katalog 2009.qxd - European Media Art Festival

Transcription

katalog 2009.qxd - European Media Art Festival
CONTENT
Imprint
Words of Welcome
Film- & Video Commission 2009
INTERNATIONAL SELECTION
Natural Religion
No News
Memorials
Urban Drift
Videorama
Biotopia
Arts Ltd.
Architectural Scales
Being Two
Ideals and Ideologies
Roleplay
Femmes Totales
Psychedelia
Hollyplot
Different Diaries
Visual Music
Enlightenment
A Stroke of Genius
Media Art For Beginners
Bilderschlachten
ClipklappBumm
Men At Work
Double Take
Film Ist
Ukrainian Time Machine
Holland
The Sun And The Moon
Exhausted
Evening´s Civil Twilight in Empires of Tin
Gaza / Sderot - Eine Chronik bis zum Krieg
RETROSPECTIVES
Jordan Belson: Films Sacred and Profane
Mary Ellen Bute
SPECIAL PROGRAMS
Chile, Politische Fiktionen / Political Fictions
Cine Trans Europe
MEDIA CAMPUS
Helden wie wir
Vor Gebrauch schütteln!
My Hood, My Badewanne
iSpeak Family
back2elements
Hochschule für Künste Bremen
Fachhochschule Würzburg
Cardiff School of Art and Design
20
022
024
031
032
032
034
038
040
042
046
050
052
056
058
060
064
066
072
076
080
084
088
092
096
100
106
110
112
113
114
115
116
117
118
120
120
126
134
134
136
148
150
154
158
162
166
170
174
180
SPECIAL PROJECTS
Lagerraum / Storage Room
Schütze deine Identität / Protect your identity
Heim und Horizont II / Home and Horizon II (Exhibition)
182
182
183
184
PERFORMANCES
186
Orbital Glider / Raumgleiter
Bubble Beatz
FilmBattle
186
188
189
EXHIBITION
Bilderschlachten - 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg - Technik-Medien-Kunst
Image Battles - 2000 years of news from the war - Technology-Media-Art
Krieg und Kunst / War and Art, Interview von/by Egon Bunne mit/with Friedrich Kittler
Interview von/by Jürgen Ureña mit/with Regina José Galindo
CONGRESS
190
190
192
194
196
198
Einführung / Introduction
Kunst und Krise / Art and Crisis
Gaza-Sderot Leben - trotz allem / Life - despite everything
198
199
200
Bilderschlachten / Image Battles
Minus 1
Image Fulgurator
Bildpolitiken des Krieges und Harun Farockis bildkritische Auseinandersetzung /
Image policies of the war and Harun Farocki’s image - critical debate
Mutterkompass - Befragung eines Kriegssouvenirs
Master compass - Interview with a souvenir from the war
201
201
202
From Archive to Living Database
Mediaartbase.de
ZKM
documenta Archiv Kassel
Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest
European Media Art Festival Archiv
Videokunst per Mausklick / Point-and-click video art
Archiv-Interfaces
Netzspannung.org / Medienfluss - Inszenierung eines Archivs im Browser /
Media Flow- staging an archive in the browser
The Gamma Portal
Musik, das Gedächtnis des Films / Music, the memory of the film
California Video
Verlust unserer jüngsten Gegenwart / Loss of our latest present
Gedanken zur Online-Vermittlung von Medienkunst
205
205
206
207
208
209
210
211
REGISTER
List of Titles
List of Authors
List of Distributors
203
204
212
212
213
214
215
216
218
218
220
222
21
IMPRINT
ORGANISATION
SCHIRMHERR
Veranstalter: Experimentalfilm Workshop e.V.,
Osnabrück
Festivalleitung: Hermann Nöring, Alfred Rotert,
Ralf Sausmikat
Kommission Internationale Film- und Video-Auswahl:
Katja Albers, Nadine Bors, Katrin Mundt,
Ralf Sausmikat
Jury des Verband der Deutschen Filmkritik:
Anne Paech, Ingo Petzke, Oliver Rahayel
Jury des EMAF Award: Christine Rüffert,
Sophie Ernst, Shinsuke Ina
Jury des Dialog Preises des Auswärtigen Amtes:
Christine Rüffert, Sopie Ernst, Shinsuke Ina,
Max Maldacker (Auswärtiges Amt)
Kongress: Alfred Rotert, Hermann Nöring
Ausstellung Bilderschlachten: Hermann Nöring
Performances: Alfred Rotert, Ralf Sausmikat
Retrospektive: Ralf Sausmikat
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Karoline Kraut
(Leitung), Lars-Christian Daniels, Anja Schwarz
Finanz- und Hotel-Organisation: Andrea Gehling
Disposition Film/Video: Gunther Westrup
Katalog- und Fotoredaktion: Gunther Westrup,
Ralf Sausmikat
Anzeigen-Aquise: Katharina Lohmeyer
Media Campus: Antje Goltermann (Koordination und
Konzept), Robin Feder, Julia Oehme, Anna
Pöppelmeyer, Birte Schmöe, Sabrina Wittmann
Feierabend und Performance-Organisation:
Holger Schwetter
Technik: Christian Löwrick, Michael Rosbeck,
Hans-Jürgen Thünemann, Reinhard Westendorf
Schülertag: Lars-Christian Daniels
Digitalisierung Videobar: Tobias Sunderdiek
Lektorat: Uschi Gröters
Übersetzungen: Europäisches Übersetzungsteam,
Osnabrück
Fotografinnen: Angela von Brill, Kerstin Hehmann
Festival-Trailer: Thorsten Alich
Web-Pflege: Lars-Christian Daniels
Grafische Gestaltung: juergen und ich, Köln
Satz: www.dieter-lindemann.de
Druck: FROMM Druck- und Verlagshaus, Osnabrück
Schirmherr des European Media Art Festivals 2009
ist der Ministerpräsident des Landes
Niedersachsen Herr Christian Wulff
FÖRDERER
FUNDED BY
nordmedia Fonds GmbH, Hannover
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
Stadt Osnabrück
Media Programm EU Kommission, Brüssel
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin
Auswärtiges Amt, Berlin
Kulturstiftung des Bundes, Halle
Kulturstiftung der Länder, Berlin
IMPRESSUM
Herausgeber:
Alfred Rotert, Hermann Nöring, Ralf Sausmikat
European Media Art Festival Lohstraße 45a
D-49074 Osnabrück
Tel. ++49(0)541/21658
Fax ++49(0)541/28327
[email protected]
www.emaf.de
isbn: 978-3-926501-31-8
22
KOOPERATIONSPARTNER
COOPERATION-PARTNERS
Agencia Portuguese Short Film Agency, Vila do Conde
ARGOS arts, Brüssel
Arte, Strassburg
Cardiff School of Art and Design
Center For Visual Music, Los Angeles
Cinema Arthouse, Osnabrück
Contour, Mechelen
Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum
Fachbereich Kultur, Stadt Osnabrück
Fachhochschule Würzburg
Film & Medienbüro Niedersachsen e.V., Osnabrück
Filmbank, Amsterdam
Filmtheater Hasetor, Osnabrück
Freunde der Kunsthalle Dominikanerkirche e.V.
Glanz & Gloria, Osnabrück
Haus der Jugend, Osnabrück
Hochschule für Künste, Bremen
IMAI, Düsseldorf
InterVision, Osnabrück
Kunsthochschule für Medien >Minus1<, Köln
Lagerhalle e.V., Osnabrück
Le Fresnoy, Tourcoing
LUCCA Filmfestival
LUX, London
Museum Industriekultur, Osnabrück
Musik- & Kunstschule Osnabrück
Netherlands Media Art Institute, Montevideo,
Amsterdam
Remise, Osnabrück
Sixpackfilm, Wien
Stadt Osnabrück, Kunsthalle Dominikanerkirche
Stadtgalerie, Osnabrück
Verband der Deutschen Filmkritik, Saarbrücken
Video Data Bank, Chicago
Vidéographe Distribution, Montréal
Viennale, Wien
werk.statt, Osnabrück
Winnipeg Film Group, Canada
Umedia Montreuil
Universität Osnabrück
Zimmertheater, Osnabrück
BESONDERER DANK AN
SPECIAL THANKS TO
Gefördert im KUR Programm zur Konservierung
und Restaurierung von mobilem Kulturgut.
Medienpartner:
Kulturpartner:
Joachim Groneberg, Britta Habuch, Paolo Dermatroni,
Dagmar von Kathen, Cindy Keefer, Mischa Kuball,
Frans Lefever, Jessica Robertz, Christian Saßnik,
Martina Scholz, Reinhard Westendorf.
23
WORD OF WELCOME
GRUSSWORT DER
nordmedia
Es ist wieder soweit: Bereits zum 22. Mal lädt das European Media Art Festival
(EMAF) in Osnabrück dazu ein, die neuesten Trends und Innovationen der internationalen Medienkunstszene in Augenschein zu nehmen. Seit seiner Gründung im Jahre
1988 erfreut sich das EMAF einer großen internationalen Ausstrahlungskraft, Akzeptanz und Resonanz. Es zählt zu den ambitioniertesten deutschen Kulturveranstaltungen im Medienbereich.
Wir von der nordmedia, der Mediengesellschaft der Länder Niedersachsen und Bremen, sind stolz darauf, dass
sich das EMAF hier bei uns in Niedersachsen - auch durch die kontinuierliche Förderung - zu dem entwickeln
konnte, was es heute ist: Ein bedeutendes Forum der Präsentation und Kommunikation für internationale
Künstlerinnen und Künstler, das jedes Jahr aufs Neue relevante und frische Positionen zeitgenössischer Medienkunst zu einem Festival vereint. Mehr als 16.000 Besucher in 2008 machen deutlich, dass das Festival offenkundig auch für das breite Publikum ein spannender Treffpunkt ist.
Das Spektrum der Festivalbeiträge ist vielfältig und facettenreich. Gezeigt wird alljährlich eine internationale
Auswahl experimenteller Film- und Videoproduktionen, die häufig erstmals in Deutschland zu sehen sind. Wir
freuen uns ganz besonders darüber, dass aus der Vielzahl der eingereichten Arbeiten auch zwei von der nordmedia geförderte Produktionen ausgewählt wurden: der Essayfilm DOUBLE TAKE von Johan Grimonprez, in dem
Alfred Hitchcock eine wesentliche Rolle spielt und OPTICAL PERCUSSION, ein experimenteller Animationsfilm
von Gerd Gockell, der einen nicht realisierten Film von Oskar Fischinger und John Cage rekonstruiert.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche steht in diesem Jahr nicht nur im Zentrum des Festivals,
sondern ist für fast sechs Monate auch ein kulturelles Highlight der Friedensstadt Osnabrück. Unter dem Titel
»Bilderschlachten« geht die Ausstellung der Frage nach, wie seit 2000 Jahren Nachrichten aus dem Krieg übermittelt wurden – von der Varusschlacht bis zur Gegenwart. An diesem außergewöhnlichen Projekt sind neben
dem EMAF und der Kunsthalle Dominikanerkirche auch das Osnabrücker Museum für Industriekultur und das
Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum beteiligt. Bis zum 4. Oktober besteht die einzigartige Gelegenheit, der
Faszination dieser »Bilderschlachten« anhand von historischen Exponaten und zukunftsweisender Medienkunst ins Auge zu blicken.
Das International Student Forum hat sich in diesem Jahr zum Media Campus erweitert. Für diese Weiterentwicklung konnten über die nordmedia zusätzliche EU- Mittel aus dem neu aufgelegten Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) bereit gestellt werden. Beim Media Campus ist der kreative Nachwuchs aus ganz
Europa, den USA und Asien mit zwei Ausstellungen sowie Film- und Videoprogrammen vertreten. Mit dabei sind
auch Studierende der Hochschule für Künste Bremen, die ihre Ausstellung »Der Hund, der tritt die Treppe
krumm« im Wehrturm Bürgergehorsam zeigen.
Zwischen der nordmedia und dem EMAF besteht eine langjährige Förder- Partnerschaft. Wir begrüßen dies
sehr und freuen uns, dass wir diese einzigartige Kulturveranstaltung auch in 2009 in maßgeblicher Höhe unterstützen können. Das EMAF stellt nicht nur einen wesentlicher Baustein der Filmfestivallandschaft in Niedersachsen dar. Die hohe Reputation dieses Festivals im In- und Ausland trägt auch maßgeblich zur Profilierung der Medienstandorte Niedersachsen und Bremen bei.
Vor diesem Hintergrund wünschen wir dem 22. European Media Art Festival seinen verdienten Erfolg und seinen Gästen und Besuchern viele anregende mediale Entdeckungen.
Thomas Schäffer
Geschäftsführer der nordmedia
24
Jochen Coldewey
Leiter der nordmedia Förderung
It’s that time again: for the 22nd year, the European Media Art Festival (EMAF) once
again invites you to Osnabrück to take a look at the latest trends and innovations on
the international Media Art scene. Since it was established in 1988, the EMAF has enjoyed a high degree of international charisma, acceptance and response. It is one of the
most ambitious German cultural events in the area of media.
We from nordmedia, the media company of the federal states of Lower Saxony and Bremen, are proud of the
fact that –thanks also to our continuing support – the EMAF has been able to develop here in Lower Saxony into
what it is today: an important forum of presentation and communication for international artists, combining
relevant and fresh positions of contemporary Media Art into one festival, year after year. In 2008, over 16,000
visitors made it clear that the festival is obviously also an exciting meeting point for a wide audience.
The range of festival contributions is diverse and multi-faceted. An international selection of experimental film
and video productions are screened every year, many of which can be seen for the first time ever in Germany.
We are particularly delighted that two of the productions selected from the multitude of submitted works were
funded by nordmedia: the essay film DOUBLE TAKE by Johan Grimonprez, in which Alfred Hitchcock plays an
important role, and OPTICAL PERCUSSION, an experimental animation film by Gerd Gockell, who reconstructs
a film not realised by Oskar Fischinger and John Cage.
The exhibition at the Kunsthalle Dominikanerkirche is not only the centrepiece of the festival this year but will
also be a cultural highlight of Osnabrück – City of Peace, for almost six months. Entitled »Image Battles«, the
exhibition explored how news from the war has been sent over the last 2000 years – from the Varus Battle to
the present. This extraordinary project is being realised in collaboration with not only the EMAF and the Kunsthalle Dominikanerkirche but also the Museum for Industrial Heritage Osnabrück and the Erich Maria Remarque Peace Centre. Visitors have until 4 October to take the unique opportunity to view the fascination of these
»Image Battles« based on historical exhibits and trendsetting Media Art.
This year, the Media Campus has been added to the International Student Forum. This development was possible due to the allocation of additional funding from the EU’s new European Regional Development Fund
(ERDF), arranged by nordmedia. Creative young artists from the whole of Europe, the USA and Asia are represented at the Media Campus in two exhibitions, as well as film and video programmes. Students from the University of the Arts Bremen are also represented with their exhibition »Der Hund, der tritt die Treppe krumm« in
the Bürgergehorsam defence tower.
The funding partnership between nordmedia and the EMAF has a long tradition. We very much welcome this,
and are delighted to be able to make a significant contribution to this unique cultural event again in 2009. The
EMAF is not only a main component of the film festival landscape in Lower Saxony – this festival’s excellent
reputation at home and abroad is also a significant aspect in profiling the media locations of Lower Saxony and
Bremen.
Against this backdrop, we wish the 22nd European Media Art Festival the success it deserves, and trust that its
guests and visitors will make lots of exciting media discoveries.
Thomas Schäffer
Director of nordmedia
Jochen Coldewey
Head of nordmedia funding
25
WORD OF WELCOME
GRUSSWORT DES OBERBÜRGERMEISTERS DER STADT OSNABRÜCK
Das 22. European Media Art Festival (EMAF) zeigt auch in diesem Jahr wieder Produktionen international bekannter Medienkünstler. Das Festival zählt zu den bedeutendsten Foren der internationalen Medienkunst. Als Treffpunkt für Künstler, Kuratoren, Verleiher, Galeristen und Fachpublikum hat es Thematik und Ästhetik der medialen Kunst entscheidend mitgeprägt.
Jährlich bietet das Festival einen aktuellen Überblick mit neuen Experimentalfilmen, Performances, Vorträgen,
der Ausstellung und dem Media Campus. Aus 2400 eingereichten Arbeiten wurden in diesem Jahr rund 250 aktuelle Beiträge für das Festival ausgewählt, die einen umfassenden Einblick in die aktuellen Tendenzen der Medienkunst bieten.
Während des Festivals wird der "EMAF-Award" für eine richtungweisende Arbeit in der Medienkunst und der
„Dialogpreis“ des Auswärtigen Amtes zur Förderung des interkulturellen Austausches von einer internationalen Jury vergeben. Zudem verleiht die Jury des Bundesverbandes der Filmjournalisten den Preis für den besten
deutschen Experimentalfilm des Jahres.
Besonders freut mich, dass in diesem Jahr mit der Ausstellung „Bilderschlachten" eine Kooperation des Museums Industriekultur Osnabrück, der Kunsthalle Dominikanerkirche, des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums und des European Media Art Festivals realisiert werden konnte, durch die die Wechselwirkungen zwischen kriegerischen Ereignissen, technologischer Entwicklung und der medialen Darstellung erstmals umfassend vorgestellt werden können.
Die außergewöhnlichen Exponate, die für die Ausstellung an mehreren Standorten ausgewählt wurden, und die
Programme des Festivals werden gewiss wieder viele neue Besucher nach Osnabrück locken. Das EMAF ist somit auch ein bedeutender Beitrag für das Profil der Friedens- und Kulturstadt Osnabrück, das über seine Grenzen hinaus wirkt.
Dem Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen und Schirmherrn des Festivals, Herrn Christian Wulff, und
den Förderern des Festivals möchte ich für ihre Unterstützung herzlich danken.
Den Veranstaltern des EMAF wünsche ich viel Erfolg, den Besuchern spannende Programme und den auswärtigen Gästen einen angenehmen und erlebnisreichen Aufenthalt in unserer Stadt.
Boris Pistorius
Oberbürgermeister
26
WORD OF WELCOME BY THE LORD MAYOR OF THE CITY OF OSNABRUECK
Productions by internationally renowned media artists will again be shown at the 22nd
European Media Art Festival (EMAF) this year. The festival is one of the most important forums of international Media Art. As a meeting point for artists, curators, lenders, gallery owners and an audience of specialists, the festival has had a great impact
on the topic and aesthetics of Media Art.
Each year the festival offers its visitors a current overview of new experimental films, performances, lectures,
an exhibition and the Media Campus. Around 250 new contributions were selected this year for the festival from
a total of 2400 submitted works, offering a comprehensive insight into the latest tendencies in Media Art.
At the festival an international jury will present the “EMAF Award” for a trend-setting work in Media Art and the
“Dialogpreis” of the German Ministry of Foreign Affairs for the promotion of intercultural exchange. Furthermore, the jury of the German Federal Association of Film Journalists will award the prize for the best German
experimental film of the year.
I’m especially delighted that the exhibition “Image battles” – a cooperative project between the Museum for Industrial Heritage Osnabrück, the Kunsthalle Dominikanerkirche, the Erich Maria Remarque Peace Centre and
the European Media Art Festival – could be realised. The interdependencies between militant events, technological development and portrayal in the media will be presented comprehensively in this exhibition for the first
time.
The remarkable exhibits selected for the various locations of the exhibition and the programmes of the festival
will inevitably attract many new visitors to Osnabrück again. The EMAF therefore also makes a significant contribution to the profile of Osnabrück – the City of Peace and Culture – making an impact beyond its boundaries.
I would very much like to thank the First Minister of the Federal State of Lower Saxony and patron of the festival, Mr. Christian Wulff, as well as the festival’s sponsors for their support.
I wish the organisers of the EMAF success; may the visitors enjoy the exciting programmes and may our guests
have a pleasant, eventful stay in our city.
Boris Pistorius
The Lord Mayor
27
FOREWORD
WILLKOMMEN!
Im Filmprogramm ist in diesem Jahr eine starke Tendenz zum Performativen, zum
spielerischen Akt und der Interpretation von narrativen Stoffen auszumachen. Allgemein gibt es in diesem Jahr zahlreiche Filme, die interpersonelle Konflikte zeigen und
viele politische Arbeiten.
Auch alte Bekannte finden sich im Programm – wie Michael Snow, der mit »Puccini conservato« die experimentelle Bildinterpretation einer Arie wagt. Und der Preisträger des Jahres 2006, Johan Grimonprez, der mit einer erweiterten Version wieder mit dem Mythos Alfred Hitchcock arbeitet und in »Double Take« die Doppelgänger Idee weiterverfolgt. Was wäre das EMAF ohne eine Retrospektive, und die ist in diesem Jahr gleich zwei
Künstlern gewidmet: Jordan Belson und Mary Ellen Bute. Beide Programme werden von Cindy Keefer, Direktorin des Center for Visual Music Los Angeles, kenntnisreich und unterhaltend eingeführt.
Aktuelle Themen auf dem Kongress sind die Krise in der Finanz- und Wirtschaftswelt und deren Auswirkungen
auf Gesellschaft und Kunst sowie die Medienresonanz des Israel/ Palästina Konflikts. Dazu sind der Autor Stefan Heidenreich (Berlin) und die Produzentin Osnat Trablesi (Tel Aviv ), die für arte das Web- und TV Projekt
»Gaza-Sderot« produzierte, eingeladen. Unter dem Titel »From Archive to Living Database« werden im Rahmen
des Archivprojektes »mediaartbase.de« unterschiedliche Vermittlungsformen der Arbeit in und mit Archiven
präsentiert. Mit dabei sind führende Institutionen, wie das ZKM Karlsruhe, das Getty Research Institute aus LA
und das IMAI aus Düsseldorf. Künstlerpräsentationen und Vorträge zur Ausstellung »Bilderschlachten« ergänzen das Programm.
Die Live Performance »Raumgleiter« ist ein weiteres Highlight des Festivals. Sie wird von »Scanner«, einem der
renommiertesten AV Künstler aus Großbritannien, präsentiert und bezieht sich auf das Verhältnis von Architektur, Räumen und Sound.
Die Ausstellung des Festivals ist in diesem Jahr ein Kooperationsprojekt von vier Kultureinrichtungen: das Museum Industriekultur Osnabrück, die Kunsthalle Dominikanerkirche, das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum und das European Media Art Festival zeigen »Bilderschlachten – 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg«.
Verschränkt mit historischen Exponaten macht aktuelle Medienkunst auf den Konsum- und Lifestyle-Charakter der Kriegsbilder aufmerksam.
Weitere Medienkunstarbeiten präsentiert der Media Campus. Zwei Ausstellungen sowie Film- und Videoprogramme mit studentischen Arbeiten aus ganz Europa, den USA und Asien stehen in diesem Jahr auf dem Programm. Wir freuen uns, dass der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Christian Wulff, wieder die
Schirmherrschaft über das Festival übernommen hat. Außerdem bedanken wir uns bei der nordmedia, der
Stadt Osnabrück und allen weiteren Förderern und Sponsoren des Festivals.
Wir laden Sie herzlich ein zu einer Entdeckungsreise durch das vielfältige Programm des EMAFs.
Das Festivalteam
28
This year, the festival’s film programme shows there is a strong tendency in the works
submitted towards the performative, the playful act and the interpretation of narrative
substances. In general this year, there are numerous films showing interpersonal conflicts, and many political works.
Several old acquaintances can also be found in the programme, such as Michael Snow who, in »Puccini conservato« dares to conduct the experimental visual interpretation of an aria. And the award-winner from 2006
Johan Grimonprez, who again works with the myth of Alfred Hitchcock in an »extended« version, and who continues to pursue the idea of the Doppelgänger in »Double Take«. What would the EMAF be without a retrospective, dedicated this year to two artists: Jordan Belson and Mary Ellen Bute. Both programmes will be introduced
knowledgeably and entertainingly by Cindy Keefer, Director of the Center for Visual Music Los Angeles.
Current topics at the Congress are the crisis in the world of finance and business, and its impact on society and
art, as well as the media response to the Israel/Palestine conflict. For this reason, the author Stefan Heidenreich (Berlin) and the producer Osnat Trablesi (Tel Aviv), who created the web and TV project »Gaza-Sderot« for
arte, have been invited to the Congress. Under the title »From Archive to Living Database«, various forms of conveyance of work in and with archives will be presented within the archive project »mediaartbase.de«.
Leading institutions, such as the Centre for Art and Media Karlsruhe (ZKM), the Getty Research Institute from
LA and the IMAI from Düsseldorf are involved. Artist presentations and lectures on the exhibition »Image Battles« complement the programme.
The live performance »Raumgleiter« is another highlight of the festival. It will be presented by »Scanner«, one
of the most renowned AV artists from Great Britain, and alludes to the relationship between architecture,
spaces and sound.
This year’s festival exhibition is a cooperative project between four cultural institutions: the Museum Industriekultur Osnabrück (Museum for Industrial Heritage), the Kunsthalle Dominikanerkirche, the Erich Maria Remarque Peace Centre and the European Media Art Festival present »Image Battles – 2000 years of news from
the war«. Entwined with historical exhibits, current Media Art brings attention to the consumptive and lifestyle
character of war images.
The Media Campus will present further works of Media Art. Two exhibitions, as well as film and video programmes with works by students from all over Europe, the USA, Latin America and Asia are lined up for this
year’s programme. We are delighted that the festival is again under the patronage of the First Minister of the
Federal State of Lower Saxony, Christian Wulff. We would also like to thank nordmedia, the City of Osnabrück,
and all other promoters and sponsors of the festival.
We warmly invite you to embark on a voyage of discovery through the varied programme of the EMAF!
The Festival Team
29
EUROPE LOVES
EUROPEAN FESTIVALS
EUROPA LIEBT
EUROPÄISCHE FESTIVALS
A privileged place for meetings, exchanges and discovery, festivals provide a vibrant and accessible environment for the widest variety of talent, stories and
emotions that constitute Europe's cinematography.
The MEDIA Programme of the European Union aims to
promote European audiovisual heritage, to encourage
the transnational circulation of fi lms and to foster audiovisual industry competitiveness. The MEDIA Programme acknowledged the cultural, educational, social and economic role of festivals by co-fi nancing 85
of them across Europe in 2008.
These festivals stand out with their rich and diverse
European programming, networking and meeting opportunities for professionals and the public alike, their
activities in support of young professionals, their educational initiatives and the importance they give to
strengthening inter-cultural dialogue. In 2008, the festivals supported by the MEDIA Programme have
screened more than 18.700 European works to more
than 2.9 million cinema-lovers.
MEDIA is pleased to support the 22nd European Media
Art Festival, Osnabrück and we extend our best wishes to all of the festival goers for an enjoyable and
stimulating event.
Als ein hervorragender Ort für Treffen, Austausche und
Entdeckungen bieten Festivals eine lebendige und
leicht zugängliche Umgebung für eine große Vielfalt an
Talenten, Geschichten und Emotionen, die das europäische Filmschaffen ausmachen.
Das MEDIA-Programm der Europäischen Gemeinschaft hat zum Ziel, das europäische audiovisuelle
Erbe zu fördern, den Vertrieb von Filmen über Ländergrenzen hinweg anzuregen und den Wettbewerb in der
audiovisuellen Industrie anzukurbeln. Das MEDIAProgramm erkennt die kulturelle, erzieherische, soziale und wirtschaftliche Bedeutung von Festivals an, indem es 2008 insgesamt 85 Festivals in ganz Europa kofinanzierte.
Diese Festivals zeichnen sich durch ein reichhaltiges
und vielfältiges europäisches Programm aus sowie
gleichermaßen durch ihre Netzwerke und die Begegnungsmöglichkeiten für die Filmbranche und das Publikum. Unterstützungsmaßnahmen für den Nachwuchs, Ausbildungsprogramme und die Bedeutung,
die sie der Verstärkung des interkulturellen Dialogs
beimessen, runden ihr Profil ab. Im Jahr 2008 haben
die Festivals, die vom MEDIA-Programm gefördert
wurden, 18.700 europäische Werke für mehr als 2,9
Millionen Filmliebhaber präsentiert.
MEDIA freut sich, das 22. European Media Art Festival,
Osnabrück zu fördern, und wünscht den Zuschauern
einen unterhaltsamen und inspirierenden Festivalbesuch.
Costas Daskalakis
Head of Unit, MEDIA Programme
Education, Audiovisual and Culture Executive Agency,
European Union
http://www.europa.eu.int/comm/
avpolicy/media/index_en.html
30
Costas Daskalakis
Leiter des MEDIA-Programms
Education, Audiovisual and Culture Executive Agency
Europäische Union
http://www.europa.eu.int/comm/
avpolicy/media/index_en.html
FILM- & VIDEOCOMMISSION 2009
Katja Albers, *1975 in Hamburg. Studium der Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Tübingen und Berlin. 1999 - 2001 Mitarbeit an Ausstellungsprojekten im Neuen Berliner Kunstverein, u.a. ›Rewind to the Future‹,
Ausstellung des Video-Forums in Kooperation mit dem Bonner Kunstverein. 2003-2008 Kuratorische Assistenz
im Video-Forum des Neuen Berliner Kunstverein. 2004-2006 Lehraufträge an der Universität der Künste Berlin
(Experimentelle Mediengestaltung). Seit 2008 als freie Kuratorin in Dresden lebend.
Katja Albers, *1975 in Hamburg. Studied History of Art and Literature in Tübingen und Berlin. 1999 - 2001 collaborated in exhibition projects at the Neuer Berliner Kunstverein, including ›Rewind to the Future‹, exhibition
in the Video Forum in co-operation with the Bonner Kunstverein.She has been assistant curator in the Video Forum of the Neuer Berliner Kunstverein since 2003. She has been lecturing at the UDK in Berlin since 2004 (experimental mediadesign). Since 2008 freelanced curator based in Dresden.
Nadine Bors, *1973, Den Haag, Niederlande, Museologin. Seit 2006 Direktorin der Media Art Friesland Stiftung,
in der sie seit 2000 arbeitet. In ihrem Jahresprogramm organisiert sie Festivals, Events und Projekte für eine
breite Öffentlichkeit. Sie war bei der Mondriaan Foundation in Amsterdam beschäftigt und hat von 1997 bis
1999 für das Niederländische Media Art Institute/ Montevideo in Amsterdam im Projekt für die Bestandssicherung und der Entwicklung und Gestaltung der Datenbank für Videokunst gearbeitet. Über dieses Thema hat sie
diverse Artikel geschrieben. 2008 wurde sie als beste Unternehmerin Frieslands im Kulturbereich gewürdigt.
Nadine Bors *1973, Den Haag, The Netherlands. Museologist, has been director of Media Art Friesland Foundation since 2006, where she started working in 2000. Foundation operates as an international institute for media art that organises several festivals, events and projects throughout the year to serve a wide ranch of target
groups. She was previously involved in the Mondriaan Foundation Amsterdam. From 1997 to 1999 she worked
at the Dutch Institute for Media Art/Montevideo in Amsterdam preserving projects and database design for
videos and installations. She has also written several articles on these topics. In 2008 she was pronounced Best
Cultural Entrepreneur of the province of Friesland.
Katrin Mundt, Freie Kuratorin und Autorin. Projekte u.a. für den Württembergischen Kunstverein Stuttgart, die
Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, den Hartware Medienkunstverein, Dortmund, plug.in, Basel, Argos
Centre for Art and Media, Brüssel. Ausstellungen: Weder Entweder Noch Oder (Württembergischer Kunstverein,
2008), Landschaft (Entfernung) (Württembergischer Kunstverein, 2007), Selbstorganisation (plug.in, 2006). Seit
2003 zahlreiche thematische Filmprogramme und Organisation von Expanded Cinema-Events (gemeinsam mit
Mark Webber).
Katrin Mundt, freelance curator and author. Has carried out projects for the Württembergischer Kunstverein
Stuttgart, the International Short Film Festival Oberhausen, the Hartware Medienkunstverein, Dortmund,
plug.in, Basel, Argos Centre for Art and Media, Brussels. Exhibitions: Weder Entweder Noch Oder (Württembergischer Kunstverein, 2008), Landschaft (Entfernung) (Württembergischer Kunstverein, 2007), Selbstorganisation (plug.in, 2006). Numerous thematic film programmes and the organisation of Expanded Cinema events (in
collaboration with Mark Webber) since 2003.
Ralf Sausmikat, *1956. Studium der Medienwissenschaften, 1986 Abschluss M. A. 1981 Gründung des Int. Experimentalfilm Workshop e.V. als Trägerverein des EMAF. Seit 1988 künstlerische Leitung verschiedener Sektionen des EMAF, Ausstellungen, Film, Video und Retrospektiven. Seit 1995 Fachreferent des Goethe-Institut
Internationes für die Programme Experimentalfilm 80er und 90er Jahre. Kurator für ›Turbulent Screen‹ ein Ausstellungs- und Kinoprojekt, für das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg in 2003.
Ralf Sausmikat, *1956. Studied media sciences, 1986 graduated as Magister Artium. 1981 International Experimentalfilm Workshop e.V. (Founding Member). Since 1988 artistic director of EMAF for exhibition, film, video,
retrospectives. Consulting expert for the Goethe-Institute Internationes, Munich for the programmse German
Experimental film of the 80' and 90's. Curator of ›Turbulent Screen‹ an exhibition and cinema project on structural approaches in film and video, for the Edith-Russ-Site for Media Art, Oldenburg in 2003.
31
INTERNATIONAL SELECTION
NATURAL RELIGION
ELVENLAND
EARTH OF
DELIGHTFUL GARDENING
Karel Doing
Francien van Everdingen
Eine magisch realistische Trilogie. Drei Orte, drei Berge, drei Vögel, drei Jungen. Die Reinkarnation einer
universellen Legende in Bild und Ton. Ein verletzlicher,
einfallsreicher Junge sucht nach einem Weg, um seine
Träume wahr werden zu lassen. Der Film ist mit Laienschauspielerinnen und -schauspielern besetzt, die
wegen ihrer gegensätzlichen Charaktere ausgewählt
wurden. Der Film wurde von einem kleinen engagierten Team gedreht und vom Filmmacher persönlich bearbeitet. Die Bilder werden mit der kraftvollen und
zerbrechlichen Musik von Florian Magnus Maier vertont. Seine Komposition passt zur Fotografie und Bearbeitung. Der Film steht für sich als Kurzfilm und wird
ebenfalls als ähnliches Konzept mit Live-Begleitung
von den Hungry Gods dargestellt.
A magic-realistic trilogy. Three locations, three mountains, three birds, three boys. The reincarnation of a
universal legend in picture and sound. A vulnerable,
imaginative boy looks for a way to realise his dreams.
The cast is made up of non-professional actors, sort
out for their contrary character. The film was made
with a small dedicated crew and edited by the film
maker himself. The images are set to powerful and
fragile music by Florian Magnus Maier. His composition matches the photography and editing. The film
stands on its own as a short and is also performed as
a similar concept with live accompaniment by the
Hungry Gods.
Ein schillerndes visuelles Fest mit freundlich widersprüchlichen Fluchtpunkten für das Auge. Natürliche
Formen suchen ihren gegenseitigen Zusammenhang
in einem sanft fragmentierten Gesamtbild. Eine kleinmaßstäbliche Landschaft von Prospekten dient als
Kulisse für eine Abfolge von Szenen, die sanft dahin
gleiten, aber die doch nicht zusammengehörig erscheinen. Silhouetten von Pflanzenformen, stockenden Elementen, geometrischen Gucklöchern und
verschiedenen Kamerabewegungen verknüpfen sich
miteinander und bieten eine Vielfalt von fließenden
Bildern. So macht der Zuschauer einen angenehmen
Spaziergang durch einen Garten, in dem Raum und
Zeit nicht mehr in einem linearen Verhältnis zueinander stehen, und wo zielgerichtetes Zuschauen kurzweilig zur Nebensache wird.
A shimmering visual feast with cordially conflicting
vanishing points for the eye. Natural forms seek their
mutual correlations in a gently fragmented overall picture. A small-scale landscape of side-wings serves as
a backdrop for a procession of scenes that glide by
gently, though without really appearing to connect
with one another. Silhouettes of plant forms, stammering elements, geometric peepholes and various
camera movements thread themselves together and
offer a flowing visual diversity. Thus the viewer takes a
pleasant walk through a garden in which time and
space cease to behave in a linear fashion, and where,
for a while, goal-oriented viewing habits are beside
the point.
Karel Doing, *1965 in Canberra, Australia, does not believe in the reality as it is presented to us in the media.
In his work he shows another reality, differentiating
radically or subtly. He lives and works in Rotterdam.
2002 Co-founder of de Filmbank distribution of Dutch
experimental and independent films.
ÆNL 2009, Video, 32 min, International Premiere
ÆDirector Karel Doing
ÆMusic Florian Magnus Maier
ÆDistribution Doing Film
32
Francien van Everdingen, *1969 in the Netherlands, is
a visual artist. She attended several art academies in
Groningen, Tilburg (Netherlands) and Chicago and has
gradually switched focus from film installations to
short films.
ÆNL 2009, 35 mm, 6 min, German Premiere
ÆDirector, photography, editing
Francien van Everdingen
ÆProduction Karel Doing for Studio één
ÆDistribution Doing Film
CAPSICUM
OUTWARDLY
FROM EARTH'S CENTER
Deborah Phillips
Rosa Barba
Als Kind habe ich jahrelang dafür gekämpft, als
Mädchen zum Bas Mitzwah aus der Torah lesen zu
dürfen. Mir wurde ein Abschnitt mit merkwürdigem Inhalt mitgeteilt, unter anderem vier Sätze über eine
perfekte rote Kuh, ohne Kontext. Ich habe mich sehr
mit dem Tier identifiziert. Lange Jahre habe ich über
diese Kuh nachgedacht, beim Kochen, während des
Architekturstudiums, als eine, die lieber Blau als Rot
mag...
I spent years as a girl fighting to be allowed to have a
Bas Mitzvah and read from the Torah, like the boys. I
was given a portion containing four weird lines about a
perfect, red heifer, out of context. I have, since then,
identified with this cow. And I've thought about it
while cooking, and as an architectural student and as
a woman who prefers blue to red...
Outwardly from Earth's Center ist eine fiktive Erzählung über eine Gesellschaft auf einem instabilen
Grundstück, das zu verschwinden droht. Die Situation
ruft nach einer gemeinsamen Initiative der Bevölkerung, um das Überleben der Einzelnen zu sichern und
um der Gesellschaft das Bleiben zu ermöglichen. Der
Hintergrund des Konzeptes ist insofern realistisch, da
Sandön jedes Jahr um einen Meter wandert. Die fiktiven Berichte von Experten verstärken die surrealistische Atmosphäre, die auf schauerliche Weise das Erleben einer zunächst als wunderschön empfundenen
Dokumentation aufhebt, und zweitens ein abstrakteres, absurderes Bild von dem Kampf und der Verletzlichkeit der Menschen darstellt.
Outwardly from Earth's Center is a fictitious narrative
about a society on an unstable piece of land that is in
danger of disappearance. The situation requires the
population's collective initiative in order to secure individual survival and to allow the society to remain.
The concept's background is somewhat realistic since
Sandön moves approximately one meter per year. The
fictitious reports from experts strengthen the surrealistic atmosphere that creepily offsets the experience
of what is first considered a beautiful documentary,
and second a more abstract, absurd picture of a people's struggle and vulnerability.
Deborah Phillips: filmmaker, installation artist and
book artist. She has acquired diverse diplomas in the
fine arts: in 1986 at the Accademia delle Belle Arte, Perugia (painting); in 1988 at the Mason Gross School of
Arts, Rutgers University, New Brunswick, USA (Installation Art) and in 1994 at the Hochschule für Bildende
Künste Braunschweig (Film and Graphic Arts). She has
taken part in exhibitions in New York, London, Hamburg, Braunschweig, Bremen, Berlin, Budapest and
Verona. Between 1988 and 2002 she was member of
the »Laboratorium für Kunstexperimente« in Braunschweig. Since 1983 Deborah Phillips has put on »Happenings / cooking performances«. Lives and works in
Berlin.
ÆD 2008, 16 mm, 11 min
ÆDirector, script, editing Deborah Phillips
ÆMusic Wolfgang in der Wiesche
ÆSound collage, sound mix: Ruth Wiesenfeld
ÆDistribution Deborah Phillips
Rosa Barba, *1972. 1993-1995 Studies of Theatre and
Filmscience in Erlangen, Germany. 1995-2000 Academy
of Media Arts, Cologne, Germany. 2003- 2004 Two Year
Residency Programme, Rijksakademie van Beeldende
Kunsten, Amsterdam. In 2004 she received the New
Media Special Award from the International Festival of
New Film, Split, Croatia, the Installation Award at the
Images Festival 2005 in Toronto, and the Prix du Centre
pour l'image contemporaine, Genève at the 12th Biennale of moving Image in 2007. 2007/2008 IASPIS, International Artists Studio Program, Stockholm. She currently lives in Berlin.
ÆD/S 2007, Video, 22 min
ÆRealisation Rosa Barba
ÆDistribution Video Data Bank
33
INTERNATIONAL SELECTION
NO NEWS
AS IF TO NOTHING
AUGUST 2008
Andreas Templin
Rä di Martino
Die Videoinstallation »as if to nothing« setzt sich aus einer Auswahl statistischer Daten der Erde und ihrer Bevölkerung zusammen. Diese subjektive Auswahl an Daten, basierend auf den Erhebungen einer Reihe internationaler Organisationen, werden mit dem ausdrucksstarken 2. Satz
von Bruckners 7. Symphonie kombiniert. Dieses Musikstück, eine Tour de
Force durch die menschliche Gefühlswelt, wird verwendet, um der Gewichtigkeit des vorgestellten Themas den nötigen Raum zu geben. Die Videoarbeit ist computerbasiert und bedient sich zur Berechnung der statistischen Daten der internen Systemuhr des Computers und kann entweder von einem Computer, einer Webseite oder pre-recorded als DVD
gezeigt werden. Diese Videoinstallation ist vorrangig als Projektion konzipiert, kann aber auch auf einem größeren Monitor bevorzugt in abgedunkelten Räumen gezeigt werden. Wichtig ist, dass der Betrachter die
Arbeit in Ruhe auf sich einwirken lassen kann um einer individuellen Reflektion Raum zu geben.
The videowork »as if to nothing« comprises of a selection of statistical
data of the earth and its population. This data, comprised from various
governmental sources, is displayed in a very specific and subjective interdependency, is combined with the highly dramatic second move of
Bruckner‘s 7th symphony which is looped for the screening. This musicpiece, a tour-de-force through the human emotions, is used to underline
the weight of the subject-matter of this artwork. The work is utilizing the
internal clock of the computer to calculate the statistics which requires
either a computer or an internet-connection to screen it. The work is
preferably projected or shown in a calm, dark surroundings to enable the
viewer to reflect. The statistics used are based on data gathered by US
Census Bureau, CIA World Factbook, UK Homeoffice, Wikipedia, World
Health Organization, Avert, UICC, National Wildlife Federation and many
more. This version of the artwork is not entirely finalized. Some of the statistical data will still be refined and adjusted over the next ten days.
Thank you for your kind understanding.
Zwei Schauspieler, als Standbilder
einer Filmszene der 1950er, wie in
einem Wachsmuseum, stehen auf
einer prachtvollen Treppe und fangen plötzlich an, im Chor einen Minimalismusrefrain zu singen. Der
Refrain ist aus Schlagzeilen des
Monats August 2008 komponiert
worden, die von der Olympiade in
Peking bis zum Hurrikan Gustav in
New Orleans handeln.
Two actors frozen in a 1950's film
scene, as in a wax museum, stand
on a grand staircase. Suddenly they
start singing a minimal chorus. The
chorus is composed of headlines
from august 2008, from the
Olympics in Beijing to the New Orleans hurricane Gustav.
Andreas Templin, *1975 in Germany, lives and works in Berlin. Studies:
1997-99 Study of Visual Art, Department of Free Direction, Gerrit Rietveld
Academy Amsterdam, The Netherlands. 2006-08 MA Fine Arts, Sandberg
Institute Amsterdam. http://andreas-templin.blogspot.com//
ÆD 2008, Video, 5 min
ÆRealisation Andreas Templin
ÆMusic Bruckner 7th symphony, 2nd mov. / Celibidache /
Berliner Phillharmoniker
ÆDistribution Andreas Templin
34
Rä di Martino, *1975 in Rome, Italy,
lives and works in New York. She received her MFA in Fine Art Media at
Slade School of Art, UCL, London, in
2004. Recent solo shows include
The Night Walker, Maze Gallery ;
MACRO, Rome. She has taken part
in many video festivals such as Locarno Film Festival, 06; Kassel
Video & Doc Festival 05; New York
Underground Film Festival, 05; Impakt Video Art Festival, Utrecht 05
& 04.
ÆB 2008, Video, 5 min
ÆDirector, script, editing
Rä di Martino
ÆPhotography Alessandro Chiodo
ÆMusic Mauro Remiddi
ÆCast Maya Sansa,
Mauro Remiddi
ÆDistribution Rä di Martino
NON-WESTERN
MISSION TO KUMASI
Linda Wallace
Marilou Lemmens, Richard Ibghy
In faszinierender, rhythmischer Montage kombiniert
Linda Wallace in ihrer Videoarbeit »Non-Western« Impressionen der Niederlande und der Niederländer mit
langen Zahlenreihen und Fakten der niederländischen
Gesellschaft zu Einwanderungsthematiken. Absichtlich nutzt Wallace solche vereinfachenden, bürokratischen Wahrheiten und spiegelt damit die zeitgenössische öffentliche Debatte wider, die sich an statistischem Essentialismus orientiert und die komplexen
und widersprüchlichen Realitäten des täglichen Lebens ignoriert.
In her video »Non-Western« Linda Wallace subtitles
her fascinating, rhythmic montage of Dutch vistas,
highways and people with long strings of numbers.
These »facts and figures« describing Dutch society
slide through the images at a fast pace, for instance:
the total number of non-western immigrants in 2050,
the percentage of non-westerners in the biggest cites,
and the total numbers of non-western young people.
Wallace knowingly uses bureaucratic »truths« rather
than the complex, contradictory and dynamic daily reality that the statistics hide. What do these statistics
do? The inclination towards statistical essentialism,
where lives become stuck in unambiguous, unalterable and irreconcilable identities is characteristic of
the contemporary public debate, and bears a striking
resemblance to the corners and straight lines of the
Netherlands landscape. (Dr. Jolle Demmers, Centre for
Conflict Studies, Utrecht University)
»Mission to Kumasi« benutzt den Kontext der ersten
Reise ins Innere Afrikas im Jahre 1817 der African
Company of Merchants, um die Beziehung zwischen
dem globalen Handel und dem Aufbau von Wissen zu
erforschen. Dieses Video stellt den ursprünglichen
Reiseanleitungen eine Reihe von Bildern des heutigen
Kumasi gegenüber, wo einer der größten Märkte unter
freiem Himmel in Afrika stattfindet.
»Mission to Kumasi« uses the context of the African
Company of Merchants' first mission into the interior
of Africa in 1817 to explore the relationship between
global trade and the construction of knowledge. The
video juxtaposes the original mission instructions
with a series of still images of present day Kumasi,
which is home to one of the largest open-air markets
in Africa.
Linda Wallace is a media artist and curator. She holds
a BA Communications from the University of Technology, Sydney; and a Master of Fine Arts (research) from
University of New South Wales. In 2004 she was awarded a doctorate from the Australian National University
(completed on scholarship from the Advanced Computational Systems Co-operative Research Centre). She
has exhibited video and installation works in Australia
and internationally. www.machinehunger.com.au
Richard Ibghy & Marilou Lemmens explore the tripartite relationship between experience, its representation and the construction of meaning. They presented
at international art events such as the Toronto Month
of Photography, and the Montreal International Festival of New Cinema and New Media. Richard Ibghy and
Marilou Lemmens live and work in Montreal, Kelowna
and Vancouver. They have been working in collaboration since 1999.
ÆCDN 2008, Video, 8 min
ÆDirector, script, photography, editing
Marilou Lemmens & Richard Ibghy
ÆDistribution Marilou Lemmens & Richard Ibghy
ÆNL 2008, Video, 13 min
ÆDirector, script, photography, editing Linda Wallace
ÆDistribution Linda Wallace
35
INTERNATIONAL SELECTION
NO NEWS
DER AUGENBLICK
THE WINK
OUAGA (A VISUAL EXPERIENCE
OF AN AFRICAN CITY)
Michaela Schweiger
Giuseppe Spina, Alessandro Gagliardo
Der Film »Der Augenblick« setzt sich mit dem kurzen
Moment auseinander, in dem eine Person an einem
unbekannten Ort auf unbekannte Menschen trifft. In
diese sehr langsame - aus der Subjektiven erzählten Szene des Annäherns werden kurze Szenen geschnitten, die mögliche Augenblicke in der Zukunft zeigen.
Aus konzeptionellen Gründen wird die im Film gesprochene Universalsprache Volapük weder übersetzt
noch untertitelt.
The movie »Der Augenblick« deals with the short moment in which a person runs across unknown people
at an unknown place. The camera takes the perspective of the person who approaches the group. Into this
very slow scene of approach there are inserted short
sequences that depict possible moments in future.
The concept involves, that the universal language
Volapük spoken in the film is not translated neither
subtitled.
»Ouaga« ist eine existentielle Untersuchung, die von
der Verbindung von Kino als Bewegung zu Reise als
Bewegung und umgekehrt handelt. Sie folgt einem impulsiven Antrieb, keine der Aufnahmen ist gestellt, alles Gezeigte ist ein kontinuierlicher Fluss von Bildern,
Schildern, zufälligen Worten. Der Schneideprozess ist
nichts als eine Würdigung und Organisation der gesammelten Filmmaterialien.
»Ouaga« is an existential research that moves from
the conjunction of cinema as movement to travel as
movement and vice-versa. It follows an impulsive
drive, none of the shots are built, everything is shown
as a continuous flow of images, signs, random words.
The editing process is nothing but a recognition and
organization of the collected footage.
Michaela Schweiger, born in Heidenheim/Brenz. Studies of Fine Arts from 1994-98 at the University of Arts
Berlin (UdK, Berlin). Postgraduated Studies at the University of Media Arts Cologne (KHM) 2002-04. Since
2005 lecturer for film and video at the UdK Berlin and
the University of Art and Design Halle.
ÆD 2008, Video, 13 min
ÆDirector, script Michaela Schweiger
ÆPhotography Steph Ketelhut
ÆEditing Boris Gromatzki
ÆMusic Gerriet K. Sharma
ÆCast (ensemblefilm) Tim Ahlers, Magdalena Artelt,
Matthias Dietrich, Wolfgang Edelmayer,
Tobias Hamann, Frank Kessler, Ingrid Mülleder,
Kerstin Römer, Antje Thiele
ÆDistribution Michaela Schweiger
36
malastrada.film is a house of creation and diffusion of
cinema of research. Its authors continue with their
hunt considering the cinema as an instrument able to
affect human processes and cultural dynamics. The 4
years of production are our biography.
ÆI 2008, Video, 10 min
ÆDirector Giuseppe Spina & Alessandro Gagliardo
ÆScript, photography, editing Giuseppe Spina,
Julie Ramaioli, Alessandro Gagliardo
ÆDistribution malastrada.film
ALL THE HOUSE (HADITHA MASSACRE),
PART 3 OF FLICKER ON OFF
PAINTING PARADISE
Caroline Koebel
Barbara Hlali
Sammelt und konfiguriert umfassende Quellenmaterialien neu, um über
den 19. November 2005 nachzudenken, als die US Marine 24 unbewaffnete Zivilisten in Haditha, Irak, tötete. Eine Hauptrolle spielt die 10jährige Iman Walid, die die Ermordung ihrer Familie mit ansehen musste. Die
Szene mit dem Massaker in Atlantic City aus Der Pate III von Francis Ford
Coppola wird von der DVD mit einer Bolex 16 mm Kamera aufgenommen
und anschließend von Hand bearbeitet. Teil 3 von »Flicker On Off«, eine
Trilogie, die die Ausdrucksweise experimenteller Filme und Künstlervideos auf große Filme anwendet, um über das Weltgeschehen zu sprechen.
Collects and reconfigures far-ranging source materials to ponder the November 19, 2005 killing by US Marines of 24 unarmed civilians in Haditha,
Iraq. Featured is ten-year-old Iman Walid, who witnessed the slaughter of
her family. The Atlantic City massacre scene from Godfather III by Francis
Ford Coppola is re-shot off DVD with a Bolex 16mm camera and then
hand processed.Part 3 of Flicker On Off, a trilogy applying the idiom of experimental film and artist's video to big movies in order to speak about
world affairs. The Flicker On Off trilogy is made possible in part by residencies at Squeaky Wheel Media Arts Center and the Experimental Television Center, and by the Experimental Television Center’s Finishing
Funds, which is supported by the Electronic Media and Film Program at
the New York State Council on the Arts.
Medienberichte zeigen, wie die
Mauer, die das Schiiten-Viertel in
Bagdad umgibt, mit schönen Landschaftsbildern übermalt wird:
Ästhetische Gestaltung wird eingesetzt, um militärische Maßnahmen
und Kriegsauswirkungen zu kaschieren. Ähnlich verfahre ich im
Film mit der Gesamtsituation: Bilder aus Krisengebieten sind mit
Farbe überdeckt, verändert, verschönert.
Media reports show how the wall
surrounding the Shiite quarter in
Baghdad is painted with beautiful
landscapes: Aesthetic creation is
used to cover military measures
and war effects. In the film I am applying a similar technique regarding the overall situation: Pictures
from conflict areas are layered with
colour, changed, adorned.
Brooklyn-based artist Caroline Koebel has screened her films and videos
recently at Anthology Film Archives, MadCat Women's Int.Film Festival,
Ladyfest Toronto, Optica Int. Festival of Video Art, and Abstracta: Int, Exhibition of Abstract Cinema. Informed by conceptual art, film theory and
feminism, Caroline Koebel’s films and videos provoke new modes of aesthetic and critical engagement with early cinema, commodity culture, maternity, and other subjects.
Barbara Hlali, *1979 as Barbara
Schmidt. 1999-2007 Academy of
Fine Arts, Münster. 2006 Graduation. 2006-08 teaching position,
University Dortmund: Animation.
Films (selection): 2004 upside
down. 2005 my faith. 2006 for a better world. 2007 Busayyah.
www.barbara-hlali.de
ÆUSA 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script, photography, editing Caroline Koebel
ÆDistribution Caroline Koebel
ÆD 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script, photography,
editing Barbara Hlali
ÆDistribution Barbara Hlali
37
INTERNATIONAL SELECTION
MEMORIALS
STADT DES KINDES
CITY OF CHILDREN
WEILE WANGQUE DE JINIAN /
UNFOR-GETTABLE MEMORY
Christoph Kolar
Liu Wei
1974 wurde die »Stadt des Kindes«, als sozialdemokratisches Vorzeigeprojekt zum 50-jährigen Bestehen
der Republik Österreich eröffnet. Der Architekt Anton
Schweighofer entwarf und realisierte eine Stadt in der
Stadt. Das Jugendheim war mit seinem Umfeld ein Ort
sozialer Begegnung. 2004 wurde das gesamte Areal
von 51.000 Quadratmetern für 4,7 Millionen Euro an
die Wohnbauunternehmen Mischek AG und Arwag
Holding AG verkauft. An Stelle einer gemeinnützig sozialen Nutzung des Areals, folgen Miet- beziehungsweise Eigentumswohnungen der gehobenen Kategorie.
In 1974, the »Children’s City« was inaugurated as a social democratic showcase to mark the 50th anniversary of the existence of the Republic of Austria. The
architect Anton Schweighofer designed and realised a
city within a city. In 2004, the entire area of 51,000
square metres was sold to the housing companies
Mischek AG and Arwag Holding AG for 4.7 million euro.
Rather than using the area for non-profit-making social purposes, it will now contain upmarket rented
flats and freehold apartments.
In Hinsicht auf die Katastrophen in China im Jahr 1989
stehen wir immer wieder beunruhigt vor der Frage:
vergessen oder nicht vergessen. Zwanzig Jahre sind
vergangen. Mutters Haar ist grau geworden; Angehörige haben ihre Tränen getrocknet. Ruhmreich wie
schon immer herrscht Stille auf der ersten Straße
Chinas. Eine Stille, die vergisst und bewusst verschleiert, die Erinnerungen der Menschen werden zu einem
Vakuum. Das Vergangene wird ein verzerrtes Bild, die
wahre Erinnerung ist verschwunden, die Illusion aber
bleibt. Diese Erinnerung macht uns mit der Zeit immer
hilfloser. Das ist die Realität, die sich im Laufe der Geschichte noch nicht geändert hat.
As to the disasters in 1989 of China, we are always
troubled by the choice: forget or keep in mind. Twenty
years have passed. Mother’s hair has turned grey;
loved ones have dried up their tears. Glorious as forever on this first street of China, silence prevails. Silence, forgetting and deliberate covering, people’s
memory turns into a vacuum. The bygones twisted into
a blurred picture, true memory gone, illusion remains.
That memory makes us more helpless as time passes
by. This is the reality that has not yet changed
throughout history.
Christoph Kolar, *1971 in Wien, lives and works as fine
atist in Vienna. Studied with Friedl Kubelka and Valie
Export, since 2006 Study of fine arts at the academy
with Marina Grzinic (Conzept art). Festivals: Filmbüro
Bremen, No Budget Video Film Festival Weimar. Nomination for the co-work for the Internetvideoproject
»Remake - man with the movie camera« for the Transmediale Award Berlin, 2008. His works have been
shown in numerous exhibitions and film festivals.
ÆA 2008, 16 mm/sound on cd, 4 min
ÆDirector, script, photography, editing
Christoph Kolar
ÆDistribution Christoph Kolar
38
Liu Wei, *1965 in China, living and working in Beijing. In
1992 he graduated from the Department of Fine Arts, of
China Central Academy of Drama. In 1995, he completed his studies by the Philosophy Department of the
Beijing University. His works are closely related to personal experience and memory, as well as the reality
and rapidly changing history of contemporary China.
ÆCN 2009, Video, 13 min
ÆDirector, script, photography, editing Liu Wei
ÆDistribution Liu Wei
RUTA I SPOMENIK
RUTA AND THE
MONUMENT
EMERGENCY NEEDS
GRITO
Renata Poljak
Kevin Jerome Everson
Andres Denegri
Das Video ist inspiriert von der fiktiven Kurzgeschichte (von Miljenko
Jergovic) einer jüdischen »Prinzessin« 1943, die sich wünschte, unsichtbar zu werden. In einem anderen Teil des Films folgen wir einem
Fremdenführer Ende 2006, der das
Holocaust-Denkmal in Berlin für
die in Europa ermordeten Juden
»interpretiert«. Der Führer spricht
Englisch und berichtet von Skandalen und Anekdoten, die mit dem
Denkmal zu tun haben. Die Touristen lächeln die ganze Zeit.
The video is inspired with the short
fiction story (by Miljenko Jergovic)
of a Jewish »princess« from 1943
who wished to become invisible. On
another part of the film we follow a
tourist guide at the end of 2006 »interpreting« Memorial to the Murdered Jews of Europe in Berlin. The
guide speaks in English and retells
scandals and anecdotes related to
the monument. Tourists are smiling
all the time.
Emergency Needs ist ein 16mm
Film darüber, wie Carl Stokes, der
Bürgermeister von Cleveland, Ohio,
USA, mit dem Aufstand im Juli 1968
umging.
Emergency Needs is a 16mm film
about the mayor, Carl Stokes, of
Cleveland, Ohio USA dealing with
the July 1968 uprising.
In Lateinamerika waren die 1970er
und 1980er von militärischen Diktaturen überschattet, deren Regime auf Terror und Auslöschung aufgebaut war. Die persönliche Geschichte vieler, die während dieser
Zeit Kinder waren, ist durch komplexe Traumata gekennzeichnet.
Grito untersucht autobiografische
Erinnerungen, Bilder, die im Kopf
nachklingen und im Hals stecken
bleiben.
In Latin America, the 1970s and
1980s were darkened by military
dictatorships whose regimes rested on terror and extermination. The
personal history of many who were
children during this period is
marked by complex trauma. Grito
explores autobiographical memories, images that resound in the
mind and become stuck in the
throat.
Renata Poljak, *1974 in Split. She
graduated in 1997, in Split, as a professor of visual arts, and attended a
postgraduate study at the Arts
Academy E.R.B.A.N. in Nantes,
France, obtaining a degree in 1999.
She also won the 2002 Artslink
scholarship at the San Francisco
Art Institute, USA.
www.renatapoljak.com
ÆHR 2008, Video, 18 min
ÆDirector, script Renata Poljak
ÆPhotography Tonci Najev
ÆEditing Mato Ilijic
ÆDistribution
Croatian Film Clubs´ Association
Kevin Jerome Everson: My films
have been shown at the Sundance
Film Festival, Rotterdam International Film Festival, The Museum of
Modern Art in New York, the Whitney Museum of American Art in New
York, and Whitechapel Gallery in
London and Württembergischer
Kunstverein Stuttgart.
ÆUSA 2008, 16 mm, 7 min
ÆDirector, script, photography,
editing Kevin Jerome Everson
ÆDistribution
Kevin Jerome Everson
Andres Denegri is professor at FUC,
and UNTREF. He is an independent
cinema and video creator, following
a way of visual and narrative experimentation. Leonardo Prize 2002
(Museo Nacional de Bellas Artes),
Impakt golden award 2005 (Nederland). first prize of 25 FPS (Croatia),
and others.
ÆRA 2008, Video, 22 min,
European Premiere
ÆDirector, script, photography,
editing Andres Denegri
ÆMusic Enrique Bernacchini
ÆDistribution Andres Denegri
39
INTERNATIONAL SELECTION
URBAN DRIFT
I LEFT MY SILENT HOUSE
SIDEWALK
Seungho Cho
Karl Kels
Zu sich immer verändernden Rhythmen – manchmal in Schwarzweiß,
manchmal in verblassenden Farben und kontrastreichen Momenten von
Licht und Dunkel – ziehen Bilder vorüber und legen sich über einander,
horizontal in beide Richtungen. Gesichter und Profile der Menschen hinter Fenstern und flüchtige Eindrücke einer Landschaft lassen vermuten,
dass dieser Film von Zugpassagieren handelt; sind wir Beobachter, die
Züge vorbeifahren sehen, oder vielleicht eingeblendete Filmbilder, die
durch Projektionsebenen erreicht wurden, oder beides? Bild und Darstellung, konkret und abstrakt, sind immer wieder durcheinander geraten.
Wie für Chos Arbeiten typisch, dreht sich auch hier alles um die Beobachtung menschlicher, natürlicher und künstlicher Bewegungen in Bild
und Ton, um Rhythmus und Raum. Netherlands Media Art Institute, Esma
Moukhtar
To ever-changing rhythms – sometimes in black and white, sometimes in
fading colours and contrasting moments of light and dark – images pass
by and slide over one another, horizontally in both directions. Faces and
profiles of people behind windows and glimpses of a landscape suggest
that this is about train passengers; are we watching passing trains, or
perhaps superimposed film images achieved by layers of projections, or
both? Image and representation, concrete and abstract are mixed up time
and again. Typical for Cho’s work, everything revolves around studies of
human, natural and artificial movements in image and sound, in rhythm
and space. Netherlands Media Art Institute, Esma Moukhtar
In Kels' Welt fliegen eine Menge
Geschichten herum, aber er lässt
sie für den Zuschauer dort liegen.
Während der vier Wintermonate,
richtete Kels seine Kamera auf einen Abschnitt eines Bürgersteiges
in New York City und nahm innerhalb dieses eindeutig abgegrenzten Bildfeldes alle Ereignisse auf.
Sidewalk ist aus diesem Material
gemacht und besteht aus 49 Aufnahmen ohne dem chronologischen Zwang der Beobachtung unterworfen zu sein. In der Stille erwacht das fest eingestellte Bildfeld
in dreißig Minuten zum Leben.
Die vielen flüchtigen Protagonisten, die in und aus dem Bildfeld
laufen, die vorbeifahrenden Autos,
das Schneegestöber: all diese Elemente scheinen zusammen zu passen. Sidewalk ist ein wunderschönes kinematografisches Gemälde,
das in realistischem Schwarzweiß
porträtiert wird. IFFR 2009
Seoungho Cho, *1959 in Pusan, South Korea, and currently lives and works
in New York. He received a BA and an MA in graphic arts from Hong-Ik University, Korea, and an MA in video art from New York University. He has had
solo exhibitions in many prestigious venues such as the Museum of Modern Art in New York and his videos have been shown in biennials and group
screenings throughout Europe and North America. Cho has received various awards and grants, including ones from the Jerome and Rockefeller
foundations. The formal aspects of Cho's videos are closely tied to explorations of how nature is represented through technology, specifically how
representation is constituted by traces of contact between bodies, technology and the environment.
ÆUSA 2007, Video, 10 min
ÆRealisation Seungho Cho
ÆDistribution Netherlands Media Art Institute
40
A NECESSARY MUSIC
Beatrice Gibson
In Kels' world, plenty of stories are scattered around,
but he leaves them lying there for the spectator. For
four months of winter, Kels aimed his camera at a
stretch of sidewalk in New York City and within this
clear-cut frame, he recorded what happened on film.
Sidewalk is made from this material, comprising 49
shots that have been liberated from the chronological
burden of observation. In silence, the fixed frame
comes to life in thirty minutes.
The many fleeting protagonists who walk in and out of
the frame, the cars crossing, the snow flurries: all
these elements seem to fit into place. Sidewalk is a
beautiful cinematographic painting, portrayed in realistic black & white. IFFR 2009
Karl Kels, *1960 in Düsseldorf. He studied from 1980 to
1985 in Peter Kubelka's film class at the Städelschule
in Frankfurt am Main. After his studies, he received numerous grants, such as a grant from the Studienstiftung des deutschen Volkes for New York, where he
studied at the Cooper Union with Robert Breer. Since
1991 Karl Kels has taught at the Gesamthochschule
Kassel and at the Frankfurter Städelschule. In 1995 he
co-founded the »Initiative Experimentalfilm,« since
1996 he has been teaching at the Johann Wolfgang
Goethe-Universität, Frankfurt am Main. Karl Kels'
works in the areas of photography, experimental film
and installation have been shown in international exhibitions and festivals. The artist lives and works in
Berlin.
ÆD 2008, 35 mm, 30 min
ÆRealisation Karl Kels
ÆDistribution Karl Kels
»A Necessary Music« ist ein Science-Fiction-Film
über modernistisches soziales Wohnen, abgeleitet von
Texten der Bewohner von Roosevelt Island und Bioy
Casares. Die Bildaufnahmen sind lang, träge und wunderschön malerisch - eine Erzählung, an der Robert
Ashley (vielleicht eine der besten Stimmen in der zeitgenössischen Musik) und Bewohner von Roosevelt Island (einem kleinen Stück Land zwischen den NYC
Stadtbezirken Manhattan und Queens) teilnehmen - A
Necessary Music ist ein musikalisch gestalteter
Science-Fiction-Film, der die sozialen Bilder einer
utopischen Landschaft durch die gezielte Aufmerksamkeit auf die Stimmen der Bevölkerung untersucht.
»A Necessary Music« is a science fiction film about
modernistic social housing, derived from texts by residents of Roosevelt Island, and Bioy Casares. The
takes long, languid and beautifully pictorial - in a narration shared between Robert Ashley (perhaps one of
the most distinguished voices in contemporary music)
and dwellers of Roosevelt Island (a small sliver of land
situated between NYC boroughs Manhattan and
Queens) - A Necessary Music is a musically conceived
science fiction film, exploring the social imagary of a
utopian landscape through directed attention to the
voices that inhabit it.
Beatrice Gibson is an artist based in London and New
York. Her practice concerns the politics and poetics of
everyday sites and spaces, is site specific, research
based and often paticipatory in nature. Working in diverse mediums, from text, to performance, to film.
ÆGB 2008, Video, 28 min
ÆDirector, photography, editing Beatrice Gibson
ÆScript Beatrice Gibson, Alex Waterman
ÆCast inhabitants of Roosevelt Island
ÆNarration Robert Ashley
ÆDistribution ARGOS arts
41
INTERNATIONAL SELECTION
VIDEORAMA
IRIS OUT
TRIFTER 1
Simon Payne
Rainer Gamsjäger
Ein Video, das aus Einzelbildern von Sequenzen sich
ausdehnender und sich zusammenziehender Iris-Bilder besteht, neu formatiert für verschiedene Bildformate. In der Mitte des Stücks gibt es Reihen, die neun
kontrastierende Sequenzen einarbeiten, die aus sechs
verschiedenen Farben und Tönen bestehen und zwar
in sich abwechselnden Kombinationen. Genau wie in
meinen anderen Filmen, ist es die Beziehung zwischen den Rändern der Ebenen und der Form des
Bildschirmes, die mich interessieren. Besonders beeindruckt mich die Art und Weise, wie die Farbfelder
durch das Auge und Gehirn wiedergegeben werden
und Bewusstsein und Wahrnehmung beeinflussen.
(SP)
A video that's composed of single frames from sequences of expanding and contracting irises, reformatted for different aspect ratios. In the middle of the
piece there are rows that incorporate nine contrasting
sequences, comprising six different colours and tones
in alternating combinations. As with my other videos,
it’s the relation between the edges of planes and the
shape of the screen that I’m interested in. And what’s
fascinating to me is the way in which the colour fields
are reproduced by the eye and brain, affecting consciousness and perception. (SP)
Eine langsame Fahrt entlang eines Waldes, der an einer kleinen Geländestufe im Bildvordergrund abbricht. Über geschnittenen und umgefallenen Stämmen, totem Ast- und Wurzelwerk, aufgewühltem Erdreich und trockenen Gräsern recken sich schlanke Nadelbäume empor und defilieren, den Raum bis in eine
undurchdringliche Tiefe hinein strukturierend, aneinander vorbei. Der scheinbare Naturalismus hält nicht
lange vor. Etwas stimmt nicht an diesem Bild, an dieser Bewegung. Im Hintergrund beginnen sich Stämme
in die Horizontale zu dehnen. Wurde hier digital nachgebessert? Der Idylle künstlich Effekt verpasst? Keineswegs. Vielmehr stellt sich das Bild in seiner Gesamtheit als künstliches heraus, dessen Realismus
als Resultat aufwändiger Rekonstruktion. (Thomas
Korschil)
A slow pan along a forest that breaks off at a small terrace in the foreground of the picture: Slender conifers
stretch upwards over cut and fallen trunks, dead
branches and roots, churned soil and dry grass, and
parade past one another, structuring the space to impenetrable depths. The apparent naturalism does not
hold up for long. Something is not quite right with this
picture, this movement. In the background the trunks
begin to stretch out horizontally. Has the image been
digitally altered? Have artificial effects been applied
to the idyllic scene? Not at all. Instead, the image as a
whole turns out to be artificial, its realism the result of
elaborate reconstruction. Translation: Lisa Rosenblatt
Simon Payne studied Time-Based Media, Electronic
Imaging and has recently completed a PhD at the Royal College of Art. Some of his videos are discussed in
Film Art Phenomena (2003) by Nicky Hamlyn. He teaches at Anglia Ruskin University in Cambridge and lives in
London.
ÆGB 2008, Video 10 min
ÆRealisation Simon Payne
ÆDistribution Simon Payne
Rainer Gamsjäger, *1974 in Bad Ischl. He graduated at
the Höhere Technische Bundeslehranstalt, Graz in
Graphic Design. In 2007 he graduated in Experimental
Design at the University of Art and Industrial Design in
Linz.
ÆA 2008, Video, 8 min
ÆDirector, script, photography, editing
Rainer Gamsjäger
ÆDistribution sixpackfilm
42
69
Peter Simon
Das Video 69 ist ein Rausch. In Anspielung auf die Symbolik der Ziffer 69, die, egal wie herum man sie dreht, dieselbe Zahl ergibt und sich gegenseitig »umkreist«, dreht sich die Videoarbeit ebenfalls um sich selbst. Psychedelisch – halluzinatorische Bildwelten entfalten
sich im Aufnahmefenster einer Videoschnittsoftware, während die Kamera eben jenes rückgekoppelte Signal im selben Augenblick aufzeichnet. Die Videoarbeit »69« wird so zum Dokument dieses »Trips« und liefert damit auch gleich den Beweis, dass digitales Bildsignal
doch nicht »rauschfrei« ist. Dabei kann man sich der hypnotischen Sogwirkung von »69«
nicht entziehen und gerät unweigerlich in den Strudel der Bilder. In tunnelartigen Treppenläufen führen sie zunächst scheinbar endlos und labyrinthisch wie Piranesische Unterwelten tief in den Rechner. Unterstützt von den schwebenden Klängen der Musik und den
Geräuschen, die alle Originalgeräusche aus F.F. Coppolas »Apocalypse Now« sind, entstehen
neue Bilder vor dem inneren Auge. Dieses ist gerötet. Die Kamera zeichnet es auf. 1969. Der
Vietnamkrieg ist im vollen Gange, der erste Mensch verlässt diesen Planeten und wandert
auf dem Mond umher und ich erblicke das Licht der Welt. Unbekanntes Projekt 1/ Effekte –
Werkzeuge – Fenster – Hilfe / VTR OK.
The video 69 is a buzz. In an allusion to the symbolism of the number 69, which yields the
same figure whichever way it is rotated and which »circles« itself, the video work also centres on itself. Psychedelic hallucinatory visual worlds develop in the recording window of a
video cutting software program, while the camera records that very back-coupled signal at
the same time. The video work »69« is therefore turned into a document of this »trip«, simultaneously providing the proof that digital video signals are not »buzz-free« after all. It is
impossible to elude the hypnotic pull of »69«, and you inevitably end up in the maelstrom of
the images. In tunnel-like flights of stairs, they initially lead you deep down into the computer, seemingly endlessly and labyrinthine as Piranesi’s underworlds. Backed by the floating tones of the music and the sounds, which are all original sounds from F.F. Coppola’s
»Apocalypse Now«, new images appear in the mind’s eye. Which is reddened. The camera
records it. 1969. The Vietnam War is in full swing, the first person leaves this planet, roams
around on the moon and I see the light of day. Unknown project 1/ effects – tools – window
– help / VTR OK.
Peter Simon: *1969, 1995-2000 Studies at the Media and art (KHM), Köln. 2000-2004 Assistant in the Sounddepartment of KHM Köln. »ab 18« shown at EMAF Osnabrück, 2006. Cofounder of the group »LMS« mit Jörg Lindemaier and Anthony Moore, and the Band »Les
Eclairs« with Freya Hattenberger.
ÆD 2008, Video, 7 min
ÆDirector, script, photography, editing Peter Simon
ÆDistribution imai - Inter media art institute
43
INTERNATIONAL SELECTION
VIDEORAMA
DE TIJD
IN THE MIX
Bart Vegter
Jan Machacek
Ein monochromes kontrastarmes
Bild verändert sich langsam in ein
theatralisches Spektakel, in dem
die Farbe fast unmerklich schmilzt
und zu Linien und kegelförmigen
Formen erstarrt. Am Ende verlieren
die Farben ihre Kraft und alles was
zurückbleibt, ist das Grundgerüst
des Bildes, »das Skelett«. Dies ist
Vegter's zweiter Film mit der Fourier Transformation, diesmal in 3D.
A monochrome flat image changes
slowly into a theatrical spectacle in
which colour subtly melts and solidifies lines and conical forms. At
the end, the colours lose their power and all that is left is the basic
structure of the image, »the skeleton«. The second film by Vegter
with the Fourier transformation,
this time in three dimensions.
Das Auge geht mit, klebt dran, ist mitgenommen. Auch dann, wenn der
Magen nicht mehr mag, kann das Auge noch nicht loslassen, will mehr
davon: Bilder. In minimalistischen Sequenzen hinterfragt »in the mix« die
Sprache der cineastischen Involvierung und arbeitet an ihren nächsten
Wörtern weiter, (de)fokussiert scheinbar Zentrales und spricht Inhaltliches einzig durch die präzis gefundene Form aus. Die Liveperformance
von Jan Machacek, die als Video an Mehrschichtigkeit gewinnt, gestaltet
ein eigenartig reziprok-verkehrtes Verhältnis zwischen Performer, Kamera und Schauenden und erschafft - indem es ein Schauen erwirkt ohne
jedoch Zuschauen zuzulassen - ein Stück gemeinsames, körperliches
Hier und Jetzt zwischen ihnen. (Vienna Independent Shorts)
Machacek's spinning black-and-white pictures take us back to the days
before special effects were perfected. The performance artist requires
neither a stuntman nor a computer to defy gravity and perception in his
video. Based on the way a mixer works, he makes no attempt to conceal
the film tricks or make them invisible. On the contrary, the movement of
the camera and his body through space are demonstrated clearly: The
camera, mounted on a blender, films Machacek's performance as he
moves slowly from the background to the picture's center for the purpose
of interfering with the video image's mechanical progression with his own
body. While standing in the center of the frame he reacts to the camera's
movement, occasionally allowing it to lift him into the air, then hops wildly and gesticulates to counteract its dynamism. (Christa Benzer)
Bart Vegter, *1940, graduated at
the Technical University in Eindhoven in 1965. In the seventies he
attended a Cine-workshop at the
Free Academy in The Hague. Vegter
made abstract films with classic
animation techniques. Since 1990,
he uses computer programs written
by himself.
ÆNL 2008, 35 mm, 9 min
ÆDirector, script, photography,
editing Bart Vegter
ÆDistribution Filmbank
44
Jan Machacek, *1975 in Vienna, Austria. Study of sculpture and stage-design in Vienna and Karlsruhe. Since 2001 Jan Machacek is showing his
»live-Video-Performances«. In these works the film-studio is turned into a
stage for performances. The performer appears as cameraman, director,
technician and actor at the same time.
ÆA 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography, editing Jan Machacek
ÆDistribution sixpackfilm
FRONTIER
FIRST APPROACH (2)
Harriet McDougall
Daniel Kötter
Auf einer subjektiven Ebene handeln die Sinne simultan als Empfänger und Filter, die es uns ermöglichen,
Sinn in unserer Umgebung zu sehen, und uns gleichzeitig daran hindern, dies zu tun. Bilderschichten (in
einem Wald aufgenommen) sind verschachtelt und
komprimiert. Der Film intensiviert das Erlebnis der
Landschaft und verwirrt den Zuschauer fast unmerklich durch vergängliche Lichteffekte, die visuelle Erwartungen im Bild nicht bestätigen.
On a subjective level, the senses act simultaneously
as receptors and filters, both enabling us to make
sense of our surroundings and preventing us from fully doing so. Layers of imagery (shot in a forest) are interlaced and compressed. The film intensifies the experience of landscape and subtly disorientates the
viewer as transient effects of light confound visual expectations within the frame.
Eine Referenz an die New Yorker
Experimentalfilmer der 1960er. Der
Blick von der Staten Island Ferry
auf die Manhattan Skyline, gleichzeitiges Entfernen und Annähern in
Zeit und Raum. Ein langer Zoom,
Weißblende, Schwarzblende zugleich lassen die Ikone allmählich
verschwinden. Ab wann gibt das
Auge auf, die bekannte ikonographische Form noch zu bestätigen?
First approach oder last good-bye?
A reference to experimental films
by New York based film makers
from the 1960s. Distancing and approaching. Staten island ferry, the
Manhattan Skyline view. At what
point will the eye refuse to reconfirm the iconographic form? First
approach or last good bye?
Harriet McDougall studied at Chelsea School of Art
and Duncan of Jordanstone College of Art. Her painting/video works explore the relationship between the
individual and the natural environment. She exhibits
internationally, has received a number of awards and
commissions and lives in rural Northumberland, England.
ÆGB 2008, Video, 13 min, German Premiere
ÆDirector, script, editing, animation
Harriet McDougall
ÆPhotography Robert Spence
ÆMusic Geoff Sample
ÆDistribution Harriet McDougall
Daniel Kötter, *1975, working as director and video artist with special
interest in multiscreening and multiperspective video installations.
His video- and theatre works were
shown at various international festivals, in concert halls, theatres and
galeries in Germany, Austria,
Switzerland, Belgium, France, Portugal, USA and Mexico.
