als PDF-Dokument herunterladen

Transcription

als PDF-Dokument herunterladen
• letter309_01-15
03.06.2009
12:23 Uhr
Seite 1
Ausgabe 3 – Juni 2009
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Schwerpunkt
Im Gespräch
Setbericht
Vorschau
Teamarbeit
am Set
Lars von Trier
Eric Kandel
Satte Farben
vor Schwarz
Filmkongress –
das Programm
1
• letter309_01-15
03.06.2009
Montag, 22. Juni
Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier
11:30-13:00 Uhr
Unabhängig in den USA
und in NRW
Begrüßung durch den Geschäftsführer der
Filmstiftung NRW, Michael Schmid-Ospach
Keynote: Tom Tykwer, Produzent/Regisseur;
Moderation: Scott Roxborough, Journalist;
Diskussion: Michelle Byrd, IFP New York, Peter Herrmann, Produzent Desert Flower
Filmproductions, Tom Tykwer, Produzent/
Regisseur , Verena Lueken, stellv. Chefin
Feuilleton FAZ
Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier
14:00-15:30 Uhr
Drehbuchschreiben – Lust und Frust
in Kooperation mit dem Verband Deutscher
Drehbuchautoren e.V.
Keynote: Markus Stromiedel, Roman- und
Drehbuchautor; Moderation: Luzia Braun,
Redakteurin Aspekte, ZDF; Diskussion: Dr.
Michael Bhatty, Autor und Game Designer/Director, Reinhold Elschot, Leiter der
Hauptredaktion Fernsehspiel / stellv. Programmdirektor ZDF, Markus Stromiedel,
Ruth Toma, Drehbuchautorin, Winka Wulff,
Geschäftsführerin Colonia Media ; Auditorium: Katharina Uppenbrink, GF VDD
Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier
16:00-17:30 Uhr
Wer genau ist das Publikum
der Zukunft?
Moderation: Peter Claus, Radiomoderator
und Journalist; Diskussion: Christian Gisy,
Vorstand CinemaxX AG, Marianne Menze,
Geschäftsführerin Essener Filmkunsttheater,
Christoph Ott, Head of Campaign NFP marketing & distribution, Uli Putz, Produzentin
Claussen, Wöbke und Putz
Dienstag, 23. Juni
Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier
11:00-12:30 Uhr
Kredite trotz Krise: Filmfinanzierung unterm Bankenschirm
12:23 Uhr
Seite 2
Der Internationale Filmkongress der Filmstiftung NRW 2009
im Rahmen des 21. medienforum.nrw
Panels, Filme,
Namen T KINOBLEIBT?
! K R I S E KO
MM
Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier
16:00-16:45 Uhr
Location Service aus Tirol und Dänemark – Die Film Commissions Cine Tirol und Oresund stellen sich vor.
Begrüßung durch den Geschäftsführer der
Filmstiftung NRW, Michael Schmid-Ospach
Hyatt Regency Köln, Kennedy-Ufer 2A
15:00-16:00 Uhr
Preisverleihung Dokumentarfilmpreis und Förderpreis
Filmstiftung NRW und PHOENIX zeichnen
gemeinsam filmisch herausragende Arbeiten zum Thema „Wandel und Veränderung“ mit dem PHOENIX-Dokumentarfilmpreis und PHOENIX-Förderpreis aus. Begrüßung durch Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW und Michael Hirz, Programmdirektor PHOENIX
– mit gesonderter Einladung –
Vortrag: Ulrik Bolt Jörgensen, Oresund Film
Commission, und Johannes Köck, Cine Tirol Film Commission
Rahmenprogramm
Montag, 22. Juni
Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.drei
12:45-13:45 Uhr
Projektpräsentation A Triangle Dialogue
– eine Initiative der Filmstiftung NRW.
Eröffnung durch Michael Schmid-Ospach
und Grußwort von Ministerpräsident
Dr. Jürgen Rüttgers.
Cinenova, Köln
21:30 Uhr
Screening „A Triangle Dialogue“
Kooperation und interkultureller Austausch
zwischen Andrzej Wajda Master School of
Film Directing, Warschau, Sam Spiegel Film
and Television School, Jerusalem und ifs internationale filmschule köln, 116 Min.
– mit gesonderter Einladung –
Präsentation des gemeinsamen Dokumentarfilmprojektes „A Triangle Dialogue“ durch
Repräsentanten der beteiligten Filmschulen:
Andrzej Wajda Master School of Film Directing, Warschau, Sam Spiegel Film and Television School, Jerusalem, und ifs internationale filmschule köln.
– nach vorheriger Anmeldung –
Auf der Suche nach dem Gedächtnis
Fräulein Stinnes fährt um die Welt
Moderation: Dirk Dotzert, Berater ; Keynote: Sylvie El Sayegh, Cofiloisirs S.A.; Diskussion: Andreas Brey, DZ BANK AG, Sylvie El
Sayegh, Cofiloisirs S.A., Christoph Friedel,
Produzent Pandora Film, Markus Röhle,
NRW.Bank
Schläft ein Lied in allen Dingen
Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier
14:00-15:30 Uhr
Vom Oberhausener Manifest bis
nach Karlsruhe – Gefahren für die
Filmförderung
Einführung und Moderation: Frank Olbert,
Journalist Kölner Stadtanzeiger; Diskussion:
Peter Dinges, Vorstand FFA Filmförderanstalt, Harro von Have, Rechtsanwalt Unverzagt von Have, Steffen Kuchenreuther, Präsident SPIO, Ralf Schilling, Geschäftsführer
United Cinemas International Multiplex,
Tom Spieß, Produzent Little Shark Entertainment, Alexander Thies, Allianz Deutscher
Produzenten – Film & Fernsehen
Die Kinder der Seidenstraße
Antichrist
KinoSpecials
Sturm
Freitag, 19. Juni
Radstadion Albert-Richter-Bahn,
Einlass ab 21:00 Uhr, Beginn ca. 22:00 Uhr
open air (überdachte Sitzplätze)
Kurzfilm: Edgar von Fabian Busch, D 2009,
12 Min.
Fräulein Stinnes fährt um die Welt
von Erica von Moeller, D 2009, 90 Min.,
Deutsche Fassung
Das Vaterspiel
2
newsletter 3/2009
– Programm Int. Filmkongress
Samstag, 20. Juni
Cinenova, 19:00 Uhr
Kurzfilm: Between von Tim Bollinger,
D 2008, 5 Min.
Filmkongress Eröffnungspremiere
Sturm von Hans-Christian Schmid,
D/DK/NL 2009, 105 Min., OF mit dt. UT
Sonntag, 21. Juni
Filmforum NRW, 14:00 Uhr
Präsentation des Filmstiftungs- und
Tele 5 Nachwuchsförderpreisträgers
Flucht in Betten von Johannes Disselhoff, D 2009, 89 Sek.
Kinospot zum Thema „Wir lieben Kino“;
Produktion: Tele 5 in Kooperation mit Lüthje & Schneider Filmproduktion GbR
Kurzfilm: Amoklove von Julia C. Kaiser,
D 2008, 10 Min.
Schläft ein Lied in allen Dingen von
Andreas Struck, D 2009, 86 Min., Deutsche
Fassung
Sonntag, 21. Juni
Cinenova, 17:30 Uhr
Kurzfilm: Photograph of Jesus von Laurie Hill, UK 2008, 6:30 Min.
Premiere
Auf der Suche nach dem Gedächtnis von Petra Seeger, D/USA 2008, 95 Min.,
OF mit dt. UT
Sonntag, 21. Juni
Cinenova, 21:00 Uhr
Filmkongress Eröffnungspremiere
Antichrist von Lars von Trier, D/DK/F/I
2008, 95 Min., OF engl.
Montag, 22. Juni
Cinenova, 19:00 Uhr
Kurzfilm: Muto von Blu , IT 2008, 7 Min.
NRW-Premiere
Das Vaterspiel von Michael Glawogger,
D/A/F 2009, 117 Min., Deutsche Fassung
Dienstag, 23. Juni
Filmforum NRW, 19:00 Uhr
Ein nominierter Beitrag zum 19. Deutschen
Kamerapreis Köln
KRONOS. Ende und Anfang von Olav
F. Wehling, D 2007/2008, 87 Min., OF mit
engl. UT
Mittwoch, 24. Juni
Filmforum NRW, 19:00 Uhr
Kurzfilm: Nachtschatten von Eike Mosler, D 2009, 4 Min.
Premiere
Die Kinder der Seidenstraße von
Roger Spottiswoode, D/AU/CH 2008,
114 Min., Deutsche Fassung
Mehr Infos zum Programm unter
www.filmstiftung.de oder
direkt bei der Filmstiftung NRW
unter der Telefonnummer
(0211) 930500.
Akkreditierungen unter
www.medienforum.nrw.de
• letter309_01-15
03.06.2009
12:23 Uhr
Seite 3
Inhalt
Schwerpunkt: Die Chemie muss stimmen
2
Programm des Int. Filmkongresses
der Filmstiftung NRW
4
Meldungen
Branche, Kinos, Festivals, Preise
Krieg und
Frieden am Set
8
Licht für Zwerge und Superstars
Firmenporträt MLS Magic light + sound
11
Reales für Kurze
Das Kinder-Dokumentarfilmprojekt dok you
12
Auf dem Sprung
Die Seite für den Filmnachwuchs
14
Kunst oder Kinder oder beides?
Die Zukunft des Sonderpreises NRW
15
Ein Traum, der ein Film wurde
Lars von Trier in Cannes
A
uf der ganzen Welt gibt es keinen einsameren Ort als das Bergfest einer Filmproduktion. Zumindest für den, der nur als Gast
dabei sein darf, wenn die Beteiligten ausgelassen die Halbzeit der Dreharbeiten feiern. Wer
nicht zum Team gehört, findet da keinen Zugang und kann nur von außen verwundert zuschauen, was für verschworene Gemeinschaften sich in ein paar Wochen bilden können. Es
ist wie bei Diamanten: Hoher Druck erzeugt hohe Dichte. Der Stress am Set schweißt die Menschen eng zusammen.
Im Schwerpunkt des Newsletter wollen wir
dieser Gemeinschaft auf Zeit ein bisschen auf
den Zahn fühlen, denn so reibungslos, wie die
Bergfeste und Teamfilme es vorgaukeln, läuft
es am Set nicht immer. Stress erzeugt
eben nicht nur Kameradschaft, sondern
auch Konflikte, die die
Produktion lähmen
und unnötig Geld verbrennen können.
Wir haben uns
umgehört, wie die
Menschen bei den
Dreharbeiten miteinander umgehen und wie
sie mit dem
„Schwarzen
Loch“ nach der letzten Klappe
klar kommen, wenn sich die Ersatzfamilie von
einem Tag auf den anderen in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Aber es gibt ja auch die treuen Filmpaare, die seit Jahren zusammen arbeiten und sich blind aufeinander verlassen können. Regisseur Sönke Wortmann und Kameramann Tom Fährmann bilden so ein Paar. Sie verraten uns im Interview das Geheimnis ihrer bewährten Teamarbeit. Am Beispiel von „12 Winter“ erzählt Casterin Iris Baumüller, wie wichtig
es ist, schon bei der Besetzung darauf zu achten, dass die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt und – um bei den Schauspielern zu
bleiben – fragen wir außerdem nach, warum
es heute auf der Leinwand keine deutschen Kino-Traumpaare wie Maria Schell und O.W. Fischer mehr gibt.
Darüber hinaus blickt das Heft schon einmal nach vorne auf den Internationalen Filmkongress, zu dem die Filmstiftung NRW im Rahmen des medienforum.nrw vom 20. bis 23. Juni nach Köln einlädt. Der Newsletter präsentiert
das gesamte Programm und ein Interview mit
Nobelpreisträger Eric Kandel. Der charismatische
Gehirnforscher ist die Hauptfigur in Petra Seegers Dokumentarfilm „Auf der Suche nach dem
Gedächtnis“, der in Anwesenheit von Kandel
in der Reihe KinoSpecial des Filmkongresses zu
sehen ist. Das gilt auch für Lars von Triers neuen Film „Antichrist“. Wir haben den dänischen
Schwerpunkt:
Die Chemie muss stimmen
16
Rücken an Rücken
Interview Sönke Wortmann und Tom Fährmann
17
Von 180 auf 0
Das Schwarze Loch am Ende der Dreharbeiten
18
Prima Klima?!
Konflikte am Set und Bewältigungsstrategien
19
Mittlerin der Harmonie
Casting für „Zwölf Winter“
20
Sag mir, wo die Paare sind
Über das Verschwinden der Traumpaare von der Leinwand
21
Angstfreies Drehen
Interview Surk-Ki Schrade
22
MEDIA
23
Freie Entscheidung
Am Set von „Satte Farben vor Schwarz“
Cannes-Gewinnerin Charlotte Gainsbourg in
Lars von Triers „Antichrist“, der nach der Premiere
an der Croisette auch auf dem Internationalen
Filmkongress der Filmstiftung zu sehen ist.
Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.
24
Dreharbeiten in NRW
26
Kino verändert
Interview Nobelpreisträger Eric Kandel
26
Regisseur in Cannes getroffen, wo er für kontroverse Diskussionen sorgte.
Weitere Themen der Juni-Ausgabe des
Newsletter sind neben den bewährten Meldungen aus und über die Branche ein kurzer Rückblick auf die NRW-Events in Cannes und ein Ausblick auf den aktuellen Stand des Kinder-Dokumentarfilmprojektes dok you.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Rüdiger Bertram
Chefredakteur
Editorial – newsletter 3/2009
„Mit besten Empfehlungen“
Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Jakobs Bruder“,
„Maria, ihm schmeckt´s nicht“, „Mullewapp“, „Spielverderber“,
„Salami Aleikum“, „Die Kinder der Seidenstraße“
11
Impressum
Schwerpunkt Juli
Internationaler
Filmkongress
Der nächste Newsletter blickt als Sonderausgabe auf
den Internationalen Filmkongress zurück und fasst
noch einmal alle Diskussionen und Veranstaltungen
zusammen. Ab dem 24. Juli ist das neue Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden.
3
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 4
Tag/Traum
an Bavaria
Seit fast 30 Jahren produziert die Kölner
Tag/Traum Filmproduktion Dokumentarund Spielfilme für Kino und Fernsehen. Jetzt hat
die Münchener Bavaria Film 51 Prozent der
Anteile übernommen. Im Programmsegment
hochwertiger dokumentarischer Formate sei
Tag/Traum „eine interessante Ergänzung der Bavaria Film Gruppe am wichtigen Standort NRW“,
begründet Bavaria-Sprecher Tobias Gerlach
den Schritt. Auch Gerd Haag, Tag/Traum-Produzent, Mitgesellschafter und Professor für Kreatives Produzieren an der ifs internationalen
filmschule köln, ist mit der Entwicklung zufrieden. Man habe „mitten in der Zeit des medialen Umbruchs und der Neubestimmung“ einen strategischen Partner gesucht und ihn in der
Bavaria gefunden. Haag geht davon aus, dass
die neue Verbindung „die kreativen Kräfte der
German Films
Previews zum
3. Mal in Köln
„Keine Angst“ vor Bayern: Die Produktion der
Kölner Tag/Traum feiert Premiere auf dem Filmfest
München. Foto: Willi Weber
Firma noch besser freisetzen wird, denn das inhaltliche Konzept ist der common ground unserer Allianz“. Auch am 27. Juni ist Tag/Traum
in Bayern präsent. Dann feiert der von Tag/Traum
produzierte Spielfilm „Keine Angst“ von Aelrun
Goette beim Filmfest München Premiere.
Tag/Traum, Tel. (0221) 65025900;
[email protected]
Network Movie mit neuer Führung
Seit dem 1. Juni ist Wolfgang
Cimera neuer Geschäftsführer
und Produzent der Network
Movie Film- und Fernsehproduktion in Köln, einer Tochtergesellschaft der ZDF Enterprises. Cimera ist Nachfolger
Wolfgang
Cimera, Foto:
von Reinhold Elschot, der in
Mathias Bothor
der Nachfolge von Hans Janke
Fernsehfilm-Chef und Stellvertretender Programmdirektor des ZDF wird. Cimera leitet die
Firma gemeinsam mit Jutta Lieck-Klenke.
Die bisherigen Aufgaben von Cimera hat als
neue Herstellungsleiterin Annette Oswald
übernommen. Cimera zeichnete in seinen vier
Jahren als Herstellungsleiter bei Network Mo-
vie u.a. für Filme wie „Entführt“ und „Stralsund
– Mörderische Verfolgung“, Reihen wie „Nachtschicht“ und „Lutter“ oder Serien wie „Soko
Köln“ mit verantwortlich. Annette Oswald wechselt für die neue Aufgabe von München an den
Rhein. Zu den von ihr betreuten Filmen gehören u.a. „Die Musterknaben“ und „Manila“.
Ganz aktuell konnte sich Network Movie auf
dem Festival de Cannes über einen Preis für
den Debütfilm „Lost Persons Area“ von Caroline Strubbe freuen. Die internationale Koproduktion, die in der Sektion Semaine de la Critique lief, erhielt den Preis des Verbandes der französischen Drehbuchautoren und Komponisten.
Network Movie, Tel. (0221) 94888-0;
[email protected]
Volle Punktzahl für
CinePostproduction
Geyer Köln
telbearbeitung und Retusche bis zum HD-Master. Jetzt erzielten die Kölner im Rahmen der
Zertifizierung zum Kodak Imagecare Programm die volle Punktzahl in allen geprüften Kategorien der Negativentwicklung. Damit zählt
das Unternehmen zum Kreis von 50 Filmlaboren weltweit, die sich den Anforderungen des
strengen Qualitätssicherungsprogramms von
Kodak hinsichtlich der Prozesse, Mitarbeiterqualifizierung und Dokumentation erfolgreich unterzogen haben.
CinePostproduction Geyer Köln,
Tel. (0221) 2833100;
[email protected]
Stefan Müller, Geschäftsführer der CinePostproduction, hat neben dem Ressort Produktion/Technologie auch die Gesamtverantwortung für den Vertrieb übernommen. Ihm berichtet Sebastian Gassner, seit Jahresbeginn
Vertriebschef der CinePostproduction Geyer Köln. Die NRW-Niederlassung hat den kompletten HD-Workflow im Angebot – von der Abtastung über Farbkorrektur, Online-Schnitt, Ti-
ConradFilm mit „Macho Man“
2003 saßen Marc Conrad und Moritz Netenjakob zusammen und wollten einen Film
entwickeln. Ein deutscher Softi, von den 68ern
erzogen, verliebt sich in eine Türkin und macht
dann seine speziellen Erfahrungen mit der türkischen Kultur. Die Filmstiftung NRW bewilligte 20.000 Euro für die Drehbuchentwicklung, doch dann kamen andere Projekte dazwischen, und Conrad zahlte die Förderung zurück.
Fünf Jahre später entstand aus dem Stoff der
Roman „Macho Man“ und schoss in die Bestsellerlisten.
Jetzt war Conrad wieder am Zug. Er erwarb
die Filmrechte und will im nächsten Jahr mit den
Dreharbeiten beginnen. Produzieren wird den
4
Film die ConradFilm GmbH & Co.KG. Mit der
Neugründung will Conrad verhindern, dass
„Macho Man“ und weitere neue Stoffe in der
Auseinandersetzung um die Serie „Im Angesicht
des Verbrechens“ in Mitleidenschaft gezogen
werden. Bei den Dreharbeiten waren erhebliche Mehrkosten in Millionenhöhe entstanden,
die Conrads damalige Produktionsfirma Typhoon AG in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatten. Inzwischen haben der Insolvenzverwalter für die Typhoon und der Auftrag gebende WDR eine finanzielle Lösung gefunden,
um die Postproduktion der Serie bis Anfang
2010 fertig zu stellen.
ConradFilm; [email protected]
Zu einer Shoppingtour der besonderen Art lädt
German Films mit Unterstützung der Filmstiftung NRW auch in diesem Jahr wieder
Filmeinkäufer aus der ganzen Welt nach Köln
ein. Bei den German Films Previews, zu denen vom 12. bis 15. Juli über 80 Gäste aus der
ganzen Welt erwartet werden, bilden die Leinwände im Cinedom die Schaufenster für die
neuesten deutschen Kinoproduktionen. Vier Tage haben die Einkäufer Zeit, sich entspannt in
den Kinosesseln zurückzulehnen und die zahlreichen Filme auf sich wirken zu lassen.
Viele der gezeigten Produktionen waren
vorher noch nicht auf Festivals zu sehen und
werden exklusiv präsentiert. Interessante Filme,
eine außergewöhnliche Location und ein umfangreiches Kulturprogramm, das die Veranstaltung abrundet, machen die Film Previews aus,
die 2009 bereits zum dritten Mal in Folge in Köln
stattfinden.
Das große Interesse ausländischer Teilnehmer begrüßt auch NRW-Medienminister Andreas Krautscheid: „Wir freuen uns, den internationalen Filmeinkäufern mit den German
Films Previews einen idealen Marktplatz für Filme bieten zu können.“
German Films,
Tel. (089) 59978712;
[email protected]
Dor Film in Köln
Die Wiener Dor Film hat jetzt eine Filiale am
Rhein: Nach der Dor Film West in München
eröffneten die Österreicher im März die Dor
Film Köln (Probsteigasse 44-46, 50670 Köln).
Die 1988 von Milan Dor und Danny Krausz
gegründete Wiener Dor Film Produktionsgesellschaft ist das erfolgreichste österreichische Filmund TV-Produktionsunternehmen. Die Komödien „Hinterholz 8“ und „Poppitz“ sind die beiden meistgesehenen Filme in Österreichs Kinos
seit Beginn der landesweiten Besucherzahlenauswertung 1981. Weitere Erfolgsfilme sind u.a.
„Schlafes Bruder“ von Joseph Vilsmaier und
„Komm süßer Tod“ von Wolfgang Murnberger, der auch Regisseur der dritten Wolfgang Haas-Verfilmung „Der Knochenmann“
ist, die im Februar in die deutschen Kinos kam.
Geschäftsführer in Köln sind Eva Poetsch
und Kurt Stocker, der auch Geschäftsführer
in Wien ist. „Die Neugründung am Film- und
Fernseh-Standort NRW war ein logischer
Schritt“, sagt Poetsch. Die Filmfrau kennt sich
aus an Rhein und Ruhr: Von 2000 bis 2005 arbeitete sie in der Filmredaktion von RTL Television. Eines der ersten eigenen Projekte der
Kölner ist der Eventfilm „Ölschock“, den RTL und
ORF in Auftrag gegeben haben. Das Buch
schreibt Holger Karsten Schmidt („14 Tage lebenslänglich“). Hinzu kommen die Kinofilmprojekte „Na servus! Wie ich lernte die Bayern zu lieben“, eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Sebastian Glubrecht,
und die Komödie „Familienurlaub!“. Den Stoff
liefern die Autoren Kilian Riedhof und Marc
Blöhbaum. Beide Spielfilme sind Koproduktionen mit der Dor Film West.
Dor Film Köln, Tel. (0221) 91407660;
[email protected]
newsletter 3/2009
– Meldungen
MMC in 3D
Die MMC Magic Media Company, mit insgesamt 35 Studios in Hürth und Köln Europas
größter Studiobetrieb, führt die Geschäfte wieder mit eigenen Management-Kapazitäten. Ende März endete ein eineinhalbjähriges Mandat
der Kölner Berater Ziems und Partner, die
von der Sparkasse KölnBonn als Sanierer
geholt worden waren. Die Sparkasse ist alleinige Eigentümerin der Gesellschaft, an der neben den Firmengründern Bernd und Helmut
Breuer auch RTL und ProSiebenSat.1 beteiligt waren. Die MMC war zwar ausgelastet,
hatte aber keine Gewinne abgeworfen. Das lag
u.a. an den Mietzahlungen an den Immobilienfonds Oppenheim-Esch als Besitzer der Studio-Baulichkeiten. Mit Oppenheim-Esch verhandelt nun Geschäftsführer Hans-Joachim
Ziems über Mietminderungen. Ziems steht der
MMC übergangsweise zur Verfügung und unterstützt die Gesellschafter bei der Auswahl seines Nachfolgers. Für das operative Geschäft im
TV- und Filmbereich ist Prokurist und Produktionsdirektor Friedhelm Bixschlag zuständig. Bei der MMC-Filmtochter MMC Independent (MMCI) unterstützt ihn Head of Film Bastie Griese. Auf dem Produktionsplan der
MMC stehen in den nächsten Monaten „The
Gate“, ein 3D-Remake des gleichnamigen Streifens von 1987, und „Foreign Affairs“ von JeanPaul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“). Beide Kinofilme sind Koproduktionen der MMCI.
Auch István Szabós neuer Film „Die Tür“ wird
bei der MMC gedreht.
MMC, Tel. (02233) 517510;
[email protected]
zentralbüro lädt
nach München
Zum ersten Mal präsentiert sich zentralbüro
vorOrt im Rahmen des Filmfestes München
(26.06.-04.07.). Der Agenturempfang und Branchentreff für Caster, Produzenten, Regisseure
und Redakteure findet sonst in regelmäßigen
Abständen in den Kölner Agenturräumen statt.
