Trendreport 2014 - K-MB
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Trendreport 2014 - K-MB
KONSUM KUltur consumer culture Trendreport 2014 4 Beständige constant veränderung change Wir sollten Dinge ändern, bevor sie uns verändern. Neun Jahre fragte K-MB Tausende von Menschen auf der ganzen Welt, was das nächste Jahr bringt. Zusammengefasst in einen quadratischen, kreativ gestalteten TrendCheck verschickten wir das kleine Manifest als bildende Lektüre an unsere Kunden. Damit ist jetzt Schluss! Wir haben den Trend-Check verändert, damit er uns verändert. Natürlich treibt uns immer noch die Neugier, was uns im kommenden Jahr erwartet. Dafür verstecken wir uns aber nicht mehr hinter qualitativen Studien und spekulativen Thesen, sondern setzen die Menschen in Szene, von denen wir glauben, dass sie das nächste Jahr mitgestalten werden. So plaudert unser Netzwerk auf den nächsten 100 Seiten über die Art und Weise, wie Konsum uns in Zukunft prägt. Ein Ausblick, der uns durch die Kommunikationstore BRAND, MOBILITY, FASHION, NIGHTLIFE, SOCIETY, MUSIC, DIGITAL und DESIGN führt. Bei allen Themen stehen weniger Antworten im Raum als die Frage, was bleibt in Zukunft von dem, was wir heute kennen. Denn Konsumkultur lebt von Entwicklung, strebt nach Veränderung. Und während die folgenden Texte des Trendreports sich um den Wandel drehen, zeigt uns die Gestaltung das, was bleibt. Die Dinge, die wir nicht konsumieren können. Also, auf, auf in die beständige Veränderung! We should change things before they change us. For nine years, K-MB has been asking thousands of people around the world what the next year will bring. Neatly packaged as a squareshaped, creatively designed manual named Trend-Check, we used to send our little manifesto to our customers as educational reading material. Not anymore! We have changed the Trend-Check so it may change us. Of course, we are still driven by our curiosity for what to expect from the coming year. But at the same time we no longer want to hide behind high profile studies and speculative fancy. We would much rather give a platform to the kind of people that we believe will have a creative impact on the coming year. Thus, on the following 100 pages, various voices from our network of experts will set out their ideas of the ways in which consumer culture will shape our future lives. Their perspectives will guide us through various approaches to communication: BRANDS, MOBILITY, FASHION, NIGHTLIFE, SOCIETY MUSIC, DIGITAL and DESIGN. Our approach to these topics is less about giving answers than about asking what might remain of the world that we know today. After all, consumer culture lives by constant development and will always push for change. And while the following texts of this Trendreport revolve around change, the presentation shows us what will remain. Onwards then, into constant change! 5 D d i g i ta l M 8 F fa s h i o m n 2 u s i c 3 4 N 2 n i g h t l i f e 4 4 D B b r a n d d 5 o c i e t 6 i g n 7 0 M m y s 6 S s e 2 o b i l i t y 8 0 D d i g i ta l das Internet wird abgeschafft! / The Internet will be Abolished! machs dir doch selbst! / Just Do it Yourself! massage fürs gewissen / A massage for our conscience der Niedergang der dritten dimension / the decline of the third dimension 9 das Internet The internet wird will abgeschafft! be abolished! d i g i t a l „Das Internet wird abgeschafft!“ Dieser grenzenlose Moloch, diese Datenautobahn ohne Verkehrsregeln, dieses nutzlose Sammelsurium an Unsinnigkeiten. Beschlossen hat diesen drastischen Schritt nicht etwa China, Barack Obama oder die UNO, sondern der gemeine User. Er baut das Konstrukt Internet derzeit in ein „Interneed“ um: ein Netzwerk, das er sich entsprechend seinen wirklichen Bedürfnissen einrichtet. “The internet will be abolished!” This boundless moloch, this data highway without a highway code, this useless collection of nonsense. The decision to take this drastic step has not been taken by China, Barack Obama or the UN, but by the common user who is currently converting the construct internet into the “interneed”: a network that he or she adjusts according to his or her true requirements. That‘s why the motto for 2014 will be “An internet that serves your life instead of living for the internet”. People have woken up to the fact that in the global online hysteria of the past few years they have turned from users to the used of the internet, neurotically narcissistic yay!-sayers, the shimmering plankton of the digital ocean, sitting there luring hungry predators to gobble them up. 2014 steht daher ganz im Zeichen des Leitspruchs „Internet fürs Leben statt Leben fürs Internet“. Die Menschen haben gemerkt, dass sie in der globalen Online-Hysterie der vergangenen Jahre immer mehr vom Internetbenutzer zum Internetbenutzten wurden, zu profilneurotischen Jasagern, zum schillernden Plankton im digitalen Ozean, das ununterbrochen Fressfeinde anlockt. From now on, users will take their fate into their own hands again. They want to liberate themselves from the diktat of cheerfulness of the world wide web, and that‘s why they will no longer blindly follow the paths laid out for them by smart devices, but instead watch very closely if the sleep patterns, nutrition programmes and motion sequences suggested to them by watches, armbands and apps actually fit their own biorhythms. They will consciously choose to overlook the bold headlines, the hype around 3D and Ab sofort nehmen die User ihr Schicksal wieder selbst in die Hand. Sie wollen sich von der Diktatur des Glücks im World Wide Web befreien. Sie werden daher nicht mehr blind den Vorgaben von Smart-Devices folgen, sondern genau beobachten, ob die von Uhren, Armbändern und Apps ausgegebenen Schlafrhythmen, Ernährungsprogramme und Bewegungsabläufe tatsächlich zu ihrem Biorhythmus 10 passen. Sie übersehen geflissentlich das Fettgedruckte, den Hype um 3D und andere Superlative und konzentrieren sich auf die Botschaft hinter der Inszenierung; und wenn sie keinen bezahlbaren Zugang zum Netz bekommen, schaffen sie sich diesen einfach selbst. other superlatives, and concentrate instead on the message behind the presentation. And where they don't receive reasonably-priced access to the net, they will just create it for themselves. 2014 is going to be the year of digital emancipation. Brands will have to adjust their communication to users' newly emerging confidence in order to get real attention. The tactics of being loud, sloganeering and massive will widely disappear from communication, at least where the aim is to generate lasting success and real brand relationships. Brands will once again focus more on human beings and their real needs and less on their narcissism or their insatiability. The new “Interneed” will suit these requirements. 2014 ist das Jahr der digitalen Emanzipation. Für Marken bedeutet dies, dass sie ihre Kommunikation dem neuen Selbstbewusstsein der User anpassen müssen, um echte Aufmerksamkeit zu erregen. Das Laute, das Plakative und Massive werden weitgehend aus der Kommunikation verschwinden, zumindest wenn diese nachhaltige Erfolge und echte Markenbindung generieren soll. Marken werden wieder den Menschen und seine wahren Bedürfnisse in den Fokus ihrer Maßnahmen rücken und weniger an seine Geltungssucht und seinen Hang zur Maßlosigkeit appellieren. Das neue „Interneed“ bietet dafür die besten Voraussetzungen. 11 Text Franka Rainer machs dir Just do doch selbst! it yourself! d i g i t a l „Lieber Kunde, Sie surfen jetzt bis Ende des Monats mit reduzierter Geschwindigkeit, da die Volumengrenze Ihres Tarifs erreicht ist“: Wir alle haben diesen Satz in ähnlicher Form sicher schon öfter gelesen als uns lieb ist. Denn Flatrate heißt nicht unbegrenzt surfen. "Dear customer, as usage of your account has reached the data limit assigned to your tariff, you will surf the net at reduced speed until the end of this month." We have all read various variations on this statement more often than we would have liked. Flat rate surfing does not mean unlimited access to the web. Ein kostenfreies WLAN in Städten könnte hier leicht Abhilfe schaffen. Allerdings ist außer vollmundigen Versprechen von öffentlichen Verwaltungen hier noch nicht viel geschehen. Denn selbst an Orten, wo es eine entsprechende Infrastruktur gibt, ist das Frei-Surfen beschränkt, entweder zeitlich – 30 Minuten am Tag zum Beispiel – oder örtlich – den Innenstadtbezirken. Und in ländlichen Regionen ist in Sachen Breitbandinternet häufig komplett tote Hose. Und nicht zuletzt haben die Datenskandale der letzten Zeit die Bürger nachdenklich werden lassen. Free WiFi in cities could be very helpful in these situations, but despite generous promises by municipal bodies, nothing much has happened. Even in places where the required infrastructure is already in place, free web access is limited, either to a certain amount of time (e.g. 30 minutes) or to a certain location such as the town centre.In rural regions broadband internet coverage is often a complete no-show. Moreover, recent snooping scandals have made citizens a lot more critical. Einige wollen das nicht länger hinnehmen. Sie wollen sich nicht mehr von Netzanbietern hinhalten lassen und machen sich daher kurzerhand ihr eigenes Internet. Sogenannte „Mesh-Netzwerke“ erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Tendenz steigend in 2014. Some are no longer ready to put up with what they are offered. They are tired of being kept on a tight leash by net providers and have instead opted to create their own internet. So-called "mesh networks" are getting more and more popular and will see rapid growth in 2014. 12 Photo bettery magazine „Mesh-Netzwerke“ gibt es weltweit. Das wohl bekannteste ist guifi.net in Spanien. Der Oracle-Angestellte Ramon Roca brauchte unbedingt eine Breitbandverbindung, um auch von zu Hause arbeiten zu können. Im ländlichen Katalonien war das aber schwierig. Also ergriff Roca selbst die Initiative und errichtete mit Gleichgesinnten das „Mesh-Netzwerk“. Heute zählt es über 20.000 Netzwerkknoten und erreicht auch die kleinsten Dörfer. There are "mesh networks" all over the world, arguably most famously among them being guifi.net in Spain. Oracle employee Ramon Roca urgently needed a broadband connection to be able to work from home, but in rural Catalonia this sort of service proved very hard come by. So Roca took matters in his own hands and created a "mesh network" with likeminded people. At the time of writing, it boasts 20,000 network hubs that reach even the smallest villages. Sollten Sie einmal in Red Hook in Brooklyn, New York City, sein, empfiehlt sich der Blick nach oben. Die Einwohner haben Router auf ihren Hausdächern angebracht und somit ein eigenes Netzwerk geschaffen, was Breitband-Internet auch in einkommensschwache Bezirke bringt. If you should ever find yourself in Red Hook, Brooklyn, New York City, you might want to chance a glimpse skywards: The people living in this neighbourhood have installed routers on their roofs and thereby created their own network, bringing broadband to low income areas. Wie aber funktioniert das Ganze nun? Exemplarisch sei hier die Berliner Organisation Freifunk genannt. Deren Claim lautet: „Freifunk steht für freie Komunikation in digitalen Datennetzen. Wir verstehen ‚frei‘ als öffentlich zugänglich, nicht kommerziell, im Besitz der Gemeinschaft und unzensiert.“ Die einzelnen Teilnehmer des Netzwerks stellen ihre Router für den Datentransfer innerhalb des Netzwerks zur Verfügung. So können zum Beispiel Musik und Filme geteilt werden. Oder auch einfach nur Informationen, was gerade in der Nachbarschaft vor sich geht. Zudem lassen einige Teilnehmer andere an ihrem Internetzugang teilhaben und machen so das World Wide Web auch jenen zugäng- But how does it all work? Freifunk, an organisation based in Berlin, serves as a prime example. Their claim is that ”Freifunk stands for free communication in digital data networks. We understand ‘free‘ as non-commercial public access owned by the community and without censorship.” Each participant in the network makes their router available for data transfer within the network. This way music and films or even just information about activities in the community can be shared freely. What‘s more, some participants let others share their internet access and thus make the world wide web available even to those who might otherwise not be able to afford it. All of this is made possible by installing Freifunk firmware on one‘s router. 13 lich, die sich das vielleicht nicht leisten können. Das alles wird möglich durch die Installation der Freifunk-Firmware auf dem Router. d i t a l As end users we should be fully aware of this, but we often choose to forget: The internet is neither a neutral nor a private space. Nearly everything we do in the world wide web can be traced back and used against the user. Originally an anarchic world of its own, nowadays the infrastructure on which the internet is based belongs to a handful of multinational corporations co-operating closely with secret services that are keen to collect as many data as possible. Of course, the NSA or other agencies of their ilk would be able to log into private networks without any problem. But this would take a lot of hard work, as mesh networks are organised on a decentralised basis. Das würde aber sehr viel Arbeit bedeuten, da die „MeshNetzwerke“ eben dezentral organisiert sind. Nur weil es immer mehr „Mesh-Netzwerke“ gibt, hört das Internet selbstverständlich nicht auf zu existieren. Sie sind allerdings eine attraktive Ergänzung. Franca Rainer ist in Berlin zu Hause und hat Europa im Herzen: Die Österreicherin mit sizilianischem Blut ist in Frankreich aufgewachsen, hat in England Medienwissenschaften und Filmproduktion studiert und lebt seit 2009 in der deutschen Hauptstadt, wo sie als als Journalistin und Digital-Expertin arbeitet. True, just because there are some "mesh networks" around, this doesn't stop the internet from existing. But they do make for an attractive addition. Franca Rainer is at home in Berlin and, quite literally, has Europe at heart: An Austrian with Sicilian blood running through her veins, she grew up in France, studied Media Science and Film Production in the UK. Since 2009 she has been living in the German capital, working as a journalist and digital expert. 14 Photo bettery magazine i g Als Enduser wissen wir es zwar, vergessen es aber gern: Das Internet ist weder ein neutraler noch ein privater Ort. Nahezu alle im World Wide Web getätigten Vorgänge können zurück verfolgt und gegen den User verwendet werden. Ursprünglich anarchisch gehört die Infrastruktur, auf der das Internet heute basiert, einer Handvoll multinationaler Unternehmen. Diese arbeiten eng mit den Geheimdiensten zusammen, die bestrebt sind, an so viele Daten wie möglich zu gelangen. Natürlich können sich die NSA und andere ihr ähnliche Dienste problemlos in die privaten Netzwerke einloggen. Text Lars Schmeink Massage A massage for fürs our Gewissen Conscience Das Internet und die Verantwortung fürs eigene Leben The internet and our responsibility for our own lives Medien sind die „Erweiterungen des Selbst“, schrieb der kanadische Medienwissenschaftler Marshall McLuhan bereits in den 60er Jahren über die Rolle, die neue Technologien in unserem Leben übernehmen. Seine Theorie ist dabei so einfach wie radikal: Neue Technologien verlängern, vergrößern und ergänzen die Reichweite des menschlichen Körpers. Dank des Telefons können wir über weitere Distanzen kommunizieren, dank des Automobils können wir uns schneller fortbewegen. Globale und mobile Kommunikationstechnologien erweitern aber nicht unsere körperliche Leistungsfähigkeit, sondern unseren Geist – wir gelangen besser an Wissen und können eine große Anzahl Daten besser verwalten. Media are "extensions of the self," as Canadian media theorist Marshall McLuhan already wrote about the role that new technologies occupy in our lives as early as the 1960s. His theory was as simple as it was radical: New technologies prolong, enlarge and add to the reach of the human body. Thanks to the telephone, we can communicate over longer distances, and thanks to the automobile we can travel faster. But global and mobile communication technologies don‘t just expand our physical ability to perform. They also enhance our mental capacity. We have better access to knowledge and can manage a large amount of data more easily. Even today we are able to improve our abilities with the help of internet technology. Virtual collections open up access to the arts and the knowledge of the world. Twitter and Instagram are revolutionising the freedom of speech, Google Earth and Skype have reduced the world to a global village where anybody can find anybody. New technologies will extend and influence the self even more strongly in the future. e.g. by making the internet a constant companion in the shape of a pair of spectacles. Thanks to Google Glass & co we will extend our selves so far that we will have permanent access to global knowledge. We will be constantly connected to our social networks and able to share our experiences with the world from a first-hand perspective. We will project a 24-hour stream of our own life. This makes the self a part of the network, and Schon heute gelingt es uns, mit Hilfe der Internet-Technologie unsere Fähigkeiten zu erweitern: Virtuelle Sammlungen eröffnen uns die Kunst und das Wissen der Welt, Twitter und Instagram revolutionieren die Meinungsfreiheit, Google Earth und Skype reduzieren die Welt auf ein globales Dorf, und jeder kann jeden anderen darin finden. Neue Technologien werden das Selbst in Zukunft noch weitaus stärker erweitern und beeinflussen, indem etwa das Internet zu einem konstanten Lebensbegleiter in Form einer Brille wird. Dank Google Glass und Co. erweitern 15 d i i t a l Neuester Trend im MassageHimmel: Technologie, die unsere Bewegung, Gesundheit und Lebensweise registriert. Geräte wie das bewegungsgesteuerte Armband UP by the network part of the self. But all of these extensions through media always bring about repercussions on our lives as well. As McLuhan so tellingly observed, "The medium is the massage." Thus he pointed to new technologies feeding back on the human beings who use them. We are being massaged and hypnotised by technology, and therefore educational scientists have been warning of the coming of a generation that no longer reads because Youtube has become their standard medium. In this way, humans are destined to become ever more lonely, even though they are playing World of Warcraft with thousands of others, while on Facebook human relationships are reduced to nothing more than self-marketing. The newest trend appearing on the firmament of technological massage: Technology that observes our movements, our health and our way of life. Gadgets such as the armband UP by Jawbone 16 Photos Jawbone g wir unser Selbst so, dass wir permanenten Zugriff auf das globale Wissen haben, ständig mit unserem sozialen Netzwerk verbunden sind und unsere Erfahrungen aus der Ego-Perspektive mit der Welt teilen können. Wir projizieren einen 24h-Stream des eigenen Lebens, der das Selbst zum Teil des Netzes und das Netz zum Teil des Selbst macht. Doch jede mediale Erweiterung hat auch immer eine Rückwirkung auf unser Leben, wie McLuhan treffend schreibt: „The medium is the massage.