Aerospace 2015
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Aerospace 2015
Aerospace 2015 Den Fortschritt erleben. Liebherr-Aerospace Neuigkeiten aus dem Unternehmen // S.12-31 More Electric Aircraft Innovative Technologien // S.18 Unternehmer, Erfinder, Visionär 100 Jahre Hans Liebherr // S.38 DE | EN | FR Vorwort V.l.n.r: Nicolas Bonleux, Francis Carla, Heiko Lütjens, Josef Gropper Liebe Leserin, lieber Leser, der Luftfahrtsektor verzeichnet seit einigen Jahren ein erhebliches Wachstum – die Flugzeughersteller konnten die Produktionsraten von Verkehrsflugzeugen stetig steigern und die Fluggesellschaften verzeichneten profitablen Betrieb. Auch für die kommenden Jahre sind die Aussichten vielversprechend. Liebherr-Aerospace ist fester Bestandteil dieser erfolgreichen Entwicklungen: Im Jahr 2014 haben unsere Kunden ihr Vertrauen in unser Unternehmen erneut unter Beweis gestellt und uns wichtige Aufträge erteilt. Dazu gehörten beispielsweise die Verträge über Komponenten für das Klappsystem der Flügelenden der Boeing 777X und das Zapfluftsystem für den Airbus A330neo. Zudem haben wir unsere Kunden maßgeblich dabei unterstützt, wichtige Meilensteine in der Entwicklung ihrer neuen Flugzeuge zu erreichen. Die Inbetriebnahme des Airbus A350 XWB und der AgustaWestland AW189, die Zertifizierung der COMAC ARJ21 oder der Erstflug der Falcon 8X von Dassault sind Beispiele, die unsere Leistung und unser Engagement verdeutlichen. Durch nachhaltige Investitionen in unsere Produktionsstätten sowie in unser weltweites Servicenetzwerk konnten wir Lieferungen an die Endmontagelinien der Flugzeughersteller sicherstellen und den rentablen und zuverlässigen Flugverkehr der Flugzeugbetreiber unterstützen. Wir engagieren uns stark in der Entwicklung von Technologien, die den Luftverkehr künftig umweltfreundlicher, sicherer und komfortabler für Passagiere und Crew machen und dafür sorgen, dass unsere Systeme und Komponenten in all unseren Produktlinien – Flugsteuerung und -betätigung, Fahrwerke, Luftmanagement sowie Getriebe – energieeffizienter werden. Unser Unternehmen zukunftssicher zu machen, hat für uns Priorität – schließlich möchten wir unseren Kunden auch weiterhin innovative und wettbewerbsfähige Lösungen anbieten. Wir können uns auf das außergewöhnliche Engagement, das umfangreiche Know-how und die bemerkenswerte Professionalität aller Mitarbeiter bei Liebherr-Aerospace stets verlassen. Daher möchten wir uns bei ihnen für ihre gemeinsame Leistung herzlich bedanken. Die neueste Ausgabe unseres Magazins enthält aktuelle Erfolgsgeschichten sowie eine Übersicht über mehrere spannende Projekte. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Herzliche Grüße 2 Nicolas Bonleux Francis Carla Josef Gropper Heiko Lütjens Managing Director and Chief Sales Officer Managing Director and Chief Technology Officer Air Management Systems Managing Director and Chief Operating Officer, Production, Purchasing and Asset Investments Managing Director and Chief Technical Officer, Flight Control and Actuation Systems, Landing Gear Systems and Hydraulics Inhalt Impressionen ......................................................................... 4 Kundendienst ...................................................................... 26 Programme und neue Aufträge ................................... 12 Programmbeteiligungen ................................................. 32 Technologie .......................................................................... 18 Liebherr-Transportation Systems ............................... 34 Standorte .............................................................................. 22 Firmengruppe Liebherr ................................................... 38 Aerospace 2015 3 Impressionen Zerstörungsfreies Prüfen, hochpräzises Auswuchten oder das Simulieren von extremen Druckverhältnissen – diese und andere Produktions- und Testverfahren sorgen dafür, dass die Systeme und Komponenten von Liebherr-Aerospace äußerst zuverlässig sind. Bis die Funken fliegen Bei der Herstellung von Strukturbauteilen für Fahrwerke werden vom Rohteil bis zu 85 % des Materials durch Zerspanung entfernt. Bauteile aus Stahl werden auf hochdynamischen Bearbeitungszentren mit einer so hohen Geschwindigkeit gefertigt, dass dabei Funken entstehen: Die gesamte Energie, die beim Schneidprozess entsteht, wird in den Stahlspänen abgeführt, was diese zum Glühen bringt. Verborgenen Fehlern auf der Spur Mit der Magnetpulverprüfung lassen sich Fehler in Materialien aufspüren, die dem menschlichen Auge sonst verborgen bleiben. Bei diesem sogenannten zerstörungsfreien Prüfverfahren fließt eine Suspension aus fluoreszierendem Magnetpulver und dünnflüssigem Öl über das Bauteil – hier ein Fahrwerksgehäuse für ein Regionalflugzeug –, das gleichzeitig magnetisiert wird. Das Ergebnis: ein Magnetfeld auf der Oberfläche des Bauteils mit einer Tiefe von 2,5 mm. An fehlerhaften Stellen wird dieses Magnetfeld gestört, sodass sich sogenannte Scherungen bilden: Es entsteht ein Nord- und ein Südpol, das Magnetpulver wird angezogen. Unter Neonlicht erkennt der Prüfer daran den Materialfehler. Kleiner als ein Viertelmikrometer Der Rotor einer dreirädrigen Kühlturbine, die Bestandteil des Klimasystems eines Regionaljets ist, wird ausgewuchtet: Zuerst wird die eventuelle Unwucht des Rotors gemessen, wenn er bei einer gegebenen Geschwindigkeit rotiert. Zeigt das Messgerät einen unrunden Lauf an, korrigiert ein Techniker die Unwucht, indem er so lange Material abträgt, bis die geforderte Qualität erreicht ist. Der Abstand zwischen Schwerpunkt und Rotationsachse muss bei einem solchen durch aerodynamische Lager gestützten Hochgeschwindigkeits rotor kleiner als ein Viertelmikrometer sein. Richtig Druck machen Liebherr-Aerospace verfügt am Standort Toulouse (Frankreich) über zwei große Höhenkammern, in denen Luftmanagementsysteme und deren Komponenten getestet werden. Die Kammern haben einen Rauminhalt von 70 m³ und 120 m³ und ein Gewicht von 20 Tonnen und 48 Tonnen. Sie sind an einen hochleistungsfähigen Druckluft- und Vakuumkreislauf angeschlossen, sodass in ihnen die Druckverhältnisse simuliert werden können, die in großen Höhen herrschen. © Embraer Programme und neue Aufträge Viel Bewegung in Brasilien Seit die Liebherr Aerospace Brasil Ltda. 2006 in Betrieb genommen wurde, hat sich in der brasilianischen Fertigungsstätte einiges getan. Mehr als 250 verschiedene Komponenten für Fahrwerke, Flugsteuerungen und Luftmanagementsysteme kann Liebherr dank modernster Technologien vor Ort in Guaratinguetá herstellen. Jüngst hat das Unternehmen einen weiteren Meilenstein erreicht: Die Produktion von komplexen „Make-toprint“-Teilen ist erfolgreich angelaufen. Liebherr wird die Strukturteile – beispielsweise Halterungen für Tragflächen sowie Streben und Schwingen für Fahrwerke – direkt an den Flugzeughersteller Embraer im nahe gelegenen São José dos Campos liefern. Damit verfolgt das Unternehmen die Strategie weiter, seine Fertigungskompetenzen auszubauen und sich als maßgebender Akteur in der Lieferkette der brasilianischen Luftfahrtindustrie zu etablieren. Doch das ist nicht die einzige positive Entwicklung der Produktionsstätte im Bundesstaat São Paulo: Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen erfolgreich ein Umweltmanagementsystem eingeführt und dafür die Zertifizierung gemäß ISO 14001 erhalten. Um ihr Leistungsspektrum rund um die Präzisionsbearbeitung, Oberflächenbehandlung und Montage von Hightech-Teilen zu erweitern, hat die Liebherr Aerospace Brasil Ltda. außerdem neue Prozesse für die Montage elektronischer Unterbaugruppen sowie für die Montage und Lackierung von Strukturteilen aufgesetzt. Inzwischen tragen rund 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Fortschritt des Unternehmens bei. Mit Erfolg – 2014 stieg der Umsatz der Liebherr Aerospace Brasil Ltda. im Vergleich zum Vorjahr um etwa 30 %. In Brasilien fertigt Liebherr diverse Komponenten. 12 Aerospace 2015 Programme und neue Aufträge Boeing 777X: Komponenten für das Klappsystem der Flügelenden Boeing Commercial Airplanes hat Liebherr-Aerospace den Auftrag erteilt, drei Komponenten für das Klappsystem der Flügelenden der Boeing 777X zu liefern. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir das Betätigungssystem, die Aktuatorik zur Verriegelung des entsprechenden Tragflächenteils und den Betätigungsmechanismus zur zusätzlichen Absicherung der Verriegelung für das Klappsystem der Flügelenden der Boeing 777X nicht nur entwickeln und herstellen, sondern künftig auch instandhalten werden“, sagte Heiko Lütjens, Managing Director und CTO Liebherr-Aerospace & Transportation SAS. „Dieser Auftrag ist ein historischer Meilenstein in der Zusammenarbeit unseres Unternehmens mit Boeing.“ Auf der Basis seiner Erfahrung mit Hochauftriebssystemen, Getrieben, Antriebswellen und Hydraulikantrieben, wird Liebherr-Aerospace ein kompaktes, extrem zuverlässiges und leistungsstarkes Betätigungssystem entwickeln. Dieses wird mithilfe eines hydraulischen Antriebs und eines Drehantriebs die Flügelenden nach der Landung hochklappen, wodurch sich die Flügelspannweite des neuen Großraumflugzeugs um 7 m (3,5 m auf jeder Seite) von 71,8 m auf 64,8 m reduziert. Zum Start werden die Flügel enden durch das System wieder in die horizontale Position heruntergeklappt. Die extreme Spannweite ist ein entscheidendes Merkmal der 777X. Sie ermöglicht eine höhere Kraftstoffeffizienz, würde es aber normalerweise unmöglich machen, dass das Flugzeug dieselben Gates an den Flughäfen nutzt wie das aktuelle Modell 777. Dank der besonderen Flügelenden wird die 777X jedoch derselben Spannweitenkategorie angehören wie die 777. „Dieser Auftrag für LiebherrAerospace steht für das gemeinsame Engagement von Boeing und der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie für Qualität und Innovation“, sagte Matthew Ganz, President Boeing Deutschland und Nordeuropa. Innovative Zapflufttechnologie für die A330neo Der Auftrag: die Lieferung eines Zapfluftsystems mit innovativer elektropneumatischer Technologie für die A330neo, ein Großraumflugzeug mit Triebwerken der jüngsten Generation. Der Auftraggeber: Airbus. Der Systemlieferant: Liebherr-Aerospace. Das Ergebnis: eine höhere Zuverlässigkeit und deutlich geringere Betriebskosten. Das elektropneumatische Zapfluftsystem wird von der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS in Toulouse (Frankreich) entwickelt, getestet und produziert. Es umfasst kompakte, leichte und hochzuverlässige Zapfluftventile sowie einen Vorkühler mit integrierten Steuerelementen. In diese neue Systemgeneration sind die umfangreichen Erfahrungen eingeflossen, die das Unternehmen gesammelt hat, indem es Zapfluftsysteme für die A320neo, die A380 sowie für diverse andere Verkehrsflugzeuge entwickelt hat. Mithilfe dieser neuen Technologie erhöht sich einerseits die Zuverlässigkeit des Systems, andererseits lassen sich die Betriebskosten erheblich reduzieren. Die erste A330neo soll 2017 ausgeliefert werden. Für den aktuellen LangstreckenAirbus, inzwischen auch A330ceo genannt, liefert Liebherr mehrere wichtige Systeme und Komponenten wie das Hochauftriebssystem, die Störklappen- und Seitenruderbetätigung