Trendreport 2014 - K-MB

Transcription

Trendreport 2014 - K-MB
KONSUM
KUltur
consumer culture
Trendreport
2014
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Beständige constant
veränderung change
Wir sollten Dinge ändern, bevor sie uns verändern.
Neun Jahre fragte K-MB Tausende von Menschen auf der
ganzen Welt, was das nächste Jahr bringt. Zusammengefasst in einen quadratischen, kreativ gestalteten TrendCheck verschickten wir das kleine Manifest als bildende
Lektüre an unsere Kunden. Damit ist jetzt Schluss!
Wir haben den Trend-Check verändert, damit er uns verändert. Natürlich treibt uns immer noch die Neugier, was
uns im kommenden Jahr erwartet. Dafür verstecken wir
uns aber nicht mehr hinter qualitativen Studien und spekulativen Thesen, sondern setzen die Menschen in Szene,
von denen wir glauben, dass sie das nächste Jahr mitgestalten werden. So plaudert unser Netzwerk auf den nächsten
100 Seiten über die Art und Weise, wie Konsum uns in
Zukunft prägt. Ein Ausblick, der uns durch die Kommunikationstore BRAND, MOBILITY, FASHION, NIGHTLIFE,
SOCIETY, MUSIC, DIGITAL und DESIGN führt. Bei allen
Themen stehen weniger Antworten im Raum als die Frage,
was bleibt in Zukunft von dem, was wir heute kennen. Denn
Konsumkultur lebt von Entwicklung, strebt nach Veränderung. Und während die folgenden Texte des Trendreports
sich um den Wandel drehen, zeigt uns die Gestaltung das,
was bleibt. Die Dinge, die wir nicht konsumieren können.
Also, auf, auf in die beständige Veränderung!
We should change things before they change us. For nine years,
K-MB has been asking thousands of people around the world what
the next year will bring. Neatly packaged as a squareshaped,
creatively designed manual named Trend-Check, we used to send
our little manifesto to our customers as educational reading
material. Not anymore!
We have changed the Trend-Check so it may change us. Of course,
we are still driven by our curiosity for what to expect from the coming year. But at the same time we no longer want to hide behind
high profile studies and speculative fancy. We would much rather
give a platform to the kind of people that we believe will have a
creative impact on the coming year. Thus, on the following 100
pages, various voices from our network of experts will set out their
ideas of the ways in which consumer culture will shape our future
lives. Their perspectives will guide us through various approaches to
communication: BRANDS, MOBILITY, FASHION, NIGHTLIFE, SOCIETY
MUSIC, DIGITAL and DESIGN. Our approach to these topics is less
about giving answers than about asking what might remain of the
world that we know today. After all, consumer culture lives by
constant development and will always push for change. And while
the following texts of this Trendreport revolve around change, the
presentation shows us what will remain. Onwards then, into constant change!
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das Internet wird abgeschafft! / The Internet will be Abolished!
machs dir doch selbst! / Just Do it Yourself!
massage fürs gewissen / A massage for our conscience
der Niedergang der dritten dimension / the decline of the third dimension
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das Internet The internet
wird will
abgeschafft! be abolished!
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„Das Internet wird abgeschafft!“ Dieser grenzenlose
Moloch, diese Datenautobahn ohne Verkehrsregeln, dieses
nutzlose Sammelsurium an Unsinnigkeiten. Beschlossen
hat diesen drastischen Schritt nicht etwa China, Barack
Obama oder die UNO, sondern der gemeine User. Er baut
das Konstrukt Internet derzeit in ein „Interneed“ um: ein
Netzwerk, das er sich entsprechend seinen wirklichen Bedürfnissen einrichtet.
“The internet will be abolished!” This boundless moloch, this
data highway without a highway code, this useless collection of
nonsense. The decision to take this drastic step has not been
taken by China, Barack Obama or the UN, but by the common
user who is currently converting the construct internet into the
“interneed”: a network that he or she adjusts according to his or
her true requirements.
That‘s why the motto for 2014 will be “An internet that serves
your life instead of living for the internet”. People have woken
up to the fact that in the global online hysteria of the past few
years they have turned from users to the used of the internet,
neurotically narcissistic yay!-sayers, the shimmering plankton of
the digital ocean, sitting there luring hungry predators to gobble
them up.
2014 steht daher ganz im Zeichen des Leitspruchs „Internet fürs Leben statt Leben fürs Internet“. Die Menschen
haben gemerkt, dass sie in der globalen Online-Hysterie
der vergangenen Jahre immer mehr vom Internetbenutzer zum Internetbenutzten wurden, zu profilneurotischen
Jasagern, zum schillernden Plankton im digitalen Ozean,
das ununterbrochen Fressfeinde anlockt.
From now on, users will take their fate into their own hands again.
They want to liberate themselves from the diktat of cheerfulness
of the world wide web, and that‘s why they will no longer blindly
follow the paths laid out for them by smart devices, but instead
watch very closely if the sleep patterns, nutrition programmes
and motion sequences suggested to them by watches, armbands
and apps actually fit their own biorhythms. They will consciously
choose to overlook the bold headlines, the hype around 3D and
Ab sofort nehmen die User ihr Schicksal wieder selbst in
die Hand. Sie wollen sich von der Diktatur des Glücks im
World Wide Web befreien. Sie werden daher nicht mehr
blind den Vorgaben von Smart-Devices folgen, sondern genau beobachten, ob die von Uhren, Armbändern und Apps
ausgegebenen Schlafrhythmen, Ernährungsprogramme
und Bewegungsabläufe tatsächlich zu ihrem Biorhythmus
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passen. Sie übersehen geflissentlich das Fettgedruckte, den
Hype um 3D und andere Superlative und konzentrieren
sich auf die Botschaft hinter der Inszenierung; und wenn
sie keinen bezahlbaren Zugang zum Netz bekommen,
schaffen sie sich diesen einfach selbst.
other superlatives, and concentrate instead on the message behind
the presentation. And where they don't receive reasonably-priced
access to the net, they will just create it for themselves.
2014 is going to be the year of digital emancipation. Brands
will have to adjust their communication to users' newly emerging
confidence in order to get real attention. The tactics of being loud,
sloganeering and massive will widely disappear from communication, at least where the aim is to generate lasting success and real
brand relationships. Brands will once again focus more on human
beings and their real needs and less on their narcissism or their
insatiability. The new “Interneed” will suit these requirements.
2014 ist das Jahr der digitalen Emanzipation. Für Marken
bedeutet dies, dass sie ihre Kommunikation dem neuen
Selbstbewusstsein der User anpassen müssen, um echte Aufmerksamkeit zu erregen. Das Laute, das Plakative
und Massive werden weitgehend aus der Kommunikation
verschwinden, zumindest wenn diese nachhaltige Erfolge
und echte Markenbindung generieren soll. Marken werden wieder den Menschen und seine wahren Bedürfnisse
in den Fokus ihrer Maßnahmen rücken und weniger an
seine Geltungssucht und seinen Hang zur Maßlosigkeit
appellieren. Das neue „Interneed“ bietet dafür die besten
Voraussetzungen.
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Text Franka Rainer
machs dir Just do
doch selbst! it yourself!
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„Lieber Kunde, Sie surfen jetzt bis Ende des Monats mit
reduzierter Geschwindigkeit, da die Volumengrenze Ihres
Tarifs erreicht ist“: Wir alle haben diesen Satz in ähnlicher
Form sicher schon öfter gelesen als uns lieb ist. Denn Flatrate heißt nicht unbegrenzt surfen.
"Dear customer, as usage of your account has reached
the data limit assigned to your tariff, you will surf the net at
reduced speed until the end of this month." We have all read
various variations on this statement more often than we would
have liked. Flat rate surfing does not mean unlimited access to
the web.
Ein kostenfreies WLAN in Städten könnte hier leicht
Abhilfe schaffen. Allerdings ist außer vollmundigen Versprechen von öffentlichen Verwaltungen hier noch nicht
viel geschehen. Denn selbst an Orten, wo es eine entsprechende Infrastruktur gibt, ist das Frei-Surfen beschränkt, entweder zeitlich – 30 Minuten am Tag zum
Beispiel – oder örtlich – den Innenstadtbezirken. Und
in ländlichen Regionen ist in Sachen Breitbandinternet
häufig komplett tote Hose.
Und nicht zuletzt haben die Datenskandale der letzten Zeit
die Bürger nachdenklich werden lassen.
Free WiFi in cities could be very helpful in these situations, but
despite generous promises by municipal bodies, nothing much
has happened. Even in places where the required infrastructure
is already in place, free web access is limited, either to a certain
amount of time (e.g. 30 minutes) or to a certain location such
as the town centre.In rural regions broadband internet coverage is
often a complete no-show.
Moreover, recent snooping scandals have made citizens a lot more
critical.
Einige wollen das nicht länger hinnehmen. Sie wollen
sich nicht mehr von Netzanbietern hinhalten lassen und
machen sich daher kurzerhand ihr eigenes Internet. Sogenannte „Mesh-Netzwerke“ erfreuen sich immer größerer
Beliebtheit. Tendenz steigend in 2014.
Some are no longer ready to put up with what they are offered.
They are tired of being kept on a tight leash by net providers and
have instead opted to create their own internet. So-called "mesh
networks" are getting more and more popular and will see rapid
growth in 2014.
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Photo bettery magazine
„Mesh-Netzwerke“ gibt es weltweit. Das wohl bekannteste ist guifi.net in Spanien. Der Oracle-Angestellte Ramon
Roca brauchte unbedingt eine Breitbandverbindung, um
auch von zu Hause arbeiten zu können. Im ländlichen Katalonien war das aber schwierig. Also ergriff Roca selbst
die Initiative und errichtete mit Gleichgesinnten das
„Mesh-Netzwerk“. Heute zählt es über 20.000 Netzwerkknoten und erreicht auch die kleinsten Dörfer.
There are "mesh networks" all over the world, arguably most famously among them being guifi.net in Spain. Oracle employee
Ramon Roca urgently needed a broadband connection to be able to
work from home, but in rural Catalonia this sort of service proved
very hard come by. So Roca took matters in his own hands and
created a "mesh network" with likeminded people. At the time
of writing, it boasts 20,000 network hubs that reach even the
smallest villages.
Sollten Sie einmal in Red Hook in Brooklyn, New York City,
sein, empfiehlt sich der Blick nach oben. Die Einwohner haben Router auf ihren Hausdächern angebracht und somit
ein eigenes Netzwerk geschaffen, was Breitband-Internet
auch in einkommensschwache Bezirke bringt. If you should ever find yourself in Red Hook, Brooklyn, New York
City, you might want to chance a glimpse skywards: The people
living in this neighbourhood have installed routers on their roofs
and thereby created their own network, bringing broadband to low
income areas.
Wie aber funktioniert das Ganze nun?
Exemplarisch sei hier
die Berliner Organisation Freifunk genannt. Deren Claim
lautet: „Freifunk steht
für freie Komunikation in digitalen Datennetzen. Wir verstehen
‚frei‘ als öffentlich zugänglich, nicht kommerziell, im Besitz
der Gemeinschaft und
unzensiert.“ Die einzelnen Teilnehmer
des Netzwerks stellen
ihre Router für den
Datentransfer innerhalb des Netzwerks zur Verfügung.
So können zum Beispiel Musik und Filme geteilt werden. Oder auch einfach nur Informationen, was gerade
in der Nachbarschaft vor sich geht. Zudem lassen einige
Teilnehmer andere an ihrem Internetzugang teilhaben
und machen so das World Wide Web auch jenen zugäng-
But how does it all
work? Freifunk, an
organisation based in
Berlin, serves as a prime example. Their claim
is that ”Freifunk stands
for free communication
in digital data networks.
We understand ‘free‘ as
non-commercial public
access owned by the
community and without
censorship.” Each participant in the network
makes their router
available for data transfer within the network.
This way music and
films or even just information about activities in the community
can be shared freely. What‘s more, some participants let others
share their internet access and thus make the world wide web
available even to those who might otherwise not be able to afford
it. All of this is made possible by installing Freifunk firmware on
one‘s router.
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lich, die sich das vielleicht
nicht leisten können.
Das alles wird möglich
durch die Installation der
Freifunk-Firmware auf dem
Router.
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As end users we should be fully aware of this, but we often choose
to forget: The internet is neither a neutral nor a private space.
Nearly everything we do in the world wide web can be traced back
and used against the user. Originally an anarchic world of its own,
nowadays the infrastructure on which the internet is based belongs
to a handful of multinational corporations co-operating closely with
secret services that are keen to collect as many data as possible.
Of course, the NSA or other agencies of their ilk would be able
to log into private networks without any problem. But this would
take a lot of hard work, as mesh networks are organised on a
decentralised basis.
Das würde aber sehr viel Arbeit bedeuten, da die „MeshNetzwerke“ eben dezentral organisiert sind. Nur weil es
immer mehr „Mesh-Netzwerke“ gibt, hört das Internet
selbstverständlich nicht auf zu existieren. Sie sind allerdings eine attraktive Ergänzung.
Franca Rainer ist in Berlin zu Hause und hat Europa
im Herzen: Die Österreicherin mit sizilianischem Blut ist
in Frankreich aufgewachsen, hat in England Medienwissenschaften und Filmproduktion studiert und lebt seit 2009 in
der deutschen Hauptstadt, wo sie als als Journalistin und
Digital-Expertin arbeitet.
True, just because there are some "mesh networks" around, this
doesn't stop the internet from existing. But they do make for an
attractive addition.
Franca Rainer is at home in Berlin and, quite literally, has
Europe at heart: An Austrian with Sicilian blood running through
her veins, she grew up in France, studied Media Science and Film
Production in the UK. Since 2009 she has been living in the German
capital, working as a journalist and digital expert.
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Photo bettery magazine
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Als Enduser wissen wir
es zwar, vergessen es aber
gern: Das Internet ist weder
ein neutraler noch ein
privater Ort. Nahezu alle
im World Wide Web getätigten Vorgänge können
zurück verfolgt und gegen den User verwendet werden.
Ursprünglich anarchisch gehört die Infrastruktur, auf
der das Internet heute basiert, einer Handvoll multinationaler Unternehmen. Diese arbeiten eng mit den
Geheimdiensten zusammen, die bestrebt sind, an so viele
Daten wie möglich zu gelangen. Natürlich können sich
die NSA und andere ihr ähnliche Dienste problemlos in die privaten Netzwerke einloggen.
Text Lars Schmeink
Massage A massage for
fürs our
Gewissen Conscience
Das Internet und die Verantwortung fürs eigene Leben
The internet and our responsibility for our own lives
Medien sind die „Erweiterungen des Selbst“, schrieb
der kanadische Medienwissenschaftler Marshall McLuhan
bereits in den 60er Jahren über die Rolle, die neue Technologien in unserem Leben übernehmen. Seine Theorie
ist dabei so einfach wie radikal: Neue Technologien verlängern, vergrößern und ergänzen die Reichweite des
menschlichen Körpers. Dank des Telefons können wir
über weitere Distanzen kommunizieren, dank des Automobils können wir uns schneller fortbewegen. Globale
und mobile Kommunikationstechnologien erweitern aber
nicht unsere körperliche Leistungsfähigkeit, sondern unseren Geist – wir gelangen besser an Wissen und können
eine große Anzahl Daten besser verwalten.
Media are "extensions of the self," as Canadian media theorist
Marshall McLuhan already wrote about the role that new technologies occupy in our lives as early as the 1960s. His theory was as
simple as it was radical: New technologies prolong, enlarge and
add to the reach of the human body. Thanks to the telephone, we
can communicate over longer distances, and thanks to the automobile we can travel faster. But global and mobile communication
technologies don‘t just expand our physical ability to perform.
They also enhance our mental capacity. We have better access to
knowledge and can manage a large amount of data more easily.
Even today we are able to improve our abilities with the help of
internet technology. Virtual collections open up access to the arts
and the knowledge of the world. Twitter and Instagram are revolutionising the freedom of speech, Google Earth and Skype have reduced the world to a global village where anybody can find anybody.
New technologies will extend and influence the self even more
strongly in the future. e.g. by making the internet a constant companion in the shape of a pair of spectacles. Thanks to Google Glass
& co we will extend our selves so far that we will have permanent
access to global knowledge. We will be constantly connected to our
social networks and able to share our experiences with the world
from a first-hand perspective. We will project a 24-hour stream
of our own life. This makes the self a part of the network, and
Schon heute gelingt es uns, mit Hilfe der Internet-Technologie unsere Fähigkeiten zu erweitern: Virtuelle Sammlungen eröffnen uns die Kunst und das Wissen der Welt,
Twitter und Instagram revolutionieren die Meinungsfreiheit, Google Earth und Skype reduzieren die Welt auf ein
globales Dorf, und jeder kann jeden anderen darin finden.
Neue Technologien werden das Selbst in Zukunft noch
weitaus stärker erweitern und beeinflussen, indem etwa
das Internet zu einem konstanten Lebensbegleiter in Form
einer Brille wird. Dank Google Glass und Co. erweitern
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Neuester Trend im MassageHimmel: Technologie, die unsere Bewegung,
Gesundheit und
Lebensweise registriert. Geräte
wie das bewegungsgesteuerte
Armband UP by
the network part of the self.
But all of these extensions
through media always bring about
repercussions on our lives as well.
As McLuhan so tellingly observed,
"The medium is the massage."
Thus he pointed to new technologies feeding back on the human
beings who use them. We are
being massaged and hypnotised
by technology, and therefore
educational scientists have been
warning of the coming of a generation that no longer reads because Youtube has become their
standard medium. In this way, humans are destined to become
ever more lonely, even though they are playing World of Warcraft
with thousands of others, while on Facebook human relationships
are reduced to nothing more than self-marketing.
