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• letter309_01-15 03.06.2009 12:23 Uhr Seite 1 Ausgabe 3 – Juni 2009 Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW Schwerpunkt Im Gespräch Setbericht Vorschau Teamarbeit am Set Lars von Trier Eric Kandel Satte Farben vor Schwarz Filmkongress – das Programm 1 • letter309_01-15 03.06.2009 Montag, 22. Juni Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier 11:30-13:00 Uhr Unabhängig in den USA und in NRW Begrüßung durch den Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, Michael Schmid-Ospach Keynote: Tom Tykwer, Produzent/Regisseur; Moderation: Scott Roxborough, Journalist; Diskussion: Michelle Byrd, IFP New York, Peter Herrmann, Produzent Desert Flower Filmproductions, Tom Tykwer, Produzent/ Regisseur , Verena Lueken, stellv. Chefin Feuilleton FAZ Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier 14:00-15:30 Uhr Drehbuchschreiben – Lust und Frust in Kooperation mit dem Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V. Keynote: Markus Stromiedel, Roman- und Drehbuchautor; Moderation: Luzia Braun, Redakteurin Aspekte, ZDF; Diskussion: Dr. Michael Bhatty, Autor und Game Designer/Director, Reinhold Elschot, Leiter der Hauptredaktion Fernsehspiel / stellv. Programmdirektor ZDF, Markus Stromiedel, Ruth Toma, Drehbuchautorin, Winka Wulff, Geschäftsführerin Colonia Media ; Auditorium: Katharina Uppenbrink, GF VDD Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier 16:00-17:30 Uhr Wer genau ist das Publikum der Zukunft? Moderation: Peter Claus, Radiomoderator und Journalist; Diskussion: Christian Gisy, Vorstand CinemaxX AG, Marianne Menze, Geschäftsführerin Essener Filmkunsttheater, Christoph Ott, Head of Campaign NFP marketing & distribution, Uli Putz, Produzentin Claussen, Wöbke und Putz Dienstag, 23. Juni Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier 11:00-12:30 Uhr Kredite trotz Krise: Filmfinanzierung unterm Bankenschirm 12:23 Uhr Seite 2 Der Internationale Filmkongress der Filmstiftung NRW 2009 im Rahmen des 21. medienforum.nrw Panels, Filme, Namen T KINOBLEIBT? ! K R I S E KO MM Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier 16:00-16:45 Uhr Location Service aus Tirol und Dänemark – Die Film Commissions Cine Tirol und Oresund stellen sich vor. Begrüßung durch den Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, Michael Schmid-Ospach Hyatt Regency Köln, Kennedy-Ufer 2A 15:00-16:00 Uhr Preisverleihung Dokumentarfilmpreis und Förderpreis Filmstiftung NRW und PHOENIX zeichnen gemeinsam filmisch herausragende Arbeiten zum Thema „Wandel und Veränderung“ mit dem PHOENIX-Dokumentarfilmpreis und PHOENIX-Förderpreis aus. Begrüßung durch Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW und Michael Hirz, Programmdirektor PHOENIX – mit gesonderter Einladung – Vortrag: Ulrik Bolt Jörgensen, Oresund Film Commission, und Johannes Köck, Cine Tirol Film Commission Rahmenprogramm Montag, 22. Juni Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.drei 12:45-13:45 Uhr Projektpräsentation A Triangle Dialogue – eine Initiative der Filmstiftung NRW. Eröffnung durch Michael Schmid-Ospach und Grußwort von Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers. Cinenova, Köln 21:30 Uhr Screening „A Triangle Dialogue“ Kooperation und interkultureller Austausch zwischen Andrzej Wajda Master School of Film Directing, Warschau, Sam Spiegel Film and Television School, Jerusalem und ifs internationale filmschule köln, 116 Min. – mit gesonderter Einladung – Präsentation des gemeinsamen Dokumentarfilmprojektes „A Triangle Dialogue“ durch Repräsentanten der beteiligten Filmschulen: Andrzej Wajda Master School of Film Directing, Warschau, Sam Spiegel Film and Television School, Jerusalem, und ifs internationale filmschule köln. – nach vorheriger Anmeldung – Auf der Suche nach dem Gedächtnis Fräulein Stinnes fährt um die Welt Moderation: Dirk Dotzert, Berater ; Keynote: Sylvie El Sayegh, Cofiloisirs S.A.; Diskussion: Andreas Brey, DZ BANK AG, Sylvie El Sayegh, Cofiloisirs S.A., Christoph Friedel, Produzent Pandora Film, Markus Röhle, NRW.Bank Schläft ein Lied in allen Dingen Koelnmesse, Rheinparkhalle, raum.vier 14:00-15:30 Uhr Vom Oberhausener Manifest bis nach Karlsruhe – Gefahren für die Filmförderung Einführung und Moderation: Frank Olbert, Journalist Kölner Stadtanzeiger; Diskussion: Peter Dinges, Vorstand FFA Filmförderanstalt, Harro von Have, Rechtsanwalt Unverzagt von Have, Steffen Kuchenreuther, Präsident SPIO, Ralf Schilling, Geschäftsführer United Cinemas International Multiplex, Tom Spieß, Produzent Little Shark Entertainment, Alexander Thies, Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen Die Kinder der Seidenstraße Antichrist KinoSpecials Sturm Freitag, 19. Juni Radstadion Albert-Richter-Bahn, Einlass ab 21:00 Uhr, Beginn ca. 22:00 Uhr open air (überdachte Sitzplätze) Kurzfilm: Edgar von Fabian Busch, D 2009, 12 Min. Fräulein Stinnes fährt um die Welt von Erica von Moeller, D 2009, 90 Min., Deutsche Fassung Das Vaterspiel 2 newsletter 3/2009 – Programm Int. Filmkongress Samstag, 20. Juni Cinenova, 19:00 Uhr Kurzfilm: Between von Tim Bollinger, D 2008, 5 Min. Filmkongress Eröffnungspremiere Sturm von Hans-Christian Schmid, D/DK/NL 2009, 105 Min., OF mit dt. UT Sonntag, 21. Juni Filmforum NRW, 14:00 Uhr Präsentation des Filmstiftungs- und Tele 5 Nachwuchsförderpreisträgers Flucht in Betten von Johannes Disselhoff, D 2009, 89 Sek. Kinospot zum Thema „Wir lieben Kino“; Produktion: Tele 5 in Kooperation mit Lüthje & Schneider Filmproduktion GbR Kurzfilm: Amoklove von Julia C. Kaiser, D 2008, 10 Min. Schläft ein Lied in allen Dingen von Andreas Struck, D 2009, 86 Min., Deutsche Fassung Sonntag, 21. Juni Cinenova, 17:30 Uhr Kurzfilm: Photograph of Jesus von Laurie Hill, UK 2008, 6:30 Min. Premiere Auf der Suche nach dem Gedächtnis von Petra Seeger, D/USA 2008, 95 Min., OF mit dt. UT Sonntag, 21. Juni Cinenova, 21:00 Uhr Filmkongress Eröffnungspremiere Antichrist von Lars von Trier, D/DK/F/I 2008, 95 Min., OF engl. Montag, 22. Juni Cinenova, 19:00 Uhr Kurzfilm: Muto von Blu , IT 2008, 7 Min. NRW-Premiere Das Vaterspiel von Michael Glawogger, D/A/F 2009, 117 Min., Deutsche Fassung Dienstag, 23. Juni Filmforum NRW, 19:00 Uhr Ein nominierter Beitrag zum 19. Deutschen Kamerapreis Köln KRONOS. Ende und Anfang von Olav F. Wehling, D 2007/2008, 87 Min., OF mit engl. UT Mittwoch, 24. Juni Filmforum NRW, 19:00 Uhr Kurzfilm: Nachtschatten von Eike Mosler, D 2009, 4 Min. Premiere Die Kinder der Seidenstraße von Roger Spottiswoode, D/AU/CH 2008, 114 Min., Deutsche Fassung Mehr Infos zum Programm unter www.filmstiftung.de oder direkt bei der Filmstiftung NRW unter der Telefonnummer (0211) 930500. Akkreditierungen unter www.medienforum.nrw.de • letter309_01-15 03.06.2009 12:23 Uhr Seite 3 Inhalt Schwerpunkt: Die Chemie muss stimmen 2 Programm des Int. Filmkongresses der Filmstiftung NRW 4 Meldungen Branche, Kinos, Festivals, Preise Krieg und Frieden am Set 8 Licht für Zwerge und Superstars Firmenporträt MLS Magic light + sound 11 Reales für Kurze Das Kinder-Dokumentarfilmprojekt dok you 12 Auf dem Sprung Die Seite für den Filmnachwuchs 14 Kunst oder Kinder oder beides? Die Zukunft des Sonderpreises NRW 15 Ein Traum, der ein Film wurde Lars von Trier in Cannes A uf der ganzen Welt gibt es keinen einsameren Ort als das Bergfest einer Filmproduktion. Zumindest für den, der nur als Gast dabei sein darf, wenn die Beteiligten ausgelassen die Halbzeit der Dreharbeiten feiern. Wer nicht zum Team gehört, findet da keinen Zugang und kann nur von außen verwundert zuschauen, was für verschworene Gemeinschaften sich in ein paar Wochen bilden können. Es ist wie bei Diamanten: Hoher Druck erzeugt hohe Dichte. Der Stress am Set schweißt die Menschen eng zusammen. Im Schwerpunkt des Newsletter wollen wir dieser Gemeinschaft auf Zeit ein bisschen auf den Zahn fühlen, denn so reibungslos, wie die Bergfeste und Teamfilme es vorgaukeln, läuft es am Set nicht immer. Stress erzeugt eben nicht nur Kameradschaft, sondern auch Konflikte, die die Produktion lähmen und unnötig Geld verbrennen können. Wir haben uns umgehört, wie die Menschen bei den Dreharbeiten miteinander umgehen und wie sie mit dem „Schwarzen Loch“ nach der letzten Klappe klar kommen, wenn sich die Ersatzfamilie von einem Tag auf den anderen in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Aber es gibt ja auch die treuen Filmpaare, die seit Jahren zusammen arbeiten und sich blind aufeinander verlassen können. Regisseur Sönke Wortmann und Kameramann Tom Fährmann bilden so ein Paar. Sie verraten uns im Interview das Geheimnis ihrer bewährten Teamarbeit. Am Beispiel von „12 Winter“ erzählt Casterin Iris Baumüller, wie wichtig es ist, schon bei der Besetzung darauf zu achten, dass die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt und – um bei den Schauspielern zu bleiben – fragen wir außerdem nach, warum es heute auf der Leinwand keine deutschen Kino-Traumpaare wie Maria Schell und O.W. Fischer mehr gibt. Darüber hinaus blickt das Heft schon einmal nach vorne auf den Internationalen Filmkongress, zu dem die Filmstiftung NRW im Rahmen des medienforum.nrw vom 20. bis 23. Juni nach Köln einlädt. Der Newsletter präsentiert das gesamte Programm und ein Interview mit Nobelpreisträger Eric Kandel. Der charismatische Gehirnforscher ist die Hauptfigur in Petra Seegers Dokumentarfilm „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“, der in Anwesenheit von Kandel in der Reihe KinoSpecial des Filmkongresses zu sehen ist. Das gilt auch für Lars von Triers neuen Film „Antichrist“. Wir haben den dänischen Schwerpunkt: Die Chemie muss stimmen 16 Rücken an Rücken Interview Sönke Wortmann und Tom Fährmann 17 Von 180 auf 0 Das Schwarze Loch am Ende der Dreharbeiten 18 Prima Klima?! Konflikte am Set und Bewältigungsstrategien 19 Mittlerin der Harmonie Casting für „Zwölf Winter“ 20 Sag mir, wo die Paare sind Über das Verschwinden der Traumpaare von der Leinwand 21 Angstfreies Drehen Interview Surk-Ki Schrade 22 MEDIA 23 Freie Entscheidung Am Set von „Satte Farben vor Schwarz“ Cannes-Gewinnerin Charlotte Gainsbourg in Lars von Triers „Antichrist“, der nach der Premiere an der Croisette auch auf dem Internationalen Filmkongress der Filmstiftung zu sehen ist. Foto: MFA+ FilmDistribution e.K. 24 Dreharbeiten in NRW 26 Kino verändert Interview Nobelpreisträger Eric Kandel 26 Regisseur in Cannes getroffen, wo er für kontroverse Diskussionen sorgte. Weitere Themen der Juni-Ausgabe des Newsletter sind neben den bewährten Meldungen aus und über die Branche ein kurzer Rückblick auf die NRW-Events in Cannes und ein Ausblick auf den aktuellen Stand des Kinder-Dokumentarfilmprojektes dok you. Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Rüdiger Bertram Chefredakteur Editorial – newsletter 3/2009 „Mit besten Empfehlungen“ Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Jakobs Bruder“, „Maria, ihm schmeckt´s nicht“, „Mullewapp“, „Spielverderber“, „Salami Aleikum“, „Die Kinder der Seidenstraße“ 11 Impressum Schwerpunkt Juli Internationaler Filmkongress Der nächste Newsletter blickt als Sonderausgabe auf den Internationalen Filmkongress zurück und fasst noch einmal alle Diskussionen und Veranstaltungen zusammen. Ab dem 24. Juli ist das neue Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden. 3 • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 4 Tag/Traum an Bavaria Seit fast 30 Jahren produziert die Kölner Tag/Traum Filmproduktion Dokumentarund Spielfilme für Kino und Fernsehen. Jetzt hat die Münchener Bavaria Film 51 Prozent der Anteile übernommen. Im Programmsegment hochwertiger dokumentarischer Formate sei Tag/Traum „eine interessante Ergänzung der Bavaria Film Gruppe am wichtigen Standort NRW“, begründet Bavaria-Sprecher Tobias Gerlach den Schritt. Auch Gerd Haag, Tag/Traum-Produzent, Mitgesellschafter und Professor für Kreatives Produzieren an der ifs internationalen filmschule köln, ist mit der Entwicklung zufrieden. Man habe „mitten in der Zeit des medialen Umbruchs und der Neubestimmung“ einen strategischen Partner gesucht und ihn in der Bavaria gefunden. Haag geht davon aus, dass die neue Verbindung „die kreativen Kräfte der German Films Previews zum 3. Mal in Köln „Keine Angst“ vor Bayern: Die Produktion der Kölner Tag/Traum feiert Premiere auf dem Filmfest München. Foto: Willi Weber Firma noch besser freisetzen wird, denn das inhaltliche Konzept ist der common ground unserer Allianz“. Auch am 27. Juni ist Tag/Traum in Bayern präsent. Dann feiert der von Tag/Traum produzierte Spielfilm „Keine Angst“ von Aelrun Goette beim Filmfest München Premiere. Tag/Traum, Tel. (0221) 65025900; [email protected] Network Movie mit neuer Führung Seit dem 1. Juni ist Wolfgang Cimera neuer Geschäftsführer und Produzent der Network Movie Film- und Fernsehproduktion in Köln, einer Tochtergesellschaft der ZDF Enterprises. Cimera ist Nachfolger Wolfgang Cimera, Foto: von Reinhold Elschot, der in Mathias Bothor der Nachfolge von Hans Janke Fernsehfilm-Chef und Stellvertretender Programmdirektor des ZDF wird. Cimera leitet die Firma gemeinsam mit Jutta Lieck-Klenke. Die bisherigen Aufgaben von Cimera hat als neue Herstellungsleiterin Annette Oswald übernommen. Cimera zeichnete in seinen vier Jahren als Herstellungsleiter bei Network Mo- vie u.a. für Filme wie „Entführt“ und „Stralsund – Mörderische Verfolgung“, Reihen wie „Nachtschicht“ und „Lutter“ oder Serien wie „Soko Köln“ mit verantwortlich. Annette Oswald wechselt für die neue Aufgabe von München an den Rhein. Zu den von ihr betreuten Filmen gehören u.a. „Die Musterknaben“ und „Manila“. Ganz aktuell konnte sich Network Movie auf dem Festival de Cannes über einen Preis für den Debütfilm „Lost Persons Area“ von Caroline Strubbe freuen. Die internationale Koproduktion, die in der Sektion Semaine de la Critique lief, erhielt den Preis des Verbandes der französischen Drehbuchautoren und Komponisten. Network Movie, Tel. (0221) 94888-0; [email protected] Volle Punktzahl für CinePostproduction Geyer Köln telbearbeitung und Retusche bis zum HD-Master. Jetzt erzielten die Kölner im Rahmen der Zertifizierung zum Kodak Imagecare Programm die volle Punktzahl in allen geprüften Kategorien der Negativentwicklung. Damit zählt das Unternehmen zum Kreis von 50 Filmlaboren weltweit, die sich den Anforderungen des strengen Qualitätssicherungsprogramms von Kodak hinsichtlich der Prozesse, Mitarbeiterqualifizierung und Dokumentation erfolgreich unterzogen haben. CinePostproduction Geyer Köln, Tel. (0221) 2833100; [email protected] Stefan Müller, Geschäftsführer der CinePostproduction, hat neben dem Ressort Produktion/Technologie auch die Gesamtverantwortung für den Vertrieb übernommen. Ihm berichtet Sebastian Gassner, seit Jahresbeginn Vertriebschef der CinePostproduction Geyer Köln. Die NRW-Niederlassung hat den kompletten HD-Workflow im Angebot – von der Abtastung über Farbkorrektur, Online-Schnitt, Ti- ConradFilm mit „Macho Man“ 2003 saßen Marc Conrad und Moritz Netenjakob zusammen und wollten einen Film entwickeln. Ein deutscher Softi, von den 68ern erzogen, verliebt sich in eine Türkin und macht dann seine speziellen Erfahrungen mit der türkischen Kultur. Die Filmstiftung NRW bewilligte 20.000 Euro für die Drehbuchentwicklung, doch dann kamen andere Projekte dazwischen, und Conrad zahlte die Förderung zurück. Fünf Jahre später entstand aus dem Stoff der Roman „Macho Man“ und schoss in die Bestsellerlisten. Jetzt war Conrad wieder am Zug. Er erwarb die Filmrechte und will im nächsten Jahr mit den Dreharbeiten beginnen. Produzieren wird den 4 Film die ConradFilm GmbH & Co.KG. Mit der Neugründung will Conrad verhindern, dass „Macho Man“ und weitere neue Stoffe in der Auseinandersetzung um die Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei den Dreharbeiten waren erhebliche Mehrkosten in Millionenhöhe entstanden, die Conrads damalige Produktionsfirma Typhoon AG in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatten. Inzwischen haben der Insolvenzverwalter für die Typhoon und der Auftrag gebende WDR eine finanzielle Lösung gefunden, um die Postproduktion der Serie bis Anfang 2010 fertig zu stellen. ConradFilm; [email protected] Zu einer Shoppingtour der besonderen Art lädt German Films mit Unterstützung der Filmstiftung NRW auch in diesem Jahr wieder Filmeinkäufer aus der ganzen Welt nach Köln ein. Bei den German Films Previews, zu denen vom 12. bis 15. Juli über 80 Gäste aus der ganzen Welt erwartet werden, bilden die Leinwände im Cinedom die Schaufenster für die neuesten deutschen Kinoproduktionen. Vier Tage haben die Einkäufer Zeit, sich entspannt in den Kinosesseln zurückzulehnen und die zahlreichen Filme auf sich wirken zu lassen. Viele der gezeigten Produktionen waren vorher noch nicht auf Festivals zu sehen und werden exklusiv präsentiert. Interessante Filme, eine außergewöhnliche Location und ein umfangreiches Kulturprogramm, das die Veranstaltung abrundet, machen die Film Previews aus, die 2009 bereits zum dritten Mal in Folge in Köln stattfinden. Das große Interesse ausländischer Teilnehmer begrüßt auch NRW-Medienminister Andreas Krautscheid: „Wir freuen uns, den internationalen Filmeinkäufern mit den German Films Previews einen idealen Marktplatz für Filme bieten zu können.“ German Films, Tel. (089) 59978712; [email protected] Dor Film in Köln Die Wiener Dor Film hat jetzt eine Filiale am Rhein: Nach der Dor Film West in München eröffneten die Österreicher im März die Dor Film Köln (Probsteigasse 44-46, 50670 Köln). Die 1988 von Milan Dor und Danny Krausz gegründete Wiener Dor Film Produktionsgesellschaft ist das erfolgreichste österreichische Filmund TV-Produktionsunternehmen. Die Komödien „Hinterholz 8“ und „Poppitz“ sind die beiden meistgesehenen Filme in Österreichs Kinos seit Beginn der landesweiten Besucherzahlenauswertung 1981. Weitere Erfolgsfilme sind u.a. „Schlafes Bruder“ von Joseph Vilsmaier und „Komm süßer Tod“ von Wolfgang Murnberger, der auch Regisseur der dritten Wolfgang Haas-Verfilmung „Der Knochenmann“ ist, die im Februar in die deutschen Kinos kam. Geschäftsführer in Köln sind Eva Poetsch und Kurt Stocker, der auch Geschäftsführer in Wien ist. „Die Neugründung am Film- und Fernseh-Standort NRW war ein logischer Schritt“, sagt Poetsch. Die Filmfrau kennt sich aus an Rhein und Ruhr: Von 2000 bis 2005 arbeitete sie in der Filmredaktion von RTL Television. Eines der ersten eigenen Projekte der Kölner ist der Eventfilm „Ölschock“, den RTL und ORF in Auftrag gegeben haben. Das Buch schreibt Holger Karsten Schmidt („14 Tage lebenslänglich“). Hinzu kommen die Kinofilmprojekte „Na servus! Wie ich lernte die Bayern zu lieben“, eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Sebastian Glubrecht, und die Komödie „Familienurlaub!“. Den Stoff liefern die Autoren Kilian Riedhof und Marc Blöhbaum. Beide Spielfilme sind Koproduktionen mit der Dor Film West. Dor Film Köln, Tel. (0221) 91407660; [email protected] newsletter 3/2009 – Meldungen MMC in 3D Die MMC Magic Media Company, mit insgesamt 35 Studios in Hürth und Köln Europas größter Studiobetrieb, führt die Geschäfte wieder mit eigenen Management-Kapazitäten. Ende März endete ein eineinhalbjähriges Mandat der Kölner Berater Ziems und Partner, die von der Sparkasse KölnBonn als Sanierer geholt worden waren. Die Sparkasse ist alleinige Eigentümerin der Gesellschaft, an der neben den Firmengründern Bernd und Helmut Breuer auch RTL und ProSiebenSat.1 beteiligt waren. Die MMC war zwar ausgelastet, hatte aber keine Gewinne abgeworfen. Das lag u.a. an den Mietzahlungen an den Immobilienfonds Oppenheim-Esch als Besitzer der Studio-Baulichkeiten. Mit Oppenheim-Esch verhandelt nun Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems über Mietminderungen. Ziems steht der MMC übergangsweise zur Verfügung und unterstützt die Gesellschafter bei der Auswahl seines Nachfolgers. Für das operative Geschäft im TV- und Filmbereich ist Prokurist und Produktionsdirektor Friedhelm Bixschlag zuständig. Bei der MMC-Filmtochter MMC Independent (MMCI) unterstützt ihn Head of Film Bastie Griese. Auf dem Produktionsplan der MMC stehen in den nächsten Monaten „The Gate“, ein 3D-Remake des gleichnamigen Streifens von 1987, und „Foreign Affairs“ von JeanPaul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“). Beide Kinofilme sind Koproduktionen der MMCI. Auch István Szabós neuer Film „Die Tür“ wird bei der MMC gedreht. MMC, Tel. (02233) 517510; [email protected] zentralbüro lädt nach München Zum ersten Mal präsentiert sich zentralbüro vorOrt im Rahmen des Filmfestes München (26.06.