Musik - Around the World in 14 Films
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Musik - Around the World in 14 Films
STUDIOCANAL präsentiert in Zusammenarbeit mit ANTON CAPITAL ENTERTAINMENT Ein Film von JOEL COEN & ETHAN COEN mit OSCAR ISAAC, CAREY MULLIGAN, JOHN GOODMAN, GARRETT HEDLUND, JUSTIN TIMBERLAKE u.v.a. Im Verleih von H Besetzung / Stab / Technische Daten INHALT H . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 One Line Synopsis / Kurzinhalt / Pressenotiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Langinhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Produktionsnotizen Das Drehbuch Die Besetzung Die Musik Die Produktion Kamera, Szenenbild und Kostüm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Eine Unterhaltung mit T Bone Burnett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 DIE WELT VON LLEWYN DAVIS von Elijah Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 ANOTHER DAY, ANOTHER TIME – Randnotizen zum Soundtrack von John Jeremiah Sullivan . . . . . . . . 38 Die Musik zum Film Die Buchvorlage zum Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 VOR DER KAMERA HINTER DER KAMERA Oscar Isaac Carey Mulligan John Goodman Garrett Hedlund Justin Timberlake Joel & Ethan Coen Scott Rudin Robert Graf Bruno Delbonnel Jess Gonchor Mary Zophres T Bone Burnett Marcus Mumford . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Oscar Isaac Carey Mulligan John Goodman Garrett Hedlund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Llewyn Davis Jean Berkey Roland Turner Johnny Five Justin Timberlake . . . . . . . . Jim Berkey Max Casella . . . . . . . . Pappi Corsicato F. Murray Abraham . . . . . . . . Bud Grossman Regie & Drehbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kamera . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Szenenbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kostüm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausführender Musikproduzent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Produzenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausführende Produzenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lauflänge Format Bild FSK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Minuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . digital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,85:1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . beantragt ab 6 Jahren 4 Joel & Ethan Coen Bruno Delbonnel Jess Gonchor Mary Zophres Roderick Jaynes T Bone Burnett Scott Rudin Joel & Ethan Coen Robert Graf Olivier Courson Ron Halpern INSIDE LLEWYN DAVIS, die neue Komödie der Coen-Brüder, ist ein faszinierender Einblick in das turbulente Leben des Sängers und Songwriters Llewyn Davis und dessen Suche nach dem großen Durchbruch im New York der 60er Jahre. New York, 1961. Was macht ein erfolgloser New Yorker Musiker ohne ein Zuhause? Was passiert, wenn er fast jede Nacht auf einer anderen Couch schläft und dabei mal die Frau eines Freundes schwängert und mal die geliebte Katze eines anderen aussperrt? Und was, wenn er diese Katze dann einfach nicht mehr los wird? Llewyn Davis (Oscar Isaac) lebt für die Folkmusik, doch der große Durchbruch lässt auf sich warten. Während sich in den Clubs von Greenwich Village aufstrebende Musiker die Klinke in die Hand geben, pendelt Llewyn zwischen kleinen Gigs und Songaufnahmen. Nacht für Nacht sucht er einen neuen Platz zum Schlafen und landet dann meist bei befreundeten Musikern wie Jim (Justin Timberlake) und Jean (Carey Mulligan), mit denen ihn mehr als eine oberflächliche Freundschaft verbindet. Doch Llewyn kann seine Gefühle nur in der Musik und nicht im echten Leben äußern, und so lässt er sich weitertreiben – von New York bis Chicago und wieder zurück, ganz wie die Figuren in den Folksongs. Mit ihrem neuen Film INSIDE LLEWYN DAVIS entführen Joel & Ethan Coen („True Grit“) auf einen faszinierend-skurrilen Trip durch die lebhafte Folkszene New Yorks in den frühen 60er Jahren – die Wiege von Musiklegenden wie Bob Dylan und Joni Mitchell. Oscar Isaac („Drive“) brilliert in der Hauptrolle des eigenwilligen Folksängers, dessen Versuche, im Leben und in der Musik Fuß zu fassen, die Verlorenheit einer ganzen Generation spiegeln. An seiner Seite begeistern u.a. Carey Mulligan („The Great Gatsby“) und Justin Timberlake („The Social Network“), die ebenso wie Isaac alle Songs im Film live singen. Und auch die weiteren Rollen sind u.a. mit Garrett Hedlund („On the Road – Unterwegs“), John Goodman („Argo“) und F. Murray Abraham („Amadeus“) hochkarätig besetzt. Joel & Ethan Coen, die das Drehbuch schrieben und Regie führten, ha- ben nun wieder in ihrer Heimatstadt New York gedreht und folgen mit INSIDE LLEWYN DAVIS ihrer lange gehegten musikalischen Leidenschaft, die sie einmal mehr mit Erfolgsproduzent T Bone Burnett („O Brother, Where Art Thou – Eine MississippiOdyssee“) zusammenbringt. Mit Unterstützung von Marcus Mumford, Sänger und Songwriter einer der aktuell angesagtesten britischen Bands, „Mumford & Sons“, entstand ein Soundtrack, der auf geniale Art und Weise moderne und klassische Musiktraditionen verbindet. Für die visuelle Umsetzung von INSIDE LLEWYN DAVIS zeichnet Bruno Delbonnel („Die fabelhafte Welt der Amélie“) verantwortlich. 5 1961, Winter. Greenwich Village, New York. Auf der Bühne des Gaslight Cafés beendet Llewyn Davis (OSCAR ISAAC) seinen Auftritt mit einem letzten Song („Den habt ihr vermutlich schon mal gehört, aber egal – wenn es niemals neu war und niemals alt wird, dann ist es ein Folksong …“). Als er die Bühne verlässt, erfährt Llewyn, dass jemand draußen vor der Hintertür auf ihn wartet. In der Gasse trifft er auf einen dünnen Mann, der sich im Schatten bewegt und dessen Züge nicht erkennbar sind. Der Mann tritt seine Zigarette aus, nähert sich Llewyn und schlägt ihm ohne Vorwarnung ins Gesicht. „Wiedergutmachung“, sagt der Mann. neues Album – seine erste Soloplatte, seitdem sein Gesangspartner Selbstmord begangen hat, wie Blei in den Regalen liegt. Ohne Geld und ohne Möglichkeiten nimmt Llewyn die U-Bahn zum bescheidenen Häuschen seiner Schwester Joy in Queens. Er will sich Geld von ihr leihen, was Joy sich allerdings kaum leisten kann. Llewyn wundert sich, ob noch Geld übrig ist vom Verkauf des Hauses seiner Eltern – aber Joy sagt ihm, es sei auf einem Treuhandkonto angelegt. Außerdem bräuchte man das Geld, um die Rechnungen des Pflegeheimes ihres Vaters zu begleichen. Joy erinnert daran, dass er – wie ihr Vater – die Genehmigung besitzt, für die Handelsmarine in See zu stechen. Llewyn könne jederzeit anheuern, wenn die Finanzen eng werden. Am nächsten Morgen erwacht Llewyn auf dem Sofa seiner Freunde Mitch (ETHAN PHILLIPS) und Lillian Gorfein (ROBIN BARTLETT), schöngeistige Akademiker, die in der Upper West Side von New York leben. Weil er selbst keine Wohnung hat, kein Geld, keinen Wintermantel, der ihn gegen die schneidende Kälte schützen könnte, zieht er sich regelmäßig auf ihr Sofa zurück. Er ist noch gar nicht richtig wach, als Llewyn in den Hausgang stolpert und die Tür hinter sich zufallen lässt. Er ist ausgesperrt – und mit ihm die Katze der Gorfeins. Weil ihm kein anderer Ausweg bleibt, nimmt er die Katze mit ins Village, wo er sie in der Wohnung seines besten Freundes, Jim Berkey (JUSTIN TIMBERLAKE), ebenfalls ein Folksänger, und dessen Frau Jean (CAREY MULLIGAN) deponiert, in die er über die Feuerleiter eingestiegen ist. Wieder in Manhattan wartet eine Nachricht auf Llewyn. Er hat einen Job. Weil ein Musiker kurzfristig bei einer Studiosession für Columbia Records absagen musste, könne er die Anstellung haben, wenn er sie haben wolle. Als Jim, Llewyn und ein weiterer Musiker, Al Cody (ADAM DRIVER), „Please, Mr. Kennedy“ einüben, spottet Llewyn über das Lied, einen ulkigen Novelty-Song über ein Wettrennen im Weltall – nur um zu erfahren, dass es von Jim geschrieben wurde. Schließlich lässt er sich mit 200 Dollar ausbezahlen und verzichtet auf jegliche Rechte an der Aufnahme, was sich später noch bitter rächen soll. Bei einem Zwischenstopp bei Legacy, um seine Post abzuholen, fragt Llewyn die Sekretärin Ginny, ob sie irgendetwas von Bud Grossman gehört hat. Ein Monat ist vergangen, seitdem Llewyn ein Exemplar seines Albums an den einflussreichen Musikproduzenten geschickt hat. Bisher hat er sich noch nicht zurückgemeldet. „Nichts“, sagt Ginny zu ihm und schickt ihn Die Situation spitzt sich zu, als Jean Llewyn sagt sie sei schwanger – von ihm. Er müsse für die Abtreibung aufkommen. Und wenn er erwarte, die Nacht in ihrer Wohnung zu verbringen, müsse er auf dem Boden schlafen. In dem winzigen Büro seines Musiklabels, Legacy Records, erfährt Llewyn, dass sein 6 Ohne Schlafplatz und mit der herrenlosen Katze im Arm steuert Llewyn die Wohnung von Al Cody an, der ihm erzählt, dass zwei Freunde nach Chicago fahren wollen und noch nach einem Mitfahrer suchen, der sich am Benzingeld beteiligen will. An einem tristen und eisigen Straßeneck im Greenwich Village hält ein riesiger viertüriger Personenwagen an. Llewyn riskiert einen Blick durch die Windschutzscheibe. Drinnen befindet sich Roland Turner (JOHN GOODMAN), ein übergewichtiger Jazzmusiker mit einem Ziegenbärtchen, einer Feder in seinem Fedora-Hut und einer Tierfetisch-Krawattennadel. Am Steuer sitzt sein cooler Kompagnon, Johnny Five (GARRETT HEDLUND). Nur diese Fahrt nach Chicago trennt Llewyn vor einem Vorspieltermin für Bud Grossman in dessen Club, dem Gate of Horn. Alle Hoffnungen Llewyns ruhen darauf. Mit seiner Gitarre im Gepäck und die Katze an den Körper gepresst, setzt er sich neben Roland ins Auto und ist fortan gezwungen, den endlosen, frei assoziierten Tiraden des Nebenmannes zu lauschen. mit einem Karton seiner Platten seiner Wege. Als ihm die verschwundene Katze der Gorfeins unerwartet in der MacDougal Street über den Weg läuft, glaubt Llewyn, dass ihm das Glück fortan hold sein wird. Mit der namenlosen Katze und den unverkauften Exemplaren von „Inside Llewyn Davis“ unterm Arm steuert er die Wohnung von Al Cody an, um dort die Platten abzuladen und auf Als Sofa zu schlafen. Aber Al schickt ihn wieder weg – er erwartet Besuch von seiner Freundin und kann daher keine Gäste gebrauchen. In der Praxis von Dr. Ruvkin erwartet Llewyn sogleich der nächste Rückschlag. Llewyn will einen Termin für Jeans Abtreibung klären und gleich dafür zahlen, als er von dem Arzt erfährt, er habe noch eine Abtreibung „vom letzten Mal“ gut: Vor einem Jahr hatte er für den Eingriff an Diane gezahlt, aber, so erzählt Dr. Ruvkin, sie habe sich in letzter Minute umentschieden. („Diane hat dir nichts davon gesagt? Sie bat mich, sie an einen Arzt in Cleveland zu überweisen … Sie hatte sich entschieden, das Baby auszutragen …“) Bei einem Zwischenstopp in einem einsamen Schnellimbissrestaurant findet Llewyn den leblosen Körper Rolands im Herrenklo. Gemeinsam mit Johnny Five gelingt es ihm, den riesigen Mann wieder aufzurichten und zum Auto zu bringen. Aber damit beginnen die Probleme erst so richtig. Mitten in der Nacht werden sie von einem Polizisten geweckt, dem es nicht gefällt, dass die drei Männer am Straßenrand im Auto schlafen. Als Johnny sich zur Wehr setzt, wird er festgenommen und weggebracht – er hat immer noch die Schlüssel bei sich. Llewyn fährt zurück nach Uptown, um endlich die Katze wieder zu den Gorfeins zu bringen, und nimmt eine Einladung zum Abendessen von Mitch und Lillian an. Als Mitch eine Gitarre hervorholt und Llewyn bittet, ein Lied für seine Gäste zu spielen – und Lillian ankündigt, die Harmonien zu übernehmen, die früher sein toter Partner Mike übernommen hat –, rastet Llewyn aus. Schnell kippt die Stimmung. Und während noch gestritten wird („Ich bin kein dressierter Pudel! Ich bestreite damit mein Leben!“), entdeckt Lillian, dass die Katze, die Llewyn mitgebracht hat, nicht die ihre ist. Mit unwiderlegbaren Beweisen konfrontiert („Wo ist sein Hodensack?“), muss Llewyn ihr Recht geben. Mit dem komatösen Roland Mitten im Nirgendwo gestrandet, hat Llewyn endgültig genug. Er lässt das Auto und die Katze zurück und nimmt einen Greyhound Bus nach Chicago. Jetzt, vor Bud Grossman, soll sich sein Schicksal entscheiden … 7 Als sie mit ihren Recherchen begannen und sich mehr mit der Periode auseinandersetzten, um das Konzept zu entwickeln und das Drehbuch zu schreiben, merkten die Brüder, dass sich der Stoff wie von selbst und ganz entspannt zusammenfügte. „Uns hat die Musik dieser Zeit immer schon interessiert, das so genannte Folkrevival der späten Fünfzigerjahre, die florierende Folkmusikszene im Village, bevor Dylan auftauchte – die Musik, die in jener Szene produziert und gespielt wurde, die man als Beatnik-Szene der Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre kannte“, sagt Joel Coen. „Diese Periode dauerte bis zu den frühen Sechzigerjahren an, und die meisten Leute haben nie davon gehört.“ „Wir kannten uns mit der Musik bereits ziemlich gut aus. Wenn man auf Dylan steht, wie das bei Ethan und mir der Fall ist, dann fängt man automatisch an, sich mit dieser Musik auseinanderzusetzen, weil Dylan sich so sehr und so interessant auf sie beruft. Er ist ein überaus spannender Interpret dieser Musik“, sagt Joel. Den Coen-Brüdern waren die Lieder der Zeit indes bestens vertraut. Besonders hatte es ihnen ein Buch angetan, das der Folkmusiker Dave Van Ronk mit Blick auf diese Periode geschrieben hatte. Das Buch heißt „The Mayor of MacDougal Street“. „Wenn man es nur weit genug zurückverfolgt, dann landet man unweigerlich bei Americana, dieselbe Art von Musik, derselbe Familienbaum, dieselbe Spezies Lied, die wir auch bei O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?, 2000) verwendeten“, meint Joel mit Verweis auf den erfolgreichen Film der Brüder von 2000. „Diese Art traditionellen amerikanischen Liedguts beschäftigt uns seit langem. Wir glauben, dass das Revival der Folkmusik der Fünfzigerjahre in Teilen auch ein Revival der Formen von traditioneller amerikanischer Folkmusik war, die uns längst bewusst war und die wir sehr lieben.“ „Es handelt sich um Van Ronks Memoiren, die er zwar beginnen konnte, aber vor deren Vollendung er verstarb“, sagt Ethan Coen. „Sein Freund, der Journalist Elijah Wald, stellte es im Grunde für ihn fertig. Es sind weniger seine Memoiren als eine Sammlung von Interviews mit Dave.“ Die Faszination für das Buch veranlasste die Coens, sich noch intensiver mit Van Ronks Geschichte und seiner Musik sowie der Zeit im Allgemeinen auseinanderzusetzen und eine fiktive Geschichte über einen Folksänger dieser Szene darauf basieren zu lassen. „Viel von dieser Musik ist ausgesprochen schön. Und aus ihrem Revival entwickelte sich das, was wir heute als diese Sänger-Songwriter-Sache ansehen, die ja doch sehr anders ist als die traditionelle Folkmusik.“ Ethan erinnert sich: „Eines Tages sagte Joel einfach nur: ,Wie findest du das? Das ist doch ein toller Anfang für eine Geschichte: Ein Folksänger wird in einer dunklen Gasse hinter Gerde’s Folk City verprügelt …’ Wir dachten über die Szene nach und überlegten uns, was der Grund dafür sein könnte, dass jemand einen Folksänger vermöbeln will. Danach ging es darum, sich ein Drehbuch einfallen zu lassen, einen Film, der sich aus diesem Ereignis ergibt und es zugleich erklärt.“ Wie Dylan diese Folkmusik und das LiedermacherPhänomen, das daraus erwuchs, für sich vereinnahmte und was er damit anstellte, beschäftigt die Coens sehr. Aber für die Geschichte, die sie in ihrem Film erzählen wollten, wollten sie sich auf eine frühere Phase in der Geschichte der Folkmusik konzen- 8 trieren: die Zeit knapp vor Dylan – und eben nicht die Richtung, in die er die Musik steuerte. „Die Leute wissen viel mehr über Dylan – seine Geschichte und seine Musik – als über diese Periode, weil er eine so wichtige und Ton angebende Figur war“, erklärt Joel Coen. „Als er 1961 auftauchte, änderte sich alles schlagartig.“ „Green Rocky Road“ –, Oscar Isaacs Darbietungen im Film aber nicht versuchen, Van Ronks Stil per se zu kanalisieren.) Die Lieder in INSIDE LLEWYN DAVIS stammen aus derselben Familie amerikanischer Musik, die auch O Brother, Where Art Thou? – Eine MississippiOdyssee inspiriert hatte. Eine enge Verwandtschaft zwischen den beiden Filmen ist unverkennbar, auch wenn sie sich in Ton, Inhalt und Stil voneinander unterscheiden. „Wir wollten noch einen Film machen, der von Musik angetrieben ist – und in diesem Sinne kann man die beiden Filme durchaus in einem Atemzug miteinander nennen“, meint Joel. Die Coens vertieften sich in die Folkperiode der späten Fünfziger- und sehr frühen Sechzigerjahre und studierten diverse Dokumentationen, darunter eine, die John Sebastians Bruder über Vince Martin gemacht hatte – eine Persönlichkeit der Village-Szene dieser Zeit: Gemeinsam mit dem Sänger Fred Neil trat er damals als Duo Martin and Neil auf. Wie die Musik in den beiden Filmen präsentiert wird, ist allerdings grundlegend verschieden. Ein Aspekt dieser Ära, der die Brüder besonders faszinierte, war das Streben nach Authentizität, das so viele Folkkünstler und aufstrebende Liedermacher dieser Zeit antrieb. Sie alle, so scheint es, einte eine abgrundtiefe Abscheu vor Erfolg und künstlerischem Ausverkauf. „Wir wollten, dass in diesem Film ganze Lieder ausgespielt werden“, sagt Ethan. „O Brother setzte Musik auf konventionellere Weise ein. Man hört kleine Fetzen auf dem Soundtrack. Hier wollten wir, dass ganze Lieder vollständig gespielt werden. Tatsächlich beginnt der Film auch auf diese Weise. Man sieht, wie Llewyn drei Minuten lang ein Lied spielt. Uns gefiel diese Idee. Man weiß nicht, wo man sich im großen Zusammenhang des Films und seiner Welt befindet – es gibt noch keine Geschichte. Man wohnt einfach nur diesem Auftritt bei.“ „Wenn man über diese Szene liest, fällt einem unweigerlich dieses manische Streben nach Authentizität auf“, meint Joel. „Da gibt es Typen wie Elliott Adnopoz, der Sohn eines Neurochirurgen aus Queens, der sich Ramblin’ Jack Elliott nannte. In unserem Film gibt es eine Figur, die singt und Gitarre spielt, einen Cowboyhut trägt und sich Al Cody nennt. Sein wirklicher Name ist Arthur Milgram.“ Ein weiteres Bindeglied zwischen INSIDE LLEWYN DAVIS und einigen früheren Filmen der Coens ist die enge Zusammenarbeit der Brüder mit dem ausführenden Musikproduzenten T Bone Burnett. „T Bone ist von Anfang an ein Teil der Mischung, wenn wir mit dem Verfassen des Drehbuchs beginnen und noch nicht genau wissen, wie die Musik sein wird; wenn wir einfach nur wissen, dass es da eine Figur geben wird, die Musik spielt“, sagt Joel. „Die folgenden Entscheidungen und das Niederschreiben des Drehbuchs haben oft unmittelbar mit Gesprächen mit T Bone zu tun, in denen wir einfach Ideen sammeln.“ Die Brüder sahen sich auch Varietéshows der Ära an und lasen Dylans Memoiren, in denen er ausführlich darüber erzählt, wie die Musikszene aussah, als er in New York ankam, also zu der Zeit, in der INSIDE LLEWYN DAVIS angesiedelt ist. Vor allem aber war es Dave Van Ronks Autobiographie über die Musikszene im Village und ihr Vorleben, die als Leitstern diente für die Geschichte, die sie erzählen wollten. „Dave Van Ronk war kein Liedermacher“, sagt Ethan Coen. „Er schrieb ein paar Lieder, aber das war nicht sein Ding. In erster Linie sang er traditionelle Folksongs, Lieder, die man auf mannigfaltige Weise interpretieren und aufführen konnte“ – und an die der Interpret mit jeder erdenklichen Freiheit herangehen konnte. (Ethan betont, dass die Figur Llewyn Davis im Film viele Lieder spielt, die mit Van Ronk in Zusammenhang gebracht werden können – Lieder wie „Hang Me“, „Dink’s Song“ und 9 in einer Seitengasse von ihrem nicht minder authentischen Hinterlandehemann Prügel bekommt. Im Drehbuch der Coens lernt das Publikum die Figur Llewyn Davis an einem Kreuzweg seines Lebens und seiner Karriere kennen, während er 1961 ziellos durch die Folkszene New Yorks treibt. Als sie mit dem Schreiben begannen, gingen die Brüder als Startpunkt von dem ersten Bild aus, in dem ein Folksänger in einem finsteren Seitengässchen zusammengeschlagen wird. Sie stellten sich folgende Frage: Wie kam die Figur an diesen Punkt? Welche Ereignisse führten dazu? Das Drehbuch beginnt und endet damit, dass Llewyn außerhalb des Gaslight Cafés vermöbelt wird. Auf den letzten Seiten des Skripts gerät Llewyn in eine missliche Lage, die der vom Beginn des Films auf regelrecht mysteriöse Weise ähnelt. „Uns war von Anfang an klar, dass unsere Geschichte eine kreisförmige Struktur haben sollte“, sagt Joel. „Noch bevor die ganze Geschichte durchdacht war, hatten wir die Idee, dass wir am Ende wieder da landen wollten, wo der Film begonnen hatte. Und wir wollten, dass sich die Handlung in einem sehr knapp begrenzten Zeitraum abspielen sollte, ein kleiner Abschnitt nur – eine knappe Woche etwa.“ Die Coens selber sagen, dass sie bestenfalls eine Grundvorstellung haben, welche Geschichte sie erzählen wollen, wenn sie sich zusammensetzen, um ein Drehbuch zu schreiben. „Wir schreiben nie, auch bei diesem Film nicht, eine Outline oder versuchen zu überlegen, was passieren oder in welche Richtung sich das Drehbuch entwickeln wird“, sagt Ethan. „Wir schreiben einfach die erste Szene nieder und sehen dann weiter, wohin uns das führt.“ „In diesem Fall wussten wir allerdings schon, wie die Geschichte enden sollte“, merkt Joel an. „Uns war es beim Schreiben außerdem ein Anliegen, genau festzulegen, an welchem Punkt dem Publikum bewusst werden sollte, dass die Geschichte, wenn man so will, wieder in der Gegenwart ankommt“, sagt Ethan. „Wann soll der Zuschauer mitbekommen, dass die Geschichte im Grunde einen Kreis beschreibt?