Newsletter des NDK

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Newsletter des NDK
newsletter
1/2012
Netzwerk für Demokratische Kultur e. V.
22. 12. 2011
Mitglieder, UnterstützerInnen und Interessierte,
Dresden: Der NPD-Landtagsabgeordnete Winfried
Petzold ist im Alter von 68 Jahren verstorben. Auf
dieser Newsletter ist ein besonderer. Wir haben die
seinem Grundstück in Roda bei Mutzschen fanden
Planung umgeworfen und haben uns weitestgehend
viele Jahre lang immer wieder groß angelegte NPD-
auf ein Thema konzentriert. Und warum? Weil wir
Veranstaltungen statt. Nachfolger wird Mario Löff-
gern mit diesem Newsletter aufzeigen wollen, wie
ler aus dem Erzgebirgskreis.
sich Neonazis in Wurzen von der Mitte der Gesell-
(Quelle: endstation-rechts.de)
schaft unterstützen lassen und wie mit ihnen der
12. 01. 2012
Schulterschluss gesucht wird.
Wir zeigen in diesem Newsletter durch die Beschrei-
Leipzig/Dresden: Die Polizei durchsucht 44 Woh-
bung eines Projektes aus der bürgerschaftlichen
Insbesondere müssen wir leider ebenfalls feststel-
nungen und andere Räumlichkeiten von mutmaßli-
Mitte von Wurzen und einer daraus resultierenden
len, dass wir mitgeholfen haben, einen Oberbürger-
chen Neonazis in Sachsen, Thüringen, Sachsen-An-
Veranstaltung auf, wie mit zivilgesellschaftlichen
meister Röglin in das Amt zu bringen, bei dem wir
halt und Brandenburg. Schwerpunkt sei Sachsen
Gedanken, mit einem Engagement für demokra-
davon ausgingen, er würde das Problemfeld der de-
mit 31 Orten gewesen, u.a. Borna, Eilenburg, Geit-
tische Kultur und gegen Neonazis und mit Verände-
mokratischen Kultur zu seinem machen. Dies war
hain und Wurzen. Den 41 Beschuldigten wird vor-
rungen öffentlich umgegangen wird und wie die Be-
leider eine Fehleinschätzung. Durch sein Verhalten
geworfen, sich Ende November 2011 an einer nicht
ziehungssysteme und Ziele von kommunalen Net-
der Meinungs- und Haltunglosigkeit ist das Problem
genehmigten Demonstration in Stolpen (Sächsi-
zen sich nicht um höhere Werte wie Demokratie und
eher wieder gewachsen. Wenn ein Oberbürger-
sche Schhweiz) beteiligt zu haben.
Meinungsaustausch scheren.
meister in seinem Ratssaal zulässt, das Menschen
(Quelle: LVZ-Leipzig)
Wir sind, und das ist sehr frustrierend, trotz aller
rassistisch und menschenfeindlich beschimpft und
kleinen Schritte, die wir in den letzten vier Jahren
bepöbelt werden, ohne dass der Hausherr von sei-
gegangen sind, mit dem Grund unseres Anliegens
nem Hausrecht Gebrauch macht, und stattdessen
Grimma: Unbekannte beschmieren zum wieder-
wieder in die Nische gestellt worden. Es wurde
die Veranstaltung, die er selber mit initiiert hat, vor-
holten Male das Schild des Bürgerbüros der Lin-
deutlich, dass manche meinungsführende Multipli-
zeitig wegen anderer Termine verlässt, dann zeigt
ken in der Malzhausgasse mit schwarzer Farbe. Au-
katoren für sich in Anspruch nehmen, allen Bestre-
dies dieses Versagen offensichtlich.
ßerdem wird ein Aufkleber angebracht, der dem
bungen nach Bearbeitung eines Neonaziproblems in
23. 01. 2012
chronik rechtsextremer aktivitäten
Liebe Freundinnen und Freunde,
rechtsextremen Spektrum zuzuordnen ist.
unserer Stadt eine Absage zu erteilen. Es soll alles
Ich würde wirklich gern positiver und freudiger über
bleiben, wie es ist!
