Stadtmarketing in den USA - SRE
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Stadtmarketing in den USA - SRE
I Wirtschaftsuniversität Wien Institut für Wirtschaftsgeographie, Regionalentwicklung und Umweltwirtschaft Abteilung für Angewandte Regionalund Wirtschaftsgeographie Stadtmarketing in den U.S.A. Eine theoretische und praktische Auseinandersetzung anhand ausgewählter Projekte des Bundesstaates Illinois. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magister rer. soc. oec. eingereicht bei AOrd.Univ.Prof. Univ.Doz. Dr.phil. Christian Staudacher Andreas Oberascher Wien, am 30. September 2003 II INHALTSVERZEICHNIS Abbildungsverzeichnis 1 1 Einleitung 2 1.1 Entstehung der Arbeit 2 1.2 Neurus-Programm 3 2 Erste Annäherung an die Thematik 4 2.1 Vorstellung des Themas 4 2.2 Relevanz und aktuelle Bedeutung der Thematik 7 2.3 Forschungsfragen 8 2.4 Vorgangsweise 9 3 THEORIE-TEIL 3.1 Begriffsdefinition „Stadtmarketing“ 10 10 3.1.1 Vergleich „Ist-Zustand“ vs. „Soll-Zustand“ 14 3.1.2 Problematik der Begriffsbestimmung vor Ort 15 3.2 Historischer Hintergrund 16 3.2.1 Entwicklung und Probleme amerikanischer Städte (1945-2000) 16 3.2.2 Urbane Strukturen und Besonderheiten von US Städten 23 3.2.3 Politischer Hintergrund und Rahmenbedingungen 26 3.2.4 Stadtentwicklungskonzepte und ihre historische Entstehung 30 3.3 Heutige Situation des Stadtmarketing in den USA – Eine kritische Auseinandersetzung mit folgenden Themen 38 3.3.1 Aktuelle Praktiken und Vorgehensweisen 40 3.3.2 Organisationsformen und Strukturen 51 3.3.3 Inhalte und Themen der Projekte und Programme 66 3.3.4 Problematik der ökonomischen Orientierung 78 3.3.5 Finanzierung und Einfluss von Privatwirtschaft und Politik in Bezug auf die Schaffung langfristiger Strukturen 80 3.3.6 Bevölkerungseinbindung 87 3.3.7 Einbeziehung weniger lukrativer Bereiche und sozialer Komponenten 91 3.3.8 Die Rolle von Verbänden 94 3.4 Zukünftige Aussichten und Resümee 95 III 4 PRAXIS-TEIL 4.1 Experten-Interviews 4.1.1 Begründung der regionalen Auswahl 99 99 99 4.1.2 Fragebogen – Gesprächsleitfaden 104 4.1.3 Durchführung 108 4.2 Fallstudien 108 4.2.1 Fallstudien-Selektion 108 4.2.2 Erläuterung der Organisationsstrukturen und ausgewählter Projekte 109 4.3 Komparative Analyse der Interviews und Fallstudien 4.3.1 Analyse-Kriterien und Vorgangsweise 126 126 4.3.2 Formulierung von Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Besonderheiten 126 4.3.3 Analyse nach den einzelnen Teilbereichen aus den Forschungsfragen 129 5 Fazit 137 5.1.1 Beantwortung der zentralen Forschungsfrage 137 5.1.2 Zusammenfassung und persönliche Stellungnahme 138 Literaturverzeichnis 141 Anhang 148 1 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Neurus-Logo .......................................................................................... 3 Abbildung 2: Underclass Neighborhoods in amerikanischen Städten ...................... 20 Abbildung 3: Downtown Myths and Secrets of Success........................................... 38 Abbildung 4: Phasen des Economic Development Prozesses ................................. 42 Abbildung 5: Zusammensetzung der CDC Boards ................................................... 49 Abbildung 6: Economic Development Beauftragte ................................................... 55 Abbildung 7: Typen von Organisationsformen.......................................................... 57 Abbildung 8: Beispiel einer rein öffentlichen Organisation........................................ 59 Abbildung 9: Beispiel einer öffentlich-privaten Organisationsform............................ 60 Abbildung 10:Beispiel einer rein privaten Organisation ............................................ 62 Abbildung 11: Übersicht über Economic Development Programme ......................... 69 Abbildung 12: Bevölkerungszahlen ........................................................................ 100 Abbildung 13: Lage der untersuchten Städte in Illinois........................................... 102 Abbildung 14: Interview-Partner und Kontaktadressen........................................... 103 Abbildung 15: Interview-Gesprächsleitfaden .......................................................... 107 2 1 Einleitung 1.1 Entstehung der Arb eit Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich, wie der Titel bereits verrät, mit dem derzeitigen Stand von Stadtmarketing-Aktivitäten in den USA. Da ich mich im Laufe meines Studiums auf die Bereiche Geographie und Marketing spezialisiert habe, stellt für mich persönlich gerade das Feld der Stadtentwicklung und hierbei konkret der Bereich Stadtmarketing ein äußerst interessantes Gebiet dar. Dieser Tätigkeitsbereich erfordert und vereint in geradezu idealer Form Fähigkeiten und Ausbildung, einerseits im geographischen und räumlichen, andererseits im verkaufstechnischen und marketing-orientierten Umfeld. Stadtmarketing findet unter Einbeziehung einer sehr starken räumlichen Komponente auf verschiedensten Ebenen statt und die Aktivitäten sind oft geprägt von betriebswirtschaftlichen und marketing-orientierten Entscheidungsprozessen. Ich hoffe, dass meine Annäherung an diese Thematik ein vernünftiger und nachvollziehbarer Weg ist und werde versuchen Aspekte und Erfahrungen aus beiden Teilbereichen zu angemessenen Teilen mit einfließen zu lassen und eine sinnvolle Verknüpfung herzustellen. Es handelt sich hierbei also aus ausbildungstechnischer Sicht um ein interessantes Allroundgebiet mit unterschiedlichen sehr vielen Akteuren und Einflussfaktoren. Beteiligten Gerade in einem die Vielzahl an funktionierenden Stadtentwicklungsprozess machen diesen Forschungsbereich für mich besonders attraktiv und rechtfertigen eine eingehende Beschäftigung mit diesem Gebiet. Durch den großen Entstehungsprozess Auslandsbezug meiner dieser Forschungsaktivitäten Thematik in lässt mehrere sich der Phasen und Arbeitsschritte unterteilen. Neben einer ersten einführenden Beschäftigung mit diesem Thema in Österreich, galt das Hauptaugenmerk meinen Studien vor Ort, denen eine wesentliche Rolle in den folgenden Ausführungen zuteil wird. Um eine genaue Auseinandersetzung mit diesem Forschungsbereich überhaupt erst zu ermöglichen, war es unbedingt erforderlich die Situation auch vor Ort zu studieren, da die Literatur diesbezüglich in Österreich nur sehr spärlich vorhanden ist und 3 Fallstudien bzw. Projektstudien auf so große Distanz praktisch nicht durchführbar sind. Die finale Auswertung der gewonnen Daten und die Nachbearbeitung der Literatur fand wiederum in Österreich statt. Die Teilnahme am Forschungsaustauschprogramm NEURUS war für mich daher eine große Chance, um mein Vorhaben auch tatsächlich in die Tat umsetzen zu können und der Arbeit die notwendige Tiefe und den angemessenen Praxisbezug zu verschaffen. Einen Großteil meiner Arbeit konnte ich somit von August 2001 bis Dezember 2001 an der University of Illinois at Urbana-Champaign durchführen. 1.2 Neurus-Programm Abbildung 1: Neurus-Logo Die Abkürzung NEURUS steht für „Network for European and U.S. Regional and Urban Studies”. Hierbei handelt es sich um ein durch die Europäische Union und die USA gefördertes Forschungsaustauschprogramm, das Studenten aus Europa und den USA die Möglichkeit bietet ihren Forschungsaktivitäten auch im Ausland nachzugehen. Beteiligt an diesem umfangreichen Netzwerk regionaler und urbaner Forschung sind folgende 6 Universitäten: Wirtschaftsuniversität Wien, University of North Carolina Österreich at Chapel Hill, USA Humboldt Universität zu Berlin, University of California Deutschland at Irvine, USA 4 Reichsuniversität Groningen, University of Illinois Holland at Urbana Champaign, USA Dieses neue universitäre Konzept ermöglicht Integration, Informations- und Erfahrungsaustausch auf breiter Basis. Das Programm ermöglicht nicht nur Studien vor Ort, sondern umfasst ein breites Spektrum an Möglichkeiten und Unterstützung wie etwa spezialisierte Betreuung während des gesamten Forschungsprozesses, Distance Learning Courses, Continental Seminars, Präsentationen vor Vertretern aller teilnehmenden Universitäten und Fachpublikum in den USA und Europa. NEURUS ermöglicht den Studenten an renommierten Forschungszentren in Kooperation mit der öffentlichen und privaten Wirtschaft ihren Studien nachzugehen. Die Teilnahme am Programm erstreckt sich über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. Herzstück des NEURUS-Konzeptes ist die Forschungstätigkeit auf der Gastuniversität im Ausland. In der Themenstellung der Forschungsbereiche werden fast keine Grenzen gesetzt. Einzige Auflage des Programms ist eine erkennbare räumliche oder urbane Komponente in der Problemstellungen. Themen und Inhalte der Projekte haben also eine Gemeinsamkeit: Einen Fokus auf Trends und Kräfte, die das Erscheinungsbild unserer heutigen Städte und Regionen in einer stetig wachsenden global vernetzten Wirtschaft beeinflussen.1 2 Erste Annäherun g an die Thematik 2.1 Vorstellung des Th emas Stadtmarketing avancierte, in Europa ebenso wie in den USA, in den letzten Jahrzehnten zu einem immer aktuelleren Diskussionsthema in Bereichen wie Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Die wachsende Konkurrenz zwischen Städten und Regionen als Lebensraum, Wirtschaftsstandort, Einkaufs- und Kulturzentrum sowie Erholungsraum führte zur Entwicklung unzähliger Projekte die alle das Ziel verfolgen, 1 URL: http://www.unc.edu/depts/exchange/front.htm [08.10.2002] 5 die Stadt einzigartig, unverwechselbar und für alle Zielgruppen attraktiv zu gestalten. Eines der größten Probleme im Bereich der Erstellung von ganzheitlichen Stadtentwicklungsprojekten ist die Institutionalisierung. Die verschiedensten Handlungsfelder, vom Handel über den Verkehr bis zum Tourismus und sozialen Bereichen, müssen mit ihren vielen Akteuren in eine effiziente Organisationsform gebracht werden. In den USA entstanden seit den frühen 70er Jahren, vor dem Hintergrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen des wirtschaftlichen und sozialen Systems, verschiedene, ja fast gegensätzliche Entwicklungstendenzen als in Europa. Nachdem 1974 das „Urban Renewal Program“ von der Regierung gestoppt wurde, verloren die Städte die hohen Subventionen und standen vor dem dringlichen Problem die Finanzierung der Stadtentwicklungsprojekte selbst zu organisieren. Somit ergab sich die Notwendigkeit neue Handlungs- und Organisationsformen für eine kostensparendere Stadtentwicklung und -vermarktung zu finden.2 Der Trend ging vornehmlich in Richtung „Unternehmerische Stadt“ und hin zur Organisationsform der „Public-Private-Partnerships“. Dies sind Kommissionen oder Institutionen, denen gleichberechtigt, Vertreter der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung angehören. Unter Gewinnteilung und gemeinsamer Planung und Durchführung werden Projekte in den verschiedensten infrastrukturellen Bereichen realisiert. Die Spanne reicht von Straßenbauten, U-Bahnen, Büros, Wohnungen, Hotels bis zu Parkanlagen. Die Stadt tritt hierbei in sogenannten „Development Corporations“ als Mit-Investor auf, sie übernimmt in den meisten Fällen die Vorfinanzierung und die Flächenaufbereitung. Die Planung und Durchführung wird dann in Kooperation mit privaten Investoren vollzogen, mit denen dann auch der Gewinn geteilt wird.3 Natürlich darf bei einer Analyse von amerikanischen Stadtmarketing- Organisationsformen nicht außer Acht gelassen werden, dass es in Punkto Stadtentwicklung und Urbanisationsformen zwischen Europa und den USA deutliche 2 Vgl. Helbrecht, 1994, S. 2 f. 3 Vgl. Helbrecht, 1994, S. 56 ff. 6 Unterschiede gibt. Doch zum Beispiel bezüglich der Problematik des wirtschaftlichen Niedergangs der Innenstädte bzw. einzelner Stadtviertel oder der Vermarktung der Stadt mittels individuell einzigartiger „Unique Selling Propositions“ werden auch Parallelen zwischen den – aus historischer Stadtentwicklungsperspektive grundsätzlich so verschiedenen Kontinenten – deutlich erkennbar. In Österreich werden seit einigen Jahren ähnliche Projekte erprobt, doch auch hierzulande ist man noch auf keine ideale Organisationsform im Stadtmarketing gestoßen. Jedenfalls steht auch uns früher oder später eine Loslösung von planungs- und kostenintensiven bürokratischen Handlungsformen bevor und der Begriff einer ökonomischen Stadtentwicklung, der bis jetzt nur vereinzelt proklamiert wurde, wird mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Die Problematik der Vielfältigkeit der Ansätze und Projekte in so einer großen Nation wie den USA ist mir natürlich bewusst. Es ist im Vorhinein zu bemerken, dass dieses Gebiet so groß ist, das es sicher nicht möglich ist eine detaillierte Darstellung über sämtliche Strömungen und Bereiche darzulegen. Vielmehr soll die vorliegende Arbeit ein Versuch einer Einführung und Annäherung an ein anderes System sein. Es soll in einem ersten theoretischen Teil ein Überblick darüber verschafft werden, wie in den USA mit ähnlichen Problemen wie in Europa gehandhabt wird. In einem zweiten Schritt soll anhand von ausgewählten Fallbeispielen eines einzelnen repräsentativen Bundesstaates dargestellt werden, wie in konkreten Fällen mit Stadtentwicklungsideen und deren Umsetzung umgegangen wird. All dies soll unter dem Gesichtspunkt betrachtet werden, dass die USA von einem anderen wirtschaftlichen und politischen System und einer anderen Größenordnung geprägt sind. Bei einer ersten Literaturrecherche mit Bezug auf das konkrete Thema Stadtmarketing in den USA bin ich bald darauf gestoßen, dass das bei uns in Österreich erhältliche Material äußerst dünn und oberflächlich ist. Man findet keine wirklich ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Thema, sondern eher rudimentäre Einschätzungen der dortigen Situation. Das gängige Bild ist: Reine 7 Wirtschaftsförderung, Public-Private-Partnerships, übermächtige Rolle der Privatwirtschaft, Vernachlässigung sozialer und weniger lukrativer Bereiche, usw. Ob sich all diese Vorurteile bestätigen oder sich doch ein etwas anderes Bild zu diesem Thema darstellt, sollte durch meinen Forschungsaufenthalt in den USA geklärt werden. 2.2 Relevanz und aktu elle Bedeutung der Thematik Der Bereich Stadtmarketing stellt mit seinen vielseitigen Ausprägungen und Erscheinungsformen auch in der österreichischen Wirtschaft eine seit einigen Jahren immer brisanter werdende Thematik dar. Noch immer gibt es keine umfassenden Citymarketing-Konzepte, die zur Lösung von Stadtentwicklungs- und Stadtvermarktungsproblemen – zum Beispiel in den Bereichen Altstadtrevitalisierung, Einkaufszentren, private und öffentliche Kooperationen, etc. – als ideal erscheinen. Beim immer stärker werdenden Wettbewerb zwischen Städten und Regionen, nicht nur als attraktiver Wirtschaftsstandort, sondern auch als Lebensraum für Einwohner, Besucher und Investoren müssen neue Konzepte gefunden werden und vielleicht sind Public-Private-Partnerships oder daraus weiterentwickelte Ideen und Konzepte Denkanstöße in eine neue Richtung. Generell stellt sich auch die Frage, ob es überhaupt ein einheitliches Konzept geben kann oder ob nicht jede Stadt eine eigene, individuell sehr unterschiedliche und auf die städtischen Organisationsstrukturen in der Stadtverwaltung und Besonderheiten abgestimmte Vorgehensweise verlangt? Es ist wichtig sich anzusehen ob andere Kulturen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert sehen und wenn das der Fall ist, dann sollte begutachtet werden, wie diese Kulturen mit der Lösung dieser Probleme umgehen. Schon allein aus diesen Gründen ist eine eingehende Studie mit dieser Thematik und den neuesten Innovationen auf dem Gebiet des Stadtmarketing und eine 8 Untersuchung auf mögliche Vergleichbarkeit und Anwendbarkeit in Österreich sinnvoll, legitim und von aktueller Bedeutung. 2.3 Forschungsfragen Ausgehend von diesem Hintergrund soll sich die hier vorliegende Arbeit primär mit folgender zentraler Fragestellung beschäftigen, von der sich auch die daraus ergebenden Basis- und Vertiefungsfragen ableiten lassen: Zentrale Ausgangsfragestellung: Ø Sind US amerikanische Stadtmarketing-Konzepte und Public-Private Partnership Projekte der richtige Weg, um Langzeit-Strukturen für eine ganzheitliche, positive Stadtentwicklung zu schaffen? Basis Fragen: Ø Wie definiert sich Stadtmarketing in den USA? Ø Welche Teilnehmer und Akteure beschäftigen sich, aus welchen Motiven und in welchen Bereichen an Stadtmarketing-Prozessen in den USA? Ø Was sind die primären Ziele von Stadtmarketing-Aktivitäten? Ø Wie werden diese Ziele umgesetzt? Ø Gibt es generelle Normen und Strategien die landesweit verfolgt werden oder nur individuelles Aushandeln einzelner Projekte zwischen den jeweilig involvierten Parteien aus Verwaltung und Wirtschaft? Vertiefende Fragestellungen: Ø Gibt es, trotz der reinen Gewinnorientierung und der Stärke von Privatwirtschaft und Finanziers auch Projekte zur Verbesserungen von sozialen und weniger lukrativen Bereichen? Einer der kritischsten Bereiche 9 ist wahrscheinlich die ökonomische Orientierung vieler US-Städte und die marktorientierte Stadtentwicklungspolitik. Der Einfluss der Planung wird auf ein Minimum reduziert und die Wirtschaft entscheidet immer öfter über Form und Gestalt stadtplanerischer Aktivitäten. Ø Wie wichtig sind sonstige Verbände, Kammern und Vereine? Ø Sind die Bevölkerung und ihre Interessen, auch als lokales Mittel- und Kleinunternehmertum genügend in diese Prozesse miteingebunden? Ø Welche neuen Trends gibt es in den USA im Bereich einer umfassenden Stadtentwicklung, die eine gesamtheitliche und nicht nur projektbezogene langfristige Stadtmarketing-Konzeption verfolgen, die sich eventuell auch in Teilbereichen oder als Ganzes auf österreichische Strukturen und Rahmenbedingungen anwenden lassen? 2.4 Vorgangsweise Generell kann die Vorgangsweise der Entstehung dieser Arbeit, und folglich auch der Aufbau der vorliegenden Diplomarbeit in drei – untereinander in Bezug stehende – Arbeitsabschnitte unterteilt werden. In einem ersten allgemeinen Schritt soll anhand einer umfassenden Literaturanalyse und Recherche ein Überblick über bisherige Erfahrungen mit Stadtmarketing und im Speziellen mit Public-Private-Partnerships in den USA erarbeitet werden. Hierbei soll besonders auf Organisationsformen, Inhalte, Vorteile, Nachteile, Erfolge oder Defizite solcher öffentlich-privater Kooperationen eingegangen werden. Damit sollen erste Antworten auf die zuvor aufgeworfenen Fragen gefunden werden. In einem zweiten speziellen Schritt soll im Zuge von Experten-Interviews und mehreren vergleichbaren Fallstudien vor Ort, die konkrete Vorgehensweise, Organisationsstrukturen, Aufgabenteilung, Problemstellungen, nationale Besonderheiten, etc. bei der tatsächlichen Bewältigung exemplarischer Projekte analysiert werden. Zu berücksichtigen ist hierbei vor allem die mögliche 10 Vergleichbarkeit der ausgewählten österreichischen und europäischen urbanen Entwicklungsprojekte Projektdimensionen und mit relevanten Problembereichen. Die Größe des Projekts, des Verwaltungsapparates und auch der involvierten Firmen soll in vergleichbarer Relation zu österreichischen Verhältnissen stehen. Ich habe es als sehr wichtig erachtet – besonders bei diesem Abschnitt meiner Arbeit – mich speziell vor Ort ausführlichst mit diesem Thema zu beschäftigen, nicht nur mit den theoretischen Grundlagen und den in Bibliotheken zugänglichen Wissen, sondern speziell auch mit der Praxis, da diese meist am schnellsten und effizientesten auf neue Rahmenbedingungen und neue Situationen reagiert und bei der Entdeckung innovativer Ideen und Handlungsmöglichkeiten oft führend ist. Viele Diskussionsrunden mit Professoren und Spezialisten dieses Gebiets - an der Universität und in der Stadtmarketing-Praxis – haben zu diesem Thema stattgefunden. Auch wurden viele Experten-Interviews durchgeführt, die sehr wichtig und aufschlussreich waren, da es oft schwer war wirkliche Einblicke in die Situation vor Ort und Interviews mit den richtigen Personen und Instanzen zu bekommen. In einem abschließenden Schritt werden die gewonnenen Daten, Ergebnisse und Experten-Interviews ausgewertet, analysiert und interpretiert. Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowie regionale Besonderheiten in der Bewältigung von Stadtmarketing-Projekten werden hervorgehoben. Die im vorherigen Kapitel erläuterten Forschungsfragen werden beantwortet und ein Fazit gezogen. 3 THEORIE-TEIL 3.1 Begriffsdefinition „ Stadtmarketing“ Um den Terminus „Stadtmarketing“ ganzheitlich verstehen zu können ist es vorab in einem ersten Schritt sinnvoll sich damit auseinander zusetzen, was eigentlich generell unter dem Begriff „Marketing“ verstanden wird. In einem 11 betriebswirtschaftlichen Kontext bedeutet Marketing: „Planung, Koordination und Kontrolle aller auf die aktuellen und potentiellen Märkte ausgerichteter 4 Unternehmensaktivitäten." Marketing ist die bewusste Führung eines Unternehmens vom Absatzmarkt her. Sprich: Der Kunde und seine Nutzenansprüche sowie ihre konsequente Erfüllung stehen im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns.5 Wichtigste Grundlage ist das Verhalten von Marktpartnern, Kunden oder in anderer Form involvierten Menschen. Marketing verschafft eine neue Blickweise zur präzisen Beobachtung des Handelns von Menschen Austauschprozessen von als Anbieter, Informationen, als Nachfrager Leistungen und oder Partner Produkten. in Eine marktorientierte Unternehmensführung ist hierbei von entscheidender Bedeutung, wobei das gesamte Unternehmen in den Prozess involviert ist.6 Sieht man nun eine Stadt oder Region als das Unternehmen, das versucht das Produkt „Stadt“ gegenüber den verschiedensten Interessentengruppen zu vermarkten, dann finden sich sehr viele Parallelen zwischen den beiden Bereichen. Der Begriff „Stadtmarketing“ im Speziellen charakterisiert den Prozess der Planung, Koordination und Kontrolle der Beziehungen einer Stadt zu ihren unterschiedlichen Partnern und Zielgruppen.7 Es handelt sich dabei, sowohl um eine räumliche, als auch um eine inhaltlich umfassende Marketingstrategie für eine Stadt. Maßnahmen zur Aktivierung und Koordination des sogenannten endogenen Entwicklungspotentials werden gesetzt, um die Städte für alle Einwohner und Besucher, sowie für Unternehmen und die Privatwirtschaft attraktiver zu machen. Auch die Eigeninitiative von Bürgern, Unternehmen und Verbänden soll gefördert werden, der eine stetig wachsende Bedeutung zukommt. So finden sich in einem korrekt umgesetzten Stadtmarketingkonzept nicht nur die üblichen, finanzstarken Akteure, sondern auch Vertreter der Einwohner, ansässiger Organisationen und 4 Meffert, 1986, S. 31. 5 Vgl. Becker, 2001, S. 3. 6 Vgl. Scheuch, 1996, S. 3 f. 7 Vgl. Funke, 1997, S. 131. 12 andere Interessentengruppen. Die Anwendung von Stadtmarketing ist nicht durch das Erstellen von Werbekonzepten und Tourismusförderung zu schaffen, sondern es fordert vielmehr einen ganzheitlichen Denkansatz, in dem Stadtentwicklungspläne, Werbe-, Image-, Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsförderungskonzepte nur Teilaspekte sind. Dieses umfassende Marketingkonzept soll strategische und taktische Entscheidungshilfen für die Stadtentwicklungspolitik liefern und muss daher in eine Strategie der gesamtstädtischen Entwicklungspolitik eingebettet sein, die in gleicher Weise das wirtschaftliche, kulturelle, soziale, ökologische und infrastrukturelle Umfeld berücksichtigt.8 Ein weiterer wichtiger Aspekt von Stadtmarketing-Aktivitäten ist die Notwendigkeit, der Stadt einen Charakter von Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit zu verschaffen. Stadtmarketing zielt als integrierte Stadtentwicklungspolitik, sowohl auf die Verbesserung der Standortqualität für die Wirtschaft, auf die Erhöhung der Lebensqualität für die Bewohner und Besucher, die Attraktivitätssteigerung der Stadt, als auch auf die Effektivierung von Verwaltung und Politik. In Form von neuartigen Partnerschaften zwischen Stadtverwaltung, Wirtschaft, Bürgern und anderen Interessentengruppen sollen Reibungsverluste vermieden und Synergieeffekte erzielt werden.9 „Stadtmarketing überführt das traditionelle Anliegen der Stadtentwicklungsplanung - Gestaltung der Stadt von morgen auf der Grundlage des Allgemeinwohlverständnisses von heute - in eine politische Handlungsform, die auf der Rückverlagerung politischer Kompetenz in die Gesellschaft basiert".10 Es besteht die Chance, Stadtentwicklungsplanung und Strukturwandel durch die Beteiligung aller Akteure auch zukünftig sicherzustellen. Man kann Stadtmarketing also als neue Möglichkeit zur Steuerung der Stadtentwicklung bezeichnen.11 8 Vgl. Köster/Schmidt, 1992, S. 140 ff. 9 Vgl. Zerres/Zerres, 2000, S. 26. 10 Helbrecht, 1994, S. 232. 11 URL: http://www.expofair.de/stmarketingen/Endbericht/final.htm [21.8.2001] 13 „Wenn man erst einmal die Verständnis- und Akzeptanzprobleme überwunden hat, stellt es sich als flexibles Instrument dar, die Attraktivität der Kommunen in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Gruppen zu verbessern".12 Stadtmarketing darf übrigens nicht mit Citymarketing verwechselt werden. Beim Stadtmarketing wird der Handlungsschwerpunkt auf die gesamte Stadt gelegt, während beim Citymarketing vor allem die Innenstadt, insbesondere der Einzelhandel, im Vordergrund steht. Daher sind bei einem Konzept des Citymarketings nicht alle Akteure der Stadt mit ihren spezifischen Anforderungen vertreten und es können auch nicht die Ansprüche aller Interessensgruppen der gesamten Stadt berücksichtigt werden.13 „Schwerpunkt der Aufgaben des Citymarketing ist die Koordination gewerblicher und kommunaler Aktivitäten im Hinblick auf Bereiche wie Wohnumfeld, Städtebau, Einzelhandel, Kultur und Freizeit oder Verkehr in der Innenstadt".14 Eine der bereits oben angesprochenen „neuen Formen von Partnerschaften“, die besonders in den USA eine weite Verbreitung während der letzten 20 Jahre erfahren durfte und denen sich auch ein großer Teil dieser Arbeit widmet, sind die sogenannten „Public-Private Partnerships“. Diese lassen sich definieren als „die Bildung von Kommissionen oder Institutionen, denen gleichberechtigt Vertreter der privaten Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung angehören.“15 Public-Private Partnership kann man Projekte nennen, in denen ein öffentlicher Partner und ein privater Partner gleichzeitig und abgestimmt nach einem gemeinsamen Projektplan, auf der Grundlage einer Vereinbarung oder eines Vertrages arbeitsteilig handeln – jeder Partner trägt einen mehr oder weniger großen Teil des wirtschaftlichen Risikos.16 „Unternehmen Beteiligen sich an Maßnahmen der Stadt, sie bringen ihr Know-how und ihre Finanzierungsmöglichkeiten ein. Charakteristisch sind die volle 12 Kemming, 1991, S. 14. 13 URL: http://www.expofair.de/stmarketingen/Endbericht/final.htm [21.8.2001] 14 Köster/Schmidt, 1992, S. 141. 15 Helbrecht, 1994, S. 56. 16 Vgl. Zerres/Zerres, 2000, S. 166. 14 Integration der Träger, eine erhebliche Beteiligung und langfristig angelegte Projekte.“17 3.1.1 Vergleich „Ist-Zustand “ vs. „Soll-Zustand“ Schon bei meiner anfänglichen Beschäftigung mit dieser Thematik, noch in Österreich viel mir auf, dass es in den USA – ähnlich wie in Österreich – viele Ideen, Projekte, Organisationsformen und unterschiedliche Vorgehensweisen gibt, manches was funktioniert, manches was fehlschlägt aber kein wirklich einheitliches Konzept. Nachdem eingangs in diesem Kapitel viele Definitionen zu Begriffen wie „Marketing“ oder „Stadtmarketing“ bereits ausführlich erläutert wurden, habe ich versucht, die für mich idealtypische Bedeutung meines Forschungsbegriffes zu formulieren. Meiner Meinung nach handelt es sich bei einem Stadtmarketingprozess um: Einen ganzheitlichen, kooperativen, alle Parteien involvierenden Dialog- und Entscheidungsprozess für eine gesamtheitliche, positive Stadtentwicklung. Ganz egal wie organisiert, Hauptsache es muss funktionieren! Ich habe für mich selbst diese ideale Erscheinungsform als erstrebenswert begründet, sehr wohl mit dem Wissen, dass es sie in dieser Art wahrscheinlich nicht geben wird. Doch habe ich meine Nachforschungen darauf aufgebaut zu überprüfen ob es so einen Idealtypus in den USA gibt. Grund für diese Überlegung war die Tatsache, dass man bei einer systematischen Suche nach dem perfekten Lösungsweg keine Bereiche außer Acht lässt, die bei einer reinen Analyse der IstSituation vielleicht gar nicht in die Nachforschungen miteinbezogen worden wären. 17 Funke, 1997, S. 129. 15 3.1.2 Problematik der Begri ffsbestimmung vor Ort Michael Konken, ein im deutschen Sprachraum anerkannter und renommierter Autor auf dem Gebiet des Stadtmarketing, schreibt – meiner Ansicht nach – irrtümlich: „Der Begriff Stadtmarketing kommt aus den USA und wurde dort Anfang der 80er Jahre populär.“18 und weiters, dass City Marketing die international gültige Bezeichnung für Stadtmarketing sei.19 Diese Aussagen sind für mich nicht nachvollziehbar, denn wenn man den Begriff „City-Marketing“ in die Suchmaschine der Universitätsbibliothek der University of Illinois eingibt (es sei nur bemerkt, dass es sich dabei um die drittgrößte Universitätsbibliothek in den USA handelt), dann erhält man ganze sieben Titel, wovon vier nicht im entferntesten etwas mit dem Thema Stadtmarketing zu tun haben. Nach weiteren Fehlschlägen bei der Suche nach passender Literatur ließ sich bald feststellen, dass es diesen Begriff so in den USA nicht gibt und dass es sich dabei nur um einen, bei uns sehr gebräuchlichen Anglizismus handelt, der meines Wissens nach eigentlich in Großbritannien und Holland geprägt wurde, aber in den USA nicht gebräuchlich ist und auch nicht verstanden wird. Daher stellte sich mir die grundsätzliche Frage: Was wird in den USA mit unserem Begriff und unserer Vorstellung von Stadtmarketing assoziiert? Nach ersten Diskussionen mit Professoren vom Department of Urban and Regional Planning der UIUC stellte sich heraus, dass sie diesen Begriff so noch nicht gehört haben und auch nicht verstehen, warum in diesem Zusammenhang der Begriff „Marketing“ verwendet wird. Also machte ich den Versuch einer Annäherung an amerikanische Begriffe, die eventuell mit unserer Bedeutung von Stadtmarketing vergleichbar sind. Die ersten Begriffe, die man mit dem von mir beschriebenen Bild von Stadtmarketing assoziierte waren Bereiche wie: „Economic Development”, „Community Development”, „Urban Development”, „Neighborhood Development”, „Quality of life”, „Visioning”, „Leadership”, „Public-Private Partnerships“, etc. 18 Konken, 2000, S. 45. 19 Vgl. Konken, 2000, S. 45. 16 Hierin lag auch schon das grundlegende Problem, mit dem ich mich bei meiner Beschäftigung mit diesem Thema auseinandersetzen musste. Man muss sich mit einer Vielzahl von Themen-Bereichen und Gebieten beschäftigen um einen Einblick in das amerikanische Stadtentwicklungssystem zu bekommen. Daher kommt man nicht umhin eine gesamtheitliche Betrachtung amerikanischer Städte zu unternehmen und ihre historische Entwicklung und ihr organisatorisches und politisches System zu untersuchen. Die folgenden Kapitel stehen als Erklärung für sich, wie ich bei der Analyse von Stadtmarketing-Konzepten in den USA vorgegangen bin. 3.2 Historischer Hinter grund 3.2.1 Entwicklung und Prob leme amerikanischer Städte (1945-2000) Hier soll erörtert werden, mit welchen Problemen und Entwicklungen sich amerikanische Städte in den letzten fünfzig Jahren konfrontiert sahen. Es stellt sich die Frage, welche einschneidenden Ereignisse sich am stärksten auf die Veränderung der urbanen Gebiete auswirkten. Art und Umfang der Probleme sind sehr von der geographischen Lage und wirtschaftlichen Ausrichtung der einzelnen Städte abhängig und daher innerhalb der USA sehr unterschiedlich. Generell kann gesagt werden, dass die umfassenden Probleme speziell der amerikanischen Innenstädte – auf die hier im Besonderen eingegangen werden soll – noch viel gravierender sind, als in vielen Ländern Europas. Hier sind die Absatzprobleme des Handels, die Parkraumbewirtschaftung oder die Wiederbelebung von Einkaufsstrassen bei weitem nicht die größten Probleme, die durch StadtmarketingAktivitäten behoben werden müssen. Die Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren in amerikanischen Städten geprägt von generellem Wirtschaftswachstum und einem unvergleichlichen Boom, speziell der traditionellen Industrie-Sektoren, insbesondere in den Zentren des Nord-Osten des 17 Landes. Da die meisten Produktionsstätten und Fabriken innerhalb bzw. in unmittelbarer Nähe der Städte lagen, war ein enormes Wachstum der urbanen Gebiete die Folge. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor, der zum rasanten Wachstum amerikanischer Städte in dieser Zeit beitrug, waren einschneidende Veränderungen in der Landwirtschaft. Die Mechanisierung der Landwirtschaft löste eine Wanderung der Bevölkerung, besonders von den südlichen Bundesstaaten in die nord-östlichen Industriestädte aus. Zwischen 1950 und 1970 gingen die Beschäftigungszahlen in der Landwirtschaft um mehr als 54 Prozent zurück.20 Doch bald wurden die Betriebsstätten der Industriebetriebe nahe den Innenstädten zu klein und man suchte nach weiter außerhalb gelegenen Flächen für die Expansion und Erweiterung. Dies war eine der bedeutendsten Veränderungen in der Geschichte amerikanischer Stadtentwicklung und sie markierte gleichzeitig den Beginn einer lang andauernden und bis heute anhaltenden Phase der Suburbanisation. Diese prägte das heutige Erscheinungsbild amerikanischer Städte grundlegend. Das Motto dieser Phase der „Out-migration“ war: „Ab in die Vororte und der Industrie hinterher“. Denn all jene Arbeiter, die es sich leisten konnten, folgten den Unternehmen in die Vorstadtgebiete und siedelten sich dort, in den neu entstandenen Wohnbezirken an. Nach und nach verloren die Downtowns den Großteil ihrer Mittelklasse-Bevölkerung. Der sogenannte „Inner City Decline“, also der Verfall und Niedergang der Innenstädte war somit praktisch vorprogrammiert. Eine der unmittelbaren Folgen dieses „Urban Sprawl“, wie die Suburbanisation ebenfalls genannt wird, war die sogenannte „Racial Segregation“, also die Trennung und Aufspaltung der Bezirke nach Einkommensschichten und Rassen. In den Innenstädten blieben nur die sozial schwachen Gruppen und vornehmlich Immigranten zurück, die es sich nicht leisten konnten in die teureren Wohngebiete der Vororte abzuwandern. Immigration ist seit der Entstehung der USA immer ein wesentliches Thema gewesen und in Bezug auf Form und Gestalt amerikanischer Innenstädte ein 20 Vgl. Levy, 2000, S. 30. 18 wichtiger Einflussfaktor. Der Großteil der Einwanderer kommt heute aus Mittel- und Südamerika, der Karibik und aus Asien. Manche Städte, wie Miami oder Los Angeles haben einen so großen Anteil an hispanischer Bevölkerung, dass sie fast zweisprachig sind. Seit dem 2. Weltkrieg hat die legale Immigration in die USA stetig zugenommen, sodass heute fast wieder die Spitzenwerte des 19. Jahrhunderts erreicht werden. Die illegale Immigration liegt zur Zeit bei geschätzten 300.000 Personen im Jahr.21 Die Bevölkerungswanderung innerhalb der USA in die Städte hat also auch viele, durch rassische Unterschiede ausgelöste, Dimensionen. Um das heutige Bild amerikanischer Städte zu verstehen, ist diese Erkenntnis von großer Bedeutung. Bis in die 40er Jahre arbeitete der Großteil der farbigen amerikanischen Bevölkerung in der Landwirtschaft im Süden des Landes, nur ein Teil, etwa ein Viertel strebte in die Industriemetropolen im Nord-Osten des Landes. Die rassische Zusammensetzung der Innenstädte verglichen mit den Vororten hat sich in den letzten Jahrzehnten rudimentär verändert. Der Anteil der farbigen Bevölkerung in den Innenstädten hat sich von 1960 bis 1990 beinahe verdoppelt. Grund dafür war, wie gesagt zu einem großen Teil die Mechanisierung der Landwirtschaft. In den Vororten, den sog. „Suburbs“ verhält es sich genau umgekehrt, diese bestehen zu ca. 90 % aus weißen Bewohnern. Durch die bis heute noch oft existenten Einkommensunterschiede zwischen Farbigen und Weißen war es der farbigen Bevölkerung über Jahrzehnte hinweg nicht möglich in die teureren Wohnbezirke abzuwandern. Auch rassistische Gründe für eine so starke Segregation können nicht von der Hand gewiesen werden. Es gibt auch heute noch immer genug Weiße, die einfach nicht mit Farbigen gemeinsam in der selben Nachbarschaft leben wollen.22 Statistisch ist ebenfalls bewiesen, dass in den letzten Jahrzehnten in amerikanischen Städten eine zunehmende Unausgewogenheit und Unausgeglichenheit von Einkommen und Gehältern herrschte. Dies wird oft auch als das „Social Underclass Dilemma“ bezeichnet. Aus den Medien sind Bilder von Armut, Obdachlosigkeit, 21 Vgl. Levy, 2000, S. 209 ff. 22 Vgl. Levy, 2000, S. 47 f. 19 Kriminalität, Gewalt und innerstädtischem Verfall nur allzu gut bekannt. Diese Bilder unterstreichen den Ruf und die wachsende Bedeutung nach distributiven Änderungen.23 Der stetige Verfall amerikanischer Innenstädte ist also gleichermaßen Grund und Resultat der scheinbar endlosen, durch eine sehr niedrige Dichte gezeichnete, suburbane Zerstreuung und Zersiedelung. Die Probleme sind sehr vielfältig, verstrickt und von unterschiedlichster Natur. Innerstädtischer Bevölkerungsrückgang, Verlust von Arbeitsplätzen, der Wunsch nach neuen Einfamilienhäusern, die Tendenzen der Bevölkerung sich nach Rassen und sonstigen sozioökonomischen Merkmalen und Faktoren zu unterscheiden und zu separieren und eine sinkende Zahl an Berufen in der Industrie. Der Vorstadt-Traum vieler Amerikaner – ein Einfamilienhaus mit Garten, zwei Autos in der Garage und ein besseres Leben fern von den Problemen der Innenstädte – führte dazu, dass viele ärmere und benachteiligte Teile der Bevölkerung in innerstädtischer Isolation zurückblieben. Eine sich ausbreitende Armut, Verfall und Unausgewogenheit, die sich natürlich auch in Form von steigenden Unterversorgung Kriminalitätsraten, veranschaulichen lässt, Ignoranz bewirkt Verschlechterung der Lebensqualität in den Downtowns. eine und medizinischer Beschleunigung der 24 Die problemreichen innerstädtischen Bezirke können laut Downs in 2 Kategorien unterteilt werden. Einerseits in stagnierende bzw. verfallende Bezirke, charakterisiert durch stabile oder rückläufige Bevölkerungszahlen, rückläufige Zahl an lokalen Arbeitsplätzen und eine vornehmlich farbige Bevölkerung (Beispiele hierfür wären: Philadelphia, New York, Newark, Chicago, Detroit, Atlanta und andere große Städte im Nord-Osten, Mittlerem Westen und Süden des Landes). Andererseits gibt es dynamische und noch immer wachsende Innenstädte, geprägt von wachsenden Bevölkerungszahlen durch Immigration, niedrige aber stabile Zahlen an lokalen Arbeitsplätzen und vornehmlich hispanischer und asiatischer Bevölkerung. (Beispiele hierfür wären: Houston, Los Angeles, Santa Ana, San Antonio, und andere große westliche und süd-westliche Metropolen der USA). Innenstädte beider Kategorien 23 Vgl. Malizia/Feser, 1999, S. 3. 24 Vgl. Downs, 1994, S. 60 f. 20 sind geprägt durch hohe Verbrechensraten, Drogenprobleme, Arbeitslosigkeit und eine überdurchschnittliche Zahl an alleinerziehenden Müttern.25 In den Innenstadtbezirken der insgesamt 100 größten Städte des Landes lebten bereits 1990 mehr als 10 % der Bevölkerung in extremer Armut. Zusätzlich sind in fast 80 % aller Innenstädte die Bevölkerungsmehrheit der Einwohner Minderheiten.26 Bevölkerungsanteil in Bevölkerungsanteil in Verteilung der Underclass Underclass Neighborhoods Underclass Neighborhoods Neighborhoods innerhalb (nach Regionen) (nach ethnischer Verteilung) der Städte 16% 30% 27% 28% 3% 20% 91% 57% 20% 5% Northeast 30% Black 57% North Central 28% Hispanic 20% South 27% White 20% West 16% Other 3% 4% Central Cities 91% Suburbs 4% Other 5% Abbildung 2: Underclass Neighborhoods in amerikanischen Städten 27 Innenstadt-Geschäftsleute und Gebäudeeigentümer spürten in diesen Jahren die vollen Auswirkungen der suburbanen Migration und den enormen Druck durch die entstehenden Einkaufszentren. Folglich wurde der Ruf nach einer umfassenden Innenstadt-Revitalisierung immer lauter. Große Unternehmen, wie Banken und Versicherungen fürchteten den Verfall und Verlust ihrer früheren Investitionen und sahen eine Möglichkeit in der Konstruktion und Investition in sogenannte „Central Business Districts“, um einstigen Ruhm und Glanz wieder in die Innenstadt zu bringen und Platz zu schaffen für Firmen-Headquarters. Ein geschichtsträchtiger und gleichzeitig der umfassendste Versuch dazu, war der „Urban Renewal Act“ des 25 Vgl. Downs, 1994, S. 70. 26 Vgl. Downs, 1994, S. 73. 27 Vgl. Downs, 1994, S. 71 f. 21 Jahres 1954. Die Urban Renewal Flächen, in oder in der Nähe von Downtowns haben ein beeindruckendes Wachstum von kommerziellem und institutionellem Investment mit sich gebracht. Dadurch wurden jedoch starke Kontroversen ausgelöst, die auf der Beseitigung von vielen Bezirken mit vornehmlich niedrig verdienender Bevölkerung, zum Nutzen von höheren Einkommensschichten beruhten. Diese massive Auflösung von Nachbarschaften destabilisierte auch andere Bezirke und ist dadurch mit ein Grund für die wachsende innerstädtische Unordnung. Erst nach 1967 besserte sich die Lage durch die Einführung von nationalen Richtlinien und Vorschriften, für eine sensiblere Vorgehensweise.28 Die Blütezeit der Urban Renewal Bewegung war von Mitte der 50er Jahre bis Mitte der 60er Jahre und endete mit der offiziellen Aufgabe des Programms im Jahr 1973. Die unzähligen „Central Business Districts“, die in dieser Zeit entstanden, brachten jedoch keine Verbesserung der Situation, der in diesen Gebieten lebenden Bevölkerung, mit sich. Das wichtigste Ziel in Hinblick auf eine positive Stadtentwicklung wurde klar verfehlt, denn es gelang keineswegs die Zentren neu zu beleben. In der Folge dieser Fehlversuche lag das Hauptaugenmerk dann nur mehr auf der direkten Unterstützung und Hilfestellung von einzelnen individuellen Projekten und Problemen. Ein weiterer Einflussfaktor, der unbedingt Erwähnung finden sollte, liegt in der wirtschaftlichen Umstrukturierung des Landes und einer Phase des stetig wachsenden Wettbewerbs, die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre einsetzte. Prägend war insbesondere die Verlagerung von der bis dahin prädominanten „blue collar worker“ zu einer „white collar worker“ Gesellschaft. Dies bezeichnete den „Industrial Decline“, also den industriellen Niedergang der großen traditionellen Industrie-Sektoren und den Wandel hin zu einer vorrangig dienstleistungsorientierten Gesellschaft. Gerade die Metropolen im Nord-Osten des Landes haben bis heute große Probleme mit dem Rückgang der industriellen Großbetriebe und mit der Umstrukturierung auf mehr Dienstleistungsberufe. Eine generelle Veränderung 28 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 15 ff. 22 der Arbeitsmarktsituation drückt sich dort immer noch durch sehr hohe Arbeitslosigkeit aus. Ein weiterer Wandel, der für die individuelle Gestaltung und Entwicklung amerikanischer Städte von erheblicher Bedeutung war, vollzog sich auf dem Gebiet der Verlagerung der Zuständigkeit für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung amerikanischer Städte. Vor den 80er Jahren wurden pro-aktive Entwicklungsaktivitäten in den USA meist von bundesstaatlichen bzw. regionalen Regierungen vorangetrieben. Diese Regierungen konkurrierten oft um Unternehmen und wirtschaftliche Aktivitäten. Durch diverse Steuererleichterungen, infrastrukturelle Hilfestellungen und sonstige „Incentives“ wurde für Firmen ein spezieller Anreiz geschaffen, sich in einer bestimmten Stadt niederzulassen oder ein Unternehmen dort anzusiedeln. Die 1980er Jahre brachten in dieser Hinsicht einen signifikanten Umschwung und große Änderungen besonders im Bereich von steuerlichen Unterstützungen. Die Politiker versuchten die Größe der zentralen Regierungen zu verringern, was eben durch Einschnitte in die steuerliche Unterstützung von lokalen Verwaltungen und Regierungen erreicht werden sollte.29 Gefolgt von der einschneidenden weltweiten Rezession während der 80er Jahre sahen sich viele Städte vor weitreichende Probleme gestellt. Die amerikanische Privatwirtschaft stand vor großen wirtschaftlichen Veränderungen. Industrieproduktionen wanderten sehr häufig in billigere Überseeländer ab. Und innerhalb der USA machte sich in den Städten der Trend zur Abwanderung der Unternehmen in die Vorstädte breit. „Realizing that competing for a limited number of businesses relocating each year would not generate the number of jobs needed, local officials in the United States focused more on creating jobs through existing businesses or using local resources to encourage business starts.”30 In Abwesenheit von nationalen und bundesstaatlichen Direktiven mussten die amerikanischen Städte selbst beginnen, Leadership-Qualitäten zu entwickeln. Eines der größten Probleme, das es zu lösen galt, betraf die mangelnde wirtschaftliche und 29 Vgl. Walzer/Jacobs, 1998, S. 1. 30 Walzer/Jacobs, 1998, S. 3. 23 betriebliche Diversifikation und die Abhängigkeit von einzelnen bzw. nur wenigen großen Industrien in den verschiedenen Städten. Die Einführung von Strategien, welche genau auf die Bedürfnisse und Potentiale der betreffenden Region zugeschnitten waren, entwickelte sich zur obersten Priorität.31 In den letzten Jahren wurde auch der globale Wettbewerb um Firmensitze und Produktionsstandorte ein immer größeres Problem amerikanischer Städte. Nicht nur für Großstädte, sondern durchaus auch für Städte mittlerer Größe. Es zeigte sich ganz deutlich, dass die größte Konkurrenz nicht mehr in Nachbarstädten und Nachbarregionen gesehen wurde, sondern dass auf globaler Ebene um Produktionsstandorte und Firmenansiedelungen konkurriert wurde. Auf regionaler Ebene zeichnet sich eine Wende von Konkurrenz auf gemeinsame Stärke und Interessen ab. Städte, besonders mittlerer und kleinerer Größe, versuchen gemeinsam aufzutreten und für ihre Region im Verbund zu werben. 3.2.2 Urbane Strukturen un d Besonderheiten von US Städten In keinem Land der Welt wurde das heutige Erscheinungsbild und die Entwicklung der Städte so stark durch das Auto geprägt wie in den USA. In der konjunkturellen Hochphase nach dem 2. Weltkrieg stiegen die Verkaufszahlen für Automobile rapide an. Diese neu gewonnene Mobilität beschleunigte wiederum den Prozess der Abwanderung der Bevölkerung von der „Central City“ zum „Suburban-Ring“. Als eine weitere Konsequenz folgten mehr und mehr Arbeitsplätze speziell im Bereiche von Dienstleistungen, des Handels und unterschiedlicher Gewerbe, der abwandernden Arbeitskraft und Kaufkraft hinaus in die Vororte.32 Dieser über Jahrzehnte anhaltende Trend intensivierte die Probleme der Innenstadtbezirke, welche unterversorgt und mit vielen leerstehenden und ungenützten Geschäfts- und Wohnflächen zurückblieben, die durch fehlende Investitionen und mangels politischer Interventionen zunehmend verwahrlosten. 