Übungskatalog für Physiotherapeuten und andere
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Übungskatalog für Physiotherapeuten und andere
Übungskatalog für Physiotherapeuten und andere Gesundheitsberufe zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das BRAIN-GYM® Konzept -Modifiziert von Medizinpädagogen mit dem Grundberuf Physiotherapie- SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera GmbH Studiengang Medizinpädagogik Inhalt 1. Die einzelnen Brain-Gym Übungen im Überblick....................................................... 1 2. „Liegende Acht‘‘ .......................................................................................................... 2 2.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten ...................................................................... 3 2.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad ........................................... 3 3. ‚‚Überkreuzbewegungen‘‘ ........................................................................................... 5 3.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten ...................................................................... 5 3.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad ........................................... 6 4. ‚‚Armaktivierung‘‘ ....................................................................................................... 8 4.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten ...................................................................... 8 4.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad ........................................... 9 5. ‚‚Eule‘‘ ....................................................................................................................... 11 5.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten .................................................................... 12 5.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad ......................................... 12 6. ‚‚Energie-Gähnen‘‘ .................................................................................................... 14 6.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten .................................................................... 14 6.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad ......................................... 15 7. ‚‚Nackenrolle‘‘ ........................................................................................................... 16 7.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten .................................................................... 16 7.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad ......................................... 17 8. ‚‚Hook-ups‘ ................................................................................................................ 18 8.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten .................................................................... 19 8.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad ......................................... 20 9. ‚‚Denkmütze‘‘ ............................................................................................................ 21 9.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten .................................................................... 21 9.2 Variante der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad........................................... 22 I 10. Der Übungsaufbau ..................................................................................................... 23 11. Literatur ...................................................................................................................... 