Studie - Hessen Agentur
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Studie - Hessen Agentur
Truppenreduzierung und Freigabe von militärischen Liegenschaften durch die Bundeswehr in Nord- und Mittelhessen Susanne Piesk Christoph Graß Wilfried Möhrle Report Nr. 682 Wiesbaden 2005 Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Abraham-Lincoln-Straße 38-42 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet 0611 / 774-81 0611 / 774-8313 [email protected] http://www.hessen-agentur.de Ansprechpartner: Karl-Heinz Franke, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Telefon 0611-/ 815-2267 Susanne Piesk, Hessen Agentur Telefon 0611 / 774-8364 Geschäftsführer: Martin H. Herkströter Dr. Dieter Kreuziger Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Truppenreduzierung und Freigabe von militärischen Liegenschaften durch die Bundeswehr in Nord- und Mittelhessen Inhalt Seite Vorbemerkung 1 1 Regionalwirtschaftliche Folgewirkungen 5 1.1 Direkte Beschäftigungseffekte durch den Abbau von Personal 7 1.2 Veränderung der regional wirksamen Nachfrage/Umsätze 9 1.3 Auswirkungen auf die öffentlichen Infrastrukturen 10 1.4 Auswirkungen auf den Wohnungs- und Immobilienmarkt 12 1.5 Auswirkungen auf die Kommunalhaushalte 12 1.6 Grundlagen für die Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte 13 1.7 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen - Ergebnisse der Berechnungen 17 1.8 Fazit 20 2 3 Rahmenbedingungen und Entwicklungsperspektiven für die Entwicklung der freiwerdenden Liegenschaften 27 2.1 Wirtschaftsgeografische Rahmenbedingungen 27 2.2 Gewerbeflächenangebot in Nordhessen 30 2.3 Angebot und Nachfrage nach Gewerbeflächen in den betroffenen Kommunen 34 2.4 Merkmale der frei werdenden militärischen Liegenschaften 35 2.5 Infrastruktur der Kasernenareale 38 2.6 Fazit 41 2.7 Empfehlungen zum weiteren Vorgehen 45 Standortbezogene Einschätzungen und Empfehlungen (in alphabetischer Reihenfolge) 47 3.1 Bad Arolsen 47 3.2 Fuldatal 48 3.3 Gießen 50 3.4 Hessisch Lichtenau 52 3.5 Homberg/ Efze 53 I Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Inhalt Seite 3.6 Neustadt 55 3.7 Schwalmstadt 57 3.8 Schwarzenborn 58 3.9 Sontra 59 3.10 Wolfhagen 61 Tabellenverzeichnis 63 Abbildungsverzeichnis 63 Anhang: Standortbögen II HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Vorbemerkung Nach Angaben des Bundesministeriums für Verteidigung wird die Bundeswehr spätestens im Jahr 2010 nur noch eine Stärke von rund 250.500 Soldaten aufweisen. Dies bedeutet nach der ersten Reduzierungswelle vor gut 10 Jahren nun eine weitere Reduzierung des Personals der Bundeswehr. Auch die Zahl der Standortverwaltungen und Kreiswehrersatzämter wird weiter verringert werden. Insgesamt werden dem Plan des Ministeriums zufolge in Deutschland 105 Standorte geschlossen und 30 Stützpunkte deutlich reduziert. 45 Standorte werden ausgebaut und ein zusätzlicher Standort soll geschaffen werden. Die vom Ministerium im November 2004 bekannt gegebene und 2005 bekräftigte Entscheidung über die Schließung von Standorten betrifft in Hessen zehn Kommunen, von denen acht in Nordhessen (RB Kassel) und zwei in Mittelhessen (RB Gießen) liegen, wobei ein mittelhessischer Standort bereits seit der ersten Konversionswelle in den 90er Jahren teilgeräumt war. Insgesamt werden in Hessen nach Angaben der Standortverwaltungen Bad Arolsen und Homberg/Efze bzw. des Standortes Gießen knapp 6.500 Beschäftigte der Bundeswehr abgebaut, darunter mehr als 800 Zivilbeschäftigte und in den zehn betroffenen hessischen Standorten werden rund 380 Hektar Kasernenareale (ohne Standortübungsplätze) zur Disposition stehen. Zum Vergleich: der Flughafen Kassel-Calden wird nach seinem potenziellen Ausbau einschließlich des geplanten Gewerbegebiets circa 350 Hektar Fläche1 umfassen, der neue Stadtteil Riedberg für circa 15.000 Einwohner im Nordwesten Frankfurts entsteht derzeit auf einer Fläche von rund 250 Hektar. Weitere Bundeswehrstandorte in Hessen werden personell zum Teil erheblich reduziert, drei Standorte werden aber auch aufgestockt und ausgebaut, dies sind in sehr geringem Umfang Kassel, aber insbesondere Stadtallendorf in Mittelhessen und Rotenburg im Regierungsbezirk Kassel. Darüber hinaus haben die US-Streitkräfte ebenfalls eine zweite Welle der Standortaufgaben angekündigt, die vor allem Südhessen und Teile Mittelhessens betreffen wird und die nach heutigem Kenntnisstand in den Jahren 2008/2009 stattfinden wird. Die Standortaufgaben von Bundeswehr und US-Streitkräften überschneiden sich zeitlich und räumlich also nur partiell. 1 Die Angaben beziehen sich auf die nach dem Raumordnungsverfahren präferierte Variante C des Flughafenausbaus mit circa 140 Hektar Gewerbegebiet. 1 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Abbildung 1: Von der Truppenreduzierung betroffene Kommunen in Nordhessen – Lage der militärischen Liegenschaften – 2 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Abbildung 2: Von der Truppenreduzierung betroffene Kommunen in Mittelhessen – Lage der militärischen Liegenschaften – Vergleicht man die aktuellen Bestrebungen zur Truppenreduzierung mit den Maßnahmen in den 90er Jahren, so lassen sich erhebliche Unterschiede in der Dimension und der regionalen Betroffenheit erkennen. Von 1990 bis 1995 wurde die Truppe in Hessen von rund 30.000 auf 10.000 Soldaten reduziert, ein Abbau von rund 20.000 Soldaten – also knapp viermal soviel wie aktuell geplant. Bei den Zivilbeschäftigten der Bundeswehr fielen damals allein rund 5.000 Arbeitsplätze weg, das waren knapp sechsmal soviel wie heute. Hinzu kamen in den 90er Jahren die in ganz Hessen zeitgleich stattfindenden umfangreichen Truppenreduzierungen und Flächenfreigaben der US-Streitkräfte und der belgischen Truppen. Insgesamt waren in Hessen 190 Liegenschaften in über 70 Kommunen betroffen, 16 Standorte wurden komplett aufgegeben, darunter allerdings nur sechs Standorte in Nordhessen.2 2 Dies waren die Standorte Bad Hersfeld(US), Fulda (US), Gersfeld (BW), Hofgeismar (BW), Kassel (BW) und Baunatal (BW). 3 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Von der aktuellen Entscheidung des Bundesministeriums für Verteidigung ist also trotz insgesamt geringerer Dimensionen in Hessen ein Teilraum stärker als in den 90er Jahren betroffen, der ohnehin als strukturschwach einzustufen ist und dessen regionalwirtschaftliche Situation bezüglich aller relevanten Indikatoren durchweg unter dem Landesdurchschnitt liegt. Vor diesem Hintergrund hat das Land Hessen die HA Hessen Agentur GmbH beauftragt, die aktuell zu erwartenden Folgen der Standortschließungen der Bundeswehr im Rahmen einer Studie zu beurteilen, wobei folgende Fragenkomplexe von besonderem Interesse sind: • Welche regionalwirtschaftliche Bedeutung hat(te) das Vorhandensein der Bundeswehr in Nord- bzw. Mittelhessen und welche Veränderungen sind durch den Abbau zu erwarten? • Wie kann mit den aufgelassenen Flächen umgegangen werden? Beinhalten sie Entwicklungschancen für die Region Nord- bzw. Mittelhessen oder die betroffenen Kommunen oder stellen sie diese eher vor zusätzliche Probleme? Um insbesondere Aussagen zu den Entwicklungschancen der frei werdenden militärischen Liegenschaften zu machen, wurden im Rahmen der Studie die Flächen in allen betroffenen Kommunen besichtigt. Darüber hinaus stellten die zuständigen Standortverwaltungen der Bundeswehr in Bad Arolsen und Homberg/ Efze umfangreiches Material zu den Liegenschaften zur Verfügung. Ziel der Studie ist es, dem Land Hessen eine zusätzliche Entscheidungsgrundlage für den eventuellen Einsatz von Strukturfördermitteln in den von der Truppenreduzierung der Bundeswehr regionalwirtschaftlich betroffenen Regionen an die Hand zu geben, aber auch den betroffenen Kommunen durch standortbezogene Beurteilungen eine Diskussionsgrundlage für den weiteren Umgang mit den aufgelassenen Flächen zu bieten. Kapitel 1 des vorliegenden Berichts behandelt die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen der Standortaufgaben, Kapitel 2 befasst sich mit den potenziellen Entwicklungschancen der aufgelassenen Liegenschaften und Kapitel 3 fasst die wesentlichsten Ergebnisse zusammen und leitet Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen ab. Im Anhang wurde zu jedem Standort Karten- und Fotomaterial zusammengestellt, ergänzt um weitere Informationen und Notizen zu den Rahmenbedingungen und zur aktuellen Situation in den Kommunen. 4 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – 1 Regionalwirtschaftliche Folgewirkungen Aufgrund der vielfältigen regionalwirtschaftlichen Verflechtungen der Bundeswehr hat die Auflösung von Standorten Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche. Dies sind • direkte Beschäftigungseffekte durch den Abbau von Zivilbeschäftigten bzw. die Reduktion der Truppenstärke, • Veränderungen der regional wirksamen Nachfrage bzw. Umsätze bedingt durch den Personalabbau und die ausfallenden Beschaffungen der Truppe und der Standortverwaltungen, • Auswirkungen auf die öffentliche Infrastruktur, • Auswirkungen auf den Wohnungs- und Immobilienmarkt sowie • Auswirkungen auf die Kommunalhaushalte. Bei der Beschäftigung mit den Truppenreduzierungen der 90er Jahre wurde deutlich, dass die Lokalisierung der Auswirkungen je nach angesprochenem Themenfeld nur selten präzise auf den kommunal abgegrenzten Standort bezogen werden kann, weil die ökonomischen Auswirkungen in einem regional komplizierten Geflecht stattfinden. So fallen z.B. die Wohnorte und Stationierungsorte der Soldaten auseinander, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Einkaufsverflechtungen und den Ort, wo Steuern und Gebühren für öffentliche Dienstleistungen anfallen. Auch die Ausgaben der Standortverwaltungen als Nachfrager von Gütern und Dienstleistungen für die einzelnen Standorte sind durch Ausschreibungen und die Beteiligung am zentralen Beschaffungswesen der Bundeswehr nicht automatisch - und erst recht nicht vollständig - den Standorten zuzurechnen. Es ist deshalb bei der Analyse und bei der Bewertung der Ergebnisse zu beachten, dass die Kasernenstandorte zwar der Auslöser von Folgewirkungen sind, dass die entsprechenden Kommunen jedoch nicht allein zwangsläufig die Betroffenen sind. Die im Folgenden angestellten Berechnungen beruhen deshalb auf begründeten, aber nicht unumstößlichen Annahmen über die zugrunde gelegten Parameter. Als Informationsquellen wurden Angaben der zuständigen Standortverwaltungen, der Standortältesten, der Standortkommunen, der amtlichen Statistik, des Bundesverteidigungsministeriums, der Fachliteratur und der Gutachten der Hessen Agentur 5 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen GmbH3 (vormals FEH bzw. HLT Gesellschaft für Forschung Planung Entwicklung mbH) verwendet. Teilweise wurden zur der besseren Vergleichbarkeit für die einzelnen Standorte einheitliche Durchschnittswerte verwendet. Dies geschah auch dann, wenn standortbezogene Einzelangaben vorlagen, die jedoch, weil sie ebenfalls auf Schätzungen beruhten, keinen gesichert höheren Wahrscheinlichkeitsgrad aufwiesen. Welche Wirtschaftsbedeutung die zum Abbau vorgesehenen Teile der Bundeswehr in den von Standortschließungen betroffenen Landkreisen haben, kann näherungsweise durch den Anteil der Lohn- und Gehaltssumme der Soldaten und Zivilbeschäftigten4 an der gesamten Lohn- und Gehaltssumme, die in den Kreisen erzielt wird, dargestellt werden. Tabelle 1: Wirtschaftsbedeutung der Bundeswehr in den Landkreisen Bei der BW erzielte Einkommen p.a. in Mio. Euro Bruttolohn- und -gehaltssumme 2002 in Mio. Euro Anteil der Einkommen an der Bruttolohn- und -gehaltssumme in %5 Landkreis Marburg-Biedenkopf 18,6 2.657 0,7 Landkreis Gießen 2,5 2.928 0,1 Landkreis Kassel 45,8 2.125 2,2 Schwalm-Eder-Kreis 42,0 1.510 2,8 Waldeck-Frankenberg 5,6 1.749 0,3 Werra-Meißner-Kreis 32,7 968 3,4 147,5 11.937 1,2 Summe Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt Hessische Kreiszahlen 2004 Band 1, eigene Berechnungen der HA. Unter den betroffenen Landkreisen hat die Bundeswehr die größte Bedeutung entsprechend der Zahl der Soldaten und Zivilbeschäftigten und absolut gesehen im Landkreis Kassel und im Schwalm-Eder-Kreis mit erzielten Einkommen von 46 Mio. Euro bzw. 42 Mio. Euro. Relativ gesehen ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Für den kleinen und relativ wirtschaftsschwachen Werra-Meißner-Kreis ist die Bundeswehr mit einem Anteil der Löhne und Gehälter an der gesamten Lohn- und Gehaltssumme in Höhe von 3,4% mit Abstand am bedeutendsten. Erst dann folgt 3 4 5 6 Möhrle, Wilfried; Koch, Wolfgang (1991): Truppenreduzierung in Hessen – Grundlagen für eine regionale Bewertung HLT-Report 308, Wiesbaden sowie Möhrle, Wilfried (1992): Abrüstung in Hessen, Band 1 Personalabbau bei der Bundeswehr HLT-Report 356, Wiesbaden. Für Zeit-/Berufssoldaten und Zivilbeschäftigte wird ein durchschnittliches Bruttojahreseinkommen in Höhe von € 33.000 und für Wehrpflichtige eines von € 3.300 angenommen. In der Bruttolohn- und -gehaltssumme sind nur die Einkommen der abhängig Beschäftigten enthalten, also u.a. keine Einkommen aus Unternehmertätigkeit oder von freien Berufen. Insofern wird die Bedeutung der Bundeswehr überhöht dargestellt. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – der Schwalm-Eder-Kreis mit 2,8%. Im Durchschnitt aller betroffenen Landkreise ist die Bundeswehr an den Löhnen und Gehältern mit einem Anteil von 1,23% beteiligt. Zum Vergleich: Das Produzierende Gewerbe in den fünf Landkreisen hat einen Anteil an der gesamten Lohn- und Gehaltssumme von rund 40% und damit das 25fache Gewicht der Bundeswehr. 1.1 Direkte Beschäftigungseffekte durch den Abbau von Personal Von Planungen zur Schließung bzw. Reduktion von Bundeswehrstandorten sind die Kommunen bzw. Landkreise in Nord- und Mittelhessen wie in Tabelle 2 dargestellt betroffen. Die Schließung von Standorten hat bezogen auf die verschiedenen Beschäftigtengruppen – Zivilbeschäftigte, Berufs-/Zeitsoldaten und Wehrpflichtige – unterschiedliche Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt. Tabelle 2: Personalabbau der Standorte Standorte Zeit-/Berufssoldaten Wehrpflichtige Zivilbeschäftigte 0 0 171 171 Fuldatal 752 414 125 1.291 Gießen 45 12 29 86 Hessisch Lichtenau 389 332 94 815 Homberg/Efze 281 226 94 601 Neustadt 464 369 62 895 Schwalmstadt 679 469 64 1.212 0 0 85 150 Sontra 398 231 55 684 Wolfhagen 379 159 74 612 3.387 2.212 853 6.452 464 369 62 895 Landkreis Gießen 45 12 29 86 Landkreis Kassel 1.131 573 199 1.903 960 695 243 1.898 0 0 171 171 787 563 149 1.499 3.387 2.212 853 6.452 Bad Arolsen Schwarzenborn Summe zusammen Landkreise Marburg-Biedenkopf Schwalm-Eder-Kreis Waldeck-Frankenberg Werra-Meißner-Kreis Summe Quelle: Angaben der Standortverwaltungen. 7 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Am unmittelbarsten sind die Auswirkungen beim Abbau von Zivilbeschäftigten, weil diese dem örtlichen oder regionalen Arbeitskräftepotenzial entstammen und bei Entlassung auch diesem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen. Da sich die hessischen Bundeswehrstandorte im strukturschwachen Raum befinden, stellt der geplante Wegfall von insgesamt 853 Stellen für Zivilbeschäftigte zunächst rechnerisch eine erhebliche Belastung des Arbeitsmarktes dar. Es gibt jedoch einige Faktoren, die diesen Abbau relativieren. So werden nicht alle Standorte zum selben Termin und nicht abrupt geschlossen, sondern die Schließung erfolgt über mehrere Jahre von 2005 bis 2008. Nach Auskunft der Standortverwaltungen ermöglicht dies, den Arbeitsplatzabbau bei den Zivilbeschäftigten „sozialverträglich“ und unter Nutzung von Übergängen in den (Vor-)Ruhestand und in die Altersteilzeit zu gestalten. Kündigungen sollen bis 2010 unterbleiben. Aufgrund der Altersstruktur ist davon auszugehen, dass maximal ein Viertel der 853 der Zivilbeschäftigten, also 200 Personen, möglicherweise nach 2010 arbeitslos sein werden. Auch wenn durch diese Maßnahmen die Zahl der direkt vom Abbau negativ Betroffenen möglichst niedrig gehalten wird, so ist dennoch festzuhalten, dass der Wegfall der zivilen Arbeitsplätze in den betroffenen Standorten bzw. Landkreisen das Arbeitsplatzangebot im Vergleich zur Ausgangslage um die Zahl der entfallenden Stellen, also um 853 Voll- und Teilzeitarbeitsplätze, verringert. Darin enthalten sind auch Ausbildungsplätze. Das heißt, dass sich das regionale Arbeitsmarktgefüge durch den Abbau, trotz der weitgehenden Sozialverträglichkeit, insbesondere für jüngere Arbeitskräfte, negativ verändert. Eine Besonderheit stellen in diesem Zusammenhang die in Fuldatal und Homberg/ Efze untergebrachten Regionalen Instandsetzungszentren (RIZ) der Bundeswehr mit zusammen rund 90 Soldaten und Zivilbeschäftigten dar. Die Bundeswehr beabsichtigt die Instandsetzungsarbeiten mittelfristig, d.h. 2006 oder später an ein eigenständiges (bundeseigenes) Unternehmen, die bestehende so genannte Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) zu übertragen und nicht mehr selbst zu erledigen. Dieses Unternehmen wird zwar auf die bisher in den Regionalen Instandsetzungszentren Beschäftigten und Soldaten zurückgreifen, allerdings kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Aussage darüber gemacht werden, ob dies in vollem Umfang der Fall sein wird. Etwas anders stellt sich die Situation bei den Zeit- und Berufssoldaten dar. Die Auswirkungen auf die regionalen Arbeitsmärkte sind nicht so gravierend, weil die Verpflichtungszeiten der Soldaten bestehen bleiben. Der Dienst wird lediglich an einem anderen Standort abgeleistet. Dies ist jedoch durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr bereits heute schon teilweise der Fall, weil an diesen Einsätzen auch 8 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Soldaten aus den Standorten, die geschlossen werden, beteiligt sind6. Mit anderen Worten: Die gegenwärtig stattfindenden zahlreichen Auslandseinsätze der Truppe simulieren bereits am jeweiligen Standort das Fehlen der Bundeswehr. Bei den Wehrpflichtigen ist die Standortschließung bezüglich der direkten Auswirkung auf den (örtlichen bzw. regionalen) Arbeitsmarkt unproblematisch, weil die Ableistung des Wehrdienstes überregional organisiert ist. Ein wehrpflichtiger Soldat kann in diesem Sinne nicht als Bestandteil des regionalen Arbeitsmarktes gesehen werden, denn Wehrpflichtige behalten einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz bei dem Arbeitgeber, bei dem sie vor Antritt des Wehrdienstes beschäftigt waren. 1.2 Veränderung der regional wirksamen Nachfrage/Umsätze Vor allem durch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen erlangt Existenz oder Nicht-Existenz von Bundeswehrstandorten Bedeutung für regionale Wirtschaft. Es geht dabei um die konsumptiven Ausgaben Bundeswehrangehörigen bzw. deren Familien sowie um die Beschaffungen Truppe selbst bzw. durch Aufträge der Standorte.7 die die der der Die private Nachfrage der Beschäftigten der Bundeswehr konzentriert sich im Wesentlichen auf den Einzelhandel, die konsumentennahen Dienstleistungsbereiche und Teile des Handwerks. In welchem Umfang diese Nachfragepotenziale jedoch direkt am Standort oder in seiner unmittelbaren Umgebung wirksam werden und deshalb bei der Schließung von Kasernen effektiv zu Nachfrageausfällen und damit zu Folgewirkungen auf die örtliche Wirtschaft führen, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Dies sind zum Beispiel: • die Zusammensetzung des militärischen Personals (Wehrdienstleistende und Berufssoldaten haben ein sehr unterschiedliches Konsumverhalten, auch bezogen auf die regionale Verteilung der Ausgaben), • die Reaktion der Zivilbeschäftigten auf den Stellenabbau (vorgezogener Ruhestand, Aufnahme einer anderen Beschäftigung, Arbeitslosigkeit oder Abwanderung), • die regionale Verteilung der Wohnstandorte des Personals, • die Einkaufsmöglichkeiten am Ort und in der Region und • das individuelle Einkaufsverhalten. 6 7 Wie sich die weitere Umstrukturierung in Zukunft auf Nordhessen auswirkt, lässt sich derzeit nicht sagen, auch wenn feststeht, dass eine Verkleinerung der Bundeswehr gesamtwirtschaftlich ebenfalls einen Wegfall von Erwerbsmöglichkeiten bedeutet. Welche Annahmen bei der Quantifizierung der Auswirkungen im Einzelnen getroffen werden, wird in Kapitel 1.6 erläutert. 9 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Da hinreichende Angaben bzw. Erkenntnisse über diese Einflussfaktoren nicht vorliegen, kann der Nachfrageausfall nur sehr pauschal bezogen auf den Auslöser, also den Standort der Dienststelle, wo das Einkommen erzielt wird, errechnet werden. Wo die Nachfrage tatsächlich wirksam wird und wo sich deshalb möglicherweise negative wirtschaftliche Folgewirkungen der Standortschließung niederschlagen, ist damit räumlich nicht exakt bestimmbar.8 Für die folgende Modellrechnung werden hierzu realistische Annahmen getroffen. Die Standorte sind beim Beschaffungswesen teilweise autonom und können daher direkt Aufträge vergeben. Es handelt sich dabei schwerpunktmäßig um die Bewirtschaftung und die Unterhaltung der Liegenschaften und der Geräte (z.B. die Pflege und die Reparatur der Gebäude, die Wartung der Fahrzeuge oder die Beschaffung von verderblichen Waren). Die Standorte bedienen sich hierfür oft lokaler oder regionaler Anbieter. Ein Teil der Beschaffungen (z.B. Fahrzeuge, Ausrüstungsgüter, Bekleidung, Verpflegung) wird jedoch über zentrale Vergabeverfahren der Bundeswehr und damit standortunabhängig überregional organisiert und ist daher nicht standortbezogen darstellbar. 1.3 Auswirkungen auf die öffentlichen Infrastrukturen Die Standorte und die Bediensteten sind darüber hinaus Nachfrager (Nutzer) örtlicher Infrastruktureinrichtungen im Bereich der Ver- und Entsorgung (u.a. Wasser, Abwasser, Gas, Strom), im Bereich Verkehr (ÖPNV), der Freizeit (z.B. Bäder) und der Bildung (allgemeinbildende Schulen, Erwachsenenbildung (VHS)). Bei entfallender Nachfrage nach diesen Angeboten ergeben sich Einnahmeausfälle bei Gebühren, die teilweise ungünstigere Kostenstrukturen (z.B. wird der Wasserpreis in Hessisch Lichtenau nach Schließung des Bundeswehrstandorts um 9 Cent steigen) und damit höhere Nutzungspreise oder gar die Notwendigkeit Infrastruktureinrichtungen aufgrund zu geringer Auslastung zu schließen nach sich ziehen könnten, was sich wiederum kostensenkend für die öffentliche Hand auswirken würde. Insgesamt haben die betroffenen Standorte im Jahr 2003 z.B. Wasser- und Kanalgebühren in Höhe von knapp 700.000 Euro an Zweckverbände und Kommunen in Nordhessen entrichtet. Der aktuelle Betrag, der durch die 8 10 Dies mag an einem Beispiel verdeutlicht werden: Der Kauf eines PKW kann bei einem örtlichen Händler erfolgen, falls die gewünschte Marke vertreten ist. Wenn nicht, fließt die Kaufkraft sofort aus der Region ab. Dies kann jedoch auch dann der Fall sein, wenn die Automarke am Ort vertreten wäre, aber woanders bessere Konditionen geboten werden oder z.B. der Kauf über einen EU-Reimport erfolgt. Daraus wird deutlich, dass allein schon die Abschätzung des Handelsumsatzes – insbesondere bei langlebigen und teuren Gebrauchsgütern – pauschal nicht möglich ist. Noch problematischer wäre die (regionsbezogene) Bestimmung der weiteren indirekten Effekte, weil der Herstellungsort des Fahrzeugs und damit der Ort der eigentlichen Wertschöpfung nicht erfasst ist. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Standortschließungen teilweise entfallen wird, dürfte etwas niedriger liegen, da in der Kaserne in Bad Arolsen im Jahr 2005 keine Soldaten mehr stationiert sind. Tabelle 3: Kosten für Wasser und Kanal in den betroffenen Standorten im Jahr 2003 Standort Hessisch Lichtenau Summe in Euro 115.096 Bad Arolsen 39.754 Fuldatal 99.100 Homberg/Efze 171.215 Neustadt 60.382 Schwalmstadt (Liegenschaft 1) 69.137 Schwalmstadt (Liegenschaft 2) 409 Sontra (Liegenschaft 1) 85.977 Sontra (Liegenschaft 2) 244 Sontra (Liegenschaft 3) 713 Wolfhagen 23.804 Gießen 24.305 Summe 690.136 Quelle: Standortverwaltungen Bad Arolsen und Homberg/ Efze. Gemäß der Satzungen von Kommunen und Zweckverbänden wird die Abwassermenge nach dem Frischwasser berechnet. Im Falle der Standortschließung wird kein Frischwasser mehr abgenommen, d.h. nach den gegenwärtigen Regelungen fallen auch keine Gebühren mehr für Abwasser an. Unberücksichtigt bleibt so allerdings die Tatsache, dass auch erhebliche Mengen Oberflächenwasser von den versiegelten Flächen der Liegenschaften in das Kanalnetz und die Kläranlagen gelangen. Um hier den Bund auch künftig an den Kosten zu beteiligen, planen mehrere Kommunen Satzungsänderungen oder gesonderte Niederschlagswassersatzungen bzw. haben diese schon eingeführt. Die neuen Regelungen berechnen in Abhängigkeit von der versiegelten Fläche das anfallende Oberflächenwasser und stellen für dessen Einleitung in das Kanalnetz Gebühren in Rechnung. Insofern wird der Bund durch die Standortschließungen nicht zu 100% als Gebührenzahler ausfallen. In Neustadt ist eine derartige Änderung geplant, in Hessisch Lichtenau wurde sie bereits eingeführt. So fallen in Hessisch Lichtenau z.B. derzeit Wasser- und Kanalgebühren in Höhe von rund 115.000 Euro an, durch die Niederschlagswassersatzung werden es künftig immerhin 70 Cent pro qm versiegelte Fläche sein, was dann einer Einnahme von etwa 100.000 Euro entspricht. 11 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Die Standorte der Bundeswehr fungieren im Einzelfall aber auch als Anbieter von Einrichtungen, die sie der Allgemeinheit zur Nutzung zugänglich machen. So werden die Sportanlagen häufig durch Vereine genutzt oder Räumlichkeiten wie das Kasino oder Mehrzweckhallen werden für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Durch den Wegfall dieser Nutzungsmöglichkeiten könnte sich für die Kommunen die Notwendigkeit ergeben, die Einrichtungen entweder zu übernehmen oder entsprechende – unter Umständen kostenpflichtige – Ersatzangebote zu schaffen. 1.4 Auswirkungen auf den Wohnungs- und Immobilienmarkt Die zu erwartenden Auswirkungen von Standortschließungen auf den Wohnungsund Immobilienmarkt hängen zunächst davon ab, ob die regionale Situation als Anbieter- oder Nachfragermarkt einzustufen ist. Insgesamt dürfte in Nordhessen und im nordöstlichen Landkreis Marburg-Biedenkopf eher ein Angebotsüberhang an Mietwohnungen und Eigentumsimmobilien bestehen. Es ist davon auszugehen, dass durch die Standortschließungen Abwanderungen aus der Region erfolgen werden. Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Wohnungen sinkt und sich daraus eher ein weiterer Preisverfall bei Mieten und Immobilienpreisen und zusätzliche Leerstände ergibt. Das Gleiche gilt für gewerblich nutzbare Immobilien, falls eine potenzielle Konversion der militärischen Liegenschaften planerisch zur Ausweisung zusätzlicher Gewerbeflächen führt. Aufgrund des bereits bestehenden Angebots an Gewerbeflächen und -immobilien und der geringen Nachfrage wäre tendenziell durch die Standortschließungen ebenfalls ein erheblicher Preisverfall für Gewerbeimmobilien und -grundstücke zu erwarten. 1.5 Auswirkungen auf die Kommunalhaushalte Die Aufgabe von militärischen Einrichtungen hat direkten negativen Einfluss auf die Kommunalfinanzen, da Zuwendungen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs und bei der Bemessung der Schlüsselzuweisungen entfallen bzw. sinken, falls sich die Einwohnerzahl durch die Schließung eines Standortes in der jeweiligen Kommune verringert. Auch die Einkommensteueranteile, die den Kommunen zufließen, werden im Falle von Abwanderungen oder von sinkenden Einkommen ehemaliger Beschäftigter zurückgehen. Falls die Wohnorte der Beschäftigten bzw. von deren Familien nicht am Kasernenstandort sind, werden diese negativen Effekte in diese Orte „exportiert“. Sonderzuweisungen in Analogie zur Verfahrensweise bei Kurorten („Bäderpfennig“) oder bei der Stationierung ausländischer Streitkräfte gibt es bei Bundeswehrstandorten nicht. Hier sind daher keine Einnahmeausfälle zu erwarten. 12 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Die Standortschließungen haben aber auch indirekte Folgen für die kommunalen Haushalte. So können aus Nachfrage- und Umsatzeinbußen rückläufige Gewerbesteuereinnahmen beim örtlichen Gewerbe entstehen. Weiterhin können die Gebührenhaushalte bzw. die kommunalen Eigenbetriebe oder Zweckverbände durch entfallende Nachfrage nach ihren Gütern und Dienstleistungen (Wasser, Abwasser, Müllabfuhr, Nutzung von kommunalen Einrichtungen usw.) negativ betroffen sein. Eine Kompensation dieser negativen Auswirkungen wäre nur dann möglich, wenn es gelingt, Folgenutzungen auf den Liegenschaften zu etablieren, die Beschäftigung schaffen und Umsätze erzielen. 1.6 Grundlagen für die Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte Die Berechnung der regionsbezogenen ökonomischen Effekte der Standortschließungen macht es notwendig, Parameter festzulegen, die Annahmen über die Einkommensverwendung treffen. Dafür müssen u.a. folgende Fragen beantwortet werden: • Wo entstehen Einkommen, die Nachfrage erzeugen, und wie hoch sind diese Einkommen? • Welche (An-)Teile der (Brutto-)Einkommen sind nachfragewirksam? • Wie unterscheiden sich die Verbrauchsgewohnheiten der Einkommensbezieher bzw. einzelner Konsumentengruppen, d.h. der Wehrpflichtigen, der Zeit/Berufssoldaten und der Zivilbeschäftigten? • Wie hoch ist der Anteil der Personen, die durch die Standortschließung ihre zivilen oder militärischen Arbeitsplätze verlieren und die aus der Region wegziehen? Welche alternativen Einkommensmöglichkeiten werden realisiert? Wie hoch ist somit der Netto-Einkommensrückgang in der Region? • Welche konsumptiven Ausgaben tätigen die Standortverwaltungen bzw. die Standorte selbst, z.B. für die Kantine oder im Rahmen der Gebäudebewirtschaftung? • Wo lokalisieren sich all diese Ausgaben? • Welche indirekten Effekte resultieren daraus (Multiplikatorwirkung)? Die präzise Beantwortung dieser Fragen stellt ein erhebliches Problem dar und bedürfte individueller Erhebungen, da wesentliche Einflussgrößen von Standort zu Standort unterschiedlich sind (z.B. Herkunftsort der Wehrpflichtigen und der 13 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Längerdienenden und damit Pendlerverhalten, Ausgabenstruktur und der Ort, in dem Nachfragen wirksam werden). Dies kann im Rahmen dieser Untersuchung nicht geleistet werden. Deshalb basieren die Berechnungen auf Angaben und Annahmen in verschiedenen Sekundärquellen9 und auf Plausibilitätsannahmen, wobei qualitative Informationen ebenfalls in die Parameter einfließen konnten. Mit dem Standort der (aufzulösenden) Kaserne ist zwar eine klare Lokalisierung des Entstehens der Einkommen10 auf kommunaler Ebene möglich, doch die Verwendung des Einkommens, also die Realisierung der Nachfrage kann nicht bezogen auf eine Kommune – speziell die Standortkommune – berechnet werden. Die Nachfrage von privaten Haushalten nach Gütern und Dienstleistungen der Grundversorgung (z. B. der tägliche Bedarf an Lebensmitteln) ist sicherlich auf den Nahbereich einzugrenzen, aber schon für den wöchentlichen Bedarf sind zusätzliche Gesichtspunkte (wie die Lage von Einkaufszentren, Preiswürdigkeit) wichtig. Über die Lebensmittelnachfrage von Küche und Kantine der Kasernen wird wieder nach anderen Kriterien entschieden. Teilweise – aber nicht vollständig – kann man diesem Problem gerecht werden, indem man größere regionale Einheiten der Betrachtung zugrunde legt. Für die zu schließenden Standorte werden die Auswirkungen deshalb auf den Landkreis bezogen, in dem sich diese Kasernen befinden, und die Summe dieser Landkreise (Landkreis Kassel, WaldeckFrankenberg, Werra-Meißner-Kreis, Schwalm Eder-Kreis, Marburg-Biedenkopf) wird als die betroffene Region aufgefasst. Die Stadt Kassel ist in dieser Definition nicht enthalten, obwohl außer Frage steht, dass auch auf sie, z.B. beim oberzentralen Angebot wie Möbel, große Einkaufsmärkte etc. - wie auch auf andere angrenzende Kreise oder auf andere Vertriebswege (u.a. Versandhandel, Internet) Kaufkraftanteile entfallen. Die Verwendung des Einkommens ist für die verschiedenen Personengruppen, die bei der Bundeswehr Einkommen erzielen, sehr unterschiedlich. Wesentliche bestimmende Faktoren für das zu Konsumzwecken verbleibende verfügbare Nettoeinkommen sind die zu bezahlende Lohn- bzw. Einkommensteuer, die Sozialabgaben, die Sparleistungen und die Ausgaben für das Wohnen (Miete bzw. Finanzierung des Wohneigentums). Die entsprechenden Annahmen basieren auf Angaben des Statistischen Bundesamtes und des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die für Deutschland im Durchschnitt gelten. Insofern handelt es sich um Schätzwerte für die Region 9 Es handelt sich dabei um Angaben der Standortverwaltungen und der Standortältesten, um Informationen aus Gesprächen mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, um Angaben des Statistischen Bundesamts und des Hessischen Statistischen Landesamtes und um Angaben in der Literatur z. B. über Folgen der Truppenreduzierungen in anderen Bundesländern oder über die regionalen Entwicklungsimpulse von Hochschulstandorten. 10 Bei den Berechnungen wird davon ausgegangen, dass ein Zeit-/Berufssoldat und die Zivilbeschäftigten durchschnittlich ein Jahreseinkommen von € 33.000 und die Grundwehrdienstleistenden eines von € 3.300 haben. 14 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Nordhessen, die anhand von Plausibilitätsüberlegungen auf der genannten Basis getroffen wurden. In der folgenden Tabelle sind die diesbezüglichen Annahmen zusammengestellt: Tabelle 4: Bestimmungsgrößen zur Berechnung der regionalwirtschaftlichen Folgewirkungen (mittlere) Variante I (Anteile in Prozent ) Wehrpflichtige Zeit-/ Zivil- Berufssoldaten beschäftigte Lohn-/Einkommensteuersatz 0 20 20 Sozialversicherungen (Anteile zu Renten-, Kranken-, Pflege- u. Arbeitslosenvers.) 0 7 20 Sparquote 0 10 10 Ausgaben für Miete, Wohnen (Anteil vom Bruttoeinkommen) 0 20 20 Summe der Abschläge insgesamt 0 57 70 Anteil der in der Region wirksamen konsumptiven Ausgaben 33 40 50 Abwanderungsquote aus der Region nach Standortschließung 100 50 33 Konsumierte Anteile der Einnahmen aus Miete, Wohnen Beschäftigungsmultiplikator 0 10 1,5 Quelle: Eigene Berechnungen. In den weiteren Berechnungen wurde berücksichtigt, dass Mietausgaben zu Mieteinnahmen bei den Vermietern führen, die ihrerseits teilweise konsumiert werden und teilweise für den Kapitaldienst bzw. der Ersparnis- und Rücklagenbildung verwendet werden. Wenn die Ausgaben für Wohnen der Finanzierung von Wohneigentum dienen sind sie vollständig dem Konsum entzogen. Der zu Konsumausgaben führende Anteil an den Ausgaben für Miete/Wohnen wird mit 10% veranschlagt und geht entsprechend in die Berechnungen ein. Weiterhin ist zu bedenken, dass nicht alle Beschäftigten und wahrscheinlich in noch geringerem Umfang die in der Region wohnenden Familienangehörigen nach der Standortschließung die Region verlassen werden. Das bedeutet, dass weiterhin Einkommen in der Region zur Verwendung verfügbar sind, sei es durch Transfer (innerhalb der Familie, indem der/die Militärangehörige seine/ihre Familie versorgt), durch das Überwechseln in den Ruhestand und den Bezug von Alterseinkommen oder durch Alimentierung nach dem Sozialgesetzbuch (ALG II) oder sei es durch die Aufnahme einer anderen Arbeit und damit der Erzielung eines anderen Einkommens. Alle genannten Alternativen haben den Effekt, dass damit Nachfrage und Kaufkraft in der Region (wenigstens teilweise) erhalten bleiben. 15 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Als mittlere Variante wird unterstellt, dass die Wehrpflichtigen zu 100% die Region verlassen. Bei den Zeit- und Berufssoldaten wird davon ausgegangen, dass die Hälfte die Region verlässt, d.h. an außerhalb der Region liegende Standorte versetzt wird und (soweit vorhanden) die Familien mitnimmt. Bei den Zivilbeschäftigten schließlich ist die höchste Affinität zur Region zu erwarten. Hier wird angenommen, dass zwei Drittel in Nordhessen verbleiben, ein Drittel wegzieht. Zur Berechnung der Effekte der durch den Personalabbau bedingten Nachfrageausfälle müssen Annahmen über die direkten und indirekten Folgen auf den Handel und andere Dienstleistungen getroffen werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass pro Vollzeitarbeitsplatz im Einzelhandel des ländlichen Raums durchschnittlich über alle Branchen hinweg (ohne Tankstellen) ein Jahresumsatz von 150.000 Euro zugrunde zu legen ist11. Die direkt von der Standortverwaltung getätigten Ausgaben wurden auf Basis von Angaben aus dem Liegenschaftsbetriebsvergleich 2003 der Standortverwaltungen ermittelt. Es handelt sich dabei um Ausgaben für Geräte und Ausstattung, Bewirtschaftung einschließlich Energie, Wasser und Abwasser sowie Bauunterhaltung. Von den Standortverwaltungen wurden darüber hinaus Angaben gemacht, welche Anteile der Ausgaben in etwa auf die Region Nordhessen entfielen. Diese direkt von der Standortverwaltung in der Region Nordhessen getätigte Nachfrage wurde wegen der benötigten Mengen, z.B. für Nahrungsmittel, teilweise über großhandelsähnliche Strukturen in der Region abgewickelt. Der Großhandel weist eine höhere Arbeitsproduktivität als der Einzelhandel auf. Deshalb wurde für die Berechnungen ein erhöhter Umsatz von 200.000 Euro je Vollzeitarbeitsplatz zugrunde gelegt. Zusätzlich erzeugen die Konsumausgaben indirekte Effekte, indem auf den dadurch geschaffenen bzw. erhaltenen Arbeitsplätzen Einkommen erzielt werden, die wiederum teilweise konsumiert werden usw. Die Bestimmung dieses Multiplikatoreffekts für die Beschäftigung hängt wiederum von vielen Annahmen ab. Er ist umso geringer, je kleiner die Region ist, auf die er sich bezieht. Für eine vergleichbare regionale Einheit wie Nordhessen wurden in neueren Untersuchungen zur Berechnung der Folgen der Truppenreduzierung bzw. regionalwirtschaftlichen 11 Nach Angaben des Statistischen Bundesamts und Auswertungen der Gewerkschaft ver.di beträgt in Deutschland der Einzelhandelsumsatz je Beschäftigten (Voll- und Teilzeitbeschäftigte zusammen) rund € 130.000. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten im Handel liegt bei 50%. Umgerechnet auf Vollzeitbeschäftigtenäquivalente entspricht dies im Bundesdurchschnitt einem Umsatz von rund € 180.000 je Beschäftigten. Da im ländlichen Raum aufgrund der Handelsstruktur der Umsatz unter dem Durchschnitt liegt, wird in der Modellrechnung von € 150.000 ausgegangen. 16 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Auswirkung einer Hochschulansiedlung Schätzwerte von 1,45 bzw. 1,5 verwendet.12 Für die Variante I und II wird deshalb ebenfalls ein Multiplikatorwert von 1,5 übernommen. Die Kommunen sind – wie bereits erwähnt - vom Truppenabbau direkt durch die entfallenden Gebühreneinnahmen für Ver- und Entsorgung, die entfallende Nutzung von öffentlichen Einrichtungen und von dadurch verminderten Einnahmen (z. B. für Eintritte in Bäder usw.) betroffen. Diese Ausgaben sind jedoch implizit bereits in den berechneten Konsumausgaben enthalten und insofern nicht mehr gesondert auszuweisen. Eine weitere Betroffenheit der Kommunen entsteht jedoch durch den (teilweisen) Ausfall von Einkommensteueranteilen, die auf die Kommunen entfallen (derzeit 15%). Allerdings stehen diese Anteile dem Wohnort des Steuerpflichtigen zu. Da über die Wohnorte keine Informationen vorliegen, beziehen sich die Berechnungen hierfür auf die Kasernenstandorte als Auslöser und damit auf die Entstehungsseite der Einkommensteueranteile. Es kommt damit also nicht zum Ausdruck, welche Steuerausfälle den hier betrachteten Standortkommunen entstehen. 1.7 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen - Ergebnisse der Berechnungen In der folgenden Tabelle 6 sind die Resultate einer mittleren Variante (Variante I) zusammengestellt, die sich ergeben, wenn die nicht für unwahrscheinlich zu haltende Kombination von 25 relevanten Parametern in das Rechenmodell eingesetzt wird. Die Schließung von acht Standorten in Nord- bzw. Mittelhessen und die Reduktion von einem Standort erzeugt einen direkten Ausfall von Konsumnachfrage der Beschäftigten, der den Abbau von 139 (Vollzeit-) Arbeitsplätzen (siehe Spalte 10) in den Betrieben zur Folge hat, auf die sich die Nachfrage konzentriert (Handel, Handwerk, persönliche Dienstleistungen). Indirekt sind – bei einem Beschäftigungsmultiplikator von 1,5 – weitere 69 Arbeitsplätze, zusammen somit 208 Arbeitsplätze 13(vgl. Spalte 11) betroffen. Berücksichtigt man die geringfügigen Korrekturen bei der Personalplanung an den überwiegend fast unverändert weiter bestehenden Standorten Fritzlar (–60 Soldaten), Fulda (-6) und Kassel (+10) sowie die geplante deutliche Aufstockung der Standorte Stadtallendorf (+720) und Rotenburg (+130), so reduziert sich der 12 Vgl. Bunde, Jürgen; Hoppe, Ralf (2001): Wirtschaftliche Folgen der Truppenreduzierung am Standort Eggesin für den Landkreis Uecker-Randow, Marburg Assenmacher, Marianne; Leßmann, Grit; Wehrt, Klaus (2004): Regionale Entwicklungsimpulse von Hochschulen, Wernigerode. 13 Abweichungen in der Summe sind durch Rundungen bei der Berechnung bedingt (vgl. Tabelle 6). 17 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Nachfrageausfall in Nordhessen und damit auch die Zahl der gefährdeten Folgearbeitsplätze um 33 Vollzeitäquivalente auf insgesamt 175 Vollzeitäquivalente. In dieser Zahl sind nicht die veränderten Sachausgaben der Standorte berücksichtigt, die durch diese Personalveränderungen möglicherweise hervorgerufen werden. Im Jahr 2003 hatten 345.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den sechs von den Standortschließungen betroffenen Landkreisen ihren Arbeitsplatz. Es sind folglich in der Region – ohne den direkten Verlust der Arbeitsplätze der Zivilbeschäftigten bei der Bundeswehr – 0,06% der Arbeitsplätze gefährdet (siehe Spalte 13). Absolut am stärksten betroffen sein wird nach diesen Berechnungen der Landkreis Kassel durch die Schließung des Standortes Fuldatal sowie der Schwalm-EderKreis durch die Schließung bzw. den Abbau in drei Standorten. Relativ stärker betroffen als der Landkreis Kassel sind jedoch der Werra-Meißner-Kreis und der Schwalm-Eder-Kreis, weil beide ein geringeres Arbeitsplatzangebot haben. Bezieht man die direkten Beschäftigungseffekte durch den Abbau der Zivilbeschäftigten mit ein14, so ist bei der mittleren Berechnungsvariante I bis 2010 mit zusammen 420 zusätzlichen Arbeitslosen in den sechs Landkreisen zu rechnen. Bezogen auf die Mitte 2004 in diesen Landkreisen registrierten Arbeitslosen - das waren 50.317 Personen - bedeutet dies ein zusätzliches Arbeitslosenpotenzial von 0,85%. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote dieser Landkreise von derzeit 9,08% würde dadurch um 0,08 Prozentpunkte auf 9,16% ansteigen. Allerdings darf hierbei nicht übersehen werden, dass der Abbau der zivilen Arbeitsplätze - auch wenn er für die Mehrzahl der derzeitig Beschäftigten sozialverträglich gestaltet wird – dennoch einen dauerhaften Verlust von über 850 Arbeitsplätzen darstellt (das sind 0,25 des derzeitigen Arbeitsplatzangebots). Bei Modellrechnungen mit einer Vielzahl von Annahmen wie sie hier angewendet wurde, ist es interessant, wie sensibel die Berechnungssysteme auf die Veränderung von einer oder mehreren Variablen reagieren. Einen starken Einfluss auf die indirekten Folgewirkungen der Nachfrage hat die Variation des Beschäftigungsmultiplikators, weil er multiplikativ mit der Summe der Arbeitsplatzäquivalente, die durch den ermittelten Nachfrageausfall gefährdet sind, verknüpft ist. Verändert man den Multiplikator um 10%, verändert sich auch die Anzahl der indirekt wegfallenden Arbeitplatzäquivalente um 10%. 14 Entsprechend den Angaben der Standortverwaltungen wird unterstellt, dass ein Viertel der Zivilbeschäftigten, also 220 Personen, nicht über Ruhestandsregelungen ausscheiden werden und deshalb erneut dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. 18 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Von wesentlich geringerem Einfluss auf das Gesamtergebnis sind z. B. die Annahmen über Konsum- oder Abwanderungsquoten. Erhöht man z.B. die Annahme über den Anteil am Einkommen, den Zivilbeschäftigte in der Region konsumieren um 10% von 0,50 auf 0,55, so bewirkt das nur einen Anstieg der direkt betroffenen Folgearbeitsplätze von 208 auf 209, also um weniger als ein halbes Prozent. Erhöht man den für die Region angenommenen Konsumanteil bei den Zeitund Berufssoldaten ebenfalls um 10%, also von 0,40 auf 0,44, so bewirkt dies einen Anstieg der Zahl der wegfallenden Folgearbeitsplätze von 208 auf 217, also um gut 4%. An diesen Beispielen ist erkennbar, dass die prozentuale Veränderung einzelner Parameter nicht zu gleich hohen prozentualen Änderungen des Gesamtergebnisses führt, sondern dass diese geringer ausfallen. Die jeweilige „Hebelwirkung“ auf das Gesamtergebnis ist sehr unterschiedlich und hängt von dem Gewicht ab, das die dadurch beeinflussten Elemente im Gesamtmodell aufweisen. Insgesamt kann festgestellt werden, dass das hier gewählte Berechnungssystem sehr stabil ist und aufgrund der Vielzahl von Komponenten auf Variationen einzelner Elemente wenig reagiert. In den Tabellen 7 und 8 sind zwei unterschiedliche Varianten wiedergegeben. Die Änderungen der Berechnungsparameter gegenüber der mittleren Variante (Variante I) sind grau unterlegt. Die in der folgenden Übersicht aufgeführten Veränderungen wirken dabei in der Variante II alle erhöhend auf die berechnenden Folgewirkungen der Standortschließungen und in der Variante III wirkt jede einzelne Veränderung der Parameter senkend auf die Folgewirkungen. Es finden in den variierten Annahmen also keine kompensatorischen Effekte statt. Tabelle 5: Verwendete Parameter zur Berechnung der Varianten II und III Variante I Variante II Variante III Konsumanteil in der Region: Berufs-/Zeitsoldaten 0,40 0,60 0,33 Konsumanteil in der Region: Zivilbeschäftigte 0,50 0,70 0,33 Abwanderungsquote: Berufs-/Zeitsoldaten 0,50 0,60 0,33 Abwanderungsquote: Zivilbeschäftigte 0,33 0,40 0,33 150.000 € 130.000 € 150.000 € Umsatz je Vollzeitarbeitsplatz Einzelhandel/Dienstleistungen Konsumquote aus Mieten/Wohnen 0,10 0,15 0,10 Beschäftigungsmultiplikator 1,50 1,50 1,40 Die variierten Parameter sind grau unterlegt Quelle: Eigene Berechnungen. 