„München ist in punkto Agenturempfänge neugieriger als Berlin. Hier sitzen ja mittlerweile die meisten deutschen Fernsehsender. Außerdem gefällt mir, dass das Münchner Filmfest
ein Film- und Fernsehfestival ist“, begründet
Sandra Lampugnani, Betreiberin der Kölner Agentur zentralbüro, den Ausflug an die
Isar.
Zentralbüro, Tel. (0221) 29076870;
[email protected]
Aus Erfahrung gut
Beim Film & Fernseh Produzentenverband NRW bleibt der Vorstand aus Martin
Borowski (Sony Pictures Film und Fernseh Produktion), Christoph Friedel (Pandora Filmproduktion), Joachim Ortmanns (Lichtblick Film- und Fernsehproduktion) und Tom Spieß (Little Shark
Entertainment) im Amt. Das bestätigte die
Jahreshauptversammlung Ende April.
Film NRW, Tel. (0221) 1391194;
[email protected]
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 5
Deadline für Create.NRW
Eine Förderung von bis zu 80 Prozent über drei Jahre erwartet die Sieger des landesweiten Förderwettbewerbs „Create.NRW“. Ausgezeichnet werden die besten Projektideen aus der Kulturund Kreativwirtschaft. Insgesamt stehen dafür acht Millionen Euro bereit. Projektskizzen können
noch bis zum 15. Juni eingereicht werden.
Um Kreative, Unternehmen und Institutionen zur Teilnahme zu animieren, haben die Städte
Hürth und Köln extra ein Informations- und Beratungsangebot aufgelegt und Mechthild Kaub,
Film+TV Consulting, als Beraterin gewonnen. Einzelberatungen von Antragstellern finden in den
jeweiligen Unternehmen statt. Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen und freie Berufe der Kultur- und Kreativwirtschaft, Kultureinrichtungen, kreative Netzwerke sowie Kommunen und Hochschulen. Mehr dazu unter www.kreativwirtschaft.nrw.de.
Großer Preis der Stadt Oberhausen für „A Letter to Uncle Boonmee“, Foto: Weerasethakul
Kurzfilmtage: Rekord in Oberhausen
Gemessen am Zuschauerzuspruch war nach
1998 keine Ausgabe der Internationalen
Kurzfilmtage Oberhausen so erfolgreich
wie die 55., die am 5. Mai mit der Preisverleihung schloss. „Der Kurzfilm ist tot, aber nicht
bei uns“, ließ Festivalleiter Lars Henrik Gass
zufrieden verlauten und konnte dies nicht ausschließlich durch den Rekord von 18.400 Besuchern belegen, sondern vor allem auch durch
ein lebendiges und mit knapp 600 angebotenen Filmen umfangreiches Programm.
Die beiden Preise des erstmals ausgerichteten NRW-Wettbewerbs, dessen zwei Programmblöcke die Kurzfilmtage dank hoher Qualität zu bereichern wussten, gingen an zwei Produktionen der Kunsthochschule für Medien: Die dokumentarischen bzw. experimentellen Arbeiten „A Taste of Honey“ von Simon
Rittmeier und „Dial M for Mother“ von Eli
Cortiñas Hidalgo erhielten die von der NRW
Bank gestifteten 1.000 sowie 500 Euro Preisgeld. Als Hauptgewinner des Festivals entpuppte sich das neue Werk des ewigen Lieblings der
internationalen Filmkunstszene, Apichatpong
Weerasethakul aus Thailand. Dessen „A Letter to Uncle Boonmee“ gewann den Großen
Preis der Stadt Oberhausen ebenso wie
den Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes NRW.
Insgesamt konnten die Kurzfilmtage Gäste
aus über 50 Ländern in Oberhausen begrüßen,
darunter auch über die Kurzfilmszene hinaus bekannte Filmemacher wie der chinesische Venedig-Gewinner Jia Zhang-ke, Romuald Karmakar, Herbert Fritsch und Mara Mattuschka.
Int. Kurzfilmtage, Tel. (0208)
8252652; [email protected]
Meldungen – [email protected]
5
Die Zeitsprung-Produktion „Frau Böhm sagt Nein“ mit Senta Berger eröffnet das Festival Großes Fernsehen.
Foto: WDR/Willi Weber
medienforum. nrw:
Medienfest und
Großes Fernsehen
Im Vorfeld zum medienforum.nrw zeigt das
Festival Großes Fernsehen vom 18. bis
zum 21. Juni wieder genau das, was der Titel
erhoffen lässt: starke TV-Produktionen. Das mit
17 Einzelprogrammen aufwartende Festival findet in der Black Box des Cinedom statt und
eröffnet am 18. Juni mit „Frau Böhm sagt Nein“.
Das im Auftrag des WDR von der Kölner Zeitsprung Entertainment produzierte Drama
verarbeitet die aktuellen Wirtschaftsskandale zu
einem fiktionalen Stoff.
Regisseurin Connie Walther hat das
Drehbuch von Dorothee Schön mit Senta
Berger in der Hauptrolle in Szene gesetzt. Neben weiteren TV-Filmen wie etwa der 16. Folge „Bloch“ („Tod eines Freundes“, Regie: Züli
Aladag) oder Serieneinzelfolgen aus dem neu-
Exposed zeigte
Debütfilme in Köln
Mitte April fand in Köln zum zweiten Mal das
Exposed Filmfestival statt, das sich auf die
Präsentation europäischer Debütfilme konzentriert.
Insgesamt 17 Filme liefen über die Leinwände von Filmclub 813 und Filmforum
NRW, darunter auch die drei Kölner Produktionen „Jakobs Bruder“ von Daniel Walta,
„Die Besucherin“ von Lola Randl sowie der
Dokumentarfilm „Auf der Walz“, den die Regisseurin Julia Daschner in Begleitung einiger
Protagonisten dem Publikum persönlich vorstell-
en US-Import „The Secret Life of the American
Teenager“ präsentiert das Festival auch Auszüge aus Dokumentarreihen wie „Die Südsee –
Reich der Inseln“. Am 20. und 21. Juni zeigt Großes Fernsehen überdies im Saal 8 des Cinedom
nominierte Beiträge vom Deutschen Kamerapreis, der am Abend des 21. Juni verliehen
wird.
Wer sich am 20. und 21. Juni auf den Weg
zu den Screenings macht, wird auf dem Vorplatz
des Cinedom auf das Medienfest NRW treffen, das an beiden Tagen im Kölner MediaPark über Aus- und Weiterbildung in der Medienbranche informiert. Täglich zwischen 12 und
18 Uhr finden insgesamt über 100 kostenfreie
Workshops und Informationsveranstaltungen
von Profis für den Nachwuchs statt, ehe dann
bis 22 Uhr zahlreiche Konzerte über die Bühnen
des MediaParks gehen werden.
Das Programm beider Veranstaltungen findet
sich unter www.medienforum.nrw.de und
www.medienfest.nrw.de.
ANZEIGE
te. Zu Gast war auch der französische Filmemacher Christian Monnier, der mit seinem Film
„Le chien“ das Festival eröffnete. Der Veranstalter, der Verein Neue Blicke Köln, zeigte sich
mit der Resonanz auf die zweite Ausgabe des
Festivals zufrieden, das unterstützt wurde von
der SK Stiftung Kultur und dem Kulturamt der Stadt Köln.
Um die Zeit bis zur dritten Ausgabe Anfang
März 2010 zu überbrücken, wird sich Exposed
künftig alle zwei Monate mit einem europäischen Debütfilm im Filmclub 813 präsentieren.
Exposed Filmfestival,
Tel. (0221) 7156941;
[email protected]
HELME HEINE
NACH DEM KINDERBUCHKLASSIKER VON
www.mullewapp.kinowelt.de
KW_MW_BAN_135x175.indd 1
20.05.2009 16:46:22 Uhr
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 6
Lambertz-Euregio-Filmpreis für
Dicky Kilian und Timo Soeurt
in „Calimucho“. Foto: Tara Fallaux
Gus Van Sant
Juryvorsitzender
KunstFilmBiennale
Aachen:
grenzen-lose
Filmkunst
Zwischen dem 22. und 29. März fand zum
dritten Mal das Filmfestival Maastricht-Aachen statt, erstmals allerdings
unter dem neuen Label Made in
Europe, das künftig die Filmveranstaltungen in beiden Städten prägen soll. Die Veranstalter beider Städte tauschen sich dabei mit Inhalten des Programms untereinander aus, dennoch differiert das Gesamtangebot deutlich. Eine Gemeinsamkeit bestand im Fokus auf die belgische Filmproduktion, aus der u.a. „Lornas
Schweigen“ der Brüder Dardenne und der
Thriller „Vinyan“ von Fabrice Du Welz gezeigt
wurden. In Aachen präsentierte Festivalleiter
Günter H. Jekubzik insgesamt 18 Filme im
Cineplex, darunter „Delta“ von Kornel
Mundruczo, „Diese Nacht“ von Werner
Schroeter und „Calimucho“ von der niederländischen Filmemacherin Eugenie Jansen,
„eine zutiefst einfühlsame filmische Arbeit, die
durch ihre menschliche und ästhetisch feine Art
überzeugt“. Das jedenfalls meinte die Festivaljury, die „Calimucho“ mit dem Lambertz-Euregio-Filmpreis auszeichnete, der für herausragende filmische Leistungen mit Bezug zur Euregio Maas-Rhein mit 2.000 Euro dotiert ist.
Made in Europe Filmfestival,
Tel. (0241) 432 4940; [email protected]
IFFF: „Alle anderen“ gewinnt
Das Internationale
Frauenfilmfestival
Dortmund|Köln beendete seine Dortmunder
Ausgabe am 26. April mit
der Preisverleihung in der
S c h a u b u r g . Den
Hauptpreis, den die
RWE Westfalen-Weser-Ems AG mit 25.000
Euro dotiert, erhielt Maren Ade für ihren Film
„Alle anderen“: „Ein
wundervoll inszenierter
Film, perfekt gespielt und
ebenso unterhaltsam wie
intelligent“, befand die
aus Franziska Petri,
Maria von Heland
und Paola Paoli bestehende internationale Jury. Den Publikumspreis
erhielt „Himalaya, a Path to the Sky“ von Marianne Chaud. Erstmals in diesem Jahr setzte sich der nationale Wettbewerb für Bildgestalterinnen aus zwei Kategorien zusammen. Während der traditionelle Spielfilmpreis ex aequo an
die Kamerafrauen Susanne Kurz (für den
Kurzfilm „1, 2, 3“) und Marlen Schlawin (für
den Kurzfilm „Badetag“) ging, entschied sich die
aus Bella Halben, Sophie Maintigneux
und Ute Freund zusammengesetzte Jury in
der neuen Kategorie Dokumentarfilm für Anke Misselwitz’ Arbeit an „Der die das“.
Neben den Wettbewerben und umfangreichen Filmreihen, die nicht nur in Dortmund, sondern parallel zu Teilen auch in Köln gespielt wurden, präsentierte das Frauenfilmfestival erstmals
zudem ein fünfteiliges Weiterbildungsprogramm
um die Experten Heike-Melba Fendel („Meine PR“), Sibylle Kurz („Mein Pitch“), Juliane Thevissen/Anita Elsani („Meine Finanzierung“) sowie Bella Halben (Masterclass Kamera) und Maria von Heland (Masterclass Regie/Drehbuch).
IFFF, Tel. (0231) 5025162;
[email protected]
6
„Alle anderen“: 25.000
Festival-Euro für Regisseurin
Maren Aden. Foto:
Komplizen Film Produktion
Kölnpremiere in der Filmpalette: Peter Jordan in
„Die Schimmelreiter“, Foto: Michael Tötter
Köln: Junges
deutsches Kino
Joachim Kühn und Dirk Steinkühler, die
Betreiber des Kölner Kinos Filmpalette, präsentieren bereits seit vier Jahren in Kooperation mit dem Büro Schmitt + Teigler die Reihe „Junges deutsches Kino“. Monatlich stellen
sie seitdem einen neuen Film des deutschen Regienachwuchses als Kölner Erstaufführung vor.
Seit April haben sie nun als Partner den filmund fernsehproduzentenverband nrw
hinzu gewonnen. Gemeinsam zeigen sie in Zukunft Previews im Filmforum NRW. Am 9.
Juli etwa wird „Die Schimmelreiter“ von Lars
Jessen dem Kölner Publikum vorgestellt werden.
Filmpalette, Tel. (0221) 4694238;
[email protected]
Die Jury der vom 28. Oktober bis 1. November
in Köln und Bonn stattfindenden KunstFilmBiennale wartet mit namhaften Mitgliedern
auf. Den Vorsitz hat der US-amerikanische Regisseur Gus Van Sant übernommen, der zusammen mit dem Filmemacher Harun Farocki, dem
britischen Künstler Isaac Julien, der Düsseldorfer Sammlerin Julia Stoschek und
anderen über die Preise im Internationalen Wettbewerb
befinden wird. Erstmalig werden neben dem traditionellen
Bildkunst-Förderpreis Gus Van Sant
bei den Drehauch zwei Publikumspreise arbeiten zu
verliehen. Viele Nebenpro- „Paranoid Park“,
Foto: Peripher
gramme begleiten die Wettbewerbe, so sind zwei Reihen
den Werken des New Yorker Kameramannes
und Regisseurs Ed Lachman („Erin Brockovich“) gewidmet sowie der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist. Die KunstFilmBiennale ist eine Initiative der SK Stiftung Kultur, der
Kunststiftung NRW und der Stadt Köln
und wird in Kooperation mit der Filmstiftung
NRW zweijährlich veranstaltet.
KunstFilmBiennale, Tel. (0221)
5743112; [email protected]
Kölner Kinonächte im August
Zehn Jahre schon existiert die „Lange Nacht der Kölner Museen“, eine Veranstaltung, der es gelingt, die Aufmerksamkeit auf die vielfältige Museumskultur der Domstadt zu lenken. Um endlich
auch die Vielfalt der heimischen Filmkultur bekannt zu machen, haben nun Joachim Kühn und
Dirk Steinkühler (Kino Gesellschaft Köln) am 29. und 30. August 2009 die Kölner Kinonächte ausgerufen. Innerhalb von 24 Stunden ermöglichen die Veranstalter allen Kölner Filmfestivals, Initiativen, Kinos und Filmschaffenden, sich und ihr Schaffen in Screenings, Diskussionen
und Sonderveranstaltungen vorzustellen. Unterstützt werden die Kölner Kinonächte u.a. vom Kulturamt der Stadt Köln.
Kino Gesellschaft Köln, Tel. (0221) 4694240; [email protected]
Geheimnis gelüftet:
Romy Schneiders
Kostüm in „Die
schöne Lügnerin“
war türkis. Foto:
Deutsche Kinemathek
Das Kostüm fertigte
Paul Seltenhammer,
Foto: Subuddha Kellner
Filmmuseum: Stilikone und Filmkostüme
Gleich zwei Ausstellungen sind im Filmmuseum Düsseldorf, das im
August mit Bernd Desinger einen neuen Leiter bekommt, zu besichtigen. Mit „Filmkostüme! Das Unternehmen Theaterkunst“ begibt sich das
Museum vom 11. Juli bis zum 4. Oktober auf Spurensuche in die vergangenen 100 Jahre der Kostümausstattung. Partner sind die Deutsche Kinemathek, das Museum der Arbeit und vor allem die Berliner Theaterkunst. Das 1907 gegründete Unternehmen spezialisierte sich von Beginn an auf die Herstellung und den Verleih von Kostümen für Theater,
Revue und Oper, ab 1920 kam der Film hinzu. Inzwischen können die Theaterkunst-Mitarbeiter in Berlin, Köln, München und Hamburg auf einen Fundus von zehn Millionen Stücken zurückgreifen. Zu den „Theaterkunst-Filmen“ zählen u.a. Fritz Langs „Metropolis“ oder Fred Niblos „Ben Hur“. Das Kostüm
von Hannelore Elsner in „Alles auf Zucker“ ist ebenso zu sehen wie das Kittelkleid, das
Kate Winslet in „Der Vorleser“ trug.
Ob Audrey Hepburn einen solchen Kittel auch angezogen hätte? Für ein „Frühstück
bei Tiffany“ wäre es kaum die geeignete Garderobe gewesen. Davon kann man sich in der
Studioausstellung überzeugen, die noch bis zum 26. Juli zu sehen ist. „Audrey Hepburn
– Frühstück bei Tiffany“ stellt Film und Protagonistin in den Mittelpunkt, aber
auch Blake Edwards, Henry Mancini, Truman Capote und Hubert
de Givenchy kommen nicht zu kurz. Eine Filmreihe (u.a. „Frühstück bei
Tiffany“, „Charade“, „My Fair Lady“) ergänzt die Ausstellung. Alle Details unter www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum.
newsletter 3/2009
– Meldungen
• letter309_01-15
03.06.2009
Preise für geförderte Filme
Berlin, Istanbul,
Schwerin und
anderswo
Dass ein in NRW geförderter und realisierter Dokumentarfilm den Deutschen Filmpreis gewinnen würde, stand schon vorher fest, denn
das traf auf beide Nominierte zu. Am Ende siegte „NoBody´s Perfect“ von Niko von Glasow
vor „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“. Die Lola für von Glasows selbstironische Doku über
Contergan-Opfer war einer von drei Deutschen
Filmpreisen, die Ende April an geförderte Produktionen der Filmstiftung NRW gingen.
Gleich über zwei Lolas konnten sich die Macher
des Bergsteiger-Dramas „Nordwand“ von Philipp Stölzl freuen. Für seine spektakulären Aufnahmen wurde Kameramann Kolja Brandt
von der Deutschen Filmakademie ebenso geehrt wie Tschangis Chahrokh, Heinz
Ebner und Guido Zettier für die Beste Tongestaltung, die sie komplett in den Dortmunder Ruhrsoundstudios realisierten.
Auf dem 28. Internationalen Filmfestival Istanbul wurde Semih Kaplanoglus
Drama „Süt / Milk“ gleich mit drei Preisen
ausgezeichnet: Die türkisch-deutsch-französische Koproduktion der Kölner Heimatfilm erhielt den FIPRESCI Award und den Publikumspreis. Im nationalen Wettbewerb wurde Özgür Egen außerdem mit der Goldenen
Tulpe für die beste Kamera geehrt.
Der verdi.Fernsehpreis 2009 geht an
12:24 Uhr
Seite 7
Hermine Huntgeburth, die die Auszeichnung für ihren
Zweiteiler „Teufelsbraten“ erhält. Der ver.di
Fernsehpreis ist mit
7.500 Euro dotiert und
wird im Oktober in Leipzig verliehen.
Für ihre Tragikomödie „Ganz nah bei dir“
erhielt Almut Getto
beim Filmkunstfest
Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin den Nachwuchsförderpreis der DEFAStiftung und den Cinestar des gleichnamigen Kinounternehmens. Im Juni feiert die
Produktion der Riva Film auf dem Shanghai International Film Festival seine internationale Festivalpremiere.
Mit dem Goldenen Reiter für den besten
Spielfilm wurde KHM-Absolvent Michael
Koch für seinen Abschlussfilm „Polar“ im nationalen Wettbewerb des 21. Filmfests
Dresden (14.-19.4.) ausgezeichnet. Ein Porträt
des Nachwuchsregisseurs finden Sie im Newsletter 2/2009.
Der animierte Kurzfilm „Alerik“, eine mazedonisch-deutsche Koproduktion der Düsseldorfer busse & halberschmidt Filmproduktion erhielt im April in Wiesbaden den Förder-
Meldungen – newsletter 3/2009
ANZEIGE
Preise für NRW-Produktionen:
„NoBody’s Perfect“ und „Süt/Milk“,
Foto: Kaplan Film/Ventura Film
preis der Robert Bosch Stiftung. Als Partner für die Animation agiert auf deutscher Seite das
Kölner Unternehmen Trickstudio
Lutterbeck. Regie führt Vuk
Mltevski.
Auf dem 15. Jüdischen
Filmfestival Berlin hat Michael Verhoeven im Mai für seinen
Film „Menschliches Versagen“ den
7
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 8
Was wäre „Deutschland sucht den Superstar“ ohne sein Lichtspektakel? Wie konnte der Studio-Wald der „7 Zwerge“ so täuschend echt
aussehen? Das Licht-Know-how der Kölner MLS MAGIC light + sound
steckt hinter diesen und vielen anderen Beispielen.
Porträt MLS MAGIC light + sound
Licht für Zwerge
und Superstars
VON WILFRIED URBE
zessive, neben dem Ausbau der Geschäftsfelder, in ganz Deutschland expandiert.“ Seitdem sind auch in Berlin, München, Hamburg, Hannover
und Frankfurt Zweigniederlassungen
entstanden. „Wir sind überall unterwegs“, freuen sich die Geschäftsführer. Im letzten Jahr hat das Unternehmen seinen Hauptsitz von Köln-Ossendorf nach Köln-Marsdorf verlegt.
60 feste Mitarbeiter sind hier tätig. 80
Prozent des Equipments, das aus
Kunst-, Show- und Tageslicht besteht, sind ständig in Bewegung.
Als Rundum-Dienstleister deckt
das Unternehmen die gesamte Film, Medien- und Veranstaltungstechnik
ab – sei es Licht, Ton, Strom oder Video. Auch Aggregate und einen modernen Fuhrpark bieten die Kölner
Profis ihren Kunden. Jüngste Renommee-Projekte von MLS sind beispielsweise „Deutschland sucht den Superstar“, „Die 5 Millionen SKL Show“,
die Hollywood-Kinoproduktion „Chéri“ mit Michelle Pfeiffer in der Hauptrolle, die Show „Ich kann Kanzler“ im
alten Bonner Bundestagsgebäude
und die Aktionärshauptversammlung
von Bayer. Eine Vielzahl szenischer
Produktionen, darunter „Alisa“ und
„Anna und die Liebe“ in Berlin, „Rote Rosen“ in Lüneburg und „Alarm
für Cobra 11“ in Köln betreut die Firma ebenfalls mit ihrem Filmlicht.
Die MLS-Geschäftsführung sieht
trotz des zur Zeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes positiv in die
Zukunft und strebt neben der Festigung ihrer Standorte den weiteren
Ausbau ihrer Geschäftsfelder an. So
plant MLS auch gegen den allgemeinen Trend weiter zu wachsen. Aus
diesem Grund haben die Kölner stark
in die Erweiterung ihres Equipments
investiert und parallel Service und Vertrieb weiter ausgebaut.
www.mlsp.de
Lichtspiele aus Köln für Kino und TV:
der „7 Zwerge“-Set und die RTLShowkulisse von „DSDS“, Foto: MLS
A
ls 1960 die Firma Heinz Pütz
Filmlicht in Köln startete, konnte niemand ahnen, dass aus dem
Unternehmen einer der wichtigsten
deutschen Fullservice-Anbieter im Bereich Medien- und Veranstaltungstechnik werden würde. Aber in 50
Jahren kann eben viel passieren. Und
so ist nach wechselvoller Geschichte MLS mittlerweile nicht mehr nur
in der Domstadt vertreten, sondern
auch an allen anderen wichtigen
Medienstandorten in Deutschland.
„Angefangen hat alles mit Aufträgen vom WDR“, erzählt der Geschäftsführer Marco Pütz, und sein
Kollege Thomas Hessling ergänzt:
„Bis in die 80er Jahre war Filmbeleuchtung die Haupttätigkeit, in den
90er Jahren, mit dem Aufkommen
der Privatsender, wurde das Geschäft
auf Fernseh- und Eventbeleuchtung
ausgebaut. Seit 2000 haben wir suk-
8
„The Creature from the Black Lagoon“:
Das Filmforum zeigt den 3D-Horrorfilm-Klassiker,
Foto: Filmforum im Museum Ludwig
Filmforum NRW:
Ende der Lektionen
Mit einem Vortrag von Professor Thomas Elsaesser endet am 17. Juni die Reihe Digitale Lektionen, in der das Filmforum NRW
in Kooperation mit der ifs internationale
filmschule köln seit Januar die Zukunft der
bewegten Bilder und des Kinos erforscht. Die
letzte Veranstaltung widmet sich dem Thema
„Die Tiefe des Raums oder der Angriff
der Dinge: 3D-Filme in historischer Perspektive“. Ergänzt wird der Vortrag über die
Geschichte des dreidimensionalen Bildes durch
eine 3D-Projektion von Jack Arnolds „The
Creature from the Black Lagoon“ aus dem Jahre 1954. Mehr Infos unter www.filmforumnrw.de.
„Only the Best“
in Düsseldorf
Mit „The Searchers” (Regie: John Ford) startet die Filmwerkstatt Düsseldorf am 1. Juni ihre Sommerkino-Reihe „DHighD – only the
Best!” In digitaler Projektion und HD-Bild werden Originalfassungen mit Untertiteln präsentiert. Die Hommage an Regisseur Nicholas
Ray wird mit „Johnny Guitar – Wenn Frauen
hassen“ (08.06.) und „Nicks Film“ (Regie: Wim
Wenders, Nicholas Ray) fortgesetzt. Die Reihe Mondo Bizarr widmet sich diesmal den Siebzigern, die vom Einbruch der Gewalt in die Normalität, Selbstjustiz oder den Folgen des Vietnam-Kriegs allerlei Schräges und Grauenvolles
auf die Leinwand brachte. Zu sehen ist u.a.