-04.07.). Der Agenturempfang und Branchentreff für Caster, Produzenten, Regisseure und Redakteure findet sonst in regelmäßigen Abständen in den Kölner Agenturräumen statt. „München ist in punkto Agenturempfänge neugieriger als Berlin. Hier sitzen ja mittlerweile die meisten deutschen Fernsehsender. Außerdem gefällt mir, dass das Münchner Filmfest ein Film- und Fernsehfestival ist“, begründet Sandra Lampugnani, Betreiberin der Kölner Agentur zentralbüro, den Ausflug an die Isar. Zentralbüro, Tel. (0221) 29076870; [email protected] Aus Erfahrung gut Beim Film & Fernseh Produzentenverband NRW bleibt der Vorstand aus Martin Borowski (Sony Pictures Film und Fernseh Produktion), Christoph Friedel (Pandora Filmproduktion), Joachim Ortmanns (Lichtblick Film- und Fernsehproduktion) und Tom Spieß (Little Shark Entertainment) im Amt. Das bestätigte die Jahreshauptversammlung Ende April. Film NRW, Tel. (0221) 1391194; [email protected] • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 5 Deadline für Create.NRW Eine Förderung von bis zu 80 Prozent über drei Jahre erwartet die Sieger des landesweiten Förderwettbewerbs „Create.NRW“. Ausgezeichnet werden die besten Projektideen aus der Kulturund Kreativwirtschaft. Insgesamt stehen dafür acht Millionen Euro bereit. Projektskizzen können noch bis zum 15. Juni eingereicht werden. Um Kreative, Unternehmen und Institutionen zur Teilnahme zu animieren, haben die Städte Hürth und Köln extra ein Informations- und Beratungsangebot aufgelegt und Mechthild Kaub, Film+TV Consulting, als Beraterin gewonnen. Einzelberatungen von Antragstellern finden in den jeweiligen Unternehmen statt. Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen und freie Berufe der Kultur- und Kreativwirtschaft, Kultureinrichtungen, kreative Netzwerke sowie Kommunen und Hochschulen. Mehr dazu unter www.kreativwirtschaft.nrw.de. Großer Preis der Stadt Oberhausen für „A Letter to Uncle Boonmee“, Foto: Weerasethakul Kurzfilmtage: Rekord in Oberhausen Gemessen am Zuschauerzuspruch war nach 1998 keine Ausgabe der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen so erfolgreich wie die 55., die am 5. Mai mit der Preisverleihung schloss. „Der Kurzfilm ist tot, aber nicht bei uns“, ließ Festivalleiter Lars Henrik Gass zufrieden verlauten und konnte dies nicht ausschließlich durch den Rekord von 18.400 Besuchern belegen, sondern vor allem auch durch ein lebendiges und mit knapp 600 angebotenen Filmen umfangreiches Programm. Die beiden Preise des erstmals ausgerichteten NRW-Wettbewerbs, dessen zwei Programmblöcke die Kurzfilmtage dank hoher Qualität zu bereichern wussten, gingen an zwei Produktionen der Kunsthochschule für Medien: Die dokumentarischen bzw. experimentellen Arbeiten „A Taste of Honey“ von Simon Rittmeier und „Dial M for Mother“ von Eli Cortiñas Hidalgo erhielten die von der NRW Bank gestifteten 1.000 sowie 500 Euro Preisgeld. Als Hauptgewinner des Festivals entpuppte sich das neue Werk des ewigen Lieblings der internationalen Filmkunstszene, Apichatpong Weerasethakul aus Thailand. Dessen „A Letter to Uncle Boonmee“ gewann den Großen Preis der Stadt Oberhausen ebenso wie den Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes NRW. Insgesamt konnten die Kurzfilmtage Gäste aus über 50 Ländern in Oberhausen begrüßen, darunter auch über die Kurzfilmszene hinaus bekannte Filmemacher wie der chinesische Venedig-Gewinner Jia Zhang-ke, Romuald Karmakar, Herbert Fritsch und Mara Mattuschka. Int. Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652; [email protected] Meldungen – [email protected] 5 Die Zeitsprung-Produktion „Frau Böhm sagt Nein“ mit Senta Berger eröffnet das Festival Großes Fernsehen. Foto: WDR/Willi Weber medienforum. nrw: Medienfest und Großes Fernsehen Im Vorfeld zum medienforum.nrw zeigt das Festival Großes Fernsehen vom 18. bis zum 21. Juni wieder genau das, was der Titel erhoffen lässt: starke TV-Produktionen. Das mit 17 Einzelprogrammen aufwartende Festival findet in der Black Box des Cinedom statt und eröffnet am 18. Juni mit „Frau Böhm sagt Nein“. Das im Auftrag des WDR von der Kölner Zeitsprung Entertainment produzierte Drama verarbeitet die aktuellen Wirtschaftsskandale zu einem fiktionalen Stoff. Regisseurin Connie Walther hat das Drehbuch von Dorothee Schön mit Senta Berger in der Hauptrolle in Szene gesetzt. Neben weiteren TV-Filmen wie etwa der 16. Folge „Bloch“ („Tod eines Freundes“, Regie: Züli Aladag) oder Serieneinzelfolgen aus dem neu- Exposed zeigte Debütfilme in Köln Mitte April fand in Köln zum zweiten Mal das Exposed Filmfestival statt, das sich auf die Präsentation europäischer Debütfilme konzentriert. Insgesamt 17 Filme liefen über die Leinwände von Filmclub 813 und Filmforum NRW, darunter auch die drei Kölner Produktionen „Jakobs Bruder“ von Daniel Walta, „Die Besucherin“ von Lola Randl sowie der Dokumentarfilm „Auf der Walz“, den die Regisseurin Julia Daschner in Begleitung einiger Protagonisten dem Publikum persönlich vorstell- en US-Import „The Secret Life of the American Teenager“ präsentiert das Festival auch Auszüge aus Dokumentarreihen wie „Die Südsee – Reich der Inseln“. Am 20. und 21. Juni zeigt Großes Fernsehen überdies im Saal 8 des Cinedom nominierte Beiträge vom Deutschen Kamerapreis, der am Abend des 21. Juni verliehen wird. Wer sich am 20. und 21. Juni auf den Weg zu den Screenings macht, wird auf dem Vorplatz des Cinedom auf das Medienfest NRW treffen, das an beiden Tagen im Kölner MediaPark über Aus- und Weiterbildung in der Medienbranche informiert. Täglich zwischen 12 und 18 Uhr finden insgesamt über 100 kostenfreie Workshops und Informationsveranstaltungen von Profis für den Nachwuchs statt, ehe dann bis 22 Uhr zahlreiche Konzerte über die Bühnen des MediaParks gehen werden. Das Programm beider Veranstaltungen findet sich unter www.medienforum.nrw.de und www.medienfest.nrw.de. ANZEIGE te. Zu Gast war auch der französische Filmemacher Christian Monnier, der mit seinem Film „Le chien“ das Festival eröffnete. Der Veranstalter, der Verein Neue Blicke Köln, zeigte sich mit der Resonanz auf die zweite Ausgabe des Festivals zufrieden, das unterstützt wurde von der SK Stiftung Kultur und dem Kulturamt der Stadt Köln. Um die Zeit bis zur dritten Ausgabe Anfang März 2010 zu überbrücken, wird sich Exposed künftig alle zwei Monate mit einem europäischen Debütfilm im Filmclub 813 präsentieren. Exposed Filmfestival, Tel. (0221) 7156941; [email protected] HELME HEINE NACH DEM KINDERBUCHKLASSIKER VON www.mullewapp.kinowelt.de KW_MW_BAN_135x175.indd 1 20.05.2009 16:46:22 Uhr • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 6 Lambertz-Euregio-Filmpreis für Dicky Kilian und Timo Soeurt in „Calimucho“. Foto: Tara Fallaux Gus Van Sant Juryvorsitzender KunstFilmBiennale Aachen: grenzen-lose Filmkunst Zwischen dem 22. und 29. März fand zum dritten Mal das Filmfestival Maastricht-Aachen statt, erstmals allerdings unter dem neuen Label Made in Europe, das künftig die Filmveranstaltungen in beiden Städten prägen soll. Die Veranstalter beider Städte tauschen sich dabei mit Inhalten des Programms untereinander aus, dennoch differiert das Gesamtangebot deutlich. Eine Gemeinsamkeit bestand im Fokus auf die belgische Filmproduktion, aus der u.a. „Lornas Schweigen“ der Brüder Dardenne und der Thriller „Vinyan“ von Fabrice Du Welz gezeigt wurden. In Aachen präsentierte Festivalleiter Günter H. Jekubzik insgesamt 18 Filme im Cineplex, darunter „Delta“ von Kornel Mundruczo, „Diese Nacht“ von Werner Schroeter und „Calimucho“ von der niederländischen Filmemacherin Eugenie Jansen, „eine zutiefst einfühlsame filmische Arbeit, die durch ihre menschliche und ästhetisch feine Art überzeugt“. Das jedenfalls meinte die Festivaljury, die „Calimucho“ mit dem Lambertz-Euregio-Filmpreis auszeichnete, der für herausragende filmische Leistungen mit Bezug zur Euregio Maas-Rhein mit 2.000 Euro dotiert ist. Made in Europe Filmfestival, Tel. (0241) 432 4940; [email protected] IFFF: „Alle anderen“ gewinnt Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund|Köln beendete seine Dortmunder Ausgabe am 26. April mit der Preisverleihung in der S c h a u b u r g . Den Hauptpreis, den die RWE Westfalen-Weser-Ems AG mit 25.000 Euro dotiert, erhielt Maren Ade für ihren Film „Alle anderen“: „Ein wundervoll inszenierter Film, perfekt gespielt und ebenso unterhaltsam wie intelligent“, befand die aus Franziska Petri, Maria von Heland und Paola Paoli bestehende internationale Jury. Den Publikumspreis erhielt „Himalaya, a Path to the Sky“ von Marianne Chaud. Erstmals in diesem Jahr setzte sich der nationale Wettbewerb für Bildgestalterinnen aus zwei Kategorien zusammen. Während der traditionelle Spielfilmpreis ex aequo an die Kamerafrauen Susanne Kurz (für den Kurzfilm „1, 2, 3“) und Marlen Schlawin (für den Kurzfilm „Badetag“) ging, entschied sich die aus Bella Halben, Sophie Maintigneux und Ute Freund zusammengesetzte Jury in der neuen Kategorie Dokumentarfilm für Anke Misselwitz’ Arbeit an „Der die das“. Neben den Wettbewerben und umfangreichen Filmreihen, die nicht nur in Dortmund, sondern parallel zu Teilen auch in Köln gespielt wurden, präsentierte das Frauenfilmfestival erstmals zudem ein fünfteiliges Weiterbildungsprogramm um die Experten Heike-Melba Fendel („Meine PR“), Sibylle Kurz („Mein Pitch“), Juliane Thevissen/Anita Elsani („Meine Finanzierung“) sowie Bella Halben (Masterclass Kamera) und Maria von Heland (Masterclass Regie/Drehbuch). IFFF, Tel. (0231) 5025162; [email protected] 6 „Alle anderen“: 25.000 Festival-Euro für Regisseurin Maren Aden. Foto: Komplizen Film Produktion Kölnpremiere in der Filmpalette: Peter Jordan in „Die Schimmelreiter“, Foto: Michael Tötter Köln: Junges deutsches Kino Joachim Kühn und Dirk Steinkühler, die Betreiber des Kölner Kinos Filmpalette, präsentieren bereits seit vier Jahren in Kooperation mit dem Büro Schmitt + Teigler die Reihe „Junges deutsches Kino“. Monatlich stellen sie seitdem einen neuen Film des deutschen Regienachwuchses als Kölner Erstaufführung vor. Seit April haben sie nun als Partner den filmund fernsehproduzentenverband nrw hinzu gewonnen. Gemeinsam zeigen sie in Zukunft Previews im Filmforum NRW. Am 9. Juli etwa wird „Die Schimmelreiter“ von Lars Jessen dem Kölner Publikum vorgestellt werden. Filmpalette, Tel. (0221) 4694238; [email protected] Die Jury der vom 28. Oktober bis 1. November in Köln und Bonn stattfindenden KunstFilmBiennale wartet mit namhaften Mitgliedern auf. Den Vorsitz hat der US-amerikanische Regisseur Gus Van Sant übernommen, der zusammen mit dem Filmemacher Harun Farocki, dem britischen Künstler Isaac Julien, der Düsseldorfer Sammlerin Julia Stoschek und anderen über die Preise im Internationalen Wettbewerb befinden wird. Erstmalig werden neben dem traditionellen Bildkunst-Förderpreis Gus Van Sant bei den Drehauch zwei Publikumspreise arbeiten zu verliehen. Viele Nebenpro- „Paranoid Park“, Foto: Peripher gramme begleiten die Wettbewerbe, so sind zwei Reihen den Werken des New Yorker Kameramannes und Regisseurs Ed Lachman („Erin Brockovich“) gewidmet sowie der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist. Die KunstFilmBiennale ist eine Initiative der SK Stiftung Kultur, der Kunststiftung NRW und der Stadt Köln und wird in Kooperation mit der Filmstiftung NRW zweijährlich veranstaltet. KunstFilmBiennale, Tel. (0221) 5743112; [email protected] Kölner Kinonächte im August Zehn Jahre schon existiert die „Lange Nacht der Kölner Museen“, eine Veranstaltung, der es gelingt, die Aufmerksamkeit auf die vielfältige Museumskultur der Domstadt zu lenken. Um endlich auch die Vielfalt der heimischen Filmkultur bekannt zu machen, haben nun Joachim Kühn und Dirk Steinkühler (Kino Gesellschaft Köln) am 29. und 30. August 2009 die Kölner Kinonächte ausgerufen. Innerhalb von 24 Stunden ermöglichen die Veranstalter allen Kölner Filmfestivals, Initiativen, Kinos und Filmschaffenden, sich und ihr Schaffen in Screenings, Diskussionen und Sonderveranstaltungen vorzustellen. Unterstützt werden die Kölner Kinonächte u.a. vom Kulturamt der Stadt Köln. Kino Gesellschaft Köln, Tel. (0221) 4694240; [email protected] Geheimnis gelüftet: Romy Schneiders Kostüm in „Die schöne Lügnerin“ war türkis. Foto: Deutsche Kinemathek Das Kostüm fertigte Paul Seltenhammer, Foto: Subuddha Kellner Filmmuseum: Stilikone und Filmkostüme Gleich zwei Ausstellungen sind im Filmmuseum Düsseldorf, das im August mit Bernd Desinger einen neuen Leiter bekommt, zu besichtigen. Mit „Filmkostüme! Das Unternehmen Theaterkunst“ begibt sich das Museum vom 11. Juli bis zum 4. Oktober auf Spurensuche in die vergangenen 100 Jahre der Kostümausstattung. Partner sind die Deutsche Kinemathek, das Museum der Arbeit und vor allem die Berliner Theaterkunst. Das 1907 gegründete Unternehmen spezialisierte sich von Beginn an auf die Herstellung und den Verleih von Kostümen für Theater, Revue und Oper, ab 1920 kam der Film hinzu. Inzwischen können die Theaterkunst-Mitarbeiter in Berlin, Köln, München und Hamburg auf einen Fundus von zehn Millionen Stücken zurückgreifen. Zu den „Theaterkunst-Filmen“ zählen u.a. Fritz Langs „Metropolis“ oder Fred Niblos „Ben Hur“. Das Kostüm von Hannelore Elsner in „Alles auf Zucker“ ist ebenso zu sehen wie das Kittelkleid, das Kate Winslet in „Der Vorleser“ trug. Ob Audrey Hepburn einen solchen Kittel auch angezogen hätte? Für ein „Frühstück bei Tiffany“ wäre es kaum die geeignete Garderobe gewesen. Davon kann man sich in der Studioausstellung überzeugen, die noch bis zum 26. Juli zu sehen ist. „Audrey Hepburn – Frühstück bei Tiffany“ stellt Film und Protagonistin in den Mittelpunkt, aber auch Blake Edwards, Henry Mancini, Truman Capote und Hubert de Givenchy kommen nicht zu kurz. Eine Filmreihe (u.a. „Frühstück bei Tiffany“, „Charade“, „My Fair Lady“) ergänzt die Ausstellung. Alle Details unter www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum. newsletter 3/2009 – Meldungen • letter309_01-15 03.06.2009 Preise für geförderte Filme Berlin, Istanbul, Schwerin und anderswo Dass ein in NRW geförderter und realisierter Dokumentarfilm den Deutschen Filmpreis gewinnen würde, stand schon vorher fest, denn das traf auf beide Nominierte zu. Am Ende siegte „NoBody´s Perfect“ von Niko von Glasow vor „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“. Die Lola für von Glasows selbstironische Doku über Contergan-Opfer war einer von drei Deutschen Filmpreisen, die Ende April an geförderte Produktionen der Filmstiftung NRW gingen. Gleich über zwei Lolas konnten sich die Macher des Bergsteiger-Dramas „Nordwand“ von Philipp Stölzl freuen. Für seine spektakulären Aufnahmen wurde Kameramann Kolja Brandt von der Deutschen Filmakademie ebenso geehrt wie Tschangis Chahrokh, Heinz Ebner und Guido Zettier für die Beste Tongestaltung, die sie komplett in den Dortmunder Ruhrsoundstudios realisierten. Auf dem 28. Internationalen Filmfestival Istanbul wurde Semih Kaplanoglus Drama „Süt / Milk“ gleich mit drei Preisen ausgezeichnet: Die türkisch-deutsch-französische Koproduktion der Kölner Heimatfilm erhielt den FIPRESCI Award und den Publikumspreis. Im nationalen Wettbewerb wurde Özgür Egen außerdem mit der Goldenen Tulpe für die beste Kamera geehrt. Der verdi.Fernsehpreis 2009 geht an 12:24 Uhr Seite 7 Hermine Huntgeburth, die die Auszeichnung für ihren Zweiteiler „Teufelsbraten“ erhält. Der ver.di Fernsehpreis ist mit 7.500 Euro dotiert und wird im Oktober in Leipzig verliehen. Für ihre Tragikomödie „Ganz nah bei dir“ erhielt Almut Getto beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin den Nachwuchsförderpreis der DEFAStiftung und den Cinestar des gleichnamigen Kinounternehmens. Im Juni feiert die Produktion der Riva Film auf dem Shanghai International Film Festival seine internationale Festivalpremiere. Mit dem Goldenen Reiter für den besten Spielfilm wurde KHM-Absolvent Michael Koch für seinen Abschlussfilm „Polar“ im nationalen Wettbewerb des 21. Filmfests Dresden (14.-19.4.) ausgezeichnet. Ein Porträt des Nachwuchsregisseurs finden Sie im Newsletter 2/2009. Der animierte Kurzfilm „Alerik“, eine mazedonisch-deutsche Koproduktion der Düsseldorfer busse & halberschmidt Filmproduktion erhielt im April in Wiesbaden den Förder- Meldungen – newsletter 3/2009 ANZEIGE Preise für NRW-Produktionen: „NoBody’s Perfect“ und „Süt/Milk“, Foto: Kaplan Film/Ventura Film preis der Robert Bosch Stiftung. Als Partner für die Animation agiert auf deutscher Seite das Kölner Unternehmen Trickstudio Lutterbeck. Regie führt Vuk Mltevski. Auf dem 15. Jüdischen Filmfestival Berlin hat Michael Verhoeven im Mai für seinen Film „Menschliches Versagen“ den 7 • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 8 Was wäre „Deutschland sucht den Superstar“ ohne sein Lichtspektakel? Wie konnte der Studio-Wald der „7 Zwerge“ so täuschend echt aussehen? Das Licht-Know-how der Kölner MLS MAGIC light + sound steckt hinter diesen und vielen anderen Beispielen. Porträt MLS MAGIC light + sound Licht für Zwerge und Superstars VON WILFRIED URBE zessive, neben dem Ausbau der Geschäftsfelder, in ganz Deutschland expandiert.“ Seitdem sind auch in Berlin, München, Hamburg, Hannover und Frankfurt Zweigniederlassungen entstanden. „Wir sind überall unterwegs“, freuen sich die Geschäftsführer. Im letzten Jahr hat das Unternehmen seinen Hauptsitz von Köln-Ossendorf nach Köln-Marsdorf verlegt. 60 feste Mitarbeiter sind hier tätig. 80 Prozent des Equipments, das aus Kunst-, Show- und Tageslicht besteht, sind ständig in Bewegung. Als Rundum-Dienstleister deckt das Unternehmen die gesamte Film, Medien- und Veranstaltungstechnik ab – sei es Licht, Ton, Strom oder Video. Auch Aggregate und einen modernen Fuhrpark bieten die Kölner Profis ihren Kunden. Jüngste Renommee-Projekte von MLS sind beispielsweise „Deutschland sucht den Superstar“, „Die 5 Millionen SKL Show“, die Hollywood-Kinoproduktion „Chéri“ mit Michelle Pfeiffer in der Hauptrolle, die Show „Ich kann Kanzler“ im alten Bonner Bundestagsgebäude und die Aktionärshauptversammlung von Bayer. Eine Vielzahl szenischer Produktionen, darunter „Alisa“ und „Anna und die Liebe“ in Berlin, „Rote Rosen“ in Lüneburg und „Alarm für Cobra 11“ in Köln betreut die Firma ebenfalls mit ihrem Filmlicht. Die MLS-Geschäftsführung sieht trotz des zur Zeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes positiv in die Zukunft und strebt neben der Festigung ihrer Standorte den weiteren Ausbau ihrer Geschäftsfelder an. So plant MLS auch gegen den allgemeinen Trend weiter zu wachsen. Aus diesem Grund haben die Kölner stark in die Erweiterung ihres Equipments investiert und parallel Service und Vertrieb weiter ausgebaut. www.mlsp.de Lichtspiele aus Köln für Kino und TV: der „7 Zwerge“-Set und die RTLShowkulisse von „DSDS“, Foto: MLS A ls 1960 die Firma Heinz Pütz Filmlicht in Köln startete, konnte niemand ahnen, dass aus dem Unternehmen einer der wichtigsten deutschen Fullservice-Anbieter im Bereich Medien- und Veranstaltungstechnik werden würde. Aber in 50 Jahren kann eben viel passieren. Und so ist nach wechselvoller Geschichte MLS mittlerweile nicht mehr nur in der Domstadt vertreten, sondern auch an allen anderen wichtigen Medienstandorten in Deutschland. „Angefangen hat alles mit Aufträgen vom WDR“, erzählt der Geschäftsführer Marco Pütz, und sein Kollege Thomas Hessling ergänzt: „Bis in die 80er Jahre war Filmbeleuchtung die Haupttätigkeit, in den 90er Jahren, mit dem Aufkommen der Privatsender, wurde das Geschäft auf Fernseh- und Eventbeleuchtung ausgebaut. Seit 2000 haben wir suk- 8 „The Creature from the Black Lagoon“: Das Filmforum zeigt den 3D-Horrorfilm-Klassiker, Foto: Filmforum im Museum Ludwig Filmforum NRW: Ende der Lektionen Mit einem Vortrag von Professor Thomas Elsaesser endet am 17. Juni die Reihe Digitale Lektionen, in der das Filmforum NRW in Kooperation mit der ifs internationale filmschule köln seit Januar die Zukunft der bewegten Bilder und des Kinos erforscht. Die letzte Veranstaltung widmet sich dem Thema „Die Tiefe des Raums oder der Angriff der Dinge: 3D-Filme in historischer Perspektive“. Ergänzt wird der Vortrag über die Geschichte des dreidimensionalen Bildes durch eine 3D-Projektion von Jack Arnolds „The Creature from the Black Lagoon“ aus dem Jahre 1954. Mehr Infos unter www.filmforumnrw.de. „Only the Best“ in Düsseldorf Mit „The Searchers” (Regie: John Ford) startet die Filmwerkstatt Düsseldorf am 1. Juni ihre Sommerkino-Reihe „DHighD – only the Best!” In digitaler Projektion und HD-Bild werden Originalfassungen mit Untertiteln präsentiert. Die Hommage an Regisseur Nicholas Ray wird mit „Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen“ (08.06.) und „Nicks Film“ (Regie: Wim Wenders, Nicholas Ray) fortgesetzt. Die Reihe Mondo Bizarr widmet sich diesmal den Siebzigern, die vom Einbruch der Gewalt in die Normalität, Selbstjustiz oder den Folgen des Vietnam-Kriegs allerlei Schräges und Grauenvolles auf die Leinwand brachte. Zu sehen ist u.a. „Open Season – Jagdzeit“ (Regie: Peter Collinson) mit Peter Fonda aus dem Jahr 1973. Alle Filme in der Black Box, alle Details unter www.filmwerkstatt-duesseldorf.de. newsletter 3/2009 – Firmenporträt – Meldungen • letter309_01-15 03.06.2009 Mord und Totschlag in der Eifel Vom 11. bis zum 20. September treffen sich wieder Branche und Krimifans beim Festival Tatort Eifel in Daun. Ein umfangreiches und vielseitiges Programm von Autorenlesungen über eine Kriminacht mit Guildo Horn bis hin zum Kurzfilmwettbewerb erwartet die Besucher in der Vulkaneifel. Während der Einsendeschluss für den Kurzfilmwettbewerb, für die Teilnahme an der Krimi-Stoffbörse sowie für den Deutschen Kurzkrimi-Preis und die Werkstattgespräche von RTL und ZDF bereits verstrichen ist, bleibt für die Anmeldung zum Writers’ Room noch Zeit bis zum 31. Juli. Den Workshop leitet in diesem Jahr action concept-Geschäftsführer Hermann Joha, um mit den Teilnehmern gezielt Ansätze für neue Actionserien-Formate nach amerikanischem Vorbild zu entwikkeln. Alle Einzelheiten zum Krimifestival finden sich ab sofort unter www.tatort-eifel.de. Tatort Eifel, Tel. (06592) 9330; [email protected] Das Beethovenfest sucht Filmemacher mit Hang zur Musik, Foto: Internationale Beethovenfeste Bonn Beethovenfest lädt Kurzfilmer ein Noch bis zum 31. Juli können Filmemacher ihre Produktionen zum Kurzfilmwettbewerb „Look at Beethoven“ des Beethovenfestes Bonn 2009 (04.09.03.10.) einreichen. Gesucht werden Filme, die sich in stilistischer Freiheit mit klassischer Musik auseinandersetzen und/oder das diesjährige Festivalthema „Im Licht – die romantische Verklärung des Künstlers“ behandeln. Eine Jury, der u.a. Regisseur Enrique Sánchez Lansch („Rhythm is it“), Lothar Mattner (WDR) und Ilona Schmiel (Intendantin Beethovenfest Bonn) angehören, entscheidet, welche der Filme dann im Rahmen des Festes zu sehen sind und bei einer besonderen Veranstaltung am 3. September in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn gezeigt werden. Infos unter www. beethovenfest.de. 12:24 Uhr Seite 9 NRW beim Filmfestival in Cannes „Akzente setzen“ D as Filmfestival in Cannes ist nicht nur ein Ort für neue Filme, sondern auch für spannende Begegnungen. Deshalb hatte die Filmstiftung NRW auch in diesem Jahr zu seinem traditionellen Abendessen ins „Astoux & Brun“ eingeladen. 