IfGB aktuell
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IfGB aktuell IfGB-Forum Was sind Aromen ? Wie verwendet und deklariert man sie ? IfGB-Forum diskutierte Aromen-VO und andere Herausforderungen Der erste Tag des 12. IfGB-Forums Spirituosen und Brennerei Anfang Oktober in Leipzig betrachtete das Thema Aromen aus unterschiedlichen Perspektiven. Mehr als 120 Entscheider der Spirituosenbranche informierten sich außerdem über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Branche. Auch die Frage nach den Chancen von Social Media nicht nur für Craft Distiller wurde kontrovers diskutiert. (WiK) Dr. Josef Fontaine bedankte sich bei Volker Lux, stellvertretend für Bell Flavors & Fragrances, für die Einladung nach Leipzig. Anschließend stellte er die jüngsten Entwicklungen am IfGB/ der VLB Berlin vor. Besonders ging er auf die deutlich sichtbaren Fortschritte des neuen Aus- und Fortbildungszentrums ein und stellte den jüngst gewählten VLB-Verwaltungsrat unter Leitung von Dr. Mike Eberle vor. Mit mehr als 120 Teilnehmern ein Besucherrekord: das 12. IfGB-Forum in Leipzig Anschließend ging BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick auf die aktuellen Themen der Spirituosen branche ein. Starke Veränderungen durch neue Ministerien und Minister betreffen auch die Alkoholbranche, aber mit Wolfgang Schäuble (CDU) sei ja im Bundesministerium der Finanzen Kontinuität gewahrt. So sehe man dem für 2018 zu erwartenden Alkoholsteuergesetz mit Fassung entgegen. Auch das Jahr 2013 brachte den gleichen Pro-Kopf-Konsum von 5,5 l wie im Vorjahr, bei stabilen Umsätzen. „Mit rund 702 Mio. Flaschen à 0,7 Liter war der deutsche Spirituosenmarkt auch im Jahr 2013 weiterhin der größte innerhalb der EU“, so die Referentin. Im Trend lagen außerdem klassische Spirituosen, Importprodukte sowie nationale, regionale und saisonale Traditions-Spirituosen. Über die vielfältigen Verbandsaktivitäten hinaus plant der BSI für das Jahr 2015 ein Krisenmanagement-Seminar. „Wer bei der Etikettierung vorausgreift, darf das“, erklärte Albrecht. „Aber es gibt keine Übergangslösungen.“ Bezüglich der Technischen Unterlagen für einzelne „nationale“ Spirituosen betonte er: „Wir wollen am Reinheitsgebot für Korn festhalten. Aber wenn ein Korn im Fass gelagert wurde, sollte man das schon farblich abrunden dürfen.“ Letzteres stößt nur bei weniWerner Albrecht vom Bundesministeri- gen Kornbrennern auf Zustimmung. um für Landwirtschaft und Ernährung Werner Albrecht forderte erneut die ging auf aktuelle Herausforderungen Hersteller und Verbände auf, sich aktiv für die Spirituosenbranche ein. Insbe- an der Erarbeitung der Technical Files zu beteiligen. sondere auf das neue SpirituosenAb dem 1. Janurecht und das Alkoholsteuerrecht. Mit Unterstützung ar 2018 gilt das Bezüglich der Compound Terms von: Alkoholsteuerwies er darauf hin, dass z.T. die ergesetz, das den gänzende Bezeichnung „Spirituose“ zweiten Teil des oder „Likör“ gefordert sei. So müsse Branntweinmoman künftig z.B. „Apfelbrand Likör“, nopolgesetzes noch einmal als „Likör“ deklarieren. ablöst. „ Mit Bei Anspielungen, wie z.B. Eierlikör „verfeinert mit Brandy und Gin“, wird dem Alkoholsteuerrecht hat man für die Anspielung eine neue Zeile be- eine Perspektive für die Zeit nach nötigt. Ab 13.12.2014 müssen Etiketten dem Branntweinmonopol“, so die Einu.U. an die neue EU-Lebensmittel- schätzung des Referenten. Wichtigster Informations-VO angepasst werden. Punkt dabei ist die Öffnung des Abfindungs- und Stoffbesitzerbrennens für ganz Deutschland. Weiterhin sieht Albrecht hier „eine historische Chance zur Entrümpelung alter Vorschriften. Da sind alle Verbände gefordert. Wenden Sie sich mit Vorschlägen direkt an mich oder die Arbeitsgruppe!“ Fotos: WiK 20 Brauerei Forum – Dezember 2014 Die Welt des Marketings betrat Rolf Lauströer mit Spirituosen – Neue Marken durch Social Media. „Es gibt hier ein gewaltiges Wachstum von Kleinbetrieben“ im Rahmen der Craft-Distilling-Bewegung. 77 % der mittelständischen Betriebe werden laut Lauströer von Verbrauchern auf Facebook kontaktiert. „Interaktion ist entscheidend!