Umweltschutz in der Druckindustrie
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Umweltschutz in der Druckindustrie
Umweltschutz in der Druckindustrie Organisationen, Standards, Zertifikate und Technologien für eine nachhaltige und ökologisch verträgliche Produktion 2 Umwelt Umweltschutz in der Druckindustrie Organisationen, Standards, Zertifikate und Technologien für eine nachhaltige und ökologisch verträgliche Produktion Die intensive Diskussion über die globale Erwärmung der Erdatmosphäre und die Vergrößerung der Ozonlöcher über den Polkappen hat das Umweltbewusstsein weltweit geschärft. Zu Recht sehen sich die EG- und OECD-Staaten als Vorreiter, wenn es um die Durchsetzung präventiver Maßnahmen und ökologischer Standards geht. In vielfacher Hinsicht Verbrauch und Emission Sonderstellung der Druckindustrie Papierverbrauch • Weil Drucken in den meisten Fällen nicht ohne Papier geht und außerdem eine Flut anderer bedruckter Verpackungsmaterialien hinzukommt, nehmen Druck- und Verpackungsindustrie eine Sonderstellung ein. Kurzlebige Druckprodukte und Verpackungen verursachen das mit Abstand größte Müllaufkommen. Trotz Konkurrenz durch die elektronischen Medien wächst der Papierverbrauch jährlich. Aus dieser Tatsache erwächst die Verantwortung, im Rahmen der Möglichkeiten nachhaltige Produktionsmethoden zu nutzen. Druckmaschinenbauer können dazu einen Beitrag durch Makulatur senkende Technologien leisten. Emissionen • Druckmaschinen können „ziemlich laut“ werden – je mehr Farbspaltungsstellen, umso lauter. Motoren, Getriebe, bewegte Massen und Druckluft tun ein Übriges. Im Rollendruck sorgen die Falzapparate für zusätzlichen Lärm. Farbnebel, Papierstaub, Puder, Ozon, flüchtige organische Verbindungen (VOCs) und Abwärme müssen ebenfalls bewältigt werden. Laut der 1999 von Ökopol veröffentlichten „VOC-Datenbasis der deutschen Druckindustrie“ zählt unsere Branche mit damals 70.000 freigesetzten VOC-Tonnen/Jahr (7%) leider zu den relevanten Umweltverschmutzern. Deshalb sehen es die meisten Druckmaschinen-, Farben- und Chemikalienhersteller inzwischen als ihre Pflicht an, zu einer spürbaren Emissionsreduzierung beizutragen. Status quo der Produktionsstufen Druckvorstufe • Die Einführung digitaler Workflows und der Druckform-Direktbebilderung im Offset-, Tief- und Flexodruck hat viele umweltkritische Prozesse überflüssig gemacht. Ozon erzeu- davon tangiert wird die Druckindustrie – auf Grund des hohen Verbrauchs an forstwirtschaftlichen und chemischen Produkten sowie der Emission von VOCs, Stäuben, Lärm und Abwärme. KBA Report möchte einen Überblick geben, welche Herausforderungen, aber auch welche Chancen sich daraus für jeden Druckbetrieb ergeben. Ökologie ist ein Teilgebiet der Biologie, das sich mit den Beziehungen der Lebewesen zueinander und zur Umwelt befasst.Der Mensch muss sich als Teil dieser Beziehungen begreifen und die Nutzung und Beeinträchtigung der Natur und ihrer Ressourcen auf ein vertretbares Maß begrenzen. Pflanzen und Tiere müssen genügend Lebensräume vorfinden und sich in einem ökologischen Gleichgewicht befinden, das es auch noch nachfolgenden Menschengenerationen ermöglicht, eine intakte Umwelt vorzufinden. Nachhaltigkeit bezeichnet in einer bewusst ökologisch geführten Wirtschaft die Aktivitäten des Menschen, die eine langfristig positive Wirkung in Natur und Umwelt erzielen. Konkret zu verstehen ist darunter vor allem das Schonen von Boden, Gewässern, Luft, Lebensräumen und sonstigen Ressourcen sowie das Ersetzen fossiler und langsam nachwachsender Rohstoffe durch schnelle nachwachsende. gende Kopierrahmen, silberhaltige Rückstände und Sonderabfälle aus der Filmentwicklung und Druckformherstellung gehören in vielen Betrieben der Vergangenheit an. Im Offsetdruck gewinnen „Chemiefrei-Druckplatten“ an Bedeutung, in der 74 Karat und 46 Karat von KBA sind sie in Form der On-Press-bebilderten Presstek-Materialien seit vielen Jahren bewährt. Flachdruck • Nach wie vor das größte prozessbedingte Problem des Nassoffsetdrucks ist die VOC-Emission durch das vollständige Verdunsten von Isopropylalkohol (IPA) aus dem Feuchtmittel. Alternativen sind die messtechnisch geregelte Reduzierung des IPA-Anteils oder die völlige IPA-Substitution durch Ersatzstoffe. Letzteres ist besonders gut an den Hybridmaschinen von KBA möglich. Feuchtmittel müssen trotz mehrerer Gebrauchszyklen als Sondermüll entsorgt werden. Der wasserlose Offsetdruck – hierin ist KBA mit zonenschraubenlosen Farbwerken Technologieführer – kommt sogar gänzlich ohne Feuchtmittel aus. Farbnebel tritt an der wasserlosen Offsetrotation KBA Cortina überhaupt nicht auf. An der Kompaktrotation Commander CT wurde er stark reduziert, ebenso Umweltengagement wird belohnt: Über den Gewinn des Druck&Medien Award in der Kategorie „Umweltorientiertes Unternehmen des Jahres“ freut sich Herbert Preißler (links), Geschäftsführer des Druckhauses Berlin-Mitte. Den Preis überreichte Ralf Sammeck, KBAVertriebsvorstand Bogenoffset. Die unabhängige 20-köpfige Jury honorierte das zum größten Teil mit KBA Rapida-Bogenoffsettechnik ausgestattete Unternehmen für seine intensiv praktizierte Umweltstrategie. Seit 2002 ist das Druckhaus über ISO 14001 hinaus auch nach EMAS zertifiziert an den Compacta-Akzidenzrotationen durch eine neue Filmwalze. An den Rapida-Bogenoffsetmaschinen wird Druckbestäubungspuder aus Qualitätsgründen in geringeren Mengen verwendet, den Puder- und Papierstaub saugt KBA mit dem Air-CleaningSystem in der Bogenauslage ab. Viele Puderhersteller haben sich freiwillig zur Minimierung des Feinkornanteils verpflichtet. VOCs in Reinigungsmitteln für Walzen und Gummitücher werden