80 Filmschaffende waren in das Fischlokal am alten Hafen gekommen, darunter Regisseure wie Maren Ade, Peter Sehr, Malgoska Szumowska und der Norweger Bent Hamer sowie die Produzenten Stefan Arndt, der mit X-Filme den deutschen Festivalbeitrag „Das weiße Band“ ins Rennen um die Goldene Palme schickte, Wolf Bauer und Thomas Friedl (Ufa Cinema), Karl Baumgartner (Pandora) sowie der diesjährige weibliche „Producer on the move“, Janina Jackowski. Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann war der Einladung der Filmstiftung gefolgt. Er nutzte den Abend für intensive Gespräche mit seinen Tischdamen, den Produzentinnen Regina Ziegler und Bettina Bro- Filmfestival Cannes Nordische Palmen Ob es an der Klimaerwärmung liegt, dass Deutschland in diesem Jahr ideale Bedingungen für Palmen bot oder an den derzeit hervorragenden Produktionsbedingungen für Filmemacher? Auf den Filmfestspielen in Cannes jedenfalls gingen am 24. Mai drei wichtige Auszeichnungen an Produktionen, die in Deutschland entstanden. Michael Haneke gewann die Goldene Palme für seinen neuen Film „Das weiße Band“, den er in Mecklenburg-Vorpommern in Szene gesetzt hat. Als beste Schauspielerin wurde Charlotte Gainsbourg für ihre Rolle in dem Drama „Antichrist“ ausgezeichnet, das Lars von Trier mit Unterstützung der Filmstiftung im Bergischen gedreht hat. Und mit dem Preis für Christoph Waltz, dem mit Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“ der internationale Durchbruch gelang, ging auch der männliche Darstellerpreis an einen Film, der in Deutschland entstand. Alle Preise des Fe- Meldungen – newsletter 3/2009 Regisseurin Maren Ade („Alle anderen“), Michael SchmidOspach (Geschäftsführer Filmstiftung NRW) und „Producer on the move 2009“ Janine Jackowski. Wolf Bauer (Ufa Cinema) (links), X Filmer Stefan Arndt („Das weiße Band“) und Thomas Friedl (Ufa Cinema), Fotos: Kurt Krieger Beim Dinner im Fischlokal „Astoux“: Bettina Brokemper (Zentropa Köln, Koproduzentin „Antichrist“), Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Regina Ziegler (Ziegler Film) kemper (Zentropa International/Heimatfilm). Bettina Brokemper hat Lars von Triers verstörendes Drama „Antichrist“ produziert, das innerhalb des Wettbewerbs an der Croisette für einige Diskussionen sorgte. Der Film mit Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg in den Hauptrollen wurde von der Filmstiftung NRW gefördert und komplett in NRW, vor allem im Bergischen Land, gedreht. „Antichrist“ erzählt die Geschichte eines Ehepaars, das sich nach dem tragischen Tod des gemeinsamen Kindes in eine einsame Waldhütte zurückzieht. An der internationalen Koproduktion sind vier Länder beteiligt. Dazu passte, dass Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, in seiner Begrüßung hervorhob, dass – jenseits der Diskussion, was ein deutscher Film sei – europäische Koproduktionen, dieser „spannende kreative Mix aus verschiedenen Nationen“, weiter an Bedeutung gewinnen werden. Kulturstaatsminister Neumann lobte: „Ich finde es gut, dass sich NRW in den letzten Jahren so stark bei der Förderung von Filmen engagiert hat.“ Die Filmstiftung NRW habe einen „entscheidenden Beitrag Marianne Slot, Produzent Karl Baumgartner und Regisseurin Malgoska Szumowska („33 Szenen aus dem Leben“), geleistet für den Filmstandort Deutschland“. Einen Tag später luden NRW-Medienminister Andreas Krautscheid und Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach zum gemeinsamen Presselunch während der Filmfestspiele ein. Dass der Kinofilm in NRW, traditionell eher ein wichtiger Fernsehstandort, eine immer stärkere Rolle spielt, sei eine von ihm gewollte Akzentverschiebung. Erst der „starke Pfeiler“ Fernsehen mache es möglich, im Bereich Kino Akzente zu setzen. Deshalb wolle er die internen Förderkriterien verändern, „mehr Flexibilität bei der Filmförderung erreichen“, so Krautscheid, und die Spielräume des Filmstiftungs-Geschäftsführers erweitern, um mit dem Budget von 31 Millionen Euro „noch mehr möglich machen zu können“. Vor allem das Thema Digitalisierung hält Krautscheid in den nächsten Jahren für wichtig. Trotz Krise und eingefrorener FFA-Gelder dürfe man es nicht aus den Augen verlieren, so der Minister. „Denn eine Verschärfung der Konkurrenz zwischen großen und kleinen Kinos ist nicht gewollt.“ Die Finanzierung soll möglichst bald geregelt werden, damit es nicht „zu einer Marktbereinigung durch die Hintertür kommt“. Presselunch im „Gaston et Gastounette“ in Cannes, Foto: Filmstiftung Bettina Brokemper und Minister Andreas Krautscheid, Foto: Günter Jekubzik 9 • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 10 Produzentenlounge des VFFVmedia Dt. Kamerapreis: 35 können hoffen Auf dem medienforum.nrw lädt der VFFVmedia wieder in die Produzentenlounge ein. Am 22. Juni sprechen dort Programmverantwortliche von 14.00 bis 17.00 Uhr konkret über den Bedarf ihrer Sender. Am 23. Juni folgt dann ab 11.30 Uhr das Panel „Web-TV – Chancen und Risiken“, bei dem bereits am Markt etablierte Web-TV-Portale und erfolgreiche Businessmodelle vorgestellt werden. Für alle VFFVmediaMitglieder gibt es für alle Veranstaltungen des medienforum.nrw einen Rabatt von 50 Prozent. Mehr Infos unter www.vffv.de. Am 21. Juni entscheidet sich in Köln, welche der 35 nominierten Bildgestalter und Cutter sich über einen Deutschen Kamerapreis freuen dürfen. Über die Preise, die in sechs Kategorien vergeben werden, entscheidet eine Fachjury. Zu den nominierten Produktionen zählen u.a. „Der Baader Meinhof Komplex“, „Gerdas Schweigen“ und die Krimi-Serie“KDD – Kriminaldauerdienst“, die gleich mit zwei Folgen im Rennen ist. Während des Festivals Großes Fernsehen sind im Vorfeld der Preisverleihung, die vom WDR am 23. Juni um 23.15 Uhr übertragen wird, ausgesuchte Produktionen auch auf der Kinoleinwand zu sehen. Infos unter www.deutscher-kamerapreis.de. Abo für action concept Bereits zum fünften Mal konnten sich die StuntExperten von action concept bei den Taurus World Stunt Awards über einen Stunt“Oscar“ freuen. In der Kategorie „Bester Stunt in einem nicht-amerikanischen Film“ siegte action concept mit Szenen aus dem Piloten der 13. Staffel der RTL-Serie „Cobra 11“. Stellvertretend für das Team nahm Stunt-Koordinator Carl Stück den Preis entgegen und dankte neben Axel Sand (Regie) und Roland Busch (Actionregie) auch seiner Mutter: „Ich weiß, du wolltest nie, dass ich diesen Beruf ausübe – aber ich habe es gemacht, bin meinen Weg gegangen und bin heute hier.“ action concept, (02233) 508100; [email protected] Die Bilder stehen Kopf in der Sammlung Nekes Foto: Sammlung Nekes Double Vision in Paris Noch bis zum 28. Juni sind in der Passage de Retz in Paris über 450 Exponate aus der Sammlung Werner Nekes zu sehen. Die Ausstellung, die mit Unterstützung des Landes NRW im Rahmen der Saison France-NordrheinWestfalen gezeigt wird, steht unter dem Titel „Double Vision – le Vu et le Cru“ und präsentiert Exponate zu den Phänomenen Transparenz, Schattenkunst, mehrdeutige Bilder, Guckkästen, Laterna Magica, optische Spielzeuge, Anamorphosen sowie Exponate zur Entwicklungsgeschichte der Photographie von der Chronophotographie zu Film und Fernsehen. Mehr Infos unter www.wernernekes.de und www.passagederetz.com. 10 „The Image of Europe“ war Thema eines hochkarätig besetzten Think Tanks, zu dem die European Film Academy (EFA) vom 27. bis 29. Mai nach Essen ins Schlosshotel Hugenpoet eingeladen hatte. EFA-Präsident Wim Wenders und Vorstandsmitglied Volker Schlöndorff diskutierten u.a. mit dem Schirmherren und Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, und Regiekollegen und Kulturschaffenden wie Constantin Costa-Gavras, Agnieszka Holland, István Szabó, Dieter Gorny (Künstlerischer Direktor RUHR.2010), und Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach über die Rolle, die der europäische Film für das gegenseitige Verständnis in Europa spielt. Foto: Peter Wieler NRW-Delegation in Linz: Michael Schmid-Ospach (Filmstiftung NRW), Kadir Sözen (Filmfabrik), Michael Wiedemann (Filmfestival Lünen), Barbara Foerster (Kulturamt Stadt Köln), Susanne Steube (Filmstiftung NRW), Frank Olbert (Kölner Stadt-Anzeiger) und Johannes Rexin (Heimatfilm) v.l. Foto: Regina Goldlücke NRW zu Gast in Linz Die europäische Kulturhauptstadt Linz zeigte sich beim sechsten Filmfestival Crossing Europe (20.-26.04.) von ihrer sonnigsten Seite und lieferte eine herrliche Kulisse für den ersten Festivalbesuch einer Delegation aus NRW. „Etliche der von uns geförderten Produktionen sind hier in früheren Jahren mit Preisen bedacht worden“, begründete Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach sein Interesse. Auch 2009 waren wieder drei Filme vertreten, die in Koproduktion mit NRW entstanden sind: „Sonbahar/Herbst“ (Regie: Özcan Alper; Produktion: Filmfabrik) und „Süt/Milk“ (Regie: Semih Kaplanoglu; Produktion: Heimatfilm), die das junge Filmschaffen in der Türkei und damit einen Schwerpunkt des diesjährigen Festivals repräsentieren, sowie „pereSTROIKA“ (Tobias Büchner Filmproduktion). Schmid-Ospach und Projektleiterin Susanne Steube führten als Abgesandte der Filmstiftung NRW die Delegation an, in der u.a. Barbara Foerster (Kulturamt Stadt Köln), Michael Wiedemann (Filmfestival Lünen) sowie die Kölner Produzenten Kadir Sözen und Johannes Rexin mitreisten. Spannende neue Produktionen und der Austausch mit Filmschaffenden aus ganz Europa standen im Mit- telpunkt der Reise. Bei einem Mittagessen gab Ulrich Fuchs von der künstlerischen Leitung „Linz 2009“ Einblicke in das Kulturleben der Stadt. Christine Dollhofer, Kopf und Herz von Crossing Europe, sei dabei eine der stärksten Figuren, lobte der Professor aus Hannover. Die Festivalleiterin hat insbesondere auch das Filmland NRW im Auge und will den Kontakt mit der Filmstiftung NRW auf jeden Fall fortsetzen. Gemeinsam waren sie neben der Wirtschaftskammer Oberösterreich Gastgeber bei einem Empfang im spektakulären Zukunftsmuseum Ars Electronica Center am Donauufer. Vor einem internationalen Branchenpublikum bekräftigte der Chef der Filmstiftung NRW sein Engagement für Koproduktionen: „Wir werden solche Projekte weiter unterstützen. Ohne diese Chance hätten viele fabelhafte Filme nicht den Sprung über ihre Landesgrenzen hinaus geschafft.“ Schülerfilmfestival NRW in Marl Noch bis zum 15. September können sich Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen für das Schülerfilmfestival NRW anmelden, das vom 12. bis 19. November im Rahmen des Internationalen Kinder- und Jugendfilmfestes Marl stattfindet. Angesprochen sind alle Klassenstufen von der 5 bis zur 13, die einen Film, ein Video oder digitale Medien mit einer Länge bis zu 30 Minuten einreichen können. Die Spieldauer darf höchstens 30 Minuten betragen. Als Hauptpreis winkt eine Einladung zum Besuch des Studiogeländes und der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Außerdem gibt es neben dem Preis der GEW NRW als besondere Auszeichnung den Sonderpreis des Bischofs von Münster. Alle nötigen Unterlagen unter www.kinderfilmfestival.de. newsletter 3/2009 – Meldungen Neue 3D-Kinos in NRW Der Kölner Cinedom ist in seiner Black Box jüngst auf das 3D-Verfahren von Dolby Laboratories umgestiegen. Schon „Monsters vs. Aliens“ wurde mit dieser Technik, die mit Interferenzfilterbrillen arbeitet, vorgeführt. Die Brillen sind zwar in der Anschaffung teurer, bieten aber mehr Komfort, da sie keinen Strom benötigen und so weniger anfällig für Ausfälle sind. Der Cinedom ist nach dem Atelier im Savoy-Theater Düsseldorf das zweite Kino in NRW, das mit dem Dolby-System für 3D-Genuss sorgt. Die elf anderen Kinos in NRW, die zurzeit mit 3D-Technik ausgerüstet sind, vertrauen noch vorrangig auf das RealD- oder das XpanD-System. Gemeinsam mit der digitalen Doppelprojektion konkurrieren diese drei Verfahren um die Vorherrschaft des 3D-Kinos in Deutschland. Auf das XpanD-System etwa vertraut seit dem 1. April das Cinemaxx Solingen in zwei Sälen. Und auch im Cineworld in Lünen startete man zum 1. April mit derselben Technik in die 3D-Zukunft und lädt aus diesem Anlass dort vom 11. bis 30. Juni zum „3D Festival in der Cineworld Lünen“ ein. Drehbuchpreis Münster.Land Bereits zum fünften Mal schreibt der Filmservice Münster.Land den mit 3.000 Euro dotierten Drehbuchförderpreis Münster. Land aus, der auch in diesem Jahr wieder unter dem Motto „Geschichten für die Provinz“ steht. Bewerben können sich Autoren aus ganz Europa, die sich in ihren Treatments „in herausragender Weise mit der Provinz, möglichst Münster und/oder dem Münsterland,“ beschäftigen. Die Jury wurde zum Jubiläum erweitert und besteht aus Ursula Beyer (ZDF), Drehbuchautor Christoph Busch, Ellis Driessen (Holland Film Meeting), Gebhard Henke (WDR) und Michael Schmid-Ospach (Filmstiftung NRW). Einsendeschluss ist der 31. August. Verliehen wird der Drehbuchpreis im Rahmen des Filmfestival Münster am 9. Oktober. Alle Infos über die Teilnahmebedingungen unter www.filmservice-muenster-land.de. • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 11 Deutschland ist Entwicklungsland, wenn es um den Kinderdokumentarfilm geht. Um diese Situation zu verbessern, haben die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW und doxs!, die Jugendsektion der Duisburger Filmwoche, das Projekt dok you ins Leben gerufen, in dem 15-minütige Filme über Kinder und für Kinder entstehen. dok you-Kinder mit Feuereifer beim Dokumentarfilmworkshop am Helmholtz-Gymnasium Dortmund und an der Albert-SchweitzerGemeinschaftsschule Bochum. Foto: dok you/Bernd Sahling Das Kinder-Dokumentarfilmprojekt dok you Reales für Kurze VON CHRISTIAN SEEBAUM V orbild für dok you ist der niederländische Wettbewerb Kids & Docs. Der existiert bereits seit zehn Jahren und ist in unserem Nachbarland so bekannt, dass die Themenvorschläge für die Filme mittlerweile direkt von den Kindern kommen, mit über 250 Einreichungen pro Jahr. In Deutschland begann dok you im Sommer 2008 damit, dass zehn ausgewählte Filmemacherinnen und Filmemacher an Schulen in NRW an jeweils fünf Tagen Workshops abhielten, in denen die 10- bis 14-jährigen Schüler Grundlagen des dokumentarischen Filmemachens kennen lernten. Dabei ging es neben der oft beschworenen Medienkompetenz auch um die Zukunft eines Genres. „Wer soll später noch Dokumentarfilme gucken?“, fragt Petra Schmitz von der Dokumentarfilminitiative. In den 70er Jahren, sagt Schmitz, habe es im deutschen Fernsehen viele beispielhafte Formen von Kinderdokumentationen gegeben, etwa in der Serie „Das feuerrote Spielmobil“. Mit dem Aufkommen der Privatsender seien solche Formen, die unmittelbar an den Alltag der Kinder anknüpfen, jedoch weitgehend verschwunden. Die Folge sei ein regelrechter „Generationenbruch“. Dok you soll nun dazu beitragen, Kinderdokus wieder Raum und Öffentlichkeit zu verschaffen. „Von Anfang an sehr erfreulich war die Zusammenarbeit mit dem WDR“, berichtet Schmitz von den Reaktionen auf die dok youInitiative. Mit insgesamt 100.000 Euro unterstützt der WDR das Projekt, das auch von der Filmstiftung NRW und dem Land NRW gefördert wird. Joachim Lachmuth, Redakteur bei der „Sendung mit der Maus“ und für dok you beratend tätig, begrüßt die Initiative: „Es gibt leider im deutschen Fernsehen viel zu wenige regelmäßige Sendeplätze für Kinderdokumentationen, was zur Folge hat, dass in diesem Bereich auch nicht genug produziert wird.“ Die Schulworkshops in der ersten Phase des dok you-Projektes, im Sommer 2008, waren für die beteiligten Filmemacher zugleich Recherche- zeit für die Suche nach interessanten Themen und Protagonisten. Daraus entstanden zehn Treatments, aus denen im März 2009 eine Jury sechs ausgewählt hat, die nun auch gedreht werden sollen. Zwei von ihnen finden sich auf der soeben beschlossenen Liste der von der Filmstiftung NRW im Bereich „Produktion 2“ geförderten Projekte: „Nick und Tim“ von Bettina Braun wird mit 12.350 Euro unterstützt, „3 x klüger“ von Piet Eekman mit 13.500 Euro. Unter dem Oberthema „Integration“ geht es darin etwa um Gewalt im Alltag von Jungen, um Geschwisterkonflikte oder die Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung in einem fremden Land. Eine der sechs von der dok you-Jury ausgewählten Regisseurinnen und Regisseure ist die Kölner Filmemacherin Bettina Braun. Seit ihrer viel beachteten Langzeitbeobachtung „Was lebst du?“ erfahren in großstädtischen Problemvierteln, hatte sie sich zur Abwechslung für ihren dok you-Workshop bewusst für eine Schule im Kölner Umland entschieden. Dort lernte sie ein Zwillingsbrüderpaar kennen, das im Zentrum ihres Films stehen wird: „Eine Geschichte um die Suche und in diesem Fall auch um den Kampf um Identität und Individualität unter besonderen Bedingungen.“ Die Premiere der dok you-Filme wird im Herbst im Rahmen der Duisburger Filmwoche stattfinden. Danach ist eine Ausstrahlung im WDR-Fernsehen ebenso geplant wie eine Kinoauswertung mit einer 35mm-Kopie, die zu Sondervorführungen durch Deutschland touren soll. Wie es danach mit dok you weitergeht, hängt vor allem an den Finanzen. „Dies ist der Pilot für eine dreifache Durchführung“, meint Petra Schmitz von der Dokumentarfilminitiative optimistisch. Und vielleicht bringt es dok you dann eines Tages sogar so weit wie das Vorbild aus den Niederlanden, so dass auch hierzulande die Kinder selbst mitbestimmen, welche Themen sie im Dokumentarfilm sehen wollen. Meldungen – newsletter 3/2009 Impressum Herausgeberin: Tanja Güß Chefredakteur: Rüdiger Bertram CvD: Stefanie Hadding Redaktion: Oliver Baumgarten, Katharina Blum, Peter Hanemann (A.R.T.) Wolfgang Hippe (A.R.T.) Christian Seebaum Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günter Jekubzik, Uwe Mies, Tatjana Kimmel, Michael Dlugosch, Anna Koskoda, Regina Goldlücke, Wilfried Urbe, Heike Meyer-Döring (MEDIA) Redaktionsassistenz: Lena Kraan Gestaltung/Layout: inrhein, düsseldorf, alfred friese Titel: „Antichrist“; Foto: MFA+ FilmDistribution e.K. Redaktionsschluss: 22. Mai 2009 Anzeigenbetreuung: Lena Kraan, Tel. (0211) 9305024 Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 15. Juli 2009 Der newsletter ist kostenlos und kann bei der Filmstiftung NRW wahlweise als Print-Version oder als PDF abonniert werden. Sobald das PDF zum Download zur Verfügung steht, werden Sie per Mail informiert. Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen des Newsletters im Internet. Das kann leider dazu führen, dass Termine bereits überholt sind, wenn die Druckausgabe des Newsletter ausgeliefert wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die Download-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis. Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen. Tel.: (0211) 93 05 00 Fax: (0211) 93 05 085 Kaistraße 14 40221 Düsseldorf [email protected] 11 • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 12 Dortmunder Studenten sahen sich für „Down in the Valley“ in Pittsburgh um. Jetzt filmen Amerikaner das Ruhrgebiet. Foto: Fachhochschule Dortmund „Gerade die jungen, kreativen Köpfe, reich an Ideen und voller Tatendrang, sind enorm wichtig für die Zukunft des Medienstandortes Nordrhein-Westfalen“, betonte Medienminister Andreas Krautscheid bei der Staffelübergabe der AV-Gründerzentrum NRW GmbH. Das Gründerzentrum fördert in diesem Jahr erstmals vierzehn statt der bisherigen zehn nordrhein-westfälischen jungen Unternehmen aus den Bereichen Film- und Fernsehproduktion sowie Neue Medien und Games mit finanzieller Unterstützung und einem Beratungs- und Coaching-Programm zur Vermittlung von unternehmerischem Wissen. Mehr Infos unter www.av-gruenderzentrum.de. ifs: Masterclass und Medienfest Einen Schauspiel-Workshop mit dem amerikanischen Regisseur Tom DiCillo bietet die ifs internationale filmschule köln vom 29. Juni bis zum 2. Juli an. Tom DiCillo, Foto: ifs Die Masterclass Filmacting befasst sich dabei mit dem Thema „Life after „Action!“. Anmeldungen sind noch möglich. Am 1. Juli ist in der Reihe ifs-Begegnung im Filmforum NRW auch ein Film von DiCillo zu sehen. „Delirious” wurde auf dem Festival von San Sebastian mit der Silbernen Muschel für die Beste Regie und das Beste Drehbuch ausgezeichnet und gewährt einen satirischen Einblick in die Welt des Showbiz. Nach dem Film besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit dem Regisseur, Holger Borggrefe (ifs) wird moderieren. Noch bis zum 3. August läuft an der ifs die Bewerbungsfrist für eine Teilnahme an der Weiterbildung Szenenbild. Unter dem Motto „Every Room Tells a Story” startet im November 2009 das sechsmonatige Programm. Neben Schwerpunkten wie Film- und Fernsehgeschichte, Stilkunde, Zeichnen und Illustration, Modellbau und Visual Effects ist auch die Realisation eines Szenenbildentwurfs mit dem Programmpaten und Szenenbildner Uli Hanisch („The International“, „Das Parfum“) geplant. Eine Exkursion nach London ermöglicht den Zugang zu wichtigen Prop Stores für Requisiten. Über ihre Programme informiert die ifs auch auf dem diesjährigen Medienfest, das begleitend zum medienforum.nrw am 20. und 21. Juni im Mediapark Köln stattfindet. Dort diskutiert u.a. Su Nicholls-Gärtner, Leiterin des ifs-Studiengangs Editing Bild und Ton, über „Die Welt im Bild“ und Sonja Weber, Leiterin der ifs-Weiterbildungsprogramme Mobile Animation Content und Digitale Bildgestaltung, über die crossmediale Zukunft. Auf dem Medienfest läuft im Filmhaus Kino Köln außerdem ein ifs-Kurzfilmprogramm in Anwesenheit der Filmemacher. ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected] Besuch aus Pittsburgh Noch bis Mitte Juni drehen zwei Studenten des Center for Documentary Production & Study an der Robert Morris University Pittsburgh Material für einen Dokumentarfilm übers Ruhrgebiet – die amerikanische Antwort auf ein ähnliches Projekt, das Professor Jörg Lensing mit vier Kamerastudenten des Fachbereichs Design der Fachhochschule Dortmund vor zwei Jahren in Pittsburgh startete. Die dabei entstandene 45-minütige Videodokumentation „Down in the Valley“ wird gerade in der Sound-Postproduktion im Tonstudio des Fachbereichs nachbearbeitet. Ihr Thema: der industrielle Niedergang von Braddock, einem besonders betroffenen Vorort von Pittsburgh. Der Film wurde bereits von einer Reihe von Festivals (auch in den USA) eingeladen und erscheint auch auf DVD. FH Dortmund, Tel. (0231) 9112-469; [email protected] Partner in Babelsberg Das Kölner Filmhaus weitet sein Bildungsangebot auf Berlin-Brandenburg aus. Ab Oktober werden die berufsbegleitenden Lehrgänge Fiction-Producer/in IHK und Produktionsleiter/in IHK auch im Filmhaus Babelsberg angeboten. Dabei werden die Kölner vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg unterstützt. Franziska Schleussinger und Sandra Weiß koordinieren das Projekt von Köln aus und sind auch Ansprechpartnerinnen für die Teilnehmer. Mehr Infos unter www.koelner-filmhaus.de. KHM: offene Türen im Juli Vom 16. bis 19. Juli lädt die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) zu ihren schon traditionellen Tagen der offenen Tür und bietet dabei die Gelegenheit, zahlreiche preisgekrönte Studentenfilme (wieder) zu sehen. Neu dabei sind die Preisträger der Oberhausener Kurzfilmtage Gonzalo H. Rodríguez mit seinem Diplomfilm „Rebeca“ (3sat-Förderpreis im Deutschen Wettbewerb), Simon Rittmeier mit dem in Schwarzweiß gedrehten Kurzfilm „A Taste of Honey“ (Erster Preis des NRW-Wettbewerbs) und Eli Cortiñas Hidalgo mit „Dial M for Mother“ (Zwei- ter Preis des NRW-Wettbewerbs). Bei der Verleihung der Murnau Kurzfilmpreise Anfang Mai in Wiesbaden konnte sich KHM-Absolvent Michael Ester über einen der Preise für seinen Film „Il Giardino“ freuen, der von der Kölner Coin Film produziert wurde (siehe auch Porträt Newsletter 1/2009). Passend dazu ist schon im Juni im Rahmen der Reihe „Best of KHM“ „PereSTROIKA“ von Christiane Büchner zu sehen. Über ihren Dokumentarfilm spricht die Filmemacherin mit Professor Dietrich Leder am 3. Juni in der Aula der KHM. Zwei Wochen später folgt am selben Ort „Was Du willst“ von Bettina Braun. Der Eintritt ist frei. KHM, Tel. (0221) 20189-0; [email protected] WAM sucht Filme für Dortmund Noch bis zum 24. August sind Einreichungen für das Dortmunder Kurzfilmfestival XXS 2009 möglich. Es wird von Studenten aus dem Fachbereich Kulturmanagement der WAM Medienakademie organisiert und soll im November im Cinestar Dortmund wieder für ein volles Haus sorgen. Mehr Infos unter www.xxs-filmfestival.de. 12 newsletter 3/2009 Erfolgreich im NRW-Wettbewerb von Oberhausen: „Dial M for Mother“, Foto: Eli Cortiñas Hidalgo – Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 13 Im vergangenen Jahr war ifs-Absolvent Matthias vom Schemm mit seinem Beitrag zu „A Triangle Dialogue“ beschäftigt. Am 22. Juni wird NRWMinisterpräsident Jürgen Rüttgers das Dokumentarfilmprojekt im Rahmenprogramm des Internationalen Filmkongresses in Köln vorstellen. „Private Party“ von Matthias vom Schemm ist Teil der Doku-Kompilation „A Triangle Dialogue“ Foto: ifs A Triangle Dialogue“ ist ein 2007 von der Filmstiftung NRW initiiertes Dokumentarfilmprojekt der Sam Spiegel Film & Television School Jerusalem, der Andrzej Wajda Master School of Film Directing in Warschau und der ifs internationale filmschule köln. Matthias vom Schemm ist einer von sieben Teilnehmern des Projekts. In seinem Beitrag „Private Party“ dokumentiert der ifs-Absolvent die Liebe eines schwulen Paares in Polen, das sich unter dem Druck der katholischen Gesellschaft ins Private zurückzieht. Auf das Thema Homosexualität in Polen wurde der 31-Jährige durch die Schwulenorganisation „Warschauer Pakt“ aufmerksam, die die Rechte der Homosexuellen in Osteuropa stärken will. Auf dem ersten Workshop in Jerusalem des „Triangle Dialogue“ erarbeitete vom Schemm das Grundgerüst seines Films, der weit schwieriger zu realisieren war als gedacht. Allein für die Recherche verbrachte der ifs-Absolvent drei Monate in Warschau. Und als die anderen Regisseure beim zweiten Workshop ihre Rohschnitte präsentierten, hatte er noch nicht gedreht. Schwule und Lesben erzählten ihm zwar offen von ihren Lieben und ihren Ängsten, aber niemand wollte sich filmen lassen. In „Privat Party“ wird klar, warum: Homosexualität ist im katholischen Polen zwar nicht verboten, aber auch nicht gerne gesehen. Schwulenparaden werden von Gegnern lautstark niedergeschrien und die Familien der Homosexuellen haben Angst um ihren Ruf. „Dem Film sieht man die Schwierigkeiten der Recherche leider nicht an“, findet vom Schemm. Porträt: Matthias vom Schemm Hang zum Historischen VON TATJANA KIMMEL Am Anfang seiner Nachforschungen kannte er nicht einen Menschen in Polen, das Land und die Sprache waren ihm völlig fremd. Es war für ihn ein Sprung ins kalte Wasser. Mit Hilfe einer Dolmetscherin, die sich für das Projekt begeisterte, knüpfte er langsam Kontakte. „Am Anfang war es sehr schwierig, aber nach drei Monaten war das Eis gebrochen“, erzählt vom Schemm. Jetzt kenne er in Warschau so viele Leute, dass er sich vorstellen könne, einen weiteren Film dort zu drehen. In „Private Party“ setzt sich vom Schemm zum zweiten Mal mit dem Thema Homosexualität auseinander. Sein Kurzfilm „My Little Boy“ (2006) spielt 1934 und erzählt von der tragischen Liebe eines SA-Manns und eines Fotografen. Damit greift vom Schemm die Geschichte des Röhm-Putsches auf. Die Vorgabe war, dass die Regiestudenten einen starken Konflikt schildern sollen, der sich in einem Raum abspielt. „Das anMatthias vom Schemm spruchsvolle Foto: ifs Thema war ein Wagnis“, resümiert vom Schemm. „My Little Boy“ war ein Erfolg, er lief auf mehr als 40 Festivals, so auch beim Festival Max Ophüls Preis, und wurde wiederholt im Fernsehen gezeigt. Regisseur zu sein ist ein Kindheitstraum für Matthias vom Schemm. Doch lange Zeit hatte er keinen Mut, dieses Ziel zu verfolgen. So studierte er zunächst Germanistik und Geschichte, bevor er sich an Auf dem Sprung – Die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 3/2009 der ifs bewarb. „Das klingt vielleicht etwas kitschig, aber letztlich haben die Krankheit und der Tod meines Vaters mir den Anstoß gegeben, mich an einer Filmhochschule zu bewerben“, erinnert sich vom Schemm. Bei seiner Bewerbung habe er nach eigenen Angaben viel Begeisterung und wenig Ahnung gehabt: „Da hatte ich Mut zur Lücke.“ Sein Geschichtsstudium war trotzdem nicht umsonst. Vom Schemm sieht Film als ideale Form für historische Stoffe an. In „Als Hedwig in den Rhein fiel“ befragte er seine über 80-jährige Oma und ihre Geschwister nach ihren Erinnerungen an ihre Kindheit in Duisburg. Der Kurzfilm ist eine charmante Darstellung persönlicher Geschichte. Er lief auf der Duisburger Filmwoche und kam so gut an, dass der Leiter des Festivals Werner Ruzicka auf die Idee kam, ihn Senioren zu zeigen. Und so tourte vom Schemm mit seiner stolzen Oma und dem Film durch Duisburger Altenheime. Die betagten Zuschauer waren begeistert. 2007 drehte vom Schemm seinen Abschlussfilm. „Pietas“ spielt in der 20er Jahren im Bergischen Land und erzählt in Schwarzweiß von einer Liebe, die zwischen Protestantismus, Strenge, Sehnsucht und Begierde aufgerieben wird. In seinen aktuellen Dokumentationen beschäftigt sich vom Schemm mit historischen Themen: über die Anfänge der BRD und den Mythos der Deutschen Romantik. Der ifs bleibt er auch nach seinem Abschluss im Jahre 2007 als Regieassistent bei Workshops und als Drehbuchautor für Studentenfilme verbunden. 13 • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 14 Der Grimme-Sonderpreis des Landes NRW wird künftig als Preis für „herausragendes Kinderfernsehen“ vergeben. Für den Newsletter kommentiert WDR-Redakteur Michael André die Entscheidung. D er oberste Kulturarbeiter des Landes NRW gab sich ahnungslos. Nie habe er verstanden, so bekannte HansHeinrich Grosse-Brockhoff in seiner Laudatio bei der Grimme-Preis-Verleihung 2009 in Marl, nie habe er begriffen, was den Schriftsteller Rolf-Dieter Brinkmann umgetrieben habe. Ihm den Lyriker endlich verständlich gemacht zu haben, allein schon für diese Leistung gebühre dem Film „Brinkmanns Zorn“ der Sonderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Grosse-Brockhoff, seines Zeichens Kulturstaatssekretär im Düsseldorfer Kabinett von Jürgen Rüttgers, legte sich rhetorisch stark ins Zeug: „Kultur lebt von solchen Künstlertypen mit der Verve eines Rolf-Dieter Brinkmann. Das hat uns Harald Bergmann mit seinem Film noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt“. Was von einem solchen Politikerbekenntnis zu Kultur und zu einem sperrigen Film, der drei Jahre nach seinem Kinostart von einer Grimme-Jury noch einmal als preiswürdig entdeckt worden ist, wirklich zu halten ist, demonstrierte die im nächsten Atemzug verkündete Umwidmung zu einem Preis für Kinder- und Jugendfernsehen. Damit geht ein seit Jahren währendes Gerangel um die Zukunft dieses Preises zu Ende. 2007 klangen die Meldungen noch etwas anders. Grosse-Brockhoff konnte sich mit seinem Wunsch nach Förderung „qualitätvoller medialer Bildung von Kindern und Jugendlichen“ gegen die Traditionalisten nur zur Hälfte durchsetzen. Im jährlichen Wechsel sollte der Preis Sendungen zugesprochen werden, die der Kulturvermittlung dienen, oder „einer Produktion, die zur kulturellen Bildung von Kindern beiträgt“. Prompt ging der Preis 2008 an die Astrid-Lindgren-Adaption „Tomte Tummetot und der Fuchs“. Mit der Auszeichnung für den auf vielen Festivals gepriesenen Brinkmann-Film von Harald Bergmann wird nun Schluss sein mit dieser Koexistenz von Künsten und Kindern. Auffällig, wie schnörkellos diesmal die Ankündigung vom Ende des Preises in seiner gerade reformierten Form lautet: „Der Preis wird künftig ausschließlich für herausragendes Kinderfernsehen vergeben“, heißt es in einer Presseerklärung der Staatskanzlei NRW. 14 Die Zukunft des Sonderpreises NRW Kunst oder Kinder oder beides? „Brinkmanns Zorn“ erhielt den letzten Sonderpreis des Landes NRW für Kulturvermittlung. Künftig wird ausschließlich Kinderfernsehen gekürt. Foto: Neue Visionen newsletter 3/2009 Nun wäre es unfair, Kunstfilm gegen Kinderfilm auszuspielen und das eine Genre hochwertiger als das andere einzustufen. Töricht, wer die Prägung kindlicher Handlungs- und Wertemuster durch Fernsehen in Abrede stellen würde. Aber es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass eben jene Politik, die Fluten von trashigen Programmen für Kids in Haushalte hat einbrechen lassen, jetzt über Preise und Auszeichnungen die Programmmacher symbolisch an ihre Verantwortung erinnern will. Das erinnert ein wenig an den Sicherheitsbeauftragten, der erst selbst Brandsätze unterm Dachstuhl legt und in dem Moment, da die Flammen außer Kontrolle geraten, nach einem Vorsorgeprogramm gegen Feuersbrünste ruft. Jetzt, da jugendliche Amokläufer das Land in Angst und Schrecken versetzen und die Zeichen einer geistigen Wohlstandsverwahrlosung unübersehbar werden, jetzt soll wieder Qualität im Unterhaltungsangebot für Kinder ausgezeichnet werden. Fernsehen mal als Sündenbock, dann wieder als Reparaturbetrieb. So fragwürdig wie der Zeitpunkt der Beschwörung von wertvollem Kinderfernsehen ist, so verheerend ist die Umorientierung der Stifter des Sonderpreises für eine Sparte, die im Fernsehangebot ohnehin marginal geworden ist. Programme, die „in besonderer Weise das Verständnis für Werke der Kultur, von der Literatur bis zur Architektur, wecke oder vertiefen“, wie es so schön in der alten Satzung heißt, sind rar geworden in der Fernsehlandschaft. An diesen Filmen haftet die schlecht beleumdete Vokabel „Bildungsfernsehen“. Sie stehen unter Verdacht, sich nur an kleine Eliten zu wenden und die Masse insgeheim zu verachten. So wie Fernsehen und Kunst sich entfremdet haben, so sind auch Filme, die sich jenseits von Reportage und Kolportage um die Vermittlung beider Sphären bemühen, unter den Generalverdacht von Intellektualität und Sonderlichkeit geraten. „Brinkmanns Zorn“ ist ein künstlerischer Dokumentarfilm, der ganz klassisch mehr an seinen Gegenstand und die ihm angemessene Form denn ans Format denkt. Für die Darstellung des Schriftstellers und seines Werks hat Autor Bergmann eine originelle, ja originäre Form von Reenactment gefunden. Bergmann lässt einen Schauspieler durch ein nächtlich-graues Köln stapfen und ihn synchron zu Brinkmanns radiophon überlieferten Worten seine Wut auf Gott und die Welt heraus schreien. Wobei, wie Bergmann in seiner Dankesrede in Marl treffend bemerkte, ein wenig von diesem Brinkmann in uns allen steckt. Die unaufhörlichen, stummen Selbstgespräche, dieser endlose innere Monolog, den jeder Mensch tagtäglich mit sich selbst führt, wird durch das Aussprechen in das umgehängte Mikrofon deutlich und fähig zur Aufzeichnung. Erst in der Literatur Brinkmanns, viel später im Film Bergmanns. Nicht schmeichelhaft, nicht schön, was da aus diesem Kopf heraus quillt, was in unreinen, unreifen Gedankenfetzen geäußert wird. Ressentiments schlimmer Art, die vor scheinbar unschuldigen Bäumen nicht halt machen. Kölner Bäume, die neben vielem anderen auch „verrecken“ sollen. Eine unerhörte Vorstellung, dass diese sprachliche Dauer-Diarrhöe Kunst sein soll. So haben es wohl viele der Brinkmann-Zeitgenossen in den frühen 1970er Jahren empfunden. Ein wenig unheimlich scheint diese filmische Darstellung eines wilden, manischen Schriftstellerlebens auch für heutiges Kulturverständnis zu sein. In Marl wurde subtil Zensur geübt. Statt den in Kölns Maastrichter Straße pinkelnden Brinkmann zu zeigen, lag über den ersten Frames der Demo-Szene gnädig ein schwarzer Cache. Einen Dichter bei der Notdurft zu zeigen in einem Film, der vom Land ein Preisgeld von 10.000 Euro erhält, das geht denn doch zu weit, mag sich der Veranstalter gesagt haben. Nur dumm, dass der Moderatorin Barbara Schöneberger von diesem Eingriff offenbar nichts gesagt worden war. Deren Einleitung, die zielsicher mit der Brinkmannschen Pinkelpause endete, fehlte die Bildpointe. Was lernen wir daraus? Dass derart künstlerische Filme nicht nur vom Aussterben bedroht sind, sondern immer noch Opfer von Zensur werden können. Ein kleines Indiz für unser großes Neo-Biedermeier. Da darf Kunst nicht mal mehr stören. – Meldungen • letter309_01-15 03.06.2009 12:24 Uhr Seite 15 Lars von Trier ist regelmäßig Gast im Wettbewerb von Cannes. Doch so viel Aufsehen wie mit seinem neuen Film „Antichrist“ erregte er he. Er liebte Frauen sehr, erforschte die Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Ich bin ein großer Fan von Strindberg. Für mich ist Strindberg sehr ernsthaft, aber auch sehr lustig. an der Croisette noch nie, wie die Auszüge aus der Pressekonferenz in Cannes belegen. D ie Stimmung war extrem aufgeladen nach der ersten Pressevorführung in Cannes – selten hatte ein Film derartig heftige Reaktionen provoziert. Wobei die Spannweite der Reaktionen von lautem Lachen bis noch lauterem Schimpfen reichte. Der Moderator des FestivalTVs fühlte sich inspiriert und meinte gleich mehrfach: „Hoffen wir, dass sie nicht umgebracht werden.“ Auch wenn die Vorgeschichte des Films mit einer Depression, die ihn ein Jahr lang zur Tatenlosigkeit verdammte, eine nachdenkliche Pressekonferenz über die heilenden Kräfte des Films erwarten ließen, überraschte der Däne wieder mit sarkastischen und scharfen Bemerkungen, aber vor allem mit dem Vermögen, aggressive Fragesteller dank geschickter Inszenierung zu ausgelassen lachenden Fans zu machen. Das nahm die Reaktionen auf „Antichrist“ vorweg: Erst heftige Abwehr, die sich in Cannes langsam in Begeisterung über einen Film verwandelte, für den Charlotte Gainsbourg als beste Schauspielerin geehrt wurde. Sie müssen sich rechtfertigen. Das ist das Cannes-Filmfestival, Sie haben Ihren Film hier hin gebracht und Sie müssen erklären, weshalb Sie ihn gemacht haben! Lars von Trier: Ich kann den Film nicht erklären. Ich mache Filme, und ich genieße es sehr. Es ist eine sehr seltsame Frage. Ihr seid alle meine Gäste, nicht anders herum. Ich arbeite für mich und habe diesen kleinen Film gemacht, auf den ich nun schon stolz bin, aber ich habe ihn nicht für jemanden anders gemacht. Ich will nichts sagen mit dem Film. Ich mag solche Filme. Ich war schon mal sehr viel klarer, mathematischer bei anderen Filmen, bei denen die Vernunft eine größere Rolle gespielt hat. Dies ist mehr ein Traum, der zum Film wurde. Tarkowski ist ein richtiger Gott. Als ich das erste Mal „Spiegel“ auf einem kleinen Fernseher gesehen habe, war ich exstatisch. Ich habe eine religiöse Beziehung zu ihm. Ich habe seine Filme sehr, sehr oft gesehen. Ist Tarkowski Ihr Lehrer? Auf welchem Gebiet? Tarkowski sah meinen ersten Film und hasste ihn. Aber das ist ok, wir sind eine andere Generation. Das ist auch bei Bergman so, dem ich mich auch sehr verbunden fühle. Er fühlte sich mir nicht verbunden. Ich fühle mich Tarkowski wirklich verbunden, ganz ehrlich. Wenn man jemandem einen Film widmet, kann keiner behaupten, dass man klaut. So hab ich mich da raus gewunden. Wie sehen Sie Ihren Blick auf Frauen verglichen mit dem von Strindberg? Ich fühle mich auch Strindberg sehr na- Ihr Film war für Sie eine Art Therapie. Haben Sie eine Form von Harmonie nach dem Film gefunden? Die Routine des Filmemachens war für mich eher die Therapie: Jeden Morgen aufstehen und arbeiten, hilft einem. Es ist nicht das Thema, das einem hilft. Ich glaube nicht daran, dass man dadurch diese hässlichen Dinge los wird. Ist der schwarze Humor mit Absicht in „Antichrist“? Wenn ich arbeite, kommen Humor und Drama aus der gleichen Quelle. Auch in Filmen, in denen man es nicht als Humor erkennt, gibt es ihn. Es gibt sehr schöne und auch verstörende Bilder in „Antichrist“. Vielleicht am meisten verstört die genitale Verstümmelung der Figur von Charlotte Gainsbourg. Was war die Absicht dahinter? Wir konnten es nur einmal drehen. Charlotte musste sich richtig drauf vorbereiten. Aber sie hat es überstanden. Es nicht zu zeigen, wäre für mich eine Lüge. Da dies ein sehr dunk- Lars von Trier in Cannes Ein Traum, der zum Film wurde ler Traum über Schuld und Sex und solche Sachen ist, war es ganz natürlich. Ist das Kino nicht immer eine Lüge? Wenn wir einen Toten sehen, ist das Fake. Das ist vielleicht schade ... (Lachen im Saal). Nein, da denke ich anders drüber. Es gibt eine Form der Ehrlichkeit beim Filmemachen, die wichtig für mich ist. Ich habe auch Filme ohne Häuser gedreht, nur mit Kalkstrichen auf dem Boden. Das ist Lüge, aber diese Lüge ist offensichtlich. Wieso gab es eigentlich nicht die entsprechende Nahaufnahme von Willem Dafoes Genitalien, die zerschmettert wurden? Ja, das hätten wir mehr als einmal machen können, aber Willem war aus irgendeinem Grund dagegen (Lachen). Der Schauspieler Bardem hat gesagt, ein Regisseur ist fast ein Gott... Es ist sehr wichtig für mich, mit den Schauspielern zusammen zu arbeiten. Ich hoffe, ich gebe keine Befehle ... (Pause, Lars von Trier grinst) ... Falls ich das tun sollte, ist das völlig falsch. Ich war unzufrieden, dass ich die Kamera nicht bedienen konnte, wie ich es bei meinen anderen Filmen gemacht habe. Meine psychische Verfassung erlaubte dies nicht. Aber ich versuchte, so nah wie möglich bei meinen Schauspielern zu sein – nicht indem ich Befehle gab, sondern durch intensive Gespräche. Wir hatten sehr intensive Gespräche beim Dreh. Es gab feindliche Reaktionen bei der Presse. Denken Sie, Ihre Kunst ist der Zeit und dem Publikum voraus? Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich denke nicht ans Publikum, wenn ich einen Film drehe. Vielleicht wird es eine Katastrophe. Aber ich bin schon früher durch die Presse schlecht behandelt worden, das mag ich auch irgendwie. Es ist ein guter Start für eine Diskussion. Es ist wichtig, dass man etwas fühlt, bei dem Film. VON GÜNTER JEKUBZIK Lars von Trier über „Antichrist“: „Wenn ich arbeite, kommen Humor und Drama aus der gleichen Quelle“. Foto: MFA+ FilmDistribution e.K. Hatten Sie vorher die Wahl zwischen verschiedenen Projekten, oder weshalb haben Sie sich für diesen entschieden? Ich hatte nie eine Wahl, es ist die Hand Gottes, glaube ich. Und ich bin der beste Regisseur der Welt. Ich weiß allerdings nicht, ob Gott der beste Gott der Welt ist. Können Sie etwas zu anderen Regisseuren sagen, die dann wohl überschätzt sind? Alle anderen Regisseure sind überbewertet! Das ist ganz einfach. Im Hotel habe ich gerade Scorsese getroffen. Für Sie, die Sie alle gebildet sind, ist es einfach zu sehen, wo die meisten meiner Dinge herkommen. Mein Wissen, dass ich der Beste bin, ist ein Werkzeug. Ich glaube, alle denken das, aber sie sagen es vielleicht nicht. Ok, ich bin mir da nicht sicher, aber ich habe ganz stark den Eindruck. Wieso widmen Sie den Film dem verstorbenen russischen Filmemacher Andrej Tarkowski? Schwerpunkt – newsletter 3/2009 15 • letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 16 Regisseur Sönke Wortmann und Kameramann Tom Fährmann bilden seit dem 1996 entstandenen Film „Das Superweib“ ein kreatives Team und stecken zur Zeit mitten in der Postproduktion der internationalen Koproduktion „Die Päpstin“, die Ende Oktober ins Kino kommt. Warum die Chemie zwischen den beiden gebürtigen Ruhrgebietlern stimmt, verraten sie im Interview mit Oliver Baumgarten. Interview Sönke Wortmann und Tom Fährmann Rücken an Rücken VON OLIVER BAUMGARTEN Sie beide studierten in den 80ern an der HFF München. Warum haben Sie nicht bereits damals zusammen gearbeitet? Sönke Wortmann: Wir waren zwei Jahre auseinander, das bedeutet auf der Hochschule schon eine halbe Generation. Somit hatten wir damals kaum Kontakt, soweit ich mich erinnere. Ich habe Toms Übungsfilme natürlich gesehen, und die hatten mir auch gut gefallen, gerade fotografisch. Aber es hat dann noch eine Weile gedauert, bis wir beruflich zusammen gekommen sind, nämlich ungefähr… Wie lange? Tom Fährmann: Na ja, den ersten direkten Kontakt hatten wir beim „Superweib“. SW: Wir hatten damals im gewissen Sinne ein „Double Feature“ vor. „Das Superweib“ war ein Film, der weniger künstlerisch als von vorne herein ausschließlich als BestsellerMainstream angelegt war. Ich habe damals gesagt, wenn du den für mich fotografierst, dann machen wir auch den nächsten zusammen. Das war „Der Campus“. Seither haben wir bis auf eine Ausnahme immer zusammen gearbeitet. TF: Wir sind beides Typen, die gerne sehr gut präpariert in den Dreh hineingehen. Ich selbst bin eher ein vorsichtiger Mensch. Einen Plan zu haben, gefällt mir Johanna Wokalek als „Die Päpstin“: „Die Idee war, mit der Ausbildung von Johannas Intellekt auch die Bildsprache zu verändern.“ Foto: Constantin 16 grundsätzlich, denn dann fühle ich mich auch viel sicherer, später vielleicht von ihm abzuweichen. SW: Das sehe ich genauso. TF: In dieser intensiven Vorbereitung arbeitet man dann ein Buch noch einmal anders durch, als wenn man es einfach nur liest. Wir spielen uns die Szenen oft vor und merken dann sehr deutlich, was z.B. schwer zu erzählen ist und wo es hakt. Diese gemeinsame Strategie, uns vorzubereiten, funktioniert mittlerweile ziemlich gut. Und geht es dann in den Dreh, sind wir wie zwei Ritter, die Rükken an Rücken in die Schlacht ziehen. Sönke ist mit den Schauspielern, der Dramaturgie beschäftigt und ich mit der Umsetzung in Bilder und Licht. Das können wir so gut aufteilen, weil wir uns vorher so gut vorbereitet haben. SW: „Ritter“ und „Schlacht“ klingt allerdings, als würde es gegen jemanden gehen. Das ist natürlich nicht der Fall, sondern wir begreifen nicht nur unsere Zusammenarbeit als Teamwork, sondern die des gesamten Stabs. Und bisher war es immer so, dass wir nicht gegen jemanden kämpfen mussten, sondern alle stets als Mitstreiter auf unserer Seite hatten. Was genau in der Beziehung zwischen Regie und Kamera muss denn wirklich gut funktionieren? SW: Ich glaube, die Kommunikation ist besonders wichtig. Wenn wir einen Film vorbereiten, dann erzählen wir uns gegenseitig, was wir auf der Leinwand sehen wollen und schreiben das dann auf. Auch Ent- newsletter 3/2009 – Schwerpunkt scheidungen über den Look von Bildern – hell, dunkel, kontrastreich, farbentsättigt: Da haben wir oft den gleichen Geschmack, was die Sache natürlich einfacher macht. Und was ich natürlich noch wichtig finde, ist der persönliche Umgang miteinander. Wir kennen uns lange genug, dass Tom weiß, was ich meine und keine unnötigen Fragen stellt, und dass er außerdem auch mit meiner Kauzigkeit erstklassig umgehen kann. TF: Andrej Tarkowski hat mal gesagt: „Der Regisseur hält ein großes Netz auf, in das alle ihre Gaben tun. Was durchfällt und was drinbleibt, entscheidet er.“ SW: Echt, das hat Tarkowski gesagt? TF: Doch, da bin ich ziemlich sicher. SW: Entspricht ja eigentlich gar nicht seiner Arbeitsweise… TF: Was man eben so manchmal dahinsagt… Jedenfalls ist das in unserer Zusammenarbeit eine klare Sache: Am Ende entscheidet der Regisseur, also Sönke, was von all dem Vorgeschlagenen im Film bleibt. Man braucht eine Person, die den roten Faden erzeugt. Trotzdem hat Sönke eine sehr große Fähigkeit, kreative Köpfe um sich zu scharen und ihnen auch diesen Raum zu geben, mitzudenken und mitzuagieren. Noch mal zur Kommunikation, vielleicht am Beispiel „Die Päpstin“: Es gäbe ja sicher zahllose Möglichkeiten, die Figur der Jo- • letter309_16-28 03.06.2009 hanna von Ingelheim durch die Art, wie sie fotografiert wird, näher zu charakterisieren. Wie einigen Sie sich da auf etwas, wie geht das vor sich? SW: Es ist so, dass mal der eine, mal der andere einen Vorschlag macht, den wir diskutieren. Wir sind bei diesem Beispiel etwa sehr schnell mit einer Lösung überein gekommen. Wir erzählen die ganze Lebensgeschichte der Johanna von der Geburt bis zum Tod. Sie hat viel erlebt, auch viel Schlechtes, besonders in der Kindheit, die sie in der germanischen Provinz verlebt hat, und dementsprechend dunkel ist es dann auch. Und je weiter ihr Leben voran schreitet, desto heller wird es. Das zum Beispiel war ein Konzept, auf das wir uns sehr schnell im Vorfeld geeinigt hatten. TF: Die Idee war, mit der Ausbildung von Johannas Intellekt, ihres Geistes auch die Bildsprache zu verän- Tom Fährmann (links) und Sönke Wortmann, Foto: Constantin dern. Ist es in der Kindheit düster, eher zufällig kadriert, handkamerabewegt, so entwickelt sich sowohl die Kadrage der Bilder als auch die Beleuchtung im Laufe des Films stilistisch zu einer festeren Struktur aus. Wir dachten, dass dies im Bild noch einmal spürbar macht, wie sich dieser Mensch zu einer solch besonderen Person entwikkelt. Das Ganze darf natürlich nicht manieriert daherkommen, dass es jedem sofort ins Auge sticht. Bloß spürbar muss es sein. Damit so etwas dann am Ende auch wirklich gelingt, braucht es vor allem Vertrauen? SW: Vertrauen ist natürlich das Wichtigste. Als wir anfingen, da gab es noch keine Videoausspielung am Set, da musste der Regisseur dann ab und zu mal durch die Kamera schauen. Das ist heute natürlich einfacher, kontrollierbarer geworden. Aber ehrlich gesagt, das Vertrauen zu Tom ist so groß, dass ich eigentlich gar nicht hinschauen muss – was ich natürlich trotzdem tue, aus reiner Gewohnheit. TF: Je länger man in dem Beruf ist, umso mehr vertraut man ja seiner Intuition. Es entwickelt sich ein Riecher. Hat aber der andere einen ganz anderen Rhythmus oder Stil, etwas zu erzählen, dann bekommt man ein 12:29 Uhr Seite 17 Problem. Und es ist ein seltenes Glück, dass sich zwei Menschen ganz nahe kommen, und man sagt: Das hätte ich jetzt auch so gesagt. Wir segeln parallel, was die Einschätzungen und Umsetzungen anbetrifft – ein sehr beglükkendes Gefühl. Dreharbeiten sind stressig und lassen keine Zeit fürs Privatleben. Wie hat Ihnen eigentlich Herrn Wortmanns Kamera in „Deutschland – ein Sommermärchen“ gefallen? TF: Ach ja, da wollte ich nicht mitmachen, weil ich mich für Fußball nicht interessiere. Das hätte ich mir todpeinlich vorgestellt, dort mit den Fachleuten zusammen zu sitzen und keine Ahnung zu haben. SW: Achtzig Prozent der Bilder sind ja nun von mir, weil es Bereiche gab, in die nur einer mitgehen durfte. Und der andere Kameramann, der eher die äußere Perspektive eingenommen hat, ist dann Frank Griebe geworden, weil der sich deutlich mehr für Fußball interessiert. Aber du bist ja jetzt geschickt dieser Frage ausgewichen … TF: Ach so, nein, wollte ich gar nicht … SW: Ich denke, das spricht für die heutigen Kameras, dass jemand wie ich, der im ersten Durchgang durch jede Technikprüfung in der Filmhochschule durchgefallen ist, tatsächlich in der Lage ist, das Gerät soweit zu verstehen, dass ein richtiger Kinofilm dabei heraus gekommen ist. Da bin ich doch ein bisschen stolz … TF: Nein, da gibt es gar nichts gegen zu sagen. Das ist eine gänzlich andere Art von Kameraarbeit als wir sonst in den Spielfilmen machen, da geht es um Vitalität und Zugriff. Der Erfolg dieses Films hängt mit Sicherheit damit zusammen, dass Sönke wirklich nah an diesen Leuten war. Da spielt auch seine Qualität wieder eine Rolle, Leuten das Gefühl zu geben, sicher aufgehoben zu sein und niemals beschädigt zu werden. diesem Gefühl umgehen. Tom Fährmann hat ja an der Hochschule mit dem Kurzfilm „Zoe“ auch mal Regie geführt… SW: Als Regisseur fand ich ihn damals noch nicht so überzeugend – wir waren natürlich wesentlich jünger, und an meine ganz frühen Arbeiten werde ich auch ungern erinnert. Aber man entwickelt sich ja weiter. Tom war immer ein Kameramann, der auch zu Dramaturgie und Schauspielern eine eigene Meinung hat, die er auch äußert und selten falsch damit liegt, wie ich finde. Was dazu führt, dass ich tatsächlich gerne mal einen Film produzieren würde, bei dem er Regie macht. Und tatsächlich sind wir ja auch in konkreten Gesprächen … Schwerpunkt – newsletter 3/2009 Aber was kommt danach? Viele ereilt das „Schwarze Loch“: ein Gefühl zwischen Verlorensein, Depression und Panik. Anna Koskoda hat sich für den Newsletter umgehört, wie Filmleute mit Das Schwarze Loch am Ende der Dreharbeiten Von 180 auf 0 VON ANNA KOSKODA D as Problem ist, dass man am Ende eines Drehs von 180 Prozent auf 0 abfällt“, erklärt Maskenbildnerin Heike Merker. Sie selbst kennt das Gefühl noch gut aus ihren Anfangsjahren beim Film. Doch es relativiere sich mit der Zeit. „Mittlerweile genieße ich es, so zu arbeiten, frei zu sein und wieder Freizeit für mich zu haben.“ Die 41-Jährige, die mit „John Rabe“ wochenlang in China war, meint, dass besonders Drehs im Ausland Kollegen ins Schwarze Loch fallen lassen: Die Umstellung auf zu Hause ist dann noch krasser, weil der Verbund vor Ort noch enger war. Merker, die gerade die Dreharbeiten mit Matti Geschonneck zu dem Kinofilm „Boxhagener Platz“ abgeschlossen hat, weiß aus Erfahrung, dass alle Filmschaffenden von dem Phänomen betroffen sein können, „egal ob Regisseur, Bürokraft oder Beleuchter“. Dem Regieassistenten Till Martinsen macht vor allem das unterschiedliche Tempo zu schaffen: das des Filmdrehs und das des Alltags. „Ich muss zu Hause erst wieder lernen, mit einer anderen Geschwindigkeit zu leben“, gesteht der 36-Jährige. Für den Kölner ist es ein großer Unterschied, ob er in Köln dreht oder woanders. Wenn er in seiner Heimatstadt arbeitet, dann stellt sich kein Schwarzes Loch ein, weil er abends in seiner vertrauten Umgebung ist. Generell kennt er das Phänomen jedoch gut. „Man hat dann immer das Gefühl, man würde Zeit verplempern.“ Oft sei es jedoch schwierig, in einer unbestimmt langen Zwischenzeit zwischen zwei Drehs sich anderen Projekten zu widmen wie etwa einer Fortbildung oder dem Drehbuch schreiben. Produktiver könne man sein, wenn man wüsste, wann der nächste Job kommt. „Sonst wartet man auf den Anruf.“ Da er viel fürs Fernsehen arbeitet („Tatort“), kommen die Aufträge häufig sehr kurzfristig. „Wenn ich zwei Wochen vorher Bescheid weiß, ist das schon Luxus.“ Ausstatter Tim Pannen („Madonnen“, „Gegenüber“), der zuletzt Lars von Triers „Antichrist“ als Art Director betreut hat, kennt das Tief danach auch aus den Zeiten, als er noch am Theater gearbeitet hat: Es stellte sich meist schon direkt am Premierenabend ein. Beim Film dauert es länger. „Bei mir hält die Euphorie häufig noch zwei Wochen an, und dann fällt der Energiepegel ab“, erzählt der 38-Jährige. Da es fast jedem so gehe, akzeptiere er diese Form der Depression – „ich finde sie nicht schlimm“. Und wenn das nächste Projekt direkt vor der Tür steht, dann gebe es auch kein Schwarzes Loch. Bei Innenrequisiteurin Ulrike Gojowczyk hält die Energie meist noch ein oder zwei Tage an, in denen sie dann ganz viel erledigen will, „und dann sackt sie ganz plötzlich ab“. Sie findet vor allem den Kontrast zwischen der Fremdbestimmtheit und der hohen Konzentration am Set und der freien Zeiteinteilung danach immer wieder gewöhnungsbedürftig. „Ich habe dann das Bedürfnis nach kontemplativen Dingen, wie etwa Gartenarbeit“, sagt Gojowczyk, die zuletzt bei „Der Vorleser“ und bei „Sturm“ mitgearbeitet hat. Da die sozialen Kontakte während eines Drehs ruhen, versucht sie, an diese danach wieder anzuknüpfen. „Gute Freunde verstehen das, wenn man drei Monate von der Bildfläche verschwunden ist“, sagt die Innenrequisiteurin, die bereits seit 20 Jahren vor allem für Kinofilme arbeitet. Bei Produktionsleiterin Elke Sasserath („Das Wunder von Bern“) hängt die Größe des Schwarzen Lochs davon ab, wie intensiv und emotional die Dreharbeiten waren. Wenn die zwischenmenschlichen Beziehungen gut waren, wird der Frust anschließend umso größer. „Man wird wehmütig und fragt sich, wann man die Leute wieder trifft“, erzählt die 46-Jährige. Früher seien bei der Kölnerin, die seit 1990 als Produktionsleiterin arbeitet, auch schon mal Tränen geflossen. Doch auch sie stellt bei sich fest, dass mit zunehmender Berufserfahrung das Gefühl nachlässt. „Jetzt weiß ich, dass ich viele wieder treffe. Außerdem bewahrt man mehr Abstand, weil man weiß: Danach kommt das nächste Projekt mit neuen Leuten.“ Denn wenn man gut sei im Job, folgen weitere Aufträge. Selbstbewusstsein hilft gegen das Schwarze Loch. Über Auftragsmangel kann Elke Sasserath sich momentan jedenfalls nicht beklagen. Das vergangene Jahr hat sie fast komplett an „Unter Bauern“ gearbeitet. Im Herbst folgt „Hochzeitspolka“ mit Regisseur Lars Jessen. Und womit tut sie sich etwas Gutes nach abgeschlossenen Dreharbeiten? Elke Sasserath braucht häufig erst einmal Abstand und gönnt sich etwas: „Ich verreise gerne im Winter, da ist in der Branche sowieso wenig los.“ Ein bis zwei Monate in Thailand bringen sie wieder „auf den Boden der Tatsachen“. 17 • letter309_16-28 I 03.06.2009 12:29 Uhr m Normalfall ist das Set ein mehr oder weniger spannender Arbeitsplatz, an dem 30 bis 40 Fachleute alles daran setzen, als professionelles Team gute Arbeit abzuliefern. Aber selbst wenn alles funktioniert, bleiben Konflikte nicht aus – da unterscheidet sich der Alltag einer Filmcrew nicht von dem in einem Büro. Bei der Filmarbeit plädiert Gerd Haag, Mitgesellschafter der Kölner Tag/Traum und Professor für Kreatives Produzieren an der ifs, stets für „klare, nachvollziehbare Entscheidungen“ und im Falle von Konflikten für eine „präzise Bestimmung der Konfliktursachen“ und für das Einbeziehen der Heads of Departments, um Wiederholungen vorzubeugen. Auf jeden Fall aber gelte: „Ruhe bewahren, gut vorbereitet in das Konfliktgespräch hineingehen und allen beteiligten Personen genau zuhören.“ Grundsätzlich sind die Ansprüche an die Regie besonders hoch, egal ob es um Konfliktprävention oder -bewältigung geht, weiß Anne Grobe: „Regiearbeit im Spannungsfeld von Hierarchie und Kooperation verlangt, dass der Filmemacher im Einzelfall stimmig, das heißt seiner inneren Verfassung, seinem Gegenüber und der Situation entsprechend reagieren kann“, so die freie Unternehmensberaterin und studierte Psychologin. Schon bei der Recherche zu ihrer Diplomarbeit mit dem Titel „Krisenmanagement am Set“, für die sie 1997 19 Regisseure nach ihrer Arbeit und möglichen Konfliktherden beim Dreh befragte, fiel ihr auf, dass ein Großteil der Filmemacher „so von ihrer künstlerischhandwerklichen Arbeit eingenommen und so auf sie konzentriert waren, dass sie Konflikte zu spät wahrnehmen, um diese noch mildernd beeinflussen zu können“. Als Strategie empfahl Grobe damals kooperative statt autoritäre Führung. Inzwischen hält sie ein gut funktionierendes Team für wichtiger denn je. Der Trend gehe weg vom Autorenfilm und Regisseuren, die alles mitbringen. Der Regelfall sei heute der „industriell hergestellte TV-Film“. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen hält Grobe die Filmbranche zugleich für „nahezu beratungsresistent“. Favorisiert werde das EinzelCoaching, um individuelle Ziele zu erreichen. Obwohl es bei Teamkonflikten meist um viel Geld gehe und Konfliktmediation von außen sinnvoll sein könne, engagiere man dafür kaum Fachleute. Dabei lassen sich typische Konfliktherde schnell benennen. Etwa der „heimliche Regisseur im Team“, der stets gute Tipps auf Lager hat. Schauspieler, die eifersüchtig um Aufmerksamkeit buhlen oder bei einer vermeintlichen Zurücksetzung zickig werden. Oder die Abreaktion nach dem Dreh – wenn es dort nicht läuft, kriegt es die Garderobe oder die Maske ab. Kameraleute, die sich unterfordert fühlen. Auch das Verhältnis zwischen Regisseur und Produzent bleibt nicht konfliktfrei, wenn letzterer mit Hinweis auf den Auftrag gebenden Sender trotz detaillierter Absprachen immer wieder auf eine andere Ästhetik drängt. Frank Döhmann, Produzent bei Badlands Film in Berlin und Professor für Kreatives Produzieren an der Kunsthochschule für Medien Köln, sieht Konflikte zwischen Regisseuren und Produzenten ganz unaufgeregt als Alltag. Grundsätzlich sollten sich beide als Partner verstehen und ein möglichst gutes Produkt anstreben.Im Konfliktfall aber gelte die Devise: „Wer die wirtschaftliche Verantwortung trägt, darf bestimmen. Andere dürfen mitbestimmen.“ Eine Einschätzung, die auch den immer schwierigeren Rahmenbedingungen der Dreharbeiten ge- 18 Seite 18 Konflikte am Set können den Dreh behindern und teuer für den Produzenten werden. Deswegen sollte man es gar nicht soweit kommen lassen. Über Konflikte am Set und Bewältigungsstrategien Prima Klima!? VON PETER HANEMANN Dazu gehört auch die Ansprache der Motivpartschuldet ist, so Döhmann. Nach dem Willen der ner, ebenso der kontinuierliche Kontakt zu den Auftrag gebenden oder koproduzierenden Senjeweiligen Städten und vor allem zu den Anwohder solle ein Film zwar stets im modernsten Look nern, ergänzt seine Fachkollegin Ricarda Goray daher kommen, doch zugleich erhöhe man im (u.a. „Anonyma – eine Frau in Berlin“): „Zum Set Budget gerade die Positionen nicht, die für die gehören nicht nur die Filmschaffenden.“ Regie Umsetzung dieses Looks unabdingbar seien. und Kamera sollten in der VorproduktionsphaDöhmann: „Früher waren es z.B. 800 Schnitse gemeinsam auf Motiv-Tour gehen, um sich te pro Film, heute sind es 1.800. Insgesamt ist auf die jeweilige Location vorzubereiten. Für späder visuelle Aufwand in den letzten Jahren wetere Verstimmungen kann es dann immer noch sentlich größer geworden.