42-48 Geburtshelferin

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42-48 Geburtshelferin
Foto: Jonas Spengler
Zubereitungen aus Heilpflanzen sind für die
Geburtsvorbereitung von grossem Nutzen.
Naturheilkunde GESUNDHEIT
Foto: Jonas Spengler
Die Naturheilkunde
als Geburtshelferin
Jede werdende Mutter wünscht sich eine komplikationslose Geburt.
Die Entbindung kann nach naturheilkundlichen Grundsätzen vorbereitet
und damit wesentlich erleichtert werden. Das sanfte Erfahrungswissen
wird mit Vorteil genutzt.
D
ie Geburt sollte nicht dem Zufall überlassen werden. Viele
Hebammen und Frauenärzte
bedienen sich naturheilkundlicher Therapien und unterstützen damit
die Gesundheit der werdenden Mutter für
eine komplikationslose Entbindung. Als
Zeit der Geburtsvorbereitung gelten die
6 Wochen vor der Geburt. Während der
Geburt sind ebenfalls natürliche Anwendungen hilfreich. Dadurch werden die
optimalen Voraussetzungen geschaffen,
damit das Baby ohne unnötige Erschwernisse das Licht der Welt erblicken kann.
Die Geburtsvorbereitung
Ab der 34. Schwangerschaftswoche beginnt für die werdende Mutter die Zeit
der Geburtsvorbereitung. In dieser Phase
sollte sie sich viel Ruhe und Erholung
gönnen. Entspannungsübungen (mindestens 1 Stunde pro Tag) und genügend
Schlaf vermitteln die Energie, welche bei
der Entbindung benötigt wird. Auch Bewegung an der frischen Luft wirkt ausgleichend und stärkend. Ferner empfehlen sich täglich Spaziergänge während
mindestens 30 Minuten. Im Weiteren
sollte die Ernährung (wie im Natürlich
vom April 2003 besprochen) mit vollwertiger, ausgewogener Bio-Kost optimiert
werden. Vor allem sind Naturprodukte
mit Vitamin-K-Gehalt wie Spinat, Kohl,
Brokkoli, Blumenkohl, Bohnen, grüner
Salat, Avocados usw. zu bevorzugen. Vitamin K reguliert die Blutgerinnung und
wirkt übermässigen Blutungen entgegen.
Auch Vitamin C ist wichtig: Schwarze
Johannisbeeren, Aprikosen, Kürbiskerne,
Orangensaft und Zitrusfrüchte sind gute
Lieferanten.
In der Endphase der Schwangerschaft
sollten die Atemtechnik und Entspannungsübungen an Geburtsvorbereitungskursen trainiert werden. Wünschenswert
wäre auch die Teilnahme des Partners, damit er beim Geburtsprozess unterstützend mitwirken kann.
Ab dem 8. Schwangerschaftsmonat
sollte eine regelmässige Dammmassage
mit Johannisöl, dem man pro 1 dl 1 bis
2 Tropfen Lavendelöl beimischt, durchgeführt werden. Damit wird der Damm
(das Perineum) für die Entbindung dehnfähiger, und Risse wie auch Einschnitte
können verhindert werden. Die Massage
wird mit 2 Fingern im Gewebe zwischen
der hinteren Scheidewand und dem After
jeden Tag während 2 bis 5 Minuten Uförmig ausgeführt. Auch Scheide und
Schamlippen können während etwa 20
Sekunden massiert werden. Ausserdem
lassen tägliche Dampfsitzbäder mit Heublumen das Gewebe elastisch und weich
werden.
Die Anwendung des Heublumendampfsitzbades ist einfach: In einer
Emailpfanne wird 1 Hand voll Heublumen mit 1 l Wasser aufgekocht. An-
Foto: Bruno Vonarburg
Text: Bruno Vonarburg
Macht den Damm dehnfähig
und geschmeidig: Die tägliche
Massage mit Johannisöl
schliessend stellt man den Topf auf den
geschlossenen WC-Deckel, setzt sich
vorsichtig (Achtung vor Verbrühung)
darauf und lässt den Dampf während
3 bis 5 Minuten einwirken.