19 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen 1.8 Fazit Die regionalwirtschaftlichen Folgen, die durch die Standortschließungen bzw. die Reduzierung der Truppen der Bundeswehr ausgelöst werden, treffen die Region Nordhessen einschließlich des Landkreises Marburg-Biedenkopf insgesamt nicht in starkem Maß. Im Gegenteil, die Standortschließungen wirken sich auf dem Arbeitsmarkt eher in geringem Umfang aus. In den betroffenen Landkreisen fallen - direkte und indirekte Folgewirkungen des Nachfrageausfalls zusammengenommen - insgesamt etwa 208 Arbeitsplätze weg (Variante I)15. Dies entspricht noch nicht einmal rund 0,1% (genau 0,06%) der über 345.000 in den fünf betroffenen Landkreisen im Jahr 2003 gemeldeten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Arbeitsplatzverluste in der Region dürften sich entsprechend der Nachfragestruktur der Konsumausgaben auf den Einzelhandel, bestimmte Handwerkszweige (z.B. Nahrungsmittelhandwerk, KfzHandwerk) und die Gastronomie konzentrieren. Bezieht man die rund 850 wegfallenden Arbeitsplätze für Zivilbeschäftigte mit in die Bilanz ein, auch wenn diese nur zum geringen Teil zu Entlassungen und damit möglicherweise zu Arbeitslosigkeit für die Betroffenen führt, so vermindert sich das Arbeitsplatzangebot in der betroffenen Region bezogen auf die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten durch die Standortschließungen um knapp 0,3%. Allerdings findet dieser Verlust von zusammen gut 1.050 Arbeitsplätzen nicht auf einmal, sondern über einen Zeitraum von rund fünf Jahren hinweg (2005 bis 2010) statt. Für Betriebe, die in sehr engen Geschäftsbeziehungen zu den Kasernen stehen bzw. deren Kundenkreis zu hohen Anteilen aus Militärangehörigen oder Zivilbeschäftigten besteht, könnten die Umsatzverluste allerdings unter Umständen existenzgefährdend sein. Angesichts des Anteils an der Gesamtbeschäftigtenzahl bezogen auf die ganze Region kann jedoch nicht von drastischen Folgewirkungen durch die Kasernenschließungen gesprochen werden. Dies gilt auch insbesondere in Relation zu den Auswirkungen der Bundeswehrumstrukturierung Mitte der 90er Jahre, als in Hessen weit über 2.000 Folgearbeitsplätze durch den Abbau von über 15.000 Soldaten und knapp 3.000 Zivilbeschäftigten zur Disposition standen. 15 Die Folgewirkungen werden abgemildert durch die geplanten Personalaufstockungen in Rotenburg und Stadtallendorf (insgesamt +850 Soldaten). Zusammen mit den leichten Personalkorrekturen an den Standorten Fritzlar, Fulda und Kassel (zusammen – 56 Dienstposten) reduziert sich die durch den Nachfrageausfall der Bediensteten gefährdete Zahl an Folgearbeitsplätzen auf 172. Die Folgewirkungen können zusätzlich in geringem Maß durch zu erwartende steigende Sachausgaben an den Standorten mit Personalzuwachs verringert werden. Informationen über diese Komponente liegen jedoch noch nicht vor. 20 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Eine genaue Lokalisierung, wo sich die Folgewirkungen niederschlagen, ist nicht möglich, da dafür Kenntnisse über die regionalen Verflechtungsstrukturen vorhanden sein müssten. Es können nur Aussagen darüber gemacht werden, welche Folgewirkungen durch die Schließung einzelner Kasernen entstehen. Allerdings ist davon auszugehen, dass der nähere Umkreis um den jeweiligen Standort in stärkerem Maße von den Folgewirkungen betroffen sein dürfte als entferntere Gebiete. Danach zieht die Schließung bzw. Teilschließung oder der Abbau von Personal in den nahe beieinander liegenden Standorten Neustadt, Schwalmstadt, Homberg/Efze und Schwarzenborn kumulativ wirkende Folgewirkungen in dieser Region nach sich. In diesen vier Standorten fallen einerseits etwa 300 zivile Arbeitsplätze langfristig weg und darüber hinaus lösen die Maßnahmen der Bundeswehr Folgeverluste von rund 90 Arbeitsplätzen aus (Variante I), - zusammen also knapp 400 Arbeitsplätze, die in dieser Region verloren gehen, das entspricht 40% des Gesamteffekts. Nicht berücksichtigt wurde dabei der noch im Jahr 2005 geplante Weggang des regionalen Instandsetzungszentrums mit etwa 60 Beschäftigten aus Homberg/ Efze (Ostpreußenkaserne), da diese Arbeitsplätze in das benachbarte Schwarzenborn verlegt werden. Etwas weniger ungünstig stellt sich die Situation jedoch dar, wenn die Aufstockung des Bundeswehrstandorts Stadtallendorf in direkter Nachbarschaft von Neustadt erfolgt ist. Dadurch werden nach den Annahmen der Modellrechnung 29 neue Folgearbeitsplätze induziert. Die Schließung des größten Einzelstandorts Fuldatal löst mit einem Anteil von 20% am gesamten Nachfrageausfall nach Variante I den Verlust von rund 40 Arbeitsplätzen bzw. Folgearbeitsplätzen aus. Die endgültige Freigabe der Bergkaserne in Gießen in Mittelhessen verursacht zwar so gut wie keine für das Oberzentrum Gießen und seine nähere Umgebung spürbaren negativen regionalwirtschaftlichen Effekte. Allerdings sind in Gießen erhebliche Auswirkungen zu befürchten, wenn die Freigabeplanungen der USStreitkräfte konkret werden und zum zweiten Mal Flächen der US-Streitkräfte in größerem Umfang geräumt werden. 21 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen 22 Zeit-/Berufssoldaten 0,20 0,07 0,10 0,20 0,57 0,43 0,40 0,50 Zivilbeschäftigte 0,20 0,20 0,10 0,20 0,70 0,30 0,50 0,33 Verwendete Berechnungsparameter Schwalm-Eder Schwalm-Eder Werra-Meißner Kassel Schwalmstadt Schwarzenborn Sontra Wolfhagen 2.408.868 Abweichungen in den Summen durch Runden bedingt "Nordhessen" 0 756.855 Schwalm-Eder-Kreis 613.107 623.997 Landkreis Kassel Werra-Meißner-Kreis 13.0680 Landkreis Gießen Waldeck-Frankenberg 401.841 2.408.868 173.151 251.559 0 510.741 Marburg-Biedenkopf Landkreise Summe Marb.-Biedenk. Neustadt 401.841 246.114 13.0680 Schwalm-Eder Gießen Gießen 0 450.846 Homberg/Efze Kassel Fuldatal 361.548 Wald.-Frankenberg Bad Arolsen 9.612.306 2.233.506 0 2.724.480 3.209.778 127.710 1.316.832 9.612.306 1.075.602 1.129.524 0 1.927.002 1.316.832 797.478 1.103.982 127.710 2.134.176 0 € € (2) € (1) 1.393.376 243.392 279.329 396.941 325.067 47.372 101.277 1.393.376 120.879 89.843 138.848 104.544 101.277 153.549 153.549 47.372 204.188 279.329 (3) Zivilbesch. Zeit-/Berufss. Konsum in der Region (pro Jahr) Grd.wehrd. Hess. Lichtenau Werra-Meißner Landkreis Standort Konsumnachfrage 13.414.550 3.090.005 279.329 3.878.276 4.158.842 188.150 1.819.950 13.414.550 1.369.632 1.470.926 138.848 2.542.287 1.819.950 1.197.141 1.619.079 188.150 2.789.210 279.329 (4) € 89 21 2 26 28 1 12 89 9 10 1 17 12 8 11 1 19 2 (5) VZÄq. der Beschäft. insg. Nachfrage 6.122.079 1.185.565 545.752 1.709.066 1.812.047 70.199 799.451 6.122.079 852.413 568.071 374.461 509.668 799.451 824.936 617.494 70.199 959.634 545.752 (6) € 31 6 3 9 9 0 4 31 4 3 2 3 4 4 3 0 5 3 (7) VZÄq. des Standorts p.a. Nachfrage aus 2.798.400 617.760 112.860 793.980 877.800 48.840 347.160 2.798.400 298.980 298.980 56.100 490.380 347.160 247.500 318.780 48.840 578.820 112.860 (8) € 19 4 1 5 6 0 2 19 2 2 0 3 2 2 2 0 4 1 (9) VZÄq. Miete /Wohnen p.a 139 31 5 40 43 2 18 139 15 15 3 23 18 14 16 2 27 5 (10) VZÄq. insg. Summe 208 46 8 60 64 3 28 208 23 22 5 34 28 21 24 3 41 8 (11) VZÄq. Besch. multiplik. Einbez. des 74.632 28.154 52.675 44.211 60.336 83.073 76.751 74.632 3.252 2.216 259 7.541 998 4.829 3.679 43.491 1.816 6.551 (12) 2003 Soz.pfl.B. Umsatz je Einzelhandels-Vollzeitarbeitsplatz Umsatz je Großhandels-Vollzeitarbeitsplatz Konsumquote aus Mieten/Wohnen Beschäftigungsmultiplikator Wenn Abwanderungsquote =1, dann entfallen alle Arbeitsplatzäquivalente. Wenn Abwanderungsquote =0,5, dann entfällt die Hälfte der Arbeitsplatzäquivalente. Steuer Sozialversicherung Sparquote Miete/Wohnen Insgesamt Abzug von Brutto Verfügbares Einkommen von Brutto Davon Konsum in der Region Abwanderungsquote Grundwehrdienstleistende 0 0 0 0 0 1,00 0,33 1,00 Tabelle 6: Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante I (mittlere Annahmen) -0,28 -0,16 -0,02 -0,13 -0,11 0,00 -0,04 -0,28 -0,71 -0,99 -1,84 -0,45 -2,77 -0,43 -0,65 -0,01 -2,25 -0,12 (13) % soz.vers. B. 4.197.600 926.640 169.290 1.190.970 1.316.700 73.260 520.740 4.197.600 448.470 448.470 84.150 735.570 520.740 371.250 478.170 73.260 868.230 169.290 (14) (15%) 23 Abbau bez. a. Eink.St.ant. Kommune 150.000 200.000 0,10 1,50 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – 0 0 Miete/Wohnen Insgesamt Abzug von Brutto 0,43 0,60 0,20 0,57 0,07 0,10 0,20 Zeit-/Berufssoldaten 0,30 0,70 0,20 0,70 0,20 0,10 0,20 Zivilbeschäftigte Verwendete Berechnungsparameter Schwalm-Eder Schwalm-Eder Werra-Meißner Kassel Schwalmstadt Schwarzenborn Sontra Wolfhagen 2.408.868 24 Abweichungen in den Summen durch Runden bedingt "Nordhessen" 613.107 Werra-Meißner-Kreis Schwalm-Eder-Kreis 0 756.855 Landkreis Kassel Waldeck-Frankenberg 13.068 623.997 Landkreis Gießen 401.841 2.408.868 173.151 251.559 0 510.741 Marburg-Biedenkopf Landkreise Summe Marb.-Biedenk. Neustadt 401.841 246.114 13.068 Schwalm-Eder Gießen Gießen 450.846 0 17.302.151 4.020.311 0 4.904.064 5.777.600 229. 878 2.370.298 17.302.151 1.936.084 2.033.143 0 3.468.604 2.370.298 1.435.460 1.987.168 229. 878 3.841.517 0 (2) (1) Homberg/Efze Kassel Fuldatal € € 361.548 Wald.-Frankenberg Bad Arolsen Zeit-/Berufss. Grd.wehrd. Hess. Lichtenau Werra-Meißner Landkreis Standort 2.364.516 413.028 474.012 673.596 551.628 80.388 171.864 2.364.516 205.128 152.460 235.620 177.408 171.864 260.568 260.568 80.388 346.500 474.012 (3) € Zivilbesch. Konsum in der Region (pro Jahr) 22.075.535 5.046.446 474.012 6.334.515 6.953.225 323.334 2.944.003 22.075.535 2.314.363 2.437.162 235.620 4.156.753 2.944.003 1.942.142 2.609.284 323.334 4.638.863 474.012 (4) € 170 39 4 49 53 2 23 170 18 19 2 32 23 15 20 2 36 4 (5) VZÄq. der Beschäft. insg. Konsumnachfrage 6.122.079 1.185.565 545.752 1.709.066 1.812.047 70.199 799.451 6.122.079 852.413 568.071 374.461 509.668 799.451 824.936 617.494 70.199 959.634 545.752 (6) € 31 6 3 9 9 0 4 31 4 3 2 3 4 4 3 0 5 3 (7) VZÄq. des Standorts p.a. Nachfrage 4.197.600 926.640 169.290 1.190.970 1.316.700 73.260 520.740 4.197.600 448.470 448.470 84.150 735.570 520.740 371.250 478.170 73.260 868.230 169.290 (8) € 32 7 1 9 10 1 4 32 3 3 1 6 4 3 4 1 7 1 (9) VZÄq. Miete /Wohnen p.a. Nachfrage aus 233 52 8 66 73 3 31 233 26 25 4 40 31 22 27 3 47 8 (10) VZÄq. insg. Summe 349 78 12 100 109 5 46 349 38 38 6 60 46 33 40 5 71 12 (11) VZÄq. Besch. multiplik. Einbez. des 74.632 28.154 52.675 44.211 60.336 83.073 76.751 74.632 3.252 2.216 259 7.541 998 4.829 3.679 43.491 1.816 6.551 (12) 2003 Soz.pfl.B. Abweichungen zu Variante I grau unterlegt Konsumquote aus Mieten/Wohnen Beschäftigungsmultiplikator Umsatz je Einzelhandels-Vollzeitarbeitsplatz Umsatz je Großhandels-Vollzeitarbeitsplatz 1,00 0,60 0,40 Wenn Abwanderungsquote =1, dann entfallen alle Arbeitsplatzäquivalente. Wenn Abwanderungsquote =0,5, dann entfällt die Hälfte der Arbeitsplatzäquivalente. Abwanderungsquote 1,00 0,33 0 0 Sozialversicherung Sparquote Verfügbares Einkommen von Brutto Davon Konsum in der Region 0 Steuer Grundwehrdienstleistende Tabelle 7: Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante II (obere Annahmen) Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen -0,47 -0,28 -0,02 -0,23 -0,18 -0,01 -0,06 -0,47 -1,18 -1,69 -2,51 -0,80 -4,61 -0,68 -1,09 -0,01 -3,90 -0,18 (13) % soz.vers. B. 4.197.600 926.640 169.290 1.190.970 1.316.700 73.260 520.740 4.197.600 448.470 448.470 84.150 735.570 520.740 371.250 478.170 73.2600 868.230 169.290 (14) (15%) Abbau bez. a. Eink.St.ant. Kommune 130.000 200.000 0,15 1,50 Zeit-/Berufssoldaten 0,20 0,07 0,10 0,20 0,57 0,43 0,33 0,33 Zivilbeschäftigte Verwendete Berechnungsparameter Schwalm-Eder Schwalm-Eder Werra-Meißner Kassel Schwalmstadt Schwarzenborn Sontra Wolfhagen 0 1.216.144 0 1.483.479 1.747.724 69.538 717.015 5.233.901 585.665 615.026 0 1.049.253 717.015 434.227 601.118 69.538 1.162.059 2.408.868 5.233.901 Abweichungen in den Summen durch Runden bedingt "Nordhessen" 0 613.107 Schwalm-Eder-Kreis Werra-Meißner-Kreis 756.855 Landkreis Kassel Waldeck-Frankenberg 13.068 623.997 Landkreis Gießen 401.841 2.408.868 173.151 251.559 0 510.741 Marburg-Biedenkopf Landkreise Summe Marb.-Biedenk. Neustadt 401.841 246.114 13.068 361.548 Gießen Gießen 0 450.846 Schwalm-Eder Kassel Fuldatal (2) (1) Homberg/Efze Wald.-Frankenberg Bad Arolsen € 919.628 160.638 184.357 261.981 214.544 31.265 66.843 919.628 79.780 59.296 91.639 68.999 66.843 101.342 101.342 31.265 134.764 184.357 (3) € Zeit-/Berufss. Zivilbesch. € Grd.wehrd. Hess. Lichtenau Werra-Meißner Landkreis Standort Konsum in der Region (pro Jahr) 8.562.396 1.989.889 184.357 2.502.315 2.586.265 113.871 1.185.699 8.562.396 838.596 925.881 91.639 1.628.993 1.185.699 781.683 1.064.009 113.871 1.747.669 184.357 (4) € 57 13 1 17 17 1 8 57 6 6 1 11 8 5 7 1 12 1 (5) VZÄq. der Beschäft. insg. Konsumnachfrage 6.122.079 1.185.565 545.752 1.709.066 1.812.047 70.199 799.451 6.122.079 852.413 568.071 374.461 509.668 799.451 824.936 617.494 70.199 959.634 545.752 (6) € 31 6 3 9 9 0 4 31 4 3 2 3 4 4 3 0 5 3 (7) VZÄq. des Standorts p.a. Nachfrage 2.798.400 617.760 112.860 793.980 877.800 48.840 347.160 2.798.400 298.980 298.980 56.100 490.380 347.160 247.500 318.780 48.840 578.820 112.860 (8) € 19 4 1 5 6 0 2 19 2 2 0 3 2 2 2 0 4 1 (9) VZÄq. Miete /Wohnen p.a Nachfrage aus 106 23 5 31 32 1 14 106 12 11 3 17 14 11 12 1 20 5 (10) VZÄq. insg. Summe 149 33 7 43 45 2 20 149 17 15 4 23 20 15 17 2 28 7 (11) VZÄq. Besch. multiplik. Einbez. des 74.632 28.154 52.675 44.211 60.336 83.073 76.751 74.632 3.252 2.216 259 7.541 998 4.829 3.679 43.491 1.816 6.551 (12) 2003 Soz.pfl.B. 0,20 Umsatz je Einzelhandels-Vollzeitarbeitsplatz 0,20 Umsatz je Großhandels-Vollzeitarbeitsplatz 0,10 Konsumquote aus Mieten/Wohnen 0,20 Beschäftigungsmultiplikator 0,70 0,30 Abweichungen zu Variante I grau unterlegt 0,33 0,33 Wenn Abwanderungsquote =1, dann entfallen alle Arbeitsplatzäquivalente. Wenn Abwanderungsquote =0,5, dann entfällt die Hälfte der Arbeitsplatzäquivalente. Steuer Sozialversicherung Sparquote Miete/Wohnen Insgesamt Abzug von Brutto Verfügbares Einkommen von Brutto Davon Konsum in der Region Abwanderungsquote Grundwehrdienstleistende 0 0 0 0 0 1,00 0,33 1,00 Tabelle 8: Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante III (untere Annahmen) -0,20 -0,12 -0,01 -0,10 -0,07 0,00 -0,03 -0,20 -0,51 -0,70 -1,54 -0,31 -1,99 -0,32 -0,47 0,00 -1,57 -0,10 (13) % soz.vers. B. 4.197.600 926.640 169.290 1.190.970 1.316.700 73.260 520.740 4.197.600 448.470 448.470 84.150 735.570 520.740 371.250 478.170 73.260 868.230 169.290 (14) (15%) 25 Abbau bez. a. Eink.St.ant. Kommune 150.000 200.000 0,10 1,40 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – 26 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – 2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Entwicklungsperspektiven für die freiwerdenden Liegenschaften Im Folgenden werden die potenziellen Entwicklungschancen der freiwerdenden Standorte in Nord- und Mittelhessen ausgelotet. Dies geschieht insbesondere vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in dieser Region, der für diesen Teilraum Hessens prognostizierten Bevölkerungsentwicklung, der dort bereits vorhandenen Entwicklungspotenziale in Form von Gewerbeflächen und sonstiger strukturpolitisch relevanter Entwicklungsprojekte wie der Weiterbau der A 44 oder der Ausbau des Flughafens Kassel-Calden. Darüber hinaus wird geprüft, welche Auswirkungen beispielsweise die Ausweisung der Kasernenareale als Gewerbe- oder Industriegebiete unter Vermarktungsgesichtspunkten für Nord- bzw. Mittelhessen haben kann, welche Konsequenzen für die Regionalplanung sich daraus ergeben könnten und welche Maßnahmen zur Abfederung negativer regionalwirtschaftlicher Effekte rund um den jeweils betroffenen Standort darüber hinaus in Frage kommen könnten. 2.1 Wirtschaftsgeografische Rahmenbedingungen Die erste Konversionswelle in den 90er Jahren hat in Hessen vielen Kommunen neue Entwicklungschancen geboten. Dies war vor allem in Südhessen und in den Oberzentren in Mittel- und Nordhessen der Fall. Auf zahlreichen Liegenschaften entstanden neue Stadtquartiere z.B. in Wiesbaden, Frankfurt, Fulda oder Oberursel, an etlichen Standorten wurden zusätzliche Gewerbe- und Dienstleistungsflächen entwickelt, z.B. in Kassel, Gießen, Marburg, Wetzlar, Bad Arolsen, Lorch u.a.. Die Kommunen reagierten mit ihren Entwicklungsvorhaben auf eine damals vorhandene Flächen- und Wohnraumnachfrage, wie sie heute abseits des Ballungsraums RheinMain nicht mehr gegeben ist. Auch die Lage und Größe der betroffenen Kommunen Standorte. Die aktuelle Strukturreform der Bundeswehr sieht fast ausschließlich Standortschließungen in einem Teilraum Hessens vor, der als strukturschwach einzustufen ist und der – mit Ausnahme der Oberzentren – nur eine sehr geringe Nachfrage nach Wohnbauflächen und Gewerbeflächen verzeichnet, aber gleichzeitig über erhebliche Flächenpotenziale verfügt. Bei den aktuell von Flächenfreigaben durch die Bundeswehr betroffenen Standorten handelt es sich jedoch nicht um Oberzentren oder starke Mittelzentren, sondern eher um kleinere Mittelzentren oder Unterzentren in überwiegend peripherer Lage. 27 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Die Standortschließungen fallen zwar heute wie damals in eine Zeit mit eher schlechter konjunktureller Lage, in den 90er Jahren kam allerdings noch die Sonderkonjunktur der Wiedervereinigung als belebendes Element hinzu. Die von den aktuellen Standortschließungen der Bundeswehr betroffenen Kommunen haben also eine schlechtere Ausgangslage bei größerer regionaler Betroffenheit. Der Regierungsbezirk Kassel verzeichnete in den letzten Jahren eine Wirtschaftsentwicklung, die gemessen an der Entwicklung in Hessen und in Deutschland deutlich unterdurchschnittlich verlief. Auch ein Blick auf die Arbeitslosenzahlen belegt die Entwicklungsprobleme der Region. So liegt die Arbeitslosenquote seit vielen Jahren unverändert zwischen 2 und 2,5 Prozentpunkten über dem Hessenwert. Besonders betroffen von der anhaltend hohen strukturellen Arbeitslosigkeit ist dabei das regionale Zentrum, die Stadt Kassel. Nach den Ergebnissen der Langfristprognose der HA Hessen Agentur GmbH wird sich diese Entwicklung - sofern keine spezifischen Maßnahmen erfolgen - in Zukunft fortsetzen, d.h. die Schere zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung in Südhessen und in Nordhessen wird weiter auseinander gehen. Eine weitere zentrale Herausforderung für die Region wird in der Bewältigung des demografischen Wandels bestehen. Bereits bis zum Jahr 2020 ist in Nordhessen mit einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung zu rechnen, im Gegensatz zu Südhessen, wo bis zu diesem Zeitpunkt noch ein Bevölkerungszuwachs erwartet wird. Auch wird sich ein tief greifender Wandel in der Altersstruktur vollziehen, geprägt von einem markanten Rückgang der Zahl der Erwerbsfähigen und einer starken Zunahme der Zahl der Senioren. Als Rahmenbedingung ist zudem zu berücksichtigen, dass Nordhessen nur noch bis zum Jahr 2006 Fördermittel von Bund und EU in gegenwärtigem Umfang erhält. Wie die Förderkulisse danach aussehen und welchen Umfang oder Inhalt sie haben wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bekannt. Die Auflösung der Bundeswehrstandorte in Nord- und Mittelhessen fällt in den Zeitraum von Ende 2005 bis Ende 2008. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass in Hessen in den nächsten Jahren weitere umfangreiche Standort- bzw. Flächenfreigaben durch die US-Streitkräfte anstehen, die allerdings in erster Linie Süd- und Mittelhessen betreffen werden. Lediglich Gießen wird nach bisherigen Erkenntnissen doppelt betroffen sein. 28 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Abbildung 3: Von der Truppenreduzierung betroffene Kommunen in Nordhessen – Freigabezeitpunkte und anschließende vierjährige Konversionsphase – Neustadt Sontra Wolfhagen Fuldatal Hess. Lichtenau Schwalmstadt Gießen Homberg/ Efze II Bad Arolsen Homberg/ Efze I 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Zeitraum, in dem in Hessen voraussichtlich weitere Liegenschaften der US-Streitkräfte frei gegeben werden Angenommene 4-jährige Konversionsphase Quelle: Eigene Darstellung. Für die zukünftige Entwicklung der betroffenen Region wird es daher von besonderer Bedeutung sein, auf Basis der regionalen Stärken und unter Beachtung der Entwicklungshemmnisse Maßnahmen zu entwickeln, welche der Region unter den zuvor skizzierten Rahmenbedingungen neue Impulse geben können. Drei wesentliche inhaltliche Anknüpfungspunkte, auf die solche zukunftsgerichteten Maßnahmen aufbauen können, sind z.B. in Nordhessen die Mobilitätswirtschaft, der Kulturtourismus und die Gesundheitswirtschaft. Vor dem Hintergrund der EUOsterweiterung und der zunehmenden Bedeutung der Region als Drehscheibe insbesondere für den Straßenverkehr ist vor allem das Netzwerk aus Unternehmen und Institutionen der Mobilitätswirtschaft zu nennen, welche den Standort Nordhessen deutlich profilieren16. 16 Die genannten Schwerpunkte orientieren sich an den formulierten Kernpunkten des regionalen Entwicklungskonzepts Nordhessen. 29 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Die Hessische Landesregierung unterstützt in diesem Zusammenhang Schlüsselprojekte zum weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, den Ausbau des Verkehrslandeplatzes Kassel-Calden, den Ausbau der A 44 Kassel – Eisenach und den Ausbau der A 49 Kassel – Alsfeld. • Der Verkehrslandeplatz Kassel-Calden soll zu einem Verkehrsflughafen (Regionalflughafen) ausgebaut werden. Zur Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze in den dort bereits angesiedelten Unternehmen und für weitere Unternehmensansiedlungen ist zudem geplant, dort weitere Gewerbeflächen zu erschließen und die Anbindung des Regionalflughafens an den überregionalen Straßenverkehr zu verbessern. • Mit dem Ausbau der A 44 zwischen Kassel und Eisenach soll eine wichtige OstWest-Verbindung vollendet werden. • Der Ausbau der A 49 soll den Raum Kassel besser an Mittelhessen anbinden und auch Teile des Nord-Süd-Verkehrs von Norddeutschland in das Rhein-MainGebiet von der stark belasteten A 7/ A 5 abziehen. Die beiden zuletzt genannten Maßnahmen sind entsprechend dem Bundesverkehrswegeplan in der höchsten Ausbaupriorität ausgewiesen worden und konnten in Teilabschnitten bereits begonnen werden. Ein exakter Fertigstellungstermin kann jedoch noch nicht benannt werden. 17 Mit diesen Infrastrukturmaßnahmen erhofft man sich neben einer Verbesserung der Verkehrsanbindung auch weitere regionalwirtschaftliche Effekte, welche der Region neue Perspektiven eröffnen. Auch die weitere Entwicklung von Gewerbeflächen sollte sich z.B. durch die Lage der Flächen oder durch ihre Nähe zu bestehenden Einrichtungen an diesen geplanten Maßnahmen orientieren. Dies gilt auch für die potenzielle Entwicklung der freiwerdenden militärischen Liegenschaften. 2.2 Gewerbeflächenangebot und -nachfrage in Nordhessen Um den potenziellen Bedarf an baureifen Gewerbeflächen zu befriedigen, entwickeln Kommunen attraktive neue Baulandangebote. In der Praxis bedeutet dies meistens eine Baulandentwicklung auf der „grünen Wiese“, wobei sich der Umfang der Baulandproduktion dabei nicht immer nur an der örtlichen Nachfrage orientiert, vielmehr versuchen die Kommunen durch attraktive Baulandangebote 17 Für den Abschnitt Hessisch Lichtenau der A 44 wurde das Anhörungsverfahren Ende 2004 eröffnet, die notwendigen naturschutzfachlichen Untersuchungen zur geplanten A 49 (Herrenwaldtrasse) werden voraussichtlich im Frühjahr 2005 abgeschlossen und für den Abschnitt Neuental bis Anschlussstelle Schwalmstadt der geplanten A49 soll das Anhörungsverfahren Mitte des Jahres beginnen. 