„Open Season – Jagdzeit“ (Regie: Peter Collinson) mit Peter Fonda aus dem Jahr 1973.
Alle Filme in der Black Box, alle Details unter
www.filmwerkstatt-duesseldorf.de.
newsletter 3/2009
– Firmenporträt – Meldungen
• letter309_01-15
03.06.2009
Mord und Totschlag in der Eifel
Vom 11. bis zum 20. September treffen
sich wieder Branche und Krimifans beim Festival Tatort Eifel in Daun. Ein umfangreiches und vielseitiges Programm von Autorenlesungen über eine Kriminacht mit
Guildo Horn bis hin zum Kurzfilmwettbewerb erwartet die Besucher in der Vulkaneifel. Während der Einsendeschluss für
den Kurzfilmwettbewerb, für die Teilnahme an der Krimi-Stoffbörse sowie für den
Deutschen Kurzkrimi-Preis und die Werkstattgespräche von RTL und ZDF bereits
verstrichen ist, bleibt für die Anmeldung
zum Writers’ Room noch Zeit bis zum 31.
Juli. Den Workshop leitet in diesem Jahr action concept-Geschäftsführer Hermann Joha, um mit den Teilnehmern gezielt Ansätze für neue Actionserien-Formate nach amerikanischem Vorbild zu entwikkeln. Alle Einzelheiten zum Krimifestival finden sich ab sofort unter www.tatort-eifel.de.
Tatort Eifel, Tel. (06592) 9330;
[email protected]
Das Beethovenfest sucht Filmemacher
mit Hang zur Musik, Foto: Internationale
Beethovenfeste Bonn
Beethovenfest
lädt Kurzfilmer
ein
Noch bis zum 31. Juli können Filmemacher
ihre Produktionen zum Kurzfilmwettbewerb „Look at Beethoven“ des Beethovenfestes Bonn 2009 (04.09.03.10.) einreichen. Gesucht werden Filme,
die sich in stilistischer Freiheit mit klassischer
Musik auseinandersetzen und/oder das
diesjährige Festivalthema „Im Licht – die romantische Verklärung des Künstlers“ behandeln.
Eine Jury, der u.a. Regisseur Enrique
Sánchez Lansch („Rhythm is it“), Lothar Mattner (WDR) und Ilona
Schmiel (Intendantin Beethovenfest
Bonn) angehören, entscheidet, welche der
Filme dann im Rahmen des Festes zu sehen sind und bei einer besonderen Veranstaltung am 3. September in der Kunst- und
Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland in Bonn gezeigt werden.
Infos unter www. beethovenfest.de.
12:24 Uhr
Seite 9
NRW beim Filmfestival in Cannes
„Akzente
setzen“
D
as Filmfestival in Cannes ist nicht nur ein
Ort für neue Filme, sondern auch für spannende Begegnungen. Deshalb hatte die Filmstiftung NRW auch in diesem Jahr zu seinem
traditionellen Abendessen ins „Astoux & Brun“
eingeladen. 80 Filmschaffende waren in das
Fischlokal am alten Hafen gekommen, darunter Regisseure wie Maren Ade, Peter Sehr, Malgoska Szumowska und der Norweger Bent Hamer sowie die Produzenten Stefan Arndt, der
mit X-Filme den deutschen Festivalbeitrag „Das
weiße Band“ ins Rennen um die Goldene Palme schickte, Wolf Bauer und Thomas Friedl (Ufa
Cinema), Karl Baumgartner (Pandora) sowie der
diesjährige weibliche „Producer on the move“,
Janina Jackowski. Auch Kulturstaatsminister
Bernd Neumann war der Einladung der Filmstiftung gefolgt. Er nutzte den Abend für intensive Gespräche mit seinen Tischdamen, den Produzentinnen Regina Ziegler und Bettina Bro-
Filmfestival
Cannes
Nordische
Palmen
Ob es an der Klimaerwärmung liegt, dass
Deutschland in diesem Jahr ideale Bedingungen für Palmen bot oder an den derzeit hervorragenden Produktionsbedingungen für Filmemacher?
Auf den Filmfestspielen in Cannes jedenfalls gingen am 24. Mai drei wichtige Auszeichnungen an Produktionen, die
in Deutschland entstanden. Michael Haneke gewann die Goldene Palme für seinen neuen Film „Das weiße Band“, den
er in Mecklenburg-Vorpommern in Szene gesetzt hat. Als beste Schauspielerin
wurde Charlotte Gainsbourg für ihre Rolle in dem Drama „Antichrist“ ausgezeichnet, das Lars von Trier mit Unterstützung
der Filmstiftung im Bergischen gedreht
hat. Und mit dem Preis für Christoph
Waltz, dem mit Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“ der internationale
Durchbruch gelang, ging auch der männliche Darstellerpreis an einen Film, der in
Deutschland entstand. Alle Preise des Fe-
Meldungen – newsletter 3/2009
Regisseurin Maren
Ade („Alle anderen“),
Michael SchmidOspach (Geschäftsführer Filmstiftung NRW)
und „Producer on
the move 2009“
Janine Jackowski.
Wolf Bauer (Ufa Cinema)
(links), X Filmer Stefan
Arndt („Das weiße Band“)
und Thomas Friedl
(Ufa Cinema),
Fotos: Kurt Krieger
Beim Dinner im Fischlokal
„Astoux“: Bettina Brokemper
(Zentropa Köln, Koproduzentin
„Antichrist“), Kulturstaatsminister
Bernd Neumann und Regina
Ziegler (Ziegler Film)
kemper (Zentropa International/Heimatfilm).
Bettina Brokemper hat Lars von Triers verstörendes Drama „Antichrist“ produziert, das innerhalb des Wettbewerbs an der Croisette für
einige Diskussionen sorgte. Der Film mit Willem
Dafoe und Charlotte Gainsbourg in den
Hauptrollen wurde von der Filmstiftung
NRW gefördert und komplett in NRW,
vor allem im Bergischen Land, gedreht. „Antichrist“ erzählt die Geschichte eines Ehepaars, das sich
nach dem tragischen Tod des gemeinsamen Kindes in eine einsame
Waldhütte zurückzieht. An der internationalen
Koproduktion sind vier Länder beteiligt. Dazu
passte, dass Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, in seiner Begrüßung hervorhob, dass – jenseits der Diskussion, was ein deutscher Film sei – europäische Koproduktionen, dieser „spannende kreative Mix
aus verschiedenen Nationen“, weiter an Bedeutung gewinnen werden. Kulturstaatsminister
Neumann lobte: „Ich finde es gut, dass sich
NRW in den letzten Jahren so stark bei der Förderung von Filmen engagiert hat.“ Die Filmstiftung NRW habe einen „entscheidenden Beitrag
Marianne Slot, Produzent Karl
Baumgartner und Regisseurin
Malgoska Szumowska
(„33 Szenen aus dem Leben“),
geleistet für den Filmstandort Deutschland“.
Einen Tag später luden NRW-Medienminister Andreas Krautscheid und Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach zum gemeinsamen Presselunch während der Filmfestspiele ein. Dass der Kinofilm in NRW, traditionell eher ein wichtiger Fernsehstandort, eine immer stärkere Rolle spielt, sei eine von ihm gewollte Akzentverschiebung. Erst der „starke Pfeiler“ Fernsehen mache es möglich, im Bereich
Kino Akzente zu setzen.
Deshalb wolle er die internen Förderkriterien
verändern, „mehr Flexibilität bei der Filmförderung erreichen“, so Krautscheid, und die Spielräume des Filmstiftungs-Geschäftsführers erweitern, um mit dem Budget von 31 Millionen Euro
„noch mehr möglich machen zu können“.
Vor allem das Thema Digitalisierung hält
Krautscheid in den nächsten Jahren für wichtig. Trotz Krise und eingefrorener FFA-Gelder
dürfe man es nicht aus den Augen verlieren, so
der Minister. „Denn eine Verschärfung der Konkurrenz zwischen großen und kleinen Kinos ist
nicht gewollt.“ Die Finanzierung soll möglichst
bald geregelt werden, damit es nicht „zu einer
Marktbereinigung durch die Hintertür kommt“.
Presselunch
im „Gaston et
Gastounette“
in Cannes,
Foto:
Filmstiftung
Bettina Brokemper und Minister Andreas
Krautscheid, Foto: Günter Jekubzik
9
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 10
Produzentenlounge
des VFFVmedia
Dt. Kamerapreis:
35 können hoffen
Auf dem medienforum.nrw lädt der VFFVmedia wieder in die Produzentenlounge ein. Am
22. Juni sprechen dort Programmverantwortliche von 14.00 bis 17.00 Uhr konkret über den
Bedarf ihrer Sender. Am 23. Juni folgt dann ab
11.30 Uhr das Panel „Web-TV – Chancen und
Risiken“, bei dem bereits am Markt etablierte
Web-TV-Portale und erfolgreiche Businessmodelle vorgestellt werden. Für alle VFFVmediaMitglieder gibt es für alle Veranstaltungen des
medienforum.nrw einen Rabatt von 50 Prozent.
Mehr Infos unter www.vffv.de.
Am 21. Juni entscheidet sich in Köln, welche der
35 nominierten Bildgestalter und Cutter sich
über einen Deutschen Kamerapreis freuen dürfen. Über die Preise, die in sechs Kategorien vergeben werden, entscheidet eine Fachjury. Zu den nominierten Produktionen zählen
u.a. „Der Baader Meinhof Komplex“, „Gerdas
Schweigen“ und die Krimi-Serie“KDD – Kriminaldauerdienst“, die gleich mit zwei Folgen im
Rennen ist.
Während des Festivals Großes Fernsehen sind im Vorfeld der Preisverleihung, die
vom WDR am 23. Juni um 23.15 Uhr übertragen wird, ausgesuchte Produktionen auch auf
der Kinoleinwand zu sehen. Infos unter
www.deutscher-kamerapreis.de.
Abo für action
concept
Bereits zum fünften Mal konnten sich die StuntExperten von action concept bei den Taurus World Stunt Awards über einen Stunt“Oscar“ freuen. In der Kategorie „Bester Stunt
in einem nicht-amerikanischen Film“ siegte action concept mit Szenen aus dem Piloten der
13. Staffel der RTL-Serie „Cobra 11“. Stellvertretend für das Team nahm Stunt-Koordinator
Carl Stück den Preis entgegen und dankte neben Axel Sand (Regie) und Roland Busch
(Actionregie) auch seiner Mutter: „Ich weiß, du
wolltest nie, dass ich diesen Beruf ausübe – aber
ich habe es gemacht, bin meinen Weg gegangen und bin heute hier.“
action concept, (02233) 508100;
[email protected]
Die Bilder stehen Kopf in der Sammlung Nekes
Foto: Sammlung Nekes
Double Vision
in Paris
Noch bis zum 28. Juni sind in der Passage de
Retz in Paris über 450 Exponate aus der Sammlung Werner Nekes zu sehen. Die Ausstellung, die mit Unterstützung des Landes NRW
im Rahmen der Saison France-NordrheinWestfalen gezeigt wird, steht unter dem Titel „Double Vision – le Vu et le Cru“ und
präsentiert Exponate zu den Phänomenen
Transparenz, Schattenkunst, mehrdeutige Bilder, Guckkästen, Laterna Magica, optische Spielzeuge, Anamorphosen sowie Exponate zur Entwicklungsgeschichte der Photographie von der
Chronophotographie zu Film und Fernsehen.
Mehr Infos unter www.wernernekes.de
und www.passagederetz.com.
10
„The Image of Europe“ war Thema eines hochkarätig besetzten Think Tanks, zu dem die European Film Academy (EFA) vom 27. bis 29. Mai nach Essen ins Schlosshotel Hugenpoet eingeladen hatte. EFA-Präsident Wim Wenders und Vorstandsmitglied Volker Schlöndorff diskutierten u.a. mit dem Schirmherren und Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, und Regiekollegen und Kulturschaffenden wie Constantin Costa-Gavras, Agnieszka Holland, István Szabó, Dieter Gorny (Künstlerischer Direktor RUHR.2010), und
Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach über die Rolle, die der europäische Film für das gegenseitige Verständnis in Europa spielt. Foto: Peter Wieler
NRW-Delegation in Linz: Michael Schmid-Ospach
(Filmstiftung NRW), Kadir Sözen (Filmfabrik),
Michael Wiedemann (Filmfestival Lünen), Barbara Foerster (Kulturamt Stadt Köln), Susanne
Steube (Filmstiftung NRW), Frank Olbert (Kölner
Stadt-Anzeiger) und Johannes Rexin (Heimatfilm)
v.l. Foto: Regina Goldlücke
NRW zu Gast
in Linz
Die europäische Kulturhauptstadt Linz zeigte sich beim sechsten Filmfestival Crossing
Europe (20.-26.04.) von ihrer sonnigsten
Seite und lieferte eine herrliche Kulisse für
den ersten Festivalbesuch einer Delegation
aus NRW. „Etliche der von uns geförderten
Produktionen sind hier in früheren Jahren mit
Preisen bedacht worden“, begründete Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach sein Interesse. Auch 2009 waren wieder drei Filme vertreten, die in Koproduktion mit NRW entstanden sind: „Sonbahar/Herbst“ (Regie: Özcan Alper; Produktion: Filmfabrik) und „Süt/Milk“
(Regie: Semih Kaplanoglu; Produktion: Heimatfilm), die das junge Filmschaffen in der Türkei und damit einen Schwerpunkt des diesjährigen Festivals repräsentieren, sowie „pereSTROIKA“ (Tobias Büchner Filmproduktion).
Schmid-Ospach und Projektleiterin Susanne
Steube führten als Abgesandte der Filmstiftung NRW die Delegation an, in der u.a. Barbara Foerster (Kulturamt Stadt Köln), Michael Wiedemann (Filmfestival Lünen)
sowie die Kölner Produzenten Kadir Sözen
und Johannes Rexin mitreisten. Spannende
neue Produktionen und der Austausch mit Filmschaffenden aus ganz Europa standen im Mit-
telpunkt der Reise.
Bei einem Mittagessen gab Ulrich Fuchs
von der künstlerischen Leitung „Linz 2009“ Einblicke in das Kulturleben der Stadt. Christine
Dollhofer, Kopf und Herz von Crossing
Europe, sei dabei eine der stärksten Figuren, lobte der Professor aus Hannover. Die Festivalleiterin hat insbesondere auch das Filmland NRW
im Auge und will den Kontakt mit der Filmstiftung NRW auf jeden Fall fortsetzen. Gemeinsam
waren sie neben der Wirtschaftskammer
Oberösterreich Gastgeber bei einem Empfang im spektakulären Zukunftsmuseum Ars
Electronica Center am Donauufer. Vor einem internationalen Branchenpublikum bekräftigte der Chef der Filmstiftung NRW sein Engagement für Koproduktionen: „Wir werden solche Projekte weiter unterstützen. Ohne diese
Chance hätten viele fabelhafte Filme nicht den
Sprung über ihre Landesgrenzen hinaus geschafft.“
Schülerfilmfestival NRW in Marl
Noch bis zum 15. September können sich Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen für
das Schülerfilmfestival NRW anmelden, das vom 12. bis 19. November im Rahmen des Internationalen Kinder- und Jugendfilmfestes Marl stattfindet. Angesprochen sind alle Klassenstufen von der 5 bis zur 13, die einen Film, ein Video oder digitale Medien mit einer Länge bis
zu 30 Minuten einreichen können. Die Spieldauer darf höchstens 30 Minuten betragen. Als Hauptpreis winkt eine Einladung zum Besuch des Studiogeländes und der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Außerdem gibt es neben dem Preis der GEW NRW als besondere Auszeichnung den Sonderpreis des Bischofs von Münster. Alle nötigen Unterlagen unter www.kinderfilmfestival.de.
newsletter 3/2009
– Meldungen
Neue 3D-Kinos
in NRW
Der Kölner Cinedom ist in seiner Black Box
jüngst auf das 3D-Verfahren von Dolby Laboratories umgestiegen. Schon „Monsters vs.
Aliens“ wurde mit dieser Technik, die mit Interferenzfilterbrillen arbeitet, vorgeführt.
Die Brillen sind zwar in der Anschaffung teurer, bieten aber mehr Komfort, da sie keinen
Strom benötigen und so weniger anfällig für
Ausfälle sind. Der Cinedom ist nach dem Atelier im Savoy-Theater Düsseldorf das zweite Kino in NRW, das mit dem Dolby-System für
3D-Genuss sorgt. Die elf anderen Kinos in NRW,
die zurzeit mit 3D-Technik ausgerüstet sind, vertrauen noch vorrangig auf das RealD- oder das
XpanD-System. Gemeinsam mit der digitalen
Doppelprojektion konkurrieren diese drei Verfahren um die Vorherrschaft des 3D-Kinos in
Deutschland.
Auf das XpanD-System etwa vertraut seit
dem 1. April das Cinemaxx Solingen in zwei
Sälen. Und auch im Cineworld in Lünen startete man zum 1. April mit derselben Technik in
die 3D-Zukunft und lädt aus diesem Anlass dort
vom 11. bis 30. Juni zum „3D Festival in der
Cineworld Lünen“ ein.
Drehbuchpreis
Münster.Land
Bereits zum fünften Mal schreibt der Filmservice Münster.Land den mit 3.000 Euro dotierten Drehbuchförderpreis Münster.
Land aus, der auch in diesem Jahr wieder unter dem Motto „Geschichten für die Provinz“
steht.
Bewerben können sich Autoren aus ganz
Europa, die sich in ihren Treatments „in herausragender Weise mit der Provinz, möglichst Münster und/oder dem Münsterland,“ beschäftigen.
Die Jury wurde zum Jubiläum erweitert und besteht aus Ursula Beyer (ZDF), Drehbuchautor Christoph Busch, Ellis Driessen (Holland Film Meeting), Gebhard Henke
(WDR) und Michael Schmid-Ospach
(Filmstiftung NRW).
Einsendeschluss ist der 31. August. Verliehen wird der Drehbuchpreis im Rahmen des
Filmfestival Münster am 9. Oktober. Alle
Infos über die Teilnahmebedingungen unter
www.filmservice-muenster-land.de.
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 11
Deutschland ist Entwicklungsland, wenn es um den Kinderdokumentarfilm geht. Um diese Situation zu verbessern,
haben die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW und doxs!, die Jugendsektion der Duisburger Filmwoche, das
Projekt dok you ins Leben gerufen, in dem 15-minütige Filme über Kinder und für Kinder entstehen.
dok you-Kinder mit Feuereifer beim
Dokumentarfilmworkshop am
Helmholtz-Gymnasium Dortmund
und an der Albert-SchweitzerGemeinschaftsschule Bochum.
Foto: dok you/Bernd Sahling
Das Kinder-Dokumentarfilmprojekt dok you
Reales für Kurze
VON CHRISTIAN SEEBAUM
V
orbild für dok you ist der niederländische
Wettbewerb Kids & Docs. Der existiert bereits seit zehn Jahren und ist in unserem Nachbarland so bekannt, dass die Themenvorschläge für die Filme mittlerweile direkt von den Kindern kommen, mit über 250 Einreichungen pro
Jahr.
In Deutschland begann dok you im Sommer 2008 damit, dass zehn ausgewählte Filmemacherinnen und Filmemacher an Schulen in
NRW an jeweils fünf Tagen Workshops abhielten, in denen die 10- bis 14-jährigen Schüler
Grundlagen des dokumentarischen Filmemachens kennen lernten. Dabei ging es neben der
oft beschworenen Medienkompetenz auch um
die Zukunft eines Genres. „Wer soll später noch
Dokumentarfilme gucken?“, fragt Petra Schmitz
von der Dokumentarfilminitiative. In den 70er
Jahren, sagt Schmitz, habe es im deutschen
Fernsehen viele beispielhafte Formen von Kinderdokumentationen gegeben, etwa in der Serie „Das feuerrote Spielmobil“. Mit dem Aufkommen der Privatsender seien solche Formen,
die unmittelbar an den Alltag der Kinder anknüpfen, jedoch weitgehend verschwunden.
Die Folge sei ein regelrechter „Generationenbruch“. Dok you soll nun dazu beitragen, Kinderdokus wieder Raum und Öffentlichkeit zu
verschaffen.
„Von Anfang an sehr erfreulich war die Zusammenarbeit mit dem WDR“, berichtet
Schmitz von den Reaktionen auf die dok youInitiative. Mit insgesamt 100.000 Euro unterstützt der WDR das Projekt, das auch von der
Filmstiftung NRW und dem Land NRW gefördert wird. Joachim Lachmuth, Redakteur bei der
„Sendung mit der Maus“ und für dok you beratend tätig, begrüßt die Initiative: „Es gibt leider im deutschen Fernsehen viel zu wenige regelmäßige Sendeplätze für Kinderdokumentationen, was zur Folge hat, dass in diesem Bereich auch nicht genug produziert wird.“
Die Schulworkshops in der ersten Phase des
dok you-Projektes, im Sommer 2008, waren für
die beteiligten Filmemacher zugleich Recherche-
zeit für die Suche nach interessanten Themen
und Protagonisten. Daraus entstanden zehn
Treatments, aus denen im März 2009 eine Jury sechs ausgewählt hat, die nun auch gedreht
werden sollen.
Zwei von ihnen finden sich auf der soeben
beschlossenen Liste der von der Filmstiftung
NRW im Bereich „Produktion 2“ geförderten
Projekte: „Nick und Tim“ von Bettina Braun wird
mit 12.350 Euro unterstützt, „3 x klüger“ von
Piet Eekman mit 13.500 Euro.
Unter dem Oberthema „Integration“ geht
es darin etwa um Gewalt im Alltag von Jungen,
um Geschwisterkonflikte oder die Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung in einem fremden
Land. Eine der sechs von der dok you-Jury ausgewählten Regisseurinnen und Regisseure ist die
Kölner Filmemacherin Bettina Braun. Seit ihrer
viel beachteten Langzeitbeobachtung „Was
lebst du?“ erfahren in großstädtischen Problemvierteln, hatte sie sich zur Abwechslung für ihren dok you-Workshop bewusst für eine Schule im Kölner Umland entschieden. Dort lernte
sie ein Zwillingsbrüderpaar kennen, das im Zentrum ihres Films stehen wird: „Eine Geschichte um die Suche und in diesem Fall auch um den
Kampf um Identität und Individualität unter besonderen Bedingungen.“
Die Premiere der dok you-Filme wird im
Herbst im Rahmen der Duisburger Filmwoche
stattfinden. Danach ist eine Ausstrahlung im
WDR-Fernsehen ebenso geplant wie eine Kinoauswertung mit einer 35mm-Kopie, die zu Sondervorführungen durch Deutschland touren soll.
Wie es danach mit dok you weitergeht, hängt
vor allem an den Finanzen. „Dies ist der Pilot für
eine dreifache Durchführung“, meint Petra
Schmitz von der Dokumentarfilminitiative optimistisch. Und vielleicht bringt es dok you dann
eines Tages sogar so weit wie das Vorbild aus
den Niederlanden, so dass auch hierzulande die
Kinder selbst mitbestimmen, welche Themen
sie im Dokumentarfilm sehen wollen.
Meldungen – newsletter 3/2009
Impressum
Herausgeberin:
Tanja Güß
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktion:
Oliver Baumgarten,
Katharina Blum,
Peter Hanemann (A.R.T.)
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Christian Seebaum
Mitarbeiter
dieser Ausgabe:
Günter Jekubzik, Uwe Mies,
Tatjana Kimmel, Michael Dlugosch, Anna Koskoda, Regina
Goldlücke, Wilfried Urbe, Heike
Meyer-Döring (MEDIA)
Redaktionsassistenz:
Lena Kraan
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf,
alfred friese
Titel:
„Antichrist“;
Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.
Redaktionsschluss:
22. Mai 2009
Anzeigenbetreuung:
Lena Kraan,
Tel. (0211) 9305024
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
15. Juli 2009
Der newsletter ist kostenlos
und kann bei der Filmstiftung
NRW wahlweise als Print-Version
oder als PDF abonniert werden.
Sobald das PDF zum Download
zur Verfügung steht, werden Sie
per Mail informiert.
Die Berücksichtigung von
Terminen richtet sich
nach dem Erscheinen des
Newsletters im Internet.
Das kann leider dazu führen,
dass Termine bereits überholt
sind, wenn die Druckausgabe
des Newsletter ausgeliefert
wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die
Download-Nutzer. Wir bitten
dafür um Verständnis.
Danke an alle Produzenten,
Sender & Verleiher für
ihre Unterstützung und
die Bilder zu ihren Filmen.
Tel.: (0211) 93 05 00
Fax: (0211) 93 05 085
Kaistraße 14
40221 Düsseldorf
[email protected]
11
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 12
Dortmunder Studenten sahen sich für „Down in the Valley“
in Pittsburgh um. Jetzt filmen Amerikaner das Ruhrgebiet.
