklung des 9.–7. Jahrtausends v. Chr. mit ihrer erstaunlichen Varianz innerhalb der materiellen Kultur ist durch eine Vielzahl von
neueren Feldforschungen, vor allem im anatolischen Raum, inzwischen
recht gut bekannt.
Spätestens in der Mitte des 7. Jahrtausends v. Chr. ist der initiale Prozess
der Neolithisierung abgeschlossen und die weitere Entwicklung des 6. und
5. Jahrtausends v. Chr. ist durch die Fortsetzung und Erweiterung der neolithischen Errungenschaften geprägt, ohne dass es hinsichtlich ökonomischer
und gesellschaftlicher Aspekte zu wesentlichen Veränderungen kommt. Die
auf das Ende des Neolithikums folgenden Perioden des 6. und 5. Jahrtausends v. Chr., die die Vorläufer zu den komplexen Gesellschaften des 4. und
3. Jahrtausends v. Chr. bilden, sind weniger gut bekannt. Die relativ geringe
Fundortdichte und regional sehr heterogene materielle Kultur erschweren
das Erkennen übergeordneter Entwicklungslinien. Die formative Phase der
sog. komplexen Gesellschaften ist im Vorderen Orient zudem grundsätzlich
nur sehr schwer zu fassen.
Das 4. und vor allem das 3. Jahrtausend v. Chr. sind durch grundlegende
Neuerungen geprägt, die sich jedoch regional recht unterschiedlich darstellen. Die Siedlungsanzahl und -größe nimmt in nahezu allen Regionen Vorder-
1 Ebla, Syrien. Blick auf die „Akropolis“ der Königsstadt. Im Vordergrund (weißer Gebäudeteil) der
verbrannte Palast G mit den Archivräumen, in denen etwa 20.000 Tontafeln aus der zweiten
Hälfte des 3. Jts. v. Chr. gefunden wurden (Foto: K. Bartl, Orient-Abteilung).
asiens zu und führt zur Entstehung städtischer Kulturen und Staatswesen,
wobei die initialen Entwicklungen im mesopotamischen Raum stattfinden.
Viele Orte sind durch massive Befestigungssysteme, palatiale oder sakrale
Monumentalarchitektur sowie eine elaborierte Infrastruktur, z. B. im Bereich
der Erschließungssysteme, der Wasserversorgung und der Speichereinrichtungen charakterisiert (Abb. 1). Planung, Konstruktion, Unterhalt und Nutzung solcher Anlagen im Rahmen einer ausgeprägten sozialen Stratifikation
weisen auf ein komplexes System ineinandergreifender gesellschaftlicher
Strukturen.
Von besonderer Bedeutung für deren Verständnis ist die Tatsache, dass jetzt
(zumindest für den mesopotamischen und nordsyrischen Raum) neben den
archäologischen Quellen erstmals schriftliche Informationen für die einzel-
167
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 1 nen Komponenten herangezogen werden können. Diese ermöglichen die
Rekonstruktion der ökonomischen und sakralen Organisation und geben so
erstmals in der Geschichte Vorderasiens einen direkten Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen. Die Vielzahl der archäologischen und philologischen
Daten aus diesem Zeitraum erlaubt zudem die detaillierte Untersuchung
spezifischer Fragestellungen hinsichtlich gesellschaftlicher Entwicklungen.
Ostasien (M. Reindel nach H. Parzinger 2014 und L. von Falkenhausen)
Die Neolithisierung in Ostasien hat sich schon sehr früh in zwei Kernzonen
entwickelt. Bezeichnenderweise waren dies zwei große Fluss-Systeme, der
Gelbe Fluss im Norden von China und der Yangzi im Süden. Hier fanden sich
schon ab dem 9. Jahrtausend v. Chr. gute Bedingungen zunächst für das
Sammeln und später den Anbau von Wildgetreide. Im 7. Jahrtausend folgte
dann am Gelben Fluss der erste Anbau von Hirse. Etwa gleichzeitig wurde die
erste Keramik hergestellt. Kurze Zeit später wurden dann Schweine, Rinder
und Hühner domestiziert.
Im Gebiet des Yangzi-Flusses wurde die älteste Keramik sogar schon von
spätpaläolithischen Wildbeutern hergestellt. Dort wurde um 8000 v. Chr. das
typische Getreide Ostasiens, der Reis, domestiziert. Wie auch in anderen
Regionen der Welt, ermöglichte eine stabile Nahrungsgrundlage das
Wachstum der Bevölkerung und hatte die Entstehung permanenter, zum Teil
sehr großer Dörfer zur Folge. Ausgehend vom Yangzi-Fluss breitete sich diese Entwicklung nach Südchina und Südostasien aus.
Wachsende Bevölkerungsdichten, größere Siedlungen und die Notwendigkeit des Zusammenlebens führten zu Organisationsstrukturen, zur Herausbildung von Führungspersönlichkeiten, Regelsystemen und Hierarchien,
die sich allmählich in den materiellen Hinterlassenschaften in Form von
strukturierten Siedlungen, Siedlungshierarchien, Spezialisierung in der Produktion, Zeichen der Macht und Totenkulten niederschlugen. All diese Entwicklungen lassen sich in China über mehrere Jahrtausende im Verlauf der
Entwicklung neolithischer Kulturen recht gut nachzeichnen.
Schon im 7. und 6. Jahrtausend v. Chr. finden sich am Gelben Fluss Großsiedlungen von mehreren Hektar Ausdehnung, z. B. in den Kulturen der
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
Cishan oder Peiligang. In den verschiedenen Siedlungsphasen lassen sich
eine allmähliche Spezialisierung der Gebäude, Planungsprinzipien und eine
funktionale Gliederung feststellen. Zentrale Gebäude deuten auf die Ausbildung einer Hierarchie und Führungspersönlichkeiten hin. Innerhalb größerer
Regionen konkurrierten die zentralen Orte um den Zugang zu Ressourcen
und es bildeten sich soziale Eliten aus. In der spätneolithischen LongshanKultur (spätes 4. und 3. Jt. v. Chr.) manifestieren sich diese in Elitegräbern,
die mit reichen Beigaben ausgestattet waren. Gegen Ende des Neolithikums,
mit dem Beginn der Bronzezeit sowie der Einführung von Pflug und Nassreisanbau, erfährt die Intensivierung der Landwirtschaft einen weiteren Schub,
der die Grundlage für die Herausbildung der bekannten komplexen Gesellschaften der historischen Zeit wird.
Auch wenn wir inzwischen über umfangreiche Informationen zum Neolithikum Ostasiens verfügen, bleiben doch noch große Lücken, um die genauen
Mechanismen der Entstehung komplexer Gesellschaften nachzuverfolgen
und die Bedeutung der Rolle einzelner Faktoren einschätzen zu können.
Gerade über die der Shang-Zeit vorausgehenden Jahrhunderte der frühen
Bronzezeit (erste Hälfte des 2. Jt.), in denen sich die Strukturen der großen
Dynastien ausbilden, ist noch wenig bekannt. Auch in Ostasien dürften
klimatische Veränderungen einen bedeutenden Einfluss auf kulturelle
Veränderungen gehabt haben. Ähnlich wie in China, lassen sich die Entwicklungen von einfachen zu komplexen Siedlungsformen über Jahrtausende
hinweg auch in Japan am Beispiel der Jomon-Kultur (10.000–300 v. Chr.)
verfolgen, wobei interessanterweise der Schwerpunkt in diesem Fall auf der
Jagd- und Sammelwirtschaft lag.
Ozeanien (J. Moser)
Die pazifischen Kulturregionen Melanesien und Mikronesien sind als bedeutende kulturgeographische Kontaktzone zwischen den Großregionen
Südostasien, Ostasien, Australien und der östlichen pazifischen Inselwelt
Polynesiens zu verstehen. Diese Regionen treten in ihren kulturellen, anthropologischen und ethnologisch-historischen Erscheinungen eigenständig und
168
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 1 2 Malaita, Ozeanien. Künstliche Inseln aus Korallen in der Langa Langa Lagune auf Malaita, Salomonen. Die ältesten derartig errichteten Inseln werden in die Zeit um 1500 n. Chr. datiert (Foto:
J. Moser, KAAK)..
unterschiedlich geprägt auf. Reziproke Einwirkungen und Einflüsse haben
aber dennoch über Zeiten und Distanzen hinweg stattgefunden. Der ozeanische Raum stellt dabei in topografisch-geographischer Hinsicht (Land-Wasser)
eine herausfordernde Sondersituation dar, welcher die jeweiligen Gesellschaften nur durch angepasste Strategien begegnen können. Empirische
Forschungen zur allgemeinen Besiedlungsgeschichte und Archäologie im
westlichen Ozeanien sind noch immer – auf Grund einer Unterrepräsentanz qualifizierter archäologischer Forschungseinrichtungen – stark marginalisiert.
Spätestens mit der Ausbreitung der keramikführenden Lapita-Kultur und der
damit verbundenen Neo-Kolonisierung des westpazifischen Raumes (Papua
Neuguinea, Salomonen, Vanuatu, Neukaledonien, Fidschi, Samoa und
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
Tonga) ab 1500 v. Chr. beginnt eine produzierende vielgestaltige Wirtschaftsweise mit mehr oder minder permanenten Siedlungen im Küstenbereich.
Komplexe Gesellschaften im ozeanischen Raum scheinen sich auf den
ersten Blick nur auf einzelne Inseln oder Inselgruppen zu beschränken, auf
denen sich eine sichtbare, „aufdringliche“ Architektur als Ausdruck eines
politischen Machtanspruches oder als prägende Umgestaltungen der Landschaft, wie etwa Terrassierungen zum Zwecke der landwirtschaftlichen Kultivierung und Nahrungsproduktion, entwickelt hat. Als prominente Beispiele
für monumentale Bauten seien die auf künstlichen Inseln vor Pohnpei (Karolinen) errichteten architektonischen Großtempelanlagen der Fürsten von
Nan Madol (1100–1600 n. Chr.) sowie die megalithischen Bauten der Anlage
Ha‘amonga ‚a Maui auf Tongatapu (ca. 1200 n. Chr.), die sog. „Latte stones“
der Chamorro Kultur der Marianen (800–1600 n. Chr.) und die
Zeremonialplattformen (marae, ahu) Polynesiens genannt. Im melanesischen Salomonen-Archipel finden sich in der Langa-Langa-Lagune Malaitas
zahlreiche aus Korallenstöcken artifiziell aufgebaute Inseln, auf denen
komplette Dorfanlagen errichtet wurden (Abb. 2). Die Tradition des Baus von
künstlichen Inseln beginnt dort bereits um 1500 n. Chr. und wird bis heute
fortgesetzt.
Weniger bühnengerecht und bescheidener äußern sich gesellschaftliche
Strukturen bei den Urgesellschaften Ozeaniens. Die prähistorischen Regenwaldbewohner der Salomonen Inseln etwa pflegten primär eine unprätentiöse aneignende wildbeuterische Wirtschaftsweise (Jagd, Fischfang), die in späteren Zeiten durch einfachen Gartenbau ergänzt wird. Jedoch erfordert auch
diese, sich selbstgenügende Wirtschaftsweise strukturierte Entscheidungen
mit optimalem Organisationsgrad und Clansverbände mit stabilen sozialen
und politischen Strukturen. Neben wirksamen optischen und akustischen
Kommunikationssystemen über große Entfernungen sind auch funktionierende rohstoffsichernde Handelsbeziehungen unerlässlich. Interinsulare Kontakte – auch über größere Distanzen – und intakte Beziehungsgeflechte haben
im melanesischen Raum eine lange und notwendige Tradition. Diese Verhaltensweisen spiegeln durchaus auch eine gesellschaftliche Komplexität wider.
169
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 1 Afrika (P. Breunig)
Verallgemeinert lässt sich für das vorgeschichtliche Afrika beginnende
gesellschaftliche Komplexität durch die folgenden Aspekte charakterisieren:
• eine große soziale Lebensgemeinschaft von einer Dimension, die über
verwandtschaftliche Beziehungen weit hinausreicht,
• ein differenziertes Siedlungssystem mit Siedlungen verschiedener Größe
und verschiedener Funktion, bestehend aus peripheren dörflichen
Anlagen bis hin zu urbanen oder proto-urbanen Strukturen zentraler
Orte (allerdings ohne monumentale Bauten),
• kommunale, öffentliche Projekte und soziale Differenzierung, bzw. eine
daraus abgeleitete Elite, die die Projekte steuert,
• intensive Nahrungsproduktion und intensive Nahrungsspeicherung,
• handwerkliche Spezialisierung,
• große Fundmengen (als Folge der großen Gemeinschaft und der
Massenproduktion bestimmter Güter) und
• Handel oder intensiver Austausch über größere Distanzen.
Gesellschaftliche Komplexität in der Vorgeschichte zu erkennen und zu definieren bereitet in Afrika größere Probleme als auf anderen Kontinenten. Das
liegt daran, dass eines der markanten Erkennungszeichen, die monumentale
Architektur, von wenigen Ausnahmen abgesehen fehlt. Selbst heute hebt sich
zum Beispiel in ländlichen Gegenden Westafrikas die Residenz traditioneller
Herrscher in vielen Fällen kaum von den anderen Gebäuden der Gemeinschaft
ab. Archäologisch hinterlässt der Hof keine anders aussehenden Reste als die
Häuser anderer Mitglieder der Gesellschaft. Dennoch besteht kein Zweifel,
dass in Afrika vorgeschichtliche komplexe Gesellschaften auch ohne monumentale Architektur existierten – eine Situation, die als „non-monumental
complexity“ umschrieben wurde. Bei Forschungen im Tschadbecken wurde
über viele Jahre hinweg versucht, die Anfänge solcher Entwicklungen zu erkennen. Sie liegen im ersten vorchristlichen Jahrtausend und gehören im subsaharischen Raum zu den mithin ältesten Formen komplexer Gesellschaften.
Als das auffälligste Merkmal begegnete die plötzlich auftretende Größe
der Siedlungen von zehn bis dreißig Hektar. Kleine Siedlungen mit ein bis drei
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
Hektar Größe umgaben die Großsiedlungen. Dahinter stehen vermutlich
Unterschiede in der Funktion der Plätze und ihrer politischen Ordnung. Die
Differenzierung der Plätze drückt eine Hierarchie aus, die als Teil der Entwicklung komplexer Gesellschaften betrachtet werden kann. Die Größe der
Siedlungen, die Anzahl und Dichte der Bebauung mit Häusern und die Fundmengen deuten auf eine große soziale Gemeinschaft mit deutlich mehr als
eintausend Mitgliedern hin. Das Zusammenleben in einer großen Gemeinschaft verlangte neue Organisationsformen und Regeln und eine Instanz mit
der Macht, für beides zuständig zu sein. Die hypothetische Existenz einer
Elite ließ sich aus kommunalen Bautätigkeiten ableiten. Die meisten Großsiedlungen des ersten vorchristlichen Jahrtausends im Tschadbecken waren
vollständig von mehrere Meter breiten und tiefen Gräben umgeben, was nur
mit fortifikatorischen Zwecken und vermutlich unruhigen Zeiten in Verbindung zu bringen ist. Der Arbeitsaufwand für die Gräben (und den vermutlich
ehemals vorhandenen Lehmziegelmauern aus dem Aushub) lässt auf eine
große Arbeitsgruppe und eben jene genannte Instanz, die die Arbeit veranlasste und überwachte, schließen. Andere Hinweise auf eine Elite wie Prestigeobjekte, Akkumulation von Werten, besondere Gräber, besondere Bauten
oder Areale fehlen in diesem Fall.
