Erfahrungsbericht am Beijing Institute of Technology

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Erfahrungsbericht am Beijing Institute of Technology
Erfahrungsbericht am Beijing Institute of Technology
WS 2015/2016
Studienfach: TUM-WITEC
Semester: 3. Fachsemester Master
Aufenthaltsdauer: 09/2015 – 01/2016
Austauschprogramm: TUM SOM Fakultätsprogramm
1. Einleitung
Motivation
Die Volksrepublik China ist vor allem für ihre ökonomische Bedeutung als zweitgrößte
Volkswirtschaft der Welt bekannt und stellt damit einen attraktiven Wachstumsmarkt für
Unternehmen aller Art dar. Als BWL Student interessiere ich mich insbesondere für
wirtschaftliche Fragestellungen und war vom Aufstieg Chinas mehr als fasziniert. Durch ein
Praktikum in Hongkong konnte ich bereits erste Einblicke in die wirtschaftlichen Geschehnisse
und Arbeitsweise Chinas bekommen. Im Laufe dieser Zeit entdeckte ich meine Neugier an der
chinesischen Kultur und wollte die Differenzen zu unseren westeuropäischen Kulturen noch
mehr verstehen. Aus diesem Grund war es mein Wunsch im BWL Masterstudium mich noch
intensiver mit der Geschichte, den Menschen und der Kultur in China zu beschäftigen und
habe ein Auslandssemester in Chinas Hauptstadt Peking (Beijing) verbracht.
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2. Vorbereitung
Visum
Für die Einreise in China ist grundsätzlich ein Visum notwendig und sollte nachdem erhalt der
Zulassungsdokumente der Gastuniversität („Admission Note“ + „Visa Application for Study in
China“) beantragt werden. Der Prozess ist unkompliziert und wird von dem offiziellen
Dienstleistungsunternehmen „Chinese Visa Application Service Center“ durchgeführt. Neben
den Zulassungsunterlagen, muss man ein Online Formular ausfüllen und kann zu einem
gewählten Termin die Dokumente zusammen einreichen. Die Bearbeitungszeit dauert ca. 5
Werktage und kostet für das X2 Visum ca. 65,70€. Als deutscher Austauschstudent gibt es für
die Einreise grundsätzlich die zwei Visumvarianten - X1 und X2. Ist der Studienaufenthalt
länger als 6 Monate, so bewirbt man sich für das X1 Visum und man bekommt mehrfache
Einreisen in das Land gestattet. Ist der Studienaufenthalt unter 6 Monate, dann bewirbt man
sich für das X2 Visum und bekommt nur eine einfache Einreise nach China. Sollte man also vor
Ort entscheiden zu Reisen und das Land zu verlassen (unbedingt zu empfehlen), kann man in
Peking selbst für jede neue Einreise (via Visa Office/Uni) ein neues X2 Visum beantragen. Die
Bearbeitungszeit im Ausland dauert ca. 2 Wochen und kostet ca. 17€ im offiziellen Visa Office
und ca. 30€ über die Uni (via Visa Agentur).
Flug
Es ist zu empfehlen den Flug nach Peking mehrere Wochen vor Beginn des Semesters zu
buchen, um einen möglichst günstigen Preis zu bekommen. Ich habe den Flug nach Peking ca.
12 Wochen vor Start online gebucht und weniger als 500€ für Hin- und Rückflug bezahlt
(British Airways mit Zwischenlandung in London). Andere Kommilitonen hatten den Flug erst
nach dem Erhalt des Visums gebucht, was sicherlich auch vernünftig ist, wenn man sehr
risikoavers ist. Wiederum andere Kommilitonen hatten nur ihren Hinflug nach Peking gebucht,
da sie nicht wussten, wann und von wo sie ihren Rückflug antreten – auch diese Möglichkeit
ist denkbar und war problemlos für die Einreise nach China.
