Béla Bartók „Im Freien“ (1926)
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Béla Bartók „Im Freien“ (1926)
UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST GRAZ Dongjin Yang Béla Bartók „Im Freien“ (1926) Künstlerische Masterarbeit (Lecture-Recital) Masterstudium Klavier Konzertfach Betreuerin: Ao.Univ.Prof. Mag.phil. Dr.phil. Ingeborg Harer Institut 15: Alte Musik und Aufführungspraxis Mai 2015 Abstract Béla Bartók „Im Freien“ (1926) Im Laufe des 20. Jahrhunderts brachten die Auswirkungen der beiden Weltkriege den Menschen viel Schmerz. Der Komponist Béla Bartók (1881-1945) litt zutiefst an den Katastrophen dieser Zeit und hinterließ gleichzeitig einen großen Reichtum an Musik. Seine Werke zeigen, dass die Volksmusik Ungarns und anderer Gebiete und das moderne kompositorische Schaffen kombiniert werden können. Im ersten Kapitel wird seine Biographie und im zweiten Kapitel seine Persönlichkeit durch Briefe und Schriften vorgestellt. Im letzten Teil werden der Charakter und die interpretatorischen Aspekte des Klavierwerkes “Im Freien” (1926) analysiert und mit anderen Werken verglichen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit ist, dem Leser anhand von Béla Bartóks “Im Freien” eine Gesamtübersicht zu der für ihn typischen Musik durch biographische, historische, musikalische und interpretatorische Aspekte zu verschaffen. -2- Abstract Béla Bartók „Outdoors“ (1926) In the 20th century the two World Wars caused enormous pain for many people. The Hungarian composer Béla Bartók (1881-1945) suffered deeply from the catastrophic events that occurred during those tumultuous times and, at the same time, left behind a great wealth of music. He demonstrated through his compositions that the folk music of Hungary and of other areas could be combined with modern compositional techniques. The first chapter a biography of Bartók is presented, while the second chapter explores Bartók´s personality through an examination of his letters and writings. In the last chapter, the characteristics and interpretational aspects of the work, "Outdoors" (1926), is analyzed and compared with other relevant works. The main focus and objective of this thesis is to provide the reader with an overview and a better understanding of Bartók and his music, through biographical, historical, musical and interpretive means. -3- Inhaltsverzeichnis Vorwort ..................................................................................... 5 1. Biographie ................................................................................ 6 2. Béla Bartóks Persönlichkeit in Briefen und Schriften............... 11 3. „Im Freien”............................................................................... 18 3.1 Mit Trommeln und Pfeifen.................................................. 18 3.2 Barcarolla.......................................................................... 19 3.3 Musettes............................................................................ 21 3.4 Klänge in der Nacht…………………………………………. 24 3.5 Hetzjagd............................................................................ 27 3.6 Zusammenfassung und Interpretation heute.................... 28 Werkliste Klavier- und Kammermusikwerke........................... 34 Literaturliste und Notenausgabe............................................ 37 -4- Vorwort Béla Bartók, ein zugleich bekannter und unbekannter Komponist, war auch Pianist, Pädagoge, Musikwissenschaftler, Volksliedforscher und –sammler. Bartók ist für die Musikprofis ein sehr berühmter Komponist, vergleichbar mit: Bach, Beethoven, Brahms, Chopin, Schumann, Liszt, Mahler usw. Trotzdem ist seine Musik weniger bekannt und als Interpret z.B. seiner Klaviermusik ist eine intensive Beschäftigung mit seiner Person und seiner Musik notwendig. Bartók ist auch ein unbekannter Komponist, seine Werke stehen im Vergleich mit Bach, Beethoven, Chopin, Liszt, Schumann usw. nicht so oft im Konzertprogramm, z.B. ist es in asiatischen Ländern selten, dass er, ebenso wie zeitgenössische Musik, in Konzerten gespielt wird. Bartók ist eine Person, der eine Liebe zur Natur und Volksstimmung besitzt, damit schreibt er im Jahr 1926 eine wunderschöne Naturmusik „Im Freien“, die sich durch Ästhetik und Fantasie auszeichnet. Diese Musik interessierte mich, als ich sie zum ersten Mal anhörte, es gab viele tänzerische Rhythmen, einen geheimnisvolle Stil, und nationale Besonderheiten. Durch das Klavier hören wir eine illusionäre Vorstellung von Natur, die Spieltechnik ebenso wie der Klang sind von unspielbarer Schwierigkeit. Wenn wir Titel wie „Klänge der Nacht“ oder „Hetzjagd“ gesehen haben, was können wir uns mithilfe unserer Fantasie vorstellen? Ich versuche die Musik „Im Freien“ in meiner Masterarbeit zu erklären, zu analysieren und werde sie in meinem Lecture-Recital spielen. -5- 1. Biographie1 Béla Viktor János Bartók ist am 25. März 1881 in Nagyszentmiklós (einem Orte im Torontáler Komitat in Ungarn, jetzt Rumänien) geboren. Der Vater (Béla Bartók) war Direktor der Landwirtschaftsschule, er organisierte ein Dilettantenorchester und spielte annehmbar Klavier und Cello, durch sein starkes musikalisches Gefühl hatte er sich in der Komposition von Tanzstücken versucht. Er starb 1899 (33 Jahre alt), als Bartók acht Jahre alt war. Die Mutter ist eine Pianistin und Klavierlehrerin. Bartók wird ab seinem sechsten Lebensjahr von seiner Mutter am Klavier unterrichtet. Bartók hatte auch eine vier Jahre jüngere Schwester, Elza Bartók. Nach seines Vaters Tod musste seine Mutter als Volksschullehrerin für das tägliche Brot sorgen, dadurch musste die Familie in Bartóks Kindheit oft umziehen. Die Familie kam nach Nagyszőllős (heute Wynohradiw, Ukraine), dann nach Bistrita (heute Rumänien), und schließlich im Jahre 1893 nach Pozsony (auf Deutsch Preßburg, heute Bratislava, Slowakei). In Nagyszőllős fängt das Kind Bartók seine ersten Kompositionen an: einige Tänze und ein längeres Klavierstück „Der Lauf der Donau“. Seine Mutter fördert seine musikalische Begabung weiter und in Jahr 1892 spielt er zum ersten Mal ein öffentliches Konzert. Bald nach Preßburg lernte er bei László Erkel (dem Sohn des berühmten ungarischen Opernkomponisten Ferenc Erkel) Klavier und Komposition bis zu seinem 15. Lebensjahr. Nachdem er das Gymnasium absolviert hatte, musste sich Bartók entscheiden, ob er in Wien (am Wiener Konservatorium) oder in Budapest (an der Königlichen Ungarischen Musikakademie) das Musikstudium beginnen sollte. Schließlich folgte er dem Rate Dohnányis und 1 Folgende Literatur wurde in diesem Kapitel