24 II Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 1. Die einzelnen Brain-Gym Übungen im Überblick Der Name BRAIN-GYM® steht für eine Reihe einfacher Übungen, die von Dennison und Dennison (2004) [1] entwickelt wurden und ursprünglich für alle Altersstufen geeignet sind. Die Übungen wurden von Medizinpädagogen für Menschen mit Demenz modifiziert und mit eigenen Abbildungen durch Laienschauspieler ergänzt. Mithilfe des Einsatzes von Brain-Gym Übungen kann die Konzentration bei Demenz verbessert und durch die regelmäßige Anwendung der adaptierten Brain-Gym Übungen einer Verschlechterung des Gesamtzustandes entgegenwirkt werden Brain-Gym Übungen sind motorisch gut umsetzbar, leicht verständlich und förderlich für geistige und körperliche Aktivität. Der Vorteil der Brain-Gym Übungen besteht darin, dass sie aktivieren, ohne psychisch und physisch zu überfordern, sie haben einen schnellen Wiedererkennungseffekt durch die verwendeten Symbole. Das Konzept ist leicht erlernbar und auch für Angehörige und Betreuungspersonen unkompliziert anwendbar. Die Übungsauswahl, die alle Gruppenteilnehmer innerhalb eines dreißig minütigen Bewegungsprogrammes durchführt werden kann, ist nachstehend detailliert beschrieben. Alle Übungen sollen während der Interventionen mit den Klienten im Sitzen durchgeführt werden. Eine Abwandlung der Übungen in eine Variation mit geringerem Schwierigkeitsgrad oder auch die Durchführung der Übungen im Liegen ist möglich. 1 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 2. „Liegende Acht‘‘ Abbildung 1: „Liegende Acht“ Beschreibung der Übung Durch die visuelle und dynamische Kreuzung der Mittellinie kommt es zur Aktivierung des rechten und linken Gesichtsfeldes. Dadurch werden beide Hirnareale beansprucht und positiv beeinflusst. Ausführungen für das Durchführung mit beiden Beinen im Wechsel auf der Fron- Übungsprogramm (Abbil- talebene: ein Bein wird nach vorn gestreckt und so bewegt, dung 1) dass das Zeichen einer liegenden Acht entsteht. Dabei sollen die Augen die Bewegung des Beines verfolgen. Als Richtungsweiser dient die nach oben gestreckte Fußspitze. Durchführung mit beiden Armen im Wechsel auf der Frontalebene: ein Arm wird nach vorn gestreckt (siehe Abbildung) und so bewegt, dass das Zeichen einer liegenden Acht entsteht. Die Augen sollen der Bewegung des Armes folgen. Als Richtungsweiser dient der nach oben gestreckte Daumen. Durchführung mit beiden Armen im Wechsel auf der Transversalebene: ein Arm wird auf dem Tisch abgelegt und die 2 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Hand wird so geführt, dass das Zeichen einer liegenden Acht entsteht. Diese Übung kann auch ohne Tisch ausgeführt werden, indem der Übende sich eine Tischplatte vorstellt, auf der er die Bewegung ausführen möchte. Wirkung Aktivierung beider Gehirnhälften durch Überkreuzen der Mittellinie Augenmuskelkoordination wird verbessert 2.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Stuhl ein Arm wird nach vorn gestreckt, bzw. im Anschluss beide Arme mit gefalteten Händen, Daumen nach oben Durchführung Der Arm wird auf der Frontalebene so bewegt, dass das Zeichen einer liegenden Acht entsteht. Die Augen sollen der Bewegung des Armes folgen, als Richtungsweiser dient der nach oben gestreckte Daumen. Danach wird die andere Seite bewegt und dann bewegen sich beide Seiten zusammen. Wiederholung circa zehn Wiederholungen der Übung pro Arm Wirkung Förderung des Zusammenspiels beider Hirnareale verbesserte Balance und Koordination verbesserte Gesichtsfeldwahrnehmung verbesserte Augenmuskelkoordination 2.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Durchführung Die Acht wird von dem Patienten mit Kreide an die Tafel gezeichnet oder mit dem Stift auf ein Blatt visueller Stimulus. Die Acht kann auf einer Tischplatte gezeichnet werden. Die Acht wird von dem Therapeuten auf ein Blatt vorgezeichnet und der Patient zieht die gezeichnete Linie nach. 3 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Die Acht kann zu Beginn vom Therapeuten mit gezeichnet werden. Kinästhetische Unterstüt- Der Therapeut führt den Arm des Patienten, der Patient wird zungsmöglichkeiten dabei aufgefordert, die Bewegung des Therapeuten und seine eigene Bewegung wahrzunehmen. Dabei wird Bewegung und Berührung miteinander kombiniert und das motorische System mit dem sensorischen System gekoppelt. Die Übung mit geschlossenen Augen machen, um die kinästhetische Wahrnehmung der liegenden Acht zu intensivieren. 4 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 3. ‚‚Überkreuzbewegungen‘‘ Abbildung 2: „Überkreuzbewegung“ Beschreibung der Übung Eine Überkreuzbewegung wird mit dem wechselseitigen Bewegen der Arme und gleichzeitigem Bewegen des jeweils kontralateralen Beines durchgeführt. Derartige Bewegungsübungen dienen der Aktivierung beider Gehirnhemisphären gleichzeitig und bereiten den Übenden auf weitere Übungen mit Kreuzen der Mittellinie. Ausführung für das Zusammenführen und diagonales Wegstrecken von rechter Übungsprogramm (Abbil- Hand und linkem Knie: dabei wird das entsprechende Bein dung 2) angehoben und mit dem diagonalen Arm in Berührung gebracht; anschließend wird das Bein abgestellt und der Arm nach oben außen gestreckt bewegt Wirkung Schulung der Links-Rechts-Koordination Stärkung der Rumpfmuskulatur Überkreuzen der visuellen Mittellinie 3.