Impfungen und Medikamente
Um einen möglichst sicheren und unbeschwerten Aufenthalt in China zu erleben, sollte man
im Vorfeld beim Tropeninstitut der LMU oder seinem Hausarzt seine Impfungen auffrischen
bzw. neue machen lassen. In meinem Fall waren es Diphtherie, Tetanus und Polio, Hepatitis
A- und B, Typhus sowie die Japanische Enzephalitis. Im Tropeninstitut der LMU bekommt man
auch eine gute Beratung, welche Impfungen Sinn machen. Sollte man Vorhaben in
Südostasien zu reisen, so ist zu bedenken, dass dort teilweise andere
Ansteckungsmöglichkeiten existieren als in China und kann dann entsprechen vorsorgen.
Außerdem ist es zu empfehlen eine Reiseapotheke mitzunehmen, da Medikamente in der
Regel vor Ort teurer sind und ggf. nicht so leicht beschafft werden können.
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Versicherung
Eine Auslandsreise-Krankenversicherung für Reisen von mehr als acht Wochen ist ebenfalls zu
empfehlen und umfasst zahnärztlicher, ambulanter und / oder stationärer Behandlung und
Pflege im weltweiten Raum. Ich habe hier bei meiner gesetzlichen Krankenkasse der TKK eine
Erweiterung hinzugebucht (TKK-Envivas) und habe dafür ca. 136€ für meinen
Aufenthaltszeitraum bezahlt. Die private Haftpflichtversicherung bzw. Mitversicherung in der
Familienhaftpflicht greift in der Regel weltweit, weshalb ich hier keine zusätzliche
Versicherung abgeschlossen habe. Dies sollte aber jeder für sich entscheiden und ggf. in den
Unterlagen nachprüfen. Vor Ort am BIT muss man zusätzlich für 40€ eine „medical insurance„
eines chinesischen Versicherungsunternehmens bei der Immatrikulation abschließen.
Wohnen
Die Mietpreise in Peking liegen auf dem Niveau wie in München, was im starken Gegensatz zu
anderen Lebenshaltungskosten, wie Essen, Mobilfunk, Strom- und Wasser etc. steht. Deshalb
sollte man sich im Vorfeld überlegen, ob man sich auf den privaten Wohnungsmarkt ein
Zimmer / Wohnung sucht oder sich für einen Platz im internationalen Studentenwohnheim
bewirbt. Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Der Private Wohnungsmarkt
erfordert meist verhandlungssicheres Mandarin, wenn man über eine Agentur (Makler) oder
mit einem Vermieter einen Vertrag schließt. Häufig zahlt man die Miete für den gesamten
Zeitraum im Voraus und es existiert die Gefahr an einige der schwarzen Schafe zu geraten, die
zusatzgebühren Gebühren draufschlagen oder gar keine Markler sind. Hat man das Glück
lokale Freunde oder Bekannte zu haben oder man verhandelt mit ausländischen Studenten
direkt über den Vertrag, dann geht dies meist reibungslos. Der Vorteil des
Studentenwohnheims ist nicht nur der Preis (unter 200€ im Monat), sondern sind vor allem
die gemeinschaftlichen Aktivitäten und sozialen Kontakte. In der Regel bekommt man einen
Mitbewohner in einem möblierten Zimmer auf dem Campus und teilt sich die
Sanitäreinrichtungen mit anderen Studenten. Ich habe mich online nach der Registrierung auf
der Plattform für internationale Studenten des BITs unkompliziert darum gekümmert. Es
wurde uns mündlich mittgeteilt, dass jeder internationale Student einen Wohnheimplatz
bekommt, sollte er sich darum bewerben.
