Unbenannte Anlage 00023 - Velomobil
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Unbenannte Anlage 00023 - Velomobil
Umfrage zu Erfahrungen mit der Nutzung von Dreirädern und Fahrradanhängern – Ergebnisse – Die Studie wurde an der Professur Diagnostik und Intervention am Fachbereich Psychologie der TU Dresden durchgeführt. Im vorliegenden Dokument werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Der Studien-Teil Dreiräder wurde von Herrn Gregor Gaffga im Rahmen seiner Studienarbeit bearbeitet, welche unter folgendem Link zum Download verfügbar ist: http://bit.ly/1wUHlpi. Darin finden Sie umfassende Erläuterungen zu methodischen und fachlichen Grundlagen der Studie sowie eine detaillierte Auswertung1 der Fragen an Dreiradnutzer2. Bei Fragen zur Studie oder Interesse an detaillierteren Auswertungen schicken Sie eine Mail an Prof. Carmen Hagemeister: [email protected] Umfragezeitraum, Stichprobe Der Fragebogen war vom 7.12.2013 bis zum 20.09.2014 online. In diesem Zeitraum beantworteten 410 Personen den Dreirad-Fragebogen und 479 Personen den AnhängerFragebogen bis zum Ende, wobei die Mehrheit der Umfrageteilnehmer männlich war. Das mittlere Alter der Dreiradfahrer betrug 48 Jahre, das mittlere Alter der Anhängernutzer lag bei 44 Jahren. Das Bildungsniveau der Umfrageteilnehmer war überdurchschnittlich hoch: 53 % der Dreiradnutzer und 71 % der Anhängernutzer hatten einen Hochschulabschluss. Nutzer von Anhängern wohnten mehrheitlich in größeren Städten; 74 % der Anhängernutzer kamen aus Städten über 50.000 Einwohner. Die Wohnorte von Dreiradfahrern waren demgegenüber gleichmäßiger auf die Gemeinde- und Stadtgrößen verteilt. Genutzte Fahrzeugmodelle Dreiradmodelle Mit 63% nutzte der überwiegende Teil der teilnehmenden Dreiradfahrer ein Liegedreirad (vgl. Tabelle 1) und 29 % aller Dreiräder waren mit einem Elektromotor ausgestattet. Etwa 2/3 der Dreiradmodelle hatten zwei Räder vorne und ein Rad hinten und 1/3 hatte ein Rad vorne und zwei Räder hinten. Die Frage nach Lastenrädern war offensichtlich missverständlich gestellt, da unter anderem Velomobile von einigen Teilnehmern auch als Lastenrädern eingestuft wurden. Die angegebene Zahl der Lastenräder ist vermutlich deutlich zu hoch. 1 In der Studienarbeit von Gregor Gaffga wurde ein geringerer Stichprobenumfang ausgewertet, da die Studienarbeit vor Ende des Umfragezeitraums abgegeben werden musste. 2 Hier und im Folgenden werden männliche Bezeichnungen für Frauen und Männer genutzt. Gemeint sind jeweils Menschen jeden Geschlechts, sofern nicht ausdrücklich auf eine andere Verwendung hingewiesen wird. Tabelle 1: Merkmale der von den Umfrageteilnehmern genutzten Dreiräder Radkonfiguration davon mit Elektromotor 2 Räder vorne 1 Rad vorne 254 58 205 48 37 24 16 21 Gesamt Liegedreirad Sesseldreirad Dreirad mit üblichem Fahrradsattel 114 34 56 57 Gesamt 405 117 279 129 Lastenrad (nicht nur Gepäckträger für Gepäck) 121 36 70 50 Anhängermodelle 95% der von den Umfrageteilnehmern genutzten Anhänger hatte zwei Räder, der Rest waren einrädrige Anhänger. In der gewonnenen Stichprobe sind 51% Kinderanhänger, 47% Lastenanhänger und 2% Hundeanhänger. Die mittlere angegebene Anhängerbreite betrug 78 cm, wobei 12,3% der Anhänger breiter als 90 cm und 2,3 % der Anhänger breiter als 100 cm