31 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 17 f. 32 Vgl. Levy, 2000, S. 23 ff. 24 Bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg gab es eine starke wirtschaftliche Verknüpfung zwischen den Innenstädten und den Vororten. Doch seit Jahrzehnten wird diese Verbindung kontinuierlich schwächer. Die Suburbanisierung des Handels und der Betriebe wurde nämlich nicht nur durch die Abwanderung der Bevölkerung und der Kaufkraft vorangetrieben, sondern auch von einer speziellen Erfindung besonders beschleunigt, „shopping-mall“.33 der Diese ausschließlich am Stadtrand angesiedelten Einkaufszentren prägten und veränderten in den USA bereits viel früher als in Europa die Einkaufsgewohnheiten der Bevölkerung. Einfachere Zufahrten und Erreichbarkeit, praktisch unbegrenzte Parkmöglichkeiten, Überschaubarkeit und Übersichtlichkeit durch standardisierte Mall-Konzepte und der Vorteil des „All-in-one“ Shoppings unter ein und dem selben Dach, boten auf lange Sicht den Klein- und Mittelbetrieben des innerstädtischen Einzelhandels so gut wie keine Überlebenschancen. All diese Geschehnisse führten in der Vergangenheit und führen bis heute zur stetigen Dezentralisierung und zur rasanten flächenmäßigen Ausdehnung urbaner Zonen in den USA. Der sogenannte „Suburban housing boom“ wurde von der Regierung gezielt unterstützt und in vielen Entscheidungen mitgetragen. Dies hatte aber auch zur Folge, dass viele infrastrukturelle Veränderungen erforderlich wurden. Eine davon, welche auch das heute typische Erscheinungsbild der Städte grundlegend veränderte, war der umfangreiche Ausbau des amerikanischen Highwaysystems.34 Um das rasant anwachsende Verkehrsaufkommen bewältigen zu können, wurden in den 60er und 70er Jahren nicht nur große Investitionen in den Ausbau der Überlandverbindungen vorgenommen, sondern auch innerhalb der Zentren umfangreiche Maßnahmen zum Ausbau der Verkehrsverbindungen speziell zwischen Innenstädten und den stetig weiter nach außen strebenden Wohngebieten gesetzt. 33 Vgl. Levy, 2000, S. 34. 34 Vgl. Levy, 2000, S. 28. 25 Die bereits im vorangegangenen Kapitel erwähnte Deindustrialisierung35 und der Wandel von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft führte aber noch zu einem anderen erwähnenswerten Phänomen mit Auswirkung auf den Verfall innerstädtischer Wohngebiete. Nachdem zu Zeiten des Industrie-Booms vor allem im Nord-Osten des Landes über Jahrzehnte ein massiver Bevölkerungszustrom vom Süden in den Norden herrschte, änderte sich diese Tatsache mit den grundlegenden wirtschaftlichen Veränderungen nach der industriellen Rezession und dem Aufkommen neuer Beschäftigungsfelder. So setzte ab den späten 60er Jahren eine beachtliche Rück-Immigration sowohl farbiger, als auch weißer Bevölkerungsteile in die südlicheren Bundesstaaten ein, die Jahrzehnte zuvor aufgrund des schlechten Arbeitsplatzangebotes verlassen wurden. Diese Trendwende hielt bis in die 90er Jahre an und daher sind bis heute anhaltende Bevölkerungseinbussen in den nördlichen Innenstädten zu verzeichnen. Ausgehend von all den erwähnten Einflussfaktoren stellt sich final die grundlegende Frage über das heutige Erscheinungsbild amerikanischer Städte, und wie es am besten charakterisiert werden könnte. Levy bietet hierzu eine sehr passende und einleuchtende bildliche Erklärung an, die ich im Folgenden kurz erläutern möchte. Er vergleicht die urbanen Zentren der USA nämlich nicht mit einem großen Schmelztiegel, wie das in der Literatur nur allzu oft der Fall ist, sondern vielmehr mit einem Mosaik von enormer Ausdehnung.36 Eines der typischen Images von Amerikas Städten, ist das des sogenannten „Melting Pot“, also des Schmelztiegels unterschiedlichster Rassen und Kulturen. Basierend auf den Immigrationswellen vornehmlich aus Europa während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, machte sich die Vorstellung breit, dass in Amerika Neuankömmlinge und Immigranten innerhalb einer universellen und sich ständig vermischenden und verändernden Nation aufgehen und mit ihr verschmelzen. Doch ganz so unkommentiert und allgemein gültig kann man diese einstige Vision und Wunschvorstellung, in Anbetracht der heutigen gravierenden Probleme mit denen sich amerikanische Städte konfrontiert sehen, nicht hinnehmen. Diskriminierung 35 Siehe Kap. 3.2.1. 36 Vgl. Levy, 2000, S. 201 f. 26 einzelner Bevölkerungsgruppen, Separiertheit und Segregation aufgrund rassistischer Vorurteile, Unterversorgung und Vernachlässigung diverser sozialer Randgruppen, gravierende Einkommensunterschiede zwischen unterschiedlichen Bezirken und diverse andere soziale und kulturelle Differenzen prägen nur allzu oft das Bild das wir heute mit den Zentren des nordamerikanischen Kontinents verbinden. Der durch Levy präsentierte alternative Erklärungsansatz klingt hier viel zutreffender und bringt die Problematik heutiger amerikanischer Städte auf den Punkt. Er vergleicht nämlich die Struktur amerikanischer Städte mit einem großen Mosaik, was sich auch auf Grund der heutigen Stadtlandschaften viel eher nachvollziehen lässt und meiner Meinung nach wohl durchaus legitim ist. Die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und sozialen Klassen entsprechen hierbei den einzelnen Teilen, die dieses gewaltige Mosaik zusammenfügen, welches jedoch primär gezeichnet wird durch genaue Trennlinien und Abgrenzungen und nicht durch eine Vermischung und Verschmelzung zu einer einheitlichen Gesamtform. 3.2.3 Politischer Hintergrun d und Rahmenbedingungen Ganz allgemein haben Stadtentwicklungsprogramme in den USA ebenso wie in Europa einen sehr hohen Grad an politischer Aufmerksamkeit und Transparenz. Die betreffenden Organisationen, die sich damit beschäftigen, sind für Politiker oft eine geeignete Möglichkeit sich ins Rampenlicht zu stellen und folglich politisch sehr nützlich. Gerade dieses Faktum ist jedoch allzu oft auch mit ein Anlass für ihre Gründung. Sie verleihen Politikern ein gewisses Maß an Prestige und gewährleisten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Medien. Doch gerade aus diesem Grund sind diese Institutionen oft auch ein primäre Ansatzpunkt für vehemente Kritik.37 Die meisten Agenturen stehen unter großem Druck innerhalb von nur sehr kurzer Zeit sichtbare Resultate zu bringen.38 Dies wiederspricht natürlich dem Grundgedanke jeglicher 37 Vgl. Levy, 1990, S. 11. 38 Vgl. Levy, 1990, S. 12. positiver gesamtheitlicher Stadtentwicklung, welche 27 grundsätzlich eine möglichst langfristige und nachhaltige Planung und Umsetzung der Konzepte und Ideen anstreben sollte. Die ersten beiden Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg waren gekennzeichnet durch geringe lokale Entscheidungsbefugnis und ein hohes Maß an nationaler und vor allem bundesstaatlicher Vorgaben, Kontrollen und finanzieller Unterstützungen. Die Selbstbestimmung der einzelnen Städte über Form und Gestalt der Projekte und Programme war auf ein Minimum reduziert. Traditionelle Stadtentwicklungs- und unterstützt durch Steuerbegünstigungen, lokale Wirtschaftsförderungsaktivitäten spezielle wurden lokale Regierungsprogramme und Hilfestellungen bei der Finanzierung. Ein großer Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern besteht nämlich bis heute darin, dass amerikanische Städte ihre Steuern und Einnahmequellen selbst festlegen können und nicht in allen Bereichen allgemeingültigen Steuersätzen und -schemen unterworfen sind. Dieses System birgt jedoch das immense Problem in sich, dass dadurch eine Situation geschaffen wurde, in der einzelne Städte und Regionen um Betriebsansiedelungen und Firmengründungen in ihrer Region konkurrieren. Dies führte im Weiteren dazu, dass konkurrierende Städte unsicher waren in Bezug auf Angebote und Förderungen anderer Regionen und Städte und sich daher eine Art Wettstreit und gegenseitiges Überbieten in Bezug auf die Höhe der gewährten Subventionen, Unterstützungen, infrastrukturellen Maßnahmen und sonstigen Anreize einzelner Städte entwickelte, die dann oft weit über dem dadurch erzielten Nutzen lagen. Der Fokus dieser sehr traditionellen Vorgehensweise, die bis heute bei weitem noch nicht komplett überholt ist und noch immer in vielen konservativen Konzepten angewendet wird, lag auf der wirtschaftlichen Entwicklung und Arbeitsplatzschaffung durch die Ansiedelung regionsfremder Unternehmen. Grundtenor dieser Zeit war die geteilte Ansicht, dass wirtschaftliches Wachstum nur dadurch gewährleistet werden kann, wenn externes Wachstumspotential ausgeschöpft wird.39 39 Vgl. Isserman, 1994, S. 66 ff. 28 In den späten 1970er Jahren vollzog sich in den USA ein einschneidender politischer Wandel in Bezug auf Autorität und Verantwortung, betreffend vieler urbaner Entwicklungsprojekte und –programme, die meist rein wirtschaftliche Ziele verfolgten. Nach Jahrzehnten bundesstaatlicher Entscheidungen, Finanzierung und politischer Vorgaben und Richtlinien ging der bundesstaatliche Einfluss auf Form und Gestalt der Programme signifikant zurück.40 In dieser Zeit wuchsen jene Regionen am stärksten, die auf High-Tech-Industrie, Dienstleistungen und Rüstungsindustrie basierten, also vorwiegend Städte im Süd-Westen der USA. Im Gegensatz dazu gerieten jene Regionen in denen Landwirtschaft und traditionelle Industrie prädominant waren am stärksten in die Krise, sprich die Zentren im Norden und Osten des Landes. Die 1980er Jahre waren geprägt von unternehmerischen Ansätzen vieler amerikanischer Städte, die erst lernen mussten mit der neu gewonnen Unabhängigkeit und Selbstverantwortung umzugehen. Speziell taten sich Probleme im Bereich der Finanzierung der Projekte auf, da die früheren bundesstaatlichen und nationalen Subventionen nun beinahe vollständig ausblieben. Neue Partner mussten für die finanzielle Verwirklichung der Programme gefunden werden und immer öfter bot sich die Privatwirtschaft an diese Rolle zu übernehmen. Eine neue aktive lokale Rolle im Stadtentwicklungsprozess einzunehmen war daher die Antwort auf die weitreichenden Veränderungen in der globalen Wirtschaft. Eine Bewegung weg von den Platzkämpfen der vergangenen Jahre hin zu Konzepten, die Wachstum und Entwicklung, durch Kooperationen in den unterschiedlichsten Bereichen, von innen heraus fördern sollten. Während dieser Jahre nahmen die Städte immer öfter selbst die Rolle von Risikonehmern und Entwicklungspartnern ein.41 Während der 1990er Jahre war die institutionelle Umsetzung dieser neuen unternehmerischen Orientierung das wichtigste politische Thema. Eine Reorganisation institutioneller Arrangements war von Nöten, um der neuen Rolle der öffentlichen Institutionen im Stadtentwicklungsprozess gerecht zu werden. Es wurde 40 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 4. 41 Vgl. Walzer/Jacobs, 1998, S. 26 f. 29 nach der idealen Organisationsform gesucht, die sich auch in hohem Maße für die Flexibilität und Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten Akteuren und Interessensgruppen eignete und nicht so stark vom politischen Tagesgeschehen abhängig war. Das Hauptaugenmerk wurde nunmehr auf komplexes Wissen und Prozessabläufe gelegt. Eine erfolgreiche Durchführung und Umsetzung eines Projekts erfordert demnach Wissen über die Wirtschaft, die Region, die Betriebe, das System, die Bevölkerung und den gesamten Stadtentwicklungsprozess.42 Daher zeichnete sich auch ein unübersehbarer Trend ab, dass viele Projekte immer seltener von der Regierung selbst durchgeführt wurden. Vermehrt setzte man andere Intermediäre ein, die im Namen der Stadt, als teil-unabhängige Institution, die Projekte durchführten. Die Verlagerung von Stadtentwicklungsprojekten in „PublicPrivate Partnership“ nahm während dieser Dekade rasant zu. Diese Partnerschaften sammeln gemeinsam lokale, bundesstaatliche und nationale Steuerprivilegien und Ressourcen, die – wenn sie privaten Unternehmen alleine gewährt werden würden – als illegal und übertrieben erscheinen würden. Durch die Unterbringung solcher Projekte in quasi-öffentlichen Organisationen können die Akteure viele Beschränkungen, bürokratische Hürden und Überprüfungen durch öffentliche Institutionen umgehen und so die Flexibilität bei der Projektabwicklung bewahren. Diese Tatsache weist jedoch bereits auf ein weiteres großes Problem hin, welches jedoch erst in einem späteren Abschnitt der Arbeit genauer erläutert wird, nämlich die Kontrollmöglichkeiten solcher unabhängiger Organisationen.43 Die Partnerschaften bestehen aber nicht nur aus Akteuren der Bereiche öffentliche Verwaltung und Privatwirtschaft, sondern seit den 90er Jahren werden auch immer mehr NonprofitOrganisationen in diese Prozesse miteingebunden, die im Laufe des letzten Jahrzehnts endgültig aus den Kinderschuhen herausgewachsen sind und sich zu ernsten Partnern und fixen entwickelten.44 42 Vgl. Isserman, 1994, S. 66 ff. 43 Siehe Kap. 3.3.2. 44 Vgl. Walzer/Jacobs, 1998, S. 27 ff. Bestandteilen im Stadtentwicklungsprozess 30 Generell kann abschließend gesagt werden, dass die strukturellen Besonderheiten und Merkmale des amerikanischen Föderalismus die Abhängigkeit lokaler Regierungen von privatem Investment förderten. Die wachsende Mobilität des Kapitals, die voranschreitende Globalisierung und wirtschaftliche Restrukturierung scheinen die Städte in eine schlechte Ausgangsposition für Verhandlungen zu bringen. Aber es muss auch bemerkt werden, dass diese Trends durchaus auch Nischen für Veränderungen lokales in Entwicklungspotential den Rollen der und Aktivismus öffentlichen schaffen und Organisationen im Entwicklungsprozesses vorantreiben.45 „In American cities, (...) the fragmentation of the political structure highlights the role of political entrepreneurs – such as publicprivate partnerships – willing to invest resources, take risks, broker interests and ideas, and structure opportunities for action.”46 3.2.4 Stadtentwicklungskon zepte und ihre historische Entstehung Dieser Teil der Arbeit beschäftigt sich in erster Linie mit der Frage, wie die heutigen Entwicklungskonzepte und Stadtmarketing-Aktivitäten entstanden sind und warum sie sich während der letzten 50 Jahre doch so grundlegend verändert haben. Welche stadtmarketing-ähnlichen Entwicklungen, Konzepte und Programme hat es gegeben und in welcher Form hat damals Wettbewerb zwischen Städten und Regionen stattgefunden – nicht nur als attraktiver Wirtschaftsstandort, sondern auch als Lebensraum für Einwohner, Besucher und Investoren. Der zentrale Bereich von Stadtmarketing-Aktivitäten in den USA, der mitunter in Europa, in diesem Zusammenhang der umstrittenste und am meisten kritisierte ist, nennt sich „Economic Development“ und nimmt in den meisten US Städten eine wesentliche Rolle ein. Früher standen Vorgehensweisen dieses Betätigungsfeldes für eine reine Wirtschaftsförderung und Unternehmensansiedelungsinitiativen, um 45 Vgl. Walzer/Jacobs, 1998, S. 38. 46 Walzer/Jacobs, 1998, S. 39 f. 31 scheinbar jeden Preis. Federführend waren in erster Linie Organisationen auf bundesstaatlicher Ebene, die mit den Verhandlungen der jeweiligen Projekte betraut wurden. Einer der wichtigsten Begriffe der damaligen Zeit, der die frühe Phase des Economic Development wohl am Besten beschreibt, war das „smokestackchasing“47, das sprichwörtliche „Schornstein-Jagen“. Regionen versuchten mit großen Subventionen, Steuererleichterungen, infrastrukturellen Hilfestellungen und vielem mehr, große Industriebetriebe in bestimmte Regionen zu locken. Ganz egal ob diese Firmen zum Beschäftigungsbild und dem jeweiligen Standortpotential einer Region oder Stadt passten. Jedoch hat sich speziell in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten doch viel verändert und weiterentwickelt, sodass viele Ideen doch eine nähere Betrachtung verdienen. Der zentrale Erklärungsgrund für Aktivitäten im Economic Development liegt in der Erkenntnis, dass die Bevölkerung in den USA – im Gegensatz zu vielen langjährigen Behauptungen – doch nicht so flexibel ist, wie das Kapital.48 Die ersten umfangreichen Konzepte in diesem Bereich entstanden Mitte der 60er Jahre. So wie Levy unterscheiden die meisten Experten auf diesem Gebiet in „place-related“ und „people-related“ Programme. Die erste nationale „place-related“ Organisation war die „Area Redevelopment Administration“, die im Jahr 1965 durch die – bis heute aktive – „Economic Development Administration“ (EDA) ersetzt wurde. Ab Mitte der 60er Jahre wurden dann auch vermehrt regionale Development-Organisationen gegründet.49 Vor dem Ende der 70er Jahre waren lokale Regierungen und Verwaltungen nichts anderes als administrative Einheiten zur Umsetzung nationaler Programme und Projekte. Städte und Gemeinden wurden erst ab den 80er Jahren vermehrt dazu gezwungen eine aktivere Rolle im Stadtentwicklungsprozess einzunehmen. Die Reagan-Administration (1980-88) übertrug die Entscheidungsmacht und Verantwortung nach Jahrzehnten nationaler Vorgaben und 47 Ross/Friedman, 1991, S. 126. 48 Vgl. Levy, 1990, S. 2. 49 Vgl. Levy, 1990, S. 152 f. 32 nationaler politischer Entscheidungen wieder verstärkt an die Bundesstaaten und insbesondere an die Städte und Gemeinden.50 Viele der traditionellen Urban Economic Development Programme sind heute schwer in der Krise. Seit den frühen 80er Jahren sehen sich die Städte mit gravierenden Einschnitten der Budgets und nationalen Förderungen konfrontiert. Die größten Probleme finden sich in den Bereichen strukturelle Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung und Armut. Am häufigsten findet man diese Probleme in drei Gruppen der Bevölkerung: Farbige, Hispano-Amerikaner und alleinerziehende Mütter. Dies sind eben die Bevölkerungsteile, auf die sich Aktivitäten im Bereich des Economic Development in den folgenden Jahren, laut herkömmlicher Definition, am häufigsten konzentrieren sollten. „Economic development implies that the welfare of residents is improving. Increases in per capita income (…) is one important indicator of welfare improvements. However, economists recognize that income alone is an incomplete indicator of how well residents of a region are doing. Equity is another indicator of economic development. (…) Similarly, improvements in the quality of life such as better transportation systems, education, and cultural facilities are also indicators of economic development. Sometimes, indicators of economic development are difficult to quantify, but they are nonetheless important.”51 Die Praxis zeichnete jedoch meist ein anderes Bild und der Nutzen der Aktivitäten für diese Zielgruppen war oft nur sehr beschränkt. Denn diese Bevölkerungsteile finden sich besonders häufig in den größeren Städten und aus Gründen wie Diskriminierung, mangelnder Ausbildung, familiärer Barrieren und des Fehlens von wirtschaftlicher Tätigkeit in den betreffenden Bezirken, oft in starker Isolation. Von enormer Bedeutung wurde Economic Development für lokale und städtische Regierungen und Verwaltungen also erst in den 80er Jahren. Die Gründe dafür waren wie gesagt vielfältig. Chronische lokale wirtschaftliche Probleme, nationale Rezession, globale wirtschaftliche Umstrukturierung, wachsende Mobilität des 50 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 13. 51 Blair, 1995, S. 14 f. 33 Kapitals, Reduktion von nationalen Subventionen für urbane Gebiete, sind nur einige davon. Immer mehr von Bedeutung wurde ab dieser Zeit dann auch ein Alternativansatz namens „Community-based Development“52. Diese neue Bewegung sah urbane Entwicklung als eine soziale Strategie, welche die Akteure ermutigen sollte, durch die Entwicklung von lokalen Führungskapazitäten und direkter Bevölkerungseinbindung, über Entscheidungen, die ihr eigenes Leben und persönliche Bereiche betreffen, selbst zu entscheiden. Die neuen Werte und Richtlinien dieser Bewegung waren: Fairness, Beschäftigung, Offenheit, Kooperation und Teilnahme.53 Auch die Motive für Aktivitäten im Economic Development waren vielfältig. Die Bewegung erfuhr eine so weite und rasche Verbreitung, da es schien, als ob damit eine Vielzahl an positiven Effekten für alle Akteure und Beteiligten in einer Region oder Stadt erreicht werden könnte. Jobs für arbeitslose Arbeiter, höhere Verkaufszahlen für den Einzelhandel, Kapitalzuwächse für Grundstückseigentümer, steigende Firmendarlehen für Banken, höhere Mieten für Apartmenteigentümer, höhere Provisionen für die lokalen Immobilienmakler und vieles mehr.54 Die Rezession der frühen 1980er Jahre und die damit verbundenen finanziellen Probleme, sowohl auf bundesstaatlicher als auch auf regionaler Ebene, führten jedoch zu einem anderen Ergebnis. Dem stetig wachsenden Wettbewerb zwischen Bundesstaaten, Regionen und Städten, um neue Unternehmen anzusiedeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies war sehr eng verbunden mit der allgemeinen Verschiebung innerhalb der nationalen Wirtschaft. Einerseits weg von einer güterproduktions-orientierten hin zu einer dienstleistungs-orientierten Gesellschaft und andererseits von einem nationalen zu einem internationalen bzw. globalen Wirtschaftssystem.55 52 Siehe auch Kap. 3.3.1. 53 Vgl. Burnier, 1998, S. 385 ff. 54 Vgl. Levy, 1990, S. 6 f. 55 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 7. 34 In der überwiegenden Mehrheit der Fachliteratur zu dieser Thematik wird die geschichtliche Entwicklung und Entstehung der Economic Development Bewegung in den USA in drei, sich überschneidende und durch fließende Übergänge gezeichnete, Wellen bzw. Phasen unterteilt. So auch zum Beispiel bei Ross und Friedman, deren Schema und Gliederung ich für sehr nachvollziehbar und gelungen halte und daher meiner Aufteilung zu Grunde gelegt habe.56 Ø PHASE 1: Entwicklung durch externe Potentialfaktoren – Die 1. Welle Geprägt ist diese erste Phase der modernen Stadtentwicklung durch die Anziehung neuer Unternehmen und Industriebetriebe von außen. Im wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde versucht, durch steuerliche und andere „Incentives“ neue regionsfremde Unternehmen in den Städten anzusiedeln. Übliche Praktiken waren: Steuererleichterungen und Erlasse, Errichtung von Infrastruktur, spezielle Darlehen und sonstige Subventionen. Die Schornstein-Jagd um das Wachstum von Arbeitsplätzen und Löhnen wies ein deutliches Nord-Süd Gefälle auf, denn in dieser Zeit gingen viele Arbeitsplätze in den früheren Industriemetropolen verloren und verlagerten sich in den Süden. Die betroffenen Regionen wehrten sich ihrerseits mit „First Wave“ Praktiken dagegen und so gipfelte diese Phase, während der 60er und 70er Jahre, in massivem unkontrolliertem Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Bundesstaaten und Regionen. Die größten Probleme gab es – verstärkt durch technologische Fortschritte, Weiterentwicklungen und der angehenden Globalisierung – in den traditionellen Industrie-Sektoren, wie: Auto, Stahl, Maschinen, Werkzeug und Gummi. Die Unternehmen suchten einzig nach dem billigsten Standort für ihre Unternehmensansiedelung oder Allokation und ließen alle anderen Standortfaktoren außer Acht. Ausgelöst durch die große Rezession der frühen 80er Jahre tauchten berechtigte Zweifel auf, ob dieser Wettbewerb allein der ideale Weg sein könne, um eine gesamtheitliche positive Stadtentwicklung voranzutreiben. 56 Vgl. Ross/Friedman, 1991, S. 125 ff. 35 Ø PHASE 2: Entwicklung durch interne Potentialfaktoren – Die 2. Welle Eine kritische Betrachtung der Entwicklungen der 1. Phase führte zur intensiven Beschäftigung mit den Fragen: Wer zahlt?, Wer profitiert?, Wer agiert? Die Vorgehensweise in der Praxis blieb zu Beginn jedoch größtenteils gleich. Seit Beginn der 1980er Jahre entwickelte sich eine zweite Welle der urbanen Entwicklungspolitik. Es änderten sich der Fokus und die Betrachtungsweise. Man setzte vermehrt auf Wachstum von Innen heraus und selbstgenerierte Entwicklung. Die Produktionsinputs für die lokale Wirtschaft – wie geschulte Arbeitskräfte, Risikokapital, verfügbare Technologie, moderne Infrastruktur und Telekommunikation – sollten, bezüglich Kosten und Qualität, global wettbewerbsfähig gemacht werden. Die Bundesstaaten begannen eine Vielzahl von Experimenten. Während der 80er Jahre richteten die einzelnen Bundesstaaten mehr als 100 unterschiedliche Investment-Fonds ein und begannen mehr als 200 unterschiedliche Programme um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. 47 Staaten unternahmen Veränderungen im Bildungssystem, um die Qualität und Produktivität der Arbeitskräfte zu steigern. Kosten allein waren nicht mehr der entscheidende Faktor für Unternehmensansiedelungen. Vielmehr sollte ein wirtschaftliches Umfeld mit guten humanen, technologischen, finanziellen und infrastrukturellen Ressourcen das Ziel und der Schlüssel zum Erfolg sein. Um dem Problem, der Abhängigkeit von nur einem bzw. einigen wenigen großen Industriebetrieben Abhilfe zu schaffen, wurden auch Programme zur Förderung des lokalen Mittel- und Kleinunternehmertum ins Leben gerufen. Doch die Frage die im Raum stand war, ob all diese Maßnahmen ausreichten, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Die zentrale Fragestellung lautete nicht mehr: „What needs to be done?“, sondern „How to do it effectively?“ Außerdem fehlte noch immer eine wichtige Verbindung, nämlich die Verknüpfung von wirtschaftlichen und sozialen Belangen. Ø PHASE 3: Entwicklung durch institutionelle Neuorientierung – Die 3. Welle Trotz der Vielzahl der neuen unternehmerischen Ansätze bemerkten die involvierten Parteien Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, dass die Gesamtheit 36 der Maßnahmen nicht ausreichen würde, um wirklich die erwünschte Wende im Stadtentwicklungsprozess und die angestrebten neuen Ziele herbeizuführen. Die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten wurden sich bewusst, dass sie neue Organisationsformen und institutionelle Neuerungen brauchten, um die Politiken und Ideen der 2. Welle wirklich effektiv umsetzen zu können. Die Suche nach dem idealen Verhältnis zwischen öffentlicher und privater Beteiligung an den neu ins Leben gerufenen Institutionen und Partnerschaften war von zentraler Bedeutung. Dezentralisierung der Ressourcen-Lieferanten hieß daher das neue Schlagwort. Nicht mehr nur die Regierung und die lokale Stadtverwaltung allein sollten die notwendigen Ressourcen und Leistungen zur Verfügung stellen. Als Alternative sollten begrenzt finanzielle Mittel und Human-Ressourcen von öffentlicher Seite zur Verfügung stehen, um in neue Partnerschaften mit anderen öffentlichen und privaten Organisationen eintreten zu können und die Anforderungen an die wirtschaftliche Entwicklung einer Region auch so zu erfüllen. Alle Teile der Bevölkerung sollten gleichermaßen von den neuen Programmen und Ideen profitieren. Die Zeit der unzähligen Public-PrivatePartnerships war gekommen. Die Nachfrage bestimmte von nun an über Form und Gestalt des Angebots an Projekten und der institutionellen Umsetzung. Die Ressourcen sollten leichter zugänglich gemacht werden und der Wettbewerb zwischen den Ressourcen-Lieferanten wurde forciert. „Nonetheless, the goal is a functioning marketplace, independent of the day-to-day management by a government bureaucracy, that can provide area businesses and citizens with crucial, world-class goods and services.”57 Eine besondere Rolle in all diesen Stadtentwicklungskonzepten nimmt die Betreuung, Entwicklung und Revitalisierung der Innenstadt der sogenannten Downtown ein. Die Autoren Kane und Sand beschreiben ihre Bedeutung treffend als „The downtown is a focal point for activity in a community.”58 Es ist der Ort, wo Handel und Geschäfte durchgeführt werden. Es ist der Ort, wo sich Menschen treffen um Ideen auszutauschen. Sie ist Quelle für Arbeitsplätze und Vitalität. Sie ist ein 57 Ross/Friedman, 1991, S. 135. 58 Kane/Sand, 1988, S. 129. 37 wichtiger Bezugspunkt für den Gemeinschafts-Stolz. Sie kann, die Ansiedelung und Entwicklung von Betrieben und Unternehmen beeinflussen und mit ein entscheidender Faktor dafür sein, ob sich Menschen in der Region niederlassen, oder nicht. Innenstädte wurden als primäres Ziel identifiziert, um Maßnahmen zu ergreifen, die neue Betriebe schaffen und Entwicklungsaktivitäten setzen, existierende Unternehmen unterstützen und neue Betriebe anziehen.59 „In all downtown development efforts, from landscaping to financial packaging, communities strive to increase the economic and social vitality of their downtowns.”60 Maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Innenstädte hatten auch die zwei größten nationalen Förderungs- und Finanzierungsprogramme „UDAG“ und „CDBG“, welche jedoch an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnt seien, genauer wird darauf erst in einem der späteren Kapitel Bezug genommen.61 Betrachtet man nun überblicksmäßig die historischen Revitalisierungsversuche der Innenstädte, so lassen sich sehr wohl einige positive Entwicklungstendenzen erkennen, die aber nicht von vielen schwerwiegenden Fehlentscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden, ablenken können. Palma fasst die größten Mythen zum Thema „Downtown Revitalisierung“ genauso übersichtlich zusammen, wie die größten Geheimnisse zum Erfolg. (Abbildung 3) Abschließend muss bemerkt werden, dass vor allem in jener Literatur, die eine kritischere Auseinandersetzung mit den historischen Konzepten des Economic Development beinhaltet, den damaligen Vorgehensweisen, insbesondere bis in die späten 80er Jahre nachgesagt wird, dass sie keinerlei gesamtwirtschaftlichen Nutzen erzielt hätten. Der Wettbewerb zwischen den einzelnen Städten um Betriebsansiedelungen kommt demnach einem Null-Summen Spiel gleich, denn konsequenterweise gilt: Was immer eine Stadt oder Region gewinnt, geht in einer anderen verloren. Daher gibt es gesamtwirtschaftlich gesehen keinen Vorteil, es 59 Vgl. Kane/Sand, 1988, S. 129. 60 Kane/Sand, 1988, S. 130. 61 Siehe Kap. 3.3.5. 38 werden eigentlich keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, sondern lediglich die bestehenden umverteilt.62 Downtown Myths: Downtown Secrets of Success: Ø If we build it, they will come. Ø If we demolish it, they will come. Ø If we complete one major project, they will come. Ø If we can’t get a department store to come back to Downtown, Downtown will never be healthy again. Ø We can’t get a department store to locate Downtown, so Downtown can no longer support any kind of retail trade. Ø Competition is bad for business. Ø For Downtown to be successful, Downtown’s retail businesses must keep uniform business hours. Ø If we had more parking, they would come. Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø Form partnerships. Know your vision. Be market-driven. Use a business plan. Dare to be different. Focus. Be self-sufficient. Return to old-fashioned values. Be pro-business and pro-quality. Know the indispensable five M’s (Management, Market knowledge, Marketing, Maintenance, Money). Abbildung 3: Downtown Myths and Secrets of Success 63 3.3 Heutige Situation d es Stadtmarketing in den USA – Eine kritische Auseinandersetzung mit folgenden Themen Dieses Kapitel soll eine kritische Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen des Stadtmarketings, mit Bezug auf das heute in den USA vorherrschende System darstellen. Vorweg muss bemerkt werden, dass eine Vergleichbarkeit zwischen österreichischen und amerikanischen Praktiken, nur in einem sehr begrenzten Ausmaß möglich ist. Doch beschäftigt man sich eingehender mit der Materie, wird ersichtlich, dass obwohl die Vorgehensweisen und die institutionelle Umsetzung von 62 Vgl. Blair, 1995, S. 175. 63 Vgl. Palma, 1995, S. 28 39 Grund auf verschieden sind, beide Systeme doch in vielen Belangen ähnliche Ziele verfolgen. Auch im amerikanischen Stadtmarketing weichen Theorie und Praxis, wie in so vielen anderen Bereichen auch, oft sehr voneinander ab. Wenn man sich nun ausschließlich mit der Literatur und der Theorie zu diesem Thema beschäftigt, möchte man meinen, dass viele Probleme bereits gelöst wären, da es für alles bereits Programme, Konzepte, Lösungsvorschläge und konkrete Vorgehensweisen gibt. Wirft man jedoch einen Blick außerhalb der Bibliotheksräume, so zeichnet sich bald ein recht konträres Bild ab. Die Situation sieht sehr ähnlich wie in Europa aus. Es gibt viele Ideen, viele Konzepte, viele Versuche, viele Erfolge, aber auch viele Misserfolge. Aber auch hier in den USA keinen eindeutigen idealen Lösungsweg. Bei der Beschäftigung mit diesem Thema erreicht man irgendwann auch unweigerlich den Punkt, an dem man sich die generelle Frage stellen muss, ob es überhaupt einen einzelnen idealen Lösungsansatz für die umfassenden Probleme des Stadtmarketing, mit Anspruch auf Allgemeingültigkeit geben kann. Oder ob nicht jede Stadt, geprägt durch ihre jeweilige Situation, ihr Standortpotential und ihre spezifischen Eigenheiten, sei es geographischer, wirtschaftlicher, sozialer oder kultureller Natur, einer eigenen abgestimmten und speziell zugeschnittenen Vorgehensweise und Organisationsstruktur bedarf? Stadtmarketing wird in den USA auf unterschiedlichste Art und Weise und auf den verschiedensten Ebenen betrieben. Heute sieht sich jede Stadt, mehr oder weniger auf sich selbst gestellt, mit der Aufgabe konfrontiert, eine positive Stadtentwicklung in allen Bereichen voranzutreiben und die optimale Organisationsstruktur für die institutionelle Umsetzung dieser Vorhaben zu finden. Meist sind gute und aufsehenerregende Projekte das Resultat einer innovativen Stadtregierung und Verwaltung, die gute Ideen hatte und nicht davor scheute, diese auch in Form von meist extra dafür gegründeten Organisationen umzusetzen. Ein wesentlicher Teil der folgenden Unterkapitel beschäftigt sich unter anderem genau mit solchen Organisationen, ihrem Aufbau, ihren Tätigkeitsbereichen und Handlungen, wie das Zusammenspiel zwischen öffentlichen und privaten Akteuren organisiert ist, welchen Einfluss sie gegenseitig aufeinander haben und wie die Aufgabenteilung aussieht. 40 3.3.1 Aktuelle Praktiken und Vorgehensweisen „There are estimated to be between 15.000 and 18.000 organizations in the United States devoted to the promotion of local economic growth. They appear in a bewildering variety of forms – among others, governmental and quasi-governmental agencies, nonprofit corporations, and local development corporations. They range in size from chamber of commerce, with minimal budgets and no paid staff, to development corporations with large staffs and multimillion-dollar budgets.”64 Das grundsätzliche Problem der folgenden Ausführungen liegt darin, dass für eine fundierte Analyse des amerikanischen Stadtmarketing eine Vielzahl an unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen betrachtet werden muss. Da es in den USA kein passendes Pandon zu österreichischen Stadtmarketing-Institutionen gibt, muss versucht werden, aus all diesen Tätigkeitsfeldern jene Bereiche herauszugreifen, die mit unseren österreichischen Aktivitäten und der eingangs erwähnten umfangreichen Definition des Aufgabenbereiches Stadtmarketing65 korrelieren. Die Bereiche die daher primär eine nähere Betrachtung verdienen sind: Economic Development, Community Development und Neighborhood Development. All diese Tätigkeitsbereiche stehen eng miteinander in Bezug und weisen oft viele Parallelen und Verbindungen auf. Trotzdem werden sie im Folgenden systematisch und separiert abgehandelt, um eine leichtere Verständlichkeit zu gewährleisten. Der wesentliche Unterschied zum österreichischen System besteht nun einerseits in der Vielzahl der Institutionen und Organisationen und ihrer Projektbezogenheit, geprägt durch das allgegenwärtige System der Public-Private Partnerships. Andererseits variiert bei den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern vor allem der räumliche Bezugspunkt und Fokus. Aufgaben des Economic Development beschäftigen sich primär mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Förderung aller Teile der Bevölkerung einer Region oder Stadt. Community und Neighborhood Development Projekte konzentrieren sich hingegen speziell auf die Lösung von 64 Levy, 1990, S. 1. 65 Siehe Kap. 3.1. 41 Problemen einzelner Stadtteile, Bezirke, Geschäftsstrassen oder Nachbarschaften. Ebenfalls gibt es auf dieser unteren Ebene oft die Einschränkung auf die Unterstützung spezieller förderungsbedürftiger Bevölkerungsteile oder Gruppen. Economic Development In den letzten Jahren hat sich besonders im Bereich von Economic Development viel verändert. Wenn man die neuere Literatur über Economic Development genauer betrachtet und auch die Praxis zu einem ganzheitlichen Stadtentwicklungskonzept befragt, dann haben die heutigen Praktiken mit den historischen Konkurrenz- und Wettbewerbsstrategien nicht mehr viel gemeinsam. Nach Blakely ist Economic Development ein Prozess mit einem Produkt. Es handelt sich um eine langfristig geplante Vorgehensweise, mit dem Ziel die Kapazitäten einer Stadt – nicht nur im wirtschaftlichen Sinn – auszuschöpfen. Es bedarf harter Arbeit, sorgfältiger Analysen und langfristigem Engagement, um die genau festgelegten Ziele auch wirklich zu erreichen.66 Ohne einer genauen Problemdefinierung, die Errichtung exakter strategischer Zielvorgaben oder Visionen, einer angemessenen Implementierungsstruktur, um die Aktivitäten zu koordinieren und einem Instrument, um den Fortschritt des Prozesses zu evaluieren, können die Projekte und Programme sehr schnell rigide und damit unpassend für politische und wirtschaftliche Veränderungen werden.67 Das strategische Management dieser Organisationen muss daher idealer Weise folgende Charakteristika aufweisen: sektorübergreifend, zukunfts- und änderungsorientiert.68 Der Economic Development Prozess beinhaltet die Gründung neuer Institutionen, die Entwicklung von alternativen Wirtschaftszweigen, die Kapazitätsverbesserung bestehender Arbeitgeber, um bessere Produkte zu produzieren, die Identifikation neuer Märkte, den Transfer von Wissen und das Wachstum neuer Unternehmen.69 66 Vgl. Blakely, 1994, S. 64. 67 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 17. 68 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 18. 69 Vgl. Blakely, 1994, S. 50. 42 Außerdem fällt bei näherer Betrachtung auf, dass die neueren theoretischen Konzepte und Arbeitsschritte im Economic Development, wie sie unter anderem auch bei Blakely dargestellt sind, bis ins Detail einem umfassenden Marketing-Plan entsprechen und meiner Meinung nach, daher der Begriff des Stadtmarketing auch in den USA durchaus legitim sein müsste. (Abbildung 4) „In economic development, marketing models all come out of corporate America. The techniques used in economic development, advertising, public relations, and even themes, are borrowed directly from consumer marketing.”70 Phasen und Aufgabenbereiche des Economic Development Prozesses: PHASE I PHASE II PHASE III PHASE IV PHASE V PHASE VI Data gathering and analysis Ø Determining economic base Ø Assessing current employment structure Ø Evaluating employment needs Ø Examining opportunities for and constraints on economic development Ø Examining institutional capacity Selecting a local development strategy Ø Establishing goals and criteria Ø Determining possible courses of action Ø Developing a targeted strategy Selecting local development projects Ø Identifying possible projects Ø Assessing project viability (Community/Commercial/Location/Implementation) Building action plans Ø Preassessing project outcomes Ø Developing project inputs Ø Establishing financial alternatives Ø Identifying project structures Specifying project details Ø Conducting detailed feasibility studies Ø Preparing business plan Ø Developing, monitoring, and evaluating program Overall development plan preparation and implementation Ø Preparing project plan implementation schedule Ø Developing an overall development program Ø Targeting and marketing community assets Ø Marketing financial needs Abbildung 4: Phasen des Economic Development Prozesses 70 Canada, 1995, S. 5. 71 Vgl. Blakely, 1994, S. 66. 71 43 Der wesentliche Punkt ist nun, etwas konträr zu vielen europäischen Konzepten, dass in Amerika eine gesamtheitliche positive Stadtentwicklung primär über eine gute intakte Wirtschaft und deren Förderung und Unterstützung erklärt wird. Die Städte versuchen gewisse positive Rahmenbedingungen zu schaffen, um so eine gute Basis für einheimische, sowie neue und auswärtige Unternehmen zu bilden. Die gängige Meinung ist, dass sich Unternehmen dort ansiedeln, wo sie die optimale Umgebung für ihre Aktivitäten haben. Dies beinhaltet nicht nur sogenannte Hard Facts, wie Kosten und Nutzen bezüglich Infrastruktur, Verkehrsanbindung, Steuern, Arbeitskräfte und Rohstoffe, sondern immer häufiger auch Soft Facts, wie Lebensqualität für die Arbeitnehmer – natürlich ist hier primär das führende Management gemeint – Freizeitmöglichkeiten, ein attraktives Ortsbild, kulturelle Möglichkeiten, gute Einkaufsmöglichkeiten, ein gutes Bildungssystem, sicheres Wohnen und vieles mehr. Laut diesem Erklärungsansatz entscheiden sich also mehr Firmen dafür sich in Städten anzusiedeln, wo viele dieser Faktoren ausreichend vorhanden sind. Dies wiederum bringt der Stadt neue Einnahmen, neue Arbeitsplätze, eine gute wirtschaftliche Situation, also einen positiven Nutzen für die gesamte Stadt. Fraglich ist jedoch, ob die Realität wirklich so aussieht und ob wirklich die ganze Stadt von diesen Maßnahmen zur Schaffung solcher Rahmenbedingungen profitiert. Nach der Analyse und Befragung einiger Städte in Central Illinois – das Gebiet und der Bundesstaat auf den ich mich im Laufe meiner Forschung und im Rahmen von Fallstudien konzentrierte – musste ich feststellen, dass es sehr wohl Interessentengruppen und Aufgabenbereiche gibt, die außer Acht gelassen wurden. Tätigkeiten im Bereich von Economic Development umfassen nicht nur allgemeine Programme zur Schaffung eines positiven Klimas, das Wachstum von Wirtschaft und Gemeinde fördert, sondern meist viele einzelne Projekte mit einem sehr konkret definiertem Ziel. Es gibt eine große Anzahl an Organisationen und Institutionen, die speziell gegründet wurden, um die Lösung von ganz bestimmten Problemen voran zu treiben. Hauptaufgaben auf dieser Ebene sind zum Beispiel die Wiederbelebung von Innenstädten, die Förderung von Klein- und Mittelbetrieben, die Unterstützung von jungen, innovativen Unternehmen, die Förderung des Bekanntheitsgrades der 44 Stadt nach außen hin, die Unterstützung und Hilfestellung für Unternehmen, die sich in der Stadt niederlassen wollen, die Verbesserung der Lebensqualität; etc.. Einzelne Städte haben mitunter sehr kreative Ideen entwickelt, wie sie diese Vorhaben organisatorisch umsetzen können. Es gibt eine Vielzahl von Organisationen und Kooperationen die auf unterschiedlichste Art und Weise mit der Stadtregierung und Verwaltung in Bezug stehen. Einerseits gibt es Institutionen, die sehr eng mit der Stadtverwaltung vernetzt sind – diese stehen unter großem Einfluss und Kontrolle der Stadtregierung – andere wiederum arbeiten mehr oder weniger selbständig und müssen nur periodisch Rechenschaft über ihre Aktivitäten ablegen. Eine Besonderheit amerikanischer Stadtentwicklungsaktivitäten, die untrennbar mit den Entwicklungen der Economic Development Bewegung verbunden ist und noch immer uneingeschränkte Bedeutung besitzt, sind die Public-Private Partnerships. Die Anzahl und Arten von Partnerschaften in amerikanischen Städten sind beinahe grenzenlos und machen daher eine genaue Definition dieses Begriffs sehr schwierig. Im weitesten Sinne handelt es sich dabei um eine andauernde formale Beziehung zwischen der Stadtregierung, privatwirtschaftlichen Unternehmen und anderen Organisationen, wobei jeder dieser Akteure einen bestimmten Beitrag zu dieser Partnerschaft leistet und dafür ein bestimmtes Ergebnis bzw. einen bestimmten persönlichen Vorteil erwartet.72 Eine ganz zentrale Rolle von Public-Private Partnerships ist die Koordination der Aktivitäten anderer Institutionen im Economic Development. Die operativen partnerschaftlichen Institutionen sind meistens private Nonprofit Organisationen, die speziell dafür gegründet wurden, um Entwicklungsund Revitalisierungsaktivitäten zu erleichtern und zu koordinieren. Der entscheidende Faktor für erfolgreiche Partnerschaften ist die starke Einbindung der ortsansässigen Unternehmen.73 Diese scheinbar neuen Partnerschaften zwischen Regierung, Wirtschaft, Nonprofit Organisationen und Nachbarschaftsgruppen kamen in den USA während der 70er Jahre in Mode. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges waren amerikanische Innenstädte 72 Vgl. Walzer/Jacobs, 1998, S. 5. 73 Vgl. Grant/Hall, 1998, S. 30 ff. 45 und zentrumsnahe Wohnbezirke, vorwiegend der älteren Industriestädte, stark heruntergekommen und verfallen. In diesen Städten vereinigten sich führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Redevelopment Authorities“ zu Regierung gründen und und Verwaltung gemeinsam um mit „Urban Nonprofit Organisationen die Innenstädte zu revitalisieren. Exemplarisch können hierfür die Städte Pittsburgh, Boston, Detroit, Chicago, Cleveland oder St. Louis genannt werden. Nonprofit Development Corporations kamen immer mehr in Mode und lösten allmählich die Organisationen der Urban Renewal Ära ab. Public-Private Partnerships sind in den USA keineswegs ein neues Phänomen oder ein unveränderliches politisches Werkzeug zur Stadtentwicklung, es handelt sich dabei vielmehr um ein sich ständig weiterentwickelndes und transformierbares Instrument.74 Kurze Zeit nachdem sich Professionisten im Bereich von Economic Development endlich von den Vorgehensweisen und Ideen der Urban Renewal Ära und ihren mitgebrachten ungelösten Problemen befreit hatten, begann eine Phase des sogenannten „Deal auszuverhandeln, um Makings“. jedes Es einzelne wurde an die begonnen oft sehr Projekte stark einzeln variierenden Rahmenbedingungen anzupassen. Was früher noch undenkbar war wurde nun zur gängigen Vorgehensweise und öffentliche Gelder wurden investiert bevor noch überhaupt ein Deal ausgehandelt wurde. Im Vergleich zur Urban Renewal Phase agierten die öffentlichen Verhandler nun mehr wie private Investoren und weniger wie an strikte Normen und Regeln gebundene Bürokraten.75 Heute sind Public-Private Partnerships ein Universalthema im Bereich von städtischen Regierungen und Verwaltungen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Gründe für solche Partnerschaften sind vielfältig. Unter anderem gehören dazu: steuerliche Probleme und Finanzierungsengpässe, die Suche nach alternativen Subventions- und Förderquellen, etc. Die stetig wachsende Mobilität des Kapitals, auch über die Grenzen des Landes hinaus, verstärkt zusätzlich die Macht des 74 Vgl. Beauregard, 1998, S. 61 ff. 75 Vgl. Frieden/Sagalyn, 1989, S. 133. 46 Kapitals und macht es für Städte und Regionen daher noch schwieriger, es für längere Zeit an einen Ort zu binden oder gar sesshaft zu machen. Auch weiterhin werden Public-Private Partnerships auf experimentelle Art und Weise in einem breiten Spektrum von Aktivitäten mit öffentlichem Interesse eingesetzt. Die Ziele und Absichten der Projekte und der Tätigkeitsbereiche haben sich im Laufe der Zeit um viele neue Bereiche erweitert. Projekte werden nicht mehr ausschließlich im Bereich von Economic Development durchgeführt, sondern zum Beispiel auch in Feldern wie Arbeitsplatzschaffung, langfristige soziale Projekte oder zur Verbesserung der Lebensqualität. „Originally conceived as a means to supplement scarce public resources in meeting pressing national needs, the concept has evolved into the idea of substituting private for public efforts in a wide range of areas.”76 Für die Vermarktung der Stadt gegenüber externen Interessenten wurden, auch in den klassischen Stadtmarketing-Bereichen wie Tourismus und Stadtwerbung, Partnerschaften zur Planung und Durchführung von Kampagnen gegründet. In vielen Fällen werden die lokalen „Chamber of Commerces“ oder „Visitors’ and Convention Bureaus“ von der lokalen Privatwirtschaft unterstützt und gefördert. Aber auch in diesem Bereich variiert der Mix aus öffentlicher und privater Beteiligung stark.77 Es sind also vornehmlich die Wirtschaftskammern, oder andere durch die Wirtschaft geführte und geförderte Organisationen, welche die Vermarktung der Stadt und die Promotion gegenüber potentieller Investoren und Wirtschaftssektoren unternehmen. Werbekampagnen sind mehr denn je die Aufgabe von spezialisierten MarketingExperten, denn die Einbindung von Werbeagenturen und PR-Firmen ist hierbei durchaus üblich.78 Wichtig bleibt jedoch zu erwähnen, dass Economic Development nur ein Bereich oder eine Ebene ist, wie Stadtmarketing-Aktivitäten in den USA betrieben werden. Dieser ist jedoch mit Abstand der Bedeutendste. Auf andere relevante Bewegungen werde ich im Folgenden noch genauer Bezug nehmen. 