Erfahrungsbericht Tim Preinl

Transcription

Erfahrungsbericht Tim Preinl
 Erfahrungsbericht TEC de Monterrey Juli – Dezember 2008 Querétaro, Mexiko Tim Preinl, HS Karlsruhe – Wirtschaft und Technik Wirtschaftsinformatik 1
Vorbereitung des Aufenthalts Schon früh stand für mich fest, dass ich während meines Studiums ein Semester im Ausland verbringen möchte. Da ich die Möglichkeit hatte, das Fremdsprachenangebot der Hochschule zu nutzen und so meine Spanischkenntnisse ausbauen konnte, hatte ich mich sehr bald auf ein spanisch-­‐sprachiges Land als Ziel festgelegt. Generell bietet die Hochschule Karlsruhe zahlreiche Informationsmöglichkeiten zu Austauschprogrammen und Gastländern. Hervorzuheben sei hier insbesondere die Auslandskontakt-­‐Messe des Akademischen Auslandsamts. Das Akademische Auslandsamt sei jedem ans Herz gelegt, der auch nur mit dem Gedanken spielt, ein Semester im Ausland zu verbringen. Dort erhält man, zumindest an der HS Karlsruhe, immer Unterstützung und wertvolle Tipps, egal in welcher Phase der Vorbereitung man sich befindet. Im allgemeinen gilt, je früher man sich mit dem Thema beschäftigt und Informationen zu sammeln beginnt, desto besser. Man sollte sich aber auch als Kurzentschlossener trauen, beim AAA anzufragen –häufig dauern die Bewerbungs & Genehmigungsverfahren deutlich weniger lange als gedacht. Man sollte sich aber dennoch nicht zuviel Zeit lassen, da vorallem die nachfolgenden Punkte doch ein Mindestmaß an Zeit erfordern: Stipendium: Es ist wichtig sich frühzeitig über Stipendienangebote zu informieren. Dabei gilt es nichts unversucht zu lassen. Es gibt viele Angebote für finanzielle Unterstützung (BW-­‐Stipendium, Auslands-­‐Bafög, DAAD,…), die aber oft wegen möglicher Aussichtslosigkeit nicht in Anspruch genommen werden. Man sollte hierfür allerdings mindestens 3 Monate Vorlauf einplanen, da Motivationsschreiben, Empfehlungen von Professoren, Interviews natürlich Zeit benötigen. Visum: Hier kann ich natürlich nur für Mexiko schreiben: man kann sich vor dem Aufenthalt ein Studentenvisum in Frankfurt ausstellen lassen, allerdings angesichts des Zeit-­‐ und Kostenaufwands empfehle ich den gesamten Prozess in Mexiko zu machen. Wenn man nicht wirklich in der Nähe des Konsulats lebt, lohnt sich der Weg kaum. Die Einreise mit einem Touristenvisum ist problemlos und der Prozess des Umwandelns dauert nicht länger (ist auch nicht wirklich anders) als die Bestätigung des zuvor in Deutschland beantragten Visums. In jedem Fall muss man dort bei der zuständigen Behörde vorstellig werden um seine Fingerabdrücke abzugeben. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, den von der Tec bereitgestellten Tim Preinl 14.02.2009 Anwalts-­‐Service in Anspruch zu nehmen, da der Prozess sehr undurchsichtig und bürokratisch ist (es verschieben sich Fristen, Unterlagen verschwinden etc.). So gesehen lohnt der geringe Mehrbetrag (~40€) für den Anwalt, der wirklich alles für einen regelt (Terminvereinbarungen, Antragsschreiben etc.). Zur Entscheidungsfindung oder auch nach geglückter Anmeldung empfielt es sich natürlich sich intensiv mit dem Gastland auseinanderzu setzen. In Zeit des Internets ist die Informationssuche natürlich erheblich einfacher. Zwei Informationsquellen seien jedoch kurz hervorgehoben. Zum einen Erfahrungsberichte (wie auch dieser) –sie bieten interessante Detailinformationen aus erster Hand und sind meist auch ganz interessant zu lesen (zu beziehen über das AAA). Weiterhin empfiehlt es sich Kontakt zu Studenten aus dem Zielland aufzunehmen, die aktuell ihrerseits in Deutschland studieren. Da es sich bei vielen Programmen um Austauschvereinbarungen handelt, stehen die Chancen recht gut an der eigenen Hochschule jemanden anzutreffen. Auch hier kann das AAA weiterhelfen –ein guter Anlaufpunkt sind aber auch die Fremdspracheninstitute der Hochschulen. Hier kann man sich häufig auch für Sprachtandems (2er Teams