(P)ost - SUPERillu

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(P)ost - SUPERillu
25
Jahre Mauerfall
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche Post und SUPERillu
Andrea Bunar, 43,
hat wohl eine der
schönsten Arbeitsstellen
Deutschlands: Sie liefert im
Spreewald die Post mit
dem Kahn aus
Aufbau (P)ost
Die Zusammenführung der Post der DDR und der Bundespost ist eine
Erfolgsgeschichte. Heute ist das Unternehmen der weltweit größte Logistiker
Geschichte
Interview
Neuheiten
Ein Blick
zurück
Ein Blick
nach vorn
Ein Blick in
den Alltag
Die Post hat sich
verändert: Andreas
Menzel und Ines
Fiebelkorn erinnern
sich an bewegte Zeiten
Postvorstand Jürgen
Gerdes über die
Deutsche Post, den
Mauerfall und die
Zukunft
Moderne Packstationen – eine der
vielen Innovationen,
mit der die Deutsche
Post DHL punktet
Aufbau mit AugenmaSS
25
40 364
Jahre Mauerfall
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
8
Durch
Paketzentren im Osten
wird die schnelle und flächendeckende Auslieferung gesichert
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Potsdamer Str. 7
10785 Berlin
FOTOS TITEL: Uwe Toelle, Werner Schuering/beide SUPERillu, Deutsche Post DHL (2), EDITORIAL: Nikola Kuzmanic/SUPERillu, dpa Picture-Alliance/Jörg Carstensen, Caro/Teich
[email protected]
Impressum:
Herausgeber:
Deutsche Post AG, 53113 Bonn
Prof. Dr. Christof Ehrhart,
Dr. Martin Dopychai
Verlag und Redaktion:
SUPERillu Verlag GmbH & Co KG,
10785 Berlin
Redaktion: Thilo Boss
Geschäftsführung: Heinz Scheiner
Druck:
Burda Druck GmbH, 77652 Offenburg
Ich wünsche Ihnen eine
gute Woche. Herzlichst
2 | 25 Jahre Mauerfall
„Die Verschmelzung der
Deutschen Post der DDR mit
der Deutschen Bundespost
war eine gewaltige organisatorische Herkulesaufgabe,
die ohne jede Blaupause
realisiert werden musste“
Zuerst haben die
Zahlen das Wort
Fr i e d r i c h B o h l , K a n z l e ra m t s c h e f
v o n 1 9 9 1 -1 9 9 8
9, 26 Mio.
„Die Deutsche Post DHL hat
es mit Bravour geschafft, aus
zwei Staatsbetrieben einen
international schlagkräftigen
Konzern zu schmieden, der
das abgelegene Dorf genauso
bedient wie die weite Welt. “
27 517
Haushalte in Ostdeutschland
beliefert die Deutsche Post DHL
Briefkästen gibt es zwischen der
Ostseeinsel Rügen
und dem thüringischen Rennsteig
Wo l fg a n g T i e fe n s e e ,
B u n d e s v e r ke h r s m i n i s t e r 2 0 0 5 - 2 0 0 9
2 218
„DHL schreibt in Leipzig
seine Erfolgsgeschichte
im Herzen Europas fort
und hat aus der Region
einen pulsierenden
Global Player im Frachtgeschäft gemacht. “
1 010
E-Bikes und E-Trikes in Ostdeutschland
sorgen dafür, dass die Zusteller
und die Umwelt entlastet werden
569
Fahrräder sind allein
in Ostdeutschland
im Einsatz
3 ,1 Mrd.
S t a n i s l aw T i l l i c h , s e i t 2 0 0 8
M i n i s t e r p rä s i d e n t v o n S a c h s e n
FOTO: Oliver Lang/Deutsche Post
Thilo Boss
Ressortleiter
Wirtschaft
Die Mauer ist weg. Seit 25 Jahren. Seit dem 9. November
1989, als durch ein Missverständnis der Eiserne Vorhang
an seiner bis dahin undurchlässigsten Stelle fiel. Tausende
Berliner strömten damals vom Osten in den Westen,
Tausende lagen sich aus Freude in den Armen. Diese
Bilder gingen um die Welt und jeder, der
sie gesehen hat, wusste intuitiv, dass Weltgeschichte
geschrieben wird. Was folgte, war das Ende des Kalten
Krieges und die Wiederbelebung des europäischen
Integrationsprozesses, der zu guter Letzt zum Euro und zu
einem Deutschland führte, das als Motor in der EU
anerkannt wird.
Der 9. November steht für Freiheit. Er steht für Mut. Er
steht für einen Neuanfang. Und er steht natürlich für den
Beginn einer erfolgreichen Transformation zweier
konkurrierender Gesellschafts- und
Wirtschaftssysteme, für die es keine
Blaupause gegeben hat, die trotz aller Fehler ein
Erfolg geworden ist und Maßstäbe setzt. Heute
gibt es die blühenden Landschaften, die
Altkanzler Helmut Kohl versprach, die aber
doch so lange auf sich warten ließen.
Dass es dazu gekommen ist, hat auch damit
zu tun, dass die Wirtschaft Verantwortung
übernommen hat. Ein Beispiel dafür ist die
Deutsche Post. Das Management meisterte
den schwierigen Transformationsprozess sogar im
doppelten Sinne und formte sozialverträglich aus zwei
Staatsbetrieben den weltweit führenden Logistikkonzern
mit sicheren und zukunftsträchtigen Jobs - heute ein
Aushängeschild für den Industriestandort Deutschland.
Der Umbau der Post war deshalb auch ein großes Stück
Aufbau Ost. Die modernsten Briefzentren der Welt oder
das europäische Drehkreuz der Expresstochter DHL in
Leipzig sind Zeugnisse dafür. Nur durch solche Investitionen konnte der schwierige Angleichungsprozess
überhaupt erst gelingen. Auch das wirtschaftliche
Zusammenwachsen hat Geschichte geschrieben und
maßgeblich dazu geführt, dass ein Vierteljahrhundert
nach dem Mauerfall die deutsche Wiedervereinigung im
Ausland als historische Leistung bewundert wird.