“ Immer mehr Menschen seien 24/7 online. Im Bereich Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin Ausstoßanteil von 5 % alkoholfreiem Bier zu optimieren. Bezüglich der Gärgase in der Brennermaische sind je nach Rohstoff unterschiedliche Aromen zu finden. Beim Getreide erwartet Tyrell ähnliche Ergebnisse wie in der Brauerei, allerdings mit höherem Potenzial. Basis der zu erwartenden höheren Ausbeuten sind höhere Alkoholgehalte, keine Vorklärung, außerdem werden Enzyme nicht inaktiviert. Bei Obstmaischen wären ähnliche Ergebnisse wie in der Winzerei zu erwarten. Für die Durchführung eines solchen Forschungsprojekts werden noch Brennereien als Partner gesucht. Bei Fragen nach der Identität arbeitet das Amt mit Aromaprofilen natürlicher Rohstoffe. Die Natürlichkeitsbewertung hat für den Endverbraucher einen sehr hohen Stellenwert. Berücksichtigt werden dabei die gesetzlichen Regelungen und die Werbeaussagen des Herstellers. „Gerichtsurteile sehen vieles anders als wir“, sagte Schäfer. Die Kontrollmethoden bestimmen Enantiomerenverhältnisse ausgewählter Aromastoffe per GC/MS. Enantiomere sind Stereoisomere chemischer Verbindungen, die sich in ihrer Konstitution decken und sich in den räumlichen Strukturen zu einem Gegenstück verhalten wie dessen (nicht-deckungsgleiches) Spiegelbild. Die Herausforderung besteht darin, charakteristische Aromastoffe in aromarelevanten Mengen zu finden. Diese müssen in typischen Enantiomerenverhältnissen auftreten. Die dazu gehörenden Methoden benötigen einen sehr hohen zeitlichen und apparativen Aufwand. Bei Beanstandungen handele es sich laut Schäfer allerdings häufig eher um Deklarationsprobleme als um vorsätzliche Irreführungen. Den stetig wachsenden Aufgaben steht eine stets verbesserte Analytik gegenüber. Langfristig bräuchte das LUA dafür aber eine bessere materielle und personelle Ausstattung. Norbert Schäfer von der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) Sachsen betrachtete die Aromastoffanalytik aus der Sicht der Überwachung. Ziel des Amtes ist es, im Rahmen des Gesundheitsschutzes die Einhaltung von Höchstmengen und die Nicht-Verwendung verbotener Stoffe zu gewährleisten. Höchstmengenregelungen hat der Gesetzgeber unter gesundheitlichen Aspekten eingeführt. Diese gelten z.B. für β-Asaron, α- und β-Thujon und Cumarin. Die Behörde soll außerdem den Verbraucher vor Irreführung schützen. In diesem Rahmen werden Gehaltsbestimmungen und Natürlichkeitsbewertungen durchgeführt. Zunehmend werden auch Aromaprofile erstellt, um Authentizität zu überprüfen. Ein dritter Arbeitsbereich ist die Ursachenforschung für Fehlaromen. Die Hauptarbeit entfällt auf den Gesundheitsschutz (74 % der 2013 durchgeführten Höchstmengenüberprüfungen). Bei den übrigen Fällen geht es um Irreführungen und Fehlaromen. Die überprüften Spirituosen schnitten sehr gut ab. Im Jahr 2009 gab es 35 Überprüfungen (davon 1 beanstandet), 2010 30 (0). Im Jahr 2011 schnellte die Probenanzahl auf 80 (1 Beanstandung), 2012 61 und 2013 waren es 74, beide Jahre ohne Beanstandungen. Die Sicht des Geschäftsführers des Deutschen Verbands der Aromenindustrie stellte RA Sven Ballschmiede mit Aromen – zwischen Verbraucherge schmack und Verbraucherschutz vor. Er skizzierte zuerst die Verbraucher erwartungen wie Natürlichkeit und Qualität. Diesen stellte er Pressestimmen gegenüber, die synthetische Aromen an den Pranger stellen. Das Misstrauen der Endverbraucher gegenüber der Aromenbranche werde durch Verbraucherschützer wie Stiftung Warentest, foodwatch und Lebensmittel-Klarheit geschürt. Im Folgenden ging Ballschmiede auf die EG-Verordnung (VO) Nr. 1334/2008 ein. Er stellte zur Diskussion, ob es sich bei der Benennung eines bestimmten Aromas lediglich um eine sensorische Beschreibung handle oder tatsächlich mehr als 95 % der Aromen aus der namengebenden Substanz sein müssen. „Beim Beispiel ,natürliches Apfelaroma‘ gewinnen wir 95 % aus Äpfeln und verwenden 5 % synthetisches Material zur Abrundung des Geschmacks“, so Ballschmiede. „In der EU-Kommission interpretieren 27 Mitgliedsstaaten die VO wie der Deutsche Verband der Aromenindustrie, nur Deutschland lehnt das ab. Wir wollen eine Harmonisierung der Lesart der EG-VO“, betonte Ballschmiede. Im Klaus Malinowsky (2. v.r.) führte mit bewährter pointierter Moderation durch den ersten Tag der Veranstaltung. Zu seiner Linken Angelika Wiesgen-Pick und Werner Albrecht, zu seiner Rechten Rolf Lauströer der Craft Distiller wird dieser Kontakt häufig durch Craft Spirits Festivals u.ä. ergänzt. Schaut man ins Netz, teilen sich die Spirituosenkategorien die Aufmerksamkeit des Nutzers wie folgt: Führend sind Wodka (96 Marken präsent), Liköre (84), Whisk(e)y (77). Gin ist mit 27 Marken vertreten, Rum mit 31. „Es kommen permanent neue GinMarken auf den Markt“, so Lauströer. Abschließend stellte der Referent die nach Präsenz im Netz gelisteten Top 10 der Spirituosen in Deutschland vor. Social Media ist auch für die Großen noch immer von großer Bedeutung: Smirnoff z.B. startet 2012 mit 302 361 Likes (Platz 3) und führt 2014 mit 11 243 539 Likes. Bacardi lag 2012 mit 77 539 Likes auf Platz 7 und 2014 mit 7 884 172 auf Rang 3. Jägermeister liegt konsequent auf Platz 6 (2012: 145 126 Likes; 2014: 3 520 558). Natürlich ist nicht jede