die sich gegenseitig beim lernen ihrer Muttersprache unterstützen) anmelden bzw. meist sind dort Austauschstudenten anzutreffen, da diese dort häufig einen Deutschkurs absolvieren. Empfohlen werden kann auch das Alumni/Stipendiaten-­‐Netzwerk des BW-­‐Stipendiums. Kontakt hierzu bekommt man ebenfalls über das AAA. Anreise Dabei gibt es nicht allzuviel zu beachten. Auch hier gilt, je früher man sich bewirbt und je früher man die Zustimmung hat, desto leichter und vorallem günstiger ist es einen Flug zu bekommen. Man sollte nach Möglichkeit ein paar Tage vor Semesterstart anreisen, da die Einführungsveranstaltung für ausländische Studenten meist im Vorfeld stattfinden und man auch Zeit für die Wohnungssuche einplanen sollte. Es ist herrscht nämlich, anders als bei uns, Anwesenheitspflicht in den gewählten Kursen (auch für etwaige Änderungen am Stundenplan bietet sich die Woche vor Semesterbegin an): man darf insgesamt nur 4 Termine einer Veranstaltung verpassen, dann gilt diese als nicht belegt. Das sind üblicherweise max. 2 Wochen. Diese Fehltage kommen einem aber im Semester durchaus noch gelegen (Krankheit, Urlaub) so dass man sie nicht zu Beginn schon aufbrauchen sollte. Bezüglich des Fluges gilt es zu beachten, dass wenn der Flug über die USA führt (also Umsteigen dort) und der Aufenthalt in Mexiko länger als 90 Tage dauert, man ebenfalls ein Visum für die USA beantragen muss. Da dies ein kostspieliger und langwieriger Prozess ist, Tim Preinl 14.02.2009 empfiehlt es sich einen Direktflug bzw. einen Flug mit Umsteigemöglichkeit außerhalb der USA zu buchen. Sprache Grundsätzlich sind Spanischkenntnisse zu empfehlen. An der Tec trifft man zwar auf viele Studenten mit durchweg sehr guten Englischkenntnissen und auch unter den Austauschstudenten ist die vorherrschende Sprache Englisch, allerdings beraubt man sich doch eines großen Teils der Erfahrung. Außerhalb der Hochschule in der normalen Bevölkerung spricht kaum jemand Englisch, insbesondere abseits der Touristenzentren. In Querétaro wird so schon der tägliche Einkauf oder die Fahrt im Taxi zum Hindernis. Darüber hinaus, wer das wahre Mexiko kennenlernen möchte wird ohne Spanischkenntnisse kaum Gelegenheit haben, die getrampelten Pfade zu verlassen. Die Spanischkurse an der Tec sind grundsätzlich nicht schlecht, allerdings sollte man sich bewusst sein, dass sie sehr arbeitsintensiv ausfallen können (4 Termine in der Woche vs. 2 bei regulären Veranstaltungen). Es ist eine sehr interessante Erfahrung, Unterricht mit Studenten aus verschiedensten Ländern zu haben, allerdings habe ich es häufig als Nachteil empfunden, dass die Dozenten logischerweise keine Kenntnisse der jeweiligen Muttersprachen (also in meinem Fall Deutsch) haben, was das Erklären bestimmter Zusammenhänge/Übersetzungen häufig etwas erschwert hat. Auch sei darauf hingewiesen, dass man sich Sprachkurse, auch wenn sie im Ausland absolviert wurden, in manchen Fachrichtungen (so z.B. im Bachelor Wirtschaftsinformatik) nicht angerechnet werden können. Kultur Zur Kultur kann gesagt werden das Querétaro eine sehr beschauliche Kleinstadt (für mexikanische Verhältnisse ~800.000 Einwohner) im Herzen Mexikos ist. Die Stadt hat eine lange Geschichte von der auch das historische Stadtzentrum (UNESCO Weltkulturerbe) erzählt. Der Lebensstandard ist hoch, da die Stadt seit einiger Zeit eine Art Boom erlebt: viele internationale Unternehmen (auch immer mehr Hightech Industrie) siedeln sich an, auch aufgrund der Nähe zu Mexiko City (~3h Fahrzeit –das ist für das mexikanische Verständnis von Entfernungen quasi ‚gleich ums Eck’). Es gibt sehr viele interessante Dinge zu entdecken: zahlreiche Ausstellungen und Führungen laden zum Entdecken der mexikanischen Geschichte ein. In der historischen Altstadt gibt es zudem zahlreiche Cafés und Bars die ein reges öffentliches Leben (auch zu späterer Stunde) mit sich bringen. Das Angebot an