“ Als wir ihm erstmals begegnen, ringt Llewyn darum, als Solokünstler Fuß zu fassen, nachdem sein Gesangspartner Mike Timlin Selbstmord begangen hat. Was seine Situation noch schlimmer macht: Llewyn hat keine eigene Wohnung oder das nötige Geld, sich eine eigene Wohnung zu leisten. Also schläft er auf Sofas irgendwo in der Stadt und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Die Brüder erklären, dass sie die Abschlussszene im Gaslight sehr sorgfältig konstruierten: „Erst ganz am Ende der Szene, wenn wir wieder miterleben, wie Llewyn ,Hang Me’ im Gaslight spielt – wie er es bereits zu Beginn des Films getan hat –, lassen wir durch gewisse Details durchschimmern, dass es sich um den identischen Moment wie am Anfang handelt“, erklärt Joel. Llewyn ist es wie so vielen Folksängern der Zeit ernst mit seinem Bedürfnis nach Authentizität – er will sich auf keinen Fall verkaufen. Einerseits strebt er nach Erfolg, fast schon verzweifelt, um wenigstens ein bisschen Geld mit seiner Musik zu verdienen. Andererseits will er sich selbst auf jeden Fall treu bleiben. Eine Ironie des Drehbuchs besteht darin, dass Lleywn in dem Moment, in dem er eine wirklich authentische Country-Folksängerin aus dem Hinterland hört, nicht anders kann, als sich über sie lustig zu machen – was schließlich dazu führt, dass er „Den Song könnte Llewyn schließlich an jedem beliebigen Abend vortragen – er ist fester Bestandteil seines Repertoires. Wir mussten also sehr spezifisch überlegen, wie man vermittelt, dass Llewyn nicht einfach nur denselben Song ein zweites Mal spielt, sondern dass es sich um die exakt selbe Performance wie zu Beginn des Films handelt“, meint Ethan. Joel sagt: „Die Einstellung, (wenn Llewyn nach Ende des Lieds die Bühne verlässt), wird von der Kamera etwas anders festgehalten als am Anfang, aber die 10 Llewyn muss körperlich ein paar Schläge einstecken, aber auch psychisch hagelt es Treffer. Seine von ständigen Streits geprägte Beziehung zu Jean Berkey, der Frau seines besten Freundes, lastet schwer auf den jungen Sänger. Jean schläft mit Llewyn, was sie aber nicht davon abhält, ihn verbal mit ein paar schweren Breitseiten zu attackieren, ihm einen Mangel an Ambition vorzuhalten und ihm zu prophezeien, dass er sich in einer Sackgasse befindet – und dass alles, was er berührt, zum Scheitern verdammt ist. Als er einen Job bekommt, bei der Aufnahme eines seiner Ansicht nach unsäglichen Songs über den neu gewählten Präsident Kennedy mitzuspielen, gelingt es ihm, selbst dann den Kürzeren zu ziehen, als sich das Lied wider Erwarten zum Erfolg mausert. Die Platte, die Llewyn selbst aufgenommen hat, liegt dagegen wie Blei in den Regalen. Seine einzige noch verbliebene Hoffnung ist es, von Bud Grossman, einem in Chicago ansässigen Musikproduzenten und Manager, unter Vertrag genommen zu werden. Die einmalige Gelegenheit für einen Vorspieltermin bei dem legendären Grossman bietet sich aus heiterem Himmel, als ein bizarres Duo – der Jazzmusiker Roland Turner und sein Begleiter Johnny Five – auf den Plan tritt. Sie planen eine Autofahrt quer durchs Land und suchen gegen Benzingeld noch nach einem Mitfahrer. Llewyn ist dabei. Szene wiederholt denselben Dialog. So erkennt man, dass man demselben Auftritt beiwohnt, nur aus einem anderen Blickwinkel.“ Dazu kommt noch, dass die Einstellung noch zusätzliche Informationen enthält und etwas länger ist. Llewyn singt einen Refrain von „Fare Thee Well (Dink’s Song)“ nach „Hang Me“. An diesem Punkt ist der Auftritt zu Ende und er geht von der Bühne. Der Kreis der Geschichte hat sich damit geschlossen. Die Figuren, die Llewyns Geschichte bevölkern, setzen sich zusammen aus Impressionen, die die Coens von gewissen historischen Figuren haben, und Schöpfungen, die komplett ihrer Fantasie entsprungen sind. Jean und Jim Berkey zum Beispiel erinnern auf gewisse Weise, speziell wenn sie mit ihrem Freund Troy Nelson im Gaslight auftreten, an Peter, Paul and Mary. „Wir sind sogar so weit gegangen, sie im Drehbuch ein Lied von Peter, Paul and Mary singen zu lassen – ,500 Miles’“, erklärt Joel. Und Ethan fügt hinzu: „Es gab tatsächlich einen Act, der sich Jim and Jean nannte, aber von ihnen und ihrem Act haben wir wirklich nur den Namen übernommen. Ich habe keine Ahnung, wie sie als Menschen waren. So wie man Jim und Jean bei uns im Film erlebt, sind sie eine komplette Erfindung von uns. Für uns sind Jim und Jean Stellvertreter für eine etwas sauberere Version der Folkszene.“ Llewyns Reise nach Chicago ist lose inspiriert von einem Vorfall in Van Ronks Leben, bei dem Van Ronk einen besonders peinlichen Vorspieltermin bei dem bekannten Folkmanager Al Grossman (das Vorbild für den Bud Grossman im Drehbuch) erdulden musste. „Bei der Figur des Roland Turner ließen wir uns von diesen Old-School-Jazzjungs aus New Orleans inspirieren. Und Dr. John“, berichtet Ethan Coen. „Roland ist an der Oberfläche aus mehreren verschiedenen Leuten zusammengesetzt.“ Ethan sagt: „Die Reise nach Chicago ist in Van Ronks Erinnerungen keine große Sache, aber wir fanden, dass es in dem Film so sehr um New York geht, dass der kleine Roadtrip eine willkommene Umleitung darstellen würde. Wir fanden, dass es sich um einen interessanten Kontrast handeln würde, an dem sich New York auf interessante Weise spiegeln könnte.“ Llewyn selbst ist ein waschechtes Original, eine komplett fiktionale Figur. INSIDE LLEWYN DAVIS – der Titel ist eine Referenz an das Van-Ronk-Album ,Inside Dave Van Ronk’ aus dem Jahr 1963 – dreht sich eben nicht um Van Ronk. Llewyns Verlust seiner Arbeitslizenz ist eine weitere Vignette, die die Coens dem Leben Van Ronks entlehnten (obwohl Van Ronk zweimal mit der Handelsmarine in See stach, kehrte er nie mehr aufs Meer zurück, nachdem er seine Seemannsbescheinigung verloren hatte). Aber darüber hinaus ist Llewyns Odyssee durch New York und all die Missgeschicke, die ihm widerfahren, eine Erfindung der Coens. Wie Van Ronk hat Llewyn einen Hintergrund in der Arbeiterklasse, aber ansonsten ähneln sie einander nur dahingehend, dass sie sich ein Repertoire an Songs teilen – Musik, die nach Angaben der Coens mehr einer Tradition des schottisch/irisch/angelsächsischen Kulturkreises entspringt als der SüdstaatenTradition des Blues. 11 Er fährt fort: „Hier hatten wir eine vergleichbare Situation, nur dass die Anforderungen andere waren. Die Figur Llewyns muss den Film tragen, weil er in jeder einzelnen Szene zu sehen ist. Aber er muss auch mindestens fünf Lieder darbieten. Und wir wollten – brauchten! – einen Schauspieler, der richtig singen können musste. Irgendwann waren wir soweit, dass wir anfingen, uns Musiker anzusehen. Obwohl es die eine oder andere Ausnahme gibt, sind die meisten Musiker einfach keine Schauspieler. Es gibt einige, die für Nebenrollen in Frage kommen. Aber ein Hauptdarsteller – jemand, der einen als erfundene Figur einen kompletten Film über voll und ganz fesselt – muss mehr bieten.“ Als sie das Drehbuch fertig gestellt hatten, war den Coen-Brüdern sofort bewusst, dass ihr Film mit der Besetzung der Titelfigur stehen und fallen würde. „Das war eindeutig die entscheidende Herausforderung“, sagt Ethan. „Wenn man einen Film über einen Musiker macht, dann will man ihm auch dabei zusehen, wie er Musik spielt. Wir mussten also einen Schauspieler finden, der nicht nur den dramatischen Anforderungen der Rollen gerecht werden würde. Wir mussten überdies einen Schauspieler finden, der auch bei den vorgesehenen langen Musikdarbietungen eine gute und überzeugende Figur abgeben würde.“ „Ja, das war die entscheidende Frage. Wie machen wir das?“, bestätigt Joel. „Es ähnelte dem Problem, das wir bei True Grit (True Grit, 2010) zu lösen hatten, als wir nicht wussten, wer das 14-jährige Mädchen spielen sollte – unsere Hauptfigur. An einem gewissen Punkt stellt man sich da die Frage: ,Wird man den Film wirklich machen, auch wenn man die richtige Person nicht findet?’.“ Die Brüder dachten bereits, dass sie das Projekt aufschieben müssten, als ihnen das Schicksal in Gestalt von Oscar Isaac seine Aufwartung machte. Ellen Chenoweth, die Casting-Direktorin der Coens, brachte Oscars Namen ins Spiel, als man noch im Stadium war, einfach Vorschläge zu sammeln. Er 12 nen angetan, die wir mit ihm durchgespielt haben, als wir uns trafen. Es lag für uns eigentlich auf der Hand, dass wir unseren Llewyn Davis gefunden hatten.“ ist ein in Juilliard klassisch ausgebildeter Schauspieler aus New York, der auf zahlreiche Theaterauftritte verweisen kann und gerade beginnt, sich nach und nach im Kino einen Namen zu machen mit Auftritten in Topprojekten wie Ridley Scotts Robin Hood (Robin Hood, 2010) und Nicolas Winding Refns Drive (Drive, 2011). Das Besondere an Oscar Isaac ist allerdings die Tatsache, dass er überdies ein versierter Sänger und Musiker ist. Was die Brüder außerdem für Oscar Isaac einnahm, war die einfache Tatsache, dass er dem tatsächlichen Dave Van Ronk nicht im Entferntesten ähnlich sah. „Weder körperlich, noch ethnisch, noch in seiner ganzen Ausstrahlung“, merkt Joel an. „Oscar singt mit einer wunderbaren Tenorstimme, während Van Ronk eher nach Schmirgelpapier klang, aber, naja, genau das gefiel uns. Oscar war ganz anders als die Figur, die wir uns beim Schreiben ausgemalt hatten, und doch fanden wir, dass es keinen Grund gab, Llewyn noch einmal neu zu erfinden. Und wir fanden, dass Oscar absolut überzeugend einen Mann aus der New Yorker Arbeiterklasse spielen könnte. Auch das gefiel uns. Das ist sehr wichtig, wenn man begreifen will, wer Oscar ist.“ „Wir studierten ihn auf einem Videoband. Das ist hart für uns. Wir ziehen es vor, Schauspieler persönlich zu treffen“, sagt Joel. „Aber wir fanden ihn sehr interessant. Also bestellten wir ihn zu uns und ließen ihn singen und ein paar Szenen spielen.“ Die Coens waren beeindruckt und begeistert genug, eine Aufnahme des Vorsprechtermins an T Bone Burnett zu schicken, den Oscar®- und GrammyAward-prämierten ausführenden Musikproduzenten von INSIDE LLEWYN DAVIS, der mit den Coens zuvor bereits an den Filmen O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee und Ladykillers (The Ladykillers, 2005) gearbeitet hatte. Oscar Isaac war wie vom Donner gerührt, dass es ihm gelungen war, die Hauptrolle in einem wichtigen und bedeutenden neuen Spielfilm zu landen. Noch wichtiger war ihm jedoch, dass dieser Film von den Coen-Brüdern gemacht werden würde. „Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Coens einen Film über die Folkmusikszene der Sechzigerjahre machen wollten. Weil ich ein großer Fan bin und immer schon von ihren Filmen begeistert bin – und weil mir Folkmusik gut gefällt, dachte ich mir: ,Da musst du dabei sein!’ Natürlich hätte ich mir niemals träumen lassen, dass das auch tatsächlich klappen würde. Aber ich dachte mir, dass es nicht schaden könnte, es wenigstens einmal zu versuchen.“ Burnetts Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „Der Junge ist besser als viele Musiker, mit denen ich arbeite. Er ist der Richtige.“ Seine Meinung ist den Coens ungemein witzig. Und sie fühlten sich von ihm in ihren Eindrücken bestätigt. Als er Oscar schließlich tatsächlich spielen sah, war Burnetts Enthusiasmus nicht mehr zu bremsen. „Ich fand, dass er sich hinter niemandem verstecken musste, mit dem ich bislang gearbeitet habe“, betont er erneut – kein geringes Kompliment aus dem Munde eines Mannes, der in Bob Dylans RollingThunder-Tour aufgetreten ist und Platten für Größen wie Roy Orbison, Elvis Costello, Elton John und Tony Bennett produziert hat. Oscar fährt fort: „Es gelang mir, zu der Frau durchzudringen, die für die Brüder das Casting erledigt. Ich spielte vier oder fünf Szenen mit ihr durch, dann nahm ich ,Hang Me’ auf – eine Van-Ronk-Version eines Folksongs, den sie die Leute singen ließen – und schickte das Band ab. Ich habe vier Stunden für die Aufnahmen gebraucht und mindestens 30 verschiedene Fassungen angespielt! Außerdem brachte ich mir ,Dink’s Song’ bei. Dann traf ich die Coens, und sie baten mich, zu einem weiteren Vorsprechtermin zu kommen. Dann ging ein Monat vorbei. Ein wirklich schrecklicher Monat, während dem ich das Universum anschrie: ,Gib mir das, ich brauche das!’“ „Schließlich erhielt ich den Anruf“, erinnert sich der Schauspieler. „Joel selbst war am Apparat, was eine wunderbare Art ist, von guten Nachrichten in Oscars Fähigkeit, den ganz spezifischen Folkgitarrenstil der Ära zu adaptieren und authentisch zu spielen, beeindruckte Burnett nicht minder. „Dieser Stil des Gitarrespielens nennt sich Travis Picking, und das lässt sich nicht so mir nichts, dir nichts erlernen. Aber Oscar hat es gemeistert“, lobt Burnett. Joel Coen sagt: „Doch da waren nicht nur seine musikalischen Fähigkeiten, die uns sehr beeindruckten. Wir waren auch wirklich von den dramatischen Sze- 13 Kenntnis gesetzt zu werden. Das entspricht so sehr seiner freundlichen und leisen Wesensart. Er sagte einfach: ,Wir wollen den Film mit dir machen.’ Ich war im siebten Himmel. Ich konnte das zuerst alles gar nicht glauben.“ keine andere Welt ein, in der wir auf diese Weise zusammen arbeiten könnten, und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Am Ende kommt nicht nur ein großartiger Film raus, hoffe ich, auch die Musik wird fantastisch sein.“ Oscar stand als Hauptdarsteller fest, die Finanzierung stand. Jetzt konnte man mit der Planung für den Dreh fortfahren. Es stand ein überschaubares Budget zur Verfügung, das so ganz der Größe der Geschichte entsprach. Damit waren die Coens entschlossen, den kompletten Film in weniger als 40 Tagen vor Ort an Locations in New York City zu drehen. Produzent Scott Rudin, der für die Coens schon an No Country for Old Men (No Country for Old Men, 2007) und True Grit (True Grit, 2010) produziert hatte, setzte seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Brüdern bei diesem Film fort. Viele der anderen langjährigen Mitstreiter konnten erneut gewonnen werden, unter ihnen Szenenbildner Jess Gonchor und Kostümdesignerin Mary Zophres. Als Kameramann holten die Coens den Franzosen Bruno Delbonnel an Bord, der Oscar®-Nominierungen für seine Arbeit an Die fabelhafte Welt der Amélie (Le fabuleux destin d’Amélie Poulin, 2001) und Harry Potter und der Halbblutprinz (Harry Potter and the Half-Blood Prince, 2009) erhalten und für die Coens „Tuileries“ gedreht hatte, ihr Segment des Omnibusfilms Paris, je t’aime (Paris, je t’aime, 2006). „Justin war fantastisch, weil er sich voll und ganz in die Musik des Films einbrachte – nicht nur die Musik, an der er in seinen Szenen selbst unmittelbar beteiligt war“, sagt Joel. „Unter der Woche probten wir die Musik, alle zusammen. Er war die ganze Zeit über mit dabei und griff den anderen unter die Arme. Er half bei der Komposition des Songs ,Please, Mr. Kennedy’, und er singt off-screen in einer Szene im Gaslight Café bei dem irischen Quartett mit.“ Im Film wird Llewyn von Jim Berkey als sein bester Freund angesehen. Für Jean ist er noch ein bisschen mehr. Sie und Llewyn eint eine leicht entzündbare, sexuell aufgeladene Hassliebe, die meist dazu führt, dass sie erbittert miteinander streiten. Die Coens waren höchst erfreut, Carey Mulligan für den Part gewinnen zu können. Mulligan wurde mit ihrer Rolle in dem Film An Education (An Education, 2009) sozusagen über Nacht bekannt: Sie bescherte ihr eine Oscar®-Nominierung. Gerade erst sah man sie als Daisy Buchanan in Baz Luhrmanns Adaption von F. Scott Fitzgeralds Der große Gatsby (The Great Gatsby, 2013). „Carey ist eine Schauspielerin, mit der wir unbedingt arbeiten wollten. Wir sahen sie in An Education und waren völlig begeistert von ihrer Darstellung. Wir hatten sie nicht als Sängerin abgespeichert, aber sie kann auch singen“, erklärt Joel. „Wir haben uns für die Rolle mit vielen Schauspielerinnen getroffen. Aber Carey hatte uns ein Band geschickt, das wirklich witzig war.“ Die Vorproduktion schritt zügig voran. Ein Darsteller nach dem anderen stieß zum bereits bestehenden Cast. Für die Schlüsselrollen des jungen Ehepaares Jim und Jean Berkey, ein Folksängerduo, das eine wichtige Rolle in Llewyns Leben spielt, wählten die Coens zwei weitere unerwartete Schauspieler aus: Justin Timberlake und Carey Mulligan. „Justin kam rein und wir fanden ihn sofort interessant. Er ist obendrein noch ein fabelhafter Sänger mit einer unglaublichen Bandbreite. Und er ist auch ein sehr guter Schauspieler“, meint Joel Coen. „Wir dachten, dass das Publikum einen irren Kick davon kriegen würde, ihn im Kino als Folksänger zu sehen.“ „Witzig, weil sie darauf so sauer und angepisst war“, sagt Ethan. „Es war ein wirklich wütender Vortrag der Szene mit einem amerikanischen Akzent, und wir hatten ein bisschen Schiss vor ihr. Und waren überrascht. Sie hatte gerade schon einen Film mit Oscar gedreht, in dem sie kaum süßer und liebenswerter hätte sein können.“ Justin war begeistert, bei dem Projekt mit dabei sein zu können. „Ich hatte das große Glück, mit den Coens und mit Oscar Isaac und Carey Mulligan arbeiten zu können“, erklärt er. „Ich habe mit Marcus Mumford am Soundtrack gearbeitet und mich gut mit ihm und den anderen angefreundet. Mir fällt Auch vom Äußeren waren die Coens angetan. „Da geht etwas von ihrem Gesicht und ihrer Ausstrahlung aus, das einfach perfekt zu der Zeit passt, in der unser Film spielt – als wäre sie eines der Mädchen im Village dieser Zeit“, merkt Joel an. „Manche Schauspieler kann man sich einfach leichter in 14 „Ich bin mir nicht sicher, ob wir bewusst oder unterbewusst an John dachten, als wir die Figur schrieben. Aber als wir fertig waren, wurde uns schlagartig klar, dass dieser Typ genau so klang wie John. Wir hatten vor 13 Jahren zum letzten Mal mit ihm gearbeitet, bei O Brother, Where Art Thou? – Eine MississippiOdyssee (O Brother, Where Art Thou?, 2000), und wollten unbedingt wieder etwas mit ihm machen. Also, ja, die Rolle war absolut für ihn geschrieben“, berichtet Joel. einer gewissen Zeit vorstellen als andere. Und Carey konnten wir uns definitiv Anfang der Sechzigerjahre vorstellen. Wir dachten, dass es doch viel Spaß machen würde, sie diese Rolle spielen zu lassen, in der sie ständig so zornig und aufgebracht sein musste – das ist ja nicht gerade ein Wesenszug, den man mit Carey in Verbindung bringen würde.“ Carey war hingerissen, dass die Coens ihr die Rolle anboten. „Die Gelegenheit, in einem Film der CoenBrüder mitzuspielen, hat man wohl nur einmal im Leben – oder fünfmal, wenn man John Goodman heißt. Aber wenn man einfach nur ein durchschnittlicher Mensch ist wie alle anderen, dann kann man sein Glück nicht fassen und sagt sofort ja, wenn einen die Coens haben wollen“, meint sie. „John begriff diese ganze coole Jazzsache, all diese Wesenszüge der Figur, die an Dr. John, Doc Pomus und New Orleans erinnerten. Doc Pomus war ein weißer, jüdischer Songwriter, der in den Vierzigerjahren in schwarzen Clubs auftrat. John verstand auch genau, wie die Figur auszusehen hatte, dieser Chano-Pozo-Stil“, sagt Ethan. „Chano Pozo war ein Schlagzeuger, der mit Dizzy Gillespie gespielt hat. John wusste, wer er ist.“ Was die Sache noch besser machte, war der Umstand, dass sie absolut hingerissen von der Figur war, die sie spielen sollte: „Ich hatte noch nie eine Figur gespielt oder gelesen, die mehr als zwei Zeilen Dialog hintereinander aufzusagen gehabt hätte. Und jetzt hatte ich es auf einmal mit einer Figur zu tun, die in Paragraphen spricht. Mir gefiel außerdem, wie garstig Jean sein kann, manchmal ist sie regelrecht brutal. Die meisten Frauen, die ich spiele, sind immer so einfühlsam und mitfühlend. Von Jean kann man das beim besten Willen nicht behaupten. Wenn wir Jean und Llewyn das erste Mal treffen, befindet sich ihre Beziehung gerade in einer Art Kriegszustand. Die Dinge sind ganz schön angespannt zwischen ihnen. Sie ist so nachtragend. Das fand ich klasse.“ Er fährt fort: „Er dachte sich sogar selbst seine Frisur aus. Wir nannten sie ,Mulligan’, benannt nach dem großartigen Jazzer Gerry Mulligan. Mulligan trug seine Haare wie Roland in einem Schnitt, der an Cäsar erinnert.“ „Rolands Figur hat eine ganz spezifische Funktion in unserer Geschichte – er ist die Stimme im Film, die sich über Folkmusik lustig macht“, meint Joel. „Llewyn hat selbst ein ambivalentes Verhältnis zu der Musik, aber er steht hinter ihr und ist überzeugt von ihr. Roland ist der Typ, der sie nicht ernst nehmen kann.“ Für die Rolle des Roland Turner, diese körperlich kaputte, schwatzhafte Mischung aus zugedröhntem Jazz-Tin-Pan-Alley-Rock’n’Roll-Liedermacher und -Musiker, war es, als ob die Coen-Brüder eine der obigen Aussagen von Carey Mulligan ge- und erhört hätten. Goodman war mehr als bereit für die Aufgabe. Er liebt alle Figuren der Coens – ihre unverkennbare Menschlichkeit – und konnte es gar nicht erwarten, wieder mit den Brüdern zu arbeiten. Goodman sagt: „Roland mag manchen Leuten und auch Llewyn als schräg oder abgefahren erscheinen. Aber für mich ist Roland ganz normal.“ Ethan sagt: „Wir haben schon fünf oder sechs Mal mit John Goodman gedreht und wollten ihn wieder in einem Film von uns dabei haben. Wir hatten gerade die Arbeit an True Grit (True Grit, 2010) abgeschlossen, als wir mit dem Drehbuch dieses Films begannen. In den Romanen von Charles Portis, aus dessen Feder True Grit stammt, findet man immer wieder diese maßlosen Schwätzer, die einfach nicht aufhören können zu schnattern. Für uns war Roland wie eine Figur aus einem Portis-Roman.“ Er fährt fort: „Die Figuren in den Filmen der Coens sind wie alle anderen Menschen, die man kennenlernt, außer dass sie ein bisschen gedehnt wirken. Ich habe viel über diesen Typen nachgedacht und stellte ihn mir als Jazzpianist vor. Als ich aber zum Lesetermin mit Joel und Ethan erschien, sagte Joel: ,Nein, er ist ein Trompeter.’ Und Ethan meinte: ,Oh nein, er hat’s mit anderen Blasinstrumenten, 15 gedreht haben“, „Wir fanden, dass er perfekt zu John passen würde. Die Figuren, die er und John spielen, sind wie Mutt und Jeff. Goodman ist Mutt. Oder umgekehrt. In jedem Fall hat es gut gepasst.“ eher Saxophon oder so.’ Also hat er von allem ein bisschen. Sagen wir einfach, dass er ein Jazzmusiker ist, der ein Problem mit seinem gelegentlichen Drogenkonsum hat, weil aus der Gelegenheit Gewohnheit geworden ist.