unsere Arbeit hier in Wurzen berichten. Leider ist
Wurzen lebt mit einer schweigenden Menge von
dies derzeit nicht möglich. Trotzdem verbleibe ich
Menschen, von der keiner weiß, was sie wirklich
auch diesmal mit herzlichen, aber sehr nachdenkli-
Landkreis Leipzig/Dresden: Die NPD im Landkreis
über die neonazistischen Umtriebe denkt. Dauer-
chen Grüßen Ihr / Euer
verliert zwei ihrer vier Abgordneten im Kreistag.
haft engagieren sich in etwa 50 –100 Bürger gegen
(Quelle: Polizei Sachsen)
02. 02. 2012
Der Landesvorstand der NPD erklärt, dass Sven
Neonazis. Der Rest beugt sich den Ausführungen
Tautermann (Nerchau) und Gerd Fritzsche (Bors-
von »Vertretern« der Stadtgesellschaft, die Ruhe
dorf ) die NPD künftig nicht mehr im Kreistag ver-
und Ordnung als ihr wichtigstes Ziel erachten. Und
treten werden. Tautermann (Nerchau) sei aus der
diese »Vertreter« werden solange behaupten für die
NPD ausgetreten, Fritsche war bisher als Partei-
Bürger zu sprechen, bis ihnen das Gegenteil massiv
Stephan Meister
gezeigt würde – das wird aber nicht geschehen – aus
loser dem NPD-Quartett angehörig.
(Quelle: LVZ-Muldental)
Desinteresse oder Angst?
10. 02. 2012
Eilenburg: Am Abend attackieren drei bislang un-
> kontakt
bekannte Männer einen Mann im Rollstuhl. Der
63-jährige Mann wollte vor seinem Wohnhaus den
Müll entsorgen. Die Täter stürzen das Opfer in den
Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.
V.i.S.d.P.: Melanie Haller, Stephan Meister
Schnee und entwenden anschließend den Roll-
Domplatz 5
Gestaltung: Franziska Klose
stuhl. Unter großen Mühen gelangt der Mann zurück in seine Wohnung. (Quelle: chronik.LE)
04808 Wurzen
Die Arbeit des Netzwerk für Demokratische Kultur
05. 03. 2012
T: 03425 / 85 27 10
e.V. wird maßgeblich gefördert durch den Kultur-
F: 03425 / 85 27 09
raum Leipziger Raum, das Landesprogramm
Landkreis Leipzig: In Sachsen spitzt sich die Spal-
M: [email protected]
»Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Tole-
tung der NPD mit weiteren Austritten aus dem
W: www.ndk-wurzen.de
ranz« und das Bundesprogramm »Toleranz för-
Kreisverband (KV) Landkreis Leipzig zu. Der dor-
dern - Kompetenz stärken« mit dem Lokalen Ak-
tige Kreisvorstand, bisher geleitet durch Marcus
tionsplan »Miteinander Tolerant Leben«.
Müller (39, Mutzschen), tritt demnach geschlos-
Spendenkonto: 401 07 23 202
BLZ: 430 609 67, GLS Gemeinschaftsbank eG
sen zurück und aus der Partei aus. Über den offenbar länger geplanten Schritt ist bisher nur intern berichtet worden. Der gesamte Kreisverband
www.ndk-wurzen.de
Netzwerk für Demokratische Kultur e. V.
das missbrauchte denkmal
hat bisher etwa 50 Mitglieder. Der faktischen Selbstauflösung des Kreisverbandes geht ein hartes Durchgreifen des Landesverbandes voraus. Anfang Februar ist Sven Tautermann (41, Nerchau), der bisher für
die Partei im Kreistag saß, aus der NPD ausgetreten. Zugleich distanziert sich die Partei vom NPD-nahen Kreistagsmitglied Gerd Fritzsche (59, Borsdorf ).
Durch die neuerlichen Austritte wird die NPD vermutlich mehrere kommunale Mandatsträger verlieren,
darunter die Kreisräte Heiko Forweg (35, Machern)
und Wolfgang Schroth (65, Wurzen), außerdem ihren
Stadtrat in Trebsen, Andreas Hufnagel (47). (Quelle:
GAMMA, chronik.LE)
10. 03. 2012
Bad Lausick: Laut einer Polizeimeldung stecken Un-
Seit spätestens 2005 nutzen Neonazis von NPD, de-
sie richtenden Kunstobjekten ihre »arischen Ritua-
bekannte ein Flugblatt mit »rechtsgerichtetem In-
ren Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten
le« zu zelebrieren. Soweit die Idee. Mit den »Neuen
halt« in den Briefkasten eines Wohnhauses. Es han-
(JN) und so genannte Freie Kräfte den Volkstrauer-
Auftraggebern« und der »Fondation De France« wa-
delt sich um eine »Fahrplanauskunft« für die Strecke
tag, der an die Millionen Opfer der Kriege des letz-
ren schnell Partner gefunden, die für die Vorberei-
von Bad Lausick nach Auschwitz. Die Drohung unter
ten Jahrhunderts, insbesondere der beiden Welt-
tungs- und Umsetzungsphase Verantwortung über-
Bezugnahme auf den Holocaust wird mit einem Ha-
kriege, erinnern soll, dazu, ein so genanntes »Hel-
nahmen. Prompt kamen vier beachtenswerte Ideen-
kenkreuz auf dem Fahrplan noch verdeutlicht.