verstärkt durch hoch siedende Mineral- oder Pflanzenöle ersetzt, die nach Filtration wieder verwendet werden können. Bogenoffset- und Coldsetfarben sind VOC-frei, zum Teil basieren ihre Bindemittel auf nachwachsenden Rohstoffen (Pflanzenöle). Die Wärmetrocknung von Dispersionslacken und Heatsetfarben verschlingt viel Energie. Heatsetöle werden bei der Abluftreinigung in Nachverbrennungsanlagen für Heizung oder Warmwasser verwertet. Das bei der Strahlenhärtung (UV, EB) von Farben und Lacken entstehende Ozon lässt sich vollständig absaugen. Die Strahlenquellen sind blickdicht gekapselt. Tiefdruck • In den letzten Jahren wurde die Emission von Toluol aus der Druckfarbe stark eingeschränkt – durch Toluol-reduzierte Farben, Kapselungstechnik und Rückgewinnung aus der Trocknerabluft. Toluol ist in den unter modernen Produktionsbedingungen anzutreffenden Atemluft-Konzentrationen jedoch nicht gesundheitsgefährdend. Wasserbasierende Farben sind wegen des energetischen Trocknungsaufwands und der Fan-outEffekte keine wirkliche Alternative. Krebs erregende Nitrobenzol-Lacke sind – wie im Flexodruck – unbedenklichen ZweiKomponenten-Lösemittellacken gewichen. Hochdruck • Konventionelle Flexodruckfarben setzen mehrere 3 alkoholische und aromatische VOCs frei. Die Lösemittel werden in Abluftreinigungsanlagen nachverbrannt oder katalytisch recycelt. Beim Bedrucken von Folien heißt die Alternative UVFarben und -Lacke, von Papier und Wellpappe wasserbasierende Farben. Im Buchdruck für Verpackungen und Etiketten sind die Farben auf dem Stand von Offsetdruckfarben. Siebdruck • Hier reicht die Palette der Druckfarben je nach Bedruckstoff von VOC-haltig bis VOC-frei (wasserbasiert oder UVhärtend). Mehr als das Waschen der Farbwerke ist das Entschichten der Siebe mit Abfall behaftet. Digitaldruck • Mit Trockentoner arbeitende elektrofotografische Verfahren emittieren Feinstaub, der heute aber weit unter dem Grenzwert bleibt. Kritischer ist die Emission von Benzol, Azofarbstoffen und Schwermetallen aus nicht zertifizierten Tonern. Das durch die Corona-Aufladung der Fotoleitertrommel entstehende Ozon wird weitestgehend in Filtern aufgefangen. InkjetTinten, auch UV-härtende, sind nicht VOC-frei. Sie basieren z.T. auf besonders gefährlichen Lösemitteln wie Ethyl- und Butylacetat. Deshalb heißt beim InkjetDruck die VOC-freie Alternative wasserbasierend. Offline-Veredelung • Neben unproblematisch handhabbaren Dispersions-Effektlacken und UV-Lacken werden zur Oberflächenveredelung Kaschierfolien eingesetzt. Die VOC-emittierende Trockenkaschierung wird zunehmend durch VOC-freie Nass-, Thermo(Vorbeschichtung) und Granulatkaschierung (Aufsprühen) verdrängt. Der VOC-Emissionsgrenzwert beim Klebstoffauftrag beträgt 5 Tonnen/Jahr. Anteile der Druckverfahren an der VOC-Emission in der deutschen Druckindustrie. Quelle: Ökopol 1999 Druckverfahren Bogenoffset Verpackungstiefdruck Akzidenzrollenoffset (Heatset) Illustrationstiefdruck Verpackungsflexodruck Siebdruck Zeitungsrollenoffset (Coldset) Endlos- und Hochdruck Anteil* 29% 23% 17% 15% 7% 5% 2% 2% *) Branchenemission: berechnet 53.293 t, geschätzt 70.000 t = 7% an der jährlichen Gesamtemission in Deutschland Weiterverarbeitung • Die Dämpfe der Dispersions-, Hotmelt- und PUR-Klebstoffe erfordern eine Absaugung. Nur unausgehärtete Klebstoffabfälle sind Sondermüll. Umweltverantwortung und -haftung Rechstslage Globales Recht • Völkerrechtlich bindend sind die Beschlüsse des Environment Directorate der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der die 30 weltweit führenden Wirtschaftsnationen angehören. Europäische Besonderheiten • Dagegen juristisch verbindlich sind die Umweltrichtlinien der Europäischen Gemeinschaft (EG). Sie müssen sich im Zuge der europäischen Harmonisierung in den Gesetzen und Verordnungen der Mitgliedsstaaten widerspiegeln. Auf Rechtsgrundlage der anlagenbezogenen Gefährdungshaftung schließt die Umwelthaftung Luft-, Wasser- und Bodenschutzgesetze, Immissionsgrenzwerte (Technische Richtlinien für Verunreinigungen, Lärm, Erschütterungen) sowie Chemikalien-/ Gefahrgutumgang ein. Nationale Besonderheiten • In den USA genießt die individuelle Freiheit und Unversehrtheit den höchsten Stellenwert, weswegen Der teure IPA im Feuchtmittel ist die relevanteste VOC in der Druckindustrie. Durch die geregelte Konstanthaltung bzw. schrittweise Reduzierung des IPA lassen sich erhebliche Kosten einsparen. Auch beim IPA-freien Druck übersteigen die Kosten für den Alkoholersatzstoff nicht die IPA-Kosten. Der erhöhte Investitionsaufwand, z.B. für IPA-Regelung (Foto), modifizierte Wasserkreisläufe oder Farbwerktemperierung rechnet sich langfristig. Qualitätsverluste durch den IPA-Verzicht treten unter diesen Voraussetzungen nicht auf Foto:Technotrans Geschätzte Farbverbrauchsmengen, ab denen Druckmaschinen unter die EG-Richtlinie 99/13/EG „Begrenzung von Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen …“ (EG VOC-RL) fallen. Quelle: Ökopol 1999 Anlagentyp Illustrationstiefdruck Heatset-Rollenoffset Verpackungstiefdruck lösemittelbasiert Verpackungsiefdruck wasserbasiert Verpackungsflexodruck lösemittelbasiert Verpackungsflexodruck wasserbasiert kritische Farbmenge > 15 Tonnen/Jahr > 30 Tonnen/Jahr > 10 Tonnen/Jahr > 60 Tonnen/Jahr > 10 Tonnen/Jahr > 60 Tonnen/Jahr VOC-Emission gesamt* > 25 Tonnen/Jahr > 15 Tonnen/Jahr > 15 Tonnen/Jahr > 15 Tonnen/Jahr > 15 Tonnen/Jahr > 15 Tonnen/Jahr *) davon diffuser Emissionsanteil: < 25% bei 15 t/a, < 20% bei 25 t/a Beispielschema einer VOC-Bilanz Einkaufsmengen VOC-haltiger Stoffe Farbe+Lack IPA weitere Feuchtmittelzusätze Reinigungsmittel Mengensumme VOC-Input im Prozess freigesetzte