Die Gutsdörfer, Gutsanlagen und Parks im Naturpark und seinem
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Die Gutsdörfer, Gutsanlagen und Parks im Naturpark und seinem
Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide Die Gutsdörfer, Gutsanlagen und Parks im Naturpark und seinem Umfeld Aus Kultur und Wissenschaft 5/2007 Mecklenburg 1 7 Vorpommern aSP Inhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung Ober die Entstehung und Entfaltung der Guts 3. wirtsehalt in Mecklenburg Die Zeit der Ostkolonisation bis zum Dreißig 3.1 jährigen Krieg 3.1.1 Die deutsche Besiedlung des Slawenlandes 3.1.2 Veränderungen in der Wirtschaftsweise, den Rechts- und Eigentumsverhältnissen 3.1.3 Die Herausbildung von Grundlagen für eine Gutsherrschaft vom 14. bis zum 16. Jh. Die Entwicklung vom Dreißigjährigen Krieg 3.2 bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft 3.2.1 Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen 3.2.2 Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die Entfaltung der Gutsherrschaft 3.2.3 Zu den Ergebnissen des LandesgrundgesetzlichenErbvergleichs von 1755 3.2.4 Zur Lage in den Landesklöstem und im Domanium 3.2.5 Die Vervollkommnung der Gutsbildung bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft Die volle Entfaltung der Gutswirtschaft in 3.3 Mecklenburg 3.3.1 Mecklenburgische Güter im 19. Jh. 3.3.2 Die Wandlung der Güter zu landwirtschaftl. Unternehmen in der 1. Hälfte des 20. Jh. 3.3.3 Das Ende der Guts Wirtschaft in Mecklenburg nach 1945 Das Schicksal der bisherigen Güter in der sowjeti 3.4 schen Besatzungszone und der DDR 3.4.1 Die Neubauemsiedlungen 3.4.2 Die Landwirtschaftlichen Produktions genossenschaften (LPG) Die mecklenburgische Landwirtschaft seit 1990 3.5 Die Gutsdörfer und ihre Gutsanlagen 4. Allgemeines 4.1 Der Gutshof 4.2 Das Dorf 4.3 4.4 Das Gutshaus Landwirtschaftliche Nebenbetriebe 4.5 Der heutige Zustand der Gutsgebäude 4.6 Denkmalpflege 4.7 Die Gärten und Parkanlagen der Güter 5. Die Entwicklung der Gärten und Gutsparks 5.1 Der heutige Zustand der Gutsparks 5.2 Die Gutsdörfer mit ihren Gutsanlagen und Parks 6. Alt Gaarz 6.1 Alt Sammit 6.2 Alt Schwerin mit Mönchbusch 6.3 Blücherhof mit Lütgendorf 6.4 Bossow 6.5 Cramon 6.6 1. 2. 2 5 6 9 9 9 10 11 13 13 14 14 15 16 18 18 20 21 22 22 23 24 25 25 25 27 28 31 32 33 35 35 40 42 42 44 47 51 55 57 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11 6.12 6.13 6.14 6.15 6.16 6.17 6.18 6.19 6.20 6.21 6.22 6.23 6.24 6.25 6.26 6.27 6.28 6.29 6.30 6.31 6.32 6.33 6.34 6.35 6.36 6.37 6.38 6.39 6.40 6.41 6.42 6.43 6.44 6.45 6.46 6.47 6.48 6.49 6.50 6.51 6.52 6.53 6.54 6.55 7. 8. 9. 10. Diestelow mit Neuhof Dobbin mit Zietlitz Finken werder Glave Grabowhöfe Grambow Groß Bäbelin Groß und Klein Rehberg 1Iagenow Hahnenhorst Hinrichshof H of Hagen Hohen Wangelin Jürgenshof Kadow Karow Kirch Kogel Kleesten Klein Luckow Klein Wangelin Klocksin Kressin Leisten L in stow Louisenfeld Marxhagen Medow Mestlin mit Vimfow Moltzow M ühlenhof Neu Damerow Neu Gaarz Neuhof bei Kläden Neu Poserin Neu Sammit Neu Sapshagen Nossentin Rum Kogel Schloß Grubenhagen Sehlsdorf Sophienhof Sparow Spcndin Suckwitz Vollrathsruhe / Hallalit W oosten Woserin Zarchlin Zidderich mit Steinbeck Literatur Abkürzungsverzeichnis und Wort erklärungen Zu den Autoren und Gestaltern des Heftes Bildnachweis Die Sponsoren 59 62 66 68 70 72 74 75 77 78 79 80 82 84 85 86 90 92 94 96 98 100 102 KM 107 109 Ul 113 116 119 120 122 125 127 129 130 132 135 137 139 141 144 146 148 150 154 156 158 160 162 166 172 174 176 Table of Contents 1. 2. 3. 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.4 3.4.1 3.4.2 3.5 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 5. 5.1 5.2 6. 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 Prcface Introduction Origins and development o f Mecklenburg's estates The period from the colonization o f the East up lo the Thirty Years War The German colonization ofthe Slavic lands Changes in matters o f economy, law and property The emergence o f large feudal estates from the 14th to the 16th Century The period from the Thirty Years War to the abolition o f peonage The Thirty Years War and its aftermath Impact o f the Thirty Years War on the evolvement o f the feudal estate System The results ofthe hereditary agrcement o f 1755 The condition o f the monasteries and the ducal domain From the pcrfection o f the feudal estate system to the abolition o f peonage The height o f the feudal estate system in M ecklenburg Mecklenburg's estates in the 19th Century The conversion into agricultural enterprises in the first half o f the 20th Century The end o fth e traditional estate system in Mecklenburg in 1945 The fortunes o f the former estates under Soviel occupation and during the GDR The settlements for new farmers The agricultural co-operatives ("LPGs") Mecklenburg's agriculture since 1990 The estates and their villages General The estate court The village The manor house Appurtenant structures Today's condition o f the estate buildings Their preservation The estate gardens and parks The development o f estate gardens and parks Today's condition o f the estate gardens The estates, their villages and gardens Alt Gaarz Alt Sammit Alt Schwerin mit Mönchbusch Blücherhof mit Lütgendorf Bossow Cramon Diestelow mit Neuhof 5 6 9 9 9 10 11 13 13 14 14 15 16 18 18 20 21 22 22 23 24 25 25 25 27 28 31 32 33 35 35 40 42 42 44 47 51 55 57 59 6.8 6.9 6.10 6.11 6.12 6.13 6.14 6.15 6.16 6.17 6.18 6.19 6.20 6.21 6.22 6.23 6.24 6.25 6.26 6.27 6.28 6.29 6.30 6.31 6.32 6.33 6.34 6.35 6.36 6.37 6.38 6.39 6.40 6.41 6.42 6.43 6.44 6.45 6.46 6.47 6.48 6.49 6.50 6.51 6.52 6.53 6.54 6.55 7. 8. 9. 10. DobbinmitZietlitz Finkenwerder Gl ave Grabowhöfe Grambow Groß Bäbelin Groß und Klein Rehberg Hagenow Hahnenhorst Hinrichshof H of Hagen Hohen Wangelin Jürgenshof Kadow Karow Kirch Kogel Kleesten Klein Luckow Klein Wangelin Klocksin Kress in Leisten L instow Louisenfeld Marxhagen Medow Mestlin mit Vimfow Moltzow Mühlenhof Neu Damerow Neu Gaarz Neuhof bei Kläden Neu Poserin Neu Sammit Neu Sapshagen Nossentin Rum Kogel Schloß Grubenhagen Sehlsdorf Sophienhof Sparow Spendin Suckwitz Vollralhsruhe / Hallalit W oosten Woserin Zarchlin Ziddcrich mit Steinbeck Literature List of abbreviations and explanation of technical terms The authors and designers of the brochure Photo directory The Sponsors 62 66 68 70 72 74 75 77 78 79 80 82 84 85 86 90 92 94 % 98 100 102 104 107 109 111 113 116 119 120 122 125 127 129 130 132 135 137 139 141 144 146 148 150 154 156 158 160 162 166 172 174 176 3 „Niemandem kann etwas fehlen wovon er nichts weiß“. R e n a te de V e e r (2006) 1. Vorwort Preface "Warum beschäftigt sich ein Natur park mit seinen Gutsdörfern ?", wer den sich die Leser dieses Heftes unse rer Schriftenreihe "Aus Kultur und Wissenschaft" fragen, da sich die Großschutzgebiete doch mehr mit der Natur befassen. Doch bei genauer Betrachtung der langen Geschichte der Güter wird klar, dass jene die uns umgebende Kulturlandschaft sehr stark in ihrer Entwicklung beeinflusst haben. Das Wirtschaften auf großen Flächen z.B. ist keine Erfindung der neuen Zeit. Es wurde schon etwa seit dem Dreißigjährigen Krieg auf den Gü tern in unserem Land praktiziert, wo durch die Landwirtschaft gerade in der 2. Hälfte des 19. Jh. sehr konkur renzfähig war. Der Gutsentwicklung verdanken wir noch heute ansehens werte Landschaftsparks, Alleen und bewusst gestaltete Landschaften. Uns begegnen in vielen Dörfern mehr oder weniger intakte Gutsanlagen mit den Wirtschaftsgebäuden und dem Guts haus, Gutskaten, Schnitterkasernen u.a. und viele Menschen interessiert ihre Geschichte, und zwar nicht nur die Geschichte der Gebäude, sondern auch die der Menschen, die sie errich teten oder in ihnen wohnten und ar beiteten. Wir möchten mit diesem Heft etwas zur Aufklärung beitragen. "Lebensform Gut" nennt R e n a t e d e V e f r (2006) die ca. 500jährige Traditi on der Gutsentwicklung. Bis zum 19. Jh. vom niederen Adel getragen und repräsentiert, wurde sie dann immer mehr auch von bürgerlichen Eigentü mern übernommen. Das Gut war das "kleine Reich" des Lehnsmannes oder auch Eigentümers, das es auszuge stalten und zu vergrößern galt. Der Gutshof ähnelte einer mittelalterlichen Stadt: Außen die Wirtschaftsgebäude, innen der große Hofplatz, auf dem das Wirtschaftsleben stattfand. An der Abb. 1 Ruinenreste des Schlosses von Dobbin Remains o f Dobbin's manor house Stirnseite stand das Gutshaus, das größte und prächtigste Gebäude, in dem der Gutsherr bzw. Pächter wohn te. Im 18. und 19. Jh. wurde hinter dem Gutshaus meist noch ein Park ange legt und oft in die umgebende Mauer des Gutshofes mit eingeschlossen. Die Gutsanlage unterlag in ihrer Aus stattung und Ausgestaltung wirt schaftlichen Zwängen, der zeitlichen Mode sowie den Idealen und den fi nanziellen Möglichkeiten des Gutsher ren. Heute noch kann man diese Ent wicklung an Neu- und Umbauten der Gutsgebäude entdecken und nach vollziehen. Gerade im 19. Jh. gab es ei nen enormen wirtschaftlichen Auf schwung auf den Gütern und damit auch eine rege Bautätigkeit. Die Guts anlagen von Domänen bzw. Kloster gütern wurden weniger aufwendig er richtet. Dieses Heft, das mehr als 60 Dörfer von 53 eigenständigen Gütern des Na turparks und seines Umfeldes in ihrer Entwicklung ganzheitlich vorstellt, kann nicht zu stark ins Details gehen, da das Thema zu vielschichtig ist. Un ser Ziel ist es aber, der einheimischen Landbevölkerung und den Besuchern der Dörfer Einblicke in die Entwick lung dieses Dorftyps zu geben, damit sie das, was ihnen auf dem Lande be gegnet, besser werten können. Meist sind die Dorfentwicklungen aus Quel len der "Obrigkeit" dargestellt, w'eil über die, welche die tägliche schwere Arbeit verrichteten, kaum etwas ge schrieben wurde. Es gibt nur eine Schilderung aus dem Leben eines Hofgängers vom Gut Daschow ( A n o n y m u s 1896), die uns heute vor Augen fuhrt, wie schwer das Leben auf den Gütern w'ar. R e n a t e d e V e e r (2006, Bd. 1, S. 25) schreibt: "Die Kontinuität der "Le bensform Gut", mit dem Gutshaus als eigenständigem Bautyp, hat in ähnli cher Qualität und Vielgestaltigkeit kei ne europäischen Parallelen". Diese Feststellung gibt uns ein Allein stellungsmerkmal für den ländlichen Raum in die Hand, das wir mehr nut zen sollten. So wurde 2005 die Idee geboren, noch zu definierende Räume im Bereich der Naturparks "Sternberger Seenland", "Nossentiner /Schwinzer Heide" sowie "Mecklen burgische Schweiz und Kummerower See" bei der UNESCO als Weltkultur erbe zu beantragen. Leider konnte die ses Vorhaben bisher nicht weiter ver folgt werden, doch durch die Beschäf tigung mit dieser Materie im Rahmen der Erarbeitung des Heftes sind wir mehr denn je der Auffassung, dass solch ein Schritt durch unser Bundes land unternommen werden sollte. Da zu bedarf es aber des politischen Wil lens des Landes sowie vieler Helfer und Spezialisten, um die nötigen Un terlagen zu erarbeiten und, was noch wichtiger erscheint, die Reste der Gutsanlagen in unserem Bundesland zu erhalten und sinnvoll zu nutzen. An diesem Heft waren 26 Autoren und Gestalter beteiligt, über die am Ende nachgelesen werden kann. Für die un ermüdliche Arbeit über mehr als drei Jahre soll ihnen an dieser Stelle viel mals gedankt werden. Besonders froh sind wir, dass uns Spezialisten des Landesamtes für Kultur und Denkmal pflege, wie D r . D e t l e f J a n t z e n , B ir g it H o l z , B e a t r ix D r ä g e r sowie A c h im B ö t f .f ü r , der bei der Beschaffung von Archivbildern behilflich war, und D r . W o l f r a m H e n n ie s wichtige Hinweise zum Manuskript gaben bzw. auch Tex te lieferten. M ic h a e l A l t e n h u r g sah das Manuskript durch und besorgte die Übersetzungen ins Englische. Dieses Heft hätte ohne die großzügi gen Spenden einiger Sponsoren (sie he Seite 176) und die Förderung durch das Landesamt für Umwelt, Natur schutz und Geologie in Güstrow nicht gedruckt werden können. Dafür spre chen wir unseren großen Dank aus. Wir wünschen uns, dass dieses mit großen Mühen erarbeitete "Güterheft" zu einem Führer durch die Gutsdörfer unseres Naturparks und seines Umfel des wird und zur Entwicklung des meist stark vernachlässigten ländli chen Raumes beiträgt. Dr. Wolfgang Me wes 5 2. Einleitung Introduction C ut A lt G a a r z 6 X 936 X X B lü c h c rh o tm it L ü tg e n d o rf 947 X B ossow 803 C ra m o n 1 .4 3 2 D ie s te lo w m it N e u h o f D o b b in m it Z ietlitz F in k e n w e rd e r D om äne K lo s te rg u t E rb p a c h th o f X X 906 X 2 .3 0 3 X 123 X G lave 1 .2 1 4 X G rab o w h ö fe 1 .3 9 8 X G ram b o w 513 X G r o ß B ä b e lin 805 X G r o ß u n d K le in R e h b e r g 464 X H agenow 544 X H a h n e n h o r s t (zu K a r o w ) H in r ic h s h o f 213 X H o f H agen 206 X H o h e n W a n g elin 439 J ü rg e n s h o f 344 K adow K a ro w K ir c h K o g e l X X X 200 3 .1 3 2 X 700 X K le e s te n (z u S p e n d in ) K le in L u c k o w 849 K le in W a n g elin 414 X X 1 .0 3 0 X K r e s s in 375 X L e is te n 694 X L in s to w 998 L o u is e n fe ld 426 X M a rx h a g e n 640 X M edow 528 K lo c k s in M e s tlin m it V im fo w 1 .000 M o ltz o w 1 .3 1 7 M ü h le n h o f N e u D a m e ro w X X X X 393 X 1 .0 7 3 X X N e u G a a rz 469 N e u h o f b e i K lä d e n 230 N e u P o s e r in 580 X N e u S a m m it 817 X N eu S apshagen 241 X N o s s e n ti n 434 R um K o g e l 400 S c h lo s s G r u b e n h a g e n 353 S e h lsd o rf 450 S o p h ie n h o f 490 X S p a ro w 821 X S p e n d in 323 S u c k w itz 700 X 1.220 X V o llra th s r u h e /H a lla lit Tabelle 1: Typen der Güter und ihre Größe um 1903 Different types of estates and their size around 1903 R itte r g u t 1 .0 4 6 3 .8 8 9 A lt S a m m it A lt S c h w e r in m it M ö n c h b u s c h Es gibt eine Reihe von Veröffentli chungen, die sich mit Gütern, aber besonders mit Gutshäusern beschäfti gen. Selten wird darin auf das gesamte Dorf und dessen Entwicklung einge gangen, oder es werden nur einige "bedeutende" Dörfer herausgegriffen. Deshalb war es das Ziel dieses Heftes, sämtliche Dörfer im Naturpark und dessen Umfeld, in denen sich Güter entwickelt haben, zu bearbeiten. Die räumliche Auswahl, die der Über sichtskarte zu entnehmen ist, geschah im Wesentlichen nach der Nähe zum Naturpark bzw. nach der Zugehörig keit zu einer Naturparkgemeinde oder zu einem Amt. das an den Naturpark angrenzt. Ein Großteil der erarbeiteten Unterlagen wurde ebenfalls für das System von Informations tafeln (InfoDirekt). die in vielen Dörfern zu finden sind, genutzt. Gutsdörfer haben eine sehr unter schiedliche Entstehungsgeschichte. So gibt es recht junge Dörfer, die in der Neugründung von Gutshöfen ih ren Ursprung haben (z.B. Sophienhof, Neu Poserin), die meisten jedoch sind alte Siedlungen mit deutscher oder slawischer Bevölkerung aus dem 13. und 14. Jh. Ursprünglich waren es Bauerndörfer, die zu Gutsdörfern w ur den. Die Geschichte dieser Entwick lung wird im Allgemeinen Teil ausführ lich beschrieben. Als G ut oder Landgut wird ein land wirtschaftlicher Großgrundbesitz be zeichnet. Von uns werden nach dem Eigentum ritterschaftliche Güter, domaniale Güter und Klostergüter unter schieden. Die R ittergüter gingen im Wesentlichen aus den Freihufen der Lokatoren hervor, wurden vom niede- G rö ß e (h a) X X X X X X W o o s te n 656 X W o s e r in 966 X Z a rc h lin 482 X Z id d e ric h m it S te in b e c k 858 G esam t 4 2 .7 8 5 X 30 8 12 3 ren Adel betrieben und von ritterschaftlichen Ämtern verwaltet. Auch wenn sie später von Bürgerli chen erworben wurden, blieben sie Rittergüter. Dom aniale G ü ter gehör ten, wie cs der Name sagt, zum Domanium, zum Eigentum der Herzöge bzw. Großherzöge. Sie wurden von den Domanialämlern verwaltet und verpachtet. Wir nehmen bei diesem Gutstyp keine weitere Unterteilung vor. K lostergüter gehörten zu Klös tern. Mit der Reformation wurden nach 1549 die Klöster aufgelöst, das Eigentum ging in das Domanium über. Die Ritterschaft erreichte aber, dass die Klöster Dobbeitin, Malchow und Ribnitz zu Damenstiften umgewandelt wurden und ihr Eigentum behielten. Sie unterstanden dem Landtag. In dem von uns behandelten Raum spielten die Klöster Dobbcrtin und Malchow eine besondere Rolle, sie besaßen mehrere Güter. Erbpachthöfe waren anfangs kleine Domänen, die im 19. Jh. vom Domanium verkauft bzw. in Erb pacht gegeben wurden. Gutsentwicklung bis heute dargestellt. Beginnend mit der Ersterwähnung des Dorfes und der Herkunft des Namens wird versucht, die Eigentums verhältnisse über einen langen Zeit raum nachzuzeichnen. Aus Platz gründen ist die Übersicht vereinfacht worden und enthält keine genealogi sche Gliederung. Teilweise bestehen auch Kenntnislücken, da es nicht möglich war, die notwendigen Quellen zu beschaffen. 2. G utsanlagc und W irtschaftsgebäu de - Unter einer Gutsanlage verstehen wir das gesamte Areal, das mit Gebäu den bestanden ist, einschließlich der Freiflächen und des Parks. Der Guts oder Wirtschaftshof ist das Gelände, auf dem sich in der Regel das Guts haus und die zur Bewirtschaftung er forderlichen Anlagen, einschließlich der Wirtschaftsgebäude, befinden. Diese wesentlichen Teile eines Gutes änderten sieh über die Jahrhunderte ständig und sind schwer zu fassen. Deshalb wurden möglichst Darstellun gen und Abbil- Abb. 2 Eingangstor zum Gutshof Leisten um 1880/90 Entrance gate to estate Leisten around 1880/90 Von uns w'erden insgesamt 53 eigen ständige Güter behandelt. Davon wa ren 57 % Rittergüter, 23 % Güter der Klöster Dobbertin und Malchow so wie 15 % Domänen und 5 % Erbpachthöfe (vgl. Tabelle 1). Bei der Behandlung der Gutsdörfer im speziellen Teil des Heftes wird eine bestimmte Gliederung eingehalten. 1. Das D orf und das G ut - In diesem Abschnitt wird die Entwicklung des Dorfes im Zusammenhang mit der braucht. Wir bezeichnen das Wohn haus des Gutsherren bzw. Pächters, das auf dem Gutshof in die Anlage in tegriert ist, als Gutshaus. Liegt das Gebäude außerhalb der Gutsanlage, nennen wir es Herrenhaus. Große Guts- oder Herrenhäuser, die im Volks mund auch Schloss genannt werden, bezeichnen wir auch so, wohl wis send, dass es keine Schlösser sind bzw. waren, weil sie zum niederen Adel und nicht zum landesherrlichen Besitz gehörten, ln diesem Abschnitt wird die Geschichte der Gebäude bis heute dargestellt. Archivfotos und neue Aufnahmen sollen das Geschriebene veranschaulichen. Die Parks werden nach Größe, Entstehungszeit und Gehölzbestand sowie nach Besonder heiten und den Gartenarchitekten, welche die Entwürfe dazu lieferten, be schrieben, wenn dazu Informationen Vorlagen. 4. G ebäude im D orf - Hier werden die Gebäude im D orf betrachtet, die mit der Gutsentwicklung im Zusammen hang stehen. Das sind insbesondere Abb. 3 Das Gutshaus A lt Sammit um 1880/90 The manor house of Alt Sammit around 1880/90 düngen aus neuerer Zeit verwendet, weil diese heute vor Ort teilweise noch nachvollziehbar sind. Grundla gen waren z. T. Brandversicherungs unterlagen, alte Karten und Mess tischblätter. Um eine einheitliche Dar stellung zu erreichen, wurden die La gepläne neu gestaltet und vereinheit licht. 3. G utshaus und P ark - Der Begriff Gutshaus wird in der Bevölkerung und Literatur recht unterschiedlich ge- die Gutskaten, Schnitterkasernen bzw. Schnitterkaten, Statthalter- und Inspektorenhäuser sowie Gebäude von ehemaligen Nebenbetrieben. Die Dörfer werden heute aber auch von Häusern geprägt, die durch Auf siedlungen nach 1919 bzw. nach 1945 entstanden. Auch sie werden in unse re Betrachtung einbezogen. 5. N ebenbetriebe und Besonderheiten -H ier werden Betriebe betrachtet, die teilweise in die Gutsanlage integriert 7 Abb. 4 Teil des langen Fe/dsteinkatens in Hallalit Part of the long stone cottage in Hallalit waren, wie Schmieden, oder ausge gliedert waren. Die Vielfalt ist groß. So sind Mühlen (Wind- und Wassermüh len), Ziegeleien, Kalkbrennereien, Molkereien, Brennereien und Zucker fabriken, Teeröfen und Glashütten, Krüge u. a. zu bestimmten Zeiten Teile von Gütern gewesen. Oft wurden sie ausgegliedert und verpachtet oder auch von mehreren Gütern gemeinsam betrieben. Bei dem betreffenden Guts dorf wird darauf eingegangen, wenn es uns wichtig erschien. Unter Beson derheiten werden interessante Einzel heiten zu den Gütern mitgeteilt, die ansonsten in keinem der Abschnitte erscheinen würden, z.B. die Siedler schule 1931 in Diestelow. Die Behandlung eines Gutsdorfes schließt mit einer englischen Zusam menfassung ab. Erklärungen von Abkürzungen und gebrauchten Fachbegriffen sind am Ende des Heftes zu finden. Auch wur den viele Ortschroniken genutzt, Dorf bewohner befragt und Archivalien ausgewertet. Alle Quellen sind im Literaturverzeichnis aufgefuhrt. Eine gewisse Aktualität unserer Darstellun gen wird dadurch gewährleistet, dass der Fotozirkel der Volkshochschule des Kreises Parchim unter der Leitung von Monika Lawrenz einen Teil der in diesem Heft behandelten Gutsan lagen, auch in einigen Details, 2006/07 fotografierte, bzw. die Autoren neuere Fotos lieferten. 8 Abb. 5 Ehemalige Schnitterkaserne in A lt Sammit Former seasonal workers' lodging Abb. 6 Bück in den Gutspark Karow View of Karow garden Abb. 7 Zieglerfamilie vor ihrem Wohnhaus bei Karow (1911) Brickmaker famiiy in front of their house near Karow (1911) This brochure presents more than 60 villages with 53 self-contained estates situaled with in or at the fringes of Nature Park Nossentiner/Schwinzer Heide. 19 authors co-operated in putting it together. Printing was made possible through the financial support o f several Sponsors. According to ownership we distinguish between estates owned by the gentry, by the duke, by monasteries or leasehold estates. More than half were gentry type estates. The description of each village makes mention of its history, the buildings o f the estate, the manor house and its garden, buildings in the village with some relation to the estate and appurtenant structures. 3. Über die Entstehung und Entfaltung der Gutswirtschaft in Mecklenburg Origins and development of Mecklenburg's estates 3.1 Die Zeit der Ostkolonisation bis zum Dreißigjährigen Krieg The period from the colonization of the East up to the Thirty Years War 3.1.1 Die deutsche Besied lung des Slawenlandes The German colonization of the Slavic lands Die Eroberung des Slawenlandes Vom 7. Jh. u. Z. an bezogen slawische Stämme von Osten her auch das durch die Völkerwanderung weitge hend menschenleer gewordene Gebiet des heutigen Mecklenburg. Länger als ein halbes Jahrtausend beeinflusste ihr Wirken dieses Land. Da sie keine schriftlichen Aufzeichnungen hinter ließen, ist man auf spärliche Berichte Außenstehender und auf Bodenfunde angewiesen, um etwas über ihre Le bensweise zu erfahren. Als Bodenbearbeitungsgeräte stan den ihnen vorwiegend hölzerne Ha kenpflüge und Eggen zur Verfügung. Mit ihnen konnte der Boden nur auf geritzt werden, um damals tibi iche Getreidesorten anzubauen. Außerdem lieferten ihnen Jagdbeute, Fische und Waldbienenhonig Grundlagen für ihre Ernährung. Der Feldbau ohne Dün gung erschöpfte den Boden bald, und neue Areale mussten erschlossen wer den. Da große Teile des Landes von Wäldern bedeckt waren, gewann man solche Flächen häufig durch Rodung, wobei meistens ein Stück Gehölz ab gebrannt wurde. Die meisten Slawen bewohnten kleine Dörfer in Familien verbänden. Mehrere davon bildeten Burgbezirke. Bis zum 12. Jh. u. Z. hatten sich aus mehreren Stämmen bestehende Stammesverbände herausgebildet, die gegenüber den Nachbarn, z. B. den Wikingern und Dänen im Norden, an deren slawischen Bevölkerungs gruppen im Osten und den Deutschen im Westen Schutzfunktionen übernah men. Im heutigen Westmecklenburg mit dem größten Teil des Naturparkgebieles hatte sich der Stammes verband der Obotriten zu einem relativ geschlossenen Gebilde entwickelt, während der Ostteil des Gebietes von Stämmen der Wilzen bzw. Lutizen be wohnt wurde. 1160 eroberte H e in r ic h d e r L ö w e , 11erzog von Sachsen und Baiern, das Ter ritorium der Obotriten. Es umfasste ei nen wesentlichen Teil des heutigen Mecklenburg. Im Westen des Landes gründete H e in r ic h Grafschaften, Bis tümer und die spätere Landes hauptstadt Schwerin als Grafen- und Bischofssitz. Nachdem sich P r i b i s l a w , Sohn des Obotritenfürsten N i c l o t , zum Christentum bekannt hatte, berief d e r L ö w e ihn 1167 zum Herren über das eroberte Restgebiet. Unter P r ib is l a w s Nachfolgern setzte im westlichen Mecklenburg zwischen 1180 und 1200, in dem von uns behan delten Raum in der ersten Hälfte des 13. Jh., die religiöse, politische, juristi sche und wirtschaftliche "Wende" zur deutschrechtlich bestimmten Lebens weise ein. Das geschah besonders durch die Zuwanderung von Siedlern und Geistlichen aus den Gebieten westlich der Elbe. Die Nachkommen P r ib is l a w s teilten das Slawenland unter sich auf. Die Ge folgschaft des jeweiligen Landesher ren bestand sowohl aus deutschen als auch aus slawischen Rittern und Knappen. Sie übernahmen den militä rischen Schutz des Landesherren und die politische Administration des Ge bietes als Sachverwalter, Vögte usw. Die Einführung des christlichen Glau bens bei der slawischen Bevölkerung und seine Festigung bei den zuge wanderten Deutschen wurde von der Geistlichkeit übernommen. Sie be stand aus dem Bischof, dem höheren Klerus, den örtlichen Predigern und den Klosterinsassen. Die vielen Orts namen, manche Flurnamen und auch etliche Familiennamen slawischen Ur sprungs lassen vermuten, dass die Verschmelzung von mehrheitlich sla wischen und deutschen Bevölke rungsteilen zu einem "Neustamm" der Mecklenburger überwiegend friedlich vor sich ging. Die Lokatoren Die Besiedlung des Landes erfolgte vorwiegend aus dem Nordwesten des heutigen Deutschlands durch nicht erbende Bauernsöhne und besitzlose Dorfbewohner. Dieser Prozess musste gut organisiert werden. Damit beauf tragte der Landesfürst Lokatoren, die derartige Aufgaben für ein umrissenes Gebiet, ein Dorf oder mehrere Orte zu übernehmen hatten. Das waren adlige, bürgerliche oder bäuerliche "Unter nehmer", die sowohl die Anwerbung als auch die Neuansiedlung Vornah men. Zur Entschädigung erhielten die Lokatoren mindestens eine Hufe, häu fig auch mehrere. Die den Lokatoren zugestandenen Hufen waren frei von Abgaben. Das dazu gehörige Acker land musste von den übrigen Bauern mit bearbeitet werden. Dafür wurden die Lokatoren nun (Frei-) Schulzen (Gemeindevorsteher). In einigen Dör fern erhielt sich die Überlieferung der 9 Frei- oder Schulzenhufen bis in die Neuzeit. Die Schulzen übernahmen die Verwaltung des Dorfes, besonders die Organisierung der Feldarbeiten. Ge hörten sie dem niederen Adel an, zähl te der eventuell erforderliche, manchmal auch zeitaufwendige Kriegsdienst beim Landesherren zu ih ren Hauptaufgaben. Natürlich strebten die Lokatoren danach, das einträgliche Amt für sich und ihre Familie zu erhalten. Im Laufe der Entwicklung wurden viele von ih nen bzw. ihre Nachkommen zu Ange hörigen einer privilegierten Adels schicht, die ihre Hauptaufgaben im Kriegs- und Verwaltungsdienst sah. Ihre materielle Absicherung erfolgte aus den Einkünften der "Frei-, Hofbzw. Ritterhufen", welche die Bauern bearbeiteten. Die Einkünfte waren damals lediglich durch Vergrößerung des Grundbesitzes zu steigern. Das konnte durch Rodung von neuem Land oder durch die Übernahme von verlassenen Hufen geschehen. 3.1.2 Veränderungen in der Wirtschaftsweise, den Rechts und Eigentumsverhältnissen Changes in matters of economy, law and property Die Landbewirtschaftung In der Kolonisierungsperiode des heutigen mecklenburgischen Gebietes erfolgte der Ausbau der Landwirt schaft durch die herbeigerufenen Siedler und die Insassen der neu ge gründeten Klöster vorwiegend wäh rend des 13. Jh. Die siedlungswilligen Einwanderer, die in der alten Heimat nur geringe Entfaltungsmöglichkeiten für sich und ihre Familien sahen, brachten die entwickelte Dreifelder wirtschaft ihres Herkunftsgebietes ins Obotritenland mit. Weil die Siedler au ßerdem den mit Eisen beschlagenen Pflug mitbrachten, war ihnen die Bear beitung von schwereren Böden mög lich. Ortsnamen, die auf-hagcn, -walde u. a. enden, deuten auf deut sche Ansiedlungen hin. die durch Waldrodung gewonnen wurden, z.B. Gruben h agen, Langenhagen, 10 Marxhagen. Neu Sapshagen, während Endungen auf-in, -itz, -ow überwie gend slawische Ortsnamen kennzeich nen. Die Bauern und ihre Abgaben Die Hufen übertrug der jeweilige Lan desherr, der anfangs gleichzeitig Grundherr war, den Bauern als Lehen. Vollständige Eigentümer ihrer Hufe waren sie also nie, sie erhielten diese von ihren Lehnsherren geliehen, nicht verliehen. Während man zunächst bei den Abgaben zwischen Slawen- und deutschen Hufen unterschied, wurde die slawische Bevölkerung allmählich in diesen Prozess integriert. Man schätzt, dass etwa ein Viertel bis zur Hälfte der Bevölkerung neue Siedler waren und der Rest aus Slawen be stand. Die Hüfner hatten als Ab geltung für das geliehene Land be stimmte Pflichten in Form von Diens ten und Abgaben zu erfüllen. Darunter war die Bede die wichtigste. Es war eine ursprünglich an den Landesher ren zu leistende Lieferung an Geld und Korn. Sie wurde zuerst bei Bedarf, dann regelmäßig erhoben und damit zum Vorläufer der späteren Grundsteu er. Als Gegenleistung gewährte der Landesherr rechtlichen und militäri schen Schutz sowie die Befreiung vom Kriegsdienst. Daneben hatten die Bauern bei Bedarf zumutbare Dienste, z.B. Burg- und Brückendienste, zu leisten. Auch an die kirchlichen Insti tutionen mussten Lieferungen und Gebühren, vornehmlich in Form des "Zehnten", entrichtet werden. die vorwiegend dem Zisterzienseror den angehörenden Mönche und Non nen eigene Niederlassungen (Gran gien) mit Hilfe von Laienbrüdern. So bildeten die Klöster geistliche und (land-)wirtschaftliche Zentren in Mecklenburg. Im Bereich des Natur parks verfugten v. a. die Klöster Sonnenkamp/Neukloster, Dobbertin, Malchow und das in Vorpommern ge legene Neuenkamp im heutigen Franzburg über zeitweilige Besitztü mer. Bis zur Reformation strebten sie durch Kauf und Verkauf von Einzel hufen und ganzen Dörfern nach Ab rundung ihrer Ländereien. Noch bis zum Jahre 1921 war das an den Äm tern erkennbar. Sie verwalteten den in evangelische Damenstifte umgewan delten Besitz der drei Landesklöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz in ziemlich geschlossenen Komplexen. Die Klöster Während die Vertreter der Geistlich keit festgelegte Abgaben erhielten, mussten die Insassen der Klöster ih ren Lebensunterhalt vorwiegend aus Siedlungen erwirtschaften, die ihnen die Landesherren bei der Kloster gründung überließen. Oft nennen die Urkunden eine pauschale Hufenzahl, woraus man schließen kann, dass die Klöster auch die Aufgaben von Lokatoren zu erfüllen hatten. Teils er hielten die Klosterinsassen die Abga ben der Bauern, teils bewirtschafteten Since the 7th Century our region was colonized by Slavs. In 1160 Henry the Lion conquered the territory o f the Slavic Obotrites. Subsequently German settlers followed, coming mostly from what today is Northwestern Germany. The colonization process was organized by locatores. The countrymen farmed their lands, as they had done where they came from, in three-field crop rotation 3.1.3 Die Herausbildung von Grundlagen für eine Gutsherr schaft vom 14. bis zum 16. Jh. The emergence of large feudal estates from the 14th to the 16th Century Die Ritter und ihre Freihufen Die Lokatoren erhielten für ihre Tätig keit eine ganze Reihe von Vergünsti gungen. Dazu gehörten die bereits er wähnte Übertragung von Freihufen und die Verpflichtung der übrigen Bauern, diese mit zu bearbeiten. Einige Lokatoren waren bereits vor der A n siedlung Vasallen des Landesherrn, ei nige stiegen im Verlauf dieses Prozes ses in die Schicht des niederen Adels auf. Sie wurden Knappen, später Rit ter. Grund und Boden sowie andere Rechte konnten verpfändet oder ein gelöst werden. Daraus ist wohl zu er klären, dass in einigen Dörfern mehre re Adlige Hufen besaßen. In Nossentin z.B. hatten um 1400 nicht weniger als 10 Ritter Landbesitz. In der 2. Hälfte des 14. Jh. wütete mehrmals die Pest in Deutschland und bewirkte in den Städten und Dörfern einen großen Bevölkerungsverlust. Der führte dazu, dass einige Hufen, in geringem Maße sogar ganze Dörfer, "wüst fielen", d. h. ohne Bewohner waren. Auch niedrige Preise für land wirtschaftliche Erzeugnisse waren we nig motivierend, bäuerliche Anwesen zu übernehmen. Man vermutet, dass die Sesshaftigkeit in dieser Zeit nur gering ausgeprägt war. Das wird von gleichen oder ähnlichen Ortsnamen in verschiedenen Landesteilen, die wei ter ziehende Siedler den Neu gründungen gaben, abgeleitet. Die ad ligen Inhaber von Freihufen nutzten die Möglichkeit zur Abrundung ihrer Felder, indem sie ihren Ländereien frei gewordene Hufen zuschlugen. Die verbliebenen Bauern mussten diese Stücke wiederum mitbearbeiten und erhöhten so die Einkünfte der Ritter. Allerdings wurden die Abgaben we gen der geringeren Anzahl der Bauern ebenfalls niedriger. Die Aufteilung des Landes in viele kleine "Herrschaften" und das Fehlen einer starken fürstlichen Zentralmacht begünstigte Streitigkeiten und Quere len mit den Nachbargebieten wie auch I ländel innerhalb der Ritterschaft. "Der Preisverfall für agrarische Pro dukte und der Bevölkerungsverlust steigerten schließlich die Raublust der Ritterschaft, was die Lage der Bauern noch mehr zu belasten schien und sie zur Abwanderung drängte" ( R u c h h ö f t 2001). Manche Ritter versuchten besonders in der zweiten Hälfte des 15. Jh. ihre Einkünfte durch bewaffnete Überfälle aufzubessern. Derartige Raubzüge wurden auch als "Fehden" bezeich net. Landwehren und Wachtürme, die teilweise noch erhalten sind, sollten besonders die Stadtbürger vor überra schenden Überfällen bewahren, bei denen die Raubritter häufig das Vieh wegtrieben. Die Dorfbewohner waren solchen Überfällen eher wehrlos aus gesetzt, wenn ihre Grundherren sie nicht zu schützen vermochten. Diese hatten ihre Anwesen durch "feste Häuser" gegen Angriffe gesichert. Waren sie mächtig genug, konnten sogar ganze Burganlagen, in denen sich auch Wirtschaftsgebäude befan den, ihr Eigentum abschirmen. Den jeweiligen Landesherren reichten die bäuerlichen und städtischen Ab gaben nicht aus. Sie waren auf zusätz liche Einkünfte angewiesen, die sie von vermögenden Adligen, jedoch nicht ohne Gegenleistung, bekamen. Eine mögliche Gegenleistung bestand in der Übergabe der Verfügungs gewalt über ganze Dörfer, womit nicht mehr die Landesherren die Grundher ren waren, sondern die Ritter. Sie konnten dann über die Belehnung in ihren Dörfern entscheiden. Natürlich fielen ihnen auch einige Rechte, die Bede und die zu leistenden Pflichten zu. Im Zuge dieser Entwicklung verlo ren viele Bauern das erbliche Eigentumsrecht an ihren Hufen. Sie wurden zu Zeitpächtem ihres Grund herren und konnten jederzeit, durch das Recht gedeckt, von ihren Hufen entfernt werden. Die Ritter als Richter Mit der Übertragung der Grundherr schaft auf die Ritter verband sich als eines dieser Rechte die niedere Ge richtsbarkeit. Das war die Rechtspre chung bei Eigentums- und anderen Delikten, die nicht Todes- oder harte Leibesstrafen zur Folge hatten. So durften die Ritter auch in solchen Ver fahren, die sich gegen sie selber wandten, "Recht sprechen". Neben Haft- und Prügelstrafen sprachen die "Gerichtsherren" gerne Geldstrafen aus, die den Grundherren, also ihnen, zu entrichten waren. Dieses System wurde häufig zur Abrundung des Ei genbesitzes in der Dorfgemeinschaft und zur Erweiterung der bäuerlichen Pflichten zugunsten der Ritter miss braucht. Wenn es den Rittern gelang, den Landesherren auch noch die höchste Gerichtsgewalt abzukaufen, hatten ihre Untertanen kaum noch die Möglichkeit, Ungerechtigkeiten durch Dritte ahnden zu lassen. Eine Flucht war auf Grund des Abforderungs rechtes zur Auslieferung solcher Bau ern aussichtslos. "Die Übertragung der vollen Gerichtsgewalt auf den Grundherren überantwortete diesem ... die völlige Herrschaft über die hintersässigen (untertänigen, d. A.) Bauern, die sich nun erst in Gutsuntertanen um wandelten ..." ( M a g e r 1955). Das Bauernlegen Im schlimmsten Fall wurden die Bau ern durch die Ritter "gelegt". Das Bauernlegen konnte auf zwei Wegen geschehen: Beim Umlegen blieben die Bauern Hufner, allerdings in einem an deren Dorf oder auf einer vom Dorf entfernten bzw. auf schlechterem Bo den liegenden Hufe. Das Niederlegen bedeutete die Einbeziehung der bäuer lichen Hufe in das Herrenland und die Degradierung der Bauern zu land- und mittellosen Untertanen. Die An eignung des von den Landesherren geliehenen bäuerlichen Landes durch das Legen der Bauern war in den fol genden Jahrhunderten wesentliche Grundlage für die Entstehung der Gutswirtschaften. 