The newest trend appearing on the firmament of technological
massage: Technology that observes our movements, our health
and our way of life. Gadgets such as the armband UP by Jawbone
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Photos Jawbone
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wir unser Selbst so, dass wir permanenten Zugriff auf
das globale Wissen haben, ständig mit unserem sozialen
Netzwerk verbunden sind und unsere Erfahrungen aus der
Ego-Perspektive mit der Welt teilen können. Wir projizieren
einen 24h-Stream des eigenen Lebens, der das Selbst zum
Teil des Netzes und das Netz zum Teil des Selbst macht.
Doch jede mediale Erweiterung hat auch immer eine
Rückwirkung auf unser Leben, wie McLuhan treffend
schreibt: „The medium is the massage.“ Damit verwies er
auf die Rückkoppelungen, die neue Technologien auf den
Menschen haben. Wir lassen
uns von der Technologie massieren und einlullen. Und so
warnen Pädagogen vor einer
Generation, die nicht mehr
liest, weil Youtube zum medialen Standard geworden ist.
So vereinsamen Menschen,
obwohl sie mit Tausenden gemeinsam World of Warcraft
spielen. So geraten menschliche Beziehungen auf Facebook
zur Selbstvermarktung.
Jawbone registrieren nicht nur jeden einzelnen Schritt
unseres vernetzen Körpers, sondern auch die Intensität
der Aktivität oder gar die Tiefe und Erholsamkeit unseres
Schlafes. Ob Spaziergang, die Nacht durchtanzen oder
die Treppen ins Büro hochjagen – jede Bewegung wird
registriert. Der Clou aber ist, dass die App zur medialen
Erweiterung unseres Gewissens wird. Der innere Schweinehund bekommt technologische Konkurrenz und die
Technik wird zum Motivationscoach. So gibt UP dem
User detaillierte Informationen über die tägliche Bewegung – aktive und inaktive Zeit, Intensität, Gesamtzahl
der Schritte, zurückgelegte Entfernungen und verbrannte
Kalorien – und fordert durch Vibrieren zu mehr Aktivität auf. Wer so medial erweitert lebt, der gibt schnell die Verantwortung für das eigene Leben ab. Neue Kommunikationstechnologien bieten ein enormes Potential für das Selbst,
aber den richtigen Umgang mit ihnen und die Entscheidung, sie auch mal abzustellen, müssen wir noch lernen.
don‘t just register each step your networked body takes, but also
the intensity, the depth and the relaxing quality of your sleep.
Whether you take a walk or dance through the night or run up the
stairs to the office, every movement is recorded. The point is that
the app becomes a technological extension to your conscience.
Your inner lazybones is confronted with a technological competitor, and technology becomes your personal trainer. UP will give
the user detailed information about his or her daily movements,
i.e. the time spent active or inactive, the intensity of activity,
the overall number of paces, distance covered and calories burnt,
while reminding them to raise their level of activity by sending
out vibrations.
Anyone whose life extended my media in such a way will soon
hand over all responsibility for their own life. New communication
technologies offer enormous potential for the self, but we still
have to learn to use them properly and switch them off at the
right moment.
Lars Schmeink teaches Literature and Media at the University
of Hamburg and Harbor City University, Hamburg. A member of the
Science Fiction Research Association, he also works as a freelance
journalist specializing in media and culture.
Lars Schmeink lehrt Literatur und Medien an der Universität Hamburg und der HafenCity University Hamburg.
Er ist Mitglied der Science Fiction Research Association sowie freiberuflicher Journalist mit Spezialgebiet Medien und
Kultur.
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Text Konrad Höfer
The Decline
of the
Third
Dimension
der niedergang der
dritten
dimension
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Die Digitalisierung und technischer Fortschritt sind
ein fester Bestandteil unserer Informationsgesellschaft.
Betrachtet man diese Entwicklung auf der Ebene der Filmindustrie, so erkennt man, wie die neuesten Blockbuster
technisch immer ausgereifter werden. Regisseure kreieren
mithilfe von Computertechnologie gigantische virtuelle
Welten, die die Vorstellungskraft eines Jeden sprengen.
Kaum ein Film der nicht in 3D in den Kinos erscheint.
Betrachtet man jedoch die Entwicklung auf der Ebene unserer alltäglichen Kommunikation, entdecken wir einen
klaren Gegentrend.
Digitalisation and technological progress are a vital part of our
information society. If you look at this development in terms of
the film industry, you will recognise how the latest blockbusters
have become technically ever more sophisticated. With the aid of
computer technology, directors are creating gigantic virtual worlds
that will blow apart anyone‘s imagination. There is hardly a film
that will not appear in the cinemas in a 3D version these days.
But if you look at this development at the level of everyday communication, you can detect a trend going in the opposite direction.
The way we use our media is changing drastically. More and more
content is consumed on the go, on smaller screens, in a shorter timespan. Following the “mobile first” principle, the service
is adjusting to the circumstances, with providers making their
content available in ways that are tailored to new demands,
optimised for mobile devices. Alongside this development, a
simplification of content becomes necessary. Interestingly, the surrounding graphic presentation plays a supporting role in this. Until the year 2012 the user surface of
Microsoft‘s operating system Windows was marked out by graphic
refinement with fading colours, shadings and 3D effects. With the
introduction of Windows 8, all these attributes of presentation
have disappeared at a stroke, replaced by a tile design based
on a graphic presentation unified for all user devices, which is
Die Art und Weise wie wir Medien nutzen verändert
sich drastisch. Content wird immer mehr von unterwegs konsumiert, auf kleineren Screens in kürzerer Zeit.
Nach dem Prinzip „mobile first“ passt sich das Angebot
an. Anbieter stellen ihre Inhalte angepasst an die neue
Nachfrage optimiert für mobile Endgeräte zur Verfügung. Einher mit diesem Umstand geht die Notwendigkeit einer Vereinfachung der Contents. Interessant dabei ist, wie die grafische Rahmengestaltung dabei unterstützend wirkt. Bis ins Jahr 2012 war bei
Microsofts Betriebssystem Windows die Benutzeroberfläche geprägt von grafischer Raffinesse, Farbverläufen,
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Schattierungen und 3D-Effekten. Mit der Einführung von
Windows 8 sind alle diese Gestaltungsmerkmale auf einen
Schlag verschwunden. Es wurde die Kacheloptik eingeführt
und damit eine endgerätübergreifende einheitliche Gestaltung geschaffen, die sich ebenfalls für die Navigation auf
Smartphones und Tablets eignet. Apple ist mit IOS7 nachgezogen und hat fast alle 3D-Effekte aus seiner Benutzeroberfläche verbannt.
equally suited to navigation on smartphones and tablets. Apple
has followed suit with IOS7, banning nearly all 3D effects from
its user surface.
This is more practical as loading times get shorter and ease of use
has to be improved. At the same time brands are creating new
identities in the modern world of graphic design by dragging their
images out of the three-dimensional realm.
This trend towards simplification is already in full swing and no
longer just limited to providers of operating systems, but can be
spotted across all industries and is set to gain wider influence.
Brands such as Ebay, Twitter and, most recently, even Philips have
reduced the presentation of their corporate identities to the bare
essentials.
Dies dient einerseits der Bedienbarkeit in der Form, dass
kürzere Ladezeiten und einfachere Konsumierbarkeit garantiert werden. Außerdem schaffen sich Marken eine
neue Identität in der Moderne grafischer Gestaltung, indem sie ihr Erscheinungsbild der Dreidimensionalität
entreißen.
Dieser Trend der Simplifizierung ist bereits in vollem Gange und beschränkt sich nicht mehr nur auf die Anbieter
von Betriebssystemen, sondern ist branchenübergreifend
zu erkennen und wird noch größere Ausmaße annehmen.
Marken wie z. B. Ebay, Twitter und seit neuestem auch Philips haben die Darstellung ihrer Marke auf das Wesentliche
reduziert.
In the future, brands will profit even more from the simplicity of
their presentation and the clarity of their communication. Pictures
are becoming more and more dominant, texts are getting shorter.
Communication is limited to the core. This is both a requirement
of technology as well as that of human beings who still need
be able to filter messages adequately in today's growing tide of
information.
Marken werden in Zukunft noch stärker von Einfachheit in
ihrer Darstellung und Übersichtlichkeit in ihrer Kommunikation profitieren. Bilder geraten dabei immer mehr in
den Vordergrund und Texte werden kürzer. Die Kommunikation beschränkt sich dabei auf ihren Kern. Einerseits
ist dies ein Erfordernis auf technischer Ebene, andererseits für den Menschen, um Botschaften in der heutigen
Informationsflut noch angemessen filtern zu können.
Konrad Höfer works as a freelance designer and filmmaker in
Berlin. Having professionally explored corporate design and interface presentation, he also runs a blog on presentation trends and
interesting developments in and around the digital world.
Konrad Höfer arbeitet als freiberuflicher Designer und
Filmemacher in Berlin. Neben langjähriger beruflicher
Auseinandersetzung mit Corporate Design und Interfacegestaltung betreibt er einen Blog über Gestaltungstrends und
interessante Entwicklungen rund um die digitalisierte Welt.
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© Jean-Claude Lother – Haut et Court TV
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dein Kleiderschrank brennt / YOUR WARDROBE IS BURNING
Lieblinge der Lieblingsstylisten / FavoUrite stylist's favourites
Christian Stemmler
Nicole Schneider
Caroline LemblÉ
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YOUR
WARDROBE
IS
BURNING
DEIN
KLEIDErSCHRANK
BRENNT
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Was ist das absolute „Must-Have“ für die kommenden Saisons und was bleibt vom Modejahr 2014 übrig?
Wir fragten drei renommierte Fashion-Stylisten nach
ihrem „It-Item“ 2014, indem wir ihnen ein Horror-Szenario mit auf den Weg gaben:
What are the absolute "must-haves" items of the seasons
ahead, and what will eventually remain as the legacy of the
fashion year 2014? We asked three renowned fashion stylists to name their "it-item"
of 2014, based on the premise of the following horror scenario:
Wir schreiben den 31.12.2014 – Silvesterabend! Du lässt das vergangene Jahr Revue passieren und freust
Dich auf die große Silvesterparty. Als Du nach Hause
kommst, brennt Deine Wohnung. Du hast nur noch Zeit
ein Lieblingsstück aus den Flammen zu retten. Auf was
kannst Du aus Deinem Kleiderschrank von 2014 auf gar
keinen Fall verzichten?
It is December 31st 2014, New Year‘s Eve! As the past year zooms past in front of your mind‘s eye you are
looking forward to the big New Year‘s Eve party. As you return
home, you find your flat in flames. You only have time to save
one favourite piece of clothing from the fire. What is the one thing
from your wardrobe of the year 2014 that you would not be able
to do without under any circumstances?
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Stylist
Christian Stemmler
1. YOUR TREND ITEM FROM
2 0 1 4 T H AT Y O U C O U L D N O T D O
WITHOUT IN 2015?
ACNE Bleeker Contrast-Sole Leather
Derbies
Photo Acne
1. DEIN TRENDTEIL 2014,
OHNE DAS 2015 NICHTS MEHR
GEHT?
ACNE Bleeker Contrast-Sole
Leather Derbies
2. STECKBRIEF
2. PROFILE
Dein Name? Christian Stemmler.
Y our name ? Christian Stemmler.
Wo bist Du zu Hause?
Berlin.
W here do you li v e ? Berlin.
In welchen Magazinen findet man Dich?
Sleek, Qvest, Men’s Health Best Fashion.
I n which ma g a z ine s can we find you in ? Sleek, Qvest, Men’s Health Best Fashion.
Welche Strecke würdest Du gerne einmal umsetzen?
Eine Oben-ohne-Story mit Malgosia Bela.
W hich editorial would you li k e to create one day ?
A topless story with Malgosia Bela.
Y our s tyle icon 2 0 1 4 ? Kathi Kauder.
Deine Stilikone 2014? Kathi Kauder.
T hi s fa s hion title s hould e x i s t in Germany too …
Details.
Diesen Modetitel sollte es auch in Deutschland
geben… Details.
W hat i s your all - time fa s hion fav ourite ? White Nikes.
Was ist Dein all time Fashion Favourite?
Weiße Nikes.
W hich trend s hould b e re v i v ed in 2 0 1 4 ? A style of one‘s own.
Welcher Trend sollte für Dich 2014 ein
Revival haben?
Der eigene Stil.
T he little b lac k num b er or de s troyed denim ?
Both, depending on the occasion, but not destroyed.
Das kleine Schwarze oder die destroyed Denim?
Beides, je nach Anlass, aber ohne destroyed.
Karl L a g erfeld or T om F ord ? Phoebe Philo or Miuccia Prada? Both!
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Face b oo k or I n s ta g ram ? Both.
Karl Lagerfeld oder Tom Ford?
Phoebe Philo oder Miuccia Prada? Beide!
Facebook oder Instagram? Beides.
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1. YOUR TREND ITEM
from 2 0 1 4 T H AT
YOU COULD NOT DO
WITHOUT IN 2015?
Since I prefer not to
follow trends, I would
save the following look
from the flames (ed.
showing an older street
style image). I have a
huge weakness for camouflage patterns and
combat boots, even
though neither of these are currently en vogue. In 2015 trendies
will not be able to forgo floral prints, flat trekking sandals, lots of
transparent fabrics (especially when worn in a layered style) and
bomber jackets. Personally, I‘m going to get myself a fringed leather
jacket in 2015. I love pieces that are out of context.
1. DEIN TRENDTEIL 2014, OHNE
DAS 2015 NICHTS
MEHR GEHT?
Also, da ich mich ja
ungern an Trends
halte, würde ich
diesen Look aus
den Flammen retten
(Anm. d. Red.: zeigt
ein älteres Streetstyle-Bild). Ich habe
ein Riesen-Faible
für Tarnmuster und Springerstiefel. Obwohl beides wirklich nicht gerade aktuell ist. Trendbewusste können 2015
nicht verzichten auf: florale Prints, flache Trekkingsandalen, Transparenz (vor allem getragen im Layering-Prinzip)
und Bomberjacken. Persönlich werde ich mir 2015 eine
Lederjacke mit Fransen zulegen. Ich mag so Out-ofContext-Stücke.
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Portrait photo Christian Stemmler, street style photo Caroline Lemblé
Stylist
Caroline Lemblé
Portrait photo Harper,s Bazaar
2. STECKBRIEF 2. PROFILE
Dein Name?
Caroline Lemblé.
Y our name ? Caroline Lemblé.
Wo bist du zu Hause? Da wo meine Freunde sind. Bayerische Biergärten lassen
mein Herz höher schlagen.
W here do you li v e ? Where my friends are. Bavarian beer gardens always make my
heart beat faster.
In welchen Magazinen findet man dich?
Da gibt es nur eine Handvoll. Früher fand ich die französische Vogue sehr gut gemacht. Viele Magazine, die ich
mochte, sind leider nicht mehr auf dem Markt. Umso
mehr freue ich mich für einen Titel wie Harper’s Bazaar
zu arbeiten, der wieder Schwung in die Bude bringt.
I n which ma g a z ine s can we find you in ? There is only a handful. I used to find French Vogue a really
well made publication. But many magazines that I used to love
are sadly no longer around. This makes me even happier to
be able to work for a title like Harper´s Bazaar which is bringing some action to the party again. Welche Strecke würdest Du gerne einmal
umsetzen?
Sehr gerne würde ich eine Strecke mit Pferden umsetzen,
da habe ich wohl aus der Kindheit Nachholbedarf.
W hich editorial would you li k e to create one day ?
I‘d love to do an editorial with horses in it. I might be harking
back to childhood there. Y our s tyle icon 2 0 1 4 ? I haven‘t got any. I find it embarrassing to try and imitate somebody else. There are enough clones as it is.
Deine Stilikone 2014? Stilikonen habe ich nicht. Ich finde es peinlich irgendjemandem nachzueifern. Klone gibt es genug.
T hi s fa s hion title s hould e x i s t in Germany too …
Tempo!
Diesen Modetitel sollte es auch in Deutschland
geben…
Tempo!
W hat i s your all - time fa s hion fav ourite ? Leather jacket – fits anytime and with anything.
Was ist Dein all time Fashion Favourite? Lederjacke – passt jederzeit und zu allem.
W hich trend s hould b e re v i v ed in 2 0 1 4 ?
Camouflage. But I‘m afraid it‘s going to be flares again soon.
I have seen them crop up a lot again recently (not on the
catwalk, but on the street). Maybe in 2015?
Welcher Trend sollte für Dich 2014 ein Revival
haben?
Camouflage. Doch ich glaube, es wird bald die Schlaghose – irgendwie zur Zeit wieder oft gesehen, zwar nicht auf
dem Laufsteg, aber auf der Straße. Maybe in 2015?
T he little b lac k num b er or de s troyed denim ?
Destroyed denim.
Kleines Schwarzes oder destroyed Denim? Destroyed Denim.
Karl L a g erfeld or T om F ord ? Tom Ford!
Karl Lagerfeld oder Tom Ford?
Tom Ford!
Face b oo k or I n s ta g ram ? Neither. I only changed the name on my
account recently. There are often days where I would love to just erase it altogether.
But one friend in particular keeps me from
doing so because she lives at the end of the
world and doesn‘t own a telephone.
Facebook oder Instagram? Keins von beiden. Vor kurzem habe ich erst
meinen Namen geändert. Es gibt oft Tage, da
würde ich den Account am liebsten löschen.
Doch eine einzige Freundin hindert mich
daran, da sie am Ende der Welt lebt und kein
Telefon besitzt.
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Stylist
Nicole Schneider
F
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h
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o
n
1 . Y O U R T R E N D I T E M from 2 0 1 4 T H AT Y O U C O U L D N O T
DO WITHOUT IN 2015?
