InRodenkirchenwirdneugezählt
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27 ESA-ASTRONAUT Dom-Stein zurück aus dem Orbit Alexander Gerst hat einen Stein vom Dom und die Köln-Fahne wieder zurückgegeben. Mit den beiden Gegenständen hat er in der Internationalen Raumstation ISS 2566-mal die Erde umkreist. Stein und Fahne sollen in einer Wanderausstellung in der ganzen Stadt gezeigt werden Seite 29 Köln 12° DAS KÖLN-WETTER Stark bewölkt Minimum der kommenden Nacht: 2° 20 Wind in km/h In Rodenkirchen wird neu gezählt REAKTIONEN •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• KOMMUNALWAHL CDU-Klage erfolgreich – Verwaltungsgericht bestätigt „Stadt-Anzeiger“-Analyse zum Briefwahlbezirk VON ANDREAS DAMM Die Vertreter der CDU sehen keinen Grund, ihre Genugtuung zu verbergen. Sie haben soeben einen juristischen Sieg erzielt, über die SPD, die Grünen und die Linke ebenso wie über Stadtdirektor Guido Kahlen. „Gut, dass Gerichte unabhängig von Parteibüchern entscheiden“, sagt CDU-Chef Bernd Petelkau und spricht von einem „Erfolg für die Demokratie in unserem Land“. Der Grund der Freude: Das Verwaltungsgericht hat der Klage gegen das Ergebnis der Kommunalwahl stattgegeben. Die Stimmen eines Briefwahlbezirks in Rodenkirchen müssen neu ausgezählt werden, da ein Fehler zu Lasten der CDU vermutet wird. Es geht Geschlagene und Sieger: Stadtdirektor Guido Kahlen (2. v. r.) mit Juristen, im Hintergrund die CDU-Spitze zwar nur um 123 Stimmen. Doch wegen des knappen Gesamtergebnisses der Kommunalwahl könnte die CDU über ihre Reserveliste ein Mandat hinzugewinnen. In dem Fall würde ausgerechnet Jochen Ott, Oberbürgermeister-Kandidat der SPD, seinen Sitz verlieren. Zweifel an der Niederschrift Es ist ein entscheidender Moment im Verhandlungssaal. Birgit Herkelmann-Mrowka, Präsidentin des Verwaltungsgerichts, bittet die Prozessgegner nach vorn an ihren Tisch. Sie zieht die Niederschrift über den Rodenkirchener Briefwahlbezirk mit der Nummer 20874 hervor; jenes Bezirks, dessen Ergebnis zum Streit über die Neuauszählung und zu der Klage der CDU geführt hat. Das von ehrenamtlichen Wahlvorständen ausgefüllte Dokument enthalte mehrere Unregelmäßigkeiten, stellt die Richterin fest. Schwerer noch als das Fehlen einer Unterschrift sei der Umstand zu gewichten, dass die Zahl der abgegeben Stimmen nicht eindeutig vermerkt ist. So bleibt unklar, ob die Wahlhelfer 707 Zettel ausgewertet haben oder 708. Für die 4. Kammer steht deshalb fest: Der Glauben an die Richtigkeit der Urkunde ist erschüttert – und damit das Vertrauen in das Rodenkirchener Ergebnis insgesamt. Spätestens in diesem Augenblick muss Stadtdirektor und Wahlleiter Guido Kahlen ahnen, dass es ein schwarzer Tag wird für ihn. Der Sozialdemokrat hatte die Forderung der CDU nach einer CDU-Kandidatin Alexandra von Wengersky (r.), Parteichef Bernd Pe- Die Briefwahl-Stimmen, die neu telkau und ihre Anwältin strahlen nach der Entscheidung. Fotos: goy ausgezählt werden sollen Die Chronik des Streits um die Neuauszählung 25. Mai 2014: Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses kündigt die CDU noch am Wahlabend an, eine Neuauszählung zu beantragen. 22. August: Der Wahlprüfungsausschuss lehnt mehrheitlich die Forderung der CDU auf die Kontrolle einzelner Wahlbezirke ab. 6. Oktober: OB Roters beanstandet diesen Ratsbeschluss. 30. Mai: Der Kreiswahlausschuss lehnt mehrheitlich den CDU-Antrag auf eine Neuauszählung aller 45 Wahlbezirke ab. 23. August: Die Grünen wollen eine komplette Neuauszählung al- 6. November: Die Bezirksregieler 45 Wahlbezirke zu beantragen. rung hebt den Ratsbeschluss auf. 22. Oktober: Der Rat bestätigt seine Entscheidung. 29. August: Der NRW-Innenminister untersagt der Stadt, die Wahl 20. Juni: Die CDU erhebt Einspruch gegen das Endergebnis der komplett neu auszählen zu lassen. Kommunalwahl. 4. Dezember: Die Klage des Rates gegen die Aufhebung durch die Bezirksregierung geht beim Verwaltungsgericht ein. 31. Juli: Stadtdirektor Kahlen legt ein Rechtsgutachten vor, demzufolge der Einspruch der CDU unbegründet ist. 30. September Der Rat beschließt trotz dieses Erlasses mit großer Mehrheit die Neuauszählung aller Wahlbezirke. 18. Dezember: Die CDU klagt gegen die Stadt für die Auszählung eines Rodenkirchener Briefwahlbezirks. (adm, map) Neuauszählung mit dem Hinweis zurückgewiesen, es bestehe kein Anlass, die Arbeit der Wahlhelfer des Bezirks 20874 in Zweifel zu ziehen. Die Niederschrift sei „sorgfältig verfasst“, hatte er stets betont. Es gebe keine Unregelmäßigkeiten, die eine Überprüfung des Ergebnisses rechtfertigen würden. Das Gleiche hatte der von der Osterzeit... ... Wohlfühlzeit! Verwaltung beauftragte Gutachter Prof. Frank Baetge behauptet – fälschlicherweise, wie in der Gerichtsverhandlung am Mittwoch bekannt wurde. Der Vorgang ist deshalb bedeutend, weil SPD, Grüne und Linke der Argumentation des Stadtdirektors gefolgt waren. Ihre Vertreter im Wahlprüfungsausschuss bestätigten den Wahlvorständen kurz nach der Wahl „eindeutig ordentliche Arbeit“, wie es die Sozialdemokratin Gabriele Hammelrath einmal ausdrückte. Es gebe keinen Grund für den Einspruch der CDU gegen den Wahlausgang in Rodenkirchen, hieß es bei Rot-Rot-Grün. Ein statistisch abweichendes Ergebnis allein liefere keinen Anlass, und sei es noch so extrem. Gericht vermisst Auswertung Nach Auffassung des Gerichts hätte der