dengedenken« in Wurzen zu zelebrieren. 2007 und
vorschläge namhafter KünstlerInnen, die jedoch
(Quelle: chronik.LE)
2008 marschierten die Nazis mit Trommeln, Fackeln,
durchweg betonten, es seien Vorschläge, keine Ma-
schwarz-weiß-roten Flaggen und Transparenten
nifeste. Eine Jury, die die Bandbreite der Stadtgesell-
durch die Stadt. Später hielten sie auch Kundge-
schaft präsentiert, wurde gefunden, auch die Ausei-
Naunhof: Bei einem Freizeitfußballturnier in einer
bungen, wie etwa 2010 auf dem Wurzener Markt-
nandersetzung mit den sich formierenden Gegner-
Turnhalle singt eine aus zwölf Personen bestehende
platz, ab, um schließlich zum Denkmal zu pilgern.
Innen der Neugestaltung am Denkmal begonnen.
Gruppe »rechtsradikale Schmähgesänge«. Nach An-
Das jährlich dort stattfindende »Heldengedenken«
Sicherlich ist der bisherige Prozess durchaus auch
gaben des Veranstalters handelt es sich um das so
erinnert nicht von ungefähr in seinem Prozedere an
kritisch zu betrachten, vor allem der anfänglichen
genannte »U-Bahn-Lied«, welches von Anhängern ei-
die Rituale von SS und NSDAP. Im Gegenteil: Es ist
Intransparenz wegen, was in dessen Folge leider be-
nes teilnehmenden Brandiser Teams skandiert wird.
genau so gewollt und soll in dieser Tradition ste-
wussten und unbewussten Fehlinterpretationen bis
Einige der Spieler seien ebenfalls beim FSV Brandis
hen, fühlen sich die zwischen 50 bis 100 anwesen-
hin zur Mobilisierung von (durchaus fragwürdig an-
aktiv. Der Veranstalter spricht Hausverbote aus und
den Neonazis doch als Nachfolger jener »deutschen
mutenden) Gegenstrukturen Vorschub leistete. Fakt
erstattet Anzeige. (Quelle: chronik.LE)
Helden, die ihr Blut für Deutschland gaben«. Dass
ist, die öffentliche Auseinandersetzung mit dem ei-
das Denkmal seit jeher für die Gefallenen des Ersten
gentlichen Hintergrund des Projektes »DenkMal:
Weltkrieges steht, wird geflissentlich verschwiegen.
