Die Repräsentanz des Vaters in der männlichen Perversion
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Die Repräsentanz des Vaters in der männlichen Perversion
Die Repräsentanz des Vaters in der männlichen Perversion ‚Common ground‘ und Differenzen zwischen den psychoanalytischen Hauptrichtungen Dr. Fritz Lackinger 1. Entstehung und Inhalt der Fragestellung In den Jahren 1995 bis 2000 konnte ich durch meine Tätigkeit in der Justizanstalt Mittersteig ungefähr 200 männliche Sexualdinquenten psychologisch begutachten1. Die meisten von ihnen wiesen das auf, was in der Literatur als Perversion oder, in moderner Terminologie, als Paraphilie beschrieben wird2. In diesem Zusammenhang fiel mir auf, daß die Patienten ihre Väter entweder kaum erwähnten, ihre Rolle für unwichtig erklärten oder sie als besonders grausam und gewalttätig beschrieben. Zur Illustration möchte ich im Folgenden einige sexualdeviante Patienten vorstellen. Patient A litt viele Jahre lang unter sadistischen Phantasien, in denen er Frauen quälte und verstümmelte. Bewußt lehnte er diese Phantasien ab, fühlte sich von ihnen verfolgt, kämpfte gegen sie an, bis er ihnen schließlich doch partiell nachgab und seine 16-jährige Stieftochter zu vergewaltigen versuchte. Nach Angaben des Patienten war der Vater ein minderbegabter und moralisch verwahrloster Maurer gewesen, den seine fanatisch religiöse Mutter, die eigentlich ins Kloster gehen wollte, nur deswegen heiratete, weil sie in sich die Sendung verspürte, diesen herabgekommenen Mann zu retten. Tatsächlich habe sie ihn vom Alkohol ferngehalten. Ansonsten sei er aber ein verantwortungsscheuer Wochendvater gewesen, zu dem er keinen engen Kontakt aufbauen konnte. Patient B verführte über Jahre hinweg Knaben zwischen 7 und 16 Jahren und Mädchen zwischen 4 und 8 Jahren zu sexuellen Handlungen. Gewalt wendete er keine an. Er zeigt eine ausgeprägte Anhänglichkeit an seine Mutter. Er möchte nicht außerhalb ihres Einflußbereiches sein. Der Vater war Alkoholiker und hat jetzt eine Leberzirrhose. Die Mutter meint, daß nur ihre Zuneigung dem Sohn helfen könne. Der Gedanke an eine längerfristige Trennung von der Mutter erzeugt beim Untersuchten panische Angst. Vom Vater ist nicht mehr weiter die Rede. 1 Die Justizanstalt Mittersteig stand vor dieser Zeit 20 Jahre lang unter der psychiatrischen Leitung von Wolfgang BERNER, der später Nachfolger von E. SCHORSCH am Hamburger Institut für Sexualforschung wurde. BERNER hat mich sowohl in die Therapie von Sexualstraftätern eingeführt als auch mein theoretisches Interesse für die Perversion geweckt. Er stand für eine undogmatische Psychoanalyse in Theorie und Praxis. Ihm gebührt mein Dank und ihm möchte ich diese Arbeit auch widmen. 2 BERNER (2000) hat vorgeschlagen, den klassischen Ausdruck ‚Perversion‘ für sexuelle Abweichungen auf neurotischer Ebene (im Sinne FREUDs) zu reservieren, bei schwereren Fällen, die eher auf dem Borderline-Persönlichkeitsniveau funktionieren, hingegen den (aus dem US-amerikanischen DSM-System stammenden) Begriff ‚Paraphilie‘ zu verwenden. Dieses Konzept wird im Schlußkapitel ausführlicher diskutiert; BERNERs Sprachregelung folge ich (noch) nicht, da die hier zu besprechenden Autoren selbst noch einhellig den klassischen Perversionsbegriff verwenden. Seite 1 Patient C wurde zum fünften Mal wegen Exhibitionismus vor jungen Frauen verurteilt. Er beschreibt sich als ‚schlimmes Kind‘, das nicht lernen wollte und vom Vater häufig geschlagen und ‚weggesperrt‘ wurde. Der Vater wird als jähzornig, stur und ungerecht beschrieben. Er habe zu ihm wenig Vertrauen gehabt und sich bei Schwierigkeiten an die Mutter gewendet. Patient D wurde wegen Mißbrauchs eines 8-jährigen Nachbarmädchens zur Behandlung eingewiesen. Sein Vater verstarb an Magenkrebs als der Patient 8 Jahre alt war, nachdem er bereits 4 Jahre lang leidend und das letzte Jahr fast durchgehend im Krankenhaus gewesen war. Die Mutter heiratete nicht mehr. Die Mutter wird als streng-christliche Frau beschrieben, die für die Kinder das Beste gewollt habe. Sie habe bis zur Verhaftung für ihn die Wäsche gewaschen. Der Patient ist 46 Jahre alt. Fehlende, verkommene, verstoßene, desinteressierte, distanzierte, grausame, ja sadistische Väter. Lange ließe sich die Liste fortsetzen. In den meisten Fällen räumen die Patienten dem Vater keine wichtige (und jedenfalls keine positive) Rolle in ihrer Kindheit ein. Bei erneuter Durchsicht der Begutachtungsunterlagen fiel mir auf, daß die Patienten sogar den Interviewer gelegentlich dazu verführt hatten, an der Verleugnung des Vaters mitzumachen. Es fand sich dann oft kaum eine Erwähnung des Vaters in Sozialanamnese und Krankengeschichte. Bei längeren Psychotherapien mit solchen Patienten konnte ich jedoch mehrmals feststellen, daß das Vaterbild keineswegs unverändert blieb. Gelegentlich tauchten homosexuelle Übertragungen auf, die auf eine passiv-feminine Einstellung gegenüber einem idealisierten Vater zurückzuführen waren. In anderen Fällen veränderte sich v.a. das Mutterbild, dessen Idealisierung abblätterte und dadurch einen Vater zum Vorschein kommen ließ, der zuvor fast vollständig ignoriert worden war. Solche Erfahrungen ließen in mir den Wunsch nach einer theoretischen und systematischen Untersuchung der Vaterrepräsentanz in der Perversion entstehen. Ein oberflächlicher Blick in die psychoanalytische Literatur schien zunächst ein ähnliches Bild zu ergeben wie ich es von meinen devianten Patienten kannte. Die Väter von Perversen werden üblicherweise kaum behandelt und wenn, dann werden sie als distanziert, blaß, gleichgültig oder abwesend beschrieben. Viele AutorInnen stimmen auch darin überein, daß bei Perversen häufig eine mütterliche Überstimulierung stattgefunden hat, während es nur wenige Beispiele gibt, in denen von einer wesentlichen Rolle des Vaters in der später entstehenden Perversion die Rede ist. Eine Ursache dafür fand ich darin, daß die Forschung über sexuelle Deviation die Ursprünge der Störung immer weiter zurückverlegt hatte, weg vom Ödipuskomplex und der Kastrationsangst. Als Resultat davon gerieten die Mängel der Mutter-Kind-Beziehung ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Adam LIMENTANI schrieb in einer Besprechung von M. KAHNs Buch: „Die wiederholten Zwischenüberschriften wie ‚Die pathogene Rolle der Mutter in der gestörten Mutter-KindBeziehung‘ oder ‚Die Rolle der pathogenen Persönlichkeit der Mutter‘ sowie die Tatsache, daß es 10 Index-Bezüge zur Mutter, aber keinen einzigen zum Vater gibt, läßt den Leser in keinem Zweifel über die konzeptuelle Position von KHAN. In aller Fairness möchte ich erwähnen, daß im Text kurze Bezüge zur Wirkungslosigkeit oder exzessiven Zurückhaltung und Negativität einiger Väter vorkommen“ (Limentani, 1980, S.435). Er sagte weiter, daß „die Ursachen von Perversionen zu diskutieren ohne die Rolle des Vaters genügend zu berücksichtigen, einige Wünsche offen läßt“. Er betonte auch, daß seine Kritik auf seinen jahrelangen Beobachtungen in der Portman Klinik in London begründet sei. KHAN antwortete ihm in einem Brief: „Der Punkt, den Du aufwirfst, bezüglich der Abwesenheit der Väter in den Fallgeschichten von Perversen, ist ein existentielles Faktum ihres Lebens, und keine Einseitigkeit meiner Technik. Tatsächlich hat meines Wissens niemand wirklich den Charakter und die Persönlichkeit der Väter von Personen studiert, die später Perverse geworden sind“ (zit. nach Limentani, 1991, S.574). Seite 2 Erst mit der in den letzten 15 Jahren anschwellenden Diskussion über die Bedeutung des sexuellen Kindesmißbrauchs änderte sich dies, wobei nun die Väter (neben den Müttern) zunehmend als übergriffig, verführend oder schlichtweg sexuell mißbrauchend dargestellt wurden. Auch in der psychoanalytischen Perversionsliteratur kamen die Väter nun mehr vor. ROSEN (1979, zit. n. Limentani, 1991) glaubt, daß Väter in der Entwicklung einer Perversion eine entscheidende Rolle spielen, indem sie dabei versagen, das Kind gegen die mütterlichen Ängste und Einflüsse zu schützen. ROSEN zitiert Fälle, wo Väter ihren Sohn direkt verführten oder homosexuelle Beziehungen erlaubten oder sogar förderten. ISAY (1987) berichtet, daß seine Patienten kein konsistentes Muster von umschlingenden und ungetrennten Müttern schilderten, daß sie jedoch einhellig Väter beschrieben, die in der Kindheit distanziert gewesen seien und zu denen sie keine wirkliche Beziehung hatten. ISAY meint, daß dies jedoch eine ähnliche Fehlwahrnehmung wie die von Heterosexuellen sei, die jede erotische Anziehung durch ihre Mütter abwehren. Indem er ihnen zu mehr Zugang zu ihrer erotischen Bindung an den Vater verhalf, habe sich ihre Analysierbarkeit wesentlich verbessert. Dies deckte sich mit meinen Erfahrungen in der JA Mittersteig. Aber wie konnten solche empirischen Befunde mit der psychoanalytischen Theorie verbunden werden? Wie gelingt dies in den verschiedenen psychoanalytischen Ansätzen? Gibt es inzwischen gemeinsame Sichtweisen zwischen diesen Ansätzen oder gehen sie in ganz verschiedene Richtungen? Die folgenden Kapiteln stellen den Versuch dar, das Verständnis der väterlichen Repräsentanz in den verschiedenen Hauptrichtungen der psychoanalytischen Perversionstheorie vergleichend zu untersuchen und zusammenfassend zu bestimmen, worin ein ‚common ground‘ in der Psychoanalyse von heute besteht und was weiterer Forschung bedarf. 2. Der Vater in der Perversionsauffassung FREUDs3 2.1. Die Neurose als Negativ der Perversion Das berühmte Zitat, demzufolge „die Neurose sozusagen das Negativ der Perversion“ (Freud, 1905d, S.65) sei, stammt aus den Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie von 1905. Es findet sich aber fast wortgleich im Fall Dora (Freud, 1905e, S.210), der bereits 1901 niedergeschrieben wurde. Und schon 1896 schrieb FREUD: „... Hysterie ist eigentlich also nicht abgelehnte Sexualität, sondern besser abgelehnte Perversion“ (Freud, 1950a, S.191). FREUDs These besagt, daß Perversionen nichts anderes sind als die Fortdauer von Elementen der infantilen, polymorph-perversen Sexualität im Erwachsenenleben. Diese Fortdauer geht auf Kosten der genitalen Sexualität. Die infantilen Partialtriebe haben die normalen Umformungen der Pubertät nicht mitgemacht und unterliegen auch nicht den Abwehrmechanismen, die sie – unter anderen Umständen - in neurotische Symptome umgewandelt hätten. Perversion bedeutet also Fortdauer des Infantilen. Perversion wird in den Drei Abhandlungen, jedenfalls in ihrer ersten Ausgabe von 1905, ausschließlich als Triebschicksal begriffen. In seiner späteren Terminologie hätte sie FREUD auch als EsPhänomen bezeichnen können. Was die Ursachen betrifft, so unterscheidet FREUD 3 FREUDs Auffassungen der Perversion durchliefen im Laufe von mehr als 40 Jahren, in denen er sich immer wieder dazu äußerte, eine beträchtliche Entwicklung. Wie in fast allen anderen Bereichen der Psychoanalyse, wurden unterschiedliche Aspekte des FREUDschen Denkens über Perversion zum Fundament und Ausgangspunkt für die späteren schulenspezifischen Perversionstheorien. Ich möchte darauf in den folgenden Kapiteln jeweils zurückkommen, zuerst jedoch einen kurzen Überblick über den Weg geben, den das FREUDsche Denken in diesem Bereich zwischen 1896 und 1938 zurückgelegt hat. Ich folge dabei J. CHASSEGUET-SMIRGELs (1984e) Einteilung, der zufolge man drei Phasen in der Entwicklung der FREUDschen Perversionsauffassung differenzieren kann. Jede dieser Phasen kann gewissermaßen in einem Axiom zusammengefaßt werden und diese Axiome bilden die Titel der nun folgenden Unterabschnitte. In meiner Darstellung wird der Rolle des Vaters ein besonderes Augenmerk geschenkt. Seite 3 konstitutionelle und akzidentelle, also erworbene, Faktoren. Konstitutionell sei die relative Stärke bestimmter Triebkomponenten, was sich darin zeige, „daß die betreffende erogene Zone oder der entsprechende Partialtrieb schon im infantilen Leben in ungewöhnlichem Maße zur Lustgewinnung beigetragen hatte“ (Freud, 1905d, S.113). Erworben sei hingegen die Fixierung an ebendiese Triebkomponente, wobei FREUD der sexuellen Verführung im Kindesalter eine gewisse Bedeutung zumaß (vgl. ebd. S.91). Im Unterschied zur Neurose, in der die perversen Regungen später durch Ekel, Scham und Moral aus dem Bewußtsein ausgeschlossen würden, blieben sie bei der Perversion unverdrängt. Wenn man nach der Rolle des Vaters in dieser Theorie fragt, so kann man ihn in einigen Fällen natürlich als sexuellen Kindesmißbraucher orten, allerdings hat die Pathogenität der Verführung für den FREUD von 1905 nichts Spezifisches mit der Vaterrolle zu tun. Es konnte genauso ein Kindermädchen sein. Der Punkt ist, daß es in dieser ersten psychoanalytischen Perversionstheorie ausschließlich um eine Triebfixierung, noch nicht aber um Objektbeziehungen ging. 2.2. Der Ödipuskomplex, auch Kernkomplex der Perversionen Ab 1908 nimmt in FREUDs Schriften die Bedeutung der Objekte bei den Perversionen zu. V.a. ist es dann die Einführung des Narzißmus (1914c), die FREUD dazu führt, bei Perversen generell den narzißtischen Typus der Objektwahl anzunehmen. Er habe gefunden, „daß sie ihr späteres Liebesobjekt nicht nach dem Vorbild der Mutter wählen, sondern nach dem ihrer eigenen Person“ (Freud, 1914c, S.154). Zu einer Erklärung, warum denn bei den Perversen die narzißtische Objektwahl vorherrsche, wird es erst etwas später kommen. 