Eine Sonderveröffentlichung des Ausgabe 10 • Oktober 2014
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Eine Sonderveröffentlichung des Ausgabe 10 • Oktober 2014
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Nicht nur in das der Menschen, Unternehmen, Schulen, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen – ja ganze Gesellschaften haben sich längst darauf eingestellt. Qualifikationen, Kow-how, Innovationen sind Voraussetzungen für das Überleben von Unternehmen. Ein Satz, der in den Gesprächen mit Betrieben immer wieder zu hören ist. Das Faktum in manchen Branchen, nicht ausreichend Fachkräfte zu bekommen, ist hie und da bereits zu einer Wachstumsbremse geworden. Die demografische Entwicklung verstärkt dieses Problem. Humankapital macht als Produktionsfaktor im Vergleich zum Geld Boden gut. Mitarbeiter gewinnen an Wertschätzung. Wenn das Gehalt dabei steigt – auch gut. Wer Bildung jedoch nur als notwendige Voraussetzung im ökonomischen Prozess betrachtet, der springt eindeutig zu kurz. Immer geht es auch um die Entwicklung von Persönlichkeit, um Bewusstsein, um Würde. Das Individuum schöpft bei diesem Unterwegssein Kraft und erringt neue Freiheitsgrade. Es ist ein Atmen einer dritten Luft. Franz Pfluger 3 Was ist Bildung? »Eine Pizza kann man sich nach Hause bestellen – nicht aber Bildung« ...................................................................................... 8 Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen Unternehmen Uni Tübingen Bosch Ingrid Peters:Vertrauen – Offenheit – Fairness ....................... 6 Elring Klinger »Junge Menschen für unser Unternehmen begeistern« ................................................................... 10 IAB-Sudie Beachtliche Bildungsprämien ............................................................. 12 Manz Manz – immer eine Idee voraus! ...................................................... 14 Hugo Boss »Young Talents« sind der Erfolg von Morgen ................................................................. 16 Wafios Reutlinger Modell als perfekte Lösung ........................................ 18 Rökona Eigene Ideen sind gefragt ........................................................................ 22 Paul Horn Ein neuer Studiengang – Initialzündung für die Region ............................................................. 24 Refugio Qualifizierung als Schlüssel zum Job ............................................. 26 Schwörer Haus Leben in intelligenten Häusern ......................................................... 28 Zwischen Spitzenforschung und Anwendungsorientierung............................................................ 46 Hochschule Reutlingen Das Beste aus zwei Welten .................................................................... 48 VHS Reutlingen Willkommen in der Welt der Weiterbildung ........................... 50 IHK Reutlingen Der Kick für den Berufsalltag................................................................ 52 So funktioniert lebenslanges Lernen ............................................. 54 Arbeitsagentur Reutlingen Kompetenz sichert den Job .................................................................. 56 Landeszentrale für Politische Bildung Tagen in einem »Jahrhunderthaus« ............................................ 58 Europa Institut Xing Wang vermittelt zwischen Welten ..................................... 60 Südwestmetall Vom Einstieg zum Aufstieg .................................................................. 62 Girlsday-Akademie – Sprungbrett für junge Frauen .............................................................. 64 IG Metall Reutlingen »Kein junger Mensch darf zurückbleiben« ............................. 66 Sparkassenverband Know-how-Schmiede für Sparkässler ........................................... 68 CHT Innovationskultur ist Basis des Erfolgs ......................................... 30 Easysoft Erfolgsfaktor Bildung ................................................................................ 32 Brodbeck Brodbeck bleibt am Ball: coole Sprüche – viel dahinter .............................................................. 34 Titelbild: Solcom Bildung Gestaltung: Achim Goller/Foto: Fotolia Berner Impressum Investition in die Zukunft ...................................................................... 36 Maschinenbau-Know-how par excellence ................................ 38 RVM Ganz sicher gute Chancen .................................................................... 40 Barth »Der Mensch macht’s aus« ................................................................ 42 Dekra Arbeitssicherheit geht jeden an .......................................................... 44 Sonderveröffentlichung/Advertorial-Magazin von GEA Publishing für die Region Neckar-Alb Ausgabe 10/Oktober 2014 Leitung/Koordination: Franz Pfluger Anzeigen: Stephan Körting (verantwortl.), Stephan Schweikert Graphische Konzeption/Layout/Satz/Gestaltung: Achim Goller Herausgeber: GEA Publishing und Media Services GmbH & Co. KG Persönlich haftende Gesellschafterin: GEA Publishing und Media Services Verwaltungs GmbH, Burgplatz 5, 72764 Reutlingen, Geschäftsführer: Michael Eyckeler, Stephan Körting Druck: Bechtle Druck & Service/Esslingen 6 GEA-Wirtschaftsmagazin Interview mit Ingrid Peters, Leiterin der Bosch-Personalabteilung am Standort Reutlingen: Vertrauen - Offenheit - Fairness GEA: Spricht man über das Unternehmen Bosch, wird in der Öffentlichkeit eine gewisse Unternehmenskultur damit verbunden. Wie würden Sie denn die beschreiben? Peters: Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, das hatte schon Firmengründer Robert Bosch praktiziert. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen geändert haben und der Wettbewerb härter geworden ist, dieses Bild stimmt auch heute noch. Bosch ist ein soziales Unternehmen, durch Werte geprägt. Vertrauen, Offenheit, Fairness – das ist nicht nur niedergeschrieben, das wird überall dort gelebt, wo Bosch vertreten ist. Auch wenn man Kultur gewiss nicht in Zahlen ausdrücken kann, möchte ich eines hinzufügen: Unsere Mitarbeiterbefragung zeigt, dass 95 Prozent der Beschäftigten stolz sind, bei Bosch zu arbeiten. Ein sehr guter Wert. Hat diese Identifikation etwas mit den Produkten zu tun? Peters: Das Produktportfolio unterstützt diese. Wir haben ja den Slogan »Technik fürs Leben«. Es ist unser Anspruch, das Leben der Menschen zu verbessern. Das betrifft Sicherheit, Komfort, Sauberkeit. Das geht vom ABS über das E-Bike bis hin zu Chips in den Handys. Hinzugekommen ist in den vergangenen Jahren Ressourcenschonung, also nachhaltiges Wirtschaften. Stolz sind wir darauf, ein unabhängiges Unternehmen zu sein. Wir müssen nicht quartalsweise den Shareholders berichten und können daher unser Handeln an längerfristigen Zielen orientieren. Soziale Kultur und ökonomische Ziele – das kann sich doch auch mal beißen? Peters:Natürlich gibt es auch bei uns Zielkonflikte. Sie zusammenzuführen ist die Kunst. Menschen mit unterschiedlichen Charakteren führen das Unternehmen. Unser Führungsgrundsatz heißt: »Das Management übernimmt Aufgaben auf Zeit.« Die Führungskräfte in unserem Unternehmen werden geschult, die Bosch Werte zu verinnerlichen und zu leben Wie bereitet sich Bosch darauf vor, dass morgen und übermorgen die richtigen Leute an Bord sind? Peters: Wir betreiben Kompetenzmanagement. Abgeleitet aus der Strategie und dem Ziel, was wir erreichen wollen, müssen wir schauen, dass wir die passenden Mitarbeiter haben. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Einmal im Jahr sprechen wir mit den Führungskräften über die Mitarbeiter. In unseren Kompetenzclustern wird dann bestimmt, welche Qualifizierungsmaßnahmen und Investitionen notwendig sind. Wird Bosch die Beschäftigung am Standort Reutlingen halten können? Peters: Die Automatisierung schreitet fort – am stärksten wohl im Halbleiterwerk. Da müssen wir überlegen, was wir mit den Menschen machen, für die es Auswirkungen hat. Diese Aufgabe wird uns in den nächsten zwei bis drei Jahren sehr intensiv beschäftigen. Wir müssen unsere Mitarbeiter auf eine ganz andere Welt vorbereiten. IT-Kenntnisse, die englische Sprache und ein anderes Arbeitsverhalten sind erforderlich. Wir wollen wachsen und haben von daher nicht vor, unterm Strich Arbeitsplätze abzubauen. Wir wollen am Standort Reutlingen mit der Mannschaft – derzeit7 000 Beschäftigte – weitermachen. Wie beschäftigen Sie sich mit dem demografischen Wandel? Peters: Wir spüren ihn im Ansatz. Wir haben am Bosch-Standort Reutlingen wenig Fluktuation. Das durchschnittliche Alter der Belegschaft beträgt 44 Jahre. Mit dem Betriebsrat haben wir jüngst eine Vereinbarung getroffen, in den nächsten drei Jahren unsere Auszubildenden zu 100 Prozent zu übernehmen. Derzeit gib es 210 Auszubildende am Standort. Wir beschäftigen uns mit dem lebenslangen Lernen, mit Qualifizierung und versuchen, die Beschäftigten fit zu halten. Wir haben für die physische und psychische Gesundheit ein Programm. Medizinische Betreuung gehört dazu. Leider ist es oft so, dass diejenigen, denen es gut tun würde, weniger daran teilnehmen als die Gesünderen. Aber, ich muss darauf hinweisen, es gibt hier auch eine eigene Verantwortung der Mitarbeiter. Technologische Entwicklungen verändern Inhalte. Wie wirkt sich das auf den Nachwuchs aus? Peters: Wir haben unsere Ausbildung überprüft und Berufsbilder dem Wandel angepasst. Im Halbleiterwerk haben wir schon vor Jahren die Mikrotechnologie-Ausbildung gestartet. Im Moment haben wir fünf technisch-gewerbliche und zwei kaufmännische Berufsbilder. Es gibt noch zwei Berufe (Industriemechaniker und Mechatroniker), in denen gute Hauptschüler eine Chance haben. Ansonsten ist Mittlere Reife Minimum. In die Duale Ausbildung - Reutlinger Modell - sind wir jüngst eingestiegen. Die jungen Menschen müssen sich auf höhere Anforderungen einstellen. Wir rekrutieren Personal auch aus dem Ausland. Im GEA-Wirtschaftsmagazin Wir akzeptieren nicht nur Andersartigkeit, wir streben sie an Technischer Wandel berührt ja alle Arbeitnehmer – auch die, die schon im Haus sind. Das wird auch ein Thema in den Tarifverhandlungen der Metallindustrie in 2015 sein? Peters: Ich halte es für unabdingbar, sich mit dem Thema »Flexibilität« zu beschäftigen. Wir sind nicht nur Automobilzulieferer sondern auch in anderen Branchen unterwegs, die anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Flexibilität und Geschwindigkeit sind wichtig. Es gibt bei Bosch eine Konzernvereinbarung mit dem Begriff »Mobiles Arbeiten«. Wer mit dem US-Markt viel zu tun hat, braucht vielleicht eine andere Arbeitszeit als derjenige, der sich mit Kunden in Asien unterhält. Diese Vereinbarung wollen wir auch am Standort Reutlingen umsetzen. Die Lebensarbeitszeit wird sich verändern. Wir werden die verschiedenen Lebensphasen der Mitarbeiter anders begleiten müssen. Wir werden künftig stärker in internationalen Teams arbeiten. Auch über andere Organisationsstrukturen denken wir nach. Es wird in der nahen Zukunft schon mehr agile Teams geben. Mitarbeiter werden auf Zeit an Projekten arbeiten. »Diversity« ist bei Bosch ein starkes Thema. Was verstehen Sie genau darunter? Peters: Wir haben inzwischen den Begriff »Diversity« (Vielfalt) weiter gespannt. Begonnen haben wir mit dem Fokus Gender (Geschlecht). In 2020 sollen 20 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein. Inzwischen gehört der demografische Wandel ebenso zu Diversity wie die Internationalisierung. Auch am Standort Reutlingen arbeiten Mitarbeiter aus 60 Nationen. Zum Beispiel bereitet sich eine junge Chinesin am Standort Reutlingen auf ihre Aufgaben am Standort im Reich der Mitte vor. Unser Ziel ist es, 80 Prozent der Führungspositionen im Ausland mit Mitarbeitern aus dem jeweiligen Land besetzt zu haben. Folgende Aussage habe ich gehört: »Wir, bei Bosch, Ingrid Peters Foto: Bosch Sommer haben wir bei Bosch 100 jungen Menschen aus Spanien den Zugang zu einer Ausbildung angeboten. Erfreulich ist, dass das Interesse bei Mädchen für die technischen Berufe wächst. Aber in den Elektrotechnikstudiengängen gibt es immer noch zu wenig Frauen. akzeptieren nicht nur Andersartigkeit, wir streben sie an.« Was verstehen Sie unter Andersartigkeit? Peters: Wir haben vor Kurzem im Rahmen unseres Jubiläums 50 Jahre Standort Reutlingen einen Diversity-Tag veranstaltet. Dort wurde die Vielfalt der Belegschaft und sein Engagement sichtbar. Wir pflegen zehn Netzwerke in Reutlingen – darunter »Women @ Bosch«, »50 plus,« »Papas @ Bosch« und ein Schwulen- und Lesben-Netzwerk. Bei einigen bin ich Schirmherrin. Darüber hinaus nutzen wir das Wissen und die Erfahrung von über 400 unserer pensionierten Mitarbeiter, in dem sie uns bei verschiedenen Aufgaben unterstützen. Ich bin begeistert von der gelebten Vielfalt bei Bosch. Das Gespräch führte Franz Pfluger Bosch in Zahlen Unternehmensbereiche: Kraftfahrzeugtechnik, Industrietechnik, Gebrauchsgüter, Energie- und Gebäudetechnik Mitarbeiter: 281 000 Umsatz: 46,1 Milliarden Euro 360 Tochter- und Regionalgesellschaften 4,5 Milliarden Euro für F + E 7 8 GEA-Wirtschaftsmagazin »Eine Pizza kann man sich nach Hause bestellen – nicht aber Bildung« Von Franz Pfluger W as heißt denn sich bilden? Lernen. Geistiges Training. Streben. Dass sich diese Übung nicht auf die Zeit der Schule oder Universität beschränkt, hat sich herumgesprochen. »Lebenslanges Lernen« ist das Stichwort dazu. Es gibt viele Gründe, zu lernen, sich zu qualifizieren, zu bilden. Die Gesellschaft mit ihren Unternehmen und Institutionen hält ein Selektionssystem bereit, an dem der Einzelne sich bewähren muss. Wer einen bestimmten Beruf ergreifen möchte, muss Voraussetzungen mitbringen, Bedingungen erfüllen. Status- und Lebenschancen hängen entscheidend von Wissen, Kompetenz und Bildung ab. Die Gesellschaft hält einen Rahmen für dieses Training parat: öffentliche und private Schulen. Die Schleußen sind Examina, Promotionen. Die Belohnungen Zertifikate und Prämien. Bildung braucht Investment. Das ist beileibe nicht nur Geld. »Zu den Wegekosten zählen auch Leid und Erfahrung«, sagt der Philosoph Peter Sloterdijk. Nicht ohne einen Seitenhieb auf die Neuen Medien loszuwerden: »Mit dem Downloaden geht man nur den Weg der Entspannung und Verwöhnung. Man kann eine Pizza sich nach Hause bestellen – nicht aber Bildung.« Thema Bildung. Die Wirtschaft- und Finanzkrise in Europa hat solche Problemstellung nur noch verdeutlicht. Noch wird Deutschland, ob seiner Stellung bewundert und beneidet: Wirtschaftswachstum, Rückgang der Arbeitslosigkeit, Spitzenstellungen in Auch Nationen müssen sich anstrengen Was für Individuen gilt, dieses Streben nach Zielen und einem Werden, ist auch für ganze Gesellschaften elementar. Im Ranking der 60 wettbewerbsfähigsten Länder der Welt liegt Deutschland auf Platz neun – hinter den USA, der Schweiz, Schweden, Hongkong und Singapur. Grundsätzliche Fragen wie, muss der Westen auf längere Sicht seine Vorherrschaft an Asien abgeben, berühren elementar das Foto: Fotolia vielen Branchen auf der Welt. Die asiatischen Staaten haben in den zurückliegenden Jahrzehnten Europa das Fürchten gelehrt und beeindrucken immer wieder mit ihren Ergebnissen. Längst haben die Tigerstaaten ihre Erfolge nicht nur dem Fleiß und der Nachahmung zu verdanken. Die beeindruckende Zahl der Lizenzen ist ein Ausdruck dafür, dass sie auch im Schöpferischen auf sehr gutem Wege sind. Das deutsche Bildungssystem zeichnet sich durch eine signifikante Stabilität und Leistungsfähigkeit aus, sagt die OECD. Die Zahl der Personen, die die Hochschulen mit einem Abschluss verlassen, hat sich seit 2002 fast verdoppelt. Junge Frauen erwerben häufiger einen Hochschulabschluss als junge Männer; unter den 30- bis unter 35-Jährigen sind es 24 GEA-Wirtschaftsmagazin Prozent der Frauen und 22 Prozent der gleichaltrigen Männer. Der Bachelorabschluss ist inzwischen zum häufigsten Abschluss geworden. Auch die Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit einem Masterabschluss steigt. Alle Untersuchungen belegen eindrucksvoll: Die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, steigen mit zunehmender Ausbildung. Nordische Länder sind Vorbild Das ist kein Grund, nicht mehr zu tun. Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe der Menschen in Deutschland sind unzureichend erreicht. Die Europäische Union hat sich das Ziel gesetzt, alle Bevölkerungsgruppen an Bildungsprogrammen zu beteiligen. Die Menschen sollen mindestens über einen Abschluss des Sekundarbereichs II (Gymnasium, berufsbildende Schule, Abendschule) verfügen. Noch mehr Personen sollen einen Hochschulabschluss erwerben. Die EU hat in ihrer auf zehn Jahre angelegten Wachstumsstrategie »Europa 2020 » für den Bildungsbereich zwei Hauptziele gesetzt: Zum einen soll die Quote frühzeitiger Schulabgänger auf unter 10 Prozent gesenkt werden. Dieses Ziel hat Deutschland schon erreicht. Das zweite Ziel, den Anteil der 30 bis unter 35-Jährigen mit abgeschlossener Hochschulbildung auf mindestens 40 Prozent zu steigern, ist nicht erreicht. Hier lag Deutschland mit 32 Prozent im Jahr 2012 noch deutlich unter dem internationalen Zielwert sowie unter dem EUDurchschnitt (36 Prozent). Aber - man muss es einräumen: Es gibt Länder mit besserer Performance. Das nordische Bildungsmodell schneidet im Vergleich mit dem deutschen seit Jahrzehnten besser ab. In den Ländern Finnland, Norwegen, Schweden, Island und Dänemark ist Erziehung so etwas wie ein allgemeines und unentgeltliches Bürgerrecht. Das Schulsystem steht weitgehend unter der Monopolhoheit des Staates. Gesundheitsfürsorge, Bildung und Ausbildung und teilweise auch Tagesbetreuung für Kinder sind Rechte und Leistungen, für die die Bürger nur wenig bezahlen müssen. Bei bestimmten Parametern wie öffentliche Ausgaben für Bildung in Relation zu den öffentlichen Gesamtausgaben oder öffentlichen Ausgaben für Bildung in Relation zum Sozialprodukt liegen die nordischen Länder auf Spitzenplätzen und Deutschland im letzten Drittel von über 30 Staaten. Der demografische Wandel birgt eine andere Herausforderung: Nach den Bildungsvorausberechnungen der Experten wird sich die Anzahl der Bildungsteilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt bis 2025 um 12 Prozent verringern. Von diesem Rückgang ist in erster Linie der Schulbereich betroffen. Im Bereich der frühkindlichen Bildung und im Hochschulbereich steigt demgegenüber der Bedarf in den nächsten Jahren noch an. Folglich steigt die Anzahl der Einrichtungen für unter 3-Jährige sowie der Hochschulen, während die Anzahl der allgemeinbildenden Schulen deutlich sinkt. Um den Bildungsstand der Bevölkerung insgesamt zu verbessern, ist es wichtig, dass sich alle gesellschaftlichen Gruppen an Ausund Weiterbildung beteiligen und die Bildungsprogramme erfolgreich abschließen. Insbesondere gilt es, geschlechtsspezifische und soziale Disparitäten zu vermindern. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf junge Männer und Personen mit Migrationshintergrund gelegt werden. Trotz Verbesserungen in den letzten Jahren ist der Bildungsstand von Personen mit Migrationshintergrund noch deutlich niedriger als derjenigen ohne Migrationshintergrund. Diese Ziele gibt der Bildungsbericht des Ministeriums für Bildung vor. Die andere Seite: Identitätsstiftung Bildung als Instrument für Job, Geld und sozialen Status ist eine Selbstverständlichkeit. Doch nicht alles kann im unmittelbaren Dienst der Karriere stehen. Ein gut ausgebildeter Mensch ist das eine, ein gut Gebildeter das andere. Technik im Kindergarten, Wirtschaft in der Schule und dergleichen Aktionen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch eine zweite Seite der Bildung gibt: Bildung als Identitätsstiftung und Persönlichkeitsentwicklung. Die zu vernachlässigen wäre töricht. Kulturelle Bildung sollte eine große Rolle in der Entwicklung von jungen Menschen spielen. Sie sitzt zu viel auf der Ersatzbank, ist viel zu oft Feigenblatt, meint beispielsweise der Rat für Kulturelle Bildung. Doch auch das, was sich nicht unmittelbar rechnet, muss eine Chance haben. Musizieren, Theaterspielen, Malen, alles was mit Kreativität zu tun hat, sind mehr als nur die Hobbys von Kindern bürgerlichen Schichten. Zur Bildung gehören auch soziale Kompetenz. Die Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen, eine Distanz zur eigenen Kultur herzustellen, Selbstreflexion und die Fähigkeit, Neues aufzunehmen – all das gehört zur Bildung. Es fällt auf – Personalchefs in den Unternehmen wünschen sich häufiger Mitarbeiter, die hinterfragen und auch widersprechen. Einspruch, Widerspruch ist ausdrücklich erwünscht. Offenbar sind bei der Karriereplanung viele zu brav geworden. Wissen, Kompetenz und Bildung sind ausgezeichnete Waffen im Kampf gegen Unterdrückung in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Sie können Menschen davor bewahren, Opfer zu werden. Die Freiheit im Denken, eine moralische Sensibilität, die Fähigkeit zur Abgrenzung und die Unbestechlichkeit im Charakter können Resultate von Bildung sein. Wem es bei dieser Bildungsdividende immer noch an Motivation fehlt, dem sagt Peter Sloterdijk: »Bildung ist die Vorfreude auf sich selbst.« 9 10 GEA-Wirtschaftsmagazin »Junge Menschen für unser Unternehmen begeistern« Der Automobilzulieferer Elring Klinger hat einen hohen Bindungsgrad der Auszubildenden und daher gegenwärtig kein Facharbeiterproblem, sagt Vorstandsvorsitzender Stefan Wolf. Von Andreas Fink F acharbeitermangel? »Wir haben kein Problem«, sagt Dr. Stefan Wolf, »genauer: wir haben im Moment noch keines.« Der Vorstandsvorsitzende der Elring Klinger AG erklärt: »Das liegt daran, dass wir einen hohen Bindungsgrad unserer Auszubildenden haben.« Starker Bindungsgrad bedeutet, dass so gut wie alle bei dem 1879 gegründeten Unternehmen bleiben, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben. In Zahlen: Pro Jahr fangen deutschlandweit ungefähr 50 Azubis und Dr. Stefan Wolf DHBW-Studenten an, knapp 30 davon am Standort Dettingen/Erms. In drei Jahren kommen so mehr als 150 gut ausgebildete Berufseinsteiger zusammen – junge Menschen, die »nahezu zu hundert Prozent bei uns bleiben«, wie Wolf stolz sagt. »Das schaffen wir, weil wir sie für Elring Klinger begeistern – für unsere Unternehmenskultur und weil wir ihnen nachher eine gute Perspektive bieten«. Die viel beschworene Unternehmenskultur beschreibt Wolf so: »Wir sind nach wie vor sehr bodenständig, wir sind sehr klar strukturiert, wir geben unseren Mitarbeitern einen hohen Grad an Eigenständigkeit und Verantwortung und wir treffen sehr schnelle Entscheidungen.« Als Beispiel nennt Wolf den Einstieg in die Fertigung von Getriebesteuerplatten: »Wir hatten das nie vor«, sagt der 53Jährige, »dann kam der Leiter des Geschäftsbereichs Spezialdichtungen zu mir und sagte, ich habe ein interessantes Geschäftsfeld identifiziert. Wir haben uns innerhalb einer Stunde entschieden einiges zu investieren, um die ersten Produkte zu entwickeln.« Heute werden allein im Werk in Runkel (Hessen) acht Millionen Getriebesteuerplatten hergestellt. »Viele Unternehmen werden umso schwerfälliger, je größer sie werden«, weiß Wolf, »bei uns ist das anders.« »Ich sehe es derzeit als eine meiner Hauptaufgaben im Vorstand an, diese Strukturen aufrechtzuerhalten«, so Wolf, »das ist nicht nur eine Basis für die Mitarbeiterbindung, sondern auch für unseren wirtschaftlichen Erfolg und für unsere Ziele.« Die sind hoch: »Für das Jahr 2020 streben wir einen Umsatz von zwei Milliarden Euro an«, sagt Wolf. 2005, als er in den Vorstand kam, waren es 475 Millionen Euro, derzeit liegt Elring Klinger bei knapp 1,2 Milliarden Euro. Sonderzahlungen sind am Ergebnis orientiert Die Mitarbeiter erhalten eine jährliche Beteiligung als Sonderzahlung, die sich am Ergebnis orientiert. Mit dem Betriebsrat hat der Vorstandsvorsitzende vereinbart, dass sie in dem Maß gehoben oder gesenkt wird, wie das mit der Dividende passiert. »Die Aktionäre setzen ihr Geld ein, die Mitarbeiter ihr Humankapital«, sagt Wolf, »also müssen sich beide gleich entwickeln.« Elring Klinger: eine börsennotierte AG, die mitbestimmungspflichtig ist – selten genug. Das Verhältnis zum Betriebsrat beschreibt der Vorstandsvorsitzende als »offen, klar und transparent – auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, aber das liegt in der Natur der Sache«. Den 11 GEA-Wirtschaftsmagazin Betriebsräten attestiert Wolf ein »stark unternehmensbezogenes Denken – sie wissen, wenn's dem Unternehmen gut geht, geht’s ihnen auch gut«. In einer Betriebsvereinbarung ist eine Beschäftigungssicherung für alle Stammbeschäftigten (90 Prozent der Mitarbeiter) festgeschrieben, wenn die Pläne zur Rationalisierung und Produktionssteigerung eingehalten werden. Klassische Unternehmens-Tugenden sind eine Sache, Dr. Stefan Wolf zingen versorgt). Bei Wettkämpfen oder anderen Sportereignissen in der Umgebung fallen immer wieder Athleten diverser Betriebssport-Gruppen von Elring Klinger auf. Wolf würde einem Teil seiner Mitarbeiter gern noch mehr Flexibilität anbieten, betont er. »Ich habe Mitarbeiter, die würden gerne erst gegen Mittag anfangen und dafür bis um 22 Uhr arbeiten«, sagt der 53-Jährige. Geht theoretisch, praktisch wird dies aber nicht umgesetzt, denn: »Wenn so jemand über 18 Uhr hinaus arbeitet, müssen ihm gemäß Tarifvertrag von Arbeitsbeginn linger Stadtbussen. Hierbei setzt das Unternehmen auf »echte« Mitarbeiter. Insgesamt 16 Kollegen aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen werden für die Kampagne eingesetzt. Sie präsentiert die ElringKlingerGruppe im Kampf um die besten Kandidaten als modernen und zukunftsorientierten Technologie-Konzern. »Auch wenn wir aktuell noch keine Probleme bei den Facharbeitern haben: Wir suchen laufend, wir müssen permanent suchen.« Nicht aus Mangel, sondern aus Weitsicht, wie Wolf betont. »Im Jahr 2000 hatten wir 2 500 Mitarbeiter, momentan arbeiten circa 7 000 Menschen für Elring Klinger, 2020 werden es nochmals deutlich mehr sein. Die suchen wir jetzt schon.« Elring Klinger AG Umsatz: 1,175 Milliarden Euro Produkte: Zylinderkopfdichtungen, Spezialdichtungen, Abschirmtechnik, Kunststoffgehäusemodule, Komponenten für E-Mobility Vorsitzender: Dr. Stefan Wolf Mehrheitsaktionär: Familie Lechler Die Kochwerk Catering GmbH kümmert sich um das leibliche Wohl der Mitarbeiter Fotos: Elring Klinger betont, dass die »weichen Faktoren« nicht minder wichtig sind – mehr noch: immer wichtiger werden. »Für junge Mitarbeiter ist nicht nur das Geld entscheidend, sie schauen auch, ob die Rahmenbedingungen stimmen.