On no account could I live without my Saint-Laurent clutch! The
great creator YSL has been with me all my life, and he always will
be. I love the timeless classics that work with every seasonal trend
and never get boring. Another trend that will persist in 2015 is
leather in mellow, nuanced colours, pastel shades, nude or ochre,
be it a classic biker jacket in sky-blue or a skirt in apricot, never
mind the cut as long as it‘s coloured leather!
1. DEIN TRENDTEIL 2014, OHNE DAS 2015 NICHTS MEHR
GEHT?
Auf gar keinen Fall kann ich auf meine Saint Laurent
Clutch verzichten! Der große Schöpfer YSL hat mich
schon immer begleitet und wird es auch weiterhin tun.
Ich liebe die zeitlosen Klassiker, die mit jedem Saisontrend funktionieren und nie langweilig werden. Ein
Trend, der sich auch 2015 halten wird, ist Leder in zarten
Farbnuancen, Pastelltönen, Nude oder Ocker. Ob als klassische Bikerjacke in Himmelblau oder der
Rock in Apricot: egal welche Form, Hauptsache farbiges
Leder!
2. PROFILE
2. STECKBRIEF
Y our name ? Nicole Schneider. Dein Name? Nicole Schneider.
W here do you li v e ? Berlin.
Wo bist Du zu Hause?
Berlin.
I n which ma g a z ine s can we find you in ? GRAZIA. In welchen Magazinen findet man Dich? GRAZIA. W H I C H E D I T O R I A L W O U L D Y O U L I K E T O C R E AT E O N E
D AY ?
I would love to do a fashion editorial in Las Vegas. That place is
unreal and overwhelming at the same time. Simply magic!
Y our s tyle icon of 2 0 1 4 ? Cleménce Poésy. Welche Strecke würdest Du gerne einmal umsetzen?
Ich würde gerne eine Modestrecke in Las Vegas umsetzen – der Ort ist unwirklich und gleichzeitig überwältigend. Einfach magisch! 28
T hi s fa s hion title s hould
al s o e x i s t in Germany …
I think Germany is lucky to have
the variety of fashion titles that
it has. Photo Yves Saint Laurent via My Theresa, portrait photo Nicole Schneider
Deine Stilikone 2014?
Cleménce Poésy.
Diesen Modetitel sollte
es auch in Deutschland
geben… Ich denke, Deutschland kann
sich mit der Vielfalt an Modetiteln sehr glücklich schätzen.
W hat i s your all - time
fa s hion fav ourite ?
Strappy sandals have always
been and will always remain an
item that keeps coming back. It
doesn't matter which way they
get rediscovered, they always
work. In 2014 they might dazzle
in emerald green! Was ist Dein all time
Fashion Favourite?
Die Riemchensandale ist und
bleibt ein immer wiederkehrendes Stück. Egal wie es neu
aufgelegt wird – es funktioniert immer. 2014 darf sie in
Smaragdgrün glänzen! W hich trend s hould b e re v i v ed in 2 0 1 4 ? Romantic floral prints are combined with a cool, sporty touch, which
I like a lot. That‘s a trend that I look forward to...
Welcher Trend sollte für Dich 2014 ein Revival
haben?
Der romantische Blumenprint bekommt eine coole, sportliche Note, die ich sehr mag. Ein Trend, auf den ich
mich freue... T he little b lac k num b er or de s troyed denim ?
Personally, I always like to be in destroyed jeans, whether it‘s
with high heels or flat laced shoes. I just feel most comfortable
wearing them! Das kleine Schwarze oder die destroyed Denim?
Für mich persönlich immer gerne die destroyed Jeans,
ob zu High Heels oder flachem Schnürschuh. In ihr fühle
ich mich am wohlsten! Karl L a g erfeld or T om F ord ? Tom Ford.
Face b oo k or I n s ta g ram ? Instagram.
Karl Lagerfeld oder Tom Ford?
Tom Ford. Facebook oder Instagram? Instagram.
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© 2013 Vans, Inc. Photo: Max Wanger
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2014 Klingt gut / 2014 sounds good
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Text Christoph Prenner
2014 2014
klingt gut sounds good
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Es hat nicht gereicht. Es hat einfach nicht mehr gereicht. Das mit Maximalmarketingaufwand zum PopEreignis der Saison hochgejazzte Produkt: Es hatte den
Erwartungen in punkto Publikumszuspruch ganz und
gar nicht entsprochen. Kaum jemanden dürfte das mehr
verwundert haben als die Urheberin selbst. Gefühlt das
gesamte vergangene Jahr hatte Lady Gaga eine unter anderem durch ausgedehnte Kooperationen mit Marina
Abramovic oder Jeff Koons angeschobene Kunstsinnigkeit
für sich zu reklamieren versucht, die sich dann allerdings
mit dem Erscheinen des auf all dem aufbauenden Tonträgers als recht zweifelhafte Chimäre entpuppte, manch
einer mag meinen: entpuppen musste.
Artpop scheiterte dann jedoch kommerziell, weil es künstlerisch scheiterte, weil Gaga zum wahrscheinlich ersten
Mal in ihrer hyperbeschleunigten Karriere die Zeichen
der Zeit nicht richtig zu deuten wusste. Ohne große Not
unterambitioniert hatte sie sich mit vermeintlich erfolgsgarantigen Producern wie David Guetta oder will.i.am
zusammengetan, dabei aber tragischerweise übersehen,
dass die Hausse von deren gemeinhin als Electronic Dance
Music (EDM) behübschnamten Böllerdisco-Sounds nunmehr auch schon mindestens zwei, drei Spielzeiten vorüber ist. Ausgerechnet von einer 16-jährigen vom Ende der
It just didn‘t do it in the end. The record that was remorselessly forced upon us all with the maximum might of marketing, designed to become the pop event of the season, simply never lived up
to expectations in terms of audience response. Nobody might have
been more taken aback by this failure than the originator herself.
It seemed as though Lady Gaga had spent the whole of last year
bolstering her claim to artistic competence through her cooperations with the likes of Marina Abramovic or Jeff Koons, preparing
the ground for a musical product that would eventually (inevitably,
some might say) reveal itself as nothing more than a dubious
chimera. In essence, Artpop failed commercially, because it failed
artistically. Probably for the first time in her hyper-accelerated
career, Gaga had failed to read the signs of the time correctly.
Lowering her ambitions when there was no need, she consorted
with producers like David Guetta and will.i.am whose involvement seemingly guaranteed success, all the while tragically
overlooking the fact that the once world-beating, banging disco
formula, more classily known as EDM, had by now gone two or
three seasons out of date.
It took none other than a sixteen-year old from the other end
of the world to eventually show Gaga what mainstream pop is
meant to sound like in 2013 if you want to achieve mass appeal
while still staying relevant and fascinating: Kiwi teenager Lorde
surprised everyone with her debut Pure Heroine that combined a
36
Welt bekam die Gaga schließlich vorgeführt, wie Mainstream-Pop anno 2013 klingen soll, wenn er Mass-Appeal
haben und dabei dennoch relevant und faszinierend bleiben soll: Das neuseeländische Teenager-Mädchen Lorde
überraschte auf ihrem Debütwerk Pure Heroine mit minimalistischen, mitunter sanft an RnB haften bleibenden
Sounddesigns und geheimnisumranktem Gestus, einer ein
wenig an Lana del Rey gemahnenden Stimmeindringlichkeit und eben insbesonders mit komplett unvermuteten
weltweiten Hitlisten-Stürmereien.
minimal, sometimes gently RnB-infused sound design with mysterious gestures, an intense voice slightly reminiscent of Lana del
Rey and, especially, an unforeseen ambition to storm the charts
all over the globe.
It now seems possible that this radically refined brand of digital
soul of mainly, but not exclusively female provenance could establish itself as the predominant sound of the hour. The seeds for
all this seem to have already been sown in the shape of various
much-vaunted singles and EPs, but 2014 is set to be the year
when some flowering talents will find fame with a much wider
public. This sound which prefers a soft deceleration to the shrill theatre
of effects had already been ushered in by a 25-year-old Londonerby-choice called FKA Twigs. On her EP2, which fittingly appeared
on Young Turks, the label with a great taste for subtlety that had
brought The xx to our attention, hushed vocals and sexy shyness sit on top of spartan, skeletal instrumental arrangements. A
highly anticipated album will soon be released.
Another debut which comes with great expectations is that of
London‘s Rosie Lowe who recently received gushing praise from
well-meaning orchestrators of hype. Her songs, which have partly
been co-fashioned by up and coming British star songwriter Kwes
and Jessie Ware collaborator Dave Okumu, could happily be attributed to a genre that various tastemakers have handily, but somewhat unsatisfyingly dubbed Cyber RnB. In Lowe‘s case, however,
the artificial and overwrought style of most contemporary genre
productions gives way to a more abstract approach that can sometimes freeze your senses with its air of detachment. This, the real art
pop, is the sound of cold and clammy hands. After all, the heart is
often a lonely hunter.
Banks from Los Angeles could also be loosely associated with this
musical strand. Her hits like Waiting Game, Warm Water or This
Is What It Feels Like have been making the rounds through the
blogs for the last nine months or so. Produced by the likes of
surefire indie dance hit maker Totally Enormous Extinct Dinosaurs
and Vienna-based wonder boy Sohn, she is making use of her
seductively smoky voice in a sufficiently fertile attempt to create
moments of sheer pop appeal. The fleeting nature that marks
out the songs of FKA Twigs or Rosie Lowe is here replaced by a
Gut möglich, dass sich nun sogar noch radikaler ausformulierter digitaler Soul – vornehmlich, aber nicht ausschließlich weiblicher Provenienz – flächendeckend und
formatfüllend als Sound der Stunde etablieren kann. Die
Saat dafür wurde bereits in Form diverser vielbeachteter
Kurzspielplatten und EPs gelegt, 2014 dürfte nun das Jahr
werden, in dem sie fürstlich im Aufmerksamkeitsfeld einer
breiteren Öffentlichkeit aufgehen wird. Besonders elaboriert wird dieser, softe Entschleunigung
schrillem Effekttheater vorziehende Klang von einer
25-jährigen Wahl-Londonerin transportiert, die aus urheberrechtlichen Gründen unter dem Namen FKA Twigs
(formerly known as Twigs) firmiert. Auf ihrer jüngst,
nicht unpassend auf Young Turks, dem feinsinnigen Label, das uns dereinst auch The xx erstmalig näherbrachte, erschienenen EP2 findet sich verhuschter Gesang und
sexy Schüchternheit über spartanischen, skelettierten
Instrumentals. Das demnächst anstehende Album, es gilt
als: highly anticipated.
Ebenfalls heiß erwartet wird das Einstandswerk der ebenfalls in London residierenden Rosie Lowe, die jüngst mit
ihrer Vier-Song-Sammlung Right Thing für gut bemessenen Wirbel bei wohlmeinenden Hype-Instanzen sorgte.
Ihre bisweilen vom britischen Shooting-Star-Songwriter
Kwes sowie von Jessie-Ware-Kollaborateur Dave Okumu
mitausgearbeiteten Songs lassen sich denn gleichfalls
guten Gewissens in jenes Fach einsortieren, das diverse
Tastemaker mit der griffigen, wenn auch kurzgreifenden
Bezeichnung Cyber-RnB beschriftet haben. Auch bei Lowe
37
weicht das Kunstproduktige und Überreizte kontempo-rärer Genre-Produktionen einer abstrakteren anmutenden
Annäherung, deren Distanziertheit einem schon mal das
Gemüt gefrieren lassen kann. Dieser eigentliche Artpop,
er kommt mit kalten klammen Händen daher. Das Herz ist
eben oft ein einsamer Jäger.
Lose jener Strömung zuordnen darf man auch Banks aus
Los Angeles. Auf deren seit etwa einem dreiviertel Jahr
bereits eifrig zirkulierenden, unter anderem vom IndieDance-Hit-Garanten Totally Enormous Extinct Dinosaurs
oder dem Wahl-Wiener Wunderwuzzi Sohn produzierten Blog-Hits wie Waiting Game, Warm Water oder This
Is What It Feels Like versucht sie sich mit rauchiger Stimme – allerdings durchaus fruchtbar - an einer Koketterie
mit popaffineren Momenten. Die Flüchtigkeit, die den
Songs von FKA Twigs oder Rosie Lowe anhaftet, ist hier
einer merklichen, wenngleich noch immer etwas verhalten
ausgestellten Laszivität gewichen. Gerne mal vorgebrachte Vergleiche mit dem männlichen Neo-RnB-Darling The
Weeknd, mit dem Banks neulich auch ausdauernd auf Tour
war, sie sind so verkehrt nun wirklich nicht.
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c
noticeable, yet still restrained lascivity. Easily made comparisons
with male RnB darling The Weeknd, with whom Banks recently has
toured quite extensively, are far from misplaced.
Speaking of The Weeknd, though, in 2014 two still very young
men of British extraction will walk in his fresh and accordingly
not yet very deep footsteps – if not necessarily by way of their
sound. On the one hand, there is Sampha, newly risen up the
ranks of featured guests through his collaborations with SBTRKT,
Beyoncé‘s sister Solange and, not least, Drake (on his recent
long-player Nothing Was The Same). While The Guardian has detected more of Elton John than James Blake in his oeuvre so
far, the influence of widely referenced post-dubstep poster boy
Blake on this 24-year-old‘s style is hard to deny. Just listen to the
way he glides through his postmodern piano ballads with arresting fragility.
Meanwhile, 19-year-old Uzoechi Osisioma Emenike has followed
a not too dissimilar career path, causing quite a bit of a stir already despite his tender age under the pseudonym MNEK: Having
already been hyped to the hilt by the likes of NME and Dazed And
Confused at the age of 15, he shared credits with Rudimental for
many a hit in 2012 (as songwriter and guest vocalist) and wrote
Duke Dumont‘s instant club classic and UK number one Need U
(100 %), which earned him a nomination for a Grammy in the
"Best Dance Recording" category. Knowing that the management
of One Direction (!) and Olly Murs is masterminding his career,
this smooth-voiced soul prodigy should be expected to deliver a
few more charts toppers, this time on his own accord. A debut
album is predicted for summer 2014.
Die noch frischen, darob aber nicht minder eindruckstiftenden Fußstapfen von The Weeknd werden 2014 allerdings auch von zwei noch sehr jungen Männern wiederum britischer Provenienz ausgefüllt werden – wenngleich
nicht unbedingt im engeren Sinne klangtechnisch. Zum
einen ist da der durch Zusammenarbeiten mit SBTRKT,
Beyoncé-Schwester Solange und nicht zuletzt Drake (auf
dessen aktuellem Longplayer Nothing Was The Same) zum
allseits gern gesehenen Feature-Gast aufgestiegene Sampha. Wiewohl der renommierte „Guardian“ aus dessen
bisherigem Oeuvre herausgehört haben will, dass dieser
wohl mehr mit Elton John als mit James Blake gemein hätte, so ist der Einfluss des gern bemühten Post-DubstepPosterboys Blake freilich auch aus den Kompositionen
dieses 24-Jährigen kaum wegzudenken – so wie der sich
mit aufwühlender Fragilität durch seine postmodernen
Pianoballaden faserschmeichelt.
Auf einen nicht unähnlichen Karriereverlauf darf der
gar erst 19-jährige Uzoechi Osisioma Emenike verweisen, der unter seinem Künstlernamen MNEK trotz seines noch sehr jungen Alters bereits einigen Aufruhr für
sich verbuchen konnte: mit gerade mal 15 von NME und
Dazed And Confused gehypt, im Verbund mit Rudimental anno 2012 so manchen Hit verantwortet (als Songwriter und Vocal Guest) sowie dann auch noch Duke
Dumonts Instant-Club-Klassiker und No. 1-Single im
Vereinigten Königreich Need U (100 %) verfasst und dafür als Teenager in der Kategorie „Best Dance Recording“
nominiert worden. Das Management von (ausgerechnet)
Out in clubland there has been a spiritually united backlash to
aforementioned constant EDM bombardment. Following waves
of (Post-)Dubstep, UK Funky Bass, Footwork or Trap, plus all
their resulting derivatives, the trendy barometer now seems to
twitch most decisively whenever proceedings move on towards
righteous old-school Amen Breaks. In fact this breakbeat sound,
tucked away deeply in the archives of dance music for a long
while, has been enjoying an equally surprising and powerful revival.
Paul Woolford, hitherto known mostly as a British star techno DJ,
has come forth as a key player. Under his project name Special
Request he applies himself less to four-to-the-floor smashers than
to rhythmically complex, bass-driven bastards of heritage jungle
and old-school rave ingredients. In his recently released double
album Soul Music he created an early point of reference of the
new breakbeat movement, whose ample fruit he is sure to harvest
over a long summer of festivals this year.
Artists like Om Unit or Pangea are part of that very same breakbeat
renaissance, much like a certain Ed Russell, who is currently coming to prominence as the scene‘s crown prince under the moniker
Tessela. Every know-it-all‘s favourite site Pitchfork could hardly
38
One Direction und Olly Murs im Rücken wissend darf man
dem Soul-Wunderkind mit der Schmelzstimme wohl noch
einige weitere Charts-Topper, diesmal gänzlich auf eigene
Faust, zutrauen – das Debütalbum ist jedenfalls für Sommer 2014 angekündigt.
contain their enthusiasm: "A producer who positions beat-blasting
hardcore electronic music in a refreshed framework, attacking
dancefloors with an old-school mantra: Roll the drums." Versatile
standout tracks like Hackney Parrot or Nancy’s Pantry suggest the hyperbole is well-founded: As deeply grounded as his sound may be in
the specific DNA of early jungle, as fresh and undiluted he comes
across in all his concentrated darkness and charming restiveness.