positive Bewertung, jeder Like-Klick auch eine Kaufentscheidung. Den Zusammenhang zwischen Aktivitäten im Netz und Umsatzentwicklungen könne man aber herausbekommen, indem man beides z.B. im Monatsrhythmus gegeneinander abgleicht. Den Themenschwerpunkt Aromen eröffnete Thomas Tyrell vom Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP) der VLB Berlin mit Kondensat aus Gärgasen. Aroma rückgewinnung während der Gärung aus Gärungskohlensäure. Er stellte die Ergebnisse seines Forschungsprojektes bei der Vergärung von Most und Bierwürze zur Diskussion. Ist dieses Verfahren auch in der Brennerei anwendbar? Die kondensierbare Flüssigkeit aus Gärgas enthält in der Brauerei eine bis zu 20-fache Esterkonzentration des Bieres. Eine Rückführung von Aromen aus Gärgas wird im alkoholfreien Bier sensorisch positiv bewertet. Die Ausbeuten mit optimierten Anlagen könnten ausreichend sein, um einen Brauerei Forum – Dezember 2014 Thomas Tyrell Norbert Schäfer Sven Ballschmiede 21 IfGB aktuell Jahr 2011 war der Lebensmittelüberwachung und dem Aromen-Verband dazu keine Einigung gelungen. Auch der mündige Verbraucher benötige Hilfestellungen, beispielsweise bei der Interpretation dieser Verordnung. Ein weiterer Punkt der Präsentation war die künftige Kommunikationsstrategie des Verbandes. „Im Idealfall setzt man sich mit Vorwürfen der Verbraucherschützer proaktiv auseinander“, so Ballschmiede. „Wir müssen das, was wir tun, besser erklären“, räumte er ein. „Wenn wir Substitute bereitstellen, weil natürliche Ressourcen nicht ausreichen, leisten wir doch auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.“ Daniel Thieme Dr. Janko Pickert 22 Premium-Liköre … der Geschmack des Besonderen lautete das Thema von Daniel Thieme, Bell Flavors & Fragrances. Das Premiumsegment sei der Zufluchtsort gesättigter Märkte. Wichtig bei der Positionierung moderner Marken sei das Bedürfnis des Verbrauchers, sich etwas Gutes zu tun, sich zu belohnen oder der Wunsch nach Entspannung und Geselligkeit Premium sei kein Luxus. Während sich Luxusmarken mehr über Preis, Image und ihre Geschichte definieren, zeichnen sich Premiummarken durch herausragende Innovationen und eine besondere Innovationsfähigkeit aus. Diese biete deutlich erkennbaren Mehrwert, weswegen Verbraucher eher bereit sind, mehr zu bezahlen. „Wir als Aromenhaus beschäftigen uns mit der physiologischen und psychologischen Wirkung des Geschmacks auf Konsumenten und Produkte.“ Wie kann der Geschmack den Premiumcharakter fördern? Wie kann der Geschmack als Marketinginstrument fungieren? „Zielgruppenorientierung ist entscheidend. Produkte müsse man differenzieren, Geschmack als Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten. Premiumisierung bedeute Ausdifferenzierung von Aromaprofilen, statt Orange die Saftorange, die ValenciaOrange, die Blutorange o.ä. Markendefinition und -Identität: Malibu ist Kokos, Jägermeister Kräuter. „Machen Sie den Geschmack zum Teil des Markenkerns!“ Als aktuelle Trends bei Premium-Likören führte Thieme leichte, mischbare Beispiele aus Frankreich an: Hybrid-Produkte zwischen Sekt und Likör, die sich nicht allein über ihren einzigartigen Geschmack definieren. Die Besonderheit und Zielgruppenorientierung drücke sich auch in der Verpackung aus, Flaschen, die an Parfüm-Flacons erinnern. Weitere Trends seien Crème-Liköre, die sich z.B. mit Rum mischen lassen. Auch Brauerei Forum – Dezember 2014 Gastgeber Raymond Heinz, Geschäftsführender Gesellschafter Bell Flavors & Fragrances, im Gespräch mit VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine Joghurt-Liköre seien weiterhin beliebt. Bei den hochprozentigen Spirituosen zeichne sich ein Trend zur Aromatisierung ab. Jägermeister hat nun eine zimtbetonte Spiced Variante, auch Spiced Gin ist im Kommen. Selbst vor Klassikern wird nicht Halt gemacht, entsprechend gibt es Spiced Rum und Cinnamon Whisky. Die Frage Was sind Aromen und wie werden sie in Spirituosen eingesetzt?, beantwortete Dr. Janko Pickert, Bell Flavor & Fragrances. „Einfach ausgedrückt sind Aromen komplexe Mischungen aus verschiedenen Zutaten, welche einen Einfluss auf den Geschmack und Geruch haben.