11 Die Stände Inzwischen hatte sich die Ritterschaft des Landes mit der "Landschaft" zusammengeschlossen. Das waren die Vertreter der Städte und der Geistlich keit, die zusammen mit den Rittern die "Landstände" bildeten. Sie besaßen das Recht auf Beschlussfassung über Angelegenheiten des ganzen Landes, auch wenn es in Einzelherrschaften aufgeteilt war. Die Beschlüsse wurden auf Landtagen gefasst, die abwech selnd in Malchin und Sternberg abgehalten wurden. Die Stände bildeten eine starke politische Gegenmacht zu den Landesherren. Deren Wünsche und Forderungen wurden häufig nur nach Abtretung weiterer Rechte an die Stände erfüllt. Eine andere Möglichkeit zur Erhöhung von fürstlichen Einkünften bildete die langfristige Verpfändung von Verwaltungseinheiten, wie Ämter und Vogteien, an einzelne Adlige. Diese versuchten die Pacht, die sie an den Landesherren zu zahlen hatten, von den Amtsuntertanen wieder einzutrei ben. Meist waren davon die Bauern betroffen. Mit der um die Mitte des 16. Jh. auch in Mecklenburg erfolgreichen Refor mation entfiel die traditionelle Eigenständigkeit des geistlichen Stan des. Ein großer Teil dessen Besitzes fiel den Landesherren zu, die mit der Reformation gleichzeitig zu Kirchen oberhäuptern ihres Territoriums ge worden waren. Die Dienste der Bauern Im 15. und 16. Jh. stiegen die Preise für Getreide und Wolle. Durch die be ginnende Industrialisierung wuchs die Stadtbevölkerung in West- und Süd europa, und der steigende Brotkorn bedarfwurde auch durch mecklen burgische Importe gedeckt. Die auf blühende Textilindustrie in den Han sestädten, in England und den Nieder landen bedingte einen steigenden Be darf an Wolle. Gleichzeitig verlor das Geld durch Edelmetallfunde in Ameri ka an Wert. So war es für die Grund herren attraktiver, anstelle geldlicher Abgaben der Bauern die eigene Pro 12 duktion zu vermehren, indem man die bäuerlichen Dienste erhöhte. Weil die Höhe und der Umfang der Dienstleis tungen selten vertraglich vereinbart worden waren, konnten die Grundher ren sie häufig einseitig festlegen. Als Grundherren waren sie berechtigt, eventuellen Widerstand gegen ihre Entscheidungen zu brechen. Die Ritterschaft am Ende des 16. Jh. Die mecklenburgische Ritterschaft konnte ihre Machtbefugnisse im Lau fe der 400 Jahre seit der Kolonisation erheblich ausdehnen. Die Ritter hatten den Landesherren einen Großteil staatlicher Macht für ihre Territorien abgetrotzt und die Bauern weitgehend von freier Mitbürgerschaft in die Leib eigenschaft gezwungen. Wirtschaftli cher Erfolg w:ar damit aber nicht immer gesichert. Die Inhaber großer Lände reien hatten bessere Chancen zur Überwindung von Engpässen. Von den anfangs des 17. Jh. ermittelten 336 ritterlichen Wirtschaften in Mecklenburg überstiegen lediglich 28 den Besitzwert von 40.000 Gulden. Ein Rückgang der Kompreise um das Jahr 1600 traf besonders die kleineren Ritterhufen, die sich auf den Getreide handel festgelegt hatten. Kredit beziehungen und Bürgschaften konn ten zur Verschuldung, zu Verpfändun gen und zum Verlust des Besitzes füh ren. Auch eine vermeintlich standes gemäße, aber aufwändige und damit kostspielige Lebensweise dürfte in manchen Familien zum Ruin beigetra gen haben ( G ö s e 2003). The locatores who had organized the colonization process, most o f them knights, were rewarded by the duke. Their lands were free o f duties. The countrymen had to farm the lands of the locatores, as well. Over time, helped by the weakness of the duke's central powers, the knights became ever stronger. They gained jurisdiction overthe countrymen who rnore and more receded into serfdom. This created the conditions for the development of large feudal estates. Peasant property was either arbitrarily appropriated or swapped by force in order to round up the lands of the gentry estate. 3.2 Die Entwicklung vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft The period from the Thirty Years War to the abolition of peonage 3.2.1 Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen The Thirty Years War and its aftermath Die Ereignisse in Mecklenburg Während sich die ersten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges außerhalb Mecklenburgs abspielten, griff das Geschehen seit 1627 auch auf dieses Land über. Kaiserliche Truppen unter W a l l e n s t e d t verfolgten die Armee des Dänenkönigs C h r i s t i a n . Während der vier Jahre, in denen W a l l e n s t e in Herzog von Mecklenburg war, begann er eine Reihe von Reformen zum Wöh le des Landes, die aber nach seiner Absetzung größtenteils rückgängig gemacht wurden. 1631 vertrieb G u s t a v A d o l f v o n S c h w e d e n die Kaiserlichen aus Norddeutschland. Zwar wurde auch er geschlagen, aber bis 1636 hat te er seine Streitmacht verstärkt und rückte mit ihr von Pommern aus vor. Nachdem seine Truppen bis Sachsen gelangten und von dort zurückge drängt wurden, spielten sieh die Aus einandersetzungen au f mecklenburgischem Boden ab. 1638 wurde "Mecklenburg von den Kaiser lichen und Schweden überschwemmt, und von beiden feindselig behandelt, und in diesem und in dem folgenden Jahre durch Schwert, Hunger und an steckende Krankheiten entvölkert. ... Seit Herzogs H e in r ic h d e s L ö w e n Ver wüstungen war Mecklenburg nie so verödet worden, als in diesen beiden Kriegsjahren 1637 und 1638.... Weder Winter- noch Sommersaat konnte be stellt werden. Die Pferde wurden weggenommen, die Ochsen verzehrt. Die Viehseuche brach aus. Das Wenige, was bestellt war, ward zertreten und verdorben. Wer konnte, flüchtete sich. Die, welche zurückblieben, fraß das Schwert oder der Hunger. Dazu kam eine pestartige Epidemie. Allenthalben bleiche, verhungerte Menschenge stalten, verödete menschenleere Wohnplätze, rauchende Brandstätten. Wohin sich das Auge nur wandte, sähe es Elend und Tod" ( H a n e 1 804). Noch heute berichten Sagen und Er zählungen von den Geschehnissen, die fast immer mit den Schweden in Verbindung stehen und wofür der Be griff "Schwedentrunk", das Abfällen eines Betroffenen mit Jauche bis zu ei nem Geständnis oder dem Tod, nur ein Beispiel darstellt. Die Nachkriegszeit Die Landwirtschaft war stellenweise äußerst verkümmert, so dass die Feld bebauung oft erst nach Jahrzehnten das Niveau der Vorkriegszeit wieder erreichte. Dem musste auch der grundbesitzende Adel Rechnung tra gen, der allerdings primär eigene wirt schaftliche Interessen zulasten der Bauern verfolgte. Eine Gelegenheit dazu bot die schon vor dem Krieg be gonnene Abrundung der adligen Fel der durch Zusammenlegung. Die we nigen Arbeitskräfte band man durch noch härtere Maßnahmen an die Scholle, indem mancher mit Polizeige walt in sein ehemaliges Dorf gebracht wurde. Jedoch boten die vielen brach liegenden Stellen auch Anreiz für landlose Bewohner der nicht so stark vom Krieg betroffenen Gebiete, sich hier eine Existenz als Bauer aufzubau en. Daher kam es zu einer zweiten Siedlungswelle, die aber im Vergleich zur Kolonisierungsperiode geringfügi ger war. Der Ausbau ritterschaftlicher Höfe Bereits vor dem Krieg war damit be gonnen worden, die unbesetzten Hu fen zu Meier- bzw. Bauhöfen zusam menzufassen oder die Frei- bzw. Hof hufen zu derartigen I löfen zu erwei tern. Ein Meier, von lat. Maior, war der Verwalter. Meier- oder Bauhöfe wur den vollkommen aus dem Flurzwang der Drei- bzw. inzwischen praktizierten Mehrfelderwirtschaft herausgelöst. A uf diesen Feldern hatten die noch vorhandenen Bauern weiterhin Hof dienste zu leisten. Solche Dienste wurden immer mehr erhöht, so dass die Bauern zur Erfüllung der Anforde rungen mehr Personal, Zugtiere, Bodenbearbeitungsgeräte und Trans portmittel Vorhalten mussten, als zur Führung ihrer Eigenwirtschaft erfor derlich war. Die Ritter bzw. Meier ließen nahezu alle Feldarbeiten auf diese Weise ver richten. Es begann mit dem Pflügen oder auch Haken. Dazu brauchten die Bauern in der Regel Zugochsen und einen Knecht, natürlich auch den Pflug oder Haken und die Egge. Die Einsaat erfolgte in Form der Hand dienste. Zur Mahd hatte jeder Bauer ebenfalls Kräfte zu stellen, nämlich ei nen Mäher und einen (Garben-) Bin der. Das war meistens eine Magd. Das Einbringen der Ernte und die Herbst bestellung erforderten wiederum Hand- und Spanndienste. Genau ge nommen benötigten die ritterschafllichen Hofbesitzer nur eine Scheune zur Unterbringung des Ge treides und die Tenne zum winterli chen Dreschen, was die Bauern dann ebenfalls ausführen mussten. Auch die Domanial- und Klosterämter rich teten derartige Höfe ein, die verpach tet wurden. Zu dieser Zeit wurde das Korn bereits bis Skandinavien und Westeuropa ex portiert. Die dazu erforderlichen Mindestmengen konnten nur auf grö ßeren Flächen produziert werden. An dere Feldfrüchte und tierische Erzeug nisse waren wegen der geringen Haltbarkeitsdauer nicht weit trans portierbar und dienten deswegen vor wiegend der Eigenversorgung. 13 Die Einführung einer Gesindeordnung Die Untertänigkeit der bäuerlichen Be völkerung wurde durch den Erlass ei ner Gesindeordnung im Jahre 1645 festgelegt. Sie fixierte die Erbuntertä nigkeit und Leibeigenschaft in Mecklenburg. Die neun Jahre später in Kraft getretene "renovirte Gesinde-, Tagelöhner-, Bauern-, Schäf(f)er-, Taxund Victual-Ordnung" verankerte die Leibeigenschaft gesetzlich. Damit wa ren die Untertanen "ihrer Herrschaft dieser unserer Lande und Fürstenthümer kündbarem Gebrauche nach, mit Knecht- und Leibeigenschaft sammt ihrem Weib und Kindern ver wandt, und daher ihrer Person nicht mächtig...." (Mit heutigen Worten ge hörten die Untertanen einschließlich ihrer Familien nach landesüblicher Sit te ihrer Herrschaft, weil sie keine freie Verfügungsgewalt über ihre Person besaßen). Von dieser Position aus konnte der grundbesitzende Adel eine Reihe von Neuerungen in Angriff neh men, die der Steigerung von Einnah men aus seinen Höfen dienten. Diese wurden allmählich zu Gutshöfen, die Grundherren wurden zu Gutsherren. 3.2.2 Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die Entfaltung der Gutsherrschaft Impact of the Thirty Years War on the evolvement of the feudal estate system Die Unterdrückung der Bau ern und die Leibeigenschaft Die Leibeigenschaft hatte zwei Seiten: Die Betroffenen waren mit ihrem Leib den Grundherren eigen, so dass diese nach Belieben bzw. Bedarf über sie und ihre Arbeitskraft verfügen konn ten. Die Grundherren hatten aber auch eine Fürsorgepflicht, indem sie ihren leibeigenen Untertanen zumindest grundlegende Existenzmöglichkeiten gewährleisten mussten. Dazu gehör ten das Recht auf Wohnung, die Si cherung der Einkommensmöglichkeit durch Arbeit sowie der Unterhalt bei Erwerbsunfähigkeit. Die Absicherung dieser Rechte erfolgte in der Regel auf 14 bescheidenstem Niveau und stand in keinem Verhältnis zu den Möglichkei ten der Grundherren, Untertänigkeit konkret einzufordem. Hierzu gehörte, neben dem schon beschriebenen Bau ernlegen, die Verpflichtung zu mehr oder weniger einträglichen Tätigkei ten, die Zuweisung von Wohnraum, der Heiratskonsens, die Verweigerung der Freizügigkeit u. a. Solche Maßnah men fielen um so strenger aus, je we niger Arbeitskräfte vorhanden waren. Die Dienste der noch existierenden Bauern waren nach dem Dreißigjähri gen Krieg ungemessen. Das machte ihre soziale Stellung wenig attraktiv. Da die Bauern mit diesen Belastungen häufig überfordert waren, sahen sie oft nur in der Flucht einen Ausweg. Die musste freilich in einen Staat ge hen, von dem keine Auslieferung üb lich war. Das war z. B. Preußen. Die Koppelwirtschaft Als in den dreißiger und vierziger Jah ren des 18. Jh. die Preise für Brotkorn anzogen, war das für die adligen Grundherren ein Anlass, effektivere und einträglichere Wirtschaftsweisen einzuführen. So vollzog sich allmäh lich ein Wandel in der Agrarwirtschaft. Die teils noch übliche Drei- bis Fünf tel derwirtschaft wurde abgelöst durch die in Holstein bereits praktizierte Koppelwirtschaft. Sie wurde in Mecklenburg zu einer siebenschlägigen Wirtschaft modifiziert. Dabei bestellte man im Allgemeinen drei Schläge mit Gerste, zwei mit Rog gen und einen mit Hafer, während der siebte Schlag gebracht (= in Brache gelegt) und beweidet wurde. Die All mende, den Allgemeinbesitz der Dorf genossen, hatten die Grundherren inzwischen zu ihrem Besitz geschla gen. Zur Durchsetzung der Schlag wirtschaft, die den Anforderungen ständig angepasst wurde, brauchten die Grundherren zusammenhängende Flächen. Wegen des günstigeren Ver hältnisses zwischen der Ackerbau fläche einerseits und der Weide und Brache andererseits sank der Bedarf an "Pflugdiensten". Das trieb die Legung der noch verbliebenen Bauern weiter voran. "Als aber die Guts besitzer erst hinter das Geheimnis ka men, daß man ein Gut auch sehr füglich ohne bäuerliche Frondienste .... bewirtschaften k önne,... fielen alle Rücksichten gegen die Bauern völlig hinweg" ( B o l l 1856). 3.2.3 Zu den Ergebnissen des Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs von 1755 The results of the hereditary agreement of 1755 Die Gliederung des Landes Nach mehrjährigen Anläufen und Ver handlungen von Reform versuchen im Domanium bis hin zu allerdings erfolg losen kriegerischen Unternehmungen des Herzogs C a r l L h o p o l d gegen die Stadt Rostock und die Ritterschaft kam es 1755 zwischen den Landesher ren und den Landständen zum so ge nannten Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich, der, ausgehend von fi nanziellen Regelungen, die politische Entwicklung Mecklenburgs bis 1918 bestimmte. Zwar wurde die Einheit des Landes auch bei dynastischen Teilun gen festgeschrieben, aber ebenso die Vorherrschaft der Stände bei der Be willigung herzoglicher Steuern. Sie wurden häufig nur gegen die Übertra gung herzoglicher Rechte besonders an die Ritterschaft gew ährt. Die Drei teilung des Landes in (herzogliches) Domanium, (den Besitz der) Ritter schaft und (das Gebiet der) Städte wurde politisch und damit verwaltungsmäßig verankert. Jeweils nahezu 45 % machten den Besitz des Domaniums und der Ritterschaft aus, während sich die 42 Städte auf etwa 10 % des Landes erstreckten. Da die Landesherren, von denen es seit 1701 die Herzöge von MecklenburgSchwerin und dem zweigeteilten Mecklenburg-Strelitz gab, die Regierungskosten zu tragen hatten, standen ihnen dafür die gesamten Ein nahmen aus dem domanialen Gebiet und bestimmte Einkünfte der Städte zu. Für die steuerlichen Abgaben, der ordentlichen Kontribution, wurde ein so genannter Hufenmodus festgelegt. Dieser war nach Größe und Boden güte verschieden. In den nächsten zwanzig Jahren sollten die Vermes sung und Bonitierung des Ritter landes erfolgen. Die Einkünfte der Herzöge Bis 1808 war vom Besitz der Ritter schaft lediglich der Teil zur Hälfte zu versteuern, der in und nach dem Drei ßigjährigen Krieg erworben worden war. Es wurde damit begründet, dass die Ritter ja für ihre seit der Kolonisie rung erworbenen Ritterhufen Steuer freiheit genossen. Die vor dem Drei ßigjährigen Krieg gelegten Bauern hufen wurden damit einbezogen, weil eine Aufrechnung nicht mehr möglich war. Man setzte ttir jede Erwerbsart gleiche Teile an, so dass lediglich für die niedergelcgten Bauernhufen Steu ern zu zahlen waren. Die Regelung für das Domanium über ließ man den Herzögen. Das galt allerdings nur für die bis 1748 beste henden Besitzungen. Was die Landes herren später hinzu erwarben, wurde wie ritterschaftliches Land gerechnet. Dafür hatten sie Steuern an den "Landkasten", die ritterschaftliche Kasse, zu entrichten. Der Landkasten überwies die der Regierung zustehen den Beträge an die herzogliche "Rentkammer". Bei besonderen Situationen konnte der Landtag eine außerordent liche Kontribution (Abgabe) beschlie ßen, wie es u. a. während und nach der "Franzosenzeit" geschah. Regelungen zum Bauernlegen Im 19. Artikel regelten 32 Paragraphen die "Fragen der leibeigenen Unterthanen" und legten fest, dass "die Verlegung und Niederlegung ei nem jeden G utsherren... frei und unbenommen sei". Allerdings bedurf te die Legung ganzer Dörfer der Zu stimmung der Landesherren. Später wurde durchgesetzt, dass mindestens drei Bauernhufen zu erhalten seien. Das ist in einigen Gutsdörfern heute noch erkennbar. Der Landesgrundgesetzliche Lrbvergleich erwies sich als ein Instru ment der Verselbstständigung insbesondere der Ritterschaft, die gleichsam einen Staat im Staate bilde te. Während die großherzoglichen Re gierungen in Schwerin und Neustrelitz das Domanium verwalteten, besorgte der "Engere Ausschuss" in Rostock die Angelegenheiten der Stände zwi schen den Landtagen. Natürlich enthalten die 530 Paragra phen dieses Gesetzeswerkes weit mehr als die hier dargestellten Rege lungen. Aber "auch alle anderen Be stimmungen sind nichts anderes als Zugeständnisse ... und tragen somit von vornherein den Stempel subjekti ver Färbung zu Nutz und Frommen der Stände..." ( V it k n s f . 1920). bensende mit Wohnung, Dienstperso nal und weiteren Vergünstigungen wohl versorgt waren. Zwei dieser drei bis 1945 existierenden Landesklöster befinden sich im Bereich des Natur parks, nämlich Dobbertin und Malchow. Der besonders bei Dobbertin sehr umfangreiche Grund besitz wurde analog den herzoglichen Domanialämtern von Klosterämtern mit einem Klosterhauptmann an der Spitze verwaltet. Noch 1920 befanden sich zwölf "Klostergüter" mit einer Fläche von mehr als 7.000 ha im Be reich des Naturparks. Sie unterstan den dem Engem Ausschuss und un- 3.2.4 Zur Lage in den Landes klöstern und im Domanium The condition of the monasteries and the ducal domain Die Auflösung der Klöster nach der Reformation Nachdem die Stände 1549 die Einfüh rung der Reformation in Mecklenburg beschlossen hatten, erlosch die Ver tretung der Geistlichkeit, die Gruppe der Prälaten, im Landtag. Die Lutheri sche Lehre wurde Staatsreligion. Geistliche Oberhäupter der Kirche wa ren nun die Landesherren. Weit wich tiger als die religiöse erwies sich je doch die ökonomische Komponente. Der umfangreiche Immobilienbesitz der kirchlichen Institutionen fiel dem Staat zu und wertete vor allem die Qualität des Domaniums auf. Beson ders die Klöster waren teils zu um fangreichen, eigenständigen, feudalen und vermögenden Unternehmen ge worden. Ihre Erwerbung zum Nullwert ließ die geistliche Reformation für die Landesherren und Stände lukrativ er scheinen. So wurde der größte Teil des Kirchenbesitzes säkularisiert (enteig net) und damit landesherrlicher Besitz. Die nunmehr zwei Landstände setzten es aber durch, dass drei der Nonnen klöster als adlige Damenstifte erhalten blieben. Hier brachten die Stände ihre ledigen Töchter unter, die damit gegen ein oft schon bei der Geburt entrichte tes Linschreibegeld bis zu ihrem Le Abb. 8 Klosteranlage Dobbertin The Dobbertin cloister complex terlagen den Landtagsbeschlüssen. Ihre Erfüllung kontrollierte ein Klosterkomitee. Die Domanialämter unterstanden dagegen den herzogli chen Regierungen. Die Strukturen wa ren aber ähnlich. Darum kann man über die Entwicklung der Gutsw'irtschaft in den Domanial- und Kloster ämtern nahezu gemeinsame Aussagen treffen. Ähnlich handhabten es die Städte in ihren Kämmereidörfern, von denen es in unserem Raum keine gibt. 15 Die Verwaltung der Dörfer des Domaniums und der Klöster Zur Verwaltung des Domaniums, "dem in herzoglicher Hand vereinigten Rest eines ursprünglich das ganze Land umfassenden Besitzes" ( K a r g e et al. 1993), bestanden zeitweise bis zu 48 Domanialämter. Sie waren oft aus bereits in der Slawenzeit bestehenden "Terrae" bzw. alten Vogteien hervorge gangen. Hier wie in den Klosterämtem gab es außer dem (groß-) herzoglichen keinen Adelsbesitz. Erst die an ande rer Stelle dargestellten Bevölkerungs veränderungen erforderten Maßnah men zur Sicherung der landwirtschaft lichen Produktion in der Gemengelage der Dreifelderwirtschaft. Beim Frei werden von Hufen, die nicht wieder besetzt werden konnten, wurden wie in den ritterschafitlichen Dörfern besonders seit dem Dreißigjährigen Krieg Bauhöfe, Meierhöfe bzw. Verwaltereien eingerichtet. Handelte es sich um einzelne Stellen, musste die Dorfschaft unter Verantwortung des Schulzen den Acker mit bearbeiten. War die Hofstelle noch bewohnbar, wurden dort landlose Dorfbewohner eingewiesen. Nahm der "Leerstand" einen größeren Umfang ein, befahl der Amtshauptmann die Bauern der umlie genden Dörfer zu Dienstleistungen. Dann beauftragte er einen seiner Be amten mit der Organisierung der not wendigen Arbeiten und Beaufsichti gung der Dienstleute. Während das DorfTechentin im Domanialamt Gold berg bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg einen "bawhoff' aufwies, blieb es bis etwa 1950 ein reines Bauern dorf. Es war also der "B auhof wieder besetzt worden. Das Nachbardorf Zidderich, in dem die Techentiner Dienste zu leisten hatten, hatte schon 1669 einen Pachthof, aber auch 1757 noch sechs Bauern. Sie wurden in je nem Jahr gelegt, und zwar derart, dass sie auf Hufen in vier Nachbardörfern gesetzt wurden. Damit war Zidderich vollkommen zu einem "bauemlosen" Dorf geworden. An anderer Stelle der Feldmark wurde der "M eier-H of neu errichtet. Während zunächst der Küchenmeister des Amtes Goldberg 16 diesen verwaltete, wurde er nach dem Bau eines Verwalterhauses um 1775 verpachtet. Ähnlich verlief die Entwicklung überall im Domanium und den Kloster ämtem. Man war bestrebt, so viele Bauernhufen wie möglich zu erhalten und weitgehend "reine" Bauern- bzw. Gutsdörfer zu bilden, wobei das Verle gen der Bauern dazu günstige Mög lichkeiten bot. Noch " 1833 wurden die 12 Mestliner Bauern in die Ausbauten umgesiedelt und der Ruester Feldmark zugeteilt.... Mestlin war fortan ein rei nes Gutsdorf, während Ruest zum gro ßen Bauerndorf aufgewertet wurde. Ruest hatte fortan 26 Bauernstellen: 8 bisherige, 12 aus Mestlin, 4 aus Groß Breesen." ( P e t e r s etal. 2001). Die lan desherrlichen und klösterlichen Guts dörfer wurden als Meierhöfe auf 12, 18 oder 24 Jahre verpachtet. Später bezeichnete man sie als Domanialgtiter oder Domänen. Als die Einführung der Schlag wirtschaft gegen Ende des 18. Jh. ei nen geringeren Bedarf an Arbeitskräf ten zur Folge hatte, erübrigten sich die bäuerlichen Hofdienste. Sie wurden in Dienstgelder umgewandelt. Die erfor derlichen Arbeiten vernichteten die Einlieger, die sich wie in der Ritter schaft auch im Domanium aus geleg ten Bauern, nicht erbenden Bauern söhnen usw. rekrutierten. Rein äußerlich unterschieden sich die Klostergüter und Domänen wenig von den ritterschaftlichen Gütern, doch wurde hier manches im Interesse der Erhaltung eines lebensfähigen Bauernstandes "humaner" geregelt, und die Eigentümer (Klöster und Lan desherren) hatten den Pächtern ge genüber eine Reihe von Verpflichtun gen, z. B. bezüglich der Bautätigkeit. During the Thirty Years War Mecklenburg was badly devastated in 1637/38. There were high casualties and agriculture lay fallow due to lacking husbandry. The gentry was able to round up their properties and had the remaining peasants work on their fields. Peonage was legally introduced in Mecklenburg in 1645 and lasted until 1820. By contractual agreement between the gentry, the cities and the dukes during the second half of the 18Lh Century Mecklenburg was divided into three types o f ownership: ducal domain (appr. 45%), gentry estates (approx. 45%) and property o f the cities ( 10%) Three monasteries, following the Lutheran reformation, had come into the shared property of the gentry. 3.2.5 Die Vervollkommnung der Gutsbildung bis zur Auf hebung der Leibeigenschaft From the perfection of the feudal estate system to the abolition of peonage Änderungen in den Eigentumsverhältnissen Bei der Inkraftsetzung des Landes grundgesetzlichen Erbvergleichs 1755 gab es unter den rund 600 Inhabern der etwa 1000 ritterschaftlichen Güter in Mecklenburg bereits einige nicht adlige Besitzer. Das nahezu unbe schränkte Eigentumsrecht erlaubte auch den Handel mit Gütern ein schließlich der leibeigenen Guts bediensteten. Damit konnten vermö gende Angehörige des aufstrebenden Bürgertums in den Besitz von Ritter gütern gelangen. Als Folge des Siebenjährigen Krieges, der sich gra vierend auf Teile Mecklenburgs aus wirkte, sowie wegen Viehseuchen und Missernten zwischen 1765 und 1774 ging etwa ein Achtel der Rittergüter in Konkurs und wechselte damit den In haber. Weniger üblich waren Verpach tungen im Bereich der Ritterschaft. Da mit dem Rittergut die Landtags fähigkeit des Besitzers verbunden war, gelangten nun auch Nichtadlige in dieses Gremium. Die Umstellung in der Feldwirtschaft In jener Zeit gab es weitere Umstellun gen in der Wirtschaftsweise, die vom gewandelten Bedarf ausgingen, der sich wiederum aus der gestiegenen Bevölkerungszahl in den Städten und aus verbesserten Exportmöglichkeiten ergab. Bei Getreidekulturen wechselte der Anbau mehr zu Weizen, dazu ka men Hackfrüchte wie Kartoffeln und Futterrüben, weitere Futterpflanzen, z. B. Klee, und Kulturen, die der indus triellen Verarbeitung dienten, wie Flachs, H anf oder Tabak. Damit muss te die Bodenbearbeitung im Hinblick auf eine verbesserte Fruchtfolge wei ter vervollkommnet werden. Man düngte bereits mit Teichmodder und Kalkmergel und bemühte sich um die Vergrößerung des Naturdunganteils. Pflug, Haken und Egge bildeten weiterhin die vorherrschenden Bodenbearbeitungsgeräte. Abb. 9 Schäfer m it Herde Shepherd with flock Tierhaltung in Holländereien und Schäfereien Da auch Fleisch, Felle sowie Milch produkte mehr gefragt waren, machte sich eine Steigerung der Tierhaltung bezahlt. Die Grundherren ließen die er fordert ichen Stallungen bauen, Weide flächen einrichten und Futterpflanzen produzieren. Sie übertrugen die Vieh haltung Subunternehmern. Die kamen ursprünglich aus Holland, wo es lang jährige Erfahrungen a u f diesem Gebiet gab. Sie übernahmen die gesamte Milchwirtschaft eines Gutes als Hol länderei in eigene Verantwortung und zahlten den Grundherren Pacht. Als die Textilindustrie durch Mechanisierung vervollkommnet wur de, stieg der Bedarf an Wolle. Parallel dazu stiegen die Preise. Die Haltung größerer Schafherden wurde rentabel. Schäfer wurden wie Holländer Subun ternehmer und richteten Schäfereien ein, für die wiederum die Grundherren die nötigen Flächen, Futtermittel und Unterkünfte bereitstellten. Hierbei ging es auch um die Gewinnung von Naturdung als Nebenprodukt. Die Nutzung des Waldes Wegen des Menschenmangels auf dem Fände veränderte sich das Siedlungsbild im Verlaufe des 17. und 18. Jh. Viele Flächen, die nicht bestellt werden konnten, w urden naturbewal det, oder man nutzte sie lediglich als Viehweide. Um die seit dem Dreißig jährigen Krieg mit Wald bedeckten Wüstungen dem Ackerbau wieder zu- Teerschwelerei und Glasherstellung hin (Wooster Teerofen bei Sandhof, Glashütte bei Alt Schwerin, Nossen tiner Hütte). Auch sonst boten Wal dungen ihren Eigentümern von jeher die Möglichkeit der profitablen N ut zung. Die Zeit der Eichen- und Bu chenmast für in den Wald getriebene Schweine war allerdings inzw ischen überholt, ebenso meist die Fieferung gut gewachsener Bäume als Schiff bauholz an die Küste. Schon seit der Kolonisierung musste der Wald das Brennmaterial für Ziegeleien und Kalk öfen liefern. Im 18. Jh. setzte sich die Erkenntnis durch, dass nur eine plan mäßige Forstwirtschaft die nachhalti ge Gewinnung von Nutzholz ermög licht. Darauf wurde besonders in den umfangreichen Klosterforsten und den domanialen Waldgebieten Wert gelegt. Die meist kleineren und in Einzelbesitz befindlichen Waldflächen der ritterschaftlichen Gebiete ließen eine großräumige effektive Bewirt schaftung weniger zu. Hier wurde öfter Raubbau zugunsten einer kurz- Abb. 10 Teerofen in der Nossentiner Heide (um 1920) Tar kiln in Nossentiner Heide (around 1920) gänglich zu machen, mussten sie ab geholzt werden. Das Holz wurde in Meilern zu Holzkohle und in Teeröfen zu Holzkohle und Teerprodukten ver arbeitet. Wo geeigneter Quarzsand vorhanden war, schlossen Glasmeister Verträge mit den Grundbesitzern ab. Dadurch wurde die Errichtung von Glashütten und nach deren Auflassung die Gewinnung von zusätzlichem Ackerland möglich. Noch heute weisen Flur- und Ortsnamen auf die frühere fristigen Gewinnorientierung betrie ben. Die Aufhebung der Leibeigenschaft Dem Geist der Französischen Revolu tion mit seinen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wider sprach das System der Leibeigen schaft vollkommen. Den leibeigenen Teilnehmern an den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 war von den Herzö 17 gen die Freiheit zugesichert worden. Als nahezu einziger Grundherr hob G k o r g F e r d in a n d v o n M a l t z a h n auf Penzlin am Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht 1816 die Leibeigen schaft in seiner Begüterung auf. Damit wurde eine Diskussion in Gang ge bracht, die 1820 mit einer Patent verordnung zur Aufhebung der Leib eigenschaft in Mecklenburg-Schwerin ihren Höhepunkt erfuhr. Zwar wurde die Gutsuntertänigkeit mit sofortiger Wirkung aufgehoben, aber andere Re gelungen über Freizügigkeit, Arbeits-, Wohn- und Heimatrecht sollten erst schrittweise in den nächsten vier Jah ren in Kraft treten. Damit erhielten die Gutsarbeiter wohl mehr Rechte, je doch das miteinander gekoppelte Wohn- und Arbeitsverhältnis, von dem wiederum das Heimatrecht und damit die Fürsorge im Krankheits- und Altersfall abhingen, boten auch den Gutsherren neue Möglichkeiten, Druck auf Gutsarbeiter auszuüben. Jetzt waren die Gutsbediensteten freie Lohnarbeiter, die im Allgemeinen als Tagelöhner bezeichnet werden. Unter schiede gegenüber Industriearbeitern und Handwerksgesellen bestanden z. B. in der saisonbedingten Arbeit, in der Löhnung nicht nur durch Geld, sondern auch durch Naturalleistun gen, dem so genannten Deputat. In den Gutsdörfern gab es für die Tage löhner Wohnungen in Katen, über die allein der Gutsherr verfügte, weil sie ihm gehörten. Insofern brachte die Aufhebung der Leibeigenschaft für die Ritterschaft kaum Nachteile. Sincc the second half o f the 18th Century more and more gentry estates were acquired by commoners. Agriculture and animal husbandry (cattle, sheep) were improved. The forests were utilized to provide tar and energy for the manufacturing of glass. The Clearing of forests providcd new lands for agriculture. Poor soil was afforested. Peonage was legally abolished in 1820, but strong economic dependence persisted. 18 3.3 Die volle Entfaltung der Gutswirtschaft in Mecklenburg The height of the feudal estate system in Mecklenburg 3.3.1 Mecklenburgische Güter im 19. Jahrhundert Mecklenburg's estates in the 19th Century Der Aufschwung "Das 19. Jahrhundert... war eine Epo che, die die Landwirtschaft auch in Mecklenburg und in Vorpommern zu hoher Blüte führte und betriebs technisch weit stärker forderte, als es die vorausgehenden fünf bis sechs Jahrhunderte ... vermocht haben. Sie begann freilich mit e in er... höchst krisenhaften Periode, die sich über das erste Viertel des 19. Jahrhunderts erstreckte" ( M a g e r 1955). Maßgebli che Ursache war die Entfaltung der In dustrie besonders in Westeuropa. Die dazu notwendigen Arbeitskräfte ka men von den Dörfern in die wachsen den Städte. Damit erhöhte sich der Nahrungsbedarf, den auch die mecklenburgische Landwirtschaft deckte. Von den höheren Einnahmen konnten in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die von der Industrie geschaffe nen, damals modernen Landmaschi nen bezogen werden. Mit ihrer Ver wendung waren die Erträge zu stei gern. Die schwere Feldarbeit wurde zwar erleichtert, führte aber auch zu ei nem geringeren Bedarf an Arbeitskräf ten. Damit wuchs die soziale Unsi cherheit der Landarbeiter, die deshalb in größerer Zahl das Land verließen. Zwischen 1851 und 1861 wunderten z. B. 109 Einwohner aus Hallalit und Steinhagen nach Nordamerika aus ( B a k t c k h 1992). Von dem kleinen Dorf Zidderich trennten sich zwischen 1866 und 1875 78 Personen. Die Konjunktur kam besonders größe ren Betrieben zugute, wenn sich die Gutswirtschaft den neuen Forderun gen stellte. Während in der bisherigen Schlagwirtschaft der Getreideanbau vorherrschte und die Brache sowie das darauf erfolgende Weiden des Viehs eine wichtige Rolle spielten, musste z. B. der Anbau von Futter pflanzen zur Erhöhung der Tier bestände verstärkt werden, damit ne ben dem Brotkom auch tierische Pro dukte ausgeführt werden konnten. Über den Tiermagen veredelte Nah rungsmittel erzielten höhere Preise als pflanzliche Handelsgüter. Neben dem Einsatz von neuartigen Bodenbearbeitungsmaschinen wur den in den Jahren bis etwa 1870 weite re Neuerungen besonders auf den Gü tern eingefuhrt. Die Agrarwissen schaft lieferte Grundlagen für die Er kenntnis, dass dem Boden die durch den Pflanzenanbau entzogenen Stoffe durch künstliche Düngemittel wieder zugetührt werden müssten. So traten neben den Stall- bzw. Weidedung und die aus der heimischen Natur entnom menen Dünger importierte Düngemit tel, z. B. der Vogeldung Guano und Salpeter aus Südamerika. Aus heimi schen Salzbergwerken stammte das Abfallprodukt Kali. Man begann den Wasserhaushalt der Felder durch die Verlegung von Drainageröhren zu re gulieren. Deren Herstellung sicherte auch das Entstehen und die Arbeitsfä higkeit zahlreicher Ziegeleien, natür lich neben der Herstellung von Ziegel steinen verschiedener Art für den Ausbau von Gutsanlagen. Im Bereich des Naturparks existierten etliche die ser Ziegeleien, über die im Speziellen Teil berichtet wird. Die Industrialisierung auf dem Lande Etwa um 1870 begann eine weitere Phase der entwickelten Guts wirtschaft. "Statt strohgedeckter Fachwerkbauten sah man jetzt mit Back- oder Kalksandstein massiv aufgemauerte Gebäude, die mit Dach steinen, Schiefer oder Dachpappe ge deckt waren. Anstatt die anfallenden landwirtschaftlichen Arbeiten mit vor wiegend hölzernen Geräten zu verrich ten, wurden nun ... eiserne Geräte ver wendet" ( H e n n ie s 1997). Neben den teten um die Wende vom 19. zum 20. Jh. im Gebiet des Naturparks ( B a e t c k e 1992). Die seil der Milte des 19. Jh. erbauten Kunststraßen bzw. Chausseen, die Eisenbahnlinien sowie kanalisierte Flüsse boten auch für Agrarerzeug Abb. 11 Dreschkästen auf dem Gutshof Sophienhof (1939) Thresher on the estate Sophienhof (1939) Bodenbearbeitungsgeräten wurden Säh- und Mähmaschinen genutzt. Die zunächst göpel-, später dampf maschinengetriebenen "Dreschkäs ten" lösten den Dreschflegel ab. Die verstärkte künstliche Düngung trug ebenso zur Ertragssteigerung bei wie der Übergang zu einem geregelten Fruchtwechsel. Hierzu zwang auch eine erneute Absatzkrise für Getreide. Dadurch gewannen die Hackfrüchte eine größere Bedeutung. Ein Teil von ihnen lieferte die Grundstoffe für in dustrielle Verarbeitungsmethoden. 