verwendet: Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 1965. Lajos Lesznai, Belá Bartók sein Leben - seine Werke, Leipzig 1961. László Somfai, Belá Bartók, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil 2, Kassel 1999, Sp.341-402. Bence Szabolcsi, Hg., Belá Bartók Weg und Werk Schriften und Briefe, Januar 1972. -6- kam nach Budapest. Dort studierte Bartók bei Prof. István Thománs (Klavier) und János Koesslers (Komposition) und im Juni 1903 bekam er das Abschlussdiplom der Königlichen Ungarischen Musikakademie. Während der Studienzeit galt Bartók eigentlich in der Musikakademie nur als brillanter Klavierspieler, und komponierte nur einige Werke. Die symphonische Dichtung für Orchester „Kossuth“ (1903) hatte ihm eine gewisse Berühmtheit eingebracht, doch eher aus politischen als aus musikalischen Gründen. Nach dem Studium hatte Bartók den Komponisten Zoltán Kodály (1882-1967) kennengelernt und er hatte von 1905 an ein starkes Interesse an der echten ungarischen Volksmusik und dem Sammeln davon. Die Forschung begann Bartók vom rein musikalischen Standpunkte aus, und zwar erst nur auf magyarischem Sprachgebiete, später erstreckte sie sich auf die Sprachgebiete der Slowaken und Rumänen. Bevor Bartók 1907 als Nachfolger Thománs als Professor für Klavier an der Budapester Musikakademie arbeitete, war er oft in England, Paris, Spanien, Portugal und Italien unterwegs. Bartók heiratete 1909 seine sechzehnjährige Schülerin Márta Ziegler, die Tochter eines Gendarmerie-Inspektors. Längere Zeit hielt er die Heirat geheim, mit Márta hatte er 1910 einen Sohn, Béla. Die Ehe hielt 14 Jahre lang, kurz nach der Scheidung 1923 ging Bartók seine zweite Ehe ein, da er sich in seine schöne Klavierschülerin Ditta Pásztory verliebte und im selben Jahr heiratete. Das Klavierstück „Im Freien“ (1926) ist seiner zweiten Frau Ditta Pásztory gewidmet und auch das Klaviermaterial für seinen zweiter Sohn Peter, der 1924 geboren wurde. Im Jahr 1911 wurde seine einzige Oper „Herzog Blaubarts Burg“ im Budapester Opernwettbewerb abgelehnt, dann nach sieben Jahren, kam es 1918 zur Uraufführung in Budapest. Zwischen „Herzog Blaubarts Burg“ (1911) und „Der holzgeschnitzte Prinz“ (1914-1916, Uraufführung 1917 in Budapest) setzte Bartók drei Jahre lang fast völlig mit dem Komponieren aus, und widmet sich der Volksmusik-Forschung. Er reiste nach Norwegen, unternahm 1913 eine Sammelreise nach Biskra (Nordafrika), 1914 eine Urlaubsreise nach Frankreich. In diesen drei Jahren hatte es nur einige Stücke für eine Klavierschule, vier kurze Chöre und einige andere weniger bedeutende Stücke geschrieben, davon „Vier Orchesterstücke Op.12“ (1912), die einen in Bartóks Entwicklung damals abwegig wirkenden Impressionismus aufzeigen. Seit 1915 verwendete er wieder einen guten Teil seiner Arbeitskraft auf die Komposition: Zwei Lieder-Zyklen, verschiedene -7- Volksliedbearbeitungen, das zweite Streichquartett und die Pantomime „Der wunderbare Mandarin“ entstanden zwischen Anfang 1915 und Ende 1920. Er hatte eine schwierige Zeit nach dem Erste Weltkrieg (1914-1918), den Wirrnissen des Krieges folgten die verwickelten Verhältnisse mit ihrer Lebensmittelknappheit, der Unregelmäßigkeit des täglichen Lebens, der Zerstückelung Ungarns und dem Verlust seiner nichtmagyarischen Provinzen, Revolution und Gegenrevolution, Entwertung der Währung und so manches mehr. Bartóks Mitwirkung bei der Räterepublik wurde ihm nach der Gegenrevolution sehr übergenommen, obwohl er sich politisch überhaupt nicht betätigt hatte. Wegen seines Ansehens wurde er nicht wie Kodály einem Disziplinarverfahren unterworfen, jedoch schrieb er einen Brief, in dem er dieselbe Behandlung wie sein Freund Kodály verlangte. 1921 erscheint seine kurze Autobiographie, ein Jahr später nahm Bartók die Konzerttätigkeit wieder auf, er reiste nach England, Paris etc. Nach der erfolgreichen Aufführung von „Der Wunderbare Mandarin“ 1927 in Prag spielte Bartók sein amerikanisches Debüt mit den New Yorker Philharmonikern am 22. Dezember 1927. 1928 begann er seine Amerika-Tournee, weiters eine Konzertreise durch die Sowjetunion, nach Basel, Kopenhagen, London, Paris, Aachen, Karlsruhe, Rom, Preßburg, Budapest usw. Zu dieser Zeit beschäftigte sich Bartók auch mit barocker und vorklassischer Musik und veröffentlichte seine „Cantata profana“ 1930. Bartók schuf zwei bedeutende neue Werke in seinem 50. Lebensjahr, das geniale „2.Klavierkonzert“ und die „Vierundvierzig Duos für zwei Violinen“. Interessanterweise zeigen die beiden 1931 komponierten Werke deutlich Spuren von Bartóks Beschäftigung mit alter Musik. Bartók beendete seine Klavierprofessorenstelle 1934 und begann seine Forschungstätigkeit an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Ende Oktober 1936 machte sich Bartók auf seine letzte Sammelreise in der Volksmusikforschung und fuhr in die Türkei. Von der türkischen Regierung erhielt er eine Einladung für Vorträge und als Pianist aufzutreten. Eine Expedition führte ihn auch nach Anatolien, wo er sein nunmehr altmodisches Edison-Aufnahmegerät zum letzten Mal betätigte, um die Musik der Nomaden aufzunehmen. In seinem Aufsatz „Auf Volkslied-Forschungsfahrt in der Türkei“ schildert Bartók diese letzte Berührung. Die Uraufführung der berühmten „Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug“ fand in Basel (Schweiz) 1938 statt, wo Béla und Ditta Bartók als Klaviersolisten spielten. Bartók schrieb das Stück „Divertimento für Streichorchester“ in Saanen (Schweiz) in nur fünfzehn Tagen, dies ist aus der von Bartók markierten Partitur (2.-17. August -8- 1939) ersichtlich. Zwischen 1939 und 1940 veränderte sich Bartóks Leben; der Zweite Weltkrieg (1939-1945) begann, seine Mutter starb und er übersiedelte nach Amerika. Vielleicht kann man diese schwierige Zeit mehr oder weniger im verborgensten Winkel von Bartóks Herzen in seinem sechstes Streichquartett (1939) erkennen. Am 29.Oktober 1940 landete Bartók in New York, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Am 25.November 1941 wurde Bartók das Ehrendoktorat der Columbia University verliehen, und bis Dezember 1942 arbeitete er an der Columbia University als Visiting Associate in Music (Associate Gastprofessor). Nach einem glücklichen Anfang in Amerika verschlechterte sich seine Lage. Der amerikanische Marinestützpunkt Pearl Harbor wurde am 7.Dezember 1941 angegriffen; innerhalb weniger Tage waren die Vereinigten Staaten im Krieg. Der Krieg brachte Unannehmlichkeiten mit sich für jeden Einwohner des Landes, und für die Ausländer noch schlimmere. Das Immigrantenvisum war eine notwendige Formalität für die Aus- und Einwanderer, dies konnte Bartók