Ab der 32. Schwangerschaftswoche
sollte täglich 1 EL voll geschrotete Leinsamen in Wasser eingenommen werden.
Diese Kur hat einen Einfluss auf die
Schleimhäute im Bereich der Vagina, was
die Passage des Kindes während der Entbindung erleichtert.
Für die Zubereitung von geburtsvorbereitendem Kräutertee empfiehlt
sich das Himbeerblatt, welches die Muskulatur des kleinen Beckens auflockert.
Die getrockneten Himbeerblätter können zu 60% mit einer resorptionsfördernden und aromaverbessernden GrundNatürlich | 7-2003 43
GESUNDHEIT Naturheilkunde
Nach der 37. Schwangerschaftswoche kann
die Geburt jederzeit beginnen. Der Termin wird ab dem Beginn der letzten
Regelblutung berechnet: plus 40 Wochen. Meistens wiegt die Leibesfrucht
beim Geburtsdatum etwa 3,5 kg und ist
etwa 50 cm lang.
Das Zeichen für die bevorstehende
Geburt ist der Abgang von fleckigem,
dickem, oder blutdurchsetztem Zervixschleim, wobei in der Regel bald, nach
24 bis 48 Stunden, die Wehen beginnen.
Diese können aber auch bis zu 7 Tage auf
sich warten lassen.
Falls starke, hellrote Blutungen (wie
bei einer Periode) in Erscheinung treten,
1
Die resorptionsfördernden und aromaverbessernden
Grundmischungen Rugguserli (minzig), Möhlirad
(rosig) und Gradhebe (erfrischend) sind in speziellen
Drogerien und Apotheken erhältlich.
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Je nach Befinden der Gebärenden vor
der Eröffnungsphase der Entbindung
empfehlen sich folgende homöopathische
Arzneien:
– Gelsemium C30: bei Erwartungsspannung mit Erschöpfung, Furcht und
Niedergeschlagenheit vor der Geburt
mit innerlichem Zittern oder wenn die
Schwangere nicht glaubt, die Kraft für
die Entbindung zu haben.
– Cimicifuga C30: bei Angst, dass etwas
nicht gut geht, bei verzweifelter Stimmung und wenn die Schwangere meint,
nach der Geburt nicht mehr gesund zu
werden.
– Aconitum C30: bei Angst vor der Geburt, bei Todesangst, Unruhe und Hitze
im Kopf.
– Nux vomica C30: bei Übelkeit und
starken Rückenschmerzen vor der Geburt und gereizter Stimmung.
– Arnica C30: zur Prophylaxe von Entzündungen und traumatischen Komplikationen.
Gebrauchsanweisung: 5 Kügelchen des passenden Mittels in Wasser auflösen und
schluckweise einnehmen.
Wehen als Geburtskraft
Bei den Wehen als der treibenden Geburtskraft handelt es sich um rhythmische Kontraktionen der Gebärmutter vor
und während der Entbindung, wobei das
Ungeborene ins Becken hinuntergedrängt
wird. Dabei spürt die Gebärende einen
härter werdenden Bauch, verbunden mit
periodischem Ziehen im Kreuzbeinbereich oder in der Leistengegend. Die
Gleithilfe:
Die regelmässige
Einnahme von
Leinsamen wirkt
Schleim fördernd
und erleichtert die
Geburt des Kindes.
Foto: Ruth Heller
Wenn der Zeitpunkt da ist
ist die sofortige Einweisung ins Krankenhaus notwendig, egal, ob bereits Wehen
vorhanden sind oder der berechnete Geburtstermin noch nicht erreicht ist. Dies
ist ein Zeichen, dass sich die Plazenta
frühzeitig ablöst.
Als Zeichen der bevorstehenden Geburt kann die werdende Mutter einen
Energieschub haben, welcher sich in
Putzwut oder anderen Aktivitäten äussert. Oft stellt sich auch Durchfall ein. Sobald die Wehen einsetzen, sollte nichts
mehr gegessen werden.
