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Gottlieb Florschütz: Der Wissenschaftsmythos von "Star Trek" "Beam me up, Scotty!" (1) Die Star-Trek-Serien bedienen sich über die Verwendung bereits vorhandener, alter Mythen hinaus auch eines ganz eigenen Mythos. Es handelt sich hierbei um die mythische Betrachtungsweise von Wissenschaft, mit der Star Trek die Überlegenheit der menschlichen und künstlichen Intelligenz über sämtliche Kulturen der Vergangenheit beschwört. Ehemalige Hoch-Religionen und okkulte oder magische Rituale werden in Star Trek als durch Aufklärung und technischen Fortschritt überwundene und damit obsolete Weltdeutungsmuster dargestellt. Was Star Trek jedoch verschweigt, ist die Tatsache, daß das wissenschaftliche Weltdeutungssystem inzwischen den Status eines neuen Mythos angenommen hat. Dieser sog. "Wissenschaftsmythos" der in der Neuzeit bei Descartes und Francis Bacon begann, besteht im Glauben des modernen Menschen an den stetigen Fortschritt von Wissenschaft und Technik bis ins Unendliche. Die Mythisierung des Wissenschaftsglaubens, die mit dem "Novum Organum" von Francis Bacon (2) in der Renaissance begann, wurde in der Neuzeit vor allem durch die Philosophen der Aufklärung, Hume, Voltaire und Kant (3), sowie durch Naturforscher wie Newton und in unserem Jahrhundert Albert Einstein weiter forciert. Genährt wurde dieser bislang ungebrochene Glaube an den stetigen Fortschritt der Menschheit durch Vernunft und Technik seit Mitte der 60er Jahre durch die Erfolge in der Raumfahrt - z.B. die ersten Mondflüge der Amerikaner im Jahr 1969 - und durch die Fortschritte in der Apparate-Medizin in den 70er und 80er Jahren, Durch technische Errungenschaften wie Herzschrittmacher, Organtransplantation und lebensverlängernde Maßnahmen scheint der sterbliche Mensch heute beinahe unsterbliche Züge anzunehmen. Wir halten heute alles für technisch machbar, was nur vorstellbar ist, und erwarten mit drängender Neugier die nächsten Fortschritte in Medizin und Technik, insbesondere in der Gentechnologie, die soweit geht, dass sogar menschliche Gene bei Pharmakonzernen patentiert werden. Die Einlösung der großen Heilsversprechung der neuzeitlichen Philosophen der Aufklärung, durch den ständigen Fortschritt werde der Mensch nicht nur vernünftiger, sondern auch glücklicher, wird in unseren Tagen vor allem den Wissenschaftlern zugemutet, insbesondere den Human-Medizinern - den Halbgöttern in Weiß - die über Leben und Tod verfügen, und den Astrophysikern, die unsere Ursprünge im Weltall bis hin zum Urknall bis in einer "Weltformel" zusammenfassen sollen und uns vor Meteoren und Kometen rechtzeitig zu warnen haben. Wir sind heute fest davon überzeugt, dass die Natur draußen und ebenso die Natur "drinnen", also die von Freud als "irrationale Triebimpulse" gekennzeichneten Antriebskräfte im Menschen mithilfe des wissenschaftlichen Fortschritts kontrollierbar gemacht werden könnten. Die philosophische Denkfigur, die dem modernen "Wissenschaftsmythos" zugrundeliegt, ist die Evolutionstheorie Darwins, der Glaube an den stetigen Fortschritt der Arten bis hin zum Menschen und noch über diesen hinaus bis zu Nietzsches "Übermenschen", dem vollkommenen Menschen. Der Glaube an den stetigen wissenschaftlichen Fortschritt gibt uns heute Grund zu der Annahme, dass es der Wissenschaft mithilfe fortschrittlicher Medizin, evtl. Gentherapie, eines Tages gelingen könnte, sowohl durch negative Eugenik Erbkrankheiten auszumerzen, als auch durch positive Eugenik einen "vollkommenen Menschen" im Sinne von Nietzsches "höherem Menschen" zu züchten. Ebenso gibt uns der Glaube an den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt die Hoffnung, dass die Wissenschaft eines fernen Tages vielleicht dazu in der Lage sein könnte, sogar das Altern und den darauffolgenden Tod durch gezielte Gentherapie zu beseitigen, also Elemente in unserem Leben fundamental zu verändern, die bisher für gottgegeben and unabänderlich gehalten wurden. Wir stehen heute tatsächlich vor solchen paradigmatischen Fortschritten der modernen Medizin, insbesondere der Gentherapie. Da sind auf der einen Seite große Hoffnungen, die sich auf die Wissenschaftler im allgemeinen richten, sie mögen unser Leben durch technische Errungenschaften wie Mikrowellen, Homebanking und interaktives Fernsehen noch leichter, bequemer und interessanter gestalten, und insbesondere bei erbkranken Menschen, die sich speziell von Gentherapeuten eine höhere Lebensqualität erhoffen. Auf der anderen Seite ist ein solcher rasanter wissenschaftlich-technischer Fortschritt für viele Zeitgenossen auch ein wenig angsterregend, z.B. die Angst vor der Ausbreitung der künstlichen Intelligenz in Gestalt von komplizierten Computern und Robotern, die mehr und mehr Menschen arbeitslos machen könnten, also die Angst vor einer "entmenschten" Arbeitswelt; man denke beispielsweise an Autofabrik-Hallen, die schon heute fast ausschließlich von Robotern und Computern betrieben werden. Da ist die Angst vor anonymen Mächten, die unser Leben mehr und mehr mit unsichtbarer Hand steuern, also die Angst davor, zu bloßen Nummern und Chiffren in den Computern von Behörden und Betrieben entindividualisiert zu werden. Und da ist auch die Angst, mit den neuen technischen Geräten, z.B. mit komplizierten Computern, Internet oder Bankautomaten einfach nicht mehr umgehen zu können, vor allem bei älteren Menschen, die daran noch nicht gewöhnt sind, also die Angst vor intellektueller oder emotionaler Überforderung durch den technischen Fortschritt. Wie geht die populäre Fernseh-Serie Star Trek mit all diesen Hoffnungen und Ängsten um? Star Trek beschwört zum einen diesen "Wissenschaftsmythos" and seine technologischen Segnungen wie z.B. Sprachcomputer, überlegene Verteidigungswaffen wie "Faser", eine weit fortgeschrittene Medizin, Replikatoren, die beliebige Speisen in beliebiger Anzahl auf Knopfdruck herstellen können usw. als echte Fortschritte ohne negative Nebenwirkungen. Zugleich antizipiert Star Trek aber auch die mit dem "Wissenschaftsmythos" verbundenen Ängste vor einer anonymen Technokratie, indem in "Star Trek" diese Ängste als "irrational" und damit überflüssig entlarvt und das Vertrauen in den technischen Fortschritt stabilisiert wird. (4) Dieser "Wissenschaftsmythos" wird in Star Trek so weit getrieben, dass im 21. Jahrhundert fortschrittliche Fortbewegungstechnologien wie das "Beamen" oder