30 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – gezielt Anreize zur Ansiedlung von auswärtigen Unternehmen zu schaffen. Dabei stehen sie in der Regel im Wettbewerb mit ihren Nachbargemeinden. Nicht nur die aktuell von der Truppenreduzierung betroffenen Landkreise verfügen insgesamt über ein großes Potenzial an zum Teil sehr gut an das überregionale Verkehrsnetz angebundenen gewerblichen Flächenreserven, auch die gesamte Region Nordhessen ist gut mit Gewerbe- und Industrieflächen ausgestattet, so dass man schon fast von einem Überangebot sprechen kann. Allein im Rahmen der Strukturförderung wurde in den von der Truppenreduzierung betroffenen Landkreisen seit dem Jahr 2000 die Entwicklung von Gewerbegebieten in einer Größenordnung von gut 420 Hektar Bruttofläche18 (374 Hektar Nettofläche) finanziell unterstützt. Davon sind 96 Hektar aktuell noch nicht realisiert und befinden sich noch in der Planungsphase. Bezieht man die in Nordhessen liegenden, aber nicht von der Truppenreduzierung betroffenen Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Fulda sowie die Stadt Kassel noch mit ein, so steigt das seit dem Jahr 2000 mit Strukturfördermitteln geschaffene Gewerbeflächenangebot auf insgesamt 661 Hektar Bruttofläche19 (knapp 590 Hektar Nettofläche). Tabelle 9: Seit 2000 in Nordhessen und im Landkreis Marburg-Biedenkopf neu erschlossene und geplante Gewerbe- und Industriegebiete Landkreis Fläche in ha brutto LK Waldeck-Frankenberg netto 2,5 31,9 LK Kassel 191,14 117,83 Schwalm-Eder-Kreis 117,83 135,45 Werra-Meißner-Kreis LK Hersfeld-Rotenburg (von Standortschließungen nicht betroffen) 37 37 133,4 131,66 LK Fulda von Standortschließungen (nicht betroffen) 8,15 8,15 LK Marburg-Biedenkopf 73,1 51,9 98,31 74,66 Summe 661,43 588,55 davon in Planung 110,05 90,55 Stadt Kassel (von Standortschließungen nicht betroffen) Quelle: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung. In welchem Umfang dieses Gewerbeflächenangebot zum aktuellen Zeitpunkt an Unternehmen veräußert bzw. in welchem Umfang die Flächen belegt sind, geht 18 Nach Angaben des zuständigen Referats im HMWVL. 19 siehe oben 31 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen allerdings aus den Angaben zunächst nicht hervor. Die allgemein schleppende Nachfrage in den letzten Jahren, die von den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen und vom Regionalmanagement Nordhessen beschrieben bzw. bestätigt wurde, lässt jedoch auf ein derzeit noch vorhandenes umfangreiches Angebot an Flächen schließen (vgl. auch Kapitel 2.3). Zu diesem Angebot hinzu zu rechnen sind darüber hinaus auch jene verfügbaren und voll erschlossenen Flächen, die vor dem Jahr 2000 entwickelt, aber noch nicht vermarktet wurden. Für die Neuaufstellung des Regionalplans Nordhessen hatte das Regierungspräsidium Kassel im Jahr 2004 u.a. anhand von Internetrecherchen in Gewerbeflächendatenbanken der Wirtschaftsförderer und der Investitionsbank Hessen (IBH) Daten zum Umfang der noch verfügbaren Flächen in Nordhessen erhoben. Danach waren zu diesem Zeitpunkt in den von der Konversion betroffenen nordhessischen Landkreisen (ohne Marburg-Biedenkopf) rund 415 Hektar Gewerbeflächen verfügbar, im gesamten Regierungsbezirk waren es 880 Hektar, darunter 75 Hektar in der Stadt Kassel. Nach den bisherigen Erfahrungen verstehen jedoch die Kommunen unter „verfügbarer Gewerbefläche“ nicht immer das Gleiche. Trotz der Einstellung der Flächen in das Internet haben Stichproben des Regierungspräsidiums Kassel ergeben, dass in Einzelfällen Flächen angeboten wurden, für die noch kein Planungsrecht bestand. Daher ist die Summe von 880 Hektar verfügbarer Gewerbefläche vermutlich überhöht. • Aber trotz dieser Einschränkungen ist in Nordhessen mindestens von einem derzeit verfügbaren Gewerbeflächenangebot zwischen 500 und 600 Hektar auszugehen. Darüber hinaus schätzt das Regierungspräsidium Kassel die Zuwachsflächen in Nordhessen, d.h. Flächen, die in Flächennutzungsplänen oder dem Regionalplan Nordhessen oder in informellen Planungen enthalten sind, auf weitere circa 1.500 Hektar. Trotz dieses enormen Flächenangebots ist allerdings zu bedenken, dass darin Flächen sehr unterschiedlicher Güte enthalten sind. Dies betrifft nicht nur ihre Lage in der Region, sondern auch ihre maximale zusammenhängende Größe, ihren Zuschnitt und die Topografie. So existiert nach den Erkenntnissen des Regionalmanagements Nordhessen beispielsweise in Nordhessen keine Gewerbefläche, die größer als 100 Hektar ist und mit der man auf Anfragen von überregional agierenden Unternehmen aus dem Bereich Logistik reagieren könnte. Die einzige Fläche dieser Größenordnung (95 Hektar), die sich derzeit in der Planungsphase befindet, wird in unmittelbarer Nähe der geplanten A 38 an der 32 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – niedersächsischen Grenze in Neu-Eichenberg (Werra-Meißner-Kreis) entstehen und ist bereits vermarktet. • Dies macht deutlich, dass das Angebot in Nordhessen insgesamt auf eine wesentlich höhere Nachfrage ausgelegt ist und • dass das vorhandene Angebot nicht immer der nachgefragten Qualität entspricht. Bei den wenigen zu verzeichnenden Unternehmensansiedlungen wurden meistens deutlich kleinere Flächen nachgefragt. Darüber hinaus bedeuten diese Ansiedlungserfolge in der Regel einen Wegzug des Unternehmens aus einer anderen Kommune, da es sich um Unternehmen handelt, die innerhalb der Region expandieren oder umsiedeln wollen. Diese interkommunale Standortkonkurrenz führt, ohne dass die Gesamtentwicklung der Region messbar davon profitieren würde, - krass ausgedrückt - zu einem teuren Null-Summen-Wettbewerb. Daten darüber, wie viel Gewerbefläche pro Jahr in Nordhessen vermarktet wird, sind nicht vorhanden. Einen Anhaltspunkt stellen die Erkenntnisse des Regierungspräsidiums Kassel dar, demzufolge in den Jahren 1993 bis 2004 rund 500 Hektar Zuwachsfläche in planungsrechtlich gesicherte Gewerbefläche überführt wurde, pro Jahr im Durchschnitt also etwa 50 Hektar. Da fast alle größeren Kommunen in Nordhessen Bauland für Gewerbe und zum Teil für Industrie ausgewiesen haben, um ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu verbessern, führt diese „ubiquitäre“ Baulandausweisung letztlich wieder zu einem Attraktivitäts- und Wachstumsvorsprung für das Oberzentrum Kassel und seine direkte Umgebung. Vor diesem Hintergrund stehen nun in einer strukturschwachen Region wie Nordhessen, die über ein derartiges Potenzial an Gewerbe- und Industrieflächen verfügt, in den nächsten Jahren im Rahmen der Truppenreduzierung weitere rund 380 Hektar Kasernenfläche - ohne Standortübungsplätze - in acht betroffenen Kommunen (einschl. Neustadt im RB Gießen) zur Verfügung (vgl. Kapitel 2.3), die theoretisch für eine zivile Nachnutzung geeignet sind. Allein diese Zahlen belegen, dass eine Entscheidung, ob und für welche Art von ziviler Folgenutzung eine Kasernenfläche entwickelt werden sollte, einer gründlichen Abwägung bedarf. Aus Sicht der Regionalplanung hat die Erhöhung der Entwicklungschancen Nordhessens durch entsprechende Flächenbereitstellungen im Oberzentrum Kassel und entlang der wichtigen West – Ost –Verbindung A 44 bzw. A 4 Vorrang vor der weiteren Bereitstellung von Flächen an peripheren Standorten. 33 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Das an diesen Achsen vorhandene oder zu schaffende Angebot richtet sich aufgrund seiner Lagegunst und der damit verbundenen Transportkostenvorteile in erster Linie an Unternehmen aus dem Bereich Mobilitätswirtschaft/ Logistik. Diese Zielformulierung geht dabei konform mit dem Anspruch der Region Nordhessen, sich bis 2015 u.a. zu einem führenden Logistikstandort in Europa zu entwickeln.20 Zu nennen sind hier insbesondere Flächenangebote an der A4 in Diemelstadt und in Wolfhagen (Hiddeser Feld), im Güterverkehrszentrum Kassel (GVZ), in Malsfeld/Ostheim und Witzenhausen an der A 7 sowie in Mecklar-Meckbach an der A 4, von denen allerdings nur ein Standort rund 50 Hektar zusammenhängende Grundstücksfläche zu bieten hat, alle anderen deutlich weniger. 2.3 Angebot und Nachfrage nach Gewerbeflächen in den betroffenen Kommunen In neun Konversionsgemeinden (ohne Gießen) ist derzeit nach Angaben der jeweiligen Verwaltungen allein ein Angebot an voll erschlossenen und sofort verfügbaren Gewerbeflächen in einer Größenordnung von rund 90 Hektar vorhanden, wobei die Kommunen Hessisch Lichtenau mit 27 Hektar und Wolfhagen mit 19 Hektar über das größte Angebot verfügen. Aber auch Homberg/Efze, Bad Arolsen und Schwalmstadt haben aktuell verfügbare Flächen von knapp 14 Hektar bzw. 12 Hektar anzubieten. Darüber hinaus beziffern diese neun Kommunen ihre gewerblichen Reserveflächen, die noch nicht erschlossen sind, auf insgesamt rund 93 Hektar. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist in allen diesen neun Standortgemeinden aber eher verhalten bis rückläufig. Nennenswerte Ansiedlungen waren in den letzten drei Jahren nicht zu verzeichnen. Wenn überhaupt, wurden bereits ansässige Betriebe umgesiedelt oder Flächen an Unternehmen aus der Region veräußert. In einigen Fällen wurden Flächen von bestehenden Betrieben für Erweiterungsvorhaben erworben. Einige Kommunen erwähnten, dass die letzten nennenswerten Ansiedlungen Mitte bis Ende der 90er Jahre zu verzeichnen waren. Insgesamt wurden in den Jahren 2002, 2003 und 2004 nur neun Unternehmen in diesen neun betroffenen Kommunen an- oder umgesiedelt, darunter ein Unternehmen in Schwalmstadt, vier in Neustadt, drei Unternehmen in Wolfhagen (im Interkommunalen Logistik- und Gewerbepark A 44-Hiddeser Feld) und eine Firma in Bad Arolsen. 20 Vgl.: Toplogistikflächen, Nordhessen. Die Lage ist gut…. Hrsg. Vom Regionalmanagement Nordhessen, 2004 (www.regionnordhessen.de). 34 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Tabelle 10: Nachfrage nach Gewerbeflächen und gewerbliche Reserveflächen in den betroffenen Kommunen Kommune 2002 bis 2004 veräußerte Gewerbefläche Bad Arolsen 18.000 (2001) in qm Fuldatal Angesiedelte Unternehmen darunter nicht aus Nordhessen Anzahl Anzahl 1 0 30.000 Gewerbliche Nutzungsinteressenten für Konversionsflächen Sofort verfügbare voll erschlossene ReserveGE-Fläche flächen GE in Hektar in Hektar Preis / qm für voll erschlossene GEFläche Bemerkungen in Euro ja 3,6 5,5 18 bis 25 ja 1 25 50 bis 60 nein 27 Hessisch Lichtenau keine 2* 0 33 * Anfragen * ohne interkommunales GE-Gebiet ** 2 Erweiterungen um Homberg 62.000** 0 0 ja 13,8 21,5* ab 15 Neustadt 20.000 4 0 nein 5,3 keine 35 Schwalmstadt 2.633 Schwarzenborn Sontra 656 1 0 nein 12,5 18,5 40 bis 55 0 0 entfällt 4,5 keine 7 bis 10 0 0 nein 1,9 7,4 55.000 u. 7.000 5 * Europäische Weiterbildungs- Wolfhagen Summen 15.000 3 0 9 0 ja* 19 15 89,6 92,9 20 bis 30 universität Quelle: Informationen der Standortverwaltungen Bad Arolsen und Homberg/ Efze sowie Informationen der betroffenen Kommunen. 2.4 Merkmale der frei werdenden militärischen Liegenschaften Lage, Größe und Anbindung Die freiwerdenden Liegenschaften befinden sich nicht nur im strukturschwachen Raum Hessens, sie sind zudem selten gut an das übergeordnete Verkehrsnetz angeschlossen und liegen häufig im Außenbereich. Im Einzelnen heißt das: Die Kasernenareale in Bad Arolsen, Wolfhagen, Fuldatal, Sontra und Homberg/Efze befinden sich im Außenbereich abseits vom Siedlungsgefüge der Standortkommune. Die Kasernen in Hessisch Lichtenau, Neustadt und Schwalmstadt liegen am Siedlungsrand der Kernstädte und lediglich die Bergkaserne in Gießen weist eine zentrale Lage im Stadtkern auf. 35 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Über einen Zubringer an eine Autobahn angebunden sind nur die Bergkaserne an den Gießener Autobahnring und die beiden Kasernen in Homberg/ Efze an die BAB 7 Kassel – Fulda über die Anschlussstelle Knüllwald. Die Liegenschaften in Hessisch Lichtenau und Sontra werden zukünftig über einen Anschluss an die im Ausbau befindliche A 44 von Kassel nach Eisenach verfügen, wobei die Kaserne in Hessisch-Lichtenau unmittelbar am BAB-Anschluss gelegen ist. Tabelle 11: Lage und Anbindung der freiwerdenden Liegenschaften Bezeichnug der Kommune Liegenschaft Bad Arolsen Prinz-Eugen-Kaserne Fuldatal Fritz-Erler-Kaserne Gießen Berg-Kaserne Hessisch Lichtenau Blücher-Kaserne Homberg Größe in Hektar Lage BABAnschluss 29 Außenbereich nein 118 Außenberteich nein Innenstadt ja Gießener Ring 60 Siedlungsrand ja A 44 tw. noch im Bau Ostpreußen-Kaserne 20 Außenbereich ja A 7 Kassel-Fulda Homberg Dörnberg-Kaserne 13 Außenbereich ja A 7 Kassel-Fulda Neustadt Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne 33 Siedlungsrand nein Schwalmstadt Harthberg-Kaserne 35 Siedlungsrand nein Sontra Husaren-Kaserne 21 Außenbereich ja Wolfhagen Pommern-Kaserne 42 Außenbereich nein Summe 7 Bemerkung A 49 in langfristiger Planung A 44 in Planung 378 Quelle: Informationen der Standortverwaltungen Bad Arolsen und Homberg/ Efze sowie Informationen von den betroffenen Kommunen. Die Kasernenareale (ohne Standortübungsplätze) weisen eine Größe zwischen 7 Hektar in Gießen und 118 Hektar in Fuldatal auf. Zusammen genommen werden durch die Standortschließungen rund 380 Hektar freigegeben, was in etwa dem seit dem Jahr 2000 in den betroffenen Landkreisen neu entwickelten Gewerbeflächenangebot in einer Größenordnung von rund 325 Hektar entspricht – ohne die weiteren knapp 100 Hektar, die derzeit noch in der Planung sind. (Vergleiche Kapitel 2.2) Baulicher Zustand Die Kasernen stammen überwiegend aus den 60er Jahren und wurden teilweise in den 80er Jahren um weitere Gebäude ergänzt. Sie sind insgesamt in einem passablen bis sehr guten baulichen Zustand und zeichnen sich überwiegend durch 36 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – eine lockere Verteilung der Gebäude in der Fläche aus sowie durch großzügig angelegte Rasen- und Grünflächen zwischen den einzelnen Gebäuden. Ausnahmen stellen die Kasernen in Fuldatal und Gießen dar, die in den 30er Jahren entstanden. Die Kaserne Fuldatal wurde von 1945 -1972 von der US-Armee genutzt, bevor sie von der Bundeswehr übernommen wurde. Auf dem Kasernengelände finden sich einige historisch wertvolle oder denkmalgeschützte Gebäude, u.a. das Museum der Währungsreform, das von der Kommune und der Bundesbank unterhalten wird. Die insgesamt knapp 10 Hektar große Bergkaserne in Gießen wurde im Zuge der letzten Konversionswelle in den 90er Jahren teilweise geräumt und umgenutzt. Auf den verbliebenen militärischen Flächen sind in einzelnen Gebäuden Einrichtungen wie das Hauptzollamt als Mieter untergebracht, andere Gebäude stehen bereits leer. Die übrigen freiwerdenden Kasernenareale gliedern sich in der Regel in drei oder vier räumliche Teilbereiche, nämlich – den Unterkunftsbereich, – den technischen Bereich, – die Sportanlagen und – den Standortübungsplatz, der an einigen Standorten direkt an das Kasernengelände angrenzt. Bei den Unterkunfts-, Stabs- und Lehrsaalgebäuden mit zum Teil angebauten Hörsälen handelt es sich um mehr oder weniger baugleiche 3- oder 4-geschossige Gebäude, die in Massivbauweise mit Satteldächern unterschiedlicher Neigungen und in Ausnahmen mit Flachdächern errichtet wurden. In der Regel weisen sie einen in der Mitte liegenden Erschließungsflur mit daneben angeordneten Zimmern zwischen 10 und 30 qm auf sowie zwei Treppenhäuser. Dem Unterkunftsbereich zugeordnet sind in der Regel die Wirtschaftsgebäude mit Küche oder Kantine und Speisesaal. Die technischen Bereiche weisen die typischen offenen Hallen mit Schleppdächern auf sowie geschlossene Material- und Instandsetzungshallen mit überwiegend versiegelten Betonwannen, separatem Abfluss und Auffangwannen, so dass sie für das Abstellen von Tankfahrzeugen geeignet sind. Darüber hinaus finden sich an allen Standorten Tankstellen, die zum Teil bereits stillgelegt sind oder zum Teil saniert und den aktuellen umwelttechnischen Anforderungen angepasst wurden, des weiteren (stillgelegte) Standortschieß- 37 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen anlagen, offene Abschmierrampen, Bremsprüfstände, Waschhallen Fahrzeugwaschanlagen sowie diverse kleinere technische Gebäude. oder Tabelle 12: Merkmale der freiwerdenden Liegenschaften Kommune Bezeichnung der Liegenschaft Voraussichtl. Freigabezeitpunkt (Qurtal/Jahr) Bad Arolsen Prinz-EugenKaserne bereits geräumt Fuldatal Fritz-Erler-Kaserne I / 2008 Teile der Truppe bereits Ende 2005 Gießen Bergkaserne III / 2006 7 Hessisch Lichtenau Blücher-Kaserne I / 2007 Homberg OstpreußenKaserne Homberg Dörnberg-Kaserne Größe in ha Baujahr Baulicher Zustand insges. direkt angrenzender STÜPl Bemerkungen 1959/1960 u. 90er Jahre mittelmäßig ja geöffnete Panzerstraße als Südumgehung für Bad Arolsen nutzbar 1933 mittelmäßig nein Sehr unterschiedliche bauliche Zustände von sehr gut bis schlecht, teilweise Denkmalschutz 30er u. 50er Jahre mittelmäßig bis schlecht nein Sehr unterschiedliche bauliche Zustände von mittelmäßig bis schlecht, teilweise Denkmalschutz 33 1962 mittelmäßig ja I / 2006 20 1968 u. teilweise 80er Jahre mittelmäßig bis gut ja bereits geräumt 13 60er Jahre mittelmäßig ja Neustadt Ernst-Moritz-Arndt- III / 2008 Kaserne 33 1960/1961 mittelmäßig nein Schwalmstadt Harthberg-Kaserne I / 2007 35 1962, 1975, 1978 u. 1980 gut ja Sontra Husaren-Kaserne III / 2008 21 60er Jahre mittelmäßig ja Wolfhagen Pommern-Kaserne III / 2008 42 1959/60, 1980 gut ja 29 118 Kaserne ist bereits geräumt, einige Gebäude wurden bereits für Kreisdienststellen umgenutzt Quelle: Informationen der Standortverwaltungen Bad Arolsen und Homberg/ Efze, Informationen von den betroffenen Kommunen und eigene Erhebungen im Rahmen der Besichtigung der Liegenschaften. Alle Liegenschaften verfügen außerdem über einen Sportbereich mit Sporthalle und Freigelände, wobei die Sporthallen teilweise von den Standortgemeinden oder ansässigen Vereinen mitgenutzt werden. 38 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Altlastensituation Auf den freiwerdenden militärischen Liegenschaften ist überwiegend nicht mit Altlasten zu rechnen. Tankstellen, unterirdische Tanks, Altöllagerbehälter etc. wurden an fast allen Standorten überprüft bzw. teilweise bereits saniert oder zurückgebaut. Akute Gefährdungen oder großflächige oder gravierende Verunreinigungen sind in den Kasernenarealen nicht bekannt. In einigen Liegenschaften wurden auf Veranlassung des Bundes Proben durch das Wehrgeologische Institut und das Amt für Geoinformationssysteme genommen bzw. Untersuchungen vom Hessischen Baumanagement Bad Hersfeld (HBM) vorgenommen, in anderen Liegenschaften stehen diese Überprüfungen noch an. Gruben und Ölabscheider wurden bzw. werden nach Auskunft der Bundeswehr in den Standorten nach den geltenden Vorschriften betrieben. Teilweise sind die Fassaden der Unterkunftsgebäude mit asbesthaltigen Platten verkleidet, die im Falle eines Umbaus oder Abrisses gesondert entsorgt werden müssen. Grundsätzlich ist auf Bundeswehrliegenschaften der 60er Jahre mit einem geringeren Handlungsbedarf im Hinblick auf Altlastensanierung zu rechnen als z.B. auf Flächen, die durch die US-Streitkräfte genutzt wurden oder werden. Ausnahmen stellen im Hinblick auf die Altlastensituation z.B. die ehemalige Munitionsproduktionsstätte („Spinne“) in der Kaserne in Wolfhagen dar sowie der Standortübungsplatz Wolfhagen und eine Teilfläche in der Nähe des Flugplatzes in Fuldatal, wo mit Sprengstoffresten aus der Zeit des 2. Weltkriegs gerechnet werden muss. 2.5 Infrastruktur der Kasernenareale Die Wasser- und Kanalnetze sind wie die Kasernen in den 60er Jahren entstanden. Sie wurden in den vergangenen Jahren zum Teil einer eingehenden Überprüfung auf Schäden unterzogen. Eine Befahrung der Kanalsysteme mit der Kamera wurde an mehreren Standorten durchgeführt. Damit liegen für diese Standorte auch Schadensfeststellungen und Sanierungskonzepte für das Kanalsystem vor. In Wolfhagen wurden in den Jahren 1994 bis 2004 beispielsweise rund 7 Millionen Euro in das Kanalnetz investiert, so dass hier im Prinzip von einem sanierten Kanalnetz gesprochen werden kann. Dies ist an keinem anderen Standort der Fall. Darüber hinaus hat die Konversion in den 90er Jahren gezeigt, dass die Kosten für die Erschließung von Militärflächen erheblich über den Kosten für eine Erschließung von Flächen „auf der grünen Wiese“ liegen. Damals waren sie im Durchschnitt doppelt so hoch. 39 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Folglich müsste der Eigentümer Bund die Anpassung der Infrastruktur auf eigene Kosten durchführen bzw. die Kostenübernahme der öffentlichen Hand zusagen oder aber auf unbestimmte Zeit die alten Systeme weiterhin komplett unterhalten, die Verkehrssicherungspflicht wahrnehmen und mit potenziellen Nutzern oder Erwerbern z.B. die Abnahme von Wasser oder Energie bzw. die Einleitung von Abwasser pauschal abrechnen, was jedoch bei einer gewerblichen Nutzung zu zahlreichen Schwierigkeiten führen würde. Tabelle 13: Überprüfung der Abwassernetze in den Kasernen - Überblick Kommune Bezeichnung der Liegenschaft Befahrung des Abwassernetzes mit der Kamera Schadensfeststellung und Sanierungskonzept Sanierung Bad Arolsen Prinz-Eugen-Kaserne durchgeführt liegt vor teilweise Neustadt Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne nicht erfolgt nein nein Schwalmstadt Harthberg-Kaserne durchgeführt liegt vor teilweise Homberg Ostpreußen-Kaserne durchgeführt liegt vor nein Dörnberg-Kaserne durchgeführt liegt vor nein Schwarzenborn keine Freigabe von Liegenschaften, ausschließlich Freisetzung von Personal Sontra Husaren-Kaserne k.A. k.A. k.A. Hessisch Lichtenau Blücher-Kaserne nicht erfolgt nein nein durchgeführt liegt vor nein durchgeführt liegt vor ja Fuldatal Wolfhagen Pommern-Kaserne Quelle: Angaben der Standortkommunen und der Bundeswehr vor Ort. Insbesondere, wenn wie in den hier betroffenen nord- und mittelhessischen Standorten mit Ausnahme von Gießen, eine zügige Nachfrage nach Flächen innerhalb des Geländes nicht absehbar ist, müssen jedoch erhebliche Zweifel daran gehegt werden, dass der Eigentümer Bund in Bezug auf die Anpassung der Infrastruktur tätig wird oder Kostenübernahmen zusagt. Wenn sowohl Zweckverbände oder Kommunen als auch der Eigentümer selbst für die Anpassung der Infrastruktur ausscheiden, bleibt theoretisch die Möglichkeit, private Investoren zu gewinnen, die große Teilflächen vom Bund erwerben und die Infrastruktur vor einer weiteren kleinteiligen Vermarktung auf ihre Kosten sanieren bzw. herrichten und darüber in den Kaufverhandlungen Einigung mit dem Bund erzielen. Aber auch diese Variante ist angesichts der zu erwartenden zögerlichen Flächennachfrage eher unwahrscheinlich. 