Mitarbeiter beschäftigt die Deutsche Post
DHL allein in Ostdeutschland. Dazu
kommen noch 364 Auszubildende. Das
Unternehmen zählt damit zu den größten
Arbeitgebern in den neuen Bundesländern.
Briefe stellen die Mitarbeiter der
Deutschen Post DHL jedes Jahr in
Ostdeutschland an Unternehmen
und Haushalte zu
Packstationen sorgen in
Ostdeutschland dafür, dass die Kunden ihre
Pakete rund um die Uhr abholen können
18
Briefzentren
sorgen in den neuen Bundesländern dafür, dass in der Regel
in 24 Stunden die Sendungen
den Empfänger erreichen
25 Jahre Mauerfall | 3
25
Jahre Mauerfall
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
P Herr Gerdes, die Mauer ist vor
25 Jahren gefallen, die Deutsche
Post DHL hat von Beginn an in
Ostdeutschland Flagge gezeigt
und in neue Standorte investiert. Hat sich das Engagement
gelohnt?
Natürlich hat es sich gelohnt. Dass
das zweigeteilte Deutschland so
zusammenwachsen konnte, hatte
im Herbst 1989 niemand vermutet. Die Mauer ist friedlich gefallen
- ohne Gewalt. Darauf dürfen wir
in Deutschland besonders stolz
sein, genauso wie auf den Aufbau,
der nach der Wiedervereinigung
geleistet worden ist.
P Die Post musste doch Milliar-
den in die Hand nehmen, um die
beiden Staatsbetriebe zu einem
einheitlichen und konkurrenzfähigen Unternehmen zu formen.
Wie viel hat Sie das gekostet?
So einen historischen Glücksfall
im Nachhinein in Cent und Euro
aufzurechnen, würde ein falsches
Bild zeichnen. Unsere Mitarbeiter
in Ost und West haben Hervorragendes geleistet und die Post zu
dem gemacht, was sie heute ist:
ein schlagkräftiges und konkurrenzfähiges Unternehmen, das
auch noch Marktführer in der
Qualität ist. Diesen Riesenerfolg
und damit auch das hohe Ansehen
bei unseren Kunden haben alle
Postlerinnen und Postler nach der
Wiedervereinigung gemeinsam
hart erarbeitet. Dafür gebührt
ihnen ein riesengroßes Dankeschön.
4 | 25 Jahre Mauerfall
„Wir wollen
das Leben
einfacher
machen“
P Dafür bröckelt aber das klassische Briefgeschäft. Oder?
Es wird weniger, aber ist immer
noch eine große Stütze unseres
Geschäftes. Allein in Ostdeutschland haben wir 18 hochmoderne
Briefzentren, die ausgelastet sind.
Wir stellen in der Regel die Sendungen nach einem Tag zu, egal ob
sie nach Hiddensee oder zum
Rennsteig gehen. Damit ist der
Brief nach wie vor konkurrenzfähig. Und mit Untergangsprognosen bin ich sowieso vorsichtig.
Früher sagten alle, das Paketgeschäft werde sterben, heute
brummt es. Unsere Packstationen, inzwischen mehr als 2 600
an der Zahl, haben sich längst etabliert, und auch unser neuer
Paketkasten entwickelt sich
prächtig.
Die Deutsche Post DHL ist
der größte Logistik-Konzern
der Welt. Brief- und E-Commerce
Vorstand Jürgen Gerdes
blickt im Interview zurück und
sagt, wie sich das Unternehmen
weiter entwickeln soll
P Die Investitionen ...
... gehen in die Milliarden. Hier
eine Summe zu nennen, ist aber
wenig aussagefähig, weil wir kontinuierlich in unsere Standorte
investieren. Nur so viel: Allein für
das DHL-Drehkreuz in Leipzig
haben wir 500 Millionen Euro in
die Hand genommen - und auch
dort wird weiter kräftig in die
Modernisierung investiert. Leipzig ist für uns ein bedeutender
Standort.
können wir stolz sein - was übrigens nicht nur für die Post in der
DDR gilt.
P Für die Post in der DDR - wie
ist das zu verstehen?
Nicht nur die DDR-Post ist ein
Restrukturierungsfall gewesen,
die Bundespost war es auch. Beide
P Gab es bei der Integration
Probleme?
Bei jeder Integration von zwei
Unternehmen treten Probleme
auf. Wir mussten einen sehr
schwierigen Transformationsprozess durchlaufen, der auch viele
Menschen den Job gekostet hat. In
der Summe haben wir dies aber so
sozialverträglich wie möglich
gestaltet. Auch auf diese Leistung
Postvorstand Jürgen Gerdes
im Interview
Unternehmen mussten sich von
einer benutzerorientierten, abfertigenden und personalintensiven
Leistungsverwaltung zu einem
kundenfreundlichen Unternehmen wandeln. Dies hat sich in
Ost- und Westdeutschland parallel vollzogen. Deswegen haben
wir von Anfang an die Zusammenführung als einen gemeinsamen Prozess verstanden und
sind deshalb wohl auch eines der
ersten Unternehmen, das flächendeckend die ersten Schritte in
einem gemeinsamen Deutschland
gemacht hat. Heute, 25 Jahre nach
dem Mauerfall, blicken wir auf
eine fantastische Entwicklung.
Heute sind wir in Bezug auf Qualität und Leistungsfähigkeit auch
international der Maßstab in
unserer Branche und arbeiten
daran, das Unternehmen und die
Arbeitsplätze weiter fit für die
Zukunft zu machen.
P Fit für die Zukunft? Was sind
die großen Herausforderungen?
Wir stehen praktisch vor einer
neuen Revolution. Das Internetzeitalter ist angebrochen und
wird die Gesellschaft tief greifender verändern, als wir es jetzt
schon erleben. Die Deutsche Post
DHL will dies aktiv mitgestalten
und richtet ihre Geschäftstätigkeit
darauf aus. Logistik ist heute weit
mehr, als nur einen Brief oder ein
Päckchen von A nach B zu befördern. Die Frage ist, ob wir es schaffen, die richtigen Dienstleistungen
anzubieten. Nur dann können wir
auch ein erfolgreiches Unternehmen bleiben. Aber ich bin mir
sicher, dass uns das gelingen wird.