Perspektivwechsel« findet indes nicht statt – oder
Delitzsch: Nach einem Ska-Konzert im Jugendhaus
In ihren Reden, Liedern, »Gedichten« und Ritualen
ist nicht gewollt. Gezeigt hat dies sehr deutlich die
»YOZ« werden acht Konzertbesucher, davon drei
vor dem Denkmal huldigen sie SS und Nazischer-
öffentliche Diskussion am 2. Mai 2012 im Plenarsaal
tschechische und ein slowakischer Staatsbürger,
gen, verhöhnen die Opfer, relativieren die Schuld
des Stadthauses. Nur sehr wenige RednerInnen, vor
auf dem Nachhauseweg von etwa zehn Neonazis an-
und die Verantwortung Deutschlands für diese Ver-
allem aber die sich plötzlich in einer Flut von An-
gegriffen. Dabei wird einer der tschechischen jun-
brechen. Nachdem immer wieder engagierte Men-
feindungen wiederfindenden KünstlerInnen selbst,
gen Männer schwer am Kopf und im Gesicht verletzt,
schen aus Wurzen jahrelang auf die Unerträglich-
wiesen auf den jährlichen Nazispuk am Volkstrauer-
und in eine Klinik gebracht. Infolge der Verletzungen
keit dieser Veranstaltungen auf dem Alten Friedhof
tag als Auslöser des Projektes hin. Der Großteil der
könnte der Mann auf einem Auge erblinden, wie sich
hinwiesen, fanden diese sich 2009 zusammen, um
so genannten »Mitte der Gesellschaft« schien sich
später herausgestellt. Seine Lebensgefährtin erhält
zumindest in einer ersten »Gegenveranstaltung« an
mit denen, die diesen seit 2005 zelebrieren, eher
einen Schlag gegen den Kopf und wird ebenfalls ver-
eben jenem Ort ihren Protest zu zeigen. So auch in
zu verbünden, als zu distanzieren. Der 2. Mai 2012
letzt. (Quelle: RAA Sachsen)
den Folgejahren. Zwischenzeitlich entstand aus dem
war eine, im negativen Sinne natürlich, Sternstunde
OrganisatorInnenteam ein »Wurzener Bündnis für
der Ignoranz der politischen und städtischen Elite
Demokratie gegen Neonazismus«, welches durch-
gegenüber Geschichtsrevisionismus, Hass und Ge-
Mügeln und Thallwitz: In Mügeln beschmieren Unbe-
aus für die politische, demokratische und kulturel-
walt bei gleichzeitiger Abwesenheit einer demokra-
kannte in der Nacht eine Hauswand im Bereich Johan-
le Vielfalt und Breite unserer Stadt stehen kann. In
tischen (Diskussions-) Kultur. Und er könnte für eini-
niskirchhof mit »rechtsgerichteten Parolen«. In Thall-
der Diskussion um Strategien gegen das »Helden-
ge derjenigen, die sich jahrelang dagegen und somit
witz ritzen Unbekannte zwei Hakenkreuze in Bäume
gedenken« fiel neben anderen vor allem eine Idee
für ihre Stadt engagieren, eine Zäsur werden. Denn
am Schloss, beschädigen eine Parkbank und werfen
auf fruchtbaren Boden: Die Kommentierung des
diese fragen sich nun: Weitermachen gegen alle
eine Fensterscheibe ein.
Denkmals durch moderne Kunst am Denkmal und
Widrigkeiten, auch wenn es nur wenige sind (und
(Quelle: chronik.LE, Polizei Sachsen)
der dazugehörigen Auseinandersetzung mit Krieg,
wohl auf absehbare Zeit bleiben werden) oder das
Verbrechen und Erinnerungskultur (»DenkMal: Per-
Feld denen überlassen, die nichts gegen den Miss-
Leipzig/Brandis: Gegen einen weiteren Brandis-Täter
spektivwechsel«). Den Nazis solle es schwer fallen,
brauch des Denkmals durch Neonazis jedes Jahr im
wird am Landgericht Leipzig verhandelt. Angeklagt ist
sich in unmittelbarer Nähe von sich deutlich gegen
November tun?
17. 03. 2012
18. 03. 2012
26. 04. 2012
newsletter 1/2012
die »neuen auftraggeber«
in wurzen – DenkMal:
perspektivwechsel
Netzwerk für Demokratische Kultur e. V.
Gabriel S., der mit etwa 50 weiteren Angreifern am
Überfall auf das Spiel des Roten Stern am 24. 10.
2009 in Brandis beteiligt gewesen war. Der Leipziger verbüßt derzeit eine mehrjährige Haftstrafe.
Während die Ermittlungen zu Brandis noch laufen,
verurteilt ihn das Landgericht in einem anderen
Fall zu über drei Jahren Gefängnis. Die Beweislage
WORUM GEHT ES?
riell. Judith Siegmunds Vorschlag weitet sich auf
für seinen Brandis-Ausflug gilt als ausgesprochen
Im Mittelpunkt steht das historische Denkmal von
den Stadtraum aus, am Denkmal wird nichts an-
gut. Ein Fotoreporter hat das Geschehen auf dem
Georg Wrba, Oswin Hempel und Arthur Lange, das
gebracht. Alle KünstlerInnen haben betont, dass
»Sportplatz der Freundschaft« dokumentiert. Auf
sich auf dem Alten Friedhof (Parkanlage gegenüber
sie ihre Entwürfe als Ausgangspunkt für die wei-
mehreren Aufnahmen deutlich zu erkennen: Gabri-
des Bahnhofs, Anm. d. Red.) in Wurzen befindet.
tere Entwicklung gemeinsam mit den Wurzenern
el S. in der Rolle des Angreifers. Mit der Eckfahne
WARUM EIN KUNSTWETTBEWERB?
sehen.
in der Hand stürmte der 28-Jährige das Spielfeld.