1915 ergänzt FREUD in einem Zusatz zu den Drei Abhandlungen, daß den Perversionen nicht nur Fixierungen, sondern auch Verdrängungen zugrunde lägen (Freud, 1905d, S.133 Anm.). Verdrängt würden frühe genitale Strebungen, wobei erst die Verdrängung zur Regression auf die prägenitalen, perversen Stufen führe. Dies ist eine gewaltige Umformung der Theorie, denn bis dahin waren die Perversionen gerade durch das Fehlen der Verdrängung charakterisiert worden. Nun meint FREUD, auch der später Perverse erreiche zunächst die frühe genitale Stufe (der Begriff phallische Stufe wird erst 1923 eingeführt), scheitere aber in einer spezifischen Weise am Ödipuskomplex. Die These vom Ödipuskomplex als dem Kernkomplex der Perversion wird v.a. in Ein Kind wird geschlagen ausgeführt (vgl. Freud, 1919e, S.213f.) und bleibt in FREUDs Denken über die Perversionen bis zum Schluß ein zentrales Axiom. Nach FREUD hat die Phantasie, ein Kind werde geschlagen, eine komplizierte Entwicklungsgeschichte. Ich beschränkte mich hier auf die drei Stufen beim Knaben, da nach FREUD das männliche Geschlecht konstitutionell stärker zur Perversion neigt und daher für unser Thema vorrangig ist (vgl. etwa Freud, 1905d, S.138): Bei Männern, die diese Phantasie haben, sind die züchtigenden Personen immer Frauen. Dies ist jedoch keineswegs die ursprüngliche Konstellation: 1) In sehr früher Kinderzeit muß es folgende unbewußte Phantasie gegeben haben: „Der Vater schlägt das mir verhaßte Kind”, wobei das geschlagene Kind zumeist ein Geschwisterchen ist. Die ursprüngliche Phantasie müßte also gelautet haben: „Ich werde vom Vater geliebt”. 2) anschließende Umwandlung: Der Vater bleibt als schlagende Person unverändert, das Kind ist aber nun der phantasierende Knabe selbst. Die Phantasie ist nun masochistisch und sie ist lustvoll. Sie lautet explizit: „Ich werde vom Vater geschlagen”. Das Geschlagenwerden ist auch beim Knaben ein durch Regression erniedrigtes Geliebtwerden im genitalen Sinne. Die Phantasie ist also eine Wirkung des negativen Ödipuskomplexes. 3) später: Die schlagende Person ist nun niemals der Vater, sondern eine Frau (die Mutter). Auch die eigene Person des phantasierenden Kindes wird entstellt. Sein Masochismus fällt mit einer femininen Einstellung zusammen, auch wenn die eigene Rolle in der Phantasie durch unartige Knaben, Pagen oder Lehrlinge dargestellt wird. Das Schlagen kann durch Seite 4 andere Demütigungen ersetzt werden. Immer ist die Phantasie mit sexueller Erregung verbunden. Es sind typischerweise masochistische Männer, bei denen man diese Phantasie findet (vgl. Freud, 1919e, S.217f.). Sie fühlen sich selbst immer irgendwie weiblich, jedenfalls nicht wirklich männlich. Aufgrund ihres unbewußten Verhaftetbleibens in der negativen ödipalen Einstellung, identifizieren sie sich mit der Mutter, wehren aber gleichzeitig ihre Homosexualität ab, indem sie in der perversen Phantasie den Vater durch die Mutter ersetzen (ebd., S.220). Außerdem regredieren sie von der genitalen Stufe auf die anal-sadistische, wobei der Koitus durch Schlagen ersetzt und dadurch gleichzeitig das Schuldgefühl befriedigt wird. Woher die Neigung zu der besonderen Stärke des negativen Ödipuskomplexes kommt, wird von FREUD mit Hinweis auf die Konstitution beantwortet (ebd. S.221). An anderer Stelle deutet er an, daß der Hinwendung zum Manne (etwa bei den später Homosexuellen)“eine Phase von sehr intensiver, aber kurzlebiger Fixierung an das Weib (meist an die Mutter)” vorhergeht, “nach deren Überwindung” sich die später Inversen “mit dem Weib identifizieren und sich selbst zum Sexualobjekt nehmen” (Freud, 1905d [1915], S.44). Damit wäre jedenfalls der Kreis zu FREUDs Andeutung in Zur Einführung des Narzißmus (1914c) geschlossen, wo er die Perversen generell einem narzißtischen Typus der Objektwahl zuordnete. Die Art, wie FREUD 1919 den Ödipuskomplex mit der Genese der Perversion in Verbindung bringt, rückt im Grunde die Perversionen und die Neurosen noch näher zusammen, als dies bereits in der ersten Phase der FREUDschen Theorieentwicklung zur Perversion der Fall gewesen war (vgl. Chasseguet-Smirgel 1984e, S.290f.). Die Phantasie, ein Kind werde geschlagen, findet FREUD ja sowohl bei neurotischen als auch bei perversen Patienten, wobei interessanterweise die weiblichen Patienten vornehmlich Neurotikerinnen, die männlichen vornehmlich Perverse waren. FREUD macht zwischen den beiden Entwicklungsergebnissen aber im Grunde keine prinzipielle Differenzierung, abgesehen von der Vermutung, daß die Konstitution die beiden Geschlechter eben unterschiedlich disponiere. Was den Vater betrifft, so steht er in beiden Fällen am Beginn der ödipalen Besetzung durch das Kind. Beim Mädchen wird die Liebe zum Vater im positiven Ödipuskomplex zum Ausgangspunkt einer im wesentlichen neurotischen Entwicklung. Hingegen wird beim Knaben die libidinöse Besetzung des Vaters und der negative Ödipuskomplex zum Ausgangspunkt einer Perversion. Die Tatsache, daß der Vater für den Knaben sowohl libidinöses Objekt als auch anschließend Quelle der Bestrafung (Kastration) wird, scheint irgendwie dazu zu führen, daß die regressiv belebten prägenitalen Triebe nicht von der Verdrängung erfaßt werden. 2.3. Die perversen Abwehrmechanismen Die dritte Phase bringt schließlich die Analyse der spezifischen Abwehrmechanismen, die für die Perversion charakteristisch sind. Dabei geht es vor allem darum, den typischen Realitätsverlust der Perversen und damit den zentralen Unterschied zu den Neurotikern zu erklären. Bevor jedoch darauf genauer eingegangen wird, soll noch ein Blick auf jene Arbeiten zum gleichen Thema geworfen werden, die der Fetischismus-Studie (1927) vorhergehen. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil sich die französische Schule (v.a. GRUNBERGER und CHASSEGUET-SMIRGEL) speziell auf diese Arbeiten beruft. Dabei spielen die Analität und die Idealisierung eine zentrale Rolle. FREUD zeigte beim Fetischisten das Vorhandensein koprophiler Tendenzen auf, die durch Idealisierung einzelner Körperteile oder unbelebter Objekte verdeckt werden. So schreibt er in einem Brief an ABRAHAM vom 18.2.1909: „Der Fetisch kommt so zu Stande: er resultiert aus einer besonderen Art der Verdrängung, die man als partielle bezeichnen könnte, bei welcher ein Stück des Komplexes verdrängt, ein anderes, zugehöriges zur Entschädigung idealisiert wird. Seite 5 (...) In unserem Falle handelt es sich um eine ursprüngliche Riechlust am übelriechenden Fuß (den der Perverse darum stets dem gereinigten vorzieht). Diese Riechlust wird vertrieben, dafür der Fuß, der einstige Spender des Genusses, zum Fetisch erhoben“ (Freud, S. & K. Abraham 1907-1926, zitiert nach: Chasseguet-Smirgel 1984e, S.295). Es ist ganz klar, daß der „schmutzige, stinkende Fuß“, wie FREUD an anderer Stelle schreibt, die größten Querverbindungen zur Analität aufweist, und somit die Perversion neuerlich als Regression auf die anale Stufe der Libidoentwicklung ausgewiesen wird. Die Idealisierung erscheint in diesem Lichte als erster spezifischer Abwehrmechanismus bei der Perversion. Später, etwa in der Arbeit von 1927 über den Fetischismus kommen Analität und Idealisierung nicht mehr vor, vielmehr wird der Fetisch ausschließlich als Substitut des mütterlichen Penis betrachtet. Die Analyse zeige, so FREUD, daß Sinn und Absicht des Fetischs immer darin bestehen, den fehlenden Penis der Frau zu ersetzen. Der Penis der Mutter hatte in der frühen Kindheit eine große Bedeutung, er soll später aufgegeben werden, der Fetisch schützt ihn jedoch vor dem (psychischen) Untergang. Diese Idee war erstmals in der Leonardo-Studie (1910) vertreten worden, und kam durch eine spätere Fußnote auch in die Drei Abhandlungen. „Der Hergang war also der, daß der Knabe sich geweigert hat, die Tatsache seiner Wahrnehmung, daß das Weib keinen Penis besitzt, zur Kenntnis zu nehmen. Nein, das kann nicht wahr sein, denn wenn das Weib kastriert ist, ist sein eigener Penisbesitz bedroht, und dagegen sträubt sich das Stück Narzißmus, mit dem die Natur vorsorglich gerade dieses Organ ausgestattet hat” (Freud 1927e, S.312). FREUD nannte diesen Vorgang Verleugnung. Ihr zum Trotz bleibt jedoch auch beim zukünftigen Fetischisten der kindliche Glaube an den mütterlichen Phallus keineswegs unverändert. Er wird bewahrt und aufgegeben gleichzeitig. Und es findet eine primärprozeßhafte Kompromißbildung statt. Der weibliche Penis bleibt nur noch im Psychischen bestehen, in der äußeren Realität bekommt er einen Ersatz. Mehr als 10 Jahre später, 1938, kommt FREUD auf den eben beschriebenen Gedanken noch einmal zurück (Freud 1940e). Nun werden jedoch die psychischen Folgen der Verleugnung tiefer ausgearbeitet: Im Konflikt zwischen Trieb und Realität folgt das Kind wie gesagt beiden Ansprüchen gleichzeitig. „Es antwortet auf den Konflikt mit zwei entgegengesetzten Reaktionen, beide gültig und wirksam. Einerseits weist es mit Hilfe bestimmter Mechanismen die Realität ab und läßt sich nichts verbieten, anderseits anerkennt es im gleichen Atem die Gefahr der Realität, nimmt die Angst vor ihr als Leidenssymptom auf sich und sucht sich später ihrer zu erwehren” (Freud 1940e, S.59f.). Dieser Kompromiß hat aber schwerwiegende Folgen, nämlich einen „Einriß im Ich”, der nie wieder verheilen, sondern sich stetig vergrößern wird. „Die beiden entgegengesetzten Reaktionen auf den Konflikt bleiben als Kern einer Ich-Spaltung bestehen” (Freud 1940e, S.60). Verleugnung und Ich-Spaltung sind also für den späten FREUD die spezifischen Abwehrmechanismen der Perversion. Die Ursachen ihres Wirksamwerdens liegen außer in den weiterhin für wesentlich gehaltenen konstitutionellen Faktoren v.a. in einer besonders starken Kastrationsangst. Diese wird von FREUD einerseits mit einer traumatischen Konfrontation mit dem weiblichen Genitale in Verbindung gebracht, andererseits mit der väterlichen Kastrationsdrohung. Das Verhältnis der Kastrationsangst zum Vater behandelt FREUD am ausführlichsten in Dostojewski und die Vatertötung (Freud 1928b). Dostojewski, der von FREUD als Sadomasochist analysiert wird, habe einen besonderen Vaterhaß in sich getragen, der sich schließlich in ein sadistisches Über-Ich sowie in eine femininmasochistische Lebenseinstellung verwandelt habe. Als akzidenteller Faktor sei es durchaus bedeutsam, ob der gefürchtete Vater wie bei Dostojewski auch in der Realität gewalttätig war (Freud 1928b, S.409). Der grausame, sadistische Vater ist bei FREUD jedoch keineswegs die einzige Konstellation, die sexuelle Abweichung beim Sohn zur Folge haben kann. In einer späten Fußnote zu den Drei Abhandlungen wies er auch auf die Bedeutung des Seite 6 Vorhandenseins beider Elternteile hin: „Der Wegfall eines starken Vaters in der Kindheit begünstigt nicht selten die Inversion“ (Freud 1905d [1915], S.44). 