erst im Juli 1945, ein paar Monate vor seinem Tode, erhalten. Seine Hoffnungen auf eine Karriere als Konzertpianist erwiesen sich bald in Amerika als Illusionen. Er war einmal ein großer Pianist gewesen, aber als er nach Amerika kam, spielte er nicht mehr so wie früher. Nicht nur sein technisches Spiel hatte nachgelassen, er spielte auch nach Noten und sein reserviertes, unvirtuoses Auftreten auf dem Konzertpodium machte keinen Eindruck. Nach seiner Tätigkeit an der Columbia University erhielt Bartók eine Einladung von der Harvard University, wo er ab Februar 1942 Gastvorlesungen hielt. Kaum hatte er seine Vortragsreihe an der Harvard University begonnen, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand beträchtlich. Er erlitt einen völligen Zusammenbruch und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Das war der Anfang seines Endes. Die ASCAP (amerikanische Gesellschaft für Autorenrechte) übernahm glücklicherweise seine hohen Krankenhauskosten und bezahlte mit bewundernswerter Großzügigkeit alle Arztspesen und Kosten für Untersuchungen, Medikamente und Krankenhaus- und Erholungsaufenthalte, etwa Winter 1943/44, als er nach Ashville (North Carolina) geschickt wurde. Die letzten Meisterwerke des großen Komponisten entstanden in dieser Periode: Das „Konzert für Orchester“, die „Sonate für Solovioline“ , das „3.Klavierkonzert“ und das „Bratschenkonzert“. Das letzte war bei Bartóks Tod unvollendet, die ausführlichen hinterlassenen Skizzen -9- ermöglichten es seinem Schüler und Freund Tibor Serly es in Bartóks Sinne zu vollenden. Nach längerer Krankheit starb er am 26. September 1945 in New York an Leukämie. Bartóks Jahre in Amerika waren einsame, traurige Jahre, schon im Juni 1941schreibt er in einem Brief an seinen Sohn Béla: „sich in das Konzertleben einzuschalten, ist nicht eben verlockend: entweder ist der Manager schlecht, oder die Umstände sind ungünstig (und die Kriegsatmosphäre wird sie in der nahen Zukunft noch ungünstiger machen), so daß wir dann eigentlich nach Hause fahren müßten, ganz gleich, wie drüben die Lage ist. Bis dahin wird sie auch hier nicht mehr viel besser sein. Über diese Heimkehr soll sich aber – von höherem Standpunkt aus gesehen – niemand freuen, denn niemand wird davon viel Nutzen haben. Aber der Sinn ist der: wenn es einmal überall schlecht ist, dann ist man doch lieber zu Hause.“2 1988 wurden Bartóks Überreste im Rahmen eines Staatsbegräbnisses vom Ferncliff-Friedhof in Hartsdale (New York) auf dem Farkasréti-Friedhof in Budapest überführt.3 2 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.129. 3 http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A9la_Bart%C3%B3k - 10 - Abb.1: http://en.wikipedia.org/wiki/B%C3%A9la_Bart%C3%B3k Béla Bartók 1927 2. Béla Bartóks Persönlichkeit in Briefen und Schriften Heute haben wir eine Menge Literatur über Belá Bartók, sowie seine Briefe und Schriften. Die Erforschung von Bartóks Leben, Charakter und Persönlichkeit können wir vielleicht mehr durch seine Briefe, Schriften und Erinnerungen seiner Bekannten vorantreiben. Mithilfe der Literatur teile ich sein Leben auf einige Aspekte auf, wie Komponist, Volksmusikforscher, politische Einstellungen, Pianist, Pädagoge, Liebe, und durch seine Briefe, - 11 - Schriften usw. können wir etwas Hilfe finden, um seine Musik zu verstehen. Bartók als Komponist : Béla Bartóks musikalischer Stil entwickelte sich durch Brahms, Wagner, Richard Strauss, Liszt und Debussy. Diese beeinflussten Bartóks Musik, was wir in seiner 1921 geschriebenen Autobiographie und einigen Briefen lesen können: „ [...]So lernte ich bis zu meinem 18. Jahre die Musikliteratur von Bach bis Brahms – Wagner jedoch nur bis zum „Tannhäuser“ – verhältnismäßig gut kennen. Inzwischen komponierte ich fleißig unter dem starken Einflusse von Brahms und den Jugendwerken des um vier Jahre älteren Dohnányi, namentlich seines Opus 1 [...] Nurmehr losgelöst vom Brahmsschen Stil, konnte ich auch über Wagner und Liszt den ersehnten neu Weg nicht finden [...] Indessen währte es nicht lange, daß mich Richard Strauss faszinierte. Das erneute Studium von Liszt – namentlich in seinen weniger populären Schöpfungen, wie zum Beispiel in den „Années de pèlerinage“, „Harmonies poétiques et religieuses“, in der „Faustsymphonie“, im „Totentanz“ usw. – führte mich über manche mir weniger sympathische Äußerlichkeiten zum Kern der Sache: es erschloß sich mir die wahre Bedeutung dieses Künstlers [...]“4 „Debussy war der größte Komponist unseres Zeitalters [...] Seine Musik ist doch viel neuer als die von Strauss, der eigentlich nur in der Richtung weiterging, die Wagner und Liszt zuerst einschlugen.“5 Nachdem Bartók mit Debussys Werken vertraut war, entwickelte er langsam den ihm eigenen Musikstil und vollzog den stilistischen Wandel zur Modernen. 4 Bence Szabolcsi, Hg., Belá Bartók Weg und Werk Schriften und Briefe, S.153-157. 5 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.56. - 12 - Aber am Anfang fanden seine Werke beim Konzertpublikum keine sehr günstige Aufnahme, z.B. schreibt die Zeitung „Pesti Naplo“ über die „2. Orchestersuite“: „Diese Musik ist eine üble, ausgeklügelte Mißgeburt, worüber man sich höchstens ärgern kann, in dem man bedauert, daß solch ein zweifellos genialer Mensch wie er so zum Opfer künstlerischer Capricen und jedes Talent ruinierender Seuchen werden kann“. Die deutsche Zeitung „Pester Lloyd“ berichtete über das „1. Streichquartett“ (1908): „Das ist ein wunderliches Gemisch von eigenartigen Gedanken, echt und tief Empfundenen und hohler Splittermusik, von Gequältem und Abstoßendem“. Trotz solcher oft geäußerten Ansichten aber haben Bartók und Kodály einen verzweifelten Versuch gemacht, dem ungarischen Publikum ihre und andere neue Musik zu präsentieren.6 In seiner Musik schienen natürlich immer Spuren von Volksmusik auf, da er als Volksmusikforscher oft auf Reisen war. Vielleicht können wir daher die Tatsache, dass Bartók sich für Volksmusik interessierte, auch mit seiner großen Liebe zur Natur kombinieren. Das zeigt sich nicht nur in seiner Stücken wie „Im Freien“, auch sein Sohn schrieb in seinen Erinnerungen: „Er liebte die Natur in allen ihren Erscheinungen. Spaziergänge und Ausflüge gehörten zu seiner Lebensordnung, und wenn sich nur eine Möglichkeit bot, verbrachte er am Ende jedes Schuljahres einen Monat im Hochgebirge, wo er sich körperlich wie geistig vollkommen erholte. Seine bedeutenden Werke schrieb er, so erfrischt, größtenteils in der zweiten Hälfte der Sommerferien.