1880 wurde die erste Zuckerfabrik in Mecklenburg errichtet, ln den nächs ten 20 Jahren entstanden 11 weitere ( B u c h s t e in e r 2000). In unserem Raum existierten die Zuckerfabriken Lübz und Dahmen. Zur Verwertung der Kar toffeln ließen einige Besitzer auf ihren Gütern Kartoffelflocken- und Stärke fabriken sowie Spiritusbrennereien bauen, z. B. in Cramon, Alt Schwerin und Alt Gaarz. In zentral gelegenen Orten entstanden zunehmend Molke reien auf genossenschaftlicher Grund lage, so auch in Jabel und Voll rathsruhe. Natürlich verarbeiteten Mühlen weiterhin das Getreide. Sie wurden durch Wasser, Wind oder nun auch schon durch "Rohöl-Motoren" angetrieben. Mindestens sieben die ser verschiedenartigen Mühlen arbei- seher Arbeiter nach Deutschland zu verzeichnen. Verstärkt wurde sie durch die steigende Landflucht. Die Industrie zog die Arbeitskräfte in die Städte und löste eine große Binnen wanderung aus. So kam es zur "Leute not" in der Landwirtschaft. Abb. 12 Pflügen m it einem Lokomobii Mobile steam plough at work nisse günstige Transportmöglich keiten. Im Gegenverkehr gelangten dann die Bedarfsgüter zu den Landwirtschaftsbetrieben. Die "Ab fallprodukte" der Nahrungsgüter industrie wie Rübenblätter, Treber usw. wurden als Viehfutler genutzt, wodurch die tierische Produktion ei nen Aufschwung erlebte. Mit Hilfe der Züchtung erzielte man "Wunschtiere", die sich durch höhere Milchleistung, bessere Fleischqualität u. ä. auszeich neten. Ausländische Wanderarbeiter auf den Gütern Die Güter kamen zur Erntezeit mit ihren eigenen Kräften nicht aus und warben ausländische Arbeiter an. Ursprüng lich halfen diese besonders bei der Getreideernte und wurden deshalb "Schnitter" genannt. Durch die Mechanisierung dieser Arbeiten (Mähbinder, Dreschmaschine) wurden zwar Arbeitskräfte eingespart, doch zunehmend bei der Pflege und Ernte der Hackfrüchte (Kartoffeln, Rüben) benötigt. Die Mechanisierung der landwirtschaftlichen Produktion hatte zunächst den Hackfruchtanbau aus geschlossen. Hier herrschte weiterhin Handarbeit vor. Deshalb war seit den 90er Jahren des 19. Jh. eine zunehmen de Masseneinwanderung ausländi- 1910 hielten sich in MecklenburgSchwerin 12.974 ausländische Arbeiter auf. 1925 erhöhte sich der ausländi sche Bevölkerungsanteil auf25.489, womit das Land mit seinem Ausländeranteil an der Spitze Deutsch lands la g (H E N M E S 1995). Man muss von einer wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Stunden bei diesen Saisonkräften ausgehen. Da sie sieh mit primitiven Wohnverhältnissen zu frieden gaben, kamen sie dem Guts besitzertrotz gleichen Lohns billiger als deutsche Landarbeiter. Einige Gutsbesitzer ließen allerdings moder ne Massenunterkünfte errichten, in denen bis zu 100 Saisonarbeiter unter gebracht w'erden konnten. Noch heute finden wir diese so genannten "Schnitlerkasernen" in unseren Gutsdörfem. Von 53 eigenständigen Gütern besaßen mindestens 23 (43 %) eine Schnitterkaserne, von denen acht nicht mehr existieren. Die Masse der Ausländer stammte aus Polen. Vor dem Ersten Weltkrieg kamen die aus ländischen Wanderarbeiter vorrangig aus Russisch-Polen und der Österreichisch-Ungarischen Ukraine (Ruthenien). Hinzu kamen Polen aus Prcußisch-Polen als inländische Wan derarbeiter. In den beiden Weltkriegen waren zudem Kriegsgefangene in der mecklenburgischen Landwirtschaft 19 S c h n i t t e r - Ra n«rn« 3.3.2 Die Wandlung der Güter zu landwirtschaftlichen Unternehmen in der ersten Hälfte des 20. Jh. The conversion into agricultural enterprises in the first half of the Abb. 13 Die Schnitter kaserne A lt Schwerin (7970) Seasonal workers' lodging in Alt Schwerin (1910) Abb. 14 B/ick in den Schlafraum von Schnittern (Museum A lt Schwerin) View into dormitory of seasonal workers' lodging (museum Alt Schwerin) eingesetzt. Zwischen dem 15. Dezem ber und dem 15. Februar mussten die Ausländer Deutschland wieder verlas sen (Karenzzwang), um deren Sess haftigkeit zu verhindern. Während des Ersten Weltkrieges und in den ersten Jahren der Weimarer Republik war die ser Karenzzwang wegen der Inflation ausgesetzt worden, so dass sich die Tendenz der Sesshaftigkeit verstärkte. In den 20er und 30er Jahren des 20. Jh. beantragten und erhielten viele dieser polnischen Landarbeiter und ihre in Deutschland geborenen Kinder die deutsche Staatsbürgerschaft. Noch heute finden sich polnische Familien namen in vielen mecklenburgischen Dörfern. In der Weltwirtschaftskrise sank die Zahl der in Mecklenburg be schäftigten ausländischen Landarbei ter stark ab. 1933 wurden nur noch 13.539 gezählt. Erst nach 1937 stiegen diese Zahlen w ieder erheblich an, um durch den Zwangsarbeiter- und Kriegs gefangeneneinsatz während des Zwei ten Weltkrieges unter zum Teil un 20 menschlichen Bedingungen Massen ausmaße anzunehmen ( H e n n ie s 1995). During the 19th Century, particularly in its second half, agriculture in Mecklenburg experienced a substantial boom. Industrialization was the main driver and agriculture itself was industrialized. New machines and appliances came to market, mineral fertilizer was introduced, new varieties of crop were developed etc. The logistics of goods was substantially improved by the construction of roads and railways. Industrialization also meant the the loss of many jobs and emigration to America swell to great numbers in the second half of the 19th Century. Yet at the end o f the 19th Century many seasonal workers were again needed for the harvesting o f root crop (like potato and sugar beet) which required manual labour. These came main ly from abroad to Germany and were accommodated in special lodgings for seasonal workers. 20th Century Die Mechanisierung der Güter Gegen Ende des 19. Jh. gehörte Deutschland zu den entwickeltesten Industriestaaten in Europa. Auch die Landwirtschaft folgte diesem Kurs. Wollte man im Konkurrenzkampfbestehen und den Binnenmarkt nicht ge gen ausländische Anbieter verlieren, war es notwendig, die Landwirt schaftsprodukte so kostengünstig wie möglich zu erzeugen. Das konnte durch Verbilligung der Material- und Lohnkosten bewirkt werden. Dazu musste wiederum in Maschinen, Dün ge- und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie in die Tier- und Pflanzen züchtung investiert werden. Durch weitere Modernisierungsmaßnahmen wurden die Güter zu kapitalistisch ge führten, marktwirtschaftlich orientier ten "landwirtschaftlichen Unterneh men" ( B u c h s t e in e r 2000). Bis zum Ers ten Weltkrieg war die Mechanisierung in den mecklenburgischen Gütern recht fortgeschritten. 1895 befand sich Mecklenburg "bei der Verwendung von Landmaschinen, bezogen auf alle Agrarbetriebe, im hinteren Teil Deutschlands, bei solchen über 100 ha in Mecklenburg-Schwerin ... an zweiter Stelle" ( S t u t z 1998). Der Erwerb von Rittergütern durch das Bürgertum Der schon nach 1750 einsetzende Er werb von Rittergütern durch Angehö rige des Bürgertums setzte sich fort. 48 der 53 bearbeiteten Güter wurden zum Vergleich herangezogen. Im Ge biet des Naturparks waren 1853 von 48 untersuchten Gütern noch 40 % im Eigentum bzw. in Pacht von Adligen, 1903 waren es 33 % und 1928 nur noch 30 %. Umgekehrt stieg der Anteil bürgerlicher Besitzer und Pächter seit 1853 von 60 % auf 70 % im Unter suchungsjahr 1928. Zwar sind die Zahlen nicht ganz genau, weil z. B. Mehrfachbesitz nicht berücksichtigt wurde, sie zeigen aber deutlich die Entwicklungsrichtung und die Tatsa che, dass der Adel bereits 1853 zahlenmäßig ins Hintertreffen geraten war. Natürlich spielten auch Größe und Wirtschaftskraft der einzelnen Güter beim politisch-gesellschaftli chen Einfluss des jeweiligen Guts besitzers eine Rolle. Die vorliegenden Zahlen aus dem Bereich des Natur parks für 1903 und 1928 zeigen, dass in den 25 Jahren der Anteil kleinerer Güter bis 500 ha von 40 % auf 46 % wuchs. Betriebe zwischen 500 und 1000 ha machten 1903 knapp die Hälf te des Bestandes aus, 1928 nur noch 40 %. Die Anzahl großer Güter mit über 1000 ha Land sank von zw ölf auf sieben (M ecklenburger Staats kalender, verschiedene Jahrgänge). Diesen Zahlen entsprechen auch die Abb. 15 Winke/bau in Neuhof Angular building at Neuhof Güter des heutigen Müritzkreises, wie sie B a h i c k e (1992) mitgeteilt hat. Hierbei wurde nicht berücksichtigt, dass eine Reihe von Landwirtschafts betrieben in einer Hand war. Die Aufsiedlung von Gütern Während der vergangenen 200 Jahre hatte es immer wieder Zeiten des Aufschwungs und des Niedergangs für die Güter gegeben. Teils waren sie ob jektiv durch Absatzkrisen bedingt, teils subjektiv durch ungeeignete Wirtschaftsweise von einzelnen Guts herren. Meistens rettete ein Verkauf das Weiterbestehen des Betriebes. Nach 1918, als durch verschiedene Wirtschaftskrisen, aber auch wegen Erbauseinandersetzungen, viele Güter in den Pleitenstrudel gerissen wurden, führte man die Aufsiedlung ein. die zwar die Existenz der betroffenen Gü ter beendete bzw. ihre Flächen stark verringerte, nicht aber die landwirt schaftliche Produktion. A uf der Grundlage des Reichssiedlungsge setzes von 1919 erhielten Siedlungsgesellschaften das Vorkaufsrecht für marode Güter. Sie ließen die Betriebe in Parzellen von meist bis zu 20 ha auf teilen und verkauften diese an siedlungswillige Personen. Die Siedler kamen teils aus den Industriegebieten Westdeutschlands, teils aus den an Polen abgetretenen Gebieten, aber auch ehemalige Tagelöhner und nicht erbende Bauernsöhne konnten Sied lungen erwerben. Sie erhielten Kredi- Ställen ergänzt, wie es in Klocksin, Medow und Suckwitz der Fall war. Von 1924 bis 1937 waren mindestens neun (17 %) der untersuchten Güter von ei ner Aufsiedlung betroffen. Das waren 10 bis 11 % der Gesamtfläche. Durch diesen Prozess wurden etwa 280 neue Siedlungen geschaffen. 3.3.3 Das Ende der Guts wirtschaft in Mecklenburg nach 1945 The end of the traditional estate system in Mecklenburg in 1945 Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete auch das Ende der Guts herrschaft in Mecklenburg und den durch die Besatzungsmacht hinzuge fügten Teilen von Vorpommern. Seit den ersten Maitagen 1945 befand sich das Gebiet des Naturparks in sowjeti scher Hand. Die durch den damaligen Abb. 16 Einfirsthaus bei Suckwitz ( 1930er Jahre) Singular ridge house at Suckwitz (1930s) te, um sich einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb aufbauen zu können. Teilweise blieben "Resthöfe" erhalten, die mit Hilfe der aus den aufgesiedelten Teilen gewonnenen Er löse saniert werden konnten. Noch heute erkennt man die damals errichte ten einheitlichen Typen der Wohnund Wirtschaftsgebäude in manchen Dörfern, z. B. Diestelow, Neuhof, Kressin, Sophienhof Grabowhöfe, Nossentin u. a. Teilweise wurde aber auch der vorhandene Gebäude bestand in den Dörfern genutzt und durch den Bau von Scheunen und Vorsitzenden der KPD, Wilhelm Pieck, in der sowjetischen Besatzungszone verkündete Bodenreform traf im Sep tember 1945 alle Landwirtschafts betriebe ab 100 ha und auch kleinere Betriebe von "Kriegs- und Nazi verbrechern". Sie wurden entschä digungslos enteignet und ihr Besitz in den meisten Fällen in Flächen von bis zu zehn ha an die bisherigen Landar beiter, Flüchtlinge und Vertriebenen durch Auslosung verteilt. Ebenso wurden die noch vorhandenen Gebäu de, Maschinen und Tierbestände auf geteilt. Wenige Betriebe bestimmte 21 man als Landesgüter für die Züchtung von Pflanzen und Tieren (z. B. Karow). Die vereinzelt noch nicht geflüchteten Gutsbesitzer- und Pächterfamilien durften sich in einem bestimmten Um kreis um ihren bisherigen Besitz nicht ansiedeln. Hunderte von Familien er hielten durch die Bodenreform unter schwierigsten Bedingungen die Mög lichkeit des Überlebens in der Nach kriegszeit. Dass die unmittelbaren Nachkriegsprobleme auf dem Wege ei ner derartigen "Bodenreform" zu lö sen versucht wurden, lag vorwiegend in der kommunistischen Klassen kampfideologie begründet. Die "Ent machtung der Junker und Großgrund besitzer" traf Schuldige und Unschul dige gleichermaßen. During the 20th Century most estates evolved into modern Capital ist agricultural enterprises. By 1928 only 30% o f the gentry estates were still owned by noble families. After 1918 many estates as a consequence o f several economic crises feil into bankruptcy and were acquired by "settlement" Companies. These, in turn, partitioned the large estates into lots o f appr. 20 hectares and resold these to interested new settlers. The end o f World War II for Mecklenburg meant the end o f most gentry estates as their owners were expropriated without compensation in the course o f the land refonn of September 1945. Land, stables and cattle were distributes among new settlers. 22 3.4. Das Schicksal der bisherigen Güter in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR The fortunes of the former estates under Soviet occupation and during the GDR 3.4.1 Die Neubauernsiedlungen The settlements for new farmers Der schwere Anfang Während auf den von der Bodenre form betroffenen Gütern 1945 und 1946 teilweise noch wie bisher gear beitet wurde, in einigen Orten unter dem Kommando von dort stationier ten Trupps der Besatzungsmacht, be gann mit dem Herbst 1946 die Arbeit neu so genannte Maschinenhöfe ein, von denen eine Ausleihe erfolgen konnte. Später entwickelten sich diese Maschinenhöfe zu staatlich eingerich teten Maschinen-Ausleih-Stationen (MAS), die zu ihrem Bestand neue Land- und Zugmaschinen aus sowjeti scher und DDR-Produktion erhielten. Da die bisherigen ländlichen Genos senschaften, von denen die Raiffeisen-Genossenschaft die bedeu- Abb. 17 Aufteilung der Gutsflächen während der Bodenreform Partitioning of estate lands during land reform auf den Parzellen. Man musste zunächst mit dem auskommen, was nach den Kriegswirren an Vieh und Maschinen übrig geblieben war. Ein Neusiedler hatte z. B. eine Kuh gelost, ein anderer ein Pferd, aber keine Kuh. Einer bekam eine Drillmaschine, der andere einen Mähbinder, aber beiden fehlte die Anspannung. So war eine gemeinschaftliche Arbeit zunächst un umgänglich. Bald wurde die Vereini gung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) gegründet. Sie richtete aus den übrig gebliebenen Landmaschi- tendste wrar, zerschlagen werden wa ren, bildete die VdgB landwirtschaftli che Dorfgenossenschaften zur Versor gung mit Gebrauchsgütern in den Dörfern. Jeder Bauer hatte ein Abliefe rungssoll an tierischen und pflanzli chen Produkten zu erfüllen. Hierbei wurde zugunsten der Neusiedler noch sehr stark zwischen größeren und klei neren Betrieben differenziert. Das Neubauernbauprogramm 1948 erließ die sowjetische Militär administration den Befehl 209, der den deutschen Verwaltungsstellen zur Auflage machte, das so genannte Neubauernbauprogramm zu beginnen. Viele der Siedler hatten notdürftige Unterkünfte in den Gutshäusern und in anderen Gebäuden gefunden. Für sie sollten durch ihre aktive Mithilfe kombinierte Wohn- und Stallgebäude geschaffen werden, die teils auch heu te noch einige Dorfbilder prägen (z. B. Steinhagen, Leisten, Hof Hagen). Aus Mangel an neuem Baumaterial fiel ein Teil der Bausubstanz der Güter dem Abriss zugunsten der Errichtung von "Siedlerhäusem" zum Opfer. Die of fensichtlichen Baulücken in vielen Neusiedlerdörfern lassen erkennen, dass dieses Bauprogramm wegen werden. Auch in den Altbauerndörfem steigerte sich die Fluchtbewegung in Richtung Bundesrepublik, beson ders bei den so genannten Großbau ern mit Betrieben, die sie nicht allein mit Familienangehörigen bearbeiten konnten. Gegen sie wurde der "Klas senkampf" besonders in Form eines sehr hohen Ablieferungssolls mit har ter Bestrafung bei Nichterfüllung und sehr begrenzter Zuteilung von Han delswaren und Maschinenleistlingen geführt. Deren Hufen wurden zu nächst zu "Örtlichen Landwirtschafts betrieben" (ÖLB) zusammengefasst. Das alles führte zu einem Niedergang der Landwirtschaft und gefährdete die Volksernährung, denn an Importe war kaum zu denken. Das war Ursache und Beginn einer rentableren Groß raumwirtschaft in der jungen DDR. Abb. 18 Neubauernhaus in Klein Wange/in New settler's farm house in Klein l/l Materialmangels und Aufgabe etlicher Siedlungen durchaus nicht planmäßig verwirklicht wurde. 3.4.2 Die Landwirtschaft lichen Produktionsgenos senschaften (LPG) The agricultural co-operatives (LPGs) Bauern fliehen in den Westen Zw'ar gelang es, in relativ kurzer Zeit auf den ehemaligen Gütern eine wieder produzierende Landwirtschaft aufzubauen, aber unter kaum nachzu vollziehenden Schwierigkeiten. Man cher Neubauer gab auf. Dessen Land musste von den Übrigen mitbearbeitet Ab 1952 bildeten sich erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossen schaften, nicht nur in ehemaligen Guts-, sondern auch in Altbauemdörfern. Innerhalb der folgenden zehn Jahre gelang es, alle Bauern der DDR zu Genossenschaftsbauern zu ma chen. Die Beweggründe und Werbe methoden waren sehr unterschiedlich und die Bauern waren nicht immer frei in ihren Entscheidungen. Wenn auch manches rein äußerlich der alten Guts wirtschaft ähnelte, gab cs doch gewis se Unterschiede: Auch solche LPGen, die miserabel wirtschafteten und nur Schulden hatten, wurden vom Staat gestützt, später auch mit gut gehen den Betrieben verschmolzen. Die LPG-Mitglieder, die Boden und Gebäude eingebracht hatten, blieben zumindest nominell deren Eigentümer. Es gab keinen einzelnen LPG-Inhaber. Die Leitung setzte sich aus einem ge wählten Vorstand zusammen, an des sen Spitze der Vorsitzende stand, der für die wirtschaftliche Führung des Betriebes verantwortlich und den Mit gliedern rechenschaftspflichtig war. So genannte Brigadiere unterstützten seine Leitungstägigkeit in speziellen Bereichen, z. B. Viehzucht, Feldbau, Technik. Nach 1970 begann man, zunächst im Feldbau, größere Einhei ten zu schaffen. Damit in Verbindung stand der Übergang zur "industrie mäßigen Produktion in der Landwirt schaft". Darunter wurde der Übergang zur Spezialisierung, zunächst in Form der Trennung von Pflanzenbau und Tierzucht, verstanden. Es entstanden Betriebe mit über 4.000 ha landwirt schaftlicher Nutzfläche. Um sie ratio nell bearbeiten und Transportwege möglichst kurz halten zu können, wur den wiederum örtliche Brigaden gebil det. Die Spezialisierung wurde weiter vorangetrieben durch Bildung zwi schenbetrieblicher Einrichtungen (ZBE) wie Baubetriebe, Trockenwerke, Agrochemische Zentren, Meliorati onsgenossenschaften, Kreisbetriebe für Landtechnik u. ä. Die Mehrzahl der LPG-Mitglieder hat te sich einen für DDR-Verhällnisse auskömmlichen Lebensstandard erar beitet, zumal viele LPGen erhebliche Mittel für die soziale und kulturelle Betreuung ihrer Mitglieder aufw ende ten. Mit Hilfe ihrer "individuellen Hauswirtschaft" konnten sich Genos senschaftsbauern nicht wenige finan zielle Zuschüsse erarbeiten. 23 3.5. Die mecklenburgische Landwirtschaft seit 1990 Mecklenburg's agriculture since 1990 Durch den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland kam es auch für die Landwirtschaft zu massi ven Einschnitten. Zunächst mussten die LPGen aufgelöst werden. Manche Mitglieder nahmen ihr ehemaliges Ei gentum erneut in Bewirtschaftung, wurden also wieder Einzelbauern. Meistens spezialisierten sie sich auf bestimmte Zweige der Tier- oder Pflanzenproduktion und es wurde durch Zupachtung von Land ver sucht. die Rentabilität zu sichern. Es gab auch Betriebe, die auf Beschluss Abb. 19 Pflügen m it moderner Landtechnik Ploughing with modern equipment Abb. 21 Rinder einer Mutterkuhherde Herd of mother cows 24 der Mitglieder auf genossenschaftli cher Basis erhalten bleiben sollten. Nun wurden sie auf der Grundlage der bundesrepublikanischen Rechtsord nung und unter rein marktwirtschaft lichen Rahmenbedingungen als Agrar genossenschaften weiter betrieben. Kapitalkräftige Landwirte aus den al ten Bundesländern versuchten, sich hier durch Landkauf oder -pachtung bzw. den Erwerb von ehemaligen LPGBetrieben eine neue Existenz aufzu bauen, im Ergebnis mit recht unter schiedlichem Erfolg. Da politisch im erforderte. Inzwischen erweist sich die mecklenburgische Landwirtschaft als durchaus existenz- und konkurrenzfä hig. Agriculture after WW II did not have an easy start. After 1948 houses for Abb. 20 Einsatz eines modernen Häckslers State of the art chaffing Einigungsvertrag eine Grundsatzent scheidung gegen die Rücküber tragung von durch die Bodenreform enteignetem Besitz gefallen war, er warben einige Alteigentümer bzw. de ren Nachkommen käuflich etwas von dem Besitz ihrer Vorfahren und bauten ebenfalls Landwirtschaftsbetriebe auf. Glück hatte, wer ein ehemals Volksei genes Gut (VEG) erwerben konnte, wie es z. B. in Karow der Fall war. Alle jetzigen Landwirte mussten allerdings ihre Betriebe auf den mo dernsten Stand bringen, was erhebli che Investitionen in Wirtschaftsge bäude, Maschinen und Tierbestände new settlers were built in the villages. Beginning in 1952 the first agricultural co-operatives were formed (so-called LPGs). By 1961 almost all farmers worked on a co-operative basis, a result achieved not without coercion. Later, large specialized entities for agriculture and animal husbandry developed. ln the German unification treaty of 1990 a decision in principle was niade against restituting property expropriated after 1945. The LPGs w ere disbanded. New?privately-owned entities developed, some on a cooperative basis, others in an individual independent format. 4. Die Gutsdörfer und ihre Gutsanlagen The estates and their villages 4.1 Allgemeines General Gutshierarchie Die Stellung der auf einem Gut tätigen Personen und damit auch ihre Wohn verhältnisse waren sehr unterschied lich. Im Folgenden wird die Hierarchie au f einem Gut in der ersten Hälfte des 20. Jh. im Überblick dargestellt. 1. Gutsherr, Gutspächter 2. Inspektor, Administrator (Verwalter mehrerer Güter), Verwalter 3. Statthalter (hier: Ackervogt, Beaufsichtigcr der Feldarbeiten), Buch halter, Handwerker, Futtermeister, Schäfermeister, Sehweinemeister, Oberschweizer (hier: Verantwortli cher tur die Vieh-, insbesondere die Milchwirtschaft, oft Subunternehmer), Gärtner, Kutscher, Mam sell (hier: Wirtschafterin in Guts haushaltungen) 4. Pferdeknecht (hier: Gespannführer), Küchenpersonal 5. Tagelöhner, Schweizer (hier: Melker) 6. Knechte und Mägde 7. Hofgänger (hier: männliche oder weibliche, von einem Tagelöhner für die Hofarbeit gemietete und von ihm versorgte Arbeitskraft), Schnitter 4.2 Der Gutshof The estate court Die Gutsanlage Die Normalform einer Gutsanlage lässt sich etwa so beschreiben: Der Besu cher gelangt auf einer befestigten Al lee, vielleicht sogar durch ein Torhaus oder ein aufwendig gestaltetes Tor, auf den rechteckigen Gutshof. Man fährt an den links und rechts des Ho fes stehenden Wirtschaftsgebäuden vorbei und trifft an der Stirnseite auf das ansehnliche Gutshaus. Hinter die sem befindet sich häufig ein Park. Die sen Komplex grenzt ein verschieden artig gestalteter Zaun, eine Mauer bzw. eine Hecke vom übrigen Gutsgclände ab. Die Wohnhäuser der Landarbeiter, die Katen, liegen abseits des Gutshofes, beiderseits eines We ges, der möglichst nicht die Hauplzufahrt bildet. Eine solche Anlage wurde in erster Li nie aus ökonomischen Erfordernissen so gestaltet, erfüllte aber darüber hin aus noch weitere Zwecke. Dem Besu- viclfach durchbrochen sein. Nur sel ten gelangt man noch durch Tor häuser auf das Gutsgelände. Wegen wirtschaftlich bedingter Erweiterun gen, Umnutzungen, Abrisse und Leer stände ging der ursprünglich klare "Gutshoftyp" mancher Anlagen in der zweiten Hälfte des 20. Jh. verloren. Die allgemein üblichen Bauten für die Un terbringung der Tiere und Vorräte wa ren Ställe und Scheunen. Wohl jedes Abb. 22 Der Gutshof Grambow um 1880/90 The estate Grambow around 1880/i eher wurden Umfang und Wert des Besitzes eindrucksvoll präsentieit. Die Großartigkeit des Gutshauses und meistens auch der Wirtschaftsgebäu de kontrastierten teilweise extrem zu den Wohnungen der Landarbeiter und akzentuierten den sozialen Abstand. Das Gutshaus versinnbildlichte "Herr schaft". Die Wirtschaftsgebäude Art, Größe und Bauweise der Wirt schaftsgebäude waren am jeweiligen Bedarf des Betriebes orientiert. Die prinzipielle Anordnung an den beiden Längsseiten des Gutshofes konnte Gut besaß Pferde-, Kuh- und Schwei neställe. Bei größeren Herden benö tigte man Stallungen für die Aufzucht der Jungtiere u. ä. 1928 hatten mindestens 12 der von uns untersuch ten Güter Herden von mehr als 400 Schafen. Für sie waren natürlich ent sprechende Stallungen erforderlich. Geflügelställe, manchmal sogar Tau benhäuser, ergänzten die Reihe von Gutsstallanlagen. Die Lagerung von Heu und Stroh erfolgte sehr häufig auf den Böden der Ställe, wo man es brauchte. Größere Güter verfügten über Marställe und sogar Reithallen, in denen Kutsch- und Reitpferde für 25 Abb. 23 Der Marstall von Biücherhof (2006) The stables of Biücherhof (2006) Abb. 25 Scheune und Schafstall A lt Schwerin Barn and sheep pen Alt Schwerin Abb. 26 Wirtschaftsgebäude Gutshof Dobbin Estate cottage of estate Dobbin Abb. 24 Wirtschaftsgebäude aus Feldsteinen (Biücherhof) Estate cottage of stone (Blücherhof) den Gutsherrn und seinen Verwalter separat vom Pferdestall für die Ar beitspferde untergebracht wurden. A uf einigen Gütern betrieb man auch Pferdezucht. Feldscheunen, Wagen remisen, Maschinenschuppen, Schup pen für Brennmaterialien, Backöfen, Eiskeller vervollständigten je nach Notwendigkeit den Gebäudebestand. Einige Nebenbetriebe befanden sich manchmal ebenfalls im Ensemble des Wirtschaftshofes, z.B. die Schmiede. Als Baumaterialien dienten möglichst einheimische, leicht zu beschaffende Rohstoffe. So findet man heute noch Bauten aus Feld- und Ziegelsteinen, während frühere Fachwerkbauten im 19. Jh. allmählich durch massive Häu ser abgelöst wurden, die statt mit Stroh oder Rohr mit Papp- oder Zie geldach gedeckt waren. Bew undernswert ist der Gestaltungs wille der Bauleute bei vielen Guts gebäuden. So legte man die Backstei ne der Außenwände in unterschiedli chen Verbänden, manchmal in gemischtfarbigen Backsteinen. Fens ter und Türen erhielten teilweise Stichbögen. Verschiedene Gesimse und Bänder bilden weitere Zierformen, die ohne Formsteine hergestellt w er den konnten. Derartige Schmuck elemente treten an den Gutsgebäuden des 19. und 20. Jh. auf. Wohnen auf dem Gutshof Abb.27 Gutsspeicher in Leisten (2007) Estate storage house Leisten (2007) 26 A uf modernen Gutsanlagen, w'ie sie seil der Milte des 19. Jh. eingerichtet wurden, gab es verschiedene Typen von Wohnhäusern, die nach den Be dürfnissen und der Wichtigkeit der je weiligen Bewohner für den Guts betrieb ausgestattet waren. Das Inspektorenhaus befand sich oft im Gutshofbereich. Es war etwas größer, weil die Frau des Verwalters häufig für die Verpflegung des unverheirateten Personals zuständig war. Der Kut scher w?ar für die herrschaftlichen Pferde verantwortlich und musste ständig für Fahrten, später auch mit dem Auto, zur Verfügung stehen. Des wegen lag seine Wohnung nicht sel ten auch auf dem Gutshof. Falls ein Marstall vorhanden war, w'ohnte er in der Nähe oder auch darin. Gutshandwerker Mit der Mechanisierung, etwa von der Mitte des 19. Jh. an, wurden Räum lichkeiten zur Unterbringung der saisonw'eise verwendeten Geräte be nötigt. Maschinen- und Traktoren schuppen ergänzten die teilweise schon eher vorhandenen Wagenremi sen. Ebenso brauchte man Werkstät ten zur Pflege und Reparatur der Ma schinen. Die ältesten Einrichtungen dieser Art waren die Schmieden, die schon lange den Hufbeschlag und Metallarbeiten an Ackerwagen, Pflü gen usw. ausgeführt hatten. Von 53 untersuchten Gutsanlagen besaßen mindestens 11 im Jahre 1903 eine gutseigene Schmiede. Rechnet man die Domanial- und Klostergüter ab, die in der Regel keine oder Gerneinschaftsschmieden für mehrere Orte besaßen, bleiben 10 Schmieden in 30 Gütern, also ca. 33 %. Andere Hand werksbetriebe waren auf Grund feh lender Angaben nicht zu erfassen. Abb. 28 Stallgebäude in Hallalit, zum Katen gehörend Stable building in Hallalit, adjoining the cottage doch besaßen etliche Güter zumindest Stellmachereien, in denen ein großer Teil der anfallenden Holzarbeiten erle digt wurde. Einige Gutsherren ließen Werkstätten einrichten und verpach teten sie an einen Meister, der für alles Weitere, z. B. die Einstellung von Lehrlingen oder Gesellen, selber sor gen musste. Die vorrangige Erfüllung von Aufträgen der Gutsherrschaft war eine grundsätzliche Bedingung. Leider gibt es nur wenige Zeugnisse zur handwerklichen Geschicklichkeit und zum Erfindungsgeist der Gutsleute. 4.3 Das Dorf The village Die Katen Die meisten Beschäftigten wohnten im "Dorf", das vom " H o f unterschieden wurde. Sie wohnten in den Katen. Für den Duden gibt es nur die Kate, die in Norddeutschland als Bezeichnung oft abwertend für kleines, ärmliches Bau ernhaus verwendet wird ( D ljohn 1996). Im Niederdeutschen ist es "dei Katen", was sowohl als die Kate wie auch der Katen ausgelegt werden kann. Wenn wir im Folgenden von dem Katen sprechen, meinen wir damit ein Wohn haus der Tagelöhner. Damit ist noch nichts über die Qualität eines solchen Hauses ausgesagt. Die hing nämlich von mehreren Faktoren ab, u. a. von der Bauzeit und dem verwendeten Baumaterial sowie vom Vermögen und nicht zuletzt vom sozialen Gewissen des Bauherrn. Der Wirtschaftlichkeit halber enthielt so ein Katen mehrere Abb. 29 Giebelseite des Feidsteinkatens Hallalit Gable wall of stone cottage Hallalit Wohnungen. Für die unter dem Punkt Gutshierarchie dargestellle dritte Stufe der Hierarchie, also für den Statthalter, die Handwerker usw., fielen die Woh nungen größer aus als für die norma len Tagelöhner. Einige hatten dafür die Auflage, weitere Kräfte unterzubrin gen. Der Oberschweizer beherbergte und verpflegte z. B. die unverheirate ten Melker. Der normale Katen lag im Allgemeinen traufseitig zur Straße und enthielt mehrere Wohnungen, er war "zwei- oder mehrhischig". Eine Woh nung betrat man in der Regel von der Straßen- oder Hofseite durch die mit Rotsteinen ausgclegte Küche. Ein Herd mit Schwibbogen, ein Geschirr schrank sowie Tisch und Stühle bilde ten die Einrichtung. Unter Umständen war ein Verschlag als Speisekammer vorhanden. Von der Küche gelangte man in die Wohnstube, die in moder neren Katen einen Bretterfußboden, sonst ebenfalls Rotsteine aufwies. Wände und Decken waren mit Lehm verputzt. Je nach Vermögen und Ge schmack der Bewohner bildeten Tisch und Stühle, manchmal auch ein Sofa, vielleicht ein Nähtisch und ein Vertiko das wesentliche Mobiliar. Eine größe re Schlafstube für die Eltern, in denen auch einige Kinder schliefen, und eine Kammer für weitere Kinder oder den Hofgänger (Hofjunge, der zur Unter miete wohnte) vervollständigten die Wohnung. Meistens war im Fußbo den der Schlafstube oder der Kammer eine Klappe, die in einen halbhohen, kleinen Keller führte. Er diente der frostsicheren Lagerung der Kartoffeln und anderer Speisevorräte. Abb. 30 Feldsteinkaten in A lt Schwerin Stone cottage in Alt Schwerin Abb. 31 Schmiede in Marxhagen (1957) Smithy in Marxhagen (1957) Abb. 32 Feldsteinkaten in Kirch Grubenhagen Stone cottage in Kirch Grubenhagen 27 Das Umfeld A uf der Hofseite stand ein Gebäude, das in der Länge nahezu dem Katen entsprach, nicht aber in Höhe und Breite. Darin hattejede Familie einen Schweine- und Geflügelstall sowie Lagermöglichkeiten für Einstreu, Fut termittel und Brennmaterial. Dazu ge hörte ein Stück Garten hinter diesem Stallgebäude. Die Kühe der Tagelöh ner standen mit im Gutsstall. Dorthin oder auf die Weide mussten die Frau en zum Melken gehen. Im Museums dorf Alt Schwerin ist eine eingerichte te Tagelöhnerwohnung zu besichti gen. Der Wasserversorgung dienten ge meinschaftlich benutzte Brunnen oder Pumpen. In manchen Gutsdörfern gab es bis nach dem Zweiten Weltkrieg keine Versorgung mit elektrischem Strom. 4.4 Das Gutshaus The manor house Wohn- und W irtschaftshöfe der niederadligen Ritter in der Frühzeit In der Besiedlungsperiode und der Folgezeit lag der ritterliche nieder adlige Wohnsitz außerhalb des Dor fes, der Wirtschaftshof verblieb in der Dorflage zwischen den Bauernhöfen. Zwischen beiden bestand keine Ver bindung. Der Wohnsitz befand sich auf einer Insel umgeben von Wasser und Sumpfgelände und war über eine Brücke zugänglich. An Stellen, die kei nen natürlichen Schutz boten, wurden künstlich Gräben und Wallanlagen zum Schutz der Burg angelegt. Von diesen befestigten Wohnhöfen haben sich oftmals bis heute Teile der stei- Dabei wurde das neue Wohnhaus zumeist auf der Stelle des mittelalterli chen Wohnhofes errichtet und mittel alterliche Mauerteile in den Neubau integriert. Bei einigen Anlagen blieb der Wohnbereich vom Wirtschaftsteil durch die mittelalterliche Wall-Graben anlage getrennt. Bei den Wohnhäu sern handelte es sich in der Regel um zweigeschossige Häuser, die entweder massiv aus Feld- und Backsteinen er richtet und verputzt sein konnten oder ein steinernes Erdgeschoss und ein Fachwerkobergeschoss hatten. Cha rakteristisch war ein vorgelagerter Treppenturm. Die niederadligen Fami lien waren sesshaft geworden, die Ge bäude hatten eine wehrhafte und re- Die Katen heute Die Struktur der Gutskaten lässt auch heute, nachdem über ein halbes Jahr hundert keine mehr gebaut wurden, immernoch die ehemaligen Gutsdörfer erkennen. Mit der Bodenreform von 1945 gingen die von den Siedlern be wohnten Teile an diese über. Als sich nach 1990 vielfältige Möglichkeiten der baulichen Gestaltung ergaben, wurden sie von den Wohnungs inhabern unterschiedlich genutzt, so dass die Einheitlichkeit des Äußeren verloren ging. Obw'ohl die Gebäude durch die verwendeten Bau materialien, die vom Lehmfachwerk über Feldstein und Backstein bis zu verputzten Außenwänden reichen, eine große Vielfalt aufweisen, sind sic trotzdem noch heute als ehemalige Katen erkennbar. 