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> TEST
Zugegeben: Unsere felsige Rumpelstrecke in Bozen ist harter
Tobak für Super-Enduros – ja sogar für manchen 180er-Freerider. Doch gerade auf dieser selektiven Strecke offenbaren
die Bikes ihre Schwächen, die sie auf flowigen Lirum-LarumTrails schön verschwiegen hätten.
FREERIDE 2/09
48
14
B IK ES
IM TEST
Super-Enduros sind wahre
Wunderbikes, denn sie
geben vor, alles zu können.
Wir fragen: Stimmt das
denn wirklich?
TEXT Dimitri Lehner FOTOS Wolfgang Watzke
M
it seinem „Yes, we can“ hat der schlaksige
US-Präsident Barack Obama die ganze
Welt infiziert. Alle wollen jetzt „können“
– der Rohrreinigungsnotdienst, die geprügelten Banker (endlich), selbst der Bäcker am Eck
kann – und seien es nur neue Schoko-Krapfen.
Richtig gut passt das „Yes, we can“-Versprechen
auf die Bike-Kategorie der Super-Enduros. Die
können wirklich. Ob Tour, Trail oder Bikepark –
die leichten Freerider sind mittlerweile so vielseitig geworden, dass tatsächlich alles geht. Ihr
Motto heißt „Ein Bike für alle Einsätze“ und
der Kompromiss hält sich in Grenzen. Denn mal
ehrlich: Wer hat schon Geld für mehrere Bikes,
gerade jetzt, in den Zeiten der Krise? Wir haben
uns das Gejammere zu Herzen genommen, eures
(„Die Testbikes sind alle viel zu teuer!“) und das
allgemeine („Oh, Gott, der Untergang naht!“)
und legten eine Preisobergrenze fest. Kein Testbike sollte mehr als 3 200 Euro kosten.
Da gerade die spannenden Ami-Bikes wie Intense,
Santa Cruz, Yeti und Corsair aber an der KostenHürde hängen blieben, entschlossen wir uns zu
einer Notlösung: Die Edel-Marken bieten ihre
Bikes ohnehin vorwiegend als Rahmen-Kit an
und nicht komplett – daher listen wir sie deutlich erkennbar am Ende des Tests. Die Fahreigenschaften checkten wir aber dennoch gemeinsam
mit dem Rest des Feldes, um euch den Vergleich
zu bieten. Einen Preis-Ausreißer müssen wir allerdings beichten – obwohl kein Edel-Ami: das
Nox. Hier landete fälschlicherweise das teuere
Top-Modell im Test – Fehler passieren eben.
DIE TESTKRITERIEN
Wenn man die Pannensicherheit von Autos testet
und ein Porsche bleibt liegen, ein Dacia dagegen
fährt weiter, dann hat der Billigheimer eindeutig gewonnen. Keine Frage, dass die Bewertung
unter anderen Gesichtspunkten völlig anders
ausfällt. Die Testkriterien entscheiden über das
Ergebnis. Das muss man sich immer vor Augen
halten, um Tests richtig zu lesen. Wenn sich
Freerider für leichte Bikes interessieren, wollen
sie damit maximalen Fahrspaß bergab – leicht
und antriebsneutral hin oder her. Sprich: Für
uns zählt vor allem die Downhill-Performance. >
FREERIDE 2/09
49
> TEST
Spaßig, handlich und verspielt muss unser Wunschbike den Weg ins
Tal finden ohne die nötige Portion Sicherheit vermissen zu lassen.
Dennoch müssen die leichten Freerider ohne Shuttle auskommen.
Sie dürfen also nicht zu schwer sein und sollten auch über UphillEinstellungen verfügen. Dank der Anti-Wipp-Optionen (erhöhte
Druckstufen-Dämpfung) an den Federelementen wie „ProPedal“,
„Floodgate“, „TST“, oder wie auch immer der Name lautet, schafft
man es, die Fahrwerke soweit zu beruhigen, dass man den Gipfel
auch ohne spätere notärztliche Behandlung erreicht. Die Gewichtung
bei unserer Gesamtnote lautet daher: 20 Prozent bergauf, 80 Prozent
bergab. Zugegeben: Bergauf-Spezialisten leiden etwas unter diesem
Anforderungsprofil, Bergab-Experten wie z. B. die Bikes von Rotwild,
Specialized und Mondraker profitieren dagegen eher. Wer das weiß,
kann die richtigen Schlüsse ziehen.
ÜBER STOCK UND STEIN
Unser Praxis-Test bestand aus fünf Abfahrten über 1000 Höhenmeter.
Anfangs geht unsere Teststrecke flowig über Waldboden, durch Anliegerkurven, über Wurzelteppiche und kleine Geländesprünge, bis
die Hangneigung zunimmt, es steiler und verblockter wird. Logrides,
kleine und größere Drops, Felsplatten – es wird eine Menge geboten,
bis die Strecke zum Ende hin wieder flowiger und kurviger wird. Für
leichte Freerider wie die des Testfelds ist das eine hohe Beanspruchung. Aber sinnvoll, denn erst hier zeigen sich die Unterschiede und
Schwächen. Der zweite Teil des Tests bestand aus einer Fahrt über gewellten Singletrail. Die besten Bikes schafften es in den sogenannten
Shootout: ein ultimatives Finale. Nochmal das Ganze – hurra!
In der Vergangenheit nahmen wir die Bikes, wie die Hersteller sie
lieferten. Nur die Vorbauten-Länge passten wir an – sprich: Wir
montierten kürzere. Die Reifen blieben drauf. Schließlich ist auch
ein adäquater Reifen eine Leistung, die der Hersteller erbringt oder
eben nicht. Der Vergleichbarkeit zuliebe haben wir uns jetzt aber
für Einheitsreifen entschieden – schließlich ist es ein immenser
Unterschied, ob ich mit dem fetten Downhill-Schlappen „Chunder“
von Specialized fahre oder mit dem leichten Schwalbe „Nobby Nic“.
Also zogen wir überall den bewährten Freeride-Reifen „Muddy Mary“
von Schwalbe auf. (Die Gewichtsangaben beziehen sich aber auf die
Originalreifen.)
Zu wenig Druck auf dem Vorderrad? Taucht die Gabel weg? Das Popometer registriert alles.
Fünf Tester, zirka 5 000 Höhenmeter Downhill – der Vergleich bringt Klarheit.
WAS DRAUF STEHT, WAS DRIN STECKT
In der momentanen Federwegsinflation ist es gar nicht mehr so leicht
zu erkennen, welches Bike für welchen Einsatz gedacht ist – weder
für uns, noch für den Kunden. So findet ihr in diesem Testfeld Bikes
mit üppigem Federweg, die mit ruppigen Downhills aber komplett
überfordert sind. Das schicke Yeti war so ein Bike. Leichtfüßig huscht
es über gewellte Singletrails und entwickelt enormen Vortrieb. Doch
wehe Steinfelder verstellen den Weg oder der Pfad führt zu einem
Drop. Dann hört der Spaß schlagartig auf und das Bike bewegt sich
im Überlebensmodus. Auf den besenreinen Flow-Trails der USA mag
das Bike ein Testsieger sein, doch vermutlich könnte man dort auch
mit Rollerblades fahren. Das Norco scheut ebenso vor allzu ruppigem
Gelände zurück, wenngleich es damit noch besser zurechtkommt.