“ Sie werden u.a. zu Lebensmitteln zugegeben, um deren Geschmack zu intensivieren und zu verbessern und Geschmacksverlust während Verarbeitung, Lagerung und Transport zu minimieren. Außerdem wird mittels Aromen der Geschmack von Produkten standardisiert oder Fehlgeschmack maskiert. Ein wichtiges Einsatzfeld ist die Kreation innovativer Produkte mit neuen Geschmackserlebnissen. Aromen bestehen in erster Linie aus Aromakomponenten natürlichen oder synthetischen Ursprungs. Rund 2000 verschiedene befinden sich davon in regelmäßiger Verwendung in der Aromenindustrie. Hinzu kommen weitere 3000, welche sich in gelegentlicher oder experimenteller Nutzung befinden. Viele Lebensmittel enthalten Hunderte von Aromachemikalien. „Normalerweise sind 20 bis 40 Komponenten für den gewünschten Geschmack ausreichend“, so Dr. Pickert. Pflanzenextrakte, natürliche Stoffe, werden gewonnen durch physikalische Prozesse wie Extraktion, Destillation usw. Dr. Pickert stellte verschiedene Möglichkeiten vor. Das gebräuchlichste Verfahren zur Gewinnung von ätherischen Ölen ist die Wasserdampfdestillation. Die Kaltpressung wird nur für Zitrusöle angewandt. Extraktion wird vor allem bei Blütenölen praktiziert. Pflanzenextrakte können mit verschiedenen Lösungsmitteln produziert werden. Zur Qualitätssicherung werden Rohstoffe und Extrakte mit unterschiedlichen chromatographischen Methoden untersucht und standardisiert. Natürliche Pflanzenauszüge finden eine weitreichende Verwendung u.a. für Kosmetik und Getränke. Destillate werden dagegen vorwiegend für Spirituosen eingesetzt: Wein, Wacholderund Kümmeldestillate gehören zu den Standards. In der Aromenentwicklung besteht die Hauptaufgabe darin, ein bestehendes Aroma zu duplizieren. Andere Aufgaben sind die Entwicklung neuer innovativer Produkte in Zusammenarbeit mit dem Kunden. Daneben gibt es aber auch die proaktive Entwicklung eines Aromas, um die eigene Produktpalette zu erweitern und/oder zu verbessern. Abschließend stellte Dr. Pickert die einzelnen Arbeitsschritte der Produktentwicklung vor. Wichtig für ein Aroma ist immer die Dosierung. Außerdem interagieren andere Inhaltstoffe mit dem Aroma. „Auch dies muss getestet werden, um die gewünschte Produktlebensdauer zu gewährleisten“, betonte der Referent. Der Nachmittag des ersten Veranstaltungstages war der Besichtigung des Aromenherstellers Bell Flavors & Fragrances gewidmet. Dort konnte man die umfangreichen Produktionsanlagen sowie die hochmodernen Forschungs- und Entwicklungs- sowie QS-Laboratorien besichtigen. Außerdem war die 1878 gegründete Schimmelbibliothek geöffnet, eine der größten Sammlungen der Welt von Büchern und Archivalien zu Geschmacksstoffen, Pflanzenextrakten und ätherischen Ölen. Der Tag ging mit einem ausgezeichneten Abendessen im Weinhaus Max Enk auf Einladung von Bell Flavors zu Ende. (wird fortgesetzt) IfGB aktuell IfGB-Forum Gin – Treibstoff der Craft Spirit-Bewegung Nicht nur diese Frage diskutierten gut 120 Teilnehmer am zweiten Tag des 12. IfGB-Forums, Oktober 2014, in Leipzig, sondern auch innovative Technologien und traditionelles Marketing für Brenner. Weitere Schwerpunkte waren Value Chain Management & Logistik. Mit Unterstützung von: (WiK) Den zweiten Tag moderierte Mike Spandern, Agricolia, Kiel. Ein Schwerpunkt war die Craft SpiritsBewegung, ein Trend aus den USA. Craft, umschreibt das nichts anderes als das, was Kleinbrenner und Spirituosenmanufakturen seit Jahrhunderten tun, die handwerkliche Fertigung von Bränden und Spirituosen? Theo Ligthart, Markeninhaber von „Das Korn“ und Organisator des Berliner Craft Spirits Festivals, gab mit Gin – Treibstoff der Craft-Distilling-Bewegung einen Überblick. Die Definition der American Craft Distillers Association ist nicht auf Europa übertragbar, da dort Unternehmen mit nach deutschen Verhältnissen riesigen Ausstoß-Mengen inkludiert werden (max. 100 000 proof gallons /a ≈ 600 000 Flaschen à 0,7-l). Das Craft Spirits Festival definiert daher eigene Produkt- und Unternehmensanforderungen: • Herstellung in traditionell handwerklicher Art in kleinen Brennereien und Spirituosenmanufakturen • weitgehende Unabhängigkeit des Unternehmens (max. 25 % Beteiligung durch Konzerne) • ohne künstliche Aromen • ohne Farbstoffe • ohne gentechnisch veränderte Rohstoffe Begeisterte mit seinem Vortrag die rund 120 Teilnehmer des 12. IfGB-Forums: der unkonventionelle Perfektionist Christoph Keller, der mit Monkey 47 nicht nur den „besten Gin der Welt“ herstellt, sondern auch für seine teils traditionellen, teils exotischen Brände, Geiste und Liköre hundertfach ausgezeichnet wurde 18 Den Ursprung der Gin-Produktion führte Ligthart auf die Niederlande (Jenever = Wachholder, Gin) des 16./17. Jhs. zurück. Erst Ende des 17. Jhs. kam der Gin nach England und wurde von dort weltweit verbreitet. „Die Gins im deutschsprachigen Raum verstehen sich als eigenständige Produkte“, betonte der Referent. Die Pioniere dieser Welle sind noch nicht einmal zehn Jahre alt: Adler Gin von der Berliner PSM, Blue Gin von der österreichischen Brennerei Reisetbauer, The Duke aus München und Monkey 47 von der Brennerei Stählemühle. Ziel ist es, hochwertige und damit hochpreisige Spirituosen herzustellen. „Man braucht die Einzelkämpfer, die etwas probieren“, so Ligthart, „aber viele werden auch scheitern.