« Der CEO nennt als Beispiel 10 Betreuungsplätze, die Elring Klinger in der Dettinger Kindertagesstätte zur Verfügung stehen. »Wenn es das Aufgabengebiet zulässt, bieten wir auch das Arbeiten aus dem Home-Office an, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Zu den weichen Faktoren zählt Wolf auch das vor einigen Jahren eingeführte betriebliche Gesundheitsmanagement. Ein bis zwei Mal in der Woche kommt ein externer Betriebsarzt, das Unternehmen bietet Fitnesskurse mit Schwerpunkt Herz-Kreislauf und Bewegungsapparat an. Im vergangenen Jahr ging die firmeninterne Kampagne »gesund & fit« an den Start, die das Wohlbefinden der Mitarbeiter in den Vordergrund stellt. Das Ganze läuft in Zusammenarbeit mit der neu gegründeten Kochwerk Catering GmbH (die Tochtergesellschaft steht für die neue Küche, die nicht nur das Betriebsrestaurant, sondern mittlerweile auch das Regierungspräsidium in Tübingen und Lechler in Met- ab die Nachtzuschläge bezahlt werden, die eigentlich erst ab 19 Uhr fällig wären«, so Wolf. »Da sind wir in den Tarifverträgen in zu engen, starren Regelungen drin.« Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall kritisiert die Gegenseite: »In diesem Punkt sperrt sich der Sozialpartner IG Metall total, obwohl ihr Klientel eigentlich andere Bedürfnisse hat.« Unübersehbar die Recruiting-Kampagne von Elring Klinger, beispielsweise auf Reut- Mitarbeiter: 7 000, davon 1 500 am Standort Dettingen/Erms, 42 Standorte weltweit 12 GEA-Wirtschaftsmagazin Beachtliche Bildungsprämien Dabei zeigt sich ganz klar: Bildung ist viel wert. So verdient ein Beschäftigter mit Berufsausbildung im Verlauf des ganzen Erwerbslebens rund 243 000 Euro mehr als jemand ohne Berufsausbildung und ohne len, dass die Über-50-Jährigen der Jahre 2008 bis 2010 zu einer anderen Zeit ins Erwerbsleben eintraten als später geborene Personen. Damit könnten die Älteren möglicherweise ein insgesamt nach unten verschobenes Profil der Jahresentgelte aufweisen. Unterschiedliche Zuwächse ohne Berufsausbildung 1083000 Euro Berufsausbildung 1 325 000 Euro Die durchschnittlichen Einstiegsentgelte von Abiturienten, Fachhochschul- und Hochschulabsolventen liegen relativ nahe an dem Betrag, den Personen ohne Abitur im gleichen Alter verdienen. Bis etwa zum 40. Lebensjahr sind jeDurchschnittliche doch die Steigerungsraten in den Lebensverdienste durchschnittlichen Jahresentgelten nach höchstem für besser gebildete Personen deutBildungsabschluss lich höher als für Beschäftigte mit in Euro niedrigerer formaler Bildung. Dies ist insbesondere für Individuen mit Fachhochschulabschluss und in noch stärkerem Maße für solche mit Hochschulabschluss der Fall. Das hat zur Folge, dass Hochschulabsolventen im Alter von 40 Jahren durchschnittlich fast das 2,7-Fache dessen erzielen, was Personen ohne Berufsausbildung und ohne Abitur verdienen. Im weiteren Erwerbsverlauf schließt sich dann die Schere zwischen den Bildungsgruppen wieder etwas. Akademiker verdienen aber auch in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens im Durchschnitt deutlich Hochschulabsolventen 2 320 000 Euro. mehr als Nicht-Akademiker. Zu Beginn des Erwerbslebens sind die JahWenn man etwa die Personen ohne Beresentgelte relativ niedrig. Bis zum vierten Lerufsausbildung und Abitur mit denjenigenmit bensjahrzehnt steigen sie dann für alle Bileiner Ausbildung aber ebenfalls ohne Abitur dungsgruppen stark an. Je nach Gruppe wird vergleicht, ergeben sich für das 30. Lebensjahr der Anstieg der Entgelte ungefähr ab dieser jeweils kumulierte durchschnittliche JahresPhase des Erwerbsverlaufs zusehends kleiner, entgelte von 179 000 beziehungsweise kommt zum Erliegen oder kehrt sich sogar 231 000 Euro. Für das 40. Lebensjahr steigen um. Der Rückgang der Jahresentgelte ab dem die kumulierten Lebensentgelte auf durch50. Lebensjahr könnte einerseits tatsächlich schnittlich 404 000 Euro beziehungsweise. darauf beruhen, dass die Entgelt-Wachs512000 Euro und für das 50. Lebensjahr auf tumsraten über den Erwerbsverlauf hinweg 661 000 Euro beziehungsweise 827 000 Euro. abnehmen und sogar negativ werden können. Zuletzt, im 65. Lebensjahr liegen die Werte bei Andererseits könnte aber auch eine Rolle spie1083 000 Euro bzw. 1325 000 Euro. Abitur 1561000 Euro Hochschulabschluss 2320000 Euro Vergleich über Berufsphase Abitur. Diese sogenannte Bildungsprämie beträgt für ein Abitur als höchsten Abschluss 478 000 Euro, für ein Fachhochschulstudium 920 000 Euro und für ein Hochschulstudium 1 237 000 Euro, jeweils gegenüber Personen ohne Berufsausbildung. Personen ohne Berufsausbildung verdienten über ihre gesamte Erwerbskarriere hinweg im Durchschnitt etwa 1 083 000 Euro brutto, solche mit Berufsausbildung aber ohne Abitur 1325 000 Euro und Abiturienten 1561 000 Euro. Das durchschnittliche Lebensentgelt von Fachhochschulabsolventen beträgt circa 2 002 000 Euro und das von Fachhochschulabschluss 2002 000 Euro G eld ist bestimmt nicht alles – schon gar nicht, wenn über das Thema Bildung geredet wird. Aber – dass sich Anstrengung lohnt, darf schon erwähnt werden. Mühe hat ihren Lohn. Beispielsweise zeigen Berechnungen des Instituts für Angewandte Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, dass Hochschulabsolventen durchschnittlich bis zum 2,7-Fachen dessen verdienen, was Personen ohne beruflichen Abschluss erhalten. Na bitte! Aber auch eine Berufsausbildung ist ihr Geld wert. Über das ganze Erwerbsleben hinweg addieren sich die Bildungsprämien zu beachtlichen Summen – für alle Berufsabschlüsse, für Männer wie Frauen. Allerdings unterscheiden sich die Bildungsprämien zwischen den betrachteten Gruppen durchaus erheblich. »Sicherer Job, guter Verdienst, viele individuelle Entwicklungsmöglichkeiten« – mit diesen Schlagworten wirbt die Website »Berufliche Bildung – Praktisch unschlagbar« der Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie Wirtschaft und Technologie bei den Jugendlichen für die Vorteile des Dualen Ausbildungssystems. Doch lassen sich diese Vorteile auch belegen? Achim Schmillen und Heiko Stüber untersuchten das, indem sie im Zeitraum 2008 bis einschließlich 2010 die durchschnittlichen Brutto-Lebensentgelte von fünf Personengruppen miteinander vergleichen: Personen ohne Berufsausbildung und ohne Abitur,Personen mit Berufsausbildung und ohne Abitur, Abiturienten mit oder ohne Berufsausbildung, Fachhochschulabsolventen und Hochschulabsolventen. John F. Kennedy 14 GEA-Wirtschaftsmagazin Manz – immer eine Idee voraus! Gruppenleiter Martin Maurer, Prozessentwickler Thomas Betzitza und Ralf Schallenberg, der jüngst seine Ausbildung abgeschlossen hat, im Gespräch mit dem GEA-Wirtschaftsmagazin Von Jasmin Siebert I Ralf Schallenberg Martin Maurer Thomas Betzitza Mit ihrer umfassenden technologischen Expertise ist die Manz AG ein wichtiger Innovationstreiber für den Durchbruch von Schlüsseltechnologien unserer Zeit wie nachhaltige Energieerzeugung, globale Kommunikationsbedürfnisse und E-Mobilität. Foto: Trinkhaus n der Kreativenbranche normal, für einen Hightech-Maschinenbauer doch eher ungewöhnlich: Seit Juli 2013 heißt es Vertrauensarbeitszeit statt Stempeln in der Firmenzentrale der Manz AG in Reutlingen. Nach einem Jahr Probezeit wurden die Stechuhren nun endgültig abgeschafft. »Vertrauen ist ein Wesensbestandteil unserer Kultur«, sagt Axel Bartmann, Sprecher des seit 2006 börsennotierten Unternehmens, das in diesem Jahr wieder den Sprung in den TecDAX (Index der 30 größten börsennotierten Technologieunternehmen) geschafft hat. Als Anbieter integrierter Produktionslinien vereint der Maschinen- und Anlagenbauer Kompetenz in sechs Technologiefeldern: Automation, Laserprozesse, Vakuumbeschichtung, Siebdrucken, Messtechnik und nasschemische Prozesse. Mit der Strategie, die Technologien in drei verschiedenen Geschäftsbereichen, nämlich Lithium-Ionen Batterien, Fotovoltaik und Display, einzusetzen und weiterzuentwicklen, fährt das Unternehmen auf Erfolgskurs. Über 40 offene Stellen sind auf der Unternehmenshomepage ausgeschrieben. Gesucht werden Fach- und Führungskräfte, zum Beispiel Naturwissenschaftler, Konstrukteure und Softwareentwickler. »Fehlendes hoch qualifiziertes Personal ist eindeutig ein wachstumshemmender Faktor«, so Bartmann. Dabei biete Manz tolle Jobs auf allen Ebenen. Als Martin Maurer im Jahr 2001 nach Abschluss der Technikerschule bei der Manz AG als Konstrukteur anfing, hatte er gerade ein- GEA-Wirtschaftsmagazin mal 70 Kollegen. Heute sind es 400 in Reutlingen und annähernd 2 000 weltweit. Die stete Weiterentwicklung des Unternehmens bietet auch den Mitarbeitern Aufstiegschancen. Unterstützt werden sie dabei durch Weiterbildungen, die die Manz Academy firmenintern und extern anbietet. Darunter sind Projekleiterkurse, Software-Schulungen, Englischkurse oder Seminare mit Titeln wie »Vertragsrecht für Führungskräfte«. Maurer hat sich hochgearbeitet und ist seit zwei Jahren als Gruppenleiter für ein Team von acht Konstrukteuren verantwortlich. In Spitzenzeiten kommen externe Konstrukteure hinzu. »Es gibt viele Möglichkeiten, wenn man entsprechende Leistung bringt«, sagt der 40-Jährige und ergänzt: »Ich habe ja »nur« den Technikertitel im Maschinenbau, führe aber in meinem Team auch studierte Ingenieure.« Auch nach 13 Jahren ist Maurer seine Arbeit noch nie langweilig geworden, da er immer wieder mit neuen Technologien in Kontakt kommt und eigenständig Entscheidungen treffen kann. Ihm gefällt es, in verschiedene Projekte von deren Start bis zu deren Abschluss involviert zu sein. Momentan tüftelt er mit seinem Team für einen Kunden in Asien an einer Anlage, mit der Bauteile von Notebooks automatisiert zusammengebaut werden können. Ein- bis zweimal im Jahr ist Maurer auf Auslandseinsatz; immer dann – wenn ganz neue Anlagen in Betrieb genommen werden. Kreativität ausleben in der Hightech-Schmiede »Wow, da geht was!«, dachte Thomas Betzitza, als er nach seinem Bewerbungsgespräch über das weite Firmengelände der Manz AG geführt wurde. In den Werkshallen standen nicht nur modernste Prozessanlagen, sondern auch Handlingssysteme und Roboter. 2009 begann der heute 24-Jährige sein Mechatronik-Studium und verbrachte in den folgenden drei Jahren im Wechsel je drei Monate an der Dualen Hochschule in Horb und im Betrieb. Für seine Bachelorarbeit besuchte er zwei Wochen lang die damalige Manz-Tochter in Israel. Seinen Master absolvierte Betzitza anschließend an der FH in Reutlingen und arbeitete daneben als Werkstudent in der Entwicklung von Basistechnologien. Der Roboter zur Handhabung von Solarzellen, mit des- sen Weiterentwicklung er sich im Rahmen seiner Masterarbeit im Bereich Kinematik beschäftigte, ist heute bei Manz im Einsatz. Nach Abschluss seines Masters stieg Betzitza als Prozessentwickler im Bereich New Business bei der Manz AG ein. New Business beschäftigt sich mit Erschließung neuer Märkte und Technologien. Leitend sind dabei die Fragen: »Welche Märkte und Technologien rechnen sich für uns? Bei welchem Arbeitsschritt, der bisher noch manuell gemacht wurde, können wir ansetzen?« Momentan tüfteln Betzitza und seine Kollegen an Klebeprozessen von Materialien, die für Manz eher ungewöhnlich sind: Textilien. Doch auch bei der Herstellung im Bereich der Textilien kommen die Kernkompetenzen von Manz wie Laserprozesstechnik und Handling, zum Einsatz. »In unserer Hightech-Schmiede können die Mitarbeiter ihre Kreativität ausleben«, betont Bartmann. Betzitza genießt, dass trotz der Freiheiten, die er beim Arbeiten hat, immer ein Betreuer hinter ihm steht. Er entwickelt nicht nur neue Prozesse, sondern hat auch Kundenkontakt, was er sehr spannend findet. »Es ist ein tolles Arbeitsklima hier«, schwärmt er. Großraumbüros gibt es bei Manz nicht. Stattdessen steingetäfelte Wände und Ausblick auf die Alb. China, Taiwan, Italien, Ungarn und der Slowakei hat sowie Service-Niederlassungen in Südkorea, Indien und USA, stehen Auslandseinsätze auf der Tagesordnung. Einige Mitarbeiter wechseln auch für einen längeren Zeitraum zu einem anderen Manz-Standort. Seit 2005 bildet die Manz AG mit dem Ziel der Übernahme von allen Azubis selbst aus. Etwa zehn neue Auszubildende starten jedes Jahr im September mit einer Einführungswoche in ihre Ausbildung. Neben dem Mechatroniker gibt es drei weitere technische Ausbildungsberufe: Elektroniker/in für Betriebstechnik, Industriemechaniker/in und Fachinformatiker/in für Systemintegration. Außerdem werden jedes Jahr Industriekaufleute ausgebildet. Dazu kommen sechs Studenten, je zwei in Mechatronik und (Wirtschafts-)Informatik, die an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Horb studieren und zwei Studenten, die nach dem »Reutlinger Modell« in fünf Jahren zwei Abschlüsse erwerben, den Facharbeiterbrief Industriemechaniker sowie einen Bachelor of Engineering. »Wir sind laufend unterwegs« Die Einführungswoche mit einer Rallye, die die Lehrlinge aus dem zweiten Lehrjahr für die Neuen organisieren, soll den neuen Lehrlingen helfen, sich untereinander und den Betrieb kennen zu lernen. Dabei werden sie spielerisch mit ihren Rechten und Pflichten im Unternehmen vertraut gemacht und lernen auch praktische Dinge wie Krawattenbinden. Ein Tag steht im Zeichen der Gesundheit, an einem anderen wird gemeinsam Sport gemacht, zum Beispiel im Klettergarten. Auch ein Fahrsicherheitstraining wird angeboten. Bemerkenswert sind die Elternabende, bei denen interessierte Schüler sich mit ihren Eltern über die Karrieremöglichkeiten bei Manz informieren. Der Firmengründer Dieter Manz legt Wert darauf, dass die Eltern die meist minderjährigen Lehrlinge in guten Händen wissen. Einmal im Jahr lädt er zu »Dieter Manz meets Azubis« ein. Bei der Veranstaltung können Lehrlinge mit dem Firmengründer über die Leitlinien des Unternehmens sprechen. »Bei uns wissen die Mitarbeiter wohin die Reise geht. Darin unterscheiden wir uns als inhabergeführtes Unternehmen deutlich von anderen«, sagt Bartmann. Auch Ralf Schallenberg beeindruckte die Führung durch die Firma. Jüngst hat er seine Mechatroniker-Ausbildung abgeschlossen, die er wegen guter Leistungen um ein halbes Jahr verkürzen konnte. Er wird in der Abteilung Inbetriebnahme übernommen. Dort wird er unter anderem Software auf die Computer spielen, ohne die die Anlagen nur »leere Hüllen« wären. Eventuell will Schallenberg nach zwei Jahren noch den Techniker machen. Doch zunächst freut er sich auf seinen ersten Auslandseinsatz. Dass junge Mitarbeiter schon im ersten Jahr nach abgeschlossener Lehre ins Ausland geschickt werden, ist bei Manz nicht ungewöhnlich. Auch während der Ausbildung gibt es bereits die Möglichkeit, zwei Wochen im Ausland zu verbringen. Schallenberg war im Manz-Werk in der Slowakei. »Wir sind laufend unterwegs«, sagt Pressesprecher Bartmann. In einem weltweit tätigen Unternehmen, dass die Wachstumsmärkte in Fernost bedient, Dependancen in Auch Krawattenbinden will gelernt sein 15 16 GEA-Wirtschaftsmagazin HUGO BOSS: »Young Talents« sind der Erfolg von morgen Hugo Boss steht für Mode. Für den Erfolg sind jedoch nicht nur jene Mitarbeiter, die unmittelbar mit Textilien zu tun haben, verantwortlich. Kreative Köpfe werden auch in den IT-Abteilungen, im Einzelhandel, in der Logistik gebraucht. Auch gute Betriebswirte, Juristen und Architekten haben Chancen. Von Xaver Baumann H ugo Boss kleidet nicht nur, Hugo Boss zieht auch an: Weltweit beschäftigt das international erfolgreiche Unternehmen 12 500 Mitarbeiter. Allein am Hauptsitz in Metzingen arbeiten dabei rund 2 500 Beschäftigte aus circa 55 Nationen am Erfolg des Modekonzerns. Mit vielen Weiterbildungsmöglichkeiten und einer großen Spanne an unterschiedlichen Benefits bietet die Hugo Boss AG ein modernes und zukunftsorientiertes Arbeitsumfeld mit schwäbischen Wurzeln. Dabei ist es wenig verwunderlich, dass an diesem Erfolg nicht nur »kreative Köpfe« und Modedesigner mitwirken. Denn neben den Mitarbeitern im kreativen Bereich, bedarf es vieler Abteilungen und Spezialisten, die mit ihrem Fachwissen den Fashion-Betrieb täglich in Gang halten. So arbeiten bei Hugo Boss beispielsweise über 200 Mitarbeiter im Bereich »Global IT«. Daneben sind Architekten, Einzelhandelsexperten, Logistikspezialisten, Juristen, Betriebswirte und viele weitere Berufsgruppen für das Unternehmen im Ein- SS Der HUGO BO oßes Run ist ein gr alle r fü is gn ei Er Mitarbeiter GEA-Wirtschaftsmagazin s bei HU Young Talent GO BOSS satz. Sie alle finden ein attraktives Arbeitsumfeld vor, das viel Raum für Gestaltung und Verantwortungsübernahme bietet. Erfahrung im Ausland Auch bildet Hugo Boss schon seit Langem selbst aus. Mittlerweile sind es14 verschiedene Ausbildungsberufe und duale Studiengänge, die über 100 sogenannte »Young Talents« beschäftigen und eine wichtige Säule zur Sicherung eines qualifizierten Mitarbeiternachwuchses darstellen. Neben der klassischen ifft Kaffeebars tr zahlreichen Kollegen it m Auch an den h äc pr m Ges man sich zu Hugo Boss AG (2013) Umsatz: 2,43 Milliarden Euro Mitarbeiter: 12 500, davon 2 500 in Metzingen Fotos: Boss Konzerneigene BOSS Stores: 1 010 FußballAlljährliches UGO BOSS H turnier bei Marken: Boss, Boss Green, Boss Orange, Hugo Vorstandsvorsitzender: Claus-Dietrich Lahrs Ausbildung zum Einzelhandels- oder Industriekaufmann/frau bietet das zweigeteilte Duale Hochschulstudium fundierte Einblicke in die Bereiche Wirtschaftsinformatik oder in das Handel- und Textilmanagement des Konzerns. Bereits während der Ausbildung oder während des Studiums bieten sich Möglichkeiten erste Praxiserfahrungen im Ausland zu sammeln. Die »Young Talents« können an Unternehmensstandorten wie New York, Hongkong oder Melbourne früh ihre interkulturelle Kompetenzen aufbauen und schärfen. Personal Trainer zur Stelle Der Einstieg bei Hugo Boss ist auch über ein internationales Traineeprogramm möglich. In diesem Nachwuchskräfteprogramm durchläuft ein Trainee in einem Zeitraum von 18 Monaten diverse Abteilungen und unterstützt Projekte im In- und Ausland. Zusätzlich begleiten Seminare den Trainee auf seinem Weg, um nach Abschluss des Programms in seiner Zielfunktion im Unternehmen durchstarten zu können. Generell wird bei Hugo Boss auf die kontinuierliche Personalentwicklung jedes Mitarbeiters großen Wert gelegt, wobei durch die Internationalität des Konzerns interessante Perspektiven im Ausland entstehen. Zusätzlich bietet die sogenannte »Fachkarriere«, neben der klassischen Karriere als Führungskraft, vielen Spezialisten die Möglichkeit der persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung. Um nach dem Feierabend oder auch über den Mittag einen guten Ausgleich zu den anspruchsvollen beruflichen Tätigkeiten zu erhalten, gibt es ein firmeneigenes Fitnessstudio auf dem Campus. Dort reicht das Kursangebot von Zumba über Tiefenentspannung bis hin zur Verfügbarkeit von Personal Trainern, die den Mitarbeitern kostenfrei zur Verfügung stehen. Für die Ballsportler gibt es einen Fußballplatz, ein Beachvolleyballfeld und vergünstige Mitgliedsbeiträge in diversen Tennis- und Golfclubs. Besonders bei dem jährlichen Hugo Boss Run, einem Halbmarathon für Mitarbeiter und Gäste sowie auf internen Fußballturnieren kommt dabei der Spaß, das Engagement und der Teamgeist der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Ausdruck. 17 18 GEA-Wirtschaftsmagazin Reutlinger Modell als perfekte Lösung Nicole Boley und Tobias Single erzählen über ihre Ausbildung bei der WAFIOS AG. Von Jasmin Siebert W enn Nicole Boley von ihrem Werdegang erzählt, strahlen ihre blauen Augen. Seit Februar 2014 arbeitet die 25-jährige Maschinenbauerin im Patentwesen der Maschinenfabrik WAFIOS in Reutlingen. Nach dem Abitur wollte Nicole Boley nicht gleich studieren. Eine reguläre Ausbildung wäre die Alternative gewesen. Aber eine normale Ausbildung, fürchtete sie, hätte sie schnell langweilig gefunden. Das sogenannte Reutlinger Modell, das eine verkürzte Ausbildung zur Industriemechanikerin mit einem Bachelor in Maschinenbau verbindet, war die perfekte Lösung für sie. Drehen, fräsen, bohren, schrauben und montieren – all diese Tätigkeiten lernte sie in ihrer Ausbildung, ehe sie nach zwei Jahren mit dem Gesellenbrief in der Tasche ihr Studium Fotos: Pacher Nicole Boley und Tobias Single an ihrem Arbeitsplatz begann. »Viele Fächer fielen mir leicht, weil ich den direkten Bezug sehen konnte und nicht in der Theorie gefangen war«, erinnert sie sich. Ein Studiensemester verbrachte Nicole Boley in Branford an der amerikanischen Ostküste. Während ihre Kommilitonen nach drei Monaten an der Uni heimflogen, durfte sie ein dreimonatiges Praktikum bei einer Partnerfirma von WAFIOS dranhängen. Dort lernte sie die englischen Bezeichnungen für Maschinenteile. Das hilft ihr sehr, wenn sie jetzt zum Beispiel Patente auf Englisch lesen muss. Tobias Single, der gerade seine Bachelor- arbeit schreibt und anschließend auch direkt bei WAFIOS einsteigen wird, nennt weitere Pluspunkte des Reutlinger Modells. Viermal im Jahr tauschen sich Studenten und Ehemalige bei einem Stammtisch aus. »Man lernt sich untereinander besser kennen und auch die Vorgesetzten«, erzählt Single, der so auch an das Thema seiner Abschlussarbeit kam. Gut findet er auch, dass er mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung ins Studium starten und in den Semesterferien Geld verdienen konnte. »Man steht nicht am Band, sondern bekommt eine verantwortungsvolle Aufgabe und wird nach Tarif bezahlt.« GEA-Wirtschaftsmagazin Wer die Werkhallen von WAFIOS betritt, wähnt sich nicht in einer Maschinenfabrik. Es ist nicht sonderlich laut, der helle Boden ist sauber und die Wände frisch gestrichen. Erst Anfang des Jahres wurde die Renovierung abgeschlossenen. Seitdem ist es in den Produktionshallen und Büros viel heller als zuvor. Mitten in der Transformation Der Wandel, der bei WAFIOS vor sich geht, ist nicht nur ein äußerer. Auch die Unternehmensstruktur verändert sich. »WAFIOS befindet sich in der Transformation vom Maschinenbauer zum Lösungsanbieter«, sagt Uwe-Peter Weigmann, der Vorstandssprecher. Während der Kunde früher nur eine Maschine bestellte, kaufe er nun ein Komplettpaket, das heißt, eine fertige Anlage, die seinen speziellen Anforderungen entspricht und dazu ein Software-Paket zur Wartung. Früher brauchte WAFIOS gute Konstrukteure und Maschinenbauer. »Heute brauchen wir Experten für die fertigen Anlagen«, sagt Weigmann. Damit verändern sich auch die Anforderungen in der Ausbildung. WAFIOS ist einer der größten Ausbilder in der Region. Ein Zehntel der Belegschaft sind Azubis. Neben dem Reutlinger Modell gibt es bei WAFIOS sechs gewerbliche Ausbildungen: Industriemechaniker/in, Elektroniker/in für Betriebstechnik, Mechatroniker/in, Technische/r Produktdesigner/in und Industriekauffrau/ -mann. Daneben bietet WAFIOS Themen für Bachelor- und Masterarbeiten in Maschinenbau, Elektrotechnik und Industriemanagement an. Auf die 81 Ausbildungsplätze bewarben sich in diesem Jahr rund 300 junge Menschen. »Es gab Zeiten, in denen waren es 900«, sagt WAFIOS-Vorstand Martin Holder. Obwohl die Anforderungen in den gewerblichen Ausbildungen steigen, wollen immer mehr Schulabgänger studieren. Dazu kommt der demografische Wandel. Holder betont: »Es fangen nicht nur 1,0er-Leute bei uns an. Wir brauchen verlässliche Mitarbeiter, nicht nur Wissenschaftler.« Azubis werden frühzeitig in Arbeitsprozesse eingebunden. Sie bauen zum Beispiel eigenständig die Haspeln. Haspel sind Spulen, die den Draht abwickeln und als eigene, kleine Maschinen auf der Hauptmaschine aufsitzen. Foto: Meyer Der Vorstand der WAFIOS AG (von links): Martin Holder, Dr. Uwe-Peter Weigmann (Vorsitz) und Dr. Christoph Müller-Mederer posieren vor einer Federenden-Schleifmaschine. Der Name der Azubis steht auf einer Plakette und sie sind für das Funktionieren verantwortlich. Die WAFIOS-Chefs legen nicht nur auf die fachlichen, sondern auch auf die sozialen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter Wert. Seit vier Jahren beteiligen sich die Azubis an sozialen Projekten der Bruderhaus-Diakonie. Bemerkenswert ist auch das Formula-StudentProjekt in Kooperation mit der Uni Stuttgart. Hier tüfteln gewerbliche Azubis gemeinsam mit Studenten überaus erfolgreich an Rennautos mit Elektromotor. Nach der Ausbildung hört das Lernen bei WAFIOS nicht auf. Für die Weiterbildung von Mitarbeitern steht ein jährliches Budget von 350 000 Euro zur Verfügung. Pro Mitarbeiter sind das theoretisch 400 Euro im Jahr. Damit sich die Mitarbeiter besser mit den ausländischen Geschäftspartnern verständigen können, werden Sprachkurse angeboten. Auch um die Zeichnungen, die seit 2013 ausschließlich auf Englisch beschriftet werden, besser zu verstehen. Daneben gibt es Vorträge über die chinesische (Geschäfts-)Kultur, Schulungen für Führungskräfte und Rückenschule. Weigmann. Dennoch gibt er zu, dass WAFIOS in der Industrie 4.0 noch ganz am Anfang steht. »Die Vernetzung von Maschinen ist hochkomplex. Sie betrifft sowohl die eigenen Maschinen als auch die, die für den Kunden gebaut werden«, erklärt er und fügt hinzu: »Es ist eine völlig neue Herausforderung, in diese Richtung auszubilden.« Noch immer ist Maschinenbau eine Männerdomäne. Auf die Frauen im Unternehmen angesprochen schmunzelt Weigmann und sagt: »Sie sollten nicht benachteiligt sein.