Sprache
Mandarin ist das Hochchinesisch und ist die offizielle Sprache in China. Es existieren mehr als
zwanzig Dialekte im Land und dies kann zu Kommunikationsproblemen trotz dem
Hochchinesisch führen. Hilfreich sind hierbei die chinesischen Schriftzeichen (hànzì), welche
sicherstellen, dass die Menschen die richtige Bedeutung verstehen unabhängig der
Aussprache. Auch wenn die Sprache für uns sehr befremdlich am Anfang wirkt, so sollte man
es doch versuchen ein Mindestmaß an Mandarin zu erlernen. Ich habe dazu bereits einen
ersten Sprachkurs an der TUM besucht und mir eine Austauschstudentin aus China als
Tandempartnerin gesucht. Vor Ort empfiehlt es sich unbedingt einen Kurs zu belegen, um sich
einfach im Alltag (Essen, Infrastruktur, Mobilität,…) zurecht zu finden und das Eis mit den
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Landsleuten zu brechen. Die Menschen schätzen es sehr wert und offenen sich viel leichter
einem gegenüber, wenn man zeigt, dass man sich bemüht Mandarin zu sprechen.
Währung und Geld
Die chinesische Währung heißt Renminbi (Rmb) und wird in der Einheit Yuan (¥) (ugs. Kuài)
sowie Jiǎo (ugs. Máo) unterteilt. Wer keine Gebühren beim Abheben von Bargeld im Ausland
bezahlen will, sollte die sich die DKB-Visa Card oder die DKB-Student-Visa Card kostenfrei
besorgen. Sie ermöglicht an fast allen Automaten kostenlose Bargeldabhebung. Aus diesem
Grund muss man nicht zwingend bereits in Deutschland Geld wechseln und mit nach China
nehmen. Ich hatte die DKB-Visa Karte schon in Deutschland im Einsatz und habe mir zusätzlich
die DKB Student-Visa Card besorgt, um eine Ersatzkarte bei Diebstahl oder Verlust zu besitzen.
Hinzu dient die Karte als kostenfreier Internationaler Studentenausweis (iSiC), was z.B. für
einen Nachlass bei Touristenattraktionen weltweit genutzt werden kann. Der größte Schein in
China ist 100 Yuan und wird häufig gefälscht, weshalb man selbst am Automaten einer Bank
nicht davor sicher ist. Am besten kontrolliert man beim Abheben sofort am Automat die
Scheine bzw. wenn man beim Bezahlen das Rückgeld erhält. Die Reklamation am Automat
erfolgt indem man die Scheinnummer sofort in die Kamera hält und dann in eine Filiale der
Bank geht und sich auf das Video bezieht (Erfordert gutes Mandarin). Im Geschäft oder Taxi
muss man das gefälschte Geld im Augenschein des Gegenübers sofort abweisen und auf Ersatz
bestehen.
Internet und Apps
Die Internetzensur in China blockiert gängige Apps und soziale Medien von Google, facebook
und Co. Am besten bemüht man sich um einen VPN Zugang auf dem Laptop und dem
Smartphone, um den Zugriff auf die Anwendungen sicherzustellen. Ich habe den Cisco Any
Connect Client genutzt und war überwiegend damit zufrieden. Es gibt aber zahlreiche
kostenpflichtige Anbieter, die oft eine bessere Leistung erbracht hatten. Hinzu sollte man sich
auch einige Apps im Vorfeld herunterladen (siehe dazu Tipps). Ein Mobilfunkvertrag mit neuer
Simkarte kann gegen Vorlage des Reisepasses problemlos abgeschlossen werden. Ich hatte im
Geltungsbereich China einen Vertrag über für 12 Monate mit monatlich 1 GB Daten und 200
Freiminuten umgerechnet für 22€ abgeschlossen, was sehr günstig war (Empfohlener
Anbieter China Unicom).
Anreise
Nach der Anreise mit Flugzeug am Flughafen Beijing Capital, kann man mit Bus, Taxi oder
Airport Express (Metro) in die Stadt. Wir haben uns zu zweit ein Taxi geteilt und sind direkt ins
International Office am BIT Hauptcampus gefahren. Dem Taxifahrer hatten wir die chinesische
Adresse gezeigt, was problemlos funktioniert hat. Kosten waren für 1 Stunde fahrt ca. 15€.