ÆUSA 2008, Video, 10 min
ÆDirector, script, photography,
editing Daniel Kötter
ÆDistribution Daniel Kötter
45
INTERNATIONAL SELECTION
BIOTOPIA
WELCOME
COAGULATE
George Barber
Mihai Grecu
»Welcome« handelt im Wesentlichen von entgleitender Bedeutung. Im
Laufe des Werkes wird alles mit vielen aufwendigen aus Werbespots
übernommenen Sequenzen nuanciert und metaphorisiert. Abschließend
wiederholt ein Off-Kommentar: »Das Leben hat sich seit dem Mittelalter
nur wenig geändert.« In diesem Moment suggeriert das Stück, dass die
Chancen trotz unserer Modernität und technologischer Fortschritte nicht
gut aussehen. Niemals zuvor in unserer Geschichte musste die Menschheit in einem so großen Ausmaß zusammenarbeiten, wie es die Rettung
des Planeten erfordern könnte; wir scheinen einfach nicht die ungeheure
Einigkeit oder Harmonie zu besitzen, die für etwas so Neues wie dieses
vonnöten sein könnte. Und das Leben wird unweigerlich langsam verkümmern. Das bedeutet natürlich nicht das Ende, aber in jedem Fall
»Welcome«.
»Welcome« is fundamentally about meaning slippage. As the work progresses, with many lush sequences taken from adverts, everything becomes nuanced and metaphorical. Finally, a voice-over repeats, »Life has
changed little since medieval times«. In this moment the piece suggests
that, for all our modernity and technological advances, the odds are not
good. At no time in our history has the human species ever had to co-operate to such a massive extent that saving the planet might entail; we just
don’t seem to have the colossal unity or harmony that something new like
this might involve. And Life will inevitably slowly degrade. This doesn’t
mean the end, of course, but »Welcome« anyway.
Abwesenheit, Anwesenheit und
aquatische Verformungen in dieser
Choreografie von Flüssigkeiten, geheimnisvolle Kräfte verdrehen die
physikalischen Gesetze und beeinflussen das Verhalten von Lebewesen in gereinigten Räumen.
Absence, presence and aquatic
distortions in this choreography of
fluids, mysterious forces twist the
physical laws and affect the behaviour of living beings in purified
spaces.
George Barber, born in Georgetown, Guyana. Studied at St Martins and
The Slade, London. Initially, he made a name in video art by re-cutting famous Hollywood films. His work has been shown internationally. Barber is
eclectic, his ideas varied. Moving away from Scratch in the early 90’s,
George Barber created many low-tech video pieces and was influential in
defining an emergent ›slacker‹ aesthetic.
ÆGB 2008, Video, 6 min
ÆRealisation George Barber
ÆDistribution George Barber
46
Mihai Grecu, *1981 in Sebes, Romania. After studying Design and
Fine Arts in Romania and France,
now he works as an independent
artist in the fields of video/contemporary art, cinematography and
graphic design. His videos explore
the structures and genesis of anxiety: distorted landscapes, unknown
menaces, metamorphosis, neonlight and alchemy convert into a
heterogeneous universe of roughcut video and 3D animation.
ÆF 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script, animation
Mihai Grecu
ÆPhotography Patrick Dehalu
ÆEditing Mihai Grecu, Catherine
Aladenise, Seto Momoko
ÆMusic Thibault Gleize,
Frederic Marquilly
ÆCast Kang Hyun Wook
ÆProduction Le Fresnoy,
Natalia Trebik
ÆDistribution Le Fresnoy
ATLANTIS
WESTCOAST (AT)
Pieter Geenen
Ulu Braun
2009 wird der Bau des Drei-Schluchten-Damms am
chinesischen Fluss Jangtse beendet. Wegen dieser
Konstruktion werden 632 km² Land auf einer Länge
von 660 km flussaufwärts bis zu einem maximalen Pegel von 175 m überschwemmt. Zahlreiche gesellschaftliche und umweltbedingte Streitfragen als Folge dieser Konstruktion machten diesen Damm zu einem der weltweit umstrittensten Projekte der jüngsten Geschichte. »atlantis« zeigt die Ufer des
Drei-Schluchten-Staubeckens, die mit den Suchscheinwerfern eines Jangtse-Kreuzfahrtschiffes abgesucht werden. Der Lichtstrahl auf dieser nächtlichen Landschaft scheint ein versunkenes Universum
zu erforschen, ein Land, das von Menschen verlassen
zu sein scheint, mit zerstörten Gebäuden, verlassenen
Wäldern und Geisterschiffen.
In 2009 the construction of the Three Gorges Dam on
the Chinese Yangtze River will be completed. Due to
this construction 632 km² of land on a length of 660
km upstream will flood up to a maximum level of 175
m. Numerous social and environmental issues as a
consequence of its construction made this dam one of
the world’s most controversial projects in recent history. »atlantis« shows the banks of the Three Gorges
Reservoir being scanned by the searchlights of a
Yangtze cruise boat. The lightbeam on this nocturnal
landscape seems to explore a sunken universe, a land
of which people seem to have left, with demolished
buildings, desolate forests and ghost ships.
Zwischen Film, Video, Collage und Animation angesiedelt, schwenkt ein Bildausschnitt horizontal über ein
digital montiertes Tableau, das Menschen und Tieren
Raum für ihr Dasein bietet. Von einer brodelnden Ursuppe, die an Tarkowskis Solaris erinnert, streift der
Panoramablick den Küstenstreifen entlang. Das Zentrum bildet eine Hafenstadt, die im Stil des späten Finanzeklektizismus bebaut ist und von bizarr anmutenden Dickhäutern, fremdartigen Flüssigkeiten und
Boot-Choreografien bespielt wird. Die mystische Reise endet im in einer Höhle gelegenen Müll-Jacuzzi, bei
melancholisch um sich blickenden weißen Frauen.
Established between film, video, collage and animation, an image detail pans a digitally mounted tableau
that offers humans and animals space for their existence. From a bubbling primordial soup, reminiscent
of Tarkovsky’s Solaris, the panorama shot glides along
the coast. The central point is a seaport, built in the
style of the late financial eclecticism and utilised by
bizarre-seeming pachyderms, outlandish fluids and
boat choreographies. The mystical journey ends in a
rubbish Jacuzzi, located in a cave, near melancholic
white women, looking around them.
Pieter Geenen, *1979 in Hasselt, Belgium, lives and
works in Brussels. 1999-2003 Master Photography Media & Design Academie, Genk (BE). 2003-05 Transmedia - Sint-Lukas, Brussel (BE), Int. Postgraduate
Programme in Arts + Media + Design. His work has
been presented at various international festivals.
Ulu Braun, *1976 in Schongau, lives in Berlin and
Helsinki. 1996-2000 studied Fine Arts and Graphics at
the University of Applied Arts, master class Wolfgang
Herzig and C. L. Attersee, Vienna. 1999 grant at the
Academy of Fine Arts in Helsinki, Finland. 2000-2006
Film Studies at the HFF ›Konrad Wolf‹ in Potsdam (a.o.
with Harun Farocki). Collaboration with Roland Seidel
as BitteBitte- JaJa.
ÆD 2009, Video, 7 min, World Premiere
ÆDirector, script, photography, editing Ulu Braun
ÆDistribution Ulu Braun
ÆB 2008, Video, 11 min
ÆDirector, script, photography, editing Pieter Geenen
ÆThanks to BNA-BBOT, Argos
ÆDistribution Pieter Geenen
47
INTERNATIONAL SELECTION
BIOTOPIA
FACE OF AN ANGEL
GHOSTS
Anthea Kennedy, Ian Wiblin
Omar V. Delgado
»Face of an Angel« ist inspiriert von Puccinis Oper »La Fanciulla del
West«, die während des Goldrausches in Kalifornien spielt. Der Film wurde in den vernarbten schwarzen Landstrichen des Tagebergbaus in Südwales, einem der ursprünglichen Kohlereviere, die die Industrielle Revolution in Großbritannien maßgeblich vorangetrieben haben, gedreht.
Nimmt man die Thematik der Erlösung, stellt der Film choreografierte
gelbe Kipplaster, Porträts von Grubenarbeitern und eine Flucht in ein anderes Leben dar, indem er malerische Oberflächen im Niedrigformatvideo
benutzt. Teile der Musik aus der Oper sind mit dem industriellen Soundtrack verwoben. »Face of an Angel« wurde im Auftrag des Lucca Film
Festivals als Teil des »Twenty Puccini« Projektes geschaffen, das zwanzig
Filmemacher aufgefordert hat, Kurzfilme mit einer Verbindung zu Puccini zu erstellen.
»Face of an Angel« is inspired by Puccini’s opera »La Fanciulla del West«,
set during the Californian gold rush. The film is shot in the scarred black
landscape of an open cast mine in South Wales, one of the original coal
mining areas which fuelled the industrial revolution in Britain. Taking the
theme of redemption, the film depicts choreographed yellow dumper
trucks, portraits of miners and an escape to another life using the
painterly surface of low format video. Fragments of music from the opera
are woven into an industrial sound track. »Face of an Angel« was commissioned by Lucca Film Festival as part of its »Twenty Puccini« project
which invited twenty film-makers to produce short works with a Puccini
connection.
Ich suche Geister, damit sie mir Geschichten erzählen... eine Reise in
die Wüste im Inneren, auf der Suche nach Erlösung.
I'm looking for ghosts to tell me
stories... a travel into the desert
within, looking for redemption.
Anthea Kennedy lives and works in London where she is a lecturer in film.
Her recent work includes Elegy (2001), Bag of a Thousand Pockets (2002)
and Stella Polare (2006). Her work is concerned with place, memory and
family.
Ian Wiblin is a photographer as well as a film-maker. His most recent exhibition, Recovered Territory (2007), is concerned with place and history
and was photographed in the Polish city of Wroclaw. His recent film work
includes Elegy (2001) and Stella Polare (2006). He lectures in photography
and film. Both have just completed For Children, a video installation made
in collaboration with Cardiff University.
ÆGB 2008, Video, 6 min
ÆRealisation Anthea Kennedy & Ian Wiblin
ÆCast Jo Ann Kaplan (voice)
ÆDistribution Lucca Film Festival
48
Omar V. Delgado, *1981 in Guadalajara, Mexico. Studied Communication at the ITESO University. He specialized in experimental cinema and
also in video postproduction, editing, and production by the
videoartist and FONCA turor, Gustavo Dominguez. He participated in
many cinematographic projects
and publicity spots, and comercials
as production designer, editor, photographer, and post producer.
ÆMEX 2008, Video, 5 min,
European Premiere
ÆRealisation Omar V. Delgado
ÆDistribution Omar V. Delgado
ORIGIN OF THE SPECIES
NIGHT SWEAT
Ben Rivers
Siegfried A. Fruhauf
Ein Film, der als Porträt von S begann. S ist ein
75jähriger Mann, der in einem abseits gelegenen Teil
von Invernesshire wohnt. Fast sein ganzes Leben lang
beschäftigte sich S wie durch einen inneren Zwang
mit Darwins Arbeiten. Schon als Kind machte er sich
Gedanken über das Leben auf der Erde und, obwohl er
niemals Akademiker wurde, fand er bei Darwin viele
Antworten auf seine Fragen. Diese Filmbilder konzentrieren sich auf die mysteriöse Geographie seiner
Welt; sein Garten - vom Mikrokosmischen zum Gewaltigen; die neuen Apparate und Erfindungen, die er gemacht hat; sein isoliertes Stückchen Land, auf dem er
sein Haus gebaut hat, nachdem er um die Welt gereist
war und schon überall gearbeitet hatte.
A film begun as a portrait of S, a 75 year old man living
in a remote part of Invernesshire. S has been obsessed
with Darwin's works for much of his life. Since a child
he has wondered at life on Earth and, though he never
became an academic, found in Darwin many answers
to his questions. The film images concentrate on the
mysterious geography of his world; his garden - from
the microcosmic to the grand; the contraptions and inventions he's made; his isolated patch of land where
he has built his house after a life of travelling and
working around the world.
Das Blau des Himmels über dem Schwarz eines Waldes. Zuckende Blitze über einer Lichtung. Und schließlich eine weiße, mit dunklen Flecken behaftete Mondkugel. Das sind die drei Vorschläge, die Night Sweat
zur Untersuchung der technischen Bedingungen visueller Wirkung macht. Der Film verwendet das analoge
Videoformat Hi-8. Dessen besonders unter prekären
Lichtverhältnissen evidente, mangelnde Auflösung
rückt der Film im ersten und dritten Kapitel ins Zentrum... Night Sweat reflektiert medial präfigurierte
Wahrnehmungen und Sichtbarkeiten, nicht ohne sein
Publikum affektiv zu involvieren. Dies wird besonders
im zweiten Kapitel deutlich, in dem das stroboskopische Flackern der nächtlichen Blitzlichter von einem
fauchenden Noise-Soundtrack begleitet wird. (Thomas Edlinger)
The sky's blue hanging above the black of a forest.
Lightning flashes over a clearing. And the white ball of
the moon with dark spots. These are the three suggestions that make Night Sweat an examination of a visual effect's technical aspects. The film was shot in analog Hi-8 video. Its poor resolution, especially in precarious light conditions, occupies the foreground in the
first and third chapters... Night Sweat is a reflection
on perceptions and appearances that have been prefigured by media, though not without involving its audience emotionally. This is especially clear in the second chapter, in which the stroboscopic flashes of light
at night are accompanied by a snarling soundtrack of
noise. Translation: Steve Wilder
Ben Rivers, *1972 in Somerset, studied Fine Art at Falmouth School of Art, initially in sculpture before moving into photography and super8 film. After his degree
he taught himself 16mm filmmaking and hand-processing. His first film »The Joy of Walking«, toured the
world as part of the package »Experiments in Terror«
organised by Other Cinema in San Francisco. Since
then he has made over 15 films, showing extensively at
international film festivals, as well as galleries, and
theatres around the UK.
ÆGB 2008, 16 mm, 16 min
ÆDirector, script, photography, editing Ben Rivers
ÆDistribution LUX
Siegfried A. Fruhauf, *1976 in Grieskirchen, Upper Austria, lives and works in Linz and Heiligenberg. Since
1993 experiments with video and later with film. Since
2001 has organized art events with the artist group
›wunderkinder‹. Studied Experimental Visual Design at
the Art University Linz. Participation in numerous international film festivals.
ÆA 2008, 35 mm, 10 min
ÆDirector, script, photography, editing
Siegfried A. Fruhauf
ÆDistribution sixpackfilm
49
INTERNATIONAL SELECTION
ARTS LTD.
SORRY CURATOR
DISCOVERING
COMPOSITION IN ART
POLONAISE
DIPLOMATIQUE
Annette Hollywood
Heidi Phillips
Isabella Gresser, Anke Fischer
sorry curator ist ein Hip-Hop-Wettkampf zwischen Künstler und Kurator. Annette Hollywood spielt beide Rollen: Ku: Hey, schön dich zu
sehen. Kü: Wie geht's dir? Ku: Mir
geht's gut, super. Ich bin der Kurator der nächsten Busy Biennale. Sie
wird nächste Woche eröffnet und
was ist mit dir? Kü: Mir geht's auch
gut, ich mach gerade viele neue Arbeiten...
sorry curator is a hiphop battle between artist and curator. annette
hollywood plays both parts in it: C:
Hey, good to see you. A: How are
you? C: I'm doing fine, great. Curating the next Busy Biennale. It will
open up next week and what about
you? A: I'm fine, doing a lot of new
work...
»Wenn wir einige dieser Führer benutzen, können wir aufregende
Kunst aus der Welt um uns erschaffen.« Discovering Composition in Art nutzt »found footage« als
Grundlage für verschiedene Dunkelkammerexperimente.
Diese
fehlgeschlagenen Versuche, einen
»guten Bildaufbau« einzufangen,
jagen vor den Augen des Betrachters wie Blinklichter vorbei.
»By using some of these guides we
can create exciting art from the
world around us.« Discovering
Composition in Art uses found
footage as source material for various darkroom experiments. These
failed attempts to capture »good
composition« race before the viewers' eyes like flashing lights.
Eine Polonaise tanzt durch die
Epochen und zeitgenössischen
Genres des Kunst- und Kulturbetriebes. Abbildung einer Mischung
von Beschwingtheit und Resignation, Inspiration und Tanz auf dem
Vulkan, gestandene Kritik und rhythmischer System-Hysterie innerhalb einer Polonaise.
A conga line dances through the
ages and contemporary genres of
the art and culture business. Portraiture of a mixture of buoyancy
and resignation, inspiration and
dance on the volcano, established
criticism and rhythmic system hysteria within a conga line.
Annette Hollywood lives in Berlin.
1999 Preis der dt. Filmkritik bei den
Intern. Kurzfilmtagen Oberhausen /
Niedersächsischer Förderpreis im
Bereich Film. 2001 Atelierstipendium
Schloß
Bleckede. 2002
Stipendium am Deutschen Studienzentrum Venedig. 2005 einjähriges
Projektstipendium der Stiftung
Rheinland Pfalz für Kultur. 2007
Förderpreis für Bildende Kunst der
Stadt Mainz. 2008 Arbeitsstipendium Stiftung Kunstfonds.
Heidi Phillips is an experimental
filmmaker based in Winnipeg,
Canada. Constantly sifts and
searches through old films & found
footage, lifting imagery and sound
to recycle into her own layered and
loosely structured narrative works.
She works one frame at a time with
16mm film and hand processes the
results. Her work has been
screened in such festivals as Transmediale in Berlin and Images in
Toronto. Completed her MFA from
Transart Institute in Austria in
2008.
ÆD 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography,
editing, music, actress
Annette Hollywood
ÆDistribution Annette Hollywood
50
ÆCDN 2008, Video, 2 min,
German Premiere
ÆDirector, photography, editing
Heidi Phillips
ÆDistribution Winnipeg Filmgroup
Both Isabella Gresser and Anke
Fischer studied at art-academy
HBK Braunschweig with Marina
Abramomic. Together working on
film, media and art projects. Living
as artists and filmmaker in Berlin.
ÆD 2008, Video, 10 min
ÆDirector, script, photography,
editing, animation, music, cast
Isabella Gresser & Anke Fischer
ÆDistribution Isabella Gresser
DAS DICHTE UND
DAS GEHÖHLTE
IVO BUROKVIC - THE LIFE
OF THE FAKE ARTIST AS A
YOUNG BUSINESS MODEL
(THE NEVER ENDING)
OPERETTA
Franz Wanner
Paul Wiersbinski
Istvan Kantor
Abseitige Anteile von Symbiosen
zwischen Institutionen oder Wie
man das Gehöhlte verdichtet.
Am Beispiel der Akademie der Bildenden Künste München, die im
Jahr 2008 ihr 200-jähriges Bestehen feierte, und des Bayerischen
Rundfunks werden abseitige Anteile der Symbiose dieser beiden Institutionen in Bezug auf die mediale Repräsentanz eines kleinsten
gemeinsamen Kunstbegriffes veranschaulicht.
Remote parts of symbioses between institutions or how to compress the burrowed.
Using the example of the Academy
of Fine Arts Munich, which celebrated its 200th anniversary in
2008, and the Bayerischer Rundfunk, remote parts of the symbiosis
between these two institutions
with regard to media representation of a least common term »art«
are illustrated.
Anhand der Bestellung eines Ölgemäldes nach Photovorlage in
China und der Dokumentation von
dessen Versteigerung bei einer renommierten Benefizveranstaltung
wird das Verhältnis zwischen ideellen und profanen Werten und deren
Erschaffung in der bildenden Kunst
untersucht.
The project documents the ordering of an oil painting after a photoshop image in China and the selling
of this piece at a renowned auction.
The tension of symbolic and material value and their creation within
fine arts is put to a test.
Ein Nachbarschaftsaktivist in einem kleinen Industriebezirk versucht, gegen die ständig wachsende Armee von Bauunternehmern zu
kämpfen. Die militante Gruppe
marschiert mit Fahnen und Schildern durch die Straßen, die die Idee
propagieren, dass Sinneseindrücke
wie schlechter Geruch oder Gesundheitsgefahren wie z. B. Staub
die Bauunternehmer fernhalten
und somit die Nachbarschaft vor
der Gentrifizierung retten.
Living in a small industrial area, a
local neighborhood activist is trying to fight the ever growing army
of developers. The militant gang
marches through the streets with
flags and signs promoting the idea
that such sensory effect like bad
smell and health hazard like dust
can keep the developers away and
save the neighborhood from gentrification.
Franz Wanner, *1975 in Bad Tölz,
Germany, lives in Munich. Since
1995 studies of arts and new media
at the academy of fine arts in munich; freelancer photo and video;
works as an artist on spectacle, social phenomena and urban spacing;
works in public collections: museum of modern art Munich; FNAC
Fonds National d´art contemporain,
Paris.
ÆD 2008, Video, 9 min
ÆDirector, script, editing
Franz Wanner
ÆDistribution Franz Wanner
Paul Wiersbinski, *1985, since October 2004 Student and Assistent of
Prof. Mark Leckey, Filmclass of
Städelschule, Frankfurt. His projects received several awards, such
as the videoartprize of the filmboard Bremen and a project grant
of the Federal Cultural Foundation
of Germany.
ÆD 2008, Video, 12 min
ÆDirector, script, photography,
editing Paul Wiersbinski
ÆCast Wieland Schönfelder
ÆDistribution Paul Wiersbinski
Istvan Kantor: Recepient of the
2004 Governor General's Award for
Visual and Media Arts, the founder
of Neoism, is a media artist/producer, active in many fields, performance, robotics, installation, sound,
video and new media. His work has
been described as intellectually rebellious and highly experimental.
ÆCDN 2008, Video, 35 min,
World Premiere
ÆDirector, script, photography,
editing, animation, music
Istvan Kantor
ÆCast Kantor & Family, Sandy
Baron, MachineSexActionGroup
ÆDistribution Istvan Kantor
51
INTERNATIONAL SELECTION
ARCHITECTURAL SCALES
SIMULTANEOUS
CONTRAST
BORGATE
Chris Kennedy
Lotte Schreiber
Das Streifenmuster der städtischen Bushaltestellenhäuschen in
San Francisco wird eine feste Kulisse für das hinter ihr vorbei ziehende Stadtbild. Die räumlichen
Schwankungen bieten ein konstant
vertauschtes Spiel von Figur, Boden und Raum, und erschaffen somit die Illusion, dass gleichzeitig
zwei Räume an nur einem Ort möglich sind.
The striped pattern of the municipal bus shelters in San Francisco
becomes a fixed foreground behind
which the city passes. Spatial oscillations provide a constantly permutating play of figure, ground and
space, imaging the possibility of
being two places at once.
Eigentlich hätte es eines der urbanen Vorzeigeprojekte des modernen
Italien nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollen: Das - obwohl bereits
unter Mussolini geplante - Stadtviertel Don Bosco am südlichen Rand
Roms, wurde ganz im Geist des Wiederaufbaus der Nachkriegszeit und im
Stile des Modernismus der 1950er und 1960er Jahre errichtet. Vergleichbar mit Wohnbauprojekten in anderen europäischen Großstädten zeigt
sich auch in Don Bosco virulent die Kluft zwischen den sozialpolitischen
Utopien der Moderne und deren Realität. Mit Borgate setzt die Medienkünstlerin und Architektin Lotte Schreiber ihre Serie von filmischen
Untersuchungen über Architektur und (Stadt)Raum fort... Im Wechselspiel der meist statischen Einstellungen oder ruhigen Schwenks über
Fassaden und bauliche Details mit filmischen Zitaten von Pasolini und
Fellini bis Antonioni produziert Borgate ein visuelles und akustisches
Panoptikum über das Scheitern urbanen Utopien. Gery Weber
It was originally intended to be modern Italy's showcase urban project after WW II: the Don Bosco housing project on the southern edge of Rome.
Though planned while Mussolini was in power, Don Bosco matches the
Modernist style of the 1950s and 1960s and is wholly in harmony with the
spirit of postwar reconstruction. As it is comparable to housing projects
in other large European cities, this housing project demonstrates the gap
between sociopolitical utopias of the Modern age and their reality in a
virulent manner. Borgate is media artist and architect Lotte Schreiber's
latest installment in her series of filmic examinations of architecture and
(urban) space... In the interplay of the mainly static shots and relaxed
pans across facades and structural details, combined with quotes from
Pasolini and Fellini to Antonioni, Borgate produces a visual and acoustic
showcase of failed urban utopias. Translation: Steve Wilder
Chris Kennedy is an independent
filmmaker, programmer and writer
currently living in Toronto. His experimental films have screened at
over 50 film festivals worldwide and
he has presented film programs in
Egypt, Belgium, Germany, the US &
Canada. He holds an MFA from the
San Francisco Art Institute.
ÆCDN 2008, 16mm, 6 min,
World Premiere
ÆDirector, photography, editing
Chris Kennedy
ÆDistribution Chris Kennedy
Lotte Schreiber, *1971 in Mürzzuschlag, Austria. 1991-99 Study of architecture at TU-Graz and University of Edinburgh. Technical director of the
exhibitions Selfmade, Fernbedienung and Need for Speed / Steirischer
Herbst. 2000 foundation of the architecture and graphik design label loma.
Since March 2001 tutor for architecture at Kunstuniversität Linz.
Schreiber lives and works in Vienna.
ÆA 2008, Video, 15 min
ÆDirector, script, editing Lotte Schreiber
ÆPhotography Johannes Hammel
ÆDistribution sixpackfilm
52
NOIR
AANAATT
Mirko Martin
Max Hattler
Eine Nacht in meiner Nachbarschaft in Los Angeles
während eines halbjährigen Aufenthalts. Da in der
Nähe eine Straßengang ansässig war, kreisten häufig
Polizeihelikopter über dem Gebiet. Eines Nachts unterhielt ich mich mit einem Anwohner, und wir spekulierten über das, was wir hörten und sahen.
A night in my neighborhood in Los Angeles during a
half-year stay. For the presence of a street gang in my
residential area, police helicopters were circling over
the place every other night. One night, I met a resident
on the sidewalk, and we started speculating about
what we heard and saw.
Sich verschiebende Farben, Formen und Objekte. Ein
sich ständig ändernder, vielschichtiger Analogfuturismus.
Shifting colors, shapes and objects. An ever-changing,
multi-layered Analogue Futurism.
Mirko Martin, *1976 in Sigmaringen, Germany. 2001-07
studies of fine arts at the Art Academy HBK Braunschweig (B. Hein). Since 2008 Master of Arts. 2008
Aenne-Biermann-Award for Contemporary fotography.
2007 Prize Arthall WHV for Video »Traffic«. 2007 DAADStipent in L.A. 2005 Fulbright-grant, CalArts, L.A..
2004-08 grant of the Studienstiftung des Deutschen
Volkes. www.mirkomartin.com
Max Hattler, born in Ulm, Germany, lives and works in
London. MA in Animation, Royal College of Art 2005. BA
in Media and Communications, Goldsmiths College
2001. Max Hattler's films have won several prizes including Best Film at 700is Experimental Film Festival
Iceland, and Best Digital Film at London International
Animation Festival.
ÆGB 2008, Video, 5 min
ÆDirector, script, photography, editing Max Hattler
ÆAnimation Max Hattler, Noriko Okaku
ÆMusic Jemapur
ÆDistribution Max Hattler
ÆD/USA 2008, Video, 8 min
ÆDirector, photography,editing Mirko Martin
ÆDistribution Mirko Martin
53
INTERNATIONAL SELECTION
ARCHITECTURAL SCALES
MATTER IN MOTION
Ruth Jarman, Joe Gerhardt
Das Universum ist gleichzeitig in einem konstanten Zustand der Integration und Desintegration. Um die materielle Welt um uns zu verstehen, haben Semiconductor die Stadt Mailand neu strukturiert. Indem sie Eigenschaften, die eher in der molekularen Welt bekannt sind, abbilden, haben die Stadtlandschaften angefangen,
natürliche Eigenschaften anzunehmen, die eine zersplitterte Stadt zeigen, in der sich generative Formen in
ständiger Veränderung befinden. Matter in Motion ist eine Reihe von Vignetten, die als fotografisches Panorama in ganz Mailand entstanden sind. In jeder Einstellung wurden Feldaufnahmen gemacht und benutzt, um die
Stadtstruktur direkt zu rekonstruieren, wobei eine zeitliche und räumliche Anspielung eingeführt wird. Man
gebe mir Materie und Bewegung, und ich werde das Universum aufbauen - Rene Descartes (1596-1650). Im Auftrag der Careof Galerie Mailand für Incontemporane für die Triennale, Mailand, Italien.
The Universe is at once in a constant state of integration and disintegration. In searching for an understanding
of the material world around us, Semiconductor have restructured the city of Milan. Displaying attributes more
familiar to the molecular world its cityscapes have started to take on natural properties that reveal a city in
pieces and where generative forms are in perpetual transformation. Matter in Motion is a series of vignettes
which originated as photographic panoramas taken around Milan. In each setting field recordings have been
made and used to directly reconstruct the fabric of the city, introducing a temporal and spatial allusion. Give
me matter and motion and I will construct the universe - Rene Descartes (1596-1650) Commissioned by Careof Gallery Milan for Incontemporanea at La Triennale, Milan, Italia.
Since 1999 UK artists Ruth Jarman and Joe Gerhardt (Semiconductor) have worked with digital animation to
transcend the constraints of time, scale and natural forces, they explore the world beyond human experience
questioning our very existence. Central to these works is the role of sound. Their award winning work has been
exhibited at Hirshhorn Museum, Washington USA, Arnolfini Bristol and Nuit Blanche Paris, the British Council
Jerusalem, Museum of Contemporary Art Lyon and Dissonanze Festival Rome. www.semiconductorfilms.com
ÆGB 2008, Video, 6 min
ÆRealisation Semiconductor (Ruth Jarman & Joe Gerhardt)
ÆDistribution LUX
54
AS FOUND
NOW WAIT FOR LAST YEAR
Kerstin Schroedinger, Mareike Bernien
Rachel Reupke
Die Videoarbeit »as found« versucht einerseits die »as
found«-Ästhetik der brutalistischen Architektur der
50er und 60er Jahre, die dem neugegründeten Staat
Israel seine Infrastruktur gab, mit seinen eigenen
Prinzipien zu konfrontieren, beispielsweise die Umgebung wahrzunehmen. Andererseits werden Blickverhältnisse von Außen auf die Architektur mittels einer
Kamera untersucht.
On the one hand, the video work »as found« endeavours to confront with its own principles the »as found«
aesthetics of the brutalist architecture of the 1950s
and 60s, which gave the newly-founded state of Israel
its infrastructure, for instance the principle of perceiving the surroundings. On the other hand, visual relationships from the outside to the architecture are explored using a camera.
Diese Videoarbeit spiegelt die Faszination von Science-Fiction wider und dem seit Ewigkeiten vorhandenen Problem, die Zukunft darzustellen. 2006 in Peking
aufgenommen, ist das Werk von einer Stadt inspiriert,
die dabei ist, einen regelrechten Bauboom zu erleben,
in dem pastellfarbene Anschlagtafeln der Entwickler
in jede Straße eindringen und die Zukunftsvisionen eines Architekten darstellen: Die Zukunft der Stadt existiert schon reell in den illustrierten Beilagen.
This video work reflects a fascination with science fiction and the inherent problem of visualising the future.
Shot in Beijing in 2006, it is inspired by a city in the
throws of a construction boom where developers’
hoardings intrude on every street, each displaying, in a
pastel-soft style, an architect’s visual of what is to
come: the future of the city rendered as illustrated inserts into the reality of its present.
Mareike Bernien and Kerstin Schroedinger live in Paris
and Hamburg. Selected filmography: 2008 as found.
2007 Testbild; instead of (video-essay). 2006 open (audiowork and images).
ÆD 2008, Video, 15 min
ÆDirector, script, photography, editing
Kerstin Schroedinger & Mareike Bernien
ÆDistribution Kerstin Schroedinger
Rachel Reupke, *1971 in England, lives and works in
London. 1993 Fine Art BA Hons, Nottingham Trent University. 2000 MA Image and Communication, Goldsmiths College, University of London. Her video work
has been exhibited both in Britain and abroad including
shows at Casino Luxembourg, Foxy Productions (New
York), Leeds City Art Gallery and The Mission (London).
ÆGB 2007, Video, 9 min
ÆRealisation Rachel Reupke
ÆDistribution LUX
55
INTERNATIONAL SELECTION
BEING TWO
BEING HUMAN
DER IMITATOR
THE IMITATOR
GREGOR ALEXIS
Ilke De Vries
Max Philipp Schmid
Jana Debus
Being Human ist eine experimentelle Dokumentation über drei Konflikte, die von sechs Personen erlebt wurden. Geschichten über die
Wege von Kommunikation und
Nicht-Kommunikation und der
menschlichen Reaktionen auf solchen Handlungen. Das Material ist
auf das Wesentliche reduziert, um
einen Prozess des Wiedererkennens beim Zuschauer einzuleiten.
Being Human is an experimental
documentary about three conflicts
experienced by six people. Stories
about the ways of communication
and non-communication and the
human reactions on these actions.
The material is reduced to its
essence, in order to introduce a
process of recognition with the
viewer.
Der Schauspieler Jo Dunkel improvisierte einen Wutanfall. Das gefilmte Material wurde technisch
verlangsamt und ihm vorgeführt.
Nun versuchte er, seinen verlangsamten Wutanfall mimisch nachzuspielen. Da der Ton nicht hörbar
war, war er gezwungen die Laute
aufgrund der Mundbewegungen zu
erraten. Durch diesen experimentellen Transfer wird die Wut unbeabsichtigt zu Angst.
The actor Jo Dunkel was asked to
improvise a fit of rage. The video
material taken of this tantrum was
shown to him in slow motion. Then
he was called upon try to reenact
the video-technically reducedspeed version of his own fit of
anger. Because the sound could not
be heard, Jo Dunkel is forced to
guess the sounds purely from the
movements of the mouth. Through
this experimental transfer his
anger seems to become fear, although this was not the intention of
the actor.
»Gregor Alexis« ist ein Portrait über
meinen Bruder, in dem ich die Komplexität seines von Psychose gezeichneten Lebens zeige, ohne dabei seine Identität zu manipulieren.
Ich verwische die Grenzen zwischen »Innen« und »Außen«, zwischen »ich« und »er«, und schaffe
der sich dadurch ermöglichenden
Rezeption von Schizophrenie einen
empathischen Raum. (reelport)
»Gregor Alexis« is a portrait about
my brother, in which i show the
complexity of a life dominated by
psychosis, without manipulating
his personality. I am blurring the
lines between »interior«and »exterior«, between »I« and »he« and
create an empathetic room for the
reception of schizophrenia. (reelport)
Ilke De Vries, *1981, is video artist,
lives and works in Antwerp, Belgium. In her experimental documentaries and registrations she reduces personal thinking processes
and acting of individuals into the
essence of universal and recognizable values and standards. Philosophical questions and psychological arguments lay at the basis of
her work.
ÆB 2008, Video, 15 min
ÆDirector, script, photography,
editing Ilke De Vries
ÆDistribution Ilke De Vries
56
Max Philipp Schmidt is since 2002
Lecturing assignment for Moving
Images / New Media within the
Schule für Gestaltung (School for
Design), Basel/CH. 2005 Guest Lecturing for audiovisual Design, University of the Arts, Bern. 2007 Guest
Lecturing for Moving Images at
HGKZ University of Applied Sciences and Arts, Zurich.
ÆCH 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script, photography,
editing Max Philipp Schmid
ÆCast Jo Dunkel
ÆDistribution Videoart.ch
Since 2004 Jana Debus studies at
the Academy of Media Arts Cologne.
1999-2004 Photographer and freelance assistant to photographers
such as Jamie Morgan; Julian
Broad; Elfie Semotan; Kayt Jones;
Warren Du Preez & Nick ThorntonJones; Kenji Toma; Mischa Richter;
Amber Rowlands; Ellen Nolan. London, Paris, U.S.A. Filmography:
»Leonie Saint« Germany 2006, Experimentalfilm.
ÆD 2008, Video, 20 min
ÆDirector, script, photography,
editing Jana Debus
ÆMusic Dirk Specht
ÆCast Gregor Debus
ÆDistribution KHM
CRUSH!
OH, I'M SO HAPPY
DIE EWIGE HEIMAT
Nouchka & Alexander Wolf
Cecilia Lundqvist
Konrad Bohley
Pinguine beim Eiertitschen: Über
der Kamera / dem Betrachter lehnen zwei Köpfe Stirn an Stirn aneinander, vor dem neutralen Hintergrund eines Bluescreen. In unregelmäßigen Abständen holen sie
aus und schlagen aneinander.
Punching penguins: two heads are
rested forehead on forehead above
the camera/the viewer, against the
neutral background of a blue
screen. At irregular intervals, they
raise their arms and strike one another.
Ein animiertes Video, in dem wir
eine Frau mittleren Alters treffen,
die in totaler Isolation lebt, mit extremer Einsamkeit als Endergebnis. Die Frau hält einen Monolog,
worin sie sich nach Kräften
bemüht, uns zu überzeugen, wie
glücklich und zufrieden sie mit ihrer momentanen Situation ist. Allerdings ist ihr Versuch absolut
platt und leicht zu durchschauen.
An animated video where we meet
a middle-aged woman who is living
in total isolation, with an extreme
loneliness as a result. The woman
performs a monologue, in which
she tries her best to convince us
about how happy and content she
is with her present situation. However, her attempt is totally shallow
and transparent.
Vier Charaktere. Einer von ihnen
hat sich entschlossen, sein Leben
in einer Art sicheren Welt zu verbringen: er bewegt sich nur noch in
traditionsreichen Ritualen. Die drei
anderen stehen sehr unterschiedlich zu ihm - er scheint einen sehr
eigentümlichen, aber diskutierbaren Weg gegangen zu sein.
Four charakters. One of them decided, to live in an own safe world,
where everything is packed in traditional rituals. Everyone of the
three others has his own special
opinion among him - he seems to
live a quiet strange and discussible
way.
Nouchka Wolf, *1982 in Wien,
Österreich. Alexander Wolf, *1975
in Krefeld. Couple cooking meal together-Berlin 2007. o.T. (das ist der
Daumen, der pflückt die Pflaumen)Installation, New York 2008. love is
the law-New York 2008. Fontäne
(Pärchen Piss)-Objekt, Berlin 2008.
Crush!-Berlin 2008.
ÆD 2008, Video, 10 min
ÆDirector, script, photography,
editing, cast
Nouchka & Alexander Wolf
ÆDistribution
Nouchka & Alexander Wolf
Cecilia Lundqvist, *1971 in Eskilstuna, Sweden. Living and working
in Stockholm, Sweden. 1999-2000
Royal Collage of Art, Post Graduate,
Stockholm, Sweden. 1994-1999
University Collage of Arts, Crafts &
Design, Art Department, Stockholm,
Sweden. Since 1994 working exclusively with animation, which have
been screened at numerous museums, galleries and festivals worldwide. Represented with videoworks
at several art institutions, among
them Moderna Museet in Stockholm and Centre Georges Pompidou
in Paris.
Konrad Bohley, *1974 in Halle /
Saale. 1984 the family moved to the
West Germany. 1995 works for »TC
Gruppe«, Ludwigsburg (Commercials, Events, industrials). 1996-99
Art Director for »TC Gruppe«. Since
2000 freelance editor, director and
cameraman. 2002 study at Filmakademie Ludwigsburg. Since 2006
study at the Academy for Media
Arts, Cologne.
ÆD 2009, Video, 8 min
ÆDirector, script, animation,
editing, music, cast
Konrad Bohley
ÆDistribution KHM
ÆS 2008, Video, 3 min
ÆDirector, script, animation,
editing, music Cecilia Lundqvist
ÆDistribution Cecilia Lundqvist
57
INTERNATIONAL SELECTION
IDEALS AND IDEOLOGIES
THE FORCE OF
BEAUTY: THE BEAUTY
OF FORCE
BURLESQUE
MARY KOSZMARY
Keith Sanborn
Tim Shore
Yael Bartana
Basiert auf Werbespots des russischen Verteidigungsministeriums
aus dem Jahr 2008, die versuchen,
Parallelen zwischen täglichen stereotypen weiblichen Gesten modischen Selbstverständnisses und
stereotypen Aktivitäten männlicher
Soldaten zu ziehen. Mit dieser Gegenüberstellung und mit strategischen Eingriffen in die Geschwindigkeit und chronologische Orientierung werden zwei Formen geschlechtsspezifischer Darstellung
des Blickes verglichen.
Based on a series of ads in 2008 on
the Russian »Star Channel«, owned
by the Department of Defense. The
ads seek to draw parallels between
stereotypical feminine daily gestures of fashionable self-imaging
and stereotypical activities of male
soldiers. By means of this juxtaposition and strategic interventions in
speed and chronological orientation two forms of gendered construction of the gaze are compared
and contrasted.
In Burlesque bereiten fünf Soldaten eine Performance vor und
führen sie auch durch. Sie bringt
die aggressiv körperlichen Spiele
an britischen Privatschulen ins Bewusstsein. Die Performance von Riten, Kontrolle und Beherrschung
verherrlicht die anonymisierten,
unterjochten, zensierten Körper.
In Burlesque, five soldiers prepare
and enact a performance that
evokes the aggressively physical
games of the British public school.
The performance of ritual, control
and containment exalts the depersonalised, subjugated, censored body.
Mitten am Tag hält Slawomir Sierakowski, ein junger polnischer radikaler Linker, eine Rede im Warschauer Stadion. Während der Polnischen Republik (1921-1939) war
dieses Stadion ein beliebter Platz
für politische Kundgebungen und
Straßenfestivals. Die Rede zeigt die
Ästhetik nationalistischer Propagandafilme, aber sein Inhalt verstößt nicht nur gegen den Stil, sondern auch gegen alles, auf dem dieser Stil fußt.
In the middle of the day Slawomir
Sierakowski, a young Polish radical
leftist, gives a speech in the stadium at Warsaw. During the years of
the Polish Republic (1921-1939)
this stadium was one of the favorite places for political rallies
and street festivals. The speech reflects the aesthetic of nationalist
propaganda films, but its content
runs counter not only to the style,
but to everything on which that
style is based.
Keith Sanborn is a media artist,
theorist and translator based in
New York. His theoretical work has
appeared in publications worldwide. Sanborn currently teaches at
Princeton. Last year he taught at
Smolny Institute in St. Petersburg
on a Fulbright Fellowship while researching media in Russia.
ÆUSA 2008, Video, 3 min
ÆDirector, script, photography,
editing Keith Sanborn
ÆCast Elena Santare
ÆDistribution Keith Sanborn
58
Tim Shore and Gary Thomas have
worked together as artist and producer on two films, and as co-directors of their most recent film, Burlesque (2008), commissioned by the
screen dance agency, Capture, and
made in collaboration with Anaïs
Bouts.
ÆGB 2008, Video, 10 min
ÆDirector Tim Shore
ÆScript, editing
Tim Shore & Gary Thomas
ÆPhotography
Martin »Teddy« Testar
ÆEditing
Tim Shore & Gary Thomas
ÆMusic Alvin Curran
ÆCast Faisal Abdullah, Paul
Hines, Aarron Griffieth, Rory
McSween, Stuart McSween,
Sean Torfin
ÆDistribution Tim Shore
Yael Bartana, *1970 in KfarYehozkel, Israel. Received a BFA
from the Bezalel Academy of Art
and Design in Jerusalem, an MFA
from the New York School of Visual
Arts and participated in the Rijksakademie artist-in-residence program from 2000-2001. She won various prizes such as the Anselm
Kiefer Prize (2003) and the
Dorothea von Stetten-Kunstpreis
(2005).
ÆIsrael 2007, Video, 11 min
ÆRealisation Yael Bartana
ÆDistribution Netherlands Media
Art Institute
NEW EDUCATIONAL
SERIES - BETTER
MILITARY MODELLING
FOUR QUESTIONS
FOR A RABBI
OBSEDENOST
OBSESSION
Jill Kennedy
Stacey Ross, Jay Rosenblatt
Marina Grzinic, Aina Šmid
Better Military Modelling ist der
zweite Kurzfilm der New Educational Series, einer Animationsserie,
die aus Bildern veralteter Unterrichtsanleitungen und Lehrmaterialien der 60er und 70er aufwändig gestaltet wurden. Better Military Modelling spielt in einem sich
verändernden und illusionären
Aquarium und stellt das Kindheitswissen durch die spielerische
Nachahmung von Bildern, Bewegungen und Geräuschen nach.
Better Military Modelling is the
second short film in the New Educational Series, an animated series
intricately constructed from images sourced from out-dated instruction and education manuals
of the 60's and 70's. Set in a shifting and illusory aquarium, Better
Military Modelling re-imagines
childhood knowledge through a
playful pastiche of images, movement and sound.
Die Suche einer Frau nach Identität, Bedeutung, Gerechtigkeit. Als
Stacey Ross letztes Jahr starb,
wurde Jay Rosenblatt gefragt, ob er
ihr Projekt beenden wolle. Das Ergebnis ist dieser Film, der Themen
wie Identität, Verfolgung und
Sterblichkeit streift.
A woman’s search for identity,
meaning, justice. When Stacey
Ross died last year, Jay Rosenblatt
was asked to complete a project
she had begun. The result is this
film that touches upon issues of
identity, persecution and mortality.
Das Video basiert auf dem Wissen
und dem Widerstand, die anhand
der Gedanken und Ideen des in den
USA ansässigen Argentiniers Walter Mignolo, dem Theoretiker Sefik
Tatlic aus Sarajevo, der Theoretikerin Ana Vujanovic aus Belgrad, dem
französischen Theoretiker Badiou
und seiner Kritik des Anti-Semitismus in Europa und der Möglichkeit,
über die Bezeichnung »Jude« für
eine neue Politik in Europa nachzudenken, entwickelt werden.
The video is based on knowledge
and resistance developed on
thoughts and ideas by Walter
Mignolo, Argentinean, based in
USA, Sefik Tatlic, theoretician from
Sarajevo, Ana Vujanovic, theoretician from Belgrade, Badiou, French
theoretician and his critique of
anti-Semitism in Europe and the
possibility to think about the signifier »Jew« for a new politics of Europe.
Jill Kennedy, *1981 in Glasgow,
Scotland. In 1982 her family moved
to Auckland, New Zealand. She has
been living in Auckland where she
graduated from a Graduate Diploma In Design in 2006. Prior to this
Jill completed a Bachelor Of Design
(Painting) in 2002.
ÆNZ 2008, Video, 7 min,
World Premiere
ÆDirector, editing Jill Kennedy
ÆMusic John Payne
ÆDistribution Jill Kennedy
Jay Rosenblatt has been making
films for more than 20 years. He is a
recipient of a Guggenheim and a
Rockefeller Fellowship. His films
have received many awards and
have screened worldwide.
Stacey Ross worked as an editor on
Abby Ginzburg’s Doing Justice: the
Life and Trials of Arthur Kinoy and
on Judth Montell’s Professional
Revolutionary: the Life of Saul Wellman. At the end of her life, she was
working on a very personal film of
her own, But Is Your Mother Jewish?, exploring the intricacies of
Jewish identity.
ÆUSA 2008, Video, 12 min
ÆDirector Ross, Rosenblatt
ÆScript Stacey Ross
ÆPhotography Vicente Franco
ÆEditing Jay Rosenblatt
ÆMusic Britten, Mahler, Popper
ÆProducers Laurie Coyle,
Erica Marcus, Judith Montell,
Emmy Scharlatt
ÆDistribution Jay Rosenblatt
Marina Grzinic and Aina Šmid are
video artists since 1982. They collaborated in more than 40 video art
projects and numerous video and
media installations, which have
been exhibited in more than 100
video festivals worldwide and received several major awards.
ÆSLO 2008, Video, 16 min
ÆDirector, script, music
Marina Grzinic & Aina Smid
ÆPhotography, editing, animation
Zvonka Simcic
ÆCast Barbara Kukovec
ÆDistribution Marina Grzinic
59
INTERNATIONAL SELECTION
ROLEPLAY
FREUDE / DELIGHT
THE MAN WHO WENT OUTSIDE
Thomas Draschan
Jennet Thomas
Material für FREUDE sind am Computer gescannte
und bearbeitete Bilder die in einem Schnittprogramm
in die gewünschte Reihenfolge gebracht und zum Soundtrack synchronisiert werden. Die kleinste Einheit:
das einzelne Bild. Assoziativ und formal aneinandergereiht. Wie im Large Hadron Collider prallen die Partikel im Gehirn des Betrachters mit höchstmöglicher
Geschwindigkeit aufeinander und geben Einblick in
die Materie und das Universum oder das eigene Denken und die Funktiosweise des Mediums. Die Themen
Sex und Gewalt sind auf die formale Ebene übertragen: Orgiastisches Pulsieren, visuelle Attacken auf
den Zuschauer. FREUDE arbeitet mit den größtmöglichen raumzeitlichen Sprüngen: vom alten Ägypten ins
Weltraumzeitalter, vom 19ten ins 20igste Jahrhundert
in einer 25igstel Sekunde. Pistolen, Gorillas, Saturnringe, Tangaslips, SpitzenBHs, Terror, Freude, Raumkapseln, Atommodelle, Ferngläser, Springbrunnen, Jesusbilder, Federboas, Astronauten: FREUDE ist eine
filmgewordene »Theory of Everything«. Noch bevor
CERN überhaupt in Betrieb geht.
Digitised high resolution images form a rapid flow of
visual assoziations. A filmic Larg Hadron Collider that
let's images explode in the viewer's head. Micro and
macrocosm, sex and religion, old Egypt and the Space
age are juxtaposed in this purely cinematic 35mm
piece. A »theory of everything« way before modern
physics could come up with one.
Ein vornehm aussehender Mann (Performancekünstler Richard Layzell) scheint auf einmal gefangen zu
sein in einer sich stetig verändernden Farbleere, eingeschlossen in einem Machtspiel mit einer pervers
geführten Kamera. Der stumme, gefangene, charismatische TV Moderator, wird abwechselnd charmant, bedrohlich, lehrerhaft, verwirrt. Manchmal scheint er
große Kräfte zu besitzen. Eine Stimme aus dem Off erzählt uns außergewöhnliche Dinge - wie außergewöhnlich dieser Mann ist – der erste Mann, der ein
»Kind bekam«. Halluzinogene Einstellbilder unterbrechen das Farbfeld, um uns einen Einblick in die beunruhigende und fremdartig futuristische Logik seiner
Welt zu geben. Eine Retro-Sci-fi Kritik der Darstellung.
Eine spielerische Meditation des sinnvollen Schwachsinns.
A distinguished looking man (performance artist
Richard Layzell) is apparently trapped in an ever
changing void of colour, locked in a power play with a
perversely operated camera. A mute, caged, charismatic TV presenter he is by turns charming, menacing,
educational, confused. At times he appears to have
great powers. A voice over tells us extraordinary
things- how this man is special - the first man to
»have a baby«. Hallucinogenic flash- frames punctuate the colour field to give us a view disturbing and
alien futuristic logic of the world. A retro Sci-fi critique
of representation. A playful meditation on the idiocy of
making sense.
Thomas Draschan, *1967 in Linz a. D., Austria. 1992
Staedelschule Frankfurt/ Main, Germany. 1995 Cooper
Union N.Y.C. 1998 Meisterschüler Staedelschule. 2004
Return to Vienna. Films have been screened at Viennale, London Filmfestival, New York Filmfestival,
EMAF; Ann Arbor, Rotterdam Filmfestival, Images Festival Toronto etc. Solo exhibitions at Galerie Amer Abbas, Vienna; Galerie Wildwechsel, Frankfurt; Carter
Presents, London.
ÆA 2008, 35 mm, 3 min, German Premiere
ÆDirector, editing Thomas Draschan
ÆDistribution Thomas Draschan
60
Jennet Thomas: Her work screens on the international
film festival circuit with recent solo shows at PEER
gallery in 2007 www.peeruk.org and a forthcoming major show at Matt's Gallery London. Her work is represented by Video Data Bank.
ÆGB 2008, Video, 10 min
ÆDirector, script, photography, animation, editing
Jennet Thomas
ÆCast Richard Layzell
ÆDistribution Video Data Bank
THE SOUNDING LINES
ARE OBSOLETE
DER WANDERER
THE WANDERER
THE CLOTHES
MAKE THE MAN
John Price
Max Philipp Schmid
Owen Eric Wood
Eine Reaktion auf die dunklen Prophezeiungen... den Kosmos nach
Licht abgesucht, während mein
Sohn sich für die bevorstehende
Reise vorbereitet... Eine Reise von
der Unschuld in das Ungewisse, auf
der seltsame Rituale zurück gelassen werden.
A reaction to the dark forcasts...
scanning the cosmos in search of
light as my son prepares for the
voyage ahead... A journey from innocence into the unknown where
odd rituals are left behind.
Voller positivem Vorwärtsdrang
schreitet der Wanderer durch die
freie Natur, ein Pionier, der neues
Land entdeckt, ein Mann auf dem
Weg in die Zukunft. Während sein
Frohsinn sich zur Euphorie steigert, scheint sein Gang immer
schwerer zu werden. Wie in einem
Alptraum laden sich seine Bewegungen immer mehr mit Energie
auf und trotzdem bleibt er fast am
Ort stehen. Wie eine laufende Maschine, die blockiert ist, scheint er
am Schluss kurz vor der Explosion
zu stehen.
Full of positive energy and the urge
to move forward, this wanderer
strides through nature, a pioneer
discovering new land, a man on his
way into the future. As his happiness increases to euphoria, his gait
becomes increasingly heavy. As if in
a nightmare, his movements seem
to load more and more energy, yet
he has almost come to a standstill.
Like a running machine that is
blocked, at the end it seems he is
on the verge of explosion.
Als Kommentar zur Macht der
Mode, und wie Menschen darüber
wahrgenommen werden, wird das
Bild eines Mannes re-kreiert, um
die Unterschiedlichkeit sozial-bedingter Identitäten darzustellen.
In a commentary on the power of
fashion to influence the way a person is perceived, a man's image is
recreated to reflect a variety of socially-constructed identities.
John Price is a Canadian artist who
has produced experimental documentaries and projections for opera
and dance since 1986. His work has
been exhibited at festivals, museums, and a diverse range of screening spaces internationally and has
been awarded grants from The National Film Board, the Canada
Council for the Arts, the Ontario Arts
Council and the Liaison of Independent Filmmakers of Toronto. He
works actively as a cinematographer and is based in Toronto.
ÆCDN 2008, 16 mm, 13 min,
World Premiere
ÆDirector, photography, editing
John Price
ÆCast Charlie Price
ÆDistribution John Price
Owen Eric Wood's interdisciplinary
artworks use self portraits to comment on issues that are both personal and universal. His work has
exhibited in Germany, Spain, Brazil,
Britain and Canada. *1977 in Toronto, and currently lives and works in
Montreal, Canada.
ÆCDN 2008, Video, 4 min,
European Premiere
ÆDirector, script, photography,
editing Owen Eric Wood
ÆDistribution Vidéographe
Max Philipp Schmidt: Since 2002
lecturing »Moving Image / New Media« at the Schule für Gestaltung
(School for Design), Basel. 2007
Guest lecturer for Moving Images at
HGKZ University of Applied Sciences and Arts, Zurich.
ÆCH 2007, Video, 3 min
ÆDirector, script, photography,
editing Max Philipp Schmid
ÆCast Jo Dunkel
ÆDistribution Videoart.ch
61
INTERNATIONAL SELECTION
ROLEPLAY
MELANCHOLIA
IMAGINARY GIRLFRIEND
Dennis Feser
Erica Eyres
Das in Fesers jüngsten Arbeiten eingesetzte Gemüse
sorgt für Irritationen. Im Auseinanderreißen und Zerteilen von Fenchelknollen scheinen deren skulpturale
Qualitäten auf, und zugleich stehen sie in einem diffusen Sinne auch für »Natur«. Diese Naturmaterialien
dienen zum einen als Körperpanzer und zerren zum
anderen durch ihr enormes Gewicht an dem Leib, den
sie zu schützen vorgeben.
The vegetable used in Feser’s latest works causes
confusion. In the course of dismembering and dividing
fennel roots, their sculptural qualities appear; at the
same time, they also stand – in a diffuse sense – for
»nature«. These natural materials act as a body shield
on the one hand and yet, on the other, pull at the body
they purport to protect with their enormous weight.
In Imaginary Girlfriend bedient sich die Künstlerin Erica Eyres der Ästhetik und Künstlichkeit von Fernsehbilligproduktionen; sieht sich selbst für jede Rolle in
diesem Video vor und hinterfragt die ausbeuterische
Beziehung zwischen Eltern und Kind und die Verletzlichkeit des Aufwachsens in einer medienbeherrschten Welt.
In Imaginary Girlfriend, artist Erica Eyres borrows from
the aesthetic and artificiality of low budget television;
casting herself in each of the characters roles this
video investigates the exploitative relationship between parent and child and the vulnerability of growing up in a media saturated world.
Dennis Feser, *1978 in Bingen, Germany. 1999-2001
Studied Theater and Acting. 2001-2003 studied Visual
Arts at the Akademie für Bildende Künste, Mainz.
2003-2006 studied Fine Arts at the HBK Braunschweig,
majoring in experimental film, video art, and performance. Diploma in 2006. 2006-2007 MFA (Meisterschüler), HBK, Braunschweig; studied with Prof. Birgit
Hein. Junge Kunst scholarship from the Old Hanseatic
Town of Lemgo 2008. Scholarship awarded by the
Stiftung Kunstfonds in 2008.
ÆD 2008, Video, 5 min
ÆDirector, script, editing Dennis Feser
ÆPhotography Karin Then & Dennis Feser
ÆDistribution Dennis Feser
62
Erica Eyres is interested in the human condition,
through her drawings and videos she examines human
nature. As a Canadian artist living in Glasgow; she
graduated from the MFA at Glasgow School of Art in
2004, having studied at the University of Manitoba and
Skowhegan School of Painting and Sculpture. In 2005
she was selected for newcontemporaries. Current exhibitions include a solo show at Kunsthaus Erfurt and No
Borders (just News) at The Elektriciteitscentrale, European Centre for Contemporary Art, Brussels. Her work
is in numerous private collections, including The Rubell
Family Collection.
ÆCDN 2008, Video, 9 min
ÆDirector, photography, editing, cast Erica Eyres
ÆDistribution Winnipeg Film Group
SPAM THE MUSICAL
(THE LONELY GIRLS)
EMMA
MOTHER
FAILURE
Boris Eldagsen
Antti Savela
Nelson Henricks
SPAM the Musical (The Lonely Girls) basiert auf drei E-Mails von jeweils einem russischen, polnischen
und afrikanischen Mädchen, die
nach einem Freund suchen. Stellen
Sie sich eine Übernachtungsparty
der drei konkurrierenden Mädchen
vor, bei der jede von ihnen um unsere Aufmerksamkeit kämpft. Die
gelöschte Szene zeigt nur die Überreste einer Frau, einer Puppe an
Fäden hängend, die von anonymen
männlichen Händen bewegt wird
und sie dazu zwingt, eine verzerrte
Version eines Rocksongs zu singen.
SPAM the musical (The Lonely
Girls) is based on three emails by a
Russian, Polish and African girl
that are looking for a boyfriend.
Imagine a teenage sleepover of
three competing girls vying for our
attention. The deleted scene shows
the mere leftovers of a woman, a
puppet on a string, moved by
anonymous male hands, forcing her
to sing a warped version of a rock
song.
»Emma« ist ein Film über meine
Kindheit in Finnland - ein Film über
Zigaretten, Brylcreem und Rock'n'
Roll.
»Emma« is a film about my childhood in Finland. It´s a film about;
Cigarettes, Brylcreem and Rock'n'Roll.
Bilder von männlichen und weiblichen Schönheitsritualen, die auf
die Entfernung der Körperhaare
abzielen. Szenen mit für Jugendliche peinlichen Situationen werden
im Erwachsenenleben ausgespielt.
Das Verwirrspiel der Geschlechter
lauert hinter dem Vorhang. Verarmte Ästhetik. Pop-Musik.
Images of beauty rituals - both
masculine and feminine - focus on
the removal of body hair. Scenes of
adolescent embarrassment are
played out in adult life. Gender confusion lurks behind the curtain. Impoverished aesthetics. Pop-music.
SPAM the musical is an anonymous
Project.
ÆD 2008, Video, 4 min
ÆDirector Boris Eldagsen
ÆScript, photography, editing,
music, cast SPAM the musical
ÆDistribution Boris Eldagsen
Antti Savela is an artist and musician who lives and workes in Umeå,
Sweden.
ÆS 2007, Video, 1 min
ÆDirector, script, photography,
editing Antti Savela
ÆDistribution Antti Savela
Nelson Henricks, born in Bow Island, Alberta, Canada. Graduated
from Alberta College of Art in 1986
and from Concordia University in
1994. Henricks has been working
with various forms of media. He is
well known for his thought-provoking and extremely personal videos
that have been shown all over the
world. In 2002, Henricks was the recipient of the Bell Canada Award in
Video Art (2002).
ÆCDN 2007, Video, 7 min
ÆDirector, script, editing
Nelson Henricks
ÆPhotography Nikki Forrest,
Nelson Henricks
ÆMusic Nina Simone,
Serge Gainsbourg, Pavement
ÆSpecial Guest Star
Benoit Chaussé
ÆDistribution Vidéographe
63
INTERNATIONAL SELECTION
FEMMES TOTALES
THE CRYSTAL GAZE
HORS CHAMP
(PORTRAITS)
MAMA SUPERFREAK
Ursula Mayer
Patrice Duhamel
Bea de Visser
Drei Frauen bewohnen die Art
Deco-Räume des Eltham Palace in
London »...Was sie vorbringen ist
die Tatsache ihrer eigenen Körperwerden-Bilder, höchst bruchstückhaft und reflektiert in der Metapher
unserer und ihrer Kristallblicke. Als
die Eröffnungstakte von Peggy
Lees Is That All There Is? eingespielt werden und sie in das tragisch-komische Lied einbrechen,
ist die Botschaft sowohl kitschige
Erleichterung als auch die Verurteilung der Leinwand-Faszination.
Was sie verkörpern, ist so etwas
wie eine Destillation des Kinos.«
Three women occupy the art deco
rooms of Eltham Palace in London.
»...What they articulate is the fact
of their own bodies-become-images, exquisitely fragmented and
reflected in the metaphor of our
and their crystal gazes. As the
opening bars of Peggy Lee’s Is That
All There Is? are played and they
break into tragic-comic song the
message is both high-camp relief
and the damnation of a fascination
with the screen. What they embody
is something like a distillation of
Cinema.« Ian White.
Eine Reihe kleiner Szenen mit Ellipsen. Der Zuschauer wird eingeladen, die Geschichte zu vollenden,
indem er seine Fantasie nutzt.
Series of little scenes with ellispis.
The viewer is invited to complete
the story, using his imagination.
In einer Totale zeigt diese Fassung
von »La Mamma Fricchettona«, eines Monologs des Nobelpreisträgers Dario Fo, Viviane De Muynck in
einer lustigen Aufklärung über die
lange abenteuerliche Reise einer
Frau von der abgöttischen Liebe einer Mutter bis zu ihrer Unabhängigkeit, während sie einen unsichtbaren und anonymen Mann anspricht. In diesem Film balanciert
Bea de Visser zwischen kinematografischem Bild und der visuellen
Kunst mit eigenem Realismus.
In one long shot this adaptation of
»La Mamma Fricchettona«, a
monologue by Nobel Prize winner
Dario Fo, shows Viviane De Muynck
in a humorous elucidation of a
woman's odyssey from doting
motherhood to a state of independence whilst addressing an invisible
and anonymous man. Bea de Visser
balances on the edge of the cinematographic picture and the visual
art with a realism of its own.
Austrian born Ursula Mayer lives
and works in London. She graduated 1996 at the Academy of Fine
Arts, Vienna. MA at Goldsmiths College 2006, London. Since 1996 she
exhibits internationally.
ÆGB 2007, 16 mm, 8 min
ÆRealisation Ursula Mayer
ÆDistribution LUX
64
Patrice Duhamel, *1970 in Contrecoeur. He leads parallel lives in
search of different things. A passion
for cinema and writing led him to
video in the early 90s, while studying Visual Arts in university. It has
since become one of his principal
activities, leading him to independently produce a number of single
channel video tapes and installations, some in collaboration with his
friend Catherine Bolduc.
ÆCDN 2007, Video, 5 min
ÆDirector, script, editing
Patrice Duhamel
ÆPhotography
Pascal Grandmaison
ÆDistribution Vidéographe
Bea de Visser starts her career as a
performance artist. As from 1995,
film is her medium. The work she
has been developing ever since is
shown worldwide in museums and
art spaces, theatres, the public
space and especially the cinema.
ÆNL 2009, Video, 13 min,
World Premiere
ÆDirector, script, editing
Bea de Visser
ÆPhotography Adri Schrover
ÆMusic Morton Feldman / Koehn
ÆAcress Viviane De Muynck
ÆDistribution Bea de Visser
PAREIDOLIA
B-17: A MINI-EPIC
Maria Petschnig
Arturo Cubacub, Sarah Weis
Das Gesicht ist üblicherweise im Film jener Ort, an
dem ein Affekt, den der Körper selbst verborgen hält,
sichtbar wird. Gleichzeitig fungiert das Gesicht aber
auch als Erkennungsmarker - meist reichen kleine Details aus, um das Subjekt, den Träger oder die Trägerin,
zu identifizieren. Pareidolia von Maria Petschnig folgt
diesen Gedanken allerdings nur, um diese neu zu mischen und zu verschieben. Mit ihrer Titelwahl bezieht
sie sich auf ein psychologisches Phänomen, über einen vagen Eindruck ein signifikantes Bild zu formen.
In der Alltagswahrnehmung zählt dazu u.a. das Entdecken von Figuren in Wolkenkonstellationen, verschlüsselte Sound-Botschaften durch den umgekehrten Abspielmodus zu dechiffrieren, oder - im religiösen Sinne - Heiligenabbildungen in Objekten zu entschlüsseln. (Dietmar Schwärzler)
In film, the face rather than the body, is usually where
an occurring emotion is revealed. At the same time the
face also acts as identification - small, distinctive features suffice to identify the subject, or wearer. For her
new video Maria Petschnig uses these concepts, but
only to shuffle and rearrange them. The film's title
PAREIDOLIA refers to a psychological phenomenon,
which involves a vague and random stimulus which is
perceived as a meaningful or significant sign. Common
examples of pareidolia include images of figures in
clouds, subliminal messages on records played in reverse, or perceptions of religious figures in ordinary
phenomenon.
Sarah und Yumi sind streng geheime Sexsklavinnen
für einen hochrangigen Regierungsbeamten. Sie verbringen ihre Tage in einem bizarren Laufstall/ einer
Folterkammer/ einem Sklavenarbeitslager, wo sie von
Hand kriegsbejahende Poloshirts herstellen und in
ständiger Angst leben. Yumi, die am längsten in der
Zelle gelebt hat, ist fast völlig der Gehirnwäsche unterzogen und gelähmt. Sarah jedoch hat noch genug
Mumm in sich, um die Flucht zu versuchen. Ihr impulsiver Plan wird von ein paar furchteinflößenden Hindernissen durchkreuzt. Wird Sarahs innerer Mut ausreichen, um die Situation zu retten?
Sarah and Yumi are top-secret sex slaves for a highranking government official. They spend their days in a
bizarre play-pen/ torture chamber/ slave-labor station, where they produce pro-war polo shirts by hand
and live in constant fear. Yumi having lived in the cell
the longest, is almost completely brainwashed and
paralyzed, but Sarah still possesses enough spunk to
try to escape. Her impulsive scheme is thwarted by a
few terrifying obstacles... will Sarah's inner courage
be enough to save the day.
Maria Petschnig, *1977 in Klagenfurt, Austria. Maria
Petschnig studied painting at the Academy of Fine
Arts, Vienna, the Royal College of Art, London and at the
Wimbledon School of Art, London. Based in Brooklyn,
New York since 2003.
ÆA 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography, editing
Maria Petschnig
ÆEditing Maria Petschnig
ÆDistribution sixpackfilm
Arturo Cubacub is a distinguished filmmaker and editor currently pioneering new ideas, technology and collaborations in the pursuit of hypermedia. He has won
numerous international awards and received national
recognition for technical and artistic achievement. Arturo Cubacub and Sarah Weis are a Chicago based
creative team and the founders of i^3 hypermedia. This
channel is a forward motion in our efforts to create,
seek out and spread interstitial work that challenges
existing formats, structures, genres and techniques.
ÆUSA 2007, Video, 36 min, European Premiere
ÆDirector Arturo Cubacub & Sarah Weis
ÆPhotography, editing Arturo Cubacub
ÆScript, music, cast Sarah Weis
ÆDistribution i^3 hypermedia
65
INTERNATIONAL SELECTION
PSYCHEDELIA
FASHION DEATH
NO ONE WANTS TO EAT
THE PARSLEY
Daniel Rodrigo
Sharon Mooney
Ist es nicht absurd, dass der Tod sich um sein Erscheinungsbild sorgt und den Ausschluss aus der Gesellschaft fürchtet? Ist es nicht absurd, dass der Tod ein
Konsument ist, der keine Rücksicht auf das ökologische Gleichgewicht, die Verteilung von Reichtum und
die Umweltverschmutzung nimmt? Fliegender Blumenkohl, Kühe am Trapez, Piruetten mit Sombrero –
ist das nicht absurd? Ist es nicht absurd, dass sich der
Tod in den menschlichen Fehlern spiegelt? Leute, Leute, was ist das? Absurditäten, in einer absurden Welt.
(dt. Short Film Festival Gstaad/CH)
It isn't absurd that the death worries about his physical appearance and be scared of the social exclusion?
It isn't absurd that the death being consumer without
taking care of the ecological balance, the distribution
of the richness and the pollution? It isn't absurd that
the death being reflect in the human defects/faults?
Humans, humans, what is that? Absurds, in an absurd
world.
Teils Kaffeeklatsch, teils Backparty, ein Besuch bei
der Bäckerin/Barkeeperin Meredith in ihrem Apartment in Brooklyn wird zu einem Gespräch über Happy
Ends und über den Horror des Älterwerdens.
Part coffee klatch, part baking party, a visit with baker/bartender Meredith in her Brooklyn apartment
leads to talk of »happy endings« and the horrors of
getting old.
Daniel Rodrigo completed a HNC Fine Arts at Bristol
Shool of Art in 2006 after his licence in Publicity in
Madrid in 2001. His work has been shown in group and
solo ehibitions in Madrid, London, Bristol and Leipzig.
»Fashion Death« is Rodrigo's first short film.
ÆE 2007, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography, editing, cast
Daniel Rodrigo
ÆMusic lxlmasterkd+
ÆDistribution Daniel Rodrigo
66
Sharon Mooney: I am a video editor and experimental
video artist slash animator living and working in Chicago. I work with video and photographic media, layering
sound and imagery to manipulate and redefine standard expectations and norms of the human experience.
Striving towards something other than normal interpretation. www.gosharongo.com
ÆUSA 2008, Video, 6 min, German Premiere
ÆDirector Sharon Mooney
ÆPhotography, editing Sharon A. Mooney
ÆCast Meredith Gaydosh
ÆDistribution Sharon Mooney
ATLAS AND THE
RENEWED ENERGY
JE DIS NON ALI
I SAID NO ALI
FONE FUR FOLLIES
Werther Germondari
Jim Eshom
Vivian Ostrovsky
Atlas und die erneuerbare Energie.
Atlas and the renewed energy.
Eine junge Frau kämpft um ihre sexuelle Freiheit in dieser schwarzen
Komödie, die durch die Neue Europäische Welle der 1960er inspiriert wurde.
A young Woman struggles for sexual freedom in this dark comedy inspired by the European New Wave
of the 1960s.
»Fone fur Follies« ist ein Stückchen katzenhafte rhetorische Fantasie. Unter anderem spielen zwei
Katzen, ein paar Hunde, ein Wiesel,
ein kleiner Bär und ein Ara die
Hauptrollen. Mit einem Remix von
Gloria Swanson, Angela Davis und
Marina Abramovic auf dem Soundtrack. Experimentalfilme auf Handy gedreht.
»Fone fur Follies« is a bit of feline
rhetorical fantasy. Starring among
others, two cats, a couple of dog, a
weasel, a baby bear, a macaw and
more. With a remix of Gloria Swanson, Angela Davis and Marina
Abramovic on the soundtrack. Experimental cell-phone made film.
Werther Germondari: Filmaker and
Visual Artist. Graduated in Institutions of Directing from the University of Bologna and at the Centro
Sperimentale di Cinematografia of
Rome. Interested in innovative experimental dynamics that are neoconceptual and situational, characterized by a taste for the ironic and
surreal.
ÆI 2008, Video, 2 min
ÆDirector, script, cast
Werther Germondari
ÆPhotography, editing
Maria Laura Spagnoli
ÆMusic Paolo Pizzi
ÆDistribution
Werther Germondari
Jim Eshom: actor, writer, director,
editor, a graduate of the Film program at Boston University. In 2002
he co-founded Dirty Little Shorts
and has produced and directed several award winning short films.
ÆUSA 2008, Video, 8 min,
German Premiere
ÆDirector, script, editing
Jim Eshom
ÆPhotography T Arthur Cottam
ÆMusic Dylan Cronin
ÆCast L'Etoile, La Duse
ÆDistribution Jim Eshom
Vivian Ostrovsky, *1945 in New
York City. She grew up in Rio de
Janeiro and studied psychology and
film studies at the Sorbonne in
Paris. She lives in Paris and New
York and works as a filmmaker and
distributor and as a programmer for
the Jerusalem Film Festival.
ÆF 2008, Video, 8 min
ÆDirector, script, photography
Vivian Ostrowsky
ÆEditing Vivian Ostrovsky,
Ruti Gadish, Claude Mercier
ÆAnimation George Griffin
ÆDistribution
JET LAG, Vivian Ostrowsky
67
INTERNATIONAL SELECTION
PSYCHEDELIA
CUTECUTECUTE
DESTROY
Clemens Kogler
Eva Münnich
Niedlichkeit ist wohl eine der subtilsten Formen der Macht. Bei japanischen Comicfiguren kommt dies besonders deutlich zum Ausdruck. Das
Phänomen, das im japanischen Kawaii genannt wird umfasst Charaktere
für alle Lebenslagen. Freundliche Helfer die einem sagen wie man eine
Fahrkarte löst, zum Mülltrennen auffordern oder in animierten Videos
Kindern erklären wie man z. B. bis 10 zählt. Genau hier setzt CUTECUTECUTE an und lässt die Figürchen in ihrem Weltverbesserungsdrang den
logischen nächsten Schritt gehen. Denn wer kann uns Fristenlösung,
Sterbehilfe, Pensionsproblematik und die Niederungen des sozialen Zusammenlebens besser näher bringen als Kulleraugen, Pastelltöne und
Kindchenschema.
Actually a video I'm not so sure about. However the concept was to take
the »well-known genre« of instructional videos for kids, usually teaching
the various sounds of animals or how to count up to 10 and changing the
subjects to more grown-up themes like abortion, child abuse etc. Content
and graphics are inspired by the japanese »kawaii« phenomena, were
cute little mascots and characters cheerfully guide citizens through all
sorts of daily activities and situations. But here these cute little critters
go a step further and tell about things which are normally sort of a taboo
in society. And as these pledorable little figures find out for what hideous
facts they stand for they simply start crying. Cause they want to be good,
but life simply isn't always that way.
Kitty ist wütend.
Kitty´s angry.
Clemens Kogler started studying classical painting and worked some time
in an ad agency and for TV. Finally decided to choose a career in film-making, for its job security and pension benefits. Kogler starts with static images and trys to find a path of motion through these. In some cases whole
films consists of only one picture.
ÆA 2008, Video, 2 min
ÆDirector, script, photography, editing Clemens Kogler
ÆDistribution sixpackfilm
68
Eva Münnich, *1982, studies Visual
communication at the Hfg Offenbach since 2003. With her work as
comic-illustrator and diverse jobs
in the workshops of filmproductions
and theaters, she discovered film
as expression cobining all her interests. Since end 2004 film-studies
with Prof. Rotraut Pape.
ÆD 2008, Video, 1 min
ÆDirector, script, photography,
animation, editing Eva Münnich
ÆMusic Alec Empire
ÆCast Paul
ÆDistribution Eva Münnich
MENTAL TRAFFIC
DROPPING FURNITURE
Marcin Wojciechowski
Harald Hund, Paul Horn
Subjektive Vorstellung menschlicher Gefühle. Befremdlicher Gang
zwischen Betonblockhäusern und
den eigenen Ängsten, Gefühlen,
wenn die Sonne untergeht. Eine experimentelle 2D animierte Collage
aus realistischen Bildteilen bis hin
zum abstrakten Lichtspiel.
Subjective vision of human feelings. Strange walk between concrete blockhouses and one's own
fears, emotions, when the sun is
going down. Experimental, 2D animated collage, ranging from realistic pieces of pictures to the abstract play of lights.
Dropping Furniture zeigt die Zerstörung eines Lebensraumes. Der Film ist
konzipiert als symbolisches Bild für den Verlust einer Existenz. (H.H.H.)
Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt und das Leben buchstäblich auf den
Kopf gestellt wird? Dropping Furniture fixiert zunächst zwei leere Zimmer. Leise, kaum wahrnehmbare Sounds erzeugen subtilen Suspense.
Nach einigen Sekunden, wenn wir uns fast schon an die existenziell anmutende Leere der scheinbar verlassenen Behausung gewöhnt haben,
fallen von oberhalb des Bildrands in Slow Motion zwei Einrichtungsgegenstände in das hintere Zimmer. Dann schwebt im vorderen, großen
Zimmer ein Kronleuchter zu Boden, zersplittert und gibt das Startsignal
für eine durch zwei fixe Einstellungen strukturierte Choreographie der
Zerstörung. (Thomas Edlinger)
Dropping Furniture displays the destruction of a habitat. The film is
meant to symbolize the loss of existence. (H. H. H.)
What remains when nothing more remains and life is literally turned upside down? Dropping Furniture begins by focusing on two empty rooms.
Soft, barely audible sounds generate a subtle suspense. After a few seconds, when we have almost become accustomed to the seemingly existential emptiness of the apparently abandoned dwelling, two pieces of
furniture fall from above the image frame, in slow motion into the back
room. A chandelier follows, falling to the floor in the large front room,
shattering as a start signal for a choreography of destruction structured
by two fixed camera takes. Translation: Lisa Rosenblatt
Marcin Wojciechowski, *1972.
Graduated in 1999 from the Academy of Fine Arts in Cracow at the
Faculty of Graphic. He works as an
independent animation filmmaker,
graphic artist and cooperates as
freelance graphic designer and illustrator with ad- and press-agencies.
ÆPL 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script, photography,
animation, editing
Marcin Wojciechowski
ÆMusic elektrony
ÆDistribution
Marcin Wojciechowski
Harald Hund, *1967 in Austria. Works as video-artist and on computer
based animation. Cooperation with Paul Horn since many years. Their
films have been shown in numerous international exhibitions and festivals.
ÆA 2008, Video, 5 min, German Premiere
ÆDirector, script Harald Hund, Paul Horn
ÆPhotography Ludwig Löckinger, Oliver Schneider
ÆEditing Harald Hund
ÆDistribution sixpackfilm
69
INTERNATIONAL SELECTION
PSYCHEDELIA
ENDFILM
FEELING ME FEELING FREE
Martin Sulzer
Marianna Ellenberg
Tanzvideo mit einem ungesunden
Menschen.
Dance video with an unhealthy person.
Dieses ist ein Video für den Unmusikalischen. Selbsthilfe-Anweisungen
im Off-Ton sind mit farbenfrohen, animierten Bilder überlagert, um eine
chemisch veränderte Meditationsübung zu kreieren. Pop-Psychologie
und Therapiediskurs begrüßen ihre eigene Zerstreuung, wenn sie in einen
Tagtraum mit symbolischem Schutt und mit Zucker überzogener Banalität ausbrechen. Psychedelische Exkurse treffen auf Selbsthilfedauerwerbesendungen in dieser dunklen Meditation über die verführerischen
Niederlagen der zeitgenössischen Bilderzeugungsprozesse.
This is video for the tone deaf. Self-help instructional voice-over is overlaid with colorful, animated imagery to create a chemically altered, meditation exercise. Pop-psychology and therapy discourse welcomes its
own dissipation as it breaks down into a reverie of symbolic detritus and
sugar-coated banality. Psychedelic excursions meet self-help infomercials in this dark meditation on the seductive failures of contemporary
image making processes.
Martin Sulzer. Since 2005 Study of
Film- und Television (directing) at
the filmacademy HFF-Potsdam.
Film-selection: 2004 Let's push
things forward, Muvi Award, Oberhausen '04. 2007 everyone - everywhere, Musicclip. 2008 du tust mir,
Short HFF-Potsdam.
ÆD 2009, Video, 7 min
ÆDirector, script, animation,
editing Martin Sulzer
ÆPhotography Andreas Hartmann
ÆDistribution Martin Sulzer
Marianna Ellenberg is a video artist, currently based in Brooklyn New
York. Ellenberg's films and videos have been shown widely, in such venues
as The N.Y. Underground Film Festival, The Collectif Jeune Cinéma and LA
Freewaves.