Richtige „Yes, we can“-Bikes dagegen sind die Räder von Votec und
Trek. Sie verfügen über ein so potentes Fahrwerk, dass man damit
selbst in verblockten, steilen Abfahrten die Kontrolle behält und
richtig Spaß hat. Stunts, Mutproben oder Bikepark-Ausflüge klappen
genauso wie Freeride-Touren bis hin zur Alpenüberquerung.
FAZIT: Laut Leser-Umfrage sind die fetten 180er-Freerider die Königsklasse (getestet in FREERIDE 1/09), doch eigentlich hätten die
Super-Enduros diesen Titel verdient, denn sie sind wirkliche „Yes,
we can“-Bikes. Ob die Tendenz eher Richtung Abfahrt oder zu Tour
und Trail gehen soll, muss jeder selbst für sich entscheiden.
FREERIDE 2/09
50
Einheitsreifen: Der Vergleichbarkeit zuliebe zogen wir überall den „Muddy Mary“ auf.
TOPS & FLOPS
1
Im Favoriten-Shootout treten die Top-Bikes nochmal gegeneinander an.
2
1 Per Hebel-Klick den Sattel versenken: Hydraulik-Stützen (Intense, Votec,
Corsair) sind eine tolle Erfindung – sie gehören an jedes Super-Enduro -2 „Hammerschmidt“-Getriebekurbel (Mondraker, Radon): super schnelles
Runterschalten für Gegenanstiege und eine nie gekannte Bodenfreiheit.
Toll!
3
4
3 Nervenzermürbend: Die integrierte Kettenführung im Corsair rasselt
ständig – auf Touren ist das kaum auszuhalten. Verzichten kann das Bike
darauf nicht, denn nur so funktioniert der Hinterbau -- 4 Kein Schnellspanner
am Nox: Wollen die Berliner uns nur ärgern oder meinen die das ernst?
Testergebnisse rausfahren, als würde man seinen besten Freund beraten wollen.
5
6
5 Aus Fully wird Hardtail: Wird’s dem DT Swiss-Dämpfer am Nox zu heiß,
schaltet er sich ab. Serientoleranz oder schlichte Überforderung? -- 6 Der
Carbon-Hinterbau des Yeti funktionierte so schlecht, dass die 1000 Höhenmeter bergab für die Tester zur Zitterpartie wurden.
7
Unsere Test-Gewichtung: 20 Prozent bergauf, 80 bergab, Flugeinlagen inbegriffen.
8
7 Edeloptik: Trek macht vor, wie ein hochwertiger Rahmen verarbeitet sein
sollte. -- 8 Blockieren oder ruhig stellen von Gabeln und Hinterbauten per HebelUmlegen – wie hier am Dämpfer des Mondraker – sind Pflicht.
FREERIDE 2/09
51
> TEST
MEGATEST
CUBE >FRITZZ THE ONE
VERSTECKTE SCHÖNHEIT
HERSTELLERANGABEN
Cube schickte uns das günstigere Modell des „Fritzz“, dabei hatten wir auf den nur 300 Euro teureren Eyecatcher der EurobikeMesse in Weiß-Bronze-Curry-Farben gehofft. Mattschwarz offenbart der Rahmen erst bei genauem Hinsehen die elegant
hydroformierten Linien. Cube hat sein Bike völlig überarbeitet – setzt aber weiterhin
auf den schwimmend gelagerten Dämpfer des Bodo Probst’schen
„Float Link“-System. Zuerst wollte Cube sein „Fritzz“ gar nicht rausrücken. „Für den Bikepark ist es nicht gedacht“, hieß es. Ja, man
könne schon springen, doch es sei einfach nicht die Mega-DropMaschine. In der Praxis zeigte sich dann auch, dass der Freeride-Charakter
des „Fritzz“ nicht so ausgeprägt ist wie bei anderen Bikes. Die Ausstattung
(drei Kettenblätter, gute Bergauf-Performance, Absenkgabel) ist konsequent
auf Touren und Trail-Fahrten ausgelegt und der Rahmen in M fällt eher
groß aus – in S wäre das „Fritzz“ spritziger und nicht ganz
so hochbeinig unterwegs gewesen. Dennoch gefiel
uns das Bike, selbst mit hartem Gelände kam
es zurecht. Der Hinterbau arbeitet gut, verlangt
aber eine ganz exakte Abstimmung; 10 psi
machen einen Riesenunterschied. Natürlich
wirkt es im Downhill nicht so potent wie die
Abfahrtsexperten von Specialized, Rotwild
oder Mondraker, dafür zieht ihnen das
„Fritzz“ auf Trailfahrten und Anstiegen
davon. Wer also eher in Richtung Enduro
tendiert, statt Freeride – findet im „Fritzz“
einen idealen Partner.
Verschleiert: In Schwarz versteckt das
„Fritzz“ die schicken Formen seines HydroRahmens. 300 Euro mehr für das Top-Modell und
man kann damit in Monte Carlo vorm Casino parken.
FAZIT: Auf das „Fritzz“ trifft die Definition
„Enduro“ exakt zu – mit anderer Testgewichtung
hätte es sicher die 9-Punkte-Hürde genommen.
MONDRAKER >PRAYER AIR HS
HERSTELLERANGABEN
Primus Sports, Tel. 0041/219035547
www.primussports.com
Alu/S, M, L
2 850 €
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
MESSDATEN
16,1 Kilo
65,7°/72,6°
50 mm/590 mm
1 158 mm/360 mm
120-160 mm/160 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Viergelenker
Marzocchi 55 ATA/Marzocchi Roco TST
Truvativ Hammerschmidt AM/SRAM X-9
Formula Oro K18 Disc 200 mm/180 mm
Sun Ringle Drift,
Intense Mondraker 2.35-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
PARK
TRAIL
Tuning-Tipp:
Spacer unter den Vorbau,
für mehr Brems-Power auch
hinten eine 200er-Scheibe.
Hammerschmidt, Fahrwerk, Ausstattung
vorne etwas zu tief
FREERIDE 2/09
52
9
Freeride
Pending System GmbH & Co. KG
www.cube.eu
Alu/16“, 18“, 20“
2 999 Euro
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
MESSDATEN
14,9 Kilo
66,2°/73,7°
80 mm/ 590 mm
1 165 mm/350 mm
160 mm/160 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
Float Link (Viergelenker)
Fox 36 Talas RC2/Fox Float RP 23
Shimano XT/ Shimano XT
Formula The One Disc 200 mm/180 mm
Sun Ringle Equalizer,
Schwalbe Fat Albert 2.4-Reifen
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
PARK
TRAIL
Tuning-Tipp:
Wer gerne schnell und ruppig
bergab fährt, braucht ’ne Kettenführung.