Freitzeit-­‐Möglichkeiten ist groß –man findet eigentlich alles Tim Preinl 14.02.2009 was man von deutschen Städten auch erwartet. Einkaufsmöglichkeiten sind auch reichlich vorhanden: es gibt 3 Einkaufszentren (Galerias) nach amerikanischem Vorbild. Und gerade auch in der Nähe der Tec mehrere große Supermärkte (WalMart u.a.) die von Nahrungsmitteln bis hin zu Bekleidung alles anbieten. Nochmals erwähnt sei die günstige Lage Querétaros in der Mitte Mexikos: von hier aus lassen sich viele interessante Ausflugsziele (gerade touristisch interessante Orte) schnell erreichen; teilweise sogar als Tagesausflug. 2
Tec de Monterrey Allgemein Der Ruf als „Beste Uni Lateinamerikas“ eilt der Tec de Monterrey voraus. Der Hauptsitz des Systems liegt wie der Name vermuten lässt, in Monterrey. Die Tec, wie sie von den Studenten genannt wird, ist eine private Hochschule die sich vollständig aus Studiengebühren finanziert. Das kann man insbesondere an der Ausstattung und den Anlagen sehen: Swimming Pool, Tennisplätze, Kletterwand sowie klimatisierte Arbeitsplätze, flächendeckendes WLAN, kostenloser IT-­‐Service, Sicherheitsdienst sind nur einige der Dinge die das Studentenleben deutlich angenehmer machen. Der Campus in Querétaro ist einer von etwa 30 Standorten landesweit. Mit etwa 5000 Studierenden ist er angenehm familiär und bietet dennoch genug Auswahl an Fächern und Kursen um verschiedensten Ansprüchen gerecht zu werden. Jedes Semester kommen etwa 150 Internationals aus aller Welt nach Querétaro an die Tec was zu einem sehr lebhaften und abwechslungsreichen Campusleben (und natürlich auch außerhalb) beiträgt. Kurse Die Auswahl ist sehr vielseitig. Man kann sich auf der Homepage der Tec über die einzelnen Angebote und deren Inhalte informieren und sich einen persönlichen Stundenplan zusammenstellen. Ein Online-­‐Spanischtest hilft beim Einstufen der Sprachkenntnisse, um den richtigen Spanischkurs zu wählen bzw. als Anhaltspunkt ob man Vorlesungen in spanischer Sprache belegen sollte. Man sollte die Vorauswahl die man in Deutschland trifft nicht als allzu fix betrachten (gerade hinsichtlich der weiteren Studienplanung) da Kurse oft kurzfristig nicht zustande kommen bzw. schon überfüllt sind. Gerade deshalb empfiehlt es sich frühzeitig nach der Ankunft Kontakt zum International Office aufzunehmen. Die Mitarbeiter Tim Preinl 14.02.2009 hier sind sehr freundlich und hilfsbereit und stehen als Ansprechpartner zu allen Dingen rund um das Austauschsemester bereit. Studium Das Studieren selbst ist sehr unterschiedlich zu deutschen Hochschulen. Insgesamt ist das System deutlich stärker verschult als bei uns. Fachlich scheint der Anspruch niedriger wie in Deutschland, allerdings ist die kontinuierliche Workload wesentlich höher. Es gibt wöchentliche Quizzes, Assignments, Präsentationen und Partial Exams jeden Monat. An der gesamten Hochschule herrscht Anwesenheitsplicht, sogar bei den Sportkursen. Man darf in jedem Kurs nur eine bestimmte Anzahl von Stunden fehlen um nicht von der Prüfung ausgeschlossen zu werden. Die Gewichtung der einzelnen Noten steht teilweise in keinem Verhältnis zum Aufwand. Man sollte sich daher genau informieren wie sich Noten zusammensetzen, damit es am Ende zu keinen Überraschungen kommt. Allerdings gilt wie fast überall in Mexiko, dass die Menschen durchaus mit sich reden lassen. So kann in Absprache mit den Dozenten gerade für Austauschstudenten durchaus die ein oder andere Regelung etwas günstiger auslegen. Dennoch sollte man sich darauf nicht verlassen, die Tec sieht sich als Elite-­‐Hochschule und dementsprechend hart (und wenig mexikanisch) werden Regeln und Sanktionen durchgesetzt. Dafür bekommt man allerdings auch sehr interessante Vorlesungen geboten, die in dieser Form häufig in Deutschland nicht zu finden sind. Gerade hinsichtlich Lehrmethodik und Praxisbezug können sich unsere Frontal-­‐Vorlesungen hier noch eine Scheibe abschneiden. Exemplarisch sei ein Marketing Kurs erwähnt, in dem man in Kleingruppen die komplette Planung eines –in unserem Fall-­‐ Restaurant übernimmt und diese Planung dann auch im Wettbewerb mit den anderen Gruppen umsetzt und an einem Projekttag tatsächlich realisiert. Außer den regulären Vorlesungen gibt es noch eine Vielzahl an freiwilligen Kursen aus den Bereichen Sport und Kultur. Diese bieten natürlich die beste Möglichkeit Leute mit ähnlichen Interessen kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen. 3