Foto: Fachhochschule Dortmund
„Gerade die jungen, kreativen Köpfe, reich an Ideen und voller Tatendrang, sind enorm
wichtig für die Zukunft des Medienstandortes Nordrhein-Westfalen“, betonte Medienminister Andreas Krautscheid bei der Staffelübergabe der AV-Gründerzentrum NRW
GmbH. Das Gründerzentrum fördert in diesem Jahr erstmals vierzehn statt der bisherigen zehn nordrhein-westfälischen jungen Unternehmen aus den Bereichen Film- und
Fernsehproduktion sowie Neue Medien und Games mit finanzieller Unterstützung und
einem Beratungs- und Coaching-Programm zur Vermittlung von unternehmerischem
Wissen. Mehr Infos unter www.av-gruenderzentrum.de.
ifs: Masterclass und Medienfest
Einen Schauspiel-Workshop mit dem amerikanischen Regisseur Tom DiCillo bietet die ifs internationale filmschule köln vom 29. Juni bis zum 2. Juli an.
Tom DiCillo, Foto: ifs
Die Masterclass Filmacting befasst sich dabei mit dem Thema „Life after „Action!“.
Anmeldungen sind noch möglich. Am 1.
Juli ist in der Reihe ifs-Begegnung im
Filmforum NRW auch ein Film von DiCillo zu sehen. „Delirious” wurde auf dem
Festival von San Sebastian mit der Silbernen Muschel für die Beste Regie und
das Beste Drehbuch ausgezeichnet und
gewährt einen satirischen Einblick in die
Welt des Showbiz. Nach dem Film besteht
die Möglichkeit zum Gespräch mit dem
Regisseur, Holger Borggrefe (ifs) wird
moderieren.
Noch bis zum 3. August läuft an der ifs die
Bewerbungsfrist für eine Teilnahme an der
Weiterbildung Szenenbild. Unter dem
Motto „Every Room Tells a Story” startet
im November 2009 das sechsmonatige
Programm. Neben Schwerpunkten wie
Film- und Fernsehgeschichte, Stilkunde,
Zeichnen und Illustration, Modellbau und
Visual Effects ist auch die Realisation eines Szenenbildentwurfs mit dem Programmpaten und Szenenbildner Uli Hanisch („The International“, „Das Parfum“)
geplant. Eine Exkursion nach London ermöglicht den Zugang zu wichtigen Prop
Stores für Requisiten.
Über ihre Programme informiert die ifs
auch auf dem diesjährigen Medienfest,
das begleitend zum medienforum.nrw am
20. und 21. Juni im Mediapark Köln
stattfindet. Dort diskutiert u.a. Su Nicholls-Gärtner, Leiterin des ifs-Studiengangs Editing Bild und Ton, über „Die Welt
im Bild“ und Sonja Weber, Leiterin der
ifs-Weiterbildungsprogramme Mobile
Animation Content und Digitale Bildgestaltung, über die crossmediale Zukunft. Auf
dem Medienfest läuft im Filmhaus Kino Köln außerdem ein ifs-Kurzfilmprogramm in Anwesenheit der Filmemacher.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
[email protected]
Besuch aus
Pittsburgh
Noch bis Mitte Juni drehen zwei Studenten des Center for Documentary
Production & Study an der Robert
Morris University Pittsburgh Material für einen Dokumentarfilm übers Ruhrgebiet – die amerikanische Antwort auf
ein ähnliches Projekt, das Professor Jörg
Lensing mit vier Kamerastudenten des
Fachbereichs Design der Fachhochschule Dortmund vor zwei Jahren in Pittsburgh startete. Die dabei entstandene 45-minütige Videodokumentation „Down in the Valley“ wird gerade in
der Sound-Postproduktion im Tonstudio
des Fachbereichs nachbearbeitet. Ihr Thema: der industrielle Niedergang von Braddock, einem besonders betroffenen Vorort von Pittsburgh. Der Film wurde bereits
von einer Reihe von Festivals (auch in den
USA) eingeladen und erscheint auch auf
DVD.
FH Dortmund,
Tel. (0231) 9112-469;
[email protected]
Partner in
Babelsberg
Das Kölner Filmhaus weitet sein Bildungsangebot auf Berlin-Brandenburg
aus. Ab Oktober werden die berufsbegleitenden Lehrgänge Fiction-Producer/in IHK
und Produktionsleiter/in IHK auch im
Filmhaus Babelsberg angeboten. Dabei werden die Kölner vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der
Medienanstalt Berlin-Brandenburg unterstützt. Franziska Schleussinger und Sandra Weiß koordinieren das Projekt von Köln aus und sind
auch Ansprechpartnerinnen für die Teilnehmer. Mehr Infos unter www.koelner-filmhaus.de.
KHM: offene Türen
im Juli
Vom 16. bis 19. Juli lädt die Kunsthochschule für
Medien Köln (KHM) zu ihren schon traditionellen
Tagen der offenen Tür und bietet dabei die Gelegenheit, zahlreiche preisgekrönte Studentenfilme (wieder) zu sehen. Neu dabei sind die Preisträger der Oberhausener Kurzfilmtage Gonzalo H. Rodríguez mit
seinem Diplomfilm „Rebeca“ (3sat-Förderpreis im
Deutschen Wettbewerb), Simon Rittmeier mit
dem in Schwarzweiß gedrehten Kurzfilm „A Taste of
Honey“ (Erster Preis des NRW-Wettbewerbs) und Eli
Cortiñas Hidalgo mit „Dial M for Mother“ (Zwei-
ter Preis des NRW-Wettbewerbs). Bei der Verleihung
der Murnau Kurzfilmpreise Anfang Mai in Wiesbaden konnte sich KHM-Absolvent Michael Ester
über einen der Preise für seinen Film „Il Giardino“ freuen, der von der Kölner Coin Film produziert wurde (siehe auch Porträt Newsletter 1/2009).
Passend dazu ist schon im Juni im Rahmen der Reihe „Best of KHM“ „PereSTROIKA“ von Christiane
Büchner zu sehen. Über ihren Dokumentarfilm
spricht die Filmemacherin mit Professor Dietrich Leder am 3. Juni in der Aula der KHM. Zwei Wochen
später folgt am selben Ort „Was Du willst“ von Bettina Braun. Der Eintritt ist frei.
KHM, Tel. (0221) 20189-0; [email protected]
WAM sucht Filme für Dortmund
Noch bis zum 24. August sind Einreichungen für das Dortmunder Kurzfilmfestival XXS
2009 möglich. Es wird von Studenten aus dem Fachbereich Kulturmanagement der
WAM Medienakademie organisiert und soll im November im Cinestar Dortmund
wieder für ein volles Haus sorgen. Mehr Infos unter www.xxs-filmfestival.de.
12
newsletter 3/2009
Erfolgreich im NRW-Wettbewerb von Oberhausen: „Dial M for Mother“, Foto: Eli Cortiñas Hidalgo
– Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 13
Im vergangenen Jahr war ifs-Absolvent Matthias vom Schemm mit seinem Beitrag zu „A Triangle Dialogue“ beschäftigt. Am 22. Juni wird NRWMinisterpräsident Jürgen Rüttgers das Dokumentarfilmprojekt im Rahmenprogramm des Internationalen Filmkongresses in Köln vorstellen.
„Private Party“ von
Matthias vom
Schemm ist Teil der
Doku-Kompilation
„A Triangle Dialogue“
Foto: ifs
A
Triangle Dialogue“ ist ein 2007 von
der Filmstiftung NRW initiiertes Dokumentarfilmprojekt der Sam Spiegel Film
& Television School Jerusalem, der Andrzej
Wajda Master School of Film Directing in
Warschau und der ifs internationale filmschule köln. Matthias vom Schemm ist einer von sieben Teilnehmern des Projekts.
In seinem Beitrag „Private Party“ dokumentiert der ifs-Absolvent die Liebe eines
schwulen Paares in Polen, das sich unter
dem Druck der katholischen Gesellschaft
ins Private zurückzieht.
Auf das Thema Homosexualität in Polen wurde der 31-Jährige durch die Schwulenorganisation „Warschauer Pakt“ aufmerksam, die die Rechte der Homosexuellen in Osteuropa stärken will. Auf dem ersten Workshop in Jerusalem des „Triangle
Dialogue“ erarbeitete vom Schemm das
Grundgerüst seines Films, der weit schwieriger zu realisieren war als gedacht. Allein
für die Recherche verbrachte der ifs-Absolvent drei Monate in Warschau.
Und als die anderen Regisseure beim
zweiten Workshop ihre Rohschnitte präsentierten, hatte er noch nicht gedreht.
Schwule und Lesben erzählten ihm zwar
offen von ihren Lieben und ihren Ängsten,
aber niemand wollte sich filmen lassen.
In „Privat Party“ wird klar, warum: Homosexualität ist im katholischen Polen zwar
nicht verboten, aber auch nicht gerne gesehen. Schwulenparaden werden von
Gegnern lautstark niedergeschrien und die
Familien der Homosexuellen haben Angst
um ihren Ruf. „Dem Film sieht man die
Schwierigkeiten der Recherche leider nicht
an“, findet vom Schemm.
Porträt: Matthias vom Schemm
Hang zum
Historischen
VON TATJANA KIMMEL
Am Anfang seiner Nachforschungen
kannte er nicht einen Menschen in Polen,
das Land und die Sprache waren ihm völlig fremd. Es war für ihn ein Sprung ins kalte Wasser. Mit Hilfe einer Dolmetscherin,
die sich für das Projekt begeisterte, knüpfte er langsam Kontakte. „Am Anfang war
es sehr schwierig, aber nach drei Monaten war das Eis gebrochen“, erzählt vom
Schemm. Jetzt kenne er in Warschau so
viele Leute, dass er sich vorstellen könne,
einen weiteren Film dort zu drehen.
In „Private Party“ setzt sich vom
Schemm zum zweiten Mal mit dem Thema Homosexualität auseinander. Sein
Kurzfilm „My Little Boy“ (2006) spielt 1934
und erzählt von der tragischen Liebe eines SA-Manns und eines Fotografen. Damit greift vom Schemm die Geschichte
des Röhm-Putsches auf. Die Vorgabe war,
dass die Regiestudenten einen starken
Konflikt schildern sollen, der
sich in einem
Raum abspielt.
„Das
anMatthias vom Schemm
spruchsvolle
Foto: ifs
Thema war ein
Wagnis“, resümiert vom Schemm. „My Little Boy“ war
ein Erfolg, er lief auf mehr als 40 Festivals,
so auch beim Festival Max Ophüls Preis,
und wurde wiederholt im Fernsehen gezeigt.
Regisseur zu sein ist ein Kindheitstraum für Matthias vom Schemm. Doch
lange Zeit hatte er keinen Mut, dieses Ziel
zu verfolgen. So studierte er zunächst Germanistik und Geschichte, bevor er sich an
Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 3/2009
der ifs bewarb. „Das klingt vielleicht etwas kitschig, aber letztlich haben die
Krankheit und der Tod meines Vaters mir
den Anstoß gegeben, mich an einer Filmhochschule zu bewerben“, erinnert sich
vom Schemm. Bei seiner Bewerbung habe er nach eigenen Angaben viel Begeisterung und wenig Ahnung gehabt: „Da
hatte ich Mut zur Lücke.“
Sein Geschichtsstudium war trotzdem
nicht umsonst. Vom Schemm sieht Film
als ideale Form für historische Stoffe an.
In „Als Hedwig in den Rhein fiel“ befragte er seine über 80-jährige Oma und ihre Geschwister nach ihren Erinnerungen
an ihre Kindheit in Duisburg. Der Kurzfilm
ist eine charmante Darstellung persönlicher Geschichte. Er lief auf der Duisburger Filmwoche und kam so gut an, dass
der Leiter des Festivals Werner Ruzicka auf
die Idee kam, ihn Senioren zu zeigen. Und
so tourte vom Schemm mit seiner stolzen
Oma und dem Film durch Duisburger Altenheime. Die betagten Zuschauer waren
begeistert.
2007 drehte vom Schemm seinen Abschlussfilm. „Pietas“ spielt in der 20er Jahren im Bergischen Land und erzählt in
Schwarzweiß von einer Liebe, die zwischen Protestantismus, Strenge, Sehnsucht und Begierde aufgerieben wird.
In seinen aktuellen Dokumentationen
beschäftigt sich vom Schemm mit historischen Themen: über die Anfänge der
BRD und den Mythos der Deutschen Romantik. Der ifs bleibt er auch nach seinem
Abschluss im Jahre 2007 als Regieassistent
bei Workshops und als Drehbuchautor für
Studentenfilme verbunden.
13
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 14
Der Grimme-Sonderpreis des Landes NRW wird künftig als Preis für „herausragendes Kinderfernsehen“ vergeben. Für den Newsletter kommentiert WDR-Redakteur Michael André die Entscheidung.
D
er oberste Kulturarbeiter des Landes NRW gab sich ahnungslos. Nie habe er verstanden, so bekannte HansHeinrich Grosse-Brockhoff in seiner Laudatio bei der Grimme-Preis-Verleihung 2009 in Marl, nie habe er begriffen, was
den Schriftsteller Rolf-Dieter Brinkmann umgetrieben habe.
Ihm den Lyriker endlich verständlich gemacht zu haben, allein schon für diese Leistung gebühre dem Film „Brinkmanns
Zorn“ der Sonderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.
Grosse-Brockhoff, seines Zeichens Kulturstaatssekretär im
Düsseldorfer Kabinett von Jürgen Rüttgers, legte sich rhetorisch stark ins Zeug: „Kultur lebt von solchen Künstlertypen mit der Verve eines Rolf-Dieter Brinkmann. Das hat uns
Harald Bergmann mit seinem Film noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt“.
Was von einem solchen Politikerbekenntnis zu Kultur und
zu einem sperrigen Film, der drei Jahre nach seinem Kinostart von einer Grimme-Jury noch einmal als preiswürdig entdeckt worden ist, wirklich zu halten ist, demonstrierte die
im nächsten Atemzug verkündete Umwidmung zu einem
Preis für Kinder- und Jugendfernsehen. Damit geht ein seit
Jahren währendes Gerangel um die Zukunft dieses Preises
zu Ende. 2007 klangen die Meldungen noch etwas anders.
Grosse-Brockhoff konnte sich mit seinem Wunsch nach Förderung „qualitätvoller medialer Bildung von Kindern und Jugendlichen“ gegen die Traditionalisten nur zur Hälfte durchsetzen. Im jährlichen Wechsel sollte der Preis Sendungen zugesprochen werden, die der Kulturvermittlung dienen, oder
„einer Produktion, die zur kulturellen Bildung von Kindern beiträgt“. Prompt ging der Preis 2008 an die Astrid-Lindgren-Adaption „Tomte Tummetot und der Fuchs“. Mit der Auszeichnung für den auf vielen Festivals gepriesenen Brinkmann-Film
von Harald Bergmann wird nun Schluss sein mit dieser Koexistenz von Künsten und Kindern. Auffällig, wie schnörkellos diesmal die Ankündigung vom Ende des Preises in seiner
gerade reformierten Form lautet: „Der Preis wird künftig ausschließlich für herausragendes Kinderfernsehen vergeben“,
heißt es in einer Presseerklärung der Staatskanzlei NRW.
14
Die Zukunft des Sonderpreises NRW
Kunst
oder
Kinder
oder
beides?
„Brinkmanns Zorn“ erhielt den letzten Sonderpreis des
Landes NRW für Kulturvermittlung. Künftig wird
ausschließlich Kinderfernsehen gekürt. Foto: Neue Visionen
newsletter 3/2009
Nun wäre es unfair, Kunstfilm gegen Kinderfilm auszuspielen und das eine Genre hochwertiger als das andere einzustufen. Töricht, wer die Prägung kindlicher Handlungs- und
Wertemuster durch Fernsehen in Abrede stellen würde. Aber
es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass eben jene Politik, die Fluten von trashigen Programmen für Kids in
Haushalte hat einbrechen lassen, jetzt über Preise und Auszeichnungen die Programmmacher symbolisch an ihre Verantwortung erinnern will. Das erinnert ein wenig an den Sicherheitsbeauftragten, der erst selbst Brandsätze unterm
Dachstuhl legt und in dem Moment, da die Flammen außer Kontrolle geraten, nach einem Vorsorgeprogramm gegen Feuersbrünste ruft. Jetzt, da jugendliche Amokläufer das
Land in Angst und Schrecken versetzen und die Zeichen einer geistigen Wohlstandsverwahrlosung unübersehbar werden, jetzt soll wieder Qualität im Unterhaltungsangebot für
Kinder ausgezeichnet werden. Fernsehen mal als Sündenbock, dann wieder als Reparaturbetrieb.
So fragwürdig wie der Zeitpunkt der Beschwörung von
wertvollem Kinderfernsehen ist, so verheerend ist die Umorientierung der Stifter des Sonderpreises für eine Sparte,
die im Fernsehangebot ohnehin marginal geworden ist. Programme, die „in besonderer Weise das Verständnis für Werke der Kultur, von der Literatur bis zur Architektur, wecke
oder vertiefen“, wie es so schön in der alten Satzung heißt,
sind rar geworden in der Fernsehlandschaft. An diesen Filmen haftet die schlecht beleumdete Vokabel „Bildungsfernsehen“. Sie stehen unter Verdacht, sich nur an kleine Eliten
zu wenden und die Masse insgeheim zu verachten. So wie
Fernsehen und Kunst sich entfremdet haben, so sind auch
Filme, die sich jenseits von Reportage und Kolportage um
die Vermittlung beider Sphären bemühen, unter den Generalverdacht von Intellektualität und Sonderlichkeit geraten.
„Brinkmanns Zorn“ ist ein künstlerischer Dokumentarfilm, der ganz klassisch mehr an seinen Gegenstand und die
ihm angemessene Form denn ans Format denkt. Für die Darstellung des Schriftstellers und seines Werks hat Autor Bergmann eine originelle, ja originäre Form von Reenactment gefunden. Bergmann lässt einen Schauspieler durch ein nächtlich-graues Köln stapfen und ihn synchron zu Brinkmanns
radiophon überlieferten Worten seine Wut auf Gott und die
Welt heraus schreien. Wobei, wie Bergmann in seiner Dankesrede in Marl treffend bemerkte, ein wenig von diesem
Brinkmann in uns allen steckt. Die unaufhörlichen, stummen
Selbstgespräche, dieser endlose innere Monolog, den jeder
Mensch tagtäglich mit sich selbst führt, wird durch das Aussprechen in das umgehängte Mikrofon deutlich und fähig
zur Aufzeichnung. Erst in der Literatur Brinkmanns, viel später im Film Bergmanns. Nicht schmeichelhaft, nicht schön,
was da aus diesem Kopf heraus quillt, was in unreinen, unreifen Gedankenfetzen geäußert wird. Ressentiments schlimmer Art, die vor scheinbar unschuldigen Bäumen nicht halt
machen. Kölner Bäume, die neben vielem anderen auch „verrecken“ sollen.
Eine unerhörte Vorstellung, dass diese sprachliche Dauer-Diarrhöe Kunst sein soll. So haben es wohl viele der Brinkmann-Zeitgenossen in den frühen 1970er Jahren empfunden. Ein wenig unheimlich scheint diese filmische Darstellung eines wilden, manischen Schriftstellerlebens auch für
heutiges Kulturverständnis zu sein. In Marl wurde subtil Zensur geübt. Statt den in Kölns Maastrichter Straße pinkelnden Brinkmann zu zeigen, lag über den ersten Frames der
Demo-Szene gnädig ein schwarzer Cache. Einen Dichter bei
der Notdurft zu zeigen in einem Film, der vom Land ein Preisgeld von 10.000 Euro erhält, das geht denn doch zu weit,
mag sich der Veranstalter gesagt haben. Nur dumm, dass
der Moderatorin Barbara Schöneberger von diesem Eingriff
offenbar nichts gesagt worden war. Deren Einleitung, die
zielsicher mit der Brinkmannschen Pinkelpause endete, fehlte die Bildpointe.
Was lernen wir daraus? Dass derart künstlerische Filme
nicht nur vom Aussterben bedroht sind, sondern immer noch
Opfer von Zensur werden können. Ein kleines Indiz für unser großes Neo-Biedermeier. Da darf Kunst nicht mal mehr
stören.
– Meldungen
• letter309_01-15
03.06.2009
12:24 Uhr
Seite 15
Lars von Trier ist regelmäßig Gast im Wettbewerb von Cannes. Doch
so viel Aufsehen wie mit seinem neuen Film „Antichrist“ erregte er
he. Er liebte Frauen sehr, erforschte die Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Ich bin
ein großer Fan von Strindberg. Für mich ist
Strindberg sehr ernsthaft, aber auch sehr lustig.
an der Croisette noch nie, wie die Auszüge aus der Pressekonferenz in
Cannes belegen.
D
ie Stimmung war extrem aufgeladen nach
der ersten Pressevorführung in Cannes –
selten hatte ein Film derartig heftige Reaktionen provoziert. Wobei die Spannweite der Reaktionen von lautem Lachen bis noch lauterem
Schimpfen reichte. Der Moderator des FestivalTVs fühlte sich inspiriert und meinte gleich
mehrfach: „Hoffen wir, dass sie nicht umgebracht werden.“ Auch wenn die Vorgeschichte des Films mit einer Depression, die ihn ein
Jahr lang zur Tatenlosigkeit verdammte, eine
nachdenkliche Pressekonferenz über die heilenden Kräfte des Films erwarten ließen, überraschte der Däne wieder mit sarkastischen und scharfen Bemerkungen, aber vor allem mit dem Vermögen, aggressive Fragesteller dank geschickter Inszenierung zu ausgelassen lachenden Fans
zu machen. Das nahm die Reaktionen auf „Antichrist“ vorweg: Erst heftige Abwehr, die sich
in Cannes langsam in Begeisterung über einen
Film verwandelte, für den Charlotte Gainsbourg
als beste Schauspielerin geehrt wurde.
Sie müssen sich rechtfertigen.
Das ist das Cannes-Filmfestival, Sie
haben Ihren Film hier hin gebracht
und Sie müssen erklären, weshalb
Sie ihn gemacht haben!
Lars von Trier: Ich kann den Film nicht
erklären. Ich mache Filme, und ich genieße es
sehr. Es ist eine sehr seltsame Frage. Ihr seid alle meine Gäste, nicht anders herum. Ich arbeite für mich und habe diesen kleinen Film gemacht, auf den ich nun schon stolz bin, aber
ich habe ihn nicht für jemanden anders gemacht. Ich will nichts sagen mit dem Film. Ich
mag solche Filme. Ich war schon mal sehr viel
klarer, mathematischer bei anderen Filmen, bei
denen die Vernunft eine größere Rolle gespielt
hat. Dies ist mehr ein Traum, der zum Film wurde.
Tarkowski ist ein richtiger Gott. Als ich das
erste Mal „Spiegel“ auf einem kleinen Fernseher gesehen habe, war ich exstatisch. Ich habe eine religiöse Beziehung zu ihm. Ich habe seine Filme sehr, sehr oft gesehen.
Ist Tarkowski Ihr Lehrer? Auf
welchem Gebiet?
Tarkowski sah meinen ersten Film und
hasste ihn. Aber das ist ok, wir sind eine andere Generation. Das ist auch bei Bergman so,
dem ich mich auch sehr verbunden fühle. Er
fühlte sich mir nicht verbunden. Ich fühle mich
Tarkowski wirklich verbunden, ganz ehrlich.
Wenn man jemandem einen Film widmet, kann
keiner behaupten, dass man klaut. So hab ich
mich da raus gewunden.
Wie sehen Sie Ihren Blick auf
Frauen verglichen mit dem von
Strindberg?
Ich fühle mich auch Strindberg sehr na-
Ihr Film war für Sie eine Art
Therapie. Haben Sie eine Form von
Harmonie nach dem Film gefunden?
Die Routine des Filmemachens war für
mich eher die Therapie: Jeden Morgen aufstehen und arbeiten, hilft einem. Es ist nicht das
Thema, das einem hilft. Ich glaube nicht daran, dass man dadurch diese hässlichen Dinge
los wird.
Ist der schwarze Humor mit
Absicht in „Antichrist“?
Wenn ich arbeite, kommen Humor und
Drama aus der gleichen Quelle. Auch in Filmen,
in denen man es nicht als Humor erkennt, gibt
es ihn.
Es gibt sehr schöne und auch
verstörende Bilder in „Antichrist“.
Vielleicht am meisten verstört die
genitale Verstümmelung der Figur
von Charlotte Gainsbourg. Was war
die Absicht dahinter?
Wir konnten es nur einmal drehen. Charlotte musste sich richtig drauf vorbereiten. Aber
sie hat es überstanden. Es nicht zu zeigen, wäre für mich eine Lüge. Da dies ein sehr dunk-
Lars von Trier in Cannes
Ein Traum,
der zum
Film wurde
ler Traum über Schuld und Sex und solche Sachen ist, war es ganz natürlich.
Ist das Kino nicht immer eine
Lüge? Wenn wir einen Toten sehen,
ist das Fake.
Das ist vielleicht schade ... (Lachen im Saal).
Nein, da denke ich anders drüber. Es gibt eine
Form der Ehrlichkeit beim Filmemachen, die
wichtig für mich ist. Ich habe auch Filme ohne
Häuser gedreht, nur mit Kalkstrichen auf dem
Boden. Das ist Lüge, aber diese Lüge ist offensichtlich.
Wieso gab es eigentlich nicht
die entsprechende Nahaufnahme
von Willem Dafoes Genitalien, die
zerschmettert wurden?