40 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – 2.6 Fazit In Nordhessen sind einige regionalwirtschaftlich bedeutsame Maßnahmen geplant oder werden bereits umgesetzt, die die wirtschaftliche Entwicklung Nordhessens langfristig positiv beeinflussen sollen und die explizit von der hessischen Landesregierung vorangetrieben bzw. unterstützt werden. Räumlich gesehen stellen sie daher grundsätzlich Vorhaben für anknüpfende Maßnahmen dar. Als strukturpolitisch bedeutsame Vorhaben sind u.a. der Lückenschluss der A 44 zwischen Kassel und Eisenach, der Ausbau des Flughafens Kassel-Calden und der langfristig angestrebte Weiterbau der A 49 Kassel – Alsfeld als Verbindung zur A 5/ 48 bzw. als parallele Nord- Süd-Entlastungsstrecke zur A 7 zu sehen. • Freiwerdende Kasernenareale, die in unmittelbarer räumlicher Nachbarschaft zu diesen Maßnahmen liegen, sollten daher nicht von vorneherein als potenzielle Entwicklungsflächen ausgeschlossen werden, sondern einer vertiefenden Überprüfung unterzogen werden. • Von diesen strukturpolitisch bedeutsamen Maßnahmen werden die Standorte Hessisch Lichtenau, Sontra sowie Neustadt und Schwalmstadt tangiert, insbesondere aber die beiden zuerst genannten, da der Lückenschluss der A 44 bereits im Bau ist, während die Realisierung des Weiterbaus der A 49 derzeit nicht absehbar ist. Die Kasernenareale in Hessisch Lichtenau und Sontra werden künftig über eine Anschlussstelle an die A 44 von Dortmund über Kassel nach Erfurt angebunden sein und somit an einer der wichtigsten West–OstVerkehrsachsen in Deutschland bzw. in Mitteleuropa liegen. Darüber hinaus ist aber auch festzuhalten, dass der regionale Gewerbeflächenmarkt abseits dieser zentralen Verkehrsachsen eine zusätzliche Ausweisung von 250 bis 350 Hektar Bruttogewerbeflächen auf Kasernenarealen in den nächsten 5 Jahren bei einem bereits bestehenden Angebot von 500 bis 600 Hektar verfügbarer Industrie- und Gewerbefläche nicht aufnehmen kann. Dies würde unweigerlich zu Verschiebungen im Preisgefüge führen und zu zusätzlichen Konkurrenzen zu Lasten von bereits bestehenden, weniger günstig gelegenen Gewerbegebieten, die großenteils mit Mitteln aus der Strukturförderung des Landes Hessen realisiert worden sind. Andererseits scheint es auf dem überregionalen Gewerbeflächenmarkt am Standort Nordhessen nach wie vor Defizite im Angebot zu geben, insbesondere bei Gewerbeflächen für Logistik bzw. Logistikparks, die um die 100 Hektar aufweisen. • Angesichts des großen Angebots an Flächen und der verhaltenen Nachfrage nach Industrie- und Gewerbeflächen in Nordhessen ist also die Entwicklung aller 41 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen freiwerdenden militärischen Liegenschaften zu gewerblich nutzbaren Flächen nicht empfehlenswert. • Allerdings sollte geprüft werden, ob einzelne Standorte eine Lücke im überregionalen Flächenangebot schließen können. Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen könnte beispielsweise der Standort Hessisch Lichtenau unter dem Gesichtspunkt „Standort für Logistik“ die Kriterien hinsichtlich Lage, Größe, Zuschnitt und Topografie erfüllen. Des Weiteren weisen die Standorte Bad Arolsen und Homberg/ Efze spezifische Rahmenbedingungen auf, die eine gewerbliche Entwicklung der Kasernenareale trotz des dargestellten Überangebots in der Region und der absehbaren Schwierigkeiten bei der Übertragung der Infrastruktur an Kommunen oder Zweckverbände diskussionswürdig erscheinen lassen. • Bad Arolsen nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als die Kaserne Ende 2004 bereits geräumt wurde und damit sofort verfügbar ist. Darüber hinaus eröffnet die gemeinsam mit der Kaserne und dem Standortübungsplatz freigegebene 5,3 km lange Panzerstraße der Stadt Bad Arolsen neue - und von den Kosten her wesentlich günstigere und die Landschaft schonendere - Möglichkeiten für eine ohnehin geplante Südumgehung des Stadtgebiets. (Vgl. auch Kapitel 3.1). Das Kasernenareal hätte damit eine direkte Anbindung an die neue Südumgehung Bad Arolsen. • Die Dörnberg-Kaserne in Homberg/ Efze ist ebenfalls fast vollständig geräumt. Teilbereiche wurden bereits vor Jahren für zivile Zwecke umgenutzt. Hier befindet sich in umgebauten Unterkunftsgebäuden das Behördenzentrum der Kreisverwaltung. Die Standortverwaltung hat die entsprechenden Teilflächen und Gebäude verkauft, rechnet aber als Eigentümer aller Infrastrukturnetze die anfallenden Kosten mit den Nutzern selbst ab. Die Kommune oder ein Zweckverband hat die Netze bisher nicht übernommen. Demnächst ist der Umbau eines weiteren Unterkunftsgebäudes für das neu geschaffene Hessische Amt für Bodenmanagement geplant. Angesichts der bereits begonnenen Konversion kann man die weitere Umwandlung der verbliebenen Flächen und Gebäude in der Dörnberg-Kaserne nicht ausschließen. Ungeachtet dieser Entwicklungsoptionen stellt die Anpassung der Infrastruktur ein zentrales Hemmnis bei einer potenziellen Entwicklung bzw. Vermarktung von Kasernenarealen dar, das nicht ohne den Eigentümer Bund beseitigt werden kann. Eine Übernahme der Infrastruktur z.B. der Netze für Wasser, Abwasser oder Energie, aber auch der Straßennetze samt „Zubehör“ in die Zuständigkeit von Zweckverbänden oder Kommunen ist höchstens dann ökonomisch sinnvoll, wenn 42 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – diese im einwandfreien Zustand ist. Zweckverbände oder Kommunen dürften kein Interesse daran haben, vom bisherigen Eigentümer Bund eine Infrastruktur zu übernehmen, in die hohe Beträge investiert werden müssen, um bestehende Straßennetze, technische Ringsysteme ohne Hausanschlüsse und Zwischenzähler u.a. für eine zivile Nutzung überhaupt tauglich zu machen und notwendige und zum Teil bereits dokumentierte Sanierungsmaßnahmen z.B. im Kanalsystem, zu realisieren. Zusammenfassend ist hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Kasernenareale für gewerbliche Zwecke festzustellen, dass trotz der teilweise ungünstigen Rahmenbedingungen auf dem Gewerbeflächenmarkt in Nordhessen die Entwicklung von vier Liegenschaften aus unterschiedlichen Gründen befürwortet werden sollte: • Die Entwicklung der militärischen Flächen in Hessisch Lichtenau und Sontra erscheint aufgrund ihrer direkten Anbindung an die im Bau befindliche A 44, einer der wichtigsten Ost – West – Verbindungen in Deutschland sinnvoll. Insbesondere die rund 100 Hektar zusammenhängende Fläche in HessischLichtenau unmittelbar am BAB-Anschluss, aber auch die etwas weiter vom ihrem künftigen BAB-Anschluss entfernte Fläche in Sontra mit zum Teil für Logistik und Speditionen interessanten Immobilien, könnten durch eine gewerbliche Entwicklung positive regionalwirtschaftliche Effekte auslösen. In Sontra sollte dabei auch über einen „Flächentausch“ nachgedacht werden sollte (siehe 3.8). • Die Entwicklung der Prinz-Eugen Kaserne in Bad Arolsen zum Gewerbegebiet wird aufgrund der Option „Kostengünstige Südumgehung Panzerstraße“ und ihrer dann recht guten Verkehrsanbindung empfohlen. Eine weitere Begründung für eine gewerbliche Entwicklung ist die aktuell vorhandene Nachfrage angesichts der bereits erfolgten Freistellung der Liegenschaft. • Auch die Dörnberg-Kaserne in Homberg/ Efze sollte aufgrund der bereits erfolgten Konversion von Teilflächen und ihres bestehenden relativ guten Anschlusses an die A 7 Kassel – Frankfurt von eine weiteren Entwicklung für Gewerbe und Dienstleistungen nicht ausgeschlossen werden. Allerdings sollte die potenzielle Entwicklung von Gewerbeflächen an einigen dieser Standorten mit der „Rücknahme“ von in der Planung befindlichen Ausweisungen für Gewerbegebiete bzw. mit einem Flächentausch verknüpft werden, um das vorhandene Gewerbeflächenpotenzial in Nordhessen angesichts der eher geringen Nachfrage in Summe nicht noch über ein vertretbares Maß hinaus zu vergrößern. Sind interkommunale Gewerbegebiete von einer solchen Rücknahme oder einem Tausch zugunsten von Kasernenarealen betroffen, so sollte der Gedanke der 43 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen interkommunalen Entwicklung von Flächen aufrecht erhalten bleiben, wie auch grundsätzlich bei der gewerblichen Entwicklung von Kasernenarealen eine interkommunale Realisierung geprüft werden sollte. Hierbei ist zu bedenken, dass die Entwicklung von ehemaligen Militärflächen zu Gewerbegebieten ungleich teurer ist als eine Entwicklung auf der grünen Wiese. Daher sind im Einzelfall auch vergleichende Kostengegenüberstellungen einer derartigen Entscheidung voranzustellen, wobei Stichworte wie „Flächenverbrauch“ und „Schutz von Natur und Landschaft“ in die Abwägung mit einbezogen werden sollten. Einen Sonderfall stellt in Mittelhessen die in Gießen befindliche Bergkaserne dar, für die – im Sinne der Innenentwicklung des Oberzentrums - ausdrücklich eine zivile Nutzung angestrebt werden sollte. Die Kaserne weist nicht nur günstigere Rahmenbedingungen in Bezug auf die Flächennachfrage auf, auch ihre gute Verkehrsanbindung, ihre innenstadtnahe Lage und die bereits vor rund 10 Jahren erfolgte Konversion von Teilflächen sprechen dafür. Die Kaserne steht bereits in großen Teilen leer und wird als eine der ersten Liegenschaften Mitte 2006 geräumt. Auch das Thema „Wohnen“ wird lediglich in Gießen im Rahmen einer gemischten Folgenutzung der innenstadtnahen Bergkaserne eine Rolle spielen. • Aus heutiger Sicht existiert ansonsten an keinem anderen der betroffenen Standorte eine nennenswerte Nachfrage nach Wohnbauland bzw. Wohnraum, die eine Entwicklung der Kasernenareale oder von Teilflächen bzw. Gebäuden zu Wohngebieten bzw. Wohnraum nahe legen würde. Nordhessen bzw. der nordöstliche Landkreis Marburg-Biedenkopf sind eine Region mit relativ ausgeglichenem Wohnungsmarkt, wobei die Nachfrage nach Wohnbauland in den Bundeswehrstandorten insgesamt sehr schwach ist. Die vorhandene Nachfrage richtet sich – wenn überhaupt - auf Grundstücke für Einfamilien- oder Doppelhausbebauung. Der Umbau von Unterkunftsgebäuden auf Kasernenarealen zu Geschosswohnungsbau stellt insofern keine denkbare Folgenutzung in den Kasernenarealen dar. Neben einer Folgenutzung der Kasernenareale für Gewerbe oder Wohnen werden im Rahmen der Konversion vielfach Sondernutzungen diskutiert, z.B. für Einrichtungen des Landes, der Landkreise oder Kommunen, aber auch - wie das Beispiel Wolfhagen deutlicht macht - für Sondernutzungen im Bereich der Bildung. Denkbar sind darüber hinaus rein theoretisch auch Nutzungen im Bereich Freizeit, Sport, Soziales, Gesundheit oder Kultur. Diese zum Teil noch sehr vage formulierten oder rein theoretisch denkbaren Sondernutzungen werden prinzipiell als Entwicklungsvariante für die Kasernenareale nicht ausgeschlossen, sie wurden aber im Rahmen dieser Studie keiner vertiefenden Bewertung unterzogen und 44 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – bedürfen einer gesonderten Betrachtung im Hinblick auf ihre Wirkungen für die regionale Wirtschaft und ihre Machbarkeit. 2.7 Empfehlungen zum weiteren Vorgehen (1) Dem Land Hessen wird empfohlen, mit den Kommunen Bad Arolsen, Hessisch Lichtenau, Homberg/ Efze, Sontra und Gießen das weitere Vorgehen im Hinblick auf die Entwicklung der Kasernenareale zu Gewerbegebieten bzw. Mischgebieten zu konkretisieren, insbesondere zur Frage der Organisations- und Entwicklungsmodelle sowie im Hinblick auf die mögliche Inanspruchnahme von Strukturfördermitteln des Landes. Aufgrund der unterschiedlichen Freigabezeitpunkte der Kasernen genießen die Prinz-Eugen-Kaserne in Bad Arolsen und die Dörnberg-Kaserne am Standort Homberg/ Efze dabei Priorität, da die Kasernen bereits geräumt sind. Aber auch in großen Teilen leer stehende Bergkaserne in Gießen hat Priorität, da sie im 3. Quartal 2006 endgültig geräumt wird. Bis dahin sollten Konzepte zur Entwicklung des Geländes vorliegen, um die Realisierung eines abgestimmten Konzepts eventuell im Rahmen der Ziel-2-Förderung, die zunächst bis Ende 2006 befristet ist, zu unterstützten. Die Standorte Hessisch Lichtenau und Sontra werden erst im 3. Quartal 2007 bzw. 2008 aufgelöst und stehen damit erst Anfang 2008 bzw. 2009 zur Disposition. Damit fällt deren Entwicklung nicht mehr in den Zeitraum der aktuellen EU-Strukturförderperiode 2000 – 2006. Dies ist hier bei der Konkretisierung der weiteren Vorgehensweise zu berücksichtigen. (2) Im Rahmen der Konversion sollte das Land Hessen grundsätzlich die Unterbringung von öffentlichen Dienststellen in Gebäuden auf den ehemaligen militärischen Liegenschaften prüfen, beispielsweise der neu geschaffenenÄmter für Bodenmanagement des Landes Hessen u.a.. (3) Das Land Hessen sollte zur Klärung zentraler Fragestellungen den Dialog mit dem Eigentümer der Flächen, das ist das Bundesministerium der Finanzen (BMF) bzw. mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)21 und der GEB aufnehmen, um gebündelt für alle betroffenen Standorte Informationen und Transparenz zu erhalten. Dies kann über die HA Hessen Agentur GmbH und in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Kassel erfolgen. Unklar ist für die betroffenen Kommunen vor allem die weitere Vorgehensweise auf Seiten des Bundes. Nach bisherigem Kenntnisstand werden die freigegebenen 21 Zum 1. Januar 2005 wurde die Bundesvermögensverwaltung in die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), eine bundesunmittelbare rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Finanzen, umgewandelt. 45 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Flächen an die BImA zur Vermarktung übergeben. Nach welchen Prinzipien die Vermarktung erfolgen soll und welche Spielräume im Hinblick auf die Finanzierung notwendiger Erschließungsmaßnahmen oder Sanierungsmaßnahmen im Bereich der technischen Infrastruktur seitens der BImA vorhanden sind, ist bisher nicht transparent. (4) Darüber hinaus wird es im Rahmen dieser zweiten Welle der Truppenreduzierung und Flächenfreigabe vermehrt dazu kommen, dass die Flächen keiner weiteren Entwicklung oder Folgenutzung zugeführt werden können und brach fallen werden weil sie nicht vermarktet werden können und dementsprechend auf der planungsrechtlichen Ebene auch keine entsprechende Flächenausweisung erfolgt. Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot und -nachfrage muss in Nord- bzw. Mittelhessen damit gerechnet werden, dass davon unter Umständen vier bis sechs der insgesamt zehn hier betrachteten Kasernenareale keiner Nutzung zugeführt werden können und als Militärbrache liegen bleiben. Der Rückbau der Kasernen durch den Bund könnte daher langfristig eine ernst zu nehmende Option darstellen, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. Auch für diesen Fall liegen keine erprobten Konzepte vor und Äußerungen des Bundes, wie mit Liegenschaften umgegangen werden soll, sind ebenfalls nicht bekannt. Denkbar wäre beispielsweise der Abriss von Bausubstanz und die Renaturierung von Flächen, oder das „Liegenlassen“ von Flächen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zur Vermarktung zu bringen. Auch hier sollte das Land Hessen als Schnittstelle zwischen Kommunen und Bund die Fachkompetenz z.B. der Hessen Agentur GmbH den betroffenen Kommunen als Beratungsinstitution und Ansprechpartner zur Verfügung stellen. (5) Für die Region Schwalm mit den betroffenen Kommunen Homberg/ Efze, Schwarzenborn, Schwalmstadt und Neustadt sollte von Seiten des Landes Hessen in besonderem Maß über Kompensationsmöglichkeiten für die Folgen der Truppenreduzierung nachgedacht werden. Diese müssen nicht unbedingt im Bereich der Flächenentwicklung liegen, sondern sollten allgemein der wirtschaftlichen Stärkung der Region dienen. Hier werden verstärkt negative Arbeitsplatzeffekte durch die Truppenreduzierung auftreten und gleichzeitig ist genau in diesen Kommunen verstärkt mit künftigen Militärbrachen zu rechnen. Unter Umständen kann nur ein Standort von insgesamt vier Kasernenarealen entwickelt werden. 46 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – 3 3.1 Standortbezogene Einschätzungen und Empfehlungen (in alphabetischer Reihenfolge) Bad Arolsen Die Prinz-Eugen-Kaserne in Bad Arolsen wurde bereits Ende 2004 geräumt und ist damit sofort verfügbar. Darüber hinaus eröffnet die gemeinsam mit der Kaserne und dem Standortübungsplatz freigegebene 5,3 km lange Panzerstraße der Stadt Bad Arolsen neue und von den Kosten her wesentlich günstigere und die Landschaft schonendere Möglichkeiten als eine ohnehin geplante Südumgehung der Stadt. Diese Option sollte weiter verfolgt werden, obwohl eine offizielle Freigabe ganz ohne Umbaumaßnahmen nicht möglich ist, da Querschnitte und Kurvenradien nicht überall den Anforderungen an eine Bundesstraße genügen. Da das freigegebene Kasernenareal unmittelbar an dieser potenziellen Südumgehung liegt und außerdem nur wenige hundert Meter von der Nord-SüdVerbindung B 252 Korbach - Diemelstadt entfernt ist, richten sich bereits jetzt zahlreiche Anfragen überwiegend aus dem Bereich Logistik auf Teilflächen und spezielle Gebäude der Liegenschaft. Teilweise wurden diese offenen und geschlossenen Hallen bereits von der Standortverwaltung an interessierte Firmen vermietet. Ferner interessiert sich die Landesverkehrswacht für ein Übungsgelände auf dem Standortübungsplatz und ein Forschungsinstitut hat Interesse schnell wachsende Pappelsorten auf dem gesamten Standortübungsplatz anzupflanzen, um diese bei der Papierherstellung wirtschaftlich zu verwerten. Darüber hinaus wäre die Stadt Bad Arolsen daran interessiert, das im Landkreis neu geschaffene Amt für Bodenmanagement, das aus der Zusammenlegung der Kataster- und Grundbuchämter entsteht, in bestehenden Gebäuden auf dem Kasernengelände anzusiedeln. Die Landesregierung hat sich jedoch definitiv für den Standort Korbach entschieden, wo ein Neubau vorgesehen ist.22 Die Kommune verfügt noch über 12 Hektar erschlossene Gewerbefläche bzw. 11 Hektar Reserveflächen in ebenfalls an die B 252 angebundenen Gewerbegebieten. Daher ist sie selbst nicht an einem Erwerb oder der Erschließung bzw. Entwicklung des Kasernengeländes interessiert. Hintergrund sind nicht nur die genannten Reserveflächen, sondern vor allem die auf dem Kasernengelände zu erwartenden Sanierungs-, Entwicklungs- und Unterhaltskosten für die gesamte technische Infrastruktur, welche ein Erwerb des Geländes mit sich bringen würde. 22 Kabinettsbeschluss vom 22.12.2003 47 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Einer Ausweisung als Gewerbegebiet, dem Abschluss von Vorhaben- und Erschließungsplänen oder städtebauliche Verträge mit Privaten steht die Kommune grundsätzlich positiv gegenüber, sofern diese auch Regelungen zur Übernahme oder Sanierung der Infrastrukturnetze enthalten. Im Fall einer sich abzeichnenden gewerblichen Nutzung des Kasernenareals bestünde auch Spielraum, um die Entwicklung geplanter Gewerbeflächen zurückzustellen oder aufzugeben. • Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen wird empfohlen, von einer Erschließung und Entwicklung des Kasernengeländes durch die Kommune oder unter Beteiligung der öffentlichen Hand abzusehen, allerdings sollte eine gewerbliche Folgenutzung des Kasernengeländes und von Teilen des Standortübungsplatzes durch Private planungsrechtlich nicht unterbunden werden und bei Bedarf eine entsprechende planungsrechtliche Ausweisung erfolgen. • Eine „Rücknahme“ oder Zurückstellung von noch nicht erschlossenen Gewerbeflächen auf der planungsrechtlichen Ebene wird in diesem Zusammenhang als sinnvoll erachtet. Dieses vorgeschlagene Vorgehen bedeutet, dass der Bund als Eigentümer mit den potenziellen Interessenten die Konditionen des Grunderwerbs und der Übernahme von Gebäuden und Infrastruktur aushandeln bzw. so lange als „Betreiber“ der Infrastruktur auftreten muss, bis sich der Zweckverband oder die Kommune bereit erklären, die Netze auf Kosten des Bundes zu sanieren oder vom Bund bzw. Dritten sanierte Netze in ihre Zuständigkeit zu übernehmen. • Trotz der befürworteten Nutzung des Kasernengeländes als Gewerbegebiet muss angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot und -nachfrage für die Prinz-Eugen-Kaserne damit gerechnet werden, dass Teilflächen keiner Nutzung zugeführt werden können. Der teilweise Rückbau der Kaserne durch den Bund stellt daher in Bad Arolsen langfristig eine ernstzunehmende Option für Teilflächen dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. 3.2 Fuldatal Die Fritz-Erler-Kaserne liegt am nordöstlichen Rand von Fuldatal-Rothwesten im Außenbereich und ist nicht gut an das übergeordnete Verkehrsnetz angebunden. Die Kaserne entstand in den 30er Jahren, wobei die einzelnen Gebäude einen sehr unterschiedlichen Bauzustand aufweisen. Einige wurden in den 80er Jahren instand gesetzt, andere sind im Keller stark durchfeuchtet und werden teilweise nicht mehr 48 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – genutzt. Einige Gebäude stehen unter Denkmalschutz und wurden modernisiert. Dies sind z.B. das Gebäude, in dem das Museum der Währungsreform 1948 untergebracht ist, das sich bisher in der Trägerschaft der Gemeinde Fuldatal mit Unterstützung durch die Deutsche Bundesbank auf dem Kasernengelände am Originalschauplatz des Währungskonklaves befindet, ein ehemaliges Kino, ein Offiziersheim mit großen repräsentativen Sälen u.a.. Insgesamt weist die Kaserne jedoch einen wesentlich schlechteren Bauzustand als die Bundeswehrkasernen der 60er Jahre auf. Aus diesem Grund ist die Nutzung des Geländes für Geschosswohnungsbau ebenfalls unrealistisch. Zudem wird die Kaserne erst Ende 2008 geräumt, so dass eine nochmalige Überprüfung der Entwicklungs- und Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt anzuraten ist. • Aufgrund des dargestellten Überangebots an Gewerbeflächen in Nordhessen und der ausreichenden Potenziale in und um Kassel sowie angesichts der Befürwortung einer gewerblichen Entwicklung des Kasernengeländes in Hessisch Lichtenau sollte in Fuldatal nach heutiger Auffassung auf eine langfristige und ausschließliche Entwicklung der Kaserne zum Gewerbegebiet verzichtet werden. Allerdings könnte die Kaserne zum Teil für Sondernutzungen interessant sein. Im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau des Regionalflughafens Kassel-Calden, der bis zum Jahr 2008 realisiert sein soll, könnte unter Umständen die Verlagerung einer Fallschirmspringerschule, der Ultraleichtflieger und der Ballonfahrer notwendig werden. Hier ist zu prüfen, inwieweit der Flugplatz der Fritz-Erler-Kaserne ein adäquates Ausweichquartier für diese Einrichtungen und die Nutzer darstellen könnte. Darüber hinaus wird die Idee diskutiert, das Bundesgrenzschutz-Präsidium von Fuldatal-Ihringshausen nach Fuldatal-Rothwesten in die Kaserne zu verlagern. Die Kommune steht diesen Überlegungen aufgeschlossen gegenüber, zumal dann für das Gewerbegebiet Ihringshausen-West, das zur Zeit neben dem Bundesgrenzschutz-Gelände entsteht, einige Baubeschränkungen (z.B. Bauschutzzonen, Höhenbeschränkungen wegen Hubschrauber-Sonderlandeplatz) wegfallen würden. • Die Unterbringung des BGS oder von spezifischen Sport- und Freizeitaktivitäten in Teilen des Geländes der Fritz-Erler-Kaserne ist angesichts der hochwertigen Sportanlagen auf dem Kasernengelände zu prüfen. Dafür ist allerdings eine Altlastenuntersuchung im Bereich des ehemaligen Flugplatzes unverzichtbare Voraussetzung. 