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Stuhl 5 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept ein Arm gestreckt, Schultergelenk in Flexion, Abduktion und Außenrotation Hüften in leichter Abduktion Durchführung Die linke Hand wird zum rechten Knie geführt, das Knie wird dabei der Hand entgegen gehoben. Danach wird der linke Arm wieder in die Ausgangsstellung zurückgeführt. Danach im Wechsel rechten Arm zum linken Knie. Wiederholung zehn Wiederholungen für jede Seite Wirkung Aktivierung beider Hirnhälften und der Überkreuzung der Mittellinie Verbesserte Abstimmung von visuellen, auditiven und kinästhetischen Fähigkeiten. Dadurch: Verbesserung der Fertigkeiten Zuhören, Lesen, Schreiben und Erinnern. Steigerung der Schulter- und Rumpfbeweglichkeit. Schulung der Links-Rechts-Koordination. Stärkung der Rumpfmuskulatur. 3.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Durchführung Das Knie muss nicht angehoben werden. Der Arm kann zu Beginn von dem Therapeuten geführt werden. Die Übung kann mit einem Tuch, einer Wasserflasche oder einem Ball ausgeführt werden. Die Übung kann ebenso als Partnerübung ausgeführt werden, indem sich die Patienten gegenübersitzen und sich die gleiche Hand geben. Funktionell kann man auch die tägliche Aktivität des Schnürens der Schuhe als Variation dieser Übung trainieren. 6 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Kinästhetische Unterstüt- Der eine Arm des Patienten wird zu seinen entgegengesetz- zungsmöglichkeiten ten Knien geführt, der Patient konzentriert sich dabei auf die Bewegung seines Armes. Ebenso kann der Therapeut ein Bein führen und der Patient bewegt nur den entgegengesetzten Arm Richtung Knie, dabei konzentriert sich der Patient sowohl auf eine eigens ausgeführte Bewegung, also auch auf die Bewegung, die von dem Therapeuten ausgeführt wird. Der Therapeut kann auch zur Wahrnehmungsschulung die Hand des Patienten laut Propriozeptiver Neuromuskulärer Fazilitation (kurz: PNF) im lumbricalen Griff auf der Diagonale D1dreidimensional führen. Zusätzlich mehr auditive Unterstützung. 7 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 4. ‚‚Armaktivierung‘‘ Abbildung 3: „Armaktivierung“ Beschreibung der Übung Diese Übung dient als isometrische Spannungs- und Selbsthilfeübung, die die Schulter-Nacken-Muskulatur dehnen und somit entspannen soll. Dadurch werden Verspannungen gelöst, die die Aktivitäten der Arme beeinträchtigen. Ausführung für das Einen Arm weit in Richtung Decke strecken und diesen mit Übungsprogramm (Abbil- der anderen Hand möglichst hinter dem Kopf fassen; meh- dung 3) rere Atemzüge halten. Wirkung Atemvertiefung Anregung des Energieflusses in Armen und Händen Entspannung der Schulter-Nacken-Muskulatur 4.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Stuhl Ein Arm gestreckt und im Schultergelenk in Flexion und Außenrotation eingestellt. Die Hand des anderen Armes fasst hinter dem Kopf an den Ellenbogen. 8 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Aktivierung des gestreckten Arms mit Hilfe eines isometri- Durchführung schen Widerstandes der anderen Hand. Die Spannungsübung wird in nach ventral, dorsal, lateral und medial ausgeführt. Die Spannung wird circa. 5 Sekunden gehalten. Danach werden die Armpositionen gewechselt. Wiederholung Einmal pro Seite für ca. 5 Sekunden. Wirkung Entwicklung von Kraft und Koordination der oberen Extremität Konzentrationsverbesserung Atemvertiefung Anregung des Energieflusses in Armen und Händen 4.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Den Arm gestreckt auf einem Tisch oder dem Bein ablegen Durchführung lassen, bzw. nur soweit anheben lassen wie möglich. Der Therapeut gibt Hilfestellung. Der Therapeut kann einen Wiederstad gegen eine Arm in alle Richtungen gebender Patient kann außerdem einen Ball, ein Tuch oder einen Stift in der nach oben gestreckten Hand halten. Kinästhetische Unterstüt- Der Therapeut hält den Arm des Patienten und der Patient zungsmöglichkeiten gibt einen Widerstand von allen Seiten, dabei soll er die Berührung des Therapeuten und den eigen gesetzten Widerstand aktiv wahrnehmen. Während der Patient den Arm oben hält, kann der Therapeut mit verschiedenen Stimuli einen Widerstand von außen geben. Beispielmaterialien: mit einem Schwamm, einer Bürste, einer Feder, einem spitzen Gegenstand 9 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Der Patient soll sich dabei auf die verschiedenen Widerstandsstärken konzentrieren. 