Ja, das hätten wir mehr als einmal machen
können, aber Willem war aus irgendeinem
Grund dagegen (Lachen).
Der Schauspieler Bardem hat
gesagt, ein Regisseur ist fast ein
Gott...
Es ist sehr wichtig für mich, mit den Schauspielern zusammen zu arbeiten. Ich hoffe, ich
gebe keine Befehle ... (Pause, Lars von Trier
grinst) ... Falls ich das tun sollte, ist das völlig
falsch. Ich war unzufrieden, dass ich die Kamera nicht bedienen konnte, wie ich es bei meinen anderen Filmen gemacht habe. Meine psychische Verfassung erlaubte dies nicht. Aber ich
versuchte, so nah wie möglich bei meinen
Schauspielern zu sein – nicht indem ich Befehle gab, sondern durch intensive Gespräche. Wir
hatten sehr intensive Gespräche beim Dreh.
Es gab feindliche Reaktionen
bei der Presse. Denken Sie, Ihre
Kunst ist der Zeit und dem Publikum
voraus?
Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich
denke nicht ans Publikum, wenn ich einen Film
drehe. Vielleicht wird es eine Katastrophe. Aber
ich bin schon früher durch die Presse schlecht
behandelt worden, das mag ich auch irgendwie. Es ist ein guter Start für eine Diskussion.
Es ist wichtig, dass man etwas fühlt, bei dem
Film.
VON GÜNTER JEKUBZIK
Lars von Trier über „Antichrist“: „Wenn ich arbeite,
kommen Humor und Drama aus der gleichen Quelle“.
Foto: MFA+ FilmDistribution e.K.
Hatten Sie vorher die Wahl zwischen verschiedenen Projekten,
oder weshalb haben Sie sich für diesen entschieden?
Ich hatte nie eine Wahl, es ist die Hand
Gottes, glaube ich. Und ich bin der beste Regisseur der Welt. Ich weiß allerdings nicht, ob
Gott der beste Gott der Welt ist.
Können Sie etwas zu anderen
Regisseuren sagen, die dann wohl
überschätzt sind?
Alle anderen Regisseure sind überbewertet! Das ist ganz einfach. Im Hotel habe ich gerade Scorsese getroffen. Für Sie, die Sie alle gebildet sind, ist es einfach zu sehen, wo die meisten meiner Dinge herkommen. Mein Wissen,
dass ich der Beste bin, ist ein Werkzeug. Ich
glaube, alle denken das, aber sie sagen es vielleicht nicht. Ok, ich bin mir da nicht sicher, aber
ich habe ganz stark den Eindruck.
Wieso widmen Sie den Film
dem verstorbenen russischen Filmemacher Andrej Tarkowski?
Schwerpunkt – newsletter 3/2009
15
• letter309_16-28
03.06.2009
12:29 Uhr
Seite 16
Regisseur Sönke Wortmann und Kameramann Tom Fährmann bilden seit dem 1996 entstandenen Film
„Das Superweib“ ein kreatives Team und stecken zur Zeit mitten in der Postproduktion der internationalen
Koproduktion „Die Päpstin“, die Ende Oktober ins Kino kommt. Warum die Chemie zwischen den beiden
gebürtigen Ruhrgebietlern stimmt, verraten sie im Interview mit Oliver Baumgarten.
Interview Sönke Wortmann und Tom Fährmann
Rücken
an Rücken
VON OLIVER BAUMGARTEN
Sie beide studierten in
den 80ern an der HFF München. Warum haben Sie
nicht bereits damals zusammen gearbeitet?
Sönke Wortmann: Wir waren zwei Jahre auseinander, das bedeutet auf der Hochschule schon eine halbe Generation. Somit hatten wir
damals kaum Kontakt, soweit ich
mich erinnere. Ich habe Toms Übungsfilme natürlich gesehen, und die hatten mir auch gut gefallen, gerade fotografisch. Aber es hat dann noch eine Weile gedauert, bis wir beruflich
zusammen gekommen sind, nämlich
ungefähr… Wie lange?
Tom Fährmann: Na ja, den
ersten direkten Kontakt hatten wir
beim „Superweib“.
SW: Wir hatten damals im gewissen Sinne ein „Double Feature“ vor.
„Das Superweib“ war ein Film, der
weniger künstlerisch als von vorne
herein ausschließlich als BestsellerMainstream angelegt war. Ich habe
damals gesagt, wenn du den für mich
fotografierst, dann machen wir auch
den nächsten zusammen. Das war
„Der Campus“. Seither haben wir bis
auf eine Ausnahme immer zusammen gearbeitet.
TF: Wir sind beides Typen,
die gerne sehr gut präpariert in
den Dreh hineingehen. Ich selbst
bin eher ein vorsichtiger Mensch.
Einen Plan zu haben, gefällt mir
Johanna Wokalek als „Die
Päpstin“: „Die Idee war, mit der
Ausbildung von Johannas
Intellekt auch die Bildsprache
zu verändern.“ Foto: Constantin
16
grundsätzlich, denn dann fühle ich
mich auch viel sicherer, später vielleicht
von ihm abzuweichen.
SW: Das sehe ich genauso.
TF: In dieser intensiven Vorbereitung arbeitet man dann ein Buch
noch einmal anders durch, als wenn
man es einfach nur liest. Wir spielen
uns die Szenen oft vor und merken
dann sehr deutlich, was z.B. schwer
zu erzählen ist und wo es hakt. Diese gemeinsame Strategie, uns vorzubereiten, funktioniert mittlerweile
ziemlich gut. Und geht es dann in den
Dreh, sind wir wie zwei Ritter, die Rükken an Rücken in die Schlacht ziehen.
Sönke ist mit den Schauspielern, der
Dramaturgie beschäftigt und ich mit
der Umsetzung in Bilder und Licht. Das
können wir so gut aufteilen, weil wir
uns vorher so gut vorbereitet haben.
SW: „Ritter“ und „Schlacht“
klingt allerdings, als würde es gegen
jemanden gehen. Das ist natürlich
nicht der Fall, sondern wir begreifen
nicht nur unsere Zusammenarbeit als
Teamwork, sondern die des gesamten
Stabs. Und bisher war es immer so,
dass wir nicht gegen jemanden kämpfen mussten, sondern alle stets als Mitstreiter auf unserer Seite hatten.
Was genau in der Beziehung zwischen Regie
und Kamera muss denn
wirklich gut funktionieren?
SW: Ich glaube, die Kommunikation ist besonders wichtig. Wenn
wir einen Film vorbereiten, dann erzählen wir uns gegenseitig, was wir
auf der Leinwand sehen wollen und
schreiben das dann auf. Auch Ent-
newsletter 3/2009
– Schwerpunkt
scheidungen
über den Look
von Bildern – hell,
dunkel, kontrastreich, farbentsättigt: Da haben wir oft den gleichen Geschmack, was die Sache natürlich einfacher macht. Und was ich
natürlich noch wichtig finde, ist der
persönliche Umgang miteinander. Wir
kennen uns lange genug, dass Tom
weiß, was ich meine und keine unnötigen Fragen stellt, und dass er außerdem auch mit meiner Kauzigkeit erstklassig umgehen kann.
TF: Andrej Tarkowski hat mal
gesagt: „Der Regisseur hält ein großes
Netz auf, in das alle ihre Gaben tun.
Was durchfällt und was drinbleibt,
entscheidet er.“
SW: Echt, das hat Tarkowski gesagt?
TF: Doch, da bin ich ziemlich sicher.
SW: Entspricht ja eigentlich gar
nicht seiner Arbeitsweise…
TF: Was man eben so manchmal dahinsagt… Jedenfalls ist das in
unserer Zusammenarbeit eine klare
Sache: Am Ende entscheidet der Regisseur, also Sönke, was von all dem
Vorgeschlagenen im Film bleibt. Man
braucht eine Person, die den roten Faden erzeugt. Trotzdem hat Sönke eine sehr große Fähigkeit, kreative Köpfe um sich zu scharen und ihnen auch
diesen Raum zu geben, mitzudenken
und mitzuagieren.
Noch mal zur Kommunikation, vielleicht am Beispiel „Die Päpstin“: Es gäbe ja sicher zahllose Möglichkeiten, die Figur der Jo-
• letter309_16-28
03.06.2009
hanna von Ingelheim durch
die Art, wie sie fotografiert
wird, näher zu charakterisieren. Wie einigen Sie sich
da auf etwas, wie geht das
vor sich?
SW: Es ist so, dass mal der eine, mal der andere einen Vorschlag
macht, den wir diskutieren. Wir sind
bei diesem Beispiel etwa sehr schnell
mit einer Lösung überein gekommen.
Wir erzählen die ganze Lebensgeschichte der Johanna von der Geburt
bis zum Tod. Sie hat viel erlebt, auch
viel Schlechtes, besonders in der Kindheit, die sie in der germanischen Provinz verlebt hat, und dementsprechend dunkel ist es dann auch. Und
je weiter ihr Leben voran schreitet, desto heller wird es. Das zum Beispiel
war ein Konzept, auf das wir uns sehr
schnell im Vorfeld geeinigt hatten.
TF: Die Idee war, mit der Ausbildung von Johannas Intellekt, ihres Geistes auch die
Bildsprache zu verän-
Tom
Fährmann
(links) und
Sönke
Wortmann,
Foto:
Constantin
dern. Ist es in der Kindheit düster, eher
zufällig kadriert, handkamerabewegt,
so entwickelt sich sowohl die Kadrage der Bilder als auch die Beleuchtung
im Laufe des Films stilistisch zu einer
festeren Struktur aus. Wir dachten,
dass dies im Bild noch einmal spürbar
macht, wie sich dieser Mensch zu einer solch besonderen Person entwikkelt. Das Ganze darf natürlich nicht
manieriert daherkommen, dass es jedem sofort ins Auge sticht. Bloß spürbar muss es sein.
Damit so etwas dann
am Ende auch wirklich gelingt, braucht es vor allem
Vertrauen?
SW: Vertrauen ist natürlich das
Wichtigste. Als wir anfingen, da gab
es noch keine Videoausspielung am
Set, da musste der Regisseur dann ab
und zu mal durch die Kamera schauen. Das ist heute natürlich einfacher,
kontrollierbarer geworden. Aber ehrlich gesagt, das Vertrauen zu Tom ist
so groß, dass ich eigentlich gar nicht
hinschauen muss – was ich natürlich
trotzdem tue, aus reiner Gewohnheit.
TF: Je länger man in dem Beruf
ist, umso mehr vertraut man ja seiner
Intuition. Es entwickelt sich ein Riecher. Hat aber der andere einen ganz
anderen Rhythmus oder Stil, etwas zu
erzählen, dann bekommt man ein
12:29 Uhr
Seite 17
Problem. Und es ist ein seltenes Glück,
dass sich zwei Menschen ganz nahe
kommen, und man sagt: Das hätte ich
jetzt auch so gesagt. Wir segeln parallel, was die Einschätzungen und Umsetzungen anbetrifft – ein sehr beglükkendes Gefühl.
Dreharbeiten sind stressig und lassen keine Zeit fürs Privatleben.
Wie hat Ihnen eigentlich Herrn Wortmanns Kamera in „Deutschland – ein
Sommermärchen“ gefallen?
TF: Ach ja, da wollte ich nicht
mitmachen, weil ich mich für Fußball
nicht interessiere. Das hätte ich mir
todpeinlich vorgestellt, dort mit den
Fachleuten zusammen zu sitzen und
keine Ahnung zu haben.
SW: Achtzig Prozent der Bilder
sind ja nun von mir, weil es Bereiche
gab, in die nur einer mitgehen durfte. Und der andere Kameramann, der
eher die äußere Perspektive eingenommen hat, ist dann Frank Griebe
geworden, weil der sich deutlich mehr
für Fußball interessiert. Aber du bist ja
jetzt geschickt dieser Frage ausgewichen …
TF: Ach so, nein,
wollte ich gar nicht …
SW: Ich denke, das spricht für
die heutigen Kameras, dass jemand wie ich,
der im ersten
Durchgang durch
jede Technikprüfung
in der Filmhochschule
durchgefallen ist, tatsächlich in
der Lage ist, das Gerät soweit zu verstehen, dass ein richtiger Kinofilm dabei heraus gekommen ist. Da bin ich
doch ein bisschen stolz …
TF: Nein, da gibt es gar nichts
gegen zu sagen. Das ist eine gänzlich
andere Art von Kameraarbeit als wir
sonst in den Spielfilmen machen, da
geht es um Vitalität und Zugriff. Der
Erfolg dieses Films hängt mit Sicherheit damit zusammen, dass Sönke
wirklich nah an diesen Leuten war. Da
spielt auch seine Qualität wieder eine Rolle, Leuten das Gefühl zu geben,
sicher aufgehoben zu sein und niemals beschädigt zu werden.
diesem Gefühl umgehen.
Tom Fährmann hat ja
an der Hochschule mit dem
Kurzfilm „Zoe“ auch mal
Regie geführt…
SW: Als Regisseur fand ich ihn
damals noch nicht so überzeugend –
wir waren natürlich wesentlich jünger,
und an meine ganz frühen Arbeiten
werde ich auch ungern erinnert. Aber
man entwickelt sich ja weiter. Tom
war immer ein Kameramann, der
auch zu Dramaturgie und Schauspielern eine eigene Meinung hat, die er
auch äußert und selten falsch damit
liegt, wie ich finde. Was dazu führt,
dass ich tatsächlich gerne mal einen
Film produzieren würde, bei dem er
Regie macht. Und tatsächlich sind wir
ja auch in konkreten Gesprächen …
Schwerpunkt – newsletter 3/2009
Aber was kommt danach? Viele ereilt das „Schwarze Loch“:
ein Gefühl zwischen Verlorensein, Depression und Panik. Anna
Koskoda hat sich für den Newsletter umgehört, wie Filmleute mit
Das Schwarze Loch am Ende der Dreharbeiten
Von 180 auf 0
VON ANNA KOSKODA
D
as Problem ist, dass man am Ende eines
Drehs von 180 Prozent auf 0 abfällt“, erklärt Maskenbildnerin Heike Merker. Sie selbst
kennt das Gefühl noch gut aus ihren Anfangsjahren beim Film. Doch es relativiere sich mit
der Zeit. „Mittlerweile genieße ich es, so zu
arbeiten, frei zu sein und wieder Freizeit für
mich zu haben.“ Die 41-Jährige, die mit „John
Rabe“ wochenlang in China war, meint, dass
besonders Drehs im Ausland Kollegen ins
Schwarze Loch fallen lassen: Die Umstellung
auf zu Hause ist dann noch krasser, weil der
Verbund vor Ort noch enger war. Merker, die
gerade die Dreharbeiten mit Matti Geschonneck zu dem Kinofilm „Boxhagener Platz“ abgeschlossen hat, weiß aus Erfahrung, dass alle Filmschaffenden von dem Phänomen betroffen sein können, „egal ob Regisseur, Bürokraft oder Beleuchter“.
Dem Regieassistenten Till Martinsen
macht vor allem das unterschiedliche Tempo
zu schaffen: das des Filmdrehs und das des
Alltags. „Ich muss zu Hause erst wieder lernen, mit einer anderen Geschwindigkeit zu leben“, gesteht der 36-Jährige. Für den Kölner
ist es ein großer Unterschied, ob er in Köln
dreht oder woanders. Wenn er in seiner Heimatstadt arbeitet, dann stellt sich kein Schwarzes Loch ein, weil er abends in seiner vertrauten Umgebung ist. Generell kennt er das Phänomen jedoch gut. „Man hat dann immer das
Gefühl, man würde Zeit verplempern.“ Oft sei
es jedoch schwierig, in einer unbestimmt langen Zwischenzeit zwischen zwei Drehs sich
anderen Projekten zu widmen wie etwa einer Fortbildung oder dem Drehbuch schreiben. Produktiver könne man sein, wenn man
wüsste, wann der nächste Job kommt. „Sonst
wartet man auf den Anruf.“ Da er viel fürs
Fernsehen arbeitet („Tatort“), kommen die
Aufträge häufig sehr kurzfristig. „Wenn ich
zwei Wochen vorher Bescheid weiß, ist das
schon Luxus.“
Ausstatter Tim Pannen („Madonnen“,
„Gegenüber“), der zuletzt Lars von Triers „Antichrist“ als Art Director betreut hat, kennt das
Tief danach auch aus den Zeiten, als er noch
am Theater gearbeitet hat: Es stellte sich meist
schon direkt am Premierenabend ein. Beim
Film dauert es länger. „Bei mir hält die Euphorie häufig noch zwei Wochen an, und dann
fällt der Energiepegel ab“, erzählt der 38-Jährige. Da es fast jedem so gehe, akzeptiere er
diese Form der Depression – „ich finde sie
nicht schlimm“. Und wenn das nächste Projekt direkt vor der Tür steht, dann gebe es
auch kein Schwarzes Loch.
Bei Innenrequisiteurin Ulrike Gojowczyk
hält die Energie meist noch ein oder zwei Tage an, in denen sie dann ganz viel erledigen
will, „und dann sackt sie ganz plötzlich ab“.
Sie findet vor allem den Kontrast zwischen der
Fremdbestimmtheit und der hohen Konzentration am Set und der freien Zeiteinteilung danach immer wieder gewöhnungsbedürftig.
„Ich habe dann das Bedürfnis nach kontemplativen Dingen, wie etwa Gartenarbeit“, sagt
Gojowczyk, die zuletzt bei „Der Vorleser“ und
bei „Sturm“ mitgearbeitet hat. Da die sozialen Kontakte während eines Drehs ruhen, versucht sie, an diese danach wieder anzuknüpfen. „Gute Freunde verstehen das, wenn man
drei Monate von der Bildfläche verschwunden
ist“, sagt die Innenrequisiteurin, die bereits seit
20 Jahren vor allem für Kinofilme arbeitet.
Bei Produktionsleiterin Elke Sasserath
(„Das Wunder von Bern“) hängt die Größe des
Schwarzen Lochs davon ab, wie intensiv und
emotional die Dreharbeiten waren. Wenn die
zwischenmenschlichen Beziehungen gut waren, wird der Frust anschließend umso größer. „Man wird wehmütig und fragt sich,
wann man die Leute wieder trifft“, erzählt die
46-Jährige. Früher seien bei der Kölnerin, die
seit 1990 als Produktionsleiterin arbeitet, auch
schon mal Tränen geflossen. Doch auch sie
stellt bei sich fest, dass mit zunehmender Berufserfahrung das Gefühl nachlässt. „Jetzt
weiß ich, dass ich viele wieder treffe. Außerdem bewahrt man mehr Abstand, weil man
weiß: Danach kommt das nächste Projekt mit
neuen Leuten.“ Denn wenn man gut sei im
Job, folgen weitere Aufträge. Selbstbewusstsein hilft gegen das Schwarze Loch. Über Auftragsmangel kann Elke Sasserath sich momentan jedenfalls nicht beklagen. Das vergangene Jahr hat sie fast komplett an „Unter Bauern“ gearbeitet. Im Herbst folgt „Hochzeitspolka“ mit Regisseur Lars Jessen.
Und womit tut sie sich etwas Gutes nach
abgeschlossenen Dreharbeiten? Elke Sasserath
braucht häufig erst einmal Abstand und gönnt
sich etwas: „Ich verreise gerne im Winter, da
ist in der Branche sowieso wenig los.“ Ein bis
zwei Monate in Thailand bringen sie wieder
„auf den Boden der Tatsachen“.
17
• letter309_16-28
I
03.06.2009
12:29 Uhr
m Normalfall ist das Set ein mehr oder weniger spannender Arbeitsplatz, an dem 30 bis
40 Fachleute alles daran setzen, als professionelles Team gute Arbeit abzuliefern. Aber selbst
wenn alles funktioniert, bleiben Konflikte nicht
aus – da unterscheidet sich der Alltag einer Filmcrew nicht von dem in einem Büro.
Bei der Filmarbeit plädiert Gerd Haag, Mitgesellschafter der Kölner Tag/Traum und Professor für Kreatives Produzieren an der ifs, stets
für „klare, nachvollziehbare Entscheidungen“
und im Falle von Konflikten für eine „präzise Bestimmung der Konfliktursachen“ und für das
Einbeziehen der Heads of Departments, um
Wiederholungen vorzubeugen. Auf jeden Fall
aber gelte: „Ruhe bewahren, gut vorbereitet in
das Konfliktgespräch hineingehen und allen beteiligten Personen genau zuhören.“
Grundsätzlich sind die Ansprüche an die Regie besonders hoch, egal ob es um Konfliktprävention oder -bewältigung geht, weiß Anne
Grobe: „Regiearbeit im Spannungsfeld von Hierarchie und Kooperation verlangt, dass der Filmemacher im Einzelfall stimmig, das heißt seiner inneren Verfassung, seinem Gegenüber und
der Situation entsprechend reagieren kann“, so
die freie Unternehmensberaterin und studierte Psychologin. Schon bei der Recherche zu ihrer Diplomarbeit mit dem Titel „Krisenmanagement am Set“, für die sie 1997 19 Regisseure
nach ihrer Arbeit und möglichen Konfliktherden
beim Dreh befragte, fiel ihr auf, dass ein Großteil der Filmemacher „so von ihrer künstlerischhandwerklichen Arbeit eingenommen und so
auf sie konzentriert waren, dass sie Konflikte zu
spät wahrnehmen, um diese noch mildernd beeinflussen zu können“. Als Strategie empfahl
Grobe damals kooperative statt autoritäre Führung. Inzwischen hält sie ein gut funktionierendes Team für wichtiger denn je. Der Trend gehe weg vom Autorenfilm und Regisseuren, die
alles mitbringen. Der Regelfall sei heute der „industriell hergestellte TV-Film“. Im Vergleich zu
anderen Wirtschaftsbereichen hält Grobe die
Filmbranche zugleich für „nahezu beratungsresistent“. Favorisiert werde das EinzelCoaching, um individuelle Ziele zu erreichen.
Obwohl es bei Teamkonflikten meist um viel
Geld gehe und Konfliktmediation von außen
sinnvoll sein könne, engagiere man dafür kaum
Fachleute. Dabei lassen sich typische Konfliktherde schnell benennen. Etwa der „heimliche
Regisseur im Team“, der stets gute Tipps auf Lager hat. Schauspieler, die eifersüchtig um Aufmerksamkeit buhlen oder bei einer vermeintlichen Zurücksetzung zickig werden. Oder die
Abreaktion nach dem Dreh – wenn es dort nicht
läuft, kriegt es die Garderobe oder die Maske
ab. Kameraleute, die sich unterfordert fühlen.
Auch das Verhältnis zwischen Regisseur und
Produzent bleibt nicht konfliktfrei, wenn letzterer mit Hinweis auf den Auftrag gebenden
Sender trotz detaillierter Absprachen immer wieder auf eine andere Ästhetik drängt.
Frank Döhmann, Produzent bei Badlands
Film in Berlin und Professor für Kreatives Produzieren an der Kunsthochschule für Medien
Köln, sieht Konflikte zwischen Regisseuren und
Produzenten ganz unaufgeregt als Alltag.
Grundsätzlich sollten sich beide als Partner verstehen und ein möglichst gutes Produkt anstreben.Im Konfliktfall aber gelte die Devise: „Wer
die wirtschaftliche Verantwortung trägt, darf bestimmen. Andere dürfen mitbestimmen.“ Eine
Einschätzung, die auch den immer schwierigeren Rahmenbedingungen der Dreharbeiten ge-
18
Seite 18
Konflikte am Set können den Dreh behindern und teuer für den Produzenten werden. Deswegen sollte man es gar nicht soweit kommen lassen.
Über Konflikte am Set und Bewältigungsstrategien
Prima Klima!?