“ Damit verwies er auf die Rückkoppelungen, die neue Technologien auf den Menschen haben. Wir lassen uns von der Technologie massieren und einlullen. Und so warnen Pädagogen vor einer Generation, die nicht mehr liest, weil Youtube zum medialen Standard geworden ist. So vereinsamen Menschen, obwohl sie mit Tausenden gemeinsam World of Warcraft spielen. So geraten menschliche Beziehungen auf Facebook zur Selbstvermarktung. Jawbone registrieren nicht nur jeden einzelnen Schritt unseres vernetzen Körpers, sondern auch die Intensität der Aktivität oder gar die Tiefe und Erholsamkeit unseres Schlafes. Ob Spaziergang, die Nacht durchtanzen oder die Treppen ins Büro hochjagen – jede Bewegung wird registriert. Der Clou aber ist, dass die App zur medialen Erweiterung unseres Gewissens wird. Der innere Schweinehund bekommt technologische Konkurrenz und die Technik wird zum Motivationscoach. So gibt UP dem User detaillierte Informationen über die tägliche Bewegung – aktive und inaktive Zeit, Intensität, Gesamtzahl der Schritte, zurückgelegte Entfernungen und verbrannte Kalorien – und fordert durch Vibrieren zu mehr Aktivität auf. Wer so medial erweitert lebt, der gibt schnell die Verantwortung für das eigene Leben ab. Neue Kommunikationstechnologien bieten ein enormes Potential für das Selbst, aber den richtigen Umgang mit ihnen und die Entscheidung, sie auch mal abzustellen, müssen wir noch lernen. don‘t just register each step your networked body takes, but also the intensity, the depth and the relaxing quality of your sleep. Whether you take a walk or dance through the night or run up the stairs to the office, every movement is recorded. The point is that the app becomes a technological extension to your conscience. Your inner lazybones is confronted with a technological competitor, and technology becomes your personal trainer. UP will give the user detailed information about his or her daily movements, i.e. the time spent active or inactive, the intensity of activity, the overall number of paces, distance covered and calories burnt, while reminding them to raise their level of activity by sending out vibrations. Anyone whose life extended my media in such a way will soon hand over all responsibility for their own life. New communication technologies offer enormous potential for the self, but we still have to learn to use them properly and switch them off at the right moment. Lars Schmeink teaches Literature and Media at the University of Hamburg and Harbor City University, Hamburg. A member of the Science Fiction Research Association, he also works as a freelance journalist specializing in media and culture. Lars Schmeink lehrt Literatur und Medien an der Universität Hamburg und der HafenCity University Hamburg. Er ist Mitglied der Science Fiction Research Association sowie freiberuflicher Journalist mit Spezialgebiet Medien und Kultur. 17 Text Konrad Höfer The Decline of the Third Dimension der niedergang der dritten dimension d i g i t a l Die Digitalisierung und technischer Fortschritt sind ein fester Bestandteil unserer Informationsgesellschaft. Betrachtet man diese Entwicklung auf der Ebene der Filmindustrie, so erkennt man, wie die neuesten Blockbuster technisch immer ausgereifter werden. Regisseure kreieren mithilfe von Computertechnologie gigantische virtuelle Welten, die die Vorstellungskraft eines Jeden sprengen. Kaum ein Film der nicht in 3D in den Kinos erscheint. Betrachtet man jedoch die Entwicklung auf der Ebene unserer alltäglichen Kommunikation, entdecken wir einen klaren Gegentrend. Digitalisation and technological progress are a vital part of our information society. If you look at this development in terms of the film industry, you will recognise how the latest blockbusters have become technically ever more sophisticated. With the aid of computer technology, directors are creating gigantic virtual worlds that will blow apart anyone‘s imagination. There is hardly a film that will not appear in the cinemas in a 3D version these days. But if you look at this development at the level of everyday communication, you can detect a trend going in the opposite direction. The way we use our media is changing drastically. More and more content is consumed on the go, on smaller screens, in a shorter timespan. Following the “mobile first” principle, the service is adjusting to the circumstances, with providers making their content available in ways that are tailored to new demands, optimised for mobile devices. Alongside this development, a simplification of content becomes necessary. Interestingly, the surrounding graphic presentation plays a supporting role in this. Until the year 2012 the user surface of Microsoft‘s operating system Windows was marked out by graphic refinement with fading colours, shadings and 3D effects. With the introduction of Windows 8, all these attributes of presentation have disappeared at a stroke, replaced by a tile design based on a graphic presentation unified for all user devices, which is Die Art und Weise wie wir Medien nutzen verändert sich drastisch. Content wird immer mehr von unterwegs konsumiert, auf kleineren Screens in kürzerer Zeit. Nach dem Prinzip „mobile first“ passt sich das Angebot an. Anbieter stellen ihre Inhalte angepasst an die neue Nachfrage optimiert für mobile Endgeräte zur Verfügung. Einher mit diesem Umstand geht die Notwendigkeit einer Vereinfachung der Contents. Interessant dabei ist, wie die grafische Rahmengestaltung dabei unterstützend wirkt. Bis ins Jahr 2012 war bei Microsofts Betriebssystem Windows die Benutzeroberfläche geprägt von grafischer Raffinesse, Farbverläufen, 18 Schattierungen und 3D-Effekten. Mit der Einführung von Windows 8 sind alle diese Gestaltungsmerkmale auf einen Schlag verschwunden. Es wurde die Kacheloptik eingeführt und damit eine endgerätübergreifende einheitliche Gestaltung geschaffen, die sich ebenfalls für die Navigation auf Smartphones und Tablets eignet. Apple ist mit IOS7 nachgezogen und hat fast alle 3D-Effekte aus seiner Benutzeroberfläche verbannt. equally suited to navigation on smartphones and tablets. Apple has followed suit with IOS7, banning nearly all 3D effects from its user surface. This is more practical as loading times get shorter and ease of use has to be improved. At the same time brands are creating new identities in the modern world of graphic design by dragging their images out of the three-dimensional realm. This trend towards simplification is already in full swing and no longer just limited to providers of operating systems, but can be spotted across all industries and is set to gain wider influence. Brands such as Ebay, Twitter and, most recently, even Philips have reduced the presentation of their corporate identities to the bare essentials. Dies dient einerseits der Bedienbarkeit in der Form, dass kürzere Ladezeiten und einfachere Konsumierbarkeit garantiert werden. Außerdem schaffen sich Marken eine neue Identität in der Moderne grafischer Gestaltung, indem sie ihr Erscheinungsbild der Dreidimensionalität entreißen. Dieser Trend der Simplifizierung ist bereits in vollem Gange und beschränkt sich nicht mehr nur auf die Anbieter von Betriebssystemen, sondern ist branchenübergreifend zu erkennen und wird noch größere Ausmaße annehmen. Marken wie z. B. Ebay, Twitter und seit neuestem auch Philips haben die Darstellung ihrer Marke auf das Wesentliche reduziert. In the future, brands will profit even more from the simplicity of their presentation and the clarity of their communication. Pictures are becoming more and more dominant, texts are getting shorter. Communication is limited to the core. This is both a requirement of technology as well as that of human beings who still need be able to filter messages adequately in today's growing tide of information. Marken werden in Zukunft noch stärker von Einfachheit in ihrer Darstellung und Übersichtlichkeit in ihrer Kommunikation profitieren. Bilder geraten dabei immer mehr in den Vordergrund und Texte werden kürzer. Die Kommunikation beschränkt sich dabei auf ihren Kern. Einerseits ist dies ein Erfordernis auf technischer Ebene, andererseits für den Menschen, um Botschaften in der heutigen Informationsflut noch angemessen filtern zu können. Konrad Höfer works as a freelance designer and filmmaker in Berlin. Having professionally explored corporate design and interface presentation, he also runs a blog on presentation trends and interesting developments in and around the digital world. Konrad Höfer arbeitet als freiberuflicher Designer und Filmemacher in Berlin. Neben langjähriger beruflicher Auseinandersetzung mit Corporate Design und Interfacegestaltung betreibt er einen Blog über Gestaltungstrends und interessante Entwicklungen rund um die digitalisierte Welt. 19 © Jean-Claude Lother – Haut et Court TV F fa s h i o n dein Kleiderschrank brennt / YOUR WARDROBE IS BURNING Lieblinge der Lieblingsstylisten / FavoUrite stylist's favourites Christian Stemmler Nicole Schneider Caroline LemblÉ 23 YOUR WARDROBE IS BURNING DEIN KLEIDErSCHRANK BRENNT F a s h i o n Was ist das absolute „Must-Have“ für die kommenden Saisons und was bleibt vom Modejahr 2014 übrig? Wir fragten drei renommierte Fashion-Stylisten nach ihrem „It-Item“ 2014, indem wir ihnen ein Horror-Szenario mit auf den Weg gaben: What are the absolute "must-haves" items of the seasons ahead, and what will eventually remain as the legacy of the fashion year 2014? We asked three renowned fashion stylists to name their "it-item" of 2014, based on the premise of the following horror scenario: Wir schreiben den 31.12.2014 – Silvesterabend! Du lässt das vergangene Jahr Revue passieren und freust Dich auf die große Silvesterparty. Als Du nach Hause kommst, brennt Deine Wohnung. Du hast nur noch Zeit ein Lieblingsstück aus den Flammen zu retten. Auf was kannst Du aus Deinem Kleiderschrank von 2014 auf gar keinen Fall verzichten? It is December 31st 2014, New Year‘s Eve! As the past year zooms past in front of your mind‘s eye you are looking forward to the big New Year‘s Eve party. As you return home, you find your flat in flames. You only have time to save one favourite piece of clothing from the fire. What is the one thing from your wardrobe of the year 2014 that you would not be able to do without under any circumstances? 24 Stylist Christian Stemmler 1. YOUR TREND ITEM FROM 2 0 1 4 T H AT Y O U C O U L D N O T D O WITHOUT IN 2015? ACNE Bleeker Contrast-Sole Leather Derbies Photo Acne 1. DEIN TRENDTEIL 2014, OHNE DAS 2015 NICHTS MEHR GEHT? ACNE Bleeker Contrast-Sole Leather Derbies 2. STECKBRIEF 2. PROFILE Dein Name? Christian Stemmler. Y our name ? Christian Stemmler. Wo bist Du zu Hause? Berlin. W here do you li v e ? Berlin. In welchen Magazinen findet man Dich? Sleek, Qvest, Men’s Health Best Fashion. I n which ma g a z ine s can we find you in ? Sleek, Qvest, Men’s Health Best Fashion. Welche Strecke würdest Du gerne einmal umsetzen? Eine Oben-ohne-Story mit Malgosia Bela. W hich editorial would you li k e to create one day ? A topless story with Malgosia Bela. Y our s tyle icon 2 0 1 4 ? Kathi Kauder. Deine Stilikone 2014? Kathi Kauder. T hi s fa s hion title s hould e x i s t in Germany too … Details. Diesen Modetitel sollte es auch in Deutschland geben… Details. W hat i s your all - time fa s hion fav ourite ? White Nikes. Was ist Dein all time Fashion Favourite? Weiße Nikes. W hich trend s hould b e re v i v ed in 2 0 1 4 ? A style of one‘s own. Welcher Trend sollte für Dich 2014 ein Revival haben? Der eigene Stil. T he little b lac k num b er or de s troyed denim ? Both, depending on the occasion, but not destroyed. Das kleine Schwarze oder die destroyed Denim? Beides, je nach Anlass, aber ohne destroyed. Karl L a g erfeld or T om F ord ? Phoebe Philo or Miuccia Prada? Both! 25 Face b oo k or I n s ta g ram ? Both. Karl Lagerfeld oder Tom Ford? Phoebe Philo oder Miuccia Prada? Beide! Facebook oder Instagram? Beides. F a s h i o n 1. YOUR TREND ITEM from 2 0 1 4 T H AT YOU COULD NOT DO WITHOUT IN 2015? Since I prefer not to follow trends, I would save the following look from the flames (ed. showing an older street style image). I have a huge weakness for camouflage patterns and combat boots, even though neither of these are currently en vogue. In 2015 trendies will not be able to forgo floral prints, flat trekking sandals, lots of transparent fabrics (especially when worn in a layered style) and bomber jackets. Personally, I‘m going to get myself a fringed leather jacket in 2015. I love pieces that are out of context. 1. DEIN TRENDTEIL 2014, OHNE DAS 2015 NICHTS MEHR GEHT? Also, da ich mich ja ungern an Trends halte, würde ich diesen Look aus den Flammen retten (Anm. d. Red.: zeigt ein älteres Streetstyle-Bild). Ich habe ein Riesen-Faible für Tarnmuster und Springerstiefel. Obwohl beides wirklich nicht gerade aktuell ist. Trendbewusste können 2015 nicht verzichten auf: florale Prints, flache Trekkingsandalen, Transparenz (vor allem getragen im Layering-Prinzip) und Bomberjacken. Persönlich werde ich mir 2015 eine Lederjacke mit Fransen zulegen. Ich mag so Out-ofContext-Stücke. 26 Portrait photo Christian Stemmler, street style photo Caroline Lemblé Stylist Caroline Lemblé Portrait photo Harper,s Bazaar 2. STECKBRIEF 2. PROFILE Dein Name? Caroline Lemblé. Y our name ? Caroline Lemblé. Wo bist du zu Hause? Da wo meine Freunde sind. Bayerische Biergärten lassen mein Herz höher schlagen. W here do you li v e ? Where my friends are. Bavarian beer gardens always make my heart beat faster. In welchen Magazinen findet man dich? Da gibt es nur eine Handvoll. Früher fand ich die französische Vogue sehr gut gemacht. Viele Magazine, die ich mochte, sind leider nicht mehr auf dem Markt. Umso mehr freue ich mich für einen Titel wie Harper’s Bazaar zu arbeiten, der wieder Schwung in die Bude bringt. I n which ma g a z ine s can we find you in ? There is only a handful. I used to find French Vogue a really well made publication. But many magazines that I used to love are sadly no longer around. This makes me even happier to be able to work for a title like Harper´s Bazaar which is bringing some action to the party again. Welche Strecke würdest Du gerne einmal umsetzen? Sehr gerne würde ich eine Strecke mit Pferden umsetzen, da habe ich wohl aus der Kindheit Nachholbedarf. W hich editorial would you li k e to create one day ? I‘d love to do an editorial with horses in it. I might be harking back to childhood there. Y our s tyle icon 2 0 1 4 ? I haven‘t got any. I find it embarrassing to try and imitate somebody else. There are enough clones as it is. Deine Stilikone 2014? Stilikonen habe ich nicht. Ich finde es peinlich irgendjemandem nachzueifern. Klone gibt es genug. T hi s fa s hion title s hould e x i s t in Germany too … Tempo! Diesen Modetitel sollte es auch in Deutschland geben… Tempo! W hat i s your all - time fa s hion fav ourite ? Leather jacket – fits anytime and with anything. Was ist Dein all time Fashion Favourite? Lederjacke – passt jederzeit und zu allem. W hich trend s hould b e re v i v ed in 2 0 1 4 ? Camouflage. But I‘m afraid it‘s going to be flares again soon. I have seen them crop up a lot again recently (not on the catwalk, but on the street). Maybe in 2015? Welcher Trend sollte für Dich 2014 ein Revival haben? Camouflage. Doch ich glaube, es wird bald die Schlaghose – irgendwie zur Zeit wieder oft gesehen, zwar nicht auf dem Laufsteg, aber auf der Straße. Maybe in 2015? T he little b lac k num b er or de s troyed denim ? Destroyed denim. Kleines Schwarzes oder destroyed Denim? Destroyed Denim. Karl L a g erfeld or T om F ord ? Tom Ford! Karl Lagerfeld oder Tom Ford? Tom Ford! Face b oo k or I n s ta g ram ? Neither. I only changed the name on my account recently. There are often days where I would love to just erase it altogether. But one friend in particular keeps me from doing so because she lives at the end of the world and doesn‘t own a telephone. Facebook oder Instagram? Keins von beiden. Vor kurzem habe ich erst meinen Namen geändert. Es gibt oft Tage, da würde ich den Account am liebsten löschen. Doch eine einzige Freundin hindert mich daran, da sie am Ende der Welt lebt und kein Telefon besitzt. 