der "Warp-Antrieb", d.h. das Reisen mit Über-Licht-Geschwindigkeit, als selbstverständliche Weiterentwicklungen eines rasanten wissenschaftlichen Fortschritts bereits eingeführt sind und ohne weiteres benutzt werden können, die nach dem tatsächlich gegebenen gegenwärtigen Kenntnisstand der Naturwissenschaften von Naturwissenschaftlern für prinzipiell unmöglich gehalten werden, weil sie bekannte Naturgesetze außer Kraft setzen würden. (5) Diese neuen Techniken werden in Star Trek ohne Problematisierung des naturwissenschaftlichen Hintergrundwissens einfach wie selbstverständliche Nebenprodukte eines stetigen wissenschaftlichen Fortschritts eingeführt. So wird in "Star Trek" die Wissenschaft selbst zum Mythos erhoben, indem diese fiktional entfremdet und in mythischer Weise zu einer Art "Techno--Mystik" überhöht wird. (6) Zweifel an der Harmonisierbarkeit zwischen Natur und technischer Kultur - wie diese von der "grünen Bewegung" oder vom "Club of Rome" vehement geäußert werden - werden im Star-TrekMythos kaum thematisiert und rasch zerstreut. So führt Star Trek mit dem mythischen Symbol der "Enterprise" - dem "Garten in der Maschine" - in TOS die bereits gelungene Bewältigung des modernen Konflikts zwischen Natur und Technik symbolisch vor. (7) Zukunftsängste, die mit dem technologischen Fortschritt verknüpft sind, und die angesichts neuer Erfindungen wie beispielsweise heute in der Gentechnologie wohl nicht ganz unberechtigt sind, werden in TOS als "irrational" gebrandmarkt und durch die positive Perspektive des ununterbrochenen technologischen Fortschritts beruhigt, der auch mit eventuellen unerwünschten Nebenwirkungen schon irgendwie fertig werden wird. Der Glaube an diesen stetigen Fortschritt wird in TOS immer wieder affirmiert, nirgendwo aber kritisch hinterfragt. Ich möchte meine These, dass Star Trek sozusagen als populärwissenschaftlicher Katalysator für den "Wissenschaftsmythos" dient, insbesondere an einem Punkt des technischen Fortschritts festmachen, nämlich an der künstlichen Intelligenz. Neuer Mythos "Künstliche Intelligenz" Der "Wissenschaftsmythos" wird in Star Trek vor allem in Gestalt der künstlichen Intelligenz verkörpert. Ohne Befragung des Bordcomputers geht auf der Enterprise fast gar nichts. Der Bordcomputer der Enterprise spuckt nicht nur Fakten aus, sondern gibt in Krisensituationen auch Verhaltensmaximen aufgrund logischer Wahrscheinlichkeitsberechnungen aus. Die Enterprise-Crew, allen voran der logisch denkende erste Offizier Spock in TOS, zeigt sich einsichtig genug, ihre Entscheidungen bezüglich Kursbestimmung, Landung auf fremden Planeten oder Verteidigung gegen feindselige Klingonen unter Zuhilfenahme von Informationen und präzisen Berechnungen des Bordcomputers zu treffen. Die künstliche Intelligenz des Bordcomputers, der man sein Schicksal beruhigt anvertrauen kann, ermöglicht die ununterbrochene Steuerung und Regelung der Verhältnisse auf der Enterprise. Im "Sicherheitscomputerlogbuch" und in "Kommunikationsaufzeichnungen" wird über das vorschriftsmäßige Handeln der Crew regelmäßig Rechenschaft abgelegt. Zwar treffen immer noch Menschen die letzte Entscheidung, insbesondere Captain Kirk in enger Beratung mit seinen Offizieren Spock and McCoy, aber sie richten sich in ihren Entscheidungen in der Regel nach den Vorgaben der logisch denkenden künstlichen Intelligenz. Spock als logisch denkender Halb-Vulkanier, der fast schon wie ein Computer funktioniert, hat in der Regel gegenüber McCoys Einwürfen die durchdachteren und weitsichtigeren Handlungsanweisungen parat; nur manchmal, in ausweglosen Situationen, greift selbst Spock unter McCoys Einfluss auf intuitive, irrationale Handlungsweisen zurück, wie z.B. in der Episode "Notlandung auf Galileo 7", in der Spock in einer äußersten Notsituation entgegen seinem logischen Kalkül die Not-Faser-Aggregate in die Luft schießt, in der vagen Hoffnung, von der Enterprise dadurch gesichtet und gerettet zu werden. Auf Nachfrage McCoys rettet sich Spock in die Argumentation, er habe rein logisch gehandelt, weil ihm seine Logik zu einer unlogischen Handlungsweise geraten habe. Und wenn Spock einmal die Kontrolle verliert, dann dreht er wirklich völlig durch, als ob er `von allen guten Geistern verlassen' wäre wie in der TOS-Episode "Weltraumfieber", in der Spock auf dem Planeten Vulkan in einem archaischen Duell-Ritual seinen geliebten Captain Kirk erwürgt. Anschließend zeigt Spock ungewöhnlich viel Gefühl, als Jim Kirk lebend auf der Enterprise auftaucht und sich die atavistische Szenerie auf Vulkan als Fiebertraum entpuppt. Aber solche irrationalen Handlungsweisen, in die selbst der logisch denkende Spock in Ausnahmefällen noch verfällt, sind nicht typisch für sein ansonsten streng rationales Verhalten. In der Regel überlegt Spock zuerst ziemlich lang and kalkuliert alle Handlungsalternativen nebst ihren wahrscheinlichen Folgen wie ein Computer, bevor er dann schließlich eine weise and wohlkalkulierte Entscheidung trifft. Manchmal neigt auch der weise Captain Kirk nach intensiven Beratungen mit seinen Offizieren Spock and McCoy zu intuitiven Eingebungen, zu denen ihn Doctor McCoy inspiriert. In Kirk vereinigen sich sozusagen die Logik Spocks mit der Intuition McCoys. Aber niemals entscheidet Kirk gegen oder ohne zusätzliche Informationen aus dem Bordcomputer. Immerzu sind seine Entscheidungen getragen und rückversichert auf der Basis präziser Hintergrundinformationen aus dem Computer. Die künstliche Intelligenz ist in Star Trek - anders als etwa in Kubricks "Odyssee 2001", wo noch eine latente Gegnerschaft zwischen Astronaut und Computer vorhanden ist, voll in das Enterprise-Team integriert und gehört gewissermaßen zur Star-Trek-Familie. Das Fehlen oder der vorübergehende Ausfall des Bordcomputers löst in TOS sofort eine Krisenlage aus, die dann nur mit vehementem intellektuellem Aufwand sämtlicher Offiziere notdürftig bewältigt werden kann. Man könnte von einem einseitigen Abhängigkeitsverhältnis der Star-Trek-Crew von der künstlichen Intelligenz sprechen, denn der Mensch kommt ohne den Bordcomputer kaum noch aus, und hat diesem eigentlich nichts zu geben außer ihn mit Daten zu bittern. Der Bordcomputer verarbeitet diese Daten in Sekundenbruchteilen und spuckt sofort mehrere Entscheidungsoptionen aus, die handlungsanweisende Relevanz haben. Es gibt allerdings Situationen, in denen der Bordcomputer zu falschen Entscheidungen