Coverstory Der Style der Macht - iStyle

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Coverstory Der Style der Macht - iStyle
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Der
Style
der
Macht
Power-Frauen. Eiserne Lady, Eiskönigin oder Mode-Muffel:
von katrin Pirzl
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Fotos: Net-a-porter
Welches Outfit braucht es, um ganz nach oben zu kommen? Wir zeigen
die besten Looks erfolgreicher Damen. Plus: Angezogen ohne anzüglich
zu wirken: die subtile Sexyness der Claire Underwood.
Fotos: © 2015 MRC II Distribution Company L.P. All Rights Reserved.
Eiskönigin. Als First
Lady hat Claire Underwood (Robin Wright) in
„House of Cards“ die
wahre Macht. Ihr Look:
kühl, klassisch, elegant.
Scharfe Schnitte, perfekter Sitz. Sie hat Klasse.
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W
Mrs. President. First
Lady war sie schon. Hillary
Rodham Clinton (67) will
zurück ins Weiße Haus.
ollen Sie hoch hinaus, an die Spitze
eines Unternehmens? Streben Sie
die Weltherrschaft
an? Dann riskieren Sie mal einen Blick
in den Spiegel! Kein Scherz. Klar kommt
es auf sogenannte Hard Skills – schwer
erarbeitete Fähigkeiten, Kompetenzen
und Fachwissen – an. Aber nicht nur. Ein
wesentlicher Faktor auf dem Weg nach
oben ist die Optik. Dabei geht es nicht
um „klassisch schön“: Angela Merkel
führt seit Jahren die Forbes-Liste der
mächtigsten Frauen der Welt an. Als
modisches Vorbild oder gar Stilikone gilt
sie bei Weitem nicht. Doch sogar von der
deutschen Kanzlerin kann man sich in
Sachen Stil einiges abschauen. Es geht
aber auch chicer nach oben.
Eiskalter Engel und Stil-Expertin Sie ist eine Erscheinung, kühl, elegant,
rundum perfekt: Wenn Robin Wright
als Claire Underwood in der Netflix-Erfolgsproduktion „House of Cards“ (in
Österreich zu sehen bei Sky Atlantic
HD) den Raum betritt, sind alle Augen
auf sie gerichtet. Auf immer mörderisch
hohen Designer-Stilettos schreitet sie an
ihr Ziel, die Haltung angespannt, den
Kopf erhoben, völlig ihrer Ausstrahlung
bewusst. Die Kleider und Kostüme, die
sie trägt, passen wie angegossen. Die
Feminin. Cristina
Fernándesz de
Kirchner (62) lenkt
seit 2007 als Präsidentin die Geschicke Argentiniens.
Schnitte: klassisch. Die Farben: gedeckt.
Kein Bling-Bling, wenn Schmuck, dann
kleine Diamantenstecker oder eine kurze Perlenkette. Der freche Pixie ist immer akkurat geschnitten. Hosenanzüge
wären zur Kurzhaar-Frisur zu maskulin. Ihre Outfits brauchen keine lauten
Farben, ihr Stil funktioniert in Beige,
Grau, Weiß, Dunkelblau perfekt. Klassisch, elegant, mit subtiler Erotik. Ein
Look, der von Tausenden von Frauen
weltweit kopiert wird. Claire Underwood scheint in Sachen Power-Style
alles richtig zu machen. Doch wie sieht
es in der Realität aus?
Der Stil der First Ladies
Macht ohne mode. Kanzlerin
Angela Merkel (61) gilt als die
mächtigste Frau der Welt. Für
Mode interessiert sie sich absolut nicht. Blazer, Hose, bequemes
Schuhwerk. Zu ihr passt das.