Als weiteres Kennzeichen der Entwicklung komplexer Gesellschaften
begegnete uns die handwerkliche Spezialisierung. Mit der Entstehung
komplexer Gesellschaften trat im Tschadbecken des ersten vorchristlichen
Jahrtausends erstmals die Eisenmetallurgie auf. Daneben deutet sich Spezialisierung auch in der massenhaften Produktion von Töpferwaren an. Hinzu
kam die massenhafte Beschaffung fehlender oder seltener Ressourcen durch
Austausch oder erste Formen des organisierten Handels mit weit entfernt
liegenden Regionen (mehr als 100 km).
Genauso plötzlich, wie die Großsiedlungen im Tschadbecken um
500 v. Chr. auftreten, verschwinden sie nach kurzer Zeit. Zwischen 300 v. Chr.
bis zur Zeitenwende fehlen nahezu jegliche archäologische Spuren. Daraus
könnte man folgern, dass komplexe gesellschaftliche Strukturen abrupten
Veränderungen bis hin zum Kollaps ausgesetzt sind, was verschiedene Gründe haben kann: ökologischer Zusammenbruch durch Überbevölkerung und
170
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 1 urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
Erschöpfung von Böden und Ressourcen, Kampf um akkumulierte Werte
oder verknappte Ressourcen, Epidemien, Instabilität sozialer Ungleichheit.
Amerika (M. Reindel)
Als die ersten Menschen den amerikanische Kontinent um 12.000 v. Chr.
besiedelten, wurden in der Alten Welt die ersten Schritte zur Sesshaftwerdung
und zu produzierenden Wirtschaftsformen unternommen. Die amerikanischen Ureinwohner brachten somit möglicherweise ähnliche Kenntnisse wie
die Paläolithiker der Alten Welt bzw. Ostasiens mit, konnten aber nicht auf bestehenden Traditionen aufbauen. Auf die initiale, offenbar sehr rasche Landnahme des amerikanischen Kontinents folgte ein langer Prozess der langsamen und regional sehr differenzierten Anpassung an die extrem unterschiedlichen Habitate, in denen viele verschiedene Pflanzen (Pfeffer, Kürbis,
Maniok, Baumwolle, Mais etc.) zu unterschiedlichen Zeiten und nur wenige
Tiere (Truthahn, Hund, Kameliden, Meerschweinchen) domestiziert wurden.
All diese Prozesse spielten sich – nach dem derzeitigen Stand der Kenntnis –
vollkommen unabhängig von den Entwicklungen der Alten Welt ab.
So unterschiedlich die Produkte und Zeitpunkte der Sesshaftwerdung und
Domestikation von Pflanzen und Tieren waren, so schwer fällt es, übergreifende Entwicklungen in Amerika in einheitlichen Klassifikationsschemata darzustellen. Da sich die Entwicklungsschritte in Amerika in vielen grundsätzlichen
Punkten von denen der Alten Welt unterscheiden, versucht man dort den Begriff „Neolithisierung“ zu vermeiden. Vielmehr werden die vielfältigen Entwicklungen der Sesshaftwerdung und Domestikation in Amerika unter dem
Begriff „Archaikum“ subsumiert. Um die Anfänge komplexer Gesellschaften,
d. h. die Grundlagen der späteren sog. Hochkulturen, begrifflich zu fassen, verwendet man den Terminus „Formativum“.
In den vergangenen Jahren wurde eine intensive Diskussion um die Anfänge komplexer Gesellschaften in Mittel- und Südamerika geführt. Zunächst versuchte man, in Anlehnung an Gepflogenheiten in der Alten Welt, Entwicklungsschritte durch Artefaktklassen und Materialien zu definieren und den
Beginn des Formativums am Gebrauch von Keramik festzumachen. Jüngere
Forschungen haben jedoch gezeigt, dass Keramik in unterschiedlichen
3 Caral, Peru. Ab dem ausgehenden 4. Jt. v. Chr. werden an der ariden Küste Perus Monumentalbauten errichtet, die als Werke erster komplexer Gesellschaften gewertet werde können. Keramik kommt in dieser Region erst mehr als tausend Jahre später in Gebrauch (Foto: M. Reindel,
KAAK).
Regionen Südamerikas (Zentralanden, Nordanden, Amazonastiefland) zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten
entstanden.
Zum anderen haben die intensiven Forschungen der letzten 30 Jahre gezeigt, dass komplexe Gesellschaften in Amerika unter spezifischen Bedingungen in deutlich definierbaren Kernregionen entstanden. In den Zentralanden
stellt sich diese Entwicklung als eine explosionsartige Verbreitung von Monumentalarchitektur ab dem Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. dar, die als Ausdruck deutlich höherer Bevölkerungszahlen, Bevölkerungskonzentration und,
in der Folge, der Ausbildung komplexer gesellschaftlicher Strukturen gewertet
werden kann (Abb. 3). In Mesoamerika entstehen in ähnlicher Weise, ohne
erkennbare Vorentwicklungen und später als in Südamerika, Zentren mit
Großarchitektur, Bildprogrammen und sogar Schriftsystemen. Diese
Entwicklungen sind so deutlich und zeitlich eingrenzbar, dass es nahe liegt,
171
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 1 den Beginn komplexer Gesellschaften an der Entstehung von Monumentalarchitektur festzumachen. In Abänderung der bisher üblichen Terminologie,
die die erste Monumentalarchitektur noch im Späten Archaikum ansiedelte,
sprechen wir heute vom „Initialen Formativum“.
Die genauen Prozesse und die Ursachen für diese recht plötzliche Entstehung von komplexen Gesellschaften in Amerika sind noch wenig erforscht.
Möglicherweise spielen Umweltveränderungen eine Rolle, die auch in
anderen Regionen der Welt im 4. Jahrtausend v. Chr. zu einschneidenden
kulturellen Umbrüchen geführt haben. Die Domestikation von Pflanzen, die
Entwicklung des Bodenbaus in verschiedenen Formen und die Ausbildung von
wirtschaftlichen Verflechtungen haben mit Sicherheit einen wesentlichen Impuls zur Ausbildung komplexer Bevölkerungszentren gegeben. Aber
auch Veränderungen von Ideologien, Kulten und Religionen haben dazu
beigetragen, dass sich spätestens im 2. Jahrtausend v. Chr. die ersten komplexen Gesellschaftswesen oder sogar Staaten in Amerika etabliert haben.
Klaus Schmidt in Memoriam (1953–2014)
Klaus Schmidt, der im Sommer 2014 auf tragische Weise ums Leben kam,
gehörte zu den renommiertesten Forscherpersönlichkeiten der prähistorischen Archäologie, dessen Bedeutung weit über die Grenzen Deutschlands
und seiner Forschungsheimat Türkei anerkannt war.
Seine seit 1995 betriebenen Untersuchungen am Göbekli Tepe, einem
einzigartigen frühneolithischen Fundplatz in der Nähe der südostanatolischen
Stadt Şanlıurfa, waren seit etwa 10 Jahren Gegenstand einer stetig zunehmenden, weltweiten Aufmerksamkeit im Grenzbereich zwischen wissenschaftlichem Interesse und populärer Deutung. Eine solche Konstellation findet sich
in der Archäologie häufiger, die Dimensionen am Göbekli Tepe waren allerdings außergewöhnlich. Verbunden mit der Popularität des Fundortes waren
zahlreiche zusätzliche Verpflichtungen, die ihn trotzdem die offenen Fragen zu
dieser Anlage nie aus dem Blick verlieren ließen.
Als eines der herausragenden Merkmale seiner Persönlichkeit wird uns
sein nie nachlassendes Interesse auch an anderen, nicht mit seinem Projekt
verbundenen archäologischen Problemstellungen im Gedächtnis bleiben, das
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-14-2
sich in aufmerksamer Zuwendung zu seinen jeweiligen Gesprächspartnern
äußerte. Die Einbeziehung von Nachbardisziplinen und –regionen in seine
Überlegungen waren wesentliche und selbstverständliche Aspekte seiner
breit angelegten Forschungen, die bereits vor seiner Zeit als Leiter der
Göbekli-Tepe-Grabungen zum Tragen kamen.
Von seiner umfassenden Kenntnis prähistorischer Entwicklungen nicht nur
in Vorderasien, sondern auch in Ägypten und in Europa konnten viele Kollegen, Studenten und Freunde profitieren, da er andere an seinem Wissen freigiebig teilhaben und es dabei nie zu Lehrer-Schüler-Gesprächen kommen ließ
(Abb. 4). Dabei war er ein anerkannt guter Lehrer, der neben seiner Tätigkeit
als Honorarprofessor auch in Gesprächen mit Studierenden und Freunden auf
unangestrengte Art Wissen vermittelte, das zum Weiterforschen animierte.
Wir haben mit Klaus Schmidt einen herausragenden Forscher, sehr geschätzten Kollegen und guten Freund verloren. Innerhalb des Forschungsclusters
war er eine verlässliche und inspirierende Konstante, der die Zusammenarbeit
durch sein Wissen und seine Persönlichkeit geprägt hat. Wir werden alles tun,
um die Arbeiten in seinem Sinne fortzusetzen.
4 Göbekli Tepe, Türkei. Klaus Schmidt (5. von rechts) während einer Exkursion der Teilnehmer
eines Workshops von Cluster 1 im Jahr 2012 in Sanliurfa (Foto: M. Reindel, KAAK).
172
173
Cluster 2
Innovationen: technisch, sozial
Arbeitsgruppe „Metallurgie“
Arbeitsgruppe „Wasserwirtschaft“
Arbeitsgruppe „Konflikt und Innovation. Kriegstechnik im Altertum“
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-15-8
Sprecher des Clusters: R. Eichmann, S. Hansen, F. Klimscha, C. Schuler.
Beteiligte Projekte: Pleistozäne Wassernutzung (M. Baales), Wasserbauanlagen im Alten Jerusalem, Israel/Palästina (A. Bagg), Metallproduktion Nordalpenraum (M. Bartelheim), Wassernutzung bei den Slawen (F. Biermann), Gadara, Jordanien (C. Bührig, M. Döring, P. Keilholz), Der
Held in vor- und frühgesch. Zeit (S. Burmeister), Großflächige Bewässerung als Innovation
(U. Brunner), Otrar Oasis, Kasachstan (D. Clarke), Tayma, Saudi-Arabien (R. Eichmann, A. Hausleiter, M. Grottker, K. Wellbrock), Subsistenzgrundlagen prähist. Siedlungen, Südkatar (R. Eichmann, P. Drechsler, M. Engel, H. Brückner), Antike Bewässerungstechnik (H. Fahlbusch), Metallurgie Iberische Halbinsel (R. Gauß), Qulban Beni Murra, Jordanien (H. G. K. Gebel,
H. M. Mahasne), Wasserwirtschaft Marib, Jemen (I. Gerlach, D. Pietsch, P. Kühn), Oasen Osmanische Halbinsel (J. Häser), Kodierung von Handlungsketten in Kognigrammen (M. Haidle), Kupferzeit Untere Donau (S. Hansen, A. Reingruber), Bronzeztl. Konfliktforschung (S. Hansen), Digitaler Atlas der Innovationen (S. Hansen, B. Helwing, F. Klimscha, J. Renn, J. Büttner; TOPOI),
Buto, Tell el-Fara und Maadi, Ägypten (U. Hartung), Archäometallurgie Sinai, Ägypten (U. Hartung, K. Pfeiffer, A. Hauptmann), Palmyra, Syrien (S. Hauser), Arisman, Iran (B. Helwing),
Bewaffnete Auseinandersetzungen Bronzezeit (C. Horn), Sozialstrukturen von Befestigungsanlagen errichtenden Gemeinschaften (M. Jung), Fernwasserleitungen des kaiserztl. Kleinasien
(S. Kerschbaum), Archäologie und Geophysik Tel Tsaf, Israel/Paslästina (F. Klimscha, D. Rosen-
Inhalte und Ziele des Clusters 2014
Das Forschungscluster 2 bot in den Workshops seiner Arbeitsgruppen und in
der Plenartagung in bewährter Weise eine fruchtbare Plattform für den Austausch zwischen Projekten des DAI und seiner Kooperationspartner und externen Projekten.
Nach dem ersten Arbeitsabschnitt der Arbeitsgruppe Metall im Cluster 2
über die Anfänge der Kupfermetallurgie und dem Erscheinen eines Sammelbandes mit den Ergebnissen (St. Burmeister – S. Hansen – M. Kunst –
N. Müller-Scheeßel [Hrsg.], Metal matters [Rahden/Westf. 2013]), wurde mit
dem Silber ein weiteres Metall in überregionaler Perspektive untersucht. Aspekte und einzelne Ergebnisse dieser Forschungen sind bereits in Sammelbänden publiziert worden. Die frühsten Silberfunde wurden zudem für die
Aufnahme in den „Atlas der Innovationen“ (TOPOI) vorbereitet. Seit 2014
wird auch das Zinn in die Arbeit des Clusters einbezogen. Zinn ist als Be-
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 2 berg, P. Graham, A. Hill), Der ägyptische Streitwagen (H. Köpp-Junk), Wasserversorgung DurKatlimmu, Syrien (H. Kühne), Zambujal, Portugal (M. Kunst), Waffentechnik im Spätmittelalter
(G. Liedl), Minturnae, Italien (H. Manderscheidt, K. Grewe, H. Bankel), Techn. Innovationen und
Kriegsführung in der Neuzeit (C. T. Müller), Nördliche Badia, Jordanien (B. Müller-Neuhof,
J. Meister), Lithische Geschossspitzen der Bronzezeit Vorderasiens (B. Müller-Neuhof), Klimaorientierte Wassernutzung (C. Ohlig), Corpus der röm. Bleibarren (P. Rothenhöfer, N. Hahnel,
M. Bode, A. Hauptmann), Bewaffnung als Kulturgrenze im Neolithikum, Balkan (N. MüllerScheeßel), Inszenierung von Konflikttechniken in spätkupferztl. Gräbern, Mitteleuropa (D. Neumann), Neolithic Wells on Cyprus, Zypern (E. Peltenburg), Kriegstechnik und soziale Organisation (H. Peter-Röcher), Fidvár bei Vráble, Südwestslowakei (K. Rassmann), Fayum Survey Project,
Ägypten (C. Römer), Prehistoric Metallurgy in Iberia (S. Rovira, I. Montero-Ruiz), Metall in den
Schriftquellen Vorderasiens im 3. Jt. (W. Sallaberger), Hethitische Fortifikationen, Türkei
(A. Schachner), Wasserversorgung Hattuscha-Boğazköy, Türkei (A. Schachner, H. Wittenberg),
Roman Mining in the Hispanic Southwest (T. G. Schattner), Frühneuztl. Schlachtfeldarchäologie
(M. Schefzik), Göbekli Tepe (K. Schmidt, O. Dietrich, L. Claire, J. Notroff, R. Herrmann), Archaeological Survey and Excavation in the Yitim and Magass Area – Aqaba, Jordanien (K. Schmidt,
U. Siegel, F. Klimscha), Wasserbau in den flavischen Kaiserpalästen auf dem Palatin in Rom, Italien (A. Schmölder-Veit), Innovationen als Voraussetzung für Konfliktbereitschaft in der Antike
(H. Schneider), Innovations in Roman Mining, Iberische Halbinsel (H. Schneider), Waffen in den
Schriftquellen Vorderasiens (I. Schrakamp), Technical Innovations in the Roman Military (J. Simon), Trinkwasserversorgung von Athen, Griechenland (J. Stroszeck), Bronzeztl. Nekropole Gelot, Tadschikistan (M. Teufer), Spätbronzeztl. Be- und Entwässerungsanlangen von Tiryns, Griechenland (T. Bendeguz, M. Aufschnaiter), Metallzusammensetzung bronzeztl. Horte (T. Vachta),
Lust an der Gewalt als Motor für grausame Innovationen (R. Weierstall), Neolithische Brunnen,
Mitteleuropa (J. Weiner).
