Edukinesiologie - ISB
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Edukinesiologie - ISB
ARBEITSBERICHT ALLE SCHULARTEN STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN Waltraut Walbiner Edukinesiologie Ein neuer Heilsweg in der Pädagogik? Literaturbericht und Kritik München 1997 Arbeitsbericht Nr. 290 Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst Der Veröffentlichung des Arbeitsberichtes wurde mit KMS Nr. III/6-04345-8/44185¹ vom 29.04.1997 und III/6-044345-8/115 349 vom 25.08.1997 zugestimmt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung, München Herausgeber: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Anschrift: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Qualitätsagentur Schellingstr. 155 80797 München Tel.: 089 2170-2603 Fax: 089 2170-2816 Internet: www.isb.bayern.de Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung macht die Erkenntnisse der Forschung und die Erfahrungen der Praxis für die Schule nutzbar und unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus bei der Weiterentwicklung des bayerischen Schulwesens. Zu seinen Aufgaben gehören neben der Förderung der pädagogischen Arbeit der Schulen unter anderem die Erarbeitung von Lehrplänen, die Begleitung von Schulversuchen sowie die Untersuchung von Auswirkungen bildungspolitischer Maßnahmen. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Schellingstraße 155, 80797 München Tel.: 089 2170-2101 Fax: 089 2170 2105 Die vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München herausgegebene Schriftenreihe „ISB-Arbeitsberichte“ hat die Aufgabe, interessierte Leser möglichst rasch zu informieren und eine Diskussion der angesprochenen Probleme zu fördern. Der Absicht, schnell zu informieren, entspricht die äußere Form dieser Reihe. Im Mittelpunkt der Reihe stehen aktuelle Fragen der Schulpädagogik, z. B. Zwischenergebnisse bzw. Auswertungen von wissenschaftlichen Begleituntersuchungen. Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung Abteilung Allgemeine Wissenschaften Referat Pädagogik I Dr. Elke Frey-Flügge November 1997 Vorbemerkung Im Jahresprogramm des Staatsinstituts (1994) findet sich der Auftrag: Beobachtung aktueller Strömungen im Bereich von Psychologie und Pädagogik (Märkte für Lernen, Nachhilfe, Persönlichkeitsentwicklung und Freizeit). Der Blick fiel dabei besonders auf Angebote, die sich hauptsächlich - aber nicht ausschließlich - an Lehrer (und Eltern) aus dem Bereich der Förderschulen richten. Es hat sich herumgesprochen: Immer mehr Lehrer klagen über den hohen Anteil von verhaltensauffälligen Schülern in ihren Klassen. Lehrer und Eltern sind auf der Suche nach Hilfen für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Beide haben das Gefühl, mit ihrem herkömmlichen Repertoire an Hilfestellungen nichts mehr auszurichten. Verunsichert und dennoch überzeugt, für die Kinder etwas tun zu müssen (und zu wollen), sehen sie sich auf dem inzwischen stark angewachsenen Markt der Fortbildungsangebote um. Dieser Markt ist entsprechend den Regeln einer konsumorientierten Welt inzwischen bunt und vielfältig geworden. Allenthalben findet sich eine breite Palette von Angeboten, die wie alle anderen Produkte auch mehr oder weniger marktschreierisch an den Verbraucher gebracht werden. Dieser Psycho- und Pädomarkt - wie er folgerichtig (im Werbeslang) auch bezeichnet wird - bezieht sich besonders auf jene potentiellen Kunden, die sich beruflich oder privat mit schwierigen Situationen auseinandersetzen müssen, z. B. auf Lehrer und Eltern. Verständlicherweise greifen verzweifelte Eltern und Lehrer nach jedem angebotenen Strohhalm. Suggeriert dieser Strohhalm auch noch eine Wunderwirkung und bezieht er sich obendrein auf eine wissenschaftliche Grundlegung, dann kann davon ausgegangen werden, daß das Angebot "geht" oder gar "ein Renner wird". Ein solcher "Renner" scheint zur Zeit die Edukinesiologie zu sein, die landauf und -ab in der kommerziellen sowie der offiziellen Lehrerfortbildung angeboten wird. Dem Angebot entspricht auch die Nachfrage; die Mund-zu-Mund-Propaganda ist groß; die praktischen positiven Erfahrungen mit dieser neuen Methode verheißen schnelle Erfolge. Was im Laufe der Zeit aus dieser Euphorie wird, bleibt im dunkeln; Mißerfolge werden - wer will sie schon zugeben - nicht publik. So bleibt das Rad im Schwung. Es gibt aber auch andere Stimmen: Lehrer, die anfragen, was es mit dieser Methode auf sich hat; Ärzte, die davor warnen, Eltern und Lehrern solche Versprechen vorzusetzen, und die darauf verweisen, daß die "Wissenschaftlichkeit" dieser Richtung doch sehr in Zweifel zu ziehen ist. Wie verhält sich nun die offizielle Lehrerfortbildung bei solch umstrittenen Methoden? Muß sie sie unbesehen aufgreifen, um Modernität zu beweisen? Kann sie davor warnen? Kann sie sich einfach taub stellen und nicht zur Kenntnis nehmen, was Lehrer als Fortbildung aufnehmen? Zumindest in dem Augenblick, in dem es Nachfragen aus der Öffentlichkeit gibt, ist es wohl notwendig, sich mit einem solchen Angebot auseinanderzusetzen. In dem hier vorgelegten Beitrag versucht das Staatsinstitut aus der Lektüre heraus eine kritische Würdigung der Edukinesiologie. Über diese eher allgemein gehaltene Kritik hinaus erscheint es jedoch notwendig, auch eine Stellungnahme einzuholen, die sich mit der neurologischen Grundlegung dieser Methode auseinandersetzt. Anmerkung: Im hier vorgelegten Bericht werden die Schlüsselbegriffe Edukinesiologie (EDU-K) und Angewandte Kinesiologie (AK) sowie die Bezeichnungen weiterer Behandlungsmethoden jeweils in der abgekürzten Form verwendet, so wie sie sich in der einschlägigen Literatur finden. Dies entspricht sowohl dem schriftlichen als auch dem mündlichen Sprachgebrauch der beschriebenen "Schulen" und dient hier auch der Charakterisierung. Absichtlich lehnt sich diese Darstellung der Edukinesiologie eng an die Diktion in der vorhandenen Literatur an (Beschreibung im Konjunktiv der indirekten Rede). Auf diese Weise soll es dem Leser möglich werden, sich ein authentisches Bild zu machen und nachzuvollziehen, warum es zu der eher kritischen Einschätzung dieses Fortbildungsangebots kommt. I. Einleitung 1. Definition 2. Thematischer Hintergrund und Entwicklung 2.1 Angewandte Kinesiologie (AK) 2.2 Edukinesiologie (EDU-K) II. Darstellung der Methode 1. Welche Ziele verfolgen die Angewandte Kinesiologie und die Edukinesiologie 2. Der Muskeltest und seine Bedeutung 3. Korrekturmethoden 3.1 Überkreuz-Bewegungsmuster und Lateralitätsbahnung 3.2 Die liegende Acht 3.3 Technik zur Befreiung von emotionalem Streß (ESR) 3.4 Übungen bei spezifischen Kernproblemen 3.5 Weitere Korrekturmethoden III. Wissenschaftlicher Hintergrund der Edukinesiologie 1. Neuropsychologische Grundlagen 2. Weitere Grundlagen 2.1 Streßtheorie 2.2 Östliche Medizin 2.3 Neurolinguistische Programmierung (NLP) IV. Kritik 1 I. Einleitung 1. Definition Das Wort "Kinesiologie" ist vom griechischen Wort Kinesis abgeleitet, das Bewegung bedeutet. In der Medizin steht "Kinesiologie" für: Untersuchung der Muskeln und Bewegungslehre. Mit dem Begriff "Applied Kinesiology" bezeichnete Dr. George Goodheart das von ihm entwickelte System der diagnostischen und therapeutischen Anwendung des Muskeltestens in verschiedenen Bereichen der Gesundheitspflege. Mittlerweile versteht man unter "Applied Kinesiology" nur noch diese u r s p r ü n g l i c h e Methodik, die vom International College of Applied Kinesiology (ICAK) in den USA gelehrt wird. Nachdem sich inzwischen aus diesem Ansatz zahlreiche unterschiedliche Richtungen und Anwendungsgebiete entwickelt haben, hat sich im deutschen Sprachgebrauch die Bezeichnung "Angewandte Kinesiologie" (im folgenden abgekürzt AK) als eine Art Oberbegriff für alle diese Systeme eingebürgert. Die Kinesiology Federation, die Dachorganisation der verschiedenen Richtungen in Großbritannien, definiert AK wie folgt (zitiert nach La Tourelle & Courtenay 1992, S. 13): "Angewandte Kinesiologie (wörtlich: das Studium der Körperbewegung) ist ein holistischer Ansatz, die Bewegung und Wechselwirkung der Energiesysteme eines Menschen zu balancieren. Vorsichtige Sondierung der Muskelreaktion zeigt jene Körperteile an, wo Blockaden und Ungleichgewichte das physische, emotionale und energetische Wohlbefinden beeinträchtigen. Dieselbe Methode kann auch die Faktoren identifizieren, die zu Unausgewogenheiten dieser Art beitragen. Die Selbstheilung des Körpers wird durch Berühren der Reflex- und Akupressurpunkte stimuliert sowie durch bestimmte Körperbewegungen und Nahrungszusätze. Auf diese Weise kann ein höheres Niveau des psychischen und mentalen, emotionalen und spirituellen Wohlergehens erreicht werden." Nach La Tourelle & Courtenay (1992) und anderen Vertretern dieser Richtung lasse sich AK nicht auf einen einzigen Bereich (etwa Gesundheitspflege) beschränken. Sie sei ein offenes System, dessen Anwendung die Selbstorganisation und Autonomie der Person fördere und verbessere und damit jeden Menschen zur Selbsthilfe befähige. AK habe mehr die Ausprägung einer neuen Kommunikationsform für alle Lebensbereiche als den Charakter einer neuen Heilweise. Die bemerkenswerte Spannbreite der Anwendungsmöglichkeiten und die Verknüpfung der physischen Aspekte der Gesundheit mit den emotionalen und spirituellen, 2 die für die AK charakteristisch sei, lasse sie zu einem ganz entscheidenden Teil der Gesundheitspflege in den 90er Jahren werden, sowohl als eigenständige Methode wie als Ergänzung zur Schulmedizin und zu anderen Therapien. Im Unterschied zu vielen anderen Methoden, die für sich beanspruchten, ganzheitlich zu sein, statt dessen aber unter dem Einfluß einer bestimmten Technik oder Philosophie stünden, sei die AK wirklich holistisch. Sie umfasse alle Aspekte des menschlichen Wesens und liefere Mittel, um Ungleichgewichte in allen (oft aufeinander wirkenden) Bereichen zu sondieren und zu korrigieren. Das Zusammenspiel von holistischem Ansatz, Muskeltechniken und wirkungsvollen Korrekturverfahren befähigten die AK, positive Ergebnisse zu erzielen, wo andere Methoden - die Schulmedizin inbegriffen - versagt hätten. Die Edukinesiologie (abgeleitet vom englischen Educational Kinesiology) wurde in erster Linie zur Verbesserung der Lernfähigkeiten, vor allem beim Lesen, Schreiben, Rechnen sowie zur Stärkung der Konzentration und des Gedächtnisses entwickelt. 2. Thematischer Hintergrund und Entwicklung 2.1 Angewandte Kinesiologie(AK) Geistiger Urheber der AK ist George Goodheart, Doktor der Chiropraktik, der in den 60er Jahren diese ganzheitliche Methode zu entwickeln begann, um eine Vielfalt körperlicher Symptome zu beurteilen und zu korrigieren. Da ihre Wurzeln in der Chiropraktik zu suchen seien, verfüge AK, so La Tourelle und Courtenay, über eine solide und wissenschaftliche Basis. Bis heute nehme das ICAK nur Studenten mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Qualifikationen auf. Als Goodheart 1964 die AK entwickelte, wurde er bereits als führende Kapazität im Bereich der Chiropraktik geschätzt und lehrte seine Kollegen in regelmäßigen Seminaren neue chiropraktische Techniken. Angeregt durch eine zufällige Entdeckung führte Goodheart Experimente mit Muskeltests unter standardisierten Bedingungen durch und machte dabei revolutionäre Beobachtungen, z. 3 B. über den Zusammenhang zwischen Verkrampfung und Muskelschwäche. Er fand Korrelationen zwischen der Schwäche einiger Muskeln und Trägheit im lymphatischen System sowie, daß durch die Massage bestimmter Reflexpunkte auf dem Körper das lymphatische System stimuliert und damit die entsprechenden Muskeln gestärkt werden konnten. Nach und nach überprüfte Goodheart im weiteren die Beziehungen der Muskeln zu anderen Körpersystemen. Die Aufdeckung des Phänomens der Verbindungen zwischen Muskeln, Organen und dem Akupunktur-Meridian-System zählt zu Goodhearts größten Leistungen. Hierdurch wurde das diagnostische Potential der AK durch eine völlig neue Dimension erweitert, da ein schwacher Muskel nun auch ein Ungleichgewicht in dem entsprechenden Meridian und dem korrespondierenden Organ und/oder der jeweiligen Drüse anzeigen könne. Goodheart und seine Kollegen entwickelten eine Reihe von Muskeltests, die sich auf die Muskel-MeridianVerbindung stützten. Damit erweiterten sie die Liste bereits bestehender Korrekturmöglichkeiten, weil ein schwacher Muskel nun auch über die Meridiane und Akupunkturpunkte gestärkt werden konnte. Die Anwender der AK betrachten die Gesundheit unter drei verschiedenen Gesichtspunkten dem biochemischen, dem strukturellen und dem mentalen -, die alle aufeinander einwirken und zusammen ein Ganzes darstellen: die sogenannte "Triade der Gesundheit". Bei einem gesunden Menschen müßten alle drei Bereiche bestens funktionieren und harmonieren. Aufgrund ihrer Beziehungen