« Acht Mitarbeiterinnen befinden sich derzeit im Erziehungsurlaub. Ihnen wird zugesichert, nach zwei Jahren wieder einsteigen zu können. Auch 15 Männer haben in diesem Jahr bereits zwei Monate als Vollzeitväter zu Hause verbracht. Bei WAFIOS ist Nicole Boley bisher die einzige weibliche Absolventin des Reutlinger Modells. Damit sich das ändert, organisiert sie jedes Jahr den Girls’ Day mit. »Die Mädchen dürfen etwas zusammenbauen und merken dann gleich, ob ihnen das liegt«, erzählt sie. Viele Schülerinnen nutzen die Gelegenheit, um sich über technische Berufe zu informieren und Nicole Boley auszufragen. »Wir haben gute Software-Arbeitsplätze« WAFIOS AG Dunkel, dreckig, laut und ölig – diese Attribute, die einem unweigerlich zu einer Maschinenfabrik einfallen, gehören in die Vergangenheit. »Wir haben tolle Software-Arbeitsplätze«, schwärmt Holder. Informatiker sind bei WAFIOS gefragt. Früher beherrschte die Mechanik eine Maschine. »Heute lebt eine Maschine von Bits und Bytes«, sagt Produktionsstätten: Reutlingen, Wuppertal, Berlin, São Paulo, Shanghai Umsatz: 141 Millionen Euro Mitarbeiter: 980 19 6XFKHQ6 6XFKHQ6LHQLFKWLUJHQGZRoQGHQ 6LHQLFKWLU JHHQGZRoQGH HQ Ihren Mitarbeiter Sie Ihr enn neuen Mit a arbeit er auf rregioalbjobs.de egioalbjjobs.de Jobs inn d er Region regioalbbjo bs.d .de $XIUHJLRDOEMREVGHoQGHQ6LHJHQDXGLH% $XIUHJLRDOEMREVGHoQGHQ6LHJHQDXGLH%HZHUEHU %HZHUEHU GLHLQ,KUHU1´KHVLQG'HQQUHJLRDOEMREVGHLVWGDV-RESRUWDO G LHLQ,KUHU1´KHVLQG'HQQUHJLRDOEMREVGHLVWGDV-RESRU WDO PLWGHQPHLVWHQ%HVXFKHQIÉUGLH5HJLRQ1HFNDU$OE9RP$UHD P LWGHQPHLVWHQ%HVXFKHQIÉUGLH5HJLRQ1HFNDU$OE9RP$UHD 0DQDJHUELV]XP=LPPHUPDQQ9RP&RQWUROOHUELV]XU 0 DQDJHUELV] V XP=LPPHUPDQQ9RP&RQWUROOHUELV]XU =DKQDU]WKHOIHULQ6SDUHQ6LHVLFKGDV6XFKHQDQGHUIDOVFKHQ = DKQDU]WKHOIHULQ6SDUHQ6LHVLFKGDV6XFKHQDQGHUIDOVFKHQ 6WHOOHoQGHQ6LH,KUHQQHXHQ0LWDUEHLWHUDXIUHJLRDOEMREVGH 6 WHOOHoQGHQ6LH,KUHQQHXHQ0LWDUEHLWHUDXIUHJLRDOEMREVGH Arthur Schopenhauer 22 GEA-Wirtschaftsmagazin Eigene Ideen sind gefragt Das Tübinger Unternehmen rökona, Hersteller von technischen Textilien, stellt drei Ausbildungsberufe vor: Produktionsmechaniker, Produktveredler und Textillaborantin. Von Jasmin Siebert B ei einer Textilfirma näht man bestimmt den ganzen Tag Kleider. Mit diesem Vorurteil sind die Mitarbeiter von rökona häufig konfrontiert. Ahnung von Nähmaschinen muss man bei dem namhaften Hersteller von technischen Textilien, der die Automobilindustrie, die Medizintechnik und Hersteller von Freizeitbekleidung als Kunden hat, jedoch nicht mitbringen, dafür aber Mathe- und Chemiekenntnisse. Das GEA-Wirtschaftsmagazin stellt drei anspruchsvolle Ausbildungsberufe vor, die die Tochterfirma des Tübinger Textilunternehmens Rösch anbietet. Simona Manz wird Textillaborantin Fotos: Trinkhaus Vor einem Jahr hat Simona Manz ihre Ausbildung zur Textillaborantin bei rökona begonnen. Die 22-Jährige aus Dußlingen wollte keinen klassischen Ausbildungsberuf lernen, den jeder macht. Labortätigkeit hat sie schon immer interessiert, aber sie wollte nicht ausschließlich mit Chemie zu tun haben. Lieber wollte sie etwas in Händen halten. Simona Manz mag Stoffe und näht in ihrer Freizeit gerne. Die Tübinger Firma kannte sie vom Fabrikverkauf der Muttergesellschaft Rösch, die Nacht- und Tagwäsche, Freizeit- und Bademode der Marken Rösch und Louis Féraud herstellt und vertreibt. Je länger sie nun selbst in der Firma arbeitet, desto überzeugter ist sie: »Das ist genau der richtige Beruf für mich hier bei rökona.« Textillaboranten prüfen die fertigen Stoffe, bevor sie an den Kunden geschickt werden. Im physikalisch-chemischen Labor ist präzises Arbeiten sehr wichtig. Simona Manz' Aufgaben teilen sich in drei Arbeitsschritte: Vorbereitung der Tests, die Prüfung und deren Auswertung. Was sich schematisch anhört, ist in der Praxis anspruchsvoll und abwechslungsreich. Denn was unter welchen Kriterien geprüft wird, unterscheidet sich von Auftrag zu Auftrag. »Wir haben auch viele Sonderprüfungen«, erzählt Simona Manz. Je nach Kundenvorgaben werden Biegesteifigkeit, Gewicht, Dicke, Farbe, Reißverhalten mit der Kraft- und Dehnungsprüfmaschine oder Brennverhalten in der eigens dafür eingerichteten Brennkammer getestet. Während der dreieinhalbjährigen Ausbildung hat Simona Manz alle drei Monate Produktionsmechaniker Sinan Tokmak Blockunterricht in der Berufsschule in Schopfheim. Dort werden auch die Produktveredler während ihrer dreijährigen Ausbildung unterrichtet. Manuel Reisch ist Produktveredler Manuel Reisch hat seine Ausbildung zum Produktveredler schon 2006 abgeschlossen. Er spezialisierte sich auf das Färbereilabor, wo er bis zum Frühjahr diesen Jahres arbeitete. Jetzt ist der 29-jährige Assistent des Abteilungsleiters in der Ausrüstung/Färberei, wo er auch organisatorische Aufgaben hat. Die Produktveredler verleihen dem Textil bestimmte Eigenschaften. Da fast 90 Prozent der Aufträge bei rökona aus der Automobilindustrie kommen, werden vor allem technische Textilien für das Auto hergestellt. Die Produktveredler entwickeln unter anderem Säulen, Hutablagen und Innendecken, den sogenannten »Himmel«, in genau dem Grau-, Beige-, Anthrazit- oder Schwarzton, den der Kunde wünscht. Die Farbvorgaben sind dabei sehr anspruchsvoll, selbst Abweichungen, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, GEA-Wirtschaftsmagazin werden nicht geduldet. Die Produktveredler prüfen auch Dehnung, Gewicht und Eigenschaften wie zum Beispiel schmutzabweisende Beschichtungen. Neben den technischen Stoffen für Autos stellt rökona zu einem geringen Teil auch Funktionstextilien her. Wer in der Abteilung Ausrüstung/Färberei arbeiten will, muss körperlich belastbar sein. Da die Maschinen, die die Stoffe produzieren, Wärme abstrahlen, ist es in der Abteilung heiß. Dazu ist es laut und es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. Produktveredler müssen unter anderem die Maschinen mit den Textilien bestücken. Die großen Stangen sind oft so schwer, dass man zu zweit anpacken muss. Dennoch können Frauen den Beruf genausogut ausüben, betont die Personalchefin Melanie Müller. Sinan Tokmak wird Produktionsmechaniker Sinan Tokmak saß bei Rewe an der Kasse, bevor er 2013 seine Ausbildung zum Produktionsmechaniker bei rökona begann. Er war auf der Suche nach einem familienfreundlichen Unternehmen. Noch ist Sinan Tokmak täglich von sieben Uhr morgens bis 15.30 Uhr im Betrieb. Nach der Ausbildung wird auch er im Drei-Schicht-Betrieb mit regelmäßigen Nacht- und Wochenendschichten arbeiten. »Solange ich vorher planen kann, habe ich damit aber kein Problem«, betont er. Auch mit seinem Bruttogehalt von 815 Euro im ersten Lehrjahr ist er sehr zufrieden. »Anfangs hatte ich meine Probleme mit den Textilien«, gibt er zu. Bevor er zu rökona kam, hatte er keine Ahnung von Textilien. Geduldig musste er lernen, wie er die Wirkmaschinen einstellt, die Garne richtig einspannt, Textillaborantin Simona Manz sodass der Kamm Tausende Fäden zugleich richtig einziehen kann, um sie zu einer textilen Fläche zu wirken. »Kleine Fehler haben eine große Wirkung«, sagt Sinan Tokmak. Inzwischen hat er sich an die Arbeit gewöhnt und außer Geduld viele interessante Dinge über Textilien gelernt. Nach dem Vorstellungsgespräch wird allen Bewerbern empfohlen, einen oder mehrere Tage probezuarbeiten, um herauszufinden, ob die angestrebte Ausbildung wirklich die richtige ist. Doch die meisten fühlen sich in dem Unternehmen mit seinen flachen Hierarchien schnell wohl. Die Lehrlinge bei rökona steigen schnell ins Tagesgeschäft ein, arbeiten nicht nur zu, sondern tragen aktiv zum Erfolg der Firma bei. Von den Auszubildenden wird erwartet, dass sie selbstständig arbeiten und flexibel auf veränderte Arbeitsweisen reagieren können. »Vor allem sollen sie selber denken und eigene Ideen einbringen«, betont Melanie Müller. Und schiebt einen Satz hinterher: »Die Azubis sollen Verantwortung für ihr Leben übernehmen.« Zunächst sollte man sich fragen, ob das Problem nicht bei einem selber liegt. Im offenen Arbeitsumfeld, wie es rökona bietet, sind jedoch auch Verbesserungsvorschläge von Lehrlingen jederzeit willkommen. »Wir lernen hier voneinander«, sagt Melanie Müller. Neben der flachen Hierarchie sind es auch weiche Faktoren, die eine Ausbildung bei rökona attraktiv machen. »In der Kantine gibt es jeden Tag günstiges, aber gutes Essen«, schwärmt die angehende Textillaborantin Simona Manz. Bemerkenswert sind auch die internen Schulungen, die die Mitarbeiter selbst anbieten. Die Personalchefin hat zum Beispiel einmal an einem Unternehmensplanspiel teilgenommen, das Auszubildende Produktveredler Manuel Reisch organisiert hatten. Auch Gesundheit ist dem Unternehmen wichtig: Am Arbeitsplatz gibt es kostenloses Obst und Wasserspender, in der Freizeit werden Fußballund Beachvolleyballturniere angeboten. Personalchefin Melanie Müller Wer bei rökona eine Ausbildung macht, lernt nicht nur Inhalte seines späteren Berufs, sondern darf in verschiedene Abteilungen hineinschnuppern. Jeden Monat finden sogenannte Lehrgespräche statt, bei denen Mitarbeiter von ihrer Arbeit erzählen. So lernen Auszubildende nach und nach den gesamten Betrieb kennen. Karrierechancen bietet rökona auch für Akademiker: Viele Themen für Masterarbeiten werden an Studenten der Fakultät Textil und Design an der Hochschule Reutlingen vergeben. Wer in Elternzeit geht, bekommt einen Paten an die Seite gestellt, der über Neuigkeiten in der Firma informiert. Die Eltern haben weiterhin Zugriff aufs Intranet und können an Fortbildungen teilnehmen. Da der Betriebskindergarten Kinder ab einem Jahr aufnimmt, kehren auch die meisten Mütter rasch wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Der Kindergarten wurde übrigens schon 1971 eröffnet – 22 Jahre nach Gründung der Mutterfirma Rösch und neun Jahre nach Gründung von rökona. Sogar Ex-Kanzler Gerhard Schröder hat ihn schon besucht und als vorbildlich gelobt. 23 24 GEA-Wirtschaftsmagazin Auszubildende an ihren Werkzeugmaschinen Ein neuer Studiengang – Initialzündung für die Region Präzisionswerkzeuge und Yoga – zwei Dinge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Die Paul Horn GmbH in Tübingen vereint beides ganz selbstverständlich unter ihrem Firmendach. Denn die Mitarbeiter sind das höchste Gut des Unternehmens. Von Konstanze Faßbinder D ie Personalentwicklung ist das zentrale Instrument, über das alles läuft«, sagt Pressesprecher Christian Thiele. Das Unternehmen tue viel dafür, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und werbe aktiv um gute Mitarbeiter. Deshalb sei Fachkräftemangel derzeit kein Thema. Am liebsten zieht man sich bei Horn die Fachkräfte sowieso selbst heran. Zum einen ganz klassisch über die Ausbildung zum/r Industriemechaniker/in. Zwischen zweihundert und dreihundert Kandidaten bewerben sich pro Jahr auf einen der 15 Ausbildungsplätze, bis zu 60 gleichzeitig sind teilweise angestellt. »Egal ob Hauptschul-, Realschulabgänger oder Abiturient – Hauptsache, sie sind zuverlässig und motiviert«, sagt Thiele. Auch mehr Frauen gerade in den technischen Bereichen hätte man gerne. »Wir wollen keine Quote erzwingen.«Alle bekämen nach der Ausbildung einen Job angeboten, fast alle nähmen an. Manche gingen auch weiter auf die Schule, machten Meister- oder Techniker. Oder studierten und kämen dann für Praktika, Bachelor- oder Masterarbeit wieder zurück. »Nur sehr wenige Leute gehen weg«, sagt Thiele. Kein Wunder, schließlich biete Horn einen Mehrwert, mit modernster Ausstattung, engem Kontakt zu den Vorgesetzten, einem gut ausgebauten Intranet, einem Betriebsrestaurant, Ausflügen in die Oper nach Stuttgart oder nach München. Und nicht nur das: Für alle 850 Mitarbeiter am Standort Tübingen – 800 bei der Paul Horn GmbH, 50 bei Horn Hartstoffe GmbH – gibt es zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten, im fachlichen wie persönlichen Bereich. Über die eigens gegründete Horn Akademie bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern und auch Externen die Möglichkeit, sich in technischen Themen weiterzubilden. Da wäre zum Beispiel die zertifizierte, sechswöchige Ausbildung zur Industriefachkraft für Schneidewerkzeug, die Horn gemeinsam mit der IHK Reutlingen etabliert hat. Um einen einheitlichen Wissensstand im ganzen Betrieb zu erzielen, machen alle betreffenden Mitarbeiter diese Ausbildung, bezahlt und während ihrer Arbeitszeit. Sie sei notwendig, um die hohe Qualität der Horn-Produkte zu sichern. »Und sie motiviert. Am Schluss sind alle zufrieden, die Mitarbeiter, die Firma und der Kunde.« Darüber hinaus entwickelte und etablierte die Paul Horn GmbH gemeinsam mit dem Campus Horb der Dualen Hochschule 25 GEA-Wirtschaftsmagazin Baden-Württemberg einen offenen Bachelorstudiengang: Fach Maschinenbau, Fachrichtung Produktionstechnik, Schwerpunkt Schneidwerkzeugtechnik. »Eine Initialzündung« für die Region, die ja das Herz der Werkzeughersteller sei, sagt Thiele. Nicht ganz uneigennützig: Denn es gebe nur wenige qualifizierte Bewerber in diesem sehr speziellen Bereich. Auch Maschinenbau-Absolventen hätten meist wenig Kenntnisse von Präzisionswerkzeugen. herrscht, sagt Pressesprecher Thiele. Die Arbeitszeit mit eingerechnet, investiere das Unternehmen einen siebenstelligen Betrag in Bildung und Gesundheit seiner Mitarbeiter. Ein Investment, das sich lohnt: Mit 235 Millionen Euro weltweitem Umsatz und einem Plus von zehn Prozent in Deutschland »wachsen wir oberhalb des Markts.« Vier Prozent habe der Branchenverband als Prognose ausgegeben. Man tue viel. Was benötigt werde, werde gemacht. »Was wir darüber hinaus machen können, tun wir«, sagt Thiele. Er und HornStemmler sind sich einig: »Unsere Mitarbeiter sind unser größtes Kapital«, sozusagen das Herz der Firma. »Wenn das nicht mehr schlägt, geht gar nichts mehr.« Motto: Profitieren durch Wissen Manuela Horn-Stemmler er auf Messen arbeite und dort präsentieren müsse. Das Sport- und Gesundheitsprogramm steht allen Mitarbeitern offen. Neben Burnout-Prävention, Autogenem Training, Mediation, Yoga, Gesundheitsvorträgen und Rückenschule enthält es auch noch den bewährten Betriebssport, bei dem die Mitarbeiter miteinander Fußball spielen oder beim Zirkeltraining schwitzen können. Die Mitarbeiter, sagt Horn-Stemmler, sollen dabei unterstützt werden, etwas für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zu tun. Ziel sei, eine ganzheitliche Entwicklung zu bieten. Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen, trotz der Größe des Unternehmens den familiären Geist spüren, der noch immer vor- Paul Horn GmbH Die Paul Horn GmbH wurde 1969 gegründet. Sie entwickelt und produziert Einstech-, Längsdreh- und Nutfräswerkzeuge für die Automobil- und deren Zulieferindustrie, den Maschinenbau, die Luft- und Raumfahrtechnik, für Hydraulik und Pneumatik, die Schmuckindustrie und die Medizintechnik. 20 000 Standardwerkzeuge führt die Paul Horn GmbH, auf Wunsch werden Sonderanfertigungen entwickelt. Weltweit arbeiten 1 300 Menschen für das Unternehmen, das neben Tübingen Standorte in England, Italien, Tschechien und den USA hält. Weiterbildung im kleinen Kreis Fotos: Horn Neben fachliche Weiterbildung über die Horn Akademie bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern auch die Möglichkeit, sich persönlich zu entwickeln. Manuela HornStemmler, Unternehmensmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung, zeichnet auch für die interne Weiterbildung verantwortlich. Unter ihrer Ägide wurde 2014 erstmals ein ganzer Katalog mit Workshops veröffentlicht, »Profitieren durch Wissen« lautet das Motto. Er enthält Englischkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, EDV-Kurse, Deutsch-Kurse, Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung oder Coaching für Führungskräfte. Alle Kurse, betont Horn-Stemmler, werden in kleinen Gruppen von vier, fünf Leuten durchgeführt und nach Bedarf besucht. So könne sich auch ein Maschinenführer in Rhetorik schulen, wenn 26 GEA-Wirtschaftsmagazin Andrej Stscheglow im Gespräch mit Personalberaterin Angelika Geugis sellschaft Refugio mit Hauptsitz in Plochingen. Die Transfer-Spezialisten begleiten in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und dem bisherigen Arbeitgeber die von der Kündigung Betroffenen und leisten damit vorzugsweise im Ländle – aber auch bundesweit – einen wichtigen Beitrag zur Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. Die Arbeitssuchenden werden gecoacht und bei ihren Bewerbungsanstrengungen unterstützt. Sie formulieren, mit Unterstützung von Profis, ein scharfkantiges Profil ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse, um sich dann zielgerichtet – und selbstbewusst – bewerben zu können. Stichwort: Hilfe zur Selbsthilfe Qualifizierung als Schlüssel zum Job Refugio stellt betriebsbedingt gekündigte Arbeitnehmer ein. Das Ziel: die von der Transfergesellschaft übernommenen Frauen und Männer wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Von Jürgen Spieß J ede Krise birgt auch eine große Chance: Dies erfuhr Andrej Stscheglow (41) nicht nur einmal, seit er 1994 von Kasachstan nach Deutschland gekommen ist. Er arbeitete zunächst einige Jahre als Schlosser, dann in der Produktion der Firma Bauknecht: »Eine gute Arbeit«, wie der Familienvater heute rückblickend berichtet. Doch 2012 dann der Schnitt: Der Hausgerätehersteller begann massiv Arbeitsplätze abzubauen und auch Andrej Stscheglow war von dieser Kündigungswelle betroffen. Aufgefangen wurde er damals wie viele seiner Bauknecht-Kollegen von der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Refugio. Sie unterstützte ihn bei der Bewerbung, beriet ihn bei der weiteren persönlichen Le- bensplanung und organisierte für ihn schließlich eine 22-monatige Umschulung zum Industriemechaniker, die er erfolgreich abgeschlossen hat. Im Oktober letzten Jahres hat Stscheglow zunächst einen befristeten Arbeitsvertrag in der Produktion bei Porsche unterschrieben, der später in einen unbefristeten Vertrag überging. Ohne die Hilfe von Refugio, so seine tiefe Überzeugung, wäre er heute arbeitslos. Feste Stellen sind in vielen Bereichen Mangelware und von einer Vielzahl konkurrierender Bewerber hart umkämpft. Genau um diese Klientel kümmert sich die Transferge- Die Vorteile für den zu vermittelnden Arbeitssuchenden: Für den Zeitraum eines Jahres erhält er eine qualifizierte und praxisnahe Anleitung – sowohl orientiert an der Situation des Beschäftigungsmarktes als auch unter Berücksichtigung der spezifischen Wünsche und des Bildungsbedarfs: »Das Ziel ist, unsere Teilnehmer persönlich und fachlich für die Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes fit zu machen«, so Refugio-Geschäftsführerin GEA-Wirtschaftsmagazin Manuela Eschenbächer. Projektleiter Rainer Bergmann ergänzt: »Wichtig ist dabei eine integrative Verzahnung von Qualifizierung sowie Beratung und Vermittlung. Die Teilnehmer sollen dazu befähigt werden, ihre berufliche Integration in Zukunft selbst in die Hand zu nehmen«. Zudem richtet Refugio eine umfassende und aktuelle Stellenbörse ein, leitet passende Arbeitsplatzangebote ohne Zeitverlust an ihre Beschäftigten weiter, unterstützt ihre Teilnehmer bei der Beseitigung und Verbesserung von Problemfeldern, bei der Suche und Vermittlung von Praktikumsbetrieben und hilft durch gezielte Projekt- und Netzwerkarbeit. Der entscheidende Vorteil für die Teilnehmer: Sie steigen nicht in die Arbeitslosigkeit ab, sondern werden von Refugio in ein auf ein Jahr befristetes und sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis übernommen. Während dieser Zeit beziehen sie etwa 80 Prozent ihres letzten Monatsgehalts, das zu 50 Prozent in Form von Transferkurzarbeitergeld von der Agentur für Arbeit und etwa in gleicher Höhe vom bisherigen Unternehmen bezahlt wird. Nicht zuletzt profitiert auch der bisherige Arbeitgeber selbst, denn er braucht keine Kündigungsfristen einzuhalten, vermeidet Kündigungsschutzklagen und kann auf diese Weise Refugio Geschäftsführerin Manuela Eschenbächer und Projektleiter Rainer Bergmann Fotos: Trinkhaus Hansi Wieczorek kam über die Weiterbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe einen Teil der anfallenden Kosten wieder wettmachen. Neben der Bauknecht Hausgeräte GmbH, die ihre Fertigung in Schorndorf inzwischen ganz geschlossen hat, haben auch andere Firmen im Land gute Erfahrungen mit der zertifizierten Beschäftigungsgesellschaft gemacht. Die durchschnittliche Vermittlungsquote über alle Branchen hinweg liegt bei gut 65 Prozent. Ganz entscheidend ist für die Transfer-Spezialisten, dass die Teilnehmer ebenfalls aktiv werden und ihre berufliche Integration selbst mit in die Hand nehmen. So wie der 46-jährige Hansi Wieczorek, der 13 Jahre lang bei Bauknecht als Schichtführer in der Logistik arbeitete und im Dezember 2012 ebenfalls gekündigt wurde. Für den Familienvater keine einfache Situation, denn mit Mitte 40 wieder eine feste Anstellung als Schichtführer zu finden, gestaltet sich eher schwierig: »Außerdem hatte ich vorher noch nie eine Bewerbung geschrieben und keinerlei Erfahrung in Bezug auf Jobsuche«, so Hansi Wieczorek. Da er bereits seit 2012 nebenberuflich für einen Saunabetrieb tätig war, beschloss er schließlich, beruflich nochmal umzusatteln und sich in eben diese Richtung weiterzubilden. Nach fünf Monaten unter der Ägide von Refugio klappte es auch mit der angestrebten Festanstellung: Seit Mai diesen Jahres arbeitet Hansi Wieczorek als Fachangestellter für Bäderbetriebe bei den Stadtwerken Schorndorf – und konnte somit gleichzeitig sein Hobby zum Beruf machen. Refugio Refugio ist eine von etwa 400 Transferträgern in Deutschland. Das vor 18 Jahren gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Plochingen betreut und berät mit seiner Mannschaft im Jahresdurchschnitt zwischen 400 und 800 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Ein Projekt kommt dann zustande, wenn sich der Betriebsrat und das Unternehmen einigen, keine betrieblichen Kündigungen auszusprechen, sondern mit der Transfergesellschaft zusammenzuarbeiten. Refugio richtet dann einen Projektstandort ein, um die an sie »abgegebenen Beschäftigten« vor Ort zu begleiten und zu beraten. Für das Refugio-Transferprojekt wird ein eigener Beirat mit weitgehenden Kontrollrechten eingerichtet, der sich in der Regel aus Vertretern der Belegschaft und der Geschäftsführung zusammensetzt. Nachdem sich die Betriebsparteien geeinigt haben, mit Refugio zusammenzuarbeiten, werden die der Transfergesellschaft zufließenden Finanzmittel über einen Treuhänder projektbezogen und insolvenzsicher verwaltet. 27 28 GEA-Wirtschaftsmagazin Leben in intelligenten Häusern Häuser werden nicht nur für das Hier und Jetzt, sondern auch für die Zukunft gebaut. In Kooperationen mit Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Modelhaus B10 in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung geht SchwörerHaus neue Wege. D as klassische Einfamilienhaus bekommt Konkurrenz von allen Seiten. Die Wohnformen der Zukunft sind so vielfältig wie die Lebensentwürfe der Menschen: Mehrgenerationenhäuser, intelligente Assistenzsysteme, die das Älterwerden in den eigenen vier Wänden erleichtern, und sogenannte »Flying Spaces«, die es modernen Nomaden ermöglichen, ihre Zelte fast von heute auf morgen an einem Ort abzubrechen und an einem anderen wieder aufzustellen. Der Oberstetter Johannes Schwörer hat die Zeichen der Zeit erkannt. Sein Unternehmen SchwörerHaus, das sich als Fertighaushersteller in ganz Deutschland und darüber hinaus einen Namen gemacht hat, stellt exemplarisch drei zukunftsweisende Projekte vor: das Aktivhaus »B10« in Stuttgart, das Lebensphasenhaus in Tübingen und das Stadthaus in Pfullingen. »Gemeinsames Forschen« ist für Johannes Schwörer der Schlüssel für die Zukunft. Die Fachleute seines Unternehmens sind inzwischen gefragte Kooperationspartner für Hochschulprofessoren unterschiedlichster Disziplinen: Nicht nur Fachleute für Architektur und Bauwesen, sondern auch Experten aus dem Gesundheitswesen schätzen den Austausch mit Schwörer. Dass sich nun sogar Wissenschaftler, die sich mit technischen Textilien auseinandersetzen, mit dem Oberstetter Unternehmen zusammengetan haben, ist auf Stadthaus in Hamburg Foto: Sabine Gudath Von Marion Schrade Foto: Zooey Braun den ersten Blick exotisch. Dahinter steht eine futuristische Idee, die es vom Papier ins Pilotprojekt-Stadium geschafft hat: Das Modellhaus »B10« (Bruckmannweg 10) in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung hat eine Fassade aus Textil, die die Nachteile herkömmlicher Materialien wie Putz, Farbe oder Holz aufwiegt. »Ein Textilgewebe lässt sich leichter anbringen und wieder entfernen, es muss nicht alle zehn Jahre neu gestrichen werden und hält auch extremen Wetterbelastungen stand«, erJohannes Schwörer läutert Johannes Schwörer. Ein schöner Nebeneffekt: Die weiße Außenhaut des B10 ist wie geschaffen dafür, mit Lichteffekten zu arbeiten. Aktivhaus B10 In dem Namen B10 schwingt, wie Schwörer betont, »jede Menge Entwicklungsmusik« mit. Das Stuttgarter Büro Werner Sobek Design und der Bauherr, die SIS-Stiftung (Stuttgart Institute of Sustainability, also Nachhaltigkeit), hatten sich das Ziel gesetzt, ein in jeder Hinsicht zukunftsweisendes Haus zu bauen: optisch anders, energetisch so effizient, dass es als erstes Aktivhaus der Welt aus nachhaltigen 29 Lebensphasenhaus Ein »Lernobjekt« ist für Schwörer auch das Lebensphasenhaus in Tübingen. Das Land Baden-Württemberg hatte Fördermittel in Höhe von 550 000 Euro ausgeschrieben und deren Ausschüttung an die Fragestellung geknüpft, wie ein Gebäude älteren Bewohnern den Alltag mithilfe von technischen Assistenzsystemen erleichtern und damit eine Antwort auf den demografischen Wandel geben kann. Das Sozialministerium, das für dieses Projekt eng mit dem Wissenschafts- und dem Finanz- und Wirtschaftsministerium zusammenarbeitet, wählte unter mehreren Bewerbungen den Vorschlag aus, den SchwörerHaus und weitere Unternehmen aus der Region gemeinsam mit Partnern der Universität Tübingen und der IHK Reutlingen unterbreitet hatten. Was diese Kooperation den anderen Vorschlägen voraus hatte? »Unsere Ideen können im privaten Wohnungsbau ebenso umgesetzt werden wie in Pflegeeinrichtungen«, erklärt Schwörer. Neue Technologien werden erprobt. Dazu gehören beispielsweise Hilfen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität – vom leichteren Aufstehen aus dem Bett bis hin zur weniger beschwerlichen Arbeit in der Küche mit verstellbaren Arbeitsplatten und barrierefreier Bewegung in der eigenen Wohnung. Türen öffnen sich per Knopfdruck. Alles ist so konzipiert, dass Technik für Senioren nicht zur Lebensphasenhaus in Tübingen komplizierten Herausforderung wird. Im Sommer dieses Jahres wurde mit dem Bau begonnen, im kommenden Frühjahr soll das Lebensphasenhaus fertig sein. Die Universität plant, den Betrieb weiterzuführen, auch nachdem die Landesförderung Ende Oktober 2016 ausläuft. Wie auch das B10 soll das Lebensphasenhaus als eine Art Musterhaus der Zukunft interessierten Bürgern und Fachleuten offen stehen: Handwerker, Pflegekräfte und Ärzte sollen sich über den Einsatz von technischen Assistenzsystemen informieren können. Überhaupt ist die Praxis oft der beste Lehrmeister. Dessen ist sich auch Johannes Schwörer bewusst. Der Unternehmer hat deshalb schon vor Jahren ein betriebliches Vorschlagswesen eingeführt: Jeder Mitarbeiter darf Ideen einbringen, ausgearbeitet werden sie von interdisziplinären Teams über AbteiMontage des B10 Foto: Zooey Braun Quellen das Doppelte seines Energiebedarfs selbst erzeugt, und architektonisch so beschaffen, dass es ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann. Die Grundlagen dafür hatte Schwörer mit seinem Konzept »Flying Spaces« bereits geschaffen: Der Baukörper besteht aus zwei Modulen, die in der Weißenhofsiedlung errichtet wurden. Fotovoltaik, Thermosolar, Fußboden-, Wand- und Deckenheizung sind dabei schon Standard. Zu den Aufsehen erregenden Neuigkeiten, die an den Schau-Tagen (donnerstags von 15 bis 18 Uhr) viele Besucher anziehen und faszinieren, gehören eine klappbare Wand, die als Terrasse genutzt werden kann und die Integration eines Elektroautos. »Das intelligente Haus lernt seine Bewohner und deren Energiebedarf kennen«, erläutert Schwörer. Die selbst erzeugte Energie steht dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht wird. In Überschusszeiten fließt der Strom in den Akku des Elektroautos. Foto: Schwörer Haus GEA-Wirtschaftsmagazin lungsgrenzen hinaus. Auch Rückmeldungen – ob positiv oder kritisch – werden oft zum Ausgangspunkt für neue Entwicklungen. Stadthaus Das dritte Modellprojekt, mit dem Schwörer derzeit für Aufsehen in der Branche sorgt, ist das Stadthaus: Für die Internationale Bauausstellung (IBA) 2013 in Hamburg als Prototyp errichtet, wird es nun auch in der Region realisiert. Am Ahlsberg in Pfullingen entsteht ein Mehrfamilienhaus in Fertigbauweise. »Die Nachfrage ist riesig«, freut sich Schwörer. Anfragen für Folgeprojekte hat der Unternehmer schon auf dem Schreibtisch liegen. Mit dem Mehrfamilienhaus erschließt er sich einen neuen Markt: »Der Trend geht hin zu größeren Einheiten, das klassische Einfamilienhaus wird weniger, weil Neubauland nicht mehr in größerem Umfang ausgewiesen wird«, erläutert Schwörer und verweist auf den politischen Willen, Ortskerne zu verdichten, anstatt immer weiter in die Fläche zu wachsen. Das Konzept des Stadthauses basiert auf der Weiterentwicklung von Lösungen für individuelle Einfamilien-Fertighäuser. Die vorgefertigten Bauteile werden aber in einem völlig neuen Kontext – dem Geschosswohnungsbau – für innerstädtische Standorte eingesetzt. Das Baukastensystem ermöglicht einerseits kurze Bauzeiten, andererseits maximale räumliche Flexibilität. Auch die einzelnen Lofts folgen einem modularen Konzept: Die 45 bis 140 Quadratmeter großen Wohnungen sind offen gestaltet, Schiebeelemente ermöglichen dennoch räumliche Trennungen. Die Lofts ändern sich mit den Lebensphasen ihrer Bewohner: Singles, Paare, Alleinerziehende, Familien oder Senioren. 