VOC-Mengen Druck,Veredelung Abluft-/Abgasreinigung Restfarben, Lappen, chemische Abfälle Reinigung (% freigesetzt – % chemisch zerstört) Mengensumme VOC-Output VOC-Input – VOC-Output = „diffuse Emissionen“ (vergleiche mit %-Grenzwert!) Ranking atmosphärisch relevanter Gasemissionen Globale Erwärmung (Treibhauseffekt): 1. CO2 (Kohlendioxid); 2. CH4 (Methan); 3. NOx (Stickoxide); 4. H2O, Dichte < 0,6 kg/m3 (Wasserdampf); 5. SF6 (Schwefelhexafluorid). Einfluss auf die Ozonschicht: 1. FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe): Zerstörung; 2. KW (Kohlenwasserstoffe) plus NOx (Stickoxide):Verdichtung/Anreicherung, „Sommersmog“. auch im Umweltschutz lieber Warnungen als Verbote ausgesprochen werden; in einigen Bundesstaaten wirken allerdings strengste Gesetze. In der Schweiz werden IPA und VOChaltige Reinigungsmittel literweise progressiv besteuert (VOCLenkungsabgabe). In Dänemark und Schweden führt neben strengen VOC-Emissionsgrenzwerten das Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) als Kühlmittel in der Feuchtmittelaufbereitung zu einer überdurchschnittlichen Realisierung des wasserlosen Offsetdrucks, der in hoher Qualität auch auf zahlreichen KBA Rapida-Maschinen und in Kürze auch auf einer CortinaZeitungsrotation mit HeatsetTrockner praktiziert wird. Haftungsrisiken und -hierarchie • Grafische Betriebe haften in Umweltschutzpflichten nach Zivilrecht (Handels-, Arbeits- und Bürgerliches Recht) und Strafrecht – angefangen beim Gesellschafter bis hinunter zum Mitarbeiter. Um das Haftungsrisiko zu minimieren, gehört das Umweltmanagement zur modernen Unternehmensführung dazu. Auf Unternehmensebene ist eine Haftungsversicherung gegen Umwelt- und umweltbedingte Personenschäden zwingend vorgeschrieben. Bei Personen- und Sachschäden gilt in der EG eine maximale Haftungssumme von 85 Mio. Euro, in den USA gibt es nach oben keine Grenze. Auswirkungen auf die europäische Druckindustrie Immissionsschutz • Seit sechs Jahren ist in Europa nach Verabschiedung der EG-Richtlinie 96/61/EG Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU-Richtlinie) der Immissionsschutz harmonisiert. Für bereits bestehende Anlagen trat die neue Gesetzesanwendung im Herbst 2007 in Kraft. Das brachte auch veränderte Genehmigungsgrundlagen für Druckereien mit sich. So werden nun bei der VOC-Mengenschwellen-Berechnung über die Lösemittel aus Druckfarben hinaus alle Lösemittel (IPA, Reinigungsmittel, Verdünner, aus Kaschieranlagen etc.) berücksichtigt. Und neben den stündlichen Verbrauchsgrenzen werden nun jährliche Mengenschwellen berechnet. Bei Überschreitung 4 Umwelt KBA ist Vorreiter beim Öko-Druck KBA profiliert sich schon seit Jahren als Vorreiter einer stärker umweltorientierten Drucktechnik. Ein Beleg ist die Öko-Zertifizierung „Emission geprüft“ durch die Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung (BGDP) für die RapidaBaureihen seit der drupa 2000 – einschließlich der High-Speed-Generation, der Hybrid- und UV-Versionen und der Großformatmaschinen. (Welche Emissionsgrenzwerte von der BGDP geprüft werden, zeigt die unten stehende Tabelle.) Die Vorgängermaschine der 18.000-er Rapida 105 war die erste Bogenoffsetmaschine am Weltmarkt mit dem BGDP-Prüfzertifikat, wozu u.a. das Feuchtwerk mit seiner geminderten IPA-Emission einen wichtigen Beitrag leistete. Auch im AkzidenzRollenoffset sind die Feuchtwerke auf alkoholarmen oder -freien Druck ausgelegt. Generell gibt es sehr viele KBA-Bogenoffset- und -Rollenoffset-Kunden, die IPAreduziert oder IPA-frei drucken. Hinzu kommt die Eignung der Walzen- und Zylinderoberflächen für Reinigungsmittel auf Pflanzenölbasis. Am Markt einzigartig ist das Engagement mit umweltfreundlicher wasserloser Offsettechnik. Die betreffenden Maschinenreihen wurden von der BGDP ebenso erfolgreich geprüft. Neben der zonenschraubenlosen Kurzfarbwerktechnik sowohl im Bogendruck (Genius 52UV, 74 Karat, Rapida 74 G) als auch im Zeitungsdruck (Cortina) trifft dies genauso auf Maschinen mit herkömmlichen temperierten Farbwerken (Rapida 74 bis 162, 46 Karat) zu. Besonders hoch sind die Anforderungen in Skandinavien.Druckereien und Maschinen müssen dort mehr Zertifikate tragen als anderswo. Unter diesen Voraussetzungen ist der Anteil an wasserlos oder zumindest IPA-frei druckenden Rapidas überdurchschnittlich hoch. Obwohl ein konsequenter Strahlenschutz gefordert wird, durch den das Personal an der Bogenauslage gegen UV-Strahlen aus der 200-Jahrestonnen-Schwelle sind dann Genehmigungsverfahren nötig. Heatset-Rotationen werden zwar nicht länger nach Mengenschwellen bewertet, aber dafür fallen sie nun in den meldepflichtigen Geltungsbereich der Lösemittelverordnung EG VOCRL (EG-Richtlinie 99/13/EG; siehe Tabelle S. 3) genauso wie Flexo- und Tiefdruckanlagen. Für die Anlagen sind Lösemittelbilanzen (siehe Beispielschema S. 3) und Reduzierungspläne zu erstellen. Gleiches gilt auch für Produktions- und Abfüllanlagen KBA-Vorstandsvorsitzender Albrecht Bolza-Schünemann bringt auf der drupa 2000 das Berufsgenossenschafts-Siegel „Emission geprüft“ an der hybridtauglichen Rapida 105 an. Die Emissionswerte der Maschine in Doppellack-Konfiguration lagen weit unter den Grenzwerten Auf dem 2. Hybridanwenderforum im April 2005 konnte Jürgen Veil, Marketingleiter Bogenoffset bei KBA, aus den Händen von Albrecht H. Glöckle das BG-Prüfzertifikat „Emission geprüft“ entgegennehmen. Somit erfüllt auch die 18.000-er Generation der KBA Rapida 105 die Anforderungen der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung und somit der strengen EU-Richtlinien Für KBA als deutschen Druckmaschinenhersteller „zuständig“ bei der Emissionszertifizierung