“ genügend Gründe geben. Stefan Odenthal, der Unabhängig von diesen ökonomischen u.a. bei der Produktion von „Mein Freund aus Zwängen hat man in der Ausbildung inzwischen Faro“ die 1. Kamerabühne betreute, sieht im den Stellenwert der Teamkommunikation er„fehlenden Respekt“ untereinander einen der kannt. An der ifs werden neben den Drehwerkwichtigsten Klima-Killer. Er erwartet insbesonstätten, in denen die Produktions-Studenten erdere von der Regie gelegentlich ein „positives ste praktische Erfahrungen sammeln, auch Feedback, auch an Kostüm und Maske.“ Teamcoaching-Seminare angeboten, die sich Neben Respekt und Kommunikation gehört mit Kommunikation und Konflikten am Set ausVertrauen zu einer der wichtigsten Vorausseteinandersetzen. Henrik Greisner (Acting Media) zungen für ein positives Klima, das Konflikte einunterrichtet hier seit 2007. „Unsere Studenten dämmen kann. Viele treue Filmpaare können lernen im ersten Schritt, wie man sich tatsächsich bei der Vorbereitung, am Set oder in der lich auch ohne SMS oder E-Mail verständlich Postproduktion blind aufeinander verlassen. So machen kann“, erklärt er. Ein Konflikt entstearbeiten Dreamteams wie Matthias Glasner und he oft durch mangelnde Information und zu Kamerafrau Sonja Rom, Christian Petzold und wenig Zeit. Deshalb müsse man sich manchmal Nina Hoss, Hermine Huntgeburth und Eva eben Zeit nehmen. Für alle Konflikte am und Schnare, Adolf Winkelmann und David Slama über das Set hinaus gelte im Übrigen die Foroder auch Tom Tykwer und Frank Griebe zum mel „It´s all about communication“. Ein zentraTeil seit Jahren erfolgreich und vertrauensvoll les Problem seien jedoch die extrem langen miteinander. Horst Königstein, der gemeinsam Standzeiten: „Das klassische Bild von Filmleumit Heinrich Breloer u.a. die Bücher zu „Die ten, alle stehen rum, trinken Kaffee, stimmt ja Manns“ und „Speer und Er“ geschrieben hat, nicht. Alle Kollegen müssen über die gesamte beschreibt das Miteinander seit 1975 so: „In härDrehzeit auf dem Sprung sein.“ Dieses Standtesten Exempeln haben wir unsere Arbeiten by sei anstrengend, auch wenn es nicht so aus(auch die individuellen) abgeprüft. Wenn der sieht. Konfliktträchtig sei auch der Umgang mit Text und das andere die Härtetests bestand – den meist schlecht bezahlten Praktikanten. Da wenn also das Einfühlende und Distanzierenbeklage ein berühmter und schlecht gelaunter de im Film, Stück, Improvisation immer wieder Gripper schon mal das viele „ungelernte Grobzum Überraschenden wurden, hatten wir (wiezeug“ am Set. Zugleich glaube man in Deutschder einmal) das Leben zu packen gekriegt. Ich land unglücklicherweise, man könne Drehtage liebe Team-Arbeit.“ streichen und dies mit billiger „Manpower“ ausgleichen. Ähnliche Rollenspiele machen Döhmann und der WDR-FernsehspielChef Gebhard Henke auch an „Ich arbeite gerne mit Patricia Rommel zusammen, weil sie mich der KHM. Hier diskutieren mit meinen ganzen Unsicherheiten, Launen und Verzweiflungsattacke und verhandeln beiaushält, weil wir eine ähnliche Vorstellung davon haben, worauf es in einer Szespielsweise Studenten ne ankommt, weil sie so verdammt viel von Musik versteht, weil sie ein sicherer Ratals Auftraggeber und geber ist, eine leidenschaftliche Tüftlerin und ein teekochender Sonnenschein!“ Produzenten Fallbeispiele aus der Praxis und Regisseurin lernen so die Konfliktebenen der Vertragspartner kennen. Viel hängt von der Vorbereitung des Drehs ab, weiß Gernod Valendzik, der u.a. bei Editorin „Solino“ und „Die Päpstin“ als 1. Aufnahmelei„Ich arbeite gerne mit Caroline Link zusammen, weil wir uns ter fungierte: „Der Vorlauf ist entscheidend.“ auf Augenhöhe begegnen. Es ist ein offener und warmherziger Austausch, bei dem Stärken und Schwächen längst abgesteckt worden sind. Ich liebe Carolines wachen, blitzschnellen Geist und ihren Humor, ihre unbeirrte aber uneitle, respektvolle aber nie demütige Art. Diese in meinen Augen besten ‚Zutaten’ machen sie und ihre Filme so menschlich.“ newsletter 3/2009 – Schwerpunkt Caroline Link Patricia Rommel • letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 19 Dass die Chemie innerhalb des Filmteams stimmen muss, das ist die eine Sache – was aber ist vor der Kamera? Wer garantiert, dass die Schauspieler mit einander auskommen und – viel wichtiger – auch in den Rollen harmonieren? Eine Casting-Fallstudie zu Thomas Stillers Film „Zwölf Winter“. Casting für „Zwölf Winter“ Mittlerin der Harmonie „Ich arbeite gerne mit Horst Königstein zusammen, weil er für mich der kompetenteste Spiegel ist, in den ich hineinschauen kann.“ VON OLIVER BAUMGARTEN Heinrich Breloer Regisseur E in traumhaftes Duo Infernale“ nennt der Online-Mediendienst Teleschau die beiden Drehbuchautor Schauspieler Axel Prahl und Jürgen Vogel in „Zwölf Win„Für mich gibt es keinen liebenswerteren, tapfereren, sensibleren, ehrgeiziter“, und auch Willi Winkler geren Freund als Heinrich Breloer. Schon zu Beginn unserer dokumenglaubt in der Süddeutschen vom tarischen Arbeit haben wir alle posierenden und eitlen Gesten 30. April, dass der Film ohne diese beiin den Sud des Lebens zurückgekippt.“ den an Unterhaltungswert einbüßte und schreibt weiter: „Jürgen Vogel strahlt wie immer seinen kaum gebändigten Zorn auf die Welt aus, […] Axel Prahl spielt mit wahrer Freude die Wonnen der Gewöhnlichkeit.“ Wenn zwei Schauspieler vor der Kamera gut harmonieren und gemeinsam herausragende Leistungen bringen, wie bei „Zwölf Winter“ offensichtlich der Fall, dann hat das viele Gründe. Doch es können noch so begabte Darsteller sein, sie können noch so brillant geführt, fotografiert und geschnitten sein: Stimmt die Chemie zwischen ihnen nicht, dann ist der Film erledigt. „Das ist ähnlich wie beim Tennis“, sagt Iris Baumüller, „je besser der Spielpartner, desto besser spielt man selbst.“ Iris Baumüller ist Casting Director, Mitglied im Bundesverband Casting und gemeinsam mit ihrem Kollegen Marc Schötteldreier Geschäftsführerin der Kölner Firma Die Besetzer. Beauftragt von den Produzenten Bettina Brokemper und Martin Zimmermann (20:15 Filmund Fernsehproduktion), besetzte sie die rund 30 Rollen in „Zwölf Winter“. Basierend auf einer wahren Begebenheit bestand die Aufgabe darin, zwei opponierende Paarungen – zwei Serien-Bankräuber und zwei Polizisten – überzeugend zu besetzen. Hier also musste die Chemie doppelt stimmen: innerhalb der Paarungen und zwischen ihnen. Eine stimmige Besetzung ist keine Kleinigkeit, angesichts der Bedingungen und Anforderungen, die zu beachten sind: Gagengefüge, Wohnort, Verfügbarkeit, besondere Fähigkeiten, dazu die individuellen Präferenzen. In „Zwölf Winter“ gab es vor allem zwei konkrete Vorgaben: Zum einen wünschte Regisseur Thomas Stiller für diese Gangsterballade eine eher „amerikanische Besetzung“. Gemeint sind damit Schauspieler, die emotional und körperlich ihre Rollen auf den Punkt bringen können – im Gegensatz zur „englischen Besetzung“, die sich ihre Charaktere erst erspielt. Und zum anderen war die Besetzung des eher spießigen Bankräubers, der mit Tupperdose zum Überfall kommt, seitens der Produktion bereits vorgegeben: Axel Prahl sollte ihn spielen. Fotos: WDR/NDR Horst Königstein Starke Teamplayer in „Zwölf Winter“: Jürgen Vogel und Axel Prahl (rechts), Foto: WDR/Tom Trambow Schwerpunkt – newsletter 3/2009 „Es ist durchaus üblich mit einer Rolle zu beginnen, um dann das restliche Ensemble zu bilden“, so Baumüller. Für sie ging es als erstes darum, den Partner von Axel Prahl zu besetzen. Ein Teamplayer war gefragt, einer, der Prahl ein gleichwertiges Gegenüber zu bieten imstande ist, ohne, dass einer den anderen in den Schatten stellt. Gleichsam musste er etwas Kerniges haben, ein Typ mit Körperspannung, dem man das etwas Abgerockte der Figur ohne zu zweifeln abnimmt. Und so setzte die Phase des „Name Droppings“ ein. Man überlegt, diskutiert, wägt ab. Als sich in diesem Fall Jürgen Vogel als Wunschkandidat heraus kristallisierte, bestätigte ein Gespräch mit Vogels und Prahls Agentinnen die Besetzungsidee: Beide haben zwar noch nie zusammen gespielt, schätzen sich aber gegenseitig sehr und würden gerne einmal zusammen arbeiten – keine schlechte Voraussetzung. Als nächsten Schritt also musste man beide zusammen bringen, ein Treffen arrangieren und sie gemeinsam erleben. Doch zunächst galt es nun, zwei mögliche Counterparts zu finden. „Das Gefälle, das erzählt werden soll, ist nur so hoch, wie die Besetzung es zulässt“, sagt Iris Baumüller. In ihrem Büro füllen sich die Regale mit rund 8.000 DVDs von Schauspielern, und das Archiv wächst täglich. „Der Casting Director ist wie ein guter DJ“, erklärt Iris Baumüller. „Der Produzent gibt die Rahmenveranstaltung vor, und wir legen mit Know-how und Gespür die passende Musik auf.“ Im Falle von „Zwölf Winter“ galt es, Polizistenfiguren zu finden, die gegen zwei starke Akteure wie Axel Prahl und Jürgen Vogel nicht abfallen und die man ernst nimmt. Die Wahl fiel mit Wotan Wilke Möhring und Matthias Koeberlin schließlich auf zwei Schauspieler, denen man dieses nötige Gegengewicht zutraute. Ein gutes Gespür für ein spannungsvolles Ensemble – spätestens in diesem Moment ist diese essenzielle Eigenschaft guter Casting Directors gefragt. Iris Baumüller, die mit ihrer Firma für das Ensemble von „Stromberg“ und Filme wie „Beautiful Bitch“ verantwortlich zeichnet, nennt es schlicht „psychologisches Gespür“ oder auch gleich: „Bauchgefühl“. Und so wurde ein Treffen arrangiert mit allen vier Darstellern, man verstand sich bestens, und nachdem auch alle Eventualitäten zwischen Produktion und Agenten geklärt waren, blieb es am Ende bei diesen Paarungen, um die herum Iris Baumüller das Ensemble arrangierte. „Es geht auch darum“, sagt Iris Baumüller, „gute Bedingungen am Set zu schaffen, damit sich alle wohl fühlen und effektiv arbeiten können“. Man muss eben kein Alchimist sein, um für gute Chemie zu sorgen. 19 • letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 20 Früher war oft das Paar der Star. Heute zählen eher Professionalität und wechselnde Partner. Gute alte Zeiten Woran liegt es, dass es die großen Traumpaare des Kinos, wie man sie früher liebte, so schon lange nicht Früher war nicht nur die Scheidungsrate niedriger, auch auf der Leinwand war nicht selten das Paar der Star. Bis in die frühen 1960er hinein setzte sich „das“ Traumpaar des deutschen Films allerdings aus einem Quartett zusammen. Maria Schell, Ruth Leuwerik, O.W. Fischer und Dieter Borsche spielten mal mit dem einen, mal mit der anderen in herzzerreißenden Dramen um Liebe und Schmerz. Dem Wirtschaftswunder zum Trotz prägten die schicksalsschweren Folgen des Zweiten Weltkriegs noch die Erinnerung. Dann folgte die heile Welt der „Sissi“-Filme, die Romy Schneider und Karlheinz Böhm zu ewigem Starruhm verhalfen, auch wenn die Beziehung der Protagonisten schon bröckelte. Als Romy sich im wirklichen Leben Alain Delon zuwandte und in Frankreich Karriere machte, fühlte sich das deutsche Publikum um seine Illusionen betrogen und mochte diese ungehörige Lebensführung nicht verzeihen. Als Skandal galt auch, dass Eisprinzessin Marika Kilius eben nicht ihren Prinzen Hans-Jürgen Bäumler heiratete, sondern einen Herrn Zahn. Das eigentliche deutsche Traumpaar dieser Zeit aber kam mit Doris Day und Rock Hudson aus Hollywood. Day mehr gibt? Am veränderten Beziehungsverhalten oder dem Verschwinden des klassischen Liebesfilmes? Über das Verschwinden der Traumpaare von der Leinwand Sag mir, wo die Paare sind A ls bekannt wurde, dass Kate Winslet und Leonardo DiCaprio zehn Jahre nach „Titanic“ wieder gemeinsam vor der Kamera stehen würden, fieberte nicht nur die weltweite Boulevardpresse begeistert der Wiedervereinigung des Hollywood-Traumpaares entgegen. Auch die internationale Fangemeinde sah erwartungsvoll einer Neuauflage der romantischen Zweisamkeit im Kino entgegen. „Revolutionary Road“ bot dann nichts weniger als eine Demontage dieser Rollenerwartung. Winslet/DiCaprio gaben jetzt ein Liebespaar jenseits des Happy-Ends. Ihre Beziehung hatte sich irgendwo in Suburbia verloren, die Ehe funktionierte nicht, die Protagonisten drifteten auseinander und trauerten ihren Jugendträumen nach. Die Geschichte erinnert von Ferne an die heftigen Auseinandersetzungen, die einige Jahrzehnte zuvor Elizabeth Taylor und Richard Burton auf und vor der Leinwand zelebrierten. Doch die waren auch im wirklichen Leben ein Paar und lieferten mit ihren Eskapaden und Skandälchen ausreichend reale Belege für ihr mediales Image. Winslet/DiCaprio dagegen ließen verbreiten, ihr Verhältnis ähnele eher dem von Geschwistern. Passend dazu wurde Winslet-Ehemann und Regisseur Sam Mendes zitiert: „Sie kichern die ganze Zeit, sie haben die selbe Art von Humor, und sie haben die selbe Einstellung zur Arbeit.“ Immerhin bewegt sich die Beziehung der beiden Stars damit noch im familiären Rahmen. Doch im Kino, wie im wirklichen Leben, ist es mit der zwischenmenschlichen Chemie nicht mehr so einfach bestellt. In Deutschland besteht in größeren Städten mindestens die Hälfte der Haushalte aus Singles, mittlerweile wird bundesweit jede dritte Ehe geschieden. Dabei geht deutlich mehr als die Hälfte der Scheidungsanträge von den Frauen aus. Sogar der Bundesgerichtshof hat eben mit alten Vorstellungen aufgeräumt: Das Modell „Hausfrauenehe“, das in „Revolutionary Road“ scheitert, ist nun auch hierzulande kein offizielles Leitbild mehr. Für ihren Unterhalt muss die geschiedene Gattin – auch mit Kind – schneller als bisher selbst aufkommen und sich einen Job suchen. Die Zeiten haben sich geändert. Egal, ob mit oder ohne Trauschein, man schuldet die Beziehung heute mehr sich selbst als dem oder der anderen. Die eigene Sehnsucht zielt eher auf Selbstverwirklichung als auf das Gegenüber. Wahrhaft prophetisch sang der Schlagersänger Chris Roberts schon 1970: „Ich bin verliebt in die Liebe, und manchmal auch in Dich.“ 20 VON WOLFGANG HIPPE newsletter 3/2009 – Schwerpunkt • letter309_16-28 03.06.2009 als weibliche „Screen’s Top Moneymaker“ und Hudson gaben über mehrere Filme hinweg immer wieder die Geschichte von der biederen, aber lebenstüchtigen Blondine, die es irgendwie schafft, den Macho-Man aus der BusinessWelt vor den Altar zu ziehen. Dass Hudson sich später offen zu seiner Homosexualität bekannte, verleiht den bunten Bildern von damals einen gewissen ironischen Charme. Die Illusion wird flüchtig – Day bleibt mit ihrer Fixierung auf die Vorstadtehe alleine zurück, wie in ihrem wirklichen Leben. Fast in Vergessenheit geraten ist, dass der Star auch bei Alfred Hitchcock mitmachte. Eher als Paar denn als Traumpaar haben eigentlich nur Walter Giller und Nadja Tiller die Zeiten überdauert. Vielleicht auch deshalb, weil sie beruflich oft getrennte Wege gingen und ihr Leinwand-Image wenig mit ihrem Privatleben zu tun hatte. Damit kann man sie fast schon als Trendsetter für die aktuelle Single-Generation und ihre Paare bezeichnen. Man pocht eher auf Professionalität und die Wertschätzung entsprechender Qualitäten – wie sonst auch könnte man sich selbst verwirklichen? Heute fehlt es außerdem an Stoffen, die den Traum vom Glück auf der Leinwand zulassen und damit überhaupt die Projektion der ei- 12:29 Uhr Seite 21 Surk-Ki Schrade arbeitet seit 1996 als genen Wünsche auf die Schauspieler erlauben. Statt Liebesfilme mit Happy-End dominieren Beziehungsfilme, die nur selten in trauter Zweisamkeit enden. Natürlich gibt es sie noch im Kino, die großen romantischen Gefühle, die Hoffnung auf die große Liebe. Aber sie sind selten geworden und Paare auf der Leinwand die Ausnahme. Selbst Angelina Jolie und Brad Pitt, „das“ Traumpaar der internationalen Klatschpresse, verdanken ihren Status nicht dem gemeinsamen Auftritt im Film. Jeder der beiden hat seine Erfolge alleine erzielt – und mit wechselnden Partnern. Ob sie ein Traumpaar bleiben, hängt vor allem von ihrem medial interessanten Privatleben und Beigaben wie ihrem sozialen Engagement ab. Winslet/DiCaprio mögen dem Publikum von „Titanic“ immer wieder und wieder die Illusion eines Traumpaares schenken. Tatsächlich sind sie es nicht erst seit der „Revolutionary Road“Reunion nicht mehr. DiCaprio spielt Undercover-Polizisten, die zwischendurch nicht mehr genau wissen, wer sie denn sind und für was sie stehen. Winslet hat den Oscar für ihre Rolle in „Der Vorleser“ bekommen. Dort spielt sie eine Single-Frau. Regieassistentin. Ihr Spektrum reicht von Serien bis zu Kinofilmen. Sie war u.a. an „Stromberg“, „Tatort“-Filmen und Fatih Akins „Auf der anderen Seite“ beteiligt. Wie definiert sie die gute Chemie am Set? Interview Surk-Ki Schrade Angstfrei Drehen „Ich arbeite gerne mit Dominik Graf zusammen, weil er mit seinem außergewöhnlichen Lese- und Vorstellungsvermögen aus meinen Büchern Filme macht, die mich nie enttäuschen, sondern die das treffen, was ich meine – und weil er einfach ein guter Typ ist.“ Markus Busch Foto: Gernot Schander Drehbuchautor Frau Schrade, was ist besonders wichtig bei der Arbeit am Set? Es geht um angstfreies Drehen. Dafür muss jeder seinen Job machen können, und wenn man ihn nicht machen kann, muss man es sagen. Für persönliche Befindlichkeiten ist am Set kein Platz. Wann läuft es gut? Im günstigen Fall sind Teile des Teams miteinander vertraut. Wenn Regie und KameRegisseur ra sich mögen, ist das schon die halbe Ich arbeite gerne mit Markus Busch, weil ich Miete. Im Idealfall sind sie ein „Traumseine Ideen und auch seine Arbeits- und Denkweise schon auf der paar“. Die Auswahl des Teams sollte KHM damals sehr mochte, weil seine Bücher immer tolle Überraschunauch die gute Chemie im Team berückgen bergen, die mich als Regisseur herausfordern, weil wir uns fabelsichtigen und nicht nur die Gagen. Und haft beim Arbeiten unterhalten können, und weil er hundertproes gilt: „Never change a winning team“. zentig loyal ist, weil wir eine ähnliche Meinung über den Zustand der deutschen Filmbranche haben und daher dieKann die Regieassistenz retten, selben Ziele verfolgen, und weil er seine Ziewas andere falsch machen? le nie verraten würde.“ Bedingt. Man kann heiße Kohlen aus dem Dominik Graf Feuer holen, damit die Produktion nicht ganz den Bach runter geht. Retten ist aber eigentlich nicht der Job der Regieassistenz. Wenn der Fisch vom Kopf stinkt, hilft auch die beste Soße nicht. Wie kann die Regie möglichen Konflikten die Spitze nehmen? Indem sie ehrlich mit ihren Fähigkeiten umgeht, sich traut zu sagen: Surk-Ki Schrade Das kann ich, das kann ich nicht, hier Foto: privat brauche ich Hilfe. Die Regie kann Wind aus den Segeln nehmen und einen neuen Kurs einschlagen, um Konflikte umzulenken. Normalerweise sollte es aber so sein, dass die Regie Konflikte gar nicht erst mitkriegt, dafür ist ja eigentlich der Regieassistent da. Traumpaar Nadja Tiller und Walter Giller 1957 in „Drei Mann auf einem Pferd" Foto: NDR/BR/Degeto Schwerpunkt – newsletter 3/2009 Welche Rolle spielen die materiellen Rahmenbedingungen? Eine Crew ist – leider – wie eine All Inclusive-Reisegruppe. Ein gutes Klima entsteht auch dann, wenn die Rahmenbedingungen wie etwa das Catering stimmen. Wenn ein Team Lust hat zu arbeiten, arbeitet es auch besser und schneller. Und das kommt der Produktion wieder zu Gute, auch finanziell. 21 • letter309_16-28 03.06.2009 A CE (Ateliers du Cinéma Européen) ist heute eines der wichtigsten europäischen Produzentennetzwerke. Seit seiner Gründung im Jahr 1993 haben über 200 Spielfilmproduzenten aus 23 europäischen Ländern an dem Weiterbildungsprogramm teilgenommen. Bei ACE steht der Produzent im Mittelpunkt; dabei konzentriert sich das Weiterbildungsprogramm auf sämtliche Aspekte der Projektentwicklung – von der Drehbuchanalyse, der Vorbereitung von Finanzierungsplänen bis zur Suche nach geeigneten Partnern und der Erarbeitung von Vermarktungs- und Vertriebsstrategien. 2008 wurden 16 Spielfilmproduzenten aus elf Ländern für das Programm ausgewählt, darunter Titus Kreyenberg von der Kölner unafilm. Die Produzenten nahmen zuerst an einem Pre-Workshop im November teil, gefolgt von einem einwöchigen Intensiv-Workshop im Dezember und einem weiteren Seminar im März. Für die MEDIA-Seite fragte der Newsletter den unafilm-Produzenten nach seinen Erfahrungen bei ACE. Warum haben Sie sich für die Teilnahme am ACE-Programm entschieden? Ich hatte seit geraumer Zeit Wege gesucht, um auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen. ACE schien für mich maßgeschneidert. Ich hatte ein Projekt und war meiner Meinung nach erfahren genug, um den Anforderungen wenigstens auf dem Papier zu genügen. 