Michelle Obama, Ehefrau des mächtigsten Mannes der Welt und alles andere als
ein graues Mäuschen, bricht mit einigen
bisher geltenden Dresscodes: bunte Farben, wilde Muster, ärmellose, kurze Kleider. Es unterstreicht ihren Typ, doch
früher wäre es undenkbar gewesen, bei
offiziellen Auftritten die kalte Schulter zu
zeigen. Auch für die First Lady. Eine
ihrer Vorgängerinnen strebt aktuell selbst
das oberste Amt der USA an: Hillary
Clinton zeigt sich im Wahlkampf stets in
unifarbigen Anzügen. Sie weiß sehr wohl
um die Wirkung von Power-Dressing –
und um das mediale Interesse: „Ich bereise 112 Länder, und immer ging es nur
um meinen Haargummi.“
➣
edel. IWF-Chefin Christine Lagarde
(59) hat nach Merkel den größten Einfluss am Polit-Parkett. Ihr Stil: elegant.
lässig. Die
deutsche
Familienministerin Manuela
Schwesig (41)
mag es unkompliziert.
Hillary Clinton will die mächtigste Frau
der Welt werden – im Anzug. First Lady
war sie schon, jetzt will es die Ex-Außenministerin der Vereinigten Staaten selbst
wissen. Für die Demokraten wirft sie sich
ins Zeug – und in stets einfarbigen Kombinationen. Dabei geht sie kein Wagnis ein,
sondern setzt auf einen Ton von Kopf
bis Fuß, am liebsten in den Farben der
Stars & Stripes-Fahne: Patriotismus von
innen und außen. Ob sie die erste Präsidentin der USA wird? Die Wahl ist 2016.
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Fotos: Gabriel Rossi/STF/getty images, NICHOLAS KAMM/getty images, viennareport
Uni im wahlkampf
Immer top. Helle Thorning-Schmidt
(48) wählten die Dänen trotz modischer
Expertise als Ministerpräsidentin ab.
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Perfekt. Frisur,
Bluse, Bleistiftrock – alles sitzt
perfekt. Das vermittelt Autorität
und Kompetenz.
Frisur vor Kompetenz?
Männer haben es in vielen Aspekten des
Lebens leichter. Auch beim BusinessOutfit. Anzug, geputzte Schuhe, sauberes
weißes Hemd, je nach Anlass Krawatte.
Fertig. Bei Frauen wird viel genauer hingeschaut. Sobald eine Politikerin im Hohen Haus das Wort ergreift, wird analysiert: Was hat sie an? Sitzt die Frisur?
Viele Fettnäpfchen lauern. Nicht zu sexy,
nicht zu männlich, nicht zu schrill, aber
auch nicht zu fad. Nicht zu exzentrisch,
aber auch nicht zu angepasst. Der Weg
nach oben ist voller potenzieller modischer Fauxpas. Doch können wir mit
unserer Kleidung tatsächlich den Aufstieg beeinflussen?
Persönlichkeit
Wichtigste Regel für ein gekonntes
­Power-Dressing: nicht verkleiden, sondern die Persönlichkeit unterstreichen.
„Mutti Merkel“ wäre im Chanel-Kostümchen wahrscheinlich nie an die
Spitze der CDU gekommen: Passt einfach nicht zu ihr. Ihre Garderobe von
geschätzten zwanzig Jäckchen in verschiedenen Farben – alle gleicher,
unkapriziöser Schnitt – kombiniert zu
klassischen Hosen – geht fast immer.
Und mit Stil-Ikonen wie Anna Wintour
oder Herzogin Kate hat sie mehr ge-
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meinsam, als man auf den ersten Blick
vermuten lässt: Wie die Vogue-Chef­
redakteurin scheint sie „ihr“ Paar Lebens-Schuhe bereits gefunden zu haben
und wechselt diese nur äußerst selten. Mit
der zukünftigen Königin der Briten teilt
Merkel ihr vorbildliches Fashion-Recycling. Modeinteresse? Gleich null. Trotzdem hat sie ihren unverkennbaren Stil.