P Und wie?
Auf den Punkt gebracht, bedeutet
das: Wir wollen unseren Kunden
das Leben leichter und einfacher
machen!
P Könnten Sie Beispiele geben?
Über
unseren
Lieferservice
Allyouneed.com können schon
heute unsere Kunden ihre Lebensmittel im Internet bestellen. Wir
bringen sie dann schnell, frisch
und kostengünstig bis an ihre
Haustür. Egal, wo in Deutschland.
Zusätzlich kann man sich in vielen
Ballungszentren sogar zu einer
Wunschzeit am Abend beliefern
lassen. Das werden wir jetzt
Schritt für Schritt bundesweit auf
alle Großstädte ausdehnen. Dies
ist ein sehr gutes Beispiel dafür,
wie der E-Commerce unser Leben
verändern wird. Wenn wir diesen
Prozess mit dem Bergsteigen vergleichen, befinden wir uns noch
im Basislager. Der Gipfel ist noch
weit entfernt. Der elektronische
Handel über das Internet wird
somit bei uns auch in Zukunft
weiter für beachtliches Wachstum
sorgen.
+
ZUr Person
Der Herr der Briefe
und Pakete
Jürgen Gerdes ist seit Juli 2007
Mitglied des Konzernvorstands der Deutschen Post
DHL und verantwortet auch
den Geschäftsbereich
E-Commerce. Darunter fallen
das deutsche und
internationale Brief- und
Paketgeschäft. Gerdes, der an
der Universität in Münster/
Westfalen Betriebswirtschaft
studierte, arbeitet seit Anfang
der 90er-Jahre bei der Post
und hat den Einigungsprozess
hautnah erlebt. Der Postvorstand hat schon kurz nach
der Wiedervereinigung beim
Aufbau der Post in Leipzig
mitgewirkt.
P Trotzdem haben Sie den EPostbrief erfunden ...
Tatsache ist, dass sich das Kommunikationsverhalten ändert.
Darauf haben wir reagiert. Die
E-Post ist unsere Antwort. Unsere
Kunden müssen sich dabei um
nichts mehr kümmern. Sie sparen
Druckerpatronen, Papier und
Umschläge und vor allem – Zeit!
Sie können ihre Dokumente
archivieren, problemlos Rechnungen bezahlen und wer in den
Urlaub fährt, hat seinen elektronischen mobilen Briefkasten
immer dabei und kann keine
wichtigen Nachrichten oder Termine mehr versäumen. Das ist
eine Innovation, die das Leben
erleichtert.
P Sie haben jetzt mit der App
SIMSme einen Messenger-Dienst
gestartet. Was steckt dahinter?
Wir machen Nachrichten sicherer.
Durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gewährleisten wir
einen verlässlichen und kostenlosen Schutz von Absender und
Empfänger. Mit diesem System
braucht sich niemand darüber
Gedanken zu machen, ob er ausgespäht wird, denn wir speichern
keine Nachrichten oder Fotos wie
andere solcher Dienste. SIMSme
bietet das Briefgeheimnis auch für
die Handy-Kommunikation.
25 Jahre Mauerfall | 5
FOTOS: Werner Schuering/SUPERillu
D
ie Deutsche Post DHL
zählt zu den größten
Arbeitgebern in Ostdeutschland. Mit 18
Brief- und acht Paketzentren und
dem europäischen Drehkreuz der
Express-Tochter DHL sind die
Standorte in den neuen Bundesländern auch innerhalb des Konzerns tragende Säulen. Brief- und
Paketvorstand Jürgen Gerdes, der
zudem den Geschäftsbereich
E-Commerce des weltgrößten
Logistikers verantwortet, zieht 25
Jahre nach dem Mauerfall eine
positive Bilanz - und will den
Konzern in die Zukunft führen.
Das ist die Post
Ines Fiebelkorn und Andreas Menzel kennen die alte DDR-Post und haben
das Zusammenwachsen mit der Bundespost hautnah miterlebt.
25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ziehen sie eine positive Bilanz
FOTOS: Oliver Lang/Deutsche Post (2), eastblockworld.com, Deutsche Post DHL
A
ndreas Menzel, Jahrgang 1963, war bereits
zu DDR-Zeiten Postler.
Im Jahr 1989 leitete er
ein Stadtpostamt in Karl-MarxStadt – und kann sich an die
damalige Zeit noch gut erinnern:
„In den beiden letzten DDR-Jahren spitzte sich die Mangelwirtschaft bei der Post zu.“ Ob nun
Personal, Ersatzteile für die
Zustellfahrzeuge, Benzin oder
Presseerzeugnisse, die die Post
vertrieb – es fehlte an allem.
Menzel sprang ein, wo Not am
Mann war. Er nahm am Schalter
Pakete an, fuhr mitunter die
Hauptzustellerrunde, kümmerte
sich um die defekten Fahrzeuge
und telefonierte nach Benzin
herum. Nach Feierabend absolvierte er als Fernstudent an der
Technischen Universität in KarlMarx-Stadt auch noch ein Ökonomiestudium.
Als die Mauer fiel und sich die
deutsche Vereinigung abzeichnete,
verband Menzel damit nicht zuletzt
die Hoffnung auf bessere Arbeitsbedingungen. Existenzängste hatte er nicht: „Ich war mir sicher,
dass es die Post weiter geben wird.
Denn diese Dienstleistung wird in
jedem Land der Welt benötigt –
sei es nun eine Demokratie,
Monarchie oder Diktatur.“
Was genau auf ihn zukommen
würde, wusste Andreas Menzel
natürlich nicht. Eine Art Schlüsselerlebnis war für ihn der Tag der
Währungsunion: „Als wir am
Sonntag, den 1. Juli 1990, die
Schalter für Hunderte Menschen
öffneten, um die ersten D-MarkScheine auszuzahlen, spürte ich:
Jetzt beginnt etwas Neues. Nur
6 | 25 Jahre Mauerfall
war die Dimension für mich noch
sehr unbestimmt.“ Karl-MarxStadt war bereits zum 1. Juni 1990
wieder in Chemnitz umbenannt
worden.