waren. Das Maximum lag bei 120 cm. Vor- und Nachteile sowie Einsatzzwecke von Dreirädern und Anhängern Dreiräder Von den 410 befragten Dreiradnutzern fahren 275 sowohl Zwei- als auch Dreirad, während 135 ausschließliche Dreiradnutzer sind. Davon sind 74 aufgrund einer Behinderung und 8 aus anderen Gründen nicht in der Lage, Zweirad zu fahren und folglich auf eine Dreiradnutzung angewiesen. Im Vergleich von Zwei- und Dreirad ergaben sich folgende Vorteile von Dreirädern bzw. Gründe für deren Nutzung: - Vorteile bei Schnee und Eisglätte: Das Sturzrisiko durch Wegrutschen ist bei Dreirädern deutlich geringer als bei Zweirädern. - Bequemes und entspanntes Fahren insbesondere bei Liegedreirädern. - Möglichkeit, Kinder mitzunehmen oder Güter und Lasten zu transportieren (insbesondere bei Lastendreirädern und Velomobilen). Große Defizite bestehen bei der Mitnahmemöglichkeit von Dreirädern in öffentlichen Verkehrsmitteln. Anhänger Anhänger werden dann genutzt, wenn sie gebraucht werden zum Transport von Kindern, Hunden oder Gütern. Mit Anhänger ist also ein höherer Kraftaufwand zum Radfahren nötig als ohne Anhänger. Folglich werden bei großen Entfernungen, steigungsreichen Strecken oder dem Wunsch, schnell ans Ziel zu kommen, Anhänger seltener mitgenommen. Ebenso bleibt der Anhänger eher zu Hause, wenn mit Schnee oder Eisglätte zu rechnen ist und wenn eine Teilstrecke mit der Bahn zurückgelegt werden soll. Als weiteres Entscheidungskriterium, mit oder ohne Anhänger unterwegs zu sein, wurden die Qualität und Passierbarkeit der geplanten Strecke genannt. Infrastruktur zum Fahren Probleme für Dreiräder und Anhänger Die drei störendsten Infrastrukturmerkmale für Dreiräder und Anhänger sind Umlaufsperren, Poller und schmale Radwege. Doch auch viele andere Stellen mit zeitweise oder dauerhaft reduzierter Durchfahrbreite stellen ein Problem für Nutzer von Dreirädern und Fahrradanhängern dar. Als nicht dauerhafte Probleme wurden unter anderem Mülltonnen, parkende Autos und Fahrzeuge von Paket- und Lieferdiensten, Werbeaufsteller von Geschäften sowie Baustellen genannt. Dauerhafte Engstellen entstehen zum Beispiel durch Straßenbeleuchtung, Verkehrsschilder, Werbevitrinen, Bäume oder Blumenkübel, die auf dem Radweg oder zu dicht an diesem aufgestellt wurden. Probleme mit Baustellen: örtliche Verengung bestehender Radverkehrsinfrastruktur durch Absperrungen und Baustelleneinrichtung. Selbst wenn Umleitungsstrecken für Radfahrer eingerichtet werden, sind diese nicht für Dreiräder und Fahrräder mit Anhänger geeignet, wenn sie mangelnde Bordsteinabsenkungen oder –auffahrten, Engstellen oder zu scharfe Kurven enthalten. Sowohl Nutzer von Anhängern als auch Dreiradfahrer berichteten über Probleme bei der Nutzung von Zweirichtungsradwegen, wenn diese zu schmal sind. Bei einer Begegnung mit entgegenkommenden Radfahrern muss in vielen Fällen auf Flächen neben einem Radweg ausgewichen werden. Am meisten Platz benötigt die Begegnung zweier mehrspuriger Fahrzeuge. Es hat sich deutlich gezeigt, dass durch die Fahrzeugbreite verursachte Probleme deutlich störender sind als eine schlechte Oberfläche von Straße oder Weg. Nichtsdestotrotz sind Schlaglöcher, Wurzelschäden und (Kopfstein-)Pflaster für Nutzer von Dreirädern und Fahrradanhängern ein größeres Ärgernis als für