76 Vgl. Lyall, 1986, S. 12. 77 Vgl. Judd/Fainstein, 1999, S. 66 f. 78 Vgl. Ward, 1998, S. 197 ff. 47 Community Development Der zweite Bereich mit dem ich mich im Laufe meiner Nachforschungen beschäftigt habe, der ebenfalls in Bezug auf Stadtmarketing-Aktivitäten eine große Bedeutung hat, ist Community Development. Im Gegensatz zu Economic Development Projekten, von denen meist die Stadt als ganzes profitieren sollte, besteht das Hauptanliegen der Community Development Corporations darin, Projekte in Bereichen durchzuführen, die jene Teile der Bevölkerung unterstützen, die am notwendigsten auf Hilfe angewiesen sind. Die Organisationen treten in den verschiedensten Erscheinungsformen auf und beschäftigen sich in erster Linie mit der Verbesserung der Situation von sozial schwachen und benachteiligten Gruppen. Der Community Development Sektor befindet sich in vielen US Städten seit Mitte der 80er Jahre in stetigem Wachstum. Ursprünglich formten sich diese Gruppen aus dem Aktionismus der 60er Jahre heraus. Sie waren ein Produkt des Kampfes gegen Armut, der Civil-Rights Bewegung und eine Reaktion auf die negativen Effekte der unzähligen, meist fehlgeschlagenen Urban Renewal Programme. Community Development Corporations sind Nonprofit Organisationen, die als Public-Private Partnerships die Entwicklung und Ausführung von Neighborhood Projekten vorantreiben. Besonders aktiv sind diese Organisationen in den Bereichen Housing, Safety, Social and Political Vitality, aber auch immer häufiger in wirtschaftlichen und unternehmerischen Entwicklungsbereichen. Zu den Projekten zählen unter anderem: „Community Reinvestment Programs“, „Community Cooperatives“, „Targeting and Marketing Community Assets“, „Employee/ownership cooperatives“, etc. Die Vielzahl von Projekten spiegelt den ideologisch umfassenden Ansatz von Community Building wieder. Vidal hat die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder von Community Development Corporations in drei übergeordnete Programmbereiche unterteilt: Housing, Commercial Real Estate Development und Business Enterprise Development.79 79 Vgl. Vidal, 1992, S. 1. 48 Die Aktivitäten ähneln sehr stark herkömmlichen Aufgabenbereichen im Economic Development, jedoch ist wie bereits erwähnt der Fokus ein kleinerer, zum Beispiel ein einzelner Bezirk, eine Strasse oder ein Wohnviertel. „Most CDCs are organized around geographically defined communities, i.e., neighborhoods or clusters of neighborhoods. If these communities are heterogeneous, CDCs sometimes further target their services – usually to focus on low – and moderate-income residents.”80 Die meisten sogenannten „CDCs“ finden sich in den älteren Städten im Nordosten und Mittleren Westen des Landes. In Chicago gibt es mehr als 100 community-based development groups. Generell kann gesagt werden, dass diese Kooperationen versuchen, Strukturen und Ressourcen zu schaffen, um wirtschaftliche Tätigkeiten, in vorher definierten besonders bedürftigen Gebieten zu ermöglichen und zu erleichtern. Dieses Tätigkeitsfeld verdient deshalb eine nähere Betrachtung, da es interessant ist, ob auch in jenen Bereichen, die für die Privatwirtschaft eventuell weniger lukrativ und interessant sind, Verbesserungen und Projekte durchgeführt werden. Denn allgemein wird ja dem amerikanischen Stadtmarketing-System nachgesagt, dass es sehr stark von den Interessen des privaten Sektors gelenkt und beeinflusst wird und nicht genug auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und speziell der benachteiligten Gruppen eingeht. Man könnte Community Development auch als eine Sub-Ebene von Economic Development in vielen US Städten darstellen. Verglichen mit anderen Organisationen im Economic Development sind die CDCs eher kleine Organisationen mit typischer Weise nur wenigen Mitarbeitern und dadurch auch flexibler in der Wahl und Durchführung ihrer Projekte. Sie verfügen über ein relativ eingeschränktes Budget und zahlen ihren Mitarbeiter verhältnismäßig geringe Löhne.81 80 Vidal, 1992, S. 38. 81 Vgl. Vidal, 1992, S. 43. 49 Abgesehen von den auch in Zusammensetzung der Community Development Boards: Ø Residents/Clients 44% Ø Representatives of other community-based organizations Ø Relevant professionals 11% 20% Ø Local bankers or business people: 12% 80% aller CDCs bekommen noch Ø Local government officials 3% immer Ø Local religious leaders 4% Ø Donors (funders) Ø Others 4% 5% diesem Bereich betroffenen finanziellen Kürzungen durch das Federal Government, bleibt der Staat solcher wichtiger Hauptsponsor Organisationen. Förderungen nationalen aus Rund dem Community Development Block Grant. Eine starke Bindung mit Unternehmen Abbildung 5: Zusammensetzung der CDC Boards 82 der Privatwirtschaft ist aber auch auf dieser Ebene gegeben. Die Boards der Kooperationen sind vornehmlich mit Personen besetzt, die in der betroffenen Nachbarschaft ansässig sind. Im Durchschnitt sind nach Vidal’s Analysen rund 44% aller Board Members Einwohner oder Unterstützte der CDCs. (Abbildung 5) Neighborhood Development Ein weiterer Bereich, der noch im Entferntesten mit Stadtmarketing-Aktivitäten in Verbindung gebracht werden kann und mit dem ich mich noch am Rande meiner Studien beschäftigt habe, ist Neighborhood Development. Dieser Bereich sollte in diesem Zusammenhang genannt werden, da er nach Economic Development und Community Development gewissermaßen die dritte Komponente in diesem Prozess darstellt. Inwieweit diese Aktivitäten jedoch noch mit dem bei uns gängigen Bild von Stadtmarketing zu vergleichen sind, ist fraglich. Erwähnenswert ist dieser Bereich jedoch allemal, denn gerade zwischen den Bereichen Community Development und Neighborhood Development kann nur schwer eine klare Trennlinie gezogen werden. Manche Experten sehen nicht einmal einen definitorischen Unterschied zwischen den beiden Bewegungen. So auch Fosler, der bemerkt, dass „CDCs vary 82 Vgl. Vidal, 1992, S. 39. 50 dramatically in their origins, their track records, their styles, their wealth, the types of urban and rural communities they serve. Not all even call themselves CDCs, using instead such varied designations as ‘neighborhood development organizations’…”83 Ganz equivalent kann man jedoch meiner Ansicht nach mit diesen Begriffen nicht verfahren, denn wiederum verkürzt sich bei den Neighborhood Development Organisationen der Blickwinkel um eine Dimension. Neighborhood Development Aktivitäten beschränken sich nämlich meist nur auf Nachbarschaften innerhalb bestimmter Wohnviertel oder Stadtteile. Die wichtigsten Anliegen dieser Organisationen sind: Sicheres Wohnen; Lösung kleinerer Probleme in den diversen Nachbarschaften; Planung und Umsetzung gemeinsamer Ideen; Erhaltung der Infrastruktur; Behebung von Mängeln, etc. Hierbei findet oft ein enger Kommunikationsaustausch und Interaktion zwischen der Stadt und den Bürgern statt. Es werden kontinuierlich Treffen zwischen Vertretern der Stadt und den Bewohner der betreffenden Bezirke abgehalten, um die auftretenden Probleme und Aktivitäten zu besprechen. Oft handelt es sich bei den Vertretern der Verwaltung ebenfalls um Personen, die in dieser Nachbarschaft wohnen, da diese ein besseres Verständnis der dortigen Situation mit sich bringen. Dies hat auch den Vorteil, dass ein Ansprechpartner direkt in der Nachbarschaft anwesend ist, der die dort auftretenden Probleme am besten kennt. Die häufigsten Aktionen in diesem Bereich reichen von Nachbarschafts-Partrullien, über Revitalisierungs- und Verschönerungsprojekte, bis hin zu ParkanlagenGestaltungen, der Veranstaltung von Märkten, oder der Durchführung von kulturellen Aktivitäten und Events. In der jüngeren Vergangenheit hielten auch immer mehr wirtschaftliche Projekte Einzug in diesen Bereich. „In general, most neighborhood development involves retail and other consumer-oriented businesses that fill the needs of local residents.”84 Es ist also auch dies ein sehr vielschichtiger Bereich, der primär die Förderung eines Zusammengehörigkeitsgefühls und der besseren Kommunikation innerhalb einzelner Wohnviertel und Nachbarschaften zum Ziel hat. Diese Institutionen werden meist von 83 Fosler, 1991, S. 78. 84 Kane/Sand, 1988, S. 162. 51 einem eigenen „Department of Neighborhood Development“ innerhalb der Stadtverwaltung betreut. Dort wird auch die Koordination all dieser Aktivitäten für die ganze Stadt unternommen und auf andere Bereiche abgestimmt. In vielen dieser Organisationen spielen die Board-Members, bezüglich der Auswahl der Projekte, der Investitionen und der Gesamtausrichtung der Strategie eine zentrale Rolle. Diese Bedeutung darf nicht unterschätzt werden, da in sehr vielen Städten das Problem auftritt, dass die gesamte Stadtentwicklung von wenigen bedeutenden Firmen diktiert wird. Denn meist sitzen nur die Gesandten dieser Firmen in den wichtigen Positionen der Development Organisationen. Aus einer Sicht eines ganzheitlichen Stadtmarketing- und Stadtentwicklungsansatzes habe ich es jedoch für legitim erachtet, auch diese Bewegung und ihre Interessen in meine Nachforschungen mit einzubeziehen. 3.3.2 Organisationsformen und Strukturen „Contemporary local economic development often requires that development professionals act as catalysts for orchestrating other governmental and nongovernmental actors in the pursuit of effective development policy strategies. Collaboration and cooperation across multiple actors, organizations, and governments is now the standard modus operandi for many municipalities.”85 Die Strukturen der amerikanischen Stadtmarketing-Organisationen variieren beträchtlich, je nachdem ob es sich um bundesstaatliche, sub-bundesstaatliche, regionale, lokale oder städtische Organisationen handelt. Es soll hier nicht nur auf die vielen projektbezogenen Gründungen von Organisationen und Public-Private Partnerships eingegangen werden, sondern im Speziellen auf jene Institutionen, die eine langfristige Planung einer ganzheitlichen positiven Stadtentwicklung anstreben. „Planning for economic development intends to bring about a lasting and continuing 85 McGuire, 2000, S. 276. 52 change in the local economy, so that it will better serve social objectives (...) it requires the establishment of planning systems and institutions that can manage the development process over extended periods of time.”86 Es gibt eine Vielzahl an effektiven und effizienten organisationalen Designs. Die gewählte Form hängt primär von der Größe der betreffenden Stadt und dem Grad an Interaktivität bzw. Kommunikation ab, der zwischen den einzelnen beteiligten Institutionen herrscht. Die spezielle Form sollte auf einer genauen Analyse der potentiellen Rollen basieren, die von den unterschiedlichen Institutionen im Stadtmarketing- und Stadtentwicklungsprozess eingenommen werden können und im Weiteren durch die Bevölkerung mitgetragen und mitentschieden werden.87 Die wichtigste Richtungsentscheidung für eine Stadt lautet daher zu Beginn festzulegen, welche Positionen man in diesen Prozessen beziehen will. Öffentliche Organisationen können dabei auf unterschiedlichste Art und Wiese vorgehen. Sie können als Unternehmer, Koordinator, Erleichterer und/oder Stimulator von diversen Initiativen auftreten.88 „A well-developed organization will have a strong connection with the private sector and good relations with all the social groups within the community. This helps ensure that the organization meets the needs and expectations of these groups and enables the organization to make use of the community’s resources to create healthy ventures. The support of the private sector is essential for obtaining business advice, financing, and also possible contracts.”89 Besonders im Bereich von Economic Development Institutionen erfährt das wohlbekannte Design-Prinzip „Form follows Function“ seine erneute Bestätigung. Denn die meisten Partnerschaften sind ein Produkt ihrer besonderen Umwelt. Die speziellen Organisationsdesigns und Tätigkeiten differieren daher weitläufig, da immer die regionalen Faktoren und Ressourcen den Ausschlag auf Form und Gestalt 86 Blakely, 1994, S. 283. 87 Vgl. Blakely, 1994, S. 285. 88 Vgl. Blakely, 1994, S. 69. 89 Blakely, 1994, S. 286. 53 der Organisationen begründen. Es gibt viele Argumente für die Errichtung solcher Partnerschaften. Der primäre Grund jedoch liegt sicherlich im Versuch, zusätzliches Kapital für eine wirtschaftlich positive Entwicklung der Stadt zu generieren. Städte die im Bereich von Economic Development erfolgreich tätig sind, greifen immer öfter auf kreative Organisationsformen zurück und sind sehr einfallsreich bei der Gründung spezieller neuer Organisationen und der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft in Joint Ventures. Fortschrittliche Organisationsformen repräsentieren einen wachsenden Trend im Economic Development. Diese neuen Formen erlauben auch immer häufiger eine Mitwirkung diverser anderer Institutionen und Akteure. Eine gemeinsame Idee soll dadurch verstärkt werden und so zu breiter Zustimmung in allen Teilen der ansässigen Bevölkerung und der Wirtschaft führen. Typische Beispiele sind Nonprofit Downtown Development Organizations oder Nonprofit Private Industrial Corporations. Immer öfter werden auch unabhängige, durch die öffentliche Hand subventionierte Organisationen, mit Aufgaben in diesem Bereich beauftragt. Die Organisationsstruktur kann dabei sehr variieren, von informalen losen Beziehungen, bis hin zu streng hierarchischen und stark strukturierten Organisationen.90 „The organizational form needs to be well thought out before economic development strategies are selected. Voluntary organizations, nonprofit community development corporations, local development corporations, business associations, and neighborhood organizations all have strengths and many limitations when it comes to local economic development.”91 Insgesamt gesehen machen alle Projekte, Programme und Organisationen zusammen die langfristige übergeordnete Entwicklungskonzeption einer Stadt oder Region aus. 90 Vgl. National League of Cities, 1991, S. 17 f. 91 Blakely, 1994, S. 143. 54 Levy fasst die wünschenswerten Eigenschaften und Voraussetzungen für 92 erfolgreiche Economic Development Organisationen wie folgt zusammen: Ø Pro-Business Orientierung, Ø Die Fähigkeit auf Veränderungen und Anfragen schnell zu reagieren, Ø Zugang zu den Hebeln und Schaltstellen der Regierung und Verwaltung, Ø Technische Fähigkeiten und fachliche Qualifikation, Ø Vertrauenswürdigkeit, Ø Die Bereitschaft Verantwortung und Risiko zu übernehmen. „Effective organizations make collective decisions about a community’s economic development priorities, and they implement demand and supply strategies suitable for meeting local goals. (…) They bring an organizational structure to economic development efforts, serving as catalysts and coordinators for the progress of their communities or regions.”93 Es gibt eine Vielzahl an Kriterien, die bei der Auswahlentscheidung für die passende Organisationsform zu beachten sind. Denn diese elementare Richtungsentscheidung ist von enormer Bedeutung für den zukünftigen Erfolg oder Misserfolg der gesamten Stadtentwicklung. Es muss daher versucht werden, die für die jeweilige Stadt und ihre speziellen Probleme angemessene und beste Entscheidung zu treffen. Die grundlegenden und wichtigsten Auswahlkriterien können folgendermaßen zusammengefasst werden:94 Ø Der Grad an Kontrolle, den die Stadt über die Organisation und ihre diversen zukünftigen Aktionen, Programme und Projekte behalten möchte. Ø Die Menge an öffentlichen Subventionen und die Mittel für die langfristige Finanzierung, welche die Stadt gewillt ist zu investieren. Ø Die Angemessenheit der Organisationsstruktur, um die vorher festgelegten Ziele auch wirklich zu erreichen. 92 Vgl. Levy, 1990, S. 20. 93 Kane/Sand, 1988, S. 20. 94 Vgl. Weaver, 1991, S. 104. 55 Laut Blakely können alle Organisationen durch zwei wichtige Charakteristika beschrieben werden: 95 Ø Autorität: Die legitime Macht im Interesse und im Namen der lokalen Regierung, der Gemeinde, der Gewerkschaften, der Privatwirtschaft und anderer Interessentengruppen und Beteiligten zu agieren. Ø Ressourcen: Personal, Zugriff auf finanzielle Ressourcen, technische Unterstützung, Information, und sonstige notwendige Ressourcen. Organisationen, die mit Economic Development Aufgaben betraut sind Office of city manager Prozent der US Städte 28% Verantwortliche Person bei Economic Development Entscheidungen City manager Prozent der US Städte 38% Separate department 13% 28% Line department 28% Economic Development director/coordinator/specialist Director of planning/planner Larger community and economic development agency 31% Other 9% Abbildung 6: Economic Development Beauftragte 25% 96 Da jedoch der Großteil der städtischen Regierungen aus verständlichen Gründen nicht gewillt ist, besonders im Bereich der Autorität entsprechende Freiheiten zu gewähren, sind die überwiegende Mehrheit der Organisationen im Economic Development eng an die öffentliche Verwaltung und Aufsicht gebunden. Besonders in Belangen der Finanzierung und Projektauswahl ist die Regierung die letzte und alleinige Entscheidungsinstanz. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen findet man Organisationen vor, die komplett unabhängig über Projekt- und Programmentscheidungen und eine eigenständige Finanzmittelvergabe verfügen und quasi unabhängig agieren dürfen. „Most development agencies, with the exception of chambers of commerce, either are parts of government or are closely allied with and 95 Vgl. Blakely, 1994, S. 288. 96 Vgl. Weaver, 1991, S. 106 f. 56 at least partially funded by government.”97 Dies bringt jedoch wiederum das Problem mit sich, dass viele Projekte nur kurzlebig sind, da sie von den Richtungsänderungen des politischen Tagesgeschehen nicht genügend abgekoppelt sind und direkt beeinflusst werden können. Auch in Belangen der Versorgung mit den wichtigen und notwendigen Ressourcen gibt es oft Engpässe, da der Zugriff nicht immer in einem vernünftigen zeitlichen Rahmen möglich ist bzw. durch zu hierarchische und statische Strukturen behindert wird. Typen von Organisationsformen Viele Autoren der gängigen Fachliteratur zu dieser Thematik haben versucht, die unterschiedlichen Organisationsformen zu übergeordneten Gruppen, mit gemeinsamen Merkmalen und Ausprägungen zusammenzufassen. Ich habe aus der mir zur Verfügung stehenden Literatur drei exemplarische Gliederungen ausgewählt, um die differierenden Organisationsformen aufzuzeigen. Es gibt Unterschiede in der Namensgebung und eine variierende Anzahl an Untergruppierungen. Doch können diese, der besseren Verständlichkeit halber zu drei – in der folgenden Tabelle durch unterschiedliche Farben gekennzeichnete – Gruppen reduziert und subsummiert werden. (Abbildung 7) 97 Levy, 1990, S. 19. 57 Nach: LEVY 98 Nach: BLAKELY 99 Government Agency Public Agencies Development Organization Semi-Public Agencies Local Development Corporations Nach: WEAVER 100 Public Proprietary Model Private Political Model Private-Public (Independent) Private Private-Initiated Partnerships Development Associations Partnership Model Purely Private Groups Public-Initiated Partnership Model Private Proprietary Model Public-Assisted Private Model Abbildung 7: Typen von Organisationsformen ..... Rein öffentliche Organisationen ..... Öffentlich-Private Kooperationen ..... Rein private Organisationen Rein öffentliche Organisationen Diese Institutionen sind ein integraler Bestandteil der Verwaltungsstruktur der städtischen oder regionalen Regierung und somit komplett von der Stadtverwaltung abhängig. Es handelt sich dabei um sehr komplexe und sehr umfangreiche Organisationen, die erst ab einer bestimmten Größe der Stadt sinnvoll und umsetzbar sind. Ihre Entstehung lässt sich zurückführen auf die frühen 1960er Jahre, ausgelöst durch die bundesstaatlich subventionierten Urban Renewal Projekte. 98 Vgl. Levy, 1990, S. 21 ff. 99 Vgl. Blakely, 1994, S. 289 ff. 100 Vgl. Weaver, 1991, S. 101 ff. 58 Heute findet man rein öffentliche Organisationen nur mehr sehr selten, oder nur in bestimmten Ausnahmefällen. Beispielhaft können hier separate „Departments of Economic Development” oder „Economic Development Offices”, die in ein „Planning”, „Community Development” oder „Public Works Department” integriert sind, angeführt werden. Häufig existiert auch ein „Office of Economic Development“ in naher Verbindung mit dem Büro des Bürgermeisters oder City Managers. Vorteile: Nachteile: Ø Direkte Verbindung und enger Ø Politisierung und Behinderungen Kontakt zum politischen System, Ø Können die politischen Interessen am besten umsetzen, Ø Enge Kommunikation und kurze Informationswege, Ø Bekommen schnelle Antworten, falls nötig, Ø Leichter Zugang zu politischen Ressourcen. durch politische Querelen, Ø Sichtbarkeit von schnellen Resultaten hat oberste Priorität, Ø Politische Stellenvergabe und nicht aufgrund der besten Eignung, Ø Probleme der Personalrekrutierung, Ø Marginaler bis kein Einfluss durch die Privatwirtschaft, Ø Bürokratische Hürden und häufig unflexibel. 59 Beispiel: Rein öffentliche Organisationsform Office of Planning and Economic Development City Planning Community Services Economic Planning Economic Development Employment and Training Financial Management Business Development Abbildung 8: Beispiel einer rein öffentlichen Organisation 101 Öffentlich-private Kooperationen All jene Modelle, die eine wirkliche und tiefgreifende Partnerschaft zwischen den öffentlichen und privaten Sektoren eingehen, speziell in wichtigen Bereichen wie Finanzierung und Entscheidungskompetenzen, versprechen am erfolgreichsten zu sein und haben sicherlich die größte Zukunft. Der Terminus öffentlich-private Kooperation deckt wie bereits erwähnt eine sehr große Bandbreite an Organisationsformen und -strukturen ab. Im herkömmlichen Sinn versteht man darunter teil-private Institutionen, die häufig als NonprofitOrganisationen geführt werden. Sie koordinieren und managen urbane Entwicklungsprojekte für, oder gemeinsam mit der Stadt. Die öffentlichen Vertreter aus Verwaltung und Politik sind hierbei nur durch Sitz und Mitgliedschaft in den Entscheidungsgremien – den sogenannten Boards – vertreten. Die Organisationen sind jedoch nicht direkter Teil des Verwaltungs- und Regierungsapparates, sondern es besteht ein gewisser Grad an Autonomie. Man kann sie auch als sogenannte „Joint-Power“ Organisationen bezeichnen, die sowohl Stadtverwaltung und Politik, als auch Privatwirtschaft und Bevölkerung einbinden. Die Form der öffentlich-privaten 101 Vgl. Blakely, 1994, S. 291. 60 Kooperation überzeugt daher im Idealfall durch die Einbindung der Interessen aller involvierter Parteien. Unterstützung, speziell finanzieller Natur, erfahren diese Institutionen von beiden Seiten, also aus öffentlicher und privater Hand. Meist stellt jedoch die Stadtverwaltung den Großteil der finanziellen Mittel zur Verfügung und behält dadurch die Kontrolle über Form und Gestalt der Projekte und Programme. Finanzielle Verbindungen dieser Organisationen zu Regierung und Verwaltung sind häufig, müssen aber nicht immer gegeben sein. Beispiel: Öffentlich-private Organisationsform City Government Business Organizations Community Groups Local Development Corporation Executive Director Finance and Marketing Division Economic Research Division Venture Management Division Abbildung 9: Beispiel einer öffentlich-privaten Organisationsform 102 Öffentlich-private Kooperationen sind die heutzutage am häufigsten vorkommende Form von Stadtmarketing-Organisationen in den USA. Diese Organisationsform kann alle Aufgaben bewältigen, die von der Regierung und Verwaltung an sie delegiert werden und trotzdem als eigenständige Organisation bestehen. Durch den limitierten Einfluss der Politik sind sie daher auch besser dafür geeignet langfristige Veränderungen und die Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten sicherzustellen. Ziel ist eine gemeinsame Arbeit zwischen den öffentlichen und privaten Sektoren. Die lokale Regierung ist bemüht eine aktive Rolle im Entwicklungsprozess zu spielen. Es wird der Versuch unternommen den privaten Sektor an möglichst vielen 61 Projekten und Programmen zu beteiligen. Die Privatwirtschaft sieht ihrerseits die Chance durch den öffentlichen Sektor in vielerlei Hinsicht unterstützt zu werden. Formal können diese Organisationen auf unterschiedlichste Art und Weise ins Leben gerufen werden. Einerseits durch die Gründung von neuen Organisationen im Verfügungsbereich der Stadtverwaltung, oder andererseits durch ganz neue öffentlich-private Kooperationen und Public-Private Partnerships. Vorteile: Nachteile: Ø Kompetenzen für höhere Ø Weniger öffentliche Kontrolle, Risikoübernahme, Ø Einbeziehung aller Parteien und Interessentengruppen, Ø Mögliche Mitfinanzierung durch die Privatwirtschaft, Ø Keine unmittelbare Bindung an Regierung und Politik, Ø Ressourcenbereitstellung von öffentlicher und privater Seite, Ø Engere Beziehungen zur Privatwirtschaft, Ø Führungspersonen müssen nicht den nächsten Wahltag fürchten, Ø Kein direkter Einfluss durch das politische Tagesgeschehen. 102 Vgl. Blakely, 1994, S. 293. Ø Limitierte Verantwortlichkeit, Ø Ein Großteil der Aufwendungen und Ressourcen bleiben öffentlich, Ø Die Organisationen können von der Regierung als Strohmänner benutzt werden, um Projekte in Bezug auf die Zustimmung der Bevölkerung zu testen. 62 Rein private Organisationen Diese Kategorie umfasst unterschiedlichste städtische und regionale Organisationen. Der Prototyp der rein privaten Organisation ist sicherlich die Chamber of Commerce, die auch in den USA mit vielen traditionellen Stadtmarketing-Aufgaben betraut ist. Diese Institutionen können entweder als eigenständige Abteilungen innerhalb der Chamber of Commerce angesiedelt sein, oder als komplett unabhängige private Körperschaften tätig werden, die eng mit ihr zusammen arbeiten. Zu den Betätigungsfeldern gehören unter anderem die Bereiche Unternehmensansiedelung, Tourismus und Kongresse. Die Wirtschaftskammer oder ein anderes wichtiges lokales Unternehmen fungieren dabei als Schalt-Zentrale und Knotenpunkt dieses privatwirtschaftlichen Netzwerkes. Beispiel: Rein private Organisationsform Chamber of Commerce Economic Development Advisory Board Executive Director Industrial Development Staff Economic Research and Information Tourism and Retail Staff Abbildung 10:Beispiel einer rein privaten Organisation Diese auch Independent Private Development 103 Associations genannten Organisationen werden ausschließlich durch die städtische und regionale Wirtschaft finanziert und sie agieren mit der Erlaubnis der lokalen Regierung. Die Programme werden von der Privatwirtschaft geplant, bezahlt und durchgeführt. Auch diese 63 Institutionen treten oft in Form von Nonprofit-Organisationen in Erscheinung. Besonders effektiv sind solche Organisationen als Lobbyisten für die lokalen wirtschaftlichen Interessen. Vorteile: Nachteile: Ø Für informale Aktivitäten geeignet, Ø Rein privatwirtschaftliche Ø Können schnell agieren, Interessenvertretung, Ø Besonders geeignet zur Förderungen Ø Die Kompetenzen und Tätigkeitsfelder der Sektoren: Tourismus, Kongresse, sind sehr eingeschränkt, Ø Der Einfluss durch die Stadt und den Einzelhandel und kleineren Unternehmen, öffentlichen Sektors ist beschränkt, Ø Gelder der Steuerzahler fließen nicht Ø Normalerweise ist diese direkt in diese Organisationen ein, Ø Private Organisationen haben in manchen speziellen Bereichen mehr Organisationsform nicht adäquat, um die volle Bandbreite an Projekten und Programmen abzuwickeln, Ø Kann keine unternehmerischen und Erfahrung. finanziellen Funktionen ausüben, Ø Keine Möglichkeit der Betätigung an großen gesamtwohlfahrtsfördernden Projekten. Bei all den nun oben genannten Kategorien handelt es sich jedoch nur um Archetypen. Diese 3 Formen treten in der Realität nur sehr selten in ihrer reinen Form auf. In der Regel findet man Mischungen aus den diversen Organisationsformen, in Abhängigkeit von Form und Gestalt der abzuwickelnden Projekte. Keine dieser Organisationsformen ist fix zementiert, sie können im Zeitablauf Veränderungen durchlaufen, sich anpassen, oder sich umformieren. Einzelne Komponenten, Kompetenzen und Funktionen können, mehr oder minder 103 Vgl. Blakely, 1994, S. 292. 64 beliebig, ergänzt bzw. abgegeben werden. Fragen die hierbei immer im Gedächtnis bleiben sollten sind: Welche Rolle soll die Organisation im langfristigen Stadtentwicklungsprozess spielen? Welche Ressourcen werden benötigt und stehen der Organisation dafür zu Verfügung? Welche Rolle soll die Stadt in Bezug auf Lenkung bzw. Kontrolle der Organisation spielen? Wer soll die führenden Positionen in diesen Organisationen einnehmen und welche Qualifikationen sind dafür notwendig? Aus obiger Erklärung der unterschiedlichen Organisationsformen und den Erfahrungen der Vergangenheit geht also klar hervor, dass jene Organisationen, die auf öffentlicher und privater Kooperation beruhen, bei weitem am erfolgreichsten im Bereich des amerikanischen Stadtmarketing agieren. Auffallend ist, dass sowohl die rein öffentlichen, als auch die rein privaten Organisationen in der Zahl stark zurück gegangen sind und heute nur mehr in Ausnahmefällen vorkommen. Man kann zusammenfassend sagen, dass sich jene Vorgehensweisen, die bestimmte Teile der Gesellschaft und bestimmte Interessentengruppen von vornherein vom Stadtentwicklungsprozess ausgeschlossen haben, generell nicht bewährt haben. Nun kann in einem nächsten Schritt an die Aufgabe herangegangen werden, Richtlinien und Empfehlungen für erfolgreiche öffentlich-private Partnerschaften zu formulieren. Ich stütze meine verkürzten Ausführungen hierbei wiederum auf Richtlinien, die ich in der Literatur bei Blakely104 gefunden habe und mit denen ich durchaus übereinstimme. Demnach verlangen positive Partnerschaften: Ø Eine positive öffentliche Kultur, welche die Einbindung der Bevölkerung fördert und unterstützt. Ø Eine realistische und allgemein von allen angestrebte und anerkannte Vision der Stadt. Basierend einerseits auf den Stärken und Schwächen der Stadt und andererseits auf einer gemeinsamen Konzeption des Potentials der Region für die Zukunft. 104 Vgl. Blakely, 1994, S. 292 ff. 65 Ø Eine effektive Organisation welche es vermag, die Selbstinteressen der einzelnen Mitglieder mit dem breiten Interesse der Allgemeinheit zu verschmelzen. Ø Ein Netzwerk von Schlüsselakteuren, welche die Kommunikation zwischen den einzelnen Parteien vorantreiben und die Einigung im Fall von Differenzen und unterschiedlichen Interessen erleichtern. Ø Die Möglichkeit und der Wunsch die unternehmerischen Aktivitäten in einer Stadt zu unterstützen und zu mehren. Ø Die Kontinuität der Politik, inklusive der Möglichkeit rasch auf die sich ändernden Rahmenbedingungen einzugehen und die Reduktion der Unsicherheit für Unternehmen, die unternehmerisches Risiko eingehen wollen. „Essentially, public and private partnerships are bridges of trust based on similar objectives but mindful of differences in roles. Achieving public/private cooperation is the first step toward engaging in actual projects. The projects will follow easily if the structure is there to facilitate the relationships.”105 Über die Größe dieser Organisationen und Institutionen kann keine einheitliche Aussage getroffen werden. Das Spektrum variiert – je nach Aufgabenbereich und Größe der zu betreuenden Stadt oder Region – von kleinsten Economic Development Abteilungen mit nur einem oder zwei Mitarbeitern, bis hin zu großen Unternehmen oder Organisationen mit zwei- oder dreistelligen Mitarbeiterzahlen. Ein kleiner Anhaltspunkt kann durch die national durchschnittliche Zahl an Mitarbeitern von Economic Development Organisationen geboten werden. In einer Studie über alle Städte der USA, die Economic Development Institutionen besitzen, betrug die Zahl der Mitarbeiter – ohne den Economic Development Director – im Schnitt 6,2 Personen.106 105 Blakely, 1994, S. 294. 106 Vgl. Levy, 1990, S. 1. 66 3.3.3 Inhalte und Themen d er Projekte und Programme Die Projektinhalte und Ziele von Stadtmarketing-Aktivitäten in den USA und deren konkrete Umsetzung waren ebenfalls Hauptpunkte meiner Recherchen und sollen im Folgenden näher erläutert werden. Zu den traditionell wichtigsten Funktionen und Tätigkeiten, die von Economic Development Organisationen erfüllt werden, gehören unter anderem: Die Steigerung des Bekanntheitsgrades und Public Relations für die Stadt, das zur Verfügung stellen von Information, die Finanzierung von Projekten und Programmen, Joint Ventures und Kooperationen. Die Aktivitäten, für die durchschnittlich am meisten Zeit aufgewendet wird, sind: Marketing und Verkauf, der Kontakt zu lokalen Betrieben, Planung und Forschung, Projektentwicklung, -koordination und -abwicklung.107 Daraus wird ersichtlich, dass diese Aufgabenbereiche Fähigkeiten sowohl technischer, als auch betriebswirtschaftlicher Natur voraussetzen. Personen die in diesem Feld tätig sind, müssen eine Kombination von Know-how aus beiden Gebieten mit sich bringen, um wirklich erfolgreich agieren zu können. Jemand der ein guter Theoretiker und Planer ist, aber ein schlechter Verkäufer, wird niemals wirklich gute Fähigkeiten für Economic Development Aktivitäten entwickeln.108 Frontmänner sind genauso wichtig, wie technisch ausgebildetes Fachpersonal. Die rein wirtschaftlich formulierten übergeordneten Ziele von Economic Development Aktivitäten sind per Definition:109 Ø Die Schaffung qualitativ guter Arbeitsplätze für die ansässige Bevölkerung, Ø Das Erreichen einer lokalen wirtschaftlichen Stabilität und Ø Die Schaffung einer breiten wirtschaftlichen und arbeitsplatzbezogenen Basis. Jedoch geben diese oder ähnliche in der Literatur aufscheinende Zielformulierungen nur unzureichend Aufschluss über die eigentliche Vielfalt an Tätigkeitsfeldern, die 107 Vgl. Levy, 1990, S. 50 f. 108 Vgl. Levy, 1990, S. 19. 109 Vgl. Blakely, 1994, S. 134. 67 unter den Begriffen Economic Development, Community Development oder Neighborhood Development subsumiert werden. In einem ersten Schritt kann eine grundsätzliche Unterteilung der Aktivitäten in sogenannte „hard“ and „soft“ Komponenten bzw. Tätigkeitsbereiche vorgenommen werden.110 Bei den Aktivitäten, die als harte Bestandteile des Entwicklungsprozesses bezeichnet werden, handelt es sich um eher traditionelle Arbeitsgebiete, wie Wirtschaftsförderung, Unternehmensansiedelungen, Arbeitsplatzschaffung, Projektabwicklung und Finanzierung, Wohnen. Unter Infrastruktur, den weichen Komponenten versteht man prinzipiell jene Gebiete, die erst in der jüngeren Vergangenheit Einzug in dieses Betätigungsfeld gefunden haben, wie soziale Sachbereiche, unterstützende Tätigkeiten, Berater-Funktionen, Fortbildung, sowie die umfangreichen Aufgaben des Bereiches, der mit dem Begriff „Quality of Life“, umschrieben werden kann. Diese Unterteilung legt auf einen ersten Blick bereits dar, wie komplex der Stadtmarketing-Prozess in den USA eigentlich ist und es wird schon an dieser Stelle das Vorurteil widerlegt, dass es sich dabei ausschließlich um wirtschaftliche Themen und Inhalte handelt. In einem zweiten Schritt – bei dem ich mich an den Gliederungsversuch von Blakely halte111 – kann eine detailliertere Unterteilung in vier grundsätzliche, strategische Ausrichtungen bzw. Positionierungen der Projekte und Programme unternommen werden. Ø The Locality Development Strategy Option: Dabei handelt es sich vor allem um Aufgabenbereiche zur Förderung und Verbesserung des Standortes und Lebensraumes Stadt. Zu den Tätigkeiten gehören unter anderem: Spezielle Förderung oder Entwicklung einzelner Stadtteile, infrastrukturelle Maßnahmen, Stadtbild, Tourismusförderung, Gestaltung öffentlicher Flächen und Anlagen, Einkaufsstrassen, Innenstadtbelebung. 110 Vgl. Fosler, 1991, S. 78 ff. 111 Vgl. Blakely, 1994, S. 136 ff. 68 Ø The Business Development Strategy Option: Strategien in diesem Bereich verfolgen generell vier Ziele: Die Ermöglichung und Förderung neuer Business Start-up’s von Innen, die Anziehung neuer Unternehmen von außen, die Unterstützung und Expansion bestehender Unternehmen und die Steigerung von Innovation und Unternehmertum. Ø The Human Resource Development Option: Projekte und Programme auf diesem Gebiet haben primär die Aufgabe das Ausbildungssystem zu verbessern. Die Entwicklung eines lokalen Potentials an geschulten und qualifizierten Arbeitskräften ist das Ziel. Zu den Maßnahmen gehören mitunter: Spezielle Ausbildungsprogramme und Bildungsinstitutionen, Schulungen, Arbeitsplatzschaffung, Unterstützung und Förderung vernachlässigter Gruppen, Einrichtungen für Behinderte, etc. Ø The Community-based Employment Development Strategy Option: Diese Initiativen zielen in erster Linie darauf ab, bestimmte soziale Gruppen bzw. Schichten der Bevölkerung zu unterstützen. Community Development Projekte sind vornehmlich darauf gerichtet Nachbarschaften, Bezirke und sonstige Einrichtungen mit den nötigen Dienstleistungen zu versorgen. Oft sind diese Programme verbunden mit Tourismus- und Umweltaufgaben. Abbildung 11 zeigt eine Übersicht über die Programme und Inhalte der unterschiedlichen Aktivitätsbereiche. Es handelt sich dabei keineswegs um eine vollständige und abgeschlossene Liste aller Tätigkeitsfelder, sondern nur um die am Häufigsten vorkommenden Instrumente, die von einem Großteil der amerikanischen Städte zur Stadtentwicklung eingesetzt werden. Es bietet jedoch eine prinzipielle Orientierungshilfe, in welchen Richtungen überhaupt Projekte abgewickelt werden. In der Realität beinhalten übergeordnete Strategien und gesamtheitliche Stadtmarketing-Konzeptionen Elemente aus allen vier Bereichen. Die Organisationen betätigen sich daher in vielen dieser Gebiete gleichzeitig, denn all diese Tätigkeiten fallen in ihren Aufgabenbereich. Wie sich die diversen Institutionen in den einzelnen 69 LOCALITY DEVELOPMENT: BUSINESS DEVELOPMENT: Ø Landbanking and Community Land Ø Creating a Good Business Climate Ø One-Stop Information Centers Trusts Ø Infrastructure Development Ø Downtown Development Programs Ø Start-Up and Venture Financing Companies and Development Banks Ø Townscaping Ø Small Business Development Centers Ø Tourism Planning Ø Group Marketing Systems Ø Housing and Neighborhood Ø Women’s Enterprises Improvement Ø Promotion and Tourism Programs Ø Zoning Regulations Ø Micro-Enterprises Ø Regulatory Improvements Ø Research and Development Ø Speculative Buildings Ø Technology and business parks Ø Shopsteading Ø Enterprise Zones Ø New Entrepreneur Development Activities HUMAN RESOURCE DEVELOPMENT: COMMUNITY-BASED ECONOMIC AND EMPLOYMENT DEVELOPMENT: Ø Customized Training Ø First-Source Agreements Ø Community Development Corporations Ø Employment Maintenance Ø Community Cooperatives Ø Skill Banks Ø Local Enterprise Agencies Ø Training Programs Ø Employee/Worker Ownerships Ø Self-Employment Initiatives Ø Targeting and Marketing Ø Disabled Skills Development Neighborhood/Community Assets Ø Local employment programs Abbildung 11: Übersicht über Economic Development Programme 112 Vgl. Blakely, 1994, S. 153 ff. 112 70 Bereichen betätigen kann oft sehr unterschiedlich sein. Dies hängt wiederum rein von der Rolle ab, welche die Stadt im Entwicklungsprozess einnehmen möchte. Die Bandbreite reicht von der Gewährung von Subventionen und Finanzierungshilfen, über beratende Funktionen, bis hin zu umfangreichen – durch Interaktion und wechselseitige Beziehungen Programmbereiche und geprägte Tätigkeitsfelder – Public-Private allein legen Partnerships. keine Die vordefinierten Vorgehensweisen fest. Wie die Umsetzung realisiert wird hängt allein von der Stadt und den beteiligten Akteuren ab. Ebenso welche Programme umgesetzt werden. US Stadtmarketing setzt sich also als Kombination aus all den Feldern zusammen, in denen sich eine Stadt betätigt. In der überwiegenden Mehrheit aller Fälle sind aber eine Vielzahl an Organisationen und Institutionen mit unterschiedlichen Bereichen beschäftigt. Ein erstes großes Problem dieses Systems ist jedoch, dass es in vielen Fällen keine zentrale Organisation gibt, die all diese Aktivitäten ausreichend kontrolliert und koordiniert. Wenn überhaupt, dann wird diese Funktion von einem Economic Development Department übernommen. Die starke Projektbezogenheit, der für diese Tätigkeiten ins Leben gerufenen Partnerschaften, stellt einen zweiten großen Problembereich für diese Prozesse dar. Nicht die vermeintlich reine Orientierung an privatwirtschaftlichen Interessen ist also das größte Manko, sondern das Fehlen einer alles koordinierenden Instanz. Im Folgenden habe ich drei spezielle Betätigungsfelder herausgegriffen und werde näher auf Probleme in den jeweiligen Bereichen eingehen. Ich habe mich für die Bereiche Innenstadtentwicklung, Quality of Life und Tourismus entschieden, einerseits, da diese aus österreichischer Sicht besonders interessant, von aktueller Bedeutung und von hoher Vergleichbarkeit erscheinen und andererseits, weil sie ein relativ breites Spektrum an Tätigkeiten abdecken. Gerade diese Aufgabenfelder vereinen eine Vielzahl der oben genannten strategischen Ausrichtungen. Außerdem würde eine detaillierte Abhandlung aller Tätigkeitsbereiche bei weitem den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Die Probleme vieler amerikanischer Innenstädte haben sicherlich andere Wurzeln als in Österreich, die Auswirkungen dieser Probleme differieren jedoch nicht so sehr und 71 weisen einige unübersehbare Parallelen auf. „Quality of Life“ Fragen stellen eher ein moderneres Thema in den USA dar und man beschäftigt sich, wie gesagt, sehr mit der Entwicklung des inneren Potentials einer Stadt. In diesem Bereich besteht meiner Ansicht nach auch für österreichische Städte ein sehr großer Nachholbedarf. Tourismus stellt abschließend einen sehr klassischen und traditionellen, nach außen orientierten Tätigkeitsbereich dar und es ist interessant, wie in Amerika mit den konventionellen Aufgaben von Stadtmarketing umgegangen wird. Zusammen ergibt diese dreiteilige Analyse einen umfassenden Einblick in die Inhalte und Themen des vorherrschenden amerikanischen Stadtmarketingsystems. Downtown Redevelopment Downtown Revitalisierung in den USA erfordert mehr als nur dem Central Business District einen neuen Anstrich zu verpassen. In den letzten Jahrzehnten verließ der Einzelhandel und ein Großteil der Geschäfte die Innenstadtbezirke und übersiedelte in suburbane Shopping Malls. Nicht vorhandene oder zu geringe Koordination, um die Innenstadt systematisch zu verbessern, war nur zu oft ein Grund für das Scheitern vieler Revitalisierungsprojekte. Oberstes und einziges Ziel war es immer das Wirtschaftswachstum in der Downtown anzukurbeln, sprich neue Arbeitsplätze und Betriebe zu schaffen oder anzusiedeln. Um es auf den Punkt zu bringen, Amerikas Innenstädte sehen sich heute mit gravierenden Problemen und Fehlern konfrontiert, die durch falsche Maßnahmen der Vergangenheit noch verstärkt wurden.113 In den letzten beiden Jahrzehnten wurde man um eine Erfahrung reicher, denn man erkannte, dass eine florierende Innenstadt nur durch langfristige Veränderungen in allen Bereichen geschaffen werden kann. Zentrale Erkenntnis war, dass nur der richtige Mix aus Büros, Geschäften, Wohnraum, Dienstleistungen, kulturellen Institutionen und Unterhaltungseinrichtungen einen grundlegenden Wandel bringen 113 Siehe Kap. 3.2.1. 72 kann. Die Menschen müssen wieder dazu gebracht werden, das Zentrum als Drehscheibe aller Aktivitäten, sei es beruflicher oder privater Natur zu sehen. Sprich die verlorene Zentrumsfunktion muss wieder hergestellt werden. Zu den vielen umfangreichen Tätigkeiten gehören heute unter anderem Initiativen zur Aufbereitung von innerstädtischem Wohnraum, die in manchen Städten mit großem Erfolg, durch privat-öffentliche Partnerschaften betrieben werden. Es gibt wie in Österreich viele Projekte zur Revitalisierung von Einkaufsstrassen, der Unterstützung des Handels und der ansässigen Klein- und Mittelbetriebe. Die Schaffung einer kompletten Angebotspalette von Geschäften und Dienstleistungen ist hier mitunter das Ziel. Probleme der Parkraumbewirtschaftungen, die in den USA aufgrund der Mentalität noch viel gravierender sind als in Österreich, müssen vielerorts noch gelöst werden. Die Gestaltung öffentlicher Zonen und Anlagen wird forciert. Das Stadtbild wird durch umfangreiche Maßnahmen kontinuierlich verbessert. Unterhaltungs- und Freizeitaktivitäten sollen die Innenstädte auch außerhalb der Geschäftszeiten zu einem Anziehungspunkt machen. „A city’s investment in the infrastructure of its downtown – including its overall design and development – generally makes the area particularly suitable for concentrated development.”114 Innenstadtprojekte variieren also sehr stark in Form und Gestalt. Die Spannweite reicht von rein infrastrukturellen Maßnahmen, wie Straßenverschönerung, Restaurierung der „historischen“ Stadtteile, bis zu sogenannten Special Improvement Districts, um Investoren ins Zentrum der Stadt zu locken. Verbesserte Beschilderungen, Parkraumbewirtschaftung, Marketing und Werbung gehören ebenfalls zu den Standard-Tätigkeiten von Organisationen, die sich die Revitalisierung von Innenstädten zur Aufgabe gemacht haben.115 Einerseits kann eine Stadt angebotsorientierte Strategien anwenden. Unter anderem durchaus üblich sind: Die Veranstaltung von Events die Touristen, Besucher und die lokale Bevölkerung anziehen; Die Erhaltung historischer Bauten, die auch potentielle 114 Kane/Sand, 1988, S. 22. 115 Vgl. National League of Cities, 1991, S. 91 f. 73 Spender und Investoren anziehen; Die Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft, Unternehmern und Bewohnern, um verfehlte Bemühungen und Defizite im Bereich von Güterversorgung und Dienstleistungen aufzuarbeiten. Auf Nachfrageseite können Verbesserungen der Infrastruktur, des Stadtbildes, Reinigung und Versorgung, Straßenverbesserungen, öffentliche Sicherheit, Gehwege, Transportmittel oder Fußgängerzonen, öffentliche Dienste durchgeführt werden. „Quality of Life“ Indikatoren können herangezogen werden, um eine gewünschte positive Atmosphäre für Wirtschaft und Bewohner zu schaffen.116 Traditionell werden typische Incentives und Subventionen im Bereich von InnenstadtRevitalisierungsprojekten vergeben, um alternde Innenstadtbezirke neu zu beleben. Diese Incentives beinhalten mitunter: Taxes benefits of Enterprise Zones; Creation of redevelopment project areas, Facade improvement loans, Low-interest loans to stimulate business development, and more flexible parking regulations, etc.117 Speziell das Enterprise-Zone Konzept wird oft beschrieben als Gründung von kleinen „Mini-Hongkongs“ in Amerikas problemreichsten Innenstädten. Das Konzept beruht auf der Annahme, dass sogar in heruntergekommenen problemreichen Bezirken amerikanischer Innenstädte, ein gewisses Potential für wirtschaftliche Entwicklung vorhanden ist, welches jedoch durch Steuerbelastungen und bestimmte Regelungen zu einer Ohnmachtstellung verdammt ist. Eine Enterprise Zone beinhaltet Steuererleichterungen und diverse Regulierungen in bestimmten Innenstadtbezirken, mit der Absicht Risikoübernahme und Adaptionen durchzuführen. Die Idee ist es, neue Ventures und soziale Organisationen zu gründen, um die lokale Wirtschaft von Grund auf zu erneuern, anstatt von außen Eingriffe in die Wirtschaft und die Gesellschaft zu unternehmen.118 116 Vgl. Kane/Sand, 1988, S. 22. 117 Vgl. Kemp, 1998, S. 76. 118 Vgl. Butler, 1984, S. 141. 