DiMo201102-Leseprobe..
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NEUHEITEN UND TEST SAURIERHAFT Der Begriff „Raptor“ ist in unserem Sprachgebrauch seit „Jurassic Park“ fest mit den auf zwei Beinen laufenden Sauriern der Gattung Velociraptor verbunden. Man assoziiert „schnelle, ge-fährliche Räuber der Vorzeit“. Nicht ganz so alt ist „RAPTOR digital“ eine in Deutschland weitgehend unbekannte Digitalzentrale niederländischer Provenienz. Der Anspruch der Entwickler war es, ein universelles Gerät für (fast) alle Digitalprotokolle und Spurweiten zu schaffen, eine Zentrale, die einen Computer bei der Automatiksteuerung einer Anlage überflüssig macht. D as Augenmerk des Herstellers lag dabei mehr auf der Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit der Elektronik und weniger auf einem modernen Design oder ausgeprägter Benutzerfreundlichkeit. In beiden letzten Punkten orientierte man sich an den bewährten Konzepten von Eingabegeräten für Maschinensteuerungen im industriellen Einsatz. Sichtbarsten Ausdruck findet dies in der kräftig bunten Folientastatur und der LCD-Anzeige. Diese kann vier Zeilen Text zu jeweils 20 Zeichen monochrom darstellen. Auch von der Bedienlogik her erinnert der Raptor ein wenig an industrielle SPS-Steuerungen, wie sie um das Jahr 2000 herum üblich waren. In der Tat ist der Entwickler seit vielen Jahren als Spezialist für die industrielle Prozessautomatisierung tätig. Mit dem Raptor hat er bereits 1998 begonnen – das Grunddesign von Gerät und Software waren damals mehr als state-of-the-art! Vor dem Hintergrund einer solch langen Zeit kann man davon ausgehen, dass die Zentralen-Software weitestgehend ausentwickelt und fehlerfrei ist. Die langjährigen Stammbenutzer aus den Niederlanden bestätigen dies. faces fast schon exotisch: man muss sich eine ganze Weile mit dem System auseinandersetzten, um all seine Stärken und Fähigkeiten sinnvoll nutzen zu können. Trotzdem kann man schnell und einfach ein erstes Fahrerlebnis feiern. Ist der Raptor via Booster an ein Gleis angeschlossen, wird die dort wartende Lokomotive durch einfaches Eintippen ihrer Adresse zur Steuerung angemeldet. Mit den Tasten „speed +“ und „speed –“ regelt man alsdann ihre Geschwindigkeit. Soll der große Drehregler zum Einsatz kommen, tippt man die Lokadresse und dann „LOK“ zur Bestätigung. Die Fahrtrichtung wechselt man per „Direction“-Taste oder durch einen Druck auf den Drehregler. Letzterer ist ein Endlos-Increment-Geber mit 16 sanft rastenden Stufen. Durch die Größe des Drehknopfs ist er leicht und schnell bedienbar, selbst „Kurbelorgien“ mit aufgelegtem Finger gelingen mit ihm problemlos. Funktionen schaltet man fast schon intuitiv: F-Nummer über die Zifferntastatur eingeben und dann „ON“ oder „OFF“ drücken. Je nach Digitalprotokoll können bis zu 24 Funktionen angesprochen werden. SCHNELLSTART FÄHIGKEITEN Was vor zehn, fünfzehn Jahren noch als selbstverständlich hingenommen wurde, ist heute in Zeiten von Plug-n-Play, Smartphone-Apps und grafischen Touchscreen-Userinter- Der Raptor ist eine Multiprotokoll-Zentrale für das Motorola-, das DCC-, das Selectrix- und das FMZ-Protokoll. Das digitale Signal wird nicht im Gerät verstärkt, Gleise sind also nicht 10 DIGITALE MODELLBAHN 02I2011 direkt anschließbar. Dafür gibt es zwei Booster-Anschlüsse an der Geräterückseite. Der eine ist für den Anschluss von Märklin-Boostern wie dem 6015/6017 bzw. kompatiblen Geräten z.B. von Uhlenbrock oder Littfinski vorgesehen, der andere eröffnet den Weg zu den „CDE“-Boostern