VON PETER HANEMANN
Dazu gehört auch die Ansprache der Motivpartschuldet ist, so Döhmann. Nach dem Willen der
ner, ebenso der kontinuierliche Kontakt zu den
Auftrag gebenden oder koproduzierenden Senjeweiligen Städten und vor allem zu den Anwohder solle ein Film zwar stets im modernsten Look
nern, ergänzt seine Fachkollegin Ricarda Goray
daher kommen, doch zugleich erhöhe man im
(u.a. „Anonyma – eine Frau in Berlin“): „Zum Set
Budget gerade die Positionen nicht, die für die
gehören nicht nur die Filmschaffenden.“ Regie
Umsetzung dieses Looks unabdingbar seien.
und Kamera sollten in der VorproduktionsphaDöhmann: „Früher waren es z.B. 800 Schnitse gemeinsam auf Motiv-Tour gehen, um sich
te pro Film, heute sind es 1.800. Insgesamt ist
auf die jeweilige Location vorzubereiten. Für späder visuelle Aufwand in den letzten Jahren wetere Verstimmungen kann es dann immer noch
sentlich größer geworden.“
genügend Gründe geben. Stefan Odenthal, der
Unabhängig von diesen ökonomischen
u.a. bei der Produktion von „Mein Freund aus
Zwängen hat man in der Ausbildung inzwischen
Faro“ die 1. Kamerabühne betreute, sieht im
den Stellenwert der Teamkommunikation er„fehlenden Respekt“ untereinander einen der
kannt. An der ifs werden neben den Drehwerkwichtigsten Klima-Killer. Er erwartet insbesonstätten, in denen die Produktions-Studenten erdere von der Regie gelegentlich ein „positives
ste praktische Erfahrungen sammeln, auch
Feedback, auch an Kostüm und Maske.“
Teamcoaching-Seminare angeboten, die sich
Neben Respekt und Kommunikation gehört
mit Kommunikation und Konflikten am Set ausVertrauen zu einer der wichtigsten Vorausseteinandersetzen. Henrik Greisner (Acting Media)
zungen für ein positives Klima, das Konflikte einunterrichtet hier seit 2007. „Unsere Studenten
dämmen kann. Viele treue Filmpaare können
lernen im ersten Schritt, wie man sich tatsächsich bei der Vorbereitung, am Set oder in der
lich auch ohne SMS oder E-Mail verständlich
Postproduktion blind aufeinander verlassen. So
machen kann“, erklärt er. Ein Konflikt entstearbeiten Dreamteams wie Matthias Glasner und
he oft durch mangelnde Information und zu
Kamerafrau Sonja Rom, Christian Petzold und
wenig Zeit. Deshalb müsse man sich manchmal
Nina Hoss, Hermine Huntgeburth und Eva
eben Zeit nehmen. Für alle Konflikte am und
Schnare, Adolf Winkelmann und David Slama
über das Set hinaus gelte im Übrigen die Foroder auch Tom Tykwer und Frank Griebe zum
mel „It´s all about communication“. Ein zentraTeil seit Jahren erfolgreich und vertrauensvoll
les Problem seien jedoch die extrem langen
miteinander. Horst Königstein, der gemeinsam
Standzeiten: „Das klassische Bild von Filmleumit Heinrich Breloer u.a. die Bücher zu „Die
ten, alle stehen rum, trinken Kaffee, stimmt ja
Manns“ und „Speer und Er“ geschrieben hat,
nicht. Alle Kollegen müssen über die gesamte
beschreibt das Miteinander seit 1975 so: „In härDrehzeit auf dem Sprung sein.“ Dieses Standtesten Exempeln haben wir unsere Arbeiten
by sei anstrengend, auch wenn es nicht so aus(auch die individuellen) abgeprüft. Wenn der
sieht. Konfliktträchtig sei auch der Umgang mit
Text und das andere die Härtetests bestand –
den meist schlecht bezahlten Praktikanten. Da
wenn also das Einfühlende und Distanzierenbeklage ein berühmter und schlecht gelaunter
de im Film, Stück, Improvisation immer wieder
Gripper schon mal das viele „ungelernte Grobzum Überraschenden wurden, hatten wir (wiezeug“ am Set. Zugleich glaube man in Deutschder einmal) das Leben zu packen gekriegt. Ich
land unglücklicherweise, man könne Drehtage
liebe Team-Arbeit.“
streichen und dies mit billiger „Manpower“ ausgleichen.
Ähnliche Rollenspiele machen Döhmann und der WDR-FernsehspielChef Gebhard Henke auch an
„Ich arbeite gerne mit Patricia Rommel zusammen, weil sie mich
der KHM. Hier diskutieren
mit meinen ganzen Unsicherheiten, Launen und Verzweiflungsattacke
und verhandeln beiaushält, weil wir eine ähnliche Vorstellung davon haben, worauf es in einer Szespielsweise Studenten
ne ankommt, weil sie so verdammt viel von Musik versteht, weil sie ein sicherer Ratals Auftraggeber und
geber ist, eine leidenschaftliche Tüftlerin und ein teekochender Sonnenschein!“
Produzenten Fallbeispiele aus der Praxis und
Regisseurin
lernen so die Konfliktebenen
der Vertragspartner kennen.
Viel hängt von der Vorbereitung des
Drehs ab, weiß Gernod Valendzik, der u.a. bei
Editorin
„Solino“ und „Die Päpstin“ als 1. Aufnahmelei„Ich arbeite gerne mit Caroline Link zusammen, weil wir uns
ter fungierte: „Der Vorlauf ist entscheidend.“
auf Augenhöhe begegnen. Es ist ein offener und warmherziger
Austausch, bei dem Stärken und Schwächen längst abgesteckt worden sind. Ich liebe Carolines wachen, blitzschnellen Geist und ihren Humor, ihre unbeirrte aber uneitle, respektvolle aber nie demütige Art. Diese in meinen Augen besten ‚Zutaten’ machen sie und ihre Filme so menschlich.“
newsletter 3/2009 – Schwerpunkt
Caroline Link
Patricia Rommel
• letter309_16-28
03.06.2009
12:29 Uhr
Seite 19
Dass die Chemie innerhalb des Filmteams stimmen muss, das ist die eine Sache
– was aber ist vor der Kamera? Wer garantiert, dass die Schauspieler mit
einander auskommen und – viel wichtiger – auch in den Rollen harmonieren?
Eine Casting-Fallstudie zu Thomas Stillers Film „Zwölf Winter“.
Casting für „Zwölf Winter“
Mittlerin
der Harmonie
„Ich arbeite gerne mit Horst Königstein zusammen, weil er für mich der kompetenteste Spiegel ist, in den ich
hineinschauen kann.“
VON OLIVER BAUMGARTEN
Heinrich Breloer
Regisseur
E
in traumhaftes Duo Infernale“ nennt der Online-Mediendienst Teleschau die beiden
Drehbuchautor
Schauspieler Axel Prahl und
Jürgen Vogel in „Zwölf Win„Für mich gibt es keinen liebenswerteren, tapfereren, sensibleren, ehrgeiziter“, und auch Willi Winkler
geren Freund als Heinrich Breloer. Schon zu Beginn unserer dokumenglaubt in der Süddeutschen vom
tarischen Arbeit haben wir alle posierenden und eitlen Gesten
30. April, dass der Film ohne diese beiin den Sud des Lebens zurückgekippt.“
den an Unterhaltungswert einbüßte und
schreibt weiter: „Jürgen Vogel strahlt wie immer seinen kaum gebändigten Zorn auf die Welt aus, […] Axel
Prahl spielt mit wahrer Freude die Wonnen der Gewöhnlichkeit.“ Wenn zwei Schauspieler vor der Kamera gut harmonieren und gemeinsam herausragende Leistungen bringen, wie bei „Zwölf Winter“ offensichtlich der Fall, dann hat das viele Gründe. Doch es können noch so begabte Darsteller sein, sie können noch
so brillant geführt, fotografiert und geschnitten sein:
Stimmt die Chemie zwischen ihnen nicht, dann ist der
Film erledigt. „Das ist ähnlich wie beim Tennis“, sagt
Iris Baumüller, „je besser der Spielpartner, desto besser spielt man selbst.“
Iris Baumüller ist Casting Director, Mitglied im Bundesverband Casting und gemeinsam mit ihrem Kollegen Marc Schötteldreier Geschäftsführerin der Kölner
Firma Die Besetzer. Beauftragt von den Produzenten Bettina Brokemper und Martin Zimmermann (20:15 Filmund Fernsehproduktion), besetzte sie die rund 30 Rollen in „Zwölf Winter“. Basierend auf einer wahren Begebenheit bestand die Aufgabe darin, zwei opponierende Paarungen – zwei Serien-Bankräuber und zwei
Polizisten – überzeugend zu besetzen. Hier also musste die Chemie doppelt stimmen: innerhalb der Paarungen und zwischen ihnen.
Eine stimmige Besetzung ist keine Kleinigkeit, angesichts der Bedingungen und Anforderungen, die zu beachten sind: Gagengefüge, Wohnort, Verfügbarkeit, besondere Fähigkeiten, dazu die individuellen Präferenzen.
In „Zwölf Winter“ gab es vor allem zwei konkrete Vorgaben: Zum einen wünschte Regisseur Thomas Stiller
für diese Gangsterballade eine eher „amerikanische Besetzung“. Gemeint sind damit Schauspieler, die emotional und körperlich ihre Rollen auf den Punkt bringen können – im Gegensatz zur „englischen Besetzung“, die sich
ihre Charaktere erst erspielt. Und zum anderen war die
Besetzung des eher spießigen Bankräubers, der mit Tupperdose zum Überfall kommt, seitens der Produktion bereits vorgegeben: Axel Prahl sollte ihn spielen.
Fotos:
WDR/NDR
Horst
Königstein
Starke Teamplayer in „Zwölf Winter“: Jürgen Vogel und
Axel Prahl (rechts), Foto: WDR/Tom Trambow
Schwerpunkt – newsletter 3/2009
„Es ist durchaus üblich mit einer Rolle zu beginnen,
um dann das restliche Ensemble zu bilden“, so Baumüller. Für sie ging es als erstes darum, den Partner von Axel
Prahl zu besetzen. Ein Teamplayer war gefragt, einer,
der Prahl ein gleichwertiges Gegenüber zu bieten imstande ist, ohne, dass einer den anderen in den Schatten stellt. Gleichsam musste er etwas Kerniges haben,
ein Typ mit Körperspannung, dem man das etwas Abgerockte der Figur ohne zu zweifeln abnimmt. Und so
setzte die Phase des „Name Droppings“ ein. Man überlegt, diskutiert, wägt ab. Als sich in diesem Fall Jürgen
Vogel als Wunschkandidat heraus kristallisierte, bestätigte ein Gespräch mit Vogels und Prahls Agentinnen
die Besetzungsidee: Beide haben zwar noch nie zusammen gespielt, schätzen sich aber gegenseitig sehr und
würden gerne einmal zusammen arbeiten – keine
schlechte Voraussetzung. Als nächsten Schritt also musste man beide zusammen bringen, ein Treffen arrangieren und sie gemeinsam erleben.
Doch zunächst galt es nun, zwei mögliche Counterparts zu finden. „Das Gefälle, das erzählt werden soll,
ist nur so hoch, wie die Besetzung es zulässt“, sagt Iris
Baumüller. In ihrem Büro füllen sich die Regale mit rund
8.000 DVDs von Schauspielern, und das Archiv wächst
täglich. „Der Casting Director ist wie ein guter DJ“, erklärt Iris Baumüller. „Der Produzent gibt die Rahmenveranstaltung vor, und wir legen mit Know-how und
Gespür die passende Musik auf.“
Im Falle von „Zwölf Winter“ galt es, Polizistenfiguren zu finden, die gegen zwei starke Akteure wie Axel
Prahl und Jürgen Vogel nicht abfallen und die man ernst
nimmt. Die Wahl fiel mit Wotan Wilke Möhring und
Matthias Koeberlin schließlich auf zwei Schauspieler, denen man dieses nötige Gegengewicht zutraute. Ein gutes Gespür für ein spannungsvolles Ensemble – spätestens in diesem Moment ist diese essenzielle Eigenschaft
guter Casting Directors gefragt. Iris Baumüller, die mit
ihrer Firma für das Ensemble von „Stromberg“ und Filme wie „Beautiful Bitch“ verantwortlich zeichnet, nennt
es schlicht „psychologisches Gespür“ oder auch gleich:
„Bauchgefühl“.
Und so wurde ein Treffen arrangiert mit allen vier
Darstellern, man verstand sich bestens, und nachdem
auch alle Eventualitäten zwischen Produktion und Agenten geklärt waren, blieb es am Ende bei diesen Paarungen, um die herum Iris Baumüller das Ensemble arrangierte. „Es geht auch darum“, sagt Iris Baumüller, „gute Bedingungen am Set zu schaffen, damit sich alle wohl
fühlen und effektiv arbeiten können“. Man muss eben
kein Alchimist sein, um für gute Chemie zu sorgen.
19
• letter309_16-28
03.06.2009
12:29 Uhr
Seite 20
Früher war oft das Paar der Star. Heute zählen eher Professionalität und wechselnde Partner.
Gute alte Zeiten
Woran liegt es, dass es die großen Traumpaare des Kinos, wie man sie früher liebte, so schon lange nicht
Früher war nicht nur die Scheidungsrate niedriger, auch auf der Leinwand war nicht selten
das Paar der Star. Bis in die frühen 1960er hinein setzte sich „das“ Traumpaar des deutschen
Films allerdings aus einem Quartett zusammen.
Maria Schell, Ruth Leuwerik, O.W. Fischer und
Dieter Borsche spielten mal mit dem einen, mal
mit der anderen in herzzerreißenden Dramen
um Liebe und Schmerz. Dem Wirtschaftswunder zum Trotz prägten die schicksalsschweren
Folgen des Zweiten Weltkriegs noch die Erinnerung.
Dann folgte die heile Welt der „Sissi“-Filme, die
Romy Schneider und Karlheinz Böhm zu ewigem Starruhm verhalfen, auch wenn die Beziehung der Protagonisten schon bröckelte. Als Romy sich im wirklichen Leben Alain Delon zuwandte und in Frankreich Karriere machte, fühlte sich das deutsche Publikum um seine Illusionen betrogen und mochte diese ungehörige Lebensführung nicht verzeihen. Als Skandal galt
auch, dass Eisprinzessin Marika Kilius eben nicht
ihren Prinzen Hans-Jürgen Bäumler heiratete,
sondern einen Herrn Zahn. Das eigentliche deutsche Traumpaar dieser Zeit aber kam mit Doris Day und Rock Hudson aus Hollywood. Day
mehr gibt? Am veränderten Beziehungsverhalten oder dem Verschwinden des klassischen Liebesfilmes?
Über das Verschwinden der Traumpaare von der Leinwand
Sag mir, wo
die Paare sind
A
ls bekannt wurde, dass Kate Winslet und
Leonardo DiCaprio zehn Jahre nach „Titanic“ wieder gemeinsam vor der Kamera stehen
würden, fieberte nicht nur die weltweite Boulevardpresse begeistert der Wiedervereinigung
des Hollywood-Traumpaares entgegen. Auch
die internationale Fangemeinde sah erwartungsvoll einer Neuauflage der romantischen
Zweisamkeit im Kino entgegen. „Revolutionary Road“ bot dann nichts weniger als eine Demontage dieser Rollenerwartung. Winslet/DiCaprio gaben jetzt ein Liebespaar jenseits des
Happy-Ends. Ihre Beziehung hatte sich irgendwo in Suburbia verloren, die Ehe funktionierte nicht, die Protagonisten drifteten auseinander und trauerten ihren Jugendträumen nach.
Die Geschichte erinnert von Ferne an die heftigen Auseinandersetzungen, die einige Jahrzehnte zuvor Elizabeth Taylor und Richard Burton auf und vor der Leinwand zelebrierten.
Doch die waren auch im wirklichen Leben ein
Paar und lieferten mit ihren Eskapaden und
Skandälchen ausreichend reale Belege für ihr
mediales Image. Winslet/DiCaprio dagegen ließen verbreiten, ihr Verhältnis ähnele eher dem
von Geschwistern. Passend dazu wurde Winslet-Ehemann und Regisseur Sam Mendes zitiert:
„Sie kichern die ganze Zeit, sie haben die selbe Art von Humor, und sie haben die selbe Einstellung zur Arbeit.“ Immerhin bewegt sich die
Beziehung der beiden Stars damit noch im familiären Rahmen. Doch im Kino, wie im wirklichen Leben, ist es mit der zwischenmenschlichen Chemie nicht mehr so einfach bestellt.
In Deutschland besteht in größeren Städten
mindestens die Hälfte der Haushalte aus Singles, mittlerweile wird bundesweit jede dritte
Ehe geschieden. Dabei geht deutlich mehr als
die Hälfte der Scheidungsanträge von den Frauen aus. Sogar der Bundesgerichtshof hat eben
mit alten Vorstellungen aufgeräumt: Das Modell „Hausfrauenehe“, das in „Revolutionary
Road“ scheitert, ist nun auch hierzulande kein
offizielles Leitbild mehr. Für ihren Unterhalt muss
die geschiedene Gattin – auch mit Kind –
schneller als bisher selbst aufkommen und sich
einen Job suchen. Die Zeiten haben sich geändert. Egal, ob mit oder ohne Trauschein, man
schuldet die Beziehung heute mehr sich selbst
als dem oder der anderen. Die eigene Sehnsucht zielt eher auf Selbstverwirklichung als auf
das Gegenüber. Wahrhaft prophetisch sang der
Schlagersänger Chris Roberts schon 1970: „Ich
bin verliebt in die Liebe, und manchmal auch
in Dich.“
20
VON WOLFGANG HIPPE
newsletter 3/2009
– Schwerpunkt
• letter309_16-28
03.06.2009
als weibliche „Screen’s Top Moneymaker“ und
Hudson gaben über mehrere Filme hinweg immer wieder die Geschichte von der biederen,
aber lebenstüchtigen Blondine, die es irgendwie schafft, den Macho-Man aus der BusinessWelt vor den Altar zu ziehen. Dass Hudson sich
später offen zu seiner Homosexualität bekannte, verleiht den bunten Bildern von damals einen gewissen ironischen Charme. Die Illusion
wird flüchtig – Day bleibt mit ihrer Fixierung auf
die Vorstadtehe alleine zurück, wie in ihrem
wirklichen Leben. Fast in Vergessenheit geraten ist, dass der Star auch bei Alfred Hitchcock
mitmachte.
Eher als Paar denn als Traumpaar haben eigentlich nur Walter Giller und Nadja Tiller die
Zeiten überdauert. Vielleicht auch deshalb, weil
sie beruflich oft getrennte Wege gingen und ihr
Leinwand-Image wenig mit ihrem Privatleben
zu tun hatte. Damit kann man sie fast schon als
Trendsetter für die aktuelle Single-Generation
und ihre Paare bezeichnen. Man pocht eher auf
Professionalität und die Wertschätzung entsprechender Qualitäten – wie sonst auch könnte
man sich selbst verwirklichen?
Heute fehlt es außerdem an Stoffen, die
den Traum vom Glück auf der Leinwand zulassen und damit überhaupt die Projektion der ei-
12:29 Uhr
Seite 21
Surk-Ki Schrade arbeitet seit 1996 als
genen Wünsche auf die Schauspieler erlauben.
Statt Liebesfilme mit Happy-End dominieren Beziehungsfilme, die nur selten in trauter Zweisamkeit enden.
Natürlich gibt es sie noch im Kino, die großen romantischen Gefühle, die Hoffnung auf
die große Liebe. Aber sie sind selten geworden
und Paare auf der Leinwand die Ausnahme.
Selbst Angelina Jolie und Brad Pitt, „das“ Traumpaar der internationalen Klatschpresse, verdanken ihren Status nicht dem gemeinsamen Auftritt im Film. Jeder der beiden hat seine Erfolge alleine erzielt – und mit wechselnden Partnern. Ob sie ein Traumpaar bleiben, hängt vor
allem von ihrem medial interessanten Privatleben und Beigaben wie ihrem sozialen Engagement ab.
Winslet/DiCaprio mögen dem Publikum von
„Titanic“ immer wieder und wieder die Illusion
eines Traumpaares schenken. Tatsächlich sind
sie es nicht erst seit der „Revolutionary Road“Reunion nicht mehr. DiCaprio spielt Undercover-Polizisten, die zwischendurch nicht mehr genau wissen, wer sie denn sind und für was sie
stehen. Winslet hat den Oscar für ihre Rolle in
„Der Vorleser“ bekommen. Dort spielt sie eine
Single-Frau.
Regieassistentin. Ihr Spektrum reicht
von Serien bis zu Kinofilmen. Sie war
u.a. an „Stromberg“, „Tatort“-Filmen
und Fatih Akins „Auf der anderen
Seite“ beteiligt. Wie definiert sie die
gute Chemie am Set?
Interview Surk-Ki Schrade
Angstfrei
Drehen
„Ich arbeite gerne mit Dominik Graf
zusammen, weil er mit seinem außergewöhnlichen
Lese- und Vorstellungsvermögen aus meinen Büchern Filme
macht, die mich nie enttäuschen, sondern die das treffen, was ich
meine – und weil er einfach ein guter Typ ist.“
Markus Busch
Foto: Gernot
Schander
Drehbuchautor
Frau Schrade, was ist besonders
wichtig bei der Arbeit am Set?
Es geht um angstfreies Drehen. Dafür muss jeder seinen Job machen können, und wenn man ihn
nicht machen kann, muss man es sagen. Für persönliche Befindlichkeiten ist am Set kein Platz.
Wann läuft es gut?
Im günstigen Fall sind Teile des Teams miteinander vertraut. Wenn Regie und KameRegisseur
ra sich mögen, ist das schon die halbe
Ich arbeite gerne mit Markus Busch, weil ich
Miete. Im Idealfall sind sie ein „Traumseine Ideen und auch seine Arbeits- und Denkweise schon auf der
paar“. Die Auswahl des Teams sollte
KHM damals sehr mochte, weil seine Bücher immer tolle Überraschunauch die gute Chemie im Team berückgen bergen, die mich als Regisseur herausfordern, weil wir uns fabelsichtigen und nicht nur die Gagen. Und
haft beim Arbeiten unterhalten können, und weil er hundertproes gilt: „Never change a winning team“.
zentig loyal ist, weil wir eine ähnliche Meinung über den Zustand der deutschen Filmbranche haben und daher dieKann die Regieassistenz retten,
selben Ziele verfolgen, und weil er seine Ziewas andere falsch machen?
le nie verraten würde.“
Bedingt. Man kann heiße Kohlen aus dem
Dominik Graf
Feuer holen, damit die Produktion nicht ganz den Bach
runter geht. Retten ist aber eigentlich nicht der Job der
Regieassistenz. Wenn der Fisch vom Kopf stinkt, hilft
auch die beste Soße nicht.
Wie kann die Regie möglichen Konflikten die Spitze nehmen?
Indem sie ehrlich mit ihren Fähigkeiten umgeht, sich traut zu sagen:
Surk-Ki Schrade Das kann ich, das kann ich nicht, hier
Foto: privat
brauche ich Hilfe. Die Regie kann
Wind aus den Segeln nehmen und einen neuen Kurs einschlagen, um Konflikte umzulenken. Normalerweise sollte es aber so sein, dass die Regie Konflikte gar nicht erst mitkriegt, dafür ist ja eigentlich der Regieassistent da.
Traumpaar Nadja Tiller und Walter
Giller 1957 in „Drei Mann auf einem Pferd" Foto: NDR/BR/Degeto
Schwerpunkt – newsletter 3/2009
Welche Rolle spielen die materiellen
Rahmenbedingungen?
Eine Crew ist – leider – wie eine All Inclusive-Reisegruppe. Ein gutes Klima entsteht auch dann, wenn
die Rahmenbedingungen wie etwa das Catering stimmen. Wenn ein Team Lust hat zu arbeiten, arbeitet es
auch besser und schneller. Und das kommt der Produktion wieder zu Gute, auch finanziell.
21
• letter309_16-28
03.06.2009
A
CE (Ateliers du Cinéma Européen) ist
heute eines der wichtigsten europäischen Produzentennetzwerke. Seit seiner
Gründung im Jahr 1993 haben über 200
Spielfilmproduzenten aus 23 europäischen Ländern an dem Weiterbildungsprogramm teilgenommen.
Bei ACE steht der Produzent im Mittelpunkt; dabei konzentriert sich das Weiterbildungsprogramm auf sämtliche
Aspekte der Projektentwicklung – von der
Drehbuchanalyse, der Vorbereitung von
Finanzierungsplänen bis zur Suche nach
geeigneten Partnern und der Erarbeitung
von Vermarktungs- und Vertriebsstrategien.
2008 wurden 16 Spielfilmproduzenten aus elf Ländern für das Programm ausgewählt, darunter Titus Kreyenberg von
der Kölner unafilm. Die Produzenten nahmen zuerst an einem Pre-Workshop im
November teil, gefolgt von einem einwöchigen Intensiv-Workshop im Dezember
und einem weiteren Seminar im März. Für
die MEDIA-Seite fragte der Newsletter den
unafilm-Produzenten nach seinen Erfahrungen bei ACE.
Warum haben Sie sich für
die Teilnahme am ACE-Programm entschieden?
Ich hatte seit geraumer Zeit Wege
gesucht, um auf dem europäischen Markt
Fuß zu fassen. ACE schien für mich maßgeschneidert. Ich hatte ein
Projekt und war meiner Meinung nach erfahren genug,
um den Anforderungen wenigstens auf dem Papier zu
genügen.
12:29 Uhr
Seite 22
ACE - Ateliers du Cinéma Européen
Eine
verschworene
Gemeinschaft
Wie brach das Eis?
Es entwickelte sich sofort ein ausgesprochen lebhaftes und sehr lustiges Gespräch über Alter und Tod, in dessen Verlauf der Ehrenvorsitzende und Gründer
von ACE, Colin Young, den anderen Mitgliedern das Recht absprach, meinen Stoff
zu beurteilen, weil sie alle noch nicht alt
wären. Er ist weit über achtzig. Mir kam
es so vor, als sei das Gespräch nach fünf
Minuten vorbei gewesen – in Wirklichkeit
hat es, glaube ich, eine Stunde gedauert. Ich wurde in die
Sonne vor der Pariser Oper
entlassen und wusste nicht,
was ich denken sollte. Eine
Woche später kam die Zusage.
Welche Tipps würMit welchem
den Sie ACE-InteressenProjekt haben Sie
ten für die Bewerbung
teilgenommen?
geben?