74 Palma119 zeigt eine übersichtliche Darstellung über die Rolle von Downtown Partnerships. Demnach ergeben sich folgende Hauptaufgaben für erfolgreiche Kooperationen zur Innenstadtentwicklung: Ø Das Agieren als Dachorganisation, die alle Akteure im Planungs- und Abwicklungsprozess vereint und koordiniert. Ø Das Vorantreiben der Entwicklung eines handlungsorientierten Downtown Business- und Entwicklungsplanes. Ø Das Übernehmen der notwendigen Führungsinitiative, um die Pläne auch wirklich umzusetzen. Ø Die Ressourcen-Gewinnung und zur Verfügung Stellung, um die Projekte erfolgreich durchführen zu können. Ø Die Einbindung nicht nur der Schlüsselakteure, sondern auch der Bevölkerung als Ganzes. Ø Die Information und Kommunikation mit den Akteuren, mit der Bevölkerung und mit externen Nutzern und Besuchern der Innenstadt. Ø Die Schaffung eines qualitativ hochwertigen Standortes. Ø Die Stimulierung von eigenständigen Initiativen und Aktivitäten innerhalb der Stadt. Ø Die Förderung der Bewusstseinsbildung über die Bedeutung der Innenstadt. Quality of Life „One of the most important factors influencing locational decisions for new private sector investment is the attractiveness or amenity of a particular area or city, more commonly referred to as quality of life.(…) Industry and business regard ‘liveability’ as an important locational factor.”120 119 Vgl. Palma, 1995, S. 28. 120 Blakely, 1994, S. 67. 75 Öffentliche Services und jene Leistungen und Dienste, die für die Allgemeinheit einen großen Nutzen darstellen, sind oft ein Schlüssel für eine ganzheitliche positive Entwicklung. Quality of Life ist jener Begriff, der am Häufigsten mit solchen Dienstleistungen und Services in Verbindung gebracht wird. Die Lebensqualität einer Stadt ist in gewisser Hinsicht von größerer Bedeutung, als viele wirtschaftliche und betriebliche Fakten und Daten. Quality of Life ist mehr als nur Neighborhood oder Downtown Revitalisierung. Bereiche wie die Qualität des vorhandenen Bildungssystems, das Niveau der Gesundheits- und sozialen Einrichtungen, die kulturellen Möglichkeiten und Einrichtungen, Freizeitaktivitäten, persönliche Sicherheit und das Bemühen der verantwortlichen Politiker darum, sind nur einige ausgewählte Beispiele für Merkmale, die alle unter diesem Begriff vereint werden können. All diese Services und Leistungen begründen die Lebensqualität einer Stadt und ihre Attraktivität als ein Platz zum Leben und Arbeiten.121 Ein elementarer Grund für die wachsende Bedeutung dieses Begriffs liegt darin, dass die Standort- und Investitionsentscheidungen der Privatwirtschaft nicht mehr ausschließlich aufgrund von „harten“ Fakten getroffen werden. Oft sind gerade die „weichen“ Faktoren, wie „gut feelings“ oder „seat of the pants“ Reaktionen für die finale Entscheidung, für oder gegen einen Standort, von Bedeutung.122 Fragen in diesem Bereich sind für lokale Ansiedelungsentscheidungen besonders dann von Bedeutung, wenn klassische Standortfaktoren, wie Zugang zu Rohstoffen, Transportkosten und sonstige Faktoren von untergeordneter Bedeutung sind. Besonders wichtig werden die Quality of Life Indikatoren, wenn speziell geschultes und hoch qualifiziertes Personal benötigt wird. Headquarters, spezielle Dienstleistungsbetriebe, Forschungs- und Entwicklungsunternehmen und HochTechnologie-Firmen sind gute Beispiele für Unternehmen, die sich nur dort ansiedeln, wo auch die Faktoren der Lebensqualität stimmen, oder besonders gut sind. 121 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 191 f. 122 Vgl. Blakely, 1994, S. 68. 76 Tourismus „The promotion of culture and tourism quickly became principal components of the new economic development strategies.(…) In the service of new downtown development strategy, between 1976 and 1986, 250 convention centers, sports arenas, community centers, and performing arts halls were constructed.”123 Nach den massiven Veränderungen der Innenstädte durch die Urban Renewal Programme während der 50er und 60er Jahre haben die Konstruktionen von großen Veranstaltungszentren, Sportstadien und anderen Projekten, welche die Massen begeistern und anziehen sollten, die Central-Cities ebenfalls fundamental verändert. Zu den neuen, sehr standardisiert erscheinenden Parade-Projekten, gehörten unter anderem: Convention Centers, Festival Malls, Themenparks, renovierte historische Straßenzüge, Stadionbauten, Bürotürme, revitalisierte Waterfronts und Atrium Hotels. Nur wurde nicht bedacht, die uniformen Projekte gegenüber der Konkurrenz – welche hierbei in Form von anderen benachbarten Städten besteht, die natürlich auch gleichwertige Projekte ins Leben riefen – genügend zu diversifizieren. So gab es kaum Städte, die einen Vorteil durch eine wirkliche Unique Selling Proposition erlangten und der erhoffte Effekt der heranströmenden Massen blieb in den meisten Fällen aus. Problematisch ist auch die Tatsache, dass in der Vergangenheit in vielen US Städten eine bewusste Trennung zwischen den für Touristen zugänglichen und sehenswerten Bereichen und den übrigen Teilen der Zentren vollzogen wurde. Eine Separation zwischen öffentlichen und privaten Flächen wurde unternommen. Dieser Versuch galt dem Zweck von urbaner Armut und sozialen Problemen abzulenken. Es wurden spezialisierte Touristenbereiche und Touristenpfade geschaffen, die von den eigentlichen innerstädtischen Problemen nichts widerspiegelten. Die übrigen innerstädtischen Bezirke wurden von den Revitalisierungsversuchen unberücksichtigt gelassen.124 123 Judd, 1998a, S. 242. 124 Vgl. Judd, 1998a, S. 242 f. 77 Ein weiterer Versuch die touristische Anziehungskraft einer Stadt zu erhöhen war die Konstruktion von sogenannten Landmarks, welche die Aufmerksamkeit von potentiellen Besuchern auf sich ziehen sollten und dadurch versuchten die Stadt in den Mental Maps der Menschen zu verankern. Beispiele hierfür sind etwa der Sears-Tower in Chicago oder die Golden Gate Bridge in San Francisco. Ein ebenfalls häufig vorkommender Entwicklungsansatz versucht durch die Beherbergung von Events und Großveranstaltungen den Bekanntheitsgrad einer Stadt auf lange Sicht zu erhöhen. Beispiele wären die Olympischen Spiele in Atlanta, die Rennstrecke in Indianapolis, diverse Messen oder Veranstaltungen, etc.125 Tourismus-Marketing wird in den USA vornehmlich durch das Convention and Visitors’ Bureau unternommen, welches meist im Verfügungsbereich der Chamber of Commerce angesiedelt ist und eng mit ihr zusammen arbeitet. Es handelt sich dabei ebenfalls um eine Form von öffentlich-privater Kooperation, die in Amerika starke Verbreitung gefunden hat.126 Die Tätigkeiten dieser Organisationen sind jedoch großteils auf klassische Aufgaben, wie die Erstellung von Guides, Maps, Promotionmaterial, PR-Berichte, klassische Werbung in Fernsehen, Rundfunk und Printmedien, etc. beschränkt. Kommt es zu umfangreicheren Aufgaben bzw. Projekten werden meist wieder eigene Institutionen gegründet, die rein die Planung und Abwicklung dieses Projektes zum Ziel haben und danach wieder aufgelöst werden. Die Organisationsform hängt dabei ausschließlich von dem abzuwickelnden Projekt ab. 125 Vgl. Judd/Fainstein, 1999, S. 56 ff. 126 Vgl. Ward, 1998, S. 197. 78 3.3.4 Problematik der ökono mischen Orientierung Einer der kritischsten Bereiche ist wahrscheinlich die ökonomische Orientierung vieler US-Städte und die marktorientierte Stadtentwicklungspolitik. Der Einfluss der Planung wird auf ein Minimum reduziert und die Wirtschaft entscheidet immer öfter über Form und Gestalt stadtplanerischer Aktivitäten. Positiv fällt hierbei nur die Loslösung von planungs- und kostenintensiven bürokratischen Handlungsformen auf. Ihren Anfang hatte diese Entwicklung während der 70er Jahre, als die nationalen und bundesstaatlichen Förderungen radikal gekürzt wurden. Die Städte mussten beginnen, selbst nach finanzkräftigen Partnern für den Stadtentwicklungsprozess zu suchen. Immer öfter bot sich die Privatwirtschaft an, diese Funktion zu übernehmen. Der Preis dafür war jedoch ein hoher, denn der Einfluss der privaten Unternehmen auf die Projekte wuchs überproportional im Vergleich zum finanziellen Engagement dieses Sektors. Doch war diese Entwicklung nicht aufzuhalten und so mussten die Städte und insbesondere die Economic Development Agenturen eine neue unternehmerische Position einnehmen. Sie kauften Land, entwickelten Projekte und Programme, organisierten die Finanzierung und wickelten somit beispielsweise Innenstadtrevitalisierungsaufgaben ab. „It is not difficult to see the period since the late 1970s as one in which the links between business and government have begun to be forged rather more effectively than the past, as part of the process of moving toward an ‘enterprise’ state. The language of welfare has been replaced by the language of growth, regeneration, and public-private partnership, particularly in urban areas.”127 Dieser sogenannte „Enterprise Approach“ war ein einschneidender neuer theoretischer Ansatz, bei dem lokale Behörden, zusammen mit der Privatwirtschaft gemeinsame Kräfte und Ressourcen mobilisierten, um in neue partnerschaftliche Beziehungen einzutreten. Zentrales Merkmal hierbei ist die positive wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt als ein endogener Prozess, der das Potential der Region 127 Blakely, 1994, S. 49. 79 nutzt und keinen Stimulus von außen benötigt.128 Städte und Regionen versuchten also die Wettbewerbsfähigkeit von innen heraus zu steigern, indem sie das Arbeitskräftepotential verbesserten, hochqualifizierte öffentliche Dienstleistungen zur Verfügung stellten und für ausgezeichnete Verkehrsanbindungen und Transportsysteme sorgten.129 Jedoch können umfangreiche Probleme bei der Zusammenarbeit und den Verhandlungen zu Public-Private Partnerships aus drei speziellen Bereichen heraus entstehen: Ø Interorganisationale Konflikte, Ø Widerstand von Seiten der Bevölkerung, Ø Gruppenabhängigkeit von politischen Führungspersonen.130 Die Interessen der Privatwirtschaft beschränken sich auf die Abwicklung von profitablen Projekten und beruhen auf dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Für die Stadt müssen jedoch andere Ziele oberste Priorität haben. Die Verbesserung der urbanen Gemeinschaft und das Wohlergehen der gesamten Einwohnerschaft müssen ihre wichtigsten Grundsätze sein und nicht irgendwelche Ziele privatwirtschaftlicher Unternehmen oder Politiker die eine Wahl zu gewinnen haben. Auch die Konsensbildung mit der ansässigen Bevölkerung wird oft, auf Kosten von unternehmerischen Absichten, vernachlässigt. „Development planning is not merely (or solely) a business development activity. Culture, recreation, community appearance, and related factors are integral to development planning.”131 Nur wenn es gelingt, diese Probleme und Konfliktpotentiale möglichst gering zu halten, können wirklich arbeitsfähige und erfolgsversprechende Kooperationen entstehen. Nichts desto trotz ist das Engagement für eine Beteiligung durch privatwirtschaftliche Unternehmungen 128 Vgl. Blakely, 1994, S. 49 f. 129 Vgl. Walzer/Jacobs, 1998, S. 13. 130 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 233. 131 Blakely, 1994, S. 145. unverzichtbar für amerikanische 80 Stadtmarketing-Aktivitäten. Jedoch muss die Relation zwischen Input und Output auf beiden Seiten stimmen. Die ökonomische Orientierung amerikanischer Städte in Bezug auf StadtmarketingAufgaben ist also nicht das eigentliche Problem, denn prinzipiell ist eine Beteiligung von privater Seite sehr wohl wünschenswert und vorteilhaft, sondern es muss darauf geachtet werden, dass die entscheidenden Kompetenzen nicht vollständig abgegeben werden und die über allem stehende Gesamtkonzeption nicht aus den Augen verloren wird. Nur so können die umfangreichen Aufgaben einer langfristigen Stadtentwicklung effektiv gelöst werden. „Only if business learns to convert the major social challenges facing developed societies today into novel and profitable business opportunities can we hope to surmount these challenges in the future.“132 3.3.5 Finanzierung und Einf luss von Privatwirtschaft und Politik in Bezug auf die Schaffung langfristiger Strukturen „Money (...) causes the greatest problem for most local governments or development organizations (...). In the public sector, funding refers to obtaining all of the fiscal resources to develop and manage a project or program. However, financing refers to identify sources of capital (usually private) to provide the initial financial resources. (…) Local development organizations need to think in terms of financing projects rather than funding them.”133 Direkte finanzielle Unterstützung für Städte durch Bundesstaaten oder nationale Einrichtungen war in den USA – mit Ausnahme der 1960er und 70er Jahre – nie wirklich ein großes Thema. Nur während der frühen 70er Jahre unter der damaligen Regierung Nixons wurden – durch das Department of Housing and Urban 132 Davis, 1986, S. 2. 133 Blakely, 1994, S. 149 f. 81 Development (HUD) – vermehrt Gelder in Form des Community Development Block Grants (CDBG) und ein paar Jahre später, unter der Administration Carter’s mit der Einführung des Urban Development Action Grants (UDAG), für lokale Entwicklungsprogramme frei gemacht. Diese beiden Programme stellten über einen großen Zeitraum die wichtigsten Fördermittel für die amerikanische Stadtentwicklung zur Verfügung. Beide wurden in den vergangenen Jahren stark beschränkt und die Subventionen beträchtlich reduziert. Carter’s Initiativen zur Förderung urbaner Zonen zielten primär auf die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Verwaltung und privater Wirtschaft ab. Der Community Development Block Grant wurde 1974 geschaffen, um sieben separate Förderungsprogramme des Department of Housing and Urban Development in ein einziges übergeordnetes Subventions- und Förderprogramm zu überführen. Hauptaugenmerk waren dabei die großen und bevölkerungsreichen Städte der USA. Unter dem CDBG entwickelte sich Economic Development zu einer wachstums-orientierten Industrie. Jedoch war die Wirkung dieses Programms limitiert und nicht so erfolgreich wie erwartet. Dies ist insofern auch nicht überraschend, da die Verantwortlichen den Großteil der Subventionen in die Revitalisierung von Wohngebieten, öffentlichen öffentlichen Versorgung Diensten gesteckt und haben, generellen die Verbesserungen normalerweise durch der lokale Steuereinnahmen finanziert werden sollten. Das eigentliche nationale Ziel dieses Programms – die Förderung der Sanierung von vernachlässigten Bezirken niedriger Einkommensschichten – ist rückblickend fehlgeschlagen.134 Der Urban Development Action Grant wurde 1977 gegründet, um die Revitalisierungsaktivitäten des CDBG zu ergänzen. Das Programm wurde initialisiert um nationale Ressourcen für Kommunen mit größtem Bedarf im Bereich von Revitalisierungsprojekten zur Verfügung zu stellen. Besonderes Augenmerk galt der Stimulierung von privatem Investment in speziellen Handels-, Industrie- und Neighborhood Development Projekten. Eines der wichtigsten Ziele war es also, 134 Vgl. Dommel, 1984, S. 101 ff. 82 private Finanzierung nicht nur zu ermöglichen, sondern auch langfristige Partnerschaften in Form von Public-Private Partnerships zu gestalten und die Privatwirtschaft mehr und bereits früher in die Projektentstehungsphasen mit einzubeziehen. Das Konzept von UDAG baut auf der oft vorhandenen Kluft zwischen Entwicklung und Finanzierung der Projekte auf. Die Privatwirtschaft sollte also dafür einspringen, genau diese Finanzierungslücken zu schließen und wurde dafür natürlich in die Projektabwicklung und Gewinnausschüttung auf Basis von vorher ausverhandelten Verträgen mit einbezogen.135 Das UDAG Programm ist ein kompetitiver projektbezogener Fond, der Gelder für alle Städte zur Verfügung stellt, aber mit der strikten Einschränkung, dass damit privates Investment gefördert werden muss. Die UDAG Mittel können für eine Vielzahl von Aktivitäten verwendet werden, wo die Privatwirtschaft eine Kombination mit öffentlichen Geldern zur Projektabwicklung und Durchführung benötigt. Weitere wichtige Restriktion bei diesem Fond: Die Subventionen werden nur dann vergeben, wenn ohne die öffentlichen Gelder das betreffende Projekt gar nicht zustande kommen würde.136 Eine zusätzliche Besonderheit des UDAG Fonds bestand darin, dass zum ersten Mal ein intensives projektbezogenes Ausverhandeln zwischen der privaten Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung im Mittelpunkt stand, um an diese Fördergelder zu gelangen. Mit dieser Voraussetzung gewannen die Leadership-Fähigkeiten im Economic Development mehr und mehr an Bedeutung.137 Heute dürfen diese Gelder jedoch nur mehr für Wohnbauprojekte verwendet werden. Diese beiden Programme stellten bei weitem die größten Mengen an Fördergeldern zu Verfügung. Jedoch flossen in dieser Zeit nationale Gelder auch durch andere Organisationen, wie zum Beispiel:138 Ø Die Economic Development Administration (EDA), Ø Die Small Business Administration (SBA), Ø Das Department of Labour. 135 Vgl. Gatons/Brintnall, 1984, S. 115. 136 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 184 f. 137 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 231. 138 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 185 f. 83 Während der frühen 80er Jahre wurde allerdings unter der Regierung Reagans der nationale Einfluss und die zur Verfügungstellung von nationalen Subventionen stark eingeschränkt. Einzig CDBG Unterstützungen existierten weiter, jedoch nur in sehr eingeschränkter Form. Der bundesstaatliche Einfluss im Bereich der Economic Development Finanzierung nahm ab diesem Zeitpunkt drastisch zu. Die Gründe dafür waren aber nicht nur politischer Natur. Auch die wachsende Rolle der globalen Wirtschaft und dadurch verursachte regionale wirtschaftliche Veränderungen, waren ein Auslöser dafür. Außerdem kamen zu den traditionellen Aktivitäten der Bundesstaaten auch viele neue dazu, wie zum Beispiel Venture Kapital Programme, Finanzierung für Start-up Businesses, internationale Marketing-Aktivitäten und Enterprise Zones. Ein weiterer wichtiger „Big Player“ in diesem Tätigkeitsfeld, der ab diesem Zeitpunkt mehr in den Vordergrund drängte, waren die Universitäten, die sich an der wachsenden Zahl von Science und Research Parks beteiligten.139 Auch unter der Clinton Administration änderte sich in dieser Hinsicht nicht viel. Der Focus wurde in dieser Zeit vornehmlich auf Empowerment Zones und Enterprise Community Programme gerichtet. Durch die einschneidenden Veränderungen der 80er Jahre wurde der Grundstein für eine komplette Neuorientierung der Finanzierung von Stadtentwicklungsprojekten gelegt. Aufgrund der stark rückläufigen nationalen Förderungen war die folgende Zeit geprägt vom wachsenden Image der unternehmerischen pro-aktiven Stadt und von einem hohen Maß an Eigenverantwortung und Selbstinitiative. Die Städte waren selbst dazu aufgerufen finanzielle Mittel für ihre Vorhaben zu lukrieren. Der Begriff der „unternehmerischen Stadt“ wurde ab diesem Zeitpunkt zu einem Schlagwort für die amerikanische Stadtentwicklung der jüngeren Zeit. 140 „Federal involvement in state and local economic development has declined sharply; federal grants and subsidies to states and localities have been dramatically 139 Vgl. Levy, 1990, S. 39 ff. 140 Vgl. Walzer/Jacobs, 1998, S. 21 ff. 84 reduced, forcing state and local governments to fend for themselves in an increasingly interdependent, global economy.”141 Privatwirtschaftliche Entscheidungen und öffentliche Aktivitäten sind oft eng miteinander verbunden. Beide beeinflussen die Chancen für eine Stadt und die ansässige Bevölkerung zu gleichen Maßen. Die lokale Regierung, kommunale Institutionen und die Privatwirtschaft sind essentielle Partner im Prozess des Economic Development.142 Aber Economic Development ist auch ein Bereich bei dem sehr starker Wettbewerb herrscht. Der Wettstreit um neue Firmenansiedelungen zwischen Städten, Regionen und Bundesstaaten ist enorm.143 Es gibt auch noch einen weiteren Aspekt des Wettbewerbs, denn oft existieren innerhalb von größeren Städten mehrere Organisationen, die sich mit ähnlichen Aktivitäten beschäftigen. Der Wettbewerb kann also auch innerhalb einer Stadt, zwischen verschiedenen politischen Ebenen oder zwischen „governmental“ und „non-governmental“ Organisationen entstehen.144 Das traditionelle Incentive-System der Unternehmensansiedelungen regte zusätzlich den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Städten an. Möglich war dies, wie bereits erwähnt, nur durch das Faktum, dass die Kommunen selbst über die Steuererleichterungen und Subventionen entscheiden konnten und kein einheitliches Steuersystem vorhanden war, das für alle Regionen gleiche Voraussetzungen schuf. Doch haben die verantwortlichen Organisationen in diesem Bereich viel dazu gelernt und so zeigt sich heute vielfach ein anderes Bild. „...governing the local political economy requires the public and private sector to work together. Each side possesses resources required by the other. The private sector needs government to provide a good business climate, physical infrastructure and services, and to assemble land for development. Government needs business to 141 Luke u.a., 1988, S. 225. 142 Vgl. Blakely, 1994, S. 52. 143 Vgl. Levy, 1990, S. 12. 144 Vgl. Levy, 1990, S. 13. 85 create jobs and provide revenue. In the world of politics, public officials need business leaders to contribute campaign money, public credibility, and lobbying at higher levels of government. Likewise, businesses need government contracts, regulatory relief, and cooperative officials who will facilitate their development plans with subsidies and incentives. Leaders in both sectors have found that they must plan and coordinate their activities or work at cross-purposes.”145 Heute wird die Privatwirtschaft wirklich als Partner in die Prozesse mit eingebunden und die Finanzierung der Aufgaben im Idealfall von beiden Seiten gemeinsam übernommen. Nur sieht der private Sektor meist keine Notwendigkeit kontinuierlich in langfristige Programme mit unsicherem Ergebnis einzuzahlen, sondern ist vielmehr bestrebt einzelne Projekte abzuwickeln und einen ganz konkreten Nutzen daraus zu ziehen. Dies führt schließlich zu dem heute vorherrschendem rein projektbezogenem System der Stadtentwicklung in den USA. Die Kooperationen werden einzeln und bis ins kleinste Detail vertraglich ausverhandelt und die wechselseitigen Verbindlichkeiten und Aufgaben genau festgelegt. Doch gerade bei dieser Aufgabenteilung verdeutlicht sich ein Problem. Denn die Privatwirtschaft ist mittlerweile in allen lokalen Entscheidungsinstanzen und Gremien vertreten und zeichnet sehr oft ein stark eigennütziges Bild der urbanen Entwicklungsvorstellungen. Der Einfluss ist hierbei schneller gewachsen, als der Grad an privatem Finanzmittel-Einsatz. So wird heute über die Mehrheit der Projekte von der Wirtschaft mitentschieden, jedoch noch immer ein Großteil durch öffentliche Gelder finanziert. Ein Kompetenz-Finanzierungsgleichgewicht ist nicht gegeben. Der Einfluss, gerade von großen bedeutenden Unternehmen, ist oft weit größer als ihr finanzieller Einsatz. Die überwiegende Mehrheit der Partnerschaften wird heute also rein projektbezogen gegründet, um ein spezielles Ziel zu verfolgen oder ein bestimmtes Vorhaben abzuwickeln. In dieser Vorgehensweise liegt auch ein weiteres Problem des amerikanischen Systems versteckt. Denn eine umfassende langfristige positive 145 Vogel, 1990, S. 111. 86 Stadtentwicklung kann auf diese Art und Weise wohl nur schwer erreicht werden. Der wahre Test der Effektivität solcher Partnerschaften ist nämlich der langfristige und nachhaltige Einfluss auf eine Stadt und ihre gesamte Bevölkerung. Außerdem wird die Gesamtkoordination noch durch die Vielzahl der vorhandenen Partnerschaften und Organisationen erschwert. Innerhalb einer Stadt existieren viele Kooperationen nebeneinander, denn es ist durchaus Usus, dass für jedes größere Projekt ein neues partnerschaftliches Konzept entwickelt wird und eine eigene Institution ins Leben gerufen wird. Stellt sich nun abschließend die Frage ob, die als wünschenswert proklamierten langfristigen Partnerschaften überhaupt wirklich notwendig und möglich sind, um langfristige Strukturen für eine positive Stadtentwicklung zu schaffen. Liegt die Verantwortung nicht allein bei den Economic Development Organisationen, durch die Wahl der richtigen Projekte und Partner die Umsetzung einer langfristigen Konzeption zu gewährleisten. Kann nicht auch die gewissenhafte Koordination und Abstimmung aller kurzlebigen Programme und Projekte zusammen, auf lange Sicht das angestrebte positive Ganze ergeben. Ist es nicht die Aufgabe der öffentlichen Institutionen, die Privatwirtschaft dazu anzuregen, gemeinsam neue Projekte zu iniziieren und sie damit auf den richtigen Weg zu leiten. Der ganzheitliche Ansatz darf bei all den einzelnen Projekten und der Vielzahl an Institutionen nicht aus den Augen verloren werden und muss oberste Priorität besitzen. Ein anderes wichtiges Problem stellt die starke Politisierung dieses Tätigkeitsbereichs dar. Nur sehr wenige Organisationen im Economic Development können eine Einflussnahme durch die lokale Politik und Regierung gering halten oder überhaupt vermeiden. Viele Organisationen bleiben überdies relativ passiv in ihrem Verhalten gegenüber den Politikern und akzeptieren jeglichen politischen Einfluss ohne Widerspruch. Als Alternative können die selben Organisationen aber auch versuchen, aktiv an den Prozessen teilzunehmen und sich stark und durchaus auch auf aggressive Art und Weise darin involvieren.146 146 Vgl. Gifford, 1986, S. 75. 87 Dieser Einfluss zeigt sich auch durch die oftmalige Besetzung der wichtigen Positionen in den Economic Development Organisationen nach politischen und nicht nach fachlichen Kriterien. Es gibt ohne Zweifel sehr viele hoch qualifizierte Professionisten in diesem Tätigkeitsfeld. Jedoch resultiert die Politisierung dieses Bereichs oft auch in der Präsenz von weniger oder ungeeigneten Entscheidungsträgern, deren Wissen um Stadtmarketing-Prozesse nicht ausreichend ist, um eine solche Tätigkeit zu erfüllen.147 Eine Tatsache, die dieses Problem noch verstärkt ist das in den USA vorherrschende Wahlsystem. Denn auf lokaler und regionaler Ebene finden die meisten Wahlen im Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Somit sind politische Persönlichkeiten noch stärker unter Druck, in nur sehr kurzer Zeit sichtbare Ergebnisse und Verbesserungen zu präsentieren. Dass dies jedem langfristigen Konzept und Planungshorizont von Stadtmarketing-Aktivitäten widerspricht, verlangt keiner weiteren Erklärung. Die wachsende Komplexität der internationalen Wirtschaft macht es zusätzlich erforderlich, dass Spezialisten und nicht Politiker für all diese Entwicklungsaktivitäten eingesetzt werden, welche ein besseres Verständnis für die lokale Wirtschaft, ihrer internen Verbindungen und ihrer Verbindung zur globalen Wirtschaft haben.148 3.3.6 Bevölkerungseinbindu ng Für die Langzeitplanung von Stadtmarketing-Aktivitäten und einer umfassenden Gesamtkonzeption ist die Bevölkerungseinbindung von enormer Bedeutung. Die rechtzeitige Festlegung und Koordination der übergeordneten Ziele steht in den USA eng mit zwei Schlagwörtern in Zusammenhang: „Leadership“ und „Visioning“. Diese Begriffe sind heute untrennbar mit der Absicht, einen breiten Konsens mit allen Akteuren einer Stadt zu erzielen, verbunden. Sinngemäß wird damit die Führung, Festlegung und Ausarbeitung von Zielen für den Stadtentwicklungsprozess, unter Einbeziehung aller Interessentengruppen bezeichnet. 147 Vgl. Levy, 1990, S. 13. 148 Vgl. Malizia/Feser, 1999, S. 5. 88 Die Einbindung der Bevölkerung spielt eine zentrale Rolle im Stadtmarketing, denn schließlich soll sie ja der Nutznießer der gesamten Entwicklung sein. Wichtig ist es bei dieser Thematik zu analysieren, wer in den Städten über zukünftige Entwicklungen und Ziele entscheidet und speziell, wie darüber entschieden wird. Viele Städte entwickeln im Abstand von mehreren Jahren immer wieder sogenannte Comprehensive Plans. Diese werden von Zeit zu Zeit, in Abhängigkeit von aktuellen Entwicklungen und veränderten Rahmenbedingungen, überarbeitet und adaptiert. Die Pläne sollen eine umfassende Übersicht geben, wie die zukünftige Entwicklung und das zukünftige Erscheinungsbild der Stadt sein sollen. Citizen Participation findet im amerikanischen System in vielerlei Hinsicht statt. Abgesehen von eher formalen Aufgaben wie öffentlichen Hearings oder Bevölkerungsbefragungen gibt es auch in den USA eine Vielzahl von Bereichen, wo die Bevölkerung, oder zumindest Teile daraus, auf eine sehr viel stärkere und interkommunikative, bis hin zu einer entscheidungsrelevanten Art und Weise in die Stadtmarketing-Prozesse involviert werden. Für Economic Development Organisationen besteht, durch die rechtzeitige Einbindung der Opposition, die Chance Konflikte zu minimieren. Ein Bürger Advisory Board zum Beispiel, mit prominenten Vertretern von lokalen Umweltorganisationen, kann solche Probleme bereits im Vorfeld lösen. Jedoch nicht nur die formalen Beziehungen zu anderen Gruppen sind von großer Bedeutung, sondern viel mehr sind es gerade die informellen Kontakte und Kommunikationswege, die erheblich zu einer positiven Gestaltung der Entwicklung beitragen.149 Zusammenarbeit, Entscheidungsbefugnisse, langfristige Einbindung und sogar Stimmrechte sind nicht Ausnahmen, sondern Teil einer sich wandelnden politischen Gesellschaft in den USA, die erkannt hat, dass es nicht nur der Privatwirtschaft alleine vorbehalten sein kann Leitbilder zu entwickeln. 149 Vgl. Levy, 1990, S. 16. 89 Sharp stellt drei unterschiedliche Gesichtspunkte dar, die auf Absichten und Werte von Bevölkerungseinbindung schließen lassen:150 Ø Erstens der erzieherische Wert, der durch Bevölkerungseinbindung im politischen Alltagsleben erzielt wird. Ø Zweitens die Absicht durch Bevölkerungseinbindung und Bürgerbeteiligungsprojekte das Interesse der Einwohner zu steigern und eine kooperatives Verhalten und auch eine gewisse Verantwortung zu fördern. Ø Drittens Bevölkerungseinbindung als Werkzeug für Politiker und Stadtregierung, um eine Zusammenarbeit und Zustimmung auf breiter Basis zu erlangen. „In large and small cities across America, citizens are participating in local governments’ affairs (…). On the cooperative side, they are serving on various municipal boards and commissions, participating in goal setting and planning exercises with city officials…”151 Leadership bezeichnet einen der wichtigsten Katalysatoren um zu verhindern, dass sich neue Aktivitäten contra-produktiv auswirken. Nicht nur um langfristiges wirtschaftliches Wachstum zu gewährleisten, sondern speziell auch um die Vielzahl von Akteuren in diesem Prozess zusammen zu führen. Dabei können LeadershipAktivitäten zwischen unterschiedlichen Regionen und Städten stark variieren.152 Die Hauptaufgaben bestehen, einerseits in der Hinführung auf die essentiellen Problembereiche und der Leitung aller Initiativen zur Bestimmung des zukünftigen Erscheinungsbildes der Stadt, und andererseits in der Filterung der im Laufe dieses Prozesses eingebrachten Ideen und Vorschläge. Ein Mission oder Vision Statement wird dazu verwendet, um die grundsätzlichen Ziele und Ausrichtung des Stadtmarketingprozesses festzulegen. Es handelt sich 150 Vgl. Sharp, 1990, S. 94. 151 Sharp, 1990, S. 73. 152 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 16. 90 dabei – genau wie im betriebswirtschaftlichen Marketing – sozusagen um den Grundgedanken und die grundsätzlichen Anliegen die erreicht werden sollen. Sie beschreiben den wünschenswerten und angestrebten Zustand, den die Organisation in der Zukunft erreichen will. Oft werden Vision Statements im Bereich Stadtmarketing eingesetzt, um die Ziele, Absichten und Wertvorstellungen einer Stadt zu formulieren. Einfacher gesagt, es geht um eine Richtungsvorgabe, die eine Stadt für die Zukunft einschlagen will. Früher wurden solche Statements nur von Unternehmen in der Wirtschaft eingesetzt. Heute ist es jedoch durchaus üblich, dass auch Städte und Regionen ihre zukünftigen Ziele und Erwartungen durch solche Mission und Vision Statements ausdrücken.153 “A community vision is a dream, an ideal. It is a detailed description of what people want their community to be in ten, 15, or 20 years. A vision is like painting a picture of what the ideal community will look like in the Future.”154 „Trough collaboration and consensus building, diverse sectors are brought together to determine what they want the community to be in the future.“155 Die Vision, auch Leitbild genannt, dient als Fokus für zukünftige Aktionen und Maßnahmen aller beteiligten Organisationen und Institutionen. Wichtig ist, dass beim Entstehungsprozess dieser Vision alle Teile der Bevölkerung einbezogen werden. Es soll ja schließlich ein positives Zukunftsszenario für alle Teile der ansässigen Bevölkerung entwickelt werden. Die Vorgehensweisen variieren stark, jedoch sind alle Ideenfindungsbemühungen geprägt von der Interaktion zwischen Regierung, Verwaltung, Bürgern und vielen anderen Interessentengruppen. Die Suche nach innovativen und kreativen Ideen und Lösungen für die bestehenden und die zukünftigen Probleme einer Stadt sind das Hauptanliegen. Die Beteiligung sollte aus möglichst allen Bereichen der Gesellschaft kommen. Beispiele hierfür wären: Landwirtschaft, Kunst und Kultur, Finanzbetriebe, Chamber of Commerce, Kirche, Erziehungswesen, Mittelbetriebe, Community medizinische 153 Vgl. Kemp, 1998, S. 66 f. 154 Ayres, 1996, S. 33. 155 Ayres, 1996, S. 21. Groups, Pensionisten, Einrichtungen, lokale Industrie, Politik, Klein- und Verbände und 91 Gewerkschaften, sonstige kommunale Vereine und natürlich auch aus den zuständigen öffentlichen und privaten Organisationen, den Economic Development Organisationen, Civic Organizations und State Government. Grundsätzlich bleibt es aber fraglich, ob es wirklich gelingen kann alle Gruppen der Bevölkerung in diese Prozesse einzubinden. Werden wiederum nur ausgewählte Gruppen zur Bestimmung der zukünftigen Ziele herangezogen steht man vor einem weitreichenden Selektionsproblem wer teilnehmen darf und wer nicht. Allgemein kann behauptet werden, dass die Einbindung im Stadion von Visioning Projekten durchwegs positiv und erfolgreich verläuft. Im späteren Prozess der konkreten Projektplanung und Abwicklung sieht die Bilanz bei weitem nicht mehr so positiv aus. Wenn es an die Umsetzung und Gestaltung von einzelnen Projekten und Programmen geht, wird der Einfluss der breiten Bevölkerungsmasse auf ein Minimum beschränkt. Auf den Boards der Organisationen, wo die wirklichen Entscheidungen getroffen werden und die umfangreichen Kompetenzen angesiedelt sind, finden sich dann nur mehr die Vertreter der großen und einflussreichen Unternehmen, gemeinsam mit der lokalen Politik und den Economic Development Professionisten vertreten. Bei den amerikanischen Organisationsstrukturen mit denen ich mich im Zuge meiner Fallstudien eingehender beschäftigt habe fiel immer wieder auf, dass gerade im Bereich der Einbeziehung des lokalen Mittel- und Kleinunternehmertums und ihrer Interessensvertretungen ein Defizit bestand. 3.3.7 Einbeziehung weniger lukrativer Bereiche und sozialer Komponenten Die soziale Komponente ist ein Themenbereich, den ich versucht habe bei all den vorangegangenen Kapiteln nicht aus dem Blickwinkel zu verlieren. Denn soziale Belange sind ebenfalls Inhalt von vielen Stadtmarketing-Konzeptionen, oder sollten zumindest Teil davon sein. Die Frage, ob in den USA trotz der oft reinen Gewinnorientierung und der Stärke von Privatwirtschaft und Finanziers nicht auf Verbesserungen in sozialen und weniger lukrativen Bereichen vergessen wird, ist schwierig zu beantworten. 92 Theoretisch sind soziale Aufgaben im Bereich des Economic Development sehr wohl tief verwurzelt. Viele Projekte und Programme wurden gerade aus solchen Überlegungen und aus sozialer Notwendigkeit heraus ins Leben gerufen. Soziale Gerechtigkeit und Ausgewogenheit bilden eine der Grundfesten vieler Economic Development Ansätze. Jedoch kommt es nur darauf an, wie gut die Umsetzung der theoretischen Zielsetzungen in die Praxis funktioniert. Eine rein wirtschaftliche Orientierung, die dem amerikanischen System sehr oft, gerade aus europäischer Sicht vorgeworfen wird, ist in den theoretischen Konzepten so nicht explizit definiert. „It is concerned only with the creation of wealth.” 156 Economic Development hat also nur die Wohlstandsbildung einer Stadt und ihrer Bewohner zum Ziel. Soziales Ziel ist es die lokale Wirtschaft so gut wie möglich zu diversifizieren um Anstellungsmöglichkeiten für die vorhandene Bevölkerung zu schaffen.157 Insbesondere Gelder aus dem CDBG Fond sind zweckgebunden einzusetzen, um eine Verbesserung der Position sozial schwacher und benachteiligter Gruppen der Bevölkerung zu erreichen und nicht um allgemeine Economic Development Projekte zu finanzieren. 158 In der langen Geschichte des Economic Development hat die überwiegende Mehrheit der traditionellen Programme und Projekte ihren eigentlichen Zweck verfehlt und keinen wesentlichen Nutzen für jene Teile der Bevölkerung gebracht, welche die Hauptadressaten der Programme darstellten. Es wurden in erster Linie reine Anreizsysteme und Wettkämpfe um Betriebsansiedelungen geschaffen, in denen sehr viele Steuergelder vernichtet wurden, ohne dass sich die Ausgaben, auch nicht über einen langen Zeitraum hinweg amortisierten. Besonders bei den Revitalisierungsprojekten der Innenstädte wurde anfänglich auf die eigentliche Zielsetzung vergessen. Der soziale Aspekt wurde zugunsten von Central Business Districts, Stadtverschönerungsprogrammen, Tourismus und 156 LaMore, 1991, S. 295 f. 157 Vgl. Blakely, 1994, S. 81. 158 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 184. 93 Firmenansiedelungen vernachlässigt. Doch hat sich in der jüngeren Vergangenheit der Beginn einer langsamen Trendwende abgezeichnet und die Städte erinnerten sich zunehmend auch ihrer sozialen Verpflichtungen. Heute werden vermehrt auch soziale Programme gestartet, die von Theorie und Lehre im Economic Development schon seit Jahrzehnten vehement gefordert werden. So wächst das Bewusstsein, dass gerade in den Innenstädten nicht nur der Tourismus und die Headquarters der großen internationalen Unternehmen das einzige Anliegen sein können, sondern zuerst die verheerenden Zustände der unzähligen Underclass und Extreme Poverty Neighborhoods verbessert werden müssen, damit die Innenstädte auch wieder als Wohnraum an Attraktivität gewinnen. Besonders viele Organisationen im Bereich von Community und Neighborhood Development machten sich in den letzten Jahren die Lösung sozialer Probleme zur Hauptaufgabe. Die heute existierenden Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Tätigkeitsfeldern ab. Dazu gehören unter anderem Programme zur Unterstützung von Minderheiten, Armutsbekämpfung, sozial schwache Wohnbezirke, Behinderten-, Alten- und Kinderbetreuung, alleinerziehende Mütter, Schulungsprogramme, Arbeitslosigkeit, etc. Jedoch vollzieht sich der Wandel und die Bewusstseinsbildung nur sehr langsam. Auch gibt es in Bezug auf soziale Komponenten der Economic Development Programme sehr große regionale Unterschiede. Viele traditionell vorgehende Städte haben bis heute die Einbindung sozialer Aufgaben nicht als notwendig oder sinnvoll erachtet, obwohl dies eines der Hauptanliegen für eine positive Stadtentwicklung sein sollte. Denn es soll ja schließlich ein attraktiver Lebensraum für alle Teile der ansässigen Bevölkerung geschaffen werden. In der derzeitigen Situation lassen sich viele gute Ansätze erkennen. Ein wirklicher Durchbruch in diesem Bereich wird allerdings noch weiter auf sich warten lassen. 94 3.3.8 Die Rolle von Verbänd en Fraglich ist ebenfalls, ob neben der scheinbar übermächtigen Rolle der Privatwirtschaft noch Platz bleibt für andere Verbände, Kammern und Vereine, um an den Stadtmarketing-Prozessen und den Economic Development Entscheidungen teilzunehmen. Grundsätzlich kann bemerkt werden, dass die Position von Verbänden, Kammern und Gewerkschaften in den USA bei weitem nicht so gefestigt ist wie in Österreich. Der Einfluss ist weit beschränkter und die Institutionen sind auch nicht so gut organisiert. In vielen Sektoren ist die Mitgliedschaft und Anhängerschaft solcher Institutionen, gemessen an den Bevölkerungs- und Einwohnerzahlen relativ gering. Die Privatwirtschaft ist in den Economic Development Prozessen und in den entscheidenden Gremien viel stärker vertreten und es bleibt oft kein Platz für andere Verbände, die nicht über so gute und gewichtige Lobbys verfügen. Auf den Boards finden sich daher nur äußerst selten, oder nur in besonderen Angelegenheiten, Vertreter der Verbände, Gewerkschaften, Kammern und anderer Interessensvertretungen. In der mir zur Verfügung stehenden Literatur und den theoretischen Konzepten konnte ich nirgends ein Indiz dafür finden, dass die unterschiedlichen Verbände auch nur in irgend einer Form an den Stadtentwicklungsprojekten beteiligt sind. Anders verhält sich dieses Phänomen einzig bei der Einbindung und dem Einfluss der Chamber of Commerce. Prinzipiell ist diese Institution ähnlich aufgebaut und finanziert wie die Wirtschaftskammer in Österreich. Auch das primäre Ziel, die Förderung der lokalen Betriebe und Unternehmungen ist äquivalent. Die Gelder, die ihr zur Verfügung stehen, werden gleichermaßen über die Mitgliedschaft der privaten Wirtschaftsunternehmen lukriert. Die Chamber of Commerce ist die einzige Organisation, die sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis häufig mit den Aufgaben und Projekten im Economic Development in Verbindung gebracht wird. Sie tritt oft als Partner der lokalen Regierung und Verwaltung bei Entwicklungsprojekten und Förderprogrammen in den Vordergrund. Die Beteiligung in den einzelnen PublicPrivate Partnerships variiert stark in Abhängigkeit von Form und Zweck der Projekte. Wirklich unabhängig und selbständig agiert diese Institution aber auch nur in 95 wenigen klassischen Bereichen wie zum Beispiel Tourismuswerbung, Conventions, Marketing und Standortinformationen. Ansonsten arbeitet sie eng mit Economic und Community Development Organisationen zusammen. Wobei die führende Aufgabe bei den Projekten meist bei den Economic Development Institutionen bleibt und die Chamber of Commerce nur als Partner und Mit-Entscheider in die Prozesse einbezogen wird. Oft existiert auch ein Conventions’ and Tourism Bureau, dass im direkten Verfügungsbereich der Chamber of Commerce angesiedelt ist, welches ebenfalls als Zweigstelle mit eigenen Aufgaben der Stadtwerbung und Messeveranstaltungen betraut wird. 3.4 Zukünftige Aussich ten und Resümee Aus all den vorangegangenen Kapiteln geht hervor, dass es sich beim Stadtmarketing in den USA und seinen vielen verschiedenen Ausprägungen, unter anderem in Form von Economic, Community und Neighborhood Development, um einen der wichtigsten, aber auch einen der problembehaftetsten Aufgabenbereiche im amerikanischen Stadtentwicklungsprozess handelt. Die Loslösung von veralteten Strukturen ist in vielen Bereichen und Regionen noch lange nicht vollständig erfolgt. Viel zu oft hängen konservative Anhänger und Professionisten dieses Betätigungsfeldes noch an überholten und heute als unpassend erscheinenden Vorgehensweisen. Die Abschaffung des klassischen Incentive Systems zur Ansiedelung neuer Unternehmen, muss oberste Priorität haben. Das politische Umfeld und die veränderten Rahmenbedingungen waren für die historische Weiterentwicklung der konzeptuellen Grundlagen von großer Bedeutung. Vor dem Hintergrund der umfangreichen Probleme heutiger amerikanischer Städte und ihren besonderen Stadtstrukturen war die Änderung des Fokus im Stadtentwicklungsprozess von außergewöhnlicher Wichtigkeit. Die Erkenntnis, dass ein Umschwenken auf eine Entwicklung der Städte von innen heraus, durch die Stärkung des internen Potentials, viel nützlicher für den 96 Stadtentwicklungsprozess sei, war einer der größten Fortschritte in diesem Aufgabenbereich. Denn eine reine finanzielle Anreiz-Vergabe und das Ansiedeln einzelner, großer Betriebe können sicherlich nicht alleine den Wohlstand und die langfristige positive Entwicklung einer Stadt gewährleisten. Economic Developers haben erkannt, dass sie nichts anderes als Geiseln der starken globalen Wirtschaftskräfte sind. Denn sie können zwar alles Mögliche dafür tun, um wichtige lokale Betriebe wettbewerbsfähig zu erhalten, aber sie können trotzdem nicht die Märkte kontrollieren. In der heutigen schnelllebigen Zeit der globalen Wirtschaft ist es für eine Stadt unmöglich neue Arbeitsplätze über Economic Development Aktivitäten zu erkaufen. Kein einzelner Betrieb oder keine Fabrik können einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg für eine Stadt garantieren. Nur wenn in die wirtschaftliche Infrastruktur, die Bevölkerung, die Stadt und ihre Netzwerke gleichermaßen investiert wird, haben amerikanische Städte eine Chance auf dem internationalen Markt im 21. Jahrhundert langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.159 Insbesondere die Leadership-Fähigkeiten werden in den nächsten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewinnen. Strategisches Management in einem so komplexen Netzwerk von Akteuren und Organisationen erfordert in hohem Maße Fähigkeiten im Bereich von katalytischem Denken und Handeln. Die relevanten Voraussetzungen beinhalten unter anderem die Fähigkeit als Erleichterer und Katalysator im Planungs- und Implementierungsprozess aufzutreten, die Fähigkeit unterschiedlichste Interessentengruppen mit ihren diversen, oft konkurrierenden und konfliktären Absichten und Zielen zusammenzubringen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Weiters beinhalten sie die Fähigkeit Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Beteiligten bezüglich ihrer Ziele, Werte, Perspektiven und Möglichkeiten hervorzukehren. Zusammenfassend kann also gesagt werden, die notwendigen Voraussetzungen für die Zukunft basieren auf dem richtigen Mix an humanen, konzeptuellen und technischen Fähigkeiten.160 159 Vgl. Partners for Livable Communities, 2000, S. 83. 