27 Stylist Nicole Schneider F a s h i o n 1 . Y O U R T R E N D I T E M from 2 0 1 4 T H AT Y O U C O U L D N O T DO WITHOUT IN 2015? On no account could I live without my Saint-Laurent clutch! The great creator YSL has been with me all my life, and he always will be. I love the timeless classics that work with every seasonal trend and never get boring. Another trend that will persist in 2015 is leather in mellow, nuanced colours, pastel shades, nude or ochre, be it a classic biker jacket in sky-blue or a skirt in apricot, never mind the cut as long as it‘s coloured leather! 1. DEIN TRENDTEIL 2014, OHNE DAS 2015 NICHTS MEHR GEHT? Auf gar keinen Fall kann ich auf meine Saint Laurent Clutch verzichten! Der große Schöpfer YSL hat mich schon immer begleitet und wird es auch weiterhin tun. Ich liebe die zeitlosen Klassiker, die mit jedem Saisontrend funktionieren und nie langweilig werden. Ein Trend, der sich auch 2015 halten wird, ist Leder in zarten Farbnuancen, Pastelltönen, Nude oder Ocker. Ob als klassische Bikerjacke in Himmelblau oder der Rock in Apricot: egal welche Form, Hauptsache farbiges Leder! 2. PROFILE 2. STECKBRIEF Y our name ? Nicole Schneider. Dein Name? Nicole Schneider. W here do you li v e ? Berlin. Wo bist Du zu Hause? Berlin. I n which ma g a z ine s can we find you in ? GRAZIA. In welchen Magazinen findet man Dich? GRAZIA. W H I C H E D I T O R I A L W O U L D Y O U L I K E T O C R E AT E O N E D AY ? I would love to do a fashion editorial in Las Vegas. That place is unreal and overwhelming at the same time. Simply magic! Y our s tyle icon of 2 0 1 4 ? Cleménce Poésy. Welche Strecke würdest Du gerne einmal umsetzen? Ich würde gerne eine Modestrecke in Las Vegas umsetzen – der Ort ist unwirklich und gleichzeitig überwältigend. Einfach magisch! 28 T hi s fa s hion title s hould al s o e x i s t in Germany … I think Germany is lucky to have the variety of fashion titles that it has. Photo Yves Saint Laurent via My Theresa, portrait photo Nicole Schneider Deine Stilikone 2014? Cleménce Poésy. Diesen Modetitel sollte es auch in Deutschland geben… Ich denke, Deutschland kann sich mit der Vielfalt an Modetiteln sehr glücklich schätzen. W hat i s your all - time fa s hion fav ourite ? Strappy sandals have always been and will always remain an item that keeps coming back. It doesn't matter which way they get rediscovered, they always work. In 2014 they might dazzle in emerald green! Was ist Dein all time Fashion Favourite? Die Riemchensandale ist und bleibt ein immer wiederkehrendes Stück. Egal wie es neu aufgelegt wird – es funktioniert immer. 2014 darf sie in Smaragdgrün glänzen! W hich trend s hould b e re v i v ed in 2 0 1 4 ? Romantic floral prints are combined with a cool, sporty touch, which I like a lot. That‘s a trend that I look forward to... Welcher Trend sollte für Dich 2014 ein Revival haben? Der romantische Blumenprint bekommt eine coole, sportliche Note, die ich sehr mag. Ein Trend, auf den ich mich freue... T he little b lac k num b er or de s troyed denim ? Personally, I always like to be in destroyed jeans, whether it‘s with high heels or flat laced shoes. I just feel most comfortable wearing them! Das kleine Schwarze oder die destroyed Denim? Für mich persönlich immer gerne die destroyed Jeans, ob zu High Heels oder flachem Schnürschuh. In ihr fühle ich mich am wohlsten! Karl L a g erfeld or T om F ord ? Tom Ford. Face b oo k or I n s ta g ram ? Instagram. Karl Lagerfeld oder Tom Ford? Tom Ford. Facebook oder Instagram? Instagram. 29 © 2013 Vans, Inc. Photo: Max Wanger M m u s i c 2014 Klingt gut / 2014 sounds good 35 Text Christoph Prenner 2014 2014 klingt gut sounds good m u s i c Es hat nicht gereicht. Es hat einfach nicht mehr gereicht. Das mit Maximalmarketingaufwand zum PopEreignis der Saison hochgejazzte Produkt: Es hatte den Erwartungen in punkto Publikumszuspruch ganz und gar nicht entsprochen. Kaum jemanden dürfte das mehr verwundert haben als die Urheberin selbst. Gefühlt das gesamte vergangene Jahr hatte Lady Gaga eine unter anderem durch ausgedehnte Kooperationen mit Marina Abramovic oder Jeff Koons angeschobene Kunstsinnigkeit für sich zu reklamieren versucht, die sich dann allerdings mit dem Erscheinen des auf all dem aufbauenden Tonträgers als recht zweifelhafte Chimäre entpuppte, manch einer mag meinen: entpuppen musste. Artpop scheiterte dann jedoch kommerziell, weil es künstlerisch scheiterte, weil Gaga zum wahrscheinlich ersten Mal in ihrer hyperbeschleunigten Karriere die Zeichen der Zeit nicht richtig zu deuten wusste. Ohne große Not unterambitioniert hatte sie sich mit vermeintlich erfolgsgarantigen Producern wie David Guetta oder will.i.am zusammengetan, dabei aber tragischerweise übersehen, dass die Hausse von deren gemeinhin als Electronic Dance Music (EDM) behübschnamten Böllerdisco-Sounds nunmehr auch schon mindestens zwei, drei Spielzeiten vorüber ist. Ausgerechnet von einer 16-jährigen vom Ende der It just didn‘t do it in the end. The record that was remorselessly forced upon us all with the maximum might of marketing, designed to become the pop event of the season, simply never lived up to expectations in terms of audience response. Nobody might have been more taken aback by this failure than the originator herself. It seemed as though Lady Gaga had spent the whole of last year bolstering her claim to artistic competence through her cooperations with the likes of Marina Abramovic or Jeff Koons, preparing the ground for a musical product that would eventually (inevitably, some might say) reveal itself as nothing more than a dubious chimera. In essence, Artpop failed commercially, because it failed artistically. Probably for the first time in her hyper-accelerated career, Gaga had failed to read the signs of the time correctly. Lowering her ambitions when there was no need, she consorted with producers like David Guetta and will.i.am whose involvement seemingly guaranteed success, all the while tragically overlooking the fact that the once world-beating, banging disco formula, more classily known as EDM, had by now gone two or three seasons out of date. It took none other than a sixteen-year old from the other end of the world to eventually show Gaga what mainstream pop is meant to sound like in 2013 if you want to achieve mass appeal while still staying relevant and fascinating: Kiwi teenager Lorde surprised everyone with her debut Pure Heroine that combined a 36 Welt bekam die Gaga schließlich vorgeführt, wie Mainstream-Pop anno 2013 klingen soll, wenn er Mass-Appeal haben und dabei dennoch relevant und faszinierend bleiben soll: Das neuseeländische Teenager-Mädchen Lorde überraschte auf ihrem Debütwerk Pure Heroine mit minimalistischen, mitunter sanft an RnB haften bleibenden Sounddesigns und geheimnisumranktem Gestus, einer ein wenig an Lana del Rey gemahnenden Stimmeindringlichkeit und eben insbesonders mit komplett unvermuteten weltweiten Hitlisten-Stürmereien. minimal, sometimes gently RnB-infused sound design with mysterious gestures, an intense voice slightly reminiscent of Lana del Rey and, especially, an unforeseen ambition to storm the charts all over the globe. It now seems possible that this radically refined brand of digital soul of mainly, but not exclusively female provenance could establish itself as the predominant sound of the hour. The seeds for all this seem to have already been sown in the shape of various much-vaunted singles and EPs, but 2014 is set to be the year when some flowering talents will find fame with a much wider public. This sound which prefers a soft deceleration to the shrill theatre of effects had already been ushered in by a 25-year-old Londonerby-choice called FKA Twigs. On her EP2, which fittingly appeared on Young Turks, the label with a great taste for subtlety that had brought The xx to our attention, hushed vocals and sexy shyness sit on top of spartan, skeletal instrumental arrangements. A highly anticipated album will soon be released. Another debut which comes with great expectations is that of London‘s Rosie Lowe who recently received gushing praise from well-meaning orchestrators of hype. Her songs, which have partly been co-fashioned by up and coming British star songwriter Kwes and Jessie Ware collaborator Dave Okumu, could happily be attributed to a genre that various tastemakers have handily, but somewhat unsatisfyingly dubbed Cyber RnB. In Lowe‘s case, however, the artificial and overwrought style of most contemporary genre productions gives way to a more abstract approach that can sometimes freeze your senses with its air of detachment. This, the real art pop, is the sound of cold and clammy hands. After all, the heart is often a lonely hunter. Banks from Los Angeles could also be loosely associated with this musical strand. Her hits like Waiting Game, Warm Water or This Is What It Feels Like have been making the rounds through the blogs for the last nine months or so. Produced by the likes of surefire indie dance hit maker Totally Enormous Extinct Dinosaurs and Vienna-based wonder boy Sohn, she is making use of her seductively smoky voice in a sufficiently fertile attempt to create moments of sheer pop appeal. The fleeting nature that marks out the songs of FKA Twigs or Rosie Lowe is here replaced by a Gut möglich, dass sich nun sogar noch radikaler ausformulierter digitaler Soul – vornehmlich, aber nicht ausschließlich weiblicher Provenienz – flächendeckend und formatfüllend als Sound der Stunde etablieren kann. Die Saat dafür wurde bereits in Form diverser vielbeachteter Kurzspielplatten und EPs gelegt, 2014 dürfte nun das Jahr werden, in dem sie fürstlich im Aufmerksamkeitsfeld einer breiteren Öffentlichkeit aufgehen wird. Besonders elaboriert wird dieser, softe Entschleunigung schrillem Effekttheater vorziehende Klang von einer 25-jährigen Wahl-Londonerin transportiert, die aus urheberrechtlichen Gründen unter dem Namen FKA Twigs (formerly known as Twigs) firmiert. Auf ihrer jüngst, nicht unpassend auf Young Turks, dem feinsinnigen Label, das uns dereinst auch The xx erstmalig näherbrachte, erschienenen EP2 findet sich verhuschter Gesang und sexy Schüchternheit über spartanischen, skelettierten Instrumentals. Das demnächst anstehende Album, es gilt als: highly anticipated. Ebenfalls heiß erwartet wird das Einstandswerk der ebenfalls in London residierenden Rosie Lowe, die jüngst mit ihrer Vier-Song-Sammlung Right Thing für gut bemessenen Wirbel bei wohlmeinenden Hype-Instanzen sorgte. Ihre bisweilen vom britischen Shooting-Star-Songwriter Kwes sowie von Jessie-Ware-Kollaborateur Dave Okumu mitausgearbeiteten Songs lassen sich denn gleichfalls guten Gewissens in jenes Fach einsortieren, das diverse Tastemaker mit der griffigen, wenn auch kurzgreifenden Bezeichnung Cyber-RnB beschriftet haben. Auch bei Lowe 37 weicht das Kunstproduktige und Überreizte kontempo-rärer Genre-Produktionen einer abstrakteren anmutenden Annäherung, deren Distanziertheit einem schon mal das Gemüt gefrieren lassen kann. Dieser eigentliche Artpop, er kommt mit kalten klammen Händen daher. Das Herz ist eben oft ein einsamer Jäger. Lose jener Strömung zuordnen darf man auch Banks aus Los Angeles. Auf deren seit etwa einem dreiviertel Jahr bereits eifrig zirkulierenden, unter anderem vom IndieDance-Hit-Garanten Totally Enormous Extinct Dinosaurs oder dem Wahl-Wiener Wunderwuzzi Sohn produzierten Blog-Hits wie Waiting Game, Warm Water oder This Is What It Feels Like versucht sie sich mit rauchiger Stimme – allerdings durchaus fruchtbar - an einer Koketterie mit popaffineren Momenten. Die Flüchtigkeit, die den Songs von FKA Twigs oder Rosie Lowe anhaftet, ist hier einer merklichen, wenngleich noch immer etwas verhalten ausgestellten Laszivität gewichen. Gerne mal vorgebrachte Vergleiche mit dem männlichen Neo-RnB-Darling The Weeknd, mit dem Banks neulich auch ausdauernd auf Tour war, sie sind so verkehrt nun wirklich nicht. m u s i c noticeable, yet still restrained lascivity. Easily made comparisons with male RnB darling The Weeknd, with whom Banks recently has toured quite extensively, are far from misplaced. Speaking of The Weeknd, though, in 2014 two still very young men of British extraction will walk in his fresh and accordingly not yet very deep footsteps – if not necessarily by way of their sound. On the one hand, there is Sampha, newly risen up the ranks of featured guests through his collaborations with SBTRKT, Beyoncé‘s sister Solange and, not least, Drake (on his recent long-player Nothing Was The Same). While The Guardian has detected more of Elton John than James Blake in his oeuvre so far, the influence of widely referenced post-dubstep poster boy Blake on this 24-year-old‘s style is hard to deny. Just listen to the way he glides through his postmodern piano ballads with arresting fragility. Meanwhile, 19-year-old Uzoechi Osisioma Emenike has followed a not too dissimilar career path, causing quite a bit of a stir already despite his tender age under the pseudonym MNEK: Having already been hyped to the hilt by the likes of NME and Dazed And Confused at the age of 15, he shared credits with Rudimental for many a hit in 2012 (as songwriter and guest vocalist) and wrote Duke Dumont‘s instant club classic and UK number one Need U (100 %), which earned him a nomination for a Grammy in the "Best Dance Recording" category. Knowing that the management of One Direction (!) and Olly Murs is masterminding his career, this smooth-voiced soul prodigy should be expected to deliver a few more charts toppers, this time on his own accord. A debut album is predicted for summer 2014. Die noch frischen, darob aber nicht minder eindruckstiftenden Fußstapfen von The Weeknd werden 2014 allerdings auch von zwei noch sehr jungen Männern wiederum britischer Provenienz ausgefüllt werden – wenngleich nicht unbedingt im engeren Sinne klangtechnisch. Zum einen ist da der durch Zusammenarbeiten mit SBTRKT, Beyoncé-Schwester Solange und nicht zuletzt Drake (auf dessen aktuellem Longplayer Nothing Was The Same) zum allseits gern gesehenen Feature-Gast aufgestiegene Sampha. Wiewohl der renommierte „Guardian“ aus dessen bisherigem Oeuvre herausgehört haben will, dass dieser wohl mehr mit Elton John als mit James Blake gemein hätte, so ist der Einfluss des gern bemühten Post-DubstepPosterboys Blake freilich auch aus den Kompositionen dieses 24-Jährigen kaum wegzudenken – so wie der sich mit aufwühlender Fragilität durch seine postmodernen Pianoballaden faserschmeichelt. Auf einen nicht unähnlichen Karriereverlauf darf der gar erst 19-jährige Uzoechi Osisioma Emenike verweisen, der unter seinem Künstlernamen MNEK trotz seines noch sehr jungen Alters bereits einigen Aufruhr für sich verbuchen konnte: mit gerade mal 15 von NME und Dazed And Confused gehypt, im Verbund mit Rudimental anno 2012 so manchen Hit verantwortet (als Songwriter und Vocal Guest) sowie dann auch noch Duke Dumonts Instant-Club-Klassiker und No. 1-Single im Vereinigten Königreich Need U (100 %) verfasst und dafür als Teenager in der Kategorie „Best Dance Recording“ nominiert worden. Das Management von (ausgerechnet) Out in clubland there has been a spiritually united backlash to aforementioned constant EDM bombardment. Following waves of (Post-)Dubstep, UK Funky Bass, Footwork or Trap, plus all their resulting derivatives, the trendy barometer now seems to twitch most decisively whenever proceedings move on towards righteous old-school Amen Breaks. In fact this breakbeat sound, tucked away deeply in the archives of dance music for a long while, has been enjoying an equally surprising and powerful revival. Paul Woolford, hitherto known mostly as a British star techno DJ, has come forth as a key player. Under his project name Special Request he applies himself less to four-to-the-floor smashers than to rhythmically complex, bass-driven bastards of heritage jungle and old-school rave ingredients. In his recently released double album Soul Music he created an early point of reference of the new breakbeat movement, whose ample fruit he is sure to harvest over a long summer of festivals this year. Artists like Om Unit or Pangea are part of that very same breakbeat renaissance, much like a certain Ed Russell, who is currently coming to prominence as the scene‘s crown prince under the moniker Tessela. Every know-it-all‘s favourite site Pitchfork could hardly 38 One Direction und Olly Murs im Rücken wissend darf man dem Soul-Wunderkind mit der Schmelzstimme wohl noch einige weitere Charts-Topper, diesmal gänzlich auf eigene Faust, zutrauen – das Debütalbum ist jedenfalls für Sommer 2014 angekündigt. contain their enthusiasm: "A producer who positions beat-blasting hardcore electronic music in a refreshed framework, attacking dancefloors with an old-school mantra: Roll the drums." Versatile standout tracks like Hackney Parrot or Nancy’s Pantry suggest the hyperbole is well-founded: As deeply grounded as his sound may be in the specific DNA of early jungle, as fresh and undiluted he comes across in all his concentrated darkness and charming restiveness. In the year 2014 he might well be the one to nonchalantly ring in its unofficial celebratory credo: It’s a jungle out there. Der zu Beginn ins Treffen geführten EDM-Dauerbefeuerung versucht man nicht zuletzt auch im Clubland mit einigem Esprit entgegenzuwirken. Nach den zuletzt aufkommenden und wieder abebbenden Wellen von (Post-) Dubstep, UK Funky, Bass, Footwork oder Trap mitsamt sämtlicher daraus entstandener Derivate scheint das Trend-Barometer nunmehr besonders dann kräftig auszuschlagen, wenn es in die Nähe von rechtschaffen oldschooligen Amen Breaks gerät. Tatsächlich feiert der längst tief in den Tanzmusikarchiven verstaut geglaubte BreakbeatSound derzeit ein so erstaunliches wie heftiges Revival. Als dessen momentaner Key Player gilt der bislang zuvorderst als Techno-DJ-Grande in Erscheinung getretene Paul Woolford. Unter dem Projektnamen Special Request arbeitet sich der Brite nun allerdings weniger an Four To The Floor-Smashern denn an rhythmisch vertrackten, bassbefeuerten Bastarden aus Jungle-Erbe und OldschoolRave-Beigaben ab – und hat mit seinem jüngst erschienenen Doppelalbum Soul Music ein frühes Referenzwerk der neuen beatbrüchigen Bewegung geschaffen, dessen Früchte er heuer wohl über einen langen Festivalsommer gründlich abernten wird können. Ebenjener Breakbeat-Renaissance darf man dann auch noch Artists wie Om Unit oder Pangaea zuschlagen – sowie einen gewissen Ed Russell, der als Tessela gerade als ihr Kronprinz aufsehenerregend in Erscheinung tritt. „A producer who positions beat-blasting hardcore electronic music in a refreshed framework, attacking dancefloors with an old-school mantra: roll the drums“, wurde die Auskenner-Plattform Pitchfork neulich mit dem Schwärmen gar nicht mehr fertig. Versatile Standout-Tracks wie Hackney Parrot oder Nancy’s Pantry legen nahe, warum: So geerdet der Sound auch in der spezifischen DNA frühen JungleBetriebs sein mag, so frisch und unverbraucht kommt er in all seiner konzentrierten Düsternis und charmanten Bockigkeit allerdings im Jahre 2014 auch daher – und könnte nonchalant dessen inoffizielles Feiercredo einläuten: It’s A Jungle Out There. Christoph Prenner, journalist on cultural affairs, author and music producer, lives and works in Vienna. Currently he is – among other things – chief editor of the magazine SKIP c.l.a.s.s. as well as film editor for the magazine The Gap. Christoph Prenner lebt und arbeitet als Kulturjournalist, Autor und Musikproduzent in Wien. Derzeit ist er unter anderem als Chefredakteur für das Magazin SKIP c.l.a.s.s. sowie als Filmchef für das Magazin The Gap tätig. 