Günstiger geht es aber mit dem Airport Express (ca. 5€) oder dem Bus in die Innenstadt. Nach
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Ankunft im International Building konnte man unter Vorlage des Reisepasses den Schlüssel zu
seinem zufällig zugeteilten Zimmer bekommen.
3. Universität
Campus und Wohnheim
Das BIT verfügt über einen Campus im Stadtbezirk Haidian (Zhongguancun) und am Stadtrand
in Langxiang. Der Hauptcampus ist in Zhongguancun und verfügt über alle Einrichtungen des
täglichen Lebens (Supermarkt, Mobilfunkladen, Restaurants, Wäscherei, Bank,…) und wird
aufgrund der start-up Dichte auch als Silicon Valley von China bezeichnet. Hinzu sind viele
weitere Universitäten in dem Stadtbezirk angesiedelt, weshalb viele Restaurants, Bars und
auch Clubs unmittelbar in der Nähe sind. Am Campus gibt es viele Sportmöglichkeiten
(Fußball, Tennis, Basketball, Fitness,…) und unterschiedliche Events und Clubs, um
gemeinsame Aktivitäten zu gestalten (Theater, Musik, Laufen,…). Das Wohnheim am Camus
befindet sich im International Building, wo auch das International Student Office ansässig ist
(alle administrativen Tätigkeiten). Es verfügt über möblierte Zweibettzimmer in dreier
Einheiten, die sich jeweils die sanitären Einrichtungen teilen. Männer und Frauen sind
getrennt untergebracht. Einzelzimmer gab es nur sehr selten und man musste schon sehr
Glück haben eines zu bekommen (z.B. aufgrund von einer Verletzung und notwendiger
Ruhezeit). Der Zimmerpartner kann unter den Studenten getauscht werden, falls man mit
einer spezifischen Person im Zimmer wohnen will. Für die Sauberkeit in den Zimmern sind die
Studenten selbst verantwortlich gewesen. Aufgrund der vielen ausländischen Gaststudenten
mussten wir MBA Studenten bereits nach zwei Tagen vom Campus in Zhongguancun nach
Langxiang umziehen. Dort erwartete uns ein neugebautes Studentenwohnheim mit
Zweibettzimmern, eigenem Balkon und eignem Bad nach westlichen Vorbild. Die Einrichtung
und das Wohngefühl am Stadtrand waren deutlich besser als in der Innenstadt. Allerdings
fanden alle MBA Masterkurse im Graduate Building und im Main Building in Zhongguancun
statt und wir hatten einen einfachen Fahrtweg von ca. 80min (Metro) und ca. 50min (Shuttle
Bus). Als Gegenleistung für die Pendelzeit mussten wir keine Miete und Nebenkosten
bezahlen, was für uns eine angemessene Entschädigung wär. Die Einrichtungen in Langxiang
gleichen denen von Zhongguancun mit Ausnahme des Umfelds. Der Standrand ist
verständlicherweise einfach sehr ruhig und weniger belebt als der Innenstadtbereich.
Problematisch wurde es mit der Sperrzeit (0 Uhr bis 06 Uhr), wenn man abends in der Stadt
unterwegs war. In dieser Zeit wird das Gebäude zugesperrt und man kann weder rein noch
raus. Im Winter wurden einige Personen dann doch hinein gelassen, um sie vor der Witterung
zu schützen (zweistellige Minusgrade) und bekamen eine Verwarnung. Angeblich wird man
bei drei Verwarnungen des Wohnheims verwiesen, was ich aber nicht bestätigen kann. Am
Zhongguancun gilt eine ähnliche Sperrstunde, doch diese wird weniger scharf kontrolliert und
geahndet. Anzumerken ist, dass an beiden Standorten das gesamte Gelände Videoüberwacht
ist und man mit Ausnahme seines Zimmers immer gefilmt wird. Mit der Zeit gewöhnt man sich
aber an die vielen Kameras.