28 Abb.33 Ruine des Bergfrieds in Schloß Grubenhagen (2006) Donjon ruin at Schloß Grubenhagen (2006) nernen Wohntürme erhalten. Dieses ist beispielhaft an der Burgruine in Schloß Grubenhagen zu sehen. Die ritterschaftlichen Wirtsehaftsbauten auf den Hofhufen in der Dorf lage wurden auf den Karten als "howehof" bezeichnet. Ihre Äcker hatten die Ritter im Gemenge mit den bäuerlichen Ländereien. Die Bewirt schaftung erfolgte durch die Bauern. Im 16. Jahrhundert trat eine neue Ent wicklung ein. Der ritterschaftliche Wirtschaftshof wurde aus dem Dorf aus- und dem Wohnsitz angegliedert. präsenlative Erscheinung. A uf zeitge nössischen Karten und Zeichnungen ist das rote Ziegeldach des Wohnhau ses gegenüber den mit Stroh gedeck ten Dächern der Wirtschaftsgebäude hervorgehoben. Im Inneren hatten die Häuser in der Regel eine große Diele, die der einzige beheizbare Raum war und rechts und links angrenzende Räume. Die Entwicklung nach dem Dreißigjährigen Krieg Nach den massiven Zerstörungen und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, der nachfolgenden Besitzstandsmehrung der Adligen durch das Einnehmen wüster Stellen und das so genannte "Bauenliegen" entwickelte sich ein großer baulicher Handlungsbedarf. Die adligen und rei chen bürgerlichen Gutsbesitzer ließen sich in den folgenden Jahren auf ihren Hauptgütern repräsentative Guts häuser errichten. Die Gutshäuser auf den domanialcn Gutsanlagen waren in der Regel kleiner und schlichter und typisierter in der Architektursprache. Viele der nach dem Dreißigjährigen Krieg nun stark vergrößerten Gutsan lagen wurden im Stil des Barock wieder aufgebaut oder umgebaut. Während die Gutshäuser anfänglich Abb. 34 Das Karower Schloss um 1880/90 Karow manor house around 1880/90 architektonisch schlichter waren und nur wenige Ausstattungselemente hatten, entstanden seit dem 2. Drittel des 18. Jahrhunderts mit dem zuneh menden Wohlstand der Gutsbesitzer repräsentative Gutsanlagen. Dabei wurde der gesamte Gutshof regelmä ßig nach städtebaulichen und gestal terischen Prinzipien angelegt, ln ach sialsymmetrischer Anordnung befand sich in der Mitte das Gutshaus, dahinter eine Parkanlage, vorgelagert w'aren die Stall- und Scheunen gebäude, gegenüber vom Gutshaus stand mancherorts ein Torhaus. Das barocke Gutshaus ist ein einoder zweigeschossiges Gebäude auf rechteckigem Grundriss mit einem Mansard- oder Walmdach, die Fassa de ist symmetrisch gegliedert mit schlichten strengen Putzgliederungs elementen und einer Mittenbetonung. Die Häuser können backsteinsichtig sein, sind aber meistens Putzbauten. Einige aufwendigere Gutshäuser er hielten Seitenflügel oder Pavillons. Reichtum und Pracht zeigten sich insbesondere in der Ausstattung des Gebäude inneren. Von der Eingangs halle führte eine repräsentative Trep pe ins Obergeschoss, rechts und links des Vestibüls lagen die Zimmer in ei ner Flucht. Von den zum Wirtschafts hofgelegenen Räumlichkeiten durch einen Mittelflur getrennt, befanden sich an der Gartenseite die repräsenta- Gutshäuser nach 1780 ln der Zeit des Klassizismus zwischen 1780 und 1840 veränderte sich insbesondere die Dachform. Die sym metrische Fassadengliederung des Barock wurde beibehalten. Die Walm dächer der zweigeschossigen Gutshäuser wurden flacher, Krüppel walmdächer lösten die Mansarddächer ab. Die Fensterform veränderte sich. Die Öffnungen wur den schmaler und der Kämpfer des Fensters nach oben verschoben. Die architektonisch aufwendigeren Guts häuser hatten Gestaltungselemente wie vor gelagerte oder eingestellte Säulen, Giebel oder zarte Gliederungs elemente wie Lisenen oder leicht eingetieftc Putzfelder mit Schatten fugen. Beispiele aus dieser Zeit sind die Gutshäuser in Kirch Kogel, Grabowhöfe, Schloß Grubenhagen Abb. 35 Das Gutshaus Marxhagen um 1880/90 Marxhagen manor house around 1880/90 tiven Säle und Räume. Die Ausstat tung mit Stuck- und Holzarbeiten, Wandbespannungen und Öfen sowie kostbarem Mobiliar und Gemälden war sehr anspruchsvoll. In der hier behan delten Region sind die ältesten erhal tenen Gutshäuser das zu Beginn des 20. Jahrhunderts umgebaute barocke Gutshaus in Alt Schwerin, das Guts haus in Linstow sowie die stark verän derten Gebäude in Glave und Grambow. und Karow (alter Teil) (vgl. Abb 34). Ungefähr um 1840 änderte sich die ar chitektonische Formensprache. Es entstanden historistisch geprägte Gutshäuser. Besonders beliebt war der aus England kommende Burgenstil, der so genannte Tudorstil, der Ele mente der englischen Gotik aus der Mitte des 16. Jahrhunderts übernahm und schöpferisch umwandelte. Bei spiele hierfür sind Moltzow' und Marxhagen (vgl. Abb. 35). Teilweise veränderte man die baro cken oder klassizistischen Gutshäuser 29 G ut E rb a u u n g sz e it B au h err A h G a a rz 1863 F. L . C . A . G r e f tr a th A h S a m m it 1874 K v. M e y e n n e A h S c h w e rin m it M ö n c h b u s c h 1733 / 1806 C . F. v. W a n g e lin / ? B lü c h e rh o f m it L ü tg e n d o rf 1792 H . v. A rn im B ossow um 1 7 8 0 K l o s te r D o b b e r tin C ram o n 1 9 . Jh . K l o s te r M a lc h o w um 1 978 D ie s te lo w mit N e u h o f um 1 8 5 0 C . M . v. B e h r 1885 D o b b in m it Z ietlitz 1730 / 1862 F in k e n w e rd e r ? 7 G la v c vor 1700 /1 9 0 0 ? / T. v. B ö h l 1830, 1900 / G ra b o w h ö fe um 1 7 9 0 F r ie d r ic h v. H a h n E 1 9 . Jh . 1866 U m bau h e u tig e N u tz u n g A b riss o. ä. W o h n u n g , to u ris tis c h n ach 1905 to u ris tis c h S e n io re n p f le g e h e im / nach 1904 / nach 1972 p r iv a t S o z ia le in ric h tu n g C . v. B a ro ld / /to u r is tis c h C . v. B r o c k e n um 1951 / um 1 9 5 0 p r iv a t / / nach 1945 z. T. W o h n u n g , le e r s te h e n d G ra m b o w um 17 0 0 E. v. W eltzin G r o ß B ä b e lin 7 ? G r o ß und K le in R e h b e r g ? K l o s te r M a lc h o w ' nach 1976 H agenow 7 K l o s te r M a lc h o w ' 1 9 8 0 e r J a h re H ah n en h o rst vor 1789 ? H in ric h s h o f 1780 H e r z o g S c h w e r in H o f H agen M 19. Jh . G r o ß h e r z o g S c h w e r in p r iv a t H o h e n W a n g elin um 1 9 0 0 K l o s te r M a lc h o w W ohnung J ü rg e n s h o f A 19. Jh . ? P e n s io n K adow 7 7 K aro w 1801 / 1 906 v. R e d e n / J. S c h lu tiu s H o te l u. R e s ta u r a n t K ir c h K o g e l 1840 C . W . H . v. M e d in g G e m e in d e K le e s te n 1814 K l o s te r D o b b e r tin F ö r s te r e i K le in L u c k o w 1 7 5 6 / um 1 9 0 0 v. M a ltz a n / O . v. M ü lle r K le in W angelin um 17 7 5 H e r z o g S c h w e r in K lo c k s in um 1 8 3 0 v. F ris c h G e rn e in d e K r e s s in M 1 9 . Jh . ? p r iv a t L e iste n M 1 9 . Jh . J. W . B e u s t W ohnung L in sto w 1. H . 1 8 . Jh . 7 P e n s io n , R e s ta u r a n t L o u isen fe ld 1870 M . v. H a h n W ohnung M a rx h a g e n 1853 F. E . v. O l d e n b u r g p riv a t W ohnung le e r s te h e n d W ohnung um 1 8 0 0 p r iv a t nach 1950 1974 / 1978 1 8 7 0 /7 1 um 1 9 5 0 M edow A . 1 8 . Jh . H e r z o g S c h w e r in A . 2 0 . Jh . le e r s te h e n d M e stlin m it V im fo w ? / 1859 K l o s te r D o b b e r tin 1876 / le e r s te h e n d / W o h n u n g M o ltz o w 1852 W . v. M a ltz a n p riv a t M ü h le n h o f 1866 K l o s te r D o b b e r tin le e r s te h e n d N e u D a m e ro w um 1795 G r a f v. M ü n s te r N e u G a a rz A . 1 9 . Jh . G. F. S c h r ö d e r ? N e u h o f b e i K lä d e n A . 1 9 . Jh . K l o s te r D o b b e r tin N e u P o s e rin 1852 R osen o w N e u S a m m it 1887 O . v. B iilo w N e u S apshagen 1940 J . S c h m id t N o s s e n lin vor 1799 v. R a v e n ? Rum K ogel 7 K l o s te r D o b b e r tin S c h lo s s G r u b e n h a g e n 1840 A . C . v. M a ltz a n p riv a t S e h lsd o rf 1867 K l o s te r D o b b e r tin p r iv a t S o p h ie n h o f 1938 G. v. d e r W e n s e S p a ro w 1795 S p e n d in 1754 K l o s te r D o b b e r tin S u c k w ilz 1749 J . H . v. G r a b o w Vo U rathsruhe/'H a 11alit um 1 8 0 0 C . J. v. M a ltz a n H e r z o g S c h w e r in W o o s te n 1740 H . v. G r a b o w W o s e rin 1835 G r o ß h e r z o g S c h w e r in Z a rch lin 1879 G r o ß h e r z o g S c h w e r in Z id d e ric h m it S te in b e c k 1 8 7 1 /1 9 2 8 30 G r o ß h . S c h w e r in / B öhnke W ohnung 1869 - 1880 le e r s te h e n d nach 1945 V e re in W ohnung le e r s te h e n d W ohnung 1897 - 1904 W ohnung W ohnung um 1 9 3 8 nach 1850, neu 1997 z. T. W o h n u n g z. T. 1 9 4 5 H o te l, R e s ta u r a n t 1997 1 9 6 3 /6 4 1985 1903 ; 1920 le e r s te h e n d 1 8 5 6 ; 1878 p r iv a t 1939 p riv a t / p r iv a t 1947 / nur am Außenbau und behielt die Grundrissstruktur im Inneren bei. ln der Regel wurden die Gutshäuser aber den neuen, an der bürgerlichen Wohnkultur orientierten Bedürfnissen angepasst. Die Räume wurden kleiner und waren weniger auf Repräsentati on ausgelegt. Sie dienten den privaten Wohnbedürfnissen. Treppenhäuser und Flure hatten die Funktion einer rein praktischen Erschließung. Die Elemente der Innenausstattung waren seriell gefertigt und weniger aufwen dig und anspruchsvoll als in den ba rocken und klassizistischen Häusern. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden an der Backsteingotik ori entierte neogotische Gutshäuser wie in Alt Sammit, aber auch neoklassizis tische und neobarock geprägte Bau ten wie beispielsweise das 1906 erbau te so genannte neue Karower Schloss. Prägende Umbauten erfolgten an den Gutshäusern in Vollrathsruhe und Blücherhof. Bei der zusammenfassenden Auswer tung zu den Gutshäusem werden 61 Gebäude betrachtet, da teilweise zwei nebeneinander bestanden bzw. beste hen, die aus unterschiedlichen Zeiten stammten bzw. stammen (z. B. Karow, Klein Luckow, Glave) oder auch Guts-, Pächter- oder Inspektorenhäuser auf Vorwerken waren (z. B. Zidderich Steinbeck, Alt Schwerin - Mönch busch, Dobbin - Zietlitz, Karow Hahnenhorst, Mestlin - Vimfow). Von den 61 Gutshäusern wurden 1939 ein Gutshaus, in der Zeit von 1947 bis 1985 fünfzehn beseitigt (26 %). Von 54 Gutshäusern kann die Bauzeit genau bestimmt bzw. etwa datiert wer den, bei sieben ist sie unbekannt. Aus der 1. Hälfte des 18. Jh. stammen sie ben (13 %), aus der 2. Hälfte elf (20 %), aus der 1. Hälfte des 19. Jh. zw ölf (22 %), aus der 2. Hälfte siebzehn (32 %) und aus der 1. Hälfte des 20. Jh. sieben (13 %). Tabelle 2: Erbauungszeit und heutige Nutzung der Gutshäuser Time of construction and current utilization of manor houses 4.5 Landwirtschaftliche Nebenbetriebe Appurtenant structures Ziegeleien, Kalkbrennereien, Teeröfen und Glashütten Eine Reihe von Gütern betrieb "Indus trieanlagen" zur Abdeckung des Ei genbedarfs und zum Verkauf der Er zeugnisse. Hierzu gehören Guts ziegeleien. Weil sie teils bloß über we nige Jahre, je nach Bedarf und Vor kommen von Rohstoffen, produzier ten, kann man nur Angaben für einen bestimmten Zeitraum machen. 1903 ar beiteten mindestens sieben zu einem Gut gehörige Ziegeleien und drei Kalkbrennereien im Bereich des Natur parks. Ein Teerofen wurde im angege benen Jahr noch betrieben. 50 Jahre vorher waren es sechs. Von den zahl reichen Glashütten, die besonders im 18. und zu Beginn des 19. Jh. betrie ben worden waren, existierte 1901 noch eine (Glashütte bei Alt Schwerin). Abb. 36 Schauteerofen bei Sparow (2006) Mock tar kiln near Sparow (2006) Verarbeitung von Erzeugnissen Einige Erzeugnisse des Gutes wurden in Nebenbetrieben verarbeitet. Die äl testen dieser Art waren die Mühlen. Elf davon waren 1903 in Betrieb, und zwar, den örtlichen Gegebenheiten entsprechend, vorwiegend Windmüh len. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde die Eigen Verarbeitung der Mas senware Kartoffel interessant, und so entstand eine Reihe von Branntwein brennereien. Während 1853 noch kei ne registriert wurde, waren es 1903 mindestens drei. Die wachsende Ein wohnerzahl der Städte erforderte die Lieferung haltbarer Milcherzeugnisse. Butter, Käse und pasteurisierte Voll milch wurden deswegen in den drei Gutsmolkereien hergestellt. Solche Be triebe erforderten erhebliche Investiti onen, die das Leistungsvermögen ein zelner Güter überforderten. So wurden viele Molkereien auf genossenschaft licher Basis an zentralen Orten einge richtet. Ähnlich war es mit Zucker fabriken, die im Bereich der Abb. 37 Reste der Brennerei Linstow (2007) Remains of Linstow distillery (2007) Zuckerrübenanbaugebiete häufig mit Kapitalbeteiligung der Güter entstan den (Dahmen, Lübz). Verkehrserschließung Für die industrielle Entwicklung war die verkehrsmäßige Erschließung des Landes wichtig, die von der Mitte des 19. Jh. an vorangetrieben wurde. Die Schaffung von "Kunststraßen" bzw. Chausseen war von erheblicher Be deutung für den Transport der land wirtschaftlichen Erzeugnisse (z. B. Straße Krakow - Karowr 1846, Crivitz Goldberg 1870, Goldberg - Karow 1896). Viel leichter als auf den berüch tigten Landstraßen früherer Zeiten lie ßen sich die Produkte zur nächsten Bahnstation und zur nächsten Stadt bringen, denn die "Mecklenburgische Südbahn"(1886)band die im Süden des Naturparks gelegenen Orte an den 31 4.6 Der heutige Zustand der Gutsgebäude Karow (M ockibg.) Today's condition ofthe estate buildings Die Entwicklung nach der Bodenreform Abb. 38 Bahnhof Karow um 1900 (Postkarte) Karow railway Station around 1900 (postcard) Knotenpunkt Karow, von wo aus wiederum eine Anbindung an die Hä fen Wismar und Rostock sowie bis Berlin möglich war. Berlin konnte auch über die im Osten des Naturparks ver laufende Strecke Rostock-Laage-Waren-Neustrelitz erreicht werden. Dabei ging es nicht nur um den Abtransport der auf dem Lande erzeugten Produk te, sondern ebenso um die An lieferung von Industrieerzeugnissen. Darunter spielten Düngemittel, Bau stoffe und landwirtschaftliche Ma schinen eine wichtige Rolle. Einige Güter besaßen Feld- und Rüben bahnen. Bis zum Zweiten Weltkrieg wirkten sich die beschriebenen Trends auf die mecklenburgische Landwirtschaft insgesamt sehr vorteilhaft aus. Allerdings merkten die Guts tagelöhner wenig davon. Auch bei ei ner Reihe von Gütern kam es durch die krisenhafte Entwicklung in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jh. zu erheblichen Schwierigkeiten. Im September 1945 beendete die Boden reform die Existenz der Güter in der da maligen sowjetischen Besatzungszo ne, von denen nur wenige ausgenom men waren. Eine ganze Reihe von Gutsgebäuden hat die Zeit seit 1945 mehr oder weni ger verändert überstanden. Das trifft besonders auf die Bauten zu, die wäh rend des genannten Zeitraumes auf irgendeine Art genutzt wurden. In der ersten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entfachte die besonders in der sowjetischen Besatzungszone be triebene Propaganda den Hass breiter Teile des Volkes gegen die ehemaligen Gutsherren. Besonders dem "Junkertum" wurde vorgeworfen, ein Hort der Reaktion und Menschen verachtung gewesen zu sein. Zum Abb. 39 Das leer stehende Schloss Vollrathsruhe, Parkseite (2007) Vacant manor house Vollrathsruhe, view from garden (2007) 32 Ausdruck sei das gekommen, indem diese Schicht seit Jahrhunderten die Kader ttir die jeweiligen Streitkräfte stellte. Damit sei sie naturgemäß an der Schürung und Führung von Krie gen interessiert und beteiligt gewe sen. Auch in der Verwaltung hatte der Adel zumindest bis 1918, aber auch danach, wichtige Positionen besetzt. Ein Teil der Junker hatte sich auch of fen auf die Seite der Nazibewegung gestellt. Das mussten die Angehöri gen dieser Gesellschaftsgruppe aus baden. Insofern wurde die Enteignung der Gutsbesitzer als "Wiedergutma chung Jahrhunderte langen Un rechts", nämlich des Bauernlegens, und als Beitrag zur Friedenssicherung propagiert. Mit dieser Enteignung sollten auch die äußerlichen Wahrzeichen der Junkermacht beseitigt werden, und das waren in erster Linie die teilweise schlossartigen Gutshäuser. Einige wurden tatsächlich abgerissen, um daraus Baumaterial für die Neubauern häuser zu gewinnen. Das geschah auch mit einer Reihe von Wirtschafts gebäuden. Viele Gutsgebäude entgin gen dem Abriss, weil sie in der damali gen Notlage gebraucht wurden. Abb. 40 Schafstall Kirch Kogel, der z. T. a/s Wohnung ausgebaut wurde (2007) Sheep shelter Kirch Kogel, partly converted for residential use (2007) Nutzung und Verfall der Gutsgebäude 4.7. Denkmalpflege Nachdem gerade viele Gutshäuser zunächst der Unterbringung der vie len Flüchtlinge und Vertriebenen dien ten, fand man mit dem allmählichen Freiziehen andere Verwendungs möglichkeiten. Schulen, Kultur- und Versammlungsräume, "Konsum"-Läden, später auch Altersheime, fanden hier Unterkunft. Da derartige Nut zungen mit dem ursprünglichen Zweck dieser Bauten absolut nichts zu tun hatten, führten etliche ohne Rücksicht auf den Bauzustand vorge nommene Umbauten zum Zerfall der ursprünglichen Strukturen. Als Folge der Wende von 1990 erlitt manches Gutshaus, bedingt durch die Aufgabe der bisherigen Nutzung, ebenfalls eine Wende. Selten konnte sofort eine neue Gebrauchsmöglichkeit gefunden werden. Durch jahrelangen Leerstand wurde manches Gutshaus im letzten Jahrzehnt zur Ruine. Es gab aber auch engagierte, risikobereite Persönlich keiten, die sich die Bewahrung er haltungswürdiger Bausubstanz als Ziel stellten. So konnten einige wert volle Gutshäuser gerettet und wiederhergestellt werden (vgl. Denkmalpfle ge). Es gibt nur wenige Wirtschaftsgebäu de, die in ihrer ursprünglichen Form vorhanden sind. Diese Bauten wurden im Rahmen der Bodenreform ebenfalls verlost, manchmal an mehrere Neu siedler. Sie bauten oft eine Wohnung hinein und nutzten die Objekte voll kommen anders, als es beim Bau vor gesehen war. Umbauten, die das Inne re und Äußere veränderten, waren die Folge. Nach der Bildung der LPGen er folgten je nach B edarf weitere Überformungen. Mit dem Ende der LPG-Wirtschaft wurden viele Gebäude nicht mehr gebraucht und verfielen zum Teil. So finden sich in vielen Dör fern etliche Ruinen, deren Wiederauf bau ausgeschlossen erscheint. Zur Geschichte der Einzelgtiter und ih rer Bauten werden im speziellen Teil weitere Ausführungen gemacht. Their preservation Erfassung von Denkmalen Die Grundlage von Denkmalschutz und Denkmalpflege ist die Erfassung, Bewertung und Erforschung des er haltenen historischen Gebäude bestandes und der dazu gehörigen Parks sowie der gestalteten Freiflä chen der Gutsanlagen. In dem be trachteten Raum zeigt sich an den Gutsanlagen die gleiche Entwicklung wie auch andernorts in Mecklenburg Vorpommern. Eine erste flächendeckende kurze Er fassung und Bewertung des histori schen Bestandes erfolgte zu Beginn der 1990er Jahre, aus dem dann die Denkmallisten der Landkreise hervor gingen. In unserem Raum wurden 24 Gutshäuser und 13 Parks als Denkma le erfasst. Davon standen bereits eini ge auf der Denkmalliste der DDR (z. B. Karow). Von den denkmalgeschützten Gemeindebesitz und es war ein großes Bestreben der Gemeinden, die Gebäu de möglichst schnell zu veräußern. Demzufolge wechselten, besondere in den ersten Jahren nach 1990, viele Häuser einmal oder mehrmals den Be sitzer. Die Nutzung der Häuser änderte sich oder die Gebäude wurden leer ge zogen und verfallen seitdem nicht sel ten. A uf die Denkmalbehörden kam ein Sanierungsboom zu, da die meisten Gutshäuser stark sanierungsbedürftig waren und alle Veränderungen an ei nem Baudenkmal und seiner Umge bung genehmigungspflichtig sind. Das Spektrum dessen, was geworden ist bzw. in welchem Zustand die Ge bäude derzeit sind, kann man in die sem Heft nachlesen. Grundlegende Sanierungsmaßnahmen in enger Ab stimmung mit den Denkmalbehörden Abb. 41 Das sanierte Gutshaus in G/ave (2006) The renovated manor house of Glave (2006) Gutshäusern werden 17 genutzt, sie ben stehen noch leer bzw. werden nur zu einem geringen Teil genutzt. Mit er fasst wurden auch die dazu gehörigen Wirtschaftsgebäude der ehemals land wirtschaftlichen Gutsbetriebe, da sie wichtige Dokumente der Wirtschafts verhältnisse auf den Gütern waren. Sanierung von Gutshäusern Nach der politischen Wende 1990 ent stand ein großes öffentliches Interes se an dem Erwerb eines Gutshauses. Viele der Gutshäuser waren in erfolgten unter anderem in Alt Sammit, Alt Schwerin, Moltzow, Blüchcrhof, Kirch Kogel und Linstow. Es gibt Bei spiele von überwiegend am Bestand orientierten Sanierungen (z B. Karow, Linstow', Glave, Moltzow), aber leider auch totale Verluste (vgl. Tabelle 2). Auch das Gutshaus in Sparowr wäre aus Sicht des Denkmalschutzes sanierungsfähig gewesen, wurde aber 1997 abgerissen und durch eine Kopie ersetzt. Die gesamte Gutsanlage ent stand neu. Einen Denkmalwert hat die Anlage nicht mehr, da sie kein origina 33 les Gebäude mehr besitzt. Denkmale sind nicht reproduzierbar. Die kunsthistorisch und historisch be deutendsten Gutshäuser in der Regi on sind jedoch saniert und werden ge nutzt. Es bleibt zu hoffen, dass auch an den noch nicht sanierten Guts gebäuden Bau unterhaltende Maßnahmen durchgeflihrt werden, die sie für die nähere Zukunft retten. So hofft weit gesehen wertvoller geschlosse ner Baubestand einer ehemaligen Gutsanlage findet sich in Biücherhof. Hier ist es gelungen, auch für die Wirtschaftsgebäude eine adäquate Nutzung zu finden. Dieses war für die denkmalpflegerische Arbeit und den Erhalt der wertvollen Anlage ein selte ner Fall, denn zu oft stehen die ehemals landwirtschaftlich genutzten Abb. 42 Gutshaus Sparow vor dem Abriss (1997) Manor house Sparow before demolition (1997) man beispielsweise in Vollrathsruhe auf eine baldige Sanierung des Guts hauses. Die Denkmalbehörden sind bemüht, denkmalfreundliehe Eigentü mer und denkmalverträgliche Nut zungen für die noch verbliebenen Gutsgebäude zu finden. Wirtschaftsbauten und Wohnhäuser Leider sind nur noch w'enige ge schlossen überlieferte Gutsanlagen mit ihrem Baubestand an Wirtschafitsbauten und Wohnhäusern der Landar beiter erhalten, die unsere Kulturland schaft in den letzten Jahrhunderten so sehr geprägt haben. Ein auch landes- Abb. 43 Die Replik des Gutshauses (2003) The replica of the manor house (2003) Wirtschaftsgebäude ohne Nutzung. Bauunterhaltende Maßnahmen wer den nicht durchgeführt. Forderungen der Denkmalbehörden, diese Gebäude zu sichern, lassen sich schlecht durchsetzen, da oft ein Erhaltungs wille fehlt, kein Geld vorhanden ist und es auch an Ideen, diese Gebäude zu nutzen, mangelt. Behördlicherseits ist der Erhalt schwierig durchzusetzen. Inzwischen sind leider schon viele dieser ehemaligen Stall- und Scheunenbauten abgerissen worden oder stehen stark baugeschädigt in den Dörfern. Sie werden zu einem Är gernis und manchmal zu einer öffentli chen Gefahr. Ein sehr authentisch er- Abb.44 Gebäude auf dem Gutshof Biücherhof (2007) Estate buildings at Biücherhof (2007) 34 haltenes Guts- und Kirchdorf findet sich in Kirch Kogel. Die Gebäude wer den genutzt und sind in einem guten baulichen Zustand. Auch der in Sparow als Denkmal übrig geblieben lange Katen in Feldsteinbauweise, in dem die Tagelöhner des Gutes wohn ten und der auch heute als Wohnhaus genutzt wird, ist ein sehr schönes Bei spiel für Denkmalpflege. In this section the characteristic elements of a gentry estate are being described in detail: the main buildings and their respective function. The manor house was the residence of the lord or the tenant. Its architecture evolved throughout the centuries and acquired representational significance, particularly in the 18th and the 19th Century. The peons lived at a distance from the estate in their cottages in the "village". Follow'ing the land reform, many former estate buildings, in particular the manor houses, were utilized for very different purposes. Many refugees, for example, after the war found their first accommodation in these large buildings. By today, many of the manor houses (approx. 25%) have been knocked down, but a number of them have been renovated in line wdth preservation criteria. Even so, additional losses must be expected as economical uses are often missing. 5. Die Gärten und Parkanlagen der Güter The estate gardens and parks 5.1 Die Entwicklung der Gärten und Gutsparks The development of estate gardens and parks Gartenarchitektur in den Klöstern und Städten Die Entwicklung der Gartenarchitektur ist eng mit der Landesgeschichte ver bunden. Im Zuge der Landnahme und Christianisierung im 12. und 13. Jh. wurden die ersten Klöster in unserem Raum gegründet. Im damaligen frühen Mittelalter sind vor allem aus diesen Anlagen bescheidene Formen regel mäßiger Gartengestaltung bekannt. Es waren besonders die Benediktiner, die den Gartenbau vorantrieben, da ihnen die Ordensregeln geistige und körper liche Arbeit vorsehrieben. Hier tauchten vier Gartentypen auf: 1. der von Arkaden umgebene Kreuzgang 2. der untergliederte Heilkräuter garten mit medizinisch-naturwis senschaftlicher und kultisch-ma gischer Bedeutung 3. der Gemüsegarten zur Ernährung der Mönche 4. ein Baumgarten, der zugleich Friedhof und Obstgarten war Leider lassen sich die Gartenanlagen der beiden im bzw. am Naturpark lie genden Klosteranlagen nicht bis in diese Zeit zurückverfolgen. Bürger- und Bauerngärten in den ent stehenden Ackerbürger-Städten (z.B. Goldberg und Krakow) und in den Dörfern waren weitestgehend auf den Anbau von Nutzpflanzen ausgerichtet ( K ie iin h 1989). Bis weit ins späte Miltelalter hinein war die Anlage von rei nen Lustgärten auf die mecklenbur gischen Fürstenhäuser beschränkt. Davon gab es in dem von uns behan delten Raum keine. Gartenanlagen des Adels bis 1750 Im Hochmittelalter wurde der Baumgarten der eigentliche Lust- und Wohngarten der höfisch-ritterlichen Entrance to Nossentin garden Gesellschaft. Er war eng mit dem Le ben und Denken am l lofe verbunden und wurde zu geruhsamer Erholung und gemeinsamen Spielen genutzt. Zu seinen Bestandteilen gehörten Bäume, größere begehbare Grasflächen, Blu men, wie Rosen, Lilien und Veilchen, und zumeist ein Bach oder Brunnen sowie aus Erde aufgeschüttete Rasen bänke, Lauben und Rankgerüste. Er war häufig von einer hohen Mauer umschlossen und spielte in Mecklenburg auch nur in den Schlossanlagen des Großherzogs eine Rolle ( A d a m ia k 1977). Die Landsitze des Adels und der Rit terschaft begnügten sich in der Re naissance mit kleinsten Gartenan lagen. A uf Karten des 17. und 18. Jh. sind oft kleine geometrisch gestaltete Gärten erkennbar, ln keiner der im vor liegenden Heft behandelten Gutsan lagen gibt es Parkanlagen, die sich bis ins beginnende 17. Jh. hinein zurück verfolgen lassen. Der spät einsetzende Barock brachte auch Veränderungen in unserem Raum. In den fürstlichen Residenzen Schwerin, Neustrelitz und Ludwigslust entstanden unter franzö sischem Einfluss große Parkanlagen, die in ihrem Kern noch heute erhalten sind. H e r z o g F r i e d r i c h " d e r F r o m m e " (1717-1785) hatte auf weiten Reisen durch Westeuropa und Süddeutsch land seinen Kunstsinn gebildet und viele Gärten aufmerksam studiert. Die schönen Alleen, Fontänen, Kaskaden und Teiche dieser Anlagen fanden später in der Gestaltung der Parks in Schwerin und Ludwigslust ihren Nie derschlag. Man engagierte französi sche und süddeutsche Gartenarchi tekten, um die vorhandenen fürstli chen Lustgärten im Geschmack der Zeit umzugestalten und zu erweitern. Es vollzog sich ein qualitativer Sprung in der Gartenkunst. Zu den Gartenanlagen in dem von uns betrachteten Raum von vor 1750 gibt es kaum Gartenpläne, Beschreibungen oder Gemälde, die uns einen Überblick über 35 Kirche durch eine Allee zu beobach ten, die zugleich die Hauptachse des Parks bildet, was in unserem Raum in Nossentin auch heute noch nachvoll ziehbar ist. Im Unterschied zu den meisten süddeutschen Barockparks fehlen heute in den mecklenburgischen plätschernde Brunnen, unruhige Kaskaden, Bäche und Teiche. Es waren in den großen fürstlichen Parkanlagen zwar einige Elemente der französischen Garten kunst vorhanden, doch fehlte es den Fürsten wie auch der Ritterschaft an Mitteln, die oftmals schon aufwendi gen Schlösser und Gutshäuser noch mit einer Miniaturausgabe des Versailler Parks zu umgeben. Die Entstehung von Landschaftsparks Abb. 46 Gelbkiefer (Pinus ponderosa) Yellow pine (Pinus ponderosa) die damaligen Zustände vermitteln könnten. Erste Parks der Rittergüter Durch den Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich von 1755 wurden die Rittergutsbesitzer zu weitgehenden Souveränen ihrer oftmals mehr als 1.000 Hektar großen Landgüter. Mit dem Einsetzen der Direktorial kommission wurden alle ritterschaftlichen Güter vermessen und bonitiert. Die entstandenen Kar ten enthalten oft die ersten Lagepläne von Parkanlagen in unserem Raum. Barocke Gutsparkanlagen in unserem Raum gab es nachweislich in Linstow und Nossentin. Die meisten dieser Anlagen wurden jedoch wegen des hohen Pflegeaufwandcs, des sich wandelnden Zeitgeschmacks und aus wirtschaftlichen Gründen wieder auf gegeben oder nach den Maßstäben neuerer Gartenkunst umgestaltet. Nicht selten ist in Mecklenburg die Verbindung zwischen Gutshaus und 36 Bedingt durch gute Ernten und stei gende Preise für Getreide gab es in dem ansonsten armen Mecklenburg auch Phasen des wirtschaftlichen Aufschwungs, die den Neu- und Um bau von Residenzen und Gutsanlagen ermöglichten. Der von England über Frankreich 1770 nach Deutschland eindringende natürliche Gartenstil ge langte auch schnell nach Norddeutschland. Die Idee von der "Gartentahigkeit" der Natur fand in dem von sanften Hügeln und unzähli gen Seen geprägten Mecklenburg Aufnahme in die Bau- und Gestaltungspläne der Fürsten und Gutsbesitzer sowie in die Orts gestaltung der großen Städte. Das Umfeld der Residenzen und der Her rensitze oder auch die oftmals im 18. Jh. geschleiften Befestigungsanlagen der wohlhabenden Städte boten sich förmlich an, in Landschaftsparks auf zugehen. Die naturalistische Verschönerung oder ökonomische Aufschmückung der Schloss- und Gutsbezirke führte zur Anlage malerischer Wandel parks. Sie waren häufig das Werk der Guts besitzer selbst oder wurden von ei gens dazu engagierten Gartenarchitek ten, Gärtnern und Baumeistern ge schaffen, welche uns heute meist nicht mehr bekannt sind. Bei der Ge staltung der neuen Landschaftspark anlagen blieben häufig Teile der fran zösischen Parkanlagen erhallen und wurden in die Neugestaltung inte griert. Mitte des 19. Jh. erlebten, je nach wirtschaftlichem Erfolg bzw. Nei gung ihrer Eigentümer, viele Guts parks Um- bzwr. Neugestaltungen (Alt Schwerin, Diestelow, Grambow), nicht selten aber auch Niedergänge (Alt Sammit). Mit der zunehmenden Industrialisie rung und der damit verbundenen An sammlung von Kapital auf dem Lande sowie mit dem Übergang mancher Gutsbetriebe aus der Hand des Adels in bürgerlichen Besitz entstanden zahlreiche Parkanlagen (Neu Sammit, Karow). Ihre Gestaltung setzte jedoch die Tradition der Gartenkunst ebenso wenig fort, wie es die in dieser Zeit er richteten Gutshäuser mit der Baukunst vergangener Jahrhunderte vermoch ten. Nicht zuletzt das verbreitete Inter esse an dendrologischen Besonder heiten ließ in vielen Fällen die Sicht auf eine künstlerische Qualität der Gesamtanlage in den Hintergrund tre ten (Park Glave). Aber auch in den Jahrzehnten danach wurden noch be merkenswerte Parks im Umfeld größe rer Güter angelegt, welche häufig durch die Gutsbesitzer selbst geplant und gestaltet wurden. Um 1900 bestand zunächst noch der gemischte Stil des späten 19. Jh. wei ter, der von P k i e r J o s e p h L e n n e und G u s t a v M e y e r entscheidend geprägt und in Meyers "Lehrbuch der schö nen Gartenkunst" propagiert w urde. Dieser Stil zeichnete sieh durch die Verw endung geometrischer Formen in kleinen hausnahen Gartenbereichen und die Bevorzugung einer land schaftlichen Gestaltung in größeren hausferneren Parkanlagen aus (z.B. Dobbin bei Krakow' am See). Rosen gärten, wie in Diestelow' heute noch erkennbar, sind auch seit dieser Zeit stärker in Mode gekommen. In den Klostergütern fehlte in aller Regel ein aufwendig gestalteter Park, da sie nur als Pachtgüter bewirtschaftet wurden, was einen für die Zukunft angelegten Park meist verhinderte. Tabelle 3: Übersicht zu den Parkanlagen der Naturparkregion Survey of gardens in the Nature Park region Art des Parks um 1900 Nutzung/Zustand heute Parkgröße um 1900 Parkgröße he ute Alt G aarz 1,3 1,4 Landschaftspark Alt Sammit 2,3 0,8 Landschaftspark N ordteil gepliegt, Südteil verwildert Alt Schwerin mit M önchbusch 1,8 1,7 Landschaltspark gepflegt Künstliche Einbauten: "Burgwall" Bäume: Esskastanie, Blutbuche, Sommerlinde Biücherhof mit Lütgendorf 3,6 6,8 Landschaftspark 7,T. ungepflegt Eiskeller, Teiche, B rücken, D endrologischer Park B ossow 0.9 0,1 G arten G arten / genutzt Hausbäume Name des Gutes N ordteil verwildert Park um Gutshaus gepflegt Besonderheiten, besondere Bäume R ondell Bauliche Reste von Requisiten, Bäume: Silber-A horn C ramon 0,6 0,3 K leiner G utspark Verschwunden, R estbestand an Bäumen Diestelow mit N eu h o f 11,9 7,7 Landschaftspark gepflegt Dobbin mit Ziellilz 5,4 4 ,6 Landschaftspark G arten Finkenw erder 2,2 0,6 kleiner G utspark gepflegt, Teil ungenutzt Bäume: Schneeball-A horn Glave 3,8 5,7 Landschaftspark ungepflegt Quellen, Ruine Bäume: Gelbkiefer, Tulpenbaum, K aukasische Flügelnuss G rabow höfe 8,0 2,5 Landschallspark ungepflegt, Fremdnutzung Sportplatz, K askadenteiche, Brücke Bäume: Esskastanie, Walnuss, Krim-Linde G ram bow 5,9 2,8 Landschallspark gepflegt, z.T. Fremdnutzung G roß Bäbelin 2,0 1,3 Teil verwildert z.T. gepflegt ungepflegt / Fremdnutzung Dobbin: teihv. gepflegt Zietlitz: G artenrest G roß und Klein Rehberg 2,0 0,0 G arten Hagenow 1,2 0,6 Landschaftspark H ahnenhorst 1,1 0,01 Garten gepflegt Hinrichshof 2,6 0,2 G arten gepflegt H o f Hagen 0,6 0,3 G arten gepflegte Reste H ohen Wangelin 0,6 0,1 Garten Fremdnutzung verwildert, ohne Nutzung .lürgenshof 1,0 0,8 Kleiner G utspark gepflegt K adow 0,2 0,0 Garten verschw unden K arow 7,1 6,1 Landschaftspark gepflegt Kirch K ogel 1,0 0.8 G arten Garten, z.T. gepflegt 0,7 Garten gepflegt ungepflegt Kleesten 0,7 Klein Luckow 4,6 4,5 Landschallspark Klein Wangelin 1,4 1,0 Garten gepflegt Klocksin 10,1 4 ,0 Landschaftspark thv. gepflegt, Rest Wald Kressin 1,8 0,9 Landschaftspark gepflegt Leisten 0,4 0,2 Landschaftspark ungepflegt Burgwall, Brücken, Requisiten, Bäume: Gelbkiefer, Blulund Hängebuchen, Eiben, Feldahom Reste einer formalen Parkanlage, Freibad, Stein, Teich Bäume: Winterlinden, W eißtanne, Blutbuche, Schwarzkiefer, Sumpfzypresse Bäume: Blutbuchen, Hängebuche, Esskastanie, Hainbuche, Schwarzkiefer, Platane, Stieleichen, Gleditschie Landschaftspark, Bäume: Feld-A horn R ondell Umfahrung Bäume: Robinie, Hainbuchen, Somm erlinden Teich Bäume: Stieleichen, Douglasie Teich. Zufahrt Schloss Bäume: N ordm annstanne, Spitzahorn, Ahomblältrigc Platane, Sumpfzypresse Teich, Brücken, Begrenzungsmauer Bäume: Stieleichen, ahomblättrige Platane Winterlinden, Robinien, Schwarzkiefer, Esskastanie, Bltilbuche, N ordm annstanne, W eißtanne H undegrab, Kapelle, Soldatenfriedhof Gärtnerei Bäume: Feldahom , Rotbuchen, Winterlinden Zufahrt , Bäume: Winterlinden, Gingko, Pyram idenpappel Rosskastanien Bäume: Hainbuche, Eibe 37 Tabelle 3: Fortsetzung Fortsetzung Name des Gutes Parkgröße um 1900 Parkgröße heute Art des Parks um 1900 N utzung/Zus ta nd heute Besonderheiten besondere Bäume N ebel, Brücke, Hügelgrab, Teiche , Bäume: Weymouthskiefer, Flatterulme, Winterlinden, Süßkirsche Linstow 1,4 1,6 Landschaftspark gepflegt/ungepflegt Louisenfcld 0,3 0,4 Garten gepflegt Marxhagen 1,4 2,5 Landschaftspark verwildert Eiskeller, Bäume: Feldahom, K nöterich als Kletterpflanze M edow 1,7 0,5 G arten z.T. gepflegt O bstbäum e Mestlin mit Viml'ow 1,0 1,0 Mestlin: G arten Vimfbw: kleiner G utspark Mestlin: verwildert, Frem d nutzung Vimfbw: ungepflegt Teich Mottznw 7,7 3,2 Landschaftspark gepflegt Friedhof Gutsgarten, Bäume: Blutbuche, Winterlinden, Rosskastanie, Sumpfeiche, W eideneiche, Roteichc, Griechische Tanne, W eißtanne, ZuckerAhorn, Tulpenbaum, K anadische Hemlockstanne M ühlenhof 0,4 0,2 Kleiner G utspark ungepflegt, Freindnutzung Rotbuchen N eu D amerow 0,4 0,2 Kleiner G utspark G arten, gepflegt Ahomblättrige Platane N eu Gaarz 2,7 1,5 Kleiner G utspark gepflegt (ungepflegt durch Aufgabe) Rotbuchen, Som m erund Winterlinden, O bstgarten N euhof bei Kläden 0,8 0,5 G arten gepflegt N eu Poserin 5,0 4,2 Landschaftspark gepflegt Brücke, Pilz, Tor, Park verein, Bäume :Flatterulme, Blutbuche N eu Sammit 1,6 N eu Sapshagen 1,4 N ossenlin 2,4 Landschaftspark gepflegt TBC-Hallen, Bäume: Küslenlanne , Blutbuche, Europäische und Japanische Lärche, M aulbeerbaum, Weymouthskiefer, K anadische Fichte 1,0 G arten gepflegt O bstgarten 2,1 2,0 Landschaltspark z.T. gepflegt Teile der Barockanlage, Bäume: Hainbuche, Winterlinden Rum Kogel 0,8 1,1 Garten z.T. gepflegt Schloß Grubenhagen 3,6 2,6 Landschaftspark gepflegt Sehlsdorf 0,7 0,7 Garten gepflegt Bäume: Blutbuche alte Burganlage in Landschaftspark integriert Sophienhof 2,8 2,7 Landschaflspark verwildert, Wald Bäume: Winterlinde, Hainbuche Sparow 0,6 0,4 Landschaftspark gepflegt Bäume: Blutbuche, Winterlinden Spendin 0,6 0,2 Kleiner G ulspark ungepflegt 38 Tabelle 3: Fortsetzung Fortsetzung Name des Gutes Suekw itz Parkgröße um 1900 Parkgröße heute 0,4 0,2 Art des Parks um 1900 G arten Nutzung/Zustand heute Besonderheiten besondere Bäume Reste ungepflegt Vollraths ruhe 15,4 14,7 Landschaitspark z.T. gepflegt Kapelle, Hügelgrab, Teich, W aldpark, barocke Teile wie Lindenallee W oosten 2,0 0,1 Kleiner G utspark ungepflegt Frühdeutscher Burghügel, Bäume: Rosskastanie W oserin 1,2 0,3 Kleiner G utspark /.T. gepflegt Teich, Bäume: Blutbuche, Som m er und Winterlinden Zarchlin 1,1 1,4 Landschaitspark z.T. gepflegt Zidderich mit Steinbeck 0,9 0,3 Kleiner G utspark z.T. gepflegt Von den im Text beschriebenen 57 Parkanlagen wurden 26 im Stile des englischen Landschaftsparks ab Mitte des 19. Jh. angelegt. Die größte Anla ge ist der Park von Vollrathsruhe, wel cher mit einem Waldpark-Teil auch heute noch eine Fläche von fast 15 Hektar einnimmt. Sehenswerte Anla gen befinden sich in Blücherhof, Moltzow, Karow, Alt Schwerin, Dieste low und Grambow. Die durchschnittli che Größe der als Landschaftspark an gelegten Parkanlagen beträgt 4,25 ha. Die Landschaftsparkanlagen haben in ihrer Flächenausdehnung im Vergleich zum Zustand zur Jahrhundertwende 19.Jh./20 Jh . um 23% abgenommen. Die größten Flächeneinbußen sind bei den kleinen Gutsparkanlagen zu ver zeichnen, welche in ihrer heutigen Flä chenausdehnung nur noch 42 % des Zustandes um 1900 einnehmen. Gute Beispiele dieses Parktyps sind in Neu Gaarz und Jürgenshof zu sehen. Die durchschnittliche Größe der kleinen Gutsparkanlagen betrug um 1900 nur 1,18 Hektar. 