“ So wie der Referent stammen viele Akteure des Craft Distillings nicht aus der Branche, sondern sind beispielsweise Künstler oder Marketingprofis. Viele Produkte sind allein dadurch erfolgreich, dass sie in engem Kontakt mit der Barkeeper-Szene eingeführt werden. „Viele versuchen sich an Gin, weil Alkohol nicht produziert werden muss, sondern nur veredelt“, erläuterte der Referent. Fotos: WiK Brauerei Forum – März 2015 Ligthart wies darauf hin, dass nach seiner Einschätzung der Zenit der Gin-Welle bereits überschritten sei. Er schlug daher vor, verstärkt traditionelle Wacholder-Spirituosen des deutschen Sprachraums wieder zu beleben: Wacholder, Steinhäger, Kranewitter, Krambambuli, Machandel etc. Für die Spirituosenbranche insgesamt sei zu wünschen, dass die Craft-Distilling-Bewegung beim Konsumenten das Bewusstsein weckt, dass Qualität seinen Preis hat. Abschließend stellte Ligthart ein Dachmarkenkonzept für Craft Spirits vor, von einheitlichen Flaschen und Etiketten bis zum gemeinsamen Marketing und Vertrieb. Dass man eine typisch englische Spirituose wie Gin auch in Deutschland produzieren kann, zeigte Gerald Schroff, der mit seinem Co-Gesellschafter Prof. Ulf Stahl (VLB/TU Berlin) bereits im Jahr 2006 den Adler Dry Gin entwickelt und auf den Markt gebracht hat. „Unser Anliegen war es zu zeigen, dass Gin nicht eine englische Spirituose ist“, so der Referent. Die bewusst dezent gehaltenen Wacholder- und Kräuternoten machen den Adler Gin so mild, dass er bestens pur genossen werden kann. Der Vakuumdestillation folgt die Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin on in Englisch. So wird außerdem die Tür für den internationalen Markt geöffnet. 2010 kam Monkey 47 auf den Markt. „Wir waren sehr froh, dass es da schon zwei andere deutsche Gins gab“, bezog sich Keller auf Adler Gin von der PSM Berlin und The Duke aus München. 2010 hatten sie noch 5000 Flaschen produziert, 2013 waren es bereits 150 000, Tendenz steigend. Man bemüht sich um Regionalität, aber die Qualität steht an erster Stelle. „Ich bin kein Craft-Distiller“, betonte Keller abschließend. „Leidenschaft kann Handwerkszeug nicht ersetzen! Ebenso wenig wie Kreativität.“ Mike Spandern (l.), aufmerksamer Zuhörer, nonkonformistischer Moderator des zweiten Tages des 12. IfGB-Forums. Wem sonst gelingt es, gut 120 Fachleute im Vortragssaal spontan ein Geburtstagslied anstimmen zu lassen? Lagerung in Steingutgefäßen, ehe der Gin auf Trinkstärke verdünnt wird. Die seit 2009 von den heutigen Inhabern als GbR geführte Preussische Spirituosen Manufaktur (PSM) war die 1957 eingerichtete „neue“ VersuchslikörFabrik der Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie (VLSF), deren Wurzeln bis zur ersten Versuchslikörfabrik 1910 zurückreichen. Räumlichkeiten und historische Geräte sind seit Insolvenz der VLSF 2002 Eigentum der VLB Berlin. Auf diesem Konstrukt basiert eine hervorragende Kooperation zwischen PSM und IfGB/VLB, nicht nur im Bereich der Destillateurfortbildung. Christoph Keller, Stählemühle, begeisterte mit einem herausragenden Vortrag über den 2011 von der International Wine and Spirit Competition (IWSC) als besten Gin der Welt ausgezeichneten Monkey 47 Schwarzwald Dry Gin. Der Kunsthistoriker, Graphikdesigner und ehemalige Verleger hat sich seit 2004 der Brennerei verschrieben, mit der gleichen großen Sorgfalt, mit der er zuvor seinen anderen Berufen nachging. Auch mit der gleichen großen Freude am Experimentieren. Das Anwesen der Stählemühle in Eigeltingen-Münchhöf zwischen Schwarzwald und Bodensee besaß ein historisches Brennrecht. Keller baute die bäuerliche Kornbrennerei in eine Brennerei für Edelobstbrände um. Seit 2006 stellt er höchst erfolgreich feinste Destillate aus regionalen Obstsorten, aber auch aus exotischen Obst-Spezialitäten her. 10 bis maximal 500 Flaschen produziert er von den rund 200 unterschiedlichen Destillaten. Nur vom Schwarzwald Dry Gin Monkey 47 wird regelmäßig mehr produziert. Die Idee für den Gin stammt von Alexander Stein, einem ehemaligen Nokia-Manager aus der Jacobi-Weinbrand-Dynastie. Folgt man dem „StoryTelling“, stammt das Rezept von einem britischen Offizier, der im Schwarzwald in das Gasthaus zum Wilden Affen eingeheiratet hatte. Um sein Heimweh zu lindern, entwickelte er einen Gin. Sein Ziel war es, regionale Kräuter und Beeren des Schwarzwaldes zu vereinigen mit exotischen Botanicals z.B. aus Indien, wo der englische Offizier und Diplomatensohn Montgomery Collin einen Teil seiner Kindheit verbracht haben soll. So stamme der Name Monkey vom Gasthaus zum Wilden Affen. Die 47 ist auf die 47 verwendeten Drogen zurückzuführen und die 47 Vol.