Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren
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Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren
Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalysen Kompetenzzentrum für komplementärmedizinische Diagnostik Labor Dr. Bayer im synlab MVZ Leinfelden Max-Lang-Straße 58 D-70771 Leinfelden-Echterdingen Telefon+49(0)711-16418-0 Telefax+49(0)711-16418-18 [email protected] www.labor-bayer.de Liebe Leserinnen und Leser, die labormedizinische Diagnostik entwickelt sich ständig mit hoher Dynamik weiter und eröffnet neue Möglichkeiten, Krankheitsbilder zu erkennen, ihre Ursachen und Mechanismen aufzuklären und neue therapeutische Potentiale zu erschließen. Durch die rasanten Fortschritte im Bereich der molekularen Genetik ist es möglich geworden, nicht nur Veränderungen des menschlichen Genoms zu erfassen, sondern auch die bakteriellen Mitbewohner unseres Darmes zu identifizieren und zu quantifizieren. Auf diese Weise wird es insbesondere möglich, rasch und zu überschaubaren Kosten eine gesunde mikrobielle Besiedelung des Darmes von einer dysbiotischen zu unterscheiden. Dr. Wolfgang Bayer Während man bis vor kurzem mittels aufwendiger Kultivierung einzelner Bakterien nur ca. 5 % der im Darm vorhandenen Mikroorganismen identifizieren und quantifizieren konnte, erlaubt es der jetzt im Labor Dr. Bayer etablierte zertifizierte und patentierte metagenomische Dysbiose Test Querverbindungen zwischen einer dysbiotischen Darmbesiedelung und verschiedensten Krankheitsbildern zu ziehen. Hierzu gehören neben entzündlichen Darmerkrankungen und dem Reizdarmsyndrom auch Erkrankungen des allergischen Formenkreises wie z. B. Asthma, metabolische Störungen wie z. B. Diabetes Typ 2, aber auch manche neuro-psychiatrische Störungen. Der ermittelte Dysbiose Index und die ihm zugrunde liegenden mikrobiellen Verschiebungen ermöglichen auch gezielte therapeutische Interventionen etwa durch Präbiotika, probiotische Mikroorganismen oder im Extremfall durch den Transfer einer allogenen Mikrobiota. Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir Ihnen diese neuen Möglichkeiten näherbringen. Über ein reges Interesse würden wir uns sehr freuen. Mit den besten Grüßen Dr. Wolfgang Bayer Prof. Dr. Dr. med. Karlheinz Schmidt 2 Prof. Dr. Dr. med. Karlheinz Schmidt Inhalt 1 Bedeutung und klinische Relevanz der Mikrobiota 4 –5 2 Metagenomische Stuhldiagnostik 6 –9 Vorteile metagenomischer Stuhldiagnostik Zusätzliche Stuhluntersuchungen 3 Die untersuchten Keime 9–17 Akkermansia muciniphila 9 –10 Bacteroides fragilis Der GA-Dysbiose-Test Alistipes 6 6 –7 7– 9 11 11 Bifidobacterium 11 –12 Faecalibacterium prausnitzii 13 –14 Ruminococcus albus/bromii 15 Dialister invisus Lactobacillus Ruminococcus gnavus 13 14 –15 16 Shigella /Escherichia 16 –17 4 Dysbiose und chronische Erkrankungen 17–21 Dysbiose und entzündliche Darmerkrankungen 18 Dysbiose und Allergien 19 Streptococcus sanguinis/Streptococcus salivarius Dysbiose und Darmkrebs Dysbiose, Adipositas und Diabetes Dysbiose und ZNS 5 Charakteristische Befundmuster Häufig nachzuweisende Veränderungen bestimmter Keime 6 Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Interventionen in die Mikrobiota Präbiotika Häufig nachzuweisende Befundkonstellationen im GA-Dysbiose-Test 17 19 19 –21 21 22–23 22 23 24 –27 24 Arzneimittel 24 –25 Probiotika 25 –27 Transfer allogener fäkaler Mikrobiota 25 27 3 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 1 Bedeutung und klinische Relevanz der Mikrobiota Das Dysbiose-Konzept wurde 1908 von E. Metchnikoff geprägt und bezeichnet im Gegensatz zur Eubiose, Normobiose oder Symbiose Veränderungen der intestinalen Mikrobiota, die mit krankhaften, insbesondere entzündlichen Symptomen korreliert sind. (E. Metchnikoff: The Prolongation of Life. P. L. Mitchell, Ed. (Putnam, New York, 1908)). Durch moderne Verfahren der schnellen DNA-Sequenzie rung konnte inzwischen im Rahmen des ‚Human Micro biome Project (HMP)‘ der NIH bzw. des ‚Meta-HIT Programms‘ der EU gezeigt werden, dass die menschliche intestinale Mikrobiota mehr als eintausend bakterielle Spezies mit mehreren Millionen Genen umfasst. Darüber hinaus wurde in zahlreichen Korrelations-Studien vorwiegend in Tiermodellen aber auch beim Menschen die Rolle der intestinalen Mikrobiota bei verschiedenen Krankheitsbildern untersucht. Dabei konnten in gesunden Populationen einige charakteristische ‚Enterotypen‘ identifiziert werden, bei denen verschiedene Gruppen von Bakterien auf unterschiedlichen taxonomischen Ebenen unter- oder überrepräsentiert sind. Für individuelle diagnostische Anwendungen im Rahmen der labordiagnostischen Routine hat sich diese Form der Sequenzierung sämtlicher Gene der intestinalen Mikrobiota mit anschließender bioinformatischer Aufarbeitung der Daten aufgrund der Kosten und des Zeitbedarfes bisher nicht etablieren können. Eine geeignete Alternative bietet die Untersuchung der variablen Regionen des hoch konservierten bakteriellen 16S rRNA Gens als taxonomischer Marker auf unterschiedlichen Ebenen (Phylum, Klasse, Genus, Spezies) zur Bestimmung der relativen Häufigkeit ausgewählter Bakterien bzw. Gruppen von Bakterien bei Patienten im Vergleich zu einer gesunden Population. Zahlreiche derartige Korrelations-Studien auf der Basis der Bestimmung des 16S rRNA Gens als taxonomischem Marker zeigen Assoziationen verschiedenster Krankheitsbilder mit der relativen Häufigkeit bestimmter Bakterien oder Gruppen von Bakterien in der intestinalen Mikrobiota. Der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisstand bezieht sich dabei überwiegend auf tierexperimentelle Untersuchungen an keimfrei aufgezogenen Mäusen mit einer nachträglich humanisierten Mikrobiota. In den meisten Fällen sind dabei allerdings die molekularen pathogenetischen Mechanismen der Wechselwirkung zwischen einer dysbiotischen intestinalen Mikrobiota und den immunologischen und metabolischen Funktionen des Wirtes noch nicht bekannt. Durch die Koevolution des menschlichen Immunsystems mit der intestinalen Mikrobiota über Millionen von Jahren haben sich wechselseitige Abhängigkeiten entwickelt, die über Gesundheit oder Krankheit entscheiden können. Immerhin leben in unmittelbarer Nachbarschaft zur Darmoberfläche von mehr als zweihundert Quadratmetern mehr als 1013 stoffwechselaktive Bakterien, deren Der Mensch und seine Microbiota bilden quasi einen Superorganismus und sind über vielfältigste Regelmechanismen mit einander verbunden, deren Zusammenwirkung für die Aufrechterhaltung der Gesundheit unerlässlich ist. 4 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse metabolische Leistung zugunsten des menschlichen Wir tes nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Gleichzeitig übt das menschliche Immunsystem Kontroll- und Schutzfunktionen zugunsten der Homöostase der intestinalen Mikrobiota aus. Eine wesentliche Rolle bei der Abschirmung des Darm epithels vom unmittelbaren Kontakt mit der Mikrobiota spielt die dem Epithel aufliegende Schleimschicht, die unter anderem Immunglobulin A enthält, das zusammen mit anderen antibakteriellen Proteinen eine bakterielle Penetration des Darmepithels verhindert. Soweit es dennoch zum Eindringen von Bakterien in die Schleimhaut kommt, werden diese von Makrophagen phagozytiert und die nachfolgenden Immunreaktionen bleiben auf die Darmschleimhaut beschränkt ohne das systemische Immunsystem des Wirtes zu tangieren. Bei erhöhter Permeabilität der Darmes („Leaky-Gut-Syndrom“) kann es jedoch dazu kommen, dass Pathogene die Schleimhaut durchdringen und über eine Aktivierung von NF-κB und anderen Signalmolekülen überschießende Immunreaktionen auch jenseits der Schleimhautbarriere auslösen können. Umgekehrt ist auch das Immunsystem des Wirtes in der Lage, die Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota zu beeinflussen. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Defensine, aber auch nutritive Faktoren sind von großer Bedeutung. In einigen Studien hat sich gezeigt, dass sich bei Individuen mit gestörten Immunfunktionen eine dysbiotische Mikrobiota entwickelt, die bei Transfer-Experimenten zu Krankheitsbildern wie beispielsweise einer Insulin-Resistenz führen können. Interessant ist auch die Tatsache, dass es in tierexperimen tellen Studien zur Auslösung einer Autoimmun-Arthritis, -Encephalomyelitis oder -Colitis bei keimfrei aufgezogenen Versuchstieren zu wesentlich geringeren Krankheitsausprägungen kommt. Insofern kann die Feststellung einer Dysbiose gerade bei derartigen immunologisch ausgelösten entzündlichen Krankheitsbildern in Verbindung mit der Erhebung des Immunstatus von wesentlicher diagnostischer und therapeutischer Bedeutung sein. Auch wenn durch klinische Interventions-Studien kausale Zusammenhänge mit einer Dysbiose noch nicht unmittelbar nachgewiesen sind, lassen sich aus der relativen Häufigkeit bestimmter Bakterien in der intestinalen Mikrobiota Assoziationen mit klinischen Krankheitsbildern statistisch nachweisen, die für eine individuelle Diagnostik und Therapie genutzt werden können. 5 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 2 Metagenomische Stuhldiagnostik Vorteile metagenomischer Stuhldiagnostik Der GA-Dysbiose Test Die klassische kulturelle Stuhl-Diagnostik erlaubt nur den Nachweis und die Quantifizierung einer sehr begrenzten Anzahl von Keimen der Mikrobiota. Unter den Bedingungen der Routinediagnostik sind nicht mehr als 5 % der vorhandenen Keime detektier- und quantifizierbar. Erst durch die beeindruckenden Fortschritte der molekularen Genetik ist es jetzt möglich, eine große Zahl von Bakterien beziehungsweise Gruppen von Bakterien taxonomisch zu erfassen, was mit einer erheblichen Ausweitung der diagnostischen Möglichkeiten und Aussagekraft einhergeht. Im Gegensatz zu einer Sequenzierung sämtlicher Gene der intestinalen Mikrobiota, die sehr kosten- und zeitaufwendig ist, hat sich die Bestimmung des bakteriellen 16S rRNA Gens als taxonomischer Marker bewährt. Bahnbrechende Entwicklungen der Sequenziertechnik und der Bioinformatik erlauben es jetzt, zu vertretbaren Kosten ein umfassendes Bild der intestinalen Mikrobiota zu gewinnen und entsprechende Veränderun gen mit verschiedensten Krankheitsbildern zu assoziieren. Der GA-Dysbiose Test ist eine metagenomische Unter suchung, bei der mit Hilfe von 54 Gensonden gezielt variable Regionen der 16S rRNA von Bakterien charakterisiert werden, um diese in der Darmmikrobiota zu identifizieren. Diese Sonden wurden auf der Grundlage der jeweiligen 16S rRNA Sequenz spezifisch für bestimmte Bakterienspezies oder Bakteriengruppen entwickelt, z. B. Faecalibacterium prausnitzii (Spezies), Lactobacillus (Genus), Clostridia (Klasse) oder Proteobacteria (Phylum). Von der Bakterienkultur zur DNA Bestimmung 6 Aus Stuhlproben wird die genomische DNA der Bakterien gewonnen, relevante 16S rRNA Sequenzen werden durch eine PCR Reaktion vervielfältigt. Eine Fluoreszenzmarkierung der spezifischen Sonden und deren Bindung an kleine magnetische Träger ermöglicht die Detektion und Quantifizierung der Bakterienspezies. Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Zusätzliche Stuhluntersuchungen Der Test stellt ein diagnostisches Kriterium für die relative Häufigkeit wichtiger Bakterien im Verhältnis zu deren Wert in einer gesunden Population dar. Diese wird auf einer Skala von - 3 bis + 3 dargestellt. Auf Basis der durchgeführten Studien wird über einen Algorithmus ein Dysbiose-Index errechnet, der als Summationsparameter die Abweichungen von einer gesunden Population charakterisiert. Der Test ist CE zertifiziert und durch mehrere Patente geschützt. Die metagenomische Untersuchung der intestinalen Mikrobiota kann sinnvollerweise ergänzt werden durch weitere Stuhluntersuchungen wie • Entzündungsmarker, z. B. Calprotectin • Permeabilitätsmarker, z. B. Zonulin • Immunmarker, z. B. sIgA • Marker der Pankreasfunktion, z. B. Pankreaselastase • Marker des intestinalen Zellturnover, z. B. M2-PK • Energetische Biomarker: kurzkettige Fettsäuren 7 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 2 Metagenomische Stuhldiagnostik 8 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Modifiziert nach Pang, T. et. al.: Frontiers in Pediatrics, 2014; 2:6 3 Die untersuchten Keime Akkermansia muciniphila Vorkommen und Bedeutung Das zur Klasse der Verrucomicrobia zählende Bakterium Akkermansia muciniphila kolonisiert die der Schleimhaut vorgelagerte Mukusschicht und baut diese ab. Dabei werden kurzkettige Fettsäuren wie Acetat und Propionat und Oligosaccharide gebildet. Diese Nährstoffe dienen als Substrat für das Bakterium Faecalibacterium prausnitzii. Dieses produziert wiederum Buttersäure, eine wichtige Energiequelle des Darmepithels. In Folge des Abbaus der Mukusschicht wird die Schleimhaut angeregt, neuen Mukus zu produzieren. A. muciniphila spielt damit eine wichtige Rolle für die Epithelbarriere der Darmschleimhaut und eine ausreichende Keimzahl dieses Bakteriums wirkt einem Leaky-Gut-Syndrom entgegen (Belzer und de Vos, 2012). Krankheitsassoziierte Veränderungen a) Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Bei Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn wird häufig eine Reduktion von A. muciniphila nachgewiesen. b) Metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus: Adipositas, metabolisches Syndrom und Diabetes mellitus gehen mit niedrigen Konzentrationen von A. muciniphila einher. Es besteht eine inverse Korrelation zwischen Körpergewicht und der Keimzahl dieses Bakteriums. In Studien an Mäusen (Everard et al., 2012) konnte gezeigt werden, dass A. muciniphila die Auswirkungen einer fettreichen Diät auf metabolische Dysfunktionen und Zunahme der Fettmasse antagonisiert und gleichzeitig antiinflammatorische Effekte hat. c) Autismus: Metagenomische Stuhluntersuchungen an Kindern mit Autismus haben ein vermindertes Auftreten von A. muciniphila und Bifidobakterium spp. gezeigt (Wang et al., 2011). 9 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 3 Die untersuchten Keime Diagnostik A. muciniphila ist erniedrigt bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes und Adipositas. A. muciniphila ist erhöht bei Reduktionsdiäten (was nicht als ungünstig angesehen werden muss). Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Gewichtsreduktion bei zusätzlicher Gabe eines Probiotikums (L. plantarum, Streptococcus thermophiles, L. acidophilus, L. rhamnosus, B. lactis, B. longum und B. breve) führt zu einer Erhöhung von Akkermansia bei gleichzeiti ger Erhöhung der Diversität der intestinalen Mikrobiota (Remeli et al., 2014). Die Gabe eines polyphenolreichen Cranberry-Extraktes reduzierte im Tierversuch die durch eine Ernährung mit hohem Fett und hohem Zuckeranteil ausgelöste Ge- 10 wichtszunahme sowie die Zunahme des Lebervolumens, verbesserte die Insulinsensitivität und verminderte oxida tiven Stress. Durch metagenomische Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass durch den Cranberry-Extrakt das Mukus-abbauende Bakterium Akkermansia stimuliert wurde (Anhe et al., 2015). Eine FODMAP (fermentierbare Monosaccharide, Disaccharide und Oligosaccharide)-arme Ernährung kann A. muciniphila verringern. Dies sollte bei einer längeren derartigen Ernährung berücksichtigt werden. Erfahrungen mit dem GA-Dysbiose Test haben gezeigt, dass eine bestehende Dysbiose mit gleichzeitiger Erhöhung von A. muciniphila durch Probiotika auf der Basis von Lactobacillus rhamnosus nicht gebessert werden kann. Es sollte hier auf Probiotika ohne Lactobacillen, z. B. auf der Basis von Bifidobakterien zurückgegriffen werden. Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Alistipes Bacteroides fragilis Vorkommen und Bedeutung Vorkommen und Bedeutung Der zur Klasse der Bacteroidia gehörenden Gattung Alistipes werden folgende Arten zugeordnet: A. finegoldii, A. indistinctus, A. onderdonkii, A. putredinis, A. shahii und A. obesi. Bei der Gattung Alistipes handelt es sich um streng anaerobe, gram-negative Stäbchen. Sie sind gallenresistent. Eine Ernährung, die reich an tierischem Eiweiß ist, geht mit höheren Konzentrationen an Alistipes einher (David et al., 2014). Bacteroides fragilis gehört zur Gattung Bacteroides und zur Familie der Bacteroidaceae. Es handelt sich um gramnegative obligat anaerobe Bakterien. Krankheitsassoziierte Veränderungen Untersuchungen an pädiatrischen Patienten mit Reizdarmsyndrom haben insbesondere bei Vorliegen von chronischen Bauchschmerzen eine Erhöhung von Alistipes gezeigt (Saulnier et al., 2011). Bei Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber finden sich niedrige Keimzahlen für Alistipes (und Prevotella). Diagnostik Alistipes ist erhöht bei pädiatrischen Patienten mit Reizdarmsyndrom und wiederkehrenden Bauchschmerzen. Alistipes ist erniedrigt bei Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber sowie bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Eine Ernährung, die reich an tierischem Eiweiß ist, geht mit hohen Keimzahlen von Alistipes einher. Demgemäß ist eine Ernährung, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln und arm an tierischem Eiweiß ist, häufig mit erniedrigten Keimzahlen für Alistipes assoziiert. Bacteroides-Spezies einschließlich B. fragilis gehören zur physiologischen Flora bei Mensch und Tier und spielen eine wichtige Rolle bei der Kolonisationsresistenz. B. fragiles ist ein wichtiges symbiotisches Bakterium der Darmmikrobiota, das im Zusammenhang mit der Prävention von Darmentzündungen von Bedeutung ist. B. fragilis gehört zu den mengenmäßig häufigsten Keimen der normalen Bakterienflora des Menschen. Die Besiedelung findet während der ersten Lebensjahre statt. Enteropathogene Stämme von B. fragilis sind bekannt und eine häufige Ursache der Diarrhoe bei Kindern (Ramamurthy et al., 2013). B. fragilis spielt auch eine wichtige Rolle bei Infektionen, die durch Keimverschleppung in eigentlich sterile Körperbereiche entstehen können. Bifidobacterium Vorkommen und Bedeutung Bifidobakterien gehören zur Klasse der Actinobacteria und zur Familie der Bifidobacteriaceae. Es handelt sich um gram-positive, nicht Sporen bildende Bakterien, die vor allem im sauren Milieu des Gastrointestinaltraktes vorkommen. Bifidobakterien bauen Zucker über eine heterofermentative Milchsäuregärung (Bifidobakteriumgärung) ab. Als Endprodukt entstehen Lactat und Acetat. Es handelt sich um nicht pathogene Keime, wobei im Magen-Darm-Trakt folgende Keime besonders häufig vorkommen: • • • • • B. bifidum B. adolescentis B. breve B. longum B. infantis. 11 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 3 Die untersuchten Keime (Groeger et al., 2013). Gleichzeitig kam es zu einer rückläufigen Entwicklung von TNF-α im Plasma bei den Psoriasis-Patienten, nicht jedoch bei den Patienten mit Colitis ulcerosa. ß-Defensin und sekretorisches IgA (sIgA) sind wichtige Immunmarker des Mukosa-assoziierten Immunsystems. Die Gabe eines probiotischen Joghurts mit B. lactis Bb12 für drei Wochen führte zu einem statistisch signifikanten Anstieg von sIgA im Stuhl, während ß-Defensin keine Veränderungen zeigte (Kabeerdoss et al., 2011). Diese Studie zeigt eine Stimulierung des Mukosa-assoziierten Immunsystems durch die Gabe dieses Probiotikums. Bifidobacterium Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Bifidobakterien gehören zur anaeroben Protektivflora des Darms, wirken immunregulierend und haben eine Schutzfunktion gegenüber pathogenen Keimen. Immunregulation durch Bifidobakterien Umfangreiche Untersuchungen mit oraler Gabe von Bifi dobacterium infantis 35624 (Konieczna et al., 2012) haben eine ausgeprägte Wirkung auf dendritische Zellen und regulatorische T-Zellen gezeigt. Regulatorische T-Zellen begrenzen die Immunantwort bei überschießenden Immunrektionen, insbesondere bei Autoimmunerkrankungen. Durch Gabe von B. infantis kam es zu einer Aktivierung regulatorischer T-Zellen mit einem Anstieg der CD25+ Foxp3 +-Lymphozyten, was für andere Bifidobakteriumstämme nicht nachweisbar war. Neben der Hochregulation regulatorischer T-Zellen kam es zu einer vermehrten Sekretion von Interleukin 10, einem Zytokin des Th2-Weges, was ebenfalls überschießenden Immunreaktionen entgegenwirkt. Die immunmodulierende Wirkung von B. infantis 35624 wurde in getrennten randomisierten doppelblinden place bokontrollierten Studien an Patienten mit Colitis ulce rosa und Psoriasis untersucht. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe hatten beide Patientengruppen deutlich erhöhte Werte für CRP. CRP wurde unter sechs- bis achtwöchiger Gabe von B. infantis signifikant abgesenkt 12 Dreimonatige Gabe von Inulin/Oligofructose bei übergewichtigen Patienten führte zu einer deutlichen Erhöhung von Bifidobakterium und Faecalibacterium prausnitzii, was die Möglichkeiten einer präbiotischen Beeinflussung dieser Keime zeigt (Dewulf et al., 2012). Bei Patientinnen mit gynäkologischen Carcinomen unter postoperativer Radiatio kam es zu einer deutlichen Verminderung von Lactobacillus und Bifidobakterien. Im Vergleich zu Placebo konnten diese beiden Keime durch Gabe von Inulin und Fructo-Oligosacchariden wieder erhöht werden (Garcia-Peres et al., 2012). Beim Morbus Crohn ergab eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie unter Gabe von Bifi dobacterium longum einen Rückgang der Krankheitsaktivität mit gleichzeitiger Verminderung von TNF-α (Steed et al., 2010). Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass in anderen Studien an Patienten mit chronischentzündlichen Darmerkrankungen Bifidobakterium und Lactobacillus in Biopsieproben deutlich erhöht waren, während es zu einem erheblichen Abfall von Faecalibacterium prausnitzii mit Verminderung der Buttersäureproduktion kam (Wang et al., 2014). Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom konnte durch die Gabe von Bifidobacterium animalis DN173010 (Gujonnet et al., 2007) beziehungsweise Bifidobacterium bifidum MIMBb75 (Guglielmetti et al., 2011) eine Verbesserung von Lebensqualität, Blähungen und Verdauungsunregelmäßigkeiten erreicht werden. Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Dialister invisus Zur Gattung Dialister gehören die Arten D. invisus, D. micraerophilus, D. pneumosintes und D. propionicifaciens. Es handelt sich um anaerobe gram-negative Keime. D. invisus spielt eine wichtige Rolle im Bereich von Infektionen des Mundes wie Periodontitis oder ulcerativer Gingivitis. Eine physiologische Bedeutung ist bisher nicht bekannt (Morio et al., 2007). Erfahrungen mit dem GA-Dysbiose Test haben gezeigt, dass Dialister invisus bei Patienten mit Morbus Crohn vermindert ist. Faecalibacterium prausnitzii Vorkommen und Bedeutung Das zum Phylum Firmicutes gehörende Bakterium Faecalibacterium prausnitzii ist einer der häufigeren Keime im Darm des Menschen und trägt mit zirka 5 % zur bakteriellen Gesamtzahl bei. F. prausnitzii wurde als ein „zentraler Keim des menschlichen Mikrobioms mit großem Einfluss auf den Stoffwechsel des Wirts und die Erhaltung der Gesundheit“ (Li et al., 2008) beziehungsweise als „Probiotikum der Zukunft“ (Kahn et al., 2014) bezeichnet. F. prausnitzii gehört zu den wichtigsten Buttersäureproduzierenden Keimen im menschlichen Darm. Buttersäure stellt die Hauptenergiequelle der Epithelzellen der Darmmukosa dar, wirkt anti-inflammatorisch und spielt eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung der Integrität der Darmbarriere und reguliert damit die intestinale Permeabilität. Mit zunehmendem Alter findet sich eine rückläufige Entwicklung der Keimzahlen von F. prausnitzii (Miquel et al., 2014). Gut dokumentiert ist die anti-inflammatorische Wirkung von F. prausnitzii (Sokol, 2008) einschließlich einer Inhibierung der NF-κB-Aktivierung, einer Verminderung der IFN-γ-Produktion und einer vermehrten Bildung antiinflammatorischer Zytokine. Krankheitsassoziierte Veränderungen In einer polnischen Studie (Galecka et al., 2013) an Patienten mit Morbus Crohn wurde eine signifikante Verminderung des prozentualen Anteils und der absoluten Zellzahl von F. prausnitzii gezeigt, korrelierend mit verminderten Buttersäure-Konzentrationen bei gleichzeitigem Anstieg der Essigsäure. Auch in einer aktuellen Metaanalyse (Cao et al., 2014) auf der Basis von elf Studien wurde eine Verminderung von F. prausnitzii bei Patienten mit entzündlichen Darm erkrankungen gezeigt. Eine Verminderung von F. prausnitzii ist assoziiert mit einer erhöhten Rezidivhäufigkeit beim Morbus Crohn (Sokol et al., 2008) und kann daher möglicherweise als Prognosefaktor in der Verlaufskontrolle dienen. Diagnostik F. prausnitzii ist vermindert bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, nicht selten assoziiert mit einem erhöhten Vorkommen von Ruminococcus gnavus. 