49 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Bei einer weiteren Überprüfung der Vermarktungschancen und Nutzungsoptionen sollte auch die Möglichkeit der langfristigen forst- und landwirtschaftlichen Nutzung in Teilbereichen einbezogen werden. • Eine planungsrechtliche Ausweisung des Kasernengeländes oder von Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen) durch die Kommune ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzulehnen. • Ein Erwerb des Geländes oder von Teilen des Geländes ist der Kommune auch langfristig nicht zu empfehlen, ebenso wenig wie die Übernahme der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. Diese Empfehlungen decken sich mit den Interessen der Kommune, die weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert ist. Die Kommune erwartet allerdings, dass der Bund eventuell vorhandene Altlasten auf dem Bundeswehrgelände feststellt und beseitigt. • Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot und -nachfrage ist auch nach einer nochmaligen Überprüfung der Nutzungsmöglichkeiten und Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt damit zu rechnen, dass die Fritz-Erler-Kaserne keiner vollständigen Folgenutzung zugeführt werden kann und zumindest teilweise als Militärbrache liegen bleiben könnte. Der Rückbau der Kasernenanlagen oder von Teilen der Kaserne durch den Bund stellt daher auch in Fuldatal langfristig eine ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. 3.3 Gießen Das Gelände der Bergkaserne liegt direkt am Rand der Innenstadt zwischen zwei Einfallstraßen und wurde seit der Konversion in den 90er Jahren zwar gebäudeweise zivil genutzt, eine gezielte Entwicklung der Fläche hat jedoch bis heute nicht stattgefunden. Das angestrebte Konzept der Stadt Gießen sieht vor, das Gelände für Wohnen, öffentliche Einrichtungen (u.a. auch Schulen), Einzelhandel (Vollsortiment) und Dienstleistungen zu nutzen. Dazu ist eine Neuordnung der verkehrlichen Erschließung auf dem Gelände selbst und im Sinne einer Verbindung zwischen Grünberger und Licher Straße notwendig. Unerlässlich sind ebenfalls eine Sanierung bzw. Herrichtung der gesamten 50 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – technischen Infrastruktur, der Abbruch von Bausubstanz, die Entsiegelung von Flächen sowie eine eventuelle Altlastenbeseitigung in geringerem Umfang. Die im Zuge der Konversion in den 90er Jahren freigegebene Steuben-Kaserne und Rivers Barracks konnten erfolgreich gewerblich umgenutzt werden, auch die ehemaligen Housing Areas der Pendleton Barracks wurden erfolgreich zu Wohnzwecken wiederhergerichtet. Ihre Entwicklung wurde aber erst vor kurzem abgeschlossen, so dass in den zurückliegenden 5 bis 8 Jahren bereits ein erheblicher gewerblicher Bedarf sowie der Bedarf im Geschosswohnungsbau auf Konversionsflächen befriedigt werden konnte. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass die angestrebte Entwicklung der Bergkaserne auf eine umfangreiche „aufgestaute“ Nachfrage trifft. • Im Sinne der Innenentwicklung, die in der Vergangenheit auch im Regionalplan Mittelhessen für Gießen formuliert wurde, ist es empfehlenswert das Gelände einer innenstadt-adäquaten Nutzung zuzuführen. Allerdings ist zu beachten, dass in den nächsten Jahren weitere militärisch genutzte Flächen der US-Streitkräfte freigegeben werden und u.a. Housing Areas mit an die 700 Wohneinheiten auf den Markt kommen werden. • Ein Erwerb des Geländes oder von Teilen des Geländes sollte von der Kommune bzw. einer mehrheitlich öffentlichen Stadtentwicklungsgesellschaft trotz der geschilderten Rahmenbedingungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden, da es sich hier um Flächen handelt, die für die Stadtentwicklung Gießens insgesamt von hohem Interesse sind. Allerdings sollte eine derartige Entscheidung nur nach vorheriger sorgfältiger Erarbeitung einer Kosten- und Finanzierungsübersicht getroffen werden. • Gleichzeitig sollte eine gewerbliche Folgenutzung von Teilflächen des Kasernengeländes durch private Investoren unterstützt und planungsrechtlich begleitet werden. Einem Abschluss von Vorhaben- und Erschließungsplänen oder städtebaulichen Verträgen mit Privaten steht prinzipiell nichts entgegen, sofern diese auch Regelungen zur Anpassung oder Übernahme der Infrastrukturnetze enthalten. • Mit der Erarbeitung von Nutzungskonzepten und Entwicklungsmodellen sollte baldmöglichst begonnen werden, da die Bergkaserne zu großen Teilen bereits geräumt ist. Eine mittelfristige Vermarktung sollte auch deshalb angestrebt werden, weil in den nächsten Jahren wahrscheinlich weitere Flächen der USStreitkräfte auf den Markt kommen werden. 51 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen 3.4 Hessisch Lichtenau Die Blücher-Kaserne zeichnet sich durch ihre unmittelbare Lage an der geplanten Trasse der A 44 Kassel – Eisenach aus, deren Bau höchste Priorität genießt und von deren Realisierung man sich Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung Nordhessens und insbesondere des Werra-Meißner-Kreises verspricht. Im Bereich Hessisch Lichtenau – Walburg haben die Bauarbeiten bereits begonnen. Die Kaserne liegt östlich von Hessisch Lichtenau und grenzt im Westen wie im Süden an voll erschlossene Gewerbegebiete („Am Hambacher Wege“ und „Im Senkefeld“), in denen allerdings noch 27 Hektar Gewerbefläche verfügbar sind. Im Osten des Kasernenareals befindet sich der Truppenübungsplatz, der als FFHGebiet ausgewiesen wurde. Die Kommune ist bestrebt, die Ausweisung als FFH-Gebiet in Teilen rückgängig zu machen, um von dieser Fläche weitere rund 50 Hektar als zusätzliche Gewerbeflächen auszuweisen. Hierdurch würden dann als räumlich zusammenhängende Gewerbeflächen insgesamt rund 150 Hektar zur Verfügung stehen: 77 Hektar Kasernengelände inklusive der Teilflächen des Segelflugplatzes, 50 Hektar FFH-Gebiet und 27 Hektar gewerbliche Reserveflächen. • Trotz der heute verhaltenen Nachfrage nach Gewerbeflächen spricht der direkte Anschluss an die zukünftige A 44 im Norden des 60 Hektar großen Kasernengeländes für seine Ausweisung als Gewerbegebiet, zumal das ebene Gelände für Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Spedition, Lagerhaltung, Kfz-Branche künftig von Interesse sein könnte. Der technische Teilbereich bietet offene und geschlossene Hallen sowie großzügige, versiegelte Abstellflächen, wobei die Kfz-Hallen und Wärmehallen teilweise an eine moderne Heizungsanlage angeschlossen sind. Darüber hinaus existiert eine computergesteuerte Panzer- bzw. LKW-Waschanlage. • Die derzeitig verfügbaren Reserveflächen von rund 27 Hektar und der 17 Hektar große Segelflugplatz sowie das räumlich angrenzende Kasernenareal mit 60 Hektar sollten als zusammenhängende gewerbliche Reservefläche von rund 100 Hektar entwickelt werden, die nicht durch Erschließungsstraßen zerschnitten wird. • Die von der Kommune angestrebte Entwicklung von weiteren Teilflächen des Standortübungsplatzes im Osten der Kaserne, der als FFH-Gebiet ausgewiesen ist und die dortige geplante Ausweisung von gewerblichen Flächen erscheint angesichts der rechtlichen Rahmenbedingungen mittelfristig nicht realistisch. 52 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Um in Hessisch Lichtenau eine große zusammenhängende Fläche von rund 100 Hektar anbieten zu können, ist nicht nur auf den Zuschnitt zu achten, sondern auch darauf, dass diese sich in der Hand eines Eigentümers befindet. Da die Kommune bereits Eigentümer der vorhandenen angrenzenden 27 Hektar Gewerbefläche ist, bietet sich in Hessisch Lichtenau einerseits eine Entwicklung des Kasernenareals und des Segelflugplatzes durch die Kommune selbst oder eine mehrheitlich öffentliche Entwicklungsgesellschaft an. Andererseits wird in Hessisch Lichtenau wie auch in anderen Standorten der Umgang mit der vorhandenen Infrastruktur kritisch gesehen, insbesondere dann, wenn angesichts der genannten Entwicklungsoptionen und -chancen des Kasernenareals in Hessisch Lichtenau eine Entwicklung der Flächen durch die Kommune angestrebt wird. Diese „kommunale Angebotsplanung“ ist mit hohen Investitionskosten in Infrastruktur verbunden, die von der Kommune sicher nicht allein zu leisten sind. • Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen ist ein Erwerb des Geländes oder von Teilen des Geländes durch die Kommune oder eine mehrheitlich öffentliche Entwicklungsgesellschaft zu empfehlen, wobei die erhöhten Kosten für die Erschließung und Entwicklung des Kasernengeländes in den Verhandlungen mit dem Eigentümer Bund zu berücksichtigen sind. 3.5 Homberg/ Efze In Homberg/ Efze werden zwei Liegenschaften des Bundes aufgegeben, die Dörnberg-Kaserne und die Ostpreußen-Kaserne. Sie liegen unmittelbar nebeneinander auf einer Anhöhe südlich von Homberg (Efze) und sind nur durch eine Straße voneinander getrennt. Sie sind über die B 323 an die Anschlussstelle Knüllwald der A 7 angebunden. Teile der Dörnberg-Kaserne sind bereits verpachtet oder verkauft, im Süden der Kaserne befindet sich z. B. das Behördenzentrum des Landkreises, wo demnächst in ein weiteres umgebautes Gebäude das Amt für Bodenmanagement einziehen wird. Die Ostpreußen-Kaserne in Homberg/ Efze wird aller Voraussicht nach zum 31.12.2005 geschlossen, d.h. die Kaserne steht bereits Anfang 2006 zur Disposition. Die Kasernen sind als Gewerbegebiete bzw. für Dienstleistungen prinzipiell in Teilen nutzbar. Trotz des guten Bauzustands und der prinzipiellen Eignung für zivile Nutzungen ist jedoch eine rege Nachfrage nach Gewerbeflächen oder Flächen für Dienstleistungen auch in Homberg/Efze nicht wahrscheinlich. Darüber hinaus stehen in Homberg/Efze erschlossene Gewerbeflächen noch zur Vermarktung an. 53 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen • Angesichts der bereits vor einigen Jahren begonnenen Konversion der DörnbergKaserne ist allerdings eine weitere, wenn auch nur sehr langfristig realisierbare gewerbliche Folgenutzung und Entwicklung der restlichen Flächen in der Dörnberg-Kaserne anzustreben. Auch die weitere Nutzung durch öffentliche Einrichtungen in Ergänzung zum bereits dort angesiedelten Behördenzentrum des Landkreises ist zu prüfen, über die bereits geplante Ansiedlung des neu geschaffenen Amtes für Bodenmanagement des Landes Hessen hinaus. Unklar ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt, in welcher organisatorischen Form dies geschehen kann, da die Kommune weder an einem Erwerb der Kasernenareale noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert ist . • Eine planungsrechtliche Ausweisung der Dörnberg-Kaserne oder von Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen) durch die Kommune ist nicht abzulehnen. • Von einem Erwerb des Geländes der Dörnberg-Kaserne oder von Teilen des Geländes ist jedoch abzuraten. Nicht zu empfehlen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch die Übernahme der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. Hier müssen zunächst die Rahmenbedingungen einer langfristig aber anzustrebenden Übernahme mit dem Eigentümer Bund geklärt werden. Von einer Nutzung oder Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne in Homberg/ Efze ist abzusehen. Nicht allein die zurückhaltende gewerbliche Nachfrage in dieser Region lässt eine mittelfristige gewerbliche Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne schwierig bis unwahrscheinlich erscheinen, hinzu kommt auch die für den Schwalm-EderKreis prognostizierte negative demografische Entwicklung und Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Diese sich abzeichnenden „Schrumpfungseffekte“ verlangen u.a. eine Anpassung der Entwicklungspolitik der Kommunen, die bei der gewerblichen Flächenbereitstellung prinzipiell eher auf Bestandssicherung und sehr moderate Angebotsplanung an begünstigten Standorten direkt an der Autobahn ausgerichtet sein sollte. Einen solchen begünstigten Standort stellt das vorhandene und noch nicht voll belegte Gewerbegebiet Knüllwald-Remsfeld direkt am Autobahnanschluss Knüllwald der A 7 dar sowie das direkt daran angrenzend geplante rund 48 Hektar umfassende künftige interkommunale Gewerbegebiet Homberg/Knüllwald/ Schwarzenborn. In diesem Zuge wird auch das bestehende Gewerbegebiet Knüllwald-Remsfeld in eine interkommunale Form übergehen. Ein Flächentausch zu Lasten dieses begünstigten interkommunalen Gewerbegebiets und zu Gunsten der 54 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne wird nicht empfohlen, da deren Lage im Vergleich ungünstiger ist und ihre Entwicklung teurer werden dürfte. Darüber hinaus erscheint es unsicher, ob eine Beteiligung der Kommunen Knüllwald und Schwarzenborn ebenfalls bei der Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne gegeben wäre. Die möglicherweise eintretende Nachfrage nach einzelnen Gebäuden oder Grundstücken innerhalb der Ostpreußen-Kaserne, zum Beispiel im technischen Bereich, ist kritisch zu bewerten, da für „Splitternutzungen“ innerhalb des Geländes das komplette System der Infrastruktur - wie Straßen, Beleuchtung, Kanal und Wasser, Wärmeversorgung - aufrecht erhalten werden müsste, obwohl es nur zu einem minimalen Teil ausgelastet wäre. Eine solche Splitternutzung ist daher in der Ostpreußen-Kaserne abzulehnen. • Eine planungsrechtliche Ausweisung der Ostpreußen-Kaserne oder von Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen) durch die Kommune ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzulehnen, erst recht ein Erwerb des Geländes der Ostpreußen-Kaserne oder von Teilen des Geländes. Nicht zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. • Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot und -nachfrage ist es durchaus realistisch, dass die Ostpreußen-Kaserne absehbar keiner Nutzung zugeführt werden kann und als Militärbrache liegen bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den Bund stellt daher in Homberg/ Efze eine ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. 3.6 Neustadt Die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne liegt am südöstlichen Rand der Kernstadt von Neustadt und grenzt im Norden direkt an Wohn- und Mischbebauung. Im Übrigen ist die Liegenschaft von landwirtschaftlich genutzten Flächen, Waldflächen und weiteren Freiflächen umgeben. Im Osten und Süden sind angrenzend an die Kaserne FFH-Flächen ausgewiesen. Die Fläche verfügt über keinen BAB-Anschluss und die überregionale verkehrliche Anbindung erfolgt über die B 454 Stadtallendorf - Neustadt Schwalmstadt – Homberg/Efze, die direkt durch den Stadtkern von Neustadt führt. Langfristig wird in Mittel- bzw. Nordhessen der Weiterbau der A 49 Kassel – Alsfeld angestrebt, als Verbindung zur A 5/ 48 bzw. als parallele Nord- Süd-Entlastungsstrecke zur A 7. Wann dieses Vorhaben realisiert wird, ist jedoch heute noch nicht abzusehen. 55 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Daher ist zunächst nicht von einer Belebung der Flächennachfrage in der Region „Schwalm“ auszugehen. Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage sind in der Region „Schwalm“ aktuell sehr verhalten. Eine Verbesserung ist nach Aussagen der Bürgermeister mittelfristig nicht abzusehen. Dies geht einher mit einer für den Schwalm-Eder-Kreis prognostizierten negativen demografischen Entwicklung und Veränderung der Bevölkerungsstruktur, die eine veränderte Entwicklungspolitik der Kommunen verlangt, die nun prinzipiell eher auf Bestandssicherung bzw. Abmilderung der befürchteten „Entleerungseffekte“ in der Region ausgerichtet sein sollte als einzig auf eine weitere Angebotsplanung und Bereitstellung neuer Flächen. Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung ebenfalls nicht geeignet. Die geringe Nachfrage nach Baugrundstücken richtet sich in Neustadt eher auf Einfamilien- oder Doppelhausgrundstücke, Grundstücke für Geschosswohnungsbau werden nicht gesucht. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- und Stabsgebäude unrealistisch. Als Gewerbegebiet wäre das Gelände prinzipiell in Teilen nutzbar. Dem stehen jedoch die mangelnde Nachfrage in der Region und die noch vorhandenen gewerblichen Reserveflächen in Neustadt an der B 254 entgegen, die ebenfalls nur sehr schleppend vermarktet werden, aber in der Vermarktung Priorität genießen. • Aufgrund des dargestellten Überangebots an Gewerbeflächen in Nordhessen und der ausreichenden Potenziale in Neustadt und auch in Schwalmstadt sollte in Neustadt nach heutiger Auffassung auf eine Entwicklung der Kaserne verzichtet werden. Eine nochmalige Überprüfung der Entwicklungs- und Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Weiterbau der A 49 in greifbare Nähe rücken sollte, sollte jedoch nicht ausgeschlossen werden. • Eine planungsrechtliche Ausweisung der Kaserne oder von Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen) durch die Kommune ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzulehnen, erst recht ein Erwerb des Geländes oder von Teilen des Geländes. Nicht zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. Diese Empfehlung deckt sich mit den Interessen der Kommune, die weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert ist. Sie erwägt lediglich die weitere 56 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Nutzung oder gegebenenfalls die Übernahme der zwei Sportplätze sowie der Sporthalle. • Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot und -nachfrage ist es durchaus realistisch, dass die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne absehbar keiner Nutzung zugeführt werden kann und als Militärbrache liegen bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den Bund stellt daher in Neustadt eine ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. 3.7 Schwalmstadt Die Harthberg-Kaserne in Schwalmstadt gehört wie viele andere zum einheitlichen Kasernentypus der Bundeswehr aus den 60er Jahren, der sich im Prinzip für eine Nachnutzung durch Wohnen und Dienstleistungen eignet. Die Fläche verfügt jedoch ebenfalls über keinen BAB-Anschluss und die überregionale verkehrliche Anbindung erfolgt über die B 454 Stadtallendorf – Neustadt – Schwalmstadt – Homberg/Efze, die direkt durch Schwalmstadt führt. Langfristig wird in Mittel- bzw. Nordhessen der Weiterbau der A 49 Kassel – Alsfeld angestrebt, als Verbindung zur A 5/ 48 bzw. als parallele Nord- Süd-Entlastungsstrecke zur A 7. Wann dieses Vorhaben realisiert wird, ist jedoch heute noch nicht abzusehen. Daher ist zunächst nicht von einer Belebung der regionalen Wirtschaft oder der Flächennachfrage in der Region „Schwalm“ auszugehen. • Trotz des guten Bauzustands, der prinzipiellen Eignung für zivile Nutzungen und der zentralen Lage innerhalb des Siedlungsgefüges ist eine Folgenutzung und Entwicklung des Kasernengeländes aufgrund der nicht vorhandenen Nachfrage nach Gewerbeflächen und der nur sehr geringen Wohnbaulandnachfrage, die sich auf Flächen anderer Qualität in Schwalmstadt richtet, nicht wahrscheinlich. Der Schwalm-Eder-Kreis sowie die angrenzende Kommune Neustadt verfügen in ausreichendem Maß über gewerbliche Flächenreserven „auf der grünen Wiese“, von denen bereits befürchtet werden muss, dass hier ein Überangebot vorliegt, das auf eine insgesamt zurückgehende Nachfrage stoßen wird. Aber nicht allein die zurückhaltende und zurückgehende gewerbliche Nachfrage lässt eine mittelfristige Entwicklung unwahrscheinlich erscheinen, auch die für den Schwalm-Eder-Kreis prognostizierte negative demografische Entwicklung und Veränderung der Bevölkerungsstruktur verlangen eine veränderte Entwickungspolitik der Kommunen, die nun prinzipiell eher auf Bestandssicherung bzw. Abmilderung der befürchteten „Entleerungseffekte“ in der Region ausgerichtet sein sollte als einzig auf eine weitere Angebotsplanung und Bereitstellung neuer Flächen. 57 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen • Aufgrund des dargestellten Überangebots an Gewerbeflächen in Nordhessen und der ausreichenden Potenziale im Schwalm-Eder-Kreis bzw. im angrenzenden Neustadt sollte auch in Schwalmstadt nach heutiger Auffassung auf eine Entwicklung der Kaserne zum Gewerbe- oder Wohngebiet verzichtet werden. Eine nochmalige Überprüfung der Entwicklungs- und Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Weiterbau der A 49 in greifbare Nähe rückt, ist jedoch anzuraten. • Eine planungsrechtliche Ausweisung der Kaserne oder von Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen) durch die Kommune ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu befürworten, erst recht ein Erwerb des Geländes oder von Teilen des Geländes. • Nicht zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. • Trotz des angekündigten Weiterbaus der A 49 sollte angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot und -nachfrage auch nach einer nochmaligen Überprüfung der Vermarktungschancen zu einem späteren Zeitpunkt damit gerechnet werden, dass die Harthberg-Kaserne keiner Nutzung zugeführt werden kann und als Militärbrache liegen bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den Bund stellt daher auch in Schwalmstadt langfristig eine ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. Diese Empfehlungen decken sich nicht mit den Interessen der Kommune, die eine Integration des Kasernengeländes in die Stadtentwicklung als wünschenswert erachtet und sich eine planungsrechtliche Ausweisung des Kasernengeländes nach entsprechenden Machbarkeitsstudien vorbehält. Der Verzicht auf eine Entwicklung des Standortes liegt nicht im Interesse der Stadt Schwalmstadt. 3.8 Schwarzenborn Schwarzenborn ist von der Standortschließung nicht betroffen, allerdings werden Arbeitsplätze von Zivilbeschäftigten im Rahmen der Umorganisation der Truppen wegfallen. Derzeit sind in Schwarzenborn rund 800 Soldaten in der Knüll-Kaserne untergebracht, hinzu kommen von außerhalb anreisende Truppenteile, die für eine oder mehrere Wochen auf dem Truppenübungsplatz Schwarzenborn üben. Die durchschnittliche Belegung über das gesamte Jahr entspricht in etwa 250 bis 300 Soldaten. Diese „übende Truppe“ wird künftig wegfallen,23 die Personalstärke in der Knüllkaserne wird sich im Gegenzug aber etwas erhöhen. Was Unterhalts- und 23 Die Umstrukturierung beinhaltet die sukzessive Aufgabe des „scharfen Schusses“ zwischen 2007 und 2010, was zur Folge hat, dass aus dem Truppenübungsplatz ein „normaler“ Übungsplatz wird. 58 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Beschaffungskosten für die Truppe angeht sowie die Ausgaben von Soldaten, so werden sich die Auswirkungen in etwa gegenseitig kompensieren. Anders sieht das bei den Zivilbeschäftigten aus. Hier werden von 150 zivilen Arbeitsplätzen circa 85 wegfallen, vor allem jene, die sich um die Einrichtung und Pflege des Truppenübungsplatzes für den so genannten „scharfen Schuss“ gekümmert haben. (Einrichtung und Abbau von Zielen, Wegebau etc. ) Der Wegfall dieser Arbeitsplätze ist kleinräumig betrachtet für Schwarzenborn mit rund 1.200 Einwohnern und seine direkte Umgebung von erheblicher Bedeutung. Die regionalwirtschaftlichen Effekte, die von dieser Maßnahme in Schwarzenborn ausgehen, sind im Kontext der durch Standortschließungen wegfallenden Arbeitsplatzäquivalente für Nordhessen insgesamt nur von geringem Gewicht. 