Die berufliche Laufbahn von
Andreas Menzel bei der Deutschen
Post war seit jenen Tagen durch
stetigen Wandel gekennzeichnet,
der mit der Postunion am 3. Oktober 1990 begann: In den neuen
Bundesländern wurden die postalischen Strukturen der Bundesrepublik übernommen. Das stellte
für die ostdeutschen Postmitarbeiter zweifellos den größten Einschnitt dar. Doch auf dem Weg von
einer staatlich kontrollierten
Behörde, die auch die Deutsche
Post im Westen war, zu einem profitablen Global Player waren noch
zahlreiche
organisatorische
Anpassungen nötig.
Andreas Menzel hat an seinen
Aufbruch in die neue Zeit überwiegend positive Erinnerungen.
Er unternahm erste Dienstreisen
in die alten Bundesländer, um sich
zu informieren, Kontakte zu
knüpfen und die Arbeitsprozesse
kennenzulernen: „Die Kollegen
der Bundespost haben uns kollegial aufgenommen und nach Kräften unterstützt. Vorbehalte gab es
auf beiden Seiten nicht. Schließlich waren wir eine Postfamilie.“
Gemeinsam mit einem Kollegen entwickelte Menzel die neue
Struktur des damaligen Hauptpostamtes Chemnitz 1 und war
dort anschließend als Sachbearbeiter in der Personalabteilung
tätig. Als das Postamt mit einem
anderen zusammengelegt wurde
und seine Stelle in dem anderen
Amt mit einer älteren Kollegin
besetzt war, bewarb sich Menzel
für die neu eingerichtete Position
des Pressesprechers der Postämter
Chemnitz und Annaberg-Buchholz. Später übernahm er die
Öffentlichkeitsarbeit für den
gesamten
Regierungsbezirk
Chemnitz. Ein „Höhepunkt“ war
für Menzel im Jahr 1993 die Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen. Auf dem Chemnitzer
Markt informierte ein großer
Show-Truck mit Stargast Frank
Schöbel.
Als die dezentralen Pressestellen aufgelöst wurden, wechselte
Menzel in die interne Kommunikation. Fortan war es seine Aufgabe, die Mitarbeiter über die Veränderungsprozesse
in
dem
Unternehmen zu informieren. „Es
galt beispielsweise zu erklären,
warum ein neues Brief-, Paketund Filialkonzept wichtig war, um
die Post noch erfolgreicher zu
Den Mauerfall
erlebte Ines
Fiebelkorn in der
Baby-Pause.
1990 stieg sie
wieder ins
Arbeitsleben ein:
Im Hauptpostamt in Neubrandenburg
25
Jahre Mauerfall
Gelbe Bullen vor der
Frankfurter
Börse am
20.11.2000.
Händler
bescheinigten der Post
ein gelungenes
Debüt
Das Briefzentrum in
Stahnsdorf wurde
1996 fertiggestellt.
Kapazität:
1,5 Mio.
Sendungen pro
Tag
Paketzustellung in
Ost-Berlin
1980. Die
DDR-Post
setzte
damals
Lieferwagen der
Marke
Barkas ein
machen“, erinnert sich Menzel.
Anfang 1997 übernahm er als Leiter des Zustellstützpunktes in
Freiberg „Verantwortung in der
Produktion“. Seit August 2012 ist
Menzel wieder in Chemnitz und
dort sowie in einer Reihe von
umliegenden
Städten
und
Gemeinden für die Zustellung verantwortlich. Mit elf Kollegen dirigiert er rund 400 Zusteller.
Auf eine ähnlich wechselvolle
und erfolgreiche Karriere wie
Andreas Menzel kann auch Ines
Fiebelkorn, die die Niederlassung
der Deutschen Post in Neubrandenburg leitet, zurückblicken. Die
Mecklenburgerin, wie Menzel
Jahrgang 1963, absolvierte im
Hauptpostamt Neubrandenburg
eine Lehre, die sie vorzeitig als
„Facharbeiter für Postverkehr“
abschloss.
Im Anschluss war Frau Fiebelkorn im Schalterdienst, in der
Paketbearbeitung und als Zustellerin tätig, bevor sie im September
1982 ein Studium an der Fachhochschule Rosa Luxemburg in
Leipzig aufnahm. Der Abschluss,
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
2003 sind die ersten Packstationen eingeführt worden.
Heute zählen sie bundesweit
über vier Mio. Kunden
den sie Mitte 1985 erwarb, entspricht dem heutigen Diplomingenieur für Betriebswirtschaft. In
der Abteilung Planung/Finanzen
beim Hauptpostamt in Neubrandenburg stieg Frau Fiebelkorn
wieder in den Beruf ein und bis zur
stellvertretenden Leiterin der
Abteilung für Rechnungsführung
und Statistik auf.
Nach der Geburt von Tochter
Anne im Januar 1986 erblickte im
Januar 1989 Sohn Stefan das Licht
der Welt. Den Mauerfall erlebte
Ines Fiebelkorn daher in der ein-
jährigen Babypause. „Eine Zeit
der Ungewissheit begann“, erinnert sich die Postlerin. Im Hauptpostamt
Neubrandenburg
herrschte unter den Kollegen
gespannte Unruhe, als Frau Fiebelkorn im Januar 1990 wieder in
das Arbeitsleben einstieg. Niemand wusste, wie es nach der
Wende weitergehen würde.
Doch die Unsicherheit löste
sich schnell auf: „Mit den Kollegen
aus Kiel, die uns unterstützten,
entwickelte sich eine gute Zusammenarbeit. Mit einigen Kielern
verbinden uns bis heute Freundschaften“, sagt Ines Fiebelkorn.
Die Umstellung auf das neue
System war natürlich aufwendig.
Die Abrechnungsprozesse mussten neu organisiert und zentralisiert werden. Benchmarking
sowie Budgetsteuerung und -controlling wurden eingeführt.
Indes ging Ines Fiebelkorn
ihren Weg. Sie wurde Leiterin der
kaufmännischen
Verwaltung,
stellvertretende Leiterin der Niederlassung Neubrandenburg und
schließlich deren Chefin. Obwohl
die Post ursprünglich nicht ihr
berufliches „Traumziel“ war, ist
Frau Fiebelkorn heute mit Leib
und Seele Postlerin – und eine
Führungskraft mit bewährten
Prinzipien: „Die Basis für Mitarbeiterzufriedenheit sind Respekt
und Wertschätzung im Umgang
miteinander“, sagt sie.