rät, und wo dann die Intuition McCoys doch wieder gefragt ist, wie beispielsweise in der Episode "Spock unter Anklage". Aufgrund einer falsch programmierten Datenlage hat hier der Bordcomputer Spock unter einen schweren Verdacht gebracht, aber wie sich am Ende herausstellt, konnte der Computer nichts dafür, weil er einfach nur falsch programmiert war. Hier liegen in der Tat die Grenzen der künstlichen Intelligenz: der Computer kann nur auf der Basis richtiger Voraussetzungen zuverlässig arbeiten. Er kann noch nicht selber denken; ein solcher denkender Computer wird erst in TNG in Gestalt des Androiden Data eingeführt, der sich seltsamerweise ständig danach sehnt, Mensch zu sein, während Spock in TOS nichts sehnlicher herbeiwünscht, als ganz zum reinen Logiker zu werden und endlich McCoys dümmliche Intuitionen nicht mehr anhören zu müssen, die ihn ohnehin nie sonderlich beeindrucken. Der Bordcomputer begleitet die Menschen in allen Lebenssituationen als zuverlässiger Freund, ja er rettet die Menschen in einer erdrückend komplex gewordenen Welt, indem er bei schwierigen Entscheidungen einen sicheren Weg weist. Er verkörpert die Ankunft einer Intelligenz, die der menschlichen Intelligenz weit überlegen ist. Zum Computer-System der Enterprise gibt es in diesem Zusammenhang folgende Anmerkung: "In plötzlichen Notsituationen ist das Computer-System in der Lage, sämtliche Operationen des Schiffs allein zu kontrollieren. So wie seine Vorgänger aus dem 20. Jahrhundert folgt es den unabhängigen Beschlüssen seiner Programmierung. Es besitzt einige recht exotische Fähigkeiten. Wenn es nicht in bestimmten Fällen von einem höheren Offizier auf bekannte Weise übergangen wird, verhindert es automatisch Navigations- und Abwehrmaßnahmen, die gefährlich werden oder zu Irrtümern führen könnten." (8) Hinter dem Mythos der künstlichen Intelligenz steht die metaphysische Glaubensannahme, dass der Computer sich niemals irren könne. Star Trek wäre keine ernstzunehmende Science-Fiction-Serie, wenn diese Problematik nicht schon von Roddenberry bedacht und thematisiert worden wäre. Bereits in TOS taucht in der Episode "I am Nomad" ein falsch programmierter Computer auf, der Fehlentscheidungen trifft, weil sein Schöpfer ihn unzulänglich programmiert hat. "Nomad" ist der Vollstrecker eines logisch-präzisen und gefühlskalten Programms zur Ausrottung aller unvollkommenen biologischen und nichtbiologischen Einheiten. Aber Nomad ist ein von Menschenhand programmiertes Geschöpf und daher selber nicht vollkommen. (9) Kirk überlistet diesen fehlerhaften Killer-Computer, indem er dem Computer den Befehl gibt: "Vernichte alles Unvollkommene". Der Computer "Nomad" leitet daraufhin konsequenterweise die Selbstvernichtung ein, weil in seiner Programmierung auch ein Selbstvernichtungschip enthalten ist, das ihn dazu zwingt, alles Unvollkommene zu zerstören. Der Computer kann eben nur so vollkommen sein, wie sein Schöpfer, der Mensch, der ihn programmiert hat. So wird hier eine Rückbindung der künstlichen Intelligenz und die menschliche Intelligenz sichtbar. Die Grenzen der künstlichen Intelligenz sind also durch die Grenzen derjenigen Intelligenz gegeben, die sie programmiert hat. Wird hier ein wenig kritisches Bewusstsein am technologischen Fortschritt sichtbar, so schreibt Roddenberry diese Entwicklung zu einer perfektionierten künstlichen Intelligenz ungeachtet möglicher negativer Nebenwirkungen weiter fort. Dass der Computer schon in TOS einen individuellen Namen, "Nomad", trägt, deutet bereits den weiteren Weg der Entwicklung der künstlichen Intelligenz an. In TNG taucht schließlich Data auf, ein weiterentwickelter Androide mit menschlichem Antlitz, der sich harmonisch in die humanoide Enterprise-Besatzung einfügt Der evolutive Sprung von "Nomad" zu "Data" ist darin zu sehen, dass man mit Data wie mit einem Menschen wechselseitig kommunizieren und interagieren kann, während "Nomad" nur ein einseitiges kommunikatives Verhältnis im Sinne des Programmierens zuließ. Kirk war dem fehlerhaft programmierten "Nomad" in TOS mit seiner intuitivintentionalen Logik noch ein kleines Stückchen überlegen; der intelligente Cyborg "Data" jedoch wäre auch für Kirk unschlagbar. Die Voll-Integration "Datas" als vollwertiges und gleichberechtigtes Besatzungsmitglied der Enterprise-Crew in TNG ist Roddenberrys positive Utopie bezüglich einer möglichen Integration von menschlicher und künstlicher Intelligent. "Data" hegt mitunter sogar den Wunsch, wie ein Mensch fühlen zu können, einen völlig irrationalen Wunsch, wie Spock wohl sagen würde. Bei einem so hochgezüchteten, menschenähnlichen Cyborg wie Data stellt sich dann schon mal die ernsthafte Frage, ob man "unserem" Data denn nicht sogar Menschenwürde und Menschenrechte zusprechen müsste? Roddenberrys Kreation "Data" ist durchaus dazu geeignet, gestandene Juristen über neue Kriterien für die Zusprechung von Menschenwürde nachdenken zu lassen. (10) Eine negative Utopie hingegen entwirft Roddenberry in TNG mit den rätselhaften Borg, die halb humanoiden Ursprungs und halbe Maschinenwesen sind, in einem würfelförmigen Block im Kollektiv hausen und alles Individuelle gnadenlos in ihr unpersönliches Termiten-Kollektiv assimilieren. Diese negative Utopie, in der anonyme Maschinenwesen die Individualität des Menschen aufsaugen, geht auf die Ängste vor dem technischen Fortschritt ein, mit der wir heute noch der in Entwicklung befindlichen künstlichen Intelligenz gegenüberstehen. Viele Zeitgenossen empfinden Angst vor anonymen technokratischen Mächten, und davor, durch Computer zu entindividualisierten Nummern und Chiffren degradiert zu werden. Zwischen den Borg und der Enterprise-Crew entbrennt ein Dauerkampf, in dessen Verlauf - in der TNG-Episode "Angriffsziel Erde" sogar Captain Picard ins Borg-Kollektiv hineingesogen wird, anschließend aber wieder re-individualisiert wird. Schließlich endet dieser Konflikt zwischen kollektiver und individueller Lebensform damit, dass einer von den Borg, genannt "Hugh" in der TNG-Episode "I am Hugh" von der Enterprise-Crew schrittweise individualisiert und als vollwertiges Besatzungsmitglied ins Enterprise-Team integriert wird; ähnlich wie der Androide Data, der bereits eine individualisierte Stufe der künstlichen Intelligenz darstellt. Und mit dieser Form von künstlicher Intelligenz, wie Roddenberry sie dem Fernsehpublikum in Gestalt des menschenfreundlichen Data