Zweiradfahrer. Mehrspurige Fahrzeuge können Schäden und Unebenheiten in der Wegeoberfläche nicht so leicht ausweichen wie einspurige Fahrzeuge. Nutzer von Dreirädern und Fahrradanhängern berichten über Schwierigkeiten mit Straßenbahnschienen. Während es für einen Zweiradfahrer kein Problem ist, zwischen beiden Schienen zu fahren oder mit ausreichendem Abstand links oder rechts des Gleisbereiches, ist dies für mehrspurige, breitere Fahrzeuge deutlich schwieriger. Es besteht eine deutlich höhere Gefahr, mit einem der Räder in die Schiene zu kommen. Stufen und Treppen auf Radrouten und anderen Wegen können mit einem Dreirad oder Fahrradanhänger deutlich schlechter überwunden werden. Es ist einfacher ein einzelnes Zweirad zu tragen als ein Dreirad oder Fahrrad-Anhänger-Gespann. Außerdem sind „Schieberillen“, die hin und wieder an der Seite von Treppen angebracht sind, für mehrspurige Fahrzeuge völlig ungeeignet. In manchen Fällen entstehen weiterhin Probleme mit zu kleinen Radien von Verschwenkungen und Kurven der Radverkehrsinfrastruktur. Probleme hauptsächlich für Anhänger-Nutzer Anhänger-Nutzer schilderten Probleme mit unzureichend abgesenkten Bordsteinen. Wird ein nicht auf 0 cm abgesenkter Bordstein zu schnell überfahren, kann der Anhänger springen und in Ausnahmesituationen sogar umkippen. In jedem Fall wird der Fahrkomfort beförderter Kinder beeinträchtigt oder die Ladung eines Lastenanhängers ggf. beschädigt. Aufstell- und Wartebereiche (z.B. an Ampeln) sind oft nicht auf die Länge von FahrradAnhänger-Gespannen ausgelegt. So kommt der Anhänger außerhalb des dafür vorgesehenen Bereichs zu stehen. Auf Verkehrsinseln hat ein Anhänger-Nutzer die Wahl, ob das Vorderrad des Fahrrades oder der Anhänger auf die Fahrbahn ragt und damit durch unaufmerksame Autofahrer gefährdet ist. Probleme hauptsächlich für Dreirad-Nutzer Dreiradfahrer berichteten über eine Beeinträchtigung des Fahrkomforts durch quer geneigte Radwege, wie sie oft an Grundstücksein- und –ausfahrten vorkommen. Während Zweiradfahrer die Querneigung durch das normale Halten der Balance ausgleichen, können Dreiradfahrer dies nicht tun, da immer alle drei Räder mit dem Untergrund in Berührung sind und das Dreirad damit genauso geneigt ist wie der Weg, auf dem es fährt. Für Liegeradfahrer sind Anforderungstaster an Ampeln standardmäßig zu hoch angebracht, sodass sie nicht bequem vom Fahrrad aus zu erreichen sind. Benutzungspflicht und genutzte Infrastruktur Bei der Regelkenntnis zur Benutzungspflicht von Radwegen zeigten sich sowohl bei Dreiradfahrern als auch bei Nutzern von Anhängern Defizite. 30 % der Dreiradfahrer und 21 % der Anhänger-Nutzer waren der Ansicht, das Fahren auf dem Gehweg sei in Ausnahmen oder gar immer erlaubt, wenn daneben benutzungspflichtige Radverkehrsanlagen vorhanden sind. [Personen ab 10 Jahren dürfen Gehwege aber nur nutzen, wenn ein Schild es ausdrücklich erlaubt.] Dazu passt, dass 19,6 % der Dreiradfahrer und 14,8 % der Anhänger-Nutzer mindestens „gelegentlich“ mit dem Dreirad bzw. Anhänger auf dem Gehweg unterwegs sind. Ist kein Radweg vorhanden, fahren 13 % der Dreiradfahrer und 8,4 % der Umfrageteilnehmer mit dem Dreirad bzw. Anhänger lieber auf dem Gehweg als auf der Fahrbahn. Wenn die Personen mit dem Zweirad ohne Anhänger unterwegs sind, ist dies