“ 7 Als Volksmusikforscher hatte Bartók mehrere Artikel für Volks- und Bauernmusik verfasst, wie „Ungarische Volksmusik und neue ungarische Musik“, „Vom Einfluß der Bauernmusik auf die Musik unserer Zeit“, „Warum 6 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.59. 7 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.69. - 13 - und wie sollen Nationalismus“. 8 wir volksmusik sammeln?“, „Volksliedforschung und Bartók zeigte in seiner Musik auch politische Einstellungen, wie in der berühmten symphonischen Dichtung „Kossuth“ (1903). Obwohl Bartók sehr patriotisch war, musste er wegen des Krieges das Land verlassen. In einem Brief schrieb er an Frau Müller-Widmann am 13. April 1938: „ [...] Schon seit Nov. sehe ich, daß die Politik Ungarns auf immer schiefere Wege gerät [...]“.9 und am 24.Oktober an Frau Zoltán Székely: „[...] Man müßte weggehen von hier, weit weg aus der Nachbarschaft dieses verpesteten Landes, aber wohin: nach Grönland, Kapland, dem Feuerland, den Fidschiinseln oder weiß der liebe Herrgott wohin! [...]“. Bartók war nicht nur Komponist, sondern auch Pianist und Pädagoge. Wir sind glücklich, dass die Aufnahmen Bartóks erhalten werden konnten und das Klaviermaterial des „Mikrokosmos“ für Anfänger zur Anwendung kommen kann. Bartók genoss vielleicht seine Lehrtätigkeit nicht, trotzdem hatte er den „Mikrokosmos“ verfasst (ursprünglich für seinen Sohn Peter). Im August 1934 trat eine für Bartók höchst erfreuliche Änderung in seinen Arbeitsbedingungen ein, darüber schrieb er an Leme Deák: „Die größte Neuigkeit hier ist – was mich betrifft – die, daß ich seit September nicht mehr an der Hochschule unterrichte. Statt dessen wurde ich vom hohen Ministerium beauftragt, an der Akademie der Wissenschaften Arbeit auf dem Gebiet der Volksmusik zu leisten, woüber ich mich gewiß nur freuen kann.“10 Bartók als Konzertpianist war genau wie die anderen, die Kritiken in ihrer 8 Bence Szabolcsi, Hg., Belá Bartók Weg und Werk Schriften und Briefe. 9 Bence Szabolcsi, Hg., Belá Bartók Weg und Werk Schriften und Briefe, S.282. 10 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.108. - 14 - Konzertkarriere immer gefolgt waren. Er trat überall in der Welt auf, reiste nach Berlin, Paris, London, Rom, New York usw. Er hatte auch in seiner Jungendzeit ohne Erfolg an einem Wettbewerb teilgenommen. Er schrieb an seine Mutter 1905: „Leider muß ich dir mitteilen, daß ich im Wettbewerb keinen Erfolg hatte. Daß ich den Klavierpreis nicht bekam, ist nicht ungewöhnlich und bedrückt mich nicht, aber die Art und Weise, wie der Kompositionspreis verteilt wurde, ist geradezu empörend. Der Klavierpreis ging an Backhaus [...]“.11 Über Bartóks Spiel in seiner Spätzeit war die amerikanische Kritik geteilter Meinung, aber im Großen und Ganzen negativ. Ironisch und pessimistisch schrieb er im März 1942 nach einem Konzert in Chicago an seine ehemalige Schülerin Mrs. Creel: „Wir haben ziemlich gut gespielt und sehr schlechte Kritiken bekommen. Das heißt, eine war gut, eine lauwarm, und eine so schlecht, wie ich in meinem Leben noch kein bekommen habe. Gerade, als wären wir von den letzten Pianisten die letzten. Sie sehen also, Sie haben Ihren Klavierlehrer sehr schlecht gewählt! [...] Unserer Lage verschlechtert sich Tag zu Tag...Ich bin ziemlich pessimistisch, ich habe all mein Vertauen zu Menschen, Ländern, zu allem verloren. Leider kenne ich die Umstände viel besser als Ditta, und so habe ich wahrscheinlich Grund, pessimistisch zu sein […] “. 12 Ditta Pásztory war die zweite Frau Bartóks, eine berühmte Pianistin, und war oft mit Bartók als Klavierduo bei Konzerten aufgetreten. Sie begleitete Belá Bartók bis an sein Lebensende. Das interessante und wertvolle Stück „Klänge der Nacht“ aus „Im Freien“ hatte Bartók ihr gewidmet. 11 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.41. 12 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.129-130. - 15 - Dann stellen wir uns jetzt die Frage, welchen Stellenwert die menschliche Liebe bei Bartók hatte? Er hatte zwei Frauen geheiratet, die erste Frau war Márta Ziegler, die zweite Ditta, und beide Frauen waren sechzehn Jahre alt, als sie mit Bartók in den Ehestand traten. Damit waren wahrscheinlich die Ehen Bartóks nicht so glücklich, nicht nur, weil seine Frauen so jung waren, sondern auch wegen seines exzentrischen Temperaments. Vor seiner Ehe hatte sich Bartók eine junge Violinistin Stefi Geyer verliebt, Bartóks erstes Violinkonzert war ihr gewidmet. In zwei Liebesbriefen an Stefi können wir etwa sein exzentrisches Temperament sehen: „ [...] Das Leben ist doch so schön, es gibt so viel Schönes – in der Natur – in der Kunst – in der Wissenchaft [...] Das ist das Schönste, was Sie mir bisher geschrieben haben. Warum das Schönste? Weil es mit meiner Auffassung genau übereinstimmt. Es ist eine der menschlichen Schwächen, nur Urteile, die mit unseren eigenen identisch sind, als richtig anzuerkennen. Ein verzeihlicher Fehler [...] “. Aber in einer anderen Korrespondenz mit Stefi über die Götter der alten Griechen und den Begriff „Gott“ bei Juden und Christen hatte Bartók (er war Atheist) sein Missverständnis gezeigt: „ [...] Ich hatte ja im vorhinein gewußt, daß Sie in dieser Art antworten würden, und dennoch tat es mir weh. Warum konnte ich den Brief nicht mit kalter Gleichgültigkeit zu Ende lesen, warum konnte ich ihn nicht mit einem Lächeln hinlegen, warum kann mir all das nicht gleichgültig sein? Viele „Warum“, deren Lösung ich Ihnen überlasse, wenn Sie es denn der Mühe wert halten, sich damit zu befassen [...] Seit einiger Zeit bin ich in so merkwürdiger Stimmung, ich falle von einem Extrem ins andere. Ein Brief von Ihnen, sogar eine Zeile, ein Wort von Ihnen macht mich jubeln, ein anderes bringt mich fast zum Weinen, so weh tut es mir – Was wird das Ende davon sein, und Warum – Es ist ein ständiger seelischer Rausch. Zum Arbeiten (zum Komponieren) brauche ich gerade das [...]