10 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 5. ‚‚Eule‘‘ Abbildung 4: „Eule“ Beschreibung der Übung Diese Übung dient der Verbesserung des Sehens, des Hörens und des Kopfdrehens. Sie löst Verspannungen um SchulterNacken-Bereich und regt die Durchblutung zum Gehirn vermehrt an. Ausführung für das Mit einer Hand wird die Schulter fest zusammengedrückt, Übungsprogramm (Abbil- dabei wird der Kopf langsam nach rechts und links bewegt; dung 4) mehrere Wiederholungen. Beim Kopfdrehen das Hören auf die Seite lenken, auf die gedreht wird; dadurch werden Geräusche besser wahrgenommen Wirkung Anregung des Hörverständnisses Aktivierung der Aufmerksamkeit Entspannen der Schulter-Nacken-Muskulatur Rotationsverbesserung der Halswirbelsäule nach rechts und links 11 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 5.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Stuhl Die rechte Hand auf die linke Schulter legen und den M. trapezius dort kräftig massieren. Tief einatmen und während der Ausatmung den Kopf nach Durchführung rechts drehen. Bei der folgenden Einatmung wird der Kopf zur Mitte gedreht und während der Ausatmung wird der Kopf zur linken Seite gedreht. Bei dem nächsten Atemzyklus wird der Kopf während der Einatmung wieder zur Mitte bewegt und bei der folgenden Ausatmung wird der Kopf Richtung Brustbein bewegen und damit eine Flexion der Halswirbelsäule/HWS ausführen. Bei der nächsten Einatmung bewegt sich der Kopf wieder in eine Extension der Halswirbelsäule. Wiederholungen Drei Atemzüge in alle drei Richtungen Wirkung Verspannungen im Schulter-, Nackenbereich werden gelöst. Das Bewegungsausmaß in der Halswirbelsäule wird vergrößert. Das Hörverständnis und die Denk- und Sprechfähigkeit nimmt durch eine entspannte Nackenmuskulatur zu. 5.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Bewegung unabhängig von der Atmung durchführen. Durchführung Eine Person, einen Gegenstand oder ein Bild rechts oder links neben dem Patienten positionieren und den Patienten auffordern dort hinüber zu sehen. Fixpunkte nennen: Fenster, Tür, Stuhl. Kinästhetische Unterstüt- Der Therapeut führt die Hand des Patienten zur entgegenge- zungsmöglichkeiten setzten Schulter, der Patient wird aufgefordert, den Kopf zu 12 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept drehen und die Berührung des Therapeuten aktiv wahrzunehmen. Auch hier kann der Therapeut den Arm nach der Propriozeptiven Neuromuskulären Fazilitation im lumbricalen, dreidimensionalen Griff auf der Diagonale D2 mit Ellenbogenflexion bewegen. Der Patient führt seine Hand zur entgegengesetzten Schulter und der Therapeut bewegt den Kopf des Patienten, der Patient soll wieder die Bewegung der Halswirbelsäule durch den Therapeuten wahrnehmen Hinweis: wenn das Gesicht nach links schaut; auf das Hören mit dem linken Ohr achten, wenn nach rechts: auf das rechte Ohr achten; wenn der Kopf nach vorn geneigt ist, auf das Hören in beiden Ohren achten. 13 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 6. ‚‚Energie-Gähnen‘‘ Abbildung 5: „Energie-Gähnen“ Beschreibung der Übung Das „Energie-Gähnen“ entspannt die Kiefer- und Mundregion und aktiviert dadurch das Gehirn. Außerdem entspannt das Energiegähnen auch die Augen, indem es die Befeuchtung anregt und fördert eine positive Einstellung. Ausführung für das Man beginnt zu gähnen und drückt dabei mit den Fingerspit- Übungsprogramm (Abbil- zen leicht auf alle Stellen im Gesicht, die sich angespannt dung 5) fühlen. Dabei gibt man einen tiefen und entspannten Gähnton von sich. Mindestens 3-mal das Gähnen wiederholen. Wirkung Durch Energiebewegungen werden neurale Verbindungen aktiv. Dadurch funktioniert die Energieübermittlung wieder besser. 6.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Hocker 14 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Hände auf die Wangen legen und beginnen zu Gähnen. Durchführung Während des Gähnens massieren beide Hände sanft die Wangenmuskulatur. Dabei besonders stark verspannte Regionen palpieren und bearbeiten. Während des Gähnens erklingt ein tief entspannter Gähnton. Wiederholung Gähnen mindestens dreimal wiederholen. Wirkung Verbesserung der Integration des gesamten Gehirns. Entspannung der Augen. Verbesserung der Kreativität durch entspannte Mimik. 