Winkelmessen und Gehrungen schneiden in der

Winkelmessen und Gehrungen schneiden in der Praxis
Wir zeigen hier ein praxisgerechtes Verfahren wie Sie sogar ohne Winkelmesser und ohne komplexe
Berechnungen Winkel messen und Umrahmungen entsprechend schnell mit der Gehrungssäge zuschneiden
können. Das Verfahren ist hauptsächlich für Innenausbauten von Fahrzeugen gedacht, kann aber auch bei
Dachschrägen und Balkenzuschnitten hilfreich sein.
Kurze Theorie
Ein Kreis ist in 360 Gradstrichen unterteilt.
Ein Viertelkreis hat 90 Grad, ein Halbkreis 180 Grad.
Ein Rechteck hat 4 Ecken mit 90 Grad, die Summe
ergibt 360 Grad. Der Kreis ist geschlossen.
360 º 0 º
45 º
315 º
90 º
90 º
90 º
90 º
90 º
270 º
135 º
225 º
180 º
Rechter Winkel
Stumpfer Winkel
90 º
90 º
Stumpfer Winkel
-20 º
110 º
Rechter Winkel
90 º
Spitzer Winkel
Für unsere praktische Arbeit mit der Gehrungssäge
ergibt sich folgende Erkenntnis:
90 º
90 º
-20 º
Stumpfer Winkel 20 º
90 º
90 º
Rechter Winkel
Rechter Winkel
90 º
90 º
1.) Um eine 90 º Gehrung zu sägen, müssen 2
Schnitte mit 45 º durchgeführt werden.
Um jedoch einen stumpfen Winkel von 20 º zu
schneiden, müssen 2 Schnitte mit 10 º geschnitten
werden. Bei einem stumpfen Winkel von 70 º sind es
2 Schnitte mit 35 º
2.) Alle stumpfen Winkelgrade bis 45 º können direkt
und ganz normal an der Skala der Gehrungssäge
eingestellt und geschnitten werden.
3.) Spitze Winkel können nicht mit handelsüblichen
Gehrungssägen geschnitten werden. Solche
Spitzwinkel können Sie als normaler Heimwerker nur
von Hand sägen und sollten Sie deshalb möglichst
vermeiden.
Stumpfer Winkel
Stumpfer Winkel
20 º
70 º
90 º
Arbeiten mit einem einfachen Winkelmesser
Wie Sie in dem Winkelkreis auf Seite 1 sehen handelt es sich um eine 360 Striche (Grade) Einteilung,
welche ohne Anfang und Ende ist, ähnlich dem Ziffernblatt einer Uhr. Es ist deshalb zunächst unerheblich,
ob Sie links- oder rechtsrum der Skala den Winkel ablesen: 90 Grad (rechter Winkel) sind immer 90°, ob von
0° auf 90° oder von 135° auf 225° oder von 270° rückwärts auf 180°. Es kommt auf die Differenz an. Der
Winkelbereich zwischen den Zahlen ist immer 90°. Auf einer Uhr sind auch z.B. 3 Stunden Unterschied
zwischen 12 und 3 Uhr oder zwischen 21 und 18 Uhr.
Grundsätzlich ist es gut etwas zu üben um per Augenmaß abschätzen zu können ob ein Winkel größer oder
kleiner als 45° oder 90° ist. Diese Erfahrung hilft, um den Winkelmesser richtig anzulegen.
70°
70°
90°
35° Schnittwinkel
(ist die Hälfte von 70°)
20°
20°
90°
10° Schnittwinkel
(ist die Hälfte von 20°)
In diesem Beispiel soll ein AluWinkelrahmen in dieser Form
hergestellt werden. Die Maße sind
hier nicht von Bedeutung. Es soll
nur gezeigt werden wie Sie die
Winkelwerte ermitteln und welchen
Winkel sie an Ihrer Gehrungssäge einstellen sollen um diese
Konstruktion zu erzeugen.
Dazu noch ein Tipp:
Wenn Sie nicht 100% sicher sind
ob die von Ihnen ermittelten und
an der Säge eingestellen Winkel
wirklich richtig sind, sollten Sie erst
mal ein Teststück aus einfachen
Holzlatten zuschneiden.
90°
Einfache Beispiele wie ein Winkel in der Praxis gemessen wird.
Diese Anordnung könnte z.B. ein Teil eines Querschitts einer Ladefläche sein, die Sie
mit Inneneinbauten ausstatten wollen. Es könnte aber auch eine Dachschräge oder
eine Nische im Wohnbereich sein.
Möglichkeit 1.
Sie erstellen eine Schablone aus dünnem Sperrholz. Zum
Übertragen der Form benötigen Sie einen normalen Anschlagwinkel
und eine dünne Holzlatte an derem Ende ein Stift mit Klebeband
befestigt ist. Am Besten ist diese Arbeit zu zweit ausführbar. Einer
hebt die Sperrholzplatte möglichst genau gerade, der andere fährt
mit dem Winkel an der Kante der Platte entlang und überträgt mit
der Holzlatte und dem Stift die Kontur auf die Platte. Von der Linie
der Platte kann dann der Winkel per einfachen Winkelmesser
abgenommen werden.
Vorteil dieses Verfahrens: Sie können die Sperrholzplatte entlang
der Linie sägen und haben damit eine Aussen- und Innenschablone.
h 68 r 21
h 38 r 25
h 23 r 36
Möglichkeit 2.