3. Der Vater in der ich-psychologischen Konzeption der Perversion 3.1. Genitalprimat und Ich-Entwicklung Die Verlagerung des Zentrums der Psychoanalyse von Europa in die USA bedeutete in vielerlei Hinsicht eine Zäsur auch in der theoretischen Entwicklung. Für uns von besonderem Belang sind zwei Tendenzen, die miteinander verbunden sind und die Auffassung der Perversion grundlegend umgestalteten. Einerseits wurde die Ich-Entwicklung im Verhältnis zur Triebentwicklung zunehmend mehr betont. Und andererseits verschob sich, auf dem Hintergrund der Forschungen von SPITZ (1945, 1946, 1954) und später von MAHLER (1968, 1975), der Fokus auch in der Perversionstheorie zunehmend weg vom ödipalen Konflikt in Richtung Prägenitalität. Für die orthodoxe Psychoanalyse bis in die frühen 50er Jahre bedeutete Perversion im Wesentlichen ein Triebschicksal, ein Nichterreichen des genitalen Primats. Die IchPsychologie begann nun aber zunehmend, die Frage von Ich-Stärke und Beziehungsfähigkeit unabhängig von der psychosexuellen Entwicklung zu diskutieren. In einer Panel-Diskussion der APA 1968 wurde denn auch die Theorie des Genitalprimats offen in Frage gestellt (vgl. Berezin 1969). Die empirische Sexualforschung hatte zu Tage gefördert, daß auch offensichtlich gestörte, ja sogar psychotische Menschen zum Erlebnis sexueller Orgasmen fähig sind, während umgekehrt oft relativ gesunde Menschen, v.a. Frauen, nicht im vollen Sinne orgasmusfähig waren. Der damalige Vorsitzende des Panels, N. ROSS, stellte in Frage, ob sich orgastische Potenz, so wie bisher angenommen, mit reifen Objektbeziehungen und gut ausgeprägten Ich-Funktionen korrelieren ließe. Die Geschlechtsorgane würden ja auch oft als Abfuhrwege für Impulse und Phantasien prägenitaler Art dienen. BLANCK & BLANCK (1974) glauben, daß die Probleme mit dem Begriff des genitalen Primats durch die ich-psychologische Erweiterung der psychoanalytischen Theorie überwunden werden konnten. Die psychosexuelle Reifungslinie sei nicht die einzige unabhängige Variable in der Gesamtentwicklung. Daher könne es durchaus sein, daß Patienten mit beeinträchtigten Ich-Funktionen angemessen sexuell funktionieren, während Patienten mit höherem Ich-Funktionsniveau über Impotenz oder Frigidität klagen. Es sei HARTMANN vorbehalten geblieben, die Entwicklung der Objektbeziehungen und der IchFunktionen klarer zu definieren. Seither sei klar, daß die Sexualität - im Kontext der Entwicklung der Objektbeziehungen betrachtet - aus einer Kombination verschiedener Entwicklungsmerkmale bestehe. In diesem Zusammenhang beschrieben BLANCK & BLANCK (1974) eine Patientin, die zwar vaginal orgasmusfähig war, aber immer 4 -5 Männerbeziehungen parallel hatte. Aufgrund ihrer frühen Kindheitserfahrungen mit einer manisch-depressiven Mutter sei sie in ihrer Beziehungsfähigkeit auf der Ebene der Bedürfnisbefriedigung stehen geblieben. Sie sei zur Behandlung gekommen, nicht weil sie sexuell erlebnisfähiger werden wollte, sondern weil sie sich nach der Fähigkeit zu lieben sehnte. Während also der genitale Primat als Entwicklungsziel entthront wurde, fand parallel auch eine Verschiebung der Ursachenzuschreibung bezüglich der Perversionen auf die präödipale Zeit statt. Phyllis GREENACRE (1953, 1968) ist wahrscheinlich die wichtigste Autorin, die diese Verschiebung repräsentiert. Auch sie fragt sich – im Anschluß an FREUD (1927) -, woher denn die besondere Schärfe des Kastrationskomplexes bei den Perversen komme. Anders als FREUD macht sie dafür jedoch nicht vorrangig Ereignisse in der ödipalen Phase verantwortlich. Vielmehr geht sie davon aus, daß Störungen der frühen Mutter-KindBeziehung im Alter zwischen 6 und 18 Monaten zu einem unsicheren Körperbild und zu einem spezifischen Versagen der Realitätsprüfung führen. Mit anderen Worten, während der Seite 7 Besitz des eigenen Penis als unsicher erlebt wird, wird am mütterlichen Phallus partiell festgehalten. Als Ursachen spielen dabei für GREENACRE einerseits Vorgänge eine Rolle, die ein schwankendes Körpergefühl im Kleinkind hervorrufen können, wie häufige Fieberzustände, wiederholte Narkosen, Krämpfe, Wutanfälle oder Hautkrankheiten, aber auch häufige Massagen und andere Formen der Überstimulierung. Andererseits fanden sich bei GREENACREs Fetischisten besonders häufig Beobachtungen von blutenden und vestümmelnden Verletzungen, wobei diese auch die Mutter oder andere Personen (evt. sogar ein Haustier) betreffen konnten. Solche Traumata ersetzen bei GREENACRE weitgehend die von FREUD genannte Bedingung der väterlichen Kastrationsdrohung. Unter ihrem Einfluß kommt es jedenfalls zu einem längeren Wirksambleiben der primären Identifizierung, d.h. einer Identifizierung, die der Differenzierung des Objekts vom Selbst vorhergeht und dementsprechend total ist. Dies schafft für eine spätere Perversion einen fruchtbaren Boden, da jeder Anblick einer nackten Frau die hintergründige weibliche Identifizierung verstärkt und ein genitales Funktionieren unmöglich macht. Nur der spezifische perverse Inhalt wird nach GREENACRE durch nachfolgende Ereignisse, etwa in der ödipalen Zeit determiniert. Die ihren späten Arbeiten vergleicht GREENACRE den Fetisch mit dem Übergangsobjekt WINNICOTTs (Greenacre 1971). Beide haben Eigenschaften gemeinsam: sie sind unbelebt und werden gewählt, um unter Belastung das Gleichgewicht zu wahren oder zu erlangen. Das Übergangsobjekt erscheint zum Zeitpunkt der Entdeckung des Getrenntseins von der Mutter und verschwindet in der ödipalen Phase. Der Fetisch hat eine andere Dynamik. Während das Übergangsobjekt die omnipotente Illusion, selbst die Objekte der Umwelt geschaffen zu haben, aufrecht erhält, solange es nötig ist, repräsentiert sich im Fetisch ein wichtiger Aspekt des Körper-Selbst. Er dient dem Fetischisten dazu, sich der männlichen Genitalien zu versichern. Er muß dauerhafter sein und kann nicht aufgegeben werden, weil das Körperbild grundlegend gestört ist. Die Magie kann nicht einem konsistenter werdenden Realitätsbewußtsein weichen. Der Fetisch enthält erstarrte Wut, die aus ungewöhnlicher Kastrationspanik entsteht. Das Auftauchen eines Fetischs bestätigt daher, daß Objektbeziehungen dem Kind nicht zu Hilfe kamen, als es von traumatischen Erlebnissen überwältigt wurde. Es reflektiert letztlich einen Mangel an einer zufriedenstellenden mütterlichen Fürsorge, wobei die Mutter den Säugling entweder vernachlässigt oder überwältigt haben kann. Der Vater spielte in GREENACREs Theorie kaum eine Rolle, da die Ich-Entwicklung als Funktion der Separation-Individuation im Wesentlichen als Ereignis in der Mutter-KindDyade betrachtet wird. Das Ausmaß an Urvertrauen, das die Mutter ihrem Kind vermitteln kann, gilt als ausschlaggebend für die Fähigkeit des Kindes, sich aus der dyadischen Beziehung zu lösen. Doch blieben dabei einige Fragen offen. 3.2. Frühe Triangulierung Wann taucht der Vater in der psychischen Welt des Kindes auf? Welche Rolle spielt er in den verschiedenen Subphasen der Separation-Individuation? Wann nimmt das Kind eine separate Beziehung zwischen den Eltern wahr und wie reagiert es darauf? Solche Fragen wurden insbesondere von Ernst ABELIN (1971, 1975) aufgegriffen. Er entwickelte sein später berühmt gewordenes Konzept der frühen Triangulierung unter der Leitung von M. MAHLER im Masters Children Center. Frühe Triangulierung bezeichnet einen Prozeß, der von realen Beziehungen zu verinnerlichten Bildern führt. Es geht also um Repräsentanzen und Bilder, nicht um reale Personen. ABELIN bewegte sich innerhalb von MAHLERs Theorie der Separation/Individuation, die von einer ursprünglich symbiotischen Verbundenheit zwischen Mutter und Kind ausgeht, aus der sich das Kind Schritt für Schritt lösen muß. ABELIN (1971) betrachtete den Vater als eine zentral hilfreiche Person bei der Lösung von der symbiotischen Mutter. „Das Kind benötigt die Kontrastrepräsentanz eines dritten Objekts, um Seite 8 sich ... aus der Verschmelzung mit der Mutter-Imago loslösen zu können“ (Rotmann 1978, S.1127, zit. n. Metzger 2000). Abgesehen vom Vater als drittem Objekt wies ABELIN auch auf die elterliche Paarbeziehung hin, von der sich das Kind ausgeschlossen erlebt. Als Reaktion auf die Erfahrung des Alleinseins kommt es auch zur Entdeckung des Selbst. Denn nur indem es sich seines eigenen Begehrens (in Analogie zum väterlichen bzw. mütterlichen) bewußt wird, kann es sich an die Stelle eines der beiden Elternteile phantasieren. Es ist also im stereoskopischen Doppelspiegel seiner Eltern, daß sich das Kind erstmals selbst sieht, d.h. Subjekt wird. Unbewußte Imitation des symbiotischen Objektes wurde ein Wunsch nach dem Objekt und gleichzeitig eine Entdeckung des Selbst. Nach gelungener Triangulierung kann sich das Kleinkind als Mitglied einer kleinen Gruppe sehen, wobei die Binnenbeziehungen in der Gruppe libido- und aggressions-neutralisiert sind. Bei gescheiterter Triangulierung kommt es zu Defiziten im Selbstbild, bei der Objektliebe sowie bei der Besetzung abstrakter Denkprozesse, alles Phänomene, die für Patienten mit perverser Symptomatik besonders charakteristisch sind. Spätere Beobachtung zeigte, daß der Vater lang vor der Wiederannäherungskrise eine wichtige Rolle für das Kind spielt. ABELIN (1975) fand spezifische Reaktionen ab dem 6. Monaten, nicht selten sogar eine Bevorzugung des Vaters im 9. oder 10. Monat. In der Übungsphase wurde der Vater neugierig erforscht, außerhalb der Beziehung zur Mutter. Der Vater dieser Zeit wurde mehr in kinästhetische, körperbetonte Spiele hineingezogen. Die Mutter wurde bevorzugt, wenn das Kind müde oder krank war. In der Wiederannäherungsphase erlebt das Kind den Widerspruch zwischen idealer und realer Mutter. Das Bild des Vaters ist weniger diskrepant und deswegen eignet er sich als drittes Objekt, mit dem sich das Kind identifizieren kann. Jedoch werden die Eltern nun zunehmend auch als Paar wahrgenommen. Dabei stellte ABELIN (1975) entgegen seinen Erwartungen fest, daß es kaum Eifersucht gegen einen der Elternteile gab. Vielmehr wollte das Kind die Eltern vereinen und dabei selbst im Hintergrund bleiben. Dies interpretierte ABELIN vorsichtig als eine mögliche Abwehr der Wahrnehmung der Triangulierung, die zwar mit 18 Monaten anklinge, aber wahrscheinlich erst sehr viel später bewältigt werde. Die ursprünglich sehr unmittelbar konzipierte Verknüpfung zwischen Wiederannäherung und früher Triangulierung stellte sich als zu mechanisch gedacht heraus. Die Hochkonjunktur, die der Begriff der frühen Triangulierung erlebte, da er doch dem präödipalen Vater eine klare Funktion gab und ihn theoretisch neben den Vater der ödipalen Triade stellte, erwies sich als kurz. Die 1980er Jahre brachten noch mehr Kritik: „Denn seit der Säugling in den Studien der experimentell arbeitenden Babybeobachter immer kompetenter zu werden scheint, läßt sich auch die symbiotische Einheit zwischen Mutter und Kind nicht mehr, zumindest nicht mehr empirisch, beobachten. Da aber das Konzept der Symbiose grundlegend für die spezifische Bedeutung des Vaters als des „unkontaminierten Dritten“ im Loslösungsprozeß ist, ist auch die darauf aufbauende Vorstellung der frühen Triangulierung infrage gestellt“ (Metzger 2000, S.24). Dennoch kann das Konzept weiter verwendet werden, im Sinne eines Entwicklungsschritts, bei dem Objektbeziehungen erstmals symbolisiert und internalisiert werden. Eine solche Konzeption stellt etwa der deutsche Psychoanalytiker Hans-Geert METZGER (2000) vor. Er fordert, daß triadische Konzepte stärker als in Entwicklung begriffen formuliert werden müssen. So werde heute davon ausgegangen, daß bereits die elterliche Entscheidung zur Schwangerschaft und ihre Vorstellung vom zukünftigen Baby von internalisierten triadischen Strukturen begleitet werden. Aber auch das Kind ist bereits intrauterin und erst recht in den ersten Wochen der Schwangerschaft triadischen Strukturen ausgesetzt und reagiert auf sie (von KLITZING 1997). Diese triadischen Strukturen umfassen bei weitem nicht nur das Kind und die realen Eltern, sondern v.a. auch die psychischen Repräsentationen des Anderen in Seite 9 jedem der beiden Elternteile, v.a. das internalisierte Vaterbild der Mutter. „Die erste Phase der Triangulierung findet schon sehr früh zwischen dem Kind, der Mutter und dem inneren Vaterbild der Mutter statt. Dieses innere Vaterbild setzt sich aus frühen Objektrepräsentanzen und den Erfahrungen mit dem leiblichen Vater des Kindes zusammen“ (Metzger 2000, S.67). 