“ Joel Coen spricht über die Sprachlosigkeit von Hedlunds Figur in ihren Szenen. „Im Grunde hat er überhaupt keinen Dialog. Eine Rolle zu besetzen, die nur wenig Dialog hat, kann ziemlich raffiniert sein. Es ist interessant, dass uns an Garrett auch seine enorm tiefe Stimme gut gefiel. Wenn er also etwas sagt, dann macht er damit umso mehr Eindruck.“ Garrett Hedlund wurde als Johnny Five besetzt, Rolands jugendlicher, immer etwas abwesend wirkender, wortkarger Chauffeur, der sich auch um seine anderen Belange kümmert. Die Coens waren mit Hedlunds Arbeit nicht vertraut, aber als sie ihn während der Besetzung kennenlernten, waren sie sofort davon überzeugt, den Richtigen für die Rolle gefunden zu haben. F. Murray Abraham und Stark Sands komplettieren die Hauptbesetzung. Abraham ist als ChicagoNachtclubbesitzer und Musikmanager Bud Grossman zu sehen und Sands als Folksänger, der von der Armee eingezogen wird. „Garrett hat eine ganz natürliche Ausstrahlung, er strahlt diese Atmosphäre eines hippen, zurückhaltenden, etwas durchgedrehten Typen aus. Und wir nahmen ihn einfach“, meint Joel. Und Ethan fügt hinzu: „Es sah genau so aus, wie wir uns die Figur vorgestellt hatten.“ „Wir wollten immer einmal mit Murray arbeiten“, gesteht Joel. „Ethan hat sogar schon mit ihm gearbeitet. Murray hat in mehreren seiner Stücke mitgespielt. Wir wussten, dass er gerade in New York auf der Bühne stand und wir dachten, dass wir ihn am Ende des Drehs haben könnten. Das hat geklappt.“ „Man erzählte mir von dem Projekt, dass darin die wunderbare Geschichte von Dave Van Ronk erzählt werden sollte. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich ein Teil davon werden würde“, sagt Hedlund, den man erst unlängst in Walter Salles’ On the Road - Unterwegs (On the Road, 2012) nach dem Roman von Jack Kerouac sehen konnte. „Ich bin ein großer Fan der Coen-Brüder – ich habe jeden Film gesehen, den sie gemacht haben. Und mir gefällt, dass sie wie ich aus Minnesota stammen.“ Sands, ein versierter, Tony-nominierter Schauspieler und Sänger, fiel unlängst auf am Broadway in dem Musical „American Idiot“ der Punkband Green Day und steht aktuell am Broadway in dem Musical „Kinky Boots“ auf der Bühne. Er erzählt weiter: „Als ich den Anruf erhielt, sie zu treffen, wenn sie nach Los Angeles kämen, konnte ich es nicht fassen. Ich würde für sie als Statist mitmachen oder auch nur als Sprecher arbeiten. Als ich ihnen meine Version von Johnny Five vorspielte, sagten sie: ,Ja, Mann, du hast diesen Typen ziemlich gut drauf.’ Ich weiß nicht, wie sie darauf kamen. Sie erzählten mir, dass die Figur auf einer realen Person basierte, jemand, den sie einmal kennengelernt hatten und der etwas ganz Spezielles hatte. Sie konnten es nicht genau erklären, aber sie hatten den Eindruck, dass man ihm nicht unbedingt trauen konnte. Llewyn traut Johnny Five auch nicht, das ist vielleicht der Grund. Johnny Five ist ein ziemlich geheimnisvoller Kerl, der nicht viel sagt und versucht auszusehen wie James Dean.“ Sands sagt: „Ich habe schon so oft Soldaten gespielt, dass ich mich beim Vorsprechen zum Glück recht sicher fühlte. Bei meiner letzten Runde sagte Joel: ,Was wir suchen, ist jemand, der den Folkstil, das Fingerpicking auf der Gitarre beherrscht. Bist du bereit, dir das beizubringen?’ Was für eine Frage! Ich zog los, kaufte mir ein Buch und brachte mir das so gut bei, dass ich Gitarrespielen konnte, als der Dreh schließlich anfing. Whew!“ „Garrett stammt aus Minnesota, tatsächlich sogar aus der Nähe des Ortes, wo wir Fargo (Fargo, 1996) 16 Aufnehmen der Musik – obwohl die Entscheidung getroffen worden war, dass die Musik beim Dreh live eingespielt werden und nicht vom Band kommen sollte. Folkmusik ist ein integraler Bestandteil des Konzepts von INSIDE LLEWYN DAVIS und spielt eine wichtige Rolle in Llewyns Geschichte. „Als wir das Drehbuch schrieben, wurden musikalische Ideen – und selbst ganz spezifische Lieder, die wir verwenden wollten – ein selbstverständlicher Teil des Vorgangs“, sagt Joel Coen. „Zu diesem Zeitpunkt holten wir T Bone ins Boot.“ Die Coens arbeiten eng mit Burnett zusammen. „Wir erzählen ihm, was wir uns vorstellen, und er kommt dann mit Vorschlägen an“, sagt Joel. „Wir nahmen die Musik auf, um sie letztendlich auf einem Album veröffentlichen zu können. Wir glauben aber auch, dass niemand Musik wirklich ernst nimmt, wenn man sie nicht einmal festgelegt und aufgenommen hat“, erklärt Ethan. „T Bone war es außerdem wichtig, jedes Lied einmal im Studio aufgenommen zu haben.“ Ethan fährt fort: „Einer der Vorschläge von T Bone war der Song ,500 Miles’, den wir dann nicht von Oscar, sondern von Justin singen ließen. Es ist ein wunderschönes Lied. Wir entdeckten auf YouTube einen Clip, wie die Brothers Four ihn in einer kleinen Halle sangen und das gesamte Publikum einstimmte. Heute würde so etwas nicht mehr passieren.“ Burnett war begeistert von der Entscheidung, alle Lieder beim Dreh live einzuspielen. „Joel und Ethan wollten die Musik live hören, weil die Musik und der Film sich ein bisschen wie eine Dokumentation anfühlen sollten – sie wollten die Zeit einfangen, die raue Realität, dass sich alles genau jetzt abspielt. Das kriegt man niemals hin, wenn die Musiker einfach nur ihre Lippen synchron zu einer Einspielung bewegen.“ T Bone Burnett kann sich nicht mehr genau erinnern, warum er „500 Miles“ ins Spiel brachte. „Wissen Sie was, keinen Plan, wie ich auch auf den Song kam. Wir arbeiten so eng zusammen, dass ich nicht wirklich unterscheiden kann, wer welchen Song vorgeschlagen hat. Ich denke, dass die meisten Vorschläge von Ethan und Joel stammen. Ich leiste nur Beihilfe.“ Ein weiterer wichtiger Punkt, der mit der Musik des Films zu tun hat, ging ebenfalls von T Bone Burnett aus. Er war es, der vorschlug, den britischen Musiker Marcus Mumford für die aufzunehmenden Lieder zu gewinnen. Mumfords Gruppe Mumford & Sons stammt zwar aus England, spielt aber höchst erfolgreich Musik, die sich an amerikanische Folktraditionen anlehnt. Beide bisherige Albumveröffentlichungen waren Bestseller. Das zweite Album der Gruppe, „Babel“, gewann den Grammy 2012 als Platte des Jahres. Er überlegt weiter: „Kann schon sein, dass ,500 Miles’ von mir ins Spiel gebracht wurde. Ich liebe den Song. Es ist ein wunderschönes, wunderschönes Lied. Sogar Dylan hat es gespielt.“ Die weiteren Lieder im Film sind „Dink’s Song“, der stets eng mit Van Ronk in Verbindung gebracht wird, „Hang Me, Oh Hang Me“, „Green Green Rocky Road“, die Folkballaden „Shoals of Herring“ und „The Death of Queen Jane“ sowie „The Last Thing on My Mind“, „Please, Mr. Kennedy“, „The Auld Triangle“, „Cocaine“, „Old MacDonald“, „Leaving the Cat“ und „Storms Are on the Ocean“. Burnett sagt: „Mumfords Musik ist ziemlich interessant. Die Energie der Gruppe ist unglaublich, und Marcus ist ein guter Typ. Man hat sofort das Gefühl, dass er dazu gehört und einer vom Team ist.“ Weitere Musiker, die für die Aufnahmen zur Verfügung standen, waren die Punch Brothers, die Lost City Ramblers und John Cohen, der das Banjo spielte. Eine Woche vor Drehstart begannen die Proben für die Besetzung. Dazu gehörte auch das Spielen und 17 Carey Mulligan sah dem Dreh der Gaslight-Szenen mit einer Mischung aus Unsicherheit und Zögern entgegen. „Ich war sehr nervös, ,500 Miles’ zu singen. Singen ist für mich eine der nervenaufreibendsten Tätigkeiten überhaupt. Und wenn man dann noch von richtigen Musikern wie Oscar, Justin und Stark umgeben ist, ist es noch schlimmer. Das letzte Mal, dass ich in einem Film gesungen hatte, war bei Shame (Shame, 2011) – und das war solo. Hier stand ich jetzt neben diesen versierten Jungs – das empfand ich als sehr einschüchternd. Aber die Jungs waren ganz locker. Und T Bone, der über alle Musikaufnahmen wachte, ist ein so warmherziger, gemütlicher Einfluss, dass es schließlich doch okay war.“ Der Dreh von INSIDE LLEWYN DAVIS begann am Montag, dem 6. Februar 2012, vor Ort in Woodside, Queens. Hier wurden die Szenen im Haus von Llewyns Schwester gedreht, wohin er hin und wieder flieht, um zur Abwechslung auch einmal in einem warmen Bett schlafen, sich ein paar Streicheleinheiten abholen und ein bisschen Geld schnorren zu können. Der Dreh fand unter dem EL in Woodside statt, wo der Schienenverkehr auf einer Hochbahn läuft, und auf einem Bahnsteig, wo Llewyn einen wichtigen Telefonanruf erhält. Nach einem kurzen Aufenthalt auf Randall’s Island, das Kulisse für eine Szene am Rand von Chicago war, zog die Produktion weiter nach Manhattan. Dort drehte man die Szenen, in denen sich Llewyn mit seinem Manager und Plattenproduzenten trifft, nur um zu erfahren, dass sein Soloalbum nur ein Ladenhüter ist. Danach wurden zwei Szenen in East Harlem in einer Kirche gedreht, die als Hauptquartier der Handelsmarine diente. Wie sein Vater hat auch Llewyn die Qualifikation, auf Schiffen der amerikanischen Handelsmarine anzuheuern. Doch im Gebäude der Handelsmarine erlebt er einen weiteren Rückschlag, weil er aufgrund ausstehender Verbandszahlungen nicht mehr zur See fahren darf. Es gelingt ihm zwar, das nötige Geld aufzutreiben, doch dann macht eine weitere Laune des Schicksals seine Pläne zunichte. Oscar Isaac war besonders von Justin Timberlake und seiner Arbeitsweise beeindruckt: „Justin ist so witzig und sympathisch. Unsere Figuren haben eine ziemlich innige Beziehung. Ich denke, Jim ist der einzige Mensch im ganzen Film, den Llewyn als Freund bezeichnen würde. Und trotzdem kann er nicht anders, als mit Jims Frau ins Bett zu gehen.“ Der ausführende Musikproduzent T Bone Burnett bewunderte die musikalischen Fähigkeiten aller beteiligten Schauspieler und Musiker. Aber sein größtes Lob spart er sich für Oscar Isaac auf. „Ich glaube nicht, dass es jemals einen Schauspieler gegeben hat, der das Singen und Spielen für einen Film so sorgfältig und überzeugend gelernt hat wie Oscar, der alle seine Musikszenen live einspielte, ohne Mithilfe eines Metronoms und anderer technischer Hilfsmittel. Und es handelte sich um Musik, mit der er vor diesem Film nicht vertraut gewesen war. Unglaublich.“ Eine Sequenz wurde darauf in einer Arztpraxis gefilmt, wo Llewyn eine Abtreibung für Jean arrangiert. Im Anschluss wurde in der East 9th Street gedreht. Die Produktion machte einen Zwischenstopp in einem Aufnahmestudio in Manhattan, wo Llewyn, Jim Berkey (Justin Timberlake) und ein weiterer Sänger/Gitarrist namens Al Cody (Adam Driver) Jims Novelty-Song „Please, Mr. Kennedy“ aufnehmen. Weitere Szenen auf den Straßen des Village folgten. Danach kam eine Reihe intensiver Begegnungen zwischen Jean und Llewyn im Café Reggio, dem Washington Square Park und in der Wohnung der Berkeys an die Reihe. „Oscar und ich mussten eine lange Dialogszene bewältigen, in der wir unsere Beziehung bei einem Spaziergang diskutierten. Ich war sehr zufrieden damit“, sagt Carey Mulligan. „Den Coens gelingt es einfach, für entspannte Stimmung beim Dreh zu sorgen. Es gibt so etwas wie eine gemeinsame Übereinkunft, dass alle Beteiligten einen Eine wichtige Sequenz folgte im berühmten Gaslight Café im Village, dem Stammtreff der damaligen Folkszene, wo ein paar für den Film wichtige Musikstücke von Jim und Jean und ihrem Freund Troy Nelson (Stark Sands) sowie von Llewyn eingespielt wurden. 18 und ihre verständnisvolle Unterstützung hat mir sehr dabei geholfen, sie zum Leben zu erwecken. Wir drei, Ethan, Joel und ich, begannen so etwas wie eine gemeinsame Geheimsprache zu entwickeln. Es fühlte sich an, als könnte ich ihre Gedanken lesen. Bei einer Szene dachte ich nach einer Klappe: ,Wäre es nicht besser, wenn ich meine Hand anders bewegte?’ Und dann kam Joel rüber und sagte: ,Bei der nächsten Klappe kannst Du mal versuchen, Deine Hand anders zu bewegen.’ Das war quasi im gleichen Augenblick, als ich denselben Gedanken hatte. Es kam mir manchmal so vor, als wären wir Drillinge. Ich fühlte mich, als wäre ich der Ehrenbruder.“ guten Film drehen wollen. Man spürt immer, dass sie einen führen, aber sie machen kein Drama draus. Und die Arbeit mit Oscar war klasse. Wir finden beide, dass wir einen Weg finden sollten, wie wir künftig wenigstens einmal im Jahr gemeinsam einen Film drehen können.“ Den Coens gefiel der Arbeitsansatz von Carey Mulligan. „Es gibt ja dieses Klischee, in dem man britische Schauspieler gegen amerikanische stellt“, erzählt Joel Coen. „Der amerikanische Schauspieler kapriziert sich und muss sich für jede Szene erst in Stimmung bringen. Britische Schauspieler machen einfach ohne großes Aufheben, was von ihnen verlangt wird – ziehen ihre Sache einfach durch. Das ist Schauspielerei. Das ist Carey. Man kann alles von ihr verlangen und sie geht einfach los und haut die Szene raus. Alles ganz ohne Leidensdruck.“ Nach einer weiteren heftigen Szene zwischen Llewyn und Jean in ihrer Wohnung ging es weiter mit verschiedenen Szenen, in deren Mittelpunkt die surreal anmutende Autofahrt nach Chicago steht, die Llewyn gemeinsam mit Roland Turner und seinem Kompagnon Johnny Five unternimmt. In Chicago will Llewyn dem legendären Impresario Bud Grossman vorspielen. Für die Mitfahrgelegenheit zahlt er einen hohen Preis: Llewyn muss die unablässigen Schimpftiraden von Roland über sich ergehen lassen. „Es macht viel Spaß, einer Schauspielerin wie Carey bei der Arbeit zuzusehen“, fügt Ethan hinzu. „Und sie leidet nicht unter Eitelkeit. Sie geht einfach schnurgerade durch ihre Szenen, beschimpft Oscar und macht sein Leben zur Hölle. Ich kann mir vorstellen, dass es viel Spaß macht, eine solche Figur zu spielen.“ Die Fahrt nach Chicago ist inspiriert von einer Episode aus Dave Van Ronks Leben, aber die Figur des Roland Turner ist eine Erfindung der Coen-Brüder durch und durch. John Goodman fühlte sich pudelwohl. „Carey und ich hatten eine großartige Zeit bei Drive (Drive, 2011), wo wir ein Ehepaar spielten“, erinnert sich Oscar Isaac. „Es war eine Erfahrung, die wir beide sehr genossen haben. Es macht einen unheimlich an, wenn man ihr dabei zusieht, was sie bei INSIDE LLEWYN DAVIS macht – wie sie wirklich bösartig und fies wird und einem die Wahrheit ins Gesicht sagt. Meine Lieblingsszenen im Film sind die, in denen sie mir Zunder gibt. Die Coens hatten begriffen, dass sie das in sich hatte. Und mir half das auch, meine Figur besser zu verstehen.“ Die Coens verlebten beim Dreh eine großartige Zeit mit Goodman. Der gemeinsame Draht, der bei ihrer ersten Zusammenarbeit vor mehr als 25 Jahren entstand, war auch bei INSIDE LLEWYN DAVIS sofort wieder da, als hätten sie all die Jahre ständig miteinander gearbeitet. Goodman liegt einfach auf einer Wellenlänge mit den Brüdern. Er meint: „Für mich ist alles, was die Coens zu Papier bringen, großartig. Ich verspüre zu allem, was sie schreiben, sofort eine Seelenverwandtschaft. Ich vermute immer, dass ich genau weiß, was sie machen, und meistens habe ich recht.“ – „Es stimmt, wir kommen blendend mit ihm aus“, bestätigt Joel. „Das war von Anfang an so. Ich erinnere mich noch, dass wir ihn bei Arizona Junior (Raising Arizona, 1987) baten, eine Klappe im ,Spanky’-Stil zu spielen. Wir mussten das nicht groß erklären. Er wusste genau, was wir damit meinten, auf was wir anspielten: auf Spanky aus den ,Our Gang’-Komödien. Und bei diesem Film war es wieder genauso.“ Er erklärt weiter: „Llewyn lässt sich als Figur nicht leicht definieren. Es ist schwer zu beschreiben, was für eine Art von Mensch er eigentlich ist. Ich halte ihn ja für charismatisch, umgänglich, wissen Sie, aufgeschlossen und positiv – nur halt nicht in dieser Woche, in der der Film spielt. Wir treffen ihn, als es gerade steil bergab geht.“ Und er sagt: „Für mich ist frappierend, dass ich irgendwie das Gefühl habe, die Figur sei noch nicht komplett. Ich kokettiere nicht, das kommt einfach von der Struktur des ganzen Unterfangens. Die Coens haben diese außergewöhnliche Figur erschaffen, 19 Roland ist nicht wirklich gehbehindert, er hat nur einfach Schwierigkeiten, aus eigenem Antrieb auf seinen Beinen auch nur kürzeste Strecken zurückzulegen. Deshalb bewegt er sich auf Krücken vorwärts. „Als wir uns mit John darüber unterhielten, wie er in einer bestimmten Szene gehen sollte, benutzten wir den Namen ,Everett Sloane’ als Verb“, erzählt Ethan Coen. „John verstand sofort die Anspielung auf die Figur, die Sloane in Orson Welles’ Film Die Lady von Shanghai (The Lady from Shanghai, 1947) gespielt hatte. Darin spielte er eine Figur, die lahm ist. Er benutzt Krücken, um vorwärts zu kommen, und bewegt sich ein bisschen wie eine Krabbe. John wusste genau, was wir meinten, wenn wir sagten: ,In dieser Szene musst du einfach durch den Raum Everett-Sloanen.“ Schicksal überlässt, ging es für die Produktion wieder zurück nach New York, wo in einer Bühnenhalle die Szenen im Inneren von Rolands Auto abgewickelt wurde. Darauf folgte eine bewegende Szene, bei der Llewyn seinen gebrechlichen Vater in einem heruntergekommenen Pflegeheim besucht. Llewyn singt seinem alten Herrn das Lied „The Shoals of Herring“ vor, in dem die Geschichte eines Heringfischers erzählt wird, der als Junge in den 1890erJahren erstmals in See sticht. Weiter ging es mit einem Umzug in die Upper West Side, wo außerhalb des Beacon Theatre am Broadway Ecke 74th Street gedreht wurde. Danach ging es in eine Wohnung am Riverside Drive, das als Zuhause der mit Llewyn befreundeten Gorfeins dient, ein kunstbeflissenes Intellektuellenehepaar, das Llewyn noch aus den Tagen kennt, als er mit seinem Partner Mike auftrat, und auf deren Couch er wiederholt schläft. Wir erleben Llewyn, wie er eines Abends bei einem eskalierenden Abendessen gegen die Gorfeins und ihre Gäste keilt. Eine nicht unbeträchtliche Zeit verbringt Llewyn in der Woche, die den zeitlichen Rahmen des Films bildet, damit, nach der Katze der Gorfeins zu suchen, nachdem er sie versehentlich aus der Wohnung hat entfliehen lassen. „Weder John noch Carey verbrachten allzu viel Zeit am Set“, sagt Joel. „Sie flogen sozusagen mit dem Fallschirm ein, legten eine Punktlandung hin und waren wieder weg. Das war großartig.“ Nach einem Zwischenstopp unterwegs an einem Schnellimbiss, einer Szene an einer verlassenen Tankstelle (die in Riverhead, New York, gedreht wurde) und ein paar weitere Aufnahmen auf der Wegstrecke, wo Llewyn schließlich Roland und Johnny ihrem 20 ker Bewölkung aussieht. Entsprechend kam eine Farbpalette zum Einsatz, die etwas unbequem wirkte – magenta, gelb. Ich suchte nach etwas, das einen Kontrast zur kalten cyan-blauen Welt darstellte.“ Eine feste Größe im Schaffen der Coens ist die exquisite visuelle Umsetzung ihrer Filme. Sie zeichnen sich aus durch überzeugende und dynamische Atmosphäre und Ton, die beträchtlichen Anteil daran haben, wie ihre Geschichten erzählt werden. Diese Aufgabe fiel bei INSIDE LLEWYN DAVIS dem Kameramann Bruno Delbonnel, Szenenbildner Jess Gonchor und Kostümdesignerin Mary Zophres zu, die mit den Coens daran arbeiteten, deren Vision zu verwirklichen. Delbonnel sagt: „Was ich über das New York der Sechzigerjahre weiß, basiert auf Archiven, Filmaufnahmen, Fotos. Was immer ich auch betrachtete, es sah immer farbentsättigt aus. War es wirklich so damals? Ich fand, dass wir einen Fehler gemacht hätten, wenn wir dieses Material als Inspiration verwendet hätten.“ Eine große Entscheidung von Delbonnel und den Coen-Brüdern war es, nicht mit Digitalkamera zu arbeiten, sondern tatsächlich auf Film zu drehen. „Das hatte einfach mit einem Gefühl zu tun – keiner von uns hat bislang digital gedreht“, sagt Delbonnel. „Film erschien uns wegen der körnigen Qualität des Materials angemessen für die Zeit, in der die Geschichte spielt. Ich machte sogar ein paar Tests mit Super-16mm-Film, aber das Ergebnis war zu körnig. Es sah so aus, als hätte ich einen Fehler gemacht. Also blieben wir bei normalem Film, der auch auf HDFernsehern und DVDs wunderbar aussehen wird.“ Der Kameramann sagt, dass es ihm stattdessen viel wichtiger war, eine ganz besondere Stimmung für den Film zu erschaffen – eine Stimmung, die auf den Sechzigerjahren sowie Llewyn Davis’ ganz persönlicher Geschichte basieren sollte. „Es ist die Stimmung eines Mannes, der nicht einmal einen Mantel besitzt, der ihn vor dem eisigen Winter New Yorks beschützen könnte“, sagt er. „Es geht mehr darum, ein Gefühl für die Sechzigerjahre heraufzubeschwören als unbedingt authentisch zu sein. Ich suchte nach Kälte, Traurigkeit, Einsamkeit.“ Auch die Arbeit von Szenenbildner Gonchor wurde bestimmt von der spezifischen Ära der Geschichte und dem Feeling und der Kulisse des Films. „Ich hatte drei Grundlagen, auf denen meine Arbeit fußt. Es ist 1961. Es ist Winter. Es ist New York“, erklärt Gonchor. „Und es ist ein ganz bestimmtes New York – nicht die elegante East Side oder die Außenbezirke mit dem vielen Laub, sondern das schlampige, unfrisierte Greenwich Village, das auf seine Weise wie ein Spiegel der Hauptfigur ist: Llewyn ist auf seine ganz eigene Weise er selbst, und er hat keinen Ort, den er sein Zuhause nennen könnte.“ Delbonnel diskutierte seine Vorstellungen mit den Brüdern. „Sehr früh schon waren wir einer Meinung, dass etwas sehr Interessantes von dem Frontcover von Dylans Album ,The Freewheelin’ Bob Dylan’ ausgeht“, berichtet er. „Man kann den matschigen, kalten New Yorker Winter in diesem Foto regelrecht spüren. Die Hauptsache war es, zu vermeiden, dass der Film allzu hübsch aussieht.“ Er erzählt weiter: „In den meisten Filmen der CoenBrüder, zumindest die, an denen ich beteiligt war, kann die Art-Direction fast fake aussehen. Nicht bis zu einem Punkt, wo es unangenehm und unglaubwürdig wäre, aber doch so, dass die Kulissen hyperreal wirken. Dieser Film sollte anders sein. Die Brüder sagten, dass sie an den Stoff herangehen würden, als wollten sie eine Dokumentation machen. Alles sollte so echt wie möglich aussehen, die Kulissen sollten die Geschichte anreichern. Wir wollten Stilisierung vermeiden und betonten das Wahrhaftige.“ Er fährt fort: „Ich empfand Llewyns Geschichte als eine Art Folksong und dachte mir, dass es interessant sein könnte, wenn man versuchte, den Film so auszuleuchten, als sei er ein Folksong.