sowie das Klimasystem. Der Vertrag für das Zapfluftsystem der A330neo stärkt die jahrzehntelange Partnerschaft zwischen Liebherr und Airbus noch mehr. Für die A330neo hat Liebherr-Aerospace ein kompaktes, hochzuverlässiges Zapfluftventil entwickelt. Aerospace 2015 13 Programme und neue Aufträge Weiterer Auftrag für die A350-1000 Das neueste Großraumflugzeug von Airbus, die A350-1000, hat ein weiteres Produkt aus dem Hause Liebherr-Aerospace an Bord: die Strebe mit Kraftmessdose. Der Vertrag für diese elektropneumatische Komponente ist der jüngste in einer Reihe von Aufträgen, die der Flugzeughersteller Airbus der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland), erteilt hat. So produziert der Systemlieferant bereits das Vorflügelklappen-Betätigungssystem, das Bugfahrwerk, das aktive Differentialgetriebe der Landeklappen und den beweglichen Dämpfer für die A350-1000. Betätigungssystem und den Landeklappen im Falle einer Fehlfunktion unzulässig hoch sind. Nach einer solchen Meldung versetzt der Controller das Landeklappensystem in den sogenannten „Fail-Safe“Modus, indem er es abschaltet. In jedem Flugzeug werden vier der Streben verbaut. Sie geben dem Controller für den Hochauftrieb ein Signal, wenn die Lasten zwischen dem Strebe mit Kraftmessdose Getriebe für den Heckrotor der H160 Premiere auf der Heli-Expo 2015: Im März stellte Airbus Helicopters auf der Messe in Orlando, Florida (USA) seinen zivilen Hubschrauber, die H160, vor. Speziell geformte Rotorblätter machen das neue Mitglied der H-Generation leiser. Für einen geringeren Geräuschpegel sorgt außerdem der Heckrotor der H160, der leicht schräg verbaut und zudem ummantelt ist – für eine höhere Leistungsfähigkeit und Flugstabilität. Das Getriebe für den Heckrotor wird im Friedrichshafener Werk der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH hergestellt. An diesem Standort sitzen die Spezialisten für die hochpräzise Fertigung von Getrieben. Ihr Know-how basiert auf der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Liebherr-Aerospace und Airbus Helicopters. So stammen neben dem Heckrotor getriebe für die H145 auch weitere Systeme und Komponenten für zahlreiche Modelle von Airbus Helicopters aus dem Hause Liebherr. Der Auftrag für das Getriebe des Heckrotors ist bereits der dritte, den der Systemlieferant im H160-Programm erhalten hat: Liebherr liefert außerdem die Stellantriebe des Hauptrotors sowie Komponenten des Klimatisierungssystems für den neuen Helikopter. © Airbus Helicopters Das Getriebe für den Heckrotor der H160 wird in Friedrichshafen gefertigt. 14 Aerospace 2015 Programme und neue Aufträge Kümmert sich bei der Liebherr-Aerospace GmbH, Lindenberg (Deutschland), um die Zuverlässigkeit von Systemen: Barbara Aichele Barbara Aichele, Gruppenleiterin Sicherheit und Zuverlässigkeit Sicherheit bis ins kleinste Detail Es klingt paradox. Aber um Technik so sicher wie möglich zu machen, beschäftigt sich Barbara Aichele zunächst mit dem Gegenteil – dem „Worst Case“. Die Arbeit der Leiterin des für Sicherheit und Zuverlässigkeit zuständigen Teams dreht sich um drei zentrale Fragen: Welche Fehler könnten bei Fahrwerks- oder Flugsteuerungssystemen auftreten? Mit welcher Wahrscheinlichkeit? Und welche Folgen könnten die Fehler haben? „Jeder Konstrukteur muss wissen, wie ein Gerät reibungslos funktioniert. Die Mitarbeiter, die sich mit deren Sicherheit und Zuverlässigkeit beschäftigen, müssen darüber hinaus verstehen, warum etwas nicht läuft“, erklärt sie. Zusammen mit ihrem sechsköpfigen Team ist sie verantwortlich für die Erfüllung der Sicherheitsanforderungen bei neu entwickelten und modifizierten Systemen sowie für die technischen Nachweise als Basis der Zertifizierung. Meistens geht es dabei um ein komplexes Zusammenspiel aus Geräten, die bestimmte mechanische oder hydraulische Funktionen e rfüllen, Computern, die mittels Software Steuerungsaufgaben wahrnehmen, Eingabegeräten für Piloten, über die diese Steuerungssignale eingeben und die dazugehörige Sensorik. Die Querverbindungen machen es so knifflig, jede nur denkbare Fehlerquelle aufzuspüren und strukturiert abzubilden. „Entscheidend ist, sich nicht vorschnell auf einen Faktor als Ursache festzulegen, sondern wirklich jedes Detail zu bedenken“, erklärt Barbara Aichele. Großes Vertrauen in die Zuverlässigkeit Sicherheit ist ein äußerst anspruchsvolles Aufgabengebiet. Während sich die Bereiche für Konstruktion und Entwicklung von Fahrwerken und Flugsteuerungen jeweils auf eine Produktart konzentrieren, deckt die für Sicherheit zuständige Abteilung fachlich die gesamte Palette ab. Das ist nicht die einzige Besonderheit. Neben Barbara Aichele, die seit drei Jahren das Team leitet, gibt es eine weitere Mitarbeiterin. Für ein technisches Fachgebiet ist das ein ziemlich hoher Frauenanteil. „Als ich Maschinenbau studierte, waren in meinem Jahrgang von 44 Studierenden zwei weiblich. Und während meiner ersten sieben Jahre bei Liebherr in der Konstruktion war ich allein unter Männern“, erinnert sich die Ingenieurin. Das änderte sich, als sie vor 13 Jahren zu Sicherheit und Zuverlässigkeit wechselte, wo generell mehr Frauen tätig sind. Woran das liegt, kann sie nur vermuten: „Die geradlinige Berufslaufbahn des klassischen Maschinenbauers führt in die Konstruktion. Sicherheit ist hingegen eine Nische, die mehr mit dem Aufbau von Systemen und Gesamtzusammenhängen zu tun hat.“ Genau das ist es, was sie an ihrer Arbeit fasziniert. Ist Barbara Aichele in einem Flugzeug unterwegs, überlegt sie, welche Systeme und Komponenten von Liebherr stammen. Flugangst kennt die Ingenieurin nicht, dafür ist ihr Vertrauen in die Arbeit der Sicherheitsabteilungen zu groß. Aerospace 2015 15 Programme und neue Aufträge Die Embraer KC-390 hebt ab Kraftvoll hob der neue Militärtransporter KC-390 von Embraer im Februar 2015 zum ersten Mal vom brasilianischen Flughafen Gavião Peixoto aus ab. Mit an Bord: flugkritische Systeme und Komponenten von Liebherr-Aerospace. Bei deren Entwicklung und Herstellung konnte das Unternehmen auf seine umfassende Erfahrung im Bereich der Militärtransportflugzeuge setzen. Für die KC-390 entwickelten die Experten der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS unter anderem ein Klimatisierungssystem sowie Kabinendruck-Kontrollsystem der neuesten Generation. Selbst unter extremen Einsatzbedingungen bieten beide Systeme ein Plus an Sicherheit und Komfort – sowohl für die Truppen an Bord als auch die Crew. © Embraer Doch auch bei den Komponenten des Luftmanagementsystems, des Zapfluftsystems und des Systems, das die Flügel vor Vereisung schützt, ist es Liebherr dank seines Know-hows gelungen, Effizienz, Robustheit, Betriebskosten sowie Zuverlässigkeit zu optimieren. So zeichnen sich beispielsweise die hochmodernen Abzapfluftventile über eine neuartige elektropneumatische Zapflufttechnologie aus. Ein wichtiges Attribut für den Hochdecker mit zwei Strahltriebwerken, der in der Luft betankt werden kann, aber auch selbst als Tanker anderen Flugzeugen im Flug Treibstoff zur Verfügung stellt. Falcon 8X: Erstflug erfolgreich absolviert Mit der neuen Falcon 8X hat Dassault Aviation einen Business-Jet entwickelt, der Platz für acht Passagiere bietet. Bei einer Reichweite von fast 12.000 km kann die Falcon 8X beispielsweise © Dassault 16 Aerospace 2015 Nonstop-Flüge zwischen Los Angeles und Peking oder von Paris nach Singapur zurücklegen. Liebherr liefert zwei bedeutende Systeme für das Flugzeug: Zum einen das Vorkühlsystem für die Zapfluft, zum anderen das Befeuchtungssystem für die Kabinenluft. Der jüngste Business-Jet des französischen Herstellers hat mit dieser Ausrüstung im Februar 2015 seinen Erstflug erfolgreich absolviert. Die Technologien für das dreistrahlige Langstreckenflugzeug stammen von der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, dem in Toulouse (Frankreich) ansässigen Kompetenzzentrum für Luftmanagementsysteme der Firmengruppe Liebherr. Sie zeichnen sich durch zuverlässige, leichtgewichtige Komponenten aus, die der Systemlieferant auf Basis seiner langjährigen Erfahrung entwickelt hat: Bereits seit mehr als 50 Jahren stellt Liebherr flugkritische Systeme für sämtliche Flugzeuge von Dassault Aviation her, das heißt auch für die anderen Mitglieder der Falcon-Familie, die Falcon 5X und 7X sowie die Falcon 900, Falcon 2000 und Falcon 50. Programme und neue Aufträge Thiago Silva arbeitet für die Liebherr Aerospace Brasil Ltda., Guaratinguetá (Brasilien), im Support vor Ort beim Kunden Embraer. Thiago Silva, Spezialist Technische Kundenbetreuung Im Steigflug Große Technikbegeisterung sowie ein ausgeprägtes Bewusstsein für Produktqualität und Service – das sind nur einige der Eigenschaften, die Thiago Silva als Servicetechniker besonders auszeichnen. Seit 2011 arbeitet der 27-Jährige für die Liebherr Aerospace Brasil Ltda. im Support beim Kunden Embraer, das heißt vor Ort an dessen Hauptsitz im brasilianischen São José dos Campos. Dort, rund 80 km nordöstlich von São Paulo, fertigt der drittgrößte Flugzeughersteller der Welt sowohl Business Jets, kleine und mittelgroße Passagierflugzeuge für den Kurzstrecken- und Zubringerverkehr als auch andere Flugzeuge. Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und zählt inzwischen 70 internationale Fluglinien zu seinem Kundenstamm, darunter United Airlines, British Airways und Lufthansa. Auch Liebherr-Aerospace spürt diese Dynamik: Die Zahl der Flugzeuge, die mit Liebherr-Technologien augerüstet aus den Montagehallen in São José dos Campos rollen, wird immer größer. „Wann immer es technische Fragen rund um unsere Systeme und Komponenten gibt, arbeiten wir mit den Ingenieuren von Embraer Hand in Hand“, erklärt Silva. Bislang größte berufliche Herausforderung Bevor Thiago Silva an die wichtige Schnittstelle zum Kunden Embraer wechselte, hatte er vier Jahre lang in der Produktion der Liebherr Aerospace Brasil Ltda. in Guaratinguetá gearbeitet. Dort lernte der Motorentechniker die gesamte Produktpalette kennen und sammelte viele praktische Erfahrungen, die ihm in seinem heutigen Tätigkeitsfeld zugutekommen. Dennoch bezeichnet Silva seinen Job als Servicetechniker vor Ort bei Embraer als seine bislang größte berufliche Herausforderung – weniger wegen der Technologien, die hat er aufgrund seines handwerklichen Geschicks im Griff. Auch die tägliche Fahrt ins 90 km entfernte São José dos Campos ist für ihn kein Problem. Was ihn wirklich fordert: Die Techniker im Support müssen Englisch sprechen. Und das hatte Silva vor seiner Zeit bei Liebherr-Aerospace nicht gelernt. Das Unternehmen gab ihm die Chance, die Fremdsprache zu lernen und sich weiterzuentwickeln. „In den letzten Jahren habe ich enorm viel gelernt. Und noch immer bringt jeder Tag neue Herausforderungen, denen ich mich gern stelle. Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich bin stolz darauf, Teil der Liebherr-Familie zu sein.