Weniger ist mehr, mehr ist zu viel
Wie steht es um den Stil der heimischen
Politikerinnen? Innenministerin Johanna
Mikl-Leitner stellt ihr Mode-Interesse am
deutlichsten zur Schau. Ihre Outfits sind
oft ausgefallen – aber nicht immer angemessen. „Kein männlicher Minister würde in einer Jeansjacke zum ZiB 2-Interview erscheinen“, analysiert Stil-Expertin
Elisabeth Motsch. Generell gilt: Wenn
alle Herren Anzug tragen, komme ich als
Frau nicht in der Lederjacke. Riesige
Statement-Ketten, die mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als die politische
Aussage, sind ebenfalls nicht optimal.
Codes beachten und nutzen
Der Dresscode, der in gehobenen Geschäftsfeldern und auf dem Polit-Parkett
gilt, ist einfach und streng. Die Falle, in
die viele Frauen mit Aufstiegswunsch
tappen: Sie ziehen sich an wie die Assis-
Fotos: © 2015 MRC II Distribution Company L.P. All Rights Reserved., viennareport, 2015 MRC II Distribution Company L.P. All Rights Reserved
fiktion & Wirklichkeit.
Links das Präsidentenpaar
aus „House of Cards“:
unnahbar, kühl, aber
­perfekt gestylt. Rechts First
Lady Michelle Obama beim
Verlassen der Airforce One:
Sie zeigt Mut zur Farbe.
Wirkt sympathischer, dafür
weniger edel.
Killer-heels.
Claire stöckelt in
Louboutins an
die Macht. Und
zieht die rich­
tigen Fäden für
ihren Mann.
symbolisch.
Auch im femininen Shift-Kleid
und mit Perlenkette wirkt Claire
alles andere als
weibchenhaft.
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Business Essentials
style-expertin
Power-Grau.
Blazer von
Stella
McCartney
um EUR 845,–.
Expertin. Sabine Kaufmann-Mayer leitet die
Imageagentur iStyle in Wien.
Hemdsärmelig. Weiße
­Bluse von Jones um
EUR 99,90.
Feine Streifen. Schmaler
Blazer von
Jakes
­Collection
um
EUR 89,95.
Elisabeth Motsch.
Die Stilberaterin aus
Salzburg ist
­international
gefragt
Stilsicher
Klassiker. Jersey-Kleid von Eva
Poleschinski um EUR 170,–.
imageagentur.com), ergänzt: „Bei Kundenkontakt sind Strümpfe auch im
Sommer Pflicht. Männer tragen ja auch
lange Anzughosen.“ Ärmellose Kleider
ohne Jacke sind ebenso ein No-Go:
Nackte Schultern machen angreifbar.
Der Blazer wirkt als Rüstung, der die
Kompetenz unterstreicht.
Tückische No-Gos
Das richtige Outfit zum richtigen Anlass
zu finden ist harte Arbeit. Oberstes Credo: Das Ziel vor Augen. Wer in der Riege
der grauen Anzugträger herausstechen
will, kann ein rotes Kostüm tragen. Beim
Team-Meeting hingegen steht Angepasstheit im Vordergrund. Frauen dürfen ihre
weibliche Seite ruhig unterstreichen. Wie
stark, hängt vom Gegenüber ab. Da ist
Taktik gefragt. Aber die schadet in Wirtschaft und Politik generell nicht. ●
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Hoch hinaus.
­Klassische Heels
von L’Autre Chose
um EUR 208,–.
Grüne
Eleganz.
Etui-Kleid
von
­comma
um
EUR 129,99.
Die BusinessStyle-Bibel:
So ziehen Sie
(sich für den)
Erfolg an.
Fotos: hersteller
Man muss nicht zwingend Röcke tragen
wie Mrs. Underwood. Doch wer beruflich mit Männern zu tun hat, sollte auch
bei Hosen auf die Länge achten, um für
voll genommen zu werden. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine 7/8Hose für Männer kein Kleidungsstück
ist“, so Motsch. Röcke reichen bis zum
Knie. Sabine Kaufmann-Mayer, Inhaberin der Imageagentur iStyle (www.istyle-
Stil-Arbeit
Fotos: Hersteller
Anzüglich.
