Aerospace 2015

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Aerospace 2015
Aerospace 2015
Den Fortschritt erleben.
Liebherr-Aerospace Neuigkeiten aus dem Unternehmen // S.12-31
More Electric Aircraft Innovative Technologien // S.18
Unternehmer, Erfinder, Visionär 100 Jahre Hans Liebherr // S.38
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Vorwort
V.l.n.r:
Nicolas Bonleux,
Francis Carla,
Heiko Lütjens,
Josef Gropper
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Luftfahrtsektor verzeichnet seit einigen Jahren ein erhebliches Wachstum – die Flugzeughersteller konnten die
Produktionsraten von Verkehrsflugzeugen stetig steigern
und die Fluggesellschaften verzeichneten profitablen Betrieb. Auch für die kommenden Jahre sind die Aussichten
vielversprechend.
Liebherr-Aerospace ist fester Bestandteil dieser erfolgreichen Entwicklungen: Im Jahr 2014 haben unsere Kunden ihr
Vertrauen in unser Unternehmen erneut unter Beweis gestellt
und uns wichtige Aufträge erteilt. Dazu gehörten beispielsweise die Verträge über Komponenten für das Klappsystem
der Flügelenden der Boeing 777X und das Zapfluftsystem
für den Airbus A330neo.
Zudem haben wir unsere Kunden maßgeblich dabei unterstützt, wichtige Meilensteine in der Entwicklung ihrer neuen Flugzeuge zu erreichen. Die Inbetriebnahme des Airbus
A350 XWB und der AgustaWestland AW189, die Zertifizierung der COMAC ARJ21 oder der Erstflug der Falcon 8X
von Dassault sind Beispiele, die unsere Leistung und unser
Engagement verdeutlichen.
Durch nachhaltige Investitionen in unsere Produktionsstätten sowie in unser weltweites Servicenetzwerk konnten wir
Lieferungen an die Endmontagelinien der Flugzeughersteller
sicherstellen und den rentablen und zuverlässigen Flugverkehr der Flugzeugbetreiber unterstützen.
Wir engagieren uns stark in der Entwicklung von Technologien, die den Luftverkehr künftig umweltfreundlicher, sicherer und komfortabler für Passagiere und Crew machen und
dafür sorgen, dass unsere Systeme und Komponenten in
all unseren Produktlinien – Flugsteuerung und -betätigung,
Fahrwerke, Luftmanagement sowie Getriebe – energieeffizienter werden.
Unser Unternehmen zukunftssicher zu machen, hat für uns
Priorität – schließlich möchten wir unseren Kunden auch
weiterhin innovative und wettbewerbsfähige Lösungen anbieten. Wir können uns auf das außergewöhnliche Engagement, das umfangreiche Know-how und die bemerkenswerte Professionalität aller Mitarbeiter bei Liebherr-Aerospace
stets verlassen. Daher möchten wir uns bei ihnen für ihre
gemeinsame Leistung herzlich bedanken.
Die neueste Ausgabe unseres Magazins enthält aktuelle Erfolgsgeschichten sowie eine Übersicht über mehrere spannende Projekte. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!
Herzliche Grüße
2
Nicolas Bonleux
Francis Carla
Josef Gropper
Heiko Lütjens
Managing Director and
Chief Sales Officer
Managing Director and
Chief Technology Officer
Air Management Systems
Managing Director and
Chief Operating Officer,
Production, Purchasing
and Asset Investments
Managing Director and
Chief Technical Officer, Flight Control
and Actuation Systems, Landing Gear
Systems and Hydraulics
Inhalt
Impressionen ......................................................................... 4
Kundendienst ......................................................................
26
Programme und neue Aufträge ...................................
12
Programmbeteiligungen .................................................
32
Technologie ..........................................................................
18
Liebherr-Transportation Systems ...............................
34
Standorte ..............................................................................
22
Firmengruppe Liebherr ...................................................
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Impressionen
Zerstörungsfreies Prüfen, hochpräzises Auswuchten
oder das Simulieren von extremen Druckverhältnissen
– diese und andere Produktions- und Testverfahren
sorgen dafür, dass die Systeme und Komponenten von
Liebherr-Aerospace äußerst zuverlässig sind.
Bis die Funken fliegen
Bei der Herstellung von Strukturbauteilen für Fahrwerke werden vom
Rohteil bis zu 85 % des Materials durch
Zerspanung entfernt. Bauteile aus
Stahl werden auf hochdynamischen
Bearbeitungszentren mit einer so hohen
Geschwindigkeit gefertigt, dass dabei
Funken entstehen: Die gesamte Energie,
die beim Schneidprozess entsteht, wird
in den Stahlspänen abgeführt, was diese
zum Glühen bringt.
Verborgenen Fehlern auf
der Spur
Mit der Magnetpulverprüfung lassen
sich Fehler in Materialien aufspüren, die
dem menschlichen Auge sonst verborgen bleiben. Bei diesem sogenannten
zerstörungsfreien Prüfverfahren fließt
eine Suspension aus fluoreszierendem
Magnetpulver und dünnflüssigem Öl
über das Bauteil – hier ein Fahrwerksgehäuse für ein Regionalflugzeug –,
das gleichzeitig magnetisiert wird.
Das Ergebnis: ein Magnetfeld auf der
Oberfläche des Bauteils mit einer Tiefe
von 2,5 mm. An fehlerhaften Stellen wird
dieses Magnetfeld gestört, sodass sich
sogenannte Scherungen bilden:
Es entsteht ein Nord- und ein Südpol,
das Magnetpulver wird angezogen.
Unter Neonlicht erkennt der Prüfer daran
den Materialfehler.
Kleiner als ein
Viertelmikrometer
Der Rotor einer dreirädrigen Kühlturbine,
die Bestandteil des Klimasystems eines
Regionaljets ist, wird ausgewuchtet: Zuerst
wird die eventuelle Unwucht des Rotors
gemessen, wenn er bei einer gegebenen
Geschwindigkeit rotiert. Zeigt das Messgerät einen unrunden Lauf an, korrigiert
ein Techniker die Unwucht, indem er so
lange Material abträgt, bis die geforderte
Qualität erreicht ist. Der Abstand zwischen
Schwerpunkt und Rotationsachse muss
bei einem solchen durch aerodynamische
Lager gestützten Hochgeschwindigkeits­
rotor kleiner als ein Viertelmikrometer sein.
Richtig Druck machen
Liebherr-Aerospace verfügt am Standort
Toulouse (Frankreich) über zwei große
Höhenkammern, in denen Luftmanagementsysteme und deren Komponenten
getestet werden. Die Kammern haben
einen Rauminhalt von 70 m³ und 120 m³
und ein Gewicht von 20 Tonnen und
48 Tonnen. Sie sind an einen hochleistungsfähigen Druckluft- und Vakuumkreislauf angeschlossen, sodass in ihnen
die Druckverhältnisse simuliert werden
­können, die in großen Höhen herrschen.
© Embraer
Programme und neue Aufträge
Viel Bewegung in Brasilien
Seit die Liebherr Aerospace Brasil Ltda.
2006 in Betrieb genommen wurde, hat
sich in der brasilianischen Fertigungsstätte einiges getan. Mehr als 250 verschiedene Komponenten für Fahrwerke,
Flugsteuerungen und Luftmanagementsysteme kann Liebherr dank modernster
Technologien vor Ort in Guaratinguetá
herstellen. Jüngst hat das Unternehmen
einen weiteren Meilenstein erreicht: Die
Produktion von komplexen „Make-toprint“-Teilen ist erfolgreich angelaufen.
Liebherr wird die Strukturteile – beispielsweise Halterungen für Tragflächen
sowie Streben und Schwingen für Fahrwerke – direkt an den Flugzeughersteller
Embraer im nahe gelegenen São José
dos Campos liefern. Damit verfolgt das
Unternehmen die Strategie weiter, seine
Fertigungskompetenzen auszubauen
und sich als maßgebender Akteur in der
Lieferkette der brasilianischen Luftfahrtindustrie zu etablieren.
Doch das ist nicht die einzige positive
Entwicklung der Produktionsstätte im
Bundesstaat São Paulo: Im vergangenen
Jahr hat das Unternehmen erfolgreich
ein Umweltmanagementsystem eingeführt und dafür die Zertifizierung gemäß
ISO 14001 erhalten. Um ihr Leistungsspektrum rund um die Präzisionsbearbeitung, Oberflächenbehandlung und
Montage von Hightech-Teilen zu erweitern, hat die Liebherr Aerospace Brasil
Ltda. außerdem neue Prozesse für die
Montage elektronischer Unterbaugruppen sowie für die Montage und Lackierung von Strukturteilen aufgesetzt.
Inzwischen tragen rund 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Fortschritt
des Unternehmens bei. Mit Erfolg –
2014 stieg der Umsatz der Liebherr
Aerospace Brasil Ltda. im Vergleich zum
Vorjahr um etwa 30 %.
In Brasilien fertigt Liebherr diverse Komponenten.
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Aerospace 2015
Programme und neue Aufträge
Boeing 777X: Komponenten
für das Klappsystem der Flügelenden
Boeing Commercial Airplanes hat
Liebherr-Aerospace den Auftrag erteilt,
drei Komponenten für das Klappsystem der Flügelenden der Boeing 777X
zu liefern. „Wir sind sehr stolz darauf,
dass wir das Betätigungssystem, die
Aktuatorik zur Verriegelung des entsprechenden Tragflächenteils und den
Betätigungsmechanismus zur zusätzlichen Absicherung der Verriegelung
für das Klappsystem der Flügelenden
der Boeing 777X nicht nur entwickeln
und herstellen, sondern künftig auch
instandhalten werden“, sagte Heiko
Lütjens, Managing Director und CTO
Liebherr-Aerospace & Transportation
SAS. „Dieser Auftrag ist ein historischer
Meilenstein in der Zusammenarbeit unseres Unternehmens mit Boeing.“
Auf der Basis seiner Erfahrung mit
Hochauftriebssystemen,
Getrieben,
Antriebswellen und Hydraulikantrieben, wird Liebherr-Aerospace ein
kompaktes, extrem zuverlässiges und
leistungsstarkes
Betätigungssystem
entwickeln. Dieses wird mithilfe eines hydraulischen Antriebs und eines
Drehantriebs die Flügelenden nach der
Landung hochklappen, wodurch sich
die Flügelspannweite des neuen Großraumflugzeugs um 7 m (3,5 m auf jeder
Seite) von 71,8 m auf 64,8 m reduziert.
Zum Start werden die Flügel­
enden
durch das System wieder in die horizontale Position heruntergeklappt.
Die extreme Spannweite ist ein entscheidendes Merkmal der 777X. Sie
ermöglicht eine höhere Kraftstoffeffizienz, würde es aber normalerweise
unmöglich machen, dass das Flugzeug dieselben Gates an den Flughäfen nutzt wie das aktuelle Modell
777. Dank der besonderen Flügelenden wird die 777X jedoch derselben
Spann­weitenkategorie angehören wie
die 777. „Dieser Auftrag für LiebherrAerospace steht für das gemeinsame Engagement von Boeing und der
deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie für Qualität und Innovation“, sagte Matthew Ganz, President Boeing
Deutschland und Nordeuropa.
Innovative Zapflufttechnologie für die A330neo
Der Auftrag: die Lieferung eines
Zapfluftsystems mit innovativer
elektropneumatischer
Technologie für die A330neo, ein Großraumflugzeug mit Triebwerken der
jüngsten Generation. Der Auftraggeber: Airbus. Der Systemlieferant:
Liebherr-Aerospace. Das Ergebnis:
eine höhere Zuverlässigkeit und
deutlich geringere Betriebskosten.
Das elektropneumatische Zapfluftsystem wird von der Liebherr-Aerospace
Toulouse SAS in Toulouse (Frankreich)
entwickelt, getestet und produziert. Es
umfasst kompakte, leichte und hochzuverlässige Zapfluftventile sowie einen
Vorkühler mit integrierten Steuerelementen. In diese neue Systemgeneration sind die umfangreichen Erfahrungen
eingeflossen, die das Unternehmen
gesammelt hat, indem es Zapfluftsysteme für die A320neo, die A380 sowie
für diverse andere Verkehrsflugzeuge
entwickelt hat. Mithilfe dieser neuen
Technologie erhöht sich einerseits die
Zuverlässigkeit des Systems, andererseits lassen sich die Betriebskosten erheblich reduzieren.
Die erste A330neo
soll 2017 ausgeliefert
werden. Für den aktuellen LangstreckenAirbus, inzwischen auch
A330ceo genannt, liefert
Liebherr mehrere wichtige
Systeme und Komponenten wie
das Hochauftriebssystem, die
Störklappen- und Seitenruderbetätigung sowie das
Klimasystem. Der Vertrag
für das Zapfluftsystem der
A330neo stärkt die jahrzehntelange Partnerschaft zwischen
Liebherr und Airbus noch mehr.
Für die A330neo hat Liebherr-Aerospace ein kompaktes,
hochzuverlässiges Zapfluftventil entwickelt.