untereinander sei die tiefere Ursache eines Problems oftmals nicht das, was als solche auf der Hand zu liegen scheine. Muskeltests in Verbindung mit anderen kinesiologischen Techniken befähigten den Anwender herauszufinden, welches der drei Systeme sich nicht in Balance befinde. Kinesiologische Korrekturen könnten auf allen drei Gebieten angewandt werden. Die Wiederherstellung der Balance könne in der Tat der Schlüssel für größte Veränderungen im Leben eines Menschen sein. Die ausschließlich im medizinischen Bereich angesiedelte AK wird in den USA heute als ein Diagnose- und Behandlungssystem definiert, das herkömmliche (standardisierte) Muskeltestverfahren zur Einschätzung der Körperfunktionen einsetzt und das zahlreiche weitere bewährte therapeutische Techniken verwendet. Die Ergebnisse einer AK-Begutachtung werden immer mit anderen diagnostisch üblichen Methoden kombiniert, wie z. B. mit einer Anamnese, mit einer körperlichen Untersuchung sowie manchmal mit Labortests und 4 Röntgenaufnahmen. In den USA dürfen nur Absolventen, die sich den strengen Richtlinien des vom ICAK erlassenen Lehrplans unterworfen haben, die Bezeichnung AK in bezug auf ihre Arbeit benutzen. Die im deutschsprachigen Raum unter der Bezeichnung AK verbreiteten und bekannt gewordenen Richtungen bedienen sich vieler Methoden der AK, beschränken sich jedoch nicht auf den Ausbildungsplan des ICAK und verzichten auf viele der dort gelehrten rein medizinischen Techniken. Eine Unterform der AK stellt "Touch for Health" (TFH) dar. Diese Methode wurde von Dr. Thie insbesondere für Laien ohne medizinischen Hintergrund entwickelt. Das Ziel bestand darin, jedem die Möglichkeit zu geben, selbst seine Gesundheit zu pflegen und zu fördern. Bei TFH handle es sich nicht um eine Therapie, und es werde weder zur Diagnose noch zur Symptombehandlung eingesetzt. TFH ist inzwischen das in der Welt am weitesten verbreitete System der AK. Die Ausbildung steht jedem an Gesundheitspflege Interessierten offen. TFH beinhaltet viele Grundkonzepte der AK, vor allem den holistischen Ansatz der Gesundheitstriade. Auch die meisten Standardkorrekturen der AK kommen zum Einsatz, mit Ausnahme der manipulativen Techniken. Demzufolge betont das TFH-System eher die Energiebalance und andere Faktoren wie etwa Emotionen. AK und TFH stellen die ursprünglichen Systeme oder Modelle dar, aus denen alle weiteren Richtungen der Kinesiologie hervorgegangen sind. Aspekte dieser Systeme wurden in der Folge mit Spezialkenntnissen und Fertigkeiten kombiniert. Die Mehrheit der Anwender dieser Bereiche hat zwar eine abgeschlossene TFH-Ausbildung, es gibt jedoch keine vergleichbar strengen Ausbildungsrichtlinien wie bei AK. Bei gleicher Philosophie und gleichen Zielen weichen die verschiedenen Richtungen der Kinesiologie jedoch voneinander ab in bezug auf den Ausgangspunkt und den Weg, den sie jeweils einschlagen, um das Ziel - Balance und Harmonie - zu erreichen. So konzentriere sich TFH nach La Tourelle und Courtenay (1992) bei der Sondierung vor allem auf die MuskelMeridian-Organ-Energie und korrigiere mit Energiebalancierung. Im Gegensatz dazu lege die EDU-K z. B. das Schwergewicht beim Sondieren auf die "elektrischen" (nervlichen) Funktionskreise des Körper-Geist-Systems, und die Korrekturtechniken unterschieden sich in 5 mancher Hinsicht von denen des TFH. Hinzu kämen noch zusätzliche, für die EDU-K spezifische Korrekturen. 2.2 Edukinesiologie (EDU-K) EDU-K wurde im Jahre 1980 von Dr. Paul Dennison entwickelt. Nach 20jähriger Tätigkeit in einem heilpädagogischen Zentrum für Kinder in Kalifornien begann er, eng mit einigen kinesiologisch orientierten Chiropraktikern zusammenzuarbeiten. 1979 erlernte er TFH. Drei Jahre später brachte er sein Programm zur Lateralitätsbahnung heraus und erweiterte seine Studien, um neben Kindern auch Erwachsene miteinbeziehen zu können. EDU-K entwickelte sich weiter als Methode zur Erforschung der Kommunikation zwischen Körper und Gehirn, konzentrierte sich zunächst auf die linke und die rechte Hemisphäre und dann auf andere Bereiche des Gehirns. Die EDU-K-Foundation mit Sitz in den USA bietet inzwischen weltweit Seminare an. Aus Sicht der EDU-K (Dennison 1984) stellen Lernbehinderungen keine Krankheiten dar. Es handle sich vielmehr um Störungen im Kommunikationsnetz, welches das Kind mit seiner Welt verbindet. Beim lernbehinderten Kind liege eine "Blockierung des Systems" vor, da es durch den heutigen Leistungsdruck und das Konkurrenzdenken in der Schule gehemmt werde. Es sei aber sehr leicht, frustrierte Kinder für das aufregende Abenteuer, das Lernen eigentlich sein sollte, zu aktivieren. Nach Dennison ist EDU-K eine einzigartige Verschmelzung von AK und Lerntheorie, die das Lernen erleichtere und die Unsicherheit ausschalte, wenn man mit ihr die Entwicklung eines Menschen begleite. Indem man verstehen lerne, wie "Energie" blockiert und freigesetzt werden könne, verbessere man nicht nur das Lernen, sondern auch die Lebensqualität. EDU-K sollte nicht mit psycho-motorischem Training verwechselt werden. Obwohl beide Ansätze dieselben Ziele verfolgten - Verbesserung der Gesundheit und der Lernfähigkeit dank Ausgeglichenheit und Koordinationsvermögen -, unterschieden sie sich doch. EDU-K beinhalte zwar einige psycho-motorische Übungen, die meisten dieser Praktiken würden 6 jedoch als überflüssig angesehen. EDU-K sei keine "Methode", sondern eher ein Werkzeug, das jedes Lehrsystem verbessere. Die EDU-K sehe Körper und Geist als Einheit. Ein aussagekräftiger Indikator jedes Menschen sei seine "Körpersprache". Wenn man lesen könne, was jemand mit dem Körper mitteile, könne man ihn besser verstehen. Unter Hinzuziehung von Kenntnissen über Gehirnfunktionen und Lernprozesse könne die Beobachtung sogar noch mehr Hinweise liefern. Die Verbesserung der Körperhaltung mit Hilfe der AK und entsprechender Übungen erleichtere jedes Lernen, da unnötiger Streß eleminiert werde. Nach der Philosophie von Dennison wird der Lernende als eine einzigartige sich entwickelnde, "gute" Person akzeptiert, die lernen werde, wenn man ihr eine anregende Umwelt biete. Jedes Kind lerne anders und unterscheide sich von den anderen. Der geschickte Lehrer werde viele Methoden einsetzen und Ideen verwerten, um der Diagnose ein therapeutisches Konzept anzupassen. Deshalb könne nie behauptet werden, daß eine Methode allen anderen überlegen sei. Dennison trägt vor, er sei über die Jahre hinweg eklektisch vorgegangen und habe vielen Quellen Informationen und Ideen entnommen. Seine Therapie beinhalte Techniken, die von Sprachspezialisten, Optikern und Chiropraktikern angewendet werden. Auf der Suche nach Alternativen habe er über den pädagogischen Bezugsrahmen hinaus gehen müssen. Sein Grundsatz laute, Bewußtsein und Gespür für funktionierende Techniken zu zeigen und sie anzuwenden, und er habe hierbei Erfolg gehabt. Lernschwierigkeiten träten u. a. deshalb auf, weil die Menschen von einem System konditioniert worden seien, das objektives, verbales, lineares Denken belohne. Intelligenz setze sich demnach aus logischen, rationalen und wissenschaftlichen Fähigkeiten zusammen. Intelligenztests belohnten solche Fähigkeiten mit hohen Werten, und die moderne technologische Gesellschaft sei diesem Bild entsprechend aufgebaut worden. Diese Art von Bewußtsein werde von der linken Gehirnhälfte bestimmt. Ohne die Gültigkeit der gebräuchlichen Bewertung in bezug auf Lernen in Frage stellen zu wollen, werde im Rahmen der EDU-K Lernen aus einer anderen Perspektive betrachtet. Es werde versucht, die Bedeutung "eines hohen IQ der rechten Gehirnhälfte" aufzuzeigen und zu erklären, wie man durch Berührung, Bewegung, Haltung, Atmung und Liebe Gleichgewicht 7 zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte herstellen könne. Einschränkend wird bei seriösen Darstellungen der Methode stets angeführt, trotz zum Teil bemerkenswerter Heilungen solle nicht der Eindruck entstehen, daß AK bzw. EDU-K allen Menschen helfen könne. Kein Anwender könne einen anderen Menschen heilen, vielmehr versuche der Körper ständig, sich selbst zu heilen. Mit AK bzw. EDU-K könne dieser Prozeß lediglich unterstützt werden. Die Kinesiologie erlaube dem Anwender, mit einem anderen Menschen zu arbeiten, indem er die Weisheit des Körpers selbst benutze, um seine Ungleichgewichte und die Verfahren zur Wiederherstellung der Balance herauszufinden. Der Muskeltest gebe sowohl dem Getesteten als auch dem Anwender ein positives Feedback, das den Fortschritt des Heilungsprozesses bestätige. Dieses Wissen, das mehr als nur Glauben oder Vertrauen bedeute, bilde den Schlüssel für eine erfolgreiche Heilung. Das Phänomen, daß das Feedback so unmittelbar sei, könne allerdings manche Leute zu der irrigen Vorstellung verführen, Kinesiologie sei eine Art Zauberei. Es stimme, daß Resultate zuweilen sehr schnell einträten. Aber für gewöhnlich sei die Heilung ein fortschreitender Veränderungsprozeß, der erst nach Wochen oder Monaten abgeschlossen sei. II 1. Darstellung der Methode Welche Ziele verfolgen Angewandte Kinesiologie (AK) und Edukinesiologie (EDU-K)? Nach La Tourelle und Courtenay (1992) wird mit AK - unabhängig von den Symptomen - der Körper balanciert und durch Auflösung von negativem Streß in den optimalen Zustand gebracht, in dem er sich selbst heilen kann. AK berücksichtige die Beziehung der verschiedenen Körpersysteme untereinander, da sie von einer ganzheitlichen Basis ausgehe. Der Zustand des Gesunden könne verbessert, dem Kranken könne geholfen werden, sein Leiden zu meistern, indem das gesamte Körper-Geist-System zu einer harmonischeren Funktionsweise aktiviert werde. Symptome verschwänden oft sogar ohne direkten Eingriff. 8 Von gründlich geschulten Anwendern praktiziert, könne AK niemandem schaden. Die zur Korrektur benutzten Techniken seien einfach und sanft. Sie wirkten dadurch, daß sie das Energieniveau erhöhen, wobei sie den Angaben des Körpers selbst (hinsichtlich dessen, was die Energie steigert oder was nicht) folgen. Die ideale Anwendung für AK liege in der Prophylaxe, d. h. darin, die Körpersysteme immer in Balance zu halten, so daß Probleme seltener entstehen. AK könne darüber hinaus Ungleichgewichte feststellen, b e v o r sie sich zu körperlichen Symptomen und Krankheiten entwickelt haben. Die Korrekturen wirkten sofort, obwohl die Ergebnisse, welche die Veränderung mit sich bringt, u. U. erst später wahrgenommen werden. Die Wirkung einer AKAnwendung halte solange an, bis irgendein Streßfaktor zurückkehre und wieder ein Ungleichgewicht verursache. Die Behandlungsdauer sei vom jeweiligen Problem abhängig. Mit Hilfe der AK werden üblicherweise strukturelle, biochemische, emotionale und elektrische Faktoren untersucht. Zu den strukturellen Faktoren zählen die Muskeln und Knochen. Die biochemischen Faktoren umfassen allergische Reaktionen, Mangelernährung, hormonelle Störungen, Blutdruckschwankungen und Belastung durch Giftstoffe. Zu den emotionalen Faktoren gehören Gedanken, Überzeugungen, Einstellungen und Gefühle in bezug auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sowohl bewußter als auch unbewußter Art. Diese könnten zahlreiche mentale und emotionale Probleme erzeugen, wie etwa Streß, Angst, Schlaflosigkeit, Süchte und Phobien. Die emotionalen Faktoren wirkten sich nicht nur auf das Verhalten aus, sondern besonders auch auf alle anderen Aspekte der Gesundheit: "Sie w e r d e n das, woran Sie glauben und was Sie heute s i n d, ist die Summe Ihrer Gedanken und Überzeugungen in der Vergangenheit" (La Tourelle & Courtenay 1992, S. 50). Mit elektromagnetischen Faktoren sind eine Reihe von Energiekreisen im Körper und Energiefelder bis zu einem Abstand von ca. 5 cm um den Körper herum gemeint. Elektromagnetische Probleme würden verursacht durch Störungen in diesen Systemen, mit dem Ergebnis schwacher oder falscher Kommunikation innerhalb des Körpers, die sich in Gefühlen wie Desorientierung und Verwirrung, in schlechter Koordination, Lese-, Rechtschreibschwäche etc. äußerten. Die Anwendung von AK bringe drei einzigartige Vorteile mit sich: Es werde zum ersten der 9 Körper dazu benützt, um bestimmen zu lassen, was ihm fehlt. Durch Muskeltestung könne der Anwender exakt die Korrektur oder Anwendung herausfinden, die dieser Körper benötige, um von einer schwachen zu einer starken Muskelreaktion zu gelangen. Die Behandlungsmethode sei somit unabhängig von der Entscheidung des Anwenders. Zum zweiten gebe der Körper das direkte Feedback in bezug auf seine Bedürfnisse. Zum dritten teile der Körper unmittelbar mit, ob eine Korrektur gewirkt habe. Auch der Getestete werde den Unterschied in der Muskelreaktion spüren und somit vom Erfolg überzeugt sein. Dieses Wissen wecke in ihm eine positive Einstellung, die wiederum den Heilungsprozeß fördere. Außerdem erlaube es dem Körper des Menschen, sich innerlich der gerade vorgenommenen Veränderung anzupassen. Dementsprechend verschaffe EDU-K nach Dennison (1984) Ausgeglichenheit, "schalte" Menschen vor dem Lernen "an" und sorge dafür, daß man während des Lernens im Gleichgewicht bleibe. EDU-K lehre, das Potential eines Schülers zu maximieren, indem man Blockierungen beseitige und den das Lernen beeinflussenden Streß vermeide. Man gehe dabei von der Prämisse aus, daß man sich die meisten Lernprobleme unbeabsichtigt selbst auferlege. Bestimmte Reaktionsweisen seien zu Gewohnheiten geworden. EDU-K sei "mehr als ein Lernkurs, eine Lehrmaschine oder einfach ein weiterer effekthaschender Gag, sie ist eine Lebensart" (Dennison 1984, S. 161). Der Einsatz der EDU-K erfordere daher, daß eine bestimmte Grundhaltung - wie subtil auch immer - in das Glaubenssystem aller im Programm beteiligten Personen integriert werde. 