ÆUSA 2008, Video, 9 min, German Premiere
ÆDirector, script, photography, animation, editing
Marianna Ellenberg
ÆMusic Jeremy Novak
ÆDistribution Marianna Ellenberg
70
ICH LEHRE EUCH
I TEACH YOU
ARTIFICES#1
Alexander Lorenz
Alexandre Larose
»Ich lehre euch« greift aus dem
Meer alltäglicher TV-Massenproduktionen einzelne Worte und Impressionen heraus, so dass diese in
völlig neuer Zusammensetzung
den Text der Vorrede zu Friedrich
Nietzsches »Also sprach Zarathustra« bilden. Die Arbeit ist ein Kommentar zum aktuellen Mediengeschehen und reduziert es auf Form,
Oberfläche und Funktion im eigenen Sinne.
»Ich lehre euch« singles out individual words and impressions from
the sea of everyday TV mass productions, recombining them to create the text of the opening speech
in Friedrich Nietzsche’s »Thus
spoke Zarathustra«. The work is a
commentary on current media
events, reducing them to form, surface and function in their own
sense.
Leuchtende Spuren erzielt durch die optische Manipulation nächtlicher
Bilder. Die visuelle Sprache von »ARTIFICES #1« wurde mit einem mechanischen Apparat konstruiert, der konzentrische Rotationen einer S8mm Kamera erzeugt. Statische und dynamische Lichtquellen (wie z.B.
Laternenpfähle, Straßenlampen und fahrende Autos) werden in einem
schwindelerregenden Fluss von Farben verwandelt. Die daraus auf der
Leinwand entstehende Bewegung saugt das Auge des Zuschauers ein
und enthüllt so das kinetische Potenzial des Experiments. (Chicago film
festival underground)
Luminous traces obtained through optical manipulation of nocturnal images. The visual language of »ARTIFICES #1« was constructed using a
mechanical device that induces concentric rotations to a S-8mm camera.
Static and dynamic light sources (such as lampposts, street lights or
moving cars) are transformed into a spiraling flux of colors. The resulting
motion appearing on the screen swallows the spectator´s eye and reveal
the kinetic potential of the experiment. (Chicago film festival underground)
Alexander Lorenz, *1981 in Weidenau. 2003-2007 Studied in Bielefeld, Southampton and Madrid.
2007 Diploma in fotografy and media, Bielefeld. Since 2005 participation in exhibitions in Germany, England and Spain with his video art
work.
Alexandre Larose, *1978 in Lebel-sur-Quévillon, Abitibi-Témiscamingue,
Québec, is a Canadian filmmaker based in Montréal. He began practicing
cinema while graduating from engineering school in 2001 and went on to
study Experimental Film at Concordia University from 2003 to 2006. His
work explores, through extensive formal treatment of the film medium,
fear and anxiety that stems from the search for identity.
ÆCDN 2007, 16 mm, 4 min
ÆDirector, script, photography, editing Alexandre Larose
ÆDistribution Alexandre Larose
ÆD 2008, Video, 7 min
ÆDirector, script, editing
Alexander Lorenz
ÆDistribution CapitalGold Galerie
71
INTERNATIONAL SELECTION
HOLLYPLOT
COSMO
FALL
Nico Herbst
Patrick Jolley
Für »Cosmo« wurde eine Außenszene durch ein Fenster über den Verlauf zweier verschiedener Zeiträume
aufgenommen. In der Abenddämmerung wird das Fenster ein Tor zum Vortag. Was wie eine Öffnung nach
draußen erscheint, entpuppt sich allmählich als Fenster in die Vergangenheit. Während die Illusion zusammenbricht, entwickelt sich eine Spannung zwischen
der Oberfläche und dem Bildschirm, dem Inneren und
Äußeren, der Vergangenheit und Gegenwart. Ein einsames Wesen taucht auf, das durch die es umgebenden Elemente wie durch eine Maske verdeckt wird.
(http://ucsdopenstudios.com)
For »Cosmo« an outdoor scene was shot through a
window over the course of two different periods. As
darkness sets in, a window becomes a portal to the
previous day. What appeared to be an opening to the
outside slowly reveals itself to be a window into the
past. As the illusion breaks down, a tension emerges
between surface and screen, inside and outside, past
and present. A solitary being surfaces, masked by the
elements that surround him. (http://ucsdopenstudios.com)
Langeweile erzeugt ihre eigenen Wiederholungen von
Tagträumen, verwischt den Sinn von Raum und lässt
Gebäude weniger gegenständlich erscheinen. Das
Hier wird Dort, wird wie »könnte irgendwo anders
sein«. Das erschafft eine Gleichzeitigkeit mit dem Allgemeingültigen: Wiederholungen verwischen den Sinn
von Raum. Die Logik dieser Verschiebungen führt
dazu, dass Dinge aus der Bahn geraten. Kleine Häuser
versinken und brennen. Möbel werden auf einem leeren Parkplatz zerstört. Ereignisse von kleinen Zerstörungen, pathetisch und vorübergehend erlösend.
Tedium breeds its own reverie repetitions, erode sense
of place and make buildings seem less substantial.
Here becomes like there becomes like could be anywhere. This forms a coincidence with the generic: Repetitions erode sense of place and make buildings
seem less substantial. The logic of these displacements causes things to come adrift. Little houses sink
and burn. Furniture smashes in an empty car park.
Events of small destruction, pathetic and momentarily cathartic.
Nico Herbst lives in Southern California and NYC. Recent screenings/exhibitions include Supersonic, Los
Angeles, La MaMa E.T.C., NYC, Santa Fe Art Institute,
NM, Kinofilm, Manchester, U.K., European Media Art
Festival, Osnabrück, and Stageworks/Hudson, NY.
ÆUSA 2008, Video, 6 min, European Premiere
ÆDirector, script, photography, editing Nico Herbst
ÆDistribution Nico Herbst
72
Paddy Jolley films are full of dark humour and forlorn
beauty. His films show in galleries and museums as
well as film festivals, winning several awards. His
works include: Seven Days 'til Sunday (1998), Drowning
Room (2000) and Burn (2001). Sugar (2004). HereAfter
(2004). Sog (2007) and Fall (2008).
ÆIRL 2008, Video, 11 min
ÆDirector, script Patrick Jolley
ÆPhotography Denise Woods
ÆEditing Bobby Good
ÆMusic Nick Seymour
ÆDistribution Zanzibar Films
TIN WOODSMAN'
HOME MOVIE #2
LINT LENT LAND
Lee Lynch
Isabell Spengler
Der »Büchsenförster« macht Urlaub auf den kalifornischen Mohnfeldern. Die Ereignisse werden etwas merkwürdig.
The tinwoodsman takes a holiday
to the California poppy fields.
Things get a bit strange.
Der Film besteht aus acht Sequenzen mit je 12 Fotos. Jedes Foto steht für
5 Sekunden. Die Fotos zeigen aus Geschenkpapier, Wunderkerzen und
Katzenstreu zusammengesetzte Landschaften. Die zur Landschaftsdarstellung verwendeten Materialien weigern sich jedoch konsequent, vollkommene Illusionsräume zu erzeugen und bleiben erkennbar künstlich:
Müll und Zeichen gleichzeitig. Auch auf der Tonebene gibt es dieses Gezerre zwischen Raumillusion und abstrakter, musikalischer Lesart. Erkennbare Naturgeräusche werden durch extremes Zerschneiden, Wiederholen, Beschleunigen und Verlangsamen musikalisch geordnet und
gleichsam »kultiviert«. »Von Fusseln verliehes Land« – so könnte man
LINT LENT LAND übersetzen. Ein Film, der mit Wiederholung und Veränderung arbeitet und den man auch als »konkretes Kino« ansehen kann.
The film consists of 8 sequences composed of 12 still photos each. Each
photo stands for 5 seconds. The photos show landscapes made of wrapping paper, sparklers and kitty litter – materials, which refuse to create
flawlessly functioning illusions of space but stay recognizably artificial:
Simultaneously trash and sign. As in the picture, the sound of the film
shifts between the illusion of space and an abstract, musical reading.
Recognizable sounds of nature are heavily edited, cut up, repeated,
looped, pitched and transposed into a new musical quasi »cultural« form.
»LINT LENT LAND« - does that mean »Dust has temporarily given this
land its form«, or does it mean »Change one letter to get a new word«? –
A film which works with repetition and variation and which can be enjoyed as »concrete cinema«.
Lee Lynch: A wonderful young man
who likes to shoot a bow and arrow,
play with his small dog and make
things from beads.
ÆUSA 2008, 16 mm, 5 min,
European Premiere
ÆDirector Lee Lynch
ÆPhotography Naomi Uman
ÆEditing, music
Lee Lynch, Naomi Uman
ÆCast Lee Lynch, Tatu the Dog
ÆDistribution Lee Lynch
Isabell Spengler, born in Berlin, studied experimental film at the UDK,
Berlin (Meisterschülerin, Prof. Heinz Emigholz) and at the California Institute of the Arts in Valencia, Los Angeles (MFA, 2001). She received a DAAD
and an Eastman Kodak stipend among other stipends and awards. Her
work, including films, video installations, photography and performance,
has been exhibited worldwide. She currently teaches experimental film at
the UDK, Berlin.
www.fdk-berlin.de/en/arsenal-experimental/kuenstler/isabell-spengler.html
ÆD 2009, 35 mm, 9 min
ÆDirector, script, photography, editing Isabell Spengler
ÆDistribution Isabell Spengler
73
INTERNATIONAL SELECTION
HOLLYPLOT
HABITAT
THE WIND
Maix Mayer
J. Tobias Anderson
Habitat spielt in einer Form von Parallelhandlung auf
zwei Inseln in zwei Kulturkreisen, die zwei komplementäre Teilhabitate bilden. Diese so unterschiedlichen Orte werden durch reale und imaginäre Reisen
des filmischen Protagonisten miteinander verknüpft,
ein Roadmovie mit einem modernen Martin Mc Fly, der
nicht Zurück in die Zukunft, sondern zurück in eine
surreale Gegenwart fliegt.
Two islands on two continents in two cultural spheres
from two complementary partial habitats. These very
different locations are linked by real and imaginary
journeys by the film protagonists, a roadmovie with
modern Martin Mc Fly, who is not flying back in the future but flying back into a surreal present.
Diese Worte sind alle wahr. Diese Worte sind alle bekannt. Daher weht der Wind. Das ist die Realität, in der
wir leben. Alle Worte sind bereits gesprochen worden.
Alle Dinge sind bereits gesagt worden. Nichts ist originell. Nichts ist neu.
These words are all true. These words are all used. This
is the way the wind is blowing. This is the wind of the
reality in which we live. All words are already spoken.
All things are already said. Nothing is original. Nothing
is new.
Maix Mayer, *1960 in Leipzig, lives and works in
Leipzig. 2002 Diploma in fine arts, HGB Leipzig, Academy of Visual Arts. 2005-07 Guestprofessor for media
arts at der HGB Leipzig. 2004 stipend of Kulturstiftung
Sachsen, 1998/99 Athena Stiftung, Liechtenstein.
Awards: 2004 1. Prize of the national competition
»Olympics and Art«, 2001/02 Awardwinner of »Kunstfenster Neue Medien« of the German Volksbanken and
Raiffeisenbanken.
ÆD 2008, Video, 22 min
ÆDirector, script Maix Mayer
ÆPhotography Jens Pfuhler
ÆEditing Thomas Reichl
ÆMusic Simone Danaylowa, Scanner, Flim
ÆCast Frank Birke, Sandra, Stefanie
ÆDistribution Maix Mayer
74
J. Tobias Anderson: Videoartist focusing mainly on animation. Has been screened at numerous occasions, in
exhibitions and festivals worldwide. Represented with
videoworks at several art institutions, among them
Moderna Museet in Stockholm and IVAM, Institut Valencià d'Art Modern.
ÆS 2009, Video, 4 min
ÆDirector, script, animation, editing, music
J. Tobias Anderson
ÆDistribution J. Tobias Anderson
RE-CONSTRUCTIONS
Martijn Veldhoen
In Re-constructions versucht ein Mann einen Weg aus seiner Misere zu finden, nachdem ihn
seine Freundin verlassen hat. Indem er ein Foto von ihr zu einer glücklicheren Zeit benutzt,
rekonstruiert er einen Ort, der eine Lösung zu liefern scheint.
Zunächst hat der Film eine konventionelle Geschichte; eine Stimme aus dem Off begleitet
die Bilder, die von einer sich ständig nach links bewegenden Kamera aufgenommen wurden.
Die Kamera geht mühelos durch Wände und Türen, durch Räume und Orte, in einem kontinuierlichen Rückblick, wie alles laut dem Mann passiert ist. Aber am Ende werden wir mit der
Frage zurückgelassen, was an welchem Ort tatsächlich geschah, oder was die reine Selbsttäuschung eines Mannes war, der verzweifelt nach einem Weg aus seiner Misere gesucht
hat.
In Re-constructions, a man tries to find a way out of his sorrow after his girlfriend has left
him. By using a photograph of her on a happier moment, he reconstructs a place that seems
to provide a solution.
Initially the film has a conventional narrative; a voice-over accompanies the images taken by
a camera moving constantly to the left. The camera passes effortlessly through walls and
doors, through spaces and locations, in a continuous flashback of how things happened according to the man. But in the end we are left with the question of what really took place on
which location, or what was a mere delusion of a man in dispair looking for a way out of his
misery.
Martijn Veldhoen, *1962 in Amsterdam. 1979-1984 studied at the Gerrit Rietveld Academie,
Amsterdam. Guest lecturer at the Kunstakademie Minerva, Groningen and at the HKA, Arnheim from 1999-2000. His work was nominated for several awards and acquired by various
private and company collections.
ÆNL 2009, Video, 6 min, World Premiere
ÆRealisation Martijn Veldhoen
ÆDistribution Martijn Veldhoen
75
INTERNATIONAL SELECTION
DIFFERENT DIARIES
ES HÖRT NIE AUF
IT DOES NEVER STOP
HEIM / HOME
Sirko Knüpfer
Claudia Larcher
Es hört nie auf, dass wir mit Worten, Dingen, Vorstellungen von Ordnung spielen, auch beim Kaffeekränzchen. Unter Anleitung der Choreographin Paula E. Paul
und des Medienkünstlers Sirko Knüpfer sprechen die
sehr betagten Hände zweier Damen und eines Herren.
Das schon kräftige aber noch unrunde Schlagzeugspiel eines Heranwachsenden begleitet das Miteinander der Alten am Tisch.
We never stop playing with words, things and notions
of order, even during coffee afternoons. Under the direction of the choreographer Paula E. Paul and the
media artist Sirko Knüpfer, the aged hands of two
women and a man talk. The vigorous but irregular
drumming of an adolescent accompanies the interaction of the elderly people at the table.
Ein Haus wird besichtigt, vom Dachboden bis zum Keller. Das ganze Reservoir einer kleinbürgerlichen Provinzidylle, in eisiger Menschenleere abgebildet und
ausgeleuchtet. Larchers Videoanimation, aus Fotos
und Laufbild zu einem scheinbar unendlichen Panoramaschwenk montiert und mit einer unbehaglich dröhnenden Tonspur unterlegt, fördert das Unheimliche im
Alltäglichen zutage. (Th. Miessgang)
A house is being viewed from the attic to the cellar. The
entire reservoir of a petit bourgeois provincial idyll, illustrated and illuminated in a frosty atmosphere, devoid of people. Larcher’s video animation, edited into
an apparently endless pan shot out of photos and
moving images and set to an uncomfortably booming
sound track, unearths the weirdness of everyday life.
(Th. Miessgang)
Sirko Knüpfer studied at the Glasgow School of Art and
at the ZKM/HfG, Karlsruhe. Since 1997 collaboration
with Henry VIII's Wives (www.h8w.net). 2008 he edited
»Sergej in der Urne« (Regie: Boris Hars-Tschachotin). In
collaboration with Paula E. Paul he developed »es hört
nie auf« in 2008.
ÆD 2008, Video, 2 min
ÆDirector, photography, editing Sirko Knüpfer
ÆScript Paula E. Paul, Sirko Knüpfer
ÆAnimation, Choreographie Paula E. Paul
ÆMusic Cikomo Paul
ÆCast Paula EDifferent Diaries. Paul,
Waltraut Blume, Werner Berth, Ruth Jensen
ÆDistribution Sirko Knüpfer
76
Claudia Larcher, *1979 in Bregenz, lives and works in
Vienna. Studies at the academy for applied arts sculpturing and multimedia with Prof. Erwin Wurm and multidiscipinary arts with Prof. Berhard Leitner. Since 2005
numerous group-exhibitions in Austria and abroad.
ÆA 2008, Video, 12 min, German Premiere
ÆDirector, script, photography, editing, animation,
music Claudia Larcher
ÆCast Helmuth & Hedwig Larcher
ÆDistribution Claudia Larcher
A TOUCH
A POINT
SARAH ANN
Barbara Meter
Yasuto Yura
Pim Zwier
Ein Seufzer, ein Windstoß... Genau
das, an dem wir unter allen Umständen festhalten wollen, entflieht uns mit unbarmherziger Gewissheit. Wie Wind und Rauch.
A sigh, a flurry... Exactly what we
want to hold on to escapes us, with
relentless certainty. Like wind and
smoke.
Jeder hat verschiedene Bezüge in
sich. Allerdings scheinen keine Verbindungen zwischen ihnen vorhanden zu sein, und doch beeinflussen
und überkreuzen sich sich. Diese
Arbeit verbindet einen Blickpunkt
und eine Geschichte, wobei jeder
dieser Verknüpfungspunkte einen
anderen Orts- und einen anderen
Zeit-Ursprung hat. Ich liebe Geschichten, die sich daraus ergeben.
Oneself has various matters. However, there seem to be no relations,
and they affect it and intersect.
This work connects a viewpoint and
a story, resulting from different origin in place and time. I appreciate
stories which are born from this
constellation.
»Von der Hängebrücke gesprungen
und überlebt, die wahre Geschichte
der Sarah Ann«. Sarah Ann Henley
überlebte wie durch ein Wunder
den Fall aus 250 Fuß Höhe, nachdem sie 1885 von der Hängebrücke
gesprungen war. Ihr viktorianischer
Rock, vom Wind aufgebläht, wurde
zu einem Fallschirm. Eine Geschichte, erzählt durch die Gegenüberstellung von drei detaillierten Zeitungsartikeln mit leidenschaftslos eingesetzten Bildern.
»Jumped from Suspension Bridge
and lived, the true story of Sarah
Ann«. Sarah Ann Henley miraculously survived the 250 feet drop
after jumping off the Clifton Suspension Bridge in 1885. Her Victorian skirt, inflated by the wind, acted
as a parachute. A tale told by contrasting three detailed newspaper
articles with a sober use of image.
Barbara Meter: Experimental films,
narratives and documentaries since
the seventies. Curator of experimental films, lecturer. Films have
been shown all over Europe and the
States. Lives and works in Amsterdam.
ÆNL 2008, 16 mm, 13 min
ÆDirector, script, photography,
editing Barbara Meter
ÆMusic
John Cage, Francesco Tuma
ÆDistribution Filmbank
Yasuto Yura, *1968 in Kyoto, Japan.
Graduated in Video studies from Kyoto College of Art. I began the production of video work in 1991. I participated in numerous Japanese
and European short film and Media
Art Festivals.
ÆJ 2008, Video, 6 min,
European Premiere
ÆDirector, script, photography,
editing, music Yasuto Yura
ÆCast
Yoichi Yoshimoto, Mika Seike
ÆDistribution Yasuto Yura
Pim Zwier, *1970, was trained as a
teacher in drawing and crafts and
studied at the Piet Zwart Institute
in Rotterdam. Zwier worked for several initiatives for visual art in the
public space and works as a filmmaker and visual artist.
ÆNL 2008, 35 mm, 9 min
ÆDirector, script, photography,
editing Pim Zwier
ÆDistribution Filmbank
77
INTERNATIONAL SELECTION
DIFFERENT DIARIES
PORTRAIT OF DORIA
FAWN
Brady Corbet
Christoph Rainer
Doria Manfredi war ein 16jähriges Mädchen, das für
die Familie Puccini als Dienstmädchen gearbeitet hat.
Ihre Ergebenheit dem kränkelnden Komponisten gegenüber weckte den Zorn von Puccinis Frau Elvira, die
das Mädchen aus dem Haushalt warf und sie auch danach noch weiter verfolgte. Letztendlich zerbrach Doria an der Belastung der Verfolgung und nahm deshalb
das Gift, an dem sie dann starb. Kurz darauf wird eine
Autopsie ihres Körpers vorgenommen...
Doria Manfredi was a 16-year-old girl who came to
work for the Puccini family as a servant. Her devotion
to the ailing composer aroused the ire of Elvira, Puccini’s wife, who dismissed her from the household and
continued to pursue her even after that. Eventually
Doria cracked under the strain of persecution and
swallowed poison from which she died. Shortly afterwards, the autopsy of her body would be undertaken...
Eine Dystopie zerstörter Bilder. Schwarz in Grau in
Schwarz flimmert verhalten über dem Bildschirm.
Eine physikalische Kraft entwickelt sich aus den undeutlichen Bewegungen der Konturen und Schatten.
Und daneben gibt es ein verdutztes Fabelmädchen,
das versucht, seine Beziehung zur Welt als eine Silhouette neu aufzubauen.
A dystopia of smashed images. Black in grey in black
flickers gently over the screen. A physical force
emerges of the unarticulated movements of contours
and shadows. And besides that, there's a slack-jawed,
fable girl trying to reconstruct her relationship to the
world as a silhouette.
Brady Corbet is a 20 year-old actor and filmmaker currently living and working in New York City. Recently he
premiered his directorial debut, »Protect You + Me.« at
the 2009 Sundance film festival where the film received the Honorable Mention Jury Prize. He also participated in a video project for the 2008 Lucca Film Festival directing a film in honor of Puccini. He last starred
as an actor in acclaimed director Michael Haneke’s
FUNNY GAMES U.S.
ÆUSA 2008, Video, 3 min
ÆRealisation Brady Corbet
ÆCast Roxanne Mesquida
ÆDistribution Lucca Film Festival
78
Christoph Rainer, *1985 in Klosterneuburg, Austria.
2003-04 Filmschool Vienna - Section Filmmaker since
2004 Gruppe Umkehrfilm - association of young filmmakers since 2005 occupation at Ruth Mader Filmproduction 2006 Filmcollege Vienna since 2006 Filmacademy Vienna - Section Directing.
ÆA 2007, 35 mm, 6 min
ÆDirector, script, photography, editing, music
Christoph Rainer
ÆCast Anonymous
ÆDistribution Christoph Rainer
LUCIA
J.
Niles Atallah, Cristóbal Léon, Joaquin Cociña
Solomon Nagler, Alexandre Larose
Lucía erinnert sich an den Sommer, als sie sich in Luis verliebt hat. Die
Möbel in einem Schlafzimmer sind zerschmettert und zerstört, während
die Zeichenkohle-Lucía an den Wänden auftaucht und wieder von den
Wänden verschwindet. Lucía ist eine Zeitrafferanimation. Das Kurzvideo
wurde mit Hilfe einer Zeitraffermethode aus Einzelbildern der digitalen
Fotografie der Kohlezeichnungen an den Wänden eines Schlafzimmers in
einem Apartment in Santiago des chilenischen Künstlers Joaquin Cociña
gemacht.
Lucía remembers the summer in which she fell in love with Luis. The furniture within a bedroom is shaken and destroyed, meanwhile the charcoal Lucía appears and vanishes on the walls. Lucía is a stop motion animation. The short video was made using a stop-motion method of frame
by frame digital photography of the charcoal drawings of Chilean artist
Joaquin Cociña on the walls of a bedroom in a Santiago apartment.
Gefundene Erinnerungen, lädiert
und verfallen durch Schockmuster
eines Kindheitstraumas.
Found memories decayed by the
shock patterns of childhood trauma.
Lucía is the result of a collaboration between Cristóbal León (1980),
Joaquin Cociña (1980) and Niles Atallah (1978). León works in the audiovisual sphere, especially animation in a variety of areas: video art works,
shorts and music videos. Cociña is a visual artist, who makes large scale
charcoal drawings. He also works as a writer, as a video-maker, as well as
a stage designer. Atallah is a film-maker and photographer.
ÆRCH 2007, Video, 3 min
ÆDirector, script, photography, animation, editing
Niles Atallah, Léon Cristóbal, Joaquín Cociña
ÆDistribution CULTURETV
Solomon Nagler is a Canadian filmmaker from Winnipeg. »...working
on the borders of narration and abstraction, Nagler's films invite us to
explore the inner-selves of the
characters he presents. Landscapes and symbols are mixed up,
raising questions of identity and internal memories...«.
Alexandre Larose: see ARTIFICES#
ÆCDN 2008, 16 mm, 7 min
ÆDirector, script, photography,
editing Solomon Nagler &
Alexandre Larose
ÆMusic Lukas Pearse
ÆDistribution Alexandre Larose,
Solomon Nagler
79
INTERNATIONAL SELECTION
VISUAL MUSIC
XI
ANTHRÔPOS
PUCCINI CONSERVATO
Pia Martin
Mathieu Tremblay
Michael Snow
Ein Treppengeländer lebt die Jakobsleiter.
A Stairrail lives the jacobs ladder.
Die Idee taucht auf, die Frage wird
gestellt, Rationalität geht verloren
und Markierungen verschwimmen.
Die Spannung steigt, Gruppen diskutieren, Räume verbinden sich
und Zeit vergeht. Anthrôpos ist eine
nachdenkliche erörternde Vision
über das unendlich Kleine und das
Gewaltigste… ein imaginäres Universum weicher grafischer Unregelmäßigkeit.
The idea emerges, the question is
asked, rationality drops, and markings get blurry. Tension raises, the
parties are debating, spaces combine and time passes. Anthrôpos is
a thoughtful reasoning vision on
the infinitely little and the most gigantic… An imaginary universe of a
soft graphical irregularity.
Für Puccini Conservato wurde eine
CD mit Tonaufnahmen aus La Boheme verwendet. Die Quelle des
Tons (die Lautsprecher) wird in
einem durchgehenden per Hand
geführten Schwenk abgetastet
(wobei die Musik die Bewegung
vorgibt). Dazwischen geschnitten
Bilder von Blumen und eines Kaminfeuers, die beispielhaft auf die
Lyrik Puccinis verweisen. Als Aufzeichnung einer Aufzeichnung proklamiert die Arbeit die Künstlichkeit des Tons. Schönheit und
Menschlichkeit der Musik scheinen
jedoch ebenfalls durch.
»Puccini Conservato« uses a CD, a
sound recording of some Puccini
music (from La Boheme). I shot the
source of the sound (loudspeakers
and a play-back deck) in continuous hand-held pans, guided by the
music. By being a recording of a
recording the work proclaims the
artificiality of the sound (it is not
being sung or played on a musical
instrument). However the beauty
and humanity of the music comes
through too. Michael Snow 2008
Pia Martin, *1974 in Altdorf (Nürnberg). 1997-2003 State academy of
Art and Design Stuttgart. Diverse
national and international exhibtions a.o. 2006 Live cell, Kunstmuseum Stuttgart, 2007 Kirchner Museum Davos
ÆD 2008, Video, 5 min
ÆDirector, script, photography,
animation, editing Pia Maria
Martin
ÆMusic Arnold Schönberg »Die
Jakobsleiter« (1st mov.),
Pierre Boulez, BBC Symphony
Orchestra, BBC Singers
ÆDistribution Pia Martin
Mathieu Tremblay studied 3D animation at l'UQAM in 2002 and is a
graduated student of the Mel Hoppenheim School of Cinema of the
Concordia University. He also
worked as a visual effects coordinator at Mokko Studio in Montreal.
ÆCDN 2008, 35 mm, 4 min
ÆDirector, script, photography,
animation, editing
Mathieu Tremblay
ÆMusic Charles Potvin, Greg
Bonnier, Mathieu Tremblay
ÆDistribution
Noir sur Blanc animation
Michael Snow, *1928 in Toronto, is
one of the most important international experimental filmmakers
(Wavelength, 1968) and certainly
the most influential one within
structural film. He is also internationally recognized as an artist and
avant-garde musician.
ÆCDN/I 2008, Video, 10 min
ÆRealisation Michael Snow
ÆDistribution Lucca Film Festival
80
INCREASE
SOLO 612.43
Yusuke Nakajima
Jan-Peter E.R. Sonntag
Das Nachbild ist eine Illusion. Illusion vermischt sich mit Realität.
Wenn sie wachsen wird Schönheit
geboren.
The afterimage is an illusion. Illusion mixes with a reality. When they
increase, beauty is born.
Der Heldenbariton Hans Hotter macht 1943 eine Einspielung von Schuberts Winterreise in Berlin. Zur selben Zeit zieht sich der Kessel um Stalingrad zu. (...) Schneetreiben. solo - 612.43 ist die Nightshot-Dokumentation – man kennt diese Art Bilder vor allem von dem ersten Golfkrieg –
gleich ein »unplugged reinactment« von der Installation 612.43WEISS in
selbiger Installation in einem Moment wo alle Geräte stehen bleiben: Es
ist Nacht im Frühjahr 2006. Ich stehe in meiner Installation, habe das Video angehalten und performe allein die Erinnerung an meine digitale Installation vor dem leeren, weißen Bildschirm. Dabei nimmt mich eine
kleine Sony-DV-Kamera im Nightshot-Modus mit Autofokus im Hochformat auf.
In 1943, the heroic baritone Hans Hotter made a recording of Schubert's
Winterreise in Berlin. At the same time, the Germans were closing in on
Stalingrad. (...) Snow flurry. solo - 612.43 is a night shot documentation –
we are mainly familiar with these images from the first Gulf war – equal
to an »unplugged re-enactment« of the installation 612.43WEISS in the
same installation at a moment when all gadgets are paused: It is a spring
night in 2006. I am standing inside my installation, have paused the video
and, alone, perform the memory of my digital installation against the
empty, white screen. While doing so, a small Sony-DV camera films in
night shot mode on autofocus in portrait format.
Yusuke Nakajima: Japanese filmmaker. I am interested in extracting
various phenomena existing in the
world, and picturizing these. In addition, I sometimes perform a performance with a video and sound.
ÆJ 2008, Video, 7 min,
German Premiere
ÆDirector, script, photography,
animation, editing, music
Yusuke Nakajima
ÆDistribution Yusuke Nakajima
Jan-Peter E. R. Sonntag is an artist focusing mainly on media art-based
room installations. He studied fine arts, art history, music theory, composition, philosophy and cognitive science and, in 2002, founded N-solab. He
is a cofounder of »hARTware-projects« now »HMKV«, »oh Ton« , »unerhört« and the sound-art-edition »HORCH«. He received several grants and
participated in numerous exhibitions worldwide. In 2008 he got the Haupstadtkulturfond grant for »e-topia«, and was awarded the »German Sound
Art Prize«, the »Cynet Art Award«, for a mobile architecture »ohrenstrand
mobil« and he opened the Ars Electronica in Linz with his sonArc::project.
The book and DVD of this project has been released at the »Akademie der
Künste« in Berlin Dec 08.
ÆD 2009, Video, 11 min, World Premiere
ÆDirector, script, photography, animation, editing, music
Jan-Peter E.R. Sonntag
ÆMusic Schubert / Jan-Peter E.R. Sonntag
ÆDistribution Jan-Peter E.R. Sonntag
81
INTERNATIONAL SELECTION
VISUAL MUSIC
DISTORTED AREAS~
Manuel Knapp
Das Material ist mit Hilfe einer Echtzeitsoftware entstanden. Sowohl die Programmierung der Texturen und Parameter als auch die Abtastung mit der Kamera fand in den Grenzbereichen der Software und der Elektronik
statt, wodurch sich eine Reihe von Verzerrungen, Störungen und Verfremdungen der ursprünglichen 3D-Effekte ergaben. Der Sound hingegen basiert of analog noise (input / no input) erzeugt vom Rauschen von Tonbandmaschinen. Der Random-Aspekt spielt dabei - wie schon in früheren Arbeiten - eine Rolle. (M.K.) Ein solches Video lässt sich schwer beschreiben - oder erinnern. Eine Beschreibung impliziert eine Ordnung, die sich aus
Systemen und Narrationen bildet. Nun ist aber sowohl die Bestimmung des Softwaremoduls als System gestört, als auch die Potentialität seiner narrativen Darstellung aufgehoben. Man kann Bild und Sound nur als das
kennzeichnen, was sie aus ihrer subversiven Vitalität heraus sind: Ereignis. Aber auch Lehrstück in der Evokation von reinen Formen, die zwischen Animation und Zufall ihr schnelles Erscheinen und Verschwinden feiern.
(Marc Ries)
Material was created with the aid of a realtime program. Both the programming of the textures and parameters
and scanning with the camera took place in the border areas of software and electronics. This resulted in a
large amount of distortion, interference and alterations of the originally 3D effects. The sound, on the other
hand, is based on analog noise (input/no input) created by the sound of reel-to-reel tape recorders. Randomness plays a role, just as in my earlier works. (M.K.) Such a video is difficult to describe - or remember. A description implies order created from systems and narratives. In this case, however, the purpose of the software
module as a system is disrupted and the potential of its narrative representation is abolished. Image and sound
can be characterized only as what they have taken from their subversive vitality: an event. But also a lesson in
the evocation of pure forms that celebrate their rapid appearance and disappearance between animation and
randomness. (Marc Ries)
Manuel Knapp, lives and works in Vienna. 1997-2002 studied painting and graphics at the academy of fine arts,
Vienna. 2001 fonding of the noise-experimental formation »(le) MAT« with Arnulf Rödler. 2006 stipend for fine arts
from the state foundation. 2008 working with Peter Whitehead on his film »terrorism considered as one of the
fine arts«.
ÆA 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography, editing Manuel Knapp
ÆDistribution sixpackfilm
82
TWO TIMES 4'33"
STEIGERPIJP
Manon de Boer
Barbara Hin, Martin van der Veen
In TWO TIMES 4’33" (2008), einer Anlehnung an die aus
drei Sätzen der Stille bestehende Komposition 4‘33"
(1952) von John Cage, filmt die Künstlerin zwei Performances des gleichen Stückes zweifach ab. Während
sie die erste Performance mit der Geräuschkulisse
des Publikums vertont, zeigt sie die zweite ohne Ton in
absoluter Stille. Aufeinander folgend gezeigt, untersucht de Boer die veränderte Raumwirkung auf den
Betrachter. Die Funktion von Erinnerung, die in der
zweiten Performance bereits Einfluss auf die Wahrnehmung und Orientierung im Raum nimmt, spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle.
In TWO TIMES 4’33 (2008), an allusion to the composition by John Cage 4‘33 (1952), consisting of three
movements of silence, the artist films two performances of the same piece twice. While she sets the first
performance to the background noise of the audience,
she shows the second performance without sound, in
absolute silence. Screened successively, de Boer explores the different effect space has on the observer.
The function of recollection, which already influences
perception and orientation in the room in the second
performance, plays a crucial role.
Die zehn Musiker des derzeitigen Instant Composers
Pool Orchestra bewegen sich schnell, langsam, kaum
oder gar nicht durch den Stadtverkehr von Amsterdam. (»Steigerpijp« bedeutet Gerüstrohr auf Niederländisch.)
The ten musicians of the current Instant Composers
Pool Orchestra are moving fast, slowly, hardly or not at
all through Amsterdam city traffic. (»Steigerpijp«
means scaffolding pipe in Dutch.)
Manon de Boer, born in India, lives and works in Brussels, Belgium. She makes films, videos, installations,
publications and she teaches at KASK. She's part of
the production-distribution platform named Auguste
Orts.
Barbara Hin, *1964 in Amsterdam, edited numerous
documentaries for Dutch television and cinema. She
worked with a wide range of directors like her father
Kees Hin, Johan van der Keuken, Ramon Gieling and
Carin Goeijers. She also edited several short films of
the British artist Steve McQueen.She directed a number of shorts and is operating as producer of artistic
cinema.
Martin van der Veen, *1965 in Groningen, studied
painting and film at the Academy of Fine Arts in
Utrecht. He directed in different fields for TV and
makes audiovisual productions in assignment and designs corporate and artistic web sites. He's cofounder/pianist/arranger of Pelotonic Orchestra.
ÆNL 2009, Video, 6 min
ÆRealisation Barbara Hin & Martin van der Veen
ÆDistribution Sushi Film
ÆB 2008, 35 mm, 10 min
ÆDirector, script Manon de Boer
ÆPhotography Sebastien Koeppel
ÆEditing Julien Sigalas
ÆMusic John Cage
ÆCast Jean-Luc Fafchamps
ÆDistribution Auguste Orts
83
INTERNATIONAL SELECTION
ENLIGHTENMENT
INCANDESCENCIA
SECRET
HYACINTH
Juan José Herrera
William Wylie
Lydia Moyer
Ein Selbstporträt. Es enthält eine
Art performative Übung. Ich trage
Jeans, billiges T-Shirt, kitschige
Sonnenbrille und halte einen Spiegel. Der Spiegel könnte eine Metapher für die Maschinen sein, die die
Bilder der Realität reproduzieren,
aber das einzig Reale hier ist die
Sonne, die ich absichtlich die Kamera treffen lasse. Dies kann den
Sensor beschädigen und auch das
Auge des Zuschauers.
A self-portrait. There's some kind
of performatic practice on it. I am
there wearing jeans and a cheap Tshirt, using dark kitsch glasses and
holding a mirror. The mirror could
be a methaphor about these machines that reproduce the images
of the real, but the real here is the
sun that I intentionally make hit the
camera. This can damage the sensor, and the audience eyes.
Dieses Video misst Zeit und Distanz als eine Art Fokus und Speicher, mit Hilfe der Sonne, der Erdrotation und kleiner Camera obscura, die durch Lochblenden in der
Decke einer verlassenen Flugzeughalle geschaffen wurden. Gefilmt in
der Halle, die 1945 für eine streng
geheime Trainingsmission des
Bombers Enola Gay B-29 als Vorbereitung für den Abwurf der ersten
Atombombe genutzt wurde.
Using the sun, the earth’s rotation,
and tiny camera obscuras created
by pinholes in the roof of an abandoned airplane hanger, this video
measures time and distance as a
form of focus and memory. Filmed
in the hanger used in 1945 during
the top secret training mission of
the Enola Gay B-29 bomber in
preparation for the dropping of the
first atomic bomb.
Eine Reise 2008 zum Stadtteil von
Jonestown, Guyana, wo 1978 über
900 Mitglieder der People's Temple
ihr Leben durch fremde oder durch
eigene Hand in einem Massenmord
bzw. Massenselbstmord ließen. In
dem Versuch, die Geschichte der
People's Temple von deren KoolAid-schattierten Schande zu trennen, wird das Wort Jonestown im
Video selbst nie benutzt.
Hyacinth revolves around a 2008
trip to the site of Jonestown,
Guyana, where in 1978, over 900
members of the People's Temple
lost or took their own lives in a
mass murder-suicide. The word
Jonestown is never used in the
video in an attempt to separate the
narrative of the People's Temple
from it's kool-aid-colored infamy.
Juan José Herrera, *1973 in Monterrey, México. In 1990 he started a
Bachelor's of Art in Mass Media, in
2006 he finished Master's of Science degree in Communication
Studies at Tecnológico de Monterrey. In 2005 he got a fellowship at
the Banff Centre in Alberta, Canada. 2008 he received a prize at the
Salón de la Fotografía de Nuevo
León, and in 2009 a production
comission from the FONECA.
William Wylie is a Professor of Art
at the University of Virginia. His
work can be found in the permanent
collections of the Metropolitan Museum of Art, The Philadelphia Museum of Art, Smithsonian Museum
of American Art. He was awarded a
Guggenheim Memorial Fellowship
in Photography in 2005.
ÆMEX 2008, Video, 2 min,
European Premiere
ÆRealisation Juan José Herrera
ÆDistribution Juan José Herrera
84
ÆUSA 2008, Video, 9 min
ÆDirector, script, photography
William Wylie
ÆEditing William Wylie,
Kay Jenkins
ÆDistribution William Wylie
Lydia Moyer is an American video
artist who lives in foothills of the
Blue Ridge Mountains in Virginia.
MFA 2005 Studio Art University of
North Carolina at Chapel Hill. BFA
1999 Studio Art NYSCC at Alfred
University, Alfred, NY. 2002-03 Concordia University, Montreal, QC,
open media, graduate study. 2009
Normal Projects, Chicago, IL, with
Luke Dowd 2008 Acid Rain Production, RTN10, Raleigh, North Carolina
(broadcast).
ÆUSA 2008, Video, 8 min,
European Premiere
ÆDirector, script, editing
Lydia Moyer
ÆPhotography
Jacob Galle, Lydia Moyer
ÆDistribution Lydia Moyer
ADRIFT
MYTH LABS
Julika Rudelius
Martha Colburn
Ein sich wiederholendes, gesummtes Lied ist das Erste, was Ihre Aufmerksamkeit erregt; es reißt Sie sofort in die rätselhafte Welt »Adrift«. Manchmal hört
der Zuschauer über dem Summen eine hohe Gesangsstimme, die über den anderen wie ein Engel schwebt,
auf der Suche nach einer Melodie. Dieses wird durch
Bilder von sitzenden Menschen begleitet, in ihre eigenen Gedanken vertieft, die sich in Alter und Herkunft
unterscheiden. Sie gründen eine Gruppe, aber nur
ganz vage. Was sie verbindet ist die Tatsache, dass sie
alle mit dem Lied so mitgehen, als wenn das Summen
von ihnen kommen würde – aber, genau wie ihre Augen, sind ihre Münder geschlossen. (Netherlands Media Art Institute, Esma Moukhtar)
A repetitive, hummed song is the first thing that draws
your attention; it immediately sucks you into the enigmatic work »Adrift«. Over and above the humming the
viewer sometimes hears a high singing voice, which
flies up above the rest like an angel, searching for a
melody. This is accompanied by images of sitting people, immersed in their own thoughts, differing in age
and background. They constitute a group, but in a
vague kind of way. What binds them together is the
fact that they are rocking along with the sound, as if
the humming came from them – but just like their
eyes, their mouths are closed. (Netherlands Media Art
Institute, Esma Moukhtar)
Myth Labs verknüpft puritanische Visionen, Volkskunst, religiöse Allegorien und Opfer der momentanen
Methamphetamin-Epidemie miteinander. Ein Film
über Angst, Paranoia, Glauben und den Verlust des
Glaubens und der Erlösung. Genau wie für die MethAbhängigen im ländlichen Amerika, repräsentierte die
Wildnis für die Puritaner gleichermaßen den Ort ihrer
Verurteilung und endgültigen Auferstehung. Durch die
Vermischung dieser zwei Zeiten in der amerikanischen
Geschichte versuche ich die Idee zu durchleuchten,
dass die Anziehungskraft dieser Droge für zeitgenössische ländliche Bewohner in unseren frühesten Erfahrungen als Siedler wurzelt.
Myth Labs' interweaves Puritan visions, folk art, religious allegories and victims of the current Methamphetamine epidemic. It is a film about fear, paranoia,
faith and loss of faith and salvation. Similarly to Meth
addicts in rural America, for the Puritans the wilderness represented a place of their damnation and their
ultimate resurrection synonymously. Through blending
these two times in American history, I attempt to illuminate the idea that the lure of this drug for contemporary rural inhabitants is rooted in our earliest consciousness-forming experiences as settlers in a state
of spiritual and physical emergency.
Julika Rudelius, *1968 in Cologne, Germany, is currently based in Amsterdam. She attended the fine arts
academy HBK, Hamburg, from 1993-1994, the Gerrit
Rietveld Academy, Amsterdam from 1995-1996 and
participated in the Rijksakademie artist-in-residence
program from 1999-2001. Her work has been exhibited
in various solo and group shows in Europe. Her videos,
usually showing people in »everyday« interactions, are
marked by an ambiguity between »staged« and »spontaneous« situations. http://www.rudelius.org
ÆNL 2007, Video, 5 min
ÆRealisation Julika Rudelius
ÆDistribution Netherlands Media Art Institute
Martha Colburn, *1971 in Gettysburg, started out
scratching and re-editing found footage 16mm educational films, studied at the Institute College of Art in
Baltimore and from 2000, attended the Rijksakademie
in Amsterdam. She has worked since 1995 on Super8.
Her work has screened everywhere from caves in
France to the Museum of Modern Art in New York.
ÆNL 2008, Video, 7 min
ÆDirector, script, photography, animation, editing
Martha Colburn
ÆMusic Laura Ortman, Mike Evans, Ryan Sawyer,
Matt Marinelli
ÆProducer Isabelle Kohler
ÆDistribution Filmbank
85
INTERNATIONAL SELECTION
ENLIGHTENMENT
NEBULA
NAISSANCE D'UN OBJET
Hilary Harp, Suzie Silver
Romeo Grünfelder
Nebula ist ein halluzinogen fesselndes Spektakel: Eine komplexe, lang
andauernde audiovisuelle Komposition, die eine spielerische Hommage
an Science-Fiction-Fantasien ist. Festgehalten für das Video durch Zeitrafferfotografie, schmiegen sich Objekte aus Glas, Glitzer und Tüll an einen kaleidoskopischen Fluss computergenerierter Bilder. Nebula greift
Elemente der Clavilux Farborgeln von Thomas Wilfred und die experimentellen abstrakten Filmmacher wie Mary Ellen Bute, James und John Whitney auf und erinnert ebenfalls an die flüssigen Lichtshows und die wunderbaren Bilder des Hubble Space Teleskops. Der Zuschauer wird in ein
multi-sensorisches Erlebnis eingehüllt, das sich absolut von unserer täglichen Materialität unterscheidet. Nebula schürft das Wunder und die
Freude an den Wurzeln von Kosmologie und Camp. photo credit: »Image
courtesy of the Video Data Bank, www.vdb.org«
Nebula is a hallucinogenically immersive spectacle: a complex, long-form
audio-visual composition, which pays playful homage to science fiction
fantasies. Captured for video by means of stop-motion photography, objects made of glass, glitter and tulle, are nestled within a kaleidoscopic
flow of computer-generated imagery. Drawing from Thomas Wilfred's
Clavilux color organs as well as experimental abstract filmmakers such
as Mary Ellen Bute, and James and John Whitney, Nebula also recalls liquid light shows and the marvelous sightings of the Hubble Space Telescope. By enveloping the viewer in a multi-sensory experience absolutely other than our daily materiality, Nebula mines the wonder and pleasure
at the root of both cosmology and camp.
Während eine Gruppe junger Leute
würfelt, bemerken sie plötzlich etwas im Raum, das sie beunruhigt.
Erst im Verlauf der Untersuchung
stellt sich heraus, dass es sich um
die Dekonstruktion eines unsichtbaren wie unheimlichen Zentrums
handelt, um das die Überlegungen
kreisen.
While a group of young people plays
with dices, they suddenly see
something in space, which could be
interpreted as center of the picture.
Hilary Harp and Suzie Silver began collaborating in 2003. Since then they
have created a range of projects including objects, installations, videos
and performances. Drawn to exotica, science fiction and pre-digital special effects, they create d.i.y. spectacles by combining technical sophistication with humble materials. They have exhibited their objects and installations all over the world. Finding inspiration in their shared interests
and opportunity in the range of their skill sets they have created a series
of projects including objects, installations, single channel videos and performances.
ÆUSA 2007, Video, 10 min
ÆRealisation Hilary Harp & Suzie Silver
ÆDistribution Video Data Bank
86
Romeo Grünfelder, *1968 in Mutlangen, Germany. Works and lives in
Hamburg and Zurich. In 2002 he
graduated from the Hochschule für
Bildende Kunst Hamburg with an
MA with distinction, majoring in Visual Communication with a focus
on film and digital media. Studied
also classical guitar at the Hochschule für Musik und Theater Hamburg, graduating with an MA in classical music in 2001, the year he
founded felderfilm (www.felderfilm.de).
ÆD 2008, 35 mm, 5 min
ÆDirector, script
Romeo Grünfelder
ÆPhotography Philipp Pfeiffer
ÆEditing Gabriele Trobisch
ÆMusic Thomas Meadowcroft
ÆCast Markus Böttcher, Goesta
Diercks, Elena Garçia Gerlach,
Tavi Meraud, Anthony Vouardoux
ÆDistribution Romeo Grünfelder
ABOUT A WORLD
OPENING NIGHT
Corinna Schnitt
Tim Leyendekker
In Von einer Welt ist die Welt eine idyllische Gebirgslandschaft mit Wäldern und Wiesen. Durch diese schreitet ein Mann, allein. In der folgenden
Einstellung steht er auf einer Wiese, in deren hohem Gras ein Dutzend
nackter Frauen liegt; jede einzelne drapiert, wie von einem Maler gezeichnet. Der Mann, dessen Unsicherheit und Einsamkeit förmlich zu
spüren ist, nähert sich den Frauen, einer nach der anderen, in liebkosenden und erotischen Annäherungen, mal zärtlich, mal direkt. Seine Kontaktversuche bleiben jedoch unerwidert, erzeugen keinerlei Regung. Die
Frauen scheinen Teil der Natur geworden zu sein, ganz wie »von einer anderen Welt«. Es folgt ein weiter Blick in die Landschaft, diesmal begleitet
von Textpassagen aus Jürgen Habermas’ Theorie des kommunikativen
Handelns (1981), die am unteren Bildrand zu lesen sind. (...) Mit minimalen Mitteln der Inszenierung eröffnet die Künstlerin einen Diskurs über
Formen der Sprachlosigkeit zwischen den Geschlechtern, zwischen Körper und Geist, zwischen dem Emotionalen und dem Rationalen, zwischen
Natur und Kultur, zwischen der einen Welt und der anderen. A. Hoffmann
In »Von einer Welt« (»About a World«), the world is an idyllic Alpine landscape of forests and meadows. A man is striding through it, alone, to
stand on a meadow with a dozen nude women lying in high grass in the
next scene; each of them is draped as they would be if drawn from life by
a painter. The man, whose uncertainty and loneliness are palpable, approaches each woman individually, one after the other, caressing and
making erotic overtures, at times tenderly, at others more overtly. His attempts at making contact remain futile, however, as they produce no reaction at all. The women seem to have become part of nature, as if »from
another world«. Again a long shot of the scenery appears, this time with
passages from Jürgen Habermas' »The Theory of Communicative Action«
(1981), which can be read on the lower edge of the picture. (...) With minimal staging devices, the artist opens a discourse on the forms of aphasia between the sexes, between body and intellect, between the emotional and the rational, between nature and culture, between one world
and another. Anke Hoffmann: Edith-Ruß-Haus für Medienkunst
Und eine Stimme sagte: »Hoffnung
erscheint in vielen Formen, aber
heute Nacht bist du auf dich alleine
gestellt.«
And a voice said: »Hope appears in
many forms, but tonight you're on
your own.«
Tim Leyendekker, *1973, Netherlands, attended the Willem de Koning Academy for Fine Arts in Rotterdam. He is a visual artist, film maker and curator.
ÆNL 2009, 35 mm, 6 min,
German Premiere
ÆDirector, script, producer
Tim Leyendekker
ÆPhotography Adri Schrover
ÆSound Kees van der Knaap
ÆEditing Tim Leyendekker,
Matte Mourik
ÆCast Dominique Murk,
Antoinette Akkerman, Erik Sterk
ÆDistribution Filmbank
Corinna Schnitt, *1964 in Duisburg, studied fine art and film at Offenbach
University for Visual Communications and at Düsseldorf Academy of Arts.
She has received awards like scholarships of Casa Baldi, Rome, of the Chinati-Foundation, Marfa, Texas, of North-Rhine Westphalia or of Schloss
Solitude, Stuttgart, HAP-Grieshaber Award, Bonn, 3-sat Award at the
Oberhausen Short Film Festival and Prize of German Film Critics at EMAF
Osnabrück. She lives and works in Berlin and Cologne.
ÆD 2007, Video, 9 min
ÆRealisation Corinna Schnitt
ÆDistribution Netherlands Media Art Institute
87
INTERNATIONAL SELECTION
A STROKE OF GENIUS
LE NOUVEAU OMIZA,
SE PROMENANT DERRIÈRE LE MIROIR
BINNENVERBLIJVEN
ENCLOSURES
Ute Hörner, Mathias Antlfinger
Arianne Olthaar
»Le nouveau OMIZA« basiert auf kurzen Clips vom modernsten menschenähnlichen Roboter, entwickelt von der Firma Honda. Das Material
zeigt den humanoiden Roboter Asimo, der zukünftig in Wesen und Wirkung dem Menschen ähneln soll. Komplexe menschliche Bewegungsabläufe und soziales Verhalten beherrscht er bereits: Er geht mit einer jungen Frau Hand in Hand spazieren, wartet auf sie, wenn sie zurück bleibt,
oder lenkt korrekt einen Wagen in vorgegebenen Bahnen. Obwohl Asimo
während dieser Demonstration seiner Fertigkeiten selbst noch etwas
verunsichert wirkt, besteht das Ziel seiner Designer, ihn in verbindliche
soziale Interaktion mit Menschen zu stellen, sie teilweise zu ersetzen,
d.h. ihm eine privilegierte Stellvertreterfunktion zukommen zu lassen.
»Le nouveau OMIZA« is based on short clips showing state-of-the-art anthropoid robots, developed by the Honda company. The material portrays
the humanoid robot Asimo, who is supposed, in future, to strongly resemble humans in character and effect. He already masters complex human
motion sequences and social behaviour: he goes for a walk, hand-in-hand
with a young woman, and waits for her when she lingers, or steers a car
correctly in the given lane. And, although Asimo appears to be slightly unsettled during this demonstration of his abilities, the aim of his designers
is to place him in binding social interaction with people, replacing them
in parts, i.e. to give him a privileged proxy function.
Mysteriöse »Badezimmerarchitektur« in Siedlungen aus den 1960ern
und 1970ern. So zeitlos wie die Super8 Materialien, mit denen es aufgenommen wurde.
Mysterious »bathroom architecture« in enclosures built in the
1960s and 70s. As timeless as the
Super8 material on which it was
shot.
Ute Hoerner, *1964 in Karlsruhe, studied Sculpture at the Academy of Fine
Arts Stuttgart with Prof. Inge Mahn and Prof. Alfred Hdrlicka, 1993-96
Postgraduate Studies at the Academy of Media Arts Cologne, 1997-1999
XObject Space, Laboratory of Arts and New Media, Düsseldorf, 1998 Festival Co-Director of Videonale 8, Bonn. 1999-2008 Professor for Media Art at
Burg Giebichenstein, University of Arts and Design, Halle.
Mathias Antlfinger, *1960 in Limburg, studied Fine Arts on teaching profession at the Academy of Fine Arts Stuttgart and Mathematics at the
Stuttgart University, 1988-91 Member of the Artists Group Buero Bert,
1991-96 Studies Sculpture at the Academy of Fine Arts Düsseldorf with
Prof. Irmin Kamp and Cybernetics with Prof. Oswald Wiener. 1999-2005
Artistic Member of the Stuff, Media Art Departement of Burg Giebichenstein, University of Arts and Design, Halle. Both are Professors for Media
Art at the Academy of Media Art Cologne since 2008.
ÆD 2007, Video, 5 min
ÆDirector, script, editing Hörner/Antlfinger
ÆPhotography Found Footage (Web)
ÆMusic Erik Satie »Gymnopedie #1« interpreted by Sibelius Software
ÆDistribution Hörner/Antlfinger
88
Arianne Olthaar, *1970, studied at
the Royal Art Academy in The
Hague. Together with Marjolijn van
der Meij she makes Super8 films
and videos since 1993. Both live and
work in The Hague.
ÆNL 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography,
editing Arianne Olthaar
ÆMusic Uncle Fester
ÆDistribution Filmbank
WHAT IF?
Darrin Martin, Torsten Zenas Burns
Die Darstellung basiert auf zwei düsteren Marvel Superhelden und zwei international angesehenen Persönlichkeiten aus dem Bereich der Kunst. Das glückliche Quartett sind Stelarc, ein Künstler, dessen kybernetische
Lebensmission es ist, den Körper überflüssig zu machen; Orlan, eine Künstlerin, deren tatsächliche Neudefinition ihres eigenen Körpers durch plastische Chirurgie den Darstellungen von Frauen in der gesamten Kunstgeschichte gegenübersteht; die Scharlachrote Hexe, eine mutierte Superheldin, die uneingeschränkte Macht über
die Wahrscheinlichkeit hat; und die Vision, eine »Synthetisierte«, deren maschinell hergestellter Körper eine
menschliche Seele enthält. WHAT-IF? entwickelt die verstrickte Geschichte, die dieses romantische Quartett
zusammengebracht hat, und überbrückt die Kluft zwischen Geschlechtern und Darstellungen, dem Körper und
der Technologie.
The performance is based upon two obscure Marvel superheroes and two internationally renowned art personalities. The happy foursome are Stelarc, an artist whose cybernetic mission in life is to render the body obsolete; Orlan, an artist whose actual redefinition of her own body via plastic surgery confronts representations
of woman throughout art history; the Scarlet Witch, a mutant superhero who has unlimited powers over probability, and the Vision, a »synthezoid« whose mechanically fabricated body contains a human soul. WHATIF?…unfolds the entangled story that brought this romantic foursome together spanning the gulf between genders and representations; the body and technology. Special thanks to: Hanne K. Burns,The Martin Family, Kari
Gatzke, Christian K. Burns, Stephanie Kwon, Monica Panzarino, Denise Iris, Mary Anne Wincorkowski, Matt Underwood
Torsten Zenas Burns and Darrin Martin began their collaborations in the video and sculpture programs at the
School of Art and Design at Alfred University, where they both received their BFAs, 1990 and 1992 respectively.
Together, they have based their single channel videotapes, curations and current performance works on their research into diverse Séance-fictions including reimagined educational practices, cryptozoology musicals, and
transhuman stories. They have jointly participated in residency’s at Eyebeam,and The Experimental Television
Center in New York State. Burns is a visiting assistant professor at Massachusetts College of Art & Design. Martin is an assistant professor at UC Davis, California.
ÆUSA 2008, Video, 15 min, World Premiere
ÆDirector, script, animation, editing Darrin Martin and Torsten Zenas Burns
ÆPhotography Darrin Martin, Torsten Zenas Burns, Matt Underwood, Denise Iris
ÆCast Christian K. Burns, Kari Gatzke, Darrin Martin, Torsten Zenas Burns,
Monica Panzarino, Denise Iris, Mary Ann Wincorkowski, Matt Underwood
ÆDistribution Darrin Martin, Torsten Zenas Burns
89
INTERNATIONAL SELECTION
A STROKE OF GENIUS
FÜR MEIKO
FOR MEIKO
SYSCAPES # INTERLUDE
F.K. Flumen, Philipp Hartmann
Eric Schockmel
Feuerwerk, Rauch und Flugzeuge.
Ein Essayfilm. Für meinen Freund
Meiko. Das Wesen des Rauchs in
physikalischer, künstlerischer und
metaphysischer Hinsicht. Eine
außergewöhnliche essayistische
Dokumentation, bei der sich die
Grenzen der Objektivität in Rauch
auflösen.
Fireworks, smoke and aeroplanes.
An essayfilm. For my friend Meiko.
A film about smoke. For my friend
Meiko. Smoke in the physical, artistical and metaphysical points of
view. An outstanding essayistic
short documentary transcending
the borders of objectivity.
Syscapes # Interlude erzählt mit experimenteller 3D Animation und ohne
Worte eine Geschichte über Geschichte, Technologie, Politik und soziale
Klassen. Indem er die kommunikativen Methoden von Computerspielen
und Infografiken ausprobiert, nimmt dieser Kurzfilm den Zuschauer in einer Geschichte mit beträchtlicher zeitgemäßer Resonanz mit auf eine
epische Reise durch die menschliche Evolution. Die zugrunde liegende
Projektforschung ist ein Versuch, neue ausdrucksstarke den neuen Medien eigene Sprachen zu finden, vor allem digitale Animation. Neue hybride
Kommunikationsformen werden möglich durch die Kombination von
Filmkunst, virtuellen Räumen, Sound Design, graphischem Symbolismus,
Diagrammen und Kartografie, die alle in umfassenden Geschichten verschmelzen.
Syscapes # Interlude, through experimental 3D animation and without
the use of words, tells a story about history, technology, politics and social classes. Sampling the communicative methods of computer games
and infographics, this short film takes the viewer on an epic journey
through human evolution in a story with significant contemporary resonance. The underlying research of this project is an attempt at finding
new expressive languages proper to new media, especially digital animation. New hybrid communication forms become possible via the combination of cinematics, virtual spaces, sound design, graphical symbolism,
diagrams and mapping, all fusing into immersive narratives.
Philipp Hartmann, *1972 in Karlsruhe, Germany. PhD in Economics
and a degree in Film from the HfbK
Hamburg. Has been working as a
freelance film-maker since 2001.
Has participated in numerous festivals with his short films.
ÆD 2008, Video, 3 min
ÆDirector
F.K. Flumen (Philipp Hartmann)
ÆScript, photography, editing,
producer Philipp Hartmann
ÆCast Meiko Heuser
ÆDistribution Philipp Hartmann
Eric Schockmel is a graduate of Central Saint Martins College of Art and
Design, London (MA Communication Design / Digital Media) and Ecole de
Recherche Graphique, Brussels (BA Graphic Design & Video Art). His work
deals with the communicative aspects of visual narratives, especially concerning political subject matters. During his BA studies, he broadens the
use of media from posters and still images to video art and the moving image in general, before finally investigating digital 3D animation as a medium of choice during a Masters course. The outcome of the latter is a research project, entitled Syscapes, which aims to find a graphical language
exploiting and adapted to all the inherent properties of 3D space. www.ericschockmel.net
ÆGB 2008, Video, 22 min
ÆDirector, script, photography, animation, editing Eric Schockmel
ÆDistribution Eric Schockmel
90
PROMETHEUS/ODYSSEUS
SECRET MACHINE
Cornelius Onitsch
Reynold Reynolds
Die griechische Mythologie ist uns in Texten und
Kunstdenkmälern, Gräberkunst und Vasenmalereien
überliefert. Jedoch unterscheiden sich die Beschreibungen ein und derselben Begebenheit, die Lebensläufe ein und desselben Helden oft und gern voneinander. Am Ende ähnelt die Zusammenfassung aller
Überlieferungen einem sich selbst tragenden Gerüst
aus Varianten und im Inneren dieser gedanklichen
Konstruktion erstrahlt, vor jedem flüchtigen Blick geschützt, ein lebendiges Abbild des Mythos. Prometheus/Odysseus ist ein Teil dieses Gerüsts: subjektive Erzählfragmente eines kinematografischen Vasenmalers.
Greek mythology is handed down to us in texts and
artistic memorials, tomb art and vase painting. However, descriptions of one and the same event and the
personal history of one and the same hero often differ.
Ultimately, the summary of all records resembles a
self-borne frame of variants and a vivid image of the
myth radiates within this notional construct, protected from all glances. Prometheus/Odysseus is an element of this frame: subjective narration fragments of
a cinematographic vase painter.
In Secret Machine begegnet eine Protagonistin einem
Antagonisten, der sie studiert. Die Uhren schlagen
schnell und ihre Bewegungen werden auf ein Raster
berechnet: Das Auge wird durch Linsen vergrößert gesehen; unter Wasser unterwirft sich ihr Atem einer Widerstandsfrequenz; Nadeln werden benutzt, um ihre
Reaktionen und Schmerzen zu messen; und Speicherapparate erfassen ihre Stimme und Bewegungen. Wissenschaftler wollen durch diese Messungen Erkenntnisse gewinnen.
In Secret Machine, a protagonist encounters an antagonist that is studying her. Clocks rush and her movements are calculated on a grid: the eye is observed
augmented through lenses; under water her breath is
submitted to a resistance rate; needles are used to
quantify her reactions and pain; and storing machines
capture voice and motion. For the scientist measurement is understanding.
Cornelius Onitsch, *1977 in Villach, Austria. He has
been studying Directing at the Hochschule für Film und
Fernsehen ›Konrad Wolf‹ Potsdam-Babelsberg since
2003. Has made various short films and works for the
theatre, lives like an Italian in Berlin.
ÆD 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script Cornelius Onitsch
ÆPhotography Uli Weber
ÆEditing Oscar Loeser
ÆMusic, sound Johannes Varga
ÆCast David Erlach, Stefan Erlach,
Eisaku Nagira, Sachiko Ikutani
ÆDistribution Achsenfilm
Reynold Reynolds, *1966, Central Alaska, USA. He
studied Physics, and Philosophy at the University of
Colorado. After earning a B.A. he stayed for two more
years at the university to study Art and Film under Stan
Brakhage. He went on to study photography in New
York, at the School of Visual Arts, graduating with an
M.F.A. in 1995. In 2003 he was awarded a John Simon
Guggenheim Memorial Foundation Fellowship and in
2004 he was invited to The American Academy in Berlin
with studio at Künstlerhaus Bethanien. The Berlin Biennial for Contemporary Art showed his work, it has
also been shown and awarded in many international
film festivals and in many art institutions.
ÆD 2009, Video, 10 min, World Premiere
ÆRealisation Reynold Reynolds
ÆDistribution Reynold Reynolds
91
INTERNATIONAL SELECTION
MEDIA ART FOR BEGINNERS
MANY BUDDHAS
THE TWO TEAMS TEAM ENTER
Paul Winkler
Manuel Saiz
Harald Busch
Beeindruckt von der enormen Vielfalt der Buddha-Figuren, die Winkler auf seiner Reise in Südostasien
gesehen hat, kreiert er eine Art
Hommage an die Buddha-Figur.
The filmaker was impressed by the
variety of buddha figures seen in
south-east-asia on a recent journey. This film creates a kind of
homage to the buddha.
Ein Schauspieler und ein Videokünstler unterhalten sich während
einer Drehpause über die Unterschiede zwischen der Herstellung
von Filmen und Videos. Sie reden
über das Budget, die Emotionen
und die verschiedenen Beziehungen, die Kino und Videokunst zu
Fiktion und Realität haben. Die
Realität wird nahtlos zur Fiktion,
bis ein Mikrofon ins Bild eindringt:
Schnitt! Alles wird schwarz.
An actor and a video artist are
chatting in a film set during a
break. They talk about the differences of film and video making.
They talk about budget, emotions
and the different relations that cinema and video-art have with fiction
and reality. The reality becomes
seamlessly fiction until the microphone irrupts on the frame: cut!
Everything becomes black.
Ein Video über Probleme beim Öffnen einer Tür: wo ist Innen und wo
ist Außen, und wie kann man vorankommen zwischen Tür und Angel,
zwischen Analog und Digital? (Europa 08)
A video about the problems encountered while opening a door:
where is the inside and where is
the outside, and how can you advance through the door and hinge,
through analogue and digital? (Europe 08)
Manuel Saiz, London based visual
artist. Since 1995 he works in video
and video installations. His videos
have been shown at Impakt
(Utrecht), VideoLisboa (Lisbon),
Videoex (Zurich), Int. Kurz Film Fest.
(Hamburg), Transmediale (Berlin).
His video installations have been
shown worldwide.
ÆD 2008, Video, 2 min
ÆDirector, script, editing
Harald Busch
ÆDistribution Harald Busch
Paul Winkler is an internationally
renowned filmmaker who lives and
works in Sydney, Australia. Together
with Corinne and Arthur Cantrill, Albie Thoms and David Perry, Winkler
for many years was among the nucleus of the once thriving Australian
experimental filmmaker scene.
Born 1939 in Hamburg, D, Winkler
underwent a bricklaying apprenticeship before he relocated to Australia in 1959. His self education in
film began in 1962 when he also
commenced filmmaking, initially
working in 8mm on Bell & Howell
and Canon cameras. In 1967 he
switched to 16mm and to a Bolex
which he used ever since. Winkler’s
approach to filmmaking is primarily
an organic one. »I try to let imagines
flow freely to the surface« (Winkler).
ÆAUS 2008, 16 mm, 15 min,
European Premiere
ÆDirector, script, photography,
animation, editing, music
Paul Winkler
ÆDistribution Paul Winkler
92
ÆGB 2008, Video, 10 min
ÆDirector, script, editing
Manuel Saiz
ÆPhotography Toby Gorman
ÆCast Bill Nash, Robert
Cambrinus, Edward, Jonathan
Laury, Jess Collett, Edward
Jaspers, Angelo Santucci
ÆDistribution Decreated
Harald Busch, *1955 in Osnabrück.
Studied sculpturing and film/video
at the arts academy Münster/Düsseldorf with Ernst Hermanns and
Lutz Mommartz. Exhibitions and
festivals since 1982. 2008 workgrant in Berlin from the Senator for
Culture, Bremen. Lives and works in
Bremen. www.haraldbusch.de
LAYERS
PACKBAND ALS TONBAND
TAPE RECORDING
Xiangyu Meng
Timm Ulrichs
Dies ist eine experimentelle Videoarbeit, die das Fotomaterial nutzt,
das durch die Schichtstruktur in
der virtuellen 3D Welt angeordnet
wurde.
This is an experimental video work
using the photograph material
which has been arranged by the
layer structure in the virtual threedimensional space.
Das Musikstück »Packband als Tonband«, als Veranstaltung der Totalkunst-Zimmergalerie, Hannover, für Juni 1998 im »Belser Kunst Quartal«
annonciert, wurde schließlich zur Eröffnung der Ausstellung »Von der
Zeichenhaftigkeit der Wörter. Arbeiten aus der Sammlung Uwe Obier« im
Siegerland-Museum im Oberen Schloss, Siegen, am 17. August 2008 uraufgeführt. Den beiden Percussionisten Uwe-Carsten Obier und Jochen
Heinein wurde vom »Komponisten« Timm Ulrichs je eine 50 Meter Rolle
Pack- bzw. Klebeband (der Marke »Art-Land«) als Instrument ausgehändigt, das sie - so die Gebrauchsanweisung - in freier Improvisation, also
ohne Partitur und Proben, abspulen und abspielen sollten. Mit dem Ende
des Umspulens von der rechten zur linken Körperseite der Spieler kam
denn auch das Geräuschkonzert nach etwa drei Minuten zum Abschluss.
Die kleine Sound-Performance - durchaus in Analogie zu sehen zur Funktion von tradierten Tonbandgeräten und Kassettenrekordern - wurde dokumentiert von Wolfgang Braden, Augenschein Film, Münster.
The composition »Packband als Tonband«, announced in the »Belser
Kunst Quartal« as an event by the Totalkunst-Zimmergalerie, Hanover, for
June 1998, finally premiered at the opening of the exhibition »Von der Zeichenhaftigkeit der Wörter. Arbeiten aus der Sammlung Uwe Obier« at the
Siegerland Museum in the Oberes Schloss, Siegen, on 17 August 2008.
The two percussionists Uwe-Carsten Obier and Jochen Heinein were each
given a 50 metre roll of carton sealing/sticky tape (»Art-Land« brand) as
instruments by the »composer« Timm Ulrichs. According to the instructions, they were to freely improvise with these instruments, without a
score or rehearsals, by unwinding and playing them. Once the tape had
been rewound from the right to the left side of the musicians’ bodies, the
sound concert came to an end after about three minutes. The short sound
performance – by all means analogous to the function of antiquated tape
recorders and cassette recorders – was documented by Wolfgang
Braden, Augenschein Film, Münster.
Xiangyu Meng, *1980 in Tianjin,
China, had studied Media Art in
Japan since 2002. He started researching the thesis of »Layer« in
2006 and continued through his
P.H.D. degree in the discipline of
»Media & Art« area at Kyoto Seika
University in 2008. His works had
been selected by The 10th Asia Arts
Festival 2008 (China), Baca-Ja 2008
(Japan), TVF 2008 (Japan), Panoramic Eye 2007 (China), and EMAF
2007 (Germany).
ÆCN 2008, Video, 5 min,
German Premiere
ÆDirector, script, editing
Xiangyu Meng
ÆPhotography Zhang Jingjie
ÆDistribution Xiangyu Meng
Timm Ulrichs, *1940 in Berlin. Studied architecture at the TH Hannover.
1972 to 2005 professor at the art academy Münster. Total-artist. Lives in
Hannover, Münster and Berlin.
ÆD 2008, Video, 3 min
ÆDirector, script Timm Ulrichs
ÆPhotography, editing Wolfgang Braden
ÆDistribution Wolfgang Braden
93
INTERNATIONAL SELECTION
MEDIA ART FOR BEGINNERS
ANNUAL REPORT
CELLULOIDIVA
ONE LUX
Cristina Braga
Harald Schleicher
Antal Lux
Annual Report ist eine Sammlung
von Ideen, ein Archiv von Daten und
persönlichen Informationen. Dieses Zwischenspeichern des Lebens
beabsichtigt, sich über die Konsequenzen der digitalen Kultur hinwegzusetzen in Sachen Verhalten,
Wortschatz, Zeit und Raum. Es
funktioniert auch als technisches
Tagebuch für und über die digitale
Kultur.
Annual report is a compilation of
ideas, an archive of data and personal information. This life caching
intends to lean over the consequences of the digital culture, in
terms of behaviour, vocabulary,
time and space. It works as a technical diary of and for the digital culture.
Diven der Leinwand weisen uns den
Weg, äußern sich zu weiblicher
Identitätssuche, zu ihren Sehnsüchten und Ängsten, lassen uns
an ihren Leidenschaften, ihrem
Glück, ihren Tränen, an ihrer
Selbstbehauptung teilhaben. Ein
Film ohne Männer? Fast. »Celluloidiva« ist das weibliche Pendant zu
»A Man´s Got To Do What A Man´t
Got To Do«.
Divas of the silver screen show us
the way. Icons of the movies speak
out on longings and fear, love and
hate, and the search for female
identity. They let us participate in
their passion, their happiness and
their tears, and their assertiveness. A movie without men? Almost
without men. »Celluloidiva« ist the
female pendant of »A Man´s Got To
Do What A Man´t Got To Do«.
Die experimentelle Videographie
beschäftigt sich sehr ausführlich in
ihrer nichtnarrativen Fiktion bis hin
zur ungegenständlichen Synthese
mit den Rhythmen und Mustern,
um eine mögliche Grundstruktur
aufzuspüren. Die elektronische
Produktionsweise und die ephemere Gestalt des Videobildes lassen
dieses zur bevorzugten Realmetapher der Welt auf allen Ebenen
werden. Die Elektronik schafft Farbe, macht das Licht sichtbar,
»leuchtende, reine Farben, charakteristisch für die Jenseitswelt« der
Halluzination.
The experimental video art is in
great length occupied with rhythms
and pattern in order to trace a possible basic structure. The electronic method of production and the
ephemeral shape of the Video image make a preferred metaphor of
the word on all levels. Electronics
accomplishes colour, makes light
visible, shiny colours, characteristic for the netherworld of hallucination.
Cristina Braga, *1985 in Guimarães, Portugal. At the moment she is
attending the Master Degree in Image Design at the Fine Arts School,
University of porto. »Annual Report« was developed at the Digital
Culture discipline, on the 5th year of
the Design of Communication
course.
ÆP 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography,
animation, editing, music
Cristina Braga
ÆDistribution Agencia Portuguese Short Film Agency
94
Harald Schleicher, *1951 in Backnang, Germany. 1973-79 Studies in
Fine Arts. 1983-90 Studies in Cinematic Art, Promotion. 1993 Professor in the J.-Gutenberg-University,
Mainz/Germany for Cinematic Art.
ÆD 2008, Video, 12 min
ÆDirector, script, photography,
editing Harald Schleicher
ÆAnimation Harald Schleicher,
Alexander Gürten, Sarah Nusser
ÆMusic Richard Kristen
ÆDistribution Harald Schleicher
Antal Lux, *1935 in Budapest. Studies of painting and graphics at the
Academy of Fine Arts, Stuttgart.
ÆD 2007, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography,
editing Antal Lux
ÆMusic Lutz Glandien
ÆDistribution Antal Lux
FENCES
OPTICAL PERCUSSION
José Vonk
Gerd Gockell
»Fences« ist ein kurzer abstrakter handgedrehter
Film, der durch die Untersuchung grafischer Gitter
und Radformen optische Täuschungen erschafft. Der
Titel bezieht sich auf das »fence phenomenon« (Gitterphänomen), das der schottische Verleger John Murray (J.M.) erstmals 1821 beobachtete: Die Speichen eines Rades, die man in Bewegung durch eine Reihe vertikaler Stangen sieht, werden durch optische Täuschung als gekrümmt wahrgenommen.
»Fences« is a short abstract handmade film, creating
optical illusions by exploring graphic fence and wheel
structures. The title refers to the »fence phenomenon«, which was first observed in 1821 by the Scottish
publisher John Murray (J.M.): the spokes of a wheel
which are viewed in motion through a series of vertical
bars, assume the optical illusion of a curvature of the
spokes.
»Optical Percussion« von Oskar Fischinger und John
Cage ist der dritte Teil einer Trilogie der fiktiven Rekonstruktionen. 1937 trafen sich Oskar Fischinger und
der noch unbekannte Musiker John Cage, um gemeinsam ein Filmprojekt zu realisieren. Aus Ungeschicklichkeit zerstörte Cage Teile des Filmsets und die Zusammenarbeit wurde beendet - doch Fischingers
Ideen über Ton und Musik hatten einen tiefen Einfluss
auf Cages weitere Arbeit. Ob diese Rekonstruktion Fischingers und Cages Intention nahe kommt, bleibt offen.
»Optical Percussion« is the third part of a trilogy of
fictious reconstructions. In 1937 Oskar Fischinger and
the then unknown John Cage met in Los Angeles to develop a film project with a music composed by Cage.
Because of an accident this project has never been realized, but Fischinger's ideas about sound had deep
influence on Cage's later work as a composer. Whether
this reconstruction comes close to Fischinger's and
Cage's intention remains open.
José Vonk studied at the Gerrit Rietveld Academy and
attended various animation workshops in the Netherlands, UK and Japan. In 1977 she founded the animation studio »De Dames« (The Ladies), together with
Helga Kos. She also works as a teacher at the Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam.
ÆNL 2008, 35 mm, 6 min
ÆDirector, script, photography, editing José Vonk
ÆDistribution Filmbank
Gerd Gockell, *1960 in Darmstadt, Germany. 1981–87
study of grafic-design and animation at the HBKBraunschweig with Prof. Birgit Hein, Prof. Gerhard Büttenbender. 1999 Visiting lecturer at the Ngee Ann Polytechnics Singapore. 2000-02 Visiting professor at the
College of Fine Art Kassel. Since 2002 Head of Animation Department at the Lucerne College of Fine Art,
Switzerland.
ÆD 2008, 35 mm, 5 min
ÆDirector, script, photography, editing Gerd Gockell
ÆAnimation Gerd Gockell, Ute Heuer,
Astrid Hagenguth
ÆMusic Stephan Meier,
Dörte Siefert, Arnold Marinissen
ÆDistribution ANIGRAF
95
INTERNATIONAL SELECTION
BILDERSCHLACHTEN
HEADLINES: HYBRID FILMS BAGHDAD PLAN IS A SUCCESS
SHARESNITCH
Sabine Gruffat
Jan Bode
Dieser Film ist ein Teil einer Trilogie, die aus Zeitungsfetzen von Artikeln der New York Times erstellt wurden. Der halbautomatische Animationsprozess führte
zu Satzkombinationen, die manchmal Sinn ergeben,
indem sie mit bestimmten Worten und Bildern wahllos
verstärkt wurden. Jede Computeranimation wurde auf
eine 100 Fuß lange Rolle 16 mm Tri-X Umkehrfilm
übertragen und dann von Hand bearbeitet. Das Umkehrnegativ ist das Original.
The film is one of a trilogy made by cutting up The New
York Times newspaper articles. The semi - automated
animation process resulted in sentence combinations
that sometimes make sense while randomly emphasizing certain words and images. Each computer animation was transferred to one 100ft roll of 16mm TriX reversal film and then hand-processed. The reversal
negative is the original.
ShareSnitch zeigt drei Arbeiten eines YouTube-Projektes. Bei den einzelnen Videos handelt es sich um mit
Filmausschnitten neu illustrierte Clips anderer User.
Nach ihrer Erscheinung unter identischen Namen
konkurieren sie seitdem mit ihren Originalen um Authentizität.
ShareSnitch shows three works of an internet project.
All videos are copies of several YouTube videos, which
are reillustrated with movieclips and published under
an identic name. Since their release, they compete
against the originals for authenticity.
Sabine Gruffat’s films and videos have screened at
festivals worldwide including the Image Forum Festival
in Japan, the Split Film Festival in Croatia, the Ann Arbor Film Festival, the PDX Film Festival in Portland, The
Gene Siskel Film Center in Chicago, and The Gramercy
Theater in New York. When she is not teaching at the
University of Wisconsin-Madison, she spends her time
rediscovering monuments, bicycle touring, wearing
costumes, and making electronic music.