“.13 Aus solchen Briefen können wir es leicht verstehen, warum Bartók in der 13 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.62-63. - 16 - Liebe kein Glück hatte. Seine Ansprüche waren viel zu hoch, er verlangte die ideale Frau, die sollte ihm gegenüber nicht nur gehorsam sein, sondern auch alle seine Gedanken uneingeschränkt teilen. Belá Bartók war einer der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts, meiner Meinung nach einer auch der größten Pianist. Er verschrieb sich der Musikkomposition und der Forschung der Volksmusik. Seine Musik zeigte am deutlichsten, eindringlichsten, leidenschaftlichsten, und auch durch klare Einfachheit, was Volksmusik ist. Er mochte seine Lehrtätigkeit nicht sonderlich, von Anfang an weigerte er sich Komposition zu lehren. Er war ein Patriot, der aber wegen des Krieges seine Heimat verlassen musste. In seinen späteren Jahren in Amerika ging es ihm auch nicht viel besser als in Ungarn. Sein Leben war mit allerlei Krankheiten gestraft, von seiner Kinderzeit bis zu seinem Tod. Obwohl seine Frau ihn bis zu den letzten Tagen begleitete, war er im Innersten ein Einzelgänger. Belá Bartók, der zurückhaltend, wortkarg, präzis, humanitär war, litt oft unter seinem eigenen Gemütszustand: Er war deprimiert, pessimistisch, ablehnend und empört. Hier zeigt sich vielleicht eine der wenigen Ähnlichkeiten mit Beethovens Charakter. Bartók konnte nicht für eine Rolle schmeicheln oder intrigieren, seine Aufrichtigkeit und Unfähigkeit waren für ihn zu große Hindernisse, als dass er auf diese Art vorwärts gekommen wäre. Bartóks ganzes Leben war wie eine Flucht vor der Welt. Er erlebte zweimal Weltkriege, und ertrug all die negativen Kommentare und Gegenstimmen. Nur in der Natur, auf dem Berg, im Dorfe konnte er ruhige Momente genießen. Zuletzt zitiere ich seine Worte aus dem Jahre 1942: „Das Schrecklichste an allem ist, daß die Zukunft absolut trübe sein wird, auch wenn wir gewinnen“.14 14 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.132. - 17 - 3. Im Freien Im August 1926 komponierte Béla Bartók seinen Zyklus in Form einer Suite, „Im Freien(Szabadban)“, seiner zweiten Frau Ditta Pasztory-Bartók gewidmet. Diese Suite ist nicht so bekannt wie das erste Klavierkonzert, die Klaviersonate oder der Mikrokosmos, neun kleine Klavierstücke als Klavierunterrichtsmaterial für seinen Sohn, wobei diese Werke ebenso 1926 komponiert wurden. Die Überschriften der einzelnen Teile der Suite sind „programmatisch“ zweifellos illustratorischer, fantasievoller Natur, und rufen auch eine Vorstellung mit den Menschen in Dorfszenen hervor. Der charakteristische Stil, der Volkstümliches enthält, bringt die Faszination des Künstlers für die Natur zum Ausdruck und zeigt dessen individuelle Persönlichkeit, die den für ihn unverwechselbaren Stil prägt.15 3.1. Mit Trommeln und Pfeifen Der erste Satz ist erleuchtend; Bartók schreibt direkt zwei konkrete Instrumente in die Überschrift. Der Klavierhammer gehört gewissermaßen zu den Schlaginstrumenten, diese Definition entwickelt sich immer in Bartóks Klaviermusik. Genau in diesem Stil steht auch der erste Satz der Klaviersonate (z.B. auch der Rhythmus und die Melodik). Wie spielt die Trommel? Wir schlagen einfach nach unten! Damit wir das Tempo verstehen, schreibt er „Pesante“ und gibt die Lautstärke mit „forte“ an. Die Sekunden-Intervalle in der tiefen Lage übernimmt die Rolle der Trommel von den ersten Tönen bis zuletzt. Die Pfeifen-Elemente in der rechten Hand dienen als rhythmische Gegenbewegung, die einzelnen Töne zeigen die Differenzierung mit Rücksicht auf die Höhe. Die diatonische Melodie, die bei diesen Anschlägen in der höheren Oktav hervortritt, ist im Grunde einfach gestaltet. 15 Lajos Lesznai, Belá Bartók sein Leben - seine Werke, S.142. - 18 - Abb.2: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.I, Universal Edition, Vienna 1927, S.3, T.1-15. In der Harmonik verwendet Bartók nur große und kleine Sekunden, auch im Mittelteil Nonen, im Verlauf erweitern sich manche Melodieklänge zu Sekundenflecken, auch bilden sich klangliche rhythmische Differenzierungen in den Oktavverdoppelungen. Diese extreme Klanganordnung erreicht die Grenzen der Diatonik. - 19 - Abb.3: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.I, Universal Edition, Vienna 1927, S.4, T.30-44. Klang und Rhythmus sind wichtig im ersten Stück der Suite. Der rhythmische Verlauf zeigt den Charakter in der Lebhaftigkeit, im Volksgefühl und in der tänzerischen Bewegung. Durch fröhliche Musik erhalten Menschen die Fantasie, sich zum Beispiel ein Fest im Dorf oder Tanzende in der Prärie vorzustellen. So wie in der „Sonate“ schreibt Bartók am Anfang einen regulären metrischen Puls, es kommt jedoch zu ständigen Deformationen und Verschiebungen. Der Höhepunkt wird im Endabschnitt erreicht, dem melodische Motive fehlen und der nur in Sekundenflecken bleibt, jeder Takt hat ein anderes Metrum und ist immer mit anderen Anschlägen und Pausen aufgefüllt.16 16 Tadeusz A. Zielinski, Bartók Leben und Werk, S. 246. - 20 - 3.2. Barcarolla Barcarolla ist per Definition eine populäre Dichtung, die ursprünglich von den Gondolieri in Venedig gesungen wurde, es handelt sich meist um Liebesgesänge, öfters auch melancholischen Inhalts. Im 19. Jh. ist die Abgrenzung zum Arbeitsgesang der Fischer inhaltlich nicht immer gleich, die musikalische Charakteristik der Barcarolla ist auch dort nachzuweisen. Die definitorische Einschränkung der Barcarolla auf das Gondellied scheint heute zu eng. In der Zeit der Romantik beschränkten sich die Komponisten weniger auf diese populäre Dichtung als vielmehr auf den folgenden thematischen Bereich: Das Meer als Lebensraum der Seeleute und Fischer. Anwendung für diese Form finden die Komponisten in der Oper (Donizetti, Auber, Rossini, Verdi), in Liedern (Schubert, Schumann, Brahms, Gounod), auch erkennen wir dies heute in bekannter Klaviermusik wie der „Barcarolle“ von Chopin; „Lieder ohne Worte“ (Op.19\6, Op.30\6, Op.62\5) von Mendelssohn; „Années de pèlerinage II Italien: Venezia e Napoli“ von Liszt. Betrachtet man Bartóks Barcarolla in seiner Klaviersuite „Im Freien“ im Vergleich dazu, dann erkennen wir eine Machart des 20. Jahrhunderts, die sich von der traditionellen Bildhaftigkeit der Barcarolla entfernt und eine Projektion in ein eher undefinierbares „Im Freien“ bedeutet.17 Der ruhige zweite Satz ist mit Hilfe der Diatonik mit deutlich stabilerem Klangmaterial ausgestaltet. Die Ruhe entwickelt sich vom pianissimo-Beginn weiter zum Höhepunkt mit forte und sforzando in Mittelteil, danach kehrt schnell die Ruhe zurück. Das ganze Stück ist mit ungleichförmigen Takten (z.B. in 6\8, 7\8, 5\8, 3\4, 4\8, 3\8, 9\8, 2\8) aufgebaut. Schon am Anfang befreit der Verlauf von jeglichen tonalen Assoziationen, das stabile Moment ist hier das unaufhörliche Kreisen auf schwarzen und weißen Tasten in zwei Klangregionen. 