Konzept zur interkulturellen Sprachförderung der Kinderwelt Augsburg

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Konzept zur interkulturellen Sprachförderung der Kinderwelt Augsburg
Konzept
zur interkulturellen Sprachförderung
der Kinderwelt Augsburg
Einführung
Die „Kinderwelt Augsburg“ , die interkulturelle Kindertagessstätte des Frohsinn
Bildungszentrum Augsburg e.V., hat in den zurückliegenden Jahren ihren
Schwerpunkt „Sprachförderung“ immer weiter verbessert und intensiviert, mit dem
Ziel, den ihr anvertrauten Kindern mit Migrationshintergrund die Integration zu
erleichtern und ihnen einen leichteren Übergang in die Schule zu ermöglichen.
Die hier vorliegende Konzeption zur interkulturellen Sprachförderung der „Kinderwelt
Augsburg“ ist an alle Eltern, MitarbeiterInnen sowie an interessierte Menschen
gerichtet. Wir erheben nicht den Anspruch auf eine Vollständigkeit und Endgültigkeit
unserer Konzeption. Wir sind der Meinung, eine Konzeption muss einen
Überarbeitungsspielraum haben und sich wandeln dürfen.
Dennoch soll diese Konzeption dienen,
 als Entscheidungshilfe für Eltern und Information darüber, welche Pädagogik
sie für ihr Kind bei uns erwartet
 als Information bei Einstellungsgesprächen mit neuen Mitarbeitern und als
Hilfestellung, um sich mit unserem Konzept vertraut zu machen
 als Informationsgrundlage bei Gesprächen mit Kooperationspartnern o.ä.
 als Kontrolle des eigenen pädagogischen Handelns
„Warum Sprachförderung“
Sprachkompetenz ist nach heutigem Wissen eine Schlüsselqualifikation für den
späteren Schulerfolg. Sie bildet die Grundlage für die aktive Teilnahme am sozialen
Leben.
Die Sprache ist das wichtigste Mittel unseres täglichen Zusammenlebens. Die
Sprachentwicklung beginnt unmittelbar in den ersten Wochen nach der Geburt eines
Kindes. Der Spracherwerb ist ein langfristiger Entwicklungsprozess. Das Kind muss
sich erst aktiv mit der Sprache auseinandersetzen und verstehen lernen. Im
persönlichen Kontakt mit der Bezugsperson lernt das Kind am besten seine
Umgebungssprache, weil das Gehirn über die Sinnesorgane aufgenommene
Informationen speichert, verarbeitet und Informationen in Handlungen umsetzen
werden müssen.
Da unsere Kinder aus verschiedenen Kulturkreisen stammen, ist es uns ein großes
Anliegen, dass sie die deutsche Sprache als Basissprache zur gegenseitigen
Interaktion lernen. Um den alltäglichen Anforderungen und in Zukunft den
schulischen Anforderungen gerecht werden zu können, ist es von großer Bedeutung,
dass die Kinder bei uns ihre Deutschkenntnisse erwerben und erweitern.
Häufig erhalten bilinguale Kinder zu wenig sprachliche Anregungen und Förderung,
was neben der sprachlichen auch die gesamte Entwicklung verzögern kann. Die
Kinder haben zwar gelernt, sich in beiden Sprachen verständlich zu machen,
verfügen dann aber in keiner der beiden Sprachen über eine altersgemäße
Sprachkompetenz. Wenn derartige Entwicklungsverzögerungen nicht erkannt
werden, kann dies zu Störungen des Schriftsprachenerwerbs und zu
Einschränkungen der Leistungsentwicklung eines Kindes beim späteren
Schulbesuch führen. Davon betroffene Kinder gehen folgendermaßen mit Sprache
um:
• Die Kinder benutzen nur einige wenige Begriffe und Formulierungen, um sich zu
verständigen.
• Sie sprechen nicht in ganzen Sätzen und vermeiden auf diese Weise fehlerhafte
Formulierungen.
• Sie ersetzen Sprache durch Mimik und Gestik.
• Sie signalisieren den PädagogInnen auch dann mimisch und gestisch „Verstehen"
(z.B. durch Lächeln und Nicken), wenn sie eine Erklärung oder Anweisung nicht oder
nur vollständig verstanden haben und imitieren die Handlungen der deutschen
Kinder um zu verbergen, dass sie sprachlich nicht folgen können.
Um dies zu vermeiden, haben die Kinder in der „Kinderwelt Augsburg" die einmalige
Chance, in unverschulter, kindgerechter und entwicklungsstandentsprechender
Weise unter Einbeziehung ihrer Familien die deutsche Sprache zu erlernen und
darüber hinaus anderen Sprachen und Kulturen zu begegnen. Sprache wird dabei
nicht nur durch bloßes Üben, sondern über auditive, visuelle und taktile
Wahrnehmung, über Spielerlebnisse, über die Motorik, also ganzheitlich zur
Erfahrung. Sprachförderung ist eine Aufgabe, die alle Bildungsbereiche durchzieht.
Sie ist umso effektiver, je früher mit ihr begonnen wird.
Kinder erschließen sich ihre Umwelt, indem sie „selbst tätig“ sind, dies gilt auch für
den Spracherwerb. Wichtig ist es, den Kindern eine Atmosphäre zu schaffen, in der
es sich wertgeschätzt und sicher fühlt. Diese Atmosphäre wird geschaffen, indem
durch entsprechende Gestaltung der (Frei-) Räume und des Tagesablaufs den
Kindern ein hohes Maß an Sicherheit und Geborgenheit vermittelt wird.