Ich habe mich mit einer Titus Kreyenberg,
Auf sich selbst zu hödeutsch-schweizerischen Ko- Foto: unafilm
ren. Offen sein. Ein gutes
produktion beworben, die
Projekt haben.
ich seit 2005 mit der Regisseurin Sophie Heldman entwickelt habe,
Was bietet das Programm
und die seit April diesen Jahres in Produkdenen, die eingeladen werden?
tion ist: „Satte Farben vor Schwarz“ – ein
Bei mir hat es in erster Linie das
Liebesfilm mit Bruno Ganz und Senta BerSelbstvertrauen gestärkt: Die anderen koger (siehe auch den Setbericht rechts).
chen alle auch nur mit Wasser und wissen genauso wenig oder so viel wie ich
Warum gerade dieses
auch. Das zu wissen, ist schon mal nicht
Projekt?
schlecht.
Es war das internationale Projekt,
Die Basis bilden zwei ausgedehnte
das am weitesten entwickelt war, und
Workshops, bei denen man das Projekt
Bruno Ganz hatte schon zugesagt – ein
der Gruppe und einem Auditorium von
attraktives Paket, wie ich fand.
Experten vorstellt. Im Grunde genommen
werden dann das Buch und die FinanzieWie verlief dann die Ausrung komplett hinterfragt, um nicht zu sawahl bei ACE?
gen auseinander genommen. Das geNach einer eingehenden schriftschieht in einer total kollegialen Atmolichen Vorstellung des Projekts und einer
sphäre, und es hilft, zu erkennen, ob ein
persönlichen Begründung, in der ich darFilm etwas werden kann oder nicht, und
legen sollte, warum ich der Meinung war,
zwar dann, wenn man noch nicht besongenau der Richtige zu sein, hörte ich landers viel investiert hat.
ge nichts. Dann wurde ich nach Paris eingeladen und musste mich einer Jury stellen, die mir unendlich groß schien. Simon
Perry habe ich erkannt, aber ansonsten
waren die Menschen hinter dem langen
Tisch fremd für mich.
22
Was ist der größte Nutzen, den das ACE-Netzwerk
bietet?
Es hat meinen Horizont ungemein
erweitert, und ich habe das Gefühl, dass
ich in ganz Europa im Nu einen ACE-Kollegen ans Telefon kriege und eine verlässliche Antwort auf meine Fragen erhalte.
Außerdem bin ich durch die Mitgliedschaft im ACE-Netzwerk für andere Produzenten in Europa wahrnehmbar. Das
hat sich schon während des Workshops
gezeigt und fängt bereits an, Früchte zu
tragen. ACE hat begriffen, dass die Zukunft des Kinos in Europa nur gemeinsam
gesichert werden kann, dass unsere Unterschiede unser großer Vorteil sind. Man
teilt und kommt reich beschenkt nach
Hause.
Das war für manche sicherlich erstmal keine schöne
Erfahrung…
Es geht dabei nicht darum, etwas
schlecht zu reden, sondern Schwachstellen aufzuzeigen und Alternativen zu entwickeln. Nach und nach bekommt man
so auch einen Überblick über die europäische Koproduktionslandschaft, weil die
Mitglieder aus vielen verschiedenen Mitgliedsstaaten der EU kommen und jeder
sein Land vorstellen muss.
Der erste Workshop fand noch in Paris statt, und wir alle dachten: „Oh, Paris
– das wird schön“. Das Programm erstreckte sich aber von morgens neun bis
abends neun, und dann war der Tag noch
nicht rum, sondern setzte sich fort bei einem ausgedehnten Essen, bei dem man
mit Sales Agents, Finanziers, Kollegen usw.
zusammengebracht wurde.
Welche Experten haben
Sie betreut?
Man hat bei ACE zwei Betreuer, an
die man sich immer wenden kann. Bei mir
waren das Colin Young und Ronan Girre
(ACE). Darüber hinaus hat es mir aber extrem geholfen, mit erfahrenen Vertretern
von Weltvertrieben wie Sébastien Beffa
(Films Distribution), Carl Clifton (Hand Made Films International), Charlotte Micki
(Celluloid Dreams) und Philippe Bober (The
Coproduction Office) eingehend zu sprechen und Menschen wie Jérome Paillard
(Cannes Film Markt), Jean-Luc Ormières
(Produzent & Berater) und Roberto Olla
(Eurimages) kennen zu lernen.
Was hat Ihnen an ACE besonders gefallen?
Dass die Welt kleiner geworden ist
und dass zu jeder Zeit eine vollkommen
offene Atmosphäre herrschte. Alles wird
gesagt, nichts verlässt den Raum. Das
Ganze hat ein bisschen was von einer verschworenen Gemeinschaft.
Ich hatte durch die Teilnahme an ACE
die Gelegenheit, mein Projekt noch einmal
komplett zu überdenken. Außerdem habe
ich angefangen über Filme nachzudenken,
die ich mit Irland, Kroatien, Ungarn, Spanien und und und machen könnte.
newsletter 3/2009
– MEDIA
Wem würden Sie ACE
empfehlen?
Ich würde ACE allen empfehlen, die
bereits zwei oder drei Kinoproduktionen
gestemmt haben und in Europa Fuß fassen wollen.
Die Anmeldefrist für das nächste
ACE-Programm endet am 22. Juni.
Weitere Informationen unter
www.ace-producers.com.
Senta Berger und Bruno Granz am
Set von „Satte Farben vor Schwarz“,
Foto: Christian Schulz/unafilm
• letter309_16-28
G
03.06.2009
leich wird hier eine Filmhochzeit stattfinden. Die Eltern der Braut, Anita und Fred,
gespielt von Senta Berger und Bruno Ganz,
werden mit einer schwarzen Limousine vorfahren, auf einem Feldweg parken, die letzten Meter zur Kapelle zu Fuß zurücklegen, auf halbem
Weg der entgegen eilenden Tochter in die Arme fallen. Das nach Jahrzehnten Ehe lebensund liebeserfahrene Paar steht im Zentrum von
„Satte Farben vor Schwarz“ (Arbeitstitel), dem
Erstlingsfilm der jungen Regisseurin Sophie
Heldman. Anita und Fred haben ein Geheimnis: Fred hat Krebs. Die Diagnose hat ihrer Beziehung, die so lange unmerklich gewachsen
ist und scheinbar immer einfach so weiter ging,
eine neue, bisher ignorierte Dimension gegeben: Endlichkeit.
Ausgangspunkt für die Geschichte, sagt die
Filmemacherin Sophie Heldman, sei ein Ehepaar
gewesen, das sie als Teenagerin kannte. „Es hat
mich immer sehr beeindruckt, wie gut die beiden miteinander umgingen.“ Vier Jahre hat sie
am Drehbuch gearbeitet, zunächst für beide Figuren 40 Jahre Lebensgeschichte aufgeschrieben. Dann den letzten Tag der Geschichte – der
im Film etwa zehn Minuten umfassen wird – als
eigenständigen Prosatext ausgearbeitet. Anita
und Fred treffen dort eine Entscheidung, sagt
Heldman, „weil sie wollen, nicht weil sie müssen.“ Darin sieht sie den zentralen Punkt des
Stoffs, in der Frage nach Eigenverantwortung
und individuellem Mut, Konsequenzen zu tragen. Von diesem letzten Tag an „rückwärts“ ist
das Drehbuch geschrieben worden. Und dessen Qualität dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass Bruno Ganz und Senta
Berger für das Projekt gewonnen
werden konnten.
Produziert
wird „Satte
Farben
12:29 Uhr
Seite 23
Schattierungen von Grün wohin man schaut. Hügellandschaft
bis zum Horizont, Wiesen, teils frisch gemäht, dazwischen locker
verstreute Baumgruppen. Einsam am Wegrand steht eine kleine,
leuchtend weiße Kapelle, direkt davor ein imposanter Lindenbaum.
An diesem fast wolkenlosen Maitag zeigt sich das Bergische
Land östlich von Köln von seiner schönsten Seite. Hochzeitswetter
für Sophie Heldmans Debütfilm „Satte Farben vor Schwarz“.
Setbesuch „Satte Farben vor Schwarz“
Freie
Entscheidung
VON CHRISTIAN SEEBAUM
vor Schwarz“ von Titus Kreyenbergs unafilm.
Das Gesamtbudget beträgt knapp zwei Millionen Euro. Es sei ihm sehr wichtig, sagt Kreyenberg, dass das eingesetzte Geld später so weit
wie möglich auch wirklich auf der Leinwand zu
sehen sein wird. Er spricht von „Kino“-Qualität
und von seinem Anspruch, mit jedem Projekt
weiter zu wachsen. Titus Kreyenberg hat seinen
Berufsweg als Produzent der legendären
Fernsehserie „Der
Fahnder“ begonnen – als
BUbububububub,
Foto: XXXXXX
Setbericht – newsletter 6/2009
kleine Reminiszenz beginnen die Auto-Nummernschilder in „Satte Farben“, der „irgendwo
in Deutschland“ spielen soll, mit den Buchstaben GX für Gleixen, jener fiktiven Stadt, in der
einst der Fahnder ermittelte. Auch beim „Fahnder“ habe er schon gerne mit Nachwuchsregisseuren zusammen gearbeitet, sagt Kreyenberg.
Insofern will er den Debütcharakter von „Satte Farben“ auch nicht als besonderes Risiko gelten
lassen. Mit dem
Verlauf
der Dreharbeiten bis zu diesem 21. von insgesamt 30 Drehtagen ist er hoch zufrieden. Was
dem Produzenten jedoch Stress macht, ist die
Finanzierung, die eine lange Liste von deutschen
und schweizer Partnern zusammenbringt: Die
Filmstiftung NRW ist mit 450.000 Euro dabei,
dazu BKM, DFFF, die Zürcher Filmstiftung, Eurimage, WDR, Arte und das Schweizer Fernsehen. „Wegen der Finanzkrise ist die Zwischenfinanzierung durch die Sparkassen viel problematischer geworden“, berichtet Kreyenberg,
„die wollen jetzt immer zunächst alle unterschriebenen Verträge sehen. Doch Film ist ein
schnelles Geschäft, da ist es ganz üblich, dass
bei Drehstart noch nicht alles vorliegt.“
An der Kapelle neben der Linde, unweit eines Örtchens namens Linde im Verwaltungskreis
Lindweiler geht es am Nachmittag dieses 21.
Drehtages fast so entspannt zu wie bei einem
Landausflug. Bruno Ganz sitzt im Schatten hinter einer großen Zeitung und studiert die Vorberichterstattung zum UEFA-Pokal-Endspiel, das
am Abend in der Türkei stattfinden wird. „Wie
sprechen die Türken noch mal Istanbul aus?“ –
„Ischtanbül“, sekundiert Barnaby Metschurat,
der im Film Freds Sohn verkörpert. Dann kommt
ein weiterer Wagen vom wenige Fahrminuten
entfernt gelegenen Basiscamp herüber. Es entsteigt – richtiger müsste man sagen: entschwebt
– Senta Berger in der Aufmachung als Brautmutter auf der gediegenen Hochzeitsfeier einer
Familie aus besseren Kreisen. Sie trägt schöne
Schuhe mit schmalem Absatz, Ton in Ton mit
einem eleganten, sommerlich-leichten Kleid und
umgehängtem Tuch, alles in einer geschmackvoll-dezenten Mischfarbe, für die es außerhalb
der Modewelt keinen Namen gibt. Ihre zierliche Gestalt bekommt in der bäuerlichen Waldund-Wiesen-Kulisse einen Hauch von Unwirklichkeit.
Kurz darauf sind auch die festlich herausgeputzten Statisten, die die Hochzeitsgesellschaft im Bildhintergrund darstellen, sowie der
als Pfarrer posierende echte örtliche Gemeindereferent („Ich bin Laie, das ist wichtig“) am
Drehort eingetroffen. Aufgenommen wird eine Totale: Die Limousine hält im Vordergrund,
es entsteigen zunächst Anita und Filmsohn
Patrick, Fred stellt den Wagen ab und folgt
ihnen in Richtung Kapelle. Eine lange Einstellung ohne Dialog. Aber erst mal
heißt es, warten bis alles bereit ist.
Weil die Sonne brennt, werden
für die Darsteller Schirme als
Schutz bereit gehalten. Während Senta Berger freundlich ablehnt („Ich werde höchstens braun, nicht
rot“), entwickelt Bruno Ganz in seinem
schwarzen Anzug mit dem Schirm in der
Hand plötzlich erstaunliche Ähnlichkeit mit
Pan Tau, einer frühen Größe des tschechischen Kinderfernsehens, es fehlt nur die
Melone. Dann gibt die Regisseurin das Signal für einen weiteren Take, und der
Schirm verschwindet. Auf die Frage, ob
es als Debütantin nicht schwierig sein
könne, mit solchen Leinwandgrößen
wie Bruno Ganz und Senta Berger zusammenzuarbeiten, antwortet Sophie
Heldman selbstbewusst: Das sei es
doch, was Filmemachen ausmache, die
Kombination von Erfahrung und Ausprobieren. „Egal, wie viel man zuvor schon gemacht
hat, jeder neue Film bedeutet einen gemeinsamen Aufbruch ins Unbekannte.“ Wohin der
diesmal führt, sehen wir Anfang 2010 im Kino.
23
• letter309_16-28
03.06.2009
Die kommenden
Tage
Johanna Wokalek wird nach „Der Baader
Meinhof Komplex“ und Sönke Wortmanns
„Die Päpstin“ die Reihe ihrer spannenden Rollen im neuen Film von Lars Kraume („Keine
Lieder über Liebe“) fortsetzen. „Die kommenden Tage“ erzählt vor dem Hintergrund der
instabilen Weltlage am Anfang des 21. Jahrhunderts die Lebensgeschichte der Protagonistin
Laura Kuper. Ihre Biografie und die Geschichte ihrer Familie führt den Zuschauer über die nahe Zukunft des nächsten Jahrzehnts in eine Utopie unserer Welt in zwanzig Jahren.
Die Produktion von Badlands wird im Sommer 2009 an 20 von 55 Drehtagen in NRW realisiert. Produzenten für Badlands sind Matthias Glasner, Lars Kraume, Jürgen Vogel, Katrin Schlösser und Frank Döhmann. Als Darsteller sind neben Johanna Wokalek, Bernadette Heerwagen („Ich bin die
Andere“), Daniel Brühl und August Diehl
dabei. „Die kommenden Tage“ ist nach „This
is Love“ das zweite Projekt der Badlands Film.
UFA Cinema wird den Film ins Kino bringen.
Badlands Büro Köln,
Tel. (0221) 27096945;
[email protected]
12:29 Uhr
Seite 24
Mit Glanz & Gloria
Die letzte Klappe für Dieter Wedels ,,Mit
Glanz & Gloria“ fiel am 24. Mai in NordrheinWestfalen. Für den Fernsehfilm wurden von Ende April an in Köln, Bonn, Bergisch-Gladbach,
Bensberg und Düsseldorf an zwölf der insgesamt 60 Drehtage Aufnahmen gemacht. „Mit
Glanz & Gloria“ ist ein Film über die Gier nach
Macht und Geld, die Sucht nach Luxus, Liebe,
Freundschaft in einer vom Profit bestimmten
Welt. In den Hauptrollen sind Ulrich Tukur,
Devid Striesow, Uwe Ochsenknecht,
Rennschwein Rudi
Rüssel
Er rennt, und rennt und rennt. Für nächsten 13
Folgenn der TV-Serie „Rennschwein Rudi
Rüssel“ wird vom 9. Juni bis zum 13. Oktober komplett in Overath und Umgebung gedreht. Relevant Film (Produzentin: Heike
Wiehle-Timm) produziert für die ARD im Auftrag des WDR (Redaktion: Brigitta Mühlenbeck). Rolf Wellingerhof und Wolfgang
Sascha
Schilf muss vor seinem Tod einen letzten Fall lösen und trifft auf die Welt der beiden Physiker
Sebastian und Oskar. Die Aufklärung eines Mordes wird zu einer Reise in ein Universum, in dem
alle feststellen müssen, dass die Realität etwas
anderes sein kann als das, wofür man sie gehalten hat. „Schilf“ ist ein philosophisches Drama mit physikalischen Elementen nach dem
gleichnamigen Roman von Juli Zeh.
Passend zum Thema des Krimis konnte Produzentin Manuela Stehr die Regisseurin
Claudia Lehmann gewinnen. Es wird der erste Film der promovierten Physikerin. Das Drehbuch schrieb Claudia Lehmann zusammen mit
Leonie Terfort. Wenn im Herbst dieses Jahres der Film komplett in Köln, Aachen und Umgebung gedreht wird, steht Benedict Neuenfels hinter der Kamera. „Schilf“ ist eine Produktion von X Filme Creative Pool, der
WDR ist als Sender dabei. X Verleih wird den
Film ins Kino bringen.
X Filme Creative Pool,
Tel. (030) 23083311;
[email protected]
Rund um den Kölner Eigelstein spielt die Migranten-Tragikomödie um den jungen Titelhelden Sascha und sein kompliziertes Leben: Mutter Stanka möchte aus ihm einen Starpianisten machen,
Vater Vlado würde ihn am liebsten nach Montenegro zurückschicken – und Sascha träumt indessen heimlich von seinem Klavierlehrer. Begonnen haben die Dreharbeiten zum Kinofilm
„Sascha“ (AT) am 19. Mai. Die Debütproduktion der jungen Kölner Firma eastart pictures wird an 25 Tagen noch bis Juli komplett in
Köln und Umgebung gedreht. Produzentin
Ewa Borowski und Filmemacher Dennis
Todorovic haben sich im allerersten Jahrgang
der ifs kennen gelernt. Verstärkt wird das Filmteam von Kameramann Andreas Köhler. Regisseur und Autor Dennis Todorovic, selbst zur
Mit dem Dokumentarfilm „Work Hard –
Play Hard“ unternimmt Regisseurin Carmen
Losmann eine Reise durch die postindustriellen Werkstätten der Wissens- und Dienstleistungsarbeit und untersucht die Utopie einer
neuen, freien Arbeit. Das dokumentarische
Roadmovie sucht episodische Portraits von Menschen, die auf unterschiedliche Weise damit zu
tun haben, andere Menschen „zukunftsfähig“
und „hochleistungstauglich“ zu machen. Erik
Winker produziert „Work Hard – Play Hard“
für die Kölner HUPE Film- und Fernsehproduktion.
HUPE, Tel. (0221) 20533700;
[email protected] [email protected]
24
Groos inszenieren die Folgen, für die Gabriele Kob, David Ungureit, Manfred Kosmann und Katharina Reschke das Drehbuch schrieben.
Vor der Kamera von Chris Rowe und Harald Cremer spielen Martin Lindow, Ilknur Boyraz, Peter Franke, Regine Vergeen, Lukas Karlsch, Aylin Yelda Sengül und Imge Ünlü.
Relevant Film, Tel. (040) 4132710,
[email protected]
Am „Sascha“-Set (v.l.): Luiz Melo Paiva e Silva
(Ton-Assi), Pierre Pasler (2nd Unit Kamera),
Martin Neuse (Oberbeleuchter), Andreas Köhler
(Kameramann), Foto: Richard Böhringer
Schilf
Work Hard –
Play Hard
Heinz Hoenig, Harald Krassnitzer, Kai
Wiesinger, Jeanette Hain, Sibel Kekilli, Katharina Wackernagel und Marion
Mitterhammer zu sehen. Der Fernsehzweiteiler ist eine Gemeinschaftsproduktion von
ARD Degeto, WDR, NDR, MDR, Radio
Bremen, ARTE und ORF in Koproduktion mit
der Bavaria Fernsehproduktion, Colonia Media und Bremedia. Produzenten sind Matthias Esche und Jan S. Kaiser, die Redaktion hat Jörn Klamroth.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;
[email protected]
Fliegende Bilder
Seit Oktober letzten Jahres arbeitet Filmemacher
Adolf Winkelmann („Contergan“) an seinem
neuen Projekt „Fliegende Bilder“, in dem es
um die filmische Inszenierung des Industriegebäudes Dortmunder U (Unionbrauerei)geht, das
bis 2010 zu einem Kunst- und Kreativzentrum
umgebaut wird. Adolf Winkelmann wird dessen Einweihung im Mai 2010 mit einer Filminstallation krönen: Die „Fliegenden Bilder“ sollen ein Porträt des Ruhrgebietes werden, skur-
Vorstadtkrokodile
Nach dem erfolgreichen Remake inszeniert
Christian Dittert auch „Vorstadtkrokodile 2: Das Abenteuer geht weiter”. Gedreht wird das Sequel der Krefelder Westside
mit Rat Pack (Produzent: Christian Becker
Ausführende Produzentin: Lena Olbrich) und
Constantin Film (Martin Moszkowicz)
vom 30. Juni bis zum 31. August in Köln, Dortmund und Porta Westfalica. Christian Ditter
Marie Brand und
das mörderische
Vergessen (AT)
Mariele Millowitsch ermittelt wieder als
Kommissarin „Marie Brand“: Im Pathologischen Institut der Uniklinik Köln wird der cholerische Dr. Jens Bergengruen vergiftet aufgefunden. Während seine Sekretärin, die unter ihm
zu leiden hatte, und Steffen Schmieder, der wegen Bergengruen unschuldig im Gefängnis saß,
ins Zentrum der Ermittlungen der Kommissare
Marie und Simmel geraten, entdeckt Marie,
dass auch der Vorgesetzte Professor Jacobsen
einen guten Grund hatte, Bergengruen zu beseitigen.
Cologne Film (Produzenten: Micha Terjung/Sabine de Mardt) realisiert die neue
Folge des TV-Krimis für das ZDF (Redaktion:
Klaus Bassiner, Wolfgang Feindt). Regisseur Florian Kern setzt das Buch von Wolfgang Stauch vom 5. Mai bis zum 9. Juni in
Köln und Umgebung in Szene. Neben Mariele Millowitsch stehen Hinnerk Schönemann, Stefan Reck, Thomas Heinze, Ulrich Noethen, Esther Zimmering und
Florian Panzner vor der Kamera von Bernd
Fischer.
Cologne Film, Tel. (0221) 934708-0;
[email protected]
Die Teufelskicker
Hälfte Tscheche, zur Hälfte Montenegriner, hat
das Drehbuch beim Berlinale Talent Campus entwickelt. Die Hauptrollen spielen der Newcomer
Sascha Kekez, Tim Bergmann („Echte Kerle”) und Pedja Bjelac („Harry Potter und der
Feuerkelch”). „Sascha“ entsteht ohne Senderbeteiligung.
Eastart Pictures, Tel. (0221) 16908976;
[email protected]
ril und exakt, kritisch und empathisch. Zurzeit
erarbeitet Winkelmann mit prominenten Schauspielern wie Peter Lohmeyer, August Zirner, Benjamin Sadler, Dietmar Bär, Katharina Wackernagel, Caroline Peters,
Stephan Kampwirth und mit Originaldarstellern in seinem Studio im Technologiezentrum
Dortmund die Installation „9 Fenster“ für die Vertikale im Dortmunder U.
Winkelmann Filmproduktion,
Tel. (0231) 97425550;
[email protected]
schrieb das Buch für die Fortsetzung zusammen
mit Neil Ennever. Zu den Darstellern gehören unter anderem Nick Romeo Reimann,
Fabian Halbig, Leonie Tepe, Manuel
Steitz, Nora Tschirner, Smudo, Maria
Schrader und Dietmar Bär. Die Kamera
führt Christian Rein. Der Constantin Film
Verleih wird den Jugend- und Kinderfilm wieder ins Kino bringen.
Westside, Tel. (02151) 6266620;
[email protected]
newsletter 3/2009
– Dreharbeiten
„Die Teufelskicker“ nach den gleichnamigen Hörbuch-Bestsellern von Frauke Nahrgang werden noch in diesem Jahr an 36 Drehtagen auch in NRW verfilmt. „Die Teufelskicker
sind eine Kinoproduktion der UFA Cinema in
Zusammenarbeit mit Phoenix Film. Die Produzenten sind Markus Brunnemann, Thomas Peter Friedl und Dr. Jürgen Schuster. Regie führt Granz Henman, das Drehbuch schrieb Christoph Silber. Held der „Teufelskicker“ ist Moritz. Er liebt Fußball, und der
SV Hulstorf, den sein Vater trainiert, ist sein Zuhause. Deswegen trifft es ihn hart, als sich seine Eltern trennen und er mit seiner etwas schrulligen Mutter zum grummeligen Opa Rudi ziehen muss ... Im Frühjahr 2010 sollen „Die Teufelskicker“ ins Kino kommen.
UFA Cinema, Tel. (0331) 70600
[email protected]
Unter Dir die Stadt
Regisseur Christoph Hochhäusler schrieb
zusammen mit Ulrich Peltzer das Buch für
„Unter Dir die Stadt“, der in der zweiten
Jahreshälfte an über 20 von 35 Drehtagen im
Großraum Köln realisiert wird. Nach „Falscher
Bekenner” produziert Heimatfilm damit
auch den neuesten Kinofilm von Hochhäusler:
In dem Drama verliebt sich der Bankmanager
Cordes in Svenja, die Frau eines Angestellten.
Eine heimliche Beziehung entwickelt sich, die
von Treffen zu Treffen existenziellere Züge annimmt. Roland benutzt seine Macht, um Svenjas Mann durch eine Versetzung aus dem Spiel
zu halten. Als sie davon erfährt, fühlt sie sich manipuliert und beendet die Affäre.