19 der im Text beschriebe nen Gutsanlagen hatten keinen Park im engeren Sinne. Hier konnten nur Gärten festgestellt werden. Dies sind meist Anlagen um Pächterhäuser, wel che häufig der Versorgung der Päch terfamilien mit Obst und Gemüse und nicht dem Zwecke der Repräsentation dienten. Auch von diesen Anlagen sind heute nur noch 42% der Flächen größe um 1900 vorhanden. Eine Vor stellung vom Aussehen und der ge nutzten Flächengröße bekommt man in Medow bei Goldberg und in Sapshagen. Ein Teil der Parkanlagen, insbeson dere die Landschaftsparkanlagen, ver fügen über einen interessanten Baum bestand. Sehenswert in dieser Hin sicht sind der dendrologischc Park in Blücherhof, die Parkanlagen in Neu Sammit, Moltzow, Linstow, Klein Luckow, Glave, Diestelow und Grambow. Bäume: Bcrgahom , Rosskastanie, Stieleichen Abb. 47 Platanen (P/atanus hybrida) im Gutspark Karow Sycamore (Platanus hybrida) in the garden of estate Karow 39 5.2 Der heutige Zustand der Gutsparks Today's condition of the estate gardens Parks in der DDR Im Zuge der Bodenreform wurden Parkanlagen z. T. aufgesiedelt, Bäume aus Mangel an Brennholz gefallt, Blumenrabatten zu Gemüsegärten um genutzt. Die Gartenseiten zeigten z. T. ein buntes Sammelsurium von Schup pen, Hühner- und Kaninchenställen. Viele Parkanlagen, die diesem Schick sal entgingen, verloren ihr Gesicht durch mangelnde Pflege und Wildwuchs. Seit den 1950er Jahren kam die Kultur- den aufgrund fehlender finanzieller, materieller und personeller Kapazitä ten häufig kaum noch gepflegt und verwilderten. Nach Gründung des Instituts für Denkmalpflege in den 1960er Jahren und besonders seit der Verabschie dung eines neuen Denkmalpflegcgesetzes der DDR fanden in histori schen Garten- und Parkanlagen Wiederherstellungen und meist auch Rekonstruktionen statt, jedoch nur in ausgewählten repräsentativen Anla Abb.48 Der gut gepflegte Schlosspark Karow The well kept garden of estate Karow parkbewegung in der DDR auf, welche die kulturelle Nutzung der Parkan lagen durch die Bevölkerung propa gierte. Beliebte Einbauten in beste hende Parkanlagen waren Freilicht bühnen, Sportanlagen und Schwimm bäder (z.B. Grabowhöfe, Grambow). Diese Neugestaltungen nahmen im Allgemeinen wenig Rücksicht auf denkmalpflegerische Zielsetzungen. Angestrebt waren die Förderung von Erholung, Bildung und Kultur, die Steigerung der Attraktivität für die Be völkerung und die Schaffung von Möglichkeiten ttir Großveranstaltun gen. Ziel war die gesellschaftliche Nutzung. Abgelegene Parkteile wur 40 gen. Das oftmals private Engagement von Leuten oder Gruppen hat aber auch in kleineren Parkanlagen im länd lichen Raum zu einer Fortsetzung der Parkpflege geführt (Neu Poscrin, Blücherhof). Parks nach 1990 Durch ungeklärte Eigentums verhältnisse oder die Schließung von sozialen bzw. kommunalen Einrichtun gen aufgrund gestiegener technischer Anforderungen kam es nach der poli tischen Wende oftmals zum Leerstand der Gebäude. Hierdurch ergaben sich in den dazu gehörenden Parkanlagen, die ohnehin sanierungsbedürftig wa ren, Stillstand in der Parkpflege, be schleunigter Verfall und Verwilderung. Waren die Eigentumsverhältnisse ge klärt, setzten seit Beginn der 1990er Jahre jedoch auch verstärkt Wieder herstellungen in den Park- und Gartenanlagen ein (Alt Gaarz, Klocksin, Grambow). Einige unserer Parkanlagen sind heute gut und zeit gemäß gepflegt und werden auch ge nutzt. Im speziellen Teil des Heftes wird auf die Parks der Güter genauer eingegangen. Abb. 49 Starke Hainbuche (Carpinus betu/us) im Park Nossentin Strong hornbeam (carpinus betulus) in Nossentin garden Many estates had or still have gardens. These in part developed from gardens or installations from the 18th Century. But most of them are o f English garden type and originated in the 19th Century. They were further developed in the 20th Century with geometrical structures closer to the manor and efforts for integration into the landscape at the distance. Today's condition o f these gardens more often than not is bad. Many o f them are no longer in existence. Abb. 50 im Gutspark A lt Schwerin The estate garden of Alt Schwerin Abb. 51 Weg zur Kapelle im Park Klocksin Lane to chapel in Klocksin garden Abb. 52 Park Vollrathsruhe, im Hintergrund das Schloss Vollrathsruhe garden with manor house in the back 41 6. Die Gutsdörfer mit ihren Gutsanlagen und Parks The estates, their villages and gardens 6.1 Alt Gaarz Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Alt Gaarz liegt im Bereich der Klocksiner Seenkette an der Südwestseite des Hofsees und an der Nordsei te des Bergsees. Der Name Gaarz (auch Garditze, Gartze) kommt aus dem Slawischen und bedeutet soviel w'ie „kleine Burg“. Das Gründungsdatum des Ortes ist nicht bekannt. Im 13. Jh. und zu Beginn des 14. Jh. gehörte Gaarz zu der großen Feldmark Nossentin. 1319 gelangte der Ort in den Besitz der L i n s t o w s . Der ehemali ge Rittersitz Gaarz (heute Alt Gaarz) war geschichtlich lange Zeit mit den v o n L in s t o w s auf Linstow' verbunden, die bis etwa 1730 hier nachzuweisen sind. 1567 brannte das ganze D orf ab und wurde wieder aufgebaut. Seit etwa dieser Zeit gab es in Gaarz keine Bauern mehr. Gaarz war zu einem Allodialgut geworden. Weitere Besitzer von Gaarz waren: 1731 - 1749 A. W. V. W iNTERFELD 1751-1779 F. W. H. v . L o w t z o w 1780-1781 Versteigerung der Güter Alt- und Neuen Gaarz 1796-1827 G. F. S c h r ö d e r 1828-1840 J. H. C . S c h m id t 1842-1851 C. C. G S t e in 1851- 1854 F. S t e in 1855-1861 E. S t a h l 1862 - 1945 Familie G r e f e r a t h 1903 hatte das Gut eine Fläche von 1046 ha. 1920 umfasste der Viehbe stand 60 Pferde, 110 Rinder, 280 Scha fe und 304 Schweine. Angebaut wur den vorwiegend Getreide, Kartoffeln und Rüben. Neben der Landwirtschaft wurde Waldbau betrieben. Das Gut Alt Gaarz wairde 1945/46 auf gesiedelt. 52 Bodenbewerber erhielten 42 Abb. 1 Eingang zum Gutshof m it gemauerten Pfeilern (2006) Entry gate to estate with brick columns (2006) Land zwischen 8 und 12 ha. 1957 gab es nur noch 36 Neubauern. Nach der Bildung von VEG und LPG entstanden 1974 das VEG Pflanzenproduktion und die Industrielle Rindermast Hohen Wangel in, die bis zur Wende in engem Zusammenwirken großräumig und überörtlich wirtschafteten. Ein neu zeitlicher Nachfolgebetrieb der Schweinemast bewirtschaftet bei Alt Gaarz heute noch eine Reihe inzwi schen veränderter Stallanlagen. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Das Gut lag auf einer breiten Halbin sel, die in den Hofsee ragt. Der recht eckige Grundriss zeigt an seiner Oslseite das Gutshaus und diesem vorge lagert beidseitig die Wirtschaftsge bäude. Von ihnen ist nur noch ein gro ßer Rinderstall auf der linken Seite vorhanden. Die weiteren Gebäude des ehemaligen großen Gutes, wie weitere Ställe, eine Brennerei und Schmiede existieren nicht mehr. Die Gutsanlage war von einer Mauer umgeben, von Abb. 3 Wirtschaftsgbäude (2004) Estate building (2004) Abb.2 Die Lage des Gutes 1884 (MTB) Ordinance map of 1884 der noch Reste zu entdecken sind. Vor allem der Eingangsbereich ist noch heute durch markante Backsteinpfeiler gekennzeichnet. Gutshaus und Park Das G utshaus liegt an der Spitze der Halbinsel mit Zugang zum Sec. Das heute vorhandene Gebäude stammt in seinem ursprünglichen Zustand aus dem Jahre 1863. Nach d e V e e r (2006) gab es einen Vorgängerbau, der 1863 stark verändert wurde. Das uns ge genübertretende Gebäude ist ein gro- ßer, eingeschossiger Backsteinbau auf einem hohen Kellergeschoss aus be hauenen Feldsteinen. An der Vorder front ist ein Milteirisalit mit großer Treppe und Eingangsbereich vorhan den. An der Ostseite der Vorderfront Abb. 4 Gutshaus in schlechtem Zustand (1989) The manor house in bad condition (1989) Abb. 5 Restauriertes Gutshaus, Vorderansicht (2004) Renovated manor house, front view (2004) und erstreckte sich von drei Seiten um das Gutshaus. Heute sind noch zwei separate Teile erkennbar, zum einen südlich und östlich des Gutshauses und zum anderen nördlich auf einer Fläche von 2,5 ha. Hier sind sehens weite Altbäume, u.a. Blutbuchen, Rosskastanien und zwei Silber-Ahorn, zu finden. Abb. 6 Seitenansicht des Gutshauses (2004) Side view of manor house (2004) befindet sich ein Turm mit vier Etagen, Spitzdach und Ziertürmchen. Nach d e V e e r (2006) ist es ein Versuch, dem Ortsnamen (Burg) alle Ehre zu machen und das Gutshaus in ein romantisches Schloss zu verwandeln. Auch die Tor pfeiler zum H of assoziieren in ihrer Ge staltung das Bild „Burg“ (vgl.Abb.l). Nach 1945 war das Gutshaus Woh nung für viele Flüchtlinge, Gemeinde verwaltung und soziale Einrichtung. Danach stand es lange Zeit leer und der Verfall setzte ein (vgl. Abb. 4). Mit te der 1990er Jahre wurde das Gebäu de von einem ortsansässigen Indu strieunternehmen umfassend rekon struiert und als Verwaltungsgebäude genutzt. Nach längerem Leerstand hat es wieder einen neuen Besitzer gefun den, der das Haus zu Wohnzwecken mit Ferienwohnungen nutzt. Der Landschafts-P a rk wurde um 1870 durch die Familie G r e f f r a t h angelegt Gebäude im Dorf Das D orf war früher vom Gutshof ge trennt. Durch Alt Gaarz führte die alte Landstraße von Güstrow nach Waren. An dieser Straße standen die Land arbeiterkaten, die in stark veränderter Form noch heute zu entdecken sind. Daneben gab es einen Krug mit Post stelle. Laut Staatskalender von 1842 halte die Güstrow - Ncustrelitzer Fahrpost Haltestellen in Alt Gaarz und Neu Gaarz. Dieser Krug wurde um 1990 abgerissen und die Stelle später durch ein Eigenheim überbaut. Nebenbetriebe und Besonderheiten Zum Gut gehörten eine Schmiede, Windmühle, Ziegelei und Brennerei (Meckl. Staatskalender 1903). Außer dem sind aus dem Bereich Alt Gaarz zwei Teeröfen bekannt. Von den letzten Besitzern des Gutes, den G r h f f r a t h s , ist ein E rbbegräbnis am Bergsee vorhanden. Abb. 7 Grabstätte der Familie Greffrath (2004) Grave of Greffrath family (2004) Alt Gaarz is an old settlement from the 13,h Century. It had developed from a knighf s stronghold to a peasant village. During the 18th Century it turned into an estate village with frequently changing owners. ln the beginning o f the 20,h Century the estate comprised some 1046 hectares. After 1945 it was expropriated and the arable fields were partitioned among 52 new settlers. Later an agricultural co-operative (“LPG”) developed which was integrated into the bigscale beef breeding Operation of Hohen-Wangelin in 1974 which subsists in a scaled-down Version. The manor house dates from 1863. It is privately owned and is being used for residential purposes including the renting out of apartments during the holiday season. 43 6.2 Alt Sammit Landkreis Güstrow Amt Krakow am See H. Schulz Abb. 1 Die Gutsanlage 1880/90 The estate complex in 1880/90 Das Dorf und das Gut Alt Sammit wurde 1274 erstmals in ei ner Urkunde erwähnt. Viele Bodenfun de belegen die weiter zurückreichende Besiedelung. Im Zuge der Christiani sierung kam die Familie W e l t z ik n aus dem Westfalischen hierher und er langte Landbesitz an dem ehemaligen slawischen Dorf Sammit. Im Mittelalter war Sammit ein Bauerndorf. 1441 gab es 19 Bauern, vier Kossäten und ins gesamt 100 Einwohner, 1584 waren es 10 Bauern, 13 Kossäten und 125 Ein wohner. Im Dreißigjährigen Krieg wur den das Dorf und die Kirche total zer stört und Sammit aufgegeben. 1649 wurde der Ort als wüst und verlassen bezeichnet. Etwa 1650 kehrte D a n i e l v o n W l l t z ie n nach Sammit zurück und begann mit dem Wiederaufbau der Kirche, des Gutes und des Dorfes, das um die Kirche herum lag. 1751 gab es vier Bauern im Dorf, 1855 nur noch ei nen. Die Bauern waren zu Gunsten des Gutes gelegt worden. Die Landwirt schaft war auf dem kargen Boden schwierig. Deshalb suchte man andere Geldquellen. 1689 ließ A l e x a n d e r v . W l l t z ie n den Gasthof „Grüner Jäger“ an einer damals wichtigen Wege kreuzung im Süden der Gemarkung bauen. 1725 errichtete man das Vor werk Neu Sammit und begann später mit der Aufforstung des sandigen Akkers (vgl. Neu Sammit). Die Lehnsherr schaft derer v o n W e l t z ie n endete 44 1793. Ihnen folgten viele weitere Ei gentümer, wrie die Übersicht ausweist: 1793 H. F. v o n P l e s s e n 1799 H . F l ü g g e 1800 J. Ch. A. K o e n e m a n n 1826 H . S e e l ig e r 1833 L . F. L ü b b e 1835 G. H. F. W e r t h ei m e r 1839 G. K. R ie d e l 1852 E. D ie d e r ic h s 1874 K . v . M e y e n n e 1891 M . T r a u n 1902 N e u m a n n 1905 O . H e c h t 1939 Tochter O. Hechts bis 1945 Unter W e r t h e i m e r w urden Alt und Neu Sammit getrennt und als selbstAbb.2 Luftbild der Gutsanlage 1935 Aerial view of estate 1935 ständige Güter geführt. Zum Territori um Sammits gehörten im Jahre 1894 1753 ha Land, davon 844 ha Acker land, 638 ha Wald und 225 ha so ge nanntes Unland und Wasserflächen (9 Seen). 1903 hatte das Gut Alt Sammit eine Größe von 936 ha. Neu Sammit besaß 817 ha(M eckl. Staatskalender). 1945 wurde der Besitz enteignet und 81 Familien Boden von je ca. 10 ha zu geteilt. 15 neue Häuser wurden im Rahmen des Neubauem-Bauprogramms errichtet. 1953 gründeten die ersten Bauern All Sammits eine LPG, 1958 waren alle Bauern Mitglieder. Nach 1990 entstand eine Agrargesell schaft. Die Tradition der Pferde haltung und Pferdezucht, die schon die v o n W e l t z if .n 's begannen, wurden auch nach 1990 fortgesetzt. In Alt Sammit existieren eine Außenstelle des Gestüts Ganschow, eine Reitschu le und eine Pferdeklinik. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Ein Luftbild aus dem Jahr 1935 zeigt die vollständige Anlage (vgl. Abb. 2). Von der Kirche aus gelangte man auf den Gutshof, an dessen Stirnseite das Gutshaus stand. Rechts befanden sich zwei Scheunen, ein Gebäude für Bedienstete und das Inspektoren haus. Die Scheunen existieren nicht mehr. Auf der linken Seite war ein Pfer destall platziert, der aber abbrannte. Abb. 3 Das so genannte Schweizerhaus m it Speicher (2004) The so-called Swiss House with attic (2004) An seinem Platz wurde in den 1960er Jahren von der LPG ein Speicher ge baut. In einer zweiten Reihe zur Straße nach Krakow befanden sicli Scheunen und Ställe, die noch erhalten sind und landwirtschaftlich genutzt werden. Das Quergebäude zum Kuhstall, Schweizerhaus und Speicher, wurde 1940 neu oder umgebaut, denn in ei nem Giebel ist die Jahreszahl (OH Otto Hecht - 1940) zu lesen. Seitlich links des Gutshauses befindet sich ein Speicher, der noch in gutem Zustand ist. Von hier aus kann man über eine Allee zur Straße nach Krakow gelan gen. Der H of ist in wesentlichen Tei len noch erhalten. Er wurde zu LPGZeiten und wird auch weiterhin land wirtschaftlich bzw. zu Wohnzwecken genutzt. Abb. 4 Speicher (2007) Storehouse (2007) des Gutes war (1905 - 1939). Der Turm auf dem Gutshaus ist vor 1935 ent fernt worden, das Luftbild weist ihn nicht mehr auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Flüchtlinge und Vertriebene in dem Gutshaus untergebracht. 1969 über nahm das Volkseigene Gestüt Gutshaus und Park Das G utshaus ließ K a r l v o n errichten, der das Gut 1874 übernahm. Es ist ein zweigeschossiger Backsteinbau mit dreizehn Achsen und einem Walmdach. Es steht über einem Souterrain und einem Sockel aus Granitquadern. Ursprünglich be fand sich über dem Eingang in der Hausmitte ein m ächtiger Turm. Das ur sprüngliche Gebäude hatte eine Bezie hung zur Neorenaissance (vgl. Abb. 5). Später bekam das Gutshaus das heuti ge Aussehen mit neugotischen Ak zenten, indem die Mittel- und Seiten risalite an der 1lolseite Dreiecksgiebel erhielten. Der dem Mittelrisalit vorge stellte offene Vorbau übernimmt die Betonung des Eingangs. Dort hinauf führt eine mächtige Freitreppe (dk V e e r 2 0 0 6 ) . Die Umbauten sind wahr scheinlich in der Zeit vorgenommen worden, in der O t t o H e c h t Eigentümer M e y ln n k Abb. 5 Das Gutshaus um 1880/90 The manor house around 1880/90 Abb. 6 Das Gutshaus 2007 The manor house in 2007 45 Ganschow das Gebäude und betrieb hier bis 1991 ein Schulungs- und Er holungsheim. Das Gutshaus wurde 1993 privatisiert. Seit dem wird es in kleinen Schritten restauriert, ln der Preußischen Landvermessung von 1882 ist der P a rk als rechteckige, regelmäßig gestaltete Fläche auf der gesamten Strecke zwischen Dorfstra ße und See östlich der Wirtschaftsge bäude, die den Gutshof säumen, dar gestellt. Erhalten sind der Parkbereich am Gutshaus und ein im Vergleich zur Darstellung von 1882 kleiner Teil an der Dorfstraße (0,7 ha), der auch heute noch als Park und als Kinderspielplatz genutzt wird. Auch die wiederherge stellte Allee als prächtige Zufahrt in der Achse des Gutshauses mit der Grünanlage inmitten der großräumigen Zufahrt sind parkartige Elemente, die in der Karte von 1882 dargestcllt sind. Gebäude im Dorf Im D orf gibt es vier Gutsarbeiterhäuscr aus verschiedenen Bauzeiten. An zweien ist die Jahreszahl 1914 und 1920 zu lesen. Die Katen dienten wohl mindestens 15 Familien als Wohnung. Abb. 7 Ehemalige Gutskaten (2007) Former estate cottages (2007) 46 Abb. 8 Die ehemalige Schnitterkaserne aus dem Jahr 1913 (2007) The former lodging for seasonal workers from 1913 (2007) Sie sind in umgebauter und stark ver änderter Form erhalten geblieben. Da neben gibt es eine zweistöckige Schnitterkaserne aus hellen Klinkern aus dem Jahr 1913 in gutem Zustand. Sie wird zu Wohnzwecken genutzt. Die meisten dieser Gebäude entstan den in der Zeit, in der O t t o FIe c h t das Gut besaß. Geprägt wird das D orf be sonders durch die stark veränderten Neubauernhäuser. rationen hinweg erfolgreiche Pferde züchter. Sie verkauften nicht nur Reit pferde, sondern auch ausgebildete Gespanne. Diese Tradition hat sich bekanntlich bis in die heutige Zeit fortgesetzt. Nebenbetriebe und Besonderheiten Im Mecklenburgischen Staatskalender von 1853 werden eine Schmiede und eine Ziegelei aufgefuhrt. Später gab es eine kleine Stärkefabrik. Natürliche Kalkvorkommen am Kemlower See und am Langsee wurden abgebaut und in zwei Kalköfen verarbeitet (vgl. MTB von 1883). Teeröfen produzier ten lange Zeit das begehrte Pech. Die Wassermühle am Mühlenbach (dort, wo heute der Bahnhof ist) gehörte lange Zeit den v o n W e l t z ie n ' s (1348 1463; 1674- 1688). 1886 wurde auf dem Flohen Berg eine Windmühle gebaut. Die v o n W e l t z i e n ' s waren über Gene Abb. 9 Die Lage des Gutes 1882 (MTB) Ordinance map of 1882 Alt Sammit, owned by the von Weltziens until 1793, is an old village. It was completely destroyed during the Thirty Years War. Originally a peasant settlement, it gradually developed into an estate of considerable size (approx. 1750 hectares). The appurtenant structure Neu Sammit was constructed in 1725, becoming an economically independent entity in 1835. The less fertile grounds in this area were largely afforested. The mansion house was built by K.v. Meyenne in the 70s of the 19th Century. O. Hecht made architectural changes in the early 1920s. The mansion is a castlelike, two story brick building, acquired in 1993 by a private investor, who is in the process of restoring it step by step. 6.3 Alt Schwerin mit Mönchbusch Landkreis Müritz Amt Malchow W. Mewes Das Dorf und das Gut Das Museumsdorf Alt Schwerin liegt zwischen dem Plauer und Drewitzer See und hat zu beiden Gewässern ei nen direkten Zugang. Hs wurde 1289 in einer Urkunde als „Zwerin“ das ers te Mal erwähnt. Den Namen Schwerin findet man in Mecklenburg-Vor pommern öfter. Er geht auf das alt polnische zver (wildes Tier) oder zverin (Wildgehege) zurück. 1330 war Alt Schwerin im Besitz der Familie G a m m , die bis Anfang des 1 7 . Jh. Besitzer blieben. Dann kam es zum Niedergang ihres Eigentums und die Familie v . W a n g e l in erwarb nach und nach das D o rf bis es 1720 ganz in ih rer Hand war. Das blieb bis 1786 so. Dann folgten Jahre mit einem häufigen Besitzwechsel ( S c h l ie 1993): 1787 E. F. A. v. F l o t o w 1791 T. v. L f.v e t z o w 1798 G r a f v . L ü t t ic h a u 1802 K. H. V. SlF.RSTORFF 1804 E. W. v. R a v e n 1840 L. F. S c h u l t z e 1841 E. M ie r e n d o r f 1846 F. G r e it r a t h 1869 J. K l o c k m a n n 1899 J . S c h l u t iu s Alt Schwerin war ursprünglich ein Bauerndorf. 1567 gab es hier 13 Bau ern. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging die Zahl stark zurück, der Rest wurde gelegt. 1848 wurden die letzten drei Bauern nach Ortkrug umgesiedelt, All Schwerin war ab dann ein reines Gutsdorf. Mit dem Bau der Chaussee Karow - Malchow 1847 und der Mecklenburgischen Südbahn 1884 ge wann der Ort an Bedeutung. Mit der Übernahme des Gutes 1899 durch J o h a n n e s S c h l u t iu s gab es einen neuen Entwicklungsschub. Es entstand eine Reihe neuer Gebäude. S c h l u t iu s be saß nicht nur das Gut Alt Schwerin mit Glashütte, Mönchbusch, Ortkrug und Wendorf (3.889 ha), sondern auch Jürgenshof (344 ha), Werder (202 ha), Abb. 1 Zufahrt m it Allee zum Gutshof (2007) Access road with avenue to the estate court (2007) Leisten (691 ha) und Karow mit Hahnenhorst und Hütte (3.132 ha). Insgesamt umfasste die Begüterung 1905 eine Fläche von 8.258 ha, wovon ein Großteil Wald und Gewässer war. Die Ländereien der Gemeinde Alt Schwerin wurden durch Inspektoren bewirtschaftet, der Hauptsitz war Karow. 1924 entstand ein neues Inspektorengebäude. 1936 arbeiteten in der Alt Schweriner Begüterung 147 ständig Beschäftigte und 86 Saison kräfte. Diese waren in der 1904 errich teten Schnitterkaserne untergebracht. Der Tierbestand setzte sich aus 89 Pferden, 317 Rindern, 186 Schweinen und 90 Schafen zusammen. 1945 wur de die Familie S c h l u t iu s mit 2.131 ha LN in Alt Schwerin enteignet. 104 Ein wohner erhielten durch die Aufteilung der Flächen eigenen Boden. Von 1947 bis 1953 wurden 24 Neubauernhäuser gebaut. 1952 bildete sich eine erste LPG Typ 1. 1955 wurde sie eine LPG Typ III, die sich später mit Mönch busch und Jürgenshof zusammen schloss. 1967 bildete sich eine Ko operationsgemeinschaft Malchow / Alt Schwerin, aus der 1978 die LPG (P) Malchow hervorging. Daneben gab es die LPG (T) Alt Schwerin. Die LPG (P) Malchow wurde 1991 in die Agrargenossenschaft Malchow e. G. umgewandelt, die bis heute die Acker flächen bewirtschaftet. In M önchbusch gab es schon in der 2. Hälfte des 18. Jh. eine Meierei, die aus Schäferhaus, Schafslall und Scheune bestand. 1822 existierte ein richtiger I Iof, der 1848 aus dem um 1806 errich teten Verwalterhaus und fünf Wirt schaftsgebäuden bestand. Unter J. S c h l u t iu s wurde dieser Teil des Gutes 1903 durch einen Statthalter verwaltet. Es gab hier 860 Schafe. Im Ort lebten 99 Einwohner. Nach 1945 erhielten auch in Mönchbusch Neubauern Land und bauten neue Häuser. Die sich 1952 gebildete LPG schloss spä ter mit Alt Schwerin zusammen. Gutsanlagen und W irtschaftsgebäude Die Brandversicherung von 1848 zeigt den Plan der Gutsanlage von Alt Schwerin. In der Folgezeit entstanden neue Gebäude bzw. wurden alte ersetzt. 1924 entstand ein neuer Kuhstall, den man 2001 geschleift hat. Eine so ge nannte Haferscheune wurde nach 1947 zur Materialgewinnung für den Bau von Ncubauernhäusern abgerissen, eine weitere Scheune wurde schon vor 1945 beseitigt. Aus dem Schafstall ne ben dem Gutshaus wrurde später eine Remise und ein Düngerschuppen. Nach 1965 setzte man das Gebäude zum Freigelände des Museums um. Von den Wirtshaftsgebäuden existie ren noch der ehemalige Schafstall und ein Speicher. Beide gehören zum Mu seum und werden von diesem genutzt. 47 Abb. 3 Gutshof Mönchbusch (BV 1848) Fire insurance map of estate Mönchbusch (1848) □SL □ n h\ Li ^ i Abb. 2 Gutshof Alt Schwerin (BV 1848) Fire insurance map of estate Alt Schwerin (1848) Wohn gebäude G Gutshaus K Katen Wirtschafts gebäude St S Stall Sf 1 [SD St In M önchbusch gab es 1848 fünf'Wirt schaftsgebäude (siehe Plan). Zwei Stallanlagen befinden sich im Verfall. Ob sie noch aus der Mitte des 19. Jh. stammen, kann nicht gesagt werden. St Gutshäuser und Park w| Lst ISt I CST Scheune Abb. 4 Ehemaliger Schafstall und Scheune (2006) Former sheep shelter and barn (2006) Das Gutshaus in Alt Schwerin, das man über eine von Kastanien gesäum ten Pflasterstraße und durch ein schmiedeeisernes Tor erreicht, wurde 1733 von C h r i s t i a n F r i e d r i c h v . W a n g e l i n erbaut. Es ist ein schlichter, elfachsiger, zweigeschossiger Back sleinbau mit Mansarddach über einem hohen Souterrain. Die dreiachsigen Abb. 7 Historische Postkarte des Gutshofes A lt Schwerin (um 1900) Historie postcard of estate Alt Schwerin from about 1900 Abb. 5 Ehemaliger Speicher (2007) Former storehouse (2007) Abb. 8 Gutshaus, Rückseite (2004) Manor house, back view Abb. 6 Stall und Speicher in Mönchbusch (2007) Stable and store house in Mönchbusch (2007) 48 Mittelrisalite auf beiden Seiten besit zen einen spitzen Dreieckgiebel. An der Hoffront führt eine zweiläufige, steinerne Freitreppe ins Gebäude, an der Gartenfront gelangt man über die Freitreppe in einen massiven Vorbau. 1945 war das Gutshaus zunächst Laza- achsiger verputzter Backsteinbau auf einem Feldsteinsockel mit zwei gro ßen, dreiachsigen Seitenrisaliten, de ren Dächer bis zum First reichten. Die Fenster waren von roten Klinkern gefasst und stichbogig geschlossen. In den 1950er Jahren war es Schule und wurde nach 1972 abgerissen. Gebäude im Dorf Geht man durch Alt Schw erin, so be gegnen uns besonders an der Dorf straße mehrere Bauten, die an die Gutszcit erinnern. Besonders auffal lend ist die ehemalige Schnitter kaserne für die Unterbringung der Sai sonarbeiter, die J. S c h l u t i u s 1904 er richten ließ. Sie ist heute Teil des Abb. 9 Gutshaus A lt Schwerin, Vorderansicht (2006) Manor house Alt Schwerin, front view (2006) Abb. 10 Künstlicher Turmhügei im Park (2002) Mound remeinung from a mock tower in the garden. rett der Ortskommandantur der Roten Armee, dann wurde es Feierabend heim. Nach einer umfassenden Sanie rung in den Jahren von 1997 bis 2001 ist es nun Seniorenpflegeheim. Der heutige, ca. 130-150 Jahre alte Landschafts-Park zwischen Gutshaus und Tauchow'see besitzt einen alten Baumbestand, Freiflächen sow ie Abb. 12 Ehemalige Schnitterkaserne A lt Schwerin (1950er Jahre) Former lodging for seasonal workers Alt Schwerin (1950s) künstliche Einbauten, wie beispiels weise einen Turmhügel (vgl. Abb. 10). Die Größe der Parkanlage ist seit dem 19. Jh. unverändert. Der alte Guts garten wurde nach 1945 mit Obstbäu men bepflanzt. In M önchbusch w urde um 1806 ein neues Verwalterhaus gebaut, das nicht mehr existiert. Es w;ar ein elf- Abb. 11 Ehemaliges Verwalterhaus Mönchbusch (1970er Jahre) Former inspector house Mönchbusch (1970s) Agrarhistorisehen Museums, das ab 1963 entstand. Gegenüber befindet sich, ebenfalls zum Museum gehö rend, ein achthischiger Feldstein katen, der um die Mitte des 19. Jh. er baut wurde. Ein zweiter liegt nicht w'eit entfernt. Tagelöhnerkaten neueren Datums sind ebenfalls noch vorhan den. Auf dem Weg zum Gutshaus liegt Abb. 13 Feldsteinkaten in A lt Schwerin (2007) Stone cottage in Alt Schwerin (2007) 49 Abb. 14 Inspektorenhaus A lt Schwerin (2007) Inspector house Alt Schwerin (2007) auf der linken Seite das ehemalige Inspektorenhaus, das 1924 entstand und unterschiedlichen Nutzungen diente. Es ist ein großer, eingeschossi ger Backsteinbau auf hohem Feld steinsockel. An verschiedenen Stellen im D orf kann man Neubauernhäuser finden, die nach 1945 gebaut wurden. Die Siedlungen, die nach der Auf siedlung eines Teiles des Gutes Jürgenshof zwischen 1924 und 1928 entstanden, befinden sich links und rechts der Straße am Ortsausgang von Alt Schwerin in Richtung Malchow. In M önchbusch existieren noch zwei ehemalige Tagelöhnerkaten, die aber stark verändert wurden. Daneben fin- Abb. 15 Ehemaliger Katen in Mönchbusch (2007) Former estate cottage in Mönchbusch (2007) den wir etliche Neubauemhäuser. Eine Schnitterkaserne aus dem Ende des 19. Jh. w urde noch vor 1990 beseitigt. Nebenbetriebe und Besonderheiten Auf dem Gutsgelände befindet sich heute noch ein nicht mehr bewohntes Gebäude, das einmal eine B rennerei w'ar. Sie entstand in der 2. Hälfte des 19. Jh. und wnirde bis 1945 betrieben. 50 Abb. 16 Detail des Tores Gate detail Abb. 17 Das schmiedeeiserne Tor zum Gutshof (2007) The wrought-iron gate to the estate (2007) Später wurde sie zu einem Wohnge bäude umgebaut. Zum Gut gehörte der Ort G lashütte. Die Gebrüder M ü i i l p f o r t hatten die Idee, die Tortlagerstätten am Nordufer des Plauer Sees für den Betrieb einer Glashütte zu nutzen, die 1847 in Be trieb ging und bis 1901 produzierte. Es war die letzte Glashütte in Mecklen burg. Was von diesem Gewerbe blieb ist der Ortsname des kleinen Dorfes und sind die umfangreichen Torfsti che am Plauer See, die heute Natur schutzgebiet sind. Neben der Glashüt te entstanden im Dorf noch eine Zie gelei und eine Dampfsägerei. Ein besonderes Objekt im Museums dorfist das zweiflügelige schmiedeei serne Tor am Eingang zum Gutshof. Es wurde um 1890 gefertigt und 1898 von H u b e r t v . T i e l e - W i n c k j l e r für das Gut Vollrathsruhe erworben. Um es vor dem Verfall zu bewahren, wurde es 1964 nach Alt Schwerin umgesetzt (vgl. Vollrathsruhe). Alt Schwerin is an ancient village, first mentioned in documents of 1289. Originally a peasant seltlement, feudal estate structures devcloped after the Thirty Years War. The last three free farmers were relocated in 1848. In 1899 J. Schlutius purchased the estate, then comprising approx. 3.890 hectares and several villages. After the expropriation of 1945 agricultural cooperatives (LPG) soon developed and several o f them merged into one large cooperative. The estate structure can still be easily rccognized. Some of the remaining estate buildings at present belong to the agrohistorical museum o f Alt Schwerin. The manor house was built in 1722 and, only slightly modified, is now serving as a homc for the eldcrly. A building for seasonal workers of 1904 and two stone cottages from the middle of the 19lh Century remain as witnesses o f a formerly large estate. 