Situationen, die Kinder zum Sprechen anregen, sind häufig Situationen, die ihnen
vertraut und bekannt sind. Hier fühlen sie sich sicher und akzeptiert.
Durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erst- und Zweitsprache, durch
Vermittlung von eigener und fremder Kultur, ist es möglich den Kindern den Zugang
zur deutschen Sprache zu erleichtern und die eigenen Sprachkenntnisse zu
erweitern.
Beschreibung der Einrichtung
Unsere Kita wurde 1996 in der Frohsinnstraße in Augsburg unter dem Namen
„Rosengarten" durch unseren Träger „Frohsinn Bildungszentrum Augsburg e.V."
gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die freundschaftlichen Kontakte
zwischen den Bürgern verschiedener Kulturen zu knüpfen. Der Verein versteht sich
als Bildungs- und Kultureinrichtung, die durch ihre vielfältigen Tätigkeiten die hier
lebenden ausländischen Mitbürger motiviert und sie in ihren Integrationsbemühungen
unterstützt und fördert. Ein paar Jahre später zog der Kindergarten in die heutigen
Räumlichkeiten in der Baumgartnerstr. 2 in Augsburg um. Im Oktober 2008 wurde
der Name in „Kinderwelt Augsburg" umgewandelt, um den interkulturellen Ansatz
besser kommunizieren zu können.
Die „Kinderwelt Augsburg“ ist ein zweigruppiger Kindergarten für bis zu 50 Kinder
zwischen drei und sechs Jahren. Zum pädagogischen Personal gehören neben der
Leiterin noch zwei weitere Erzieherinnen, eine Diplom-Pädagogin sowie zwei
Kinderpflegerinnen. Drei der Mitarbeiterinnen weisen einen bilingualen und
bikulturellen Hintergrund auf.
Unser „Klientel“
Treu der Zielsetzung unseres Trägers bieten wir jedem Kind unabhängig von
Nationalität und sozialen Umfeld die Möglichkeit, ein Teil unserer interkulturellen
Einrichtung zu werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Kinder ihren
regelmäßigen Wohnort in Augsburg haben.
Wir bieten allen Kindern in unserer Einrichtung die Möglichkeit, sich in der deutschen
Sprache so zu entwickeln, wie es ihrem Alter und Ihren Möglichkeiten entspricht.
Die Sprachförderung in unserer Einrichtung richtet sich selbstverständlich an alle
Kinder, die uns besuchen, egal ob mit oder ohne Migrationserfahrung/ -hintergrund,
allerdings in unterschiedlicher Intensität. Schließlich ist es auf Grund des immer
stärker werdenden Einflusses elektronischer Medien und Kommunikationsmittel und
der immer kleiner werdenden Familienstrukturen häufiger notwendig, auch
deutschsprechenden Kindern eine spezielle Förderung im Bereich Sprache
zukommen zu lassen. Viele Kinder haben beim Eintritt in den Kindergarten einen für
ihr Alter zu geringen Wortschatz, was wir in unserer täglichen Arbeit mit Hilfe der
Eltern aufzufangen versuchen. Die unten beschriebene spezielle Kleingruppenarbeit
richtet sich dagegen vorwiegend an diejenigen Kinder ab dem vierten Lebensjahr, die
zwei- oder mehrsprachig aufwachsen. Durch die hohe Zahl an Migrantenkindern mit
unterschiedlicher Nationalität und verschiedenen Sprachen ist es besonders
notwendig, eine Sprache zu finden, in der sie kommunizieren können.
.
Wir möchten mit unserer Einrichtung aber eben nicht nur die Kinder, sondern auch
deren Eltern ansprechen, da eine isoliert von den Eltern verlaufende institutionelle
Erziehung und Förderung wenig Erfolg versprechend ist. Wir verstehen Elternarbeit
als einen gemeinsamen Lernprozess, bei dem wir gemeinsam über Ziele und
Methoden diskutieren und Ursachen für eventuelle Probleme und sinnvolle
Lösungsmöglichkeiten zu finden.
Die Rolle der päd. Fachkräfte
Im Gesamtkonzept des Hauses ist Sprachförderung ein fester Bestandteil der
pädagogischen Facharbeit und hat einen hohen Stellenwert. Die Sprachförderung ist
eingebettet und verzahnt mit sämtlichen Schwerpunkten, die sich gegenseitig
bedingen und unterstützen. Alle Handlungen und alltäglichen Verrichtungen werden
vom pädagogischen Personal sprachlich begleitet und alle Pädagoginnen sind hier
eingebunden. Sprachförderung in der Kinder-tagesstätte „Kinderwelt Augburg“
beginnt, wenn das Kind den Kindergarten betritt und endet erst, wenn es
wieder nach Hause geht!
Im alltäglichen Ablauf ist die Sprache fest verankert und wird den Kindern täglich
vermittelt. Im pädagogischen Alltag ist die Erzieherin stets bemüht, sprachanregende
Anlässe zu schaffen. Dies zeigt sich in ritualisierten Morgenkreisen,
Bilderbuchbetrachtungen, Rollenspielen oder auch im Dialog der Mitarbeiterinnen im
Freispiel. Gleichzeitig helfen Rituale und Regeln den Kindern, sich im Tagesablauf
zurecht zu finden.