12:29 Uhr Seite 22 ACE - Ateliers du Cinéma Européen Eine verschworene Gemeinschaft Wie brach das Eis? Es entwickelte sich sofort ein ausgesprochen lebhaftes und sehr lustiges Gespräch über Alter und Tod, in dessen Verlauf der Ehrenvorsitzende und Gründer von ACE, Colin Young, den anderen Mitgliedern das Recht absprach, meinen Stoff zu beurteilen, weil sie alle noch nicht alt wären. Er ist weit über achtzig. Mir kam es so vor, als sei das Gespräch nach fünf Minuten vorbei gewesen – in Wirklichkeit hat es, glaube ich, eine Stunde gedauert. Ich wurde in die Sonne vor der Pariser Oper entlassen und wusste nicht, was ich denken sollte. Eine Woche später kam die Zusage. Welche Tipps würMit welchem den Sie ACE-InteressenProjekt haben Sie ten für die Bewerbung teilgenommen? geben? Ich habe mich mit einer Titus Kreyenberg, Auf sich selbst zu hödeutsch-schweizerischen Ko- Foto: unafilm ren. Offen sein. Ein gutes produktion beworben, die Projekt haben. ich seit 2005 mit der Regisseurin Sophie Heldman entwickelt habe, Was bietet das Programm und die seit April diesen Jahres in Produkdenen, die eingeladen werden? tion ist: „Satte Farben vor Schwarz“ – ein Bei mir hat es in erster Linie das Liebesfilm mit Bruno Ganz und Senta BerSelbstvertrauen gestärkt: Die anderen koger (siehe auch den Setbericht rechts). chen alle auch nur mit Wasser und wissen genauso wenig oder so viel wie ich Warum gerade dieses auch. Das zu wissen, ist schon mal nicht Projekt? schlecht. Es war das internationale Projekt, Die Basis bilden zwei ausgedehnte das am weitesten entwickelt war, und Workshops, bei denen man das Projekt Bruno Ganz hatte schon zugesagt – ein der Gruppe und einem Auditorium von attraktives Paket, wie ich fand. Experten vorstellt. Im Grunde genommen werden dann das Buch und die FinanzieWie verlief dann die Ausrung komplett hinterfragt, um nicht zu sawahl bei ACE? gen auseinander genommen. Das geNach einer eingehenden schriftschieht in einer total kollegialen Atmolichen Vorstellung des Projekts und einer sphäre, und es hilft, zu erkennen, ob ein persönlichen Begründung, in der ich darFilm etwas werden kann oder nicht, und legen sollte, warum ich der Meinung war, zwar dann, wenn man noch nicht besongenau der Richtige zu sein, hörte ich landers viel investiert hat. ge nichts. Dann wurde ich nach Paris eingeladen und musste mich einer Jury stellen, die mir unendlich groß schien. Simon Perry habe ich erkannt, aber ansonsten waren die Menschen hinter dem langen Tisch fremd für mich. 22 Was ist der größte Nutzen, den das ACE-Netzwerk bietet? Es hat meinen Horizont ungemein erweitert, und ich habe das Gefühl, dass ich in ganz Europa im Nu einen ACE-Kollegen ans Telefon kriege und eine verlässliche Antwort auf meine Fragen erhalte. Außerdem bin ich durch die Mitgliedschaft im ACE-Netzwerk für andere Produzenten in Europa wahrnehmbar. Das hat sich schon während des Workshops gezeigt und fängt bereits an, Früchte zu tragen. ACE hat begriffen, dass die Zukunft des Kinos in Europa nur gemeinsam gesichert werden kann, dass unsere Unterschiede unser großer Vorteil sind. Man teilt und kommt reich beschenkt nach Hause. Das war für manche sicherlich erstmal keine schöne Erfahrung… Es geht dabei nicht darum, etwas schlecht zu reden, sondern Schwachstellen aufzuzeigen und Alternativen zu entwickeln. Nach und nach bekommt man so auch einen Überblick über die europäische Koproduktionslandschaft, weil die Mitglieder aus vielen verschiedenen Mitgliedsstaaten der EU kommen und jeder sein Land vorstellen muss. Der erste Workshop fand noch in Paris statt, und wir alle dachten: „Oh, Paris – das wird schön“. Das Programm erstreckte sich aber von morgens neun bis abends neun, und dann war der Tag noch nicht rum, sondern setzte sich fort bei einem ausgedehnten Essen, bei dem man mit Sales Agents, Finanziers, Kollegen usw. zusammengebracht wurde. Welche Experten haben Sie betreut? Man hat bei ACE zwei Betreuer, an die man sich immer wenden kann. Bei mir waren das Colin Young und Ronan Girre (ACE). Darüber hinaus hat es mir aber extrem geholfen, mit erfahrenen Vertretern von Weltvertrieben wie Sébastien Beffa (Films Distribution), Carl Clifton (Hand Made Films International), Charlotte Micki (Celluloid Dreams) und Philippe Bober (The Coproduction Office) eingehend zu sprechen und Menschen wie Jérome Paillard (Cannes Film Markt), Jean-Luc Ormières (Produzent & Berater) und Roberto Olla (Eurimages) kennen zu lernen. Was hat Ihnen an ACE besonders gefallen? Dass die Welt kleiner geworden ist und dass zu jeder Zeit eine vollkommen offene Atmosphäre herrschte. Alles wird gesagt, nichts verlässt den Raum. Das Ganze hat ein bisschen was von einer verschworenen Gemeinschaft. Ich hatte durch die Teilnahme an ACE die Gelegenheit, mein Projekt noch einmal komplett zu überdenken. Außerdem habe ich angefangen über Filme nachzudenken, die ich mit Irland, Kroatien, Ungarn, Spanien und und und machen könnte. newsletter 3/2009 – MEDIA Wem würden Sie ACE empfehlen? Ich würde ACE allen empfehlen, die bereits zwei oder drei Kinoproduktionen gestemmt haben und in Europa Fuß fassen wollen. Die Anmeldefrist für das nächste ACE-Programm endet am 22. Juni. Weitere Informationen unter www.ace-producers.com. Senta Berger und Bruno Granz am Set von „Satte Farben vor Schwarz“, Foto: Christian Schulz/unafilm • letter309_16-28 G 03.06.2009 leich wird hier eine Filmhochzeit stattfinden. Die Eltern der Braut, Anita und Fred, gespielt von Senta Berger und Bruno Ganz, werden mit einer schwarzen Limousine vorfahren, auf einem Feldweg parken, die letzten Meter zur Kapelle zu Fuß zurücklegen, auf halbem Weg der entgegen eilenden Tochter in die Arme fallen. Das nach Jahrzehnten Ehe lebensund liebeserfahrene Paar steht im Zentrum von „Satte Farben vor Schwarz“ (Arbeitstitel), dem Erstlingsfilm der jungen Regisseurin Sophie Heldman. Anita und Fred haben ein Geheimnis: Fred hat Krebs. Die Diagnose hat ihrer Beziehung, die so lange unmerklich gewachsen ist und scheinbar immer einfach so weiter ging, eine neue, bisher ignorierte Dimension gegeben: Endlichkeit. Ausgangspunkt für die Geschichte, sagt die Filmemacherin Sophie Heldman, sei ein Ehepaar gewesen, das sie als Teenagerin kannte. „Es hat mich immer sehr beeindruckt, wie gut die beiden miteinander umgingen.“ Vier Jahre hat sie am Drehbuch gearbeitet, zunächst für beide Figuren 40 Jahre Lebensgeschichte aufgeschrieben. Dann den letzten Tag der Geschichte – der im Film etwa zehn Minuten umfassen wird – als eigenständigen Prosatext ausgearbeitet. Anita und Fred treffen dort eine Entscheidung, sagt Heldman, „weil sie wollen, nicht weil sie müssen.“ Darin sieht sie den zentralen Punkt des Stoffs, in der Frage nach Eigenverantwortung und individuellem Mut, Konsequenzen zu tragen. Von diesem letzten Tag an „rückwärts“ ist das Drehbuch geschrieben worden. Und dessen Qualität dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass Bruno Ganz und Senta Berger für das Projekt gewonnen werden konnten. Produziert wird „Satte Farben 12:29 Uhr Seite 23 Schattierungen von Grün wohin man schaut. Hügellandschaft bis zum Horizont, Wiesen, teils frisch gemäht, dazwischen locker verstreute Baumgruppen. Einsam am Wegrand steht eine kleine, leuchtend weiße Kapelle, direkt davor ein imposanter Lindenbaum. An diesem fast wolkenlosen Maitag zeigt sich das Bergische Land östlich von Köln von seiner schönsten Seite. Hochzeitswetter für Sophie Heldmans Debütfilm „Satte Farben vor Schwarz“. Setbesuch „Satte Farben vor Schwarz“ Freie Entscheidung VON CHRISTIAN SEEBAUM vor Schwarz“ von Titus Kreyenbergs unafilm. Das Gesamtbudget beträgt knapp zwei Millionen Euro. Es sei ihm sehr wichtig, sagt Kreyenberg, dass das eingesetzte Geld später so weit wie möglich auch wirklich auf der Leinwand zu sehen sein wird. Er spricht von „Kino“-Qualität und von seinem Anspruch, mit jedem Projekt weiter zu wachsen. Titus Kreyenberg hat seinen Berufsweg als Produzent der legendären Fernsehserie „Der Fahnder“ begonnen – als BUbububububub, Foto: XXXXXX Setbericht – newsletter 6/2009 kleine Reminiszenz beginnen die Auto-Nummernschilder in „Satte Farben“, der „irgendwo in Deutschland“ spielen soll, mit den Buchstaben GX für Gleixen, jener fiktiven Stadt, in der einst der Fahnder ermittelte. Auch beim „Fahnder“ habe er schon gerne mit Nachwuchsregisseuren zusammen gearbeitet, sagt Kreyenberg. Insofern will er den Debütcharakter von „Satte Farben“ auch nicht als besonderes Risiko gelten lassen. Mit dem Verlauf der Dreharbeiten bis zu diesem 21. von insgesamt 30 Drehtagen ist er hoch zufrieden. Was dem Produzenten jedoch Stress macht, ist die Finanzierung, die eine lange Liste von deutschen und schweizer Partnern zusammenbringt: Die Filmstiftung NRW ist mit 450.000 Euro dabei, dazu BKM, DFFF, die Zürcher Filmstiftung, Eurimage, WDR, Arte und das Schweizer Fernsehen. „Wegen der Finanzkrise ist die Zwischenfinanzierung durch die Sparkassen viel problematischer geworden“, berichtet Kreyenberg, „die wollen jetzt immer zunächst alle unterschriebenen Verträge sehen. Doch Film ist ein schnelles Geschäft, da ist es ganz üblich, dass bei Drehstart noch nicht alles vorliegt.“ An der Kapelle neben der Linde, unweit eines Örtchens namens Linde im Verwaltungskreis Lindweiler geht es am Nachmittag dieses 21. Drehtages fast so entspannt zu wie bei einem Landausflug. Bruno Ganz sitzt im Schatten hinter einer großen Zeitung und studiert die Vorberichterstattung zum UEFA-Pokal-Endspiel, das am Abend in der Türkei stattfinden wird. „Wie sprechen die Türken noch mal Istanbul aus?“ – „Ischtanbül“, sekundiert Barnaby Metschurat, der im Film Freds Sohn verkörpert. Dann kommt ein weiterer Wagen vom wenige Fahrminuten entfernt gelegenen Basiscamp herüber. Es entsteigt – richtiger müsste man sagen: entschwebt – Senta Berger in der Aufmachung als Brautmutter auf der gediegenen Hochzeitsfeier einer Familie aus besseren Kreisen. Sie trägt schöne Schuhe mit schmalem Absatz, Ton in Ton mit einem eleganten, sommerlich-leichten Kleid und umgehängtem Tuch, alles in einer geschmackvoll-dezenten Mischfarbe, für die es außerhalb der Modewelt keinen Namen gibt. Ihre zierliche Gestalt bekommt in der bäuerlichen Waldund-Wiesen-Kulisse einen Hauch von Unwirklichkeit. Kurz darauf sind auch die festlich herausgeputzten Statisten, die die Hochzeitsgesellschaft im Bildhintergrund darstellen, sowie der als Pfarrer posierende echte örtliche Gemeindereferent („Ich bin Laie, das ist wichtig“) am Drehort eingetroffen. Aufgenommen wird eine Totale: Die Limousine hält im Vordergrund, es entsteigen zunächst Anita und Filmsohn Patrick, Fred stellt den Wagen ab und folgt ihnen in Richtung Kapelle. Eine lange Einstellung ohne Dialog. Aber erst mal heißt es, warten bis alles bereit ist. Weil die Sonne brennt, werden für die Darsteller Schirme als Schutz bereit gehalten. Während Senta Berger freundlich ablehnt („Ich werde höchstens braun, nicht rot“), entwickelt Bruno Ganz in seinem schwarzen Anzug mit dem Schirm in der Hand plötzlich erstaunliche Ähnlichkeit mit Pan Tau, einer frühen Größe des tschechischen Kinderfernsehens, es fehlt nur die Melone. Dann gibt die Regisseurin das Signal für einen weiteren Take, und der Schirm verschwindet. Auf die Frage, ob es als Debütantin nicht schwierig sein könne, mit solchen Leinwandgrößen wie Bruno Ganz und Senta Berger zusammenzuarbeiten, antwortet Sophie Heldman selbstbewusst: Das sei es doch, was Filmemachen ausmache, die Kombination von Erfahrung und Ausprobieren. „Egal, wie viel man zuvor schon gemacht hat, jeder neue Film bedeutet einen gemeinsamen Aufbruch ins Unbekannte.“ Wohin der diesmal führt, sehen wir Anfang 2010 im Kino. 23 • letter309_16-28 03.06.2009 Die kommenden Tage Johanna Wokalek wird nach „Der Baader Meinhof Komplex“ und Sönke Wortmanns „Die Päpstin“ die Reihe ihrer spannenden Rollen im neuen Film von Lars Kraume („Keine Lieder über Liebe“) fortsetzen. „Die kommenden Tage“ erzählt vor dem Hintergrund der instabilen Weltlage am Anfang des 21. Jahrhunderts die Lebensgeschichte der Protagonistin Laura Kuper. Ihre Biografie und die Geschichte ihrer Familie führt den Zuschauer über die nahe Zukunft des nächsten Jahrzehnts in eine Utopie unserer Welt in zwanzig Jahren. Die Produktion von Badlands wird im Sommer 2009 an 20 von 55 Drehtagen in NRW realisiert. Produzenten für Badlands sind Matthias Glasner, Lars Kraume, Jürgen Vogel, Katrin Schlösser und Frank Döhmann. Als Darsteller sind neben Johanna Wokalek, Bernadette Heerwagen („Ich bin die Andere“), Daniel Brühl und August Diehl dabei. „Die kommenden Tage“ ist nach „This is Love“ das zweite Projekt der Badlands Film. UFA Cinema wird den Film ins Kino bringen. Badlands Büro Köln, Tel. (0221) 27096945; [email protected] 12:29 Uhr Seite 24 Mit Glanz & Gloria Die letzte Klappe für Dieter Wedels ,,Mit Glanz & Gloria“ fiel am 24. Mai in NordrheinWestfalen. Für den Fernsehfilm wurden von Ende April an in Köln, Bonn, Bergisch-Gladbach, Bensberg und Düsseldorf an zwölf der insgesamt 60 Drehtage Aufnahmen gemacht. „Mit Glanz & Gloria“ ist ein Film über die Gier nach Macht und Geld, die Sucht nach Luxus, Liebe, Freundschaft in einer vom Profit bestimmten Welt. In den Hauptrollen sind Ulrich Tukur, Devid Striesow, Uwe Ochsenknecht, Rennschwein Rudi Rüssel Er rennt, und rennt und rennt. Für nächsten 13 Folgenn der TV-Serie „Rennschwein Rudi Rüssel“ wird vom 9. Juni bis zum 13. Oktober komplett in Overath und Umgebung gedreht. Relevant Film (Produzentin: Heike Wiehle-Timm) produziert für die ARD im Auftrag des WDR (Redaktion: Brigitta Mühlenbeck). Rolf Wellingerhof und Wolfgang Sascha Schilf muss vor seinem Tod einen letzten Fall lösen und trifft auf die Welt der beiden Physiker Sebastian und Oskar. Die Aufklärung eines Mordes wird zu einer Reise in ein Universum, in dem alle feststellen müssen, dass die Realität etwas anderes sein kann als das, wofür man sie gehalten hat. „Schilf“ ist ein philosophisches Drama mit physikalischen Elementen nach dem gleichnamigen Roman von Juli Zeh. Passend zum Thema des Krimis konnte Produzentin Manuela Stehr die Regisseurin Claudia Lehmann gewinnen. Es wird der erste Film der promovierten Physikerin. Das Drehbuch schrieb Claudia Lehmann zusammen mit Leonie Terfort. Wenn im Herbst dieses Jahres der Film komplett in Köln, Aachen und Umgebung gedreht wird, steht Benedict Neuenfels hinter der Kamera. „Schilf“ ist eine Produktion von X Filme Creative Pool, der WDR ist als Sender dabei. X Verleih wird den Film ins Kino bringen. X Filme Creative Pool, Tel. (030) 23083311; [email protected] Rund um den Kölner Eigelstein spielt die Migranten-Tragikomödie um den jungen Titelhelden Sascha und sein kompliziertes Leben: Mutter Stanka möchte aus ihm einen Starpianisten machen, Vater Vlado würde ihn am liebsten nach Montenegro zurückschicken – und Sascha träumt indessen heimlich von seinem Klavierlehrer. Begonnen haben die Dreharbeiten zum Kinofilm „Sascha“ (AT) am 19. Mai. Die Debütproduktion der jungen Kölner Firma eastart pictures wird an 25 Tagen noch bis Juli komplett in Köln und Umgebung gedreht. Produzentin Ewa Borowski und Filmemacher Dennis Todorovic haben sich im allerersten Jahrgang der ifs kennen gelernt. Verstärkt wird das Filmteam von Kameramann Andreas Köhler. Regisseur und Autor Dennis Todorovic, selbst zur Mit dem Dokumentarfilm „Work Hard – Play Hard“ unternimmt Regisseurin Carmen Losmann eine Reise durch die postindustriellen Werkstätten der Wissens- und Dienstleistungsarbeit und untersucht die Utopie einer neuen, freien Arbeit. Das dokumentarische Roadmovie sucht episodische Portraits von Menschen, die auf unterschiedliche Weise damit zu tun haben, andere Menschen „zukunftsfähig“ und „hochleistungstauglich“ zu machen. Erik Winker produziert „Work Hard – Play Hard“ für die Kölner HUPE Film- und Fernsehproduktion. HUPE, Tel. (0221) 20533700; [email protected] [email protected] 24 Groos inszenieren die Folgen, für die Gabriele Kob, David Ungureit, Manfred Kosmann und Katharina Reschke das Drehbuch schrieben. Vor der Kamera von Chris Rowe und Harald Cremer spielen Martin Lindow, Ilknur Boyraz, Peter Franke, Regine Vergeen, Lukas Karlsch, Aylin Yelda Sengül und Imge Ünlü. Relevant Film, Tel. (040) 4132710, [email protected] Am „Sascha“-Set (v.l.): Luiz Melo Paiva e Silva (Ton-Assi), Pierre Pasler (2nd Unit Kamera), Martin Neuse (Oberbeleuchter), Andreas Köhler (Kameramann), Foto: Richard Böhringer Schilf Work Hard – Play Hard Heinz Hoenig, Harald Krassnitzer, Kai Wiesinger, Jeanette Hain, Sibel Kekilli, Katharina Wackernagel und Marion Mitterhammer zu sehen. Der Fernsehzweiteiler ist eine Gemeinschaftsproduktion von ARD Degeto, WDR, NDR, MDR, Radio Bremen, ARTE und ORF in Koproduktion mit der Bavaria Fernsehproduktion, Colonia Media und Bremedia. Produzenten sind Matthias Esche und Jan S. Kaiser, die Redaktion hat Jörn Klamroth. Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected] Fliegende Bilder Seit Oktober letzten Jahres arbeitet Filmemacher Adolf Winkelmann („Contergan“) an seinem neuen Projekt „Fliegende Bilder“, in dem es um die filmische Inszenierung des Industriegebäudes Dortmunder U (Unionbrauerei)geht, das bis 2010 zu einem Kunst- und Kreativzentrum umgebaut wird. Adolf Winkelmann wird dessen Einweihung im Mai 2010 mit einer Filminstallation krönen: Die „Fliegenden Bilder“ sollen ein Porträt des Ruhrgebietes werden, skur- Vorstadtkrokodile Nach dem erfolgreichen Remake inszeniert Christian Dittert auch „Vorstadtkrokodile 2: Das Abenteuer geht weiter”. Gedreht wird das Sequel der Krefelder Westside mit Rat Pack (Produzent: Christian Becker Ausführende Produzentin: Lena Olbrich) und Constantin Film (Martin Moszkowicz) vom 30. Juni bis zum 31. August in Köln, Dortmund und Porta Westfalica. Christian Ditter Marie Brand und das mörderische Vergessen (AT) Mariele Millowitsch ermittelt wieder als Kommissarin „Marie Brand“: Im Pathologischen Institut der Uniklinik Köln wird der cholerische Dr. Jens Bergengruen vergiftet aufgefunden. Während seine Sekretärin, die unter ihm zu leiden hatte, und Steffen Schmieder, der wegen Bergengruen unschuldig im Gefängnis saß, ins Zentrum der Ermittlungen der Kommissare Marie und Simmel geraten, entdeckt Marie, dass auch der Vorgesetzte Professor Jacobsen einen guten Grund hatte, Bergengruen zu beseitigen. Cologne Film (Produzenten: Micha Terjung/Sabine de Mardt) realisiert die neue Folge des TV-Krimis für das ZDF (Redaktion: Klaus Bassiner, Wolfgang Feindt). Regisseur Florian Kern setzt das Buch von Wolfgang Stauch vom 5. Mai bis zum 9. Juni in Köln und Umgebung in Szene. Neben Mariele Millowitsch stehen Hinnerk Schönemann, Stefan Reck, Thomas Heinze, Ulrich Noethen, Esther Zimmering und Florian Panzner vor der Kamera von Bernd Fischer. Cologne Film, Tel. (0221) 934708-0; [email protected] Die Teufelskicker Hälfte Tscheche, zur Hälfte Montenegriner, hat das Drehbuch beim Berlinale Talent Campus entwickelt. Die Hauptrollen spielen der Newcomer Sascha Kekez, Tim Bergmann („Echte Kerle”) und Pedja Bjelac („Harry Potter und der Feuerkelch”). „Sascha“ entsteht ohne Senderbeteiligung. Eastart Pictures, Tel. (0221) 16908976; [email protected] ril und exakt, kritisch und empathisch. Zurzeit erarbeitet Winkelmann mit prominenten Schauspielern wie Peter Lohmeyer, August Zirner, Benjamin Sadler, Dietmar Bär, Katharina Wackernagel, Caroline Peters, Stephan Kampwirth und mit Originaldarstellern in seinem Studio im Technologiezentrum Dortmund die Installation „9 Fenster“ für die Vertikale im Dortmunder U. Winkelmann Filmproduktion, Tel. (0231) 97425550; [email protected] schrieb das Buch für die Fortsetzung zusammen mit Neil Ennever. Zu den Darstellern gehören unter anderem Nick Romeo Reimann, Fabian Halbig, Leonie Tepe, Manuel Steitz, Nora Tschirner, Smudo, Maria Schrader und Dietmar Bär. Die Kamera führt Christian Rein. Der Constantin Film Verleih wird den Jugend- und Kinderfilm wieder ins Kino bringen. Westside, Tel. (02151) 6266620; [email protected] newsletter 3/2009 – Dreharbeiten „Die Teufelskicker“ nach den gleichnamigen Hörbuch-Bestsellern von Frauke Nahrgang werden noch in diesem Jahr an 36 Drehtagen auch in NRW verfilmt. „Die Teufelskicker sind eine Kinoproduktion der UFA Cinema in Zusammenarbeit mit Phoenix Film. Die Produzenten sind Markus Brunnemann, Thomas Peter Friedl und Dr. Jürgen Schuster. Regie führt Granz Henman, das Drehbuch schrieb Christoph Silber. Held der „Teufelskicker“ ist Moritz. Er liebt Fußball, und der SV Hulstorf, den sein Vater trainiert, ist sein Zuhause. Deswegen trifft es ihn hart, als sich seine Eltern trennen und er mit seiner etwas schrulligen Mutter zum grummeligen Opa Rudi ziehen muss ... Im Frühjahr 2010 sollen „Die Teufelskicker“ ins Kino kommen. UFA Cinema, Tel. (0331) 70600 [email protected] Unter Dir die Stadt Regisseur Christoph Hochhäusler schrieb zusammen mit Ulrich Peltzer das Buch für „Unter Dir die Stadt“, der in der zweiten Jahreshälfte an über 20 von 35 Drehtagen im Großraum Köln realisiert wird. Nach „Falscher Bekenner” produziert Heimatfilm damit auch den neuesten Kinofilm von Hochhäusler: In dem Drama verliebt sich der Bankmanager Cordes in Svenja, die Frau eines Angestellten. Eine heimliche Beziehung entwickelt sich, die von Treffen zu Treffen existenziellere Züge annimmt. Roland benutzt seine Macht, um Svenjas Mann durch eine Versetzung aus dem Spiel zu halten. Als sie davon erfährt, fühlt sie sich manipuliert und beendet die Affäre. Als Kameramann ist Bernhard Keller dabei, die Redaktion für den WDR hat Michael André. Heimatfilm, Tel. (0221) 977799-0; [email protected] • letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 25 Freche Mädchen 2 Pandora Film Wieder geht es für „Freche Mädchen“, auf Basis der Mila-Hanna-Kati-Bücher der Autorin Bianka Minte-König, um die Irrungen und Wirrungen von Teenagern. Nach dem Erfolg des ersten Films, den über eine Million Besucher gesehen haben, folgen im Sommer in NordrheinWestfalen (21 von 39 Drehtage) die Dreharbeiten für das Sequel. „Freche Mädchen 2“ inszeniert Regisseurin Ute Wieland nach einem Drehbuch von Maggie Peren und Bianka Minte-König für die collina filmproduktion in Koproduktion mit der Constantin Film. Im Juni sollen die Dreharbeiten abgeschlossen werden. Constantin bringt den Film ins Kino. collina Filmproduktion, Tel. (089) 550618-0; [email protected] „Im Alter von Ellen“ erzählt von der Sehnsucht nach Intimität und Zugehörigkeit. In ihrem zweiten Kinofilm nach dem preisgekrönten „Die Unerzogenen“ erzählt Pia Marais die Geschichte von Ellen, einer Stewardess in den Vierzigern, deren Leben eine ungeahnte Wendung in das Unbekannte nimmt. Jeanne Balibar spielt in der deutsch-französischen Koproduktion nach einem Buch von Horst Markgraf und Pia Marais die Hauptrolle. Das Drama wird von Claudia Steffen und Christoph Friedel für die Pandora Film produziert und von Juli bis September an 25 von 35 Tagen in Köln gedreht. Als Koproduzent engagiert sich die niederländische Elzevir Films, als Sender sind der WDR (Redaktion: Andrea Hanke) und ARTE (Redaktion: Georg Steinert) dabei. Für das Kino realisiert Pandora Film (Produzent Raimond Goebel, Produktionsleitung Elke Sasserath) den Puppenfilm „Rumpe & Tuli“, für den Samy Challah, Stefan Silies und Till Nachtmann das Buch schreiben und auch die Regie übernehmen. Die Story: Die Puppen Rumpe & Tuli müssen in Köln ihren Zug verlassen und orientieren sich in der großen Stadt, ohne zu wissen, dass sie hier auf ein dunkles Geheimnis ihrer Vergangenheit treffen werden. Im Juni und Juli wird der Film komplett in Köln und Umgebung gedreht. Als Sender ist der WDR beteiligt. Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected] MMC Independent Mit Hilfe modernster 3D-Technologie wird der 1987 im Kino erschienene Fantasy-Film „The Gate“ neu verfilmt. Der Kultfilm spielte mehr als das 10-fache seiner Herstellungskosten ein und war der profitabelste kanadische Film im Jahr 1988. Basierend auf dem Originalbuch von Michael Nankin („Kampfstern Galactica“), hat Autor Kerric Macdonald das Drehbuch für das 3D-Remake verfasst: Als die beiden besten Freunde Glen und Terry über einen mysteriösen Kristall in Glens Garten stolpern, wird ihre Neugierde geweckt. Auf der Suche nach weiteren Kristallen stoßen sie dabei auf „The Gate“, eine unterirdische Kammer gefüllt mit Angst einflößenden Gestalten. H2Omotionpictures / MMC Independent (Andras Hamori, Bastie Griese) produzieren den Fantasy-Kinofilm als Family Entertainment im Herbst / Winter in den Kölner MMC Studios. Insgesamt sind 45 Drehtage geplant, davon 40 in NRW. Regie wird Alex Winter führen. Mit dem französischen Regisseur JeanPaul Rappeneau („Cyrano de Bergerac“) realisiert die Kölner MMC Independent (Produzent: Bruno Pesery, Koproduzent: Bastie Griese) im Winter die deutsch-französische Koproduktion „Foreign Affairs”. An 31 von 104 Drehtagen geht es in den Kölner MMC Studios um die französische Diplomatin Louise. Sie wird in einen Spionagekomplott verwickelt, der einem führenden globalen Wirtschaftsunternehmen Schaden in Milliardenhöhe zufügt. Der Kino-Thriller wird neben Köln und Umgebung auch in Berlin realisiert und von Kameramann Thierry Arbogast aufgenommen. MMC, Tel. (02233) 517510; [email protected] Liebe ist alles ... ist der Titel einer neuen Doku-Serie, die die Kölner Caligari Entertainment (Produzentin: Gabriele Walther) für den WDR (Redaktion: Philipp Bitterling) von Mai bis August in NRW realisiert. In dem neuen Format erinnern sich Menschen an ihre erste Jugendliebe. Als Moderatorin führt Marlene Lufen durch die Folgen, in denen die Geschichten der Paare mit Bildern aus der Zeit illustriert werden. Caligari Entertainment, Tel. (0221) 88816402; [email protected] Puppenfilm „Rumpe und Tuli“: Zwei Socken irren durch Köln, Foto: Till Nachtmann Poll Pina Bausch und Wim Wenders. Im September starten die Dreharbeiten zum 3D-Tanzfilm „Pina“, Foto: Donata Wenders Pina Bausch in 3D „Die zweidimensionale Kinoleinwand war bislang nicht in der Lage, weder emotional noch ästhetisch, Pina Bauschs Arbeit gerecht zu werden. 3D wird uns die Möglichkeit geben, den Zuschauer direkt mit auf die Bühne zu nehmen, mitten hinein ins Zentrum des Geschehens“, sagt Wim Wenders, der seine lang geplante Zusammenarbeit mit Pina Bausch Dank der neuen Technik nun endlich starten kann. Im September sollen die Dreharbeiten für den 3D-Tanzfilm „Pina“ beginnen, der als Koproduktion der Neue Road Movies mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch entsteht. „Bisher gibt es in 3D noch kein Programm abseits des Mainstreams. 3D-Produktionen werden noch ausschließlich nach kommerziellen Gesichtspunkten entwickelt“, erklärt Produzent GianPiero Ringel, der mit dem Film aus Pina Bauschs Tanzstücken „Café Müller“, „Das Frühlingsopfer“ und „Vollmond“ neue Maßstäbe setzen will. Mehr Infos unter www.pina-bausch.de. Elsani Film Der in multikulturellen Gesellschaften einer globalisierten Welt immer dringenderen Fragen nach „Heimat“ geht die emotionale Komödie „Anduni“ nach, die esani film (Produzentin: Anita Elsani) für das Kino produziert: Belinda (28) ist vor der Enge ihrer armenisch-türkischen Familie geflüchtet und verliert sich jetzt in der Weite ihres deutschen Lebens. Doch als ihr Vater stirbt, muss sie sich mit einer Hinterbliebenenrente, einer Änderungsschneiderei und ihrer Herkunft auseinandersetzen. Je mehr Halt sie darin findet, desto mehr entfremdet sie sich von ihrem Freund. Samira Radsi inszeniert das Drehbuch von Karin Kaci im Herbst in Köln und Armenien. Das Casting besorgt die Agentur „Die Besetzer“. Redakteurin für den WDR ist Andrea Dreharbeiten – newsletter 3/2009 Hanke, den Verleih übernimmt Filmlichter. Um seine schwangere Freundin zu retten, verrät sich der illegal nach Deutschland eingereiste Agron an die Polizei. Doch sein großes Opfer führt in eine fatale Tragödie. Dies ist die Handlung des Kurzfilms „Der Schübling“, den Regisseur Visar Morina als Abschlussfilm für die KHM realisiert. elsani film produziert den Film zusammen mit der KHM (Katrin Schlösser). Gedreht wird ausschließlich in NRW, voraussichtlich vom 26. Mai bis 5. Juni. Die Hauptrollen spielen Gresa Pallaska und Astrit Kabashi aus Pristina. Die Kamera wird Rolf Rosendahl führen, Produzentin ist Anita Elsani. elsani film, Tel. (0221) 5108585 Das Drama „Poll“, das Chris Kraus („Vier Minuten“) nach seinem eigenen Drehbuch realisiert, spielt im Baltikum und wird von der Kordes & Kordes Film (Produzenten: Alexandra und Meike Kordes) als internationale Koproduktion im Sommer vor allem in Estland und an drei Tagen im Oktober auch in Köln realisiert. Federführend ist Dor Film aus Österreich (Produzenten: Danny Krausz und Kurt Stocker). In „Poll“ geht es um die dreizehnjährige Oda, die noch zu jung für die Liebe ist. Der estnische Revolutionär Schnaps ist zu jung für den Krieg. Beide jedoch altern so schnell aufeinander zu, als sie sich am Vorabend des Ersten Weltkrieges begegnen, dass sie fast in der Gegenwart ankommen, so wild, modern, undenkbar ist ihre Liebe. Als Darsteller konnten Jeanette Hain und Edgar Selge gewonnen werden, die Kamera führt Judith Kaufmann. Den Schnitt wird Uta Schmidt übernehmen. Der BR, SWR und ARTE unterstützen die Produktion. Kordes & Kordes Film, Tel. (0211) 649 71 83; [email protected] Jud Süß! – Sympathie für den Teufel „Jud Süß! – Sympathie für den Teufel“ heißt der neue Film von Oskar Roehler, den er nach einem Drehbuch von Klaus Richter noch in diesem Sommer auch in NordrheinWestfalen inszeniert. Roehler verfilmt mit Martina Gedeck, Tobias Moretti und Justus von Dohnanyi die Lebensgeschichte des Schauspielers Ferdinand Marian. Der spielte in Veit Harlans antisemitischem Hetzfilm „Jud Süß“ die Hauptrolle und erhielt wegen seines Mitwirkens nach Ende des Krieges Auftrittsverbot. 1946 starb Ferdinand Marian bei einem Autounfall. Produziert wird „Jud Süß! – Sympathie für den Teufel“ von der Clasart Film- und Fernsehproduktion in Koproduktion mit der österreichischen Novotny & Novotny und der ungarischen Budapest Film Productions. Den Verleih übernimmt Concorde. Tele München Gruppe, Tel. (089) 290 930; [email protected] 25 • letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 26 Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW Mit besten Empfehlu Eric Kandel in seinem Labor, Foto: FilmForm Köln Nobelpreisträger und Gehirnforscher Eric Kandel ist die Haupt- Jakobs Bruder figur in Petra Seegers Dokumentarfilm „Auf der Suche nach dem Kinostart: 4. Juni Verleih: Alpha Medien Kontor Gedächtnis“, den W-film am 25. Juni in die Kinos bringt. Zur Vorführung des Films auf dem Int. Filmkongress wird Kandel nach Köln kommen. Wolfgang Hippe sprach mit dem „Rockstar der Neurowissenschaften“. Interview Eric Kandel Kino verändert A uf den ersten Blick mag man kaum glauben, dass es sich um Brüder handelt. Zu unterschiedlich sind Jakob und der jüngere Lorenz in Aussehen, Auftreten und Temperament. Als Kinder waren sie unzertrennlich, später zerbrachen die Bande, weil Lorenz einmal zu oft dem Bruder ein Schlamassel bereitete. Jetzt aber steht Lorenz vor Jakobs Tür und bittet um Hilfe, weil bei der Mutter Alzheimer diagnostiziert wurde. Gemeinsam begeben sie sich auf die Reise, nehmen die junge Tramperin Lara (Nachwuchstalent Sophie Rogall) mit, bleiben nach einer Panne stecken, streiten sich endlos und wachsen doch wieder zusammen. Ein Kumpelfilm unter Brüdern, ein Road Mo- Spielverderber Herr Dr. Kandel, Sie sollen gesagt haben „you never use the same brain twice“. Ändert jede Diskussion, jeder Dialog unser Gehirn und unseren Verstand? Ich habe das so nicht formuliert. Ich sagte, wenn jemand ein Gespräch geführt hat, und er erinnert sich an das, womit sich das Gespräch befasst hat, hat sich sein Gehirn teilweise verändert. Ihr Gehirn verändert sich strukturell, weil Sie im Laufe Ihres Lebens unterschiedliche Erfahrungen machen und jede dieser Erfahrungen Ihr Gehirn beeinflusst. Stellt sich dieser Effekt auch ein, wenn man einen Film sieht? Sicher. Wenn Sie sich an einen Film erinnern, dann deshalb, weil er einen lebhaften Eindruck bei Ihnen hinterlassen hat. Wenn Sie das Kino verlassen, sind Sie ein bisschen eine andere Person geworden. Warum erinnern wir uns an manchen Film intensiver als an ein Ereignis aus unserem wirklichen Leben? Viele Dinge, die im wirklichen Leben passieren, sind einfach langweilig. Filme versuchen dagegen, das Interesse der Zuschauer zu wecken und sie zu verzaubern. Gute Fil- 26 me sind erfolgreich, weil sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie bleiben in Ihrem Gedächtnis haften, weil sie Sie beeindruckt haben. Erinnern Sie sich an Filme, die eine gewisse Bedeutung für Sie hatten oder haben? Insbesondere erinnere ich mich an „Auf der Suche nach dem Gedächtnis”, weil es für mich sehr sonderbar ist, einen Film über mich selbst zu sehen. Wenn man sich selbst beobachtet, unterscheidet sich das Ergebnis sehr von dem, was auf der Leinwand zu sehen ist. Wie haben Sie sich bei den Dreharbeiten gefühlt ? War die Kamera Ihr Freund oder fühlten Sie sich eher bei der Arbeit gestört? Die Dreharbeiten waren ganz unangestrengt und angenehm. Petra Seeger ist eine wundervolle Filmemacherin. Man kann sich ihr vollkommen anvertrauen, sie war nie aufdringlich. Es gab kein Skript, es gab keine Proben, es gab kein Make up. Sie filmte einfach, wenn ich redete und mich mit meinen Kollegen und meiner Familie austauschte. Alles war ganz normal, als wenn Petra gar nicht dabei gewesen wäre. Kinostart: 11. Juni Verleih: Zorro Filmverleih S chwarze Sau! – Das ist eine der ältesten Beschimpfungen dieses Berufsstands, und es ist beileibe nicht die schlimmste. Fußballschiedsrichter brauchen ein dickes Fell, gute Kondition, ein sicheres Auge, unerschütterliches Selbstbewusstsein und – Mut zur Fehlentscheidung. Mit einem absolut treffsicheren Plakatmotiv rückt nun endlich ein Dokumentarfilm an, dessen Untersuchungsgegenstand so nahe liegt, dass es schon wieder originell ist. Tatsächlich gibt es bislang noch keinen abendfüllenden Film über Fußball-Schiedsrichter. Diese Lücke wird nun geschlossen mit einem sachkundigen Beitrag, der mit drei Protagonisten von den Höhen der internationalen Fußballschauplätze (Herbert Fandel) über jahrzehntelange Erfahrung im Amateursport des Ruhrgebiets (Oreste Steiner) bis zum 14-jährigen Nachwuchs im Anwärterlehrgang (Kevin Prösdorf) ein beachtliches Spektrum höchst unterhaltsam absteckt. Zu Recht gab es für diese gelungene Arbeit den Hessischen Filmpreis für den Dokumentarfilm. Deutschland 2007 Regie: Georg Nonnenmacher, Henning Drechsler; Drehbuch: Georg Nonnenmacher, Henning Drechsler; Produktion: Busse & Halberschmidt in Koproduktion mit Sehstern Filmproduktion; www.spielverderber-der-film.de newsletter 3/2009 – Kinovorschau vie durch die norddeutschen Tiefebenen: Daniel Waltas Regiedebüt schafft einen schillernden Rahmen für zwei gut aufgelegte Stars. Klaus J. Behrendt und Christoph Maria Herbst zeigen in dieser sensiblen, amüsanten Tragikomödie fernab von ihren angestammten Erfolgsrollen als „Tatort“-Kommissar und Büroschreck „Stromberg“, dass sie als Schauspieler viel zu bieten haben, wenn man sie nur lässt. „Jakobs Bruder“ war der Gewinnerfilm des 18. Filmfests Lünen 2007. Gedreht wurde 2007 u.a in Freudenberg/Westfalen, Siegen, Littfeld, Reichhof Wildberg/Bergerhof und Drolshagen. Deutschland 2007 Regie: Daniel Walta; Drehbuch: Daniel Walta, Oliver Pautsch; Darsteller: Klaus J. Behrendt, Christoph Maria Herbst, Sophie Rogall, Hannelore Elsner, Julia Maria Köhler, Wolfgang Packhäuser ; Produktion: Thomas Schmidt Film- und TV-Produktions in Koproduktion mit dem NDR; www.jakobsbruder.de • letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 27 RW ehlungen Mullewapp – das große Kinoabenteuer der Freunde stoph Maria Herbst und Joachim Król leihen den drei Freunden ihre Stimmen für das Kinoabenteuer, das in prächtigen Aquarellfarben einen kurzweiligen und intelligenten Filmspaß für die ganze Familie bietet. Genau hinhören sollte man, wenn die Henne Marylin spricht, den deren Part hat Eislaufstar Katarina Witt übernommen. Kinostart: 23. Juli Verleih: Kinowelt Johnny Mauser, Franz von Hahn und der dikke Waldemar sind die besten Freunde. Das haben sie in den erfolgreichen Kinderbüchern von Helme Heine bewiesen. Jetzt erobern sie von ihrem Bauernhof Mullewapp aus auch die Kinoleinwand. Der Film erzählt, wie aus den Dreien, die sich zuerst gar nicht leiden konnten, die besten Freunde wurden. Denn als Johnny Mauser eines Tages auf dem Bauernhof Mullewapp auftaucht, gibt er fürchterlich an, was für ein tapferer Held er doch ist. Dann aber wird das Lämmchen Wolke entführt, und Johnny muss beweisen, dass er tatsächlich ein wahrer Held ist und Wolke gemeinsam mit Franz und Waldemar retten kann ... Benno Fürmann, Chri- Deuschland 2009 Regie: Tony Loeser und Jesper Møller; Vorlage: Helme Heine und Gisela von Radowitz; Drehbuch: Bettine von Borries und Achim von Borries; Sprecher: Benno Fürmann, Christoph Maria Herbst, Joachim Król, Katarina Witt u.a.; Produktion: MotionWorks in Koproduktion mit Jugendfilm, WDR, 2d3D Animations und Enanimation; www.mullewapp.kinowelt.de Die Kinder der Seidenstraße Kinostart: 30. Juli Verleih: 3 Rosen D er englische Reporter George Hogg erlebt 1938 den Terror japanischer Besatzertruppen in Chinas Hauptstadt Nanking am eigenen Leibe. Als er die Massaker fotografiert, wird er unter den Säbel des Henkers geführt – und in letzter Sekunde von chinesischen Truppen unter dem Kommando des Widerständlers Chen gerettet. Hogg wird zu einem Dorf im Hinterland geführt, das ebenfalls vom Einmarsch der Besatzer bedroht ist. Die über 60 Kinder im dortigen Waisenhaus entfachen in ihm mehr als berufliches Interesse. Zusammen mit der ameri- kanischen Krankenschwester Lee organisiert er eine Massenflucht – quer durch die winterliche Wüste. Nach einer wahren Begebenheit inszenierte Bond-Regisseur und Spannungsspezialist Roger Spottiswoode ein prominent besetztes episches Abenteuer mit melodramatischen Untertönen. Die wuchtigen Landschaftspanoramen des chinesischen Kameramanns Zhao Xiaoding („Hero“) sorgen auch visuell für einen würdigen Nachfolger des thematisch ähnlich gelagerten Filmklassikers „Die Herberge zur sechsten Glückseligkeit“. Australien/China/Deutschland 2008 Regie: Roger Spottiswoode; Drehbuch: Jane Hawksley, James MacManus; Darsteller: Jonathan Rhys Meyers, Radha Mitchell, Chow Yun-Fat, Michelle Yeoh, Guang Li, Anastasia Kolpakova; Produktion: Bluewater Pictures und Ming Production in Koproduktion mit zero west Filmproduktion und zero fiction film Salami Aleikum Kinostart: 23. Juli Verleih: Zorro Filmverleih M ohsen ist der Sohn persischer Migranten in Köln. Er wohnt auch mit 30 noch zu Hause, arbeitet in Vaters Schlachterei, kann aber kein Blut sehen und kompensiert das Handicap mit Stricken. Als Vaters Betrieb das Aus droht, will Mohsen mit einem Schafekauf in Polen die Rettung erzwingen. Auf dem Weg dorthin strandet er im ostdeutschen Oberniederwalde und trifft Ana – die groß ist, blond und stark, Automechanikerin, Ex-Kugelstoßerin, Vegetarierin. Für Mohsen ist es die Frau seines Lebens, und deshalb gibt er sich als Textilhändler aus. Damit ist er plötzlich für die Dörfler interessant, denn die hoffen nun, dass der reiche Muselmann den heimatlichen VEB-Betrieb „Textile Freuden“ kauft und wieder flott macht. Nicht nur das bringt Mohsen ins Schwitzen. Nach der dramatischen Dokumentation „Lost Children“ über Kinderschicksale in Ugandas Bürgerkrieg wagt Ali Samadi Ahadi mit seinem Spielfilmdebüt eine drastische Imagewende ins komische Fach – und triumphiert auf ganzer Linie. Mit einer originellen Geschichte, spielfreudig auftrumpfenden Darstellern und entwaffnendem Witz gelang ein mitreißendes modernes Märchen, das auch in den nachdenklicheren Momenten seinen Auftrag nicht vergisst – gute Kinounterhaltung. Deutschland 2009 Regie: Ali Samadi Ahadi; Drehbuch: Arne Nolting, Ali Samadi Ahadi; Darsteller: Navid Akhavan, Anna Böger, Michael Niavarani, Proschat Madani, Wolfgang Stumph, Caroline Schreiber, Stephan Grossmann; Produktion: Dreamer Joint Venture Filmproduktion in Koproduktion mit ZDF; www.salami-aleikum.de Kinovorschau – newsletter 3/2009 Maria, ihm schmeckt’s nicht! Kinostart: 6. August Verleih: Constantin Film 2 003 erklomm das Buch „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ die Bestsellerlisten. Der Autor Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren und in Meerbusch aufgewachsen, Stern-Kolumnist und ehemaliger Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung, verarbeitete darin seine eigenen Erfahrungen: Weiler heiratete eine Italienerin. Die Erlebnisse mit der Familie seiner Frau sowie die Erzählungen seines Schwiegervaters, der einst als italienischer Gastarbeiter in Deutschland arbeitete, bilden den Kern der Handlung. Ergänzt wird das Ganze mit Episoden rund um einen Besuch in Italien. Aus diesen Motiven hat die Regisseurin Neele Leana Vollmar („Urlaub vom Leben“, „Fried- liche Zeiten“) eine Komödie über den Clash der Kulturen inszeniert. Der im Buch namenlose IchErzähler wird in der Verfilmung zu Jan (Christian Ulmen), der die Deutsch-Italienerin Sara (Mina Tander) heiraten will. Er möchte es ohne großes Tamtam, nur standesamtlich tun. Der Vater der Braut, Antonio Marcipane (Lino Banfi), besteht aber auf einer Heirat in der Kirche, mit einer großen Familienfeier in Süditalien. In Campobello tauchen für Jan schon bald neue Schwierigkeiten mit der südländischen Lebensart und den Essgewohnheiten auf. Neben den Dreharbeiten in Italien wurden Teile des Films in Krefeld und Duisburg realisiert. Deutschland / Italien 2009 Regie: Neele Leana Vollmar; Drehbuch: Daniel Speck, Jan Weiler nach Jan Weilers gleichnamigem Buch; Darsteller: Christian Ulmen, Lino Banfi, Mina Tander, Maren Kroymann, Sergio Rubini, Peter Prager, Gundi Ellert; Produktion: Claussen & Wöbke Filmproduktion, Orisa Produzioni; www.maria.film.de 27 • letter309_16-28 03.06.2009 12:29 Uhr Seite 28 GRATULIEREN CHARLOTTE GAINSBOURG BEST PERFORMANCE BY AN ACTRESS CANNES 2009 FÜR IHRE ROLLE IN LARS VON TRIERS „ANTICHRIST” Wir bedanken uns bei der FILMSTIFTUNG NRW und bei ZDF/ARTE für die Unterstützung.