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Kurse
Die Kurse am BIT im Programm Master of Business Administration wurden alle in Englischer
Sprache angeboten und haben unter der Woche stets ab 18:30 Uhr bis 21 Uhr und am
Wochenende, je nach Wahl, über den Tag verteilt stattgefunden. Nur der Sprachkurs war
zweimal die Woche am Nachmittag angesetzt und bildet damit eine Ausnahme. Der
Hintergrund dieser Lehrzeiten liegt an den lokalen Teilnehmern, die allesamt berufstätig
waren und den Abschluss parallel absolvieren. Viele Studenten hatten einen nichtwirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund und kamen aus Europa, Afrika, Australien und
Südostasien. Der internationale Mix machte Diskussionen und Gruppenarbeiten sehr
spannend. Die Dozenten der Veranstaltungen waren überwiegend aus China selbst und haben
viel Wert auf Frontalunterricht gelegt, während ausländische Kollegen mehr Diskussionen
gesucht haben.
Die Wahl der Kurse erfolgte vor Ort in den ersten beiden Wochen. Auf mehrfaches nachfragen,
hatten wir immerhin die Liste der Kurse aus dem vergangenem Semester erhalten, um uns
einen ersten Überblick zu verschaffen. Wir stellten in den ersten beiden Wochen fest, dass
Student von anderen Partneruniversitäten noch andere Kurse angeboten bekamen, die wir
nicht auf unserer List fanden. Nach Kontakt zu Prof. Meng, der als Initiator des
Austauschprogramms gilt, konnten wir zwischen mehreren Kursen wählen. Somit sollte der
Austausch zu den Mitstudenten am Anfang gesucht werden. Ich habe meine Fächerwahl nach
Neigung getroffen und war damit auch zufrieden.
Allgemein kann gesagt werden, dass das Niveau der Lehrveranstaltungen unter dem Niveau
an der TUM ist, obwohl der Aufwand nicht unterschätzt werden darf. Die häufigste
Prüfungsform war eine Seminararbeit mit Präsentation und abschließender Klausur. Darüber
hinaus gab es teilweise Unterrichtsaufgaben oder Diskussionen, die mit in die Benotung
eingeflossen sind. Es herrschte stets Anwesenheitspflicht und auch diese bildete meist 10%
der Benotung eines Faches.
Folgende Kurse habe ich besucht und kann ich empfehlen:
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



Chinese Language Course
Intercultural Management
Finance Management
Strategic Management
Clean Energy Business and Policy
Innovation and Creativity
(6 Stunden pro Woche, keine Credits)
(Hr. Prof. Meng, China, 2 Credits)
(Fr. Prof. Liu, China, 2 Credits)
(Fr. Prof. Qi, Qiu, China, 3 Credits)
(Hr. Prof. Martinot, USA, 2 Credits)
(Hr. Prof. Minvielle, Frankreich, 2 Credits)
Die Anrechnung ist aufgrund eines entsprechenden Moduls in meinem Studiengang für Fächer
im Ausland kein Problem. Sie werden via bayrischer Formel (Credits*2=ECTS) anerkannt, so
dass ich die 18 ECTS in meinem Moduls voll einbringen kann.
Betreuung und Organisation
Die ersten Ansprechpartner für alle Angelegenheiten sind die Betreuerinnen „Summer“ und
„Bingchen“ im International Office. Sie sind sehr freundlich und reagieren schnell auf
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Nachrichten per Mail oder per Messenger WeChat. Allerdings gab es einige
Kommunikationsprobleme mit der Studiengangskoordinatorin, so dass Informationen spät
ankamen, unvollständig oder falsch waren. Hinzu werden Noten und Dokumente über
WeChat Gruppen veröffentlicht, wo schnell solche wichtigen Nachrichten untergehen, wenn
Gruppenmitglieder gleichzeitig anderes posten. Die Ausstellung des „Transcripts of Records“
dauerte auch sehr lang – Studienschluss war 31.1.2016 und die Ausstellung erfolgte gegen
Ende März 2016 plus Versandt an die TUM.