Für alle Mitarbeiterinnen gilt es, das eigene Sprachverhalten immer wieder zu
kontrollieren und ein Sprachvorbild für die Kinder zu sein. Die eigene Motivation und
Sprechfreude hat dabei einen hohen Stellenwert und soll den Kindern vermittelt
werden.
Eine Vorbildfunktion übernehmen die MitarbeiterInnen aber auch hinsichtlich
Empathie, Akzeptanz und Wertschätzung der Zweisprachigkeit und der damit
verbundenen kulturellen Identität der Kinder. Der eigene Migrationshintergrund des
Großteils unserer Mitarbeiterinnen ist hierbei natürlich von großem Vorteil.
Die Aufgabe der Erzieherinnen ist es ferner, einen regelmäßigen Kontakt zu den
Eltern zu halten und sich über kulturelle Eigenheiten, Gebräuche und Regeln zu
informieren. Die Eltern werden mit in den Zweitspracherwerb ihres Kindes
einbezogen. Für die Eltern ist es wichtig, eine Ratgeberin zu haben, um aktiv
mitarbeiten zu können.
Die Rolle der Eltern
Eine nicht unwesentliche Rolle im Erwerb der Zweitsprache ist die Mitarbeit der
Eltern. Die Eltern sollten eine positive Einstellung zur deutschen Sprache und
deutschen Kultur haben und diese Einstellung auch ihren Kindern vermitteln. Es ist
wichtig, dass Eltern die Arbeit in der Kindertagestätte aktiv unterstützen und den
Kindern Zweisprachigkeit vorleben. Vereinfacht wird den Eltern die Mithilfe, wenn sie
sich an den Regeln und Ritualen der Einrichtung orientieren können.
Die Eltern haben die wichtige Aufgabe, ihren Kindern die Muttersprache (oder
Erstsprache) in all ihren Facetten zu vermitteln und hier den Wortschatz ihres Kindes
zu erweitern. Jedes Wort, dass ein Kind in der Muttersprache kennt, kann es auch in
der deutschen Sprache erlernen. Wir ermutigen deshalb die Eltern, in der Sprache zu
sprechen , in der sie ganz spontan und natürlich sprechen und die sie am besten
können - meistens ist das die Muttersprache. In dieser Sprache kennen die Eltern
auch die meisten Wörter und Sie wissen, wie die Sätze „gebaut“ sind. So bekommen
die Kinder eine gute Grundlage, welche ihnen dann auch bei den anderen Sprachen
von Nutzen ist, z.B. beim Deutsch lernen. Es dauert viele Jahre, bis ein Kind eine
Sprache richtig kann – das stimmt sowohl für die erste Sprache des Kindes, als auch
für alle weiteren Sprachen.
Wir empfehlen daher den Müttern, am erfolgreichen „Stadtteilmütterprojekt“ unter der
Trägerschaft des Kinderschutzbund Augsburg teilzunehmen. Das Projekt zielt auf die
Förderung der Muttersprachenkompetenz, auf die Förderung der deutschen Sprache
und auf die Förderung der allgemeinen kindlichen Entwicklung ab. Mittlerweile ist es
auch für Mütter mit Deutsch als Erstsprache möglich am Projekt teilzunehmen (d.h.
man braucht keinen Migrationshintergrund als Voraussetzung). Die Mütter wirken
hierbei als Expertinnen für das Erlernen der Erstsprache und werden durch Anleitung
und mit Hilfe von Arbeitsmaterialien auf die Förderung der Muttersprache vorbereitet.
Sie treffen sich einmal in der Woche und lernen dabei den Wert von Literatur,
Bilderbüchern, Liedern, den Wert des Spielens und Malens sowie der Verbindung
von Sprache und Handeln für die Entwicklung ihres Kindes in der alltäglichen
Beschäftigung kennen. Mit der kontinuierlichen Vermittlung des Programms über
neun Monate wächst auch ihre muttersprachliche Kompetenz - ein Zuwachs, der sich
unmittelbar auf die Sprachentwicklung ihrer Kinder auswirkt (vgl. Konzept der
Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus
Zuwanderungsfamilien).
In der „Kinderwelt Augsburg" erfolgt parallel zu der Arbeit mit den Müttern die
Förderung der deutschen Sprache. Die Erzieherinnen integrieren das jeweilige
Thema der Woche sprachlich in ihren Kindergartenalltag. Arbeitsblätter, die die
Mütter mit ihren Kindern in der Muttersprache durchgenommen wurden, werden im
Kindergarten auf Deutsch behandelt.
Das Umfeld im Verwandten- und Freundeskreis
Sprache lernt man erst wenn man sie benutzt! Den Kindern wird ein Umfeld
geschaffen, indem sie die deutsche Sprache anwenden können. Wichtig ist es,
Freundschaften zu unterstützen und zu fördern, in denen anderssprachige Kinder
aufeinander treffen. Die Eltern sind zu motivieren, aufeinander zuzugehen, sodass
Kontakte außerhalb der Kinderwelt möglich werden. Das Umfeld der Kinder im
privaten Bereich sollte immer wieder Möglichkeiten bieten, sich angstfrei in der neuen
Sprache zu erproben und sie zu nutzen.