In the year 2014 he might well be the one to nonchalantly ring in
its unofficial celebratory credo: It’s a jungle out there.
Der zu Beginn ins Treffen geführten EDM-Dauerbefeuerung versucht man nicht zuletzt auch im Clubland mit
einigem Esprit entgegenzuwirken. Nach den zuletzt aufkommenden und wieder abebbenden Wellen von (Post-)
Dubstep, UK Funky, Bass, Footwork oder Trap mitsamt
sämtlicher daraus entstandener Derivate scheint das
Trend-Barometer nunmehr besonders dann kräftig auszuschlagen, wenn es in die Nähe von rechtschaffen oldschooligen Amen Breaks gerät. Tatsächlich feiert der längst tief
in den Tanzmusikarchiven verstaut geglaubte BreakbeatSound derzeit ein so erstaunliches wie heftiges Revival.
Als dessen momentaner Key Player gilt der bislang zuvorderst als Techno-DJ-Grande in Erscheinung getretene
Paul Woolford. Unter dem Projektnamen Special Request
arbeitet sich der Brite nun allerdings weniger an Four To
The Floor-Smashern denn an rhythmisch vertrackten,
bassbefeuerten Bastarden aus Jungle-Erbe und OldschoolRave-Beigaben ab – und hat mit seinem jüngst erschienenen Doppelalbum Soul Music ein frühes Referenzwerk
der neuen beatbrüchigen Bewegung geschaffen, dessen
Früchte er heuer wohl über einen langen Festivalsommer
gründlich abernten wird können.
Ebenjener Breakbeat-Renaissance darf man dann auch
noch Artists wie Om Unit oder Pangaea zuschlagen – sowie einen gewissen Ed Russell, der als Tessela gerade als ihr
Kronprinz aufsehenerregend in Erscheinung tritt. „A producer who positions beat-blasting hardcore electronic music in a refreshed framework, attacking dancefloors with
an old-school mantra: roll the drums“, wurde die Auskenner-Plattform Pitchfork neulich mit dem Schwärmen gar
nicht mehr fertig. Versatile Standout-Tracks wie Hackney
Parrot oder Nancy’s Pantry legen nahe, warum: So geerdet
der Sound auch in der spezifischen DNA frühen JungleBetriebs sein mag, so frisch und unverbraucht kommt er in
all seiner konzentrierten Düsternis und charmanten Bockigkeit allerdings im Jahre 2014 auch daher – und könnte nonchalant dessen inoffizielles Feiercredo einläuten:
It’s A Jungle Out There.
Christoph Prenner, journalist on cultural affairs, author and
music producer, lives and works in Vienna. Currently he is –
among other things – chief editor of the magazine SKIP c.l.a.s.s.
as well as film editor for the magazine The Gap.
Christoph Prenner lebt und arbeitet als Kulturjournalist,
Autor und Musikproduzent in Wien. Derzeit ist er unter
anderem als Chefredakteur für das Magazin SKIP c.l.a.s.s.
sowie als Filmchef für das Magazin The Gap tätig.
39
Introducing Book Cases
for iPad Air & iPad Mini
Swedish fashion and lifestyle brand Happy
Plugs, which was nominated in Sweden’s most
prestigeous fashion award for “Best accessory
2013”, is launching a new series of super slim and
stylish book cases for iPad. The new line of stylish
book cases will be compatible with Apples latest
tablets iPad Air and iPad Mini with Retina Display.
N
NIGH
T
LI
F
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Was braut sich da zusammen? / What's cooking?
45
Text Jan-Peter Wulf
was braut what's
sich da cooking?
zusammen?
n
i
g
h
t
l
i
f
e
DRINKS: BOTTLED, BARRELLED & TAPPED
D R I N KS : B O T T L E D , B A R R E L L E D & TA P P E D
Lagerung – das kennt man von hochwertigen Spirituosen schon immer. Doch jetzt kommen auch Cocktails
ins Fass oder die Flasche, um einige Wochen oder Monate
in diesen zu ruhen. Immer mehr Bars setzen auf „Bottle
Aging“ und „Barrel Aging“ und seihen ihren Gästen gereifte Drinks ins Glas ab. Eine Variante ist, vorbereitete
Cocktails direkt aus dem Fass abzuzapfen. In der Kopenhagener Strøm Bar zum Beispiel werden Cocktails aus NeunLiter-Fässern gezapft wie ein Bier.
Storage – traditionally an issue when it comes to high value
spirits. But now even cocktails get filled into barrels or bottles to
remain there for weeks or months. More and more bars are getting
into “bottle ageing” and “barrel ageing“, straining matured drinks
directly into the customer‘s glass. One variant is to tap prepared
cocktails straight from the barrel. In Copenhagen‘s Strøm Bar, for
example, cocktails are tapped from 9 litre barrels just like beer.
When a cocktail matures, the character of its taste changes. This
allows the barkeeper to offer exciting creations and refinements
of classic recipes. Moreover, the fact that drinks can be prepared
outside opening hours and served up more speedily later on saves
time in the running of a bar, which also has a positive effect on
turnover.
Wenn der Cocktail reift, verändert sich das Geschmacksbild: Gastgeber können dadurch spannende Kreationen
und Verfeinerungen klassischer Rezepturen offerieren.
Zudem spart es im laufenden Betrieb Zeit ein, wenn
Drinks außerhalb der Öffnungszeiten vorbereitet und später zügiger serviert werden können. Was sich auch positiv
auf den Umsatz auswirkt. Für den Gast bietet sich ein neues, ungewöhnliches
Geschmackserlebnis, wenn sich die Aromen der verwendeten Zutaten durch Lagerung entwickeln und entfalten
konnten. Und das Warten auf den Drink wird verkürzt.
Camper English, Cocktailblogger auf alcademics.com, San
Francisco/USA:
For the guests there is a new, unusual sensation of taste once the
aromas of the ingredients have developed and unfolded through
storage. And the wait for the drink is cut short.
Camper English, cocktail blogger at www.alcademics.com, San
Francisco/USA:
“Barrel-aged and bottled cocktails are new formats that surprise
consumers and speed up service. This also applies to 'cocktails on
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„Barrel-aged und bottled Cocktails sind neue Formate, die
den Konsumenten überraschen und den Service beschleunigen. Das gilt auch für ‚cocktails on tap‘, die in Bars und
Nightclubs auftauchen. Wir werden in Zukunft mehr davon sehen.“
on tap‘ that crop up in bars and night clubs. We are going to see
more of this in the future.”
FOOD: EVENTS ALL ROUND
Food events have taken the place of what used to be the Culinary
Mile: Street Food Thursday at Markthalle IX in Berlin, where a
multitude of stalls offer Taiwanese burgers, Peruvian ceviches,
British pies and much more, attracts thousands of hungry punters
week after week. Bite Club, an event that lures the crowds to the
banks of the river Spree with its food trucks and stalls, serving up
both street food and danceable beats, has been equally successful.
In 2014 food events will also take place in other large German
cities, and the number of food retailers offering delicatessen from
around the world as well as the local region will go up all over
the country. The variety of gastronomic concepts, such as ceviche
bars, will increase alongside.
FOOD: EVENTS RUND UMS ESSEN
Was früher die „kulinarische Meile“ war, das sind heute
Food-Events: Der Street Food Thursday in der Markthalle IX in Berlin, auf dem eine Vielzahl von Ständen taiwanesische Burger, peruanische Ceviches, britische Pies
und vieles mehr anbieten, zieht wöchentlich Tausende
von hungrigen Gästen an. Ebenso erfolgreich ist der Bite
Club, dessen Food Trucks und Stände im Sommer 2013
zu Streetfood und Beats an die Spree luden. 2014 finden
Food-Events auch in anderen großen deutschen Städten
statt, und die Zahl der Food-Anbieter mit Leckereien aus
aller Welt – und aus der Region – wird landesweit zunehmen. Und infolgedessen steigt die Vielfalt gastronomischer Konzepte, die sich aus ihnen entwickeln, wie zum
Beispiel Ceviche-Bars.
For restaurants that promote authentic cuisine, food events represent a huge opportunity: Those who present their culinary specialities in small helpings at low prices will make the most out of
the potential to advertise their business and target new groups
of customers. What‘s more, thanks to their already established
networks, gastronomical businesses are perfectly placed to put on
a food event by themselves.
Für Restaurants, die auf authentische Küche setzen, sind
Food-Events eine große Chance: Wer hier eine Auswahl
seiner kulinarischen Spezialitäten in kleiner Portion und
zu kleinem Preis vorstellt, macht damit die beste Werbung
für seinen Betrieb und erreicht neue Zielgruppen. Und mit
ihrem Netzwerk sind Gastronomen ideal aufgestellt, um
ein solches Event selbst auszurichten.
Für die Gäste sind Food-Events eine schöne Möglichkeit,
Straßenküchen-Spezialitäten aus aller Welt kennen zu
lernen und das, was sie von Reisen und Urlauben kennen, nun auch in der eigenen Stadt genießen zu können.
Preislich auf Imbiss-Niveau gelegen, bekommen sie mehr
Geschmack und mehr Qualität für ihr Geld.
Tommy Tannock, Journalist und Macher des Bite Club,
Berlin:
For the punters, food events are a perfect chance to get to know
street food specialities from all over the world and experience
what they might only know from their holidays right in the middle
of their own city, enjoying tastier and better quality fare at bargain snack prices.
Tommy Tannock, journalist and organiser of Bite Club, Berlin:
“Customers realise that they are entitled to expect more from
restaurants and street food: More organic meat, free-range eggs,
more fish and more variety. Vote with your pocket!”
47
„Die Konsumenten erkennen, dass sie mehr von Restaurants und Street Food auf der Straße erwarten können:
mehr biologisches Fleisch, Eier von freilaufenden Hühnern,
mehr Fisch und mehr Vielfalt. Vote with your pocket!“
R E S TA U R A N T D E S I G N : R E F I N E D S T O R Y T E L L I N G
A bit rough round the edges, used and old – “shabby chic” and
“vintage style” have dominated the gastronomic interior design of
the last few years. But eventually, all the old clutter will have to
go. Surfaces, shapes and materials are all getting more refined:
Gold, copper, marble, glass. There is a movement away from the
rustic towards the elegant and the decorative. At the same time,
stronger colours are entering the fray: Shades of blue, light greens
and bold oranges provide illuminating accents and brighten the
mood.
DESIGN: EDLES STORYTELLING
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Rau, abgenutzt, alt: „Shabby Chic“ und „Vintage Style“
dominierten das gastronomische Design der letzten
Jahre. Jetzt ist Schluss mit all dem alten Zeugs. Flächen,
Formen und Materialien werden edler: Gold, Kupfer, Marmor, Glas. Es geht weg vom Rustikalen und
hin zum Mondänen und Dekorativen. Dazu kommen
wieder kräftigere Farben zurück ins Spiel: Blautöne,
ein helles Grün oder kräftiges Orange setzen leuchtende Akzente und hellen die Stimmung auf. Mehr Mut ist gefragt: zur Farbe, zur Hochwertigkeit im
Design (mit entsprechend zur tätigenden Investitionen)
und auch zur ornamentalen Verspieltheit in den einzelnen Elementen, vom Lüftungsgitter bis zum Türgriff.
Setzte der Vintage Style auf Authentizität, als Reflex auf
unsere hochtechnisierte, digitale Welt, entführt der Gastronom seine Gäste nun auf eine imaginäre kleine Reise.
Punkten werden zukünftig Gastronomien mit Storytelling-Faktor und Design-Erlebnis.
Der Gast darf sich auf neue, stilvolle und hochwertige Interior-Designs freuen, die ihn inspirieren, ihm eine neue Dimension an Qualität bieten und ihn für ein paar Stunden
aus dem Alltag entfliehen lassen.
There is a demand for more courage in the choice of colours, high
design values (requiring appropriate investment) as well as ornamental playfulness in all elements of the design, from air vents
to door handles. While vintage style used to aim for authenticity,
now the restaurateur will take his or her customers on an imaginary little journey that reflects our technologically advanced digital
world. In future, restaurants that provide a storytelling element as
well as a design experience will set the pace.
Customers can look forward to new, stylish and high value interior
design that inspires, offers a new dimension of quality and allows
them to escape the everyday world for a few hours.
Nora von Nordenskjöld, interior designer, Berlin:
“The customer is told a story through design, which expresses the
personality behind the concept. The story has to correspond to the
overall concept, the drinks, the food, the music. No part of the
presentation must be arbitrary, every detail has to be carefully
selected and curated.“
Nora von Nordenskjöld, Interior Designerin, Berlin:
„Mit dem Design wird dem Gast eine Geschichte erzählt,
welche die Persönlichkeit einbezieht, die hinter dem
Konzept steht. Die Story muss mit dem Gesamtkonzept
korrespondieren, mit den Drinks, dem Food, der Musik.
Die Gestaltungselemente sollten nicht willkürlich sein,
sondern selektiert und kuratiert werden.“
S P I R I T S A N D B E E R S : C R A F T, C R A F T, C R A F T
Artisanship is back: Many small new spirits manufacturers and
micro-breweries have surfaced in the (German) world of drinks,
making vodka from organic spelt, schnapps from bitter oranges
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SPIRITUOSEN UND BIERE: CRAFT, CRAFT, CRAFT
Handwerklichkeit ist wieder in: Viele kleine neue Spirituosenmanufakturen und Mikrobrauereien tauchen in der
(deutschen) Getränkewelt auf und stellen Wodka aus BioDinkel, Obstbrände aus Pomeranzen (Ur-Orangen) oder
Biere mit besonderen, fruchtigen Hopfensorten her. Alte
Rezepte und innovative Herstellungsverfahren, hochwertige Zutaten und eine Produktion, die oft in Handarbeit
verläuft, zeichnen sie aus. Events wie die Destille in Berlin
oder die Braukunst live! in München geben den Produkten eine Plattform, sich zu präsentieren. Für die Gastronomie bedeutet das Vielfalt, Auswahl und
Abgrenzungspotential gegenüber anderen Betrieben, die
Kornbrand X oder Rotbier Y nicht führen. Aber es bedeutet auch, dass man sich mit den Produkten auseinandersetzen muss: Je unbekannter die Marke, je besonderer
ihre Produkteigenschaft und ihr Geschmack, desto wichtiger ist es, den Gast aktiv beraten zu können und ihm
Empfehlungen auszusprechen. Denn nur dann werden die Konsumenten dieser neuen
Welt der „flüssigen Handwerklichkeit“ so positiv und offen
gegenüberstehen, wie sie es schon handgemachten Modestücken und Designobjekten tun.
or beers from special fruity hop varieties. Old recipes meet innovative manufacturing methods, high value ingredients that are
enhanced in production, often manually. Events such as Destille in
Berlin or Braukunst live! in Munich provide a platform to present
high-end products.
For restaurateurs this means a lot of variety, choice and a potential to set themselves apart from the competition who might
not have Korn schnapps X or red beer Y on the menu. But it also
means that one has to explore the products on offer: The less
known the brand, the more special its appeal as a product or its
taste, and the more important it will be to actively advise the
guest and make recommendations, because only then consumers
who find themselves in this new world will respond as positively
to liquid artisanship as they already do to hand-made fashion or
design objects.
Jan-Peter Wulf ist Gastronomie-Fachjournalist, Autor
und Blogger sowie als Berater für die Getränkeindustrie und
Gastronomie tätig.
Jan-Peter Wulf is an expert food journalist, writer and blogger,
as well as a consultant for the drinks industry and the restaurant
trade.
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LILLET und Schweppes Tonic Water
im Verhältnis 1:2 mischen.
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FÜR MEHR KULTUR IM KONSUM / More Culture for consumers
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Für mehr MORE CULTURE
Kultur im FOR
Konsum CONSUMERS
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Konsum und Kultur werden als Gegensätze wahrgenommen. Konsum ist als kommerziell und oberflächlich verbrämt: ein leichtfertiger Akt ohne großes Involvement.
Kultur hingegen beansprucht das Heere, das Geistige und
Tiefgründige. Gerade in Deutschland, wo zwischen der
sogenannten Hochkultur und der Popkultur unterschieden wird, bestimmen oftmals die Feuilletons die Demarkationslinien zwischen Kunst und Kommerz, Kultur und
Konsum.
Culture and consumption are usually regarded as polar opposites.
Consumption is forever portrayed as commercial and superficial, a
frivolous act without any real involvement. Culture, on the other
hand, lays claim on truth, the spiritual and the profound. Especially
in Germany, where a distinction is made between high and popular
culture, the review sections of the broadsheets draw the demarcation lines between art and commerce, culture and consumption.
In fact the brands that we wear and the music we listen to all
came into being in a cultural context. Consumption always has a
cultural background. What would the culture of the 20th century
be without mods, preppies, punks, skaters or eco-warriors? Unthinkable! There would be no Vans skateboard sneakers without Bay
Area kids. All of these primal subcultures brought with them their
own codes and brands. When a brand virus properly takes hold,
the logo is worn on T-shirts, baseball caps or jute bags and becomes a symbol of consumer culture. The punk movement, its name
originally a synonym of scum, dirt and trash, created its own DIY
style because there were no pre-torn clothes for sale in the mid
seventies. Punk‘s flame-haired grande dame Vivienne Westwood
and her partner Malcolm McLaren didn‘t give a toss what the
mainstream thought. They were out there on their own in 1977.