2. Der Muskeltest und seine Bedeutung Die EDU-K verwende nach Dennison (1984) den Muskeltest als diagnostisches und therapeutisches Werkzeug, um den Klienten mit seiner natürlichen Körperenergie in Einklang zu bringen. Der Muskeltest erfordere u. a. gegenseitige Berührung, was alleine schon von heilsamer Wirkung sein könne. In der modernen Kultur seien die Menschen so stark auf die multimediale Informationsverarbeitung ausgerichtet, daß dabei Berühren und Fühlen ganz vergessen worden sei. Berührung habe sich jedoch als notwendig für die normale physische und geistige Entwicklung erwiesen. So sei evident, daß Kinder, die gestillt worden seien oder andere physische Stimulationen von ihrer Mutter erhalten hätten, einen signifikant höheren 10 IQ aufweisen als Kinder, die wenig Berührungskontakte gehabt hätten. Bei der gegenseitigen Berührung im Muskeltest trete der Anwender in den Lebensraum der anderen Person ein, nehme somit Zugang zu seinem Energiefeld und vermische seine Energie mit der des Klienten. Muskeltesten ist zugleich die Hauptuntersuchungsmethode in der AK wie in der EDU-K. Es gibt verschiedene Wege, den Muskeltest zur Sondierung einzusetzen. Auch Physiotherapeuten benutzen manuelles Muskeltesten, um die Stärke bestimmter Muskeln einzuschätzen, besonders bei Patienten, deren Muskelschwäche z. B. aus einem Schlaganfall oder einer Verletzung resultiert. Physiotherapeuten bewerten die Muskelstärke gegenüber der Schwerkraft auf einer Skala von 0 - 5, wobei 0 bedeutet: keinerlei Reaktion, und 5 der normalen Muskelstärke entspricht. Obwohl die meisten mit dieser Skala getesteten Muskeln in den Bereich von 5 fielen, würden sie dennoch den kinesiologischen Muskeltest nicht bestehen. Das Einzigartige dieses Tests bestehe nämlich darin, daß er die Q u a l i t ä t der Muskelreaktion teste, die vom Nervensystem bestimmt werde. Beim kinesiologischen Muskeltest werde der zu testende Muskel soweit wie möglich von den anderen Muskeln isoliert, mit denen er normalerweise zusammenarbeite. Er werde in Kontraktion gebracht, d. h. die beiden Enden des Muskels kommen näher zueinander. Die Testperson wird gebeten, diese Position zu halten, während der Tester leichten Druck ausübt, ungefähr wie 2 1/2 kg oder auch bedeutend weniger, für etwa 2 Sekunden, in Richtung Extension des Muskels. Wenn das jeweilige Körperglied sich mehr als 5 cm bewegt, gilt der Muskel als schwach, wenn es hält, als stark. Das Isolieren des Muskels auf diese Art und Weise erschwere es der Testperson, die Ausgangsposition beizubehalten. Getestet werde die Fähigkeit des Nervensystems zur Anpassung an den sich verändernden Druck des Testers. Obwohl beim Muskeltest die Begriffe stark und schwach verwendet werden, überprüfe man eigentlich nicht die Stärke des Muskels, sondern eher Energieströme im Körper. Man stelle fest, ob die mit dem Muskel in Verbindung stehenden Energieströme "eingeschaltet" (Stärkereaktion) oder "ausgeschaltet" (schwache Reaktion) seien. Für das Ausschalten der Energie11 ströme könnten eine Reihe von Faktoren verantwortlich sein: Ernährungsmangel, emotionaler Streß, Empfindlichkeit gegenüber Metallen, Farben und Parfüm, Subluxationen der Wirbel. Außerdem könnten Muskeltests Aufschluß geben über das Funktionieren verschiedener Energiebahnen, Organe und körperlicher Prozesse (Topping 1985). Muskeltesten ergebe somit eine Art Muskelbiofeedback. Bei der kinesiologischen Sondierung werde der Muskeltest nach La Tourelle und Courtenay (1992) auf zwei verschiedene Arten eingesetzt: 1. als eine Serie spezifischer Muskeltests, um herauszufinden, wie gut der Körper in bezug auf jeden Aspekt funktioniert: strukturell, chemisch und emotional; 2. als Indikatormuskeltest, der nur einen einzigen Muskel benutzt, um eine nonverbale Antwort auf einen Reiz zu erhalten, der sich auf strukturelle, chemische, emotionale oder elektromagnetische Faktoren beziehen kann. Beim Indikatormuskeltest werde nur ein Muskel als eine Art Biofeedbackinstrument benötigt, um Informationen über das Körper-Geist-System oder über einen Teil desselben zu erhalten. Als Indikatormuskel könne jeder Muskel des Körpers dienen, der stark sei und normal funktioniere. Dieser einzelne Muskel teste die Antwort des Körpers auf einen Reiz. Er gebe schon bei leichtem Druck nach, wenn der Reiz im System des Klienten eine Unordnung oder ein Ungleichgewicht verursache. Wenn z. B. die Überkreuzbewegung (vgl. II.3) Streß im System verursache, gebe ein vorher starker Muskel nun nach. Man hat versucht, dieses Phänomen folgendermaßen zu begründen: Wenn der Muskel stark sei und der betreffende Mensch gerade keinen Streß habe, könne das Gehirn den Muskeltest und den zusätzlichen, streßfreien Reiz gleichzeitig meistern. Rufe der Reiz jedoch Streß hervor, komme es im Gehirn zu einer momentanen Verwirrung, die eine gleichzeitige Bewältigung beider Stressoren verhindere, die darin bestehe, den Muskel stark zu halten u n d auf den Reiz angemessen zu reagieren. Daraufhin gebe der Muskel sofort nach. Der Indikatormuskeltest biete somit die unglaubliche Möglichkeit, die Antwort des Körpers auf fast alle Stimuli sofort zu testen. Genau dieses gewaltige Spektrum für das Muskelbiofeedback hat zu der schnellen Ausbreitung der AK in verschiedenen Bereichen der Gesundheitspflege geführt. Um wirklich effektiv zu sein, müsse diese Technik aber von gut 12 geschulten Therapeuten angewandt werden. Zahlreiche Faktoren könnten einen Muskeltest beeinflussen, so daß ein Tester, der dessen nicht gewahr ist, zu falschen Ergebnissen gelangen könne. Es bestehe im weiteren eine breite Kluft zwischen den Anwendern, die Untersuchungsmethoden auf der Basis der AK bevorzugen, und denen, die "den Körper fragen". Anwender der AK, die mehr wissenschaftlich und medizinisch orientiert seien, bedienten sich einer logischen, nicht intuitiven Sondierungsmethode, um vom Körper Informationen zu erhalten. Die anderen, die lieber "den Körper fragen", vertrauten einem intuitiven Verfahren, indem sie direkt die Weisheiten des Körpers "anzapfen". Beide Methoden hätten Vor- und Nachteile. Die AK begrenze durch die eindeutige Festlegung dessen, w a s eingeschätzt werden kann und w i e , das potentielle Untersuchungsspektrum, insbesondere auf dem Gebiet der Emotionen. Dafür habe sie den Vorteil, daß sich die Ergebnisse der AK-Methode wiederholen, d. h. in gleicher Weise immer wieder abrufen ließen. Das "Befragen des Körpers" dagegen gewähre zwar unbeschränkte Einschätzungsmöglichkeiten für alle Arten von Faktoren. Weil es aber auf einem mehr intuitiven Ansatz beruhe, seien seine Ergebnisse nicht immer reproduzierbar und somit weniger zuverlässig. Der Grund für die mögliche Unzuverlässigkeit der Körperbefragung scheine darin zu liegen, daß der Anwender, der nicht völlig von der Testperson abgegrenzt sei, mit ihr interagiere und somit, wenn auch unbeabsichtigt, den Ausgang des Tests beeinflusse. David Walter (1981), einer der führenden Vertreter und Autorität auf dem Gebiet der AK meint hierzu: "Es entsteht der Eindruck, daß manche Therapeuten einleuchtende therapeutische Ansätze anwenden und Ergebnisse erzielen können, die von anderen nicht nachvollzogen werden können ... Diese Verfahren mögen für den einzelnen wertvoll sein, doch können sie nicht anderen vermittelt werden, die nicht über die gleichen Fähigkeiten und geistigen Grundmuster verfügen" (Walther 1981, S. 5). Elektromagnetische Faktoren, die von besonderer Bedeutung für die EDU-K sein sollen, werden gleichfalls durch einen Indikatormuskeltest in Verbindung mit einer anderen Sondie13 rungstechnik, Bewegung oder Übung oder durch spezifische Muskeltests sondiert. Der Anwender verschaffe sich hierbei einen allgemeinen Überblick über den Energiezustand anhand bestimmter Muskeltests, die auf Grund der Muskel-Meridian-Verknüpfung Informationen über jeden Meridian liefern. Es könne zu wenig (Unterenergie) oder zuviel (Überenergie) Meridianenergie vorliegen. Auf Unterenergie deute gewöhnlich eine schwache Muskelreaktion hin. Zur Ermittlung der Überenergie soll die Testperson während eines Indikatormuskeltests die Pulse an ihrem Handgelenk oder bestimmte Akupunkturpunkte berühren. Diese Energieinformation könne auch im Sinne des "Gesetzes der Fünf Elemente" (Chinesische Medizin) verstanden werden, das alle Meridiane und ihre Beziehungen zueinander enthalte und vorhersagbare Muster der Energiebewegungen im Körper beschreibe. Anstatt jede einzelne Muskel-Meridian-Störung isoliert zu testen, würden hierbei die Ungleichgewichte in Beziehung zueinander als Teil des gesamten Musters eingeschätzt. Für die EDU-K von besonderer Bedeutung sei, wenn ein Kind durch die Bevorzugung der rechten oder linken Hirnhemisphäre nicht das gesamte Potential seiner Lernfähigkeit ausschöpfen könne. Um dies zu erkennen, seien zur Bestimmung der dominanten Hemisphäre verschiedene Testverfahren ausgearbeitet worden (vgl. Meister Vitale 1988). So gäben genaue, strukturierte Beobachtungen des kindlichen Verhaltens Auskunft über typische linkswie auch rechtshemisphärische Verhaltensweisen. Mit Hilfe einer Checkliste, die Augendominanz, Handdominanz, Handstellung, Körpersymmetrie und Augenbewegungen des Kindes erfasse, könne neben dem Muskeltest gleichfalls Aufschluß über die bevorzugte Lernhemisphäre eines Kindes gewonnen werden. Schließlich könnten direkte Fragen an das Kind, die sich auf einen Bereich beziehen, der dem Kind Schwierigkeiten bereitet, Informationen auf seine hemisphärische Dominanz und auf seine Lernmodalitäten (visuell, auditiv oder haptisch) erbringen. 14 3. Korrekturmöglichkeiten Im folgenden sollen die von verschiedenen Autoren am häufigsten genannten Korrekturmethoden der EDU-K kurz vorgestellt werden. 3.1 Überkreuz-Bewegungsmuster und Lateralitätsbahnung Das Überkreuz-Bewegungsmuster kennzeichnet nach Dennison (1981) jede rhythmische, ausgeglichene Bewegung, die verlangt, daß man die rechte und die linke Körperseite dynamisch in Beziehung bringt, während man sich zugleich des oberen und des unteren Teils des Körpers bewußt ist. Die Überkreuzbewegung erfordere, daß das Gehirn die Muskeln zum richtigen Zeitpunkt arbeiten lasse; es müsse ein Feedback und ein "Feedforward" von und zum Muskel vorhanden sein, damit die Übung durchgeführt werden könne. Als kinesiologische Übung werde die Überkreuzbewegung zum Austesten und zur Steigerung der Integration von rechtem und linkem Gehirn eingesetzt. Zu diesem Zweck solle die Person auf der Stelle marschieren, ihre Knie etwa hüfthoch heben und die Knie abwechselnd mit dem Ellbogen der jeweils gegenüberliegenden Seite berühren. Entwicklungsbezogen betrachtet fühle sich jemand, der Schwierigkeiten mit der Überkreuzbewegung hat, auf der homolateralen Stufe wohler, wenn also Arm und Bein derselben Seite reflexartig gleichzeitig bewegt werden. Dies entspreche der Phase, in der das neugeborene Kind, auf dem Rücken liegend, die Gliedmaßen gleichzeitig bewege. Die Bewegung kennzeichne auch die Phase, in der das Kind auf dem Bauch krabble, mit dem Kopf auf dem Boden, so daß es jeweils nur mit einem Auge sehe. Wenn eine Person nach Homolateralbewegungen "stark" und nach Überkreuzbewegungen "schwach" teste, befinde sie sich neurologisch mit Sicherheit auf der homolateralen Stufe. Menschen, die in der Kindheit spontan gelernt hätten zu krabbeln bevor ihre linke Gehirnhälfte zu vollem Bewußtsein erwacht sei, hätten einen rechtshirndominanten Testwert für Bewegungen und hielten die linke Gehirnhälfte für das Lernen neuer Dinge frei. Menschen, die als Kleinkinder zu spät oder zu wenig krabbelten, hätten hingegen für Bewegungen einen 15 linkshirndominanten Testwert. Sie seien in der Phase der bewußten Aneignung von Bewegung steckengeblieben. Bewegung werde somit bei ihnen nicht automatisiert, müsse gleichsam immer wieder neu überdacht werden. Die Überkreuzbewegung helfe nach Dennison nur den Kindern, die sie