Im Bereich der Muttersprache können dagegen Verwandte und Bekannte der
Familien die Kinder unterstützen. Besonders Großeltern können hierbei eine große
Hilfe sein, da sie meist die Muttersprache noch in ihrem Heimatland gelernt haben
und viele Lieder, Reime, und Geschichten kennen. Sie sprechen die Sprache meist
fließender und können so in der Erweiterung des Wortschatzes eine große Hilfe sein.
Die Bedeutung der Erstsprache („Muttersprache“)
Von grundlegender Bedeutung zum Erwerb einer Zweitsprache ist die Beherrschung
der Muttersprache. Zum Einen ist die Erhaltung der Muttersprache wichtig für die
emotionale, soziale und kognitive Entwicklung des Kindes. Zum Anderen kann das
Kind jedes Wort, welches ihm in seiner Muttersprache bekannt ist, in die
Zweitsprache umsetzen. Wichtig ist es also, die Erstsprache zu fördern und zu
unterstützen, damit das Kind leichteren Zugang zur Zweitsprache, in unserem Fall
Deutsch, bekommt. Eine frühe zweisprachige Förderung bedeutet i.d.R. keine
Überforderung für das Kind, sondern beinhaltet die Chance einer echten
Bereicherung. Die Gesamtpersönlichkeit des Kindes wird auf diese Weise gefördert.
Voraussetzung dabei ist, dass die kulturellen Eigenheiten, Unterschiede und
Vorlieben der Kinder gekannt und unterstützen werden. Hierdurch erfahren die
Kinder Sicherheit, Selbstvertrauen und können sich orientieren. Sprachfördermaßnahmen sollten daher immer individuell und an die unterschiedliche Herkunft der
Kinder angepasst sein.
Mit der Erstsprache werden dem Kind Werte, Normen und Regeln vermittelt, die
Ausdruck seines kulturellen Hintergrundes sind. Der Erstsprache des Kindes in der
Kinderwelt Raum zu geben, bedeutet daher, ihm und seiner Familie eine
Wertschätzung für seine kulturellen Hintergründe entgegenzubringen. Es ist die
Sprache, mit der es in der Familie aufgewachsen ist, die es emotional an die Familie
und frühe Eltern-Kind- Erfahrungen bindet. Seine Erstsprache zu hören, gibt vielen
Kindern ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit und hilft über manche
befremdende und beängstigende Situation hinweg. Sie ist darüber hinaus eng mit
seiner Identitätsentwicklung verbunden: In der Erstsprache hat das Kind gelernt
„Ich“ zu sagen. Es hat gelernt Bedürfnisse zu artikulieren und einzufordern und sich
damit als eigenständige Person von den Eltern abgegrenzt. In der Erstsprache hat
das Kind damit „Meilensteine“ auf dem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit
hinter sich gebracht. Wir versuchen daher, uns wichtige Wörter in der Erstsprache
der Kinder anzueignen oder z.B. auch Lieder mehrsprachig zu singen. Dem Kind zu
verbieten, in seiner Erstsprache zu sprechen, bedeutet, ihm einen Teil seiner
Identität und damit seines Selbstwertes zu nehmen.
Erstsprache: Das Grundgerüst und „Betriebssystem“ für den Erwerb der
Zweitsprache
Beim Erwerb der Erstsprache lernt das Kind, wie eine Sprache aufgebaut wird:
Lautketten bilden Wörter, die eine Bedeutung haben und mit denen es sich
verständigen kann; es gibt Regeln zum Satzbau; Stimmmelodien bestimmen, ob es
sich um eine Frage, einen Ausruf, eine Drohung etc. handelt. Sein Gehirn hat schon
eine beachtliche kognitive Leistung vollbracht, die ihm als Erfahrungsschatz beim
Erwerb der Zweitsprache zur Verfügung steht. Sein Wissen über den Aufbau der
Erstsprache kann mit einem „Betriebssystem“ verglichen werden. Mit Hilfe dieses
„Betriebssystems“ sucht sich das Kind eigene Wege, um eine zweite Sprache zu
erlernen. Je besser das Kind seine Erstsprache beherrscht – also je tiefer sein
Verständnis für den Aufbau seiner Erstsprache bereits ausgeprägt ist – desto leichter
fällt es ihm, auch die Regeln einer zweiten Sprache zu begreifen. Die Erstsprache
stellt bildlich gesprochen die Wurzeln dar, aus der heraus sich die zweite Sprache
aufbaut.
(Vgl. R.Fuchs, C.Siebers: Sprachförderung von Anfang an)
Die Durchführung der Sprachförderung in der Einrichtung
Wie bereits oben erwähnt, findet Sprachförderung in der Kinderwelt Augsburg über
den ganzen Tag verteilt statt:
Freispiel (Tischspiel, Puppen- und
Bauecke u.v.m.)
Morgenkreis (Lieder, Fingerspiele,
Rätsel, Reime u.v.m.)
Pädagogische Angebote z.B. Turnen,
Basteln, Bilderbuchbetrachtung
Rituale z.B. Begrüßung , Tischspruch
Zweisprachiges Bilderbuchkino
Sprachstandserhebungen z.B. Sismik
Vorschule/
Vorkurs
Stadtteilmütterprojekt
Würzburger Trainingsprogramm
„Hören, Lauschen, Lernen“
Lesepaten
„Zuhörförderung“: „Ohrenspitzen“,
„Olli Ohrwurm“ u.a.