6.4 Biücherhof Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren N. Schipke Das Dorf und das Gut Biücherhof ist aus dem untergegange nen Gut Lütgendorf hervorgegangen. Dieses befand sich auf einer Halbinsel am Westufer des Flachen Sees und war bis mindestens 1752 der Sitz der Adelsfamilie v o n L i n s t o w . Nach ver schiedenen Eigentümern erwarb 1789 F r ie d r ic h H e l m u t L u d w ig v o n B l ü (1739 - 1791) das Allodialgut. Dieser erbaute von 1 7 8 9 bis 1 7 9 1 auf der Gemarkung des wohl im Dreißig jährigen Krieg untergegangenen Dor fes Glans ein neues Anwesen. L. v o n B l ü c h e r schenkte das Gut seiner Tochter, deren Mann H a n s H e in r ic h L u d w i g v o n A r n im dem Gut zum An denken an den inzwischen verstorbe nen Gründer den Namen „Biücherhof" verlieh. H of Lütgendorf verfiel und wurde später ganz aufgegeben. Die Familie v o n A r n im war bis 1 8 4 8 im Be sitz von Biücherhof Dann wurde es an E m a n u e l v o n H i n t z e n s t e r n ver kauft. Die weiteren Eigentümer bis 1 9 0 4 waren die Familie v . P l k s s e n , cher K a r l A x e l v o n M a l t z a h n u n d H e in r ic h W essels. Die neue Geschichte von Biücherhof begann 1904, als A l e x a n d e r K o e n ig das 947 ha große Gut kaufte. K o e n ig hatte als junger Mann in Demmin sein Abitur nachgeholt und in Greifswald studiert. Er war Privatgelehrter in Bonn und Sohn des deutsch-russi schen Industriellen L e o p o l d K o e n i g , den man in Russland auch den „Zukker-König“ nannte. Er besaß in Russland zahlreiche Zuckerfabriken, ein 239 km2 großes Gut in der Ukraine, das Gut Bökel in Westfalen und eine Villa in Bonn, die später unter dem Na men „Villa 1lammerschmidt“ in der Ge schichte der BRD eine Rolle spielen sollte. Nach dem Tode des Vaters finanzierte A. K o e n ig aus dem reichen Erbe seine ornithologischen Forschungen, den Bau eines Museums in Bonn (heute Abb. 1 Das klassizistische Gutshaus um 1880/90 The classicist manor house at around 1880/90 „Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig“) so wie den K auf des Gutes Biücherhof. Es wurde sein Sommersitz, Gästehaus und Jagd-Domäne. Diesem Charakter entsprachen dann auch die neu- oder umgebauten Gutsgebäude. A l e x a n d e r K o e n ig starb 1940 in Biücherhof und wurde in Bonn, wo er Ehrenbür ger ist, beigesetzt. Er lebte ca. drei Monate im Jahr auf Biücherhof, doch in seinen letzten Lebensjahren war er auch längere Zeit hier und leitete von hier aus das Museum in Bonn. Mit der Bodenreform erfolgte die Auf teilung des Gutes Biücherhof in 49 Neubauernstellen. Es kam jedoch kaum zum Bau von neuen Gebäuden. Nach einer kurzen Zeit als LPG wur den die Wirtschaftsgebäude des Gu tes vom Kombinat Industrielle Mast und dem VEG Pflanzenproduktion Ho hen Wangelin genutzt. Heute wird die landwirtschaftliche Nutzfläche des ehemaligen Gutes durch mehrere pri vate Bauern bewirtschaftet. Einen Teil der Flächen besitzt das Kieswerk Klocksin-Blücherhof. Seit 1993 produ ziert auf dem Gut die Kranemann Gartenmaschinen GmbH innovative Maschinen, wie Erntemaschinen für Industrieobst, Sanddorn und Hanf. Abb. 2 Gutshof Biücherhof (BV 1875) Fire Insurance map of estate Biücherhof (1875) Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Die Gutsanlage in ihrer jetzigen Form bestand schon seit Ende des 18. Jh. Ein Plan von 1875 zeigt das Gutshaus und in seiner Nähe ein Gartenhaus. Der rechteckige H of wird von acht Ge bäuden gebildet, die vom Gutshaus relativ weit entfernt liegen (vgl. Abb.2). Heute gelangt man über ein Ein gangstor an der Straße von Alt Gaarz nach Klocksin auf den Gutshof. Die gesamte Anlage einschließlich Park I Wohngebäude G Gutshaus Wirtschafts gebäude Stall Scheune 51 war von einer Mauer umgeben, die fast vollständig erhalten ist. Die Guts anlage ist beeindruckend, nicht zuletzt wegen ihrer Feldsteinarchitektur. Das gesamte Ensemble gehört heute zu den am besten erhaltenen Anlagen in Mecklenburg-Voipommern. Sie wurde in den Jahren 1904 bis 1908 unter A. eigenes Elektrizitäts- und Wasserwerk. Das alles wurde zur Erleichterung der Arbeiten eingerichtet, diente aber auch dem Repräsentationsbedürfnis des Eigentümers. Die Stallgebäude sind deshalb prunkvoller als die meis ten auf anderen ritterschaftlichen Gü tern Mecklenburgs. Abb. 3 Torhaus und schmiedeeisernes Tor (2006) Gate lodge and wrought-iron gate (2006) Abb. 4 Marsta/i (2006) Stables (2006) Die Gutsanlage ist noch fast vollstän dig. Der ehemalige Kuhstall wurde nach 1945 abgerissen und die Giebel bereiche zu zwei Wohnungen umgebaut. Der Schweinestall ist 2004 abge brannt. Die verbliebenen Guts gebäude werden heute vielfältig ge nutzt. ln dem „Wirtschaftsgebäude“, das gutshausähnlich aussieht, befin den sich Ferienwohnungen, ein Saal für Veranstaltungen des Vereins „Blücherhofer Truhe“, der Musikfest spiele M-V u. a. sowie eine Daueraus stellung mit Bildern des Malers Sikgh a r d Di i'i n e r . Im Marstall werden die Besucher über den Verein und zur Ge schichte des Gutes Blücherhof infor miert. Daneben kann man etwas über kulturelle und touristische Angebote erfahren. Die ehemaligen Remisen und das Spritzen- und Taubenhaus gehö ren zum „Cafe' Dubenhus“, das ganz jährig geöffnet ist. In mehreren Guts gebäuden gibt es Ferienunlerkünfte mit insgesamt ca. 50 Betten. Gutshaus und Park Das G utshaus wurde um 1792 im klas sizistischen Stil erbaut. Durch A. K o e n i g wairdc es bis 1908 grundle gend umgestaltet. Der Architekt für das Bauensemble (einschließlich der Wirtschaftsgebäude) war G u s t a v Hoi Abb.6 Das Spritzen- und Taubenhaus (2006) The fire engine and pigeon house (2006) Abb. 5 im „Cafe Dubenhus“ (2006) At „Cafe Dubenhus“ (2006) K o e n ig umgebaut und erweitert. Die Gebäude wurden modern ausgerüstet, mit automatischen Tränken in den Ställen und mit Aufzügen, welche die Ackerwagen bis auf die Dachböden hoben, um sie dort mit Flilfe von Lauf katzen zu entladen. Das Gut besaß ein 52 Abb. 7 Das in den 1960er Jahren umgebaute Gutshaus (2006) The manor house, modified in the 1960s (2006) l a n d , ein Schulfreund Koenigs aus der Demminer Zeit. Er leitete auch den Museumsbau in Bonn. Sowohl beim Gutshaus als auch bei anderen Gebäu den finden sieh neben neobarocken Elementen auch Elemente des Jugend stils und des Neorokkoko. Diese Mi schung von verschiedenen Stil richtungen erweist sich jedoch als recht gelungen. Bei dem Gutshaus handelt es sich heute um ein zwei geschossiges Gebäude auf durchfenstertem Sockelgeschoss. Es besitzt net sich durch einen reich verzierten, schmiedeeisernen Portalbaldachin und eine Kuppel aus. An seiner Front befinden sich neobarocke Zierelemente. Das einstige Dachgeschoss des Mansarddachcs mit Gauben wur de in den 1960er Jahren umgebaut, wodurch die Zweigeschossigkeit und ein viel schlichterer Bau entstanden. Das Gutshaus ist durch eine Mauer vom Gutshof getrennt. Dureh ein Tor am Gutshof und ein kunstvoll gestal tetes schmiedeeisernes Tor am TorAbb.8 Das neobarocke Gutshaus um 1955 The neo-baroque manor house at around 1955 ein flaches Walmdach. Einst hatte es 13, jetzt 17 Achsen. Die Mitte der Hof front wird durch einen fünfseiligen und dreiachsigen Mittelrisalit betont, den man über eine Auffahrt und eine Freitreppe erreicht. Der Risalit zeich haus der Seitenstraße kann man zum Gutshaus und zum Park gelangen. Seit 1951 wurde das Gutshaus als Ausbildungs- und Erziehungsstätte und von 1961 bis 2003 als Kinderheim genutzt. Das Gebäude wurde diesen Bedürfnissen angepassl und stark verändert. Nach 2003 verkaufte der Landkreis Müritz, der Eigentümer war, das Gutshaus mit dem Park, so dass es heute privaten Zwecken dient. 1904 fand A. K o e n i g einen etwa 100 Jahre alten G u tsp ark vor, der seinen Ansprüchen aber nicht genügte. Er entschloss sich, diesen in einen Engli schen Landschaftspark umzugestal ten. Als gartenkünstlerischer Berater wurde G e o r g K u p i i a l d t herangezo gen. Dieser stand im Dienste des rus sischen Zaren und schuf zwischen den Jahren 1895 und 1914 fast alle neuen Park- und Gartenanlagen für die Zarenfamilie. K i j p h a l d i hatte in Biücherhof zwei Probleme zu lösen. Zum einen war der Park mit nur 6 ha Größe (heute 8,5 ha) recht klein für ei nen Landschaftspark, zum anderen war A. K o e n i g ein leidenschaftlicher Sammler von Bäumen und Sträuchern. So wurde das Grundkonzept des Eng lischen Parks durch eine große Artenvielfalt (ca. 160 verschiedene Gehölz arten) modifiziert und es entstand eine einzigartige Gehölzsammlung. Man pflanzte z.B. verschiedene Mammut bäume, Sumpfzypressen, Japanische Schirmtannen, Amur-Korkbäume und Siskyu-Fiehten an. Es gibt kaum eine vergleichbare Parkanlage und sie ge- 53 Lütgendorfa G Wohn gebäude '------ Gutshaus St KlocksirT Wirtschafts gebäude Stall K Katen S Scheune Abb. 10 Gutshof und Park B/ücherhof bis 1945 Estate and garden Blücherhof tili 1945 Abb. 9 Die Lage des Gutes 1884 (MTB) Ordinance map of 1884 hört zweifelsohne zu den bedeutend sten im norddeutschen Raum. Derzeit ist der Zugang zum Park erschwert und er befindet sich in keinem gut ge pflegten Zustand. Er kann aber täglich von 10.00 bis 18.00 aufgesucht wer den. Gebäude im Dorf Die Gutsanlage ist im Wesentlichen identisch mit dem heutigen Oit Blü cherhof. Nur einzelne Gebäude wur den nach der Bodenreform errichtet. Neben dem Gutshof bestehen noch eine Schmiede und eine Stellmacherci, zwei Schnitterkasernen und ein Dop pelhaus für den Gutsförster und den Gutsgärtner. Tagelöhnerkaten gab es in Blücherhof nicht, da das Dorf Lütgendorf nur 700 m vom Gut entfernt liegt. Die dortigen Katen wurden nach dem Neubau von Blücherhof w'eiter genutzt. Nebenbetriebe und Besonderheiten Zu unterschiedlichen Zeiten gehörten zum I lo f Lütgendorf bzw. zum Gut Blücherhof M ühlen (Windmühle bei 54 Kirch Lütgendorf und Blücherhof, die Heller Mühle im Hellgrund zwischen Klocksin und Dahmen). Um 1900 be stand bei Blücherhof ein G ranitw erk, in dem Findlinge zu Bauzwecken auf bereitet wurden. Nach dem GüterAdressbuch von 1928 w ar A . K o e m g an der Genossenschaftsmolkerei in Waren beteiligt. Blücherhof diente ihm zur eigenen Erbauung und auch als Experimentierfeld. Es war aber auch Treffpunkt mit berühmten Gästen. Zu ihnen zählten u. a. der Pionier der Tier fotografie B k n g t B e r g , der Ornitholo ge und Direktor des Rotschildmuse ums E r n s t H a r t e r t , F e r d i n a n d K ö n i g v o n B u l g a r i e n , der ein begeisterter Ornithologe war, und O s k a r H h i n r o t h , der viele Verhaltensstudien an Jung vögeln vornahm. Die Familie v o n A r n i m war bis 1848 im Besitz von Blücherhof. Im Zuge der revolutionären Ereignisse in dieser Zeit kam es im August 1848 in Blü cherhof zu einem Tagelöhneraufstand. Bald nach der Niederschlagung des Aufstandes wairde das Gut verkauft. Blücherhof emanated from the erstwhile estate Lütgendorf, which was situated on the Western shore of Flachen Lake. F. H. L. von Blücher acquired the property in 1789 and erected a new estate in today’s location. He gave his name to the estate and subsequently to the entire place. After several changes in ownership the private scholar Alexander Koenig from Bonn in 1904 purchased estate Blücherhof, at that time comprising 947 hectares, and modified it in many ways. He died there in 1940, but was buried in Bonn. After 1945 the estate was partitioned. Today’s estate complex remains almost complete and in good condition. The classicist manor house from 1792 was remodeled by Koenig in neobaroque style. Much was changed while it was used as a children’s homc. Behind the manor house a park o f 8.5 hectares boasts numerous dendrological treasures, once collccted by A. Koenig from all over the world. 6.5 Bossow Landkreis Güstrow Amt Krakow am See H. Aisleben, F. Beckendorff Das Dorf und das Gut Am Ostrand des gleichnamigen Forst reviers und an der B 103 liegt der klei ne Ort Bossow. Schon in der Bronze zeit war die Gegend besiedelt, was ein beim Straßenbau 1846 zerstörtes Kegelgrab belegt. Der Name bekundet die spätere Niederlassung von Sla wen. Es könnte der Ort des Bos ge meint sein. In der geschriebenen Ge schichte taucht Bossow erst auf, als das Dorf ein Lehn der L i n s t o w s a u f G l a v f . war. 1397 begannen sie, Teile dem Kloster Dobbertin zu verpfänden, bis es 1413 ganz Bossow besaß. 1496 lebten dort 31 Erwachsene, wonach man auf fünf bis neun Bauernhufen schließen kann. Das D orf lag auf ei nem flachen Sandrücken in einer Nie derung am Krakower See, wo der Flur name „Dörpstädt“ noch heute vor kommt. Diese Ansiedlung wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, denn 1646 war es von allen Einwohnern ver lassen. Nach dem Kriege siedelten sich vier Bauern wieder dort an. Um 1700 gehörten das D orf und die Bossower Mühle zum Klosteramt Dobbertin. Einer der Bauern wurde 1755 wegen Untüchtigkeit von seiner Hufe abge setzt. Sein Land erhielten die restli chen drei Hufen dazu. Zwanzig Jahre später hatte man sich entschlossen, das Dorf zu legen. Darum wollte man die restlichen drei Bauern nach Lohmen versetzen. Einer starb aller dings vor dieser Umsetzung. Unmittelbar nach der Legung der Bau ern richtete das Kloster an der heuti gen Stelle einen H of ein. 1780 ist dem Pächter der Bau einer Scheune zuge sagt worden. Um 1805 plante das Kloster, „die 5 Außenschläge von dem Gute Bossow, welche zusammen circa 54000 QR (etwa 117 ha, der Autor) ent halten, von der Pachtung abzunehmen und solche ganz mit Tannen besamen zu lassen, weil der größte Teil dieses EINKEHR Abb. 1 Gutshaus (2007) The manor house (2007) Ackers Weh-Sand wäre, der auf den guten Acker häufig durch Wind und Sturm hinüber getrieben würde, und demselben zum größten Schaden wäre“. Gleichzeitig wollte man den „zu dem Gute Bossow gehörenden nicht unbeträchtlichen See“, den bisher der Holzwärter nutzte, an den Pensionär verpachten. 1920 hatte das Gut eine Größe von 248 ha, davon waren 52 ha Wasser. An Pächtern wurden ermittelt: 17 8 0 .1805 L e o p o l d i 1853,1875 B e s e c k e 1905- 1926 Z e n k e r 1926-1945 J o h . E v e r s Im Mai 1997 wurde auf dem Gelände des Gutes eine Nachsorgeeinrichtung für Suchtkranke, besonders für Alko holiker, eingerichtet. Der Träger ist die Volkssolidarität. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Seit 1837 besteht Bossow aus drei Tei len. Etwa 0,5 km westlich des Ortes befindet sich die Försterei mit Wirt schaftsgebäuden und Wohnungen für die Forstbediensteten. A uf dem Hof befanden sich neben dem Pächter haus drei Stall-, zwei Nebengebäude und eine Scheune. Nachdem eine Scheune und ein Stallgebäude abge brannt waren, wurden sie 1904 neu ge baut. Ein Speicher, der heute als Wohnunterkunft genutzt wird, trägt am Giebel die Initialen KL, A. D. (Klos ter-Amt Dobbertin) und das Baujahr Abb. 2 Ehemaliger Speicher (2007) Former storehouse (2007) 55 Abb. 3 Ehemaliger Rinderstall, der zur Großküche umgebaut wurde (2007) The cow house converted into canteen kitchen (2007) 1904. Der später umgebaute Rinderstall beherbergt zurzeit eine Großkü che, aus der die Volkssolidarität täg lich ca. 2500 Personen bis in den Raum Berlin mit Mittagessen versorgt. Gutshaus Das einfache Pächterhaus mit einem Mittelrisalit dürfte in seinen Grundzü gen der Entstehungszeit des Hofes um 1780 entstammen. Der ursprüngli che Backsteinbau ist inzwischen ver putzt und dient mit einem Nebenge bäude einer Nachsorgeeinrichtung der Volkssolidarität. Das Pächterhaus be saß keinen aufwendig gestalteten Gutspark sondern nur einen für diese Zeit typischen Obst- und Nutzgarten. Die prächtige Rosskastanie inmitten des heutigen Hühnerhofes wurde wahrscheinlich im 19. Jh. gepflanzt. Abb. 4 Ehemaliger Gutskaten (2007) Former estate cottage (2007) Gebäude im Dorf Heute liegt das Dorf, in dem noch vier modernisierte Katen stehen, deutlich vom ehemaligen Gutshof getrennt. Nebenbetriebe und Besonderheiten A uf der gegenüberliegenden Seite der B 103 stand einmal ein „Krughaus“, das mit dem Bau der „Kunststraße“ seine Bedeutung verlor und abgeris sen wurde. Die neue Straße zerschnitt die Feldmark, und so wurde das west lich von ihr liegende Gebiet weitge hend aufgeforstet. Deswegen ist die unweit des Dorfes gelegene Holzwärterei 1867 um drei Objekte er weitert worden. Um die Jahrhundertwende gab es für die 64 Einwohner sogar eine Schule in Bossow. Nach der Eröffnung der Ei senbahnstrecke Güstrow-Karow im Jahr 1882 erhielt der Ort auch eine Be Abb. 5 Ausschnitt aus dem MTB (1882), der die getrennte Lage von Gutshof und Dorfzeigt. Ordinance map of 1882 showing separate position of estate and village. 56 darfs-Haltestelle. Eine Mühle bestand im 18. und 19. Jh. an dem Verbin dungsgraben, der den Bossower mit dem Krakower See verbindet. The small locality Bossow consists of three parts: the former village ofthe day labourers, the estate and the forester’s house. Bossow belonged to the cloister o f Dobbertin since 1413 .ln 1755 the four peasants were forccd into peonage and an estate was established. The initials KL. A.D. on the gables of some o fth e buildings indicate the former proprietor, the cloister administration of Dobbertin. The manor house and former estate buildings currenlly house an institution for the afitercare o f addicts and a canteen kitchen which are managed by the welfare organization Volkssolidarität. 6.6 Cramon Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Cramon liegt im Bereich der Nebelquellseen südlich von Hohen Wangelin zwischen dem Hof- und dem Orth- See an der Nebel. Nach T r a u t m a n n (um 1950) wird der Name als „Kicsel(-stein) Ort“ gedeutet. Die ur kundliche Ersterwähnung erfolgte im Jahre 1347. H e n r i c o H a g e n besaß ne ben dem H ofK raatz auch in Cramon ein Lehngut. Weitere Personen hatten hierund in Kraaz Besitzungen. Wie im Mittelalter üblich, ging der Besitz oft und schnell an andere über. Zwischen 1613 und 1618 wurden beide Güter von der Familie Q u it z o w erworben. Danach ging das Gut Cramon in den Besitz der Familien L i n s t o w und R a v e n über. Inzwischen hatte auch das Kloster Malchow Anteile im Dorf erworben. Ab 1803 war das Kloster al leiniger Eigentümer von Cramon mit allen dazu gehörenden Ländereien. Das Kloster betrieb ein Gut, worüber aber nur wenig bekannt ist, weil die Klosterakten im Landeshauptarchiv Schwerin bisher unzugänglich sind. Im 18. Jh. wurden die Pachthöfe in Ho hen Wangelin und Cramon zeitw eise von einem Pächter bewirtschaftet. 1819 hatte Cramon 122 Einwohner. Pächter des Klostergutes Cramon waren: 1842 C a rl S to ll 1856 F. L f.m c k ü 18 6 0 J. Abb. 1 Der Gutshof vor 1978 The estate betöre 1978 Landeseigentum. U d o P o h l war Päch ter und blieb es bis 1945. ln dieser Zeit hatte der Pachthof eine Größe von 245 ha. Nach 1945 wurde das Gut aufgesiedelt und 16 Bewerber erhielten Land zuge teilt. Spätergab es eine kleine LPG. ln den 1970er Jahren verstärkten sich die Verbindungen mit den beiden großen landwirtschaftlichen Betrieben von Hohen Wangelin, zumal der VEB Rindermast seinen Hauptbetrieb auf der Gemarkung von Cramon errichtet hatte. Die landwirtschaftlichen Nutz flächen und die Stallanlagen von Cramon wurden Bestandteil dieser beiden Großbetriebe. wesentlich verändert worden. Das Waschhaus, früher direkt rechts ne ben dem Gutshaus stehend, ist zu ei nem kleinen Wohnhaus umgebaut worden. Die beiden Häuser hinter dem jetzigen Hufschmied sind zu Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Wohnzw'ecken umgebaute Gebäude des ehemaligen Gutshofes. Das heuti ge Wohnhaus hinter dem Hufschmied war Schmiede, Wohnhaus und Stall. Das Haus des Hufschmieds war der Pferdestall des Gutes. Die drei heute noch vorhandenen Ställe sind verän derte Reste der ehemaligen Gutsställe. Sie sind z. T. Privatbesitz des in Cramon ansässigen Hufschmiedes, der dort auch eine Pferdesportein richtung betreibt. Der ehemals sehr umfangreiche Guts bereich mit großem Gutshaus und vie len großen Ställen ist heute kaum noch als solcher zu erkennen. Durch den Bau der Straße von Cramon nach Hohen Wangelin um 1970 wurde die Gutsanlage geteilt. Die Straße fuhrt mitten hindurch. Eine Karte von 1885 vermittelt uns einen Eindruck von der ehemaligen Anlage (vgl. Abb.2). Die Wirtschaftsgebäude des Gutes sind Abb. 2 Ausschnitt aus dem MTB (1885) Extract from ordinance map of 1885 P a e to w 1885 F r ie d r ic h W il h e l m J u n g i i a n s 1 923 R udolf P ohl Ende des 19. Jh. betrug die Größe des Pachthofes Cramon 1432 ha. 1914 be saß er folgenden Tierbestand: 48 Pfer de, 104 Rinder, 135 Schweine und 753 Schafe. 1928 ging der Besitz des Klostergutes an den Freistaat Mecklenburg-Schwe rin über. Pächterin wurde Frau A n n a P o h l . Sie bewirtschaftete ein Restgut von 458 ha. 1936 wurde Cramon Stärke fabrik Abb. 3 Plan des Gutshofes von 1906 Estate layout from 1906 57 Abb. 4 Ehemaliger Gutskaten (2004) Former estate cottage (2004) Abb. 5 Ehemalige Schnitterkaserne (2007) Former lodging for seasonal workers (2007) Abb. 6 Ehemaliger Kuhstall (2004) Former cow shed (2004) Abb. 7 Ehemaliger Schafstall, der später Rinderstall wurde (2007) Former sheep shelter, later converted into cow shed (2007) Gutshaus und Park Das Gutshaus wurde um 1978 abgeris sen, obwohl es noch in recht gutem Zustand war. Von einem P ark , welcher um 1880 von drei Seiten das Gutshaus umgab und bis an die Nebelwiesen heranragte, ist kaum mehr etw'as er kennbar. Unmittelbar neben dem Gutshaus floss die Nebel vorbei, die nach 1945 noch mit Fischerkähnen vom Malkwitzer See aus befahren wurde, wo eine Fischerei ansässig war. Gebäude im Dorf Das neben dem Gutsbereich beste hende Dorf mit den zum Gut gehören den Katen hat sich nur wenig verän dert, es ist in der Anlage und Größe erhalten geblieben. Die Häuser sind zum größten Teil Privatbesitz und nach 1990 restauriert und auch verän dert worden. Die ehemalige Schnitterkaseme wird heute auch zu Wohnzwecken genutzt. 58 Nebenbetriebe und Besonderheiten F. W. J u n g h a n s , der das Gut 18 8 5 übernahm, beantragte den Bau einer S tärkefabrik mit Dampfkraft. Sie wur de gebaut und auch 1920 noch er wähnt (vgl. Grundriss des Gutes von 1906, Abb.3). The village o f Cramon, situated on the Nebel river, was first mentioned in documents o f year 1347. After many changes in ownership during the Middle Ages the location came under the control of cloister Dobbertin, sole proprietor since 1803. lt was then run as large hereditary fiefdom of 1432 hectares (end of 19,h Century). 1928 the free state of MecklenburgSchwerin, later MecklenburgPomerania, took over as owner of the remaining estate. After 1945 the estate was partitioned. During the 1970s the agricultural co-operative (“LPG”) which by then had formed became part of the big cattle breeding Operation of Hohen Wangelin. Only few buildings remain from the previously large estate. They are now being privately utilized. The manor house was torn down in 1978. 6.7 Diestelow Landkreis Parchim Amt Goldberg-M ildenitz G. Bergter und vier Pferden ausgestattet. Von 42 Siedlungen erhielten 24 Neubauten. Diese führte man als Winkelbauten aus. Für 18 Stellen wurden frühere Gutsgebäude „durchgebaut“. Die Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Es existiert eine Beschreibung der Gutsanlage um 1926. Sie war ca. 200 m von der Straße entfernt und befand Das Dorf und das Gut A uf dem Weg von Lübz nach Gold berg fahrt man über die Landesstraße 17 durch das D orf Diestelow. Es wur de urkundlich erstmals 1295 erwähnt. Der Ortsname Diestelow (ursprünglich Distelowe) stammt aus dem Slawi schen und soll von „tun oder arbei ten“ abgeleitet worden sein. Mögli cherweise bildete das Gut Diestelow den Stammsitz der erloschenen Adels familie „ v o n D y s t e l o w e “ , deren Mit glieder Ratsherren in Goldberg bzw. Güstrow waren und als Vasallen der Fürsten von Werle noch im 14. Jh. ge nannt wurden. Besitzer von Diestelow bzw. des Gutes ab 1450 waren: 1450 Stammverwandte Familie d e Abb. 1 Ausschnitt aus einer Karte des Gutes Diestelow (1768 vermessen, 1815 kartiert) Extract of map from estate Diestelow, surveyed 1768, plotted 1815 W e l t z ie n 1486 1492 W e d ig e v o n M a l t z a n 1711 J ürg en E rn st von P etersd o rf 1712 1744 1781 1790 1796 1799 1803 1849 1850 Mecklenburgische Herzoge G e o r g v o n L in s t o w K n e s e b e c k , der das Vorwerk N euhof anlegte in NoRMANN'schem Besitz Familie v o n M e e r i i e im b Familie v o n R e d e n von Siedler kamen aus verschiedenen so zialen Schichten. Während die Häusler fast ausschließlich Mecklen burger waren, kamen von den übrigen 42 Siedlern 12 aus Mecklenburg, 18 aus Hessen und die anderen aus ver schiedenen weiteren Landstrichen Deutschlands. sich am Nordende des 10 ha großen Sees. Quer zur Achse des Hofraumes (Richtung NO - SW) lag das zwei stöckige Gutshaus, mit der Nordost front den Wirtschaftsgebäuden zuge wandt. Links daran schlossen sich der Pferdestalk Kuhstall, Fohlen- und Jungviehstall an. A uf der rechten Sei E r n s t L u d w ig E n g e l Bewirtschaftung durch die Creditoren von F l o t o w , Düß l k r , S t e i n m a n n C a r l M a x v o n B e h r , Baube ginn Gutshaus mit Stallungen Gebrüder U l r i c h , F e l i x u n d Abb. 2 Zug eines Erntefestes (Ende 1920er Jahre) Celebrating Thanksgiving (late 1920s) M a x i m i l i a n v . B k iir ( n a c h d e V eer 1913 2006) W il h e l m v o n T r e u e n f e l s (nach d e V e e r 2006) Wegen hoher Verschuldung kam 1927 Diestelow-Neuhof an die Mecklenbur gische Landgesellschaft. Die 899 ha wurden bis 1931 in 60 Siedlerstellen unterschiedlicher Größe aufgeteilt: 16 Stellen von 1 bis 2 ha gingen an Häusler aus der Umgebung. 31 Stellen wurden mit 10 bis 20 ha und zwei Pfer den und 11 Stellen mit 20 bis 50 ha Ab 1952 entstanden in Diestelow und den angrenzenden Dörfern LPG, die 1954 in der LPG „7. Oktober“ vereinigt wurden. Im Jahr 1973 kam es durch Zusammenschluss mit Goldberg, Langenhagen und Wendisch Waren zur Bildung einer KAP. Am 1. Juli 1991 erfolgte die Umbildung der LPG „7. Ok tober“ zur „Agrar GmbH Diestelow“. te befanden sich weitere Wirtschafts gebäude und eine lange Reithalle, die nach einem Brand zu Wohnungen für zwei Familien ausgebaut wurde. Die noch offene Seite des Hofvierecks wurde vom Schweinestall mit den Bodenräumen eingenommen. Die Ge bäude waren sehr massiv, teils mit I lartdach, teils mit Teerdach gedeckt. 59 Abb. 4 Ehemaliger Speicher (2007) Former storehouse (2007) Große Eisentore schlossen den Kom plex ab. Zur Landstraße hin standen die drei zweihischigen Arbeiterhäuser, ferner die Schmiede sowie die Stellma cherei. Die großräumige Gutsanlage ist mit den Nebengebäuden in ihrer Struktur noch erhalten. Mehrere Ge bäude (Ställe, Scheunen u. a.) wurden zum Teil umgebaut und werden heute von dem ansässigen Landwirtschafts- links der Fohlenstall und zwei Scheu nen, rechts Vieh- und Pferdestall und an der vierten Seite zwei offene Schuppen als Abschluss. In einiger Entfernung lagen drei zwei hi sch igc Arbeiterwohnhäuser, von denen heu te noch zwei als Wohngebäude ge nutzt werden. Die Wirtschaftsgebäude waren Fach werkbauten. Einige sind noch vorhanden und in Nutzung (BERGTERetal. 1999). Gutshaus und Park Das G utshaus stammte aus der 2. Hälfte des 19. Jh. Es war ein zweistökkiger Bau mit barocken Stilelementen, acht Achsen und einem dreiachsigen, zweistöckigen Mittelrisalit, ln Diestelow wurde 1931 eine kirchli che Siedlerschule gegründet, die bis Abb. 5 Ehemaliges Statthalterhaus des Vorwerkes Neuhof (1999) Former inspector house at appurtenant structure Neuhof betrieb genutzt. Die l loflage war weit von den Feldern entfernt. Deshalb legte man Mitte des 18. Jh. in 2,5 km Entfernung ein Vor werk an, das mit dem Hauplgut durch einen Landweg verbunden war. An Gebäuden befanden sich dort eben falls in der Anordnung w:ie auf dem Haupthof, ein Beamtenwohnhaus, 60 ren zur Nutzung an den Rat des Krei ses Lübz. Das Diestelower Gutshaus diente bis Mitte der 1970er Jahre als Kindergarten, Schwesternstation und Wohnhaus. Wegen Schwammbefalls und Materialmangels erfolgte 1985 der Abriss. Der um 1850 angelegte und 9,7 ha gro ße Landschafts-Park liegt südlich der Gutsanlage entlang des Diestelower Sees. Er wurde 1938 unter Schutz ge stellt und gehört seit 2004, wie auch der See, der Gemeinde Diestelow. An deutungsweise sind das Wegesystem und frühere künstliche Einbauten in den Park im Stile des englischen Landschaftsparks erkennbar. Sehens wert ist der alte Baumbestand mit Blut- und Hängebuchen, Eiben, Gelb kiefer, Bergahorn und Flatterulmen. Abb. 7 Winkelbau einer Siedlungsstelle in Diestelow (1999) Angular building of Settlement in Diestelow (1999) 1934 Bestand hatte. Das Gutshaus, der Park und der See wurden vom Zentralausschuss der Inneren Missi on in Berlin für diesen Zweck gekauft und hergerichtet. Das Grundstück wurde 1937 an E. K r u h ö k k e r verkauft, der im Gutshaus wohnte. Das Gutshaus wurde 1945 mit Umsied lern belegt und kam in den 1950er Jah- Der Rosengarten, welcher sich zum Teil heute auf der Fläche des ehemali gen Gutshauses befindet, wurde erst 1995 durch die Gemeinde angelegt. Gebäude im Dorf Zwei Gebäudetypen prägen heute die Dörfer Diestelow und Neuhof. Es sind die ehemaligen Gutskaten, von denen Abb. 8 Das Gutshaus in schlechtem Zustand (1983) The manor house in bad condition (1983) Schwerin angeklagt und verurteilt. Er musste das Gebiet der mecklenburgi schen Landeskirche, also Briiz, verlas sen und ging nach Eldena bei Greifs wald. Nach 1945 wurde er rehabilitiert und war als Professor für praktische Theologie an der Universität Rostock tätig. Für die Siedlerschulc Diestelow, wo auch fünf Jungbauern aus Welzin ihre Ausbildung erhielten, bedeutete es in Diestelow noch drei und in N eu hof noch zwei gibt. Sie wurden um 1800 als Fachwerkbauten errichtet. Der zweite auffallende Gebäudetyp Abb. 9 Die Schmiede des Gutes Diestelow (1920er Jahre) The smithy of estate Diestelow (1920s) Abb. 10 1931 bis 1934 war in dem Gutshaus die Evangelische Siedlerschule untergebracht. From 1931 to 1934 the Protestant school for new settlers was accommodated in the manor house. sind die Winkelbauten, die nach der Aufsiedlung des Gutes bis 1931 an der Straße nach Goldberg und in Neu hof gebaut wurden. Bei diesen Häu sern standen Scheune und Stall recht winklig zum Wohnhaus. Die Verbin dung der Gebäude erfolgte durch die Futter- und Waschküche. Im Laufe der Zeit sind diese Bauten stark verändert worden. nur in wenigen Fällen Bauern. Da auch in verschiedenen anderen Orten aufgesiedelt wurde, entstand der Be darf zur Ausbildung von Jungbauem. Deshalb wurde in Diestelow 1931 eine kirchliche Sicdlerschule gegründet. Einem Leiter der Schule standen zwei Landwirte zur Seite. Einer war für die theoretische, der andere für die prakti sche Ausbildung in der Landwirt schaft verantwortlich. Die Unterwei sung im Hauswesen für junge Frauen wurde von einer Landpflegeschwester geleitet. Jeweils 50 Jungbauern wurden als Schüler zugelassen. Der Schulbetrieb erfolgte auf dem Felde, im Stall, in der Scheune und im Schulraum. Mit der Leitung der Schule wurde der seit 1 9 3 1 in Briiz tätige Pastor Lic. G o t t f r i e d H o l t /, betraut. Dieser war für die mecklenburgische Geschichte bedeu tend, weil er sich für die Befähigung der Jungbauern einsetzte und sich als Mitglied der Bekennenden Kirche ge gen die Nazis stellte. Er wurde mit sechs weiteren Pastoren 1934 in Nebenbetriebe und Besonderheiten Diestelow hatte bis zur Absenkung des Langenhäger Sees um 1800 eine W as sermühle an der Störbeck, ca. 500 m nördlich des Ortes. Im Zentrum des Dorfes standen eine Schm iede sowie ein K rug, der gleichzeitig auch Station der Postkutsche Güstrow - Parchim war(Meckl. Staatskalenderjahr 1870). Im Meckl. Staatskalender 1903 wird auch eine Ziegelei genannt. Eine Damptmolkerei verarbeitete ab Anfang des 20. Jh. die anfallende Milch des Gutes. Die neuen Siedler, die bis 1931 nach Diestelow und N euhof kamen, waren die Verbannung des Leiters das Ende dieser Einrichtung. Diestelow is an ancient settlement first mentioned in 1295. The estate probably came into being after the Thirty Years War. In the mid 18lh Century appurtenant structures were added in the location o f today’s village o f N euhof in order to abridge access to the fields. The manor house and the new estate date from the second half o f the 19lh Century. Diestelow can serve as an illustration for the post WW I settlement policy pursued by Reichssiedlungsgesetz, a pertinent legislation. Almost 900 hectares were partitioned into 60 new settlements. During this time characteristic rectangular buildings emerged in Diestelow and Neuhof. Despite o f substantial changes the estate can still be recognized in its fundamental structure. The manor house was torn down in 1985. 61 6.8 Dobbin mit Ziethtz te. Nach seinem Tod im Jahr 1939 ließ der Gauleiter H i l d e b r a n d t das Wirtschaftsgul nicht aufsiedeln, sondern verkaufte es an E d u a r d W i n t e r , Auto händler aus Berlin. Dieser wurde 1945 enteignet und das Land im Rahmen der Bodenreform aufgcteilt. Landkreis Güstrow Amt Krakow am See F. Lorenz Abb. 1 Das Gutshaus Dobbin 1880/90 The manor house of Dobbin 1880/90 Die Dörfer und die Güter Die beiden Güter werden hier gemein sam behandelt, weil sie immer in einer Hand waren. Dobbin lind Zietlitz befinden sich in einem alten Siedlungsraum der Sla wen. Im Gefolge H e in r ic h B o r w in s II, dem Enkel von P r ib is l a v , kamen 1226 Vorfahren der B a r o l d s in das Land, die vermutlich schon 1291 in Dobbin sesshaft waren. Urkundlich wird R u d o l p h B a r o l d der Ältere allerdings erst 1347 als Besitzer erwähnt. Die Sla wen gaben dem Ort den Namen nach einem Fürsten, Ort des Doba. Eine an dere Auslegung geht von doba (gut) aus. Wie auch viele andere Dörfer musste Dobbin die Folgen des Dreißigjähri gen Krieges ertragen. Der Ort war 1637 völlig verödet, denn die sechs Bauern, die noch lebten, flüchteten mit ihren Familien nach Krakow. In diesen schwierigen Zeiten wechselte das ritterschaftliche Gut Dobbin mehr mals seinen Besitzer, wie es die Über sicht ausweist. Da C h r is t o p h A u g u s t B a r o l d (Besitzer 1701 - 1746) ohne Nachkommen blieb, ging das Gut 1746 zunächst an F r ie d r i c h v o n L e p e l über. Sein Bruder Christoph August legte 62 im Jahre 1802 die Zietlitzer Bauern und siedelte sie nördlich auf schlechterem Boden an. So entstand das Dorf Neu Zietlitz. Seit dieser Zeit gehört die Zietlitzer Feldmark zum Gut Dobbin. Danach gelangte das Gut durch Ver kauf an C a r l A u g u s t J a s m u n d und 1854 an P h il ip p v o n B r o c k e n . Mit glücklicher Hand und sozialem Den ken gab er dem D orf und dem Gut ein neues Gepräge, was sich noch heute an Gebäuden im Ort ablesen lässt. Wegen finanzieller Probleme ging es 1901 in den Besitz des Niederländi schen Könighauses über. Nach dem Tode des P r in z e n H e in r ic h (1934), er steigerte es 1936 der Gauleiter und Reichsstatthalter von Mecklenburg F r ie d r ic h F I i l d e b r a n d t für seinen Freund S ir H e n r y D e t e r d i n g . Über die von beiden gegründete FriedrichHeinrich-Landstiftung sollte das Wirt schaftsgut, ähnlich wie zuvor ein wei teres Gut Deterdings in Gößlow (heute Kreis Ludwigslust), aufgesiedelt wer den. Zur Stiftung gehörten Dobbin mit 1391 ha und Zietlitz mit 755 ha. Der zweite Teil, das Waldgut, blieb im Be sitz der Familie D e t e r d i n g . Es bestand aus 51 ha und weiteren ca. 900 ha bei Glave, die D e t e r d in g 1938 dazu kauf Übersicht über die Eigentümer der Gü ter Dobbin und Zietlitz: 1347-1630 B a r o l d 1630-1672 W a l s l e b e n 1672-1693 G r a b o w 1693-1699 W it z e n d o r h 1699-1701 W i c k e d e 1701-1746 B a r o l d 1747-1805 L f.p e l 1805-1826 J a s m u n d 1826-1853 Verpachtungen 1854-1901 B r o c k e n 1901-1934 Niederländisches Könighaus 1936-1939 H f.n r y D e t e r d in g 1936-1945 C h a r l o t t e D e t e r d i n g (Waldgut) 1939-1945 E d u a r d W i n t e r (Wirtschaftsgul) Bodenreform 1945 1945 wurde an 46 Bewerber Bodenreformland übergeben. 1953 gründeten 22 Bauern eine LPG Typ I, acht Höfe wurden noch als Einzelhöfe bewirtschaftet. 