6.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Die Massage kann von dem Therapeuten ausgeführt werden. Durchführung Der Patient versucht die Mundöffnung zur Gähnbewegung mitzumachen. Die Wangenmassage kann mit Creme, einem trockenen/feuchten Waschlappen oder einem Taschentuch durchgeführt werden. Kinästhetische Unterstüt- Der Therapeut massiert die Wangen des Patienten mit ver- zungsmöglichkeiten schiedenen Materialien um einen unterschiedlichen Stimulus zu setzen. Beispielmaterialien: mit einer Bürste, Feder, einem Schwamm. Der Patient bekommt den Auftrag, die verschiedenen Stimuli und die Bewegung auf seinen Wangen aktiv wahrzunehmen. 15 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 7. ‚‚Nackenrolle‘‘ Abbildung 6: „Nackenrolle“ Beschreibung der Übung Die Nackenrolle löst Verspannungen der Schulter-NackenMuskulatur und fördert die Beweglichkeit des Kopfes nach rechts und links. Ähnlich wie bei der ‚‚Eule‘‘ werden hier das Sehen und Hören angeregt. Ausführung für das Mit geschlossenen Augen den Kopf langsam nach rechts und Übungsprogramm (Abbil- links rollen lassen; Kinn dabei Richtung Brustbein führen; dung 6) während der Bewegung ruhig atmen. Wirkung Atemvertiefung Tiefenentspannung des zentralen Nervensystems Aktivierung der Mittelfeldkoordination (z. B. für das Schreiben) 7.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Stuhl Augen geschlossen Arme und Schulter bleiben entspannt 16 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Mit geschlossenen Augen den Kopf langsam nach rechts und Durchführung links rollen lassen; Kinn dabei Richtung Brustbein führen. Während der Bewegung ruhig atmen. Wiederholung fünfmal zu jeder Seite rollen. Wirkung Entspannung der Schulter-Nacken- Muskulatur. Mobilisation der Halswirbelsäule Atemvertiefung Tiefenentspannung des zentralen Nervensystems Aktivierung der Mittelfeldkoordination (z. B. für das Schreiben) Anregung des Sehens und Hörens 7.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Augen offenhalten Durchführung Eine Person, einen Gegenstand oder ein Bild rechts oder links neben dem Patienten positionieren und den Patienten auffordern dort hinüber zu sehen. Kinästhetische Unterstüt- Der Therapeut führt den Kopf des Patienten und bewegt ihn zungsmöglichkeiten nach rechts oder links. Der Patient wird aufgefordert die Bewegung seines Kopfes und die Berührung der Hände des Therapeuten auf seinem Kopf aktive wahrzunehmen. Dabei kann der Therapeut verschiedene Handschuhe tragen. Zum Beispiel: dünne Handschuhe, Winterhandschuhe, kratzige Handschuhe, oder das Bewegen mit kalten oder warmen Händen durchführen. Das Nackenrollen mit der Vorstellung verbinden, dass ein warmer Wasserfall den Nacken herunter fließt. 17 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 8. ‚‚Hook-ups‘ Abbildung 7: „Hook-ups“ Abbildung 8: „Hook-ups“ - Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Beschreibung der Übung Die Hook-ups beschreiben eine Energieübung, die die Leitungsbahnen und Funktionskreise im Körper anregen soll. Durch das Halten der Arme in Form einer Acht (1. Teil) und das gegenseitige Berühren der Fingerspitzen (2. Teil) werden beide Gehirnhälften wieder koordinativ und kognitiv miteinander verbunden. 18 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Ausführung für das 1. Teil: Beine gestreckt übereinanderschlagen; beide Arme Übungsprogramm (Abbil- gebeugt ineinander verschlingen (wie eine Acht); ca. 1 Mi- dung 7) nute tiefe Atemzüge durchführen 2. Teil: Beine gebeugt anstellen, so dass die Füße Bodenkontakt haben (erden); beide Hände so positionieren, dass sich die Fingerspitzen beider Hände berühren; ca. 1 weitere Minute tief atmen während der Übung sind die Augen geschlossen Wirkung Schulung der Selbstwahrnehmung Atemvertiefung Förderung der Aufmerksamkeit Verbesserung des Gleichgewichtes und der Koordination 8.