automatisch und ohne bewußte Anstrengung ausführen können. Bei ca. 40 % aller Kinder habe hingegen eine Integration der Gehirnhemisphären nicht stattgefunden und sie hätten große Probleme bei der Durchführung der Übung. Zur Behebung dieses Ungleichgewichts wurde in der EDU-K die "Dennison-Lateralitätsbahnung" eingeführt. Bei Vorliegen eines homolateralen Bewegungsmusters solle die Überkreuzbewegung ausgeführt werden, während die Augen nach links oben blicken. Der Kopf bleibe dabei in einer geraden Position. Dann sollten Homolateralbewegungen ausgeführt werden, wobei die Augen nach rechts unten blicken. (Bei Linkshändern könne es vorkommen, daß sie die entgegengesetzte Augenstellung zur Korrektur benötigen, also nach rechts oben blicken bei der Überkreuzbewegung und nach links unten bei der Homolateralbewegung). Die Blickrichtung sei durch die Position der beiden Gehirnhälften bedingt (Reflexgehirn auf der rechten Seite, analytisches Gehirn auf der linken Seite). Nach mehrmaliger Wiederholung dieser Übung solle die Person beide Arme seitlich bis zur Waagrechten heben, wobei die Handflächen nach vorne gerichtet seien. Sie solle sich die linke Hirnhemisphäre in der linken Handfläche und die rechte Hemisphäre in der rechten Handfläche vorstellen. Danach sollten beide Handflächen (Hemisphären) zusammengebracht werden, wobei die Finger ineinandergriffen und einen gewissen Druck aufeinander ausübten, um die beiden Hemisphären zu integrieren. Mit der Dennison-Lateralitätsbahnung könne jede Person mit homolateralem Bewegungsmuster auf das natürliche Überkreuzmuster eingestimmt werden. Die Korrektur sei augenblicklich und tiefgreifend; sie sollte aber zur Festigung noch über einen Zeitraum von ca. 6 Wochen täglich durchgeführt werden. Die Überkreuzbewegung sei bereits in den 60er Jahren von Doman und Delacato praktiziert 16 worden, die sie sehr erfolgreich bei hirngeschädigten Kindern eingesetzt hätten. Auch die "Cook-Methode" trage zur Integration der Gehirnhälften bei. Dabei werde das linke Bein auf das rechte Knie gelegt. Die rechte Hand umfasse den linken Fußknöchel. Die linke Hand liege unter dem Fußballen, so daß die Person mit dem Körper eine Art Acht bilde. In dieser Position soll die Person etwa 1 Minute verharren und tief durchatmen. Auch das Sitzen in der Cook-Position sei eine Möglichkeit, die Energien im Gehirn auszugleichen und damit ruhig zu werden. 3.2 Die liegende Acht Die liegende Acht, das Unendlichkeitssymbol, werde seit vielen Jahren in der Sonderpädagogik und im Rahmen von Sehtraining erfolgreich angewandt. Durch den Muskeltest habe nach Dennison und Hargrove (1987) ihre Wirksamkeit voll bestätigt werden können. Der Erfolg der Übung liege wahrscheinlich darin, daß die fließende Bewegung der Acht ein müheloses Überqueren der Mittellinie ermögliche und damit ein evtuelles Abschalten der rechten Gehirnhemisphäre verhindert werde. Mit Hilfe der liegenden Acht gelinge es der betreffenden Person, sich - wenn auch nur zeitweilig - zu zentrieren. Dies gleiche die Gehirnhemisphären aus und schaffe die Möglichkeit, ganzheitliches Lernen zu erfahren und zu verankern. Am wirkungsvollsten sei die liegende Acht, wenn sie nach der Lateralitätsbahnung und anderen EK-Übungen eingesetzt werde. So könnten z. B. Buchstaben oder Zahlen permanent integriert werden, die vorher regelmäßig ein "Abschalten" verursacht hätten oder in homolateraler Weise ausgeführt worden seien. In Dennisons Forschungsarbeiten habe sich immer wieder bestätigt, daß das Lernen aufgabenspezifisch sei. Das bedeute, auch bei ähnlichen Lernerfahrungen könne man sich nicht darauf verlassen, daß eine Übertragung stattfinde. Es reiche also nicht aus, die liegende Acht auf eine Schwierigkeit bezogen durchzuführen. Überall da, wo eine bessere Integration gebraucht werde, solle die Übung der liegenden Acht spezifisch angewandt werden. Die Übung werde am günstigsten folgendermaßen durchgeführt: Der Lehrer malt an die Tafel 17 eine liegende Acht, die so groß sein sollte, daß der Schüler sie an der Mittellinie stehend, bequem mit jedem Arm erreichen kann. Der Schüler beginnt an der Mittellinie, malt nach links oben gegen den Uhrzeigersinn und dann nach rechts mit dem Uhrzeigersinn die liegende Acht nach. Zuerst benützt er die eine Hand, dann die andere und am Schluß beide zusammen (in dieselbe Richtung), je 3 mal. Danach sei es sinnvoll, Augenfolgebewegungen zur Stärkung der Koordination der Augenmuskeln und Übungen zur Koordination von Hand und Auge zu machen. 3.3 Technik zur Befreiung von emotionalem Streß (ESR) In den 30er Jahren entdeckte der Chiropraktiker Dr. Bennett Körperstellen, hauptsächlich am Kopf, die, wenn sie berührt werden, die Blutzufuhr zu gewissen Organen zu beeinflussen scheinen. In den 60er Jahren fand Dr. Goodheart, der "Vater" der AK, heraus, daß er einen "schwachen Muskel" stärken konnte, indem er die entsprechenden "Bennett-Reflexzonen" stimulierte. Diese Punkte sind jetzt als neuro-vaskuläre Kontaktpunkte bekannt. Durch Berühren dieser Punkte könne mit Hilfe des Nervensystems der Auftrag gegeben werden, Veränderungen im vaskulären (d. h. Blut-)System vorzunehmen. Für die EDU-K sei besonders eine Gruppe von neuro-vaskulären Kontaktpunkten von Interesse, die sich auf der Stirn zwischen Augenbrauen und Haaransatz befinden. Es seien zwei leicht hervorstehende Erhebungen, die beim Erwachsenen 5 - 7 cm oberhalb der Augen liegen. Sie werden in der Fachsprache als Stirnbeinhöcker bezeichnet. Emotionaler Streß sei oft der ausschlaggebende Faktor für Lernbehinderungen. Erst wenn eine Person entspannt sei, die Organe normal arbeiteten und sie sich nicht bedroht fühle, werde sie ein Selbstverständnis entwickeln können, daß sie Unterrichtung, Korrekturen und Gelegenheiten zu Wachstum und Veränderung akzeptiere. Werden mit den Fingerbeeren die Stirnbeinhöcker leicht berührt, könne man häufig einen leichten Puls von 70 - 74 Schlägen pro Minute fühlen. Thie (1989) ist der Ansicht, daß es sich dabei um einen primitiven Puls der Kapillargefäße handle. Wenn die Person an einen Streßauslöser denke, könne man feststellen, daß die Pulsschläge nicht aufeinander abgestimmt seien. Wenn die Gedanken keinen Streß mehr verursachten, sollten auch die Pulsschläge aufeinander abgestimmt sein, da das Blut wieder der Großhirnrinde zugeführt werde und 18 diese somit wieder das Nervensystem kontrollieren könne. Beim Berühren der ESR-Punkte solle der Klient veranlaßt werden, die streßverursachende Situation noch einmal so genau wie möglich zu imaginieren. Die Punkte sollten so lange gehalten werden, bis der Puls auf beiden Seiten gleichmäßig und synchron sei. Dies könne einen Zeitraum von 1 bis 10 Minuten in Anspruch nehmen. Bei den ESR-Punkten handle es sich gleichzeitig um die neuro-vaskulären Punkte für den Magen. Im Magen würden nicht nur Nahrung, sondern ebenso Emotionen "verdaut" - daher rühre etwa das durch Angst herbeigeführte mulmige Gefühl im Magen sowie die Tatsache, daß Magengeschwüre oft mit Streß zusammenhängen. Die Wirksamkeit der ESR-Technik könne dadurch erhöht werden, daß gleichzeitig die Augen kreisförmig bewegt würden (Augenrotation). Dies beruhe auf der Tatsache, daß man durch den Blick in verschiedene Richtungen jeweils Zugang zu verschiedenen Teilen des Gehirns bekomme, eine Erkenntnis, die insbesondere im NLP (Neurolinguistischen Programmieren) Verwendung finde. Die ursprüngliche Ursache des Stresses habe sich durch Anwendung der ESR-Technik weder gewandelt noch aufgelöst, wohl aber die Wahrnehmung und Einstellung des Klienten dem Streß gegenüber. Oft tauchten während des Steßabbaues neue Lösungen aus dem kreativen Teil des Gehirns auf und die vorher rein emotionale Antwort werde durch eine ausgewogene ersetzt. 3.4 Übungen bei spezifischen Lernproblemen 3.4.1 Überqueren der Mittellinie beim Lesen Zunächst werde ein starker Indikatormuskel identifiziert. Dann lese die Testperson oder stelle sich vor, daß sie lese. Teste der Indikatormuskel nunmehr schwach, liege wahrscheinlich eine Blockierung der Mittellinie für das Sehen vor. Die Testperson solle in diesem Fall nach rechts sowie nach links auf einen Bleistift oder etwas ähnliches schauen. Wenn der Indikatormuskel 19 erneut schwach teste, liege ein Abgeschaltetsein der Augen vor. Bleibe der Indikatormuskel beim o. g. Test stark, solle die Testperson mit den Augen einem Bleistift folgen, der etwa 30 cm von den Augen entfernt hin und her bewegt wird. Diese Art Lesebewegung der Augen solle etwa 20 mal ausgeführt werden. Werde der Indikatormuskel danach schwach, liege ein Problem beim Lesen vor. Integrationsübungen, wie z. B. die liegende Acht, seien in diesem Fall angezeigt. 3.4.2 Überqueren der Mittellinie beim Schreiben Die Testperson werde gebeten, an das Alphabet zu denken. Falls dieser Gedanke den Indikatormuskel schwach werden lasse, würden die einzelnen Buchstaben durchgegangen. Nachdem die Testperson an Schreiben oder Geschriebenes gedacht habe, werde sie erneut getestet. Wenn die Testperson bei einer dieser Übungen schwach teste, liege eine Blockierung der Mittellinie für das Schreiben vor. Dies bedeute, daß für die Bildung der einzelnen Buchstaben das analytische oder Sprachgehirn aktiv sei. Die Schreibbewegung sollte jedoch automatisch ablaufen, d. h. von der rechten Hemisphäre gesteuert werden. Wenn das analytische Gehirn mit dem Schreiben beschäftigt sei, unterliege es der bewußten Kontrolle und mache Mühe. Auch diese Lernblockade könne mit Übungen wie der liegenden Acht korrigiert werden. 3.4.3 Überkreuzen der Mittellinie für das Hören und das Gedächtnis Die Testperson solle eine Zahlenfolge oder Buchstabenreihe wiederholen und werde dann getestet. Dann werde sie gebeten, den Kopf nach links und nach rechts zu drehen, und es werde überprüft, ob eine oder beide Positionen den Indikatormuskel schwächen. Wenn dies der Fall sei, bedeute dies, daß die Testperson ein Ohr bzw. beide abschaltet. Meistens liege die Schwierigkeit vor, beide Ohren gleichzeitig zu aktivieren. Um also mit dem einen Ohr hören zu können, werde das andere "abgeschaltet". Für den Hör- und Denkvorgang sei das Zusammenspiel von Ohren, Nervenrezeptoren in den 20 Nackenmuskeln und von verschiedenen Bereichen des Gehirns von besonderer Bedeutung. Werde z. B. der Kopf nach rechts gedreht (eine das linke Gehirn aktivierende Bewegung) und bleibe der Indikatormuskel stark, so zeige dies, daß die Hörbahn zum rechten Ohr eingeschaltet sei. Im umgekehrten Fall sei die Hörbahn zum rechten Ohr abgeschaltet, die Verbindung von Nackenmuskeln, Ohren und Gehirnzentren sei unterbrochen. In dieser Situation seien Übungen zur Verbesserung der Hörfähigkeit und des Erinnerungsvermögens angebracht, indem z. B. die Rezeptoren in den Nackenmuskeln wieder aktiviert würden. In diesem Kontext wird häufig die Technik des Ohrenentfaltens genannt. Hierbei werde die Ohrmuschel leicht ziehend von der Mitte nach außen massiert, gleichsam als ob sie entfaltet werden solle. 3.5 Weitere Korrekturmethoden Nach Ansicht vieler Anwender von EDU-K hätten sich die meisten Menschen durch wiederholte Gedanken oder Aussagen selbst programmiert oder seien von anderen konditioniert worden. Entsprechend dem Material, das dem Geist zur Verarbeitung gegeben worden sei, kontrolliere er die Handlungen, Emotionen und Einstellungen ("Füttern Sie den Geist mit negativem Input, und er reagiert negativ; füttern Sie ihn mit positiver Information, und er reagiert positiv": Topping 1988, S. 47.) Aus diesem Grunde könne man mit Hilfe von positiven Aussagen und Gedanken bestehende Gewohnheiten ändern, neue Gewohnheiten und neue Verhaltensweisen entwickeln. Der Einsatz von A f f i r m a t i o n e n sei dabei einer der effektivsten Wege. Eine Affirmation sei ein positiver Gedanke, den man im Bewußtsein verankere, um einer Vorstellung entgegenzuwirken, die nicht mehr angemessen sei. Eine Affirmation sollte im Präsens formuliert werden. Werde sie im Futurum formuliert, führe dies wahrscheinlich zu Zögern und nicht zu den Gefühlen, die das Erreichen des angestrebten Zieles begleiten solle. Affirmationen sollten zudem immer positiv formuliert werden. Je häufiger man mit einer affirmativen Formel arbeite, desto schneller erziele man Erfolge. Die beiden effektivsten Zeitpunkte für die Arbeit mit Affirmationen seien jedoch die Zeit nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen. Die Effektivität stehe auch im Zusammenhang mit der Präzision der Formulierung. In ähnlicher Weise sei eine genaue Z i e l d e f i n i t i o n von großer Bedeutung für 21 Behandlungserfolge. Auch diese Methode ist aus dem NLP übernommen worden. NLP gibt bestimmte Richtlinien, um Ziele zu finden und klar zu definieren. Sobald man an einen erwünschten positiv formulierten Zustand denke, entwickle man bereits die ersten Sinneswahrnehmungen: Man fühle sich in das positive Endergebnis hinein und sehe sich selbst nicht mehr nur im negativen Zustand. Erfolgversprechende Ziele müßten realistisch und erreichbar sein. Die kinesiologische Technik des S c h l ä f e n k l o p f e n s verankere positive Affirmationen oder Ziele und festige eine positive Veränderung in der Gegenwart. Sie unterstütze Wandlungen jeder Art. Bei ihrer Anwendung klopfe man mit den Fingern an den Schädel und zwar entlang der temporosphenoidalen Linie (TS-Linie), die wie ein Fächer um jedes Ohr herum verlaufe. Hier filtere das Körper-Geist-System hereinkommende Sinneswahrnehmungen, so daß man nicht durch zu viele gleichzeitige Informationen erdrückt werde. 