Aus künstlerischer Sicht sollen verschiedene Pers-
WIE GEHT ES WEITER?
Ein anderes Foto zeigt, wie er eine Person brutal at-
pektiven einer Auseinandersetzung mit dem Denk-
Die erste Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe
tackiert. Gabriel S. sei mit dem festen Entschluss
mal vorgestellt werden. Die KünstlerInnen haben
wurde in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus
nach Brandis gefahren, Anhänger des Roten Stern
sich bereits wiederholt mit Denkmals- und Erinne-
zum Volkstrauertag 2011 realisiert. Die bisherige
zu verletzen, lautet der Vorwurf der Anklage. Mit
rungskultur befasst und eine Reihe von Arbeiten
Debatten um das Denkmal haben gezeigt, dass
Eisenstangen, Holzlatten, Flaschen und Steinen
umgesetzt. Sie wurden aber auch deshalb eingela-
es weiteren Diskussionsbedarf gibt. Die Entwürfe
bewaffnet, haben die Angreifer damals Jagd auf die
den, weil sie daran interessiert sind, gemeinschaft-
werden daher seit März 2012 nochmals im neuen
Fans gemacht. Vier weitere Verhandlungstage sol-
lich mit den Wurzenern an einer Umsetzung der
Rathaus gezeigt. Der Prozess der Auseinanderset-
len klären, was an jenem Samstag in Brandis ge-
Entwürfe zu arbeiten.
zung soll von der Beauftragung bis hin zur Durch-
schah. (Quelle: LVZ-Muldental)
WER BEZAHLT?
führung unter Miteinbeziehung möglichst vieler
Die Mittel für die Durchführung des Wettbewerbs
Wurzener geführt werden. Die beteiligten Künstler-
kommen vom Verein »Neue Auftraggeber Deutsch-
Innen und die Moderatorinnen von der GfZK haben
Geithain: Kurz nach Mitternacht sammeln sich vor
land«.
ihre Bereitschaft erklärt, sich an den öffentlichen
der Pizzeria Bollywood ungefähr zehn mutmaßli-
WER STEHT DAHINTER?
Debatten zu beteiligen. Einen Zeitpunkt, an dem
che Neonazis und skandieren ausländerfeindliche
Initiator ist das »Wurzener Bündnis für Demokra-
die Prozesse abgeschlossen sein müssen, gibt es
Parolen, wobei auch Morddrohungen fallen. Einer
tie gegen Neonazismus«: StadträtInnen aller de-
nicht, auch wenn es Wunsch des Bündnisses war,
der Angreifer habe ein großes Messer in der Hand
mokratischer Fraktionen, VertreterInnen der Kir-
beim Volkstrauertag 2012 bereits ein Ergebnis
gehabt. Mit einer Bierflasche ist mehrfach gegen
chen, der Jugendarbeit, des NDK e.V., des Kultur-
vorweisen zu können.
die Scheibe geschlagen worden. Durch die beschä-
geschichtlichen Museums Wurzen, der Stadtver-
Am 30. August 2010 wurde das Programm »Neue
digte Scheibe sei dann ein Stein geflogen, der auch
waltung, sowie interessierte BürgerInnen.
Auftraggeber« im Ausschuss für Schulen, Sport,
im Innenraum Schaden anrichtete, so ein Ange-
Sie haben sich an das Programm »Neue Auftragge-
Kultur und Soziales des Stadtrates vorgestellt. Der
stellter. (Quelle: LVZ-Online.de)
ber in Sachsen« mit der Bitte um Unterstützung ge-
Ausschuss hat die Projektidee zur Kenntnis genom-
wandt. Das Programm stellt eine Struktur bereit,
men und den Kontakt zu den »Neuen Auftragge-
06. 05. 2012
10. 05. 2012
die es potentiell jedem erlaubt, Initiator und Auf-
bern« mit dem Ziel der künstlerischen Auseinan-
traggeber eines Kunstprojektes zu werden.
dersetzung mit dem Denkmal befürwortet.