39 Introducing Book Cases for iPad Air & iPad Mini Swedish fashion and lifestyle brand Happy Plugs, which was nominated in Sweden’s most prestigeous fashion award for “Best accessory 2013”, is launching a new series of super slim and stylish book cases for iPad. The new line of stylish book cases will be compatible with Apples latest tablets iPad Air and iPad Mini with Retina Display. N NIGH T LI F E Was braut sich da zusammen? / What's cooking? 45 Text Jan-Peter Wulf was braut what's sich da cooking? zusammen? n i g h t l i f e DRINKS: BOTTLED, BARRELLED & TAPPED D R I N KS : B O T T L E D , B A R R E L L E D & TA P P E D Lagerung – das kennt man von hochwertigen Spirituosen schon immer. Doch jetzt kommen auch Cocktails ins Fass oder die Flasche, um einige Wochen oder Monate in diesen zu ruhen. Immer mehr Bars setzen auf „Bottle Aging“ und „Barrel Aging“ und seihen ihren Gästen gereifte Drinks ins Glas ab. Eine Variante ist, vorbereitete Cocktails direkt aus dem Fass abzuzapfen. In der Kopenhagener Strøm Bar zum Beispiel werden Cocktails aus NeunLiter-Fässern gezapft wie ein Bier. Storage – traditionally an issue when it comes to high value spirits. But now even cocktails get filled into barrels or bottles to remain there for weeks or months. More and more bars are getting into “bottle ageing” and “barrel ageing“, straining matured drinks directly into the customer‘s glass. One variant is to tap prepared cocktails straight from the barrel. In Copenhagen‘s Strøm Bar, for example, cocktails are tapped from 9 litre barrels just like beer. When a cocktail matures, the character of its taste changes. This allows the barkeeper to offer exciting creations and refinements of classic recipes. Moreover, the fact that drinks can be prepared outside opening hours and served up more speedily later on saves time in the running of a bar, which also has a positive effect on turnover. Wenn der Cocktail reift, verändert sich das Geschmacksbild: Gastgeber können dadurch spannende Kreationen und Verfeinerungen klassischer Rezepturen offerieren. Zudem spart es im laufenden Betrieb Zeit ein, wenn Drinks außerhalb der Öffnungszeiten vorbereitet und später zügiger serviert werden können. Was sich auch positiv auf den Umsatz auswirkt. Für den Gast bietet sich ein neues, ungewöhnliches Geschmackserlebnis, wenn sich die Aromen der verwendeten Zutaten durch Lagerung entwickeln und entfalten konnten. Und das Warten auf den Drink wird verkürzt. Camper English, Cocktailblogger auf alcademics.com, San Francisco/USA: For the guests there is a new, unusual sensation of taste once the aromas of the ingredients have developed and unfolded through storage. And the wait for the drink is cut short. Camper English, cocktail blogger at www.alcademics.com, San Francisco/USA: “Barrel-aged and bottled cocktails are new formats that surprise consumers and speed up service. This also applies to 'cocktails on 46 „Barrel-aged und bottled Cocktails sind neue Formate, die den Konsumenten überraschen und den Service beschleunigen. Das gilt auch für ‚cocktails on tap‘, die in Bars und Nightclubs auftauchen. Wir werden in Zukunft mehr davon sehen.“ on tap‘ that crop up in bars and night clubs. We are going to see more of this in the future.” FOOD: EVENTS ALL ROUND Food events have taken the place of what used to be the Culinary Mile: Street Food Thursday at Markthalle IX in Berlin, where a multitude of stalls offer Taiwanese burgers, Peruvian ceviches, British pies and much more, attracts thousands of hungry punters week after week. Bite Club, an event that lures the crowds to the banks of the river Spree with its food trucks and stalls, serving up both street food and danceable beats, has been equally successful. In 2014 food events will also take place in other large German cities, and the number of food retailers offering delicatessen from around the world as well as the local region will go up all over the country. The variety of gastronomic concepts, such as ceviche bars, will increase alongside. FOOD: EVENTS RUND UMS ESSEN Was früher die „kulinarische Meile“ war, das sind heute Food-Events: Der Street Food Thursday in der Markthalle IX in Berlin, auf dem eine Vielzahl von Ständen taiwanesische Burger, peruanische Ceviches, britische Pies und vieles mehr anbieten, zieht wöchentlich Tausende von hungrigen Gästen an. Ebenso erfolgreich ist der Bite Club, dessen Food Trucks und Stände im Sommer 2013 zu Streetfood und Beats an die Spree luden. 2014 finden Food-Events auch in anderen großen deutschen Städten statt, und die Zahl der Food-Anbieter mit Leckereien aus aller Welt – und aus der Region – wird landesweit zunehmen. Und infolgedessen steigt die Vielfalt gastronomischer Konzepte, die sich aus ihnen entwickeln, wie zum Beispiel Ceviche-Bars. For restaurants that promote authentic cuisine, food events represent a huge opportunity: Those who present their culinary specialities in small helpings at low prices will make the most out of the potential to advertise their business and target new groups of customers. What‘s more, thanks to their already established networks, gastronomical businesses are perfectly placed to put on a food event by themselves. Für Restaurants, die auf authentische Küche setzen, sind Food-Events eine große Chance: Wer hier eine Auswahl seiner kulinarischen Spezialitäten in kleiner Portion und zu kleinem Preis vorstellt, macht damit die beste Werbung für seinen Betrieb und erreicht neue Zielgruppen. Und mit ihrem Netzwerk sind Gastronomen ideal aufgestellt, um ein solches Event selbst auszurichten. Für die Gäste sind Food-Events eine schöne Möglichkeit, Straßenküchen-Spezialitäten aus aller Welt kennen zu lernen und das, was sie von Reisen und Urlauben kennen, nun auch in der eigenen Stadt genießen zu können. Preislich auf Imbiss-Niveau gelegen, bekommen sie mehr Geschmack und mehr Qualität für ihr Geld. Tommy Tannock, Journalist und Macher des Bite Club, Berlin: For the punters, food events are a perfect chance to get to know street food specialities from all over the world and experience what they might only know from their holidays right in the middle of their own city, enjoying tastier and better quality fare at bargain snack prices. Tommy Tannock, journalist and organiser of Bite Club, Berlin: “Customers realise that they are entitled to expect more from restaurants and street food: More organic meat, free-range eggs, more fish and more variety. Vote with your pocket!” 47 „Die Konsumenten erkennen, dass sie mehr von Restaurants und Street Food auf der Straße erwarten können: mehr biologisches Fleisch, Eier von freilaufenden Hühnern, mehr Fisch und mehr Vielfalt. Vote with your pocket!“ R E S TA U R A N T D E S I G N : R E F I N E D S T O R Y T E L L I N G A bit rough round the edges, used and old – “shabby chic” and “vintage style” have dominated the gastronomic interior design of the last few years. But eventually, all the old clutter will have to go. Surfaces, shapes and materials are all getting more refined: Gold, copper, marble, glass. There is a movement away from the rustic towards the elegant and the decorative. At the same time, stronger colours are entering the fray: Shades of blue, light greens and bold oranges provide illuminating accents and brighten the mood. DESIGN: EDLES STORYTELLING n i g h t l i f e Rau, abgenutzt, alt: „Shabby Chic“ und „Vintage Style“ dominierten das gastronomische Design der letzten Jahre. Jetzt ist Schluss mit all dem alten Zeugs. Flächen, Formen und Materialien werden edler: Gold, Kupfer, Marmor, Glas. Es geht weg vom Rustikalen und hin zum Mondänen und Dekorativen. Dazu kommen wieder kräftigere Farben zurück ins Spiel: Blautöne, ein helles Grün oder kräftiges Orange setzen leuchtende Akzente und hellen die Stimmung auf. Mehr Mut ist gefragt: zur Farbe, zur Hochwertigkeit im Design (mit entsprechend zur tätigenden Investitionen) und auch zur ornamentalen Verspieltheit in den einzelnen Elementen, vom Lüftungsgitter bis zum Türgriff. Setzte der Vintage Style auf Authentizität, als Reflex auf unsere hochtechnisierte, digitale Welt, entführt der Gastronom seine Gäste nun auf eine imaginäre kleine Reise. Punkten werden zukünftig Gastronomien mit Storytelling-Faktor und Design-Erlebnis. Der Gast darf sich auf neue, stilvolle und hochwertige Interior-Designs freuen, die ihn inspirieren, ihm eine neue Dimension an Qualität bieten und ihn für ein paar Stunden aus dem Alltag entfliehen lassen. There is a demand for more courage in the choice of colours, high design values (requiring appropriate investment) as well as ornamental playfulness in all elements of the design, from air vents to door handles. While vintage style used to aim for authenticity, now the restaurateur will take his or her customers on an imaginary little journey that reflects our technologically advanced digital world. In future, restaurants that provide a storytelling element as well as a design experience will set the pace. Customers can look forward to new, stylish and high value interior design that inspires, offers a new dimension of quality and allows them to escape the everyday world for a few hours. Nora von Nordenskjöld, interior designer, Berlin: “The customer is told a story through design, which expresses the personality behind the concept. The story has to correspond to the overall concept, the drinks, the food, the music. No part of the presentation must be arbitrary, every detail has to be carefully selected and curated.“ Nora von Nordenskjöld, Interior Designerin, Berlin: „Mit dem Design wird dem Gast eine Geschichte erzählt, welche die Persönlichkeit einbezieht, die hinter dem Konzept steht. Die Story muss mit dem Gesamtkonzept korrespondieren, mit den Drinks, dem Food, der Musik. Die Gestaltungselemente sollten nicht willkürlich sein, sondern selektiert und kuratiert werden.“ S P I R I T S A N D B E E R S : C R A F T, C R A F T, C R A F T Artisanship is back: Many small new spirits manufacturers and micro-breweries have surfaced in the (German) world of drinks, making vodka from organic spelt, schnapps from bitter oranges 48 SPIRITUOSEN UND BIERE: CRAFT, CRAFT, CRAFT Handwerklichkeit ist wieder in: Viele kleine neue Spirituosenmanufakturen und Mikrobrauereien tauchen in der (deutschen) Getränkewelt auf und stellen Wodka aus BioDinkel, Obstbrände aus Pomeranzen (Ur-Orangen) oder Biere mit besonderen, fruchtigen Hopfensorten her. Alte Rezepte und innovative Herstellungsverfahren, hochwertige Zutaten und eine Produktion, die oft in Handarbeit verläuft, zeichnen sie aus. Events wie die Destille in Berlin oder die Braukunst live! in München geben den Produkten eine Plattform, sich zu präsentieren. Für die Gastronomie bedeutet das Vielfalt, Auswahl und Abgrenzungspotential gegenüber anderen Betrieben, die Kornbrand X oder Rotbier Y nicht führen. Aber es bedeutet auch, dass man sich mit den Produkten auseinandersetzen muss: Je unbekannter die Marke, je besonderer ihre Produkteigenschaft und ihr Geschmack, desto wichtiger ist es, den Gast aktiv beraten zu können und ihm Empfehlungen auszusprechen. Denn nur dann werden die Konsumenten dieser neuen Welt der „flüssigen Handwerklichkeit“ so positiv und offen gegenüberstehen, wie sie es schon handgemachten Modestücken und Designobjekten tun. or beers from special fruity hop varieties. Old recipes meet innovative manufacturing methods, high value ingredients that are enhanced in production, often manually. Events such as Destille in Berlin or Braukunst live! in Munich provide a platform to present high-end products. For restaurateurs this means a lot of variety, choice and a potential to set themselves apart from the competition who might not have Korn schnapps X or red beer Y on the menu. But it also means that one has to explore the products on offer: The less known the brand, the more special its appeal as a product or its taste, and the more important it will be to actively advise the guest and make recommendations, because only then consumers who find themselves in this new world will respond as positively to liquid artisanship as they already do to hand-made fashion or design objects. Jan-Peter Wulf ist Gastronomie-Fachjournalist, Autor und Blogger sowie als Berater für die Getränkeindustrie und Gastronomie tätig. Jan-Peter Wulf is an expert food journalist, writer and blogger, as well as a consultant for the drinks industry and the restaurant trade. 49 www.pointysnout.com www.pointysnout.com genuss-mit-verantwortung.de LILLET und Schweppes Tonic Water im Verhältnis 1:2 mischen. Ideal mit Hintergrundfoto , BR-Volleys: Sebastian Greuner 17.02.2014 02.03.2014 14.03.2014 04.04.2014 2014/2015 2014/2015 12.04.2014 09.10.2014 12.10.2014 13.11.2014 TICKET-HOTLINE: 030 4430 4430 Alle Infos zu diesen und weiteren Veranstaltungen auf www.velomax.de facebook.com/velodrom.berlin | facebook.com/max.schmeling.halle Invalidenstraße 160 10115 Berlin [email protected] www.burgerjoint.de B b r a n d FÜR MEHR KULTUR IM KONSUM / More Culture for consumers 57 Für mehr MORE CULTURE Kultur im FOR Konsum CONSUMERS b r a n d Konsum und Kultur werden als Gegensätze wahrgenommen. Konsum ist als kommerziell und oberflächlich verbrämt: ein leichtfertiger Akt ohne großes Involvement. Kultur hingegen beansprucht das Heere, das Geistige und Tiefgründige. Gerade in Deutschland, wo zwischen der sogenannten Hochkultur und der Popkultur unterschieden wird, bestimmen oftmals die Feuilletons die Demarkationslinien zwischen Kunst und Kommerz, Kultur und Konsum. Culture and consumption are usually regarded as polar opposites. Consumption is forever portrayed as commercial and superficial, a frivolous act without any real involvement. Culture, on the other hand, lays claim on truth, the spiritual and the profound. Especially in Germany, where a distinction is made between high and popular culture, the review sections of the broadsheets draw the demarcation lines between art and commerce, culture and consumption. In fact the brands that we wear and the music we listen to all came into being in a cultural context. Consumption always has a cultural background. What would the culture of the 20th century be without mods, preppies, punks, skaters or eco-warriors? Unthinkable! There would be no Vans skateboard sneakers without Bay Area kids. All of these primal subcultures brought with them their own codes and brands. When a brand virus properly takes hold, the logo is worn on T-shirts, baseball caps or jute bags and becomes a symbol of consumer culture. The punk movement, its name originally a synonym of scum, dirt and trash, created its own DIY style because there were no pre-torn clothes for sale in the mid seventies. Punk‘s flame-haired grande dame Vivienne Westwood and her partner Malcolm McLaren didn‘t give a toss what the mainstream thought. They were out there on their own in 1977. We, the consumers, like that sort of thing. This is why we buy T-shirts that say “Destroy”, even though today we get them from Dabei sind die Marken, die wir tragen und die Musik, die wir hören in einem kulturellen Zusammenhang entstanden. Konsum hat auch immer einen kulturellen Background. Oder was wäre die Kultur des 20. Jahrhunderts ohne die Mods, die Popper, die Punks, die Skater oder die Ökos? Nicht denkbar! Es gäbe keine Vans Skateboard Sneaker ohne die Kids der Bay Area. All diese anfänglichen Subkulturen bringen ihre eigenen Codes und Marken hervor. Wenn dann ein Marken-Virus richtig ausbricht, wird das Logo auf T-Shirts, Basecaps oder Jutebags getragen und so zum Symbol einer Konsumkultur. Die PunkBewegung (ursprünglich eine Bezeichnung für Abschaum, Dreck und wertloses Zeug) schneiderte ihren Style einfach selbst, weil es zerrissene Kleidung Mitte der Siebziger 58 KONSUMKULTUR Def.: Konsum ist die Triebfeder unserer Wirtschaftsgesellschaft. Die Art und Weise wie Konsum unseren Alltag prägt, bildet eine Kultur des Konsums. Konsumkultur inszeniert dabei langfristig unser Verhalten. Jahre im Handel nicht zu the local branch of H&M! God kaufen gab. Die rothaarisave the Queen and the culture ge Grand Dame des Punk, of consumerism! Vivienne Westwood, die C O N S U M E R C U LT U R E rothaarige Grand Dame Definition: Consumption is the driving force of our