30 GEA-Wirtschaftsmagazin Innovationskultur ist Basis des Erfolgs Die CHT R. Beitlich GmbH in Tübingen behauptet sich am hart umkämpften Markt für chemische Spezialitäten. Von Dr. Annegret Vester A ls Innovationen werden in der Regel Ideen oder Erfindungen bezeichnet, die wirtschaftlich im Markt umgesetzt werden können. Ohne Innovationen und das Innovationsmanagement gibt es keine Weiterentwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Ganz besonders gilt diese Maxime aber für chemische Unternehmen, die ohne die systematische Verwertung von Innovationen nicht Geschäftsführer überlebensfäDr. Bernhard Hettich hig sind. Ein chemisches Unternehmen des Mittelstandes wie die CHT R. Beitlich GmbH, das seinen Platz am global hart umkämpften Markt für chemische Spezialitäten behaupten und weiterhin nachhaltig profitabel wachsen will, hängt nicht zuletzt von seiner Innovationskraft und seinem Ideenreichtum ab. Dass das Unternehmen über diese Stärken verfügt, zeigen nicht nur die wachsenden Umsatzzahlen, die die gesamte Unternehmensgruppe seit Jahren in Folge schreibt. Auch das dieses Jahr zum zweiten Mal verliehene »Top 100«-Siegel, dem ein anspruchsvolles Auswahlverfahren voraus geht, bescheinigt der CHT R. Beitlich GmbH, dass sie zu den erfolgreichsten Ideenschmieden Deutschlands zählt. Die als Top-Innovator ausgezeichnete CHT R. Beitlich GmbH ist auf Produkte und Anwendungen spezialisiert, die Eigenschaften, Qualität und Funktionalität von Textilien, Baustoffen, Papier, Tiernahrungsmitteln sowie Reinigungs- und Pflegemitteln verbessern und unterstützt damit weltweit zahlreiche Industriezweige. Die Chemie heute und morgen wird als Innovationsmotor den Fortschritt in allen produzierenden Industrien entscheidend mitbestimmen. Aber natürlich sind neue Hilfsmittel und Produkte, die in industriellen Prozessen eingesetzt werden, selten mit radikalen Innovationen, wie dem PC, Mobiltelefonen oder gar Smartphones gleichzusetzen, die unschwer von jedermann als Innovationen anerkannt werden. Chemische Forschung und Entwicklung befindet sich häufiger im Bereich der eher schrittweisen Verbesserungen. Megatrends werden aufgegriffen Nur mit chemischen Innovationen wird es Antworten auf globale Themen wie die sogenannten Megatrends geben. Nehmen wir zum Beispiel die Schaffung von Wohnraum und Infrastruktur für die wachsende Weltbevölkerung oder auch das Thema Einsparung von Ressourcen in der Mobilität: Beides hat mit der Thematik Leichtbau zu tun, für beides benötigt man moderne innovative Werkstoffe, die leistungsfähig miteinander verbunden werden müssen. Im Bereich des Leichtbaus werden immer häufiger textile Verbundstoffe eingesetzt, die mittels geeigneter Klebstoffe oder Polymere mit Metallen oder anderen Werkstoffen verbunden werden. Der Textilbeton stellt eine zukunftsweisende Querschnittstechnologie dar, ohne die der Megatrend Leichtbau nicht zu bewerkstelligen sein wird. Er bietet ein hohes nachhaltiges Potenzial, zu dessen Entwicklung Un- ternehmen wie die CHT mit ihren Stärken in der chemischen Forschung und Entwicklung sowie ihrer Erfahrung und Kompetenz im Bereich der textilen Verfahren und Anwendungen einen entscheidenden Beitrag liefern können. Darüber hinaus ist die Weiterentwicklung industrieller Prozesse unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit sehr häufig von Innovationen abhängig. Innovationen sind beispielsweise notwendig, um die allgegenwärtigen Fluorkohlenwasserstoffe als Ausrüstungsmittel für Wasser- und vor allem Ölabweisung Geschäftsführer überflüssig zu Erich Mechel machen. Hier konnte die CHT R. Beitlich GmbH mit zeroF bereits eine sehr gute und vor allem umweltverträgliche Lösung für die wasserabweisende Imprägnierung von Outdoorbekleidung und Sportartikeln auf Basis eigener Silikon- und Polymerchemie entwickeln. Denkt man an Jeansstoffe, so fällt einem das Auswaschen des Indigofarbstoffes ein, dies ist GEA-Wirtschaftsmagazin mobilpflege«, »innovative Holzimprägnierungen« oder »Lignin als nachwachsender Rohstoff für Carbonfasern« (Green Carbon Fibers) – ein Thema, das die CHT in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Textil- und Faserforschung in Denkendorf, der BASF und Audi bearbeitet. Dem Stammsitz kommt auch heute eine zentrale Bedeutung zu. In der Universitätsstadt am Neckar ist das Kompetenzzentrum angesiedelt, in dem innovative Ideen entwickelt und in chemische Produkte, Anwendungen oder Prozesse umgesetzt werden. Hier arbeiten hochqualifizierte Fachkräfte in mit modernster Technik ausgestatteten Laboren für Entwicklung, Analytik und Anwendungstechnik. Kundenkontakte, Forschungskooperationen und die Kreativität des F & E- Teams speisen das Ideen- und Projektmanagement kontinuierlich; Neuentwicklungen werden forciert und Prozesse laufend verbessert. »Unser Innovationsteam ist fester Bestandteil der Forschung und Entwicklung und übernimmt die Rolle eines Trendscouts unter anderem für neue Technologien«, sagt Geschäftsführer Dr. Bernhard Hettich. Fotos: CHT Die Suche nach umweltfreundlichen Lösungen beginnt im Labor allerdings nicht die wirklich große Gefahr für das Abwasser. Bei der Herstellung von Jeans mit modischen Effekten wird heute eine Chemikalie verwendet, die zu den sogenannten »Wassergiften« zählt, da sie nicht biologisch abbaubar ist und in den Gewässern hohe Mengen an Schwermetallen akkumulieren. Die Chemiker der CHT R. Beitlich GmbH haben sich dieses Problems angenommen und nun ein effektives Hilfsmittel entwickelt, das die gleichen Effekte erzielt, allerdings biologisch abbaubar und schwermetallfrei ist. Daneben gibt es noch Innovationen, die alltägliche Produktionsprozesse, wie das Waschen und Färben von Textilien, das Bedrucken von Teppichen, die Herstellung von Papier und Zellstoff sowie das industrielle Waschen von Textilien effizienter und damit auch weniger belastend für die Umwelt machen. Kompetenzzentrum in Tübingen Auf der »Forscher-Agenda« stehen so unterschiedliche Themen wie »aufdruckbare elektrische Leitfähigkeit«, »unsichtbarer Plagiatschutz«, »Harzentfernung bei russischer Birke«, »Pollenschutz«, »FC-freie BarriereBeschichtung für Papierverpackungen«, »moderne Trocknungshilfen in der Auto- CHT-Verwaltungsgebäude Bevor Vorschläge in der Zentralen Forschung und Entwicklung als Projekte umgesetzt werden, bewertet das Unternehmen Marktpotenzial, Realisierbarkeit und den Entwicklungsaufwand in der Abteilung Produktdatenmanagement, die ständig bestehende Prozesse evaluiert und optimiert. »Hauptaufgabe dieses Teams ist die Effizienzsteigerung und die Optimierung interner Prozesse«, erklärt Erich Mechel, der kaufmännische Geschäftsführer. In der Zentralen Forschung und Entwicklung wird jährlich im Durchschnitt an über 50 Projekten gearbeitet. Immer wieder werden Erzeugnisse aus der CHT-Ideenschmiede, wie etwa ein Projekt zum Thema Nanosicherheit im Jahr 2013 von Institutionen wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung als förderwürdig eingestuft. Schwäbischer Erfindergeist gepaart mit höchstem technologischem Wissen, führte vor Kurzem zu einer im wahrsten Sinne des Wortes »tragbaren« Innovation. Durch Beschichtung von Textilien mit solar+ kann die Temperatur der Bekleidung durch maximale Absorption der Wärmestrahlung der Sonne erhöht werden. Dadurch kann helle, dünne Bekleidung hergestellt werden, die trotzdem warm hält – eine bemerkenswerte textile Weiterentwicklung, die bereits durch die erfolgreiche Vermarktung an internationale Sportbekleidungshersteller wirtschaftlich im Markt umgesetzt wurde. CHT Die CHT, »schwäbische Heimat von Chemie-Tüftlern«, wurde 1953 in Tübingen gegründet. Das Unternehmen zählt heute knapp 600 Beschäftigte in Deutschland. Weltweit ist die Unternehmensgruppe mit rund 1 700 Mitarbeitenden in 20 Gesellschaften vertreten. Durch die Gründung der Beitlich Familienstiftung in den 1980er-Jahren gelang es Reinhold Beitlich, langfristig Kontinuität und Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern. Bis heute ist das Unternehmen im Besitz der gemeinnützigen Reinhold-Beitlich-Stiftung und der Familienstiftung, die für die Geschäftstätigkeit verantwortlich ist. Darüber hinaus hält der Enkel des Firmengründers, Tino Beitlich Anteile am Unternehmen. 31 32 GEA-Wirtschaftsmagazin Erfolgsfaktor Bildung Vor 20 Jahren schrieb Andreas Nau sein erstes Computerprogramm, um die Personalverwaltung in einer Klinik zu vereinfachen. Heute ist sein Unternehmen easySoft in St. Johann führend auf dem Software-Markt für Bildungsmanagement und Personalentwicklung. Von Marion Schrade E ine Kletterwand und einen Tischkicker im Besprechungszimmer haben wohl die wenigsten Unternehmen. Was Arbeitsalltag und Mitarbeiterführung angeht, beschreitet Andreas Nau, einer von drei Geschäftsführern der Firma easySoft in St. Johann-Würtingen, gern neue Wege. Mit Erfolg. Denn in diesem Jahr wurde seine »Software-Schmiede« mit einem Titel ausgezeichnet, um den ihn viele Chefs beneiden: Beim bundesweiten Wettbewerb »Top Job« hat easySoft in der Größenklasse 20 bis 100 Mitarbeiter den Gesamtsieg errungen und darf sich Arbeitgeber des Jahres 2014 nennen. Das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen hatte zuvor Mitarbeiter anonym befragt, im Mittelpunkt standen die Mitarbeiterzufriedenheit und die Führungsqualität. Dass er und seine beiden Mitgeschäftsführer Wilfried Hahn und Friedhelm Seiler offenbar durchweg Best- noten bekamen, ist für Nau das größte Kompliment: »Wir wissen jetzt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.« Intelligente und digitale Personalakten Menschen, die sich in ihrem Job wohlfühlen, arbeiten nicht nur gerne, sondern auch gut. Sie sitzen natürlich auch in den Büros des St. Johanner Unternehmens viel am Schreibtisch. Aber eben nicht nur. »Am Tischkicker wird durchaus das eine oder andere beredet, das sonst nicht so locker besprochen werden könnte.« Wenn der Software-Entwickler mit dem Mitarbeiter des Kunden-Supports und dem Kollegen aus der Vertriebsabteilung ins Gespräch kommt, werden Hierarchien überwunden und neue Ideen geboren. Weil eben nicht nur jeder acht Stunden lang sein eigenes Süppchen kocht. Die Erfolgsgeschichte der Software-Firma beginnt im Jahr 1994. Entspannung beim Tischfußball ... Damals ist Andreas Nau noch Lehrer für Pflegeberufe, arbeitet im Reutlinger Klinikum und organisiert Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Von Brandschutz bis Hygiene-Unterweisung: Die Anzahl der Seminare, die das Pflegepersonal regelmäßig besuchen soll, ist ebenso beträcht- lich wie die Zahl der Kollegen. »Damals wurde alles noch von Hand mit Karteikarten verwaltet«, erinnert sich Nau. Mühselig, zeitaufwendig. Nau beginnt, zu Hause am PC – damals zählt er als Besitzer eines solchen noch zu den Pionieren der neuen Technologie – zu tüfteln. Es gelingt ihm, ein Programm zu schreiben, das die Verwaltung der Bildungsmaßnahmen im Krankenhaus deutlich erleichtert. Bahnbrechend, denn »zu dieser Zeit hatten nicht einmal alle Firmen oder Kliniken überhaupt einen Computer«. Zwei weitere 33 Die Geschäftsführung (von links) Friedhelm Seiler, Andreas Nau und Wilfried Hahn Jahre bleibt Nau in der Klinik, reduziert seinen Job aber auf 50 Prozent. Die andere Hälfte seiner Zeit verwendet er darauf, sich mit seinen Freunden Friedhelm Seiler und Wilfried Hahn, beide Ingenieure, auf den Sprung in die Selbstständigkeit vorzubereiten. Nach und nach steigen die drei Gründer fulltime ins Software-Geschäft ein. Die Idee trägt. Je selbstverständlicher der PC im Berufsalltag wird, desto mehr werden die Aufträge für easySoft. »Die Uni-Kliniken in Baden-Württemberg arbeiten alle mit unseManche Idee reifte im Gruppengespräch rem System«, sagt Nau. Hinzu kommen zahlreiche Kreiskrankenhäuser, aber auch Banken, Universitäten, Kommunalverbände oder Maschinenbauer gehören inzwischen zum Kundenkreis. Sie alle verbindet, dass ihre Personalverantwortlichen Hunderte Mitarbeiter zu verwalten ... und beim Volleyball haben. »Früher waren unsere Programme für Betriebe mit mehr als 500 Arbeitnehmern interessant«, sagt Andreas Nau. Doch die Schwelle sinkt kontinuierlich, inzwischen setzen auch Firmen mit nur 100 Mitarbeitern auf die Verwaltungssoftware von easySoft. Die Programme, die für jeden Betrieb individuell angepasst werden, sind im Grunde intelligente Personal-Akten: Anstatt mühselig jede Weiterbildungsmaßnahme, jedes Zertifikat und jeden Seminartermin für den einzelnen Mitarbeiter in Excel-Tabellen zu verwalten, haben Personalverantwortliche mithilfe der Software nicht nur alle Daten auf einen Blick. Sondern werden auch automatisch informiert, wenn beispielsweise eine Schulung fällig ist. Für viele Unternehmen, verdeutlicht Nau am Beispiel aus seinem Kundenkreis, ein wichtiger Punkt: »Die Mitarbeiter im Bereich der Wertpapierberatung müssen jährliche Schulungen nachweisen, sonst verlieren sie ihre Lizenz.« Arbeitskräfte aus der Region Nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Berufsbildung, sondern auch die Tatsache, dass das Thema in den Köpfen der Führungskräfte angekommen ist, bescheren easySoft volle Auftragsbücher. »Die Unternehmen haben den Wert der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter erkannt«, sagt Andreas Nau. »Die Technologien ändern sich rasant, lebenslanges Lernen wird immer wichtiger.« Der drohende Fachkräftemangel tut sein Übriges: Arbeitgeber buhlen um die besten Mitarbeiter, die es sich aussuchen können, für wen sie arbeiten wollen. Bildung und Fotos: Easysoft GEA-Wirtschaftsmagazin damit verbundene Aufstiegschancen sind durchaus Angebote, mit denen Unternehmer neue Kollegen locken können. Das gilt auch für easySoft. Das Unternehmen wächst rasant, die Digitalisierung der Arbeitswelt ist nicht abgeschlossen, sondern schreitet weiter rasant voran. Apps für Smartphones und Cloud-Anwendungen sind Themen, die das Unternehmen zurzeit beschäftigen. Vor zwei Jahren zählte easySoft noch 25 Mitarbeiter, heute sind es 47. »Wenn die Entwicklung der vergangenen Jahre so weitergeht, werden wir 2017 insgesamt 70 Leute sein«, rechnet Nau hoch. 2006 baute die Firma ihren Hauptsitz in St. Johann, 2012 folgte ein weiterer Standort in Bretten. Während sich die Stadt in der Nähe von Karlsruhe um die Ansiedlung von SoftwareUnternehmen bemühe, seien Versuche, am Hauptsitz in St. Johann zu erweitern bislang gescheitert, bedauert Nau. Jetzt hofft er, in naher Zukunft doch noch grünes Licht für die räumliche Expansion am Würtinger Ortsrand zu bekommen. Nau kommt von hier. Die meisten seiner Mitarbeiter auch. Qualifizierte Leute in der Region zu rekrutieren, sei kein Problem: »Es gibt gute Leute hier.« easySoft bietet nicht nur Ausbildungs-, sondern auch Studienplätze im Dualen Hochschulsystem. Den Wunsch, zu studieren, und das Bedürfnis, trotzdem nicht von zu Hause wegziehen zu müssen, kann Andreas Nau gut verstehen. Auch in Zeiten der grenzenlosen Flexibilität und Mobilität gibt in der Arbeitswelt Orte, an denen man Wurzeln schlagen kann und darf: »Die Fluktuation ist bei uns extrem gering«, sagt Andreas Nau. »Wer zu uns kommt, bleibt in der Regel auch.« Bei einem der besten Arbeitgeber Deutschlands. 34 GEA-Wirtschaftsmagazin Brodbeck bleibt am Ball: coole Sprüche – viel dahinter Die Zeiten haben sich längst geändert: Nicht Kraft, sondern komplexes Denken ist in der Baubranche gefragt. Aus- und Weiterbildung sind Topthemen. Von Judith Knappe D as Telefon klingelt, ein Bekannter ruft an. Ulrich Brodbeck ist geschäftsführender Gesellschafter der Gottlob Brodbeck GmbH & Co. KG in Metzingen und wird gerade nach einem Job gefragt. »Ich kenne da jemanden, der sucht dringend Arbeit«, erzählt der Bekannte. »Er spricht zwar wenig deutsch, ist aber sehr kräftig. Das könnt ihr doch brauchen, oder?« Brodbeck muss entschuldigend ablehnen. Solche Situationen erlebt er öfter, doch: »Die Zeiten haben sich geändert«, erklärt er. Eine große Vielfalt an Berufen Im Straßen- und Ingenieurbau hat sich einiges getan. Auch hier schreitet die Technologie immer weiter fort, die Anforderungen ans Personal wachsen. »Die Leute brauchen Ausbildungen, müssen sich artikulieren und mit Zahlen umgehen können«, führt Ulrich Brodbeck aus. Die Qualifizierung beginnt schon bei den Auszubildenden im Unternehmen – gerade sind es 32. Und damit ist der Bedarf noch nicht gedeckt. »Wir würden gerne noch mehr ausbilden, es bewerben sich aber nicht mehr«, sagt Brodbeck. Dabei ist die Übernahmequote ungewöhnlich hoch: Pro Jahr werden acht von zehn Auszubildende übernommen. Um also für sich und das Image der Branche zu werben, beschließt das Unternehmen bereits im Jahr 2013 etwas zu wagen: Brodbeck nimmt Geld in die Hand, engagiert eine Agentur und ruft eine Kampagne mit frechen Sprüchen ins Leben, die vor allem die Jugendlichen und Schulabgänger erreichen und begeistern soll. Auf Fahrzeugen und Bauzäunen des Unternehmens liest man Sprüche wie »Eine Ausbildung bei Brodbeck hat viele Vorteile. Mehr Zukunft, weniger schnarch« oder »Eine Ausbildung bei Brodbeck hat viele Vorteile. Mehr baggern, weniger graben«. So was kommt an. »Der Erfolg ist schwer messbar, aber wir bekommen viele direkte Reaktionen«, sagt Carsten Fellmeth, Personalleiter bei Brodbeck. Die Bewerbungen seien seit der Kampagne spürbar angestiegen. Deshalb sind auch weiterhin coole Sprüche überall dort zu lesen, wo das Unternehmen sie verbreiten kann. Motive der Ausbildungskampagne Die Branche bietet eine große Vielfalt an Berufen. Brodbeck bildet beispielsweise Straßenbauer, Beton- und Stahlbetonbauer (ehem. Maurer), Bautechniker, Baugeräteführer, Land- und Baumaschinenmechaniker und Industriekaufleute aus. Die Voraussetzungen sind differenziert: vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur. Die Anforderungen auch, Tendenz steigend »Durch die IT ist komplexes Denken erforderlich«, erklärt Ulrich Brodbeck, erinnert aber auch an die Vorteile: »Die Ausbildungsvergütung ist sehr hoch – wir lassen Dienstleister weit hinter uns.« Im ersten Ausbildungsjahr gibt’s rund 700 Euro, im zweiten 1 000 Euro und im dritten 1300 Euro. Massiver Bedarf besteht derzeit im Straßenbau. Auch hier gibt es Vorteile, wie Fellmeth aufzählt: »Es ist die Abwechslung, man ist immer woanders bei unterschiedlichen Bauvorhaben.« Auch die Arbeit an der frischen Luft hebt er hervor, natürlich nur bei einem »gewissen Abkönnen von Wetter«. Das Hauptargument: Nachher könne man Familie und Freunden ein Ergebnis präsentieren, ein Bauwerk, an dem man »mitg’schafft« hat. Und all das unter Garantie eines Arbeitsplatzes. »Wir bilden mit dem Ziel der Übernahme aus«, versichert der Personalleiter. »Auszubildende sind für uns keine billigen Arbeitskräfte, sondern eine Investition.« »Und nach der Ausbildung geht's ja erst richtig los«, erzählt Fellmeth. Die Möglichkeiten sind vielfältig, bis zur eigenen Führung einer Baustelle. »Der Polier ist heute vor allem für die Logistik zuständig«, so der Personalleiter. Die Poliere werden im Betrieb gefördert und größtenteils selbst ausgebildet. Das Traditionsunternehmen bildet aber nicht nur aus, sondern bietet auch ein duales Studium zum Bauingenieur an. An der dualen Hochschule in Mosbach findet die Theorie-Phase statt. »Wir würden gerne mehr davon ausbilden, aber momentan fehlt uns der Platz«, sagt Carsten Fellmeth. Das soll sich aber bald ändern: In der Maienwaldstraße in Metzingen entsteht ein neues Gebäude mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Euro. Zum Jahreswechsel 2015/2016 sollen dort 120 Arbeitsplätze zur Verfügung Fotos: Brodbeck GEA-Wirtschaftsmagazin Maschinensteuerung gestellt werden. Unter den Mittelständlern in Baden-Württemberg rangiert das Unternehmen unter den Top 10 der Bauunternehmen– was Qualität und Service voraussetzt. Angst vor Technik geht nicht Deshalb wird auch Weiterbildung groß geschrieben. »Früher hat man sich einfach auf eine Maschine gesetzt und sie bedient. Heute sind Schulungen erforderlich«, sagt Ulrich Brodbeck. Lkw-Fahrer beispielsweise brauchen fünf Schulungsmodule bis zur Berechtigung als Berufskraftfahrer, danach gibt es jedes Jahr ein weiteres Schulungsmodul. »Das hat sich alles komplett geändert.« Die Fahrer machen auch nicht mehr nur ihre Tour, heutzutage sind sie mit der Zentrale per GPS verbunden und bekommen ihre Koordinaten aufs Navigationssystem. Die Zentrale wiederum sieht genau, wo sich der Fahrer gerade befindet und kann ihn zielführend leiten. Baggerführer werden heutzutage von einem Maschinensteuerungssystem angeleitet, das in der Führerkabine die Soll-Lage seines Geräts im Vergleich zur Ist-Lage anzeigt. Dies erfordert Flexibilität bei den unterschiedlichen Berufsgruppen. »Unsere Leute dürfen keine Angst vor der Technik haben«, stellt Brodbeck fest. Die nötige Weiterbildung ist kostspielig, es dem Unternehmen aber wert: »Es gibt keine Chance, sich dem technischen Fortschritt zu entziehen.« Deshalb setzt Brodbeck lieber gleich auf Innovationen: mobile Datenerfassung auf dem Bau, Zeiterfassung per Tablet, elektronische Personalakte – Fellmeth sieht die Firma als »Vorreiter«. Und auch wenn der Fortschritt bedeutet, dass weniger Helfer benötigt werden, will das Unternehmen an seiner Personalpolitik festhalten. Denn: »Das Plus, das wir als Firma haben, ist ein stabiler, gesunder und gut qualifizierter Mitarbeiterstamm«, konstatiert Fellmeth. Der Erfolg gibt ihnen recht: »Unsere Mitarbeiter werden leider auch bei anderen Firmen geschätzt«, sagt Ulrich Brodbeck. Dennoch ist die Mitarbeiterfluktuation gering und die Betriebszugehörigkeit lang, was sich jedes Jahr an der hohen Anzahl der zu ehrenden Firmenjubilare widerspiegelt. Ulrich Brodbeck (rechts) und Wolfgang Brodbeck 35 36 GEA-Wirtschaftsmagazin Investition in die Zukunft Für die SOLCOM Unternehmensberatung GmbH spielt das Thema Weiterbildung eine entscheidende Rolle. Durch die gezielte und individuelle Förderung ist das Unternehmen zu dem geworden, was es heute ist: Ein erfolgreicher Know-how-Mittler und Innovationspartner für die größten Unternehmen der Welt. Von Benjamin Rieck S eit nun 20 Jahren beruht die Erfolgsgeschichte von SOLCOM auf dem engagierten Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei zeichnet sich der Spezialist für externe Projektunterstützung aus Mitarbeitersicht insbesondere durch Zuverlässigkeit, Stabilität sowie überdurchschnittliches Wachstum aus. Ein wichtiges Erfolgsmodell: Alle Führungskräfte am Hauptsitz in Reutlingen sind ausschließlich aus dem eigenem Mitarbeiterstamm heraus gefördert. Für SOLCOM ist die Personalentwicklung daher ein entscheidender Baustein der Personalarbeit und beinhaltet den individuellen Karrierepfad jedes Einzelnen sowie dessen darauf angepasste Entwicklung über die nachhaltige Förderung von fachlichen, methodischen, sozialen Kompetenzen sowie der Unternehmenswerte. Dies bestätigt auch die Key-Account-Managerin Melina Bäßler. Über die Webseite ihrer Hochschule wurde sie auf die SOLCOM Unternehmensberatung GmbH aufmerksam. Das Reutlinger Unternehmen gehört zu den führenden Dienstleistern bei der Besetzung von Projekten mit IT-Spezialisten und Ingenieuren und bietet Einstiegspositionen im Vertrieb an. »Vertrieb war für mich interessant, da eine Karriere in diesem Bereich auch immer eine Grundlage für eine Laufbahn im höheren Management ist.« In dieser Position übernahm sie anspruchsvolle Aufgaben mit Verantwortung, wie die vertriebsseitige Betreuung von namhaften Unternehmen, die Erschließung neuer Kundenpotenziale aber auch den Ausbau bestehender Beziehungen. Gleichzeitig führte sie Verhandlungen mit den freiberuflichen Experten, aber auch mit Kunden – immer mit dem Ziel, den passenden Spezialisten mit den richtigen Qualifikationen zu finden und im Projekt einzusetzen. Eine wichtige Aufgabe, wie Frau Bäßler bestätigt: »Unternehmen sind heute auf externes Branchenwissen angewiesen, um im globalisierten Markt zu bestehen. Mit unserer Arbeit leisten wir also einen wichtigen Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Auftraggeber.« Intensive Einarbeitung Für die Arbeit bei SOLCOM werden die Mitarbeiter intensiv geschult. Sechs Wochen dauert das Trainingscenter bei SOLCOM zu Beginn des Arbeitsverhältnisses. Währenddessen wurde Melina Bäßler gezielt auf die Aufgaben im Vertrieb vorbereitet. Insgesamt kamen in den ersten beiden Jahren so über 40 Schulungstage zusammen. In dieser Zeit wurde sie zudem von einem erfahrenen Mentor begleitet, der ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. Nach dieser intensiven Einarbeitung konnte sie auch ohne vorherige Berufserfahrung direkt als AccountManager einsteigen. Fotos: Solcom GEA-Wirtschaftsmagazin antwortung. Sie ist mittlerweile Mentorin und berät in ihrem Team junge Mitarbeiter. Für diesen Karriereweg wurde sie in mehreren Führungskräfte- und Coaching-Seminaren sukzessiv vorbereitet. »Die Coachings waren eine optimale Vorbereitung auf die Situationen im Führungsalltag, der mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert.« Neben der fachlichen Ausbildung ist es das erklärte Ziel von PEP, Mitarbeiter auch persönlich weiterzuentwickeln. So bietet SOLCOM zur Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit auch Seminare zur Gesundheitsvorsorge. Dies sind unter anderem Seminare im Bereich der Stressvermeidung oder zur richtigen Ernährung. Gewappnet für künftige Herausforderungen Geschäftsführender Gesellschafter Thomas Müller Als Grundlage für dieses System gilt bei SOLCOM das sogenannte PEP, ein ausgefeiltes Personalentwicklungsprogramm. PEP wurde gemeinsam mit erfahrenen Trainern und Coaches entwickelt und ist als Rahmenkonzept zu verstehen, welches stetig weiterentwickelt wird. Es soll in erster Linie zur Orientierung dienen und bei der Strukturierung individueller Entwicklungspläne für die Mitarbeiter unterstützen. Das SOLCOM-PEP hat sich über Jahre bewährt und trägt zu der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens bei. Dabei wird das Programm gemeinsam mit den Mitarbeitern stetig weiterentwickelt und ausgebaut. »Der Markt und die Anforderungen der Kunden sind ständig im Wandel, darauf müssen wir auch in Zukunft reagieren«, so Thomas Müller. »Mit unserem Personalentwicklungsprogramm haben wir ein Konzept, das flexibel auf die Herausforderungen reagieren kann. Unsere Kunden können sich damit auch künftig auf hervorragend geschulte Mitarbeiter und eine qualitativ hochwertige Dienstleistung verlassen.« Individuelle Maßnahmen Kern von PEP ist es, die Karriere jedes Einzelnen zu begleiten und ihm eine transparente Darstellung hinsichtlich seiner individuellen Förderung und Weiterbildung, als auch zu möglichen Positionen und Karrierepfaden im Unternehmen zu bieten. Nach der Einarbeitung, die für jeden Vertriebsmitarbeiter nach einem festen Schema abläuft, werden die weiteren Weiterbildungsmaßnahmen individuell auf die Bedürfnisse und Talente des Mitarbeiters zugeschnitten. Dazu wird aus einem Katalog mit über 40 Schulungsangeboten gemeinsam mit dem Mitarbeiter, der Führungskraft und der Personalabteilung die optimale Mischung zusammengestellt. Die eingesetzten externen Trainer arbeiten bereits seit Jahren mit SOLCOM zusammen und kennen daher die Ansprüche des Unternehmens genau. »Mit unserem Personalentwicklungsprogramm schaffen wir die Grundlage für den zukünftigen Erfolg in unserem Unternehmen. Daher investieren wir sehr viel in diesem Bereich«, meint Thomas Müller, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der SOLCOM. »Denn nur ein Unternehmen, welches in der Personalentwicklung ein hohes Niveau gewährleistet, kann dauerhaft Leistungsbereitschaft und Innovationsfreude der Mitarbeiter erwarten und damit die Kunden zufriedenstellen.« Unterschiedliche Karrierepfade Melina Bäßler entschied sich nach dem Aufstieg zum Key-AccountManagerin für eine Laufbahn mit Führungsaufgaben und Personalver- Key-Account-Managerin Melina Bäßler Fakten: Das SOLCOM-Personalentwicklungsprogramm - 6 Wochen Einarbeitung im internen Schulungscenter - Über 40 feste Schulungstage in den ersten zwei Jahren - Weitere individuelle Fortbildungsmöglichkeiten - Mentorenprogramm - Erfahrene Trainer, die seit Jahren mit SOLCOM arbeiten - Über 40 verschiedene Weiterbildungsmodule zur Auswahl - Seminare zur Gesundheitsvorsorge - Stetige Weiterentwicklung mit den Mitarbeitern 37 38 GEA-Wirtschaftsmagazin Maschinenbau-Know-how par excellence Spritzgießmaschine der Firma KraussMaffei Warum Berner Engineering in Pfullingen auf Fachkräfte aus der Region setzt und was ihnen geboten wird. Von Norbert Leister Q uerdenken, kreativ sein und unkonventionelle Lösungen finden. Für Peter Berner, geschäftsführender Gesellschafter der Berner Engineering GmbH, ist »Thinking outside the box« seit über 25 Jahren das Erfolgsrezept des Pfullinger Maschinenbau-Konstrukteurs. Unter diesem zeitgemäßen Begriff ist allerdings ein Aspekt zu verstehen, der nichts anderes bedeutet als den Blick zu weiten und »über den Tellerrand hinaus zu schauen«. Im Gespräch mit dem GEA-Wirtschaftsmagazin zeigt sich das Unternehmen mit Niederlassungen in Feldkirchen bei München, Lenzburg in der Schweiz und Poznan in Polen selbstbewusst, offen und erfinderisch. Projekterfahrung als großes Plus Überall dort, wo Engineering eine gewichtige Rolle im Wettbewerbsumfeld spielt, bietet Berner maßgeschneiderte Entwicklungs- und Konstruktionsleistungen an. Dabei sind die Auftraggeber, überwiegend namhafte Firmen des Maschinen- und Anlagenbaus, hauptsächlich an technologischen Neu- und Weiterentwicklungen sowie der Effizienzsteigerung ihrer Maschinen interessiert. Mit Stolz hebt Peter Berner die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Kunden KraussMaffei Technologies hervor, für den die Fachleute am Berner-Standort in Feldkirchen eine kom- plett neue Spritzgießmaschinen-Baureihe nach modularem Baukastenprinzip entwickelt haben. »Bei so einem Großprojekt ist es normal, dass wir im Vorfeld der Zusammenarbeit ein paar Testaufgaben absolvieren«, sagt Berner. »Der Kunde muss einen Großauftrag ja schließlich in den besten Händen wissen, damit sein Projekt technisch und auch zeitlich erfolgreich umgesetzt werden kann.« Dabei ist der enge und regelmäßige Austausch mit dem Auftraggeber für den Projekterfolg entscheidend. Wöchentliche Treffen zwi- Das Berner Führungsteam (von links) Peter Berner, Joachim Mutschelknaus, Carmen Hummel, Walter Ruckwied und Marc Berner 39 GEA-Wirtschaftsmagazin beit mit den Firmen. »Wir müssen zunächst ganz genau verstehen, was der Kunde von uns erwartet, bevor wir in unseren Entwicklerteams kreativ nach Lösungen suchen.« Am Anfang der Ideenfindung erfolgen zahlreiche Termine mit dem Auftraggeber, um »sicherzustellen, dass das finale Konzept bis hin zur Konstruktion zu 100 Prozent den Anforderungen des Kunden entspricht«, sagt Mutschelknaus. Manche Projekte erstrecken sich sogar über ein bis zwei Jahre, die von intensiver Kooperation mit klarer Zielfokussierung geprägt sind. »Unser Vorteil aus Kundensicht ist dabei natürlich, dass wir deutlich zielgerichteter und somit schneller sind, weil sich die Ingenieure unserer Auftraggeber im Alltagsgeschäft vorwiegend um die laufende Serienbetreuung ihrer Maschinen zu kümmern haben«, ergänzt Peter Berner. Regionale Anbindung des Personals von Vorteil So sei es dann auch kein Wunder, dass einige »Schlüsselkunden« schon seit Jahrzehnten eng mit zwei bis drei Ingenieuren und Technikern von Berner zusammenarbeiten. Warum genau dieses hochqualifizierte Fachpersonal von Berner Engineering von den Kunden geschätzt wird, liegt für Peter Berner klar auf der Hand. »Wir arbeiten hier alle vernetzt und denken erstmal unkonventionell und quer.« Dieser erfahrungsbaBrainstorming der Berner-Ingenieure am Standort Pfullingen sierte »Outside the BoxBlick« über den Tellerrand offensichtlich hochzufrieden: »Wir haben alhinaus führe letzten Endes immer zu lein hier am Hauptstandort in Pfullingen neun neuen Ansätzen, Ideen und Mitarbeiter, die seit 25 Jahren dabei sind.« In Lösungen. Doch gerade dem Pfullinger Unternehmen setzen sich die diese Vielfältigkeit der Projekt-Teams aus einem Mix von erfahrenen Aufgaben bringt für Berner und kreativen Kollegen zusammen. »Bei uns Engineering eine große kann man extrem viel lernen«, so Peter BerHerausforderung mit sich, ner und »auch andere sehen, dass unsere die sich NachwuchssicheStärke darin liegt, Synergien sinnvoll und mit rung nennt. »Wenn junge, Mehrwert für den Kunden zu nutzen«. Marc talentierte Techniker von Berner, geschäftsführender Gesellschafter der der Hochschule kommen, Berner Engineering GmbH, fügt einen weitedann fehlt ihnen natürlich anren, nicht weniger wichtigen Aspekt hinzu: fangs ganz einfach die Erfahrung – umso mehr »Bei uns ist das A und O die Teamfähigkeit.« liegt uns daher die zielgerichtete Förderung Immer wieder wechseln die Projektteams, von Absolventen am Herzen«, so Mutschel»die sich natürlich untereinander verstehen knaus. Und natürlich buhlen auch viele andere müssen«. Dies gelte aber nicht nur für die einMaschinenbau-Unternehmen in Badenzelnen Standorte, sondern auch länder- und Württemberg um die besten Ingenieure und kulturübergreifend, von Pfullingen oder FeldTechniker. Dennoch blickt Berner Engineekirchen bis nach Lenzburg oder Poznan. Die ring zuversichtlich in die Zukunft und ist sich Auftraggeber sind jedenfalls laut den Ergebseiner Stärken bewusst. Die werden wiederum nissen der regelmäßigen Kundenbefragungen auch von vielen Berufseinsteigern geschätzt. sehr zufrieden. Berner Engineering sei, so beSo hat das Unternehmen etwa die Erfahrung tont Peter Berner, heute mehr denn je ein angemacht, dass die regionale Verbundenheit erkannter und verlässlicher Entwicklungsseines Fachpersonals ein großer Erfolgsfaktor partner für den Maschinen- und Anlagenbau. für die Zusammenarbeit sein kann. »Deshalb freuen wir uns besonders über Bewerbungen junHauptsitz von Berner Engineering in Pfullingen ger Talente, die in der Region beheimatet sind«, sagt Peter Berner. Selbstverständlich sucht das Pfullinger Unternehmen aber auch auf gängigen Internetportalen nach qualifiziertem Personal für alle vier Standorte. Doch wer sich erst einmal für Berner Engineering entschieden hat, ist Fotos: Berner schen Berners Ingenieuren und den Fachleuten der Auftraggeber sind dabei wichtig. Ebenso wie die Möglichkeit, Entwicklungsdaten über eigens eingerichtete Datenleitungen zum Firmennetzwerk der Kunden auszutauschen. »Hochspannend« ist nach den Worten von Joachim Mutschelknaus, Prokurist und teilhabender Gesellschafter von Berner Engineering, stets der Beginn einer Zusammenar- 40 GEA-Wirtschaftsmagazin Ganz sicher gute Chancen Die RVM Versicherungsmakler GmbH & Co. KG (Eningen) profiliert ihre Nachwuchskräfte mit eigener Akademie zu Personalchefin Larissa Lang mit Auszubildenden bei der Pflege des Azubi-Auftritts in Facebook Kompetenz und Mitverantwortung Von Ingeborg Kunze N ext Generation. Sie bringt: Interesse. Motivation. Begeisterung. Sie bekommt bei RVM eine breit angelegte Ausbildung plus Weiterbildung. Gewinnt Kompetenz. Teambewusstsein. Außenwirkung. Alles Erfolgserfahrungen junger Menschen am Beginn ihres Berufswegs bei RVM, dem unabhängigen Versicherungsmakler-Unternehmen mit Sitz in Eningen, das in Deutschland zu den Top Ten der Industrie-Versicherungsmakler zählt. Das kann ganz schnell in Karriere münden. Ganz sicher gibt es hier gute Chancen für Engagierte. Denn RVM (»Sicherheit aus Leidenschaft«) mit mehr als 160 Mitarbeitern will und braucht gute Leute. »Wir wachsen«, lautet schlicht die Begründung dafür von Larissa Lang. Die Diplom-Betriebswirtin hat seit 2011 die Leitung Personal und Verwaltung. Investitionen in Ausbildung lohnen sich Die junge Frau, Modeltyp, superschlank, strahlendes Lächeln, repräsentiert an dieser Zentralstelle bereits die Kultur des Unternehmens, welches Bildungswege über Hochschule und Berufsschule hinaus öffnet. Dies macht RVM konsequent und strukturiert, zum Beispiel mit einer eigenen Ausbildungsakademie. Neben intensiver Schulung und Information gehören Gespräche, Begegnungen, Einblicke und Ausblicke zu regelmäßigen Begleitern der Ausbildungsprogramme. Der Firmensitz am Auslauf der von Industrie, Gewerbe und Dienstleistern dicht be- Fotos: RVM GEA-Wirtschaftsmagazin setzten Arbachtalstraße in die offene Weite grüner Landschaft ist für junge Menschen ein vielversprechender Ausgangspunkt für den Aufstieg. Seit RVM ausbildet sind stets 100 Prozent der Auszubildenden übernommen worden. »Unter anderem darin unterscheiden wir uns von vielen Ausbildungsbetrieben in unserer Branche. Bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen achte ich bereits darauf, dass wir diesen Menschen auch nach Ablauf der Ausbildung eine Zukunft bei uns bieten können,« weiß Larissa Lang zu berichten. Bei RVM ist man »Überzeugungstäter«: »Investition in eine erfolgreiche Ausbildung lohnt sich und wird in Zukunft der Garant für den Mitarbeiternachwuchs bei RVM sein.« Vom Sachbearbeiter bis zur Fach- oder Führungskraft. Dass dies nicht ein bloßes Lippenbekenntnis ist, zeigt die Tatsache, dass Auszubildende der ersten Jahre heute Führungsfunktionen im Unternehmen wahrnehmen. Wer hier startet, bringt schon mal Werte mit, zumindest im Ansatz, die später im weiteren Berufsleben innerhalb und außerhalb des Hauses zählen. Neugier, Freude, Begeisterung für den Umgang mit Menschen, Lernbereitschaft, Sensibilität, Fingerspitzengefühl, gutes Benehmen neben fachlichem Interesse als Grundvoraussetzung, persönlicher Präsenz, Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein. Wer dabei auch leger ist und offen, auch für lebenslanges Lernen, der ist bei RVM genau richtig. Verantwortung braucht Kompetenz In diesem Kontext wächst Kompetenz, Selbstsicherheit, Sprachbewusstsein, Leidenschaft und Dynamik in einem Metier, dessen Basis Verantwortung, Mitverantwortung ist. Denn betriebliche Versicherungen sind elementar in der Risikostrategie jedes Unternehmens. Versicherungsmakler suchen aus dem Markt Versicherungen aus, die zu den Unternehmen passen, deren Partner sie sind. Und die Guten in dieser Branche statten die noch mit Dienstleistungen aus, um ihren Kunden möglichst viel Transparenz, Schnelligkeit und Sicherheit bieten zu können. RVM betreut seit der Gründung 1985 in Reutlingen mittelständische Unternehmen, Verbände, Kommunen und Freiberufler in allen betrieblichen Versicherungsfragen, national und international: »Maßgeschneiderter Versicherungsschutz und ein umfassender Service für unsere über Zweitausend Kunden sind unsere oberste Maxime.« Wichtig in dem von Erich Burth und Michael Friebe geführten Unternehmen: die eigene wirtschaftliche und rechtliche Unabhängigkeit und die langjährige Zusammenarbeit mit allen renommierten nationalen und internationalen Versicherungsgesellschaften, mit der RVM »eine ausgeprägte Markttransparenz erreicht«. Die Basis dafür ist objektive Beratung, aktuelle Information für Kunden. ordnet. Der Teamleiter ist während der ganzen Ausbildungsdauer ihr Pate und Partner. Gebündelte Wissensvermittlung ist hier gewollt. In Praxisphasen werden sie abwechselnd in der RVM-Ausbildungsakademie gemeinsam mit den Mitauszubildenden spartenübergreifend geschult und in ihrem Team ins Tagesgeschäft mit eingebunden. Später durchlaufen sie interne Fachteams, machen mit dem Paten Kundentermine, sind integriert in Arbeitsabläufe, betriebliche Funktionsbereiche, Projektaufgaben und den dienstleistungsorientierten Umgang mit Kunden. Larissa Lang zur Unternehmensstrategie: »Alle unsere Mitarbeiter müssen fachlich auf Top-Niveau sein.« Brancheninitiative: »Gut beraten« Die inhaltlichen Schwerpunkte sind alle Sparten der Industrie- und gewerblichen Versicherungen, Kreditversicherungen, betriebliche Altersvorsorge, Privatversicherungen, Kapitalanlage, Krankenversicherung. Interessenten mit Abitur und Fachhochschulreife können bei diesem Dienstleister fachlich qualifiziert dabei sein und mit wachsender Kompetenz Karriereziele erreichen. Die Mehrzahl der aktuell 22 Auszubildenden des Unternehmens ist weiblich – sechs junge Männer und 16 junge Frauen sind dabei, den »klassischen« Kaufmann für Versicherungen und Finanzen zu machen oder den Bachelor of Arts im Studiengang BWL Versicherung. Das Konzept des Hauses für Bachelor of Arts: Vom Beginn an sind die Studierenden einem Stammteam im Unternehmen zuge- Aber nicht nur bei den Auszubildenden steht die Weiterbildung im Fokus, sondern für die gesamte Belegschaft. RVM begrüßt die Brancheninitiative »Gut beraten«. Die Initiative soll allgemein Versicherungsvermittler unterstützen, ihr Fachwissen stets aktuell zu halten und zu erweitern, ihre Kompetenzen zur Kundenberatung im Sinne eines lebenslangen Lernens weiter zu stärken. Es soll erreicht werden, dass Kunden eine seriöse und fachlich einwandfreie Beratung gewährleistet werden kann. Dies sind Tugenden, die bei RVM seit der Firmengründung 1985 ganz oben stehen und denen RVM ihre Erfolge verdankt. »Deshalb werden wir die RVM im Rahmen dieser Initiative auch exponiert einbringen. Unter anderem beschäftigen wir uns auch gerade damit, uns als Bildungsdienstleiter akkreditieren zu lassen«, weiß Larissa Lang Deshalb auch interne und externe Weiterbildung. Fortbildung wird hier finanziell und zeitlich gefördert. Ziele können sein: Ausbilder (IHK), geprüfter Fachwirt für Versicherungen und Finanzen (IHK), Versicherungsbetriebswirt (DVA), technischer Underwriter & Haftpflicht-Underwriter. Das an Mitarbeiter-Qualifikation und Wachstum interessierte Unternehmen RVM beteiligt sich grundsätzlich auch an der IHKInitiative Ausbildungsbotschafter, informiert und gewinnt die »nächste Generation« auf Messen und an weiterführenden Schulen. 41 42 GEA-Wirtschaftsmagazin »Der Mensch macht’s aus« Barth Logistikgruppe setzt auf gut ausgebildete FachFoto Meyer kräfte. Das Berufsbild der Fahrer hat sich in den vergangenen Jahren stark Von links: Geschäftsführender Gesellschafter Peter-Johannes Barth, Mitglied der Geschäftsleitung Christoph Kopf und geschäftsführender Gesellschafter Berthold Barth verändert. Von Judith Knappe P räsent sind in der Region Neckar-Alb vor allem die blau-gelben Fahrzeuge der Barth Logistikgruppe. Doch das Unternehmen mit seinem Hauptsitz in Burladingen ist längst mehr als eine Spedition – es ist Dienstleister mit einem breit gefächerten Portfolio. Spedition, Transport, Warehousing und Logistik – vor allem auch Pharmalogistik – sind die Kernkompetenzen des inhabergeführten Unternehmens. Das Stückgut macht nur noch ein Drittel des Jahresumsatzes von 67 Millionen Euro aus. »Wir haben ein BranchenKnow-how aufgebaut, insbesondere für die Mitarbeiter mit Stapler Pharmaindustrie, Papier und Reifen«, verdeutlicht Peter-Johannes Barth, geschäftsführender Gesellschafter. Die Logistikgruppe agiert in Süddeutschland, hat aber auch Standorte im angrenzenden Ausland und den neuen Bundesländern. Das Unternehmen stellt sich den Herausforderungen dieser Märkte, die nicht immer ganz einfach sind. »Wir verstehen uns als Architekt für Problemlösungen unserer Kunden.« Hier geht es beispielsweise um Krankenhaus-Logistik – wie ein aktueller Auftrag an der Universitätsklinik Freiburg – oder Logistik bei der metallverarbeitenden Industrie. Diese komplexen Arbeitsfelder müssen von unterschiedlichem Personal bewältigt Fahrer-Azubi werden: »Wir brauchen Leute, die im Lager sauber Paletten bewegen können bis hin zu Leuten, die studieren und komplizierte Fragestellungen angehen.« »Menschen muss man befähigen« Um diese organisatorischen und logistischen Herausforderungen zu meistern, bedarf es gut ausgebildeter Fachkräfte. »Fahrzeuge, IT und Geräte sind nur Instrumente«, sagt Berthold Barth, geschäftsführender Gesellschafter. »Es kommt auf die saubere Leistung der Mitarbeiter an.« Für einen Dienstleister komme es darauf an, welche Menschen wie zusammenarbeiten. Denn: Bei der Barth Logistikgruppe steht der Slogan »Der Mensch macht's aus« für Qualität und Service. »Dazu braucht's Menschen und die muss man befähigen«, führt Berthold Barth aus. Logistische Besonderheiten und eine Vielzahl an Zusatzleistungen erfordern ein umfassendes Knowhow. »Die Spezialwünsche der Kunden müssen eingebaut werden«, erklärt Peter-Johannes Barth. Das Unternehmen legt auch deshalb Wert darauf, seine Mitarbeiter selbst auszubilden. Die Ausbildungsquote, die auch Studierende beinhaltet, liegt bei 10 Prozent. Die Übernahmechancen liegen laut Berthold Barth bei 100 Prozent: »Wir holen unseren Nachwuchs aus unseren Auszubildenden.« Bedarf besteht bei Berufskraftfahrern und Kfz-Mechatronikern. Vor allem das Berufsbild des Fahrers hat sich stark verändert. »Das ist ein sehr anspruchsvoller Job«, sagt Peter-Johannes Barth im Hinblick auf Ladungssicherung, Gefahrguttransport und die Beförderung von wertvollen Produkten. Doch noch immer hat dieser Beruf ein schlechtes Image. Zu Unrecht, wie Berthold Barth erklärt. »Wenn man das Bild am osteuropäischen Fahrer auf Autobahnraststätten festmacht, entspricht das nicht der Realität.« Professionelle Fahrer im Barth-Netz haben geregelte Arbeitszeiten und sind am Wochenende zu Hause. »Sie erbringen eine sehr gute Verkehrs- und Versorgungsleistung. Und das nicht auf irgendwelchen Autobahnen, sondern hier.« Hinzu komme, dass sie Hightech-Maschinen bis zu 500 PS fahren dürfen. »Vor allem bei den vermittelnden Stellen ist das Berufsbild zu wenig bekannt«, so Berthold Barth. Um dem entgegen zu wirken, veranstaltet die Barth Logistikgrupppe jedes Jahr einen Informationstag für die Agentur für Arbeit. Das Unternehmen will damit erreichen, dass der Beruf realistisch und nicht vorurteilsbehaftet, den Schülern von Haupt-, Werkrealund Realschulen übermittelt wird. »Man muss deutlich machen, dass der Fahrer auf der Straße eine Fachkraft ist.« Seit dem 11. September diesen Jahres wird die Berufskraftfahrerqualifikation benötigt, die auch jährliche Schulungen beinhaltet. Die Barth Logistikgruppe ist zertifizierter Ausbildungsbetrieb. Berthold Barth hält Ausbildung für einen wichtigen Bestandteil: »Es kann nicht jeder Abitur machen, die Gesellschaft lebt davon, dass es für alle Berufsspar- Fotos: Barth GEA-Wirtschaftsmagazin Scannertechnik ten Nachwuchs gibt.« Auch im kaufmännischen Bereich: Mit mittlerer Reife kann eine solide Ausbildung erworben werden, beispielsweise als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen. Und dies immer mit dem Augenmerk, die Kräfte im eigenen Unternehmen zu behalten. »Es gehört zur Unternehmenskultur, dass wir eine hohe Betriebszugehörigkeit haben«, konstatiert Berthold Barth. Durchschnittlich 10 bis 15 Jahre sind dabei keine Seltenheit. Duale Studiengänge für Spedition und Logistik Auch seine Führungskräfte bildet das Unternehmen selbst aus. Es bietet duale Studiengänge im Bereich Spedition, Transport, Logistik und Personalmanagement, Personaldienstleistung an. »Hier lernen die jungen Menschen den Beruf von Grund auf – mit Theorie und Praxis«, sagt Berthold Barth. Doch gut ausgebildete Leute sind gefragt: »Die Besten werden am Markt immer gesucht.« Mit Abwerbungen hat die Logistikgruppe also Erfahrung. »Das ist eben dann unfair, wenn andere Betriebe gar nicht ausbilden und ihre Mitarbeiter durch Abwerbung generieren.« Denn ausbildende Unternehmen stecken eine Menge Geld in ihre Kräfte, auch in puncto Weiterbildung. »Es gibt ein laufendes Training on the job«, sagt Berthold Barth. Dazu gehören nicht nur wöchentliche Teambesprechungen, sondern auch die Kontrolle von Arbeitsprozessen und die damit ver- bundene persönliche Weiterentwicklung, Trainings und Seminarprogramme. »Deshalb wollen wir vor allem Leute ausbilden, bei denen die Chance besteht, dass sie bleiben.« An allen Standorten werden die Ausbildungsberufe an Schulen beworben, um die jungen Leute im direkten Umfeld zu erreichen. Doch das reicht längst nicht mehr aus. In Zeiten sozialer Netzwerke ist nichts aussagekräftiger als die Empfehlung von Freunden – »überzeugen durch Zeugen«. Die Barth Logistikgruppe will auch dort aktiv werden: Geplant ist eine Facebook-Azubi-Seite als Ergänzung zur bestehenden Azubi Seite (www.barth-azubi.de). Barth Logistikgruppe • 650 Mitarbeiter • 14 Standorte (Burladingen, Wendlingen, Gundelfingen, Langweid-Foret, Donaueschingen, Cottbus, OberRamstadt, Kandel, Unterschleißheim, Freiburg, Hechingen, Landau, Umkirch, Frankreich: Ennery - Metz) • 250 Fahrzeuge im Selbsteintritt • 67 Millionen Euro Umsatz • Mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen seit 1948 • Geschäftsführende Gesellschafter in zweiter Generation Berthold Barth und Peter-Johannes Barth • Selbsteintritt, Speditionskooperation und Partner für europaweite Logistikdienstleistungen • Logistikdienstleistung mit Warehousing, value added services und sich am Kundenprodukt orientierende IT-Prozesse 43 44 GEA-Wirtschaftsmagazin Arbeitssicherheit geht jeden an Die DEKRA Akademie Reutlingen bietet in Altensteig-Wart Schulungen und Seminare an. Von Uwe Körting U ns wird schon nichts passieren« lautet auch im Jahr 2013 für die Mehrheit der Unternehmen die Devise. Denn 72 Prozent der Befragten schätzen die Gefahr in ihrem Unternehmen geringer oder eher geringer als in anderen Branchen ein. Damit verharmlosen fast drei Viertel die bestehenden Risiken für einen Unfall. Ein gravierender Fehler. Denn wer sich über eine mögliche Gefährdung nicht im Klaren ist, wird auch nicht nach Maßnahmen suchen, um präventiv dagegen vorzugehen. Gefährdungsbeurteilung ist ganz wichtig Die Selbsteinschätzung der Unternehmen steht auch im Gegensatz zu den Fakten und den erwartbaren Ausfällen bei einem Arbeitsunfall. 46 Prozent der befragten Unternehmen sind dem produzierenden Gewerbe und der Industrie zuzurechnen. Laut einer Untersuchung der BAuA ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage in diesem Bereich mit 15,8 pro Jahr am höchsten. Bundesweit summieren sich diese auf 114,8 Millionen Ausfalltage. Die zweithöchste Quote der Arbeitsunfähigkeitstage weist die Statistik für öffentliche und private Dienstleistungen aus. Ein Bereich, in dem die Unternehmen selbst ein eher unterdurchschnittliches Unfallrisiko sehen. Gefährdungsbeurteilung: noch immer nicht selbstverständlich. Sie ist das zentrale Element im betrieblichen Arbeitsschutz. Trotz der gesetzlichen Verpflichtung hat aber jedes zehnte Unternehmen noch keine. Nach dem Arbeitsschutzgesetz und der Unfallverhütungsvorschrift »Grundsätze der Prävention« sind alle Arbeitgeber, unabhängig von der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dazu verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Sie ist die Grundlage für ein systematisches sowie gelungenes Sicherheits- und Gesundheitsmanagement und trägt somit erheblich zum Erfolg des Unternehmens bei. Dekra bietet entsprechende Kursangebote an. Bereits zum dritten Mal hat DEKRA Unternehmen aus allen relevanten WirtschaftsbereiAusbildungszentrum in Altensteig-Wart 45 GEA-Wirtschaftsmagazin Fotos: Dekra chen für das Arbeitssicherheitsbarometer befragt. 