Kreistagsabgeordnete Sven Tautermann wird we-
ZIEL
DIE JURY
gen Beleidigung zu einer Strafe von 90 Tagessät-
Das Bündnis möchte ein Zeichen gegen die Verein-
Am 20.12.2011 tagte die Jury zum Kunstwettbe-
zen á 10 Euro verurteilt. Er hatte im September
nahmung des Denkmals durch Neonazis setzen.
werb zum ersten Mal, eine Entscheidung wurde be-
2011 einen Kommentar auf der NDK-Homepage
Dieser Wunsch wurde in einer ersten gemeinsa-
wusst nicht getroffen, um den öffentlichen Diskus-
hinterlassen, der in verworrener und kruder Wei-
men Sitzung am 02.12.2010 im Rathaus formuliert.
sionsprozess nicht zu unterbrechen. Der Jury ge-
se dem NDK u.a. »Exotenverehrung, Bastdardver-
KANN KUNST DIES LEISTEN?
hören an: Ulrich Heß, die Ratsfrauen Kathrin Geh-
herrlichung, Negerkulturbelästigungen, Germano-
Das Bündnis, die Initiatoren und Auftraggeber, die
res-Kobe (CDU) und Steffi Ferl (SPD), Ingo Stange
phobie, Verherrlichung der Kinderabschlachtung
Vertreter der »Galerie für Zeitgenössische Kunst«
vom NDK, Sabine Jung, Leiterin des Kulturhisto-
im Mutterleib, Verhunzung der deutschen Sprache
(GfZK), die das Programm »Neue Auftraggeber« in
rischen Museums, Jürgen Schmidt und Wolfgang
durch orwellschen Neusprech, Bespitzelung und
Sachsen durchführen, sind davon überzeugt, dass
Ebert vom Wurzener Geschichts – und Altstadt-
das Denunzieren deutscher Patrioten« vorwarf.
es einen Versuch wert ist. Sie wissen, dass dieses
verein e.V., Dieter Daniels, Professor an der HGB
(Quelle: NDK)
Projekt allein nicht das gesellschaftliche Problem
Leipzig, Ilina Korolova, Kuratorin und Vorstands-
des Neonazismus lösen kann.
mitglied im Verein Neue Auftraggeber, Barbara
WIRD DAS DENKMAL ZERSTÖRT?
Steiner, Moderatorin im Auftrag der GfZK. Die Jury
Geithain: In der Nacht zum Sonnabend ist kurz
Die Entwürfe von Helmut und Johanna Kandl und
wird nach der Ausstellung einen Vorschlag an den
nach Mitternacht vor einer Pizzeria in der Geithai-
Via Lewandowsky greifen zwar unmittelbar in die
Stadtrat erarbeiten.
ner Katharinenstraße ein Sprengsatz detoniert.
Wurzen: Der kürzlich aus der NPD ausgetretene
12. 05. 2012
Architektur des Denkmals ein, indem Elemente
Verletzt wird niemand. Die Pizzeria ist bereits zum
hinzugefügt werden. Die Substanz wird jedoch
fünften Mal Ziel einer ausländerfeindlichen Atta-
nicht beschädigt. Das von Michaela Mélian vor-
cke. (Quelle: LVZ-Online.de)
geschlagene Hörstück versammelt kontroverse
Meinungen zum Denkmal und ist selbst immate-
www.ndk-wurzen.de
Wenn unzustellbar, bitte zurück an
Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. – Domplatz 5 – 04808 Wurzen
Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.
≠
offener brief an herrn rieder
Sehr geehrter Herr Rieder,
tie in der Stadt, der alle politischen Kräfte betrifft,
mals zum Heldengedenken durch Neonazis am und
wieder zu reparieren?
um den Volkstrauertag auch für Sie eine Gefährdung
mit diesem offenen Brief wenden wir, das Netzwerk
2. Wieso verspürten Sie nicht als Repräsentant der
der freiheitlich demokratischen Grundordnung dar-
für Demokratische Kultur e.V., uns an Sie als Frak-
Stadt Wurzen das Bedürfnis, die menschenfeind-
stellt. Es kann sein, dass die künstlerische Gestal-
tionsvorsitzenden der größten Stadtratsfraktion des
lichen und rassistischen Ausfälle mancher im Saal
tung um das Denkmal, die diesen Missbrauch ver-
Wurzener Stadtrates.
Anwesender gegenüber den Künstlern und Gästen
hindern soll, keine Mehrheit findet.