In der Regel kündet sich die Geburt
durch regelmässige Wehen mit krampfartigem Ziehen im Kreuz oder Bauch an,
die von 15 bis 20 Minuten dauernden
Pausen unterbrochen werden. Die Gebärende kann fühlen, wie der Bauch
plötzlich fester wird. Nach ungefähr 2
Stunden verkürzen sich die Wehenabstände auf 10 Minuten. Dann ist es Zeit
geworden, das Köfferchen zu packen und
zur Entbindungsstation zu fahren oder
die Hebamme zu rufen.
Sollten vor Wehenbeginn oder während der Wehen grosse Mengen (mehr
als eine Tasse voll) Fruchtwasser abgehen, hat ein vorzeitiger Fruchtblasensprung stattgefunden. In diesem Fall ist
sofort zu reagieren: Die Geburt muss in
den nächsten 24 bis 48 Stunden beginnen
(oder eingeleitet werden), ansonsten eine
Infektionsgefahr besteht.
Zur Geburtseinleitung empfiehlt sich
das Trinken von Verveine-Kräutertee
(Eisenkraut), den man in einer Thermosflasche bereitstellen kann. Dadurch wird
die Wehentätigkeit stimuliert.
Foto: Pia Wald
mischung vermengt werden, welche in
speziellen Drogerien und Apotheken erhältlich1 sind. Für 1 l Tee (Tagesration)
werden 1 bis 2 EL der Kräutermischung
in einem Krug mit kochendem Wasser
übergossen. Dann lässt man es 5 Minuten
ziehen und trinkt den Tee im Laufe des
Tages ungesüsst oder mit wenig Honig
gesüsst.
Etwa 1 Woche vor dem Geburtstermin wird der Himbeerblättertee durch
Schafgarbentee ersetzt, was die Blutgerinnung stabilisiert und zu starke Blutungen
während der Entbindung verhindert.
Zur Vorbereitung auf die Geburt können auch homöopathische Mittel eingesetzt werden. Sie sorgen für einen komplikationslosen Ablauf und für geregelte
Wehen. Allgemein wird etwa 2 Wochen
vor dem Geburtstermin wöchentlich
1 Gabe Caulophyllum C30 (morgens
nüchtern 5 Kügelchen in einem Glas
Wasser auflösen und innerhalb einer
halben Stunde schluckweise trinken) eingenommen.
Leidet die werdende Mutter 1 bis
2 Wochen vor der Geburt unter Stimmungsschwankungen mit Tränenausbrüchen, gelblichem Ausfluss und oft
verbunden mit Unverträglichkeit von
fetten Speisen und Obst, sollte wöchentlich 1 Gabe Pulsatilla C30 eingenommen
werden, das auch bei Steisslage des Kindes empfohlen wird.
Lockert die Muskulatur des kleinen
Beckens: Kräutertee aus Himbeerblättern.
Schmerzen können auch ins Schambeingebiet oder in die Oberschenkel ausstrahlen. Häufig treten die Wehen schon 1 bis
2 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin in Erscheinung.
Während sie zu Beginn im Abstand
von etwa 20 Minuten auftreten, werden
die Intervalle mit der Zeit immer kürzer,
wobei eine gezielte Bauchatmung die
Schmerzen erträglicher macht. Sobald
der Wehenrhythmus alle 5–10 Minuten
erfolgt, ist es Zeit, die Hebamme zu benachrichtigen. Wenn die Wehen regelmässig alle 2 bis 3 Minuten stattfinden, ist
die Entbindung sehr nahe.
Wehen können auch als vorzeitige,
wilde Wehen in Erscheinung treten; sie
werden auch Schwangerschaftswehen genannt. Sie verlaufen nicht in rhythmischen Abständen und stehen in keinem
Zusammenhang mit den Geburtswehen.
Auch Senk- und Vorwehen am Ende der
Schwangerschaft sind unregelmässig und
dienen dazu, die Leibesfrucht ins Becken
hinunter zu verlagern.
Die Geburt
Die Geburt beginnt mit den Eröffnungswehen. In regelmässigen Abständen werden sie stärker, häufiger und schmerzhafter, bis der Muttermund geöffnet ist.
Allgemein dauert der Wehenschmerz
zwischen 20 und 60 Sekunden. Schliesslich folgen die Press- oder Austreibungswehen, wobei das Kind geboren wird.