We, the consumers, like that sort of thing. This is why we buy
T-shirts that say “Destroy”, even though today we get them from
Dabei sind die Marken, die wir tragen und die Musik, die
wir hören in einem kulturellen Zusammenhang entstanden. Konsum hat auch immer einen kulturellen Background. Oder was wäre die Kultur des 20. Jahrhunderts
ohne die Mods, die Popper, die Punks, die Skater oder
die Ökos? Nicht denkbar! Es gäbe keine Vans Skateboard
Sneaker ohne die Kids der Bay Area. All diese anfänglichen Subkulturen bringen ihre eigenen Codes und Marken
hervor. Wenn dann ein Marken-Virus richtig ausbricht,
wird das Logo auf T-Shirts, Basecaps oder Jutebags getragen und so zum Symbol einer Konsumkultur. Die PunkBewegung (ursprünglich eine Bezeichnung für Abschaum,
Dreck und wertloses Zeug) schneiderte ihren Style einfach
selbst, weil es zerrissene Kleidung Mitte der Siebziger
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KONSUMKULTUR
Def.: Konsum ist die Triebfeder unserer Wirtschaftsgesellschaft. Die Art und Weise wie Konsum unseren Alltag prägt, bildet eine Kultur des Konsums. Konsumkultur
inszeniert dabei langfristig unser Verhalten.
Jahre im Handel nicht zu
the local branch of H&M! God
kaufen gab. Die rothaarisave the Queen and the culture
ge Grand Dame des Punk,
of consumerism!
Vivienne Westwood, die C O N S U M E R C U LT U R E rothaarige Grand Dame Definition: Consumption is the driving force of our economic system. Stron g b rand s hav e
des Punk, und ihr Partner The way consumption shapes our everyday lives adds up to a culture of the power to s hape
Malcolm McLaren scher- consumerism. In the long run, consumer culture becomes the backdrop con s umption
cultu ten sich nicht darum, was to all our actions.
rally in s uch a way that
der Mainstream dachte
they them s elv e s b e und machten 1977 ihr
come cultural a s s et s .
eigenes Ding. Wir, die Konsumenten, mögen das.
More and more brands produce their own manifestos and ideas
Deswegen kaufen wir „Destroy“-T-Shirts, auch wenn wir
that are contemporary and relevant for many people. Today we
sie heute in einer H&M-Filiale erwerben. God save the
don‘t mind if single-engine aeroplanes are pitched against each
Queen und die Konsumkultur! other in a breakneck race to communicate the alleged qualities of
an energy drink. Events of this kind now provide the same enterStarke Marken haben die Kraft, Konsum kultutainment value as an arts exhibition. It‘s all about the experience
rell so zu prägen, dass sie selbst zu einem
itself and letting go of one‘s preconceptions. Why is a painter a
Kulturgut werden.
cultural creative when an extreme sports athlete isn‘t? In times when
Heute produzieren immer mehr Marken eigene Inhalte
these boundaries are blurred in public perception we seem to simply
oder Ideen, die zeitgemäß und für viele Menschen releconsume what suits our individualised lifestyles. Nobody‘s complaivant sind. Wir haben heute nichts dagegen, dass einmoning if the initiator is driven by commercial motives. So what?
torige Flugzeuge in halsbrecherischen Rennen gegeneinander antreten, um die angeblichen Eigenschaften
H ow doe s con s umer culture e v olv e ?
eines Energydrinks zu kommunizieren. Diese VeranWe want to find out which brands will shape consumer culture in
staltung hat heutzutage den gleichen Unterhaltungswert
2014. This is why we are going to analyse three young brands
wie eine Kunstausstellung. Es geht dabei um das Erleband the motivation that drives them. We believe that it takes an
nis an sich und das Auflösen von Schubladendenken.
initiator who is burning for their cause, someone who can combine
Warum ist der Maler ein Kulturschaffender, der Extremtheir awareness of the zeitgeist with a connection to an existing
sportler aber nicht? In Zeiten, in denen diese Grenzen
culture. At K-MB we have been asking ourselves if these assumpin der Öffentlichkeit erodieren, konsumieren wir scheintions are correct, so we had a closer look at the qualities that
bar einfach was zu unserem individualisierten Lebensthese newcomer brands have in common.
stil passt. Wenn sich also keiner beschwert, dass der Initiator einen kommerziellen Hintergrund hat, so what?
THE BOILER ROOM
The original idea behind Boiler Room was based on having fun
Wie entsteht Konsumkultur?
spinning records and the technical possibilities of streaming your
Uns interessiert, welche Marken 2014 Konsumkultur präown DJ sets. The friends who turned up to DJ already had a name
gen. Darum stellen wir drei junge Marken mit ihrer Moon the scene, and this way the website got big more or less by
tivation vor. Wir glauben, es braucht einen Initiator, der
itself. But this would not have happened without a subculture in
für seine Sache brennt und der das Wissen um Zeitgeist
the background: The underground culture of British pirate radio
mit dem Zugang zu einer bestehenden Kultur verbinden
formed the bedrock on which the idea was founded, because there
kann. Bei K-MB fragen wir uns: Stimmt unsere Vermuwas something that those former listeners had been missing until
tung und welche Gemeinsamkeiten besitzen diese NewcoBoiler Room came on the scene. The result was THE new form of
mer Brands?
music television!
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Boiler Room creates a
stage for DJs, rappers,
singers and producers
and a free form of
music television for
comsumers. The shows
take place at an inviBlaise Bellville
te-only location and
are streamed to your
home, 750 gigs per year reaching an audience of up to 2.5 million every month.
THE BOILER ROOM
Angefangen hat Boiler Room aus Spaß am Plattendrehen
und der technischen Möglichkeit, die eigenen DJ Sets zu
streamen. Die Freunde, die auflegten, hatten einen gewissen Namen in der Szene, und so wurde die Website quasi
von alleine groß. Allerdings nicht ohne eine Subkultur:
Die britische Piratensender-Underground-Kultur bot den
Nährboden, auf dem die Idee gedieh, denn irgendwas
hatten die ehemaligen Radiohörer vermisst bis Boiler Room
kam. Entstanden ist daraus DAS neue Musikfernsehen!
“We never thought about
the BIG THING, only about
DJ-ing – today we are the
biggest underground music
show on the planet!”
Boiler Room schafft eine
Bühne für DJs, Rapper,
Sänger oder Produzenten und ein kostenloses Musikfernsehen für
Konsumenten. Die Shows
finden in einer „by invite only“ Location statt
Blaise Bellville
und werden nach Hause
gestreamt. Reichweite:
bis zu 2,5 Millionen Menschen im Monat, jährlich
750 Shows.
„Wir dachten nie an das
GROSSE DING, sondern nur
ans Platten auflegen – und
heute sind wir die größte Underground Musik-Show auf
dem Planeten!“
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D E R C O C K TA I L I A N
Jens Hasenbein and Helmut Adam, two former bartenders from
Berlin Kreuzberg, have built a whole empire including a publishing
company, a trade fare, an agency and online shop all around the
bar scene. Their branded product that radiates the most is their
handbook Der Cocktailian – Das Handbuch der Bar. The logo on
the front of the bestseller has even been requested as a tattoo
design by a number of fans. Pause for breath, please: this is a
recipe book for cocktails we are talking about.
Up to that point there
had been cocktail mixing competitions and
fusty old associations
of bar personnel as
the only organised
Helmut Adam
institutions in this line
of work. The secret
behind the success
of the founders of Cocktailian has been to create an identity,
launch a movement and give it a name, much the same way that
it worked for punk. Bartenders identify with an anti-brand because
it represents the rockstar lifestyle behind the counter. But to be
a Cocktailian means to deliver top quality and be a rockstar with
impeccable manners. The book from Berlin, which carries a skulllike logo on the cover, is already on its third print run and has
been a celebrated success in the book trade, selling upwards of
20,000 copies.
“As soon as someone wants
to buy your self-printed logo
T-shirt, you have really developed a cool brand.”
DER COCKTAILIAN
Die beiden Ex-Bartender Jens Hasenbein und Helmut
Adam haben aus Berlin Kreuzberg heraus ein ganzes Imperium mit Verlag, Messe, Events, Agentur und Online-Shop
rund um die Barszene etabliert. Die strahlkräftigste Marke
ist Der Cocktailian – Das Handbuch der Bar. Das Logo des
Bestsellers wurde bereits als Vorlage für Tattoos von einigen Fans angefragt. Einmal kurz Luft holen bitte: Wir sprechen hier von einem Rezeptbuch für Cocktails.
Bisher gab es Cocktailwettbewerbe und altbackene
Verbandsmeierei für das
Barpersonal als einzige
organisierte Form der
Branche. Das Erfolgsrezept
Helmut Adam
der Gründer ist: Identität stiften, eine Bewegung
gründen und ihr wie beim
Punk einen Namen geben. Bartender identifizieren sich
mit der Anti-Marke, weil es ein Gefühl vom Rockstarleben hinter der Bar wiedergibt. Aber ein Cocktailian zu
sein heißt auch, hohe Qualität zu liefern und ein Rockstar
mit Manieren zu sein. Das Buch aus Berlin, das ein totenkopfartiges Logo auf dem Cover zeigt, wird mittlerweile in
der zweiten Auflage im Buchhandel als Erfolg mit knapp
20.000 verkauften Exemplaren gefeiert.
„Wenn jemand dein selbstgedrucktes Logo-T-Shirt kaufen will, hast Du wirklich eine
coole Marke entwickelt.“
S AT U R D AY S S U R F N Y C
In New York we have observed the meteoric rise of another brand
since 2009: Saturdays Surf NYC, the only surf shop in Manhattan.
In 2010, when we opened our K-MB office in Soho, the small surf
shop on Crosby Street was just a pleasant place to have a cup of
coffee and maybe buy a T-shirt bearing one of those minimalist
designs that even back then were already pretty cool. “We love
surfing, music, coffee and fashion, and there was no shop where
we could find all of that put together. Besides, the easy going spirit
of the surf scene is a good influence on downtown New York City.“
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Success proves their
SATURDAYS SURF NYC
Einen weiteren kometenhaften Aufstieg sehen wir in New
York seit 2009: Saturdays Surf NYC, der einzige Surfshop
in Manhattan. Als wir 2010 unser K-MB Büro in Soho eröffneten, war der kleine Surfshop in der Crosby Street ein
angenehmer Ort, um Kaffee zu trinken und vielleicht ein
T-Shirt mit den damals schon sehr coolen minimalistischen
Designs zu kaufen. „Wir lieben Surfen, Musik, Kaffee und
Mode, und es gab keinen Shop, in dem all das auf einmal
zu finden war. Die Lässigkeit der Surfszene tat Downtown
New York City außerdem einfach gut.“
“We dared to be easy gopoint.
Nowadays,
ing while all around us everywhenever the shop
one was in a rush.” is holding one of its
rare sale events, the
queue will stretch all
around the block. The
list of entrants to their equally rare surf contests on Rockaway
Beach always fills up within minutes. In the meantime, founding
trio Colin, Morgan and Josh have also launched their own print
mag and arts distribution, while opening their fourth shop in Kobe,
Japan. Their brand stands for the idea of being successful while
(or in spite of) taking it easy.
Colin Tunstall
Der Erfolg gibt ihnen Recht. Wenn es heute mal einen
der wenigen „Sales“ gibt, dann steht die Schlange einmal
um den Block. Findet einer ihrer raren
„Wir trauten uns easy goSurf Contests in Rocking zu sein, während sich alle
away Beach statt, ist die
um uns herum abhetzten.“
Teilnehmerliste in MiColin Tunstall
nuten voll. Mittlerweile
publiziert das Gründertrio Colin, Morgan
und Josh außerdem ein eigenes Printmagazin, vertreibt
Kunst und eröffnet den vierten Shop in Kobe, Japan.
Ihre Marke steht für die Attitüde mit (oder besser trotz)
Lässigkeit erfolgreich zu sein.
PA SS I O N I N S T E A D O F A B U S I N E SS P L A N
People who create brands are never shy to show where they come
from, what they are driven by, what they stand for, or how they
live. Their own experience is their point of departure, and they do
what they love. This lends meaning to their brands. A community
comes to life which will turn the brand into a cultural asset with
traceable origins. In this way consumption becomes more than just
the act of buying. So let‘s have more of this, please!
LEIDENSCHAFT STATT GESCHÄFTSIDEE
Markenmacher haben niemals Scheu, zu zeigen wo sie
herkommen, was sie antreibt, wofür sie stehen oder wie sie
leben. Ihre Lebenswelt ist ihre Ausgangsbasis, und sie tun,
was sie selber lieben. So geht etwas Sinnstiftendes auf ihre
Marken über. Es entsteht eine Community, die die Marke
zu einem Kulturgut wandelt und dessen Entstehung für
jeden nachvollziehbar ist. So reduzieren Unternehmen
Konsumenten nicht nur auf den Akt des Kaufens. Mehr
davon!
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überraschung! / Surprise, Surprise
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Text Lola Kramer
surprise,
Überraschung! surprise
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Im Großen und ganzen ist die Erforschung sozialer
Trends ja eine Frage der Ontologie, der „Lehre des Seins“.
Bekanntlich verbringen wir mittlerweile den Großteil unserer wachen Stunden vor dem Bildschirm, und unsere
Online-Existenz hat sich längst zu einem einzigartigen
Phänomen in der Geschichte menschlicher Kommunikation entwickelt. Wo immer man hinschaut, tauchen neue
Studien über unsere digitale Interaktivität auf. Die User
wollen sich einmischen, sie wollen mit anderen Menschen
Verbindung aufnehmen und Teil von Nischen-Communities sein, mit denen sie sich in ihren Gefühlen, ästhetischen
Werten, Bedürfnissen und Zielen verbunden fühlen. Der in
Echtzeit stattfindende, soziale Kontakt zwischen den Usern
verstärkt dabei noch ihren Wunsch, zu wichtigen Ereignissen Stellung zu nehmen, sich untereinander auszutauschen
und digitale Geschehnisse mitzugestalten. Es ist inzwischen
möglich geworden, sein Dasein online zu begreifen.
Looking at greater social trends is a matter of ontology, “the
nature of being.” It is a common understanding that most of our
waking hours are spent in front of a screen. How we exist online is becoming a unique phenomenon, and new
studies of our digital interactions are emerging constantly. Users
want to participate, they want to be able to relate to others and
to feel a sense of inclusion within niche communities that share
similar sentiments, aesthetic values, needs and aspirations. The
real-time social exchanges between users amplify their desire to
share and respond to momentous occasions as well as to participate in digital happenings. It is now possible “to be” online.
The internet is no longer a novelty, but has become the norm.
As early as 2008, in a lecture at Harvard University, writer and
internet technologies consultant Clay Shirky introduced the idea
that the moment technology becomes mundane is the moment
when its social repercussions become intriguing. The digital
landscape can be a monotonous place with a seemingly infinite
horizon, which is why the anticipation and expectation of digital
“events” has become a greater societal condition. Many users
are desensitized by content that would have once shocked, yet
audiences still expect to be thrilled. The opportunity for startling digital reactions has moved from the actual content to the
moment of release.
Das Internet ist keine Neuigkeit mehr, es ist zum Alltag geworden. Schon im Jahr 2008 stellte der Autor und
Internet-Konsulent Clay Shirky in einem Vortrag an der
Harvard University fest, dass die sozialen Auswirkungen
einer Technologie erst wirklich interessant werden, sobald
jene selbst bereits zum Normalfall geworden ist. Wegen
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ihres scheinbar endlosen Horizonts kann die Landschaft
des Internets manchmal als ein monotoner Ort erscheinen. Gerade deshalb hat sich die gespannte Erwartung
digitaler Events zu einem sozialen Massenphänomen ausgewachsen. Viele User zeigen sich abgestumpft gegenüber
Content, der sie früher einmal schockiert hätte. Und dennoch will das Publikum zum Staunen gebracht werden.
Dementsprechend hat sich der auslösende Schlüsselreiz
für digitale Aufregung verschoben, und zwar vom Inhalt
an sich zum Moment seiner Veröffentlichung.
Jayson DeMers‘ recent article in Forbes “The Top 7 Social Media
Marketing Trends That Will Dominate 2014” lists LinkedIn, Google+,
the use of images over text, and the re-emergence of Myspace as
a music platform among things to watch out for in the New Year.
What is more interesting, however, is hidden in the comments
below. User Cheryl Conner writes, “Myspace? Wow, that’s the
only one of your 7 that I consider to be a surprise.” To which
Jayson DeMers responds: “Thanks Cheryl!...I have to have at least
one surprise to get people talking. ;)” The actual interest of the
article isn’t in the body, it is in the comments below, and it‘s
precisely the emphasis on the element of “surprise”. The element
of surprise is not a new thing, neither is shock value. Surprise +
Reaction = Capital.
In seinem jüngsten Forbes-Artikel „The Top 7 Social
Media Marketing Trends That Will Dominate 2014“ stellte Jayson DeMers eine Liste der sieben wichtigsten Entwicklungen im Bereich der sozialen Medien zusammen,
die heuer auf uns zukommen werden, darunter LinkedIn,
Google +, die Verwendung von Bildern statt Text und die
Wiederauferstehung von Myspace als Musikplattform. Der
interessantere Aspekt seiner Story verbarg sich allerdings
in den Kommentaren darunter. Userin Cheryl Conner
schrieb, „Myspace? Wow, das ist der eine von deinen sieben Punkten, der mich überrascht hat“, und Jayson DeMers antwortete: „Danke, Cheryl!... Ich muss zumindest
eine Überraschung dabei haben, um die Leute zum Reden
zu bringen ;).“ Der tatsächliche Reiz des Artikels lag also
nicht mehr im Text selbst, sondern in den Kommentaren
darunter, und die Betonung gilt dabei dem Element der
„Überraschung“. Der Überraschungseffekt an sich ist noch
nichts Neues, genauso wenig wie ein zielgerichteter Einsatz
von Schocktaktik. Überraschung + Reaktion = Kapital.