Wir sind betroffen von der Veranstaltung am 2. Mai
der Stadt zu thematisieren? Dort wäre doch wohl ei-
Deshalb hätten wir gern von Ihnen in Ihrer verant-
2012 im Plenarsaal des Stadthauses, bei der es
ne deutliche Stellungnahme notwendig gewesen.
wortlichen Position gewusst, welche Vorschläge Sie
um die künstlerische Auseinandersetzung mit dem
3. Wieso leiten Sie aus zu diesem Zeitpunkt 150 ge-
unterbreiten, um diesem seit zehn Jahren währen-
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges
sammelten Unterschriften, bei denen auch noch ei-
den Spuk Einhalt zu gebieten oder ihn demokratisch
gehen sollte. Offensichtlich ist es in Wurzen nicht
ne nennenswerte Anzahl von Neonazis stammt, ab,
angemessen ins richtige Licht zu setzen? Bisher gab
mehr möglich, miteinander öffentlich zu reden, oh-
dass dies die Mehrheit der Wurzener_innen reprä-
es unseres Wissens von Ihnen dazu noch keinen
ne sofort in politische Grabenkämpfe zu verfallen.
sentiert? Ist eine schweigende Mehrheit von über
Vorschlag!
Wir sind enttäuscht von der Gesprächskultur, die
14.000 Bürger_innen für Sie nicht relevant? Und
In der Hoffnung auf einen konstruktiven Dialog mit
aufrecht zu erhalten sich Superintendent i. R. Horst
wieso fragen Sie in der Unterschriftensammlung,
Ihnen über die benannten Fragestellungen verblei-
Schulze redlich aber vergeblich bemühte, und von
auf die Sie sich beziehen, nach einer Veränderung
ben wir mit freundlichen Grüßen
dem offensichtlichen Versagen des OBM – als Haus-
des Denkmals, wenn Sie doch wissen, dass eine Ver-
Doreen Janke (Vorstandsvorsitzende) und
herren – in dieser Angelegenheit.
änderung der Substanz in keinem der Entwürfe vor-
Stephan Meister (Mitarbeiter) für das Netzwerk für
Für das Schlimmste allerdings halten wir die Tatsa-
gesehen ist?
Demokratische Kultur e.V. in Wurzen
che, dass hier auch durch Ihr Agieren den anwesen-
4. Der durch das Wurzener Bündnis für Demokratie
den Verfassungsfeinden aus der Neonaziszene eine
und gegen Neonazismus angeregte Prozess wird ge-
Kurz vor Redaktionsschluss erschien in der LVZ/
Plattform gewährt wurde. In der Sache der künst-
fördert durch ein Programm der Europäischen Uni-
MTL-Kreiszeitung eine „Antwort“ Rieders. Diese
lerischen Bearbeitung des Opferdenkmals können
on, welches explizit die Inanspruchnahme durch jed-
und den weiteren Verlauf der Debatte finden Sie auf
Menschen verschiedener Auffassung sein. Aber sich
weden Akteur eines Gemeinwesens vorsieht. Wie
www.ndk-wurzen.de
von den Neonazis deutlich und differenziert abzu-
kommen Sie darauf, dass ein Förderprogramm der
grenzen, sollte über Parteiinteressen hinweg für De-
Europäischen Union in Wurzen nur durch den Stadt-
mokraten eine Selbstverständlichkeit sein.
rat zu beauftragen wäre? Wie sehen Ihre Vorstellung
Im Hinblick auf die Ereignisse bitten wir Sie, zu fol-
von Zivilgesellschaft aus, und wie sehen Sie die be-
genden Fragen mit uns in einen Dialog zu treten:
rechtigten Forderungen unseres Bundespräsidenten
> bezug
1. Im Nachgang der Veranstaltung werden Sie samt
nach Freiheit und Verantwortung aller Bürger_innen
Sie möchten diesen Newsletter ab sofort regelmäßig
der CDU in einschlägigen Foren der Neonazis hä-
des Gemeinwesens?
in Ihrem Briefkasten haben? Nichts leichter als das!
misch als Verbündete genannt.
5. Wir gehen als Netzwerk für Demokratische Kul-
Ein kurzer Anruf, eine Mail oder eine Postkarte
Wie gedenken Sie diesen Schaden für die Demokra-
tur e.V. davon aus, dass der Missbrauch des Denk-
genügt.