Kontakt: [email protected]
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-15-8
standteil der Bronze das Metall, welches ihr die goldglänzende Farbe verleiht. Es ersetzte im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. andere Legierungen. Zinn
ist nur an sehr wenigen Orten verfügbar. Die daraus resultierende Relevanz
für die Fernkontakte in der Bronzezeit ist von der Forschung schon im 19.
Jahrhundert erkannt worden. Zinn stand im Mittelpunkt eines von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojekts der Eurasien-Abteilung in
Mittelasien, an das mit neuen Untersuchungen in Afghanistan angeknüpft
wurde. Die Bedeutung der iberischen Zinnvorkommen für die Bronzezeit ist
noch weitgehend ungeklärt.
Das Jahrestreffen der Arbeitsgruppe vom 4. bis 7. Juni fand in Sabugal
statt, wo sie durch die Direktion des Museums und die Stadtverwaltung des
Museums gastfreundlich empfangen wurde. In den Vorträgen wurden u. a.
Aspekte des Zinns auf der Iberischen Halbinsel (Abb. 1) und die Bedeutung
des Zinns im Römischen Reich thematisiert. Zwei Beiträge beschäftigten sich
noch mit dem Kupfer und Silber in prähistorischen Perioden. Exkursionen
führten in die Bergbauregion Quarta-feira (Kupfer/Zinn), die eisenzeitliche
Siedlung von „Sabugal Velho“ und den Felsbildern von Foz Côa (Abb. 2).
Die Arbeitsgruppe „Konflikt und Innovation“ hielt einen internationalen
Workshop am 12. und 13. Juni in Frankfurt am Main ab. Das Treffen bot den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Arbeitskreises die Möglichkeit, ihre
Arbeiten an konflikttechnischen Untersuchungsgegenständen vorzustellen
und mit dem Arbeitskreis und ausgewählten Gästen zu diskutieren. Das
Schwerpunktthema um die Speicherung von technischem Wissen für Konflikte wurde in verschiedenen Beiträgen aufgegriffen.
F. Klimscha gab eine Einführung in das Thema und die Vorträge des letzten Workshops und ging auf die Besonderheiten archäologischer Quellen für
die Konflikt- und Innovationsforschung ein. St. Burmeister beleuchtete nicht
im archäologischen Material nachweisbare Innovationen, die aber aus verlässlichen Schriftquellen erschlossen werden können, und diskutierte den
Zusammenhang von Wissensspeicherung und der Beschaffenheit von Gesellschaften. I. Schrakamp und H. Köpp-Junk besprachen die Adaption und
Nutzung von Streitwagen in sehr gut dokumentierten Regionen, nämlich
174
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 2 1
2
1 S. Rovira Llorens bei seinem Vortrag „The early tin and bronze in the Iberian Peninsula“ im Rahmen
des Workshops der Arbeitsgruppe „Metall“ vom 4. bis zum 7. Juni in Sabugal (Foto: S. Hansen,
Eurasien-Abteilung).
2 Exkursion im Rahmen des Workshops der Arbeitsgruppe „Metall“ (Foto: S. Hansen, EurasienAbteilung).
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-15-8
Ägypten und Mesopotamien, mit jeweils fachspezifischen Schwerpunkten.
M. Mödlinger demonstrierte anhand neuer Untersuchungen zu bronzezeitlichen Angriffswaffen deren Bedeutung für prähistorische Konflikte, während
L. Dietrich und D. Rokitta-Krumnow anhand von Pfeilspitzen die Rolle von
Konflikten im späten Neolithisierungsprozess in der nördlichen Levante erörterten. N. Müller-Scheeßel zeigte den Wert von Innovationsmodellen für
Konfliktpraktiken, wie die Kopfjagd, auf. T. Schunke berichtete von neuen
Forschungen zu neolithischen Befestigungen in Mitteldeutschland und erläuterte das weite Feld möglicher Deutungen. F. Biermann schließlich gab
einen Überblick über den Einfluss langfristiger Konflikte auf die Ausprägung
slawischer Gesellschaften im Frühmittelalter.
Neben den archäologischen Beiträgen waren zwei Gastvorträge eingeplant, von denen der Vortrag von Hauptmann d. R. Th. Neff zur Bedeutung
technischer Innovationen für moderne Konflikte leider aufgrund dienstlicher
Verpflichtungen des Vortragenden entfallen musste. R. Wittig berichtete aus
seinen Forschungen mit Primaten und gab einen Überblick über Konflikte in
Primatengesellschaften, der auf neuen Erkenntnissen der Primatenarchäologie, Laborexperimenten und eigener Feldforschung basierte.
Die Arbeitsgruppe „Wasserwirtschaft“ traf sich am 23. und 24. Oktober in
Berlin und verfolgte ihre Schwerpunktthemen der Oasenwirtschaft und der
Wasserversorgung griechisch-römischer Städte weiter. Mehrere Vorträge
beschäftigten sich mit Methoden des Rainwater Harvesting in ariden Zonen,
woraus sich in den Diskussionen interessante Ansätze für vergleichende
Analysen ergaben. Einen gegenüber der bisherigen Arbeit der Arbeitsgruppe
neuen Akzent setzten R. Eichmann und H. G. Gebel, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln ethnologische Herangehensweisen nutzten, um unser
Verständnis vormoderner Wasserwirtschaft in ariden Landschaften zu vertiefen. C. Römer stellte erstmals ihre Untersuchungen zur Wasserversorgung
des Dorfes Philoteris im ägyptischen Fayum vor. Dabei greifen Archäologie
und auf Papyrus überlieferte Texte ineinander, sodass sich an diesem gut
dokumentiert Beispiel die langfristigen Probleme der Bewässerungswirtschaft im Fayum studieren lassen. Bei der Region handelt es sich um das
175
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 2 größte und erfolgreichste Projekt der griechisch-römischen Antike, bei dem
durch den gezielten Ausbau der Bewässerung neue Flächen für die Landwirtschaft gewonnen wurden. K. Wellbrock und S. Kerschbaum zeigten in ihren Vorträgen zu Pergamon exemplarisch, wie bei der Untersuchung der
Wasserversorgung einer antiken Stadt ingenieurtechnische und historische
Perspektiven Hand in Hand gehen müssen. Eine ähnliche interdisziplinäre
Dimension eröffnete S. Wefers in ihrem Beitrag zur spätantiken Mühlenkaskade in Ephesos. Für die Arbeitsgruppe besonders wichtig ist der Kontakt zu
der Berliner Forschergruppe, die sich im Rahmen des Exzellenzclusters
TOPOI in einem chronologisch größeren Rahmen mit der Wasserwirtschaft
vormoderner Gesellschaften beschäftigt. J. Berking stellte die Theorien und
Methoden vor, die dabei zur Anwendung kommen. In der Schlussdiskussion
entwarf H. G. Gebel die Vision, ein neues interdisziplinäres Fachgebiet der
Archäohydrologie zu etablieren, um der Komplexität dieses Gegenstandes
und seiner überragenden Bedeutung für alle Epochen und Kulturen gerecht
zu werden.
Die Plenartagung am 11. und 12. Dezember in Berlin schloss das Jahresprogramm des Clusters ab. Der Schwerpunkt der international besetzten Tagung
lag in diesem Jahr auf dem Austausch mit externen Kolleginnen und Kollegen, die in ihren Projekten Fragestellungen verfolgen, die den Konzepten
und Schwerpunktthemen des Clusters nahestehen. Höhepunkt war der Vortrag von M. Harrower, der in jüngster Zeit das Konzept der ‚hydraulischen
Gesellschaften‘ neu aufgegriffen hat. Harrower unterstrich insbesondere die
politisch-ideologische Dimension von Großprojekten im Wasserbau und zog
dabei immer wieder Vergleiche zur Moderne, etwa den Staudammbauten
des 20. Jahrhunderts in den USA. Die heterogene Zusammenstellung von
Themen und methodischen Zugängen zielte darauf ab, über die konkreten
Kontexte hinaus die Debatte über Theorien und Konzepte zu stimulieren.
Tatsächlich entwickelten sich lebhafte und ausführliche Diskussionen zu den
grundlegenden Fragen, was unter Innovationen zu verstehen ist, welche Faktoren bei Innovationsprozessen eine Rolle spielen und wie solche Prozesse in
unterschiedlichen Kulturen verglichen werden können. Über lehrreiche Vor-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-15-8
träge und wertvolle neue Kontakte hinaus war ein erfreuliches Ergebnis der
Tagung, dass sich die in der bisherigen Arbeit des Clusters entwickelten Konzepte auch in der Diskussion mit internationalen Austauschpartnern als tragfähig erwiesen. Die Mitglieder des Clusters zogen daraus die Ermutigung,
den eingeschlagenen Weg der interdisziplinären Arbeit fortzusetzen, und
erhielten zugleich vielfältige Anregungen für die Zukunft.
Programm der einzelnen Veranstaltungen
4.–7. Juni Workshop der Arbeitsgruppe „Metall“, Guarda und Sabugal.
Es sprachen: Begrüßung der Gäste durch die Museumsleitung (Museu do
Sabugal); M. Osorio (Sabugal), Metallurgy in Protohistorical times in the
Region of Sabugal; S. Rovira Llorens (Valencia), The early tin and bronze in
the Iberian Peninsula; Th. G. Schattner (Madrid), Metalobjects in lusitanian
sanctuaries; J. Hollaender (München), Abbau und Distribution von Zinn im
Römischen Reich; F. Klimscha (Berlin), Might & Metal. Copper objects in graves, hoard and settlements in the Copper Age of South Eastern Europe;
S. Hansen (Berlin), Metal beads in the 4th millennium. Weitere Teilnehmer:
D. Brandherm (Belfast), A. Hauptmann (Bochum), B. Helwing (Berlin/Lyon),
P. Paoletti (München).
12./13. Juni Workshop der Arbeitsgruppe „Konflikt und Innovation“; RGK,
Frankfurt am Main.
Es sprachen: F. Klimscha (Berlin), Potentiale und Limitierungen langfristiger konfliktarchäologischer Untersuchungen; R. Wittig (Leipzig), Das
Konfliktverhalten von höheren Primaten; T. Schunke (Halle/Saale), Monumentalität, Abschreckung und Tabu – Beobachtungen zu jungsteinzeitlichen
„Befestigungskonzepten“ im Saalegebiet; M. Mödlinger (Wien), Technik und
Funktion bronzezeitlicher Schutzwaffen; F. Biermann (Göttingen), Kriegerische Konflikte als Faktoren sozialer Entwicklung und Herrschaftsbildung bei
den frühmittelalterlichen nördlichen Westslawen; St. Burmeister (Kalkriese),
Germanien 16 AD – nicht-nachweisbare Innovationen; H. Köpp-Junk (Trier),
Von der Sturmleiter zu Streitwagen. Militärtechnische Innovationen im Alten
176
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 2 Ägypten; I. Schrakamp (Heidelberg), Kampf- und Streitwagen nach keilschriftlichen Quellen des 3.-1. Jt.; N. Müller-Scheeßel (Frankfurt), „Keltische“
Schädeljagd als innovativer Adaptionsprozess; L. Dietrich und D. RokittaKrumnow (Berlin), Der Speer lässt sich nicht im Sack verstecken. Untersuchungen zum Aussagepotential langer Silexspeerspitzen im Spätneolithikum
in der Levante.
23./24. Oktober Workshop der Arbeitsgruppe „Wasserwirtschaft“; OrientAbteilung, Berlin.
Es sprachen: R. Eichmann (Berlin) und Chr. Schuler (München), Begrüßung und Einführung; R. Eichmann (Berlin), Traditionelle Wasserversorgungstechniken nach den Berichten von Wilfred Thesiger, Desert Sands;
B. Müller-Neuhof und J. Meister (beide Berlin), Wasserbewirtschaftung und
Ackerbau in ariden Regionen. Traditionelle Techniken und moderne Forschung; H. G. Gebel (Berlin), Bedouin Biography und Samah Development
Project. Vorläufige Ergebnisse; K. Bartl und F. Bloch (beide Berlin), Wasserbautechnische Anlagen in Qasr Mushash/Jordanien; J. Berking (Berlin), Bericht aus dem TOPOI-Schwerpunkt zur Wasserwirtschaft; M. Händel (Wien),
Zur rechten Zeit am rechten Ort – Strategien zur Nutzung verfügbarer Wasserressourcen im Verlauf des Holozäns am Rand der Rub al-Khali in Südostarabien; H. G. Gebel (Berlin) und K. Wellbrock (Lübeck), Zur Entwicklung eines
Models zur Oasenentstehung. Archäohydrologische und klimageschichtliche
Forschungsstände; F. Weigel (Berlin), K. Wellbrock (Lübeck), Vorläufige Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Bewässerungssystems in Tayma, NW Arabien; C. Römer (Kairo), Die Wasserversorgung des Dorfes Philoteris im Fayum. Eine Erfolgsgeschichte von ca. 600 Jahren (270 v. Chr. – 360 n. Chr.);
K. Wellbrock (Lübeck), Der Einfluss der pergamenischen Fernwasserleitungen auf die innerstädtische Versorgungslage; S. Kerschbaum (München),
Kultureller Austausch als Grundlage technischer Innovation: Die Wasserleitungen von Alatri und Pergamon; St. Wefers (Mainz), Die Mühlenkaskade
von Ephesos; Abschlussdiskussion.
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-15-8
11./12. Dezember Plenarsitzung; Botanisches Museum, Berlin.
Es sprachen: R. Eichmann (Berlin), Begrüßung. – Berichte aus den Arbeitsgruppen: M. Harrower (Baltimore), New research on an old problem –
The hydraulic hypothesis; M. Mödlinger (Wien), Technische Untersuchungen
bronzezeitlicher Schwerter; P. Magee (Philadelphia), The Impact of Technical
Innovations in the Later Prehistory of the Persian Gulf Region; M. Kunst (Madrid), Sukzessive Aggression: Kupferzeitliche Waffen und Befestigungsanlagen auf der iberischen Halbinsel; M. Schefzik und A. Grothe (Halle/Saale),
Das Schlachtfeld von Lützen (1632) und die Auswirkungen technischer Innovationen in einem frühneuzeitlichen Konflikt; M. Trümper (Berlin), Technical
and Social Innovations of Hellenistic Bathing Culture; R. Schulz (Bielefeld),
„Raben“, „Skorpione“ und andere Ungeheuer – Militärtechnische Innovationen der Antike und ihre politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Grundlagen; S. James (Leicester), Back to the Future: Innovation in imperial
Roman military equipment; M. Radivojević (London), The Rise and Fall of
Early Balkan Tin Bronzes; P. Paoletti (München), Lead, Silver and Tin in the
Early Bronze Age according to Written Sources from Mesopotamia and Syria;
M. Verćik (Halle/Saale), Sideros. Rohstoff und Technologie in antikem Griechenland – Potential und Möglichkeiten der Forschung; Abschlussdiskussion.
177
178
Cluster 3
Politische Räume: Orte der Herrschaft
e -Jahresbericht des DAI 2014
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Inhalte und Ziele des Clusters 2014
Sprecherin und Sprecher des Forschungsclusters: A. W. Busch, U. Thaler.