ist die heimische Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung. Ihr BGPrüfzertifikat „Emission geprüft“ bestätigt die Einhaltung brancheninterner Grenzwerte. Sie stimmen mit den Grenzwerten der EG-Richtlinien überein oder liegen sogar noch darunter. Insofern findet das BG-Siegel auch außerhalb Deutschlands Anerkennung als verbindliches Ökozertifikat. Ungeachtet dessen hat KBA einige Maschinen zusätzlich vom Verband der Europäischen chemischen Industrie (CEFIC) zertifizieren lassen Im Rahmen der Öko-Zertifizierung durch die BGDP geprüfte Emissionen an Offsetmaschinen Emissionsquelle Feuchtmittel in Feuchtwerken und Wasserkreisläufen Druckfarben, Lacke und Reinigungsmittel in Farb- und Lackierwerken Druckfarben auf schnell rotierenden Farbwalzen UV-Strahler in Zwischen- und Endtrocknern UV-Strahler in Zwischen- und Endtrocknern Puderapparat in der Auslage gesamte Maschine Agent, Messgröße VOC Isopropanol VOCs mit Kohlenwasserstoffen Druckfarben-Aerosole (Farbnebel) Ozon UV-Strahlung Druckbestäubungspuder Schalldruckpegel (Lärm) Grenzwert 500 mg/m3 500 mg/m3 in Diskussion 0,2 mg/m3 0 (entsprechend prEN 1010-2) 6 mg/m3 (1,5 mg/m3 in Diskussion) 84 dB(A) dem Endtrocknerbereich abgeschirmt ist, sind noch immer ältere Maschinen in der Praxis anzutreffen,bei denen die Hautkrebs verursachende Strahlung austritt.KBA stat- tet seit langem alle UV- und Hybridmaschinen mit einer blickdichten Abschirmung aus. Das Ozon O3, das durch die Kollision der kurzwelligen UV-Photonen mit dem Luftsauerstoff O2 entsteht, wird mit einer effizienten Ozonabsauganlage abgeleitet.Optional installiert werden kann in der Auslage das KBA Air Cleaning System bei Farben- und Lackherstellern. Jährlich werden branchenübergreifende Grenzwertlisten angepasst und um neue Problemstoffe erweitert. Über diese Werte für maximale Arbeitsplatzund Umweltkonzentrationen müssen sich auch Druckbetriebe informieren. Ausgewählte Grenzwerte zeigt die Tabelle auf S. 6. Keine veralteten Technologien • Bei Genehmigungsverfahren in EGLändern setzt die IVU-Richtlinie voraus, dass sich die Anlage auf dem Stand der Besten verfügbaren Techniken (BVT) befindet. Damit gemeint sind Technologien, die gegenüber früheren Technologien umweltentlastend wirken bzw. umweltoptimierte Prozesse anwenden. Die Genehmigungsbehörden müssen sich dabei nach BVT-Merkblättern ( B V T- Re f e r e n z - D o k u m e n t e , BREF) des Institute for Prospective Technological Studies (IPTS) in Sevilla richten. Die Merkblätter werden von Experten aus Behörden und der Industrie, auch von KBA, erarbeitet. Als Ausnahme von der BVTRegel gilt der wasserlose Off- setdruck. Obwohl er innerhalb des Offsetdruckverfahrens eigentlich BVT verkörpern müsste, werden Nassoffsetdruckanlagen nach wie vor unabhängig von dem feuchtmittelfreien Verfahren bewertet. Als BVT genügt hierbei – neben der technischen Ausstattung zur Unterschreitung der Emissionsgrenzwerte – das Potenzial zur IPA-Reduzierung. Umgang mit Abfällen • In der Druckund Verpackungsindustrie sind Vliese und Putzlappen im Druckprozess sowie alle Mehrwegverpackungen klassische Beispiele 5 Im Bereich des Endtrockners und der Bogenauslage können sich viel Papierstaub und Druckpuder auf Greifern und Strahlergehäusen ablagern (oben). Um den Drucker nicht der Staub- und Puderbelastung auszusetzen und das Verschmutzen von Leitstand und Drucksaalmobiliar zu vermeiden, bietet KBA das in der Rapida-Auslage zu installierende Air Cleaning System (ACS, unten) an. Bei UV- und Hybridmaschinen erfasst es außerdem eventuelle Ozonreste Die kompakte Zeitungsrotation KBA Cortina weist nicht nur wegen des Wegfalls der Feuchtung einschließlich IPA im wasserlosen Coldset-Offsetdrucks eine hervorragende Umweltbilanz aus. Ebenso bemerkenswert sind die schmierölfrei laufenden Druckeinheiten dank Einzelantriebstechnik (oben) und der beim Kurzfarbwerk komplett wegfallende Farbnebel (unten) Bei Sandler in Marbach an der Donau (Österreich) produziert seit 2002 die weltweit erste Zwölf-Werke-Bogenoffsetmaschine mit Öko-Zertifikat, eine Rapida 105 der vorletzten Generation. Zweimal vier Druckwerke sind in je einem Wasserkreislauf von Technotrans zusammengefasst, um alkoholfrei CMYK im Schön- und Widerdruck produzieren zu können. Zweimal zwei Druckwerke laufen über je einen zusätzlichen Kreislauf, damit bei MetallicFarben der nötige Alkoholanteil von maximal 3 % gefahren werden kann. Die Druckfarben auf Pflanzenölbasis erreichen die Farbkästen per automatische Farbversorgung wahlweise vom Fass (Skalenfarben, Lacke) oder über Kartuschen (Sonderfarben) für reinigungsfähige, wiederverwendbare Abfälle. Dagegen nur recyclingfähig sind alle Papierund Verpackungsabfälle, wobei hauptsächlich Papier in den ursprünglichen Stoffkreislauf zurück gelangt; ein Großteil der Kunst- und Verbundstoffabfälle wird in den nationalen Sammelsystemen der Verbrennung zugeführt. Deshalb haben Verpackungsdruckereien eine ethische Verantwortung, gut recycelbare, schadstofffrei verbrennbare oder als Restmüll biologisch abbaubare Verpackungen zu entwickeln. Außerdem sollten Verpackungen einen optimalen Zweck bei minimalem Materialeinsatz erfüllen. Ansonsten ist die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen seit 1998 in den EG-Ländern auf Basis der Richtlinie 94/62/EG harmonisiert. Gefahrstoffmanagement • Seit Juni 2007 ist auch das Chemikalienrecht europaweit harmonisiert, und zwar auf Basis der EGVerordnung 1907/2006/EG zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH). Sie David Gask, Geschäftsführer der Polar Print Group, Leicester, investiert rund 3 Mio. Pfund in ein Projekt, in dem zwei KBA Rapida 105 IPA-frei