+
Rückblick
Andreas Menzel, ein Mann
der ersten
Stunde. Heute
koordiniert er
von Chemnitz
aus die Zustellungen
Die Deutsche Post
DHL in Zahlen
Weltweit …
… beschäftigt der Logistik­
konzern 480 006 Menschen
… erzielte das Unternehmen
einen Umsatz von über
55 Milliarden Euro im
vergangenen Jahr
… sind für den Konzern
8 000 Fahrzeuge im Einsatz
25 Jahre Mauerfall | 7
25
Menschen bei der Post
Jahre Mauerfall
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
Die Deutsche Post DHL zählt zu den größten Arbeitgebern in Ostdeutschland. Hier sagen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, warum sie so gerne in dem Unternehmen arbeiten
Becky Martins,
29, Paketzustellerin in
Halle: „Ich bin gern draußen unterwegs und mit
Menschen in Kontakt.
Die Arbeit als Zustellerin
ist daher genau das
Richtige für mich. Nachdem ich morgens alle
Pakete eingescannt und
in den Posttransporter
geladen habe, starte ich
auf Zustelltour durch
meine Heimatstadt
Halle.“
Sven Liebold,
34, stellvertretender
Schichtleiter Umschlaglager
DHL Freight Erfurt „Ich bin
stolz darauf, bei DHL zu
arbeiten, weil das Unternehmen weltweit tätig und
bekannt ist. Die Arbeit hier
ist sehr anspruchsvoll und
interessant und es macht
einfach nur Spaß, als Teil
eines solch motivierten
Teams zu arbeiten.“
Carolin Klist, 31, Verbund-
Andrea Bunar, 43, Kahnzustellerin Spreewald: „Ich versorge
65 Haushalte im Spreewalddorf Lehde über die Fließe mit Briefen,
Postkarten, Einschreiben und Paketen, denn viele von ihnen haben
keinen Zugang von der Straße aus. Die Deutsche Post pflegt diese
rund 110 Jahre alte Tradition, die bundesweit einzigartig ist.“
zustellerin in Oberwiesenthal,
leert unter anderem den
höchstgelegenen Briefkasten
in Ostdeutschland: „Zustellerin
im Erzgebirge ist für mich der
Traumberuf. Ich bin in meiner
Heimatstadt an der frischen Luft
unterwegs und treffe jeden Tag
interessante Menschen.“
Mayk Springer,
50, Lkw-Fahrer in
der Niederlassung
Zwickau: „Ein FabrikJob wäre für mich nie
infrage gekommen. In
meinem Lkw bin ich
mein eigener Herr. Seit
17 Jahren fahre ich täglich Briefe und Fracht
durch das Vogtland
und bin stolz darauf,
immer alles pünktlich
und unfallfrei abgeliefert zu haben.“
Andrea
Legenmajer,
55, Betreiberin einer
Partnerfiliale in SteinbachHallenberg: „Unser Motto
lautet seit elf Jahren: Immer
noch ein bisschen mehr tun
als andere, dabei fachlich
kompetent und freundlich
aufzutreten. Meinem Team
und mir sind zufriedene
Kunden die größte Freude.“
56, Briefsortiererin, Briefzentrum Berlin: „Ich bin
seit 38 Jahren Postlerin
und arbeite in einem
der bundesweit größten
Briefzentren. Bei uns
wird auch die Berliner
,Regierungspost‘ bearbeitet. Das macht meinen
Job zu etwas Besonderem.“
Helga Peplow, 55, Postzustellerin am Kap Arkona: „Ich arbeite gern dort, wo andere Urlaub machen. Seit den 90er-Jahren
bin ich für die Deutsche Post auf Deutschlands größter Insel
unterwegs, um unseren Kunden ihre Post zuzustellen. Im Sommer
treffe ich besonders viele Menschen aus ganz Deutschland, die
gern hier ihren Urlaub verbringen.“
Claudia Preuß, 40, für Michalsky
zuständige Sachbearbeiterin bei DHL
Oranienburg: „Ich konfektioniere Designerkleidung. Meine Verpackungskunst
sorgt dafür, dass sie in Boutiquen und
Geschäften sauber und sicher ankommt.
Dabei ist sehr hilfreich, dass ich mich als
gelernte Damenschneiderin mit hochwertigen Stoffen auskenne.“
8 | 25 Jahre Mauerfall
Mario Stridde, 50, Leiter Paket-
zentrum Osterweddingen: „Ich habe
1983 bei der Post angefangen und bis
heute wollen die Kunden vor allem eins:
Ihre Sendung so schnell wie möglich
in den Händen halten. Das zu schaffen, ist eine tägliche Herausforderung.
Aber es macht unsere Arbeit auch so
spannend und abwechslungsreich.“
Weihnachtsmann,
Bernd Wirowski,
47, Telefonagent, Callcenter Schwerin:
„Die Arbeit bei der Post in
Schwerin ist für mich wie
die Rückkehr in einen
sicheren Hafen. Fragen
unserer Kunden zu
beantworten, macht
mir Freude.“
Himmelpfort: „Die Deutsche Post bringt Wunschzettel aus aller Welt zur
Weihnachtspostfiliale nach
Himmelpfort. Im vergangenen Jahr waren es
294 000! Meine Antwort ist
Ehrensache. So bereite ich
den Kindern eine große
Freude. Das beobachte ich
zu gerne vom Himmel aus.“
25 Jahre Mauerfall | 9
FOTOS: Oliver Lang/Deutsche Post (10), Kay Herschelmann/Deutsche Post (2)
Angelika Lübke,
25
Eine Neuheit, die das Leben
erleichtert: In den Paketkästen werden Sendungen
zugestellt – und auch abgeholt. Das erspart den Kunden der Deutschen Post
DHL Zeit und Mühen
Jahre Mauerfall
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
Die ZUkunft im Visier
P
er Mausklick grüne Bohnen, Äpfel, Rumpsteaks
oder Frischkäse bestellen
– und am nächsten Tag
liefert der Kurier die Ware in
exzellenter Frische und Qualität
aus. Lange Zeit galt ein solcher
Online-Supermarkt als schwieriges Geschäft. Seit Ende 2012
exerziert die Deutsche Post DHL
mit ihrer Tochterfirma Allyouneed.com vor, dass man in diesem
wachstumsträchtigen Markt sehr
wohl erfolgreich agieren kann.