Wahlprüfungsausschuss jedoch weiter nachforschen müssen. Die CDU habe das Ergebnis „nicht mit bloßen Vermutungen ins Blaue hinein angegriffen“. Insbesondere hätte eine „vertiefte wahlstatistische Auswertung für eine Vertauschung der Zahl der Stimmen“ von CDU und SPD gesprochen. Diese Auswertung hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorgenommen: Eine Art Gegenprobe mit den Ergebnissen der drei Urnenbezirke in dem Gebiet des Briefwahlbezirks legt nahe, dass die Zahlen der CDU und der SPD beim Übertragen ins Protokoll verwechselt worden sind. Anders ist kaum zu erklären, dass die SPD-Kandidatin Elke Bussmann in der CDU-Hochburg Rodenkirchen in einem einzelnen Wahlbezirk einen Vorsprung von 17,5 Prozentpunkten vor ihrer Konkurrentin Alexandra von Wengersky hat. Sollte der Rat das Ergebnis ungeprüft übernehmen, sieht das Verwaltungsgericht „den Grundsatz der Gleichheit der Wahl dauerhaft verletzt“. Den von den Grünen als Kompromiss angeregten Ratsbeschluss, sämtliche 1024 Stimmbezirke neu auszuzählen, hält das Verwaltungsgericht für unzulässig. Das ebenfalls am Mittwoch ergangene Urteil bestätigt die Bezirksregierung, die als Aufsichtsbehörde eine völlige Neuauszählung verboten hatte. Erste Stellungnahmen signalisieren, dass die Ratsfraktionen beide Urteile akzeptieren werden. Die Vorbereitungen für die Neuauszählung der Rodenkirchener Stimmen können beginnen, gezählt werden soll so bald wie möglich. > Kommentar Seite 6 20% auf das gesamte Sortiment Nur am 29.03.2015 DONNERSTAG, 26. MÄRZ 2015 Martin Börschel (SPD), Fraktionsvorsitzender: „Nachdem sich die Auseinandersetzung über die Gültigkeit der Martin Kommunalwahl Börschel nun schon fast ein Jahr hinzieht, ist aus unserer Sicht der Rechtsfrieden und die zügige Klarheit über das Wahlergebnis gegenüber einer Fortsetzung des Rechtsstreits in nächster Instanz vorzuziehen, sofern sich in der Urteilsbegründung nicht offensichtliche Unstimmigkeiten befinden.“ Ralph Elster (CDU), Vorsitzender des Wahlprüfungsausschusses: „Die nun anstehende Nachzählung hätten wir Ralph deutlich früher Elster haben können. Wenn der Stadtdirektor nicht erklärt hätte, die Wahlunterlagen seien vorbildlich geführt worden und böten keinerlei Anlass zu Zweifeln, hätte der Wahlprüfungsausschuss wohl unmittelbar nach der Wahl beschlossen, das Ergebnis des fraglichen Stimmbezirks zu überprüfen.“ Jörg Frank (Grüne), Fraktionsgeschäftsführer: „Die grüne Ratsfraktion respektiert das Verwaltungsgerichtsurteil und Jörg möchte auf wei- Frank tere Rechtsmittel verzichten. Der Kölner Rat ist handlungsfähig, und eine weitere Auseinandersetzung ist für das politische Handeln nicht förderlich.“ Ralph Sterck (FDP), Fraktionsvorsitzender: „Das Verwaltungsgericht hat dafür gesorgt, dass die Bürgerinnen und Bür- Ralph ger nun ihrer Sterck Wahlentscheidung wieder vertrauen dürfen. Gemeinsam mit der CDU werden wir beraten, inwieweit eine Sondersitzung des Rates erforderlich ist.“ Verkaufsoffene r Sonntag am 29.03.2015 Betten & Wäsche Mako-Satin Bettwäsche 100% Baumwolle 80/80 + 135/200 cm 39,95 Brückenstr. 6 50667 Köln Telefon: 0221 2710676 Montag-Freitag:10.00 - 19.00 Uhr Samstag: 10.00 - 18.00 Uhr Mittwoch, 20. Mai 2015 Kölner Stadt-Anzeiger •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Mit der Kraft am Ende KOMMUNALWAHL Renald Luzier schlechter Zeichner zu sein. „Wir sind keine Helden, wir wollten nie welche sein und wir waren auch nie welche“, hat Luz klargestellt. Dabei schien gerade er auserkoren, das Satireblatt, das die Terroristen vernichten wollten, mit seinem zeichnerischen Talent voranzubringen. Der schmächtige Brillenträger war es schließlich gewesen, der den islamistischen Fanatikern an vorderster Front die Stirn geboten hatte. Aus seiner Feder stammt die Mohammed-Zeichnung, die das Titelblatt der ersten Ausgabe nach dem Massaker zierte. „Jetzt erst recht, wir trotzen dem Terror“, schien das zu besagen. Und Luz wollte ja auch weitermachen. Bis sich die Last, wie er sagt, „als zu schwer erwies“. Denn es sind ja nicht nur die zehn ermordeten Kollegen, die schmerzlich Zeichner Luz Foto: dpa vermisst werden, die nicht zu ersetzen sind, menschlich nicht und angesichts fehlenden Nachwuchses auch fachlich nicht. Das Selbstverständnis des Satire-Blattes ist ebenfalls dahin. Jahrzehntelang waren die „Charlie Hebdo“-Macher die Underdogs gewesen, die gegen die Der sich für dieses Jahr abzeichnende Gewinn von 12 bis 15 Millionen Euro weckt Begehrlichkeiten Helden der Gesellschaft anrannten, sie vom Sockel zu stürzen versuchten. Kirche und Kapital waren Luz und Kollegen natürliche Feinde gewesen, Arme und Entrechtete galten als Brüder im Geiste. Aber dann war es eben passiert. Halb Frankreich solidarisierte sich mit den Überlebenden des Massakers. Alle Welt wollte Charlie sein. Zu Helden der Meinungs- und Blasphemiefreiheit verklärt, standen Zeichner und Journalisten selbst auf dem Podest. Mit Spenden und Abos überhäuft, avancierten die Habenichtse zu Millionären. Das konnte nicht gut gehen. In der Redaktion tun sich Gräben auf. Der sich für dieses Jahr abzeichnende Gewinn von 12 bis 15 Millionen Euro weckt Begehrlichkeiten. Ein Teil der Zeichner und Journalisten fordert die Gründung einer Kooperative, in der sämtliche Mitglieder zu gleichen Teilen am Betriebskapital beteiligt sind. Zeitungschef Riss lehnt das ab. Hinzu kommt die Vereinnahmung durch