Aufenthalt im Gastland Wohnungssuche Man sollte am Besten ein paar Tage vor Semesterbeginn anreisen um sich um die Wohnung zu kümmern. Dabei empfiehlt es sich eine Wohnung in der Nähe der Tec zu suchen, da auch wenn da historische Zentrum mit günstigeren Preisen und scheinbar mehr Möglichkeiten zur Tim Preinl 14.02.2009 Freizeitgestaltung, insbesondere Abends, lockt, gesagt werden muss, dass das meiste soziale Leben tagsüber an der Hochschule stattfindet. Auch die meisten Feiern finden in Privatwohnungen in den Studentenvierteln rund um die Hochschule statt. Deshalb sollte man es sich gut überlegen, ob man lieber 5 Min. Fußweg oder 30 Min. Busfahrt morgens um 7 einplanen möchte. Die Suche an sich gestaltet sich relativ einfach: wenn man einfach durch die Straßen läuft findet man an jedem zweiten Haus ein Schild, dass sie eine Wohnung vermieten (se renta). Die Tec bietet auch ein International Friends Programm an. Diese ‚großen Brüder/Schwestern’ helfen in der Regel gerne, sich in den ersten Tagen zu recht zu finden. Im Umkreis der Tec findet man alles was man zum Überleben braucht, von den täglichen Einkäufen, über Wäschereien bis hin zu einigen Bars! Discos sowie weitere Geschäft und die Galerias sind per Taxi zu erreichen. Die Preise sind sehr human (zwischen 2 und 4 Euro im Mittel pro Fahrt). Es empfiehlt sich aber vor Fahrtantritt nachzufragen, da natürlich gerade Ausländer gerne etwas stärker zur Kasse gebeten werde. Aber nach ein paar Tagen kennt man die üblichen Preise und weiß dies auch dem Fahrer zu kommunizieren. Kosten Allgemein liegt das mexikanische Preisniveau unter dem deutschen. allerdings ist der Lebensstandard in Querétaro relativ hoch. Daher muss man für eine Wohnung im Umkreis der Tec zwischen 2500 und 4000 Pesos einplanen. Ansonsten hängt es viel davon ab, wie man lebt und wie oft man auf reisen geht. Generell gilt, dass man in Mexiko fast alle international bekannten Produkte (sei es Nahrung, Körperpflege, Haushalt) bekommen kann. Allerdings sind die Preise gerade für Importartikel etwas höher als gewohnt. Das wird aber durch sehr günstige Nahrungsmittelpreise wieder ausgeglichen, so dass man in Mexiko insgesamt etwas preiswerter leben kann als in Deutschland. Was allerdings die Rechnung der meisten Austauschstudenten in die Höhe treibt sind Ausflüge und Reisen, die man so natürlich im Heimatland nicht unternehmen würde. Dies sollte man sich aber keinesfalls entgehen lassen. Es ist nur gut, dies vorher mit einzurechnen. Kosten für abendliches Ausgehen sowie Kino etc. sind wohl im Schnitt etwa 20% günstiger. Allerdings kommt dies natürlich stark auf die persönlichen Vorlieben an. Reisen und Allgemeines Wie bereits erwähnt, sollte man auf jeden Fall die Möglichkeit nutzen und die verschiedenen Facetten von Mexiko erkunden. Das mexikanische Busnetz ist relativ gut ausgebaut und auch sehr preiswert. Weiterhin gibt es auch Billigairlines wie in Deutschland. Auch Mietwägen sind deutlich günstiger zu bekommen als bei uns und ab 21 Jahren mit Kreditkarte auch kein Tim Preinl 14.02.2009 Problem. Grundsätzlich ist die Kriminalität in Mexiko nicht so schlimm wie es in Deutschland durch die Medien dargestellt wird. Die vielfach berichteten Gewalttaten richten sich nicht gegen Touristen. Man sollte jedoch nicht leichtsinnig sein. Gelegenheit macht Diebe, gerade in Mexico City, da die Stadt sehr hektisch ist. Ansonsten lohnt