von z.B. Lenz. Beide Boosteranschlüsse können gleichzeitig genutzt werden und sind vollständig synchronisiert. Rückmeldungen empfängt der Raptor nach dem s88-System. Bis zu 31 Module mit je 16 Meldern sind anschließbar, es werden also insgesamt bis zu 496 Meldestellen abgefragt. Raptor erkennt die Anzahl der Meldestellen selbsttätig; für eine gegenüber dem „normalen“ s88-Bus erhöhte Übertragungssicherheit sind spezielle Rausch- und Störungsfilter eingebaut. Beim Zubehör unterscheidet Raptor zwischen Weichen und Signalen. Dies ist wichtig für die spätere Automatisierung. Jeder Zubehördecoder kann entweder mit dem DCCoder dem Motorola-Protokoll angesprochen werden, die Schaltzeiten sind einstellbar. Auch Lokomotiven können in einer internen Datenbank verwaltet werden. Naheliegenderweise ist ihre Erfassung für den Automatikbetrieb zwingend notwendig. Festgelegt werden die Adresse und das für diese Lok zu sendende Digitalprotokoll. Optional kann ein Name und eine Beschreibung gespeichert werden. Um Einstellungsänderungen am Decoder überflüssig zu machen, besteht die Möglichkeit, jedem Lokomotiv-Eintrag eine Höchstgeschwindigkeit in Form der maximal zulässigen Fahrstufe zuzuweisen. Weiterhin lassen sich auf Basis der Lokomotiv-Informationen vielgliedrige Doppel- und Mehrfachtraktionen zusammenstellen (bis zu 128 Loks) und verwalten. Bei der Einstellung von Decodern – der „Programmierung“ – zeigt sich das Alter des Zentralenkonzepts. Der Raptor hat keinen ProgrammiergleisAusgang. Er bietet den Weg, den auch Besitzer einer Märklin-6021-Zentrale gehen können und beherrscht die DCC-Technik „On-the-Main“. Versteht ein Decoder diese Art der Parametereinstellung, ist das Vorgehen in der zugehörigen Dokumentation beschrieben. Beherrscht ein Decoder dies nicht, muss eine weitere Zentrale zur Programmierung herangezogen werden. Auf Raptor-Seite liegt das Handbuch zur Decoder-Einstellung nur auf Englisch vor, eine deutsche Übersetzung wird vorbereitet. TECHNIK Im Inneren des Raptor arbeitet ein kräftiges Herz: Der von Philips entwickelte LPC2292/01 ist ein ARM7-basierender 32-bit-RISC-Microcontroller. Bestückt mit einem 10-MHzQuartz, kann er durch interne Frequenzvervielfachung eine Rechengeschwindigkeit von bis zu 60 MHz erreichen. Der Chip verfügt über 256 kB Flash-Speicher und verschiedene eingebaute Schnittstellen. So ist nur wenig periphere Elektronik notwendig, um auf seiner Basis eine Digitalzentrale für die Modellbahn zu realisieren. Entsprechend aufgeräumt wirkt auch das Innere des Raptors. Im Inneren zeigt sich der Raptor aufgeräumt. Die Hauptplatine trägt den Prozessor und sämtliche Schnittstellen. Die kleinere Platine darüber ist für das Display und die Tastatur zuständig, die rechteckige rechts oben für den Drehregler. FAKTEN RAPTOR digital Erweiterungsmodule Der Prozessor – ein LPC2292/01 von Philips (32-bit-RISC, bis 60 MHz) – hat ordentlich Wumms. Ihm zur Seite stehen nur wenige Peripheriebausteine: hier links das 512-kBCMOS-RAM 71V416, auf der anderen Platinenseite Pegelwandler und Treiber für die Schnittstellen, das Display, die Tastatur und den Drehregler. PC-Interface RS-232 / USB inkl. Netzteil € 299,– jeweils € 7,95 € 79,– / € 99,– Raptor-Digital, Sleepnetstraat 467, Den Haag / Niederlande, http://raptor-digital.eu/ Vertrieb in Deutschland: Ulrich Hübner, Ruhrtalstr. 101, 45239 Essen, www.modellbahn-west.de, [email protected] Christian Hofsäss, Dornierstr. 19 c, 82110 Germering, T: +49 89 842100, Termine n.V. DIGITALE MODELLBAHN 02I2011 11