die Öffentlichkeit. Wenn er sein Gesicht im Internet sehe, das für alles und jedes herhalten müsse, hier die Sicherheitspolitik des Premierministers illustriere, dort Catherine Deneuve zur Seite gestellt werde, dann werde ihm schwindelig, sagt Luz. Dann überkomme ihn das Gefühl: Das bin doch nicht mehr ich. Um zu sich selbst zu finden, hat er zeichnerisch dokumentiert, wie es in ihm aussieht. Unter dem Titel „Katharsis“ gelangt der Versuch seelischer Läuterung an diesem Mittwoch in die französischen Buchhandlungen. Ein Blick ins Innere des Comic-Bandes zeigt, dass das wichtigste Kapital des Karikaturisten in den Wasserwirbeln und Stromschnellen der jüngsten Zeit nicht abhanden gekommen ist. Der Luz auszeichnende feine Humor: Er ist noch da. REAKTIONEN „Es ist schön zu sehen, dass Demokratie, auch wenn es lange dauert, am Ende zu einem gerechten Ergebnis kommt.“ Peter Millowitsch, Theaterchef Köln. Sämtliche Blicke richten sich auf vier Tische, zusammengerückt zu einer großenArbeitsplatte. Dort befinden sich die Umschläge mit den 706 Stimmzetteln eines Rodenkirchener Briefwahlbezirks, über dessen Ergebnis so vehement gestritten worden ist. Der Schauplatz in dem Verwaltungsgebäude im Stadtteil Kalk ist umringt von mehr als einem Dutzend Kamerateams und Fotografen, von Journalisten, Ratspolitikern und Bürgern. Ein rotes Absperrband hält sie auf Distanz, so wie vor einem Bankschalter oder an einem Tatort. Sämtliche Anspannung weicht, kaum dass die nach Kandidaten geordneten Stimmen aus dem Umschlag ausgepackt sind. Der Stapel der CDU erscheint deutlich höher als der Packen mit den SPD-Stim- Bernd Petelkau men. Damit steht fest, dass es in dem einen Rodenkirchener Bezirk eben doch keinen Erdrutschsieg der SPD gegeben hat, sondern nur einen Fehler beim Übertragen der Zahlen ins Protokoll. Später wird Schuldezernentin Agnes Klein als Wahlleiterin das berichtigte Ergebnis bekanntgeben: 297 Stimmen für die CDU, 176 für die SPD. Die Folgen des in Deutschland einzigartigen Politspektakels: SPDParteichef und Oberbürgermeisterkandidat Jochen Ott verliert sein Mandat an den Christdemokraten Stefan Götz, Rot-Grün seine Einstimmenmehrheit im Rat. Bernd Petelkau, dem Partei- und Fraktionschef der Kölner CDU, ist die Genugtuung anzusehen. „Das heutige Ergebnis beweist, dass es richtig war, den Zweifeln in Bezug auf das Stimmenverhältnis in Rodenkirchen nachzugehen“, sagt er. Und auch das: „Es ist keine Sternstunde für die Demokratie in Köln, dass wir ein Gerichtsurteil brauchten, um zu einem korrekten Wahl- Bagdad. Iraks Regierung will neue Kämpfer für die Armee rekrutieren, um die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus der Provinzhauptstadt Ramadi im Westen des Landes zu vertreiben. Auch einen Einsatz schiitischer Milizen segnete das Kabinett ab. Nach UN-Angaben sind derzeit 25 000 Menschen auf der Flucht vor dem IS. (dpa) Für die CDU zieht Stefan Götz in den Rat ein VON ANDREAS DAMM UND HELMUT FRANGENBERG Das heutige Ergebnis beweist, dass es richtig war, den Zweifeln nachzugehen Neue Rekruten im Kampf gegen IS •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Wir sind keine Helden, wollten nie welche sein, waren auch nie welche IRAK Neuauszählung hinter rotem Absperrband Zeichner Renald Luzier hat angekündigt, Die Sitzung des Kölner Wahlausschusses geriet zu einem Spektakel – SPD-Chef Ott verliert Mandat – „Charlie Hebdo“ zu verlassen Riss hat ja recht. Der Chef des Satireblattes „Charlie Hebdo“, der nach dem Massaker in den Pariser Redaktionsräumen das Kommando übernommen hat, erinnert am Dienstag daran, dass „das Leben bei Charlie noch nie ein ruhiger Fluss gewesen ist“. Und doch ist das nur ein schwacher Trost. Denn was da zurzeit den Redaktionsalltag durcheinanderbringt, sind nicht die üblichen Wasserwirbel und Stromschnellen eines Journalistenlebens. Da sind Opfer zu beklagen. Da lichten sich die Reihen der Überlebenden. Kürzlich erst hatte sich – für das Satireblatt ungewöhnlich – eine Kündigung abgezeichnet. Der franko-marokkanischen Journalistin Zuneb Al Rhazoui war Pflichtvergessenheit vorgeworfen und die Auflösung ihres Vertrages angedroht worden. Und nun wirft Luz das Handtuch. Der Zeichner, mit bürgerlichem Namen Renald Luzier, hat angekündigt, Charlie Hebdo im September zu verlassen. Luz kann nicht mehr. Er ist mit seinen Kräften am Ende. In einem Gespräch mit Kollegen der Tageszeitung „Libération“ hat der 43-Jährige den Offenbarungseid geleistet. Nach den Terroranschlägen kämen ihm die aktuellen Nachrichten langweilig vor, sie inspirierten ihn nicht mehr, hat Luz gestanden. Hinzu kämen die schlaflosen Nächte, die Angst und auch die Befürchtung, nur noch ein uninspirierter, mithin ein NACHRICHTEN STUDIE •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• MENSCHEN THEMEN DES TAGES 03 Mittwoch, 20. Mai 2015 Kölner Stadt-Anzeiger AFGHANISTAN Tatenlose Polizisten zu Haftstrafe verurteilt „Ich bin froh, dass endlich Klarheit herrscht. Ich halte das Ergebnis nicht für ein Drama, sondern sehe es eher als Appell an die Parteien, zum Wohle der Stadt zusammenzuarbeiten.“ Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche „Es ist beruhigend zu sehen, dass Kochen mit dem Kind auf dem Arm: Frauen erfüllen viele Aufgaben gleichzeitig. Demokratie so gut funktioniert, dass Fehler erkannt und richtiggestellt werden. Die Kontrollinstanzen scheinen zu funktionieren. Für Jochen Ott tut es mir allerdings leid, dass er seinen Sitz im Stadtrat verliert.