1975 entdeckte Goodheart, daß das Klopfen auf der TS-Linie das Filtersystem vorübergehend ausschalten könne und daß es sich therapeutisch einsetzen lasse, um positive Botschaften ohne Filter einzuflößen. Je besser das Gehirn organisiert sei, desto größer seien die Erfolge dieser Technik. Wenn das Schläfenklopfen nicht funktioniere, könne der Grund darin liegen, daß die betreffende Person neurologische Dysorganisationen aufweist. (In diesen Fällen zeigten sich oft Symptome für Lernbehinderungen, oder es lägen gemischte Dominanzverhältnisse vor, z. B. Linkshändigkeit und Dominanz des rechten Auges oder umgekehrt.) Auch die im NLP gebräuchliche Technik der V e r a n k e r u n g wird im Rahmen der EDU-K eingesetzt. Es scheine so zu sein, daß der Gedanke an eine Streßsituation und der gleichzeitige kräftige Druck auf eine bestimmte Körperstelle A vom Gehirn verankert würden. Ähnlich verankere das Gehirn auch die positive Situation mit Körperstelle B. Wenn man Punkt A berühre, erhalte man somit Zugang zu den assoziierten negativen Gefühlen. Die Berührung von Punkt B rufe die positiven Gefühle hervor. Gleichzeitiges Berühren der Punkte A und B bewirke, daß beide Gefühle gleichzeitig aufkämen. Gewöhnlich resultiere daraus eine "Entschärfung der Streßsituation". 22 Ein bedeutender Bestandteil der Therapie von Dennison (1981) ist die H a l t u n g s - und B e w e g u n g s u m e r z i e h u n g oder "Edu-Kinästhetik". Der Erfolg anderer kinesiologischer Übungen hänge davon ab, inwieweit der Schüler wieder lerne, seinen Körper richtig zu gebrauchen und seine Selbsteinschätzung zu steigern. Ohne das Zurückfinden zur ausgeglichenen Körperhaltung der Kindheit würden sich trotz anfänglichem Erfolg schlechte Gewohnheiten und geringe Selbsteinschätzung bald wieder bemerkbar machen und den Körper wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen. Gute Körperhaltung, aufrechtes Stehen, Denken, flüssiger Ausdruck und Lernen verlangten, daß der Nacken frei sei, um Energie leiten zu können. Die Bedeutung des Nackens in diesem Kontext könne nicht stark genug betont werden. Wenn er offen, entspannt und locker sei, könnten Körper und Geist zusammenarbeiten; wenn er geschlossen und verspannt sei, werde er zu einem Ventil, das die Energie blockiere und die Leistung beeinträchtige. Energieausbalancierung umfasse zunächst die bilaterale Integration der beiden Körperseiten. Die Vornehinten-Balance und das Gleichgewicht zwischen oben und unten seien jedoch von gleicher oder sogar von größerer Bedeutung. Mit Hilfe verschiedener Übungen könne die Haltung von Klienten analysiert und korrigiert werden. Es gebe weitere Methoden, das Energiepotential auf einem hohen Niveau zu halten. Um eine gute körperliche Haltung zu verinnerlichen, müßten erbauliche, energiespendende und freudige Dinge in der Umwelt sein und die Gedanken der Klienten bestimmen. Wenn man eine innere Haltung bedingungsloser Liebe annehme, gebe es keine Energieblockierungen. Lebensfreude und das bewußte Erleben der Gegenwart eröffneten gleichfalls den Zugang zu guter Körperhaltung. Schließlich werden von allen Autoren verschiedene U m w e l t f a k t o r e n im Hinblick auf ihre Auswirkung auf Balancierung bzw. Blockierung der menschlichen Energie und damit der Lernfähigkeit diskutiert. In erster Linie werden hier Farben, Geräusche und Musik, Nahrungsmittel, natürliche Stoffe versus Kunststoff, körperliche Bewegung und der Kontakt zu anderen Menschen genannt. Zusammenfassend betrachtet sei nach Ansicht der EDU-K der Schlüssel zum Lernen am 23 häufigsten darin zu finden, daß man Körperhaltung, Bewegung und Sehgewohnheiten beim Schreiben fachmännisch analysiere und durch positiv verstärkte Umprogrammierung schwächende Gewohnheiten durch stärkende ersetze. Während beim Erlernen von Schreiben die linke Gehirnhälfte bewußte Kontrolle über den Vorgang ausübe, müsse das Schreiben danach eine von der rechten Gehirnhälfte kontrollierte Aufgabe werden, unabhängig von Händigkeit und Dominanz. Das Schreiben erfordere "freie Bewegung, Fluß und Ausdruckskraft" und müsse mit dem Energiefluß im Körper übereinstimmen. Um festzustellen, ob jemand beim Schreiben "abschaltet", müsse zunächst die Körperhaltung kontrolliert werden. Durch Korrektur der Haltung und Überprüfung resultierender Veränderungen mit dem Muskeltest, die dem Schüler unmittelbares Feedback und damit positive Verstärkung für seine Reaktionen gebe, könne oft schon nach einmaligem Versuch eine grundlegende Umprogrammierung erfolgen. 24 III. Wissenschaftlicher Hintergrund der Edukinesiologie 1. Neuropsychologische Grundlagen Der Literatur zufolge liegt der wesentliche Ausgangspunkt der Edukinesiologie in den unterschiedlichen Funktionen der rechten und der linken Gehirnhemisphäre, nicht nur in ihrer Verantwortung für das "An- und Abschalten" des Körpers, sondern auch hinsichtlich Bewußtsein und Denkprozessen. Die beiden Hirnhälften seien durch das Corpus Callosum miteinander verbunden, welches ihre unterschiedlichen Funktionen integriere, die Kommunikation zwischen ihnen sowie die Überleitung von Erinnerungs- und Lerninhalten ermögliche. Im Bedarfsfall könne jede der Hemisphären die Funktionen der anderen übernehmen. Je komplexer die Aufgabe sei, desto stärker seien im allgemeinen beide Gehirnhälften an der Operation beteiligt. Die linke Hemisphäre sei vorwiegend verantwortlich für analytisches Denken, besonders für Sprache und Logik. Sie werde "angeschaltet", wenn wir computerartig gegliederte und strukturierte Informationen verarbeiten müssen. Im Gegensatz dazu sei die rechte Hemisphäre verantwortlich für das visuelle Gedächtnis, die Orientierung im Raum, für künstlerische Fähigkeiten, Gefühle und Emotionen, Körperbewußtsein und Erkennen von Gesichtern. Sie werde "angeschaltet", wenn Informationen nicht linear, sondern als Ganzes, also gleichzeitig verarbeitet werden müssen. Entsprechend der Dominanz einer Gehirnhälfte ließen sich grundlegend unterschiedliche Lerntypen identifizieren und diagnostizieren. Beim a u d i t i v e n Lerntyp werde das Denken von der linken Gehirnhälfte kontrolliert. Er identifiziere Wörter nach den Lauten, buchstabiere phonetisch, sei verbal und logisch ausgerichtet und ziehe es vor, Regeln zu folgen. Beim v i s u e l l e n Lerntyp werde das Denken von der rechten Gehirnhälfte kontrolliert. Er ziehe das Lesen und Buchstabieren vom Blatt vor und sei kreativ und intuitiv beim Problemlösen. Wer seine Wahrnehmung gar nicht lokalisieren könne, gehöre zur Gruppe des h a p t i s c h e n Lerntyps. Dieser lerne durch Erfahrung. Es wurde festgestellt, daß das Denken dieser Menschen entweder überwiegend von der rechten Hemisphäre bestimmt werde oder keine ausgeprägte Lateralität vorliege. Über die Ursachen und die Entwicklung der Spezialisierung beider Hirnhemisphären existie25 ren unterschiedliche Theorien. Eine Theorie geht davon aus, daß sich die Gehirnhälften bis zum Alter von 4 Jahren symmetrisch entwickeln. Ab dem 4. Lebensjahr beginne die Spezialisierung der Hemisphären, und die Gehirnhälften entwickelten unterschiedliche kognitive Fähigkeiten. Diese Spezialisierung schließe im Alter von 5 Jahren ab. Jetzt beginne die laterale Zusammenarbeit (Lateralisation). Beide Gehirnhälften fingen an, sich gegenseitig zu beeinflussen. Das Kind könne nun eine im linken Blickfeld aufgenommene Information, die zunächst in die rechte Hemisphäre und von hier aus zurückgeleitet wird, mit der linken Hemisphäre interpretieren und auf praktischer und intellektueller Ebene damit umgehen. Anhänger dieser Theorie sind der Meinung, daß die Lateralisation erst im Alter von 9 Jahren abgeschlossen sei, obwohl eine funktionelle Spezialisierung bereits im Kindergartenalter erreicht werde. Eine zweite Theorie besagt, daß die Lateralisation der Hemisphären, ihre Dominanzausprägung und die funktionelle Spezialisierung bereits vor oder zum Zeitpunkt der Geburt festgelegt seien. Die graduelle Aktivierung der spezialisierten Funktionen beginne dieser Theorie zufolge, sobald das Kind den Umweltreizen ausgesetzt sei. Eine Lateralität könne erst im Alter von 5 oder 6 Jahren festgestellt werden, wenn sich die neurale Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften (Corpus Callosum) vollständig entwickelt habe. Spezialisierung und Lateralisierung werden gleichfalls erst im Alter von 9 Jahren als vollendet angesehen. Eine dritte Theorie nimmt an, daß die Lateralisation für Sprache bereits zum Zeitpunkt der Geburt vorhanden sei, die Spezialisierung anderer Gehirnfunktionen sich jedoch erst mit der Zeit entwickele und erst mit der Pubertät abschließend ausgeprägt sei. Was die schulische Leistungsfähigkeit betrifft, benutzten rechtshirn- oder linkshirndominante Kinder nicht ausschließlich die eine Hemisphäre, sondern gäben ihr lediglich den Vorzug. Am besten wäre es natürlich, wenn jeweils die Gehirnhälfte bei einer bestimmten Aufgabe aktiv würde, für die sie die besseren Voraussetzungen mitbringe. Bedauerlicherweise geschehe aber allzu häufig genau das Gegenteil. In manchen Situationen bevorzuge ein Kind die rechte Gehirnhälfte, auch wenn die linke für die gestellte Anforderung viel geeigneter wäre. Insbesondere stark rechtshirnorientierte Kinder hätten in der Schule oft Schwierigkeiten. So würden viele im schulischen Kontext geforderte Leistungen von der linken 26 Hemisphäre gesteuert. Dies gelte für die Handschrift ebenso wie für die Fähigkeit, Symbole wie Zahlen oder Buchstaben zu interpretieren, sowie für die meisten Bereiche sprachlicher Kommunikation. Hierzu gehörten Formulierungen, das Lesen von Einzellauten, das Umgehen mit Details und Fakten, das Ausführen von Anordnungen, das Zuhören und Assoziieren zum Gehörten. Mit diesen Fähigkeiten müßten die Kinder täglich im Klassenraum umgehen. Den Kindern würden Symbole (z. B. Buchstaben) gegeben, man lege großen Wert auf das Lesen, die Sprache, die Artikulation. Es werde nach Details gefragt, darauf bestanden, daß alle Aufgaben erledigt würden. Meist werde zu den Kindern und nicht mit ihnen gesprochen. Die rechte Hemisphäre verfüge hingegen über ganz andere Fähigkeiten. Hier würden nonverbale Informationen erkannt und verarbeitet, Kommunikation erfolge stark mit Hilfe von Körpersprache. Das Zentrum für die Einordnung räumlicher Empfindungen und die Orientierung unseres Körpers, z. B. beim Sport, liege in der rechten Hemisphäre. Auch an der Interpretation von Körperwahrnehmungen, die in der sensorischen Region verarbeitet werden, sei die rechte Hemisphäre beteiligt. Sie habe die Fähigkeit, geometrische Figuren, wie Kreise, Quadrate, Rechtecke, Dreiecke, sowie Formenmuster zu erkennen, mit ihnen umzugehen und sie zu zeichnen. Sie könne Farbnuancen unterscheiden sowie farbige Bildvorstellungen entwickeln. Die Wahrnehmungsfähigkeit für Gesang, Musik und kreative Darstellung seien in der rechten Hemisphäre lokalisiert. Für jede Gehirnhälfte sei zudem eine bestimmte Bewußtseinsform typisch. D. h. die rechte und die linke Gehirnhälfte hätten spezifische Denkweisen. Die linke Hemisphäre bewältige die täglichen Anforderungen, indem sie vom Teil zum Ganzen gehe, vom Speziellen zum Komplexen. Sie gehe der Reihe nach vor und baue logisch aufeinander auf. Die rechte Hemisphäre dagegen gehe vom Ganzen zum Teil, vom Komplexen zum Speziellen. Sie lerne ganzheitlich. Sie unterteile nicht, sondern betrachte die Dinge holistisch, als Gesamtbild. An diesem Punkt setzt die Kritik der EDU-K am herkömmlichen Lernsystem in unseren 27 Schulen an. In den Schulen werde das von der linken Hirnhälfte gesteuerte Denken eindeutig stärker gewürdigt (Dennison 1981). Autoren, die sich mit der Optimierung von Denk- und Gedächtnisleistungen beschäftigen, die aber nicht zum engeren Kreis der Edukinesiologen gezählt werden, wie z. B. Birkenbihl (1983) gehen in ihrer Kritik noch weiter: Ihrer Ansicht nach werde durch unser Schul- und Ausbildungssystem freudiges Lernen mit Faszination behindert, die Lernfähigkeit getötet, die Kreativität sowie die Fähigkeit, intelligente und interessierte Fragen zu stellen, gehemmt. ("Kein Feind könnte sich eine diabolischere Art, uns