4. Leben in Peking / China
Mobilität
Transportkosten in Peking sind mit allen Verkehrsmittel im Vergleich zu München recht
günstig. Es lohnt sich die „Beijing Transportation Smart Card“ ab den ersten Tag zu nutzen. Sie
ist in allen Metrostationen erhältlich und kann mit Geld aufgeladen werden, um in Bus, Bahn
und Metro damit zu bezahlen. Vielfahrer bekommen automatische einen vergünstigten Tarif
und ersparen sich den mühsamen Ticketkauf. Auf dem Campus ist das Fahrrad die beste
Möglichkeit schnell von Gebäude zu Gebäude zu gelangen und kann gebraucht von
Kommilitonen erworben werden. Spätabends ist das Taxi eine gute und preisgünstige
Variante, um von A nach B zu kommen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass man immer
die chinesische Adresse seines Zielorts dem Taxifahrer zeigen sollte, damit er auch sicher weiß
wohin man möchte. Illegale Taxis (sog. Black cab) sind ebenfalls häufig verbreitet und
erfordern das vorabverhandeln eines Festpreises für die Fahrt ohne Gewähr auch dort
anzukommen. Deshalb sind diese nicht zu empfehlen und sollten gemieden werden. Das
Busnetzwerk ist aufgrund der Größe etwas komplexer, kann aber mit etwas Recherche auch
bedenkenlos genutzt werden und ist sehr günstig.
Klima und Luftqualität
Peking befindet sich im Nordosten von China und besitzt ein trockenes Klima. Es gibt wenige
Regentage und es geht meist ein leichter Wind. Im Sommer ist es sehr heiß, während es im
Winter zweistellige Minusgrade haben kann. Da Bekleidung und Schuhe in China sehr
preisgünstig gekauft werden kann, empfiehlt es nicht alles mit von Deutschland nach Peking
zu nehmen, sondern vieles vor Ort zu kaufen. Peking ist für den hohen Smoggehalt bekannt
und dies trifft auch berechtigterweise zu. Die Luftqualität ist mit Abstand der größte
Negativpunkt in China und besonders in der Metropole Peking. Allerdings muss man je nach
Jahreszeit und Windstärke unterscheiden, wie gut die Luftqualität wirklich ist. Im Winter
kommt die zusätzliche Belastung der Kohlekraftwerke hinzu und bildet zusammen mit den
Abgasen der Fahrzeuge und Emissionen der Industrie einen nebeligen Dunstteppich. Ist es
Windstill steigt die PM2.5 Wert (Feinstaubkonzentration) schnell über 300 und eine
Feinstaubmaske (z.B. 3M - 95.5% Filter) sollte spätestens dann verwendet werden, falls nicht
schon früher. Hierzu gibt es allerdings widersprüchliche Aussagen. Ich hatte in meiner Zeit
dort einen Maximalwert von über 700 erlebt, wo hingegen der September und der Oktober
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meist sehr sonnig und von blauen Himmel geprägt waren. Die Masken lassen sich fast überall
in Drogeriemärkten und Supermärkten kaufen. Wer sicher gehen will keine Fälschungen zu
erwerben, kann diese auch aus Deutschland mitbringen.
Essen
Ein Highlight in China ist sicherlich die Essenskultur. Die Zutaten, die Zubereitung und der
Geschmack spielen für Chinesen eine große Rolle. Bekanntlich ist das Auge mit und deshalb
ist die dortige Küche so bunt und als auch Gesund. Man findet Obst, Snacks und Street Food
an allen Ecken zu jeder Zeit. Ich kann alles empfehlen, wo auch Einheimische Essen und habe
damit keine Beschwerden gehabt. Sicherlich gibt es einige Spezialitäten, wie Hühner- und
Schweinefüße oder Frösche und Schlangen, die nicht jedem schmecken, aber allein der Wille
diese Gerichte mal zu probieren zaubert den Chinesen ein Lächeln ins Gesicht. Katzen- oder
Hundefleisch habe ich nicht wahrgenommen und gehört eher zu Seltenheit in sehr armen
Regionen. Die meisten Gerichte enthalten Fleisch, weshalb Vegetarier ausdrücklich
nachfragen müssen, ob in einem vegetarischen Gericht auch wirklich kein Fleisch enthalten
ist. Das Beste am Essen ist nicht nur die Vielfalt und der lecker Geschmack, sondern auch der
günstige Preis. Ein Essen in der Mensa kostet ca. 1,50€ und im Restaurant 3-4€. Wer mal keine
Lust auf chinesisches Essen hat, der kann seinen Appetit in den zahlreichen internationalen
Restaurants oder Fast-Food Ketten stillen – kam bei mir allerdings sehr selten vor.