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Programme und neue Aufträge
Weiterer Auftrag für die A350-1000
Das neueste Großraumflugzeug von Airbus, die A350-1000,
hat ein weiteres Produkt aus dem Hause Liebherr-Aerospace an Bord: die Strebe mit Kraftmessdose. Der Vertrag
für diese elektropneumatische Komponente ist der jüngste in einer Reihe von Aufträgen, die der Flugzeughersteller
Airbus der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland), erteilt hat. So produziert der Systemlieferant bereits das Vorflügelklappen-Betätigungssystem, das
Bugfahrwerk, das aktive Differentialgetriebe der Landeklappen und den beweglichen Dämpfer für die A350-1000.
Betätigungssystem und den Landeklappen im Falle einer
Fehlfunktion unzulässig hoch sind. Nach einer solchen Meldung versetzt der Controller das Landeklappensystem in den sogenannten „Fail-Safe“Modus, indem er es abschaltet.
In jedem Flugzeug werden vier der Streben verbaut. Sie geben dem Controller für den Hochauftrieb ein Signal, wenn die Lasten zwischen dem
Strebe mit Kraftmessdose
Getriebe für den Heckrotor der H160
Premiere auf der Heli-Expo 2015: Im März stellte Airbus Helicopters auf der Messe in Orlando, Florida (USA) seinen zivilen
Hubschrauber, die H160, vor. Speziell geformte Rotorblätter
machen das neue Mitglied der H-Generation leiser. Für einen
geringeren Geräuschpegel sorgt außerdem der Heckrotor der
H160, der leicht schräg verbaut und zudem ummantelt ist –
für eine höhere Leistungsfähigkeit und Flugstabilität. Das Getriebe für den Heckrotor wird im Friedrichshafener Werk der
Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH hergestellt.
An diesem Standort sitzen die Spezialisten für die hochpräzise Fertigung von Getrieben. Ihr Know-how basiert auf der
langjährigen Zusammenarbeit zwischen Liebherr-Aerospace
und Airbus Helicopters. So stammen neben dem Heckrotor­
getriebe für die H145 auch weitere Systeme und Komponenten
für zahlreiche Modelle von Airbus Helicopters aus dem Hause
Liebherr. Der Auftrag für das Getriebe des Heckrotors ist bereits der dritte, den der Systemlieferant im H160-Programm
erhalten hat: Liebherr liefert außerdem die Stellantriebe des
Hauptrotors sowie Komponenten des Klimatisierungssystems
für den neuen Helikopter.
© Airbus Helicopters
Das Getriebe für den Heckrotor der H160 wird in Friedrichshafen gefertigt.
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Programme und neue Aufträge
Kümmert sich bei der Liebherr-Aerospace GmbH, Lindenberg (Deutschland), um die Zuverlässigkeit von Systemen: Barbara Aichele
Barbara Aichele, Gruppenleiterin Sicherheit und Zuverlässigkeit
Sicherheit bis ins kleinste Detail
Es klingt paradox. Aber um Technik
so sicher wie möglich zu machen, beschäftigt sich Barbara Aichele zunächst
mit dem Gegenteil – dem „Worst Case“.
Die Arbeit der Leiterin des für Sicherheit
und Zuverlässigkeit zuständigen Teams
dreht sich um drei zentrale Fragen: Welche Fehler könnten bei Fahrwerks- oder
Flugsteuerungssystemen auftreten? Mit
welcher Wahrscheinlichkeit? Und welche Folgen könnten die Fehler haben?
„Jeder Konstrukteur muss wissen, wie
ein Gerät reibungslos funktioniert. Die
Mitarbeiter, die sich mit deren Sicherheit
und Zuverlässigkeit beschäftigen, müssen darüber hinaus verstehen, warum
etwas nicht läuft“, erklärt sie. Zusammen mit ihrem sechsköpfigen Team ist
sie verantwortlich für die Erfüllung der
Sicherheitsanforderungen bei neu entwickelten und modifizierten Systemen
sowie für die technischen Nachweise als
Basis der Zertifizierung. Meistens geht
es dabei um ein komplexes Zusammenspiel aus Geräten, die bestimmte
mechanische oder hydraulische Funktionen e
­ rfüllen, Computern, die mittels
Software Steuerungsaufgaben wahrnehmen, Eingabegeräten für Piloten,
über die diese Steuerungssignale eingeben und die dazugehörige Sensorik. Die
Querverbindungen machen es so knifflig, jede nur denkbare Fehlerquelle aufzuspüren und strukturiert abzubilden.
„Entscheidend ist, sich nicht vorschnell
auf einen Faktor als Ursache festzulegen, sondern wirklich jedes Detail zu
bedenken“, erklärt Barbara Aichele.
Großes Vertrauen in die Zuverlässigkeit
Sicherheit ist ein äußerst anspruchsvolles Aufgabengebiet. Während sich
die Bereiche für Konstruktion und Entwicklung von Fahrwerken und Flugsteuerungen jeweils auf eine Produktart
konzentrieren, deckt die für Sicherheit zuständige Abteilung fachlich die
gesamte Palette ab. Das ist nicht die
einzige Besonderheit. Neben Barbara
Aichele, die seit drei Jahren das Team
leitet, gibt es eine weitere Mitarbeiterin.
Für ein technisches Fachgebiet ist das
ein ziemlich hoher Frauenanteil. „Als
ich Maschinenbau studierte, waren in
meinem Jahrgang von 44 Studierenden zwei weiblich. Und während meiner
ersten sieben Jahre bei Liebherr in der
Konstruktion war ich allein unter Männern“, erinnert sich die Ingenieurin. Das
änderte sich, als sie vor 13 Jahren zu
Sicherheit und Zuverlässigkeit wechselte, wo generell mehr Frauen tätig sind.
Woran das liegt, kann sie nur vermuten:
„Die geradlinige Berufslaufbahn des
klassischen Maschinenbauers führt in
die Konstruktion. Sicherheit ist hingegen eine Nische, die mehr mit dem Aufbau von Systemen und Gesamtzusammenhängen zu tun hat.“ Genau das ist
es, was sie an ihrer Arbeit fasziniert. Ist
Barbara Aichele in einem Flugzeug unterwegs, überlegt sie, welche Systeme
und Komponenten von Liebherr stammen. Flugangst kennt die Ingenieurin
nicht, dafür ist ihr Vertrauen in die Arbeit
der Sicherheitsabteilungen zu groß.
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Programme und neue Aufträge
Die Embraer KC-390 hebt ab
Kraftvoll hob der neue Militärtransporter
KC-390 von Embraer im ­Februar 2015
zum ersten Mal vom brasilianischen
Flughafen Gavião Peixoto aus ab. Mit
an Bord: flugkritische Systeme und
Komponenten von Liebherr-Aerospace.
Bei deren Entwicklung und ­Herstellung
konnte das Unternehmen auf seine umfassende Erfahrung im Bereich der Militärtransportflugzeuge setzen.
Für die KC-390 entwickelten die Experten der Liebherr-Aerospace Toulouse
SAS unter anderem ein Klimatisierungssystem sowie Kabinendruck-Kontrollsystem der neuesten Generation. Selbst
unter extremen Einsatzbedingungen
bieten beide Systeme ein Plus an Sicherheit und Komfort – sowohl für die
Truppen an Bord als auch die Crew.
© Embraer
Doch auch bei den Komponenten des
Luftmanagementsystems, des Zapfluftsystems und des Systems, das die Flügel vor Vereisung schützt, ist es Liebherr
dank seines Know-hows gelungen,
Effizienz, Robustheit, Betriebskosten
sowie Zuverlässigkeit zu optimieren.
So zeichnen sich beispielsweise die
hochmodernen Abzapfluftventile über
eine neuartige elektropneumatische
Zapflufttechnologie aus. Ein wichtiges
Attribut für den Hochdecker mit zwei
Strahltriebwerken, der in der Luft betankt werden kann, aber auch selbst
als Tanker anderen Flugzeugen im Flug
Treibstoff zur Verfügung stellt.
Falcon 8X: Erstflug erfolgreich absolviert
Mit der neuen Falcon 8X hat Dassault
Aviation einen Business-Jet entwickelt,
der Platz für acht Passagiere bietet. Bei
einer Reichweite von fast 12.000 km
kann die Falcon 8X beispielsweise
© Dassault
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Aerospace 2015
Nonstop-Flüge zwischen Los Angeles
und Peking oder von Paris nach Singapur zurücklegen. Liebherr liefert zwei
bedeutende Systeme für das Flugzeug: Zum einen das Vorkühlsystem
für die Zapfluft, zum anderen das Befeuchtungssystem für die Kabinenluft.
Der jüngste Business-Jet des französischen Herstellers hat mit dieser Ausrüstung im Februar 2015 seinen Erstflug erfolgreich absolviert.
Die Technologien für das dreistrahlige
Langstreckenflugzeug stammen von
der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS,
dem in Toulouse (Frankreich) ansässigen Kompetenzzentrum für Luftmanagementsysteme der Firmengruppe
Liebherr. Sie zeichnen sich durch zuverlässige, leichtgewichtige Komponenten
aus, die der Systemlieferant auf Basis
seiner langjährigen Erfahrung entwickelt
hat: Bereits seit mehr als 50 Jahren stellt
Liebherr flugkritische Systeme für sämtliche Flugzeuge von Dassault ­
Aviation
her, das heißt auch für die anderen
Mitglieder der Falcon-Familie, die
Falcon 5X und 7X sowie die Falcon 900,
Falcon 2000 und Falcon 50.
Programme und neue Aufträge
Thiago Silva arbeitet für die Liebherr Aerospace Brasil Ltda., Guaratinguetá (Brasilien), im Support vor Ort beim Kunden Embraer.
Thiago Silva, Spezialist Technische Kundenbetreuung
Im Steigflug
Große Technikbegeisterung sowie ein ausgeprägtes Bewusstsein für Produktqualität und Service – das sind nur einige der Eigenschaften, die Thiago Silva als Servicetechniker
besonders auszeichnen. Seit 2011 arbeitet der 27-Jährige für
die Liebherr Aerospace Brasil Ltda. im Support beim Kunden
Embraer, das heißt vor Ort an dessen Hauptsitz im brasilianischen São José dos Campos. Dort, rund 80 km nordöstlich
von São Paulo, fertigt der drittgrößte Flugzeughersteller der
Welt sowohl Business Jets, kleine und mittelgroße Passagierflugzeuge für den Kurzstrecken- und Zubringerverkehr
als auch andere Flugzeuge. Das Unternehmen ist in den
vergangenen Jahren stetig gewachsen und zählt inzwischen
70 internationale Fluglinien zu seinem Kundenstamm, darunter United Airlines, British Airways und Lufthansa.
Auch Liebherr-Aerospace spürt diese Dynamik: Die Zahl der
Flugzeuge, die mit Liebherr-Technologien augerüstet aus den
Montagehallen in São José dos Campos rollen, wird immer
größer. „Wann immer es technische Fragen rund um unsere
Systeme und Komponenten gibt, arbeiten wir mit den Ingenieuren von Embraer Hand in Hand“, erklärt Silva.
Bislang größte berufliche Herausforderung
Bevor Thiago Silva an die wichtige Schnittstelle zum Kunden
Embraer wechselte, hatte er vier Jahre lang in der Produktion der Liebherr Aerospace Brasil Ltda. in Guaratinguetá
gearbeitet. Dort lernte der Motorentechniker die gesamte
Produktpalette kennen und sammelte viele praktische Erfahrungen, die ihm in seinem heutigen Tätigkeitsfeld zugutekommen.
Dennoch bezeichnet Silva seinen Job als Servicetechniker
vor Ort bei Embraer als seine bislang größte berufliche Herausforderung – weniger wegen der Technologien, die hat
er aufgrund seines handwerklichen Geschicks im Griff. Auch
die tägliche Fahrt ins 90 km entfernte São José dos Campos
ist für ihn kein Problem. Was ihn wirklich fordert: Die Techniker im Support müssen Englisch sprechen. Und das hatte
Silva vor seiner Zeit bei Liebherr-Aerospace nicht gelernt.
Das Unternehmen gab ihm die Chance, die Fremdsprache
zu lernen und sich weiterzuentwickeln. „In den letzten Jahren
habe ich enorm viel gelernt. Und noch immer bringt jeder
Tag neue Herausforderungen, denen ich mich gern stelle. Für
mich ist ein Traum wahr geworden. Ich bin stolz darauf, Teil
der Liebherr-Familie zu sein.“
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Technologie
„More Electric Aircraft“: Flugzeug unter Strom
In den Flugzeugen der nächsten Generation haben
elektrische Systeme einen hohen Stellenwert: Sie
sollen die derzeit eingesetzten hydraulischen Systeme ablösen. Das Ziel sind leichtere, effizientere und
wartungsärmere Flugzeuge – für einen kostengünstigen und umweltfreundlichen Luftverkehr. LiebherrAerospace arbeitet mit Hochdruck daran, mit zuverlässigen und hocheffizienten elektrischen Systemen
das „More Electric Aircraft“ an den Start zu bringen.