deutlich seltener der Fall. Die Verteilung der Antworten in Bezug auf die Regelkenntnis zum Fahren auf der Fahrbahn ist in Tabelle 2 dargestellt. Der Passus in der VwV-StVO, demzufolge das Fahren auf der Fahrbahn für „andere Fahrräder […] wie mehrspurige Lastenfahrräder und Fahrräder mit Anhänger“ „in der Regel dann, wenn die Benutzung des Radweges nach den Umständen des Einzelfalles unzumutbar ist, nicht beanstandet werden“3 soll, war offenbar mehr Dreiradfahrern als Anhänger-Nutzern bekannt. 3 VwV-StVO: Zu § 2, Abs. 4, Satz 2 der StVO: Punkt II.2.a (Randziffer 23) Tabelle 2: Antworten auf die Frage zur Benutzungspflicht für Dreirad- und Anhängerfahrer Sind benutzungspflichtige Radwege vorhanden, so ist das Fahren auf der Fahrbahn … … immer verboten … verboten, außer wenn Hindernisse wie Mülltonnen oder Autos auf dem Radweg sind. … in der Regel von der Polizei nicht zu beanstanden. … immer erlaubt. Dreiräder Anhänger N = 383 N = 445 10,4 % 45,4 % 14,6 % 56,6 % 33,7 % 10,4 % 20,1 % 8,1 % Das berichtete Verhalten in Bezug auf die Nutzung von benutzungspflichtigen und nicht benutzungspflichtigen Radwegen veranschaulicht Abbildung 1. Es ist erkennbar, dass der Anteil der Dreiradfahrer, die nie auf dem Radweg fährt, höher ist als in der Gruppe der Anhängernutzer. Letztere machen ihr Verhalten öfter davon abhängig, ob ein Radweg benutzungspflichtig ist oder nicht. … fahre ich auf Radwegen, die nicht benutzungspflichtig sind. nie oder fast nie immer oder fast immer gelegentlich oft immer oder fast immer nie auf dem Radweg D: 18 % A: 10 % nie oder fast nie selten … fahre ich auf dem Radweg, wenn dieser gelegentlich benutzungspflichtig ist. oft selten eher nicht auf dem Radweg D: 11 % A: 8 % unentschieden D: 4 % A: 4 % nur bei Benutzungspflicht auf dem Radweg D: 15 % A: 29 % eher auf dem Radweg D: 11 % A: 12 % immer auf dem Radweg D: 39 % A: 35 % Abbildung 1: Wo fahren Dreiradfahrer (D) und Radfahrer mit Anhänger (A) wie oft? N (Dreirad) = 399, N (Anhänger) = 469 Infrastruktur zum Parken Die Mehrheit der Dreiradfahrer und Anhänger-Nutzer kann die entsprechenden Fahrzeuge über Nacht (i. d. R. an der Wohnung) bequem, trocken und diebstahlsicher abstellen. Es wird vermutet, dass die Entscheidung sich ein Dreirad zu kaufen auch von der Verfügbarkeit eines geeigneten Stellplatzes am Wohnort abhängt. Während nur 14 % der dreiradfahrenden Umfrageteilnehmer ihr Dreirad zum Abstellort tragen müssen, sind es unter den Nutzern von Anhängern immerhin 30 %. Offenbar sind Anhänger leichter als Dreiräder zu tragen. So unterscheiden sich auch die konkreten Abstellorte, wie Tabelle 3 zeigt. Während Dreiräder am häufigsten in Auto-Garagen parken, werden Anhänger am häufigsten im Keller abgestellt. Tabelle 3: Abstellorte von Dreirädern und Anhängern über Nacht Ort Dreiräder Garage 160 Auto-Garage Tiefgarage Anhänger 116 112 4 152 8 Fahrrad-Garage, (Fahrrad-, Garten-) Schuppen, Scheune,… Fahrrad-Garage Scheune/ (Garten-, Fahrrad-) Schuppen in anderem Gebäude im Freien (egal ob überdacht oder nicht) Hof vorm Haus Fahrradunterstand, Carport Gehweg/Straße unter einem Balkon Garten Vordach/Dach am Haus sonstige Orte draußen Keller eigener Keller gemeinschaftlicher Fahrradkeller sonstige Kellerbereiche im eigenen Haus (außer Keller) Hausflur eigene Wohnung Werkstatt