ÆUSA 2007, 16 mm, 3 min
ÆDirector, producer Sabine Gruffat
ÆHand processing Matthew Kelson
ÆDistribution Sabine Gruffat
96
Jan Bode, *1978 in Göttingen, Germany. 1997-2003 Undergraduate Social Science (Media, Politics, Marketing
and Law) at the Georg-August-University Göttingen.
Since 2002 Freelancer (Design, Photography and
Video). Since 2003 Undergraduate Visual Communication / Class of Björn Melhus). PopCycles /2007 CopyCat
Pack 2.0 /2008 ShareSnitch /2009
ÆD 2009, Video, 5 min
ÆDirector, script, potography, editing Jan Bode
ÆDistribution Jan Bode
ZERO
WAR_TCHING MACHINE DU3L @ G4NRYU 15L4ND
Matthias Winkelmann
Triny Prada
Jon Rafman
Die Menschheit muss dem Krieg
ein Ende setzen, oder der Krieg
setzt der Menschheit ein Ende.
Mankind has to put an end to war,
otherwise war will put an end to
mankind.
Es ist so schwierig zu wissen, wann
die FARC (revolutionäre Kolumbianische Armee) ihre politischen
Ideale verloren hat. Heutzutage
konzentrieren sie sich eher auf Terrorismus und Drogenhandel. Tausende entführter Kinder ab 12 Jahren werden nach und nach einer
Gehirnwäsche unterzogen. Die
meisten der Mädchen werden
missbraucht und zu einer Art Prostitution innerhalb der FARC gezwungen.
It’s so difficult to know when the
FARC (revolutionary Colombian
army) lost its political ideals.
Nowadays they are more focused
on terrorism and drug dealing.
Thousands of kidnapped children
from the age of 12 are becoming
brain washed step by step. Among
them, most of the girls are abused
and forced to go into a kind of prostitution within the FARC.
Ein Quadrat im Zentrum des Bildfeldes formt alles, was es berührt,
in computergenerierte digitale Bilder um. Vergangenheit und Gegenwart kollidieren, wenn die klassischen Samuraifilme anfangen, einem 8-bit Videospiel zu ähneln.
A square in the center of the frame
converts everything it touches into
computer generated digital imagery. Past and present collide as
the classic samurai film begins to
resemble an 8-bit video game.
Matthias Winckelmann, *1983 in
Titisee-Neustadt, Germany, studied
philosophy and history at the Albert-Ludwigs-University Freiburg
from 2003 to 2004. Studies of visual
communication at HfG Offenbach
since 2004.
ÆD 2008, Video, 5 min
ÆRealisation
Matthias Winkelmann
ÆDistribution HfG Offenbach
Triny Prada, painter, video maker
and performance-artist.
www.trinyprada.com
Jon Rafman is a Montreal-born
film-maker and new media artist.
He holds a MFA in Film, Video, and
New Media from the School of the
Art Institute of Chicago and a BA in
Philosophy and Literature from
McGill University.
ÆCDN 2008, Video, 3 min,
World Premiere
ÆDirector, script, potography,
animation, editing, music
Jon Rafman
ÆDistribution Jon Rafman
ÆF 2009, Video, 5 min
ÆDirector, script, editing
Triny Prada
ÆPhotography
Colombian TV found footage,
Triny Prada images
ÆDistribution Triny Prada
97
INTERNATIONAL SELECTION
BILDERSCHLACHTEN
SPIELEND IM GARTEN
PLAYING IN THE GARDEN EXCERPT
,
Betina Kuntzsch
Guli Silberstein
Thomas Galler
»Spielend im Garten« ist eine Allegorie auf eines der ältesten Kinderspiele: Krieg. Heute spielen die Kinder - perfekt ausgestattet - die bekannten Szenen aus Film und Fernsehen nach.
»Playing In The Garden« is an allegory to one of the eldest games,
that children play: war. Nowadays
they perfectly simulate the scenes
they know from TV-news.
Ein Auszug aus einem Fluss von Internetvideonachrichten – eine Familie versteckt sich hinter einer
Wand in einer Nachbarschaft, die
zu einem Kriegsschauplatz geworden ist. Das komprimierte Video ist
verlangsamt und in eine psychedelische Landschaft verwandelt worden. Es betont die entsetzliche Situation, die einzelnen Reaktionen
jedes Familienmitglieds und die
unerträgliche Barriere zwischen
Zuschauer, Bild und Realität.
An excerpt from a flow of Internet
video news - a family is hiding behind a wall in a neighborhood that
turned into a war zone. The compressed video is slowed down and
transformed to a psychedelic landscape, emphasizing the horrifying
situation, the particular reactions
of each family member, and the unbearable barriers between viewer,
image and reality.
»Week End« verwendet auf Youtube gefundene Videos, die von amerikanischen Soldaten im Irak und in
Afghanistan aufgezeichnet wurden. Kompiliert und re-editiert von
Thomas Galler.
»Week End« uses footage which
was found on youtube, originally
recorded by U.S. soldiers in Iraq
and Afghanistan compiled and reedited by Thomas Galler.
Betina Kuntzsch, *1963 in Berlin.
1983-88: study at the College of
Graphic Art and Book Illustration,
Leipzig. 1988 diploma with the video
tape »I sat upon a stone«. 1990 cofounder of the Verein für Videokunst
und Multimedia: (VKMM), Berlin.
Since 1988 video tapes and installations, lives and works in Berlin.
ÆD 2005, Video, 3 min
ÆRealisation Betina Kuntzsch
ÆDistribution Betina Kuntzsch
Guli Silberstein, *1969 in Israel.
1997: Tel-Aviv University, BA in Film
& TV Program. 2000: New School
University, New York City, USA, MA
in Media Studies program. Exhibited video art works in over 70 festivals and exhibitions internationally.
Lives and works in Tel Aviv.
ÆIsrael 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, potography,
editing Guli Silberstein
ÆDistribution Guli Silberstein
98
WEEK END
Thomas Galler, *1970 in Baden,
Switzerland, lives in Zürich. 19951998 Freie Kunst HGK, Luzern,
Switzerland. 1999 Cité Internationale des Arts, Paris, France.
2004-2005 Studio in New York, N.Y.,
USA. 2009 Cité Internationale des
Arts, Paris, France.
ÆCH 2008, Video, 17 min
ÆRealisation Thomas Galler
ÆDistribution Thomas Galler
SHOOTING LOCATIONS
BASED ON AN ACTUAL EVENT
Thomas Kutschker
Reynold Reynolds
»Shooting Locations« untersucht die Grenze zwischen
Krieg, Krieg spielen und den Verwischungen der Wahrnehmung von Realität und Fiktion. Die Verbindung aus
bei Youtube »gefundenen« Tonaufnahmen aus England, Hongkong und Afghanistan mit Aufnahmen einer
Landvilla, eines Hochhauses und von Stadthäusern irritieren.
»Shooting Locations« is researching the borderlines
between war, playing war, war games and the disappearance of the separation between reality and fiction. The combination of »found footage« sounds at
Youtube from England, Hongkong and Afghanistan
with images of a 19th century villa, a skyscraper and
townhouses are irritating.
»Es ist nicht nur das alltägliche Leben, das kinematografisch und televisuell geworden ist, sondern auch
der Krieg. Es wird behauptet, dass Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist; wir können
zudem auch sagen, dass Bilder, Medienbilder, die
Fortsetzung des Krieges durch andere Mittel sind.
Nehmen wir das Beispiel Apocalypse Now.« -Jean
Baudrillard, The Evil Demon of Images
Ein Video über das fiktive Porträt der amerikanischen
Militärtruppen im Krieg des 20. Jahrhunderts.
Während jeder Film ein derzeitiges Ereignis simuliert,
simuliert jeder neue Krieg frühere Kriege, wie sie in
bekannten Filmen gezeigt werden. Kriegskonzepte
werden Realität durch die Beschreibung des Krieges
als Unterhaltung. Szenen aus über 50 Filmen werden
miteinander verglichen.
»It is not only daily life which has become cinematographic and televisual, but war as well. It has been
said that war is the continuation of politics by other
means; we can also say that images, media images,
are the continuation of war by other means. Take
Apocalypse Now.« -Jean Baudrillard, The Evil Demon
of Images
A video about the fictional portrayal of American military forces in 20th century war. While each film simulates an actual event, each new war simulates previous wars as shown in popular films. Conceptions of
war become reality through the depiction of war as entertainment. Scenes from over 50 films are compared.
Thomas Kutschker, *1963 in Mannheim, Germany, professional freelance photographer since 1987. Working
in the film business since 1989. Freelance cameraman
for cinema and TV since 1992. 1993-1996 postgraduate
studies at the Academy of Media Arts Cologne, MA in
Audiovisual Media. 1998 First Prize of the state government for young directors and DOP´s. 2000 Stipendium
for artists by the state government. 2000-2005 lectures
about film theory and documentary film at the Humboldt-Universitiy, Berlin. From 2005 film lectures at the
UDK Berlin and from 2006 film lectures at the Academy
of Arts, Düsseldorf.
ÆD 2009, Video, 8 min, German Premiere
ÆDirector, photography, montage Thomas Kutschker
ÆProduktion filmisches Berlin
ÆDistribution filmisches Thomas Kutschker
Reynold Reynolds is an American born in Alaska. He
has created installations, documentaries, found
footage works, made narrative and experimental films,
and developed a common film grammar based on
transformation, consumption and decay.
ÆD 2007, Video, 15 min
ÆRealisation Reynold Reynolds
ÆDistribution Reynold Reynolds
99
INTERNATIONAL SELECTION
CLIPKLAPPBUMM
HELLO ANTENNA
Veronika Samartseva,
Anna Samoylovich
Die Geschichte von Susie, ihrer
Mutter, der Royal Family und dem
Shoppen. Ein animiertes Musikvideo mit vielen Fliegern, Antennen
und einer großen Explosion.
The story about Susie, her mother,
the Royal Family and shopping. Animated music video with lots of airplanes, antennas and one big explosion.
Veronika Samartseva, *1983 St.
Petersburg, Russia. Since 1991 living in Germany. Since 2003 studying
animation at HFF Konrad Wolf, Babelsberg. 2007 CUC Summer Academy Beijing - Berlin.
Anna Samoylovich, *1980 in
Moscow, Russia. 2002-2006 studying art-direction of animated films
at VGIK (Film University, Moscow).
Since 2006 studying animation at
HFF Konrad Wolf, Germany.
ÆD 2008, 35 mm, 5 min
ÆDirector, script, animation,
editing Veronika Samartseva &
Anna Samoylovich
ÆPhotography Thomas Bergmann
ÆMusic Susie Asado
ÆDistribution
Veronika Samartseva
POLIZISTIN EVA
POLICE WOMAN EVE
EL SOTER: THE HAIL
Eike Mählmann
Blaz Erzetic
Polizistin-Eva, ich habe mich sofort
verliebt:::: Polizistin- Eva, wie du da
standst ganz in Grün::: PolizistinEva, wie schön, dass es Zufälle
gibt:::: Polizistin- Eva: C. Heiland
und das Heidelberger Daumenorchester spielen und die Formen
fliegen! Eine bunte Liebesgeschichte, die die Welt so noch nicht
erlebt hat.
Policewoman Eve - I fell in love with
you at once: C. Heiland and the Heidelberg Thumborchestra are playing and the forms are flying! Basic
geometric figures move around a
colourful love story.
The Hail ist der DVD-Teil des Albums Appletree of Discord von El
Soter. Ein 3D-Video, das darauf
zielt, semantisch korrekte Sequenzen von Wörtern darzustellen und
sie so aneinander zu fügen, dass
sich ein anderer Sinn oder Unsinn
ergibt. Das englische Wort für Rampenlicht - limelight - zum Beispiel,
besteht aus zwei freien Morphemen: »lime« (Obst: Limone) und
»bulb« (Licht: Glühbirne). Die Ikonographie im Video folgt dem Text
des Liedes.
The Hail is the DVD part of the album Appletree of Discord by El Soter. It is a 3D generated video with
intent to display semantically correct sequence of words assembling
them into a different sense or even
nonsense. Limelight for example is
divided into two icons: lime (fruit)
and bulb (light). The iconography
displayed in the video follows the
lyrics of the song.
Eike Mählmann, *1979 in Aachen,
Germany. 2003 Study at the Falcultad De Artes Plasticas, Universidad
Veracruzana, Mexico. 2006 Diploma
Mediadesign at the University of
Applied Science Aachen. 2005 International Video Festival Bochum,
jury award for ›Hörfilm‹.
ÆD 2008, Video, 3 min
ÆDirector, photography,
animation, editing
Eike Mählmann
ÆScript xkopp
ÆMusic C. Heiland und das
Heidelberger Daumenorchester
ÆDistribution xkopp
Blaz Erzetic: I concentrated my
work mostly onto 3D, developing
knowledge in this area and computer graphics in general. Organizer of
Pixxelpoint - International New Media Art Festival. Since 1998 working
as a graphic artist and musician.
ÆSLO 2008, Video, 4 min,
German Premiere
ÆDirector, script, photography,
animation, editing Blaz Erzetic
ÆMusic El Soter
ÆDistribution Blaz Erzetic
100
SMALLONES BRAINPAIN ROBOT LOVE
Philipp Eichholtz
Suzie Silver & Hilary Harp
Der Hesslerhead landet zufällig bei
»Dr. Moes Speeddating«.
Dr. Moes speeddating class gets interrupted by the Hesslerhead.
Teilweise inspiriert von der Hülle des prototypischen Hi-NRG Album »Megatron Man« von Patrick Cowley, ist Robot Love ein Fest der spielerischen, synthetischen, partygetriebenen hedonistischen Kultur der Disco.
Das Video, das hauptsächlich ein Musikvideo für das absurde Lied von
1978 der österreichischen Band Ganymed ist, ist spielerisch und opulent,
und stellt eine Nacht in der Disco dar als bewusstseinserweiternde Reise in ein alternatives Universum.
Inspired, in part, by the cover of »Megatron Man«, Patrick Cowley's archetypal Hi-NRG album, Robot Love is a celebration of the playful, synthetic, party-driven hedonistic culture of disco. Essentially a music video
for the Austrian band Ganymed's absurd 1978 song, the video is playful
and opulent, presenting a night at the disco as a mind-expanding trip to
an alternate universe.
Philipp Eichholtz, *1982 in Hildesheim, Germany, grown up in Osnabrück. Trained editor/cutter. First
short film at the age of 15, 23 more
projects. 2005 junior award of Filmfest Hamm for »Der letzte Abend«,
invitations to many more festivals.
Music videos, assistant producer of
various feature films and serials for
TV productions. 2008 first freelance
feature length film »Meine Daten
und Ich - Sicherheit in Deutschland«. Presently working on »The
Many Lives of Jerry Schatzberg«, on
the 81-year-old legendary director.
ÆD 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script Philipp Eichholtz
ÆPhotography Julian Landweer
ÆEditing Philipp Eichholtz,
Christina Heeck
ÆMusic Hesslers
ÆCast Hesslers, Hardy Schwetter
ÆDistribution Philipp Eichholtz
Hilary Harp and Suzie Silver began collaborating in 2003. Since then they
have created a range of projects including objects, installations, videos
and performances. Drawn to exotica, science fiction and pre-digital special effects, they create d.i.y. spectacles by combining technical sophistication with humble materials. They have exhibited their objects and installations throughout the U.S. including the Munson Proctor Williams Art
Institute, Penn State University, and the Pittsburgh Center for the Arts, the
Arizona State University Museum, Bucheon Gallery, San Francisco; and the
Pittsburgh Glass Center. Their videos, have screened all over the world.
See also »Nebula«.
ÆUSA 2008, Video, 3 min, European Premiere
ÆDirector, editing Suzie Silver & Hilary Harp
ÆPhotography Hilary Harp
ÆAnimation, cast Suzie Silver
ÆMusic Ganymed
ÆDistribution Suzie Silver & Hilary Harp
101
INTERNATIONAL SELECTION
CLIPKLAPPBUMM
PAPAL BROKEN-DANCE
I LIKE
MAKE NO $MALL PLANS
Marie Losier
Cornelius Kirfel
Sylvia Winkler & Stephan Köperl
Ein campy Musikvideo im Stil der
Scopitones der frühen 60er mit
wunderbarer Besetzung: 10 Jungs
in sexy roten Hemdchen und
Mädchen in roten Tutus, die alle
fröhlich mit Genesis P-Orridge in
einem Boxring tanzen - eben alle
Zutaten, die für einen Musik-Slapstick-Boxkampf benötigt werden.
In Zusammenarbeit mit Jean Barberis und Sebastien Sanz de Satamaria. (dt. forum expanded)
A campy music video in the style of
a scopitone from the early 1960s,
with the wonderful cast of 10 boys
in sexy red singlets and girls in red
tutus, all dancing with joy with
Genesis P-Orridge in a boxing
ring... all the ingredients for a slap
stick boxing match in music. Music
video Papal Breakdance by PTV3Genesis P-Orridge With Genesis
Breyer P-Orridge and many friends.
Tanzender Selbstdarsteller auf
YouTube.
Dancing show offs on YouTube.
Griffintown ist ein historischer,
aber vernachlässigter Bezirk in der
Nähe des Zentrums von Montreal.
Nach 40 Jahren des Niederganges
versucht die Stadtregierung das
Areal an einen privaten Investor zu
übergeben. Inspiriert vom Protest
lokaler Aktivisten gegen diese Pläne schreiben wir einen neuen Text
zu einer Melodie, welche aus der
gleichen Zeit stammt wie der momentane Eindruck von Griffintown.
Griffintown is a historical but rundown district near the centre of
Montreal. After 40 years of decline,
the city council is attempting to
turn over the area to a private investor. Inspired by local activists’
protests against these plans, we
are writing new lyrics to a melody
that originates from the same time
as the present appearance of
Griffintown.
Marie Losier is a filmmaker and curator working in NYC. She has
shown her films at museums, galleries, biennials and festivals. In
2008 she was invited to present her
new film Tony Conrad DreaMinimalist at the TATE MODERN and THE
BASEL ART FAIR and at The Rotterdam and Berlin Film Festivals.
ÆUSA 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script, photography,
editing Marie Losier
ÆMusic PTV3 Genesis P-Orridge
ÆCast Genesis P-Orridge & friends
ÆDistribution Marie Losier
102
Cornelius Kirfel *1975. Freelance
musician, artist, media-designer
with diploma. Films & videos: Zwischenwelt 2001 Landunter 2003 Hin
und Weg 2003 Ich muss hier raus
2007 I Like 2008 Idaho 2008 Darkened Dream 2008.
ÆD 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography,
editing, music, cast
Cornelius Kirfel
ÆDistribution Cornelius Kirfel
Sylvia Winkler, *1969 in Austria and
Stephan Köperl, *1966 in Germany,
have a studio in Stuttgart. Since
1997 together they explore the
public space of various countries.
Their interventions are developed
as site-specific and temporal performances.
ÆCDN/D 2008, Video, 6 min
ÆDirector, script, photography,
editing, cast
Sylvia Winkler, Stephan Köperl
ÆMusic Deep Purple
ÆDistribution Winkler/Köperl
MINZE - KEIN GELD
REHAB
LOOSE CONTROL
David Wagner
Camille Verbunt
Monica Panzarino
Das Musikvideo der österreichischen Band MINZE. »Kein Geld«
wurde mit einer Canon EOS1 MarkIII DSLR gedreht, um diesen einzigartigen Look zu kreieren. Da der
Titel des Songs Programm ist,
konnte so auch das Budget sehr
gering gehalten werden.
For MINZE's second music video
we chose a »pixilation-like« technique to support their fast paced
and joyful performance, discussing
all those possibilities one can pursue without having money. We shot
this video on a Canon EOS1 MarkIII
DSLR to create this unique look.
And, hence the title of the song,
safe some money at the same time.
Menschen singen Amy Winhouse's
Rehab.
People singing Amy Winehouse's
Rehab.
»Loose Control«, die Künstler tanzen zu Missy Elliots Hit Single,
»Lose Control«. Die sich daraus ergebende Performance ist vereinfacht, um die konventionelle Ästhetik amerikanischer Musikvideos
und deren Wiederholung und Eintönigkeit zu entlarven. Die Künstler
machen sich über sich selbst lustig, über ihre Kollegen und über
ihre Kultur der sofortigen Belohnung.
In »Loose Control«, the artists
dance to Missy Elliot's hit single,
»Lose Control«. The resulting performance is simplified to expose
the conventional aesthetic of
American music videos, and the
repetition and monotony that often
exists in them. The artists poke fun
at themselves, their peers, and
their culture of instant gratification.
No categories seem to fit this
group, and yet their sound and the
German texts are distinctive, concise and fresh. The Viennese band
Minze was formed in 2004, and has
already supported H. Grönemeyer,
Nena and Großstadtgeflüster.
ÆA 2008, Video, 3 min
ÆDirector, photography
David Wagner
ÆScript David Wagner, Lena
Prosteder, Roberto Gruber,
MINZE
ÆEditing Florian Fessl
ÆMusic, cast MINZE (Lioba
Rencher, Florian Wagner, Markus
Fichtinger, Judith Filimónova,
Robert Heiß)
ÆDistribution
MINZE Judith Filimónova
Camille Verbunt, *1968 in the
Netherlands, now lives in Amsterdam. He finished Artschool St.
Joost (Breda) in 1993 and has since
produced many video's. As an artist
Camille has made name with his
embroidery, paintings and since
last year the mosaic-films of which
there are about 20 now.
ÆNL 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, photography,
editing Camille Verbunt
ÆDistribution Camille Verbunt
Monica Panzarino lives and works
in New York City, in video and sound.
BFA from Alfred University in 2002;
her work has been screened nationally and internationally.
Nadine Sobel lives and works in
Brooklyn, New York in ceramics,
video and performance. BFA from
Alfred University in 2006.
ÆUSA 2008, Video, 5 min
ÆDirector Monica Panzarino
ÆScript, photography, Editing
Monica Panzarino, Nadine Sobel
ÆDistribution Monica Panzarino
103
INTERNATIONAL SELECTION
CLIPKLAPPBUMM
SOUL OF A MAN
»TWEEN MY LIPS«
VIRTUALITY
Christina Speer
Martin Sulzer
Stefanie Sixt
Hommage an Gustave Courbet
(»Die Steinklopfer«), Malewitsch
(»Schwarzes Quadrat«), Leonardo
da Vinci. Zeitgenössische filmische
Interpretation des Gustave Courbet
Gemäldes »Die Steinklopfer« - eines der ersten Meisterwerke der
kritisch-realistischen
Malerei
überhaupt - 160 Jahre später.
Homage to Gustave Courbet (»The
Stonebreakers«), Malevich (»Black
Square«), Leonardo da Vinci. Contemporary cinematic interpretation
of Gustave Courbet’s painting »The
Stonebreakers«- one of the first
masterpieces of critical/realistic
painting ever - 160 years on.
ein musicvideo über den modernen
mann. in heutigen hip hop videos
bekommen meist nur frauen die
chance ihren körper zu zeigen. das
ist gegenüber männern nicht fair.
ich glaube der männliche körper ist
es wert angesehen zu werden. belly is the new booty!
all i do is eat, sleep, shit and dance.
a music video about the modern
man in today's society. in hip hop
videos usually only woman get the
chance to show their bodies. this is
quite unfair to males. i think the
male body is also worth looking at
... at least in a 2 minutes music
video. belly is the new booty!
Christina Speer, *1969 in GroßSchönebeck. 1990- 1992 studies of
Dance and painting at the Ultimate
Academy, Köln. 1992- 1995 Study of
Fine arts at Free academy of arts,
Berlin. 1995- 2004 study at UDK,
Berlin. Lives and works in Berlin.
Martin Sulzer: Since 2005 Study of
direction in film and TV at the HFFPotsdam-Babelsberg. Selected filmography Let's push things forward, (Muvi Award, Oberhausen
2004). 2007 everyone - everywhere,
Music clip. 2008 du tust mir, Shortfilm at HFF-Potsdam.
»Virtuality« ist ein abstrakter Film.
Konkretes wird aus dem Zusammenhang gerissen und in einen
neuen Kontext gestellt. Somit bietet das Zusammenspiel von Form
und Fläche zur Musik dem Betrachter Interpretationsspielraum.
Das Musikbett greift das Spiel zwischen Abstrakt und Konkret auf,
spielt mit elektronisch verzerrten
Sounds und Instrumenten.
»Virtuality« is an abstract movie.
Objects are getting extracted from
reality and reformatted into a new
context. Forms and surfaces are interacting and opening doors to new
interpretation. The musical score is
connecting the layers of abstract
and concrete elements by using instruments along with electronic
sounds.
ÆD 2008, Video, 3 min
ÆDirector, script, photography,
editing Christina Speer
ÆMusic Beck Hansen
ÆDistribution Christina Speer
ÆD 2008, Video, 2 min
ÆDirector, script, animation
Martin Sulzer
ÆMusic Food for Animals
ÆDistribution Martin Sulzer
Stefanie Sixt, *1973 in Augsburg.
1994-95 academie beeldende kunsten, Maastricht, NL. 1995-99 audio-visual media at FH Augsburg.
Since 1999 she has been working as
visual artist, director and producer.
Amongst a lot of commercial projects she´s been producing many experimental films. 2006 and 2008 silver award of the integrated tv &
video association in the frame of
photokina, Köln.
ÆD 2009, Video, 6 min
ÆDirector, script, photography,
editing Stefanie Sixt
ÆDistribution Stefanie Sixt
104
AMBULANTE: 1
HEY
Arturo Gil, Martha Caravantes
Guy Ben Shetrit
Beobachtung: Sichten auf mehreren Bildschirmen
wird scheinbar von der Schnitt-Technik Burroughs vorweggenommen. Er schlug vor, Wörter und Bilder umzuordnen, um rationale Analyse zu umgehen, und dadurch unterbewusste Hinweise auf die Zukunft durchsickern zu lassen... eine nahe bevorstehende Welt aus
Exotika, die nur peripher erblickt werden kann.
Observation: Multi-screen viewing is seemingly anticipated by Burroughs cut-up technique. He suggested
re-arranging words and images to evade rational
analysis, allowing subliminal hints of the future to leak
through... an impending world of exotica, glimpsed
only peripherally.
Sci-Fi Fantasy-Reise eines kleinen Mädchens mit einem besonderem Haustier, einer großen Kröte. Als das
Mädchen ihr Haustier verliert, das in Form eines Ballons in den Himmel schwebt, überlegt es sich verschiedene abenteuerliche Szenarien, in denen das
Mädchen sie jagt. Dies ist ein vollständig 3D animiertes Musikvideo für den Song »Hey« der Band Eatliz.
Sci-Fi Fantasy journey of a little girl with a special pet
friend, a huge toad. Once the girl loses her pet, which
drifts in the sky in a form of a balloon, she is going
thought different adventurous scenarios by chasing it.
This is a full 3D animation music video for the song
»Hey« by Eatliz band.
XNOGRAFIKZ is a design & arts studio founded in 2001
by Arturo Gil, *1972 in D:F. México and Martha Caravantes, *1972 in D.F. México. XNO is a sort of crossroads; the nodal point where our professional activities
(motion graphics design for advertising agencies, corporations and film production companies) converge
with personal projects involving music, graphics, images & ideas; audio visualization as an art form. Painting with light.
In live visual performances we aim to integrate the
technique and craft of postproduction, graphic design
and video art. Our set is an always mutating, always
evolving video entity.
»Hey« is Guy Ben Shetrit's first independent project as
a director after ten years of serving as an animator for
commercials, TV programs and computer games. In
2008 Ben Shetrit and Aiko studio won MTV international art break contest.
ÆIL 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, editing
Guy Ben Shetrit
ÆAnimation Talia Tsur, Tom Dor,
Guy Ben Shetrit, Rongo Geva, Oren Ben Tov
ÆMusic Eatliz
ÆDistribution Anova Music
ÆMEX 2008, Video, 2 min
ÆRealisation Arturo Gil, Martha Caravantes
ÆDistribution xnografikz
105
INTERNATIONAL SELECTION
MEN AT WORK
TIME PATROL
UNKNOWN UNKNOWN(S)
Jasmin Jodry
Mark Boswell
Männer in grauen Anzügen gehen
Streife in einer Metropole, um die
Zeit der Zivilisten zu stehlen. Sie
sind grausame Zeitsauger: Sie
brauchen Minuten als Droge, um
ihre eigene Existenz antreiben zu
können.
Grey suited men patrol a metropolis in order to steal time from civilians. They are vicious vampires of
time: they need minutes as a drug
to fuel their own existence.
»Es gibt bekannte Wahrheiten. Dinge von denen wir wissen, dass wir sie
wissen. Es gibt bekannte Unbekannte. Das heißt, wir wissen, dass es Dinge gibt, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte –
also Sachen von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen.« Unknown Unknown(s) ist ein Dialog zwischen der Filmgeschichte und der
Konzeptkunst/Aktivistenpraktiken.
»There are known knowns« things we know that we know. There are
known unknowns. That is to say, there are things that we now know we
don't know. But there are also unknown unknowns... things we do not
know we don't know«. Unknown Unknown(s) is a dialogue between film
history and conceptual art/activist practices.
After graduating from Art Center
College of Design In Los Angeles,
Jasmin Jodry worked as a designer
and animator in Hollywood for
Imaginary Forces as well as in New
York for Trollbäck and Company.
Since 2003 she has freelanced in
London for companies such as Intro, UVA, Imagination and The Light
Surgeons including work for Elton
John, Joss Stone and Zero7. In 2006
she completed her masters degree
at the Royal College of Art. www.sophisticatedmadness.com
ÆGB 2008, Video, 4 min
ÆDirector, script, design,
animation Jasmin Jodry
ÆPhotography Tobia Sempi
ÆMusic Kode 9, Spaceape
ÆDistribution Jasmin Jodry
106
Mark Boswell studied film & film theory at various institutions in Switzerland, France, Germany, and the U.S. from 1986-1992. His experimental film
works have been screened internationally in over 25 countries in museums, biennials, and film festivals. In 2004, He was awarded the »International Media Art Award« from the ZKM Museum of Karlsruhe, Germany. He
is currently working on a book on collage filmmaking, tracing its origins
from Futurism, Dadaism, Constructivism, and early Russian Cinema up to
the present entitled »Nova-Kino: The History of Cinematic Agit-Prop.«
ÆUSA 2008, Video, 13 min
ÆDirector Mark Boswell
ÆScript R.M. Flannigan
ÆPhotography Orville Nix jr.
ÆEditing Dr. Benway
ÆMusic Matmos
ÆDistribution Mark Boswell
BOUCHÉ
BLOCKED
CATTLE CALL
Agnes Feuvre
Matthew Rankin & Mike Maryniuk
Ein Mann in seinem Auto in einem
Verkehrsstau. Der Mann ist apathisch, gleichgültig. Langeweile. Er
stellt das Radio an: Puccini, La Tosca. Im ersten Moment verändert
sich nichts. Dann stimmt er ein mit
den Sängern, laut und schief. Immer lauter und schiefer. Aber da
kommt etwas in ihm hoch, etwas
erfreuliches und triumphierendes,
schon über das Lächerliche hinaus.
A man in his car in a traffic-jam.
The man is apathetic, blasé. Boredom. He turns on the radio: Puccini,
La Tosca. In the first moment, nothing changes. Then he sings with the
singers, aloud and out of tune. Always louder, and worse. But something is rising in him, something
joyful and triumphant, beyond the
ridiculous.
Cattle Call ist eine Hochgeschwindigkeitsanimationsdokumentation über
die Kunst der Viehhandelsauktion in Nordamerika. Sie ist arrangiert um
die hypnotisierenden Talente des Meister-Auktionators Tim Dowler und
verwendet eine Auswahl klassischer und avantgardistischer Animationstechniken (darunter auch Zeitraffer, Ausschnitte, offene Belichtungen,
Lochvorrichtungen und direkt auf das Zelluloid aufgetragenes Letraset).
Die Filmmacher Maryniuk und Rankin haben versucht, Bilder zu schaffen,
die so umwerfend abstrakt, absurd und aufputschend sind wie die unglaubliche Sprache der Auktionen selbst. Unsere Hoffnung ist es, dass
der Film bei allen, die ihn bestaunen, einen rindviehähnlichen Verblüfftheitsgrad hervorruft.
Cattle Call is a high-speed animated documentary about the North American art of livestock auctioneering. Structured around the mesmerizing
talents of master auctioneer Tim Dowler, and using a variety of classic
and avant-garde animation techniques (including stop-motion, cut-outs,
open-exposures, hole-punching and rubbing lettraset directly on the celluloid) filmmakers Maryniuk and Rankin have tried to create images as
dazzlingly abstract, absurd and adrenalizing as the incredible language
of auctioneering itself. It is our hope that the film will induce near-bovine
levels of dumbfoundedness in all those who gaze upon it.
Agnes Feuvre, *1975. A script writer
on the films of Olivier Assayas,
Francois Ozon, Nicole Garcia, and
Arnaud Desplechin, she is today
most of all a screenwriter. She has
directed two short-films, Un état
passager and A mains nues (With
Bare Hands), which was screened in
Cannes at the Director’s Fortnight
before winning the grand prix at the
Festival Coté Court in Pantin in
2006. She is currently reparing her
first feature film produced by Why
Not Productions. She was swept
away by an air from Tosca.
Matthew Rankin was born in Winnipeg and educated in Montréal and
Québec City. A graduate of l’Université Laval and l’Institut national de l’image et du son, Rankin returned to Winnipeg in 2005 to work more directly
with the imagery of his native province. Mike Maryniuk was born in Winnipeg, but raised in the rural back country of Manitoba. A completely selftaught film virtuoso, Maryniuk’s film world is an inventive hybrid of Jim
Henson, Norman McLaren and Stan Brakhage.
ÆCDN 2008, Video, 4 min, European Premiere
ÆDirector, script, photography, animation
Matthew Rankin & Mike Maryniuk
ÆEditing Alek Rzeszowski
ÆMusic Jaxon Haldane & the D. Rangers w/ Mike Petkau
ÆCast auctioneers Tim Dowler, Scott Campbell,
Neil Fraser, Hal Hedley a.o.
ÆProducer Matthew Rankin
ÆDistribution Winnipeg Film Group
ÆF 2008, Video, 4 min
ÆRealisation Agnes Feuvre
ÆCast Nicolas Moreau
ÆDistribution Lucca Film Festival
107
INTERNATIONAL SELECTION
MEN AT WORK
MUHANNED´S WISH
RESONANCE
Nico Hertweck
Karel De Cock
Muhanned zog aus nach Sydney,
um sein Glück zu machen. Dort
wünschte er sich ein kleines Haus,
in dem er und seine Familie leben
konnten. Da hatte ein Immobilienkonzern Mitleid mit ihnen. Und auf
einmal war Muhanned bankrott
und mit ihm viele andere. Ein wahres Finanzkrisen Märchen.
Muhanned moved to Sydney, hoping to find his fortune. He wanted to
have a little house there where he
and his family could live. A real estate company took pity on him. And
suddenly Muhanned was bankrupt,
as were many others, too. A true financial crisis fairytale.
Die Videoarbeit De Cocks reflektiert Individualität und Isolation in unserer Gesellschaft: Drei beruflich erfolgreiche Männer, Geschäftsmann
John aus Louisiana, Banker François aus London und der Schweizer
Händler Antoine, hinterfragen gemeinsam ihren Lebensweg, ihre Entscheidungen, ihre Karrieren. Je näher der Zuschauer die Protagonisten
kennenlernt, desto deutlicher wird das Bild des Menschen, der sie hätten
sein können. Wenn wir sie kennenlernen, dann lernen wir auch jemand
anderen kennen. Vielleicht jemanden, der weniger Glück in seiner Karriere gehabt hätte. Oder vielleicht werden wir auch das wahre Gesicht des
Erfolges zu sehen bekommen.
Karel De Cock’s video reflects upon individuality and isolation in society.
Three successful men, businessman John from Louisiana, banker
François from London and trader Antoine from Switzerland. Together they
reflect on their career and the choices they made and the ones they didn't. Choices that made them successful, and into who they are today. As
we get to know them, we also get to know someone else. Someone who
may have been less lucky in his career. Or maybe we see what the true
face of success can be. As we get to know them, we also get to know
someone else. Someone who may have been less lucky in his career. Or
maybe we see what the true face of success can be.
Nico Hertweck: 1997-2005 work as
directing-assistent in film and TV.
Since 2005 Study of experimental
media-design at the UdK Berlin.
2007 guest student at the Sydney
College of the Arts. 2008 »muhanned´s wish«; 2008 »lonely planet«.
ÆAUS/D 2008, Video, 6 min
ÆDirector,script, photography,
editing Nico Hertweck
ÆDistribution Nico Hertweck
Karel De Cock, *1982: Studied Audiovisual arts at the Sint-Lukas
Hogeschool in Brussels. He has roots as a graphic designer but developed
an interest in film. In 2008 he received his Bachelor diploma with his film
Resonance. He has a background in the traditional fiction genre but since
Resonance he finds himself crossing the borders of both fiction and documentary. Right now he finishes his studies in the master department of
documentary with guidance from Rob Rombout, Ronnie Ramirez and Herman Asselberghs. www.kareldc.com
ÆB 2008, Video, 19 min
ÆDirector, script, editing Karel De Cock
ÆPhotography Tim Lammers & Karel De Cock
ÆCast Eric Kloeck (businessman), John, François, Antoine (themselves)
ÆProduction Karel De Cock / Defilms.be
ÆDistribution Karel De Cock
108
NAUFRAGE
TOMORROW-YEAH!
Clorinde DURAND
Daniela Abke
Was ist da los, im Büro? Eine Auseinandersetzung, ein
Erdbeben oder doch ein Liebesdrama. Reduziert auf
das Nötigste, spielt sich etwas Katastrophales ohne
Erzählung ab. In den Gesten und der Mimik vertraut,
bleibt die Situation doch unwirklich. (dok-fest Kassel)
»Naufrage« lists fears: the narration stops at the
frozen instant. But »Naufrage« relates something.
What is it talking about? We don't know... perhaps an
accident, a depression, an explosion? This scene
might be the summit of a catastrophe scenario: the
moment of physical emotion. However, nothing in the
sequence of events tries to explain this state of
things.
Basketball. In der Halle wird trainiert und gekämpft.
Zu hören ist ein eigenartiger Gesang, eine »chaotische« Mischung aus Schritten, quietschenden Gummisohlen und dem kurzen Auftrumpfen des Balls. Bewegungen werden verinnerlicht, Abläufe wiederholt.
Das nächste Spiel ist das Entscheidende.
Basketball. Training and tough encounters in the gym.
Sounds of strange songs, a chaotic mixture of steps,
the squeaking sneakers and short bounces of the ball.
Movements are memorized, combinations rehearsed.
The next game is decisive.
Clorinde Durand, *1984 in Ollioules, France. Studied
and graduated from Superior Art School of Aix-enProvence ( France ). Currently at the »Fresnoy, studio
national des arts contemporains«. Works and lives in
Lille.
ÆF 2008, Video, 7 min
ÆDirector, script, editing Clorinde DURAND
ÆPhotography Guillaume Brault
ÆMusic Antoine Aubin
ÆDistribution Le Fresnoy Studio national
Daniela Abke, born in Westphalia. University studies
and graduation in Music and Fine Arts. Realisation,
production and editing of award-winning short films
(GO TO SHANGHAI, SCHNEEWEISS). Research grant for
Paris from the German Academic Exchange Service
(DAAD). She finished postgraduate studies cum laude
at the Academy of Media Arts in Cologne. She lives and
works in Paris and Cologne.
ÆD 2008, 35 mm, 13 min
ÆDirector, script, editing Daniela Abke
ÆPhotography Dieter Stürmer
ÆMusic Uwe Niepel
ÆDistribution KHM
109
INTERNATIONAL SELECTION
DOUBLE TAKE
DOUBLE TAKE
Johan Grimonprez
Der Regisseur Johan Grimonprez stellt Alfred Hitchcock als paranoiden Geschichtsprofessor dar, der in der Zeit
des Kalten Krieges unwissentlich in ein doppelbödiges Verwirrspiel verwickelt wird. Der Meister sagt nur
falsche Sachen zum falschen Zeitpunkt, während sich Politiker beider Seiten vor laufender Kamera verzweifelt
darum bemühen, das Richtige zu sagen.
Double Take setzt sich zum Ziel, anhand merkwürdiger Paare und doppelbödiger Verhandlungen zu zeigen, wie
»Angst als Massenware« durch globale Politik erst möglich wird. Während das Fernsehen das Kino überrollt
und die Auseinandersetzung zwischen Chruschtschow und Nixon andauert, beginnt still und leise die Sexualpolitik, und Alfred selbst taucht im Fernsehen auf, in einer weltmännischen Rolle, in der er Hausfrauen mit Markenprodukten ködert, denen sie nicht widerstehen können.
Der Schriftsteller Tom McCarthy hat für Double Take die Geschichte einer persönlichen Paranoia geschrieben,
die die politischen Intrigen widerspiegelt. Darin werden Hitchcock und sein schwer fassbarer Doppelgänger immer besessener vom perfekten Mord – sie wollen sich gegenseitig umbringen!
Regisseur Johan Grimonprez wirft einen genauen Blick auf TV-Archivmaterial der Zeit und benutzt Hitchcocks
Die Vögel als grundlegende Metapher. So kommt er der Katastrophenkultur auf die Spur und verfolgt ihre unbarmherzigen Angriffe auf unser »Zuhause« bis zum heutigen Tag.
»In seinem neuen Film Double Take widmet sich Künstler und Filmemacher Johan Grimonprez vertrauten Themen, wie der Art und Weise wie das Fernsehen sein Publikum manipuliert, Ängste schürt und die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lässt. (...) Double Take beginnt mit der Geschichte eines unheimlichen Ereignisses im Herbst des Jahres 1948, als Hunderte von Vögeln mit dem Empire State Building kollidierten und ihre Körper auf die Straßen New Yorks herabregneten. Dann erfahren wir von einem Flugzeug, das
ebenfalls in das Empire State Building raste. Hitchcocks Die Vögel war also gar nicht so weit hergeholt, wie es
den Anschein haben mag. Die Angst, die solch absurde Ereignisse auslösen, ist seither zunehmend zum Bestandteil unseres Alltags geworden. Grimonprez' Behauptung lautet nun, dass das undeutliche Gefühl von Bedrohung aus den 1960er Jahren uns auch heute heimsucht.«
»Double Take kann auch als Beschreibung von Grimonprez' Arbeitsweise betrachtet werden, mit der bestehende Bilder hinterfragt und Klischees auf den Kopf gestellt werden. Zugleich verweist der Begriff auch auf die Arbeit der Sinnstiftung durch die Zuschauer im Angesicht der täglichen Bilderflut.«
Ausschnitte aus einem Interview mit dem Filmemacher Geoffrey MacNab für Flanders Image.
110
Director Johan Grimonprez casts Alfred Hitchcock as a paranoid history professor, unwittingly caught up in a
Double Take on the cold war period. The master says all the wrong things at all the wrong times while politicians
on both sides desperately clamber to say the right things, live on TV.
Double Take targets the global political rise of »fear as a commodity«, in a tale of odd couples and double deals.
As television hijacks cinema, and the Krushchev and Nixon debate rattles on, sexual politics quietly take off and
Alfred himself emerges in a dandy new role on the TV, blackmailing housewives with brands they can't refuse.
The novelist Tom McCarthy writes a plot of personal paranoia to mirror the political intrigue, in which Hitchcock
and his elusive double increasingly obsess over the perfect murder – of each other! Subverting a meticulous
array of TV footage and using The Birds as an essential metaphor, Grimonprez traces catastrophe culture's relentless assault on the home, from the inception of the moving image to the present day.
»In his new film Double Take, artist and filmmaker Johan Grimonprez explores familiar themes: the way television manipulates audiences; induces a sense of fear; blurs the lines between fiction and reality. (...) Double Take
opens with accounts of an uncanny incident in the autumn of 1948 when hundreds of birds crashed into the
Empire State Building and plummeted to the street. Next, we hear about a plane crashing into the Empire State.
Hitchcock's film of The Birds was not, perhaps, as far-fetched as it seemed. The fear felt about such freak incidences was to become more and more commonplace. Grimonprez contends that the sense of looming unease
felt in the early 1960s is still with us today.«
»Double Take also stands as a description of Grimonprez's working method, which is to question received images and to turn clichés on their head. Meanwhile, the phrase also hints at what viewers have to do to make
sense of the huge amount of images they are bombarded with on a daily basis.«
Excerpts from an interview with the filmmaker by Geoffrey MacNab for Flanders Image.
Belgium/Germany/Netherlands 2008, DigiBeta, 80 minutes
Johan Grimonprez, artist and filmmaker, is visiting professor at the School of Visual Arts in New York and otherwise works in Brussels. He garnered a great deal of attention in 1999 for his video collage Dial H-I-S-T-O-R-Y, an
aesthetically compelling, visually hypnotic roller coaster ride through the history of airplane hijackings, which
won him »Best Director« awards at the international film festivals in San Francisco and Toronto. Grimonprez's
most recent work, the short film Looking for Alfred (2005), a kind of sketch for Double Take, won the »Spirit
Award« New York, the International Media Prize for Science and Art of ZKM Karlsruhe (2005) and the European
Media Art Award 2006.
ÆB/D/NL 2009, Video, 80 min
ÆDirector, script Johan Grimonprez
ÆStory Tom McCarthy
ÆEditing Dieter Diependaele, Tyler Hubby
ÆMusic Christian Halten
ÆProduction ZAP-O-MATIK, Nikovantastic Film, Volya Films, with ZDF and in collaboration with ARTE
ÆProducer Emmy Oost
ÆCo-producer Hanneke van der Tas, Nicole Gerhards, Denis Vaslin
ÆSupervising producer Doris Hepp
ÆDistribution Umedia
111
INTERNATIONAL SELECTION
FILM IST
FILM IST. A GIRL & A GUN
Gustav Deutsch
Es war einmal die Geburt des Kinos aus dem Geiste
des Jahrmarkts, der Taschenspielertricks und Feuerwerke (Genesis). Der tiefrot glühende, blühende Lichtspielplanet (Paradeisos) war bald von allerhand Menschlein in jubelnder Bewegung bevölkert, die hüpften,
robbten, rollten grüppchenweise durch Wälder, über
Dünen. Später öffnete der Mann der Frau seinen
Wandsafe aufs Codewort »Eros«; ein kleiner Finger
wurde zärtlich geküsst, brutaler Zugriff mit Bissen in
die Hand erwidert. Das Zeitalter der Maskeraden, Versteckspiele, Verstellungen war angebrochen. Fremde
Männerhände spannten, bogen Frauenkörper. Phallische Objekte brachten Lust und Tod (Thanatos). Nach
der (Kopf-)Geburt des Kugelmenschen sah man Leiber
lieber paarweise (Symposium). »Wird fortgesetzt«
heißt es am Ende. Unter Verwendung von Bildern »aus
den ersten viereinhalb Jahrzehnten der Kinematografie«, gefunden in elf internationalen Archiven, hat Gustav Deutsch diesmal ein musikalisches »Filmdrama
in fünf Akten« gebaut. Im Kleinen orientiert sich die
Montage von FILM IST. wieder an visuellen Analogien,
an der äußeren Ähnlichkeit von Körpern, Objekten,
Schauplätzen, Bewegungen und Erzählungen. Der
Film konstruiert seine eigenen verblüffenden Attraktionen aus der Konfrontation von dokumentarischen,
fiktionalen, pornografischen, wissenschaftlichen oder
propagandistischen Bildern, die ihrem ursprünglichen
Sinn und Zweck buchstäblich entfremdet sind. Bildern
also, die nicht notwendigerweise zusammengehören,
aber dafür Zusammenhänge sichtbar herstellen. Den
roten Faden liefern die antike Mythologie, fragmentarisch gehaltenen Zitate von Hesiod, Sappho und Platon: Und von der Antike führt eine Linie auch zu jenen
mythischen Erzählungen, die das Kino auch heute
noch schreibt. (Isabella Reicher)
Once upon a time cinema was born of the spirit of fairground attractions, sleight of hand and fireworks (genesis). The world of moving images, glowing deep red
(paradeisos), was soon populated by all kinds of rejoicing figures, who jumped, crawled and rolled in
groups through forests and over dunes. Later man
opened his wall safe to woman with the code word
112
eros; a little finger was kissed tenderly, a violent grab
was met with his hand being bitten. The age of masquerades, games of hide and seek, and playacting had
begun. The hands of strange men loaded and bent female bodies. Phallic objects injected desire and death
(thanatos). After the birth of the (imaginary) round
man the preference shifted to seeing bodies in pairs
(symposium). »To be continued« it says at the end. Using images »from the first four and a half decades of
cinematography,« taken from 11 archives across the
world, Gustav Deutsch has constructed a musical
»film drama in five acts.« In detail, the editing of FILM
IST. is again based on visual analogies, the external
similarity of bodies, objects, movements and narratives. The film constructs its own amazing attractions
from the juxtaposition of documentary, fictional,
pornographic, scientific and propaganda images that
are literally alien to their original purpose. In other
words, they are images that do not necessarily belong
together, though they create visual contexts. The central thread is supplied by ancient mythology, fragmentary quotes of Hesiod, Sappho and Plato. And a line
leads from the ancients to the mythical stories that
cinema is still telling. Translation: Steve Wilder
Gustav Deutsch, *1952. Drawings since 1962, Music
since 1964, Photography since 1967, Architecture since
1970, Videos since 1977, Films since 1981, Sounds
since 1981, Performances since 1983 in Austria,
France, Germany, Luxemburg, England, Marocco,
Greece and Turkey.
ÆA 2008, 35 mm, 93 min
ÆDirector, editing Gustav Deutsch
ÆScript Gustav Deutsch, Hanna Schimek
ÆPhotography Found Footage
ÆMusic Martin Siewert, Christian Fennesz,
Burkhard Stangl
ÆProduction media loop, Manfred Neuwirth
ÆSupported by Land Niederösterreich,
Filmfond Wiener, ORF, BKA Kunst
ÆDistribution sixpackfilm
UKRAINIAN TIME MACHINE
UKRAINIAN TIME MACHINE
Naomi Uman
Die Ukrainian Time Machine ist eine Serie von 16 mm Filmen, die persönliche, experimentelle und nicht-fiktionale Ansätze kombiniert, um das
Leben in der ukrainischen Stadt Uman festzuhalten. Ihre Filmvorführung
in Osnabrück bestehen aus zwei experimentellen 16 mm Dokumentarfilmen. Ein Film handelt von der ethnografischen Erforschung des Lebens
und der Traditionen von Lehedzine, einem Dorf in der Zentralukraine,
nahe dem Ort, wo ihre Familie gelebt hat, bevor sie 1906 in die USA ausgewandert ist. Entsprechend ihrer ethnografischen Philosophie lebt sie
seit Februar 2006 in Lehedzine. Sie hat sich für das einfache Leben der
Dorfbewohner entschieden und wohnt deshalb in einem kleinen Lehmhaus ohne Fließendwasser oder moderne Einrichtungen. Sie lernt fortwährend Ukrainisch und die Dorfbewohner haben ihr beigebracht, wie
man einen Garten anlegt, Obst und Gemüse einmacht und wie man Gardinen und Kissenbezüge bestickt. Auf manche Art und Weise ähnelt ihr
Leben dem ihrer Familie vor ca. hundert Jahren, sie lebt also gewissermaßen in einer »Zeitmaschine«.
The Ukrainian Time Machine is a series of sixteen millimeter films that
will combine personal, experimental and non-fiction approaches to capturing life in the Ukrainian town of Uman. Her screening in Osnabrück
consists of two 16-millimeter experimental documentary films. One involves ethnographic research into the life and traditions of Lehedzine, a
village in central Ukraine near where her family lived before emigrating to
the United States in 1906. In accordance with her ethnographic philosophy, since February 2006 she has lived in Lehedzine. She has chosen to
live as the villagers do in a small clay house with no running water or
modern accommodations. While continuing to learn Ukrainian, she has
also learned from the people who live there how to plant a garden, preserve fruits and vegetables and embroider curtains and pillowcases. In
some ways her life in the village is much as was the life of her family some
one hundred years ago, thus within a certain »time machine.«
Naomi Uman’s previous experimental work has applied hand-crafted effects to project her subjective experience of different places and people.
Her work has been exhibited internationally in festivals and museums including the Museum of Modern Art, Bilbao Guggenheim, Austria’s Viennale
and Sundance Film Festival. She has received support from the Fulbright
Scholars Program, Creative Capital and the Guggenheim Fellowship,
among others. Uman currently lives in the Ukraine.
ÆUA 2008, 16 mm, 60 min, German Premiere
ÆDirector, photography, editing Naomi Uman
ÆDistribution Naomi Uman
113
INTERNATIONAL SELECTION
HOLLAND
HOLLAND
Thijs Gloger
Olga ist 25 Jahre alt. Sie lebt in einem baufälligen Apartment, in einer anonymen holländischen Stadt. Tagsüber arbeitet sie in der luxuriösen Modeboutique ihres Vaters, die Nacht verbringt sie meistens in dem Klubhaus
ihres Fußballvereins. Außer Rauchen und Bier trinken ist nicht viel zu tun, das ist aber immerhin noch besser
als alleine zu Hause zu sitzen. Um ein wenig ihrer Einsamkeit zu entkommen nimmt Olga regelmäßig eine ihrer
Mitspielerinnen mit in ihre Wohnung. Der Ablauf ist vorhersehbar. Nachdem sie Sex und eine Zigarette hatte
geht Olga raus, um sich Pommes zu holen. Und nachts sind sogar die kleinen Imbisse gut, um Leute für einen
One-Night-Stand aufzutreiben. Sex haben, rauchen und essen scheinen die einzigen Dinge im Leben zu sein,
die Sinn ergeben. Olgas Vater und seine neue Freundin scheinen irgendeine Art der Freude in ihrem riesigen
Haus zu verfolgen, aber anscheinend auch die meisten ihrer Emotionen ausgeschaltet zu haben. Die Arbeit, die
Olga im Laden ihres Vaters leistet, macht ihr nicht wirklich Spaß. Ob sie nun zu Hause oder bei ihrem Vater
bleibt, Olgas Nächte sind immer schlaflos. Und die Tage vergehen gleichförmig. Alle scheinen Trost am täglichen
Leben zu finden. Ohne sich wirklich gegen die Fadheit ihres Lebens zu wehren beobachtet Olga ihre Erdenmitbewohner und fragt sich dabei, wann das Essen, Ficken und Rauchen aufhören wird. Und es wird aufhören, aber
nicht so, wie man es vielleicht vermutet.
»Es gibt zwei Dinge, die ich an dem Film Holland besonders mag. Zum einen gibt es autbiografische Aspekte
zum dargestellten Verfahren, und ich konnte rigoros an meinem Stil arbeiten. Ich wollte einen Film machen, der
mehr mit Freejazz als mit konventionellem Geschichtenerzählen zu tun hat. (...) Eine Geschichte, oder besser
vielleicht mehr eine Wiederholung von bestimmten Schauplätzen und Szenen, die nur mit einer authentischen,
persönlichen Sichtweise auf die Leinwand gebracht werden kann, eine Geschichte, die dekadent und pervers
wird, ohne dass der Künstler das Bedürfnis hat, sich unbedingt ausdrücken zu müssen. Trotz dieses Bedürfnisses hoffe ich, einen emotional rauen und stilistisch jazzartigen Film gemacht zu haben. Ein Film über mein
Empfinden, in Holland zu leben.« Thijs Gloger
Olga is 25 years old. She lives in a dilapidated apartment, in an anonymous city in Holland. By day she works in
her dad's luxurious clothes boutique, by night she mostly passes her time in the clubhouse of her soccer team.
Apart from smoking cigarettes and drinking beer there's not much to do, but it's a better option than being at
home alone. In a bid to escape the loneliness, Olga regularly takes one of her teammates to her apartment. The
routine is predictable. After she's had sex and a cigarette, Olga goes out to get some French fries. And at night,
even the small diner proves to be a good place to pick up people for a one night stand. Having sex, smoking and
eating seem to be the only things that make sense in Life. Olga's father and his new girlfriend are pursuing some
form of happiness in their enormous mansion, but seem to have blocked out most of their emotions. The work
that Olga does in her fathers store doesn't bring her any joy. Whether she's staying at home or at her dad's mansion, Olga's nights are sleepless. And the days keep passing. Everyone seems to find comfort in their daily lives.
Without really giving resistance to the blandness of her existence, Olga keeps observing her fellow earthlings,
wondering where all this eating, fucking, smoking will end. And it ends, though not in a way anyone could expect.
»There are two things that I especially like about the film Holland. There are autobiographical aspects to the depicted proceedings, and I was able to rigorously work on my style. I wanted to make a film that has more in common with freejazz than with conventional storytelling. (...) A story, or maybe more of a repetition of certain locations and scenes, that can only be brought to the screen with an authentic personal view, a story that will become
decadent and perverse without an artist's great necessity to express himself. Having felt that necessity, I hope I
made an emotionally raw and stylistically jazzy film. A film about how I perceive living in Holland.« Thijs Gloger
114
THE SUN AND THE MOON
THE SUN AND THE MOON
Stephen Dwoskin
Thijs Gloger, *1985, spent most of
his youth in Groningen, a relatively
small city in the north of the
Netherlands. Having watched almost fifteen hundred films by the
age of sixteen, he started writing
film reviews. Two years passed,
writing for several websites and a
magazine. It was not until he became a bit unhappy about writing
reviews that his interest in filmmaking awoke. The writing of reviews left him little room for the
personal expression that he needed. After three years of making
short films that were mainly inspired by his personal Life, he finished his first feature length film in
2008, titled Zwaartekracht (Gravity), at the age of twenty-one. This
film led to a collaboration with Rene
Houwen, a starting film producer.
Holland is their first work together.
ÆNL 2008, Video, 80 min,
German Premiere
ÆDirector, photography, editing
Thijs Gloger
ÆScript Thijs Gloger
& Rene Houwen
ÆSound Rene Houwen
ÆCast Bregt Wolters
ÆProducer Rene Houwen
ÆDistribution, Production
Schaftkip Films
The Sun and the Moon, ein Filmmärchen, handelt von einem erschreckenden Zusammentreffen zweier Frauen mit einem »Andersartigen«, in der Gestalt eines niederträchtigen, monströsen Mannes. Sie
müssen seine Zerstörung entweder beobachten, sie akzeptieren oder
daran teilnehmen. Alle sind in ihrer eigenen Isolation gefangen und fürchten sich vor der kommenden Bedrohung, mit der sie zurechtkommen
müssen. Der Film, eine persönliche Interpretation von Die Schöne und
das Biest, verschlüsselt Befürchtungen, Überzeugungen und Wünsche in
verlockende Bilder, die selbst eine Form von Tarnung sind und es möglich
machen, unschöne Wahrheiten zu äußern.
The Sun and the Moon, a film fairy tale, is of two women’s terrifying encounter with »Otherness« in the form of a man, abject and monstrous,
and for them to either to witness, accept or partake in his annihilation. All
are caught in their own isolation and are fearful of the menace that has
to be met. The film, as a personal interpretation of Beauty and the Beast,
enciphers concerns, beliefs and desires in seductive images that are
themselves a form of camouflage, making it possible to utter harsh
truths.
»Film is my language and without my language I cease to be.«
Steven Dwoskin, *1939 in New York City. Studied at Parsons School of Design and New York University. Freelance designer, photographer, film director and producer since 1959. Founder member of London Film-makers'
Co-op. One man exhibition of paintings, drawings and film, Redmark
Gallery, London 1969. Awards include L'Age D'Or prize, Brussels Film Festival 1982; The Solvey Prize, 4th International Experimental Film Festival,
Knokke, Belgium. Lecturer at London College of Printing and Royal College
of Art, London; San Francisco Art Institute and San Francisco State University, USA; University of Geneva and l'Ecole Superieure d'Art Visuel,
Switzerland. Own publishings include »Film Is..the International Free Cinema« (Peter Owen 1975).
ÆGB 2007, Video, 60 min
ÆDirector, editing Stephen Dwoskin
ÆPhotography Stephen Dwoskin, Véronique Goël,
Maggie Jennings, Keja Ho Kramer, Tatia Shaburishvili
ÆSound mix Philippe Ciompi
ÆCast Helga Wretman, Beatrice Cordua, Stephen Dwoskin
ÆDistribution LUX
115
INTERNATIONAL SELECTION
EXHAUSTED
EXHAUSTED
Kim Gok
Kompromisslose, schockierende Darstellung des Lebens eines Zuhälters und seiner von ihm als Prostituierte ausgenutzten Frau, die in einer fast post-apokalyptischen post-industriellen Landschaft zusammenbleiben. Auf körnigem Super 8 aufgenommen. Der
Mensch liegt in größter Not! Der Mensch liegt in größter Pein! Das Elend, das in der 2. Sinfonie von Mahler
besungen wird, welche auf dem digitalen Soundtrack
am Anfang zu hören ist, wird auf dem körnigen Super
8 des koreanischen Filmemachers Kim Gok unvermeidlich und kompromisslos visualisiert. Ein degeneriertes und vollkommen an den Rand gedrängtes Paar,
er Zuhälter, sie Hure, er Täter, sie Opfer, muss sich in
einem fast post-apokalyptischen Niemandsland an
einer trüben industrialisierten Küste selbst zensieren.
Pfahlrammen und riesige Fabrikleitungen zerstören
die Erde und die Menschen zerstören sich selbst. Kim
Gok, der immer mit seinem Zwillingsbruder Kim Sun
zusammengearbeitet hat, schuf radikale politische
Arbeiten, die zum Absurden tendierten, wie z. B. den
Spielfilm Geolobotomy (2006). In seinem ersten Soloprojekt geht er weit über die politische Wut hinaus. Die
erste Stunde fokussiert auf die täglichen Aktivitäten
des Mannes und der Frau. Sie konsumieren billiges
Essen, schauen Fernsehen und widerliche Pornos, sie
empfangen Kunden und bekämpfen sich mit psychologischen Machtspielen. Trotz der emotionalen Starre
versucht die Frau zu fliehen. Sie freundet sich mit einer anderen Frau an, aber entscheidet dann, dass die
Rückkehr zu dem Mann die einfachste Wahl ist. Die
Rückkehr der zweiten Frau kündigt das sehr schockierende Finale an. Nichts für Zartbesaitete.
Uncompromising and shocking portrayal of the life of
a pimp and his wife exploited by him as a prostitute,
who stay together in an almost post-apocalyptic postindustrial landscape. Shot on grungy Super-8. »Der
Mensch liegt in größter Not! Der Mensch liegt in
größter Pein!« The misery serenaded in the Second
Symphony by Mahler, which can be heard on the digital soundtrack at the beginning of Exhausted, acquires an inevitable and uncompromising visualisation on grainy Super8 by the Korean film maker Kim
116
Gok. A degenerate and completely marginalised man
and woman, pimp and whore, culprit and victim, have
to censor themselves in an almost post-apocalyptic
no-man's-land on the muddy, industrialised coast.
Pile drivers and huge factory pipes destroy the earth,
and people destroy themselves. Kim Gok (1978), who
previously always collaborated with his twin brother
Kim Sun, made radical political work that tended towards the absurd, such as the feature Geolobotomy
(2006). In his first solo project, he goes far beyond political fury. The first hour focuses on the everyday activities of the man and woman. They consume cheap
food, watch TV and nasty porno, they receive customers and combat each other with psychological
power games. Despite emotional numbness, the
woman tries to escape. She makes friends with another woman, but then decides that returning to the man
is the easiest option. The return of the other woman
heralds the very shocking finale. Not for the squeamish. (IFFR 2009)
Kim Gok, *1978 in South Korea, has made many short
and several feature length films. Besides Exhausted,
there is another film of Kim Gok in Rotterdam in 2009,
Suicidal Variations, which he co-directed with his
brother Sun. Anti-Dialectic (2001, short), Time Consciousness (2002, short), Capitalist Manifesto: Working
Men of All Countries, Accumulate! (2003), Principle of
Party Politics (2003, short), Light and Class (2003,
short), Geolobotomy (2006), Party Politics Strikes Back
(2006, short), Bomb, Bomb, Bomb (2006, short), Critical
Density (2007), Suicidal Variations (2007, short, co-dir),
Self-Referential Traverse (2008, short), Digression/Degression (2008, short), Gogal/Exhausted (2008).
ÆROK 2008, 8 mm on Video, 128 min, German Premiere
ÆDirector, script Kim Gok
ÆPhotography Kwon Sang-Joon
ÆEditing Kim Gok, Kim Sun
ÆCast Jang Liu, Park Ji-Hwan, Oh Keun-Young
ÆProducers Kim Gok, Kim Sun
ÆDistribution Goksa
EVENING'S CIVIL TWILIGHT IN EMPIRES OF TIN
EVENING'S CIVIL TWILIGHT IN EMPIRES OF TIN
Jem Cohen
Jeder Untergang macht sich unscheinbar bemerkbar. Selbst jener eines Imperiums kommt nie über Nacht auch nicht, wenn der Vollmond so hell strahlt wie auf jenem Bild, das Jem Cohen dafür ausgesucht hat: Kaiser
Franz Joseph I. am Vorabend des Ersten Weltkriegs und in der Nacht vor dem Verfall.
Am 1. Nov. 2007 projizierte Cohen Bilder wie dieses im Rahmen eines Live-Events im Wiener Gartenbaukino mit
dem Titel Empires of Tin. Auf der Bühne live begleitet u. a. vom Singer-Songwriter Vic Chesnutt, kombinierte Cohen historische Bilder vom Untergang des Alten Europa mit eigens für den Anlass gedrehtem Material aus Wien
und New York - als eine »Reflexion über den Zerfall eines Imperiums und den Doppler-Effekt der Geschichte«.
Den Untergang der Donaumonarchie ließ Cohen somit noch einmal buchstäblich über die Bühne gehen und sich
im vorgeblichen Niedergang des amerikanischen Imperiums spiegeln. Doch Österreich-Ungarn war im Gegensatz zu den USA ein Imperium der Zeit, nicht des Raums. Und so lässt Cohen, der das Konzert selbst mitfilmte,
die Bilder und die Musik immer wieder durch präzise gesetzte Lesepassagen unterbrechen, wodurch es dem
kleinen Kapellmeister Nechwal in Joseph Roths »Radetzkymarsch« (1932) zukommt, die deutlichen Anzeichen
für die düstere Zukunft gesehen zu haben: und sei es durch den verspäteten Einsatz eines Taktstocks.
The first signs are always easy to overlook. Even the fall of an empire does not happen overnight, not even when
the full moon is shining as brightly as it is on the image Jem Cohen chose for his project: Emperor Francis
Joseph I. on the evening before the outbreak of World War I, and at the same time the night before the collapse
of a dynasty.
In the course of a live event at Vienna's Gartenbaukino on Nov. 1, 2007, Cohen projected images such as this one
as part of his Empires of Tin project. Accompanied live on stage by American singer/songwriter Vic Chesnutt
and other musicians, Cohen combined historical images of the fall of the Old Europe with film material shot especially in Vienna and New York - a »reflection on the edges of Empire and the Doppler effects of history«. Thus
Cohen literally reconstructed the end of the Austro-Hungarian Empire whilst reflecting it in an alleged fall of
the American Empire. However, contrary to the USA, Austria-Hungary was an empire of time rather than place.
And so Cohen, who filmed the concert himself, constantly interrupts the images and music with perfectly
placed commentaries, thus suggesting that the conductor from Joseph Roth's novel »Radetzky March« (1932)
saw the first distinctive signs of a dark future - and if it was only because of wielding his baton too late.
Jem Cohen, *1962 in Kabul, Afghanistan, begins his art-work with Installations and Videoclips, before he makes
experimental-films and documentary essays. Cohen often collects street footage, portraits, and sounds. The
projects built from these archives range between documentary, narrative, and experimental approaches. Some
of the projects are personal/political city portraits made on travels around the globe. Many centre around daily
life and ephemeral moments. His work was awarded with numerous prizes and can be found in the collections of
MoMA and the Whitney Museum in New York. Jem Cohen lives and works in New York.
ÆA/USA/CDN 2008, Video, 100 min, German Premiere
ÆDirector Jem Cohen
ÆPhotography Jem Cohen, Camera Operators Live-Show Peter Gstach, Christian Haake
ÆEditing Jem Cohen, Paolo Calamita
ÆMusic Vic Chesnutt, Members of Silver Mt. Zion and Fugazi
ÆWith Vic Chesnutt, Efrim Menuck, Jessica Moss, Thierry Amar, Eric Craven, Guy Picciotto,
David Payant, T. Griffin, Catherine McRae (music), Bobby Sommer (readings)
ÆDistribution & Production Viennale, Wien
117
INTERNATIONAL SELECTION
GAZA / SDEROT - EINE CHRONIK BIS ZUM KRIEG
GAZA / SDEROT - LEBEN - TROTZ ALLEM
Serge Gordey
Gaza liegt in Palästina, Sderot in Israel. Hier leben Männer, Frauen und Kinder unter ständiger Bedrohung durch
Bomben, Luftangriffe und Blockaden. Doch trotz dieser schwierigen Bedingungen geht das Leben weiter: Die
Menschen arbeiten, lieben und träumen hier genau wie anderswo.
Durch die Nachrichten gehen Meldungen wie: Kraftwerk in Gaza nach israelischem Lieferstopp wegen Treibstoffmangels abgeschaltet. Der Boykott ist eine Vergeltungsmaßnahme nach dem Abschuss einer Qassam-Rakete auf Sderot, der wiederum einen mehr oder weniger gezielten Angriff der israelischen Luftwaffe rächen
sollte. Dieser Angriff war die Antwort auf ein Attentat, das seinerseits durch eine Grenzblockade provoziert
wurde, und so fort.
Aber wer weiß schon, wie es den Menschen ergeht, die von diesen Geschehnissen betroffen sind? Was sind die
Auswirkungen auf ihr Leben und auf das ihrer Angehörigen und Nachbarn? Was heißt es, mit einer ständigen
Bedrohung zu leben? Wie sieht der Alltag derjenigen aus, die »noch einmal davongekommen« sind? Welche Gedanken, Zukunftspläne und Hoffnungen hegen sie?
Zwei Monate lang wurde täglich je ein Clip aus Israel und aus Palästina online gestellt, die einander ergänzen,
so dass ein umfassendes Bild entstand. Diese duale Sichtweise ist eine wesentliche Voraussetzung für das
Verständnis der komplexen Realität. Beim Betrachten des einen Videos ist stets auch das andere auf dem Bildschirm präsent und läuft parallel dazu. Tag für Tag wurd so das Alltagsleben in den beiden Städten zeitgleich
greifbar gemacht, was dem Internetuser einen ersten, intuitiven Zugang zu dem Thema ermöglichte.
WARUM INTERNET? Die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern stecken heute in einer Sackgasse,
aus der sie nur herauskommen, wenn auch die Bürger in der Öffentlichkeit zu Wort kommen und miteinander
kommunizieren können. Gerade das ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Daher ist ein »neutraler Raum«
besonders wichtig, wo jeder Zeugnis ablegen und seine Meinung zum Ausdruck bringen kann. Das Internet ist
hierfür besonders gut geeignet: Sowohl Israelis als auch Palästinenser können hier ihre Lage darstellen, und
durch die Möglichkeit des Up- und Downloadens von Videos werden logistische Probleme vermieden, wie sie
z.B. beim Transport von Videokassetten entstehen. Wichtig ist auch, dass hierbei ein »heimlicher« Dialog zustande kommen kann, und zwar durch die internationale Resonanz, die das Internet ermöglicht.
Gaza-Sderot: Life - despite everything
Gaza is situated in Palestine, Sderot in Israel. Men, women and children live here under the constant threat of
bombs, air attacks and blockades. But despite these difficult conditions, life goes on: people go to work, love
and dream just like those anywhere else in the world.
The news delivers reports such as: power station in Gaza switched off after Israeli suspension of deliveries due
to lack of fuel. The boycott is a retaliatory measure after the launch of a Quassam rocket on Sderot, which in
turn was meant to avenge a more or less targeted attack by the Israeli Air Force. This attack was the response
to an assassination which, on its part, was provoked by a border blockade, and so forth.
But who knows how people affected by these events feel? How do the circumstances affect their lives, and
those of their families and neighbours? What does it mean to live with such a constant threat? What are the
everyday lives of those who »just made it again« like? What thoughts, future plans and hopes do they have?
For a period of two months, a clip each from Israel and Palestine were put online every day. The clips complemented one another, creating a comprehensive picture. This dual perspective is a main prerequisite for understanding the complex reality. When watching one of the videos, the other is always present on the screen,
broadcasting in parallel. Day after day, everyday life in the two cities became tangible simultaneously, giving internet users initial, intuitive access to the topic.
118
WHY INTERNET? Relations between the Israelis and Palestinians have now reached a blind
alley from which they can only escape if citizens are allowed to have their say in public and
communicate with one another. But precisely this is not a matter of course. For this reason,
a »neutral space« is particularly important where anyone is able to bear witness to events
and express their opinions. The internet is ideal for this purpose: both Israelis and Palestinians can portray their situations on the web and, thanks to the possibility of being able to upload and download videos, logistical problems, such as the transportation of video cassettes, are avoided. It is also important for a »secret« dialogue to be facilitated, namely
through the international response that the internet renders possible.
Osnat Trabelsi a graduate in Film Studies at Tel Aviv University and co-producer og GAZA /
SDEROT. Trabelsi is known for consciously mixing business with pleasure, and professionalism with activism. Trabelsi was a board member of the Israeli Documentary Forum from 20012004. In 2000 she initiated and directed the first International Human Rights Film Festival in
Israel/Palestine. In 2001 she co-founded with Avi Mograbi the Anti-Occupation Film Club at
the Tel Aviv Cinematheque which operates till 2007.
In 2003 she co-founded »Films From the Dark Side,« a forum that links Mizrahi and Palestinian concerns. In 2006 produced and was the co-artistic director of Joris Evans seminar sponsored by the Israeli documentary forum and Joris Evans institute. In 2007 she was chosen by
the economic news paper »De Marker« in Israel to one of 40 women who make change in the
society.
ÆF 2009, Video, 50 min
ÆProduction Arte
ÆHead of the Current affairs, Society and Geopolitics, Unit of Arte-France Alex Szalat
ÆWeb-director Joël Ronez
ÆWeb editor Susanna Lotz
ÆExecutive Producer Serge Gordey
ÆProducers Sderot Arik Bernstein - Alma Films, Osnat Trabelsi - Trabelsi Productions
ÆProducer Gaza Yousef Atwa - Ramattan news agency
ÆProducer UPIAN Alexandre Brachet
ÆDistribution Arte, http://gaza-sderot.arte.tv/
119
RETROSPECTIVE
JORDAN BELSON: FILMS SACRED AND PROFANE
DAS KOSMISCHE KINO DES JORDAN BELSON
Gene Youngblood
Still from Allures (1961) (c) Jordan Belson,
courtesy Center for Visual Music
»Wenn man in der Geschichte zurückschaut, wird man sehen, dass der Künstler und der Wissenschaftler untrennbar sind. In vielerlei Hinsicht ist die Arbeit des Künstlers identisch mit der wissenschaftlichen Forschung.
Der Künstler kann sich mehr auf das Gebiet des Bewusstseins konzentrieren, aber mit dem gleichen wissenschaftlichen Eifer. Noch ist das kosmische Bewusstsein nicht auf den Wissenschaftler begrenzt. Tatsächlich
sind Wissenschaftler manchmal die letzten, die etwas wissen.« Jordan Belson
»Gewisse Phänomene tauchen in unserem Bewusstsein so selten auf, dass wir erschrocken und tief bewegt
sind, wenn es passiert. Es ist eine Erfahrung der Selbstverwirklichung so viel wie ein Zusammentreffen mit der
Außenwelt. Jordan Belsons kosmische Filme besitzen diese seltene und rätselhafte Macht. Wesentlich für dieses Rätsel ist die beunruhigende Tatsache, dass Belsons Werk gleichermaßen im Physischen und im Metaphysischen liegt. Jegliche Diskussion über sein Kino wird sofort subjektiv und sinnbildlich, wie wir gleich sehen
werden. Schon die unbestreitbare Tatsache der gegenständlichen Natur kann nicht zu oft hervorgehoben werden. Piet Mondrian: »In der plastischen Kunst kann die Realität nur durch ein Gleichgewicht der dynamischen
Bewegung von Gestalt und Farbe ausgedrückt werden. Reine Mittel bezwecken dieses am effektivsten.«14
Die Essenz des Kinos ist präzise gesagt »die dynamische Bewegung von Gestalt und Farbe« und ihre Beziehung
zum Ton. Diesbezüglich ist Belson der reinste von allen Filmemachern. Mit ein paar Ausnahmen sind seine Werke nicht »abstrakt«. Wie die Filme von Len Lye, Hans Richter, Oskar Fischinger und den Whitneys sind seine
Werke wirklich. Obwohl unweigerlich eine große Bandbreite an Bedeutung aus ihnen abgeleitet wird und obwohl sie spezielle Folgerungen auf Belson persönlich beinhalten, bleiben die Filme wirkliche, objektive Erfahrungen der kinästhetischen und optischen Dynamik. Sie sind die ultimative Benutzung von visueller Symbolik
um abstrakte Vorstellungen zu vermitteln und die reinsten experimentellen Konfrontationen zwischen Subjekt
und Objekt zugleich. In ihrer formlosen, gasartigen, wolkenartigen Symbolik ist es die Farbe, nicht die Linie, die
die Formen definiert, die abebben und durch den Rahmen fließen mit unheimlichem Effekt. Es ist diese atemberaubende emotionale Macht, die die Filme weit hinter jegliche Reinheit in die sehr heraufbeschwörenden und
metaphysischen Dimensionen von Sehen und Hören. Die Filme gehen buchstäblich über die Erfahrungswerte
hinaus – sprich, wirkliche Erfahrungen von metaphysischer Natur. Sie schaffen für den Betrachter einen Zustand von nichtnormaler Realität, der, zumindest in der Vorstellung, den Erfahrungen des Anthropologen Carlos Castaneda mit Experimenten mit organischen Halluzinogenen ähnelt.15 E.H. Gombrich: »Die Erfahrung von
Farbe regt tiefere Ebenen des Geists an. Dies zeigt sich bei Experimenten mit Meskalin, unter dessen Einfluss
die genauen Umrisse von Objekten verschwimmen und sich frei vermischen mit wenig Rücksicht auf das formale Aussehen. Auf der anderen Seite wird Farbe sehr gestärkt, sie tendiert dazu, sich von den festen Objekten zu lösen und nimmt eine unabhängige eigenständige Existenz an.«
Belsons Werke könnte man als kinetische Bilder beschreiben, wenn da nicht diese unglaubliche Tatsache wäre,
dass die Bilder vor einer Kamera bestehen, oft in Echtzeit, und folglich sind sie keine Animationen. Auf einer
speziellen optischen Bank in Belsons Studio in North Beach, San Francisco, werden direkt Fotos von tatsächlichem Material genommen. Im Wesentlichen ist es ein altes Röntgenstativ mit Sperrholzrahmen und rotierenden Tischen, Motoren mit Drehzahlregelung und veränderlicher Lichtstärke. Im Vergleich zu Trumbulls SlitscanMaschine oder dem mechanisch-analogen Computer der Whitneys ist es ein erstaunlich einfaches Gerät. Belson verrät seine Methoden nicht, nicht weil er sich um das Betriebsgeheimnis sorgt– die Techniken sind vielen
Optik-Spezialisten bekannt – sondern weil er als Zauberer die Illusion seiner Zauberei erhalten will. Er hat
Hunderte von Metern von ansonsten gutem Film zerstört, weil ihm die Technik zu offensichtlich erschien. Belsons äußerst empfindliche Interpretation dieser Technologie macht diese Kunst aus. Dasselbe gilt für den
120
Sound sowie für die Bilder. Belson synthetisiert seinen eigenen Sound, meist elektronisch, mit seiner Ausrüstung zuhause. Seine Bilder sind so überwältigend, dass der Sound, der selbst eine Kreation von ernüchternder Schönheit ist, oft in den Kritiken vernachlässigt wird. Der Sound ist oft so mit den Bildern verflochten, dass,
wie Belson sagt: »Man weiß nicht, ob man es sieht oder hört.«
Er betrachtet die Filme nicht als äußere Einheiten, sondern buchstäblich als Erweiterung seines eigenen Bewusstseins. »Ich muss zuerst die Bilder irgendwo sehen«, sagt er, »innen oder außen oder irgendwo. Ich meine
damit, ich denke sie mir nicht aus. Meine ganze Ästhetik beruht darauf, dass ich entdecke, was da ist, und dass
ich versuche zu entdecken, was das alles bedeutet in Bezug auf meine eigenen Erfahrungen in der Welt der objektiven Realität. Ich kann nicht einfach diese Filme als audio-visuell Aufgaben abtun. Sie bedeuten offenbar
etwas und in gewisser Weise habe ich alles, was ich im Leben gelernt habe, durch meine Bemühungen, herauszufinden, was diese Dinge meinen, gewonnen.« Er hat sich ernsthaft viele Jahre mit dem Buddhismus beschäftigt und sich selbst zu einer rigorosen Yogadisziplin verpflichtet. Er fing an vor über fünfzehn Jahren an,
mit Peyote und anderen Halluzinogenen zu experimentieren. Seit kurzem beschäftigt er sich in die Richtung von
innerem (Mahayana Buddhismus) und äußerem Raum (interstellare und galaktische Astrophysik). Durch die Zusammenführung von östlicher Theologie, westlicher Wissenschaft und bewusstseinserweiternder Drogenerfahrungen geht Belson auf diese Weise an vorderster Stelle der heutigen Avantgarde-Kunst voraus, in der die
drei Elemente zusammenlaufen. Wie die antiken Alchimisten ist er ein wahrer Visionär, aber einer, dessen Visionen in greifbarer Realität manifestiert sind, so nichtnormal es auch sein mag. Teilhard de Chardin hat den
Begriff Ultra-Human eingeführt, um die wahrscheinliche zukünftige Stufe der Evolution anzuzeigen, in der der
Mensch so weit über sich selbst hinausgeht, dass er eine neue Bezeichnung braucht.