“ Stephan Brings, Foto: Stefan Worring Musiker Frauen sind einfach für alles zuständig Klarheit nach der Neuauszählung ergebnis zu gelangen. Aber im Gegensatz zu Justitia trägt der ehemalige Wahlleiter Guido Kahlen leider keine Augenbinde.“ Die Äußerung ist auf den Stadtdirektor mit Parteibuch der SPD gemünzt, der als Wahlleiter zurückgetreten war. Er hatte sich, gestützt auf ein externes Rechtsgutachten, gegen die Neuauszählung ausgesprochen. Seine Äußerungen, die Wahlhelfer hätten sorgfältig gearbeitet und ein einwandfreies Protokoll angefertigt, waren vom Verwaltungsgericht widerlegt worden. Das Ergebnis der Neuauszählung offenbart, dass am Wahlabend im Mai 2014 schwerwiegende Fehler gemacht worden sind. „Ein dunkler Schatten bleibt“, findet die Vorsitzende der Kölner FDP,Yvonne Gebauer. Trotz der harten Fakten habe Rot-Grün „seine Mehrheit im Rat dazu genutzt, den offensichtlichen Fehler nicht zu korrigieren“. SPD, Grüne und Linke hatten es mehrfach abgelehnt, das Rodenkirchener Ergebnis zu überprüfen. Der Kompromissvorschlag der Grünen, die gesamte Wahl noch einmal auszuzählen, fiel juristisch durch, sowohl bei Innenminister Ralf Jäger als auch vor dem Verwaltungsgericht. Es dürfte wohl eher der Versuch gewesen sein, sich selber als eine Art Hüter der Demokratie darzustellen. Die Sozialdemokraten haben sich zumindest bemüht, den politischen Schaden in Grenzen zu halten. Sie verzichten seit Herbst darauf, die entscheidende eine Stimme bei Entscheidungen zu nutzen und somit Fakten zu schaffen. Die Strategie hat sich bewährt. Denn andernfalls hätte der Rat aufgrund der geänderten Mehrheitsverhältnisse nach der Neuauszählung Be- Mandate nach der Neuauszählung SPD 26 CDU 25 Linke 6 FDP 5 Grüne 18 OB Roters (SPD) 1 Insgesamt: 91 Sitze Meinungsforscher Manfred Güllner über die Neuauszählung sondern sich zusammenraufen und die Probleme in Angriff nehmen, die die Bürger wirklich bewegen. Zum Beispiel beim Thema Verkehr oder der Sauberkeit in der Stadt. Die Kommunalpolitik muss aufpassen, dass sie nicht etwas tut, was vordergründig als bürgerfreundlich erscheint, es aber in AXEL Begrüßen Sie es nicht, dass die Köl- Wirklichkeit nicht ist. VEIEL ner, wenn auch erst nach einem Jahr, jetzt Klarheit haben über den Aus- Aber das Wahlergebnis in Rodenkirgang der Kommunalwahl? chen war doch so auffällig, dass eine Ich sehe den gesamten Vorgang als problematisch an. Den Bürgern ist es nach meiner Überzeugung egal, ob CDU oder SPD eine Stimme mehr oder weniger haben, ob Jochen Ott im Rat sitzt oder nicht oder ob Rot-Grün eine Mehrheit hat. Und was ist den Bürgern wichtig? Auf der kommunalpolitischen Ebene wollen die Menschen, dass die Parteien sich nicht in ideologi- Meinungsforscher Manfred Güllschem Klein-Klein zerhacken, ner Foto: dpa schlüsse zurücknehmen müssen. Die Korrektur „bleibt ohne wesentliche praktische Auswirkungen für die Arbeit des Rates und seiner Gremien“, teilte die SPD mit. Wie bereits vor neun Monaten angekündigt, werde die Fraktion je einen Sitz in den Aufsichtsräten der Abfallverwertungsgesellschaft AVG und der Jugendzentren Köln GmbH sowie einiger weiterer Gremien an die FDP abtreten. Parteichef Ott werde seine Arbeit in mehreren Aufsichtsräten, etwa des Flughafens und der Wohnungsgesellschaft GAG, auf Vorschlag der SPD-Fraktion fortsetzen. Ott, der Sitzverteilung im Kölner Stadtrat „Parteien sollen ihre Arbeit tun“ Herr Güllner, in dem strittigen Rodenkirchener Wahlbezirk sind die Stimmzettel tatsächlich vertauscht worden. Die Sitzverteilung im Rat ändert sich. Wie bewerten Sie das Ergebnis der Neuauszählung? Das kann man eigentlich nur zur Kenntnis nehmen. Kabul. Ein afghanisches Gericht hat Neuauszählung eigentlich zwingend nötig war, um Klarheit zu schaffen. Wenn alle Wahlbezirke neu ausgezählt worden wären, wären vermutlich eine Reihe von Unregelmäßigkeiten aufgetaucht. Diese hätten sich aber auf die gesamte Stadt gesehen ausgeglichen. Es ist jetzt viel Energie aufgewendet worden für eine Diskussion, die den Bürgern nicht hilft, sondern eher ihr Vertrauen in die Politik untergräbt. Was hat das aus Ihrer Sicht für Konsequenzen? Ich habe die Sorge, dass sich künftig nicht mehr genügend geeignete Frauen und Männer finden, die das Amt eines Wahlvorstandes übernehmen wollen, wenn sie so vorgeführt werden. Die Wahlen dürfen nicht auf diese Weise entwertet werden. Das Gespräch führte Matthias Pesch AfD 3 Piraten 2 Deine Freunde 2 Pro Köln 2 FWK 1 DieAuszählung Aus den Reihen des mit Politikern besetzten Ausschusses wurden zunächst vier Zweiergruppen gebildet, die unterschiedliche Aufgaben übernahmen. Je ein Vertreter der SPD und der CDU zählten die nach Kandidaten vorsortierten rund 700 Stimmzettel gemeinsam aus. Ein weiteres Team überwachte den Vorgang. Schuldezernentin Agnes Klein, die als Wahlleiterin benannt wurde, verkündete das Wahlergebnis für den Rodenkirchener Stimmbezirk zuletzt offiziell. Der Wahlausschuss tagte in einem Verwaltungsgebäude in der Dillenburger Straße 27, dem Kalk-Karree. Die Sitzung war öffentlich, in verschiedenen Räumen gab es Sitz- und Stehplätze. Die Auszählung wurde auf Großfernsehern übertragen – ein für die Stadt einmaliges Polit-Spektakel. (adm) als Landtagsabgeordneter ebenso wie Fraktionschef Martin Börschel an einer