-%. Stein und Keller tüftelten eine Weile, ehe sie ihr Produkt auf den Markt brachten. Die Zutaten sollen auch heute noch britische Lebensart mit der Exotik Indiens und der Bodenständigkeit des Schwarzwaldes vereinen. Für die Exotik stehen u.a. Kardamom, Nelken, Muskat, Zimt und Süßholz. Schwarzwaldnoten bringen Engelswurz, Akazienblüten, Kamille, Hagebutte, Salbei, Eisenkraut und Wacholderbeere. Ziel war es, einen pur trinkbaren Gin zu produzieren, der zu 100 % destilliert ist. Alle Auszüge stammen aus reiner Mazeration, Perkolation und Destillation. „Gin ist eine sehr dynamische Spirituose!“, so der Referent. Basis ist Melasse-Alkohol aus Frankreich. „Wir wollten einen erfrischenden Gin mit sehr floralen Noten“, betonte Keller. Lavendel sei dabei ein wichtiger Punkt. Natürlich gehöre eine Wacholdernote dazu, aber man paare sie mit sehr würzigen Noten wie z.B. Pfeffer. Die Preiselbeere erzeuge die fruchtige Abgangsnote. Der Gin reift drei Monate lang in Steingutbehältern. „Wir glauben, der Gin verkörpert die britische Lebensart.“ Daher erfolgt auch fast die gesamte Markenkommunikati- Bernhard Bares, Eifel Premium Brand, Verband der Rheinischen und Saarländischen Kleinbrenner, stellte sein Konzept Eifel Premium Brand w.V. vor. Im Jahr 1991 gründete sich der wirtschaftliche Verein (w.V.) mit 40 Brennern, um ihre Situation zu verbessern. Das Angebot der Mitglieder musste dem hohen Qualitätsanspruch gerecht werden. „Vor jeder Abfüllung erfolgt eine sensorische und analytische (GC) Überprüfung der Produkte“, betonte Bares. „Erst wenn die Brände beide Prüfungen bestanden haben, dürfen sie als Eifel-Premium abgefüllt werden.“ Die Kunden sollten aus dem mittleren und gehobenen Einkommensbereich stammen und einen bewussten Qualitätsanspruch für Getränke pflegen. Der Verein warb Fördermittel ein vom Agrarmarketing Rheinland-Pfalz, EUFördermittel, das Land Rheinland-Pfalz und den Landkreis Bitburg-Prüm. Das Gesamtvolumen der Maßnahmen betrug damals 196 000 DM, der Eigenanteil der Mitglieder 87 000 DM. Für die Ausarbeitung eines Marketingkonzeptes wurde eine Agentur beauftragt. Es folgten die Auswahl der Flasche und die Sicherung der Etiketten beim Patentamt. Das Konzept wurde unter sachkundiger Beratung des Agrarmarketing Rheinland-Pfalz umgesetzt. Für die Mitgliedsprodukte wurden einheitliche Preise festgelegt. „Der Preis zur Markteinführung 1994 war im Schnitt 10,00 DM höher als für die bis dahin übliche 0,7-l-Flasche der Abfindungsbrenner“, so der Vereinsvorsitzende. Schließlich führten Messeauftritte auf der Grünen Woche und der Anuga zu tragfähigen Kontakten zu anderen Verbänden und zu Politikern. Die öffentliche Beachtung der Abfindungsbrenner stieg. Ein bis heute tragfähiges Konzept, das gerade nach Auslaufen des Branntweinmonopols an Bedeutung gewinnen kann, wie das Dachmarkenkonzept der Craft Distiller zeigt (s.o. Ligthart). Brauerei Forum – März 2015 Theo Ligthart Gerald Schroff Bernhard Bares Manfred Gössinger 19 IfGB aktuell Norbert Strieder Thomas Hartges Stefan Rathjens 20 Brandaktuelle Ergebnisse zur Vakuumdestillation von Obstmaischen legte Prof. Dr. Manfred Gössinger vom Lehrund Forschungszentrum für Wein- und Obstbau Klosterneuburg, vor. Die gezielte Absenkung des Siedepunkts der Maischen durch ein partielles Vakuum sollte im vorgestellten Versuch der Aromaschonung dienen. Verwendet wurden Obstmaischen von Apfel, Williams Christbirne, Quitte, Marille, Zwetschge, Kornelkirsche und Brombeere. Die ersten Daten wurden bei 50 % Vakuum gesammelt und stets einem Referenzbrand aus einer konventionellen Anlage gegenüber gestellt. Der Prozess wurde bezüglich Temperaturverlauf, Ausbeute, Nachlauf-Abtrenn-Punkt und Trübung ausgewertet. Die Ergebnisse wurden analytisch und sensorisch verglichen, im Hinblick auf die im Codex Alimentarius Austriacus hinterlegten Grenzwerte für Methanol, Ethylcarbamat etc. sowie bezüglich Geruch und Geschmack. Alle unter 50 % Vakuum hergestellten Destillate waren sensorisch sauber und auf hohem Niveau. In der Nase zeigte sich ein „eher ‚schlankeres‘ frischeres Aroma“ als in der konventionellen Probe. Am Gaumen wirkten die Vakuum-Brände „schlanker“ und „unkomplizierter“ als die Vergleichsprobe. Allerdings waren meist die typischen Aromen geringer als in den konventionellen Bränden. „Die Intensität ist beim traditionellen Brand größer“, so der Referent. Nur bei Apfel und Zwetschge waren bei den Vakuumdestillaten signifikant intensivere Aromen feststellbar. „Die erhoffte ‚Aromabombe‘ haben wir leider bisher nicht erreicht“, zeigte sich Prof. Gössinger ernüchtert. Künftig sollen die Forschungen mit 70 % Vakuum ausgebaut werden. Thomas Prinz von der Feinbrennerei