799, mehr als jemals zuvor, haben sich an der Online-Befragung beteiligt. Für das Arbeitssicherheitsbarometer 2013 hat DEKRA zufällig ausgewählte Kunden per E-Mail zu einer Befragung eingeladen. Aufgrund der Unternehmenstypologie und der Unternehmensgröße der beteiligten Unternehmen ist die Befragung besonders aussagekräftig für den industriellen Mittelstand bis 500 Beschäftigte. Diese haben den Spagat zwischen steigenden Anforderungen der Gesetzgeber, der Unfallversicherer, aber auch der Arbeitnehmer an den aktiven Arbeits- und Gesundheitsschutz einerseits und den limitierenden fachlichen, strukturellen und zeitlichen Gegebenheiten andererseits zu bewältigen. Immer mehr nutzen deshalb bei Analyse, Beratung, Coaching und Umsetzung die Unterstützung von externen Experten. Potenzial besteht dort vor allem bei der Einführung eines Arbeitsschutzmanagements. Experten ... Managementsysteme reduzieren Risiken Während bei 68 Prozent der befragten Unternehmen ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt ist und 26 Prozent ein Umweltmanagementsystem nutzen, geben nur 15 Prozent an, nach einem Arbeitsschutz-Managementsystem wie OHSAS oder SCC zertifiziert zu sein. Diese vergleichsweise geringe Quote ist sicherlich der besonderen Struktur des Arbeitsschutzes in Deutschland geschuldet. Dieser ruht, anders als in vielen Nachbarländern, auf zwei Säulen: Die staatliche Aufsicht der Länder kontrolliert die Einhaltung der staatlichen Vorschriften, die Unfallversicherungsträger konzentrieren sich bei Rechtsetzung, Prävention und Überwachung auf die jeweiligen Branchen. Diese Regulierung durch unterschiedliche Institutionen führt dazu, dass viele Unternehmen davon ausgehen, mit der Umsetzung der zahlreichen Vorschriften sei quasi ein Arbeitsschutzmanagement vorhanden. Aber Arbeitsschutzmanagement ist mehr: Planung, Umsetzung, Überprüfung, Bewertung und nicht zuletzt die ständige Verbesserung folgen der gleichen Systematik wie bei anderen Managementsystemen – auch deshalb kann Arbeitsschutzmanagement in ein bestehendes Managementsystem integriert werden. Eine wesentliche Hilfestellung dazu gibt der nationale Leitfaden zum Aufbau eines Arbeitsschutzmanagements. Die Einführung eines Arbeitsschutz-Managementssystems reduziert nicht nur die Unfallrisiken und vermeidet Sachschäden, sondern reduziert die Kosten durch die Vermeidung von redundanten Aktivitäten, schafft Transparenz bei Verantwortlichkeiten, notwendigen Maßnahmen und Überprüfungen und stabilisiert betriebliche Prozesse. Nicht zuletzt profitieren davon die Führungskräfte und Mitarbeiter, die den Rahmen kennen, in dem ... führen Schulungen durch sie Verantwortung tragen. Basis für die Anforderungen der DIN SPEC 91020 ist ein bestehendes Managementsystem, beispielsweise nach ISO 9001, ISO 14001, SCC oder BS OHSAS 18001. Insgesamt 90 Prozent der Unternehmen haben die Notwendigkeit erkannt und setzen das Managementinstrument Gefährdungsbeurteilung intern oder mit externer Unterstützung um oder aktualisieren diese. Die Gefährdungsbeurteilung ist als Schlüssel zu mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz sehr wichtig und schafft nachhaltigen Nutzen. Messbare Ziele sind ein wichtiges Instrument für eine erfolgreiche Unfallverhütung. Das Fazit: Neben den direkten Folgen von Arbeitsunfällen haben die Unternehmen noch zu wenig den Produktionsverlust im Blick: Immerhin gehen durch Arbeitsunfähigkeit jährlich mehr als 68 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung verloren. Ein Arbeitsunfall zieht in den meisten Fällen auch einen Produktionsausfall nach sich. Denn dort, wo ein Mitarbeiter ausfällt, stockt die Produktion. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kostet ein Produktionsausfall im produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) rund 127 Euro pro Tag. Dazu kommen 198 Euro Bruttowertschöpfungsausfall. Gesamtbetrag: 325 Euro pro Tag Arbeitsunfähigkeit. Die Kosten für Ersatzarbeitskräfte und Qualitäts- beziehungsweise Servicemängel summieren sich je nach Branche auf weitere 400 bis 500 Euro für jeden Tag der Arbeitsunfähigkeit. (www.dekra-akademie.de/altensteig_wart) 46 GEA-Wirtschaftsmagazin Zwischen Spitzenforschung und Anwendungsorientierung Auf Augenhöhe mit den besten Forschungsuniversitäten der Welt – dies ist das erklärte Ziel der Eberhard Karls Universität Tübingen. Als eine von elf deutschen Exzellenzuniversitäten setzt sie auf ein breites Fächerspektrum und die sich daraus ergebenden Chancen für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Verstärkt im Fokus steht auch die Zusammenarbeit mit Industrie und Wirtschaft. Von Ingeborg Kunze und Volker Kurz D as Zukunftskonzept mit dem programmatischen Titel »Research. Relevance. Responsibility« gibt den Weg vor, auf dem die Universität Tübingen in den kommenden Jahren zur Weltspitze aufschließen will. Beim Tübinger Erfolg in der Exzellenzinitiative stehen insgesamt fünf Bereiche im Mittelpunkt: Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, eine besondere Qualifizierungsoffensive für junge Wissenschaftlerinnen, Maßnahmen zur Verbesserung der Gleichstellung, der Aufbau einer hochmodernen wissenschaftlichen Infrastruktur durch interdisziplinär nutzbare »Core Facilities« sowie eine umfassende Internationalisierung der Universität, die sämtliche Ebenen umfasst. Als wichtiger Schwerpunkt neben dem Ausbau der international sichtbaren Spitzenforschung kommt nun eine stärkere Verknüpfung der Grundlagenforschung mit Anwendungsorientierung und Technologietransfer im Zusammenspiel mit der regionalen Wirtschaft und Industrie hinzu. Von besonderer Bedeutung hierbei ist die Medizintechnik: In Kooperation mit der Universität Stuttgart und Unternehmen aus der Region bietet die Universität Tübingen einen bundesweit einzigartigen Bachelor-Studiengang in diesem Bereich an. Ausgründungen von Absolventen und Nachwuchswissenschaftlern haben vor allem im Bereich der Impfstoffforschung, der Gen- technologie und in der Medizintechnik zu erfolgreichen Unternehmen geführt. Um Existenzgründer nachhaltig zu unterstützen und den Technologietransfer in die regionale Wirtschaft reibungslos zu gestalten, gibt es spezielle Angebote für gründungswillige Teams und Einzelpersonen. Wissenschaftler werden im Hinblick auf Patentierung und Lizenzierung ihrer Forschungsergebnisse beraten. Als weitere Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung dienen auch die neu eingerichteten »Industry on Campus-Professuren«. Hierbei handelt es sich um eine besondere Chance, die Kompetenz außeruniversitärer Experten in Forschung und Lehre praxisnah einzubinden. Während Industriepartner ihren Beitrag durch partielle Freistellung ihrer Mitarbeiter leisten, unterstützt die Hochschule die Projekte durch eine angemessene Ausstattung. Gemeinsam mit Grundlagenforschern der Universität Tübingen sollen die »Industry on Campus«Professuren Fragestellungen im Vorfeld industrieller Anwendung untersuchen. Dem Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen (NMI) schließlich kommt eine Pionierrolle in einem weiteren Zukunftsfeld von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung zu. Das NMI, ein Forschungsinstitut der Innovationsallianz Baden-Württemberg, betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern erschließt und entwickelt neue Technologien für Unternehmen und öffentliche Forschungsförderer in den Geschäftsfeldern Pharmakologie und Biotechnologie, Biomedizintechnik sowie Oberflächen- und Werkstofftechnologie. Neben der Medizintechnik und den Naturwissenschaften ist ein weiteres Problemfeld von gesamtgesellschaftlicher Relevanz in den Blick der anwendungsorientierten Grundlagenlagenforschung gerückt: Mit Professor Ulrich Trautwein beschäftigt sich einer der bundesweit renommiertesten Bildungsforscher mit Fragen zur Vergleichbarkeit von Schulleistungen, der Wirksamkeit von pädagogischen Konzepten und der Ausbildung von hochqualifizierten Nachwuchsforschern. Hierzu hat die Universität Tübingen in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien jüngst die Graduiertenschule LEAD (»Learning, Educational Achievement, and Life Course Development«) ins Leben gerufen, die zuverlässige Antworten auf diese wichtigen Fragen geben soll. Anwendungsorientierte Forschung mit hoher gesellschaftlicher Relevanz: Empirische Bildungsforschung GEA-Wirtschaftsmagazin DIE EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN Fotos: Universität Tübingen Innovativ. Interdisziplinär. International. Seit 1477. Die Universität Tübingen verbindet diese Leitprinzipien in ihrer Forschung und Lehre, und das seit ihrer Gründung. Sie zählt zu den ältesten und renommiertesten Universitäten Deutschlands. Im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder konnte sie sich mit ihrem Zukunftskonzept durchsetzen und gehört heute zu den elf deutschen Universitäten, die als exzellent ausgezeichnet wurden. Dass Tübingen eine hervorragende Forschungsuniversität ist, hat sich auch in weiteren nationalen und in internationalen Wettbewerben immer wieder gezeigt: So wurde die Universität Tübingen in den wichtigsten Hochschulrankings der vergangenen Jahre Ein wichtiges Scharnier zwischen Wissenschaft und regionaler Wirtschaft: Ausgründungen sowohl in den Geistes- und Sozial- der Universität Tübingen wissenschaften wie auch in den Leund Medizin bis hin zu Nano-Science und Islamischer Theolobens- und Naturwissenschaften als Spitzenuniversität ausgie. Forschungsorientiertes Lernen, persönliche Betreuung und gewiesen. ein hoher Praxisanteil im Studium sind in Tübingen besonders Ihre Exzellenz in der Forschung bietet den aus aller Welt wichtig: CampusTV und Universitätsradio laden zum Mitkommenden Studierenden der Universität Tübingen optimale machen und praktischem Lernen ein, die Kurse im Studium Bedingungen für ihr Studium, verbunden mit der Möglichkeit, Professionale ermöglichen den Erwerb von überfachlichen, persönliche Akzente und Schwerpunkte zu setzen. Das attrakberufsfeldorientierten Kompetenzen, wie etwa Grundlagen tive Lehr- und Lernumfeld wird durch zahlreiche zusätzliche grafischer Gestaltung, Schreib- und Redekompetenz oder Angebote wie etwa das Fachsprachenzentrum oder das StuBewerbungstraining. In der Reihe Studium Generale gibt es dium professionale erVorträge zu medizinischen Themen, Politik, Theologie, Philogänzt. Das Motto der sophie und Ethik. Universität spricht für Darüber hinaus unterstützt die Universität Tübingen ihre sich selbst: attempto Studierenden auch bei der Jobsuche: Der Career Service berät ich wag‘s! bei Fragen der Berufsorientierung und gibt Hinweise zu Ihren derzeit rund Praktika, hilft bei Bewerbungen und informiert über die Mög28 500 Studierenden lichkeiten und Stolpersteine wissenschaftlicher Karrierewege. eröffnet die Universität Vereinbarungen der Universität Tübingen mit über 180 PartTübingen ein breites nerinstitutionen auf der ganzen Welt bieten konkrete AnsatzSpektrum an Fächern, punkte für Auslandssemester und internationale Praktika. TüStudiengängen und bingen ist auch für Studierende, Nachwuchswissenschaftler Abschlüssen. Als klassiund Hochschullehrer aus dem Ausland eine beliebte Adresse, sche Volluniversität um hier für einige Zeit zu forschen, zu lehren oder zu lernen. bietet sie knapp 300 Graduierten- und Promotionskollegs nach internationalem verschiedene StudienVorbild fördern und fordern den wissenschaftlichen Nachgänge in den Geistes-, wuchs. Strukturierte Promotionsprogramme sorgen für optiNatur- und Lebenswismale Betreuung und zielgerichtete Weiterqualifikation. Nicht senschaften an: von nur als eine der besten Universitäten Deutschlands ist die Eberder Archäologie über hard Karls Universität Tübingen bekannt, sondern auch als Germanistik, Betriebsattraktiver Ausbildungsort. wirtschaft, Biochemie 47 GEA-Wirtschaftsmagazin Foto: Bosch 48 Das Beste aus zwei Welten Am Robert Bosch Zentrum für Leistungselektronik in Reutlingen-Rommelsbach arbeiten Studierende und Doktoranden der Hochschule Reutlingen und der Von Marion Schrade W arum braucht ein Laptop immer noch ein klobiges Netzteil, wenn es zum Aufladen an die Steckdose muss? Und wieso dringen aus dem Autoradio manchmal aus unerfindlichen Gründen Störgeräusche? Mit solchen Fragestellungen und vor allem den Lösungen derartiger Probleme befassen sich die Professoren, Doktoranden und Studenten am Robert Bosch Zentrum für Leistungselektronik (RBZ) in Rommelsbach. In einer bundesweit einzigartigen Kooperation haben die BoschGruppe, die Hochschule Reutlingen, die Universität Stuttgart und das Land BadenWürttemberg 2009 das RBZ auf dem Gelände des ehemaligen Bosch-Fertigungsstandorts eingerichtet. In speziellen Studiengängen und Forschungsprojekten sollen Fachkräfte ausgebildet werden, die Bosch und andere Unternehmen dringend brauchen: hochspezialisierte Elektronik-Ingenieure. Das Gebiet der Leistungselektronik befasst sich mit Zukunftstechnologien, die eng mit der Energiewende verknüpft sind und deshalb auch von hohem gesellschaftlichem Interesse sind. Die Ingenieure entwickeln beispielsweise Bauelemente und Komponenten, die für Hybrid- und Elektrofahrzeuge, aber auch für Fotovoltaik-Systeme, Medizin- und Haustechnik genutzt werden. Oft geht es hierbei um die Wandlung elektrischer Energie zwischen Erzeuger und Verbraucher, beispielsweise in Motorsteuerungen, Fotovoltaik-Wech- Fotos: Niethammer Universität Stuttgart gemeinsam an Zukunftsthemen. selrichtern oder Steckernetzteilen. Auch die Frage, wie Störungen, ausgelöst durch benachbarte elektronische Bauteile –Beispiel Autoradio – vermieden werden können, spielt eine wichtige Rolle. Mikrochips für Autos und Züge Sechs Professoren – drei aus Reutlingen, drei aus Stuttgart – arbeiten am RBZ interdisziplinär zusammen, am Standort Rommelsbach und an der Universität Stuttgart. In Rommelsbach lehren und forschen sie mit ihren wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten auf 1 300 Quadratmetern, die mit Hörsälen und hochwertigen Labors ausgestattet sind. Auf Basis der Kooperation ist an der Hochschule Reutlingen eigens ein neuer Master-Studiengang entwickelt worGroße lichte Räume ... den: Die Studenten der »Leistungs- und Mikroelektronik« lernen in vier Semestern, Bauelemente, Schaltungen und Systeme zu entwickeln und einzusetzen. Sie entwerfen beispielsweise mit modernen Software-Werkzeugen selbst einen Mikrochip. Die komplexen Bauteile sind in vielen modernen Produkten eingebaut – Autos, Robotern, Navigationsgeräten oder Hochgeschwindigkeitszügen. Das Pendant zum Reutlinger Studiengang ist an der Universität Stuttgart der Master-Studiengang Elektro- und Informationstechnik mit dem Wahlschwerpunkt Mikro-, Opto- und Leistungselektronik. GEA-Wirtschaftsmagazin Zwei Mal im Jahr hat das RBZ an der Hochschule Reutlingen 15 Stu- nach Reutlingen und verfasste seine Master-Thesis bei Bosch USA in dienplätze zu vergeben, die Zahl der Bewerber ist mehr als doppelt so Palo Alto im Silicon Valley. Der Ansatz des RBZs, wissenschaftlich zu arhoch. Die Zusammenarbeit mit der Uni Stuttgart öffnet denjenigen, die beiten, dabei aber nie die wirtschaftliche Verwertung des Ergebnisses aus von der Fachhochschule kommen, einen Weg, der sonst mit einigen den Augen zu verlieren, hat den jungen Mann schließlich dazu bewogen, Hürden verbunden ist: Auch sie können ihrem Studium eine Promo- die Promotion dranzuhängen. Die jungen Wissenschaftler forschen nicht tion anschließen – ein Möglichkeit, die rund ein Drittel der Master-Ab- im luftleeren Raum. Ihr Ziel ist es, wie auch Master-Student Andreas solventen des ersten RBZ-Jahrgangs wahrgenommen hat. Diese Quote Schmid betont, praxisrelevante Ergebnisse vorzulegen. Manchmal wird sogar im Auftrag von Industrieliegt deutlich über dem Durchpartnern – Bosch, aber auch andeschnitt: Nur etwa 10 bis 20 Prozent ren Unternehmen – geforscht. In der deutschen Ingenieure streben solchen Projekten, erläutert einen Doktortitel an. Dr. Axel Wenzler, Abteilungsleiter Insgesamt werden mehr als 30 Integrierte elektronische SchaltMillionen Euro über rund zehn kreise bei der Robert Bosch GmbH Jahre in fünf neue Professuren und am Standort Reutlingen, bekomInfrastruktur investiert. Bosch men die Promotionsstudenten rebringt etwa 20 Millionen Euro, das gelmäßig fachliches Feedback vonLand Baden-Württemberg über 10 seiten der Industrie. Millionen Euro in Personal, in WisDie Möglichkeit der interdiszipsenschaft und Verwaltung sowie Inlinären Forschung im Verbund frastruktur ein. Um den finanziellen und die Bildung von Netzwerken Spielraum des RBZ zu erweitern sind die Aspekte, die Professor Dr.und weitere Forschungsstellen zu Professor Bernhard Wicht (von links), Doktorand Daniel Lutz und Student Andreas Schmid im Gespräch mit dem GEA-Wirtschaftsmagazin Ing. Bernhard Wicht an der Kofinanzieren, bewerben sich die Wisoperation besonders schätzt: »Wir senschaftler auch um Fördergelder. Bernhard Wicht, einer der drei Reutlinger Professoren am RBZ, ver- haben das Beste aus zwei Welten«, sagt er. »Das anwendungsorientierte deutlicht, wie viel Aufwand dahinter steckt. Ein 15- bis 20-seitiger För- Denken der Fachhochschulen und die wissenschaftliche Tiefe der Uniderantrag bedeutet viel Arbeit, die Chancen, in attraktive Programme versität.« Beide existieren, was das RBZ angeht, nicht getrennt voneiaufgenommen zu werden, liegen bei 15 bis 30 Prozent. »Das Geld liegt nander, sondern werden eng miteinander verknüpft. Teams beider Hochauch bei Themen wie erneuerbaren Energien nicht auf der Straße,« sagt schulen arbeiten gemeinsam an ihren Projekten, ebenso die insgesamt Wicht , »trotzdem ist das RBZ gut drei Jahre nach dem Start auf be- sechs Professoren. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie in internationalen Publikationen oder stellen sie auf Fachkongressen vor. So nimmt auch achtliche 19 Mitarbeiter angewachsen, Tendenz steigend.« die Welt außerhalb der Hochschulen Notiz von den Leistungen der jungen Wissenschaftler, denen nach dem Studium oder der Promotion viele Fachleute haben Türen offen stehen. Elektronik-Ingenieure sind begehrte Fachkräfte – Karrierechancen bei Bosch und vielen anderen Unternehmen rund um den Erdball. »Um weiterhin innovative Technik fürs Leben zu entwickeln, benötigen wir Einer von derzeit 15 Rommelsbacher RBZ-Doktoranden ist der 27- begeisterte junge Ingenieurinnen und Ingenieure«, betont Dr. Axel jährige Daniel Lutz, der seit September an seinem Forschungsprojekt ar- Wenzler. beitet: Drei bis fünf Jahre lang wird er sich mit der Frage auseinander- ... fördern die Arbeitsmotivation setzen, wie großvolumige Netzteile durch einen kleinen Mikrochip ersetzt werden können, der direkt ans 230-Volt-Netz angeschlossen wird – beispielsweise für besagten Laptop, der dann um ein sperriges Bauteil erleichtert wäre. Aber nicht nur das: Auch die Verlustleistung würde damit minimiert und Energie eingespart. »Low Power« ist eines der Leitmotive im Zeitalter der Energiewende. Daniel Lutz hat in Göppingen Elektrotechnik studiert, wechselte zum Master-Studium 49 50 GEA-Wirtschaftsmagazin eXUUVRTT\S XS ]\N e\UK ]\N e\XK\N_XU]JSZ fRUVLYR^YL^YJU\ j\JKUXSZ\S p\YN IRT q\_\S tYN\ {Y`S^\ XS b\XK\S ]\L x`^YVN:[K\T`SZ\UL |\NJ[UX^Y\ e\XK\N_XU]JSZ XLK Y\JK\ [áN `UU\ \XS hY\T`+ z\JKL^YU`S] LK\YK XT XSK\NS`KXRS`U\S f\NZU\X^Y L\YN ZJK ]`+ |`]\S4eáNKK\T_\NZ _NJTTK+ tS ]\N j\ZXRS o\^V`N4}U_ H\N]\S ]X\ x`^YVN:[K\ VS`QQ+ zX\ ZJK\ o`^YNX^YK Y\X/Ka yL H\N]\S VáS[KXZ `UU\ Z\_N`J^YK+ }_\N ]X\ }S4 [RN]\NJSZ\S _\X ]\N }N_\XK S\YT\S DJ+ h\^YSXL^Y\ f\N[`YN\SM RNZ`SXL`KRNX4 L^Y\ }_U:J[\ JS] S`KáNUX^Y `J^Y ]X\ \SKLQN\^Y\S]\S lNR]JVK\ JS] zX\SLK4 U\XLKJSZ\S H\N]\S LK:S]XZ H\XK\N\SK4 HX^V\UK+ tS ]\S JSK\NL^YX\]UX^Y\S |N`S4 ^Y\SM XS VU\XS\S JS] ZNR/\S |\KNX\_\SM ZX_K \L XTT\N HX\]\N S\J\ u\N`JL4 [RN]\NJSZ\SM ]X\ SJN Z\T\XSL`T Z\4 T\XLK\NK H\N]\S V;SS\S+ gSL\N\ xJ/4 _`UU4e\UKT\XLK\N Y`_\S \L IRNZ\T`^YK+ tS ]X\L\N iXKJ`KXRS _X\K\K ]X\ IYLNK j\JKUXSZ\S `J^Y XT u\N_LK n7A: HX\]\N \XS _N\XK\L iQ\VKNJT `VKJ\UU\N _\NJ[4 UX^Y\N e\XK\N_XU]JSZ `S+ iR [XS]\K W\]\N \XS\S Q`LL\S]\S bJZ`SZM JT ]N`SDJ4 _U\X_\SM JT LX^Y H\XK\N DJ \SKHX^V\USM JT S\J\ u\N`JL[RN]\NJSZ\S LX^Y\N JS] L\U_LK_\HJLLK `SDJZ\Y\S+ pR]JU\ ]\N V`J[T:SSXL^Y\S q\YNZ:SZ\ IYL }_L^YUáLL\ ]\N yJNRQ:XL^Y\S lNá[JSZLD\SKN`U\ ylb x`^YVN`[K l\NLRS`U4 JS] j\^YSJSZLH\L\S xXS`SD_J^YY`UK\N x`^YVN`[K l\NLRS`U4 `_N\^YSJSZ x`^YVN`[K j\^YSJSZLH\L\S p }N_\XKLN\^YKM }_N\^YSJSZ &$!<::; 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Die Weiterbildung zur Ausbilderin und zum Ausbilder liegt mit 479 absolvierten Prüfungen deutlich vorne. Im technischen Bereich ist der »Industriemeister Metall« mit 299 Prüfungsteilnehmern und im kaufmännischen Bereich der Wirtschaftsfachwirt mit 378 mit Abstand die häufigste Weiterbildung. Zusammen machen diese drei Weiterbildungen bei der IHK fast 70 Prozent der Prüfungen aus. Sie zeigen zugleich: Wer sich weiterbildet, macht das in aller Regel neben der Arbeit, eben berufsbegleitend, mit Kursstunden am Abend und am Wochenende. Mittelstand bildet weiter Erfreulich aus Sicht der IHK: Immer häufiger ist Weiterbildung auch im Mittelstand ein Thema. Ein Großteil der Prüflinge kommt mittlerweile aus diesen Betrieben. »Früher war Weiterbildung doch eher eine Domäne der ganz großen Firmen«, sagt Hermann Dörrich, Leiter der IHK-Weiterbildung. Das lässt sich beispielsweise an der erst im letzten Jahr gegründeten Technikakademie festmachen. Sie bietet eben technische Weiterbildungen an und wird vor allem von Firmen angefragt, die keine eigenen Aus- und Weiterbildungsstätten im Hause haben und gerne auf das neue Angebot zugreifen. Die ersten Kurse wie der Aufstiegslehrgang zum Industrietechniker (IHK) oder der Zertifikatslehrgang zur Elektrofachkraft sind ausgebucht. Vor allem im Bereich der Technik erwartet die IHK in den kom- menden Jahren eine steigende Nachfrage. Grund ist der aufkommende Fachkräftemangel. Er wird der Region Neckar-Alb in den kommenden Jahren eine Lücke von Mitarbeitern mit technischem Hintergrund in einer Größenordnung von 8 000 Köpfen bescheren. Weil entsprechend qualifizierte Beschäftigte kaum zu bekommen sind, gewinnt die Weiterbildung eigener Mitarbeiter enorm an Bedeutung. In der Planung sind daher Seminare wie »Messen und Prüfen im Industriebereich« und IHK-Zertifikatslehrgänge wie die »Fachkraft für Robotik«. Keine Altersgrenze? Weiterbildung ist mittlerweile auch altersunabhängiger geworden. Die Teilnehmer werden zwar einerseits immer jünger, weil viele sehr bald nach der Lehre die erste Aufstiegsfortbildung machen. Andererseits merken auch die Älteren, dass sie nicht stehen bleiben dürfen. »Wir sehen das bei unseren Seminaren: Mehr Ältere kommen«, sagt Hermann Dörrich und prognostiziert, dass man auf Dauer sicher die Angebote trennen muss. »Auf der einen Seite die Jüngeren, die lernbegierig und oft sehr schnell sind. Auf der anderen Seite sehe ich die Teilnehmer, die mit viel Erfahrung zu uns kommen, diese auch einbringen wollen und sollen, aber andere Lernwege brauchen, um Spaß an der Weiterbildung zu haben.« Lieber direkt und persönlich Das Thema Online-Lernen hat sich nach Eindruck der IHK Reutlingen noch nicht durchgesetzt. »Die Kunden schätzen nach wie vor die unmittelbare Betreuung durch Dozenten und den direkten und persönlichen Kontakt zu den Mitlernenden«, beobachtet Dörrich. Insofern finden die meisten Weiterbildungen klassisch in der Gruppe statt; dies gleichwohl mit neuen Lernmethoden wie zum Beispiel Gruppen- und Projektarbeiten. Wer sich weiterbilden will, kann sich GEA-Wirtschaftsmagazin übrigens oft fördern lassen. Die bei der IHK dominierende berufsbegleitende Aufstiegs-Weiterbildung wird in der Regel über das sogenannte »Meister-Bafög« gefördert. Mehr Geld, bessere Position Apropos Geld. Weiterbildung lohnt sich. Laut jüngster bundesweiter Befragung von Absolventen der IHKWeiterbildung erreichten 74 Prozent der erfolgreichen Absolventen höhere berufliche Positionen, 69 Prozent verbesserten sich finanziell. Die Absolventen, das sind in der Regel Fachwirte, Industriemeister oder Betriebswirte, berichten, dass sich die Weiterbildung sogar oft schnell auszahlt: Für 70 Prozent der Aufsteiger ging es gleich im ersten Jahr die Karriereleiter nach oben. Ähnliches Bild beim Gehalt: Zwei Drittel derjenigen, die sich verbesserten, erreichten das finanzielle Mehr schon im Jahr nach der Prüfung. Interessant: Die Gehaltszuwächse durch Weiterbildung betragen in einem Viertel der Fälle mindestens 750 Euro brutto pro Monat. Dabei sind die Zuwächse keine Frage des Alters: Ob alt oder jung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich erfolgreich weiterbilden, haben unabhängig von der Altersgruppe eine Chance auf Lohnsteigerung. Noch vor wenigen Jahren hieß es regelmäßig, die Leute hätten »ausgelernt«. »Das ist glücklicherweise vorbei«, sagt Hermann Dörrich. »Die Welt dreht sich immer schneller und unsere Kunden wollen für sich dranbleiben. Die Einstellung ist heute eine andere: Weiterbildung wird als gute Sache wahrgenommen und nicht als lästige Übung.« Foto: Fotolia 53 54 GEA-Wirtschaftsmagazin Kann man eigentlich »auslernen«? Wer kleine Kinder erlebt, wie sie ihre Welt entdecken und Wissen förmlich aufsaugen, weiß: Das geht nicht. Im Gegenteil: Kinder lassen sich fordern. Und wenn man es richtig macht, funktioniert das auch bei Jugendlichen und Erwachsenen. Eine kleine Bildungsbiografie im Zeitraffer. So funktioniert lebenslanges Lernen U S Von Christoph Heise ophia ist fünf und ein begeistertes Kindi-Kind. Kein Wunder: 47 Spielkameraden locken jeden Morgen aufs Neue. Ihr persönliches Highlight erlebt Sophia am Donnerstag. Dann ist im Kindergarten Forschen angesagt: Ob Sprudelgas zum Selbermachen, Magnete, die auch aus Entfernung Dinge anziehen, oder der lustige Flaschentornado – das »Haus der kleinen Forscher« macht es möglich. 370 Kindergärten aus den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb gehören mittlerweile zum »Haus der kleinen Forscher Neckar-Alb«. Über 3.000 Erzieherinnen und Erzieher wurden regional seit Start des Projekts in 2008 geschult. Das Ziel: Kinder sollen über spielerische Experimente mit vermeintlich kleinen Alltagsphänomenen Zugang zu Technik und Naturwissenschaften bekommen. Es funktioniert: In sechs von zehn Kindergärten der Region wird mittlerweile einmal in der Woche geforscht. Die IHK organisiert das »Haus der kleinen Forscher« für die Region NeckarAlb. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. »Wir haben selten so viel nettes, herzliches und uns bestärkendes Feedback bekommen wie bei diesem Projekt. Die Kinder und die Kindergärten lieben das ›Haus der kleinen Forscher‹.