Chardins Vision als Ausgangspunkt vermutet Louis Pauwels: »Ich bezweifele nicht, dass es schon Produkte dieser Mutation unter uns gibt oder zumindest Menschen, die schon Schritte in diese Richtung, die wir alle eines
Tages gehen sollten, gemacht haben.«16 Es verlangt nur einen Perspektivenwechsel, um zu realisieren, dass
Belson diese Schritte gerade macht.
Zitate:
14 Mondrian, op. cit., S. 10.
15 Carlos Castaneda, The Teachings of Don Juan— A Yaqui Way of Knowledge (University of California Press,
1968, L. A., Cal.).
16 Pauwels, Bergier, op. cit., S. 59
Auszug aus dem Artikel »Das Kosmische Kino von Jordan Belson« von Gene Youngblood, Expanded Cinema,
1970, Online-Version http://www.vasulka.org/Kitchen/PDF_ExpandedCinema/book.pdf
Jordan Belson ist einer der größten Künstler der visuellen Musik. Belson schafft intensive, lebendige Erfahrungen von außerordentlicher Farbe und dynamische abstrakte Phänomene, die heilige himmlische Erfahrungen
hervorrufen. (William Moritz)
Der Filmemacher und Künstler Jordan Belson schafft abstrakte Filme, die prachtvoll mit kosmologischer Bildersprache verflochten sind, und die das Bewusstsein, die Transzendenz und die Natur des Lichtes selbst untersuchen. (Keefer)
121
RETROSPECTIVE
JORDAN BELSON: FILMS SACRED AND PROFANE
THE COSMIC CINEMA OF JORDAN BELSON
Gene Youngblood
Still from World by Jordan Belson.
(c) Jordan Belson, courtesy Center for Visual Music
»If you look back in history you'll find that the artist and the scientist are inseparable. In many ways the artist's
work is identical with scientific exploration. The artist is able to focus more in the area of consciousness, but
with the same scientific zeal. Yet cosmic consciousness is not limited to the scientist. In fact scientists are
sometimes the last to know.« Jordan Belson
»Certain phenomena manage to touch a realm of our consciousness so seldom reached that when it is awakened we are shocked and profoundly moved. It's an experience of self-realization as much as an encounter with
the external world. The cosmic films of Jordan Belson possess this rare and enigmatic power. Basic to this enigma is the disconcerting fact that Belson's work seems to reside equally in the physical and metaphysical. Any
discussion of his cinema becomes immediately subjective and symbolic, as we shall soon see. Yet the undeniable fact of their concrete nature cannot be stressed too frequently. Piet Mondrian: »In plastic art, reality can
be expressed only through the equilibrium of dynamic movement of form and color. Pure means afford the most
effective way of attaining this.«14
The essence of cinema is precisely »dynamic movement of form and color,« and their relation to sound. In this
respect Belson is the purest of all filmmakers. With few exceptions his work is not »abstract.« Like the films of
Len Lye, Hans Richter, Oskar Fischinger, and the Whitneys, it is concrete. Although a wide variety of meaning
inevitably is abstracted from them, and although they do hold quite specific implications for Belson personally, the films remain concrete, objective experiences of kinaesthetic and optical dynamism. They are at once the
ultimate use of visual imagery to communicate abstract concepts, and the purest of experiential confrontations between subject and object. In their amorphous, gaseous, cloudlike imagery it is color, not line, which defines the forms that ebb and flow across the frame with uncanny impact. It is this stunning emotional force that
lifts the films far beyond any realm of »purity« into the most evocative and metaphysical dimensions of sight
and sound. The films are literally superempirical— that is, actual experiences of a transcendental nature. They
create for the viewer a state of nonordinary reality similar, in concept at least, to those experiences described
by the anthropologist Carlos Castaneda in his experiments with organic hallucinogens.15 E. H. Gombrich: »The
experience of color stimulates deeper levels of the mind. This is demonstrated by experiments with mescaline,
under the influence of which the precise outlines of objects become uncertain and ready to intermingle freely
with little regard to formal appearances. On the other hand color becomes greatly enhanced, tends to detach
itself from the solid objects and assumes an independent existence of its own.«
Belson's work might be described as kinetic painting were it not for the incredible fact that the images exist in
front of his camera, often in real time, and thus are not animations. Live photography of actual material is accomplished on a special optical bench in Belson's studio in San Francisco's North Beach. It is essentially a plywood frame around an old X-ray stand with rotating tables, variable speed motors, and variable intensity lights.
In comparison to Trumbull's slitscan machine or the Whitneys' mechanical analogue computer it's an amazingly
simple device.
Belson does not divulge his methods, not out of some jealous concern for trade secrets— the techniques are
known to many specialists in optics— but more as a magician maintaining the illusion of his magic. He has destroyed hundreds of feet of otherwise good film because he felt the technique was too evident. It is Belson's ultrasensitive interpretation of this technology that creates the art. The same can be said for the sounds as well
as the images. Belson synthesizes his own sound, mostly electronic, on home equipment. His images are so
overwhelming that often the sound, itself a creation of chilling beauty, is neglected in critical appraisals. The
122
sound often is so integral to the imagery that, as Belson says: »You don't know if you're seeing it or hearing it.«
He regards the films not as exterior entities, but literally as extensions of his own consciousness. »I first have
to see the images somewhere,« he says, »within or without or somewhere. I mean I don't make them up. My
whole aesthetic rests on discovering what's there and trying to discover what it all means in terms of relating
to my own experience in the world of objective reality. I can't just dismiss these films as audio-visual exercises. They obviously mean something, and in a sense everything I've learned in life has been through my efforts
to find out what these things mean.«
He has been a serious student of Buddhism for many years and has committed himself to a rigorous Yoga discipline. He began experimenting with peyote and other hallucinogens more than fifteen years ago. Recently his
interests have developed equally in the directions of inner space (Mahayana Buddhism) and outer space (interstellar and galactic astrophysics). Thus by bringing together Eastern theology, Western science, and consciousness-expanding drug experiences, Belson predates the front ranks of avant -garde art today in which the
three elements converge. Like the ancient alchemists he is a true visionary, but one whose visions are manifested in concrete reality, however nonordinary it might be. Teilhard de Chardin has employed the term ultrahominization to indicate the probable future stage of evolution in which man will have so far transcended himself that he will require some new appellation.
Taking Chardin's vision as a point of departure, Louis Pauwels has surmised: »No doubt there are already
among us the products of this mutation, or at least men who have already taken some steps along the road
which we shall all be traveling one day.«16 It requires only a shift in perspective to realize that Belson is taking
those steps.
Quotations: 14 Mondrian, op. cit., p. 10. - 15 Carlos Castaneda, The Teachings of Don Juan - A Yaqui Way of
Knowledge (University of California Press, 1968, L. A., Cal.). - 16 Pauwels, Bergier, op. cit., p. 59
Exerpt from the article »The Cosmic Cinema of Jordan Belson« by Gene Youngblood, Expanded Cinema, 1970,
online version http://www.vasulka.org/Kitchen/PDF_ExpandedCinema/book.pdf
Filmmaker and artist Jordan Belson creates abstract films richly woven with cosmological imagery, exploring
consciousness, transcendence, and the nature of light itself. Born in Chicago in 1926, Belson studied painting at
the California School of Fine Art (now San Francisco Art Institute), and received his B.A., Fine Arts (1946) from The
University of California, Berkeley. He saw films by Oskar Fischinger, Norman McLaren and Hans Richter at the
historic Art in Cinema screening series in San Francisco in the late 1940s, and later, films by John and James
Whitney. Belson was inspired to make films with scroll paintings and traditional animation techniques, calling his
first films »cinematic paintings.«
Curator Hilla Rebay at The Museum of Non-Objective Painting exhibited his paintings, and upon Fischinger's recommendation awarded Belson several grants. From 1957-1959, Belson was Visual Director for The Vortex Concerts at San Francisco's Morrison Planetarium, a series of electronic music concerts accompanied by visual projections. Composer Henry Jacobs curated the music while Belson created visual illusions with multiple projection devices, combining planetarium effects with patterns and abstract film footage. His Vortex work inspired his
abandoning traditional animation methods to work with projected light. He completed Allures (1961), Re-entry
(1964), Phenomena (1965), Samadhi (1967), and continued with a series of abstract films. His varied influences
include yoga, Eastern philosophies and mysticism, astronomy, Romantic classical music, alchemy, Jung, non-objective art, mandalas and many more.
Belson has produced an extraordinary body of over 30 abstract films, sometimes called »cosmic cinema,« also
considered to be Visual Music. He produced ethereal special effects for the film The Right Stuff (1983), and continues making fine art and films today, completing Epilogue in 2005.
JORDAN BELSON - Biography by Cindy Keefer, 2008 © Solomon R. Guggenheim Museum, 2008-09.
Published in The Third Mind; American Artists Contemplate Asia, 1860-1989. Alexandra Monroe, Ed. New York:
Solomon R. Guggenheim Museum, 2009. (Exhibition catalog)
Jordan Belson is one of the greatest artists of visual music. Belson creates lush vibrant experiences of exquisite color and dynamic abstract phenomena evoking sacred celestial experiences. (William Moritz)
Filmmaker and artist Jordan Belson creates abstract films richly woven with cosmological imagery, exploring
consciousness, transcendence, and the nature of light itself. (Keefer)
123
RETROSPECTIVE
JORDAN BELSON: FILMS SACRED AND PROFANE
ALLURES
SAMADHI
CHAKRA
Jordan Belson
Jordan Belson
Jordan Belson
Ein frühes Meisterwerk des Ungegenständlichen Kinos. »Ich denke
an Allures als eine Kombination
von molekularen Strukturen und
astronomischen Ereignissen, die
mit unterbewussten und subjektiven Phänomenen vermischt sind –
und alles passiert gleichzeitig. Der
Anfang is fast rein sinnlich, das
Ende vielleicht völlig ideell. Es
scheint sich irgendwie von der Materie zum Geist zu bewegen.«
(Belson)
An early Masterpiece of Non-Objective Cinema. »I think of Allures
as a combination of molecular
structures
and
astronomical
events mixed with subconscious
and subjective phenomena - all
happening simultaneously. The beginning is almost purely sensual,
the end perhaps totally nonmaterial. It seems to move from matter to
spirit in some way.« (Belson)
Belson erklärte: »Ich hoffte, dass
der Film irgendwie einen Geschmack davon geben könnte, wie
die wirkliche Erfahrung von Samadhi sein könnte«, und »Es ist
hauptsächlich ein abstraktes filmisches Kunstwerk, das von Yoga und
Buddhismus inspiriert ist.
Belson stated: »I hoped that somehow the film could actually provide
a taste of what the real experience
of Samadhi might be like«; and »It
is primarily an abstract cinematic
work of art inspired by Yoga and
Buddhism.«
Eine Reise durch die Chakren, die
psychischen Zentren im Körper, mit
dem Sound, den man während tiefer Meditation hört.
A trip through the chakras, the
body's psychic centers, with the
sounds heard during deep meditation.
Æ1967, color, sound, orig. 16mm,
screened on PAL video, 6 min.
ÆSound Jordan Belson
LIGHT
Æ1961, color, sound, 16mm, 8 min.
ÆSound Jordan Belson and Henry
Jacobs
Still from Allures (1961) (c) Jordan Belson,
courtesy Center for Visual Music
Still from Samadhi (1967) (c) Jordan Belson,
courtesy Center for Visual Music.
Æ1972, color, sound, 16mm, 6 min.
ÆSound Jordan Belson
ÆNew Preservation Print
Jordan Belson
Light basiert auf der Kontinuität
des elektromagnetischen Spektrums. Es ist eine Reise durch
Raum und Licht. Dies ist der letzte
Film, für den Belson seinen eigenen
Soundtrack komponierte.
Light is based on the continuity of
the electromagnetic spectrum. It is
a ride through space and light. This
is the last film for which Belson
composed his own soundtrack.
Æ1973, color, sound, 16mm, 6 min.
ÆSound Jordan Belson
124
CYCLES
MUSIC OF
THE SPHERES
FOUNTAIN OF DREAMS
Jordan Belson, Stephen Beck
Jordan Belson
Jordan Belson
Komponiert mit Stephen Beck, ist
Cycles ein »Videofilm« der elektronische mit kinematografischen
Techniken zusammenführt.
Composed with Stephen Beck, Cycles is a »videofilm« that fuses
both electronic and cinematic
techniques.
Music of the Spheres ist eine filmische Destillation und Versöhnung
von vielen unterschiedlichen Traditionen ohne eine Abweichug von
den bekannten wissenschaftlichen
Beobachtungen. Es versucht, unser
Sonnensystem als lebende Einheit
zu zeigen statt als ein mechanische Anordnung von drehenden
Sphären, und ein Gefühl für das Innenleben eines jeden Planeten zu
vermitteln, zusätzlich zu seinem
charakteristischen Aussehen. (Pyramid Films, Study Guide, c. 1977)
Music of the Spheres is a cinematic distillation and reconciliation of
many diverse traditions without
departing from the known scientific observations. It seeks to show
our solar system as a living entity,
rather than a mechanical arrangement of spinning spheres out in
space, and to convey a sense of
each planet’s inner nature, in addition to its characteristic outer appearance. (Pyramid Films, Study
Guide, c. 1977).
Gerade erst veröffentlicht. Eine
kräftige Synchronisation zu der
transzentendalen Musik von Franz
Liszt.
Der übrige Sound von Jordan Belson. Programm kuratiert von Belson
und dem Center for Visual Music,
von CVM zur Verfügung gestellt. Allures, Chakra und Light wurden
durch die Unterstützung der National Film Preservation Foundation
erhalten.
Für mehr Informationen zu Belson:
www.centerforvisualmusic.org/Bel
son
Only recently released. A bold synchronization to the Transcendental
music of Franz Liszt.
Program curated by Belson and
Center for Visual Music, provided
by CVM. Approx. 60 minutes plus
talk.
Allures, Chakra and Light were preserved with support from the National Film Preservation Foundation.
For more about Belson:
www.centerforvisualmusic.org/Bel
son
Æ1975, 16mm, color, sound, 10
min.
ÆSound by Stephen Beck
Still from Cycles (1975) (c) Jordan Belson and
Stephen Beck, courtesy Center for Visual Music
Æ1977, abridged version 2002,
color, sound, originally 16mm,
abridged version screened
digitally, 7 min.
ÆMusic Iasos.
Æ1984, released in 2007, color,
sound, produced on video, 12
min.
ÆMusic Liszt.
125
RETROSPECTIVE
MARY ELLEN BUTE
KINETISCHE KUNST – EINE SUCHE
REACHING FOR KINETIC ART
Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute with her oscilloscope, courtesy of
Cecile Starr and Center for Visual Music, Los Angeles
Anmerkung des Herausgebers: Mary Ellen Bute (1904-1983) war eine der ersten Filmemacherinnen in den Vereinigten Staaten, die abstrakt arbeitete. Zwischen 1934 und 1953 drehte sie über ein dutzend Filme mit Materialien wie Oszilloskopen, Spiegeln, dreidimensionalen Objekten – oft in Verbindung mit klassischer Musik. Ihre
Filme wurden im ganzen Land in kommerziellen Filmtheatern vorgeführt. Bute hat nur selten davon erzählt, wie
sie Filmemacherin wurde. Am 7. Mai 1976 hielt sie im Chicagoer Kunst-Institut einen Vortrag. Der folgende Auszug wurde aus ihren Ausführungen zusammengestellt. Eine vollständige Bandaufnahme des Programms befindet sich in der Sammlung des Projekts Pioneer American Women Filmmakers.
Ich war Malerin in Texas und lebte auf einer Ranch [bis mein Kunstlehrer aus Huston] für mich ein Stipendium
an der Pennsylvania Academy of Fine Arts organisierte. Das war für mich eine ganz neue Welt. Fast alle Artikel
und Zeitschriften, die bis in meinen Teil von Texas vorgedrungen waren, waren gegen die moderne Kunst.
Als ich dann [also] nach Philadelphia kam, war….ich tief beeindruckt von den wundervollen [Bildern] von Picasso, der afrikanischen Kunst, [Paul] Klee, Braque, Kandinsky…Er [Kandinsky] verwendete abstrakte, nicht-gegenständliche Elemente, so dass man eine Leinwand wie ein Musikstück erleben konnte…. Ich fand das alles
einfach unglaublich … [aber] bei all diesem sollte eigentlich auch die Zeit einbezogen werden. Es war ein Tanz.
Das wurde mein [Ziel]…
Ich ging nach New York und versuchte, die technischen Mittel zu finden. Was zu der Zeit am weitesten entwickelt war, war die Bühnenbeleuchtung. Ich besuchte eine Kunstschule, wo wir dann vieles mit Beleuchtung
machten, aber das reichte nicht, Beleuchtung war eher ein Kunstmedium an sich. Durch einen glücklichen Zufall wurde ich dann in Yale aufgenommen und sie hatten eine großartige Anlage. Und ich wurde natürlich eine
der Benutzer – auf der Suche nach meiner kinetischen Kunstform.
Yale beauftragte mich damit, die Welt mit dem Theater bekannt zu machen …und ich sah das Noh-Drama in Japan und das Taj Mahal in Indien [wo das Gebäude von Edelsteinen umgeben ist]. Ich schaute in die Edelsteine
und sah, wie sich das Taj Mahal und der See darin spiegelte und das empfand ich als ungeheuer reizvoll… weil
es romantisch war und weil es kinetisch, visuell war. Ich begann mich damit zu vergnügen, mir all diese Formen
und Muster in Bewegung vorzustellen.
Zurück in New York berichtete ich Thomas Wilfred davon, der damals eine Farborgel entwickelt hatte. Das war
im Jahr 1929. Dann hörte ich von Leon Theremin … und machte mich mit seinem [Ton-]studio vertraut, um mehr
über Komposition zu lernen. Er fing an, sich für meine Entschlossenheit, eine kinetische visuelle Kunstform zu
entwickeln, zu interessieren [und half mir bei meinen Experimenten].
Wir versenkten winzige Spiegel in Röhrchen mit Öl, verbanden [sie] mit einem Oszillator und zeichneten dann
auf, wohin diese Lichtpunkte flogen. Wir fanden den Effekt aufregend – er war von so großer Reinheit.
Das war aber noch nicht genug. Wir bekamen schließlich eine Bolex-Kamera und begannen … mit den Dreharbeiten zu meinem ersten Film Rhythm in Light. Es war eine vorwiegend dreidimensionale Animation. Pyramiden
und Tischtennisbälle, die alle durch Lichtmuster miteinander verbunden waren = und ich gab mich nicht zufrieden, bis alles genauso rein- und rauskam, wie ich es geplant hatte.
--Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von CVM Library. Ursprünglich veröffentlicht in Field of Vision, Nr.
13, Frühling 1985. Redakteur: Robert Haller, Verleger: Island Cinema Resources.
Editor’s Note: Mary Ellen Bute (1904-1983) was one of the first abstract film-makers in the United States. Between 1934 and 1953 she made over a dozen films with such materials as oscilloscopes, mirrors, three dimensional objects -- often to classical music. Her films were presented in commercial theatres across the country.
Bute rarely spoke about how she became a film-maker. On May 7, 1976, she gave a talk at the Art Institute of
126
Publicity still for Mary Ellen Bute EMAF-Retrospective,
courtesy Cecile Starr and Center for Visual Music
Chicago. The following was assembled from her remarks. The complete tape recording of the program is in the
collection of the Pioneer American Women Filmmakers project.
I was a painter in Texas and lived on a ranch [until my Houston art teacher] arranged for a scholarship for me at
the Pennsylvania Academy of Fine Arts. This was a whole new world for me. Practically all of the articles and
journals that had reached my part of Texas were very against modern art.
[So] when I went to Philadelphia I was…deeply impressed by the wonderful Picassos, the African art, the [Paul]
Klees, the Braques, the Kadinskys…He [Kandinsky] used abstract, nonobjective elements so you could experience a canvas the way you experience a musical composition…. Well, I thought it was terrific… [but] these
things should be unwound in time continuity. It was a dance. That became my [objective]...
I came to New York and tried to find the technical means. The most developed thing at the time was stage lighting. I went to an art school where we did many things with lighting, but that wasn't adequate, an art medium
per se. Then, by a fluke, I got into Yale, and they had a fabulous switchboard - and of course I became one of its
runners, reaching for my kinetic art form.
From Yale I got the job of taking drama around the world… and got to see, oh, the Noh drama of Japan, and the
Taj Mahal of India [where gems surrounded the building]. I looked into the gems and saw reflected the Taj Mahal, and the lake, and the whole thing appealed to me enormously…because it was romantic and because it was
a kinetic, visual thing. I started entertaining myself by imagining these designs and patterns all in movement.
Back in New York I related all of this to Thomas Wilfred, who at that time had developed a color organ. This was
in 1929. Then I heard from Leon Theremin… and apprenticed myself to his [sound] studio to learn more about
composition. He became interested in my determination to develop a kinetic visual art form [and helped me
with experiments].
We submerged tiny mirrors in tubes of oil, connected [them] to an oscillator, and drew where these points of
light were flying. The effect was thrilling for us - it was so pure.
But it wasn't enough. Finally we got a Bolex camera, and started… to make my first film, Rhythm in Light. It was
mostly three-dimensional animation. Pyramids, and ping pong balls, and all interrelated by light patterns = and
I wasn't happy unless it all entered and exited exactly as I had planned.
--Courtesy CVM Library. Originally published in Field of Vision, No. 13, Spring 1985. Editor: Robert Haller, Publisher: Island Cinema Resources.
Mary Ellen Bute was born in Houston, Texas, on November 21, 1906, the first of six children in a socially prominent family. From age 16 to 28, she studied at the Pennsylvania Academy of Art, the Yale Drama Department and
the Sorbonne, traveled around the world, and apprenticed to numerous avant-garde artists, scientists and musicians in New York City. Between 1934 and 1953 Bute created 14 short abstract films, working with cinematographer Theodore Nemeth, an expert in animation and special effects. First in black-and-white, then in color, then
pioneering in oscilloscope-generated imagery, most of the films were shown commercially in art theaters around
the country; six premiered on the huge screen of the Radio City Music Hall. In 1940, Bute and Nemeth were married and he opened his own studio where she often wrote scripts for his documentary and advertising films. Two
sons, Theodore Jr. and James, were born in 1940 and 1947 respectively. Moving to live-action fiction films in the
mid-1950s, Bute produced a half-hour featurette, »The Boy Who Saw Through,« casting teen-aged Christopher
Walken in his first leading role. Bute devoted some seven years to the feature-length Passages From Finnegans
Wake, which she directed and produced. Her AFI-funded film about poet Walt Whitman was unfinished at the
time of her death on October 17, 1983, in New York City. (Cecile Starr)
127
RETROSPECTIVE
MARY ELLEN BUTE
LICHT * FORM * BEWEGUNG * TON
Mary E. Bute
Der Absolute Film ist kein neues Thema. Es handelt sich dabei um eine Art der Kunst, die sich wie andere Künste auch logisch entwickelt hat, langsam zwar, aber dennoch folgerichtig.
Diese Kunst ist eine Wechselbeziehung zwischen Licht, Form, Bewegung und Ton, die miteinander verbunden
und projiziert werden, um eine ästhetische Vorstellung zu aktivieren. Sie hat keine Verbindung mit Vorstellungen aus der Religion, Literatur, Ethik oder Dekoration. Licht, Form und Ton befinden sich hier in einem dynamischen Gleichgewicht mit den kinetischen Raumbeziehungen.
Der Absolute Film spricht Auge und Ohr an. Andere bewegte Bilder machen sich zwar auch die durch Sehen und
Hören hervorgerufenen Sinneseindrücke zunutze, richten sich aber nicht an Auge und Ohr, sondern an den Intellekt. In realistischen Filmen wird beispielsweise vom Zuschauer erwartet, dass er eine geschickte Imitation
der Natur genießt, sich also soweit täuschen lässt, dass er denkt, er habe das lebende Urbild vor sich. Demgegenüber regt der Absolute Film unsere visuellen und auditiven Sinne direkt durch Farbe, Form, Rhythmus und
Ton an. In realistischen Filmen ist das Medium der erzählten Geschichte, dem Symbol oder der Darstellung untergeordnet. Wir sehen den Absoluten Film durch die Kraft der ihm inhärenten Sinneseindrücke als Stimulans,
ohne dass ihn literarische Bedeutung, fotografische Imitation oder Symbolismus belasten. Unsere Freude an
einem Absoluten Film hängt ausschließlich von dem durch ihn ausgelösten Effekt aus: während beim Betrachten eines realistischen Films der von ihm hervorgerufene Sinneseindruck sich auf das von ihm evozierten geistigen Bild gründet.
Filmemacher, Maler und Musiker teilen sich die Begeisterung für den Absoluten Film. Durch kreativen Einsatz
der Kamera finden Kameramänner eine nahezu unerschöpfliche Quelle neuer Ausdrucksmöglichkeiten und
Ausdrucksmittel, von denen man nicht einmal zu träumen wagte, als man die Kamera lediglich als Aufnahmegerät eingesetzte. Wir müssen aber Maler und Musiker wieder aufgreifen, um die Vorstellungen aufzuspüren,
die wahrscheinlich den Absoluten Film hervorgebracht haben.
Die Beschäftigung mit dem Absoluten Film nimmt sowohl hierzulande als auch im Ausland zu. Die Grundlagen
dazu wurden schon vor Jahren gelegt und der Absolute Film wurde vor nicht allzu langer Zeit von Cezanne und
seinen Anhängern antizipiert, bei denen wir erleben konnten, wie eine abstrakte Art zu malen entstand. Cezanne nutzte die Beziehungen zwischen Farbe und Form und verwarf die früher übliche Mischung von lokal eingegrenztem Licht und Schatten. Durch die Betonung dieser Beziehung entband er die Farbe von ihren rein imitierenden Eigenschaften und ließ sie als Farbe selbst visuelle Eindrücke schaffen. Seine Still-Leben: Äpfel und
Tischdecke sind nicht als objektive Darstellungen zu verstehen; sie sind vielmehr organisierte Gruppen von Formen, die miteinander in Beziehung stehen, ausgewogene Proportionen haben und visuelle Assoziationen
wecken. Er verwendet Farbe auf einer statischen Oberfläche so, dass der nächstfolgende Schritt die Einführung einer zeitlichen Sequenz und einer Textur größerer Bandbreite sein musste.
Die Kubisten versuchten auf einer statischen Oberfläche Sinneseindrücke für das Auge zu schaffen, die dem
entsprechen, was der Ton für das Ohr ist. Dies erreichten sie, indem sie auf einer visuellen Fläche gleichzeitig
die gemeinsamen Aspekte desselben Objekts - gesehen aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln oder in unterschiedlichen Intervallen – darstellten. Sie haben versucht, Formen, die entfernt mit bekannten Objekten
verwandt sind, so anzuordnen, dass durch die Betrachtung einer objektiven Welt subjektive Gefühle geweckt
wurden.
Das Element der Musik erscheint in den Gemälden von Kandinsky. Er malte abstrakte Kompositionen, die sich
auf eine willkürliche chromatische Sinnesskala gründeten. Das Wort Farbe taucht häufig in den Texten von
Wagner auf. In »Reminis of Amber« (1871) schreibt er: »Amber ließ seine Musik jeden Kontrast, jede Mischung
von Kontur und Farbe reproduzieren – wir können uns fast vorstellen, es mit einem echten musikalischen
Gemälde zu tun zu haben.«
Es gibt endlos viele Beispiele, die wir zitieren könnten. Von einigen Musikern ist bekannt, dass sie mit bestimmten Instrumenten Farben assoziieren.
Diese Experimente von Musikern und Malern, von Menschen also, die große Erfahrung mit den Arbeitsgeräten
ihrer ursprünglichen Kunstform haben, haben uns diese Möglichkeit, zwei verschiedene Medien miteinander zu
kombinieren, ins Bewusstsein gebracht. Dieses neue Ausdrucksmedium ist der Absolute Film. Der Künstler
schafft hier eine Welt aus Farbe, Form, Bewegung und Ton, in der sich alle Elemente in einem kontrollierbaren
Fließzustand befinden, wobei die beiden Materialformen (visuell und auditiv) in allen denkbaren wechselseitigen Beziehungen miteinander stehen und Änderungen unterliegen.
Ursprünglich veröffentlicht in der Zeitschrift Design, 1956. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Center for Visual Music Library und Cecile Starr.
128
LIGHT * FORM * MOVEMENT * SOUND
Mary E. Bute
Publicity still for Mary Ellen Bute EMAF-Retrospective,
courtesy Cecile Starr and Center for Visual Music
The Absolute Film is not a new subject. It is concerned with an art which has had as logical development as other arts, perhaps slowly but naturally. This art is the interrelation of light, form, movement and sound – combined and projected to stimulate an aesthetic idea. It is unassociated with ideas of religion, literature, ethics or
decoration. Here light, form, and sound are in dynamic balance with kinetic space relations.
The Absolute Film addresses the eye and the ear. Other motion pictures, although making use of the sensations
of sight and sound, address not the eye and ear but the intellect. For example, in realistic films, the onlooker is
expected to enjoy the clever imitation of nature – to be deceived into thinking the living prototype is before him.
Whereas the Absolute Film stimulates our visual and aural senses directly with color, form, rhythm and sound.
In realistic films, the medium is subordinate to story, symbol or representation. We view an Absolute Film as a
stimulant by its own inherent powers of sensation, without the encumbrance of literary meaning, photographic imitation, or symbolism. Our enjoyment of an Absolute Film depends solely on the effect it produces: whereas, in viewing a realistic film, the resultant sensation is based on the mental image evoked.
Cinematographers, painters and musicians find a common enthusiasm in the Absolute Film. Through using the
motion picture camera creatively, cameramen find a seemingly endless source of new possibilities and means
of expression undreamed of while the camera was confined to use merely as a recording device. But we must
turn back to painters and musicians to find the ideas which probably motivated the Absolute Film into a state
of being.
Work in the field of the Absolute Film is accelerating both here and abroad. The foundations for it were laid
years ago and it was more recently anticipated by Cezanne and his followers with whom we have an abstract
art of painting taking form. Cezanne used the relationships between color and form, discarding the former mixture of localized light and shade. By stressing relationship, he lifted color from imitating objective nature to producing a visual sensation in itself. His paintings of still-lifes: apples and tablecloth, are not conceived in a spirit of objective representation; they are organized groups of forms having relationships, balanced proportions
and visual associations. His use of color on a static surface reaches a point where the next step demanded an
introduction of time sequence and a richer textural range.
The Cubists tried to produce on a static surface a sensation to the eye, analogous to the sensation of sound to
the ear. That is, by the device of presenting simultaneously within the visual field the combined aspects of the
same object viewed from many different angles or at different intervals. They tried to organize forms distantly
related to familiar objects to convey subjective emotions aroused by contemplation of an objective world.
The element of music appears in the paintings of Kandinsky. He painted abstract compositions based on an arbitrary chromatic scale of senses. The word color occurs often in the writing of Wagner. In the »Reminis of Amber« (1871) he writes: »Amber made his music reproduce each contrast, every blend in contours and color – we
might almost fancy we had actual music paintings.«
There is simply no end to the examples which we might cite. Some musicians have gone on record as having color associations with specific instruments. These experiments by both musicians and painters, men of wide experience with their primary art material, have pushed this means of combining the two mediums up into our
consciousness. This new medium of expression is the Absolute Film. Here the artist creates a world of color,
form, movement and sound in which the elements are in a state of controllable flux, the two materials (visual
and aural) being subject to any conceivable interrelation and modification.
Originally published in Design Magazine, 1956.
Provided courtesy Center for Visual Music Library and Cecile Starr.
129
RETROSPECTIVE
MARY ELLEN BUTE
Das Mary-Ellen-Bute-Filmprogramm wurde vom Center for Visual Music
in Zusammenarbeit mit Cecile Starr and dem Women´s Independent Film
Exchange organisiert.
Ein herzlicher Dank geht an Cindy Keefer vom CVM, Los Angeles.
Bute program organized by Center for Visual Music in association with
Cecile Starr and the Women’s Independent Film Exchange.
Special thanks to Cindy Keefer, CVM, Los Angeles.
Publicity flyer for Mary Ellen Bute films,
produced by Ted Nemeth Studios.
Courtesy Center for Visual Music
DOCUMENTARY. EXCERPT
Kit Basquin, Cecile Starr, Larry Mollot
Publicity still for Mood
Contrasts by Mary Ellen Bute, courtesy Cecile Starr and Center
for Visual Music
Still from Mary Ellen
Bute's Color Rhapsody, courtesy Center for
Visual Music and Cecile Starr
Ein Werk in Arbeit von Kit Basquin, Cecile Starr und Larry Mollot,
das Interview-Filmmaterialien von Bute selbst enthält.
A work in progress by Kit Basquin, Cecile Starr and Larry Mollot,
which includes interview footage of Bute herself.
ÆUSA, color, sound, digital, 13:00
ÆRealisation Kit Basquin, Cecile Starr, Larry Mollot
RHYTHM IN LIGHT
Mary Ellen Bute
In »Rhythm in Light« benutzt die Künstlerin visuelle Materialien so, wie ein Musiker Ton verwendet. Masse und
Linien und brillante Arabesken aus der unerschöpflichen Fantasie der Künstlerin tanzen zu den Klängen von
der Musik Edward Griegs. Die visuellen und auditiven Materialien sind sowohl strukturell als auch rhythmisch
miteinander verwandt - ein mathematisches System, das benutzt wird, um die zwei Ausdrucksformen zu kombinieren (Werbeflyer, Ted Nemeth Studios).
In the »Rhythm in Light,« the artist uses visual materials as the musician uses sound. Mass and line an brilliant
arabesques from the inexhaustible imagination of the artist perform a dance to the strains of Edward Grieg's
music. The visual and aural materials are related both structurally and rhythmically - a mathematical system
being used to combine the two means of expression. (promotional flyer, Ted Nemeth Studios).
ÆUSA 1934, b/w, 5:00, originally 35mm, screened in 16mm
ÆMusic Grieg's »Anitra's Dance«
ÆRealisation M. E. Bute in collaboration with Melville Webber and Ted Nemeth
ÆPremiered at Radio City Music Hall, 1935.
130
SYNCHROMY NO. 2
PARABOLA
SPOOK SPORT
Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute
Basiert auf Rutherford Boyds
außergewöhnlicher Skulptur, die
die parabolische Kurve ausarbeitet.
Based on Rutherford Boyd's extraordinary sculpture elaborating
the parabolic curve.
Ein neuer abstrakter Film in der
»Seeing Sound« Reihe von M.E.
Bute. »Ein lustiger abstrakter Film,
über den die LEUTE REDEN, gefüllt
mit körperlosen Gespenstern, Fledermäusen und Knochen.« -Allene
Talmey, Vogue.
A new abstract movie in the »Seeing Sound« series by M.E. Bute.
»Fun abstract movie that PEOPLE
are TALKING ABOUT, filled with disembodied spooks, bats and
bones.« -Allene Talmey, Vogue.
»Ziemlich fortgeschritten und unterhaltsam« - New York Times.
Premiered at Radio City Music Hall.
»Something pretty advanced and
amusing« - New York Times.
ÆUSA 1935, b/w, 5:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆMusic Wagner's »Evening Star«
ÆRealisation Mary Ellen Bute
DADA
Mary Ellen Bute
»Geistreich und entzückend, es
verlässt zu schnell den Bildschirm.« - CUE Magazin.
For Universal Newsreel. »Animated
with Dada humor to a waltz tune.
Witty and delightful, it flashes off
the screen too soon.« - CUE magazine.
ÆUSA 1936, b/w, 3:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆRealisation Mary Ellen Bute
ÆUSA 1937, b/w, 9:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆMusic Darius Milhaud's »La
Creation du Monde.«
ÆRealisation Mary Ellen Bute
ESCAPE
Mary Ellen Bute
ÆUSA 1939, color, 8:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆMusic Saint-Saen's »Danse
Macabre«
ÆRealisation Mary Ellen Bute
ÆAnimation Norman McLaren
Escape basierte auf einem einfachen Handlungsablauf, mit Hintergrundmusik vertont, der geometrische Figuren für die Handlung verwendete. (Bute)
Escape was based on a simple plot
set against a musical background,
and employed geometric figures for
the action. (Bute)
ÆUSA 1937, color, 5:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆMusic Bach's »Toccata and
Fugue in D Minor«
ÆRealisation Mary Ellen Bute
131
RETROSPECTIVE
MARY ELLEN BUTE
TARANTELLA
COLOR RHAPSODY
IMAGINATION
Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute
»Eine aufregende neue Technik...
ausgefallen und lustig...« (Film
Daily)
»An exciting new technique...Unusual and amusing...« (Film Daily)
»[Bute] geht über ihre Einflüsse
hinaus; ihre visuelle Fantasie triumphiert. Ich mag den romantischen Flair von COLOR RHAPSODY,
die visuelle Dichte... Ich denke, die
Zeit ist gekommen, wo wir alle Werke von Bute in einem neuen Licht
neu betrachten und schätzen sollten.« - Jonas Mekas, Soho Weekly
News (9/23/76)
»[Bute] transcends her influences;
her visual imagination triumphs. I
like the romantic flair of COLOR
RHAPSODY, its visual density...I
think it is time to re-see and reevaluate all of Bute's work in a new
light.« - Jonas Mekas, Soho Weekly
News (9/23/76)
»...surrealer Film... unwirkliche und
reizende Formen schweben herum... die Arbeiten von Mary Ellen
Bute - einer Pionierin in dieser Sache, deren Talente öfter genutzt
werden sollten.« - Gilbert Seldes,
Saturday Review
»...surrealist film...unreal and delectable
shapes
floating
about...the work of Mary Ellen Bute
- a pioneer in this sort of thing
whose talents should be more often used.« - Gilbert Seldes, Saturday Review
ÆUSA 1940, color, 5:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆPiano music Edwin Gershefsky.
ÆRealisation Mary Ellen Bute
POLKA GRAPH
(FUN WITH MUSIC)
Mary Ellen Bute
ÆUSA 1948, color, 6:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆMusic Liszt's »Hungarian
Rhapsody No. 2«
ÆRealisation Mary Ellen Bute
ÆPremiered at Radio City Music
Hall 1951.
Begann als eigentliche Zeichnung
von Schostakowitchs Polka aus
»The Age of Gold.« Preisträger beim
Venice Film Festival.
Began as an actual chart of
Shostakovich's Polka from »The
Age of Gold.« Award winner at
Venice Film Festival.
ÆUSA 1947, color, 5:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆRealisation Mary Ellen Bute
132
ÆUSA 1948, color, 3:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆProduction Steve Allen
ÆRealisation Mary Ellen Bute
NEW SENSATIONS
IN SOUND
ABSTRONIC
MOOD CONTRASTS
Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute
ÆUSA 1949, color, 3:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆRealisation Mary Ellen Bute
ÆProduced for RCA TV
commercial programs
Diese elektronischen Bilder der
Musik sind natürliche Phänomene,
die in der subatomaren Welt ihr Zuhause haben; sie werden dann in
der Bildröhre erfasst und mit einer
Bewegungskamera gefilmt. Die farbigen Hintergründe sind von Hand
gemacht und überlagern die elektronische Animation der musikalischen Themen. In diesem Film verbindet Filmkünstlerin Mary Ellen
Bute Wissenschaft mit Kunst, um
den »Seeing Sound« zu kreieren.
(Pressefreigabe von den Ted Nemeth Studios)
These electronic pictures of the
music are a natural phenomena
which take place in the sub-atomic
world; they are then captured on
the Cathode Ray Oscilloscope and
filmed with the motion picture
camera. The colored backgrounds
are hand done and superimposed
on the electronic animation of the
musical themes. In this movie, film
artist Mary Ellen Bute combines
Science an Art to create »Seeing
Sound.« (Press release from Ted
Nemeth Studios)
»Ein so produzierter abstrakter
Film liefert uns eine der aufregendsten Erfahrungen, die Bewegungsbilder bieten können, sowohl in der
Machart, als auch beim Sehen und
Zuhören,.« (Jesse Zunser, »Kinetic
Space,« CUE Magazin.) »Eigentliche Tonbilder werden in der
Bildröhre erfasst« (Eingangstitel
mit Stimme aus dem Off)
»An abstract film made in this
fashion provides, in the making as
well as the seeing and listening,
one of the most thrilling experiences the motion picture affords.«
(Jesse Zunser, »Kinetic Space,«
CUE Magazine.) »Actual pictures of
sound captured on cathode ray oscilloscope« (voice over opening titles)
»Hymn to the Sun« from The Golden Cockerel and »Dance of the
Tumblers« from The Snow Maiden
by Rimsky-Korsakov. Premiered at
Radio City Music Hall.
PASTORALE
Mary Ellen Bute
Eine bildhafte Begleitung in abstrakten Formen.
A pictorial accompaniment in abstract forms.
ÆUSA 1950, color, 8:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆMusic J.S. Bach's »Sheep May
Safely Graze«
ÆRealisation Mary Ellen Bute
ÆUSA 1953, color, sound, 7:00,
originally 35mm, screened in
16mm
ÆRealisation Mary Ellen Bute
ÆUSA 1952, color, 7:00, originally
35mm, screened in 16mm
ÆMusic Aaron Copland's »Hoe
Down« and Don Gillis's »Ranch
House Party«
ÆRealisation Mary Ellen Bute
133
SPECIAL PROGRAM
CHILE
POLITISCHE FIKTIONEN - CHILENISCHE VIDEOS
Kuratorin Paz Guevara
»Politische Fiktionen« ist eine Werksammlung neuerer bewegter Bilder chilenischer Videokünstler. All diese Arbeiten verfolgen einen fiktiven politischen Plan. Durch die Erfindung, Nachstellung und Reparatur politischer
Diskurse erzeugen sie eine imaginäre Dimension. Neue Ursprünge, Symbole, Bestrafungen, Rituale und Monumente werden gefeiert. Sie verweisen auf Mystisches und Unzivilisiertes, auf Ironie und Sarkasmus. Im nächsten Jahr feiert Chile, wie viele andere Republiken in Südamerika, den 200. Jahrestag seiner Unabhängigkeit.
Diese politischen Fiktionen skizzieren eine Neuerfindung unserer Identität und Geschichte, ihre Zukunftsvision und ihr Widerstand zielt auf eine größere Ideenwelt als die eingeschränkte Geschichte des Nationalstaats.
»Political Fictions« is a compilation of recent moving image works by Chilean video artists. All of these works
play a political-fictive plan. By inventing, re-enacting and repairing political discourses, these video works trigger an imaginary dimension. New origins, symbols, punishments, rituals and monuments are celebrated. They
convoke the mythical and the uncivilized, the irony and the sarcasm. Next year Chile, as many other Republics
in South America, will celebrate its 200th anniversary of independency. These political fictions project a re-invention of our identity and history, envisioning and resisting for a larger imagination than the narrow history of
the Nation-State.
Paz Guevara, *1976 in Santiago, Chile, PhD, Humboldt University Berlin, lives in Berlin. Paz Guevara has curated
moving image art exhibitions including »Comunidad Ficticia« (Matucana 100, Santiago, 2009), »Berlin change
plus vite que mon coeur - Images mouvantes pour une vision actuelle« (Lille3000, 2009, Lille), »After the Light:
Moving Image displayed at Night« (Radialsystem, Berlin, 2008); »Where is the contemporary Art Today?« (Museo
de Arte Contemporáneo, Sao Paulo, 2007); »Homemade« (de Warande Art Centre, Turnhout, Belgium, 2007), »Sala
de la Tele« (Centro de Documentación de las Artes at the CCPLM and Bienal de Performance, Santiago, 2006) and
»Videocracia« (Bienal de Videos y Nuevos Medios, Santiago, 2005). She is currently working as Curatorial Assistant to Alfons Hug at the 2. Bienal del Fin del Mundo in Ushuaia, Argentina and prepares her upcoming project
for Radialsystem in Berlin »After the Light II: Performing the Moving Image«. She has worked as organizer of
TANAS art space in Berlin in 2008 and as Project Assistant at the KW Institute for Contemporary Art in Berlin between 2005 and the beginning of 2008.
DIGGING THE
AMERICAN DREAM
MONGA
MERITORIA
Manuela Viera-Gallo
Caty Purdy
Alejandro Moreno
Die Künstlerin stellt die ironische
Archäologie und die Entdeckung
des amerikanischen Traums dar.
The artist performs the ironic
archeology and discovery of the
American dream.
Ein Videoclip, in dem die Künstlerin
Tierkostüme trägt und ein Musikinstrument benutzt, welches aus einem Tigerskelett gemacht wurde.
A video clip where the artist performs in animal costumes and uses
a musical instrument made of a
tiger’s corpse.
A fictive ethnic minority celebrates
their rituals using costumes embroidered with images of human
reproductive organs.
Eine fiktive ethnische Minderheit
feiert ihre Rituale, indem sie
Kostüme tragen, auf die Bilder
menschlicher Fortpflanzungsorgane gestickt sind.
ÆChile 2008, Video, 4:50
ÆRealisation Manuela Viera-Gallo
ÆChile 2008. Video-Clip, 3:56
ÆRealisation Caty Purdy
134
ÆChile 2008. Video, 11: 20
ÆRealisation Alejandro Moreno
LUIS
Cristobal León, Niles Atallah and
Joaquin Cociña
LU-CHE III
LA ESCLAVA
Giancarlo Pazzanese
Cristobal León and Paula Salas
Schmutz kommt ins Haus, zerstört
die Einrichtung und macht den Innenbereich genauso chaotisch und
bedrohlich wie die Außenwelt.
Dirt comes inside the house, it destroys the furniture and makes the
interior as wild and threatening as
the exterior.
Der Künstler spielt ein Kinderspiel
»Luche« und betet zum Vorsitzenden der kommunistischen chilenischen Partei, dass er (bei der Revolution) Erfolg hat.
The artist performs a children’s
game, »Luche«, and prays to the
president of the communist
Chilean party to succeed (in the
revolution).
Zwei Darsteller spielen einen Dialog zwischen einem Herren und einem Sklaven, dieser Dialog wurde
aus einem nordamerikanischen
Pornofilm übernommen.
Two characters re-enact a dialogue
between the master and the slave,
which was taken from a North
American porno movie.
ÆChile 2008. Stop Motion
Animation, 4: 02
ÆRealisation Cristobal León,
Niles Atallah, Joaquin Cociña
ÆChile 2009. Video, 7:45
ÆRealisation Giancarlo Pazzanese
ÆChile 2008. Stop Motion
Animation, 2:06
ÆRealisation Cristobal León,
Paula Salas
KRON TRANSMISSION,
AN ANACHRONIC
SCIENCE FICTION TALE
THE MISSING MONUMENT FOR
WASHINGTON DC O PROPUESTA DE
MONUMENTO PARA VICTOR JARA
Marcela Moraga
Iván Navarro
Ein Radio befindet sich an verlassenen Orten. Es sendet Teile des Romans »Russland« und des ScienceFiction Buches »Wir« von Jewgeni Samjatin. Das Radio
ist der einziger »Darsteller« im Film.
A radio is located in abandoned places. It broadcasts
fragments of the novel »Russland« and the science
fiction book »Wir« by Jewgeni Samjatin. The radio is
the only »character« in the film.
Als eine Art Entschädigung für die Geschichte, kreiert
der Künstler das fehlende Monument für Victor Jara.
As a reparation for history, the artist created the missing monument for Victor Jara.
ÆChile 2008. Video, 4:09
ÆRealisation Iván Navarro
ÆChile 2008. Video, 14:50
ÆRealisation Marcela Moraga
135
SPECIAL PROGRAM CINE TRANS EUROPE
AMSTERDAM FILM EXPERIENCE
EVOLIZER
Jan van Nuenen
CINE TRANS EUROPE ist eine Kooperation von fünf europäischen Festivals (FILM EXPERIENCE, Amsterdam,
L´ALTERNATIVA INDEPENDENT FILM FESTIVAL, Barcelona, CORK FILM FESTIVAL, Cork, FESTIVAL INTERNATIONAL SIGNES DE NUIT, Paris und dem EUROPEAN
MEDIA ART FESTIVAL, Osnabrück), mit dem Ziel, ein
»Cinéma de différence« zu prolongieren, ein Cinéma,
das mit Lust Komplexität, Enigmatismus, Experimentierfreude und Differenzarbeit vereint, das rebelliert
gegen Standards, Normen und Stereotypen, im Wissen
darum, dass lediglich nicht repetitive audiovisuelle
und cinematographische Sprachen eine kleine Chance
haben, Wirklichkeit einzufangen und perzipierbar zu
machen.
CINE TRANS EUROPE is a cooperation between five
European festivals (FILM EXPERIENCE, Amsterdam,
L´ALTERNATIVA INDEPENDENT FILM FESTIVAL,
Barcelona, CORK FILM FESTIVAL, Cork, FESTIVAL INTERNATIONAL SIGNES DE NUIT, Paris and the EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL, Osnabrück), which has
the objective to prolong a »Cinéma de différence«, a
Cinéma that unites complexity, enigmatism, fondness
of experimenting and difference work with lust, which
rebels against standards, norms and stereotypes,
knowing that merely non-repetitive audiovisual and
cinematographic languages only have a small chance
to capture reality and make it perceptible.
Dieter Wieczorek
Festival Signes de Nuit / Paris
136
In einer Stadt der Zukunft streifen
schwarze und weiße Gestalten umher. Eine davon, die einen mysteriösen Kasten mit sich trägt, führt uns
in ein Gebäude. Der Kasten öffnet
sich und beginnt seine eigenen
physikalischen Gesetze preiszugeben. Grundelemente beginnen
spontane Veränderungen und erschaffen immer komplexere organische Arten. Es gibt einen brutalen Kampf ums Leben. Wer ist am
besten angepasst?
Black and white figures are moving
around in a futurist city. One of the
figures, carrying a mystic box,
leads you inside a building. The box
opens and begins to reveal its own
laws of physics. Basic elements
begin to modulate spontaneously,
creating more and more complex
organic species. There’s a violent
struggle for life. Who is the fittest?
ÆNetherlands 2007, 10:36
ÆRealisation Jan van Nuenen
THEE WRECKERS:
NO PLACE LIKE HOME
MATTER IN MOTION
LACUS TEMPORIS
Rosto A.D
Ruth Jarman and Joe Gerhardt
Bret Battey
Nirgends ist es wie zu Hause. Nirgends ist es wie in der Hölle. Ein
einäugiger, abgehalfterter TV Moderator versteckt sich in einem Hotelzimmer mit seinem toten Kumpel, um sich Wiederholungen aus
ihren besseren Zeiten anzusehen.
Musik geschrieben von Rosto, gespielt von Thee Wreckers.
There’s no place like home. There’s
no place like hell. A one-eyed hasbeen TV presenter hides away in a
hotel room with his dead sidekick
to watch reruns from their better
days. Music written by Rosto, performed by Thee Wreckers.
Das Universum ist zugleich in einem Zustand von Einheit und Zerfall. Auf der Suche nach dem Verstehen der materiellen Welt um uns
herum, wurde die Stadt Mailand
durch Semiconductor neu strukturiert. Mit Merkmalen, die eher aus
der molekularen Welt bekannt
sind, hat das Stadtbild begonnen,
natürliche Eigenschaften anzunehmen, die eine Stadt in Einzelteilen
zeigen und in der sich generative
Arten in ständiger Wandlung befinden.
The Universe is at once in a constant state of integration and disintegration. In searching for an understanding of the material world
around us, Semiconductor have restructured the city of Milan. Displaying attributes more familiar to
the molecular world, its cityscapes
have started to take on natural
properties that reveal a city in
pieces and where generative forms
are in perpetual transformation.
Die Ton- und Bildkomposition Lacus Temporis (Lake of Time) entsteht aus einer einzigen, subtilen
Farbpalette. Die andauernde Animation von fast 12.000 Einzelpunkten und die laufende Veränderung
eines rückkoppelnden Syntheseprozesses geben zarte Beschaffenheiten wieder, die zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Hörbarkeit und Stille, Ordnung und Ungewissheit schweben.
The sound and image composition
Lacus Temporis (Lake of Time) arises from a single, subtle colour
palette. The continuous animation
of nearly 12,000 individual points
and the ongoing transformation of
one feedback synthesis process
render delicate states hovering between visibility and invisibility, audibility and silence, order and uncertainty.
ÆNetherlands 2008, 6:10
ÆRealisation Rosto A.D
ÆUK 2008 8:25
ÆRealisation Bret Battey
ÆUK 2008, 5:36
ÆRealisation Ruth Jarman and
Joe Gerhardt
137
SPECIAL PROGRAM CINE TRANS EUROPE
AMSTERDAM FILM EXPERIENCE
ENERGIE!
PNEUMA MONOXYD
CHEER ME UP THANK
YOU - VIDEO FOR NEW
BUFFALO
Thorsten Fleisch
Thomas Koener
Ryan+Sverre
Das Bild wird durch einen kontrollierten Elektronenstrahl in der Kathodenstrahlröhre zum Leben erweckt. In »ENERGIE!« belichtet
eine unkontrollierte Hochspannungsentladung von 30.000 Volt
mehrere Bögen Fotopapier, die
dann mit der Zeit angeordnet werden, um neues visuelle Systeme
der Elektronenordnung hervorzubringen. Obgleich das Ergebnis abstrakt ist, wird hier eine allbekannte Geschichte erzählt, die älter ist
als die Erde selbst.
The screen comes alive by a controlled beam of electrons in the
cathode ray tube. For »ENERGIE!«
an uncontrolled high voltage discharge of 30,000 volts exposes
multiple sheets of photographic
paper which are then arranged in
time to create new visual systems
of electron organisation. Even
though the result is abstract, it
tells a universal story older than
the world itself.
Verschmelzende Überwachungsbilder einer deutschen Einkaufsstraße und eines Marktplatzes auf
dem Balkan, Köners dunkel, abstrakte Arbeit, mit dem räumlich,
atmosphärischen Soundtrack, ruft
ein gedämpftes Gefühl gespenstischer Dystopie hervor. –Mark Webber
Merging surveillance images of a
German shopping street and a
Balkan marketplace, Köner's darkly abstract work, with its spatially
evocative soundtrack, generates a
muted sense of spectral dystopia.
–Mark Webber
Dieses üppige und schöne Stück ist
ein großartiges Beispiel für Crossover Animation: übereinandergelegte Fotos, Video, alte Filme, digitale
Kunst und Animation. Mit den lieblichen Klängen von Sally Seltmanns »Cheer Me Up Thank You«
vertont.
This lush and beautiful piece is a
great example of crossover animation, blending photos, video, old
film, digital art, and animation. Set
to the sweet sounds of Sally Seltmann’s »Cheer Me Up Thank You«.
ÆGermany 2007, 5:03
ÆRealisation Thorsten Fleisch
ÆMusic by Jens Thiele
138
ÆGermany 2007, 10:10
ÆRealisation Thomas Koener
ÆAustralia /Netherlands 2007,
3:13
ÆRealisation Ryan+Sverre
UNDISCLOSED BEAUTY
DIN OF CELESTRIAL
BIRDS
WHITE NOISE
Anders Weberg
E. Elias Merhige
Dennis Miller
»Nur weil Du mir in die Augen
spuckst, bedeutet es nicht, dass
ich klar sehen kann …«
Ein poetisches und klaustrophobisches Stück. Anders Weberg bringt
einzigartig verinnerlichte, fast analoge Metaphorik hervor, durch einen mysteriösen Prozess angewandt auf Video.
»Just because you spit in my eyes
does not mean that I have clear vision…«
A poetic and claustrophobic piece.
Anders Weberg produces unique
visceral, almost analog, imagery
through a mysterious process applied to video.
Hallo und willkommen… haben Sie
keine Angst… fühlen Sie sich
wohl… erinnern Sie… unseren Anfang…
Eine Reise durch die Entstehung
des Bewusstseins. Eine neue Art
der Filmproduktion, die neue und
alte Techniken verbindet, vom Regisseur von »Begotten«.
Hello and welcome… do not be
afraid… be comforted… remember… our origin…
A trip through the evolution of consciousness. A new form of filmmaking combining new and old
technologies, from the director of
»Begotten«.
ÆSE 2007, 3:13
ÆRealisation Anders Weberg
ÆUSA 2006, 16:00
ÆRealisation E. Elias Merhige
White Noise ist eine rasante Arbeit,
in der der Lauf der Ereignisse ständig unterbrochen wird. Der Titel
stammt sowohl vom Gebrauch des
Lärms, als Mittel zur Erzeugung visueller und musikalischer Elemente, als auch davon, die Farbpalette
im mittleren Teil des Stückes hervorzuheben. Mit fortwährend
wechselnden Perspektiven und abrupten Gegenüberstellungen von
Elementen, wird in White Noise beabsichtigt, das Chaos und die
Störungen, die ins tägliche Leben
eindringen, widerzuspiegeln.
White Noise is a fast-paced work in
which the flow of events is constantly disrupted. The title stems
both from the use of noise as a
means to generate the visual and
musical elements, as well as to
highlight the colour palette in the
central section of the piece. With
its constantly shifting perspectives
and abrupt juxtaposition of elements, White Noise is intended to
evoke reflections on the chaos and
interruptions that permeate everyday life.
ÆUSA 2007, 9:45
ÆRealisation Dennis Miller
139
SPECIAL PROGRAM CINE TRANS EUROPE
CORK FILM FESTIVAL / IRLAND
FALL
PLAYING UP
CABINET
Paddy Jolley
Ian Helliwell
Todd Herman
Langeweile züchtet ihre eigenen
Tagträume. Wiederholungen erodieren das Gespür für den Ort und
lassen Gebäude weniger substantiell erscheinen. Die Logik dieser
Verschiebungen bewirkt, dass Dinge da hinschwimmen und kleine
Zerstörungen hervorrufen.
Tedium breeds its own reverie.
Repetitions erode sense of place
and make buildings seem less substantial. The logic of these displacements causes things to come
adrift and cause events of small
destruction.
Gefundenes Super-8 Filmmaterial
von Kinder- und Erwachsenenspielen, welches naturgemäß brüchig
war, wurde geschnitten und wieder
zusammengesetzt, um neue Rhythmen und Zusammenhänge zu
zeigen.
Naturally decayed found super-8
footage of children’s and adults
games, has been cut up and spliced
back together to reveal new
rhythms and connections.
Irgendwo zwischen der Trauer und
dem Aufziehen, zeichnet Todd Hermans Film Cabinet eine Ikonografie
der Abwesenheit und dem was im
Gedächtnis und der Vorstellung
verbleibt.
Somewhere between mourning and
nurturing, Todd Herman's film Cabinet maps an iconography of absence and what remains in memory
and imagination.
ÆIreland | 2008 | 11 :00, | Beta |
Colour
ÆRealisation Paddy Jolley
140
ÆEngland | 2007 | 3:00 | Beta |
Colour
ÆRealisation Ian Helliwell
ÆUSA | 2007 | 16:00 | Beta | Black
& White
ÆRealisation Todd Herman
THE JUCHE IDEA
Jim Finn
In den späten Sechzigern sicherte sich Kim Jong II seine Nachfolge als der Geliebte Führer
von Nordkorea, indem er die Philosophie seines Vaters Chuch'e (sprich: Dschutsche) an Propaganda, Film und Kunst anpasste. Übersetzt mit »Selbstständigkeit«, ist Chuch'e oder Juche ein hybrides Gebilde aus konfuzianischem und autoritär, stalinistischem Pseudo-Sozialismus. Der Film handelt von einem südkoreanischen Videokünstler, der in ein nordkoreanisches Künstlerhaus kommt, um dabei zu helfen, das Juche-Kino ins 21. Jahrhundert zu bringen. Inspiriert wurde er von der realen Geschichte der südkoreanischen Regisseurin, die in
den Siebzigern gekidnappt wurde, um die nordkoreanische Filmindustrie zu beleben. Die Geschichte wird sowohl durch die Filme erzählt, die sie im Künstlerhaus gemacht hat, als auch
durch die Interviews mit einem bulgarischen Filmemacher und sogar durch einen ScienceFiction-Kurzfilm.
In the late 1960s Kim Jong II guaranteed his succession as the Dear Leader of North Korea
by adapting his father’s Juche (pronounced choo-CHAY) philosophy to propaganda, film and
art. Translated as »self-reliance«, Juche is a hybrid of Confucian and authoritarian Stalinist
pseudo-socialism. The film is about a South Korean video artist who comes to a North Korean art residency to help bring Juche cinema into the 21st century. Inspired by the real-life
story of the South Korean director kidnapped in the 1970s to invigorate the North Korean
film industry. The story is told through the films she made at the residency as well as the interviews with a Bulgarian filmmaker, and even a brief science fiction movie.
ÆUSA | 62:00, | Beta | Colour and Black & White
ÆRealisation Jim Finn
141
SPECIAL PROGRAM CINE TRANS EUROPE
L´ALTERNATIVA IND. FILM FESTIVAL BARCELONA
2 OR 3 THINGS I KNEW
ABOUT HER
...NÄSTAN SOM EN I
FAMILJEN
TROTZDEM DANKE
(THANKS ANYWAY)
Eli Cortiñas Hidalgo
Astrid Göransson
Mischa Leinkauf
Sie ging an dem Morgen weg, ohne
ein Haar auf ihrem Kopf - ich weiß
nicht, ob ihr kalt wurde. Dies ist ein
Puzzle/Portrait mehrerer Frauen
und einer einzigen Frau, alle sind
meine Mutter.
She left home that morning without
a hair on her head - I don't know if
she got cold. This is a jigsaw/portrait of several women and a single
woman, all of them my mother.
Mein Ausgangspunkt sind 30 Briefe
geschrieben von Anna-Helèn an
ihre große Schwester Clary in Rickarum. Anna-Helèn war eine Bauerstochter aus Bjärehalvön, die als
19-jährige die Chance bekam, eine
der Familien, die sie im Sommer
besuchten zu begleiten, die des
Opernsängers Stiebel, um in einem
Stadthaushalt in Stockholm zu
»proben«. Sie sollte angeblich wie
ein Familienmitglied aufgenommen werden. Sie wurde ein Dienstmädchen. Es ist 1933. Anna-Helèn
ist meine Mutter, sie starb 1997.
»...almost like one of the family«:
My starting point is 30 letters written by Anna-Helèn to her big sister
Clary in Rickarum. Anna-Helèn was
a farmer's daughter from Bjärehalvön, who as a 19-year-old got
the chance to come along with one
of the families visiting over the
summer, that of opera singer
Stiebel, to »practise« in a city
household in Stockholm. She was
supposed to be like a member of
the family. She became a maid. It's
1933. Anna-Helèn is my mother,
she died in 1997.
Nur mit einem Eimer Wasser bewaffnet, übernahmen wir die deutsche »stick-up-their-ass«-Mentalität, um so einmal mehr zu beweisen, dass Berlin vielleicht arm ist,
aber immer noch verdammt
»sexy«.
Armed with only a pail of water, we
took on the Germans’ »stick-uptheir-ass« mentality, proving once
again that Berlin may be poor but it
is still damn »sexy«.
ÆGermany, 2006 Super 8mm.
13min.
ÆRealisation Eli Cortiñas Hidalgo
ÆSweden, 2007 Video. 10min.
ÆRealisation Astrid Göransson
142
ÆGermany, 2006 Video. 6min.
ÆRealisation Mischa Leinkauf
VIDEO 3000
PEQUEÑOS ATAQUES
AL CORAZÓN (LITTLE
HEART ATTACKS)
FOR A BETTER WORLD
Marc Schleiss
Daniel Cuberta Touzón
Barbara Hlali
Rolf ist sehr glücklich über seinen
nagelneuen Videorecorder »Video3000«. Aber als er ihn in Betrieb
nimmt bemerkt er, dass die Fernbedienung nicht richtig funktioniert: anstatt den Videorecorder zu
steuern, beeinflusst die Fernbedienung das reale Leben. Als er mit
den Knöpfen spielt –Abspielen,
Pause, Schnellvorlauf, Schnellrücklauf– entdeckt Rolf einen anderen Knopf, den er zuvor noch
nicht bemerkt hatte...
Rolf is very happy about his brandnew »Video3000« VCR. But when he
starts it up, he realises that the remote control is not working properly: instead of controlling the VCR,
the remote control affects the real
world. As he plays with the buttons
–Play, Pause, Fast Forward, Fast
Rewind– Rolf discovers another
button he hadn’t noticed before...
Leben in dieser Wüste. Tod in diesem Garten. Biella Tagebuch. Concepción Tagebuch Nr. 9. Der unsichtbare Mann. Neun Lieder und
eine Spieluhr. Die Gesetze der Balance. Ein Pier. Alle Orte der Welt.
Life in this desert. Death in this
garden. Biella diary. Concepción diary No. 9. The invisible man. Nine
songs and a music box. The laws of
balance. A jetty. All the places in
the world.
Bilder des Kriegs, die man in den
Medien sieht, sind selten ergreifend. Was im Gedächtnis bleibt
sind Worte, Situationsbeschreibungen. In diesem Film versucht
die Künstlerin assoziative Bilder
für diese Worte zu finden und sich
selbst in diese Situationen zu begeben. Der Terror und das Grauen
des Krieges werden greifbar und
die Absurdität einer Situation, die
im Chaos versinkt, wird sichtbar,
wo eine Differenzierung zwischen
Gut und Böse, Opfer und Täter nicht
mehr möglich ist. Ein Aufruf gegen
den Versuch, Glauben mit Gewalt
durchzusetzen.
Images of war that you see in the
media are rarely moving. What
sticks in your mind are words, descriptions of situations. In this film
the artist attempts to find associative images for these words and to
put herself into these situations.
The terror and horrors of war become tangible and the absurdity of
a situation falling into chaos becomes visible, where it is no longer
possible to differentiate between
good and bad, victim and culprit.
An appeal against the attempt to
assert beliefs by force.
ÆGermany, 2006 Video/HD. 5min.
ÆRealisation Marc Schleiss
ÆSpain, 2007 Video. 9min.
ÆRealisation Daniel Cuberta
Touzón
ÆGermany, 2006 Video. 9min.
ÆRealisation Barbara Hlali
143
SPECIAL PROGRAM CINE TRANS EUROPE
L´ALTERNATIVA IND. FILM FESTIVAL BARCELONA
DADDA ZEYDAM
JE SUIS UNE
BOMBE
(I AM A BOMB)
TWIST
VIOLETA, LA
PESCADORA DEL
MAR NEGRO
Brahim Rocío Huertas
Elodie Pong
Alexia Walther France
Marc Riba i Anna Solanas
Das Portrait einer alten
Frau aus der westlichen
Sahara (derzeit besetzt
von Marokko), die im Tidouf Flüchtlingslager in
Algerien lebt.
A portrait of an old
woman from the Western
Sahara (currently occupied by Morocco) living in
the Tidouf refugee camp
in Algeria.
Eine Figur in einem Pandabär-Kostüm führt einen erotischen Tanz an
einer Stange vor. Als der
Pandakopf abgenommen
wird, erscheint eine Frau,
die vor die Kamera tritt,
um ihre eigenen Vorstellungen eines komplexen
Frauenbildes von sich zu
geben, zugleich stark und
verletzlich, ein potentielles Pulverfass.
A figure in a panda bear
costume performs an
erotic pole dance. On removing the panda's head,
a woman appears and
steps up to the camera to
deliver her own praises of
a complex image of
woman, simultaneously
strong and vulnerable, a
potential powder keg.
Vier Männer tanzen in der
Szene einer Strandbar
außerhalb der Saison. Zuvor erinnerte sich einer
von ihnen an die Umstände einer militärischen
Niederlage. Dieser Film
zieht Parallelen zu einer
Episode von Julius Cäsars
Gallischen Kriegen und zu
einer choreografierten
Kurzfassung der Geschichte des Twist.
Four men dance in the set
of a beach bar off season.
One of them, before, recalled the circumstances
of a military defeat. This
film puts in parallel an
episode of Julius Caesar’s
Gallic Wars and a choreographed digest of the history of the Twist.
Violeta mag im Dunkelsten und Tiefsten des
Meeres fischen.
»Violeta, the Fisherwoman
of the Black Sea«: Violeta
likes to fish in the darkest
and deepest part of the
sea.
ÆSpain, 2007 16mm,
Video/ photography,
painted film. 5min.
ÆRealisation Brahim
Rocío Huertas
ÆSwitzerland, 2006
Video. 6min
ÆRealisation Elodie
Pong
144
ÆSwitzerland, 2006
S16mm. 11min.
ÆRealisation Walther
France
ÆSpain, 2006 35mm/
digital photography.
9min.
ÆRealisation Marc Riba i
Anna Solanas
PARIS: FESTIVAL INT. SIGNES DE NUIT
HEADCHARGE
RE:
ADRESS
COMMENTMENTS UNKNOWN
Almagul Menlibaeva
Guli Silberstein
Guo Xiaolu
In Zentralasien gibt es
den Glauben, dass durch
das Essen der inneren Organe des eigenen TotemTieres die entsprechende
eigene, innere Kraft zunimmt. Dieser Glaube
wird in diesem Film widergespiegelt,
veranschaulicht in den Handlungen einer Gruppe von
kasachischen Mädchen
aus der Stadt, die einen
Schafskopf essen und
sich damit gegenseitig
füttern. Die verursachten
Kopfschmerzen bewirken
Verwandlungen...
There is a belief in Central
Asia that eating the internal organs of one’s
totemic animal will increase a corresponding
power within oneself. This
belief is reflected in this
movie, illustrated in the
actions of a group of urbanite Kazakh girls who
eat and feed one another
the sheep’s head. The
caused headache provokes transformations...
Ein schneller Strom von
wiederkehrenden, herausgeschnittenen Bildern
aus dem epischen Hollywood Film »The Ten
Commandments«, den TV
Nachrichtensendungen,
die den Krieg des Sommers 2006 im Libanon
wiedergeben und einer
lebhaften Bauchtänzerin,
alles synchronisiert zu
hardcore Techno Tracks eine apokalyptische Horror-Rave-Party im mittleren Osten offenbart enthüllende Widersprüche
und Pathologien menschlichen Verhaltens und
Glaubens.
A rapid stream of looped
images sampled from the
epic Hollywood film »The
Ten Commandments«, TV
news broadcasts depicting the summer 2006 war
in Lebanon, and a lively
belly dancer, all synced
up to a hardcore techno
track - an apocalyptic
Middle East horror rave
party unfolds, unveiling
contradictions
and
pathologies in human behavior and beliefs.
Aus einem Appartement
in Beijing schreibt eine
Frau Postkarten an einen
Mann in London. Wir sehen weder die Frau noch
den Mann; wir sehen lediglich die Kamera, die
Beijing mit melancholischen Augen betrachtet.
Jede Postkarte ist eine
lang andauernde statische Aufnahme.
From a Beijing apartment, a woman is writing
postcards to a man in
London. We do not see the
woman or the man; we
only see the camera contemplating Beijing with a
melancholy eye. Each
postcard is a long static
shot.
ÆKazakhstan 2007 * DV,
12:12
ÆRealisation Almagul
Menlibaeva
ÆIsrael 2007 * DV, 5:00
ÆRealisation Guli
Silberstein
ÆChina 2008 * DV, 10:00
ÆRealisation Guo Xiaolu
WOLKENGESTALT
Silvia Maglioni,
Graeme Thomson
Die meteorologischen Beobachtungen
Goethes
vom 11. September 1819
fallen auf den Wolken dieses Tages, hieraus entsteht ein ambivalentes,
getrenntes und zweifelndes filmisches Off. Unter
der ständigen Bedrohung
des Weltkrieges, hat sich
die Sprache in sich selbst
zurückgezogen und die
»images-temps« (Wetterbilder) werden zu einer
dunklen, unvermeidlichen
Bewölkung, verdüstert
durch harte, endlos widerhallende Klänge.
Goethe’s meteorological
observations from September 11, 1819 descend
on the clouds of the present day from an ambivalent outside, an offscreen that is dissociated
and plagued by doubt.
Under the constant threat
of global war, the word
has withdrawn into itself
and the images-temps
become an opaque, ineluctable
overcast,
clouded by abrasive, endlessly echoing sounds.
ÆItaly 2007 * DV, 13:00
ÆRealisation Silvia
Maglioni et Graeme
Thomson
145
SPECIAL PROGRAM CINE TRANS EUROPE
PARIS: FESTIVAL INT. SIGNES DE NUIT
FONE FUR FOLLIES
Vivian Ostrovsky
Eine »Katzosophie« des Lebens. Visuell gesprochen, ist dieser Film
eine Durchschrift der Telepathie
mit einem neuen Soundtrack, der
sich an Englischsprachige wendet.
A felinosophy of life. Visually
speaking, this film is a carbon copy
of telepathy, with a new soundtrack
destined for English speakers.
ÆFrance 2007 * Beta SP (cell
phone), 9:00
ÆRealisation Vivian Ostrovsky
DANCING WAS THE ONLY
WAY TO AVOID DEAFNESS
Anthony Abou Khalifé, Jean-Noël
Aoun
Nacht in den Straßen Beiruts. Die
Kamera nimmt in Realzeit einen
Mann auf dem Gehweg auf. Sie gibt
das Datum präzise an: 12. Juli
2006: der Beginn des Krieges. Trotz
der Ruhe und der Schönheit der
Bewegungen, trotz der verschwommenen und langsamen Bilder hängt
eine Bedrohung in der Luft. Dieser
experimentelle Film, angefüllt mit
Musik und Langsamkeit, lässt uns
die Allgegenwart der Gewalt
spüren.
Night in the streets of Beirut. The
camera shoots in real time a man
on the pavement. It indicates the
date with precision: July 12th 2006:
it’s the beginning of the war. Despite the calm and beauty of movements, despite the blurry and slow
picture, the atmosphere is menacing. This experimental film, filled
with music and tardiness, lets us
feel the omnipresence of violence.
ÆLebanon 2006 * DV, 5:00 *
without dialog
ÆRealisation Anthony Abou
Khalifé et Jean-Noël Aoun
146
RAPSÓDIA DE ABSURDO
(RHAPSODY OF THE
ABURD)
Claudia Nunes
Eine experimentelle Dokumentation, die uns Szenen zweier herausragender Vorfälle im Kampf um
Grundbesitz auf dem Lande und in
der Stadt in Brasilien zeigt. Die
Farm Santa Luzia und der Parque
Oeste Industrial, im Bundesstaat
Goiás.
Experimental documentary showing scenes of two outstanding
episodes of the fight for the land in
the countryside and in the city in
Brazil. Santa Luzia’s Farm and Parque Oeste Industrial, in Goiás
state.
ÆBrazil 2006 * DV, 16:00
ÆRealisation Claudia Nunes
WOLF LAKE
LUNA ZERO
THE APOLOGY LINE
Michael W. Smith
Antonello Matarazzo
James Lees
Eine junge Frau beschreibt ihre Tortur am Wolf Lake. Mit ihrer OffStimme gibt sie ruhig alle Details
ihrer Ermordung wieder. Die Zuschauer werden zu Zeugen der Momente, die zum Verbrechen führen,
aber auch der Geschichte der Beziehung.
A young woman describes her ordeal at Wolf Lake. In Voice off she
quietly delivers all of the details of
her murder. The audience is made
to witness the moments leading to
the crime, but also the history of
the relationship.
Im »Project Apollo« wurde, zwischen 1961 und 1972, eine lange
Reihe bemannter Raumflugmissionen geplant, die zu einer tatsächlichen Eroberung führten, einer der
größten Träume der Geschichte.
Seitdem ist nie wieder ein Amerikaner auf dem Mond gelandet, aber
auf dieser Seite des Weltalls geht
das Abenteuer weiter...
»Project Apollo« planned, from
1961 to 1972, a long series of human spaceflight missions, turning
into a real conquest, one of the
greatest dreams in history. Since
then, no American has ever landed
on the moon again, but on this side
of outer space, the adventure continues...
Die Erschaffung einer Telefonleitung für diejenigen, die sich entschuldigen möchten, wo alles gebeichtet werden kann, anonym.
The creation of a telephone line for
those who wish to say sorry, where
everything can be confessed,
anonymously.
ÆCanada 2006 * DV, 4:15
ÆRealisation Michael W. Smith
ÆGreat Britain 2007, Beta SP,
10:00
ÆRealisation James Lees
ÆItaly 2007 * DV* 0:10:30 without
dialogue
ÆRealisation Antonello Matarazzo
147
MEDIA CAMPUS
MEDIA CAMPUS. Mit dem Ziel die Plattform für junge Medienkunst weiter auszubauen, wird in diesem Jahr das
International Student Forum zum Media Campus erweitert.
In diesem Rahmen finden zwei Ausstellungen statt. Im Stadtgalerie Café wird bis zum 10. Mai 2009 die Ausstellung »back2elements« gezeigt. Der Fokus liegt auf dem Kontrast zwischen analogen, manuellen und rein
digitalen Techniken und deren Verknüpfung miteinander. Ein Teil der Arbeiten wird durch das Eingreifen des Besuchers gelenkt und vervollständigt.
Im Turm Bürgergehorsam präsentiert die Hochschule für Künste Bremen unter Leitung von Jean-Francois Guiton die Ausstellung »Der Hund, der tritt die Treppe krumm«. Die Studierenden, deren Arbeiten zum Teil direkt in
Bezug auf den vorgegebenen Raum entstanden, experimentieren mit Klang und visuellen Techniken wie Malerei, Zeichnung und Film.
In diesem Jahr hat die Auswahlkommission des Media Campus vier Filmprogramme zusammengestellt. In
»Helden wie wir« widmen gleich mehrere Filmemacher alten und neuen Hollywood-Helden eine Hommage,
stellen aber auch ganz normale Menschen in den Mittelpunkt. Bruce Willis wohnt nebenan! In »My Hood, My
Badewanne« spielt die unmittelbare Umgebung die Hauptrolle - ob im Block, im Bad oder im Kopf. Keep it real!
»iSpeak-Family« thematisiert Familie und Kommunikation. Reden hilft! »Vor Gebrauch schütteln!« hingegen
kombiniert Filme unterschiedlichster Themen, Materialien und Techniken. Hier wird Abwechslung zum Programm!
Zusätzlich dazu präsentiert der Media Campus eine Retrospektive von Professor Ingo Petzke mit studentischen
Filmarbeiten von der Fachhochschule Würzburg aus den letzen 20 Jahren des Fachbereichs Gestaltung. Des
Weiteren stellen junge Künstler der Cardiff School of Art and Design unter der Leitung von Paul Granjon ihren
Studienschwerpunkt in Form von installativen und Live-Performaces vor.
Der Media Campus ist mit diesen Programmpunkten ein wahres Kaleidoskop aus Inhalten, Techniken und deren Umsetzung durch junge Nachwuchskünstler aus ganz Europa, Asien, Südamerika und den USA.
Wir freuen uns auf ein spannendes und unterhaltsames Programm
Das Media Campus-Team
148
MEDIA CAMPUS. With the aim of further extending the platform for young media artists, this year’s International Student Forum will also include the Media Campus.
Two exhibitions will be shown at the Media Campus. The exhibition entitled »back2elements« can be seen in
the Stadtgalerie Café up to 10 May 2009. The exhibition focuses on the contrast between analogue, manual and
purely digital techniques, and how they interconnect. Some of the works are controlled and completed through
visitor interaction.