und CO2-neutral produzieren sollen (ACS) – eine zusätzliche Absauganlage für Puder und Papierstaub sowie Ozonreste, die auf den Bogenoberflächen und durch Luftverwirbelungen der Greifer verschleppt werden. Dass KBA in der umweltorientierten Drucktechnik führend ist, erkennen immer mehr umweltbewusste Druckbetriebe. Ein aktuelles Beispiel ist die Polar Print Group in Leicester (Großbritannien). Mit KBA als wichtigem Partner will das Unternehmen eine breite Koalition umweltorientierter Lieferanten aus der Papier-, Farb- und Verbrauchsmittelindustrie schmieden. Für die Realisierung ihrer Trademark-geschützten „Printing Responsibility“,einer Unternehmensphilosophie der Einhaltung ethischer Druckstandards durch nachhaltige Emissionsminderung und CO2-neutrale Produktion, hat sich Polar nach intensiven Vergleichen mit anderen Herstellern für die Investition in zwei KBA Rapida 105 entschieden: eine Sechs-Farben-Anlage mit Hybridausstattung (Inbetriebnahme November 2007) und eine Zehn-FarbenWendemaschine (2008). Da das Unternehmen nach ISO 12647-2 produziert, waren die Qualitätssicherungssysteme an der Rapida 105 ein weiterer Entscheidungsgrund zu Gunsten von KBA. Bei der Installation der ersten Maschine kalkulierte ein unabhängiger Gutachter die entstehenden CO2-Emissionen, die durch Emissionshandel neutralisiert werden sollen. Beide Maschinen sind für den IPA-freien Druck ausgerüstet. Sie sollen möglichst ohne Belastung der Umwelt den Jahresumsatz von 4,5 Mio. Pfund um rund 2 Mio. Pfund steigern. Die Printing Responsibility wird von Umweltorganisationen wie Greenpeace,Friends of the Earth und Comic Relief unterstützt. Polar gehört beim Thema Umweltschutz zu den Top-Adressen in der britischen Druckindustrie. Bereits verliehene Umweltzertifikate sind u.a. ISO 14001, Forest Stewardship Council (FSC) und OHSAS 18001 (Gesundheit und Arbeitsschutz). umfasst die Verfügbarkeit von Gefahrgut- und Gefahrstofflisten über Gifte, brennbare oder explosionsgefährdete Flüssigkeiten, Weichmacher, Schwermetalle etc. sowie von Sicherheitsdatenblättern bezüglich Transport, Lagerhaltung, Verarbeitung und Entsorgung dieser Stoffe. Was Gefahrstoffe sind und wie sie verpackt und gekennzeichnet werden, definiert wie bisher die Richtlinie 67/548/EWG. Die neue Qualität im Chemikalienrecht liegt nunmehr in der Beweislastumkehr ähnlich der amerika- nischen Rechtsprechung. Nicht mehr der Geschädigte, sondern der Druckbetrieb muss die Zusammensetzung von Drucksachen bzw. Verpackungen lückenlos dokumentieren können. Über die Umsetzung in europäischen Druckbetrieben hinaus greift REACH ebenso beim Nachweis eingesetzter Gefahrstoffe in Druckprodukten, die außerhalb der EG, z.B. in China, hergestellt und dann in die EG eingeführt wurden. In diesem Zusammenhang war es in jüngster Vergangenheit zu Rück- 6 Umwelt rufaktionen von Spielzeug und Kinderbüchern gekommen. Selbstredend bedeutet umweltschonende Produktion den weitestgehenden Ersatz gefährlicher Stoffe durch harmlose. Produktverantwortung Integrierte Produktpolitik • Ethische Produktionsgrundsätze sind u.a. im EG-Grünbuch Integrated Product Policy (IPP) 2001 zusammengefasst. Es fordert eine Verantwortung der Hersteller für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte. Besonders relevant erscheint diese Forderung für Verpackungsdruckereien, deren Produkte möglichst umweltverträgliche Eigenschaften aufweisen oder an Mehrweg- bzw. Rücknahmezyklen teilnehmen sollten. Aber auch KBA stellt sich der Verantwortung, Druckmaschinen zu entwickeln, die unter umweltverträglichen Bedingungen produziert werden und über die gesamte Nutzungsdauer die zertifizierten bzw. ursprünglichen Emissionswerte sicherstellen. Eine herausragende Stellung nimmt KBA als Pionier des wasserlosen und zonenschraubenlosen Offsetdrucks ein, wodurch die Anwender ohne Wasser- und IPA-Einsatz produzieren und niedrigste Makulaturraten erzielen können. Umweltverträgliche Materialauswahl • In die gleiche Richtung zielt das Product Design for Environment (DfE). Hierbei geht es vor allem um die Nutzung umweltschonender Materialien – auch bei Druckerzeugnissen und Verpackungen. Biologische Abbaubarkeit oder einheitlich verwertbare Verbundmaterialien sind einige Schlagworte. KBA unterstützt DfE durch den Verzicht auf umweltbelastende Materialien, z.B. bei der Direktantriebstechnik auf Zylinderebene bei Cortina und Commander CT, die es erlaubt, Druckeinheiten schmierölfrei zu betreiben. Mit dem Product Design for Recycling (DfR) sind in der Druckindustrie z.B. gute Deinkbarkeit oder vollständige Recycelbarkeit gemeint. In Umweltmanagementsystemen gehören DfE und DfR ins Pflichtenheft. Standards und Zertifikate Ausgewählte Modelle Eigenverantwortlichkeit • Heute wird von zukunftsorientierten Unter- Wichtigste Normen der ISO-14000-Gruppe „Umweltmanagement/Verschmutzungskontrolle“ ISO 14001 14004 14010 (EN)* 14011 (EN)* 14012 (EN)* 14024 (EN) 14031 (EN) 14040 (EN) 14041 (EN) Typ Spezifikation Richtlinien Richtlinien Richtlinien Richtlinien Spezifikation Richtlinien Spezifikation Spezifikation Inhalt Anleitung zum Gebrauch von Umweltmanagementsystemen Allgemeiner Leitfaden für Grundsätze, Systeme und unterstützende Technologien bei Umweltmanagementsystemen Allgemeine Grundsätze von Audits für Umweltmanagementsysteme (Umweltaudits) Verfahrensweisen bei Umweltaudits Qualifikationskriterien für Umweltauditoren Grundlagen und Verfahren umweltbezogener Kennzeichnung/Deklaration,Typ I Bewertung der Umweltleistungen Prinzipien und Rahmenbedingungen für die Gültigkeitsdauer von Umweltmanagementsystemen Festlegung und Bestandsaufnahme des Ziels und der Reichweite von Umweltmanagementsystemen *) neu zusammengefasst in der ISO 19011 Einige international übliche Grenzwerte in der Druckindustrie Stoff Aceton (in Reinigungsmitteln) Aluminiumoxid (auf aufgerauten Offsetplatten) Benzole (in Löse- und Reinigungsmitteln) Butylacetat (Lösemittel in einigen Inkjet-Tinten) Isopropylalkohol (im Offsetdruck-Feuchtmittel) Kohlenstoffatome in Abgasen und Abluft - für Nachverbrennung - für Adsorptionsreinigung - für Biofilterung Kupfer (in galvanischen Bädern) Methylendiphenyldiisocyanat (in PUR-Klebern) Ozon (in UV- und Corona-Aggregaten) Staub (Papierfasern/-füllstoffe, Puder)* - lungengängiger Feinstaub < 10 µm - einatembarer Staub > 10 µm - Papierfaserfeinstaub < 0,5 mm (im Coldset) - Staubablagerungen auf Oberflächen Toluol (Lösemittel in Tiefdruckfarben) Xylol (Lösemittel in Tiefdruckfarben und Lacken) max. Konzentration in Luft 20 ml/m3 = 83 mg/m3 1,5 mg/m3 1 mg/m3 (2,5 g/h) 5 ml/m3 (USA), 20 ml/m3 (EG) 200 ml/m3 = 500 mg/m3 20 mg/m3 50 mg/m3 90 mg/m3 0,1 mg/m3 0,05 mg/m3 120 mg/m3 (bis zu 8 Stunden) 3 mg/m3 10 mg/m3 30 g/m3 (untere Explosionsgrenze) 350 mg/m2 190 ml/m3 = 50 mg/m3 440 ml/m3 *) Hersteller-Selbstverpflichtung: Die Mindestkorngröße von „feinem“ Druckbestäubungspuder darf um einen Medianwert (80-prozentige Häufigkeit) von 20 µm schwanken. Schalldruckexposition laut EG-Richtlinie 2003/10/EG Tagespegel ab 80 dB(A) ab 85 dB(A) ab 87 dB(A) Spitzenpegel bis 135 dB(C) bis 137 dB(C) über 137 dB(C) Schallschutzmaßnahmen Gehörschutz und Hörtest freiwillig Kennzeichnungspflicht, Gehörschutzpflicht, Hörtestanspruch außerdem Maschinenkapselung nehmen in Sachen Umwelt Eigenverantwortung erwartet – ein mittlerweile wichtiger Imageund Wettbewerbsfaktor, denn die Kunden fragen verstärkt nach umweltverträglichen Produkten. Konkret geht es um die Einführung eines Umweltmanagementsystems und/oder den Nachweis nachhaltig wirkender Technologien und Materialbeschaffung. Darüber hinaus werden bei der Einführung des Umweltmanagementsystems Kosteneinsparungspotenziale aufgedeckt. Eine Zertifizierung lohnt sich also in jedem Fall. ISO 14000 • Die internationalen Normen der ISO-14000-Reihe (siehe Tabelle S. 6 oben) regeln Einführung und Gestaltung eines Umweltmanagementsystems im Unternehmen. Die meisten Normen dieser Reihe sind auf Basis einer Europanorm (EN) auch in vielen nationalen Normen veran- kert. In der ISO 14001, nach der sich ein Unternehmen zertifizieren lassen kann, sind die wichtigsten Schritte beschrieben. Mittelpunkt eines Umweltmanagementsystems ist das Umweltprogramm, zu dessen Umsetzung sich der Betrieb verpflichtet. ISO 14040 beschreibt u.a. das Instrument Ökobilanzierung. EMAS • Das auch „Öko-Audit“ oder „Umwelt-Audit“ genannte Eco Management and Audit Scheme (EMAS) beruht auf der EG-Verordnung 761/2001/EG über die freiwillige Beteiligung an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung. EMAS ist in den EG-Staaten ähnlich weit verbreitet wie ISO 14000, geht aber weit darüber hinaus, indem es zum Erstellen einer standortbezogenen Umwelterklärung verpflichtet. Darin informiert das Unternehmen über Ziele und Wege seiner Umweltpolitik, die Umweltbilanz (Einsatz von Ressourcen und Stoffen und daraus resultierende Emissionen) und das Umweltmanagementsystem. Die Validierung der Umwelterklärung durch einen unabhängigen Umweltgutachter ist Voraussetzung, dass der Betrieb bei der zuständigen nationalen Organisation als Standort mit gültigem Umweltmanagementsystem registriert werden kann. Nachhaltigkeitsbericht • Gut fürs Image und fürs Marketing ist der Sustainability Report, den viele Aktiengesellschaften zusätzlich zum Geschäftsbericht herausgeben. Bei grafischen Unternehmen ist die AG eine durchaus gängige Rechtsform für international tätige Gruppen und Medienhäuser, aber auch für kleinere Betriebe vor allem in der Schweiz. Unabhängig von Börsennotierung, Rechtsform und Größe steht es jedem Druckbetrieb frei, zumindest im Internet über sein Umweltprogramm zu informieren. Zur Pflicht wird ein Nachhaltigkeitsbericht erst, wenn das Unternehmen in einem der Dow Jones Sustainability Indeces (DJSI World, DJSI STOXX Europe) gelistet ist. Erst im Herbst 2007 wurde der österreichische Papier- und Verpackungshersteller Mondi in beide Indizes aufgenommen. Dem ging eine Unternehmensführungsbewertung voraus, die nun jährlich wiederholt wird. Der Nachhaltigkeitsbericht hat sich aus dem früheren jährlichen Umweltbericht bzw. der mindestens dreijährlichen standortbezogenen Umwelterklärung entwickelt, umfasst aber wesentlich mehr so genannte G3-Indikatorenbereiche laut Global Reporting Initiative (GRI-Richtlinie). Neben der „Umweltleistung“ (30 Punkte) sind „Governance, Verpflichtungen, Engagement“ (17), 7 „Arbeitspraktiken, Beschäftigung“ (14), „Berichtsparameter“ (13), „Unternehmensprofil“ (10) und „Produktverantwortung“ (9) die wichtigsten Indikatoren. Sustainable Green Printing Partnership • Diese Initiative für den nachhaltigen, umweltverträglichen Druck wurde im September 2007 in den USA von der Printing Industries of America/Graphic Arts Technical Foundation (PIA/GATF), der Specialty Graphic Imaging Association (SGIA) und der Flexographic Technical Association (FTA) gegründet. Über 90% der Mitgliedsbetriebe sind überzeugt, dass die Druckereikunden künftig großen Wert auf „grün“ erzeugte Drucksachen legen werden. Nachhaltige Forstwirtschaft • Zwei Initiativen haben sich für die Zertifizierung der Holz verarbeitenden Industrie etabliert: Am bedeutendsten ist das Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC), gefolgt vom Forest Stewardship Council (FSC). Kern beider Initiativen ist MischwaldWiederaufforstung, Schonen des