13 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 3 Die untersuchten Keime Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Eine Ernährungsweise, die reich an Ballaststoffen ist, korre liert mit einer höheren Häufigkeit von F. prausnitzii und höherer Buttersäureproduktion. Fruktane wie Inulin (Miquel et al., 2014) erhöhen die Häufigkeit von F. prausnitzii. Die Gabe von Probiotika wie z. B. Bifidobakterium longum BB536 führt zu einer vermehrten Häufigkeit von F. prausnitzii. Generell gilt, dass Acetat-produzierende Bakterien wie Bifidobakterien und Lactobacillen F. prausnitzii stimulieren, da sie eine wichtige Energiequelle für diesen Keim darstellen. Lactobacillus Vorkommen und Bedeutung Unter dem Namen Lactobacillus wird eine Gattung von gram-positiven, meist stäbchenförmigen Bakterien aus der Familie der Lactobacillaceae zusammengefasst. Lactobacillus gehört zu den Milchsäurebakterien, die durch Gärung Milchsäure erzeugen. Die Milchsäuregärung wird in der Lebensmittelindustrie vor allem bei der Herstellung von Milchprodukten wie Joghurt und Käse benutzt. Die Vertreter der Gattung Lactobacillus bilden keine einheitliche Gruppe. Homofermentative Arten produzieren aus Glucose durch Gärung praktisch ausschließlich Milchsäure, während heterofermentative Arten als weiteres Endprodukt auch Ethanol und Kohlensäure produzieren können. Zu den homofermentativen Arten gehören z. B. L. acidophilus, L. alimentarius, L. casei, L. delbrueckii, L. helveticus, L. plantarum und L. salivarius. 14 L. salivarius und L. ruminis zählen zur autochthonen Darmflora des Menschen. Auch L. brevis, L. fermentum, L. plantarum und L. rhamnosus können in Stuhlproben nachgewiesen werden, kommen jedoch zum Teil nur passager vor. Lactobacillus wird in zahlreichen Probiotika angewandt, nicht selten auch als Kombinationspräparat zusammen mit Bifidobakterien und ggf. weiteren Keimen. Krankheitsassoziierte Veränderungen Bei Patienten mit aktiver entzündlicher Darmerkrankung (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) wurden erhöhte Keimzahlen für Lactobacillus und Bifidobakterium nachgewiesen (Wang et al., 2014). Wenn eine Erhöhung von Lactobacillus im GA-Dysbiose Test nachgewiesen wurde, sollten diese Probiotika bei Patienten mit akuter entzündlicher Darmerkrankung nur mit Vorsicht angewandt werden. Lactobacillus bulgaricus Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Ruminococcus albus/bromii Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Vorkommen und Bedeutung a) Reizdarmsyndrom: Kontrollierte, doppelblinde und randomisierte Studien liegen zu L. plantarium 299 V (DSM 9843) vor, die eine statistisch signifikante Reduktion von Schmerzen und Blähungen und eine statistisch signifikante Verbesserung des RDSSymptomscores im Vergleich zu Placebo nachgewiesen haben (Ducrotte et al., 2012; Niedzielien et al., 2001). Auch eine aktuelle Metaanalyse (Tiequn et al., 2015) zeigt hoch signifikante positive Effekte hinsichtlich der Behandlung des Reizdarmsyndroms durch Lactobacillus bei Kindern und Erwachsenen. Zur Klasse der Clostridia gehört Ruminococcus, eine Gattung von Bakterien, die im Pansen und Dickdarm von Wiederkäuern sowie auch im Dickdarm des Menschen vorkommen. R. albus und R. bromii sind die wichtigsten Bakterien zum Abbau nicht verdaulicher Kohlenhydrate wie z. B. Zellulose. Nicht verdauliche Kohlenhydrate sind eine wichtige Energiequelle für die Mikrobiota im menschlichen Dickdarm. Mehrere Bakterien wie z. B. auch Bacteroides spp. haben die Fähigkeit, Zellulose abzubauen, doch dürfte R. bromii der hierfür bedeutendste Keim sein. Nach Freisetzung des Enzyms Zellulase wird Zellulose abgebaut und es entsteht Glukose, die durch die Bakterien als Energiequelle genutzt wird, wobei entstehende Stoffwechselprodukte wie kurzkettige Fettsäuren der Energieversorgung der Darmmukosa dienen. b) Infantile Koliken: Die Gabe von Probiotika auf der Basis von L. reuteri (DSM 17938) verbesserte signifikant Häufigkeit und Schweregrad von Koliken bei Kindern (Chau et al., 2015). c) Rheumatoide Arthritis: In einer randomisierten, doppelblinden placebokontrollierten Studie wurde der Einfluss von L. casei auf den klinischen Verlauf bei Patienten mit rheumatoider Arthritis untersucht. In der achtwöchigen Studie wurde ein signifikanter Rückgang der Krankheitsaktivität im Vergleich zur Placebogruppe festgestellt mit einem Rückgang der Serum-Konzentrationen pro-inflammatorischer Zytokine wie TNF-α und IL-6. Gleichzeitig wurde IL-10, ein Zytokin des TH-2-Weges, abgesenkt (Vaghef-Mehrabany et al., 2014). d) Atopische Dermatitis: Mehrere Studien beschreiben eine positive Beeinflussung der atopischen Dermatitis bei Kindern durch Gabe von L. acidophilus beziehungsweise L. salivarius (Niccoli et al., 2014). Krankheitsassoziierte Veränderungen Erhöhte Konzentrationen von R. albus/R. bromii wurden bei Patienten mit Reizdarmsyndrom beobachtet. Patienten mit Morbus Crohn weisen im Vergleich zu ge sunden Kontrollen niedrige Konzentrationen von R. albus / R. bromii auf (Mondot, et al., 2011). Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Zwischen den Konzentrationen von R. albus/R. bromii und der Aufnahme nicht verdaubarer Kohlenhydrate (Stärke) besteht ein enger Zusammenhang. Erhöhte Aufnahme von Ballaststoffen ist daher in der Regel mit hohen Konzentrationen dieses Keims assoziiert. 15 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 3 Die untersuchten Keime Ruminococcus gnavus Vorkommen und Bedeutung Es wird diskutiert, dass R. gnavus über seine Fähigkeit, Muzine abzubauen, eine möglicherweise wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Darm-assoziierten Immunsystems spielt. R. gnavus kann jedoch ein ausgesprochener Problemkeim sein und eine ganze Reihe von Fällen einer Bakteriämie durch R. gnavus sind beschrieben (Hansen et al., 2013). Krankheitsassoziierte Veränderungen Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, sowohl bei Colitis ulcerosa als auch bei Morbus Crohn, wurde in verschiedenen Studien ein erhöhtes Auftreten von Ruminococcus gnavus gefunden ( Joossens, 2011; Willing, 2010). Dies ist nicht selten assoziiert mit einer Verminderung von Faecalibacterium prausnitzii. Shigella/Escherichia Vorkommen und Bedeutung Shigella und Escherichia coli gehören zur Familie der Enterobacteriaceae. Bei der Gattung Shigella handelt es sich um gram-negative Bakterien, die häufig fäkal-oral übertragen werden. Sie sind medizinisch relevant als Erreger der Shigellosen mit einer Infektionsrate von weltweit zirka 160 Millionen Menschen pro Jahr. Durch eine Invasion in die Mukosa zellen zerstören Shigellen die Schleimhaut des distalen Kolons, was sich in schmerzhaften Krämpfen und schleimig-blutigen Durchfällen äußert. Gleichzeitig produziert insbesondere Shigella dysenteriae das Shigatoxin, was zu schweren Intoxikationen mit hämolytischem Verlauf führen kann. Escherichia coli hingegen ist normalerweise nicht pathogen, gehört zu den mengenmäßig häufigsten Keimen der physiologischen Darmflora des Menschen und ist z. B. in der Lage, Vitamin K zu produzieren. Im Stuhl befinden 16 sich typischerweise 108 bis 1010 koloniebildende Einheiten pro Gramm Stuhl. Obwohl die meisten Stämme von E. coli nicht pathogen sind, gibt es eine ganze Reihe von enteropathogenen (EPEC), enterotoxischen (ETEC), entero invasiven (EIEC) und enterohämorrhagischen (EHEC) E. coli Stämmen. EPEC sind häufige Ursache für schwere Durchfälle bei Kleinkindern, ETEC sind häufig Erreger der Reisediarrhoe und bei EHEC kommt es zusätzlich zur Produktion von Toxinen wie Shigatoxin und Vero toxin. Besonders kritisch ist die Entwicklung eines hämolytisch-urämischen Syndroms. Krankheitsassoziierte Veränderungen 1. Diarrhoen: Schwere Diarrhoen durch entero pathogene E. coli Stämme. Besonders kritisch sind enterohämorrhagische E. coli. 2. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: So genannte adhärent-invasive E. coli (AIEC) spielen offensichtlich eine wichtige Rolle bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Sie sind in der Lage, in intestinale Epithelzellen einzuwandern, wobei eine Replikation in infizierten Makrophagen in der Lamina propria möglich ist (Barnich et al., 2007). 3. Tumorerkrankungen: Einzelne Arbeiten disku tieren die Bedeutung pathogener E. coli Stämme in der Pathogenese von colorectalen Carcinomen (Bonnet et al., 2013). E. coli Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Streptococcus sanguinis/ Streptococcus salivarius spp. thermophilus Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Vorkommen und Bedeutung Der apathogene Stamm E. coli Nissle 1917 (Mutaflor®) zählt zu den mit am besten untersuchten Probiotika. Er wurde während des ersten Weltkrieges aus Stuhlproben von Soldaten isoliert, die im Gegensatz zu ihren Kameraden keine schweren Durchfallerkrankungen entwickel ten. Der Stamm besitzt Adhesine für eine effektive Kolonisierung und limitiert das Anhaften und Eindringen von pathogenen Bakterien in die Epithelzellen des Darms. Ein weiterer apathogener Stamm ist E. coli DSM 17252 (Symbioflor® 2) S. salivarius spp. thermophilus kommt in zahlreichen probiotischen Mischungen vor und ist ebenfalls in Molkereiprodukten wie z. B. Joghurt weit verbreitet. Die Gabe solcher probiotischer Mischungen ist z. B. beim Reizdarmsyndrom eine therapeutische Option (OrtizLucas, 2013). S. salivarius K12 hat im Tierversuch bei Mäusen einen protektiven Effekt gegenüber einer Candidiasis (Ishijima, 2012). S. thermophilus hat aufgrund seiner Fähigkeit zur Milchsäureproduktion im Tierversuch protektive Effekte gegen über Clostridium difficile (Kolling, 2012). Auf der anderen Seite sind auch schwer verlaufende Bakte riämien durch S. sanguinis bekannt wie z. B. eine infektiöse Endocarditis (Kadovaki, 2013). 4 Dysbiose und chronische Erkrankungen Untersuchungen an tierexperimentellen Modellen haben in den letzten Jahren enge Beziehungen zwischen einer veränderten Mikrobiota (Dysbiose) und verschiedenen, insbesondere chronisch entzündlichen Erkrankungen nachgewiesen, die zu einem Teil auch in Humanstudien bestätigt werden konnten. Dabei konnte gezeigt werden, dass Epithelzellen und Immunzellen der Darmschleimhaut über ein vielfältiges Repertoire an Rezeptoren verfügen, die mit unterschiedlichsten bakteriellen Produkten der Mikrobiota in Wechselwirkung treten können. Dazu gehören beispielsweise G-Protein gekoppelte Rezeptoren, die durch kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat aktiviert werden können. Weitere von der Mikrobiota gebildete Produkte wie Peptidoglycane, Lipopolysaccharide, Flagellin, aber auch bakterielle RNA etc. können die entsprechenden Rezeptoren von Immun- und Epithel-Zellen der Darmschleimhaut aktivieren. Diese Veränderungen der Darmschleimhaut und die dabei wiederum freigesetzten Folgeprodukte haben Rückwir kungen auf die qualitative und quantitative Zusammen setzung der Mikrobiota. Auf die mechanistischen Details dieser vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Mikrobiota und Immunsystem soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, da dies einen gesonderten Beitrag erforderlich macht. Hier sollen in erster Linie die pathogenetischen Konsequenzen der Dysbiose im Vordergrund stehen wie sie für entzündliche Darmerkrankungen, Aller gien, Adipositas, Diabetes,Tumorerkrankungen, aber auch manche neuro-degenerative Erkrankungen bekannt sind. 17 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 4 Dysbiose und chronische Erkrankungen Dysbiose und entzündliche Darmerkrankungen Die wesentlichen Erkenntnisse zur Pathogenese chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (IBD) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa stammen aus experimentellen ModellUntersuchungen an Mäusen. Interessant ist dabei zunächst die Tatsache, dass keimfrei aufgezogene Mäuse eine höhere Inzidenz an entzündlichen Darmerkrankungen zeigen als Mäuse mit einer physiologischen (normobiotischen) Mikrobiota (Maslowski et al., 2009). Dies bedeutet, dass eine physiologische Mikrobiota auf die Darmschleimhaut eine protektive Wirkung gegen entzündliche Veränderungen ausübt. Erst eine normobiotische bakterielle Kolonisation des Darmes und die Vielzahl der darin enthaltenen Antigene veranlasst offensichtlich die Darmschleimhaut dazu, einerseits eine effiziente Barriere gegen das Eindringen pathogener Keime zu etablieren und andererseits die loka le Immunabwehr so zu gestalten, dass eine Rekolonisie rung einer dysbiotischen Mikrobiota durch apathogene, kommensale Keime begünstigt wird. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei die Kolonisierung mit Bakterien, die niedermolekulare Fettsäuren wie Acetat, Propionat und Butyrat produzieren. Diese niedermolekularen Fettsäuren sind wichtige Energieträger für den Stoffwechsel der Epithelzellen des Darmes und regulieren deren Proliferation und Differenzierung, sie beeinflussen die Genexpression und üben eine entzündungshemmende Wirkung auf die Darmschleimhaut aus. Bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen ent hält die Mikrobiota regelmäßig sehr niedrige Anteile an derartigen Bakterien (Frank et al., 2007). Von Butyrat konnte gezeigt werden, dass es mit dem Niacin-Rezeptor in Wechselwirkung tritt und über die IL-18 Sekretion entzündungshemmend wirkt. Ebenso kann Butyrat durch die Differenzierung CD4- und Foxp3positiver regulatorischer T-Zellen Immuntoleranz bewirken (Furusawa et al., 2013). Eine weitere Rolle bei der anti-inflammatorischen Wirkung der kurzkettigen Fettsäuren könnte der durch Bildung freier Radikale (ROS) vermittelten Aktivierung des Inflammasoms zukommen, das die Integrität der Schleimhaut-Barriere und den Erhalt der Schleimhaut Homöostase begünstigt. 18 Darüber hinaus sind sowohl Butyrat als auch Acetat Inhibitoren der NF-κB Aktivierung und können auf diesem Weg eine anti-inflammatorische Wirkung ausüben. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die engen wechselseitigen Beziehungen zwischen einer dysbiotischen Mikrobiota und entzündlichen Darmerkrankungen durch entsprechende Studien hinreichend belegt sind. Hieraus ergeben sich auch präventive und therapeutische Ansatzpunkte, um durch strukturelle und funktionelle Modulation der dysbiotischen Mikrobiota die entzündlichen Aktivitäten zurückzudrängen oder ganz zu verhindern. Dabei hat sich der GA-Dysbiose-Test als wertvolles Dia gnostikum z. B. für entzündliche Darmerkrankungen (IBD) und das Reizdarm-Syndrom (IBS) etablieren lassen. Im Vergleich zu gesunden Kontrollen zeigen Patienten mit Reizdarmsyndrom gehäuft Dysbiosen, allerdings moderater Ausprägung, während sich bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa und M. Crohn) in hoher Häufigkeit schwergradige Dysbiosen nachweisen lassen. Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Dysbiose und Darmkrebs Von chronisch entzündlichen Prozessen, wie z. B. M. Crohn oder Colitis ulcerosa ist bekannt, dass sie die Entstehung von Tumoren begünstigen. Dabei haben verschie dene Studien gezeigt, dass der dysbiotischen Mikrobiota eine ursächliche Bedeutung zukommt (Sears et al., 2014). Es wurden auch einzelne Bakterienstämme in der dysbio tischen Mikrobiota identifiziert, die das Auftreten von Colon-Tumoren begünstigen, wie beispielsweise Fusobakterien (Kostic et al., 2013). Ebenso konnte gezeigt werden, dass eine pränatale Modulation der mütterlichen Mikrobiota durch Lactobacillen zu einer effektiven Prävention von Allergien bei Kindern beitragen kann (Kalliomäki et al., 2001). Eine wesentliche protektive Rolle bei der Entstehung und Progression von Colon-Tumoren spielt das Inflammasom. Defizite im Bereich des Inflammasoms begünstigen entzündliche Darmerkrankungen und die Entwicklung von Colon-Tumoren. Onkogene Stämme von E. coli wurden dabei als eine Ursache identifiziert (Arthur et al., 2012). Die überwiegende Mehrzahl der Erkenntnisse über die Beziehungen zwischen Allergien und der Mikrobiota stammt aus tierexperimentellen Studien an Mäusen, bei denen gezeigt werden konnte, dass die Keime der physio logischen Mikrobiota die Th2-Differenzierung abregu lieren. Ein wesentlicher Mechanismus der ToleranzErzeugung ist dabei, dass die durch die Mikroben aktivierten dendritischen Zellen der Darmschleimhaut IL-10 produzieren, das die Differenzierung CD4- und Foxp3positiver regulatorischer T-Zellen stimuliert und dadurch Toleranz erzeugt. Nicht selten kommt es im Gefolge der durch die dysbiotische Mikrobiota begünstigten Colitis und der Entwicklung von Colon Tumoren auch zu einer Beteiligung der Leber etwa in der Form einer Fettleber mit dem Risiko der Entwicklung von Lebertumoren. Unter den Bedingungen einer dysbiotischen Mikrobiota findet sich hingegen eine erhöhte Produktion der Th2 Zytokine und ein erhöhter Spiegel an Immunglobulin E im Serum und es zeigen sich die typischen allergischen Symptome (Hill et al., 2012). Auch die mit einer dysbiotischen Mikrobiota verbundene Bildung sekundärer Gallensäuren wie z. B. Desoxycholsäure kommt als Ursache für die Entstehung von Lebertumoren infrage (Yoshimoto et al., 2013). An dieser Stelle sollte auch angemerkt werden, dass bei einer bestehenden dysbiotischen Mikrobiota die Wirksamkeit einer Chemotherapie von Tumoren erheblich eingeschränkt sein kann (Viaud et al., 2013). Dysbiose und Allergien Aus epidemiologischen Untersuchungen lässt sich zweifelsfrei ableiten, dass zwischen dem Auftreten von Aller gien und einer dysbiotischen Mikrobiota enge Zusammenhänge bestehen. Insbesondere konnte bei Kindern mit allergischem Asthma eine Dominanz von Clostridium difficile bei gleichzeitig verminderten Anteilen von Bifidobacterien in der Mikrobiota nachgewiesen werden (Kalliomäki et al., 2001). Dysbiose, Adipositas und Diabetes Die grundlegenden Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen der intestinalen Mikrobiota und metabolischen Störungen wie Adipositas und Diabetes stammen aus Untersuchungen an keimfrei aufgezogenen Mäusen, die einen wesentlich geringeren Körperfett-Anteil aufweisen als konventionell gehaltene. Werden jedoch die keimfrei aufgezogenen Versuchstiere in eine konventionelle Haltung überführt, so beobachtet man einen massiven Anstieg des Anteils an Körperfett, ohne dass sich an der Nahrungsaufnahme oder der körperlichen Aktivität etwas geändert hat. (Bäckhed et al., 2004). Auch in Humanstudien konnte gezeigt werden, dass eine dysbiotische Mikrobiota mit metabolischen Störungen wie Adipositas und Diabetes korreliert sein kann. Insbesondere wurde über eine zu geringe Kolonisierung mit 19 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 4 Dysbiose und chronische Erkrankungen Bacteroidetes und eine Dominanz von Firmicutes-Stämmen berichtet, die sich nach Gewichtsabnahme wieder normalisierte (Ley et al., 2006). In anderen Studien mit teilweise unterschiedlicher Methodologie konnte dieser Zusammenhang allerdings nicht bestätigt werden (Kelsen et al., 2012). Als ein wesentlicher Mechanismus des Zusammenhangs zwischen Mikrobiota und Adipositas wurde die erhöhte Freisetzung und Resorption von Monosacchariden aus dem Darm nachgewiesen mit der Folge einer verstärkten Lipogenese in der Leber und entsprechender Fetteinlagerung (Bäckhed et al., 2005). Darüber hinaus konnte als ein weiterer Mechanismus gezeigt werden, dass die mit der Adipositas einhergehende Mikrobiota in der Lage ist, die Fettverbrennung im Muskelgewebe zu hemmen. Bei keimfrei aufgezogenen Versuchstieren konnte hingegen eine erhöhte Fettverbrennung in der Muskulatur und eine erhöhte InsulinSensitivität nachgewiesen werden. Dem mit Fasten assoziierten Adipocyten-Faktor (FIAF) könnte bei dieser durch die Mikrobiota vermittelten metabolischen Regulation eine Schlüsselrolle zukommen (Tilg et al., 2009). Von Bedeutung ist auch die Tatsache, dass sich nach dem Transfer der Mikrobiota von adipösen auf schlanke Versuchstiere bei diesen eine Adipositas entwickelte, was für eine kausale Rolle der dysbiotischen Mikrobiota bei der Entstehung einer Adipositas spricht (Turnbaugh et al., 2006). Auch in Zwillings-Studien konnte der Zusammenhang bestätigt werden. Der Zusammenhang zwischen Diabetes Typ 2 und Adi positas kann durch zahlreiche Studien als gesichert gelten, wobei sowohl in Tierversuchen als auch bei Humanstudien eine gesteigerte inflammatorische Aktivität nachgewiesen wurde. Dies steht im Zusammenhang mit erhöhten Konzentrationen an zirkulierendem Lipopolysaccharid (LPS), einem Bestandteil der Membran gram-negativer Bakterien, sowohl bei diabetischen Versuchstieren als auch bei Patienten mit Diabetes Typ 2. Von LPS ist bekannt, dass es den Glukose-Stoffwechsel beeinträchtigt, was im Zusammenhang mit einem Diabetes Typ 2 an eine Beteiligung der Mikrobiota denken lässt. Mikrobiota und Typ 2Diabetes: Intestinale Mikrobiota sowie Stoffwechsel- und Immun-Funktionen des Wirts stehen in enger Wechselwirkung und werden durch weitere Faktoren beeinflusst (nach Allin et al., 2015) 20 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Gleichzeitig wurde durch metagenomische Analysen nach gewiesen, dass Patienten mit Diabetes Typ 2 eine dys biotische Mikrobiota aufweisen (Qin et al., 2012). Ins besondere konnte gezeigt werden, dass zu geringe Anteile von Bakterien wie z. B. Faecalibacterium spp., die entzün dungshemmendes Butyrat produzieren, in der dysbioti schen Mikrobiota der Diabetes Typ 2 Patienten vorhanden sind (Karlson et al., 2013). Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen einer dysbiotischen Mikrobiota und dem Auftreten einer Insulin-Resistenz konnte dadurch nachgewiesen werden, dass nach der Transplantation der Mikrobiota gesunder Spender bei den Empfängern die Anteile Butyrat produzierender Bakterienstämme und die Insulin Sensitivität gleichzeitig anstiegen (Vrieze et al., 2012). Auch für den Typ 1 Diabetes sind Zusammenhänge mit einer dysbiotischen Mikrobiota nachgewiesen worden. Ins besondere die Diversität der Mikrobiota ist bei Patienten mit Diabetes Typ 1 vermindert (Brown et al., 2011). Dysbiose und ZNS Zahllose Studien haben in den letzten Jahrzehnten die Zusammenhänge zwischen dem enteralen Nervensys tem, dem enteralen Immunsystem und dem enteralen Hormonsystem untersucht (Mayer, 2011). Erst durch den Nachweis eines Zusammenhangs zwischen einer dysbio tischen Mikrobiota und dem Krankheitsbild Autismus mittels Mikrobiom Sequenzierung wurde das Interesse auf die Bedeutung einer dysbiotischen Mikrobiota für weitere gestörte Funktionen des ZNS gelenkt (Mayer et al, 2014). Ein erhebliches Problem bei der Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Mikrobiota und ZNS besteht darin, dass die für die Untersuchung der Mikrobiota etablierten sehr erfolgreichen tierexperimentellen Modelle nur unzureichend für Untersuchungen des ZNS herangezogen werden können. Dennoch lassen sich auch hinsichtlich der ZNS Funktionen aus tierexperimentellen Befunden wichtige Erkenntnisse gewinnen, wenn etwa gezeigt werden kann, dass Mäuse mit einer dysbiotischen Mikrobiota Heißhunger mit Polyphagie und Adipositas entwickeln können (Vijay-Kumar et al, 2010). Die Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse und ihre wechselseitige Beeinflussung Verhaltensstörungen und psychische Einflüsse (z. B. Stress) beeinflussen die Darmfunktion und verändern Lebensraum und Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota Veränderungen der intestinalen Mikrobiota beeinflussen Darm- und Hirnfunktionen Nach neuesten vor allem tierexperimentellen Untersuchungen bestehen Zusammenhänge zwischen einer dysbiotischen