Neue Osnabrücker Zeitung - Tschernobyl

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Neue Osnabrücker Zeitung - Tschernobyl
Neue Osnabrücker Zeitung
17.06.2008
Tornister für die Schüler aus Gomel
iza Wallenhorst.
Seit zwölf Jahren hält die Johannisschule engen Kontakt mit den Kindern aus
Tschernobyl. Während ihres gegenwärtigen Besuchs machten fünf der
weißrussischen Schüler mit ihrer ehemaligen Rektorin Station in der Grundschule in
Hollage-Ost und lernten ihre deutschen Altersgenossen kennen.
Was macht ihr in eurer Freizeit? Lernt ihr in der Schule
Englisch? Wie lange fährt man aus eurer Heimat bis
Wallenhorst? Langeweile kam nicht auf, als die fünf
jungen Weißrussen die 4. Klasse der Johannisschule
besuchten. Wissbegierig fragten sich beide Seiten
nach Hobbys, Schulalltag und Lieblingsfächern aus,
und gänzlich unbefangen kamen die Antworten.
Angeregt unterhielten sich deutsche
und weißrussische Schüler über den
Schulalltag und Freizeitaktivitäten.
Links Klassenlehrerin Marlies
Schönecker, in der Mitte Raissa
Schtscherbina und rechts Schwester
Hilma. Foto: Horst Troiza
Klassenlehrerin Marlies Schönecker hatte ihre Schüler
auf den Besuch vorbereitet. So zeigte einer von ihnen
gleich zu Beginn eine Landkarte, auf der die räumliche
Distanz zwischen Deutschland und Weißrussland
deutlich wurde. „Osnabrück und Gomel sind 1800
Kilometer weit auseinander, mit dem Bus dauert es 29 Stunden“, gab Raissa
Schtscherbina die Antwort. Sie war ehemals Schulleiterin in Gomel und reiste nun als
Dolmetscherin an.
Die besondere Form der deutsch-weißrussischen Beziehungen hat in der
Grundschule Tradition. „Seit mehr als zwölf Jahren ist der Kontakt nicht abgerissen,
jedes Jahr kommen einige der Kinder zu uns“, erklärte Schulleiterin Ursula Marpe.
Die Hollager nehmen die Freundschaft mit ihren Partnern ernst und helfen, wo sie
können. Mitglieder des Kollegiums spenden Geld, nach den Schulfesten wird ein Teil
des Erlöses für die Kinder aus Gomel gespendet. „Wir sammeln auch gut erhaltene
Tornister von jenen Schülern, die die Schule nach der vierten Klasse verlassen, und
bringen sie nach Gomel“, sagte Marpe.
Gemeindeschwester Hilma Fischer ist einer der Motoren der Besuche der Kinder aus
der Region um das durch einen schlimmen Unfall 1986 beschädigte Atomkraftwerk
von Tschernobyl. Jeden Sommer kommen Kinder zwischen acht und 15 Jahren und
verleben vier unbeschwerte Wochen im Osnabrücker Land. „Wir haben die
Rückmeldung, dass die Kinder nach ihrer Heimkehr viel weniger infektanfällig sind,
weil ihr Immunsystem gestärkt ist“, berichtete Hilma Fischer. Gern sähe sie es, wenn
mehr Schulen eine Partnerschaft wie die der Grundschule in Hollage-Ost und der
weißrussischen unterhielten. „Das hat bisher noch nicht geklappt, obwohl ich in
Grundschulen mit Dia-Vorträgen für eine Unterstützung geworben habe.“