3.3. Sexuelle Identitätsstörung FREUD meinte, der Knabe beschreite von Anfang an einen heterosexuellen Entwicklungsweg, der weniger kompliziert sei, als der der Mädchen (vgl. etwa Freud 1933a, S.126ff). Dies erklärt jedoch die größere Häufigkeit von Perversionen bei Männern nicht. Robert STOLLER, der sicherlich prominenteste Autor auf diesem Gebiet seit Mitte der 70er Jahre, betont demgegenüber, daß Kinder beiderlei Geschlechts zunächst eine primäre weibliche Identifizierung aufbauen. Männer müssen sich, um männlich zu werden, von der Mutter wieder des-identifizieren. Dies ist eindeutig der kompliziertere Weg zur Geschlechtsidentität, und daher auch der störungsanfälligere. Nach STOLLER liegt der Perversion v.a. eine Störung der Geschlechtsidentität zu Grunde, d.h. eine Störung der Entwicklung von Männlichkeit. Die STOLLERsche Perversionstheorie kann in folgenden 5 Punkten zusammengefaßt werden: a) Der Knabe beginnt sein Leben nicht als Heterosexueller (wie FREUD meinte), sondern muß sich vielmehr erst von der Weiblichkeit der Mutter loslösen und differenzieren. Männlichkeit ist kein angeborener Zustand, vielmehr ist eine gewisse rudimentäre Weiblichkeit auch bei Knaben naturgegeben. Die Symbiose mit der Mutter fördert keineswegs ein männliches Urgefühl. Die Entwicklung eines männlichen Ichs kann sich nur dann gegen die weibliche Uridentifizierung durchsetzen, wenn die Mutter die Entwicklung der Männlichkeit unterstützt. Fühlt die Mutter jedoch Ressentiments gegen Männer, dann wird ihre Ambivalenz die Störungen der Männlichkeit ihres Sohnes bis ins einzelne prägen. b) Die Furcht der Männer vor einer Bedrohung ihrer Männlichkeit läßt verschiedene Abwehrmaßnahmen gegen die Anziehungskraft einer neuerlichen Verschmelzung mit der Mutter entstehen. Die Symbioseangst bezieht sich auf ein inneres primitives Verlangen, obwohl die Abwehr dagegen häufig (projektiv) auf äußere Zustände zielt. Ebendiese Abwehr ist die entscheidende Quelle der Feindseligkeit, die allen Perversionen innewohnt. Je weniger die Entidentifizierung von der Mutter gelungen ist, umso größer ist später die Symbioseangst, und umso mehr muß sie projektiv bekämpft werden. „Es bleibt zu fragen, ob Perversion auf primitivstem Niveau nicht äußerste Trennung ist: Muttermord (eher als Vatermord, wie FREUD vermutet haben mag)“ (Stoller 1975a, S.192). c) In perversen Phantasien, in perversen Inszenierungen und auch im erregten Betrachten pornographischer Darstellungen wird ein reales Kindheitstrauma, das sich gegen das eigene Geschlecht oder die eigene Geschlechtsidentität richtete, detailgetreu wiederholt. Die Wiederholung findet allerdings gewissermaßen spiegelverkehrt statt. Bei jeder perversen Handlung, sei es mit anderen oder alleine beim Masturbieren, wird ein Triumph gefeiert, ein Triumph über die Gefahr, der das eigene Geschlecht ausgesetzt war. Der Wiederholungszwang stammt aus der ‘ewigen’ Wiederkehr der unbewußten, traumatischen Bedrohung der sexuellen Identität aufgrund der fehlenden Auflösung der primären Identifizierung. d) Wesentlich für die ‘Fixierung’ der perversen Lösung ist die Lustprämie. „In der perversen Handlung erlebt man die traumatische oder frustrierende Situation, die den Prozeß in Gang setzte, immer und immer wieder, aber nun hat sie ein wunderbares, kein schreckliches Ergebnis, denn man entgeht nicht nur der Bedrohung, sondern erfährt eine ungeheure sinnliche Befriedigung in der Erfüllung“ (a.a.O., S.140). „Orgasmus ist folglich nicht nur eine Entladung oder Ejakulation, sondern ein glücklicher, megalomaner Befreiungsausbruch aus der Angst“ (a.a.O., S.142). Seite 10 e) Zur Lustprämie gehört aber auch noch die Möglichkeit der Rache. Die Perversion verwandelt nicht nur (Kastrations-)angst in fiebernde Erregung, sie läßt v.a. Rache und Feindseligkeit zu. „Rache verkehrt die Positionen der Schauspieler im Drama in ihr Gegenteil, und so auch ihre Affekte“ (a.a.O., S.141). Im Falle des Voyeurismus wirkt das Hinsehen also gerade deshalb sexuell so erregend, weil der Mann das Gefühl hat, gewaltsam gegen eine widerstrebende Frau vorzugehen, also Rache für die endlosen Aufreizungen und gleichzeitigen Verbote des sexuellen Betrachtens nehmen zu können. Die schließliche perverse Phantasie ist das Resultat jahrelanger Konstruktion. Sie ist dann erfolgreich, wenn sie weder Langeweile noch all zu große Angst hervorruft. Ein gewisses Risiko ist jedoch nötig, um die Erregung nicht vorzeitig zu beenden. Wie aus dieser Zusammenfassung zu sehen ist, haben sich bislang die im vorletzten Abschnitt beschriebenen Einsichten in die Rolle des frühen Vaters in der ich-psychologischen Perversionsliteratur noch kaum niedergeschlagen. Im Sinne ABELINs ließe sich aber vielleicht ergänzen, daß das, was STOLLER als Mangel an Des-Identifizierung von der Mutter bezeichnet, auch ein Scheitern der frühen Triangulierung impliziert. Die Trennung von der Mutter gelingt eben gerade deshalb nicht, weil der Dritte fehlt, mit dem sich das Kind zur Herausbildung eines getrennten Selbst-Gefühls identifizieren könnte. Tatsächlich beschreibt STOLLER (1975b) die Väter der Perversen als zumeist distanzierte Männer, denen es an reifer Männlichkeit fehlt und die sich selbst im Unbewußten als kastriert erleben. Es habe einige Hinweise auf Effeminiertheit und Inadäquatheit gegeben. Von einem Vater wurde berichtet, daß er von seiner Mutter bei mehreren Gelegenheiten als Mädchen gekleidet worden sei. Ein zweiter trug Bänder an seinen Kleidern, ein dritter sagte, daß er eine jüdische Hausfrau werden würde, wenn er wiedergeboren werden sollte. STOLLER meint zusammenfassend, daß die Rolle der Väter von Perversen meistens eine negative war, im Sinne von Abwesenheit oder Distanziertheit. 4. Der Vater in kleinianischen Perversionsmodellen 4.1. Primitive Ängste und Abwehrmechanismen Melanie KLEIN hat sich über Perversionen kaum geäußert. Sie hielt zwar einen der Partialtriebe, nämlich den Sadismus, für besonders wichtig, aber eine konsequente Untersuchung etwa der sadomasochistischen Perversion hat sie nicht unternommen. Sie stellte keine Verbindung zwischen ihren Beobachtungen des kindlichen Sadismus und dem sexuellen Sadismus Erwachsener her. Allerdings analysierte sie das kriminelle Verhalten Erwachsener als Ausdruck des infantilen Sadismus (Klein 1927). KLEIN beschrieb auch die frühzeitige Entwicklung genitaler Empfindungen als ein Mittel, den panischen Ängsten zu begegnen, die durch die prägenitalen Impulse ausgelöst werden (vgl. Hinshelwood 1989, S.559). GLOVER (1933) bestätigte die Idee, daß kindliche Ängste durch Verstärkung der libidinösen Systeme bekämpft werden könnten und zeigte, wie die daraus sich entwickelnde perverse Lösung dem Erwachsenen hilft, Fehler in der Entwicklung des Realitätssinnes zu übertünchen. Die Frage, welche prägenitalen Ängste zu dieser Lösung disponieren und was eventuell der Vater damit zu tun hat, führt zunächst zurück zu einem relativ frühen Konzept Melanie KLEINs, nämlich der ‚Vereinigten-Eltern-Figur‘ (vgl. Klein 1928, S.294ff., 1932, S.173175). Der Säugling reagiert in der paranoid-schizoiden Position auf die Erfahrung der Trennung u.a. mit dem Wunsch, in den Körper der Mutter einzudringen und die Objekte, die er dort vorfindet, entweder zu stehlen oder zu zerstören. Die phantasierte Ausraubung des mütterlichen Körpers führt zur panischen Angst, daß die Mutter dafür Vergeltung üben werde. Diese Angst erfährt noch eine wesentliche Verstärkung durch die Tatsache, daß sich unter den im Mutterleib vorgefundenen Objekten auch der väterliche Penis befindet. Die Phantasie der ‚Vereinigten-Eltern-Figur‘ besteht darin, daß die Eltern oder, genauer gesagt, ihre Seite 11 Geschlechtsorgane in einem ewigen Koitus aneinander gefesselt sind. Dies ist die früheste und primitivste Phantasie der ödipalen Situation. Neid führt zu Wut und Zorn und diese veranlassen den Säugling, sich den elterlichen Geschlechtsverkehr enorm gewalttätig vorzustellen. Dabei unterscheidet KLEIN zwei Komponenten: 1. Phantasien, die direkte Angriffe des Kindes gegen beide im Koitus vereinigten Elternteile darstellen. 2. Phantasien, in denen die Eltern mit Werkzeugen gegenseitiger Vernichtung ausgestattet werden. „Ihre Zähne, Nägel, Genitalien, Exkremente usw. werden in der Phantasie zu gefährlichen Waffen, Tieren usw. umgeschaffen, mit denen sie sich im Sexualakt - dem Wunsche des Kindes entsprechend - gegenseitig quälen und zerstören" (Klein 1932, S.255). Die Gefühle, die später mit dem Begriff „Vater“ verbunden werden, stammen aus dieser Frühgeschichte. Das „böse“ Objekt hatte wie gesagt die Gestalt eines gehaßten und gefürchteten Paares angenommen, das eine exklusive Einheit darstellt. Ein Teil dieser Einheit ist nun ein Partialobjekt, das entweder die Mutter als Ganzes in Besitz nimmt (nämlich der Penis) oder Besitz von der mütterlichen Brust ergreift (die Brustwarze). Beide Partialobjekte werden später einem strengen und repressiven Vater zugeschrieben. Bei gesunder Entwicklung treten jedoch auch Phantasien auf, die einen eher schützenden Charakter haben, den Penis zum Wächter des mütterlichen Raumes machen und dazu dienen, die Angst des Säuglings vor übermäßig gewalttätigen Impulsen zu lindern. In der Zeit der Entwöhnung wird der Vater zu einem Objekt, dem sich der Säugling aus Enttäuschung über die Mutter zuwendet, sofern er ihn lieben und sich mit ihm identifizieren kann. Der Vater bietet dadurch die erste Gelegenheit zur Erforschung neuer Objekte und vermag die Intensität der depressiven Position deutlich zu lindern (vgl. auch Hinshelwood 1989, S.681ff). 4.2. Meltzers Konzept Donald MELTZER (1973) geht von FREUDs Konzept der Urszene aus (vgl. Freud 1918b), ergänzt dieses jedoch durch M. KLEINs Analyse der Phantasien über das Innere des mütterlichen Körpers. Sexuelle Erregung, Rivalität und Haß führen im Kontext der Urszene zu einem phantasierten Eindringen des Kindes in den elterlichen Koitus. Daran ist noch nichts Pathologisches. Der entscheidende Punkt, der normale infantil-polymorphe von perversen Zuständen unterscheidet, ist die Motivation, die im gesunden Fall eine grundlegend gute ist, nämlich die Suche nach einem Umgang mit ödipaler Eifersucht und ödipalem Haß, die die ansonsten liebende Haltung gegenüber den Eltern gefährden. Bei der perversen Sexualität kommt eine zusätzliche Figur in die Urszene: „der Fremde, der Außenseiter, der Feind der elterlichen Fruchtbarkeit, der familiären Harmonie, ja der Liebe. Es ist der Böse, der Zyniker, der Verderber, der Träger des Kainsmals“ (Meltzer 1973, S.90). Um die Herkunft dieses destruktiven Anteils zu verstehen, greift MELTZER auf M. KLEINs These zurück, daß eine primäre Spaltung-und-Idealisierung von Selbst und Objekt notwendig ist, damit überhaupt eine Persönlichkeitsentwicklung in Gang kommen kann. Ein Überleben ist ohne sie nur um den Preis einer autistischen Entwicklung vorstellbar. Durch Spaltung-undIdealisierung entsteht aber auch ein Selbstanteil, der mit dem bösen Teil des Objektes verschmolzen und feindselig in seiner Absicht gegenüber den idealisierten Selbst- und Objektanteilen ist. Perversion bezeichnet nach MELTZER sexuelle psychische Zustände, die durch die Führung dieses destruktiven Persönlichkeitsanteils erzeugt werden. Ihr Kern ist immer der sexuelle Sadismus. Sie ist von überwältigendem Neid gegenüber der Güte, Großzügigkeit, Kreativität, Harmonie und Schönheit von guten Objekten geprägt. Im allgemeinen ist der böse Anteil nur unter bestimmten Umständen fähig, die gesamte Persönlichkeit zu dominieren. Die erste Bedingung ist ein sadistisches Über-Ich, das weitgehend vom Entwicklungsmilieu abhängt, aber den bösen Anteilen eine unangreifbare Struktur gibt. Die zweite Bedingung betrifft die Stärke des bösen Anteils, die wiederum mit der relativen Schwäche des guten Anteils, d.h. der Liebesfähigkeit, zusammenhängt. Dieses Kräfteverhältnis reflektiert sowohl konstitutionelle Seite 12 Faktoren als auch den Einfluß traumatischer Erlebnisse. Die Unterwerfung des guten durch den bösen Selbstanteil führt zu einer Verkehrung der Werte. „Teufel, sei Du mir mein Gott“, so lautet das Motto des Perversen. Die emotionale Qualität sexuell-sadistischer psychischer Zustände ist grundlegend manisch. Es ist nicht die Sinnlichkeit, die begehrt wird, sondern die triumphierende Abschaffung von depressiver und sogar von Verfolgungsangst. Die Anfälligkeit der guten oder besser, der gesünderen Anteile der infantilen Struktur hängt von drei Faktoren ab. Erstens von der Einstellung zu psychischem Schmerz, zweitens vom Grad an Integration der ‚guten‘ Anteile und drittens vom Ausmaß an Vertrauen in gute Objekte. V.a. der letzte Punkt ist für die Untersuchung der Vaterrepräsentanz von Bedeutung. Der modifizierende Umgang der Mutter mit den projektiven Identifikationen des Säuglings führt normalerweise zum Aufbau einer idealisierten inneren Brust, die als Zentrum der Abhängigkeit und als Kern der Hoffnung fungiert. Penis und Vater schützen diesen Kern in Zeiten, in denen er von den sadistischen Angriffen des Kindes zerstört zu werden droht. Das gute mütterliche Objekt kann also