„Unser Ziel ist es, für die Energieerzeugung und -verteilung
an Bord eines Flugzeugs neue Systemarchitekturen zu finden und Bordsysteme zu entwickeln, die möglichst wenig
Energie verbrauchen“, sagt Jan Uhlig, Bereichsleiter Elektronikprodukte der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH,
Lindenberg (Deutschland). Hydraulische durch elektrische
Systeme zu ersetzen, um etwa Fahrwerke, Flugsteuerungsflächen oder Frachttüren zu betätigen, ist bereits heute
möglich. Solche elektromechanischen Aktuatoren arbeiten besonders effizient. Denn dank seines Wirkungsgrads
wandelt der Elektromotor die elektrische Energie ohne großen Aufwand in mehr als 90 % Wellenleistung um, was mit
Elektromechanischer Stellantrieb
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keiner anderen Maschine gelingt. Darüber hinaus benötigen
elektrische Systeme immer nur dann Energie, wenn sie
betätigt werden.
Stellschrauben für mehr Effizienz
Damit sich der Vorteil der höheren Effizienz wirklich nutzen
lässt, müssen auch Kosten, Gewicht und Zuverlässigkeit
der elektrischen Systeme optimiert werden. Entsprechend
hat man sich bei Liebherr viel vorgenommen: Gewicht, Volumen und Kosten sollen sich – gemessen an den heutigen
Größen – jeweils halbieren. Außerdem stellen die Ingenieure hohe Ansprüche an die Stabilität der Systeme. Ihr Ziel
ist, die „meantime between failure“, also die gemittelte Zeitspanne zwischen zwei möglichen Ausfällen, zu verdoppeln.
Technologie
Auch beim Wirkungsgrad des Elektromotors und der Leistungselektronik gibt es ebenfalls noch – wenn auch wenig –
Luft nach oben. Eine stärkere Modularisierung, die es nach
dem Baukastenprinzip ermöglicht, einzelne Komponenten
für viele Flugzeugmodelle nutzbar zu machen, soll helfen,
die Entwicklungszeit auf die Hälfte zu verkürzen.
„Was erhöhte Zuverlässigkeit und eine Verbesserung des
Wirkungsgrads anbelangt, sind wir auf einem sehr guten
Weg“, sagt Jan Uhlig. Im direkten Kostenvergleich verlieren
derzeit allerdings die elektromechanischen Aktuatoren noch
gegen die hydraulischen: Ähnlich wie der Verbrennungsmotor im Auto wurde die Hydraulik für Flugzeuge über Jahrzehnte optimiert, die elektrischen Systeme stecken dagegen
noch in den Kinderschuhen und erzeugen hohe Entwicklungsaufwände. „Um die Kosten zu senken, muss der Markt
stärker durchdrungen werden“, erklärt Uhlig. „Bislang werden vor allem kleinere Flugzeuge oder Hubschrauber mit
elektromechanischen Aktuatoren ausgestattet.“ Dass teilweise, also zum Beispiel beim Betätigen der Spoiler an den
Flügeln oder für das Öffnen und Schließen der Frachttüren,
mit elektrischen Komponenten gearbeitet wird, ist ein Anfang, hat aber auch Nachteile: Während das hydraulische
System nach wie vor an Bord ist, gibt es zugleich mehr elektrische Verbraucher. Die Hybridlösung in den Flugzeugen
erfordert also eine leistungsfähigere Stromversorgung. Auf
diese Weise sorgt die doppelte Ausstattung zunächst für
mehr Gewicht und einen höheren Wartungsaufwand.
zu erkennen, sie zu nutzen oder zu eliminieren. Deswegen
arbeiten die Ingenieure bei Liebherr immer mit Blick auf die
Interaktion der einzelnen Teilsysteme: Zum elektrischen Antriebssystem gehören die Leistungselektronik und die Software, die sie steuert, der Elektromotor und die Mechanik,
die aus der Drehbewegung des Elektromotors eine Bewegung zur Betätigung eines Aktuators macht. Das alles muss
reibungslos ineinandergreifen, soll die Optimierung auf Systemebene laufen und nicht nur auf Ebene der Bauteile. So
kann zwar beispielsweise eine Änderung ein paar Gramm
mehr Gewicht am Motor zur Folge haben, dafür wird aber
die Leistungselektronik entscheidend leichter. „Das macht
das Thema für uns als Systemlieferant so interessant: Es
zielt nicht nur auf die Effizienz der einzelnen Komponenten
wie Elektromotor oder Leistungselektronik, sondern auf die
Optimierung des gesamten elektrischen Antriebssystems“,
sagt Jan Uhlig.
Detailansichten und Gesamtüberblick
sichern den Erfolg
Für die Optimierung einzelner Systemkomponenten setzen
die Spezialisten von Liebherr an unterschiedlichen Stellen an. Aktuell arbeiten Uhlig und seine Kollegen an einem
„Power Core Module“, der Schaltzentrale für die Leistungselektronik eines Elektromotors. Um deren Gewicht zu reduzieren, werden die elektrischen Bauelemente kontinuierlich
leichter gemacht. Doch nur die Hälfte des Gewichts steckt
in der eigentlichen Elektronik, die anderen 50 % verbergen
sich im Gehäuse, das vor Vibrationen und Umwelteinflüssen
schützt. Deswegen experimentieren die Ingenieure mit Karbonfasern und anderen alternativen Materialien, um das Power Core Module mit einer möglichst leichten und dennoch
robusten Hülle zu versehen.
Längst geht das strategische Ziel in puncto „More Electric Aircraft“ über die stetige Verbesserung einzelner Komponenten
hinaus. Die große Herausforderung ist, ihre Abhängigkeiten
Jan Uhlig, Bereichsleiter Elektronikprodukte bei der LiebherrAerospace Lindenberg GmbH, und sein Team arbeiten an
elektrischen Systemen für die Flugzeuge der nächsten Generation.
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Technologie
Der „Liquid-Skin“-Wärmetauscher im Flugtest
Ingenieure von Liebherr-Aerospace,
Airbus und dem Deutschen Luft- und
Raumfahrtzentrum (DLR) haben sich
im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms „Clean Sky“ zusammengeschlossen, um an Lösungen
zu arbeiten, die der deutlich zunehmenden thermischen Belastung und
Wärmedichte in Flugzeugen entgegenwirken. Die Idee: Die Wärme über einen
von Liebherr-Aerospace entwickelten
„Liquid-Skin“-Wärmetauscher mithilfe
von flüssigen Kühlmitteln abzuführen.
Um die thermische Belastung im Flugzeug simulieren und den Wärmetauscher
mit Kühlflüssigkeit versorgen zu können,
entwickelten die Liebherr-Experten für
Luftmanagementsysteme einen Kühlflüssigkeitskreislauf. Sowohl der LiquidSkin-Wärmetauscher als auch der
Kühlmittelkreislauf arbeiten völlig unabhängig von den anderen Systemen im
Flugzeug. Für einen Praxistest wurden
­
beide Elemente in ein vom DLR zur Verfügung gestelltes Testflugzeug des Typs
A320 eingebaut.
Ergebnisse bestätigen Berechnungen
Beim Einpassen des WärmetauscherPrototyps aus Aluminium in das Testflugzeug galt es, eine Vielzahl an Parametern, wie zum Beispiel die Kompatibilität zu Schnittstellen und vorhandenen
Strukturen sowie die Flugsicherheit,
zu berücksichtigen. Als bestmögliche
Position identifizierten die Ingenieure
ein Element der – auch als Außenhaut
bezeichneten – Flugzeugverkleidung am
Flugzeugbauch. Daher hat der LiquidSkin-Wärmetauscher schließlich seinen
Namen.
Beim Flugtest im September 2014
ging es darum, den Liquid-Skin-
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Der innovative Wärmetauscher wurde an Bord der A320 des DLR getestet.
Wärmetauscher unter den verschiedenen realen aero- und thermodynamischen Bedingungen zu testen, die sich
etwa durch Flughöhe und Geschwindigkeit ergeben. Die Testergebnisse bestätigten dabei die im Voraus berechneten
Leistungen.
Derzeit arbeiten die Experten von Airbus, dem DLR und Liebherr-Aerospace
am Verfahrensbericht der Flugerprobung. Mithilfe der Daten aus den Testflügen können sie verdeutlichen, wie sich
der Liquid-Skin-Wärmetauscher weiter
verbessern lässt. Der Prototyp selbst
wird in einem Prüfstand zur Optimierung der elektrischen und thermischen
Steuerung eingesetzt. Darüber hinaus
arbeitet Liebherr-Aerospace daran, den
Produktionsprozess zu verbessern, um
eine Serienfertigung des Wärmetau­
schers zu ermöglichen, und mithilfe von
Verbundwerkstoffen das Gewicht des
Systems zu reduzieren.
Der von Liebherr-Aerospace entwickelte
Liquid-Skin-Wärmetauscher absolvierte im
September 2014 zwei Testflüge mit einer
Dauer von jeweils fünf Stunden. Die maximale
Flughöhe des als Testflugzeugs des DLR
betrug dabei rund 11.900 m. Der Praxistest
wurde im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms „Clean Sky“ durchgeführt.
Partner von Liebherr waren dabei Airbus und
der DLR, die für die Integration des Prototyps
an Bord sowie für das Monitoring und die
Evaluation der Daten aus dem Flugtest verantwortlich waren.
Technologie
Guillaume Galzin, Spezialist Luftmanagementsysteme
Was bewegt... Guillaume Galzin
Wie erklären Sie Ihren Freunden, was Sie machen?
Das ist nicht so schwierig, wie man zunächst denken mag. Ich
arbeite im Bereich Forschung und Technologieentwicklung
an elektrischen Luftmanagementsystemen für die nächste
Flugzeuggeneration, die Generation des „More Electrical Aircraft“. Wir entwickeln neue Architekturen und Lösungen zur
Steuerung und spezifizieren neue Produkte, um den Energieverbrauch zu optimieren und den Treibstoffbedarf zu senken.
Ich selbst bin Projektmanager und Systemarchitekt im Bereich GETI – das steht für „Gestion dynamique de l’énergie
électrique et thermique“, also für das dynamische Management von elektrischer und thermischer Energie.
Wo sehen Sie in Ihrem Bereich aktuell oder in
näherer Zukunft die größte Herausforderung?
Zunächst müssen Studien zu Flugzeugarchitekturen durchgeführt werden, um die Schlüsseltechnologien zu identifizieren, die für die nächste Flugzeuggeneration entwickelt werden
müssen. Das betrifft insbesondere die elektrische Energieumwandlung, Kühlsysteme und die Qualität der Kabinenluft.
Darüber hinaus ist geplant, für das europäische Projekt „Clean
Sky“ in den nächsten Monaten Demonstratoren elektrischer
Klimaanlagen in der A320 und der ATR72 im Flug zu testen.
Das sind wichtige Meilensteine, die die Reife der elektrischen
Technologie nachweisen.
Waren Flugzeuge schon immer Ihre Leidenschaft?
Ich interessiere mich schon seit langem für die Fliegerei. Früher
habe ich zum Beispiel leidenschaftlich gern funkgesteuerte
Segelflugzeugmodelle gebaut und sie dann auf Wanderungen
in den Bergen fliegen lassen.
Was ist für Sie das Besondere an Ihrer Arbeit,
was motiviert Sie?
Der systemorientierte Ansatz ermöglicht es mir, mit Experten
aus unterschiedlichen Bereichen wie der Leistungsberechnung, der Sicherheitsanalyse oder dem Produktdesign zusammenzuarbeiten. Unser gemeinsames Ziel ist es, die beste
Lösung für das Flugzeug zu finden.
Was mich außerdem anspornt, ist, dass wir in Tests validieren
können, was wir vorher entworfen haben, und auf diese Weise
alle Entwicklungsphasen verfolgen.
Nicht zuletzt bietet das Entwickeln neuer Technologien für
Flugzeuge der Zukunft natürlich ein sehr motivierendes Umfeld. Häufig entstehen Innovationsquellen dort, wo sich unterschiedliche technische Bereiche, zum Beispiel Thermik und
Elektrik, überschneiden. Darum können wir nicht anders, als
im Team zusammenzuarbeiten!
Immer mehr elektrische Systeme halten Einzug
im Flugzeug. Was ist dabei aus Ihrer Sicht
die größte Errungenschaft?
Elektrische Systeme sind flexibler und erlauben es, den Energieverbrauch entsprechend des Einsatzprofils des Flugzeugs
zu optimieren. Sie ermöglichen zudem eine effiziente Überwachung und ein hohes Rekonfigurationspotenzial, das die
Sicherheit und Verfügbarkeit des Flugzeugs sicherstellt.
Guillaume Galzin treibt bei Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich), die Entwicklung elektrischer Luftmanagementsysteme voran.
Aerospace 2015
21
Standorte
Die Getriebespezialisten am Bodensee
Leistungsstarke Getriebe und Komponenten für Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme, die in Hubschraubern
und Flugzeugen zum Einsatz kommen,
sind die Kernkompetenz der deutschen
Produktionsstätte von Liebherr-Aerospace in Friedrichshafen. Der Standort am Bodensee gehört seit 1999
zur Liebherr-Aerospace Lindenberg
GmbH, die ihren Sitz im nahe gelegenen
Lindenberg hat. An diesem wohl traditionsreichsten Ort der deutschen Luftfahrt – der Geburststätte des Zeppelins
– begann das Unternehmen mit der Fertigung von Kegelradgetrieben und Präzisionszahnrädern sowie mit der Entwicklung von Hubschraubergetrieben.