3.9 Sontra Die Husaren-Kaserne entstand in den 60er Jahren und liegt 2-3 km südlich von Sontra im Außenbereich auf einer Bergkuppe beiderseits der Kreisstraße. Die geplante Autobahn A 44 Kassel – Eisenach, deren Bau höchste Priorität genießt und von deren Realisierung man sich Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung Nordhessens und insbesondere des Werra-Meißner-Kreises verspricht, soll im Norden an der Husaren-Kaserne vorbeiführen, wobei die Kaserne künftig entweder über einen Halbanschluss Sontra-Ost oder einen Vollanschluss bei Ulfen erreicht werden kann. Die Stadt strebt an, dass der geplante Halbanschluss in Richtung Eisenach zwischen Kaserne und der Stadt zu einem Vollanschluss ausgebaut wird24. Sontra verfügt über ein Gewerbe- bzw. Industriegebiet auf dem Brodberg, das um ein angrenzendes circa 7,4 Hektar großes interkommunales Gewerbegebiet erweitert werden soll. Angeregt durch die freiwerdenden Kasernenflächen überlegt die Stadt Sontra Flächen des GE-Gebietes Brodberg und des geplanten interkommunalen GE-Gebietes nicht weiter zu beplanen, sondern vielmehr Teile des Kasernengeländes (im wesentlichen den circa 12-14 Hektar umfassenden technischen Bereich) und insbesondere ebene Ackerflächen, die an den technischen Bereich der Kaserne angrenzen, stattdessen als Gewerbegebiet mit insgesamt 40 bis 50 Hektar auszuweisen. Dieses Gebiet ist ohne Ortsdurchfahrt in wenigen Minuten vom Anschluss Sontra aus zu erreichen und soll ebenfalls als interkommunales Gewerbegebiet ausgewiesen werden. 24 Ein Vollanschluss ist topografisch möglich wie die Tatsache beweist, dass der Anschluss Sontra-Ost im Hinblick auf die Anforderungen Feuerwehr als Komplettanschluss ausgebaut wird, nur auf den vollständigen Ausbau für den Individualverkehr wird verzichtet. 59 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Darüber hinaus beabsichtigt die Stadt Teilflächen des Standortübungsplatzes bei einer Überplanung der genannten Ackerflächen einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen – als Ausgleichs- bzw. Ersatzflächen für die betroffenen Vollerwerbslandwirte. Die übrigen Teilflächen des Kasernengeländes, das sind der gesamte Unterkunftsbereich und der auf der anderen Straßenseite liegende Bereich der Standortverwaltung nebst Lagerhalle und Anlieferungsrampen können nach Auffassung der Kommune unabhängig davon vom Bund vermarktet werden. Der Bauunterhaltungszustand der Gebäude weist teilweise einen Modernisierungsrückstand auf. • Da das geplante Gewerbegebiet über einen Anschluss an die zukünftige überregional bedeutende A 44 verfügen wird, ist trotz der heute verhaltenen Nachfrage nach Gewerbeflächen in der Region für eine Ausweisung von Teilen des Kasernengeländes und der angrenzenden Ackerflächen als überregional attraktives interkommunales Gewerbegebiet zu befürworten. Die in Aussicht genommenen Flächen weisen darüber hinaus eine wesentlich höhere Flächenqualität auf als das bisher geplante Gewerbegebiet am Brodberg. • Allerdings sollte von Landesseite der Ausbau des künftigen A 44-Anschlusses Sontra-Ost zum Vollanschluss überprüft werden, um eine optimale Ergänzung von überregionaler Infrastruktur (A 44) und überregional interessanten Gewerbegroßflächen (40 bis 50 Hektar in Sontra) zu kombinieren. Eventuell könnte im Gegenzug der Anschluss Ulfen als Halbanschluss ausreichend sein. Der Anschluss Sontra-Ost hat für das geplante Gewerbegebiet Husaren-Kaserne gegenüber Ulfen den Vorteil, dass keine Ortslage durchfahren werden muss und der Anschluss direkt in ein vorhandenes Gewerbegebiet (Sontra-Seegel) führt, was unter Vermarktungsgesichtspunkten wesentlich günstiger ist, als ein Anschluss, der zunächst in eine Ortslage führt und dann durch freie Landschaft ohne, dass ein Gewerbegebiet sichtbar ist. • Um auch in Sontra wie in Hessisch Lichtenau bei Bedarf eine große zusammenhängende Fläche von rund 40 - 50 Hektar vermarkten zu können, sollte sich die Fläche in der Hand eines Eigentümers befinden. Daher bietet sich auch in Sontra nur eine Entwicklung des Kasernenareals durch die Kommunen Sontra und Nentershausen selbst oder durch eine mehrheitlich öffentliche Entwicklungsgesellschaft an. • Die Übernahme der Infrastruktur im technischen Bereich der Kaserne in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes ist nicht zu empfehlen, aber auch nicht notwendig, da bei einer Erschließung der 60 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – angrenzenden Ackerflächen der technische Bereich der Kaserne hierüber miterschlossen werden kann. Trotzdem müssen zunächst die Rahmenbedingungen einer anzustrebenden Übernahme des technischen Bereichs der Kaserne mit dem Eigentümer Bund geklärt werden. Angesichts der schwachen Binnennachfrage in der Region wird empfohlen, von einer Erschließung und Entwicklung des übrigen Kasernengeländes durch die Kommune oder unter Beteiligung der öffentlichen Hand abzusehen. Hier sollte sich die Kommune – wenn notwendig - auf die entsprechende planungsrechtliche Ausweisung der Flächen beschränken. Eine gewerbliche Folgenutzung durch Private sollte hier vorzugsweise bilateral mit dem Eigentümer Bund verhandelt werden und über den Abschluss von Vorhaben- und Erschließungsplänen bzw. städtebaulichen Verträgen realisiert werden, die auch Regelungen zur Übernahme oder Sanierung der Infrastrukturnetze enthalten. 3.10 Wolfhagen Das Kasernengelände in Wolfhagen weist eine etwas schlechtere Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz als die Liegenschaft Bad Arolsen auf, da es nicht an einer stark befahrenen Verkehrsachse wie der B 252 Marburg – Korbach – A 44, sondern zwischen den Kommunen Bad Arolsen und Wolfhagen liegt. Wesentlicher näher zur Autobahn Kassel – Dortmund gelegen ist der kürzlich erschlossene Interkommunale Logistik- und Gewerbepark A 44 – Hiddeser Feld, in dem noch 19 Hektar Fläche sofort verfügbar sind. Darüber sind in Wolfhagen weitere 15 Hektar Reserveflächen vorhanden. Das Kasernengelände dürfte daher bezogen auf die Nähe zur A 44 keine höhere Attraktivität aufweisen als die Liegenschaft in Bad Arolsen. Im Gegensatz zu Bad Arolsen wird sie voraussichtlich erst im Jahr 2007 geräumt. • Die langfristige gewerbliche Nutzung von großen Teilen der Liegenschaft sollte angesichts der schleppenden regionalen Nachfrage, der in unmittelbarer Nähe gelegenen und besser angebundenen Flächen im Logistikpark A 44 sowie der möglichen mittelfristigen Bereitstellung von zusätzlichen Flächen in der Kaserne in Bad Arolsen nicht die präferierte Entwicklungsoption für die Pommern-Kaserne darstellen. • Die Liegenschaft in Wolfhagen zeichnet sich allerdings im Unterkunfts- und Schulungsbereich einschließlich Kantinengebäude durch einen sehr guten Bauunterhaltungszustand im Unterkunftsbereich aus und durch eine insgesamt ansprechende Anordnung der Gebäude in einem durchgrünten und einen erheblichen Baumbestand aufweisenden Areal. Darüber hinaus verfügt sie über einen Gleisanschluss mit Verbindung zur Bahnstrecke Bad Arolsen - Wolfhagen 61 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Kassel. Das derzeit in Wolfhagen diskutierte und von privater Seite angestoßene Projekt einer „Europäischen Weiterbildungsuniversität“ kann in diesem Rahmen keiner Bewertung unterzogen werden, es bleibt lediglich festzustellen, dass der Unterkunftsbereich der Kaserne für eine Nutzung durch eine Bildungseinrichtung oder einen „Schulbetrieb“ aufgrund der geschilderten Merkmale sehr gut geeignet ist. Insofern erscheint die Überprüfung von Sondernutzungen z.B. durch eine Bildungseinrichtung sinnvoll. • Trotzdem ist eine planungsrechtliche Ausweisung der Pommern-Kaserne oder von Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen) durch die Kommune zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sinnvoll. • Von einer Beteiligung der Kommune am Erwerb, an der Erschließung oder Entwicklung der Liegenschaft ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzuraten. Nicht zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. • Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot und -nachfrage muss bei einer abschlägigen Beurteilung der angestrebten Sondernutzung „Bildungseinrichtung“ auch in Wolfhagen damit gerechnet werden, dass die Pommern-Kaserne keiner Nutzung zugeführt werden kann und als Militärbrache liegen bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den Bund stellt daher auch in Wolfhagen langfristig eine ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. 62 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Tabellenverzeichnis Tabelle Seite 1 Wirtschaftsbedeutung der Bundeswehr in den Landkreisen 6 2 Personalabbau der Standorte 7 3 Kosten für Wasser und Kanal in den betroffenen Standorten im Jahr 2003 11 4 Bestimmungsgrößen zur Berechnung der regionalwirtschaftlichen Folgewirkungen (mittlere) Variante I-(Anteile in Prozent ) 15 5 Verwendete Parameter zur Berechnung der Varianten II und III 19 6 Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante I 23 7 Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante II 23 8 Regionalwirtschaftliche Folgen – Variante III 24 9 Seit 2000 in Nordhessen und im Landkreis Marburg-Biedenkopf neu erschlossene und geplante Gewerbe- und Industriegebiete 31 Nachfrage nach Gewerbeflächen und gewerbliche Reserveflächen in den betroffenen Kommunen 35 11 Lage und Anbindung der freiwerdenden Liegenschaften 36 12 Merkmale der freiwerdenden Liegenschaften 37 13 Überprüfung der Abwassernetze in den Kasernen - Überblick 39 10 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 2 3 Seite Von der Truppenreduzierung betroffene Kommunen in Nordhessen – Lage der militärischen Liegenschaften – 2 Von der Truppenreduzierung betroffene Kommunen in Mittelhessen – Lage der militärischen Liegenschaften – 3 Von der Truppenreduzierung betroffene Kommunen in Nordhessen – Freigabezeitpunkte und anschließende vierjährige Konversionsphase – 29 63 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen 64 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – ANHANG Standortbögen 65 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen 66 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Bad Arolsen - Mengeringhausen / Landkreis Waldeck-Frankenberg Prinz-Eugen-Kaserne 67 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Bad Arolsen - Mengeringhausen / Landkreis Waldeck-Frankenberg Prinz-Eugen-Kaserne Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 28,7 Hektar Kaserne, Standortübungsplatz 349,7 ha 0 (bereits geräumt) 0 (bereits geräumt) Kaserne ist bereits geräumt Bad Arolsen Eckdaten Bad Arolsen ist Mittelzentrum im ländlichen Raum Einwohner (31.12.2003): Bevölkerung im Landkreis: Prognose bis 2020: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: Arbeitslosenquote im Kreis: Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 68 16.915 169.631 rund 151.759 6.551 9,1% 46.721 Euro HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Flächenangebot in Bad Arolsen Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen) Reserveflächen im RROP Hektar 3,6 5,5 Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung rund 18 bis 25 Euro pro qm. Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune Die Gewerbeflächennachfrage kann grundsätzlich als sehr verhalten bezeichnet werden. Dennoch gibt es bereits Unternehmen, die an einer Nutzung bzw. am Erwerb von Teilflächen in der Kaserne Interesse haben und sich bei der Kommune gemeldet haben. Teilweise konnten diese Firmen bereits Hallen und Schleppdächer von der Standortverwaltung anmieten. Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugrundstücken richtet sich ausschließlich auf Einfamilien- oder Doppelhausgrundstücke, Grundstücke für Geschosswohnungsbau werden nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- und Stabsgebäude in der Kaserne unrealistisch. Die Gewerbeflächen im verkehrlich gut erschlossenen GE-Gebiet „Mengeringhäuser Feld“ seitlich der B 252 werden daher nur langsam vermarktet. In den zurückliegenden drei Jahren wurden keine neuen Unternehmen angesiedelt, im Jahr 2001 ein Unternehmen, das aus dem Innenstadtbereich umgesiedelt wurde. Dieses Unternehmen hat eine Fläche von rund 18.000 qm erworben. Nutzungsvorstellungen der Kommune Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung aufgrund seiner Lage im Außenbereich, weit ab von der Kernstadt nicht geeignet. Als Gewerbegebiet ist das Gelände prinzipiell nutzbar, da es seitlich der B 252 gelegen ist und darüber hinaus über die mit der Panzerstraße neu entstandene Südtangente erschlossen wird. Dem stehen prinzipiell die noch vorhandenen Reserveflächen entgegen, die aber offensichtlich für die Bedarfe der aktuell nachfragenden Unternehmen nicht geeignet sind bzw. die Unternehmen gehen von potenziell besseren Konditionen in der Kaserne aus. Die Kommune ist an einer Vermarktung des Geländes als Gewerbegebiet sehr interessiert und räumt einer gewerblichen Entwicklung auf dieser Fläche Chancen ein, insbesondere vor dem Hintergrund der Öffnung der Panzerstraße als Südumgehung von Bad Arolsen. Die Kommune ist aber weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur im gegenwärtigen Zustand interessiert, sondern ist der Auffassung, dass hier der Bund als Eigentümer aktiv werden sollte. Dies betrifft sowohl die Herrichtung der Flächen und der technischen Infrastruktur, aber auch die Vermarktung selbst. Die Kommune würde ein solches Vorhaben planungsrechtlich flankieren. 69 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung Die Kommune steht in regem Kontakt mit der Standortverwaltung und dem Land Hessen, um zum einen die Vermarktungsmöglichkeiten zu diskutieren und zum anderen die Nutzung, den Umbau und die Feststellung der Panzerstraße als Südumgehung für Bad Arolsen zu verfolgen. Darüber hinaus werden mit örtlichen Unternehmen, die an einer Nutzung oder dem Erwerb von Teilflächen interessiert sind, Gespräche geführt. Nutzungsinteressenten gibt es zur Zeit für die Hallen und Schleppdächer im technischen Bereich, für Parkplätze und ein Gebäude sowie für Teile des Übungsplatzes. Diese Anfragen müssen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes allerdings noch abgestimmt werden. 70 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Bad Arolsen (Prinz-Eugen-Kaserne) Unterkunftsgebäude 3-geschossiges Unterkunftsgebäude Technischer Bereich mit Schlepphalle und Instandsetzungshalle Technischer Bereich mit Abschmierrampe und Instandsetzungshalle 71 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Fuldatal - Rothwesten/ Landkreis Kassel Fritz-Erler-Kaserne Anm.: Quelle HMWVL; nach Angaben der Kommune ist die skizzierte räumliche Darstellung des Geländes der Kaserne nicht übereinstimmend mit der jetzigen Nutzung. 72 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Fuldatal - Rothwesten / Landkreis Kassel Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 118,1 Hektar Kaserne, Gesamtfläche nach Angaben der Kommune 157,4 ha ca. 1.300 (Angaben des Standorts) 125 (Angaben der StOV) 1. Quartal 2008, Auflösung des Panzerflugabwehrraketenbataillons 300 bereits Ende 2005 (Ang. Der Kommune) Anm.: Quelle HMWVL; nach Angaben der Kommune ist die skizzierte räumliche Darstellung des Geländes der Kaserne nicht übereinstimmend mit der jetzigen Nutzung. 73 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Fuldatal Eckdaten Fuldatal ist Unterzentrum im Verdichtungsraum um Kassel Einwohner (31.12.2003): 12.207 Bevölkerung im Landkreis: 245.368 Prognose bis 2020: rund 235.900 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): 1.816 Arbeitslosenquote (Juni 2004): 8,8% Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 50.804 Euro Flächenangebot in Fuldatal Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Reservefläche Gewerbe (B-Plan rechtskräftig) Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen) Reserveflächen im RROP Hektar 1,0 (GE) 1,0 24,0 (GE) Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung 50,00 bis 60,00 Euro pro qm (Ortsteil Ihringshausen). Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune Die aktuelle Flächennachfrage für Gewerbeflächen beträgt in Fuldatal ca. 1 ha / Jahr. Nutzungsvorstellungen der Kommune Eine ausschließliche Folgenutzung für Wohnbebauung und/oder Gewerbeansiedlung ist nicht denkbar, ggf. ist eine forst- und landwirtschaftliche Nutzung von Teilflächen möglich. Denkbar ist auch eine Sport- und Freizeitnutzung, z.B. im Bereich Luftsport (Anfrage der Fallschirmspringerschule Roland mit jetzigem Sitz am Flugplatz Kassel-Calden). Ferner liegen Anfragen aus dem Bereich Zimmerei und Forst- und Fuhrunternehmen sowie von einem Planungsunternehmen für regenerative Anlagen aus Mainz vor. Für die Flächennutzungsplanung ist der Zweckverbandraum Kassel zuständig. Die Bauleitplanung liegt im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde Fuldatal. Im Zuge der Folgenutzung müsste der Flächennutzungsplan für den Teilbereich, der den Bundeswehrstandort beinhaltet, geändert werden. Bisher ist das Gebiet mit der Zweckbestimmung „Sonstige Gebiete mit Zweckbestimmung Bund“ ausgewiesen. Erforderliche Änderungsplanungen müssten unter Einsatz städtebaulicher Verträge gemäß §11ff BauGB erfolgen. Die Kommune erwartet dass der Bund eventuell vorhandene Altlasten auf dem Bundeswehrgelände feststellt und auf seine Kosten beseitigt. 74 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Zur Verkehrserschließung gibt die Kommune folgende Hinweise: Der Straßenabschnitt zur FritzErler-Kaserne in Höhe Abzweigung Gut Eichenberg bis zur Kaserne einschl. Gehweg und ein Teilstück von der Kaserne in Richtung Fuldatal-Knickhagen ist eine bundeseigne Straße, die gemäß Liegenschaftskataster als Kreisstraße K 41 ausgewiesen ist. Des weiteren ist der Petersweg (geteerter Wirtschaftsweg), der von der L 3232 in Richtung Immenhausen-Holzhausen zum Bundeswehrstandort führt, im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Der hierdurch u.a. erschlossene gemeindliche Hochbehälter für die Wasserversorgung befindet sich ebenfalls auf bundeseigenem Gelände. Hier sieht die Kommune Klärungsbedarf für die künftige Verfahrensweise. Die Kommune ist weder an einem Erwerb des Kasernengrundstückes noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen im Kasernengelände selbst oder der technischen Infrastruktur im gegenwärtigen Zustand interessiert. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf die planungsrechtlichen Zuständigkeiten sowie auf die diversen Gestaltungsspielräume im Wege städtebaulicher Verträge gemäß § 11 ff. BauGB. Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung Die Gemeindevertretung hat am 10. November 2004 und am 16. Februar 2005 Beschlüsse gefasst, die Ausführungen zur Folgenutzung des Bundeswehrgeländes, zum Ersatz verloren gehender Arbeitsplätze, zur finanziellen Unterstützung der Konversionsmaßnahme und zur Bildung eines runden Tisches mit allen zu beteiligenden Behörden beinhalten. 75 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Fuldatal (Fritz-Erler-Kaserne) Eingangsbereich Unterkunftsgebäude jüngeren Datums Unterkunftsgebäude aus den 30er Jahren Denkmalgeschützter Uhrenturm 76 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Gießen – Landkreis Gießen Bergkaserne Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 6 – 7 Hektar Kaserne ca. 80 (Angaben des Standorts) 15 (Angaben des Standorts) 3. Quartal 2006 Gesprächspartner: Herr Henrich Stadt Gießen, Planungsamt Herr Hauptmann Glänzer, Bergkaserne Gießen Frau Piesk, HA Zusammenfassende Beurteilung: Die insgesamt knapp 10 Hektar große Bergkaserne in Gießen wurde im Zuge der letzten Konversionswelle in den 90er Jahren teilweise geräumt und wird seitdem teilweise (gebäudeweise) z.B. vom Hauptzollamt genutzt. Der verbliebene militärisch genutzte Teil von circa 6 bis 7 Hektar soll im Zuge von Konversion II in den nächsten 2 Jahren ebenfalls freigegeben werden. Ein Gebäude an der Licher Straße, in dem die Wehrbereichsverwaltung untergebracht ist, wird solange weiter genutzt bis ein Quartier in Wiesbaden gefunden ist. Das Gebäude wird abgezäunt und gesichert, damit der übrige Bereich möglichst bald freigegeben werden kann. Darüber hinaus kann das Gebäude (weiß), das die Fernmeldezentrale (Knotenpunkt) enthält, nicht freigegeben werden und wird ebenfalls entsprechend gesichert. Das Gelände liegt zentral am Rand der Innenstadt zwischen zwei Einfallsstraßen und wurde seit der Konversion I zwar gebäudeweise anders genutzt, eine wirkliche Entwicklung der Fläche hat jedoch bis heute nicht stattgefunden. Die Stadt Gießen stellt sich vor, das Gelände für Wohnen, öffentliche Einrichtungen (u.a. auch Schulen), Einzelhandel (Vollsortiment) und Dienstleistungen zu nutzen. Dazu ist sowohl eine Neuordnung der verkehrlichen Erschließung auf dem Gelände selbst und im Sinne einer Verbindung zwischen Grünberger und Licher Str. notwendig als auch eine Sanierung /Herrichtung der gesamten technischen Infrastruktur sowie der teilweise Abbruch von Bausubstanz, die Entsiegelung von Flächen und eine eventuelle Altlastenbeseitigung in geringerem Umfang. Im Sinne der Innenentwicklung, die in der Vergangenheit auch im RROP für Gießen formuliert wurde, scheint das angestrebte Konzept richtig. Allerdings ist zu beachten, dass in den nächsten Jahren weitere militärisch genutzte Flächen der Us-army freigegeben werden und damit u.a. Housing areas mit an die 700 Wohneinheiten auf den Markt kommen werden. Die im Zuge der Konversion I (1995 – 1997) freigegebenen Flächen Steuben-Kaserne und Rivers Barracks konnten erfolgreich gewerblich umgenutzt werden, auch die ehemaligen Housing areas der Pendleton Barracks wurden erfolgreich zu Wohnzwecken wiederhergerichtet. Ihre Neuentwicklung wurde mehr oder weniger in den vergangenen zwei Jahren abgeschlossen. Dies will heißen, dass in den vergangenen 5 bis 8 Jahren bereits ein 77 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen enormer gewerblichen Bedarf und Bedarf im Geschosswohnungsbau auf Konversionsflächen befriedigt werden konnte. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass die angestrebte Entwicklung der Bergkaserne auf eine „aufgestaute“ Nachfrage trifft und daher eher langfristig zu sehen ist. Regionalwirtschaftliche Effekte sind durch die endgültige Freigabe der Kaserne und den Abzug von 80 Soldaten, die überwiegend nicht in Gießen wohnen, sondern verstreut in Mittelhessen, nicht zu erwarten. Negative Effekte sind erst dann zu befürchten, wenn die Freigabeplanungen der US-Army für Gießen konkret werden. Angaben des Standorts zum Personal: 80 Soldaten (die nicht in Gießen, sondern in ganz (Mittel)hessen verstreut wohnen, nur die Angehörigen der Wehrbereichsverwaltung wohnen direkt am Standort 15 Zivilbeschäftigte Die Bundeswehr als Konsument: Nach Angaben der BW wurden pro Jahr folgende Ausgaben (circa-Werte) getätigt: Heizöl 110.000 Euro Strom 52.000 Euro Wasser/Abwasser 17.000 Euro Ferner wurde mit folgenden örtlichen Firmen in nennenswertem Umfang zusammengearbeitet: Fa. Scheller VW-Leasing Fa. Zaug / Cateringservice (30-40 Essen max. täglich) Details zur Liegenschaft: Manche Gebäude stehen leer (z.B. Schulgebäude) oder sind kaum genutzt z.B. Gebäude mit Kantine, ein weiterer Teil ist an den Zoll (Finanzkontrolle, Kontrollstelle Schwarzarbeit) noch ½ bis ¾ Jahr vermietet. Auf dem Gelände existieren 2 Heizkraftwerke (blau und grün in den Plänen). Technische Infrastruktur zu 80% in Betonschächten, vor 4-5 Jahren wurde eine Bestandsaufnahme der Kanäle mit Filmkamera durchgeführt. Strom und Telefon in Kabelschächten 78 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Hessisch-Lichtenau – Werra-Meißner-Kreis Blücher-Kaserne 79 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Hessisch Lichtenau – Werra-Meißner-Kreis Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 60 Hektar Kaserne Standortübungsplatz 371,3 Hektar 721 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 94 (Angaben der StOV) / ca.