« nsere Sophia wächst. Mittlerweile ist sie sieben, ein Schulkind und lernt schon das Abc und Rechnen bis 100. Ihre Wissbegierde ist immer mit dabei und so muss sich ihre Lehrerin auf viele Fragen gefasst machen. »Frau Ritter, sag mal…« heißt es oft. Dann weiß die Grundschulpädagogin, dass es jetzt wieder kniffelig wird. Oder können Sie erklären, wer im Wald die Blätter aufräumt, ob Luft etwas wiegt oder warum der Fernseher überhaupt die vielen bunten Bilder zeigt? Grundschule heißt eben auch den Dingen auf den Grund zu gehen. Das von der IHK entwickelte Projekt »MINT Kids« bringt die Idee vom Forschen in die Grundschule, zum Teil sogar in Kooperation mit heimischen Hochschulen. Aus dem kindlichen Staunen soll nun Verstehen und Wissen werden. Durch Angebote des freien Forschens und Experimentierens im Rahmen der Nachmittagsbetreuung lässt sich ein fließender Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule schaffen. Die Begeisterung der Kinder für naturwissenschaftliche Phänomene wird aufgegriffen und ihr Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Fragen vertieft. Und ganz nebenbei fördert das Forschen und Experimentieren die Lern-, Sozial- und Sprachkompetenz der Sechs- bis Zehnjährigen. GEA-Wirtschaftsmagazin S S ophia ist jetzt auf der Realschule und auf dem besten Weg, eine junge Dame zu werden. Was die Zukunft bringen wird, weiß sie noch nicht so richtig. Aber mit Technik sollte es schon zu tun haben. Da kommt die Einladung des benachbarten Maschinenbaubetriebs genau richtig. Die Klasse darf vorbeikommen und in die Produktion und in die Lehrwerkstatt schauen. Am Ende des Nachmittags folgt noch eine Offerte: Alle Schülerinnen und Schüler, die wollen, können ein Schnupperpraktikum in der Werkstatt machen. Das lässt sich Sophia nicht zweimal sagen und ist dabei. Möglich macht dies die Bildungspartnerschaft zwischen der Realschule und dem Betrieb. »Coole Sache«, findet Sophia. oto :F to s o F Seit zehn Jahren bringt die IHK-Initiative »Wirtschaft macht Schule« heimische Betriebe und weiterführende Schulen zusammen. Es geht darum, noch mehr Praxisbezug in den Unterricht zu bringen und Jugendliche bei der Berufswahl unterstützen. Schule und Partnerbetrieb legen im Rahmen ihrer sogenannten »Bildungspartnerschaft« ein Kooperationsprogramm fest. Das bietet Schülerinnen und Schülern Zugang zur betrieblichen Praxis in Form von Praktika, Arbeitsgruppen oder Trainingsmodulen. »Oft tun sich Jugendliche durch die Erfahrung im Betrieb deutlich leichter, den passenden Beruf zu finden und können die Anforderungen in Bewerbung und Ausbildung besser einschätzen«, sagt Ida Willumeit, die bei der IHK Reutlingen das Projekt verantwortet. lia ophia ist doppelt glücklich: Sie hat den Auto-Führerschein mit 17 und ist mittendrin in ihrem persönlichen Traum-Ausbildungsberuf: Sie wird Mechatronikerin, als eine unter fünf in ihrem Jahrgang. Der Betrieb kümmert sich richtig klasse um die Lehrlinge und hat alle zu Beginn erstmal zu »IHK-Start Karriere« geschickt. Das Einsteigerprogramm rundet die Ausbildung ab und bietet »StartUp-Module« von Arbeitstechniken über Motivation bis hin zum interkulturellen Training. Und bei der Prüfungsvorbereitung hilft das IHK-AzubiKolleg. Bei der IHK Reutlingen werden jedes Jahr rund 2 700 Ausbildungsverhältnisse eingetragen. Die IHK organisierte die Zwischen- und Abschlussprüfungen und nimmt sie auch ab. Weil Bewerber in den letzten Jahren knapp geworden sind, liegt ein weiterer Schwerpunkt mittlerweile beim Ausbildungsmarketing und dem Werben für die »Karriere mit Lehre«. »Betriebe haben sich umstellen müssen«, sagt Walter Herrmann, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung und stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer. »Mittlerweile haben die jungen Leute die Auswahl.« Um die Zielgruppe zu erreichen gehen Ausbildungsbotschafter in Klassen, um ihren Lehrberuf vorzustellen. Mit den Berufs-Infotagen, Azubi-Speeddatings in den Landkreisen der Region, einer eigenen IHK-Azubi-Seite bei Facebook und der bundesweiten IHK-Lehrstellenbörse trommelt die IHK kräftig für die Ausbildung als Alternative zu einem Studium. A usgelernt? Unsere Sophia hat sich ihre Lust am Wissen und Lernen erhalten. Die Lehre ist längst mit Bravour abgeschlossen, die ersten Berufsjahre sind schnell vorbeigezogen. Und nun? Genau, Zeit für eine Weiterbildung. Sophia will Meister werden und drückt zwei Jahre nebenberuflich die Schulbank – immer freitags und samstags. Anstrengend, aber es lohnt sich. Am Ende steht der Meisterbrief und mit dem kann Sophia sogar studieren gehen. Weiterbildung lohnt sich. Laut jüngster bundesweiter Befragung von Absolventen der IHK-Weiterbildung erreichten 74 Prozent der Teilnehmer höhere berufliche Positionen, 69 Prozent verbesserten sich finanziell. Zumeist zahlt sich die Weiterbildung sogar schnell aus: Für 70 Prozent der Aufsteiger ging es gleich im ersten Jahr die Karriereleiter nach oben. Ähnliches Bild beim Gehalt: Zwei Drittel derjenigen, die sich verbesserten, erreichten das finanzielle Mehr schon im Jahr nach der Prüfung. Das Ergebnis verwundert kaum: Chefinnen und Chefs wissen sehr zu schätzen, dass das, was in der Weiterbildung gelernt wird, direkt anwendbar ist. 55 56 GEA-Wirtschaftsmagazin Interview mit Wilhelm Schreyeck, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Reutlingen Kompetenz sichert den Job Wie bewerten Sie denn die Lage auf dem Arbeitsmarkt in der Region? Schreyeck: Der Arbeitsmarkt hat sich seit längerer Zeit positiv entwickelt. Wir haben eine erfreulich günstige Beschäftigungsentwicklung im Bezirk der Arbeitsagentur Reutlingen (Landkreise Reutlingen und Tübingen). Die ist sogar besser als der Durchschnitt des Landes. Wir haben einen Schwerpunkt im verarbeitenden Gewerbe, in dem circa 50 000 Personen von insgesamt 173 000 beschäftigt sind. Im Gesundheits- und Sozialwesen sind 16 Prozent der Beschäftigten tätig, neun Prozent in den wirtschaftlichen Dienstleistungen. Die Zahl der Erwerbslosen liegt bei circa 9 800. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent. Dennoch gibt es Probleme? Schreyeck: Wir haben deutliche Unterschiede bei den spezifischen Arbeitslosenquoten. Beispielsweise ist die Arbeitslosenquote unter den sogenannten Helfern, das sind Menschen ohne eine Berufsausbildung, bei über 20 Prozent. Zum Vergleich: Bei den »Fachkräften« liegt sie im Westen Deutschlands nur bei sechs Prozent (im Osten 10 Prozent). Bei den sogenannten »Experten«, Menschen mit akademischen Abschluss, liegt die Arbeitslosenquote bei nur 3,3 Prozent im Westen (5,9 Prozent Ost). In den beiden Landkreisen Reutlingen und Tübingen sind unter allen Arbeitslosen 50 Prozent Ungelernte – circa 4 500 Personen. 60 Prozent davon werden von den beiden Jobcentern Reutlingen und Tübingen betreut, 40 Prozent von der Arbeitsagentur. Wie kann die Arbeitsagentur helfen? Schreyeck: Es gibt in einigen Berufen gute Beschäftigungsmöglichkeiten, in anderen weniger. Aus diesem Grund funktioniert der Arbeitsmarkt nicht optimal. Für die Integration der Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt stehen uns insgesamt über zehn Millionen Euro zur Verfügung. Hinzu kommen die beiden Programme »Weiterbildung von Geringqualifizierter« (WeGebAU) und »Initiative zur Flankierung des Strukturwandels« mit knapp 3,5 Millionen Euro. Es geht hier um den Erwerb eines Berufsabschlusses. Kompetenz gewinnen ist das Stichwort. Erfreulich ist, die finanziellen Mittel sind ausreichend vorhanden. Umso bedauerlicher ist es, dass die Umsetzungsbereitschaft der Unternehmen beim Programm WeGebAU zu wünschen übrig lässt. Wir müssen nicht benötigte Gelder wieder zurückgeben. Derweil verlangt doch der Arbeitsmarkt Fachkräfte. Wir brauchen einerseits motivierte Bewerber und andererseits die Bereitschaft der Betriebe, solche Stellen einzurichten. Wir würden uns wünschen, dass mindestens 200 Menschen pro Jahr die Chance nutzen, einen Berufsabschluss zu erreichen. Für wen gibt es die Hilfe? Schreyeck: Für die Arbeitslosen suchen wir entsprechende Ausbildungsplätze. Sie machen diese Ausbildung nicht im Rahmen der regulären Ausbildung sondern im Rahmen einer Umschulung, die erwachsenengerecht verkürzt ist. Das kann für alle Berufe gelten. Die größeren Chancen liegen wohl im handwerklichen und gewerblichen Bereich. Wir wissen, dass einige Ausbildungsstellen unbesetzt sind. Der Arbeitgeber zahlt die Ausbildungsvergütung – er erhält im Rahmen der Umschulung kein Geld. Die Unterstützung erfährt der Arbeitnehmer. Wenn wir über die Wilhelm Schreyeck GEA-Wirtschaftsmagazin Unser Arbeitgeberservice arbeitet für die Arbeitsagentur und das Jobcenter und steht in engem Kontakt mit den Personalabteilungen der Unternehmen Foto: Trinkhaus beschäftigten Arbeitnehmer sprechen, die sich weiterqualifizieren, gibt es Geld für den Arbeitgeber. Er muss ja die betroffene Person für die Bildungsmaßnahme freistellen. Wir können bis zu 100 Prozent des Bruttogehaltes erstatten. Das machen wir aber nicht, weil auch der Arbeitgeber ein Interesse an der Maßnahme haben sollte. Es soll für den Arbeitgeber aber nicht teurer sein, wie wenn er einen Auszubildenden einstellt. Wie viele Personen machen die Weiterbildung in den Betrieben? Schreyeck: Nur etwa 20 Personen haben in diesem Jahr diesen Weg beschritten. Die Rationalisierung in den Betrieben wird aber fortschreiten und damit die Lage der Helfer immer schwieriger machen. Es gibt inzwischen durchaus Unternehmen, die gar keine Helfer mehr haben. Wenn die Fachkräfte aber am Markt nicht zu bekommen sind, haben die Helfer aber auch eine Chance. Und Demografie bedingt werden in den nächsten Jahren viele Fachkräfte aus dem Berufsleben ausscheiden. Die Rente mit 63, von der vorwiegend die Fachkräfte profitieren, verschärft das Problem. Es gibt Unternehmen, denen ist die Situation sehr bewusst. Es gibt aber auch Betriebe, denen noch nicht so klar ist, was die demografische Entwicklung für ihr Haus bedeutet. Aus diesem Grund platzieren wir generell die Thematik in die Betriebe hinein. Bei allen Kontakten mit den Arbeitgebern fragen wir nach den Weiterbildungsmöglichkeiten. Wir haben die Abteilung »Arbeitgeberservice«, ein Team mit 15 Personen, das regelmäßig für die Arbeitsagentur und für die Jobcenter im regen Kontakt mit den Personalbüros der Unternehmen steht. Bedenken sollte man, auch der Strukturwandel braucht andere Qualifikationen. Das Gespräch führte Franz Pfluger Beispiel für WeGebAU Stefan Raiser ist 28 Jahre alt. Nach der Hauptschule erlernte er zwischen 2002 und 2006 den Beruf des Karosserieund Fahrzeugmechanikers. Leider hatte er nach seinem Wehrdienst nie die Möglichkeit in seinem gelernten Beruf zu arbeiten. Im Rahmen von Zeitarbeit war er in verschiedenen Firmen tätig – unter anderem ab Juli 2012 auch bei Eissmann Automotive Deutschland GmbH in Bad Urach. Seinem Chef ist Stefan Raiser positiv aufgefallen. Auch Stefan gefiel die Firma sehr gut. Er erkundigte sich nach der Möglichkeit einer Ausbildung bei Eissmann, da er gerne Facharbeiter werden wollte. Die Eissmann-Gruppe hat bereits positive Erfahrungen mit der Umschulung von Mitarbeitern und dem WeGebAU-Programm der Agentur für Arbeit gemacht. Gerne war man bereit Stefan Raiser die Möglichkeit einer zweiten Ausbildung zu geben. Durch die finanzielle Unterstützung des WeGebAU-Programms war es Stefan möglich, die Ausbildung zu beginnen und gleichzeitig seinen Lebensstandard zu halten. Die Ausbildung verläuft gut. Stefan war auch überrascht, dass er nicht mal der Älteste in der Berufsschulklasse ist. In der Schule muss er zu Hause etwas mehr lernen als seine jüngeren Mitschüler, die direkt von der Schule in die Ausbildung gestartet sind, aber diesen Mehraufwand bringt er gerne auf. Die Umschulung ist daher für beide Seiten, dem Mitarbeiter und dem Unternehmen, ein Gewinn. 57 58 GEA-Wirtschaftsmagazin Tagen in einem »Jahrhunderthaus« Das »Haus auf der Alb« in Bad Urach ist etwas Besonderes. Es ist ein Zeugnis für die schlichte und funktionale »Architektur der Moderne«. Es ist ein Haus, in dem sich die Epochen der deutschen Geschichte seit der Wilhelminischen Monarchie widerspiegeln. Und es ist ein vitales »Haus der Demokratie und der Begegnung«. Von Werner Fichter S eit 1992 ist das »Haus auf der Alb« Tagungszentrum der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Das war nicht immer so. Im Juli 1930 wurde es nach den Plänen des Stuttgarter Bauhausarchitekten Adolf Gustav Schneck innerhalb von nur elf Monaten fertiggestellt. Bauherr war der sozialreformerische Dr. Georg Goldstein, Direktor der Deutschen Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime (DGK), deren Zweck darin bestand, »kleinen Kaufleuten und Angestellten« einen bezahlbaren Urlaub zu ermöglichen. Die ursprüngliche Zweckbestimmung des Hauses als Kaufmannserholungsheim währte Tagungszentrum der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: das »Haus auf der Alb nicht lange. Die Nationalsozialisten drängten sich schon 1933 mit ihren »Heil bringenden« Vorstellungen in die Hausgeschichte. Nach ihrer Machtübernahme wurde das Haus auf der Alb zum »Kraft-durch-Freude-Heim« in der Deutschen Arbeitsfront und damit zum Objekt des totalitären NS-Systems. Georg Goldstein, den Bauherrn, ermordeten die Nazis im August 1943 im KZ Theresienstadt. Sein Haus auf der Alb wurde von 1939 bis 1945 als Reservelazarett genutzt. Zwischen 1945 und 1950 war das Haus unter französischer Besatzung für kurze Zeit Ferienkolonie für Kinder aus Frankreich und anschließend Versorgungskrankenhaus für Gesichts- und Kieferverletzte. Nach einer Sanierung wurde es zu Beginn der 1950er-Jahre wieder als Erholungsheim genutzt bis die DGK wegen finanzieller Schwierigkeiten 1974 den Betrieb einstellen und das Gebäude verpachten musste. Erster Pächter war die Landesversicherungsanstalt, die das Objekt für Kuren nutzen wollte, was aufgrund der schlechten konjunkturellen Lage scheiterte. Als Denkmal gerettet Im Sommer 1977 zog die Internationale Meditationsgesellschaft ein und gründete die TM-Akademie Haus auf der Alb (TM = Transzendentale Meditation). Während der Zeit der Meditationsgesellschaft kam es zu weiteren Nutzungen, zum Beispiel als Hotel, das 1985 geschlossen wurde. 1988 verließ die Meditationsgesellschaft das Haus auf der Alb vollständig. 59 GEA-Wirtschaftsmagazin Schon 1983 drohte der Abriss des verwahrlosten Hauses, der jedoch durch die Denkmalschutzbehörde verhindert werden konnte. Es wurde als »Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung« ins Denkmalbuch eingetragen. Ende 1985 kaufte das Land Baden-Württemberg das Haus auf der Alb und investierte knapp zwanzig Millionen DMark in seine Modernisierung. Am 6. Februar 1992 wurde das Haus nach dreijähriger Renovierung vom damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel als Tagungszentrum der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg eingeweiht. Seither finden hier jedes Jahr rund zweihundert Veranstaltungen statt, zu denen nicht nur die Landeszentrale für politische Bildung einlädt. Auch andere Einrichtungen und Firmen können das modern ausgestattete Tagungszentrum nutzen. Gastfreundliches Haus der Demokratie und Begegnung Zwei größere Seminarräume mit moderner Tagungs- und Konferenztechnik befinden sich im hellen, nach Süden und Osten gelegenen Mitteltrakt. Sie können zu einem Großraum für bis zu 120 Personen – je nach Bestuhlungsform – verbunden werden. Daneben liegt ein großzügiges Foyer, das ebenfalls für Tagungszwecke und Aufführungen genutzt werden kann. Hier steht auch der histo- Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ... ... ist die zentrale überparteiliche staatliche Einrichtung für die politische Bildung in Baden-Württemberg. Die LpB wendet sich an alle Bürgerinnen und Bürger des Landes Baden-Württemberg. Wegen ihrer Mittlerrolle werden Multiplikatoren wie Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen besonders angesprochen. Eine weitere wichtige Zielgruppe sind Lernende an Schulen und Hochschulen. Etwa ein Viertel der Veranstaltungen findet im Tagungszentrum »Haus auf der Alb« statt. Aktionen, Ausstellungen, Seminare und Vorträge der LpB gibt es im ganzen Land. Die Landeszentrale gibt zudem Bücher, Zeitschriften, Lernmedien und Spiele zur politischen Bildung heraus und unterhält ein umfangreiches Internetangebot: www.lpb-bw.de. Fotos: LpB Fachspezifisches Seminar rische Flügel des Architekten Adolf Gustav Schneck, der heute noch bei Konzerten zum Einsatz kommt. Darüber hinaus stehen zwei weitere Seminar- sowie auch Gruppenräume (6 bis 15 Personen) für kleinere Veranstaltungen zur Verfügung. Vom Foyer öffnet sich ein direkter Zugang auf die windgeschützte Terrasse, die zu einem Sonnenbad in den Veranstaltungspausen einlädt. Von hier führt eine Treppe in den Park. Die reizvolle Alblandschaft scheint fast ins Innere zu dringen, so transparent ist die Architektur durch die großen Fenster. Der sachliche und nüchterne Stil ist unverwechselbar; er lenkt nicht ab und schafft ein heiteres Ambiente. Die Gäste sind in 50 Einzelzimmern und fünf Doppelzimmern mit Dusche/WC, Telefon und WLAN untergebracht. Die Küche bietet ihnen weitgehend regionale Gerichte. Für die Freizeitgestaltung stehen eine Gaststube, eine Sauna, eine Kegelbahn und andere Zerstreuungsmöglichkeiten zur Verfügung. Moderne Architektur 60 GEA-Wirtschaftsmagazin Xing Wang vermittelt zwischen Welten Sprachen sind die Brücken zum Verstehen, heißt es beim Europa-Institut in Reutlingen. Das China Competence Center geht noch einen Schritt weiter und bietet Unternehmen Dienstleistungen an. Fotos: Trinkhaus Von Konstanze Faßbinder N etzwerke aufbauen? Personal anwerben? Projekte betreuen – in China? Kein Problem, zumindest nicht für Xing Wang. Der gebürtige Chinese leitet das China Competence Center am EUROPAInstItUt in Reutlingen. Das bietet neben verschiedenen studienausbildungen mit Fremdsprachen seit 2013 auch professionelle Hilfe für deutsche Unternehmen, die in China Fuß fassen wollen. Das Ziel: dort erfolgreich Geschäfte betreiben. Als Absatzmarkt wird China immer wichtiger, »auch für die Kleinund Mittelständler der Region neckar-Alb«, weiß Wang. Durch die Globalisierung machen auch sie immer mehr Geschäfte in Asien. »Im Unterschied zu großen Konzernen wie Daimler fehlen ihnen jedoch häufig Kontakte, Personal und Know-how vor Ort.« Und: Ihre Ressourcen seien oft eingeschränkt. Hier setzt das China Competence Center an. Durch seine netzwerke bietet es Hilfe, beispielsweise, wenn ein Unternehmen ein Zwischenlager in China aufbauen will, oder einen chinesischen Mitarbeiter sucht, der die Qualität überprüft. Welche Behörden müssen kontaktiert werden? Welche Unterlagen werden benötigt? Wie müssen Verträge gestaltet sein? Je nach Bedarf bietet das China Competence Center auch sprachkurse für Mitarbeiter, hilft bei Übersetzungen und vermittelt interkulturelle Kompetenz – für erfolgreiches Handeln unabdingbar. Es reiche nicht, China-Kenner zu sein, sagt Wang. »Wir müssen auch Deutsch-Kenner sein.« Er selbst studierte in seiner Heimatstadt Xi-An Germanistik und BWL, ging vor zehn Jahren nach Deutschland und setzte sein studium fort in tübingen. Wang kann zwischen den Welten vermitteln. Weil er beide kennt. Erfolgreiche Wege eingeschlagen neben Kompetenz in sachen China bietet das EUROPA-InstItUt eine zweijährige studienausbildung zum Multilingual Management Assistant (MMA). Josefine Josefine Grano, 24, hat wähGrano rend ihrer Ausbildung neben spanisch und Englisch zwei Jahre Chinesisch gelernt. »Die ersten zwei semester waren ziemlich knackig«, sagt sie. sechs bis sieben stunden Chinesisch die Woche, außerdem zwei stunden Landeskunde, eine völlig neue schrift lernen. seit 2013 arbeitet sie bei GEA-Wirtschaftsmagazin der stadt Reutlingen im stadtmarketing. Vor allem ihre spezialisierung auf Event- und tourismusmanagement kann sie dort gut gebrauchen. Andere Absolventen arbeiten jetzt auch in China oder bei führenden internationalen Firmen wie Porsche, Yves Rocher und der Boston Consulting Group. »Eine unserer Ehemaligen ist heute beim Auswärtigen Amt in Berlin tätig«, erzählt Christiane Buxton. sie leitet das EUROPAInstItUt gemeinsam mit ihrem Mann Richard . »Ich war von Anfang an überzeugt – und bin es die ganze Zeit über geblieben«, sagt auch nina Lembcke aus Überlingen, 23 Jahre alt. noch als schülerin war sie bei einer Bildungsmesse auf das EUROPA-InstItUt aufmerksam geworden. Im Frühjahr beendete sie ihre studienausbildung und arbeitet inzwischen als Webstore Assistant bei Marc Cain in Bodelshausen. Dort ist sie für den Kundenservice in England, Belgien, Frankreich oder spanien zuständig. Für nina Lembcke ein traumjob. Und vor allem: »Ich kann wirklich alles eins zu eins anwenden, was ich gelernt habe, gerade was Handelskorrespondenz betrifft. Der Wahnsinn, das hätte ich so nicht erwartet«, sagt sie. »Ich würde es wieder machen« Doch was ihr am EUROPA-InstItUt am allerbesten gefallen hat, ist die Art und Weise, sprachen zu lernen – nämlich von Muttersprachlern. »Man merkt: Die haben eine ganz andere sicht auf sprache als jemand, der sie studiert hat.« Außerdem toll sei die viele Praxis gewesen. »Wir haben geübt ohne Ende.« schließlich, sagt nina Lembcke, hatte sie sich bewusst dafür entschieden, eine sprache sprechen zu lernen. sie wollte nicht die WisNina senschaft einer spraLembcke che studieren. Auch die gute Betreuung durch das Institut und der rege Austausch mit Alumni gefiel ihr gut. »Ich habe immer noch viel Kontakt zu meinen damaligen Dozenten.« Die wollten ganz genau wissen, ob und wie sie das Erlernte praktisch anwenden könne. Irgendwann möchte nina Lembcke noch einen top-Up-Bachelor in Business und Management machen. Über das European College of Business and Management (ecbm) geht das berufsbegleitend ganz aktuell auch in Reutlingen. Oder auf den Bachelor einen Master draufsetzen? Mal sehen, meint nina Lembcke. Jetzt will sie erst einmal das Berufsleben kennen lernen. Aber sie freut sich über die vielen Möglichkeiten, die ihr offenstehen. 2016 muss nina Lembcke ihren studienkredit zurückzahlen, zu dem sie sich nach ausführlicher Beratung durch das Institut entschlossen hatte. Rentiert hat sich die Ausbildung jetzt schon. »Ich würd's jederzeit wieder machen«, sagt sie deshalb. Kompetenzzentrum Sprachen neben studienausbildungen und China Competence Center bietet das EUROPA-InstItUt sprachkurse für jeden Bedarf. Über zehn sprachen wie Englisch, Französisch und türkisch sind fest im Repertoire. Auf Anfrage werden auch weitere, zum Beispiel »Orchideen-sprachen« wie Arabisch, Koreanisch oder Japanisch, ins Programm genommen. »Das ist es, was uns auszeichDr. Gabriela net«, sagt Gabriela Biesiadecka Biesiadecka: »Unsere Flexibilität.« Dr. Gabriela Biesiadecka leitet das Kompetenzzentrum sprachen. Jeden Wunsch zu erfüllen, das ist wichtiger teil des Konzepts. Auch was Aufbau und Inhalt der Kurse betrifft. Individuell werden die Programme auf den einzelnen Kunden zugeschnitten. Was will er lernen? Wie will er lernen? Wie intensiv? Wie will er die sprache anwenden? Wann hat er Zeit? All diese Fragen werden in einem ausführlichen Beratungsgespräch geklärt und das sowohl bei der Gestaltung des Unterrichts als auch bei der Auswahl des richtigen Lehrers berücksichtigt, erklärt Gabriela Biesiadecka. »Wir bieten keine standardpakete.« Die Kurse sind sehr praxisorientiert, egal, ob sie für eine Person oder kleine Gruppen gehalten werden. Wichtig sei jedoch, dass nicht zu viele teilnehmer in einem Kurs sitzen. Denn je kleiner, desto intensiver sei das Lernen. Und desto mehr spaß mache es. »Wir fordern die teilnehmer sofort auf, zu kommunizieren«, betont Gabriela Biesiadecka. Damit sie schnell das Gefühl bekommen: Ich kann diese sprache anwenden. Christiane und Richard Buxton leiten das EUROPAINSTITUT 61 GEA-Wirtschaftsmagazin Vom Einstieg zum Aufstieg Dr. Jan Vetter Jan Vetter, Geschäftsführer von Südwestmetall Reutlingen, über Bildung und Qualifizierung: »Wir müssen an vielen Stellschrauben drehen, um den demografischen Wandel zu bewältigen.« Von Franz Pfluger W Foto: Trinkhaus 62 ir machen praktisch alles«, sagt Dr. Jan Vetter, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen, im Gespräch über Bildung mit dem GEA-Wirtschaftsmagazin. Für die Arbeitgeber im Südwesten ist Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik ein sehr wichtiges und vor allem breit angelegtes Aufgabenfeld. »Wir müssen gleichzeitig an vielen Stellschrauben drehen, wenn wir den demografischen Wandel erfolgreich bewältigen wollen.« Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Nachqualifizierung von An- und Ungelernten, Zuwanderung und Integration von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland, das Konzept der selbstständigen Schule nennt Jan Vetter in einem Atemzug. Die Bildungsaufgabe beginnt schon im Kindergarten. Warum leuchten Katzenaugen im Dunkeln? Wieso sinkt eine Knetkugel, aber eine Knetschale nicht? Noch vielen anderen Dingen werden die Kinder auf die Spur gehen. Im Rahmen des Projekts »Technolino« sind einige Kindergärten in Baden-Württemberg mit Forscherecken ausgestattet. Gefördert wird der spielerische Umgang mit Naturwissenschaft und Technik sowie das Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Phänomenen. Die Mitgliedsunternehmen von Südwestmetall unterstützen seit Jahren die Entwicklung von kindgerechten Lernstätten. Dazu gehört auch die Qualifizierung von Erzieherinnen und Erziehern. »Wir haben es jetzt auch geschafft, das Wahlpflichtfach Technik an der Erzieherinnen-Akademie zu etablieren.« Frühpädagoginnen und -pädagogen für naturwissenschaftliche und technische Themen zu sensibilisieren, ist das wesentliche Ziel der Technik-ErzieherInnen-Akademie (TEA). Der Arbeitgeberverband der Metallund Elektroindustrie hat mit dem badenwürtttembergischen Kultusministerium vereinbart, dass »Forschen und Experimentieren«an allen 65 Fachschulen für Sozialpädagogik im Land als Wahlpflichtfach oder Wahlfach angeboten wird. Südwestmetall unterstützt das TEA-Projekt bis Ende 2015 mit insgesamt 1,25 Millionen Euro. Kritisches Urteil erwünscht Schule ist die nächste Station: Das Wahlpflichtfach »Natur und Technik« macht Schüler vertraut mit Aufgaben und Tätigkeiten im gewerblich-technischen Bereich und dient der beruflichen Orientierung. Jugendliche werden auf eine selbstbestimmte und verantwortungsbewusste Gestaltung von Tätigkeiten in Handwerk, Industrie, Land- und Forstwirtschaft vorbereitet. Ethisch reflektiertes Handeln und kritisches Urteil über ökologische und ökonomische Sachverhalte sind erwünscht, beschreibt Jan Vetter eine weitere Stufe im lebenslangen Lernprozess. Die »Schüler-Ingenieur-Akademie« (SIA) steht für ein Kooperationsmodell von Schule, Hochschule und Wirtschaft. Bereits im Jahr 2000 am Max-Planck-Gymnasium Heidenheim gegründet, konnte die SIA in BadenWürttemberg mittlerweile flächendeckend eingeführt und die Zahl der beteiligten Gymnasien deutlich erhöht werden. Die SIA fördert naturwissenschaftlich/technisch interessierte Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe. Nach diesem Vorbild wurde 2005 bundesweit die Junior-Ingenieur- GEA-Wirtschaftsmagazin brücken. Auch das werde ohne Flexibilisierungen nur schwer umzusetzen sein. »Da darf man sich nicht wundern, wenn die Unternehmer einen dicken Hals bekommen.