“ Aerospace 2015 17 Technologie „More Electric Aircraft“: Flugzeug unter Strom In den Flugzeugen der nächsten Generation haben elektrische Systeme einen hohen Stellenwert: Sie sollen die derzeit eingesetzten hydraulischen Systeme ablösen. Das Ziel sind leichtere, effizientere und wartungsärmere Flugzeuge – für einen kostengünstigen und umweltfreundlichen Luftverkehr. LiebherrAerospace arbeitet mit Hochdruck daran, mit zuverlässigen und hocheffizienten elektrischen Systemen das „More Electric Aircraft“ an den Start zu bringen. „Unser Ziel ist es, für die Energieerzeugung und -verteilung an Bord eines Flugzeugs neue Systemarchitekturen zu finden und Bordsysteme zu entwickeln, die möglichst wenig Energie verbrauchen“, sagt Jan Uhlig, Bereichsleiter Elektronikprodukte der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland). Hydraulische durch elektrische Systeme zu ersetzen, um etwa Fahrwerke, Flugsteuerungsflächen oder Frachttüren zu betätigen, ist bereits heute möglich. Solche elektromechanischen Aktuatoren arbeiten besonders effizient. Denn dank seines Wirkungsgrads wandelt der Elektromotor die elektrische Energie ohne großen Aufwand in mehr als 90 % Wellenleistung um, was mit Elektromechanischer Stellantrieb 18 Aerospace 2015 keiner anderen Maschine gelingt. Darüber hinaus benötigen elektrische Systeme immer nur dann Energie, wenn sie betätigt werden. Stellschrauben für mehr Effizienz Damit sich der Vorteil der höheren Effizienz wirklich nutzen lässt, müssen auch Kosten, Gewicht und Zuverlässigkeit der elektrischen Systeme optimiert werden. Entsprechend hat man sich bei Liebherr viel vorgenommen: Gewicht, Volumen und Kosten sollen sich – gemessen an den heutigen Größen – jeweils halbieren. Außerdem stellen die Ingenieure hohe Ansprüche an die Stabilität der Systeme. Ihr Ziel ist, die „meantime between failure“, also die gemittelte Zeitspanne zwischen zwei möglichen Ausfällen, zu verdoppeln. Technologie Auch beim Wirkungsgrad des Elektromotors und der Leistungselektronik gibt es ebenfalls noch – wenn auch wenig – Luft nach oben. Eine stärkere Modularisierung, die es nach dem Baukastenprinzip ermöglicht, einzelne Komponenten für viele Flugzeugmodelle nutzbar zu machen, soll helfen, die Entwicklungszeit auf die Hälfte zu verkürzen. „Was erhöhte Zuverlässigkeit und eine Verbesserung des Wirkungsgrads anbelangt, sind wir auf einem sehr guten Weg“, sagt Jan Uhlig. Im direkten Kostenvergleich verlieren derzeit allerdings die elektromechanischen Aktuatoren noch gegen die hydraulischen: Ähnlich wie der Verbrennungsmotor im Auto wurde die Hydraulik für Flugzeuge über Jahrzehnte optimiert, die elektrischen Systeme stecken dagegen noch in den Kinderschuhen und erzeugen hohe Entwicklungsaufwände. „Um die Kosten zu senken, muss der Markt stärker durchdrungen werden“, erklärt Uhlig. „Bislang werden vor allem kleinere Flugzeuge oder Hubschrauber mit elektromechanischen Aktuatoren ausgestattet.“ Dass teilweise, also zum Beispiel beim Betätigen der Spoiler an den Flügeln oder für das Öffnen und Schließen der Frachttüren, mit elektrischen Komponenten gearbeitet wird, ist ein Anfang, hat aber auch Nachteile: Während das hydraulische System nach wie vor an Bord ist, gibt es zugleich mehr elektrische Verbraucher. Die Hybridlösung in den Flugzeugen erfordert also eine leistungsfähigere Stromversorgung. Auf diese Weise sorgt die doppelte Ausstattung zunächst für mehr Gewicht und einen höheren Wartungsaufwand. zu erkennen, sie zu nutzen oder zu eliminieren. Deswegen arbeiten die Ingenieure bei Liebherr immer mit Blick auf die Interaktion der einzelnen Teilsysteme: Zum elektrischen Antriebssystem gehören die Leistungselektronik und die Software, die sie steuert, der Elektromotor und die Mechanik, die aus der Drehbewegung des Elektromotors eine Bewegung zur Betätigung eines Aktuators macht. Das alles muss reibungslos ineinandergreifen, soll die Optimierung auf Systemebene laufen und nicht nur auf Ebene der Bauteile. So kann zwar beispielsweise eine Änderung ein paar Gramm mehr Gewicht am Motor zur Folge haben, dafür wird aber die Leistungselektronik entscheidend leichter. „Das macht das Thema für uns als Systemlieferant so interessant: Es zielt nicht nur auf die Effizienz der einzelnen Komponenten wie Elektromotor oder Leistungselektronik, sondern auf die Optimierung des gesamten elektrischen Antriebssystems“, sagt Jan Uhlig. Detailansichten und Gesamtüberblick sichern den Erfolg Für die Optimierung einzelner Systemkomponenten setzen die Spezialisten von Liebherr an unterschiedlichen Stellen an. Aktuell arbeiten Uhlig und seine Kollegen an einem „Power Core Module“, der Schaltzentrale für die Leistungselektronik eines Elektromotors. Um deren Gewicht zu reduzieren, werden die elektrischen Bauelemente kontinuierlich leichter gemacht. Doch nur die Hälfte des Gewichts steckt in der eigentlichen Elektronik, die anderen 50 % verbergen sich im Gehäuse, das vor Vibrationen und Umwelteinflüssen schützt. Deswegen experimentieren die Ingenieure mit Karbonfasern und anderen alternativen Materialien, um das Power Core Module mit einer möglichst leichten und dennoch robusten Hülle zu versehen. Längst geht das strategische Ziel in puncto „More Electric Aircraft“ über die stetige Verbesserung einzelner Komponenten hinaus. Die große Herausforderung ist, ihre Abhängigkeiten Jan Uhlig, Bereichsleiter Elektronikprodukte bei der LiebherrAerospace Lindenberg GmbH, und sein Team arbeiten an elektrischen Systemen für die Flugzeuge der nächsten Generation. Aerospace 2015 19 Technologie Der „Liquid-Skin“-Wärmetauscher im Flugtest Ingenieure von Liebherr-Aerospace, Airbus und dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) haben sich im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms „Clean Sky“ zusammengeschlossen, um an Lösungen zu arbeiten, die der deutlich zunehmenden thermischen Belastung und Wärmedichte in Flugzeugen entgegenwirken. Die Idee: Die Wärme über einen von Liebherr-Aerospace entwickelten „Liquid-Skin“-Wärmetauscher mithilfe von flüssigen Kühlmitteln abzuführen. Um die thermische Belastung im Flugzeug simulieren und den Wärmetauscher mit Kühlflüssigkeit versorgen zu können, entwickelten die Liebherr-Experten für Luftmanagementsysteme einen Kühlflüssigkeitskreislauf. Sowohl der LiquidSkin-Wärmetauscher als auch der Kühlmittelkreislauf arbeiten völlig unabhängig von den anderen Systemen im Flugzeug. Für einen Praxistest wurden beide Elemente in ein vom DLR zur Verfügung gestelltes Testflugzeug des Typs A320 eingebaut. Ergebnisse bestätigen Berechnungen Beim Einpassen des WärmetauscherPrototyps aus Aluminium in das Testflugzeug galt es, eine Vielzahl an Parametern, wie zum Beispiel die Kompatibilität zu Schnittstellen und vorhandenen Strukturen sowie die Flugsicherheit, zu berücksichtigen. Als bestmögliche Position identifizierten die Ingenieure ein Element der – auch als Außenhaut bezeichneten – Flugzeugverkleidung am Flugzeugbauch. Daher hat der LiquidSkin-Wärmetauscher schließlich seinen Namen. Beim Flugtest im September 2014 ging es darum, den Liquid-Skin- 20 Aerospace 2015 Der innovative Wärmetauscher wurde an Bord der A320 des DLR getestet. Wärmetauscher unter den verschiedenen realen aero- und thermodynamischen Bedingungen zu testen, die sich etwa durch Flughöhe und Geschwindigkeit ergeben. Die Testergebnisse bestätigten dabei die im Voraus berechneten Leistungen. Derzeit arbeiten die Experten von Airbus, dem DLR und Liebherr-Aerospace am Verfahrensbericht der Flugerprobung. Mithilfe der Daten aus den Testflügen können sie verdeutlichen, wie sich der Liquid-Skin-Wärmetauscher weiter verbessern lässt. Der Prototyp selbst wird in einem Prüfstand zur Optimierung der elektrischen und thermischen Steuerung eingesetzt. Darüber hinaus arbeitet Liebherr-Aerospace daran, den Produktionsprozess zu verbessern, um eine Serienfertigung des Wärmetau schers zu ermöglichen, und mithilfe von Verbundwerkstoffen das Gewicht des Systems zu reduzieren. Der von Liebherr-Aerospace entwickelte Liquid-Skin-Wärmetauscher absolvierte im September 2014 zwei Testflüge mit einer Dauer von jeweils fünf Stunden. Die maximale Flughöhe des als Testflugzeugs des DLR betrug dabei rund 11.900 m. Der Praxistest wurde im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms „Clean Sky“ durchgeführt. Partner von Liebherr waren dabei Airbus und der DLR, die für die Integration des Prototyps an Bord sowie für das Monitoring und die Evaluation der Daten aus dem Flugtest verantwortlich waren. Technologie Guillaume Galzin, Spezialist Luftmanagementsysteme Was bewegt... Guillaume Galzin Wie erklären Sie Ihren Freunden, was Sie machen? Das ist nicht so schwierig, wie man zunächst denken mag. Ich arbeite im Bereich Forschung und Technologieentwicklung an elektrischen Luftmanagementsystemen für die nächste Flugzeuggeneration, die Generation des „More Electrical Aircraft“. Wir entwickeln neue Architekturen und Lösungen zur Steuerung und spezifizieren neue Produkte, um den Energieverbrauch zu optimieren und den Treibstoffbedarf zu senken. Ich selbst bin Projektmanager und Systemarchitekt im Bereich GETI – das steht für „Gestion dynamique de l’énergie électrique et thermique“, also für das dynamische Management von elektrischer und thermischer Energie. Wo sehen Sie in Ihrem Bereich aktuell oder in näherer Zukunft die größte Herausforderung? Zunächst müssen Studien zu Flugzeugarchitekturen durchgeführt werden, um die Schlüsseltechnologien zu identifizieren, die für die nächste Flugzeuggeneration entwickelt werden müssen. Das betrifft insbesondere die elektrische Energieumwandlung, Kühlsysteme und die Qualität der Kabinenluft. Darüber hinaus ist geplant, für das europäische Projekt „Clean Sky“ in den nächsten Monaten Demonstratoren elektrischer Klimaanlagen in der A320 und der ATR72 im Flug zu testen. Das sind wichtige Meilensteine, die die Reife der elektrischen Technologie nachweisen. Waren Flugzeuge schon immer Ihre Leidenschaft? Ich interessiere mich schon seit langem für die Fliegerei. Früher habe ich zum Beispiel leidenschaftlich gern funkgesteuerte Segelflugzeugmodelle gebaut und sie dann auf Wanderungen in den Bergen fliegen lassen. Was ist für Sie das Besondere an Ihrer Arbeit, was motiviert Sie? Der systemorientierte Ansatz ermöglicht es mir, mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie der Leistungsberechnung, der Sicherheitsanalyse oder dem Produktdesign zusammenzuarbeiten. Unser gemeinsames Ziel ist es, die beste Lösung für das Flugzeug zu finden. Was mich außerdem anspornt, ist, dass wir in Tests validieren können, was wir vorher entworfen haben, und auf diese Weise alle Entwicklungsphasen verfolgen. Nicht zuletzt bietet das Entwickeln neuer Technologien für Flugzeuge der Zukunft natürlich ein sehr motivierendes Umfeld. Häufig entstehen Innovationsquellen dort, wo sich unterschiedliche technische Bereiche, zum Beispiel Thermik und Elektrik, überschneiden. Darum können wir nicht anders, als im Team zusammenzuarbeiten! Immer mehr elektrische Systeme halten Einzug im Flugzeug. Was ist dabei aus Ihrer Sicht die größte Errungenschaft? Elektrische Systeme sind flexibler und erlauben es, den Energieverbrauch entsprechend des Einsatzprofils des Flugzeugs zu optimieren. Sie ermöglichen zudem eine effiziente Überwachung und ein hohes Rekonfigurationspotenzial, das die Sicherheit und Verfügbarkeit des Flugzeugs sicherstellt. Guillaume Galzin treibt bei Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich), die Entwicklung elektrischer Luftmanagementsysteme voran. Aerospace 2015 21 