Kultur / Sehenswürdigkeiten
Wer an der chinesischen Geschichte und Kultur interessiert ist, der ist in Peking genau richtig.
Die Stadt war und ist Schauplatz politischer und kultureller Geschehnisse. Wer durch Peking
geht, begegnet der Tradition aber auch der Moderne gleichzeitig in fast allen Teilen der Stadt.
Die Hutongs (kleine Seitenstraße) sind die historischen Überbleibsel des früheren Stadtbilds,
aber immer noch bewohnt. Sie befinden sich meist umliegend von Sehenswürdigkeiten und
Parks, wie den Baihai Park und der Verboten Stadt oder dem Drum- und Bell Tower. Ein
Rikscha-Tour ist zwar sehr touristisch sollten man aber einmal auch unternehmen, da der
Fahrer meist die Gegend gut kennt und einige nützliche Informationen darüber erzählt.
Unbedingt sollte man auch den alten und neuen Sommerpalast, den Himmelpalast, den Lama
Tempel, sowie den Tiananmen Platz mit dem National Museum und Mao-Mausoleum
besichtigen.
Im Sommer als auch im Winter ist ein Trip zur Chinesischen Mauer natürlich ein Muss und
lohnt sich definitiv. Die einfachste Anfahrt geht mit dem öffentlichen Bus nach Badalin
(50min). Sportlich kann man sich jeden Morgen in vielen Parks zu Tai Chi bewegen oder mit
dem Fahrrad auf Erkundungstour begeben. Ein Besuch im artistischen Theater, der Oper oder
ein Fußballspiel der Beijing Guoan F.C im Worker Stadium sind ebenfalls lohnenswert.
Mindestens genauso interessant sind die zahlreichen Museen und Ausstellungen in Beijing.
Hier ist der Art District „798“ zu nennen, der vor allem zeitgenössische Kunst beherbergt und
z.T. in alten DDR Radioempfängerfabriken errichtet ist. In fast allen Sehenswürdigkeiten erhält
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man mit dem Studentenausweis 50% Preisnachlass und das nicht nur in Peking so, sondern in
ganz China.
Nachtleben
Wer abends gerne ausgeht, kann das in Peking theoretisch jeden Tag tun. Das Angebot an Bars
und Clubs konzentriert sich überwiegend auf die Gebiete Haidian (Wudaokou) und Chaoyang
(Sanlitun). In der Regel muss man keinen Eintritt als internationaler Student bezahlen und
wenn man die Promotoren der Clubs über WeChat kontaktiert auch meist keine Getränke. Das
All-Inclusive Model funktioniert anscheinend deshalb, weil international Studenten das Image
der Location erhöhen, die Stimmung verbessern und wohlhabende Chinesen dazu motivieren
mehr Getränke zu kaufen. Es gibt aber auch zahlreiche Aktionstage in unterschiedlichen Bars,
indem es ein Live-Konzert, ein Bierpong Turnier oder eine Happy Hour gibt. Kurz gesagt, dass
Nachtleben kostet mit Kontakten und Aktionen nur ein Bruchteil von München. Die negative
Seite im Nachtleben ist, dass es immer mal wieder zu Diebstahl kommen kann (vor allem
Handys) oder der Alkohol kann gestreckt sein, obwohl er aus der Originalflasche ausgeschenkt
wird (Unwohlsein). Ansonsten ist das Nachtleben recht friedlich und es gibt fast nie einen
Dress Code in den Clubs. Ein Geheimtipp ist das DaDa in der Nähe des Drum Towers/Huntongs.