“ Er erklärt: „Das Gaslight Café empfand ich als Refrain – dunkel, kontrastreich, fast farblos. Beim Rest des Films entschied ich mich für eine ganz simple Ausleuchtung, die darauf basierte, wie das Tageslicht bei star- Ein anderes Element, das Gonchor in Betracht ziehen musste, war das bescheidene Budget. „Bei einem niedrigeren Budget muss man sehr findig sein bei den 21 Die entscheidende Herausforderung für Zophres war es, das richtige Kostüm für Llewyn Davis zu finden. „Im Grunde trägt er während des gesamten Films nur ein einziges Outfit“, erklärt sie. „Man darf nicht vergessen, dass er keine eigene Wohnung hat. Er hat also keine Gelegenheit, sich umzuziehen. Bestenfalls vielleicht einmal ein anderes Hemd. Also trägt er neben seiner Gitarre eine kleine Tasche mit sich herum. Er hat keinen Wintermantel, er friert eigentlich ständig. Also ist sein Sportjackett von entscheidender Bedeutung. Wir haben hunderte verschiedener Modelle ausprobiert: Tweed, Leder, Wildleder. Aber am besten kam einfach eine beige Cordjacke aus den Fünfzigern. Neben der Jacke und seinen Hemden besitzt Llewyn im Grunde nur einen Pullover und ein Paar Hosen.“ Entscheidungen, die man trifft. Wir haben viel Zeit auf die Suche nach geeigneten Realkulissen verwandt, um das zu finden, was wir wollten und brauchten.“ Eine Vorzeigeszene des Films spielt im Gaslight Café. Leider ist es so, dass es das originale Gaslight Café schon lange nicht mehr gibt. „Wir haben darauf gesetzt, in Manhattan einen Kellerclub aufzustöbern, der unseren Ansprüchen genügte, aber die meisten dieser Räume waren zu klein und eng, um darin drehen zu können. Wir fanden allerdings einen leerstehenden Raum, der gut war – ein kleines verlassenes Warenlager in Crown Heights Brooklyn. Das war ideal. Dort ließen wir unser Gaslight entstehen“, berichtet der Szenenbildner. „Wir senkten die Decke etwas ab, zogen Bögen ein, lieferten Möbel und Vorrichtungen der Zeit an. Am Ende fühlte man sich wirklich so, als befände man sich in einem engen Village-Club zu Beginn der Sechziger.“ Sie merkt an: „Eines fällt mir noch ein. Llewyns Schuhe sind total wichtig. Er rennt immer im schlimmsten Wetter durch die Stadt, und seine Schuhe schützen ihn nicht vor der Kälte und Nässe. Das ist ein Problem für ihn. Wir fertigten die Schuhe selbst an. Sie basieren auf einem Schuh der Zeit, der von Thom McAn gemacht und verkauft wurde und den wir in einem Katalog von Sears entdeckten. Es ist ein etwas umgearbeiteter Desert Boot. Oscar hat die Schuhe geliebt. Er hat sich geweigert zu proben, bevor er sie nicht anziehen durfte.“ „Auch bei dem Club in Chicago, dem Gate of Horn, ließen wir unserer Kreativität freien Lauf. Wir verwandelten das alte Gramercy Theatre in der 23rd Street in einen Musikclub, und aus dem veralteten Vorführraum machten wir ein schlampiges Büro.“ Ab und zu fanden Gonchor und die Coens auch bereits bestehende Drehorte, die exakt ihren Vorstellungen entsprachen. „Burger Heaven auf der 51st Street gibt es seit 1963 – das sah einfach perfekt aus für die Szenen im Schnellimbiss in Chicago. Wir mussten einfach nur ein paar der modernen Vorrichtungen verschwinden lassen.“ Auch die Kostüme der anderen Figuren waren genau durchdacht. „Jean Berkeys Look basierte ich auf einer Mischung aus verschiedenen Folksängerinnen der Zeit. Carey wollte Hosen anziehen, und sie lag damit ganz richtig. Sie fand, dass sich diese junge Frau nicht so anziehen wollen würde wie ihre Mutter. Deshalb kamen Kleider, Strümpfe oder Absätze nicht in Frage. Sie wissen schon: ,Ich werde Hosen tragen und ganz flache Schuhe, und ich werde meine Haare nicht in Lockenwickler stecken.’ Jims Look ist im Grunde preppy. Das passte. Er erinnert ein bisschen an die Jungs des Kingston Trio, obwohl er im Film einen Bart trägt.“ Kostümdesignerin Mary Zophres arbeitet seit fast 20 Jahren für die Coen-Brüder und befindet sich, wie auch Gonchor, absolut auf einer Wellenlänge mit den beiden Filmemachern. „Als ich das Drehbuch gelesen hatte, unterhielt ich mich sofort mit Joel und Ethan, um mich mit ihnen darauf festzulegen, dass die Geschichte ganz spezifisch im Februar 1961 spielen würde. Darauf baute meine Recherche auf. Wir alle fanden, dass von dieser Ära eine zeitlose Qualität ausgeht. Es könnte sich noch um die Fünfzigerjahre handeln. Es könnte auch etwas später sein. Nichts springt einen unmittelbar an und schreit: 1961! Der Look des Films basiert also stark auf den Fünfzigerjahren. Die Gegenkultur begann 1961 gerade erst, erste zarte Pflänzchen zu tragen. Was wir heute als die ,60s’ begreifen, geht mit einem starken ModeStatement einher – aber das war später.“ Die Idee für den Bart hatte Timberlake selbst gehabt. Er ließ sich dabei von dem Sänger Paul Clayton inspirieren. Die Coens nickten seinen Einfall ab. Mary Zophres erzählt weiter: „Roland Turner ist ein weißer Mann, der sich kleidet wie ein Schwarzer. Das war mein Ausgangspunkt für seine Garderobe. Ich recherchierte weiße und schwarze Jazzsän- 22 ger und mischte das zusammen: Roland trägt einen dunkelbraunen Anzug und einen Fedora-Hut. Wenn er den Hut abnimmt, sieht man, dass er einen Haarschnitt wie Cäsar hat. John Goodman war begeistert davon.“ Musikimpresario Bud Grossman erlebt. Er begleitet sich selbst auf der Gitarre und singt seine Version der englischen Ballade „The Death of Queen Jane“, ein Lied, das von vielen großen Folkmusikern, wie Joan Baez, gesungen und aufgenommen wurde. Wie John Jeremiah Sullivan in seinem Begleittext zum Soundtrack des Films schreibt, könnte Llewyn an dieser Stelle „ etwas Gefälliges singen, etwas, das todsicher beim Publikum ankommt – ehrlich gesagt, sollte er das. Aber stattdessen entscheidet er sich für etwas Schräges und Altes, ,The Death of Queen Jane’, ein Lied über eine schwangere Frau, deren Leben in Gefahr ist, und ihr Baby. Die Mächte, die der Königin das Leben nehmen und das Kind verschonen, bewegen sich durch Llewyn und die Menschen, die er (ungelenk) liebt. Aber er ist in seinem Schicksal gefangen. Er kann darüber singen, aber er kann sich nicht aus der Sache heraussingen.“ „Roland ist es im Grunde egal, was er trägt – er imitiert einfach nur die Jazzgrößen, die er gesehen hat“, sagt Goodman. „Er ist wie viele laute Menschen, die ihren Platz in der Welt suchen. Er versucht einfach, die Nase über dem Wasser zu halten. Und vielleicht so rüberzukommen, als sei er ein bisschen smarter als alle anderen. Roland ist wie ein Lexikon des Banalen. Er hat viele Abenteuer erlebt. Aber seien wir ehrlich: Niemand will ihm zuhören.“ Als der Ausflug nach Chicago und die Szenen in der Wohnung der Gorfeins im Kasten waren, zog die Produktion weiter ins Gramercy Theatre in der East 23rd Street, wo die Szenen im Gate of Horn gedreht wurden, jenem Club in Chicago, wo Llewyn Davis einen deprimierenden Vorsingtermin bei dem Die Szenen im Gate of Horn waren die letzten, die gedreht wurden. Am 4. April 2012 fiel die letzte Klappe für INSIDE LLEWYN DAVIS. 23 T Bone Burnett, der weithin geschätzte Musiker, der unter anderem bei Bob Dylans „Rolling Thunder“-Tour mit dabei war, ist ein Liedermacher und Soundtrack- und Plattenproduzent, der mit so unterschiedlichen Künstlern wie Roy Orbison, John Mellencamp, Elvis Costello und Diana Krall, Elton John, Tony Bennett und vielen anderen zusammengearbeitet hat. Burnett gewann Grammy-Awards für den Soundtrack des Coen-Brüder-Films O Brother Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (2000) sowie seine Arbeit mit Alisson Krauss und Robert Plant. Sein Song „Scarlet Tide“ aus dem Film Unterwegs nach Cold Mountain (Cold Mountain, 2003) bescherte ihm eine Nominierung für einen Academy Award. 2010 gewann er einen Oscar® für seinen Song „The Weary Kind“ aus dem Film Crazy Heart (2009). Gegenwärtig produziert er die Musik für die ACB-Fernsehserie „Nashville“. Beim Gespräch über seine Arbeit als Musikproduzent für den jüngsten Film der Coen-Brüder, INSIDE LLEWYN DAVIS, eröffnet Burnett die Unterhaltung, indem er über die Bedeutung des Films spricht. 24 T BONE BURNETT: Wissen Sie, das ist ein wirklich wichtiger Film für mich, also … nem Raketenwissenschaftler gelang. Einstein sagte, dass Picasso ihm um 20 Jahre voraus sei. Die Kunst war immer schon Vorreiter der Wissenschaft. Und so sollte das auch sein. Weil sich Kunst mit der gesamten Menschheit beschäftigt, der gesamten Schöpfung – und nicht nur spezifische Teile davon. Wir dürfen Ingenieuren nicht die Kontrolle über unsere Gesellschaft überlassen, denn dann wird eine Sache geschehen: Wir werden zu einer Matrix werden. Deshalb ist mir dieser Film so wichtig, denn er setzt sich mit diesen Überlegungen auf eine sehr eloquente Weise auseinander. Unzählig viele Argumente wurden angeführt, unzählig viele billige Argumente gibt es da draußen. Und sie haben sich wie ein Virus festgesetzt in unserer Kultur – wirklich genau wie ein Virus. Argumente wie „Informationen wollen frei sein“. Dieser Film befasst sich auf viel profundere Weise damit, wo wir uns gerade befinden. Warum empfinden Sie so? Warum ist er Ihnen so wichtig? T BONE BURNETT: Der Film spielt in einer Zeit, die der unseren sehr ähnlich ist. Könnten Sie das genauer erklären? T BONE BURNETT: Nun, zuviel will ich ja nicht verraten. Aber verstehen Sie, der Film spielt in einer Zeit, die an der Schwelle zu einem neuen Moment steht. Das Alte ist gestorben, und das Neue ist noch nicht richtig geboren. Wir selbst befinden uns seit zehn Jahren in einer Zeit zwischen zwei Epochen: Das Alte liegt im Sterben, ist aber noch nicht richtig tot. Und das Neue ist auf dem Weg, aber noch nicht wirklich geboren. Wie spiegelt sich diese Thematik in der Figur Llewyn Davis’ und seiner Geschichte? Wir befinden uns seit Jahren in einem Brackwasser, in einer Zeit, die weder Fisch noch Fleisch ist. Die alte Struktur, die, sagen wir mal, meine ganze Lebenszeit über existierte, wird eingerissen. Aber das Neue, die neue Struktur steht noch nicht. Sie müssen verstehen, dass es sich um eine unglaublich lange Unterhaltung handelt, die damit zu tun hat, was aktuell im Internet und in der Musik geschieht. T BONE BURNETT: Also, wissen Sie, die Sache ist die: Er ist sehr gut. Aber bei dem, was er macht … da gibt es keine Trennlinie, es gibt keine Struktur, die ihn bei dem unterstützt, was er macht. Er ist voll und ganz auf sich allein gestellt. Und das trifft auch auf alle Musiker zu, die in unserer Zeit Musik machen. Auf jeden Musiker auf der Welt, wissen Sie. Die Ironie des Internets, dessen Ziel es war, alles zu demokratisieren, besteht darin, dass es die Macht in den großen Medienkonzernen nur noch konsolidiert hat. Ich verstehe. T BONE BURNETT: Wie auch immer. Ich denke, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der der Wert von Musik in Frage gestellt wird. Und dieser Film erzählt sehr eloquent, wie ich finde, über den Wert von Musik und über den Wert von Kunst in unserer Kultur. Seit 20 Jahren befinden wir uns in einer Epoche, in der die Technologie-Gemeinde einen unablässigen Angriff auf die Kunst unternimmt. Die Technologie-Gemeinde hat die Kunst entwertet und in der Gesellschaft die Rolle des Künstlers übernommen. Man erzählt uns jetzt, dass Künstler ihre Arbeit an der Masse ausrichten sollen, dass der Künstler der Masse folgen soll, anstatt die Masse anzuführen. Nun, kein Künstler, der auch nur einen Funken Ehre in den Knochen hat, wird der Masse folgen. Das stimmt. T BONE BURNETT: Der individuelle Künstler, der vom Internet profitieren sollte, verschickt im Grunde nur Flaschenpost. Es gibt kein Unterstützungssystem. Ein Künstler – im Film ist das Llewyn Davis – kann seine Plattenfirma besuchen und seine Tantiemen einfordern. Aber es ist einfach so, dass es keine Tantiemen gibt, weil sie ohnehin nur eine Schachtel Platten hergestellt und diese im hintersten Winkel des Wandschranks versteckt hat. So sieht das aus mit dem Zugang, den uns das Internet ermöglicht. Genau so ergeht es auch Llewyn. Er ist ein ernstzunehmender Musiker und Künstler. Er besitzt Integrität. Aber es gelingt ihm einfach nicht, daraus einen Vorteil zu ziehen. Weil es keinen Ort gibt, wo er seinem Handwerk nachgehen könnte. Klar, er kann wieder im Gaslight auftreten, egal wie oft … Selbstverständlich nicht. T BONE BURNETT: Künstler, die der Masse folgen, interessieren mich nicht. Jules Verne schickte den ersten Menschen auf den Mond 100 Jahre, bevor es ei- 25 T BONE BURNETT: … aber es wird ihm nicht viel bringen, weil doch zwangsweise wieder nur dasselbe dabei herauskommen wird. Er wird ein bisschen Applaus ernten, er wird sich betrinken, und am nächsten Morgen wird er wieder irgendwo auf einer fremden Couch aufwachen. So ist das mit ihm. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann haben die Coens Ihnen die Bewerbungsaufnahmen von Oscar zugeschickt, und Sie haben Ihnen geantwortet, dass ein professioneller Musiker bei dieser Musik nicht besser sein könnte. T BONE BURNETT: Ja, ich habe gesagt, dass er so gut ist wie die Musiker, mit denen ich arbeite. Er spielt und singt so gut wie die Leute, die ich kenne. In diesem Stil. Und es ist kein einfacher Stil. Dieses Travis Picking, wie man diesen Stil nennt, ist eine Variation des Fingerpicking, die, soweit ich es weiß, von einem schwarzen Musiker aus Kentucky namens Arnold Schultz ausgeht, der sie wiederum Ike Everly beibrachte, der sie Merle Travis zeigte. In Nashville nannte man die Technik dann Travis Picking, weil Merle Travis sie populär gemacht hat. Die Sache ist die … lassen Sie mich das sagen. Das ist etwas, was ich über diesen Film sagen will. Das klingt vielleicht wie etwas, dass ein Pressesprecher sagen würde, aber ich sage es trotzdem. Ich will das ganz nüchtern sagen. Mir fällt kein Präzedenzfall in der Geschichte der Zivilisation ein, mit dem sich Oscar Isaacs Darstellung in diesem Film vergleichen ließe. Ja, er ist unglaublich. T BONE BURNETT: Ich glaube nicht, dass es schon einmal einen Schauspieler gegeben hat, der jemals gelernt hätte, ein Repertoire so sorgfältig und mitreißend zu spielen und singen – und all das ohne Hilfe eines Metronoms, ohne Mithilfe von Technologie. Es ist eine durch und durch analoge Darstellung dieser Figur, deren Musik Oscar noch ein Jahr vor Drehstart nie in seinem Leben gehört hatte. Unglaublich. Oscar absorbierte das Gitarrenspiel von Dave Van Ronk und der Ära – eine Technik die als „Travis Picking“ bekannt ist –, als wäre er dafür geboren worden. Er lernte alle Lieder, und er lernte sie so zu singen, als wäre es das Natürlichste der Welt. Darf ich Sie über die Musik fragen, die Sie für den Film ausgesucht haben? Als ich mit Joel und Ethan über die Zusammenarbeit mit Ihnen sprach, erzählten sie, dass sie Ihnen sagen würden, was sie sich vorstellten, und es Ihnen dann überlassen würden, Vorschläge zu machen. Könnten Sie also ein wenig verraten, was Sie für den Film vorgeschlagen haben und warum? T BONE BURNETT: Wissen Sie was? Ich weiß es nicht mehr. Wenn wir mit einem Film fertig sind, kann ich mich nicht mehr erinnern. Es ist eine so enge Zusammenarbeit, dass ich nicht dazwischen unterscheide, was sie vorschlagen und was ich zu sagen habe. Ich kann die Frage nur so beantworten, dass im Grunde alle Ideen von ihnen stammen. Ehrlich. Und ich setze das dann einfach um. Ab und zu komme ich dann mit einer guten Idee für einen anderen Film an oder so. (lacht). Bei The Big Lebowski (1998) schlug ich zum Beispiel „Man of Constant Sorrow“ als eine Art Themensong für unseren epischen Helden, den Dude, vor. Es war unglaublich, wenn man ihn beim Dreh beobachtete. Bei Filmen mit Livemusik läuft immer ein Metronom mit, damit das Tempo immer stimmt, um beim Schnitt zwischen verschiedenen Einstellungen wählen zu können. In diesem Film hatten die Coens jedoch schon früh die Entscheidung getroffen, dass sie einfach drehen wollten und die Musik live eingespielt werden sollte. Kein Playback oder so was. Zu dieser Entscheidung wollte ich Sie ohnehin befragen … Ja. T BONE BURNETT: Und sie fanden, dass es ein wunderbarer Song für unseren epischen Helden Ulysses Everett McGill in O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (2000) wäre. T BONE BURNETT: Sie wollten es so. Weil der Film eine leicht dokumentarische Note haben sollte, was der Zeit entspricht, in der die Handlung angesiedelt ist. Ich denke, es ging ihnen um Wahrhaftigkeit und Echtheit, sie wollten ganz unmittelbar und unverstellt wiedergeben, was gerade passiert. Wenn man mit Playback arbeitet, haut das nie so richtig hin. Egal, ich sprach gerade von Oscars Darstellung … O Brother war der Film danach. Sie setzten den Song also nicht in The Big Lebowski ein? T BONE BURNETT: Stimmt. 26 Die Coens haben gesagt, dass der Tom-Paxton-Song „500 Miles“ für INSIDE LLEWYN DAVIS Ihr Einfall war. nehmen, wie sie war, bevor Dylan kam und sie für immer veränderte. Über die Musik in INSIDE LLEWYN DAVIS befragt, sagten sie, dass sie eine starke Verbindung zur Musik in O Brother, Where Art Thou? sehen, weil beide Filme dieselbe Art von Musik haben. Geht es Ihnen auch so? T BONE BURNETT: Kann schon sein. Vermutlich stimmt das. Ich liebe das Lied. Es ist ein schöner, ein wunderschöner Song. Dylan hat eine Version davon gespielt. Aber der Film beginnt mit „Hang Me“. Ein Song darüber, gehängt zu werden. Und dann kommt „If I Had Wings“, und dann taucht man in Llewyns Welt ein und findet heraus, dass der Kerl, mit dem Llewyn „If I Had Wings“ aufgenommen hatte, sich mit einem Sprung von einer Brücke das Leben genommen hat. Und danach geht es in jedem Lied im Grunde um Themen wie Tod, Abtreibung, Mord und solche Sachen. „500 Miles“ liebe ich, weil es sich, glaube ich, um ein Sklavenlied handelt. T BONE BURNETT: Ja, auf jeden Fall. Es ist amerikanisch, amerikanische Musik. Traditionell. Ich rede von traditioneller amerikanischer Musik. Ich weiß nicht, wie ich sie sonst bezeichnen könnte, denn es handelt sich um die Musik der armen Menschen. Und sie ist wunderschön. Das ist wie mit all den großen Küchen. Alle großen kulinarischen Innovationen – nun gut, nicht alle, aber doch sehr viele – sind Rezepte der Bauern und einfachen Leute. Nehmen Sie das Barbecue hier im amerikanischen Süden. Sie haben die Barbecue-Sauce erfunden, weil sie nur noch das bereits verrottete Fleisch abbekamen. Und sie mussten es zwei Wochen lang kochen, damit es, Sie wissen schon … Ist das so? T BONE BURNETT: „Wissen Sie, „I can’t go home this way“ fühlt sich an wie ein tiefer, schöner Song aus der Sklavenzeit in diesem Land. Ich denke, es ist interessant, wie es mit Hilfe der Folkmusik in der Kultur eine neue Gestalt und Bedeutung angenommen hat. Wie die liberale Welt diesen Song nehmen und Teil der Kultur werden lassen konnte, dass es sich die Menschen anhören konnten, ohne sich dabei allzu schuldig zu fühlen. Keine Ahnung, ich bewege mich hier gerade auf ein verrücktes Gebiet … … essbar war. T BONE BURNETT: Es schmeckte so schlecht, dass sie es regelrecht in Barbecue-Sauce und allen möglichen anderen verrückten Soßen ertränkten. Soviel zu dieser Verbindung … dazu, um was für eine Art von Musik es sich handelt. Die Musik ist aus genau derselben Situation erwachsen. Es ist sehr interessant. Ich liebe dieses Lied, habe aber noch nie auf diese Weise darüber nachgedacht. Lassen Sie uns ein bisschen über die Musik im Film reden. Woher stammt der Song „Please, Mr. Kennedy“? T BONE BURNETT: „If you miss the train i’m on, you’ll know that I’m gone. Hundred miles … not a shirt on my back, not a penny to my name, I can’t go home this way.“ Klingt doch schwer nach Verrenkung. T BONE BURNETT: Nun, während der VietnamÄra gab es einen Folksong, der ging „Please, Mr. Kennedy, don’t send me off to Vietnam“. Ich vermute, es handelt sich um eine Verballhornung eines Songs von Tom Lehrer. Tom Lehrer, der große Satirist. Ich liebe Tom Lehrer. Ich denke, dass die Folkbewegung stark von ihm beeinflusst war und sich selbst an Satiren seiner Art versuchte. Und dieser Song, „Please, Mr. Kennedy“, sollte so etwas sein wie ein Pseudo-Rock’n’Roll-Song, der sich mit dem Thema Vietnam auseinandersetzen sollte. Aber wir verlegten ihn in die Zeit, in der unser Film spielt und machten daraus eine Parodie über das Wettrennen um die Vorherrschaft im Weltall. Stimmt. T BONE BURNETT: Fühlt sich an wie eine bedeutende Geschichte in unserer Kultur. Ein interessanter Aspekt der Folkwelt ist ihre Verbindung zur Bürgerrechtsbewegung. Der progressive Aspekt der Folkmusik taucht ungefähr zur Zeit der Handlung im Film wieder auf mit Leuten wie Joan Baez. Und dann ist Dylan da. Die Coens haben die Geschichte ganz gezielt in der Zeit vor Dylan angesiedelt. Sie wollten die Musikszene unter die Lupe Es ist also ein richtiger Song, für den Sie einen neuen Text schrieben? 27 T BONE BURNETT: Ich habe ihn dazu geholt. Seine Musik ist ziemlich interessant. Er ist das Energiezentrum seiner Band, und die Energie dieser Band ist wirklich unglaublich. Ich habe sie noch nie live gesehen, aber ich habe mir ihre Alben im, naja, im Internet geholt. T BONE BURNETT: Marcus schreibt wirklich ausgezeichnete, sehr kluge Texte. Ich würde sagen, dass er ein wirklich guter Junge ist. Es kam uns gleich vor, als würde er zum Team gehören. T BONE BURNETT: Ja. Wir nahmen den alten Song als Basis für unseren Song, ließen uns ein paar neue Melodien einfallen, wunderschöne Melodien, und ich denke, wir alle steuerten Ideen für den Text bei – Justin, Ethan, Joel und ich. Lassen Sie mich nach Dave Van Ronk fragen. Können Sie etwas über ihn sagen? Es ist offensichtlich, dass Sie und die Coens von ihm wussten. T BONE BURNETT: Ich habe ihn nie selbst getroffen. Justin Timberlake hat sich wirklich mit großem Einsatz in seine Rolle gestürzt. Es kommt einem so vor, als hätten Sie alle beim Dreh dieser Sequenz besonders großen Spaß gehabt. Echt? T BONE BURNETT: Ja. Das Einzige, was ich über Dave Van Ronk sagen kann, ist, dass er kein Verlierer war. Er war ein großartiger Künstler, der dasselbe Schicksal erdulden musste wie so viele von uns. Egal, wie viel man auf dem Kasten hat, vor diesem Schicksal ist man einfach nicht gefeit. Das ist wie in Erbarmungslos (Unforgiven, 1992), als der Junge gerade einen Typen erschossen hat und sich unglaublich schuldig fühlt. Er betrinkt sich und sagt: „Er hat es sich selbst zuzuschreiben.