Elternarbeit
Kindergartenbücherei, Besuch der
Stadtbücherei etc.
Medienpädagogik z.B.
Computerworkshop
Wir arbeiten mit viel Lob und Anerkennung und ermutigen dadurch die Kinder zum
Sprechen. Ein motiviertes Kind trägt mit Freude das Erlernte nach außen weiter und
versucht, es bei jeder Gelegenheit anzuwenden. Durch spielerisches Sprachhandeln
werden in Form von Dialogen grammatikalische Strukturen eingeübt, die im
Kindergartenalltag im Umgang mit den Erzieherinnen und den Kindern angewendet
und auf andere Situationen übertragen werden sollen.
Beispiele für Sprachförderung in der Kinderwelt Augsburg:
Erhebung des Sprachentwicklungsstandes
Neben der Entwicklungsbeobachtung wird der Sprachentwicklungsstand der
geförderten Kinder mit Migrationshintergrund vor Beginn der Förderung und nach
deren Abschluss durch die Verwendung des Bogens „Sprachverhalten und Interesse
an Sprache bei Migrantenkindern in Kindertageseinrichtungen“ (SISMIK)
dokumentiert. Beantwortet werden sollen z.B. folgende Fragen:
 Wie ist die Sprachlernmotivation des Kindes, sein Interesse an Sprache und
an sprachbezogenen Angeboten?
 Wie weit kann sich ein Kind im Gesprächskreis einbringen, eine Geschichte
nacherzählen oder ein Gedicht aufsagen?
 Spricht es deutlich? Wie sind Wortschatz, Satzbau u.s.w.?
Durch dieses „Kontrollinstrument" sind unsere ErzieherInnen ständig dazu angeregt,
genauer hinzuhören, wie das Kind eigentlich spricht, wie es mit Verben oder Artikel
umgeht, ob das Kind eine große Sprechfreude und im Verhältnis dazu eine relativ
geringe „grammatikalische" Kontrolle über das Gesagte hat u.v.m. Neben diesen auf
die deutsche Sprache beschränkten Fragen enthält der Bogen auch Fragen zum
Umgang des Kindes mit der Familiensprache und zur sprachlichen Situation in der
Familie.
Differenzierte Beobachtungen sind eine wesentliche Voraussetzung für differenzierte
Förderung. „Sismik" bietet aber nicht nur Beobachtungshinweise, sondern auch
Anhaltspunkte für konkrete Erziehungsziele im Bereich der Sprachförderung.
Für die Kinder mit der deutschen Muttersprache steht der Bogen „Sprachentwicklung
und Literacy bei deutschsprachigen Kindern“ „SELDAK) zur Verfügung. Beide Bögen
wurden vom Staatsinstitut für Frühpädagogik (ifp) in München entwickelt.
Kleingruppenarbeit (Vorkurs, Vorschule)
Neben der Sprachförderung, die täglich im Freispiel in den Gruppen stattfindet, gibt
es feste Kleingruppen, die sich je nach Gruppenstärke und Bedarf zwei Mal pro
Woche à 45 Minuten zusammen finden. Diese Kleingruppenarbeit ist fester
Bestandteil des sog. „Vorkurs Deutsch lernen vor Schulbeginn“ des Staatlichen
Schulamtes der Stadt Augsburg, an dem unsere Einrichtung sich beteiligt. Am
Vorkurs teilnehmen dürfen Kinder, deren Eltern beide nicht deutscher Herkunft sind
und bei denen mit Hilfe des Sismik- Bogens ein Förderbedarf beim Erwerb der
deutschen Sprache festgestellt wurde. Im Vorkurs bereiten die Kindergärten in
Zusammenarbeit mit der Schule den Übergang vom Kindergarten zur Grundschule
vor. Der Kurs umfasst 240 Stunden. Das Vorkursangebot beginnt in der Kinderwelt
Augsburg in der zweiten Hälfte des vorletzten Jahres vor der Einschulung, d.h. ab
Januar, und endet mit Verlassen des Kindergartens kurz vor der Einschulung. Auf
Seiten der Grundschulen beginnt der Vorkurs ab dem letzten Kindergartenjahr vor
der Einschulung. Die GrundschullehrerInnen übernehmen ab diesem Zeitpunkt 135
Minuten pro Woche, so dass am Ende beide Einrichtungen jeweils 120 Stunden
Vorkurs abgeleistet haben. Zur leichteren Orientierung unserer Kinder nennen wir
das Angebot in der Kinderwelt „Vorschule I“ (für die Kinder im Jahr vor der
Einschulung) und „Vorschule II“ (4-5jährige Kinder). Den Begriff „Vorkurs“ benutzen
wir für das Angebot mit der Lehrerin in der Schule.
Die Auswahl der Themen für den Vorkurs bzw. die Vorschule I erfolgt in
Zusammenarbeit mit der Schule. Die Kinder haben hier die Möglichkeit, einzelne
Worte, Wortgruppen und auch die Vielfältigkeit der deutschen Sprache zu entdecken.
Durch häufige Wiederholung in den unterschiedlichsten Lernsituationen ist es den
Kindern möglich, ihren Wortschatz in der deutschen Sprache zu erweitern und
anzuwenden.