« Akademie (JIA) gegründet. Sowohl bei SIA als auch bei JIA repräsentieren viele Südwestmetall-Mitgliedsfirmen aus der Region die Wirtschaftsseite. Das von der Deutsche Telekom Stiftung 2005 initiierte Projekt wird als Wahlpflichtfach in der 8. und 9. beziehungsweise 10. Klasse an teilnehmenden Schulen angeboten. Die Deutsche Telekom Stiftung unterstützt bundesweit bislang 67 Akademien. Für Realschulen hat Südwestmetall mit der TecAcademy ein vergleichbares Angebot geschaffen. Für Schulabgänger, die nicht die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen erfüllen, um eine Berufsausbildung in der Metall- und Elektroindustrie beginnen zu können, wurde 2012 der Tarifvertrag »Förderjahr« eingeführt. »Vom Einstieg zum Aufstieg«, heißt die Sozialpartnerschaft. Aufgrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangels bestehe eine dringende Notwendigkeit , das Erwerbspersonenpotenzial so weit wie möglich auszuschöpfen, heißt es. Im Vordergrund steht die gezielte Förderung der Fachkenntnisse sowie des Arbeits-, Leistungs- und Sozialverhaltens der noch nicht ausbildungsreifen jugendlichen Schulabsolventen. Insbesondere wird die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen, wie beispielsweise Verlässlichkeit, Durchhaltevermögen und Verantwortungsbewusstsein sowie der Aufbau der notwendigen Sprachund Rechenkenntnisse angestrebt. Betriebe sind Sozialsysteme Jan Vetter weiß, dass es etwas übertrieben wirkt, zitiert aber dennoch eine Äußerung aus dem Arbeitgeberlager: »Betriebe mit ihrer Ausbildung sind noch das letzte funktionierende Sozialsystem in der Gesellschaft.« Auch wenn der Topos »früher war alles besser«nicht überstrapaziert werden soll, gelte: »Nach zehn Jahren Schule sollte es in der Bewerbung nicht von Rechtschreibfehlern wimmeln. Wichtig für Unternehmen ist auch das Sozialverhalten. Ich würde mir mehr eine bes- sere Kommunikation, ein besseres Auftreten, eine gute Rhetorik und größere Fähigkeiten zur Konfliktlösung wünschen. Einfach mehr Persönlichkeit.« Ein Stützpfeiler für die Wirtschaft ist die staatliche Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Sie umfasst die rechtlich unselbstständigen Studienakademien: Heidenheim, Karlsruhe, Lörrach, Mannheim, Mosbach mit der Außenstelle Bad Mergentheim, Ravensburg mit der Außenstelle Friedrichshafen, Stuttgart mit der Außenstelle Horb sowie Villingen-Schwenningen und den seit 2014 von Mosbach unabhängigen Standort Heilbronn. Gemäß der Koalitionsvereinbarung vom 5. Mai 2006 waren die bestehenden Berufsakademien in die Duale Hochschule Baden-Württemberg umgewandelt worden. Rund die Hälfte der dort Studierenden kommen aus der Metall- und Elektroindustrie. Die Betriebe schätzen die Bindung der Studierenden an das Unternehmen und den Praxisbezug. »Ohne Frage ein Erfolgsmodell«, unterstreicht Vetter. Familie und Beruf »Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für uns ganz wichtig«, sagt der Arbeitgebervertreter. Kindertagesstätten und Ganztagsschulen seien eine Voraussetzung dazu. »Sie bekommen die Mütter nicht in den Beruf zurück, wenn die Betreuung der Kinder nicht gewährleistet ist.« Das Land Baden-Württemberg habe hier noch einen großen Nachholbedarf. »In der Politik sollte man grundsätzlich mehr über Förderungen als über Forderungen nachdenken«, kritisiert Vetter. Er nennt ein Beispiel: Der Bundesgesetzgeber wolle das Recht auf vorübergehende Teilzeit etablieren. Bisher gibt es für die Frau nach Mutterschutz und Elternzeit den Rechtsanspruch auf Rückkehr in den Vollzeitjob. »Das ist zwar nachvollziehbar«, meint der Geschäftsführer. Wenn die Gewerkschaften aber auf der anderen Seite gegen befristete Jobs und Zeitarbeit wettern, werde es schwierig. Da seien kleine und mittlere Betriebe überfordert. Ein anderes Beispiel: Das geplante Elterngeldplus-Gesetz sieht vor, Elternzeit auf bis zu acht Jahre zu verteilen. Der Arbeitgeber soll über den langen Zeitraum hinweg alles über- Qualifizierung wichtig Auch die Qualifizierung älterer Mitarbeiter ist ein wichtiges Thema. Natürlich gibt es Arbeitnehmer, die 20 Jahre lang keine Weiterbildung erfahren haben und keine abgeschlossene Ausbildung haben. Behutsamkeit sei jedoch gefragt: »Ich kann nicht einem 50Jährigen sagen, mach noch einmal drei Jahre Ausbildung. Es gibt Qualifizierungsmodule, die zwei bis drei Monate dauern. Wenn einer sechs hintereinander macht, hat er einen Berufsabschluss – beispielsweise ist er Maschinen- und Anlagenführer«. Ein zweijähriger Berufsabschluss sei möglich – »da muss ja nicht gleich der Einwand der Gewerkschaft kommen, eine solche Light-Ausbildung sei schlecht.« Mit Sicherheit, da ist sich das Arbeitgeberlager einig, sei der von der Landesregierung geplante Bildungsurlaub nicht das geeignete Mittel, Qualifizierungsprobleme im Unternehmen zu lösen. Im Gegenteil: Es wirke sogar kontraproduktiv, wenn Arbeitnehmer zusätzlich zu ihrer betrieblichen Qualifizierung noch einen Anspruch von fünf bezahlten Tagen für persönliche Weiterbildung erhalten würden. Natürlich schauen sich einige Unternehmen nach Fachkräften im Ausland um. »Qualifizierte Zuwanderung, keine in die Sozialsysteme«, hatte schon die Vorgängerregierung im Südwesten gefordert. Eine erste Konsequenz aus dem von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten zu den wirtschaftlichen und technologischen Perspektiven der Landespolitik bis 2020 wurde gezogen. Die Unternehmensberatung McKinsey und das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung messen darin einer gezielten, mehrgleisigen Politik zur nachhaltigen Sicherung des Fachkräfteangebots maßgebliche Bedeutung zu. Ausdrücklich findet sich darin auch der Vorschlag, die Zuwanderung qualifizierter Menschen zu erleichtern. Nur wenn es gelinge, im Land bis 2020 zusätzlich bis zu 600 000 Stellen – je zur Hälfte Facharbeiter und Hochschulabsolventen, davon etwa die Hälfte in technisch geprägten »Wachstumskernen« – zu schaffen, könne Baden-Württemberg seine gute Position unter den Spitzenregionen halten, heißt es. 63 64 GEA-Wirtschaftsmagazin Girlsday-Akademie – Sprungbrett für junge Frauen Fotos: Trinkhaus GEA-Wirtschaftsmagazin Jan Vetter, Geschäftsführer von Südwestmetall Reutlingen, kämpft gegen den Facharbeitermangel von morgen. Von Judith Knappe S chmutzige Hände, dreckiger Blaumann, körperliche Arbeit – so weit die Vorstellung von technischen Ausbildungen. Die Realität sieht anders aus. Hier zählt neben handwerklichem Geschick vor allem eins: Köpfchen. Die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind der Schwerpunkt einer solchen Ausbildung und bei Mädchen immer noch nicht ganz so beliebt. Genau dem will Südwestmetall entgegenwirken. Aus diesem Dr. Jan Vetter Grund wurde 2010, neben einer Vielzahl anderer Projekte zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, bereits die Girlsday-Akademie ins Leben gerufen. »In der Hoffnung, auch die Mädchen für unsere Branche zu begeistern«, sagt Südwestmetall-Geschäftsführer Dr. Jan Vetter. In Kooperation mit der Agentur für Arbeit soll dieses Projekt zur Berufsorientierung Schülerinnen ein Schuljahr lang die Möglichkeit geben, einen realistischen Einblick in technische Berufe zu erhalten. Alle 14 Tage besuchen die Mädchen eine andere Mitgliedsfirma von Südwestmetall in der Region, nehmen an Seminaren und Teamtrainings teil. Das Projekt kommt an. Partner sind große Unternehmen der Region: die Elring-Klinger AG, Gustav Magenwirth (Magura), die nicht börsennotierte Wafios AG , das Institut Dr. Foerster, die Baumann GmbH und Bosch in Reutlingen. Und auch bei den Mädchen gewinnt die Akademie immer mehr an Beliebtheit. »Ich wusste nie wirklich, was ich beruflich machen soll«, erzählt Vanessa Rohde. Sie ist mittler- weile im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Industriemechanikerin bei Magura. Zu der Ausbildung kam sie durch die Girlsday-Akademie, auf die sie ihre Mutter aufmerksam machte. »Ich habe meinem Papa immer gern in der Garage geholfen«, erinnert sich Vanessa Rohde Vanessa Rohde. »Handwerkliches lag mir total.« Während der Akademie lernt sie ihre heutige Chefin kennen, ein erster Kontakt zum Unternehmen entsteht. »Wenn man da ein gutes Gefühl hat, klappt's nachher auch mit der Bewerbung besser«, unterstreicht Vetter einen großen Vorteil des Projekts. »Wir kommen gut klar mit den Jungs« Bei Magura sind derzeit 18 Auszubildende, darunter vier Frauen. »Wir werden gar nicht anders behandelt als unsere Kollegen«, sagt Vanessa Rohde. »Wir kommen gut klar mit den Jungs.« Sie lächelt. Während ihrer Ausbildung hat sie verschiedene Abteilungen des Unternehmens kennengelernt – doch eines weiß sie sicher: »Ich muss auf jeden Fall in der Werkstatt bleiben.« Dass sie von Magura übernommen wird, steht schon fest. Und wie reagieren ihre Freundinnen auf ihren Beruf? »Am Anfang haben alle gefragt, ob das nicht sehr anstrengend sei«, erinnert sich die Auszubildende. Dann habe sie von ihrem täglichen Job erzählt und mit ihrer Begeisterung angesteckt. Für eine Freundin klang es sogar so gut, Kerstin Beck dass sie jetzt die gleiche Ausbildung absolviert wie Vanessa Rohde. »Mädchen wissen oft gar nicht, was hinter technischen Berufen steckt«, bestätigt Kers- tin Beck, Projektleiterin der Girlsday-Akademie. Gerade deshalb sei es wichtig, sich zu orientieren und eigene Stärken herauszufinden. In Zusammenarbeit mit Reutlinger Realschulen soll das Projekt die Attraktivität einer Ausbildung wieder steigern. »Wir wollen die jungen Menschen dort hinbringen, wo es Potenzial für Jobs gibt«, erläutert Vetter. Thema Fachkräftemangel. »Im Moment kann der Ausbildungsbedarf bei unseren Mitgliedsfirmen in der Regel noch gedeckt werden«, so Vetter. Im Hinblick auf Bewerbungsrückgang und schlechtere Qualifikationen soll mit Projekten wie der Girlsday-Akademie einer negativen Entwicklung vorgebeugt werden. Denn die Schülerzahlen sind rückläufig, die geburtenstarken Jahrgänge gehen bald in Rente. »Dann werden sich die Probleme wirklich bemerkbar machen«, sagt Vetter. Bei Facharbeitern sei das zum Teil jetzt schon so: »Es gibt wirklich Fälle, in denen die Firmen für bestimmte Arbeiten keine Leute mehr kriegen.« Diese Stellen würden nach vergeblicher Ausschreibung dann irgendwann ganz gestrichen. So weit will man es erst gar nicht kommen lassen. »Die Bemühungen der Unternehmen, schon in den Schulen präsent zu sein, steigt«, erklärt Vetter das Engagement für eine Ausbildung. Und für die spreche noch einiges mehr: »Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung in unserer Industrie sind sehr gut.« Im dritten Lehrjahr liege der Monatslohn bei über 1 000 Euro, das durchschnittliche Jahreseinkommen danach bei rund 57 000 Euro. Und trotz des Trends zur Akademisierung bleibe eine klassische duale Ausbildung attraktiv. »Es geht ja nicht um weniger Bildung, sondern auch darum, dass die Leute dort arbeiten, wo es ihnen gefällt.« Girlsday-Akademie Das Projekt ist für Schülerinnen von der siebten bis zur zehnten Klasse gedacht. Die Girlsday-Akademie läuft während eines Schuljahres und beinhaltet Workshops, Seminare und Firmenbesuche. Naturwissenschaftliche und technische Inhalte werden den Teilnehmerinnen in Zusammenarbeit mit den Unternehmen auf praktische Weise vermittelt. Durch entstehende Kontakte soll ein Ausbildungseinstieg erleichtert werden. www.girls-day-akademie.de 65 66 GEA-Wirtschaftsmagazin »Kein junger Mensch darf zurückbleiben« Die IG Metall bringt sich auch bei der Modernisierung und Schaffung von Berufsbildern ein. Von Andreas Fink W as haben Gewerkschaften mit beruflicher Aus- und Weiterbildung zu tun? »Viele denken: gar nichts«, weiß Ernst Blinzinger, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Reutlingen-Tübingen, »sie meinen, dass sich ausschließlich die Betriebe um die Ausbildung kümmern und die Gewerkschaften dann für Löhne und Arbeitszeiten zuständig sind.« Falsch, betont Blinzinger, »wir sind von Anfang an dabei.« Das fängt mit der Gestaltung von neuen Berufsbildern und der Modernisierung von vorhandenen an. Auf Bundesebene beim Bundesinstitut für berufliche Bildung im Wirtschaftsministerium ebenso wie auf regionaler beim Berufsbildungsausschuss der IHK Reutlingen. Hier klopfen Gewerkschafter zusammen mit Arbeitgeber-Vertretern die regionale Entwicklung der Berufsbildung fest. Auf die- ser Ebene ist auch der Schlichtungsausschuss angesiedelt, »den wir vor zwei, drei Jahren initiiert haben«, wie Blinzinger betont. Ziel ist es, Streitigkeiten in Ausbildungsverhältnissen zu klären – noch vor dem Arbeitsgericht. Im vergangenen Jahr wurden so 15 bis 20 Fälle geregelt, »meistens schaffen wir eine Einigung, es werden aber auch verbindliche Entscheidungen gefällt.« Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit »Kein junger Mensch darf zurückbleiben oder wertvolle Lebenszeit in Warteschleifen verlieren«, steht im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Die Große Koalition will den Ausbildungspakt, der jedem ausbildungswilligen Jugendlichen eine Lehrstelle verschaffen will, zu einer »Allianz für Aus- und Weiterbil- Gerald Müller Ernst Blinzinger Tanja Silvana Grzesch Foto: Trinkhaus dung« weiterentwickeln. Sperrten sich die Gewerkschaften noch dem Ausbildungspakt – sie forderten eine Abgabe für Betriebe, die zu wenig ausbildeten –, sind sie jetzt mit im Boot. »Wir wollen bundesweit eine rechtliche Verankerung der Ausbildungsgarantie«, sagt Gerald Müller, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Reutlingen-Tübingen. Anspruch und Wirklichkeit liegen noch weit auseinander, sagt Ernst Blinzinger: »Bundesweit bildet nur noch jeder fünfte Betrieb aus.« Auch in der Region gebe es zahlreiche Betriebe, die ihre Ausbildungszahlen nach unten fahren, »das sind unsere Maschinenbauer, die in der Öffentlichkeit am lautesten über den Fachkräftemangel reden – das passt einfach nicht zusammen.« Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes kann erst dann von einem ausgeglichenen Ausbildungsmarkt die Rede sein, wenn auf 100 Bewerber 112,5 freie Plätze kommen, damit die jungen Menschen von dem im Grundgesetz garantierten Recht auf freie Berufswahl Gebrauch machen können. »Das ist bei uns weitgehend erfüllt«, sagt Gerald Müller, »in Reutlingen haben wir 1 622 gemeldete Bewerber und 1802 Ausbildungsstellen, in Tübingen kommen auf 947 Stellen 855 Bewerber.« Selbst, wenn's in manchen Branchen genügend Ausbildungsplätze gibt: Insgesamt passt es oft nicht (mehr) zu den Berufswünschen Jugendlicher. Das Handwerk tut sich zudem immer schwerer, Nachwuchs zu finden, »im kaufmännisch-industriellen Bereich gibt’s dagegen immer noch regen Zulauf an Bewerbern. Für die Zukunft müssen sich GEA-Wirtschaftsmagazin Kompetenzprojekt bietet Betriebsräten von haltes verzichtet, um das angesparte Geld in aber auch diese Betriebe jetzt rüsten!« kleineren und mittleren Unternehmen mit bis der Freistellung ausbezahlt zu bekommen. Für klassische Azubis gibt’s einen Tarifverzu 500 Mitarbeitern Unterstützung bei der be»Wir haben in der Region keinen einzigen trag – für junge Menschen, die sich für ein trieblichen Qualifizierung und Kompetenzgefunden, der das Modell der Blockteilzeit geDuales Studium entschieden haben, nicht. förderung – in Form von Workshops, eines macht hat«, sagt die Reutlinger Gewerk»Wir würden sofort mit den Arbeitgebern Betriebsräte-Netzwerks einen aushandeln, wir und in Coachings. Das haben in den TarifKooperationsprojekt runden schon zwei Bundesweite Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots 1992 bis 2013 läuft noch bis SeptemMal einen Anlauf ge750000 ber 2015 und wird macht«, sagt Müller, 725000 durch das Finanz- und »leider zeigt die an700000 Wirtschaftsministerium dere Seite keinerlei 675000 Baden-Württemberg Bereitschaft.« Warum 650000 gefördert. »Im Fokus ist überhaupt ein Tarifdie dringend notwenvertrag für die künfti625000 dige betriebliche Qualigen Ingenieure? Sie 600000 fizierung von Un- und werden oft nicht an575000 Angelernten sowie von ders behandelt als 550000 Älteren«, sagt Tanja »normale« Azubis, 525000 Silvana Grzesch, »dieaber auch innerhalb ses Angebot sollten die dieser Gruppe gibt’s 500000 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Unternehmen unbegroße Unterschiede. dingt nutzen.« Bei der ArbeitszeitverUnd dann wäre da noch das delikate schaftssekretärin Tanja Silvana Grzesch, »aus gütung (»zwischen 400 und 1 400 Euro«) Thema Bildungsurlaub. Die grün-rote Laneinem einfachen Grund: Die Qualifizierungsebenso wie bei Urlaubsregelungen und weidesregierung hat im Koalitionsvertrag gereTeilzeit kann sich niemand leisten, dafür reicht teren Vereinbarungen wie etwa Jobtickets. gelt, dass sie eine bezahlte Bildungsfreistellung ein normales Einkommen definitiv nicht aus, »Da läge ein Tarifvertrag nahe«, sagt Müller, von fünf Arbeitstagen im Jahr einführen will, schon gar nicht, wenn man nebenher noch »aus unserer Sicht wäre es das Einfachste, unter anderem, um »die Rahmenbedinguneine Familie ernähren muss.« Ihr Kollege wenn der Manteltarif der Azubis auch für die gen für ehrenamtliches Engagement zu verErnst Blinzinger weist darauf hin, dass QualiDual Studierenden greift.« Das Thema wird bessern«. Die Arbeitgeberverbände lehnen fikation »vor allem bei den Arbeitnehmern nicht vergessen und in der künftigen Tarifpodie Idee kategorisch ab, Arbeitgeberpräsident läuft, die schon mit einer höheren Qualifikalitik weiterhin eine Rolle spielen, kündigt der Rainer Dulger hat sie im Juli als »Verschwention eingestiegen sind – da ist genügend KaGewerkschafts-sekretär an. dung von Zeit und Geld« bezeichnet. »Die pital da«. Am anderen Ende stehen die Unhaben wohl Angst, dass wir die Leute in Seund Angelernten. »In den Betrieben gibt es Tarifverträge minaren politisch indoktrinieren«, sagt Blinrund zwanzig Prozent«, so Tanja Silvana zur Qualifizierung zinger und lacht. Grzesch, »auch für sie gibt es QualifizieDie Erfahrungen der anderen Bundeslänrungsangebote.« Das WeGebAU-Programm der – nur in Baden-Württemberg, Bayern und (Weiterbildung geringqualifizierter und beHat ein Azubi den Schritt in ein unbefristeThüringen gibt’s noch kein Bildungsfreistelschäftigter älterer Arbeitnehmer in Untertes Arbeitsverhältnis geschafft, gilt das Prinzip lungsgesetz – zeigten, dass die Arbeitskosten nehmen) ist eine Weiterbildungsinitiative der des lebenslangen Lernens – wenn's denn nicht in dem Maß steigen, wie sie die ArbeitBundesagentur für Arbeit. (Siehe Seite 54/55) möglich ist. Die IG Metall hat in den vergangeber schwarzmalten. »Dann müsste es wirkBlinzinger sieht nicht nur auf die Untergenen Jahren zahlreiche Tarifverträge zur lich jeder in Anspruch nehmen. Das ist aber nehmen ein großes Problem zukommen: Qualifizierung abgeschlossen. Drei Modelle nicht so, es machen es maximal ein Prozent »Die Arbeitswelt, die Anforderungen an die sind hier geregelt: Betrieblich notwendige der Beschäftigten, und das nicht mal jedes Beschäftigten werden sich in den nächsten Qualifizierungen trägt der Chef komplett. Bei Jahr.« zehn Jahren noch gravierend ändern«, sagt betrieblich zweckmäßigen Weiterbildungen, Derzeit werde in Stuttgart darüber nachgeder Zweite Bevollmächtigte, »der Anteil der etwa eine Aufstiegsweiterbildung zum Techdacht, das Angebot auf die rein berufliche BilArbeitsplätze für Un- und Angelernte wird abniker im Interesse der Firma, zahlt der Arbeitdung zu beschränken und die allgemein genehmen, die Menschen sind aber noch da. geber die Kosten, trifft aber häufig eine Versellschaftspolitische außen vor zu lassen, weiß Wenn wir die nicht qualifizieren, kriegen wir einbarung über die Rückzahlung. Eine perein großes gesellschaftspolitisches Problem.« Blinzinger. Mit ihm nicht zu machen, stellt der sönliche Weiterbildung, etwa ein Studium mit Im Januar 2014 lief das Projekt Q-Netz 2.0 IG-Metall-Mann klar, »das kann's nicht sein, Rückkehrrecht, wird vom ambitionierten Aran – eine Kooperation zwischen dem IMU die Sache ist für uns noch nicht gegessen, das beitnehmer komplett selbst bezahlt. Hier gibt Institut Stuttgart und der IG-Metallmuss noch in diesem Jahr auf den Weg gees auch die Möglichkeit Blockteilzeit, in der Bezirksleitung Baden-Württemberg. Das bracht werden.« ein Arbeitnehmer zuerst auf Teile seines Ge- 67 68 GEA-Wirtschaftsmagazin Know-how-Schmiede für Sparkässler Die neue Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe in Stuttgart ist die Fortbildungsstätte für Azubis bis hin zu den Vorständen. Von Stephan Schorn ber 50 000 Menschen arbeiten in den Sparkassen in Baden-Württemberg und den mit ihnen verbunden Unternehmen, wie der Landesbank, der Bausparkasse LBS oder der Sparkassen-Versicherung. Damit sie alle beruflich fit bleiben, gibt es eine zentrale Ausund Fortbildungsstelle: Die Sparkassenakademie Baden-Württemberg. Fotos: Sparkassenakademie Ü Seit April 2014 hat sie einen neuen Standort: Nach vier Jahren Planungs- und Bauzeit hat die Sparkassenakademie einen hochmodernen Neubau mitten in Stuttgart am Pariser Platz bezogen. Mit rund 85 Millionen Euro ist die neue Akademie die größte Investition in der Geschichte des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Das Stuttgarter Architekturbüro wma – wöhr mieslinger architekten hat den Neubau realisiert, der neben 25 Schulungsräumen auch über 150 Appartements verfügt. Darüber hinaus gibt es eine eigene Kindertagesstätte, in der die Kinder der Kursteilnehmer betreut werden können, und ein Kongresszentrum, das bereits wenige Wochen nach der Eröffnung sehr gut ausgelastet ist. Sparkassenpräsident Peter Schneider erläutert die Gründe für den Neubau: »Mit der neuen Akademie im Zentrum von Stuttgart zeigen die Sparkassen in Baden-Württemberg, dass wir auch in Zukunft auf die Kompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die persönliche Beratung setzen – ganz gleich ob in der Filiale, am Telefon oder per Videoschaltung am PC.« Die neue Akademie ist mit modernster Technik ausgestattet und ermöglicht in vielfältiger Weise den Wechsel zwischen Selbstlernphasen am Computer zu Hause oder in den Sparkassen sowie den Trainingsphasen in der Akademie. Damit sich alle Lernenden und Lehrenden wohlfühlen, wurde der Neubau auch künstlerisch hochwertig gestaltet. Eine Wandmalerei mit einer Lichtinstallation von Tobias Rehberger empfängt die Besucher. Rehberger hat auch das Restaurant mit einer Lampeninstallation gestaltet. Darüber hinaus hat der Heilbronner Künstler Raphael Seitz für die Fensterfront des großen Konferenzsaals ein Glaskunstwerk geschaffen. Bis zu 600 Personen können hier tagen. Vier weitere Konferenzsäle ergänzen das Angebot. Angebote auf 2 000 Seiten Genauso facettenreich und vielseitig wie die Mitarbeiter der Sparkassen und Verbundunternehmen ist auch das Leistungsangebot der Sparkassenakademie Baden-Württemberg. Der Veranstaltungskatalog umfasst auf nahezu 2 000 Seiten Angebote für alle Mitarbeiter – GEA-Wirtschaftsmagazin unabhängig davon, ob sie Auszubildende, Vertriebsmitarbeiter, Spezialisten, Führungskräfte oder Vorstände sind. »Lebenslanges Lernen« kennzeichnet dabei den Grundgedanken des Gesamtangebots der Sparkassenakademie Baden-Württemberg. Das Fundament bilden generalistische Grundausbildungen beginnend mit Angeboten für Auszubildende und berufsfremde neue Mitarbeiter über die Weiterbildung zum/zur »Bankfachwirt/-in (SBW)« und anschließend zum/zur »Bankbetriebswirt/-in (SBW)«. Für Abiturienten wird es ab September 2015 einen weiteren Qualifizierungsweg geben. Durch ein duales Hochschulprogramm, welches die Sparkassenakademie Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe durchführt, können Abiturienten in drei Jahren die Abschlüsse »Bachelor of Science« und »Bankbetriebswirt/-in (SBW)« erwerben. Unabhängig von dem Weg, den ein Teilnehmer wählt, ist mit der generalistischen Grundausbildung der erste Schritt gegangen. Die Angebote der Sparkassenakademie Baden-Württemberg begleiten die Mitarbeiter auch danach weiter auf ihren persönlichen Entwicklungswegen. Es schließen sich systematische Personalentwicklungsmaßnahmen in vielfältigen Spezialisierungsrichtungen an. Zahlreiche Tagungen, Qualifizierungsprogramme, Fachseminare sowie Trainings- und Coachingangebote stehen für die bedarfsgerechte Weiterbildung der Mitarbeiter zur Verfügung. Für potenzielle Führungskräfte oder Mitarbeiter, die bereits eine Führungsaufgabe übernommen haben, bietet das Leistungsangebot der Sparkassenakademie darüber hinaus Qualifizierungen zur kompetenten Mitarbeiterführung und für Managementaufgaben. 80 Auszubildende in Reutlingen Auch die Kreissparkasse Reutlingen nutzt die Angebote der Sparkassenakademie in vielfältiger Weise: So nehmen die unterschiedlichen Spezialisten des Hauses, zum Beispiel für das Kreditgeschäft, das Anlagengeschäft oder für das Marketing, die Angebote der Fachtagungen wahr. Ebenso besuchen viele Nachwuchskräfte nach ihrer Ausbildung die Qualifizierungskurse der Akademie. Aktuell bereiten sich in der Kreissparkasse rund 80 Auszubildende auf ihren künftigen Beruf als Bankkaufmann/-frau, Finanzassistent/-in, Kaufmann/-frau für Büromanagement sowie als Bachelor of Arts vor. Damit ist die Kreissparkasse Reutlingen der größte kaufmännische Ausbilder im Landkreis Reutlingen. »Die Sparkassenakademie in Stuttgart ist für uns ein wichtiger Partner bei der Aus- und Weiterbildung«, so der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Reutlingen, Michael Bläsius. »Wir schätzen vor allem das vielfältige Angebot, so dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt gefördert werden können.« Die Sparkassenakademie bildet jedoch nicht nur aus und weiter. Sie hilft auch dabei, individuelle Entwicklungswege darzustellen. Mit zahlreichen eignungsdiagnostischen Sparkassenpräsident Peter Schneider Instrumenten können Potenziale aufgezeigt und Entscheidungen unterstützt werden. Die Betrachtung der individuellen Entwicklung eines jeden Mitarbeiters der Mitgliedsinstitute ist dabei einer der zentralen Aspekte des Leistungsangebots der Sparkassenakademie. In Zukunft wird neben der Personalentwicklung und Personalstrategie auch das Themenfeld Organisationsentwicklung verstärkt zum Leistungsspektrum der Sparkassenakademie gehören. Präsident Schneider: »Auch in Zukunft können sich die Sparkassen und unsere Verbundunternehmen darauf verlassen, mit der Sparkassenakademie BadenWürttemberg bei allen Fragen der Personalund auch der Organisationsentwicklung einen leistungsstarken und kompetenten Partner an ihrer Seite zu haben.« 85 Millionen Euro wurden in die Akademie investiert 69 Ernst Freiherr von Feuchtersleben DER STANDORT MIT EXZELLENTEN VERBINDUNGEN @ Die Formel zum Erfolg hat eine Unbekannte weniger – den Standort. Denn der Technologiepark Tübingen-Reutlingen bietet mit seinem flexiblen Raumkonzept eine Umgebung, die sich ganz Ihren Bedürfnissen anpasst. So sind Unternehmen ganz in ihrem Element: www.ttr-gmbh.de Mobility Solutions | Energy & Building Technology | Automation & Control | Consumer Goods | Healthcare Die Bosch-Philosophie: Eine gute Idee löst ein Problem. Eine geniale Idee gleich mehrere. Bewegungssensoren von Bosch: Von der Automobilbranche bis hin zur Unterhaltungselektronik – Sensoren von Bosch eröffnen vielfältige Möglichkeiten. So ist beispielsweise jedes 2. Smartphone weltweit mit Sensoren von Bosch ausgestattet. Mehr Informationen unter: www.bosch-denken.de