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Hocker Beine gestreckt kreuzen, linkes Bein oben Arme gestreckt, rechtes Handgelenk über das linke legen, dabei greifen die Handinnenflächen ineinander Ellenbogengelenke nur flektieren und die Hände vor das Sternum führen Durchführung Augen schließen, tief einatmen und entspannen. Bei jeder Einatmung die Zunge an den Gaumen drücken, bei jeder Ausatmung wieder lockerlassen. Gekreuzte Arme und Beide wieder lösen. Die Beine entspannt nebeneinander auf den Boden stellen. Fingerspitzen der rechten und linken Hand vor dem Körper zusammenführen Erneut entspannen und während der Einatmung die Zunge an den Gaumen drücken und während der Ausatmung wieder lockerlassen. Wiederholung Für fünf Atemzyklen wiederholen. 19 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Unterstützung des elektromagnetischen Energieflusses. Wirkung Steigerung der Vitalität, Selbstwahrnehmung und Abgrenzungsfähigkeit. 8.2 Variation der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Durchführung (Abbildung Keine Verdrehung der Arme, sondern diese nur gekreuzt vor 8, Seite 18) das Sternum legen, linke Hand auf rechter Schulter und rechte Hand auf linker Schulter. Nur die Beine oder nur die Amre vor dem Körper kreuzen. In die Hände einen Ball oder ein Tuch nehmen. Kinästhetische Unterstüt- Der Therapeut führt die Arme des Patienten in eine ge- zungsmöglichkeiten kreuzte Position, der Patient soll die Bewegung aktiv wahrnehmen und wenn möglich die Bewegung des Therapeuten visuell verfolgen. 20 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 9. ‚‚Denkmütze‘‘ Abbildung 9: „Denkmütze“ Beschreibung der Übung Durch diese Übung soll die Konzentration auf das Hören gesteigert werden. Dabei benutzt man Daumen und Zeigefinger, um mit diesen entlang der Ohrränder von oben nach unten leicht zu massieren, bis man am Ohrläppchen angekommen ist. Ausführung für das Aufrechthalten des Kopfes und sanfte Massage der Ohren Übungsprogramm (Abbil- von oben nach unten dung 9) Wirkung Erweiterung des Hörvermögens Konzentrationssteigerung Aufmerksamkeitssteigerung 9.1 Übungsanleitung für Physiotherapeuten Ausgangsstellung Sitz auf dem Stuhl Daumen und Zeigefinde am Ohrenrand 21 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept Daumen und Zeigefinger massieren den Rand der Ohrmu- Durchführung schel von innen nach außen und von oben nach unten zum Ohrläppchen hin Der Kopf ist aufrecht und mittig. Dabei werden die Ohren leicht gerötet und angenehm warm. Wiederholung Für drei bis fünf Zyklen wiederholen. Wirkung Aktivierung des Gehörsinns durch eine verbesserte Durchblutung. Die Konzentrationsfähigkeit und Wachheit wird verbessert. Das Gehörte kann besser aufgenommen und gespeichert werden. 9.2 Variante der Übung mit geringerem Schwierigkeitsgrad Die Massage der Ohren wird von dem Therapeuten ausge- Durchführung führt. Dies kann zum Beispiel mit verschiedenen Handschuharten durchgeführt werden. Zum Beispiel: dünne Handschuhe, Winterhandschuhe, kratzige Handschuhe, oder das Massieren mit kalten oder warmen Händen durchführen. Kinästhetische Unterstüt- Der Therapeut massiert die Ohren und der Patient soll die zungsmöglichkeiten Bewegung und Berührung auf seiner Haut bewusst wahrnehmen. 22 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 10. Der Übungsaufbau 1. ‚‚Liegende Acht‘‘ mit einem Bein auf der Frontalebene ausführen; mehrmals wiederholen und die Seite wechseln (siehe Seite 2) 2. ‚‚Überkreuzbewegungen‘‘ mit rechtem Arm und linkem Bein ausführen, indem die rechte Hand zum linken Knie geführt wird und wieder weggestreckt wird; mehrmals wiederholen und die Seite wechseln (siehe Seite 5) 3. ‚‚Liegende Acht‘‘ mit einem Arm auf der Frontalebene durchführen; mehrmals wiederholen und die Seite wechseln (siehe Seite 2) 4. ‚‚Armaktivierung‘‘ mit beiden Armen im Wechsel ausführen; jeweils mehrere Atemzüge halten (siehe Seit 8) 5. ‚‚Liegende Acht‘‘ mit einem Arm auf der Transversalebene durchführen (‚‚gedachte‘‘ Tischplatte); mehrmals wiederholen und die Seite wechseln (siehe Seite 2) 6. ‚‚Eule‘‘ beidseits durchführen (siehe Seite 11) 7. ‚‚Energie-Gähnen ‘‘ mindestens 3-mal ausführen (siehe Seite 14) 8. ‚‚Nackenrolle‘‘ einmal mit geöffneten und einmal mit geschlossenen Augen ausführen; mehrmals wiederholen (siehe Seite 16) 9. ‚‚Hook-ups‘‘ für ca. 2-4 Min. ausführen; ruhig atmen (siehe Seite 18) 10. ‚‚Denkmütze‘‘ mit 3-6 Wiederholungen am Ende einer jeden Übungsstunde durchführen (siehe Seite 21) 23 Übungskatalog zur Anwendung bei Menschen mit Demenz in Anlehnung an das Brain-Gym Konzept 11. Literatur 1. Dennison PE, Dennison G (2004) Brain Gym. Lehrerhandbuch, 13. Aufl. VAK, Verl. für Angewandte Kinesiologie, Freiburg 24