Der Schwerpunkt bei der Arbeit mit den 4-5jährigen Kindern („Vorschule II“) liegt in
der Heranführung an die deutsche Sprache. Das neue Klangbild wird bekannt
gemacht und erste Zusammenhänge werden verdeutlicht und vertieft. Den Kindern
wird Sicherheit und Vertrautheit mit der Sprache vermittelt und Ängste werden
genommen. Bei der Themenauswahl für die Vorschule II orientieren wir uns u.a. an
dem Sprachförderkonzept von Elke Schlösser „Wir verstehen uns gut“.
Schwerpunkte sind Themen die die Kinder selbst betreffen z.B.: der Kindergarten,
der eigene Körper (Umsetzungsbeispiel: „Körperteile benennen“), Natur (Wetter:
Regen Wind, etc.), eigenes Erlebtes (Umsetzungsbeispiel: Urlaubsreise),
Rollenspiele (Märchen) etc.
Eine Sprache zu erwerben hat aber nicht nur mit dem Lernen einzelner Vokabeln zu
tun, sondern auch mit sozialen Beziehungen. Die einzelnen Projekte werden
ganzheitlich geplant und decken sämtliche Bildungsbereiche der Kinder ab, wobei
die Schwerpunkte der Einrichtung „Sprachförderung“ und „interkulturelles Lernen“
immer berücksichtigt werden sollen.
Gerade im Bereich der Sprachförderung ist die Verzahnung mit den anderen
pädagogischen Angeboten sehr hilfreich, da die Wörter und die einzelnen
Wortgruppen bei jedem Angebot immer wiederholt werden und jedes Mal in einem
neuen Zusammenhang stehen, aber von den Kindern wiederentdeckt und vertieft
werden.
Hier ein kurzes Beispiel für ein Projekt im Bereich Sprache:
Thema: „Ich esse gerne Obst!“
Lernwörter:
Verben → schneiden, beißen, schmecken etc.
Adjektive→ süß, sauer, saftig etc.
Nomen→ Obstsorten benennen (Wichtig immer mit Artikel z.B.:
d - e -r Apfel, d-i-e Birne)
Angebote:
Marktbesuch (Über Gustatorik: Wiederholung der Lernwörter „süß“,
„sauer“ etc.),
Herstellen eines Obstsalat( Über Sensorik: Wiederholung der
Lernwörter „weich“, „schneiden“ etc. Über Gustatorik („süß“, „sauer“
etc.) und natürlich die Benennung der einzelnen Obstsorten),
Obsträtsel, Bewegungsspiele zum Thema, Lieder, Reime,
Bastelangebote, Rollenspiele (z.B.: Marktbesuch),
Gesellschaftsspiele (Obstgarten, Obstmemory), etc.
Bei allen Aktionen wird mit allen Sinnen die deutsche Sprache entdeckt.
Die Kinder können schmecken und riechen was z.B.:„süß“ bedeutet.
Silben und Worte können gestampft, geklatscht oder getrommelt werden und so der
Klang eines Wortes entdeckt werden seine Beschaffenheit entdeckt.
Bei Rollenspielen können die Kinder ggf. die emotionale Seite der neuen Sprache
entdecken ( Was ist traurig, wütend, lustig)
Bei der Arbeit in den Kleingruppen haben Bewegung und Musik einen hohen
Stellenwert, da sich hier einzelne Wörter wie auch Wortgruppen vertiefen lassen.
Auch wenn die Begrifflichkeiten für manche Eltern anfangs ein wenig verwirrend
erscheinen (Vorschule I und II, und was ist mit der normalen Vorschule, in der es um
v.a. um die Vermittlung von wichtigen Kompetenzen wie zuhören/ vor anderen
sprechen/ Bedürfnisse äußern/ auf Fragen antworten/ sich konzentrieren und
Impulse steuern können geht?), haben wir uns auf den einen Begriff „Vorschule“
geeinigt, der alles umfasst. Denn unsere Kinder trennen nicht –und sollen es auch
nicht- zwischen Sprachförderung, sozialem Kompetenztraining o.a. Für sie geht es
einfach um Spaß am Lernen und um das „erhabene“ Bewusstsein: „Ich bin ein
Vorschulkind“
Würzburger Trainingsprogramm
Zusätzlich fördern wir täglich den Erwerb der phonologischen Bewusstheit, durch die
Anwendung des Würzburger Trainingsprogramms („Hören, lauschen, lernen“), das
aus sechs Übungseinheiten besteht, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Unter dem
Begriff „phonologische Bewusstheit“ versteht man einen Prozess, der es ermöglicht,
sich auf linguistische (lat.“lingua“= Sprache, Zunge) Einheiten der Sprache zu
konzentrieren. Man bezeichnet also damit den bewussten Umgang mit den kleinsten
Einheiten der Sprache, den Lauten. Phonologische Bewusstheit ist nötig, um Erfolg
beim Lesen und Schreiben lernen zu haben. Das Programm ist mit vielen Bildern,
Bewegungs- und Singspielen sehr spielerisch gestaltet und will den Kindern nicht nur
Einblick in die Welt der Laute, sondern auch Freude im Umgang mit der Sprache
vermitteln. Am Würzburger Trainingsprogramm nehmen alle Kinder, also auch die
deutschsprachig aufgewachsenen, im letzten Jahr vor der Einschulung teil.