Beteiligte Projekte: Administrative Räume im Römischen Reich (R. Haensch), Albano Laziale/
Castra Albana, Italien (A. W. Busch), Ar-Raqqa, Syrien (U. Siegel), Castel Gandolfo/DomitiansVilla, Italien (H. von Hesberg), Cordoba und Paläste in Ägypten, Spanien/Ägypten (F. Arnold),
Gamzigrad/Felix Romuliana, Serbien (G. Sommer von Bülow), Hellenistische Paläste (J. Fabricius),
Herrschaftsarchitektur im 18./19. Jh. (E. Richter), Resafa, Syrien (D. Sack, C. Konrad), Rom/Domus Aurea, Italien (H.-J. Beste), Rom/Palatin, Italien (U. Wulf-Rheidt), Petra, Jordanien
(St. Schmid), Pergamon, Türkei (T. Zimmer), Syrische Wüstenschlösser, Syrien (F. Bloch), Tell El
Dab‘a, Ägypten (I. Forstner-Müller), Tiryns, Griechenland (J. Maran, U. Thaler).
Das in seiner aktuellen Form seit 2013 bestehende Forschungscluster 3 untersucht Orte und Räume, derer sich überlokale Herrschaftsträger (Personen, Kollektive, Institutionen) zur Ausübung und Aufrechterhaltung ihrer
politischen Macht bedienten. Hierbei wird die Arbeit des Clusters durch die
gezielte Verschränkung eines eng u. a. mit bestehenden Feldforschungen
verbundenen thematischen Fokus mit aus der raumtheoretischen Diskussion abgeleiteten Perspektiven geprägt. Dadurch regt der Austausch im
wissenschaftlichen Netzwerk seine Mitglieder an, Aspekte der untersuchten
Orte der Herrschaftsausübung zu betrachten, die über die regelmäßig
verfolgte Forschungsagenda hinausgreifen.
Die theoretische Orientierung hierzu bietet der in den vergangenen
Jahren in der altertumswissenschaftlichen Forschung bereits intensiv rezipierte spatial turn. Allerdings wird im Forschungscluster über die stets
betonte, aber zu oft als alleiniges Kernelement des spatial turn behandelte
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 3
Thematisierung des Raums als eigenständiger kultureller Größe hinaus auch
ein Verständnis des Raumes als in rekursiver Wirkung sozial konstituiertem
und Gesellschaft konstituierendem Konstrukt in den Fokus gerückt. In einer
bewussten Rückorientierung auf die von Henri Lefebvre formulierte Trias
von materieller Produktion, Produktion von Wissen und Produktion von Bedeutung in ihrer sozialräumlichen Konkretisierung bilden die Kategorien der
räumlichen Praxis, der Repräsentation des Raums und Räumen der Repräsentation die Leitbegriffe des auf drei Arbeitstreffen (2013–2015) angelegten Clusterprogramms.
Arbeitstreffen
Das Wechselspiel der Produktion von Wissen und der Produktion von
Bedeutung als Aspekte sozialer Raumkonstitution stand im Mittelpunkt des
am 10. und 11. Oktober in Mainz und Trier veranstalteten zweiten Arbeitstreffens zum Thema „Herrscher und Beherrschte. Zeitgenössische Wahrnehmung von Herrschaftsorten“. Die enge Verbindung dieser Wahrnehmung mit
dem Verhältnis zwischen Herrschenden und den am Herrschaftsort anwesenden oder ansässigen Beherrschten ergibt sich zwingend schon daraus,
dass, in den Begrifflichkeiten Lefebvres, zwar die Materialisierung der Räume der Repräsentation primär der Kontrolle der Herrschenden unterliegt,
die „Produktion von Bedeutung“ als deren abstrahierendes Pendant aber
maßgeblich in der Rezeption erfolgt. Somit wird auch Dekonstruktion, im allgemeineren Sinne eines kritischen Trennens der einzelnen Elemente einer
Kommunikation und deren Prüfung auf implizierte Konventionen und Aussagemotivationen, zu einem wichtigen Aspekt. Denn im grundlegenden
kommunikationstheoretischen Sinne können Orte der Herrschaft nur dann
zum Medium werden, wenn der vom Sender verwendete Code auch dem
Empfänger, also dem Beherrschten, verständlich ist. So hat der Empfänger
auch die Möglichkeit, Botschaften zu mißinterpretieren oder zu dekonstruieren. Radikal abweichende, weil auf divergierenden Codes basierende zeitgenössische Lesungen ebenfalls nicht ausgeschlossen werden können.
Daher wurden mit Blick auf das Verhältnis von Herrschern und Beherrschten bereits in der durch einen thematischen Reader vorbereiteten einleiten-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-16-5
den Diskussion Anpassung und Widerstand als diametral entgegengesetzte
Formen der Selbstpositionierung der Beherrschten beleuchtet. Da hiervon
Aspekte der Anpassung und insbesondere der Orientierung an Eliten und
deren habitus in der altertumswissenschaftlichen Literatur bislang weit
mehr Beachtung gefunden haben, war das von den Teilnehmern unterschiedlich beurteilte Potential sozialwissenschaftlicher Perspektiven zur
Erhellung des v. a. archäologisch schwieriger fassbaren, von der stillen oder
gar heimlichen Verweigerung zur offenen Revolte reichenden Widerstands
Hauptgegenstand der Debatte. In Ergänzung zu Lefebvres Diskussion des
Raumbegriffs wurde so, insbesondere mit Bezug auf Michel Foucaults
Arbeit, über den Widerstand als ihren Gegenpol auch die Macht als zweiter
Zentralbegriff des Clusterthemas erneut problematisiert.
Insbesondere in der Positionierung der Beherrschten zum römischen
Prinzipat konnten viele Formen der auf ethnographischer Basis unter dem
Schlagwort der ‚Waffen der Schwachen’ von James C. Scott diskutierten
Formen alltäglichen Widerstands identifiziert werden, so wie Spott und Kritik, zu denen neben den Saturnalien auch Triumphzüge Anlass boten und die
einen Gegenpol panegyrischer Performanz bilden. Der Bezug zur Wahrnehmung von Herrschaftsorten ist besonders in Plinius’ Ausführungen zur domitianischen Zugangskontrolle zum Palast auf dem Palatin klar fassbar,
während als besondere methodische Herausforderung die klarere Differenzierung zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen identifiziert wurde.
Hier ist nicht nur an die Nobilität und die bedeutsame, aber viel schwerer
fassbare plebs urbana zu denken, sondern auch an Unterschiede zwischen
den Bewohnern der Hauptstadt und denen von Orten der Herrschaft in den
Provinzen, für die ein Überblick einschlägiger Quellen aus der textlichen
Überlieferung vorgestellt wurde. Ebenfalls aufgrund textlicher Quellen
lassen sich für die umayyadische Zeit interessante Details der Wahrnehmung
von Herrschaft hinsichtlich der herrscherlichen Bautätigkeit herausarbeiten,
wo v. a. Aufwendungen für Herrschaftsorte im konventionellen Sinn, also
Residenzbauten u. ä., aber auch für Moscheen, mit gemeinwohlorientierter
Bautätigkeit, insbesondere mit infrastrukturellen Investitionen und Maßnahmen zur militärischen Sicherung, kontrastiert wurden; bemerkenswert ist
179
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 3 1 Quasyr Amra, Jordanien. Ummayadisches ‚Wüstenschloss’ (Foto: A. Busch).
dabei besonders die in impliziter Kritik an Amtsvorgängern ansetzende
Selbstverpflichtung einzelner Herrscher zum gemeinwohlorientierten
Bauen, auf deren Grundlage archäologisch wiederum die Funktion(en) der
sog. Wüstenschlösser zwischen Luxus, Bewässerung und Besetzung strategischer Positionen kritisch beleuchtet werden konnten (Abb. 1).
In rein archäologischer Perspektive boten die durch Wandmalereien und
teils auch andere Medien in mykenischen Palastanlagen geschaffenen
Bildräume den Ausgangspunkt für Überlegungen zur Verbreitung und Rezeption zentraler Bildthemen in anderen Medien, von elitär konnotierten Materialgruppen wie Edelmetall- und Hartsteinsiegeln bis hin zu keramischen Gefäßen und figürlichen Terrakotten. Als markantes Beispiel ist hierbei das
Aufgreifen des vom Löwentor in Mykene und dem Thronsaal in Pylos bekannten sog. heraldischen Tierschemas in nicht sphragistisch genutzten, matrizen-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-16-5
2 Tiryns, Griechenland. Beispiele des Streitwagenmotivs, a) im an die Palastarchitektur gebundenen Wandbild, b) auf
einem elitär konnotierten Streitwagenkrater und c) als Streitwagenterrakotte
(Quelle: U. Thaler – M. Vetters, All the
King’s Horses, in: A. Vlachopoulos [Hrsg.],
Chrostires [im Druck], Abb. 1. 6c [=
W. Güntner, Figürlich bemalte mykenische
Keramik aus Tiryns, Tiryns 12 [Mainz
2000], Taf. 4, 1b]. d).
geformten Glaspastensiegeln, die sogar über die Herrschaftsorte und Kernbereiche der mykenischen Kultur hinaus Verbreitung fanden und so ein auch im
geographischen Sinne bemerkenswert breites Interesse dokumentieren, sich
innerhalb des palatial dominierten Prestigediskurses zu positionieren. Auch
das der bildlichen koiné bzw. der herrschaftlichen Repräsentation der ostmediterranen Staatenwelt entlehnte, aber nur im mykenischen Kulturbereich
auch in nicht mit der palatialen Elite verbundene Materialien übertragene
Streitwagenmotiv (Abb. 2) ist in diesem Kontext aufschlussreich.
Ausführlicher werden die Ergebnisse des Arbeitstreffens gemeinsam mit
denen der Treffen 2013 und 2015 in einem Sammelband vorgelegt werden,
der diese unter dem thematischen Bogen der Lefebvreschen Leitbegriffe der
räumlichen Praxis, der Repräsentation des Raums und der Räume der Repräsentation erneut zusammenführt.
180
181
Cluster 4
Heiligtümer. Kulttopographie und
Kommunikationsformen im sakralen Kontext
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
Inhalte und Ziele des Clusters 2014
Sprecherinnen des Clusters: I. Gerlach, G. Lindström, K. Sporn.
Kontakt: [email protected]
Beteiligte Projekte: Hades-Kult (S. Agelidis), „Kleine Heiligtümer“ Ostia, Italien (M. Arnhold),
Chnumtempel Elephantine, Ägypten (F. Arnold), Wasser, Meer, Fluss in Kult und Ritual, Griechenland (S. Bocher), Anatomische Votive Latiums, Italien (V. Boecker), Keramik Osiriskult Abydos/Umm el-Qaab, Ägypten (J. Budka), Sakrale Räume in der Gadarener Kulturlandschaft,
Jordanien (C. Bührig), Kulte in extraurbanen Heiligtümern, Didyma, Kleinasien (H. Bumke),
Rituallandschaft Abydos/Umm el-Qaab, Ägypten (A. und U. Effland), Kulte im römischen Alltag,
Italien (U. Egelhaaf-Gaiser), Kommunikation im sabäischen Kult, Südarabien/Ostafrika (I. Gerlach), Innenräume griechischer Tempel (J.-H. Hartung), Phönizisch-punische Heiligtümer (S. Helas), Ritualgeschehen bei den Hethitern (B. Hemeier), Kultische Kommunikation in extraurbanen
Heiligtümern, Kleinasien (I. Kaiser), Kommunikation in ionischen Apollonheiligtümern (I. Kowalleck), Statuenaufstellung Zeusheiligtum Olympia, Griechenland (Chr. Leypold), Hellenistische
Heiligtümer, Tadschikistan (G. Lindström), Kulttopographie Triphylien, Griechenland (J. Mätzschker), Kulträume der minoischen Palastzeit, Griechenland (K. Müller), Inschriften sabäischer
Das wissenschaftliche Netzwerk des Forschungsclusters vereint Forscherinnen und Forscher aus fünf Abteilungen des DAI sowie Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland, die sich mit unterschiedlichsten Aspekten vorgeschichtlicher oder antiker Heiligtümer beschäftigen. Die Mitglieder des
Forschungsnetzes arbeiten alle bereits an verschiedenen Phänomenen sakraler Kommunikationsformen oder kulttopographischer Fragen und nutzen
dafür Methoden und Erkenntnisse der Archäologie, Bauforschung, Geschichte, Religionswissenschaft, Philologie und Epigraphik. Das vielfältige Spektrum der methodischen Ansätze und Disziplinen der involvierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stimuliert neue Fragestellungen und
Betrachtungsweisen und wirkt auf diese Weise auf die Ergebnisse der beteiligten Forschungsprojekte zurück.
Heiligtümer und ihr Umfeld waren und sind komplexe Systeme der vertikalen Kommunikation – zwischen Mensch und übernatürlichen Mächten –
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 4 Kulte, Südarabien/Ostafrika (N. Nebes), Griechische Heiligtümer und Kulte (O. Pilz), Sonnentempel Heliopolis, Ägypten (D. Raue), Südarabische Sakralarchitektur (M. Schnelle), Kultbilder als
Kommunikationsmedium in der augusteischen Dichtung (J. Schrader), Griechische Heiligtümer
und rituelle Räume (K. Sporn), Bronzezeitliche Horte nördlich der Alpen (T. Vachta).
1 Clustertagung „Prozessionen“ im Dezember 2014 in Göttingen (Foto: Chr. Hartje).
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
sowie des horizontalen Austauschs – zwischen den Menschen, die den
Kultort besuchen. Um mit den übernatürlichen Mächten in Kontakt zu treten, die für das Wohl des Einzelnen und des gesamten Gemeinwesens als
verantwortlich galten, bediente man sich eines größeren Repertoires an Formen und Wegen der Kommunikation und zur Verstärkung der Botschaftsübertragung. Hierzu zählen etwa die kultische Reinigung, Wasser, Rauch,
Aromata, Drogengebrauch etc. sowie Gebet mit Opfer, Gesang, Tanz und
Musik (letztere auch als performative Akte). In den Heiligtümern aufgestellte
Weihgeschenke sowie schriftlich niedergelegte Orakelsprüche und Dekrete
können einen memorativen und dokumentarischen Charakter haben, sodass
die erfolgte Kommunikation mit der Gottheit permanent oder zumindest
mittelfristig in Erinnerung bewahrt wurde. Orakelsprüche und Dekrete besitzen legislative Wirkung, da sie sowohl das Verhältnis zu den Göttern als auch
der Menschen untereinander regeln. Ferner spielt für die Kontaktaufnahme
mit der Gottheit nicht selten die Topographie des Kultortes eine entscheidende Rolle. Denn vielfach sind Heiligtümer und Kulte an naturräumlich exponierten Positionen installiert worden. Fehlen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten solche markanten Eigenschaften, wurden die Kultorte mitunter
durch künstliche Inszenierung in der Landschaft „markiert“.
Die Wirksamkeit der Rituale ist auf der horizontalen Ebene nicht nur vermittelnd und integrierend, sondern auch kompetitiv und hierarchisierend.
Ausdruck finden diese Prozesse und Dynamiken vorzugsweise in performativen Handlungen und dokumentierenden, permanent konzipierten Medien.
Zu den performativen Handlungen zählen Prozessionen, gemeinsame Opfer,
Agone, rituelle Mahlzeiten, Initiationsriten, Feste als komplexe Rituale, die
Versorgung der Götter durch Opfergaben aller Art, eine Kultbildpflege sowie
die Bereitstellung von Kleidern und Schmuck für Kultbilder.