es sich jeden Fleck anzusehen, auch wenn man dabei mal auf den gewohnten Status von Unterbringung und sanitären Anlagen verzichten muss. Die ärztliche Versorgung entspricht nicht den Standards wie wir sie kennen und ohne Spanischkenntnisse ist es relativ schwer zum Arzt zu gehen. Es gibt jedoch einen Arzt an der Hochschule der allen Studenten zur Verfügung steht (Auslandskrankenversicherung ist ja ein Aufnahmekriterium an der Tec). Daneben empfiehlt es sich doch, eine gut sortierte Reiseapotheke von zuhause mitzubringen, da Untersuchungen und Medikation nicht auf dem von zuhause gewohnten Level erfolgen. Also lieber mal rechtzeitig vor Abreise noch den eigenen Hausarzt aufsuchen um auf Nummer sicher zu gehen. Insgesamt sind die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit (manchmal gegen ein kleines Trinkgeld –was allerdings dank Wechselkurs kaum ins Gewicht fällt). Ein Hinweis am Rande: man sollte beachten, dass man sich nicht darauf verlassen, dass die Polizei einem wie im europäischen Inland immer positiv gesonnen ist (Korruption). Deshalb lieber Konfliktsituationen meiden und wenn es doch unvermeidlich ist, vllt. eher einen Kompromiss eingehen, als man dies zuhause bereit zu tun wäre. Da die Sicherheit ein häufig nachgefragtes Thema ist und auch leider von Seiten der Tec sehr dramatisiert wird (man fürchtet natürlich etwaige Schadensersatz-­‐Forderungen da insbesondere viele US-­‐Studenten an die Tec kommen, sowie schlechte Publicity) noch eine persönliche Einschätzung. Ich war in 6 Monaten mehr als 10.000km im ganzen Land unterwegs, habe zwischen Flugzeug und Pferd jedes Verkehrsmittel benutzt und vom Zelt im Dschungel über die einsame Strandhütte zum Luxushotel in Cancun alles ausprobiert und ich kann sagen, ich hatte nie wirklich Angst oder schwerwiegende Bedenken. Das man auf so langen Reisen auch mal Zeitgenossen trifft, denen man möglichst schnell wieder aus dem Weg gehen möchte, ist wohl auch normal (es gibt auch in Deutschland Ecken, wo ich nachts nicht unbedingt alleine hingehen möchte). Unter dem Strich muss ich aber sagen, dass ich immer überall freundlich aufgenommen wurde und auf überaus hilfsbereite Menschen getroffen bin. Die Mexikaner sind sehr stolz auf ihr Land und zeigen es gerne Besuchern aus aller Welt. Wer ehrliches Interesse an ihrer Kultur mitbringt und vllt. ein paar Brocken ihrer Sprache spricht wird stets als Freund behandelt. Vielleicht ein Hinweis der manches etwas leichter macht: es herrscht ein angespanntes Verhältnis zu den Amerikanern (Gringos). Deshalb kann es nie schaden, gleich zu Beginn dezent darauf hinzuweisen, dass man Tim Preinl 14.02.2009 Deutscher ist. Deutschland genießt nämlich ganz im Gegenteil einen exzellenten Ruf unter der mexikanischen Bevölkerung. Wohl nicht zuletzt, da deutsche Unternehmen über viele Jahre in Mexiko investiert haben und eine Vielzahl an Arbeitsplätzen geschaffen haben. Fußball, Bier und Volkswagen sind also gerade auch in Mexiko perfekte ‚conversation starter’. 4
Fazit Für mich waren die sechs Monate eine sehr wertvolle Erfahrung, die eigentlich jedem Studenten ans Herz gelegt sei. Das Erlebnis, Menschen aus andere Kulturen kennen zu lernen und mit diesen gemeinsam zu arbeiten, zu lernen aber auch zu feiern kann einem niemand mehr nehmen und verändert die eigenen Sichtweise auf die Welt grundlegend. Mexiko ist ein faszinierendes Land voller Gegensätze. Diese zu erfahren und zu begreifen, gerade auch wie nahe Schönheit und Elend beieinander liegen können, sind eine prägende Erfahrung. Die Zeit an der Tec war sicherlich eine der schönsten Zeiten überhaupt für mich. Die Gelegenheit mit Studenten aus aller Welt gemeinsam zu leben und zu lernen ist ein einmaliges Erlebnis, was ich jedem meiner Mitstudenten nur wünschen kann. Dieses Semester ist auf jeden Fall ein voller Gewinn für jeden der sich traut über den Tellerrand hinaus zu blicken. Tim Preinl 14.02.2009