8,5
Freeride
Vortrieb bergauf, Ausstattung
etwas hochbeinig
VIVA ESPAÑA
Erst als der zweifache DH-Weltmeister Fabien Barel zu der spanischen Marke wechselte, nahmen wir den Namen Mondraker
bewusst war. Da soll einer sagen, Testimonials hätten keine Wirkung! Schon auf den ersten Metern mit dem neuen „Prayer“
denkt man: „Das Gefühl kenn ich doch“ – und tatsächlich, das „Prayer“ erinnert enorm an
das alte Specialized „SX Trail“: langes Oberrohr, tiefer Schwerpunkt,
kurzes Steuerrohr – ähnlich auch das Fahrverhalten. Dass das kein
Nachteil ist, beweisen die guten Noten, die das „SX Trail“ damals
einheimste. Besonders gut funktionierte die Marzocchi-Gabel.
Sie sorgte gemeinsam mit dem blockierbaren „Roco“-Dämpfer für
ein fluffiges Fahrwerk. Genau das wünscht man sich, wenn der Trail
nicht nur horizontal, sondern auch vertikal auszackt. Angenehm: kaum
Fahrgeräusche. Mit dieser soliden Performance empfiehlt sich das
„Prayer“ für Bikepark-Einsätze, doch das 16-Kilo-Bike
macht auch bergauf eine gute Figur. Die Gabel
lässt sich, genau wie der Dämpfer per HebelKlicken ruhig stellen. Das und die gestreckte
Geometrie erzeugen ausreichend Vortrieb. Also ein Top-Bike? Nicht ganz,
dafür ist es vorne zu tief. Gerade in
steilen, ruppigen Passagen lastet so
zu viel Gewicht auf den Händen. Am
Shootout der besten fünf Bikes ist es
aber nur knapp vorbei geschlittert.
FAZIT: Das Mondraker ist ein guter
Allrounder – eher laufruhig als verspielt und selbst von heftigeren BikeparkEinsätzen nicht aus der Ruhe zu bringen.
10
Freeride
Durchdacht ausgestattet:
gutes Fahrwerk, kurzer Vorbau,
Getriebekurbel, zuverlässige Bremse – da
gab’s nix zu meckern.
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de
TOUREN-FROSCH
Warum das Norco „Fluid LT“ und nicht das kräftigere „Six“ aus dem gleichen Hause, werden sich einige fragen. Da der robuste
Leicht-Freerider „Six“ im letzten Test schon Bestnoten abgeräumt hatte, entschieden wir uns diesmal für den leichteren – aber
nicht kleineren Bruder „Fluid“. Denn das „Fluid“ bietet (zumindest auf dem Papier) die gleichen, satten Federwege und passt
damit formell in die Testgruppe. Auf unseren anspruchsvollen Downhill-Trails zeigte
sich das Bike dann aber doch etwas erschrocken. Das lag in erster
Linie am steilen Lenkwinkel und der dadurch vorgeschobenen
Fahrposition. Obwohl wir das Fahrwerk bestmöglich abstimmten,
federte es straff und in den Rumpelpassagen wenig komfortabel. Kein
Wunder also, dass man das Gas rausnahm und die Kollegen ziehen
lassen musste. Auch zu Drop-Einlagen ermunterte das Norco kaum –
denn, was die Federung durchlässt, muss der Fahrer abpuffern. Auf
Singletrail-Fahrten dagegen schien das Norco wie ausgewechselt. Spritzig zirkelte es durch Kurven, ließ sich
willig zum Bunnyhop abdrücken und entwickelte
guten Vortrieb. Hier ist das Bike zu Hause und
fühlt sich wohl! Im Gegensatz zu den „Yes,
we can“-Bikes zum Beispiel von Votec, Trek
oder Nox ist der Einsatzbereich des Norco
enger abgesteckt. Ideal für FR-Touren dank
Absenkgabel, Lockout, Anti-Wipp-Dämpfer,
doch im Park will man definitiv ein anderes
Bike. Daher konnte das Norco bei unserer
Testgewichtung wenig punkten.
Wow, Mut zur Farbe – mit seinem Froschgrün sticht das Norco aus dem gedeckten
Farbbrei der Konkurrenz heraus.
FAZIT: Das Norco hat seine Stärken auf sanften
Freeride-Touren. Geht’s ruppig bergab, will man ein
potenteres Bike.
NORCO >FLUID LT 2
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Fritz Wittich GmbH, Tel. 0521/9320443
www.norco-bikes.de
Alu/XS, S, M, L, XL
2 499 €
MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
15,1 Kilo
68,4°/72,7°
75 mm/599 mm
1 142 mm/360 mm
120-160 mm/140, 160 mm
Marzocchi 55 ATA/Fox DHX Air 3.0
Truvativ Stylo/SRAM X-9
Avid Juicy Five Disc 185 mm/185 mm
Shimano XT-Naben, Mavic XM 317 Felgen,
Kenda Stick-E 2.35-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
Viergelenker
O
TRAIL
PARK
Tuning-Tipp:
Kurzer Vorbau.
Vortrieb, Gewicht
ruppig-straffes Fahrwerk,
steiler Lenkwinkel
7,5
Freeride
FREERIDE 2/09
49
> TEST
NOX >FLUX ED 5.5
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Hawk Bikes E&M GmbH, Tel. 030/4472210
www.noxcycles.com
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/S, M, L
PREIS
3 499 €
MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Viergelenker
Rock Shox Lyrik 2-Step/DT-Swiss EX 200 HPR
Truvativ Stylo/SRAM X-9
Avid Elexir CR Disc 185 mm/185 mm
Mavic Crossline,
Schwalbe Fat Albert 2.4-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
14,1 Kilo
67,8°/70,8°
80 mm/600 mm
1 125 mm/365 mm
115,160 mm/150 mm*
TRAIL
PARK
Tuning-Tipp:
Kurzen Vorbau und Sattel-Schnellspanner
bzw. Hydraulik-Stütze montieren.
Fahrwerk, Ausstattung, Geometrie
Dämpfer hatte Funktions-Aussetzer
9
Freeride
PREIS-AUSREISSER
Großes Chin-Rubbing – wie die Amis so treffend sagen – wir wussten nicht, ob wir das „5.5“ in den Test nehmen sollten. „Ist das
nicht ein Allmountain-Bike?“, wollten wir von den Berlinern wissen, denn das adäquatere Modell, das „6.5“, hatten wir bereits
getestet und wir gestatteten nur neue Bikes im Test. „Nee, das passt perfekt“, wurden wir beruhigt. Doch Berlin war nicht Bozen
– vielleicht ahnte man dort nicht, in welche Löwengrube sie ihr Bike
warfen. Entsprechend überrascht waren wir dann auch. Hier mal
im Telegrammstil, was wir notierten: „Handliche Wohlfühl-Geo,
langes Oberrohr – gut für Touren, Sitzposition passt, eher laufruhig, harmonisches Fahrwerk, die ‚Elixir‘-Bremse: super, braucht
Druck auf dem Vorderrad, Ausstattung stimmig, sogar Kettenführung
dran, ähnlich dem Trek: nicht erste Wahl, wenn’s ganz fies ruppig wird,
dafür agil, handlich, Spaß bergab und fahrbar bergauf, Gesamt-Setup
stimmt, Gabel nicht ganz so geschmeidig wie ‚Solo Air‘,
kein Schnellspanner am Sattel (Hallo?), Dämpfer
wankelmütig.“ Wankelmütig? Der DT-SwissDämpfer hatte einige Aussetzer, wurde
heiß und vermittelte plötzlich HardtailCharakter, danach war er wieder okay.