economic system. Stron g b rand s hav e des Punk, und ihr Partner The way consumption shapes our everyday lives adds up to a culture of the power to s hape Malcolm McLaren scher- consumerism. In the long run, consumer culture becomes the backdrop con s umption cultu ten sich nicht darum, was to all our actions. rally in s uch a way that der Mainstream dachte they them s elv e s b e und machten 1977 ihr come cultural a s s et s . eigenes Ding. Wir, die Konsumenten, mögen das. More and more brands produce their own manifestos and ideas Deswegen kaufen wir „Destroy“-T-Shirts, auch wenn wir that are contemporary and relevant for many people. Today we sie heute in einer H&M-Filiale erwerben. God save the don‘t mind if single-engine aeroplanes are pitched against each Queen und die Konsumkultur! other in a breakneck race to communicate the alleged qualities of an energy drink. Events of this kind now provide the same enterStarke Marken haben die Kraft, Konsum kultutainment value as an arts exhibition. It‘s all about the experience rell so zu prägen, dass sie selbst zu einem itself and letting go of one‘s preconceptions. Why is a painter a Kulturgut werden. cultural creative when an extreme sports athlete isn‘t? In times when Heute produzieren immer mehr Marken eigene Inhalte these boundaries are blurred in public perception we seem to simply oder Ideen, die zeitgemäß und für viele Menschen releconsume what suits our individualised lifestyles. Nobody‘s complaivant sind. Wir haben heute nichts dagegen, dass einmoning if the initiator is driven by commercial motives. So what? torige Flugzeuge in halsbrecherischen Rennen gegeneinander antreten, um die angeblichen Eigenschaften H ow doe s con s umer culture e v olv e ? eines Energydrinks zu kommunizieren. Diese VeranWe want to find out which brands will shape consumer culture in staltung hat heutzutage den gleichen Unterhaltungswert 2014. This is why we are going to analyse three young brands wie eine Kunstausstellung. Es geht dabei um das Erleband the motivation that drives them. We believe that it takes an nis an sich und das Auflösen von Schubladendenken. initiator who is burning for their cause, someone who can combine Warum ist der Maler ein Kulturschaffender, der Extremtheir awareness of the zeitgeist with a connection to an existing sportler aber nicht? In Zeiten, in denen diese Grenzen culture. At K-MB we have been asking ourselves if these assumpin der Öffentlichkeit erodieren, konsumieren wir scheintions are correct, so we had a closer look at the qualities that bar einfach was zu unserem individualisierten Lebensthese newcomer brands have in common. stil passt. Wenn sich also keiner beschwert, dass der Initiator einen kommerziellen Hintergrund hat, so what? THE BOILER ROOM The original idea behind Boiler Room was based on having fun Wie entsteht Konsumkultur? spinning records and the technical possibilities of streaming your Uns interessiert, welche Marken 2014 Konsumkultur präown DJ sets. The friends who turned up to DJ already had a name gen. Darum stellen wir drei junge Marken mit ihrer Moon the scene, and this way the website got big more or less by tivation vor. Wir glauben, es braucht einen Initiator, der itself. But this would not have happened without a subculture in für seine Sache brennt und der das Wissen um Zeitgeist the background: The underground culture of British pirate radio mit dem Zugang zu einer bestehenden Kultur verbinden formed the bedrock on which the idea was founded, because there kann. Bei K-MB fragen wir uns: Stimmt unsere Vermuwas something that those former listeners had been missing until tung und welche Gemeinsamkeiten besitzen diese NewcoBoiler Room came on the scene. The result was THE new form of mer Brands? music television! 59 Boiler Room creates a stage for DJs, rappers, singers and producers and a free form of music television for comsumers. The shows take place at an inviBlaise Bellville te-only location and are streamed to your home, 750 gigs per year reaching an audience of up to 2.5 million every month. THE BOILER ROOM Angefangen hat Boiler Room aus Spaß am Plattendrehen und der technischen Möglichkeit, die eigenen DJ Sets zu streamen. Die Freunde, die auflegten, hatten einen gewissen Namen in der Szene, und so wurde die Website quasi von alleine groß. Allerdings nicht ohne eine Subkultur: Die britische Piratensender-Underground-Kultur bot den Nährboden, auf dem die Idee gedieh, denn irgendwas hatten die ehemaligen Radiohörer vermisst bis Boiler Room kam. Entstanden ist daraus DAS neue Musikfernsehen! “We never thought about the BIG THING, only about DJ-ing – today we are the biggest underground music show on the planet!” Boiler Room schafft eine Bühne für DJs, Rapper, Sänger oder Produzenten und ein kostenloses Musikfernsehen für Konsumenten. Die Shows finden in einer „by invite only“ Location statt Blaise Bellville und werden nach Hause gestreamt. Reichweite: bis zu 2,5 Millionen Menschen im Monat, jährlich 750 Shows. „Wir dachten nie an das GROSSE DING, sondern nur ans Platten auflegen – und heute sind wir die größte Underground Musik-Show auf dem Planeten!“ b r a n d D E R C O C K TA I L I A N Jens Hasenbein and Helmut Adam, two former bartenders from Berlin Kreuzberg, have built a whole empire including a publishing company, a trade fare, an agency and online shop all around the bar scene. Their branded product that radiates the most is their handbook Der Cocktailian – Das Handbuch der Bar. The logo on the front of the bestseller has even been requested as a tattoo design by a number of fans. Pause for breath, please: this is a recipe book for cocktails we are talking about. Up to that point there had been cocktail mixing competitions and fusty old associations of bar personnel as the only organised Helmut Adam institutions in this line of work. The secret behind the success of the founders of Cocktailian has been to create an identity, launch a movement and give it a name, much the same way that it worked for punk. Bartenders identify with an anti-brand because it represents the rockstar lifestyle behind the counter. But to be a Cocktailian means to deliver top quality and be a rockstar with impeccable manners. The book from Berlin, which carries a skulllike logo on the cover, is already on its third print run and has been a celebrated success in the book trade, selling upwards of 20,000 copies. “As soon as someone wants to buy your self-printed logo T-shirt, you have really developed a cool brand.” DER COCKTAILIAN Die beiden Ex-Bartender Jens Hasenbein und Helmut Adam haben aus Berlin Kreuzberg heraus ein ganzes Imperium mit Verlag, Messe, Events, Agentur und Online-Shop rund um die Barszene etabliert. Die strahlkräftigste Marke ist Der Cocktailian – Das Handbuch der Bar. Das Logo des Bestsellers wurde bereits als Vorlage für Tattoos von einigen Fans angefragt. Einmal kurz Luft holen bitte: Wir sprechen hier von einem Rezeptbuch für Cocktails. Bisher gab es Cocktailwettbewerbe und altbackene Verbandsmeierei für das Barpersonal als einzige organisierte Form der Branche. Das Erfolgsrezept Helmut Adam der Gründer ist: Identität stiften, eine Bewegung gründen und ihr wie beim Punk einen Namen geben. Bartender identifizieren sich mit der Anti-Marke, weil es ein Gefühl vom Rockstarleben hinter der Bar wiedergibt. Aber ein Cocktailian zu sein heißt auch, hohe Qualität zu liefern und ein Rockstar mit Manieren zu sein. Das Buch aus Berlin, das ein totenkopfartiges Logo auf dem Cover zeigt, wird mittlerweile in der zweiten Auflage im Buchhandel als Erfolg mit knapp 20.000 verkauften Exemplaren gefeiert. „Wenn jemand dein selbstgedrucktes Logo-T-Shirt kaufen will, hast Du wirklich eine coole Marke entwickelt.“ S AT U R D AY S S U R F N Y C In New York we have observed the meteoric rise of another brand since 2009: Saturdays Surf NYC, the only surf shop in Manhattan. In 2010, when we opened our K-MB office in Soho, the small surf shop on Crosby Street was just a pleasant place to have a cup of coffee and maybe buy a T-shirt bearing one of those minimalist designs that even back then were already pretty cool. “We love surfing, music, coffee and fashion, and there was no shop where we could find all of that put together. Besides, the easy going spirit of the surf scene is a good influence on downtown New York City.“ 60 Success proves their SATURDAYS SURF NYC Einen weiteren kometenhaften Aufstieg sehen wir in New York seit 2009: Saturdays Surf NYC, der einzige Surfshop in Manhattan. Als wir 2010 unser K-MB Büro in Soho eröffneten, war der kleine Surfshop in der Crosby Street ein angenehmer Ort, um Kaffee zu trinken und vielleicht ein T-Shirt mit den damals schon sehr coolen minimalistischen Designs zu kaufen. „Wir lieben Surfen, Musik, Kaffee und Mode, und es gab keinen Shop, in dem all das auf einmal zu finden war. Die Lässigkeit der Surfszene tat Downtown New York City außerdem einfach gut.“ “We dared to be easy gopoint. Nowadays, ing while all around us everywhenever the shop one was in a rush.” is holding one of its rare sale events, the queue will stretch all around the block. The list of entrants to their equally rare surf contests on Rockaway Beach always fills up within minutes. In the meantime, founding trio Colin, Morgan and Josh have also launched their own print mag and arts distribution, while opening their fourth shop in Kobe, Japan. Their brand stands for the idea of being successful while (or in spite of) taking it easy. Colin Tunstall Der Erfolg gibt ihnen Recht. Wenn es heute mal einen der wenigen „Sales“ gibt, dann steht die Schlange einmal um den Block. Findet einer ihrer raren „Wir trauten uns easy goSurf Contests in Rocking zu sein, während sich alle away Beach statt, ist die um uns herum abhetzten.“ Teilnehmerliste in MiColin Tunstall nuten voll. Mittlerweile publiziert das Gründertrio Colin, Morgan und Josh außerdem ein eigenes Printmagazin, vertreibt Kunst und eröffnet den vierten Shop in Kobe, Japan. Ihre Marke steht für die Attitüde mit (oder besser trotz) Lässigkeit erfolgreich zu sein. PA SS I O N I N S T E A D O F A B U S I N E SS P L A N People who create brands are never shy to show where they come from, what they are driven by, what they stand for, or how they live. Their own experience is their point of departure, and they do what they love. This lends meaning to their brands. A community comes to life which will turn the brand into a cultural asset with traceable origins. In this way consumption becomes more than just the act of buying. So let‘s have more of this, please! LEIDENSCHAFT STATT GESCHÄFTSIDEE Markenmacher haben niemals Scheu, zu zeigen wo sie herkommen, was sie antreibt, wofür sie stehen oder wie sie leben. Ihre Lebenswelt ist ihre Ausgangsbasis, und sie tun, was sie selber lieben. So geht etwas Sinnstiftendes auf ihre Marken über. Es entsteht eine Community, die die Marke zu einem Kulturgut wandelt und dessen Entstehung für jeden nachvollziehbar ist. So reduzieren Unternehmen Konsumenten nicht nur auf den Akt des Kaufens. Mehr davon! 61 S s o c i e t y überraschung! / Surprise, Surprise 63 Text Lola Kramer surprise, Überraschung! surprise s o c i e t y Im Großen und ganzen ist die Erforschung sozialer Trends ja eine Frage der Ontologie, der „Lehre des Seins“. Bekanntlich verbringen wir mittlerweile den Großteil unserer wachen Stunden vor dem Bildschirm, und unsere Online-Existenz hat sich längst zu einem einzigartigen Phänomen in der Geschichte menschlicher Kommunikation entwickelt. Wo immer man hinschaut, tauchen neue Studien über unsere digitale Interaktivität auf. Die User wollen sich einmischen, sie wollen mit anderen Menschen Verbindung aufnehmen und Teil von Nischen-Communities sein, mit denen sie sich in ihren Gefühlen, ästhetischen Werten, Bedürfnissen und Zielen verbunden fühlen. Der in Echtzeit stattfindende, soziale Kontakt zwischen den Usern verstärkt dabei noch ihren Wunsch, zu wichtigen Ereignissen Stellung zu nehmen, sich untereinander auszutauschen und digitale Geschehnisse mitzugestalten. Es ist inzwischen möglich geworden, sein Dasein online zu begreifen. Looking at greater social trends is a matter of ontology, “the nature of being.” It is a common understanding that most of our waking hours are spent in front of a screen. How we exist online is becoming a unique phenomenon, and new studies of our digital interactions are emerging constantly. Users want to participate, they want to be able to relate to others and to feel a sense of inclusion within niche communities that share similar sentiments, aesthetic values, needs and aspirations. The real-time social exchanges between users amplify their desire to share and respond to momentous occasions as well as to participate in digital happenings. It is now possible “to be” online. The internet is no longer a novelty, but has become the norm. As early as 2008, in a lecture at Harvard University, writer and internet technologies consultant Clay Shirky introduced the idea that the moment technology becomes mundane is the moment when its social repercussions become intriguing. The digital landscape can be a monotonous place with a seemingly infinite horizon, which is why the anticipation and expectation of digital “events” has become a greater societal condition. Many users are desensitized by content that would have once shocked, yet audiences still expect to be thrilled. The opportunity for startling digital reactions has moved from the actual content to the moment of release. Das Internet ist keine Neuigkeit mehr, es ist zum Alltag geworden. Schon im Jahr 2008 stellte der Autor und Internet-Konsulent Clay Shirky in einem Vortrag an der Harvard University fest, dass die sozialen Auswirkungen einer Technologie erst wirklich interessant werden, sobald jene selbst bereits zum Normalfall geworden ist. Wegen 64 ihres scheinbar endlosen Horizonts kann die Landschaft des Internets manchmal als ein monotoner Ort erscheinen. Gerade deshalb hat sich die gespannte Erwartung digitaler Events zu einem sozialen Massenphänomen ausgewachsen. Viele User zeigen sich abgestumpft gegenüber Content, der sie früher einmal schockiert hätte. Und dennoch will das Publikum zum Staunen gebracht werden. Dementsprechend hat sich der auslösende Schlüsselreiz für digitale Aufregung verschoben, und zwar vom Inhalt an sich zum Moment seiner Veröffentlichung. Jayson DeMers‘ recent article in Forbes “The Top 7 Social Media Marketing Trends That Will Dominate 2014” lists LinkedIn, Google+, the use of images over text, and the re-emergence of Myspace as a music platform among things to watch out for in the New Year. What is more interesting, however, is hidden in the comments below. User Cheryl Conner writes, “Myspace? Wow, that’s the only one of your 7 that I consider to be a surprise.” To which Jayson DeMers responds: “Thanks Cheryl!...I have to have at least one surprise to get people talking. ;)” The actual interest of the article isn’t in the body, it is in the comments below, and it‘s precisely the emphasis on the element of “surprise”. The element of surprise is not a new thing, neither is shock value. Surprise + Reaction = Capital. In seinem jüngsten Forbes-Artikel „The Top 7 Social Media Marketing Trends That Will Dominate 2014“ stellte Jayson DeMers eine Liste der sieben wichtigsten Entwicklungen im Bereich der sozialen Medien zusammen, die heuer auf uns zukommen werden, darunter LinkedIn, Google +, die Verwendung von Bildern statt Text und die Wiederauferstehung von Myspace als Musikplattform. Der interessantere Aspekt seiner Story verbarg sich allerdings in den Kommentaren darunter. Userin Cheryl Conner schrieb, „Myspace? Wow, das ist der eine von deinen sieben Punkten, der mich überrascht hat“, und Jayson DeMers antwortete: „Danke, Cheryl!... Ich muss zumindest eine Überraschung dabei haben, um die Leute zum Reden zu bringen ;).“ Der tatsächliche Reiz des Artikels lag also nicht mehr im Text selbst, sondern in den Kommentaren darunter, und die Betonung gilt dabei dem Element der „Überraschung“. Der Überraschungseffekt an sich ist noch nichts Neues, genauso wenig wie ein zielgerichteter Einsatz von Schocktaktik. Überraschung + Reaktion = Kapital. On Friday December 13 th 2013 Beyoncé posted one mercurial Instagram video. The caption read: “Surprise!” Clicking on the video became like opening a present. What could it be, Bey? Flashing in bold, pink text over moving images of a seductive “Queen Bey” was the message “BEYONCÉ – VISUAL ALBUM—14 SONGS—17 VIDEOS—AVAILABLE NOW.” As I write this, her Instagram gained 552,869 likes and mine just rounded it up to 552,870. With an exclusive release deal with iTunes, the resulting overflow of traffic nearly crashed the site, reporting 1.2 million album sales in only twelve hours. With such highly anticipated content that must have taken a substantial cast of people to produce, the fact that nothing leaked over the months it must have taken to churn out these videos is absolutely astonishing. To all intents and purposes, the internet is a malleable form, a puppet to be manipulated and pulled this way or that. When you discuss momentous events such as these, it is impossible to ignore Guy Debord‘s The Society of the Spectacle. Written in 1967, it was released as a series of 221 short theses at approximately one paragraph each, and divided into nine chapters. If this book were to be released today, perhaps Debord would drop an Instagram video with the text in neon green type, all capital letters: “221 SHORT THESES – 1 PARAGRAPH EACH – 9 CHAPTERS – AVAILABLE NOW!”