nur mit Hilfe eines guten väterlichen Objekts bewahrt werden, was einer der wesentlichen Aspekte in der Durcharbeitung der depressiven Position ist. Während allerdings solche reiferen Anteile der Persönlichkeit anfällig für die Spaltungstechniken des destruktiven Anteils sind, scheint dies umgekehrt nicht zu gelten. Der destruktive Teil, wenn er einmal stark genug ist, bewahrt seine Einheit und versucht seinen Einfluß auszuweiten. In der paranoid-schizoiden Position führt die Herrschaft des destruktiven Anteils zur Ermordung der inneren Kinder der Mutter. Hinter allen panischen Ängsten versteckt sich immer die Phantasie vom toten Kind. Nun kann bei einem gesunden Kind das in der Phantasie ermorderte Baby wiederbelebt werden und zwar durch die reparative Kapazität der inneren Eltern und ihres kreativen Koitus. Falls aber die Abhängigkeit von der reparativen Kapazität der inneren Objekte durch ödipale Eifersucht und/oder destruktiven Neid verhindert wird, kann diese Wiedergutmachung nicht stattfinden. Wo Abhängigkeit von guten inneren Objekten durch schädigende masturbatorische Attacken unmöglich gemacht wird, stellt sich eine süchtige Beziehung zu einem bösen Selbstanteil her. Durch die Allwissenheit des destruktiven Teils wird eine Illusion von Sicherheit verkündet. Die zentrale Struktur der Perversion besteht aus ‚guten‘ kindlichen Anteilen, die in einer Stimmung der Verzweiflung ihre Abhängigkeit von den Eltern abgewandt und durch Passivität gegenüber bösen Selbstanteilen ersetzt haben. Im Prozeß dieser Kapitulation wird jeder psychische Schmerz beseitigt, v.a. wird die lauernde Panik scheinbar beschwichtigt. Der Impuls, zu pervertieren, ist dem süchtigen wie dem delinquenten Impuls verwandt, und zwar durch den Wunsch, gute Objekte aufgrund ihrer guten Eigenschaften hilflos zu machen. In anderen Worten: Der böse, destruktive, satanische Teil ist in ewiger Opposition zu den guten Objekten, v.a. dem kombinierten Objekt „Brust-und-Nippel“ der Mutter. Er sucht die guten Beziehungen anderer Selbstanteile zu diesem Objekt zu pervertieren und diese in süchtiger Passivität an sich zu binden. Zu diesem Zweck benützt er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel: Verführung, Drohung, Zwang, Verwirrung, Intoleranz der guten Teile gegenüber depressivem Schmerz, u.ä.. Er versucht zu pervertieren und süchtig zu machen. 4.3. Eine Fallgeschichte In einem Artikel, der auch auf deutsch erschienen ist, hat MELTZER (1968, 288 ff.) eine ausführliche Falldarstellung veröffentlicht, die auch die Bedeutung des Vaters in der Perversion sehr plastisch werden läßt. Der Patient, der ursprünglich nicht wegen einer Perversion sondern wegen somatischer Probleme in Analyse gegangen war, zeigte auch eine beträchtliche Charakterpathologie. Er neigte „etwa ständig zu Wortspielen und Karikaturen der Worte anderer Menschen, rief eine Flut geschickt getarnter pornographischer Limericks hervor, (und) sorgte für eine erbarmungslos zynische und snobistische Seite 13 Argumentationsweise“ (Meltzer 1968, S.289). Dieser Teil, der in Träumen als Fuchs in Erscheinung getreten war, wurde von MELTZER als „the foxy part“ bezeichnet. Er entsprach einem destruktiven inneren Objekt, dem sich der Patient über weite Strecken unterworfen hatte. Der zynische, schlaufüchsige Selbstanteil leitete sich aus einer Erfahrung her, wo sich nach dem Tode seines Vaters die Mutter tyrannisch und besitzergreifend auf ihn gestürzt hatte und er keinerlei Hilfe mehr in seinem Ringen mit seinen zerstörerischen ödipalen Phantasien erlebte. Die Entwertung und Verachtung gegenüber der Mutter spiegelte sich deutlich in seinem perversen Ritual. Dabei saß er in einer Chauffeursuniform auf dem Schlauch eines Autoreifens, hielt ein Glas Whisky in der Hand und masturbierte genital und anal. In einem Traum sah er sich auf einem Schlauch sitzend defäzieren. Der Schlauch repräsentierte die Mutter und der Inzest war zu einem analen Akt erniedrigt. Es gab aber auch folgende Erinnerung zu dem Traum. Sein Vater hatte während einer Spazierfahrt mit der Familie einen Reifenplatzer und mußte anschließend den Reifen reparieren, aufblasen und wiederanbringen, da das Reserverad fehlte. Als der kleine Junge seinem Vater zusah wurde er von sexueller Erregung überwältigt. Er entwickelte anschließend das Symptom, aus einem Reifen seines Fahrrads die Luft auszulassen, zu warten, bis ein Polizist herankam, und dann den Reifen mit dem Mund aufzublasen, während ihm der Polizist zusah. Die Reparatur des Reifens durch den Vater hatte sich mit der Urszenen-Phantasie des Jungen verbunden und zu einer sexuellen Erregung geführt. Das unmittelbar anschließende Symptom des Reifenaufblasens mit dem Mund repräsentierte noch eine mehr neurotische Verarbeitung, in der er sich selbst schlicht an die Stelle des Vaters setzte und das Schuldgefühl in Form des Polizisten erfolgreich externalisierte. Erst der Tod des Vaters und die dadurch deutlich werdende Unfähigkeit der Mutter, dem Kind weiterhin eine triangulierte psychische Situation zu bieten, ließen die guten Objekte des Jungen untergehen und eine narzißtische und sadistische Phantasie an ihre Stelle treten: er sei nicht nur der, der den Reifen aufgeblasen habe, sondern er könne ihn auch vollständig beherrschen und in eine Latrine verwandeln. MELTZER beschreibt weiter, wie sich „der Kampf darum, die Perversion aufzugeben, (...) deutlich als Kampf um die Entwicklung von Vertrauen in die Analyse und in die analytischen Eltern zu erkennen“ (a.a.O., S.292) gab. „Wie aber sein Vertrauen wuchs, so wuchs auch seine Identifikation mit einem guten und mutigen ‚Daddy‘“ (a.a.O., S.293). „In einem (...) Traum wurde er von einer Frau ausgeschimpft, weil er mit seiner Brennspirituslampe ein Feuer im Herd entfacht hatte. Sie befahl ihm dazubleiben und sagte, sie würde die Feuerwehr rufen; in der Zwischenzeit würde die automatische Spritze die Dinge unter Kontrolle halten. Mit einem Wort, seine innere Mutter verbot ihm seine manische Wiedergutmacherei und versicherte ihm, ihr innerer Penis reiche aus, bis ‚Daddy‘ einträfe“ (a.a.O., S.294). MELTZER beschreibt, wie der Patient nach weiterer Durcharbeitung der Thematik des Vertrauens und der Abhängigkeit in Bezug auf gute Objekte in der Übertragung seine narzißtisch-arroganten Formen der Abwehr weiter reduzieren und schließlich auch das letzte Festhalten an der Perversion aufgeben konnte. Auch wenn der Vater als äußere Person nicht wieder lebendig werden konnte, so konnte die Analyse doch das innere Vaterbild korrigieren. Er war nun nicht mehr einer, der einfach abwesend und deshalb völlig wertlos war, sondern er wurde zu einem, der einmal da war, der bewundernswerte Fähigkeiten hatte und der im Inneren der Mutter und seiner selbst einen wichtigen Platz bewahrt hatte. 5. Der Vater in LACANs Theorie der perversen Struktur4 5.1. Die väterliche Funktion und die Verweigerung des Opfers FREUD beschreibt den Fall eines Knaben, der von einem älteren Mädchen verführt worden war (vgl. Freud 1940e, S.60f.). Nach dieser Erfahrung masturbierte er regelmäßig bis er von der Kinderfrau dabei ertappt wurde. Diese sagte ihm, daß sein Vater seinen Penis abschneiden würde, wenn er nicht damit aufhörte. FREUD meint, normalerweise würde ein Knabe nach einer solchen Drohung sofort oder zumindest nach einigem Kampfe aufhören zu masturbieren. Mit anderen Worten, er würde sein Genießen dem Vater opfern. Der beschriebene Junge hörte jedoch nicht auf, sondern setzte seine Masturbation fort als ob nichts geschehen wäre. Er weigerte sich also, sein Genießen im Namen des Vaters aufzugeben. 4 LACANs Schriften, in denen er sich am meisten mit der Perversion auseinandersetzt, sind bis heute nicht auf deutsch zugänglich. Dies betrifft v.a. die Seminare VI (La relation d’objet) und X (Angoisse). Auch J-A. MILLERs wegweisender Aufsatz „De la perversion“ ist nicht auf deutsch übersetzt und auf englisch vergriffen. Die hiesige Quellensituation in Bezug auf die LACANianische Perversionstheorie hat sich aber in jüngster Zeit dennoch verbessert und zwar erstens durch die Publikation der Zusammenfassungen der LACAN Seminare IV bis VI von J.-B. PONTALIS (1957-60), und zweitens durch Bruce FINKS (1997) „A Clinical Introduction into LACANian Psychoanalysis“, das der Perversion einen Hauptabschnitt widmet. Seite 14 Der zukünftige Perverse und der zukünftige Zwangsneurotiker antworten auf die Kastrationsdrohung mit gegensätzlichen Reaktionen. Der Zwanghafte unterwirft sich, wenn auch widerstrebend und halbherzig. Anschließend versucht er sein Leben lang, einen Teil seiner Lust zurückzubekommen. Er gibt seine Lust auf - in der Hoffnung auf Anerkennung, Achtung usw. also in der Hoffnung auf einen symbolischen Ersatz. Er gibt also seine narzißtische Bindung an seinen Penis, den LACAN den imaginären Phallus nennt, auf, um etwas anderes zu bekommen, nämlich Anerkennung auf einer sozialen, symbolischen Ebene, also den symbolischen Phallus. Er gibt „ϕ“ (klein Phi) auf, um „Φ“ (groß Phi) zu bekommen. LACAN sagt, jeder kleine Junge müsse seinen kleinen Penis hergeben, um von seinem Vater einen besseren zu bekommen (vgl. Pontalis 1957-60 [LACAN, Seminaire IVe], S.65). Wenn der Zwangsneurotiker auch nachträglich meint, er sei betrogen und über den Tisch gezogen worden, und wenn er auch mit seiner Entscheidung ein Leben lang hadert, bleibt es dennoch dabei, daß eine gewisse autoerotische Lust aufgegeben, d.h. dem Vater geopfert worden ist. Der Perverse hingegen opfert nichts von seiner autoerotischen Lust, er übergibt nichts dem Anderen. FREUD betont immer wieder, daß sich der Perverse weigert, seine Lust aufzugeben und auf seine masturbatorische Befriedigung zu verzichten. Um diese Tatsache zu erklären, bezieht sich FREUD manchmal auf konstitutionelle Faktoren, etwa die Triebstärke. Doch zeigt die klinische Erfahrung, daß man darauf gar nicht zurück greifen muß. Wenn eine Mutter großen Wert auf den Penis ihres Sohnes legt und ihn als allumfassende Ergänzung ihrer Person verwendet, kann dieser sehr darauf fixiert werden. Seine gesamte erotische Beziehung zu seiner Mutter dreht sich dann u.U. darum. So ein Sohn kann dann jeglicher Forderung nach Abstand zu seiner Mutter energischen Widerstand leisten. LACAN (1966) sagt: ”Das ganze Problem der Perversionen besteht darin, zu begreifen, wie sich das Kind, in der Beziehung zu seiner Mutter (...) mit dem imaginären Objekt ihres Begehrens identifiziert” (S.554, eigene Übersetzung). Wo es zu jener engen erotischen Beziehung zwischen Mutter und Sohn gekommen ist, muß der Vater sehr kraftvoll sein, um eine Trennung herbei führen zu können. ”Freud enthüllt uns, daß wir es dem Namen-des-Vaters verdanken, daß der Mensch nicht an den sexuellen Dienst an seiner Mutter gebunden bleibt” (Lacan 1966, S.852). Aber gerade die Tatsache, daß diese Beziehung entstehen konnte, signalisiert, daß der Vater die väterliche Funktion nicht erfüllt hat. Es gibt natürlich zahllose Möglichkeiten in der Realität, warum dies so ist. Davon kann hier nicht die Rede sein. Entscheidend ist, daß der Vater nicht als symbolisch Trennender im Unbewußten verankert werden konnte. Im LACANianischen Denken wird Trennung in aller Regel als angstmindernd aufgefaßt, wenn auch nicht im unmittelbaren Erleben, so doch auf der tieferen Ebene des Seins. Der kleine Hans fürchtet auf der bewußten Ebene z.B., daß die Mutter weggeht, unbewußt wünscht er jedoch die Trennung, die es ihm ermöglichen würde, Wünsche unabhängig von der Mutter zu haben (Pontalis 1957-60, S.52ff.). Seine Trennungsangst reflektiert den Wunsch, von der Mutter weiterhin bestimmte Annehmlichkeiten zu bekommen, aber sie markiert auch den gleichzeitigen Wunsch nach einem Ende dieser Annehmlichkeiten, da diese ihn verschlingen und ihn daran hindern, als begehrendes Subjekt geboren zu werden. 