Waldbodens, wertvoller Waldbestände und in Wäldern lebender Völker sowie die lückenlose Dokumentation der Schutzmaßnahmen und der Chain of Custody (Stoffkette vom Holzeinschlag über den Verarbeiter und die Händler bis hin zu den Anwendern). Deshalb werden beide Umweltsiegel sowohl an Papierfabriken als auch deren Bedruckstoffsortimente und die anwendenden Druckbetriebe vergeben. Papierprofile • Auch ohne PEFCoder FSC-Siegel verpflichten sich viele Papierhersteller zu hoher Transparenz und Verantwortlichkeit in der Chain of Custody. Da sie in der Regel ISO-14000-zertifiziert sind, dokumentieren sie ohnehin Recyclinganteile, Ökobilanz, Stoffkreisläufe, Grammaturreduzierung bei bleibendem Volumen sowie Umwelt- und Sozialstandards bei der Papierproduktion und -verwendung. Eine Initiative von neun Papierherstellern bzw. -händlern (Holmen, Klippan, M-real, Myllykoski, Norske Skog, Sappi Fine Paper Europe, Stora Enso, Trebruk und UPM-Kymmene) stattet jedes Papier mit einem Paper Profile aus. In dem Dokument kann sich der Papier- Allgemeines Stofffluss-Schema eines vollstufigen Druckbetriebes. In detaillierter Ausführung, im Rahmen eines Stoffstrommanagementsystems, gehört es in jedes Umweltmanagementsystem und bildet bei Bedarf u.a. die Basis für die Erstellung auftragsbezogener CO2-Bilanzen Sankey-Diagramme in einem Stoffstrommanagementsystem können Mengen und Kosten durch Pfeildicken visualisieren Quelle: synergetic Freiburg (Meyer) einkäufer über die Lieferkette, das Umweltmanagement und alle zum Einsatz gekommenen chemischen Stoffe informieren. Beratung und Förderung • Die Einführung und Zertifizierung von Umweltmanagementsystemen begleiten Brancheninstitutionen und Behörden. Sie wissen auch über die nationalen und kontinentalen Förderprogramme Bescheid. Auf Analyse, Organisation und permanente computergestützte Auswertung (z.B. Stoffstrommanagement, auftragsbezogene CO2-Bilanzen) sind Beratungsunternehmen spezialisiert, in Deutschland z.B. Climate Partner. Werkzeuge des Umweltschutzes Chefsache Umwelt-Controlling • Umweltschutz bietet unternehmerische Chancen. Vor allem dient vorausschauender Umweltschutz der Langzeitsicherung des Unternehmens und dem Erhalt des Standortes. Darüber hinaus werden bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems Material- und Ressourcenverschwendung sowie in der Folge Potenziale zur Prozessoptimierung aufgedeckt. Umweltschutz wird Teil der Unternehmensphilosophie, weil – als Grundlage für die Umweltmanagementsystem-Einführung – die Unternehmensleitung ihre Umweltpolitik schriftlich fixieren muss. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Mitarbeitermotivation und -instruktion in Umweltfragen. Mit dem Controlling der optimierten Materialflussprozesse (z.B. mit Hilfe aktueller VOC-Bilanzen), von konkreten Umweltprojekten und der Umweltdisziplin der Mitarbeiter hält der Chef neue Führungsinstrumente in der Hand. Bei entsprechendem Erfolg, der unbedingt zertifiziert werden sollte, ist das Umweltengagement zugleich ein Marketinginstrument. Umweltmanagementsysteme • Ziele und Aufgaben des Umweltmanagementsystems werden im Dokument Umweltpolitik formuliert. Der praktische Teil beginnt mit einer umfassenden Analyse aller Prozesse unter Umweltaspekten (siehe Stoffstrommanagement) samt Darstellung entsprechender Umweltrisiken. Daraus resultiert ein Umweltprogramm, das die so genannte Umweltleistung des Unternehmens festschreibt. Diese Umweltleistung muss nicht nur konstant gehalten, sondern durch gezielte Planung und Steuerung kontinuierlich verbessert werden. Konkrete Mittel sind Kreisläufe statt Durchläufe, das Ersetzen umweltbelastender Materialien durch umweltfreundliche (z.B. pflanzenölbasierte Farben und Reinigungsmittel) und Prozessoptimierungen. Die Protokollierung der Maßnahmen und erzielten Werte erlaubt es, in regelmäßigen Abständen durch Umweltbetriebsprüfungen die Erfüllung des Umweltprogramms festzustellen. Ein Umweltprogramm beinhaltet alle Gesetze, Richtlinien und Verordnungen, die in der Branche bei der Umwelthaftung relevant sind. Zugleich werden Kompetenzen festgelegt, welche Mitarbeiter für die Einhaltung oder Optimierung welcher Prozesse verantwortlich sind. Eine empfehlenswerte Konsequenz ist die Integration von Umweltkenngrößen in das Management (MIS, Information System Branchensoftware), z.B. um kalkulierte Verbräuche und Zeiten in einer auftragsbezogenen VOCBilanz darstellen zu können. Stoffstrommanagement • Flusskostenrechnungen zeigen: Einen größeren Kostenanteil als die Arbeit haben in Druckereien Material und Energie. Neben Makulatur senkenden Technologien, die nur durch Investition in entsprechende Maschinen erworben werden können, sind deshalb weitere Einsparpoten- 8 Umwelt ziale zu erschließen. Dazu gehört die bessere Ausnutzung des Papierformats bzw. die Reduzierung von Papierschneidabfällen sowie generell jede mögliche Abfallvermeidung, aber auch die so genannte Gebäudeautomation in Produktion und Verwaltung. Denn die viel zitierten „tropfenden Wasserhähne“ sind u.a. die fehlende oder falsche Klimatisierung der Räume, fehlende Kreisläufe für die Abwärmenutzung oder dezentrale und undichte Druckluftversorgungen. Betriebe mit eigener Spedition verschenken oftmals viel Geld durch schlechte Routenplanung. Umweltorientierte Beschaffung • Dieses Werkzeug dehnt das Umweltmanagement auf den Materialeinkauf aus. Nachhaltig produzierte Papiere sowie Farben und Reinigungsmittel auf Pflanzenölbasis bedeutet dies konkret für Druckereien. Emissionshandel • Papierherstellung und Druckindustrie sind in beträchtlichem Umfang an der Treibhausgasemission, von der Politik mit dem Hauptagenten CO2 