Letztlich folgen die Nachgeburtswehen,
welche zur Abstossung der Plazenta
führen, und die Nachwehen im Wochenbett für die Rückbildung der Gebärmutter.
Um die Wehen bei der Geburt zu stabilisieren, kann man nach dem VerveineTee auch Tee aus Beifussblättern trinken
(bei der ersten Wehentätigkeit alle 2
Stunden 1 Tasse schluckweise trinken).
Zudem sind Magnesiumtabletten hilfreich, um die Muskeln der Gebärmutter
zu stärken, womit ein kräftiger Wehenrhythmus eingeleitet wird. Bereits 1 Woche vor dem eigentlichen Geburtstermin
nimmt man 3-mal täglich 1 Tablette nach
dem Essen ein.
Vorzeitige oder falsche Wehen können mit Baldriantee beruhigt werden.
Dazu alle 2 Stunden bis zum Abklingen
der Wehen 1 Tasse voll trinken. Beruhigend wirkt auch die Bauchmassage mit
Lavendelöl (1 Tropfen Lavendelöl auf 1 dl
Mandel- oder Johannisöl) und davon ein
paar Tropfen auf die Bauchdecke auftragen; während 5 Minuten sanft einreiben.
Wenn nach einem Fruchtblasensprung eine Wehenschwäche vorliegt,
hilft am besten das Rubbeln der beiden
Brustwarzen: 1 Minute lang beide Brustwarzen kräftig rubbeln, dann eine dreiminütige Pause einlegen und die Anwendung wiederholen, bis die Kontraktionen
langsam in Erscheinung treten. Zur Unterstützung gibt man alle 5 Minuten 3 Kügelchen Cimicifuga D6, welche unter die
Zunge gelegt werden.
Homöopathie
zur Schmerzlinderung
Homöopathische Mittel können die Kontraktionsschmerzen der Gebärmutter zwar
nicht wegzaubern, jedoch die Wehen erträglicher machen:
– Aconitum D6: bei raschen, fast pausenlosen Wehenwellen mit massiven
Rückenschmerzen, Unruhe und Todesangst.
– Pulsatilla D6: bei wechselhaften Wehen mit weinerlicher Stimmung, Verlangen nach frischer Luft.
– Belladonna D6: bei erschöpfenden,
sehr krampfhaften Wehen, die plötzlich
auftreten und wieder verschwinden,
mit rotem Kopf und Schweissausbrüchen an der Stirne, sehr berührungsempfindlich.
– Chamomilla D6: bei unerträglich starken Bauchschmerzen und hysterischer
Schmerzempfindlichkeit.
– Cimicifuga D6: wenn die Wehenschmerzen zu Niedergeschlagenheit,
Naturheilkunde GESUNDHEIT
Unruhe, Reizbarkeit und Schreien führen.
– Coffea D6: bei unerträglichen Wehenschmerzen mit ohnmachtartiger Schwäche in den Wehenpausen, bei Ruhelosigkeit.
– Gelsemium D6: Wehenschmerzen mit
zittriger Schwäche und nervöser Erregung; die Gebärende möchte festgehalten werden.
Gebrauchsanweisung: Das passende Mittel
(3 Kügelchen) wird viertelstündlich unter die Zunge gelegt.
Um die Wehenschmerzen zu lindern,
kann man auf der Bauchdecke und auf
dem Rücken Johannisöl periodisch sanft
einreiben. Dem Johannisöl kann man pro
dl 1 bis 2 Tropfen Muskatellersalbeiöl beimischen. Zur Erfrischung während der
Wehen hilft auch das Einreiben der Stirne
und des Oberkörpers mit Rosenwasser. In
den Wehenpausen wirkt das Schnüffeln
von Minzenöl ebenfalls erfrischend und
stärkend.
Lang andauernde Wehen, welche die
Gebärende erschöpfen und das Pressen
infolge Schwäche behindern, werden
durch folgende Homöopathika vorangetrieben:
– Secale C30: wenn sich die Gebärende
durch die lang andauernden Wehen erschöpft fühlt und nicht mehr zum Pressen fähig ist.