Nicht schön. Dennoch schaffte es das
Nox in die Riege der Shootout-Favoriten. Ob man sich also eher für das
abfahrtsstärkere Specialized oder
das universellere Nox entscheidet,
ist dann Geschmackssache.
Hossa – erst nach dem Test entdeckten wir, dass Nox uns nicht das
georderte „Comp“-Modell für 2 799 €,
sondern das teuere „Flux“ für 3 500 €
schickte. Tut uns leid!
FAZIT: Das Nox gehörte zu unseren
Favoriten und bestach durch ein potentes Fahrwerk und gutes Handling.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de
ONLINE-BOLIDE
RADON >SWOOP HS
Auf dieses Bike „made in Germany“ waren wir besonders gespannt. Nicht nur weil der hessische Versender damit sein FreerideEngagement einläutet, sondern auch weil die Kinematik dieses Bikes aus der Feder von Fahrwerks-Mastermind Bodo Probst
stammt. Er konstruierte auch das Votec und mischte beim Cube mit. Doch schnell wurde klar, dass das Bike nicht die erwartete
Offenbarung ist. Die Geometrie raubt dem Bike den Spieltrieb und empfiehlt eher
Touren als Freeride-Einsätze. Bergab lag das Radon daher eher im Mittelfeld und vermittelte ein etwas stelziges Gefühl. Im Gegensatz zum
Trek, wo man schön im Rad sitzt, thront man hier obenauf. Dadurch
geht Kontrolle verloren. Der Hinterbau federte überdämpft, selbst
bei offener Zugstufe, und kam bei schnellen Schlägen nicht mit. Straff
hinten, vorne mit der zum Wegtauchen neigenden Fox-Gabel– da kam wenig
Harmonie auf. Hier zeigt sich, dass nicht die Federwegsmenge alleine die
Bergab-Performance bestimmt, sondern die Funktion. Damit jetzt kein
falsches Bild entsteht: Das Radon fährt solide
bergab, entwickelt guten Vortrieb, ist voll tourentauglich durch seine Antiwipp-Features an
Front und Heck und sinnvoll ausgestattet.
Sogar mit Getriebekurbel, die ihre Vorteile
bei kurzen, steilen Rampen besonders
ausspielte und gemeinsam mit dem
hohen Tretlager für eine enorme Bodenfreiheit sorgt. Dennoch: Zu den TopFavoriten gehörte das Radon nicht.
Alles dran: Die Ausstattung
des Radon wirkte stimmig, die
Optik jung und frisch – doch an Geometrie und Fahrwerksleistung muss
Bodo Probst noch tunen.
FAZIT: Die Erwartungen an das neue Bike
von Radon waren hoch. Leider konnten
sie nicht ganz erfüllt werden. Dennoch: ein
stimmig ausgestatteter Allrounder mit solider
Performance.
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
H&S Bike Discount GmbH, Tel. 0225/8888222
www.radon-bikes.de
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/16“, 18“, 20“
PREIS
2 799 €
MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
15 Kilo
66,4°/74,0°
80 mm/588 mm
1 158 mm/364 mm
120, 140, 160 mm/160 mm*
Viergelenker
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
Fox 36 Talas RC2/Fox Float RP 23 High Volume
KURBELN/SCHALTUNG
Truvativ Hammerschmidt FR/Sram X-9
BREMSANLAGE
Avid Elexir CR Disc 203 mm/185 mm
LAUFRÄDER Sun Ringle Equalizer, hinten Sun Ringle Dirty Flea-Nabe,
Schwalbe Fat Albert 2.4-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
PARK
TRAIL
Tuning-Tipp:
Kurzer Vorbau, Spacer raus.
8
Ausstattung, Vortrieb, Absenk-Gabel
stelzig, Federung harmoniert nicht
Freeride
> TEST
MEGATEST
ROTWILD >R.E.D. ONE EXTREME
WILDWECHSEL
Super-Enduros sollen alles können: Berg hoch, Berg runter und in der Ebene durch Singletrails zischen. Spezialisten haben es bei
einem so breiten Anforderungsprofil nicht leicht – zumal es Bikes gibt, die das hinkriegen wie z. B. Santa Cruz, Trek, Votec oder
Nox. Schon auf den ersten Blick ist klar, dass das Rotwild mit dem Downhill-Trail liebäugelt. Dafür ist es konsequent ausgestattet:
Einfach-Kettenblatt mit Führung, fette Laufräder, schluckfreudiges
Heck mit satten 175 Millimetern, Stummelvorbau, Knubbelsattel
und Stahlfedergabel. So war es dann auch: Das Rotwild vermittelt
bergab ein sicheres Gefühl, besänftigt den Piloten mit Laufruhe selbst
in üblen Steinfeldern und wirkt unkaputtbar. Die Performance von
Marzocchis „55“ gefiel uns hier besonders – in der Stahlfedervariante. Die Geometrie passt – draufsetzen, wohlfühlen. Das Bike ist
flach, handlich, braucht aber etwas mehr Armzug für
Manual oder Bunnyhop. Mit 16,5 Kilo ist es zwar
leichter als das Specialized, fühlt sich aber
dennoch schwerer an. Das Geometrie-Tuning
von Teamfahrer und Freeride-Legende
Richie Schley hat dem Bike gut getan.
Die Touren-Tauglichkeit wird durch das
kurze Sattelrohr und die fehlenden AntiWipp-Optionen gedrückt. Allerdings
versicherte Rotwild, dass man beim
Händler das Bike problemlos auf zwei
Kettenblätter umrüsten könne.
FAZIT: Sehr bergab-orientiertes Bike, in dem
eindeutig ein Freeride-Herz schlägt und das
lieber Parkeinsätze mag als Touren.
Stilsicher und sexy: Stimmiger hätte
man das Bike nicht stylen können.
Die Getriebekurbel „Hammerschmidt“
passt auch dran, wer nachrüsten will.