Die vom 17. bis 19. Dezember in Göttingen durchgeführte Jahrestagung des
Forschungsclusters widmete sich Prozessionen (Abb. 1). Solche rituellen
Umgänge wurden in unterschiedlichen Zeiten und Regionen durchgeführt
und gehörten also teils unterschiedlichen Kulturzusammenhängen an. Es
sind Bewegungen von Menschengruppen im Raum, sie haben einen
182
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 4 urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
2 Abydos, Tempel Ramses II.
Transport einer großen
Weinamphore während einer Festprozession in Abydos. An den Schultern solcher Amphoren wurden oft
kurze
Tintenaufschriften
(Dockets) angebracht (Foto:
A. Effland, DAI Kairo).
Ausgangspunkt, eine mehr oder weniger festgelegte Route und ein Ziel. Das
Voranschreiten der Personen erfolgt dabei formalisiert und choreographiert
bzw. inszeniert. Wie bei allen Ritualen ist die Wiederholung von Bedeutung,
das heißt die mehrfache Durchführung der Prozessionen, sei es regelmäßig
an bestimmten Festtagen oder unregelmäßig zu bestimmten Anlässen. Weitere Aspekte sind Handlungen und Verhaltensweisen der Teilnehmerinnen
und Teilnehmer, welche die Bewegung begleiten und sie von anderen Bewegungen absetzen. Mit Prozessionen sind also nicht die kurzfristigen Handlungen eines einzelnen Geschehensablaufs gemeint, sondern immer wiederkehrende dynamische Ortsveränderungen.
In der altägyptischen Kultur waren die öffentlichen Prozessionen nicht nur
Höhepunkt der Götterfeste sondern auch die einzigen Gelegenheiten, zu denen das Kultbild den Tempel verließ. Während der Alltagskult im Inneren der
3 Abydos, beschriftete Scherben aus Umm el-Qaab, dem Ziel der Osirisprozession. Die Dockets
geben – ähnlich heutigen Flaschenetiketten – Informationen über Inhalt, Herkunft oder Güte der
Ware (Foto: A. Effland, DAI Kairo).
Tempel unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, bezog der Festkult mit
einer Prozession die Außenwelt ein. In den zu Fuß, aber auch mit dem Schiff
und teilweise über große Distanzen unternommenen Umzügen wurde das
Kultbild – die Prozessionsbarke mit dem Schrein für die Kultstatue, oder mit
der Prozessionsstatue bzw. der Standarte – als Manifestation des Gottes für
eine größere Menge der Bevölkerung sichtbar. Es handelt sich also nicht um
den Weg der Menschen zu Gott, sondern den Weg des Gottes in die Außenwelt zu den Menschen. A. Effland gab in seinem Tagungsbeitrag einen
Überblick über die Osirisprozessionen in Abydos, über deren Ablauf zahlreiche seit dem 19./18. Jahrhundert v. Chr. verfasste Texte sowie bildliche
Darstellungen Auskunft geben (Abb. 2. 3). Während der alljährlich vom
Tempelbezirk des Osiris zum Grab des Osiris führenden Umzüge wurden von
den Festteilnehmerinnen und -teilnehmern Szenen aus dem Osiris-Mythos
in einer Art Mysterienspiel dargestellt. Durch das Nachvollziehen des
183
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 4 4 Abydos, Umm el-Qaab, Luftbildaufnahme eines Abschnittes des Areals O-NNO am Osirisgrab mit
Reihendeponierung spätzeitlicher Keramikgefäße (Foto: L. Ziemer, DAI Kairo).
mythologischen Geschehens – den Kampf gegen die Feinde des Osiris, das
Wiederfinden und Beklagen seines Leichnams, die Bestattung und die Wiedererweckung des Gottes – besaßen die Prozessionen also u. a. einen mimetischen Charakter. J. Budka ging auf Keramikdeponierungen entlang der
wichtigsten Kult- und Prozessionsachsen in Abydos ein und verglich diese mit
ähnlichen Befunden aus Theben. In beiden Fällen sind die Deponierungen so
dicht, dass sie regelrechte „Flaschenstraßen“ ergeben, die die Wegführung
markieren (Abb. 4). Inhaltsreste in den Gefäßen und andere Spuren zeugen
von apotropäischen Ritualhandlungen zum Schutz der Gottheit, die im Zuge
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
der Niederlegung durchgeführt wurden. D. Raue stellte die Kulttopographie
von Heliopolis vor, einem sowohl für die ägyptische Mythologie als auch für
die Herrschaftsideologie bedeutendem Heiligtum. Als Kern des Kultes muss
eine in Inschriften des 1. Jahrtausends v. Chr. als „der Hohe Sand“ bezeichnete Binnendüne gelten, die sich heute oberirdisch nicht mehr abzeichnet und
erst durch die aktuellen Forschungen lokalisiert werden konnte. Diese zentrale Anhöhe hat man im 2. Jahrtausend v. Chr. mit einer riesigen, 15–20 m
starken Mauer von etwa 400 m Durchmesser umgeben, um sie vor den Nilfluten zu schützen. Die Lokalisierung des Kultmittelpunkts erlaubt die Rekonstruktion der Kultachsen, an denen sich wiederum die Prozessionswege
orientierten. Die aktuellen Untersuchungen ergaben ebenfalls Hinweise auf
die architektonische Gestaltung dieser Prozessionswege innerhalb des
Heiligtums.
Wie in Ägypten sind auch in den Kulturen des Vorderen Orients Prozessionen dadurch gekennzeichnet, dass das sonst unsichtbare, im Allerheiligsten befindliche Götterbild an Mobilität gewinnt und in einer Prozession den
Tempel verlässt. Die öffentliche Präsentation eines Götterbildes während
ritueller Umzüge ist in Südarabien dagegen bislang nicht belegt. Hinweise
auf die Gestaltung von Prozessionen in Südarabien wurden von N. Nebes
und I. Gerlach in einem philologisch-archäologischen Tandemvortrag
präsentiert. Dem Befund der epigraphischen Dokumente ist zu entnehmen,
dass rituelle Umzüge in und zu den Heiligtümern in Südarabien zur gängigen
Kultpraxis gehörten. Diese wurden bei ausbleibendem Regen, bei Rückkehr
von einem siegreichen Feldzug, in dessen Anschluss Trophäen und Beute im
Tempel niedergelegt wurden, sowie über längere Distanzen im Rahmen von
Pilgerfahrten zu bestimmten Monaten durchgeführt. In der sabäischen
Frühzeit (8./7. Jh. v. Chr.) gehörte der rituelle Umzug von Marib nach Sirwah
vermutlich neben anderen Ritualen zur Herrschaftsinvestitur der sabäischen
Mukarribe. Die wenigen bildlichen Darstellungen von Prozessionen stehen
in Südarabien ebenfalls im Kontext der glücklichen Rückkehr von Feldzügen
(mit der Präsentation der abgeschlagenen Hände der Feinde als Trophäen)
sowie im Zusammenhang der rituellen Jagd auf Gazellen und Steinböcke
zu Ehren der Götter (Abb. 5). M. Schnelle ging auf die Gliederung der
184
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 4 5
6
5 Marib, sabäisches Bronzerelief mit Kriegerprozession (6. Jh. v. Chr.) (Foto: I. Gerlach, DAI OrientAbteilung/Sana‘a).
6 Sirwah, Almaqah-Heiligtum mit seiner als Stadtgrenze dienenden Umfassungsmauer (Foto:
J. Kramer, DAI Orient-Abteilung/Sana‘a).
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
Sakralräume in Stadtanlagen Südarabiens ein und konstatierte, dass Heiligtümer dort häufig in peripheren Stadt(rand)lagen errichtet wurden, was
Vorteile bei der Erschließung und bei rituellen Umzügen bietet. So auch
das Almaqah-Heiligtum in Sirwah, eines der zentralen Heiligtümer der
sabäischen Kultur (Abb. 6). Dort wird zwar der Haupteingang durch zwei für
Südarabien typische Pfeilerpropyla akzentuiert, doch eine zentrale Kultachse
lässt sich hier nicht nachweisen. Vielmehr wurden die Räume, wie bei
anderen südarabischen Heiligtümern, meist über mehrere, z. T. dezentrale
oder schmale Durchgänge erschlossen, sodass sich unterschiedliche Wege
für den Verlauf möglicher ritueller Umzüge ergeben.
U. Kron führte in den griechischen Kulturraum ein, wo die gemeinsame
Teilnahme an Prozessionen immer auch im Kontext der Selbstdarstellung
einer Gemeinschaft – sei es der Familie, eines Kultvereins oder einer Polis –
zu sehen ist. Sie machte darauf aufmerksam, dass der Begriff Prozession
problematisch ist, weil er von lateinisch procedere – voranschreiten abgeleitet ist. Der wichtigste Aspekt ritueller Umzüge im griechischen Kult ist
jedoch das Überbringen, beispielsweise von Opfertieren oder – wie im Falle
des bekannten Panathenäen-Festzugs – des Obergewands für Athena.
Deswegen ist der griechische Begriff pompé – Geleit/Begleitung zutreffender. Drei folgende Vorträge widmeten sich der Sakralisierung der Landschaft durch Prozessionsstraßen und dem Ablauf von rituellen Umzügen, die
zumindest in ihren Grundzügen schriftlich überliefert sind. H. Bumke stellte
die Heilige Straße vor, die von Milet in das extraurbane Heiligtum Didyma
führte und deren Trasse in Teilbereichen archäologisch rekonstruierbar ist.
Aus einer inschriftlich überlieferten Kultsatzung geht hervor, dass sich
entlang der Wegstrecke verschiedene Kultbezirke, sog. Stationen
befanden, die im Rahmen der Prozessionen aufgesucht wurden, um hier
Kultgesänge, Tänze oder auch Opfer durchzuführen. I. Kaiser zeichnete eine
andere bekannte Heilige Straße nach, nämlich den von Athen in das
Heiligtum der Demeter nach Eleusis führenden Weg. Aus der Überlieferung
des Reiseschriftstellers Pausanias geht hervor, dass an diesem Weg verschiedene Altäre, kleine Heiligtümer und Schreine lagen, die im Zuge der
eleusinischen Prozession ebenfalls als Stationsheiligtümer gedient haben
185
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 4 7
8
7 Dafni, Aphrodite-Heiligtum, das eine Station für die Prozession über die Heilige Straße von Athen
nach Eleusis bildete (Foto: S. Agelidis, DAI Athen).
8 Gadara, Blickbeziehung von Arqub Rumi nach Gadara und Al-Qabu (Foto: C. Bührig, DAI OrientAbteilung).
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
dürften (Abb. 7). Diese Kultorte konnten die sakrale Achse zwischen Polis
und Heiligtum zwar markieren und sichtbar machen, aber erst durch den
Prozessionszug an sich wurde diese Verbindungsstraße in eine sakrale Sphäre gerückt, die sie von ihrer Umgebung absetzte. S. Agelidis betonte, dass
die Teilnahme an den Mysterien auf einer persönlichen Entscheidung beruhte und keine bürgerliche Pflicht war. Für die einzelnen Mysten stellte die
Beschreitung des Weges nach Eleusis – selbst wenn sie in einer Gruppe stattfand – eher eine Pilgerschaft dar, bei der im Unterschied zur pompé nicht
der Umzug als zentrale religiöse Handlung verstanden wurde. Doch gleichzeitig können die alljährlich nach Eleusis führenden Festzüge als wichtiger
Teil der Polis-Religion angesehen werden. Dies manifestiert sich in der
starken Einbeziehung von athenischen politischen und religiösen Würdenträgern, der Organisation des Festes durch die athenische Polis und Ritualen,
die zum Wohle der Stadt vollzogen wurden. C. Bührig beschäftigte sich mit
den Heiligtümern in und um Gadara, einer hellenistischen und römischen
Stadt im heutigen Jordanien. Zwischen dem innerstädtischen Heiligtum und
zwei extraurbanen Heiligtümern gibt es starke räumliche Bezüge, sodass von
einer architektonisch-sakralen Fassung des Raumes gesprochen werden
kann (Abb. 8). O. Pilz widmete sich Bittprozessionen um Regen, die eher
selten in der antiken griechischen und römischen Überlieferung erwähnt
sind. Diese Prozessionen hatten das primäre Ziel, einen raschen Umschwung
der widrigen Wetterverhältnisse zu bewirken. Aus diesem Grunde bedienten
sich die Bittprozessionen häufig des Schemas der Umkehrung, wie beispielsweise falsch herum getragener Kleidung. Chr. Leypold und S. Helas stellten
die Heiligtümer in Olympia und Selinunt vor. Sie richteten dabei ihr Augenmerk auf die Handlungsräume und zeichneten jeweils nach, wie sich die
Gestaltung und architektonische Inszenierung der Plätze und Wege innerhalb der Heiligtümer über die Jahrhunderte veränderte. In der archaischklassischen Zeit wurde viel Handlungs- und vor allem Zuschauerraum zur
Verfügung gestellt, unter anderem um die Tieropfer, die eine zentrale Rolle
im Kult spielten, entsprechend zu inszenieren und Platz für die großen Festgemeinschaften zu bieten. Der Opferkult wurde auch über die Festtage
hinaus durch aufwändige Bauten, anwachsende Aschemengen und das
186
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 4 9
10
9 Selinunt, spätarchaischer Triglyphenaltar im Stadtheiligtum. Der Altar wurde in punischer Zeit
außer Funktion genommen und in die Wohnbebauung integriert (Foto: D. Mertens, DAI Rom).
10 Rom, Bogen des Titus. Durchgangsrelief, Titus auf dem Triumphwagen, von Victoria bekränzt
(Foto: DAI Rom, Inst. Neg. 79.2491).
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
Opfer thematisierende figürliche Weihgeschenke gut sichtbar inszeniert. In
Selinunt vollzog sich in der hellenistisch-punischen Phase ein kultureller
Bruch und die Funktionsräume für die Feste und die Teilnahme einer großen
Festgemeinschaft wurden aufgegeben (Abb. 9). Dies weist auf den völlig anderen Charakter der punischen Religion hin, in der die gemeinschaftliche
Teilnahme großer Menschenmengen am Kult offenbar keine Rolle spielte.
Eine letzte Sektion widmete sich Prozessionen im alten Rom. M. Arnhold
befasste sich mit der Route von Triumphzügen, die zu den spektakulärsten
Prozessionen gehörten und nur aus Anlass eines bedeutenden militärischen
Sieges gewährt wurden. Während der Kaiserzeit vollzog sich ein städtebaulicher Wandel und der Stadtraum wurde verdichtet. Dadurch ergaben sich
auf der Route der Triumphzüge durch die Stadt mehrfache Wechsel von Engstellen und breiteren Flächen, was sich zweifellos auch auf den Rhythmus
und die Bewegung des Zuges auswirken musste. H. von Hesberg wies
anhand des jüdischen Triumphes der flavischen Kaiser darauf hin, dass durch
die Prozessionen gegenüber der Öffentlichkeit Roms neue dynastische
Konzepte, etwa Nachfolgeregelungen oder bestimmte Werte, prägnant vorgeführt und ausgehandelt wurden. Die großen öffentlichen Prozessionen
wurden dabei durch Bauten für Schaustellungen geführt. Bei Triumphzügen
stellte sich somit verstärkt das Problem der Authentizität, wenn der Kaiser
auf der Bühne erschien. Dem wirkt eine zunehmende Ausstattung der Theatergebäude mit Ehrenbögen und -toren entgegen, die in der Zeit der Flavier
beginnt (Abb. 10. 11). Dadurch, aber gewiss auch durch entsprechende
Mittel der Inszenierung, etwa durch Begleitpersonal, wirkten die Herrscher
nicht als Schauspieler. In dem Beitrag von U. Egelhaaf-Gaiser ging es um äußerst seltene, nämlich nur etwa alle hundert Jahre, am Beginn eines saeculum stattfindende Kultfeste mit Prozessionen. Anlässlich der von Augustus
17 v. Chr. durchgeführten Säkularfeiern dichtete Horaz einen Hymnus,
in dem nicht nur die bei den Feiern geehrten Götter gepriesen werden,
sondern auch subtil auf die Orte und Akteure angespielt wird, die im entsprechenden Festgeschehen eine Rolle spielen. J. Schrader behandelte die
literarische Schilderung einer Isis-Prozession in den „Metamorphosen“ des
römischen Dichters Apuleius. In einer Gegenüberstellung mit der am besten
187
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 4 11 Rom, Bogen des Titus. Durchgangsrelief, die Soldaten führen die Beute aus der Schlacht vor (Foto: DAI Rom, Inst. Neg. 79.2494).