Mikrobiota und Stress-Reaktionen, Angstzuständen sowie kognitiven Beeinträchtigungen (Moloney et al., 2014; DePalma et al., 2014). Es ist schon länger bekannt, dass bei keimfrei aufgezogenen Versuchstieren die Reaktionen der HypothalamusHypophysen-Nebennieren Stressachse verstärkt sind (Sudo et al., 2004). Eine Kolonisierung mit Bifidobakterien reduziert die neuro-endokrinen Reaktionen, scheint aber Angstzustände zu verstärken. Bei entsprechenden Studien hat sich auch gezeigt, dass bei keimfrei aufgezogenen Versuchstieren Beeinträchtigungen hinsichtlich der neuronalen Plastizität und kognitiver Funktionen vorliegen, die sich durch eine Normalisierung der Mikrobiota beheben lassen (Stilling et al., 2014). Bisher stehen nur wenige Humanstudien zur Verfügung, um die tierexperimentellen Befunde auch beim Menschen zu verifizieren. Fortschritte wurden aber insbesondere durch die gleichzeitige Untersuchung des ZNS mittels funktioneller Kernspintomographie und der Mikrobiota erzielt. So hat sich beispielsweise gezeigt, dass es unter einer durch Einnahme von Probiotika veränderten Mikrobiota zu einer reduzierten somatosensorischen Antwort auf bestimmte Aufgaben kommt (Tillisch et al., 2013). Es kann erwartet werden, dass im Rahmen des ‚American Gut Project‘ weitere Querverbindungen zwischen neuroendokrinen Funktionen und einer veränderten Mikrobiota aufgedeckt werden. 21 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 5 Charakteristische Befundmuster Auf Grund der mehrjährigen Erfahrungen mit dem GADysbiose Test konnten für eine ganze Reihe von Keimen häufig vorkommende Veränderungen bei bestimmten Erkrankungen herausgearbeitet werden. Gleichzeitig haben sich bei definierten Erkrankungen bestimmte Keim-Konstellationen erkennen lassen, die die gestörten Gleichgewichte innerhalb der intestinalen Mikrobiota widerspiegeln können. Diese Veränderungen sind in den beiden folgenden Tabellen zusammengestellt. Häufig nachzuweisende Veränderungen bestimmter Keime 22 Keim vermindert ↓ erhöht ↑ Akkermansia municiphila Chronisch entzündliche Darm erkrankungen, metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, Autismus Ansteigendes Verhalten bei Gewichtsreduktion Alistipes Chronisch entzündliche Darm erkrankungen, nicht-alkoholische Fettleber Pädiatrische Patienten mit Reizdarm syndrom und chronischen Bauch schmerzen Bacteroides/Prevotella Obstipation – Bacteroides fragilis Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Bifidobacterium Inverse Korrelation mit Schmerzen beim Reizdarmsyndrom Aktive entzündliche Darmerkrankung Dialister invisus Morbus Crohn – Faecalibacterium prausnitzii Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Firmicutes Bacilli – Chronisch entzündliche Darm erkrankungen, Diabetes Typ 2 Firmicutes Clostridia Diabetes Typ 2, Kinder mit Colitis ulcerosa – Lactobacillus Verschiedene Allergien Aktive entzündliche Darmerkrankung, Reizdarmsyndrom Proteobacteria – Aktive entzündliche Darmerkrankung Ruminococcus albus/bromii Morbus Crohn Reizdarmsyndrom, faserreiche Ernährung Ruminococcus gnavus – Morbus Crohn Shigella/Escherichia – Morbus Crohn Streptococcus sanguinis/salivarius – – Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Häufig nachzuweisende Konstellationen im GA-Dysbiose-Test Erkrankung Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa/M. Crohn) Befundkonstellation F. prausnitzii ↓ Firmicutes ↓ Bacteroidetes ↑ E. coli ↑ Proteobacteria ↑ im akuten Schub auch Lactobacillus ↑ Bifidobacterium ↑ Reizdarmsyndrom Bifidobacterium ↓ Lactobacillus ↑ Übergewicht Bacteroidetes ↓ Bifidobacterium ↓ Firmicutes ↑ Metabolisches Syndrom/Typ 2 Diabetes F. prausnitzii ↓ Proteobacteria ↑ E. coli ↑ Firmicutes/Bacteroides-Ratio ↑ Nicht-alkoholische Fettleber Alistipes ↓ Prevotella ↓ Lactobacillus ↑ Escherichia ↑ Streptococcus ↑ Autismus Firmicutes ↓ Bacteroidetes ↑ Proteobacteria ↑ Raucher Firmicutes ↓ Bacteroidetes ↑ Quellen: eigene Daten sowie Allin et al., 2015; Walters et al., 2014; Wright et al., 2015 23 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 6 Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Interventionen in die Mikrobiota Arzneimittel Beim gesunden Menschen nehmen Alter, Geschlecht, Genetik, Ernährung, Lebensbedingungen, Verhaltensweisen etc. Einfluss auf die Struktur und Funktion der Mikrobiota. Ebenso kommt es unter verschiedensten Krankheitszuständen und deren Therapien zu entsprechenden Veränderungen. Den stärksten modulierenden Einfluss auf die Mikrobiota üben sicherlich oral eingenommene Antibiotika aus, die derzeit mit großer Häufigkeit und in großen Mengen appliziert werden. In den meisten Fällen sind dabei die antibiotischen Wirkungen auf die Mikrobiota als Nebenwirkungen einer aus anderen Indikationen durchgeführten Antibiotika-Therapie zu sehen. Antibiotika werden aber durchaus auch eingesetzt, um die Mikrobiota gezielt zu verändern, wenn sich etwa pathogene Keime im Bereich des Darmes etabliert haben. Seit langem bekannt ist auch die Antibiotika-Therapie bei hepatisch ausgelösten Encephalopathien, wenn es der Leber nicht mehr gelingt, neurotoxische Produkte der Mikrobiota zu entgiften. Eine Vielzahl exogener Faktoren ist also in der Lage, strukturelle und funktionelle Veränderungen an der Mikro biota herbeizuführen. Ebenso ist es unter therapeutischen Zielsetzungen möglich, durch entsprechende gezielte Interventionen in die Mikrobiota einzugreifen. Das Repertoire reicht dabei von Nahrungsmitteln (z. B. Präbiotika) und Arzneimitteln (z. B. Antibiotika) bis zur Gabe von Bakterienkulturen (z. B. Probiotika) und dem Transfer einer gesamten allogenen Mikrobiota (z. B. Stuhltransplantation). Begleitende Maßnahmen können Lebensstilmodifikation, Ernährungsumstellung, Phytotherapeutika, Mikronährstoffe und auch psychotherapeutische Maßnahmen (z. B. beim Reizdarmsyndrom) beinhalten. 24 Leider weisen derartige antibiotische Therapien in aller Regel keine ausreichende Spezifität auf, sodass nicht nur die pathogenen, sondern auch die kommensalen Keime Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse der Mikrobiota getroffen werden. In vielen Fällen entwickelt sich daher nach einer antibiotischen Therapie eine dysbiotische Mikrobiota, die durch entsprechende Maßnahmen wieder normalisiert werden muss. Hierzu können Präbiotika, Probiotika oder auch der Transfer einer allogenen Mikrobiota beitragen. Spiegels beitragen, als nachgewiesener und damit zulässiger ‚Health Claim‘. Generelle positive gesundheitliche Wirkungen wie sie für die unlöslichen Ballaststoffe (Faserstoffe) z. B. aus Hafer oder Roggen nachgewiesen wurden, haben sich für die Präbiotika bzw. die löslichen Ballaststoffe bisher nicht belegen lassen. Für eine Vielzahl weiterer Arzneimittel ist mit Wechselwirkungen mit der intestinalen Mikrobiota zu rechnen. Neben dem Präbiotika-Konzept, das auf positive Wirkungen löslicher Ballaststoffe setzt, sind auch Ernährungskonzepte entwickelt worden, die auf eine Eliminationsdiät, d. h. den Ausschluss bestimmter Nahrungs-Bestandteile setzen. Nach P. R. Gibson und S. J. Sheperd (2010) sollte besonders auf fermentierbare Oligo-, Di- und Monosa ccharide sowie Polyole in der Nahrung verzichtet werden (sog. FODMAP-Konzept). Dieses Konzept führt in den Komplex der Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, der im Rahmen dieser Broschüre nicht abgehandelt wird, sondern im Labor Bayer einen eigenen diagnostischen Schwerpunkt bildet. Präbiotika Das Präbiotika-Konzept wurde 1995 von Gibson et al. eingeführt. Dieses Konzept beschreibt einen Eingriff in die Zusammensetzung der Mikrobiota durch den geziel ten Verzehr unverdaulicher Nahrungsbestandteile. Damit weicht die Definition der Präbiotika nicht wesentlich von der Definition der löslichen Ballaststoffe ab. Bei Präbiotika wie bei löslichen Ballaststoffen handelt es sich im Wesentlichen um Kohlenhydrat-Polymere die entweder in der Nahrung auf natürliche Weise enthalten sind, durch technologische Prozesse aus Nahrungsquellen angereichert sind oder synthetisch hergestellt werden. Typische