SPECIALIZED >SX TRAIL 1
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Specialized Europe B.V., Tel. 0031/314/67660
www.specialized.com
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/S, M, L
PREIS
2 999 €
MESSDATEN
17 Kilo
65°/75,3°
30 mm/576 mm
1 169 mm/355 mm
160 mm/170 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
Viergelenker
Rock Shox Domain 318/Fox DHX 4.0
Truvativ Stylo, Sram X-7
Avid Elexir R Disc 203 mm/203 mm
Specialized-DT Swiss F550 Disc,
Specialized Chunder 2.3-Reifen
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
TRAIL
PARK
Tuning-Tipp:
Breiten Lenker dran, je nach Einsatz
leichtere Reifen aufziehen.
Geometrie, tiefer Schwerpunkt, Optik
Lenker zu schmal, schwer
FREERIDE 2/09
56
9,5
Freeride
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
ADP Engineering GmbH, Tel.06074/400760
www.rotwild.de
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/S, M, L
PREIS
3 190 €
MESSDATEN
16,5 Kilo
66,5°/75,7°
53 mm/564 mm
1 145 mm/358 mm
160 mm /175 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
Viergelenker
Marzocchi 55 RS/Marzocchi Roco R
Shimano SLX/Shimano XT
Avid Juicy Five Disc 185 mm/160 mm
DT Swiss E 2200,
Continental Rubber Queen 2.4-Reifen
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
PARK
TRAIL
Tuning-Tipp:
Wer damit Touren fahren will,
sollte ein 2-fach-Kettenblatt und
anderen Sattel montieren.
Fahrwerk, Ausstattung, Geometrie
Gewicht, Sattelverstellbarkeit, Wippen
9
Freeride
PARK ’N’ RIDE
Specialized hat es uns in der Vergangenheit schwer gemacht, denn das alte „SX Trail“ fuhr sich fast wie der schwerere Bruder
„Demo 7“. Welches Bike sollte man also in welches Testfeld packen? Jetzt legten die Amis Hand an ihr Erfolgs-Bike und gestalteten es um. In die vormals martialischen Rahmenformen kam Schwung, der Hinterbau wurde
modifiziert, die gestreckte Abfahrtsgeometrie gegen ein kürzeres Oberrohr
ersetzt. Nur das hohe Gewicht ist geblieben. Das „SX Trail“ ist das
Schwergewicht unter den getesteten Bikes. Fairerweise muss man
sagen, dass die Ausstattung kompromisslos auf Spaß bergab ausgelegt ist: Stahlfedern vorne und hinten und dazu die bleischweren
„Chunder“-Reifen – alleine die wiegen ein Kilo mehr. Auf dem neuen
„SXT“ sitzt man enger, durch den Stummelvorbau schier gedrängt.
Größe L ist allen über 1,75 zu raten. Und wie fährt sich die Kiste?
Da können wir wieder nur lobhudeln. Super! Flunderartig
und schön tief liegt das Bike im Trail, lässt sich
gut abdrücken, zackt willig durch Kehren,
begeistert durch Handlichkeit,
bügelt mit fluffigem Hinterbau
durch Steinfelder und wirkt potenter als z. B. das Trek. Nur die
Gabel hinkt dem soften Heck
etwas hinterher und quält die
Unterarme, wenn’s ganz schnell
und ruppig wird.
FAZIT: „SX Trail“ reloaded! Wer Bedenken hatte, die Amis hätten ihren
Klassiker verschlimmbessert – keine
Angst: Das Bike rockt!
10
Freeride
Mit dem durchgehenden Sitzrohr und steileren Sitzwinkel hat
das „SX Trail“ an Tourentauglichkeit gewonnen – allerdings nur mit
anderen Reifen!
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de
Gib’s ihm: Super-Enduros will man auch mal
in den Bikepark ausführen und Sprünge
wagen, ohne Angst haben zu müssen, dass es
„knacks“ macht. Das funktioniert auch. Und
manche Bikes fühlen sich da richtig wohl –
das Specialized „SX Trail“ zum Beispiel.
FREERIDE 2/09
57
> TEST
STILLER ARBEITER
STEVENS >RIDGE
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Stevens Vertriebs GmbH, Tel. 040/7160700
www.stevensbikes.de
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/S, M, L
2 399 €
PREIS
MESSDATEN
13,8 Kilo
65,4°/72°
60 mm/564 mm
1 135 mm/355 mm
115-160 mm/155 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
Viergelenker
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER Rock Shox Lyrik 2step/Fox Float RP23 High Volume
KURBELN/SCHALTUNG
Shimano SLX/Shimano XT
BREMSANLAGE
Shimano XT Disc 203 mm/203 mm
LAUFRÄDER
Shimano XT Naben, Mavic EN 321-Felgen,
Schwalbe Nobby Nic 2.4-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
PARK
TRAIL
Tuning-Tipp:
Spacer raus für eine tiefere
Lenkzentrale
Ausstattung
weicher Hinterbau
8
Freeride
„Wo die wilden Kerle wohnen, jenseits der Baumgrenze – da ist das Stevens ‚Ridge‘ zu Hause“, beschreibt die Bike-Schmiede
aus Hamburg ihren jüngsten Zuwachs. Genau richtig für unseren Test, entschieden wir und wollten dem „Bad Boy“ der
Stevens-Familie auf den Zahn fühlen. Mit dem „Ridge“ geht’s erstmalig für die Hamburger Richtung Freeride. Das Rad ist durchdacht ausgestattet. Auf
155 Millimeter Federweg hat Konstrukteur Thomas Kamm den
Viergelenk-Hinterbau konstruiert. Im Gegensatz zu Bikes wie
Trek oder Mondraker wirken die geschwungenen Sitzstreben fast
schon filigran. Ganz anders das Steuerrohr, hier steckt ein wuchtiger
„1.5-zu-1 1/8“-Zoll-Klotz im Rahmen. Drei Kettenblätter und ein
wippneutraler Hinterbau weisen darauf hin, dass das „Ridge“ seine
Höhe selbst erklimmen soll – und das funktioniert
damit auch sehr gut. Mit aktivierter AntiWipp-Funktion gewinnt man entspannt
Höhenmeter. Aber auch bergab muss
sich das Bike vor der Konkurrenz
nicht verstecken. Doch obwohl
das Stevens überraschend viel
Speed vertrug, zeigte sich, dass
das Fahrwerk mit den TopBikes nicht mithalten konnte.
Der Hinterbau wirkte straffer
und verdaute schwere Schläge
weniger gut.
Gelungenes Debüt: Das „Ridge“ war
eines der Bikes, die unauffällig und
solide funktionierten, ohne nach oben
oder unten auszuzacken.
FAZIT: Stevens belegte mit dem
„Ridge“ einen Platz im Mittelfeld dank
solider Leistungen.
TREK >REMEDY 7
BUSH-KRIEGER
Das „Remedy“ ging als Testsieger 2008 in den diesjährigen Test und sollte als Reverenz dienen. Allerdings wählten wir das
günstigste Modell, das „Remedy 7“, um die Preisobergrenze der Komplett-Bikes von 3 200 Euro zu erfüllen. Doch schnell zeigte
sich, dass das Trek deswegen nicht mit Sparausstattung an den Start ging. Im Gegenteil,
an dem Bike wirkt alles stimmig. Edel: der elegant hydroformierte
Rahmen in aufwändiger Lackierung. Aufgeklebte Schriftzüge?