. In his manifesto, Debord illustrates the influence of mass media and the “commodity fetish.” He writes, “The spectacle is not a collection of images; rather, it is a social relationship between people that is mediated by images.” The unannounced, un-leaked bundle of content released by Beyoncé on December 13 th began as a spectacle and became a uniting connection between her 8 million Instagram followers and 53 million Facebook friends. This unexpected release produced a slew of social media exchanges in the form of likes, retweets and posts which spread like quantifiable wildfire in what Debord would have referred to as “waves of enthusiasm.” Am Freitag, den 13. Dezember 2013 veröffentlichte Beyoncé ein Aufsehen erregendes kleines Video auf Instagram. Der Schriftzug lautete schlicht: „Surprise!“ Das Anklicken dieses Videos fühlte sich an wie das Öffnen eines Geschenks. Oh Bey, was kann das bloß sein? Und dann erstrahlte in grellem Pink über bewegten Bildern einer verführerischen Queen Bey die Botschaft: „BEYONCÉ – VISUAL ALBUM – 14 SONGS – 17 VIDEOS – AVAILABLE NOW.“ Während ich diese Zeilen schreibe, hat Beyoncés Instagram bereits 552.869 „likes“ angesammelt. Ich selbst habe diese Zahl gerade auf 552.870 aufgerundet. Nachdem das Album über einen exklusiven Deal mit iTunes vertrieben wird, brachte der auf diese Ankündigung folgende Publikumszustrom das Verkaufsportal beinahe zum Absturz. In nur 12 Stunden wurden 1,2 Millionen verkaufte Einheiten verzeichnet. An der Produktion dieses fieberhaft erwarteten Contents muss eine Unzahl von Leuten gearbeitet haben. Dass während all der Monate, die allein zur Herstellung der Videos nötig waren, so rein gar nichts davon an die Öffentlichkeit drang, ist schlichtweg erstaunlich. What is special about this as opposed to, say, the launch of Lady Gaga’s recent album is that it goes against the common practice 65 s o c i e t y Das Internet ist eine formbare Masse, eine Marionette, die sich in alle möglichen Richtungen biegen lässt, für welchen Zweck auch immer. Angesichts solch spektakulärer Ereignisse ist es faktisch unmöglich, nicht an Guy Debords Manifest Die Gesellschaft des Spektakels zu denken. Diese Buch erschien 1967 als eine Serie von 221, je einen Absatz kurzen, in neun Kapitel aufgeteilten Thesen. Wenn Debord sein Pamphlet heute veröffentlichen würde, hätte er vielleicht schon ein Instagram-Video mit folgendem Text in neongrüner Schrift gepostet: „221 KURZE THESEN – JEWEILS 1 ABSATZ – 9 KAPITEL – JETZT ERHÄLTLICH!“ In seinem Manifest illustriert Debord den Einfluss der Massenmedien und den Konsumfetisch. Er schreibt: „Das Spektakel ist nicht eine Sammlung von Bildern; Es ist vielmehr die soziale Beziehung zwischen Menschen, die über Bilder vermittelt wird.“ Jenes von der Öffentlichkeit ferngehaltene Bündel an Content, das Beyoncé am 13. Dezember unangekündigt in die Welt setzte, begann als Spektakel und entwickelte sich augenblicklich zu einer vereinenden Verbindung zwischen ihren 8 Millionen Instagram-Followers und ihren 53 Millionen FacebookFreunden. Die unerwartete Veröffentlichung produzierte eine regelrechte Kommunikationslawine in den sozialen Medien, ob in Form von „likes“, Retweets oder Postings. Sie breiteten sich wie eine quantifizierbare Form des Lauffeuers aus, ganz nach dem Muster dessen, was Debord die „Wellen des Enthusiamus“ genannt hätte. of marketing and distribution where “accidental” leaks and teasers have become routine. What was formerly abrupt and unexpected, has resulted in a homogenization of content distribution. Audiences have come to anticipate the supply of content but are increasingly demanding a release that is just as sensational, if not more sensational than the packaged content. The public likes to be caught off-guard. Today, the digital distance between brand and consumer grows more and more, to be less and less. This phenomenon was harnessed, and Beyoncé was able to communicate directly to her fan-base, bypassing all the middlemen. In one swift upload, she monopolized the attention economy. According to Debord, “the spectacle presents itself simultaneously as all of society, as part of society, and as an instrument of unification.” It‘s as if you were at a football event. The ball is fumbled, but with seconds of playing time remaining, a goal is scored, and the whole stadium is rising from their seats, reacting simultaneously, demonstrating undeniable synchronicity. In July 2013 rap artist, media mogul and Beyoncé‘s husband Jay-Z performed an un-announced six-hour-long media stunt for his video Picasso Baby at Pace Gallery in New York City. The journalists, artists and gallery assistants present at the show were the first to break the news to the uninformed and uninvited by word of mouth, one tweet at a time. Rumours spread about who else was there – Marina Abramovic, definitely, but James Franco? George Condo? Like a fan taking a selfie in front of a concert venue, witnesses of events like to inform and tell the world that they were there. Art and media fans alike announced to the internet that this was happening. Picasso Baby was being marketed by them on Jay-Z‘s behalf. Those who were there, were promoting the release. Das Besondere daran – im Gegensatz etwa zum Launch des jüngsten Lady Gaga-Albums – ist, dass diese Taktik gegen die gängige Praxis von Marketing und Vertrieb verstieß. „Versehentliche“ Leaks und Teaser sind zur Routine geworden, und was früher einmal als aufregend erschien, ist zur homogenisierten Form der Inszenierung von Content erstarrt. Das Publikum ist bereits darauf vorbereitet, auf diese Weise mit Neuigkeiten versorgt zu werden, und verlangt zunehmend nach einer Form der Veröffentlichung, die genauso sensationell, wenn nicht noch sensationeller ist als der verpackte Content selbst. Man sehnt sich danach, überrumpelt zu werden. Still, the unforeseen release of Picasso Baby paled in comparison to the recent Beyoncé album drop for two reasons, the first being sheer volume of content, but more importantly, Jay-Z’s strategy still used the “leaking” method. Beyoncé completely left that model behind and instead communicated directly to her fans with an unforeseeable gift. In effect, the surprise is the new leak. The question presented to marketing professionals now is whether or not this can be replicated, and if this strategy of releasing content has the potential to evolve into something else. Consumers are already anticipating the next surprise. It is a call to arms and a blatant provocation to the traditional ways in which consumers are presented branded content. Brands, do you accept the challenge? Mit der zunehmenden Bedeutung der digitalen Welt wird die digitale Distanz zwischen Marken und Konsumenten immer geringer. Dieses Phänomen nutzt Beyoncé für sich aus, indem sie unter Umgehung aller Mittelsmänner direkt mit ihrer Fangemeinde kommuniziert. Mit einem schnellen Upload monopolisiert sie die Ökonomie der Aufmerksamkeit. Nach Debord präsentiert sich das Spektakel selbst „gleichzeitig als die ganze Gesellschaft, als Teil der Gesellschaft und als ein Instrument der Vereinigung.“ Es ist, als wäre man bei einem großen Fußballereignis: Der Ball Lola Kramer is a journalist and writer, contributing amongst others to "Journal Magazine", a publication of the Swiss Institute of Contemporary Art. 66 rutscht durch die Finger des Torhüters, und ein paar Sekunden vor Abpfiff fällt das entscheidende Tor. Das ganze Stadion springt von seinen Sitzen hoch, reagiert simultan und demonstriert dabei eine unleugbare Synchronität. Im Juli 2013 veranstaltete der Rapper und Medienmogul bzw. Beyoncés Ehemann Jay-Z in der Pace Gallery in New York City einen unangekündigten, sechs Stunden langen Medien-Stunt zur Präsentation seines Videos Picasso Baby. Die anwesenden Journalisten, Künstler und Gallerie-Assistenten waren die ersten, die der unwissenden Außenwelt da draußen die Neuigkeit mitteilten, und zwar per Mundpropaganda, Tweet um Tweet. Sogleich begannen sich Gerüchte darüber zu verbreiten, wer sonst noch da war – Marina Abramovic, definitiv, aber James Franco? George Condo? Wie jeder typische Fan, der vor einer Konzerthalle ein Selfie schießt, wollen die Zeugen eines solchen Ereignisses dem Rest der Welt mitteilen, dass sie dabei waren. Kunst- und Musikfans ließen das Internet wissen, dass das hier jetzt gerade passierte. Sie übernahmen an Jay-Zs Stelle das Marketing für Picasso Baby. Die geladenen Gäste erledigten die Promotion für seinen Release. Und dennoch verblasste die unangekündigte Veröffentlichung von Picasso Baby im Vergleich zum Abwurf des jüngsten Beyoncé-Albums aus zwei Gründen: Der erste davon liegt in der schieren Menge an Content, die Beyoncé unters Volk brachte. Noch wichtiger ist aber die Tatsache, dass Jay-Zs Strategie immer noch auf der Methode des Leaks beruhte. Beyoncé dagegen ließ dieses Modell völlig hinter sich und wendete sich stattdessen mit ihrem unvorhergesehenen Geschenk direkt an die Fans. Marketing-Profis sehen sich nun mit der Frage konfrontiert, ob dieses Vorbild sich nachahmen lässt oder nicht, bzw. ob diese Veröffentlichungsstrategie Potenzial zur Weiterentwicklung birgt. Die Konsumenten warten indessen schon auf die nächste Überraschung. Es ist ein Ruf zur Schlacht, eine kecke Infragestellung der traditionellen Methoden, Konsumenten mit Markeninhalten zu konfrontieren. Also, Marken, nehmt ihr die Herausforderung an? Lola Kramer ist Journalistin und Autorin, unter anderem für das „Journal Magazine“ des Swiss Institute of Contemporary Art. 67 MoveMber changing the face of Men’s health At the start of Movember, men register at Movember.com and begin the month clean shaven. For the rest of the month, these generous individuals, known as Mo Bros, groom, trim and wax their way into the annals of fine moustachery, all the while raising awareness and funds to benefit men’s health. At the end of the month, participants and their female supporters (known as Mo Sistas), celebrate their gallantry by either throwing their own Movember party or attending one of the renowned Gala Partés held throughout the world by Movember, for Movember. movember.com D d e s i g n Farbe trifft Funktion / colour meets function 71 farbe trifft colour meets funktion function d e s i g n Schlichtes, steriles Design oder knallige Farbe? Wird unser Büro zum gemütlichen Zuhause? Wer sind die angesagtesten Designer von morgen und was zeichnet sie aus? Wir haben einen gefragt, der es wissen muss: Max Fraser, Deputy Director des London Design Festival. Clean, sterile design or garish colour scheme? Will your office turn into a cosy home? Who are the most in-demand designers of tomorrow, and what marks them out as special? We have asked someone who is in the know: Max Fraser, Deputy Director of the London Design Festival. Max, was glaubst du, ist der groSSe Designtrend 2014? Max Fraser: Ich glaube, wir beginnen 2014 eine neue Phase des Optimismus, und damit geht auch ein neues Selbstbewusstsein einher. Wir fangen an, uns von den vertrauten erdigen und natürlichen Tönen und Mustern der vergangenen Jahre zu entfernen und sind bereit für kräftige Farben und geometrische Muster. Zunehmend mehr Desi- gner werden das Konzept der Leichtigkeit aufgreifen und Materialität von Dingen auf ihren grundlegenden Kern reduzieren. M a x , what do you e x pect to b e the b i g trend in de s i g n in 2 0 1 4 ? Max Fraser: I think we’re entering a new period of optimism and with that comes confidence. We will start to move away from the familiar, earthy, natural tones and patinas of the past few years and embrace bold colour and geometric patterns. I think more designers will also embrace the idea of ‘lightness’ in their projects, reducing materiality of things to their basic essence. W hen there i s a trend toward s s tron g colour s doe s the de s i g n b ecome clearer and more s imple , or i s there a focu s on playful and decorati v e element s ? Wenn Farbe im Trend liegt, wird Design dann eher klar und schlicht gehalten oder liegen verspielte und dekorative Elemente im Fokus? I think clean and simple design will always prevail but I expect we’ll see more playful and perhaps decorative elements coming 72 Photo Max Fraser Ich bin überzeugt, dass klares und schlichtes Design immer dominierend sein wird. Dennoch erwarte ich vermehrt verspielte, eventuell dekorative Elemente. Allerdings nicht in dem barocken Stil, der vor zehn Jahren aufkam, sondern eher grafisch, geometrisch, linear. in, but not of the baroque genre of ten years ago – more graphic, geometric, linear. I s the or g anic and s u s tain a b le de s i g n approach s till a trend or a well - e s ta b li s hed principle ? It upsets me to think of it as a trend – sustainable principles should be entrenched in everything we do. We no longer have other options for the planet. Ist Nachhaltigkeit aus deiner Sicht immer noch ein Trend oder bereits ein gut etabliertes Prinzip? Es regt mich auf, Nachhaltigkeit als kurzlebigen Trend zu sehen. Es sollte ein Prinzip sein, das wir in allem, was wir tun, etablieren. Wir haben gar keine andere Option mehr für unseren Planet. Wird die Designszene in der nahen Zukunft Wert auf lokale Produkte legen? Max Fraser (33), Deputy Director, London Design Festival: „Ich liebe es für das London Design Festival zu arbeiten, weil es dort vor allem darum geht Design zu feiern. Es ist der „Crescendo-Moment“ des Jahres, wenn die Designwelt zusammenkommt, um ihre Ideen zu präsentieren, Themen zu diskutieren und öffentlich die Definition von Design zu bereichern.“ Max Fraser (33), Deputy Director, London Design Festival: “I love working for the The London Design Festival because it is very much about celebration. It is a crescendo moment in the year when the design world comes together to showcase ideas, discuss issues and publicly enrich our definitions of design.“ Ich glaube, die Designszene – ebenso wie die Lebensmittelbranche – nutzt mehr und mehr lokale Materialien und Produktionsmöglichkeiten. Allerdings glaube ich nicht, dass sich die allgemeine Öffentlichkeit für mehr als die Theorie interessiert. Lokale Produkte und Produktion ist eher ein Thema für die privilegierte Mittelschicht. W ill the de s ig n s cene value local product in the future? I think the design scene, like the food scene, embraces local materials and production facilities. However, I don’t think the wider public cares that much beyond the theory – this is still reserved for the privileged middle class. H ow doe s the de s i g n s cene handle the g eneral trend of ma s s per s onali s ation ? W ill there b e de s i g n for e v eryone at rea s ona b le price s or un - afforda b le uni q ue de s i g n item s ? The increasing ubiquity of digital technologies is enabling more designers to create one-off unique designs and sell them directly to customers. This approach, however, only represents a small percentage of global production so we mustn’t lose sight of the need to produce well-designed products that everyone can afford. Mass production is still entirely relevant. Wie geht die Designszene mit dem generellen Trend der Individualisierung in der Masse um? 73 I n what way will new technolo g ie s li k e 3 D printin g , b i g data etc . chan g e the de s i g n s cene further in 2 0 1 4 ? Design für jeden zu angemessenen Preisen oder unbezahlbare Einzelstücke? Ich denke, dass Massenproduktion immer noch außerordentlich wichtig ist. Allerdings ermöglicht die zunehmende Verfügbarkeit von digitalen Technologien es mehr Designern, einmalig einzigartige Designs zu schaffen und sie direkt an Kunden zu verkaufen. Dieser Ansatz repräsentiert aber nur einen kleinen Prozentsatz der globalen Produktion, und wir dürfen nicht die Nachfrage nach gut designten Produkten aus den Augen verlieren, die sich zudem jeder leisten kann. d e s i g n Sophisticated technologies will continue to shrink the size and price of products, enabling growth in the wearable technologies market. Devices will become more integrated into our lives. In contrast, we will increasingly see a rejection of constant connectivity by a growing number of individuals. W hich de s i g ner s and b rand s s hould we k eep an eye on in 2 0 1 4 ? In London we are blessed with a great variety of designers from all over the world. Each of them brings along a very different mix of abilities and working methods. This makes it very difficult to name just a single talent to watch in 2014. In terms of the London Design Medal 2013 we have honoured Daniel Rybakken as an up and coming talent. He creates really interesting work with light. Other designers who are currently on my radar for various reasons include Hunting & Narud, Asif Khan, Benjamin Hubert, Bethan Laura Wood, Faye Toogood and Michael Anastassiades. Wie verändern neue Technologien wie 3D Drucker, Big Data, etc. die Designszene 2014 auSSerdem? Durch hochentwickelte Produktionsverfahren werden wir weiterhin in der Lage sein, sowohl das Format als auch den Preis von Produkten zu verringern. Und dadurch den Wachstumsmarkt für tragbare technische Geräte weiter befeuern. Geräte werden mehr und mehr in unser Leben integriert. Gleichzeitig werden wir aber auch bei einer zunehmenden Anzahl von Menschen eine steigende Ablehnung gegenüber der konstanten Vernetzung spüren. M any than k s for the inter v iew. Max Fraser joined the London Design Festival as Deputy Director in April 2012. Furthermore, he works as a design commentator across the media of books, magazines, exhibitions, video, and events to broaden the conversation around contemporary design. He delivers content, commentary, and strategy for a variety of public and private bodies in the UK and abroad. He is the author of several design books including Design UK and Designers on Design, which he co-wrote with Sir Terence Conran. He owns Spotlight Press, a small publishing imprint, recent titles include London Design Guide and Dezeen Book of Ideas. Welche Designer und Marken sollten wir 2014 im Blick behalten? In London sind wir mit einer großen Vielfalt an Designern aus der ganzen Welt gesegnet. Jeder einzelne bringt ganz unterschiedliche Fähigkeiten und Herangehensweisen an die Arbeit mit. Das alles macht es schwierig, nur ein einziges Talent zu nennen, das man 2014 nicht aus den Augen lassen sollte. Im Zusammenhang mit der London Design Medal 2013 haben wir Daniel Rybakken als auf- strebendes Talent geehrt. Er erschafft wirklich interessante Arbeiten mit Licht. Andere Designer, die momentan aus den verschiedensten Gründen auf meinem Radar sind, sind: Hunting & Narud, Asif Khan, Benjamin Hubert, Bethan Laura Wood, Faye Toogood und Michael Anastassiades. herzlichen Dank für das Interview. 