The University of the Arts Bremen will present its exhibition »Der Hund, der tritt die Treppe krumm« under the
direction of Jean-Francois Guiton in the old defence tower Bürgergehorsam. In their works, some of which were
created with a direct reference to this specific space, students experimented with sound and visual techniques
such as painting, drawing and film.
This year, the Media Campus selection committee has put together four film programmes. In »Heroes like us«
several filmmakers pay tribute not only to old and new Hollywood heroes, but also place completely normal
people on the centre stage. Bruce Willis lives next door! In »My Hood, My Tub« the immediate surroundings play
the leading role – whether in the block, the tub or your head. Keep it real! »iSpeak-Family« explores the family
and communication. Talking helps! On the other hand, »Shake before use!« combines films with a variety of issues, materials and techniques. Diversity is the word!
Media Campus will also present a retrospective by Professor Ingo Petzke with film works by students from the
Department of Design of the University of Applied Sciences Würzburg from the last 20 years. Also, young artists
from the Cardiff School of Art and Design will present their major field of study in installations and live performances.
By combining all of these elements, Media Campus is a true kaleidoscope of subject matters and techniques,
and their realisation by young artists from the whole of Europe, Asia, South America and the USA.
We look forward to a fascinating and entertaining programme.
The Media Campus Team
149
MEDIA CAMPUS
HELDEN WIE WIR
LUFT
ANTJE UND WIR
PLUTO
Natalia Stürz
Felix Stienz
Kai-Yen Yang
Das Video fasst das Einatmen eines Nachrichtensprechers zusammen.
The video summarizes the inhaling
of a newsreader.
»Boah. Sie sah bombig aus, also
sah total gut aus. Da hab ich sie das
erste Mal gesehen und ich dachte,
eigentlich wie im Film.« Acht junge
Menschen erzählen aus ihrem Leben. Bemerkenswert dabei ist,
dass eine Frau namens Antje in allen Erzählungen eine besondere
Rolle spielt.
»Whoa. She was looking fantastic, I
mean absolutely great. That was
the first time I saw her and I
thought, actually like in the
movies.« Eight young people tell us
from their lives. Remarkable is
here, that a woman named Antje
plays a special role in all the stories.
Was würde ohne den Blick des Betrachters aus den betrachteten Objekten in Psycho werden? Hier werden der vorgefertigte Plot und
Höhepunkt nichtig und die Grenzen
von Zeichen ausgelöscht. Die endlose Straße birgt keine Fluchtmöglichkeit, die erotisch ineinander
greifenden Körper vermitteln kein
Vergnügen. Es ist der Versuch das
Schicksal, wie es in einem Genre
Film wie Psycho dargestellt ist, zu
dekonstruieren, und der Verweis
auf eine andere poetische Prosa.
With the absence of the gazer's
face in Psycho, what would the objects being gazed at turn out to be?
Here the pre-arranged plot and climax are nullified and the boundaries of signs are effaced. The endless road does not provide trips of
escape, so the bodies that mesh
erotically send off no pleasure. The
attempt is to deconstruct the fate
that the genre movie like Psycho
bespeaks, and gestures towards
another poetic prose.
Natalia Stürz, *1977 in Veliky Novgorod, Russia. Studied Design at
the University of Applied Sciences
Düsseldorf.
ÆD 2008, MiniDV, 0:27
ÆRealisation Natalia Stürz
ÆDistribution Natalia Stürz
Felix Stienz, *1982 in Berlin. Studied Medien- and Informationswesen at the University of Applied Sciences Offenburg.
ÆD 2007, DVD, 12:00
ÆRealisation Felix Stienz
ÆPhotography Tobias Wiemann
ÆActors Matthias Hinz,
Christoph Humnig,
Melissa Anna Schmidt,
Franziska Preuß,
Bianca Baalhorn,
Johannes Keusch,
Christoph Drobig,
Helena Schlett
ÆSound Markus Moser
ÆDistribution Felix Stienz
150
Kai-Yen Yang, *1979 in Nantou, Taiwan, R.O.C. Has been studying at
the Department of Radio, Television
and Film of Shih Hsin University,
Taiwan, since 2007.
ÆD 2008, MiniDV, 5:07
ÆRealisation Kai-Yen Yang
ÆDistribution
Graduate School of Radio,
TV & Film Dept.,
Shih Hsin University, Taipei
BIPOLAR.
AN INTERVIEW WITH RICHARD
I LOVE YOU ALL
Gabriela Betschart
Beatrix Schubert
Richards Reise hat schon längst begonnen. Als er mit
19 Jahren in die Ferien fuhr, tauchte er ab in eine Welt,
die nur in seinem Kopf existierte. Ein Film über Richard und seine extremen Gefühle zwischen Schwarz
und Weiß.
Richard’s journey started a long time ago. At the age of
19, on a holiday abroad, he plunged into a world that
existed only in his mind. A documentary performance
featuring Richard and his extreme feelings somewhere between black and white.
Die Figuren des Videos bewegen sich in einem ständigem Kampf um einen von außen her erwarteten Perfektionismus, sowie dem Streben nach immer Höherem. Dabei wird der Fall des Einen zum Aufstieg des
Anderen. So wurde Chris Crocker in seinem anfänglichen Kampf um die Freiheit seines Idols mittels des
Internets zu einem Celebrity, der sich über das Medium YouTube in einem Wechselbad aus Narzissmus,
Wahnsinn und tiefem Ernst immer weiter vermarktet.
Gefangen zwischen Selbstaufgabe und dem gleichzeitigen Kampf um die eigene Freiheit, stellt sich die Frage um Normalität, nicht nur des Selbst, sondern auch
der uns umgebenden Wirklichkeiten.
The characters of the video revolve in a constant
struggle between perfectionism demanded from the
outside and an aspiration to ever higher fame. Thereby
the fall of one serves the other to rise. In his struggle
for the freedom of his idol, Chris Crocker used the internet and became a celebrity. The medium YouTube
serves him to promote himself in an ongoing process
full of narcissism, frenzy and deep honesty. Simultaneously caught between self-abandonment and the
strife for one's own freedom, we are not only confronted with the question of normality of the own self but
what is also put into question is the ever different reality we are surrounded by.
Gabriela Betschart, *1981 in Winterthur, Switzerland.
Studied Video at the Lucerne University of Applied Sciences and Arts, Switzerland, until 2008.
ÆCH 2008, Beta SP, 12:54
ÆRealisation Gabriela Betschart
ÆDirector Gabriela Betschart, Thaïs Odermatt
ÆCamera Assistant Thaïs Odermatt
ÆActors Stefan Kollmuss,
Anna Thommen, Olivia & Sophia
ÆVoices Richard, Richard’s daughter
ÆSound Franziska Sonder, Roman Hanimann,
Bit-tuner, Beni Mosele
ÆMusic Marcus Bodenmann
ÆLighting Technician Stefan Gallego
ÆMake-up / Hair Pascale Achermann
ÆGrading Paul Avondet
ÆSubtitles Nicole Bucher
ÆEditing Myriam Flury
ÆProduction Stella Händler
ÆDistribution University of Design & Art Lucerne,
Department Video
Beatrix Schubert, *1982 in Munich. Has been studying
Video at the Art Academy Kassel since 2006.
ÆD 2008, DVD, 4:52
ÆRealisation Beatrix Schubert
ÆDistribution Beatrix Schubert
151
MEDIA CAMPUS
HELDEN WIE WIR
DAWN
CONTINENTAL ME
LOOPE
Björn Kämmerer
Franziska Meyer
Petra Lottje
Der Lichtmoment als Auslöser eines Blickes, der diesen im Raum
sucht und sich außerhalb des Kaders wieder findet, da der Impuls
des Lichtes schon passiert ist. In
den Intervallen der Dämmerung
sucht das Auge eine nicht im Bild
zu ortende Bewegung. Ein fiktives
Zeitbild entsteht, welches nur im
flüchtigen Verweilen dazwischen
existiert. Die Struktur der Bewegungsbilder fängt den Blick und
gibt ihn nicht mehr frei.
The primal impulse, the moment of
light, is the trigger for a view
searching for this situation in
space, that has to be retrieved beyond the frame as the impulse has
already lapsed. In intervals of dawn
our gaze searches for a motion that
cannot be located within the image. The labyrinth of connections
between the motion images traps
the gaze, and no longer lets it free.
Eine Person sitzt auf einem Sofa
und hat einen Konflikt mit drei
Emotionen: der Nervosität, der
Schüchternheit und der Aggressivität. Ist eine Entwirrung möglich?
A Person is sitting on a Sofa and
has a conflict with three emotions:
nerviness, sheepishness and aggressiveness. Is a denouement
possible?
Was bewegt einen dazu zu arbeiten? Soll Arbeit Spaß machen oder
nur den Zweck erfüllen, Geld zu
verdienen? Was ist wichtiger, Geld
oder Ansehen? Auf dem Bildschirm
dreigeteiltes Lip-Syncing zu einer
Sound-Collage
ausgewählter
Spielfilmzitate. Durch die Rekontextualisierung entsteht ein neuer
Zugang.
Why does one work? Is work supposed to be fun, or is it just a
means to earn money? What is
more important: money or reputation? On the screen a trio of lipsyncing accompanies a sound-collage of movie quotes. A new approach to the value of working is
produced through the recontextualization.
Björn Kämmerer, *1977 in Stralsund. Studied Experimental Media
Art at the University for Art and Industrial Design Linz from 2002 to
2008. Has been studying Art and
Digital Media at the Academy of
Fine Arts Vienna since 2005.
ÆA 2007, DVD, 3:00
ÆRealisation Björn Kämmerer
ÆDistribution Björn Kämmerer
152
Franziska Meyer, *1981 in Aarau,
Switzerland. Studied Animation at
the Design and Art School Lucerne,
Switzerland, from 2004 to 2008.
ÆCH 2008, Beta SP, 3:03
ÆRealisation Franziska Meyer
ÆMusic Pierre Funck
ÆSound Wolf-Ingo Römer,
Franziska Meyer
ÆProduction Lucerne School of
Art and Design (Gerd Gockell,
Jochen Ehmann, Otto Alder)
ÆDistribution Lucerne School of
Art and Design
Petra Lottje, *1973 in Rheda-Wiedenbrück. Studied Fine Arts at the
Braunschweig University of Art.
ÆD 2008, MiniDV, 4:41
ÆRealisation Petra Lottje
ÆDistribution Petra Lottje
ELEPHANT GRAVEYARD
I LOVE ANGEL FOREVER
Avi Belkin
Bao Mengte
Tarzan ist 80 Jahre alt, und er ist in einer psychiatrischen Anstalt. Die vergangenen Jahre haben die Wirklichkeit mit Fiktion vermischt und der alte Herr Weissmüller trennt nicht länger zwischen der Figur, die er
auf der großen Leinwand spielte, und wer er war. In
seiner täglichen Routine kehrt er regelmäßig zum Gipfel seines cineastischen Charakters zurück, während
sein berühmter Tarzanschrei in der Anstalt nachhallt.
Müde und beschämt fühlt der einstige König des
Dschungels, dass seine Zeit gekommen ist. Er entscheidet sich zu seinen Wurzeln zurückzukehren.
Tarzan is 80 years old and he's in a psychiatric ward.
The years that passed had mixed reality with fiction
and old Mr. Weissmuller no longer distinguishes between the character he played on the big screen and
who he was. In his daily routine he frequently returns
to the summit of his cinematic character while his famous Tarzan call reverberates in the ward. Tired and
humiliated the once King of the Jungle feels that his
time is up. He decides to return to his roots.
Die Existenz eines Trailers kommt erst nach einem
Film. Die Funktion des Trailers ist die Bewerbung seines Films. Durch die Betonung der preisgekrönten Rekorde und welcher Superstar in diesem Film mitspielt,
und dass dieser Film an die Spitze der Kinokassencharts in Nord-Amerika kletterte. Aber ist es auch
möglich, dass ein Trailer ohne einen Film existiert?
Gibt es einen Trailer der für nichts wirbt? Dies versucht
der Künstler in dieser Produktion, die aus zufälligen
Bildern gemacht ist, zu verdeutlichen und kreiert den
Anschein, dass es einen real existierenden Film gibt.
Selbst das gleiche Bild kann zeigen, dass auch ein anderer Film existiert. Existiert dieser Trailer nur als
Werbung, hat aber keine Bedeutung?
The existence of a trailer must come after a movie. The
function of the trailer is to advertise its movie. Through
the ways of emphasizing the award-winning records,
which super star participates in this movie, and that it
topped number one at the North American box office.
But can it be possible that a trailer exists without a
movie? Is there a trailer just advertising for nothing?
Thus, the artist tries to state with this production
which is made by random images and creates the
false appearance that there is a real existent movie.
Even the same image can show that »another movie«
exists also. Does this trailer just exist for advertising
but has no meaning?
Avi Belkin, *1977 in Tel-Aviv City, Israel. Studied cinema
and art at the Beit Berl College of Arts, Israel.
ÆIsrael 2008, Beta SP, 14:00
ÆDirector Avi Belkin
ÆScript Avi Belkin (based on a
short graphic novel by Tomer Hanuka)
ÆPhotography Avi Levi
ÆEditing Avigail Breitstein
ÆActors Nissim Nissimov,
Nir Shalmon, Inbal Lori
ÆSound Einat Erez, John Avishay
ÆMusic Dodi Oren
ÆLighting gaffer Avinatan Shinar
ÆProduction Anat Belkin, Alon Karton
ÆDistribution Beit Berl College of Arts
Bao Mengte, *1980 in Taipei, Taiwan, R.O.C. Has been
studying Film at the Shih Hsin University since 2007.
ÆTaiwan 2008, MiniDV, 4:19
ÆRealisation Bao Mengte
ÆDistribution Bao Mengte
153
MEDIA CAMPUS
VOR GEBRAUCH SCHÜTTELN!
KREUTZERSONATE
LOOSE CONNECTION
THOSE CRAZY INSIDES
Marcel Klein
Jan Haering
Ben Wheele
Selbstdarstellungen von Soldaten
im Internet. Sie tanzen und singen.
Dazu die Kreutzersonate, der 3.
Satz: Con moto-Vivace-Andante.
Klassisch oder modern? Kritisch
oder naiv? ABC-Schutzanzug mit
Gasmaske oder freier Oberkörper
mit Stahlhelm? Das Netz als Bühne
und Zuflucht zugleich. Öffentlichkeit für die Privatsphäre eines fragwürdigen Systems zwischen Uniform und (a)synchronen Bewegungen.
Self-expressions of soldiers in the
Internet. They dance and sing.
Thereto the Kreutzer Sonata, 3rd
movement: con moto-vivace-andante. Classic or modern? Critical
oder naive? NBC protective suit
with gas mask or topless/stripped
to the waist with steel helmet? The
Net as stage and refuge likewise.
Public sphere for the privacy of a
questionable regime between uniform and asynchronous body
movements.
Die eigenen vier Wände sind Lebenszentrum eines namenlosen Jungen,
sein Mikrokosmos. Sein Tun ist auf
die Bewegung der Kamera um ihn
herum abgestimmt, wir nehmen
seine Welt als eine vermeintlich
perfekte Komposition wahr, wobei
die Perspektive unmerklich gen Boden wandert und so das Ausmaß
der Elektronik im Raum in den Vordergrund tritt. Plötzlich: Stromausfall, alles ist dunkel. Der Junge geht
zum Fenster, sieht Menschen sich
auf der Straße versammeln und
diskutieren. Er tritt auf die Straße.
Entscheiden, was nun zu tun ist,
kann aber nur er.
The privacy of one’s home is the
centre of a nameless boy’s life, his
microcosm. All he does, is matched
with the camera movements
around him. We experience the
boy’s world as an apparent perfect
composition while the perspective
subtly alters towards the floor and
lets the surrounding electronics
come to the fore. Suddenly: outage,
it is dark. The boy walks to the window, watches people starting a discussion. He steps out on the street.
However, the choice what to do
next is his own.
Bösartige Vorgänge ereignen sich
in den unergründlichen Tiefen einer
exotischen
Unter(wasser)welt.
Beim Eintauchen in dieses Reich
der Imagination beginnt sich die
Logik aufzulösen. Kreaturen/Dinge/Wesen fallen nicht nur aus ihrer
Systematik, sondern sogar aus
ihren Typologien heraus, nur um
eine neue verdauliche und durchscheinende Realität zu bevölkern.
Sukkulent und bizarr, sanftmütig
und doch gefährlich, »Those Crazy
Insides« ist eine Sci-Fi-Naturdokumentation, die sich damit auseinandersetzt, was wirklich »im Innern« existieren könnte.
Deep in the recesses of an exotic
netherworld, mischievous events
take place. Submerged into the
depths of imagination itself, a declassification of logic commences things slip out of their systems and
typologies altogether to co-inhabit
a new digestible and diaphanous
reality. Succulent and bizarre, gentle yet dangerous, »Those Crazy Insides« is a sci-fi nature documentary of what really might be »inside«.
Marcel Klein, *1982 in Wiesbaden.
Has been studying Film and Television at the School of Art and Design
Kassel since 2004.
ÆD 2008, DVD, 4:11
ÆRealisation Marcel Klein
ÆDistribution Marcel Klein
Jan Haering, *1978 in Hagen. Has
been studying Directing at the
Baden-Württemberg Film Academy
in Ludwigsburg since 2008.
ÆD 2008, MiniDV, 6:01
ÆRealisation Jan Haering
ÆMusic Gunther Steudel
ÆDistribution/Photography
Ingo Scheel
154
Ben Wheele, *1987 in Sussex, UK.
Has been studying Fine Arts at Nottingham Trent University since
2006.
ÆGB 2008, DVD, 7:24
ÆRealisation Ben Wheele
ÆDistribution Ben Wheele
KHODA
ETUD DRÓTSZAMÁRRA
(IRONHORSE ETUDE)
WALLETS
Reza Dolatabadi
Lívia Rózsás
Johanna Icks
Was wäre, wenn du einen Film anschaust und jedes Mal, wenn du
ihn anhältst, ein Gemälde siehst?
Diese Idee hat Dolatabadi dazu inspiriert »Khoda« zu machen. Über
6000 Gemälde sind innerhalb von
zwei Jahren entstanden, um einen
fünfminütigen Film zu kreieren. Er
ist ein psychologischer Thriller, der
von vielen als »unmögliche Mission« betrachtet wurde, sich letztlich
aber als machbar erwies!
What if you watch a film and whenever you pause it, you face a painting? This idea inspired Dolatabadi
to make »Khoda«. Over 6000 paintings were painstakingly produced
during two years to create a five
minutes film. It is a psychological
thriller, which was seen as a »mission impossible« by many people
but eventually proved possible!
Die Geschichte eines Drahtesels,
der die Chance bekommt, aus seinem weißen Käfig zu entfliehen.
Durch das Auftauchen eines
menschlichen Schattens wird
deutlich, dass dieser freie und
grenzenlosen Zustand nicht lange
andauern kann. Der Drahtesel realisiert traurig, dass er in seinen Käfig zurückkehren und seine zukünftigen Tage als Fahrrad verbringen
muss. »Ironhorse Etude« ist ein mit
der photo stop-motion Technik entstandener animierter Kurzfilm.
Musik und Geräusche kommen aus
der Beatbox.
Story about an iron-horse, which
has a chance to escape from its
white cage. It becomes clear that
this free and cloudless state can't
last long, with the appearance of a
human shadow. The iron-horse
sadly notes, that he has to go back
to its cage, to live his following days
as a bicycle. »Ironhouse Etude« is a
short animated film, with a photo
stop-motion technique. Music and
noises are only beatbox.
Eine dunkle Macht bedroht den
Planeten Erde. Ihr Ziel: Die Vernichtung der menschlichen Liebe.
Mo und Emily sind die letzten Liebenden des Planeten. Wird es ihnen gelingen, die dunkle Macht zu
zerstören und der Menschheit die
Liebe zu bewahren?
The world is menaced by an evil
force, trying to destroy love on
planet earth. Mo and Emily are the
last two lovers on planet earth. Will
they succeed in defeating the evil
force and preserving love to planet
earth?
Reza Dolatabadi, *1985 in Tehran,
Iran. Graduated at Soureh School of
Art, Tehran, in Graphic Design.
Graduated in Animation at the Duncan of Jordanstone College of Art
and Design, University of Dundee
(UK), in 2008.
ÆGB 2008, Mini DV, 4:51
ÆRealisation Reza Dolatabadi
ÆScript Mark Szalos Farkas,
Reza Dolatabadi
ÆAnimation Adam Thompson,
Reza Dolatabadi
ÆMusic Hamed Mafakheri
ÆSoundtrack Andrew Guy Smith,
Mark Feldman
ÆDistribution Adam Thompson,
Reza Dolatabadi
Lívia Rózsás, *1985 in Budapest,
Hungary. Has been studying Art History and Aesthetics Departments at
the Eötvös Loránd Science University, Budapest, since 2004.
ÆHUN 2008, DVD, 2:04
ÆRealisation Lívia Rózsás
ÆPhotography
Loránd Szécsényi-Nagy
ÆMusic Tamás Dömötör
ÆDistribution Lívia Rózsás
Johanna Icks, *1975 in Düsseldorf.
Graduated in Digital Media Design
Sound and Visions in 2001 and in
2008 in Directing and Feature Film
at the Baden-Württemberg Film
Academy.
ÆD 2008, Digi Beta, 9:00
ÆRealisation Johanna Icks
ÆPhotography Peter Matjasko
ÆScript Eicke Zirzow,
Johanna Icks
ÆEditing Frank Brandstetter
ÆActors Christian Brey,
Gerti Drassl, Michael Holz
ÆMusic Sven Faller
ÆSet Christine Bentele
ÆSpecial Effects Ilija Brunck,
Jan Bitzer, Felix Koziol,
Peter Matjasko
ÆTitles Felix Koziol
ÆProduction Philipp Dettmer,
Joseba Gororodo Jauregui
ÆDistribution Philipp Dettmer
155
MEDIA CAMPUS
VOR GEBRAUCH SCHÜTTELN!
GOLD
MILBE
IRRLICHT
Gerald Haffke, Sebastian Linke
Karl Tebbe
Oliver Kracht
Impressionistisches Portrait eines
Rauchkünstlers.
Impressionist portrait of a smoking
artist.
MILBE ist ein kurzer Animationsfilm über meine Großmutter, Oma
Grete, und riesige Hausstaubmilben, die die Welt bedrohen.
MILBE (MITE) is a short animation
film about my grandmother, grandma Grete, and gigantic house dust
mites that threaten to destroy the
world.
Verzweifelt blickt ein Häftling auf
die schwach leuchtenden Lichter
der Stadt draußen vor dem Gefängnisfenster. Eine Motte schlägt gegen die Scheibe und will hinein ans
Zellenlicht, während der Mann nur
an die Freiheit denkt. Beide erreichen ihr Ziel, doch anders als sie es
sich erhoffen.
Desperately a prisoner gazes at the
faint city lights outside the window. A moth is banging against the
window pane, trying to get to the
light of the cell, while the prisoner
only thinks about freedom. Both
get what they want, but not in the
way they have expected it.
Gerald Haffke, *1981 in Neuwied.
Has been studying Film and Video
at the Academy of Fine Arts in
Mainz since 2004.
Sebastian Linke, *1974 in Mainz.
Graduated in Film and Video at the
Academy Of Fine Arts in Mainz in
2007.
ÆD 2008, MiniDV, 3:00
ÆRealisation Gerald Haffke,
Sebastian Linke
ÆScript Gerald Haffke,
Sebastian Linke
ÆPhotography Sebastian Linke
ÆEditing Sebastian Linke
ÆMusic Andreas Weis
ÆProduction Gerald Haffke
156
Karl Tebbe, *1970 in Dortmund. Obtained an MA in Applied Theatre
Science at Gießen University in
1996. Graduated in Cinematography
at the University of Applied Sciences and Arts in Dortmund in
2008.
ÆD 2008, MiniDV, 5:07
ÆRealisation Karl Tebbe
ÆScript Karl Tebbe
ÆPhotography Karl Tebbe,
Jaime Barrios
ÆEditing Ivan Morales, Jr.
ÆAnimation Marjorie Bendeck
ÆActors Helga Uthmann,
Alexander Maria Schmidt
ÆSound Design Florian Essig
ÆMusic Boris Joens, Ole Wulfers
ÆSetting Frances Soeder,
Miriam Gröber
ÆProduction Marjorie Bendeck
ÆDistribution KurzFilm Agentur
Hamburg e.V.
Oliver Kracht, *1981 in La Paz, Bolivia. Studied Philosophy, Greek Philosophy and Jewish Studies at the
University of Potsdam.
ÆD 2008, MiniDV, 5:24
ÆRealisation Oliver Kracht
ÆScript Oliver Kracht
ÆPhotography Ingo Dannecker
ÆEditing Tobias Peper
ÆAnimation Michael Schwenke,
Jonas Höppner,
Frederik Schindler
ÆCast Andreas Kallauch
ÆProduction
Mohammad Farokhmanesh
ÆDistribution brave new work film
productions
BAR-B-Q FAST
MUSIC DINER
CUBICLE REVISITED
MOBILE POSTCARD
Nicole Winter
Anthony Angelicola, Paul Riker
Péter Vadócz
Im Fast Music Diner wird Musik à la
Carte bestellt, die ein Rollergirl auf
frisch gepressten Vinylscheiben
serviert. Zur Musikgewinnung halten der geschäftstüchtige Manager
und seine Gattin eine Band gefangen, der sie mit Hilfe ausgefeilter
Technik Musik entlocken. Eine
Praktik, die nicht ohne Folgen
bleibt.
Fast Music instead of Fast Food is
on the menu of the Fast-MusicDiner. A girl on roller skates serves
the music on freshly pressed vinyl
disks. To create his freshly assembled Vinyl-Dishes for his customers
the owner and his wife hold a band
hostage in their basement and rob
them of their music using quite
unique methods. A practice that is
not without consequences.
Eine Gemeinschaftsarbeit des
Komponisten und Sound Artist
Paul Riker und des Videokünstlers
Anthony Angelicola. Es besteht aus
einer realen Soundkomposition, die
eine visuelle Reinterpretation erfährt. Das Werk beschäftigt sich
mit der Umwandlung von Geräuschkulissen der »wirklichen
Welt« in eine abstrakte musikalische Umwelt. Der Zuhörer taucht
ein in die Darstellung einer Büroatmosphäre, deren Töne anfangen,
unrealistische Merkmale zu anzunehmen, bevor die Szenerie einen
abstrakteren Charakter annimmt.
A collaboration between composer
and sound artist Riker and video
artist Angelicola. It consists of an
existing sound composition that
was reinterpreted with visuals. The
piece deals with the transformation of real-world soundscapes
into abstract musical environments. The listener is inserted into
a portrayed office environment
where sounds begin to take on unrealistic characteristics before the
entire scene is transformed into an
abstract musical place.
Peter macht Urlaub in Süditalien.
Dabei macht er tausende Fotos auf
seinem Handy und sendet diese als
Postkarte nach Hause. Eine mobile
Postkarte. Ein Handy-Film / Animation / Stop-Motion Technik. Hergestellt aus hochwertigen Standfotos
eines Mobiltelefons (Nokia N95
8GB).
Peter goes to South-Italy on holiday. He takes thousands of photos
on his mobile, and sends a postcard home. A mobile postcard. Mobile movie / animation / stop motion. Contains only high-quality
still pictures (5500 pieces) shot on
mobile phone (Nokia N95 8GB).
Nicole Winter,*1975 in Hanau.
Graduated in Visual Communication
- Film/Video at the HfG Offenbach/Main in 2007.
ÆD 2007, Beta SP, 4:30
ÆRealisation Nicole Winter
ÆScript Nicole Winter
ÆPhotography Eike Zuleeg
ÆEditing Gunther Freese
ÆActors G. Bertling, G. Krainer,
S. Hohlbaum, C. Twickel,
J. Drews, R. Beust and others
ÆAnimation Gunther Freese
ÆMusic Rock’n’Roll Hotel
ÆDistribution Hfg Offenbach
Peter Vadocz, *1978 in Budapest,
Hungary. Graduated in Media major
at KJF College in 2001. Has been
studying Communications major at
the University of PECS since 2005.
ÆITA 2008, MiniDV, 3:40
ÆRealisation Péter Vadócz
ÆDistribution Péter Vadócz
Anthony Angelicola,*1986 in New
Jersey, USA. Graduated in Film/Digital Video at the University of the
Arts in Philadelphia, USA, in 2008.
ÆUSA 2008, MiniDV, 8:50
ÆRealisation Anthony Angelicola,
Paul Riker
ÆPhotography A. Angelicola
ÆMusic Paul Riker
ÆDistribution Anthony Angelicola
157
MEDIA CAMPUS
MY HOOD, MY BADEWANNE
CORNERS
Derek Roberts
Der Film zeigt einige von vielen Möglichkeiten, wie man mit einer Stadt interagieren kann. Der Protagonist, Derek Roberts selbst, durchläuft Wien in einem hohen Tempo. Sämtliche Ecken ob temporär oder permanent vorhanden, ob horizontal oder vertikal überwindet er mit einer Beschwingtheit. Dabei wird dem Betrachter eine
wechselnde Kulisse präsentiert, die Wien facettenreich portraitiert. Derek Roberts weist dabei auf das Potential urbaner Strukturen, deren Spielraum sich in unserer Nutzung längst nicht erschöpft. Er bietet Anreiz das
Bewusstsein für städtische Funktionen zu erweitern und wertzuschätzen. Das Video ist nicht nur eine Einladung, die Stadt mit anderen Augen wahrzunehmen, sondern auch eine Dokumentation, die mit dem Wandel der
Zeit nur an Bedeutung gewinnen kann.
The movie represents an attempt to interact with perpendicular obstacles throughout the city of Vienna. By
filming and editing these sequences as we did, one can easily discern a certain flow as all of the elements are
integrated into a cohesive challenge in maneuvering around, over, under and through these temporary and permanent urban structures. It offers a range of patterns, pace, texture, color, and contrast of a city that is wellbuilt, but not to the point where one can’t shift the way that it is experienced. You have to learn how to appreciate and yield rewards from your city’s, often restrictive, infrastructure in a multitude of different ways. You
have to refresh your perception of the function of your city. We believe that with a slight shift of one’s understanding, the city unfolds and offers plenty to play with. This is precisely what we have attempted to convey in
this brief, exploratory film.
Derek Roberts, *1978 in Birmingham, USA. Graduated in History at the Wesleyan University in 2000. Graduated
in Advanced International Studies at the Diplomatic Academy of Vienna in 2005. Has been studying at the MFA
Academy of Fine Arts, Vienna, since 2007.
ÆA 2008, Beta SP, 10:10 min
ÆRealisation Derek Roberts
ÆPhotography Praved Chandra
ÆEditing Derek Roberts, Praved Chandra
ÆActor Derek Roberts
ÆMusic Carnatic rhythms, S.P. Sivakumar
ÆDistribution sixpackfilm
158
OCEAN
A TASTE OF HONEY
NUDE
Garvin Chan
Simon Rittmeier
Stefan Ringelschwandtner
Es gibt immer gute und schlechte
Träume, besonders wenn diese sich
direkt auf die Realität beziehen,
wird es schwierig sich von ihnen zu
lösen. Man vergisst nie, wie schön
die Träume sind. Dieser Film zeigt
das Seufzen einer jungen Frau deren Freund gerade fortgegangen ist
und steigert das Verlangen sich
wieder zu sehen, weil es sich so
real anfühlt. Das ist eine Beziehung
zwischen der jungen Frau, dem
Ozean und den Ruinen.
There are always good dreams and
bad dreams, especially when the
dreams are actually related to the
reality that does make it harder to
get rid of them. You won’t ever forget how beautiful the dreams are.
This movie is presenting the sigh
from a girl whose boyfriend just
left, and is increasing the desire of
seeing each other because that
feels so real. This is a relationship
between the girl, the ocean and the
ruins.
Was bedeutet der lange Blick zum
Horizont? Woher nur diese Musik?
Wie geht jeder einzelne mit der besonderen Situation auf Kuba um?
Fragen, aber keine Antworten. Ein
vorsichtiger Versuch, Kuba persönlich einzufangen.
What does the long contemplation
of the horizon mean? Where is this
music coming from? How does
each individual deal with Cuba’s
special situation Questions with no
answers. A tentative attempt to
capture Cuba in a personal way.
Der Film zeigt den Mikrokosmos
von Wassertropfen in einer Dusche.
Deren Entstehung, Fallen und Aufprall.
The short shows the microcosm of
water drops in a shower. Their appearance, fall and splash.
Chia-Wen Chan (Garvin), *1980 in
Taiwan R.O.C. Has been studying
Filmmaking at Shih Hsin University,
Taiwan.
Simon Rittmeier, *1981 in Nuremberg. Studies of Visual Communication and Film at the University of
Fine Arts, Hamburg, and the Academy of Media Art, Cologne.
Stefan Ringelschwandtner, *1978
in Dresden. Has been studying Visual Communication at the HfG Offenbach/Main since 2003.
ÆD 2008, DVD, 4:15
ÆRealisation
Stefan Ringelschwandtner
ÆAnimation Stefan
Ringelschwandtner
ÆMusic Radiohead
ÆDistribution XL Recordings
ÆD / Cuba 2008, 16 mm, 10:00
ÆRealisation Simon Rittmeier
ÆActors Ana Dominguez,
Mariana Gonzáles,
Yoandrys Rodriguez,
Alina Cañizares Guera,
Ernesto Gomez Mesa
ÆEditing Tessa Knapp
ÆSound Tom Ashforth
ÆDistribution Academy of Media
Arts, Cologne
ÆTaiwan 2008, MiniDV, 6:00
ÆRealisation Garvin Chan
ÆDistribution Garvin Chan
159
MEDIA CAMPUS
MY HOOD, MY BADEWANNE
COPYCAT PACK 2.0
AHAB-ONEVIEW
Jan Bode
Helmut Uhlig
Die 14-jährige THE SINGING STAR singt Playback.
VASSLI schreit gleich selbst ins Mikro. Während BUILDING C brav die Gitarre zupft, findet sich auch der
Rest der User ein. Die Community ist komplett und das
französische Männerduo JKINGJULIEN führt selbstsicher ihre einstudierte Tanzperformance auf. Die 12jährigen Freundinnen JELLY BEAN JAYDEN üben hingegen noch in ihrem Zimmer, um den DAFT BODIESGirls ebenfalls eine Video-Response zukommen zu
lassen. COPYCAT PACK 2.0 ist eine Video-Collage von
31 aufeinander synchronisierten YOUTUBE-Videos,
deren Protagonisten den Song HARDER, BETTER, FASTER, STRONGER der französischen Elektro-Band
DAFT PUNK choreographieren.
The 14-year-old The THE SINGING STAR from the USA
sings playback, whereas VASSLI from Norway screams
directly in the mike. The Belgian BUILDING C plays the
guitar in a well behaved way, while the rest of the
users arrive. The community is complete and the
french duo JKINGJULIEN confidently performs its rehearsed dance routine. The 12-year-old girls JELLY
BEAN JAYDEN still practice to send another video response to the DAFT BODIES girls. COPYCAT PACK 2.0 is
a collage of 31 synchronized YOUTUBE videos by different editors, who perform the song HARDER, BETTER, FASTER, STRONGER by DAFT PUNK, a French
electro band.
Ein Mann in einem leeren Raum. Es gibt keinen weißen
Wal mehr zu jagen, das Vertrauen, die Kraft und der
Glaube, die den Mann einstmals getragen haben, sind
mit der Aufgabe verschwunden. Einsam schickt er Papierboote ein Rinnsal hinunter zu fremden Ufern.
Selbst verharrt er in der Sicherheit seiner weißen
Welt, bis er endlich beschließt, den Weg hinaus zu wagen - indem er sich in einer Badewanne ertränkt. Oder
verlässt er doch sein Versteck und begibt sich ans
Meer? Im Ergebnis bleibt es das Gleiche: er stirbt.
Aber das Ergebnis ist nicht die eigentliche Frage.
There is a man in an empty white room. With no more
white whale to hunt down, the vigour and faith that
once have carried the man have vanished along with
his mission. Lonely he`s sending paper boats down a
rill running through the void. Keeping himself safe in
his white world until one day he finally decides to dare
his way out – by drowning himself in a tub. Or is he actually leaving his hideout, heading for the sea? Either
way – the conclusion is the same: he dies. But the conclusion is not the matter in question.
Jan Bode, *1978 in Göttingen. Studied Social Sciences
(Media, Politics, Marketing and Law) at the Georg-August-University Göttingen. Has been studying Visual
Communication at the Art Academy Kassel since 2003.
ÆD 2008, MiniDV, 5:33
ÆRealisation Jan Bode
ÆActors Several Actors
ÆMusic Daft Punk
ÆDistribution Jan Bode
160
Helmut Uhlig, *1976 in Neu-Ulm. Studied Philosophy
and Anglistics in Cologne and Berlin. Graduated in Fine
Arts at the Art School in Kassel in 2008.
ÆD 2008, DVD, 8:46
ÆRealisation Helmut Uhlig
ÆDistribution Helmut Uhlig
SIGNALIS
AUF GRUND
Adrian Flückiger
Manaledi La Roche
Ein Film über Erwin das Wiesel und
seinen harten Alltag.
A film about Erwin the weasel and
its hard everyday life.
Eine poetische Sammlung von Erinnerungsbildern und -tönen, die
das Publikum in ein zeitloses
Schweben mitnimmt.
A poetic collection of visual memories and sounds. Alive and dead.
Warm and floating. Taking the audience on a timeless journey.
Adrian Flückiger, *1982 in Altdorf,
CH. Has been studying Animation at
the Lucerne University of Applied
Sciences and Arts since 2005.
ÆCH 2008, MiniDV, 5:00
ÆRealisation Adrian Flückiger
ÆEditing Marina Rosset
ÆSounddesign Joern Poetzl,
Philipp Sellier,
Solid Sound München
ÆSoundmix Wolf-Ingo Römer
ÆMusic
Andy Iona »Naughty Hula Eyes«
ÆSoftware Final Cut,
After Effects
ÆTitle Cynthia Kaufmann
ÆTutor Jürgen Haas
ÆChef Assistant Manuel Joller
ÆProduction Gerd Gockell,
Jochen Ehmann, Otto Adler
ÆCo-Production SF DRS,
Schweizer Fernsehen,
Redaktion Nathalie Jancso
ÆDistribution Lucerne University
of Applied Sciences and Arts
Manaledi La Roche, *1982 in Thaba
Tseka, Lesotho. Graduated at the
Lucerne University of Applied Sciences and Arts in 2008.
ÆCH 2008, Beta SP, 11:00
ÆRealisation Manaledi La Roche
ÆEditing Tweaklab AG,
Hannes Rüttimann
ÆActors Manaledi La Roche,
Vincent Wittwer, Alice Kuhn,
Meret La Roche, Christine La
Roche, Ida and Lena Estermann,
Denise Schläppi
ÆSound Beni Mosele
ÆCompositing Monique Wittwer
ÆGraphics Alice Kuhn
ÆProduction Stella Händler,
with the support from the
Bundesamt für Kultur (EDI)
Schweiz
ÆDistribution University of Design
& Art Lucerne
HEIMATLIEBE
Thaïs Odermatt,
Corina Schwingruber
Eine bunte Hommage an die Heimat mit unerwarteten Begegnungen und traditionellen Klängen.
A colorful tribute to the homeland
featuring unexpected encounters
and traditional sounds.
Thaïs Odermatt, *1982.
Corina Schwingruber, *1981
ÆCH 2008, Beta SP, 5:43
ÆRealisation Thaïs Odermatt,
Corina Schwingruber
ÆActors Boris Petronje,
Céline Krummenacher,
Carlos Isabel, Cornelius Heinzer,
Sarah Leibundgut,
Sabrina und Markus
Schwingruber, and many more
ÆSound Carlos Isabel
ÆMusic Boris Petronje,
Willi Valotti
ÆDistribution Lucerne University
of Design & Art, Departement
Video
161
MEDIA CAMPUS
iSPEAK FAMILY
LATRINALIA
UND WENN WIR DANN
IM HIMMEL SIND
Kay Kienzler
Daniela Risch
Es gibt einen ganzen Zweig der Kommunikationswissenschaft, der sich mit so genannter Latrinalia, also
Klo- oder Toilettengraffiti, auseinandersetzt. Als
schriftliche Spuren menschlicher Kommunikation sagen sie viel über die zwischenmenschliche Atmosphäre oder ganz allgemein über menschliches Kommunikationsbedürfnis aus. Der bekannte österreichische
Philosoph Paul Watzlawick formulierte: »Man kann
nicht nicht kommunizieren.« Wir treten den Beweis
an: Alles ist Kommunikation, selbst Dialog auf dem
Klo.
There is a whole branch of communication-studies
that exclusively discusses so-called latrinalia, meaning bathroom- or toilet-graffiti. As traces of human
communication, these graffiti’s tell us a lot about inter-personal vibes or the human need to communicate
in general. Famous Austrian philosopher Paul Watzlawick once said: »You cannot not communicate.« We
try to proof: Everything is communication, even dialogue in the bathroom.
Ein junger Mann gründet zusammen mit seiner jungen
Frau eine Familie. An ihrem Küchentisch können wir
miterleben, wie alles so hoffnungsvoll beginnt und
doch traurig endet. Es ist schon lange her, aber die
Möbel spielen uns die Geschichte noch einmal vor,
vom ersten Rendezvous, dem Einrichten des Heimes
und der Geburt der zwei Kinder.
A young man founded a family with his young wife. The
doll’s house furniture performs the old story for us.
Everything started so promising but it ends with the
lonesome death of the man.
Kay Kienzler, *1980 in Frankfurt. From 2002 onwards
he studied Media Production in Darmstadt, including
one year at Victoria University of Wellington, New
Zealand. Has been studying Directing at the Film Academy Baden-Württemberg since 2007.
ÆD 2008, Beta SP, 6:40
ÆRealisation Kay Kienzler
ÆPhotography Kay Kienzler, Laura Samide
ÆEditing Kay Kienzler
ÆNarrator Paul Watzlawick, Mario Hassert.
ÆDistribution Kay Kienzler
162
Daniela Risch, *1969 in Dahme. Has been studying Media Arts (Postgrad.) at the Academy of Media Arts
Cologne since 2007.
ÆD 2008, Beta SP, 3:59
ÆRealisation Daniela Risch
ÆPhotography Daniela Risch
ÆEditing Manuel Schmitt
ÆAnimation Katharina Huber
ÆMusic Matthew McGrath, Andrè Schulz
ÆDistribution KHM / ZDF
RECITATION/RECEPTION
REBECA
Jason Bernagozzi
Gonzalo H. Rodríguez
Diese Arbeit zeigt auf einen Monitor übertragene Bilder des Künstlers, die versuchen das televisuelle
Fleisch des Bildschirms zu durchdringen, um mit dem
Zuschauer zu kommunizieren. Die dabei stattfindende
Verarbeitung des Bildes vom Körper des Künstlers ist
die Aufschlüsselung der digitalen Struktur des Videos,
die nicht fähig ist sich zu erneuern, gefangen in einem
Zustand zwischen Zeit und Information. Die Arbeit als
solche, behandelt die Notwendigkeit des Erstellens
von Versionen/Versionsverwaltung, der Aktualisierung
von Codes und Sprachen mit dem Ziel, aus der rekursiven Natur von sowohl digitalen als auch psychologischen Schleifen auszubrechen.
This work features images of the artist himself being
broadcasted to a baby monitor, attempting to penetrate the tele-visual flesh of the screen in order to
communicate with the viewer. The processing of the
body image is the breakdown of the digital fabric of
the video, unable to refresh, being stuck in a state in
between time and information. As such, the work
speaks to the necessity of versioning, the updating of
codes and language in order to break from the recursive nature of both the digital and psychological loop.
In Lima, Anfang des Jahres 1993, beschloss Rebeca,
die in der Nähe ihres Hauses gelegene Autobahn zu
überschreiten. Voller Gedanken oder vielleicht doch
gedankenlos, versuchte sie die erste Hochgeschwindigkeitstrasse zu überqueren, als ihre Wanderung abrupt unterbrochen wird. Danach, wurde alles schwarz.
Diese Frau war die Großmutter des Autors. Ihren Tod
nutzte er als Motiv für diesen Film und als Grund sich
selbst zu finden. Die intensive Herausforderung lag
dabei in den Widersprüchen einer Geschichte, die ihm
zu nah stand: Wie viel einer intimen Geschichte wird
vom medialen Spektakel verfälscht? Welche Wahrheit
taucht auf Grund der radikalen Subjektivität auf? Diese Fragestellung erweitern den Film auf die Bereiche
des Portraits und des Selbstportraits, des Ichs und
des Anderen.
In Lima, at the beginning of 1993, decided Rebeca to
walk over the highway next to her House. In a trail of
thoughts, or perhaps with none at all, she tried to
cross this high-speed track but her ramble was interrupted all of the sudden. After that all became black.
This woman was the author's grandmother. Her death
is used by him as a motive for this film and as justification to find himself. So then the main challenge relied on the contradictions of autobiographical work:
how much of the story was distorted by the spectacularity of the media? What kind of truth emerged by the
means of subjectivity? This questions expanded the
film to the fields of portrait and self-portrait, of the I
and the Other.
Jason Bernagozzi, *1979 in Smithtown, USA. He is currently a graduate student at Alfred University in Alfred,
NY, pursuing his Master of Fine Arts Degree in Electronic Integrated Art.
ÆUSA 2008, MiniDV, 5:48
ÆRealisation Jason Bernagozzi
ÆDistribution Jason Bernagozzi
Gonzalo H. Rodriguez, *1981 in Lima, Peru. Has been
studying a postgrad in Media-Art at the Academy of
Media Arts Cologne since 2006.
ÆD 2009, Beta SP, 23:37
ÆRealisation Gonzalo H. Rodríguez
ÆDistribution Gonzalo H. Rodríguez
163
MEDIA CAMPUS
iSPEAK FAMILY
MY FIRST CONTROL KIT
AN EINEM ANDEREN ORT
xkopp
Janne Jürgensen
Das unglaubliche neue Überwachungsset macht deine
Familie glücklich! Princess, Daddy, Mum und Junior
entdecken ihr trautes Heim. Achtung: Junior beobachtet und Mum ist entzückt! Was machen eigentlich
Daddy und Princess?
The new unbelievable Control Kit makes your family
happy! Princess, Daddy, Mum and Junior discover their
sweet home. Look out: Junior observes and Mum is
ravished! But what are Daddy and Princess actually
doing?
Ein MP3-Tonmitschnitt während der Dreharbeiten zu
dem Dokudrama »Ein Sommer in Spanien 1938« war
das Rohmaterial für dieses Experiment, inspiriert von
einem Aufsatz des Philosophen und Filmkritikers
Siegfried Kracauers, in dem er seinen Freund Max
Horkheimer zur Stellung des gesprochenen Wortes im
Film zitiert. Drei zu gereiste Herren treffen irgendwo
auf der Strasse einen weiteren Herren, der schon länger in der Gegend lebt. Sie versuchen miteinander zu
kommunizieren, ohne dass sie ein und dieselbe Sprache sprechen. Als der einzige verschwindet, der übersetzen kann, stellen selbst einfachste Fragen unüberwindbare Hindernisse dar.
An MP3-sound-record from the shooting of the dokudrama »Summer in Spain 1938« served as the raw material for this experiment. The latter was inspired by an
article of the philosopher and critic Siegfried Kracauer, in which he quotes his friend Max Horkheimer
about the status of spoken word in cinema. Three travelling gents meet another gentleman - who has been
living in the area for some time - somewhere in the
streets. They try to communicate with each other, even
though they don´t speak the same language. When the
only one of them, who is able to translate, disappears,
even simple questions pose insurmountable barriers.
xkopp is a Film and Animation Company based in
Berlin. The Directors Ramin Sabeti, Irek Krett and Eike
Mählmann met at the University of Applied Sciences
Aachen.
ÆD 2007, Beta SP, 2:08
ÆRealisation xkopp
ÆActors Heiko Müller, Ramin Sabeti,
Irek Krett, Eike Mählmann
ÆMusic Christian Halangk
ÆDistribution xkopp Film&Animation
Janne Jürgensen, *1981 in Schleswig. Has been studying Film and Digital Cinema at University of Fine Arts
Hamburg since 2004.
ÆD 2008, MiniDV, 10:07
ÆRealisation Janne Jürgensen
ÆActors Camel Cesar Gamal, Olaf Bossy,
Andre Mulzer, Janne Jürgensen
ÆDistribution Janne Jürgensen
164
GRÖßERE LEINWÄNDE,
LÄNGERE HÄLSE!
FRITZI UND SCHLITZI
Jos Diegel
Ilka Brosch
Entweder machen wir Geschichte, oder wir stehen
dumm davor, wie Fremde vor einem Unwesen. »Größere Leinwände, längere Hälse« werden zur Entfremdung des Menschen beitragen. Realismus aber, der die
Verhältnisse umkehrt, den gesellschaftlichen Automaten zersetzt und durch Situationen ersetzt, die sich
nicht an ihnen orientieren wollen, liegt das revolutionäres Begehren, das Gewalt nicht mehr die Ordnung der Welt sei. Realismus ist die Idee, dass die Dinge, die Welt, der Film, die Gesellschaft und Ich selbst
veränderlich sind. Das ist die Möglichkeit von Möglichkeiten. Ein Gehirn das flackert, neu verkettet oder
Schleifen durchläuft, das ist Kino. Ein Film der
flackert, neu verkettet oder Schleifen durchläuft, das
ist Denken.
Either we make history or we stupid stand in front of it
like strangers in front of an alien. »Bigger Canvas,
Longer Necks« will take their parts in the estrangement of mankind. But Realism that reverse the conditions, that decomposes and replaces the social automatics by situations, that will not orientate on them,
there is the revolutionary desire, that the order of the
world should no longer be violence and control. Realism is the idea, that things are changeable, the world,
the film, and me. That is the possibility of possibilities.
A brain that flickers, that makes new connections or
that goes trough bows, that is cinema. A film that
flickers, that makes new connections or that goes
trough bows, that is Thinking.
Schlitzi träumt von einer nervenaufreibenden Nacht
im Zirkus. Die Zuschauertribüne ist voll besetzt, der
Vorhang hebt sich. Fritzi will Sex. Doch Schlitzi hat es
auf Fritzis Eingeweide abgesehen und liefert ihn vor
den Augen des Publikums ans Messer, dem stattdessen eine groteske Körper-Peepshow geboten wird, die
seinesgleichen sucht. Die Hauptattraktionen der
Show: ein bizarres Körperspektakel mit abgetrennten
Gliedmaßen, aufklaffenden Wunden, aufgeschlitzten
Bäuchen, glibberigen Innereien und zuckendem
Fleisch, Köpfe fliegen durch die Luft und das Blut
spritzt eimerweise. Knetpuppen-Trash meets ZirkusSplatter in dieser makabren Nummernrevue der Perversionen und Ausschreitungen von sadistischen Ausmaßen, die mit viel schwarzem Humor gepaart ist.
Schlitzi dreams of a nerve-wrecking night at the circus. The stands are full off spectators, the curtain is
drawn. Fritzi wants sex. But Schlitzi has it in for
Fritzi´s innards and sends him to his doom in front of
the audience, who gets to see a grotesque peepshow
of body parts, which is tough to equal. The main attraction of the show: a bizarre spectacle with cut-off
limbs, slit stomachs, slimy innards and twitching
meat, heads flying through the air with blood squirting
in huge amounts. Clay-puppet-trash meets circussplatter in this macabre revue of perversion and excesses of sadistic proportion combined with lots of
dark humor.
Jos Diegel, *1982 as Jos van Vugt. Has been studying at
the HfG Offenbach/Main since 2001.
ÆD 2008, MiniDV, 7:40
ÆRealisation Jos Diegel
ÆActors Norman Hildebrandt,
Matthias Winkelmann, Emilia Neumann,
Franz Dittrich, Luana Knipfer
ÆMusic Mr. Van Vugt
ÆDistribution HfG Offenbach/Main
Ilka Brosch, *1975 in Seeheim-Jugenheim. Has been
studying Film/AV at the HfG Offenbach/Main since
1997.
ÆD 2008, MiniDV, 6:40
ÆRealisation Ilka Brosch
ÆEditing Ilka Brosch, Gonzalo Arilla
ÆDistribution HfG Offenbach/Main
165
MEDIA CAMPUS
BACK2ELEMENTS
UNE CAMERA TRADITIONELLE
Anne Euler
Der Media Campus präsentiert seine Ausstellung »back2elements«
im Stadtgalerie Café. Junge Künstler kontrastieren in ihren Arbeiten
analoge und manuelle Technik oder
natürliche Prozesse mit digitalen
Darstellungsformen. Antiquierte
Geräte, die ihrerzeit Pionierarbeit
geleistet haben, treten in neuen
Zusammenhängen auf, Technik
steht unter dem Einfluss von
natürlichen Entwicklungsprozessen, der Mensch hingegen beeinflusst digital Konstruiertes. Jeweils
zwei Elemente bedingen und ergänzen sich gegenseitig oder spielen miteinander.
The Media Campus presents the
exhibition »back2elements« in the
Stadtgalerie Café. Young artists
contrast in their work analogue and
manual technology or natural
processes with digital forms of display. Antiquated devices, which did
pioneer work in their time, appear
in new interrelations, technique is
under the influence of natural developing processes, a person however is influencing a digital construction. Two elements are conditional and complementing for each
other or play together.
166
Die Thematik der Arbeit von Anne Euler umfasst die
Aufhebung einer Raumtrennung. Dazu wurde ein VWBus in eine Lochkamera umgebaut. Auf den entstandenen Bildern sieht man zum einen das Innere der Kamera als auch das, was vor der Kamera vorhanden ist.
Während der meist 15-minütigen Belichtungszeit wurde das Geschehen vor der Kamera auf Video und Ton
dokumentiert.
The topic of the work of Anne Euler is the elimination
of the divison of space. A Mini-Bus was transformed
into a pinhole camera. On the pictures the inside of the
camera as well as what is in front of the camera can be
seen. During the mostly 15 minutes of exposure the
events in front of the camera were documented with
video and sound.
Anne Euler, *1985 in Büdingen. Has been studying at
the HfG Offenbach/Main since 2005.
ÆMorocco 2008, Photography and Installation,
200 x 108 cm
GROßE MASCHINEN BRINGEN KLEINE ZUR WELT
Alexander Glandien
Diese Installation widmet sich der Frage was passiert, wenn man ein unbeachtetes, natürliches Alltagsphänomen zum Ausgangspunkt eines künstlichen Simulationsprozesses macht. Es geht dabei um die Digitalisierung
und die technische Reproduktion eines banalen, geradezu unauffälligen Vorgangs. Ausgehend von der Bewegung die eine rollende Erbse auf einem Teller vollführt, ist ein eigenständiges System entstanden, dass diese
Bewegung künstlich ausführt. Eine Kamera erkennt die Position der Erbse auf dem Teller und reagiert auf ihre
Bewegungen. Die Natürlichkeit der Erbse und die Künstlichkeit der Maschine begegnen sich in einem besonderen Verhältnis der gegenseitigen Abhängigkeit. Ihr Zusammenspiel wirft in besonderem Maße die Frage auf,
wer in diesem System wen steuert? Ist die Erbse der Initiator oder löst anders herum die Maschine die Bewegungen der Erbse aus? Beide, Erbse und Maschine, sind auf besondere Weise miteinander verknüpft. Des Weiteren kann jeder Betrachter auch in dieses Zusammenspiel eingreifen.
This installation attends to the question, what happens if you use a disregarded everyday phenomenon as the
origin of an artificial simulation process. Based on the movement of a little, rolling green pea on a white plate,
I designed a system, that imitates this movement in an artificial way. The system is controlled by a camera, that
recognizes the position of the pea on the plate and actuates the pea moving on the plate without falling down.
The naturalness of the pea is connected to the factitiousness of the machine. Their interaction raises the question: Who controls whom in this system of reciprocity? The pea reacts to the movement of the motors and the
motors react to the movement of the pea. Furthermore, every visitor can influence this interconnection by putting his hands into the space between the plate and the camera. Next to the tracking system is an irrigation system, that waters the offspring.
Alexander Glandien, *1982 in Schwerin. Has been studying Visual Communication at the University of Applied
Sciences Wismar since 2003.
ÆD 2008, Installation
167
MEDIA CAMPUS
BACK2ELEMENTS
IDEAL AUDIO
NO(W)HERE
Alexander Glandien
Go Eun Im
Die Installation »Ideal Audio« verbindet einen Plattenspieler und einen Barcode-Scanner zu einer neuen
Musikeinheit – zu einem Abspielgerät, welches aus
kreisrunden Barcodes Töne und musikalische Kompositionen generiert. Die mäandernden, abstrakten
Strichmuster der Barcodes erwecken dabei den Anschein von Schallplatten-Rillen. Es entsteht eine
natürlich wirkende Symbiose aus eigentlich gegensätzlichen, analogen und digitalen Elementen. Auf
jeder codierten Platte gibt es mehrere Lesespuren,
bestehend aus unterschiedlichen Barcodes, wobei die
Länge des Codes und die entsprechende, aufeinander
folgende Kombination über die Komposition der Musik
entscheidet. Jeder Barcode, der einem im Alltag begegnet, lässt sich auf diese Weise in Musik übersetzen
und in Form von Barcode-Platten zu Stücken arrangieren. Die musikalische Zweitverwertung von kommerziellen Barcodes wird dabei zu einem unvorhergesehenen Element auf der Suche nach neuen, interessanten
Klängen. Die Vielfalt aller möglichen Barcodes eröffnet ein musikalisches Spielfeld für überraschende
neue Kompositionen.
»Ideal audio« combines a turntable and a barcode
scanner to a new music device. It is some kind of player that generates tones and musical compositions out
of common barcodes. The installation broaches the issue of the interconnection between digital and analog
music. The outcome of this is an inartificial looking
symbiosis of oppositional, analog and digital elements. On every record are several printed barcode
grooves. The player translates this abstract lines into
musical tones and generative noise, comparable to an
analog record. The variety of all possible barcodes
opens up a huge field of new sounds.
Wo sind wir in durch Kamera und Projektor medialisierter Zeit und Raum? Eine Figur hinter einer Vision
von umgekehrter Zeit und Raum im Nirgendwo und
Geradehier. »No(w)here« ist eine Arbeit über medialisierte Zeit und Raum. In dieser Arbeit ist auf einem
realen Papier »No(w)here« umgekehrt geschrieben
und erzeugt falsche endlos Video-Feedback-Bilder.
Gleichzeitig werden Bilder der Besucher ebenfalls an
die Wand projiziert. Dadurch sind Zeit und Raum die
Grenzen zwischen künstlich und real, sehen und gesehen werden, Gegenwart und Vergangenheit, Nirgendwo und Geradehier.
Where are we in a mediated time and space by camera
and projector? A figure behind a vision of upside-down
space and time in »No where« or »Now here«.
»No(w)here« is a work about mediated time and
space. In this work, there is a real piece of paper on
which is written »No(w)here« upside-down. It creates
fake endless video feedback images. Images of the
audience are also projected on the wall at the same
time. Therefore, the time and the space are borders
between fake and real, seeing and being seen, the
present and the past, »No where« and »Now here«
Alexander Glandien, *1982 in Schwerin. Has been
studying Visual Communication at the University of Applied Sciences Wismar since 2003.
ÆD 2008, Installation
168
Go Eun Im, *1981 in Sangcheon, South Korea. Has been
studying Media Art at the Yonsei University, Graduate
School of Communication and Art, Seoul since 2004.
She is an artist-in-residence at Rijksakademie van
beeldende kunsten, Amsterdam, since 2008.
ÆNL 2008, Interactive Installation
LINE
USER GUIDE TO THE SEMIOTICS
OF THE KITCHEN
Johanna Reich
Selene States
In Johanna Reichs Video »Line« wird eine hochauflösende Digitalkamera mit einfachen Mitteln an ihre
Grenzen geführt: die schwarz gekleidete Person im
Bild malt mit dem Rücken zur Kamera stehend die titelgebende schwarze Linie auf eine Wand. Die Kamera
kann aufgrund der Lichtverhältnisse nicht zwischen
dem Schwarz der Person und dem schwarzen Hintergrund differenzieren. Die Person wird von der Hintergrundfarbe verschluckt und scheint vor den Augen der
Kamera in der Malerei zu verschwinden.
In Johanna Reich‘s video called »Line« a high-resolution digital camera is about to reach its limits: A blackclothed person paints a black line on a wall. As a result
of lighting conditions the camera cannot differentiate
between the black of the person and the black background. The person seems to disappear in front of the
camera.
Bei der interaktiven Videoinstallation artikuliert die
Künstlerin mit starrer Gestik und Mimik beispielhafte
Nutzungsvorführungen mit Küchenobjekten A-Z
durch: Es wird mit »apron«, »bowl«, »chopper« etc. gehandhabt. Der Betrachter kann zusätzlich die Objekte
A-Z mit eigenen Fingern durch Knopfdruck ertasten.
So erfahren die Objekte weniger übliche Handlungen
und der User kann sich eine persönliche Küchentat
zusammenschneiden und durchmixen.
In the interactive video installation, the artist mimes
the use of different kitchen objects A-Z, wielding her
apron, bowl, chopper etc. States’ approach places value on the role of the observer and his handling of the
object. At the touch of his fingers, new combinations
and permutations of the signs A-Z are articulated and
kitchen objects handled in less commonplace ways.
The user can cut & mix the video, concocting a new
medley of meaning in the kitchen.
Johanna Reich, *1977 in Minden. Studied Fine Arts at
the Academy of Fine Arts Muenster and at the University of Fine Arts of Hamburg. Is currently studying at
the Academy of Media Arts Cologne.
ÆD 2008, Installation
Selene States, *1984 in Providence (RI), USA. Has been
studying at the State Academy of Fine Art Karlsruhe
since 2005 and is currently studying time-based media
at the Royal Danish Academy of Fine Art in Copenhagen.
ÆD 2007, Interactive Installation
ÆSoftware by Wojciech Kosma
169
MEDIA CAMPUS
HOCHSCHULE FÜR KÜNSTE BREMEN
»22.01.08«
Elianna Renner
Die Hochschule für Künste in Bremen spaltet sich in
vier gestalterische Studiengänge: Freie Kunst, Musik,
Design und Digitale Medien. Die Freie Kunst besteht
aus neun sogenannten Klassen, die sich im Rahmen
der Malerei, Zeichnung, Bildhauerei, Keramik, Fotografie, Konzeptuellen Kunst und Audiovisualität bewegen. Die StudentInnen haben die Möglichkeit sich
in anderen Klassen und Studiengängen mit einzubringen, voneinander zu profitieren und sich zu ergänzen.
Es ist nicht ganz einfach, eine so vielfältige Gemeinschaft, wie das Atelier für Zeitmedien unter einen Hut
zu bringen - eine Fülle an Künstlerköpfen, die mit verschiedenen Arbeitsweisen und Methoden ihr Ziel erreichen. Es wird mit Klängen experimentiert, gemalt
und gezeichnet, konstruiert, gebastelt und gefilmt. Die
StudentInnen bringen ihre eigenen Schwerpunkte mit
und gestalten frei nach eigenen Spielregeln.
The University of the Arts in Bremen is divided into
four creative fields of study: Fine Arts, Music, Design
and Digital Media. In the Fine Arts context nine socalled classes are held: painting, drawing, sculpture,
ceramics, photography, conceptual art and media art.
The students have the possibility to take part in other
classes and fields of study to benefit from each other
and complement each other. It is not easy to reconcile
such a varied community as the studio for time media
- a rich diversity of artists who achieve their target
with different procedures and methods. The artists
experiment with sounds, they paint and draw, construct, tinker and film. As a matter of fact all students
bring in their specific focus and create freely according to their own rules.
»22.01.08« ist eine Installation, die ein anderes Bild
vermittelt als zu hören ist. Es handelt sich hierbei um
eine beabsichtigte Irritation. Das Bild der Lampe, die
vorgibt ihren Schalter zu beleuchten, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich um sich wichtigtuerisch in Szene zu setzen, während die Geschichte die Momentaufnahme einer Irritation erzählt. Beide Irritationen sind
Fragmente aus dem Alltag, die zunächst unbedeutend
scheinen oder gar harmlos wirken. In ihrer Harmlosigkeit trennen sich die Wege: während der Schalter unschuldig weiter leuchtet, aber eigentlich in keiner engeren Beziehung zu der Lampe steht, wird in der erzählten Geschichte das Sitzen im fremden Auto immer
unangenehmer. Entstanden am 22.01.08 zwischen
Berlin und Bremen.
»22.01.08« is an installation that conveys a different
picture to that which can be heard. It is an intended irritation. The image of the lamp, which pretends to light
its switch, draws all of the attention in order to bumptiously put itself in the limelight, while the story tells
of the snap-shot of an irritation. Both irritations are
fragments from everyday life, which initially appear insignificant or even harmless. Their paths go separate
ways in their harmlessness: while the switch innocently continues to shine, but actually has no close relationship to the lamp, the narrated story of sitting in
an unknown car becomes increasingly unpleasant.
Created on 22 January 2008 between Berlin and Bremen.
Elianna Renner, *1977, Masterstudent at the University of the Arts in Bremen.
ÆD 2008, Installation
170
TRÜMMERTEPPICH
UNTITLED
DER TURM
Daniel Neubacher
Janis E. Müller
Katharina Kreuzkamp
Bei der Arbeit »Trümmerteppich«
handelt es sich um eine interaktive
Installation am Boden eines
Raumes. Eine Magnetfeld Matrix
unter der Oberfläche eines Teppichs erlaubt BesucherInnen auf
eine beiläufige Art mit dem Raum
zu interagieren. Die BesucherInnen
können so ein Spektrum verschiedenster Sounds erfahren, die im direkten Bezug zum Raum stehen,
wobei sich die Anzahl der Personen
und auch ihr Verhalten auf den Algorythmus auswirkt.
»Trümmerteppich« is an interactive
floor installation which contains a
magnetic field matrix below the
surface of a carpet. It allows visitors to interact with the surface of
the floor in an incidental way, by
just walking over it. Visitors will experience different sounds which
advert to the location the carpet is
placed. Different algorythms are
chosen depending on how many
people are in that room and how
they behave.
Auch wenn wir etwas ganz besonders doll wollen oder wünschen
heißt es noch lange nicht, dass wir
es auch kriegen, können oder
schaffen. Von der anderen Seite
aus gesehen ist es allerdings auch
möglich, unmögliche Dinge zu tun
oder wenigstens zu denken. Wichtig ist nur, dass man sich so wenig
Grenzen wie möglich setzt, hier
und da ein paar Regeln zu brechen
und mit der Unmöglichkeit zu arbeiten.
In the case that we want or dream
about doing something really extraordinary, it doesn’t necessarily
mean that we are able to do it at all,
or that we will get what we have
wanted. On the other hand it is also
possible to do or at least to think
about doing many »impossible«
things. In doing so the only important thing is, that one sets up as
low limits as possible; then to
break some rules every once in a
while and to work with the impossibility.
»Der Turm« ist eine Videoarbeit von
2009, die sich direkt auf den »Bürgergehorsam« und seinen Standort
in Osnabrück bezieht. Die Gegebenheiten des Turmes in seiner
heutigen Umgebung haben die
Künstlerin angeregt.
»Der Turm« is a video work created
in 2009 that alludes directly to the
»Bürgergehorsam« and its location
in Osnabrück. The circumstances
surrounding the tower in its modern-day surroundings inspired the
artist.
Daniel Neubacher, *1985 in Nuremberg, Germany. Has been studying
at the University of the Arts in Bremen since 2007.
Janis Elias Müller, *1982 in Achim
(Verden), Germany. Has been studying at the University of the Arts in
Bremen from 2006 to 2009 at the
studio time media in the class of
Jean-François Guiton.
ÆD 2009, Installation
Katharina Kreuzkamp, *1987 in
Lüneburg, Germany. First-year student under Jean-François Guiton at
the University of the Arts in Bremen.
ÆD 2009, Videoarbeit
ÆD 2008
171
MEDIA CAMPUS
HOCHSCHULE FÜR KÜNSTE BREMEN
REVOLTIEREN
UNTITLED
Barbara Dévény
Franziska Keller
Ein Seil wickelt sich um einen Holzpfeiler. Danach wickelt es sich wieder ab. Immer und immer wieder.
A rope wraps itself round a wooden
pillar. Afterwards it winds itself up.
This happens over and over again.
Ich empfinde den Turm als einen sehr aufdringlichen Ort. Das mag an seiner Enge, seinem Alter, den dicken Mauern und der fehlenden frischen
Luft liegen. Der Sog in eine andere Zeit ist enorm groß. Der Name »Bürgergehorsam« verhindert ein romantisches Schwelgen, lässt einen vorsichtig und ängstlich den Raum erforschen, mit der beklemmenden Hoffnung auf Spuren vergangener Zeiten zu stoßen. Was haben die Steine gesehen und verinnerlicht? Die Fragen nach dem Inneren und dem Äußeren
von Wohn-Hüllen wurden in meinen Arbeiten immer wieder aufgegriffen.
Dabei interessieren mich die Grenzen, die Schnittstellen, und die Durchlässigkeiten der Hüllen. Ich habe mit der Videokamera vor Ort gearbeitet
und zeige die Arbeit als Videoinstallation.
I feel the tower to be a very intrusive place. That might be because of its
narrowness, its age, the thick walls and the lack of fresh air. The suction
into another time is enormously powerful. The name »Bürgergehorsam«
prevents any kind of romantic indulgence, leading you to explore the room
cautiously and anxiously, with the oppressive hope of coming across
traces from past times. What have the bricks seen and taken in? The
questions regarding the inside and outside of residential shells have
been repeatedly taken up in my works. In so doing, I am interested in the
boundaries, the interfaces and the penetrability of the shells. I’ve been
working on-site with the video camera, and am exhibiting the work as a
video installation.
Barbara Dévény, *1976 in Germany.
Has been studying at the University
of the Arts in Bremen since 2006.
ÆD 2009, Videoinstallation
Franziska Keller, *1972. Has been studying at the University of the Arts in
Bremen.
ÆD 2009, Videoinstallation
172
KNIFFEL
ERINNERUNGEN
BROKEN HAZE
Felix Thiele
Jaeyeon Yoon
Dennis Tan
In der Videoinstallation »Kniffel«
steigen und fallen fünf Würfel in
extremer Zeitlupe und schlagen auf
weißem Untergrund auf. Die Projektion des Videoloops wird in einem
runden Loch im Boden des unteren
Turmraumes präsentiert. Der Ton
der aufschlagenden Würfel ist
durch die Zeitlupe zu einem
Donnergrollen verzehrt, das durch
die Akustik des unterirdischen
Raumes verstärkt wird. Die begreifbare, fast kindliche Repräsentation
von Zufall, Glück, Pech, Schicksal
usw. kann so als (Natur)Gewalt erfahren werden.
The videoinstallation »Kniffel«
consists of a circular window in the
ground which is used for a glowing
back projection from underneath.
The videoloop shows five dice rising, falling and dashing on the
ground in a very slow motion.
Whenever the dice touch ground
the slowed-down sound increased
by the acoustics of the room underneath reminds of rolling thunder.
That is how the tangible, almost
childish representation of coincidence, good&bad luck, destiny etc.
can be experienced as a (natural)
force.
Die Erinnerung ist immer ungenau,
weil sie in einem künstlichen Raum
zwischen Vergangenheit und Gegenwart existiert. Ob beabsichtigt
oder unbeabsichtigt bleibt sie unvollständig und manipuliert. Die
drei Videoarbeiten stellen Faktoren
dar, die die Erinnerung an das wirklich Geschehene verformen und
beeinflussen. Lüge, Einbildungskraft und Wahrheit.
Memories are never accurate because they exists in an artificial
space between the past and the
present. Whether intentionally or
unintentionally thoughts remain
incomplete and manipulated. The
three video works represent factors of memory that deform and influence the actual happenings.
Lies, imagination and truth.
In »Broken Haze« thematisiere ich
die Entwicklung von Musik. Der
Ausdruck von musikalischer Ekstase durch Gewalt ist ein beliebtes
Mittel von Musikern. In dieser Arbeit demontiere ich mittels eines
Schraubenziehers eine E-Gitarre,
während ein Gitarrist diese spielt.
Durch diesen behutsamen Eingriff
verändert sich die Tonhöhe bis hin
zum Verlust der Spielbarkeit.
In the work »Broken Haze«, I discuss the evolution of music. The expression of musical ecstasy
through violence is a popular
means by musicians. In the work, I
used a screwdriver to deconstruct
an electric guitar while a guitarist
is playing. Through this careful intervention the pitch and the playability of the instrument changes.
Jaeyeon Yoon, *1982 in Seoul, The
Republic of Korea. Has been studying at the University of the Arts in
Bremen since 2007.
Dennis Tan, *1976 in Singapore.
Has been studying at the University
of the Arts in Bremen since 2003.
ÆD 2006, Video-Performance
ÆD 2008, Videoinstallation
Felix Thiele, *1981 in Lübeck, Germany. Has been studying at the University of the Arts in Bremen since
2007.
ÆBremen 2009, Video-Installation
173
MEDIA CAMPUS
FACHHOCHSCHULE WÜRZBURG
FAKULTÄT FÜR GESTALTUNG DER FACHHOCHSCHULE WÜRZBURG. Seit 1983 kann man an der Fakultät Gestaltung der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt »Film« im Studiengang »Kommunikations-Design« studieren.
Film ist darin nur ein integraler Studienbereich (neben Grafik-Design, Typografie, Text, Illustration, Interaktiven
Medien und Fotografie) – eine Filmklasse gibt es nicht. Das folgende Programm umfasst Arbeiten aus diesen
25 Jahre – Altes und Neues, Studien- und Abschlussarbeiten, Preisträger und Fingerübungen.
In der Lehre betone ich das Experimentelle. Natürlich beschäftigen wir uns auch etwa mit dem Dokumentarischen oder dem Kurzspielfilm. Und dem an einer Fachhochschule völlig legitimen Wunsch, angewandt arbeiten
zu wollen, wird selbstverständlich Rechnung getragen. Dennoch: Experimentalfilm ist Metafilm, d.h. Film über
Film - über die Form, über die Sprache, über die Ästhetik von Film. Wer unter »experimentell« innovativ und unkonventionell versteht, begreift schnell, dass die Möglichkeiten der Film-Sprache noch längst nicht ausgereizt
sind; dass neue oder auch nur andere Wege des Ausdrucks beschritten werden können und - etwa in der Werbung - sogar beschritten werden müssen, um zu aussagefähigeren und Aufmerksamkeit heischenden Ergebnissen zu kommen. Wer gelernt hat, experimentell zu arbeiten, wird sich künftig auch im konventionellsten
Rahmen als Gestalter treu bleiben können. Auch muss die Hochschule entschiedenen Widerstand leisten: gegen allzu modische Trends zur Verschulung, überzogenes Effizienzdenken und stromlinienförmige Marktanpassung - für den Erhalt des Freiraums »Studium«. Mit der unschätzbaren, später nie mehr wiederkehrenden
Möglichkeit für den einzelnen Studierenden, die eigenen Möglichkeiten zu erproben und sich selbst zu finden.
Nicht zuletzt deshalb hat das Spielerische, Experimentelle, Freie bei uns seinen hohen Stellenwert.
Das Konzept der schmalen Gratwanderung zwischen den Extremen scheint sich in der Praxis zu bewähren: es
gibt m. W. keine arbeitslosen Absolventen mit Schwerpunkt Film/Video. Die größten »Karrieresprünge« scheinen dabei diejenigen mit den unkonventionellsten, experimentellsten Studien- und Abschluss-Arbeiten gemacht zu haben. Das gibt dem Dozenten Hoffnung, dass sich letztlich doch die individuelle Begabung und konzeptionelle Kreativität des Einzelnen durchsetzen kann. Wie schon immer. Und wahrscheinlich sogar ohne formales Studium...
(Dr. Ingo Petzke, PhD, verantwortlicher Film-Professor 1983–2001 und wieder seit 2006)
DEPARTMENT OF DESIGN AT THE UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES WÜRZBURG. It has been possible to
study »Film« on the »Communications Design« degree programme at the Faculty of Design of the University of
Applied Sciences Würzburg-Schweinfurt since 1983. Film is just an integral area of studies (besides Graphic
Design, Typography, Text, Illustration, Interactive Media and Photography) – there is no film class. The following
programme comprises works from the course of these 25 years – old and new oeuvres, assignments and final
works, award-winners and finger exercises.
In teaching, I place great emphasis on the experimental. It goes without saying that we also explore documentaries and short feature films. And of course the completely legitimate wish to want to work practically at a university of applied sciences is, of course, allowed for. Nonetheless: experimental film is meta film, i.e. film about
film – about the form, about the language, about the aesthetics of film. Those who interpret »experimental« to
mean innovative and unconventional soon come to realise that the possibilities of the cinematic language have
by far not yet been exhausted; that new or simply other means of expression can be taken and – as in advertising – even have to be taken in order to achieve more informative results that beg for attention. Those who
have learned to work experimentally will also be able to remain true to themselves as designers in the most
conventional framework. The higher education institution also has to offer resolute resistance: against all-too
174
IMPROVISATIONEN
Norbert Zauner
fashionable trends towards a high
degree of regimentation, excessive
notions of efficiency and streamlined adjustment of the market –
for the preservation of the freedom
of »studying«. With the invaluable
unique opportunity given to each
individual student to explore their
own possibilities and to find themselves. And last but not least, we
also attach great importance to
hands-on, experimental and free
elements.
The concept of the thin line between the extremes appears to
prove its worth in practice: as far as
I know, there are no unemployed
graduates
who
majored
in
Film/Video. The greatest »career
advancements« seem to have been
made by those who created the
most unconventional, most experimental assignments and final
works. This fact gives the lecturer
the hope that the individual talent
and conceptual creativity of each
single person will ultimately prevail, after all. As ever. And probably
even without having formally studied...
Dr. Ingo Petzke, PhD (responsible
Film professor from 1983 to 2001,
and again since 2006)
Das Konzept zu diesem Film ist: Film ist Fotografie,
Fotografie ist Film und das Thema »Selbstportrait« in
Form von Begegnungen und Dialogen, die der Autor
mit sich selbst führt. Fotografische Serien, bestehend
aus etwa 1700 Fotos, in Schwarz-Weiß und gefilmte
Realität in Farbe stehen sich gegenüber. Bevor der Autor mit den Dreharbeiten begann, beobachtete er Körperbewegungen in alltäglichen Situationen: Händeschütteln, Kopfbewegungen, Gehen, Schritte, Laufen,
Umdrehungen, Essen, Verneigungen. Der Autor versucht in seinem Film Dinge darzustellen, die nur mit
dem Medium Film darstellbar sind.
The concept of this film is: film is photography, photography is film and the subject »self-portrait« in the
form of meetings and conversations which the author
holds with himself. Photographic monocrome series,
made out of 1700 photos, are opposed to filmed reality. Before the author started the shooting he observed
body movements in daily situations: handshakes,
head movements, walking, steps, running, rotations,
eating, bows. The author tries to portray subjects
which can only be portrayed by medium film.
Norbert Zauner, *1959 in Landshut, studied Communication Design at the University of Applied Sciences
Würzburg, in the class of Professor Frieder Grindler
and Professor Ingo Petzke.
ÆD 1984, 16 mm, Color, Magnetton, 11:00
ÆRealisation Norbert Zauner
ÆMethod Fototrick, Realtrick
ÆPhotos/Drawing Norbert Zauner
ÆProduction FH Würzburg
175
MEDIA CAMPUS
FACHHOCHSCHULE WÜRZBURG
NIGHT´S IN MOTION
OHNE FRÜHSTÜCK MACH ICH NIX
Jo Gröbe
Jürgen Riegler
Eine nächtliche Zwischenlandung auf dem Flughafen,
irgendwo. Zeit für eine kurze, ziellose Expedition in
den nächtlichen Dschungel der Großstadt. Eintauchen
in Lichtermeere, sich treiben lassen vom pulsierenden
Strom des Lebens. Bis die Reise weiter geht. Ein typischer Kamerafilm. Die Story tritt fast ganz zurück,
wichtig wird das Bild, das Licht, der Rhythmus des
Films und der Musik (fast wie dafür komponiert: Tangerine Dream). Rasende Kamerafahrten und glitzernde Lichtermeere kontrastieren mit bewusst grobkörnigen Standbildern, die die Unbeständigkeit und die
Ruhelosigkeit dieser Hatz durch die Stadt fast noch
besser ausdrücken, als die hektischen Zeitrafferaufnahmen und Doppelbelichtungen. Man wird förmlich
hineingezogen in den Sog dieses Films…
A nocturnal stopover at an airport, anywhere, Time for
a short, random expedition into the night-time jungle
of the city. Submerging into seas of lights, going with
the flow of the pulsating life. Till the journey goes on.