Welche Bedeutung die Fertigungsstätte in Friedrichshafen für Liebherr-Aerospace hat, zeigt das Engagement des
Systemlieferanten: In den vergangenen
26 Jahren wurden über 50 Mio. Euro
22
Aerospace 2015
in das Werk, dessen Maschinen und
Einrichtung investiert. Allein in den ersten beiden Jahren wurden zusätzlich
zu den ursprünglich 130 Beschäftigten weitere 100 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter eingestellt. Inzwischen sind
mehr als 350 Frauen und Männer in
den Bereichen Produktion, Arbeitsplanung, Qualitätssicherung, Entwicklung
und Technik tätig. Sie alle arbeiten an
einer Vielzahl von Systemen und Komponenten für Programme von Flugzeugherstellern aus aller Welt, etwa am
Hochauftriebssystem des Airbus A330,
am Getriebe für das Hilfstriebwerk des
Hubschraubers NH90, an den Lande­
klappen-Betätigungssystemen
der
Embraer E-Jet-Familie, an den Zahnrädern für die Getriebe des Hubschraubers H135 und an den Heckrotorgetrieben der Helikopter H145 und H160
– um nur einige Beispiele zu nennen.
Dabei arbeitet die Fertigungsstätte
sehr eng mit dem Werk in Lindenberg
zusammen, vor allem wenn es um Arbeitsprozesse im Bereich der Verzahnungstechnik geht. Wird am Standort
Lindenberg die Produktion der neuen
Programme hochgefahren, dann sind
– zumindest, wenn es um Flugsteuerungen geht – die Kollegen in Friedrichshafen genauso gefordert.
Daneben ist das Werk, das über eine
Produktionsfläche von rund 6.000 m²
verfügt, auch Direktlieferant für Airbus
Helicopters, für die ZF Luftfahrttechnik
und für Rolls-Royce Deutschland. Das
ist dadurch möglich, dass der Standort Friedrichshafen über alle Kerntechnologien verfügt und viele seiner Produkte – vom kleinsten Zahnrad bis hin
zu kompletten Getrieben – komplett
selbst fertigen kann.
Standorte
Eine Herkulesaufgabe
Arbeitsintensiv – so lassen sich die nächsten Jahre bei der
Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland), charakterisieren. Der Grund: Zusätzlich zu den zahlreichen bestehenden Programmen wird nun Schritt für Schritt
die Produktion der neuen Fahrwerks- und Flugsteuerungsprogramme nach oben gefahren. Eine große Herausforderung,
für die Fertigung ebenso wie für die Entwicklung.
Aber auch für das gesamte Unternehmen ist der Produktionshochlauf eine Herkulesaufgabe, denn er ist zeitgleich mit
dem umfangreichen Ausbau des Standorts zu bewältigen. Die
Planungen starteten sehr früh, schon als der Systemlieferant
Aufträge für neue Flugzeugprogramme, deren Hochlauf nun
begonnen hat, in Aussicht hatte. 2011 fiel die Entscheidung,
das Werk zu erweitern, mit dem Ziel, die Fertigungskapazitäten langfristig zu erhöhen und der steigenden Nachfrage der
Kunden gerecht zu werden.
In Lindenberg ist man guter Dinge: Der Ausbau schreitet planmäßig voran, so dass das für die Werkserweiterung verantwortliche Team der Hochlaufphase stets einen Schritt voraus
ist. Außerdem werden die innerbetrieblichen Abläufe kontinuierlich optimiert, um zu gewährleisten, dass die einzelnen
Arbeitsprozesse reibungslos ablaufen. So sind beispielweise
in der neuen Montagehalle nun die Wege so breit, dass alle
Großbauteile problemlos transportiert werden können.
Von A wie Airbus und AgustaWestland über B wie Bombardier
und Boeing bis hin zu S wie Sukhoi: Die Liebherr-Aerospace
Lindenberg GmbH liefert ihre Systeme und Komponenten
an Flugzeughersteller rund um den Globus. Zum Portfolio
gehören neben den Fahrwerken auch Flugsteuerungsund Betätigungssysteme für Flugzeuge aller Art. Einige
Produkte, zum Beispiel das Hochauftriebssystem für den
Airbus A320, werden seit mehr als 20 Jahren gefertigt, das
Fahrwerkssystem für die Embraer E170 und E190 seit über
zehn Jahren. Neu hinzugekommen und jetzt sozusagen in
ihren Startboxen stehen unter anderem die Fahrwerke für
die A350 von Airbus, COMACs C919 und die CSeries von
Bombardier sowie das Hochauftriebssystem für den E2
von Embraer.
Das 4,5 m hohe Bugfahrwerk der A350, das aus rund 2.500
Einzelteilen besteht, war eines der neuen Programme, das
in der Fertigung im Lindenberger Werk anlief. Es ist bislang
das größte Fahrwerk, das dort gefertigt wird. Auch im Bereich
der Flugsteuerungen geht es voran: Für den neuen E2 von
Embraer wurden bereits die ersten Systeme produziert. Diese befinden sich zurzeit in ihrer Test- und Qualifikationsphase.
Und nicht nur für diese beiden genannten Programme laufen
die Maschinen rund um die Uhr.
Der nächste anstehende Produktionshochlauf ist der für das
Fahrwerkssystem der C919. Hier arbeiten die Beschäftigten in
Lindenberg unter Hochdruck daran, die Teile, die jetzt aus der
Entwicklung kommen, zu fertigen und zu montieren. Denn die
erste Lieferung an den Kunden COMAC in China ist für den
Sommer 2015 geplant.
Am Standort Lindenberg hat der Hochlauf in der Produktion von Fahrwerken begonnen.
Aerospace 2015
23
Standorte
Zukunftssicher:
Die Infrastruktur am Standort Lindenberg
Kontinuierlich und gemäß Zeitplan gehen die Arbeiten rund
um die Erweiterung des Standorts von Liebherr-Aerospace
im süddeutschen Lindenberg voran. Die Zahlen des Projekts
sprechen für sich: eine schrittweise Vergrößerung der Werksfläche von ursprünglich 127.000 m² auf rund 160.000 m² im
Jahr 2018. Die Produktionsfläche, die im Rahmen der ersten
Baumaßnahmen bereits um 10.000 m² erweitert wurde und
nun 65.000 m² beträgt, wird schließlich 75.000 m² umfassen. Flächen zu erschließen und neue Gebäude zu erstellen,
ist das eine. Das andere ist, diese Expansion zu strukturieren. Um hier auch nicht den kleinsten Aspekt dem Zufall zu
überlassen, hat die Abteilung Werksplanung und Infrastruktur der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH verschiedene Versionen der Erweiterung simuliert und bewertet. Eine
wichtige Voraussetzung: Der laufende Betrieb darf durch die
Arbeiten nicht beeinträchtigt werden.
Montagelinien zu optimieren. Das Vorhaben gelang termingenau, sodass die Infrastuktur nun optimal auf die anstehenden Hochläufe in der Fertigung von Flugsteuerungs- und
Betätigungssystemen sowie Fahrwerken ausgerichtet ist.
Bereits Ende des Jahres 2013 wurden die ersten Gebäude
fertiggestellt: Eine der beiden Hallen beherbergt inzwischen
den Bereich Logistik und die Montage von Flugsteuerungssystemen. In der anderen Halle sind die Fahrwerksmontage
und die Werksfeuerwehr untergebracht. Die Umsiedelung
der Montageplätze von den alten Räumlichkeiten in die neuen war eine große Herausforderung: Die Produktion musste
weiterlaufen, doch gleichzeitig wollte das Unternehmen die
Chance nutzen, im Zuge des Ab- und Aufbaus die einzelnen
Damit ist das Wachstumsprojekt der Liebherr-Aerospace
Lindenberg GmbH noch nicht abgeschlossen. Bis zum
Sommer 2015 wird das neue Parkhaus fertiggestellt, das
Raum für über 1.400 Pkw bieten wird. Zudem werden die
alten Werkshallen saniert und umgebaut, sodass sie in Zukunft ebenfalls für die Fertigung genutzt werden können.
Und nicht zuletzt wird der Bereich Oberflächenbehandlung
ausgebaut. Selbstverständlich alles mit geringstmöglichen
Auswirkungen auf die laufende Produktion.
Ein neues Konzept entwickelten die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Abteilung Werksplanung und Infrastruktur
auch für die Logistik. Mit Blick auf die wachsenden Auftragsvolumina und die steigenden Kundenanforderungen
an die Lieferzeiten können nun in dem neuen Kleinteilelager, das Platz für bis zu 45.000 Behälter bietet, rund 1.230
Behälter pro Stunde über vier Regalbediengeräte vollautomatisiert ein- und ausgelagert werden. Im benachbarten
Lager für Großteile, das Kapazitäten für 7.000 Europaletten
bereitstellt, können rund 230 Paletten pro Stunde durch drei
­Regalbediengeräte bewegt werden.
Der neue Montagebereich für Flugsteuerungssysteme bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH
24
Aerospace 2015
Standorte
Logistisch bestens gerüstet
Mitte September 2014 war es so weit
und das neue Logistikzentrum der
Liebherr-Aerospace Toulouse SAS
konnte feierlich eröffnet werden. Für
diese Erweiterung der Infrastruktur
am Standort Toulouse gab es zwei
wesentliche Gründe – das Wachstum
der Märkte und die steigenden Kundenerwartungen an die Leistungsfähigkeit des Systemlieferanten.
­ebäude, das eine Fläche von
G
6.300 m² bietet. Es beherbergt alle
Funktionen der Lieferkette, vom Wareneingang und der Wareneingangskontrolle über die Lagerhaltung bis hin
zur Warenausgangskontrolle und dem
Versand. Auch die Büros des Einkaufs,
der Lieferantenqualitätssicherung und
weitere logistische Supportfunktionen
sind in dem Neubau untergebracht.
Insgesamt rund 11,5 Mio. Euro investierte das Unternehmen in das
Dank modernster Technologien können über das Logistikzentrum jährlich
Beim Bau des Gebäudes spielte auch
das Thema Umweltverträglichkeit eine
Rolle. So wurden beispielsweise spezielle Werkstoffe zur Wärmedämmung
eingesetzt und für das Aufheizen des
täglichen Wasserbedarfs greift das
Unternehmen auf Solarenergie zurück.
die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS auf zukünftige
Anforderungen in der Fertigung vor.
Dabei hatte das Unternehmen allerdings nicht allein
künftige Aufträge im Blick – auch Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit spielten eine
wichtige Rolle. So ermöglicht die neue Technik zum
einen, den Verbrauch von Leitungswasser um 70 %
zu senken. Bei den Waschgängen werden zudem
keine Lösungsmittel mehr eingesetzt, sondern Reinigungsmittel. Zum anderen ist die Anlage mit einer
innovativen Wasseraufbereitungsanlage verbunden,
die im Keller des Produktionsgebäudes untergebracht ist.
Mit der neuen Oberflächenbehandlungsanlage belegt
Liebherr, dass das Unternehmen die Verpflichtung,
seine Umweltbilanz zu verbessern, ernst nimmt.
rund 130.000 Komponenten und mehrere Hunderttausend Ersatzteile abgefertigt werden. Dabei sind Qualität,
Rückverfolgbarkeit und Lieferpünktlichkeit entscheidend.
Die Umwelt im Blick
Als Lieferant technisch höchst anspruchsvoller
Systeme investiert Liebherr-Aerospace nicht
nur kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, sondern auch in Produktionstechnik.
Am Standort Toulouse (Frankreich) wurde
daher eine neue, hochmoderne Anlage zur
Oberflächenbehandlung eingerichtet. Mit
dieser technischen Aufrüstung bereitet sich
Aerospace 2015
25
Kundendienst
Liebherr-Aerospace erweitert Serviceangebot
in Dubai und Shanghai
Flugzeuge gehören in die Luft und sollen nicht am Boden stehen: Die schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen,
Komponenten und Werkzeugen ist daher eine der zentralen Herausforderungen bei der Betreuung von Fluggesellschaften. Mit dem Ziel, sein Angebot im Bereich Kundendienst weiter auszubauen und Flugzeugbetreiber
noch besser unterstützen zu können, hat Liebherr-Aerospace sein Servicenetzwerk um ein Logistikzentrum in
Dubai (VAE) und einen Wartungsbetrieb in Shanghai (China) erweitert.
Bei sonnigen 24 °C feierte LiebherrAerospace am 3. Februar 2015 die Eröffnung des neuen Logistikzentrums
auf dem Gelände von Liebherr Middle
East FZE in der Jebel Ali Free Zone
V.l.n.r.: D. Seksaoui (General Manager LiebherrAerospace Dubai), R. Russier (Senior Manager
Material Management, Qatar Airways),
C. Thoyer-Rozat (Executive Vice President
Customer Service, Liebherr-Aerospace &
Transportation SAS), A. Osman (Senior Vice
President Material Management, Emirates Airlines),
M. Al Sirhan (Vice President Engineering
Technical Service, Emirates Airlines),
und D. Granger (CEO OEMServices)
bei der Eröffnung in Dubai.