160 Vgl. Luke u.a., 1988, S. 228 ff. 97 In Zukunft wird es ebenfalls wichtig sein, nicht den Überblick über die Vielzahl an projektbezogenen Organisationen, Institutionen, öffentlich-privaten Partnerschaften und Kooperationen zu verlieren, die das amerikanische Stadtmarketing-System auszeichnen. Daher muss eine zentrale Koordinationsstelle bzw. Organisation – in den meisten Fällen wahrscheinlich in Form eines Economic Development Departments – versuchen, die Gesamtkonzeption im Auge zu behalten und alle einzelnen Projekte langfristig darauf abzustimmen. Die institutionelle Neuorientierung der letzten Jahre wird auch weiterhin eine tragende Rolle spielen, um auf die komplexen Probleme amerikanischer Städte die richtige Antwort zu finden. Die heutigen Organisationen sind in ihrer überwiegenden Mehrheit im nahen Verfügungsbereich der öffentlichen Institutionen und der Stadtverwaltung angesiedelt. Es ist auffallend, dass der Trend eindeutig in die Richtung von Kooperationen unter öffentlicher Führung und mit öffentlichen Entscheidungs- und Kontrollkompetenzen geht. Nur in seltenen Ausnahmefällen werden Vorhaben wirklich an private Organisationen ausgelagert. In der Regel werden rein private Institutionen mit Spezialwissen dieses Sektors nur zu Beratungszwecken herangezogen, oder in einer ähnlichen Funktion in die Projekte eingebunden. Autoritäts- und Kontrollfunktionen werden jedoch auch in nächster Zeit nie ganz aus der öffentlichen Hand gegeben werden. Dem partnerschaftlichen Agieren, nicht nur zwischen privaten und öffentlichen Einrichtungen, sondern auch zwischen benachbarten Städten und Regionen, wird in den nächsten Jahren noch mehr Interesse beigemessen werden. Das Hauptaugenmerk wird nicht mehr auf Wettbewerb, sondern auf gemeinsame Interessensvertretung und Koordination gerichtet sein müssen. Kooperation und Zusammenarbeit wird der Schlüssel zum Erfolg für die Zukunft sein. „Early in the twentieth century, many small- and medium-sized communities could view themselves as isolated and independent(…) At the millennium, however, no American community can afford to view itself as an island. Even small communities in rural areas have come to recognize that regional approaches are required to maintain economic competitiveness and ecological health. In the twenty-first century, 98 the notion of communities in combination with one another – rather than cities or towns in isolation – will define the American urban and suburban landscape.”161 Die spezielle Organisationsform der Public-Private Partnerships ist heute und wird auch in den nächsten Jahren von ungebrochener Bedeutung für das amerikanische Stadtentwicklungssystem sein. Denn ein flexibles, anpassungsfähiges, institutionelles Instrument, um besser auf die sich immer schneller ändernden Rahmenbedingungen eingehen zu können, wird nicht nur im US Stadtmarketing dringend erforderlich sein. Nur jene Kooperationen, die private und öffentliche Bereiche zu gleichen Teilen berücksichtigen, haben wirklich eine Zukunft. „There is no question that partnerships will be even more important in local economic development activities in the future precisely because they are flexible enough to meet the challenge of rapid change.”162 „Over time and across communities, partnerships will significantly affect the types of interests and organizations that will be active in local economic development as well as the symbols and values seen as legitimate in economic development policy processes.”163 In der Theorie zur gesamten Thematik über Stadtmarketing in den USA sieht es heute beinahe so aus, als ob für die meisten Problembereiche schon die passenden Lösungen, Strategien und Programme vorhanden wären. Ob dieser Anschein nur trügt, oder ob es in der Praxis tatsächlich auch so aussieht ist die Frage, die im folgenden durch eine Auswahl an Fallstudien und Projekte – die ich im Zuge meines Forschungsaufenthaltes in den USA durchgeführt habe – beantwortet werden soll. 161 Partners for Livable Communities, 2000, S. 101. 162 Walzer/Jacobs, 1998, S. 16. 163 Walzer/Jacobs, 1998, S. 38. 99 4 PRAXIS-TEIL In diesem praxisbezogenen Teil meiner Arbeit möchte ich darstellen, wie unterschiedliche Städte mit der Thematik des Stadtmarketing und ihren vielseitigen Problemen in der Realität umgehen. Planziel war es, in fünf Städten im Bundesstaat Illinois, detaillierte Fallstudien über die vorhandenen Strukturen, Organisationsformen, Vorgehensweisen, Projekte und speziellen Problembereiche zu unternehmen. Zentrales Erhebungsinstrument waren dabei die ExpertenInterviews mit führenden Persönlichkeiten aus diesem Fachbereich, um einen Einblick in die tatsächliche Praxis im amerikanischen Stadtmarketing zu gewinnen. Im Laufe der Beschäftigung mit diesem Thema musste ich immer wieder erkennen, dass Theorie und Praxis oft sehr getrennte Wege beschreiten. Denn meiner Meinung nach ist die Praxis oft viel schneller bei der Entwicklung neuer Ideen und Möglichkeiten. 4.1 Experten-Interview s 4.1.1 Begründung der regio nalen Auswahl Es ist mir bei meinen Fallstudien als sinnvoll erschienen, mich nur auf Städte des Bundesstaates Illinois zu beschränken, um einen umfassenden Überblick über verschiedene Vorgehensweisen innerhalb einer Region zu bekommen. Zumal meine Beschäftigung mit diesen Städten im vorhinein bereits ergeben hat, dass nicht alle nach den selben theoretischen Ansätzen und Konzepten vorgehen und durchaus Unterschiede in der Organisationsstruktur, den praktischen Vorgehensweisen und der Implementierung existieren. Andererseits beruht diese Konzentration auf meinem eingeschränkten Aktionsradius vor Ort, denn alleine der Bundesstaat Illinois ist flächenmäßig beinahe doppelt so groß wie Österreich. Im weiteren Verlauf habe ich fünf konkrete Städte in Central Illinois, in einer Größenordnung zwischen 35.000 und 115.000 Einwohner ausgewählt, um eine Vergleichbarkeit mit österreichischen Dimensionen zu gewährleisten. 80.000 60.000 40.000 100 20.000 0 Peo. Spr. Dec. Cha. Urb. Bevölkerungszahlen Städte-Auswahl zur Fallstudien-Analyse: PEORIA 113.500 Einwohner SPRINGFIELD (BundesHauptstadt von Illinois) URBANA 105.220 Einwohner (DECATUR) 83.885 Einwohner CHAMPAIGN 63.500 Einwohner 36.340 Einwohner Abbildung 12: Bevölkerungszahlen 164 Leider kamen, trotz oftmaliger Versuche, die Interviews in Decatur, aus Zeitmangel der betreffenden Interview-Partner nicht zustande. Ohne Gespräche mit den zuständigen Professionisten ist eine fundierte Untersuchung jedoch nicht möglich und daher wird im Folgenden nur auf die übrigen vier Städte Bezug genommen. Zu beachten ist ebenfalls, dass sich die Bevölkerungszahlen nur auf das direkte Stadtgebiet beziehen. Manche dieser Städte haben außerdem noch Einzugsgebiete und unmittelbar zugehöriges Umland von bis zu 100.000 Einwohnern. All diese Städte sind durch unterschiedliche Systeme, differierende Standortvorteile und ungleiche Rahmenbedingungen geprägt und garantieren auch somit den qualitativ hochwertigen Querschnitt meiner Analyse. Von einer typischen Universitätsstadt mit hoher Lebensqualität und technologie-bezogener Wirtschafts-Basis, bis hin zu einem vornehmlich industrie-orientierten Wirtschaftsstandort spannt sich die Bandbreite der Selektion. Es handelt sich auch ganz bewusst um Städte, die einen Vergleich mit österreichischen Städten, ihrer Größe, ihren Strukturen und ihren Projektdimensionen zulassen. Denn es würde in diesem Zusammenhang schließlich wenig Sinn machen, sich mit einer Großstadt wie Chicago zu beschäftigen. 164 Quelle: Volkszählung von 1990 101 Aus all diesen genannten Gründen, ist eine genaue Analyse dieses ausgewählten Gebiets durchaus sinnvoll, aufschlussreich und legitim. Lage der untersuchten Städte in Illinois 102 Abbildung 13: Lage der untersuchten Städte in Illinois 165 Folgende Gesprächspartner stellten mir im Rahmen der Erhebungen umfassendes Informationsmaterial zur Verfügung und waren zu umfangreichen Gesprächen bereit. 165 Quelle: http://www.siteatlas.com/Maps/Maps/IL1.htm [21.06.2003] 103 Interview-Partner und Kontaktadressen vor Ort: City of Champaign: Craig ROST Deputy City Manager for Development 102 North Neil Street, Champaign, IL 61801. www.city.champaign.il.us City of Urbana: Bruce K. WALDEN Chief Administrative Officer 400 South Vine Street, Urbana, IL 61801-0219. www.city.urbana.il.us City of Peoria: David G. DOBSON Director of Economic Development 419 Fulton Street, Peoria, IL 61602. www.ci.peoria.il.us City of Springfield: Norm SIMS Director of the Office of Planning & Economic Development 231 South Sixth Street, Springfield, IL 62701-1502. www.springfield.il.us Abbildung 14: Interview-Partner und Kontaktadressen 104 4.1.2 Fragebogen – Gesprä chsleitfaden Übergeordnetes Ziel war wie gesagt die umfassende Analyse der unterschiedlichen Stadtmarketing-Organisationen und ihrer Projekte, anhand von fundierten ExpertenInterviews. Durch den Versuch der Beschreibung unterschiedlicher Arbeitsweisen, erhoffte ich mir nützliche und aufschlussreiche Informationen, für eine weitere praxisbezogene Beschäftigung mit dieser Thematik. Das Hauptaugenmerk der Interviews lag auf folgenden Themenschwerpunkten: Ø Form der Organisationen und ihre Strukturen (Public, Public-Private, Private), Ø Probleme der Städte, Ø Wettbewerb zwischen Städten und Regionen, Ø Stadtentwicklungskonzepte, Ziele und Programme, Ø Projekte, Ø Akteure (alle involvierten Parteien), Ø Durchführung und Finanzierung, Ø Soziale Komponente, Ø Einfluss der lokalen Regierung, Verwaltung und Politik, Ø Generelle nationale und bundesstaatliche Normen und Strategien, Ø Zeitrahmen der Projekte und Aktivitäten, Ø Messbare Resultate und zukünftige Erwartungen. Bei den Interviews handelte es sich um eine qualitative Erhebung in Form von mündlichen Befragungen, anhand eines detaillierten Gesprächsleitfadens. Jeder Fragebogen wurde im vorhinein, speziell auf die betreffende Stadt, ihre Besonderheiten und die dort gerade aktuellen Projekte abgestimmt. Ich entschied mich für die Form der qualitativen Umfrage, aus dem alleinigen Grund, dass man durch diese Methode viel genauere Informationen erhält, als bei voll standardisierten, quantitativen Erhebungsverfahren, bei denen die Rücklaufquote erfahrungsgemäß sehr gering ist. In diesem speziellen Fall, wo die Erlangung von einführenden Erkenntnissen, Grundlagen und Basiswissen die primäre Absicht war, bot sich diese Form der Daten- und Informationsgewinnung besonders an. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, während des Gesprächs auf interessante Details und 105 Aspekte schnell zu reagieren und genauer darauf einzugehen. Außerdem lässt ein qualitatives Erhebungsinstrument viel mehr Flexibilität zu, um die neu gewonnenen Erkenntnisse in die noch folgenden Gespräche einbauen zu können. Die Aussagekraft der Informationen bei quantitativen, schriftlichen Studien ist überdies bei weitem nicht so stark, wie bei einem teilstandardisierten Fragenkatalog, mit offenen Antwortkategorien und flexibel gestaltbarem Ablauf. Ferner war es mir ein besonderes Anliegen, die wirklich einflussreichen und entscheidungstreffenden Führungspersonen, der diversen Organisationen, für mich als Gesprächspartner zu gewinnen, denn nur sie verfügen über ein umfassendes Gesamtwissen und haben Zugang zu allen Informationen und Ressourcen. Bei schriftlichen Befragungen ist hingegen nicht gewährleistet, dass wirklich diejenige Person den Fragebogen beantwortet, an die er adressiert ist. Die Gesprächsdauer variierte zwischen 45 Minuten und 1 ½ Stunden, was für Interviews mit Experten auf dieser Ebene durchaus eine ganz beachtliche Länge ist. Ich persönlich führe diese Bereitschaft darauf zurück, dass es in den USA eine ganz andere Einstellung zu universitärer Forschung und einen viel gehobeneren Stellenwert dafür gibt, als in Österreich. Der folgende Gesprächsleitfaden (Abbildung 15) bildete die Grundlage für alle Interviews. Es handelt sich dabei nur um Basis-Fragenkomplexe, die gesondert auf die speziellen Rahmenbedingungen und vorhandenen Projekte der einzelnen Untersuchungsstädte abgestimmt wurden.166 166 Die vollständig transkribierten Interviews befinden sich im Anhang dieser Arbeit. 106 Interview-Fragebogen: 1. What is your job in this organisation? 2. How is this organisation structured? (public, semi-public, private-public, private)? 3. Is this the only organisation in the city that deals with Urban Economic and/or Community Development? 4. What are the biggest problems what your city is currently facing at? 5. Is there a strong competition with the other cities of this region (in fields like business, inhabitants, tourism,…)? a. What are the advantages or disadvantages of your city in comparison to the other competitors? b. Is there any “unique selling proposition” of your town? If yes, which one? 6. What is the urban development concept of your town (and/or your organisation)? 7. What primary city development goals/programs does your city/organisation pursue? 8. How are these goals translated into action? (With which activities?) a. Who finances the individual projects? 9. Are there also projects for improvements in social and less profitable fields? 10. What participants/organisations are involved in the urban development process? a. How strong is the influence of the private sector and the industry on form and shape of individual projects? b. How important are chambers of commerce, professional associations 107 and other organizations? c. Are inhabitants or citizens-representatives involved in the city development projects? d. Do all these groups have the right of participation in decision making? 11. What influence does have the local politics on the urban development projects? 12. Are there any general norms or strategies from organisations on federal- or state-level in the field of urban development that you have to fulfil? 13. Who finances your organisation? 14. Do you think that your concept can create long-term, comprehensive structures for a positive city development? a. Are most of these projects more short-term or long-term projects? (Perhaps for reasons of the political system?) 15. Are there any measurable results on successes or failures of activities in the field of city development? 16. What do you think is the optimal organisational structure of an urban development organisation (regarding costs, benefits, organisation, flexibility,…)? And: Where do you see realistic possibilities for improvements in your organisation? 17. What future trends do you expect in the field of comprehensive city development? Abbildung 15: Interview-Gesprächsleitfaden 108 4.1.3 Durchführung Die Durchführung der Fallstudien und Interviews fand in den Monaten Oktober und November 2001 statt. Nach der Kontaktaufnahme mit den einzelnen Städten über die University of Illinois und den Zusagen der konkreten Gesprächspartner habe ich versucht, mich bestmöglich auf die einzelnen Termine vorzubereiten. Um ein gewisses Maß an Vorwissen über die Projekte und Vorgehensweisen in die Interviews mitzubringen, habe ich mich in einem ersten Schritt mit den via Internet erhältlichen Informationen zu den einzelnen Städten eingehend befasst. In einem zweiten Schritt habe ich alle Städte vor den jeweiligen Gesprächen bereist, um eine Begutachtung der Situation und der Rahmenbedingungen vor Ort zu unternehmen. Erst der dritte Schritt beinhaltete die eigentliche Durchführung der ExpertenInterviews mit den Vertretern der diversen Organisationen. Nach Abschluss der Gespräche erfolgte eine erste Auswertung und Nachbearbeitung vor Ort, um die neuen Erkenntnisse in die noch folgenden Befragungen einbauen zu können. Die detaillierte Auswertung der gesammelten Daten, das Aufbereiten der Informationen, das Transkribieren und eine umfangreiche Analyse dieser Erkenntnisse erfolgte wiederum in Österreich. 4.2 Fallstudien 4.2.1 Fallstudien-Selektion Bei der Auswahl der einzelnen Fallstudienprojekte tat sich das Problem auf, dass nicht alle untersuchten Städte die gleichen Projekte zur selben Zeit durchführten. Somit ist ein direkter Vergleich oft nicht möglich. Ich habe dieses Problem insofern gelöst, dass ich mich in einem ersten Arbeitsschritt rein auf eine Analyse der Organisationen, ihrer Strukturen und Vorgehensweisen konzentriert habe. Erst im Folgenden habe ich dann ein konkretes und aktuelles Projekt pro Stadt ausgewählt, das auch für österreichische Stadtmarketing-Aktivitäten von Bedeutung und Interesse ist und dieses einer genaueren Betrachtung unterzogen. 109 4.2.2 Erläuterung der Organ isationsstrukturen und ausgewählter Projekte 4.2.2.1 City of Champaign Die Stadt Champaign ist geprägt durch eine Organisations- und Verwaltungsform, die eher eng an den Verwaltungsapparat gekoppelt ist. Das Economic Development Department ist ein integraler Bestandteil der Organisationsstruktur der Stadtverwaltung. Es liegt hier also ein institutioneller Economic Development Ansatz vor, der durchaus als traditionell bezeichnet werden kann. Formal handelt es sich bei diesem Regierungssystem um eine Struktur, die sich „Council-City Manager Formal Government“ nennt. Das City Manager Office ist in zwei Abteilungen gegliedert. City Manager’s office: Ø Community Relations Department: Zu den primären Aufgaben dieser Abteilung gehören unter anderem: Community Development Aktivitäten, Human Relations, Diskriminierungsprobleme, Equal opportunities, etc. Ø Economic Development Department: Diese Abteilung erfüllt in erster Linie Aufgaben wie: Economic Development Initiativen und Aktivitäten, Kommunikation mit privaten Organisationen, Koordination und Abwicklung der Projekte, etc. Außerdem verfügt die Stadt über ein separates Planning Department, mit einer internen Zweiteilung in eine „Current planning division“ und eine „Advanced planning division“, die unter anderem mit der Erstellung eines umfassenden Comprehensive Plans betraut sind. Überdies existiert ein eigenes „Neighborhood Service Department”, das sich überwiegend mit Neighborhood Development Aufgaben, Leadership-Aktivitäten, der Umsetzung eines umfassenden Neighborhood Wellness Action Plans, der Koordination und Problemlösung einzelner Bezirke und Nachbarschaften, der Organisation von Nachbarschaftsgruppen und mit kleineren Förderungs- und Subventionsprogrammen beschäftigt. 110 Obwohl das Economic Development Department ein fixer Bestandteil der öffentlichen Verwaltungsstruktur ist, werden von dieser Abteilung eine Vielzahl von Projekten und Public-Private Partnerships betreut, bei denen auch unterschiedliche private Akteure und andere Organisationen in die Entwicklung und Durchführung miteinbezogen werden. Zu den wichtigsten und längerfristigen, partnerschaftlich geführten Organisationen, die eigenverantwortlich agieren und auftreten, gehören auch die Folgenden. Organisationen, mit denen regelmäßige Interaktionen stattfinden: Ø Die Champaign County Economic Development Corporation: Hierbei handelt es sich um eine Economic Development Institution, die in Form einer NonprofitOrganisation, mit der Stadt als Hauptsponsor (ca. 80% der Finanzmittel sind öffentliche Gelder) geführt wird. Neben der Stadt sind die lokale Chamber of Commerce und das Champaign County Convention and Visitors’ Bureau als Akteure ein fixer Bestandteil in dieser Organisation. Erwähnenswert ist vielleicht am Rande, dass auch die University of Illinois einer der Partner in dieser Kooperation ist und sogar finanzielle Mittel dafür bereitstellt. Zu den wichtigsten Zielsetzungen dieser Organisation gehören, die Koordination vereinter Aktivitäten, die Promotion und Vermarktung der Stadt und des Umlandes, Leadership-Aktivitäten, Förderung von regionalem Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen, One-stop Shop Programme, die Aufrechterhaltung von Beziehungen zur Privatwirtschaft und regionalen Projektfirmen, Business Development und ganz konkret, die spezielle Förderung und Entwicklung des Willard-Airport in Champaign, als zentralem Verkehrsknotenpunkt. Diese Kooperation organisiert und unternimmt die kompletten MarketingAktivitäten der Champaign County Alliance. Sie besitzt ein eigenes Entscheidungsgremium und unterhält eine umfangreiche Informationsdatenbank über die gesamte Region. Einige der gängigen Programme, die durch die Champaign County Economic Development Corporation initiiert wurden, sind TIFDistricts, Street-Scape Programs, Redevelopment Incentive Programs (RIP- 111 Grants) und diverse Public-Private Partnerships für Innenstadt- und Infrastrukturprojekte. Ø Die Champaign County Chamber of Commerce: Die Chamber of Commerce steht der Stadt bei der Abwicklung von unterschiedlichen StadtmarketingAufgaben in vielerlei Hinsicht als Projektpartner zur Seite. Ø Das Champaign Convention and Visitors’ Bureau: Besonders bei Tätigkeiten in den Bereichen Tourismus, Veranstaltungen und der Organisation von Events tritt das Convention and Visitors’ Bureau als Partner der Stadtverwaltung auf. Ø Die Champaign County Alliance: Diese Dachorganisation zur Förderung der Entwicklung der gesamten Region wird in der nachfolgenden Projektstudie eingehend beschrieben. Ø Unterschiedlichste projekt-bezogene Public-Private Partnerships. Projektstudie – Champaign: Die Champaign County Alliance Bei dieser Institution handelt es sich um eine übergeordnete, alle anderen SubOrganisationen überragende Dachorganisation. Sie ist ebenfalls auf Nonprofit-Basis gegründet und hat die Vermarktung der Stadt und des Umlandes als gesamte homogene Einheit bzw. Region zur obersten Aufgabe. Diese Allianz kontrolliert die Budgets und umfassenden Zielsetzungen aller untergeordneten Organisationen, also der Champaign County Economic Development Corporation, des Champaign County Convention and Visitors’ Bureau und der Champaign County Chamber of Commerce. Wichtigster Entstehungsgrund für diese Organisation war die Aufgabe der Anziehung von privatem Investment. Jedoch wurden nur die großen und einflussreichen Unternehmen mit ins Boot geholt. Auf die breite Mittelschicht an Klein- und Mittelbetrieben, die eine wirtschaftlich gesunde Diversifikation gewährleisten, wurde dabei vergessen. Es existiert in diesem speziellen Fall also eine Einbindung und Berücksichtigung der großen Arbeitgeber der Region, die Bevölkerung wird in diese Prozesse hingegen nicht eingebunden. Dies geschieht einzig in den Neighborhood Development Aktivitäten des Neighborhood Department. 112 Die Allianz nutzt die Ressourcen von allen drei Sub-Organisationen um effizient operieren zu können. Es gibt keine direkten Subventionen und Finanzierungszuschüsse durch die Stadt. Nachdem jedoch alle vorgelagerten Institutionen, die diese Allianz finanziell unterstützen, ihrerseits wiederum zu einem Großteil durch die öffentlichen Gelder der Stadt finanziert werden, fließen die Steuergelder nur über den Umweg dieser drei anderen Organisationen in die Champaign County Alliance. Das Ergebnis ist das selbe, der Anteil an öffentlichen Subventionen für diese Organisation liegt ebenfalls bei rund 80 %. Die entscheidungsrelevanten Boards sind jedoch nur zur Hälfte mit Vertretern der Stadtverwaltung und –regierung besetzt, die andere Hälfte wird von privaten Institutionen und den bereits oben angesprochenen mächtigen Unternehmen gestellt. Dies weist aber auf das deutliche Problem hin, dass die wichtigen Entscheidungen zu einem Großteil von der Privatwirtschaft und den großen einflussreichen Unternehmen mit entschieden werden. Der Finanzmittel-Einsatz von dieser Seite ist jedoch, verglichen mit dem Output für die angesprochenen Gruppen, verschwindend gering. Es fehlt grundsätzlich allen Institutionen in dieser Stadt, die auf öffentlich-privaten Kooperationen basieren, an privatem Finanzengagement. Es gibt daher viel Druck und auch Konfliktpotential von Seiten der Regierung auf diese Organisationen, denn wenn man der größte Finanzier ist, dann möchte man auch seine Interessen gewahrt wissen. Die ultimative Entscheidungsmacht bei kritischen Themen liegt daher vorerst noch immer bei der Stadt. Denn im Falle von Entscheidungen, die nicht genügend hoch mit den Vorstellungen der lokalen Verwaltung und Politik korrelieren, wird ganz einfach mit der Streichung der finanziellen Mitteln gedroht und so ein Einwenden erzwungen. Jedoch kann dieses Ungleichgewicht auf lange Sicht nicht zu einem positiven Ergebnis für die gesamte Stadtentwicklung führen. 113 4.2.2.2 City of Urbana In Urbana, wo Economic Development und Stadtmarketing-Aktivitäten ebenfalls ein fester Bestandteil des öffentlichen Verwaltungsbereichs sind, existiert keine Zweiteilung der Organisationsstruktur, wie in Champaign. Ein einzelnes Community Development Department, das über 20 vollzeit-beschäftigte Mitarbeiter und ein jährliches Budget von rund 3,3 Mio. US $ verfügt, führt alle Stadtentwicklungsaufgaben in Bereichen wie Economic Development, Community und Neighborhood Development, Marketing, Finanzierung und Executive Basic Work durch. Trotz dieses organisatorischen Unterschieds handelt es sich auch hier um einen traditionellen Zugang zum Stadtentwicklungsprozess. Innerhalb des Community Development Departments besteht eine Unterteilung in drei unterschiedliche Arbeitsbereiche bzw. Sub-Divisionen: Ø Planning and Economic Development: Dieser Aufgabenbereich umfasst folgende Tätigkeiten: Marketingaufgaben, Planung, Management und Koordination von Economic Development Aktivitäten, Implementierung der Programme und Projekte, Management von Economic Funds (Bsp.: TIFDistricts, Enterprise Zone, RIP-Grants, etc.). Die Entwicklung eines umfassenden Comprehensive Plans und des darin inkludierten Downtown Plans wird ebenfalls von dieser Abteilung durchgeführt. Die unterschiedlichen Business Neighborhoods werden ebenso betreut, wie das Downtown Facade Loan Program, das Tax Rabate Program und ein Street-Scape Program. Außerdem unternimmt diese Unterabteilung auch das Management und die Veranstaltung kleinerer Projekte, wie Stadt- und Straßenfeste, Märkte, die Herausgabe einer speziellen Innenstadtzeitung für Konsumenten und Nutzer der Innenstadt. Ø Grants Management: Diese Division beschäftigt sich überwiegend mit Aufgaben in den Bereichen Wohnen und Social Services. 114 Haupttätigkeitsfeld ist die Finanzierung unterschiedlicher Projekte durch verschiedene Fonds und die Vergabe von Subventionen. Ø Building Safety: Eine Art Bau-Abteilung der Stadt ist ebenfalls in diese Dachorganisation mit integriert. Sie befasst sich mit Tätigkeiten des Zoning, der Building Inspections und mit Executive Basic Work. Organisationen, mit denen regelmäßige Interaktionen stattfinden: Ø Urbana Business Alliance: Die wichtigste Zielsetzung dieser Institution besteht in der Förderung und Unterstützung der Revitalisierung, Bewahrung, Entwicklung, Verschönerung und Verbesserung der Innenstadt. Die Boards und Entscheidungsgremien sind zu einem Teil aus Akteuren der Stadtverwaltung und Regierung zusammengesetzt und zu einem anderen Teil aus Vertretern der lokalen Unternehmen als freiwillige Mitarbeiter. Die Hauptaufgaben dieser Organisation bestehen in der Promotion, Vermarktung und Unterstützung existierender Unternehmen im Zentrum von Urbana. Speziell sollen auch neue Betriebe ermuntert werden, sich in der Downtown nieder zu lassen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei einerseits auf der Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen zur Entwicklung und Revitalisierung der Innenstadt, auch aus infrastruktureller Sicht und andererseits in der Veranstaltung und Organisation von Downtown-Events und Festivals. Ø Downtown Steering Committee: Bei diesem Komitee handelt es sich um eine Ad-hoc-Gruppe, die eine Einbindung der Bevölkerung in die Entwicklung der Konzepte für die Innenstadtrevitalisierung auf breiter Basis gewährleisten soll. Unterschiedliche Arbeitsgruppen arbeiten an der Entwicklung der Projekte mit und geben Empfehlungen dazu ab. Die Mitarbeiter dieser Gruppen sind hauptsächlich Mitglieder der lokalen Bevölkerung und kommen aus den verschiedensten Bereichen, wie Privatwirtschaft, Universität, Nachbarschaften, etc.. Sie erfüllen jedoch nur eine beratende Funktion und verfügen nicht Mitbestimmungsrecht bei den endgültigen Entscheidungen. Ø Champaign County Alliance: Siehe Ausführungen Champaign. über ein 115 Ø Community Development Commission: Unterstützende Institution, die dem Economic Development Department in Fragen des Community Development beratend zur Seite steht. Ø Comprehensive Plan Steering Committee: Weitere Ad-hoc-Gruppe zur Unterstützung und Beratung bei der Erstellung des umfassenden Comprehensive Plans, der eine Weichenstellung für die zukünftige Stadtentwicklung markieren soll. Projektstudie – Urbana: Downtown Redevelopment Project Zum Zeitpunkt meiner Studien war in Urbana gerade ein umfangreiches InnenstadtRevitalisierungsprogramm im Gange. Oberstes Ziel sollte es sein, die Innenstadt für die Bevölkerung, Unternehmen, Besucher und sonstige Interessenten wieder attraktiver zu gestalten und die Downtown, als Geschäfts- und Einkaufsgebiet zu stärken. Eine Verbreiterung der Angebotspalette von unterschiedlichen Geschäften und Unternehmen sollte damit ebenfalls erreicht werden. Als Kernelemente beinhaltete der umfangreiche Downtown Development Plan die Verbesserung der innerstädtischen Infrastruktur, eine Veränderung in der Straßenund Ortsbildgestaltung, die Neuregelung der Parkraumbewirtschaftung und mehrere Förderungsprogramme, um die Innenstadt für die verschiedensten Unternehmen wieder interessant zu machen. Zu diesem Zweck wurde in einem ersten Anlauf ein privates ConsultingUnternehmen aus Chicago (Comeras Inc.) in die Projektplanung mit einbezogen. Diese Berater-Firma sollte eine neue Vision für die Zukunft der Innenstadt von Urbana entwickeln. Doch die Ansätze waren primär nur design- und physischorientiert. Das Projekt scheiterte schließlich schon während der Entwicklungsphase und die Beziehungen zu Comeras Inc. wurden ohne sichtbares Resultat oder Ergebnis abgebrochen. Der Vorwurf aus dem Community Development Department „Sie haben keine Programme entwickelt, sondern nur Bilder gezeichnet.“ war die Begründung seitens der Stadtverwaltung, bezogen auf die Beendigung der Partnerschaft. 116 In einem zweiten Anlauf versuchte man das Problem ohne externe Hilfe zu lösen. Zum Zeitpunkt meiner Erhebungen existierten mehrere Organisationen und Institutionen, die dem gesamten Downtown-Projekt beratend zur Seite stehen sollten. Ein eigenes, zuvor bereits erwähntes, Downtown Steering Committee und spezielle Focus Groups sollten anstelle von externen Beratern nützliche Ideen und Vorschläge liefern, wie das Vorhaben der Innenstadt-Wiederbelebung realisiert werden könnte. Jedoch ist nicht der Mangel an Ideenreichtum und Vorstellungsgabe das große Problem der Stadt Urbana, sondern das Fehlen einer umfassenden Implementierungsstrategie zur Umsetzung der katalysierten Ideen. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt keine Lösung für die Fragen der Umsetzung und insbesondere der Finanzierung der Vielzahl an möglichen Maßnahmen. Nachdem die unabhängige Beraterfirma keine bzw. nur unzureichende Ergebnisse geliefert hat, steht nun die Frage im Raum, ob eine eigenständige unabhängige Organisation gegründet werden sollte, um die Wiederbelebung der Innenstadt und die Umsetzung des Innenstadtplans voranzutreiben. Speziell besteht noch das Problem, dass es zu wenig Annäherung zwischen den möglichen Finanziers und Unternehmen, die gewillt sind in diese Projekte zu investieren, und der Downtown Group rund um das Community Development Department gibt. Aktuellster Stand der Ergebnisse war, dass im Endeffekt wahrscheinlich die Stadt den Großteil der Implementierung selbst übernehmen wird. Die Gründung irgendeiner Form von semi-privater Organisation mit einem eigenen DowntownManager und einem Mehranteil an öffentlichen Geldern, ist die durch die Stadt am ehesten favorisierte Option. Doch im Vergleich zu den Fortschritten bei der theoretischen Planung der Ideen und der Entwicklung des Projekts, ist die Planlosigkeit und das Chaos, betreffend der praktischen Umsetzung, meiner Meinung nach ernüchternd und schockierend. Die Schlüsselfrage muss hierbei lauten: Wie können Projekte so umgesetzt werden, dass dafür auch genügend privates Investment generiert werden kann? Bis dato hatte niemand in der gesamten Stadtverwaltung auch nur annähernd einen wirklichen Plan, wie die Umsetzung funktionieren könnte. Die Technik, die in Urbana in der Vergangenheit oft verwendet wurde ist: Die Kontrolle über Grund und Boden zu erlangen und dann Developer zu finden, die jene Projekte umsetzen, die zu den Interessen der Stadt passen. Das wird 117 auch voraussichtlich die Technik sein, nach der bei der Innenstadtrevitalisierung vorgegangen werden wird. 4.2.2.3 City of Peoria Wie schon am Beispiel der Stadt Champaign erläutert, findet auch in Peoria das typische und in dieser Region sehr häufig vorkommende Regierungsmodell des Council-City Manager Formal Government seine Anwendung. Innerhalb der Stadt agiert, in bezug auf Stadtmarketing-Aktivitäten, primär nur das städtische Economic Development Department. Allerdings stehen auch dieser Institution viele Projektpartner teils aus dem öffentlichen und teils aus dem privaten Sektor zur Seite. In Peoria existieren drei voneinander unabhängige Development Departments: Ø Economic Development Department: Dieser zentralen Abteilung im Stadtentwicklungsprozess von Peoria steht der Director of Economic Development als Leiter vor. Die Abteilung verfügt über fünf VollzeitBeschäftigte und ihre zentrale Absicht ist die Beeinflussung und Verbesserung der lokalen Wirtschaft und der Lebensqualität in Peoria. Dazu bedient man sich auch hier vieler herkömmlicher und traditioneller Programme, wie zum Beispiel Enterprise Zones, Street-Scape Programs, TIF-Districts, Business Assistance Programme, Business Parks, Business Development Funds, Einkaufsstrassen- und Geschäftszeilen- Revitalisierung, etc. Ø Planning and Growth Management Department: Hierbei handelt es sich, wie bei den bereits zuvor erwähnten Städten, um eine typisch eigenständige Planungsabteilung, die dessen ungeachtet in enger Verbindung mit dem Economic Development Department steht. Ø Riverfront Development Department: Diese Abteilung stellt eine institutionelle Besonderheit dar, die in dieser Form bei den übrigen Fallstudien-Städten nicht vorgekommen ist. Es handelt sich dabei um ein rein projekt-orientiertes Department, das nur für die Entwicklung und Umsetzung eines einzelnen umfangreichen Vorhabens ins Leben gerufen 118 wurde, der Peoria Riverfront. Außergewöhnlich ist, dass dazu eine eigene Abteilung innerhalb der Struktur der öffentlichen Stadtverwaltung gegründet wurde. Untergeordnet stehen diesem Department weitere Hilfsorganisationen, wie die Illinois Riverfront Development Corporation und die Riverfront Business District Commission, bei der Abwicklung zur Seite. Eine detaillierte Analyse dieses Vorhabens folgt in der anschließenden Projektstudie. Organisationen, mit denen regelmäßige Interaktionen stattfinden: Ø Peoria Area Convention and Visitors’ Bureau: Übliche Funktionen in den Bereichen Tourismus, Messen und Veranstaltungen. Ø The Economic Development Council for the Peoria Area: Diese Economic Development Corporation, die eng mit der Chamber of Commerce verbunden ist, agiert innerhalb eines drei County umfassenden Areals. Von dieser Institution werden mehrheitlich regionale Studien und Analysen durchgeführt und dementsprechende Empfehlungen an die Regierung abgegeben. Ø The Peoria Chamber of Commerce: In der Vergangenheit hat sich die Chamber of Commerce nicht sehr stark in die Stadtentwicklungsprojekte integriert. Sie ist aber derzeit im Begriff dieses Defizit zu ändern. Für die Stadt ist es derzeit ein großes Anliegen mit der Chamber of Commerce besser zu kooperieren. Ø Illinois Riverfront Development Corporation: Organisation zur Umsetzung der Revitalisierungsbemühungen der Peoria Riverfront (siehe Projektstudie). Ø Riverfront Business District Commission: Ebenfalls ein beratendes und durchführendes Organ beim Riverfront Projekt (siehe Projektstudie). Ø The Illinois Department of Commerce and Community Affairs: Langfristiger Projektpartner in Belangen des Community Development. Ø The American Economic Development Council: Nationale Institution, die diverse beratende Funktionen und Aufgaben erfüllt. Ø The Council for Urban Economic Development: Ebenfalls nationale Organisation, die Empfehlungen und Richtlinien zu einzelnen Programmen abgibt. 119 Ø Vielzahl an diversen projekt-bezogenen Public-Private Partnerships. Projektstudie – Peoria: The Riverfront Redevelopment Project Diese Studie ist meiner Ansicht nach die Interessanteste. Denn sie ist ein gutes Beispiel für all das, was bei der Planung und Durchführung umfangreicher, öffentlichprivater Kooperationen schief laufen kann und welche Fehler bei solchen Projekten begangen werden können. Sie vermittelt eine gute Vorstellung davon, wie man es am besten nicht machen sollte. Grund für die offenen Auskünfte war ein Wechsel in der Führung des Economic Development Departments und die Tatsache, dass der jetzige Direktor nichts mit dem Projekt zu tun hatte und daher sehr frei über die Probleme und Fehler, die dabei aufgetreten sind, gesprochen hat. Es wurden dabei viele negative Aspekte aufgezeigt, die auch durchaus für die übrigen Städte relevant sind und an Bedeutung besitzen. Das Peoria Riverfront Redevelopment Projekt hatte die Revitalisierung des gesamten, aufgelassenen Industriehafens und der weitläufigen Uferpromenade des Illinois River zum Ziel. Das ganze Gebiet sollte neu belebt werden und neuen produktiven Nutzungsmöglichkeiten zugänglich gemacht werden. Was früher ein ungenutztes, brach liegendes Industriegelände war, sollte ein großes regionales Familien-Entertainment- und Erholungsareal mit einem Riverboat, einem Veranstaltungs- und Kongresszentrum, diversen Restaurants, Geschäften, Ateliers, Galerien, großzügigen Parkanlagen, offenen Flächen und unterschiedlichen Erholungsbereichen werden. Größter Problembereich bei der Durchführung dieses Projekts war der enorme Druck und Einfluss durch die Privatwirtschaft – speziell in Form von Caterpillar Inc. – einem der größten Arbeitgeber in der gesamten Region. Die City of Peoria wurde bei diesem Projekt sehr von diesem Unternehmen, dem größten und praktisch alleinigen Projektpartner, beeinflusst und gesteuert. Das Projekt wurde eigentlich nur auf Drängen dieses Unternehmens hin initiiert. Denn das weltweite Headquarter von 120 Caterpillar Inc., das in Peoria derzeit ungefähr 5.000 Mitarbeiter beschäftigt, überragt das gesamte Areal der Riverfront und die Firmenleitung wollte einfach ihren Hinterhof auf Kosten der Stadt aufgeräumt und gesäubert haben. Es entstand also eine Art Projektpartnerschaft zwischen Caterpillar Inc. und der Stadt Peoria. Aber es gab nur eine sehr beschränkte Anzahl an Spielern, denen es erlaubt war bei der Planung und Durchführung dieses Projekts mitzumachen. Zur Planung und Umsetzung dieses umfassenden Projekts wurde innerhalb der Stadtverwaltung eine eigene Abteilung geschaffen, die nur für diese Aufgabe zuständig war. Unterstützend wurden noch zwei weitere Organisationen, die Illinois Riverfront Development Corporation und die Riverfront Business District Commission, gegründet. Die Illinois Riverfront Development Corporation war eine Nonprofit-Organisation, die innerhalb des Riverfront Development Departments organisiert wurde. Ihre Hauptfunktion bestand in der Gewinnung von privaten Investoren und privaten Finanzmitteln. An die Riverfront Business District Commission wurde die Aufgabe delegiert, den Plan in die Realität umzusetzen. Die angepriesene einzigartige Organisationsstruktur war aber keineswegs so einzigartig. Der Riverfront Business District Commission wurden lediglich eine gewisse Entscheidungsfreiheit, Unabhängigkeit und einige andere Kompetenzen übertragen. Die Kommission konnte beispielsweise, unter Zustimmung des City-Managers, selbst Verträge abschließen. Diese Vorgehensweise war aber nur für die City of Peoria neu und einzigartig, denn anderenorts wurden diese Praktiken schon oft angewendet. Überdies war der Chairman der Riverfront Commission aus der Chefetage von Caterpillar Inc. und erfüllte nur die Forderungen und Interessen seines Unternehmens. Weiters wurde der große Fehler begangen, dass die Planung und Durchführung eher Hals über Kopf abgewickelt wurde. Der umfassende Redevelopment-Plan wurde eigentlich erst während der Projektabwicklung erstellt. Das übergeordnete Gesamtkonzept fehlte zu Beginn vollkommen. Es wurde auf jegliche NutzungsAnalysen, Rentabilitäts-Studien und sonstige Erhebungen im Vorfeld vergessen. Das meiste der Projektentwicklung und Durchführung wurde von lokalen, privaten Projektanten unternommen. Sie kamen während des Prozesses immer wieder mit Ideen hervor und bemühten sich um eine Umsetzung. Es war daher ein sehr 121 reaktionärer Prozess, wobei die Stadt einfach versuchte alle Ideen unter einen Hut zu bringen. Aber ohne Erfolg, denn heute ähnelt das Gebiet sehr stark einem unzusammenhängenden Mosaik ohne jegliche Gesamtwirkung. Zusätzlich wurde auf einen ganz wesentlichen Gesichtspunkt vergessen, denn es fehlt dem Gelände die ganzjährige Nutzungsmöglichkeit. Wie ich bei meinen Erhebungen vor Ort nur zu deutlich erfahren musste, handelt es sich bei dem Areal keineswegs um eine Ganzjahres-Attraktion. Denn an einem schönen NovemberVormittag war ich so ziemlich der einzige Besucher weit und breit. Überdies wird speziell in der ruhigeren und kälteren Jahreszeit das Problem deutlich sichtbar, dass die gesamte Anlage nicht wirklich in das übrige Stadtgefüge integriert wurde. Es gibt keine Verbindung zwischen dem Zentrum und der Riverfront, um die Menschen anhand von markanten Punkten, Wegen oder Anreizen dorthin zu führen. Der heutige Director of Economic Development gesteht weiters ein, dass die verantwortlichen Personen einige grundlegende Fehler im Ablauf begangen haben und dass es bezogen auf den Prozess und das Ergebnis wirklich kein erfolgreiches Projekt war. Denn es handelte sich bei der Planung und Umsetzung nicht um einen geschlossenen integrativen Prozess, der alle Interessentengruppen und Akteure mit einbezogen hat. Es existierte kein übergeordnetes Board, bzw. unterschiedliche Focus Groups, die in die Entwicklung einbezogen worden wären, um dem Projekt mit Ideen und Empfehlungen zur Seite zu stehen und eine breite Zustimmung durch die Bevölkerung zu gewährleisten. Es gab überhaupt keine Bevölkerungseinbindung, die es bei so einem großen Projekt allerdings hätte geben müssen und daher fühlten sich viele Menschen von diesem Prozess ausgeschlossen und so, als ob das gesamte Projekt außer Kontrolle und aus den Händen der Stadtverwaltung geraten würde. Der primäre finanzielle Input kam von Seiten der Stadt. Einzig an der Finanzierung des Veranstaltungskomplexes, dem zentralen – architektonisch mehr oder weniger herausragenden – Gateway Building, hat sich Caterpillar Inc. mit einer Spende von rund 1.2 Mio. US $ beteiligt. Viele Gruppen in der Bevölkerung sind der Ansicht, dass zu viele öffentliche Gelder in die langwierigen Prozesse geflossen sind. Ein weiteres Problem bestand darin, dass im Vorfeld der Entwicklung keine klaren Benchmarks gesetzt wurden und danach keine Project-Review stattfand. Die 122 erwarteten Ergebnisse wurden nie in Zahlen formuliert und daher hat sich das gesamte Projekt für die Stadt nicht gerechnet. Nach der Fertigstellung des Projekts im Jänner 2001 wurde das Riverfront Development Department aufgelassen und in das Economic Development Department integriert. Einzig Caterpillar Inc. hat seine Ziele mit verhältnismäßig geringem Finanzmitteleinsatz erreichen können und verfügt nun vom Firmensitz aus über eine schöne Aussicht über den Fluss und das angrenzende Gelände. Der Großteil der übrigen beteiligten Akteure, sowie große Teile der Bevölkerung sind hingegen mehr als nur enttäuscht von der vergebenen Chance, aus dem Potential, das dieses Areal durchaus gehabt hätte, wirklich etwas besonderes zu machen. 123 4.2.2.4 City of Springfield In Springfield existiert nicht die ansonsten sehr weit verbreitete Organisationsform von Council und City Manager, sondern eine institutionelle Organisationsweise, die sich Strong Mayoral Form of Government nennt. Dies ist gleichzeitig auch der konservativste Ansatz bezüglich der Organisationsstruktur aller untersuchten Städte. Er zeichnet sich durch einen sehr geringen Grad an Eigenverantwortlichkeit aus, denn jegliche Ausgabe der Economic Development Organisationen über 15.000 US $ muss dabei vom City Council separat genehmigt werden. Das Office of Urban Development and Planning ist die übergeordnete Instanz im Stadtentwicklungsprozess der City of Springfield. Diese Dachorganisation umfasst vier unterschiedliche Tätigkeitsbereiche: Ø Community Development Component: Befasst sich, wie der Name bereits verrät, mit Tätigkeiten des Community Development. Hauptaufgabe dieser Abteilung ist es, die Stadt Springfield in der wachsenden Konkurrenz zwischen den Städten, wettbewerbsfähig zu machen. Ziel ist die Förderung der Verbindungen von Unternehmen mit anderen internen und externen Unternehmen und die Schaffung einer guten wirtschaftlichen und lebensbedingten Basis. Dies soll mit Investitionen in Bereichen wie Arbeitskräftepotential, Technologie, Ressourcen, wirtschaftliches Gesamtklima und Lebensqualität erreicht werden. Zu den Aufgabenfeldern und Programmen gehören Aktivitäten in den Gebieten: Wohnen, Enterprise Community Programme, Community Development Block Grants, TIFDistricts und Enterprise Zones. Jene Programme, die speziell mit Stadtmarketing-Aktivitäten vergleichbar sind und die ebenfalls von diesem Department durchgeführt werden, sind die Scenic Springfield Ordinance, ein weitreichendes Programm zur Stadtbildgestaltung mit einigen Tourismus-Akzenten, Landscaping-Programme, die Springfield Strategy 2020 (nähere Erklärung in der folgenden Projektstudie), ein FacadeProgram und infrastrukturelle Maßnahmen. 124 Ø Business Development Component: Umfasst in Summe alle wirtschaftlichen Förderungsaktivitäten von Springfield. Unter anderem: Business Development Projekte, diverse Incentives, Subventionsvergaben, infrastrukturelle Maßnahmen, Enterprise Zones und vieles mehr. Ø Convention and Visitors’ Component: Erfüllt alle traditionellen Stadtmarketing- und Tourismusförderungs-Funktionen der Region. Die Tatsache, dass Springfield die Geburtsstadt Abraham Lincolns ist und die besondere Lage an der alten Route 66, machen den Tourismus zu einem wesentlichen und beachtlichen Wirtschaftszweig in dieser Stadt. Anders als in der überwiegenden Mehrheit anderer amerikanischer Städte, ist dieser Bereich in Springfield ein fixer Bestandteil der Stadtverwaltung und wird nicht in ein eigenständiges Convention and Visitors’ Bureau ausgelagert. Ø City planning Component: Die Planungsabteilung, die mit der langfristigen räumlichen Konzeption der Stadt und der Entwicklung des Comprehensive Plans betraut ist, macht ebenfalls einen Bereich der in das Office of Urban Development and Planning integriert ist, aus. Die Planungsaktivitäten wurden erst im Jahr 2000 in diese Abteilung einverleibt. Organisationen, mit denen regelmäßige Interaktionen stattfinden: Ø Springfield and Sangamon County Economic Development Council: Überregionale Economic Development Institution, die einerseits als beratendes Organ zur Seite steht und sich andererseits selbst als Projektpartner in vielen Aufgabenfeldern betätigt. Ø The American Economic Development Council: Nationale Institution, die diverse beratende Funktionen und Aufgaben erfüllt. Ø Urban League: Unterstützung und Beratung bei Community Development Projekten. Ø Springfield Project: Die Hauptaufgaben dieser Organisation liegen im Community und Neighborhood Development Bereich. Ø Diverse projekt-bezogene Public-Private Partnerships. 125 Projektstudie – Springfield: Strategy 2020 (Visioning Project) Bei der Springfield Strategy 2020 handelt es sich um ein umfangreiches Visioning Projekt, das nach dem Prinzip des Total Quality Management aufgebaut ist. Im Gegensatz zur Erstellung eines umfassenden Comprehensive Plans, bei dem es primär um die Festlegung einer künftigen Landnutzung geht, handelt es sich hierbei eher um die Kreation einer Vision über die zukünftige Entwicklung der Stadt und die Generierung eines Mission bzw. Vision Statements. Es geht hierbei nicht um die Definition von einzelnen, konkreten Zielen und Absichten, sondern vielmehr um eine alles umfassende Richtungsvorgabe, also einen Wegweiser für zukünftige Vorhaben. Zu diesem Zweck wurden zwölf sogenannte Taskforces gegründet. So werden die speziellen Einsatz- und Planungsgruppen, die sich mit den unterschiedlichen Arbeitsbereichen beschäftigen, genannt. Diese Untergruppen entwickelten in regelmäßigen Treffen und Sitzungen eine Vorstellung über das zukünftige Erscheinungsbild der Stadt und gaben im Anschluss daran Empfehlungen bzw. Richtungsvorschläge ab. Zu den wichtigsten Untersuchungsgebieten zählten unter anderem folgende Bereiche: Bildung, Arbeitskräfte, Handel, Industrie, Transport, Infrastruktur, Erholung, Quality of Life und Community Services. Mehr als 100 Bürger wurden so, auf freiwilliger Basis, in diesen Prozess miteinbezogen. Es gab keine speziellen Richtlinien wonach die Bürger ausgewählt wurden, jeder der interessiert war konnte daran teilnehmen. Es gab viele öffentliche Hearings und Zusammenkünfte, woran sich auch alle übrigen Interessentengruppen beteiligten und Vorschläge einbringen konnten. Die Bürgerbeteiligung und die Einbindung aller sonstigen Gruppen und Akteure standen bei diesem Visioning Projekt im Mittelpunkt, um so einen Rückhalt in der Bevölkerung und ein Interesse für zukünftige Entwicklungen zu erlangen. In einem nächsten Schritt begann der Versuch, diese Ideen und Empfehlungen an die Politiker und die Stadtverwaltung, in Strategien umzuwandeln. Zum Zeitpunkt meiner Forschungstätigkeit begann gerade diese erste Umsetzungsphase. Diese Durchführung und Umsetzung muss aber nicht zwingend im Economic Development 126 Department stattfinden, sondern wird genau dort angesiedelt, wo die Maßnahmen benötigt werden. 