A typical camerafilm. The story takes a back seat,
whereas the image, the light, the rhythm of the film
and the music become more important (it seems as it
was specially composed for the film: Tangerine
Dream). Furious camera movements and glittering
seas of lights contrast with intentional coarse-particle freeze-frames which express the instability and
restlessness of this hunt through the city even better
than the fast-paced undercrankings and double exposures. The audience gets literally drawn into the undertow of the film...
»Ohne Frühstück mach ich nix« ist eine rein formale
Spielerei mit bewegten Bildern. Extreme Blickwinkel,
Großaufnahmen und viele Schnitte ermöglichen einen
ganz neuen Blick auf das Alltägliche. »Ein überzeugender Ansatz, neue Wege zu beschreiten, wie es
mehr Studenten tun sollten, bevor sie gezwungen
sind, den Regeln im Berufsleben zu folgen.« (Ingo
Petzke) Wie recht er damit hatte.
»Ohne Frühstück mach ich nix« (»I won´t do nothing
without a breakfast«) is a shortfilm playing with moving pictures. Extreme points of view, close-ups and
many cuts allow a quiet new view at the everyday.
»Convincing approach to test new ground, as more
students should do, before they are forced to obey the
rules in professional life.« (Ingo Petzke) How right he
was.
Jo Gröbe, *1960 in Singen/Htwl., 1983-1988 Studies of
Design at the University of Applied Sciences in
Würzburg.
ÆD 1986, 16mm, 6:35
ÆRealisation Jo Gröbe
ÆMusic Tangerine Dream
176
Jürgen Riegler, *1960 in Röthlein/Bavaria. University of
Applied Sciences Würzburg, Communication Design
1986, 1986-1990 director TV-touring Würzburg (local
tv). 1991-today director ProSieben, tv-station, 1994
»Der Pilger« (the pilgrim- a horrorstory), publisher: Purpur-Verlag, reissue 2005 by Hexenmondverlag. Married, two daughters, lives in Munich.
ÆD 1985, 4:30
ÆRealisation Jürgen Riegler
ÆDozent Ingo Petzke
CASA MORICCI
L'HÔTEL
Jochen Kleinhenz
Mark-Steffen Göwecke
Das Video entstand während einer Exkursion (Film/Video-Kurs bei Prof. Ingo Petzke) in Italien. Die Grundidee bestand darin, mit beschränkten Mitteln – 1
Nachmittag, 1 Haus, 1 Videokamera, 4 Studenten, kein
Schnittplatz – ein vollständiges, in sich stimmiges Videoexperiment zu realisieren, während die anderen
Kursteilnehmer einen Tagesausflug machten, und am
Abend zu präsentieren. Das Video zeigt mehrere Kameradurchgänge durch das verlassene Wohnhaus der
Kursteilnehmer, ohne Schnitt. Dazu wurde die Kamera
an heiklen Passagen – Fenster, Durchgänge etc. – weitergereicht oder mittels Schnur »abgeseilt«. Nach
mehreren Durchgängen wurde die Variante, die am gelungensten schien, direkt an der Videokamera nachvertont. Lediglich Vor- und Abspann wurden nachträglich am Schnittplatz hinzugefügt.
The video was produced during an excursion to Italy,
with members of the film/video class of Prof. Ingo Petzke. The basic concept was to realise a complete experimental video within strict limitations regarding
time (1 afternoon), technique (1 camera, no editing
desk), personnel (4 students), and location (1 house).
The video shows several »walks« through the house in
one single, uncut camera drive. Tricky passages were
worked around passing the camera on to each other,
or using rope to bridge altitude. After several tries, the
most convincing version was chosen, overdubbed with
sound, and presented to the other students in the
evening. Titles were added back in Germany.
Porträt eines kleinen Hotels und seiner Besitzerin in
der Bretagne am westlichsten Punkt Frankreichs, dem
Pointe du Raz. Marie Le Coz führt ihr Hôtel de L'Iroise
seit fast fünfzig Jahren und hat in der Zeit allerhand
erlebt. Die fantastische Lage, einsam auf einer felsigen Landzunge, ihr charmantes Deutsch und die erschreckende Tatsache, dass das Hotel wegen staatlicher Renaturierungsmaßnahmen abgerissen werden
sollte, führten zu diesem Film.
The portrait of a small hotel and its owner in Brittany
at the most westerly point of France, the Pointe du
Raz. Marie Le Coz leads her Hôtel de L'Iroise since
nearly fifty years. In this time she has made a lot of experiences. The fantastic site, isolated on a rocky
promontory, her charming german and the frightening
fact the hotel should be pulled down because of a »renaturalization-project« of the governement were reasons to make this film.
Jochen Kleinhenz, *1968, studied Communiction Design successfully from 1992 to 1998 in Würzburg, Germany. He lives and works in Würzburg ever since. The
same goes for Felix Herzog, Tina Hornung, and Hubert
Maerkl, except they live and work in different German
cities today.
Mark-Steffen Göwecke, *1965 in Bad Harzburg, 19911997 studying Communication Design (University of
Applied Sciences Würzburg) with focal point film/video.
In collaboration with Burkard Grygier three shortfilms
and several photography-projects were developed.
Since january 1998 in cologne as mediadesigner (Camera, Cutter, Photography, 3D-Animation) and book-author.
ÆF/D 1997, 16mm / Beta SP, b&w, 12:00
ÆRealisation Mark-Steffen Göwecke
ÆEditing Mark-Steffen Göwecke
ÆCamera Mark-Steffen Göwecke
ÆAdditional Photography Burkhard Grygier
ÆTechnical Assistance Peter Mößmer
ÆProduction Mark-Steffen Göwecke
ÆI/D 1994, Video, 5:30
ÆRealisation Felix Herzog, Tina Hornung,
Jochen Kleinhenz, Hubert Märkl
ÆConcept/Editing Jochen Kleinhenz
ÆProduction Jochen Kleinhenz
177
MEDIA CAMPUS
FACHHOCHSCHULE WÜRZBURG
HORIZONTAL SKIP
BAMBOO
Jörg Walther
Lucas Dittebrand
Der Film fragt, ob es eine Wirklichkeit gibt und ob der
Mensch sie erfassen kann. Patrick lässt sich fallen,
löst sich von seiner menschlichen Identität und nimmt
seine Umwelt unabhängig von Raum und Zeit aus einer anderen Perspektive wahr. Vor dem grauen Alltag
fliehend, besucht er die Orte seiner kühnsten Träume.
Aber wer ist er und wo ist er? Zu schnell kehrt er
zurück in die scheinbar reale Welt. Doch ist er wirklich
angekommen?
»Horizontal Skip« raises the question if there is a reality and if mankind can size it. Patrick loosens himself. Fleeing from his grey everyday life, he is going to
places which use to exist only in his wildest dreams.
But who is he and where is he? Is he the man he thinks
to be? Much too fast the returns from his journey back
to the apparent real world. But is he really back?
Der Film beginnt ganz in weiß. Unscharfe grüne
Flächen fangen an das Bild zu durchqueren. Nach und
nach wird deutlich gemacht, dass es sich hierbei um
Strohhalme handelt, die sich schwerelos im Raum bewegen. Im weiteren Verlauf fügen sich Unmengen von
Halmen zu abstrakten, geometrischen Formen zusammen, die ab und zu auch das gesamte Bild ausfüllen. Unterstützt wird das ganze Halm-Spektakel durch
die Musik, welche die Bewegungen im Film bestimmt.
Anfangs in einem noch sehr ruhigen Stil, dann aber
immer weiter steigernd bis zum Höhepunkt…
The Film starts completely white. Blurred green objects begin to cross the screen. Little by little it is revealed that these are green straws which are moving
weightless through space. In the course of the film
plenty of straws create abstract, geometrical forms
which sometimes also fill the whole screen. This straw
spectacle is supported by music which influences the
movements in the film. Initially in a quite calm style,
but then continually increasing to the climax…
Jörg Walther, *1975 in Dettelbach, studied Communication-Design at the University of Applied Sciences in
Würzburg and Visual Effects/Animation at the Filmacademy Baden-Württemberg in Ludwigsburg and
earned a University Diplom for each subject. Ever since
he is working as a freelance film-maker, Director, Motion Graphic Designer and associate professor generally in Munich.
ÆD 2001, Beta SP, 8:00
ÆRealisation Jörg Walther
ÆEditing Jörg Walther
ÆAnimation Jörg Walther
ÆCamera Jörg Walther
ÆActors Patrick Hellenbrand
ÆMusic Andreas Groll
ÆAssistance Marc Schweseer,
Johannes Denk, Christina Leyerer
ÆProduction Jörg Walther
178
Lucas Dittebrand, *1982 in Kulmbach, is currently
studying Communication Design at the University of
Applied Sciences in Würzburg.
ÆD 2007, HD 720 25p, 5:30
ÆGenre Experimental Animation
ÆRealisation Lucas Dittebrand
ÆCamera D2X, Lucas Dittebrand
ÆAnimation Lucas Dittebrand, Anna Konwisorz
ÆActors 1000 green straws
ÆLocation Fotostudio of the Design Department
of Applied Sciences in Würzburg
ÆVFX Lucas Dittebrand
ÆMusic Enno Schmitt (from Dadajugend Polyform)
SNOWCRASH
GRAPHIT AUF LEINWAND
Gregor Kopka
Hanni Welter
Der Film handelt von einer Frau, die
ihren gewohnten, sich immer wiederholenden Alltag wie einen Trip
wahrnimmt. Der Film soll verdeutlichen, dass Gewohnheiten und Alltag uns genau so negativ bestimmen und kontrollieren wie Drogen.
The story of a woman is told who
experiences her ordinary and selfrepeating life as a surreal trip. The
film makes clear that habits and
daily routine can influence and
control the human life as negative
as drugs.
Ein experimentelles Portrait über eine junge Frau, die Opfer ihres eigenen
Selbstbildes ist. Ihre psychischen Belastungen schaffen ein Gedankengefängnis, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Ein Film über
Depression und Selbstverlust, über Kreativität und Wahn.
An experimental portrait of a young woman who suffers from her self-image. Her mental strains create a prison of thoughts, of which there seems
to be no way out. A film about depression and self-loss, about creativity
and delusion.
Gregor Kopka, *1978 in Ratibor,
Poland, 1989 relocated to Germany,
Würzburg, started drawing Comics,
this was followed by Animation and
Short films. Studied Communication Design (Film) in Germany,
Würzburg. Since 5 years ago working as a Senior 3D Artist at Crytek
Frankfurt (Crysis, Crysis Warhead)
ÆD 2001, MiniDV, 7:46
ÆRealisation Gregor Kopka
Hanni Welter, *1982 in Munich (Germany). Studied film and design at the
University of Applied Sciences Würzburg (Germany) 2003-08. During these
years she wrote and/or directed several short films of different genres and
worked as director of photography. Her experimental short film GRAPHITE
ON CANVAS won several awards at national and international short film
festivals. In 2008 she earned her degree as designer/filmmaker with her
diploma film PRETZELS, POLKA AND THE PURSUIT OF HAPPINESS. It is
her first full length documentary film. She lives in Berlin, Germany.
ÆD 2007, HD, Aspect Raio: 1.1,78, 10:30
ÆGenre Experimental
ÆRealisation Alex Weimer, Hanni Welter
ÆDirection Hanni Welter
ÆWritten by Hanni Welter
ÆCinematography Matthias Gehret
ÆEditing Hanni Welter
ÆAnimation Andreas Besser, Alex Weimer,
Giuseppe Lamanna, Stefan Laberer, Hanni Welter
ÆActors Hannah Kobitzsch, Lilian Amen,
Barbara Seifert, Andreas Haller
ÆMusic Adrian Sieber
ÆSound Design Alex Weimer
ÆSound Mixer Peter Kautzsch, Alex Weimer
ÆRe-Recording Mixer Michael Hanf
ÆProduction Manager Alex Weimer
ÆAssistant Camera David Henning
ÆScript/Continuity Inge Mohr
ÆMake-up/Make-up Effects Nadja Akra, Silke Weigl
ÆGaffer Matthias Meyer
ÆGrip Moritz Bock
ÆStills photographer Silke Weigl
ÆSupervisor Prof. Dr. Ingo Petzke
ÆProduction FH Würzburg; MovieBrats Filmproduktion
179
MEDIA CAMPUS
CARDIFF SCHOOL OF ART AND DESIGN
MEDIA ART & PERFORMANCE (MAP) CARDIFF SCHOOL OF ART AND DESIGN University of Wales Institute, Cardiff, UK. Der Fachbereich MAP gibt dem Studiengang ein dynamisches und experimentelles Element, das ein
multidisziplinäres Herangehen an die Arbeitsweisen und Techniken der Gegenwartskunst fördert. Performancekunst, Fotografie, Animation, Video, Ton, interaktive und Installationskunst sowie digitale Medien werden erforscht, um dem Studierenden die Möglichkeit zu geben, die eigenen Ideen und Untersuchungen zu reflektieren. Mitarbeiter halten Vorlesungen zur Geschichte und Entwicklung der Performancekunst sowie der Videound der Medienkunst. Die Studenten werden ermutigt, an wöchentlichen Ausstellungen teilzunehmen und werden über Tutorien und technische Workshops unterstützt. Der Fachbereich MAP bietet ein breites Spektrum
zeitgenössischer Medienkunst- und Performancetechniken mit international renommierten Mitarbeitern und
praktizierenden Künstlern aus diesem Bereich. Die Studierenden im Fachbereich MAP werden ermutigt, Techniken und Arbeitsweisen zu entwickeln, welche die Grenzen der Bildenden Künste und anderer Fachgebiete
überschreiten, und somit die Fertigkeiten, das Wissen und das Verständnis zu erlangen, die wichtig sind, um als
unabhängige Künstler Erfolg zu haben. Der Unterricht und die technische Unterstützung erfolgt auf den Gebieten Video, Audio, neue Medien, Fotografie, Robotertechnik und Animation. Die Studierenden im Fachbereich
MAP werden ständig ermutigt, ihre eigenen Themen festzulegen und zu definieren und Untersuchungsmethoden für verwandte Gebiete zu erfinden. Einige Studierende haben angeboten, ihre Arbeiten auf dem Media
Campus bei dem EMAF 2009 auszustellen. Die Arbeiten, die sie präsentieren, bringen zum Ausdruck, wie sehr
der Schwerpunkt auf der Entwicklung einer ganz persönlichen professionellen künstlerischen Arbeitsweise gelegt wird und wir hoffen, dass dies eine bereichernde und herausfordernde Erfahrung sein wird.
The MAP area offers a dynamic and experimental element of the course that encourages a multidisciplinary approach to contemporary art practice. Performance art, photography, animation, video, sonic, interactive and installation art, and digital media are explored to enable the student to reflect on their own ideas and research.
Staff members deliver lectures on the history and development of performance art, video and media arts. Students are encouraged to contribute to weekly shows and are supported through tutorials and technical workshops. The MAP area reflects a broad range of contemporary media art and performance practices with staff
all being internationally-renowned, practicing artists within this field. Students in MAP are encouraged to develop a practice that reaches across Fine Art subject-areas and other disciplinary boundaries and to develop
the skills, knowledge and understanding necessary for them to thrive as independent, self-directed artists. Tuition and technical support is in video, audio, new media, photography, robotics and animation. Students in MAP
are encouraged continually to identify and define their own subject matter and to invent methods for investigating the related territories. Some students volunteered to show work for the Media Campus at EMAF 2009.
The work they will present reflects on the emphasis given to the development of a personal art practice of professional standard in what we hope will be a enriching and challenging experience.
180
UNTITLED TEA PARTY
ROBINSON TO FRANCIS
James Harper
Lucy Thompson and Lucy Wright
Meine Arbeitsweise ist sehr prozessorientiert. Ich
habe Klötze aus Gips hergestellt, die wie übergroße
Jenga-Bauklötze aussehen und - neulich erst - auch
aus Kuchen. Die Ästhetik des Herstellungsprozesses
bei diesen Gipsklötzen ist tief in der Backtradition verankert, und besonders mit der nostalgischen Erinnerung an das Backen mit den Eltern oder Großeltern. Es
gibt auch Verbindungen zwischen der eher mühsamen
Herstellung von Klötzen und dem Teetrinken. Klötze,
Tee und Kuchen bilden in meiner Arbeit eine DreiecksKonversation. Es ist insbesondere der Kontrast zwischen den Materialien in dieser Arbeit auf den ich
mich konzentriert habe, als ich die Orte für meine Arbeit überlegt habe. Der repetitive Charakter meiner
Arbeit begründet sich einerseits in der Sucht nach
dem Herstellungsprozess und andererseits in dem
Wunsch, eine riesige Sammlung von Klötzen aufzubauen. Es überwiegt jedoch das entspannende, therapeutische Element des Herstellungsprozesses. Diese
Freude versuche ich mit einem Live-Publikum zu teilen, meist bei einer Tasse Tee und einem Plätzchen.
My practise is very process-based. I make over-sized
Jenga-block-proportioned bricks out of plaster and,
more recently, out of cake. The aesthetic of the
process of making these bricks from plaster is deeply
embedded within the tradition of baking, and specifically with the nostalgic act of baking with ones parents or grandparents. There are also links between the
more laborious nature of brick making and tea drinking. Bricks, tea and cake have formed a triangular conversation within my work. It is the contrast between
materials in this piece that have focused on when considering the locations of my work. The repetitive nature of my work is partly down to an addiction for the
process and a desire to build up a vast collection of
bricks, but mostly because of the relaxing, therapeutic
nature of the process. This pleasure is something I endeavour to share with a live audience, often over a cup
of tea and a biscuit.
Bewegtes Bild; eine Erzählung; Publikum; das sind die
wichtigsten Themen, die wir in unseren Werken sowohl gemeinsam als auch einzeln untersuchen. »Robinson To Francis«, in Anlehnung an Patrick Keillers
Robinson In Space, fordert das Publikum auf, intensiv
darüber nachzudenken, was es hört und dies in Bezug
zu setzen zu dem, was es dabei sieht - die Unmittelbarkeit und Verfügbarkeit von Bildern überall in unseren alltäglichen Leben ist so ausgeprägt, dass unser
Gehirn sie oberflächlich kaum noch wahrnimmt,
während unser Unterbewusstsein unaufhörlich mit einer Unmenge von auditiven Reizen bombardiert wird.
Wenn man einer Erzählung, die sich zwischen Relevanz, Sinnwidrigkeit und zuweilen gar Absurdität bewegt, Bilder beifügt, dann entsteht die Möglichkeit,
eine eigene Perspektive dessen zu entwickeln, was
man sieht; setz dich, tauche ein und denke darüber
nach.
Moving image; narrative; audience; these are the primary subjects that we investigate in our work, both individually and as a partnership. »Robinson To Francis«, loosely based on Patrick Keiller’s Robinson In
Space, asks the audience to consider closely what
they are listening to in relation to what they are seeing; the immediacy and availability of images throughout our everyday lives is so extensive that on the surface our mind seems to barely notice them, whilst our
subconscious is being constantly bombarded with a
mass of visual noise. By placing images alongside a
narration that fluctuates between relevance, inconsequence and sometimes even absurdity, there is the
opportunity to piece together your own perspective of
what you are seeing; sit, immerse yourself and contemplate.
ÆUK 2009, Video, 15:00 min
ÆUK 2009, Performance, ca. 60:00 min
181
SPECIAL PROJECT
LAGERRAUM STORAGE ROOM
»LAGERRAUM« - »STORAGE ROOM«
Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück
Knapp 100.000 Menschen in Deutschland leben in Flüchtlingslagern.
Eines der europaweit größten Abschiebelager für Flüchtlinge befindet sich nur 20 km von
Osnabrück entfernt, die Außenstelle Bramsche-Hesepe der Zentralen Aufnahme- und Ausländerbehörde - ZAAB Oldenburg. Auch wenn der Name dieses Lagers in irreführender Weise darauf hindeuten könnte, dass es sich hier um eine Aufnahmestelle handelt, hat
es von seiner Konzeption her nur ein Ziel: die sog. Freiwillige Ausreise, und wenn dies nicht
möglich ist, die Abschiebung. Die Bedingungen in dem Lager sind darauf ausgerichtet. Besonders die Kinder leiden unter der Situation der permanenten Ungewissheit und der
schlechten schulischen Bildungsmöglichkeiten.
Die Stimmen der Menschen, die dort leben, verstummen außerhalb der Lagerzäune. In Hesepe, Bramsche und Osnabrück werden sie nicht gehört:
*Klagen, Singen, Sprachengewirr, Lärmen, Lachen, Stille des Wartens.*
Kinder und Jugendliche aus dem Lager haben zusammen mit Jugendlichen der Kunstschule diese Klänge eingefangen und nach Osnabrück gebracht. In einem Container in der Innenstadt wird vom 22. April bis zum 03. Mai 2009 dieser »Lagerraum« hörbar gemacht.
Almost 100,000 people in Germany live in refugee camps.
One of the largest deportation camps for refugees in the whole of Europe is just 20 km away
from Osnabruck, the Bramsche-Hesepe branch of the Zentrale Aufnahme- und Ausländerbehörde Oldenburg (Central Reception and Aliens Department, ZAAB). Even if the camp’s
name misleadingly suggests that it could be a place of reception, it has only one aim, as far
as its concept is concerned: so-called voluntary departure, and if this is not possible, deportation. The conditions in the camp are geared towards this aim. Children in particular suffer from the state of permanent uncertainty and the lack of schooling opportunities. The
voices of those who live there fall silent beyond the fences of the camp. In Hesepe, Bramsche and Osnabruck, they are not heard:
*Lamentations, singing, babble, noises, laughter, the silence of waiting.*
Children and adolescents from the camp have captured these sounds together with adolescents from the School of Art, and brought them to Osnabruck. You can hear this »storage
room« in a container in the inner city from 22 April to 3 May 2009.
The audio installation is a project initiated by the School for Music and Art of the City of Osnabruck under the artistic direction of Monika Witte and Renate Hansen, in cooperation with
the European Media Art Festival, supported by the association EXIL, the company Hellmann
and Osnabruck’s Cultural Affairs Office.
ÆDie Audioinstallation ist ein Projekt der Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück
unter der künstlerischen Betreuung von Monika Witte und Renate Hansen in Kooperation
mit dem European Media Art Festival, unterstützt vom Vereins EXIL , der Firma Hellmann
und dem Kulturamt der Stadt Osnabrück.
182
SCHÜTZE DEINE IDENTITÄT PROTECT YOUR IDENTITY
SCHÜTZE DEINE IDENTITÄT - PROTECT YOUR IDENTITY
Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück
Durch die Überwachungskameras, vor allem aber durch die immer stärkere Vernetzung der
einzelnen Überwachungssysteme wird der Lebensraum mehr und mehr zu einem Panoptikum, die Privatheit im öffentlichen Raum immer stärker eingeschränkt.
Jugendliche der Musik– und Kunstschule der Stadt Osnabrück zeigen eine Dokumentation
über eine interaktive Kunstaktion, die sie im letzten Jahr als Reaktion auf die zunehmende
staatliche und privaten Überwachung durchgeführt haben.
Due to surveillance cameras and, above all, because individual surveillance systems are becoming increasingly closer connected, our living space is becoming more and more like a
Panopticon which increasingly restricts privacy in public spaces.
Adolescents from Osnabruck’s School of Music and Art present a documentary report on an
interactive art campaign they carried out last year as a reaction to increasing state and private surveillance.
A project by the School of Music and Art of the City of Osnabruck under the artistic direction
of Monika Witte in cooperation with Thorsten Alich, werk.statt/Medienhaus Osnabruck e.V.
and the European Media Art Festival.
ÆEin Projekt der Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück unter der künstlerischen
Leitung von Monika Witte in Kooperation mit Thorsten Alich, werk.statt/Medienhaus
Osnabrück e.V. und dem European Media Art Festival.
183
EXHIBITION
HEIM UND HORIZONT II HOME AND HORIZON II
ILKA LAUCHSTÄDT: »DIE TRÄGHEIT DES AUGES AKZEPTIERE ICH NICHT«
Vito Orazem
Jede Eindeutigkeit war ihr ein Dorn im Auge. Die Widersprüche, am liebsten die unaufgelösten, waren Ilka
Lauchstädts Antrieb, um Filme, Fotos, Videos und Installationen zu produzieren. Die Parallelwirklichkeiten und
Vielschichtigkeiten bearbeitete sie nur insoweit, dass die Kunstform eine Differenz zur Wirklichkeit bildete und
in der Zeit Bestand hatte. Mehr als fabuliert hat sie examiniert: vergrößert, angehalten, hervorgehoben, aus einer anderen Perspektive angesehen.
Dennoch war der wissenschaftliche Diskurs, dem sie hier, in Osnabrück, beim Studium der Medienwissenschaft
begegnete, für sie keine Erkenntnis- sondern vor allem eine Inspirationsquelle, die ihre Sensibilität für die Vielheit des Uneindeutigen schärfte, wie in ihrer frühen Arbeit »Gilda und Andrew« aus dem Jahr 1986 zu sehen ist.
Ilka Lauchstädt entwickelte bis zu ihrem Tod im Jahr 2008 Erzählstrukturen, die versuchten, den Reichtum der
Wahrnehmung in die Kunst hinüberzuretten. Bereits 1988 zeigte sie auf dem EMAF die Interaktive Arbeit »Terra Z«, die ihrem Streben nach erzählerischer Vernetzung und visueller Vielschichtigkeit Rechnung trug.
Ilka Lauchstädt tauchte in unscheinbare Welten ein, um sie medial zu durchleuchten und ihnen dadurch einen
Sinn zu geben, so in ihren Arbeiten »Heim und Horizont« oder »Boelckestraße«. Schließlich benutzte sie in der
Installation »Das Entzücken der Botanikerin« die naturwissenschaftliche Realität, um die Mediatisierung der
Naturkreisläufe und das Gedeihen der Bilder zu thematisieren. Wie immer ging es ihr dabei nicht darum, Eindeutigkeiten festzustellen, sondern eine paradoxe und zugleich banale Wirklichkeit zu beseelen. Wenn sie einmal schrieb, dass »jedes Bild sein Eigenleben« habe, meinte sie dies nicht metaphorisch, sondern ausnahmsweise einmal wortwörtlich.
»I do not accept the lethargy of the eye.« (Ilka Lauchstädt)
All kinds of definiteness annoyed her. The inconsistencies, preferably the unresolved ones, were Ilka Lauchstädt’s motivation to produce films, photos, videos and installations. She only worked on the parallel realities
and complexities to make the art work constituting a difference to reality. She examined rather than fabulated:
she enlarged, stopped, emphasised, view from another perspective.
Nevertheless, the scientific discourse she experienced while studying media sciences here in Osnabrück was
not a source of knowledge to her but, above all, a source of inspiration which sharpened her sensitivity to the
multiplicity of ambiguity, as can be seen in her early work »Gilda und Andrew« from 1986. Ilka Lauchstädt developed narrative structures until her death in 2008 that endeavoured to transfer the richness of perception to
art. As early as in 1988, she presented the interactive work »Terra Z« at the EMAF, which expresses her ambition of a narrative networking and visual multiplicity.
Ilka Lauchstädt immersed herself into trivial worlds to investigate them with media and thus give them meaning, as in her works »Heim und Horizont« (»Home and Horizon«) or »Boelckestraße«. Finally, she used natural
scientific reality in her installation »The Botanist’s Delight« to discuss the influence of media on the circular flow
of nature. At the same time she worked on the autonomous life of the image. As always, she was not concerned
with identifying definiteness but about breathing life into a paradoxical and simultaneously banal reality. When
she once wrote that »every image has its own life« it was not meant metaphorically but, for once, literally.
Vito Orazem, born 1959 in Ljubljana, media scientist, undertakes theoretical and practical analysis of photography, holography and new media, focussing on media-immanent aesthetics, marginal phenomena in the media,
and reception processes. He is currently managing director at the Design Zentrum Nordrhein-Westfalen in Essen.
184
VIDEOS, VIDEOSTILLS AND PHOTOGRAPHY
Ilka Lauchstädt
GILDA UND ANDREW
Gilda ist, wo sonst Andrew ist. Sie denkt mit sich. Andrew ist anderswo. Irgendwo am Ende der Welt sucht er
... und verliert. Frei nach einer Passage aus Gertrude
Steins ¯IDA® ist die Arbeit ein Spiel um Liebe, Projektionen und Zeichen. Berührungen finden nur auf der
Ebene des Bildschnitts statt.
Gilda is, where usually Andrew is. She thinks with herself. Andrew is elsewhere. Somewhere at the end of
the world he searches ... and looses. Based on a passage of Gertrude Steins ¯IDA® this work is a game of
love, desire and signs. They only come in touch on the
level of cutting.
ÆD, 1986, U-matic, 7:00
DUNKELLAND
Ilka »jongliert« in ihrem Video mit filmischer Sprache
und lyrischen Texten, die wie Zwischentafeln in Stummfilmen angelegt sind und das fast schwebend wirkende
dramatische Gerüst bilden, die die traumhaften Szenen
zusammenfügt. »Immer geht es (auch) um Fluchtpunkte, Linien, die sich in den endlosen Perspektiven der
weiten Landschaften zu verlieren scheinen.«
Ilka Lauchstädt juggles in her Video with cinematographic and lyrical text-passages which appear like
intertitles in silent movies and construct the subtle
floating dramatic scaffolding which bind the dreamlike sequences. Vanishing points are in focus, lines
which seem to disappear in the endless perspectives
of the landscape.
ÆD, 2006, Mini DV, 13:00
THE BOTANIST´S DELIGHT (DAS
ENTZÜCKEN DER BOTANIKERIN)
Mediale Schöpfungen oder Mutationen der Imagination – zwei Schichten vermischen sich allmählich.
Medial breeding or mutations of imagination - two layers beginning to mix.
ÆD, since 2005, Installation and DVD, Loop, 7:00
BOELCKESTRASSE
Ilka Lauchstädts Leuchtkästen zeigen Einzelbilder einer Videosequenz, einen Tunnel unter der Autobahn.
Es ist ein unbehaglicher Ort des Übergangs, den man
als Fußgänger möglichst schnell durchquert.
Ilka Lauchstädt´s light boxes show stills from a video
sequence, a tunnel beneath a motorway. It is an uneasy situation of transition a foot passenger will pass
as quickly as possible.
ÆD, 2007, 4 Videostills, light objects
TEMPELHOF
Zeichensysteme im Schnee. Ein signifikantes Haus in
den Farben Rot und Weiß, das über den Horizont verschoben ist. Raum und Zeit wird uneindeutig, paradox.
Notations in the snow. A significant house in red and
white, shifted beyond the horizon. Space and time become ambiguous, paradox.
ÆD, 2008, 12 photos
ÆIntervision-studio gallery
for photography and adjoining arts
www.intervision-net.de
Ilka Lauchstädt, *1958 in Osnabrück, †2008 in Berlin. She studied Arts, Media, Film- and Media Art at Osnabrück
University and the Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin. She has been a member of many juries and
gained numerous awards and grants. Her triptych »Provokation« was awarded at the »Digital New Art Award«
Rödermark/Frankfurt, she gained the female artists´grant Film/Video of the state of Berlin, a grant from »Maecenia« Foundation, Frankfurt (D) and an artist´s grant for Film and Video from the state of Lower Saxony as well as
the major award for video of the »6th International Film- and Video Contest«, Chiba (J) and the prize of the International Video Festival Istanbul (TK). 2000 to 2002 guest professor for Communication Design (Moving Image) at
Darmstadt Polytechnic (D), 1996 to 2001 artistic employee (Arts and Time-Based Media) at Berlin University of
Arts (D) and till 1996 artistic academic employee at the Baden-Württemberg Film Academy, Ludwigsburg (D). Ilka
Lauchstädt lived and worked as a media artist and curator in Berlin.
185
PERFORMANCE
ORBITAL GLIDER
ORBITAL GLIDER / RAUMGLEITER
Maix Mayer, Scanner
Als Zusammenarbeit zwischen dem ostdeutschen Künstler Maix Mayer und dem britischen
Digitalkünstler Scanner fand »Orbital Glider/Raumgleiter« in dem zum damaligen Zeitpunkt
geschlossenen Museum für Moderne Kunst Leipzig statt. Die exakten, langsamen Szenen
von Mayer, bei denen die Kamera sich durch den Raum bewegt, erzeugen die Illusion eines
generierten 3D-Raumes. Die Wichtigkeit der modernen geometrischen Architekturabstraktion wird sichtbar gemacht. Aus jeder Öffnung blicken Mondrian und Malevich uns an, obwohl
sie bis jetzt noch niemand im Gebäude gesehen hat. Der Raum wird dadurch nicht greifbar
und neutral, etwas das von verschiedenen Blickpunkten wahrgenommen, gespiegelt werden
kann, ein Ort, von dem wir mit Lichtgeschwindigkeit fliehen können, der aber auch auf seine
eigene ästhetische Festlegung hinweist.
Unter dem Gebäude lauert der Maschinenraum, der die zukünftige Sammlung zeitgenössischer Kunst am Leben erhält. Während man auf der einen Seite die Schönheit und Funktionalität des Raumes bewundert, werden wir auf der anderen Seite von den nie ruhenden Maschinen angezogen.
Bei der Live-Performance vermittelt Scanners Soundtrack eine komplexe und mysteriöse
Chronik. Während der Soundtrack eine imaginäre Geschichte im Gebäude zusammen spinnt,
bietet der Raum die Möglichkeit der Einkehr und Besinnung. Nur mit dem geringsten Hinweis auf die Nähe des Menschen bekommen wir die Gelegenheit, die physikalische Umgebung durch Klang und die Erinnerung an vergleichbare Räume, die wir in der Vergangenheit
durchschritten, zu erleben. Die Sammlung einer kurzfristigen vergessenen Vergangenheit in
unserer digitalen Zukunft gründet Orbital Glider durch die Erfassung, Manipulation und
Neuausrichtung dieser Momente zurück in die öffentliche Wahrnehmung und schafft dadurch eine Archäologie der persönlichen Erfahrungen und verpassten Gelegenheiten.
»Meine Arbeiten untersuchten schon immer die Beziehung zwischen Klang und architektonischen Räumen und den Raum zwischen Information, Räumen, Geschichte und dem Verschwinden unserer eigenen Erinnerungen. Diese Performance untersucht die zarten Spuren
von Menschen im öffentlichen Raum, den Geist der Gegenwart und unsere Erinnerung an
funktionale Räume.«
186
A collaboration between East German artist Maix Mayer and UK digital artist Scanner, Orbital Glider / Raumgleiter is situated in the then-closed Leipzig Museum of Modern and Contemporary Art. Mayer made precise, slow scenes, in which the camera moves through space
and creates an illusion of a generated 3D space. The importance of modernist geometrical
abstraction on the architecture is rendered apparent. Mondrian and Malevich look at us
from every opening, although nobody had seen them in the building yet. Space thus becomes
unconcrete and neutral - something that can be perceived from different angles, inverted, a
place from which we can flee at the speed of light but it also becomes an index of its own
aesthetic determination.
Beneath the surface of the building lurks the engine room, driving the future collection of
contemporary art, so whilst one is touched by the beauty and functionality of the space, at
the same time we are drawn to the machine which never stops.
Performed live, Scanner’s soundtrack conveys a complex and mysterious chronicle, offering
up a space for contemplation and reflection as the soundtrack weaves an imaginary narrative through the building. With only the barest suggestion of human presence, we are offered
a way to approach the physical environment through sound and the memory of having
walked through similar places in the past. Capturing, manipulating and redirecting these
moments back into the public consciousness, Orbital Glider establishes an archaeology of
personal experiences and missed connections, assembling a momentary forgotten past
within our digital future.
»My work has always explored the relationship between sound and architectural space and
the spaces in between information, places, history, and the disappearance of our own memories. This performance explores the subtle traces of people on public space, the ghost of
presence and our memories of functional spaces.«
Scanner. British artist Robin Rimbaud traverses the experimental terrain between sound,
space, image and form, creating absorbing, multi-layered sound pieces that twist technology
in unconventional ways. From his early controversial work using found mobile phone conversations, through to his focus on trawling the hidden noise of the modern metropolis as the
symbol of the place where hidden meanings and missed contacts emerge, his restless explorations of the experimental terrain have won him international admiration from amongst others, Bjork, Aphex Twin and Stockhausen.
His work has been presented throughout the United States, South America, Asia, Australia
and Europe
ÆFilm Maix Mayer
ÆSound Scanner
ÆMuseum der bildenden Künste Leipzig /
Leipzig Museum of Modern and Contemporary Art
ÆPerformance 45 Minutes
187
PERFORMANCE
BABBLE BEATZ
BABBLE BEATZ
Kay Rauber, Christian Gschwend
Mit ihrer außergewöhnlichen Show zwischen Drum-Performance und Elektronik Live-Act sind die beiden Drummer Kay Rauber und Christian Gschwend schon seit vielen Jahren ein gern gesehener Gast auf den verschiedensten Festivals in ganz Mitteleuropa.
Bubble Beatz wurden 1999 in St. Gallen (CH) von den beiden Drummern Christian Gschwend und Kay Rauber
gegründet. Beeinflusst von der elektronischen Musik der späten 90er Jahre, hatten sie das Ziel, nicht nur ein
Percussion-Spektakel zu zeigen, sondern auch moderne, urbane Rhythmen live umzusetzen. Dies bedeutete
vor allem eine Herausforderung in Bezug auf die Sounds. Schon bei ihrem ersten Auftritt erweiterten sie deshalb das traditionelle Drum-Set um diverse Teile vom Schrottplatz. Das immer tiefere Eintauchen in diese
klanglichen Welten, führte schließlich zur »Trashmachine«, dem mit Pfannen, Eimern, Fässern und alten Autoteilen behängten Gerüst, das heute im Zentrum der Bubble Beatz Show steht. Durch die Hinzunahme von Marcel Gschwend (aka bit-tuner) im Jahre 2001 an Bass und Keyboards wurden die musikalischen Möglichkeiten
dann entscheidend erweitert.
Schon nach kurzer Zeit schafften die drei mit ihrer einzigartigen Performance den Sprung auf die ganz großen
Bühnen so wurden inzwischen u.a. Shows am Montreux Jazz, am Open Air St. Gallen, Open Air Gampel, Fusion
Festival u.v.a. gespielt. Ein Grund für diesen Erfolg dürfte sein, dass es Bubble Beatz gelingt, nicht nur ein optisches Spektakel zu bieten, sondern mit Drum&Bass-, BigBeat- und Industrial-Elementen auch musikalisch
den Nerv der Zeit zu treffen.
www.bubblebeatz.ch
With their unusual show somewhere between a drum performance and an electronic live act, the two drummers
Kay Rauber and Christian Gschwend have been popular guests at all sorts of festivals throughout Central Europe for many years.
Bubble Beatz were formed in St. Gallen (CH) in 1999 by the two drummers Christian Gschwend and Kay Rauber.
Influenced by the electronic sounds of the late 1990s, their aim was not only to give a spectacular percussion
show but also to give live performances of modern, urban rhythms. The sounds posed the main challenge.
Which is why, in their very first show, they added various parts from a scrap yard to their drum kit. The increasingly deeper penetration into these worlds of sounds ultimately led to the »Trashmachine«, a rack hung with
pans, buckets, barrels and old car parts, which now takes centre stage in the Bubble Beatz’s show. When Marcel Gschwend (aka bit-tuner) also joined the group on bass and keyboards in 2001, their musical options were
considerably widened.
It didn’t take long for the trio to hit the big time with their unique performance, with shows at the Montreux
Jazz, Open Air St. Gallen, Open Air Gampel, Fusion Festival, and so on. One reason for their success is probably
the fact that Bubble Beatz manage not only to put on a visual spectacle, but also to capture the mood of the
times musically with drum&bass, bigbeat and industrial elements.
www.bubblebeatz.ch
188
FILMBATTLE
FILMBATTLE
Thorsten Fleisch & Telemach Wiesinger
Die Experimental-Filmemacher Fleisch und Wiesinger vereinen ihre Kräfte, um gegen die Leinwand zu kämpfen
und zeigen dabei Materialien mit heftigem Inhalt, die sie bisher vor ahnungslosen Augen versteckt gehalten haben. Manche sagen, es wird Blut und Wasser geben, andere schnappen noch nach Luft infolge der visuellen
Schocktherapie. Die meisten der Filme haben weder das Licht der Welt noch die Dunkelheit des Kinos erblickt.
Bereiten Sie sich auf den Kampf vor: Super 8 gegen 16mm, Stille gegen die Geräusche des Publikums und riesige Apparate gegen abgefahrene städtische Gefüge.
Die Performance beinhaltet 8 mm Filme von Thorsten Fleisch wie zum Beispiel »Stromland«, »Wolkenflugzeug«, »Kamerazerfetzer«, »Das erste Mal LSD«, »Nachtlichter« »Nebelstrand« und »Bahnbeben« und 16 mm
Filme von Telemach Wiesinger wie »Augenblick Nr. 22« »Augenblick Nr. 13«, »Augenblick Nr. 30«, »Augenblick
Nr. 36«, »Augenblick Nr. 38«, »Augenblick Nr. 39«, »Augenblick Nr. 45« und »Augenblick Nr. 4«.
The experimental filmmakers Fleisch and Wiesinger come together to battle the silver screen, showing material they kept hidden from unsuspecting eyes due to their intense nature. Some say there'll be blood and water,
others are still gasping for air from the visual shock treatment. Most of the films have neither seen the light of
day nor the darkness of the theatre. Prepare yourself for battle: Super 8 vs. 16mm, silence vs. audience noises
and monstrous machines vs. wicked urban textures.
The performance will include 8 mm films from Thorsten Fleisch as »Stromland«, »Wolkenflugzeug«, »Kamerazerfetzer«, »Das erste Mal LSD«, »Nachtlichter« »Nebelstrand« and »Bahnbeben« plus 16 mm films from
Telemach Wiesinger as »Augenblick Nr. 22« »Augenblick Nr. 13«, »Augenblick Nr. 30«, »Augenblick Nr. 36«, »Augenblick Nr. 38«, »Augenblick Nr. 39«, »Augenblick Nr.45« and »Augenblick Nr. 4.«
Thorsten Fleisch, *1972 in Koblenz/Germany. First film experiments with his dad's super 8 camera when still in
school. Studied experimental film with Peter Kubelka at the Städelschule in Frankfurt/Germany. His films received several awards and are shown at festivals worldwide like: New York Film Festival, Ars Electronica, Transmediale, Ottawa International Animation Festival, Clermont-Ferrand Short Film Festival, International Film Festival Rotterdam. He lives and works in Berlin where he is also involved in theatre projects and musical excesses.
www.fleischfilm.com, www.malende.com
Telemach Wiesinger, *1968 in Bielefeld/Germany. Studied Visual Communication at HbK Kassel/Germany,
Diplom 1994. As award winning photographer he is working for many art books and exhibitions around the world.
As filmmaker his experimental films are shown at numerous festivals and solo programs: International Film Festival Rotterdam, European Media Art Festival, Edinburgh International Filmfestival, Black Maria Festival, Milwaukee Underground Film Festival, Media City Windsor, Lausanne Underground Film Festival, Image Festival
Toronto, Directors Lounge Berlin, TIE Denver, Stuttgarter Filmwinter (Team Work Award 2007 with Andreas Gogol)
and many others. Visiting Lecturer at University of Wisconsin or University of Illinois at Chicago and others.
www.telemach-wiesinger.de
ÆTechnical Equipment:
Super8 Projector
transportable 16mm Projector
transportable small Screening Roll for single and double projections
189
EXHIBITION
BILDERSCHLACHTEN IMAGE BATTLES
BILDERSCHLACHTEN - 2000 JAHRE NACHRICHTEN AUS DEM KRIEG
TECHNIK-MEDIEN-KUNST
Hermann Nöring
Martha Rosler: »Bringing The War Home«, USA
2004-2008, Courtesy Galerie Christian Nagel
Berlin
Stirbt im Krieg – wie oft kolportiert – die Wahrheit?
Oder werden nicht vielmehr in kriegerischen Konflikten Gewissheiten produziert und Fakten konstruiert?
Um die Vernichtung von Menschen und die Zerstörung
von Gütern zu rechtfertigen, besteht eine große Nachfrage nach einfachen Nachrichten. Werden diese nur
oft genug wiederholt, wachsen sie zu Wahrheiten heran. Dies ist nicht verwunderlich: In der erkenntnistheoretischen Debatte hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass Wahrheit von den Perspektiven des Verkündenden und des Rezipienten abhängt, davon, was
und ebenso wie es gesagt und beobachtet wird. Michel Foucault sieht Macht und Wissen eng verknüpft.
In seinen Diskursanalysen beschreibt er die hierarchisch organisierte Wissensorganisation, in der sich
Macht strukturiert und strukturiert wird. Die Medien
und insbesondere die Massenmedien stellen einen erheblichen Teil des kollektiven Wissens bereit.
Trotz oder wegen der fortschreitenden Informationstechnik war und ist keine objektive mediale Darstellung von Kriegsrealität möglich. So weist Susan Sontag auf die Unmöglichkeit hin, Wirklichkeit im Bild zu
erfassen. Die mediale, interessensgeleitete Kommunikation aus dem Krieg ist kein neues Phänomen, das
erst mit den elektronischen Medien auftritt. Hingegen
ist schon seit der Antike meinungsbildend und oft mit
bildgebenden Medien von Kriegsereignissen berichtet
worden, sei es mit Wachstafeln, Holzschnitten, Fotografie, Film, Fernsehen, Handy oder Internet.
190
Evelina Rajca: »Lockvogel«, D 2008
So führten der Buchdruck und die möglich gewordenen periodischen Zeitungen in enger Verzahnung mit
neuen Militärtechnologien zu neuen Wahrnehmungsformen, aus denen ein Anspruch auf die Vermittlung
einer authentischen Darstellung des Kriegsgeschehens formuliert wurde. Im Verlauf der Geschichte resultierte aus der Zielsetzung der militärischen Überlegenheit der Einsatz enormer Ressourcen, die wiederum die Entwicklung neuer Technologien voran trieben.
Die stetige Erforschung innovativer Übertragungsmedien war die Folge, denn das Ausmaß der zu sammelnden Informationen und ihre Übermittlungsgeschwindigkeit stellten die entscheidenden Parameter von
Sieg oder Niederlage dar, die nach Paul Virilio zu einer
Konvergenz von Kriegstechnologien und visuellen Medien führten.
Technische Medien seien Abfallprodukte der militärischen Entwicklung und Kriege hätten das Potential,
mediale Innovationsschübe auszulösen, so ebenfalls
Friedrich Kittler, der auch sagt, dass erst die Waffe
»Nachrichtentechnik« die Informationsgesellschaft
einleitete. Es bilden sich im Kriegsfall umfassende
Wahrheitsmaschinen heraus: In ausgefeilten Kommunikationsstrategien konstruieren die Propagandaabteilungen, die Pressedepartements und die ImageAgenturen der kriegführenden Staaten vermeintliche
Fakten und bedienen sich aller Medien zu ihrer Verbreitung. Massenmedien erzeugen und verlangen
nach Tarnung, Spektakel und Vereinfachung und sind
auf Alarmstimmung, auf Explosionsspektakel und dosierten Horror angewiesen, die beste Quoten in der
Aufmerksamkeitsökonomie liefern.
Jaques Callot: »Les Misères et les Malheurs de la guerre«, 1633
Dreharbeiten »Im Westen Nichts Neues«,
USA 1930
Die Digitalität ist zur Schlüsseltechnologie, der Computer zur umfassenden Meta-Maschine geworden. Im
Code von 0 und 1 und in der Sprache der Pixel sind alle
Daten vergleichbar, manipulierbar und untereinander
austauschbar. Die digitale Kopie, im Informationsgehalt vom Original nicht unterscheidbar, schaffe eine
Konjunktur des Konstruktivismus und mache die
Klärung ob Original oder Abbild obsolet, so Norbert
Bolz. Die Fälschung werde im Nachrichtenwesen zu
einer höchst Gewinn bringenden Ware, denn in der Krise der Echtheit, so Bolz weiter, werde Authentizität zu
einem Phantom-Gefühl, zum kultischen Fetisch einer
mediatisierten Welt.
Die vom European Media Art Festival ausgewählten, in
der Ausstellung vertretenen Künstler setzen sich mit
den in ihrem geschichtlichen Kontext dargestellten
Medien auseinander und befragen ihr suggestives und
manipulatives Potential. Der ureigenste Gegenstand
der Kunst ist die Beschäftigung mit dem Bild und die
visuelle Repräsentation der vorgefundenen Realität
sowie ihre Verhandlung der Geschichte dieser Transformation, ihrer Produktionsumgebungen und der
Ästhetik der Welt der Symbole.
Dass es in der Vergangenheit und aktuell viele Beispiele der Auseinandersetzung der Künstler mit der
Darstellung des Krieges in den Medien gibt, ist daher
nicht erstaunlich. Die Ausstellung zeigt, dass sie kritisch oder analytisch, ironisch und assoziativ, mal bitter, mal optimistisch die Wechselwirkungen zwischen
kriegerischen Ereignissen, technologischen Entwicklungen und der medialen Darstellung untersuchen. Die
Kunst befragt die kulturellen Subsysteme nach ihrer
Relevanz und Wirkung und zweifelt den Schein der
medialen Oberflächen an.
Im Dialog verschränkt mit historischen Dokumenten,
technischen Exponaten, durch Fotografien und Filmbeispiele machen die künstlerischen Fotocollagen, Installationen, Skulpturen und interaktiven Arbeiten
zum einen deutlich, wie sich die Bilder vom Krieg
durch die Entwicklung der Medien verändert haben.
Zum anderen unterstreichen viele Künstler, dass der
Medienkonsument im Fokus propagandistischer Kommunikationsprozesse steht.
Eine Ausstellung in Osnabrück vom 22.April bis 04. Oktober 2009.
Veranstalter: European Media Art Festival, Kunsthalle
Dominikanerkirche, Museum Industriekultur Osnabrück, Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
Zur Ausstellung BILDERSCHLACHTEN erscheint ein
umfangreicher Katalog mit Artikeln namhafter Autoren, mit ausführlichen Exponatbeschreibungen und
zahlreichen Abbildungen. (Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, ca. 440 S.)
191
EXHIBITION
BILDERSCHLACHTEN IMAGE BATTLES
IMAGE BATTLES - 2000 YEARS OF NEWS FROM THE WAR
TECHNOLOGY-MEDIA-ART
Hermann Nöring
Lida Abdul: »In Transit«, A/F/Afghanistan 2008
Mischa Kuball:
»CNN«, D 2009
Does the truth perish in war – as often circulated? Or
is it not the fact that certainties are produced and
facts construed in militant conflicts? To legitimate the
extermination of people and the destruction of goods,
there is a huge demand for simple news. If such news
is repeated frequently enough, it evolves into truths.
This is not surprising: in the epistemological debate,
the idea has become accepted that truth depends on
the location of that which is being announced, as well
as what and how it is proclaimed. Michel Foucault believes power and knowledge are closely linked. In his
discourse analyses, he describes the hierarchically
structured knowledge organisation, in which power
structures itself and is structured. The media and, in
particular, the mass media furnish a considerable proportion of collective knowledge.
Despite or due to advancing information technology, it
has not and is not possible to portray the reality of war
objectively in the media. For this reason, Susan Sontag points to the impossibility of capturing reality in
images. Media, interest-guided communication from
the war is no new phenomenon that first emerged in
line with electronic media. On the contrary, war events
have even been relayed in an opinion-forming manner
since antiquity, often using image-guided media, be it
wax boards, woodcuts, photography, film, television,
mobile phones or the internet. Thus, printing and the
subsequent possibility to print newspapers periodically, linked closely to new military technologies, led
to new levels of perception, from which a claim to the
conveyance of an authentic presentation of warfare
was formulated.
In the course of history, huge resources were used for
the purpose of achieving military superiority, which in
turn advanced the development of new technologies.
Continuous research into innovative transmission media was the outcome, because the extent of the information to be compiled and their transmission speed
were the decisive parameters governing victory or defeat which, in the eyes of Paul Virilio, lead to a convergence of war technologies and visual media.
Technical media are the by-product of military development, and wars have the potential to trigger media
innovation drives, according to Friedrich Kittler, who
also says that it was only the weapon of »news technology« that ushered in the information society. In the
event of war, comprehensive truth machinery
emerges: in sophisticated communication strategies,
the propaganda departments, press offices and image
agencies of the warring states construe alleged facts
and exploit all media available to dissipate them. The
mass media create and call for camouflage, spectacular events and simplification, and are dependent on a
sense of alarm, spectacular explosions and doses of
horror, which yield the best ratings in the attention
business.
While the digital world has become the key technology, the computer has been transformed into the allembracing meta-machine. All data are comparable,
manipulable and inter-exchangeable in the code from
0 to 1 and in the language of pixels. Digital copies, no
longer distinguishable from their originals with regard
to information content, create a boom in constructivism and, according to Norbert Bolz, render obsolete
the clarification of whether they are originals or
copies. Imitations will grow to become a highly profitable good in communications, because in the crisis
of genuineness, Bolz continues, authenticity will become a phantom feeling, a cult fetish of a mediatised
world.
192
Harun Farocki: »Auge/Maschine III«, D 2003
Die verlorene Tankschlacht der Engländer bei
Cambrai. Zerstörter englischer Tank bei Rumilly. Fotografie, Bild- und Filmamt, 1916-1918
K. P. Brehmer: »Stuka mit Stempel ›2 x täglich
Zähneputzen‹«, D 1967
The artists selected by the European Media Art Festival to be represented at the exhibition deal with the
media presented in their historical context, and question their suggestive and manipulative potential. The
quintessential subject of art is preoccupation with images and the visual representation of the found reality and its negotiation of the history of this transformation, its production surroundings and the aesthetics of
the world of symbols.
It is therefore not surprising that in the past and today
there are many examples of artists exploring the portrayal of war in the media. The exhibition shows that
they explore the interplay between militant events,
technological developments and media portrayal both
critically and analytically, ironically and associatively,
sometimes bitterly and at other times optimistically.
Art questions the cultural subsystems regarding their
relevance and impact, and challenges the illusion of
media surfaces. In dialogue entwined with historical
documents, technical exhibits, photographs and film
samples, the artistic photo collages, installations,
sculptures and interactive works reveal on the one
hand how the images of war have changed in line with
the development of media. On the other hand, many
artists emphasise the fact that media consumers are
the focus of propagandistic communication processes.
Lynn Hershman: »America´s Finest«, USA 1994
An exhibition in Osnabrück from 22 April to 4 October
2009.
Presented by: European Media Art Festival, Museum
of Industrial Heritage Osnabrück, Kunsthalle Dominikanerkirche, Erich Maria Remarque Peace Centre
Osnabrück.
A comprehensive catalogue with articles by renowned
authors, detailed descriptions and numerous illustrations of the exhibits will be published on the exhibition
IMAGE BATTLES. (Verlag Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen, approx. 440 pages).
193
EXHIBITION
BILDERSCHLACHTEN IMAGE BATTLES
KRIEG UND KUNST / WAR AND ART
Video-Interview mit Friedrich Kittler von Egon Bunne / Video interview with Friedrich Kittler by Egon Bunne
Friedrich Kittler
Als sich zu Beginn der 1980er Jahre in Frankreich einige Philosophen daran machten, den fragmentären
Medientheorien des Bert Brecht und Walter Benjamin
einige dringend erforderliche Upgrades zu verpassen,
war sehr schnell klar, dass die wichtigste Stimme aus
Deutschland zu diesem Thema Friedrich Kittler sein
würde.
Anders als die furiosen Gedankensprünge eines Jean
Baudrillard oder die apokalyptischen Kassandrarufe
eines Paul Virilio zeichnen sich die Veröffentlichungen
des promovierten Germanisten Friedrich Kittler durch
die Perspektive des Medienhistorikers aus, der seinen
Forschungsgegenstand als eine Art neuzeitliche Archäologie betrachtet.
»Grammophon Film Typewriter« entwickelte sich Mitte der 1980er Jahre zu einem Kultbuch für jene deutschen Intellektuellen, denen Adornos kritische Analyse der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft nicht
länger genügte, das Computerzeitalter in all seiner
Vielschichtigkeit zu erfassen und zu deuten.
Mit seinem interdisziplinären Ansatz stieß Kittlers
Veröffentlichung gleichermaßen bei Soziologen und
Philosophen, bei Publizisten und Mathematikern auf
großes Interesse.
In seinen Folgeschriften »Optische Medien« und »Draculas Vermächtnis« gerieten verstärkt die Nachrichtentechnologien in den Fokus seiner Forschung. Die
Erkenntnis, dass unsere Medienlandschaft auf Erfindungen und Entwicklungen des militärischen Komplexes zurückgeht, war für viele Fernsehleute erschreckend, für manchen Medienkünstler aber
äußerst inspirierend.
Als die US-Invasion des Iraks sich bereits im Vorfeld
vor dem UN-Sicherheitsrat zur Propagandaschlacht
entwickelte, gewannen Kittlers Thesen und Themen
plötzlich tagespolitische Bedeutung. Immer häufiger
tauchte sein Konterfei auf dem TV-Bildschirm auf, um
dem geneigten Zuschauer die Neuartigkeit der Bilder
zu erklären.
Das vorliegende Gespräch wurde am 15. September
2003 in Kittlers Wohnung in Berlin-Treptow aufgezeichnet. Zu einem Zeitpunkt, als George W. Bush –
zumindest an seiner Heimatfront – noch nicht als der
194
Loser eingestuft wurde, als der er heutzutage, nach
Barak Obamas deutlichem Wahlsieg, dasteht.
Entgegen aller Prognosen, die der US-Armee bei der
Besetzung von Bagdad einen verlustreichen monatelangen Häuserkampf prognostiziert hatten, konnte
sich George Bush jr. 2003 noch in die Pose des siegreichen Feldherrn werfen, der die Welt vom grausamen
Despoten Saddam Hussein befreite. Noch waren die
Bilder und Berichte von den Folterungen in Abu-Ghuraib und den Verhörmethoden im Hochsicherheitsgefängnis Guantanamo nicht in der Öffentlichkeit, in denen Amerika eine rassistisch-totalitäre Fratze zeigte.
Vor diesem Hintergrund folgt mein Gespräch mit Friedrich Kittler weniger dem Ziel, seinem bisherigen
Werk und Wirkungskreis gerecht zu werden: Vor allem
liegt mir an seiner Einschätzung des Krieges als Katalysator für die Kulturgeschichte. Aus einigen Sequenzen seiner Vorträge und Interviews glaube ich gewisse
Zweifel herauszulesen, dass der Pazifismus ein tragfähiges Modell für die Gestaltung unserer Zukunft und
der Weiterentwicklung der Moderne ist.
Auf diese Weise ist zum Thema »Krieg und Kunst« eine
Mixtur entstanden, von der ich erwarte, dass sie neben einigen geistreichen Apercus und zeitgeschichtlichen Fußnoten die Person Friederich Kittler transparenter erscheinen lässt, als dies im wissenschaftlichen Kontext möglich ist. Rückblenden innerhalb unseres Gesprächs auf die Zeit der Antike kündigen
bereits seinen zwei Jahre später verkündeten Ausstieg aus der Medientheorie an.
Vielleicht findet sich irgendwann die Gelegenheit,
Friedrich Kittlers Entschluss, den Forschungsgegenstand seines Spätwerks ins vorchristliche Altertum zu
verlagern, bei einem neuerlichen Gesprächstermin zu
hinterfragen.
When a number of philosophers in France started to
upgrade the outdated fragmentary media theories of
Bert Brecht and Walter Benjamin at the beginning of
the 1980s, it soon became clear that the most important voice in Germany on this topic would be Friedrich
Kittler.
The publications by Friedrich Kettler, who holds a doctorate in German, are characterised by the perspective
Friedrich Kittler
of a media historian who sees his research subject as
a kind of modern archaeology, contrary to the furious
mental leaps of those such as Jean Baudrillard or Paul
Virilio’s apocalyptic prophecies of doom, for instance.
Since the mid-1980s, »Grammophon Film Typewriter«
has developed into a cult book for those German intellectuals for whom Adorno's critical analysis of the civil capitalist society no longer sufficed to capture and
interpret the computer age in its diversity.
Thanks to his interdisciplinary approach, Kittler's
publication attracts wide interest among sociologists
and philosophers, publicists and mathematicians
alike.
In his subsequent publications »Optische Medien«
and »Draculas Vermächtnis«, news technologies increasingly became the focus of attention of his research. The conclusion that our media landscape is
based on inventions and developments of the military
complex was very alarming for many TV employees,
but extremely inspiring for some media artists.
Kittler's hypotheses and topics suddenly gained topical relevance when the US invasion of Iraq developed
early on into a war of propaganda before the UN Security Council. Over and over again, his portrait appeared
on the TV screen to explain the novelty of the images
to the favourably disposed audience.
This interview was recorded in Kittler's apartment in
Berlin-Treptow on 15 September 2003. This was the
time when George W. Bush had not yet – at least on his
home front –been classed as the loser he is today, following Barack Obama's clear election victory.
Contrary to all forecasts that the US army would suffer heavy losses in months of urban warfare, George W.
Bush jr. was still able to pose as the glorious commander who saved the world from the cruel despot
Saddam Hussein in 2003. The images and reports of
the torture in Abu-Ghuraib and of the interrogation
methods in the maximum-security prison of Guantanamo, where America revealed its grotesque
racist/totalitarian face, had not yet been published.
Against this backdrop, my interview with Friedrich Kittler is less aimed at doing justice to his previous work
and his sphere of influence: I am more interested in his
evaluation of the war as a catalyst for cultural history.
I believe I had the impression of an element of doubt in
several sequences of his speeches and interviews that
pacifism is a sustainable model for developing our future and advancing modernity.
Thus, a mixture of the topic »War and art« was created, from which I expect the person of Friedrich Kittler
to be made more transparent than is possible in the
scientific context, alongside ingenious aphorisms and
historical footnotes. Flashbacks to the ancient world
in our interview herald his exit from the media theory
two years before he made his public announcement.
Maybe one day there will be the opportunity to scrutinise Friedrich Kittler's decision to shift the object of
research in his late work to pre-Christian antiquity.
Egon Bunne was born in Ahlen Westphalia in 1952.
From 1974 to 1978, he lived with the rock band Ton
Steine Scherben in Berlin and North Frisia and studied
at the German Film and Television Academy Berlin from
1982 to 1986.
Egon Bunne has worked together with Hellmuth
Costard, Gabor Body and David Larcher, and has
gained several awards, including first prize in the
Videonale Bonn in 1986 for IRONLAND and the »EgonErwin-Kisch« Award by the International Leipzig Festival for Documentary and Animation Film for ALLES
WANDELT SICH in 1990.
In 1992, Bunne became studio manager at Karlsruhe
University of Arts and Design, and moved to the Academy of Media Arts in Cologne as an artistic/scientific assistant in 1996.He has been a professor of Electronic
Image on the Time-Based Media degree programme at
Mainz University of Applied Sciences since 2002.
Over the last two decades, Egon Bunne has realised
projects for German television, which he views as art in
the public domain or as art on buildings.
ÆD 2003/2009
ÆRealisation Egon Bunne
195
EXHIBITION
BILDERSCHLACHTEN IMAGE BATTLES
REGINA JOSÉ GALINDO
Video-Interview von Jürgen Ureña
Regina José Galindo: »Confession«, E 2007
Regina José Galindo
Die guatemaltekische Künstlerin Regina José Galindo
unterzog sich 2007 einem Performance-Experiment.
In Palma de Mallorca beauftragte sie einen freiwilligen
Nachtclub-Rausschmeißer, er solle sie im Keller einer
Galerie so »behandeln«, wie er sich den Hergang eines
»Water Boardings« und den Umgang mit den Opfern
dieser Verhörfolter vorstelle. Mit wachsendem Enthusiasmus drückte er Galindos Kopf zahlreiche Male für
lange Zeit in eine mit Wasser gefüllte Tonne, bis er sie
mit der Kraft seines schweren Körpers in die Ecke
schleuderte. Der Freiwillige überzog die von ihm in einem Skript verlangte Rolle bei weitem, ignorierte sogar ein vorher festgelegtes Stopp-Signal der Künstlerin. Das Publikum konnte dem Geschehen nur auf einem Monitor folgen, der eine Etage höher in den Galerieräumen stand. Ein Zugang zum Raum der
Re-Inszenierung der grausamen »verschärften« Verhörmethoden – so die bisherige US-amerikanische
Sprachregelung – wurde ihnen verwehrt. Nach der
Performance warf das Publikum Galindo wütend die
Drastik der dargestellten Gewalt vor, über die Grenzüberschreitungen des Türstehers beschwerte sich niemand.
Galindo wählte den Ort nicht zufällig. Palma ist bekannt als eine der CIA-Locations, in denen verschleppte und des Terrorismus verdächtigte Personen
aus Europa auf ihrem Weg in die Lager von Guantanamo, Bagram oder andere »Black Spots« des staatlich
geförderten Kidnappings zunächst gesammelt wurden. Palma war für diese Menschen der Beginn einer
langen Zeit systematischer Entmenschlichung.
Beginnend mit ihrer ersten Performance 1999 in Guatemala erreicht Galindo immer wieder die Beachtung
einer großen Öffentlichkeit, da ihre Aktionen zunehmend den sozialen und politischen Kontext ihres Landes thematisieren. Aus Protest gegen die Präsidentschaftskanditatur des zahlreicher politischer Morde
bezichtigten ehemaligen Diktators Rios Montt markierte sie 2003 in ihrer Performance ¿Queén Puede
Borrar las Huellas? (»Wer kann die Spuren verwi-
196
Regina José Galindo: »Perra«, Guatemala 2005
schen«), den Weg vom Kongressgebäude zum Nationalpalast in Guatemala City mit ihren blutigen Fußabdrücken. Dabei tauchte sie ihre Füße immer wieder in
eine weiße Schüssel mit menschlichem Blut.
Vergegenwärtigt man sich die zahlreichen weiteren
Performances, wird deutlich, dass ihre Aktionen hintergründig und stark durchwoben sind von einer tiefen
Kenntnis der Körperarbeiten von Künstlern wie den
Wiener Aktionisten, von Marina Abramovic oder Orlan.
Galindos Werke sind von der räumlichen Unmittelbarkeit ihrer körperlichen Präsenz geprägt. : Im Jahr 2005
erhielt sie für die Performance »Himenoplastía«
(2004) den Goldenen Löwen für junge Künstler auf der
Biennale von Venedig. Diese Performance bestand aus
einer chirurgischen Rekonstruktion ihres Jungfernhäutchens. Ihre Intention war es, die Verhältnisse anzuprangern, mit denen sich viele Frauen im Hinblick
auf ihre Jungfräulichkeit aufgrund gesellschaftlicher
und religiöser Zwänge konfrontiert sehen.
Bis zum heutigen Tag hat sie 24 persönliche und 79
kollektive Ausstellungen veranstaltet. Unter diesen
lassen sich hervorheben: »El dolor en un pañuelo«
(1999), »Nada perdemos con nacer« (2000), »Piel«
(2001), »Hasta ver«(2002), »Quién puede borrar las huellas« (2003), »Himenoplastía« (2004), »Perra« (2005),
»Limpieza Social« (2006), »Mientras, ellos siguen libres« (2007) und »Reconocimiento de un cuerpo«.
REGINA JOSÉ GALINDO
Video interview by Jürgen Ureña
Regina José Galindo: »Quién puede borrar las
huellas«, Guatemala 2003
Regina José Galindo
The Guatemalan artist Regina José Galindo carried out
an experimental performance in 2007. In Palma de
Mallorca, she commissioned a voluntary nightclub
bouncer to take her into the cellar of the gallery and
subject her to »water boarding«, as he imagined it to
be and as he envisaged victims of such interrogation
torture to be treated. With increasing enthusiasm, he
pushed Galindo’s head into a water-filled barrel several times for long periods, before throwing her into the
corner with all his might. The volunteer by far crossed
the boundary of the part in his script, even ignoring
the artist's previously arranged signal to stop. The audience could only follow the event on a monitor, which
was one floor above in the gallery. The public was denied access to the room where the cruel »intensified«
methods of interrogation – following the US terminology to date – were re-enacted. After the performance,
the audience angrily accused Galindo of portraying
over-drastic violence; nobody complained about the
bouncer who crossed the line.
Galindo's choice of location was not accidental. Palma
is well known as a CIA location, where people abducted from Europe and terrorist suspects were first herded together on their way to the camps of Guantanamo,
Bagram and the other »black spots« of state-aided
kidnapping. For these people, Palma was the start of a
long period of systematic dehumanisation.
Galindo has always attracted the attention of a large
audience, starting from her first performance in
Guatemala in 1999, because her activities increasingly made an issue of her country's social and political
context. As a protest against the candidacy for president of the former dictator Rios Montt, accused of numerous political murders, in her performance ¿Quién
Puede Borrar las Huellas? (»Who can cover the
traces?«) she marked the journey from Congress to
the National Palace in Guatemala City with her bloody
footprints. Along the way, she continuously dipped her
feet into a white bowl of human blood.
If you bring to mind her numerous other performanc-
es, it is evident that her activities are profound and
strongly traversed by a deep-rooted knowledge of the
bodywork of artists such as the Viennese activists,
Marina Abramovic and Orlan. Galindo's works are
characterised by the spatial directness of their physical presence. In 2005, she was awarded the Golden
Lion for young artists at the Venice Biennale for her
performance »Himenoplastía« (2004). This performance entailed a surgical reconstruction of her virginal
membrane. Her intention was to denounce the circumstances facing many women with regard to their
virginity due to social and religious constraints.
So far, she has arranged 24 personal and 79 collective
exhibitions, including in particular: »El dolor en un
pañuelo« (1999), »Nada perdemos con nacer« (2000),
»Piel« (2001), »Hasta ver« (2002), »Quién puede borrar
las huellas« (2003), »Himenoplastía« (2004), »Perra«
(2005), »Limpieza Social« (2006), »Mientras, ellos
siguen libres« (2007) and »Reconocimiento de un
cuerpo«.
Jürgen Ureña was born in 1973 in San José, Costa Rica.
He studied Philosophy and Philology at the University
of Costa Rica, as well as Theoretical and Practical Documentary Film Design at the University Autónoma in
Barcelona. He is interested in the dividing line between
fictitious and documentary film.
He was awarded the prize for the best video production
at the Costa Rican Cinema and Video Festival. He also
won awards for the best fictitious short and the best
audiovisual production in 2005-2006.
His works have been screened at festivals and events,
including in the cities of Cartagena, Havana, Mexico,
Washington, Biarritz and Berlin. He has also published
articles on the topics of film art and visual arts in specialist journals and various cultural booklets.
ÆRegina José Galindo, 1999-2007
ÆRealisation Jürgen Ureña
ÆCosta Rica / Guatemala 2007, DVD, 17:00
197
CONGRESS
Der Kongress bezieht in diesem Jahr zu verschiedenen Themen Stellung. Wichtige Ankerpunkte sind die aktuellen Ereignisse wie die Krise in der Banken- und Wirtschaftswelt oder der Konflikt zwischen Israel und Palästina, die Ausstellung »Bilderschlachten« und das Projekt Mediaartbase.de.
Der Autor und Journalist Stefan Heidenreich beschäftigt sich mit historischen, theoretischen und praktischen
Fragen in Hinblick auf die Finanzkrise: Eröffnen die wirtschaftlichen Zusammenhänge für die künstlerische
Produktion neue Möglichkeiten und Aufgaben? Wie verändern sich die Rollen von Kritikern, Kuratoren oder
Künstlern? Außerdem stellt die Produzentin Osnat Trablesi (Tel Aviv) die mit dem Prix Europe ausgezeichnete
Netz- und TV-Produktion »Gaza-Sderot: Das Leben trotz allem« vor. Trotz der täglichen Gefahr von Luftangriffen und Raketenschüssen hören die portraitierten Menschen nicht auf, zu arbeiten, zu lieben und zu träumen.
In Analogie dazu wird das Thema »Medienkunst und Krieg« mit Blick auf unsere Ausstellung »Bilderschlachten« aufgegriffen. Beteiligte Künstlerinnen und Künstler stellen ihre Sichtweise und Arbeiten in Präsentationen
vor. Johanna Reich (KHM Köln) berichtet über das Projekt »MinusEins« und ihre Arbeit »Front«. Julius von Bismarck (UdK Berlin) stellt mit »Image Fulgurator « eine Möglichkeit der »minimal-invasiven« Manipulation von
fotografischen Abbildungen vor. Prof. Dr. Ursula Frohne vom Kunsthistorischen Institut der Uni Köln beschäftigt
sich mit Harun Farocki und seiner Analyse der Bilder des Krieges. Der Künstler Harry Walter schließlich präsentiert die Arbeit »Mutterkompass – Stalingraderinnerungen eines Spätgeborenen«, in der er für nachfolgende Generationen einen sinnlichen Kontakt mit dieser Vergangenheit herzustellen versucht.
Ein weiterer Themenschwerpunkt ist dem Kapitel Medienkunstarchive gewidmet. Unter dem Titel »From Archive to Living Database« werden im Rahmen des Pilotprojekts »mediaartbase.de« unterschiedliche Vermittlungsformen der Arbeit in und mit Archiven präsentiert. Mit dabei sind Gabriele Blome (Ludwig Bolzmann Institut), Dr. Renate Buschmann (IMAI Düsseldorf), Monika Fleischmann und Wolfgang Strauss (IAIS Fraunhofer),
Glenn R. Phillips (Getty Research Institute Los Angeles), Prof. Ludger Brümmer (ZKM) und Prof. Jean Francois
Guiton (HfK Bremen). Prof. Oliver Grau untersucht in seinem Vortrag den Bereich der Medienkunstarchivierung.
Er plädiert für Dokumentation, Sammlung und Erhaltung der evolutionären Geschichte der audiovisuellen Medien und ihrer Widersprüche. Dr. Achim Heidenreich, vom Institut für Musik und Akustik des ZKM spricht über
Musik als Gedächtnis des Films. Musik und bewegtes Bild haben ihre eigene Dramaturgie und ihre eigenen
Wahrnehmungskriterien. Der Beitrag beschäftigt sich auf dieser Basis mit neuen dramaturgischen Problemen
und Möglichkeiten der Kombination Musik und bewegtem Bild in digitaler Zeit.
This year’s Congress comments on a variety of themes. Important anchorage points are current events, such as
the crisis in the banking and business world, or the conflict between Israel and Palestine, the exhibition« Image Battles« and the project mediaartbase.de.
The author and journalist Stefan Heidenreich explores historical, theoretical and practical issues with regard
to the financial crisis: does the economic context make new options and tasks available to artistic production?
How do the roles of critics, curators or artists change? Furthermore, producer Osnat Trablesi (Tel Aviv) introduces the web and TV production »Gaza-Sderot: Life – despite everything«, which was awarded the Prix Europe. Despite the daily threat of air raids and missiles, the people portrayed never stop working, loving and
dreaming. Despite it all. Fittingly, the subject »Media Art and War« is taken up with the exhibition »Image Battles – 2000 years of news from the war« in mind. The artist Johanna Reich from the Academy of Media Arts in
Cologne reports about the project »MinusEins« and her video installation »Front«. Julius von Bismarck from
Berlin University of the Arts presents his work »Image Fulgurator«, in which he develops the possibility of a
»minimally invasive« manipulation of photographic images. Professor Dr. Ursula Frohne from the Institute for
History of Art of the University of Colgone explores the works of Harun Farocki and his analysis of the images
of war.
Finally, the artist Harry Walter introduces the work »Mutterkompass – Stalingraderinnerungen eines Spätgeborenen«, in which he tries to establish a sensual contact with the past for future generations.
A further focal area is dedicated to the chapter of media art archives. Under the title »From Archive to Living
Database«, various forms of conveyance of work in and with archives will be presented within the pilot project
»mediaartbase.de«. Gabriele Blome (Ludwig Bolzmann Institut), Dr. Renate Buschmann (IMAI Düsseldorf),
Monika Fleischmann and Wolfgang Strauss (IAIS Fraunhofer), Glenn R. Phillips (Getty Research Institute Los
Angeles), Prof. Ludger Brümmer (ZKM) and Prof. Jean Francois Guiton (HfK Bremen) are involved. In his lecture,
Professor Oliver Grau investigates the area of archiving Media Art. He advocates the documentation, collection
and preservation of the evolutionary history of the audiovisual media and their inconsistencies. Dr. Achim Heidenreich, from the Institute of Music and Acoustics at the ZKM talks about music as the memory of the film.
Music and moving image have their own dramaturgy and their own criteria of perception. On this basis, the contribution deals with new dramaturgical problems and possibilities in combining music and moving image in the
digital age.
198
KUNST UND KRISE / ART AND CRISIS
Stefan Heidenreich
In den Ruinen der Moderne: kreativer Relationismus und effiziente Autonomie.
Fundamentale Krisen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Grundbegriffe in Frage stellen und Verhältnisse neu
ordnen. Es mag also sein, dass Kunst nicht nur auf die Krise reagiert, sondern sich in Begriff und Praxis erneuert.
Derzeit steht einer Kunst für den Markt, für Sammler, Investoren und Geldwäscher eine Kunst der Institutionen,
des Diskurses und der Kuratoren gegenüber. Dazu kommen Übergangsfelder zwischen Kunst und Forschung,
Kunst und Medien sowie der Kunst und den creative industries.
Der kommende Umbruch wird in diesem gemischten Feld nicht nur gewachsene Strukturen auflösen, sondern
auch neue hervorbringen, die unter der alten Bezeichnung Kunst weiter laufen. Wo die Bruchstellen liegen, wird
sich erst nachträglich zeigen. Denn das Neue schreibt seine Geschichte stets im Nachhinein. Es wird an unserer Gegenwart entdecken, was es war. Um seine Spuren zu finden, hilft daher keine Trendforschung. Die kommende Kunst wächst längst in den Ruinen der Moderne.
In the ruins of modernity: creative relationism and efficient autonomy.
The nature of fundamental crises is that they question basic concepts and rearrange relationships. It may,
therefore, be the case that art does not only react to the crisis but also renews itself with regard to notions and
practice. At present, art for the market, for collectors, investors and money launderers is pitted against art of
institutions, discourse and curators. Then there are also transitory areas between art and research, art and media, as well as art and the creative industries.
The upcoming break will not only dismantle developed structures in this mixed area, but will also create new
ones that will continue to exist under the old term »art«. It will only be possible to identify the cracks retrospectively. Because the new always writes its history in retrospect. It will discover what our present was. Trend
insights cannot help to find its traces. The upcoming art grows slowly in the ruins of modernity.
Stefan Heidenreich lives in Berlin as a freelance author, media scientist and art critic. He writes for the F.A.Z.,
the Süddeutsche and the taz, among other newspapers, as well as on the blogs Carta.info and iconicturn.de. His
latest books are entitled »Was verspricht die Kunst?« (updated paperback edition 2009) and »Mehr« Geld (2008).
More at stefanheidenreich.de
199
CONGRESS
GAZA-SDEROT
LEBEN - TROTZ ALLEM
LIFE - DESPITE EVERYTHING
Osnat Trabelsi
Gaza liegt in Palästina, Sderot in Israel. Hier leben Männer, Frauen und Kinder unter ständiger Bedrohung durch
Bomben, Luftangriffe und Blockaden. Doch trotz dieser schwierigen Bedingungen geht das Leben weiter: Die
Menschen arbeiten, lieben und träumen hier genau wie anderswo.
Zwei Monate lang wurde täglich je ein Clip aus Israel und aus Palästina online gestellt, die einander ergänzen,
so dass ein umfassendes Bild entstand. Diese duale Sichtweise ist eine wesentliche Voraussetzung für das
Verständnis der komplexen Realität. Beim Betrachten des einen Videos ist stets auch das andere auf dem Bildschirm präsent und läuft parallel dazu. Tag für Tag wurde so das Alltagsleben in den beiden Städten zeitgleich
greifbar gemacht, was dem Internetuser einen ersten, intuitiven Zugang zu dem Thema ermöglichte.
WARUM INTERNET? Die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinenser stecken heute in einer Sackgasse,
aus der sie nur herauskommen, wenn auch die Bürger in der Öffentlichkeit zu Wort kommen und miteinander
kommunizieren können.
Gerade das ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Daher ist ein »neutraler Raum« besonders wichtig, wo jeder Zeugnis ablegen und seine Meinung zum Ausdruck bringen kann. Das Internet ist hierfür besonders gut geeignet.
Gaza is situated in Palestine, Sderot in Israel. Men, women and children live here under the constant threat of
bombs, air attacks and blockades. But despite these difficult conditions, life goes on: people go to work, love
and dream just like those anywhere else in the world.