Fraktionsklausur in Düsseldorf teilnahm, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir werden bei den Kölnern darum kämpfen, dass ich im September als Oberbürgermeister wieder in den Rat einziehe. Nachteile für den Wahlkampf, der ohnehin erst nach der Sommerpause in die heiße Phase geht, befürchtet man in der SPD nicht. Bis zur OB-Wahl am 13. September tagt der Rat noch zweimal, auf diese Bühne muss Ott verzichten. SPD und Grüne streben nach wie vor ein Bündnis an, werden jedoch auf die Stimmen anderer angewiesen sein. Bei dem für den Juni geplanten Haushaltsbeschluss wird sich erstmals zeigen, wie es sich unter den erschwerten Bedingungen regiert. Ob er den Erfolg mit einer Party feiern wolle, wurde CDU-Parteichef Petelkau gefragt. Gut gelaunt gibt er Antwort: „Die Anwaltskosten waren so hoch, dass fürs Feiern nichts mehr übrig bleibt.“ Er weiß, dass er an Macht und Ansehen gewonnen hat. Solch eine Panne darf eigentlich nicht passieren. Das ist ärgerlich für beide Parteien und beschädigt die Stadt und die Demokratie. Keine Partei kann ein Interesse daran haben, aufgrund falscher Auszählungen mehr oder weniger stark im Rat vertreten zu sein.“ Barbara Schock-Werner, Ex-Dombaumeisterin „Das ist spektakulär. Es gibt schon mal Anzweiflungen, aber die Neuauszählung führt dann meistens zu einer Bestätigung des Ergebnisses.“ Stefan Marschall, Politologe „Es ist wichtig, dass jetzt Klarheit herrscht und wieder Ruhe einkehrt. Ich habe aber Sorge, dass ein Präzedenzfall geschaffen wurde und künftig bei jeder Auffälligkeit neu gezählt wird. Das führt zu kollektivem Misstrauen gegen die ehrenamtlichen Wahlhelfer. Langfristig beschädigt das die demokratischen Strukturen. (map, dpa) Stephan Grünewald, Rheingold-Institut Grüne: Eine Peinlichkeit für die Demokratie In Düsseldorf herrschen Entsetzen und Schadenfreude Düsseldorf. Kopfschütteln, Entset- zen und Schadenfreude in Düsseldorf: Auch die Landespolitiker blickten am Dienstag interessiert in die größte NRW-Stadt. CDULandeschef Armin Laschet sieht die Hauptverantwortung für den „Wahlskandal von Köln“ bei den Sozialdemokraten. Laschet sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wenn es um die eigene Macht geht, ist der SPD in NordrheinWestfalen nichts heilig. Bis hinauf zum SPD-Innenminister hat man alles getan, um Aufklärung zu verhindern.“ Wer den Willen des Wählers so behandele, meint der Düsseldorfer Oppositionsführer, verliere jedes Ansehen, „um eine große Stadt wie Köln und ein starkes Land wie Nordrhein-Westfalen würdig zu regieren“. FDP-Landeschef Christian Lindner stellt den Kontrollmechanismus nach einer Wahl infrage: Für die Zukunft müsse geprüft werden, ob anstelle des neu gewählten Rates, nicht besser Unabhängige über die Richtigkeit des Ergebnisses befinden sollten, sagte Lindner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Ganze sei „eine Peinlichkeit für Demokratie und Transparenz in Köln“, sagt Sven Lehmann, Landeschef der Grünen, die in Köln nun ihre Ratsmehrheit mit der SPD verloren haben. „Leider hat die Kölner Stadtverwaltung eine schnelle Gesamtauszählung blockiert“, so Lehmann. André Stinka, SPD-Generalsekretär, kommentierte nur knapp: Die Bürger vertrauten darauf, dass ihre Stimme auch gewertet werde. „Ich hoffe, dass die Neuauszählung dieses Vertrauen stärkt. Alles Weitere entscheiden die Verantwortlichen vor Ort.“ (kla) elf Polizisten wegen Pflichtverletzung zu einem Jahr Haft verurteilt. Sie hatten am 19. März nicht verhindert, dass eine 27-jährige Afghanin nahe einer Moschee in Kabul totgeprügelt wurde. Ein Amulettverkäufer hatte fälschlicherweise Foto: dpa behauptet, die Frau habe einen Koran verbrannt. (afp) BRITISCHE ATOM-U-BOOTE Militärpolizei nimmt Soldaten fest Sigmar Gabriel legt Allensbach-Studie zur „Sandwich-Generation“ vor VON KARL DOEMENS Berlin. Eigentlich ist die 100-seiti- ge Studie überflüssig. Das findet zumindest Anke Gabriel, die Ehefrau des Bundeswirtschaftsministers, Mutter seiner dreijährigen Tochter Marie und praktizierende Zahnärztin in Goslar. „Das Geld hätte man sich sparen können“, sagte Frau Gabriel vor wenigen Tagen zu ihrem Ehemann. Nicht etwa, weil sie die Ergebnisse der Untersuchung anzweifelt. Ganz im Gegenteil: „Das hätte ich dir alles ganz genauso erzählt“, rieb sie ihrem Siggi unter die Nase. Doch nun weilt der Vizekanzler und Vater wieder einmal 250 Kilometer vom Familienwohnort entfernt in Berlin und muss – so formuliert Gabriel durchaus selbstironisch – „die Welt retten“. Dass er an diesem Dienstag in der Hauptstadt als Mann die von den Allensbacher Meinungsforschern für die Zeitschrift „Bild der Frau“ erstellte Erhebung „Frauen der Sandwich-Generation“ vorstellt, mag ein kleiner Akt der Wiedergutmachung sein. Denn Frauen, so viel lässt sich aus den zahlreichen eindrucksvollen Grafiken und Tabellen bereits beim Durchblättern herauslesen, tragen trotz stark wachsender Berufstätigkeit nach wie vor die Hauptlast von Erziehung und Pflege in der Familie. Lange Zeit, erläutert Renate Köcher, die Chefin des Allensbacher Instituts, habe man die Mehrfachbelastung berufstätiger Frauen vor allem unter dem Aspekt der Kindererziehung gesehen. Doch vor allem die Altersgruppe zwischen 40 und 59 sei mit mehrfachen Herausforderungen konfrontiert: Rund drei Viertel dieser Frauen mittleren Alters hätten eigene Kinder. Zugleich unterstützen 86 Prozent ihre