26
Aerospace 2015
Kundendienst
in Dubai. Auf insgesamt 1.000 m² finden Lagerflächen, ein
Bereich für Annahme und Auslieferungen sowie Büros für
die Verwaltung von Einzelteilen und Austauschgeräten ihren Platz. Die Lagerung und Logistik am Standort Dubai
leitet OEMServices. Dieses Unternehmen wurde von den
vier Zulieferern Diehl Aerospace, Liebherr-Aerospace, Thales
Avionics und Zodiac Aerospace gemeinsam gegründet, um
Flugzeugbetreiber mit Komponenten zu versorgen.
Der Nahe Osten gehört zu den Regionen mit besonders stark
wachsenden Fluggesellschaften. Grund genug daher für
Liebherr-Aerospace, mit dem neuen Logistik­zentrum langfristig
einen Punkt auf der Service-Landkarte vor Ort zu markieren.
Schneller Service aus Shanghai
Nur wenige Wochen zuvor, im November 2014, hatte in
Shanghai der neue Wartungsbetrieb Liebherr-Aerospace
China seine Aktivitäten aufgenommen. Der ganz in der Nähe
des Shanghai Pudong Airport gelegene Service­
standort
bietet Fluggesellschaften auf dem chinesischen Festland
nicht nur Wartungsleistungen, sondern versorgt sie auch
mit Komponenten in OEM-Qualität. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter von Liebherr-Aerospace China waren vor Ort rekrutiert worden und anschließend für Schulungen zu Besuch
in den OEM-Produktionsstätten Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich), und Liebherr-Aerospace
Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland).
Zertifiziert: Der Regionaljet ARJ21
mit Liebherr-Technologie an Bord
Anfang des Jahres hat die chinesische Luftfahrtbehörde Civil Aviation Administration of China (CAAC)
den Regionaljet ARJ21 des chinesischen Flugzeugherstellers COMAC zertifiziert. Diese Bescheinigung ist
auch ein Beleg für die Qualität der Arbeit von LiebherrAerospace, denn der Systemlieferant ist für einige der
im Flugzeug verbauten Komponenten und Systeme
verantwortlich.
über den gesamten Lebenszyklus der ARJ21 hinweg. Außerdem bietet Liebherr-Aerospace den Airlines auch Schulungen
für Mitarbeiter im Bereich Wartung an.
Das integrierte Luftmanagementsystem und die Hochbzw. Niederdruckleitungen liefert die Liebherr-Aerospace
Toulouse SAS, das in Toulouse (Frankreich) ansässige
Kompetenzzentrum für Luftmanagementsysteme der Firmengruppe Liebherr. Das Fahrwerkssystem einschließlich
Bremssystem, Räder und Reifen wurde von den Spezialisten
der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH entwickelt. Das
Kompetenzzentrum für Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme sowie Fahrwerkssysteme mit Sitz im süddeutschen
Lindenberg stellt diese Produkte auch her.
Service für Flugzeughersteller und -betreiber
Der Regionaljet ARJ21 wird künftig Passagiere für Chengdu
Airlines und andere chinesische Fluggesellschaften transportieren. Über den im Jahr 2014 eröffneten Wartungsbetrieb in
Shanghai wird Liebherr-Aerospace sowohl den Flugzeugproduzenten COMAC als auch die Betreibergesellschaften mit
Material versorgen und mit verschiedenen Servicelösungen
unterstützen. Dazu gehört auch der technische Support für die
im Flugzeug verbauten Liebherr-Systeme und -Komponenten
© COMAC
Aerospace 2015
27
Kundendienst
Airbus 350 XWB fliegt mit
Technik von Liebherr-Aerospace
Im Dezember 2014 war es so weit: Das erste Langstreckenflugzeug des Typs Airbus A350 XWB wurde an die
Fluggesellschaft Qatar Airways mit Sitz in Doha im Emirat Katar ausgeliefert. Einen Monat später nahm die zweistrahlige Großraummaschine ihren Dienst auf. Mit an Bord ist ein breites Spektrum an Komponenten und Systemen von Liebherr-Aerospace: das Bugfahrwerk, das Betätigungssystem der Vorflügelklappen und verschiedene
Schlüsselelemente der Landeklappen.
Entwickelt und produziert wurden alle diese Geräte von Spezialisten der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. Die Systeme und Komponenten weisen den neuesten Stand der Technik
für die nächste Generation von Langstreckenflugzeugen auf:
Leichtbaumaterialien und -beschichtungen sowie die hohe Integration von Leistungselektronik mit Präzisionsmechanik und
Hochdruck­
hydraulik. Während des
Projekts konnten die Ingenieure von
Liebherr-Aerospace auf die umfassende Erfahrung zurückgreifen, die
das Unternehmen durch seine Beteiligung an allen Airbus-Programmen
gesammelt hat.
Darüber hinaus bietet der Systemlieferant Support für seine im Airbus
A350 XWB verbauten Komponenten
und Systeme über den gesamten
Lebenszyklus der Maschine hinweg.
Für die Unterstützung des Flugzeugherstellers Airbus und der Betreiber
stehen an mehreren Standorten
weltweit
Kundendienstmitarbeiter
von Liebherr-Aero­
space bereit. Sie
sorgen dafür, dass Material, Servicelösungen und technischer Support jederzeit zur Verfügung stehen.
© Airbus
GoJet Airlines verlängert Vertrag
Die Fluggesellschaft GoJet Airlines hat ihren Wartungsvertrag
mit Liebherr-Aerospace für Komponenten der integrierten Luftmanagementsysteme an Bord ihrer Bombardier-Regionaljets
CRJ700 und CRJ900 um fünf Jahre verlängert. Die US-amerikanische Airline mit Sitz in Bridgeton, Missouri, und der Systemlieferant arbeiten bereits seit dem Jahr 2005 zusammen.
„Wir freuen uns, dass GoJet den Service zu schätzen weiß,
den Liebherr-Aerospace in den vergangenen zehn Jahren für
die Flugzeuge geleistet hat“, erklärte Alex Vlielander, Präsident
der in Michigan (USA) ansässigen Liebherr Aerospace Saline,
Inc. „Besonders wichtig ist für uns natürlich, dass die Fluggesellschaft sich dazu entschlossen hat, ihren Vertrag mit uns zu
verlängern.“
28
Aerospace 2015
Die Reparaturarbeiten werden Servicetechniker der Liebherr
Aerospace Saline, Inc. sowie der Liebherr-Aerospace Toulouse
SAS übernehmen. Das Unternehmen mit Sitz im französischen
Toulouse stellt die Luftmanagementsysteme für die CRJ700
und CRJ900 her. Neben umfangreichen Leistungs- und Support-Garantien stellt der Vertrag auch den Zugang zu einem
Bestand an Komponenten sicher, die im täglichen Betrieb der
Fluggesellschaft benötigt und nach dem Rotationsprinzip regelmäßig gewartet und bereitgestellt werden.
Kundendienst
E-Jet-Fahrwerke zur Überholung
in Lindenberg und Saline
Zwei Fluggesellschaften, eine Aufgabe: Sowohl Estonian
Air als auch TAME Línea Aérea del Ecuador haben
Liebherr-Aersospace mit der Überholung der Fahrwerke ihrer Embraer E-Jets beauftragt.
Die estnische Fluggesellschaft Estonian Air verfügt aktuell
über vier Embraer E170-Maschinen, die nach den Vorgaben
des Maintenance Review Board nach 30.000 Zyklen oder 12
Jahren überholt werden müssen. Bei den Flugzeugen der
Embraer-Baureihe E190, die bei der ecuadorianische Fluggesellschaft TAME in Betrieb sind, liegt dieses Intervall bei
20.000 Zyklen oder 10 Jahren. Beide Airlines haben sich für
die Instandsetzung der Bug- und Hauptfahrwerkssysteme
ihrer E-Jets Unterstützung bei Liebherr-Aerospace geholt.
Aus einem guten Grund: Das komplette Fahrwerkssystem
inklusive der Bremsanlage für die Jets E170, E175, E190 und
E195 wurde von der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH,
Lindenberg (Deutschland), konstruiert. Bei Kundendienst­
aktivitäten wie diesen beiden Aufträgen kann Liebherr daher
auf seine gesamte Kompetenz als Entwickler setzen.
Saline, im US-Bundesstaat Michigan, durch. Damit die Airlines
ihre E-Jets trotz der Wartungsarbeiten einsetzen können, stellt
Liebherr-Aerospace – als OEM und Systemintegrator – Austauschsysteme zur Verfügung. Mit diesen Fahrwerkssystemen
werden die Flugzeuge bis zur nächsten vorgeschriebenen Überholung unterwegs sein. Sobald die Fahrwerke instand gesetzt
sind, werden sie im sogenannten Global Access Pool eingelagert. Liebherr-Aerospace stellt diese Systeme künftig auch für
andere Kunden zum Austausch bereit, die das Unternehmen mit
der Überholung von E-Jet-Fahrwerken beauftragen.
Die Arbeiten an den E170- und E190-Fahrwerken werden
den Ingenieuren und Technikern von Liebherr-Aerospace
wertvolle Einblicke in die Betriebsleistung des Systems geben. Schließlich wird das Unternehmen durch die Aufträge
von Estonian Air und TAME sowohl das Engineering für das
Fahrwerk als auch die Logistik für die Wartungsarbeiten optimieren können. Das Ziel: Gut gerüstet zu sein für die große
Zahl der E-Jet-Überholungen, die in den nächsten Jahren
anstehen.
Die Fahrwerkssysteme der E170-Jets warten Spezialisten am
Standort Lindenberg. Die Arbeiten an den E190-Fahrwerken
führt Liebherr-Aerospace hingegen in seinem Servicezentrum in
Embraer ehrt
„Zulieferer des Jahres“
Liebherr-Aerospace hat das
komplette Fahrwerkssystem für die
E-Jet-Familie von Embraer nicht nur
entwickelt – der Lieferant fertigt die
Systeme auch und bietet den Betreibern dieser Flugzeuge umfassenden
Kunden­service. Für die außerordentlichen Leistungen hinsichtlich
Lieferung, Qualität und Flexibilität
zeichnete der brasilianische Flugzeughersteller seinen langjährigen
Partner Liebherr-Aerospace nun als
„Zulieferer des Jahres“ in der Kategorie „Mechanische Systeme“ aus.
© Embraer
Aerospace 2015
29
Kundendienst
Greg Hoevemeyer, Qualitätsbeauftragter
Geprüfte Qualität
Als Qualitätsbeauftragter bei der Liebherr Aerospace
Saline, Inc. im US-Bundesstaat Michigan achten Sie
mit Ihrem Team darauf, dass Reparaturen und Instandhaltungen gemäß höchsten Qualitätsstandards
durchgeführt werden …
… und dass alle Materialien und Teile die Endkontrolle beanstandungsfrei durchlaufen. Das mag zunächst einmal unspektakulär klingen, ist aber ein ganz zentraler Bestandteil
unseres Kundendienstverständnisses. Zu den wichtigsten
Erfolgsfaktoren jeder Fluggesellschaft gehört nun mal die
Instandhaltung ihrer Flugzeuge. Nur eine Flotte in technisch
hervorragendem Zustand ermöglicht einen sicheren, pünktlichen und wirtschaftlichen Flugbetrieb. Das bedeutet, dass
der Service von Liebherr-Aerospace in puncto Qualität und
Leistung höchsten Standards entsprechen muss.
Sie als „aviation guy“ müssen das ja wissen …
Stimmt. Ich habe mein ganzes Berufsleben in der Luftfahrtbranche gearbeitet. Gleich nach der Highschool war ich vier
Jahre lang beim U.S. Marine Corps und habe Flugzeuge
gewartet und repariert. Danach besuchte ich die Northrup
University und erwarb dort meine Zulassung als staatlich
geprüfter Luftfahrtmechaniker. Es folgten Jobs bei drei verschiedenen Fluggesellschaften. Ich bin ganz schön rumgekommen …
Was hat Sie zu Liebherr-Aerospace nach Saline geführt?
Ich bin in Dundee, dem Nachbarort von Saline, geboren und
aufgewachsen. Während meiner Zeit beim Militär habe ich die
ganze Welt gesehen. Ich war in Japan, in Korea und auf den
Philippinen stationiert. Als ich 2011 vom damaligen Qualitätsmanager der Liebherr Aerospace Saline, Inc. das Angebot erhalten habe, dort als Qualitätsbeauftragter zu arbeiten, habe
ich sofort zugesagt. Diese Entscheidung hat mich zurück zu
meinen beruflichen Wurzeln und zu meiner Familie in die Heimat geführt.
Kann man sagen, dass die Fliegerei nicht nur Ihr Beruf,
sondern auch Ihre Leidenschaft ist?
Absolut. Ich habe meinen Pilotenschein mit 17 Jahren gemacht und bin noch heute fasziniert, wenn ich ein Flugzeug
beim Start oder bei der Landung beobachte. Und ich fühle
mich an Bord einer Maschine pudelwohl – vor allem dann,
wenn ich weiß, dass Liebherr-Komponenten verbaut sind.
Saline hat eine aktive Städtepartnerschaft mit Lindenberg im Allgäu. Hatten Sie schon einmal die Gelegenheit,
den Standort von Liebherr-Aerospace in Deutschland zu
besuchen?
Nein, bisher noch nicht. Aber irgendwann werde ich das sicher tun. Schließlich stammt mein Vater aus Dettingen an der
Erms in Baden-Württemberg.