For a period of two months, a clip each from Israel and Palestine were put online every day. The clips complemented one another, creating a comprehensive picture. This dual perspective is a main prerequisite for understanding the complex reality. When watching one of the videos, the other is always present on the screen,
broadcasting in parallel. Day after day, everyday life in the two cities became tangible simultaneously, giving internet users initial, intuitive access to the topic.
WHY INTERNET? Relations between the Israelis and Palestinians have now reached a blind alley from which
they can only escape if citizens are allowed to have their say in public and communicate with one another.
But precisely this is not a matter of course. For this reason, a »neutral space« is particularly important where
anyone is able to bear witness to events and express their opinions. The internet is ideal for this purpose.
Osnat Trabelsi a graduate in Film Studies at Tel Aviv University and co-producer of GAZA / SDEROT Life - despite
everything. Trabelsi is known for consciously mixing business with pleasure, and professionalism with activism.
Trabelsi was a board member of the Israeli Documentary Forum from 2001-2004. In 2000 she initiated and directed the first International Human Rights Film Festival in Israel/Palestine. In 2001 she co-founded with Avi Mograbi the Anti-Occupation Film Club at the Tel Aviv Cinematheque which operates till 2007.
In 2003 she co-founded »Films From the Dark Side,« a forum that links Mizrahi and Palestinian concerns. In 2006
produced and was the co-artistic director of Joris Evans seminar sponsored by the Israeli documentary forum
and Joris Evans institute. In 2007 she was chosen by the economic news paper »De Marker« in Israel to one of 40
women who make change in the society.
Æhttp://gaza-sderot.arte.tv/ *
ÆAvailable Versions in: Arabic/ German/ English/ Français/ Hebrew
200
CONGRESS
BILDERSCHLACHTEN IMAGE BATTLES
MINUS 1
Johanna Reich
Johanna Reich präsentiert das Projekt »Minus 1« der Kunsthochschule für Medien Köln und stellt das Konzept
des Experimentallabors sowie Werke vor, die in dessem Rahmen entstanden sind. Darüber hinaus präsentiert
sie eigene Arbeiten. Insbesondere berichtet sie über ihre Videoinstallation »Front« und weitere Arbeiten der
Studierenden der KHM, die an der Ausstellung Bilderschlachten beteiligt sind.
Minus 1 ging auf Initiative von Prof. Mischa Kuball aus dem bisherigen Holographielabor der KHM hervor. Es soll
zugleich als interdisziplinäre-technische Werkstatt, als Ort der Kommunikation und Lehre, sowie als Zentrum
eines Netzwerkes innerhalb der KHM fungieren und auf diese Weise die Umsetzung künstlerischer Projekte der
Studenten ermöglichen und fördern. Im Sinne dieser Idee wird die Kooperation und der Austausch mit verschiedenen hochschulexternen Partnern innerhalb Kölns und in Zukunft auch darüber hinaus angestrebt.
Johanna Reich presents the project entitled »Minus 1« by the Academy of Media Arts Cologne (KHM) and introduces the concept of the experimental lab, as well as some of the ensuing works. She also shows some of
her own works. In particular, she will talk about her video installation »Front« and other works by KHM students
involved in the exhibition Image Battles.
Minus 1 emerged on the initiative of Professor Mischa Kuball from the previous holography lab at the KHM. The
project also acts as an interdisciplinary technical studio, a place of communication and teaching, as well as the
hub of a network within the KHM, facilitating and promoting the realisation of artistic projects by students. According to this idea, the aim is to seek cooperation and exchange with various partners in Cologne outside the
university, and further afield in future.
Johanna Reich, *1977, studied in Münster, Hamburg, Barcelona and KHM Cologne; various video works, often of
a performative nature; numerous exhibitions worldwide and various awards, including the 2006 Nam June Paik
Award. Academy of Media Arts Cologne.
201
CONGRESS
BILDERSCHLACHTEN IMAGE BATTLES
IMAGE FULGURATOR
Julius von Bismarck
Julius von Bismarck entwickelte die Möglichkeit einer »minimal-invasiven« Manipulation von fotografischen
Abbildungen. Während andere fotografieren, hackt er sich subtil mit dem Image Fulgurator (Goldene Nica auf
der Ars Electronica 2008 / »Interactive Art«) in die Aufnahme, manipuliert und branded das Foto oder das Motiv mit Symbolen und Sätzen, die einen an der eigenen Wahrnehmung der Realität zweifeln lassen.
Der Image Fulgurator ist eine ungewöhnlich einfache Kombination von Fotoapparat und Blitzlicht, die allerdings gegenläufig zu ihrem ursprünglich Funktionen konzipiert ist. Registriert die Sensorik des Geräts einen
Blitz, sendet das Gerät wie ein Projektor einen Lichtimpuls durch den bereits belichteten und entwickelten Film
in der Kamera und durch das Objektiv auf ein Motiv, das gerade von der anderen Person fotografiert wird. Diese findet nun auf ihrem Bild die Projektion, die sie während der Aufnahme nicht bemerkte. Ungeahnte Bildmanipulationen werden möglich, die Julius von Bismarck als performativen Interventionen gestaltet. Zu den bekanntesten gehört eine Aktion während des Besuchs von Barack Obama in Berlin (Juli 2008), als Bismarck das
Bild eines Kruzifixes unter das Pult projizierte, an dem der designierte Präsidentschaftskandidat der Vereinigten Staaten seine Rede hielt. Ein anderes Beispiel der Arbeit Bismarcks ist die Manipulation von Fotos, die zuvor von Touristen im Besucherbereich an der Berliner Mauer aufgenommen wurden, zu denen er im Nachhinein
einen Text hinzufügte, der offensichtlich nichts mit dem ursprünglichen Kontext zu tun hatte: »Hunderte von
Menschen sterben an der Grenze zwischen Mexiko und den USA«.
Image Fulgurator wird in der Ausstellung Bilderschlachten präsentiert.
Julius von Bismarck developed the possibility of a »minimal-invasive« manipulation of photographic images.
While others take photographs, he subtly uses the Image Fulgurator (Goldene Nica at the Ars Electronica
2008/»Interactive Art«) to hack into the photograph, he manipulates and brands the photo or the motif with
symbols and sentences that give viewers cause to doubt their own perception of reality.
The Image Fulgurator is an unusually simple combination of a camera and a flash-unit which, nevertheless, is
devised in the opposite direction to its original functions. If the device’s sensor system registers a flash, the device – like a projector – sends a light pulse through the already exposed and developed film in the camera and
through the lens onto a motif that happens to be photographed by someone else. This photographer now finds
the projection on his picture, which he didn’t notice when he took it. Undreamed-of possibilities of manipulating images come true, which Julius von Bismarck arranges as performative interventions. One of his most wellknown interventions is an activity that took place during Barack Obama’s visit to Berlin (in July 2008) when Bismarck projected the picture of a crucifix below the lectern from which the presidential candidate elect of the
United States of America delivered his speech. Another example of Bismarck’s work is the manipulation of photos taken beforehand by tourists in the visitors’ area of the Berlin Wall, to which he added a text that obviously
had nothing to do with the original context: »Hundreds of people die on the border between Mexico and the
USA«.
Image Fulgurator will be presented at the exhibition Image Battles.
Julius von Bismarck, born in Breisach am Rhein in 1983. Julius von Bismarck grew up in Saudi Arabia and Germany, after which he studied and worked in Berlin and New York. He has been a student in the class »Designing
with digital media« at Berlin University of the Arts since 2005. His works can be found somewhere between the
conflicting contexts of art, science and technology, whereby he focuses on the perception, documentation and
manipulation of urban spaces. In addition to developing and designing interactive objects and processes, he also
works with time-based media as a cameraman. Berlin University of the Arts.
202
BILDPOLITIKEN DES KRIEGES UND HARUN FAROCKIS BILDKRITISCHE
AUSEINANDERSETZUNG / IMAGE POLICIES OF THE WAR AND HARUN
FAROCKI’S IMAGE - CRITICAL DEBATE
Prof. Dr. Ursula Frohne
Ursula Frohne setzt sich mit Funktionen, Strukturen und Wirkungen von Bildkommunikation in kriegerischen
Kontexten auseinander und fragt nach der Faszination der Bilder des Schreckens. Des weiteren befragt sie die
künstlerischen Features von Harun Farocki über computergenerierte Bilder und seiner Analyse der Rhetorik der
Bilder des Krieges. Dabei werden Antworten auf zahlreiche Fragen erarbeitet: Welche Berichterstattungsmuster und -routinen zeichnen sich ab? Wie hat sich die Funktion der Bilder in der Auseinandersetzung mit dem
Krieg gewandelt? Welche Bedeutung haben die Bildmedien innerhalb der bellizistischen Strategien? Kann es
eine Kommunikations- und Medienethik im Kontext von Kriegen geben?
Ursula Frohne explores the functions, structures and effects of image communication in militant contexts and
enquires about the fascination of the images of horror. Furthermore, she queries the artistic features of Harun
Farocki via computer-generated images and his analysis of the rhetoric of the images of war. In so doing, answers to numerous questions are elaborated: Which reporting patters and routines become apparent? How has
the function of images changed in the examination of war? What significance do the vidual media have within
the belligerent strategies? Can communication and media ethics exist in the context of wars?
Ursula Frohne studied History of Art in Münster and at the FU Berlin; research grants in New York (DAAD), at the
Getty Center for the History of Art and the Humanities, Los Angeles from the American Council for the Learned
Societies, at the University of Rochester and the Pembroke Center, Brown University, Providence. 1988-1995 research assistant at the Institute for History of Art, FU Berlin; 1995-2001 curator at the Museum of Contemporary
Art | ZKM as well as lecturer at the University of Arts and Design Karlsruhe. 2001-2002 guest professorship at the
Department of Modern Culture and Media, Brown University Providence; curator of exhibitions and author of numerous publications on 20th and 21st century art and architecture. University of Cologne, Institute for History of
Art.
203
CONGRESS
BILDERSCHLACHTEN IMAGE BATTLES
MUTTERKOMPASS - BEFRAGUNG EINES KRIEGSSOUVENIRS
MASTER COMPASS - INTERVIEW WITH A SOUVENIR FROM THE WAR
Harry Walter
Mit zerschossener Heckflosse und mehreren Verwundeten an Bord hatte am 23. Januar 1943 das letzte deutsche Flugzeug den Kessel von Stalingrad verlassen. Der damalige Flugzeugführer hat den im Heck der Maschine eingebauten Kompass nach einer Bruchlandung ausgebaut und als Stalingrad-Souvenir zunächst für sich
behalten. Gegen Kriegsende übergab er diesen Kompass aus nicht mehr klärbaren Gründen seinem ebenfalls
in der Luftwaffe dienenden Bruder. Kurze Zeit darauf geriet dieser Bruder bei Brescia in amerikanische Kriegsgefangenschaft, konnte jedoch entfliehen und mit Hilfe des in seinem Rucksack verborgenen Mutterkompasses in zumeist nächtlichen Märschen durch die Alpen unversehrt sein Heimatdorf am westlichen Rande des
Schwarzwaldes erreichen. Heute befindet sich der Kompass neben anderen persönlichen Hinterlassenschaften im Besitz seines Sohnes. Der Vortrag erzählt die seltsame Geschichte dieses Orientierungsgerätes, die über
mehrere Stationen bis ins heutige Wolgograd zurückführt.
Harry Walters Arbeit EICHMANN FLEISCHMANN NECKERMANN, Installation mit Medientruhe und Leporello,
wird in der Ausstellung Bilderschlachten präsentiert.
The last German plane left the kessel of Stalingrad on 23 January 1943 with a bullet-ridden tail fin and several
wounded on board. The pilot at that time dismounted the compass built into the tail of the plane after a crash
landing and initially kept it for himself as a souvenir from Stalingrad. Towards the end of the war, for reasons
that can no longer be clarified, he gave this compass to his brother, who was also serving in the Luftwaffe.
Shortly afterwards, his brother was captured by the Americans as a prisoner of war near Brescia, but was able
to escape and, with the help of the master compass hidden in his rucksack, made his way back safely over the
Alps to his home village on the western edge of the Black Forest, usually on marches by night. Today, the compass and other personal legacies are in the possession of his son. The lecture tells the strange story of this orientation device, which can be traced back via several stops to what is now known as Volgograd.
Harry Walter’s work EICHMANN FLEISCHMANN NECKERMANN, an installation with media chest and Leporello
will be presented at the exhibition Image Battles.
Harry Walter, *1953, lives and works in Stuttgart; studied Philosophy, German Language and Literature, History
and History of Art at the Universities of Stuttgart and Tübingen; numerous activities, exhibitions and publications
in the borderland between philosophy, literature and the fine arts; 1982 co-founder of the artistic collective
»Archiv beider Richtungen« (later: »ABR Stuttgart«); lecturer at various state and private art academies; focuses of interest: war, model worlds, ornament, denseness, mental postnatal exercises
204
CONGRESS
FROM ARCHIVE TO LIVING DATABASE
MEDIAARTBASE.DE
Das European Media Art Festival Osnabrück erhielt gemeinsam mit dem documenta Archiv Kassel/DOKFEST
und dem Institut für Musik und Akustik des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe von der
Kulturstiftung des Bundes innerhalb des KUR-Programms zur Konservierung und Restaurierung von mobilem
Kulturgut den Zuschlag für das digitale Archivierungs- und Präsentationsprojekt mediaartbase.de.
Das Vorhaben der mediaartbase.de soll die umfassenden Bestände der beteiligten Häuser der Öffentlichkeit
zugänglich machen: Das historische Material der documenta-Ausstellungen seit 1955, das umfangreiche Videomaterial des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes seit 1989 sowie der einmalige Fundus von Experimentalfilmen, Videokunst, Performancedokumentationen und Installationskonzepten der internationalen Medienkunstszene des European Media Art Festival Osnabrück und die mehreren institutionellen Ebenen der produzierenden ZKM-Institute (ZKM | Institut für Musik und Akustik sowie ZKM | Institut für Bildmedien) sowie der
im ZKM angesiedelten Archive. Die Kulturstiftung des Bundes beauftragte die Projektpartner zudem, eine exemplarische Datenbankstruktur und Präsentationsform zu erstellen (Projektkoordination: Basis 5, Matthias
Zitt), die Archive ähnlicher Institutionen problemlos auf ihre Spezifika übertragen und nutzen können.
Together with the documenta Archive Kassel/DOKFEST and the Institute for Music and Acoustics of the ZKM |
Centre for Art and Media Karlsruhe, the European Media Art Festival Osnabrück has been commissioned to realise the digital archiving and presentation project mediaartbase.de by the German Federal Cultural Foundation to preserve and restore mobile cultural assets within the KUR programme. The aim of the mediaartbase.de
project is to make the extensive stock of the participating institutions accessible to the public: the historical
material of the documenta exhibitions from 1955, the substantial video material of the Kassel Documentary
Film and Video Festival from 1989, as well as the unique pool of experimental films, video art, performance documentations and installation concepts from the international Media Art scene of the European Media Art Festival Osnabrück, the several institutional levels of the ZKM’s producing institutes (ZKM | Institute for Music and
Acoustics and ZKM | Institute for Visual Media), as well as the archives housed in the ZKM. The German Federal Cultural Foundation has also commissioned the project partners to establish an exemplary database structure (projectcoordination: Basis 5, Matthias Zitt) and form of presentation for archives in similar institutions to
easily copy and use for their own specific conditions.
ÆProjektpräsentation / presentation Prof. Ludger Brümmer
Leitung Institut für Musik und Akustik
ZKM|Zentrum für Kunst und Medientechnologie
Head of Institute for Music and Acoustics
Center for Art and Media
Gefördert im KUR Programm zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut.
205
CONGRESS
FROM ARCHIVE TO LIVING DATABASE
ZKM
Das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe ist weltweit die einzige Einrichtung, die Ausstellungsbereiche (Museen), medienwissenschaftliche Forschung (ZKM | Institut für Medien und Wirtschaft,
Filminstitut) Produktionsbereiche (ZKM | Institut für Musik und Akustik, ZKM | Institut für Bildmedien) und Aufführungsstätten unter einem Dach und einer Thematik zusammenfasst. 1989 gegründet und 1997 in das eindrucksvolle Gebäude einer ehemaligen Munitionsfabrik eingezogen, gilt das ZKM als führend in der inhaltlich
künstlerischen Verknüpfung von Kunst und digitaler Technologie. Das ZKM | Institut für Musik und Akustik verbindet künstlerische Arbeit mit Forschung und Entwicklung. Dabei versteht es sich als Forum des internationalen Austausches. Das Institut ist in vielfältigen Bereichen aktiv, so veranstaltet und initiiert es zeitgenössische Konzerte, Symposien und Festivals, die eine Plattform für Musikschaffende und -interessierte bieten. Die
Projekte umfassen mit digitaler Klangsynthese, algorithmischer Komposition und Live-Elektronik bis zu Hörspiel, interaktiven Klanginstallation und audiovisuellen Produktionen eine breite Palette dessen, wozu die digitale Technologie musikalische Phantasie anregt. Mit dem Klangdom des ZKM | Institut für Musik und Akustik
- vierzig Meyersound Lautsprecher hängen an einem elipsenförmigen Rigsystem dreidimensional im Raum,
weitere sind am Boden aufgestellt - können komplexe Raum-Klang-Bewegungen realistisch dargestellt werden. Die ZKM-Archive umfassen auf mehreren institutionellen Ebenen Bestände der produzierenden Institute
(Institut für Musik und Akustik sowie Institut für Bildmedien) und der im ZKM angesiedelten Archive (u.a. Archiv des Karl Sczuka Preis für akustische Spielformen, Internationales digitales elektroakustisches Musikarchiv IDEAMA, Archiv des Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik, Archiv des Internationalen Medienkunstpreises IMKP). Im audiovisuellen Bereich sind 370 Titel im Produktionsarchiv für Musik, 200 Werke im Dokumentationsarchiv für Veranstaltungen, 550 im IDEAMA vorhanden. Unsere Mediathek umfaßt 12.000 Objekte
(Video/Audio). In unseren Sammlungen befinden sich zudem mehr als 1000 Titel (Vasulka, Boulez, 40 Jahre Videokunst, Kluge- Archiv, Ulmer Filminstitut u.v.m).
The ZKM | Centre for Art and Media Karlsruhe is the only institution in the world that combines the areas of exhibitions (museums), media scientific research (ZKM | Institute for Media and Economics, Film Institute) areas
of production (ZKM | Institute for Music and Acoustics, ZKM | Institute for Visual Media) and venues under one
roof and topic. The ZKM, which was founded in 1989 and moved into the impressive building of a former munitions factory in 1997, is considered to be at the forefront of aesthetically merging art and digital technologies.
The ZKM | Institute for Music and Acoustics combines artistic work with research and development. It views itself as a forum for international exchange. The institute is active in a wide range of areas, for instance, it organises and initiates contemporary concerts, symposia and festivals, offering a platform for musicians and
music-lovers. The projects, comprising not only digital sound synthesis, algorithmic composition and live electronics but also radio drama, interactive sound installation and audiovisual productions, cover a broad range of
elements that digital technologies use to inspire musical imaginativeness. Complex space/sound movements
can be portrayed realistically at the Klangdom (sound temple) of the ZKM | Institute for Music and Acoustics –
forty Meyer Sound loudspeakers hang three-dimensionally from an ellipsoidal rig system; others are placed on
the floor. The ZKM Archive comprises the stocks of the producing institutes (Institute for Music and Acoustics
and Institute for Visual Media) at several institutional levels and the archives housed in the ZKM (including
archives of the Karl Sczuka Award for Acoustic Performance, the International Digital ElectroAcoustic Music
Archive IDEAMA, the archives of the Giga-Hertz Award for Electronic Music and the archives of the International Media Art Award IMKP). In the audiovisual area, there are 370 titles in the production archive for music, 200
works in the documentation archive for events, and 550 in the IDEAMA. The media centre includes 12,000 objects (video/audio). The collections also contain over 1,000 titles (Vasulka, Boulez, 40 years of Video Art, Kluge
Archives, Ulm Film Institute, and so on).
ÆProject leader Professor Ludger Brümmer. Project coordinator Dr. Achim Heidenreich
206
documenta Archiv KASSEL
Die documenta, seit ihrem Bestehen die immer noch größte und wohl auch bedeutendste Ausstellung aktueller bildender Kunst, gab den Anlass für die Gründung des documenta Archivs in Kassel. 1961 von Arnold Bode,
dem Initiator der documenta ins Leben gerufen, ist das Archiv mit der Dokumentation und wissenschaftlichen
Bearbeitung von internationaler Gegenwartskunst betraut. Als eine der bedeutendsten Spezialbibliotheken
Deutschlands zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts hält das Archiv Bücher, Ausstellungskataloge, Zeitschriften und anderweitiges Pressematerial zu mehr als 80.000 Künstlern und Künstlerinnen für die Forschung und
den interessierten Laien bereit.
Neben der Bibliothek enthält der Archivbestand im Kern eine umfangreiche Materialsammlung zu den bisher
zwölf documenta-Ausstellungen. Mit ihren Archivalien wie z. B. den Ausstellungskonzepten, Rechnungsführungen, Korrespondenzen mit den Künstlern sowie Presseausschnitten, Katalogen und Kleinschriften hält
die Dokumentation reichhaltiges Material zum Studium der Kunst und des Ausstellungswesens nach 1945 bereit. Ein Bildarchiv und eine Videothek vervollständigen die Informationsquellen mit audiovisuellen Medien. Die
Organisation von dokumentarischen Ausstellungen gehört ebenso zum Tätigkeitsfeld des documenta Archivs
wie die Durchführung wissenschaftlicher Kongresse und die Herausgabe einer Publikationsreihe. Die Bestände umfassen bisher in der Bibliothek 30.000 Monographien, 60.000 Kataloge (2.000 Neuanschaffungen jährlich)
und 150 laufende Zeitschriften; in der documenta-Dokumentation 2.000 Akten, 250.000 Zeitungsausschnitte
und 150.000 Einladungskarten und im Medienarchiv 3.000 Videotitel, 450 DVD’s und ca. 40.000 Dias/Fotos. Im
Rahmen von mediaartbase.de wird das documenta Archiv besonders gefährdete Originalkunstvideos von documenta-Künstlern, Künstlerinterviews, aber auch Mitschnitte von seltenen dokumentarischen Fernsehbeiträgen in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk digitalisieren.
The documenta, which has been the largest and most highly esteemed exhibition of contemporary arts ever
since its inception, prompted the establishment of the documenta Archive in Kassel. Created in 1961 by the
founder of the documenta, Arnold Bode, the archive is entrusted with documenting and scientifically processing international contemporary art. As one of Germany’s most significant specialty libraries on 20th and 21st
century art, the Archive houses books, exhibition catalogues, magazines and other kinds of press releases on
over 80,000 artists for research purposes and interested laymen.
In addition to the library, the Archive’s stocks also contain an extensive collection of materials from the twelve
previous documenta exhibitions. With its papers and documents from the archives, such as the exhibition concepts, invoices, correspondence with artists, as well as press cuttings, catalogues and short scripts, the documentation offers extensive material for studying art and exhibitions after 1945. Photographic archives and a
video library round off the sources of information with audiovisual media. The documenta Archive is also involved in organising documentary exhibitions, as well as hosting academic congresses and releasing a publication series. The library’s current stock includes 30,000 monographs, 60,000 catalogues (2,000 new acquisitions each year) and 150 serial magazines; the documenta documentation comprises 2,000 files, 250,000
newspaper cuttings and 150,000 invitation cards, while the media archive contains 3,000 video titles, 450 DVDs
and approx. 40,000 slides/photos. Within the framework of mediaartbase.de, the documenta Archive will digitise particularly vulnerable original art videos by documenta artists, interviews with artists and live recordings
of rare documentary telecasts in collaboration with the Hessischer Rundfunk.
ÆProject partner Karin Stengel
207
CONGRESS
FROM ARCHIVE TO LIVING DATABASE
KASSELER DOKUMENTARFILM- UND VIDEOFEST
Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest präsentiert jährlich ca. 220 internationale Dokumentarfilme, experimentelle und künstlerische Arbeiten sowie Medieninstallationen und audiovisuelle Performances. Seit
1989 sammelt das Festival das eingegangene Sichtungsmaterial sowie eine Auswahl der in den Programmen
der jeweiligen Festivalausgabe präsentierten Filme und Videos. Darunter befinden sich Arbeiten renommierter
Filmemacher/innen und Künstler/innen genauso wie Arbeiten junger Nachwuchskünstler/innen, klassische
Dokumentarfilme genauso wie Experimentalfilme mit dokumentarischem Ansatz. Damit spiegelt der Bestand
an Videomaterial im Archiv des Festivals zweifelsohne die Entwicklung des dokumentarischen Schaffens der
letzten 20 Jahre wider. Dieser Bestand beläuft sich auf circa 2.000 Arbeiten. Er ist für das Festival von sehr hohem Wert, da er einen ständigen Zugriff auf die Arbeiten aus dem Festivalprogramm seit 1989 ermöglicht. Dies
ist beispielsweise von Bedeutung, wenn auf Anfrage oder aus Eigeninitiative kuratierte Programme zusammengestellt werden, die das Festival, einzelne Künstler/innen oder bestimmte Themen bei anderen Veranstaltungen repräsentieren. Darüber hinaus erreichen das Festival zahlreiche Rechercheanfragen für Filmreihen
sowie für wissenschaftliche Arbeiten. Zum 25jährigen Jubiläum des Kasseler Dokfestes ermöglichte genau dieser Bestand, die Jubiläums-DVD »Berührungspunkte« zu konzipieren, die mit den 33 darauf vertretenen Arbeiten aus den Jahren 1987 bis 2007 einen ersten Einblick in das audiovisuelle Archiv des Festivals geben.
The Kassel Documentary Film and Video Festival presents around 220 international documentaries, experimental and artistic works, as well as media installations and audiovisual performances every year. Since 1989,
the festival has been collecting the material submitted to it for viewing, as well as a selection of the films and
videos presented in the programmes from each festival. This material includes works by renowned filmmakers
and artists, as well as works by young artists, classical documentaries and experimental films with a documentary approach. The stock of video material in the festival’s archives doubtlessly reflects the development
of documentary production over the last 20 years. The stock includes around 2,000 works. It is extremely valuable to the festival because it provides constant access to the works from the festival programme since 1989.
This factor is important, for instance, when curated programmes are put together, on request or out of one’s
own initiative, which represent the festival, individual artists or certain topics at other events. Furthermore, the
festival receives numerous requests for research into series of films, as well as for academic research. It is this
very stock that enabled the anniversary DVD »Berührungspunkte« to be created, marking the 25th anniversary
of the Kassel Documentary Film and Video Festival. The DVD, containing 33 works from the years 1987 to 2007,
give viewers an initial insight into the audiovisual archive of the festival.
ÆProject partners Gerhard Wissner, Kati Michalk
208
EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL ARCHIV
Das European Media Art Festival in Osnabrück bietet jährlich einen aktuellen Überblick über die internationale Medienkunstszene und ist ein lebendiger und bedeutender Treffpunkt für Medienkünstler, Kuratoren, Verleiher und Galeristen und ein interessiertes internationales Publikum. Gezeigt werden pro Jahr ca. 300 Filme und
Videos, Performances, Vorträge und eine thematisch konzipierte Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche. Das European Media Art Festival verfügt über etwa 4.000 Filme, Videos und Dokumentationen inklusive
der Hintergrundtexte, Fotos und Biografien, die seit 1981 in Osnabrück gesammelt wurden. Dieser einmalige
Fundus von Experimentalfilmen, Videokunst, Performancedokumentationen, Installationskonzepten und -bändern sowie Arbeiten auf CD Rom - von und über die internationale Medienkunstszene - soll nach anerkannten
Qualitätskriterien grundlegend aufgearbeitet und zugänglich gemacht werden. Aufgrund der zeitlichen Dimension von fast drei Dekaden ist auch die kunsthistorische Aufarbeitung notwendig. Dazu gehört aber auch die
Kontextualisierung der Medienkunst im Spiegel technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen aus heutiger Sicht. Die Sicherung und Restaurierung der Originalbänder und Filme ist eine wesentliche Zukunftsaufgabe für diesen Archivbereich, denn es ist bekannt, daß Videobänder, CDs und auch Filme nur eine begrenzte Lebensdauer besitzen. Die achtziger und neunziger Jahre sind kunsthistorisch deshalb so interessant, da sich in
dieser Zeit aus den Disziplinen Experimentalfilm, Videokunst und (interaktive) Computerkunst sowie Netzkunst
eine neue Form entwickelt hat, die unter dem Begriff Medienkunst subsumiert wird. Das Festival in Osnabrück
und damit auch dessen Bestand zeichnen sich dadurch aus, dass hier Avantgarde-, Experimentalfilm, Videokunst, Film- und Videoinstallationen, Performances, interaktive digitale Projekte bereits aus den achtziger und
neunziger Jahren vorliegen, die in ihrer Vielzahl bei keiner anderen Institution existieren. Das EUROPEAN MEDIAART FESTIVAL möchte nun die wichtigsten Materialien des Archives bearbeiten und in Zusammenarbeit mit
weiteren Institutionen zeitgemäße Vermittlungsformen für Medienkunst entwickeln.
The European Media Art Festival in Osnabrück offers a current overview of the international Media Art scene
every year, and is a lively, important meeting place for media artists, curators, lenders and gallery owners, as
well as an international audience. Every year, around 300 films and videos are screened, performances are given and lectures held, in addition to a thematically designed exhibition at the Kunsthalle Dominikanerkirche. The
European Media Art Festival has around 4,000 films, videos and documentations, including the background
texts, photos and biographies collected in Osnabrück since 1981. This unique pool of experimental films, video
art, performance documentation, installation concepts and volumes, as well as works on CD ROM – by and
about the international Media Art scene – is to be fundamentally processed and made accessible to the public in compliance with recognised quality criteria. Art historical reprocessing is also necessary, due to the time
span of almost three decades, including also the contextualisation of Media Art from today’s perspective in
view of technical and social developments. Safeguarding and restoring the original reels and films is a major
future task for this area of the archive, because it is well known that video tapes, CDs and films only have a limited life span. The 1980s and 90s are so interesting, from an art-historical perspective, because a new form –
subsumed under the term »Media Art’ – developed out of the disciplines of experimental film, video art, (interactive) computer art and web art back then. What characterises the festival in Osnabrück, and its stock, is that
it is the institution with the largest number of avant-garde, experimental films, video art, film and video installations, performances, interactive digital projects from the 1980s and 90s. The EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL would now like to process the most important material in its archives and develop up-to-date means of
communication for Media Art in collaboration with other institutions.
ÆProject partners Alfred Rotert, Ralf Sausmikat
209
CONGRESS
FROM ARCHIVE TO LIVING DATABASE
VIDEOKUNST PER MAUSKLICK.
EIN ERFAHRUNGSBERICHT ÜBER DEN ONLINE-KATALOG DES IMAI
POINT-AND-CLICK VIDEO ART.
AN EXPERIENCE REPORT ON THE ONLINE CATALOGUE OF THE IMAI
Dr. Renate Buschmann
Der im Internet für jeden zugängliche Online-Katalog ist ein Meilenstein in der Vermittlung von Videokunst. Derzeit sind rund 1.200 audiovisuelle Werke, die zur Sammlung und zum Vertriebsprogramm des imai gehören, in
voller Länge online abspielbar. Mit Hilfe der Datenbank kann nach Künstlern, Titeln und Schlagwörtern recherchiert werden. Benutzerfreundliche Zusatzfunktionen wie die Auswahl von Filmsequenzen und Standbildern
erleichtern das Studium der Videos. Besonders für Kuratoren, Sammler und Wissenschaftler ist dieser OnlineKatalog eine leicht verfügbare Informationsquelle. www.imaionline.de
Die Stiftung imai wurde 2006 auf Initiative der Stadt Düsseldorf und der Kölner Medienkunstagentur 235 Media gegründet und besitzt eine Sammlung von rund 3.200 Videowerken aus der Pionierzeit dieser Kunstgattung,
den späten 1960er Jahren, bis in die jüngste Gegenwart. Zu den wesentlichen Zielen des imai zählen die Förderung von Vermittlung und Vertrieb dieses bedeutenden Konvoluts an Videokunst ebenso wie die professionelle Beschäftigung mit Fragen zur Konservierung und Restaurierung von Medienkunst.
The online catalogue, available to everyone on the internet, is a milestone in the relaying of video art. At present, around 1,200 audiovisual works belonging to the collection and sales programme of the imai can be played
online in full length. This database can be used to search on the basis of artists, titles and keywords. Additional user-friendly options, such as the selection of film sequences and freeze frames, enable videos to be studied more effectively. This online catalogue is an easily available source of information, especially for curators,
collectors and academics. www.imaionline.de
The imai foundation was founded in 2006 on the initiative of the City of Düsseldorf and the Cologne-based Media Art agency 235 Media. It has a collection of around 3,200 video works from the pioneer era of this genre, the
late 1960s, up to the present. The main objectives of the imai are to promote the relaying and distribution of
this significant compilation of video art, as well as to deal professionally with issues such as preserving and
restoring Media Art.
Renate Buschmann, who holds a doctorate in Art History, works as an author, lecturer and curator, and has written numerous publications on 20th/21st century art. She has been employed at the imai – inter media art institute, Düsseldorf, since 2008.
210
ARCHIV-INTERFACES
Gabriele Blome
Online-Ressourcen zur Medienkunst bieten den BenutzerInnen sehr unterschiedliche Möglichkeiten, im Datenbestand zu recherchieren. Die über Websites angebotenen Zugänge basieren nicht einfach auf Datenbankstrukturen, sondern sie sind das Ergebnis eines vielschichtigen Zusammenspiels institutioneller Zielsetzungen, potentieller Benutzeranforderungen und zur Verfügung stehender Ressourcen und Werkzeuge.
Die meisten Archiv-Interfaces stellen Instrumente dar, die gezielte Rechercheinteressen unterstützen. Sie ermöglichen Suchanfragen an den Datenbestand, werten Datenstrukturen aus und repräsentieren diese in unterschiedlichen Darstellungsformen und Navigationsstrukturen.
Darüber hinaus hat sich der Typus des explorativen Interfaces herausgebildet, der das Stöbern im Archiv und
das Auffinden von den BenutzerInnen zuvor unbekannten Inhalten unterstützen soll. Solche Archiv-Interfaces
sind vor allem für Recherche konzipiert, die nicht in konkreten Suchanfragen beschrieben werden können. Darüber hinaus können sie zusätzliche Einsichten und neue Erkenntnisse vermitteln, die nicht explizit in die Datenbank hineingeschrieben wurden. Was die verschiedenen Archiv-Interfaces leisten und in welchem Verhältnis sie zum Datenbestand bzw. dem jeweiligen institutionellen Kontext stehen, wird anhand verschiedener Beispiele diskutiert.
Der Vortrag basiert auf Forschungen zu Medienkunstarchiven und Visualisierungskonzepten am Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung. in Linz (Österreich).
Online resources on Media Art offer users a wide variety of possibilities to research the data stock. Access offered via websites is not simply based on database structures but are the result of a complex interaction of institutional objectives, potential user requirements and available resources and tools.
Most archive interfaces are instruments that support specific research interests. They enable queries to be
made regarding data sets, they evaluate data structures and represent them in various display formats and
navigation structures.
Furthermore, the explorative type of interfaces has also emerged, the aim of which is to support browsing in the
archive and the discovery of contents previously unknown to users. Such archive interfaces are primarily designed for research that cannot be described in specific queries. They can also convey additional insights and
new knowledge not explicitly written in the database. What the various archive interfaces accomplish and their
relationship to the data stock or the respective institutional context is discussed on the basis of a range of examples.
The lecture is based on research into Media Art archives and visualisation concepts carried out at the Ludwig
Boltzmann Institute Media.Art.Research. in Linz (Austria).
Gabriele Blome is an art historian who explores subjects such as »online resources for the academic documentation and archiving of Media Art« as a research assistant at the Ludwig Boltzmann Ludwig Boltzmann Institute
Media.Art.Research. in Linz.
211
CONGRESS
FROM ARCHIVE TO LIVING DATABASE
NETZSPANNUNG.ORG / MEDIENFLUSS
- INSZENIERUNG EINES ARCHIVS IM
BROWSER / MEDIA FLOW- STAGING
THE GAMMA PORTAL
AN ARCHIVE IN THE BROWSER
Monika Fleischmann, Wolfgang Strauss
Jean–François Guiton
Was sich in digitalen Archiven verbirgt, wird meist in
Listen und karteikartenähnlichen Interfaces dargestellt. So nützlich diese Form für Archivare oder Wissenschaftler sein mag, so wenig inspirierend wirkt sie
auf die Benutzer. Der Medienfluss ist ein Browser, der
die Inhalte des Archivs der Internetplattform netzspannung.org fließend lesbar macht. Zwei parallele
Medienflüsse, einer aus Bildern und einer aus Worten,
ziehen am Betrachter vorbei. Im Wortfluss sind die Autoren, Titel und Schlagworte. Im Bilderfluss werden
die Bild-Icons der archivierten Dokumente angezeigt.
Bild- und Textfluss starten einen Wahrnehmungs- und
Leseprozess, der mit der Auswahl von Begriffen zwischen Peripherie und Zentrum fokussiert. Die Zusammenschau von Übersicht, Kontext und Detail von Informationen ermöglicht eine assoziative Navigation
im Archiv, die den klassischen Zugang über Schlagworte mit Ansätzen visueller Orientierung verbindet.
The matter hidden behind digital archives is usually
portrayed in lists and index card-like interfaces. Although this form is useful for archivists or academics,
they do not have a very inspiring effect on users. The
Media Flow is a browser that makes the contents of
the archive of the internet platform netzspannung.org
legible. Two parallel media flows – one containing images and the other words – flow past the observer. The
authors, title and keywords are contained in the flow
of words. The image icons of the archived documents
are shown in the flow of images. The flow of images
and texts activates a perception and reading process
that focuses on the selection of terms between the
periphery and the core. The synopsis of the overview,
context and detail of information enables an associative navigation in the archive that links the classic approach via keywords to visually oriented approaches.
Das GAMA-Portal bietet eine Fülle von Informationen
über die Arbeiten bekannter und junger Medienkünstler aus Europa und dem Ausland. Man kann das Material über Medienkunst aus derzeit acht europäischen
Medienkunstarchiven über diese gemeinsame Plattform sichten. Die vorgestellten Kunstprojekte umfassen (Vorschauen von) experimentellen Filmen und Videokunst, Performances, Installationen sowie net.art.
Sie werden mit Hilfe von Texten, Vorlesungen und
Events dokumentiert und zusätzlich kontextualisiert.
Die Plattform überführt regionale Inhaltsbeschreibungen in eine zentrale Datenbank, wobei die Struktur
und die Vollständigkeit der Einzelarchive gewahrt
bleibt, die Medienkunst aber beträchtlich vergrößert
und dadurch ihre Erkennbarkeit erhöht wird. Visuelle
Eigenschaften (wie Farbe, Textur, Bewegung) und auditive Charakteristika (wie Lautstärke) werden in Videos und Bildern automatisch erkannt. Automatische
Spracherkennung
The GAMA portal provides access to a wealth of information about the works of well-known and emerging
media artists from Europe and abroad. The material on
media art from initially eight European media art
archives can be searched and browsed on this common platform. The art projects presented include (previews of) experimental film and video art, performances, installations and net.art; they are documented and
additionally contextualized with texts, lectures and
events.
The platform provides a service which translates local
descriptions of content into a central database, the
structure and integrity of the individual archives is
maintained but the visibility of the media art is considerably magnified. Visual properties (such as
colour, texture, motion) and audio features (such as
loudness) are automatically detected in videos and
still images. Automatic speech recognition enables
the retrieval of spoken text in audio tracks of videos
and character recognition allows textual inserts in
videos to be extracted for related queries.
Monika Fleischmann and Wolfgang Strauss are research artists for interactive art. They work with accessible knowledge spaces, and design knowledge tools
and find machines.
http://fleischmann-strauss.de
http://medienfluss.netzspannung.org/index.html
212
Jean-François Guiton, professor for New Media at
Hochschule für Künste, Bremen.
http://gama-gateway.eu
MUSIK, DAS GEDÄCHTNIS DES FILMS
MUSIC, THE MEMORY OF THE FILM
Dr. Achim Heidenreich
Musik und (bewegtes) Bild haben ihre eigene Dramaturgie und ihre eigenen Wahrnehmungskriterien. Auf dem
gleichen Zeitstrahl simultan gespielt, verbindet beide die Chronologie der Ereignisse. Wenn in einem Hollywood-Film eine Dissonanz erklingt, ist meist Gefahr im Verzug. Daß aber Musik und (bewegtes) Bild auch andere, nämlich aufklärerische Beziehungen miteinander eingehen können, wissen wir spätestens seit Adorno/Eislers Buch über Filmmusik 1947. Der Beitrag beschäftigt sich auf dieser Basis mit neuen dramaturgischen
Problemen und Möglichkeiten der Kombination Musik und (bewegtes) Bild in digitaler Zeit.
Music and (moving) image have their own dramaturgy and their own criteria of perception. Played simultaneously on the same time bar, the chronology of events unites them both. When dissonance is heard in a Hollywood film, danger is usually imminent. Since Adorno/Eisler’s 1947 book on film music at the latest, however, we
are aware that music and (moving) image can also enter into other, namely enlightening, relationships with one
another. On this basis, the contribution deals with new dramaturgical problems and possibilities in combining
music and (moving) image in the digital age.
Achim Heidenreich studied Music, Philosophy and Comparative Literature, 1993-2004 member of staff on the
feuilleton of the Frankfurter Allgemeine Zeitung, area of contemporary music. 2001 to 2004 editor and artistic executive producer of the series of debut concerts musica viva by the Bayerischer Rundfunk. Has been at the ZKM
| Centre for Art and Media Karlsruhe, Institute for Music and Acoustics, since 2005, and also lectures on Music at
the Heinrich Heine University / Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Numerous publications on 20th and
21st century music.
213
CONGRESS
FROM ARCHIVE TO LIVING DATABASE
CALIFORNIA VIDEO
Glenn Phillips
Zwischen 1974 und 1995 führte das Long Beach Museum of Art eine der erfolgreichsten und innovativsten Videokunstabteilungen in den Vereinigten Staaten. Neben einem engagierten Ausstellungs- und Vorführungsprogramm entwickelte das Museum eine Reihe von wichtigen Projekten für die Kabelfernsehübertragungen, unterhielt außerdem noch einen Bereich zur Nachbearbeitung und bot Gastkünstlern Zugang zu Schnittsystemen
und -ausrüstung. Im Jahr 2006 erwarb das Getty Research Institute (GRI) das Videoarchiv des Long Beach Museum of Art, das aus fast fünf tausend Bändern besteht. Als eine der größten Kunstbibliotheken der Welt, besitzt das GRI auch Archive von verschiedenen Künstlern oder Gruppen, die für die Geschichte der Video- und
Performancekunst von Bedeutung waren, so zum Beispiel die Archive der Experiments in Art and Technology
(E.A.T.), Allan Kaprow, Yvonne Rainer, Carolee Schneemann, David Tudor und umfassende Fluxus Sammlungen.
Zusammen mit dem Long Beach Archiv verfügt die Mediensammlung des GRI jetzt insgesamt über mehr als
6.000 Titel - die meisten in technisch überholten Formaten. Das GRI hat in eigenen Räumen ein kleines Labor
zu Erhaltung der Medien aufgebaut, in dem Audio- und Videoarbeiten gereinigt und digitalisiert werden, damit
sie auf Anfrage von Besuchern der Bibliothek angeschaut werden können.
Between 1974 and 1995, the Long Beach Museum of Art operated one of the most successful and innovative
video art departments in the United States. In addition to an active program of exhibitions and screenings, the
museum developed a number of important projects for cable television broadcast, and maintained a post-production facility and visiting artist residency that provided artists with access to editing services and equipment. In 2006, the Long Beach Museum of Art’s video archive, consisting of nearly five thousand tapes, was acquired by the Getty Research Institute (GRI). One of the largest art libraries in the world, the GRI also holds the
archives of several artists and groups who were important in the history of video and performance art, including the archives of Experiments in Art and Technology (E.A.T), Allan Kaprow, Yvonne Rainer, Carolee Schneemann, David Tudor, and extensive Fluxus collections. With the addition of the Long Beach archive, the GRI’s media collections now total more than 6,000 titles, the majority of which are on obsolete formats. The GRI has built
a small on-site media preservation lab, which it uses to clean and digitize audio and video works so that they
can be available for library patrons to view upon request.
Glenn Phillips, Senior Project Specialist and Consulting Curator in the Department of Contemporary Programs
and Research at the GRI, will speak about the acquisition of the Long Beach video archive, and about the GRI’s
overall approach to media collection and preservation. He will present examples of work from the Getty's recent
»California Video« exhibition, a survey of West Coast video art from 1968-2008, and he will demonstrate some of
the Getty's online resources for viewing video and audio works from its collections.
214
VERLUST UNSERER JUENGSTEN GEGENWART
LOSS OF OUR LATEST PRESENT
Oliver Grau
Trotz gut besuchter Festivals, internationaler Forschung, zahlreichen Artikeln, Konferenzen und datenbankgestützter Dokumentation ist die Medienkunst noch nicht in unserer Gesellschaft angekommen: Sie wird weder
systematisch durch Museen und Archive gesammelt, noch von der universitären Kunstgeschichte angemessen
berücksichtigt und ist für Kunstinteressierte und Forscher, die nicht aus der nordwestlichen Hemisphäre kommen nur schwer zugänglich. Auf eine in der Kunstgeschichte beispiellose Art und Weise unterliegt Medienkunst
der ephemeren Natur der Speichermedien und der permanenten Entwicklung der Technologien, so dass Werke, die vor weniger als zehn Jahren geschaffen wurden, heute in der Regel nicht mehr gezeigt werden können.
Wollen wir dieses Erbe nicht vollständig verlieren, müssen wir umgehend handeln und die notwendigen Maßnahmen zu ihrem Erhalt einleiten.
Despite well-attended festivals, international research, numerous articles, conferences and database-aided
documentation, Media Art has not yet been received by our society: it is not systematically collected by museums and archives, nor is due consideration given to it in history of art in higher education; for art-lovers and researchers outside the north-western hemisphere, it remains difficult to access. In a manner unique in the world
of art history, Media Art is subject to the ephemeral nature of storage media and the permanent development
of technologies, meaning that works created less than ten years ago can generally no longer be shown today. If
we do not want to completely lose this heritage, we have to act now to take the necessary steps to preserve it.
Oliver Grau is Professor for Image Science and Head of the Department at Danube University. Grau has lectured
in numerous parts of the world, received various awards and is widely published (12 languages). Recent works include Virtual Art: From Illusion to Immersion (MIT-Press 2003), Mediale Emotionen (Fischer, 2005) and MediaArtHistories (MIT-Press 2007). His research focuses on the history of media art, the history of immersion and
emotions; and the history, idea, and culture of telepresence, genetic art, and artificial intelligence. He was head
of the German Science Foundation project Immersive Art, whose team has been developing the first international Database of Digital Art since 1998: www.virtualart.at, now based at Danube University.
Grau also directs the development of the Database of the Graphic Collection Goettweig, Austria’s largest private
graphic collection, which contains 30.000 masterprints from Dürer to Klimt: http://dbw.donau-uni.ac.at/gssg
Grau taught at Humboldt University Berlin and was a visiting professor at several international universities. He
is a member of the advisory boards of numerous international journals and has been elected a member of the
Young Academy of the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and the Leopoldina. Oliver Grau was director of
Refresh! First International Conference on the Histories of Media Art, Science, and Technology, Banff 2005. (2007
Berlin, 2009 Melbourne).
www.mediaarthistory.org.
215
CONGRESS
FROM ARCHIVE TO LIVING DATABASE
GEDANKEN ZUR ONLINE-VERMITTLUNG VON MEDIENKUNST
Florian Wiencek
»Wir leben heute nicht mehr nur im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks, das die
Aura des Originals in Frage stellt, sondern auch im
Zeitalter der universalen Informatisierbarkeit aller
Daten, das Körperlichkeit und Materialität in Frage
stellt. Was uns zu entschwinden droht, ist alles, was
nicht in den ebenso rasanten wie homogenen Datenstrom eingespeist werden kann. Mit der Materialität
von Artefakten verschwindet aber weit mehr als nur
eine geheimnisvolle Aura; mit ihr verschwinden Realität, Geschichte und Gedächtnis.«1, schreibt Aleida
Assmann. Dies betrifft paradoxer Weise auch die
Kunstformen, die wie die digitalen Daten ebenfalls immateriell und flüchtig sind: beispielsweise zeitbasierte, prozessorientierte und mit Installationen sich auch
in den Raum erstreckende Kunstformen. Unbestritten
ist die Tatsache, dass gerade ephemere Arbeiten, die
auf digitaler Technik basieren, beispielsweise interaktive Arbeiten in diversen Ausprägungsformen, für ihre
Bewahrung auf Dokumentation und die Archivierung
derselben angewiesen sind.2 Dieter Daniels beschreibt ein Vermittlungsparadox der elektronischen
Medienkunst3, bei dem er davon ausgeht, dass die
künstlerische Arbeit zwar in elektronischen Medien
stattfindet, sie aber in ihrer Vermittlung nur wenig von
diesem Verbreitungspotential profitieren kann. Denn
ein solches Projekt ließe sich in der klassischen TextBild-Darstellung, wie sie beispielsweise in Katalogen
zur Anwendung kommt, nur unzureichend vermitteln,
da die Erfahrung der medialen Qualitäten unabdingbar für das Erfassen der Arbeiten sei. Insofern müssten solche Projekte multimedial vermittelt und zudem mit relevanter Theorie in Beziehung gesetzt werden. Eine weitere Schwierigkeit im Umgang mit medialen Kunstwerken – gerade für Forschung und Lehre
– ist nach Daniels der Zugang. Bei der Vermittlung von
Medienkunst geht es also zunächst einmal darum, die
Arbeiten in irgendeiner Form für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen, was sowohl durch eine Präsentation der Arbeit als auch durch Dokumentation und Kontextualisierung erfolgen kann. Gerade bei interaktiver
Kunst bzw. bei installativen Arbeiten besteht die
Hauptaufgabe darin, die Erfahrung im Möglichkeitsraum der Arbeit, innerhalb ihres Regelwerks den Prozess und die Zeitlichkeit zugänglich und nachvollziehbar zu machen. Bei der Vermittlung der Erfahrung
kann der Ausgangspunkt immer nur eine subjektive
Erfahrung, eine Annäherung, eine Momentaufnahme
sein.
Eine Dokumentation4 stellt an sich eine Abstraktion
und Reduktion einer Arbeit auf Informationen und Daten dar, wobei zudem meist ein Dispositivwechsel
durch die Transformation in das Dokumentationsmedium erfolgt. Für die Präsentation von Dokumentationen ist das Internet, insbesondere Online-Archive
bzw. -Plattformen, im Hinblick auf die Möglichkeit der
216
multimedialen Vermittlung, der Prozessierbarkeit und
verlustfreien Übertragbarkeit, sowie auf die Verfügbarkeit der digitalen Daten besonders geeignet, da es
sowohl die Nutzer mit den Informationsquellen als
auch die Informationsquellen untereinander verknüpfen und damit kontextualisieren kann.5 Durch die Verarbeitung und bewusste Zusammenstellung von Daten, dem Nachzeichnen von Verbindungen, der Reflexion der Informationen entsteht aus dem Ganzen
mehr als die Summe seiner Teile. Im Idealfall können
das System der medialen Kunst, ihre Geschichte und
ihre Diskurse nachvollziehbar gemacht, sowie neue
Erkenntnisse aus den vorhandenen Daten gewonnen
werden (Data Mining). Dies zeigt: Ein Archiv bietet lediglich das Ausgangsmaterial, für eine Vermittlung
muss es mit Werkzeugen gepaart werden, die eine
Weiterverarbeitung, eine Auseinandersetzung mit und
Verknüpfung der Daten ermöglichen. Harald Krämer
fordert, ein Archiv solle »durch die Entwicklung von
möglichen Fragestellungen zur richtigen Antwort hinleiten.«6 Die Orientierung innerhalb der Wissensräume, die Methoden des Auffindens, der Abfrage, der
Navigation, und die interpretierbare Darstellung von
digitalen Daten z. B. durch Knowledge-Discovery
Tools7 werden zentral.
Im Wesentlichen wird die Vermittlung über die
Schnittstelle bzw. die Zugangsmöglichkeiten zu den
Daten über die Kunstwerke konstituiert. Doch wie
kann ein Online-Archiv konkret zur Vermittlung dienen? Die Antwort ist so simpel wie schwierig zugleich:
eine digitale Datensammlung, die auf Prozessierung
harrt, muss aktiviert werden. Dies kann beispielsweise durch Einbinden der Daten in eine lineare Erzählung oder einen Diskurs, die Verknüpfung, die Prozessierung und damit Interpretation der Daten, oder gar
eine Re-Interpretation des Kunstprojekts anhand der
Aufzeichnungen aus dem Archiv erfolgen. Bei den derzeit bestehenden Vermittlungsprojekten, die zumeist
auf Ansammlung und Kontextualisierung von multimedialen (Meta-)Daten basieren, lassen sich grob
zwei Formen – Archiv und Plattform – differenzieren,
wobei die Übergänge fließend sind.8 Diese unterscheiden sich in der Kontextualisierung der Arbeiten.
Online-Archive wie z.B. virtualart.at9, Ars Electronica
Archiv10 oder V2_archive11 bieten zumeist einen direkten und spezifischen Zugang zu den Daten, die sie
für gewöhnlich im ersten Schritt in Form von Informationen bzw. Fakten zu den Arbeiten zur Verfügung stellen, wobei hier die Unterschiede bei den Suchfunktionen (genaue Suche wie Volltextsuche oder Listen, oder
explorative Suche z.B. mittels visueller Tools) und Darstellung der Ergebnisse, der weiteren Kontextualisierung der Daten (z.B. Verknüpfungen mit archivinternen
oder -externen Informationen, weiterführende Texte,
Einbettung in einen Diskurs), der thematischen Ausrichtung, der Zielgruppe sowie der Quelle des Inhalts
(Redaktion und/oder Community) liegen. Ausgehend
von Eva Moragas Definition einer Kunst-Plattform als
»[…] naked infrastructure for collective context generation, content aggregation, and art community generation […]«12 bezeichne ich alle Ansätze als Plattform,
die vom Diskurs ausgehen und die Projekte in eine Erzählung oder eine Diskussion durch eine offene oder
geschlossene Community einweben. Beispiele für eine
solche Form wären »Medien Kunst Netz«13, netzspannung.org oder Rhizome14.
»Instead of considering data stocks simply as stocks,
the point is to activate them discursively – i.e. information should be drawn from data and this information should be shifted discursively into a more comprehensive context of meaning.«15 Durch die aktive Auseinandersetzung der User mit selbigen entsteht ein
Mehrwert, denn sie schafft neue Verknüpfungen, neue
Interpretationen der Daten und gleichzeitig neues
Kontextmaterial. Die Möglichkeit einer lebendigen
Auseinandersetzung sollte oberstes Ziel eines OnlineArchivs als Vermittlungsmedium sein. Dies könnte
beispielsweise durch die Etablierung einer Metaebene
über den Inhalten geschehen, die den Nutzern einen
Arbeitsplatz für ihre Recherchen und so die Möglichkeit bietet Suchergebnisse zu speichern, Texte und
Medien zu kommentieren und annotieren, aber auch
Beziehungen innerhalb der Archivdaten selber zu etablieren oder, Verlinkungen auf beliebige Webadressen
zu setzen – all dies privat oder öffentlich, ohne allerdings die Kerninhalte eines Archivs zu verändern.16
Fazit:
Online-Vermittlung füllt die Leerstellen bei der offlineMedienkunstvermittlung gerade für Forschung und
Lehre aus, wo die Verfügbarkeit, die Nutzbarkeit und
der Diskurs eine große Rolle spielen. Aber auch NichtWissenschaftlern kann mittels zielgruppengerechter
Interfaces ein interessanter Zugang zu Medienkunst
geboten werden. Allgemein gesprochen ist es das Ziel,
Zusammenhänge innerhalb der medialen Kunst wie
auch die einzelnen Projekte mit ihren Erfahrungsräumen für sich verständlich und begreifbar zu machen.
Hier kommen die multimedialen Möglichkeiten der
Darstellung im Web zum Tragen. Durch die Eigenschaft
der schnellen Aktualisierbarkeit des Webs wird es
möglich den aktuellen Diskurs, die aktuellen Trends,
den Zeitgeist zu erfassen und abzubilden. Online-Vermittlung muss aber komplementär zur personellen
Vermittlung der Arbeiten gedacht werden. Eine persönliche Erfahrung des Projekts kann sie niemals ersetzen, aber sie kann sie sinnvoll ergänzen und mit
ihren eigenen Qualitäten neue Sichtweisen auf die
Projekte ermöglichen.
Florian Wiencek ([email protected]), Jacobs University Bremen, School of Humanities and Social Sciences.
Referenzen:
Assmann, A. (2004): Zur Mediengeschichte des kulturellen Gedächtnisses. in: Erll, A.; Nünning, A.
(Hg.)(2004): Medien des kollektiven Gedächtnisses –
Konstruktivität - Historizität - Kulturspezifität. Berlin,
New York.
Daniels, D. (2004): Das Vermittlungsparadox der Medienkunst – Thesen und Modelle zur multimedialen
Vermittlung. in: Lischka, G. J.; Weibel, P. (2004): Die Medien der Kunst – die Kunst der Medien. Wabern/Bern.
S. 90-104
Debatin, B. (1999): Allwissenheit und Grenzenlosigkeit: Mythen um Computernetze. In: Wilke, J. (Hg.)
(1999): Massenmedien und Zeitgeschichte. Konstanz.
S. 481-493
Depocas, A. (2001): Digitale Konservierung: Die Aufzeichnung der Neukodierung. Die Strategie der Dokumentation. http://90.146.8.18/de/archives/festival_archive/festival_catalogs/festival_artikel.asp?iProjectID=8244, abgerufen am 23.03.2009
Grau, O. (2004): Für den erweiterten Dokumentationsbegriff – »Datenbank für Virtuelle Kunst«. http://netzspannung.org/media-art/publications/digital-transformations/, abgerufen am 23.03.2009
Haber, P. (2004): »Google-Syndrom«. Phantasmagorie
des historischen Allwissens im World Wide Web. in:
Epple, A.; Haber, P. (2004): Geschichte und Informatik.
Vol. 15/2004. S. 73-90
Holert, T. (2002): Der Abfall unseres Lebens. Joschka
Fischer, Madonna und die Politik des Archivs. in: Bismarck, B. von et al (Hg.) (2002): interarchive. Köln.
Krämer, H. (2001): Museumsinformatik und digitale
Sammlung. Wien
Moraga, E. (2007): Web 2.0 and »Looping-Passing« Curatorship. in: CONT3XT.NET (Hochrieser, S.; Kargl, M.;
Thalmair, F.) (Hg.) (2007): circulating contexts – Curating Media / Net / Art. Norderstedt, S. 102-111
Stemmrich, G. (2005): Media Art Net – A Paradigm for
Media Art Mediation. in: Frieling,R.; Daniels, D. (Hg.)
(2005): Medien Kunst Netz 2 – Thematische Schwerpunkte. Wien, New York. S. 40-49
V2_ Institute for Unstable Media (2004): Capturing Unstable Media. http://capturing.projects.v2.nl/recomm.
html, abgerufen am 21.08.2008
Wiencek, F. (2006): Medienkunst im Kontext – Ein
Schema zur Dokumentation von interaktiven Installationen. unveröffentlichter Bachelor-Report, eingereicht im August 2006, am FB 3, Universität Bremen
[downloadbar unter http://www.austrianflow.de /ba_
report/BA_Report_Florian_Wiencek]
Wiencek, F. (2008): Archiv – Medienkunst – Dispositiv.
Digitale Archive als Vermittlungsmedien für Medienkunst am Beispiel der Ars Electronica. unveröffentlichte Master-Thesis, eingereicht im Oktober 2008, am
FB 9, Universität Bremen [auf Anfrage an f.wiencek
@jacobs-university.de einsehbar]
217
LIST OF TITLES
142
170
104
51
142
43
41
77
159
77
53
87
133
145
85
160
37
124
105
164
94
80
150
211
71
55
34
47
67
161
34
65
178
157
99
56
190
203
88
151
185
52
107
173
188
58
140
214
33
177
107
94
124
138
136
46
132
152
160
158
72
57
...nästan som en i familjen
»22.01.08«
»tween my lips«
(The Never Ending) OPERETTA
2 or 3 Things I Knew About Her
69
A
A Necessary Music
a point
A Taste of Honey
A Touch
Aanaatt
About a World
Abstronic
Adress Unknown
Adrift
Ahab-Oneview
All the House (Haditha
Massacre), Part 3 of Flicker
On Off
Allures
Ambulante: 1
An einem anderen Ort
Annual Report
Anthrôpos
Antje und wir
Archiv-Interfaces
Artifices#1
as found
as if to nothing
atlantis
Atlas and the renewed energy
Auf Grund
August 2008
B
B-17: A Mini-Epic
Bamboo
BAR-B-Q Fast Music Diner
Based on an actual event
Being Human
Bilderschlachten - 2000 Jahre
Nachrichten aus dem Krieg
Bildpolitiken des Krieges /
Image policies of the war
Binnenverblijven
BIPOLAR. An Interview with
Richard
Boelckestrasse
Borgate
Bouché / Blocked
Broken Haze
Bubble Beatz
Burlesque
C
Cabinet
California Video
Capsicum
Casa Moricci
Cattle Call
Celluloidiva
Chakra
Cheer Me Up Thank You Video for New Buffalo
Cine Trans Europe
coagulate
Color Rhapsody
Continental Me
CopyCat Pack 2.0
Corners
Cosmo
Crush!
218
157 Cubicle Revisited
68 CUTECUTECUTE
125 Cycles
D
131 Dada
144 Dadda zeydam
146 Dancing was the only way to
avoid deafness
51 Das Dichte und das Gehöhlte
152 Dawn
44 De Tijd
36 Der Augenblick / The Wink
56 Der Imitator / The Imitator
171 Der Turm
61 Der Wanderer / The Wanderer
68 destroy
57 Die ewige Heimat
134 Digging the American Dream
139 Din Of Celestrial Birds
50 Discovering Composition
in Art
82 Distorted Areas~
130 Documentary. Excerpt
110 Double Take
69 Dropping Furniture
97 DU3L @ G4NRYU 15L4ND
185 Dunkelland
136
98
116
E
Earth of Delightful Gardening
El Soter: The Hail
Elephant Graveyard
Elvenland
emergency needs
Emma / Mother
Enclosures
endfilm
Energie!
enter
Erinnerungen
es hört nie auf /
it does never stop
Escape
Etud drótszamárra
(Ironhorse Etude)
Evening's Civil Twilight in
Empires of Tin
Evolizer
Excerpt
Exhausted
48
63
140
72
66
78
70
95
112
189
45
67
146
143
125
59
60
165
45
90
F
Face of An Angel
Failure
Fall
Fall
Fashion Death
Fawn
Feeling Me Feeling Free
Fences
FILM IST. a girl & a gun
Filmbattle
First approach (2)
Fone fur follies
Fone Fur Follies
For a Better World
Fountain of Dreams
Four Questions for a Rabbi
Freude / Delight
Fritzi und Schlitzi
Frontier
für Meiko / for Meiko
32
100
153
32
39
63
88
70
138
92
173
76
131
155
117
G
118 Gaza / Sderot Leben - Trotz allem
216 Gedanken zur OnlineVermittlung von Medienkunst
48 Ghosts
156 Gold
179 Graphit auf Leinwand
56 Gregor Alexis
39 Grito
167 Große Maschinen bringen
kleine zur Welt
165 Größere Leinwände,
längere Hälse!
H
74 habitat
145 Headcharge
96 Headlines: Hybrid Films Baghdad Plan Is A Success
76 HEIM / Home
184 Heim und Horizont II /
Home and Horizon
161 Heimatliebe
100 Hello Antenna
105 Hey
114 Holland
178 Horizontal Skip
64 Hors Champ (Portraits)
84 Hyacinth
40
102
153
151
71
168
192
202
62
132
175
44
84
81
42
156
51
I
I Left My Silent House
I Like
I Love Angel Forever
I Love You All
Ich lehre euch / I teach you
Ideal Audio
Image Battles - 2000 years
of news from the war
Image Fulgurator
Imaginary Girlfriend
Imagination
Improvisationen
in the mix
Incandescencia
Increase
Iris Out
Irrlicht
Ivo Burokvic - The Life of the
Fake Artist as a Young
Business Model
J
79 j.
67 Je Dis Non Ali / I Said No Ali
144 Je suis une bombe
(I am a bomb)
120 Jordan Belson:
Films Sacred and Profane
K
Khoda
Kniffel
Kreutzersonate
Krieg und Kunst / War and Art
Kron Transmission, an
anachronic Science Fiction
tale
199 Kunst und Krise /
Art And Crisis
155
173
154
194
135
177
135
137
182
162
93
L
L'Hôtel
La Esclava
Lacus Temporis
Lagerraum – Storage Room
Latrinalia
Layers
88 Le nouveau OMIZA, se
promenant derrière le miroir
200 Life - despite everything /
Leben - trotz allem
124 Light
169 Line
73 LINT LENT LAND
152 Loope
154 Loose Connection
103 Loose Control
135 LU-CHE III
79 Lucia
150 Luft
135 Luis
147 Luna Zero
102
64
92
58
204
54
137
149
205
62
69
134
156
201
103
35
157
134
133
108
125
213
164
85
86
109
86
212
59
133
49
176
66
168
53
35
55
159
M
Make No $mall Plans
Mama Superfreak
Many Buddhas
Mary Koszmary
Master compass /
Mutterkompass
Matter in Motion
Matter in Motion
Media Campus
Mediaartbase.de - Project
Melancholia
mental traffic
Meritoria
Milbe
Minus 1
MINZE - Kein Geld
Mission to Kumasi
Mobile Postcard
Monga
Mood Contrasts
muhanned´s wish
Music of the Spheres
Musik, das Gedächtnis des
Films / Music, The Memory
of The Film
My First Control Kit
Myth Labs
N
naissance d'un objet
Naufrage
Nebula
Netzspannung.org /
Medienfluss
New Educational Series Better Military Modelling
New Sensations in Sound
Night Sweat
Night´s in Motion
No One Wants to Eat the
Parsley
NO(W)HERE
Noir
non-western
Now Wait for Last Year
Nude
O
Obsedenost / Obsession
Ocean
Oh, I'm So Happy
Ohne Frühstück mach ich nix
One Lux
Opening Night
Optical Percussion
Orbital Glider / Raumgleiter
Origin of the Species
Ouaga (a visual experience of
an african city)
33 Outwardly from Earth's Center
59
159
57
176
94
87
95
186
49
36
P
93 Packband als Tonband /
Tape recording
37 painting paradise
102 Papal Broken-Dance
131 Parabola
65 Pareidolia
133 Pastorale
143 Pequeños ataques al corazón
(Little Heart Attacks)
140 Playing Up
150 Pluto
138 Pneuma Monoxyd
210 Point-and-click video art
134 Politische Fiktionen Chilenische Videos
100 Polizistin Eva /
Police Woman Eve
132 Polka Graph (Fun with Music)
50 Polonaise Diplomatique
78 Portrait of Doria
91 Prometheus/Odysseus
80 Puccini Conservato
R
146 Rapsódia de Absurdo
(Rhapsody of the Aburd)
75 RE-constructions
145 Re: Commentments
126 Reaching for Kinetic Art –
Mary E. Bute
163 Rebeca
163 Recitation/Reception
196 Regina José Galindo
103 Rehab
108 Resonance
172 Revoltieren
130 Rhythm in Light
181 Robinson to Francis
101 Robot Love
39 Ruta i spomenik /
Ruta and the Monument
S
124 Samadhi
77 Sarah Ann
183 Schütze deine Identität Protect your identity
84 Secret
91 Secret Machine
96 ShareSnitch
99 Shooting Locations
40 Sidewalk
161 Signalis
52 Simultaneous Contrast
101 smallOnes Brainpain
179 Snowcrash
81 solo 612.43
50 sorry curator
104 Soul Of A Man
63 SPAM the musical
(THE LONELY GIRLS)
98 Spielend im Garten /
Playing in the Garden
131 Spook Sport
38 Stadt des Kindes /
City of Children
83 Steigerpijp
131 Synchromy No. 2
90 Syscapes # Interlude
132
185
147
185
T
Tarantella
Tempelhof
The Apology Line
The Botanist´s Delight (Das
Entzücken der Botanikerin)
61 The Clothes Make the Man
64 The Crystal Gaze
58 The Force of Beauty: The
Beauty of Force
212 The Gamma Portal
141 The Juche Idea
60 The Man Who Went Outside
135 The Missing Monument for
Washington DC o Propuesta
de Monumento para Victor
Jara
61 the sounding lines are
obsolete
115 The Sun And The Moon
92 The Two Teams Team
74 The Wind
137 Thee Wreckers: No Place Like
Home
154 Those Crazy Insides
106 Time Patrol
73 Tin Woodsman' Home Movie
#2
109 Tomorrow-Yeah!
42 TRIFTER 1
142 Trotzdem Danke (Thanks
Anyway)
171 Trümmerteppich
144 Twist
83 Two Times 4'33"
U
113 Ukrainian Time Machine
162 Und wenn wir dann im Himmel
sind
139 Undisclosed Beauty
166 Une Camera Traditionelle
106 Unknown Unknown(s)
172 Untitled
171 Untitled
181 Untitled Tea Party
169 User Guide to the Semiotics of the
Kitchen
215
143
210
144
104
155
97
98
38
46
47
89
139
147
145
V
Verlust unserer jüngsten
Gegenwart / Loss of Our Latest
Present
Video 3000
Videokunst per Mausklick
Violeta, la pescadora del mar
negro
Virtuality
W
Wallets
WAR_TCHING MACHINE
Week End
Weile Wangque de Jinian /
Unforgettable Memory
Welcome
Westcoast (AT)
What If?
White Noise
Wolf Lake
Wolken-gestalt
X
80 XI
Z
97 Zero
219
LIST OF AUTHORS
109
74
157
88
146
79, 135
A
Abke, Daniela
Anderson, J. Tobias
Angelicola, Anthony
Antlfinger, Mathias
Aoun, Jean-Noël
Atallah, Niles
33
46
58
130
137
125
153
124f.
163
55
151
211
96,160
57
106
94
47
165
205
194
89
92
210
126f.
B
Barba, Rosa
Barber, George
Bartana, Yael
Basquin, Kit
Battey, Bret
Beck, Stephen
Belkin, Avi
Belson, Jordan
Bernagozzi, Jason
Bernien, Mareike
Betschart, Gabriela
Blome, Gabriele
Bode, Jan
Bohley, Konrad
Boswell, Mark
Braga, Cristina
Braun, Ulu
Brosch, Ilka
Brümmer, Ludger
Bunne, Egon
Burns, Torsten Zenas
Busch, Harald
Buschmann, Renate
Bute, Mary Ellen
105
159
40
79,135
117
85
78
65
C
Caravantes, Martha
Chan, Garvin
Cho, Seungho
Cociña, Joaquin
Cohen, Jem
Colburn, Martha
Corbet, Brady
Cubacub, Arturo
83
108
64
56
56
39
112
172
34
165
178
32
155
60
64
109
115
D
de Boer, Manon
De Cock, Karel
de Visser, Bea
De Vries, Ilke
Debus, Jana
Denegri, Andres
Deutsch, Gustav
Dévény, Barbara
di Martino, Rä
Diegel, Jos
Dittebrand, Lucas
Doing, Karel
Dolatabadi, Reza
Draschan, Thomas
Duhamel, Patrice
Durand, Clorinde
Dwoskin, Stephen
E
101 Eichholtz, Philipp
63 Eldagsen, Boris
70 Ellenberg, Marianna
220
100
67
166
39
62
62
107
141
50
138,189
212
161
90
203
49
Erzetic, Blaz
Eshom, Jim
Euler, Anne
Everson, Kevin Jerome
Eyres, Erica
F
Feser, Dennis
Feuvre, Agnes
Finn, Jim
Fischer, Anke
Fleisch, Thorsten
Fleischmann, Monika
Flückiger, Adrian
Flumen, F.K.
Frohne, Ursula
Fruhauf, Siegfried A.
36
98
42
47
54,137
67
41
105
167f.
114
95
116
142
118
177
215
46
50
110
176
96
86
59
188
134
212
G
Gagliardo, Alessandro
Galler, Thomas
Gamsjäger, Rainer
Geenen, Pieter
Gerhardt, Joe
Germondari, Werther
Gibson, Beatrice
Gil, Arturo
Glandien, Alexander
Gloger, Thijs
Gockell, Gerd
Gok, Kim
Göransson, Astrid
Gordey, Serge
Göwecke, Mark-Steffen
Grau, Oliver
Grecu, Mihai
Gresser, Isabella
Grimonprez, Johan
Gröbe, Jo
Gruffat, Sabine
Grünfelder, Romeo
Grzinic, Marina
Gschwend, Christian
Guevara, Paz
Guiton, Jean-François
154
156
86,101
181
90
53
213
199
140
63
72
140
84
108
142
83
37,143
50
69
88
H
Haering, Jan
Haffke, Gerald
Harp, Hilary
Harper, James
Hartmann, Philipp
Hattler, Max
Heidenreich, Achim
Heidenreich, Stefan
Helliwell, Ian
Henricks, Nelson
Herbst, Nico
Herman, Todd
Herrera, Juan José
Hertweck, Nico
Hidalgo, Eli Cortiñas
Hin, Barbara
Hlali, Barbara
Hollywood, Annette
Horn, Paul
Hörner, Ute
144 Huertas, Brahim Rocío
69 Hund, Harald
I
35 Ibghy, Richard
155 Icks, Johanna
168 Im, Go Eun
54,137
106
72
140
164
152
51
172
40
48
59
52
146
162
102
154
177
82
76
37
138
68
38
102
179
45
156
171
98
99
161
76
71,79
185
147
142
35
79,135
87
156
71
102
152
57
94
73
44
145
100
89
80
53
J
Jarman, Ruth
Jodry, Jasmin
Jolley, Patrick
Jolley, Paddy
Jürgensen, Janne
K
Kämmerer, Björn
Kantor, Istvan
Keller, Franziska
Kels, Karl
Kennedy, Anthea
Kennedy, Jill
Kennedy, Chris
Khalifé, Anthony Abou
Kienzler, Kay
Kirfel, Cornelius
Klein, Marcel
Kleinhenz, Jochen
Knapp, Manuel
Knüpfer, Sirko
Koebel, Caroline
Koener, Thomas
Kogler, Clemens
Kolar, Christoph
Köperl, Stephan
Kopka, Gregor
Kötter, Daniel
Kracht, Oliver
Kreuzkamp, Katharina
Kuntzsch, Betina
Kutschker, Thomas
L
La Roche, Manaledi
Larcher, Claudia
Larose, Alexandre
Lauchstädt, Ilka
Lees, James
Leinkauf, Mischa
Lemmens, Marilou
León, Cristobal
Leyendekker, Tim
Linke, Sebastian
Lorenz, Alexander
Losier, Marie
Lottje, Petra
Lundqvist, Cecilia
Lux, Antal
Lynch, Lee
M
Machacek, Jan
Maglioni, Silvia
Mählmann, Eike
Martin, Darrin
Martin, Pia
Martin, Mirko
107
147
74,186
64
45
93
153
145
139
77
152
139
130
66
135
134
84
171
68
182f.
Maryniuk, Mike
Matarazzo, Antonello
Mayer, Maix
Mayer, Ursula
McDougall, Harriet
Meng, Xiangyu
Mengte, Bao
Menlibaeva, Almagul
Merhige, E. Elias
Meter, Barbara
Meyer, Franziska
Miller, Dennis
Mollot, Larry
Mooney, Sharon
Moraga, Marcela
Moreno, Alejandro
Moyer, Lydia
Müller, Janis E.
Münnich, Eva
Musik- und Kunstschule
der Stadt Osnabrück,
79
81
135
171
190f.
146
N
Nagler, Solomon
Nakajima, Yusuke
Navarro, Iván
Neubacher, Daniel
Nöring, Hermann
Nunes, Claudia
161
88
91
184
67,146
O
Odermatt,, Thaïs
Olthaar, Arianne
Onitsch, Cornelius
Orazem, Vito
Ostrovsky, Vivian
103
42
135
65
214
50
33
39
144
97
61
134
97
78
107
188
169,201
170
55
91,99
144
176
157
159
162
159
49
P
Panzarino, Monica
Payne, Simon
Pazzanese, Giancarlo
Petschnig, Maria
Phillips, Glenn
Phillips, Heidi
Phillips, Deborah
Poljak, Renata
Pong, Elodie
Prada, Triny
Price, John
Purdy, Caty
R
Rafman, Jon
Rainer, Christoph
Rankin, Matthew
Rauber, Kay
Reich, Johanna
Renner, Elianna
Reupke, Rachel
Reynolds, Reynold
Riba, Marc
Riegler, Jürgen
Riker, Paul
Ringelschwandtner, St.
Risch, Daniela
Rittmeier, Simon
Rivers, Ben
158
66
163
59
59
137
155
85
138
92
135
100
100
58
63
186
94
143
56,61
87
90
52
55
151
36
161
54,137
105
58
98,145
86,101
43
104
59
147
80
144
81
104
73
36
130
169
150
212
150
70,104
Roberts, Derek
Rodrigo, Daniel
Rodríguez, Gonzalo H.
Rosenblatt, Jay
Ross, Stacey
Rosto A.D,
Rózsás, Lívia
Rudelius, Julika
Ryan+Sverre
S
Saiz, Manuel
Salas, Paula
Samartseva, Veronika
Samoylovich, Anna
Sanborn, Keith
Savela, Antti
Scanner,
Schleicher, Harald
Schleiss, Marc
Schmid, Max Philipp
Schnitt, Corinna
Schockmel, Eric
Schreiber, Lotte
Schroedinger, Kerstin
Schubert, Beatrix
Schweiger, Michaela
Schwingruber, Corina
Semiconductor
Shetrit, Guy Ben
Shore, Tim
Silberstein, Guli
Silver, Suzie
Simon, Peter
Sixt, Stefanie
Šmid, Aina
Smith, Michael W.
Snow, Michael
Solanas, Anna
Sonntag, Jan-Peter E.R.
Speer, Christina
Spengler, Isabell
Spina, Giuseppe
Starr, Cecile
States, Selene
Stienz, Felix
Strauss, Wolfgang
Stürz, Natalia
Sulzer, Martin
173
156
34
173
60
181
145
143
200
80
T
Tan, Dennis
Tebbe, Karl
Templin, Andreas
Thiele, Felix
Thomas, Jennet
Thompson, Lucy
Thomson, Graeme
Touzón, Daniel Cuberta
Trabelsi, Osnat
Tremblay, Mathieu
160
93
113
196
U
Uhlig, Helmut
Ulrichs, Timm
Uman, Naomi
Ureña, Jürgen
48
157
83
32
136
44
75
103
134
202
95
V
V. Delgado, Omar
Vadócz, Péter
van der Veen, Martin
van Everdingen, Francien
van Nuenen, Jan
Vegter, Bart
Veldhoen, Martijn
Verbunt, Camille
Viera-Gallo, Manuela
von Bismarck, Julius
Vonk, José
103
35
204
144
178
51
139
38
65
179
154
48
216
51
189
97
102
92
157
69
57
57
61
181
84
W
Wagner, David
Wallace, Linda
Walter, Harry
Walther, Alexia
Walther, Jörg
Wanner, Franz
Weberg, Anders
Wei, Liu
Weis, Sarah
Welter, Hanni
Wheele, Ben
Wiblin, Ian
Wiencek, Florian
Wiersbinski, Paul
Wiesinger, Telemach
Winkelmann, Matthias
Winkler, Sylvia
Winkler, Paul
Winter, Nicole
Wojciechowski, Marcin
Wolf, Alexander
Wolf, Nouchka
Wood, Owen Eric
Wright, Lucy
Wylie, William
X
145 Xiaolu, Guo
164 xkopp
150
173
120,122
77
Y
Yang, Kai-Yen
Yoon, Jaeyeon
Youngblood, Gene
Yura, Yasuto
Z
175 Zauner, Norbert
77 Zwier, Pim
221
EUROPEAN
MEDIA ART FESTIVAL
OSNABRUECK 2010
21. - 25. April 2010
Ausstellung 21. April - 23. Mai 2010