zu schaden, ausdenken als unser Schulund Ausbildungssystem, welches auf höchst effiziente Art verhindert, daß seine Absolventen jemals ihr volles geistiges Potential entwickeln und nützen können!" Birkenbihl 1983, S. 12.) So werde bei herkömmlicher Vorgehensweise ein Großteil der Lernenergie mit Widerstand gegen Denkblockaden wie auch gegen Frustration und Unlustgefühle verbraucht. Dies resultiere daraus, daß Informationen nicht gehirngerecht aufbereitet worden seien. Das Lernen in der Schule basiere ihrer Ansicht nach maßgeblich auf den Versuchen von Ebbinghaus. Dieser habe vor über 100 Jahren gezeigt, wie man optimal lerne, und zwar Unsinn-Silben (ähnlich dem sturen Pauken von Vokabeln, zu denen man noch keine Vorkenntnisse hat). Um wissenschaftlich exakt feststellen zu können, wie man lernt, sei Material genommen worden, zu dem keine der Versuchspersonen Assoziationen aus der Vergangenheit besitzt. Aus diesen Experimenten resultierten die Lern- und Vergessenskurven, die man auch heute noch verwende. Ebbinghaus und seine Anhänger hätten allerdings übersehen, daß unser Gehirn ein Lernorgan par Excellence sei - aber für Nützliches, also für Informationen, die entweder das Überleben absichern oder zumindest interessieren. Insbesondere "Legastheniker" strengten sich demnach nach Dennison (1981) zu sehr an. Aus Angst vor Versagen oder unter Erfolgsdruck konzentrierten sie sich zu stark und schalteten jede periphere Information aus, während sie sich auf "die eine Sache" stürzten. Legastheniker seien seiner Ansicht nach ganz einfach Experten in Energieblockierung. Von der Geburt an hätten sie unter einem niedrigen Energieniveau und in der Folge unter unzureichender Informationsverarbeitung gelitten. Leichtes Lernen erfordere jedoch, daß die Funktionen der linken und der rechten Gehirnhälfte aufeinander abgestimmt seien, so daß das Ganze mehr als 28 die Summe seiner Teile darstelle. Die linke Hemisphäre müsse sich der Sprache und des Verständnisses bewußt sein, die rechte Hemisphäre müsse sich mit den Symbolen und der Codierung beschäftigen. Dies geschehe automatisch und unbewußt. Dadurch, daß man die Bedeutung der Händigkeit und der Dominanz beim Lesen falsch interpretiert habe, habe sich die Behandlung der Legasthenie bisher auf das Training der linken Gehirnhälfte konzentriert, wobei man hauptsächlich Gliederungs-, Ordnungs- und Phonetikübungen eingesetzt habe. Man habe die Legastheniker gelehrt, bestimmte Sprechlaute mit Schreibsymbolen zu verknüpfen. Für die meisten echten Legastheniker sei dies auf Grund der Komplexität der Sprache ein hoffnungsloses Unterfangen und bewirke, daß sie nur noch mehr geblockt würden. Das Trainieren eines "abgeschalteten" Gehirnteils bedeute in den meisten Fällen, daß man eine der Hemisphären lehre, für Ausgleich zu sorgen und Funktionen auszuüben, die ihr nicht leicht fallen; nur selten erziele man dadurch einen Erfolg. Pioniere auf dem Gebiet der Legasthenieforschung, wie z. B. Orton und Delacato, sowie die meisten anderen Pädagogen hätten die Bedeutung der rechten Gehirnhälfte beim Lernen und der Informationsverarbeitung übersehen. Die rechte Hemisphäre beinhalte die intuitiven, spontanen, rhythmischen und expressiven Aspekte. Sie öffne den Körper für ein totales Bewußtsein. Wenn die rechte Gehirnhälfte funktioniere, fließe die Energie durch den ganzen Körper, die Muskeln befänden sich im Gleichgewicht und das Universum werde als "Gestalt" oder Ganzes wahrgenommen. Die Details seien weniger wichtig als die Wahrnehmung der Bedeutung. So lernten Kinder die Sprache, ohne sich anzustrengen. Sei es wegen eines Geburtstraumas, eines angeborenen Defekts, emotionalen Stresses oder Hyperaktivität, bei Legasthenikern seien die rechte und linke Gehirnhälfte nicht aufeinander abgestimmt, wenn sie sich mit Symbolen befassen. Da die rechte Gehirnhälfte nicht funktioniere, könne der Legastheniker seine kreativen Fähigkeiten und sein Vorstellungsvermögen nicht entfalten. Er sei unfähig, Dinge als Ganzes zu sehen, da er sich zu sehr anstrenge, zu analysieren und einzelne Details zu erkennen. Er lerne nicht, wie man Erkenntnis und Einsicht anwende, um über die verbale Ebene hinaus zu kommunizieren. Er gebrauche zuwenig Imagination und Visualisation. Wenn er sich aber im Gleichgewicht befinde und über ein höheres Energieniveau verfüge, könne er sich leichter entspannen und die Integration der Hemisphären bei der Beschäftigung mit Symbolen erfahren. Er werde erkennen, daß er weit mehr wisse, als er dachte und 29 daß er es nur auf Grund von selbst verursachtem Streß und Blockierung nicht habe herausbringen können. Er lerne, daß Lesen Spaß mache und leicht sei, wenn sich die Körperenergien im Gleichgewicht befinden und frei fließen. Zudem sei seit Jahrzehnten bekannt, daß Kinder, wenn sie reif für das Lesen sind, beginnen, Kreise entgegen dem Uhrzeigersinn zu bilden. Die EDU-K habe erkannt, daß diese Bewegung entgegen dem Uhrzeigersinn ein Bewegen der Energie der rechten Gehirnhälfte nach links sei, so wie die rechte Gehirnhälfte eine Drehung des Kopfes und der Augen nach links veranlasse. Darüber hinaus befasse sich EDU-K mit der lateralen Dominanz, um die Stärken und Schwächen einer Person zu verstehen. Wenn konsequente Lateralität vorliege, harmonisierten und kooperierten die beiden Gehirnhälften und blieben stark für bilaterale Integration. Wenn das Muster nicht konsequent sei und gemischte Lateralität vorliege, seien die Gehirnhälften manchmal verwirrt darüber, wann sie arbeiten und was sie tun sollten. Energie werde dem System entzogen und man "schalte ab". Während bei der Mehrheit der Menschen (75 % - 80 % der Bevölkerung) die rechte Hand und das rechte Auge dominierten und diese nur wenige Lernprobleme aufwiesen, sei bei 10 % der Bevölkerung die Dominanz der linken Hand und des linken Auges und somit anscheinend der rechten Gehirnhälfte zu beobachten. Bei weiteren 12 % liege Kreuzdominanz oder gemischte Dominanz vor. Diese Gruppe umfasse die Mehrheit der Legastheniker und gut 50 % der als Lernbehinderte klassifizierten Menschen. Normalerweise verbinde die innere "Mittellinie", das Corpus Callosum, das rechte und linke Gehirn. Flüssiges Lesen, kreatives Schreiben, richtiges Buchstabieren, Sich-Erinnern, Zuhören und dabei gleichzeitig Über-das-Gehörte-Nachdenken erforderten die Durchlässigkeit der Nervenbahnen der Mittellinie, oder anders ausgedrückt, die freie Beweglichkeit über die Mittellinie. Unsere frühen Lernerfahrungen bestimmten, in welchem Ausmaß die Mittellinie zu einer Barriere oder Brücke für das Lernen werde. Wenn das rechte und linke Gehirn zur selben Zeit eingeschaltet seien und spontan zusammenarbeiteten, werde die Mittellinie zu einer Brücke. Müssen sie sich allerdings in der Arbeit abwechseln, werde die Mittellinie zu einer undurchdringlichen Barriere, die Verbindung beider Hälften sei unterbrochen. Eine Hauptursache dafür, daß Barrieren an der Mittellinie aufgebaut werden, sei Homolateralität. 30 Sie könne die Lebensenergie als Ganzes betreffen oder einzelne Energiesysteme wie das der Augen, Ohren und die Körperkoordination. Eine homolaterale Person habe jeweils nur zu einer Gehirnhemisphäre Zugang und die andere werde abgeschaltet. Die Folge seien Koordinationsprobleme, die je nach Ausmaß der Blockierung als leichte oder schwere Unfähigkeit erfahren würden. 2. Weitere Grundlagen der Edukinesiologie 2.1 Streßtheorie Vollständige Balance und Harmonie als Voraussetzung für entspanntes Lernen erforderten im weiteren auch emotionale Balance. Emotionaler Streß könne Hauptursache für eine Muskelschwäche sein. Nicht zuletzt erzeugten die bislang genannten Energieungleichgewichte und fehlende Integration der Gehirnhälften beim Klienten Streß, wenn er mit bestimmten Aufgabenstellungen konfrontiert wird, die er in seinem defizitären Zustand nur mit Mühe oder gar nicht erfüllen kann. Bei Streß werde der Peripherie des Schädels das Blut entzogen und zu den großen Muskeln des Körpers geleitet. Dieses Phänomen heiße "Kampf-(oder Flucht-)Mechanismus". In diesem Zustand leiste das Vorderhirn weniger - also der Teil des Gehirns, den wir beim nicht durch Gefühle beeinträchtigten Nachdenken gebrauchen. Zur gleichen Zeit reagiere der eher instinktive, hintere Teil des Gehirns, der durch Erinnerungen und grundlegende, primitive Überlebensmechanismen programmiert ist, sofort auf den Streß, indem er eine Kette von chemischen Botschaften durch den Körper schicke. Die Nebennieren schütteten Adrenalin in den Blutstrom aus, was den Blutzuckerspiegel anhebe und die Blutzufuhr zum Herzen, zu den Beinen und den größeren Muskeln steigere, um den Körper zum Kampf oder zur Flucht vorzubereiten. Kampf sei eine primitive Reaktion der linken Gehirnhälfte und Flucht eine der rechten; die Entscheidung werde jedoch nicht bewußt getroffen. Wenn der Überlebensinstinkt bedroht sei, könne sicherlich kein Lernen stattfinden, und man könne keine guten Leistungen erzielen. Nur wenn man entspannt sei, die Organe normal 31 arbeiteten und man sich nicht bedroht fühle, werde man ein Selbstverständnis entwickeln können, so daß man Unterrichtung, Korrekturen und Gelegenheiten zu Wachstum und Veränderung akzeptiere. Selye (1974) beschreibt drei verschiedene Phasen im Streßzyklus. In der Alarmphase reagiere der Körper auf den Stressor, indem er sich in Alarmbereitschaft versetze. Die Widerstandskraft werde vermindert, und wenn diese Verminderung zu stark werde, könne die Person sogar sterben. Dies entspreche der o. g. "Flight"-Reaktion. Als nächstes folge die Phase der Resistenz, in der als Folge des längeren Ausgesetztseins an einen Stressor der Körper seine Widerstandskraft über das normale Maß hinaus steigere. Die letzte Phase sei die Phase der Erschöpfung, in der der Körper nicht mehr die Energie aufbringe, die Anpassung an den Stressor fortzusetzen; es zeigten sich Anzeichen streßbezogener Krankheiten, die bis zum Tod führen könnten. Selye beschrieb seinen 3-Phasen-Zyklus als allgemeines Anpassungssyndrom (AAS) und verglich es mit den 3 Phasen des menschlichen Lebens: "der Kindheit (mit ihrer charakteristisch niedrigen Widerstandskraft und ihren exzessiven Reaktionen auf jede Art von Stimulus), dem Erwachsenenalter (während dieser Zeit hat die Anpassung an die am häufigsten auftretenden Stimuli stattgefunden und die Widerstandskraft ist erhöht) und schließlich dem Greisenalter (gekennzeichnet von irreversiblem Verlust der Anpassungsfähigkeit und letztendlicher Erschöpfung), das mit Tod endet" (S. 26). Selye nannte die Energie, die für die Anpassung an den Stressor benötigt wird, Adaptionsenergie. Nach seiner Theorie werde jeder Mensch mit einer genetisch vorbestimmten Menge Adaptionsenergie geboren. Es wird für unwahrscheinlich gehalten, daß wir unser zugeteiltes Potential an Adaptionsenergie während unseres Lebens vergrößern können. Unter dem Einfluß intensiven Stresses träten die Phase der Alarmreaktion, der Resistenz und der Erschöpfung in rascher Folge ein. Bei angemessener Ruhe könnten wir uns von der Phase der Erschöpfung erholen. Es scheine dabei zwei Arten von Adaptionsenergie zu geben: eine oberflächliche, leicht verfügbare, ersetzbare Energie und eine tieferliegende Energie, die sicher gespeichert werde als 32 Reserve, mit der die oberflächliche Energie erst nach einiger Ruhe oder aktiver Erholung aufgefüllt werden könne. Wenn alle Speicher der tieferliegenden Energie ausgeschöpft seien, werde der Mensch senil und sterbe. Der durch den Streß verursachte Verschleiß des Körpers führe allmählich zu einer Ansammlung unauflösbarer Abfallprodukte. Nach Auffassung von Selye machten diese chemischen Narben das Altern aus. Folglich könne der Mensch selbst bestimmen, wie schnell er altere. Viel hänge dabei von seiner Einstellung und seinen emotionalen Reaktionen ab. Zuviel Streß könne zu Krankheiten führen. Darüber hinaus würden die beiden Möglichkeiten zum Abbau der Streßhormone und zur Rebalancierung des Systems, Kampf oder Flucht, viel zu selten realisiert. Sehr oft würden Emotionen unterdrückt. Es würden immer mehr Streßhormone produziert und der Körper gerate immer stärker aus dem Gleichgewicht. Bei seinem Bemühen, die Balance wieder herzustellen, gehe der Körper in die dritte Phase des Streßzyklus über, die Erschöpfung. Nach Stokes und Whiteside (1984) resultierten Lernschwierigkeiten nicht zuletzt daraus, daß man "nicht gelernt habe zu lernen". Langeweile, Ärger oder Angst (vor Versagen, Eltern, Lehrern oder Gleichaltrigen) rufe Streß im System hervor. Die Technik zur Befreiung von emotionalem Streß stelle ein wertvolles Werkzeug zur Überwindung dieser Blockierungen dar. 2.2 Östliche Medizin Die angewandte Kinesiologie hat im weiteren bestimmte Grundmodelle der östlichen Medizin übernommen, wie etwa die Meridiane und das Konzept die