74 Photos Daniel Rybakken Max Fraser ist seit April 2012 Deputy Director für das London Design Festival. Neben dem London Design Festival bemüht er sich, die Konversation rund um Gegenwartsdesign lebendig zu halten. Er ist der Autor verschiedener Publikationen zum Thema Design, wie zum Beispiel Design UK und Designers on Design. Als Verleger publiziert Max Fraser im Verlag Spotlight Press Titel wie London Design Guide und Dezeen Book of Ideas. Designer to watch: Daniel Rybakken Ascent by Daniel Rybakken for Luceplan 75 DEDICATED TO DESIGN WOHNDESIGN LEUCHTEN MÖBEL ACCESSOIRES TECH OUTDOOR Die weltweit besten Designs. Jetzt online bestellen. GESCHENKE HANDCRAFTED LUXURY FÜR DIE HERSTELLUNG VON ABSOLUT ELYX WIRD AUSSCHLIESSLICH WEIZEN DES GUTS RÅBELÖF IN SÜDSCHWEDEN VERWANDT. DIE MANUELLE DESTILLATION IN KUPFERKESSELN AUS DEM JAHR 1921 VERLEIHT DIESEM AUSSERGEWÖHNLICHEN VODKA SEINEN EINZIGARTIG SEIDIGEN GESCHMACK. GEWINNER DER KATEGORIE „BEST VODKA“ UND ZWEIFACHER GOLDMEDAILLEN-GEWINNER DER „SAN FRANCISCO WORLD SPIRITS COMPETITION“. ENJOY RESPONSIBLY Augsburg · 3x in Berlin · Bonn · Bremen · 2x in Düsseldorf · 2x in Essen · Frankfurt 2x in Hamburg · Hannover · Köln · Mannheim · 2x in München · Regensburg Sindelfingen · Stuttgart · Wiesbaden · www.boconcept.de DANISCHES DESIGN SOLLTE NICHT NUR EIN PAAR DANEN ERFREUEN Dänisches Design ist uns in die Wiege gelegt worden. Ein großartiges Erbe, das durch unsere Ideen zeitgemäß und lebendig geblieben ist. Denn wir haben es in die Metropolen der Welt gebracht und etwas Eigenes daraus entstehen lassen: Urban Danish Design. Schlichtheit und Komfort der dänischen Designtradition, vereint mit den inspirierenden Facetten urbanen Lebens. Katalogbestellung unter www.boconcept.de/katalog M M o b i l i t y Mobilität der Zukunft / Mobility of the Future Interviews mit / interviews with Ben Hammersley Graham Hill Sven Völker 81 Illustrations Valerie Ox mobilität der Mobility of zukunft the Future m o b i l i t y Ein Leben ohne Autos, Flugzeuge, U-Bahnen, Trams und Fahrräder können wir uns nicht mehr vorstellen. Ständig entwickeln sich weitere Nutzungsarten und -technologien. Dabei verändert sich das Design der Fortbewegungsmittel permanent – besonders im Zusammenhang mit der immer stärker greifenden Digitalisierung und Vernetzung von Fahrzeugen. Wir werfen daher einen Blick auf neue Entwicklungen der Mobilität im kommenden Jahr und haben dazu drei Experten befragt. Die Ideen, Anregungen und Inspirationen vom Internettechnologen Ben Hammersley, Entrepreneur Graham Hill und Kunst- und Designprofessor Sven Völker lassen uns mit Spannung das neue Jahr erwarten. Today, a life without cars, planes, underground trains, trams and bikes seems impossible to imagine. New kinds of applications and technologies are constantly coming on stream. The design of our means of transport is evolving all the time, most notably in terms of the progressing digitalisation and interconnectedness of vehicles. To get an idea of how mobility might develop this year we have asked three experts in the field: Internet technologist Ben Hammersley, entrepreneur Graham Hill and art and design professor Sven Völker have all shared their imaginative ideas and suggestions with us, inspiring great expectations for the year ahead. 82 Es geht moving voran! forward! Ben Hammersley über die zunehmende Digitalisierung und Technologisierung im Kontext von Mobilität. Ben Hammersley on the growth of digitalisation and technologisation in a mobility context. Ben, wir leben im digitalen Zeitalter. Können wir davon ausgehen, dass unser Alltag 2014 immer mehr mit dem Internet vernetzt wird? Wie könnte diese immer stärkere Digitalisierung in Bezug auf unsere Verkehrsmittel aussehen? Ben, we are all living in the digital age now. Can we assume that in 2014 our everyday lives will become more and more entwined with the internet? What could this growing digitalisation look like with respect to our means of transport? Ben Hammersley: Es gibt verschiedene Bereiche, in denen die Digitalisierung greifen wird. Zwei der wichtigsten Themen sind das autonome Fahren und die Nutzung von big data (Vorratsdatenspeicherung). Ben Hammersley: Digitalisation will break through in various different areas. Two of the most important issues are autonomous driving and the use of big data. A utonomou s v ehicle s . Autonome Fahrzeuge. There are two aspects in which autonomous driving doesn‘t quite cut it yet: The technical and the social aspect. As far as the technology goes, autonomous cars are still much too expensive to actually be affordable. Google, for example, has already developed an autonomous vehicle, but it exists only in the lab, and the technology is extremely expensive. So you will not see selfdriving vehicles at your local car dealer anytime soon. But one development that will in fact happen in 2014 is semi-autonomous driving. Even today there are parking assistants in luxury cars that will park your car as if by magic, and in exactly the same way we will see more and more assistants that will brake automatically in situations of danger. I can also imagine that soon you will only have to press a button by your front door, and straight away Es gibt zwei Bereiche, in denen das autonome Fahren noch hinkt: Technik und Soziales. Was die Technik betrifft, so ist ein autonomes Auto einfach immer noch viel zu teuer, als dass man es sich wirklich leisten könnte. Beispielsweise hat das Unternehmen Google ein autonomes Fahrzeug entwickelt. Dieses existiert bisher aber eigentlich nur im Labor und seine Technik ist extrem teuer. Ein selbststeuerndes Auto ist zum jetzigen Zeitpunkt und wohl auch in naher Zukunft also nicht beim Autohändler um die Ecke erhältlich. Eine Entwicklung, die 2014 aber tatsächlich stattfinden wird, ist das halb-autonome Fahren: Schon heute gibt es in hochpreisigeren Autos Parkassistenten, die 83 das Auto quasi von Zauberhand einparken. Genauso wird es auch immer häufiger Assistenten geben, die in Gefahrensituationen automatisch abbremsen. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass Menschen bald einen Knopf an ihrer Haustür haben, den sie nur drücken müssen und schon kommt ihr Auto vorgefahren – aus der Garage oder einer nahe gelegenen Parklücke. m o b i l i t y your car pulls up automatically from the garage or a nearby parking space. Then again, I don‘t believe that one day we will have only selfdriving cars on our roads, and that is because of certain social circumstances. First of all, it would be very hard to replace all the cars in the world with self-driving vehicles. Over time this could be realised bit by bit, but since the largest car market is still North America, it‘s unlikely to happen. The idea of the autonomous vehicle runs counter to the attitude of Americans, who see cars as a symbol of prestige and, most of all, freedom. This might be different for city-dwellers, but there are still a lot of people living in the suburbs or in small villages in the sticks where teenagers can‘t wait to get their driving licence and take their car and themselves wherever they want to. Allerdings glaube ich nicht, dass eines Tages nur noch selbst-gesteuerte Autos durch unsere Straßen fahren werden – und zwar aus gewissen sozialen Gegebenheiten. Erstens wäre es sehr schwierig, alle Autos dieser Welt durch selbst-gesteuerte Fahrzeuge zu ersetzen. Im Laufe der Zeit wäre das zwar peu à peu zu realisieren, aber da der größte Automobilmarkt immer noch Nordamerika ist, wird das wahrscheinlich nie passieren. Denn die Idee autonomer Fahrzeuge steht in starkem Kontrast zur vorherrschenden Einstellung der Amerikaner, dass Autos ein Symbol für Prestige und vor allem Freiheit sind. Für Städter mag das bereits anders sein, aber es leben immer noch sehr viele Menschen in Vororten oder kleinen Dörfern auf dem Land. Dort kann ein Teenager es kaum erwarten, seinen Führerschein zu machen und sich und sein Auto dahin zu navigieren, wohin er möchte. For these cultural reasons alone, autonomous vehicles will not replace our regular cars completely, even though the technology is obviously really cool, mostly because you could use it to prevent fatal car accidents. In the USA 40,000 people die in car crashes every year, which wouldn‘t happen with autonomous vehicles. So if the US government simply passed a law forcing everyone to use a self-driving car, they could not just save the automotive industry, but also the lives of a huge number of people. But the government would never do that. Maybe it might happen one day in Germany or the UK, but in the US car culture is simply too powerful. Autonome Fahrzeuge werden also allein aus kulturellen Gründen nicht komplett unsere herkömmlichen Autos ersetzen – obwohl die Technik natürlich verdammt cool ist. Vor allem weil man sie zur Reduktion von fatalen Autounfällen einsetzen könnte. In den USA kommen pro Jahr etwa 40.000 Menschen bei Autounfällen ums Leben. Das würde mit autonomen Fahrzeugen nicht passieren. Wenn die US-Regierung also einfach ein Gesetz verabschieden würde, das jeden dazu verpflichtet, ein selbst-gesteuertes Auto zu fahren, könnten sie nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch das Leben einer Vielzahl an Menschen sichern. Aber das würde die Regierung niemals tun. Vielleicht passiert das eines Tages in Deutschland oder Großbritannien, aber in den USA ist die Automobilkultur einfach zu mächtig. U s in g b i g data . There are two possible ways of using big data in transport systems. On the one hand it can make sense for big organisations such as governments or transport companies to use big data to manage their transport systems more efficiently. If you were responsible for the London Underground or the manager of a bus company, you could plan your routes better knowing where and when most people are travelling. If you knew which parts of the road network need to be enhanced, which stations are the most frequented and at what times to expect the highest frequency of passengers, transport systems could be run far more efficiently. 84 Die Nutzung von big data. Es gibt zwei Möglichkeiten, big data in Transportsystemen einzusetzen. Einerseits kann es für große Unternehmen wie Regierungen oder Verkehrsunternehmen sinnvoll sein, die Vorratsdatenspeicherung zu nutzen, um ihre Systeme besser zu planen. Ist man zum Beispiel verantwortlich für die Londoner Metro oder Chef eines Busunternehmens, kann man seine Routen mit dem Wissen, wo und wann die meisten Menschen unterwegs sind und wo der Bedarf an Transportmitteln am größten ist, besser planen. Wenn man weiß, welche Strecken besonders gut ausgebaut sein müssen, welche Stationen besonders frequentiert sind und zu welchen Uhrzeiten große Schübe anstehen, können Transportsysteme also wesentlich effizienter gestaltet werden. Andererseits können die gesammelten Daten auch in Bezug auf Einzelpersonen genutzt werden. Es gibt bereits Versicherungen, die ihren Klienten Geld zahlen, damit sie eine bestimmte App auf ihrem Handy oder in ihrem Auto installieren, die ihr Fahrverhalten trackt. Ist die Person beispielsweise ein besonders guter Fahrer, kann er hoffen, dass seine Versicherungsbeiträge günstiger werden. Bei einem schlechten oder unsicheren Fahrer werden die Gebühren dementsprechend aber steigen. Die Firmen werden in jedem Fall versuchen, einen Profit aus den gesammelten Daten zu schlagen. Das kann für manche Menschen von Vorteil sein, für andere allerdings auch einen erheblichen Nachteil darstellen. Ben Hammersley ist ein weltweit renommierter Internettechnologie, Stratege, Autor und Journalist. Derzeit ist er Innovator in Residence am Center für Kreative und Soziale Technologie an der Goldmiths Universität London. Des weiteren ist er Mitglied der High Level Group für Pressefreiheit der Europäischen Kommission und beisteuernder Redakteur der britischen Ausgabe des Wired Magazin. But collected data can also be used with regards to individual transport. There are already insurance companies who pay their customers to install a certain app in their car that tracks their driving behaviour. If a person is a particularly good driver, they can expect their insurance premiums to come down. Equally, for a bad or insecure driver insurance premiums will go up. In any case, insurers will try to gain an advantage from the data they collect. For some people this might turn out to be beneficial, but others may be put at a considerable disadvantage. Ben Hammersley is a globally renowned internet technologist, strategist, writer and journalist. Currently, Hammersley is Innovator in Residence at the Centre for Creative and Social Technology at Goldsmiths University of London. Furthermore, he is a member of the High Level Group for Press Freedom of the European Commission and a contributing editor of the British edition of Wired Magazine. 85 weniger aber less but besser better Graham Hill über Qualität statt Quantität bei Verkehrsmitteln. Graham Hill on getting more from less in the field of transport. m o b i l i t y Graham, du bist der Erfinder des LifeEdited ApartmentSystems, das auf kleinstem Raum maximale Funktionalität bietet. Wie können wir diese intelligenten Konzepte und Technologien auf unsere Verkehrsmittel transferieren? Graham, you are the inventor of the LifeEdited apartment system, which offers maximum functionality in minimal spaces. How can we apply these intelligent concepts and technologies to our means of transport? Graham Hill: Ich denke, da gibt es einige Elemente, die auf das heutige Design von Fortbewegungsmitteln angewendet werden könnten. Graham Hill: I think there are quite a few elements that could be applied to today‘s design of means of transport. T he ri g ht s i z e . Die richtige GröSSe. Es ist wichtig zu bedenken, wie und wofür Dinge hauptsächlich genutzt werden und welches Design sich dafür besonders gut eignet. Man verliert sich leicht darin, etwas größer zu bauen als es eigentlich sein muss. Wieso braucht man beispielsweise einen Herd mit sechs Kochfeldern, obwohl man selten mehr als drei benötigt? Und braucht man wirklich ein Off-Road Auto, wenn man eigentlich höchstens einmal im Jahr durch anspruchsvolles Gelände fährt? Meistens muss ein Auto einen ja nur von A nach B bringen. In der Stadt sind diese Orte vorwiegend nah beieinander. In Vororten sind die Distanzen größer. Eventuell muss man manchmal auch große Gegenstände It is important to bear in mind how things are used, what they are mainly used for and which design is especially suited to the job. You can easily lose yourself in building something larger than it actually needs to be. Why, for example, would you need a cooking top with six hobs even though you rarely need more than three? And do you really need an off-road car, when you will really only go through challenging terrain once a year at most? Generally, a car will only have to get you from A to B. In town, these two places will be fairly close to one another. In the suburbs the distances are greater. You may sometimes have to transport large items, but in most cases the only requirement is to transport people. I think that in future some of the major functional requirements for cars will be dictated by mobile technologies. Globally, there is 86 transportieren, aber in den meisten Fällen geht es lediglich darum, Menschen zu befördern. Ich denke, mobile Technologien werden zukünftig die funktionalen Anforderungen an ein Auto maßgeblich vorgeben. Weltweit steigt das bereits hohe Level an Konnektivität und Menschen tauschen Autos gegen Smartphones. In den USA fahren die Menschen immer weniger Auto, kümmern sich später um ihren Führerschein und legen einfach generell immer weniger Wert auf Autos. Daher werden zukünftig die funktionalen Anforderungen an ein Auto zwar gleich bleiben, aber die Menschen werden weniger Auto fahren. already a considerable level of connectivity which is raised further with people exchanging cars for smartphones. In the USA people are using cars less and less. They leave it longer to get a driving licence, and they just don‘t value cars as highly anymore. This means that the functional requirements of cars will remain the same, but the frequency at which they are used will drop. M ultifunctionality. LifeEdited assumes that rooms and items should serve multiple purposes. Our created rooms change their function throughout the day, and in this way they fulfill various uses. This concept can also be applied to means of transport, for example when a backseat can be turned into a sleeping bunk or a hold in which to transport large items. Now that WiFi is available almost anywhere you can move your office to wherever you happen to be. You can take your work directly from your desk to the plane, the train or a bus. Soon our cars could be driving themselves autonomously, and we will not have to concentrate on driving during the journey anymore. You will be able to work, sleep or paint while the car takes you safely to your destination. Multifunktionalität. LifeEdited vertritt die Überzeugung, Räume und Gegenstände mehrere Zwecke bedienen sollten. Unsere kreierten Räume ändern über den Tag hinweg ihre Funktion und erfüllen somit verschiedene Anforderungen. Dieses Konzept könnte auch auf Fortbewegungsmittel angewandt werden. Zum Beispiel, wenn ein Autorücksitz zum einen als Fahrsitz dient, zum anderen aber auch als Schlafliege oder Transportfläche