Prinz, Hörbranz, Österreich, outete sich als die erste Brennerei in Österreich, die mit Vakuumdestillation arbeitet. Der Rohbrand werde im Vakuum hergestellt, der Feinbrand konventionell. Die Ergebnisse weiterer Forschungen auch auf diesem Gebiet werden mit Spannung erwartet. Norbert Strieder, GEA Wiegand, berichtete über Prozessintegration und Energie-Optimierung in der WhiskyIndustrie. Als „wirtschaftliche Stellschrauben“ im Prozess der WhiskyProduktion benannte er die Substitution von thermischen Energieträgern durch die Reduzierung des Dampfverbrauchs mittels Einsatz mechanischer Brüdenverdichter(MBV)-Technologie. Hinzu käme eine energieoptimierte Rektifikation durch die Ablösung der traditionellen Coffey stills durch ein Brauerei Forum – März 2015 energieintegrierendes Destillationskonzept. Ein weiterer Aspekt sei die Temperaturführung beim Einmaischen. Lösung hierfür sei die Einführung der Wiegand „Cold mashing technology“ zur Reduktion des Energieverbrauchs. Strieder stellte zahlreiche erfolgreich umgesetzte Turn-key-Projekte vor. Darunter eins, das bis März 2013 für eine Malt-Whisky-Distillery realisiert wurde. Es ging darum, 30 000 l/h Restalkohol der Whisky-Maische mit ca. 3 Vol.-% Alkohol aus Pot Stills zu verarbeiten. Das Produkt dient dazu, 95 vol.-%igen Alkohol auf Trinkstärke zu bringen. Es wurden zwei Maischekolonnen parallel installiert und eine Rektifikationskolonne im Druckbereich nachgeschaltet. Die Beheizung erfolgte mit Abwärme. An Energie kamen 3,27 kg/l Dampf zum Einsatz und elektrische Energie im Umfang von 2,77 kW/l. Die neue Anlage benötigte nur 60 % Dampf und Kühlwasser im Vergleich zum ursprünglichen Prozess. Das Unternehmen erzielt nun Einsparungen von 500 000 €/a und 3000 t CO2/a. Für eine Grain-Whisky-Distillery setzte Wiegand 2012/2013 große Destillierkolonnen ein, die im kontinuierlichen Verfahren arbeiten. Verarbeitet wird fermentierte Getreidemaische 47 t/h mit 12,7 Vol.-%. Das Endprodukt sind 130 000 l/d Getreidealkohol mit 95 Vol.-%. Die Beheizung erfolgt mit mechanischem Brüdenverdichter. Verbraucht werden 2,345 kg/l Dampf zur Beheizung und 1,466 kW/l elektrische Energie: Die Anlage arbeitet hoch effizient und benötigt nur 50 % Dampf und Kühlwasser vom ursprünglichen Prozess. Das Unternehmen konnte mit der neuen Anlage Einsparungen von 2 Mio. €/a und 12 000 t CO2/a erzielen. Mit Danzka Vodka wird das Lager zu eng, lautete der Vortrag von Thomas Hartges, Waldemar Behn GmbH, und Markus Bender, Schulte Bender & Partner Unternehmensberater. Im Jahr 2013 hatte der Eckernförder Spirituosenhersteller die Marke Danzka Vodka übernommen, ein weltweit speziell im Duty-Free-Bereich gehandelter Wodka. Die neue Marke sowie die Line-Extensions von „Kleiner Feigling“ führten zum sprunghaften Zuwachs von Artikeln. „4000 bis 5000 Palettenstellplätze fehlten“, so Hartges. Das 1892 gegründete Unternehmen produziert und vermarktet neben Danzka u.a. Kleiner Feigling, Dooley’s, Küstennebel, Andalö und Original Radeberger Kräuterlikör. „Wir sind reiner Markenanbieter“, betonte Hartges. Eine Lagererweiterung war notwendig. Gemeinsam mit dem Logistikdienstleister suchte man nach einer Lösung. Schulte Bender & Partner sind auf Value Chain Management spezialisiert. Es ging im Falle Behn speziell darum „ein effizientes und produktives Layout durch einen strukturierten Warenfluss und moderne Transportkonzepte zu entwickeln“, erklärte Bender. „Die arbeitsintensiven Prozesse Displaybau/On-packs und Kommissionierung müssen in den Materialfluss qualitätsorientiert und produktiv eingebunden werden“, so der Referent. „Moderne Prozesssteuerung und Lagerverwaltung schafft Transparenz und Steuerungsmöglichkeit für die gesamte Value Chain.“ Die Berater und Auftraggeber entwickelten sechs Lösungsansätze, von unterschiedlichen An- bzw. Neubauprojekten bis hin zum Outsourcing. „Zur Deckung der Kapazität ist in jedem Fall eine Kombination mehrerer Strategien erforderlich“, so Bender. Das zehnköpfige Projektteam entschied sich schließlich für mehrere Anbauten. Im ersten Schritt, der im September 2014 gestartet ist, wird der Anbau Ost realisiert und das Lager optimiert. Anschließend wird der Anbau West errichtet. Gut 2 Mio. € Investitionskosten sind dafür geplant. Den Abschluss machten Hans.-H. Möller und Stefan Rathjens, GEDAT Getränkedaten, mit dem Vortrag Klarheit und Wahrheit. Indirekte Absatzdaten benötige man laut Möller für Jahresgespräche, Planungen etc. „Als Mittler sorgen wir dafür, dass die Datenformate passen“, ergänzte Rathjens. „Wir sind die Koordinatoren zwischen Industrie und Handel.