6 Determinanten - D-MATH
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§6 Determinanten 6 6.1 Pink: Lineare Algebra HS 2014 Seite 66 Determinanten Symmetrische Gruppe Definition: Eine bijektive Abbildung von einer Menge X auf sich selbst heisst eine Permutation von X. Satz-Definition: Die Menge aller Permutationen der Menge {1, . . . , n} zusammen mit der Komposition von Abbildungen und der identischen Abbildung id als neutrales Element ist eine Gruppe, genannt die symmetrische Gruppe vom Grad n. Elemente von Sn bezeichnet man üblicherweise mit kleinen griechischen Buchstaben und schreibt ihre Operation klammernlos in der Form σ : i !→ σi. Satz: Es gilt |Sn | = n!. Definition: Ein Paar (i, j) mit 1 ! i < j ! n und σi > σj heisst ein Fehlstand von σ. Die Zahl ! "Anzahl Fehlstände von σ sgn(σ) := −1 heisst das Signum oder die Signatur oder das Vorzeichen von σ. Eine Permutation mit sgn(σ) = 1 heisst gerade, eine mit sgn(σ) = −1 heisst ungerade. Beispiel: Eine Permutation, die zwei verschiedene Ziffern vertauscht und alle übrigen Ziffern festlässt, heisst Transposition. Jede Transposition hat Signum −1. Beispiel: Eine Permutation, die k verschiedene Ziffern zyklisch vertauscht und alle übrigen Ziffern festlässt, hat Signum (−1)k−1 . Lemma: Für jedes σ ∈ Sn gilt # # (σj − σi) = sgn(σ) · (j − i). 1!i<j!n Satz: Für alle σ, τ ∈ Sn gilt: 1!i<j!n sgn(id) = 1 sgn(σ ◦ τ ) = sgn(σ) · sgn(τ ) sgn(σ −1 ) = sgn(σ) Das bedeutet, dass die Abbildung sgn : Sn → {±1} ein Gruppenhomomorphismus ist. Definition: Für jedes σ ∈ Sn betrachte die n × n-Matrix ! " Pσ := δi,σj 1!i,j!n . Satz: Die Matrix Pσ ist eine Permutationsmatrix. Umgekehrt ist jede n × n-Permutationsmatrix gleich Pσ für genau ein σ ∈ Sn . Ausserdem gilt für alle σ, τ ∈ Sn Pστ = Pσ · Pτ . Das bedeutet, dass σ !→ Pσ einen Gruppenisomorphismus von Sn auf die Gruppe aller n × n-Permutationsmatrizen induziert. §6 Determinanten 6.2 Pink: Lineare Algebra HS 2014 Seite 67 Konstruktion und Grundeigenschaften In diesem Kapitel rechnen wir in einem beliebigen kommutativen unitären Ring R. ! " Definition: Die Determinante einer n × n-Matrix A = aij 1!i,j!n ist $ det(A) := sgn(σ) · n # ai,σi . i=1 σ∈Sn Beispiel: Explizite Formeln für n = 0, 1, 2, 3. Satz: Die Determinante ist eine lineare Abbildung jeder einzelnen Zeile, das heisst: (a) Stimmen A, A′ , A′′ ausserhalb der i-ten Zeile überein, und ist die i-te Zeile von A′′ die Summe der i-ten Zeilen von A und A′ , so gilt det(A′′ ) = det(A) + det(A′ ). (b) Entsteht A′ aus A durch Multiplikation einer Zeile mit einem Skalar λ ∈ R, so gilt det(A′ ) = λ · det(A). Dieselben Aussagen gelten für Spalten anstelle von Zeilen. Satz: Es gilt det(AT ) = det(A). Satz: Für jede Permutation σ ∈ Sn gilt det(Pσ ) = sgn(σ). Satz: Für jede Blockdreiecksmatrix der Form A = ⎛ ⎜ ⎜ ⎝ ′ A B ⎞ ⎟ ⎟ ′′ ⎠ O A oder ⎛ ⎜ ⎜ ⎝ ′ A B ′ O ⎞ ⎟ ⎟ ′′ ⎠ A mit quadratischen Matrizen A′ und A′′ und der jeweiligen Nullmatrix O gilt det(A) = det(A′ ) · det(A′′ ). ! " Satz: Für jede obere oder