1955 wurden 373 ha genossenschaftlich und 103 ha indivi duell bewirtschaftet. Wie in allen Dör fern verlief auch in Dobbin die EntAbb.2 Wappen der niederländischen Königsfamiiie The coat of arms of the royal Dutch family wicklung weiter über die Bildung gro ßer Einheiten, so mit Alt Sammit in der Tierproduktion und dem VEG Krakow am See in der Pflanzenproduktion. Nach 1990 entwickelte sich ein priva ter Großbetrieb, der einen Großteil der Flächen und Wirtschaftsgebäude von Dobbin und Zietlitz nutzt. Die Enteignung des Waldgutes wurde nach der Wende von den Nachkom men der Familie D eterding angefochlen. Sie bekamen ihren ehemaligen Be sitz 2005 zurück. Gutsanlagen und W irtschaftsgebäude „Der Domänenrat nimmt sich zunächst der Gebäude an, die in den schwieri gen wirtschaftlichen Jahren zum Teil verfallen sind. Ställe, Wirtschaftsge bäude und Scheunen entstehen, an den Giebelwänden mit Initialen und Achsen mit einem Mansardwalmdach. Die dreiachsige Mitte der Vorderfront wurde lediglich durch eine Freitreppe und die Attika mit drei weiblichen Fi guren betont ( d e V e e r 2006). Die Park seite wurde mit einem Mittelrisaliten gestaltet, in dem oben das Wappen der dänischen Königsfamilie zu sehen war. Anfang des 20. Jh. erfuhr das Ge bäude einige Veränderungen, wie der Vergleich verschiedener Fotos belegt. Obwohl die unteren Räume 1936 noch als Büro genutzt wurden, war der Ver fall nicht zu übersehen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es noch bewohnt. Bis 1949/50 fanden Veran staltungen in der unteren Etage statt. Im Rahmen des Befehls 209 (Neubau ernprogramm) ist es zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen worden. An das Schloss grenzte eine P arkan lage, die P h i l ip p v o n B r o c k e n voraus Abb.3 Gutshaus Dobbin m it dem 1910 errichteten Kavalierhaus (1920er Jahre) Manor house of Dobbin with the guest house built in 1910 (1920s) der Jahreszahl versehen“ ( L o r e n z 2004, S. 25). Die Gutsanlage ist auf dem Messtischblatt von 1883 erkenn bar. Sie bestand zu diesem Zeitpunkt aus zwei Teilen (vgl. A bb.5). Von den damaligen Gebäuden sind heute keine mehr erhalten. schauend erweitern ließ. Mit Hilfe des Schweriner Gartendirektors K l e t t wurde der Garten mit einem Teich neu angelegt, Alleen gepflanzt und aus dem angrenzenden gerodeten Bruch und einer unkultivierten Fläche ent stand die große Parkwiese. Die herrli che Fernsicht zu den bewaldeten Kup pen und der Blick auf die alten Bäume des Parks schufen ein reizvolles En semble. In einem südlich an die Park wiese angrenzenden Buchenwaldkopf, welcher Bestandteil des englischen Landschaftsparkes wrar, liegt der Find ling, an dem S ir H e n r y D e t e r d in g 1939 der mecklenburgischen Erde übergeben wurde. Von der Parkanlage und dem Teich ist nur wenig geblie ben. Die Reste eines formalen Gartens findet man südlich des Kavallierhauses, welcher nach brasilianischem Vorbild in den 1930er Jahren entstan- Abb. 4 Das Gutshaus Dobbin, Rückseite (Jahr ?) Manor house Dobbin, back view Abb. 5 Ausschnitt aus dem MTB (1883) Extract from ordinance map (1883) Gutshäuser und Parks Das Gutshaus von Dobbin wurde 1730 im barocken Stil von C h r i s t o p h A u g u s t v o n B a r o l d errichtet. Mit der Übernahme des Gutes 1854 durch v. B r o c k e n wurde es zu einem schloss ähnlichen Gebäude erweitert. Es ent stand ein stattlicher zweigeschossiger Putzbau von dreizehn symmetrischen H 63 Abb. 7 Reste des ehemaligen Gutshauses im Park (2006) Remains of former manor house in the park (2006) Abb. 6 Mehrstämmige Linde im Park Dobbin (2005) Multi-trunk linden free in the Dobbin garden (2005) den ist. Vom Schloss sind nur noch ei nige Steine aus dem Fundament des rückwärtigen Eingangsportals zu se hen. H of Zietlitz erhielt 1862 ein Gutshaus, das C a r l A d o l f v o n B r o c k e n erbau en ließ. Er zog 1878 dort hin. Das Gutshaus wurde später zum Witwen sitz ausgebaut. Heute ist es eine Pen sion. Das Gutshaus ist ein zwei geschossiger Backsteinbau über ei nem hohen Keller aus Feldstein mauerwerk. An beiden Fronten er scheinen Mittelrisalite. Eine leicht ge schwungene Feilreppe führt zum Ein gang, der von rundbogig geschlosse nen Fenstern flankiert wird ( d e V e e r 2006). Gebäude im Dorf Zu den sozialen Vorhaben P h il ip p s v o n B r o c k e n zählte 1864 der Bau von massiven Häusern für die Tagelöhner in der Kirchenstraße. Sie erhielten als Klinkerbau schmückende Ornamente, die leider zum Teil übermauert wurden. Die Häuser sind heute noch bewohnt. Die Schnitterkaserne wurde nach 1939 mehrmals umfunktioniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte nichts mehr an ein Rittergut erinnern; so sind meh rere Gebäude zur Gewinnung von Baumaterial für die Neubauemhäuser Abb. 8 Gutshaus Zietlitz, Vorderseite (2007) Manor house Zietlitz, front view (2007) abgetragen oder verändert worden. Das Niederländische Königshaus baute für die Gäste nach 1901 das Kavalierhaus. H e n r y D e t e r o in g wohnte nach dem Kauf des Gutes dar in. Ende April 1945 hatte sich kurzzei tig das Oberkommando der Wehr macht ( K e it e l , J o d l , H i m m l e r ) in dem Haus einquartiert. Später war das Kavalierhaus Wohnung für Heimat vertriebene, Schule, Touristenstation und bis 1999 Schullandheim. Derzeit wird es für eine private Nutzung eines Nachkommens H e n r i D e t e r d in c / s hergerichtet. Vom Königshaus wurden auch das Inspektorenhaus und der Marstal 1errichtet. Der letztere ist in ei nem schlechten Zustand. Abb. 9 Wappen der Familie v. Brocken über dem Eingang des Gutshauses Zietlitz. Coat of arms of von Brocken family above entry to Zietlitz. 1862 64 Abb. 10 Das vom niederländischen Königshaus errichtete Kavalier haus (Jahr ?) The guest house constructed by the royal Dutch family Abb. 13 Das ehemalige Inspektorenhaus (2006) The former inspector house (2006) Abb. 11 Ehemaliger Marstaii (2007) Former stables Nebenbetriebe und Besonderheiten B a r o l d schloss 1714 mit dem Glas fabrikanten F r a n z C h r i s t i a n M ü l l e r aus Hamburg einen Vertrag zum Be trieb einer G lashütte ab. Diese entwikkelte sich zu einem selbstständigen Nebengut, das bis 1764 in Betrieb war und dann verfiel. 1572 wurde am L auf der Nebel eine W alkm ühle und 1613 eine weitere errichtet, der später eine Abb. 12 Ehemalige Wassermühle in DobbinWalkmöhl (2006) Former water mill in Dobbin-Walkmöhl (2006) Korn- und eine Ölmühle (Rapsanbau) angeschlossen wurden. Die Mühle wurde 1830 an die Straße nach Glave verlegt, wo sie bis 1949, umgestellt auf Turbinenbetrieb, in Betrieb war. Die niederländische K ö n ig in W ilhelm ina ( 1880 - 1962) und ihr Gatte H e i n r i c i i ( 1876 - 1934), Herzog von Mecklenburg, weilten zwei Mal mit großem Hofgefolge in Dobbin und besuchten von hier aus das Kloster Dobbertin. Der Stein an der Pumpe, der die Aufschrift „Juliana 1909“ trägt, erinnert an die Geburt von J u l i a n a (1909 - 2004), die von 1948 bis 1980 Königin der Niederlande war und als Kind oft mit ihrem Vater in Dobbin weilte. Das Wappen des P r i n z e n H e i n r i c h d e r N i e d e r l a n d e prangt noch am Inspektorenhaus (vgl. Abb.2). S ir H e n r y D e t e r d in g (1866 - 1939), seit 1907 Verwaltungsvorsitzender der Royal Dutch Shell Company, errichte te 1936 im Schloss eine Verwaltungs nebenstelle seiner Gesellschaft mit Doppelsitz in Den Haag und London. Über ein in Krakow errichtetes Fernsprech-Selbstwählamt konnten telefo nische Verbindungen in alle Welt her gestellt werden. Er bewohnte mit sei ner Familie das Kavalierhaus. Der Findling, an dem er beerdigt wurde, befindet sich im Wald an der Großen Wiese. Seine Gebeine wurden 1968 ex humiert. Dobbin is an old settlement with a Slavic name. Until the Thirty Years War it was owned by the Barold family. Subsequently its owners changed frequently. From 1854 through 1901 three generations of the von Brockens left their imprint on the village. Several buldings o f that period have remained. Then the estate went to the Dutch royal family and, still later, to the industrial ist and former Chairman of the Royal Dutch Shell Company, Henry Deterding. After the land reform the estate was partitioned. The manor house of D obbin, originating from 1730, was torn down after 1950. The Zietlitz manor house from 1862 today is being used as a pension. The history of Dobbin with Zietlitz is particularly rieh. 65 6.9 Finkenwerder 1816-1871 1871-1907 1907-1910 1910-1924 1924-1933 1933-1945 Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz R. Berg, Th. Reilinger Abb. 1 Das Gutshaus Finkenwerder 1912 The manor house Finkenwerder 1912 Das Dorf und das Gut Finkenwerder wurde 1391 erstmals ur kundlich erwähnt (MUB 12369). Das Gut war bis zur Absenkung des Gold berger Sees (in Etappen ab 1843) auf Grund seiner Insellage nur über Brükken oder mit dem Boot zu erreichen. Nach der Absenkung der umgeben den Seen verkehrten sich die Verhält nisse. Ohne Pachtung der neuen Ufer streifen hätte das Gut keinen Zugang mehr zu den umgebenden Seen ge habt. Und so wurden denn auch erbit terte Prozesse gegen die Groß herzogliche Hausgutsverw'altung (Woosten und Medow waren domaniale Nachbargüter) geführt und verloren. Schon die Größe des Werders ließ es notwendig werden, Hebungen und Pachtrechte in der Nachbarschaft zu erwerben und so war denn auch lange Zeit das südlich gelegene Diestelow eine Außenbesitzung. Anteile besa ßen die F i n k e n auf Werder auch in Woosten und in Wendisch Waren. Außerdem gehörte die Wassermühle zwischen Medow und Diestelow zu ihrem Besitz (Lehnakte 1). Diese Gemengelage der Besitzungen führte häufig zu Streitigkeiten über Gerichts 66 barkeit, Holzeinschlag, verwendete Maße, Weidenutzung, Fischerei u. a. Ewige Geldsorgen trieben die Finken auf Werder schließlich nach dem Drei ßigjährigen Krieg in den Konkurs. Das Gut ging an J o a c h im F r ie d r ic h G r a b o w , der damals das Nachbargul Woosten besaß. Weitere Besitzer wa ren: 1683 -1730 1730-1802 Familie v o n L in s t o w Vormundschaftsre gelung, Verpfandung 1802-1816 L ange Abb. 2 Ausschnitt aus der DVK vom „Adiichem Guth Finkenwerder“ aus dem Jahr 1769 Extract from ordinance map of „the noble estate Finkenwerder“ of 1769 Duüe, Goldberg Familie P e t e r s L. Ebkri ia r d t , Wismar F. F. v o n B ü l o w E r ic h F is c h e r W il h e l m U s e m y e r Auch im 20. Jh. versuchten die Eigen tümer das Gut durch Zupachtungen und Zukäufe rentabler zu machen. So erwarb L. E b e r h a r d i die Hufen 3 und 6 im Osten der Gemarkung Wendisch Waren, ging aber Konkurs und musste das Gut verkaufen. Auch der letzte Eigentümer erwarb größere Flä chen vom Nachbargut Woosten (Ge biete an der Grenze zu Diestelow). Nach dem Mecklenb. Staatskalender 1903 hatte das Gut eine Größe von 123 ha. Ende 1942 besaß der H of 228 ha und beschäftigte eine männliche und zwei weibliche Arbeitskräfte sowie 19 Fremdarbeiter (Siedlungsamt 1391). Er hatte moderne Landtechnik, Gleisanschluss und eine damals nicht unübliche Gleichstromversorgung. Mit der Aufteilung des Gutes im Zuge der Bodenreform 1945 entstanden 22 Neubauernwirtschaften (dazu wurde auch das heutige Neu Woosten mit neun Bauernwirtschaften gezählt) und der Ort zählte 122 Einwohner. Darum stellte die Gemeindevertretung 1947 vor dem Kreistag den Antrag, selbst ständiges Dorf zu werden, was dieser allerdings ablehnte (Akten des Rates des Kreises Parchim, Nr. 1). Ende der 1950er Jahre kam es zur Bil- dung einer LPG Typ III zusammen mit Wendisch Waren. Später schlossen sich mehrere Betriebe zu einer großen LPG Pflanzenproduktion Goldberg zu sammen. Wirtschafts gebäude Wohn gebäude Gutshaus St Stall Katen S Scheune s Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Gutshof lag im Nordosten des ehemaligen Werders und erscheint auf den ältesten Darstellungen als Wasserburg. Geschichten um Raubrit tertum ranken sich um diese Burg und auch die Ersterwähnung steht damit im Zusammenhang. Von den Wirtschaftsgebäuden ist nur noch der ehemalige Pferdestall und Kornspeicher (mit Anbau Schweine stall) als solches erkennbar. Die In schrift am Giebel verrät auch seinen S \ S St Abb. 3 Lageplan des Gutes (1945) Layout of estate (1945) Gutshaus und Park Das G utshaus wurde im Zuge der Bo denreform rückgebaut. A uf alten Fo tos verrät cs aber noch seinen schlichten Ursprung als Pächterhaus (rechter Flügel), denn nur wenige Ei- \ \ < y O < Abb.4 Ehemaliger Pferdestall und Kornspeicher m it Inschrift des Erbauers (Friedrich Franz v. ßü/ow 1913) (2007) Former stables and granary with inscription of builder Friedrich Franz v. Bülow 1913 (2007) Bauherrn F r ie d r i c h F r a n z v o n B l jl o w (1913). Auf der Grünfläche zwischen Wohnhaus und Speicher befand sich eine Scheune. Das Wohngebäude auf der Westseite des Hofes hat seinen Ursprung in der Diele des alten Kuh stalls. Die anderen Teile wurden im Zuge der Bodenreform abgetragen und zum Bau von Wohnhäusern ver wendet. Dieses Schicksal traf auch die neben dem Kuhstall befindliche Schnitterkaserne. Heute werden die ehemaligen Gutsgebäude Finkenwerders als Pensionen genutzt. 4 gentümer bewirtschaften das Gut auch selbst. Über die Bauzeit des ehe maligen Gutshauses ist nichts be kannt. Am Gutshaus existierte ein kleiner P a rk mit Teich, der aber weitgehend verwildert ist und erst in jüngster Zeit etw'as wiederhergestellt wurde. Im Park befanden sich zw ei große Eichen, die der Brennstoffknappheit der Jahre nach dem 2. Weltkrieg zum Opfer fie len. Gebäude im Dorf Ein D orf im engeren Sinne existiert nicht. Lediglich vier Häuser reihen sich in einiger Entfernung von der Bundesstraße 192 aneinander und er innern an Häuslersiedlungen wie Neu Woserin. Das östlichste Gebäude ist nach Studium alter Messtischblätter das älteste. Der ursprünglich vier Wohnungen enthaltende Katen be herbergt heute nur noch zwei. Hinter dem Haus befindet sich die einstige Gemeinschaftsw'aschküche. Die ande ren drei Häuser sind ab 1932 entstan den. 1938 befanden sich sechs Werks wohnungen des Gutes Finkenwärder in den Gebäuden. Finkenwerder was first documented in 1391. Before the wrater level o f lake Goldberg and of other lakes w'as lowered the estate was situated on an island accessible only by boat or by bridges. The relatively small size of the estate w'hich comprised only 123 hectares at the beginning of the 20th Century entailed low profitability. It had many owners. After 1945 it was partitioned to new settlers and the manor house and other estate buildings were used as quarries. Today some bed & breakfast guest houses can be found in Finkenwärder. 67 6.10 Glave Landkreis Güstrow Amt Krakow am See M. Altenburg 25 Jahre an das Kloster Dobbertin ver pfändet. Bereits 1635 übernahm die Familie O l d e n b u r g das Gut als Pfand besitz und führte es bis 1881. Nach V ic t o r v o n L a f f e r t und F. G. H. G r o t h Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Gutshof lag als Rechteck vor dem Gutshaus um den heutigen Teich her um (vgl. Abb.2). Ende des 18. Jh. be- 'imrno m Abb. 1 Das Gutshaus m it dem hofseitigen Eingang (2007) Manor house with court side entry (2007) Das Dorf und das Gut Das kleine Dorf Glave liegt am Südufer des Krakower Obersees, der Natur schutzgebiet und europäisches Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet ist. Der Ort ist durch eine Straße mit der B 103 und einen Landweg mit Dobbin ver bunden. Der Name ist slawischen Ur sprungs und kann mit Haupt/Schulter (polnisch glownyf) gedeutet werden. Glave, am „Haupt“ des Sees gelegen. Eine Familie G l o w e k e für Glave wurde urkundlich 1340 erwähnt. Das Wap pen zeigt zwei gekreuzte Getreide schaufeln und eine Blüte. Dazu passt eine in der Dobbertiner Klosterkirche befindliche Grabplatte des Bruders H e n r ik G l o w e aus dem Jahr 1371, dessen Inschrift ihn als Meister des Mühlenbaus ausweist. Diese Adels familie war nur klein und unbedeu tend, eine letzte urkundliche Erwäh nung gab es Anfang des 15. Jh. Ein J o h a n n v o n L i n s t o w war nach Un terlagen des Klosters Dobbertin 1373 mit der Tochter des J o h a n n v o n G l o w e k e auf Glave verheiratet. Der durch die Heirat an die v o n L i n s t o w s übergegangene Besitz wurde 1616 für 68 wurde das Gut 1887 schließlich an den Güstrower Landrat T h e o b a l d v o n B ö h l veräußert, der 1939 land- und forstwirtschaftliche Flächen (936 ha) an seinen Dobbiner Nachbarn H e n r y D e t e r d in g verkaufte. Dessen Witwe Charlotte veräußerte im Oktober 1942 die Glaver Wirtschaft an E r n s t A u g u s t v o n B l ü c h e r , Gutsherr zu Kuppentin und Erbe des 1940 verstorbenen Landrats v o n B ö h l . Mit der Enteig nung des landwirtschaftlichen Grund besitzes nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Glave teilweise aufgesiedelt, später aber Teil des VEG Tierzucht Laage. Abb. 2 Lagepian des Gutsdorfes nach einer BV (Ende 18. Jh.) Fire insurance layout of estate village (end 18th Century) ■ Wohngebäude G Gutshaus cs standen ein Pferdestall, eine Scheune und zw'ei weitere Wirtschaftsbauten. Von den Gebäuden existieren heute noch das Gutshaus sowie ein unge nutztes Stall- und Scheunengebäude und der zum Teil zur Wohnung ausge baute ehemalige Pferdestall auf der rechten Seite. Gutshaus und Park Das G utshaus ist ein Überbau eines vorherigen unterkellerten Gebäudes. Dabei weist der Keller in Raum proportionen und Gründungsart auf eine Zeit noch weit vor dem Dreißig jährigen Krieg hin. Das vermutlich in diesem Krieg zerstörte Haupthaus wurde vor 1700 in Fachwerkbauweise wieder aufgebaut und um 1830 klassi zistisch restauriert. Der neue Eigentü mer v o n B ö h l fügte um 1900 einen Vorbau an der Westseite und eine Treppe an der Südseite hinzu. Zusätz lich baute er ein neues Gutshaus im Neo-Renaissancestil direkt an das Seeufer. Es brannte aber nach 1945 aus und wurde bis auf die Grundmau ern abgetragen. Das heutige Gutshaus und auch eini ge Wirtschaftsgebäude wurden 1994 von M ic h a e l A l t e n b u r g gekauft, ob wohl sie in einem sehr schlechten Zu stand waren. Das Gutshaus restaurier te er und bewohnte es mit seiner Fami lie bis 2004. Dann erwarb es der Deterding Enkel W il l i L e i m e r . Der P a rk hat eine Größe von ca. 5 ha. wertvollen Gehölzbestand erhalten und den Charakter des Parks wieder herstellen. Abb. 3 Das neue Gutshaus im Park brannte nach 1945 ab. The new manor house burned down after 1945. Abb. 6 Die ehemalige Gutsscheune, später Rinderstall (2007) Former estate barn, later cow shed (2007) Abb. 7 Innenansicht des ehemaligen Rinderstalles (2007) Interior of former cow shed (2007) Parkplan von 1997 m it den Standorten der heutigen Gebäude Garden layout of 1997 with position of today's buildings Er wurde um 1850 von dem Gutsbesit zer O l d e n b u r g angelegt. T. v o n B ö h l ließ den Park Ende des 19. Jh. umge stalten. Er übernahm dabei eine Reihe von Gehölzen aus der Entstehungszeit und formte die Quellaustritte aus dem Kliff zu kleinen Teichanlagen um. Im Park stehen heute schöne Exemplare von Stieleichen, Spitzahorn, Rotbu chen, Robinien und Rosskastanien. Dendrologische Besonderheiten sind die Gelbkiefer, der Tulpenbaum und die Kaukasische Flügelnuss. Durch eingeschränkte Pflege in den letzten Jahrzehnten hat der Park einen wildro mantischen Gesamteindruck bekom men. Gezielte Pflege soll zukünftig den Zeit unmittelbar vor der Vertreibung von W a l l e n s t e i n 's Soldaten durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Dieser Schatz ist heute im Museum des Güstrower Schlosses zu besichtigen. Abb. 5 Kaukasische F/üge/nuss (2002) Caucasian wingnut Gebäude im Dorf Trotz des Abrisses einiger Gebäude des Gutshofes ist die Zweigliedrigkeit des Dorfes auch heute noch gut zu er kennen. Die Katen der Land- und Wald arbeiter liegen, in einiger Entfernung zum ehemaligen Gutshof, an der Stra ße zur B 103. Es sind vier zweihischige Fachwerkhäuser mit Ziegelsteinaus fachung, die heute alle bewohnt sind. Besonderheiten Bemerkenswert ist ein 1963 im ehema ligen Glaver Pfarracker gemachter Fund von Talern und Golddukaten aus der Glave is a medieval village o f Slavic origin situated at the very Southern tip of Lake Krakow. Its owners changed over the course o f the centuries. The manor house was reerected on top of a basement vault predating the Thirty Years War. The destroyed house was reconstructed in half-timbered form around 1700 and restored in classicist style in 1830. This style has been preserved in today’s building. Only two buildings have remained from the former manor. The rather untended park, created around 1850, is meant to be revived. 69 6.11 Grabowhöfe Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren H.-J. Hagemann Abb. 1 Bück in den Gutspark Grabowhöfe (2005) View into garden of Grabowhöfe (2005) Das Dorf und das Gut Das heutige Grabowhöfe führte bis in die Mitte des IX. Jh. den Namen Grabow. Das ist slawisch und kann als Ort in den Buchen oder Buchenort ge deutet werden. 13 3 8 wurde Grabow ur kundlieh das erste Mal erwähnt. Das Dorf war in seiner ganzen Entwicklung eng mit dem Kirchenort Sommerstorf verbunden. 1 3 4 4 verlieh F ü r s t J o h a n n 111. Grabow an A n d r e a s F l o t o w . Spä ter gelangte das Dorf an die Familie v o n W a n g e l i n , die auf Vielist saßen. Sie hatten bis in die zweite I lälfte des 17. Jh. Eigentum im Dorf. Grabow ging über die Jahrhunderte hinweg den Weg vom Bauerndorf zum Gutsdorf, während Sommerstorf immer ein Bau erndorfblieb. Naeh den v o n W a n g e l in waren es die v o n E r l e n k a m p und die v o n K o p p e l o w , die jeweils einen eige nen Hof in Grabow hatten und die Kirchpatrone von Sommerstorf waren. Deshalb begann man ab 1750 den Ort Grabowhöfe zu nennen. Weitere Eigentümer waren: 1762 von M eyenn 1784 S c h m id t 1790 -1905 Familie v o n H a h n 1905 -1935 F ü r st z u S c h a u m b u r g L ip p e Bei der Volkszählung von 1819 hatte 70 Grabowhöfe 273 Einwohner. R a a b e ( 1857) schrieb, dass das D orf einen stattlichen Hof, eine Schmiede und Ziegelei sowie 230 Einwohner hat. Es steuerte zu dieser Zeit mit 5232 Schef feln (ca. 1.314 ha) (Mecklenb. Slaatskalender 1853). 1935/36 übernahm die Reichssiedlungsgcsellschaft Berlin das Gut und siedelte es auf. Es entstanden 31 Neusiedlerhöfe (etwa 13 in der Gemar kung Louisenfeld) und ein Resthof, der die bisherige Gutsanlage mit dem Gutshaus nutzte. Der Eigentümer wur de O t t o M ü l l e r . Die Neusiedler ka men aus Ostfriesland, vom Darß, aus der Lüneburger Heide und aus Meck lenburg. Einige Siedler kamen aus Ge bieten, in denen Truppenübungsplät ze errichtet wurden und aus denen sie deshalb weichen mussten. 1938 hatte Abb. 2 Das ehemalige Gutstor (2003) The former estate gate (2003) Grabowhöfe 416 Einwohner und eine Fläche von 1.829 ha (Meekl. Schw. Staatskalender 1938). Während des Krieges arbeiteten Kriegsgefangene auf den Höfen. Nach 1945 wurde der Restgutsbesitzer enteignet und die Flächen an Neubauern verteilt. Ab 1955 wurde in Grabowhöfe ein Teil der Flächen genossenschaftlich be wirtschaftet, 1960 entstand eine weite re LPG. Sie schlossen sich 1972 zusam men. Dann setzte die Bildung großer Betriebe ein und es entstanden eine LPG Tier- und eine LPG Pflanzenpro duktion, die sich naeh 1990 auflösten. Heute werden die Flächen auf Pacht basis bewirtschaftet, doch es gibt auch kleine Betriebe im Nebenerwerb. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Die Gutsanlage ist wohl Ende des 18. Jh. entstanden. Zur Zeit der Auf siedlung 1935/36 bestanden neben dem Gutshaus die gegenüber liegen den Stall-Speichergebäude, die Schweineställe und die Hochfahrtscheune. Sie bildeten einen an der Vorderseite durch eine Mauer einge grenzten Bereich. Der hintere Teil wur de durch einen eingezäunten Park und gepflegte Teichanlagen abgeschlos sen. Durch Tore hindurch konnte man den Gutskomplex erreichen. Die Gutsanlage samt der von zwei Ställen mit Mansarddächern flankier ten Zufahrt ist bis heute erhalten ge blieben. Der linke Stall ist in einem de solaten Zustand, der rechte wurde zu einem Wohnhaus ausgebaut (Muß n e r 2004). Die südliche Hofflä che ist mit Hausgärten, Schuppen u. a. besiedelt. Von Mauern und Toren gibt es nur noch zwei Pfeiler. Abb. 3 Der ehemalige Speicher, der zu Wohnungen ausgebaut wurde (2007) The former storage house, converted for residential use Gutshaus und Park Die v . H a h n bauten Ende des 18. Jh. ein neues G utshaus, das auch „Wei ßes Haus“ genannt wird. Es war ur sprünglich ein Fachwerkbau, der Ende des 19. Jh. Putzerhielt, wohl zusam men mit dem rückwärtigen Anbau. Das Fachwerk an der Vorderfront und an Abb. 6 Ein Stallgebäude wurde nach 1945 zu Wohnzwecken um gebaut (2007) After 1945 a stable was converted for residential use nommen. Vom alten Baumbestand des Parkes haben nur wenige Exemplare von Stieleichen und Eschen die Zeit überdauert. Der Park hat heute einen waldähnli chen C harakter. anlagen zur Materialgewinnung abge rissen und dafür sechs Neu bauernhöfe gebaut. Vier alte Guts katen wurden zu Neubauerngehöften ausgebaut und weitere durch den Um bau von ehemaligen Stallanlagen ge schaffen. Nebenbetriebe und Besonderheiten Im 19. Jh. bestand eine Ziegelei, die für das Gut arbeitete. Auch eine Schmiede existierte, die als Gebäude neben dem Gutshaus noch zu finden ist. M e B n e r ( 2 0 0 4 ) führt eine Dampf molkerei an. Einen Bahnanschluss er hielt der Ort mit der Eröffnung der Bahnstrecke 1889. Später bekam das Gut noch eine Verladerampe. Abb. 4 Das Gutshaus wird auch „ Weißes Haus" genannt (2007) The manor is also called the „White House“ (2007) der linken Seite ist augenscheinlich eine aus jüngerer Vergangenheit V o r gesetzte Front ( d e V e h r 2006). Nach dem Krieg kamen Flüchtlinge in dem Gutshaus unter. Später fanden hier das Gemeindebüro, die Büros der LPG, zeitweilig eine Berufsschule, die Konsumverkaufstelle und die Kinder krippe ihre Heimstatt. Daneben waren auch eine Arzt- und Zahnarztpraxis im Anbau sowie die Gemeindebibliothek und ein Friseur hier untergebracht. Bislang wurde das Gebäude nicht sa niert und wird nur noch in geringem Maße bewohnt. Es steht zum Verkauf. Der P ark befindet sich hinter dem Gutshaus. Er war eingezäunt und be saß gepflegte kaskadenartige, langge streckte Teichanlagen. Heute wird ein großer Teil von dem Sportplatz einge- Gebäude im Dorf Zur Aufsiedlung nach 1935 baute man acht bisherige Gutskaten zu Bauern häusern mit den entsprechenden Stall und Scheunenanlagen um. Die ande ren 23 Siedlungshöfe wurden völlig neu, z. T. als Winkelbauten, in der um gebenden Landschaft errichtet. Nach der Bodenreform wurden einige StallAbb.5 Die ehemalige Gutsschmiede (2007) The former estate smithy (2007) Grabow'höfe (Grabow courts), first documented in 1338, until the 18lh Century was just named Grabow. The village wras closely linked with the nearparish of Sommerstorf. During a long phase Grabow' comprised two separately owned estates which explains its earlier name. The estate and the manor house, remains of w hich still exist, w'ere probably built in the early 18"’ Century. The estate comprised more than 1,300 hectares. In 1935/35 part o f these were partitioned into 30 new settlements. In 1945 the core estate was expropriated and some new settlers were attracted. From 1955 on, an agricultural cooperative developed in Grabow. Today the lands are cultivated privately or on lease. 71 6.12 Grambow ehemalige Landarbeiter und Umsiedler verteilt. In den Folgejahren kam es zum Zusammenschluss der kleinen bäuerlichen Betriebe zur LPG. In Grambow hatte sie den Namen „Wald frieden“, in der 16 Mitglieder als Typ I 139 ha bewirtschafteten. Seit 1954 wa ren sie dann mit anderen Bauern in der LPG Diestelow vereinigt. 1973 kamen mit der Bildung der KAP zu Diestelow noch Goldberg, Langenhagen und Wendisch Waren hinzu. Am 1. Juli 1991 erfolgte die Umbildung der LPG zur „Agrar GmbH Diestelow“ als Rechtsnachfolger. Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz G. Bergter Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Abb. 7 Der Gutshof Grambow in den Jahren 1880/90 Estate Grambow in the years 1880/90 Das Dorf und das Gut Etwas abseits der L 17 zwischen Gold berg und Ltibz, an der Straße nach Sehlsdorf, liegt das ehemalige Guts dorf Grambow. 2004 hatte es 147 Einwohner und gehört zur Gemeinde Diestelow^. Der Name ist slawischen Ursprungs (sl. grab = stark, dick) und könnte mit „Ort des Grabov“, des Star ken, gedeutet werden ( K i n t z e l 1987). Ebenso wrie Briiz, Diestelow und Sehlsdorf gehörte es zu den Länderei en des Lokators d e B r u s e u i s z e Abb. 2 Wappen derer von Brandenstein und von Passow Coat of arms of the von Brandensteins and the von Passows (Brüsewitz). Mit der Gründung der Brüzer Kirche und deren Weihe 1 2 9 5 wurde Grambow erstmals erwähnt (MUBIII Nr. 2 3 5 0 ) . Die ersten Besitzer von Grambow wa ren bis zum Weggang 1 3 7 9 der Lokator und seine Familie. Danach übernahmen die stammverwandten Nachbarn v o n W e l t z ie n aus Welzin das Erbe. Während des Dreißigjähri gen Krieges wurde Grambow wohl we gen der versteckten Lage nicht so stark zerstört w'ie umliegende Ort schaften. Besitzer des Dorfes bzw. Gutes waren danach: 1700 1733 E l a r v . W e l t z ie n Klosterhauptmann r ic h J o b s t H e in v . B ülow bzw. v . (bis 1 9 4 5 ) 1 9 4 5 wurde das Gut enteignet. Durch die Bodenreform entstanden 6 3 Neubauernstellen, von denen 5 5 be setzt blieben. In dieser Zeit baute man 2 4 Neubauemhäuser mit Stall und 14 Scheunen. Die 6 5 0 ha Land wurden an 1738 Familie v . P assow B r a n d e n s t e in 72 Von der ehemaligen Gutsanlage sind heute nur noch das Gutshaus und der Speicher mit der Inschrift M. v. P. 1866 -1 9 1 4 ( M a r g a r e t e v . P a s s o w ) in der ursprünglichen Form erhalten. Selbst das angrenzende Wirtschaftsgebäude, in dem bis 1945 der Inspektor wohnte und wo danach Verkaufsstelle und Gaststätte eingerichtet waren, wurde als Wohnhaus ausgebaut. Das trifft auch für den Pferdestall, die ehemalige Garage und den Kuhstall zu. Gutshaus und Park Um das Jahr 1700 errichtete E l a r v o n W e l t z ie n das Grambower G u t s h a u s . Unterlagen darüber existieren nicht. Das anfangs gänzlich in traditionellem Fachwerk erbaute Haus mit seinem hohen Krüppelwalmdach entstand eindeutig im Barock. Die großen Kel lerräume mit dem flachen Tonnengew'ölbe lassen den Schluss zu, dass dieses Haus auf einem Vorgänger er baut wurde. 1866 wurde mit der Erwei terung des Gutes zur Hofseite ein drei achsiger und zweigeschossiger Mittelrisalit mit gestaffeltem Giebel aus Backstein eingefugt und die Hof front verputzt. Die Fenster des Risalits sind im Gegensatz zum Fachwerkhaus stichbogig geschlossen ( d e V e e r 2006). Das Gutshaus hat nach 1945 die un terschiedlichsten Nutzungen erfahren. Die Kinder von Grambow haben mit denen von Brüz und Diestelow die Qrambow bei ßoldberg i. M. Abb. 3 Familie v. Brandenstein vor dem Gutshaus (um 1970) Von Brandenstein family in front of the manor house (1910) Brüzer Schule bis 1945 besucht. Dann wurde im Grambower Gutshaus zu nächst ein Raum zum Unterrichten ge nutzt, ab 1950 das ganze Gebäude zur Schule umgebaut, so dass hier mit mehreren Lehrern bis zur 8.Klasse un terrichtet werden konnte. Der Schulbelrieb im Gutshaus lief bis 1975. 1965 wurde in einer ehemaligen Grambower Gutskate ein Kindergarten unter bescheidenen Bedingungen ein- Abb. 5 Das Gutshaus im Jahr 2004 The manor house in 2004 gerichtet. Doch bald wurden die Vor schulkinder im Diestelower Gutshaus, dann ab 1974 im Grambower Gutshaus betreut. F r a n k v o n D a l l w i t z , ein Nachfahre der Familie v o n P a s s o w , hat 1996 das Gutshaus gekauft, das gesamte Ge bäude renoviert und zu Wohnungen umgebaut. Den Vorhof hat er durch eine Feldsteinmauer abgegrenzt. Gut erhalten sind Teile des Grambower Parks, der um 1866 als Gutspark an gelegt worden ist ( d e V e e r 2006). Abb. 4 Das Gutshaus a/s Schule (1958) The manor house serving as school (1958) Gleich am Eingang steht eine alte knorrige Eiche wie ein Wächter. Sie hat einen Stammumfang von fast sechs Metern. Ihr Alter kann auf min destens 500 Jahre geschätzt werden. Von den Grambowern wird sie „Smädeik“ genannt, weil früher in der Nähe die alte Schmiede stand. Ein klei ner Teich ist von mehreren Weiden umstanden. An anderer Stelle erheben sich mächtige Blutbuchen. Mit ihren Gebäude im Dorf Das Dorf erstreckt sich weiträumig um den Park, wobei die unbefestigte Dorfstraßc mit den ehemals zehn Landarbeiterwohnungen den älteren Teil bildet. Ein Haus wurde massiv aus Ziegeln, die anderen alle als Fachwerk gebaut. Nach der Bodenreform sind zahlreiche Einzelgrundstücke mit Neu bauernhäusern bebaut worden, die heute wesentlich das Dorfbild prägen. Abb. 6 Ehemalige Landarbeiterkaten im Dorf (2004) Former farm labourer’s cottage in the village (2004) weit ausladenden Kronen spenden sie im Sommer, w'enn hier in jedem Jahr das Parkfest stattfindet, angenehmen Schatten. Ein besonderer Baum im Park ist die Gleditschie (Gleditsia thriacanthos), ein aus Amerika stammender Baum mit gefiederten Blättern und scharfen, oft mehrspitzigen Dornen an den bis 45 cm langen sichelförmigen Frucht hülsen. Die Baumhöhe betrug 27 m, bevor die Spitze abbrach. Grambow is an old village. The estate, comprising some 650 hectares, since the first half o f the 18th Century was owned by the von Passow. Parts of the former estate still exist. Most estate buildings were converted for residential use, including the baroque period manor house. After the land reform 24 new farm houses were built which are still coining the image o f the village. The former estate park is particularly well preserved and boasts some rather old trees. 73 6.13 Groß Bäbelin Landkreis Güstrow Amt Krakow am See F. Lorenz Das Dorf und das Gut Bäbelin wurde bereits mit der Pfarre Kieth erwähnt, die um 1226 als Linstow/Kieth gegründet wurde. Die Herkunft des Ortsnamens ist unbe kannt. Über die Entwicklung des Gu tes liegen nur wenige Informationen vor. Anfangs gehörte es den M a l i / a n 's auf Grubenhagen und wur de 1737 an C . A. v o n B a r o l d t s ver kauft. Eine Schäferei, Bauemhufen und eine Meierei erschienen in den darauf folgenden Jahren mit Klocksin und Linstow. Der Meierhof Bäbelin gehörte zeitweilig als selbstständiges Lehngut zum Amt Stavenhagen. Nach dem Tod von C . A. v o n B a r o l d t s schloss der Erbsehaftsprozess zwi schen L k ph l und F i n e c k e um die Mit te des 18. Jh. Groß Bäbelin mit ein. Das Gut ging letztlich an H a n s A d o l f v o n L e p e l , der außerdem Radegast und Dobbin besaß (vgl. Dobbin und L o r e n z 2004). Für das Gut gab es ei nen häufigen Besitzwechsel. 1903 hatte das Gut eine Größe von 805 ha (Meekl. Staatskalender), davon wa ren 445 ha Holzungen, die durch Auf forstung a u f482 ha erweitert wurden. Initiiert durch den 1817 gegründeten Patriotischen Verein ( H e in r ic h v o n T i iü n e n , C a r l P o g g e , J o h a n n P o g g e u. a.) sind um 1840 mehrere Modelle der Nutzung und Düngung des Bo dens erprobt und der Getreideanbau mit direkter Abfuhr nach Rostock aus geweitet worden. Auf dem kargen Bo den, der an Fruchtbarkeit verloren hat te, wurde später Schafschwingel an gebaut. Das Saatgut erzielte auf dem Weltmarkt einen guten Preis, denn die Weideflächen in Australien und Neu seeland konnten nur durch Neusaat erhalten werden, weil diese Grasart dort nicht ausreifte. Ertragreich gestal tete sieh um 1850 die Schafzucht, meist von holländischen Pächtern be trieben. Güstrow hatte sich zu einem Zentrum des Handels mit Wolle ent- 74 Abb. 7 Die Gutsanlage am See 1880/90 The estate along the lake 1880/90 wickelt und 1865 eine Halle mit Dop pelfunktion errichtet. Sie diente zur Lagerung der Wolle und zu Wollauktionen. Im Winter fanden dort Konzerte und Theateraufführungen stall. 1945 wurde Bäbelin durch die Boden reform aufgesiedelt, ln kurzer Zeit ga ben die Siedler wegen des kargen Bo dens auf und verließen den Ort. 1950 wurde die Feldbestellung durch einen Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) abgesichert. Ende der 1950er Jahre wurde aus dem ÖLB und der LPG Zietlitz das Volkseigene Gut (VEG) Saatzucht Groß Bäbelin. Mil der Gründung des VEG und dem Über gang zur Schweinezucht (Sattel schweine) und Geflügelwirtschaft wuchs die Gemeinde, zahlreiche Wohnhäuser wurden errichtet. Die Lehrlinge des VEG bekamen Wohnraum im Gutshaus Zietlitz. In Zusam menarbeit mit dem VEB Saatzucht Öuedlinburg wurden Saatkartoffeln, Seradeila und Roggen vermehrt. Nach 1990 entstand ein Großbetrieb für Schweinezucht. Die Waldungen sind aufgeteilt und verkauft worden. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Über die ehemalige Gutsanlage liegen keine Informationen vor. Es existiert kein Gebäude aus dieser Zeit mehr. Abb. 3 Gutshof (BV 1805) Fire insurance map of estate from 1805 Zietlitz Waren Gutshaus und Park Das Gutshaus war nach 1850 letztlich nur Wohnhaus für den Inspektor. Die Gutsherren wohnten im Schloss Kuchelmiß. Prinzessin M a r ia R e u B wohnte im Parkhaus nahe dem See. Das Gutshaus steht leer und verfallt. Abb. 2 Das Gutshaus (2005) The manor house (2005) Der ehemals fast quadratische P ark befand sieh östlich vom Gutshaus und erstreckte sich bis zum See. Der alte Baumbestand und Reste des Wegesystems sind noch zu erkennen, jedoch sind die Flächen inzwischen stark verwildert. Gebäude im Dorf Die Gutskaten und die Schnitterkaseme wurden abgetragen. Von den Neu bauernhäusern ist eines erhalten. The estate of Gross Bäbelin has an eventful history with many changes in ownership. Because of its rather meager soil the agricultural yields were poor and much of the estate was therefore afforested. Sheep‘s fescue (festuca ovina) was also grown on the sandy grounds. After the land reform a state run pig farm and plant breeding activity („VEG“) developed. Today, a pig farm is still in Operation. Nothing remains from the former estate buildings. 