Geliefert wird weltweit. Doch
ist natürlich Deutschland der
wichtigste Absatzmarkt. Von der
Nordsee-Hallig bis zur Zugspitze
liefern die DHL-Kuriere die
Lebensmittel aus. In einem Zentrallager in Staufenberg bei Kassel
ist das gesamte Sortiment vorrätig. Von dort lässt sich bundesweit
jeder Ort innerhalb eines Tages
erreichen. Die kurze Umschlagzeit garantiert die Frische der
Ware. Ermöglicht wird diese Leistung durch die umfassende Logistikinfrastruktur der Post.
Das Portal Allyouneed.com ist
nur ein Beispiel für das innovative
Dienstleistungsangebot, das die
Deutsche Post DHL in den vergangenen Jahren auf- und ausgebaut hat. Vom ADAC Postbus, der
Reisende quer durch die Republik
befördert, bis zu neuen Paketkästen. Ein Schwerpunkt ist dabei
der E-Commerce. So nutzen mittlerweile 1 Mio. Privatkunden
sowie 4 000 bis 5 000 Mittelständler und 150 bis 200 Großkunden
den E-Postbrief. Anders als eine
herkömmliche unverschlüsselte
E-Mail gewährleistet der E-Brief
eine vertrauliche, sichere Datenübermittlung. Voraussetzung ist
nur ein Internetzugang. Wenn der
Empfänger nicht über ein E-Postbriefkonto verfügt, wird der digitale Brief ausgedruckt und per
Postboten zugestellt.
Der E-Postbrief stellt das
Herzstück des digitalen Büros
10 | 25 Jahre Mauerfall
namens „E-Post“ dar. Dieses
umfasst weitere Produkte und
Lösungen, die den Menschen das
Leben und Arbeiten erleichtern.
Die „E-Postzahlung“ erkennt
Rechnungen, liest Daten wie
Rechnungsbetrag und Kontonummer des Empfängers aus und
ermöglicht so die Bezahlung mit
einem einzigen Mausklick. Der
Dienst „E-Postscan Travel“ ist der
digitale Nachsendeservice für
Kunden auf Reisen. In der Zeit der
Abwesenheit werden die Briefe
und Postkarten des Kunden digitalisiert und an dessen E-Postbrieffach gesendet. „E-Postsafe“
ist ein integrierter Online-Speicher, der die Ablage und sichere
Archivierung wichtiger Dokumente vereinfacht. Und mit der
Nachrichten -App „Sims me“ bie-
Mit dem ADAC
Postbus (o.) ist
das Unternehmen in den
Fernverkehr
eingestiegen.
202 E-Trikes (l.)
sind in Ostdeutschland
unterwegs
Die E-Post: Im Handy ist der Briefkasten immer dabei,
(l.). Streetscooter stellen die Post emissionsfrei zu
tet die Post DHL auch noch einen
verschlüsselten
Nachrichtendienst für Mobiltelefone an.
Der Servicegedanke steht
auch bei der virtuellen Filiale der
Deutschen Post (www.efiliale.de)
im Vordergrund. Die Post ist so zu
jeder Tag- und Nachtzeit erreichbar. Auch von unterwegs können
die Kunden per Smartphone
Briefmarken einkaufen oder einen
Nachsendeantrag stellen. Bestellungen, die bis 16 Uhr eingehen,
stellt die Post in der Regel schon
am nächsten Werktag zu. Nicht
von ungefähr boomt der OnlineHandel. Für 2014 erwartet die eFiliale sechs Mio. Einkäufe – ein Plus
von 40 Prozent gegenüber 2013.
Auf den rasant wachsenden
Onlinehandel in Deutschland hat
die Deutsche Post DHL mit einem
massiven Ausbau ihrer Logistikinfrastruktur reagiert. So wurde ein flächendeckendes Netz mit
DHL-Packstationen geschaffen.
Registrierte Kunden können an
diesen Automaten Pakete abholen
und selbst einliefern. Inzwischen
stehen 2 650 Packstationen in
1 600 Städten und Gemeinden zur
Verfügung. Damit können 90 Prozent der Bundesbürger eine Station innerhalb von zehn Minuten
erreichen. Bis Ende 2014 sollen
300 zusätzliche Automaten hinzukommen. Und mit den neuen
Paketkästen können die Kunden
ihre Pakete und Päckchen zu jeder
Zeit vor der eigenen Haustür
abholen - und auch noch Sendungen verschicken.
Eine Vorreiterrolle nimmt die
Deutsche Post DHL auch in Sachen
Umweltschutz ein. Mit der Initiative GoGreen hat das Unternehmen
sein Ziel, die CO2-Effizienz im
Konzern bis 2020 um 30 Prozent zu
verbessern, schon erreicht. Ein
Schwerpunkt ist der Fuhrpark.
Dafür werden mehr als 8 500 Fahrzeuge mit energieeffizienten
Motoren oder alternativen Antrieben (E-Mobilität) eingesetzt.
25 Jahre Mauerfall | 11
FOTOS: Deutsche Post DHL (2), Markus Altmann/ADAC, Kay Herschelmann/Deutsche Post (2)
Digitale und umweltfreundliche Dienstleistungen werden bei der Deutschen Post DHL groß geschrieben
25
Das Tor zur Welt
Jahre Mauerfall
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
Der Airport Leipzig/Halle ist nach Frankfurt/Main bundesweit der
zweitgrößte Frachtflughafen. Die Deutsche Post DHL investiert für den
Auf- und Ausbau ihres europäischen Frachtdrehkreuzes (Hub) 510 Millionen
Euro. Mehr als 3 600 Jobs sind bisher bei der DHL Hub Leipzig GmbH
und European Air Transport Leipzig GmbH als Betreiber des Drehkreuzes
entstanden. Zurzeit wird das Drehkreuz erweitert
Landebahn
Terminal
Der Passagierverkehr am
Flughafen Leipzig/Halle
wird gegenüber der
DHL-Anlage abgefertigt
Die zweite Landebahn liegt
nördlich des Passagierterminals. Der Flughafen
hat eine 24-StundenGenehmigung. Von Leipzig/Halle werden die
Sendungen rund um die
Welt geschickt.