On Friday December 13 th 2013 Beyoncé posted one mercurial Instagram video. The caption read: “Surprise!” Clicking on the video
became like opening a present. What could it be, Bey? Flashing
in bold, pink text over moving images of a seductive “Queen Bey”
was the message “BEYONCÉ – VISUAL ALBUM—14 SONGS—17
VIDEOS—AVAILABLE NOW.” As I write this, her Instagram gained
552,869 likes and mine just rounded it up to 552,870. With
an exclusive release deal with iTunes, the resulting overflow of
traffic nearly crashed the site, reporting 1.2 million album sales in
only twelve hours. With such highly anticipated content that must
have taken a substantial cast of people to produce, the fact that
nothing leaked over the months it must have taken to churn out
these videos is absolutely astonishing.
To all intents and purposes, the internet is a malleable form, a
puppet to be manipulated and pulled this way or that. When you
discuss momentous events such as these, it is impossible to ignore
Guy Debord‘s The Society of the Spectacle. Written in 1967, it
was released as a series of 221 short theses at approximately one
paragraph each, and divided into nine chapters. If this book were
to be released today, perhaps Debord would drop an Instagram
video with the text in neon green type, all capital letters: “221
SHORT THESES – 1 PARAGRAPH EACH – 9 CHAPTERS – AVAILABLE
NOW!”. In his manifesto, Debord illustrates the influence of mass
media and the “commodity fetish.” He writes, “The spectacle
is not a collection of images; rather, it is a social relationship
between people that is mediated by images.” The unannounced,
un-leaked bundle of content released by Beyoncé on December
13 th began as a spectacle and became a uniting connection between her 8 million Instagram followers and 53 million Facebook
friends. This unexpected release produced a slew of social media
exchanges in the form of likes, retweets and posts which spread
like quantifiable wildfire in what Debord would have referred to as
“waves of enthusiasm.”
Am Freitag, den 13. Dezember 2013 veröffentlichte Beyoncé
ein Aufsehen erregendes kleines Video auf Instagram. Der
Schriftzug lautete schlicht: „Surprise!“ Das Anklicken dieses Videos fühlte sich an wie das Öffnen eines Geschenks.
Oh Bey, was kann das bloß sein? Und dann erstrahlte in
grellem Pink über bewegten Bildern einer verführerischen
Queen Bey die Botschaft: „BEYONCÉ – VISUAL ALBUM – 14 SONGS – 17 VIDEOS – AVAILABLE NOW.“
Während ich diese Zeilen schreibe, hat Beyoncés Instagram bereits 552.869 „likes“ angesammelt. Ich selbst habe
diese Zahl gerade auf 552.870 aufgerundet. Nachdem das
Album über einen exklusiven Deal mit iTunes vertrieben
wird, brachte der auf diese Ankündigung folgende Publikumszustrom das Verkaufsportal beinahe zum Absturz. In
nur 12 Stunden wurden 1,2 Millionen verkaufte Einheiten
verzeichnet. An der Produktion dieses fieberhaft erwarteten Contents muss eine Unzahl von Leuten gearbeitet haben. Dass während all der Monate, die allein zur Herstellung der Videos nötig waren, so rein gar nichts davon an
die Öffentlichkeit drang, ist schlichtweg erstaunlich.
What is special about this as opposed to, say, the launch of Lady
Gaga’s recent album is that it goes against the common practice
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Das Internet ist eine formbare Masse, eine Marionette, die
sich in alle möglichen Richtungen biegen lässt, für welchen Zweck auch immer. Angesichts solch spektakulärer
Ereignisse ist es faktisch unmöglich, nicht an Guy Debords
Manifest Die Gesellschaft des Spektakels zu denken. Diese
Buch erschien 1967 als eine Serie von 221, je einen Absatz
kurzen, in neun Kapitel aufgeteilten Thesen. Wenn Debord sein Pamphlet heute veröffentlichen würde, hätte er
vielleicht schon ein Instagram-Video mit folgendem Text
in neongrüner Schrift gepostet: „221 KURZE THESEN
– JEWEILS 1 ABSATZ – 9 KAPITEL – JETZT ERHÄLTLICH!“ In seinem Manifest illustriert Debord den Einfluss
der Massenmedien und den Konsumfetisch. Er schreibt:
„Das Spektakel ist nicht eine Sammlung von Bildern; Es
ist vielmehr die soziale Beziehung zwischen Menschen,
die über Bilder vermittelt wird.“ Jenes von der Öffentlichkeit ferngehaltene Bündel an Content, das Beyoncé am
13. Dezember unangekündigt in die Welt setzte, begann
als Spektakel und entwickelte sich augenblicklich zu einer vereinenden Verbindung zwischen ihren 8 Millionen
Instagram-Followers und ihren 53 Millionen FacebookFreunden. Die unerwartete Veröffentlichung produzierte
eine regelrechte Kommunikationslawine in den sozialen
Medien, ob in Form von „likes“, Retweets oder Postings.
Sie breiteten sich wie eine quantifizierbare Form des Lauffeuers aus, ganz nach dem Muster dessen, was Debord die
„Wellen des Enthusiamus“ genannt hätte.
of marketing and distribution where “accidental” leaks and teasers have become routine. What was formerly abrupt and unexpected, has resulted in a homogenization of content distribution.
Audiences have come to anticipate the supply of content but are
increasingly demanding a release that is just as sensational, if not
more sensational than the packaged content. The public likes to
be caught off-guard.
Today, the digital distance between brand and consumer grows
more and more, to be less and less. This phenomenon was harnessed, and Beyoncé was able to communicate directly to her
fan-base, bypassing all the middlemen. In one swift upload, she
monopolized the attention economy. According to Debord, “the
spectacle presents itself simultaneously as all of society, as part
of society, and as an instrument of unification.” It‘s as if you
were at a football event. The ball is fumbled, but with seconds of
playing time remaining, a goal is scored, and the whole stadium
is rising from their seats, reacting simultaneously, demonstrating
undeniable synchronicity.
In July 2013 rap artist, media mogul and Beyoncé‘s husband Jay-Z
performed an un-announced six-hour-long media stunt for his video
Picasso Baby at Pace Gallery in New York City. The journalists,
artists and gallery assistants present at the show were the first to
break the news to the uninformed and uninvited by word of mouth,
one tweet at a time. Rumours spread about who else was there –
Marina Abramovic, definitely, but James Franco? George Condo?
Like a fan taking a selfie in front of a concert venue, witnesses
of events like to inform and tell the world that they were there.
Art and media fans alike announced to the internet that this was
happening. Picasso Baby was being marketed by them on Jay-Z‘s
behalf. Those who were there, were promoting the release.
Das Besondere daran – im Gegensatz etwa zum Launch
des jüngsten Lady Gaga-Albums – ist, dass diese Taktik
gegen die gängige Praxis von Marketing und Vertrieb verstieß. „Versehentliche“ Leaks und Teaser sind zur Routine
geworden, und was früher einmal als aufregend erschien,
ist zur homogenisierten Form der Inszenierung von Content erstarrt. Das Publikum ist bereits darauf vorbereitet,
auf diese Weise mit Neuigkeiten versorgt zu werden, und
verlangt zunehmend nach einer Form der Veröffentlichung, die genauso sensationell, wenn nicht noch sensationeller ist als der verpackte Content selbst. Man sehnt sich
danach, überrumpelt zu werden.
Still, the unforeseen release of Picasso Baby paled in comparison
to the recent Beyoncé album drop for two reasons, the first being
sheer volume of content, but more importantly, Jay-Z’s strategy
still used the “leaking” method. Beyoncé completely left that model behind and instead communicated directly to her fans with an
unforeseeable gift. In effect, the surprise is the new leak.
The question presented to marketing professionals now is whether
or not this can be replicated, and if this strategy of releasing content has the potential to evolve into something else. Consumers
are already anticipating the next surprise. It is a call to arms and a
blatant provocation to the traditional ways in which consumers are
presented branded content. Brands, do you accept the challenge?
Mit der zunehmenden Bedeutung der digitalen Welt wird
die digitale Distanz zwischen Marken und Konsumenten
immer geringer. Dieses Phänomen nutzt Beyoncé für sich
aus, indem sie unter Umgehung aller Mittelsmänner direkt
mit ihrer Fangemeinde kommuniziert. Mit einem schnellen Upload monopolisiert sie die Ökonomie der Aufmerksamkeit. Nach Debord präsentiert sich das Spektakel selbst
„gleichzeitig als die ganze Gesellschaft, als Teil der Gesellschaft und als ein Instrument der Vereinigung.“ Es ist,
als wäre man bei einem großen Fußballereignis: Der Ball
Lola Kramer is a journalist and writer, contributing amongst
others to "Journal Magazine", a publication of the Swiss Institute
of Contemporary Art.
66
rutscht durch die Finger des Torhüters, und ein paar Sekunden vor Abpfiff fällt das entscheidende Tor. Das ganze
Stadion springt von seinen Sitzen hoch, reagiert simultan
und demonstriert dabei eine unleugbare Synchronität.
Im Juli 2013 veranstaltete der Rapper und Medienmogul bzw. Beyoncés Ehemann Jay-Z in der Pace Gallery
in New York City einen unangekündigten, sechs Stunden
langen Medien-Stunt zur Präsentation seines Videos Picasso Baby. Die anwesenden Journalisten, Künstler und
Gallerie-Assistenten waren die ersten, die der unwissenden Außenwelt da draußen die Neuigkeit mitteilten, und
zwar per Mundpropaganda, Tweet um Tweet. Sogleich
begannen sich Gerüchte darüber zu verbreiten, wer sonst
noch da war – Marina Abramovic, definitiv, aber James
Franco? George Condo? Wie jeder typische Fan, der vor
einer Konzerthalle ein Selfie schießt, wollen die Zeugen
eines solchen Ereignisses dem Rest der Welt mitteilen, dass
sie dabei waren. Kunst- und Musikfans ließen das Internet
wissen, dass das hier jetzt gerade passierte. Sie übernahmen an Jay-Zs Stelle das Marketing für Picasso Baby. Die
geladenen Gäste erledigten die Promotion für seinen Release.
Und dennoch verblasste die unangekündigte Veröffentlichung von Picasso Baby im Vergleich zum Abwurf des
jüngsten Beyoncé-Albums aus zwei Gründen: Der erste
davon liegt in der schieren Menge an Content, die Beyoncé
unters Volk brachte. Noch wichtiger ist aber die Tatsache,
dass Jay-Zs Strategie immer noch auf der Methode des
Leaks beruhte. Beyoncé dagegen ließ dieses Modell völlig
hinter sich und wendete sich stattdessen mit ihrem unvorhergesehenen Geschenk direkt an die Fans.
Marketing-Profis sehen sich nun mit der Frage konfrontiert, ob dieses Vorbild sich nachahmen lässt oder nicht,
bzw. ob diese Veröffentlichungsstrategie Potenzial zur
Weiterentwicklung birgt. Die Konsumenten warten indessen schon auf die nächste Überraschung. Es ist ein Ruf zur
Schlacht, eine kecke Infragestellung der traditionellen Methoden, Konsumenten mit Markeninhalten zu konfrontieren. Also, Marken, nehmt ihr die Herausforderung an?
Lola Kramer ist Journalistin und Autorin, unter anderem
für das „Journal Magazine“ des Swiss Institute of Contemporary Art.
67
MoveMber
changing
the face of
Men’s health
At the start of Movember, men register
at Movember.com and begin the month
clean shaven. For the rest of the month,
these generous individuals, known as
Mo Bros, groom, trim and wax their way
into the annals of fine moustachery, all
the while raising awareness and funds to
benefit men’s health.
At the end of the month, participants
and their female supporters (known as
Mo Sistas), celebrate their gallantry by
either throwing their own Movember
party or attending one of the renowned
Gala Partés held throughout the world
by Movember, for Movember.
movember.com
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Farbe trifft Funktion / colour meets function
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farbe trifft colour meets
funktion function
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Schlichtes, steriles Design oder knallige Farbe? Wird
unser Büro zum gemütlichen Zuhause? Wer sind die angesagtesten Designer von morgen und was zeichnet sie aus?
Wir haben einen gefragt, der es wissen muss: Max Fraser,
Deputy Director des London Design Festival.
Clean, sterile design or garish colour scheme? Will your office
turn into a cosy home? Who are the most in-demand designers of
tomorrow, and what marks them out as special?
We have asked someone who is in the know: Max Fraser, Deputy
Director of the London Design Festival.
Max, was glaubst du, ist der groSSe Designtrend 2014?
Max Fraser: Ich glaube, wir beginnen 2014 eine neue
Phase des Optimismus, und damit geht auch ein neues
Selbstbewusstsein einher. Wir fangen an, uns von den vertrauten erdigen und natürlichen Tönen und Mustern der
vergangenen Jahre zu entfernen und sind bereit für kräftige Farben und geometrische Muster. Zunehmend mehr
Desi- gner werden das Konzept der Leichtigkeit aufgreifen und Materialität von Dingen auf ihren grundlegenden
Kern reduzieren.
M a x , what do you e x pect to b e the b i g trend in
de s i g n in 2 0 1 4 ?
Max Fraser: I think we’re entering a new period of optimism and
with that comes confidence. We will start to move away from the
familiar, earthy, natural tones and patinas of the past few years
and embrace bold colour and geometric patterns. I think more designers will also embrace the idea of ‘lightness’ in their projects,
reducing materiality of things to their basic essence.
W hen there i s a trend toward s s tron g colour s
doe s the de s i g n b ecome clearer and more s imple ,
or i s there a focu s on playful and decorati v e
element s ?
Wenn Farbe im Trend liegt, wird Design dann eher
klar und schlicht gehalten oder liegen verspielte und dekorative Elemente im Fokus?
I think clean and simple design will always prevail but I expect
we’ll see more playful and perhaps decorative elements coming
72
Photo Max Fraser
Ich bin überzeugt, dass klares
und schlichtes Design immer
dominierend sein wird. Dennoch erwarte ich vermehrt
verspielte, eventuell dekorative Elemente. Allerdings
nicht in dem barocken Stil,
der vor zehn Jahren aufkam,
sondern eher grafisch, geometrisch, linear.
in, but not of the baroque genre of
ten years ago – more graphic, geometric, linear.
I s the or g anic and s u s tain a b le de s i g n approach s till
a trend or a well - e s ta b li s hed principle ?
It upsets me to think of it as a
trend – sustainable principles
should be entrenched in everything
we do. We no longer have other
options for the planet.
Ist Nachhaltigkeit aus
deiner Sicht immer noch
ein Trend oder bereits
ein gut etabliertes Prinzip?
Es regt mich auf, Nachhaltigkeit als kurzlebigen Trend zu
sehen. Es sollte ein Prinzip
sein, das wir in allem, was wir
tun, etablieren. Wir haben gar
keine andere Option mehr für
unseren Planet.
Wird die Designszene in
der nahen Zukunft Wert
auf lokale Produkte legen?
Max Fraser (33), Deputy Director, London Design
Festival: „Ich liebe es für das London Design Festival
zu arbeiten, weil es dort vor allem darum geht Design
zu feiern. Es ist der „Crescendo-Moment“ des Jahres,
wenn die Designwelt zusammenkommt, um ihre
Ideen zu präsentieren, Themen zu diskutieren und
öffentlich die Definition von Design zu bereichern.“
Max Fraser (33), Deputy Director, London Design Festival:
“I love working for the The London Design Festival because
it is very much about celebration. It is a crescendo moment
in the year when the design world comes together to showcase ideas, discuss issues and publicly enrich our definitions
of design.“
Ich glaube, die Designszene
– ebenso wie die Lebensmittelbranche – nutzt mehr und
mehr lokale Materialien und
Produktionsmöglichkeiten. Allerdings glaube ich nicht,
dass sich die allgemeine Öffentlichkeit für mehr als die
Theorie interessiert. Lokale Produkte und Produktion ist eher ein Thema für die privilegierte Mittelschicht.
W ill the de s ig n s cene value
local product in the future?
I think the design scene, like the
food scene, embraces local materials
and production facilities. However,
I don’t think the wider public cares
that much beyond the theory –
this is still reserved for the privileged middle class.
H ow doe s the de s i g n s cene
handle the g eneral trend
of ma s s per s onali s ation ?
W ill there b e de s i g n for
e v eryone at rea s ona b le
price s or un - afforda b le
uni q ue de s i g n item s ?
The increasing ubiquity of digital technologies is enabling more
designers to create one-off unique designs and sell them directly
to customers. This approach, however, only represents a small
percentage of global production so we mustn’t lose sight of the
need to produce well-designed products that everyone can afford.
Mass production is still entirely relevant.
Wie geht die Designszene mit dem generellen
Trend der Individualisierung in der Masse um?
73
I n what way will new technolo g ie s li k e 3 D
printin g , b i g data etc . chan g e the de s i g n s cene
further in 2 0 1 4 ?
Design für jeden zu angemessenen Preisen oder
unbezahlbare Einzelstücke?
Ich denke, dass Massenproduktion immer noch außerordentlich wichtig ist. Allerdings ermöglicht die zunehmende Verfügbarkeit von digitalen Technologien es mehr
Designern, einmalig einzigartige Designs zu schaffen und
sie direkt an Kunden zu verkaufen. Dieser Ansatz repräsentiert aber nur einen kleinen Prozentsatz der globalen
Produktion, und wir dürfen nicht die Nachfrage nach gut
designten Produkten aus den Augen verlieren, die sich zudem jeder leisten kann.
d
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s
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g
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Sophisticated technologies will continue to shrink the size and
price of products, enabling growth in the wearable technologies
market. Devices will become more integrated into our lives. In
contrast, we will increasingly see a rejection of constant connectivity by a growing number of individuals.
W hich de s i g ner s and b rand s s hould we k eep an
eye on in 2 0 1 4 ?