Eltern oder Schwiegereltern bei der Hausarbeit, bei Einkäufen oder Arztbesuchen. Fast ein Fünftel hat bereits pflegebedürftige Angehörige, weitere 29 Prozent rechnen mit dieser Aufgabe in den nächsten Jahren. „Kaum ist die Phase der Kindererziehung ausgestanden, rückt das Thema der Unterstützung älterer Angehöriger in den Vordergrund“, sagt Köcher. Damit sei die Sandwich-Generation doppelt gefor- Zwei Drittel der befragten Frauen erledigen alles oder zumindest das meiste an Arbeit für Haushalt und Familie dert, zumal knapp 80 Prozent dieser Frauen berufstätig sind – die Hälfte davon sogar in Vollzeit. Doch selbst in Partnerschaften, in denen beide Partner Vollzeit arbeiten, ist die Haus- und Familienarbeit immer noch überwiegend Frauensache. Hier erklären 52 Prozent der Frauen, sie erledigten das meiste oder alles. Noch deutlicher ist das Ungleichgewicht in der Gesamtbevölkerung der 40- bis 59Jährigen: Dort erklären rund zwei Drittel der Frauen, dass sie alles oder das meiste an Arbeit erledigen. Umgekehrt gesteht ein genauso großer Teil der Männer, dass er den kleineren Teil, kaum etwas oder gar nichts übernimmt. Dazu passt, dass sich 84 Prozent der Frauen, aber nur 68 Prozent der Männer mit der Pflege von Angehörigen beschäftigen. Bemerkens- Unterstützung der eigenen Eltern So viele von 17 vorgelegten möglichen Unterstützungsleistungen erbringen Frauen im Alter von ... (Durchschnittswerte) 5,9 40 – 44 Jahren 6,8 45 – 49 Jahren KStA-Grafik: Böhne; Quelle: Allensbach 7,9 50 – 54 Jahren 8,4 55 – 59 Jahren 7,2 40 – 59 Jahren insgesamt werterweise sind beide Geschlechter davon überzeugt, dass Frauen die besseren Familienbetreuer sind. Da wundert es nicht, dass rund die Hälfte der Frauen zwischen 40 und 59 Jahren Beruf, Haushalt, Kinder und Pflege schwer zu vereinbaren finden. Dabei, so die Studie, gebe es grundsätzlich eine sehr große Bereitschaft in der Gesellschaft, die Pflege der Eltern zu übernehmen. Doch erwüchsen aus dieser Aufgabe erhebliche Belastungen. „Das Kernproblem ist nicht finanziell und nicht körperlich“, hat Köcher herausgefunden. Vielmehr berichteten die Betroffenen von einer erheblichen psychischen und zeitlichen Belastung. Als Kernforderung macht die Meinungsforscherin aus: den Wunsch nach dem Abbau bürokratischer Hürden bei der Anerkennung von Pflegestufen, die stärkere Berücksichtigung von Pflegezeiten bei der Rente und eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. „Viel zu lang haben wir so getan, als seien das Erwerbs- und das Familienleben getrennte Sphären“, pflichtet Gabriel ihr bei. Dabei sei klar, dass Menschen, die jeden Tag mit schlechtem Gewissen zur Arbeit erscheinen, weil sie Kinder oder Angehörige vernachlässigen, auch nicht so leistungsfähig seien. Mit dem Kita-Ausbau, dem Elterngeld plus und der Familienpflegezeit habe sich die große Koalition des Problems angenommen, sagt der SPD-Chef, gesteht aber zugleich: „Das sind erst allererste Schritte.“ Entsprechend bescheiden spricht der Vizekanzler dann auch von einem „Einstieg in die Debatte“. Das Thema will er weiter verfolgen. Schließlich sei ihm die Problematik aus eigener Erfahrung – im vorigen Jahr starb nach längerer Pflegezeit 92-jährig seine Mutter – vertraut. Im Übrigen sorge die Mehrfachbelastung durch Beruf und Kindererziehung auch bei seiner Familie gelegentlich für „überschaubare Begeisterung“. Irgendwie ahnt der Vizekanzler aber auch, dass es sich dabei um nicht ganz repräsentative Probleme handeln könnte: „Dabei können wir uns eine Haushaltshilfe leisten“, schickt er eilig hinterher. > Kommentar Seite 4 Atom-U-Boot-Protest Foto: GI London. Die Militärpolizei hat den britischen Soldaten William McNeilly festgenommen. Der 25Jährige veröffentlichte in der vergangenen Woche einen Bericht über 30 von ihm ausgemachte Sicherheitsmängel an Atom-U-Booten der Royal Navy. Laut Militär handelt es sich um „unbegründete persönliche Ansichten.“ (afp) SÜDSUDAN-KONFLIKT Bewaffnete Gruppen töten Dutzende Kinder Genf/Köln. Das Kinderhilfswerk Unicef prangert an, dass bewaffnete Gruppen, die mit der Armee des Präsidenten Salva Kiir verbündet sind, in den vergangenen Wochen Dutzende Mädchen und Jungen töteten. Weitere Kinder seien vergewaltigt oder entführt worden. Die Armee habe mittlerweile mehr als 13 000 Kinder rekrutiert. (epd) HARTZ-IV-KOMPROMISS Linken-Fraktion klagt vor Verfassungsgericht Karlsruhe. Die Bundestagsfraktion der Linken hat Klage vor dem Verfassungsgericht eingereicht. Bei der Suche nach einem Hartz-IVKompromiss im Jahre 2011 sei sie ausgegrenzt und verfassungsmäßige Mitwirkungsrechte seien verletzt worden. Ein Urteil wird nicht vor dem Herbst erwartet. (dpa) Ihr Draht zu uns •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• 02 THEMEN DES TAGES Am „Lesertelefon“ sitzen heute Redakteure aus Ihrer Lokalredaktion. Haben Sie Fragen oder Kritik? Gibt es ein Thema, das Sie besonders interessiert? Rufen Sie doch heute zwischen 12 und 13 Uhr in Ihrer Lokalredaktion an. Namen und Telefonnummer ihres Gesprächspartners finden Sie in Ihrem Lokalteil. 