“ Der Getränkehersteller vereinbart mit dem GFGH/FGH die Übertragung indirekter Absatzdaten. GEDAT realisiert die technische Abwicklung, schafft eindeutige standardisierte Stammdaten und Identifikationsnummern. Der Handel verschlüsselt dann die Daten für den Hersteller und versendet monatlich die Absatzdaten an ihn. Der GEDAT-Bestand umfasst insgesamt 782 146 Adressen. Das Gros stammt aus der Gastronomie, die übrigen aus dem Handel, den Getränkeabholmärkten u.a. GEDAT hält sein System für die perfekte Basis zur Abrechnung und Prüfung von Vereinbarungen, für Kunden-, Markt- und Gebietsanalyse. Außerdem könne man hierüber Vertrieb und Außendienst steuern. „Alles was wir machen, unterliegt dem Datenschutz“, betonte Möller abschließend. Das 13. IfGB-Forum findet am 8. und 9. September 2015 in Mainz statt. Sponsor ist die Henkell & Co.-Gruppe mit einer Besichtigung des Kuemmerling-Werks in Bodenheim und dem Begrüßungs abend im Henkell-Stammhaus. Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin Nachrichten Kuemmerling lädt ein – Das IfGB-Forum tagt mit Unterstützung der Henkell & Co.-Gruppe in Mainz Das 13. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei findet in diesem Jahr am 8. und 9. September in Mainz statt. Ein facettenreiches Tagungsprogramm befindet sich im Aufbau. Ein besonderes Highlight der Tagung ist die Besichtigung im Kuemmerling-Werk in Bodenheim, in dem die gesamte Spirituosen-Sparte der Henkell & Co.-Gruppe produziert wird. (WiK) „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir ein so vielseitiges wie modernes Werk wie das von Kuemmerling besuchen dürfen“, sagt IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. „Klaus Malinowsky, Produktionsdirektor Spirituosen, ist von Anfang an eine tragende Säule unseres IfGB-Forums sowie der von uns angebotenen Destillateurkurse“, ergänzt Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. „Da ist es uns eine besondere Freude, ihn auch einmal in seinem Betrieb besuchen zu dürfen.“ Tagungsthemen Auf dem Programm stehen erneut die Experten Angelika Wiesgen-Pick, BSI, und Werner Albrecht, BMEL, mit ihren Übersichtsvorträgen zu aktuellen Herausforderungen der Spirituosenbranche. Aus der VLB Berlin kommen Beiträge zum Monitoring von Transportbelastungen bei Getränke-Exporten und zur gentechnikfreien Optimierung von Hefestämmen. Außerdem sind Vorträge zum Risikomanagement angefragt. Für den zweiten Tag ist ein Fokus Fasslagerung geplant, in dem u.a. folgende Fragen diskutiert werden sollen: Wie steht es aktuell mit der Fassversorgung? Was ist beim Fassmanagement zu beachten? Lassen sich die Dauer von und eine tatsächliche Fasslagerung analytisch nachweisen? Wer den gewünschten Farbeffekt nicht per Fasslagerung er- IfGB Destillateur-Aufbaukurs fast ausgebucht Der Destillateur-Aufbaukurs vom 15. bis zum 26. Juni ist fast ausgebucht. Wer sich umgehend anmeldet, hat noch Chance auf einen der begehrten Plätze. www.ifgb.de reicht, darf bei bestimmten Spirituosen mit Zuckerkulör (deklarationspflichtig) oder karamellisiertem Zucker (nicht deklarationspflichtig) nachhelfen. Lassen sich diese analytisch unterscheiden? Kuemmerling Bodenheim ist seit 1963 die Heimat des Kräuterlikör-Klassikers, der Marktführer im Bereich Kleinflaschen ist. Seit 2010 bereichert die Marke Kuemmerling das Spirituosenportfolio der Henkell & Co.-Gruppe, das heute u.a. Wodka Gorbatschow, Fürst Bismarck, Jacobi 1880, Scharlachberg und Pott-Rum umfasst. Die gesamte Spirituosenproduktion und -Abfüllung der Gruppe konzentriert sich in dem jüngst modernisierten Standort Bodenheim. Die interessante Betriebsbesichtigung zeigt alle Produktionsbereiche vom Eingang der Rohstoffe über Ausmischung und Abfüllung der Spirituosen bis zur Verladung der Fertigprodukte. Klaus Malinowsky wird im Vorfeld eine Präsentation des Kuemmerling-Werks geben. Vorträge zur Abfüll- und Etikettiertechnik am Beispiel Kuemmerling runden diesen Beitrag ab. Ort des Begrüßungsabends: Henkell & Co. Sektkellerei – Unten: Ein Ausschnitt aus dem regelmäßig DLG-prämierten Spirituosenportfolio der Henkell & Co.-Gruppe Henkell & Co. Die Henkell & Co.-Gruppe zählt zu den führenden Anbietern von Sekt, Wein und Spirituosen in Europa, ist in 20 Ländern mit eigenen Unternehmen vertreten und exportiert weltweit in mehr als 100 Staaten. In 10 Ländern ist sie Marktführer für Sekt oder Prosecco, in 3 Ländern für Wein. Im Spirituosensegment ist die Gruppe Marktführer – für Wodka sowie braunen Rum in Deutschland, für Gin in Polen und in der Slowakei für Weinbrand. Im Henkell-Stammhaus in WiesbadenBiebrich befindet sich die Unternehmenszentrale. Im dortigen Marmorsaal erwartet die Teilnehmer des 13. IfGB-Forums der Begrüßungsabend in einem ganz besonderen Ambiente. www.ifgb.de/mainz2015 Brauerei Forum – März 2015 21