präsentiert, lässt sich durchaus leben. Data ist ein populärwissenschaftlicher Katalysator gegen unsere irrationalen Ängste vor der Überlegenheit der künstlichen Intelligent. Diesem menschenähnlichen Data, "unserem" Data können wir uns beruhigt anvertrauen. So macht uns Roddenberry Schritt für Schritt mit der stufenweisen Entwicklung der künstlichen Intelligent vertraut: Zunächst in Gestalt des Vulkaniers Spock, der in TOS noch menschenähnliche Züge trägt, sich jedoch durch sein emotionsloses, logisches Denken schon sehr weit vom menschlichen Gemüt entfernt hat, was regelmäßig McCoys Unbehagen erregt. Dann begegnet uns die künstliche Intelligenz in Gestalt des Bordcomputers der Enterprise, der als ständiger Wegbegleiter und kompetenter Ratgeber die Enterprise-Crew durch das All geleitet. Auch unvollkommene Formen von künstlicher Intelligenz tauchen bereits in TOS auf, wie etwa "Nomad", der falsch programmiert wurde. Schließlich begegnen uns in TNG erheblich weiterentwickelte Formen künstlicher Intelligenz wie etwa Data, dem man seine Maschinen-Herkunft gar nicht mehr äußerlich ansieht. So wird von Roddenberry das uns im Grunde befremdliches Element der künstlichen Intelligenz auf eine sanfte Art und Weise eingeführt, die uns keine Zeit lässt, davor Angst zu haben, weil wir gezwungen sind, mit diesen künstlichen Intelligenzen tagtäglich umzugehen, und schließlich werden diese künstlichen Wesen zu unseren ständigen Lebensbegleitern, die so menschliche Züge an sich tragen, dass sie uns ebenso vertraut sind wie unsere Mitmenschen. Was Roddenberry uns in seinen beiden Serien TOS und TNG augenfällig vorführt' , ist eine stetige Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz bis hin zu ihrer stufenweisen Individualisierung, etwa in Gestalt von "Data" oder der individualisierten Borg "Hugh" oder "Seven of Nine", die ja ursprünglich halbe Maschinenwesen waren. Wir werden eines Tages dazu gezwungen sein, unsere Computer und Roboter als gleichwertige Lebenspartner zu akzeptieren,' und wir werden uns dann auch gar nicht mehr dagegen wehren, weil sie uns bis dahin längst so vertraut geworden sind wie unser Automobil. Das System der künstlichen Intelligenz in Star Trek funktioniert genau so, wie dies amerikanische Futurologen den Computersystemen der Zukunft voraussagen. Der Computer setzt als "Übersubjekt" die Evolution des Menschen fort. Der KI-Experte Moravec spricht von einem "postbiologischen Zeitalter", das durch intelligente Roboter herbeigeführt wird: "In Jahrmilliarden unermüdlichen Wettrüstens ist es unseren Genen endlich gelungen, sich selbst auszubooten." (11) Der erste Schritt auf diesem Weg soll nach Moravecs Einschätzung um das Jahr 2030 abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt sind nach Moravec bereits weiterentwickelte Roboter zu erwarten, die über sensible Wahrnehmungen und einfache Formen von Bewusstsein verfügen werden. Diese hochintelligenten Roboter sollen dem Menschen nützliche Gehilfen sein können. Im weiteren Verlauf der zu erwartenden Entwicklung werden nach Moravecs Prophezeiung dann androide Roboter stehen, die dem Menschen an Intelligenz weit überlegen sein werden: "Befreit vom schwerfälligen Schritt der biologischen Evolution werden die Kinder unseres Geistes frei wachsen können, um sich fundamentalen Herausforderungen im ganzen Universum zu stellen. Wir Menschen werden für eine gewisse Zeit von ihrer Arbeit profitieren. Doch früher oder später werden sie, wie natürliche Kinder, ihr eigenes Glück suchen, während wir, die alten Eltern, leise vergehen. Beim Weiterreichen der Fackel wird nicht viel verloren sein." (12) Nach dieser Utopie amerikanischer Futurologen werden auch Neuro-Computer verwendet werden, die dem Androiden "Data" aus TNG schon sehr nahekommen werden: "Um Computern die Möglichkeit zu geben, mit uns zu kommunizieren, statten manche Entwicklungsingenieure von Anwender-Schnittstellen Computersysteme mit kleinen Persönlichkeitsblöcken aus, die unsere Eigenarten und Vorlieben in begrenzten, aber wichtigen Bereichen erkennen können." (13) Diese Neurocomputer werden menschenähnlicher, lernfähiger und intelligenter sein als ihre heutigen Vorfahren. Im Jahr 2030 könnten sie den Status eines Androiden wie "Data" in TNG erreicht haben, so dass auch eine wechselseitige Kommunikation mit ihnen möglich sein wind. Das Verhältnis von "Herr" und "Knecht", wie es bei der jetzigen Computertechnologie noch vorliegt, könnte sich sogar umkehren. Auf dem Wege dorthin könnten die Roboter dem Menschen noch eine gewisse Zeit nützlich sein, bis diese dann schließlich die Herrschaft über unseren Planeten übernehmen werden. (14) Umgekehrt bedeutet dies, dass der Mensch immer maschinenähnlicher werden muss, um mit der rasanten Entwicklung der Computer mithalten zu können. Von der Möglichkeit, eine direkte Verbindung zwischen Nervenbahnen und Computer herzustellen, sind heute schon viele Menschen fasziniert. Der Futurologe Rheingold spricht von einem "faustischen Vertrag" bezüglich einer kommenden "Mensch-Computer-Symbiose": "Der anstehende faustische Vertrag verlangt bestimmte Veränderungen in der Partnerschaft, die wir bisher mit unseren Maschinen geführt haben. Wir könnten entscheiden, dass es uns nichts ausmacht, ein bißchen maschinenähnlicher zu werden im Austausch für arbeitssparende Geräte, lebensrettende Apparate, attraktive Annehmlichkeiten und verführerische Unterhaltungen." (15) Nach Rheingolds Ansicht können wir nicht in enger Nachbarschaft und im ständigen Austausch mit elektronischen Geräten leben, ohne diesen immer ähnlicher zu werden. An den technischen Bedingungen für eine solche Mensch-Computer-Synthese wird bereits heute intensiv gearbeitet. So ist es bereits gelungen, Chips direkt mit den Nervenbahnen von Ratten und Affen zu verbinden. Dazu wird einfach ein New des peripheren Nervensystems durchschnitten, und die Regeneration dieses Nervs wird dazu genutzt, die Nerven durch den Chip hindurchwachsen zu lassen. In einem Bericht über diese Mensch-Computer-Symbiose schreibt KI-Forscher Waffender: "Ich kann es kaum abwarten, den ersten Chip in mein Handgelenk eingepflanzt zu bekommen. Mit diesen direkten Verbindungen zum Nervensystem wind es zum erstenmal möglich, symbolische Daten direkt einzuspeisen." (16) Nicht nur Handgelenke werden von dieser Mensch-Computer-Symbiose betroffen sein, sondern auch das menschliche Gehirn: "Langfristig wird dieser