D
Ralph Wondrak,
52, Chef der DHL
Hub Leipzig
GmbH: „Interessant für mich ist
die Internationalität und Dynamik
des Drehkreuzes
und dessen kontinuierliche
Wachstumsgeschichte. Die
schreiben wir gerade mit der
Erweiterung des Drehkreuzes
fort, mit der auch der Lärmschutz
verbessert wird. Das alles zusammen ist eine Aufgabe von Management und Personal, die wir nur als
Team gemeinsam lösen können.
Ich verstehe mich dabei als Teamplayer. Wir liegen im Plan und
werden den Erweiterungsbau
noch im Oktober nutzen können.
Im Mittelpunkt stehen dabei die
Wünsche der DHL-Kunden: Wir
wollen schnell, zuverlässig und
mit sehr guter Qualität arbeiten.“
12 | 25 Jahre Mauerfall
Nico Tenius, 44,
DHL-AirlineManager, verantwortlich für den
Bodenbetrieb
sowie die Betankung der Flugzeuge. Tenius war
der erste von inzwischen über
3 600 Mitarbeitern. Seine Erfahrungen reichen von der Tätigkeit
als Gateway-Manager bis hin zu
denen beim Bau des Drehkreuzes
und beim Training von Mitarbeitern: „Ein solch großes Projekt
wie der Bau und die Inbetriebnahme des europäischen Luftfrachtdrehkreuzes von DHL hier
in Mitteldeutschland ist etwas
Einmaliges. Ich bin stolz, am
Drehkreuz arbeiten und dazu
beitragen zu können, dass der
Betrieb reibungslos läuft.“
Hangar mit
Verwaltungsgebäude
Dort werden der Flugbetrieb
mit eigenen Piloten geplant
und durchgeführt und die
DHL Flugzeuge gewartet
und instandgehalten
Verteilzentrum
mit einer Kapazität von
96 000 Sendungen pro
Stunde und einer Größe von
48 000 Quadratmetern
Vorfeld
Hier werden werktäglich
in nur wenigen Stunden
in der Nacht die Flugzeuge abgefertigt
Markus Otto,47,
Chef der European
Air Transport
Leipzig GmbH,
der den reibungslosen Flugbetrieb,
die Wartung und
Instandhaltung
der Flugzeuge obliegt: „Schon als
Kind war die Kraft großer
Maschinen etwas, was mich
begeisterte. Verantwortung für
eine ganze Flugzeugflotte zu tragen, ist etwas Besonderes. Als
das DHL Drehkreuz 2008 seinen
Betrieb aufnahm wurde auch
einer der größten Hangars in
Europa für die Flugzeugwartung
und Instandhaltung seiner
Bestimmung übergeben. In den
letzten Jahren haben wir unsere
Flotte kontinuierlich modernisiert und kommen damit
unserem Konzernziel einen
großen Schritt näher, unsere
Effizienz bei der CO2-Emission
bis 2020 um 30 Prozent zu verbessern.“
Wolfgang Oehl ,
61, Chef der DHL
Piloten fliegt seit
40 Jahren. Er
begann seine
Laufbahn als Jetpilot in der Luftwaffe und kam
2010 als Direktor des Flugbetriebes zur European Air Transport Leipzig GmbH. Oehl ist
Flugkapitän auf der Boeing 757
und als Flugbetriebsleiter verantwortlich für den reibungs-
losen Einsatz der Piloten am
Luftfracht-Drehkreuz: „Zu fliegen war schon immer mein
Kindheitstraum. Die gefühlte
Leichtigkeit, mit der sich die
gewaltigen Flugzeuge vom
Boden abheben, fasziniert mich
immer wieder. Ich bin stolz
darauf, an diesem wichtigen
Drehkreuz arbeiten zu können
und mit meinem Team mit dafür
zu sorgen, dass die Express­
sendungen schnellst möglich an
ihr Ziel kommen.“
Neubau
Die neue 40 000 Qudratmeter große
Lagerhalle. Mit ihr wird das Drehkreuz
über 150 000 Sendungen pro Stunde
verarbeiten können. Das sind 42 pro
Sekunde. Dafür hat die Deutsche Post
DHL 150 Millionen Euro investiert
Melanie Baumann, 33, leitet
das Programm
Management
Office und ist Teil
des Projektteams
der DrehkreuzErweiterung.
Damit koordiniert sie unter
anderem die Bautätigkeit: „Die
Erweiterung des Drehkreuzes ist
eines der wichtigsten Projekte
für das globale Expressnetzwerk:
zahlreiche neue Aufgaben, groß-
artige Herausforderungen und
jede Menge zu lernen. Ich bin
fasziniert von der Schnelligkeit,
in der dieses Projekt voranschreitet. Innerhalb von drei
Monaten steht ein Teil der Sortierhalle - unglaublich. Meine
tägliche Arbeit besteht aus
Herausforderungen, die es zu
lösen gilt. Das Projektteam zieht
an einem Strang, wir unterstützen uns gegenseitig und haben
das gleiche Ziel vor Augen. Es
macht sehr viel Spaß!“
Andreas Ziemen,
38, ist mitverantwortlich für die
Auswahl und
die Schulung des
Personals für die
Bodenabfertigungsdienste. Er
war einer der ersten Mitarbeiter
des DHL Gateway am Flughafen
in Leipzig/Halle, Vorläufer des
heutigen Drehkreuzes. Er war
maßgeblich an dessen Aufbau
beteiligt: „Wenn ich auf dem
Vorfeld zwischen all den Flugzeugen stehe, wird mir bewusst,
in welch bedeutendem Luftfrachtunternehmen ich arbeiten
kann und wie schnell sich dieses
Drehkreuz entwickelt hat. Das
Team ist professionell, die Arbeit
macht Spaß und ist immer
wieder herausfordernd, da geht
man gern mal einen Schritt
weiter.“
25 Jahre Mauerfall | 13
FOTOS: Deutsche Post DHL
as europäische
Drehkreuz der Postexpresstochter DHL
hat sich zu einem
der wichtigsten Arbeitgeber
in Sachsen und SachsenAnhalt entwickelt. Heute
zählt der Hub schon mehr als
3 600 Beschäftigte. Jede
Nacht starten und landen
etwa 60 Frachtmaschinen
auf dem Airport. Der Standort ist ein sogenanntes
Leuchtturmprojekt, mit dem
der Aufbau Ost vorangetrieben wurde. Das Drehkreuz
hat natürlich Gesichter. Hier
sagen die Verantwortlichen,
warum der Hub für sie so
wichtig ist.