– Opium C30: wenn die Wehen infolge
starker Emotionen plötzlich aufhören
und das Gesicht der Gebärenden rot,
heiss und aufgeschwollen ist.
– Natrium muriaticum C30: wenn die
Wehen immer schwächer werden und
dann versiegen, was zu Traurigkeit
führt.
Lindert starke Wehenschmerzen:
die giftige Tollkirsche
als homöopathische Arznei
Foto: Bruno Vonarburg
Foto: Bruno Vonarburg
Stimuliert die Wehentätigkeit:
Tee aus Eisenkraut
(Verbena officinalis)
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Foto: Bruno Vonarburg
Bei der Entbindung muss das Baby
das knöcherne Becken der Mutter, die unteren Weichteile der Gebärmutter, Vagina
und Vulva passieren, deren Strukturen als
Geburtskanal bezeichnet werden. Man
unterscheidet 3 Phasen: die Eröffnung,
die Austreibung und die Nachgeburtsphase.
In der Eröffnungsphase führt die Wehentätigkeit zum Aufbruch des Muttermundes, wobei das Köpfchen langsam ins
Becken der Mutter hinuntergepresst
wird. Bei einer Erstgebärenden dauert
dies zwischen 8 und 10 Stunden, kann
aber auch kürzer sein. Der Beginn ist
meistens durch den Abgang von dickem,
fleckigem oder blutdurchsetztem Zervixschleim gekennzeichnet. Die Wehen
setzen vielfach in den nächsten 24 bis
48 Stunden ein. Manchmal vor Wehenbeginn, bisweilen auch erst nachher,
platzt die Fruchtblase. Die Gebärende
verliert dann reichlich Fruchtwasser,
wobei die Entbindung in den nächsten
24 bis 48 Stunden beginnt oder eingeleitet werden muss. Ansonsten besteht die
Gefahr einer Infektion.
Im Eröffnungsstadium öffnet sich der
Muttermund allmählich mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 cm pro Stunde.
Das Kind bewegt sich langsam drehend
nach unten ins Becken. Der Muttermund
kann manchmal rigide und unflexibel
sein, wobei oft nach Stunden noch kein
Fortschritt zu erkennen ist. Der Einsatz
von homöopathischen Mitteln beschleu46 Natürlich | 7-2003
nigt den Vorgang und erspart der Gebärenden viele Schmerzen:
– Belladonna C30: wenn der Muttermund krampfhaft zusammengezogen
ist; die Wehen plötzlich kommen und
verschwinden, das Gesicht der Gebärenden rot und heiss ist mit Schweisstropfen an der Stirne.
– Aconitum C30: wenn die Frau infolge
der Komplikationen Angst hat und in
Panik gerät. Die Wehen sind sehr heftig
mit unerträglichen Schmerzen; Scheide
und Muttermund sind trocken und
unflexibel.
– Caulophyllum C30: bei heftigen Wehen, welche erfolglos bleiben, verbunden mit nadelstichartigen Schmerzen
im Gebärmutterhals.
– Chamomilla C30: bei Schmerzunverträglichkeit und Reizbarkeit; bei jeder
Wehe schreit die Frau auf, wobei die
Schmerzen das Kind nach oben statt
nach unten drücken.
– Cimicifuga C30: wenn die Schmerzen
im Bauch von einer Seite zur anderen
schiessen; der Muttermund öffnet sich
und schliesst sich wieder; die lang anhaltenden, reissenden Schmerzen bringen die Gebärende fast zur Verzweiflung.
– Nux vomica C30: wenn bei jeder Wehe
scharfe Krämpfe in den Waden und
Anfälle von Wutattacken auftreten; die
Bauchwände und Gedärme fühlen sich
wund an.
– Gelsemium C30: die Gebärende ist
äusserst nervös, aufgeregt, wirkt aber
völlig benommen mit rotem Gesicht;
die Wehen neigen dazu, nach oben zu
schiessen, wobei der Muttermund straff
bleibt.
Gebrauchsanweisung: 5 Kügelchen in einem Glas Wasser auflösen und innerhalb
von 15 Minuten schluckweise einnehmen.