4.3 Komparative Analy se der Interviews und Fallstudien 4.3.1 Analyse-Kriterien und Vorgangsweise Bei dieser vergleichenden Analyse habe ich in einem ersten Schritt versucht Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Besonderheiten hervorzuheben, die alle Fallstudien-Städte miteinander verbinden, um so eventuell allgemein-gültige Praktiken und Vorgehensweisen für diese Region zu formulieren. In einem zweiten Schritt habe ich eine Analyse, entsprechend der einzelnen Teilbereiche aus den eingangs gestellten Forschungsfragen, unternommen. Dies ermöglichte es mir, ein Bild davon zu entwickeln, wie die Städte mit speziellen Problemstellungen umgehen und in welchen Bereichen besondere Erfolge bzw. Defizite auftreten. 4.3.2 Formulierung von Gem einsamkeiten, Unterschieden und Besonderheiten Alle untersuchten Economic und Community Development Organisationen sind grundsätzlich sehr eng an das öffentliche Verwaltungs- und Regierungssystem gekoppelt, oder meist sogar ein fixer integraler Bestandteil davon. Die untersuchten Städte weisen alles in allem übliche und herkömmliche Organisationsstrukturen auf. Es handelt sich dabei um eher traditionelle institutionelle Formen der Umsetzung von Stadtentwicklungsprozessen und es gibt nur in seltenen Ausnahmefällen wirkliche Besonderheiten. Einzig die projektbezogene Gründung einer eigenen, innerhalb der öffentlichen Verwaltung platzierten Abteilung in Peoria, fällt hier aus der Reihe. Das Riverfront Development Department ist deshalb besonders erwähnenswert, da solche Projekte normalerweise in privat-öffentliche Institutionen ausgelagert werden. Allgemein kann festgehalten werden, dass sich alle Städte sehr traditioneller und eher konservativer theoretischer Ansätze des Economic Development bedienen. Es 127 gibt hierbei nur ansatzweise kreative junge und neue Ideen, die jedoch nur in Teilbereichen und dort nicht wirklich konsequent verwirklicht werden. Im direkten Verfügungs- und Nahebereich der Stadtverwaltungen gibt es keine wirklich unabhängigen, öffentlich-privaten bzw. vollständig privaten Institutionen, die mit selbständigen Stadtmarketing-Aktivitäten betraut werden. Denn generell besteht das Verlangen der Regierung darin, dass sie genau wissen will, wofür sie bezahlt und was sie dafür als Gegenleistung erhält. Die typische amerikanische Stadtentwicklungsorganisation ist also in die administrativen Strukturen der Verwaltung eingebettet. Dies trifft aber nur auf jene Organisationen in diesen Prozessen zu, die wirklich längerfristige Zielsetzungen verfolgen. Anders verhält sich dies bei den unzähligen öffentlich-privaten Kooperationen, die zur Abwicklung bestimmter einzelner, eher kurzfristig angelegter Projekte, eingegangen werden oder für die Erledigung spezieller Tätigkeiten und Aufgabenbereiche gegründet werden. Von den projekt-bezogene Public-Private Partnerships gibt es die unterschiedlichsten Kombinationen, mit den verschiedensten Aufgaben- und Pflichtenverteilungen. Entweder werden für die Umsetzung von geplanten Vorhaben seitens der Stadt geeignete Partner gesucht oder ProjektFirmen treten mit eigenen Ideen an die Stadtverwaltung heran und versuchen diese für ihre Vorhaben zu begeistern. Die Institutionen, die sowohl für projekt-bezogene, als auch für längerfristige partnerschaftliche Aktivitäten ins Leben gerufen werden, sind in der überwiegenden Mehrheit Nonprofit-Organisationen. Häufig kommen solche Institutionen in Form von regionalen Organisationen bzw. Dachverbänden vor, die versuchen, die gesamte Region als Ganzes nach außen hin zu repräsentieren und zu vermarkten. Langfristig organisierte Partnerschaften gibt es nur im wirklichen Nahebereich der öffentlichen Departments und nur dann, wenn sie einen Großteil der Entscheidungskompetenzen behalten können. So versuchen die Städte auch bei den meisten ihrer öffentlich-privaten Kooperationen die Kontrolle dadurch zu bewahren, dass sie die größten Finanziers dieser Institutionen bleiben und dadurch im Idealfall die endgültige Entscheidungsmacht bei ihnen bleibt. 128 Daher kann mit einem gewissen Anspruch auf Allgemeingültigkeit behauptet werden, dass die Finanzierung der Partnerschaften und Projekte, in der Mehrheit aller Fälle zu einem Großteil aus öffentlichen Geldern getätigt wird. Denn die Städte geben die Verantwortung für eine längerfristige Entwicklungsplanung nur ungern komplett aus der Hand. Auffällig war ebenfalls, dass komplett unabhängige Organisationen nur zu Beratungszwecken herangezogen werden. In keinem mir bekannten Fall wurde einer privaten Institution oder Firma der Auftrag übertragen, eine selbständige Planung und Durchführung von Aktivitäten im Stadtmarketingbereich zu unternehmen. Besonders verwunderte mich die Tatsache, dass sich die herkömmlichen und konventionellen Projekte und Programme bei allen untersuchten Städten bis ins kleinste Detail glichen. Es gibt wenige, wirklich einzigartige Ideen und daher keine wirklichen Wettbewerbsvorteile bzw. Unique Selling Propositions. Eine weitere bemerkenswerte Besonderheit ist, dass Springfield die einzige Organisationsstruktur aufweist, die alle Felder von Economic, Community und Neighborhood Development und auch alle zugehörigen Nebenfunktionen, in einer einzigen Abteilung untergebracht hat. Überdies ist es außergewöhnlich, dass nur in dieser Stadt das Convention and Visitors’ Bureau auch als Bestandteil in die Struktur der Stadtverwaltung integriert ist. Eine Begründung dafür könnte sein, dass es sich dabei um die einzige Stadt handelt, in der Tourismus als Wirtschaftszweig eine wirkliche Rolle spielt. In allen anderen Städten ist diese Organisation eher im Verfügungsbereich der lokalen Chamber of Commerce angesiedelt. In einem letzten Punkt muss noch erwähnt werden, dass Incentive-Vergaben und andere traditionelle Vorgehensweisen bei der Stadtentwicklung, wie externe Betriebsansiedelungen, noch immer ein zu großes Thema für die meisten Städte sind. Obwohl vehement behauptet wird, dass diese Praktiken längst überholt sind finden sie noch viel zu oft Anwendung im heutigen amerikanischen Stadtmarketing. Die proklamierte Generierung von internem Wachstum ist noch nicht aus allen Konzepten klar ersichtlich. 129 4.3.3 Analyse nach den einz elnen Teilbereichen aus den Forschungsfragen Finanzierung: Ø Die Städte sind sehr häufig die wichtigsten und anteilsmäßig größten Finanziers der diversen Organisationen und auch der öffentlich-privaten Kooperationen. Meist beträgt der Anteil an öffentlichen Geldern bis zu 80 % des gesamten Finanzmittelbedarfs. Jedoch entspricht diese Gewichtung nicht der Verteilung der öffentlichen und privaten Rollen in den Entscheidungsgremien. Ø Alle untersuchten Städte äußerten den Wunsch nach mehr privatem Investment in ihren Partnerschaften und Projekten. Ø Generell sind die Städte bei der Finanzierung ihrer Projekte und Programme auf sich selbst gestellt. Nationale und bundesstaatliche Zuschüsse gibt es nur mehr in seltenen Ausnahmefällen. Nur das Department of Commerce and Community Affairs vergibt noch Subventionen für Incentives und wenige ausgewählte Projekte. Ø Peoria/Riverfront: Bei der Revitalisierung der Peoria Riverfront gab es einen gewaltigen finanziellen Input von seiten der Stadt in ein singuläres Projekt. Das Ergebnis war, dass viele Bürger der Meinung waren, dass zu viele öffentliche Gelder in diesen Prozess geflossen wären, bei dem nicht die Interessen der Einwohner, sondern nur die eines einzelnen Unternehmens im Vordergrund standen. Einfluss der regionalen Regierung und Politik: Ø In den meisten Fällen sind die Sitze auf den entscheidenden Boards der unterschiedlichen partnerschaftlichen Organisationen, zur einen Hälfte mit Vertretern der öffentlichen Verwaltung und Politik und zur anderen Hälfte mit Repräsentanten privater Organisationen besetzt. Es herrscht also auf einen ersten Blick ein ausgewogenes Verhältnis. Ø Ein großes Problem vieler Kooperationen ist jedoch, wie bereits oben erwähnt wurde, dass die Finanzierung der Organisationen nicht im selben Maß verteilt ist. 130 Durch den Überschuss an öffentlichen Finanzierungsmitteln wird auf diese Art ein gewisser Druck auf die Organisationen ausgeübt. Wenn die Interessen nicht mit denen der Stadtregierung übereinstimmen, wird den betreffenden Institutionen einfach der Geldhahn zugedreht. Daher verbleibt die endgültige Entscheidungsmacht über Form und Gestalt der Projekte in vielen Fällen bei den zuständigen Politikern. Ob es sich in diesen speziellen Fällen aber noch um wirkliches interaktives und partnerschaftliches Agieren handelt, ist jedoch mehr als fraglich. Ø Unterschiedliche Ansichten gibt es über die Auswirkungen der besonders kurzen Wahlperioden. Da in den USA, auf lokaler Ebene, Wahlen im Zyklus von nur zwei Jahren stattfinden, stellt sich die Frage, ob dies nicht negative Auswirkungen auf die ohnehin eher kurzfristig angelegten Projekte und eine gesamtheitliche, langfristige und positive Stadtentwicklungskonzeption hat. In Champaign, Urbana und Springfield ist man der Ansicht, dass die Planungs- und Implementierungsprozesse stark vom politischen Tagesgeschehen abgekoppelt sind und daher in dieser Hinsicht keine Bedenken bestehen. In Peoria wird hingegen die Meinung vertreten, dass die kurzen Wahlzyklen sehr wohl ein Problem, insbesondere für langfristige Planungsaktivitäten darstellen. Objektiv gesehen muss aber bemerkt werden, dass es speziell für längerfristige Prozesse nicht wirklich förderlich sein kann, wenn die verantwortlichen Politiker, in der kurzen Zeit von nur zwei Jahren, mit sichtbaren Erfolgen und Ergebnissen aufwarten müssen. Ø In Springfield geht der Einfluss und die Kontrolle der lokalen Politik am weitesten, denn hier müssen jegliche Ausgaben der diversen Stadtmarketing-Organisationen über 15.000 US $ separat vom City Council genehmigt werden. Nationaler und bundesstaatlicher Einfluss/Normen: Ø Endete zum Großteil während der 1970er Jahre. Ø Heute arbeiten die Städte in den Bereichen des Stadtmarketing und der Stadtentwicklung generell eigenverantwortlich und unabhängig. Ø Nur bei Projekten im geförderten Wohnbau gibt es noch manchmal Subventionen durch den Community Development Block Grant. Aber der Einsatz dieser Gelder und Mittel ist heute weniger flexibel gestaltbar als zu früheren Zeiten. 131 Ø Nationale Normen bzw. Vorgaben gibt es fast überhaupt keine mehr. Auch existieren derzeit keine erwähnenswerten übergeordneten Dach-Programme auf nationaler Ebene. Ø Die bundesstaatliche Administrations- und Organisationsstruktur ist heutzutage generell schwach ausgeprägt. Von bundesstaatlichen Institutionen kommen nur mehr selten verpflichtende oder zwingende Strategievorgaben. Wenn, dann erfüllen sie meist nur beratende und unterstützende Tätigkeiten, oder sie geben Empfehlungen und Richtlinien ab. Boards und Commissions: Ø Wunsch der meisten Städte ist eine stärkere Beteiligung der Privatwirtschaft, besonders in Belangen der Finanzierung. Im Idealfall sollten alle Gremien eine 50:50 Verteilung zwischen den öffentlichen und privaten Sektoren aufweisen. Ø Generell sind der Handlungsspielraum und die Einflussmöglichkeiten von Steering Committees, Advisory Groups und Focus Groups von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. Ø In der Stadt Champaign ist auf den wichtigen Boards eine Konzentration, speziell der großen und einflussreichen Unternehmen der Region erkennbar. Die Präsenz der Privatwirtschaft ist folglich sehr gut. Jedoch wird dafür auf eine Einbindung der Bevölkerung und insbesondere ihrer Interessen, als lokale Klein- und Mittelbetriebe, vergessen. Die Einwohner partizipieren eher an Projekten im Bereich von Neighborhood Development Programmen. Aktivitäten mit Bevölkerungseinbindung werden in dieser Stadt eher außerhalb der Economic Development Institutionen organisiert. Dies kann aber sicherlich auch nicht der perfekte Weg sein, um einen breiten Rückhalt durch diese Akteure zu erhalten. Ø In Urbana existieren viele Advisory Groups, Steering Committees und Focus Groups, jedoch haben diese nur das Recht und die Möglichkeit Empfehlungen abzugeben und sich positiv in die Prozesse einzubringen. Mitbestimmungsrechte oder Entscheidungskompetenzen gibt es für diese Organisationen nicht. Project Review und Kontroll-Mechanismen: 132 Ø Die Kontrolle und Überprüfung der Nützlichkeit und des Erfolgs von Projekten und Programmen variiert sehr stark von Stadt zu Stadt und von Organisation zu Organisation. Ø Insgesamt kann gesagt werden, dass besonders bei den projektbezogenen Tätigkeiten die Ziele und Absichten im Vorfeld der Planung oft nicht ausführlich genug definiert werden. Ø Der Erfolg oder Misserfolg wird meist über wirtschaftliche Daten ermittelt. Veränderungen in den Bereichen Arbeitsplätze, neue Firmengründungen, Firmenabwanderungen, Schließungen und Steuereinnahmen werden beobachtet. Ø In Champaign, Urbana und Springfield wird primär ebenso vorgegangen. Alles wird gezählt und alle besonderen Veränderungen werden registriert. Ø In Peoria dürfte dies besonders schlecht funktionieren, denn speziell beim Riverfront Development Projekt haben die verantwortlichen Akteure anfangs nicht einmal richtige Ziele definiert. Es wurden keine klaren Benchmarks gesetzt, welche Ergebnisse man erreichen will. Heute wird alleinig beobachtet, wie viel der gesamte Bereich an Umsatzsteuer generiert. Spezielle Programme von besonderem Interesse: Im Folgenden befindet sich eine Aufzählung der üblichen bzw. häufig vorkommenden Projekte und Programme, die in beinahe allen analysierten Städten betrieben wurden und die auch speziell mit österreichischen Stadtmarketing-Aktivitäten Ähnlichkeiten aufweisen oder in diesem Zusammenhang von Interesse sind. Ø Downtown Redevelopment Projekte, Ø Inner City Decline and Redevelopment Projekte, Ø Streetscape und Facade Improvement Programme, Ø Marketing- und Stadtwerbung, Ø Tourismusförderungsprogramme, Ø Visioning- und Leadership-Aktivitäten, Ø Research Parks, Ø Event- und Kongress-Management Aktivitäten, Ø One-stop Shop Programme, Ø Infrastrukturelle Maßnahmen und Projekte, 133 Ø Management of Economic Funds: TIF-Districts, Enterprise Zone, Economic Development Funds, Tax Rebate Programs,… Ø Redevelopment Incentive Programme, Ø Site Redevelopment and Preparation, Ø Start-up Business Assistance, Ø Business Development, Retention and Expansion Programme, Ø Business and Small Business Assistance Programme, Ø Geförderter Wohnbau und CDBG Management, Ø Landscaping. Wettbewerb: Ø Prinzipiell existiert sehr wohl starker Wettbewerb zwischen den unterschiedlichen amerikanischen Städten. Als größte Konkurrenten werden jedoch nicht immer die umliegenden Städte in unmittelbarer Nähe gesehen, sondern häufig auch weiter entfernte Städte, die ein ähnliches Profil aufweisen. Ø Bei benachbarten Städten wird immer öfter der Trend, weg von traditionellen kompetitiven Vorgehensweisen und hin zu mehr regionaler Kooperation, ersichtlich. Ein Umschwenken vom früheren alleinigen Wettbewerbsdenken auf partnerschaftliches Agieren und die Repräsentation der gemeinsamen Stärken ist deutlich erkennbar. Ø Besonders interessant fand ich persönlich, dass beispielsweise in Springfield auch Partnerschaften über größere Distanzen hinweg gepflegt werden. Exemplarisch kann hier der medizintechnische Produktionssektor genannt werden, der in Springfield eine starke Konzentration aufweist. In diesem Bereich werden partnerschaftliche Aktivitäten und Kooperationen mit Organisationen und Unternehmen bis nach Chicago durchgeführt. Unique Selling Propositions: Ø Bemerkenswert fand ich, dass kein einziger meiner Interviewpartner bei den geführten Gesprächen wirkliche Unique Selling Propositions – also einzigartige Wettbewerbsvorteile, die es ermöglichen, sich von der Konkurrenz zu distanzieren und ins Blickfeld möglicher Interessenten zu gelangen – nennen 134 konnte. Von niemandem wurden wirklich einzigartige Faktoren bzw. Faktorkombinationen angeführt, die einer USP entsprechen würden. Das Gegenteil war eher der Fall, denn die erwähnten Vorteile glichen sich bei fast allen Städten bis ins kleinste Detail. Ø Meist handelt es sich maximal um die Stärken bzw. Chancen und Möglichkeiten einzelner Städte, die alle aus den folgenden üblichen Bereichen stammen: Location and transportation, Labor markets, Quality of life, Cost of living, Utility costs and availability, Tax burden, und Demographic characteristics. Ø In Champaign wurden folgende Faktoren genannt: Quality of Life und ein familienfreundliches Klima. Ø In Urbana wurden diese Faktoren genannt: Die University of Illinois; Vielfältige kulturelle Möglichkeiten; Quality of Life und Kundenfreundlichkeit. Ø In Peoria wurden ebenfalls folgende USPs genannt: Herz der Region; Große wichtige Industriebetriebe; Große Arbeitgeber; Große Bevölkerungszahl; Existierende Infrastruktur und freie Wachstumsareale. Ø Die USPs von Springfield sind: Stabilität; Gute geographische Lage als Knotenpunkt zwischen Chicago, St. Louis und Indianapolis; Gutes und kostengünstiges Wirtschaftsklima; Niedrige Wohnkosten; Niedrige Energie- und Betriebskosten. Ø Interessant ist vielleicht noch, dass eigentlich keine der analysierten Städte besondere steuerliche Vorteile als USP angeführt hat. Größte Problembereiche: Ø Champaign: Probleme existieren einerseits mit der Innenstadt-Revitalisierung und andererseits durch die Tatsache, dass es zu wenig wirtschaftliche Entwicklung und positive Akzente gibt. Denn ein Großteil der Politiker ist mit dem Status quo und der wirtschaftlichen Lage zufrieden und daher gibt es wenig Dynamik im Stadtentwicklungsprozess von Champaign. Ø Urbana: Hier existieren umfassende Probleme des Einzelhandels, der Klein- und Mittelbetriebe, besonders im Zentrum der Stadt. Ø Peoria: Zur Zeit ist das größte Problem der Stadt Peoria, dass noch keine einheitliche übergeordnete Entwicklungsstrategie festgelegt wurde. Außerdem 135 muss ein neuer Downtown Plan ausgearbeitet werden und die Entwicklung eines pro-aktiven Marketing- und Implementierungselements für die Durchführung dieser großen Projekte in Angriff genommen werden. Ø Springfield: Das Fehlen von qualifizierten Arbeitskräften und der Mangel an industriell und betrieblich nutzbaren Flächen und Grundstücken innerhalb der Stadt ist, laut Interviewpartner, das einzige große Problem der Bundeshauptstadt von Illinois. Beeinflussung durch die Privatwirtschaft: Ø Generell ist die Meinung aller Verantwortlichen in den analysierten Städten, dass sehr wohl eine Beeinflussung auf viele Projekte und Programme durch die Privatwirtschaft gegeben ist. Ø In Urbana gesteht man sogar ein, dass der Einfluss in vielen Bereichen enorm ist. Ø In Peoria ist es offensichtlich, wenn man das Riverfront Development Projekt genauer betrachtet, dass es in diesem Fall sogar eine negative Einflussnahme durch ein einzelnes große Unternehmen gegeben hat. Ø Besonders die einflussreichen Unternehmen und Konzerne – mit einem durch große und einflussreiche Lobbys gestärktem Rücken – sind in der Entwicklung von Stadtmarketing-Aktivitäten oft mit Vorsicht zu genießen. Im Kontrast dazu werden kleinere und mittlere Unternehmen, sowie kleinere Projektabwickler sträflich vernachlässigt und oft aus den Prozessen ausgeschlossen. Soziale Komponente: Ø In Champaign stellt die Einbeziehung sozialer Aufgaben einen stark vernachlässigten Bereich dar, denn diese Themen werden nicht genug oder oft überhaupt nicht in die Prozesse involviert. Einzig das Community Development Department beschäftigt sich am Rande mit sozialen Programmen. Ø Die Regierung und Verwaltung von Urbana hingegen behauptet, dass eine gewisse soziale Komponente sehr wohl in vielen Tätigkeiten des Community Development Centers zu finden sei. Dies lässt sich meiner Ansicht nach nur durch die unterschiedliche Organisationsstruktur in Urbana erklären, die ein gesteigertes Bewusstsein für soziale Belange auch in diesem Aufgabenbereich 136 hervorruft und dadurch die Einbindung einer Vielzahl an sozialen Projekten ermöglicht. Ø Auch in Springfield hat man die Notwendigkeit bereits erkannt, soziale Interessen in viele Projekte und Programme einzubeziehen. Es wurden beispielsweise spezielle Programme für Minderheiten und schlechter verdienende Teile der Bevölkerung geschaffen. Verbesserungsvorschläge der Interviewpartner: Ø Es bestehen generell zu viele und zu kleine Regierungs- und Verwaltungseinheiten, daher wird der Ruf nach einer organisatorischen Regierungsreform laut. Ø Nur allzu oft handelt es sich bei den Stadtmarketing-Tätigkeiten um rein reaktionäres Handeln. Daher ist eine Umkehr der prozessorientierten Beziehungen zwischen der Stadt und den privaten Projektanten wünschenswert. Die Stadt sollte mit Ideen und Konzepten an die Entwickler herantreten, genau definierte Ziele vor Augen haben und nicht umgekehrt. Ø Die Steigerung der Anzahl an Focus Groups, Steering Committees und Advisory Boards wird für eine bessere Unterstützung und eine breitere Konsensbildung gefordert. Außerdem sollte eine bessere Kooperation, auf Ebene der unterschiedlichen Boards, mit einer breiteren Bevölkerungseinbindung erzielt werden. Denn das Einbeziehen der kritischen Masse ist unumgänglich für die Kreation wirklich erfolgreicher Projekte. Ø Nicht nur physische Planungsaktivitäten, sondern vermehrt betriebs- und volkswirtschaftliche Planungselemente sollten Einzug in die theoretische Welt der Stadtentwicklung halten. Denn es muss immer eine wirtschaftliche Rechtfertigung hinter den Plänen stehen, die entwickelt werden. Zukünftige Trends und Hoffnungen: Ø In Champaign wünschen sich die verantwortlichen Personen eine bessere und stärkere Zusammenarbeit zwischen den planenden und Organisationseinheiten innerhalb der administrativen Struktur. durchführenden 137 Ø In Peoria dominiert, nach dem Misserfolg des Riverfront Redevelopment Projekts, der Wunsch nach stärkerem Einfluss und vermehrter Kontrolle durch die Stadt. Eine Durchführung der zukünftigen Projekte innerhalb der administrativen öffentlichen Struktur wird angestrebt. Die Angst vor Organisationen mit einem unabhängigen und selbständigen Dasein ist nach den Erfahrungen der Vergangenheit zu groß. Aber trotzdem soll der private Sektor nicht ausgeschlossen werden, sondern eher in Form einer quasi-öffentlichen Organisation eingebunden werden. Ø In Springfield ist den verantwortlichen Organisatoren die Form der Institution ziemlich egal. Ob öffentlich oder privat ist unwesentlich, solange eine Beeinflussung und Kontrolle durch die Regierung möglich bleibt. Ihrer Meinung nach ist das einzige Ziel hinter den Public-Private Partnerships sowieso nur das eine, nämlich private Gelder in die Projekte der öffentlichen Verwaltung fließen zu lassen. 5 Fazit 5.1.1 Beantwortung der zen tralen Forschungsfrage Sind US amerikanische Stadtmarketing-Konzepte und Public-Private Partnership Projekte der richtige Weg, um Langzeit-Strukturen für eine ganzheitliche, positive Stadtentwicklung zu schaffen? So lautete die zu Beginn aufgestellte, zentrale Fragestellung meiner Arbeit. Als ich damit begann, mich mit dieser Thematik erstmals zu beschäftigen, hätte ich auf diese Frage, ohne weitere Bedenken mit einem klaren Nein geantwortet. Denn ein Großteil, der in unserem Sprachraum erhältlichen Fachliteratur zu diesem Bereich, stellt dem amerikanischen System in dieser Beziehung ein relativ schlechtes Zeugnis aus. Jetzt, nachdem ich mich wirklich ausführlich mit diesen doch so unterschiedlichen Praktiken und institutionellen Umsetzungen der USA eingehend befasst habe, fällt mir ein Urteil bzw. eine Antwort auf diese Frage doch deutlich schwerer. Grund dafür 138 sind die immensen Divergenzen zwischen Theorie und Praxis, die im amerikanischen Stadtentwicklungssystem auftauchen. Denn aus den theoretischen Konzeptionen und Vorgehensempfehlungen sind durchaus einige positive Akzente ersichtlich, die einen Schritt in die richtige Richtung darstellen und die eine eingehende Betrachtung absolut rechtfertigen.167 Das zentrale Problem besteht jedoch hauptsächlich in der praktischen Umsetzung dieser Ideen. Denn viele Städte sind noch viel zu stark mit traditionellen und fehlerbehafteten Vorgehensweisen verbunden und wagen nicht den Schritt in wirklich neue innovative Planungs- und Implementierungsstrategien. Eine weitere Parallele zum österreichischen Entwicklungsstand in diesem Tätigkeitsfeld stellt die Vielzahl an unterschiedlichen Ansätzen dar. Es gibt, wie bei uns, viele gute Ideen und positive Teilaspekte, jedoch bis heute noch keinen einheitlichen und idealen Lösungsweg. Folglich kann ich die Frage nur insoweit beantworten, dass in den theoretischen Ansätzen durchaus Potential für positive Entwicklungen vorhanden ist. Die Praxis ist jedoch noch sehr weit davon entfernt, diese Ideen und Vorschläge in konkrete Maßnahmen und Vorgehensweisen umzusetzen. 5.1.2 Zusammenfassung un d persönliche Stellungnahme Meiner Meinung nach besteht beim Thema Stadtmarketing ein ganz elementares Definitionsproblem. Denn wo beginnt eigentlich und wo endet überhaupt die Zuständigkeit der, mit diesen Angelegenheiten beauftragten Organisationen? Selten gibt es so komplexe Aufgabenbereiche, wie diesen. Es greifen einfach zu viele Tätigkeitsfelder ineinander und daher ist eine scharfe und genaue Abgrenzung beinahe unmöglich. Die Vergleichbarkeit zwischen dem österreichischen und dem amerikanischen System ist überdies sehr begrenzt, denn es gibt eigentlich kein herkömmliches Stadtmarketing in den USA. Die Schlussfolgerung, die nur allzu leicht daraus 167 Vgl. hierzu auch nochmals Kap. 3.4 Zukünftige Aussichten und Resümee. 139 abgeleitet werden könnte, dass in Amerika überhaupt kein Stadtmarketing betrieben wird ist jedoch falsch. Denn viele Aufgaben und Tätigkeiten sind oft sehr identisch. Der große Unterschied ist aber, dass in Amerika diese Aufgaben in den unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen und Organisationen angesiedelt sind. Aber es ging bei dieser Arbeit ja auch nicht primär um eine direkte Vergleichbarkeit, sondern vielmehr war mir die Heranführung an ein komplett unterschiedliches System das Hauptanliegen. Ich werde mich auch nicht dazu verleiten lassen, über die Wertigkeit der beiden unterschiedlichen Systeme zu urteilen. Denn einerseits ist dafür die Vergleichsbasis sicherlich zu gering und andererseits habe ich ja nur einen ersten Einblick in dieses System erhalten und daher wäre ein Urteil darüber unwissenschaftlich, anmaßend und unprofessionell. Ein großer Teil dieser Arbeit beschäftigte sich mit den unterschiedlichen Organisationsformen und einer institutionellen Neuorientierung. Dies passierte nicht zufällig, denn meiner Ansicht nach wird eine geeignete und flexible Organisationsform der Schlüssel zum Erfolg für die umfassenden StadtmarketingAufgaben der Zukunft sein. Die reine Projektbezogenheit und die Kurzfristigkeit vieler Aktivitäten stellen eine Gefahr für die langfristige gesamtheitliche Konzeption dar. Fraglich ist auch, ob überhaupt die Notwendigkeit besteht, aus den vielen projektbezogenen PublicPrivate Partnerships langfristige Partnerschaften zu machen? Wichtig ist primär, dass durch die Vielzahl an Projekten und Programmen, nicht der Fokus aus den Augen verloren wird, das heißt, die gesamtheitliche Stadtentwicklungskonzeption umzusetzen. Daher sind zukünftig katalytische Fähigkeiten und Übersicht die wichtigsten Voraussetzungen für die verantwortlichen Personen in diesen Prozessen. Sicher ist jedoch, dass die privat-öffentlichen Kooperationen heute noch viele Mängel und Fehler aufweisen und erst perfektioniert werden müssen. Die ökonomische Orientierung stellt in meinen Augen kein wirkliches Problem dar. Sie muss natürlich nur richtig und verantwortungsvoll betrieben werden. Agieren statt reagieren, muss die Antwort auf die Einflussnahme durch die Privatwirtschaft lauten. Denn wenn die Aktivitäten des privaten Sektors in die richtige Richtung gelenkt werden, dann kann das Konfliktpotential zwischen den öffentlichen und privaten 140 Bereichen ebenfalls stark minimiert werden. Der Einfluss durch die Politik und die öffentliche Verwaltung ist nicht mehr oder minder stark wie bei uns in Österreich, er sollte jedoch generell so gut wie möglich reduziert werden. Die Beteiligung aller wesentlichen Akteure ist ebenfalls ein wichtiger Punkt, den es nicht zu vernachlässigen gilt. Denn ohne den Rückhalt der breiten Masse und aller an den Prozessen beteiligten Gruppen werden nie wirklich erfolgreiche Konzepte entstehen. Das Verständnis der eigentlichen Bedeutung und Funktion von Stadtmarketing, nämlich einen positiven Nutzen für alle internen und externen Interessentengruppen einer Stadt zu stiften, ist hierbei von elementarer Bedeutung. In diesem Zusammenhang spielt auch die Einbindung von sozialen Komponenten und Aufgabenbereichen eine wesentliche Rolle. Die Städte werden, bezüglich ihrer Stadtmarketing-Tätigkeiten, in der Zukunft noch mehr auf sich selbst gestellt sein. Eine deutliche Abgrenzung, durch wirkliche Unique Selling Propositions, wird daher sehr wichtig sein, um sich ein gewisses Maß an Individualität zu erkämpfen. Die Konkurrenz besteht nicht mehr nur auf regionaler oder nationaler Ebene und daher müssen sich die Städte im Feld einer globalisierten, beschleunigten Umwelt bewegen können. 141 Literaturverzeichnis Ashworth, G.J./Voogd, H.: Selling The City / Marketing Approaches In Public Sector Urban Planning, London/New York, 1990 Ayres, Janet: Essential Elements of Strategic Visioning, in: Walzer, Norman (Hrsg.): Community Strategic Visioning Programs, Westport, 1996, S. 21 – 36 Beauregard, Robert A.: Public-Private Partnerships as Historical Chameleons: The Case of the United States, in: Pierre, Jon (Hrsg.): Partnerships in Urban Governance / European and American Experiences, New York, 1998, S. 52 – 68 Becker, Jochen: Marketing-Konzeption / Grundlagen des ziel-strategischen und operativen Marketing-Managements, 7. Auflage, München, 2001 Bingham, Richard D./Blair, John P. (Hrsg.): Urban Economic Development, Beverly Hills, 1984 Bingham, Richard D./Hill, Edward W./White, Sammis B. 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The City Manager is the Chief executive officer of the city just as someone would be the Chief executive officer of IBM and they have a board. And our council is our board. And the council is elected from five districts. So the community is divided into five districts with approximately the same population and then there are three of them at large, they are elected over the whole community and the mayor’s position is another large seat. They direct the City Manager to run the City. The City Manager acts on their behalf, fulfils their goals and runs the city. Essentially hires, fires, spends the money and if it is over a certain amount the Council approves the expenditures. We set goals; we are a very goals oriented community. That is essentially how the formal government works. Our department is organized as the city manager, as an assistant city manager and my position what is deputy city manager for development. The assistant city manager’s job is to fulfil the duties of the city manager when he is absent. The city manager delegates a lot of things to the assistant bargaining in the negotiations, personal matters, management decisions about how departments work together, and the city manager does a lot of the figurehead and leadership. I am specialized in economic development, coordination of the development activities between the departments that deal with the built environment: planning, public works, other departments that are dealing with land interests and purchases. Question: What is your background? My experience comes out of the design and development fields. I came out here from the U of I with a degree in Landscape Architecture; I worked in the city government as an assistant planning director, zoning administrator and now this position since 1988. I made my master here at the urban planning department. So it is a combination of landscape architecture and urban planning. Most of my career has been focused on government and planning. I am convinced that planning and government are inseparable from each other and good government requires a high level of planning. So, my interest is every chance we get we do more planning when we are operating the government. Question: What organisations/institutions/departments in the city deal with urban and community development? 149 I coordinate the activities of a bunch of different organisations out there working in the economic development. We pay money into a non for profit here called the economic development cooperation’s. We give money to the Champaign county economic development corporation (CCEDC) and to the Champaign county convention and visitors bureau (CCCVB). Some of our money trickles into the airport but essential we are the major funder of these to organisations. Question: Are there other organisations? The CCEDC, the CCCVB and the Champaign County Chamber of Commerce (CCCC) are subsidiaries of a larger organisation called the Champaign County Alliance (CCA). This is an overall board that is community wide that controls the budgets and broader goals of all three of these organisations. The Willard Airport relates to the economic development corporation and what the CCCC are doing. They both support it. The University of Illinois supports it with the salary position and a little bit of the money that we contribute to the CCEDC goes to the airport marketing. So these are the principal entities that have boards and make decisions and create budgets. The WA is a stepchild of the university and it doesn’t really exist as a corporation, it is an activity. The CCA is the overarching board, made of the community leaders, mayors… These are the principal organisations in the field of economic development. The reason that we have done that is that we in Champaign and Urbana and the county are trying to market the whole are as a region. It is a kind of a unified region rather than each of us trying to do our own marketing. The city marketing concept works if it’s a large metropolitan area with one central government. Then we would have our own marketing department. But it doesn’t work as well for multiple jurisdictions. Here we have the U of I, two big cities, one small city attached to the south (Savoy) and then our satellite Rantoul, that’s up to the north, about 15 miles away. And if we don’t market ourselves as an SMSA of 145.000 people then we are just a bunch of small communities not working very well together. So that’s the purpose behind this co-organisation. We put a lot of money into tourism through the CCCVB and we put a significant amount of money into the CCEDC too. What they do often is show sites when a company comes to town and they can show sites in all the communities. They have a professional that knows this business. They put the marketing pieces out for the whole county rather than individual cities doing it. I think it works fairly well to speak with a unified voice. Question: So the main purpose of all this organisations is mainly economic development? Yes. The CCCVB is also tourism but the CCEDC is pure economic development like chasing smokestacks, trying to create jobs, convincing companies to come here. This is a very traditional approach of economic development here. Question: Very incentive oriented? Just a few. We are not incentive oriented. We are more market oriented and we are more infrastructure development oriented. So it isn’t really strongly incentive based. 150 They don’t control a large financial part of incentive money like some economic development corporations. They have to come back to us for that. Question: How are these two organisations financed? Is there also money coming from federal or state level? Not into this two organisations. Just very little into the city anymore. The days of the old UDAG are pretty much gone. The program is dissolved. The state of Illinois puts some economic development dollars into specific projects. Like in Rantoul with a carmanufacturer. So if somebody of sites comes to the state then the department of commerce and community affairs will put together a state package and throw some tax incentives or some money or something at the project. But generally speaking we are on our own and there is very little government funding, other than ours. The CCCVB and the CCEDC are almost entirely funded by the cities of Champaign and Urbana, a little bit by the county, the U of I. But mostly, some 80 % are public money. The CCCC controversially is almost all private financed over membership. We would like to see the balance of the CCCVB and the CCEDC be more 50:50 public-private. That is why the CCA was created with the idea that they go out and hit the medical institutions, the banks, the other big entities up for private money. We want them as members to be part of it as a community. And in fact the boards are comprised of a lot of people from those medical institutions, those banks, those businesses already. So we are trying to say: You are sitting on a board, you are helping us make decisions, we also want some of your resources. There is a problem if it is too much publicly funded because then the tendency for each of us tends to be that we will fund the stuff that goes on in our community but we are sure that we are not funding things that go on in Urbana. It would be really good if we could have a better balance of public and private. That is the long-term goal. Question: Was the CCEDC mainly founded with a project oriented goal, namely to increase the use of Willard Airport? No. Willard Airport was included in this because air transportation is a key part of economic development. It was really created around that broader economic development goals like to coordinate unified efforts, promote the community, provide leadership, growth, create jobs, assisting businesses… (siehe Internet) Those broader economic goals. In the broader sense economic development is just creating additional wealth in a community or generating additional money for people to buy houses and jobs. You know that is really the bottom line. The idea here is, that this is coordinated by an organisation that looks at the broader sphere and then has subsidiaries taking care of the day business, the objectives and the work plans, essentially that evolve on those goals. And Willard Airport stands in there as a part of those efforts but not the principal reason why any of this (organisations) is done. It is really rare for an university to own an airport. That is an unusual circumstance. It probably would be easier to market and promote as a community asset. Question: How does the CCA generally work? 151 Talk to Jill Guth from the CCEDC on the work-plans of these organisations. She is the director of the CCEDC. They are managing the marketing program for the whole CCA too. But they have a lot of things on their agenda and the airport is just one of them. Retention for various local companies is on top of our list. If you don’t visit regularly the local companies, get to know them, and work with them to expand them, then a lot of the other stuff that we are doing on our agency is a waste of time. Most of our success comes from expansion of local companies. We have some pretty good-sized ones, where somewhat recession proofs. So our economy keeps just struggling along. We have people still talking about growth. So retention is on top of our agenda. And then the other each parts of these (CCCVB and CCEDC) are really marketing the community. So we are getting advertising in directories, journals, and show up at the right events, conferences, or trade shows. And then we are ready to show sites. They have got an inventory of all the available development sites in their database. So if somebody says, they are looking for 30.000 SF of cold-storage warehouse, they would say, yeah I’ve got three of those and I will show you those tomorrow. They are ready essentially to overcome the confusion and inefficiency of all the commercial realtors, listing different stuff. Question: So the one-stop shop program is one of the main concepts of the CCEDC? Yes, exactly. Question: So, the CCA and the three sub-organisations are all independent institutions? The CCA is a non-profit corporation that was created that essentially uses the resources of these three organisations (CCEDC, CCCVB, and CCCC) to operate. It doesn’t have any of its own revenue generation. So the CCA is paid essentially by these three organisations to have a CEO on staff and secretaries and oversee their board. So they all pay a fee up to the CCA. So, some of our money trickles up to the CCA for oversight. Question: There is no direct money from the city to the CCA? Not directly. It goes to the two subsidiaries. It is complicated, because the CCCC is merely a private membership organisation. The city is also a member of the CCCC but it wouldn’t be responsible or logical for the government to be a major funder of a private business organisation. Chambers usually got set up so that the businesses could defend themselves against the caprices of government. It doesn’t really work that way here, because we don’t have a capricious government and they are more aligned on us than defending themselves against us. But there is a healthy separation there between a business organisation and more government funded organisations. So they are three non-profit organisations with their own boards that are part of the overall non-profit corporation. 152 Question: How is the influence of the government on goals and programs of these organisations? Are there any control mechanisms? No, we don’t control. The boards of the CCEDC and the CCCVB are approximately 50:50 public/private representatives. We have a council member sitting on each of the two boards. The mayor, the city manager and I are on the boards. So we populated the boards but we have a very small voting minority on the board. We are trying to create the perception that it is not controlled by local government. It is controlled by the board itself. So, public representatives means people from the government, schools, county, park district, other public employees. I wouldn’t say that anybody ultimately has control. It would take cooperation of all on those boards to pass anything of any significance. I don’t think the private or public blocks could get enough votes to push through a controversary or economic change. In the end, since we fund these two organisations – some 80 % of the funding, between Champaign and Urbana – if we decided that we weren’t effective any longer, we wouldn’t fund them and then they would go away. So on the boards our representation is not any more than as participants. It is pretty well distributed. In reality, because of our funding role in these two organisations we have a lot of ultimate decision making authority. We just don’t use it that way. We haven’t had to. Question: What other participants are on these two boards? Mostly business representation. Inhabitants are represented through businesses or through school district board members. But we don’t have what is called citizens at large participation. Because so much what the organization intends to do, is business and economic development related and not as community related. This is a very community oriented place. We have a lot of programs where residents participate. Question: For example? We are a neighborhood-based community and so we have these neighborhood organisations that are set up. We actually have a staff member in our neighborhood service department that goes to neighborhood meetings and our police department has set their goals around the concept of community oriented police. Which is that the police department goes out against the newer neighborhood. They have a beat officer who is responsible for their neighborhood, that the people know a place to call, get things worked out there, crime problems…so you know, community problems. So we as a community have adopted a very strong emphasis on building neighborhoods, turning neighborhoods around that are struggling with decay in infrastructure and crime. So, we are taking care of a big part of that outside of this economic development organisations. They are arguably related to each other because quality of life means having healthy neighborhoods and save people. But there isn’t much overlap in the activities, just because there aren’t enough resources here to have a lot of overlap, both financial and time. So it’s probably an efficiency question. Question: What role in this context plays the Champaign Park District (CPD)? 153 This organisation is also developing now an arts council to coordinate the arts activities between the park districts and the university. Coming from Austria, this must seem like a bizarre way to run government. The state of Illinois has an enormous number of small independent tax collecting government entities. Here we have got signatory districts, drainage districts. Every park district is independent and collects its own taxes. You have here county government, township governments, several local governments, signatory sewer district that collects its own resources… Question: Back to the participants of community development organisations. Is there any involvement of other organisations like professional associations,…? Yes, most of them would participate through these three organisations. We have for instance a professional engineer or planner or architect with the ability to be on the board of these organisations. Right now they are more business oriented than they are professional. The professionals tend to get involved in those programs when there is an issue going on that affects them. But for the most part they would interact with us through the business organisation, not through some independent channel or citizen’s channels. Question: What are the biggest problems what your city is currently facing at? Our biggest problem is that we are medium sized; we are somewhat complaced about being the home of the U of I. It tends to make people not very competitive, not very aggressive. It is a great community to live and to raise children and it’s recently save. There isn’t any mayor traffic. There are a lot of reasons why it has a high quality of life but that also tends to make people feel o.k. with the status quo and not push very hard. So when we are out there pushing and saying we need to create additional jobs, increase our retail dominance in the region and do these other things, people say: hey life is good, it’s fine. And in economic development if you are not growing you are losing ground, you are falling, to somebody else that is growing. Both to normal competing with us directly, and if you are not growing and expanding and creating jobs and improving our quality of life than we are going to become a Danville or Decatur and we are going to start to regress. You could start a whole debate with the entire sprawl part of planning on that question. But in economic development it is progress or die. And that is the challenge we always have to face. Our life is pretty good, but we saw some weaknesses. Willard Airport is loosing some of its air dominance because of this changes have going on the last month and a half (Sept.11). But we are at risk there if Peaton is built as a new Chicago area airport. Bloomington-Normal strengthens his regional airport, that was shrinking in addition, and some businesses just have to be able to get out there and get in the air. So we have got those kinds of problems. We don’t have big environmental problems, we are economically very stable and almost recession proofed with the kinds of industries that are here. They are food-based, they are health-based, they are U of I based, mostly office, white-collar… The economy is pretty stable. Our government is operated in the black, with a budget for years without dept, without serious economic problems. 