In London we are blessed with a great variety of designers from all
over the world. Each of them brings along a very different mix of
abilities and working methods. This makes it very difficult to name
just a single talent to watch in 2014. In terms of the London Design Medal 2013 we have honoured Daniel Rybakken as an up and
coming talent. He creates really interesting work with light. Other
designers who are currently on my radar for various reasons include Hunting & Narud, Asif Khan, Benjamin Hubert, Bethan Laura
Wood, Faye Toogood and Michael Anastassiades.
Wie verändern neue Technologien wie 3D
Drucker, Big Data, etc. die Designszene 2014
auSSerdem?
Durch hochentwickelte Produktionsverfahren werden wir
weiterhin in der Lage sein, sowohl das Format als auch
den Preis von Produkten zu verringern. Und dadurch den
Wachstumsmarkt für tragbare technische Geräte weiter
befeuern. Geräte werden mehr und mehr in unser Leben
integriert. Gleichzeitig werden wir aber auch bei einer zunehmenden Anzahl von Menschen eine steigende Ablehnung gegenüber der konstanten Vernetzung spüren.
M any than k s for the inter v iew.
Max Fraser joined the London Design Festival as Deputy Director in April 2012. Furthermore, he works as a design commentator
across the media of books, magazines, exhibitions, video, and
events to broaden the conversation around contemporary design.
He delivers content, commentary, and strategy for a variety of
public and private bodies in the UK and abroad. He is the author
of several design books including Design UK and Designers on
Design, which he co-wrote with Sir Terence Conran. He owns Spotlight Press, a small publishing imprint, recent titles include London
Design Guide and Dezeen Book of Ideas.
Welche Designer und Marken sollten wir
2014 im Blick behalten? In London sind wir mit einer großen Vielfalt an Designern
aus der ganzen Welt gesegnet. Jeder einzelne bringt ganz
unterschiedliche Fähigkeiten und Herangehensweisen an
die Arbeit mit. Das alles macht es schwierig, nur ein einziges Talent zu nennen, das man 2014 nicht aus den Augen
lassen sollte. Im Zusammenhang mit der London Design
Medal 2013 haben wir Daniel Rybakken als auf- strebendes Talent geehrt. Er erschafft wirklich interessante Arbeiten mit Licht. Andere Designer, die momentan aus den
verschiedensten Gründen auf meinem Radar sind, sind:
Hunting & Narud, Asif Khan, Benjamin Hubert, Bethan
Laura Wood, Faye Toogood und Michael Anastassiades.
herzlichen Dank für das Interview.
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Photos Daniel Rybakken
Max Fraser ist seit April 2012 Deputy Director für
das London Design Festival. Neben dem London Design
Festival bemüht er sich, die Konversation rund um Gegenwartsdesign lebendig zu halten. Er ist der Autor verschiedener Publikationen zum Thema Design, wie zum
Beispiel Design UK und Designers on Design. Als Verleger publiziert Max Fraser im Verlag Spotlight Press
Titel wie London Design Guide und Dezeen Book of Ideas.
Designer to watch: Daniel Rybakken
Ascent by Daniel Rybakken for Luceplan
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Mobilität der Zukunft / Mobility of the Future
Interviews mit / interviews with
Ben Hammersley
Graham Hill
Sven Völker
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Illustrations Valerie Ox
mobilität der Mobility of
zukunft the Future
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Ein Leben ohne Autos, Flugzeuge, U-Bahnen, Trams
und Fahrräder können wir uns nicht mehr vorstellen.
Ständig entwickeln sich weitere Nutzungsarten und -technologien. Dabei verändert sich das Design der Fortbewegungsmittel permanent – besonders im Zusammenhang
mit der immer stärker greifenden Digitalisierung und Vernetzung von Fahrzeugen. Wir werfen daher einen Blick
auf neue Entwicklungen der Mobilität im kommenden
Jahr und haben dazu drei Experten befragt. Die Ideen, Anregungen und Inspirationen vom Internettechnologen Ben
Hammersley, Entrepreneur Graham Hill und Kunst- und
Designprofessor Sven Völker lassen uns mit Spannung das
neue Jahr erwarten.
Today, a life without cars, planes, underground trains, trams
and bikes seems impossible to imagine. New kinds of applications
and technologies are constantly coming on stream. The design of
our means of transport is evolving all the time, most notably in
terms of the progressing digitalisation and interconnectedness of
vehicles. To get an idea of how mobility might develop this year
we have asked three experts in the field: Internet technologist
Ben Hammersley, entrepreneur Graham Hill and art and design
professor Sven Völker have all shared their imaginative ideas and
suggestions with us, inspiring great expectations for the year
ahead.
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Es geht moving
voran! forward!
Ben Hammersley über die zunehmende Digitalisierung und
Technologisierung im Kontext
von Mobilität.
Ben Hammersley on the growth of
digitalisation and technologisation
in a mobility context.
Ben, wir leben im digitalen Zeitalter. Können wir davon
ausgehen, dass unser Alltag 2014 immer mehr mit dem
Internet vernetzt wird? Wie könnte diese immer stärkere
Digitalisierung in Bezug auf unsere Verkehrsmittel aussehen?
Ben, we are all living in the digital age now. Can we assume
that in 2014 our everyday lives will become more and more entwined with the internet? What could this growing digitalisation look
like with respect to our means of transport?
Ben Hammersley: Es gibt verschiedene Bereiche, in denen
die Digitalisierung greifen wird. Zwei der wichtigsten
Themen sind das autonome Fahren und die Nutzung von
big data (Vorratsdatenspeicherung).
Ben Hammersley: Digitalisation will break through in various different areas. Two of the most important issues are autonomous
driving and the use of big data.
A utonomou s v ehicle s . Autonome Fahrzeuge. There are two aspects in which autonomous driving doesn‘t
quite cut it yet: The technical and the social aspect. As far as the
technology goes, autonomous cars are still much too expensive
to actually be affordable. Google, for example, has already developed an autonomous vehicle, but it exists only in the lab, and
the technology is extremely expensive. So you will not see selfdriving vehicles at your local car dealer anytime soon. But one
development that will in fact happen in 2014 is semi-autonomous
driving. Even today there are parking assistants in luxury cars that
will park your car as if by magic, and in exactly the same way we
will see more and more assistants that will brake automatically in
situations of danger. I can also imagine that soon you will only
have to press a button by your front door, and straight away
Es gibt zwei Bereiche, in denen das autonome Fahren noch
hinkt: Technik und Soziales. Was die Technik betrifft, so
ist ein autonomes Auto einfach immer noch viel zu teuer,
als dass man es sich wirklich leisten könnte. Beispielsweise
hat das Unternehmen Google ein autonomes Fahrzeug entwickelt. Dieses existiert bisher aber eigentlich nur im
Labor und seine Technik ist extrem teuer. Ein selbststeuerndes Auto ist zum jetzigen Zeitpunkt und wohl auch
in naher Zukunft also nicht beim Autohändler um die
Ecke erhältlich. Eine Entwicklung, die 2014 aber tatsächlich stattfinden wird, ist das halb-autonome Fahren: Schon
heute gibt es in hochpreisigeren Autos Parkassistenten, die
83
das Auto quasi von Zauberhand einparken. Genauso wird
es auch immer häufiger Assistenten geben, die in Gefahrensituationen automatisch abbremsen. Ebenso kann ich
mir vorstellen, dass Menschen bald einen Knopf an ihrer
Haustür haben, den sie nur drücken müssen und schon
kommt ihr Auto vorgefahren – aus der Garage oder einer
nahe gelegenen Parklücke.
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your car pulls up automatically from the garage or a nearby
parking space.
Then again, I don‘t believe that one day we will have only selfdriving cars on our roads, and that is because of certain social
circumstances. First of all, it would be very hard to replace all the
cars in the world with self-driving vehicles. Over time this could be
realised bit by bit, but since the largest car market is still North
America, it‘s unlikely to happen. The idea of the autonomous vehicle runs counter to the attitude of Americans, who see cars as a
symbol of prestige and, most of all, freedom. This might be different for city-dwellers, but there are still a lot of people living in
the suburbs or in small villages in the sticks where teenagers can‘t
wait to get their driving licence and take their car and themselves
wherever they want to.
Allerdings glaube ich nicht, dass eines Tages nur noch
selbst-gesteuerte Autos durch unsere Straßen fahren werden – und zwar aus gewissen sozialen Gegebenheiten. Erstens wäre es sehr schwierig, alle Autos dieser Welt durch
selbst-gesteuerte Fahrzeuge zu ersetzen. Im Laufe der Zeit
wäre das zwar peu à peu zu realisieren, aber da der größte
Automobilmarkt immer noch Nordamerika ist, wird das
wahrscheinlich nie passieren. Denn die Idee autonomer
Fahrzeuge steht in starkem Kontrast zur vorherrschenden Einstellung der Amerikaner, dass Autos ein Symbol
für Prestige und vor allem Freiheit sind. Für Städter mag
das bereits anders sein, aber es leben immer noch sehr viele Menschen in Vororten oder kleinen Dörfern auf dem
Land. Dort kann ein Teenager es kaum erwarten, seinen
Führerschein zu machen und sich und sein Auto dahin zu
navigieren, wohin er möchte.
For these cultural reasons alone, autonomous vehicles will not
replace our regular cars completely, even though the technology is
obviously really cool, mostly because you could use it to prevent
fatal car accidents. In the USA 40,000 people die in car crashes
every year, which wouldn‘t happen with autonomous vehicles. So
if the US government simply passed a law forcing everyone to use
a self-driving car, they could not just save the automotive industry,
but also the lives of a huge number of people. But the government
would never do that. Maybe it might happen one day in Germany
or the UK, but in the US car culture is simply too powerful.
Autonome Fahrzeuge werden also allein aus kulturellen
Gründen nicht komplett unsere herkömmlichen Autos ersetzen – obwohl die Technik natürlich verdammt cool ist.
Vor allem weil man sie zur Reduktion von fatalen Autounfällen einsetzen könnte. In den USA kommen pro Jahr
etwa 40.000 Menschen bei Autounfällen ums Leben. Das
würde mit autonomen Fahrzeugen nicht passieren. Wenn
die US-Regierung also einfach ein Gesetz verabschieden
würde, das jeden dazu verpflichtet, ein selbst-gesteuertes
Auto zu fahren, könnten sie nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch das Leben einer Vielzahl an Menschen sichern. Aber das würde die Regierung niemals tun.
Vielleicht passiert das eines Tages in Deutschland oder
Großbritannien, aber in den USA ist die Automobilkultur
einfach zu mächtig.
U s in g b i g data . There are two possible ways of using big data in transport
systems. On the one hand it can make sense for big organisations such as governments or transport companies to use big
data to manage their transport systems more efficiently. If you
were responsible for the London Underground or the manager of a
bus company, you could plan your routes better knowing where
and when most people are travelling. If you knew which parts
of the road network need to be enhanced, which stations are
the most frequented and at what times to expect the highest
frequency of passengers, transport systems could be run
far more efficiently.
84
Die Nutzung von big
data.
Es gibt zwei Möglichkeiten,
big data in Transportsystemen einzusetzen. Einerseits
kann es für große Unternehmen wie Regierungen oder
Verkehrsunternehmen sinnvoll sein, die Vorratsdatenspeicherung zu nutzen, um
ihre Systeme besser zu planen. Ist man zum Beispiel
verantwortlich für die Londoner Metro oder Chef eines Busunternehmens, kann
man seine Routen mit dem
Wissen, wo und wann die
meisten Menschen unterwegs sind und wo der Bedarf an Transportmitteln am
größten ist, besser planen. Wenn man weiß, welche
Strecken besonders gut ausgebaut sein müssen, welche
Stationen besonders frequentiert sind und zu welchen
Uhrzeiten große Schübe anstehen, können Transportsysteme also wesentlich effizienter gestaltet werden.
Andererseits können die gesammelten Daten auch in
Bezug auf Einzelpersonen genutzt werden. Es gibt bereits
Versicherungen, die ihren Klienten Geld zahlen, damit sie
eine bestimmte App auf ihrem Handy oder in ihrem Auto
installieren, die ihr Fahrverhalten trackt. Ist die Person
beispielsweise ein besonders guter Fahrer, kann er hoffen, dass seine Versicherungsbeiträge günstiger werden.
Bei einem schlechten oder unsicheren Fahrer werden die
Gebühren dementsprechend aber steigen. Die Firmen werden in jedem Fall versuchen, einen Profit aus den gesammelten Daten zu schlagen. Das kann für manche Menschen von Vorteil sein, für andere allerdings auch einen
erheblichen Nachteil darstellen.
Ben Hammersley ist ein weltweit renommierter Internettechnologie, Stratege, Autor und Journalist. Derzeit ist er
Innovator in Residence am Center für Kreative und Soziale
Technologie an der Goldmiths Universität London. Des weiteren ist er Mitglied der High Level Group für Pressefreiheit
der Europäischen Kommission und beisteuernder Redakteur
der britischen Ausgabe des Wired Magazin.
But collected data can also be used with regards to individual
transport. There are already insurance companies who pay their
customers to install a certain app in their car that tracks their
driving behaviour. If a person is a particularly good driver, they
can expect their insurance premiums to come down. Equally, for a
bad or insecure driver insurance premiums will go up. In any case,
insurers will try to gain an advantage from the data they collect.
For some people this might turn out to be beneficial, but others
may be put at a considerable disadvantage.
Ben Hammersley is a globally renowned internet technologist,
strategist, writer and journalist. Currently, Hammersley is Innovator in Residence at the Centre for Creative and Social Technology
at Goldsmiths University of London. Furthermore, he is a member
of the High Level Group for Press Freedom of the European Commission and a contributing editor of the British edition of Wired
Magazine.
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weniger aber less but
besser better
Graham Hill über Qualität
statt Quantität bei Verkehrsmitteln.
Graham Hill on getting more
from less in the field of transport.
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Graham, du bist der Erfinder des LifeEdited ApartmentSystems, das auf kleinstem Raum maximale Funktionalität
bietet. Wie können wir diese intelligenten Konzepte und
Technologien auf unsere Verkehrsmittel transferieren?
Graham, you are the inventor of the LifeEdited apartment
system, which offers maximum functionality in minimal spaces.
How can we apply these intelligent concepts and technologies to
our means of transport?
Graham Hill: Ich denke, da gibt es einige Elemente, die auf
das heutige Design von Fortbewegungsmitteln angewendet werden könnten.
Graham Hill: I think there are quite a few elements that could be
applied to today‘s design of means of transport.
T he ri g ht s i z e . Die richtige GröSSe.
Es ist wichtig zu bedenken, wie und wofür Dinge hauptsächlich genutzt werden und welches Design sich dafür
besonders gut eignet. Man verliert sich leicht darin, etwas
größer zu bauen als es eigentlich sein muss. Wieso braucht
man beispielsweise einen Herd mit sechs Kochfeldern,
obwohl man selten mehr als drei benötigt? Und braucht
man wirklich ein Off-Road Auto, wenn man eigentlich
höchstens einmal im Jahr durch anspruchsvolles Gelände
fährt? Meistens muss ein Auto einen ja nur von A nach
B bringen. In der Stadt sind diese Orte vorwiegend nah
beieinander. In Vororten sind die Distanzen größer.
Eventuell muss man manchmal auch große Gegenstände
It is important to bear in mind how things are used, what they are
mainly used for and which design is especially suited to the job.
You can easily lose yourself in building something larger than it
actually needs to be. Why, for example, would you need a cooking
top with six hobs even though you rarely need more than three?
And do you really need an off-road car, when you will really only
go through challenging terrain once a year at most? Generally, a
car will only have to get you from A to B. In town, these two places
will be fairly close to one another. In the suburbs the distances are
greater. You may sometimes have to transport large items, but in
most cases the only requirement is to transport people.
I think that in future some of the major functional requirements
for cars will be dictated by mobile technologies. Globally, there is
86
transportieren, aber in den meisten Fällen geht es lediglich
darum, Menschen zu befördern. Ich denke, mobile Technologien werden zukünftig die
funktionalen Anforderungen an ein Auto maßgeblich
vorgeben. Weltweit steigt das bereits hohe Level an Konnektivität und Menschen tauschen Autos gegen Smartphones. In den USA fahren die Menschen immer weniger
Auto, kümmern sich später um ihren Führerschein und
legen einfach generell immer weniger Wert auf Autos.
Daher werden zukünftig die funktionalen Anforderungen
an ein Auto zwar gleich bleiben, aber die Menschen werden weniger Auto fahren.
already a considerable level of connectivity which is raised further
with people exchanging cars for smartphones. In the USA people
are using cars less and less. They leave it longer to get a driving
licence, and they just don‘t value cars as highly anymore. This
means that the functional requirements of cars will remain the
same, but the frequency at which they are used will drop.
M ultifunctionality. LifeEdited assumes that rooms and items should serve multiple
purposes. Our created rooms change their function throughout the
day, and in this way they fulfill various uses. This concept can also
be applied to means of transport, for example when a backseat
can be turned into a sleeping bunk or a hold in which to transport
large items. Now that WiFi is available almost anywhere you can
move your office to wherever you happen to be. You can take your
work directly from your desk to the plane, the train or a bus. Soon
our cars could be driving themselves autonomously, and we will
not have to concentrate on driving during the journey anymore.
You will be able to work, sleep or paint while the car takes you
safely to your destination.
Multifunktionalität. LifeEdited vertritt die Überzeugung, Räume und Gegenstände mehrere Zwecke bedienen sollten. Unsere kreierten
Räume ändern über den Tag hinweg ihre Funktion und erfüllen somit verschiedene Anforderungen. Dieses Konzept
könnte auch auf Fortbewegungsmittel angewandt werden. Zum Beispiel, wenn ein Autorücksitz zum einen als
Fahrsitz dient, zum anderen aber auch als Schlafliege oder
Transportfläche für größere Gegenstände umfunktioniert
werden kann. Mit fast flächendeckendem WiFi kann man
sein Büro heutzutage fast überall hin verlegen – man kann
seine Arbeit direkt vom Schreibtisch mit ins Flugzeug, den
Zug oder den Bus nehmen. Bald fahren wir vielleicht sogar
autonome Autos und müssen uns während der Fahrt nicht
selbst auf das Fahren konzentrieren. Man kann arbeiten,
schlafen oder malen, während das Auto einen sicher ans
Ziel bringt.