25
Der Weg einer Postkarte
Jahre Mauerfall
Mittags geschrieben und am nächsten Tag mittags schon beim Empfänger. Wie das
überhaupt möglich ist und welcher logistische Aufwand dahinter steckt, zeigt die Bilderserie
1
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
7
10.30 Uhr
Sonne, Sand, Meer – einfach nur
Urlaub. Karin Brümmel schreibt im
Strandkorb von Vitte auf Hiddensee
eine Postkarte an ihre Freundin
Andrea Otte in Lichte bei Neuhaus am
thüringischen Rennweg
17.56 Uhr
2
3
Im Briefzentrum Rostock stehen
die Lkw an den Rampen zum
Einladen der Sendungen bereit.
Von der Hansestadt werden die
Briefe und Postkarten dann in die
anderen großen Verteilzentren
der Deutschen Post verschickt
12 Uhr
Karin Brümmel wirft die
Postkarte in den Briefkasten
der Deutschen Post. Weit
über 600 Kilometer müssen
die Urlaubsgrüße
transportiert werden
8
21.10 Uhr
Der Lkw ist bereits
auf dem Weg vom
Briefzentrum
Rostock über Berlin
nach Thüringen.
Die Sendungen
werden um 4 Uhr das
Briefzentrum in Suhl
erreichen, von dort
geht es um 6.30 Uhr
zum Zustellstützpunkt Neuhaus
9
7.40 Uhr
Zustellstützpunkt Neuhaus. Postzustellerin Gabriele Koch sortiert ihre
Sendungen. Anschließend wird das
Zustellfahrzeug beladen. Die Auslieferung
beginnt. Gabriele Koch fährt die einzelnen
Haushalte ab, die Post bekommen
13 Uhr
Zusteller Hartmut Fritz
leert den Briefkasten
und holt die Post ab.
Allein in Ostdeutschland kümmern sich
15 944 Zusteller
darum, dass die Briefe
und Postkarten pünktlich zu den Adressaten
kommen
4
14.05 Uhr
11
Alles eingesammelt, in Behältern verstaut und ab
in den Anhänger. Der wird zum idyllischen Fährhafen
gezogen, wo die Insellogistik der Deutschen Post
die Abgangssendungen nur wenige Minuten später
an die Weiße Flotte übergeben
5
12.35 Uhr
Freude über die Urlaubsgrüße
von der Insel Hiddensee.
Andrea Otto liest die Postkarte
von Freundin Karin Brümmel
und weiß, wie schön blau der
Himmel an der Ostsee nur
einen Tag zuvor war
14 | 25 Jahre Mauerfall
6
17.50 Uhr
Die Postkarte wird im Transportknoten in
Stralsund-Lüdershagen sortiert. Von dort
geht es dann in das Briefzentrum nach
Rostock. Allein in Ostdeutschland unterhält
das Unternehmen 18 Briefzentren
FOTOS: Oliver Lang/Deutsche Post
16.10 Uhr
Die Fähre läuft
in den Hafen von
Schaprode ein.
Ein Traktor zieht den
Anhänger vom Deck.
Für die Verbindung
nach Stralsund muss
man etwa eineinhalb
Stunden rechnen. Hiddensee ist übrigens für
den Urlaubsverkehr
mit dem Pkw gesperrt
10
12.30 Uhr
Die Postkarte ist da. Postzustellerin Gabriele
Koch wirft sie in den Briefkasten von Andrea
Otto in Lichte bei Neuhaus am Rennweg.
Bei der Deutschen Post ist es die Regel, dass
die Sendungen bundesweit schon nach
24 Stunden ihren Empfänger erreichen
25 Jahre Mauerfall | 15
25
Und zum Schluss: Ein Blick zurück
Fotos sind Erinnerungen, Fotos sind Zeitzeugen. Auf dieser Seite zeigen wir eine Briefmarke
aus DDR-Zeiten und erzählen deren Geschichte. Eine Galerie des Gestern
Jahre Mauerfall
Ein Gemeinschaftsprodukt von
Deutsche und SUPERillu
Hoch gehandelt
In London wurden DDR-Olympia-Boykottmarken aus dem Jahr 1984 für 20 000 Euro versteigert
B
riefmarken aus der DDR
sind bei Philatelisten beliebt, haben aber bis
heute keinen allzu gro­
ßen Wert. Die Sammler setzen da
aufs Prinzip Hoffnung. Eine große
Ausnahme gibt es: die Marken zu
den Sommerspielen 1984 in Los
Angeles. Die DDR-Post hatte geplant, sechs Marken und einen
Block herauszugeben. Drei waren
fertig. Dann kam der Boykottbeschluss des Ostblocks als Reaktion
auf den westlichen Boykott der
Spiele 1980 in Moskau. Die Marken wurden nicht ausgegeben.
Ein westdeutscher Besucher
wollte in Leipzig DDR-Olympiamarken für die Spiele 1988 in Seoul
kaufen. Die waren motivgleich
mit den nicht verausgabten Marken von 1984, unterschieden sich
nur durch die Jahres- und Olympiazahl. Doch die Postfiliale ver-
kaufte dem Kunden Marken von
1984, die noch vorrätig waren.
Diese Boykottmarken waren
nach der Wende eine Rarität. Ein
Satz wurde auf einer Londoner
Auktion für 20 000 Euro versteigert. Damit sind sie die bisher teuersten Briefmarken der DDR.