17 Herbert Schneider, Barkarole, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil 1, Kassel 1994, Sp.1230-1235. - 21 - Abb.4: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.I, Universal Edition, Vienna 1927, S.8, T.1-5. Im weiteren Ablauf erscheint der zentrale lange Klang in g und auch weiter in b, d, e, a, usw. Der Rotationsvorgang in der linken Hand nimmt die Merkmale einer veränderlichen Diatonik an. Bei Bartók werden bei dieser Art der Rotation sämtliche Töne der chromatischen Tonleiter eines kommenden Abschnitts ausgenutzt. Die rechte Hand spielt einen kurzen unregelmäßigen Rhythmus mit pianissimo auf kleine Sekunden, wodurch der zentrale lange Klang als ein Fragezeichen oder wie irgendein Klang im Nebel erscheint, sowie das Ende des Stücks im Nebel verschwunden ist. Der Charakter des zweiten Stücks entspricht stärker der Angst, wenn etwas nicht sicher ist, die Menschen ängstlich, aber neugierig auf etwas sind, was tief im Wasser verborgen ist. Es wirkt wie eine bildliche Szene, dass wir allein im Nebel stehen, in einem Boot auf dem See fahren und einen Weg an Land finden müssen.18 Abb.5: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.I, Universal Edition, Vienna 1927, S.8, T.11-15. 18 Tadeusz A. Zielinski, Bartók Leben und Werk, S. 247-248. - 22 - 3.3. Musettes Musette ist ein Terminus, der aus der Diminutivform des französischen muse stammt. Seit mehreren Jahrhunderten wurde dieser Terminus im französischen Sprachgebrauch zur Bezeichnung unterschiedlicher Instrumente und musikalischer Formen verwendet. Als Instrument ist Musette die seit dem Spätmittelalter nachweisbare französische Bezeichnung für Rohrblattinstrumente mit oder ohne Windsack. Im 17. Jh. kennzeichnet der Begriff des Musette eine bestimmte französische Sackpfeife mit Blasebalg und vier Bordunpfeifen, die in einem Rackett mit mehrfach geknickten Luftsäulen angeordnet sind und mit Schiebern ab- oder zugeschaltet und umgestimmt werden können. Alle Pfeife haben zylindrische Bohrung und Doppelrohrblätter. Das Instrument hat, bedingt durch die zylindrische Pfeifenbohrung, einen sanften, lieblichen Klang und wurde im 17. und 18. Jh. als pastorales Instrument vom französischen Adel hoch geschätzt und kostbar ausgestattet. Zahlreiche Musiker entwickelten eine umfangreiche Literatur für die Musette, und sie wurde zu einem unverzichtbaren Bestandteil der höfischen Schäfermode. Die Musette wurde vor allem in zahlreichen Bühnenwerken von Lully, später auch von A. Campra, M. Marais, J. M. Leclair und J.-Ph. Rameau eingesetzt. Außerdem entstanden viele Tanzsätze, Lieder, Kantaten, Kammermusikwerke und Konzert für die Musette de cour. - 23 - Abb.6: http://en.wikipedia.org/wiki/Musette_de_cour - 24 - Im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jh. wird ein sehr beliebter Tanzsatz im 2\4, 3\4, oder 6\8 Takt in mäßigem Tempo Musette genannt, für den der auf den Klang der Musette hinweisende Bordunton im Bass kennzeichnend ist. Die Satzform der Musette wurde auf das Klavier und andere Instrumente übertragen und fand Eingang in die großen musikalischen Formen. Dem Ursprung als Tanz der einfachen Landbevölkerung entsprechend behielt die Musette auch im französischen Musiktheater einen unbeschwert fröhlichen Charakter und erklang insbesondere in pastoralen Szenen im frühen 18. Jh. Bespiele für Musette-Kompositionen finden sich in der Ouvertüre zu Händels „Alcina“ (1735London) und in seinem „Concerto grosso“ (Op.6 Nr.6), in der Klaviermusik von Fr. Couperins „Pièces de clavecin“, „15e ordre“, „Musete de choisi“, „Musete de taverni“ für zwei Cembali, und Rameaus „Pièces de clavecin“ (1.Buch, 1724, rev.1731), in Mozarts „Bastien et Bastienne“. Das bekannteste Stück ist die Musette in D-Dur von J.S. Bach, weiters auch in seiner 3. Englischen Suite „Gavotte ou la Musette“, und noch in Schönbergs „Suite für Klavier op.25“, Musette. Der Name für eine Sackpfeife kam in der zweiten Hälfte des 19. Jh. mit den Emigranten aus der Auvergne nach Paris. Kurz vor der Jahrhundertwende erschien zuerst die diatonische, wechseltönige Handharmonika, dann das chromatische Akkordeon bei den bals musette, die zunächst heftig bekämpft, aber als Begleitinstrument zur Cabrette eingesetzt wurden. Mit der vermehrten Teilnahme von Tänzern aus anderen Regionen (Auvergne) veränderte sich das Repertoire sowie das Instrumentarium, und eine neue Pariser Musikrichtung ging aus den bals musette hervor: Le musette, wobei das wichtigste Instrument das Akkordeon wurde.19 Bartók schreibt den 3. Satz auf eine delikate Weise, mit dem historischen rhythmischen Puls der Musette, und auch erscheint im 3. Satz der cembaloartige Triller in beiden Händen. Diese Gestaltung zeigt eine Innovationsfähigkeit von Bartók, denn die musikalische Form der Musette wird mit dem ungarischen oder rumänischen Volksmusikstil kombiniert. Dieser Musik verleiht Bartók außerdem einen konstanten Klangpuls mit den sehr scharfen, brutalen, dissonanten Zusammenklängen. Von der tänzerischen 19 Marianne Bröcker und Stehphanie Schroedter, Musette, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil 6, Kassel 1997, Sp.643-646. - 25 - Musette mit dem kurzen Agogikbogen können wir vielleicht auch eine Vorstellung der originalen Musette-Instrumente (Sackpfeife) entwickeln, der cembaloartige Triller stellt eine technische Schwierigkeit im Moderato-Tempo dar. Das Ostinato der Akkorde bildet die Grundlage, der Klang in leeren Quinten ist durch Halbtöne gefärbt, der Effekt ergibt einen Bordun-Stil. Im ganzen Satz kommt nur zweimal ein kurzes melodisches Element im Mittelund Schlussteil, wo es überhaupt nur Akkorde und Trillerarabesken gibt. Was wollte Bartók mit dieser Musik zeigen? Die Musik „Im Freien“ erscheint nicht so schön wie die Natur in den Musikwerken anderer Komponisten wie Beethoven, Schubert, Schumann, Liszt und andere. Genau betrachtet steht vielleicht auch nicht nur das gleichförmige Ostinato im Vordergrund. Die Musik zeigt auf eine emotionale Art wie geheimnisvoll, ängstlich, kraftlos, besorgt, wütend, möglicherweise aber auch heiter sie sein kann. Bartóks Stil setzt in dieser Suite eine fantasiereiche Welt, bildlichen Impressionismus, und viele Naturalklänge am Tage und in der Nacht um.20 Abb.7: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.I, Universal Edition, Vienna 1927, S.13, T.1-9. 