Die Geburt geht voran, wenn die
Wehen schneller kommen und länger andauern. Während sie anfangs etwa 15 bis
20 Sekunden gedauert haben, verlängern
Schützt vor Entzündungen: Arnika als homöopathische Arznei
Foto: Bruno Vonarburg
– Kalium carbonicum C30: bei langer,
schwacher, erfolgloser Wehentätigkeit,
verbunden mit Herzschwäche und
Kreislaufbeschwerden.
Verhindert zu starke Blutungen:
Schafgarbentee, vermischt mit
aromaverbessernden Kräutern
Die Austreibungsphase
Wenn der Muttermund vollständig geöffnet ist, beginnt die Austreibungsphase.
Hierbei empfinden die meisten Frauen
einen starken Drang, während der Kontraktion mitzupressen. Auch wenn diese
Presswehen unter Umständen weniger
schmerzhaft sind als die vorausgegangenen, sind sie mit einer beachtlichen Kraftanstrengung verbunden. Falls in der
Phase der Presswehen Komplikationen
auftreten, kann man homöopathische
Mittel einsetzen:
– Coffea C30: wenn die Gebärende keinen Drang mehr verspürt zu pressen
und die Hoffnung aufgibt.
– Kalium carbonicum C30: wenn sich
die Gebärende halsstarrig gibt und die
Entbindung nicht vorankommt.
– Secale C30: wenn die Gebärende pressen möchte, aber völlig erschöpft ist.
– Belladonna C30: wenn sich die Presswehen lange hinziehen mit Röte und
Hitze im Gesicht, Schweissperlen auf
der Stirn.
– Cuprum C30: bei Krämpfen in Waden,
Zehen und Unterschenkeln während
den Presswehen.
Gebrauchsanweisung: 5 Kügelchen in einem Glas Wasser auflösen und schluckweise einnehmen.
Der Kopf des Kindes erscheint und
muss durch den Geburtskanal herausge-
presst werden. Die Hebamme kontrolliert, ob das Baby vollends herausrutschen kann, ohne dass der Damm einreisst. Sollte die Gefahr eines Dammrisses
bestehen, ist ein Dammschnitt in Erwägung zu ziehen. Als Nachbehandlung
empfiehlt sich dann eine Gabe Arnica
C30 (5 Kügelchen in Wasser auflösen
und schluckweise einnehmen) und die
Wundbehandlung mit Ringelblumensalbe. Bei einer guten Überwachung, verbunden mit sanfter Massage der Vulva
und des Dammbereiches, ist dieser Eingriff nicht immer notwendig.
Sobald der Kopf des Kindes ausgetreten ist, folgen Schultern, Rumpf und
Beine rasch. Anschliessend kann das Baby
auf den Bauch der Mutter gelegt werden.
Die Atmung des Neugeborenen wird angeregt, indem man die Atemwege des
Kindes sanft von Schleim reinigt und seinen Kopf leicht nach unten drückt. Die
Nabelschnur wird erst durchschnitten,
wenn sie nicht mehr pulsiert. Sobald das
Baby an die Brust der Mutter gelegt wird,
wird die Produktion von Hormonen
(Oxytocin) angeregt, welche bewirken,
dass sich die Planzenta von der Gebärmutter ablöst und die Brustdrüsen Milch
absondern.
Gebrauchsanweisung: 5 Kügelchen in einem Glas Wasser auflösen und schluckweise einnehmen.
Sollten nach der Geburt lang anhaltende Blutungen in Erscheinung treten,
kann zur Abhilfe Hirtentäschchentee
(1 TL in einer Tasse anbrühen, 5 Minuten
ziehen lassen, abfiltrieren) schluckweise
getrunken werden. Ausserdem sind folgende Homöopathika angezeigt:
– Millefolium C30: bei hellroten Blutungen mit Blutandrang zum Kopf und
Angst.
– Crocus C30: bei braunroten, schnurartigen Blutungen mit Rückenschmerzen
und Kitzeln im Scheidenbereich.
– China C30: bei reichlichen Blutungen,
die zu Erschöpfung führen.
– Ipecacuanha C30: bei schwallweisen
oder stark fliessenden Blutungen (wie
aus dem Wasserhahn), verbunden mit
Atembeklemmung, Brustenge und
Übelkeit.