(Angaben des Standorts) 1. Quartal 2007 Hessisch Lichtenau Eckdaten Hessisch Lichtenau ist Mittelzentrum im Ordnungsraum Einwohner (31.12.2003): Bevölkerung im Landkreis (Stand 2003): Prognose bis 2020: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): Arbeitslosenquote im LK (Juni 2004) Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 80 6.668 111.442 rund 91.800 3.679 12,2 % 46.850 Euro HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Flächenangebot in Hessisch Lichtenau Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen) Reserveflächen im RROP Hektar 27 (GE) Keine Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit voll erschlossen 33,00 Euro pro qm. Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann grundsätzlich als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung wird im gewerblichen bereich mit der Fertigstellung der A 44 erwartet. An freien Gewerbeflächen existieren in Hessisch Lichtenau zum einen das GE-Gebiet „Am Hambacher Wege“ (24,0 ha) und das Gewerbegebiet „Im Senkefeld“. Das Gewerbegebiet „Am Hambacher Wege“ liegt am östlichen Stadtrand und grenzt westlich an das Kerngebiet der Stadt. Im Nordwesten sowie im Südwesten grenzt die Fläche an ein bestehendes Gewerbegebiet an. Östlich grenzt das Gebiet an die Blücher-Kaserne. Südlich schließt das Gewerbegebiet „Im Senkefeld“ an. Nutzungsvorstellungen der Kommune Nach Einschätzung der Kommune ist das Kasernengelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung nicht geeignet. Als Gewerbegebiet ist es insbesondere zusammen mit den daneben befindlichen gewerblichen Reserveflächen interessant, zumal es dann rund 100 Hektar zusammenhängende Fläche aufweist und in unmittelbarer Nähe des geplanten Autobahnanschlusses an die A 44 liegt. Daher hofft man auf eine Vermarktung der Flächen an Speditionen zumal die Unternehmen die Flächen Tag und Nacht anfahren könnten, da der Zugang zum Gelände nicht durch ein Wohngebiet führt. Für das künftige Gewerbegebiet könnte bei Bedarf auch ein Gleisanschluss aktiviert werden. Darüber hinaus strebt die Kommune an, vom angrenzenden FFH-Gebiet weitere rund 50 ha als GE-Fläche auszuweisen. Hierdurch stünden dann als potenzielle zusammenhängende GEFlächen sogar insgesamt rund 150 ha zur Verfügung (60 ha Kasernenfläche plus 17 ha Kasernenfläche, z.Zt. verpachtet an den Segelflugverein, 50 ha vom FFH-Gebiet und 27 ha angrenzende voll erschlossene GE-Fläche). 81 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Hessisch-Lichtenau (Blücher-Kaserne) Kaserneneinfahrt mit Blick auf Unterkunftsgebäude 3-geschossiges Unterkunftsgebäude (Fassade asbesthaltig!) Moderne Heizungsanlage (Baujahr 1995) Computergesteuerte Panzer / LKW-Waschanlage 82 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Homberg/Efze / Schwalm-Eder-Kreis Dörnberg-Kaserne und Ostpreußen-Kaserne 83 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Homberg/Efze / Schwalm-Eder-Kreis Ostpreußen-Kaserne Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 20,1 Hektar Kaserne Standortübungsplatz 300,3 ha 507 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 94 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 1. Quartal 2006 Dörnberg-Kaserne Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 84 12,6 Hektar Kaserne 0 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 0 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) Kaserne ist bereits geräumt HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Homberg/Efze Eckdaten Homberg/ Efze ist Mittelzentrum im ländlichen Raum und Sitz der Kreisverwaltung Einwohner (31.12.2003): 15.044 Bevölkerung im Landkreis: 192.115 Prognose bis 2020: rund 178.000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 4.829 Arbeitslosenquote im Kreis: 9,1% Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 47.475 Euro Flächenangebot in Homberg / Efze Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen) Hektar 13,8 21,5 ohne interkommunales GE-Gebiet Reserveflächen im RROP Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung ab 15,00 Euro pro qm. Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune In den letzten Jahren von 2002 – 2004 wurden rd. 55.000 qm Gewerbeflächen veräußert und seit 1995 haben sich insgesamt drei (überregionale) Firmen angesiedelt bzw. erweitert. Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann grundsätzlich als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugrundstücken richtet sich ausschließlich auf Einfamilien- oder Doppelhausgrundstücke, Grundstücke für Geschosswohnungsbau werden nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- und Stabsgebäude in den Kasernen unrealistisch. Nutzungsvorstellungen der Kommune Die Kasernen sind als Gewerbegebiet prinzipiell in Teilen nutzbar. Die in Homberg vorhandenen GE-Flächen stehen aber noch zur Vermarktung an. Die Kommune ist weder an einem Erwerb der Kasernen noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur im gegenwärtigen Zustand interessiert. 85 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Homberg / Efze (Dörnberg-Kaserne) Erschließung mit Asphalt ohne Betonuntergrund Unterkunftsgebäude Vermarktet und abgegrenzte Gebäude Technischer Bereich mit Abschmierrampe und Abstellhallen 86 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Homberg / Efze (Ostpreußen-Kaserne) Große Freifläche in der Mitte der Kaserne, umgeben von Unterkunftsgebäuden Technischer Bereich mit Instandsetzungshallen 87 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Neustadt / Landkreis Marburg-Biedenkopf Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne 88 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Neustadt / Landkreis Marburg-Biedenkopf Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 33,2 Hektar Kaserne 833 (Angaben der StOV) / ca. 400 (Angaben des Standorts) 62 (Angaben der StOV) / ca. 30 (Angaben des Standorts) 3. Quartal 2008 Neustadt Eckdaten Neustadt ist Unterzentrum im ländlichen Raum Einwohner (31.12.2003): Bevölkerung im Landkreis: Prognose bis 2020: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: Arbeitslosenquote: Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 9.184 253.821 rund 241.000 998 7,8% 52.206 Euro 89 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Flächenangebot in Neustadt Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen Reserveflächen im RROP Hektar 5,3 (GI) keine Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung rund 35 Euro pro qm. Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann grundsätzlich als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugrundstücken richtet sich ausschließlich auf Einfamilien- oder Doppelhausgrundstücke, Grundstücke für Geschosswohnungsbau werden nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- und Stabsgebäude in der Kaserne unrealistisch. Die Gewerbeflächen im GE-Gebiet „Am Gelicht“ entlang der B454 werden nur sehr schleppend vermarktet. Um die Fördermittel des Landes Hessen in vollem Umfang in Anspruch nehmen zu können, muss in diesem Gebiet ein bestimmter Anteil an produzierendem Gewerbe angesiedelt werden, was erhebliche Schwierigkeiten bereitet, der Vermarktung dieses Gebietes insofern aber Priorität verleiht. In den zurückliegenden drei Jahren wurden vier Unternehmen angesiedelt, die aus der Region selbst stammten. Insgesamt wurde eine Gewerbefläche von rund 20.000 qm verkauft. Nutzungsvorstellungen der Kommune Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung nicht geeignet, als Gewerbegebiet ist es prinzipiell in Teilen nutzbar. Dem stehen jedoch die vorhandenen Reserveflächen und die mangelnde Nachfrage entgegen. Die Kommune ist weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert. Sie erwägt lediglich die weitere Nutzung oder gegebenenfalls der Übernahme der zwei Sportplätze sowie der Sporthalle. Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung Die Kommune regt darüber hinaus an, bei einer nicht absehbaren Vermarktung der militärischen Flächen eventuell als Ausgleichsmaßnahme das Städtebauförderungsprogramm im Stadtkern weiterzuführen. 90 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Neustadt / Hessen (Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne) Freiflächen mit Unterkunftsgebäuden im Hintergrund Kantine Technischer Bereich mit Abstellhallen Schleppdächer mit Betonwannen und Ölabscheider für Tankfahrzeuge 91 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Schwalmstadt- Treysa / Schwalm-Eder Kreis - Harthberg Kaserne 92 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Schwalmstadt- Treysa / Schwalm-Eder Kreis Harthberg Kaserne Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 34,5 Hektar Kaserne 1148 (Angaben der StOV) / 862 (Angaben des Standorts) 64 (Angaben der StOV) 1. Quartal 2007 Schwalmstadt-Treysa Eckdaten Schwalmstadt ist Mittelzentrum im ländlichen Raum Einwohner (31.12.2003): Bevölkerung im Landkreis: Prognose bis 2020: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: Arbeitslosenquote im Landkreis Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 19.461 192.115 rund 178.000 7.541 9,1% 47.475 Euro 93 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Flächenangebot in Schwalmstadt Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen Reserveflächen im RROP Hektar 12,5 18,5 Die Kosten für erschlossenes Gewerbebauland betragen derzeit rund 40 bis 55 Euro, d.h. 15 Euro Bodenpreis zuzüglich circa 25 bis 40 Euro Erschließung pro qm. Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann grundsätzlich als sehr verhalten bezeichnet werden. In den zurückliegenden drei Jahren wurde ein neues Unternehmen angesiedelt, d.h. ein Gewerbegrundstück mit einer Fläche von 2.633 qm vermarktet. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen. Wohnbauflächen bietet Schwalmstadt im OT Treysa, im OT Willingshausen und im OT Wasenberg an (18 ha Wohnbauerweiterungsflächen). Dies sind nach Auffassung der Kommune die letzten geeigneten Gebiete, alle weiteren Flächen sind topographisch schwierig. Prinzipiell ist der Hardtberg (Kaserne) aufgrund seiner Südhanglage und seiner zentralen Lage im OT Treysa als Wohngebiet gut geeignet. Da sich die eher verhaltene Nachfrage ausschließlich auf Einfamilien- oder Doppelhausgrundstücke richtet und Grundstücke für Geschosswohnungsbau nicht gesucht werden, ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- und Stabsgebäude in der Kaserne unrealistisch. Die Kaserne ist nur unbebaut als Südhang für ein Wohngebiet interessant. Darüber hinaus verzeichnet die Stadt einen Rückzug öffentlicher Ämter und Dienststellen aus Schwalmstadt, zum Beispiel die Schließung des Forstamtes und des Katasteramtes. Auch die Schließung des Grundbuchamtes droht angesichts der Neustrukturierung der Ämter für Bodenmanagement. Diese Entwicklung wird nach Ansicht der Stadt nicht zum Stillstand kommen, sondern im Gegenteil noch eine weitere Ausdünnung von Dienstleistungen in der Fläche im ländlichen Raum nach sich ziehen, zum Beispiel bei den Sparkassen und Volksbanken, dem Amtsgerichten etc.. Nutzungsvorstellungen der Kommune Bedingt durch die zentrale Lage der Kaserne im Stadtgebiet ist eine Integration des Geländes in die Stadtentwicklung wünschenswert. Die Möglichkeiten zur Nutzung des Geländes sollen nach Auffassung der Kommune im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ergebnisoffen geprüft werden. Als Szenarien der Entwicklung sollen die Nutzung zu Wohnzwecken, eine gewerbliche Nutzung, aber auch Sondernutzungen wie Freizeit, Sport, u.a. analysiert werden. Im Rahmen dieser Machbarkeitsstudie sollen dabei sowohl die Eignung des Kasernenstandortes für die jeweilige Nutzung als auch die Konsequenzen für die Stadtentwicklung insgesamt dargestellt werden. 94 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Eine planungsrechtliche Ausweisung des Kasernengeländes wird von der Kommune nicht abgelehnt, sondern soll erst auf der Basis der o.g. Machbarkeitsstudie diskutiert werden. Trotz ungünstiger Rahmenbedingungen liegt der Verzicht auf eine Entwicklung des Standortes nicht im Interesse der Stadt Schwalmstadt. Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung Die Kommune beabsichtigt ungeachtet der geringen Vermarktungschancen die Inauftraggabe einer Machbarkeitsstudie zur Folgenutzung des Areals. Die Kommune regt darüber hinaus an, bei einer nicht absehbaren Vermarktung der militärischen Flächen als Ausgleichsmaßnahme das Städtebauförderungsprogramm im Stadtkern Treysa weiterzuführen. 95 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Schwalmstadt (Harthberg-Kaserne) Eingangsbereich Platzsituation 3-geschossiges Unterkunftsgebäude Technischer Bereich - Abstellhallen 96 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Schwarzenborn – Schwalm-Eder-Kreis Truppenübungsplatz und Knüll-Kaserne 97 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Schwarzenborn – Schwalm-Eder-Kreis Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 1.850 Hektar Truppenübungsplatz 1.000 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 150 (Angaben der StOV) / ca.(Angaben des Standorts) keine Standortaufgabe Der Standort Schwarzenborn wird nicht aufgegeben, aber eine Nutzungsänderung bedingt den Abbau von militärischem Personal Durch eine Nutzungsänderung des Truppenübungsplatzes im Zeitraum von 2007-2010 - der so genannte scharfe Schuss wird sukzessive aufgegeben und der Übungsplatz wird zu einem „normalen“ Übungsplatz. Dadurch werden rund 85 Arbeitsplätze von Zivilbeschäftigten wegfallen. (davon mindestens 13 direkt aus Schwarzenborn, rund 70 aus der Region, hierunter Schlosser, Schreiner, Verwaltungsangestellte, teilweise auch Nebenerwerbslandwirte) Die Folgen für den Arbeitsmarkt, die heimische Wirtschaft und die Kommune sind nach Aussagen der Kommune beträchtlich da Schwarzenborn sehr stark von der Bundeswehr geprägt wird. So setze sich die „Bevölkerungsstruktur“ von Schwarzenborn zu 1/3 aus Einwohnern (rd. 1.200), zu 1/3 aus dem stehenden Bataillon (rd. 1.000 Militärangehörige) und zu 1/3 aus zeitweise anwesenden Soldaten von übende Truppen anderer Standorte („scharfer Schuss“) zusammen. 98 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Schwarzenborn Eckdaten Schwarzenborn ist Kleinzentrum im ländlichen Raum Einwohner (31.12.2003): Bevölkerung im Landkreis (Stand 2003): Prognose bis 2020: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): Arbeitslosenquote im LK (Juni 2004) Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 1.224 192.115 rund 178.300 259 9,1 % 47.475 Euro Flächenangebot in Schwarzenborn Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen Reserveflächen im RROP Hektar 4,5 (GE) teilerschlossen Keine Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit teilerschlossen 4,00 EUR, vollerschlossen ca. 7,00-10,00 EUR. Die GE-Fläche ist seit 1997 ausgewiesen, aber seither keine Ansiedlung. Vorstellungen der Kommune: Die Kommune erwartet Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung des „Strukturwandels“, z.B. Durchführung von zielgerichteten Qualifizierungsmaßnahmen, ggf. Beibehaltung oder Ausweisung als Fördergebiet (GA, EFRE; EAGFL) u.a. 99 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Schwarzenborn (Truppenübungsplatz) Eingangsbereich Truppenlager Schwarzenborn Truppenübungsplatz mit scharfem Schuss 100 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Sontra – Werra-Meißner-Kreis Husaren-Kaserne 101 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Sontra – Werra-Meißner-Kreis Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 102 20,9 Hektar Kaserne Standortübungsplatz 238,1 ha 629 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 55 (Angaben der StOV) / ca.(Angaben des Standorts) 3. Quartal 2008 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Sontra Eckdaten Sontra ist Mittelzentrum im ländlichen Raum Einwohner (31.12.2003): Bevölkerung im Landkreis (Stand 2003): Prognose bis 2020: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.06.2003): Arbeitslosenquote im LK (Juni 2004) Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem (2002): 8.713 111.442 rund 91.800 2.216 12,2 % 46.850 Euro Flächenangebot in Sontra Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen im Industriegebiet Seegel II (noch nicht erschlossen) Reserveflächen im RROP Hektar Keine öffentl. Privat: 1,9 (GE) Im Verfahren 7,4 (GE) Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit incl. Erschließung 5,11 € pro qm. Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune Sowohl im Bereich der Wohnbaulandnachfrage als auch im Bereich der Gewerbeflächennachfrage ist eine verhaltene Nachfrage festzustellen. Mit einer Verbesserung ist nicht zu rechnen. Impulse werden durch die A 44 im Bereich der überregionalen gewerblichen Nachfrage erwartet. Nutzungsvorstellungen der Kommune Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine Wohnbebauung oder Wohnnutzung nicht geeignet, als Gewerbegebiet ist es prinzipiell in Teilen nutzbar und weist höhere Flächenqualitäten auf als Teilflächen des aktuell in der Planung befindlichen interkommunalen Gewerbegebietes Brodberg. Daher ist ein Tausch von Teilflächen der Kaserne und von Flächen, die an die Kaserne angrenzen, mit den vorhandenen GE / GI Flächen des Gebietes Brodberg (Neuaufstellung B-Plan) aus Sicht der Kommune notwendig. Durch den Tausch soll am Status „Interkommunales Gewerbegebiet“ nichts geändert werden. Insgesamt würde das neue Gewerbegebiet Brodberg circa 40 – 50 Hektar umfassen, wovon rund 14 Hektar ehemaliges Kasernengelände wären. Für Flächen und Gebäude in den übrigen Teilen der Kaserne liegen einzelne Anfragen vor, z.B. von einem Motorsportclub (Freigelände), von privaten Investoren zur möglichen Errichtung eines Offroadparks auf Teilen des Standortübungsplatzes oder von einem Schützenverein bzw. einem privaten Betreiber (Übernahme der Standortschießanlage). Hier wird die Kommune aktiv, jedoch keine Flächen erwerben. Darüber hinaus beabsichtigt die Kommune Teilflächen des Übungsgeländes wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen, zum einen als Ausgleich für den Flächenverbrauch beim Bau der A 44, zum anderen als Ausgleichsflächen für die von der aktuell geplanten Gewerbeflächenausweisung am Brodberg betroffenen Vollerwerbslandwirte. 103 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung - 104 Bildung eines runden Tisches unter Einbeziehung der Gremien, des Handel, des Handwerks und der Industrie sowie der Vereine zur Analyse der Ist-Situation und zur Bündelung aller Kräfte für ein zukünftiges gemeinsames Handeln. Abstimmung mit dem Werra-Meißner-Kreis sowie der Regionalplanung beim Regierungspräsidium Kassel. Beauftragung eines Gutachtens zu Chancen und Möglichkeiten einer zukünftigen touristischen Infrastruktur. Seit Januar 2005Erste Gespräche mit den verantwortlichen Stellen im Hinblick auf eine Änderung der Planungen zum Bau der A 44 (Ziel: Vollanschluss „Sontra-Ost“). Abstimmung mit der Gesamthochschule Kassel im Hinblick auf ein Studienprojekt zur Begleitung der Konversionsmaßnahmen in Sontra. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Sontra (Husaren-Kaserne) Eingangsbereich mit Parkplätzen Heizkraftwerk Lager der Standortverwaltung vor dem Kasernentor Gebäude der Standortverwaltung vor dem Kasernentor 105 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Wolfhagen / Landkreis Kassel Pommern-Kaserne 106 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Wolfhagen / Landkreis Kassel Pommern-Kaserne Eckdaten Größe der Liegenschaft: Anzahl der Soldaten: Anzahl der Zivilbeschäftigten: Voraussichtlicher Zeitpunkt der Standortaufgabe: 42,1 Hektar Kaserne, Standortübungsplatz 257,0 ha 538 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 74 (Angaben der StOV) / ca. (Angaben des Standorts) 3. Quartal 2008 Wolfhagen Eckdaten Wolfhagen ist Mittelzentrum im ländlichen Raum Einwohner (31.12.2003): Bevölkerung im Landkreis: Prognose bis 2020: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: Arbeitslosenquote im Kreis: Bruttowertschöpfung im LK je Erwerbstätigem 2002: 13.287 245.368 rund 236.000 3.252 8,8% 50.804 Euro 107 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen Flächenangebot in Wolfhagen Flächenkategorie Sofort verfügbare erschlossene GE-Flächen Weitere in B-Plänen/F-Plänen enthaltene GE-Reserveflächen (noch nicht erschlossen) Reserveflächen im RROP Hektar 19,00 15,00 Die Kosten für Gewerbebauland betragen derzeit inclusive Erschließung rund 25 Euro pro qm. Aktuelle Flächennachfrage in der Kommune Sowohl die Wohnbaulandnachfrage als auch die Gewerbeflächennachfrage kann grundsätzlich als sehr verhalten bezeichnet werden. Eine Verbesserung ist nicht abzusehen Die eher verhaltene Nachfrage nach Baugrundstücken richtet sich ausschließlich auf Einfamilien- oder Doppelhausgrundstücke, Grundstücke für Geschosswohnungsbau werden nicht gesucht, da hier keine Nachfrage existiert. Insofern ist eine diesbezügliche Umnutzung der Unterkunfts- und Stabsgebäude in der Kaserne unrealistisch. Die Gewerbeflächen im GE-Gebiet Niederelsungen/„Am Riesen“ und im interkommunalen Gewerbepark Hiddeser Feld (Wolfhagen und Breuna) werden nur langsam vermarktet. In den zurückliegenden drei Jahren wurden drei Unternehmen angesiedelt, die aus der Region selbst stammten. Insgesamt wurde eine Gewerbefläche von rund 25.000 qm vermarktet. Nutzungsvorstellungen der Kommune Nach Einschätzung der Kommune ist das Gelände für eine übliche Wohnnutzung aufgrund seiner Lage im Außenbereich, weit ab von der Kernstadt nicht geeignet, als Gewerbegebiet ist es prinzipiell in Teilen nutzbar. Dem stehen jedoch die vorhandenen Reserveflächen und die mangelnde Nachfrage entgegen. Aufgrund des außergewöhnlich guten Bauunterhaltungszustands des gesamten Unterkunftsbereichs, der Kantine und Lehrsaalgebäude ist eine kombinierte Sondernutzung für Bildungs- und Wohnzwecke sehr gut denkbar. Die Kommune ist weder an einem Erwerb der Kaserne noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der technischen Infrastruktur interessiert. Die Kommune verfolgt jedoch gemeinsam mit Herrn Prof. Ruge (Paris) das Projekt einer „Europäischen Weiterbildungsuniversität“ auf dem Gelände der Kaserne in Wolfhagen nach dem Modell der „Donau-Universität“ in Krems / Österreich. Die Einrichtung in Krems konzentriert sich auf die Fort- und Weiterbildung in interdisziplinär ausgerichteten Fachbereichen Telekommunikation, Wirtschaft, Recht, Gesundheit und Umwelt. Sie finanziert sich zu zwei Dritteln aus Eigeneinnahmen, die restlichen Mittel erhält sie von Land und Bund, die auch die Anfangsinvestitionen in die Liegenschaft übernommen hatten. Eine abschließende Bewertung des Projektes durch das Land steht noch aus. Bisherige Aktivitäten im Hinblick auf eine Folgenutzung Die Kommune steht in regem Kontakt mit Prof. Ruge und dem Land Hessen, um die Realisierungschancen für die „Europäische Weiterbildungsuniversität Wolfhagen“ zu eruieren. Darüber werden Sponsoren für dieses Projekt gesucht. 108 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschafts- und Regionalforschung – Wolfhagen (Pommern-Kaserne) Unterkunftsgebäude 4-geschossiges Unterkunftsgebäude in Massivbauweise (Betonskelett/ Ziegelmauerwerk) mit Satteldach Kantine Innenhof der Kantine 109 Truppenreduzierung und Freigabe von Militärflächen 110