untere Dreiecksmatrix A = aij 1!i,j!n gilt det(A) = n # aii . i=1 Folge: Insbesondere gilt det(In ) = 1. Satz: Für je zwei n × n-Matrizen A und B gilt det(AB) = det(A) · det(B). §6 Determinanten 6.3 Pink: Lineare Algebra HS 2014 Seite 68 Berechnung der Determinante Satz: Die Determinante verhält sich unter elementaren Zeilenoperationen wie folgt: Entsteht A′ aus A durch . . . (a) Addition eines Vielfachen einer Zeile zu einer anderen, so gilt det(A′ ) = det(A). (b) Multiplikation einer Zeile mit einem Skalar λ ∈ R, so gilt det(A′ ) = λ · det(A). (c) Vertauschen zweier Zeilen, so gilt det(A′ ) = − det(A). Die entsprechenden Aussagen gelten für elementare Spaltenoperationen. Über einem Körper lässt sich die Determinante daher mit Gauss-Elimination berechnen. Beispiel: Ist eine Zeile oder Spalte von A eine Linearkombination der übrigen, so gilt det(A) = 0. Beispiel: Für beliebige a1 , . . . , an ∈ R hat die ⎛ 1 ! j−1 " ⎜ A := ai 1!i,j!n = ⎝ ... 1 n × n-Matrix ⎞ a1 a21 . . . an−1 1 .. .. . . .. ⎟ . . . . ⎠ an a2n . . . ann−1 die Vandermonde-Determinante det(A) = # (aj − ai ). 1!i<j!n §6 Determinanten 6.4 Pink: Lineare Algebra HS 2014 Seite 69 Zeilen- und Spaltenentwicklung Konstruktion: Sei A eine n × n-Matrix mit n > 0. Für jedes Paar von Indizes 1 ! i, j ! n sei Aij diejenige (n − 1) × (n − 1)-Matrix, die durch Streichen der i-ten Zeile und der j-ten Spalte aus A entsteht. Satz: Für jedes 1 ! i ! n gilt det(A) = n $ (−1)i+j · aij · det(Aij ). n $ (−1)i+j · aij · det(Aij ). j=1 Für jedes 1 ! j ! n gilt det(A) = i=1 Definition: Die Adjunkte von A ist die Matrix ! " Ã := (−1)i+j · det(Aji ) 1!i,j!n . Satz: Es gilt A · Ã = Ã · A = det(A) · In . Satz: Eine quadratische Matrix A über einem Körper ist invertierbar genau dann, wenn det(A) ̸= 0 ist. In diesem Fall gilt weiter det(A−1 ) = det(A)−1 und A−1 = det(A)−1 · Ã. Beispiel: Für jede invertierbare 2 × 2-Matrix gilt + ,−1 + , a b 1 d −b = · . c d ad − bc −c a §6 Determinanten 6.5 Pink: Lineare Algebra HS 2014 Seite 70 Ähnlichkeit und Determinante eines Endomorphismus Sei K ein Körper. Definition: Zwei n × n-Matrizen A und B über K heissen ähnlich oder zueinander konjugiert, wenn eine invertierbare n × n-Matrix U über K existiert mit B = UAU −1 . Satz: Dies ist eine Äquivalenzrelation. Satz: Ähnliche Matrizen haben dieselbe Determinante. Satz: Sei f ein Endomorphismus eines endlich-dimensionalen K-Vektorraums V . Dann sind die Darstellungsmatrizen MB,B (f ) bezüglich beliebiger geordneter Basen B von V zueinander ähnlich. Insbesondere ist det(MB,B (f )) unabhängig von B. Definition: Das Element det(f ) := det MB,B (f ) ∈ K heisst die Determinante von f . Satz: Für alle Endomorphismen f und g eines endlich-dimensionalen K-Vektorraums V gilt: (a) (b) (c) (d) (e) det(idV ) = 1. det(g ◦ f ) = det(g) · det(f ). Die Abbildung f ist ein Automorphismus genau dann, wenn det(f ) ̸= 0 ist. Für jeden Automorphismus f gilt det(f −1 ) = det(f )−1 . ∼ Für jeden Isomorphismus h : V → W gilt det(h ◦ f ◦ h−1 ) = det(f ).