Standorte Die Getriebespezialisten am Bodensee Leistungsstarke Getriebe und Komponenten für Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme, die in Hubschraubern und Flugzeugen zum Einsatz kommen, sind die Kernkompetenz der deutschen Produktionsstätte von Liebherr-Aerospace in Friedrichshafen. Der Standort am Bodensee gehört seit 1999 zur Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, die ihren Sitz im nahe gelegenen Lindenberg hat. An diesem wohl traditionsreichsten Ort der deutschen Luftfahrt – der Geburststätte des Zeppelins – begann das Unternehmen mit der Fertigung von Kegelradgetrieben und Präzisionszahnrädern sowie mit der Entwicklung von Hubschraubergetrieben. Welche Bedeutung die Fertigungsstätte in Friedrichshafen für Liebherr-Aerospace hat, zeigt das Engagement des Systemlieferanten: In den vergangenen 26 Jahren wurden über 50 Mio. Euro 22 Aerospace 2015 in das Werk, dessen Maschinen und Einrichtung investiert. Allein in den ersten beiden Jahren wurden zusätzlich zu den ursprünglich 130 Beschäftigten weitere 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Inzwischen sind mehr als 350 Frauen und Männer in den Bereichen Produktion, Arbeitsplanung, Qualitätssicherung, Entwicklung und Technik tätig. Sie alle arbeiten an einer Vielzahl von Systemen und Komponenten für Programme von Flugzeugherstellern aus aller Welt, etwa am Hochauftriebssystem des Airbus A330, am Getriebe für das Hilfstriebwerk des Hubschraubers NH90, an den Lande klappen-Betätigungssystemen der Embraer E-Jet-Familie, an den Zahnrädern für die Getriebe des Hubschraubers H135 und an den Heckrotorgetrieben der Helikopter H145 und H160 – um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei arbeitet die Fertigungsstätte sehr eng mit dem Werk in Lindenberg zusammen, vor allem wenn es um Arbeitsprozesse im Bereich der Verzahnungstechnik geht. Wird am Standort Lindenberg die Produktion der neuen Programme hochgefahren, dann sind – zumindest, wenn es um Flugsteuerungen geht – die Kollegen in Friedrichshafen genauso gefordert. Daneben ist das Werk, das über eine Produktionsfläche von rund 6.000 m² verfügt, auch Direktlieferant für Airbus Helicopters, für die ZF Luftfahrttechnik und für Rolls-Royce Deutschland. Das ist dadurch möglich, dass der Standort Friedrichshafen über alle Kerntechnologien verfügt und viele seiner Produkte – vom kleinsten Zahnrad bis hin zu kompletten Getrieben – komplett selbst fertigen kann. Standorte Eine Herkulesaufgabe Arbeitsintensiv – so lassen sich die nächsten Jahre bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland), charakterisieren. Der Grund: Zusätzlich zu den zahlreichen bestehenden Programmen wird nun Schritt für Schritt die Produktion der neuen Fahrwerks- und Flugsteuerungsprogramme nach oben gefahren. Eine große Herausforderung, für die Fertigung ebenso wie für die Entwicklung. Aber auch für das gesamte Unternehmen ist der Produktionshochlauf eine Herkulesaufgabe, denn er ist zeitgleich mit dem umfangreichen Ausbau des Standorts zu bewältigen. Die Planungen starteten sehr früh, schon als der Systemlieferant Aufträge für neue Flugzeugprogramme, deren Hochlauf nun begonnen hat, in Aussicht hatte. 2011 fiel die Entscheidung, das Werk zu erweitern, mit dem Ziel, die Fertigungskapazitäten langfristig zu erhöhen und der steigenden Nachfrage der Kunden gerecht zu werden. In Lindenberg ist man guter Dinge: Der Ausbau schreitet planmäßig voran, so dass das für die Werkserweiterung verantwortliche Team der Hochlaufphase stets einen Schritt voraus ist. Außerdem werden die innerbetrieblichen Abläufe kontinuierlich optimiert, um zu gewährleisten, dass die einzelnen Arbeitsprozesse reibungslos ablaufen. So sind beispielweise in der neuen Montagehalle nun die Wege so breit, dass alle Großbauteile problemlos transportiert werden können. Von A wie Airbus und AgustaWestland über B wie Bombardier und Boeing bis hin zu S wie Sukhoi: Die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH liefert ihre Systeme und Komponenten an Flugzeughersteller rund um den Globus. Zum Portfolio gehören neben den Fahrwerken auch Flugsteuerungsund Betätigungssysteme für Flugzeuge aller Art. Einige Produkte, zum Beispiel das Hochauftriebssystem für den Airbus A320, werden seit mehr als 20 Jahren gefertigt, das Fahrwerkssystem für die Embraer E170 und E190 seit über zehn Jahren. Neu hinzugekommen und jetzt sozusagen in ihren Startboxen stehen unter anderem die Fahrwerke für die A350 von Airbus, COMACs C919 und die CSeries von Bombardier sowie das Hochauftriebssystem für den E2 von Embraer. Das 4,5 m hohe Bugfahrwerk der A350, das aus rund 2.500 Einzelteilen besteht, war eines der neuen Programme, das in der Fertigung im Lindenberger Werk anlief. Es ist bislang das größte Fahrwerk, das dort gefertigt wird. Auch im Bereich der Flugsteuerungen geht es voran: Für den neuen E2 von Embraer wurden bereits die ersten Systeme produziert. Diese befinden sich zurzeit in ihrer Test- und Qualifikationsphase. Und nicht nur für diese beiden genannten Programme laufen die Maschinen rund um die Uhr. Der nächste anstehende Produktionshochlauf ist der für das Fahrwerkssystem der C919. Hier arbeiten die Beschäftigten in Lindenberg unter Hochdruck daran, die Teile, die jetzt aus der Entwicklung kommen, zu fertigen und zu montieren. Denn die erste Lieferung an den Kunden COMAC in China ist für den Sommer 2015 geplant. Am Standort Lindenberg hat der Hochlauf in der Produktion von Fahrwerken begonnen. Aerospace 2015 23 Standorte Zukunftssicher: Die Infrastruktur am Standort Lindenberg Kontinuierlich und gemäß Zeitplan gehen die Arbeiten rund um die Erweiterung des Standorts von Liebherr-Aerospace im süddeutschen Lindenberg voran. Die Zahlen des Projekts sprechen für sich: eine schrittweise Vergrößerung der Werksfläche von ursprünglich 127.000 m² auf rund 160.000 m² im Jahr 2018. Die Produktionsfläche, die im Rahmen der ersten Baumaßnahmen bereits um 10.000 m² erweitert wurde und nun 65.000 m² beträgt, wird schließlich 75.000 m² umfassen. Flächen zu erschließen und neue Gebäude zu erstellen, ist das eine. Das andere ist, diese Expansion zu strukturieren. Um hier auch nicht den kleinsten Aspekt dem Zufall zu überlassen, hat die Abteilung Werksplanung und Infrastruktur der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH verschiedene Versionen der Erweiterung simuliert und bewertet. Eine wichtige Voraussetzung: Der laufende Betrieb darf durch die Arbeiten nicht beeinträchtigt werden. Montagelinien zu optimieren. Das Vorhaben gelang termingenau, sodass die Infrastuktur nun optimal auf die anstehenden Hochläufe in der Fertigung von Flugsteuerungs- und Betätigungssystemen sowie Fahrwerken ausgerichtet ist. Bereits Ende des Jahres 2013 wurden die ersten Gebäude fertiggestellt: Eine der beiden Hallen beherbergt inzwischen den Bereich Logistik und die Montage von Flugsteuerungssystemen. In der anderen Halle sind die Fahrwerksmontage und die Werksfeuerwehr untergebracht. Die Umsiedelung der Montageplätze von den alten Räumlichkeiten in die neuen war eine große Herausforderung: Die Produktion musste weiterlaufen, doch gleichzeitig wollte das Unternehmen die Chance nutzen, im Zuge des Ab- und Aufbaus die einzelnen Damit ist das Wachstumsprojekt der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH noch nicht abgeschlossen. Bis zum Sommer 2015 wird das neue Parkhaus fertiggestellt, das Raum für über 1.400 Pkw bieten wird. Zudem werden die alten Werkshallen saniert und umgebaut, sodass sie in Zukunft ebenfalls für die Fertigung genutzt werden können. Und nicht zuletzt wird der Bereich Oberflächenbehandlung ausgebaut. Selbstverständlich alles mit geringstmöglichen Auswirkungen auf die laufende Produktion. Ein neues Konzept entwickelten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Werksplanung und Infrastruktur auch für die Logistik. Mit Blick auf die wachsenden Auftragsvolumina und die steigenden Kundenanforderungen an die Lieferzeiten können nun in dem neuen Kleinteilelager, das Platz für bis zu 45.000 Behälter bietet, rund 1.230 Behälter pro Stunde über vier Regalbediengeräte vollautomatisiert ein- und ausgelagert werden. Im benachbarten Lager für Großteile, das Kapazitäten für 7.000 Europaletten bereitstellt, können rund 230 Paletten pro Stunde durch drei Regalbediengeräte bewegt werden. Der neue Montagebereich für Flugsteuerungssysteme bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH 24 Aerospace 2015 Standorte Logistisch bestens gerüstet Mitte September 2014 war es so weit und das neue Logistikzentrum der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS konnte feierlich eröffnet werden. Für diese Erweiterung der Infrastruktur am Standort Toulouse gab es zwei wesentliche Gründe – das Wachstum der Märkte und die steigenden Kundenerwartungen an die Leistungsfähigkeit des Systemlieferanten. ebäude, das eine Fläche von G 6.300 m² bietet. Es beherbergt alle Funktionen der Lieferkette, vom Wareneingang und der Wareneingangskontrolle über die Lagerhaltung bis hin zur Warenausgangskontrolle und dem Versand. Auch die Büros des Einkaufs, der Lieferantenqualitätssicherung und weitere logistische Supportfunktionen sind in dem Neubau untergebracht. Insgesamt rund 11,5 Mio. Euro investierte das Unternehmen in das Dank modernster Technologien können über das Logistikzentrum jährlich Beim Bau des Gebäudes spielte auch das Thema Umweltverträglichkeit eine Rolle. So wurden beispielsweise spezielle Werkstoffe zur Wärmedämmung eingesetzt und für das Aufheizen des täglichen Wasserbedarfs greift das Unternehmen auf Solarenergie zurück. die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS auf zukünftige Anforderungen in der Fertigung vor. Dabei hatte das Unternehmen allerdings nicht allein künftige Aufträge im Blick – auch Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit spielten eine wichtige Rolle. So ermöglicht die neue Technik zum einen, den Verbrauch von Leitungswasser um 70 % zu senken. Bei den Waschgängen werden zudem keine Lösungsmittel mehr eingesetzt, sondern Reinigungsmittel. Zum anderen ist die Anlage mit einer innovativen Wasseraufbereitungsanlage verbunden, die im Keller des Produktionsgebäudes untergebracht ist. Mit der neuen Oberflächenbehandlungsanlage belegt Liebherr, dass das Unternehmen die Verpflichtung, seine Umweltbilanz zu verbessern, ernst nimmt. rund 130.000 Komponenten und mehrere Hunderttausend Ersatzteile abgefertigt werden. Dabei sind Qualität, Rückverfolgbarkeit und Lieferpünktlichkeit entscheidend. Die Umwelt im Blick Als Lieferant technisch höchst anspruchsvoller Systeme investiert Liebherr-Aerospace nicht nur kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, sondern auch in Produktionstechnik. Am Standort Toulouse (Frankreich) wurde daher eine neue, hochmoderne Anlage zur Oberflächenbehandlung eingerichtet. Mit dieser technischen Aufrüstung bereitet sich Aerospace 2015 25 Kundendienst Liebherr-Aerospace erweitert Serviceangebot in Dubai und Shanghai Flugzeuge gehören in die Luft und sollen nicht am Boden stehen: Die schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Komponenten und Werkzeugen ist daher eine der zentralen Herausforderungen bei der Betreuung von Fluggesellschaften. Mit dem Ziel, sein Angebot im Bereich Kundendienst weiter auszubauen und Flugzeugbetreiber noch besser unterstützen zu können, hat Liebherr-Aerospace sein Servicenetzwerk um ein Logistikzentrum in Dubai (VAE) und einen Wartungsbetrieb in Shanghai (China) erweitert. Bei sonnigen 24 °C feierte LiebherrAerospace am 3. Februar 2015 die Eröffnung des neuen Logistikzentrums auf dem Gelände von Liebherr Middle East FZE in der Jebel Ali Free Zone V.l.n.r.: D. Seksaoui (General Manager LiebherrAerospace Dubai), R. Russier (Senior Manager Material Management, Qatar Airways), C. Thoyer-Rozat (Executive Vice President Customer Service, Liebherr-Aerospace & Transportation SAS), A. Osman (Senior Vice President Material Management, Emirates Airlines), M. Al Sirhan (Vice President Engineering Technical Service, Emirates Airlines), und D. Granger (CEO OEMServices) bei der Eröffnung in Dubai. 