24 KÖLN Freitag, 5. September 2014 Kölner Stadt-Anzeiger •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• NACHRICHTEN BAHNHOF WEST Umbauarbeiten an den kommenden Wochenenden Bilz-Preis für Kölner Appell •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• FESTNAHME Sprayer steigen Kölner Haien aufs Dach Die Bürgerrechtsorganisation Kölner Appell wird mit dem BilzPreis ausgezeichnet. Mit seinem Engagement für Flüchtlingskinder und ausländische Jugendliche setze sich der Verein auf hervorragende Weise gegen Diskriminierung und Rassismus ein, heißt es in der Begründung der Bilz-Stiftung. Die 1998 in Köln gegründete Stiftung vergibt den Preis jährlich an eine gemeinnützige Initiative, die sich für Völkerverständigung und die Rechte von Minderheiten engagiert. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. (tab) Auf dem Dach der Trainingshalle des Kölner EC an der Gummersbacher Straße in Deutz hat ein Zeuge am Mittwochmorgen zwei mutmaßliche Graffiti-Sprüher beobachtet. Der 29-Jährige rief die Polizei. Als die beiden Verdächtigen die Streifenbeamten sahen, warfen sie Spraydosen und Drogen vom Dach der Eissporthalle und wollten sich verstecken, berichtete eine Polizeisprecherin. Der Versuch misslang. Die Beamten nahmen sie auf dem Gebäude fest. (ts) FAHNDUNG Räuber reißt Frau ihre Kette vom Hals BOTANISCHER GARTEN Nach einem Raub in Lindenthal fahndet die Polizei nach einem etwa 25 Jahre alten Mann. Donnerstagmorgen um 3.20 Uhr hatte er eine 26-jährige Frau überfallen, die ihr Fahrrad vor einem Haus in der Bitburger Straße abschließen wollte. „Er würgte mich und griff nach meiner Halskette“, sagte das Opfer der Polizei. Mit dem Laptop, der Umhängetasche und der Kette der Frau flüchtete der Täter in Richtung Zülpicher Straße. Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter 02 21/ 2 29-0 entgegen. (ts) UNFALL Lastwagen kracht in Stauende Forschungsreise für Kinder Bahnsteig wird angehoben Wer an den kommenden Wochenenden vom Bahnhof Köln West aus verreisen möchte, kann sich den Weg sparen: Die Regionalzüge der Linien RE 22, RB 24 und RB 48 werden bis zum 19. Oktober immer samstags und sonntags vorbeirauschen. Ab dem morgigen Samstag beginnt die Deutsche Bahn (DB) mit der Modernisierung des Bahnsteigs. Er wird auf 210 seiner insgesamt 303 Meter Länge auf eine Höhe von 76 Zentimetern angehoben. Derzeit ist der Einstieg 38 Zentimeter hoch. Nach den Arbeiten können die Fahrgäste stufenlos die Züge betreten. Samstags und sonntags stoppen die Bahnen deshalb nicht an der Station, montags bis freitags halten sie aber planmäßig. Gearbeitet wird täglich, zum Teil auch nachts. „Modernisierungsoffensive 2“ ist der Titel des Programms, mit dem auch der Bahnhof West saniert wird. Hierbei werden seit 2008 kleine und mittlere Stationen in NRW instand gesetzt. Nach DB-Angaben investieren Bund, Land und Bahn „in den kommenden Jahren insgesamt 415 Millionen Euro“ in das Programm. (og) BILD: BAUSE Eine Forschungsreise in der trockenen Landschaft des Wüstenhauses hat der Botanische Garten für Kinder von sechs bis zehn Jahren am Sonntag, 7. September, vorbereitet. Um 11 Uhr treten sie mit Biologin Janine Lubjuhn ihre Eindeckungstour zu lebenden Steinen und Elefantenfüßen an. Treffpunkt ist der Eingangsbereich der Schaugewächshäuser, Alter Stammheimer Weg. Die Kosten betragen pro Person fünf Euro. (kb) Wahl-Analyse erhärtet den Verdacht RODENKIRCHEN Zahlen einer städtischen Studie legen nahe, dass Ergebnisse von SPD und CDU vertauscht wurden VON ANDREAS DAMM Unfall auf dem Militärring AUSZEICHNUNG BILD: BLS Bei einem Auffahrunfall in Sülz sind am Donnerstagmorgen drei Menschen (27, 41, 56) verletzt worden. Gegen 9 Uhr war ein Lastwagenfahrer (56) an der Kreuzung Militärringstraße/Berrenrather Straße auf ein Stauende gefahren. Durch die Wucht des Aufpralls wurde ein Opel in einen VW geschoben. Ein Sattelzug und zwei weitere Pkw fuhren ebenfalls auf. Die Verletzten kamen in Krankenhäuser. Während der Unfallaufnahme ergaben sich Hinweise, dass der 56 Jahre alte Lastwagenfahrer unter Medikamenteneinfluss gestanden haben könnte. Ihm wurde laut Polizei eine Blutprobe entnommen. (bls) CENTER.TV Eine Wahlanalyse des städtischen Amtes für Statistik erhärtet die Zweifel an der Richtigkeit eines Briefwahlergebnisses in Rodenkirchen. Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ legt die Untersuchung den Schluss nahe, dass die Stimmenzahlen der CDU und der SPD beim Übertragen in das Protokoll verwechselt worden sein müssen. In dem Briefwahlbezirk, der einen nördlichen Teil der CDUHochburg Rodenkirchen umfasst, waren 3093 Wahlberechtigte gemeldet. 986 von ihnen haben im Mai ihre Stimme für den Stadtrat in einem der Wahllokale abgegeben, im Gymnasium an der Sürther Straße und der Ernst-MoritzArndt-Schule. 707 Bürger entschieden sich für die Briefwahl. Während sich am Wahlsonntag in den Urnen 35,1 Prozent CDU- Stimmen befanden, ergab die Briefwahl-Auszählung ein wesentlich schlechteres Bild: 24,9 Prozent für die Union. Für die SPD dagegen wurden in den Urnen 25,1 Prozent gezählt und bei der Briefwahl sensationelle 42,4 Prozent – eine versprengte rote Bastion in einem schwarzen Stadtteil. Ob in Rodenkirchen oder im Rathaus, der beeindruckende Vorsprung der SPD von 17,5 Prozent- Traditionell machen vorwiegend CDU- und FDP-Wähler von der Briefwahl Gebrauch punkten gilt vielen als unerklärlich. Denn bei den zeitgleichen Wahlen der Bezirksvertretung und des Europa-Parlaments ergab sich die erwartete Reihenfolge. Sowohl die Briefwähler wie auch die Urnenwähler bevorzugten die Union. man die beiden Ergebnisse der großen Parteien in dem strittigen Briefwahlbezirk, so ergibt sich eine verblüffende