L e s s b ut b etter . At LifeEdited we make the assumption that you can own fewer
things, but of better quality. Quality trumps quantity. This concept
could also be applied to means of transport. Fewer buttons to
press and fewer playful gadgets, but more quality. It is time to
start designing cars that only serve their proper purpose. Who
actually needs a 500 horsepower gas guzzler with massage seats?
Simple cars made for personal transport, that would be a start.
Volkswagen‘s diesel cars are a good example for this. Volkswagen
produce cars with a reduced design using simple technology to
achieve incredible fuel economy. In this way they prove that it
isn‘t necessary to keep reinventing the car completely. It is better
to find smart uses for technologies that already exist.
A further illustration of the “less but better” approach is to build
cars that have a really long lifespan. We should design car-sharing
vehicles for specific uses, so that there is a bigger choice of different rental cars. Instead of trying to cater for as many different
Weniger aber besser. Wir von LifeEdited vertreten die Meinung, dass man
weniger Dinge besitzen sollte, diese dafür aber in höherer
Qualität. Qualität statt Quantität. Dieses Konzept könnte
man ebenso auf Fortbewegungsmittel anwenden. Weniger
Vorrichtungen und Spielereien und mehr Qualität. Man
sollte anfangen, Autos zu entwerfen, die einzig dem
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Zweck dienen, den sie erfüllen
sollen. Wer braucht wirklich eine
500PS-Schleuder mit Massagesitzen? Einfache PKWs, das wäre
ein guter Anfang. Ein gutes
Beispiel dafür sind die Dieselautos von Volkswagen. Volkswagen
produziert im Design reduzierte
Autos und nutzt dabei simple
Technologien, um eine unglaubliche Brennstoffersparnis zu erreichen. Damit beweist das
Unternehmen, dass es gar nicht
nötig ist, das Auto ständig neu zu erfinden, sondern
besser, bestehende Technologien schlau einzusetzen.
Eine weitere Veranschaulichung des „Weniger aber
besser“-Ansatzes ist es, Autos zu bauen, die eine
wirklich lange Lebensdauer haben. Wir sollten CarSharing-Wagen für bestimmte Aufgaben designen, sodass es eine größere Auswahl an Mietwagen gibt. Anstatt
möglichst viele Anforderungen gleichzeitig abzudecken,
dient jedes Fahrzeug einem ganz bestimmten Zweck.
Das würde zu sinnvolleren und effizienteren Designs
führen. So sähe ein Auto für kleine Erledigungen im
städtischen Raum ganz anders aus als ein Wagen, der
für einen Umzug oder einen Freizeitausflug genutzt
wird.
requirements as possible, each vehicle would serve a specific
need. This would lead to more meaningful and efficient designs,
so that a car made for small errands in an urban environment
would look completely different from a car that is used for moving
house or going on a day trip.
A cce s s i b ility v er s u s owner s hip. At LifeEdited our opinion is that in the future people will no longer
buy their own cars, but will make use of many different means of
transport, according to their requirements at the time. An electric
bicycle for short distances and no time wasted looking for parking
spaces, a convertible for a weekend trip, a removal van for moving
house. This would change our urban environment enormously, especially in terms of cars. Fewer cars for more people means fewer cars
on the road, more room and more parking spaces. Our cityscape
would be cleaner, less clogged up and more suitable for walking or
cycling. Money that normally goes into the upkeep of road surfaces
and similar things could be channeled into public transport, bicycle
ZugÄnglichkeit versus Besitz. Wir von LifeEdited sind der Meinung, dass Menschen
zukünftig keine eigenen Autos mehr besitzen, sondern auf
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viele verschiedene Fortbewegungsmittel zurückgreifen
werden – je nach dem aktuellen Bedürfnis. Ein elektrisches
Fahrrad für kurze Strecken, um keine Zeit für die Parkplatzsuche zu vergeuden, ein Cabriolet für einen Wochenendausflug, einen Umzugswagen für den Wohnungswechsel.
Das würde die städtische Landschaft extrem verändern –
besonders im Bezug auf Autos. Weniger Autos für mehr
Menschen heißt: weniger Autos in den Straßen, mehr
Raum und mehr Parkplätze. Unsere Stadtlandschaft wäre
sauberer, weniger verstopft und besser geeignet, um zu Fuß
zu gehen oder Fahrrad zu fahren. Geld, das normalerweise
in die Instandhaltung von Straßen und Ähnlichem fließt,
könnte in öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad-Sharing-Systeme oder andere Fortbewegungsmittel gesteckt werden.
Seit Car-Sharing-Unternehmen selbst für das Benzin zahlen müssen, werden sie sich bald überlegen, mehr benzinsparende Autos einzusetzen. Hier kommen hoffentlich zukünftig auch mehr elektrische Autos zum Einsatz, die unsere
Städte sauberer und ruhiger machen.
sharing schemes or other means of transportation. Since car-share
companies are beginning to have to pay for their own petrol, they
are soon going to think about using more fuel-efficient cars. Hopefully, this will lead to more electric cars coming into use in the
future, making our cities cleaner and calmer.
Graham Hill is an expert in architecture and industrial design.
He achieved global recognition by launching the first essential
sustainability blog TreeHugger.com. He has founded a number of
enterprises and currently invests all his energy into a social project
called Start-Up LifeEdited – an intelligent apartment system which
employs special concepts and technologies to offer maximum functionality in a minimal space.
Graham Hill beschäftigt sich mit Architektur und Industriedesign. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch die Gründung des ersten bedeutenden Nachhaltigkeitsblogs TreeHugger.com. Er gründete zahlreiche Unternehmen und investiert
momentan seine ganze Energie in das soziale Start-Up
LifeEdited – ein intelligentes Apartment-System, das durch die
Anwendung spezieller Konzepte und Technologien maximale
Funktionalität auf minimalem Raum bietet.
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car sharing car sharing
is caring is caring
Sven Völker über Automobildesign 2014.
Sven Völker about car design
in 2014.
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Sven, wenn du 2014 ein Auto designen könntest, wie
würde es aussehen? Hätte es vier Räder, ein Lenkrad und
einen Motor?
Sven, if you could design a car in 2014, what would it look
like? Would it have four wheels, a steering wheel and an engine?
Sven Völker: 2014, that would be very soon indeed. Let‘s assume
that within this short period of time I am not going to turn into an
engineer, so I would have to rely on things that I know and find
exciting. But often things that are right in front of your face will
suddenly look incredibly innovative in a different context. On the
cover of the first issue of Some Magazine we had a picture by film
prop designer John Zabrucky. It was a hairdryer, one of those bulky
ones from the American 1950s. All it took was a shiny silver dome
at its tip instead of a regular air vent to turn it into a readymade
laser weapon. If you apply this idea of changed usage to mobility,
I could imagine many different scenarios for a new kind of car:
Sven Völker: 2014 – das wäre dann ja schon sehr bald. Es
ist durchaus anzunehmen, dass ich mich in dieser kurzen
Zeit nicht zum Ingenieur entwickeln werde. Ich würde
mich also auf das verlassen müssen, was ich kenne und
spannend finde. Aber es passiert ja häufig, dass Dinge,
die vor einem liegen, in einem anderen Kontext plötzlich
unglaublich innovativ aussehen. Auf dem Titelblatt der
ersten Ausgabe unseres Some Magazines landete beispielsweise ein Bild des Filmrequisiten-Herstellers John
Zabrucky, das einen Föhn (ein klobiges Ding aus den
amerikanischen 50er Jahren) zeigte, an dessen Vorderseite
sich statt dem klassischen Luftsieb eine glänzende
Silberkuppel befand. Fertig war die Laserwaffe. Überträgt
man diesen „Umnutzungs“-Gedanken auf den Mobilitätsbereich, könnte ich mir verschiedene Szenarios eines
neuen Automobils vorstellen:
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T he mo b ile
photo
b ooth . Der fahrende
Fotoautomat.
Man könnte zum Beispiel die Idee des Passfotoautomaten aufgreifen
und ihn mit vier Rädern
ausstatten. Dann hätten
die Menschen etwas zu
tun, während sie darin reisen. Sich selbst
fotografierend (was ja
sehr im Trend ist)
könnten sie beruhigt
den Vorhang zuziehen
und die automobilen
Assistenzsysteme
die
Arbeit verrichten lassen.
Dann wären hunderte
mobile Automaten auf den Straßen unterwegs. Besonders
bequem wäre es vielleicht nicht, aber mit Sicherheit
ein unterhaltsamer Anblick für die Passanten.
You could pick up the concept of a passport photo
booth and stick four wheels
on it. This would give
people something to do
while they are travelling.
Taking pictures of themselves (as is very much
the current trend), they
could calmly draw the
curtain and leave all the
work to the automobile
assistance systems. You
would see hundreds of mobile photo booths on the
street. It might not be very comfortable, but surely an entertaining
sight for passers-by to behold.
T he v inta g e - mo b ile . Another idea would be to bring everything back to the way it
was fifty years ago. You could make cars slower and more spacious again. This would noticeably increase the feel-good factor on
the roads. Maybe one could dispense with the sooty and noisy
combustion engines, but why not go back to a vintage-mobile
whose insufficient performance in crash tests is made up for by
its limited speed? What if there weren‘t two tonnes worth of car
colliding at 60mph but one tonne at 20mph? You wouldn‘t have
any Tom, Dick or Harry tearing down the motorway at 120mph,
just consultant doctors, playboys and playgirls. Admittedly, this
wouldn‘t be very politically correct, but it would bring an end to
this completely unrealistic, emotional exaggeration of mediocre
small cars. Only true sports cars would be sports cars then.
Das Vintage-Mobil. Eine andere Idee wäre es, alles wieder so umzugestalten
wie es vor 50 Jahren war. Man könnte die Autos wieder
langsamer und luftiger machen. Das würde auf den Straßen den Spaßfaktor merklich erhöhen. Auf die rußenden
und lauten Verbrennungsmotoren könnte man vielleicht
verzichten, aber warum nicht zurück zum Vintage-Mobil,
dessen mangelhaftes Crash-Verhalten durch seine begrenzte Geschwindigkeit wettgemacht wird? Wenn nicht
mehr zwei Tonnen mit 100 km/h aufeinanderprallten,
sondern nur 1000 Kilogramm mit 30 km/h. Wenn nicht
mehr alle Hans und Franz dieser Welt, sondern nur noch
Chefärzte und Playboys (und -girls) mit über 200 Sachen
über die Autobahn heizen könnten. Das wäre zwar nicht
besonders korrekt, aber es würde der vollkommen unrealistischen, emotionalen Überhöhung von mittelmäßigen
Kleinwagen ein Ende bereiten. Sportwagen wären dann
nur noch echte Sportwagen. T he car s harin g model . There is a third idea that has come to my mind. Let‘s assume car
manufacturers shut all their high street franchises and showrooms
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Das Car-Sharing-Modell. Es gibt noch eine dritte Variante, die mir einfällt.
Angenommen die Automobilkonzerne würden all ihre
Autohäuser und Showrooms morgen schließen und
die Fabriken würden die Automobile direkt in die Straßen,
Parkplätze und Parkhäuser der Städte und Dörfer ausliefern. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich mit einem
Chip auf meinem Führerschein einen teuren Sportwagen,
ein kleines Moped oder einen schweren Lastwagen gleich
hier in meiner Straße aufsperren und damit wegfahren
könnte. Im Grunde funktionieren Car-Sharing-Modelle
wie car2go und DriveNow doch wunderbar. Warum kann
man das nicht auf alle Autos übertragen und den individuellen Besitz von Automobilen damit abhaken? Dann könnte ich meinem Nachbarn endlich eins auswischen, indem
ich zehn Minuten früher aufstehe und ihm die spannendere Karosse vor der Nase wegschnappe. m
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tomorrow and factories would deliver their cars straight onto the
roads, parking lots and multi-storey car parks of all the towns and
villages instead. I‘m imagining what it would be like if I could use
a chip on my driving licence to unlock an expensive sports car, a
little moped or a heavy duty lorry right there on my street and
drive away. In principle, car sharing models like car2go or DriveNow work a treat, so why could you not extend this to all cars and
do away with individual ownership altogether? Finally, I would be
able to get one up on my neighbour just by getting up ten minutes
earlier and snatch the more exciting car from right under his nose.
Alle drei Szenarios haben wohl gemeinsam, dass ich
mich in solchen Fragen eher für das System als für die
Gestaltung des einzelnen Autos interessiere. Sie sind
auch alle nicht besonders korrekt und demokratisch.
Aber das spiegelt auch ein wenig die heutige Aufgabe von Design und Gestaltung wider – immer häufiger
geht es mehr um das System und die Rolle des Einzelnen
darin als um die Gestaltung (und damit die Erzeugung von
Begehrlichkeiten) eines einzelnen Gegenstands. Aber wenn ich nun einfach nur ein Auto gestalten müsste,
dann wäre es tatsächlich doch ein Sportwagen mit vier
Rädern, einem Lenkrad, einem hochdrehenden Sechszylinder-Verbrennungsmotor und einer unglaublich großartigen, grafischen, bunten Lackierung. Wie die genau aussehen würde, denke ich mir jetzt in Ruhe aus.
Der Designexperte Sven Völker arbeitet als Künstler, Designer und Autor in Berlin und als Professor für Kom- munikationsdesign an der Kunsthochschule in Halle. Er ist Herausgeber des Kunst- und Designmagazins „Some Magazine“
sowie des Buches „Go Faster“, einer Auseinandersetzung mit
dem Grafikdesign von Rennwagen. Seine aktuellen Arbeiten
verbinden Grafikdesign, Journalismus und Kunst. Sein neues Ausstellungsprojekt „Haven’t Seen Myself in Ages“ war in
Leipzig, Johannesburg, Flø, Basel, Bern und Prag zu sehen.
What all of these scenarios have in common is that you can tell
that I am more interested in the system than the design of each
single car. Also, none of these ideas are very PC or democratic,
but this reflects today‘s tasks for design and presentation. The
emphasis is shifting towards looking at systems and the role of
the individual within them, rather than the presentation of (and
therefore the creation of desire for) an object in itself.
But if I only had to design a car as such, it would actually be a
sports car with four wheels, a steering wheel, a high revving six
cylinder combustion engine and incredibly magnificent, graphic,
colourful paintwork. And now I‘m going to take a bit of time to
think about what exactly that might look like.
Design expert Sven Völker works as an artist, designer and
writer in Berlin and teaches as a professor of Communication Design at the Kunsthochschule in Halle. He is an editor at the art
and design periodical Some Magazine and has released the book
“Go Faster”, an investigation of graphic design for racing cars.
His current work combines graphic design, journalism and art.
His recent exhibition project “Haven’t seen myself in ages” has
been shown in Leipzig, Johannesburg, Flø, Basel, Bern
and Prag. 92
Nichts bleibt, wie es ist.
N othin g s tay s the way it i s . Wir können nicht mit Gewissheit sagen, ob wir bald in
einem selbst-steuernden Fotoautomaten durch die Stadt
fahren, der „Selfies“ von uns schießt, die in Echtzeit an
all unsere Facebook-Kontakte geschickt werden, während
eine App das Fahrverhalten unseres Fotoautomaten trackt.
Fest steht aber, dass der Bereich der Mobilität einem
ständigen Wandel unterliegt und die Prognosen unserer
Experten – auch wenn sie nicht immer miteinander übereinstimmen – spannende Anregungen und Inspirationen
zu den Veränderungen der Fortbewegungsmittel in 2014
liefern. Welche der Vorahnungen sich schlussendlich
bewahrheiten, wird die Zukunft zeigen.
We cannot say for certain, if we will soon go through town in
a self-driving passport photo booth while shooting selfies that
get shared among our Facebook friends in realtime, while an app
checks the driving behaviour of our photo booth.
But it is clear that mobility is undergoing constant change and the
predictions of our experts – even though they don‘t always agree
with each other – still offer plenty of inspiration for innovation
in our means of transport in 2014. The future will show which of
their predictions will come true.
The illustrations for this chapter are by Valerie Ox. Born
in Russia and raised in Berlin, she is a creative consultant for
fashion and lifestyle brands as well as a graphic designer,
illustrator and package designer.
Die Illustrationen in diesem Kapitel stammen von Valerie
Ox. In Russland geboren, in Berlin aufgewachsen, ist sie als
Creative Consultant für Fashion- und Lifestyle Brands tätig
sowie als Grafikerin, Illustratorin und Package-Designerin.
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Impressum masthead
K-MB gestaltet für zeitgeistige Unternehmen Konsumkultur. Seit 2004 arbeiten wir auf zwei Kontinenten für zur
Zeit mehr als 30 Consumer Brands.
Aktuelle Informationen zu unserer Arbeit, Kunden und
Agentur finden sie unter:
K-MB creates consumer culture for contemporary ventures.
Since 2004 we have been working on two continents for
currently more than 30 consumer brands.
www.k-mb.de www.k-mb.com
Recent information about our work, our customers and agency
can be found under:
Herausgeber und Redaktion
K-MB Agentur für
Markenkommunikation GmbH
www.k-mb.de www.k-mb.com
Produktion
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Publisher and Editing
K-MB Agentur für
Markenkommunikation GmbH
Grafikdesign
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Production
Plastic Media
Graphic Design
Sarah Abdelbaky
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Trendreport
2014