Bei der Liebherr Aerospace Saline, Inc. in Saline, Michigan (USA) überprüft Greg Hoevemeyer die Qualität der durchgeführten Instandhaltungsarbeiten.
30
Aerospace 2015
Kundendienst
Servicezentrum in Singapur
für Engagement ausgezeichnet
Bildung ist ein wertvolles Gut und Fachkräfte sind für international tätige Unternehmen wie Liebherr ein zentraler Erfolgsfaktor. Das wissen auch die Verantwortlichen bei LiebherrAerospace Singapore. Das Servicezentrum in Singapur
unterstützt deshalb seit April 2012 das Praktikantenprogramm der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät an der Republic Polytechnic, der technischen Hochschule des Inselstaats. Dieses Engagement ehrte der Direktor der Fakultät,
Dr. Wang Jianguo, im Januar 2015 mit einer Auszeichnung.
Das Programm richtet sich an Studierende der Fachrichtung
Luft- und Raumfahrttechnik, die als Teil ihres Curriculums
ein fünfmonatiges Praktikum absolvieren müssen, um erste Erfahrungen in der Industrie zu sammeln. Dies soll ihnen
nach ihrem Abschluss an der Republic Polytechnic den Berufseinstieg erleichtern.
Einblicke in Beruf und Branche
Berufsumfeld im Speziellen und die Branche im Allgemeinen.
Das Servicezentrum ist neben Liebherr-Aerospace China
die zweite Kundendiensteinrichtung des Systemlieferanten
im asiatisch-pazifischen Raum. Von Singapur aus bietet
Liebherr den in der Region ansässigen Flugzeugbetreibern
eine Bandbreite an Kundendienstleistungen für Produkte,
die bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH und der
Liebherr-Aerospace Toulouse SAS gefertigt werden: Stell­
antriebe für Flugsteuerungen, Fahrwerkskomponenten,
Klimaanlagen, Kabinendruck-Kontrollsysteme, Zapfluftsysteme sowie zahlreiche andere Systeme und Komponenten
werden in der Serviceniederlassung nicht nur repariert und
überholt, sondern auch getestet und zertifiziert. Die Dienstleistungen werden dabei an die individuellen Anforderungen
und Bedarfe der Kunden angepasst. Darüber hinaus ist
Liebherr-Aerospace Singapore auch für den Verkauf, Verleih
und Austausch von Geräten zuständig und bietet Schulungen für Servicetechniker an.
Bei Liebherr-Aerospace Singapore erhalten die zukünftigen
Ingenieure umfassende Einblicke in ihr mögliches späteres
Das Team von Liebherr-Aerospace Singapore
Aerospace 2015
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Programmbeteiligungen
Airbus
Airbus Defence and Space
Airbus Helicopters
Airbus A300-600
• Betätigungszylinder der oberen Laderaumtür
• Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder
• Bugfahrwerk
• Hochauftriebssystem
• Kabinendruckregelsystem
• Krüger-Betätigungszylinder
• Verriegelungsbetätigungszylinder
A400M
• Belüftungssteuerung
• Flügel-Anti-Eis-Ventile
• Flügelspitzenbremse
• Frachttorrampen-Betätigungssystem
• Kabinendruckregelsystem
• Klimatisierungssystem
• Rumpf-Anti-Eis-System
• Spoiler-Servosteuerung
• Treibstofftank-Inertisierungssystem –
CSAS Komponenten
• Triebwerkabzapfluftsystem
• Querruder, Höhenruder,
Seitenruder-Servosteuerung
• Zentrale Antriebseinheit
H225 / H225M
• Klimatisierungssystem Komponenten
• Heizsystem
Airbus A310
• Bugfahrwerk
• Hochauftriebssystem
• Kabinendruckregelsystem
• Krüger-Betätigungszylinder
Airbus Single Aisle Family ceo/neo
• Avionik Kühlsystem
• Laderaum-Heizsystem
• Hochauftriebssystem
• Hochdruck / Energieübertragungseinheit
Manifolds
• Klimatisierungssystem
• Luftkühler
• Seitenruder-Servosteuerung
• Sicherheitsventil
• Treibstofftank-Inertisierungssystem –
CSAS (außer A319CJ)
• Triebwerkabzapfluftsystem
Airbus Long Range Family ceo/neo
• Avionik-Kühlsystem
• Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder
• Federstrebe
• Frachttür-Betätigungszylinder
• Hilfstriebwerk-Getriebe (Langstrecke)
• Hochauftriebssystem
• Klimatisierungssystem
• Laderaum-Heizsystem
• Luftbefeuchtungssystem
Crew-Aufenthaltsräume
• Luftkühler
• Seitenruder-Servosteuerung
(Airbus A340 Enhanced)
• Spoiler-Servosteuerung
• Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS
• Triebwerkabzapfluftsystem
Airbus A350 XWB
• Beweglicher Dämpfer
• Bugfahrwerk
• Landeklappen Aktives Differentialgetriebe
• Strebe mit Kraftmessdose
• Vorflügelklappenbetätigung
Airbus A380
• Hochauftriebssystem
• Laderaum-Heizsystem
• Luft- / Hydraulikkühlsystem
• Luftversorgungskühlung Reservoir
• Pneumatisches Verteilsystem
• Spoilerbetätigung
• Triebwerkabzapfluftsystem
• Zusatzkühlsystem
32
Aerospace 2015
Eurofighter / Typhoon
• AMAD-Getriebe
• Betätigungszylinder primäre Flugsteuerung –
Fly-by-Wire-Technologie
• Bremsklappen Betätigungszylinder- Servosteuerung
• Bugfahrwerk
• Bugfahrwerk Einfahr-Betätigungszylinder
• Filterpaketeinheiten
• Hauptfahrwerk Seitenstreben
• Motorgetriebene Hydraulikpumpe
MRTT ARBS
• Seiten-/Höhenruder-Steuersystem
Cobham
Cobham Mission Equipment
NH90
• Fly-by-Wire-Servosteuerung Haupt- und
Heckrotor
• Getriebe Hilfstriebwerk
• Klimatisierungssystem Komponenten
Tiger
• Heckfahrwerk
• Klimatisierungssystem
• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor
• Zahnräder für Heckgetriebe (ZFL)
UH-72A Lakota LUH
• Hydraulikventilblock / -behälter
• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor
• Zahnräder für Getriebe (ZFL)
Alenia
C27-J
• MELTEM III-MMI Hilfskühl-System
• MELTEM III-MMI Klimatisierungskontrolleinheit
M-346
• Bugfahrwerklenkungssystem
• Bugfahrwerkssystem
• Hauptfahrwerkssystem
Antonov
Pod
• Schlauchtrommel-Antriebssystem
AN-74 / AN-140
• Kabinendruckregelsystem
Airbus Helicopters
AN-148 / AN-158
• Integriertes Luftmanagementsystem
AS350 / 355 Ecureuil
• Klimatisierungssystem Komponenten
• Zahnräder für Hauptgetriebe
AN-178 Prototyp
• Integriertes Luftmanagementsystem
AS365
• Klimatisierungssystem
ATR
BK117
• Hydraulikaggregat
• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor
• Zahnräder für Getriebe (ZFL)
H120
• Komponenten Klimatisierungssystem
H130
• Klimatisierungssystem
H135 / H135M
• Hydraulikaggregat
• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor
• Zahnräder für Getriebe (ZFL)
H145
• Heckrotorgetriebe
• Hydraulikaggregat
• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor
• Zahnräder für Getriebe (ZFL)
ATR 42 / 72
• Kabinendruckregelsystem
• Anti-Eis-Ventile
AgustaWestland
AW109
• Klimatisierungssystem
AW139
• Fahrwerkssystem
• Klimatisierungssystem
AW149
• Fahrwerkssystem
• Fly-by-Wire Haupt- und
Heckrotor-Betätigungszylinder
• Klimatisierungssystem
AW169
• Klimatisierungssystem
H160
• Hauptrotorstellantriebe
• Heckrotorgetriebe
• Klimatisierungssystem Komponenten
AW189
• Fahrwerkssystem
• Fly-by-Wire Haupt- und Heckrotor-Betätigungszylinder
• Klimatisierungssystem
H175
• Klimatisierungssystem Komponenten
T129
• Klimatisierungssystem
AVIC HAIG
Dassault Aviation
Hawker Beechcraft
AC 312
• Klimatisierungssystem
Falcon 50EX / 900 / 2000 / 2000EX
• Kabinendruckregelsystem
• Klimatisierungssystem
• Triebwerkabzapfluftsystem
750 / 850XP / 900XP
• Kabinendruckregelsystem
Boeing
B747-8
• Klimatisierungssystem
• Triebwerkabzapfluftsystem
B767 Tanker
• Treibstofftank-Inerting-Ventile
B777-200LR
• Zusatztank-Druckbeaufschlagungssystem
B777X
• Flügelenden-Klappsystem
Bombardier Aerospace
Challenger 300 / 350
• Hoch- und Niederdruckleitungen
• Integriertes Luftmanagementsystem
• Landeklappenbetätigungssystem
CRJ700 / 900
• Integriertes Luftmanagementsystem
• Niederdruckleitungen
CRJ1000
• Command-by-Wire-Seitenruder
Steuerungssystem
• Integriertes Luftmanagementsystem
• Niederdruckleitungen
CSeries
• Fahrwerkssystem
• Integriertes Luftmanagementsystem
Dash8-400
• Kabinendruckregelsystem
Global Express
• Dämpferstrebe Bugfahrwerk
• Integriertes Luftmanagementsystem
• Kabinenluftbefeuchtungssystem
G5000
• Dämpferstrebe Bugfahrwerk
• Integriertes Luftmanagementsystem
• Kabinenluftbefeuchtungssystem
G6000 / G7000 / G8000
• Integriertes Luftmanagementsystem
Learjet85
• Integriertes Luftmanagementsystem
• Landeklappenbetätigungssystem
COMAC
ARJ21
• Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem,
Räder und Reifen
• Hoch- und Niederdruckleitungen
• Integriertes Luftmanagementsystem
C919
• Fahrwerkssystem
• Hoch- und Niederdruckleitungen
• Integriertes Luftmanagementsystem
Daher-Socata
TBM850/900
• Kabinendruckregelsystem
• Klimatisierungssystem
• Triebwerkabzapfluftsystem
Falcon 5X
• Luftmanagementsystem
• Kabinenluft-Befeuchtungssystem
Falcon 7X / 8X
• Kabinenluft-Befeuchtungssystem
• Triebwerkabzapfluftsystem
Mirage 2000
• Kabinendruckregelsystem
• Klimatisierungssystem
• Triebwerkabzapfluftsystem
Rafale
• Kabinendruckregelsystem
• Klimaanlagen-Komponenten
• Triebwerkabzapfluftsystem
Embraer
ALX
• Kabinendruckregelsystem
E1
• Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem,
Räder und Reifen
E2
• Bugfahrwerk-Lenkungsmodul
• Hochauftriebssystem
• Integriertes Luftmanagementsystem
Embraer 135 / 145 / Legacy 650
• Bugfahrwerk
• Kabinendruckregelsystem
• Landeklappenbetätigungssystem
Embraer Lineage
• Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem,
Räder und Reifen
KC-390
• Flügel-Anti-Eis-Ventile
• Kabinendruckregelsystem
• Klimatisierungssystem
• Triebwerkabzapfluftsystem
FAdeA
IA-63 Pampa III
• Fahrwerkkomponenten
• Hochauftriebssystem Komponenten
• Primäre Flugsteuerungskomponenten
• Komponenten für Klimatisierungs-, Heizungsund Ventilationseinheiten
IAI
Elta
• Klimatisierungseinheit
G200
• Hochauftriebssystem
• Kabinendruckregelsystem Komponenten
Korean Aerospace
Industries
KHP
• Kabinendruckregelsystem Komponenten
KT-1
• Kabinendruckregelsystem
• Triebwerkabzapfluftsystem
• Ventilationskontrollsystem
Northrop Grumman
Litening
• Klimatisierungseinheit für POD
Rafael
Litening
• Klimatisierungseinheit für POD
RUAG Aerospace
Dornier 228 New Generation
• Bugfahrwerklenkungssystem
• Fahrwerksbetätigungszylinder
• Landeklappenbetätigungssystem
Snecma
Silvercrest
• Triebwerkabzapfluftsystem
Sukhoi Civil Aircraft
Company
SuperJet 100
• Fly-by-Wire-Flugsteuerungssystem
• Integriertes Luftmanagementsystem
• Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS
HAL
ALH
• Heiz- und Belüftungssystem
Dornier 228
• Bugfahrwerklenkungssystem
• Fahrwerksbetätigungszylinder
• Landeklappenbetätigungssystem
HJT 36
• Kabinendruckregelsystem
Thales
Damocles
• Klimatisierungseinheit für POD
RECO NG
• Klimatisierungseinheit für POD
MELTEM II
• Klimatisierungseinheit
Jaguar
• Kabinendruckregelsystem
LCA
• Kabinendruckregelsystem
Aerospace 2015
33
Liebherr-Transportation Systems
„Kühle“ Batterien in den Stadtbahnen Nanjings
Die chinesische Metropole Nanjing gehört mit ihrem subtropischen Klima zusammen mit Wuhan und Chongqing zu
den drei sogenannten „Hochöfen am Jangtsekiang“. Bei
Durchschnittstemperaturen von 28 °C in den Sommermonaten spielt die Umweltbilanz des Nahverkehrs in der dicht
besiedelten Stadt eine wichtige Rolle.