5.2. Die zwei logischen Momente des „no(m)-du-pere“ LACAN meint, daß wir uns, wenn wir auf die Welt kommen, dem Begehren des Anderen als Partialobjekt anbieten, daß wir gewissermaßen sein Begehren gewinnen wollen. Der Perverse hat einen Vater, dessen Begehren ihm nicht deutlich wird. Deshalb identifiziert er sich besonders mit dem imaginären Objekt des Begehrens der Mutter, insofern dieses im Phallus verkörpert ist. Der imaginäre Phallus ist kein verschiebbares Symbol, sondern ein unsymbolisiertes, nicht-repräsentierbares Ding – und das Kind versucht, für sie dieses Ding zu werden. Es versucht ihr kleiner Ersatzpenis zu sein. Seite 15 Dabei nimmt das Kind unbewußt eine Subjektposition ein, in der es völlig identisch ist mit dem Objekt ‘klein a‘ der Mutter, also mit dem Objekt, das das Loch in der Mutter füllt. Der Andere (also in diesem Fall die Mutter) ist zwar nicht (mehr) ‘ganz’ für den Perversen. Sie hat einen Mangel, mit dem man sich identifizieren kann. Eine ‚Entfremdung‘ zwischen Mutter und Kind hat stattgefunden. Das unterscheidet seine strukturelle Situation von jener des Psychotikers, der als Subjekt des Begehrens gar nicht geboren wird, weil er an der Mutter kein Begehren wahrnimmt. Er bleibt mit der Mutter verschmolzen, sein Sein ist ihr Sein. Eine Seinsfrage stellt sich nicht. Hingegen: Auf die Frage, was bin ich?, antwortet der Perverse: Ich bin das, was meiner Mutter fehlt. Für ihn gibt es also die Seinsfrage, aber es gibt keine persistierende Frage, keine dauernde Frage seinen Lebenssinn betreffend. Eine vollständige Trennung von Kind und Mutter herbei zu führen, würde bedeuten, das Kind dazu zu bringen, nicht mehr der imaginäre Phallus der Mutter zu sein, sondern einen symbolischen Phallus zu haben. “Wenn der ‘Name-des-Vaters’ sprechen könnte, würde er sagen: ‘Du bist nicht der Phallus’” (J.-A. Miller: Donc, 29.6.1994, zitiert nach Fink 1997). Solange der Knabe der Phallus für die Mutter ist, kann er keine symbolische Position einnehmen. Er kann niemand sein, auf den die Mutter stolz ist, denn er ist jemand, mit dem die Mutter kuschelt und durch den sie vielleicht sogar einen Orgasmus bekommt. Er kann sich nicht in der Welt seinen eigenen ‘Namen machen’, er kann nicht nach symbolischen Attributen streben, denn er ist gefangen in der imaginären Unmittelbarkeit des mütterlichen Begehrens. Genauer betrachtet hat der Perverse allerdings gar nicht mit dem Begehren der Mutter zu tun, sondern mit ihren Bedürfnissen. Das ergibt sich daraus, daß sich ein Begehren nur konstituieren kann, wenn es benannt wird. Überhaupt existiert ein Mangel nur innerhalb eines symbolischen Systems. Hingegen bezeichnet ‘Bedürfnis’ etwas Körperliches, unmittelbar Drängendes, Reales. Erst wenn ein Begehren benannt wird, verringert sich das Gewicht des Bedürfnisses und eröffnet sich ein Raum des Begehrens. In einem solchen Raum kann sich ein Begehren bewegen und entwickeln und kann das Kind sein Begehren nach dem mütterlichen Vorbild formen. LACAN sagt, das Wort sei der Tod der Sache. D.h. mit der Benennung des “realen Mangels” wird dieser, nämlich der Mangel, ein Stück weit neutralisiert. Das Wort ist viel weniger gefährlich als das Ding. Wörter kann man mit anderen Wörtern verbinden, man kann einen Scherz machen usw. Sobald das Begehren der Mutter benannt ist, kann das Objekt, das das Kind für die Mutter war, nicht mehr existieren. Denn sobald ein Begehren artikuliert ist, bleibt es nicht unverändert, es wandert vielmehr metonymisch von einer Sache zur nächsten. Begehren ist ein Produkt der Sprache und kann daher gar nicht mit einem Objekt befriedigt werden. Anstatt mit einem Objekt identifiziert zu sein, wird das Kind zu einer Frage gedrängt, zu der Frage, was will meine Mutter? Etwas, was die ganze Reihe von konkreten Dingen, die ihr Begehren erwecken, verbindet, - der Phallus, allerdings der symbolische Phallus. Indem der Perverse zwar eine Frage vernimmt, aber nur eine präsymbolische Antwort findet, steht er zwischen dem Psychotiker und dem Neurotiker. Bruce FINK (1997) konzeptualisiert die lacanianische Perversions-Theorie, indem er zwei logische Momente innerhalb der väterlichen Metapher differenziert. Man könne sagen, daß der Perverse zwar ‚die Entfremdung‘ durchgemacht habe, nicht aber ‚die Trennung‘. Das erste Moment meint das väterliche Verbot der körperlichen Lust zwischen Mutter und Kind (das Verbot des Genießens). Die väterliche Metapher nimmt hier die Form des ‘no’-du-pere, des väterlichen Neins an. Das zweite Moment betrifft die Symbolisierung des mütterlichen Mangels, d.h. seine Konstituierung als Mangel per Namensgebung. Hier tritt die väterliche Metapher als die vom Vater gegebene Benennung des mütterlichen Begehrens auf (le nomdu-pere). Seite 16 5.3. Die Inszenierung des Vaters: ein Fallbeispiel In lacanianischer Terminologie gesprochen, lag Freuds Betonung bei der Analyse der Perversion auf der hartnäckingen Verweigerung gegenüber dem Gesetz, also auf der Weigerung, Befriedigung zu opfern. LACANs Betonung liegt stärker auf der Funktion, die die Perversion in der Abwehr der Angst spielt. Was soll der perverse ‘Wille’, sein ‘Zwang zum Genießen’ verschleiern bzw. unbewußt machen? In wessen Dienst steht das Genießen beim Perversen? Wenn sich die Perversion auch häufig als ungebremste Suche nach Befriedigung darstellen mag, so ist ihre Funktion nach LACAN paradoxerweise doch gerade die Begrenzung der Befriedigung, die Etablierung des Gesetzes, oder das Erschaffen des Anderen als Gesetz. Das Ziel des Masochisten z.B. ist es, den ‚Partner‘ (d.h. den Anderen) dazu zu bringen, das Gesetz zu verkünden, d.h. eine Strafe für sein entgrenztes Verhalten zu verhängen (das sogenannte ‘Rütteln-am-Watschnbaum’). Begehren ist für LACAN ja immer eine Abwehr, eine Abwehr gegen das Überschreiten einer bestimmten Grenze im Genießen (Lacan 1966, S.825). Hierin ist das Begehren des Perversen keine Ausnahme. Die grundlegende Phantasie (auch) des Perversen definiert ihn in Beziehung zum Gesetz. Während der Neurotiker (in seiner grundlegenden Phantasie) das begehrt, was ihm das Gesetz des Vaters verboten hat, begehrt der Perverse, daß das Gesetz überhaupt in Kraft tritt. LACAN spielt mit der französischen Sprache, wenn er ‘pere-version’ als sprachlichen Ausdruck jenes Appells des Perversen an den Vater auffaßt, durch den er hofft, daß die väterliche Funktion doch noch wahrgenommen und ausgeführt wird. FINK (1997, S.181ff.) beschreibt den Fall einer Mutter, die ihren kleinen Sohn als krank hinstellt, um ihn ständig betreuen zu können. Ihre Behandlung verwandelt ihn in ein rotes, geschwolles, pu-lassendes Objekt, das er selbst später als ‘lebendigen Dildo’ bezeichnet. “Auf der Seinsebene ist er das reale Objekt, das sie haben will, um sich ganz zu fühlen” (S.182). Der Vater führt keine Trennung von Mutter und Kind herbei und er ist auch in keiner Weise das Objekt des mütterlichen Begehrens. Da es außer ihm selbst nichts gibt, wohin das Begehren der Mutter gezogen würde, kann sich der Sohn auch nicht fragen, was denn das Begehren der Mutter sei, denn er weiß es. Er soll ihr reales Gegenstück im Leben sein. Es gibt da nichts Symbolisches in ihrem Begehren. Ein Objekt zu sein, ist das Gegenteil vom Haben eines symbolischen Platzes. Das bedeutet, daß wichtige Bedingungen für eine psychotische Entwicklung gegeben sind. Mit 6 Jahren wurde der Sohn Blinddarm operiert. Als er erwacht sitzt sein Vater mit dem herausgeschnittenen Appendix in einem Glas vor ihm und strahlt das entfernte Organ an. Von diesem Zeitpunkt an, verweigerte der Sohn das Mitspielen bei den ‘Behandlungen’ der Mutter. Er weigerte sich also, ihr Penis zu sein. Die Anwesenheit des Vaters nach der Operation scheint schließlich doch eine Art (Verlust symbolisierende) Kastration bewirkt zu haben. Eine Entfremdung zwischen Sohn und Mutter trat ein. Der Vater löscht hier die Mutter, indem er quasi das ihm Geschuldete eintreibt (nämlich das entfernte Organ). Die väterliche Metapher wird doch noch in Kraft gesetzt, der Sohn wird nicht psychotisch. Die Mutter betrachtet ihn jedoch weiterhin als ‘ihren kleinen Mann’. Seinen Penis bezeichnet sie als ‘ton bout’. Er muß ihr beim Anziehen helfen. Dabei empfindet er eines Tages eine plötzliche und schmerzhafte Lust in seinem Penis, eine Art Orgasmus, wie er es 20 Jahre später nennt. Während er für seine symbolischen (sprachlichen) Leistungen niemals gelobt wurde, empfand er Lust im Kontext einer narzißtischen Erweiterung seiner Mutter. Eines Tages hörte er seinen Vater, das mütterliche Genitale ‘bouton’ nennen, also eine Umdrehung ihrer Bezeichnung für sein Genitale. Zum ersten Mal bekommt ihr Mangel eine Metapher, einen Namen. Aber diese Benennung prägt sich nicht ein, vielleicht weil der Sohn nicht genau wußte, was der Vater meinte. Im Fetisch, den der Sohn später entwickelt, versucht er, den väterlichen Benennungsakt zu vervollständigen: Er verabscheut einzelne Knöpfe an Kleidern, wird jedoch sehr erregt, sobald mehrere identische Knöpfe in einer Reihe auftreten. In seiner Analyse sagt der Sohn später, daß je mehr Knöpfe da sind, umso gewichtiger wird der Beitrag des Vaters (la part du pere). Je mehr Knöpfe, umso weniger empfindet er das mütterliche Begehren als überwältigend, weil unbenennbar. Die Perversion dient hier dazu, die Kraft der väterlichen Symbolik zu vervielfachen, d.h. die väterliche Funktion zu stützen. Dieser Fetisch enthüllt eine zweideutige Einstellung des Sohnes zum Vater: “Ich weiß sehr gut, daß mein Vater das Begehren meiner Mutter nicht wirklich benannt hat, aber ich werde die Vervollständigung dieser Benennung inszenieren”. Seite 17 6. Der Vater in der Perversionstheorie der französischen IPA-Hauptgruppe Bela GRUNBERGER (1966) übernahm von FERENCZI den zentralen Gedanken, daß der elementarste menschliche Wunsch die Rückkehr in den Mutterleib sei. Nach FERENCZI (1924) ist selbst der genitale Koitus ein Ausdruck des Wunsches, die fötale Vereinigung mit der Mutter wiederherzustellen. Dadurch erscheint auch der Inzestwunsch des ödipalen Kindes weniger als sexueller denn als narzißtischer Wunsch. CHASSEGUET-SMIRGEL (1984b) geht im Anschluß daran davon aus, daß es im Kind „einen primären Wunsch gibt, eine Welt ohne Hindernisse, ohne Unebenheiten und ohne Unterschiede wiederzuentdecken, eine völlig glatte Welt, die mit einem seines Inhalts entleerten Mutterleib identifiziert wird, .... Hinter der Phantasie, den Penis des Vaters, die Kinder und die Exkremente im Mutterleib zu zerstören oder sich anzueignen - einer Phantasie, die M. KLEIN herausgearbeitet hat und die ihr zufolge für die frühen Stadien des Ödipuskonflikts spezifisch ist -, läßt sich ein noch grundlegenderer und archaischerer Wunsch feststellen, dessen Repräsentanz die Rückkehr in den Mutterleib ist“ (a.a.O., S.91f). Das Ziel ist, ein psychisches Geschehen ohne Barrieren mit frei fließender Energie wiederzufinden. Der Vater, der Penis, die Kinder und alle anderen frühen Repräsentanzen der Realität müssen zerstört werden, wenn das fötale Paradies wiedergefunden werden soll. Auch das Denken ist ein Hindernis, das den freien Zugang zum Mutterleib verwehrt. Sein Status ist dem des Vaters und seiner Abkömmlinge, dem Penis und den Kindern ähnlich. „Realität ist, daß nur der Vater und sein befruchtender Penis in der Lage sind, die Mutter zu befriedigen, was für den unreifen und unfruchtbaren Penis des kleinen Kindes nicht zutrifft, in welcher Illusion ihn die Mutter auch gewiegt haben mag“ (a.a.O., S.98). Es geht dabei nicht nur um den Unterschied der Geschlechter und der Generationen, die Realität ist insgesamt das Ergebnis von Unterschieden. Anders als in der Psychose wird in der Perversion der Ödipuskomplex zwar nicht vollkommen vermieden, er wird allerdings nur in seiner archaischen Matrix aufgenommen. Für CHASSEGUET-SMIRGEL stellt die anal-sadistische Phase diese archaische Matrix, d.h. eine primitive Skizze aber auch eine Parodie der Genitalität dar. Sie liefert dem Kind die Elemente, die es befähigen, dem Vater und seinen Attributen gleich sein zu wollen, wobei die genitale Entwicklung übersprungen werden soll. „In der Kotstange zeichnet sich der genitale Penis ab, die tägliche Trennung von den Fäzes ist ein Vorläufer der phallischen Kastration, die Kotproduktion antizipiert das Gebären von Kindern, die Exkremente im Rektum imitieren den genitalen Koitus“ (a.a.O. S.108). Kot=Penis=Kind, diese Gleichsetzung kann dabei in einem konkretistischen Sinn mißverstanden werden (vgl. SEGALs [1957] Konzept der „symbolischen Gleichsetzung“). Wir befinden uns dann im einem Lustprinzip-gesteuerten Geschehen. Das Kind bewahrt die Illusion, die Befriedigung nicht aufschieben zu müssen. In seiner Phantasie, die häufig durch das mütterliche Verhalten unterstützt wird, ist das Kind ein adäquater Sexualpartner für die Mutter. Dadurch überspringt es den Prozeß der Identifizierung mit dem Vater, ein Prozeß, dessen Kern die Introjektion des väterlichen Penis ist. Das Subjekt, das den ödipalen Konflikt durcharbeitet, versucht nicht, die väterlich-genitale Dimension