Tordurchfahrt anderer Ort im Haus in anderen Fahrzeugen (Van, Anhänger, …) Sonstiges Gesamt 80 85 36 44 5 45 30 5 66 78 22 16 18 2 7 6 7 21 13 8 7 3 14 43 132 88 35 9 22 18 3 41 61 35 17 6 3 20 14 4 3 8 10 4 408 476 Die Parkmöglichkeiten unterwegs oder am Ziel einer Fahrt werden von Dreirad- und Anhänger-Nutzern gleich bewertet, wie Abbildung 2 verdeutlicht. Das Finden einer Parkmöglichkeit scheint kein großes Problem zu sein und auch der Zugang zu den Abstellplätzen und eine Möglichkeit der Diebstahlsicherung sind in den meisten Fällen gegeben. Dennoch könnten mehr Stellplätze vorhanden sein, die sich gut für Dreiräder und Anhänger eignen und ausreichend groß dimensioniert sind. Nutzer von Anhängern schilderten, dass die Abstellflächen oftmals zu klein bemessen sind und der Anhänger in andere Flächen wir Geh- und Radwege hinein ragt und andere Verkehrsteilnehmer behindert, wenn er beim Parken nicht abgekuppelt wird. Außerdem können an den üblichen Anlehnbügeln oft nur entweder der Anhänger oder das Fahrrad angeschlossen werden, da sie zu kurz für das gesamte Gespann sind. Abbildung 2: Bewertung der Parkmöglichkeiten unterwegs bzw. am Ziel eines Weges Dargestellt sind Mediane, N (Dreirad) ≥ 388, N (Anhänger) ≥ 466 Miteinander im Verkehr Im Vergleich zwischen Zwei- und Dreirad sowie zwischen Fahrrad mit und ohne Anhänger ergaben sich nur leichte Unterschiede beim Verhältnis zu anderen Verkehrsteilnehmern. Deutliche Unterschiede konnten lediglich beim empfundenen Überholabstand und bei der Überholfrequenz durch andere Radfahrer festgestellt werden. In der Tendenz wurden alle Abstände, die andere Verkehrsteilnehmer (insbesondere Kraftfahrzeugführer) zu Dreirädern und Fahrrädern mit Anhänger halten, als größer empfunden. Am deutlichsten war dies der Fall beim seitlichen Überholabstand und Dreiradfahrer schätzten die Abstände noch ein kleines bisschen größer ein als Anhänger-Fahrer. Während Nutzer von Dreirädern mit dem Dreirad genauso oft von anderen Radfahrern überholt werden wie mit dem Zweirad, berichteten Anhänger-Nutzer über deutlich häufigeres Überholt-werden, wenn sie mit Anhänger unterwegs sind, was auf eine niedrigere Geschwindigkeit hindeutet. Abbildung 3 zeigt die Bewertung allgemeiner Aussagen zum Miteinander im Verkehr. Dreiradfahrer bewerteten das Verkehrsklima dabei besser als Anhänger-Nutzer. Abbildung 3: Bewertung der Aussagen zum Miteinander im Verkehr Mittelwerte, N (Dreiräder) ≥ 399 , N (Anhänger) ≥ 470 Skalenbeschriftung: 1 = trifft gar nicht zu, 2 = trifft wenig zu, 3 = teils-teils, 4 = trifft ziemlich zu, 5 = trifft völlig zu Abbildung 4: Wieviel Aufmerksamkeit erregen Anhänger und Dreiräder? Mittelwerte, N (Dreiräder) ≥ 403; N (Anhänger) ≥ 472 Skalenbeschriftung: 1 = nie oder fast nie, 2 = selten, 3 = gelegentlich, 4 =oft, 5 = immer oder fast immer Erregte Aufmerksamkeit Dreiradfahrer erfahren eine deutlich höhere Aufmerksamkeit in Form von Blicken und Kommentaren als Radfahrer mit Anhänger, wie Abbildung 4 zeigt. Während Fahrradanhänger mittlerweile gewohnter Bestandteil des Verkehrsgeschehens geworden sind, sind Dreiräder immer noch relativ selten und fallen auf. Dreiradnutzer erleben dabei überwiegend „freundliche“, „neugierige“ oder „staunende“ Reaktionen von Fremden. Nur in sehr seltenen Fällen reagieren Passanten „neidisch“, „spöttisch“ oder „aggressiv“. In den meisten Fällen freuen sich die befragten Dreirad-Nutzer über die Aufmerksamkeit, die ihnen zu Teil wird, wie Abbildung 5 zeigt. In einigen Fällen reagieren Dreiradfahrer gleichgültig und nur selten werden Blicke und Kommentare als störend empfunden. Die Gleichgültigkeit gegenüber Blicken ist dabei leicht höher als gegenüber Kommentaren. Im Vergleich zwischen dem Befragungszeitpunkt und dem Beginn der Dreiradnutzung lässt sich ein Gewöhnungseffekt erkennen, indem nach einigen Jahren des Dreiradfahrens die Gleichgültigkeit gegenüber der erhöhten Aufmerksamkeit zunimmt. Dies gilt insbesondere für Blicke von Passanten. Abbildung 5: Reaktionen von Dreiradfahrern auf Blicke und Kommentare Mittelwerte, N ≥ 387 Skalenbeschriftung: 1 = nie oder fast nie, 2 = selten, 3 = gelegentlich, 4 =oft, 5 = immer oder fast immer Unfälle In den Fragebogen wurden Fragen zu Unfällen mit den verschiedenen Fahrradtypen in den letzten 5 Jahren aufgenommen, da vermutet wurde, es könnte einen Sicherheitsvorteil für Dreiräder gegenüber Zweirädern geben. Die Hypothese einer geringeren Sturzrisikos bei Dreirädern und damit eines geringeren Anteils an Alleinunfällen konnte allerdings nicht bestätigt werden. Unter den Nutzern von Dreirädern lag der Anteil der Alleinunfälle mit dem Dreirad bei 69 % und mit dem Zweirad bei 70 %. Die Anhänger-Nutzer berichteten über 67 % Alleinunfälle mit dem Fahrrad, unabhängig davon ob sie mit oder ohne Anhänger unterwegs waren. Fazit, Empfehlungen Die Untersuchung hat gezeigt, dass Dreiräder Vorteile bei Schnee und Eisglätte bieten, einfacher bei langsamen Geschwindigkeiten zu fahren sind und je nach Modell bequemes Fahren ermöglichen. Fahrradanhänger und bestimmte Dreiradmodelle wie Lastenräder oder Velomobile erhöhen den Einsatzbereich des Fahrrades um den Transport von Gütern und die Mitnahme von Kindern. Als ein deutlicher Nachteil von Dreirädern und Anhängern wurde von den Umfrageteilnehmern die Mitnahmemöglichkeit in öffentlichen Verkehrsmitteln benannt. Probleme bereiten der Zugang zu den Fahrzeugen (Bahnsteige, Stufen am Fahrzeug), das Platzangebot in den Fahrzeugen sowie die Beförderungsbedingungen in einigen öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei der Infrastruktur zum Fahren zeigten sich Umlaufsperren, Poller und andere Engstellen als größte Störfaktoren und Hindernisse für die Nutzung von Dreirädern und Fahrradanhängern. Außerdem wurde bemängelt, dass Radwege oft zu schmal sind für breitere Fahrrad- oder Anhängermodelle. Besonders kritisch sind Begegnungs- und Überholvorgänge, z.B. auf Zweirichtungsradwegen. Die in den geltenden Richtlinien vorgesehenen Mindestbreiten für Radverkehrsinfrastruktur sind für eine sichere und komfortable Nutzung durch Dreiräder und Fahrradanhänger zu schmal. In Anlehnung an die RASt 06 (Richtlinie zur Anlage von Stadtstraßen) und die ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) schlagen wir die in Abbildung 6 dargestellte Neudefinition von Verkehrsräumen und lichten Räumen für den Radverkehr vor. Darauf aufbauend schlagen wir die in Tabelle 4 dargestellten Mindest- und Regelbreiten für dreiradund anhängerfreundliche Radverkehrsanlagen vor. Abbildung 6: Verkehrsraum und Lichtraum für Dreiräder und Fahrradanhänger Tabelle 