20 Tadeusz A. Zielinski, Bartók Leben und Werk, S. 248. - 26 - 3.4. Klänge der Nacht Wie klingt die Natur in der Nacht? Was können wir uns vorstellen? In der Natur gab es die Berge, Flüsse, Bäume, Gräser, Vögel, Insekten und Tiere. Die Menschen kennen die Natur aber nicht immer genau, und die Neugier der Menschen zwingt sie, die geheimnisvolle Natur kennen zu lernen. Unter dem Mondschein „spricht“ ein nächtlicher Wald und das Feld auf lebendige Art und Weise. So komponiert Bartók einige der interessantesten, feinsten, fantasieund wertvollsten Wunderklänge in das vierte Stück. Das Stück hören die Leute nicht wie die „Nocturne“ von Chopin oder Fauré, die „Fantasiestücke Op.12 Nr.5 (in der Nacht)“ von Schumann, die romantische unendliche Melodien hören lassen. Das ist überhaupt nicht bei Bartók der Fall. Er ahmt die Klänge der Natur nach, mit besonderer Spieltechnik und vollem instrumentalen Einsatz des Klaviers, wobei dies auf jede erdenkliche Art passiert. Dazu lässt Bartók natürlich spezifische Ausdrucksmittel direkt im ersten Takt anklingen. Abb.8: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.II, Universal Edition, Vienna 1927, S.2, T.1 Dies ist Neuland in der Kompositionstechnik. Bartók stößt weit mit seiner Neuheit über die zeitgenössischen stilistischen Errungenschaften hinaus. Als Vertreter einer Avantgarde in der Ästhetik wird er in Erscheinung treten. Ein - 27 - großer Klang-Umfang setzt sich aus fünf Halbtonreihen (eis-fis-g-gis-a) im ersten Augenblick zusammen. Durch die innere Differenzierung liegt der Akzent jedes Mal auf einem anderen Ton. Das bildet den Hintergrund, auf dem ein einziger Ton immer ein koloristischer Fleck der farbigen nächtlichen Atmosphäre ist. Im weiteren Verlauf wird die einzelne unterschiedliche Tonfigur über die ganz Klaviatur verteilt – einzelne Klangpunkte, Sekundenflecken, Klänge der None in große und kleine aufgeteilt, in verschiedenartiger Figur. Dieser Verlauf ist eine außerordentliche Suggestion in Bartóks Stimmung, sie hat keine Spur überlieferter musikalischer Abläufe oder traditioneller klangorganisatorischer Harmonie. In diesem Falle können wir vielleicht erkennen, dass Bartóks Stil stärker auf klangliche Intervalle und farbige Zusammentöne statt auf die Harmonie setzt. Die nachahmenden Tonfiguren sind durch den Gesang von Vögeln inspiriert, ebenso wie von den verschiedenen Emotionen der Vögel. Die Vogelmotivik, schon allein der musikalische Einfall, ist in dieser Kompositionsepoche etwas Einmaliges, und wird in weiteren Werken wie im 2. und 3. Klavierkonzert, 4. und 5. Streichquartett oft eingesetzt. Hier scheint Bartók als Vorläufer von Messiaens Stil zu komponieren. (Olivier Messiaen 1908-1992, französischer Komponist, berühmtes Klavierwerk über die Vögel „Cataloguo d’oiseaux“ 1956-58 ). Abb.9: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.II, Universal Edition, Vienna 1927, S.2-3, T.3-8. - 28 - Abb.10: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.II, Universal Edition, Vienna 1927, S.4, T.12. Im Mittelteil kommt auch eine Melodie, ein Unisono auf der veränderlichen Diatonik zum Vorschein. Bartók stellt die einzige gesangliche Melodie im ganzen Zyklus vor. Das ist eine Sehnsucht nach etwas oder jemandem. Wonach sehnen sich die Menschen in der nächtlichen Natur? Wonach sehnst du dich in der nächtlichen Natur? Jeder Mensch hat eine eigene Antwort, und die Antwort sollte das eigene Innerste widerspiegeln. So klingt es traurig: Abb.11: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.II, Universal Edition, Vienna 1927, S.6, T.26-29. Der Schluss des Satzes bringt weite diatonische Motive, der rhythmische Stoff knüpft an die instrumentale Volksmusik. In der linken Hand bilden sie zusammen mit den diatonischen Dreiklängen einen bitonalen Verlauf, der Effekt klingt wie ein Tanz der Gottheit der Natur. Am Ende mischt Bartók alle Elemente zusammen, langsam führte ihn der natürliche Geist mit und verschwand mit ihm in der Luft.21 21 Tadeusz A. Zielinski, Bartók Leben und Werk, S. 248-250. - 29 - Abb.12: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.II, Universal Edition, Vienna 1927, S.8, T.49-52. 3.5. Hetzjagd Zahlreiche Komponisten haben Musik mit dem charakteristischen Titel „Jagd“ oder ähnlich geschrieben. Wir kennen alle die Bedeutung der Jagd, Jäger und Jagdbeute. Viele Komponisten schrieben Jagdmusik meistens mit der Vorstellung der festlichen Verhaltensmuster der Jagd oder der Person des Jägers mit seiner Lebhaftigkeit. Es gab Werke wie „Lied ohne Worte in A-Dur op.19 nr.3 - Jägerlied“ von Mendelssohn, „Waldszenen Op.82 Nr.8 – Jägerlied“ von Schumann, „Grand études d’après Paganini Nr.5 – La Chasse“ von Liszt. Aber in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts vertonte Bartók, meiner Meinung nach, in seiner Jagdmusik auch die Rolle der Jagdbeute mit ihrer Angst. Das letzte Stück ist eine gewaltige Ballung von Energie und Dynamik. Der unruhige Rhythmus aus der unregelmäßigen Verteilung der Pausen erreicht hier in dieser Suite zweifellos seinen Gipfel. Der Hintergrund entwickelt sich in der linken Hand mithilfe von rotierenden Sechzehntelfiguren, die mit der rechten Hand, 5 gegen 3 auch später 4 gegen 3, die atemberaubende Atmosphäre bilden. Im letzten Satz zeigt Bartók in seiner Kompositionstechnik, wie immer in der ganzen Suite, Diatonik, Sekunden und Nonen. Diese Suite scheint zu belegen, dass Bartok überhaupt in seiner Musik die Dissonanz mit Sekunden und Nonen geliebt hat.22 22 Tadeusz A. Zielinski, Bartók Leben und Werk, S. 251. - 30 - Abb.13: Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.II, Universal Edition, Vienna 1927, S.14, T.45-53. 3.6. Zusammenfassung und Interpretation heute Heute haben wir tausend Pianisten und Pianistinnen in der Welt, die es lieben, Klaviermusik von zahlreichen Komponisten zu spielen. Es kommen berühmte Namen wie Bach, Beethoven, Mozart, Liszt, Chopin, Rachmaninoff vor, aber bei Bartóks Musik ist es immer noch eine kleine Gruppe. Einerseits scheint die Neue Musik im 20. und 21. Jahrhundert manchen Menschen immer noch fremd, und die Musik des 18. / 19. Jahrhunderts wird bevorzugt. Die Kinder hören z. B. die Musik von Mozart, Bach, Schumann lieber als von Bartók, Berg, Schönberg. Andererseits sind die Spielanweisungen in der zeitgenössischen Musik etwas schwer und ungewöhnlich, manchmal sollen die Leute auf eine bestimmte Art spielen, wie die Hand zur Faust ballen und auf die Tastatur trommeln (wie der Anfang des ersten Stücks, man kann auch auf eine solche Art spielen, das ist möglich), mit dem Ellenbogen spielen, die Saite zupfen, dies noch mit dem Mittelpedal kombinieren. Solche ungewöhnlichen Schwierigkeiten ersticken heute die Lust am Klavierspiel. - 31 - Reine technische Probleme müssen natürlich gemeistert werden! So zweifellos auch bei Bartók. Sein 2.Klavierkonzert liegt an der Grenze der technischen Spielbarkeit und der Handgröße. Das gleiche ist auch hier bei „Im Freien“ - Musette, Klänge der Nacht und Hetzjagd der Fall. Die drei Sätze sind technisch eine große Herausforderung, wobei insbesondere das Stück Klänge der Nacht nicht nur wegen der reinen Spieltechnik, sondern auch aufgrund der Gestaltung der Klangfarben schwer ist. Heute haben wir eine Handvoll Aufnahmen von Bartóks „Im Freien“. Als Pianisten sind Murray Perahia, Stephen Kovacevich, Jermone Lowenthal, Erzsebet Tusa und Zoltán Kocsis zu nennen. Ich kenne die Aufnahmen von Perahia, Kovacevich und Kocsis. Persönlich finde ich, dass die