Als Kameramann ist Bernhard Keller dabei, die Redaktion für den WDR hat Michael André.
Heimatfilm, Tel. (0221) 977799-0;
[email protected]
• letter309_16-28
03.06.2009
12:29 Uhr
Seite 25
Freche Mädchen 2
Pandora Film
Wieder geht es für „Freche Mädchen“, auf
Basis der Mila-Hanna-Kati-Bücher der Autorin
Bianka Minte-König, um die Irrungen und
Wirrungen von Teenagern. Nach dem Erfolg des
ersten Films, den über eine Million Besucher gesehen haben, folgen im Sommer in NordrheinWestfalen (21 von 39 Drehtage) die Dreharbeiten für das Sequel. „Freche Mädchen 2“ inszeniert Regisseurin Ute Wieland nach einem
Drehbuch von Maggie Peren und Bianka
Minte-König für die collina filmproduktion in Koproduktion mit der Constantin Film.
Im Juni sollen die Dreharbeiten abgeschlossen
werden. Constantin bringt den Film ins Kino.
collina Filmproduktion, Tel. (089)
550618-0; [email protected]
„Im Alter von Ellen“ erzählt von der Sehnsucht nach Intimität und Zugehörigkeit. In ihrem zweiten Kinofilm nach dem preisgekrönten „Die Unerzogenen“ erzählt Pia Marais die Geschichte von Ellen, einer Stewardess in den
Vierzigern, deren Leben eine ungeahnte Wendung in das Unbekannte nimmt.
Jeanne Balibar spielt in der deutsch-französischen Koproduktion nach einem
Buch von Horst Markgraf und Pia Marais die Hauptrolle. Das Drama wird
von Claudia Steffen und Christoph Friedel für die Pandora Film produziert und von Juli bis September an 25 von 35 Tagen in Köln gedreht. Als Koproduzent engagiert sich die niederländische Elzevir Films, als Sender sind
der WDR (Redaktion: Andrea Hanke) und ARTE (Redaktion: Georg Steinert) dabei.
Für das Kino realisiert Pandora Film (Produzent Raimond Goebel, Produktionsleitung Elke Sasserath) den Puppenfilm „Rumpe & Tuli“, für den
Samy Challah, Stefan Silies und Till Nachtmann das Buch schreiben
und auch die Regie übernehmen. Die Story: Die Puppen Rumpe & Tuli müssen
in Köln ihren Zug verlassen und orientieren sich in der großen Stadt, ohne zu
wissen, dass sie hier auf ein dunkles Geheimnis ihrer Vergangenheit treffen werden. Im Juni und Juli wird der Film komplett in Köln und Umgebung gedreht.
Als Sender ist der WDR beteiligt.
Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected]
MMC Independent
Mit Hilfe modernster 3D-Technologie wird der
1987 im Kino erschienene Fantasy-Film „The
Gate“ neu verfilmt. Der Kultfilm spielte mehr
als das 10-fache seiner Herstellungskosten ein
und war der profitabelste kanadische Film im
Jahr 1988. Basierend auf dem Originalbuch von
Michael Nankin („Kampfstern Galactica“),
hat Autor Kerric Macdonald das Drehbuch
für das 3D-Remake verfasst: Als die beiden besten Freunde Glen und Terry über einen mysteriösen Kristall in Glens Garten stolpern, wird ihre Neugierde geweckt. Auf der Suche nach weiteren Kristallen stoßen sie dabei auf „The Gate“, eine unterirdische Kammer gefüllt mit
Angst einflößenden Gestalten. H2Omotionpictures / MMC Independent (Andras
Hamori, Bastie Griese) produzieren den
Fantasy-Kinofilm als Family Entertainment im
Herbst / Winter in den Kölner MMC Studios.
Insgesamt sind 45 Drehtage geplant, davon 40
in NRW. Regie wird Alex Winter führen.
Mit dem französischen Regisseur JeanPaul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“) realisiert die Kölner MMC Independent (Produzent: Bruno Pesery, Koproduzent: Bastie
Griese) im Winter die deutsch-französische Koproduktion „Foreign Affairs”. An 31 von 104
Drehtagen geht es in den Kölner MMC Studios um die französische Diplomatin Louise. Sie
wird in einen Spionagekomplott verwickelt, der
einem führenden globalen Wirtschaftsunternehmen Schaden in Milliardenhöhe zufügt. Der Kino-Thriller wird neben Köln und Umgebung
auch in Berlin realisiert und von Kameramann
Thierry Arbogast aufgenommen.
MMC, Tel. (02233) 517510;
[email protected]
Liebe ist alles
... ist der Titel einer neuen Doku-Serie, die die
Kölner Caligari Entertainment (Produzentin: Gabriele Walther) für den WDR (Redaktion: Philipp Bitterling) von Mai bis August
in NRW realisiert. In dem neuen Format erinnern sich Menschen an ihre erste Jugendliebe.
Als Moderatorin führt Marlene Lufen durch
die Folgen, in denen die Geschichten der Paare mit Bildern aus der Zeit illustriert werden.
Caligari Entertainment,
Tel. (0221) 88816402;
[email protected]
Puppenfilm „Rumpe und Tuli“: Zwei
Socken irren durch Köln, Foto: Till Nachtmann
Poll
Pina Bausch und Wim Wenders. Im September starten die Dreharbeiten zum 3D-Tanzfilm „Pina“,
Foto: Donata Wenders
Pina Bausch in 3D
„Die zweidimensionale Kinoleinwand war bislang nicht in der Lage, weder emotional noch
ästhetisch, Pina Bauschs Arbeit gerecht zu werden. 3D wird uns die Möglichkeit geben, den
Zuschauer direkt mit auf die Bühne zu nehmen,
mitten hinein ins Zentrum des Geschehens“,
sagt Wim Wenders, der seine lang geplante Zusammenarbeit mit Pina Bausch Dank der
neuen Technik nun endlich starten kann. Im September sollen die Dreharbeiten für den 3D-Tanzfilm „Pina“ beginnen, der als Koproduktion der
Neue Road Movies mit dem Tanztheater
Wuppertal Pina Bausch entsteht. „Bisher
gibt es in 3D noch kein Programm abseits des
Mainstreams. 3D-Produktionen werden noch
ausschließlich nach kommerziellen Gesichtspunkten entwickelt“, erklärt Produzent GianPiero Ringel, der mit dem Film aus Pina
Bauschs Tanzstücken „Café Müller“, „Das Frühlingsopfer“ und „Vollmond“ neue Maßstäbe setzen will.
Mehr Infos unter www.pina-bausch.de.
Elsani Film
Der in multikulturellen Gesellschaften einer globalisierten Welt immer dringenderen Fragen
nach „Heimat“ geht die emotionale Komödie
„Anduni“ nach, die esani film (Produzentin:
Anita Elsani) für das Kino produziert: Belinda (28) ist vor der Enge ihrer armenisch-türkischen Familie geflüchtet und verliert sich jetzt
in der Weite ihres deutschen Lebens. Doch als
ihr Vater stirbt, muss sie sich mit einer Hinterbliebenenrente, einer Änderungsschneiderei und
ihrer Herkunft auseinandersetzen. Je mehr Halt
sie darin findet, desto mehr entfremdet sie sich
von ihrem Freund.
Samira Radsi inszeniert das Drehbuch von
Karin Kaci im Herbst in Köln und Armenien.
Das Casting besorgt die Agentur „Die Besetzer“. Redakteurin für den WDR ist Andrea
Dreharbeiten – newsletter 3/2009
Hanke, den Verleih übernimmt Filmlichter.
Um seine schwangere Freundin zu retten,
verrät sich der illegal nach Deutschland eingereiste Agron an die Polizei. Doch sein großes Opfer führt in eine fatale Tragödie.
Dies ist die Handlung des Kurzfilms „Der
Schübling“, den Regisseur Visar Morina als
Abschlussfilm für die KHM realisiert. elsani
film produziert den Film zusammen mit der
KHM (Katrin Schlösser). Gedreht wird ausschließlich in NRW, voraussichtlich vom 26. Mai
bis 5. Juni. Die Hauptrollen spielen Gresa Pallaska und Astrit Kabashi aus Pristina. Die
Kamera wird Rolf Rosendahl führen, Produzentin ist Anita Elsani.
elsani film, Tel. (0221) 5108585
Das Drama „Poll“, das Chris Kraus („Vier Minuten“) nach seinem eigenen Drehbuch realisiert, spielt im Baltikum und wird von der Kordes & Kordes Film (Produzenten: Alexandra und Meike Kordes) als internationale
Koproduktion im Sommer vor allem in Estland
und an drei Tagen im Oktober auch in Köln realisiert. Federführend ist Dor Film aus Österreich
(Produzenten: Danny Krausz und Kurt
Stocker). In „Poll“ geht es um die dreizehnjährige Oda, die noch zu jung für die Liebe ist.
Der estnische Revolutionär Schnaps ist zu jung
für den Krieg. Beide jedoch altern so schnell aufeinander zu, als sie sich am Vorabend des Ersten Weltkrieges begegnen, dass sie fast in der
Gegenwart ankommen, so wild, modern, undenkbar ist ihre Liebe.
Als Darsteller konnten Jeanette Hain und
Edgar Selge gewonnen werden, die Kamera führt Judith Kaufmann. Den Schnitt wird
Uta Schmidt übernehmen. Der BR, SWR
und ARTE unterstützen die Produktion.
Kordes & Kordes Film,
Tel. (0211) 649 71 83;
[email protected]
Jud Süß! – Sympathie für den Teufel
„Jud Süß! – Sympathie für den Teufel“
heißt der neue Film von Oskar Roehler, den
er nach einem Drehbuch von Klaus Richter
noch in diesem Sommer auch in NordrheinWestfalen inszeniert. Roehler verfilmt mit Martina Gedeck, Tobias Moretti und Justus
von Dohnanyi die Lebensgeschichte des
Schauspielers Ferdinand Marian. Der spielte in Veit Harlans antisemitischem Hetzfilm
„Jud Süß“ die Hauptrolle und erhielt wegen seines Mitwirkens nach Ende des Krieges Auftrittsverbot. 1946 starb Ferdinand Marian bei einem
Autounfall.
Produziert wird „Jud Süß! – Sympathie für
den Teufel“ von der Clasart Film- und Fernsehproduktion in Koproduktion mit der österreichischen Novotny & Novotny und der ungarischen Budapest Film Productions. Den
Verleih übernimmt Concorde.
Tele München Gruppe,
Tel. (089) 290 930; [email protected]
25
• letter309_16-28
03.06.2009
12:29 Uhr
Seite 26
Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW
Mit besten Empfehlu
Eric Kandel in seinem Labor, Foto: FilmForm Köln
Nobelpreisträger und Gehirnforscher Eric Kandel ist die Haupt-
Jakobs Bruder
figur in Petra Seegers Dokumentarfilm „Auf der Suche nach dem
Kinostart: 4. Juni
Verleih: Alpha Medien Kontor
Gedächtnis“, den W-film am 25. Juni in die Kinos bringt. Zur
Vorführung des Films auf dem Int. Filmkongress wird Kandel
nach Köln kommen. Wolfgang Hippe sprach mit dem „Rockstar
der Neurowissenschaften“.
Interview Eric Kandel
Kino verändert
A
uf den ersten Blick mag man kaum glauben, dass es sich um Brüder handelt. Zu unterschiedlich sind Jakob und der jüngere Lorenz
in Aussehen, Auftreten und Temperament. Als
Kinder waren sie unzertrennlich, später zerbrachen die Bande, weil Lorenz einmal zu oft dem
Bruder ein Schlamassel bereitete. Jetzt aber steht
Lorenz vor Jakobs Tür und bittet um Hilfe, weil
bei der Mutter Alzheimer diagnostiziert wurde.
Gemeinsam begeben sie sich auf die Reise, nehmen die junge Tramperin Lara (Nachwuchstalent Sophie Rogall) mit, bleiben nach einer Panne stecken, streiten sich endlos und wachsen
doch wieder zusammen.
Ein Kumpelfilm unter Brüdern, ein Road Mo-
Spielverderber
Herr Dr. Kandel, Sie sollen gesagt haben „you never use the same brain twice“. Ändert jede Diskussion, jeder Dialog unser Gehirn
und unseren Verstand?
Ich habe das so nicht formuliert. Ich sagte, wenn jemand ein Gespräch geführt hat,
und er erinnert sich an das, womit sich das
Gespräch befasst hat, hat sich sein Gehirn teilweise verändert. Ihr Gehirn verändert sich
strukturell, weil Sie im Laufe Ihres Lebens unterschiedliche Erfahrungen machen und jede dieser Erfahrungen Ihr Gehirn beeinflusst.
Stellt sich dieser Effekt auch
ein, wenn man einen Film sieht?
Sicher. Wenn Sie sich an einen Film erinnern, dann deshalb, weil er einen lebhaften Eindruck bei Ihnen hinterlassen hat. Wenn
Sie das Kino verlassen, sind Sie ein bisschen
eine andere Person geworden.
Warum erinnern wir uns an
manchen Film intensiver als an ein
Ereignis aus unserem wirklichen
Leben?
Viele Dinge, die im wirklichen Leben
passieren, sind einfach langweilig. Filme versuchen dagegen, das Interesse der Zuschauer zu wecken und sie zu verzaubern. Gute Fil-
26
me sind erfolgreich, weil sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie bleiben in Ihrem Gedächtnis haften, weil sie Sie beeindruckt haben.
Erinnern Sie sich an Filme, die
eine gewisse Bedeutung für Sie
hatten oder haben?
Insbesondere erinnere ich mich an „Auf
der Suche nach dem Gedächtnis”, weil es für
mich sehr sonderbar ist, einen Film über mich
selbst zu sehen. Wenn man sich selbst beobachtet, unterscheidet sich das Ergebnis sehr
von dem, was auf der Leinwand zu sehen ist.
Wie haben Sie sich bei den
Dreharbeiten gefühlt ? War die
Kamera Ihr Freund oder fühlten
Sie sich eher bei der Arbeit gestört?
Die Dreharbeiten waren ganz unangestrengt und angenehm. Petra Seeger ist eine wundervolle Filmemacherin. Man kann
sich ihr vollkommen anvertrauen, sie war nie
aufdringlich. Es gab kein Skript, es gab keine Proben, es gab kein Make up. Sie filmte
einfach, wenn ich redete und mich mit meinen Kollegen und meiner Familie austauschte. Alles war ganz normal, als wenn Petra gar
nicht dabei gewesen wäre.
Kinostart: 11. Juni
Verleih: Zorro Filmverleih
S
chwarze Sau! – Das ist eine der ältesten Beschimpfungen dieses Berufsstands, und es
ist beileibe nicht die schlimmste. Fußballschiedsrichter brauchen ein dickes Fell, gute Kondition, ein sicheres Auge, unerschütterliches Selbstbewusstsein und – Mut zur Fehlentscheidung.
Mit einem absolut treffsicheren Plakatmotiv
rückt nun endlich ein Dokumentarfilm an, dessen Untersuchungsgegenstand so nahe liegt,
dass es schon wieder originell ist. Tatsächlich
gibt es bislang noch keinen abendfüllenden Film
über Fußball-Schiedsrichter. Diese Lücke wird
nun geschlossen mit einem sachkundigen Beitrag, der mit drei Protagonisten von den Höhen der internationalen Fußballschauplätze
(Herbert Fandel) über jahrzehntelange Erfahrung im Amateursport des Ruhrgebiets (Oreste Steiner) bis zum 14-jährigen Nachwuchs im
Anwärterlehrgang (Kevin Prösdorf) ein beachtliches Spektrum höchst unterhaltsam absteckt.
Zu Recht gab es für diese gelungene Arbeit den
Hessischen Filmpreis für den Dokumentarfilm.
Deutschland 2007
Regie: Georg Nonnenmacher, Henning Drechsler;
Drehbuch: Georg Nonnenmacher, Henning Drechsler; Produktion: Busse & Halberschmidt in Koproduktion mit Sehstern Filmproduktion;
www.spielverderber-der-film.de
newsletter 3/2009
– Kinovorschau
vie durch die norddeutschen Tiefebenen: Daniel
Waltas Regiedebüt schafft einen schillernden
Rahmen für zwei gut aufgelegte Stars. Klaus J.
Behrendt und Christoph Maria Herbst zeigen in
dieser sensiblen, amüsanten Tragikomödie fernab von ihren angestammten Erfolgsrollen als
„Tatort“-Kommissar und Büroschreck „Stromberg“, dass sie als Schauspieler viel zu bieten haben, wenn man sie nur lässt. „Jakobs Bruder“
war der Gewinnerfilm des 18. Filmfests Lünen
2007. Gedreht wurde 2007 u.a in Freudenberg/Westfalen, Siegen, Littfeld, Reichhof Wildberg/Bergerhof und Drolshagen.
Deutschland 2007
Regie: Daniel Walta; Drehbuch: Daniel Walta,
Oliver Pautsch; Darsteller: Klaus J. Behrendt,
Christoph Maria Herbst, Sophie Rogall, Hannelore
Elsner, Julia Maria Köhler, Wolfgang Packhäuser ;
Produktion: Thomas Schmidt Film- und
TV-Produktions in Koproduktion mit dem NDR;
www.jakobsbruder.de
• letter309_16-28
03.06.2009
12:29 Uhr
Seite 27
RW
ehlungen
Mullewapp –
das große
Kinoabenteuer
der Freunde
stoph Maria Herbst und Joachim Król leihen den
drei Freunden ihre Stimmen für das Kinoabenteuer, das in prächtigen Aquarellfarben einen
kurzweiligen und intelligenten Filmspaß für die
ganze Familie bietet. Genau hinhören sollte man,
wenn die Henne Marylin spricht, den deren Part
hat Eislaufstar Katarina Witt übernommen.
Kinostart: 23. Juli
Verleih: Kinowelt
Johnny Mauser, Franz von Hahn und der dikke Waldemar sind die besten Freunde. Das haben sie in den erfolgreichen Kinderbüchern von
Helme Heine bewiesen. Jetzt erobern sie von
ihrem Bauernhof Mullewapp aus auch die Kinoleinwand.
Der Film erzählt, wie aus
den Dreien, die sich zuerst
gar nicht leiden konnten, die
besten Freunde wurden.
Denn als Johnny Mauser eines Tages auf dem Bauernhof
Mullewapp auftaucht, gibt er
fürchterlich an, was für ein
tapferer Held er doch ist.
Dann aber wird das Lämmchen Wolke entführt, und
Johnny muss beweisen,
dass er tatsächlich ein wahrer Held ist und Wolke gemeinsam mit Franz und Waldemar retten kann ...
Benno Fürmann, Chri-
Deuschland 2009
Regie: Tony Loeser und Jesper Møller; Vorlage: Helme Heine und Gisela von Radowitz; Drehbuch: Bettine von Borries und Achim von Borries; Sprecher:
Benno Fürmann, Christoph Maria Herbst, Joachim
Król, Katarina Witt u.a.; Produktion: MotionWorks
in Koproduktion mit Jugendfilm, WDR, 2d3D Animations und Enanimation; www.mullewapp.kinowelt.de
Die Kinder der
Seidenstraße
Kinostart: 30. Juli
Verleih: 3 Rosen
D
er englische Reporter George Hogg erlebt
1938 den Terror japanischer Besatzertruppen in Chinas Hauptstadt Nanking am eigenen
Leibe. Als er die Massaker fotografiert, wird er
unter den Säbel des Henkers geführt – und in
letzter Sekunde von chinesischen Truppen unter dem Kommando des Widerständlers Chen
gerettet. Hogg wird zu einem Dorf im Hinterland geführt, das ebenfalls vom Einmarsch der
Besatzer bedroht ist. Die über 60 Kinder im dortigen Waisenhaus entfachen in ihm mehr als berufliches Interesse. Zusammen mit der ameri-
kanischen Krankenschwester Lee organisiert er
eine Massenflucht – quer durch die winterliche
Wüste. Nach einer wahren Begebenheit inszenierte Bond-Regisseur und Spannungsspezialist
Roger Spottiswoode ein prominent besetztes
episches Abenteuer mit melodramatischen Untertönen. Die wuchtigen Landschaftspanoramen
des chinesischen Kameramanns Zhao Xiaoding
(„Hero“) sorgen auch visuell für einen würdigen
Nachfolger des thematisch ähnlich gelagerten
Filmklassikers „Die Herberge zur sechsten Glückseligkeit“.
Australien/China/Deutschland 2008
Regie: Roger Spottiswoode; Drehbuch: Jane
Hawksley, James MacManus; Darsteller: Jonathan
Rhys Meyers, Radha Mitchell, Chow Yun-Fat,
Michelle Yeoh, Guang Li, Anastasia Kolpakova;
Produktion: Bluewater Pictures und
Ming Production in Koproduktion mit
zero west Filmproduktion und zero fiction film
Salami Aleikum
Kinostart: 23. Juli
Verleih: Zorro Filmverleih
M
ohsen ist der Sohn persischer Migranten in Köln. Er
wohnt auch mit 30 noch zu Hause, arbeitet in Vaters
Schlachterei, kann aber kein Blut sehen und kompensiert das
Handicap mit Stricken. Als Vaters Betrieb das Aus droht, will
Mohsen mit einem Schafekauf in Polen die Rettung erzwingen. Auf dem Weg dorthin strandet er im ostdeutschen Oberniederwalde und trifft Ana – die groß ist, blond und stark,
Automechanikerin, Ex-Kugelstoßerin, Vegetarierin. Für Mohsen ist es die Frau seines Lebens, und deshalb gibt er sich als
Textilhändler aus. Damit ist er plötzlich für die Dörfler interessant, denn die hoffen nun, dass der reiche Muselmann den
heimatlichen VEB-Betrieb „Textile Freuden“ kauft und wieder flott macht. Nicht nur das bringt Mohsen ins Schwitzen.
Nach der dramatischen Dokumentation „Lost Children“
über Kinderschicksale in Ugandas Bürgerkrieg wagt Ali Samadi Ahadi mit seinem Spielfilmdebüt eine drastische Imagewende ins komische Fach – und triumphiert auf ganzer Linie. Mit einer originellen Geschichte, spielfreudig auftrumpfenden Darstellern und entwaffnendem Witz gelang ein mitreißendes modernes Märchen, das auch in den nachdenklicheren Momenten seinen Auftrag nicht vergisst – gute Kinounterhaltung.
Deutschland 2009
Regie: Ali Samadi Ahadi; Drehbuch: Arne Nolting, Ali Samadi Ahadi; Darsteller: Navid Akhavan, Anna Böger, Michael Niavarani,
Proschat Madani, Wolfgang Stumph, Caroline Schreiber, Stephan
Grossmann; Produktion: Dreamer Joint Venture Filmproduktion in
Koproduktion mit ZDF; www.salami-aleikum.de
Kinovorschau – newsletter 3/2009
Maria, ihm
schmeckt’s nicht!
Kinostart: 6. August
Verleih: Constantin Film
2
003 erklomm das Buch „Maria, ihm
schmeckt’s nicht“ die Bestsellerlisten. Der
Autor Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren
und in Meerbusch aufgewachsen, Stern-Kolumnist und ehemaliger Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung, verarbeitete darin seine eigenen Erfahrungen: Weiler heiratete eine Italienerin. Die Erlebnisse mit der Familie seiner Frau sowie die Erzählungen seines
Schwiegervaters, der einst als italienischer Gastarbeiter in Deutschland arbeitete, bilden den
Kern der Handlung. Ergänzt wird das Ganze mit
Episoden rund um einen Besuch in Italien.
Aus diesen Motiven hat die Regisseurin Neele Leana Vollmar („Urlaub vom Leben“, „Fried-
liche Zeiten“) eine Komödie über den Clash der
Kulturen inszeniert. Der im Buch namenlose IchErzähler wird in der Verfilmung zu Jan (Christian Ulmen), der die Deutsch-Italienerin Sara (Mina Tander) heiraten will. Er möchte es ohne großes Tamtam, nur standesamtlich tun. Der Vater der Braut, Antonio Marcipane (Lino Banfi),
besteht aber auf einer Heirat in der Kirche, mit
einer großen Familienfeier in Süditalien. In Campobello tauchen für Jan schon bald neue
Schwierigkeiten mit der südländischen Lebensart und den Essgewohnheiten auf.
Neben den Dreharbeiten in Italien wurden
Teile des Films in Krefeld und Duisburg realisiert.
Deutschland / Italien 2009
Regie: Neele Leana Vollmar; Drehbuch: Daniel
Speck, Jan Weiler nach Jan Weilers gleichnamigem
Buch; Darsteller: Christian Ulmen, Lino Banfi, Mina
Tander, Maren Kroymann, Sergio Rubini, Peter Prager, Gundi Ellert; Produktion: Claussen & Wöbke
Filmproduktion, Orisa Produzioni;
www.maria.film.de
27
• letter309_16-28
03.06.2009
12:29 Uhr
Seite 28
GRATULIEREN
CHARLOTTE GAINSBOURG
BEST PERFORMANCE BY AN ACTRESS
CANNES 2009
FÜR IHRE ROLLE IN
LARS VON TRIERS „ANTICHRIST”
Wir bedanken uns bei der FILMSTIFTUNG NRW und bei ZDF/ARTE für die Unterstützung.