Qi-Energie. Sie habe gleichfalls Teile aus dem sog. 5-Elemente-Modell übernommen und angewandt. Durch AK wurden nach La Tourelle und Courtenay (1992) einige der esoterischen Vorstellungen entmystifiziert, indem durch manuelles Muskeltesten deren Gültigkeit bewiesen worden sei. Im Rahmen der AK beziehe sich Energie, auch als "feinstoffliche Energie" bezeichnet, auf Energiesysteme innerhalb und außerhalb des Körpers. "Feinstoffliche Energie" stehe als Synonym für das Qi der chinesischen Akupunktur und das Prana der traditionellen indischen 33 Medizin und Philosophie. Damit ist eine universelle Lebenskraft gemeint, von deren harmonischem Fluß die Gesundheit von Geist und Körper abhänge. Nachdem die moderne Medizin und Naturwissenschaft diese Energieform lange Zeit ignoriert hätten, werde ihre Existenz jetzt immer häufiger akzeptiert. Diese Zustimmung beruhe zum einen auf der Anerkennung der Akupunktur in der westlichen Welt, zum anderen auf technologischen Entwicklungen, wie etwa der Kirlian-Fotografie, die Bilder dieses feinstofflichen Energiefeldes produziere und Variationen im Gesundheits- und Energiezustand eines Menschen widerspiegle. Heute würden die Begriffe "energetische Medizin" und "Schwingungsmedizin" in zunehmendem Maße für einen ganzen Komplex natürlicher Heilungssysteme eingesetzt, die Akupunktur und AK einschließen (vgl. Gerber 1988). Die alte Philosophie der chinesischen Medizin behauptet, Gesundheit resultiere aus Gleichgewicht und Harmonie "mit allem", also aus einem perfekten Zustand, in dem es weder ein Zuwenig noch ein Zuviel gebe. Diese Überzeugung steht auch im Mittelpunkt der AK und wird heutzutage von vielen alternativen Therapeuten geteilt. Kinesiologische Korrekturverfahren greifen im weiteren die Kenntnisse der chinesischen Medizin bezüglich bestimmter Reflexpunkte des Körpers auf. Diese Punkte lägen auf oder nahe der Körperoberfläche. Sie seien mit spezifischen Organen oder Drüsen verbunden, die sich nicht unbedingt in demselben Gebiet befänden. Stimulierung der Reflexpunkte, etwa durch sanftes Reiben, wirke sich auf den entsprechenden Teil des Körpers aus. Darüber hinaus habe die AK den Zusammenhang zwischen Meridianen und bestimmten Muskeln entdeckt, mit denen sie energetisch gekoppelt seien. Die AK benutze den Muskeltest, um die Energie eines Menschen einzuschätzen, bevor sie mit zahlreichen Techniken den gesunden Energiefluß im ganzen Körper anrege. AK könne darüber hinaus Ungleichgewichte feststellen, bevor sie sich zu körperlichen Symptomen und Krankheiten entwickelt haben. Die ideale Anwendung für die AK liege deshalb in der Prophylaxe. 34 Unter Experten der energetischen Medizin sei es längst akzeptiert, daß sich gesundheitliche Probleme zuerst im feinstofflichen Körper bzw. in den feinstofflichen Energiefeldern zeigten, bevor sie sich im physischen Körper manifestieren. Der feinstoffliche Energiekörper, von manchen Heilern als Aura bezeichnet, bestehe aus einer Reihe von Energiefeldern, die den physischen Körper umgeben. Obwohl für die meisten unsichtbar, könnten diese Felder gesehen und gefühlt werden von sensiblen Menschen, wie etwa Heilern, die oftmals auch in der Lage seien, ein gesundheitliches Problem vorherzusehen, bevor der Betreffende sich dessen bewußt sei. Indem er durch Muskeltesten den Zustand der Meridiane offenlege, könne der Anwender von AK feinstoffliche Energieungleichgewichte aufspüren, die sich bereits auf den physischen Körper auswirkten bzw. ihn zukünftig beeinflussen würden und sich mit der Zeit als Symptome und Krankheiten niederschlagen könnten. Nach Gerber (1988, S. 189) ist "das Akupunktur-Meridian-System ... eine Schnittstelle für energetischen Austausch zwischen unserem physischen Körper und den uns umgebenden Energiefeldern". Auch Dennison (1981) behauptet, "daß wir alle auf einer gewissen Ebene Energie sind und deshalb Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, die sich unserer bewußten, rationalen Kontrolle entziehen" (S. 41). Der Muskeltest ermögliche es dem größten Skeptiker, diese Kraft zumindest teilweise zu erleben. Dabei sei es nicht notwendig, die dabei ablaufenden Vorgänge zu verstehen. So ist Farbe nach Dennison (1981) Energie, die in verschiedenen Frequenzen vibriere. Farben hätten einen unterschiedlichen Einfluß auf die Energiefelder. Es gebe Energiezentren in unserem Körper, denen verschiedene Energiefrequenzen entsprächen. Bestimmte Frequenzen hülfen, Energieausgeglichenheit für den ganzen Körper zu erzielen, andere Frequenzen konzentrierten Energie, und die dadurch entstehende Überbelastung bewirke, daß Dysfunktionen aufträten. In gleicher Weise wirkten Geräusche und Musik auf das Energiegleichgewicht des Menschen ein. Bei Experimenten mit einer Lerntechnik, die allgemein als "Superlearning" bekannt sei (vgl. Ostrander und Schröder 1980), verwende man langsame und gute klassische Musik mit ungefähr 60 Schlägen pro Minute, um Studenten das Erlernen von Sprachen auf entspannte, passive, rezeptive Art, ohne Angstgefühle zu ermöglichen. 35 Vielleicht der größte Übeltäter in unserer Umwelt in bezug auf Energieblockierungen ist nach Dennison (1981) denaturierte Nahrung. EDU-K helfe bei der Entscheidung, welche Nahrungsmittel ein Höchstmaß an Energie spenden und welche auf eine spezielle Person schwächend wirken. Auch durch die Einnahme der richtigen Nahrungszusätze (Supplemente), könne die individuelle Befindlichkeit verbessert werden. Dies gelte insbesondere für die Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen. Chemische Faktoren könnten gleichfalls zu emotionalem Streß beitragen: So nähmen depressive oder angespannte Menschen sehr viel Kaffee oder Zucker zu sich, ohne zu realisieren, daß Kaffee den Streß vermehren könne, während übermäßiger Zuckergenuß zu Stimmungsschwankungen beitrage. Aus diesem Grund könne eine Ernährungsumstellung alleine schon das Streßniveau senken. Nach Dennison (1981) wird das Energiegleichgewicht im weiteren durch "Produkte der Kunststoffwelt" negativ beeinflußt. Je mehr der Mensch mit der Natur in Kontakt bleibe, desto besser werde er funktionieren. Auch Fernsehen nehme negativen Einfluß auf das Energiegleichgewicht, da es erfordere, auf zweidimensionale unnatürliche Weise zu sehen. Der vielleicht bedeutendste Umweltfaktor sei jedoch nach Dennison (1981) unser Kontakt mit Menschen. Mit Hilfe der EDU-K könne man demonstrieren, welche Kraft unsere nichtverbalen, versteckten Verhaltensweisen besitzen, wenn wir den Lebensraum einer anderen Person betreten. Oft entzögen sich diese Verhaltensweisen unserer bewußten Wahrnehmung und auch der der anderen Person und könnten ganz unbeabsichtigt sein. Energieunausgeglichenheiten könnten zudem leicht von Eltern auf kleine Kinder übertragen werden. Nicht zuletzt stelle die Körperhaltung nach Dennison (1981) das Spiegelbild des inneren Gleichgewichts dar. Um eine gute Körperhaltung zu verinnerlichen, müßten "erbauliche, energiespendende und erfreuliche Dinge" in der Umwelt sein und die Gedanken bestimmen. Wenn man eine innere Haltung bedingungsloser Liebe annehme, bewußt in der Gegenwart 36 lebe, sich selbst weniger ernst nehme und auch über die eigenen Fehler lachen könne, gebe es keine Energieblockierungen ("Lebensfreude, Liebe und das Gefühl des Lebendigseins sind der Schlüssel zu guter Körperhaltung" Dennison 1981, S. 93). 2.3 Neurolinguistisches Programmieren (NLP) AK und EDU-K haben viele Techniken aus dem neurolinguistischen Programmieren (NLP) übernommen. NLP bietet nach La Tourelle und Courtenay (1992) zahlreiche Methoden an, die den Menschen mehr Wahlmöglichkeiten für die Art des Denkens über die Dinge geben, und damit mehr Entscheidungsfreiheit für das Leben ermöglichen. Zu den NLP-Techniken zählen: Festlegen positiver Ziele und Ergebnisse, Einsatz spezieller Augenstellungen sowie Techniken, um die Wahrnehmung der Vergangenheit zu verändern. Grundsätzlich beziehe sich NLP mehr auf die Frage, wie wir denken und wie wir Sinneswahrnehmungen verarbeiten, als darauf, was wir denken. NLP wurde von dem Professor für Linguistik, John Grinder, und dem Psychotherapeuten, Richard Bandler, entwickelt. Sie beschrieben in systematischer Weise diejenigen sprachlichen und nonverbalen Kommunikationsmuster, auf die es bei wirkungsvoller therapeutischer Begleitung und Führung bzw. bei effektivem persönlichen Lernen ankomme. Mit dem Instrumentarium der modernen Neuropsychologie, Linguistik, Kybernetik und Informationstheorie, und unter Bezugnahme auf neuere wahrnehmungspsychologische Erkenntnisse, analysieren sie zu diesem Zweck exemplarische Sequenzen der Arbeiten anerkannter Psychotherapeuten, wie Milton Erichson, Fritz Perls und Virginia Satir. So gebe NLP bestimmte Richtlinien vor, um Ziele zu finden und klar zu definieren. Man erhalte grundsätzlich bessere Resultate, wenn man auf ein Ziel hinarbeite. Sobald man an den erwünschten Zustand denke, entwickle man bereits die ersten Sinneswahrnehmungen: Man fühle sich in das positive Endergebnis hinein und sehe sich selbst nicht mehr nur in der negativen Verfassung. Erfolgversprechende Ziele müßten realistisch und erreichbar sein. Der Muskeltest könne helfen, das optimale Ziel und die damit verbundenen Emotionen zu finden. Oft versteckten sich hinter einem bewußten Wunsch nach Veränderung jedoch Faktoren, die 37 das Erreichen des Ziels behindern. Das Erreichen des Zieles bringe häufig Veränderungen mit sich, die uns mit unbekannten und evtl. bedrohlichen Herausforderungen konfrontierten. Solle eine Zielsetzung aussichtsreich sein, müßten beide Hälften des Gehirns positiv reagieren. Bei einem versteckten Konflikt zeige sich die eine Hemisphere, oft die linke, positiv auf das Ziel gerichtet, während die andere Hemisphere negativ reagiere. Viele Klienten haben nach Topping (1985) Schwierigkeiten, an ihren Emotionen zu arbeiten, weil sie dann mit der Annahme konfrontiert würden, daß die eigenen negativen Gedanken das Problem verursacht hätten. Daraus folge die Entscheidung, ob jemand Verantwortung für die eigenen Gedanken und Gefühle übernehmen wolle. Je mehr die linke Hirnhälfte dominiere, je mehr wissenschaftlich (sprich skeptisch) jemand denke, desto unwahrscheinlicher werde es, daß er sich mit seinen Emotionen beschäftige. Veränderung beinhalte immer eine Paradigmenverschiebung und löse somit Angst aus. Wenn ein Teil des früheren Lebens verändert werde, müsse ein altes Paradigma aufgegeben werden, bevor man sich sicher in einem neuen Paradigma fühle. Dies sei angsterzeugend. Veränderung impliziere Risiken. Je größer das Risiko sei, desto größer sei jedoch die potentielle Belohnung. Im Rahmen von NLP werde im weiteren mit der Tatsache gearbeitet, daß wir durch den Blick in verschiedene Richtungen jeweils Zugang zu verschiedenen Teilen des Gehirnes bekämen. Auf diese Weise könne festgestellt werden, wie eine Person Informationen verarbeitet, um ihr dann zu zeigen, wie sie effektiver mit anderen kommunizieren könne. Wenn beim Gedanken an ein spezifisches streßauslösendes Thema oder Ereignis die Augen in viele verschiedene Richtungen gedreht werden, verschaffe zudem jede Drehung Zugang zu einem Teil des Gehirnes, in dem eine streßauslösende Erinnerung zum Thema oder Ereignis gespeichert worden sei. Die Anwendung der ESR-Technik bei gleichzeitigen Blicken in die entsprechenden Richtungen eliminiere den Streß, ohne daß die genaue Verursachungssituation herausgefunden werden müsse. Darüber hinaus scheinen nach Dennison (1981), wenn es um Lernen oder Leistung geht, bestimmte Wörter unsere Energie zu schwächen. Diese Wörter hätten negative Konnotationen oder trügen zum Versagen bei, obwohl der Bedeutung nach keine Absicht dahinterstecke. Insbesondere die Verwendung von Wörtern, die ein Urteil beinhalten, verursachten daher 38 unnötigen Streß. Jeder Mensch habe Affirmationen schon sein ganzes Leben lang benutzt, doch werde das leider meistens nicht erkannt (z. B. "Ich habe Mathe immer gehaßt".) Tragisch daran sei, daß solche Aussagen ein Problem verstärkten und es weniger wahrscheinlich machten, daß man sich jemals von diesen Fesseln befreien könne. So könne eine einzige negative Erfahrung im Schulfach Mathematik dazu führen, daß wir uns herabsetzen, daß diese niedrige Selbsteinschätzung Gewohnheit werde und wir dadurch konditioniert würden. Eine positive Affirmation sei hingegen ein positiver Gedanke, der im Bewußtsein verankert werde, um einer Vorstellung entgegenzuwirken, die nicht mehr angemessen sei. Affirmationen könnten auch Handlungen beinhalten. So änderten Reaktionen wie z. B. Lächeln, die geistige Einstellung. Der dritte Typ von Affirmation sei visueller Art. Bilder über ein bestimmtes Ziel erinnerten ständig daran und verstärkten den Wunsch, das Ziel zu erreichen. IV Kritik Die Diskussion um Ansatz und Methoden der Edukinesiologie wird sowohl von Befürwortern als von Gegnern sehr emotional geführt. Die in positiver wie negativer Richtung extremen Reaktionen, welche der Ansatz bislang hervorgerufen hat, lassen sich insbesondere auf die im folgenden beschriebenen Komponenten zurückführen. Darstellung der Lehre Erstes Kennzeichen der Literatur zur Edukinesiologie, worin sie sich grundlegend von anderen Arbeiten über Lehrmethoden unterscheidet, ist die Darstellung der Lerninhalte. Das Bestreben, bei der Informationsvermittlung dem Leser die angestrebte Art der Aufbereitung von Lernmaterial kundzutun, führt zu einer ungewöhnlichen Aufmachung der Bücher, die gleichzeitig Interesse und Vorbehalte wecken kann: - Die Bücher sind leicht verständlich geschrieben. 