Übereinstimmung mit den Daten des Statistikamtes. Dann nämlich hätte die CDU in Rodenkirchen ein Briefwahl-Plus von 7,3 Prozentpunkten; stadtweit sind es laut derAnalyse 6,8 Punkte. Die SPD hätte ein Briefwahl-Mi- Wahlergebnisse im nördlichen Rodenkirchen 25. Mai 2014 Wahl des Stadtrates Wahllokal Briefwahl CDU: 35,1 CDU: 24,9 SPD: 25,1 SPD: 42,4 Wahl der Bezirksvertretung Wahllokal Briefwahl CDU: 35,3 CDU: 38,3 SPD: 25,3 SPD: 24,2 Wahl des Europa-Parlaments Wahllokal Briefwahl CDU: 34,5 CDU: 37,9 SPD: 30,3 SPD: 29,6 nus von 0,2 Prozentpunkten. Das kommt dem stadtweiten Minus von 0,8 Punkten bei der Briefwahl viel näher. Hinzu kommt, dass laut der Analyse die Ergebnisse der Bezirksvertreterwahl das Ratsergebnis „weitgehend“ widerspiegeln. Die Rodenkirchener Überraschungszahlen weisen also auf einen Protokollfehler hin. Sie sind allerdings kein Beleg, da bei einer freien Wahl eben kein Ergebnis ausgeschlossen werden kann. Angesichts der begründeten Zweifel könnte der Wahlprüfungsausschuss eine erneute Auszählung beschließen. Das hat der ehemalige Präsident des NRW-Verfassungsgerichts, Michael Bertrams, dieser Zeitung bestätigt. Bereits zweimal ist eine solche Kontrollzählung an der rot-grünen Mehrheit gescheitert. Das Interesse an Klarheit für die Wähler war für die angehenden Koalitionäre bislang von nachrangiger Bedeutung. Polizei kontrolliert 482 Radler AKTIONSTAG 100 Beamte unterwegs – Verstöße von fast 200 Fahrern − Albers: Bewusstsein für Gefahren schaffen •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Zirkus-Elefanten sind in Köln nicht erlaubt. Warum die Tiere vom „Cir- VON BRIAN SCHNEIDER cus Busch“ geduldet werden, aber Wie schwierig Radfahren in Köln nicht auftreten dürfen, sehen Sie sein kann, bekam Polizeipräsium 18 Uhr in der „Rheinzeit“. dent Wolfgang Albers am Donnerstag am eigenen Leib zu spüren. „Auf dem Weg hierher mussRADIO KÖLN te ich dreimal vom Radstreifen auf die Straße fahren, weil Autos … von 6 bis 10 Uhr mit Vanessa Nolte: Der Kölner Basketball – Die im Weg standen“, sagte der BeRheinstars starten durch. hördenleiter am Morgen auf dem Chlodwigplatz, wo die Polizei ihre Maßnahmen zum „Aktionstag Radfahrer“ vorstellte. Eigentlich sollte Hintergrund ist ein signifikanter nur das Herzstück der AusstelAnstieg der Unfälle mit Radfahlung „Glaub doch, was du rerbeteiligung im ersten Halbjahr willst!“ des Künstlers Thomas 2014: Um 25 Prozent ging die Zahl Baumgärtel angeliefert werim Vergleich zum Vorjahr nach den – Jetzt aber wurde die Ausoben. Drei dieser Unfälle gingen Beamte kontrollieren ein Rad in stellung abgesagt. ksta.tv für die Radfahrer tödlich aus. der Südstadt. BILD: BAUSE •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Die Erkenntnisse der städtischen Statistiker zum Verhalten der Briefwähler lassen den Erfolg der SPD noch außergewöhnlicher erscheinen. „Traditionell machen vorwiegend die CDU- und die FDP-Wähler von der Briefwahl Gebrauch“, ist in der Untersuchung zu lesen. Auch diesmal konnten die beiden Parteien bei der Briefwahl „deutlich mehr Stimmenanteile erzielen als bei ihrem Urnenergebnis“. Die SPD hingegen machte bei der Briefwahl leichte Verluste. Wie aber ist es dazu gekommen, dass dieser Trend in dem Rodenkirchener Briefwahlbezirk auf den Kopf gestellt wurde? Die Ergebnisse seien womöglich aus Versehen beim Ausfüllen des Protokolls verwechselt worden, mutmaßt CDU-Chef Bernd Petelkau. Wie naheliegend die Vermutung tatsächlich ist, beweist die Wahlanalyse der Verwaltung. Tauscht Unfallursachen In den meisten Fällen ist ein Pkw im Spiel, wenn Radfahrer verunglücken. Etwa 50 Prozent dieser Zusammenstöße werden jedoch von Zweiradfahrern verursacht. Insgesamt kracht es am häufigsten, wenn der Radweg in die falsche Richtung befahren wird. Dann kommt es an Kreuzungen zu brenzligen Begegnungen. Autofahrer hingegen missachten häufig Vorfahrtsregeln, haben den toten Winkel beim Abbiegen nicht richtig im Blick oder öffnen die Fahrertür ihres geparkten Wagens, ohne auf Radfahrer zu achten. (bls) „Darum ist das Thema besonders auf unserer Agenda“, so Albers. Eine der Ursachen ist die immer weiter steigende Zahl von Zweiradfahrern in der Stadt − aber auch ein Mangel an gegenseitiger Rücksichtnahme unter allen Verkehrsteilnehmern. „Insgesamt ist die Situation schlimmer geworden“, sagte Georg Dissen, stellvertretender Leiter der Direktion Verkehr. Aus diesem Grund waren im ganzen Stadtgebiet rund 100 Beamte im Einsatz, die Radfahrer und Autofahrer überprüften. Die Bilanz: 482 Radfahrer wurden angehalten, 133 müssen wegen verschiedener Verstöße Verwarngelder bezahlen, auf 62 kommen Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen zu. 70 Autofahrer wurden kontrolliert, zum Beispiel, weil sie ihren Wagen auf dem Radweg abgestellt hatten. Für 22 von ihnen wurde ein Verwarngeld fällig, die Beamten schrieben drei Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. Gestohlene Räder sichergestellt Polizeipräsident Albers betonte, dass es bei der Aktion nicht darum gehe, Radfahrer zur Kasse zu bitten, sondern ein Bewusstsein für Gefahren im Verkehr zu schaffen. Bei jeder Radkontrolle wurde auch geschaut, ob der Drahtesel möglicherweise als gestohlen gemeldet ist. Und tatsächlich: Bis zum Mittag wurden drei gemeldete Räder sichergestellt. Darum sollte ein Fahrraddiebstahl immer angezeigt werden, so der Appell der Polizei.