154 Question: What are you doing against the inner city decline? Well actually, our downtown is part of a 20-year history. It was almost completely empty and in total decline. We created a tax increment district. If you look more carefully most of the ground floor spaces are occupied now. We have got several new nightclubs, some new restaurants; at night the place is pretty busy. We have also a street scape program, so we went through and replaced all the sidewalks, trees, benches, we improved the lighting, spent millions, essentially cleaning up the downtown especially in the last ten years. The whole program runs for about 20 years and will end in the next years. The other thing that you don’t see when you drive through the downtown is that there are literally thousands of people working here. They support the businesses and keep the downtown thriving. There are several major banks here, the News Gazette, one good-sized retailer. The mass transit district built a new and involved transportation facility. So at the first glance the downtown may look a bit shaky but compared to where it came from it’s booming. Question: Is there a strong competition with other cities of this region? Yes, but it is healthy. Between us and Urbana and Rantoul we try to go through this organisation. We all tried not to be overly competitive individually. We are all progressive within this organisation. But everybody has sites and an inventory and everybody wants their site to be a place for good jobs… Essentially in this SMSA if in Champaign, Savoy, Rantoul a 100 new jobs are created, then we all work there. These companies, they usually have some 50 % of their workforce that actually doesn’t live in the city that the company is in. So there is a kind of thinking here that what’s good for one is good for everyone in the employment area. And we succeeded in that very well. There is more cooperation than competitiveness. Our city is the big entity and recent the fact that we get more of everything, we get more of the retail; we get more of the business. Question: So what do you think is the unique selling proposition of your town? Quality of life. Ten years ago we struggled being competitive with the coasts, because California and New York looked so appealing. They were the centers of economic vitality and the research parks were the place, where everything was happening. Those corporations have taken some different look at the way their employees are motivated and were they want to be located and some have actually relocated in the Midwest. There is a strong work ethic here; there are a lot of people available, the quality of life. The idea is that there may be something more than somebody is looking for than living in a big city. We are trying to play up that quality of life advantage here. You can live well here, you can go to the symphony that comes to Krannert, you can drive up to Chicago, you can get on a plane and reach every place in the world. We are starting to attract some companies that are international (Wolfort, Intel, Roquell…). It is a family friendly place. It is not as friendly for say young professionals that want to climb the latter. Nearly no grad-students want to stay here, also not if offering them great jobs. 155 Question: Has there been any attempt to attract high-tech businesses? Yes, the research park that the university is collaborating on. That is a joint effort. We have a ¾ of million dollar in that project ourselves, the state has another ¾ of million in it. The developer has millions in it and the university has millions in it. And the idea there is that we are all pulling together to cord companies like Motorola and Intel to set up research facilities, hire U of I students… It is developing that base of intellectual and economic thrive to keep those activities here. To keep the companies here, to keep the students here. Question: Is there any measurable success to these efforts already? It is so early in doing this. The research park is now only a year old, so I don’t know yet. Right now we loose almost every student that comes here. Question: Do you have any comprehensive urban development concept (vision) in your town? Most of that we are trying to focus on these organisations (CCEDC, CCCVB, and CCA). So as broad as they could be. Those goals for the region and those goals for the area need to be set here. So we are trying to get those goals set at this level (county level, more people, more influence). What we are trying to do here is get a kind of thinking so we are ready for that decision making in the future. If new enterprises would come here, how would we react? Would we try to get it closer to the urban area, would we work through the regional plan commission to make sure that infrastructure and local governments and everything are all lined up behind this in a meaningful way. Is there one gainer in the community or in the county and a bunch of losers or does everybody benefit. Those questions need to be created at the broadest level. We don’t have to pay people to come here. They either come here cause they want to or they won’t even think about it. That’s good for us because I don’t get in the trouble to spend millions of dollars for incentives. We do a little token incentives, we will do a 100.000 $ worth of signatory sewer work that’s public infrastructure. The U of I and tax payers benefit from that companies when they come in and they fell like it is an incentive, but in reality what we are doing is that we are building the public built environment, so that that company and the next three of them benefit from the same. We have succeeded in convincing our council to keep budgeting about 15 million dollars every year in capital improvements budget and focus on the built environment. That’s downtown plans… So my opinion is, you make plans and you build the environment and if you do those things, then companies will locate there and they come in and you don’t even have to work that hard to get them in there. Question: Political influence on form and shape of the single projects? All the political bodies make political decisions. Question: Are there also projects for improvements in social fields? 156 We are really struggling with that. I see social services as part of the fabric of the whole community. In this area a lot of the business entities feel like it is private individuals, they don’t think support to those organisations is no government role. Our government struggles with that all the time. How much money should we put into social services and some of them fell like it is none of their business. As a planner I see that it is a part of everybody’s business and we probably should set it up so that we make sure that there is a safety net, so that the whole social system works. But that is not the viewpoint of small local governments in conservative Midwestern communities. I shouldn’t say we are doing this terribly because we have some very strong organisations here but they manage it on their own and get their own resources. The community is fairly well served in that regard but the government is no part of that process. It is pretty much privately funded. Question: So mainly the projects were the city is involved are worked out together with the private sector and private investment and include their goals and interests. Yes, we do some projects and agreements with private developers and private interest but they have to fit the city goals. Like I said, we fund infrastructure improvements, we do programs such as downtown redevelopment, or we’ve built miles of the major arterial out to the west. So housing and other growth can occur out there. So it’s probably manic as supposed to throwing money at opportunities when they come through the door. (Example: the research park. The developer asked for millions. We ended up with 750.000$ but that was because it fit in a goal that we had and a program that we had and then worked on an agreement with the university to accomplish. So, it was part of a broader program. We wouldn’t throw that kind of money at the regional mall for instance, so that they could expand. Question: Are there any general norms from federal and state level to fulfil? Most of that ended during the seventies and eighties with the funding, because what came along with the funding were program requirements. They had to set goals and objectives that defends, approved and put into a plan. That still occurs in housing here. We still get federal housing money. So we have a big housing plan, that the city does every year to get the federal dollars. But in this area the state has separated self from us almost completely and the fed half completely. So, this is all independently. The goals and objectives are independently set. In economic development there are no state strategies and there is not really a strong regional strategy offside of this SMSA or this county. They are trying to get a countywide focus. But as far as the regional focus that doesn’t exist. The state organisation is weak. It has been under funded and under attack for the last few years, because some of the previous governors and managers stand into blew all the money in and manage them poorly. So the state organisation is weak and there isn’t an umbrella federal program right now that picks up on economic development. So this is all independently funded and independently driven and organized. Question: Do you think that your concept can really create long-term, comprehensive structures for a positive city development? 157 I think so. Our approach is an urban planning approach. We have a strong planning director, we have strong support from our council for both the economic development and planning, we have many plans that reach into the next two decades, we plan our capital improvement program out 10 years, and actually budget the money out 10 years. So we are a community with a fairly long vision. We are doing a campus plan now that is long term. Question: So isn’t it true that lots of the programs are more short term, that the elected government wants to show results at the next elections and that there is a strong subjective influence by the leading government? That is also true, especially in the Midwest. They are on a two-year term, … But we have been adopting plans that go way beyond the term of the councils for years. They have had seen the wisdom in that long term planning and sticking with it. It is very rear; we have a council that unravels the plan that was put in place previously. They have stayed with those, because they have seen the results. They have seen the built environment improve, they have seen infrastructure stay up and get expanded, and they have seen the companies come. Question: Are there any measurable results on successes or failures of activities in the field of city development? Do you review the programs? Yes, we look at them all the time. The CCEDC and the CCCVB tend to count things. They count new jobs, they fail to count the ones that have left sometimes, so they all talk in terms of gains, but they count staff companies, jobs… We don’t tend to do that as much because all that comes and goes and changes. This is a changing kind of face of the business environment and you can drive yourself mad trying to figure out whether you gain people or you lost people. What we try to look at is the bigger question of the overall budget. Our growth is really measurable in tax. Essentially the assessment value of all the land here in our community that is tax. Tax is going up consistently over the years. That is a good positive indicator that the community is growing. You are looking at those kinds of indicators and you are saying we are doing o.k.. We shouldn’t get a complacent and stop working but we can look at the indicators and say the community is growing. There is a lack of tolerance here for growth that goes to fast. Everybody wants it to stay nice and Midwest. They complain about the shopping, usually wilder up their shopping. They complain about the traffic. But they don’t know what real traffic is. We are trying to strike the happy balance between growing and standing still. Question: What is to improve? Most of the changes that need to occur are reform of good government. There are to many governments, they are enforced to coordinate together. We have four city governments here, within this small area. All of that is a part of both, history and really poor laws in the state having to do with planning and government. That all has to change before significant government reform occurs. And that is a long time it may keep. You know short term I think we have focuses like the airport, campus-town… 158 these are the short goals (10 years). Long term we have to look at the economic vitality, reform of the forms of government… But that is a long way out and changing government is really difficult. Question: You don’t think that any parts of the community and interests stay outside of this process? I think there are those left out. I think small business has a tougher time with a voice in the government. All these organisations (CCCVB and CCEDC) are big business. The bankers and medical institution people that sit on these boards have a lot more of their interests than the small businesses do. I think the minority population as far as their housing and so have a difficult time. They don’t have an equal voice. So their work is twice as hard. Those are problems we have to be willing to address. Some minority business programs are set up. They have to be done well. Otherwise they tend to set people up for failure. Also help them to develop a responsible business plan, get relationships with banks, things that long-term vitality depends upon. So those programs are difficult. They are really hard to make-work. But they are probably important as a part of the overall community framework. We cannot keep minority professionals here in our community. If a young Black, Hispanic or Asian person goes through the university and wants to be in business here he will find no support network at all. And they probably go to a larger urban area, because they have got a support network of professionals and companies what will support them. We are just very Midwestern in that and it is a really slow change… The social part of my job is pretty minimal. My personal believe sometimes don’t always fit what I am doing in big corporations. But essentially I do believe, if you don’t make this work, and the big corporations aren’t making the system work, you don’t have an economy to do any of the other change with. And so we have to do is, keep the engine going and then find ways to improve the social fabric at the same time. Question: What future trends do you expect in the field of comprehensive city development? My goal would be to see more and more interface between planning and economic development. Less of the focus on job creation. They create these economic developers that go through training programs and go out and try to promote communities. This is just a small piece of a bigger puzzle and the important part is making plans and building communities. And the planners end up being the ones that have to be able to work for the government to do that. Planners are great in drawing plans but aren’t always good at working inside government. They have a tendency to do things for government, rather than with government. Thanks for the interview. 159 Interview 2: Bruce Walden, City of Urbana at Nov. 13, 2001 Question: What is your job in this organisation? I am the Chief Administrative Officer and it is very similar to a city manager position. The difference being a city manager reports to the entire council and the Chief Administrative Officer reports solely to the mayor. Although we work closely with the Council, the Mayor is my boss and not the Council. The department heads report to me. So I manage in an overall sense from budget, personal, resources, work-plan… I manage the fire-department, police department, public works department, community development department which includes economic development and marketing, and finance and executive basic work. Question: The Community Development Department is structured in three subdepartment: planning and economic development, building safety and grants? Right, we have grants management and for the most part we call that community development. But that are pretty much housing related and social service related programs. Rehabilitation projects, low-mortgages, transitional housing,… all that is handled through the community development division. And we have the building safety division which handles zoning and building inspections, all the building codes for new and existing housing. They also do University of Illinois certified housing. And then we have planning division which does both advanced and immediate planning. They are right now in the process of doing a downtown plan, within the comprehensive plan as well as doing with all the cases that go to the plan commission. Then we have an economic development coordinator which is a kind of tucked in to the planning and economic development division. Although I do, when it comes to negotiating agreements or with developers I do most of that personally, because I am the most experienced with it. But, technically it is within that organisation. Question: Is the city the only organisation that deals with urban development and community development or are there any private or public-private organisations that deal with it and are funded by the city? No, in terms of overall marketing we belong to the Champaign County Alliance. The Champaign County Alliance is a consortium of the Chamber of Commerce,… We fund that at a level of around a 130.000 USD a year. And that is the marketing that we are involved with, which is more regional in nature. But we also do things well going. We also have an organisation, serving downtown organisation. They are going to some changes right now. Question: For the downtown plan, what you have also in parts on your homepage, are you planning to found an own organisation for this project, and perhaps thinking about employing a downtown manager to do this job? 160 Yes, that’s a kind of up in the air right now. And what is happening is, we have an Urbana only developers group and we have an Urbana downtown group. And they are merging now. And then they are going to ask the city to help do some local marketing. Question: Is the downtown plan a part of the comprehensive plan or is it a totally independent project? Well, it will be housed within the comprehensive plan, but it is a sort of an independent plan. We are going to adopt it as part of our comprehensive plan in an official capacity. But it is very much separate to the extent that it is a separate element and it is downtown unique. We house within the framework of the comprehensive plan, we will adopt a neighborhood plan and stick it in our comprehensive plan, or we will adopt a downtown plan for example and stick it within the comprehensive plan. So it houses structurally a lot of mini-plans. Hopefully the comprehensive plan ties them all together and we have objectives and everything coordinated. So, it is possible to have a separate plan about the downtown but it will be adopted by this comprehensive plan. Question: But the downtown plan is worked out much more in detail than the comprehensive plan? So, is it right that the comprehensive plan deals more with zoning and land use regulations and so on, and is not really comparable with the detailed downtown plan? Well, there certainly is a map with the comprehensive plan but really what’s important with the comprehensive plan are the policies. The policies that guide your decisions. These policies sometimes are in conflict. So, we have a policy of economic expansion but we also have a policy for preservation of farmland. There are a lot of goals and policies sometimes that conflict and so we have to interpret each time something comes up whether or not it fits within this framework. The map is very specific though. But the map is really just a small part of the comprehensive plan. It’s the policies and the goals that are probably more important. Back on marketing. So, we have a couple of things, some we do on ourselves. We funded like a parade of homes this year. It’s to sell more single family homes, we funded this directly with some developers. We do marketing since we run the farmers market. This is very popular, it is a very Urbana thing. It works really good and we market that with billboards and stuff like that. Question: And it is all organized by some persons within the city administration? Yes, there is a person that is in charge of we hired. That’s a person that works in c.d. that’s in charge of farmers market. So, we do some local marketing, and then we fund the developers group to some extent, we fund the downtown group to some extent, and then the regional marketing we do with the Alliance. And the Alliance recognizes that economic activity and success is something that’s done best on a regional basis, I suppose to just one city. 161 Question: So, you think it’s not really a big competition between the cities in the Alliance? Is it more a comprehensive attempt to market the area as a whole? Here is the way it works: Lets say, someone sees the Alliance website and they are interested in our labor, university or whatever reason they want to locate, and though make a contact to the Alliance. We in Urbana want them to contact the Alliance, and they in Champaign want them to contact the Alliance. Then, when it gets down to a particular site – those show some sites in Urbana and show some sites in Champaign, and then they will pick – but we are not doing this process, we are not going out individually and lobbying the company, and they are not going out to do this. Question: Do you think you have here in Urbana any kind of unique selling proposition - and if yes – what do you think are your biggest advantages compared to your neighbors? Well, I think the University of Illinois obviously is the top billing for everything. Because it does a lot of things for the community. Culturally it provides a lot of opportunities. It ties in with the best asset of Urbana, which is the quality of life in Urbana. We are probably more focused on quality of life issues in Urbana, then some things in some other cities. So, this is probably our major asset. We have good neighborhoods, lots of trees… I would suspect, we would be characterized as customer friendly. So, that is probably the big thing. We don’t have as much expansion as Champaign, but of course we don’t have all the criminal and traffic either. So, some good and bad there. Question: What are the biggest problems what your city is currently facing at? Well, we have actually had a considerable amount of success. But the one area in economic development that we would like to do a lot better at is retail sales. We just don’t have the retail sales that we need. Our budget is in a good shape but it could be a lot better, if we could provide the opportunities for Urbana residents to suspend their disposable income in Urbana – versus somewhere else. So, that is probably the number one challenge. Question: There is a lot of information about the downtown plan and the comprehensive plan - in general - on the web. But just very little information about implementation strategies. So, how do you really want to implement this plans? What is your current status in implementing all this goals and projects? Well, neither one has been adopted jet. The first step will be to adopt both, downtown plan and comprehensive plan. That will happen in the next year. And there will be considerable debate probably among our officials about what’s in those plans. Some of that is easy to accept and endorse, other elements of it maybe more difficult. The map itself will probably be somewhat controversial because we are going to try to balance areas of future growth with preservation and neighborhood protections and other issues. So, it’s going to have to go through an approval process that will take 162 some time. Now, the process so far as involving citizens and all, has been pretty good. Question: Does this all come together in the Steering Committee? Well, the Steering Committee is actually an Ad-Hoc-group selected by the mayor to represent the city broadly and to work at some of the issues and make recommendations. They also have some neighborhood meetings. Question: What participants are in this committee? It’s mainly residents of the city, of different backgrounds. Some associated with the University, some neighborhood, some business, you know that type of thing. Question: Small business representatives as well? Yes, it’s just an Ad-Hoc-group really and broad representation. Question: What was the role of this consulting group from Chicago what is mentioned on your website? That was on the downtown plan, right. Their name was “Comeras”. Their job was to create a new vision for downtown. You know, I would say that, that’s a mixed bag. If You go downstairs in the Council chambers we have a bunch of boards up, that show some of the graphics they made for us. Question: But they developed mainly plans for the area design, but they didn’t develop any programs or plans for bringing retail and other shops back to the city center? Not really, I think it was much to much design and physical oriented. You know, I am more interested in the base economics of the downtown what was sustained over time. They did a very good job on the economic aspect of it. I think the physical design and some of the vision and the layout. They a sort of dissected the downtown into areas for retail, auto-oriented, main street,… I think some of that was good and I think some of the stuff they had regarding Lincoln square was good. Question: Are you still working with them? No. Question: I found also some information on the web about 6 different initiatives on different fields of the downtown plan. What was this exactly? Well, the downtown plan that was produced is more action oriented than the comprehensive plan. Because it does list responsibilities for groups and how to undertake them. That has not been totally sorted up who is going to do what, at this point. My guess is, that in the end the city will do most of it. 163 Question: So, you don’t plan to found any organisation to do this job in any private or semi-private way? Yes, we will. It will be a private organisation with some public money. We will work together with them. Question: Do you have any detailed plan how this will work? How you really want to implement the whole downtown plan? That is a source of great debate. Question: I am really interested in the implementation process, how cities translate these goals into action. And I have seen a lot of good ideas about your downtown on the web, but not really anything about how to implement this plan. Well, one of the things that we do to implement at the city is, for example if you are on a project by project basis is, we will take a project lets say the “Stack ford”- area, it’s a lot, we tore down a coop elderly, and it’s right in the downtown, it’s in the TIFdistrict, it’s a very valuable peace of land and probably in the next year how will initiate action on that is that we will do a request for proposals. We own land and we will solicit developers to give us proposals on what they could do with that piece of land. And we will influence happily what that is. It may be, we want to do a market rate-housing, or we want to do market rate-housing- with retail on the first floor. And then we will solicit developer interest and all that and then we will select the developer, then we negotiate something with them. Could be that we completely just sell the land or could be that the economics are such that we give the land or lease the land for nothing or we have to provide other incentives parking or something else to get built, what we want to get done. So, that is the process that we have used often in Urbana to get things done, that are in our plan. I suspect, that next year we will probably do a good three or four RFPs. Once we get the plan adopted and we will probably initiate – we will pick out those things that we think can happen and try to get investment. Because that plan is worth nothing unless you can get private investment. And so, how do you do that? Question: So, there is also a strong influence of the private sector on form and shape of the plans already? Yeah, I think so! Question: How about all the members in the Steering Committee, the influence of the different groups and people what are participating in this process. Do they also have any rights in decision making or is it just advisory…? Well everything that is done is advisory to the City Council really. Question: So, the decisions are just made by the City Council? 164 Yes. And then we even had subgroups of that group. We had a subgroup of the Steering Committee to help us do the design of streetscape. We will do a bunch of streetscape next year. But all of these things are recommendations that go to the elected officials and then the elected officials will adopt it. And then the elected officials will have to initiate the implementation too. I think the thing that is missed as you look at these plans and some what the cities do is…, is really…, there is only so much that the city itself can do. We can beautify, we can pay traffic patterns, we can do infrastructure but the plan cannot be successful without private investment. And so the key is, how do you implement in such a way as you can get private investment. And if You have great ideas on that, let me know… We just don’t have a lot of people knocking at our door as lull the things that we do in Urbana… We will get control of property and then try to get developed like we want…That is a technique we use. Question: So, the downtown plan is now really a long term project. When do you expect a first change in the city center? Next year. Question: Do you think results have to occur after just one or two years and some of the projects are mainly short termed. Can this be a consequence of the fact that government is elected every two years and politicians want to show up with countable results after their period of government? I don’t think so. You know, I have been working on downtown plans for 25 years and the faces have changed but the challenges have been generally the same, as how do you transform a downtown into something that people few with a sense of community and as economically viable, we have been struggling with that for 25 years. And this is not the first downtown plan we have done. But I think, we will begin to implement next year. We are going to spend 1,5 mill. $ on street-, and sidewalk-, and lighting-projects next year. And we are going to do request for proposals on some of the land that we have tied up next year. Question: But these are mainly infrastructure goals, how about all the other goals like attracting retail or event-management, what was also one point mentioned on your website? Yes, the community event management will be an ongoing thing and what is going to happen depends on the merger of these two organisations what happens there is it going to be a downtown normally group or is it going to be something more broad based. That will probably shake out in the next couple of months. Question: But this will be an organisation close related and funded by the city government? In part. 165 Question: The structure of some projects looks more like a marketing concept what structure will it have? Yes, with probably primarily a marketing mission. Question: Do you have also programs and projects in social and less profitable fields, what’s perhaps not so primarily interesting for the private sector investments? Yes, you know we do. We are involved in a lot of social programs in everything from: funding homeless shelters and transitional housing, to financial counselling, to daycare centers, to battered women shelter,… Question: Who deals with these programs within the city administration? We deal with it through Community Development. So, it’s all part of our Community Development Department. They are very broad based in terms of their interests, because they are responsible for organizing our social service funding for all these agencies. We probably fund 40. And about 250.000$ a year is about what we fund our social service agencies and then we probably spend a good 600.000$ a year on affordable housing programs. And it lacks all within the Community Development Division. A lot of that is federal money. Question: Are the big grants like the HUDAG and the CDBG still very important for programs like this? Well, they are not used a lot for Economic Development. It is mainly used for housing projects and social services. Question: Are there still any norms or strategies from levels above - state or federal level – what you have to fulfil or are you really just working on your own? Oh no, we have to develop a comprehensive strategy and that is submitted to the federal government and it has to deal with needs that we have in the community. And so there is somewhat of a strategy that is required but most of the cities you will find that use Block Grant dollars, use them for housing. They don’t use a lot of it for Economic Development. Back when there was the HUDAG grant for example, those were used and recycled, those where grants to cities loaned to businesses and paid back to cities in use for Economic Development. We had one of those as well, for a Hotel. But since that program is faded, most all of your block grants stuff seems to go primarily for housing related programs. Question: Are there any measurable results from activities or projects what you have done in the past what were successes or failures? Well I think, in overall for Economic Development we have done pretty well because we have been able to continue to lower our tax rate, and 15 years ago we were almost bankrupt and now we have millions and millions set aside in reserves and we used to have the highest tax rate around and now we lowered our tax rate down to 166 the mark Champaign’s. And we are providing quality services. So, if that is a measure we are doing well there. It is a little bit more difficult to measure social progress… Thanks for the interview. 167 Interview 3: David Dobson, City of Peoria at Nov. 21, 2001 Question: First of all, what is your job in this organisation? I’m the Director of Economic Development. Question: Is this the only organisation in the city that deals with urban development and community development? Within the city of Peoria structure, yes. There is a Economic Development Corporation (EDC), which is associated with the Chamber of Commerce as well and they actually operate within a three county area. They do a lot of referrals and things of that nature, not as much of the actual hard concrete work that we do, from the standpoint providing sites and things of that nature. Question: Was your department mainly involved in the River Development project? What happened here is that in January the Riverfront Department was abolished, during the budget cycle last year. So the Riverfront Department was merged into the Economic Development Department. I was not the director of that department! I was the Economic Development Director. Question: So, the Riverfront Development Project is the main project I am interested in, I found a lot of information about this project on the website of your city. But first just some more general questions. What do you think are the main problems what your city is currently facing at, in the field of Urban development? I think there are two things that are very timely right now, or actually three. I just finished doing a proposal to the mayor and to the city manager and what I am proposing is the commencement of a major economic development initiative. That initiative would include: Number 1: the development of an overall economic development strategy for the city. That strategy in my mind would focus on three prospective areas that we would concentrate on. I think that you have to focus your program and find niches that need to be filled. One of the areas that has already been identified is bio-sciences. We have a fairly substantial medical community here, we have a USDA agricultural research lab here, we have got Bradley University, we have got the med-school here. All which provide some very substantial synergies as You might imagine in facilities and people. So, we are hoping that we can use this as a catalyst. There has been a study done it’s called the “Patel-study” that a kind of provides a road map. I see that same sort of study being done for two additional areas. I want this study of the overall economic development strategy to do the research necessary to identify those other two niches. I don’t want to simply base it on assumptions. So, what we will do is we do the research in those two areas similar to the “Patel-Study”. Package them all together into an overall economic development strategy. 168 Number 2: We will do a new downtown plan. It’s being constructed from the Riverfront up to the bluff where the hospital is and the med-school are… And then finally the third element is Number 3: To have a pro-active marketing and implementation segment for this. And basically that implementation will take those two studies and the concentrations mine into the three areas and determine what are needed to satisfy the needs of those industries and businesses and create a box on attraction for that particular industry. In addition we would be marketing probably targeting Chicago and St. Louis in our marketing efforts going out to the site- selection firms that our nation vibe within those three industries. Making the contacts, also bringing those folks to Peoria so that they can see the community. Because we believe that people are very surprised when they come to Peoria. They don’t expect what they find. So, that in itself is the strategy that we are talking about and hopefully Council will fund that. During the next two years we will be…and get private sector contributions…cause we need to create a constituency that will keep the elected officials on track. Probably elected officials are on a short term, periods two years… Question: They want to see results after two years, because of the next elections? Yes, exactly. But it doesn’t happen that way. Question: Is it a big problem here in town? Yes, it is a problem. I have worked in 5 states and it is a problem everywhere in the United States. Question: Just in a view words, do you think that there is a strong competition between Peoria and the surrounding cities in this area? And if there is a big competition what do you think are your advantages or disadvantages or your unique selling proposition? I think there is a perceived competition between these areas. I think that Peoria is still the heart of this region and we are probably talking about a 14 county region in fact. And I don’t think you can replace that. If you took it out of the picture you would have nothing to start with. So, the major industries are here, the major employers are here, the major population is here. I think there are a lot of advantages, because we have existing infrastructure upon which to build and revitalize areas, where other places have to create the infrastructure necessary. We also have areas to the north which are Greenfield areas. They are called our growth cells and in those growth cells what we are doing is providing water and sewer on the area and that is a driver for the development that would take place. And we think that is a good blend. Because we have the near downtown areas that we are developing and revitalizing and then we have got the new areas out to the north. So, it’s a good blend. Question: Let’s focus a bit now really on the Riverfront Project, because I think it was stated as a great success in the Urban development history of this town. What were the major goals and objectives of the program there? 169 I think the major goal was basically to turn the riverfront around. It has been an older industrialized area and basically what the goal and objective was to clean that up and put it into productive use that would be attractive to folks within the city as well as within the region. Major focus was on entertainment type, venues,… You have got the riverboat (the paddleboat) down there on site. You have got a number of restaurants in the area. You have got some antic-stores and things of that nature. And a lot of open spaces. You have got the Riverplex now, which is a public exercise and health facility. All which are great improvements, vast improvements over what was there before. However, I think the area right now is lacking some things. I think it lacks enough critical mass. So, one of the things we want to do with this downtown plan is to begin to put that critical mass in the prospective for the entire downtown. Because they don’t look at it that way. We have been very developer driven. The developers come in with proposals and we react. I’m trying to reverse that process with this downtown plan and with the strategy and have us take control of what are opportunities and put out there, when they put out there and how they put out there. I think we have to plan downtown. Once we have planned downtown then we can appropriately look at what the opportunities are. It has been lots of pressure for museums and public space and all this sort of thing but the development that takes place there has to be able to pay for itself. So, it has got to be mixed use. Question: So, who developed the plan for the Riverfront project? Well, the plan was a kind of developed as they went along. The plan was developed by Tom Tincher who was the Riverfront Development Director. He was part of the city administration. He was the Director of the Riverfront Department. Question: And the plan was just developed within the department or also with influence of the private sector? There was a Riverfront Commission and that commission had influence. They had a chairman who resigned also earlier this year, who was from Caterpillar Inc. and he was very directed lets say in his approach. There are many people that felt left out of that. I think one of the things we are trying to do with downtown plan is to coop to people in to the planning process. And get their to input so that we can then help the Riverfront merge with the downtown. Not a separate district but be part of.. and what that does is creating marketing synergism between restaurants that are in the downtown proper as well as one the Riverfront and they can start to begin to work together by the way. Question: On your web page it was called a unique organisational structure what implemented the whole project. What was so unique on this organisational structure? I think the unique structure was not really unique. It was unique to Peoria. What was created was this Riverfront Commission and they were given certain powers. Certain powers were given over to them they could contract things with the city managers approval and it was a little bit different. It didn’t have to come back and go through the city council all the time. So I think that’s what is being referred to as the unique structure. I started my career with an independent redeveloping agency. The board 170 was appointed by the council, but we carried out our own activities at our own contracting… There is nothing unusual in my mind about that. Here in Peoria it may have been unique. Question: I’m interested in the implementation of such projects. At this project I think they founded an organisation what was called the Illinois Riverfront Development Corporation. Was it just the organisation what planned the whole implementation…? The Illinois Development Corporation was actually within the EDC. Their function was primarily to receive contributions from the private sector and to maintain those as non-profit. So, the provider of that contribution would get tax benefits in doing that. Question: And they searched for the private investment for this area? Most of the development that is taking place down on the Riverfront has been by local developers and the developers have in most cases stepped forward with the ideas. That was the kind of I was talking about. Not only in the Riverfront but in most of the development that has taken place in recent few years here in Peoria. The developers come forth with a pretty picture and with the motivation and the city has been in the position where it reacts to. It has been a very reactive process. Question: Was there a major financial input from the city as well? Absolutely, there was a lot of money put into the Riverfront through ability to bond in that area and some people would say that some money was thrown in the process. In fact I was sitting next to the developer at lunch today and that was one of his comments to me. They wanted to have a lot of things down there that were perhaps not the most proven way to approach it but it was a quick way to do and that is what there objective was at that point of time. The chairman of the Riverfront Commission was very focused. Question: I am searching for a kind of ideal organisational form of comprehensive urban development, also with involvement of a broad basis (population,…). So, do you think from this point of view it was a successful project? A honest answer! A straight forward answer. I think it was a great jumpstart for the Riverfront, however do I think that the process that we utilized was the best one, no I don’t. That is why I am proposing that we do a new downtown plan. And to do it in such a way that it is very inclusive of all the people that live down there, do business down there, as well as I think we need to involve the end-users. I think it is very important and I think that is something that they may have missed. A critical flaw was that they were not determining through focus groups. What the people who live in the north needed as a catalyst make them come downtown. What the people in the region in the outlying area, what was going to motivate them to come downtown. Now, we are very successful in getting a vanes down on the Riverfront but that is only in the summertime. If you look at that area during the wintertime, you come over that bridge during snow times, there is nothing going on down there. And see, my goal and objective would have been to try to create a year round attraction. So, I would have 171 been looking maybe to create an ice skating facility and other things that could create a synergism that we bring people down there all year round. Otherwise, how do those restaurants survive in the wintertime. Question: Now you are working on the new downtown plan. What do you think could be done better concerning the planning and implementation process compared to the Riverfront project? I think, critical mass is important. The strategic placement of various elements and opportunities within the community. We know for instance adjacent to this building we have a civic center, it’s a key element. We are going to have the baseball stadium, also a key element. We have got the city hall area, the twin towers area, we have got the office clusters and those kinds of things. The question becomes, who do we further support what’s down at the Riverfront. It’s a great start, you have a hand full of restaurants, but can they survive? Probably not, we have to bring more people down there on a continuous basis. We have got to take advantage of what we put on Sears-block. I think that becomes a key to creating a critical mass for that entire area. I think we also need to work extensively on linkages. When I talk about the civic center, I talk about the stadium, and I talk about the Riverfront down here. One other thing we have not done is, we have not linked them. The vision that I have and the question that comes to my mind is, if I walk out of the door of the Peoria-Market hotel, which is a major hotel facility in the downtown and I am on main street and I look to my right there is nothing that says come to me, there is something happening down at the Riverfront come to me and there is not a nice path to get there. If I look to the left, there is nothing there that says come to me, either. And see, I think that we can work at creating elements at both ends of main street. That will improve that whole core. In a way it’s a mall concept, with jurankers at either end and then you fill in, in between. Question: And are you planning to give the downtown plan to any private organisation or do you want to employ a downtown manager who cares about the implementation? I see the implementation of the plan being in this office. Within control of the city and the city council. The city council knows at this point what it is to give it over to an organisation which has an independent life. And that did not make a lot of council people happy. That’s part of why the Riverfront department is not longer here, okay? There were lots of things going on that were out of the control of the council. Some council members are very resentful of that. So, I think we need to keep that focus within the city, within the department. But we also need to get the private sector to come in as a constituency and support it whatever planning it’s developed that we part of developing it and supporting it in the future… Question: Who important were and are – for future projects – other organisations like the Chamber of Commerce or Visitors Bureaus and other associations? Also from levels above, from state or federal level, are there any norms or control mechanisms? 