direkte Zugang zum Nervensystem die einzige Möglichkeit darstellen, die Versprechungen der virtuellen Welten zu realisieren, denn erst mit der völligen Kontrolle der Datenflüsse ins Hirn wird es möglich, eine Realität zu erzeugen, die für die sie wahrnehmenden Personen von der normalen sinnlichen nicht zu unterscheiden ist. Diesen direkten Zugang zum menschlichen Nervensystem so weit wie möglich zu machen und so tief in das Gehirn zu legen, muss eines der Forschungsziele im Bereich der virtuellen Welten werden." (17) Vorstellbar wäre es nach den kühnsten Prognosen von Futurologen auch, dass der Mensch seinen Gehirninhalt in die Computerhirne "laden" kann. Dann wäre er vor allen Unfällen sicher und hätte obendrein die mentale Unsterblichkeit gewonnen. (18) Das Zusammenwachsen von Mensch und Computer wird auch dadurch begünstigt, dass die Wissenschaft in den letzten Jahren ihre Anstrengungen erneuert hat, den Menschen auf eine Maschine zu reduzieren. Man versucht, Wahrnehmen und Denken mithilfe mechanistischer Modelle zu rekonstruieren, um schließlich geistige Leistungen maschinell simulieren zu können. Damit wäre dann der letztgültige Beweis erbracht, dass geistigen Prozessen auch beim Menschen materielle Prozesse zugrundeliegen. (19) Menschen und Roboter nähern sich also asymptotisch aneinander an bis zur vollständigen MenschMaschinen-Symbiose, wie diese in Roddenberrys "Data" in TNG bereits repräsentiert ist. "Data" ist ein menschenähnlicher Computer, mit dem die Enterprise-Crew in TNG interagieren kann, der Bewusstsein besitzt und von humanoiden Besatzungsmitgliedern ununterscheidbar ist. Somit stellt "Data" die technologische Spitze einer Entwicklung dar, die mit dem Wissenschaftsmythos bei Francis Bacon in der Renaissance begonnen hat. Zweifellos ist es Roddenberry - dem technikeuphorischen Zeitgeist der 60er und 70er Jahre entsprechend - gelungen, den seit Descartes und Francis Bacon aufkeimenden Glauben an den wissenschaftlichen Fortschritt der Menschheit, das Vertrauen des modernen Menschen auf Vernunft und Technik im Bewusstsein der amerikanischen und europäischen Zuschauer am Ende des 20. Jahrhunderts noch einmal aufs Neue zu manifestieren. Roddenberry überhöht diese "Vernunft-Religion" (20), die Konstruktion unserer Lebenswelt nach dem Leitbild der Vernunft, ins Mythische. Der Glaube an den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt wird in Star Trek zu einer Art Religion, gegenüber der alle anderen Religionen als rückständig gebrandmarkt werden, wie beispielsweise in der TOS-Episode "Der Tempel des Apoll", wo Kirk & Co. den Einheimischen ganz nach aufklärerischer Manier ihren Glauben an die altgriechischen Götter austreiben. Roddenberry affirmiert mit seiner Kreation Star Trek die tatsächliche Entwicklung unserer Lebenswelt zu einer totalitären Technokratie, ohne ernsthafte Zweifel zu hegen, ob eine Entwicklung der Menschheit gerade in diese Richtung eines ungebremsten technologischen Fortschritts zu begrüßen wäre. Es findet sich in den ersten zwei Star Trek-Serien - von wenigen Ausnahmen wie "I am Nomad" oder "Krieg der Computer" abgesehen - kaum ernstzunehmende Kritik oder eine differenzierte Problematisierung der zunehmenden computergesteuerten Verzifferung der Welt, kaum eine Reflexion über die damit verbundenen komplizierten gesellschaftspolitischen Umwälzungsprozesse und der damit verbundenen Gefahren. Die durchaus ernstzunehmenden Ängste vieler Menschen, die sich durch derartige rasante Entwicklungen überfordert fühlen, werden von Roddenberry in der Regel einfach als "irrational" oder "prämodern" abqualifiziert. Anstatt unsere Fortschrittsgläubigkeit differenziert zu hinterfragen, wind diese in Star Trek immer wieder affirmiert und in eine quasi-religiöse Sphäre hinein transzendiert. In TOS und TNG wird die stetig fortschreitende Technik unreflektiert zu einer modernen "Techno-Mystik" überhöht, und Hauptfiguren wie Kirk, Spock, Picard und Data tragen das Star-Trek-gestylte Gewand von modernen Priestern, die uns das Evangelium des technologischen und - damit scheinbar wie selbstverständlich einhergehenden - humanistischen Fortschritts predigen. Dass diese Verhältnis zwischen technologischem und ethischem Fortschritt ein in höchstem Maße kompliziertes ist, wird in Star Trek kaum einmal problematisiert; es wird meistens einfach vorausgesetzt, dass die moralische Entwicklung mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt halten und eventuelle negative Fehlentwicklungen schon irgendwie auffangen wird, was ja in Wirklichkeit nicht unbedingt der Fall ist. (21) Hier wird ein mythischer "Verblendungszusammenhang" (22) aufgebaut, der die tatsächlich gegebenen komplizierten Verhältnisse zwischen technologischem und moralischem Fortschritt stark vereinfachend darstellt und kaum noch Raum oder Zeit für kritisches Hinterfragen oder differenzierte Diskussion lässt. (23) Das Mythische am "Wissenschaftsmythos" besteht nun gerade darin, uns glauben zu machen, dass der wissenschaftlich-technische Fortschritt ausschließlich zum Wohle der Menschheit beitragen wind, und zwar ohne lästige Nebenwirkungen. Neue technische Entwicklungen wie die künstliche Intelligenz werden in Star Trek zwar vorgestellt, aber die Komplexität der moralischen, soziologischen und politischen Probleme, die sie mit sich bringen, werden in TOS und TNG - wenn überhaupt - nur stark vereinfachend dargestellt. . Dass ein differenzierter gesellschaftspolitischer Diskurs über die Licht- und Schattenseiten des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts in Gang gesetzt werden soll, ist von einer populären Fernsehserie wie Star Trek, die in erster Linie ein Massenpublikum unterhalten will, von vornherein auch kaum zu erwarten. Dieser Diskurs muss woanders geführt werden, in den zuständigen politischen und juristischen Gremien, in den Kirchen usw. Was man Roddenberry als Drehbuch-Autor von Star Trek aber vorwerfen muss, ist eine einseitige Glorifizierung des "Wissenschaftsmythos", wie dieser parallel dazu auch in der Hintergrundkultur der Entstehungszeit von TOS - beispielsweise durch das Apollo-Programm der NASA - angeheizt wurde. Roddenberrys Star Trek-Universum war sicherlich auch eine Konzession an den technik-euphorischen Zeitgeist der 60er Jahre. An dieser Stelle werden Bezüglichkeiten und Wechselwirkungen zwischen Fernsehserien und ihrer jeweiligen Hintergrundkultur sichtbar. Drehbuch-Autoren