Reisen
China hat in allen Himmelrichtungen für Reisende etwas zu bieten und als Student sollte man
dies unbedingt ausnutzen, um preisgünstige und einmalige Eindrücke von China zu sammeln.
Die Auswahl sollte man vor Ort planen, je nachdem wie viel Zeit zur Verfügung und welche
Präferenzen vorliegen. Die Hauptreisezeit sind die nationalen Feiertage (Spring Festival /
Golden Week), man sollte sich aber davor nicht abschrecken lassen zu diesen Zeiten zu reisen.
Flüge und Züge kann man in Englisch sehr gut über das Portal ctrip buchen, während Hotels
oder Hotels gut über booking.com oder hostelworld.com reserviert werden konnten. Ich war
zuerst im Süden in Guilin (Li-River Red Flut Cave, Longsheng Rice Terrace) und Huangshan
(Yellow Mountains, Fresh Springs), bevor es nach Shanghai (…) und nach Qinhuangdao (End of
Great Wall). Zuletzt war ich noch in Harbin (Snow and Ice Festival) innerhalb Chinas.
Die Lage Chinas lädt aber auch dazu ein oder zwei weitere Länder zu besuchen. Hat man ein
weiteres X2 Visum im „offical visa office“ (direkt am Lama Tempel) beantragt und erhalten,
kann die Reise losgehen. Ich habe am Schluss des Semesters Südkorea (Seoul) und Japan
(Tokyo) bereist und kann auch das nur empfehlen. Viel Kommilitonen sind nach Thailand,
Hongkong, Vietnam, Indien oder auf die Philippinen gegangen und haben ebenfalls nur
positive Erfahrungen gemacht. Folglich ist Reisen innerhalb oder außerhalb Chinas absolut
empfehlenswert und sollte mit in die Budgetkalkulation des Auslandssemesters
aufgenommen werden.
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5. Fazit
Mein Ziel war es mehr über China zu erfahren und die Unterscheide zu unsere Kultur besser
zu verstehen. Beides ist mir meiner Meinung nach geglückt und wurde sogar noch durch die
zahlreichen Momente und Freundschaften, die dort entstanden sind, übertroffen. Der
Auslandaufenthalt hat meinen Horizont im Bezug zu Kulturrelativismus definitiv erweitert und
die Erfahrungen meine Persönlichkeit bereichert. Man lernt selbständiger zu handeln, flexibler
zu sein und nach neuen Lösungen für Problem zu suchen. Nach meiner Rückkehr wertschätze
ich den hohen Lebensstandard und das hohe Ausbildungsniveau in Deutschland mehr als
vorher. Ich bin der TUM für die Möglichkeit der Teilnahme am TUM SOM Programm sehr
dankbar und würde es jederzeit wieder tun. Zuletzt bin ich auch der Meinung, dass die
Erfahrungen auch aus beruflicher Perspektive wertvoll sein werden, da die Wirtschaft immer
globaler wird und der Umgang mit meinen Kommilitonen meine interkulturellen
Kompetenzen ausgebaut haben.
Tipps und weitere Anmerkungen (Links)
Vorbereitung
http://www.visaforchina.org/MUC_DE/
http://apply.isc.bit.edu.cn/member/login.do
Reisen
http://english.ctrip.com / http://www.hostelworld.com/
http://www.statravel.de/?redirected_from=US
https://www.travelchinaguide.com/
http://www.wildgreatwall.com/how-to-get-to-badaling-great-wall-from-beijing/
App Empfehlungen (Links nur für Andorid)
Cisco AnyConnect
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.cisco.anyconnect.vpn.android.avf&hl=en
WeChat
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.tencent.mm&hl=en
Metro Beijing Subway
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.xinlukou.metromanbj&hl=en
Beijing Air Quality
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.insdio.aqicn.airwidget&hl=en
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