4: Mindest- und Regelbreiten von dreirad- und anhängerfreundlichen Radverkehrsanlagen Zur Gewährleistung der Passierbarkeit von Umlaufsperren für möglichst alle Fahrradtypen sollte der in der ERA genannte Abstand zwischen den beiden Bügeln der Umlaufsperre von 1,50 m auf 2,50 m erweitert werden4. Der Abstand zwischen Pollern sollte 1,40 m betragen. Darüber hinaus wird eine Überarbeitung und Anpassung der RSA 95 (Richtlinie zur Sicherung von Arbeitsstellen) vor allem hinsichtlich der notwendigen Breiten für Radverkehrsführungen dringend empfohlen. In der Praxis können dazu Empfehlungen der AGFS (Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte) aus NRW eine Hilfe sein: http://www.agfs-nrw.de/fach themen/baustellen.html. Neben den genannten generellen Breitenanforderungen liegt die Nutzbarkeit von Radverkehrsinfrastruktur für Dreiradfahrer und Anhänger-Nutzer oft im Detail: - - Besonders Anhängernutzer wünschen sich eine ausreichende Zahl und Qualität von Bordsteinabsenkungen. Sicherheitsrelevant für Anhänger-Nutzer sind die Abmessungen von Warte- und Aufstellbereichen für Radfahrer, insbesondere auf Verkehrsinseln. Aber auch Aufstellbereiche an LSA und anderen Knotenpunkten sollten ausreichend dimensioniert sein. Stufen und Treppen sind auch dann ein Hindernis für Radfahrer mit Dreirädern und Anhängern, wenn dort „Schieberillen“ oder ähnliche Hilfen für Zweiradnutzer angebracht sind. In Bezug auf das Parken von Dreirädern und Anhängern über Nacht zeigte sich, dass die meisten Fahrzeuge trocken, sicher und bequem geparkt werden können. Es wird vermutet, dass das Vorhandensein von geeigneten Abstellmöglichkeiten am Wohnort ein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung für ein Dreirad oder einen Anhänger darstellt. Parkmöglichkeiten im öffentlichen Raum könnten verbessert werden, aber wurden nicht als besonders großes Problem bewertet. Anlehnbügel sind grundsätzlich am besten als „Fahrradständer“ geeignet, da sie für viele Fahrzeugformen nutzbar sind. Für Dreiräder ist 4 Empfehlung angelehnt an die österreichische RVS 03.02.13 Radverkehr ein ausreichender Abstand zwischen den einzelnen Bügeln notwendig, während für FahrradAnhänger-Gespanne eine ausreichende Länge der Abstellfläche wichtiger ist. Sonst besteht die Gefahr, dass Teile des Gespanns in andere Flächen hineinragen und andere Verkehrsteilnehmer z.B. auf Rad- und Gehwegen behindern. Das Klima auf deutschen Straßen kann insgesamt als dreirad- und anhängerfreundlich beschrieben werden. Es konnte nicht festgestellt werden, dass Nutzer von Dreirädern und Anhängern von anderen Verkehrsteilnehmern schlechter behandelt werden als Zweiradfahrer. Dreiradfahrer fühlten sich respektierter und besser behandelt als Radfahrer mit Anhänger. Im Gegensatz zu Fahrradanhängern, die mittlerweile zum gewohnten Teil des Straßenbildes geworden sind, fallen Dreiräder noch stärker auf und Dreiradfahrer erleben eine hohe Aufmerksamkeit durch Passanten in Form von Blicken und Kommentaren. Diese sind allerdings überwiegen freundlich oder neugierig, sodass sich die befragten Dreiradnutzer eher selten davon gestört fühlen. Dresden, im Dezember 2014 Gregor Gaffga, Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, TU Dresden Prof. Dr. Carmen Hagemeister, Fachbereich Psychologie, TU Dresden