Nachbenetzungslösungen: Der Elektrolyt-Faktor

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Nachbenetzungslösungen: Der Elektrolyt-Faktor
K O N TA K T L I N S E N H Y G I E N E
Dr. Jeffrey Gilbard
Dr. Denis Pardo
Nachbenetzungslösungen:
Der Elektrolyt-Faktor
Das trockene Auge gilt unter Augenspezialisten als einer
der häufigsten Problemfälle in der täglichen Praxis.
Gemäß neuen Untersuchungen leiden ca. 14 % der über
40-jährigen Erwachsenen unter trockenen Augen und
daraus abgeleiteten Irritationen. Dieser Prozentsatz liegt
bei Kontaktlinsenträgern sogar noch höher, wenn diese
Langzeit-Linsenträger sind, Multifunktionslösungen und /
oder Dauertrage-Linsen verwenden.
In der Regel werden zur Linderung des trockenen Auges
Nachbenetzungslösungen eingesetzt , die als Nachbenetzungslösungen und Komforttropfen die Regale füllen.
Daher stellt sich die Frage: Worin unterscheiden sich diese
Produkte, abgesehen von der Viskosität und den verwendeten Konservierungsstoffen?
Nachfolgend wird ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal erörtert, das die Wirksamkeit von Nachbenetzungslösungen beeinflusst – die quantitativen und qualitativen
Elektrolyt-Anteile.
Veröffentlichte Studien zeigen, dass Elektrolyten wie z.B. Kalium für
die Erhaltung einer normalen konjunktivalen Becherzellen-Dichte
unersetzlich sind. Weitere wichtige Elektrolyten des Tränenfilms sind
Natrium, Kalzium, Magnesium und Bikarbonat (siehe Tabelle 1).
■ Die Ausgewogenheit der Elektrolyte
Tabelle 1: Normale elektrolytische Konzentration in der
menschlichen Tränenflüssigkeit8
Das Epithelium des Auges unterscheidet sich dadurch, dass seine
Zellen nicht über Blutgefäße mit Sauerstoff versorgt werden, sondern
aus dem Tränenfilm. Damit hat der Tränenfilm eine vitale Funktion,
bei der das Elektrolyt-Gleichgewicht von großer Bedeutung ist. Ist
dieses Gleichgewicht gestört, kann dies fatale Konsequenzen haben.
Unsere Forschungen belegen, dass ein Becherzellen-Verlust auf der
Konjunktiva entsteht, wenn Augentropfen kein Elektrolyt-Gleichgewicht haben. Die konjunktivalen Becherzellen sorgen für eine
natürliche Schmierung der okularen Oberfläche, ihre Dichte ist ein
sehr empfindlicher Anzeiger für die Gesundheit der okularen Oberfläche4. Daher wird auch in der Ophthalmologie auf das elektrolytische
Gleichgewicht in „Lactated Ringers“ (Serumersatz) geachtet. Ebenso
müssen auch die Elektrolyten einer ausgeglichenen Kochsalzlösung,
die in der intraokularen Chirurgie verwendet wird, gleich denen im
Kammerwasser sein. Die gleiche Forderung gilt auch für den Tränenfilm: Die Elektrolyten der Nachbenetzungslösungen müssen denen
des Tränenfilms möglichst genau entsprechen. Nur so ist eine optimale und auch auf Dauer verträgliche Zusatzversorgung des Auges
gewährleistet.
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Elektrolyt
Konzentration
(mMol/Liter)
Natrium (Na)
132
Kalium (K)
24
Bikarbonat (HCO2)
32,8
Kalzium (Ca)
0,8
Magnesium (Mg)
0,51
■ Abweichende Elektrolyt-Konzentrationen und Toxizität
Eine unausgewogene Zusammensetzung der Elektrolyten im Tränenfilm kann toxische Reaktionen hervorrufen. Diese wurden in Gewebekulturen von Kaninchenaugen nachgewiesen4-6, die mit einer
konservierungsstofffreien Natriumchloridlösung behandelt wurden.
Ein Ungleichgewicht der Elektrolyt-Konzentration verursacht die
gleichen Veränderungen wie die, die sich im trockenen Auge feststellen lassen: Eine erhöhte Abschuppung der epithelialen Hornhautzellen und ein Verlust der konjunktivalen Becherzellen-Dichte.
Die gute Nachricht ist, dass die Anwendung einer ausgeglichenen
Nachbenetzungslösung hilft, den Elektrolythaushalt des Tränenfilms
auf der Augenoberfläche wieder herzustellen. In den 80er Jahren des
letzten Jahrhunderts bewiesen Wilson, O’Leary und Bachmann, dass
sie die corneale Abschuppung, verursacht durch konservierungsstofffreie Natriumchloridlösung, durch Zuführung von zusätzlichen
Elektrolyten verringern konnten .