39 - Der Leser wird kontinuierlich direkt angesprochen und anhand von Übungsbeispielen zum sofortigen Mitmachen animiert. - Die Inhalte sind übersichtlich gegliedert. - Das Textbild ist durch verschiedene Schriftformen, Bilder, Symbole etc. aufgelockert. Es ist durchaus spannend und keineswegs ermüdend, diese "Fachbücher" zu lesen, und die Inhalte bleiben ohne Mühe im Gedächtnis haften. Man könnte Birkenbiehl (1990) zustimmen, welche sagt, der größte Teil des "offiziellen" Lernens/Lehrens in Schule und Ausbildung sei "halbhirnig". Deshalb wehrten sich die "offiziellen" Schullehrer gegen Autoren, welche es schafften, schwierige Themen populärwissenschaftlich (sprich "gehirngerecht") aufzubereiten. ("Mein Gott, da könnte ja jeder begreifen, daß nicht die Materie selbst so schwierig ist, sondern daß diejenigen, die sie vermitteln sollten, ... sie so "trocken" vermitteln. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder Interessierte sich in fast jedes beliebige Thema einfach einlesen könnte wie in den USA?!!" S. 46) Auf der anderen Seite fällt es schwer, in Anbetracht eines erprobten Systems von Kriterien für die Bewertung von Behandlungsmethoden - was einer "linkshirnorientierten" Vorgehensweise entspricht -, Lerntechniken als seriös zu akzeptieren, bei deren Darstellung die Mehrzahl der Autoren kaum Wert auf präzise Formulierungen legt und explizit und nachdrücklich an den "Glauben" der Rezipienten appelliert wird. Inhalt Der Ansatz der Edukinesiologie wird im weiteren als simpel, leicht verständlich und für jeden anwendbar vorgestellt und er verspricht grundlegende, rasche Veränderungen bezüglich langjähriger Probleme: - Es wird eine völlig neuartige, den bisherigen Erklärungsansätzen widersprechende, (scheinbar) einleuchtende Sicht der Probleme präsentiert. - Betroffenen wird das Stigma des Versagers genommen. - Sie werden in ihrem Selbstverständnis aufgewertet und somit enorm entlastet. 40 - Die optimistische Grundhaltung der Autoren und ihre Art, den Leser auf der emotionalen Ebene anzusprechen, läßt rasche Heilung erwarten. Nun ist es zwar nicht ungünstig, die Selbstheilungskräfte von Betroffenen zu aktivieren, da eine unvoreingenommene positive Erwartungshaltung sicherlich einen Therapieerfolg begünstigt. Auf der anderen Seite wird bei der Darstellung der Methode nicht eindeutig genug offengelegt, daß die geforderten Veränderungen letztlich das gesamte Leben des Klienten betreffen (z. B. Ernährung, Sport etc.). Eine derartige Umstellung dürfte nicht so leicht zu bewerkstelligen und aufrechtzuerhalten sein, wie es anfangs erscheinen mag. Auf die zunächst übergroße Erwartungshaltung dürfte somit in vielen Fällen eine übermäßig ausgeprägte Enttäuschung folgen, die wahrscheinlich gleichfalls stark emotional geprägt ist und dazu führen kann, die Methode genauso pauschal abzulehnen, wie man sie vormals begrüßt hat. Letztere Tendenz dürfte durch die Tatsache verstärkt werden, daß der Ansatz den vorhandenen Erfahrungswerten widerspricht und anfängliche Vorbehalte nach einem Mißerfolg mit vermehrter Kraft aktiviert werden. Die Autoren selbst fördern beim Leser einen gewissen "Wunderglauben", wenn sie z. B. wie Dennison (1981 S. 41) betonen, es sei nicht notwendig, die bei der Anwendung der Methode (Muskeltests) ablaufenden Vorgänge zu verstehen. Es ist sehr gefährlich, die Perspektive von Klienten ausschließlich in den Ergebnisbereich zu lenken, ohne über den tatsächlichen Wirkmechanismus aufzuklären. Der Erzeugung von stark emotionalen Reaktionen (in positiver wie negativer Hinsicht) sowie einem abrupten Wechsel zwischen Zustimmung und Ablehnung wird auch dadurch Vorschub geleistet. Evaluierung Ein weiterer Schwachpunkt der Methode liegt in der nahezu völlig fehlenden Evaluierung der Therapieergebnisse: - Es gibt nur wenige Studien zur Wirksamkeit des Ansatzes, die noch dazu unter massiven methodischen Problemen leiden. - Die Ergebnisse sind nicht objektivierbar. - Die Vorgehensweise ist nicht standardisiert. 41 - Gebräuchliche Kriterien zur Bewertung der Qualität eines Tests werden völlig außer acht gelassen. Verwunderlich in diesem Kontext ist insbesondere das diesbezügliche Selbstverständnis der Autoren und Anwender, die überhaupt nicht an weiterreichender wissenschaftlicher Anerkennung interessiert zu sein scheinen, sondern es vorziehen, quasi missionarische Überzeugungsarbeit zu leisten. So wird zwar nachdrücklich von erstaunlichen Therapieerfolgen berichtet. Dies geschieht jedoch zumeist in Form von verallgemeinerten Aussagen oder anhand von Einzelfallberichten. So trägt z. B. Dennison (1981, S. 25) vor, er und seine Mitarbeiter hätten Kindern geholfen, die geistige Entwicklung von drei Jahren in einem Jahr zu vollziehen. Sie hätten erlebt, "wie IQ-Quotienten stiegen und Persönlichkeitsveränderungen eintraten". Sie hätten dazu beigetragen, daß aus einem "ich kann nicht" ein "ich kann" geworden sei. Diese Form der Würdigung erinnert stark an Berichte von "Wunderheilungen", an die zu glauben schwerfällt. Auf der anderen Seite dürfte es auf Grund der Vielzahl der involvierten persönlichkeits-, qualifikations- und beziehungsspezifischen Faktoren sowie der zum großen Teil intuitiven Vorgehensweise des Therapeuten extrem schwierig sein, zuverlässige, reproduzierbare Behandlungsergebnisse zu erzielen: - Die Effizienz der Methode ist im extremen Maße abhängig von der Person des Anwenders, seiner speziellen Methodenauswahl, der Therapeut-Klient-Beziehung und vom Gesamtkontext der Anwendungs- wie auch der Lebenssituation des Klienten. - Bei der Durchführung der Methode ist in großem Umfang die Aufnahme von Körperkontakt und Berührung notwendig, deren Qualität für sich genommen bereits weitreichende Auswirkungen auf Verhalten und Empfindungen des Klienten haben dürfte. In diesem Kontext ist besonders darauf hinzuweisen, daß bei anderen Formen von Körpertherapie der Klient eindeutig über die geplante Vorgehensweise aufgeklärt und die Freiwilligkeit seiner Teilnahme sichergestellt werden muß. Beide Voraussetzungen dürften bei der Durchführung und Methoden der Edukinesiologie im Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht gegeben sein. Darüber hinaus ist eindeutig zwischen einer Therapeut-Klient-Beziehung und der Lehrer42 Schüler-Beziehung zu differenzieren. Der Klient gestattet dem Therapeuten aus freier Entscheidung eine gewisse "Eingriffsbefugnis" in persönlichste Bereiche. Einem Lehrer hingegen steht eine derart weitreichende (therapeutische) Einflußnahme nicht zu - schon wegen der in der Schule gegebenen Machtverhältnisse: - Das Lernen ist zudem laut Dennison (1984) aufgabenspezifisch ; das heißt, auch wenn bereits einschlägige Lernerfahrungen gemacht wurden, kann man sich nicht darauf verlassen, daß eine Übertragung stattfindet. - Insbesondere dürften sich "Erfolge", die in einem bestimmten Setting erzielt wurden, nur schwer aufrechterhalten lassen, wenn der Klient (insbesondere ein Kind) den Lehrer wechselt bzw. in die gewohnte häusliche Umgebung zurückkehrt, deren Organisation so gar nicht den Anforderungen des von der Edukinesiologie vorgetragenen Weltbildes entspricht. - In der Edukinesiologie wird zudem nachdrücklich mit Methoden positiver Verstärkung gearbeitet (wie z. B. Affirmationen, Reframing etc.), die rasche Veränderungen herbeiführen können, deren Integration in das alltägliche Verhaltensrepertoire jedoch gleichfalls nur unter beträchtlichen Anstrengungen gelingen dürfte. - Wenn die Effizienz einer Methode stark mit der Qualifikation, ja sogar persönlichkeitsspezifischen Variablen des Anwenders verknüpft ist, dürfte sich ihre umfassende Verbreitung bei Sicherstellung gewisser Qualitätsstandards als äußerst schwierig erweisen. Im Gegensatz zu wissenschaftlich validierten Ansätzen, wie z. B. der Physiotherapie, wird in der Edukinesiologie eine ausgeprägt intuitive Vorgehensweise befürwortet, für die keine differenzierten Ausbildungsrichtlinien bindend sind. Gerade das immer wieder zitierte "gewaltige Spektrum des Muskelbiofeedbacks" (z. B. La Tourelle & Courtenay 1992, S. 55) und dessen starke Beeinflußbarkeit durch zahlreiche Faktoren würden eine hohe Qualifikation des Anwenders verlangen, die durch die Art der Weitervermittlung dieser Methoden jedoch nicht gegeben ist. Weltanschauung Bei eingehender Beschäftigung mit der Literatur zeigt sich schließlich, daß der Ansatz der Edukinesiologie einen eindeutig esoterischen Hintergrund hat. Es wird nicht nur die Beseitigung von Lernbehinderungen, sondern Veränderungen der Persönlichkeit und des gesamten Lebenskontextes angestrebt. Die Einstellung zu esoterischen Lehren sollte jedoch Privatsache bleiben. Die Verbreitung derartiger Denkmodelle darf nicht staatlich gefördert werden; es darf nicht der Eindruck entstehen, es handle sich dabei um seriöse, allgemein anerkannte 43 Wissenschaft. Fazit Ansatz und Methoden der Edukinesiologie haben von der Angewandten Kinesiologie einzelne Aspekte wie den ganzheitlichen Ansatz, den Energiebegriff, Kenntnisse über Meridiansysteme, bestimmte Reflexpunkte etc. übernommen. Diese "Grundlagen" der östlichen Medizin werden wie Versatzstücke willkürlich mit Begriffen der Neurophysiologie vermischt. Den Erkenntnissen der Neurophysiologie und Neuropsychologie, den für die Erklärung von Lernprozessen wichtigen Wissenschaftsbereichen, wird man damit nicht gerecht. Das Gebäude der Edukinesiologie läßt sich insgesamt nicht als stimmige Theorie bezeichnen. Darüber hinaus ist auch die Anwendung der Methoden nicht systematisch. Befremdend ist außerdem die Art und Weise, wie die Methode derzeit, in Verbindung mit nicht immer seriösen Vermarktungsstrategien, Verbreitung erfährt und bei Betroffenen nicht erfüllbare Hoffnungen weckt. Lehrer müssen heute verstärkt nach ganzheitlichen, handlungs- und erlebnisorientierten und die Bewegung einbeziehenden Methoden suchen und sie im Unterricht anwenden. Dies ist ein schwieriges und unterstützenswertes Unterfangen. Esoterisches Gedankengut und simplifizierende Methoden unter dem Deckmantel einer "praktischen Pädagogik" sind dafür kein Ersatz. 44 Literatur zur Edukinesiologie Bandler, R.: Frogs Into Princes. Moab, Utah, Real People Press, 1979. Birkenbihl, V.: Stroh im Kopf? München 19903. Delacato, C. H.: The Diagnosis and Treatment of Speech and Reading Problems. Springfield 1963. Dennison, P.: Befreite Bahnen. Freiburg 1981. Dennison, P., Hargrove, G.: EK für Kinder. Das Handbuch der Edu-Kinestetik für Eltern, Lehrer und Kinder jeden Alters. Freiburg 1987. Gerber, R.: Vibration Medicine: New Choices for Healing our selves. Santa Fe/NM 1988. Grinder, M.: NLP für Lehrer. Freiburg 1992. La Tourelle M./Courtenay, A.: Was ist angewandte Kinesiologie? Freiburg 1992. Meister Vitale, B.: Lernen kann phantastisch sein. Berlin 1988. Ostrander/Schroeder: Leichter lernen ohne Streß (Superlearning). München 19803. Selye, H.: Stress Without Distress. New York 1974. Stokes, G./Whiteside, D.: One Brain. Burbank, Calif.:Tree in One Concepts, 1984. Thie, J.: Gesund durch Berühren. Basel 19896. Topping, W.: Stress Release. Freiburg 1986. Topping, W.: Körperenergien in der Balance. Freiburg 1988. 45 Topping, W.: Biokinesiology Workbook. Bellingham, Washington: Topping International Institute, 1985. Walther, D.S.: Applied Kinesiology. Vols I and II. Pueblo ICO 1981. Kritische Artikel Breitenbach, E., Keßler, B.: Edu-Kinestetik aus empirischer Sicht. - Eine empirische Überprüfung des Muskeltests - In: Sonderpädagogik 27. Jg. 1997, Heft 1, S. 8 - 18. Meidinger, H.: Kinesiologie - eine neue Therapieform in der Schule? In: Report Psychologie 20 (10/95) Anlagen Prof. Dr. med. H. Amorosa, Heckscher-Klinik München, Universität München, Institut für Kinderund Jugendpsychiatrie, Bezirk Oberbayern, Fachklinik für Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters: “Kommentare zur Edukinesiologie” Dr. med. Brigitte Ohrt, Dr. Von Haunersches Kinderspital, Universität München, Leiterin des Zentrums für Entwicklungsneurologie und Frühförderung: “Edu-Kinestetik - Stellungnahme zu den neurologischen Grundlagen der Methode” 46