“ Und Clint Eastwood sagt: „Wir alle haben es uns selbst zuzuschreiben, Junge.“ Großartige Antwort. Aber ja, Dave hat nie die Beachtung bekommen, die er verdient gehabt hätte. Das steht fest. Aber Sie wissen ja auch, wie unfassbar einflussreich er war. Sie wissen, dass Dylan bei ihm auf der Couch geschlafen hat. Wie Llewyn, der auch immer bei anderen Leuten auf der Couch schläft. Und er hat wie Llewyn auch nie das bekommen, was er verdient gehabt hätte. Aber er hatte es sich selbst zuzuschreiben. T BONE BURNETT: Ich saß nur an der Seite mit dabei – Sie wissen schon, neben der Kamera, mit der Stoppuhr in der Hand, old school, um immer sicher zu gehen, dass Oscar nicht irgendwie schneller oder langsamer wurde. Um sicher zu gehen, dass wir die Klappe verwenden konnten oder nicht. Und Oscar lag niemals daneben … keine Ahnung, wie er das gemacht hat. Vielleicht hat man ihm ein Metronom eingebaut. Er hat das einfach im Blut. Er wich nicht ein einziges Mal ab, bei keinem einzigen Song, bei keiner einzigen Einstellung. Niemals, kein einziges Mal. Wir konnten im Schnitt jede einzelne Klappe verwenden. Ich bin ziemlich begeistert, weil es einfach keine bessere Weise gibt, seine Zeit zu verbringen, als mit dieser Musik und wie diese Jungs an die Sache rangingen. Auch Marcus Mumford von Mumford & Sons war involviert, richtig? 28 von Elijah Wald von Van Ronks Liedern und teilt mit ihm die Herkunft als Arbeiterklassekind, das sein Leben aufteilt zwischen Musik und gelegentlichen Anstellungen bei der Handelsmarine. Das Greenwich Village von Llewyn Davis ist nicht die gedeihende Folkszene, aus der Peter, Paul and Mary hervorging und die die Welt veränderte, als Bob Dylan beim Newport Festival erstmals seine Elektrogitarre einstöpselte. Hier geht es um die Folkszene des finstersten Mittelalters, bevor erfolgreiche Platten veröffentlicht wurden und Geld im Überfluss zur Verfügung stand – es geht um eine Zeit, als eine verschworene Gruppe überzeugter Jünger sich gegenseitig alte Lieder vorspielte, als handelte es sich um eine Geheimsprache. Die meisten von ihnen waren Kids, die auf den Straßen von New York groß geworden waren oder in den Fertigbau-Vorstadtsiedlungen von Long Island oder New Jersey. Sie wollten der Ödnis und Gleichförmigkeit der EisenhowerÄra der Fünfzigerjahre entfliehen. Einige waren College-Studenten, die noch Zuhause bei ihren Eltern lebten. Andere teilten sich kleine Wohnungen im damals noch alten New York der Immigranten, Little Italy oder der Lower East Side, wo man eine kleine Bruchbude für zwei Personen für 25 oder 30 Dollar im Monat mieten konnte. Mit Van Ronk teilt Llewyn zudem die Liebe und den Respekt für authentische Folkmusik, Lieder und Stile, die von Menschen der Arbeiterklasse erschaffen und von einer Generation an die nächste weitergereicht wurden, poliert und verändert vom Auf und Ab weitererzählter Tradition. Für Van Ronks Generation war diese lange erprobte Tradition ein entscheidender Kontrast zu den flüchtigen Konfektionen der Popmusikwelt. Die Entscheidung für Folkmusik kam dem Beitritt eines religiösen Ordens gleich. Ein Armutsgelübde war sozusagen auch mit eingeschlossen, weil es in ganz New York im Grunde keine Jobs für irgendjemanden gab, der auch nur im Entferntesten nach traditioneller Folkmusik klang. Das sollte sich in den frühen Sechzigerjahren schlagartig ändern, tatsächlich gab es auch schon erste Anzeichen dafür, was für eine Welt an der nächsten Ecke wartete. Ein paar kleine Clubs gab es schon, wo Leute ab und zu mal spielen konnten, wenn man bereit war, nur für Trinkgelder aufzutreten. Dazu kamen kleine Plattenlabels, die zwar kein Geld hatten und nichts bezahlten, aber immerhin bereit waren, den wahren Stoff aufzunehmen. Trotz aller Schwierigkeiten erinnert sich Van Ronk mit großer Zuneigung an diese Zeit. Wie Llewyn lebte auch er von der Hand in den Mund und schlief auf Sofas. Und doch war er eine Zeit lang von Gleichgesinnten umgeben, denen die Musik mehr bedeutete als irgendetwas anderes. Manche Details aus Llewyns Leben scheinen klare Verweise auf bekannte Figuren zu sein. Sein walisischer Name erinnert an Dylan, und wie Phil Ochs schläft er auf der Couch eines verheirateten Sängerpaares, Jim und Jean. Aber der Film begegnet ihm in einem Moment, bevor Dylan und Ochs nach New York kamen. Ein Augenblick, an dem sich niemand auch nur im Entferntesten hätte vorstellen können, dass die Szene im Village der Mittelpunkt des Booms der Folkmusik werden würde, die internationale Superstars hervorbringen und den Kurs der populären Musik auf immer verändern sollte. Dieser Moment des Übergangs – vor der Ankunft der Sixties, wie wir sie heute kennen – wurde von einer der zentralen Figuren der damaligen Szene, Dave Van Ronk, in seinen Memoiren „The Mayor of MacDougal Street“ eingefangen. Die Coen-Brüder haben sich für ihren Film sehr stark von dem Buch beeinflussen lassen, von seiner genauen Beschreibung von Zeit und Ort. Einige Szenen wirken wie direkt daraus übernommen. Llewyn ist nicht Van Ronk, aber er singt einige Die Folkszene im Village der späten Fünfzigerjahre ist von späteren Fans und Historikern weitgehend ignoriert oder vergessen worden. Sie neigen dazu, direkt von Pete Seeger und seinen Hits mit den Weavers zu Beginn der Dekade zu Dylans Ankunft im Jahr 1961 zu springen. Van Ronk sieht das anders. Er erinnert sich an diese Zeit als Schlüsselperiode, in der eine eng verbundene und miteinander vertraute Gruppe junger Musiker einen neuen Ansatz formte, wie man 29 ten von Pete Seeger oder der Lektüre von Magazinen wie „Sing Out!“ aufgeschnappt hatte. Drüben bei der Sullivan Street zugewandten Seite des Platzes fanden sich die jungen zionistischen Sozialisten der Hashomer Hatzair zusammen, um „Hava Nagila“ anzustimmen und israelische Volkstänze einzuüben. Rund um den Brunnen führte der Banjo-Virtuose Roger Sprung die erste Welle urbaner Bluegrass-Musiker an, die hochenergetische Hoedowns fiedelten und in nasaler Harmonie sangen. Folk singen konnte. Sie studierten die alten Platten, um die Kanten und Ursprünglichkeit des Delta-Blues und des Appalachen-Folk zunächst einzufangen und dann Wege zu finden, wie sich mit dieser Musik die eigenen Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken ließen. Für die meisten dieser Musiker reichte es später nicht für professionelle Karrieren. Viele veröffentlichten nicht einmal Platten. (Die Kossoy Sisters gehörten zu den wenigen, die aufgenommen wurden – ihr Album aus dem Jahr 1957 war mit Ausnahme der leidenschaftlichsten Folkfans so gut wie komplett vergessen, bis die Coen-Brüder ihre Version von „I’ll Fly Away“ benutzten, um einen Teil der Odyssee der Figuren ihres O Brother, Where Art Thou? – Eine MississippiOdyssee (2000) durch das ländliche Mississippi musikalisch zu untermalen.) Die Village-Szene der späten Fünfzigerjahre war eine Welt, die angefüllt war mit aufrichtigen, enthusiastischen Amateuren. Sie wurden zwar von der Außenwelt missachtet, aber dank ihres jugendlichen Optimismus brannten sie doch mit loderndem Feuer und großer Hingabe für ihre Musik. Van Ronk erinnerte sich: „Für uns bestand nicht der Hauch eines Zweifels, dass wir die Speerspitze eines Folk-Revivals waren. Vergessen Sie nicht, wir befanden uns in unseren späten Teenagerjahren oder waren vielleicht gerade 20 geworden. Und wenn man sich da nicht als Speerspitze fühlt, dann stimmt etwas nicht mit einem. Selbstverständlich waren wir die Welle der Zukunft – wir waren 21!“ Sprung war einer der wenigen Leute in dieser Szene, der eine Verbindung zum kommerziellen Musikgeschäft hatte. In den frühen Fünfzigerjahren hatte er mit einer Gruppe namens Folksay Trio vier Lieder aufgenommen. Die zwei anderen Mitglieder machten kurz darauf unter dem Namen The Tarriers weiter und landeten zwei Top-Ten-Hits in den Popcharts, „Cindy, Oh Cindy“ und „The Banana Boat Song“. Ein Song der Tarriers, den sie mit Sprung aufgenommen hatten, „Tom Dooley“, wurde von einer jüngeren Gruppe namens Kingston Trio aufgegriffen. Sie schafften es mit ihrer Version 1958 bis an die Chartspitze. The Tarriers und das Kingston Trio waren Teil eines Pop-Folk-Trends, an den man sich heute wegen seiner kitschigen, leichtgewichtigen Albernheit erinnert – und die jungen Musiker am Washington Square hatten nicht unbeträchtlichen Anteil daran, Steilvorlagen für diese moderne Meinung zu liefern. Für die meisten jungen Musiker im Village repräsentierten genau diese Gruppen die fade Gleichförmigkeit und Kultur des Kommerzes, die sie so sehr verabscheuten und der sie zu entkommen versuchten. Van Ronk erinnert sich mit typischer Verachtung: „Wir wussten vom Kingston Trio und Harry Belafonte und den Horden glatt geschniegelter Imitatoren, aber wir fanden, dass das eine andere Welt war, mit der wir nichts zu tun hatten. Die meisten dieser Leute konnten ums Verrecken nicht spielen und waren austauschbare Sänger, und was ihr Material anbetraf, waren sie wirklich der Bodensatz. Sie sangen Lieder, die wir schon gesungen und längst hinter uns gelassen hatten. Das war wie ,Sing Along With Mitch’ und das ,Fireside Book of Folk Songs’, vorgetragen von Studenten im zweiten Studienjahr in Paisleyhemden. Und sie waren hundertprozentige Rip-offs. Sie klauten das Material, sie beklauten die Autoren, Komponisten, Sammler und Quellen. Und sie hauten die Öffentlichkeit übers Ohr.“ Blickt man aus dem 21. Jahrhundert zurück auf diese Zeit, dann fällt es einem schwer, sich vor Augen zu führen, wie anders die Dinge waren in den Tagen vor dem unablässigen Bombardement durch die Massenmedien und den Möglichkeiten unentwegter Kommunikation, wie leicht es den findigen jungen Musikern in New York City fiel, in einer völlig eigenen Welt zu leben. Der Mittelpunkt der VillageSzene war in diesen Tagen nicht etwa ein Nachtclub oder ein Café, sondern der Washington Square Park, wo sich Sänger und Musiker regelmäßig Sonntag am Nachmittag versammelten, um miteinander zu musizieren. Van Ronk tauchte dort erstmals Mitte der Fünfzigerjahre auf. Er erinnert sich daran, dass teilweise sechs oder sieben Gruppen gleichzeitig spielten und jede von ihnen von ihrem Freundeskreis und Zuhörern umgeben war. Am großen Bogen am Ende der Fifth Avenue sang eine Gruppe Kids, die vom Folkvirus in progressiven Sommerlagern oder bei Zusammenkünften der Labor Youth League infiziert worden war, Gewerkschaftslieder, die sie bei Konzer- 30 als Hauptinspiration für eine Generation junger Fingerpicker gilt. Die Pop-Folkies, über die Van Ronk sich lustig macht, mochten über Einfluss in den Vorstädten und den Anlagen der Colleges im Mittleren Westen verfügen, aber sie hinterließen keinen Eindruck auf das, was in den New Yorker Clubs gehört oder gespielt wurde – und bei den Hardcore-Folkniks am Washington Square schon gleich gar nicht. Keiner in dieser Szene erinnert sich an Roger Sprung, weil er einmal kurz Top-40-Luft geschnuppert hatte. Man erinnert sich an ihn als älteren Musiker, der mehr als alle anderen über die ländliche Southern-Musik wusste und Willens war, sein Wissen an alle weiterzugeben, die sich für diesen Stil interessierten. Man fand ihn jeden Sonntag am Square, zusammen mit einem Typen namens Lionel Kilberg, der einen zu Hause zusammengebastelten Waschzuber-Bass spielte. Um sie herum versammelte sich ein Haufen jüngerer Musiker. Im Lauf der Jahre waren wohl alle Musiker mal dabei gewesen, die später die urbanen Old-Time- und Bluegrass-Szenen der Sechziger anführten. Kilberg war von besonderer Bedeutung, weil er außerdem derjenige war, der jeden Monat zum Rathaus pilgerte, um die Erlaubnis dafür abzuholen, im Square Musik spielen zu dürfen. Die Erlaubnis gestattete ihnen, sich von 13 bis 17 Uhr dort aufzuhalten, und der Inhaber der Erlaubnis musste immer anwesend sein, um das Musizieren legal zu machen, also war es unerlässlich, dass Kilberg immer mit von der Partie war. Van Ronk erinnerte sich, dass die Balladensänger und die Blues-Leute miteinander abhingen, weil es von beiden nicht sehr viele gab, also formten sie eine Art Clique innerhalb der Clique: „Wir schlossen uns zur gegenseitigen Unterstützung zusammen, weil wir nicht so viel Lärm wie die anderen Gruppen machten, die wir allesamt hassten – die Zionisten, die Sommerlager-Kids und die Bluegrasser – jeden einzelnen von ihnen. Aber es war einfach so, dass wir in diesen Tagen überhaupt ziemlich viele Leute hassten.“ Rückblickend waren es diese Balladen- und Bluessänger, die eine neue Ästhetik formten, aus der schließlich Leute wie Dylan, Ochs, Joan Baez, Joni Mitchell hervorgingen und die die Folk-Rock-Innovationen von The Lovin’ Spoonful, The Byrds, The Mamas and the Papas und Crosby, Stills, Nash & Young inspirierten. (Zur gleichen Zeit wurde eine verwandte Szene in Großbritannien genährt von Balladen-Anhängern wie Ewan MacColl – Llewyn Davis singt seinem Vater im Pflegeheim MacColls „Shoals of Herring“ vor – und Hardcore-Bluesplattensammlern wie den jungen Männern, die später The Rolling Stones werden sollten.) Aber in den späten Fünfzigerjahren war ihnen nicht bewusst, dass sie sich an der Spitze eines neuen Zeitalters befanden. Und wenn ihnen jemand gesagt hätte, dass sie den Samen eines künftigen Rock- und Poptrends säen würden, wären sie entsetzt gewesen. Wie Alan Lomax sagte, als er Besucher einer gefilmten Jamsession in seiner Wohnung im fünften Stock willkommen hieß: „Sie befinden sich jetzt im Greenwich Village, wohin Menschen kommen, um Amerika zu entkommen.“ Sie waren eine eingeschworene Gruppe wahrer Glaubender, außerhalb des Mainstreams nicht nur der kommerziellen Kultur Amerikas, sondern jeder Art von Mainstream. Und sie waren stolz auf ihre Unabhängigkeit und ihr geheimes Wissen. Gemeinsam mit den Folktänzern, den politischen Mitsing-Kids und den Bluegrassern saßen junge Solisten auf den Bänken oder um den Brunnen in der Nähe des Bogens und spielten auf ihren Gitarren, Banjos oder Hackbrettern und stimmten Balladen und Blues an. Wenn sie etwas taugten oder genügend Freunde hatten, dann waren sie von kleinen Kreisen von Zuhörern umgeben. Und wenn jemand einen neuen Song gelernt hatte, brachte er ihn mit zum Park und andere schnappten ihn auf. Van Ronk war normalerweise da und sang den Blues, und die Kossoys, Paul Clayton und der Folklorist Roger Abrahams sangen Balladen der Britischen Inseln oder aus den Bergen der Südstaaten. Manchmal tauchten auch ältere, etablierte Musiker auf wie Oscar Brand oder Theodore Bikel. Oder jemand brachte Woody Guthrie mit – er war bereits von der HuntingtonKrankheit gezeichnet und konnte nicht mehr singen, aber manchmal spielte er ein paar Akkorde – oder Reverend Gary Davis, ein Straßenpriester aus Harlem und außerdem ein virtuoser Gitarrist, der Van Ronk taufte seine Leute trocken die „NeoEthnics“. Und in gewisser Weise waren sie ein FolkÄquivalent zu der „Early Music“-Bewegung, die gleichzeitig in der klassischen Musik stattfand. Es ergibt unbedingt Sinn, dass bei einem der Besuche von Llewyn Davis bei einem älteren Akademikerpaar einer der anderen Gäste ein Mann ist, der ein Cembalo in einer Gruppe namens Musica Anticha spielt. Wie in der Klassikwelt gab es berühmte Kon- 31 und Prärien zu meistern, aber andere Sänger zeigten sich durchaus bereit, ein paar Zugeständnisse an den modernen, städtischen Geschmack zu machen. Die meisten Frauen in der Szene sangen in wunderbarem, klarem Sopran. Manchmal übernahmen sie einen Südstaatenakzent, aber in den seltensten Fällen strebten sie danach, wie in die Jahre gekommene Farmfrauen zu klingen. Und dennoch studierten sie die alten Aufnahmen und Sammlungen ursprünglicher Balladen, die von akademischen Archivisten veröffentlicht wurden, und meisterten archaische Instrumente wie das Appalachen-Hackbrett. zertkünstler, die an Orten wie der Carnegie and Town Hall auftraten, und es gab die jungen, eifrigen Jünger, die nach seltenem und altem Material Ausschau hielten und versuchten, die Musik „authentisch“ zu spielen, so wie sie wohl am Ort und zur Zeit ihrer Entstehung geklungen haben mochte. Manche der Stammgäste des Washington Square Park bemühten sich um Abschlüsse in Folklore und manche unternahmen Reisen in die Südstaaten, um nach alten Musikern und zerkratzten 78er-Platten zu fahnden. Für die, die in New York blieben, galt als Bibel eine Sammlung von sechs LPs, die von einem exzentrischen Beatnik namens Harry Smith zusammengestellt und 1952 unter dem Titel „The Anthology of American Folk Music“ auf dem Folkways-Label veröffentlicht worden war. Zusammengesetzt aus Aufnahmen, die in den Zwanzigerjahren für den „Race“- und den Hillbilly-Markt gemacht worden waren, konnte man auf der „Anthology“ Künstler wie Mississippi John Hurt und den Banjospieler Dock Boggs entdecken. Die Neo-Ethnics imitierten gewissenhaft jede Eigenart und jede Nuance dessen, was sie als wahrhaftige, rohe Antithese zu dem Einheitsbrei begriffen, der von den Pop-Folkies hervorgebracht wurde. Von all den frühen Neo-Ethnics war Paul Clayton mit seiner Kombination von Gelehrtentum und Performance am erfolgreichsten. (Er war ein attraktiver, bärtiger Mann, der tatsächlich ein wenig aussah wie der von Justin Timberlake gespielte Jim Berkey.) Clayton hatte einen Abschluss in Folklore und war durch die Südstaaten gereist, wo er ältere Musiker interviewte und aufnahm. Er entdeckte Künstler wie die schwarze Fingerpickerin Etta Baker und den Medicine-Show-Bluesmann Pink Anderson. Er war außerdem der erfolgreichste Musiker in der Gruppe der wahren Glaubenden. Während andere froh waren, wenn sie ein oder zwei Lieder für diverse FolkSammlungen aufnehmen konnten, brachte er es zwischen 1954 und 1959 auf die Veröffentlichung von nicht weniger als 15 Soloalben. Aber er war nicht Teil der Pop-Folk-Welt – Leute wie The Weavers, The Tarriers oder Harry Belafonte, die traditionelle Lieder zu Pseudo-Folk-Hits wie „Goodnight, Irene“ oder „The Banana Boat Song“ umfunktionierten. Seine Alben erschienen meist auf Folkways Records, einem kleinen unabhängigen Label, das seine Hauptumsätze durch den Verkauf an Bibliotheken und Universitäten bestritt. Van Ronk erinnerte sich: „Immer wenn Paul ein paar Kröten benötigte, grub er irgendeine obskure Folklore-Sammlung aus. Dann ging er zu Moe Asch von Folkways und sagte: ,Hör mal, Moe, ich habe mich gerade durch deinen Katalog geblättert und habe festgestellt, dass du nicht ein einziges Album mit Balladen von Holzfällern aus Maine hast …’ Van Ronk erinnert sich daran, dass viele Leute sich diese Sammlung so oft anhörten, dass sie jeden Song auf den sechs Alben auswendig konnten: „Uns hat nicht alles auf diesen Platten gefallen, aber sie waren wichtig für uns, weil sie uns zeigten, was es alles gab und wie es wirklich klang, von den ursprünglichen Quellen und nicht irgendwelchen Interpreten, die die Lieder nur aus zweiter oder gar dritter Hand weitergaben. Das veränderte alles, weil die vorangegangene Generation Folksongs zwar mochte, sie aber sang wie ausgebildete Konzertsänger. Uns war Authentizität wichtig. Wir wollten die traditionellen ethnischen Stile reproduzieren, bis ins kleinste Detail, was so weit ging, dass wir uns anstrengten, sogar die Akzente richtig wiederzugeben. Es spielte keine Rolle, wie sich der ethnische Ansatz ausdrückte, ob man war wie Furry Lewis oder wie Jimmie Rodgers oder wie Earl Scruggs. Das war eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber dass es unbedingt authentisch ethnisch sein sollte, war Prinzip.“ Moe sagte dann: ,Nun, das ist wohl eine schwerwiegende Lücke. Kennst du vielleicht jemanden, der genug von diesen Liedern singen könnte, dass man ein Album daraus machen kann?’ Wie in jeder Sekte waren manche orthodoxer als andere. Wie Ramblin’ Jack Elliott vor ihm und Bob Dylan ein paar Jahre später arbeitete Van Ronk hart daran, die rauen und kratzigen Vokalstile der Berge Und Paul antwortete: ,Hmm, rein zufällig …’“ 32 auftritte um, er schrieb neue Verse und veränderte die Melodien. Einige dieser Schöpfungen nahm er sogar mit Semi-Pop-Arrangements auf. Keiner von ihnen erregte über die örtliche Folkszene hinaus großes Aufsehen. Aber sein Einfluss kann nicht unterschätzt werden. Der von ihm 1959 aufgenommene Song „Who’s Gonna Buy You Ribbons“ war die Inspiration für Bob Dylans „Don’t Think Twice, It’s Alright“. Claytons Albumtitel geben einem eine ziemlich gute Vorstellung davon, was das Ergebnis war: Da findet man nicht nur „Timber-r-r! Lumberjack Folk Songs & Ballads“, sondern auch „Wanted for Murder: Songs of Outlaws and Desperados“, „Bay State Ballads“, „Cumberland Mountain Folksongs“ und „Whaling and Sailing Songs from the Days of Moby Dick“. Aber neben der ernstzunehmenden Folklore formte er manche alte Lieder für seine Konzert- I’m walking down that long, lonesome road, You’re the one that made me travel on … So it ain’t no use to sit and sigh now, darlin’, And it ain’t no use to sit and cry now. It ain’t no use to sit and wonder why, darlin’, Just wonder who’s gonna buy you ribbons when I’m gone. Dass sich heute nur noch wenige Leute an Clayton erinnern, unterstreicht nur zusätzlich, wie sehr sich die Szene in den wenigen Jahren zwischen den späten Fünfzigerjahren und den frühen Sechzigerjahren wandelte. Die Neo-Ethnics hatten nie erwartet, Starruhm zu erlangen. Wenn sie tatsächlich Bestrebungen nach kommerziellem Erfolg gehabt hätten, hätten sie niemals Folkmusik gespielt. Rückblickend lässt sich die Szene im Village in den späten Fünfzigern unschwer als Kaderschmiede für den Aufstieg in die oberste Liga identifizieren. Ganz sicher war sie eine Brutstätte für jugendliche Begeisterung und musikalisches Engagement. Ihre Vertreter erinnern sich an sie als Entsprechung zum Paris der Zwanzigerjahre. Ein Blick auf die Listungen in der Village Voice, wer damals in den Clubs und Kaffeehäusern auftrat, rückt diese leicht romantisierte Sichtweise allerdings in ein etwas anderes Licht. So finden sich zwar manche Folksänger, aber nur in den seltensten Fällen waren sie die Headliner des Abends. Und ziemlich häufig mussten sie sich gegen Künstler anderer Musikstile behaupten. Als Dylan im Oktober 1961 seine Chance im Folk City erhielt, dem einzigen New Yorker Club der Ära, der eine Alkoholausschanklizenz besaß und Vorbild für die Musikbar in INSIDE LLEWYN DAVIS war, so war das als Vorband einer örtlichen Bluegrass-Combo, den Greenbriar Boys. Es gab nur zwei weitere Clubs in der Stadt, die überhaupt Folksänger namentlich ankündigten, und in beiden Fällen waren das eher ältere Musiker im Cabaret-Stil als Mitglieder der jun- gen Village-Gruppe. Die wirklich relevanten Läden setzten indes vor allem auf Jazz: Thelonious Monk, Ornette Coleman, Zoot Sims, Horace Silver, Herbie Mann. Und als kleiner Merkzettel, dass sich die Zeiten bald schon ändern sollten: Silver und Mann traten hintereinander auf, und im Vorprogramm wird eine Sängerin namens Aretha Franklin gelistet. (Was aber im Grunde nichts Besonderes war: Nur zwei Monate früher sang Aretha im selben Club im Vorprogramm des John Coltrane Quintet.) Das Kaffeehaus, in dem Dylan sein New Yorker Debüt gab, das Café Wha?, nannte in seinen Anzeigen überhaupt keine individuellen Künstler. Vielmehr zeigten sie das Bild eines Beatniks mit Baskenmütze, Bart und Sonnenbrille. Und als Entertainment wurde „folk singing, comedy, calypso, poetry, and congas“ angekündigt in „Greenwich Village’s Swingingest Coffee House“. Das Wha? war nicht mehr als eine wenig kaschierte Touristenfalle, die von einem cleveren Gauner namens Manny Roth betrieben wurde. Sein Flair für Showbiz vererbte er an seinen Neffen David Lee Roth, der als Sänger von Van Halen Ende der Siebzigerjahre zu Berühmtheit kommen sollte. Zu den regelmäßigen Künstlern im Wha? gehörten Richie Havens, Fred Neil und Karen Dalton, an die man sich heute als Folklegenden erinnert. Aber den nötigen Umsatz machte der Laden damit, dass er Touristen von außerhalb anlockte, die in die Stadt gefahren waren, um einmal lebende Beatniks und Freaks zu sehen. 33 Der erste lupenreine Folkclub im Village, das Café Bizarre, hatte 1957 die Blaupause geliefert. Van Ronk spielte dort am Eröffnungsabend und erinnerte sich: „Es verkaufte den Spießern ein Greenwich Village, das tatsächlich niemals existiert hat. Die Atmosphäre war eine billige Ausgabe des Geisterhauses von Charles Addams: düster und von Kerzen ausgeleuchtet, falsche Spinnweben hingen von der Decke. Die Kellnerinnen hatte man so hergerichtet, dass sie aussahen wie Morticia, mit Fischnetzstrümpfen, langem, geradem Haar und so viel Mascara, dass sie aussahen wie Waschbären.“ Es war das Beatnik-Leben, wie man es sich in Hollywood vorstellte und wie es in Filmen wie Bell, Book and Candle (Meine Braut ist übersinnlich, 1958), wo Hexen und Hexenmeister sich unter Beat-Poeten mischten und man sie nicht voneinander unterscheiden konnte, oder in Fernsehsendungen wie „Dobie Gillis“ und „Peter Gunn“ dargestellt wurde. Eine Weile fand sich in der Village Voice sogar eine Anzeige für einen „Rent-a-Beatnik“Service, der einen bärtigen Hipster mit Baskenmütze anbot, damit man selbst der ödesten Party einen angesagten Anstrich geben konnte. Viertel eine Art absurder Rummel und behandelten jeden, der sich als ernstzunehmender Künstler versuchte, als sei er ein Teil des Affentheaters. Das Bizarre und das Wha? waren am offensichtlichsten, was das Anbiedern an die gängigen Tourismustrends anging. Aber auch in den weniger grellen Clubs wurde den Musikern nichts geschenkt. Während die Bars um ein Uhr nachts geschlossen werden mussten, durften die Kaffeehäuser so lange geöffnet haben, wie sich Gäste im Raum befanden. Für die Musiker bedeutete das, dass sie oftmals fünf oder sechs Sets am Abend spielen mussten, sieben Tage die Woche. Das Publikum war kein Zuckerschlecken, Bezahlung gab es oft nur in Form eines herumgereichten Klingelbeutels, und die vorgegebene Schlagzahl war mörderisch. Das sorgte aber auch dafür, dass das Village eine ausgezeichnete Schule war. Van Ronk fluchte über das Publikum und die Ausbeutung. Er räumte aber auch ein, dass diese Clubs seiner Generation Lektionen erteilten, die sie nirgendwo sonst hätten erlernen können. Es waren ausgezeichnete Prüfsteine für ihre Hingabe zu unpopulären ethnischen Stilen. Und es erklärt, wie Dylan und Ochs binnen ein oder zwei Jahren nach ihrer Ankunft zu den besten Sänger/Songwritern des Landes werden konnten. „Wir hatten so viel Gelegenheit, unser Zeug in der Öffentlichkeit zu erproben. Wenn man es uns um die Ohren haute, konnten wir herausfinden, was nicht passte, konnten es korrigieren und noch einmal von neuem probieren. Es war brutal harte Arbeit, weil diese Trauben von Touristen meistens erst in den Bars loslegten und dann bereits völlig hinüber waren, wenn sie schließlich in den Kaffeehäusern aufschlugen. Wir spielten also vor einem Publikum, das aus 50 oder 100 besoffenen Vorstädtern bestand, die sich einen Teufel um die Musik scherten. Sie waren einzig und allein gekommen, um Freaks zu begaffen und ordentlich auf den Putz zu hauen. In einer solchen Situation lernt man besser schnell, wie man sich auf der Bühne verhält, oder man sollte sich eine andere Arbeit suchen. Die, die dabei blieben, gingen gestählt aus der Erfahrung hervor und wurden meist mit allen Wassern gewaschene Profis.“ Im Kontext der Fünfzigerjahre musste man nicht viel machen, um als Beatnik-Weirdo abgestempelt zu werden. Der Bart von Llewyn Davis wäre genug gewesen, um rechtschaffene Amerikaner zum Kichern zu bringen und mit dem Finger auf ihn zeigen zu lassen. Verglichen mit den Bürstenhaarschnitten und den ordentlichen Button-Down-Hemden normaler junger Leute war der Hauch eines verwegenen Vollbarts die Entsprechung zu dem, was heute eine Gesichtstätowierung und auffällige Piercings sind. Für die ältere Generation, die die Depression und zwei Weltkriege überlebt hatte und sich nun gemütlich im beständigsten wirtschaftlichen Boom einrichtete, den die amerikanische Mittelklasse jemals gesehen hatte, waren die einzigen Erklärungen für ein Leben, in dem man freiwillig auf dem Boden schlief und sich tagsüber mit Poesie und archaischer Musik befasste, entweder Wahnsinn oder Perversion. Gleichermaßen verkörperten die älteren Touristen für die jungen Villager die angepasste Hirnlosigkeit, die die Hexenjagden McCarthys und der Kalte Krieg hervorgebracht hatte und nun die Welt mit dem atomaren Armageddon bedrohte. Die zwei Gruppen waren von einer Wand gegenseitiger Befürchtungen und Misstrauens getrennt. Um alles noch schlimmer zu machen, taten die konventionellen älteren Amerikaner gerade so, wenn sie im Village aufkreuzten, als sei das ganze Die Musiker, die sich am Washington Square Park versammelten, waren inspiriert von einer gemeinsam geteilten Hingabe für authentische, ehrliche Musik mit geschichtlichen Wurzeln im mythischen ländlichen Amerika. Die Clubszene indes folgte brutalen Gesetzen, die auf den harschen wirtschaftlichen Re- 34 alitäten aufbauten. Die New Yorker Cabaret-Gesetze zählten zu den strengsten des gesamten Landes, und der einzige Grund, warum Clubs Folksänger buchten, war, dass man damit das Regelwerk elegant umgehen konnte. So gab es eine „incidental music“Klausel, die sich auf Hintergrundmusik in Restaurants bezog und eine Ausnahme für Gruppen machte, die aus weniger als vier Leuten bestanden und keine Wind-, Blech- oder Percussion-Instrumente hatten. Das heißt, dass Clubs Dichter oder Folksänger in ihr Programm aufnehmen konnten, ohne dass man gegen die obskuren Lizenzstrikturen verstieß und den hohen Betrag bezahlen musste, der für Jazzmusiker fällig gewesen wäre. Und das war besonders reizvoll, wenn man es mit einem Publikum zu tun hatte, dem die Musik ohnehin egal war. grünschnäbelige Weltverbesserer und der Verachtung der Jazz-Afficionados für die, die eintönige Balladen sangen und lediglich drei Akkorde beherrschten, beschreiben. Die von John Goodman in INSIDE LLEWYN DAVIS gespielte Figur basiert lose auf Doc Pomus, einem jüdischen New Yorker, der sich seine Meriten in den Vierzigerjahren verdiente, als er den Blues in schwarzen Nachtclubs sang. Seine Reaktion auf Llewyn ist typisch für die meisten Jazzfans und ernsthaften Hipster der Szene: „Was hast du gesagt, welche Musik du spielst? Folklieder? Ich dachte, du hättest gesagt, du seiest ein Musiker.“ Der berühmte Slogan der Sechzigerjahre, „Trau’ keinem über 30“, ist Ausdruck eines Generationsbruchs, der auf seine Weise noch bedeutsamer war als die musikalischen Trennlinien. Van Ronk und Llewyn Davis mochten Leute wie Pomus oder Thelonious Monk als Musiker und als Vorreiter der Bohème respektieren, aber sie waren dennoch Teil einer anderen Welt – auch wenn diese Welt gerade einen Straßenzug entfernt sein mochte. Um die Dinge noch weiter zu komplizieren, gehörten dieser älteren Welt auch Leute an, die womöglich bereit waren, die jungen Musiker aufzunehmen oder ihnen Jobs zu verschaffen. Moe Asch von Folkways Records – das Vorbild für Mel im Film – war 1960 55 Jahre alt und hatte Künstler wie Woody Guthrie, Pete Seeger und Lead Belly aufgenommen sowie Jazzmusiker wie Sidney Bechet und Art Tatum. Er war aufrichtig begeistert von traditioneller Folkmusik und war ein politischer Kamerad der „alten Linken“ sowie ein früher Unterstützer der neuen ProtestliedBewegung, aber er war auch ein kaltschnäuziger, altmodischer Geschäftsmann. Seine Platten bildeten die Grundlage für die Ästhetik der Neo-Ethnics, aber die meisten von ihnen erreichten nur eine kleine Basis Eingeschworener. Und er unterstützte seine weniger profitablen Projekte finanziell mit seiner legendären Geizigkeit gegenüber jenen Künstlern, die besser verkauften – und er war gnadenlos ehrlich zu hoffnungslosen Fällen wie dem fiktionalen Llewyn, die sich nicht so gut verkauften, wie er das gehofft hatte. In gewisser Weise erwies sich diese Situation als Vorteil für die Folksänger. Aber nicht nur waren die Clubs weit davon entfernt, perfekte Konzertstätten zu sein, es wurden auch alte Vorurteile bestätigt. Die Touristen neigten dazu, die Folksänger in einen Topf mit den Beatniks zu werfen. Wenn Van Ronk aber von den Leuten erzählte, die die Neo-Ethnics besonders hassten, waren die Beatniks in seinen Augen nur unwesentlich besser als die suburbanen Spießer. Auch diese Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit: „Die Beats mochten Cool Jazz, Bebop und harte Drogen. Und sie hassten Folkmusik. Für sie waren das nur ein paar grünschnäbelige Kids, die auf dem Boden herumlungerten und Lieder über die unterdrückten Massen sangen. Wenn ein Folksänger zwischen zwei Beat-Poeten auf die Bühne kam, wurde er von diesen Finger schnippenden Mamas und Daddies mit Missachtung gestraft. Gerade, dass sie nicht die Nase rümpften. Wenn allerdings ein Beat-Poet auf die Bühne kam und seine Leier abzog, reagierten die Folkfans nicht anders.“ Van Ronk meinte damit nicht die eingesessenen Beats. Jemand, der davon träumte, ein herumstreunender Hobo mit einer über die Schulter geschlungenen Gitarre zu sein, schätzte Jack Kerouacs „Unterwegs“ mindestens ebenso wie die Lieder von Woody Guthrie. Aber 1960 war diese Generation längst aus den Kaffeehäusern verschwunden. Die jungen Beatniks waren wie die Folkies meist Mittelklassekids aus der Umgebung, die sich kleideten wie Parodien auf urbane Schöngeister und lächerliche Gedichte reinzogen. Was die Haltung der Beats gegenüber den Folk-Kids anbetrifft, so lässt sie sich als Mischung aus der Verachtung der Avantgarde-Außenseiter für Albert Grossman, das Vorbild für Bud Grossman im Film, war 1960 zwar erst 34 Jahre alt, wurde von Van Ronks Generation aber dennoch als Mitglied der alten Garde betrachtet. Er hatte das Gate of Horn in Chicago 1956 als eine Art Folk-Nachtclub eröffnet – es hatte eine Alkoholausschanklizenz und stellte Künstler an, die von den Neo-Ethnics als „Cabaret-Folksänger“ geschmäht wurden, Leute wie Josh 35 White, Bob Gibson, Odetta und die Clancy Brothers, die Folkmaterial sangen, sich aber als erfahrene Entertainer präsentierten. 1960 sollte Grossman nach New York ziehen, wo er zu einer Ikone der Big-Money-Folk-Promotion werden sollte. Er schuf Peter, Paul and Mary und orchestrierte Dylans Verwandlung vom weichlichen, Akustikgitarre spielenden Poeten zum Rockstar. Aber selbst in den späten Fünfzigern, als er einfach nur ein Nachtclub-Besitzer war, neigten die Leute um Van Ronk dazu, den Cabaret-Stil, den er vermarktete, als glatt und verlogen abzutun. Die jungen Neo-Ethnics versuchten nichts zu machen, was man ihnen auch nur im Entferntesten als professionelles Entertainment hätte auslegen können. Sie sangen in rauen, ländlichen Akzenten, gingen in ihren Straßenklamotten auf die Bühne und stellten ihre Lieder mit stoischer Ernsthaftigkeit vor. Van Ronks Worte: „Wenn man schon nicht in das Klangloch seines Instruments starrte, dann fanden wir, dass man wenigstens den Anstand haben sollte, auf seine Schuhe zu starren.“ Es gab eine entschlossene Tugend, ein Ehrbewusstsein für diesen Ansatz. Das ähnelte dem, was Miles Davis zur gleichen Zeit im Jazz praktizierte, als er seinem Publikum den Rücken zuwandte, damit sich die Zuhörer auf die Musik konzentrierten und nicht auf das, was sie sahen. Clubbesitzer wie Grossman konnten diese Attitüde nicht nachvollziehen, denn ihre Begeisterung für die Musik wurde immer mit einem abgebrühten Sinn für die Endabrechnung ausbalanciert. Das Ergebnis war, dass Grossman niemals die jungen New Yorker im Gate engagierte – und Llewyn erlebt im Film eine Version des beschämenden Vorspieltermins, den Van Ronk damals hatte. Mike Porco, der Besitzer von Folk City und das lebende Vorbild für die Figur des hinreißend zynischen Pappi Corsicato, war eine Ausnahme, aber das hatte damit zu tun, dass er keine Ahnung vom Musikgeschäft hatte. Er war einfach nur ein italienischer Typ aus der Nachbarschaft, der eine Bar namens Gerde’s in einem Block von Fabrikgebäuden betrieb. Sein Hauptklientel waren Menschen, die in der Gegend arbeiteten, weshalb am Abend nicht viel los war in seinem Laden. Als Izzy Young, der einen kleinen Buch- und Plattenladen namens Folklore Center in der MacDougal Street hatte, ihm vorschlug, er könne ihm Konzerte buchen, zeigte Mike sich interessiert. Young war ein Traditionalist durch und durch, der durch Volkstänze auf die Szene aufmerksam wurde und damit angab, dass sich in keinem Laden in den Vereinigten Staaten eine vollständigere Sammlung obskurer Bücher über die Weltfolklore finden lasse. Das Folklore Center wurde bald zu einer Art Hauptquartier der Neo-Ethnics. Dylan schreibt in seinem Buch „Chronicles Vol. 1“, dass er dort gleich bei seinem ersten Besuch in New York vorbeischaute und Van Ronk traf. Als Young seine Abendveranstaltung in Porcos Bar begann, hatte er einen Showcase für ältere „authentische“ Musiker wie Reverend Gary Davis sowie jüngere Leute aus der Nachbarschaft wie Van Ronk und Clayton im Sinn. Das war im Januar 1960. Young veranstaltete seinen Club fünf Monate als Non-Profit-Veranstaltung, bis Porco klar wurde, dass er eine stattliche Anzahl von Stammgästen anlockte und als Geschäft vermarktet werden konnte. Er übernahm selbst das Booking, benannte den Laden um in Gerde’s Folk City und etablierte die Bar als Ort, in dem Folksänger regelmäßig auftreten konnten. Rein finanziell war es ein entscheidender Schritt nach vorn. In den Kaffeehäusern hatten die Musiker oft damit auskommen müssen, was an Geld beim Herumreichen von Klingelbeuteln eingenommen wurde. Aber ähnlich wie die Bar in INSIDE LLEWYN DAVIS war Folk City nicht gerade ein leiser, ernsthafter Musikclub. Van Ronk erinnerte sich an viele aufgekratzte, lärmende Abende, die er dort mit Porco und seinen Freunden verbrachte, an denen sie rücksichtslos über die Gesangsversuche der armen Jungs und Mädchen auf der Bühne drüberquatschten: „Wie in den meisten Musikbars wussten die Leute, die in der Nähe der Bühne saßen, dass sie eine Show sahen, und benahmen sich entsprechend, aber die Leute an der Bar führten sich auf, als befänden sie sich in einem ande- 1960 hatte niemand, der sich im Musikgeschäft auskannte und seinen Lebensunterhalt damit verdienen wollte, Interesse an Leuten, die wie Van Ronk oder Dylan klangen. Die großen Folkstars waren Menschen mit schönen Stimmen und angezogen wie erfolgreiche Pop- oder Klassikmusiker. Belafonte und Josh White trugen geschneiderte Seidenhemden; das Kingston Trio steckte man in aufeinander abgestimmte Collegeklamotten; und ältere Künstler wie die Weavers, die Rooftop Singers und die Limelighters hatten Anzüge und Krawatten oder Abendkleider an. Dylan beschreibt die vorherrschende Haltung in einem seiner ersten Songs, „Talking New York“, in dem er einen Clubbesitzer zitiert, der ihm sagte: „Du klingst wie ein Hillbilly. Wir wollen hier aber Folksänger hören.“ 36 ren Raum. Wenn der Laden voll war, dann war es einer der härtesten Läden, die ich jemals erlebt habe.“ mehr als 50 Zuhörer an. Seine nasale Stimme und seine nölige Harmonika war den Mainstream-Musikfans zu roh und grob, und selbst nachdem Peter, Paul and Mary „Blowin’ in the Wind“ zwei Jahre später zu einem landesweiten Hit gemacht hatten, konnte sich niemand so recht vorstellen, dass aus ihm ein Popstar werden könnte. Als seine Karriere als Sänger schließlich abhob, reagierte er genauso baff wie viele seiner alten Freunde aus der MacDougal Street: „Ich dachte einmal, dass ich vielleicht einmal so groß werden könnte wie Van Ronk, auf keinen Fall größer, aber es ist jetzt bereits größer, nicht wahr? Yeah Mann, es ist größer. Man könnte sich in die Hosen scheißen vor Angst.“ Wenn man INSIDE LLEWYN DAVIS zeitlich festlegen will, dann sind die offenkundigen Eckdaten die Eröffnung von Folk City im Januar 1960 und Dylans Ankunft in New York ziemlich genau ein Jahr später. Es geht um diesen Moment dazwischen, in dem sich die Folkszene ganz klar veränderte, aber noch niemand eine klare Vorstellung hatte, in welche Richtung es gehen könnte. Zu dem Zeitpunkt, an dem sich Folk City fest etabliert hatte, war das Cafe Bizarre bereits drei Jahre geöffnet, das Café Wha?, das Commons und das Gaslight Café hatten sich gerade dazu gesellt, alle innerhalb eines Straßenblocks auf oder an der MacDougal Street. Alle hatten Folkmusik im Programm, neben einer spürbar abschwellenden Welle von Beat-Poeten. Weitere Clubs sollten in den nächsten Jahren dazukommen, bis an einem gewissen Zeitpunkt im Verlauf nur weniger Straßenzüge etwa drei Dutzend Läden Folkmusik im Angebot hatten. Aber selbst 1960 gab es bereits ausreichend Arbeitsgelegenheiten, so dass aus dem gesamten Land junge Musiker angespült wurden. Als Dylan aus Minnesota angereist kam, war der feste Kern örtlicher Folkjünger um Figuren wie Carolyn Hester aus Oklahoma, Len Chandler aus Ohio und Tom Paxton aus Oklahoma (er stand Pate für die Filmfigur Troy Nelson in INSIDE LLEWYN DAVIS) erweitert worden. Wie die Figur der Coens begann Paxton mit Auftritten im Village an Wochenenden, während er noch seinen Militärdienst in Fort Dix ableistete, und er war ein völlig neuartiger Folksänger. Sein Interesse galt weniger dem Erlernen alter Lieder. Er war daran interessiert, die Tradition mit neu geschriebenen Liedern fortzusetzen – im Film singt Nelson „The Last Thing on My Mind“ von Tom Paxton. Er war eine Schlüsselfigur in der Entwicklung von den Neo-Ethnics zu den Sänger/Liedermachern. Viele Zuschauer werden vermutlich denken, dass INSIDE LLEWYN DAVIS einen frühen Blick auf Dylans Königreich wirft. Aber es wäre korrekter, den Film als Porträt einer kleineren und ganz anderen Welt zu bezeichnen, die bereits wieder im Absterben begriffen war, als Dylan schließlich auftauchte. Die meisten Sänger und Musiker, die zur Village-Szene in den Jahren 1959 und 1960 gehörten, wurden in der folgenden Dekade nicht zu Folkstars. Mit Ausnahme von Van Ronk und den New Lost City Ramblers wurden sie von der Welle von Talenten von Außerhalb weggeschwemmt oder verloren das Interesse, als sich die Szene von einem rechtschaffenen Kult von Folkanhängern zu einem Kommerzzirkus wandelte. Das Gefühl von Kameraderie, das Bewusstsein, eine kleine Gruppe wahrer Glaubender zu sein, die auf den Sofas ihrer Freunde schliefen und bis zum Morgengrauen Lieder untereinander austauschten, wurde ersetzt von warmen Träumen von Berühmtheit und großem Erfolg. Viel großartige Musik wurde im Village gemacht in der Zeit nach 1960 – wohl viel bessere Musik als in der Zeit davor. Aber die Szene stand jetzt im Mittelpunkt eines nationalen und internationalen Trends. Binnen weniger Jahre fühlte sich das intime Greenwich Village, wo alle Sänger einander kannten, miteinander sangen und spielten und manchmal auch miteinander schliefen und einander die Herzen brachen, so alt und weit weg an, wie sich die Hütten der Farmpächter im Mississippi Delta und die kleinen Dörfer in den Appalachen für Van Ronk und seine jungen Kumpane vom Washington Square angefühlt hatten. Diese Entwicklung wurde geschichtlich am intensivsten beleuchtet, wegen solcher Lichtgestalten wie Dylan, Paul Simon, Joni Mitchell und Leonard Cohen sowie anderer Wortschmiede, die wie magisch vom Village angezogen wurden. Sie vermischten die musikalische Ästhetik der Folkies mit der literarischen Ästhetik der Beats. Es war kein radikaler Wandel: Als Izzy Young das erste Konzert von Dylan in der Carnegie Recital Hall im November 1961 sponserte, hatte Dylan zwar bereits stürmisch begeisterte Kritiken in der New York Times geerntet und einen Plattenvertrag mit Columbia Records in der Tasche, aber er lockte immer noch kaum Elijah Wald ist ein Musiker und Autor, der einen Großteil seiner Teenagerjahre auf Dave Van Ronks Couch in der Nähe der Ecke von Fourth Street und Seventh Avenue verbrachte. Er ist Ko-Autor von „The Mayor of MacDougal Street“. 