Sie vermessen die Winkel.
Hier am Beispiel eines Fahrzeuginnenraums.
Sie benötigen eine Holzlatte, 2 Meterstäbe, einen normalen Winkel
und Klebeband.
Befestigen Sie die Holzlatte zwischen Boden und Decke und
achten Sie darauf, dass sie genau waagrecht steht. Auf die
Holzlatte kleben Sie mit Tesaband einen Meterstab fest. Nun
müssen Sie nur noch 3 Maße auf einer kleinen Handskizze
notieren! Wir haben dafür h für Höhe und r für Abstand von der
Wand notiert und das Ergebnis notiert.
Rechteck
h 68 br. 21
Die Skizzen (hier rechts) können Sie per
Lineal auf ein kariertes Papier zeichnen
und dort die Winkelmessung vornehmen
oder auf Ihren Computer eine Zeichnung
erstellen. Wenn Sie kein CAD Programm
haben, eignet sich auch CorelDraw oder
ein ähnliches Grafikprogramm gut dafür.
Es gibt aber auch eine noch einfachere
Computerlösung, nämlich WinVisit&Label
von Bits&Paper GmbH (www.bitspaper.de).
Dieses Programm können Sie kostenlos
als 30 Tage Demo-Version laden oder für
wenig Geld auch kaufen. Wie Sie damit die
Winkel ermitteln können sehen Sie auf der
nächsten Seite in einer Kurzanleitung.
Rechteck
h 38 br. 25
Rechteck
h 23 br. 36
Zeichnen Sie nun die Werte
als Rechtecke in der oben
dargestellten Anordnung auf.
Sie können dabei auch einen
anderen Maßstab wählen.
Wenn Sie nun die Rechtecke
mit einer Linie (hier rot)
verbinden, entsteht genau
die gewünschte Kontur.
Mit einfachen Mitteln am Computer Winkel ermitteln
Geben Sie bei Google den Suchbegriff Winkelmesser ein und wählen
Sie Bilder als Ansicht. Sie sehen massenhaft Bilder von
Winkelmessgeräten. Wählen Sie einen einfachen Winkelmesser (Bild
rechts) aus und speichern Sie dieses Foto mit Bild speichern unter.. auf
dem Desktop ihres Rechners. Für Ihre rein privaten Zwecke dürfen Sie
dieses Foto auch verwenden.
Das Foto stammt von bildwoerterbuch.pons.eu
Starten Sie nun WinVisit&Label und
wählen Sie als Etikett eine
DIN A4 Seite. Dort wählen Sie als
Werkzeug Rechteck aus und
erzeugen ein Rechteck beliebiger
Größe auf dem A4 Blatt. Setzen Sie
den Mauszeiger auf den Rahmen
des Rechtecks und klicken Sie mit
der rechten Maustaste. Dadurch
erscheint ein Auswahlmenü. An der
ersten Zeile klicken Sie auf Größe
und Position
Bei Breite und Höhe tragen Sie die
Maße ein.
72
46
Wir haben hier den Maßstab geändert,
da der gemessene Zentimeterwert in
Millimeter gezeichnet wird und auf
dem A4 Blatt in praktischer Größe zu
sehen sein soll. Aus dem Rechteck 23
cm x 36 cm wurde 46 mm x 72 mm
(Werte x 0,2) dies entspricht dem
Maßstab 1:5.
Nun können Sie mit dem Stift die
bereits bekannten Punkte mit drei
Linien verbinden.
Als nächster Schritt entfernen Sie die
Rechtecke, es sollen nur die Linien
stehen bleiben.
Grundsätzlich handelt es sich hier um
zwei voneinander völlig unabhängige
Winkel, die einzeln gemessen werden.
Dazu auf der nächsten Seite mehr.
Laden Sie nun das Foto des
Winkelmessers in das
Programm:
Bild einfügen (Symbol Auge)
anklicken und Foto wählen.
An den grünen Eckpunkten
ziehen Sie das Foto etwas
größer.
Beachten Sie den roten
Punkt. Wenn Sie diesen mit
der Maus anfassen, können
Sie das Foto beliebig drehen.
Mit der Schichtungsfunktion
legen Sie das Foto ganz
nach hinten. Wenn Sie nun
das Winkelfoto über Linien
schieben bleiben die Linien
im Vordergrund sichtbar und
Sie können die Werte gut
ablesen.
Zum Anlegen des Winkelbildes ist es besser, wenn Sie die Winkelfigur verdoppeln. Dadurch haben Sie mehr Platz
zm Anlegen des Winkels (Bild unten). Dazu markieren Sie die einzelnen 3 Linien und wählen unter Bearbeiten die
Funktion Gruppieren . Dann markieren Sie die Form und mit Kopieren und Einfügen erzeugen Sie die Form
nochmals. Mit der Maus oder den Cursortasten schieben Sie die Kopie auf die Seite und können nun unabhängig
voneinander das Winkelbild anlegen.
Zu beachten ist noch, dass die Schneidewinkeleinstellung an der Gehrungssäge nur die Hälfte des Winkelwertes
beträgt, da ja der Gesamtwinkel aus zwei Einzelteilen besteht.
Deshalb auch hier wieder die Empfehlung: Schneiden Sie erst einfache Holzlatten um die Einstellungen zu prüfen.