gehen eben mit dem Zeitgeist und müssen dies auch, wenn sie mit ihren Serien beim Massenpublikum ankommen wollen. Diese enge Verflechtung zwischen Medien-Ebene und Hintergrundkultur wird bei der Analyse der Star Trek-Nachfolgeserien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" noch deutlicher sichtbar, in denen wieder andere Aspekte einfließen, die aus einem veränderten Zeitgeist herrühren, und die ein ganz anderes Licht auf den "Wissenschaftsmythos" von TOS und TNG werfen. Die Gegen-Aufklärung in den Star-Trek-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" In den Star Trek-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" , die nicht mehr von Gene Roddenberry, sondern von Rick Berman, seinem "Nachfolger im Amt" geschrieben wurden, wind die dunkle Seite unserer Wirklichkeit, das "Andere der Vernunft" dem "Wissenschaftsmythos" gegenübergestellt. Erst jenseits des aufklärerischen Paradigmas gewinnt Star Trek an zukunftsträchtiger Brisanz, indem die Science-fiction-Serie uns einen neuerlichen Wechsel des aufklärerischen Paradigmas nahelegt. Die Suche nach einer neuen, verheißungsvollen Welt im Rahmen des Wissenschaftsmythos in TOS und TNG war, wie Horkheimer und Adorno es in der "Dialektik der Aufklärung" hinsichtlich der Odyssee feststellten, vielleicht doch nur die "Fluchtbahn des Subjekts vor den mythischen Mächten" (24), die in "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" jenseits des aufklärerischen Paradigmas wieder zunehmend an Raum gewinnen. Die Transzendenz unserer Existenz wird in Star Trek immer wieder beschworen, insbesondere in der neuen Serie "Raumschiff Voyager", in der eine Remythifizierung, eine Wiederverzauberung unserer technokratischen Wirklichkeit versucht wird. Die im postmodernen Zeitgeist beobachtbare zunehmende Abwendung vom "Wissenschaftsmythos" spiegelt sich in den Star Trek-Nachfolge-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" wider. Wir werden in diesen Serien über Grenzen der aufklärerischen Paradigmas informiert, über Grenzen der menschlichen Entwicklungsfähigkeit, die dem technologischen Fortschritt nicht mehr folgen kann oder nicht mehr folgen mag. (25) In den Star Trek-Nachfolgeserien "Deep space nine" und Raumschiff Voyager" wird dem postmodernen Fortschrittsskeptizismus Rechnung getragen, indem hier einer Wiederverzauberung der nüchternen technischen Wirklichkeit Raum gegeben wird, die geradezu an mittelalterliche Hexen-Rituale erinnert? (26) Viele Menschen ahnen inzwischen, dass die Vernunft wohl nur eine Seite des menschlichen Gemüts ist, und dass hinter der transparent erscheinenden Welt der Aufklärung eine andere, irrationale Seite der menschlichen Wirklichkeit verborgen liegt, die rational nicht erfassbar ist. Die Technik kann dieser magisch-mythischen Seite des menschlichen Gemüts nahekommen, vor allem wenn sie durch Spezialeffekte verstärkt wird, aber sie kann den "sense of wonder" niemals ersetzen.(27) Der "sense of wonder" ist die Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Lebens in jeglicher Form, und im Star TrekUniversum kann das Leben viele verschiedene Formen annehmen. Bereits in einer der letzten TNGEpisoden "Eye of the Beholder", fasst der Offizier Worf die Grenzen des menschlichen Verständnisses der eigenen Natur treffend zusammen: "Es gibt Dinge, die wir nicht verstehen, aber sie existieren trotzdem."(28) Mit dieser "New-Age"-Botschaft kommt Star-Trek in seinem neuen Gewand, "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager", dem "Wassermann-Zeitalter" am Ende des alten und am Beginn des neuen Jahrhunderts entgegen. Hier wird wieder Raum für das Staunen angesichts übernatürlicher Phänomene gegeben, der in TOS durch ständige wissenschaftliche und pseudowissenschaftliche Erklärungen Spocks verdrängt worden war. "Q", der bereits von Roddenberry in TNG eingeführt wurde, repräsentiert diesen "sense of wonder". "Q", der hinterlistig Fragende, ist ein extradimensionales, nahezu allmächtiges Wesen mit einem theatergerechten Kostümtick. Mit einem Fingerschnipsen kann er die Enterprise in Galaxien schleudern, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, Welten kreieren, den blinden Bordingenieur sehend machen, sogar Picard seinen Urlaubsflirt ausspannen und alles vernichten, was er als wertlos, d.h. als langweilig erachtet. (29) "Q" ist eine geheimnisvolle Figur, die anscheinend über übernatürliche Kräfte verfügt, unerwartet eingreifen kann und offenbar nicht den Naturgesetzen unterliegt. So unternimmt "Q" auch Zeitsprünge mit Picard, wie beispielsweise in der TNG-Episode "Zeitsprung mit Q". Selbst Picards Schicksal scheint an seidenen Fäden zu hängen, an denen "Q" schon die ganze Zeit über irgendwie zieht, wie dies beispielsweise in der letzten TNG-Episode "Gestern-Heute-Morgen" sichtbar wind. Hier wirkt es so, als ob alles von "Q" inszeniert worden wäre, was Picard auf der Enterprise erlebt, um seine moralische Integrität zu testen und seine Tauglichkeit für die Aufnahme in den Götterhimmel zu prüfen. So ermahnt Q den Captain Picard am Ende der letzten Folge von TNG "Gestern-Heute-Morgen": "Für den Bruchteil einer Sekunde standen Ihnen nie geahnte Möglichkeiten offen. Das ist die Erforschung, die Sie anstreben sollten, nicht das Kartographieren von Sternen oder das Studium von Nebeln. Verlegen Sie sich auf die Erkundung unbekannter Möglichkeiten der Existenz." (30) Die mythische Figur "Q" in TNG ist also mit Sicherheit schon keine Figur der Aufklärung mehr, sondern vielleicht eher eine Konzession an unseren magisch-mythischen Glauben an Engel und Dämonen. "Q" in TNG ist allerdings nur eine vereinzelte Figur, ein antiaufklärerisches Einsprengsel gewissermaßen, die den "Wissenschaftsmythos" zwar schon ein wenig aufbröckeln lässt, aber in TNG noch nicht ernsthaft gefährdet. In den letzten Folgen von TNG deutet sich bereits der Paradigmenwechsel an, der auf einen sich veränderden Zeitgeist in der Hintergrundkultur der 80er Jahre hindeutet. In den Nachfolgeserien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" wimmelt es dann nur so von magisch-mythischen Elementen und Vorgängen. Roddenberry verstand sich noch ganz in der aufklärerischen Tradition, die das Dunkel des magischmythischen Weltbilds durch das "Licht der Vernunft" erhellen wollte, wie beispielsweise in der Episode "Der Tempel des Apoll". Rick Berman verzichtet in seinen Kreationen "Deep space nine" und in "Raumschiff