für größere Gegenstände umfunktioniert werden kann. Mit fast flächendeckendem WiFi kann man sein Büro heutzutage fast überall hin verlegen – man kann seine Arbeit direkt vom Schreibtisch mit ins Flugzeug, den Zug oder den Bus nehmen. Bald fahren wir vielleicht sogar autonome Autos und müssen uns während der Fahrt nicht selbst auf das Fahren konzentrieren. Man kann arbeiten, schlafen oder malen, während das Auto einen sicher ans Ziel bringt. L e s s b ut b etter . At LifeEdited we make the assumption that you can own fewer things, but of better quality. Quality trumps quantity. This concept could also be applied to means of transport. Fewer buttons to press and fewer playful gadgets, but more quality. It is time to start designing cars that only serve their proper purpose. Who actually needs a 500 horsepower gas guzzler with massage seats? Simple cars made for personal transport, that would be a start. Volkswagen‘s diesel cars are a good example for this. Volkswagen produce cars with a reduced design using simple technology to achieve incredible fuel economy. In this way they prove that it isn‘t necessary to keep reinventing the car completely. It is better to find smart uses for technologies that already exist. A further illustration of the “less but better” approach is to build cars that have a really long lifespan. We should design car-sharing vehicles for specific uses, so that there is a bigger choice of different rental cars. Instead of trying to cater for as many different Weniger aber besser. Wir von LifeEdited vertreten die Meinung, dass man weniger Dinge besitzen sollte, diese dafür aber in höherer Qualität. Qualität statt Quantität. Dieses Konzept könnte man ebenso auf Fortbewegungsmittel anwenden. Weniger Vorrichtungen und Spielereien und mehr Qualität. Man sollte anfangen, Autos zu entwerfen, die einzig dem 87 m o b i l i t y Zweck dienen, den sie erfüllen sollen. Wer braucht wirklich eine 500PS-Schleuder mit Massagesitzen? Einfache PKWs, das wäre ein guter Anfang. Ein gutes Beispiel dafür sind die Dieselautos von Volkswagen. Volkswagen produziert im Design reduzierte Autos und nutzt dabei simple Technologien, um eine unglaubliche Brennstoffersparnis zu erreichen. Damit beweist das Unternehmen, dass es gar nicht nötig ist, das Auto ständig neu zu erfinden, sondern besser, bestehende Technologien schlau einzusetzen. Eine weitere Veranschaulichung des „Weniger aber besser“-Ansatzes ist es, Autos zu bauen, die eine wirklich lange Lebensdauer haben. Wir sollten CarSharing-Wagen für bestimmte Aufgaben designen, sodass es eine größere Auswahl an Mietwagen gibt. Anstatt möglichst viele Anforderungen gleichzeitig abzudecken, dient jedes Fahrzeug einem ganz bestimmten Zweck. Das würde zu sinnvolleren und effizienteren Designs führen. So sähe ein Auto für kleine Erledigungen im städtischen Raum ganz anders aus als ein Wagen, der für einen Umzug oder einen Freizeitausflug genutzt wird. requirements as possible, each vehicle would serve a specific need. This would lead to more meaningful and efficient designs, so that a car made for small errands in an urban environment would look completely different from a car that is used for moving house or going on a day trip. A cce s s i b ility v er s u s owner s hip. At LifeEdited our opinion is that in the future people will no longer buy their own cars, but will make use of many different means of transport, according to their requirements at the time. An electric bicycle for short distances and no time wasted looking for parking spaces, a convertible for a weekend trip, a removal van for moving house. This would change our urban environment enormously, especially in terms of cars. Fewer cars for more people means fewer cars on the road, more room and more parking spaces. Our cityscape would be cleaner, less clogged up and more suitable for walking or cycling. Money that normally goes into the upkeep of road surfaces and similar things could be channeled into public transport, bicycle ZugÄnglichkeit versus Besitz. Wir von LifeEdited sind der Meinung, dass Menschen zukünftig keine eigenen Autos mehr besitzen, sondern auf 88 viele verschiedene Fortbewegungsmittel zurückgreifen werden – je nach dem aktuellen Bedürfnis. Ein elektrisches Fahrrad für kurze Strecken, um keine Zeit für die Parkplatzsuche zu vergeuden, ein Cabriolet für einen Wochenendausflug, einen Umzugswagen für den Wohnungswechsel. Das würde die städtische Landschaft extrem verändern – besonders im Bezug auf Autos. Weniger Autos für mehr Menschen heißt: weniger Autos in den Straßen, mehr Raum und mehr Parkplätze. Unsere Stadtlandschaft wäre sauberer, weniger verstopft und besser geeignet, um zu Fuß zu gehen oder Fahrrad zu fahren. Geld, das normalerweise in die Instandhaltung von Straßen und Ähnlichem fließt, könnte in öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad-Sharing-Systeme oder andere Fortbewegungsmittel gesteckt werden. Seit Car-Sharing-Unternehmen selbst für das Benzin zahlen müssen, werden sie sich bald überlegen, mehr benzinsparende Autos einzusetzen. Hier kommen hoffentlich zukünftig auch mehr elektrische Autos zum Einsatz, die unsere Städte sauberer und ruhiger machen. sharing schemes or other means of transportation. Since car-share companies are beginning to have to pay for their own petrol, they are soon going to think about using more fuel-efficient cars. Hopefully, this will lead to more electric cars coming into use in the future, making our cities cleaner and calmer. Graham Hill is an expert in architecture and industrial design. He achieved global recognition by launching the first essential sustainability blog TreeHugger.com. He has founded a number of enterprises and currently invests all his energy into a social project called Start-Up LifeEdited – an intelligent apartment system which employs special concepts and technologies to offer maximum functionality in a minimal space. Graham Hill beschäftigt sich mit Architektur und Industriedesign. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch die Gründung des ersten bedeutenden Nachhaltigkeitsblogs TreeHugger.com. Er gründete zahlreiche Unternehmen und investiert momentan seine ganze Energie in das soziale Start-Up LifeEdited – ein intelligentes Apartment-System, das durch die Anwendung spezieller Konzepte und Technologien maximale Funktionalität auf minimalem Raum bietet. 89 car sharing car sharing is caring is caring Sven Völker über Automobildesign 2014. Sven Völker about car design in 2014. m o b i l i t y Sven, wenn du 2014 ein Auto designen könntest, wie würde es aussehen? Hätte es vier Räder, ein Lenkrad und einen Motor? Sven, if you could design a car in 2014, what would it look like? Would it have four wheels, a steering wheel and an engine? Sven Völker: 2014, that would be very soon indeed. Let‘s assume that within this short period of time I am not going to turn into an engineer, so I would have to rely on things that I know and find exciting. But often things that are right in front of your face will suddenly look incredibly innovative in a different context. On the cover of the first issue of Some Magazine we had a picture by film prop designer John Zabrucky. It was a hairdryer, one of those bulky ones from the American 1950s. All it took was a shiny silver dome at its tip instead of a regular air vent to turn it into a readymade laser weapon. If you apply this idea of changed usage to mobility, I could imagine many different scenarios for a new kind of car: Sven Völker: 2014 – das wäre dann ja schon sehr bald. Es ist durchaus anzunehmen, dass ich mich in dieser kurzen Zeit nicht zum Ingenieur entwickeln werde. Ich würde mich also auf das verlassen müssen, was ich kenne und spannend finde. Aber es passiert ja häufig, dass Dinge, die vor einem liegen, in einem anderen Kontext plötzlich unglaublich innovativ aussehen. Auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe unseres Some Magazines landete beispielsweise ein Bild des Filmrequisiten-Herstellers John Zabrucky, das einen Föhn (ein klobiges Ding aus den amerikanischen 50er Jahren) zeigte, an dessen Vorderseite sich statt dem klassischen Luftsieb eine glänzende Silberkuppel befand. Fertig war die Laserwaffe. Überträgt man diesen „Umnutzungs“-Gedanken auf den Mobilitätsbereich, könnte ich mir verschiedene Szenarios eines neuen Automobils vorstellen: 90 T he mo b ile photo b ooth . Der fahrende Fotoautomat. Man könnte zum Beispiel die Idee des Passfotoautomaten aufgreifen und ihn mit vier Rädern ausstatten. Dann hätten die Menschen etwas zu tun, während sie darin reisen. Sich selbst fotografierend (was ja sehr im Trend ist) könnten sie beruhigt den Vorhang zuziehen und die automobilen Assistenzsysteme die Arbeit verrichten lassen. Dann wären hunderte mobile Automaten auf den Straßen unterwegs. Besonders bequem wäre es vielleicht nicht, aber mit Sicherheit ein unterhaltsamer Anblick für die Passanten. You could pick up the concept of a passport photo booth and stick four wheels on it. This would give people something to do while they are travelling. Taking pictures of themselves (as is very much the current trend), they could calmly draw the curtain and leave all the work to the automobile assistance systems. You would see hundreds of mobile photo booths on the street. It might not be very comfortable, but surely an entertaining sight for passers-by to behold. T he v inta g e - mo b ile . Another idea would be to bring everything back to the way it was fifty years ago. You could make cars slower and more spacious again. This would noticeably increase the feel-good factor on the roads. Maybe one could dispense with the sooty and noisy combustion engines, but why not go back to a vintage-mobile whose insufficient performance in crash tests is made up for by its limited speed? What if there weren‘t two tonnes worth of car colliding at 60mph but one tonne at 20mph? You wouldn‘t have any Tom, Dick or Harry tearing down the motorway at 120mph, just consultant doctors, playboys and playgirls. Admittedly, this wouldn‘t be very politically correct, but it would bring an end to this completely unrealistic, emotional exaggeration of mediocre small cars. Only true sports cars would be sports cars then. Das Vintage-Mobil. Eine andere Idee wäre es, alles wieder so umzugestalten wie es vor 50 Jahren war. Man könnte die Autos wieder langsamer und luftiger machen. Das würde auf den Straßen den Spaßfaktor merklich erhöhen. Auf die rußenden und lauten Verbrennungsmotoren könnte man vielleicht verzichten, aber warum nicht zurück zum Vintage-Mobil, dessen mangelhaftes Crash-Verhalten durch seine begrenzte Geschwindigkeit wettgemacht wird? Wenn nicht mehr zwei Tonnen mit 100 km/h aufeinanderprallten, sondern nur 1000 Kilogramm mit 30 km/h. Wenn nicht mehr alle Hans und Franz dieser Welt, sondern nur noch Chefärzte und Playboys (und -girls) mit über 200 Sachen über die Autobahn heizen könnten. Das wäre zwar nicht besonders korrekt, aber es würde der vollkommen unrealistischen, emotionalen Überhöhung von mittelmäßigen Kleinwagen ein Ende bereiten. Sportwagen wären dann nur noch echte Sportwagen. T he car s harin g model . There is a third idea that has come to my mind. Let‘s assume car manufacturers shut all their high street franchises and showrooms 91 Das Car-Sharing-Modell. Es gibt noch eine dritte Variante, die mir einfällt. Angenommen die Automobilkonzerne würden all ihre Autohäuser und Showrooms morgen schließen und die Fabriken würden die Automobile direkt in die Straßen, Parkplätze und Parkhäuser der Städte und Dörfer ausliefern. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich mit einem Chip auf meinem Führerschein einen teuren Sportwagen, ein kleines Moped oder einen schweren Lastwagen gleich hier in meiner Straße aufsperren und damit wegfahren könnte. Im Grunde funktionieren Car-Sharing-Modelle wie car2go und DriveNow doch wunderbar. Warum kann man das nicht auf alle Autos übertragen und den individuellen Besitz von Automobilen damit abhaken? Dann könnte ich meinem Nachbarn endlich eins auswischen, indem ich zehn Minuten früher aufstehe und ihm die spannendere Karosse vor der Nase wegschnappe. m o b i l i t y tomorrow and factories would deliver their cars straight onto the roads, parking lots and multi-storey car parks of all the towns and villages instead. I‘m imagining what it would be like if I could use a chip on my driving licence to unlock an expensive sports car, a little moped or a heavy duty lorry right there on my street and drive away. In principle, car sharing models like car2go or DriveNow work a treat, so why could you not extend this to all cars and do away with individual ownership altogether? Finally, I would be able to get one up on my neighbour just by getting up ten minutes earlier and snatch the more exciting car from right under his nose. Alle drei Szenarios haben wohl gemeinsam, dass ich mich in solchen Fragen eher für das System als für die Gestaltung des einzelnen Autos interessiere. Sie sind auch alle nicht besonders korrekt und demokratisch. Aber das spiegelt auch ein wenig die heutige Aufgabe von Design und Gestaltung wider – immer häufiger geht es mehr um das System und die Rolle des Einzelnen darin als um die Gestaltung (und damit die Erzeugung von Begehrlichkeiten) eines einzelnen Gegenstands. Aber wenn ich nun einfach nur ein Auto gestalten müsste, dann wäre es tatsächlich doch ein Sportwagen mit vier Rädern, einem Lenkrad, einem hochdrehenden Sechszylinder-Verbrennungsmotor und einer unglaublich großartigen, grafischen, bunten Lackierung. Wie die genau aussehen würde, denke ich mir jetzt in Ruhe aus. Der Designexperte Sven Völker arbeitet als Künstler, Designer und Autor in Berlin und als Professor für Kom- munikationsdesign an der Kunsthochschule in Halle. Er ist Herausgeber des Kunst- und Designmagazins „Some Magazine“ sowie des Buches „Go Faster“, einer Auseinandersetzung mit dem Grafikdesign von Rennwagen. Seine aktuellen Arbeiten verbinden Grafikdesign, Journalismus und Kunst. Sein neues Ausstellungsprojekt „Haven’t Seen Myself in Ages“ war in Leipzig, Johannesburg, Flø, Basel, Bern und Prag zu sehen. What all of these scenarios have in common is that you can tell that I am more interested in the system than the design of each single car. Also, none of these ideas are very PC or democratic, but this reflects today‘s tasks for design and presentation. The emphasis is shifting towards looking at systems and the role of the individual within them, rather than the presentation of (and therefore the creation of desire for) an object in itself. But if I only had to design a car as such, it would actually be a sports car with four wheels, a steering wheel, a high revving six cylinder combustion engine and incredibly magnificent, graphic, colourful paintwork. And now I‘m going to take a bit of time to think about what exactly that might look like. Design expert Sven Völker works as an artist, designer and writer in Berlin and teaches as a professor of Communication Design at the Kunsthochschule in Halle. He is an editor at the art and design periodical Some Magazine and has released the book “Go Faster”, an investigation of graphic design for racing cars. His current work combines graphic design, journalism and art. His recent exhibition project “Haven’t seen myself in ages” has been shown in Leipzig, Johannesburg, Flø, Basel, Bern and Prag. 92 Nichts bleibt, wie es ist. N othin g s tay s the way it i s . Wir können nicht mit Gewissheit sagen, ob wir bald in einem selbst-steuernden Fotoautomaten durch die Stadt fahren, der „Selfies“ von uns schießt, die in Echtzeit an all unsere Facebook-Kontakte geschickt werden, während eine App das Fahrverhalten unseres Fotoautomaten trackt. Fest steht aber, dass der Bereich der Mobilität einem ständigen Wandel unterliegt und die Prognosen unserer Experten – auch wenn sie nicht immer miteinander übereinstimmen – spannende Anregungen und Inspirationen zu den Veränderungen der Fortbewegungsmittel in 2014 liefern. Welche der Vorahnungen sich schlussendlich bewahrheiten, wird die Zukunft zeigen. We cannot say for certain, if we will soon go through town in a self-driving passport photo booth while shooting selfies that get shared among our Facebook friends in realtime, while an app checks the driving behaviour of our photo booth. But it is clear that mobility is undergoing constant change and the predictions of our experts – even though they don‘t always agree with each other – still offer plenty of inspiration for innovation in our means of transport in 2014. The future will show which of their predictions will come true. The illustrations for this chapter are by Valerie Ox. Born in Russia and raised in Berlin, she is a creative consultant for fashion and lifestyle brands as well as a graphic designer, illustrator and package designer. Die Illustrationen in diesem Kapitel stammen von Valerie Ox. In Russland geboren, in Berlin aufgewachsen, ist sie als Creative Consultant für Fashion- und Lifestyle Brands tätig sowie als Grafikerin, Illustratorin und Package-Designerin. 93 Impressum masthead K-MB gestaltet für zeitgeistige Unternehmen Konsumkultur. Seit 2004 arbeiten wir auf zwei Kontinenten für zur Zeit mehr als 30 Consumer Brands. Aktuelle Informationen zu unserer Arbeit, Kunden und Agentur finden sie unter: K-MB creates consumer culture for contemporary ventures. Since 2004 we have been working on two continents for currently more than 30 consumer brands. www.k-mb.de www.k-mb.com Recent information about our work, our customers and agency can be found under: Herausgeber und Redaktion K-MB Agentur für Markenkommunikation GmbH www.k-mb.de www.k-mb.com Produktion Plastic Media Publisher and Editing K-MB Agentur für Markenkommunikation GmbH Grafikdesign Sarah Abdelbaky Production Plastic Media Graphic Design Sarah Abdelbaky 94 95 Trendreport 2014