Nicht hier. Mit 13,8 Kilo zählt es zu den Leichtgewichten im Testfeld. Leicht ist gut! Gepaart mit einer Wohlfühl-Geometrie eine
nahezu perfekte Kombination. Man sitzt schön „im“ Rad – das „Remedy“
liegt förmlich auf dem Trail. Gleichzeitig ist es verspielt und agil. Ständig will
man springen, zum Wallride die Böschung hochschießen, das Bike aufs Hinterrad ziehen. Alle Tester waren einstimmig der Meinung: „Ab
damit in den Shootout!“, das Finale der besten Bikes
(Votec, Specialized, Nox). Trek beweist mit dem
„Remedy“, dass ein Bike leicht, tourentauglich (Absenkgabel, antriebsneutraler AntiWipp-Hinterbau) und doch „freeridig“
sein kann. Mit dem Trek muss man Drops
und Bikepark-Einsätze nicht scheuen.
Nur wenn es bergab ganz hart auf hart
kommt, muss es sich dem Specialized
geschlagen geben, dafür ist es vielseitiger – ein wahres Super-Enduro eben.
Konkurrenz hergeschaut: Das verstehen
wir unter sexy Look. Aufwändig lackiert,
stimmig ausgestattet – da bleibt der Rotstift
der Tester in der Tasche stecken.
FREERIDE 2/09
58
FAZIT: Der Testsieger 2008 konnte auch
dieses Jahr wieder voll punkten. Trek ist mit
dem „Remedy“ ein Spaß-Bike mit toller FahrPerformance gelungen.
10
Freeride
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Bikeurope B.V./Trek Deutschland, Tel. 0180/3507010
www.trekbikes.com
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/15,5“, 17,5“, 19,5“, 21,5“
PREIS
2 599 €
MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
13,8 Kilo
LENK-/SITZROHRWINKEL
66,7°/72,5°
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
80 mm/588 mm
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
1 141 mm/355 mm
FEDERWEG VO./HI.
115-160 mm/ 150 mm*
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
Mehrgelenker mit ABP
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER Rock Shox Lyrik U-Turn/Fox Float RP2 High Volume
KURBELN/SCHALTUNG
Shimano SLX/Shimano SLX
BREMSANLAGE
Avid Juicy Five Disc 203 mm/185 mm
LAUFRÄDER
Bontrager Rythm,
Kenda Nevegal 2.35-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
PARK
TRAIL
Tuning-Tipp:
Schaltbare Kettenführung montieren für Freeride-Missionen.
10
antriebsneutraler Hinterbau, Geometrie
Nix
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de
Freeride
> TEST
VOTEC >V.SX
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Heydenbike GmbH & Co. KG, Tel. 02734/49570
www.votec.com
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/42, 46, 50 cm
PREIS
2 674 €
MESSDATEN
15 Kilo
66°/72,6°
80 mm/578 mm
1 153 mm/365 mm
160 mm/160 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Viergelenker
Fox 36 Float RC2/ Fox Float RP23
Shimano Saint/Shimano Saint
Formula The One Disc 200 mm/200 mm
Shimano Deore XT,
Schwalbe Big Betty 2.4-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
TRAIL
PARK
Tuning-Tipp:
Nix.
10
Fahrwerk, Ausstattung, Geometrie
Absenk-Gabel wäre sinnvoll
Freeride
SENKRECHTSTARTER
Schon vor Monaten machte Votec Schlagzeilen, denn die Bike-Schmiede hatte ihre gesamte Modellpalette umgekrempelt und
posaunte das stolz in die Bike-Welt hinaus. Man hatte schwer an der Hydroforming-Quetsche gepresst und eine komplett neue
Hinterbau-Kinematik entwickelt. Sie trägt die Handschrift von Ex-Fusion-Konstrukteur Bodo Probst – das erkennt man auf
den ersten Blick. Allerdings kopierte Bodo nicht einfach sein
eigenes System, er verfeinerte es. Wir können nach vielen
Test-Runs attestieren: Ja, Votec ist der große Wurf gelungen
– das Fahrwerk begeistert. Besonders der Hinterbau arbeitet
exzellent und harmoniert mit der Gabel. Überhaupt stimmt an dem
Bike alles: tolle Bremse, Hydraulikstütze (ideal für Trailfahrten mit viel
hoch und runter), 2-fach-Kettenblatt mit kaum hörbarer Führung
usw. Um richtig zu punkten, braucht das Bike noch eine
ausgewogene Geometrie – auch die besitzt das
Votec: draufsetzen, wohlfühlen. Das „V.SX“
wirkt leichtfüßig und lässt sich wendig
durch enge Kehren zirkeln, besitzt
aber auch die nötige Laufruhe in
weiten Turns. Es ist handlich, doch
nicht ganz so verspielt wie der
Mitfavorit Trek. Dank hervorragendem Fahrwerk eignet sich
das Votec neben FR-Touren und
Trailfahrten auch für Stunts und
Bikepark-Einsätze.
Dank Baukasten-System kann man bei
Votec seine Ausstattung auch individuell
wählen – allerdings hatten wir an der
gelieferten nichts auszusetzen.
FAZIT: So soll ein Super-Enduro sein –
ganz nach dem Motto: „Yes, we can“ ist
es zu allen Schandtaten bereit, ob Park, Trail
oder Tour.
RAHMEN-KIT-BIKE
CORSAIR >MARQUE
LAUTER GESELLE
HERSTELLERANGABEN
Die neue Bikeschmiede aus Amiland hatte uns schon im 180er-Freerider-Test mit seinem „Mealstrom“ beeindruckt und TopNoten abgeräumt, daher orderten wir sofort den kleinen Bruder „Marque“. Etwas Bedenken hatten wir, denn aus seinem
Heck sollten sich nur 130 Millimeter Federweg quetschen lassen. Für
ein Super-Enduro ist das knapp bemessen. Einmal abgebogen in die
Falllinie vergisst man diese Zahl schnell wieder, denn das Heck wirkt
ziemlich fluffig. Erst wenn das Gepolter richtig losgeht, schwächelt
das „Marque“ etwas und muss die Bergab-Experten wie Specialized, Votec
oder Mondraker ziehen lassen. Angenehm – wie schon beim dicken Bruder:
der tiefe Schwerpunkt. Die Geometrie mit dem heruntergezogenen Oberrohr
gefiel uns sofort – das gibt viel Bewegungsfreiheit und Sicherheit – zum
Beispiel bei kniffeligen Logrides. Wendig und agil kratzte
das Corsair jede noch so enge Kurve . Gegenanstiege
nahm es auch gelassen dank Hydraulik-Stütze
(Hebel ziehen – Sattel hoch!), Anti-WippFederelemente und der Corsair-speziellen
Kettenzug-Umlenkung: Sie beruhigt den
Hinterbau. Doch hier liegt auch die Crux.