172 In concept, in my mind the Chamber of Commerce will be a very important element. They should be cheer-leaders out there, for this sort of thing. Were they, in the past? Not really. The Chamber has not stepped up to the play in a lot of cases, to take the real difficult support positions that need to be taken. For instance, when we were working on the stadium, which is a major downtown element. The Chamber didn’t step forward and take a strong position. When they could have been a critical factor is part of that, they should be. And I think we are going to try to work with the Chamber to do that. We want to coop to all the private sector. There is a new organisation out there, that has been formed which is being referred to - I think – a civic organisation or something at that nature, which is a group of larger private sector businesses. That can become a constituency for economic development. And a number of other issues, such as dealing with the school district. The school district is a key factor here for us. It’s not a good school district, at least in perception. That’s making it very difficult, it’s creating white-flight out to the suburbs and out to the green areas. People are abandoning the school district. So it’s a real problem for us. Question: So, you said that the inhabitants were not really involved in the planning process of the Riverfront project. At the project here in the downtown area and for future projects, will they have any rights in participating at the process and in decision making? Yes, this is I think one of the key elements that we will be going to stress in the process of building an economic development strategy and as well a strategy for the downtown, with the plan itself. We want to involve the businesses, we want to involve the people, we want to get people from the north involved. We will be going to do focus groups and things of that nature to get some input. You know, do you go downtown, if so why do you go downtown, what would you make want to come down more. I think we have to have the feedback, as that is the goal to get more people to come downtown. Question: Are you also looking forward to bring more housing back to the downtown or just retail and entertainment? Yes, absolutely! We have been successful at creating one project down on the Riverfront. But it’s a little bit pricey. I think that there is great opportunity to the south of the bridge. There is great old warehouse type facilities and industrial facilities and can be converted in office and condominiums. So, I think that this is a real goal to create more of a population in the downtown. To make it more alive. I mean that is the goal for almost any downtown operation. The best implementation that I have seen is San Diego. They have been very successful with their housing downtown program. Question: How do you think that the same mistakes can’t happen again with the planning and implementation of the downtown plan like on the Riverfront? My approach to the planning process is different then the person who was here before. He was into a lot of physical planning and things of that nature. Physical planning is important to me but I also want to have economic justification behind what 173 gets planned. In other words, if you tell me that housing has got to work down there. You can’t just draw housing on a picture and expect it to take place. You have to have the facts whether it can take place within this market and at what price it can take place in this market. One of the things, a basic principle what I have, whether it is the economic development strategy or the downtown plan, you have got to do your economics and you have to have the justification because that is going to be my tool to go to develop and develop the entities and say, I want you to come to Peoria and they are going to say to me why? And I can’t just say because it’s a great place to be. I have to say, You can make money and this is how You can make money. And I show him, I show him the proformas, I show him how it can work for him. So, you do your pretty pictures but you do your economics on with them. Question: So, you think - in the Riverfront project - the private sector was too much involved in the planning process and that it would be better to bring it into the project later, at the implementation process? I think there was a very narrow band of involvement by private sector in the planning process. The planning process was perhaps faulted to a certain extent and they were drawing pictures about what could be but they weren’t doing the research to support the economics behind what they were saying could be. So, it makes it very difficult. Question: Are there any measurable result of this or other former projects or do you review the projects, are there any control mechanisms? You know, I don’t think those standards were developed beforehand. In other words they didn’t know what the goals and objectives were, other than we want restaurants and we are going to build a deck and that is going to generate sales-tax, HRA-tax, hotel and restaurant tax, and that will pay for the improvements. But the question is, can they survive by themselves if you only have “Damon’s” and “Joe’s Crab shack” down there. Can they survive? I don’t think they ever looked beyond. Question: So, you think it was a too narrow view? And the whole project was developed by just a view people here in the department and with some private investment and influence? Yes, too narrow. Let’s just say, I think it was done with less involvement than it should have taken place. Question: But no really control mechanisms? We know what it is generating in sales tax, okay? But there was measure established as: When do you reach success? What’s successful and what’s not, other than you have a restaurant place. There were no clear benchmarks that were established beforehand. Question: Back to the one point concerning the influence of the politics in the planning and implementation process. Do you see any realistic possibilities to make 174 this process better. That not just the next elections are important for form and shape of projects and visible results? Do I believe that the electoral process is going to be any different? No, they are still going to be elected for two years. Question: Sure, but how do you deal with that problem? How do we deal with that? My whole objective is to create a plan with the involvement of the community. That whole exercise of creating plans and creating strategies coops people into the process, coops the private sector into the process. And my whole objective is to create a constituency for economic development. So, that when council is getting off course, at times what we refer to as “often the broakley” that the private sector, because they have an invested interest, the put money into the process, and they put time, and they put effort and they really got to believe that they were participating in the process and made a difference. So, the one council, the elected officials get off to the side. The private sector people herd them back in. Because I can’t do that. I am a staff member. I work for those guys and if they want to go up to the broakley, they can. It’s private sector guys that constituency that begins to frame and inform. Plus, have some success. If you have success, politicians want to be on board. Question: Last question. What do you think is an optimal organisational structure to implement projects like this, to implement a downtown plan, to implement a Riverfront plan? Is it within the governmental structure, within the department or more in a private or semi-private way? For Peoria, at this point of time I think it has to be an organisation what is within the city structure. The council has some oversider. Question: Does it depend on the size of the city, or what else? In this case, what’s influencing it is primarily the recent history. What took place at the Riverfront, a lot of people were unhappy with. They feel like it got out of control and out of their hands. Question: But the Riverfront department was also part of the city government? It was, but there were a lot of pressures and influences. Question: Was it a sort of a public private corporation? It’s sort of was. It was a sort of a Caterpillar Inc. and city combination. But there were only a limited number of people who were allowed to plan the game. And if you talk to the Riverfront Commissioners, a lot of them would say if I raise the question or I question any issue that certain people like the Chairman of the Riverfront Commission attract they were on. I was looked at like I was a trader to the country. So, there are a lot of people who are disenfranchised by this whole thing. And it 175 doesn’t have to be that way. I think you miss a lot in the process if you don’t do that. If you ask me on a more theoretic basis, what do I think the best structure is. I think the best structure would be probably a quasi public organisation. That would be a combination of public sector and private sector, a heavy presence of private sector to drive it, because they are more bottom line. They are not so politically motivated but they are more bottom line. And I think they can probably produce a better product. That is the kind of environment I started my career in. It was a hugely successful process, had great credibility. Question: You mentioned several times the Caterpillar Inc.. Did they have so much pressure on the Riverfront development? Why was it so important to them? What you have to understand is that their worldwide headquarters overlooks the Riverfront. So, that was their backyard. They wanted it cleaned up… It’s sure better than it was… Question: How many employees has Caterpillar Inc. in Peoria? The number has changed significantly, within the city of Peoria I think something like 5.000. Thanks for the interview. 176 Interview 4: Norm Sims, City of Springfield at Nov. 29, 2001 Question: What is your job in this organisation? I am the director of the Office of Urban Development and Planning. Question: Who is this whole department structured? There are basically four components to the office. That is structured around the directors office, which is myself and I report to the mayor. Which includes myself and an assistant director and two clerical staff plus our financial officer. So then there are basically four components of the office beyond that. One is a community development component, which is predominantly housing and our enterprise community program and our community development block grant management activities. The second component is our business development function that works on business development projects and also oversees for example the Tax increment financing activities, our business side community development block grant activities, the loan is associated with that, and enterprise zone activities. The next component within that is the convention and visitors bureau, the tourism functions of the city are in this office. And the final one is the city planner who is part of this office. Up until maybe a year ago the city planner was direct in the office of the mayor and what we had to do was merge these two functions so that planning became part of the office of planning and economic development. Question: Is it normal that the convention and visitors bureau is part of the economic development department? It’s not uncommon. Question: Is it perhaps because tourism is so important especially for your town? It’s a major industry segment and it’s not dissimilar from who the State of Illinois is structured. For example close to the tourism programs at the state level are run by the bureau of tourism, which is a bureau in the department of commerce and community affairs. So our structure in a lot of ways is not dissimilar from the state department of commerce and community affairs structure. There are cities where you have an independent bureau. Even here, our bureau has a board that they work with, as well. But structurally and legally it’s part of this office. Question: But the whole department here is part of the city government and administration, it’s all public? Correct, I serve at the pleasure of the mayor staff or all city employees here. We also now do here partnerships with other entities. For example there is a “Springfield and Sangemon County Economic Development Council”. 177 Question: Are there any other organisations or institutions in town that also deal with urban development, perhaps some private institutions? Well I mean, depends on how you want to define that. I mean there are a number of entities that work in that area. The economic development council, would be one example of that. Some of the community development areas. You have organisations like the urban league or the Springfield project that are working in that area. Question: On the web I found some information about the Enterprise Community Coordinating Council, what’s that? The U.S. government several years ago created a program called the Enterprise Community program. It provided grants on a competitive basis to a limited number cities around the United States to improve declining areas. In fact what was interesting about the way that the program was structured is that it provided for municipalities, in the state of Illinois three were selected. Chicago, which was a prove for the empowerment zone. Then East St. Louis and Springfield were proved as enterprise communities. So, basically block grant funds were provided by the federal government for those projects, for activities to be carried out as identified by these enterprise community coordinating councils. So, we the city serves as fiscal agent for that project, and we work with people in the targeted area. Those projects can be a number what depends on the needs of the area, or early on one of the focus of the enterprise community program was housing and social service activities. Now it’s moved more toward economic development and business development activities. Question: I found also some different rankings on your homepage: From “Standard and Poors” I think it was pretty good. What does this mean to you? Because I am also interested whether there are - in the field of urban and economic development – also social components in these programs and improvements in this sector? Is there also room for social improvements in this department or is it another institution? No, it depends upon how you want to define that. And that’s a debate that is going on in economic development around the country for years and years and years. Now the approach that we take, or one of the purposes of this office is to make Springfield more competitive for business retention, attraction and expansion and to do that two things have to occur. One is we need to create inner relationships between our businesses and other businesses, which is the typical business part of the activity. The second is that we need to support what we consider to be the major foundations for economic success and those are having a skilled workforce, having access to venture capital, having access to technology, resources, having a competitive business climate, and having access to a good quality of life, which includes social and cultural amenities. So, I give you an example of even one thing that this office was involved in, which would normally be considered an economic development function. The mayor proposed a very large program ordinance to went to city council, which was called the Scenic Springfield ordinance, to improve the look of the city, to reduce the number of billboards, to create more buffer areas, and to require landscaping around commercial properties. Now, that was all done within the zoning ordinance. But it was also done as an economic development issue, because skilled 178 workers now can live anywhere. They are in demand anywhere. So the pick their jobs to some extent based upon where they want to live. So an economic development function is to work on the social side as well. Now, we also pick up social programs from the community development side of what we do here. We right now have for example available a request for proposals, for what is called our Community Service Provider Assistance Program, were we provide small grants to community service organisations. They are helping lower income people. And we will provide about 300.000 $ those grants this year with a cap of 15.000 $ per grant. So it’s for community groups service providers that are expanding their services or picking up a new service that they want to take on. Question: Just in a few words, what do you think are the biggest problems what your city is currently facing at, in terms of economic development? The biggest problem we are facing is a low unemployment rate. Because when businesses are looking to expand here or to relocate here, they want to know if there is available workforce. Question: What’s the percentage of the unemployment rate? I think the last number was 3,8 %. Question: What is the average in cities within the state of Illinois? I am not sure. But I think we are one or two points below the state average. It’s a pretty stable economy here it’s not recession prove but it is somewhat recession resistant. But the point is that one of our worst problem is that employers look here to expand here and to move here. They want to know whether there is available workforce and they look at that unemployment rate and think there is not. The second problem is, we don’t have what we would call any dark space. All the buildings we have, have people in them. We don’t have any vacant industrial space. Question: So there are no big downtown revitalization programs here in town? I just found some information about the strategy 2020, what’s that? That was our strategic planning project. Question: Is the project already finished? The vision finding was done, I can give you a copy of that report. That was been done for some time. Now we are working back to the strategy components of the 12 areas. The neighborhood component… Question: What is the whole project about, because the link on your web page didn’t work? Okay, the mayor two years ago announced - in fact I ran that program as city planner – a strategic planning exercise for the city. And the purpose was to create a vision. 179 What kind of Springfield we want to have in the year 2020. As part of that goal was to try to develop a best in class community. If you are familiar with the total quality management. There were 12 task forces established, each one established in an area that we thought was critical. It’s a long term success of the city. And that ran beginning from education and workforce, to commerce and industry, to transportation and infrastructure, to recreation and even community service. They produced 12 vision statements for the city. Now what they were then to do was each of these groups to develop a set of strategy reports. Recommendations on how then to achieve the vision. One of the 12 areas was neighborhoods and they produced their recommendations in fact of being implemented. Question: Don’t you have an own neighborhood development department? No, that’s here. If you go on our web site and if you click on the one related neighborhoods it tells about the neighborhood plan. Because it’s a three or four year plan that is listed there. Question: Is the Strategy 2020 more or less like a comprehensive plan? No, it’s not. A comprehensive plan as we would normally think about in terms of the goals and objectives like the land use and so. But it’s not, it’s a vision statement. If you are familiar with visioning as part of a strategic planning process. Question: Was there any participation of the inhabitants of the town? There were 105 local residents engaged on these 12 task forces. We had public hearings, we had public meetings, we had town-halls, we took reports and comments from all of the city on the internet. And they all built this input. Question: Was it people just from the private sector or anybody who was interested in the process? Anybody who wanted. In fact when we set up the 12 task forces we put it out to the public: Do you want to serve on a task force? And so that it was up to the chairman of the task force to select from the people that have sent in their little sheets and said: Yeah I want to serve on one of these task forces. And I think pretty much everybody lasted as long the task force served on. Question: So there was also enough involvement of the small business and so on? Anybody who wanted to come and speak to the task forces could. Question: What were the guidelines for the selection of the people who got the invitation? Our only guidelines for people to serve on task forces was that they be interested, willing to work very hard and come in with an open mind. That was the only guidance to the task force chairman. And we offered multiple opportunities to do that. 180 Question: As a result of this process do you have already any implementation ideas or programs? As I said, we already started to implement the neighborhood group. That is on the neighborhood plan that is on the net. Because what they were doing after the vision work, was to start work on their strategies. So, either this week or next week we will be rolling out the environmental strategies. And then shortly after that we will be at the infrastructure and transportation strategies and we are bath finished on the commerce and industry. Question: But it will all be implemented within this department here? No, it depends upon what the recommendations are. Because some of the recommendations in fact aren’t necessarily city government issues. I mean they are calling in some cases the private sector to do certain things that they are not doing. Now, commerce and industry has some recommendations dealing with what the University of Illinois in Springfield or SIU School in Madison should be doing. One of the things that we told them going in was: Don’t just constrain yourself to what government can generally and city government in particular should do. Think about what everybody needs to do collectively to make the city a best in class city over the next 20 years. Oversight of the project is in this office but implementation of the recommendations could be in a lot of different places. Question: But there will not be really just one entity that oversees and deals with all the projects? Well, I mean we will be at this office tracking the question of whether any of the recommendations are implemented. But keep in mind that this is a visioning project over 20 years. So, it is not on goals and objectives basis, the way one would normally find in the comprehensive plan. Question: Are there any major public private corporations or partnerships what you have done in the past or are doing right now in the field of urban development and economic development? Yes, we do that all the time. The most recent example of a large project would be the Singular Inc. facility on Wabash Ave.. That is the largest project that we have done recently. That is 720 jobs as an attraction. A lot of activity that we do is expansions of current businesses. We were involved in expansion of Garret Aviation Inc. at the airport. We were involved at an expansion of… We work with businesses looking to locate here on a regular basis. Question: But you are more looking to bring the growth from inside with companies from this area or is it still like some years ago and still today in lots of areas just searching to bring new businesses from outside into town with incentives? 181 Well at the local level there has never been a lot of incentive programs anywhere. It is mainly state. I mean the state has the largest. And they are generally tied to manufacturing and relatively large enterprises. Things have not changed much since 1776, when Adam Smith – writing in the wealth of nations – said that basically if you want to be successful you have got to hold the wealth you have got and bring in and generate new wealth. I mean that is the bottom line. So, our starting point is, we want to hold the wealth we have got and part of that is to help businesses that we have, retain those businesses and help them to expand. Now that is a particularly important issue for Springfield. Springfield over the past 40 years has not been a manufacturing city. But there are people all over the city who think we ought to have more manufacturing here. Manufacturing tends to arise from manufacturing businesses you already have expanding. In any one year there are probably nationwide not more then 20 major attraction and relocation projects in the country. And I am talking about 300 – 500 jobs and more. There just aren’t that many of them. So if you are going to have much job growth you are going to have to start by looking at what you have got and helping what you have got to expand. So that is a focus of some of the activities. The second thing is if you are looking in my mind at attraction, you are looking at businesses that can tie to business sectors you already have. Producers want to locate near suppliers. Suppliers want to locate near producers, it is just a common fact of economic life. And you also want to try to diversify the economy you have got. Now in that regard we have identified 5 industry areas that we think are targets and critical for expansion. One is medical technology and the medical complex, because Springfield is near in becoming a major regional medical hub. The second is back office operations, and what I mean by that are operations were they are processing either electronically or paper work or you know, Singular Inc. is a good example of that. Their customer service center is a back office operation. So we think there is movement there. A third area that we are particularly interested in is warehouse and distribution. Springfield is in a great physical location on highways, rails and never has developed a warehouse and distribution. We think we have got some opportunities there. The fourth is tourism and business travel. I mean it’s just a major industry of this town and with the presidential museum being built, that will head their. And we are adding the Route 66 festival next year, that will be another tourist draw. And the final one is light manufacturing tied to some of the other manufacturing sectors we already have. Which some people in town don’t even know. So we are a sort of targeting no’s because those help diversify the local economy and they also tie to competitive advantages the city already has. Question: How about the software industry, there was also a mark in the rankings that the city is leading in this sector not just in the state of Illinois? Right, and that’s why part of that is because of LRS Inc., what is a major software company in town. And we see that is heaving spin off benefits to some of the back office operations. Because if you are a company that is very information technology oriented, there are firms already in town close by that can provide services. It’s also an issue for the city, because this city runs its own utility. And one of the things that our utility has done is, get a license and move into the fibre-optics business. So, to 182 some extent we may be in a position to compete even against private sector firms to provide internet. Question: Because we mentioned the state level with the incentive programs, is there still a lot of influence on urban development programs and community development projects from state and federal level on the form and shape of the programs and projects? Yes, because particularly at the municipal level. I mean for all intense and purposes this city and most cities have four tools that they can use. One is the community development block grant and that is influenced by what federal law allows those funds to be used for. Question: Were they in former days easier to use, because they could have been used in so many different fields? Well I mean, as typically happens originally it was more a block grant and there were fewer restrictions on the funding. As time goes on the congress or department of human services adds additional requirements to it. So it makes it more difficult, the use is now less flexible. The other is Tax increment financing which we do and have 6 TIF-districts. This one downtown is a great example that we are performing well. That is constrained by state law, on what can be done their. The third are the enterprise zones. This city has taken a very conservative approach on benefits. In fact we are working right now on a change. And we are going to purpose the city council to make our benefits more competitive. Right now, what Springfield provides is that if you locate within one of our zones you get a 100 % abatement of the incremental property tax in the first year, 75 % in the second and 50 % in the third, and that is a very conservative approach compared to what other cities have done. At the same time we allow small projects to benefit from that program, which I have a problem with, because I don’t think it was ever anticipated. So, what we are going to be proposing to council is to raise the cap on how large of a project you have to have to meet the enterprise zone program, expand the benefits a little bit. But expand those in such a way that they are targeted at specific business types. So that we can provide more of an incentive their. The last one would be private activity bonds. Question: Is the HUDAG also still important or is it used just for housing programs nowadays? Yeah, I mean the most of our is out of CDBG and Home-dollars, the federal home program. What is allowed under federal law is, each city is provided certain amount of what is called bond cap, how much they milk bonds – and it’s a per capita basis. And those can be used for bond issues that are tax exempt. So if a business wants to expand and they need to borrow money to do it, if they meet the requirements of the law, we can lend bonds what the business pays back. But since their tax exempt are cheap bonds. 183 Question: Back to the organisational structure. So, the programs and the projects you develop, who is the last entity in the decision making process? The city council. I mean if they requires ordinance to carry out an activity, the city council has to prove it. Now this city is a strong mayoral form of government. For example any expenditure over 15.000 $ has to go to city council for approval. Question: So you develop the programs show them to the council and they decide whether yes or no? We develop the programs, if that requires law to run the program and they have approve that. I mean the difference between rule and regulation and what the law would be. And if an expenditure is required as part of that program and that expenditure is above 15.000 $, city council would have to approve it. So, I give you an example. We operate out of this downtown TIF, as one of our redevelopment activities what’s called the façade-program. Then we provide money to a business to improve its façade. And we would provide them up to 20.000 $ grant for that purpose. If it was 15.001 $ I would have to take it to the city council. The operation of that is under the city councils approval of the TIF-district. So the program we designed, but it depends upon the nature of the program expenditures. Question: Do you review the programs like the façade-program or are there any control mechanisms, whether they were successful or not? Yes, we review the programs annually and in the case of the façade-program for example, the real program review is against the TIF-plan, because in the state of Illinois when the TIF is created a plan has to be created which is overseen by a sort of advisory group. They meet once a year whenever there is proposed change in the plan. They can’t veto a change in the plan. It’s only the city council who can do that. But our TIF administrator which is on this staff is always reviewing the reports that have to be submitted to the state on the TIF against what the original plan said the outcomes will be. Question: You mentioned that there is a strong mayoral position here in town, do you think that the local politics and city politicians have to much influence on the projects, in mind of an very short term electoral cycle? Or in other words, are some projects more short termed projects because politicians want to show results in a very short time before the next elections? I think the representatives of the people ought to have a say over how the peoples money gets spent. Now the question is, that is a form of government that form wasn’t established to make it easier for all of us administrators to spend money and do whatever we want to do. It was established to make it more difficult for us to spend money and do whatever we want to do. I think good public administrators and critical scientists have argued back and forth over that question for years and years. Question: You mentioned the tourism and visitors bureau. But besides of this organisation how important are other organisations like the Chamber of 184 Commerce,… for projects in the field of urban development and economic development? Very! This is my believe, Economic development agencies such as this one are different than any other organisation in government. They are unique. The first reason why they are unique is because they actually have to compete. No other agency of city government has to compete. Our utility don’t even have to compete because other utilities can’t sell electricity in the city. The other reason why they are unique is in many cases the things that you have to do may take years and years to do. You know, you could be talking to a business for years about expanding or moving to the city. The third reason why they are unique is because we can’t do our job without partners. I mean if we don’t have the Chamber behind of what we are doing when we bring a business in here to talk, and these guys aren’t saying: yes the business climate is good let me tell you how things work here or we have got a school system that is not performing well or we can’t talk to the University. I mean right now one of the major things that we are working with is bringing our medical community together. Those hospitals are competing daily for patients. But we are working with them, because we want them to do some things jointly, which would make all of them more successful. So, if we don’t partner with groups like that, they are going to fail. Question: Do you think the organisational form within the city government is the best form, or would be a private or semi-private department more successful? I think the question is, and I have seen this with other entities: All of that works very well until that private entity has to have money from the city to make a project up. Now that times who is the point of contact in the city to say: yes, we are going to pay 100.000$ for a road improvement… The alternative is for the city to just turn over to this private entity a hunk of money and say: go out and have fun, do whatever you want. Question: Do you think that could work? As a tax payer I would be astounded by any entity giving my tax money away without knowing what is going to be done with it. Question: But it’s the same if you, for example found a downtown revitalization program and you employ a downtown manager to implement all issues of the program? No, because in that case I can go to city council and say here is how the money is going to be spent and I am endorsing this expenditure. I mean when we are doing rehabilitation loans for buildings downtown, I will take back to the council and it’s up to the council to decide whether they want to spend the money or not. Question: So from your point of view you think it’s best to organize this process within the city administration? 185 Yes I think that it’s important for government to have a role to play in economic development. I have not seen after about 15 years of working in economic development much difference between the two forms. Question: I have seen that in some cities, where they have private or semi-private organisations the funding of these organisations comes once again mainly from the city and not much from private sector investments. So they are in a certain way in the same position as public organisations because they have also exactly to do what city government wants them to do, because otherwise they wouldn’t get funded any more. Yes I mean, the whole basis theory behind setting up economic development councils, which is a sort of the public private partnership privatisation of the function was so that private sector money could flow toward the council for economic development projects. That typically has not occurred. In this city, this Springfield and Sangamon County Chamber has a fund in fact called the capital fund projects like that. It has been in existence maybe three years maybe more and in that time they have never done a project. Part of that is because as you look at having commercial interest making decisions like that. If it’s a very good project they wanted to go to their own bank, if it’s not such a good project and there is lower risk then they don’t want to do it because they don’t want to give the money away. And part of the purpose of these kind of economic development councils or our organisations like this one within government is to take some risk on some things. So, I think the larger issue there is that it is not an either or question. I mean I like to think that in our situation we have this office within the city government there is a close partnership with the economic development council, and that bears three parties to that council (the county, the city, and the Chamber of Commerce). Question: And if there is private sector involvement then it is in certain projects? What an economic development council should be doing is not just doing the project. If all you are waiting for is somebody to walk in and say I am maybe interested in locating here. Tell me what you can do for me you have already screwed up. We need to be thinking and having an economic development council think about much larger issues than that. Why is it that when we interviewed students of our high schools, who have been out of high school 5 or 6 years, 30 % of them said they wouldn’t come back to Springfield because they didn’t think there are job opportunities here. That’s even when we got a 3.8 % unemployment rate. That’s a problem. That is a project to deal with. Why is it then when we are here within major interstate highways and major rail access we don’t have a inter-modal shipping facility. That’s a problem, too. You know, when 60 % of business freight in the state of Illinois going closer to 80 % goes by air and we don’t have good air access, that’s a problem. My argument has on been that the economic development folks better start thinking about that kind of stuff. Because you are not even going to get the companies to come in and say we want expand or stay here. Question: So you think it’s 95 % of the job that you have to build frame conditions, to let all that things grow? 186 Yes, were are building the climate. Because even the studies that have been done on incentives, and I was involved in one of the largest studies when I was with the council of state governments, is that incentives have an impact at the margin and they have an impact in making up for competitive disadvantage you have. If you don’t have skilled workers you can provide an incentive to train workers. If the site doesn’t have good road access you can help build the road. If it doesn’t have good access to continuous source of electricity you can help provide the loop for the electricity, that’s were the incentives play a role. But if all it took was incentives and cheap land and available labor, Appalachian Kentucky would be crawling with fortune 500 companies and it’s not. It’s more fundamental than that. And that’s why I see cities, even cities close by, and people who look at economic development focusing on how do you do a project. That is 10 – 15 % of how you spend your time. I mean we are spending time right now on this staff trying to figure out, how we can induce - if you will the building of a speculative manufacturing building. Because we have had clients come in who want to locate in Springfield, but we have got no buildings for them. Now we have got somebody who is interested in building one but it doesn’t have good road access, and they are saying: Okay, I will invest 6 mill.$ in building the building and the city of Springfield can find 280.000 $ to improve the road to it. That is a pretty good deal and now we have got to figure out how to find the money to build the road. We don’t even have a project in hand for that, we just that if we can get that done that would make us more competitive. Question: Do you think there is still strong competition between your city here and the city in the surrounding area, your neighbors? Or is it more that the whole region tries to attract businesses or guests together, whatever? I am not sure, I don’t think it’s necessarily big competition I mean if you look at the region, lets say within 70 miles of Springfield. So then our competitors tend to be the Bloomington-Normals, the Champaign-Urbanas, the Peorias and like that. We are going to compete in many cases for the same projects. At the same time there have been situations around here where we have had a client contact does about a location and we didn’t have a location that met their expectations. But if we knew that Jacksonville did we would let them know that Jacksonville would have a location for them. And when we work with the EDC, I mean that’s county-wide too. One of the partnerships we are working with now for example is not so much a partnership between Springfield and the surrounding cities but like Springfield and Chicago. Because we are working on some things now for example between our medical commodity and the Illinois medical district in Chicago. So we see more partnerships on the relationships with larger business hubs then some of the surrounding communities. Question: What are the biggest advantages or disadvantages of your city in comparison with the other cities in the closer neighborhood? Well, some of it is in the propaganda we put out on the web, but I mean the main thing is, we have got a good location here. We are the hub of what we keep calling a golden triangle, a sort of Chicago to St. Louis to Indianapolis. The other is this is a 187 relatively low cost doing business community. You probably saw that for example housing cost where lowest in the country and have been for several years. The other advantage we have is, we own our own utility. So a business wouldn’t see the kind of problem you might see in California or somewhere else. We have very low utility rates because of that. So we can provide or guarantee a good source of power and water for any business that want to locate here. Question: Is there any unique selling proposition what you could mention just in a few words? What is unique here what you can’t find in Peoria or in Decatur or in Champaign? I think stability is a large part. This is a very stable business economy. One of the things businesses look forward if they are building a plant. And give them a stable economy in this area is important. Question: Do you think that it’s an advantage that you are the capital of the state of Illinois, is there any influence from this aspect? Well, it’s an advantage and a disadvantage. I mean some businesses don’t want to be in the state capital, because that means people may look at them more closely. I think there is an advantage to the city from being the state capital. We certainly have access to law makers and decision makers that we wouldn’t have easy access to if they were somewhere else. Question: Are there lots of jobs from state government? Oh sure, but I mean state government is the largest employer in Springfield and Sangamon County. And that’s what brings about part of the stability of the local economy. But in terms of longer term economic development issues I don’t know that being the state capital has much impact one way or the other. Thanks for the interview.