gleich gesetzt, beteiligt. So wird – zusätzlich zur Umweltzertifizierung – das Ausweisen einer neutralen CO2-Bilanz für jeden Druckauftrag zu einem attraktiven Marketinginstrument. Mit einer Stoffstrommanagement-Software wird eine CO2- Bilanz berechnet. Darin fließen der Verbrauch von Umweltressourcen, Materialien und Hilfsstoffen sowie Personaleinsatz und Transportaufwand ein. Die Emissionen werden neutralisiert, indem sie an einem anderen Ort auf der Welt wieder eingespart werden – durch den Erwerb so genannter Emissionsminderungszertifikate aus offiziell anerkannten internationalen Klimaschutzprojekten. Kritiker bezeichnen diese Zertifikate als „Ablassbriefe für ein reines Gewissen“, Befürworter argumentieren, dass es bei einem globalen Phänomen egal sei, in welchem Land letztendlich die Klimaschutzmaßnahme greift – Hauptsache, sie wird finanziert. Die Kosten für die Emissionsminderungszertifikate müssen an die Kunden weitergegeben werden, im Prinzip erhöhen sich die Drucksachenpreise dadurch aber nur unwesentlich. Dafür können die Kunden auf ihren Drucksachen werben, dass diese „klimaneutral gedruckt“ worden sind, bestätigt durch eine Urkunde von der Druckerei. Damit können umweltbewusste Kunden ihr Umweltschutzengagement auch auf den Drucksacheneinkauf ausdehnen, was bei der künftigen Auswahl des Druckdienstleisters eine gewichtige Rolle spielen kann. Emissionsarme Technologien • Am bes- ten für die Umwelt „vor Ort“ ist es selbstverständlich, die Emissionen im eigenen Betrieb zu vermeiden: durch IPA-Ersatz, Wasserlosoffset oder sonstige VOC-arme Technologien, durch umweltzertifizierte Maschinen und Direktantriebe wie z.B. KBA DriveTronic, die nicht nur ölfrei laufen, sondern auch Makulatur senken. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz • Die Umweltmaßnahmen sind zugleich ein Beitrag zu einer sicheren und sauberen Arbeitsumgebung. Das Risiko für Berufskrankheiten wird minimiert, die Mitarbeiter gehen mit einer positiven Einstellung an die Arbeit. Chancen Als Fazit seien hier noch einmal die Chancen zusammengestellt, die zertifizierte Umweltmanagement- und Stofffluss-Szenarien bieten. • Das Aufdecken von Synergiepotenzialen im Rahmen der Einführung eines Umweltmanagementsystems lohnt sich immer auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht. • Alle inner- und zwischenbetrieblichen Prozesse werden hinterfragt und können optimiert werden. • Ressourcen und Materialien werden effizienter eingesetzt. Makulaturreduzierung und Abfallvermeidung führen zu größeren Kosteneinsparungen. Beratende, fördernde und zertifizierende Institutionen (Auswahl) Kompetenz Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland D, A, CH Luxemburg Österreich Schweiz Schweiz Schweiz EU EU Europa Europa weltweit weltweit weltweit weltweit weltweit Organisation Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung Bundesverband Druck und Medien fogra Forschungsgesellschaft Druck Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung Ökopol, Projektbüro Druckindustrie Wirtschaftsministerien Bund und Länder Deutschsprachige Flexodruck-Fachgruppe AMIL Verband Druck und Medientechnik EMPA/UGRA Koordinationsstelle VOC-Reduktion i. d. Druckindustrie Verband der Schweizer Druckindustrie Europäische Kommission, Umweltschutz Aktionsplan für Umwelttechnologie (ETAP) European Flexographic Technical Association European Rotogravure Association INCA-FIEJ Research Association Intergraf PIRA International TAPPI Waterless Printing Association Internet www.bgdp.de www.bvd-online.de www.fogra.org www.hpv-ev.org www.oekopol.de www.bmwi.de www.dfta-tz.de www.amil.lu www.druckmedien.at www.ugra.ch www.voc-arm-drucken.ch www.vsd.ch ec.europa.eu/environment/index_de.htm ec.europa.eu/environment/etap/index_en.htm www.efta.co.uk www.era.eu www.ifra.com www.intergraf.org www.pira.co.uk www.tappi.org www.waterless.org Eingetragene Warenzeichen sowie Gebrauchsmuster oder Patente sind in diesem Werk nicht ausdrücklich gekennzeichnet. Daraus kann nicht geschlossen werden, dass die betreffenden Bezeichnungen frei sind oder frei verwendet werden können. Alle Zahlenangaben auf Stand November 2007 und ohne Gewähr! Diese Publikation enthält Abbildungen der Firmen und Institutionen KBA, technotrans, Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung sowie synergetic Freiburg. • Lebenszyklen bzw. Zeitpunkte der Modernisierung der Produktionstechnik werden überdacht. • Umweltdisziplin ist auch Mitarbeiterdisziplin. Umwelt-Controlling wird zum Führungsinstrument. • Druckereien differenzieren sich auch über Umweltprogramm, umweltzertifizierte Produktion, nachhaltige Papierprodukte, klimaneutrales Drucken etc., was sich effektiv im Druckereimarketing nutzen lässt. • Druckereikunden können ihr eigenes imageträchtiges Umweltengagement auf umweltfreundlich produzierte Drucksachen ausdehnen, was die Auswahl der Druckdienstleister beeinflusst. Dieter Kleeberg Dieter Kleeberg Dresdener Ring 60 61130 Nidderau, Deutschland Tel. +49 (0) 6187 3153 E-mail: [email protected] Beilage zur Kundenzeitschrift KBA Report Nr. 31 • 1/2008 (deutsche Ausgabe) Koenig & Bauer Aktiengesellschaft Werk Würzburg 97010 Würzburg, Deutschland Tel. 0931 909-0 Fax: 0931 909-4101 www.kba-print.de E-mail: [email protected] Werk Frankenthal 67225 Frankenthal, Deutschland Tel. 06233 873-0 Fax: 06233 873-3222 www.kba-print.de E-mail: [email protected] Werk Radebeul 01439 Radebeul, Deutschland Tel. 0351 833-0 Fax: 0351 833-1001 www.kba-print.de E-mail: [email protected] KBA-Metronic AG Benzstraße 11 97209 Veitshöchheim, Deutschland Tel. 0931 9085-0 Fax: 0931 9085-100 www.kba-metronic.com E-mail: [email protected]