Aufnahme von Kocsis die beste für mich ist. Im Vergleich zu Perahia und Kovacevich hören wir mehr in Richtung sephardischem und kroatischem auch ein bisschen amerikanischem Stil, daneben klingt noch die ungarische, rumänische Volksart durch. Zoltán Kocsis zeigt bei seinem Spiel absolut den ungarischen Charakter in Bartóks Musik. Wie kann ich das wissen? Als Chinese weiß ich nicht, was ein ungarischer Charakter ist. Aber beim Vergleich der Interpretationen dieser Suite habe ich wahrgenommen, dass es kaum merkliche Unterschiede im Rhythmus der Volksmusik, im Puls ein bisschen früher oder später bei den Timings gab. Wann sollen wir beim Timing in den Puls kommen? Wie sollen wir den ungewöhnlichen volksmusikalischen Akzent interpretieren? Ich habe keine bestimmten Antworten. Sollen wir vielleicht rückfragen, was wir nicht dürfen? Wir sollen bei solcher Musik keinesfalls im Puls, also gleichmäßig wie mit Metronom spielen! Die Melodien sind auch generell wichtig in der Volksmusik. Zu bedenken ist nur, wenn Bartók „Im Freien“ schreibt, meint er weniger Volksmelodien, als vielmehr mehrere verschiedene Volkstanzrhythmen. Damit zeigt Kocsis in dieser Musik seine ungarische nationale Seele, wie wir dies im Land und in der ungarischen Sprache spüren können, im ungarischen menschlichen Charakter, in der ungarischen Lebensweise usw. Abschließend können wir außer Bartóks Kompositionstechnik mit Volksmotivik, die sich in Dissonanz, Sekunden, Nonen, Diatonik und im - 32 - Bitonalen zeigt, noch die ungarische Musikalität Bartóks erwähnen. Gemeinsam mit den anderen ungarischen Komponisten wie Zoltán Kodály, György Kurtág, Ernst von Dohnányi u.a. ist Béla Bartók, wie sich auch an seinem Klavierwerk „Im Freien“ (1926) deutlich zeigt, ein repräsentatives Beispiel für diese spezifische ungarische Musikalität, die vor allem auch durch die Interpretation zur vollen Entfaltung kommt. - 33 - Werkliste Klavier- und Kammermusikwerke Chronologisch geordnet nach András Szőllősy (1921-2007) in Sz. Die Opusnummern 1 bis 20 stammen von Bartók selbst, ab 1921 hat Bartók keine Opusnummern mehr verwendet. Die unbedeutenden Jugendwerke (von Szőllősy angegebene Nummern 1-19) werden hier ausgelassen. 23 Klavierwerke Der Lauf der Donau für Klavier (unveröffentlicht), 1890 3 Klavierstücke (unveröffentlicht), 1894 3 Klavierstücke (Nr.2 und Nr.3 unveröffentlicht), 1896/97 Klaviersonate (unveröffentlicht), 1897 Scherzo für Klavier, 1897 3 Klavierstücke (Nr.3 unveröffentlicht), 1898 Variationen für Klavier auf ein Thema von F. Fabian, 1901 4 Klavierstücke, Sz22. 1903 Rhapsodie Op.1 für Klavier (Bearb.: für Klavier und Orchester, 1905) (Erste Fassung Sz26), Sz27. 1904 3 Volkslieder aus dem Komitat Csik für Klavier (Bearbeitungen von Volksmelodie), Sz35. 1907 14 Bagatellen Op.6 für Klavier, Sz38. 1908 10 Leichte Klavierstücke, Sz39. 1908 2 Elegien für Klavier Op.8b, Sz41. 1908/09 Für Kinder - 85 Volksliederbearbeitungen für Klavier, Sz42. 1908/09 2 Rumänische Tänze für Klavier Op.8a, Sz43. 1910 Esquisses für Klavier Op.9b, Sz44. 1908-1910 23 Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S.144-146 - 34 - 4 Klagelieder (4 Nenies) Op.9a für Klavier, Sz45. 1910 3 Burlesken für Klavier Op.8c, Sz47. 1910 Allegro barbaro für Klavier, Sz49. 1911 Die erste Zeit am Klavier – 18 Klavierstücke für die Klavierschule Bartok-Reschofsky, Sz52-53. 1913 Orientalischer Tanz für Klavier (unveröffentlicht), Sz54. 1913 Sonatine für Klavier (Bearbeitungen von Volksmelodie) (Bearb.: Tänze aus Siebenbürgen für Orchester 1931), Sz55. 1915 Rumänische Volkstänze für Klavier (Bearbeitungen von Volksmelodie) (Bearb.: für Orchester 1917), Sz56. 1915 Rumänische Weihnachtslieder für Klavier (Bearbeitungen von Volksmelodie), Sz57. 1915 Suite für Klavier Op.14, Sz62. 1916 15 ungarische Bauernlieder für Klavier (Bearb.: Nr.6-12 und 14-15 für Orchester 1933), Sz71. 1917 3 Etüden für Klavier Op.18, Sz72. 1918 Improvisationen über ungarische Bauernlieder (Bearbeitungen von Volksmelodie), Sz74. 1920 für Klavier Op.20 Sonate für Klavier, Sz80. 1926 Im Freien (Szabadban) 5 Stücke für Klavier, Sz81. 1926 9 kleine Klavierstücke, Sz82. 1926 3 Rondos über Volksweisen (Bearbeitungen von Volksmelodie), Sz84. 1916-1927 Kleine Suite für Klavier eine Bearbeitungen von 44 Duos für zwei Violinen, Sz105. 1936 Mikrokosmos – Klaviermusik vom allerersten Anfang in 6 Bänden (Bearb.: 7 Stücke aus Mikrokosmos für zwei Klaviere Sz108. 1939), Sz107. 1926-1939 - 35 - Kammermusikwerke Quartett für Klavier und Streicher (unveröffentlicht), 1899 Klavierquintett (unveröffentlicht), 1899 Sonate für Violine und Klavier, Sz20. 1903 Klavierquintett (unveröffentlicht), Sz23. 1904 1.Sonate für Violine und Klavier, Sz75. 1921 2.Sonate für Violine und Klavier, Sz76. 1922 1.Rhapsodie für Violine und Klavier, Sz86. 1928 2.Rhapsodie für Violine und Klavier, Sz89. 1928 Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug (Bearb.: Konzert für zwei Klaviere und Orchester Sz115. 1940), Sz110. 1937 Kontraste für Violin, Klarinette und Klavier, Sz111. 1938 Scherzo für Orchester und Klavier (Bearb.: Burleske Op.2 für Orchester Sz29. 1904?), Sz28. 1904 1.Klavierkonzert, Sz83. 1926 2.Klavierkonzert, Sz95. 1931 3.Klavierkonzert (die letzten 17 Takte Tibor Serly instrumentiert), Sz119. 1945 - 36 - Literaturliste Marianne Bröcker und Stehphanie Schroedter, Musette, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil 6, Kassel 1997, Sp.643-646. Everett Helm, Belá Bartók in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 1965. Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, Hg., MUSIK-KONZEPTE die Reihe über Komponisten Heft22 Belá Bartók, München November 1981. Lajos Lesznai, Belá Bartók sein Leben - seine Werke, Leipzig 1961. Heinrich Lindlar, Lübbes Bartók Lexikon, Gladbach1984. Serge Moreux, Belá Bartók Leben-Werk-Stil, Zürich 1952. Willi Reich, Hg., Belá Bartók Eigene Schriften und Erinnerungen der Freunde, Basel 1958. Herbert Schneider, Barkarole, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil 1, Kassel 1994, Sp.1230-1235. László Somfai, Belá Bartók, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil 2, Kassel 1999, Sp.341-402. Friedrich Spangemacher, Belá Bartók zu Leben und Werk, Bonn 1982. Bence Szabolcsi, Hg., Belá Bartók Weg und Werk Schriften und Briefe, Januar 1972. Tadeusz A. Zielinski, Bartók Leben und Werk, auf Deutsch übersetzt von Bruno Heinrich, Mainz 2011. Notenausgabe Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.I & II, Universal Edition, Vienna 1927. Belá Bartók, Im Freien(Out Doors), Bd.I und Bd.II, Universal Edition, Revision:Peter Bartók, Neuausgabe New York 1990 - 37 -