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-17-1
erhaltenen bildlichen Darstellung einer Prozession, dem Parthenonfries,
machte sie deutlich, wie der Text ganz ähnliche, aber rhetorische Strategien
der Visualisierung des Kultgeschehens anwendet, beispielsweise Tempuswechsel zum Rhythmisieren der geschilderten Prozession.
Wie bei den Tagungen des Forschungsclusters üblich, gab es schließlich
auch Berichte aus laufenden Forschungsarbeiten: V. Boecker stellte den
Stand ihrer Forschungen zu den Weihungen anatomischer Votive in Latiums
Heiligtümern dar und auch T. Vachta gab einen Einblick in seine aktuellen
Studien zu Deponierungen nördlich der Alpen. Dabei ging er auch auf
bronzezeitliche Zeremonialwagen ein, aus denen man mittelbar darauf
schließen kann, dass in den schriftlosen mitteleuropäischen Kulturen
ebenfalls aufwendige rituelle Umzüge vollzogen wurden.
Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist in der Reihe „Menschen –
Kulturen – Traditionen. Studien aus den Forschungsclustern des Deutschen
Archäologischen Instituts“ vorgesehen.
Die Jahrestagung 2015 wird sich der Präsenz und Inszenierung des Göttlichen widmen, wobei auch Beiträge zu den Themenfeldern Divination und
Epiphanie willkommen sind.
188
189
Cluster 5
Geschichte der Archäologie
e -Jahresbericht des DAI 2014
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-18-8
Inhalte und Ziele des Clusters 2014
Sprecherin und Sprecher des Clusters: O. Dally, Chr. Jansen (Lehrstuhl für neuere Geschichte
der Universität Trier), M. Linder.
Leitung der im Bericht erwähnten Projekte: Chr. Jansen (Geschichte des DAI von 1900-1979),
G. Brands, M. Maischberger (Hrsg., Lebensbilder. Klassische Archäologen und der Nationalsozialismus, Band 2), Th. Fröhlich, M. Unger (Die Antike in Zeichnung, Plan und Bauaufnahme: primäre Dokumentationsmaterialien des 19. und 20. Jahrhunderts im Deutschen Archäologischen
Institut Rom), F. Jagust (Das Deutsche Archäologische Institut: Entscheidungsprozesse und Finanzstrukturen 1918-1970), S. Voss (Die Geschichte der Abteilung Kairo im Spannungsfeld politischer Interessen, Band 2).
Kontakt: [email protected], [email protected], [email protected]
In Cluster 5 wurden die laufenden Publikationsprojekte von G. Brands,
M. Maischberger, S. Voss, Chr. Jansen und F. Jagust fortgeführt. Ein weiterer
Schwerpunkt lag auf der Fortführung von Digitalisierungsvorhaben im
Archivbereich, so im Rahmen des DFG-geförderten Projekts „Die Antike in
Zeichnung, Plan und Bauaufnahme: primäre Dokumentationsmaterialien
des 19. und 20. Jahrhunderts im Deutschen Archäologischen Institut Rom“.
Als ein neuer inhaltlicher Schwerpunkt der Arbeit kam das Thema „Archäologie und Krieg“ hinzu, das im Rahmen einer dreitägigen internationalen Tagung des Clusters in Kooperation mit der Universität Trier behandelt wurde.
Veranstaltet wurde sie von Chr. Jansen (Trier) und S. Hansen (Berlin) in Verbindung mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, die das Karl-Marx-Haus als
Tagungsort in Trier zur Verfügung stellte.
Im Fokus sollte das Thema Archäologie und Krieg in dreifacher Weise stehen. Erstens sollte die Archäologie des Krieges thematisiert werden, nämlich
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 5 wie heute die Dokumentation von neuzeitlichen Schlachtfeldern, Stellungen,
Lagern, aber auch von Massengräbern zur Aufgabe der Archäologie geworden ist. Zweitens sollte die Rolle der Archäologen im Krieg diskutiert werden,
als Bewahrer der Kulturgüter oder als ihre Vernichter. Wo wird der Archäologe
aktiv bei der Plünderung von Museen und Zerstörung des historischen Erbes
besetzter Gebiete sowie der Neubewertung der Geschichte besetzter Gebiete durch Ausgrabungen? Schließlich sollten diese Fragen eingeordnet
werden in das rasant wachsende Interesse in der Archäologie am Krieg auch
in vor- und frühgeschichtlicher Zeit.
Die Tagung wurde von E. Neu (Trier) als Hausherrin eröffnet, die die Beiträge von Karl Marx für die Geschichte und Philosophie der Antike würdigte
sowie seine weitgespannten Interessen an der Archäologie, Ethnologie und
zuletzt der Geologie herausstrich. In der öffentlichen Auftaktveranstaltung
erläuterten H. Meller (Halle) und H. Derks (Kalkriese), wie der Krieg im
Museum präsentiert werden kann. H. Meller, der eine Ausstellung über den
Krieg in Halle konzipiert, gab einen fulminanten Überblick über aktuelle Forschungen zum Thema, wobei die Schlachtfeldarchäologie in Sachsen-Anhalt
und in Mecklenburg spektakuläre Neufunde gemacht und mit modernsten
Methoden – nicht mehr der Radiocarbon-Datierung, sondern auch mit DNAAnalysen und anderen archäobiologischen Verfahren – untersucht hat.
Während im mecklenburgischen Tollensetal ein bronzezeitliches Schlachtfeld gefunden worden zu sein scheint, hat das Landesamt für Denkmalpflege
in Sachsen-Anhalt den Ort der Schlacht von Lützen im November 1632 zwischen schwedischen und kaiserlichen Truppen minutiös untersucht. Es
gelang nicht nur, den Ort zu lokalisieren, an dem der schwedische König
Gustav Adolf getötet wurde, die Auswertung der Munitionsfunde erlaubt es
auch, zeitgenössische Berichte sowie Pläne und Stiche auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen. Ein Massengrab ist ein eindringliches Zeugnis des Grauens. Es konnte im Block geborgen und in der Werkstatt unter Laborbedingungen freigelegt werden. Die anthropologische Analyse zeigt die vielen
Verletzungen, welche die Toten aufweisen, und die auf einen langen Kriegseinsatz hindeuten. Der letzte in das Grab gelegte Tote wurde mit ausgestreckten Armen inszeniert: zynische Erinnerung an den Gekreuzigten?
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H. Derks stellte die Konzeptionen der ersten und der jetzigen Ausstellungen
im Museum Kalkriese dar. Am seinerzeit identifizierten Ort der sog. Varusschlacht entstand das erste archäologische Museum in Deutschland, das die
Zeugnisse eines Kriegsereignisses thematisiert. Keine Skelette aus Massengräbern, Funde nur kleiner Dimensionen, die kaum ausstellenswert sind,
zwangen dazu, die Menge der beteiligten römischen Soldaten in Form von
Zinnsoldaten oder von Kugeln zu verdeutlichen – Installationen, die nicht
minder verstören wie die Toten aus einem Massengrab. Das Publikum würdigte die engagierten Vorträge durch rege Nachfragen. Die eigentliche Fachtagung eröffnete F. Klimscha (Berlin) mit einem Vortrag über das „neu erwachte Interesse an gewaltsamen Konflikten in der
prähistorischen Archäologie“, der einen informativen Überblick über Tendenzen der rasant wachsenden Literatur zum Thema Krieg gab, indem er
den Beginn des gewachsenen Interesses am Krieg in Deutschland seit 1990
als ein verspätetes Phänomen deutete. International sei seit 1970 ein
Anwachsen des Interesses zu vermerken. Vorsicht sei zudem geboten. Seit
dem 19. Jahrhundert sei das Thema in der Archäologie etwa in migrationistischen Erzählungen sehr präsent gewesen. Vielfach sei es aber nicht als Krieg
sondern als Kampf bezeichnet worden. H. Köpp-Junk (Trier) gab einen
prononcierten Überblick über Gewaltdarstellungen und literarische Erwähnungen des Krieges von der vordynastischen Zeit bis ins Neue Reich. Schon
die berühmte Narmerpalette, die in die Zeit um 3100 v. Chr. datiert, zeigt
Pharao, wie er die Feinde erschlägt, ein Darstellungstypus, der bis in das
Neue Reich in die Zeit der sog. Seevölker und darüber hinaus in griechische
Zeit nachzuweisen ist. Sie zeigte innovative Techniken, wie Belagerungstürme auf Rädern und dann die eleganten leichten Streitwagen aus dem Grab
des Tutanchamun. Schriftquellen verdeutlichen uns die Dimensionen des
Krieges, die weit über den archäologisch fassbaren Befund hinausgehen. Literarische Quellen sind jedoch nicht immer ausreichend um die Details der
Kriegsführung, die aber entscheidend sein können, voll zu erfassen. Chr.
Schäfer (Trier) führte in seinem Vortrag experimentelle Archäologie als Wissenschaft vor. Der Nachbau von Geschützen und von Kriegsschiffen für die
Flüsse Rhein und Donau folgt präzise den wenigen archäologischen Funden.
190
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 5 Bis in die Details wurden die originalen Materialien verwendet. Alle Schießversuche wurden akribisch aufgezeichnet, denn die Wiederholbarkeit der
Experimente stellt eine notwendige Voraussetzung für die wissenschaftliche
Verwertbarkeit der Ergebnisse dar. Die Nachbauten erfolgten in einem sehr
großen Team unterschiedlicher Fachleute, die die neueste Technik verwendeten. In die Konfrontation mit den Überresten der Weltkriege führten Chr.
Terzer und M. Wurzer (beide Innsbruck) aus der Projektgruppe „Archäologie
des Alpenkriegs 1915-18“ von H. Stadler an der Universität Innsbruck mit
ihren Berichten über die Frontarchäologie in den Dolomiten Süd- und Osttirols ein. Oberhalb der Baumgrenze und in teilweise halsbrecherischen Höhenlagen zeigte Terzer nicht nur die Bedingungen auf, unter denen
Archäologinnen und Archäologen heute arbeiten, sondern veranschaulichte
damit auch die extremen Bedingungen unter denen die italienischen und die
österreichischen Soldaten von 1915 bis 1918 gegeneinander um jeden
Meter kämpften. Deutlich wies Terzer darauf hin, dass die Archäologie
häufig mit den Wünschen der Gemeinden nach touristischen Attraktionen in
Form von Schützengräben und Mannschaftsbaracken in Konflikt gerät.
E. Gassiot Ballbè (Barcelona) stellte in seinem Vortrag die Schwierigkeiten
bei der historischen Aufarbeitung der Francodiktatur in Spanien zwischen
1939 und 1976 dar. Besonders die etwa 200.000 Menschen, die nach 1939
im Zuge der franquistischen Repression ermordet wurden, liegen noch
immer in Massengräbern, ohne dass ihre Kinder, Enkel und Urenkel sie
bestatten konnten. Auch Restitutionsansprüche konnten bislang nicht
erfolgreich durchgesetzt werden. Sehr eindringlich waren Bilder von einigen
der inzwischen 80 freigelegten Massengräber mit ca. 4.000 Toten. M. Eickhoff (Amsterdam/Nijmegen) behandelte in seinem, zusammen mit
M. Bloembergen geschriebenen Vortrag die japanische Archäologie im
besetzten Java zwischen 1942 und 1945. Am Beispiel von Grabungen und
Rekonstruktionen am buddhistischen Heiligtum von Borobudur und im
Kontext der von den Japanern nach ihren Eroberungen im Zweiten Weltkrieg
geplanten „Wohlstandssphäre“ zeigte er einen überraschend toleranten
Umgang der japanischen Besatzer mit den kulturellen Überlieferungen der
kolonisierten Indonesier, die zum Teil an die niederländische kolonialarchäo-
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logische Infrastruktur anknüpfte. Die dritte Sektion „Archäologen im Krieg“
leitete T. Saalmann (Nürnberg) ein mit einem Beitrag über archäologische
Forschungen unter deutscher Besatzung in Belgrad, die vom NS-Ahnenerbe
großzügig finanziert, aber von den beteiligten Archäologen wegen der
schwierigen Erreichbarkeit Belgrads im Krieg und den ungünstigen Rahmenbedingungen eher halbherzig durchgeführt wurde. Die Grabungen unter der
Leitung des Direktors des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte,
Wilhelm Unverzagt, bestätigten nach damaligem Kenntnisstand die
Ablösung der indigenen Vinca-Kultur durch die indogermanische VucedolKultur. Die Grabung diente aber offenbar nicht nur ideologischen Zwecken,
sondern stellte auch ein Prestigeprojekt dar. B. Govedarica (Berlin)
berichtete abschließend ausführlich vom Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegovina (1992 bis 1995), dem 100.000 Menschen zum Opfer fielen. Auch damals
gab es ein ungläubiges Staunen, dass Krieg in Jugoslawien und mitten in
Europa wieder möglich war. Die Zerstörung der Brücke von Mostar und zahlreicher Moscheen sind auch nach ihrem Wiederaufbau Mahnmale gegen
den Krieg. Die archäologische Infrastruktur in Bosnien-Herzegowina ist weitgehend zerstört, es gibt keine Denkmalpflege, das Landesmuseum in
Sarajevo ist geschlossen. In der Abschlussdiskussion wurde betont, wie
fruchtbar die Zusammenführung der unterschiedlichen archäologischen Ansätze und Fragestellungen zum Thema Krieg und die interdisziplinäre Kooperation von Prähistorie, Ägyptologie und Geschichte in der Tagung empfunden wurde. Krieg und massenhafte Gewalt sind zwar in der Lage,
Gesellschaften und Gruppen für Generationen zu trennen, sie führen aber in
der Forschung zu einer Menge wichtiger interdisziplinärer Berührungspunkte. Archäologische Forschung, vor allem wenn sie sich nicht nur auf die Orte
und Praxis von Krieg und Gewalt beschränkt, sondern auch deren kulturelle
Repräsentationen untersucht, hat das Potenzial, bestehende literarische
oder ikonografische Darstellungen zu ergänzen und zu korrigieren. Der
archäologische interdisziplinäre Ansatz, der zu vielfältigen und manchmal
sehr anschaulichen Einblicken in die Vergangenheit führt, hilft außerdem die
Art und Weise zu reflektieren, wie Gesellschaften früher und heute sich mit
den Erfahrungen mit Krieg und Gewalt auseinandersetzen.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 5 Konferenz (siehe auch den Bericht unter H-SOZ-U-KULT)
Öffentliche Auftaktveranstaltung: E. Neu (Trier), Begrüßung; S. Hansen (Berlin) und Chr. Jansen (Trier), Einführung; H. Meller (Halle/Saale), Betrachtungen zur Disziplin der Schlachtfeldarchäologie; H. Derks (Kalkriese), Darstellung eines Kriegs im Museum.