Nadelstreif-­
Hose von Jakes
Collection um
EUR 59,95.
tentin des Chefs. Ganz falsch – wer
für die Handlangerin gehalten wird,
kommt schwer auf die oberste Ebene.
Designer Georgio Armani, Meister in
Sachen Business-Mode, sagte einmal:
„Kleide dich nicht für den Job, den du
hast, sondern für den, den du willst.“
Wer Ambitionen hat, kann das ruhig
zeigen.
Sitzt gut.
Pencil Skirt
von Stella
McCartney bei
MyTheresa
um
EUR 385,–.
Die Stilexpertin ist Spezialistin für
den Erfolgsfaktor Kleidung. Wie
gestalte ich meine eigene „Human
Brand“, welcher Typ bin ich und wie
entwickle ich meinen ganz persönlichen Stil? Stil- und Etikette-Expertin
Elisabeth Motsch (www.motsch.at)
zeigt in ihrem neuen Buch „Profil
mit Stil“ (gemeinsam mit Jon Christoph Berndt, Goldegg Verlag 2015),
wie man Kleidung als Statement
einsetzt. Das richtige Auftreten hilft,
die Karriereleiter zu erklimmen. So
wird man zur eigenen, einzigartigen
Marke, die überzeugt.
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Die looks der power-ladies
Anna Wintour. Die Chefin der
US-Vogue entscheidet, was angesagt ist. Ihr Stil ist unverwechselbar.
Delphine Arnault. Die Vizepräsidentin des Luxusprodukte-Imperiums
LVMH überzeugt im French-Style.
Tory Burch. Die US-Designerin
belegt Platz 73 der Forbes-Liste der
einflussreichsten Frauen den Welt.
Angela Merkel. Blazer, Loafer,
Longchamp-Tasche: Die Kanzlerin
mag es simpel und unaufgeregt.
Two Tone.
Rolli von
Jones um
EUR 89,90.
Petrol. Blazer
aus Wollflanell
von Gucci über
Net-a-Porter
um EUR 1.300,–.
3/4-Takt.
Pullover von
Steffen
Schraut um
EUR 229,–.
Gelackt. Mantel in
Signalfarbe von
Marc Cain um
EUR 499,-.
Black & White.
Ärmelloses Kleid
von Montego bei
P&C um EUR 39,95.
Gesteppt. Schultertasche von Diane
von Furstenberg um EUR 193,–.
Grünes Kroko. Tote-Bag von
Victoria Beckham um EUR 1.150,–.
Fotos: viennareport, hersteller
Auf den Punkt. Bluse von See by
Chloé um EUR 260,–.
Fotos: fox/getty images, Monica Schipper/Getty images, viennareport, hersteller
Undercover.
XL-Shades von
Roberto Cavalli
um EUR 220,–.
Dana Walden. Die CEO des
US-Senders Fox mag Stilbrüche wie
rote Plateau-Sandalen zum Etui-Kleid.
marissa mayer. Die Frau an der
Spitze von Yahoo (40) schätzt den
Mad-Men-50s-Stil mit Tellerröcken.
Feinste Seide.
Schluppenbluse
von Balmain
um EUR 1.595,–.
Nerdy. Hornbrille von Andy Wolf
um EUR 289,–.
Begleiter.
„Le Pliage“ in Leder
von Longchamp
um EUR 395,–.
Himmelgrau.
Rock von Preen
By Thornton
Bregazzi um
EUR 875,–.
Stiletto. Spitze Heels in
Mintgrün von Jimmy Choo
um EUR 425,–.
Allrounder. Marineblaue LackLoafer von Tod’s um EUR 465,–.
Mustergültig. Etuikleid von Montego
bei Peek & Cloppenburg um EUR 69,95.
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