Lesepaten
Neben der Sprachförderung durch das pädagogische Personal der „Kinderwelt
Augsburg“ und der am Vorkurs beteiligten GrundschullehrerInnen, bietet unsere
Einrichtung sog. „Sprachpatenschaften“ an.
In Zusammenarbeit mit Frau Angelika Daser (Sozialdienst) des benachbarten
Sparkassen -Altenheims entstand unser Projekt „Lesepaten". Wir freuen uns sehr,
Bewohner des Altenheims dafür gewonnen zu haben, unseren Kindern einmal
wöchentlich aus ausgewählten Büchern vorzulesen. Dafür wurde extra eine neue
Leseecke außerhalb der Gruppenräume eingerichtet.
Ziele:
• Zusammentreffen der Generationen
• Wecken und Förderung der Freude am Vorlesen und Zuhören
• Förderung von Konzentration und Sprachverständnis
Die Lesepatenschaften sind mittlerweile erweitert worden, d.h. wir haben auch Eltern
und Freunde unserer Einrichtung (z.B. pensionierte Lehrer) motivieren können. Auch
eine Kooperation mit der benachbarten Roten Tor Schule ist geplant.
Zuhörförderung
Kinder, die gut zuhören können, haben es im Leben leichter. Nicht nur in alltäglichen
Situationen, wie in Gesprächen mit Freunden oder beim Spielen, sondern auch beim
Lernen in der Schule hilft es, gut zuhören zu können. Lehrerinnen und Lehrer stellen
allerdings fest, dass es einigen Kindern zunehmend schwerer fällt, sich zu
konzentrieren. Sie lassen sich leicht ablenken und haben Probleme, Arbeitsaufträge
akustisch richtig wahrzunehmen und umzusetzen. Deshalb ist es wichtig, Kinder
bewusst zu unterstützen, damit sie ihre Zuhörfähigkeit erweitern können. Letztlich ist
Zuhören auch ein psychologischer Vorgang: Ich gebe dem, was ich bewusst höre,
eine Bedeutung.
Die Stiftung Zuhören, 2002 von Rundfunk- und Medienanstalten gegründet, hat es
sich zur Aufgabe gemacht, gutes Zuhören in unserer Gesellschaft zu förden. Bereits
in der Familie und in Kindergärten kann eine spielerische Förderung
beginnen, mit dem Ziel, sinnerschließendes Zuhören zu vermitteln. Speziell für
Kinder hat die Stiftung ein Konzept für Hörclubs entwickelt, um zuhörfreundliche
Kindergärten und Schulen zu fördern.
Die Kinderwelt Augsburg nimmt am von der Robert-Bosch-Stiftung geförderten und
wissenschaftlich evaluierten Projekt „Ohrenspitzen" der Stiftung Zuhören teil.
Projektpartner sind der Bayerische Rundfunk und die Ludwig-Maximilian-Universität.
(s. www.stiftung-zuhoeren.de ). Die Zuhörförderung als eine wichtige Grundlage für
Lernen und Verstehen fließt in alle Bereiche der Kitaarbeit ein.
Ziele:
• Schulung von Konzentration und Ausdauer
• Förderung der sprachlichen Entwicklung und Ausdrucksfähigkeit
Bilderbuchkino
Ein großes Highlight im Kindergarten ist das ca. monatlich stattfindende
"Bilderbuchkino". Das Besondere hierbei ist, dass die Geschichten immer in zwei
Sprachen vorgelesen werden. Dazu laden wir jeweils einen Elternteil ein, der in
seiner Muttersprache das Buch vorliest. Die Kinder tauchen in die fremde Sprache
ein, sehen begleitend dazu die Bilder und können oft schon erahnen, worum es in
der Geschichte geht. Anschließend wird das Buch noch einmal auf Deutsch
vorgelesen.
Wichtig ist uns hierbei, dass die Kinder möglichst alle Sprachen, die es in der
Kinderwelt gibt, einmal direkt erfahren können und dabei vermittelt bekommen, dass
alle Sprachen gleich wichtig sind und den gleichen Stellenwert einnehmen. Dies ist
besonders für die Kinder von Bedeutung, deren Sprache nur vereinzelt in der
Kinderwelt vorkommt.
Ein weiterer Vorteil des mehrsprachigen Bilderbuchkinos ist, dass wir dadurch auch
Eltern ansprechen können, die wir sonst nur schwer erreichen, weil sie kein Deutsch
können.
Elternarbeit im Bereich Sprachförderung
Informationselternabend
Entwicklungsgespräche, sonstige
Elterneinzelgespräche
Gemeinsame Feste
Stadtteilmütterprojekt
Müttertreff
Bilderbuchkino
Externe Referenten
Spielenachmittage
Elternabende
Beispiele für Elternarbeit im Bereich Sprachförderung
Informationselternabend
Alle neuen Eltern, die ihr Kind in der „Kinderwelt Augsburg“ angemeldet haben,
werden zu einem Informationselternabend eingeladen. Hier erhalten sie neben den
allgemeinen Informationen zum Kindergarten und zur Eingewöhnung auch
grundlegende Informationen über den allgemeinen Spracherwerb von Kindern und
über die Besonderheiten bei bilingualen Kindern.