26 Aerospace 2015 Kundendienst in Dubai. Auf insgesamt 1.000 m² finden Lagerflächen, ein Bereich für Annahme und Auslieferungen sowie Büros für die Verwaltung von Einzelteilen und Austauschgeräten ihren Platz. Die Lagerung und Logistik am Standort Dubai leitet OEMServices. Dieses Unternehmen wurde von den vier Zulieferern Diehl Aerospace, Liebherr-Aerospace, Thales Avionics und Zodiac Aerospace gemeinsam gegründet, um Flugzeugbetreiber mit Komponenten zu versorgen. Der Nahe Osten gehört zu den Regionen mit besonders stark wachsenden Fluggesellschaften. Grund genug daher für Liebherr-Aerospace, mit dem neuen Logistikzentrum langfristig einen Punkt auf der Service-Landkarte vor Ort zu markieren. Schneller Service aus Shanghai Nur wenige Wochen zuvor, im November 2014, hatte in Shanghai der neue Wartungsbetrieb Liebherr-Aerospace China seine Aktivitäten aufgenommen. Der ganz in der Nähe des Shanghai Pudong Airport gelegene Service standort bietet Fluggesellschaften auf dem chinesischen Festland nicht nur Wartungsleistungen, sondern versorgt sie auch mit Komponenten in OEM-Qualität. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Liebherr-Aerospace China waren vor Ort rekrutiert worden und anschließend für Schulungen zu Besuch in den OEM-Produktionsstätten Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich), und Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland). Zertifiziert: Der Regionaljet ARJ21 mit Liebherr-Technologie an Bord Anfang des Jahres hat die chinesische Luftfahrtbehörde Civil Aviation Administration of China (CAAC) den Regionaljet ARJ21 des chinesischen Flugzeugherstellers COMAC zertifiziert. Diese Bescheinigung ist auch ein Beleg für die Qualität der Arbeit von LiebherrAerospace, denn der Systemlieferant ist für einige der im Flugzeug verbauten Komponenten und Systeme verantwortlich. über den gesamten Lebenszyklus der ARJ21 hinweg. Außerdem bietet Liebherr-Aerospace den Airlines auch Schulungen für Mitarbeiter im Bereich Wartung an. Das integrierte Luftmanagementsystem und die Hochbzw. Niederdruckleitungen liefert die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, das in Toulouse (Frankreich) ansässige Kompetenzzentrum für Luftmanagementsysteme der Firmengruppe Liebherr. Das Fahrwerkssystem einschließlich Bremssystem, Räder und Reifen wurde von den Spezialisten der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH entwickelt. Das Kompetenzzentrum für Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme sowie Fahrwerkssysteme mit Sitz im süddeutschen Lindenberg stellt diese Produkte auch her. Service für Flugzeughersteller und -betreiber Der Regionaljet ARJ21 wird künftig Passagiere für Chengdu Airlines und andere chinesische Fluggesellschaften transportieren. Über den im Jahr 2014 eröffneten Wartungsbetrieb in Shanghai wird Liebherr-Aerospace sowohl den Flugzeugproduzenten COMAC als auch die Betreibergesellschaften mit Material versorgen und mit verschiedenen Servicelösungen unterstützen. Dazu gehört auch der technische Support für die im Flugzeug verbauten Liebherr-Systeme und -Komponenten © COMAC Aerospace 2015 27 Kundendienst Airbus 350 XWB fliegt mit Technik von Liebherr-Aerospace Im Dezember 2014 war es so weit: Das erste Langstreckenflugzeug des Typs Airbus A350 XWB wurde an die Fluggesellschaft Qatar Airways mit Sitz in Doha im Emirat Katar ausgeliefert. Einen Monat später nahm die zweistrahlige Großraummaschine ihren Dienst auf. Mit an Bord ist ein breites Spektrum an Komponenten und Systemen von Liebherr-Aerospace: das Bugfahrwerk, das Betätigungssystem der Vorflügelklappen und verschiedene Schlüsselelemente der Landeklappen. Entwickelt und produziert wurden alle diese Geräte von Spezialisten der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. Die Systeme und Komponenten weisen den neuesten Stand der Technik für die nächste Generation von Langstreckenflugzeugen auf: Leichtbaumaterialien und -beschichtungen sowie die hohe Integration von Leistungselektronik mit Präzisionsmechanik und Hochdruck hydraulik. Während des Projekts konnten die Ingenieure von Liebherr-Aerospace auf die umfassende Erfahrung zurückgreifen, die das Unternehmen durch seine Beteiligung an allen Airbus-Programmen gesammelt hat. Darüber hinaus bietet der Systemlieferant Support für seine im Airbus A350 XWB verbauten Komponenten und Systeme über den gesamten Lebenszyklus der Maschine hinweg. Für die Unterstützung des Flugzeugherstellers Airbus und der Betreiber stehen an mehreren Standorten weltweit Kundendienstmitarbeiter von Liebherr-Aero space bereit. Sie sorgen dafür, dass Material, Servicelösungen und technischer Support jederzeit zur Verfügung stehen. © Airbus GoJet Airlines verlängert Vertrag Die Fluggesellschaft GoJet Airlines hat ihren Wartungsvertrag mit Liebherr-Aerospace für Komponenten der integrierten Luftmanagementsysteme an Bord ihrer Bombardier-Regionaljets CRJ700 und CRJ900 um fünf Jahre verlängert. Die US-amerikanische Airline mit Sitz in Bridgeton, Missouri, und der Systemlieferant arbeiten bereits seit dem Jahr 2005 zusammen. „Wir freuen uns, dass GoJet den Service zu schätzen weiß, den Liebherr-Aerospace in den vergangenen zehn Jahren für die Flugzeuge geleistet hat“, erklärte Alex Vlielander, Präsident der in Michigan (USA) ansässigen Liebherr Aerospace Saline, Inc. „Besonders wichtig ist für uns natürlich, dass die Fluggesellschaft sich dazu entschlossen hat, ihren Vertrag mit uns zu verlängern.“ 28 Aerospace 2015 Die Reparaturarbeiten werden Servicetechniker der Liebherr Aerospace Saline, Inc. sowie der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS übernehmen. Das Unternehmen mit Sitz im französischen Toulouse stellt die Luftmanagementsysteme für die CRJ700 und CRJ900 her. Neben umfangreichen Leistungs- und Support-Garantien stellt der Vertrag auch den Zugang zu einem Bestand an Komponenten sicher, die im täglichen Betrieb der Fluggesellschaft benötigt und nach dem Rotationsprinzip regelmäßig gewartet und bereitgestellt werden. Kundendienst E-Jet-Fahrwerke zur Überholung in Lindenberg und Saline Zwei Fluggesellschaften, eine Aufgabe: Sowohl Estonian Air als auch TAME Línea Aérea del Ecuador haben Liebherr-Aersospace mit der Überholung der Fahrwerke ihrer Embraer E-Jets beauftragt. Die estnische Fluggesellschaft Estonian Air verfügt aktuell über vier Embraer E170-Maschinen, die nach den Vorgaben des Maintenance Review Board nach 30.000 Zyklen oder 12 Jahren überholt werden müssen. Bei den Flugzeugen der Embraer-Baureihe E190, die bei der ecuadorianische Fluggesellschaft TAME in Betrieb sind, liegt dieses Intervall bei 20.000 Zyklen oder 10 Jahren. Beide Airlines haben sich für die Instandsetzung der Bug- und Hauptfahrwerkssysteme ihrer E-Jets Unterstützung bei Liebherr-Aerospace geholt. Aus einem guten Grund: Das komplette Fahrwerkssystem inklusive der Bremsanlage für die Jets E170, E175, E190 und E195 wurde von der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland), konstruiert. Bei Kundendienst aktivitäten wie diesen beiden Aufträgen kann Liebherr daher auf seine gesamte Kompetenz als Entwickler setzen. Saline, im US-Bundesstaat Michigan, durch. Damit die Airlines ihre E-Jets trotz der Wartungsarbeiten einsetzen können, stellt Liebherr-Aerospace – als OEM und Systemintegrator – Austauschsysteme zur Verfügung. Mit diesen Fahrwerkssystemen werden die Flugzeuge bis zur nächsten vorgeschriebenen Überholung unterwegs sein. Sobald die Fahrwerke instand gesetzt sind, werden sie im sogenannten Global Access Pool eingelagert. Liebherr-Aerospace stellt diese Systeme künftig auch für andere Kunden zum Austausch bereit, die das Unternehmen mit der Überholung von E-Jet-Fahrwerken beauftragen. Die Arbeiten an den E170- und E190-Fahrwerken werden den Ingenieuren und Technikern von Liebherr-Aerospace wertvolle Einblicke in die Betriebsleistung des Systems geben. Schließlich wird das Unternehmen durch die Aufträge von Estonian Air und TAME sowohl das Engineering für das Fahrwerk als auch die Logistik für die Wartungsarbeiten optimieren können. Das Ziel: Gut gerüstet zu sein für die große Zahl der E-Jet-Überholungen, die in den nächsten Jahren anstehen. Die Fahrwerkssysteme der E170-Jets warten Spezialisten am Standort Lindenberg. Die Arbeiten an den E190-Fahrwerken führt Liebherr-Aerospace hingegen in seinem Servicezentrum in Embraer ehrt „Zulieferer des Jahres“ Liebherr-Aerospace hat das komplette Fahrwerkssystem für die E-Jet-Familie von Embraer nicht nur entwickelt – der Lieferant fertigt die Systeme auch und bietet den Betreibern dieser Flugzeuge umfassenden Kundenservice. Für die außerordentlichen Leistungen hinsichtlich Lieferung, Qualität und Flexibilität zeichnete der brasilianische Flugzeughersteller seinen langjährigen Partner Liebherr-Aerospace nun als „Zulieferer des Jahres“ in der Kategorie „Mechanische Systeme“ aus. © Embraer Aerospace 2015 29 Kundendienst Greg Hoevemeyer, Qualitätsbeauftragter Geprüfte Qualität Als Qualitätsbeauftragter bei der Liebherr Aerospace Saline, Inc. im US-Bundesstaat Michigan achten Sie mit Ihrem Team darauf, dass Reparaturen und Instandhaltungen gemäß höchsten Qualitätsstandards durchgeführt werden … … und dass alle Materialien und Teile die Endkontrolle beanstandungsfrei durchlaufen. Das mag zunächst einmal unspektakulär klingen, ist aber ein ganz zentraler Bestandteil unseres Kundendienstverständnisses. Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren jeder Fluggesellschaft gehört nun mal die Instandhaltung ihrer Flugzeuge. Nur eine Flotte in technisch hervorragendem Zustand ermöglicht einen sicheren, pünktlichen und wirtschaftlichen Flugbetrieb. Das bedeutet, dass der Service von Liebherr-Aerospace in puncto Qualität und Leistung höchsten Standards entsprechen muss. Sie als „aviation guy“ müssen das ja wissen … Stimmt. Ich habe mein ganzes Berufsleben in der Luftfahrtbranche gearbeitet. Gleich nach der Highschool war ich vier Jahre lang beim U.S. Marine Corps und habe Flugzeuge gewartet und repariert. Danach besuchte ich die Northrup University und erwarb dort meine Zulassung als staatlich geprüfter Luftfahrtmechaniker. Es folgten Jobs bei drei verschiedenen Fluggesellschaften. Ich bin ganz schön rumgekommen … Was hat Sie zu Liebherr-Aerospace nach Saline geführt? Ich bin in Dundee, dem Nachbarort von Saline, geboren und aufgewachsen. Während meiner Zeit beim Militär habe ich die ganze Welt gesehen. Ich war in Japan, in Korea und auf den Philippinen stationiert. Als ich 2011 vom damaligen Qualitätsmanager der Liebherr Aerospace Saline, Inc. das Angebot erhalten habe, dort als Qualitätsbeauftragter zu arbeiten, habe ich sofort zugesagt. Diese Entscheidung hat mich zurück zu meinen beruflichen Wurzeln und zu meiner Familie in die Heimat geführt. Kann man sagen, dass die Fliegerei nicht nur Ihr Beruf, sondern auch Ihre Leidenschaft ist? Absolut. Ich habe meinen Pilotenschein mit 17 Jahren gemacht und bin noch heute fasziniert, wenn ich ein Flugzeug beim Start oder bei der Landung beobachte. Und ich fühle mich an Bord einer Maschine pudelwohl – vor allem dann, wenn ich weiß, dass Liebherr-Komponenten verbaut sind. Saline hat eine aktive Städtepartnerschaft mit Lindenberg im Allgäu. Hatten Sie schon einmal die Gelegenheit, den Standort von Liebherr-Aerospace in Deutschland zu besuchen? Nein, bisher noch nicht. Aber irgendwann werde ich das sicher tun. Schließlich stammt mein Vater aus Dettingen an der Erms in Baden-Württemberg. Bei der Liebherr Aerospace Saline, Inc. in Saline, Michigan (USA) überprüft Greg Hoevemeyer die Qualität der durchgeführten Instandhaltungsarbeiten. 30 Aerospace 2015 Kundendienst Servicezentrum in Singapur für Engagement ausgezeichnet Bildung ist ein wertvolles Gut und Fachkräfte sind für international tätige Unternehmen wie Liebherr ein zentraler Erfolgsfaktor. Das wissen auch die Verantwortlichen bei LiebherrAerospace Singapore. Das Servicezentrum in Singapur unterstützt deshalb seit April 2012 das Praktikantenprogramm der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät an der Republic Polytechnic, der technischen Hochschule des Inselstaats. Dieses Engagement ehrte der Direktor der Fakultät, Dr. Wang Jianguo, im Januar 2015 mit einer Auszeichnung. Das Programm richtet sich an Studierende der Fachrichtung Luft- und Raumfahrttechnik, die als Teil ihres Curriculums ein fünfmonatiges Praktikum absolvieren müssen, um erste Erfahrungen in der Industrie zu sammeln. Dies soll ihnen nach ihrem Abschluss an der Republic Polytechnic den Berufseinstieg erleichtern. Einblicke in Beruf und Branche Berufsumfeld im Speziellen und die Branche im Allgemeinen. Das Servicezentrum ist neben Liebherr-Aerospace China die zweite Kundendiensteinrichtung des Systemlieferanten im asiatisch-pazifischen Raum. Von Singapur aus bietet Liebherr den in der Region ansässigen Flugzeugbetreibern eine Bandbreite an Kundendienstleistungen für Produkte, die bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH und der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS gefertigt werden: Stell antriebe für Flugsteuerungen, Fahrwerkskomponenten, Klimaanlagen, Kabinendruck-Kontrollsysteme, Zapfluftsysteme sowie zahlreiche andere Systeme und Komponenten werden in der Serviceniederlassung nicht nur repariert und überholt, sondern auch getestet und zertifiziert. Die Dienstleistungen werden dabei an die individuellen Anforderungen und Bedarfe der Kunden angepasst. Darüber hinaus ist Liebherr-Aerospace Singapore auch für den Verkauf, Verleih und Austausch von Geräten zuständig und bietet Schulungen für Servicetechniker an. Bei Liebherr-Aerospace Singapore erhalten die zukünftigen Ingenieure umfassende Einblicke in ihr mögliches späteres Das Team von Liebherr-Aerospace Singapore Aerospace 2015 31 Programmbeteiligungen Airbus Airbus Defence and Space Airbus Helicopters Airbus A300-600 • Betätigungszylinder der oberen Laderaumtür • Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder • Bugfahrwerk • Hochauftriebssystem • Kabinendruckregelsystem • Krüger-Betätigungszylinder • Verriegelungsbetätigungszylinder A400M • Belüftungssteuerung • Flügel-Anti-Eis-Ventile • Flügelspitzenbremse • Frachttorrampen-Betätigungssystem • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Rumpf-Anti-Eis-System • Spoiler-Servosteuerung • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS Komponenten • Triebwerkabzapfluftsystem • Querruder, Höhenruder, Seitenruder-Servosteuerung • Zentrale Antriebseinheit H225 / H225M • Klimatisierungssystem Komponenten • Heizsystem Airbus A310 • Bugfahrwerk • Hochauftriebssystem • Kabinendruckregelsystem • Krüger-Betätigungszylinder Airbus Single Aisle Family ceo/neo • Avionik Kühlsystem • Laderaum-Heizsystem • Hochauftriebssystem • Hochdruck / Energieübertragungseinheit Manifolds • Klimatisierungssystem • Luftkühler • Seitenruder-Servosteuerung • Sicherheitsventil • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS (außer A319CJ) • Triebwerkabzapfluftsystem Airbus Long Range Family ceo/neo • Avionik-Kühlsystem • Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder • Federstrebe • Frachttür-Betätigungszylinder • Hilfstriebwerk-Getriebe (Langstrecke) • Hochauftriebssystem • Klimatisierungssystem • Laderaum-Heizsystem • Luftbefeuchtungssystem Crew-Aufenthaltsräume • Luftkühler • Seitenruder-Servosteuerung (Airbus A340 Enhanced) • Spoiler-Servosteuerung • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS • Triebwerkabzapfluftsystem Airbus A350 XWB • Beweglicher Dämpfer • Bugfahrwerk • Landeklappen Aktives Differentialgetriebe • Strebe mit Kraftmessdose • Vorflügelklappenbetätigung Airbus A380 • Hochauftriebssystem • Laderaum-Heizsystem • Luft- / Hydraulikkühlsystem • Luftversorgungskühlung Reservoir • Pneumatisches Verteilsystem • Spoilerbetätigung • Triebwerkabzapfluftsystem • Zusatzkühlsystem 32 Aerospace 2015 Eurofighter / Typhoon • AMAD-Getriebe • Betätigungszylinder primäre Flugsteuerung – Fly-by-Wire-Technologie • Bremsklappen Betätigungszylinder- Servosteuerung • Bugfahrwerk • Bugfahrwerk Einfahr-Betätigungszylinder • Filterpaketeinheiten • Hauptfahrwerk Seitenstreben • Motorgetriebene Hydraulikpumpe MRTT ARBS • Seiten-/Höhenruder-Steuersystem Cobham Cobham Mission Equipment NH90 • Fly-by-Wire-Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Getriebe Hilfstriebwerk • Klimatisierungssystem Komponenten Tiger • Heckfahrwerk • Klimatisierungssystem • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Heckgetriebe (ZFL) UH-72A Lakota LUH • Hydraulikventilblock / -behälter • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL) Alenia C27-J • MELTEM III-MMI Hilfskühl-System • MELTEM III-MMI Klimatisierungskontrolleinheit M-346 • Bugfahrwerklenkungssystem • Bugfahrwerkssystem • Hauptfahrwerkssystem Antonov Pod • Schlauchtrommel-Antriebssystem AN-74 / AN-140 • Kabinendruckregelsystem Airbus Helicopters AN-148 / AN-158 • Integriertes Luftmanagementsystem AS350 / 355 Ecureuil • Klimatisierungssystem Komponenten • Zahnräder für Hauptgetriebe AN-178 Prototyp • Integriertes Luftmanagementsystem AS365 • Klimatisierungssystem ATR BK117 • Hydraulikaggregat • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL) H120 • Komponenten Klimatisierungssystem H130 • Klimatisierungssystem H135 / H135M • Hydraulikaggregat • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL) H145 • Heckrotorgetriebe • Hydraulikaggregat • Servosteuerung Haupt- und Heckrotor • Zahnräder für Getriebe (ZFL) ATR 42 / 72 • Kabinendruckregelsystem • Anti-Eis-Ventile AgustaWestland AW109 • Klimatisierungssystem AW139 • Fahrwerkssystem • Klimatisierungssystem AW149 • Fahrwerkssystem • Fly-by-Wire Haupt- und Heckrotor-Betätigungszylinder • Klimatisierungssystem AW169 • Klimatisierungssystem H160 • Hauptrotorstellantriebe • Heckrotorgetriebe • Klimatisierungssystem Komponenten AW189 • Fahrwerkssystem • Fly-by-Wire Haupt- und Heckrotor-Betätigungszylinder • Klimatisierungssystem H175 • Klimatisierungssystem Komponenten T129 • Klimatisierungssystem AVIC HAIG Dassault Aviation Hawker Beechcraft AC 312 • Klimatisierungssystem Falcon 50EX / 900 / 2000 / 2000EX • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem 750 / 850XP / 900XP • Kabinendruckregelsystem Boeing B747-8 • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem B767 Tanker • Treibstofftank-Inerting-Ventile B777-200LR • Zusatztank-Druckbeaufschlagungssystem B777X • Flügelenden-Klappsystem Bombardier Aerospace Challenger 300 / 350 • Hoch- und Niederdruckleitungen • Integriertes Luftmanagementsystem • Landeklappenbetätigungssystem CRJ700 / 900 • Integriertes Luftmanagementsystem • Niederdruckleitungen CRJ1000 • Command-by-Wire-Seitenruder Steuerungssystem • Integriertes Luftmanagementsystem • Niederdruckleitungen CSeries • Fahrwerkssystem • Integriertes Luftmanagementsystem Dash8-400 • Kabinendruckregelsystem Global Express • Dämpferstrebe Bugfahrwerk • Integriertes Luftmanagementsystem • Kabinenluftbefeuchtungssystem G5000 • Dämpferstrebe Bugfahrwerk • Integriertes Luftmanagementsystem • Kabinenluftbefeuchtungssystem G6000 / G7000 / G8000 • Integriertes Luftmanagementsystem Learjet85 • Integriertes Luftmanagementsystem • Landeklappenbetätigungssystem COMAC ARJ21 • Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem, Räder und Reifen • Hoch- und Niederdruckleitungen • Integriertes Luftmanagementsystem C919 • Fahrwerkssystem • Hoch- und Niederdruckleitungen • Integriertes Luftmanagementsystem Daher-Socata TBM850/900 • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem Falcon 5X • Luftmanagementsystem • Kabinenluft-Befeuchtungssystem Falcon 7X / 8X • Kabinenluft-Befeuchtungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem Mirage 2000 • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem Rafale • Kabinendruckregelsystem • Klimaanlagen-Komponenten • Triebwerkabzapfluftsystem Embraer ALX • Kabinendruckregelsystem E1 • Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem, Räder und Reifen E2 • Bugfahrwerk-Lenkungsmodul • Hochauftriebssystem • Integriertes Luftmanagementsystem Embraer 135 / 145 / Legacy 650 • Bugfahrwerk • Kabinendruckregelsystem • Landeklappenbetätigungssystem Embraer Lineage • Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem, Räder und Reifen KC-390 • Flügel-Anti-Eis-Ventile • Kabinendruckregelsystem • Klimatisierungssystem • Triebwerkabzapfluftsystem FAdeA IA-63 Pampa III • Fahrwerkkomponenten • Hochauftriebssystem Komponenten • Primäre Flugsteuerungskomponenten • Komponenten für Klimatisierungs-, Heizungsund Ventilationseinheiten IAI Elta • Klimatisierungseinheit G200 • Hochauftriebssystem • Kabinendruckregelsystem Komponenten Korean Aerospace Industries KHP • Kabinendruckregelsystem Komponenten KT-1 • Kabinendruckregelsystem • Triebwerkabzapfluftsystem • Ventilationskontrollsystem Northrop Grumman Litening • Klimatisierungseinheit für POD Rafael Litening • Klimatisierungseinheit für POD RUAG Aerospace Dornier 228 New Generation • Bugfahrwerklenkungssystem • Fahrwerksbetätigungszylinder • Landeklappenbetätigungssystem Snecma Silvercrest • Triebwerkabzapfluftsystem Sukhoi Civil Aircraft Company SuperJet 100 • Fly-by-Wire-Flugsteuerungssystem • Integriertes Luftmanagementsystem • Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS HAL ALH • Heiz- und Belüftungssystem Dornier 228 • Bugfahrwerklenkungssystem • Fahrwerksbetätigungszylinder • Landeklappenbetätigungssystem HJT 36 • Kabinendruckregelsystem Thales Damocles • Klimatisierungseinheit für POD RECO NG • Klimatisierungseinheit für POD MELTEM II • Klimatisierungseinheit Jaguar • Kabinendruckregelsystem LCA • Kabinendruckregelsystem Aerospace 