Voyager" auf weitere Aufklärung und affirmiert geradezu die natürliche Spiritualität des "Wassermann-Zeitalters", z.B. in der "Raumschiff Voyager"-Episode "Das Ritual", in der die Voyager-Crew unter der weisen Führung der weiblichen Captain Janeway bei einem Sterbe-Ritual zusieht, ohne medizinisch einzugreifen. Hier wind die moderne Medizin mit ihren Apparaturen angesichts einer natürlichen Todes in die Schranken der Natur verwiesen, das Sterben wird wieder magisch ritualisiert, wie in alten, prämodernen Zeiten. Angesichts des Todes wieder auf die Knie vor den alten Göttern zu fallen, wäre Kirk und schon gar nicht Spock in TOS jemals in den Sinn gekommen. (31) Derartige Remythisierungstendenzen in den letzten beiden Star-Trek-Serien sind zwar noch keine philosophisch-differenzierte Kritik am aufklärerischen Paradigma der Moderne und am "Wissenschaftsmythos". Aber sie zeigen doch eine gewisse Sensibilität der nachwachsenden Star Trek-Drehbuch-Autoren für den Zeitgeist, die gewisse Konzessionen an subtile Dimensionen im menschlichen Gemüt machen, was Pille McCoy in TOS gegenüber der kalten Logik eines Spock in endlosen Diskussionen immer wieder vergeblich eingeklagt hatte. So wird der einseitig glorifizierende "Wissenschaftsmythos" von TOS und TNG in den Nachfolgeserien zwar nicht direkt aufgehoben - seine aufklärerische Botschaft schwingt ja auch "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" noch irgendwie immerzu mit - aber dieser einseitigen Verehrung von Wissenschaft und Technik wird hier zumindest ein Pendant, nämlich das "Andere der Vernunft" entgegengehalten. So komplettiert Star Trek erst mit seinen Nachfolge-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" das menschliche Gemüt, die uns nun auch einmal die andere Seite der aufklärerischen Medaille zeigen. Für den Zuschauer bietet Star Trek ein ganzes Kaleidoskop verschiedenster Figuren, mit denen er sich identifizieren kann. Wir können uns mal so logisch fühlen wie Spock und mal so intuitiv wie der Gemütsmensch McCoy, mal so humanistisch gesonnen wie Captain Picard und mal so weiblich-weise wie Captain Janeway, mal so aufgeklärt wie die Förderation und mal so primitiv wie ein Klingone, mal so kollektiv wie ein Borg und mal so einsam wie Data, der sich danach sehnt, mehr zu sein als eine Maschine. Dieses spezifisch menschliche "Mehr" ist eben gerade das Magisch-mythische Element, was uns Roddenberry mit seinen aufklärerischen Star-Trek-Serien TOS und TNG vorenthielt, und was uns nun Rick Berman mit seinen Kreationen "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" schenkt. Versteht man Star Trek als Kaleidoskop der jeweiligen Hintergrundkultur, so tragen die Star-TrekSerien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" einem zunehmenden Fortschrittsskeptizismus und einer neuen, individuellen Spiritualität in der New-Age-Bewegung zur Jahrhundertwende Rechnung. Star Trek huldigt nun nicht mehr die Aufklärung, die dem Zeitgeist der 60er und 70er Jahre entsprach, sondern spiegelt eher die "Aufklärung der Aufklärung", da es hier nun nicht mehr darum geht, sich von den magisch-mythischen Mächten des Mittelalters zu emanzipieren, sondern sich von der Metamacht der Moderne, der Aufklärung selbst, zu befreien, die als ebenso historisch kontingent erkannt wird wie der mittelalterliche Hexenglaube. (32) Anzunehmen ist, dass Star Trek den Zeitgeist des sog. _Wassermann-Zeitalters" nicht nur widerspiegelt, sondern zugleich auch anheizt. Star Trek ist somit längst in einen wechselseitigen Diskurs mit semen ständigen Zuschauern eingetreten, und die Fans beeinflussen den weiteren Verlauf der Serie. (33) War Roddenberrys pädagogischer Anspruch mit TOS und TNG noch ganz dem Paradigma der Aufklärung verhaftet, in bester Tradition humanistischer Erziehung des Menschengeschlechts, so bieten die Nachfolge-Serien "Deep space nine" und Raumschiff Voyager" ein Modell für eine zeitgemäße, vernünftige und erwünschte Entwicklung der Menschheit an. Star Trek ist zwar in erster Linie Unterhaltung wie alle populären Fernsehserien, sie will aber über den Unterhaltungswert hinaus "...den Menschen aufrütteln, und zwar nicht zum Handeln schlechthin, sondern zu sinnvollem, auf die bessere, von ihm entworfene Gesellschaft hin orientiertem Handeln. Es geht dabei um den Aufbau einer Gesellschaft, die einen Schritt weiter in der rationalen und moralischen Entwicklung der Menschheit auf dieser Erde und in dieser Zeit bedeutet." (34) Sind nicht Drehbuch-Autoren, Regisseure und Darsteller in Star-Trek längst zu einer neuen Priesterkaste avanciert, die neben Unterhaltung auch weltanschauliche Orientierung vermitteln? Ob sie dies nun wollen oder nicht, ihre Unterhaltungsserien werden von vielen Fans als "IdentitätsWorkshop" in der postmodernen "Patchwork-Existenz" benutzt. So gesehen spinnt Star Trek zwar keine echte Utopie wie einst Ernst Bloch (35), stellt aber immerhin doch eine gewisse "Eutopie" vor: "Denn die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft, das Vertrauen darauf, dass es gelingen wird, die Dinge zum Besseren zu wenden, ist es ja, was diese Serie von vielen anderen unterscheidet, indem sie das Grau-in-Grau überwindet und dazu auffordert, sich auf das Unbekannte einzulassen - eine Serie, die genau in unsere Zeit passt, in der so vieles unklar und unsicher geworden ist und wo nichts leichter fällt, als die Zukunft schwarz zu malen und alle Hoffnung fahren zu lassen." (36) Quellennachweise: Adorno, Theodor Wiesengrund: Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt 1963,1971 Bacon, Francis: Novum Organum, lateinisch 1620, deutsch erstmalig 1793 Hellmann, Kai-Uwe: "Sie müssen lernen, das Unerwartete zu erwarten." In: Kai-Uwe Hellmann/Arne Klein (Hrsg.): "Unendliche Weiten..." - Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie, Fischer Verlag, Kultur und Medien, Frankfurt am Main 1997, S.91-112 Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung, 3 Bde., 1954,1957,1959 Buddemeier, Heinz: Leben in künstlichen Welten, Stuttgart 1993 Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, 1979 Kant, Immanuel: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Königsberg 1784. In: Immanuel Kant. Ausgewählte kleine Schriften, Hamburg 1969 Lange, Maria Barbara: Das Phänomen Star-Trek - Science-Fiction - Utopie oder Wissenschaftsreligion? In: Zeitschrift für Kultur- und Geisteswissenschaften, Nr.18, 1998/99, S.43-58 Marcuse, Herbert: Der eindimensionale Mensch, Hamburg 1967, München 1998 Matzker, Reiner: Die Reise ins Paradies, in: Kai-Uwe Hellmann/Arne Klein (Hrsg.): "Unendliche Weiten...- Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie, Frankfurt am Main 1997, S.139-154 Moravec, Hans: Mind Children. The Future of Robot an Human Intelligence, Cambridge 1988 Noble, David: Eiskalte Träume - Die Erlösungsphantasien der Technologen, Freiburg 1998 Rheingold, Howard: Virtuelle Welten - Reisen im Cyberspace, Hamburg 1992 Richards, Thomas: Star Trek - Die Philosophie eines Universums, München 1998 Waffender, Manfred: (Hrsg.): Cyberspace - Ausflüge in virtuelle Wirklichkeiten, Hamburg 1991 Anmerkungen: 1 Todesanzeige, gefunden von Reiner Matzker im "Tagesspiegel" vom März 1996, zitiert nach: Reiner Matzker: Die Reise ins Paradies, in: Hellmann (Hrsg.): "Unendliche Weiten-" - Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie, Frankfurt a.M. 1997, S.139 2 Vgl. Francis Bacon: Novum Organum,1t.162U, dt. 1793 3 Vgl. Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Königsberg 1784 4 Vgl. Barbara Lange: Das Phänomen Star-Trek - Science Fiction - Utopie oder Wissenschaftsreligion? In: Zeitschrift für Natur- und Geisteswissenschaften, Nr. 18, 1998/99, S.55 5 Vgl. den Beitrag von Jürgen Müller zum Thema "Beamen aus Sicht der modernen Physik" in diesem Sammelband! 6 Vgl. Barbara. Lange, a.a.0., S.55. 7 Vgl. Barbara Lange, a.a.0., S.57 8 Vgl. Matzker: Die Reise ins Paradies, in: Hellmann. "Unendliche Weiten...", a.a.0., S.144 9 Vgl. eb., S.147 10 Vgl. den Beitrag von Robert Alexy über "Data als Menschenrechtsträger" in diesem Sammelband ! 11 Hans Moravec: Mind Children - The Future of Robot and Human Intelligence, Cambrigde 1988, S.136 12 Eb. 13 Howard Rheingold: Virtuelle Welten - Reisen im Cyberspace, Hamburg 1992, S.454 14 Eine in diese Richtung gehende Schreckensvision gibt uns der amerikanischer Thriller "Westward" (USA 1973). In der simulierten Westernstadt von "Westworld" werden den eventhungrigen Urlaubern programmierte Revolvermänner gegenübergestellt, die zum Abschuss freigegeben sind. Einer von diesen hochsensiblen Androiden, gespielt von Yul Brynner, gerät plötzlich außer Kontrolle und erschießt entgegen seiner Programmierung einen Urlaubsgast... Der defekte Roboter lässt sich nicht mehr abschalten. Scheinbar ist er zum Selbstbewusstsein erwacht und wehrt sich nun gegen seine ursprüngliche Programmierung. In "Westworld" haben die Androiden bereits einen autarken Status, der sie von ihren Programmen und Programmierern unabhängig handeln lässt. Wenn man diese Horrorvision in "Westworld" weiterdenkt, dann werden irgendwann vielleicht von uns programmierte Roboter und Computer, die zu Selbstbewusstsein erwacht sind, uns abschalten. 15 Rheingold, a.a.0., S.594 16 Manfred Waffender: Cyberspace - Ausflüge in virtuelle Wirklichkeiten, Hamburg 1991, S.130 17 Eb. 18 Moravec, a.a.0., eb. 19 Vgl. Heinz Buddemeier: Leben in künstlichen Welten, Stuttgart 1993, S.107 20 Der Ausdruck "Vernunft-Religion" bezeichnete Kant in seiner Schrift "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft", die zeitweise zensiert wurde, die Fähigkeit des Menschen, sich autonome moralische Gesetze zu geben. Ich verwende diesen Begriff hier im Zusammenhang mit dem Wissenschaftsmythos, weil es im Grunde das ausschließliche Vertrauen auf die Instanz der Vernunft ist, das diesem den Antrieb gibt. 21 Darauf weist z.B. Hans Jonas in seinem "Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technische Zivilisation", 1979, hin. 22 Der Ausdruck "Verblendungszusammenhang" stammt von Theodor W. Adorno, der mit diesem Begriff die unreflektierten Zusammenhang zwischen wissenschaftlichem Fortschritt, wirtschaftlichen Interessen und deren Stützung durch die Massenmedien meinte. Vgl. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit (Frankfurt 1963, 1970), insbesondere das Kapitel über "Fernsehen und Bildung", S.5070. 23 Eine fundamentale, differenzierte philosophische Kritik des technologischen Fortschritts in den Industriegesellschaften hat z.B. Herbert Marcuse in seinem Buch "Der eindimensionale Mensch" (Hamburg 1967, München 1998) vorgelegt, insbesondere im Kapitel: Technologische Rationalität und die Logik der Herrschaft, S.159-184. 24 Vgl. Matzker: Reise ins Paradies - Säkularisierte Religiosität am Beispiel Star Trek, in: Hellmann/Klein: "Unendliche Weiten...", a.a.0., 5.145 25 Vg. eb. 26 Vgl. den Beitrag von Gabriele Fischer zu "Mythen in Star Trek" in diesem Sammelband. 27 Vgl. Thomas Richards: Die Philosophie von Star Trek, S.179-223 28 Eb., S.203 29 Vgl. Hellmann: Sie müssen erwarten, das Unerwartete zu erwarten, a.a..0., S.115 30 So "Q" zu Picard in der letzten TNG-Episode "Gestern-Heute-Morgen", zitiert nach Hellmann: Sie müssen erwarten, das Unerwartete zu erwarten, a.a.0., S.103 31 Ich erinnere beispielsweise an die TOS-Episode "Notlandung auf Galileo 7", in der Spock ein Sonderkommando nach streng logischen Regeln führt. Er weigert sich in einer Szene entgegen der Bitten anderer Besatzungsmitglieder, einem verstorbenen Kameraden ein Beerdigungszeremoniell auf dem feindseligen Planeten Galileo 7 zu gewähren, weil dieses seinem logischen Kalkül nach zuviel Zeit kosten würde. 32 Vgl. Hellmann: Sie müssen lernen, das Unerwartete zu erwarten, in: ders.: "Unendliche Wetten...", a.a.0., S.111 33 Die Fans beeinflussten bereits den dritten Star-Trek-Kino-Film, in dem Spock wiederaufersteht, nachdem er in Star-Trek II "Der Zorn des Khan" geopfert wurde. Aufgrund von massiven Protesten der Spock-Anhänger sah sich Roddenberry gezwungen, die beliebte TOS-Figur Spock im folgenden Kinofilm wieder auferstehen zu lassen. Etwas ähnliches könnte auch mit Captain Kirk geschehen, der in Star-Trek VII "Treffen der Generationen", den Heldentod stirbt, aber wer weiß, wann, vielleicht in irgendeiner späteren Star-Trek-Folge auf wundersame Weise regeneriert werden könnte, vielleicht durch ein Fingerschnipsen von "Q"? Diese dialektische Wechselwirkung zwischen Drehbuch-Ebene und Fernseh-Zuschauer-Ebene zeigen, in welcher durchgängigen parasozialen Kommunikation das Fernsehen als Massenmedium mit seinen Zuschauern steht. 34 Hellmann: Sie müssen lernen, das Unerwartete zu erwarten, in: ders.: Unendliche Weiten..., a.a.0., S.101 35 Vgl. Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung, 3 Bde., 1954,1957,1959 36 Hellmann, a.a.O., S.103