Vertreter der löslichen Ballaststoffe bzw. Präbiotika sind Fruktane wie z. B. Inulin, Polyuronide wie z. B. Pektin, Polydextrose, Raffinose, Xylose, Lactulose etc. Wissenschaftlich nachgewiesen ist die Tatsache, dass durch den Verzehr dieser Nahrungskomponenten die Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota verändert werden kann. In einigen Fällen wurden von der European Food Safety Authority (EFSA) auch positive gesundheitliche Wirkungen anerkannt. So gilt die Aussage, dass die Ballaststoffe bzw. Präbiotika beta-Glucan und Glucomannan zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterin- Diätetische Leitlinien hinsichtlich einer optimalen Mikro biota lassen sich aus den teilweise extrem unterschiedlichen Ernährungsempfehlungen in den verschiedenen Ländern derzeit nicht herleiten. Auch über den Einfluss bestimmter Formen der Ernährung, wie z. B. Vegetarismus, fehlen entsprechende kontrollierte Studien. Probiotika Probiotika sind lebensfähige Mikroorganismen, die nach oraler Aufnahme einen gesundheitsfördernden Einfluss auf den Wirtsorganismus haben können (Salminen et al., 1998). Probiotika kommen als Zusatzstoffe in Lebensmitteln (probiotischer Joghurt oder andere angereicherte Lebensmittel) zur Anwendung sowie in Nahrungsergänzungsmitteln bzw. ergänzenden bilanzierten Diäten. Spezifische klinische Indikationen sind den als Arzneimitteln zugelassenen Probiotika vorbehalten. 25 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse 6 Diätetische und therapeutische Ansatzpunkte Probiotika können vielfältige positive Wirkungen ausüben wie 1. Antagonistische Wirkungen gegenüber pathogenen Keimen –– Aufrechterhaltung der Kolonisationsresistenz –– Adhäsionskonkurrenz zu pathogenen Keimen am Darmepithel –– Produktion antimikrobieller Substanzen, wie Defensine und Bakteriozine –– Toxin-Inaktivierung 2. Regulative und immunmodulatorische Wirkungen –– Stabilisierung der Barrierefunktion durch Abregulierung von Signalstoffen wie Zonulin –– Verbesserung der Biofilmbildung –– Beeinflussung der Motilität –– Verbesserung der intestinalen Immunfunktion durch Anregung der sIgA-Bildung –– anti-inflammatorische Wirkungen, Abregulation von pro-inflammatorischen Signalmolekülen wie NF-κB –– „Crosstalk“, also Kommunikation mit Keimen der intestinalen Mikrobiota durch Austausch von Signalstoffen, damit Stabilisierung der intestinalen Mikrobiota In den handelsüblichen Produkten kommen vorwiegend die nachfolgend aufgeführten Keime vor (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): 1. Lactobacillen, wie L. acidophilus, L. delbrueckii subsp. bulgaricus, L. paracasei subsp. paracasei, L. plantarum, L. rhamnosus, L. reuteri 2. Bifidobacterien wie B. animalis subsp. lactis, B. bifidum, B. breve, B. infantum, B. longum 3. Streptococcus, wie S. salivarius subsp. thermophilus 4. Escherichia coli, wie E. coli Nissle 1917 oder E. coli DSM 17252 5. Saccharomyces boulardii 26 Bei vielen der als Nahrungsergänzungsmittel im Handel befindlichen Probiotika handelt es sich um Kombinationen, insbesondere von Lactobacillen und Bifidobacterien. Zur Sicherheit von Probiotika: Eine umfangreiche Über sichtsarbeit auf der Basis von 622 Studien (Hempel et al., 2011) beschreibt keine statistisch signifikante Erhöhung von Nebenwirkungen bei der Gabe von Probiotika im Vergleich zu Kontrollgruppen. Bei chronisch schwerkranken Patienten sowie bei Patienten unter Immun suppression wurden jedoch in Einzelfällen schwere Nebenwirkungen wie z. B. Bakteriämien und Fungämien beschrieben (Didari et al., 2014). Bei der Abhandlung der einzelnen Keime haben wir bereits auf eine ganze Reihe von klinischen Ansatzpunkten für den Einsatz von Probiotika hingewiesen. Einige wichtige klinische Indikationen können nachfolgend zusammengefasst werden: 1. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Positive Wirkungen von Lactobacillen und Bifidobacterien vor allem bei Colitis ulcerosa, weniger bei M. Crohn bei insgesamt uneinheitlicher Studienlage (Saez-Lara et al., 2015). 2. Antibiotika-induzierte Diarrhöen: Statistisch signifikante Reduktion der Diarrhöen um ca. 40 %. Studien meist mit Lactobacillen (Hempel et al., 2012), aber auch günstige Ergebnisse mit S. boulardii. 3. Infektiöse Diarrhöe: Reduktion von Diarrhöen und Stuhlfrequenz durch Lactobacillen und S. boulardii (Applegate et al., 2013). 4. Reizdarmsyndrom: Positive Studienergebnisse mit verbessertem Allgemeinbefinden sowie Reduktion von Schmerzen, Blähungen und Stuhlhäufigkeit liegen für Lactobacillen und Bifidobacterien vor (Ducrotte et al., 2012; Guglielmetti et al., 2011) Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Transfer allogener fäkaler Mikrobiota Über eine durch Einläufe zugeführte allogene fäkale Mikrobiota zur Behandlung einer Enterocolitis wurde bereits 1958 berichtet (Eiseman et al., 1958). Im Jahr 1981 wurde auch der Transfer allogener fäkaler Mikrobiota mittels Jejunal-Sonde zur Wiederherstellung einer homöostatischen Mikrobiota nach Enterocolitis beschrieben (Bowden et al., 1981). Verbesserung des RDS-Symptom-Score unter B. bifidum im Vergleich zu Placebo (aus Guglielmetti et al. 2011) 5. Helicobacter pylori: Adjuvante Gabe von Probiotika bei der Eradikationstherapie vermindert Neben wirkungen der Antibiotika-Behandlung und zeigt eine Tendenz zu höheren Eradikationsraten (Ruggiero, 2014). 6. Infektionen der oberen Luftwege: Auf der Basis von 13 randomisierten kontrollierten Studien konnte eine statistisch hoch signifikante Überlegenheit von Probiotika gegenüber Placebo bei der Verhütung von Infektionen der oberen Luftwege mit geringerer Häufung von Antibiotika-Therapien und verminderten Fehlzeiten gezeigt werden ( Hao et al., 2011). Fazit für die Praxis Durch die Untersuchungen von Rohlke et al. (2010) sowie Yoon et al. (2010) wurde der Transfer allogener fäkaler Mikrobiota mittels Colonoskopie speziell zur erfolgreichen Behandlung von rezidivierenden und therapierefraktären Infektionen mit Clostridium difficile etabliert. Auch in Deutschland wird die Stuhltransplantation zur Behandlung der durch Clostridium difficile verursachten rezidivierenden Enterocolitis erfolgreich angewandt (Kleger et al., 2013). Konstantinov et al. (2013) weisen darauf hin, dass es nach Stuhltransplantation auch zu einer Vermehrung der mit entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut assoziierten Bakterien kommen kann. Hieraus wird ersichtlich, wie wichtig eine sorgfältige Spenderauswahl und ein umfassendes Screening der gespendeten Mikrobiota ist. Inzwischen hat sich die Stuhltransplantation auch bei einer anderen Indikation als effektiv erwiesen. So konnten Vrieze et al. (2012) zeigen, dass der Transfer von allogener fäkaler Mikrobiota von schlanken Spendern auf Patienten mit metabolischem Syndrom nach sechs Wochen zu einem Anstieg Butyrat-produzierender Darmbakterien und einer signifikanten Erhöhung der Insulin-Sensitivität führt. Man darf gespannt sein, bei welchen Indikationen eine Stuhltransplantation in der Zukunft noch erfolgreich angewandt werden wird. Anzustreben ist eine individuell optimierte probiotische Therapie auf der Basis einer metagenomischen Untersuchung der intestinalen Mikrobiota. Eine unkontrollierte Gabe von Probiotika kann auch unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen. Dies konnte z. B. gezeigt werden für die Gabe von L. rhamnosus bei Patienten mit einer Erhöhung von A. muciniphila in der metagenomischen Stuhlanalyse. 27 Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Literatur: Allin, K.H. et al.: Gut microbiota in patients with Type 2 diabetes mellitus. Eur.J.Endocrinol. 2015; 172: r167 – r177 Didari, T. et al.: A sytematic review of the safety of probiotics. Expert. Opin. 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The ISME Journal 2012; 6: 1535 –1534 Impressum Intestinale Dysbiosen erkennen und therapieren – Diagnostische Fortschritte durch metagenomische Stuhlanalyse Autoren: Dr. rer. nat. Wolfgang Bayer, Prof. Dr. Dr. med. 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