Das Rasseln geht tierisch auf die Nerven,
bei Touren und Trailfahrten kaum auszuhalten, von der mentalen Zermürbung
durch den vermeintlichen Energieverlust
ganz zu schweigen.
Da hat jemand nachgedacht: Die Optik
des Corsair wirkt edel, die Ausstattung ist sinnvoll ausgewählt. Sogar der
Lenkwinkel lässt sich anpassen.
FREERIDE 2/09
60
FAZIT: Schöner Allrounder mit angenehm wendiger Geometrie – wenn bloß das Gerassle
nicht wäre. Das kostete Punkte.
10
Freeride
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Cosmic Sports, Tel. 0911/3107550
www.cosmicsports.de
Alu/S, M, L
3 490 €
MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
14,9 Kilo
65,1/73°
95 mm/586 mm
1 150 mm/340 mm
125-165 mm/130 mm*
Mehrgelenker
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Marzocchi 55 ATA Micro/Marzocchi Roco TST
Race Face Atlas AM/SRAM X-O
Formula Oro K24 Disc 180 mm/180 mm
DT-Swiss XR 4,2D Disc,
Onza Ibex FR 2.25-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
TRAIL
PARK
Tuning-Tipp:
Kurzen Vorbau dran!
8,5
tiefer Schwerpunkt, Geometrie, Optik
nerviges Gerassle
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de
Freeride
RAHMEN-KIT-BIKE
INTENSE >TRACER VP
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Shocker Distribution, Tel. 09441/179882
www.shocker-distribution.com
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/S, M, L, XL
PREIS
5 300 €
MESSDATEN
14,3 Kilo
66,7°/°72,6
65 mm/582 mm
1 124 mm/355 mm
120,140,160 mm/152, 140 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
VPP
Fox 36 Talas RC2/Fox Float RP23 High Volume
Truvativ Stylo/SRAM X-9
Hayes Stroker Trail Disc 203 mm/203 mm
Sun Ringle Equalizer,
Schwalbe Fat Albert 2.4-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
PARK
TRAIL
Tuning-Tipp:
TRAININGSWELTMEISTER
Eigentlich wollten wir nicht den „Tracer“, sondern das potentere „Uzzi“ für unseren Test. Beide Bikes der Ami-Edelmarke gibt es mit 160erGabel-Option. Leider war das „Schießeisen“ nicht lieferbar. Also rauf auf das „Tracer“ und checken, was die Amis in „Proudly made in
USA“-Arbeit da zusammengewerkelt haben. Bitte checkt den Sattel—
mangelndes Selbsbewusstsein kann man den Jungs nicht vorwerfen! Beim ersten Aufsitzen spürt man sofort, dass das „Tracer“ mit
einer sehr handlichen, verspielten Geometrie ausgestattet wurde.
Schön! Zug am Lenker – schon zischt es willig im Manual dahin oder
lässt sich zum Bunnyhop abdrücken. Doch landet man den Bunnyhop
oder Sprung, dann wird man stutzig. Zuerst macht es „klonk“, dann
„pffrrrrrrr“. Siehe da: Das Hinterrad schrabbelt bei vollem
Einfedern am Sattelrohr – und völlig einfedern tut
es oft, denn der Hinterbau ist viel zu degressiv. Pumpt man das Federbein mehr auf,
ist das Heck dagegen zu straff. Mit etwas
mehr Sag rauscht man aber durch
den Federweg: „klonk“. Anders
die Gabel, sie arbeitet wie sie soll.
Bergab wird so aus dem „Tracer“
ein unsicherer Kandidat – verstärkt
durch die lahm zupackende Bremsanlage. Kurzum: eine Enttäuschung
zum horrenden Preis.
Kettenführung montieren
7
FAZIT: Von einer so renommierten Marke
hätten wir uns mehr erwartet. VPP hin
oder her, der Hinterbau ist Murx.
Freeride
Hydraulik-Stütze, Geometrie
Hinterbau, Bremse
Großer Name, kleiner Auftritt: Das Intense enttäuschte. Mit einem funktionierenden Hinterbau
wäre das Testergebnis anders ausgefallen, denn die
Geometrie ist sehr handlich und ausgewogen.
RAHMEN-KIT-BIKE
SANTA CRUZ >NOMAD
HERSTELLERANGABEN
Shock Therapy, Tel. 06126/2267700
www.shock-therapy.com
Alu/S, M, L, XL
ca. 4 500 €
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
MESSDATEN
13,9 Kilo
66°/71,5°
70 mm/581 mm
1 135 mm/350 mm
160 mm/160 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
VPP
Rock Shox Lyrik Solo Air/
Fox DHX Air 5.0
Truvativ Stylo/SRAM X-O
Avid Juicy Seven Disc 185 mm/185 mm
DT Swiss EX 5.1D/240s,
WTB Weirwolf 2.5-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
TRAIL
PARK
Tuning-Tipp:
Kettenführung dran für ParkEinsätze.
perfekte Geometrie, Fahrwerk
Absenkgabel wäre sinnvoll
10
Freeride
RITTERKREUZ
In der Vergangenheit hatte es das „Nomad“ bei uns nicht leicht. Wir konnten uns mit dem VPP-Hinterbau nicht anfreunden. Das führte dazu,
dass man uns schon nachsagte, wir seien VPP-Hasser. Blödsinn. Doch wenn ein Bike im Antritt
eiert, als sei es defekt – dann schreiben wir das. Jetzt hat Santa Cruz seine Kinematik völlig
überarbeitet. Wir waren entsprechend gespannt. Und? Wir schreien es gleich raus –
nach den Testfahrten waren sich alle Tester einig: Das ist ein Hammer-Bike. Jeder hielt
das Schildchen mit der begehrten „10“ hoch. So ein homogenes Ergebnis ist verdammt
selten. Der Hinterbau federt soft und fluffig – ohne Durchschlagen
selbst bei viel Sag. Souverän bei Speed kann es dem „Nomad“ gar
nicht schnell genug gehen – selbst wenn sich vor einem die Erde auftut.
Tolles Freeride-Potential. Zu diesem Hinterbau würde vorne
auch eine 180er-Gabel gut passen. Die Kennline des
Luftdämpfers erinnert an eine Stahlfeder, selbst bei
hohen Drops gibt es genug Endprogression. Das
Bike ist laufruhig, dennoch agil und verspielt genug.
Aber nicht nur bergab, auch bergauf ist das Geschaukle der Vergangenheit passé. Auf dem kleinen
Kettenblatt spürt man es noch etwas, doch legt man
den Anti-Wipp-Hebel um, dann passt’s. Vortriebstark
beschleunigt es und zirkelt durch den Trail, dass man
nur grinsen kann.
FAZIT: Die große Überraschung unseres Tests
– das „Nomad“ ist ein erstklassiger Leichtfreerider, der zeigt wie „VPP“ funktionierten soll.