Nanjing setzt daher vermehrt auf oberleitungsfreie Straßenbahnen. Die neuen Fahrzeuge, die im Bahnnetz der Stadt
eingesetzt werden, rüstet Bombardier mit induktiven Batteriesystemen des Typs PRIMOVE® aus. Dank dieser Systeme können die Stadtbahnen weitgehend ohne elektrische
Oberleitung fahren: Die darin verbauten Li-Ionen-Batterien
werden während des normalen Betriebs aufgeladen, genauer gesagt, wenn die Fahrzeuge beschleunigen oder an den
Haltestellen halten.
Für die PRIMOVE®-Antriebe liefert Liebherr-Transportation
Systems im Auftrag von Bombardier zuverlässige Kühlsysteme. Sie stellen sicher, dass die Li-Ionen-Batterien unter
optimalen thermischen Bedingungen betrieben werden. Das
verlängert nicht nur die Lebensdauer der Akkus, sondern
erhöht auch deren Effizienz. Neben Bombardier trägt somit auch Liebherr dazu bei, dass sich die Umweltbilanz der
Stadt Nanjing wesentlich verbessern wird.
Die Kühlsysteme fertigt Liebherr in seinem österreichischen
Werk in Korneuburg. Anschließend werden sie zusammen
mit den Antriebseinheiten von Bombardier zur Endmontage
des Schienenfahrzeugherstellers China South Locomotive
and Rolling Stock Corporation Limited nach Puzhen (China)
geliefert.
CSR setzt auf HVAC-Systeme von Liebherr
Der chinesische Zughersteller CSR Sifang Locomotive & Rolling Stock setzt bei
der Ausstattung der Fahrgasträume und Fahrerkabinen seiner Züge auf Heizungs-,
Lüftungs- und Klimasysteme (HVAC-Systeme) der Zhejiang Liebherr Zhongche
Transportation Systems Co., Ltd. Das in Zheijang (China) ansässige Joint Venture der Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG und der Guangzhou
Zhongche Railway Vehicles Equipment Joint-Stock Co., Ltd. liefert an CSR insgesamt 540 dieser Systeme, die auf Zugdächern installiert werden. Bis Ende
2015 werden damit 28 neue U-Bahnen ausgestattet und ab 2018 nochmals
34
Aerospace 2015
17 Züge, die auf der Metrolinie 6 der Stadt Tianjin verkehren werden. Diese Linie
wird die Haltestellen Dabizhuang und Liqizhuang verbinden.
Die Zhejang Liebherr Zhongche Transportation Systems Co., Ltd. hat bereits
Klimaanlagen für die U-Bahnen in sieben chinesischen Städten geliefert. Der neue
Auftrag stärkt die Position des Unternehmens als Lieferant für Klimaanlagen auf
dem chinesischen Markt.
Liebherr-Transportation Systems
Neue Serviceleistung für Splitgeräte
Die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) GmbH mit Sitz in Mannheim (Deutschland) hat Liebherr-Transportation Systems mit
der Modernisierung von 70 Splitgeräten beauftragt. Mit diesen Systemen sind die Fahrerkabinen der Straßenbahnen
vom Fahrzeugtyp GTN 6/8 ausgerüstet, mit denen die Verkehrsgesellschaft ihr Verbundgebiet in der Metropolregion
Rhein-Neckar bedient. Ein Splitgerät setzt sich aus einem
Luftbehandlungsgerät und einer Klimaanlage zusammen.
Neben der Modernisierung umfasst der Auftrag auch eine
neue Serviceleistung: die Reinigung der Lüftungskanäle und
Aluflex-Rohre. Sämtliche Arbeiten übernehmen die Spezialisten des Liebherr-Werks im österreichischen Korneuburg.
Mit dem Vertrag der RNV erweitert Liebherr-Transportation
Systems sein Portfolio für den Nachrüstmarkt. Dadurch
kann das Unternehmen nun auch anderen Kunden anbieten,
beim Überholen und Modernisieren ihrer Klimaanlagen ergänzend die professionelle Kanalreinigung zu übernehmen.
Umweltfreundliche Klimasysteme
für erste Bauserie des ICE 3
Kaltluftanlagen von Liebherr haben sich bereits viele Jahre in der zweiten Baureihe der ICE-3-Flotte der
Deutschen Bahn (DB) bewährt. Ende 2014 hat LiebherrTransportation Systems den Auftrag der DB Fernverkehr AG erhalten, einen Triebzug der ersten ICE-3-Bauserie mit Air-Cycle-Systemen der neuesten Bauart
auszurüsten.
offenen Kreislauf der Kaltluftanlage wird anschließend die Prozessluft wieder auf Umgebungsdruck verdichtet und nach außen abgegeben. Die Vorteile dieses Klimasystems: Es umfasst
nur wenige Komponenten und ist dadurch leicht, einfach und
kostengünstig zu warten. Gleichzeitig zeichnet sich die Kaltluftanlage durch geringe Betriebskosten und einen niedrigen
Energieverbrauch aus.
Für die Entwicklung des Systems arbeiteten die DB-Experten
mit den Spezialisten von Liebherr-Transportation Systems eng
zusammen – Ende Februar durchlief die gemeinsam konzipierte Anlage erfolgreich die Erstmusterprüfung. Daraufhin
lieferte Liebherr fristgerecht im März das erste Kaltluft-Klimasystem für einen achtteiligen Testzug. Von der DB in Nürnberg
mit dem neuen System ausgestattet, absolviert der Prototyp
eine 12-monatige Erprobungsphase. Im Anschluss daran wird
die DB über die Umrüstung von insgesamt 53 ICE-3-Zügen
der ersten Bauserie im Rahmen eines für 2016 geplanten Redesign-Programms entscheiden.
Mit diesem Auftrag bestätigt die Deutsche Bahn ihr Vertrauen
in die Kaltluftanlagen von Liebherr. Sie basieren auf einer
absolut umweltfreundlichen Technologie, bei der die Prozessluft aus der Umgebung entnommen wird und mittels einer
elek­trisch angetriebenen Kühlturbine expandiert. Gleichzeitig
senkt sich bei dem dabei entstehenden Unterdruck die Temperatur ab. Mit einem Luft-Luft-Wärmetauscher wird dann
die einströmende Zuluft dem Fahrgastraum zugeführt. In dem
V.l.n.r.: A. Busemann (Vorstand Produktion, DB Fernverkehr AG)
D. Junghans (Managing Director Sales, Marketing and Customer
Service) und A. Buhl (Managing Director Research and Technology),
beide Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG, bei der
Vertragsunterzeichnung während der InnoTrans 2014.
Aerospace 2015
35
Liebherr-Transportation Systems
Servicenetzwerk vergrößert
Am Liebherr-Standort in Saline, Michigan (USA), sind
nicht mehr allein Spezialisten für Flugzeugsysteme
­t ätig, sondern auch Servicetechniker für Produkte aus
dem Bereich Schienenverkehrstechnik. Der Grund:
Liebherr-Transportation Systems hat dort eine neue
Werkstatt eingerichtet und somit sein weltweites
­S ervicenetzwerk erweitert.
In der Werkstatt werden Hydraulikkomponenten für Niveauregulierungssysteme von Schienenfahrzeugen repariert, überholt und getestet. Auf diese Weise können Fahrzeughersteller und -betreiber auf dem nordamerikanischen Kontinent,
die vermehrt auf solche hydraulischen Anwendungen setzen,
auf ein breites Spektrum an Dienstleistungen zugreifen. Ein
weiterer Kundenvorteil: Durch die geografische Nähe redu-
Test einer Hydraulikkomponente für ein Niveauregulierungssystem.
36
Aerospace 2015
zieren sich sowohl Transportwege als auch Durchlaufzeiten
deutlich. Zurzeit betreuen die Servicetechniker in Saline die
Niveauregulierungssysteme für Schienenfahrzeuge der Chicago Transit Authority (CTA) in Chicago im US-Bundesstaat
Illinois und des Betreibers Metro in Houston, Texas.
Liebherr hat die Kundendienstwerkstatt auf dem Betriebsgelände der Liebherr Aerospace Saline, Inc. eingerichtet. In
dieser Serviceniederlassung von Liebherr-Aerospace werden bereits seit 1991 Luftmanagementsysteme, Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme sowie Fahrwerkssysteme
für Flugzeuge und Hubschrauber gewartet und repariert.
Liebherr-Transportation Systems profitierte von der bestehenden Infrastruktur und richtete sich nach eigenen Anforderungen entsprechend ein.
Liebherr-Transportation Systems
Ein- und Aussteigen leicht gemacht
Nicht nur in Houston, Texas, sondern auch in zwei weiteren USamerikanischen Städten werden
Straßenbahnen unterwegs sein, die
mit Liebherr-Technologie ausgestattet sind: Der spanische Schienenfahrzeughersteller
Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles,
S.A. (CAF) hat Liebherr-Transportation Systems mit der Entwicklung
und Produktion von Stellantrieben
für die Niveauregulierung der neuen Fahrzeuge beauftragt, die in
Cincinnati, Ohio, und Kansas City,
Missouri, eingesetzt werden.
Mit der Niveauregulierungstechnologie
lässt sich die Einstiegshöhe der Fahrzeuge exakt an die Höhe des Bahn-
steigs anpassen. 48 der hydraulischen
Stellantriebe werden in Fahrzeugen
ihren Dienst tun, die das neue Straßenbahnnetz der Stadt Cincinnati bedienen. Dieser Vertrag beinhaltet die
Option auf weitere 250 Stellantriebe.
Darüber hinaus hat der Fahrzeugproduzent CAF 32 Stell­
antriebe für vier
Niederflurfahrzeuge in Auftrag gegeben, die in Kansas City die Fahrgäste
an ihr jeweiliges Ziel bringen werden.
Liebherr liefert diese Einheiten an das
Werk von CAF in Elmira, New York, wo
die Endmontage der Fahrzeuge durchgeführt wird. Der Vorteil von Niederflurstraßenbahnen mit Niveauregulierungstechnologie liegt auf der Hand:
Passagiere mit eingeschränkter Mobilität oder Fahrgäste, die mit Kinderwa-
gen oder Fahrrad unterwegs sind, können so problemlos ein- und aussteigen.
Die Zusammenarbeit des Herstellers
CAF mit Liebherr-Transportation Systems startete im Jahr 2013 mit hydraulischen Stellantrieben für die Niveauregulierungssysteme der Stadtbahnen in
Houston, Texas. Die neuen Aufträge für
die Straßenbahnen in Cincinnati und
Kansas City sind auf die positiven Erfahrungen zurückzuführen, die CAF
mit der Technologie von Liebherr seither gemacht hat. Sie stärken zugleich
die Position des Systemlieferanten als
führender Hersteller von hydraulischen
Stellantrieben zur Niveauregulierung
auf dem nordamerikanischen Markt.
Gründlich geprüft
Die Klimageräte der 27 Niederflurstraßenbahnen, die im Netz der
französischen Stadt Rouen im Einsatz sind, auf Herz und Nieren zu
prüfen – das ist der Auftrag des
Betreibers Transdev an LiebherrTransportation Systems.
Die in Issy-les-Moulineaux bei Paris ansässige Transdev S.A. betreibt die Fahrzeuge des Astuce-Verkehrsverbundnetzes der Metropol-Region Rouen über
ihre lokale Tochtergesellschaft Transports en Commun de l’Agglomération
de Rouen (TCAR) und ist auch für deren Instandhaltung verantwortlich. Der
Auftrag des Betreibers unterstreicht die
Kompetenz und Leistungsfähigkeit des
Serviceteams von Liebherr-Transportation Systems in Frankreich.
Inhalt des auf zwei Jahre angelegten Vertrags sind die Inspektions- und Wartungsarbeiten an den Klimageräten der Fahrerkabinen und Fahrgasträume. Neben den
gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen
führen die zertifizierten Servicetechniker
von Liebherr-Transportation Systems, die
vor Ort im Einsatz sind, bei Bedarf auch
Reparaturen am Kältekreislauf der Klimaanlagen durch. Somit lassen sich sowohl
Sicherheit, Verfügbarkeit als auch Zuverlässigkeit der Geräte weiter verbessern.
Nicht zuletzt bleibt dank dieser Vorgehensweise auch die Afnor NF ServicesZertifizierung für Straßenbahnen erhalten.
Die Straßenbahnen in Rouen (Frankreich) werden von Liebherr-Transportation Systems gewartet.
Aerospace 2015
37
Firmengruppe Liebherr
Hans Liebherr – Unternehmer, Erfinder, Visionär
Zu seinen bahnbrechenden Erfindungen zählten der
mobile Turmdrehkran und der erste Hydraulikbagger
Europas. Er war einer der großen Pioniere der deutschen Nachkriegswirtschaft: Hans Liebherr. Am 1. April
2015 hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Die Geschichte der Firmengruppe Liebherr ist untrennbar mit
ihrem Gründer verbunden – einem gelernten Baumeister, unermüdlichen Tüftler, pragmatischen Geschäftsmann und erfolgreichen Pionierunternehmer. Hans Liebherr, geboren am
1. April 1915 in Kaufbeuren (Deutschland), hatte viele Talente.
Eines davon war sein ausgeprägtes Gespür für erfolgversprechende Produkte und Zukunftsmärkte.