wegzuschieben, sondern sie sich durch Identifizierung anzueignen. Dies impliziert eine Projektion des Narzißmus auf den Vater, seinen Penis und seine Genitalität. Die Identifizierung führt zur Fähigkeit, auf Befriedigung zu warten und Ersatzobjekte bzw. symbolische Befriedigungen zu akzeptieren. In der Perversion ist die anal-sadistische Regression ich-synton. Die Objekte der analen Stufe werden idealisiert. Diese Idealisierung erlaubt es dann den analen Elementen, die Verdrängungsschranke zu überwinden. Sie erlaubt es auch, die Regression in der Perversion von der psychotischen Regression zu unterscheiden. Der Psychotiker kennt keinerlei Bedürfnis, die analen Objekte zu beschönigen, da ihm der Realitätsbezug essentiell fehlt. Der Perverse zeigt durch die Idealisierung, daß er die Analität durchaus erkennt und partiell verurteilt, daß er sie jedoch gleichzeitig verehrt und braucht. Seite 18 7. Zusammenfassende Diskussion Ich möchte nun am Beispiel einer mehrjährigen Therapie mit einem pädophilen Exhibitionisten zeigen, in welcher Weise sich Aspekte aus unterschiedlichen theoretischen Zusammenhängen für meine Deutungsarbeit als hilfreich erwiesen. Der 35-jährige Patient hatte über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg häufig vor Kindern sein erigiertes Glied entblößt und versucht, den Kindern bewundernde Kommentare zu entlocken. Anschließend verbrachte der Patient eine gewisse Zeit im Gefängnis, und erst nach Ablauf der Probefrist kam er freiwillig zu mir in Therapie. Seine Mutter war zum Zeitpunkt seiner Geburt erst 17 Jahre gewesen, sein Vater war 20. Zwei oder drei Jahre nach seiner Geburt kam es zur Trennung der Eltern. Seinen Vater hat er erst als Erwachsener wieder gesehen. Über weite Strecken wuchs er bei seiner Großmutter auf, die seinen Vater immer als Taugenichts hinstellte und die dadurch Zorn und Unzufriedenheit mit ihm zum Ausdruck brachte, daß sie ihm prophezeite, er werde genauso enden wie sein Vater. Gleichzeitig verspürte er Scham und Beklemmung, wenn die Großmutter ihn in der Badewanne betrachtete und er ihren Blick auf seinem Penis spürte. Seine Mutter, die offensichtlich selbst in infantiler Abhängigkeit von ihrer Mutter verharrt war, sagte ihm einmal: Weißt Du, ich bin eigentlich gar nicht deine Mutter, ich bin mehr so etwas wie ein Kumpan. Seinen um zwei Jahre jüngeren Bruder hat er daher oft als gemeinsamen Sohn mit der Mutter empfunden. Gegen Mutter wie Großmutter hegte er seit der Pubertät einen tiefen Groll, und brach in der Therapie oft in unflätige Beschimpfungen gegen die beiden aus. Von seinem Vater wußte er fast nichts, war unsicher, inwieweit die negativen Erzählungen über ihn der Wahrheit entsprachen und wünschte sich, ihn kennenzulernen und von ihm eine verspätete Anerkennung als Mann zu bekommen. In der Therapie wurde rasch eine narzißtische Tendenz deutlich, als er meinte, er glaube nicht, daß ich ihm als Therapeut viel zu bieten hätte. Ich sei zu jung und er könne mich sicherlich leicht um den Finger wickeln. Als ich ihm eine Erhöhung der Stundenfrequenz von zwei auf drei Stunden vorschlug, vermutete er, daß ich lediglich mehr Geld haben wollte, um in der Karibik Urlaub machen zu können. Im Sinne MELTZERs scheint es sehr naheliegend, hier das Wirken eines destruktiven Selbstanteils zu sehen, der wechselweise bei ihm selbst oder projektiv beim Therapeuten untergebracht werden konnte. Die Funktion dieses Selbstanteils, der auch den perversen Akt selber regierte, konnte mit MELTZER als Abwehr v.a. depressiver (teilweise aber auch paranoider) Ängste verstanden werden. So wurden seine perversen Impulse etwa immer dann stärker, wenn sich die Beziehung zu seiner Frau und zu seinem Kind zu intensivieren schien und ein Gefühl der Abhängigkeit aufzutreten drohte. Dies mobilisierte eine sadistische Mutter- bzw Großmuterphantasie, in die jedoch auch der beschädigte Vater im Sinne eines Vereinigten-Eltern-Objekts involviert war. Als der Patient schließlich das drei-stündige Therapie-Setting akzeptierte wandelte sich die Übertragung relativ rasch in eine vorwiegend idealisierende, wobei auch zunehmend homosexuelle Gefühle mir gegenüber auftraten. Es ging nun offenbar darum, die Befürchtungen, von mir abhängig und ausgebeutet zu werden, abzuwehren. Ich erschien ihm im Gegenteil als rettender Zufluchtsort vor den ihn attackierenden Frauen, sowohl in der Arbeit als auch in seiner Familie, wobei seine mißtrauischen Befürchtungen jedoch zwischendurch auch mich immer wieder einmal betrafen. Mit MAHLER und ABELIN konnte ich darin eine Wiederholung seiner nur in Ansätzen entwickelten frühen Triangulierung sehen. Während ihn seine Mutter als Kind quasi an die Großmutter abgegeben hatte und diese eine überstimulierende Idolisierung gepaart mit abwehrender Entwertung seiner analen Autonomiebekundungen inszenierte, erschien ihm der im zweiten Lebensjahr noch peripher vorhandene Vater als Retter aus der symbiotischen Umschlingung. Das Verschwinden des Vaters hatte es jedoch verhindert, daß dieser als unabhängiger Pol verinnerlicht hätte werden können. Die STOLLERsche These, daß der Perverse aufgrund seiner fehlenden DesIdentifizierung von der primären Bezugsperson im perversen Szenario immer aufs neue seine Traumatisierung in triumphalistischer Verkehrung wiederholen muß, bestätigte sich in der Analyse seines Exhibitionismus. Erinnerte er die unverhohlenen Blicke der Großmutter auf seinen kleinen Penis v.a. als abschätzig und kastrierend und als Teil der großmütterlichen Unterdrückung seiner Selbständigkeit, so präsentierte er nun seinen Penis vor Kindern, von denen er mit Sicherheit annahm, daß er ihnen groß und beeindruckend erscheinen würde. Dieses Verhalten mußte er mit zwanghafter Regelmäßigkeit immer dann wiederholen, wenn ihm in der Arbeit oder sonstwo eine Demütigung oder Kränkung zugefügt worden war. Wie Seite 19 STOLLER beschreibt, mußte immer ein gewisses Risiko in der Situation eingebaut sein, damit eine sexuelle Erregung entstehen konnte. Das Wesentliche am Exhibieren war aber gar nicht der Orgasmus, zu dem es auch nicht immer kam, sondern die Befriedigung, die durch Äußerungen des Beeindrucktseins hervorgerufen wurde. Seine besondere Kränkbarkeit (Kastrationsangst) ließ sich darauf zurückführen, daß er mit dem Vater als Taugenichts, d.h. mit dem kastrierten Vater, identifiziert war. Der perverse Akt schien mir auch auf imaginäre Art der Vervollständigung der väterlichen Funktion bzw. der Trennung von der präsymbolischen Mutter zu dienen. LACANs Betrachtungsweise schien sich sogar in doppelter Hinsicht zu bestätigen. Einerseits hatte der Patient auch das Bild eines mächtigen Vaters in sich, den er tatsächlich vermißt hatte und den er - als Exhibitionist - nicht anders als imaginär-phallisch darstellen konnte. In der Identifizierung mit seinen kindlichen Opfern wollte er sich selbst sagen: Es gibt einen Vater, der mächtiger ist als die Großmutter. Zugleich mobilisierte er mit seinen Aktivitäten auch tatsächlich den gesellschaftlichen Vater in Gestalt der Polizei, die ihn schließlich überführte und einer Kastration zuführte, allerdings (in seiner Wahrnehmung) neuerlich keiner symbolischen. In der analytischen Arbeit mit diesem Patienten fanden sich auch zahlreiche Hinweise auf die anale Essenz seiner Perversion, oder – um mit CHASSEGUET-SMIRGEL zu sprechen - für sein Festhalten an der archaischen Matrix des Ödipuskomplexes. So liebte er beispielsweise blank geputzte dunkle Sportwagen, mit denen er am Gürtel andere Autos schneiden und sich in Kolonnen hineinpressen konnte. Meist begab er sich mit solchen Autos zu seinen Deliktorten. Die scheinbar phallischen Objekte erwiesen sich jedoch als bald als wertlos (d.h. als anale Phalli). Jedes solche Auto wurde ihm innerhalb von Tagen langweilig, mußte dringend „abgestoßen“ und gegen ein anderes eingetauscht werden. Eine Introjektion des väterlichen (genitalen) Penis hatte nicht stattgefunden, was sich ja u.a. gerade darin zeigte, daß er als Pädophiler die Generationenunterschiede verleugnete. Auch Sigmund FREUDs Theorie, daß der Perverse den Phallus der Mutter nicht aufgeben konnte war in dieser Therapie präsent. Der Patient berichtete, bei glaubwürdiger Unwissenheit über psychoanalytische Theorien, daß er beim ersten sexuellen Verkehr mit seiner späteren Frau befürchtete (im Unbewußte jedoch wünschte), daß nach dem Auskleiden ein Penis bei ihr sichtbar werden würde. Er hatte offensichtlich seinen infantilen Glauben an einen weiblichen Penis niemals wirklich aufgegeben und bekämpfte seine Kastrationsängste gelegentlich durch die Mobilisierung dieser Phantasie. Eine väterliche Kastrationsdrohung ließ sich jedoch weder explorieren noch rekonstruieren. 7.1. Ergänzende Konzeptionen Die Erfahrung zeigt also die klinische Nützlichkeit aller referierten Ansätze. Ich möchte hier keinen Vergleich der verschiedenen Perversionstheorien im Ganzen vornehmen, sondern mich ausschließlich auf die Konzeptualiserung der väterlichen Funktion beschränken. Es werden dabei unterschiedliche Aspekte sichtbar, die zunächst als Ergänzungen zueinander verstanden werden können. 1) Der FREUDsche Vater des Perversen ist entweder ein Verführer, ein Sadist oder beides. Jede Variante erklärt mit unterschiedlichen Betonungen das Entstehen einer besonders starken Kastrationsangst, die durch einen Fetisch oder eine andere Perversion abgewehrt werden muß. 2) In der ich-psychologischen Theorie der frühen Triangulierung tritt der Vater lange vor der ödipalen Phase auf, nämlich als „unkontaminierter Dritter“ im Prozeß der Loslösung von der Mutter. Wenn er dies nur unzureichend tut, bzw. wenn das internalisierte Vaterbild der Mutter negativ ist, mißlingt die Separation/Individuation, und das gestörte frühe Körperbild muß – wie GREENACRE zeigte - durch Perversion stabilisiert werden. 3) Die STOLLERsche Theorie baut diese Sichtweise nur insofern aus, als er von einer primären weiblichen Identifizierung aller Knaben ausgeht, die bei den Perversen mangels Seite 20 väterlicher Präsenz niemals grundlegend überwunden wird. Die männliche Identität braucht daher eine permanente Krücke, in der auch die Rache- und Haßgefühle eingebaut werden. 4) MELTZER hält die Urszenenphantasien des Perversen für besonders sadistisch. Der väterliche Penis ist entweder von der Mutter beschädigt worden oder er ist seinerseits der Zerstörer der mütterlichen Organe. Seine schützende Funktion gegenüber dem Sadismus des Kindes ist jedenfalls unzureichend, weshalb Sicherheit nur durch (partielle) Unterwerfung unter einen inneren (perversen) Tyrannen erreicht werden kann5. 5) LACAN und seine Nachfolger gehen davon aus, daß in der Perversion die kindliche Identifikation mit dem imaginären Phallus der Mutter nicht überwunden werden kann. Der Grund dafür ist eine nur unvollständige väterliche Metaphorisierung des mütterlichen Begehrens. Die Perversion versucht die väterliche Funktion zu vervollständigen. 6) Für CHASSEGUET-SMIRGEL steht der Penis des Vaters in der frühkindlichen Mutterleibsphantasie generell für die Realität. Durch eine Abwehr der Realität, d.h. durch eine Nicht-Introjektion des väterlichen Penis, wird ein Festhalten am Lustprinzip ermöglicht, wobei der Perverse durch die Idealisierung analer Objekte die Realität immerhin in Gestalt einer Parodie anerkennt. Während FREUD seinen Blick hauptsächlich auf das Schicksal des phallisch-ödipalen Konfliktes richtete und Verleugnung und Spaltung als spezifisch perverse Abwehrmechanismen einer besonders kraß ausgeprägten ödipalen Kastrationsangst verstand, fokussieren alle späteren Perversionstheorien eine frühere Entwicklungsphase und untersuchen dementsprechend auch das Versagen des sogenannten „frühen Vater“ . Dabei betonen die nord-amerikanischen Ich-Psychologen in aller Regel unterschiedliche Aspekte einer gestörten Ich-Entwicklung in der Perversion, etwa eine fehlerhafte Entwicklung des Körperbildes, der sexuellen Identität oder auch der Denkfunktionen. Die Kleinianer sehen in der Vorherrschaft der oralen und analen Aggression die Ursache für ein Nicht-Erreichen bzw. Nicht-Durcharbeiten der depressiven Position. Für den besonders sadistischen Charakter der frühen Urszenen-Phantasien kann auch der Vater bzw. der verinnerlichte Vater der Mutter mitverantwortlich sein. Die Lacanianer machen das Versagen der väterlichen Metapher für die ausbleibende Symbolisierung des mütterlichen und damit auch des eigenen Begehrens verantwortlich. Da der Phallus nicht zum Signifikanten aller anderen Signifikanten wird, bildet sich kein Subjekt des Unbewußten heraus und der Perverse bleibt mit dem imaginären Objekt a der Mutter identifiziert. Nach CHASSEGUET-SMIRGEL ermangelt es dem Perversen zwar auch an einer Identifikation mit dem Vater, aber für sie bedeutet dies v.a. ein Verharren oder eine Rückkehr in das anale Universum, in dem die narzißtische Kränkung, die in der kindlichen Erkenntnis der unzureichenden Größe seines Penis besteht, verleugnet werden kann. 7.2. Versuche zur Integration der Differenzen KERNBERG (1992) schlug vor, die Differenzen zwischen den verschiedenen Perversionstheorien dadurch zu überbrücken, daß man sie für Perversionen auf verschiedenen dynamischen und strukturellen Niveaus bezieht. Seine Position läßt sich in folgenden Thesen zusammenfassen: 1. Organisierte Perversionen auf einem neurotischen Niveau der Persönlichkeitsorganisation lassen tatsächlich die Psychodynamik erkennen, die FREUD als erster beschrieben hat. Ödipale Konflikte führen zu analen und oralen Regressionen. Präödipale Konflikte und präödipale Aggressionen spielen jedoch keine bedeutsame Rolle. Es gibt keinen Verlust der Ich-Identität und die Patienten haben die Fähigkeit zu tiefgehenden Objektbeziehungen. 