2015 33 Liebherr-Transportation Systems „Kühle“ Batterien in den Stadtbahnen Nanjings Die chinesische Metropole Nanjing gehört mit ihrem subtropischen Klima zusammen mit Wuhan und Chongqing zu den drei sogenannten „Hochöfen am Jangtsekiang“. Bei Durchschnittstemperaturen von 28 °C in den Sommermonaten spielt die Umweltbilanz des Nahverkehrs in der dicht besiedelten Stadt eine wichtige Rolle. Nanjing setzt daher vermehrt auf oberleitungsfreie Straßenbahnen. Die neuen Fahrzeuge, die im Bahnnetz der Stadt eingesetzt werden, rüstet Bombardier mit induktiven Batteriesystemen des Typs PRIMOVE® aus. Dank dieser Systeme können die Stadtbahnen weitgehend ohne elektrische Oberleitung fahren: Die darin verbauten Li-Ionen-Batterien werden während des normalen Betriebs aufgeladen, genauer gesagt, wenn die Fahrzeuge beschleunigen oder an den Haltestellen halten. Für die PRIMOVE®-Antriebe liefert Liebherr-Transportation Systems im Auftrag von Bombardier zuverlässige Kühlsysteme. Sie stellen sicher, dass die Li-Ionen-Batterien unter optimalen thermischen Bedingungen betrieben werden. Das verlängert nicht nur die Lebensdauer der Akkus, sondern erhöht auch deren Effizienz. Neben Bombardier trägt somit auch Liebherr dazu bei, dass sich die Umweltbilanz der Stadt Nanjing wesentlich verbessern wird. Die Kühlsysteme fertigt Liebherr in seinem österreichischen Werk in Korneuburg. Anschließend werden sie zusammen mit den Antriebseinheiten von Bombardier zur Endmontage des Schienenfahrzeugherstellers China South Locomotive and Rolling Stock Corporation Limited nach Puzhen (China) geliefert. CSR setzt auf HVAC-Systeme von Liebherr Der chinesische Zughersteller CSR Sifang Locomotive & Rolling Stock setzt bei der Ausstattung der Fahrgasträume und Fahrerkabinen seiner Züge auf Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme (HVAC-Systeme) der Zhejiang Liebherr Zhongche Transportation Systems Co., Ltd. Das in Zheijang (China) ansässige Joint Venture der Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG und der Guangzhou Zhongche Railway Vehicles Equipment Joint-Stock Co., Ltd. liefert an CSR insgesamt 540 dieser Systeme, die auf Zugdächern installiert werden. Bis Ende 2015 werden damit 28 neue U-Bahnen ausgestattet und ab 2018 nochmals 34 Aerospace 2015 17 Züge, die auf der Metrolinie 6 der Stadt Tianjin verkehren werden. Diese Linie wird die Haltestellen Dabizhuang und Liqizhuang verbinden. Die Zhejang Liebherr Zhongche Transportation Systems Co., Ltd. hat bereits Klimaanlagen für die U-Bahnen in sieben chinesischen Städten geliefert. Der neue Auftrag stärkt die Position des Unternehmens als Lieferant für Klimaanlagen auf dem chinesischen Markt. Liebherr-Transportation Systems Neue Serviceleistung für Splitgeräte Die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) GmbH mit Sitz in Mannheim (Deutschland) hat Liebherr-Transportation Systems mit der Modernisierung von 70 Splitgeräten beauftragt. Mit diesen Systemen sind die Fahrerkabinen der Straßenbahnen vom Fahrzeugtyp GTN 6/8 ausgerüstet, mit denen die Verkehrsgesellschaft ihr Verbundgebiet in der Metropolregion Rhein-Neckar bedient. Ein Splitgerät setzt sich aus einem Luftbehandlungsgerät und einer Klimaanlage zusammen. Neben der Modernisierung umfasst der Auftrag auch eine neue Serviceleistung: die Reinigung der Lüftungskanäle und Aluflex-Rohre. Sämtliche Arbeiten übernehmen die Spezialisten des Liebherr-Werks im österreichischen Korneuburg. Mit dem Vertrag der RNV erweitert Liebherr-Transportation Systems sein Portfolio für den Nachrüstmarkt. Dadurch kann das Unternehmen nun auch anderen Kunden anbieten, beim Überholen und Modernisieren ihrer Klimaanlagen ergänzend die professionelle Kanalreinigung zu übernehmen. Umweltfreundliche Klimasysteme für erste Bauserie des ICE 3 Kaltluftanlagen von Liebherr haben sich bereits viele Jahre in der zweiten Baureihe der ICE-3-Flotte der Deutschen Bahn (DB) bewährt. Ende 2014 hat LiebherrTransportation Systems den Auftrag der DB Fernverkehr AG erhalten, einen Triebzug der ersten ICE-3-Bauserie mit Air-Cycle-Systemen der neuesten Bauart auszurüsten. offenen Kreislauf der Kaltluftanlage wird anschließend die Prozessluft wieder auf Umgebungsdruck verdichtet und nach außen abgegeben. Die Vorteile dieses Klimasystems: Es umfasst nur wenige Komponenten und ist dadurch leicht, einfach und kostengünstig zu warten. Gleichzeitig zeichnet sich die Kaltluftanlage durch geringe Betriebskosten und einen niedrigen Energieverbrauch aus. Für die Entwicklung des Systems arbeiteten die DB-Experten mit den Spezialisten von Liebherr-Transportation Systems eng zusammen – Ende Februar durchlief die gemeinsam konzipierte Anlage erfolgreich die Erstmusterprüfung. Daraufhin lieferte Liebherr fristgerecht im März das erste Kaltluft-Klimasystem für einen achtteiligen Testzug. Von der DB in Nürnberg mit dem neuen System ausgestattet, absolviert der Prototyp eine 12-monatige Erprobungsphase. Im Anschluss daran wird die DB über die Umrüstung von insgesamt 53 ICE-3-Zügen der ersten Bauserie im Rahmen eines für 2016 geplanten Redesign-Programms entscheiden. Mit diesem Auftrag bestätigt die Deutsche Bahn ihr Vertrauen in die Kaltluftanlagen von Liebherr. Sie basieren auf einer absolut umweltfreundlichen Technologie, bei der die Prozessluft aus der Umgebung entnommen wird und mittels einer elektrisch angetriebenen Kühlturbine expandiert. Gleichzeitig senkt sich bei dem dabei entstehenden Unterdruck die Temperatur ab. Mit einem Luft-Luft-Wärmetauscher wird dann die einströmende Zuluft dem Fahrgastraum zugeführt. In dem V.l.n.r.: A. Busemann (Vorstand Produktion, DB Fernverkehr AG) D. Junghans (Managing Director Sales, Marketing and Customer Service) und A. Buhl (Managing Director Research and Technology), beide Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG, bei der Vertragsunterzeichnung während der InnoTrans 2014. Aerospace 2015 35 Liebherr-Transportation Systems Servicenetzwerk vergrößert Am Liebherr-Standort in Saline, Michigan (USA), sind nicht mehr allein Spezialisten für Flugzeugsysteme t ätig, sondern auch Servicetechniker für Produkte aus dem Bereich Schienenverkehrstechnik. Der Grund: Liebherr-Transportation Systems hat dort eine neue Werkstatt eingerichtet und somit sein weltweites S ervicenetzwerk erweitert. In der Werkstatt werden Hydraulikkomponenten für Niveauregulierungssysteme von Schienenfahrzeugen repariert, überholt und getestet. Auf diese Weise können Fahrzeughersteller und -betreiber auf dem nordamerikanischen Kontinent, die vermehrt auf solche hydraulischen Anwendungen setzen, auf ein breites Spektrum an Dienstleistungen zugreifen. Ein weiterer Kundenvorteil: Durch die geografische Nähe redu- Test einer Hydraulikkomponente für ein Niveauregulierungssystem. 36 Aerospace 2015 zieren sich sowohl Transportwege als auch Durchlaufzeiten deutlich. Zurzeit betreuen die Servicetechniker in Saline die Niveauregulierungssysteme für Schienenfahrzeuge der Chicago Transit Authority (CTA) in Chicago im US-Bundesstaat Illinois und des Betreibers Metro in Houston, Texas. Liebherr hat die Kundendienstwerkstatt auf dem Betriebsgelände der Liebherr Aerospace Saline, Inc. eingerichtet. In dieser Serviceniederlassung von Liebherr-Aerospace werden bereits seit 1991 Luftmanagementsysteme, Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme sowie Fahrwerkssysteme für Flugzeuge und Hubschrauber gewartet und repariert. Liebherr-Transportation Systems profitierte von der bestehenden Infrastruktur und richtete sich nach eigenen Anforderungen entsprechend ein. Liebherr-Transportation Systems Ein- und Aussteigen leicht gemacht Nicht nur in Houston, Texas, sondern auch in zwei weiteren USamerikanischen Städten werden Straßenbahnen unterwegs sein, die mit Liebherr-Technologie ausgestattet sind: Der spanische Schienenfahrzeughersteller Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles, S.A. (CAF) hat Liebherr-Transportation Systems mit der Entwicklung und Produktion von Stellantrieben für die Niveauregulierung der neuen Fahrzeuge beauftragt, die in Cincinnati, Ohio, und Kansas City, Missouri, eingesetzt werden. Mit der Niveauregulierungstechnologie lässt sich die Einstiegshöhe der Fahrzeuge exakt an die Höhe des Bahn- steigs anpassen. 48 der hydraulischen Stellantriebe werden in Fahrzeugen ihren Dienst tun, die das neue Straßenbahnnetz der Stadt Cincinnati bedienen. Dieser Vertrag beinhaltet die Option auf weitere 250 Stellantriebe. Darüber hinaus hat der Fahrzeugproduzent CAF 32 Stell antriebe für vier Niederflurfahrzeuge in Auftrag gegeben, die in Kansas City die Fahrgäste an ihr jeweiliges Ziel bringen werden. Liebherr liefert diese Einheiten an das Werk von CAF in Elmira, New York, wo die Endmontage der Fahrzeuge durchgeführt wird. Der Vorteil von Niederflurstraßenbahnen mit Niveauregulierungstechnologie liegt auf der Hand: Passagiere mit eingeschränkter Mobilität oder Fahrgäste, die mit Kinderwa- gen oder Fahrrad unterwegs sind, können so problemlos ein- und aussteigen. Die Zusammenarbeit des Herstellers CAF mit Liebherr-Transportation Systems startete im Jahr 2013 mit hydraulischen Stellantrieben für die Niveauregulierungssysteme der Stadtbahnen in Houston, Texas. Die neuen Aufträge für die Straßenbahnen in Cincinnati und Kansas City sind auf die positiven Erfahrungen zurückzuführen, die CAF mit der Technologie von Liebherr seither gemacht hat. Sie stärken zugleich die Position des Systemlieferanten als führender Hersteller von hydraulischen Stellantrieben zur Niveauregulierung auf dem nordamerikanischen Markt. Gründlich geprüft Die Klimageräte der 27 Niederflurstraßenbahnen, die im Netz der französischen Stadt Rouen im Einsatz sind, auf Herz und Nieren zu prüfen – das ist der Auftrag des Betreibers Transdev an LiebherrTransportation Systems. Die in Issy-les-Moulineaux bei Paris ansässige Transdev S.A. betreibt die Fahrzeuge des Astuce-Verkehrsverbundnetzes der Metropol-Region Rouen über ihre lokale Tochtergesellschaft Transports en Commun de l’Agglomération de Rouen (TCAR) und ist auch für deren Instandhaltung verantwortlich. Der Auftrag des Betreibers unterstreicht die Kompetenz und Leistungsfähigkeit des Serviceteams von Liebherr-Transportation Systems in Frankreich. Inhalt des auf zwei Jahre angelegten Vertrags sind die Inspektions- und Wartungsarbeiten an den Klimageräten der Fahrerkabinen und Fahrgasträume. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen führen die zertifizierten Servicetechniker von Liebherr-Transportation Systems, die vor Ort im Einsatz sind, bei Bedarf auch Reparaturen am Kältekreislauf der Klimaanlagen durch. Somit lassen sich sowohl Sicherheit, Verfügbarkeit als auch Zuverlässigkeit der Geräte weiter verbessern. Nicht zuletzt bleibt dank dieser Vorgehensweise auch die Afnor NF ServicesZertifizierung für Straßenbahnen erhalten. Die Straßenbahnen in Rouen (Frankreich) werden von Liebherr-Transportation Systems gewartet. Aerospace 2015 37 Firmengruppe Liebherr Hans Liebherr – Unternehmer, Erfinder, Visionär Zu seinen bahnbrechenden Erfindungen zählten der mobile Turmdrehkran und der erste Hydraulikbagger Europas. Er war einer der großen Pioniere der deutschen Nachkriegswirtschaft: Hans Liebherr. Am 1. April 2015 hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert. Die Geschichte der Firmengruppe Liebherr ist untrennbar mit ihrem Gründer verbunden – einem gelernten Baumeister, unermüdlichen Tüftler, pragmatischen Geschäftsmann und erfolgreichen Pionierunternehmer. Hans Liebherr, geboren am 1. April 1915 in Kaufbeuren (Deutschland), hatte viele Talente. Eines davon war sein ausgeprägtes Gespür für erfolgversprechende Produkte und Zukunftsmärkte. Als weite Teile Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg im Wiederaufbau waren, erkannte Hans Liebherr den Bedarf an Werkzeugen und Maschinen für das Baugewerbe und den Wohnungsbau. Gemeinsam mit Konstrukteuren und Handwerkern entwickelte er 1949 den ersten mobilen Turmdrehkran. Der TK 10 ließ sich leicht transportieren und einfach auf der Baustelle montieren. Er beschleunigte und vereinfachte den Wiederaufbau Deutschlands nach 1949 und legte den Grundstein für die heutige Firmengruppe. Ein Erfolg, der zunächst nicht abzusehen war. So verlief die Vorstellung des Produkts auf der Frankfurter Herbstmesse 1949 enttäuschend. „Nach der Messe hätte ich eigentlich meine Fertigung im Kranbau wieder einstellen können“, erinnerte Hans Liebherr sich später. Stattdessen bewies er einen langen Atem und arbeitete zielstrebig an der Umsetzung seiner Pläne – bis schließlich die ersten Aufträge eingingen und die Fertigung anlief. Als Unternehmer setzte Hans Liebherr Schritt für Schritt auf Expansion. Dabei finanzierte er alle Vorhaben primär aus eigenem Kapital. Gewinne blieben größtenteils im Unternehmen, um Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb weiter zu optimieren. Mitte der 1960er-Jahre hatte er die ehemals kleine Baufirma längst als einen der weltweit führenden Baumaschinenhersteller etabliert. Transport und Aufrichten des TK 3,6. Das Nachfolgemodell des ersten Liebherr-Turmdrehkrans kam 1950 auf den Markt. 38 Aerospace 2015 Firmengruppe Liebherr Hans Liebherr zählte zu den großen deutschen Unternehmerpersönlichkeiten – und blieb doch immer bescheiden. „Sie wissen ja, ich bin eigentlich nur Maurermeister“, sagte er anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Technische Hochschule Aachen im Jahr 1964. Nach wie vor kümmerte er sich persönlich um seine Werke und blieb mit seiner bodenständigen Art nah an den Bedürfnissen seiner Kunden. Nach seinem Tod im Jahr 1993 übernahmen drei der fünf Kinder von Hans Liebherr, der durch und durch Familienunternehmer gewesen war, die Leitung. Bis heute sind alle Gesellschafter Familienmitglieder – und dies mittlerweile in der dritten Generation. Mit seinen Erfindungen hat Hans Liebherr die Firmengruppe Liebherr aufgebaut und das Bauwesen nachhaltig geprägt. Sein Werk bringt ihm heute noch Ehrungen ein. So nahm ihn das bedeutende deutsche Wirtschaftsmedium Handelsblatt Anfang 2015 posthum in die Hall of Fame der Familienunternehmen auf. Kurzbiografie von Hans Liebherr 1915 Geburt am 1. April in Kaufbeuren (Süddeutschland) 1938 Hans Liebherr legt seine Prüfung als Baumeister ab und übernimmt die Leitung des elterlichen Baugeschäfts 1949 Patentanmeldung „Fahrbarer Turmdrehkran“ und Gründung der Hans Liebherr Maschinenfabrik 1964 Verleihung eines „Doktor-Ingenieurs Ehren halber“ durch den Dekan der Technischen Hochschule Aachen Prof. Dr. Weyres 1974 Ehrensenator der Universität Karlsruhe in Anerkennung seiner „bahnbrechenden technischen Entwicklungsarbeit“ 1986 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, verliehen durch Ministerpräsident Lothar Späth 1993 Tod am 7. Oktober in La-Tour-de-Peilz, Kanton Waadt (Schweiz) 1. Hans Liebherr in Kirchdorf an der Iller (Deutschland), Winter 1953 2. Familienunternehmer Hans Liebherr, um 1970 3. Verleihung der Ehrendoktorwürde, 1964 2 1 3 Aerospace 2015 39 Firmengruppe Liebherr Turmdrehkrane Liebherr-Krane bauen eines der höchsten Gebäude von Paris Schwer zu sagen, für welches Wahrzeichen Paris berühmter ist: für die Champs-Élysées mit dem Arc de Triomphe an der Spitze? Für den Louvre mit seiner Glaspyramide? Oder doch für den Eiffelturm? Unbestritten ist aber, dass die französische Hauptstadt seit Anfang 2015 um ein sehenswertes Gebäude 40 Aerospace 2015 reicher ist. Im Unternehmensviertel La Défense ragt der neue, Ende Januar eingeweihte Tour D2 in den Himmel, der sich durch seine auffällige Architektur auszeichnet. Besonders ungewöhnlich ist die abgerundete Kuppel des Wolkenkratzers. An dem Bauprojekt, das rund drei Jahre gedauert hat, waren auch zwei Turmdrehkrane von Liebherr beteiligt. Die beiden 355 HC-L 16 Litronic halfen unter anderem, die charakteristische Kuppel des Tour D2 zu errichten. Auch die Zahlen zum Bürogebäude sind beeindruckend: 37 Stockwerke, eine Höhe von 171 m und eine Gesamt fläche von rund 50.000 m2. Firmengruppe Liebherr Hausgeräte BlackSteel Side-by-Side erhält Interior Innovation Award 2015 Das Liebherr-Kühlgerät BlackSteel Side-by-Side SBSbs 7263 hat den Interior Innovation Award 2015 erhalten. Die Jury lobte vor allem das innovative Material der Liebherr-Kombination: BlackSteel ist ein optisch ansprechender schwarzer Edelstahl. Eine zusätzliche SmartSteel-Veredelung reduziert die Sichtbarkeit von Fingerabdrücken, ist leicht zu reinigen und unempfindlich gegen Kratzer. Die sogenannten BioFresh-Safes sorgen für Frische und längere Haltbarkeit der eingelagerten Lebensmittel. Außerdem verfügt die BlackSteel-Side-by-Side-Kombination über zwei herausnehmbare VarioBoxen, eine praktische Flaschenablage und ein NoFrost-Gefrierteil mit IceMaker. Der Interior Innovation Award ist ein eigenständiger, branchenorientierter Preis, der im Jahr 2002 vom Rat für Formgebung ins Leben gerufen wurde. Er gilt heute als einer der weltweit renommiertesten Designpreise der Einrichtungsbranche und steht dort für innovative Ideen und Spitzenleistungen in allen Produktbereichen. Hotels Neue Event-Location im Interalpen-Hotel Tyrol Das Interalpen-Hotel Tyrol bei Seefeld in Tirol (Österreich) hat 2014 eine moderne Event-Location erhalten. Die „Hofburg – meet & eat“ ist ein Veranstaltungsort für Partys und Kochevents, Lesungen oder Konzerte. Die junge Küchencrew in diesem 5-Sterne-Superior-Haus unter Küchenchef Mario Döring wurde darüber hinaus jüngst vom Restaurantführer Gault Millau mit 16 Punkten und zwei Hauben bedacht. Einen aktuellen Überblick über alle Angebote des Hotels bietet die neue Website www.interalpen.com. Awards 2014 zum Hotel Spa of the Year in der Kategorie Westeuropa und Skandinavien gekürt. Weitere Informationen unter www.theeurope.com Ein weiteres Liebherr-Hotel, das 5-SterneHaus The Europe im irischen Killarney, wurde bei den World Spa & Wellness Aerospace 2015 41 Firmengruppe Liebherr Maritime Krane Spektakulärer Hub des RL-K 7500 Das Liebherr-Gelände in Rostock (Deutschland) war im Herbst 2014 Schauplatz eines ganz besonderen Hubs. Der RL-K 7500 – der bislang größte Tiefseekran, den Liebherr selbst entwickelt und gebaut hat – sollte in die Nähe der Kaimauer und anschließend auf eine Seetransportvorrichtung manövriert werden. Der Krankoloss hatte zuvor an Land verschiedene Funktionstests erfolgreich absolviert. Der 670 Tonnen schwere RL-K 7500 wurde schließlich als komplett montierter Kran auf ein Transportschiff verladen und nach Asien ausgeliefert. Ein Spezialhub in dieser Form unter Einsatz von vier Kranen – zwei Schwerlastautokrane LG 1750 sowie zwei Hafenmobilkrane vom Typ LHM 600 – wurde am Rostocker Prüfstand zum ersten Mal durchgeführt. Entsprechend langfristig war die Planung und sorgfäl- tig und präzise die Vorbereitung. Allein die Montage der beiden Fahrzeugkrane nahm zwei Tage in Anspruch. Der Hub für die 25 m vom Prüfstand bis auf die eigens dafür angefertigte Seetransportvorrichtung dauerte letztlich ungefähr 90 Minuten. Ein vielachsiger Industrietransporter überbrückte schließlich die letzten Meter bis zum Wasser. Weitere Informationen auf www.youtube.com/liebherr Werkzeugmaschinen und Automationssysteme Neue Wälzfräsmaschine kombiniert hohe Fasenqualität mit Ein-Schnitt-Bearbeitung Die neue Liebherr-Wälzfräsmaschine LC 180 mit integrierter Chamfer-CutEinheit zum Anfasen der Verzahnungsstirnkanten kombiniert zwei bewährte Technologien: Nach dem Wälzfräsen in gewohnter Ein-Schnitt-Strategie werden durch entsprechende Anfasfräser (Chamfer Cut) zusätzlich präzise und wiederholgenaue Fasen erzeugt. Bislang kostete es viel Zeit, diese beiden Schritte – Fräsen und Anfasen – in ein und 42 Aerospace 2015 derselben Aufspannung durchzuführen. Mit dem neuen Prinzip „Zwei Maschinen in einer“ werden die Bauteile jetzt in einer separaten Einheit innerhalb der Maschine entgratet, während gleichzeitig das nächste Werkstück bereits gefräst wird. Das verkürzt die Prozesszeit deutlich. Mit dieser Neuerung vereint die Wälzfräs maschine LC 180 die hohe Anfasqualität des bewährten Chamfer-Cut-Verfahrens mit Taktzeiten, die den Anforderungen der Automobilindustrie entsprechen. Firmengruppe Liebherr Raupenkrane Raupenkran LR 11000 erstmals mit PowerBoom im Einsatz Hinter PowerBoom verbirgt sich ein Parallelausleger, den Liebherr seit drei Jahren bei seinen großen Raupenkranen einsetzt. Dabei sind im unteren B ereich des Krans die Gitterstücke parallel nebeneinander montiert, oben wird der Doppelausleger zu einem einfachen Ausleger zusammengeführt. Mit dieser einzigartigen Konstruktion lässt sich die Tragkraftleistung um bis zu 50 % steigern. Dieser Wert resultiert sowohl aus einer erhöhten Seitensteifigkeit als auch aus einem erhöhten Torsionsmoment. Erstmals eingesetzt wurde der PowerBoom nun am neuesten Liebherr-Raupenkran der 1.000-Tonnen-Klasse: Auf dem Testfeld für Offshore-Windenergieanlagen rund 20 km südlich von Cuxhaven (Deutschland) installierte der deutsche Windenergie-Anlagenhersteller Senvion eine 6,2-MWPilotanlage. Der Liebherr-Raupenkran LR 11000 setzte dazu ein 19 m langes und 9 m hohes Maschinenhaus auf den Turm einer Windkraftanlage. Die Bruttolast des Hauses zusammen mit Lasttraverse und Hakenflasche betrug dabei 220 Tonnen, die Hakenhöhe enorme 147 m. Dank der Konstruktion mit Parallelausleger stemmte der LR 11000 das Maschinenhaus bei 30 m Ausladung auf 130 m Höhe. Ohne PowerBoom hätten bei gleicher Hakenhöhe lediglich rund 160 Tonnen gehoben werden können. Zuvor war der LR 11000 nach seinem ersten Einsatz in einer Raffinerie bei Bukarest (Rumänien) nach Bremerhaven (Deutschland) verschifft und von dort aus zur Baustelle transportiert worden. Nach nur sieben Tagen Rüstzeit war der Raupenkran mit dem P-Ausleger ausgestattet und hubbereit. Der LR 11000 erfüllte darüber hinaus einen weiteren zentralen Auftrag auf dem SenvionTestfeld: Die Pilotanlage wurde mit einem der größten Windräder der Welt ausgerüstet, einem Rotorstern mit 152 m Durchmesser. Der Propeller war zuvor am Boden vormontiert und anschließend im Ganzen installiert worden. Aerospace 2015 43 Herausgeber: Liebherr-International Deutschland GmbH · 88400 Biberach an der Riss · Deutschland Printed in Germany. Änderungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Bildnachweis / Copyrights: www.photostudio-weimann.de (2), Embraer (12, 16, 29), Airbus Helicopters (14), Dassault Aviation (16), DLR-Marek Kruszewski (20), COMAC (27), Airbus (28), Transdev (37) DE 10.080 www.liebherr.com