Diskussion: 1. Sektion: Methodische Zugänge. F. Klimscha (Berlin), Krieg
in der Archäologie – Archäologen im Krieg. Friedensparadigmata und das
neu erwachte Interesse an gewaltsamen Konflikten in der prähistorischen
Archäologie; H. Köpp-Junk (Trier), Quellen zum Krieg im Alten Ägypten;
Chr. Schäfer (Trier), Experimentelle Archäologie als Methode zur Erforschung
antiker Kriegführung. 2. Sektion: Archäologie des Krieges. Chr. Terzer und
M. Wurzer (Innsbruck), Frontarchäologie in den Dolomiten Süd- und Osttirols; E. Gassiot Ballbè (Barcelona), The Political, Social and Scientific
Contexts of Archaeological Investigations of Mass Graves from Spanish Civil
War and Francoism; M. Eickhoff (Amsterdam/Nijmegen), Japanische Archäologie im besetzten Java (1942-1945). 3. Sektion: Archäologen im Krieg.
T. Saalmann (Nürnberg), Die Ahnenerbe-Grabungen auf der Festung Belgrad
1942-43; B. Govedarica (Berlin), Archäologie des Bürgerkriegs in Bosnien. –
Abschlussdiskussion.
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Cluster 6
‚Connecting Cultures‘. Formen, Wege und
Räume kultureller Interaktion
e -Jahresbericht des DAI 2014
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Sprecherinnen und Sprecher des Clusters: D. Marzoli, Th. Schattner, U. Schlotzhauer, A. Slawisch, D. Wigg-Wolff.
Kontakt: [email protected]
Beteiligte Projekte
Arbeitsgruppe 1: Mobilität und Migration
Gründer, Gründung und Gründungsgeschichte. Zur Typologie ihrer Perzeption und Konzeption
(F. Bernstein, Universität Frankfurt); „Back to the roots – Die Rolle der Vergangenheit in den Nordwestprovinzen des römischen Reiches“ (A. Busch, RGZM); Taganrog, Russische Föderation
(O. Dally, Abteilung Rom); Evaluation of diversity and peculiarities in Eurasian rock art traditions in
the contest of migrations (E. Devlet, Russian Academy of Sciences); Mobility, Migrations, and Colonial Encounters in Ancient Mediterranean France, Frankreich (M. Dietler, Institute for Advanced
Studies, Paris); Early cattle-breeders of the Eurasian steppes: the reasons and nature of migration
(on anthropological data) (M. Dobrovolskaya, Russian Academy of Sciences); Navigations, contacts, ethnicity. Central Greece and Magna Graecia: the Locrian case (A. Domínguez Monedero,
Universidad Autónoma de Madrid); Colonization and cultural contacts in the Ionian and Adriatic
Seas: Northwestern Greece (A. Domínguez Monedero, Universidad Autónoma de Madrid); Kulturkontakte zwischen Südarabien und Äthiopien im frühen 1. Jt. v. Chr.: Zur Migration sabäischer
Inhalte und Ziele des Clusters 2014
Akkulturation – Kulturtransfer – Hybridität – Globalisierung: Der Diskurs kultureller Kontakte und die Transformation von Kulturen durch Kontakt mit „Fremden“ ist mittlerweile ein bedeutendes Themenfeld in der Archäologie. Das
Cluster „Connecting Cultures: Formen, Wege und Räume kultureller Interaktion“ sucht diesen Fragen mit sehr unterschiedlichen Diskussionen nachzugehen. Inhaltlich stehen Interaktionen im Zentrum, die sich etwa im Mittelmeeroder Schwarzmeerraum im Verlauf der griechischen Kolonisation vollzogen,
der kulturelle Einfluss Roms oder der Kontakt von nomadischen und sesshaften Kulturen in Eurasien wird untersucht. Im Verlauf eines langen kulturellen
Dialogs – oft zwischen ungleichen Partnern und nicht immer friedlich – entstehen überall neue Einheiten, oder Subkulturen, die in sich Aspekte verschiedener Traditionen tragen. „Connecting Cultures“ ist andererseits aber auch Programm vieler archäologischer Projekte und Unternehmungen des Deutschen
Archäologischen Instituts, etwa im Rahmen von Capacity Building, während
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 6 Bevölkerungsgruppen in Regionen des nördlichen Horns von Afrika, Yeha; Tigray/Äthiopien
(I. Gerlach); About Black Sea way (to the question of linkages between regions of early civilizations
and South-Eastern Europe) (A. N. Gey, Russian Academy of Sciences); Urfa, Türkei (T. Götzelt);
Europe, Asia, and the Myth of Io: Space Perceptions in Archaic Greece (R. Gottesman, Tel Aviv
University); Selinunt – Stadtbild und Bevölkerungsstruktur (H. v. Hesberg); Los Castillejos de Alcorrín, Spanien – Einheimische Festung des 8. Jhs. v. Chr. im phönizischen Einflussbereich an der
Meerenge von Gibraltar (D. Marzoli); Mogador, Marokko - Der entfernteste Außenposten der
westphönizischen Expansion (D. Marzoli); Kulturkontakte in Süditalien zwischen Griechen und
Einheimischen. Die Ausgrabungen in Torre di Satriano (Potenza) (M. Osanna, Università della Basilicata, Matera); Emporion und sein Hinterland, Spanien (M. Santos Retolaza, Empúries, Museu
d‘Arqueologia de Catalunya, Girona); Ressourcennutzung auf der Osterinsel (Rapanui/Isla de Pascua), Chile (B. Vogt).
Arbeitsgruppe 2: Zonen der Interaktion
Die Goldbleche aus dem Grab des Tutanchamun- Untersuchungen zur kulturellen Kommunikation
zwischen Ägypten und Vorderasien (J. Bertsch, S. Seidelmeyer); Identitäten antiker Völker in der
Kontaktzone Schwarzes Meer (A.-C. Dan, TOPOI/CNRS Paris); Space – Identity – Locality (K. Hoffmann, S. Schreiber TOPOI); Formen der römischen Kontaktaufnahmen am Beispiel des Limes in
Mähren (C.-M. Hüssen); Kontakt zwischen Megalithgruppen im Westen der Iberischen Halbinsel
(P. Kalb); Siedlungsdynamik und sozialer Wandel im 5. Jahrtausend. Erste Ergebnisse vom Tell Szihalom, Ungarn (D. Neumann); Ostdakischer Limes (A. Popa, Nationalmuseum der Ostkarpaten,
Rumänien); Hoch- und Vorgebirge – Ökologische Einflüsse und sich verlagernde Kulturgebiete im
Kaukasus (S. Reinhold); Der Kaukasus als Kontaktzone zwischen sesshaften und nomadischen
Gruppen (Bioarchäologie der Bronzezeit im Nordkaukasus) (S. Reinhold, J. Gresky); Die römische
Peripherie als Kontaktzone (C. Rummel); Germanos … ulteriores – Grenzgänge(r) im Spiegelbild
römischer Funde aus Thüringen (T. Schierl); Kontaktzonen zwischen Griechen und indigenen
Gruppen im Nordpontos (U. Schlotzhauer); Rotfilter – Terra sigillata beiderseits des Limes
(N. Schücker); Südnorwegen – Küsten als Kontaktzonen (S. Schülke, St. Solberg, UiO Museum of
Cultural History, Oslo); Zwischen Kelten und Germanen in Mitteleuropa (S. Sievers); Mittelasien
als Kontaktzone zwischen Eurasischem Steppenraum und Vorderasien (M. Teufer); Innovation
und Tradition im germanisch-römischen Kulturkontakt (H.-U. Voß, Th. Schierl, N. Schücker); Der
keltische Stamm der Häduer und Rom: frühe Romanisierungsprozesse am Beispiel der Architektur
im Oppidum Bibracte (C. Winterstein, D. Lucas).
Arbeitsgruppe 3: Geld eint – Geld trennt
Online Coins of the Roman Empire (OCRE) (American Numismatic Society, New York); Akdeniz
Medeniyetleri Araştırma Enstitüsü (AKMED) (K. Dörtlük); Inseln als Räume (S. Frey-Kupper, K. Butcher, University of Warwick, UK); Studien zu antikem Geld und antiker Geschichte (D. Klose,
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der archäologischen Praxis vor Ort oder in der Einbindung der ausländischen
Kooperationspartner von DAI-Projekten in die Diskussionsstruktur des Clusters. Es geht auch hier um den Austausch von Ideen und Standpunkten über
Kulturgrenzen und Mentalitäten hinweg, unter anderem über die Bedeutung
der Archäologie für die kulturelle Identität oder das nationale Kulturerbe der
verschiedenen Länder, in denen das DAI tätig ist.
Um Kulturkontakte und die damit verbundene Transformation von Identitäten in ihrer Gesamtheit betrachten zu können, ist es notwendig, die Mechanismen zu beleuchten, die beim Aufeinandertreffen von „Fremden“ wirksam
werden. Dabei spielen Unterschiede in der kulturellen Komplexität, aber auch
in der Subsistenz oder der Ortsgebundenheit einer Bevölkerung eine wichtige
Rolle. Machtgefälle etwa in Folge verschiedener militärischer Potenz sind oftmals entscheidend, wie intensiv und in welche Richtung der kulturelle Transfer
erfolgt. Neue politische Modelle können aber auch ohne deutliches Machtgefälle eine beachtliche Attraktivität entfalten. Prozesse der kulturellen Aneignung und Übersetzung in eine eigene, neue „kulturelle Sprache“ sind die Folgen. Im Anschluss an Hervé Inglebert (Hervé Inglebert: Les processus de la
romanisation, in: H. Inglebert u.a. [Hrsg.], Histoire de la civilisation romaine
[Paris 2005] 447–449) betrachtet etwa die Teilgruppe „Kontinuität und Diskontinuität: Lokale Traditionen und römische Herrschaft im Wandel“ die Romanisierung als Teilhabe an einem neuen juristischen, politischen und kulturellen
Modell in ihrer jeweiligen regionalen Spezifik. In den Teilgruppen „Zonen der
Interaktion“ und „Mobilität“ hingegen wird mit Transfermodellen (Kolonisation, Wissens- oder Technologietransfer) oder Vermischungsmodelle (Synkretismus, Kreolisierung, Hybridisierung) die soziale Praxis von Akteuren in Kontaktzonen beleuchtet.
Aktivitäten 2014
Beide methodischen Blickwinkel flossen 2014 in das erste Gesamttreffen des
Clusters 6 ein, dessen übergreifende Themen die Räume und Routen des Kulturkontakts, Medien und Materialität im kulturellen Austausch und eben Modell zur Analyse von Kulturkontakt waren. Das Treffen fand vom 13. bis 14.
Oktober 2014 in Berlin statt. Neben einem gemeinsamen Sitzungstag trafen
194
e-Jahresbericht des DAI 2014– Cluster 6 H. Chr. von Mosch); SNG Turkey (O. Tekin, Numismatischer Lehrstuhl der Universität Istanbul);
Corpus der Römischen Funde im Europäischen Barbaricum (CRFB) (H.-U. Voß); Forschungen zum
Geldumlauf in Südostasien (römisches Geld in Ceylon) (R. Walburg, Geldgeschichtliche Sammlung
der Deutschen Bundesbank); American Numismatic Society (ANS) (U. Wartenberg); Katalogisierung der Bestände der ANS: Corpus der Elektronprägungen (U. Wartenberg, American Numismatic Society); Katalogisierung der Bestände der Berliner Sammlung; Studien zu den Amazonenprägungen Kleinasiens (B. Weisser, SPK); Studien zu den Amazonenprägungen Kleinasiens (B. Weisser,
SPK; J. Nollé); European Coin Find Network (ECFN) (D. Wigg-Wolf).
Arbeitsgruppe 4: Kontinuität und Diskontinuität: Lokale Traditionen und römische Herrschaft
im Wandel
Der Osiriskult von Abydos während der frühen Kaiserzeit (A. Effland, Akademie der Wissenschaften Göttingen); Die Romanisierung der griechischen Heiligtümer in Olympia und auf Samos in der
frühen Kaiserzeit 27 v. bis 68 n. Chr. (A. Gutsfeld, Universität Nancy/ St. Lehmann, Universität
Halle); Die Romanisierung im Hinterland der Dekapolis (J. Häser, Universität Wuppertal, F. Kenkel);
„Romanisierung“ im Königreich des Herodes. Perspektiven und Probleme (A. Lichtenberger, Universität Bochum); Die Romanisierung des hispanischen Nordens und Nordwestens (Th. Schattner); Die Romanisierung der Provincia Iudaea am Beispiel der neueren Jerusalemgrabungen und
deren Umfeldes (D. Vieweger, K. Soennecken); Die Rolle des römischen Münzwesens bei der Provinzialisierung des Imperium Romanum (D. Wigg-Wolf).
Arbeitsgruppe 5: Hafenorte
Kontinuität und Diskontinuität von Hafenorten) Entwicklung von Stadt- und Umland Milets als
küstennahe Mikroregion (C. Berns, Ruhr-Universität Bochum); Der Hafenort Tavşan Adası. Ein
wichtiger logistischer Handels- und Umschlagplatz des minoischen Kommunikations- und Austauschnetzwerkes in der Ostägäis (F. Bertemes, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg);
Wirtschaft und Bevölkerungsstruktur von Hafenorten im Spannungsfeld regionaler und überregionaler Verkehrssysteme am Beispiel von Karthargo (R. Bockmann); Hierarchisierung von Hafenorten im geographischen Kontext) Atlantik- und Mittelmeerküste der iberischen Halbinsel im
Vergleich (M. Hermanns); Das Meer als Territorium. Neapels Piazza del Plebiscito und ihr Zugang zum Hafen (C. Jöchner, Ruhr-Universtität Bochum); „Phönizier“ im Mittelmeerraum) Häfen
mit Hinterland (B. Morstadt, Ruhr-Universität Bochum); Genese und Funktion von Hafenorten
und Ankerplätzen als Bestandteile regionaler Netzwerke) Das Beispiel der Kane-Halbinsel (F. Pirson); Hafen und Mikroregion von Assos (K. Rheidt, BTU Cottbus); Städtebau und Präsentation
von Hafenorten am Beispiel von Köln und Trier (A. Schäfer RGZM Köln, U. Wulf-Rheidt); Mobilität in Hafenorten: Bevölkerungsstruktur und Verkehrssysteme in Panormos (A. Slawisch); Verkehrssysteme und architektonische Innovation in Hafenorten am Beispiel von Selinus (C. Winterstein).
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sich die Teilgruppen „Mobilität und Migration“, „Zonen der Interaktion“ und
„Kontinuität und Diskontinuität: Lokale Traditionen und römische Herrschaft
im Wandel“ jeweils mit spezifischen Themen separat.
Ein Aspekt der gemeinsamen Sitzung aller Teilgruppen betraf die Frage,
weshalb manche Prozesse im Transfer eines „fremden“ Kulturmodells erfolgreich, andere hingegen zum Scheitern verurteilt waren. So unterschiedliche
Fallbeispiele wie die römische Militäransiedlung Waldgirmes im linksrheinischen Germanien und das römische Judäa erlaubten es, die Ungewissheit von
kultureller Akzeptanz unter den Vorzeichen einer militärischen Eroberung zu
diskutieren. Was ist notwendig, damit sich eine „fremde“ Macht in einem neuen Territorium nicht nur militärisch sondern auch kulturell etablieren kann?
Welche Gruppierungen auf beiden Seiten agieren mit welchem Impetus pro
oder contra einer kulturellen Angleichung oder Vermischung? Die Rolle der
Mobilität und der Routen, entlang denen kulturelle Kontakte vermittelt wurden, war ein weiteres Thema. Drei Beiträge widmeten sich dieser Frage, darunter die Vorstellung der neuen Arbeitsgruppe „Hafenorte“. Die Mechanismen
und die dahinterstehenden Modelle des Kulturkontaktes waren der dritte gemeinsame Punkt. In diesem Rahmen wurde die Rolle identitätsstiftender Medien wie etwa der Münzen besprochen. Die intellektuelle Auseinandersetzung
von Griechen mit dem Nicht-Griechischen in einem Hybridisierungsprozess
beziehungsweise die Spezifik der Romanisierung als besonderer Fall einer
nicht nur kulturellen sondern vor allem juristisch geregelten Verflechtung wurden ebenfalls diskutiert.