Durch den Elternabend wird den Eltern auf einfache Weise veranschaulicht, welche
Voraussetzungen geschaffen werden sollten, um ihrem Kind die optimalen
Bedingungen zu schaffen, eine Sprache zu erwerben. Den Eltern wird klar, welchen
wichtigen Part, - über das regelmäßige Bringen in die Kita hinaus-, sie in der
Sprachentwicklung ihres Kindes haben.
Anhand von Beispielen einiger Projekte und Themen aus der Praxis stellen wir den
Eltern die Arbeit in unserer Kindertagesstätte vor.
Damit die Informationen, die die Eltern bzgl. der Sprachförderung erhalten, nicht
wieder verloren gehen, verteilen wir an die Eltern die vom Staatsinstitut für
Frühpädagogik (ifp) in München verfassten Elternbriefe „Wie lernt mein Kind 2
Sprachen, Deutsch und die Muttersprache“. Diese Elternbriefe sind bei uns in 16
Sprachen erhältlich. Auch einsprachige Eltern können viele der darin enthaltenen
Tipps auf ihre Situation übertragen und umsetzten.
Wichtig ist es, den Eltern Ängste zu nehmen und aufkommende Fragen zu
beantworten. Vielen der Eltern ist die Problematik bekannt, die ein Aufwachsen in
einer anderen Kultur und Sprachwelt mit sich bringt. Die Ängste und Sorgen der
Eltern werden sehr ernst genommen und viele Fragen lassen sich schon durch
intensive Aufklärungsarbeit klären.
Ziel dieses ersten Elternabends ist es aber auch, den Eltern die Gelegenheit zu
geben, sich untereinander und auch mit den pädagogischen Kräften auszutauschen.
Bei diesem ersten Elternabend werden die Grundsteine für eine vertrauensvolle und
effektive Zusammenarbeit gelegt.
Darüber hinaus bietet die „Kinderwelt Augsburg“ Themenelternabende an, wie z.B.
„Mehrsprachig aufwachsen“ mit der Lehrlogopädin Bettina Glück. Diese
Informationsveranstaltungen sind i.d.R. nicht nur für unsere Kita-Eltern, sondern auch
für die interessierte Öffentlichkeit. Durch diese Öffnung nach außen können wir zum
Einen unsere Arbeit präsentieren, zum Anderen öffnen wir uns damit auch noch für
viele andere Nationalitäten, die in unserer Einrichtung nicht vorhanden sind.
Müttertreff
Als eine Besonderheit in unserer Einrichtung darf sicherlich der "Müttertreff"
angesehen werden. Hier treffen sich unsere Mütter mit der Sozialpädagogin Sonja
Jahn (Trägervertretung und Fachberatung der Kinderwelt) um sich über
Erziehungsfragen auszutauschen. Dabei werden die verschiedenen kulturellen
Hintergründe ebenso berücksichtigt wie der reiche Erfahrungsschatz der
Mütter. Wichtig ist uns, dass sich die Mütter als Expertinnen für ihre Kinder
verstehen. Aber auch Experten brauchen manchmal einen Rat von Außenstehenden.
Auch im Müttertreff werden immer wieder Fragen zur Spracherwerb der Kinder
diskutiert oder ein Besuch einer Logopädin zum Thema „Spricht mein Kind
altersgemäß“ organisiert.
Elterninformation: Sprachförderung Ihres Kindes
10 Punkte, die helfen, Ihr Kind zu unterstützen !
Sie können aktiv mithelfen, Ihrem Kind Sicherheit in der deutschen
Sprache zu geben. Dazu gibt es folgende Tipps:
– Sprechen Sie mit Ihrem Kind in viel in der Muttersprache. Jedes
Wort, welches Ihr Kind in „seiner“ Sprache erlernt, ist ein Wort,
das es in einer „anderen“ Sprache beherrschen kann.
– Begleiten Sie jede Tätigkeit mit Worten in Muttersprache, z.B. :
„Ich spüle jetzt das Glas“, „Wir lassen jetzt Wasser in die
Badewanne laufen“ etc.
– Verbessern Sie Ihr Kind nicht. Ihr Kind braucht Sicherheit! Es
verliert sonst die Freude am sprechen und traut sich nicht mehr,
Ihnen etwas erzählen.
– Lesen Sie gemeinsam Bilderbücher und lassen Sie sich von Ihrem
Kind erzählen, was es gehört und gesehen hat.
– Ihr Kind lernt Worte einfacher, wenn es mit Dingen arbeiten kann.
Ca. 90% des menschlichen Lernens geschieht über eigenes Handeln.
– Geben Sie Ihrem Kind viel Möglichkeit, sich zu bewegen. Bewegung
ist ein wichtiger Teil der Sprachentwicklung.
– Wiederkehrende Rituale helfen Ihrem Kind bei der Erlernung neuer
Wörter („zu Bett gehen, Mahlzeiten, Spiele und Lieder“). Ein Wort
muss von einem Kind ca. 40 mal gesprochen werden, bevor es im
Langzeitgedächtnis verbleibt.
– Fördern sie Freundschaften! Ihr Kind braucht Gesprächspartner im
selben Alter.
– Kontrollieren Sie Ihre Aussprache, wenn Sie mit Ihrem Kind
„deutsch“ sprechen. Sie sollten deutlich und grammatikalisch richtig
mit Ihrem Kind sprechen.