Im regulären Testfeld wäre es der eindeutige
Testsieger! Leider wird es nur als Rahmen-Kit
angeboten und sprengt das Preislimit.
Alles richtig gemacht: Mit seinem neuen
„Nomad“ ist Santa Cruz ein Spitzenbike
gelungen. Und von uns gibt’s einen Orden!
FREERIDE 2/09
61
> TEST
RAHMEN-KIT-BIKE
YETI >575
KLEINKALIBER
HERSTELLERANGABEN
Juhu – die US-Kultmarke ist zurück. Jetzt sind Yeti-Bikes wieder in Deutschland zu haben. Kaum ein anderes Label hat eine so
eingeschworene Fan-Gemeinde wie Yeti. So waren wir auch froh, das elegant hydroformierte „575“ mit seinem geschwungenen
Rahmen für unseren Test ergattert zu haben. Eigenwillig: die Hinterbau-Konstruktion
aus Carbon ohne Gelenk am Ausfallende. Mit 145 Millimetern Federweg im Heck
erwarteten wir keine Gummi-Kuh, doch was wir bei den Test-Runs
erlebten, stellte uns vor ein Rätsel. Das Yeti schwänzelte förmlich
zu Tal – rüttelten wir am Lenker, so schliff der Reifen mal links, mal
rechts an den Streben – obwohl ein 2,35-Zöller laut Hersteller gefahren werden
darf. Zudem sackte das Heck durch. So war gar keine Linienwahl möglich und
jeder Drop wurde zur Zitterpartie. Pumpte man mehr Luft ins Federbein,
so sprach der Dämpfer kaum an, rauschte bei großen Schlägen dennoch
durch. Hier fehlte es eindeutig an Endprogression. Wie die
Amis die Steifigkeit und Potenz ihres Hinterbaus loben
können, ist uns schleierhaft. Ganz klar: Für ruppige
Downhills und Bikepark-Missionen ist dieses Bike
nicht gedacht. Es passt nur formell in unseren
Test, da der Federweg prinzipiell passt. Doch
dieses Bike muss man als reines Trailbike verstehen, nur da macht das Gewichtswunder
Spaß. Auf unserem Bozen-Trail dagegen, sah
es kein Land und wurde regelrecht zum TesterSchreck auf dieser langen, ruppigen Abfahrt.
FAZIT: Mit seiner angenehmen, auf Vortrieb
ausgelegten Geometrie und dem speziellen
Fahrwerk ist das Yeti ein reines Trailbike.
Spezialist: Wer vorwiegend auf Trails fährt
und Drops ohnehin auslässt, kann mit dem
Yeti glücklich werden. Den Rahmen gibt es
übrigens auch in den legendären Yeti-Farben:
Eisblau-weiß.
WAS
Viele Modelle laufen zwei bis drei Jahre im Programm der
Hersteller und außer der Farbe und den Komponenten
ändert sich nichts. Damit wir euch nicht mit den ewig
gleichen Bikes langweilen, sind solche Modelle dieses Jahr
nicht mehr mit dabei. Trotzdem sollt ihr den Überblick
über die unterschiedlichen Bikes am Markt nicht verlieren.
Deshalb gibt es zur Orientierung die Noten der „alten“
Räder aus den Tests der vergangenen Jahre rechts im Überblick. Doch Vorsicht: Die Noten beziehen sich immer nur
auf das jeweilige Testfeld. Sprich: Ein 10er-Bike von 2007
könnte 2008 in einem anderen Feld mit besseren Bikes nur
noch eine 8 kriegen. Die ausführlichen Vergleiche könnt
ihr zusätzlich als PDF von unserer FREERIDE-Homepage
runterladen – natürlich umsonst. Wenn euer Traumbike
also diesmal nicht dabei ist, findet ihr es bestimmt im
Archiv. Und sollte damals eher die Ausstattung, denn
der Rahmen das Problem für eine schlechte Bewertung
gewesen sein, checkt einfach beim Hersteller die neuen
Specs – wahrscheinlich hat auch er den Test gelesen und
nachgebessert.
FREERIDE 2/09
62
BISHER
GESCHAH…
BIKES 2007
Note
BERGAMONT/ ENDURO 8.7
CANNONDALE/ PROPHET MX1
CANYON/ TORQUE FR
CUBE/ FRITZZ
FAT/ FR 150
FOCUS/ BIG BUD
FUSION/ FREAK EXTREME
GIANT/ REIGN X
INTENSE/ 6.6
KONA/ COILAIR SUPREME
LAPIERRE/ X-160 LTX
NOX/ FLUX FR 6.5
POISON/ FURAN T+
PROCEED/ FST PRO
ROCKY MOUNTAIN/ SLAYER 50
SANTA CRUZ/ NOMAD
SCOTT/ RANSOM 30
TREK/ REMEDY 66
7
7,5
10
10
5,5
6
7,5
6,5
7,5
8
10
10
7,5
7
9
7,5
9
8
10
Freeride
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Hostettler GmbH, Tel. 07631/18040
www.yeticycles.com
Alu/S, M, L, XL
ca. 4 500 €
MESSDATEN
13,2 Kilo
66,5°/70,5°
90 mm/607 mm
1 137 mm/355 mm
125-165 mm/145 mm*
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
(*Herstellerangaben)
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Mehrgelenker
Marzocchi 55 ATA Micro/Fox Float RP23
Crank Brothers Cobolt SL/Shimano XT
Magura Louise BAT Disc 180 mm/180 mm
DT Swiss E 2200,
IRC Mibro 2.25-Reifen
LEISTUNG
EIGNUNG
BERGAUF
TOUR
BERGAB
TRAIL
PARK
Tuning-Tipp:
Kurzen Vorbau montieren.
6,5
Optik, Ausstattung, Gewicht, Geometrie
weicher, degressiver Hinterbau, Downhill
BIKES 2008
BERGAMONT/ ENDURO 9.8
CANNONDALE/ MOTO (ALU)
CANYON/ TORQUE FR 9.0
CUBE/ FRITZZ
FELT/ REDEMPTION
FUSION/ FREAK EX
GT/ SANCTION 2.0
HAIBIKE/ RIDE
KONA/ COILAIR (MAGIC LINK)
KRAFTSTOFF/ E1
KTM/ PROWLER BASS
LAPIERRE/ SPICY 516
MOREWOOD/ MBUZI LTD.
NORCO/ SIX 2
ROCKY MOUNTAIN/ SLAYER SS 396
ROSE/ UNCLE JIMPO
ROTWILD/ R.E.D. ONE
SCOTT/ RANSOM 30
SIMPLON/ ELVOX EN-2
SOLID/ BLADE 7.0
SPECIALIZED/ SX TRAIL 2
TREK/ REMEDY 8
VOTEC/ VSX
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de
Freeride
Note
9
8,5
10
8
6
9
8,5
8
8,5
7,5
8
9,5
8,5
10
7
9
8
9,5
7,5
8,5
9,5
10
8,5