37 von John Jeremiah Sullivan Was war das Folk-Music-Revival der Fünfziger/Sechziger-Ära? Es gibt großartige Erzählungen davon, nicht zuletzt von Dave Van Ronk, der ehemalige Matrose der Handelsmarine, der zuerst zum Jazzman wurde und dann zum Country- und Blues-Interpreten, dessen Leben und Musik (wenngleich nicht seine Person) diesen Film lose inspiriert haben. Aber was war es, im Sinne von: Warum ist es passiert? War es eine Art popkulturelles Gelenk, zwischen den Beatles und den Hippies? Eine ansprechendere Version des politisch engagierten Agit-Folks der Vierziger- jahre? Oder war es etwas Tieferes, etwas Bedeutsameres? Tat ein Teil des Landes – konfrontiert mit dem Schreckgespenst eines Atomkrieges und gewaltsamer politischer Unruhen – das, was Gesellschaften in Zeiten existenzieller Krisen zu tun pflegen, indem sie den Boden für einen neuen Stamm urbar machten, wenn man so will, und gegen die Finsternis ansangen? Vermutlich spielten all diese Dinge eine Rolle. Oder wie es eine andere großartige Figur aus einem Coens-Film, H.I. McDunnough, sagen würde: „Und da drüben haben wir das Marketing.“ 38 das sieht immer etwas albern oder schäbig aus. Um dem Problem Herr zu werden, saß T Bone Burnett (der die Lieder des Films produziert hat) immer mit einer Stoppuhr neben der Kamera und überprüfte, wie sehr Oscar Isaac in den einzelnen Klappen daneben lag. Wenn er nur eine halbe Sekunde zu schnell oder zu langsam war, müsste man die Aufnahme auf jeden Fall wiederholen lassen. Aber es gab keine Variationen. „Ich weiß, das klingt jetzt erstunken und erlogen“, sagte Burnett, „aber so lange ich daneben saß und die Zeit nahm, gab es keine Ausschläge.“ Und das trifft nicht nur auf Isaac zu. Der Film ist voller Talente, die schauspielerisch wie musikalisch überzeugen. Hören Sie nur einmal bei „The Auld Triangle“ genau zu – das ist der für sein Falsett bekannte Justin Timberlake, der den BassPart übernommen hat. Folkmusik singt man nicht. Sie singt einen. Eine der wunderbaren Sachen an diesem Film ist, dass man zusehen kann, wie es passiert, wie diese verschütteten Flüsse von Liedern, mit ihren simplen, bodenlosen Themen, im Leben der Figuren auftauchen und sich spiegeln. Am stärksten kommt das rüber in der Szene, in der Llewyn für einen Clubbesitzer in Chicago vorsingt. Es ist ein ganz ungezwungenes Vorsingen. Er könnte etwas Gefälliges singen, etwas, das todsicher beim Publikum ankommt – ehrlich gesagt, sollte er das. Aber stattdessen entscheidet er sich für etwas Schräges und Altes, „The Death of Queen Jane“, ein Lied über eine schwangere Frau, deren Leben in Gefahr ist, und ihr Baby. Die Mächte, die der Königin das Leben nehmen und das Kind verschonen, bewegen sich durch Llewyn und die Menschen, die er (ungelenk) liebt. Aber er ist in seinem Schicksal gefangen. Er kann darüber singen, aber er kann sich nicht aus der Sache heraussingen. Der Film nimmt die Form eines Folksongs an: Es gibt eine erste Strophe, dann eine Reihe weiterer Strophen – und in jeder einzelnen passiert etwas Schreckliches – und dann kommt am Schluss wieder die erste Strophe, allerdings in leicht abgewandelter Form. Der überragende Moment auf dieser Platte gehört vermutlich „Fare Thee Well (Dink’s Song)“, der von Oscar Isaac und Marcus Mumford (von Mumford & Sons) gespielt wird. Horden von Menschen haben dieses Lied bereits aufgenommen. Und doch habe ich es noch nie so kompakt und schön gehört wie hier – als hätten sich Dave Van Ronk und Jeff Buckley im Jenseits zu einem Duett zusammengefunden. Es ist ein Song, der erstmals von dem FolksongSammler John Lomax – Vater des besser bekannten Alan Lomax – im Jahr 1908 in Texas gehört wurde, vorgetragen von einer Frau in einer Lagerstätte in der Nähe eines Deiches. Man nannte sie Dink. Sonst ist nichts über sie bekannt. „Ein trüber Fluss fließt trübe und wild“, sang sie. „Aber mein ungeborenes Kind ist ihm völlig egal.“ Ihre Worte kommen aus Llewyn Davis’ Mund und bedeuten damit etwas komplett anderes, als das, was sie ursprünglich gemeint hatte. Aber sie bedeuten immer noch etwas. Das ist seine Hoffnung. Die Besetzung von Oscar Isaac in der Rolle von Llewyn machte es möglich, dass dies ein etwas anderer Musikfilm sein konnte. Die Coens wollten Livedarbietungen, richtig gute, dass man in den bestimmten Momenten, wenn es um die Musik geht, auf einmal einen Konzertfilm sehen würde. Es ist einfach, Schauspieler zu finden, die singen und spielen können. Und es ist einfach, Musiker zu finden, die von sich überzeugt sind, dass sie das Zeug zum Schauspieler haben. Aber jemanden zu finden, der beides auf dem erforderlichen Niveau beherrscht, ist alles andere als einfach. Oscar Isaac hat in seiner Jugend ein bisschen klassische Gitarre gespielt, was von Vorteil war, als es um das Fingerpicking ging. Aber viel entscheidender war, als sich herausstellte, dass er etwas besitzt, was man als übernatürlichen Rhythmus bezeichnen könnte. Das Problem, mit dem man immer konfrontiert wird, wenn man Livedarbietungen in einen narrativen Spielfilm packt, ist simpel: Man kann den Film später nicht zusammenschneiden. Wenn das Tempo zwischen den einzelnen Klappen auch nur minimal daneben liegt, ist der Fluss ruiniert. Also lässt man für gewöhnlich die Schauspieler ihre Lippen zu einer bestehenden Aufnahme bewegen. Aber John Jeremiah Sullivan 39 Bis auf zwei Songs, nämlich Dylans Farewell und David Van Ronks Green, Green Rocky Road sind sämtliche Songs exklusiv für diesen Soundtrack geschrieben worden. Die Dylan-Gemeinde dürfte für Farewell dann auch den ersten Kult-Punkt verteilen, denn die Aufnahme stammt aus den Sessions zum Album The Times They Are A-Changing (1964) und wird hier erstmals veröffentlicht. Die restlichen 12 Songs sind Originale und warten mit hochkarätiger Besetzung auf: In unterschiedlichen Kombinationen haben Justin Timberlake, Marcus Mumford (Mumford & Sons), T Bone Burnett, der begnadete Mandolinist Chris Thile (Solo und mit seiner Band Punch Brothers) und viele andere einige herausragende Songs eingespielt. Einige sehr gelungene Solo-Interpretationen bringt auch Hauptdarsteller (und ehemaliger Musiker) Oscar Isaac auf den Soundtrack, ebenfalls zu hören sind die Co-Stars Carey Mulligan, John Goodman und Justin Timberlake. PRESSEKONTAKT SOUNDTRACK Warner Music Group Germany Holding GmbH // Astrid Prochno Tel. +49 40 30339 - 450 // [email protected] 1. Hang Me, Oh Hang Me 5. Please Mr. Kennedy 10. The Auld Triangle (Traditional; Arranged by Oscar Isaac & T Bone Burnett) Oscar Isaac 2. Fare Thee Well (Dink’s Song) (Ed Rush, George Cromarty, T Bone Burnett, Justin Timberlake, Joel Coen & Ethan Coen) Justin Timberlake, Oscar Isaac & Adam Driver (Brendan Behan) Chris Thile, Chris Eldridge, Marcus Mumford, Justin Timberlake & Gabe Witcher 11. The Storms Are on the Ocean (Traditional; Arranged by Marcus Mumford, Oscar Isaac & T Bone Burnett) Oscar Isaac & Marcus Mumford 6. Green, Green Rocky Road 3. The Last Thing on My Mind 7. The Death of Queen Jane 13. Farewell (Tom Paxton) Stark Sands with Punch Brothers 4. Five Hundred Miles (Hedy West) Justin Timberlake, Carey Mulligan & Stark Sands (Len Chandler & Robert Kaufman) Oscar Isaac (Traditional; Arranged by Oscar Isaac & T Bone Burnett) Oscar Isaac 8. The Roving Gambler (Traditional) John Cohen with The Down Hill Strugglers 9. The Shoals of Herring (Ewan MacColl) Oscar Isaac with Punch Brothers 40 (A.P. Carter) Nancy Blake 12. Fare Thee Well (Dink’s Song) (Traditional; Arranged by Oscar Isaac) Oscar Isaac (Bob Dylan) Bob Dylan 14. Green, Green Rocky Road (Len Chandler & Robert Kaufman) Dave Van Ronk Dave Van Ronk war ein US-amerikanischer Gitarrist, Sänger, Songschreiber und eine der treibenden Kräfte des Folk- und Blues-Revivals der 1960er. Zu den Musikern, die Van Ronk förderte, gehörten Bob Dylan, Joni Mitchell und etliche andere. Neben seiner Leistung als Sänger, Gitarrist und Songwriter war er vor allem ein Charakterkopf und eine einzigartige Szenefigur. An der Seite von Bob Dylan, Tom Paxton, Phil Ochs und vielen anderen prägte er eine der interessantesten Epochen der amerikanischen Kulturgeschichte. Dies ist seine Lebensgeschichte, und sie ist wunderbar unterhaltsam. „In der New Yorker Folkszene war er der wahre König. Lang möge seine Stimme nachklingen.“ Tom Waits Taschenbuch, 368 Seiten ISBN: 978-3-453-67638-1 € 9,99 [D] // € 10,30 [A] // CHF 14,90 D IE B PRESSEKONTAKT BUCH Verlagsgruppe Random House Heyne Verlag Gabi Beusker Tel. +49 89 4136 - 3135 [email protected] U CHV COENORLAGE ZUM NEU -FILM EN 41 Llewyn Davis OSCAR ISAAC war unlängst in Das Bourne Vermächtnis (The Bourne Legacy, 2012) zu sehen, Teil vier der Bourne-Reihe, den Tony Gilroy in Szene setzte. Ferner spielte er in W.E. (W.E., 2011) von Madonna mit, hatte einen Part in Nicolas Winding Refns Drive (Drive, 2011) (an der Seite seiner INSIDE LLEWYN DAVIS-Kollegin Carey Mulligan) sowie in Daniel Barnz’ Um Klassen besser (Won’t Back Down, 2012). Auch auf der Theaterbühne ist Isaac zu Hause. Das Publikum des Off-Broadway kennt ihn aus Zoe Kazans Stück „We Live Here“, das am Manhattan Theatre Club aufgeführt wurde. Ferner spielte er in „Romeo und Juliet“ die männliche Titelfigur und trat in „Two Gentlemen of Verona“ auf – beide Inszenierungen entstanden im Rahmen der vom Public Theater veranstalteten Reihe Shakespeare in the Park. Für den Manhattan Theatre Club spielte er erneut in „Beauty of the Father“ und am MMC Theater war er in der Inszenierung von „Grace“ zu sehen. Zu seinen jüngeren Arbeiten zählen For Greater Glory: True Story of Cristiada (2012), der unabhängig produzierte Ensemble-Film 10 Years (10 Years, 2011) sowie Revenge for Jolly! (Revenge for Jolly!, 2012), eine unabhängig produzierte Komödie. Zu seiner Filmographie gehören überdies Sucker Punch (Sucker Punch, 2011) und Ridley Scotts Robin Hood (Robin Hood, 2010). Weitere Theaterarbeiten von Oscar Isaac sind: „Arrivals and Departures“, „When It’s Cocktail Time in Cuba“ und „Spinning into Butter“. Als Schauspielstudent der Juilliard School dufte er den Titelhelden in „Macbeth“ geben. Ferner war er Koautor und Schauspieler der Show „American Occupation“ und hatte Rollen in „The Marriage of Figaro“, „The Birds“, „Three Sisters“ und vielen anderen Inszenierungen. Außerdem kennt ihn das Kinopublikum aus Agora Die Säulen des Himmels (Agora, 2009) von Alejandro Amenabar, Balibo (Balibo, 2009), Ridley Scotts Der Mann, der niemals lebte (Body of Lies, 2008), Steven Soderberghs Che (Che: Part One, 2008), Vadim Perelmans Das Leben vor meinen Augen (The Life Before Her Eyes, 2007), Es begab sich aber zu der Zeit (The Nativity Story, 2005) sowie aus der HBO-Produktion „PU-239“. Im Fernsehen hatte er eine Gastrolle in der NBC-Serie „Law and Order: Criminal Intent“. Oscar Isaac wuchs in Miami auf und wohnt derzeit in New York. Unlängst spielte er in Therese mit, einer Leinwandadaption von Zolas Roman „Therese Raquin“ und dreht derzeit den Thriller The Two Faces of January. 42 (Auswahl) 2013 INSIDE LLEWYN DAVIS Regie: Joel & Ethan Coen 2010 2012 Das Bourne Vermächtnis (The Bourne Legacy) Regie: Tony Gilroy 2009 Agora – Die Säulen des Himmels (Agora) Regie: Alejandro Amenabar Um Klassen besser (Won’t Back Down) Regie: Daniel Barnz 2008 Der Mann, der niemals lebte (Body of Lies) Regie: Ridley Scott Che (Che: Part One) Regie: Steven Soderbergh 2011 10 Years (10 Years) Regie: Jamie Linden W.E. (W.E.) Regie: Madonna Drive (Drive) Regie: Nicolas Winding Refn Sucker Punch (Sucker Punch) Regie: Zack Snyder Robin Hood (Robin Hood) Regie: Ridley Scott 2007 Das Leben vor meinen Augen (The Life Before Her Eyes) Regie: Vadim Perelman 2005 Es begab sich aber zu der Zeit (The Nativity Story) Regie: Catherine Hardwicke 43 Jean Berkey 2009 wurde CAREY MULLIGAN für ihren Auftritt in Lone Scherfigs An Education (An Education, 2009) gefeiert: Sie gewann als Beste Schauspielern den BAFTA Award und wurde sowohl bei den Oscars® als auch den Golden Globes in ebendieser Kategorie nominiert. Das National Board of Review, die Chicago Film Critics Association, der London Film Critics Circle und die Toronto Film Critics Association – um nur ein paar zu nennen – ernannten sie zur Besten Schauspielerin des Jahres. Zuletzt war sie als Daisy Buchanan in Baz Luhrmanns spektakulärer Filmadaption von F. Scott Fitzgeralds Der große Gatsby (The Great Gatsby, 2013) zu sehen. Zu ihren anderen Arbeiten aus der jüngsten Vergangenheit zählen Nicolas Winding Refns Drive (Drive, 2011) (neben ihrem INSIDE LLEWYN DAVISKollegen Oscar Isaac), Steve McQueens Shame (Shame, 2011), Mark Romaneks Alles, was wir geben mussten (Never Let Me Go, 2010) sowie Oliver Stones Wall Street – Geld schläft nicht (Wall Street 2: Money Never Sleeps, 2010). 2013 (Auswahl) 2011 Ferner hatte sie Rollen in Michael Manns Public Enemies (Public Enemies, 2009) und in Jim Sheridans Brothers (Brothers, 2009). Ihr Debüt als professionelle Schauspielern gab sie 2005 in Joe Wrights Romanverfilmung Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice, 2005). INSIDE LLEWYN DAVIS Regie: Joel & Ethan Coen Der große Gatsby (The Great Gatsby) Regie: Baz Luhrmann Shame (Shame) Regie: Steve McQueen Drive (Drive) Regie: Nicolas Winding Refn 2010 Alles, was wir geben mussten (Never Let Me Go) Regie: Mark Romanek Carey Mulligan wurde in London geboren und wuchs in England und Deutschland auf. In ihren Anfängen hatte sie unter anderem Auftritte in der britischen Serie „Dr. Who“ und in den Fernsehverfilmungen von Charles Dickens’ „Bleak House“, Agatha Christies „The Sittaford Mystery“ sowie Jane Austens „Northanger Abbey“, die alle für die BBC entstanden sind. Wall Street – Geld schläft nicht (Wall Street 2: Money Never Sleeps) Regie: Oliver Stone Sie stand auf der Bühne des Londoner Almeida Theaters in der Inszenierung von „The Hypochondriac“ und erntete großes Lob für ihre schauspielerische Leistung in Anton Tschechows „Die Möwe“ am Londoner Royal Court Theater. Diese Rolle sollte sie am Broadway erneut spielen. 2011 holte sie die Atlantic Theater Company für die Inszenierung von „Through a Glass Darkly“ nach dem Film von Ingmar Bergman. 2009 An Education (An Education) Regie: Lone Scherfig Public Enemies (Public Enemies) Regie: Michael Mann Brothers (Brothers) Regie: Jim Sullivan 2005Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice) Regie: Joe Wright 44 Roland Turner JOHN GOODMAN ist ein gefeierter Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler. Im Laufe seiner Karriere holte er zahlreiche Auszeichnungen, darunter einen Golden Globe Award als Bester Schauspieler sowie sieben Emmy-Nominierungen für seine Rolle in „Roseanne“. Back in the Game (Trouble With the Curve, 2012), The Artist (The Artist, 2011), Extrem laut und unglaublich nah (Extremely Loud and Incredibly Close, 2011) sowie Red State (Red State, 2011). Frühere Arbeiten sind unter anderem Mord in Louisiana (In the Electric Mist, 2009), Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (Confessions of A Shopaholic, 2009), Speed Racer (Speed Racer, 2008), Bee Movie – Das Honigkomplott (Bee Movie, 2007), Die Päpstin (2009), Alabama Moon (Alabama Moon, 2009), Gigantic (Gigantic, 2008), Marilyn Hotchkiss’ Ballroom Dancing and Charm School (Marilyn Hotchkiss’ Ballroom Dancing and Charm School, 2005), Beyond the Sea – Musik war sein Leben (Beyond the Sea, 2004) Masked and Anonymous (Masked and Anonymous, 2003), Storytelling (Storytelling, 2001), Coyote Ugly (Coyote Ugly, 2000), Good Vibrations – Sex vom anderen Stern (What Planet Are You From?, 2000), Eine Nacht bei McCool’s (One Night at McCool’s, 2001), Bringing Out the Dead – Nächte der Erinnerung (Bringing Out the Dead, 1999), Dämon (Fallen, 1998), Ein Fall für die Borger (The Borrowers, 1997), Blues Brothers 2000 (Blues Brothers 2000, 1998), The Runner (The Runner, 1999), The Flintstones – Familie Feuerstein (The Flintstones, 1994), Mother Night (Mother Night, 1996), Arachnophobia (Arachnophobia, 1990), Always (Always, 1989), Pie in the Sky (Pie in the Sky, 1995), Born Yesterday – Blondinen küsst man nicht (Born Yesterday, 1993), Matinee (Matinee, 1993), The Babe (The Babe, 1992), King Ralph (King Ralph, 1990), Punchline – Der Knalleffekt (Punchline, 1988), Ein Leben voller Leidenschaft (Everybody’s All-American, 1988), Sea of Love – Melodie des Todes (Sea of Love, 1989), Stella (Stella, 1990), Eddie Macons Flucht (Eddie Macon’s Run, 1983), C.H.U.D. – Panik in Manhattan (C.H.U.D., 1984), Rache der Eierköpfe (Revenge of the Nerds, 1984), Maria’s Lovers (1984), Der süße Traum vom Glück (Sweet Dreams, 1985), True Stories (True Stories, 1986), Der große Leichtsinn (The Big Easy, 1987), Die diebische Elster (The Burglar, 1987) und Scout Academy (The Wrong Guys, 1988). 1992 nominierte ihn die Hollywood Foreign Press Association für seine aufregende Performance in Barton Fink (Barton Fink, 1991) der Coen-Brüder, für die er zuvor bereits eine herausragende schauspielerische Leistung in Arizona Junior (Raising Arizona, 1987) vorgelegt hatte. Mit dem Filmemacherduo arbeitete er erneut bei The Big Lebowski (The Big Lebowski, 1998) und O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?, 2000) zusammen. Emmy-Nominierungen regnete es für ihn auch für seine Auftritte in „Kingfish: A Story of Huey P. Long“ von TNT sowie in der TennesseeWilliams-Verfilmung „A Streetcar Named Desire“, die CBS produzieren ließ. 2007 erhielt Goodman den Emmy als Bester Gastschauspieler in „Studio 60 on the Sunset Strip“. Seine schauspielerische Leistung in dem HBO-Biopic „You Don’t Know Jack“ brachte ihm unlängst eine Emmy-Nominierung als Bester Nebendarsteller einer Miniserie/TV-Films sowie eine Nominierung in der Schauspielerkategorie für Fernsehfilme oder –serien bei den Screen Actor Guild Awards. John Goodman war in der vierten Staffel der Serie „Damages“ als CEO eines mysteriösen privaten Sicherheitsdiensts zu sehen, der wegen eines tödlichen Einsatzes einiger seiner Männer vor Gericht gestellt wird. Ferner gehörte er als Vize-Vorsitzender von Greendales sehr bekanntem Air-ConditionerProgramm zur dritten Staffel der NBC-Serie „Community“. Auch die HBO-Serie „Treme“ gehört zu Goodmans jüngsten Fernseharbeiten. Zu seiner Filmographie aus der jüngeren Vergangenheit zählen Argo (Argo, 2012), Flight (Flight, 2012), 45 John Goodman war auch oft als Synchronsprecher in zahlreichen Animationsfilmen zu hören wie etwa in Die Monster AG (Monsters, Inc., 2001), Ein Königkreich für ein Lama (The Emperor’s New Groove, 2000) und Das Dschungelbuch 2 (The Jungle Book 2, 2003). Ferner sprach er eine der Hauptfiguren in der Animationsserie „Father of the Pride“ von NBC und lieh Ed „Big Daddy“ Roth in der Dokumentation „Tales of the Rat Fink“ seine Stimme. Carol“. 1979 und 1985 war er mit „Loose Ends“ beziehungsweise „Big River“ wieder am Broadway vertreten. 2001 holte ihn Mike Nichols für seine Inszenierung von „The Seagull“ im Rahmen des New York Shakespeare Festivals. Im Folgejahr trat Goodman in „Resistible Rise of Arturo Ui“ am National Actors Theater auf. Goodman ging auf die Southwest Missouri State mit der Absicht, Football-Profi zu werden. Eine Verletzung zwang ihn zum Umdenken und brachte ihn zur Schauspielerei. Er kehrte nie wieder zum Football zurück und machte seinen Abschluss in Schauspielkunst. Goodman und seine Familie besitzen Häuser in Los Angeles und New Orleans. Am Broadway spielte er in „Waiting for Godot“ und erntete in der Rolle des Pozzo großartige Kritiken. Zu seinen Theaterarbeiten quer durch Amerika gehören „Henry IV“ (Teil eins und zwei), „Antony and Cleopatra“, „As You Like It“ und „A Christmas (Auswahl) 2013 INSIDE LLEWYN DAVIS Regie: Joel & Ethan Coen The Monuments Men Regie: George Clooney Prakti.com (The Internship) Regie: Shawn Levy 2012 Argo (Argo) Regie: Ben Affleck 2009 Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (Confessions of a Shopaholic) Regie: P.J. Hogan Die Päpstin Regie: Sönke Wortmann 2008 Speed Racer (Speed Racer) Regie: Andy & Lana Wachowski Mord in Louisiana (In the Electric Mist) Regie: Bertrand Tavernier Evan Allmächtig (Evan Almighty) Regie: Tom Shadyac Flight (Flight) Robert Zemeckis Back in the Game (The Trouble with the Curve) Regie: Robert Lorenz 2007 Death Sentence – Todesurteil (Death Sentence) Regie: James Wan 2011 Red State (Red State) Regie: Kevin Smith Extrem laut und unglaublich nah (Extremely Loud and Incredibly Close) Regie: Stephen Daldry The Artist (The Artist) Regie: Michel Hazanavicius 2004 Beyond the Sea – Musik war sein Leben (Beyond the Sea) Regie: Kevin Spacey 2001 46 Storytelling (Storytelling) Regie: Todd Solondz 2000 O Brother, Where Art Thou? Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?) Regie: Joel & Ethan Coen Eine Nacht bei McCool’s (One Night at McCool’s) Regie: Harald Zwart Good Vibrations Sex vom anderen Stern (What Planet Are You From?) Regie: Mike Nichols Coyote Ugly (Coyote Ugly) Regie: David McNally 1991 Barton Fink (Barton Fink) Regie: Joel & Ethan Coen 1990 King Ralph (King Ralph) Regie: David S. Ward Arachnophobia (Arachnophobia) Regie: Frank Marshall 1989 Sea of Love – Melodie des Todes (Sea of Love) Regie: Harold Becker Always (Always) Regie: Steven Spielberg 1999 Bringing Out the Dead Nächte der Erinnerung (Bringing Out the Dead) Regie: Martin Scorsese 1988 Punchline – Der Knalleffekt (Punchline) Regie: David Seltzer 1998 Blues Brothers 2000 (Blues Brothers 2000) Regie: John Landis 1987 Arizona Junior (Raising Arizona) Regie: Joel & Ethan Coen The Big Lebowski (The Big Lebowski) Regie: Joel & Ethan Coen Der große Leichtsinn (The Big Easy) Regie: Jim McBride 1997 Ein Fall für die Borger (The Borrowers) Regie: Peter Hewitt Dämon (Fallen) Regie: Gregory Hoblit Die diebische Elster (The Burglar) Regie: Hugh Wilson 1986 True Stories (True Stories) Regie: David Byrne 1994 Flintstones – Familie Feuerstein (The Flinstones) Regie: Brian Levant 1993 Matinee (Matinee) Regie: Joe Dante Born Yesterday Blondinen küsst man nicht (Born Yesterday) Regie: Luis Mandoki 47 Johnny Five Sein Debüt auf der Kinoleinwand gab GARRETT HEDLUND in Wolfgang Petersens topbesetztem Antikepos Troja (Troy, 2004), der Big-Budget-Verfilmung basierend auf Homers „Die Ilias“ über den Trojanischen Krieg und den blutigen Kampf zwischen den Achaiern (Griechenland) und Trojanern. Weitere Titel seiner Filmographie sind Death Sentence – Todesurteil (Death Sentence, 2007), Georgias Gesetz (Georgia Rule, 2007) von Garry Marshall und Eragon – Das Vermäctnis der Drachenreiter (Eragon, 2006). Auch an Vier Brüder (Four Brothers, 2005) von John Singleton und Friday Night Lights (Friday Night Lights, 2004) von Peter Berg war er beteiligt. Unlängst war Hedlund mit Walter Salles’ On the Road – Unterwegs (On the Road, 2012) im Kino vertreten, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Jack Kerouac basiert. Ferner gehören Tron: Legacy (Tron: Legacy, 2010) und Country Strong (Country Strong, 2010) zu seinen jüngsten Projekten. Vergangenes Jahr wurde Garrett Hedlund mit dem Young Hollywood „Film Actor of the Year“ Award ausgezeichnet und erhielt auf dem Maui Film Festival den Nachwuchspreis. (Auswahl) 2013 INSIDE LLEWYN DAVIS Regie: Joel & Ethan Coen 2006 Eragon Das Vermächtnis der Drachenreiter (Eragon) Regie: Stefan Fangmeier 2012 On the Road – unterwegs (On the Road) Regie: Walter Salles 2010 Tron: Legacy (Tron: Legacy) Regie: Joe Kozinski Country Strong (Country Strong) Regie: Shana Feste 2005 Vier Brüder (Four Brothers) Regie: John Singleton 2004 Friday Night Lights Touchdown am Freitag (Friday Night Lights) Regie: Peter Berg Troja (Troy) Regie: Wolfgang Petersen 2007 Death Sentence – Todesurteil (Death Sentence) Regie: James Wan Georgias Gesetz (Georgia Rule) Regie: Garry Marshall 48 Jim Berkey Die Screen Actors Guild nominierte JUSTIN TIMBERLAKE als Ensemblemitglied von David Finchers The Social Network (The Social Network, 2010), in dem er den Napster-Gründer Sean Parker spielte. erhielt er 2009 in der Kategorie Bester Gastschauspieler einer Comedy-Serie für seine Moderationstätigkeit bei „SNL“. Timberlake moderierte ferner die Europe Music Awards von MTV, die Kid’s Choice Awards von Nickelodeon sowie die ESPY Awards von ESPN. Zu seinen jüngsten Arbeiten als Schauspieler zählen Clint Eastwoods Back in the Game (Trouble with the Curve, 2012), Will Glucks Freunde mit gewissen Vorzügen (Friends with Benefits, 2011), Jake Kasdans Komödie Bad Teacher (Bad Teacher, 2011) sowie In Time – Deine Zeit läuft ab (In Time, 2011) von Andrew Niccol. Weitere Titel seiner Filmographie sind Alpha Dog – Tödliche Freundschaften (Alpha Dog, 2006) und Black Snake Moan (Black Snake Moan, 2006) von Autor/Regisseur Craig Brewer, den dieser als Nachfolgefilm seines Sundance-Erfolgs Hustle & Flow (Hustle & Flow, 2005) in Szene setzte. (Auswahl) 2013 INSIDE LLEWYN DAVIS Regie: Joel & Ethan Coen Runner Runner (Runner Runner) Regie: Brad Furman Timberlakes Album „FutureSex/LoveSounds“ wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet, erhielt mehrere Grammys und brachte vier unmittelbar aufeinanderfolgende Nummer-Eins-Hitsingles hervor sowie eine immens erfolgreiche Tour im Jahr 2007. Sein jüngstes Album erschien im März 2013: „The 20/20 Experience“ dominierte die Charts auf Platz eins mit über einer Million verkaufter Einheiten in der ersten Woche nach Veröffentlichung. Seine Schauspielkarriere bleibt hinter dem Erfolg als Musiker keineswegs zurück: Timberlake wird nach wie vor für seine schauspielerischen Leistungen im Komödien- und Dramenfach positiv wahrgenommen. 2012 Back in the Game (Trouble with the Curve) Regie: Robert Lorenz In Time – Deine Zeit läuft ab (In Time) Regie: Andrew Niccol Neben zahlreichen anderen Hollywoodstars beteiligte sich Timberlake im Sommer 2007 als Synchronsprecher bei DreamWorks’ Animationshit Shrek der Dritte (Shrek the Third, 2007). Ferner hatte er Rollen in Southland Tales (Southland Tales, 2006), The Open Road (The Open Road, 2009) und war Sprecher in dem gefeierten Mix aus Real- und Animationsfilm Yogi Bär (Yogi Bear, 2010). 2010 The Social Network (The Social Network) Regie: David Fincher 2006 Black Snake Moan (Black Snake Moan) Regie: Craig Brewer 2011 Freunde mit gewissen Vorzügen (Friends With Beneftits) Regie: Will Gluck Bad Teacher (Bad Teacher) Regie: Jake Kasdan Neben seiner Arbeit als Schauspieler moderierte er fünf unvergessliche Folgen von „Saturday Night Live“. Mehrere seiner Sketche mauserten sich zu wirklichen Video-Sensationen, etwa „D**k in a Box“, der nicht nur über 100 Millionen Mal auf YouTube angeschaut wurde, sondern Timberlake auch zu seinem ersten Emmy Award verhalf. Seinen zweiten Emmy Southland Tales (Southland Tales) Regie: Richard Kelly Alpha Dog – Tödliche Freundschaft (Alpha Dog) Regie: Nick Cassavetes 2005 49 Edison (Edison) Regie: David J. Burke Buch, Regie, Produktion JOEL COEN wurde beim Festival de Cannes bereits zwei Mal als Bester Regisseur ausgezeichnet: zum einen 1991 für Barton Fink (Barton Fink, 1991), zum anderen 2001 für The Man Who Wasn’t There (The Man Who Wasn’t There, 2001). Für Fargo – Blutiger Schnee (Fargo, 1996) ernannten ihn der New York Film Critics Circle, das National Board of Review und die britische Filmakademie zum Besten Regisseur. Den Oscar® in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch teilte er sich mit seinem Bruder Ethan. Das Drehbuch von O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?, 2000), ebenfalls mit Ethan gemeinsam verfasst, wurde für einen BAFTA Award und einen Academy Award® in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch vorgeschlagen. Weitere Filme, bei denen er als Regisseur und Koautor fungierte, sind Ein (un)möglicher Härtefall (Intolerable Cruelty, 2003), The Big Lebowski (The Big Lebowski, 1998), Hudsucker – Der große Sprung (The Hudsucker Proxy, 1994), Miller’s Crossing (Miller’s Crossing, 1990), Arizona Junior (Raising Arizona, 1987) und Blood Simple – Eine mörderische Nacht (Blood Simple, 1984). Bei Ladykillers (The Ladykillers) aus dem Jahr 2004 teilte er sich mit seinem Bruder Ethan den Regisseurs- und Autorenposten. Bester Schauspieler – sowie O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?, 2000), der für zwei Oscars®, fünf BAFTA Awards und zwei Golden Globe Awards nominiert wurde (einen Golden Globe hat er schließlich gewonnen). Mit Fargo – Blutiger Schnee (Fargo, 1996), einem der meistgefeierten Filme des Jahres 1996, den er produzierte und dessen Drehbuch er gemeinsam mit seinem Bruder verfasste, triumphierte Ethan Coen bei den Academy Awards: Sieben Nominierungen und zwei Statuen – u.a. für das Beste Originaldrehbuch – sprangen für den begabten Filmemacher heraus. Zu den anderen Filmen, die Ethan Coen produzierte und deren Drehbücher mit aus seiner Feder stammen, gehören Blood Simple – Eine mörderische Nacht (Blood Simple, 1984), Arizona Junior (Raising Arizona, 1987), Hudsucker – Der große Sprung (The Hudsucker Proxy, 1994), The Big Lebowski (The Big Lebowski, 1998), The Man Who Wasn’t There (The Man Who Wasn’t There, 2001) und Ein (un)möglicher Härtefall (Intolerable Cruelty, 2003). Bei Ladykillers (The Ladykillers) aus dem Jahr 2004 teilte er sich mit seinem Bruder Joel den Regisseurs- und Autorenposten. 2007 sahnten die Coen-Brüder unzählige Preise für ihre Adaption von Cormac McCarthys No Country for Old Men (No Country for Old Men, 2007) ab, unter anderem von der Directors Guild of America, bei den BAFTAs und den Oscars® (in den Kategorien Bester Film, Beste Regie und Bestes adaptiertes Drehbuch). Ferner gewann er in der Drehbuchkategorie einen Golden Globe, der New York Film Zum Oeuvre von ETHAN COEN, bei dem er als Produzent und Koautor beteiligt war, zählen die von der Kritik gepriesenen Miller’s Crossing (Miller’s Crossing, 1990), Barton Fink (Barton Fink, 1991) – der beim Festival de Cannes 1991 mit der Goldenen Palme als Bester Film und für die Beste Regie ausgezeichnet wurde; John Turturro gewann auch noch den Preis als 50 Critics Circle sprach ihm Preise in den Kategorien Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch zu und das National Board of Review bedachte ihn als Besten Film und für das Beste adaptierte Drehbuch. Die Schauspieler erhielten den Preis für die Beste Ensembleleistung bei den Screen Actors Guild Awards und Javier Bardem ging – unter anderem – mit dem Screen Actors Guild Award und dem Oscar® als Bester Nebendarsteller nach Hause. Ihr Western True Grit (True Grit, 2010) wurde für zehn Oscars® nominiert, einschließlich in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Schauspieler (Jeff Bridges) und Beste Nebendarstellerin (Hailee Steinfeld). „Almost an Evening“, das aus drei von Ethan Coens kürzeren Theaterstücken besteht, wurde 2008 von Neil Pepe Off-Broadway am Atlantic Theater inszeniert und später dann auch am Bleecker Street Theater aufgeführt. 2009 brachte der gleiche Regisseur mit der gleichen Theatertruppe seine drei neuen Stücke unter dem Titel „Offices“ zur Aufführung. Ihre Komödie Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (Burn After Reading, 2008) aus dem Jahr 2008 gewann in der Drehbuchkategorie bei den BAFTA Awards und den WGA Awards. Ihr Folgefilm A Serious Man (A Serious Man, 2009) wurde als Bester Film sowie für das Drehbuch bei den Academy Awards® vorgeschlagen. Weitere Nominierungen in der Drehbuchkategorie erhielt der Film bei den BAFTA Awards und den WGA Awards. 2011 wurde sein Einakter „Talking Cure“ – neben den Einaktern von Elaine May und Woody Allen – unter dem Sammeltitel „Relatively Speaking“ von John Turturro am Broadway aufgeführt. (Auswahl) 2013 INSIDE LLEWYN DAVIS 2010 True Grit (True Grit) A Serious Man (A Serious Man) 2008 Burn After Reading Wer verbrennt sich hier die Finger? (Burn After Reading) 2007 No Country for Old Men (No Country for Old Men) 2000 O Brother, Where Art Thou? Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?) 1998 The Big Lebowski (The Big Lebowski) 1996 Fargo – Blutiger Schnee (Fargo) 1994 Hudsucker – Der große Sprung (The Hudsucker Proxy) 1991 Barton Fink (Barton Fink) 2005Ladykillers (The Ladykillers) 1990 Miller’s Crossing (Miller’s Crossing) 2003 Ein (un)möglicher Härtefall (Intolerable Cruelty) 1987 Arizona Junior (Raising Arizona) 2001 The Man Who Wasn’t There (The Man Who Wasn’t There) 1984 Blood Simple – Eine mörderische Nacht (Blood Simple) 51 Produzent Zu den Produktionen von SCOTT RUDIN zählen: Frances Ha (Frances Ha, 2012), Moonrise Kingdom (Moonrise Kingdom, 2012), Verblendung (The Girl With the Dragon Tattoo, 2011), Exrem laut und unglaublich nah (Extremely Loud and Incredibly Close, 2011), Die Kunst zu gewinnen – Moneyball (Moneyball, 2011), Margaret (Margaret, 2011), The Social Network (The Social Network, 2010), True Grit (True Grit, 2010), Greenberg (Greenberg, 2010), Wenn Liebe so einfach wäre (It’s Complicated, 2009), Der fantastische Mr. Fox (Fantastic Mr. Fox, 2009), Julie & Julia (Julie & Julia, 2009), Glaubensfrage (Doubt, 2008), No Country for Old Men (No Country for Old Men, 2007), There Will Be Blood (There Will Be Blood, 2007), Reprise; Die Queen (The Queen, 2006), Margot at the Wedding (2007), Tagebuch eines Skandals (Notes on a Scandal, 2006), Venus (Venus, 2006), Hautnah (Closer, 2004), Team America (Team America: World Police, 2004), I Heart Huckabees (I Heart Huckabees, 2004), School of Rock (School of Rock, 2003), The Hours (The Hours, 2002), Iris (Iris, 2001), Die Royal Tenenbaums (The Royal Tenenbaums, 2001), Zoolander (Zoolander, 2001), Sleepy Hollow (Sleepy Hollow, 1999), Die Wonder Boys (Wonder Boys, 2000), Bringing Out the Dead – Nächte der Erinnerung (Bringing Out the Dead, 1999), South Park – Der Film (South Park: Bigger, Longer & Uncut, 1999), Die Truman Show (The Truman Show, 1998), In & Out (In & Out, 1997), Kopfgeld – Einer muss bezahlen (Ransom, 1996); Der Club der Teufelinnen (The First Wives Club, 1996), Clueless – Was sonst? (Clueless, 1995), Nobody’s Fool – Auf Dauer unwiderstehlich (Nobody’s Fool, 1994), Die Firma (The Firm, 1993), Searching for Bobby Fischer (Searching for Bobby Fischer, 1993), Sister Act (Sister Act, 1992) sowie The Addams Family (The Addams Family, 1991). Zu seinen Theaterarbeiten gehören: „Passion“, „Hamlet“, „Seven Guitars“, „A Funny Thing Happened on the Way to the Forum“, „Skylight“, „The Chairs“, „The Blue Room“, „Closer“, „Amy’s View“, „Copenhagen“, „The Designated Mourner“, „The Goat, or Who Is Sylvia?“, „Caroline, or Change“, „The Normal Heart“, „Who’s Afraid of Virginia Woolf?“, „Doubt“, „Faith Healer“, „The History Boys“, „Shining City“, „Stuff Happens“, „The Vertical Hour“, „The Year of Magical Thinking“, „Gypsy“, „God of Carnage“, „Fences“, „The House of Blue Leaves“, „Jerusalem“, „The Motherf**ker With the Hat“, „The Book of Mormon“, „One Man, Two Guvnors“, „Death of a Salesman“ sowie „The Testament of Mary“. Zu seinen Fernseharbeiten zählt „The Newsroom“. 52 Ausführender Produzent INSIDE LLEWYN DAVIS ist Robert Grafs elfter Film mit Joel und Ethan Coen. Wie sie stammt auch Graf aus Minnesota. Seine Zusammenarbeit mit den Brüdern begann 1995, als er bei Fargo – Blutiger Schnee (Fargo, 1996) als Location-Manager beschäftigt war. In gleicher Funktion arbeitete er auch bei dem nächsten Film der Coens, The Big Lebowski (1998). 2005). Als ausführender Produzent arbeitete er danach an dem Oscar®-prämierten No Country for Old Men (No Country for Old Men, 2007), Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (Burn After Reading, 2008), A Serious Man (2009) und True Grit (2010). Zu Grafs weiteren Filmen, an denen er als ausführender Produzent arbeitete, zählen Joe Carnahans Smokin’ Aces (2007), Greg Mottolas Paul – Ein Alien auf der Flucht (Paul 2011) sowie Jonathan Daytons und Valerie Faris’ Ruby Sparks (2012). Im Anschluss war er assoziierter Produzent bei vier Coen-Filmen in Folge, O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (2000), The Man Who Wasn’t There (2001), Ein (un)moralischer Härtefall (Intolerable Cruelty, 2003) und Ladykillers (The Ladykillers, Graf lebt gegenwärtig in Los Angeles. Kamera Bruno Delbonell wurde in Nancy, Frankreich geboren und absolvierte sein Studium an der renommierten École supérieure d’études cinématographiques in Paris. Er gilt als einer der begabtesten Kameraleute Frankreichs und wurde bereits drei Mal für den Oscar® nominiert – darunter für zwei Filme von JeanPierre Jeunet, Die fabelhafte Welt der Amélie (Le fabuleux destin d‘Amélie Poulain, 2001) sowie Mathilde – Eine große Liebe (Un long dimanche de fiançailles, 2004) und zudem für Harry Potter und der Halbblutprinz (Harry Potter and the Half-Blood Prince, 2009). Die fabelhafte Welt der Amélie war überdies für den BAFTA Award nominiert und Mathilde gewann den César für die Beste Kamera. Delbonnels andere europäische Filme sind Tout le monde n‘a pas eu la chance d‘avoir des parents communistes (1993), C’est jamais loin (1996), Marie, Nonna, la vierge et moi (2000), The Cat’s Meow (2001), Ihr letzter Coup (Ni Pour, Ni Contre, 2003) und die „Tuileries“-Episode aus Paris, je t’aime (2006) von den Coen-Brüdern. 53 Szenenbild Jess Gonchor gelang der Durchbruch mit seiner viel gelobten Leistung bei der Capote-Verfilmung von Bennett Miller aus dem Jahre 2005 mit Philip Seymour Hoffman in der Titelrolle. Es folgten die Erfolgskomödie Der Teufel trägt Prada (The Devil Wears Prada, 2006), der Oscar®-prämierte No Country for Old Men (2007) der Coen-Brüder, für den er den begehrten Art Directors Guild Award gewann, sowie Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (Burn After Reading, 2008) und A Serious Man (2009), welche ihm jeweils eine Nominierung für das Beste Szenenbild bei den Art Directors Guild Award bescherten. Zu seinen jüngsten Filmen gehören der Coen-Film True Grit (2010) und Die Kunst zu gewinnen – Moneyball (Moneyball, 2011) von Bennett Miller. Demnächst folgt Gore Verbinskis The Lone Ranger (2013) mit Johnny Depp. Der geborene New Yorker erlernte sein Kunsthandwerk in kleinen Off-Broadway-Theaterproduktionen, bevor er sich mit dem Filmgeschäft auf Neuland wagte. Zu seinen ersten Filmen gehörten Hexenjagd (The Crucible, 1996) von Nicholas Hytner, Clint Eastwoods Perfect World (A Perfect World, 1993) und Hallo, Mr. President (The American President, 1995) von Rob Reiner. Gonchor arbeitete als assistierender Szenenbildner bei Ausnahmezustand (The Siege, 1998) von Edward Zwick und später auch bei dessen Film Last Samurai (The Last Samurai, 2003), für den das Szenenbild beim Art Directors Guild Award nominiert wurde. Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören Sam Mendes Away We Go – Auf nach Irgendwo (Away We Go, 2009) und Fair Game (2010) von Doug Liman. 54 Kostüm INSIDE LLEWYN DAVIS ist die zwölfte aufeinanderfolgende Zusammenarbeit von Mary Zophres mit den Coen-Brüdern als Kostümbildnerin. Zu den gemeinsamen Projekten gehören Fargo – Blutiger Schnee (Fargo, 1996), The Big Lebowski (1998), O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?, 2000), The Man Who Wasn’t There (2001), Ein (un)möglicher Härtefall (Intolerable Cruelty, 2003), Ladykillers (The Ladykillers, 2004), No Country for Old Men (2007), Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (Burn After Reading, 2008), A Serious Man (2009) und True Grit (2010). Zu den weiteren Filmprojekten, bei denen Zophres als Kostümdesignerin fungierte, gehören die ersten drei Filme der Farrelly-Brüder, Dumm & Dümmer (Dumb and Dumber, 1994), Kingpin – Zwei Trottel auf der Bowlingbahn (Kingpin, 1996) und Verrückt nach Mary (There’s Something About Mary, 1998), sowie Träume bis ans Ende der Welt (Digging to China, 1997), An jedem verdammten Sonntag (Any Given Sunday, 1999), Ghost World (2001) von Terry Zwigoff, Moonlight Mile (2002) von Brad Silberling, Flight Girls (View from the Top, 2003) von Bruno Barreto, Verliebt in eine Hexe (Bewitched, 2005) von Nora Ephron, Smokin’ Aces (2006) von Joe Carnahan und Robert Redfords Von Löwen und Lämmern (Lions for Lambs, 2007). Die erfolgreiche Zusammenarbeit begann mit Hudsucker – Der große Sprung (The Hudsucker Proxy, 1994), bei dem Zophres noch als Assistentin für Kostümbild tätig war. Nach ihrem abgeschlossenen Studium für Kunstgeschichte und Gestaltung beim Vassar College, begann sie ihren Karriereaufstieg in der Modeindustrie und arbeitete für Norma Kamali und Esprit. Im Filmgeschäft begann sie zunächst als Garderobiere am Set von Oliver Stones Geboren am 4. Juli (Born on the Fourth of July, 1989). Zophres designte außerdem die Kostüme für zwei Filme von Jon Favreau, Iron Man 2 (2010) und Cowboys & Aliens (2011). Zu ihren jüngsten Projekten gehören Zeit zu leben (People Like Us, 2012) und Gangster Squad (2013). Sie war außerdem als Kostümdesignerin bei zahlreichen Filmen von Steven Spielberg beteiligt, u.a. bei Terminal (2004), Catch Me If You Can (2002), der in der Kategorie Bestes Kostüm bei den BAFTA Awards nominiert wurde, und bei Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, 2008). 55 Komponist T Bone Burnett ist Musiker, Songwriter, Produzent und zeichnet besonders häufig verantwortlich für Soundtracks von Filmen. Er produzierte die Musik von Roy Orbison, Lisa Marie Presley, John Mellencamp, Los Lobos, Counting Crows, Elton John and Leon Russell, Elvis Costello and Diana Krall, Tony Bennett and k. d. lang und vielen mehr. (The Ladykillers, 2005) und den Johnny-Cash-Film Walk The Line (2005). Für seine Arbeit an Anthony Minghellas Unterwegs nach Cold Mountain (Cold Mountain, 2003) wurde er für den Oscar® nominiert und für den von ihm komponierten Song „The Weary Kind“ für den Film Crazy Heart (2009) gewann er letztendlich den begehrten Filmpreis. Burnett gewann einen Grammy für die Filmmusik des Coen-Films O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (O Brother, Where Art Thou?, 2000), sowie für seine Zusammenarbeit mit Alison Krauss und Robert Plant. Burnett produzierte außerdem die Musik für den Coen-Film Ladykillers Aktuell produziert er die Musik für die ABC-TVSerie „Nashville“. Musik Marcus Mumford ist Frontsänger der mit dem Grammy ausgezeichneten britischen Band Mumford & Sons. Er spielt Gitarre, Schlagzeug und Mandoline. eines der am schnellstverkauften Alben der Gegenwart in den USA und England und gewann 2012 den Grammy Award als „Album des Jahres“. Mumford wurde am 31. Januar 1987 in Anaheim, Kalifornien geboren. Seine Familie zog wieder zurück in die britische Heimat, als Mumford sechs Monate alt war. Bevor er an der Universität Edinburgh Klassik studierte, traf er bereits seinen heutigen Bandpartner und besten Freund Ben Lovett am King’s College in Wimbledon. Nach seinem ersten Semester kehrte Mumford zurück nach London, um sich auf eine Karriere als Musiker zu konzentrieren. In Edinburgh verfasste er bereits ein Großteil für das Debütalbum „Sigh No More“ von Mumford & Sons. Mumford begann seine Musikkarriere als Schlagzeuger auf der Tournee von Laura Marling, zusammen mit anderen aktuellen Mitgliedern seiner Band Mumford & Sons. Auf der Tour mit Laura keimte die Entscheidung, eine eigene Band in 2007 zu gründen. Mumford & Sons’ zweites Album, „Babel“, das im September 2012 veröffentlich wurde, landete auf Platz 1 der UK und US Billboard Charts. Es wurde 56 Weiteres Material zu unseren Filmen finden Sie auf unserem Presseserver: presse.studiocanal.de Das EPK wird zum Download bereit gestellt unter: www.Digital-EPK.de Bei Fragen, Material- oder Interviewwünschen wenden Sie sich bitte direkt an die betreuenden Presseagenturen: AIM – CREATIVE STRATEGIES & VISIONS Simone Bachofner & Josefin Riemer Tel. 030 / 61 20 30 - 70/20 Fax 030 / 61 20 30 - 99 [email protected] [email protected] PURE ONLINE Frank Schönewerk Tel. 030 / 28 44 509 - 16 Fax 030 / 28 44 509 - 29 [email protected] STUDIOCANAL Filmverleih Presse & PR Neue Promenade 4 10178 Berlin Tel. 030 / 81 09 69 - 316 Fax 030 / 81 09 69 – 309 Eigentum von STUDIOCANAL. Verkauf, Vervielfältigung oder Weitergabe verboten.