Hilft, wenn die Presswehen
versiegen: Mutterkorn (Secale)
als homöopathische Arznei
Die Nachgeburt
Innerhalb von 5 bis 15 Minuten nach
der Geburt treten erneute Wehen auf,
welche bewirken, dass die Plazenta von
der Gebärmutter abgestossen wird. Wenn
dieser Mutterkuchen nicht innerhalb
einer halben Stunde nach der Entbindung
von selbst abgeht, besteht die Gefahr,
dass sich die Gebärmutter um die Plazenta zusammenzieht. Dann müsste sie
entweder manuell, mit Wehenmitteln
oder aber dann durch Verabreichung von
homöopathischen Arzneien herausgelöst
werden.
Homöopathisch wird die PlazentaRetention mit folgenden Mitteln behandelt:
– Secale C30: wenn das Gefühl besteht,
als wolle etwas aus der Gebärmutter
heraus, aber die Plazenta löst sich trotz
Nachwehen nicht ab.
– Pulsatilla C30: wenn der Unterbauch
heiss, gerötet und schmerzempfindlich
ist und die Nachgeburt nicht ausgestossen wird, was zu einer weinerlichen
Stimmung führt.
Foto: Bruno Vonarburg
sie sich jetzt auf etwa 40 bis 50 Sekunden
und treten alle 2 bis 3 Minuten in Erscheinung. Allerdings lassen sich für diesen Rhythmus keine festgesetzten Regeln
aufstellen. Die einzelnen Wehen steigern
sich langsam bis zu einem Höhepunkt
und klingen dann wieder ab. Mit der trainierten Atemtechnik ist die Mutter imstande, die Kontraktionsschmerzen etwas
zu lindern. In den Wehenpausen kann sie
sich mit Hilfe von Entspannungsübungen
wieder erholen und Kräfte für die nächste
Kontraktion sammeln.
Durch die Wehentätigkeit wird der
Gebärmuttermund von ursprünglich nur
wenigen Millimetern Durchmesser auf
10 bis 12 cm ausgedehnt. Das Köpfchen
des Babys ist von aussen schon sichtbar.
Sobald sich das Rektum (der Endarm)
vorzuwölben beginnt, ist die erste und
längste Phase der Entbindung abgeschlossen.
Naturheilkunde GESUNDHEIT
Natürlich | 7-2003 47
GESUNDHEIT Naturheilkunde
«Arnika der Gebärmutter»:
Die homöopathische Zubereitung von Bellis perennis
fördert die Wundheilung.
– Sabina C30: bei Blutungen mit leberähnlichen, dunklen Klumpen, die mit
einem hellen Blutschwall ausgestossen
werden, vor allem bei Bewegung.
Nach den Anstrengungen des Gebärens sind viele Frauen ausgesprochen
erschöpft. Wenn diese Erschöpfung massiv ist und lange anhält, wirken folgende
homöopathische Mittel kräftigend und
aufbauend:
– China C30: bei Erschöpfung nach grossem Blutverlust.
– Carbo vegetabilis C30: bei Erschöpfung, begleitet von starkem Schwitzen.
– Colocynthis C30: bei Erschöpfung,
verbunden mit aufgedunsenem Unterleib und Bauchkrämpfen.
Als Abschluss der Entbindung empfiehlt
sich zur raschen Wundheilung und Er-
Foto: Bruno Vonarburg
Gebrauchsanweisung: 5 Kügelchen in einem Glas Wasser auflösen und schluckweise einnehmen.
holung 1 Gabe Bellis perennis C30, die
als «Arnika der Gebärmutter» bezeichnet
wird. Hierbei werden 5 Kügelchen in einem Glas Wasser aufgelöst und schluck■
weise eingenommen.
Fortsetzung der Schwangerschafts-Serie:
Die beiden letzten Artikel der Serie
«Schwangerschaft, Stillzeit, Wochenbett» von
Bruno Vonarburg erscheinen im Natürlich vom
November und Dezember 2003
Anzeigen
15500-07
48 Natürlich | 7-2003
14033-07
15731-07