Als weite Teile Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg im
Wiederaufbau waren, erkannte Hans Liebherr den Bedarf an
Werkzeugen und Maschinen für das Baugewerbe und den
Wohnungsbau. Gemeinsam mit Konstrukteuren und Handwerkern entwickelte er 1949 den ersten mobilen Turmdrehkran.
Der TK 10 ließ sich leicht transportieren und einfach auf der
Baustelle montieren. Er beschleunigte und vereinfachte den
Wiederaufbau Deutschlands nach 1949 und legte den Grundstein für die heutige Firmengruppe. Ein Erfolg, der zunächst
nicht abzusehen war. So verlief die Vorstellung des Produkts
auf der Frankfurter Herbstmesse 1949 enttäuschend. „Nach
der Messe hätte ich eigentlich meine Fertigung im Kranbau
wieder einstellen können“, erinnerte Hans Liebherr sich später. Stattdessen bewies er einen langen Atem und arbeitete
zielstrebig an der Umsetzung seiner Pläne – bis schließlich die
ersten Aufträge eingingen und die Fertigung anlief.
Als Unternehmer setzte Hans Liebherr Schritt für Schritt auf
Expansion. Dabei finanzierte er alle Vorhaben primär aus eigenem Kapital. Gewinne blieben größtenteils im Unternehmen,
um Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb weiter
zu optimieren. Mitte der 1960er-Jahre hatte er die ehemals
kleine Baufirma längst als einen der weltweit führenden Baumaschinenhersteller etabliert.
Transport und Aufrichten des TK 3,6. Das Nachfolgemodell des ersten Liebherr-Turmdrehkrans kam 1950 auf den Markt.
38
Aerospace 2015
Firmengruppe Liebherr
Hans Liebherr zählte zu den großen deutschen Unternehmerpersönlichkeiten – und blieb doch immer bescheiden. „Sie
wissen ja, ich bin eigentlich nur Maurermeister“, sagte er anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Technische Hochschule Aachen im Jahr 1964. Nach wie vor kümmerte er sich persönlich um seine Werke und blieb mit seiner
bodenständigen Art nah an den Bedürfnissen seiner Kunden.
Nach seinem Tod im Jahr 1993 übernahmen drei der fünf
Kinder von Hans Liebherr, der durch und durch Familienunternehmer gewesen war, die Leitung. Bis heute sind alle Gesellschafter Familienmitglieder – und dies mittlerweile in der
dritten Generation.
Mit seinen Erfindungen hat Hans Liebherr die Firmengruppe
Liebherr aufgebaut und das Bauwesen nachhaltig geprägt.
Sein Werk bringt ihm heute noch Ehrungen ein. So nahm ihn
das bedeutende deutsche Wirtschaftsmedium Handelsblatt
Anfang 2015 posthum in die Hall of Fame der Familienunternehmen auf.
Kurzbiografie von Hans Liebherr
1915 Geburt am 1. April in Kaufbeuren (Süddeutschland)
1938 Hans Liebherr legt seine Prüfung als Baumeister ab und
übernimmt die Leitung des elterlichen Baugeschäfts
1949 Patentanmeldung „Fahrbarer Turmdrehkran“ und
Gründung der Hans Liebherr Maschinenfabrik
1964 Verleihung eines „Doktor-Ingenieurs Ehren halber“ durch den
Dekan der Technischen Hochschule Aachen Prof. Dr. Weyres
1974 Ehrensenator der Universität Karlsruhe in Anerkennung seiner
„bahnbrechenden technischen Entwicklungsarbeit“
1986 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland, verliehen durch Ministerpräsident Lothar Späth
1993 Tod am 7. Oktober in La-Tour-de-Peilz, Kanton Waadt (Schweiz)
1. Hans Liebherr in Kirchdorf an der Iller (Deutschland), Winter 1953
2. Familienunternehmer Hans Liebherr, um 1970
3. Verleihung der Ehrendoktorwürde, 1964
2
1
3
Aerospace 2015
39
Firmengruppe Liebherr
Turmdrehkrane
Liebherr-Krane bauen eines
der höchsten Gebäude von Paris
Schwer zu sagen, für welches Wahrzeichen Paris berühmter ist: für die
Champs-Élysées mit dem Arc de Triomphe an der Spitze? Für den Louvre mit
seiner Glaspyramide? Oder doch für den
Eiffelturm? Unbestritten ist aber, dass
die französische Hauptstadt seit Anfang
2015 um ein sehenswertes Gebäude
40
Aerospace 2015
reicher ist. Im Unternehmensviertel La
Défense ragt der neue, Ende Januar
eingeweihte Tour D2 in den Himmel, der
sich durch seine auffällige Architektur
auszeichnet. Besonders ungewöhnlich
ist die abgerundete Kuppel des Wolkenkratzers. An dem Bauprojekt, das rund
drei Jahre gedauert hat, waren auch
zwei Turmdrehkrane von Liebherr beteiligt. Die beiden 355 HC-L 16 Litronic
halfen unter anderem, die charakteristische Kuppel des Tour D2 zu errichten.
Auch die Zahlen zum Bürogebäude
sind beeindruckend: 37 Stockwerke,
eine Höhe von 171 m und eine Gesamt­
fläche von rund 50.000 m2.
Firmengruppe Liebherr
Hausgeräte
BlackSteel Side-by-Side erhält
Interior Innovation Award 2015
Das Liebherr-Kühlgerät BlackSteel Side-by-Side SBSbs 7263
hat den Interior Innovation Award 2015 erhalten. Die Jury lobte vor allem das innovative Material der Liebherr-Kombination:
BlackSteel ist ein optisch ansprechender schwarzer Edelstahl.
Eine zusätzliche SmartSteel-Veredelung reduziert die Sichtbarkeit von Fingerabdrücken, ist leicht zu reinigen und unempfindlich gegen Kratzer. Die sogenannten BioFresh-Safes sorgen für
Frische und längere Haltbarkeit der eingelagerten Lebensmittel. Außerdem verfügt die BlackSteel-Side-by-Side-Kombination über zwei herausnehmbare VarioBoxen, eine praktische
­Flaschenablage und ein NoFrost-Gefrierteil mit IceMaker.
Der Interior Innovation Award ist ein eigenständiger, branchenorientierter Preis, der im Jahr 2002 vom Rat für Formgebung
ins Leben gerufen wurde. Er gilt heute als einer der weltweit
renommiertesten Designpreise der Einrichtungsbranche und
steht dort für innovative Ideen und Spitzenleistungen in allen
Produktbereichen.
Hotels
Neue Event-Location im Interalpen-Hotel Tyrol
Das Interalpen-Hotel Tyrol bei Seefeld in
Tirol (Österreich) hat 2014 eine moderne
Event-Location erhalten. Die „Hofburg
– meet & eat“ ist ein Veranstaltungsort
für Partys und Kochevents, Lesungen
oder Konzerte. Die junge Küchencrew
in diesem 5-Sterne-Superior-Haus unter
Küchen­chef Mario Döring wurde darüber
hinaus jüngst vom Restaurantführer Gault
Millau mit 16 Punkten und zwei Hauben
bedacht. Einen aktuellen Überblick über
alle Angebote des Hotels bietet die
neue Website www.interalpen.com.
Awards 2014 zum Hotel Spa of the
Year in der Kategorie Westeuropa und
Skandinavien gekürt.
Weitere Informationen unter www.theeurope.com
Ein weiteres Liebherr-Hotel, das 5-SterneHaus The Europe im irischen Killarney,
wurde bei den World Spa & Wellness
Aerospace 2015
41
Firmengruppe Liebherr
Maritime Krane
Spektakulärer Hub des RL-K 7500
Das Liebherr-Gelände in Rostock
(Deutschland) war im Herbst 2014
Schauplatz eines ganz besonderen Hubs.
Der RL-K 7500 – der bislang größte Tiefseekran, den Liebherr selbst entwickelt
und gebaut hat – sollte in die Nähe der
Kaimauer und anschließend auf eine
Seetransportvorrichtung manövriert werden. Der Krankoloss hatte zuvor an Land
verschiedene Funktionstests erfolgreich
absolviert. Der 670 Tonnen schwere
RL-K 7500 wurde schließlich als komplett
montierter Kran auf ein Transportschiff
verladen und nach Asien ausgeliefert.
Ein Spezialhub in dieser Form unter
Einsatz von vier Kranen – zwei Schwerlastautokrane LG 1750 sowie zwei
Hafenmobilkrane vom Typ LHM 600
– wurde am Rostocker Prüfstand zum
ersten Mal durchgeführt. Entsprechend
langfristig war die Planung und sorgfäl-
tig und ­präzise die Vorbereitung. Allein
die Montage der beiden Fahrzeugkrane
nahm zwei Tage in Anspruch. Der Hub
für die 25 m vom Prüfstand bis auf die
eigens dafür angefertigte Seetransportvorrichtung dauerte letztlich ungefähr
90 Minuten. Ein vielachsiger Industrietransporter überbrückte schließlich
die letzten Meter bis zum Wasser.
Weitere Informationen auf www.youtube.com/liebherr
Werkzeugmaschinen und Automationssysteme
Neue Wälzfräsmaschine kombiniert hohe
Fasenqualität mit Ein-Schnitt-Bearbeitung
Die neue Liebherr-Wälzfräsmaschine
LC 180 mit integrierter Chamfer-CutEinheit zum Anfasen der Verzahnungsstirnkanten kombiniert zwei bewährte
Technologien: Nach dem Wälzfräsen in
gewohnter Ein-Schnitt-Strategie werden durch entsprechende Anfasfräser
(Chamfer Cut) zusätzlich präzise und
wiederholgenaue Fasen erzeugt.
Bislang kostete es viel Zeit, diese beiden
Schritte – Fräsen und Anfasen – in ein und
42
Aerospace 2015
derselben Aufspannung durchzuführen.
Mit dem neuen Prinzip „Zwei Maschinen
in einer“ werden die Bauteile jetzt in einer
separaten Einheit innerhalb der Maschine entgratet, während gleichzeitig das
nächste Werkstück bereits gefräst wird.
Das verkürzt die Prozesszeit deutlich.
Mit dieser Neuerung vereint die Wälzfräs­
maschine LC 180 die hohe Anfasqualität
des bewährten Chamfer-Cut-Verfahrens
mit Taktzeiten, die den Anforderungen der
Automobilindustrie entsprechen.
Firmengruppe Liebherr
Raupenkrane
Raupenkran LR 11000 erstmals
mit PowerBoom im Einsatz
Hinter PowerBoom verbirgt sich ein Parallelausleger, den Liebherr seit drei Jahren bei seinen großen­
­Raupenkranen einsetzt. Dabei sind im unteren B
­ ereich
des Krans die Gitterstücke parallel nebeneinander montiert, oben wird der Doppelausleger zu einem einfachen
Ausleger zusammengeführt. Mit dieser einzigartigen
Konstruktion lässt sich die Tragkraftleistung um bis zu
50 % steigern. Dieser Wert resultiert sowohl aus einer
erhöhten Seitensteifigkeit als auch aus einem erhöhten
Torsionsmoment.
Erstmals eingesetzt wurde der PowerBoom nun am neuesten Liebherr-Raupenkran der 1.000-Tonnen-Klasse: Auf
dem Testfeld für Offshore-Windenergieanlagen rund 20 km
südlich von Cuxhaven (Deutschland) installierte der deutsche Windenergie-Anlagenhersteller Senvion eine 6,2-MWPilotanlage. Der Liebherr-Raupenkran LR 11000 setzte
dazu ein 19 m langes und 9 m hohes Maschinenhaus
auf den Turm einer Windkraftanlage. Die Bruttolast des Hauses zusammen mit Lasttraverse und Hakenflasche betrug dabei
220 Tonnen, die Hakenhöhe enorme 147 m.
Dank der Konstruktion mit Parallelausleger stemmte der
LR 
11000 das Maschinenhaus
bei 30 m Ausladung
auf 130 m Höhe. Ohne PowerBoom hätten bei gleicher
Hakenhöhe lediglich rund 160 Tonnen gehoben werden
­
­können. Zuvor war der LR 11000 nach seinem ersten Einsatz
in einer Raffinerie bei Bukarest (Rumänien) nach Bremerhaven (Deutschland) verschifft und von dort aus zur Baustelle
transportiert worden. Nach nur sieben Tagen Rüstzeit war der
Raupenkran mit dem P-Ausleger ausgestattet und hubbereit.
Der LR 11000 erfüllte darüber hinaus einen
weiteren zentralen Auftrag auf dem SenvionTestfeld: Die Pilotanlage wurde mit einem
der größten Windräder der Welt ausgerüstet, einem Rotorstern mit 152 m
Durchmesser. Der Propeller war zuvor am Boden vormontiert und
anschließend im Ganzen installiert worden.
Aerospace 2015
43
Herausgeber: Liebherr-International Deutschland GmbH · 88400 Biberach an der Riss · Deutschland
Printed in Germany. Änderungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
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DE 10.080
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