5 John STEINER (1982, 1993) vertritt übrigens eine sehr ähnliche Theorie. Allerdings ersetzt er die äußerst drastische und körperbetonte Sprache MELTZERs durch eine mehr abstrakte und beziehungspsychologische Sprache. Seite 21 2. Dagegen liegt bei den Fällen einer stabilen Perversion im Rahmen einer BorderlinePersönlichkeitsorganisation meistens die von den britischen und französischen Schulen beschriebene Dynamik vor, wobei bei jedem Individuum andere Aspekte dieser dynamischen Konstellation im Mittelpunkt stehen. Im allgemeinen stellt man bei diesen Patienten die für die Borderline-Organisation typische, von präödipaler Aggression beherrschte Verdichtung von ödipalen und präödipalen Konflikten fest. KERNBERG meint, daß diese Verdichtung mit einer regressiven Primitivisierung der ödipalen Konflikte und mit einer erdrückenden Übermacht der aggressiven über die libidinösen Strebungen einhergeht; klinisch gesehen unterscheiden sie sich völlig von der differenzierteren, der Abwehr dienenden Regression auf präödipale Entwicklungsstufen, wie sie bei neurotischen Patienten zu beobachten ist. 3. Perversionen im Rahmen einer narzißtischen Persönlichkeitsstruktur beruhen, insbesondere in Fällen von malignem Narzißmus, auf der von CHASSEGUET-SMIRGEL umrissenen Psychodynamik. Die volle Ausgestaltung eines ‘analen Universums’ deckt sich im Grunde weitgehend mit dem Syndrom eines malignen Narzißmus, der mit einer organisierten Perversion gekoppelt ist. Selbst bei manchen Patienten mit multiplen perversen Tendenzen und malignem Narzißmus ist diese Psychodynamik auszumachen. 4. Es gibt auch organisierte Perversionen bei psychotischen Patienten. Diese haben viel mit malignem Narzißmus und lebensbedrohendem Sadismus zu tun: Diese Patienten sind, wenn sadistische Züge das Erscheinungsbild bestimmen, meistens äußerst gefährlich. Es gibt allerdings eine Reihe von Unterschieden zwischen den verschiedenen Perversionstheorien, die auch durch KERNBERGs Integration nicht aufgehoben werden. Wenn wir die neurotischen und die psychotischen Perversen (gewissermaßen als Randgruppen) einmal beiseite lassen, so bleibt immer noch die Frage unbeantwortet, ob der Vater aufgrund seines Versagens gar nicht Teil der unbewußten psychischen Realität des perversen Patienten wird oder ob die perverse Pathologie eher mit der spezifischen Rolle des Vaters im Unbewußten des Perversen zu tun hat. Bei all jenen Konzeptionen, die – mit FREUD - von einer objektlosen, narzißtischen Stufe in der Entwicklung ausgehen, erscheint der Vater als zweites Objekt, das erst psychisch wahrgenommen wird, nachdem eine erste Differenzierung von der Mutter stattgefunden hat. Diese Idee vereinigt so gegensätzliche Schulen wie die klassischen Triebtheoretiker, die nordamerkianischen Ich-Psychologen und die Lacanianer. In der Regel (wenn auch nicht völlig einheitlich) neigen Autoren aus diesen Richtungen zu der Annahme, daß in der Perversion keine Verinnerlichung des Vaters stattfindet, d.h. der Penis des Vaters nicht introjiziert wird bzw. die Anerkennung des väterlichen Gesetzes unterbleibt. Für die Kleinianer wie für die britischen Unabhängigen bestehen Objektbeziehungen hingegen von Beginn des Lebens an bzw. vermutlich sogar bereits vorgeburtlich (vgl. etwa Pointelli 2000). Eine rein narzißtische Phase wird in der Entwicklung des Kindes nicht angenommen. Väterlich attribuierte Partialobjekte (etwa der Brustnippel) sind von den ersten Lebenstagen an vorhanden. Phantasien über den väterlichen Penis im Mutterleib werden schon mit wenigen Monaten angenommen, die Grundstrukturen leiten sich letztlich von angeborenen Präkonzeptionen ab. In diesen Theorien hat der Vater auch bei völligem Versagen in seiner väterlichen Funktion immer einen Platz im Unbewußten des Patienten. Verstümmelte, eingemauerte, verjagte Väter sind in jedem Fall innere Objekte, mit denen einzelne Selbstanteile auch identifiziert sein können und im Falle zahlreicher Perversionen auch sind. Eugenio GADDINI (1965-82) hat in seinen Arbeiten diesen Widerspruch überbrückt, indem er dem libidinösen Narzißmus (der bei ihm imitative Identität heißt) von Anfang an eine auf das Objekt gerichtete aggressive Erfahrung an die Seite stellte. Der Vater taucht in einem bestimmten Moment der frühen Triebentwicklung auf, allerdings zunächst nicht als etwas Eigenständiges. Er ist zwar deskriptiv das erste Objekt, das aus der Außenwelt zum Kind gelangt. Das Kind erlebt dies jedoch anders. „Die Mutter als ein Objekt kommt aus dem Seite 22 Inneren des Kindes, und in dem Augenblick, in dem sie beginnt, als etwas vom Selbst des Kindes Verschiedenes zu erscheinen, setzt ein langer Prozeß ein, an dessen Ende die Mutter ‚äußerlich‘ wird, sich aber in zwei Figuren aufspaltet. M.a.W. während die Mutter vom Selbst des Kindes kommt, kommt der Vater von der Mutter als ein von ihr abgespaltener Teil“ (Gaddini 1975, S.171). Dieser Trennungs- und Aufspaltungsprozeß erscheint dem Kind bedrohlich. Die Erfahrung der Urszene bedeutet für ein Kind mit 6 Monaten, daß die Mutter zunächst unkenntlich wird, und dies ist identisch mit einer Art Verstümmelung des kindlichen Selbst. Sie ist wie ein Angriff von außen auf seine Beziehung imitativer Identität. Solche Empfindungen mobilisieren natürlich heftige aggressive Triebbesetzungen, die jedoch keinerlei Abfuhrmöglichkeit finden, außer in der Phantasie. Die Aggression, v.a. wenn sie in Folge traumatischer Urszenenerfahrungen im Übermaß vorhanden ist, bewirkt eine libidinöse Gegenbesetzung, wie man sie im Mechanismus der Sexualisierung bei Perversionen allenthalben findet. Daß nach GADDINI das zweite Objekt niemals als solches am psychischen Horizont auftaucht, sondern durch eine Reihe körperlicher Verwandlungen aus der Mutter geboren wird, erklärt, warum es bei Perversen so häufig nicht nur eine mangelhafte Abgrenzung zwischen Selbst und Mutter, sondern auch zwischen Mutter und Vater gibt, warum die Mütter- und Väterbilder so häufig in einander umspringen, bzw. als Abwehrformationen gegen den jeweils anderen Elternteil benützt werden. GADDINI ist der Auffassung, daß der Erwerb des zweiten Objekts zur Hauptaufgabe des therapeutischen Prozesses wird, da dieses in der Regel nur teilweise erreicht wurde und diese Tatsache die gesamte weitere Strukturierung der Psyche beeinflußt. „Daß der Vater zuerst als ein dichotomischer (zweigeteilt, gegabelt) Aspekt der Mutter erlebt wird und er später für immer an diesen Ursprung gekettet bleiben kann, kann das Beobachtungsfeld sehr verworren machen. Da der Erwerb des zweiten Objekts das ist, was nicht richtig vor sich gegangen ist, müßten wir in Wirklichkeit berücksichtigen – mehr als wir es in vielen Fällen tun -, daß zum Beispiel das, was in Form männlicher Figuren in den Träumen oder Erinnerungen dargestellt wird, und das, was als Beziehung zu Männern im erwachsenen Leben erlebt wird, weniger mit der infantilen Beziehung zum Vater als zweitem Objekt zu tun hat, als vielmehr mit einem abgespaltenen und verschobenen Teil der kindlichen Beziehung zur fremden Mutter und zur Mutter der imitativen Identität“ (Gaddini 1974, S.164). Welcher Teil der infantilen Beziehung zur Mutter abgespalten wird, hängt vermutlich von den realen Persönlichkeiten der Eltern ab. „Wenn die fremde Mutter abgespalten und verschoben wird, kann der Patient den Akzent stark auf die Konfliktbeziehung zum Vater legen“ (ebd.). Dann kann nur die Analyse enthüllen, daß das Vaterbild Abwehrzwecken dient, dieser aber in Wirklichkeit nie richtig von der Mutter differenziert wurde. Abschließend noch ein Wort zur lacanianische Sichtweise: Diese war meines Wissens bisher noch kaum Gegenstand integrativer Bemühungen, jedenfalls nicht in der Perversionstheorie. Soweit ich LACAN kenne, stimme ich GRUNBERGER (1973) zu, daß LACAN gewissermaßen nur einen abstrakten Ödipuskomplex beschreibt, der von den oralen und analen Partialtrieben gereinigt ist. Das Konzept des Imaginären ist gegenüber der FREUDschen Prägenitalität bei weiten triebferner und diese Abstraktion widerspiegelt sich auch in der Perversionstheorie. Es geht immer um den quasi-hypnotischen Zwang des imaginären Phallus, aber niemals um die Abgründe des analen Universums. Dennoch denke ich, daß der lacanianische Vater als Vermittler der Fähigkeit zur Metphernbildung und damit zum symbolischen Denken überhaupt ein unverzichtbares Element einer psychoanalytischen Perversionstheorie ist. Wie die LACANsche Konzeption aber mit den anderen psychoanalytischen Ansätzen systematisch zu verbinden und zu integrieren wäre, muß ich der weiteren Forschung überlassen. Seite 23 7.3. Schluß Das in der Einleitung aufgezeigte Klischee des fehlenden oder distanzierten Vaters wird in den verschiedenen psychoanalytischen Konzeptionen unterschiedlich verarbeitet. Während US-amerikanische Autoren häufig den realen Vater verantwortlich machen, steht bei den französischen und britischen PsychoanalytikerInnen die Repräsentanz, die Imago oder das Phantasma des Vaters im Vordergrund. Übereinstimmung scheint darin zu bestehen, daß die eigentliche väterliche Funktion nicht verinnerlicht wurde, wenn auch diese selbst wieder sehr verschieden definiert wird. Manche Autoren (etwa STOLLER) schlußfolgern daraus v.a. ein Fortbestehen der weiblichen Identifikation, oder zumindest (wie bei LACAN) eine fortgesetzte Identifikation mit dem mütterlichen Begehren besteht. Andere Autoren finden hingegen häufig sehr wohl eine Identifizierung mit dem Vater, allerdings eine mit einem kastrierten oder beschädigten Vater. Diese Vateridentifikation steht in einer komplexen Wechselwirkung mit dem Mutterbild. Die Mutter kann als Zerstörerin des Vaters erscheinen oder als Retterin vor dem Vater. In beiden Fällen steckt eine unbewußte gewalttätige Vorstellung vom elterlichen Koitus hinter den bewußten Elternbildern. Häufig existiert neben dem Bild des beschädigten Vaters auch ein super-phallisches Vaterideal, das allerdings leer und unsymbolisiert bleibt. Tatsächlich wird es jedoch in den perversen Akten häufig inszeniert oder gewissermaßen mobilisiert. Die Analyse hat also zahlreiche Ansatzpunkte für eine Rekonstruktion des inneren Vaters. Und diese erscheint mir als eine unverzichtbare Aufgabe in der analytischen Behandlung von Perversen. Denn wenn auch der reale Vater a posteriori nicht geändert werden kann, so besteht doch ein Entwicklungspotential für die Vaterrepräsentanz. Oft können Aspekte diverser Ersatzväter (Onkel, Großväter, väterliche Freunde oder Lehrer usw.) herangezogen werden, um in dem Patienten eine psychische Instanz heranwachsen zu lassen, die eben jene Funktionen zumindest partiell erfüllen kann, bei denen das ursprüngliche Vaterbild versagt hatte: Unterstützung der Loslösung von der Mutter, Stärkung der männlichen Identität, Schutz gegen eigene und fremde Aggression, Verkörperung des Signifikanten und damit der symbolischen Welt überhaupt und schließlich Vermittlung des Wartenkönnens angesichts eigener Unreife. Um die innere Verankerung dieser Funktionen dreht sich im Grunde die psychoanalytische Therapie der Perversion. Literaturangaben Abelin, E. L. 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