DOZ 11-2005 KONTAKTLINSE
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■ Elektrolyten im „Focus”
■ Zusammenfassung
Angesichts der Bedeutung von Elektrolyten für den gesunden Tränenfilm und das Auge überrascht es nicht, dass zahlreiche Hersteller
die elektrolytische Zusammensetzung ihrer Produkte anpreisen;
jedoch unterscheiden sie sich alle hinsichtlich ihrer elektrolytischen
Zusammensetzung. Einige enthalten geringe oder keine ElektrolytAnteile. Andere Hersteller, die versuchen, das elektrolytische Gleichgewicht des gesunden Tränenfilms zu imitieren, erreichen dieses Ziel
nur annäherungsweise.
Anerkannte Studien und andere klinische Tests belegen, dass
das Elektrolyt-Gleichgewicht des menschlichen Tränenfilms einen
maßgeblichen Einfluss auf die Steigerung der konjunktivalen Becherzellen-Dichte hat. Wenn Patienten mit einer Nachbenetzungslösung
keine befriedigenden Ergebnisse erhalten, kann die Ursache im
Elektrolyt-Ungleichgewicht liegen.
In einer unabhängigen klinischen Studie8 wurde TheraTears™ eingesetzt, um konjunktivale Becherzellen des trockenen Auges nach
LASIK wieder herzustellen. Die Patienten wurden mit TheraTearsTropfen mindestens viermal täglich behandelt und nachts mit einem
Tropfen 1%-iger CMC-Lösung (Natriumcarboxymethylzellulose).
Eine Kontrollgruppe wurde mit einer Konservierungsmittel freien
physiologischen Kochsalzlösung behandelt. Nach einer Woche waren 87,5 %, nach vier Wochen 100 % der mit TheraTears behandelten Patienten frei von den Symptomen des trockenen Auges,
während nur 12,5 % bzw. 20 % der Patienten der Kontrollgruppe
symptomfrei waren.
Die Nachprüfung der Becherzellendichte nach einmonatiger Behandlung durch Zytologie- Experten zeigte bei den mit TheraTears
Tropfen behandelten Probanden eine deutliche Regenerierung der
konjunktivalen Becherzellen.Hingegen konnte bei der Kontrollgruppe, die mit physiologischer Kochsalzlösung behandelt wurde,
keine Besserung festgestellt werden.
Zwei weitere Studien9-10 wiesen nach, dass Patienten, die gut eine
Woche vor einer LASIK-Operation mit den TheraTears Tropfen
begannen, schneller gut sahen und sich nach LASIK wohler fühlten
als ohne diese Behandlung.
Literatur:
Quellen und Literaturnachweise erhalten Sie auch unter:
E-Mail: [email protected] oder im Internet unter:
www.optometry.co.uk/references.
1. Schaumberg DA, Sullivan DA, Buring JE and Dana MR (2003) Prevalence of dry eye syndrome among US women. Am. J. Ophthalmol.
136 (2): 318-26.
2. Schein OD, Munoz B, Tielsch JM, Bandeen-Roche K and West S
(1997) Prevalence of dry eye among the elderly. Am. J. Ophthalmol.
124 (6): 723-8.
3. McCarty CA, Bansal AK, Livingston PM, Stanislavsky YL and Taylor HR
(1998) The epidemiology of dry eye in Melbourne, Australia. Ophthalmology 105 (6): 1114-9.
4. Gilbard JP, Rossi SR and Gray Heyda K (1989) Ophthalmic solutions,
the ocular surface, and a unique therapeutic artificial tear formulation.
Am. J. Ophthalmol. 107: 348-355.
5. Sussman JD and Friedman M (1969) Irritation of rabbit eye caused by
contact-lens wetting solutions. Am. J. Ophthalmol. 68: 703-706.
6. Merrill, DL, Fleming TC and Girard LJ (1960) The effects of physiologic
balanced salt solutions and normal saline on intraocular and extraocular tissues. Am. J. Ophthalmol. 895
7 Fullard RJ, Wilson GS. Investigation of sloughed corneal epithelial cells
collected by non-invasive irrigation of the corneal surface. Curr Eye
Res (England), Nov 1986, 5(11) p847-56.
8 Lenton LM, Albietz JM: Effect of carmellose-based artificial tears on
the ocular surface in eyes after laser in situ keratomileusis. J Ref Surg
15(suppl):S227-S231, 1999.
9 Wellish KL, Does Pre-operative treatment of external disease enhance
recovery following LASIK? The 1999 Summer World Refractive Surgery Symposium Miami, Florida. July, 1999.
10 Smith RJ, Krasnow D, Richlin SB: A prospective evaluation of artificial
tears prior to LASIK. World Refractive Surgery Symposium, Dallas, TX
10/00
Autoren:
Dr. Jeffrey Gilbard, Clinical Assistant Professor of
Ophthalmology an der Harvard Medical School,
Gründer von CEO von Advanced Vision Research (AVR).
Dr. Denis Pardo, Director of Professional Relations for
AVR, Master für Public Health der Yale University
School of Medicine.
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