Die Aktualität der Frage von Kulturkontakten in und für die Archäologie
spiegelte sich nicht nur im breiten thematischen Spektrum der Beiträge oder
den Gastrednern und Kooperationspartnern aus Italien, Spanien, Frankreich,
Russland und USA wider. Auf die zentrale Bedeutung der archäologischen Praxis als Form des kulturellen Dialogs verwies Philipp von Rummel als Gastredner der Tagung. Aufgabenbereiche wie Kulturerhalt, Hilfestellung im Aufbau
von Kompetenzen, der Bewusstmachung für die Werte des kulturellen Erbes
oder der Austausch von technischem Wissen sind Aufgabenfelder, denen sich
das DAI verstärkt gegenüber sieht. Die Reflektion über inhaltliche Interpretationen, aber auch darüber, wie uns geläufige Konzepte und Wertigkeiten in die
195
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 6 Praxis anderer Kulturen zu übersetzen sind, ist eine zentrale Aufgabe für ein
gemeinsames Handeln mit Partnern aus anderen Kulturräumen.
Das separate Treffen der Teilgruppe „Mobilität und Migration“ in Berlin
stand im Zeichen der Diskussion um zukünftige Fragestellungen im Themenbereich der Arbeitsgruppe. Im Plenum wurden die verschiedenen Aspekte der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer kurz angerissen. Sie reichten von Aspekten
der Mobilität in Eurasien und im Pazifik bis zu Fragen der Begegnung zwischen
Phöniziern und Einheimischen in Spanien.
Die Kontextualisierung und Instrumentalisierung von Objekten in den Kontaktzonen zwischen antiken Kulturen wurde in den Vorträgen der Teilgruppe
„Zonen der Interaktion“ diskutiert. Mit Beispielen, die von der chinesischen
Westgrenze bis in die Kontaktzone zwischen Germanen und Kelten reichten,
stand die Frage nach der Materialität von Kulturkontakt im Mittelpunkt. „Navigating and negotiating the middle ground“ so ein Teil des Titels des Gastredners Brian K. Miller war programmatisch für die meisten Beiträge. Materielle
Kultur wurde in diesem Sinn als aktiver Bestandteil eines kulturellen Dialoges
behandelt. Insbesondere in Kontaktzonen wirkt sie als subtiles, aber hoch
wirksames Medium der Interaktion. Es zeigte sich jedoch, dass die Konfrontation mit kulturell „fremden“ Materialien sehr vielfältige Wirkung nach sich
zieht und gleichzeitig auf unterschiedlichen Ebenen stattfindet. Ihre Aneignung aber genauso auch ihre Ablehnung oder Transformation ist eine Form
der intellektuellen Auseinandersetzung, insbesondere in Beziehungen zwischen ungleichgewichteten Partnern. Mit der Integration fremder Objekte
oder Stilelemente lassen sich neue Zugehörigkeiten darstellen, aber auch bestehende Identitäten neu aushandeln. Dabei sind die übernommenen konkreten Objekte und deren eigentliche Funktion häufig weniger von Bedeutung,
als die Tatsache des „Fremdseins“ und die Integration solcher Objekte in die
jeweilige lokale soziale Praxis.
Die Arbeitsgruppe „Kontinuität und Diskontinuität: Lokale Traditionen und
römische Herrschaft im Wandel“ hielt am 13. Oktober 2014 in der Zentrale des
DAI in Berlin ihr jährliches Treffen, welches „Modelle kultureller Interaktionen
Roms“ zum Thema hatte. Anhand topographischer Fallbeispiele aus den Provinzen in Hispania, Palästina, Ägypten und Griechenland wurde das Thema ei-
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nerseits beleuchtet, anhand von übergeordneten Sachthemen wie Wasserversorgung, Geld und der Apokalyptik andererseits. Wie sich zeigt, antwortete
Rom durchaus unterschiedlich auf die verschiedenen Herausforderungen in
den Provinzen. Dies findet eine Begründung sowohl vor dem Hintergrund der
jeweiligen politischen Situation in Rom selbst, aber auch in den Provinzen. Daneben ist jedoch auch stets das Bestreben einer Vereinheitlichung und Anpassung an römische Standards zu beobachten.
Neue Partner und neue Plattformen
Mit dem Gesamttreffen 2014 in Berlin erweiterte sich das Cluster um eine weitere Teilgruppe. Unter dem Titel „Hafenorte“ hat sich diese Forschergruppe
des DAI in Kooperation mit dem Zentrum für Mittelmeerstudien der Ruhr-Universität Bochum (RUB) zum Ziel gesetzt, Hafenorte auf der Iberischen Halbinsel, in Nordafrika, Anatolien und in Mitteleuropa als Bestandteile regionaler
oder überregionaler Netzwerke zu analysieren. Dabei soll es darum gehen, auf
Basis mehrerer Einzelstudien ein vielfältiges Bild von Genese und Funktionen
antiker Hafenorte und ihren maritimen und festländischen Orientierungen zu
zeichnen. So sollen die Funktionen von Hafenorten innerhalb des mediterranen Netzwerkes neu bewertet und nach der Ausprägung einer spezifisch mediterranen Urbanität gefragt werden. Dabei gilt die besondere Aufmerksamkeit den dynamischen Relationen zwischen Naturraum, Konnektivität und
Hafenort.
Mit mittlerweile fünf Teilgruppen und über 90 Mitgliedern hat sich Cluster
6 zu einer sehr starken, auch in den Gastländern des DAI eng vernetzten Forschungsgruppe entwickelt. Um in Zukunft effektiv tagen zu können, wurde
beim Treffen der Sprecherinnen und Sprecher vereinbart, in Zukunft in wechselnden Kombinationen der Teilgruppen zu tagen. Im Zentrum eines zukünftigen gemeinsamen Treffens der Teilgruppen „Mobilität und Migration“ und
„Zonen der Interaktion“ werden 2015 die konkreten Akteure des Kulturkontaktes stehen. Die Teilgruppen „Kontinuität und Diskontinuität: Lokale Traditionen
und römische Herrschaft im Wandel“ und „Geld eint – Geld trennt“ beabsichtigen 2015 gemeinsam zu tagen. Die Forschungsgruppe „Hafenorte“ hat 2015
ihre konstituierende Tagung.
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197
Cluster 7
Lebensrealitäten in der Spätantike
e -Jahresbericht des DAI 2014
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Inhalte und Ziele des Clusters 2014
Sprecher des Clusters: R. Haensch, Ph. von Rummel.
Das DAI-Forschungscluster 7 „Lebensrealitäten in der Spätantike“ geht von
dem ungemein reichen Bestand an archäologischen Funden und Befunden,
epigraphischen, papyrologischen und literarischen Texten und Bildern aus,
die Informationen zum „Alltagsleben“ in der Spätantike (4.–6. Jahrhundert
n. Chr.) bieten. Gerade auch Feldprojekte des DAI liefern immer wieder neue
Daten und Kenntnisse zu diesem Themengebiet. Der Mehrwert des interdisziplinären Gesprächs wird jedoch im Bereich des häufig als banal erachteten
Feldes des „Alltags“ selten genutzt. Obwohl die Spätantike in den letzten
Jahren verstärkt Aufmerksamkeit erfahren hat, gilt diese vor allem den literarischen Quellen. Dokumentarische Quellen wie papyrologische oder epigraphische sind noch weithin unbearbeitet. Das Gleiche gilt für bestimmte
Bereiche archäologischer Quellen abseits sog. Kernthemen. Selbst die umfangreichste und am besten erforschte Quellengruppe der Spätantike, die
ungeheuer zahlreichen theologischen Schriften und insbesondere die von
e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 7 1 Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz „Krise und Stabilität im spätantiken Alltag“
vor dem Villino Amelung in Rom (Foto: N. Wagner, DAI Rom).
der Situation des Alltags bestimmten Predigten, sind für Fragen der alltäglichen Lebensrealität noch alles andere als ausgeschöpft. Umso mehr neue
Einsichten verspricht eine Zusammenarbeit zu zentralen Bereichen der alltäglichen Lebensrealität wie der Bedeutung von Religion, von wirtschaftlichen Strukturen, der alltäglichen Rechtsgeschäfte, der Gliederung des Tages- und Lebensablaufes etc. über sog. Fachgrenzen hinweg. Aufgrund der
dichten Quellengrundlage können für die Spätantike Einblicke in Alltagsfragen gewonnen werden, die auch für andere Epochen als Vergleichsbeispiel
von großem Interesse sein können.
Konferenz
Die zweite Konferenz von Cluster 7 fand unter dem Titel „Krise und Stabilität
im spätantiken Alltag. Wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Wahrneh-
urn:nbn:de:0048-DAI-eDAI-J.2014-20-2
mung“ vom 4. bis 6. Dezember 2014 in Rom statt. In der anregenden Atmosphäre des Villino Amelung des DAI Rom diskutierten 25 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer unterschiedlicher altertumswissenschaftlicher Spezialisierungen zu Fragen spätantiker Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
Die Periode zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert gilt als eine der großen
Krisen- und Umbruchszeiten der Geschichte. Langfristige ökonomische Veränderungen werden seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts allgemein
mit drei unterschiedlichen und konkurrierenden Modellen erklärt: der
„Katastrophentheorie“ (bezogen auf das 5. Jh.), der „Kontinuitätstheorie“
und der sog. Pirenne-These, die den entscheidenden Bruch im Mittelmeerraum mit der arabischen Expansion erklärt. Die Debatte wogt bis heute hin
und her und ist ähnlich offen wie vor Jahrzehnten. Den eigentlichen Unterschied macht die ständig anwachsende archäologische Quellenbasis, die zuletzt von Chr. Wickham und M. McCormick in großen Monographien zusammengefasst und in den historischen Rahmen gestellt wurden. In Werken wie
P. Horden und N. Purcells „The Corrupting Sea“ wird das Spannungsfeld zwischen Makro- und Mikroökonomien beschrieben, und noch immer kreist die
Frage um die Bedeutung und Bewertung zentral-administrativer Intervention
im Gegensatz zu privaten wirtschaftlichen Initiativen.
Diese Ausgangsbasis bildet den Punkt, an dem die geplante Konferenz ansetzte und die Frage stellte, wie ökonomische Veränderungsprozesse den
Alltag beeinflussten und in ihm wahrgenommen wurden. An die Spezialisten
der unterschiedlichen Quellengattungen wurde die Frage gestellt, wie sich in
ihren ganz konkreten Projekten und Quellen Veränderungsprozesse darstellen, wie sie möglicherweise zu erklären sind, und wie sie in die oben angesprochenen größeren Fragen integriert werden können.
Nach einer Begrüßung durch den Direktor der Abteilung Rom O. Dally begann das wissenschaftliche Programm mit einer Einführung in die Thematik
und Fragstellung durch Ph. von Rummel (Berlin), gefolgt von P. Pasieka (Rom)
mit einem einführenden Vortrag zu „Wirtschaft und Alltag –
Theoretisch-methodische Überlegungen zu ihren Wechselbeziehungen in
wissenschaftlichen Rekonstruktionen“.
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e-Jahresbericht des DAI 2014 – Cluster 7 Der erste Block an Fallbeispielen begann mit den Vorträgen von: A. Puk (Auswärtiges Amt), Der Niedergang des Spielewesens im spätantiken Westen –
reine Ökonomie oder gewandelte Mentalitäten?; I. Jacobs (University of
Edinburgh), Late antique encroachment in the city centre: urban monumentality versus economic bustle; J.-M. Carrié (Paris), Les niveaux de consommation comme éléments d’une sociologie du monde romain: une perspective
diachronique et comparatiste.
Nach der Mittagspause sprachen: N. Zimmermann (Rom), Graberwerb
und Grabbesitz. Archäologische Spuren zum Alltag des Bestattungswesens
als Indikator ökonomischer Entwicklungen; M. Roux (Paris), Transformations
et adaptions du système fiscal romain dans l‘antiquité tardive: L‘exemple des
Gaules; D. Wigg Wolf (Frankfurt am Main), Fragmentierung, Umbruch, Zusammenbruch? Die Nordwestprovinzen am Ende der Spätantike im Spiegel
der Münzfunde und Münzprägung; M. Zagermann (München), Wirtschaftlicher Alltag in der Höhensiedlung auf dem Monte San Martino; N. Schwerdt
(Berlin), Städtisches Leben im spätantiken Milet im Licht kontextualer Keramikforschungen.
Der erste Tag wurde mit dem öffentlichen Abendvortrag von R. Haensch
(München) „Über Geld reden wir nicht? Die Finanzierung von Kirchenbauten
und ihre Darstellung“ beschlossen.
Am zweiten Tag sprachen: S. Schmidt-Hofner (Tübingen), Die Valentinianische
Reform des Münzsystems als Beispiel für die Beendigung einer Inflation durch
die endgültige Umstellung vom fiduziären System auf den Edelmetallstandard;
A. Teichgräber (München), Die Finanzen der nordafrikanischen Kirchen in
vorvandalischer Zeit; L. Berkes (Heidelberg), Geschäfte ägyptischer Mönche
im Übergang von der byzantinischen zur arabischen Herrschaft (6.–8. Jh.);
I. Eichner (Mainz) und Th. Beckh (München), Das Pauloskloster (Deir el-Bachit) in Theben-West/Oberägypten: Die Entwicklung einer spätantiken
Mönchsgemeinschaft im Wandel der Zeiten; H. Hamel (Berlin), Keramik- und
Glasabfall aus Baalbek/Heliopolis als Indiz für den Handel im 4. und 5. Jh.;
H. Möller (Köln) und A.-K. Rieger (Erfurt), Die östliche Marmarica (Nordwestägypten) als Mittler – lokale und importierte Keramik auf den Wegen zwi-
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schen Kyrenaika und Mariotis, zwischen Niltal und Qattara Senke in der Spätantike. Den Nachmittag beschloss eine Besichtigung des Museo Nazionale
Romano in der Crypta Balbi mit seinen zum Thema der Tagung bestens passenden Sammlungen.
Am dritten Tag sprachen: R. Bockmann (Rom), Keramik und Kleinfunde als
Anzeiger für wirtschaftliche Aktivitäten in Kirchenzentren des westlichen
Mittelmeerraums; K. Ruffing (Kassel), Blühende Landschaften. Die Wirtschaft
des Imperium Romanum im 4. Jh. Im Spiegel der Expositio totius mundi et
gentium; H. Leppin (Frankfurt), Methodologische Überlegungen zu literarischen Quellen als Quellen der antiken Wirtschaftsgeschichte; Chr. Radtki
(Tübingen), Ökonomische Aspekte der Lebensrealität der Bewohner Antiochias und Konstantinopels bei Johannes Malalas; E.-M. Kuhn (Köln), Schuldnerschutz und kirchliches Krisenmanagement im spätantiken Nordafrika.
Nach einer ausführlichen Abschlussdiskussion, die wie die lebhaften
Erörterungen nach den einzelnen Vorträgen vor allem theoretischmethodische Fragen inter- bzw. transdisziplinärer Forschung in Hinsicht auf
wirtschafts- und gesellschaftsgeschichtliche Probleme in den Blick nahm,
beschloss eine Führung von N. Zimmermann durch die Katakombe
SS. Marcellino e Pietro den dritten Tag.
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