6.14 Groß und Klein Rehberg Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour unter Verwendung von Materialien von R. Krüger Abb. 1 Feldsteinmauer in Groß Rehberg, einst Seiten wand eines Stalles (2007) Stone wall in Groß Rehberg, formerly a side wall to a stable Die Dörfer und die Güter Im ersten Viertel des 15. Jh. gehörten Groß und Klein Rehberg zusammen mit Neuhof der Familie v o n L i n s t o w . 1426 verkaufte C l a u s v o n L in s t o w Groß und Klein Rehberg mit allem Zu behör und den Gerechtigkeiten an das Kloster Malchow, ln dessen Besitz blieben diese Orte bis ins 20. Jh. Lei der sind die Akten des Klosters Malchow im LHA Schwerin noch nicht zugänglich, so dass wesentliche Informationen zu den Klosterorten fehlen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden bei de Orte stark verwüstet. Groß Rehberg hatte 1618 vier Bauern und drei Kossäten, 1648 nur noch einen Hand werker, 1703 waren es wieder 18 Ein wohner. Klein Rehberg hatte 1618 vier Bauern, 1648 nur noch vier Personen, 1703 waren es 31 Personen. Bekannt ist noch, dass es zu Groß Rehberg von 1770 - 1774 eine Glashütte gab. A uf der DVK von 1783 finden wir in Groß und auch in Klein Rehberg je weils einen recht großen Hof. 1837 hatte Groß Rehberg einen H of mit 43 Einwohnern, Klein Rehberg war Meie rei mit Wassermühle, Tagelöhnerkaten und Schule und hatte 102 Einwohner (nach H e m p e l 1837). Pächter waren: 1864 F r ie d r ic h K r ö t e 1883 R. F r it z 1899 F. M k in iia u s e n 1924 F r i e d r i c h V a t i ij e , danach P e t e r s e n Nach 1924 wurde der Grundbesitz des Klosters enteignet und Groß und Klein Rchberg wurden zu Domänen des Freistaates Mecklenburg-Schwe rin. Groß Rehberg hatte eine Fläche von 464 ha, davon 350 ha Ackerland und 60 ha Wiesen. Das Gut besaß 42 Pferde, 100 Rinder, 480 Schafe und 100 Schweine. 1948 sollten im Rahmen des „Neu bauernprogramms“ in Groß Rehberg 26 Häuser für Neubauern errichtet werden. Davon wurden jedoch nur neun erbaut, von denen heute noch sechs in stark veränderter Form vor handen sind. 1953 wurde aus aufgege benen Flächen in Groß Rehberg, Vollrathsruhe und Kirchgrubenhagen ein Örtlicher Landwirtschaftlicher Be trieb (ÖLB) mit 359,83 ha Nutzfläche gebildet, ln den 1950er Jahren bildete sich in Groß Rehberg eine LPG, die sich später mit Genossenschaften der Nachbarorte zur LPG Völlrathsruhe zusammenschloss. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Gutshof von Groß Rehberg lag östlich unmittelbar neben dem Weg, der von Kirchgrubenhagen über Groß Rehberg nach Klocksin führte. Die kommunale Straße, die seit der Boden reform das ehemalige Gut durch schneidet, führte zur Gutszeit östlich um das Gut herum. Die Wirtschaftsge bäude bildeten einen rechteckigen I Iof (vgl. Abb.3). Es sind noch zwei große Ställe vorhanden, davon ein sehr schönes Feldsteingebäude, wo bei der Stall an der Durchgangsstraße sehr starke Schäden am Dach aufweist und abgerissen werden soll. Gegen über diesem Stall befindet noch ein Teil einer Seitenmauer eines weiteren Stalles, von dem ein kleiner Teil zu ei nem Wohnhaus verändert wurde. Ein Teil der weiterführenden FeldsteinLängsmauer des ehemaligen Stalles ist erhalten geblieben. Beides befindet sich heute südlich der Straße. In Klein Rehberg existierte im 18. Jh. ein recht großer Gutshof, von dem 1802 nur Abb. 2 Feldsteinstall m it Scheune in Groß Rehberg (2007) Stone stable with barn in Groß Rehberg (2007) 75 I Abb. 3 Gutshof Groß Rehberg (BV 1802) Fire insurance map of estate Groß Rehberg from 1802 noch zwei Gebäude vorhanden waren. Heute gibt es keine Reste mehr, die auf eine Gutsanlage hinweisen. Gutshaus Das Gutshaus bzw. Pächterhaus in Groß Rehberg stand an der Ostseite des Gutshofes, am ehemaligen Weg nach Klein Rehberg in Nord-Süd Rich tung. Das Baujahr ist nicht bekannt. Es war ein eingeschossiges verputztes Gebäude von sieben Ach sen mit Walmdach und zwei Fledermausgauben. Der Dachraum war ausgebaut. Vor dem Gutshaus stand eine mächtige Linde und hinter dem Gutshaus befand sich ein Obst garten. Nach 1945 war das Gutshaus Wohnung für viele Flüchtlinge. Die ses Haus stand als Ruine noch bis 1976 und wurde dann endgültig besei tigt. Fotos liegen leider keine vor. Wohn gebäude Gutshaus St Stall Gebäude im Dorf Katen S Scheune ln Groß Rehberg gibt es noch zwei ehemalige Katen. Die sechs Neubauernhäuscr wurden stark verändert. In Klein Rehberg stehen heute nur noch drei Wohnhäuser nebst Stallun gen, die weitestgehend für Erholungs zwecke genutzt werden, zwei weitere Gebäude befinden sich als Abbauten weiter entfernt vom Ort. Nebenbetriebe und Besonderheiten ln Klein Rehberg gab es eine W asser m ühle, eine Schmiede und eine Schu le. Die Wassermühle wurde schon bei den Ersterwähnungen des Ortes ge- Abb.5 Ehemaliger Gutskaten in Groß Rehberg (2007) Former estate cottage in Groß Rehberg (2007) 76 Abb. 4 Dorfplan von Klein Rehberg (BV 1802) Fire insurance layout of village Klein Rehberg from 1802 Wirtschafts 1 \___ 1I gebäude nannt. A uf der DVK von 1783 ist sie an einem in den Malchiner See flie ßenden „Peenebach“ mit mehreren Ge bäuden zu finden. Die Mühle wurde auch noch nach 1945 zur Stromerzeu gung genutzt, nachdem man sie umge baut hatte. Außerdem besaß Klein Rehberg einen Anschluss zur Strecke der „R übenbahn“, die z. T. über einen sehr hohen Bahndamm vom ehemali gen Kleinbahnhof Vollrathsruhe zur da maligen Zuckerfabrik Dahmen führte. Gross Rehberg and Klein Rehberg from 1426 were fiefdoms of cloister Malchow. We know little about both locations since the documents in the archives are not accessible yet. Badly damaged during the Thirty Years War, an estate and a dairy farm, respectively, developed there during the 18"’ Century. The estate which turned into a state property in 1924 comprised 464 hectares. O f the estate buildings two stables remain while the manor house was torn down in 1976. Former cottages and the houses o f new settlers are reminders o f the previous estates. 6.15 Hagenow I Wohngebäude Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Hagenow lag in einer sanften Hügel landschaft zwischen der Klocksiner Seenkette und dem Mühlensee bei Jabel, wenige Kilometer westlich von Neu Gaarz. Seit den 1980er Jahren gibt es den Ort nicht mehr, er wurde zu ei ner neuzeitlichen Dorfwüstung. 1289 wurde Hagenow erstmalig als Bauerndorf erwähnt. Es muss im Be sitz derer v o n H a h n gewesen sein, die schon 1346 ihre Hufen in Hagenow an das Kloster in Malchow verpfändeten. 1410 besaß das Kloster Malchow das gesamte Bauerndorf. Um diese Zeit hat cs in Hagenow sogar eine Kirche gegeben. 1449 und 1453 wurde er wähnt, dass das Kloster Malchow das Patronat der Hagenower Kirche hatte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort stark verwaistet, von den sechs Bauernstellen waren drei wüst. Sicher lich wurde in dieser Zeit auch die Kir che zerstört und nicht w'ieder aufge baut. Für 1668 findet sich die erste Eintragung einer Hochzeit aus Hagenow im Kopulationsregister des Kirchspiels Jabel. Da das Kloster Malchow nach dem Krieg nicht alle wüsten Stellen wieder besetzen konn te, verpachtete es einige Hufen an die Jungfer v o n H a n e und den Junker H a r d e n a c k v o n B ibovv , die diese aber bald wieder Zurückgaben. Das Beichtkinderverzeichnis von 1704 w'ies Hagenowr zum Kloster Malchowgehörig aus und erwähnte sechs Bau ern. 1819 hatte das D orf 99 Einw'ohner und gehörte weiterhin zum Kloster amt. Um 1860 beklagte Pastor Reuter aus Jabel die hohe Zahl der nach Nordamerika auswandemden Gemein demitglieder. 1903 gab es in I lagenow 91 Einwohner. Das Gut hatte eine Grö ße von 544 ha (Staatskalender 1903). 1928 war Hagenow Domäne des Frei staates Mecklenburg-Schw'erin mit 370 ha Größe. An Tierbestand wmrden 48 Pferde, 130 Rinder, 15 Schafe und A bb.! D orfplan von Hagenow (BV 1802) Fire insurance layout of village Hagenow from 1802 G Gutshaus K Katen 7 Wirtschafts gebäude St Stall S Scheune 50 Schweine aufgeführt. Pächter des Klostergutes Hagenow' waren: 1848 J o h a n n N ö l t in g 1860 H e r m a n n N ö l t in g 1895 H e r m a n n N ö l t in g 1903 R o s a N ö l t in g 1928 H . N ö l t in g Auch Hagenow wurde im Zuge der Bodenreform aufgesiedelt und das Land an Neubauern vergeben. Die Hagenower Bauern schlossen sich dann der LPG Jabel an, die in I lagenow' einen Rinderstall unterhielt. Scheune und Speicher des ehemaligen Gutes wurden noch genutzt. ren Ende Ziegelschutt. Dazu kommen wild wachsende Bäume und Sträucher, viel Brennnesseln und Gestrüpp. Leider liegen von Hagenow keine wei teren Informationen oder Bilder über das Gut bzw?. das Dorf vor. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude 1802 zeigen die Brandversicherungs unterlagen von Hagenow' einen gro ßen Gutshof mit Torhaus. Zum Gut gehörte ein Park, der noch in einigen Strukturen erkennbar ist. Abb. 2 Ruinen der Wirtschaftsgebäude (1980) Ruins of estate buildings (1980) Abb. 3 Ruine eines Gutskatens (1980) Remains of estate cottage (1980) Nach und nach aber zogen Familien aus Hagenow' w'eg und gaben Haus und H of auf. Als dann auch die Tiere nicht mehr im Dorf gehalten wurden, verließen die letzten Bew'ohner den Ort, der bald verfiel. Die letzten Häu ser und Ställe, darunter auch das Gutshaus, wurden in den 1980er Jah ren gesprengt und dem Erdboden gleich gemacht. Seit dieser Zeit liegt Hagenow wüst. Wer heute die Dorf stelle aufsucht, findet nur noch ein Stück der alten Dorfstraße und an de- Hagenow was a village from the 13th Century. It soon becume property of cloister Malchow'. After the Thirty Years War it was difficult to man the arable fields which lay w-aste. Besides, an estate developed as described in documents from 1802. After 1945 its grounds w'ere partitioned to new settlers which later joined the agricultural co-operative (“LPG”) of Jabel. By and by, people left Hagenow' which w'as soon completely deserted and razed to the ground by the 1980s. 77 6.16 Hahnenhorst Landkreis Parchim Amt Plau am See G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Das zur Gemeinde Karow gehörende Hahnenhorst war bis 1812 Nebengut von Damerow, heute Neu Damerow. Es liegt im Wald ca. 3 km nordwestlich von Karow auf einer horstartigen Er hebung. Nach dem Untergang der Dörfer Pajow und Werle im 15. Jh. war es schwierig, die große HMiN’sche Feld mark von Damerow aus zu bewirt schaften. Offensichtlich wurde des halb der H of Horst zur Bewirtschaf tung Ende des 15. Jh. angelegt (vgl. Neu Damerow). Zeitweilig war er auch adliger Wohnsitz. Wie lange Hahnen horst nach dem Dreißigjährigen Krieg menschenleer war, ist nicht bekannt. 1704 wurden im Beichtkinderverzeich nis wieder Bewohner auf Hahnenhorst, das dann als Meierei eingerichtet war, genannt. Von 1735 bis 1800 existierte dort die „Hahnenhorster Glashütte“, die H a n s R e im a r v o n W a l s l e b e n , Ei gentümer von Damerow, anlegen ließ. Der Glashüttenmeister war gleichzeitig Pächter der Meierei. Nach 1800 und dem Ende der Glashütte war Hahnen horst Schäferei. 1812 wurde die Damerower Begüterung in drei Teile zer schlagen. Karow mit Hahnenhorst wurde von L u d w i g C h r i s t i a n S i e g f r ie d C l e v e gekauft. In dieser Familie blieb das Gut mit dem zugehörigen Hahnenhorst bis 1898. Dann erwarb es der Großindustrielle J o h a n n e s S c h l u t iu s (vgl. Karow). 1840 wurde die Schäferei des Gutes Karow nach Hahnenhorst verlegt, die bis 1900 exi stierte. Ab 1835 wurde Hahnenhorst an den Hüttenmeister B r a u e r ver pachtet, der eine zweite Glashütte auf dem Hüttenberg nördlich des Hofes bis 1849 betrieb und auf Hahnenhorst wohnte. Eine dritte Glashütte bestand von 1853 bis 1862.1882 wurde Hahnenhorst Försterei. Von 1854 bis 1904 bestand hier sogar eine Schule mit bis zu 51 Schülern. 78 Nach 1945 wohnten Flüchtlinge in Hahnenhorst. 1967/1968 wurde hier ein Kinderferienlager des Instituts für Pflanzenzüchtung Groß Lüsewitz ein gerichtet, welches in den Sommerferien für Kinder und in der Vor- und Nach saison von den Institutsbeschäftigten zur Erholung genutzt wurde. Diese Einrichtung bestand bis 1989. Seil 1994 ist das Grundstück Hahnenhorst Privatbesitz. Gutshaus Das Wohnhaus ist ein einstöckiger langer Klinkerbau auf Feldsteinfundament mit Krüppelwalmdach. Es wird um 1789 erbaut worden sein. Die Haustüre liegt in der Mitte der Vorder front. Das Haus besitzt keine weiteren Schmuckelemente. Es ist nur zu einem geringen Teil unterkellert. Der hinter dem Wohnhaus gelegene Stall könnte nach 1900 auf einem Teil der Funda mente der ehemaligen Scheune errich tet worden sein. Die nördlich und westlich des Gutshauses gelegenen eingezäunten Flächen wurden als Gar ten genutzt. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Der früheste Nachweis über die Be bauung von Hahnenhorst ist der Grundriss zur Brandversicherung von 1789. Danach bestanden folgende Ge bäude: Wohn- und Viehhaus (1), Scheune und Schafstall (2), Wagen remise (3), Wohnungen für je zwei De- Abb.1 Der Meierhof Hahnenhorst (BV 1789) Fire insurance map of dairy-farm Hahnenhorst from 1789 putanten (4, 5) (vgl. Abb. 1). A uf dem Grundriss von 1801 fehlten bereits die Wagenremise und ein Haus. Mit der Einrichtung der Schäferei 1840 kam ein Schafstall hinzu. Westlich des jetzigen Hauses in Hahnenhorst stan den damals noch weitere Gebäude um einen Brunnen herum sowie eine gro ße Scheune. Sie gehörten zur Schäfe rei und wurden zwischen 1902 und 1904 abgerissen. Sonst hat cs bis zur heutigen Zeit hier keine weitere Be bauung mehr gegeben. Das heutige Wohnhaus ist als einziges erhalten. Abb. 3 Ehemaliges Gutshaus 2004 Former manor house 2004 Hahnenhorst was established at the end of the 15"1Century as an appurtenant structure o f the estate of Damerow o f which two buildings remain today. Throughout the centuries it served as dairy farm, sheep farm and forest farm. In its neighbourhood three glassworks developed. From 1812 it belonged to the estate o f Karow and even had its own school with 51 children in the middle o f the 19"' Century. Having served as a youth summer camp from 1967 for a Company in Karow it now is a private residence. 6.17 Hinrichshof das Haus verputzt und an der Rück seite ein Anbau errichtet. Das über 200 Jahre alte Gebäude ist in keinem guten Zustand, soll aber erhalten werden. Landkreis Güstrow Amt Krakow am See W. Mewes Abb. 2 Zum Teil zu Wohnzwecken umgebautes Staiigebäude (2007) Stable, partially converted for residential use (2007) Abb. 1 Ehemaliges Gutshaus (2007) Former manor house (2007) Das Dorf und das Gut Fährt man durch Bornkrug, das einmal ein wichtiger Knotenpunkt für Postund Handelstraßen war, in Richtung Südosten, so gelangt man zu dem klei nen D orf Hinrichshof, das heute nur noch aus vier Gebäuden besteht. Der einzige Weg führt uns direkt auf das ehemalige Gutshaus zu, das um 1780 einmal als herzogliches Jagdhaus ge baut wurde, dann wohl aber auch Pächterwohnhaus der Meierei war, die Ende des 18. Jh. hier eingerichtet wurdc. Die Meierei und der spätere Pacht hof waren immer Bestandteil des Gu tes Linstow und wurden mit dem Übergang dieses Gutes 1827 an die Großherzogliche Kammer von dieser verwaltet und verpachtet (vgl. Linstow). 1835 lebten auf der Meierei 14 Einwohner. 1857 war Hinrichshof ein Erbpachthof, der Pächter hieß B e h m und es gab 12 Einwohner. 1882 war der H of an den Erbpächter B u r m e i s t e r verpachtet, 1895 an Jo h a n n S t r u c k . Z u dieser Zeit hatte der H of eine Größe von 189 ha und es leb ten 26 Einwohner hier. Der Meckl. Staatskalender von 1903 gibt eine Grö ße von 213 ha an. Über die folgende Zeit ist kaum etwas bekannt. Wegen des sehr sandigen Bodens wurden größere Flächen aufgeforstet. In den 1940er Jahren kaufte der Museumsdi rektor D r . M a n s f e l d aus Schwerin das Anwesen und betrieb hier eine Ponyzucht. Um 1960 erwarb es die Fa milie Z k is k e , die noch heute das ehe malige Gutshaus bewohnt. W o l f g a n g Z e is k l (1975 gestorben) war ein be kannter Sach- und Kinderbuchautor. Gutshof und W irtschaftsgebäude Die Brandversicherungsunterlagen von 1799 zeigen eine Meierei, die aus dem Wohnhaus, einer großen Scheu ne und einem Schafstall bestand. Die Wirtschaftsgebäude existieren nicht mehr. Ein 1882 errichteter Stall wurde wahrscheinlich in den 1940er Jahren durch D r . M a n s f e l d umgebaut. Heute wird das Gebäude zu einem Teil zu Wohnzwecken genutzt. Der andere Teil ist noch Stall und wird von den neuen Eigentümern wohl auch künftig als solcher verwendet werden (vgl. Abb.2). Gutshaus Das heute in stark veränderter Form vorhandene Haus wurde um 1780 er baut. Es war ein zweigeschossiger Klinkerbau mit Spitzdach, im Obergeschoss mit Fachwerk. Das Dach brannte um 1880 aus, wonach das Gebäude das heute noch vorhan dene Flachdach erhielt. Später wurde Abb. 3 Ehemaliger Gutskaten (2007) Former estate cottage (2007) Gebäude im Dorf Am Eingang des Dorfes existierten einmal zwei Fachwerkkaten, deren Bauzeit unbekannt ist. Einer wurde Anfang der 1970er Jahre abgerissen, der andere ist in gutem Zustand und wird bewohnt. Das Gebäude auf der anderen Seite ist aus neuerer Zeit. Hinrichshof towards the end o f the 18th Century evolved from a dairyfarm belonging to the estate complex o f Linstow. It was only a small estate. The mansion was built around 1780 to serve as a hunting lodge for the Grand Duke, lt was a two story structure with a pitched roof. After buming out in 1880, it received the still existent flat roof. The cattle shed, partly used for living purposes, as well, originated around 1880. Two of the fonner estate cottages have remained. 79 6.18 Hof Hagen Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz F. Beckendorff Die Abb.2 zeigt eine mittelgroße Guts anlage und dahinter die Katen der Landarbeiter. Außer dem nach 1945 zu Wohnungen umgebauten Guts pferdestall mit Schmiede und Stellma cherei aus dem Jahr 1904 (vgl. Abb.4) sind keine Bauten der ehemaligen Gutsanlage erhalten geblieben, ob wohl die sieben 1930 abgebrannten Wirtschaftsgebäude wieder aufgebaul worden waren. Sie wurden im Zuge der Bodenreform und LPG-Bildung ab gerissen. So ist auch die ursprüngli che Gutsanlage kaum noch erkennbar. Das Dorf und das Gut 12 19 bewidmete Fürst H e in r ic h B o r w in das Kloster Sonnenkamp mit Liegenschaften aus 17 Dörfern, unter ihnen das Dorf „Techutin mit dem Wald und dem See“. 100 Jahre später war um den Sec ein Hagendorf mit 16 Hufen, der Techentiner Hagen (das heutige Langenhagen) entstanden. Eine der Hufen „ist zur Hälfte frei, wel che uns (dem Kloster, d. A.) mit Pferd dient und unser Gefolge mit Knechten und Pferden nach unserem Verlangen verpflegt“ (MUß 4 0 4 0 ) . Diesen Rossdienst übten nur Adlige aus. An gehörige der Familie v o n B ü l o w er hielten für ihre Dienste dem Kloster gegenüber (Aufsicht über die Klosterbauem) diese Freihufe und daneben Abgaben von den Bauern. Diese Ab gaben („Bülowsche Pacht“) entrichte ten die Bauern noch 1 6 5 7 , dann aller dings an das Amt Goldberg. Zu dieser Zeit gab es keinen v o n B ü l o w in Techentin und Hagen mehr. Der Hof wurde wohl von verschiedenen Adli gen bewirtschaftet, doch ist bis zur Mitte des 17. Jh. darüber nichts be kannt. 1 7 2 6 kaufte ein v o n T w k s t r k n g den Hof für 2 . 1 0 0 Reichstaler, sein Nachfolger wurde 17 5 1 D i e t r i c h v o n S c h e e l . Ob er Lehnsmann oder Päch- 80 ter war, geht aus dem Beichtkinder verzeichnis nicht hervor. Um diese Zeit errichtete man den Hof an der heutigen Stelle, während er vorher als normales Gehöft in der Bauernreihe gelegen hatte. 17 9 0 wjar H of Hagen Domäne und Oberforsterei. Nachein ander sind Oberförster H o e p p n e r s Er ben ( 1 7 9 0 ) , Oberförster D r e p p e r ( 18 0 2 , 1 8 1 0 ) , Oberförster B a r t e l s ( 1 8 2 4 , 1 8 3 2 ) verzeichnet. Dann war es nur noch Domäne, gepachtet von M üller ( 1 8 4 3 ) , H . P r e s t ie n ( 1 8 6 3 , 1 8 7 6 ) , H ö s e und war 1 8 9 3 bereits Inhaber des nunmehrigen Erbpachthofes, 1 8 9 8 W it t aus Wismar. 1910 verkaufte er das Gut an einen G r u b e , dessen Sohn bis 1 9 4 5 Eigentü mer war und enteignet wurde. Durch Zukauf eines Bauerngutes hatten die Grabes ihren Besitz auf 2 3 0 ha vergrö ßert. Sie bildeten eine Reihe von Guts besitzer- und Pächtersöhnen zu Land wirten aus. Vier Gespanne zu je vier Pferden, ein Ochsengespann und ein Traktor besorgten die Feldarbeit des Gutes, ln den dreißiger Jahren des 2 0 . Jh. erhielt H of Hagen Strom. D orf und H of wurden noch bis nach dem Zwei ten Weltkrieg aus zwei Pumpen mit Wasser versorgt. H o ffm ann. C arl E ngelhardt Gutshaus und Park Das Gutshaus, ein achtachsiger ein stöckiger Ziegelbau vermutlich aus der Mitte des 19. Jh., ist einigermaßen erhalten. Zwar wrurde eine auf der Gar tenseite vorhandene Veranda abgeris sen, aber das Dach neu gedeckt und der auf der Hofseite vor den Mittel risaliten gesetzte, mit Buntglasschei ben verzierte Türvorbau bewahrt. In den letzten Jahrzehnten als Wohn haus, Konsum-Verkaufsstelle und Versammlungsraum genutzt und eini ge Jahre unbewohnt, ist es 2 0 0 5 an eine Malerin verkauft worden, die es zu einem kulturellen Zentrum gestal ten will. Ein kleiner Park soll durch die Dorfgemeinschaft w'iederbelebt wer den. Gebäude im Dorf Die 1936 registrierten 46 Einwohner lebten im Gutshaus und in den am Weg nach Langenhagen stehenden Fachwerkkalen. Fast 70 Personen wohnen zurzeit in den noch vorhande nen Katen und den 14 nach dem Zwei ten Weltkrieg errichteten Neu bauernhäusern. Abb. 3 Das Gutshaus H of Hagen (2007) The manor house Hof Hagen (2007) Abb. 4 Ehemaliger Pferdestall, der zu Wohnzwecken umgebaut wurde (2003) Former stables converted for residential use Abb. 5 Ehemalige Gutskaten (2003) Former estate cottage Abb. 6 Giebelseite des 1904 errichteten Pferdestalles (2003) Gable view of stables constructed in 1904 H of Hagen as stronghold for a knight, mandated by cloister Sonnenkamp, developed as a spin-off from the village of Langenhagen which had been established in the 13"'Century. Later on it became gentry and, at one time, even ducal property. During the 19lh Century until 1945 the estate was converted inlo hereditary leasehold. The manor house, the now converted former horse stable and the cottages are last witnesses o f the old estate regime, while 14 new farm houses result from the land reform o f 1945. 81 6.19 Hohen Wangelin Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Hohen Wangelin liegt am Nordrand der Nossentiner Heide im Gebiet der Nebelquellseen. Der Ort. mittelalterlich nur Wangelin genannt, wurde 1319 erstmalig urkundlich erwähnt. Eine slawische Siedlung im Gebiet des heu tigen Dorfes gab es schon vor dem 12. Jh. Im 12. Jh. und 13. Jh. wurden hier deutsche Bewohner angesiedelt. Der Name des Lokators ist nicht überlie fert. Es ist aber möglich, dass ein „Wangelin“ die deutsche Siedlung gründete und der Ort seinen Namen erhielt. In der ersten Zeit müssen die deutschen Siedler und die slawischen Bauern noch getrennt gewohnt ha ben, denn man unterschied zwischen Wangelin Teutonica und Wangel in Slavicalis. Im 14. Jh. hatten verschiedene Besit zer Eigentum in Wangelin, auch das Kloster Malchow. Bis 1714 gelang es dem Kloster, das gesamte Dorf in sei nen Besitz zu bringen. In Wangelin lebten Bauern, die an das Kloster ab gabepflichtig waren. 1572 wurde das Kloster säkularisiert und in ein adliges Damenstift überführt. Die Bauern blie ben Pachtbauern. Etwa zwischen 1635 und 1700 erfolgte eine „schleichende“ Umbenennung des Ortes in Hohen Wangelin. Einen ersten Nachweis über die Bevölkerungs- und Orts struktur von Hohen Wangel in gibt das Beichtkinderverzeichnis von 1703. Darin erfolgte eine namentliche Auf zählung aller 61 Einwohner. Bei den Gebäuden wurde zwischen den Häu sern der sieben Bauernfamilien und den Katen der fünf Tagelöhnerfamilien unterschieden. Außerdem wurden eine Schmiede, eine Mühle und ein Krug aufgeführt. Um 1800 bestanden noch ähnliche Verhältnisse, es gab ein kleines Pachtgut von geringem Wert. Die Brandversicherungsunterlagen von 1802 für Hohen Wangelin enthiel ten einen Hof mit Wohnhaus, Schaf slall und Scheune. 1830 wurden die bäuerlichen Verhält nisse in den Klosterämtern reformiert. Mit den Bauern schloss man Erbpachtverträge ab. Sie konnten die Gebäude und das Inventar ihres Ho fes für 390 Taler vom Kloster kaufen, der Boden wurde ihnen gegen eine jährliche Naturalabgabe zur erblichen Nutzung zur Verfügung gestellt. Die in Hohen Wangelin vorhandenen sechs Bauernstellen wurden auf acht mit ei ner Wirtschaftsfläche von etwa 43 ha erhöht und vier davon am Malkwitzer See neu errichtet. So entstanden die so genannten „Kniep“-Gehöfte nörd lich des Malkwitzer Sees. Daneben be stand das Pachtgut des Klosters Malchow. Abb. 1 Die noch heute bestehende Gutsanlage (2007) What remains of the estate in 2007 82 Pächter des Klostergutes waren: 1802 - 1 8 1 4 Pächter S t o l l 1 825 Pächter L k m k k 1842 T . Z o l l e n K .opr 1 8 5 2 -1 8 6 6 1871 J. P a e t o w Pächter H a m a n n 1895 C h r is t ia n B e u t in 1 903 W. B e u t in , danach C a r l B e u t in Das Gut hatte Ende des 19. Jh. eine Größe von 4 3 9 ha und 1 9 1 4 einen Tier bestand von 1 7 Pferden, 6 0 Rindern, 8 0 Schweinen und 4 2 0 Schafen. Nach 1918 ging das Gut in den Besitz des Freistaates Mecklenburg-Schwerin über und wurde vom Domänenamt Schwerin verwaltet. Pächter blieb wei terhin C a r l B e u t i n . Wegen der ertragsarmen Böden und der einsetzenden Agrarkrise kam es nach dem 1 . Weltkrieg zur wachsen den Verschuldung des Gutes. Deshalb wurde eine größere Fläche aufgefors tet. Ein Restgut von 1 2 5 ha wurde 1 9 3 3 an Frau B e u t in verkauft. Die Haupteinnahmequelle des Gutes und der Bauern bestand in der Schafzucht und im Anbau von Schafschwingel. Wegen der großen Nachfrage an Saat gut, welches nach Australien expor tiert wurde, sicherte dieses Gras ein gutes Einkommen. Trotzdem hatte das Gut nur bis 1941 Bestand. Es war völ lig verschuldet und wurde 1941 an O. H o p p e verkauft. Nach dem 2 . Weltkrieg wurde das Gut enteignet und 1 4 8 ha Nutzfläche an 12 Landarbeiter, Flüchtlinge und land arme Bauern aufgeteilt. Sie erhielten etwa 1 0 ha Acker, 2 ha Wald und 1 ha Wiese. 1951 entstand das erste VEG. Auf zentralen Beschluss wurde festgelegt, in diesem Gebiet eine Mastan lage für weibliche Rinder zu schaffen. Im Herbst 1 9 7 3 war die Grundsteinle gung und im Mai 1 9 7 5 begann der Be trieb zu arbeiten. Es entstanden zwei spezialisierte landwirtschaftliche Großbetriebe, das VEG Pflanzenpro duktion und der VEB Rindermast Ho hen Wangelin. Beide Einrichtungen bestehen in wesentlich veränderter Struktur und entschieden kleinerem Umfang bis heute in einem Betrieb weiter. Mit dieser Entwicklung hat sich auch das Dorfbild völlig verändert. Es ist jetzt geprägt von mehrgeschossigen Wohnbauten aus den 1960er und 1970er Jahren und einer Vielzahl von Eigenheimen, diezwischen 1975 und 2003 entstanden. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Gutskomplex existiert heute noch als last komplette rechteckige und großflächige Anlage. Es sind drei Stäl le. Der westlich gelegene große Stall besteht im unteren Teil teils aus Be ton, teils aus verputztem Mauerwerk und im oberen Teil aus einem sehr schönen Fachwerk mit einer Aufzugs vorrichtung am Giebel. Das Gebäude ist noch komplett erhalten. Es war frü her der Pferdestall. Genau gegenüber stand die Scheune, von der aber nur noch die Umfassungsmauern vorhan den sind. Der Dachstuhl brannte um 2000 ab und wurde nicht wieder er neuert. Der etwas kleinere Stall dem Gutshaus gegenüber wrar Schafstall. Es ist ein verputzter Beton- und Zie gelbau. Abb. 3 Das ehemalige Gutshaus, heute eine Pension (2004) The former manor house, a pension today (2004) Gebäude im Inneren mehrfach umge baut und auch um ein Heizhaus als Anbau erweitert. 1996 erfolgte eine Privatisierung der gesamten Gutsan lage. Das Gutshaus wurde zur Pension mit fünf Ferienwohnungen und musste dazu nochmals umgebaut wer den. Die Umgebung des Gutshauses ist ansprechend mit Parkplätzen, Ten nisanlage und Bootssteg am dicht ge legenen Orthsce gestaltet worden. Vom alten Garten hinter dem Gutshaus ist nichts mehr vorhanden. aufgebaute Krughaus ist. Gegenüber stand ein großer Eiskeller, der 1992 be seitigt wurde. Abb. 4 Ehemaliger Gutskaten (2006) Former estate cottage Abb. 2 Gutsscheune, die um 2000 abbrannte Estate barn, which burned down in 2000 Gutshaus Gebäude im Dorf Als südlicher Abschluss der Gutsan lage steht das Gutshaus. Es ist ein einstöckiger Putzbau mit Krüppel walmdach und wurde um 1900 errich tet. Das Fundament besteht aus Na turstein, die Außenwände aus Zie geln, die Innenwände sind Fachwerk. Nach dem 2. Weltkrieg waren im Ge bäude Flüchtlinge untergebracht, dann wurde es Gutsverwaltung und Wohnhaus. Später entstand hier das Dienstleistungszentrum des Dorfes mit Poststelle, Bücherei, Friseur, La den und Sparkasse. Dazu wurde das Zwischen dem alten Pfarrhaus und der alten Schule befinden sich zwei mchrhischige, umgestaltete Katen, ei ner gegenüber der Schule. Ein alter Forstarbeiterkaten ist an der Nebel zu finden. Schon Ende des 17. Jh. existierte in Wangelin ein K rug, der an der Land straße Plau - Malchin lag. Die Straße führte durch den Ort. Von dem einst großen Kruggehöft steht nur noch das Wohnhaus. 1828 brannte das ge samte Gehöft ab und es ist anzuneh men, dass der jetzige Bau das wieder Hohen Wangelin is an old village which was first documented in 1319. Cloister Malchow owned property there as early as the 14,h Century and owned the entire village by 1714. There always had been a farmyard and up to seven peasants in Hohen Wangelin. The tenants of the estate changcd frequently. By the end o f the 19"’ Century it comprised 438 hectarcs. After 1918 the estate became state property and was sold in 1933. After WW II new settlers were given land from the expropriated grounds. 1975 a large-scale Operation for the breeding o f female beef started which, in modified structure and size, subsists through the present, ln the course o f these developments the appearance of the village changcd substantially. 83 6.20 Jürgenshof Landkreis Müritz Amt Malchow W. Mewes Das Dorf und das Gut Jürgenshof liegt am Nordrand des Plauer Sees nahe dem Tauchowsee. Über die Entwicklung des alten Ortes ist uns nur wenig bekannt. Ursprüng lich als eine Meierei von Alt Schwerin angelegt, entwickelte sie sich zu einem eigenständigen Gut. Um 1800 waren G raf v o n L ü t t ic h a u und 1835 B e h r k n s die Eigentümer. Um diese Zeit lebten 21 Einwohner im Ort. 1857 war Jürgenshof Lehngut von W. C. J. T l e t z und 1895 von J . K l o c k m a n n , dem auch Alt Schwerin gehörte. Dann wurde das 344 ha große Gut, wie auch Alt Schwerin, von J. S c h l u t r j s erwor ben. Anfang der 1920er Jahre wurde Jürgenshof an eine Siedlungsgesell schaft verkauft und es entstanden in den Jahren 1924 bis 1928 zehn Erbpachthöfe. Etwa 15 ha der Gesamt fläche erhielt die Gemeinde Alt Schwe rin als Eigentum, die den Boden an vier Kleinbauern auf Erbpacht vergab. Ein Restgut von etwa 139 ha wurde dann an E r ic h H o f f m a n n aus Halle verkauft. Nach 1945 w urde er enteig net. Die Entwicklung der LPG in den 1950er Jahren und später fand zusam men mit Alt Schwerin statt und kann dort nachgelesen werden (vgl. Alt Schwerin). Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Abb. 1 Jürgenshof um 1940 (nach P. Meier) Jürgenshof around 1940 84 Abb. 2 Das ehemalige Gutshaus a/s Pension (2007) The former manor house converted into pension (2007) Ein Plan der Brandversicherung von 1806 zeigt einen Gutshof mit vier Wirt schaftsgebäuden, einem Holländer haus und einem Katen. An der Stelle des Holländerhauses wurde um 1880 ein Speichergebäude errichtet, das auch die Schmiede und einen Stall be- Abb.3 Ehemaliger Speicher m it Schmiede (2007) Former storehouse with smithy (2007) herbergte. Nach 1990 hat man es zu Wohnungen und Ferienwohnungen ausgebaut. Ein großer Rinderstall aus der Zeit nach 1806 wurde abgerissen. Auch andere Wirtschaftsbauten exis tieren nicht mehr. Gutshaus Der Kern des Gutshauses könnte aus dem Anfang des 19. Jh. stammen, wur de aber mehrmals umgebaut. Es ist heute ein einstöckiger Putzbau mit acht Achsen und einem Krüppel walmdach mit mehreren Gauben, ln den Mittelrisalit des Haupthauses wurde ein dreiachsiger Eingang ge legt. Der Anbau wurde in ähnlicher Weise ausgebaut. Nach 1945 fanden Flüchtlinge in dem Gebäude eine Unterkunft, später war es Lehrlingswohnheim der LPG Alt Schwerin und dann Kinderferienlager des KfL Nossentiner Hütte. Nach 1990 privat verkauft, konnte es nach langer Zeit saniert und als Pension ausge baut werden, die 2005 eröffnete. Gebäude im Dorf Der Lageplan aus den 1940er Jahren zeigt am Ufer des Plauer Sees drei Ge bäude, in denen mindestens sieben Gutsarbeiterfam i1ien untergebracht wa ren. Das mittlere Haus entstand 1941/ 42, nachdem das rechte Gebäude zum Abb. 4 Ehemalige Landarbeiterhäuser am Plauer See (um 1968) Former farm labourer houses at Lake Flau (around 1968) Teil abbrannte. Dafür entstand nach 1945 ein neues, das zeitweilig Ferienla ger war und heute privat genutzt wird. Die Siedlungshäuser, die zwischen 1924 und 1928 nach der Aufsiedlung des Gu tes entstanden sind, liegen am Aus gang der Dorfstraße von Alt Schwerin. Juergenshof orginally was a dairyfarm belonging to Alt Schwerin. Around 1800 it developed into an estate of its own comprising some 344 hectares. In 1899 it was acquired by J. Schlutius and was sold again in the early 1920s to a settlement Company. More than half of the arable lands were partitioned among ten new settlers between 1924 and 1928. The remaining 139 hectares of the estate were sold to a new owner and managed until the land reform expropriation in 1945. From the former estate complex only the manor house - now changed into a pension - and a shed remain. 6.21 Kadow Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz F. Beckendorff Von der Gutsanlage ist fast nichts mehr vorhanden. Das Dorf und das Gut Dass Kadow schon vor 700 Jahren be stand, wissen wir aus einer Urkunde aus dem Jahre 1307. Der Propst von Verden und seine vier Brüder namens K k t e l h o t h stifteten in dem 2 6 km Luft linie entfernten Güstrower Dom eine Vikarei, die sie mit den Einkünften von vier Kadower Hufen ausstatteten. Da der Ortsname offenbar slawischer Her kunft ist und als Bottich gedeutet wer den kann, war die Feldmark sicher schon länger besiedelt. Während zwei v . P l k s s e n 1476 dem Kloster Dobbertin sechs Kadower Hufen verkauften, war der Ort schon vor 1483 wüst gewor den. Der Acker wurde von Mestliner und Techentiner Bauern genutzt, be vor Anfang des 18. Jh. eine Neugrün dung, nun aber als domanialer Pacht hof mit kleinerer als der ursprüngli chen Feldmark, erfolgte. An Pächtern sind bekannt geworden: 1781 - 1805 L ü b b e , auch Pächter von Ziddcrich 1806 -1809 J. G. O d e r ic i i 1810-1812 C.-F. Seiiw a r z 1813-1828 J. H. L ü b b e 1829 -1847 J. O lldach 1848 erfolgte die Umwandlung in ei nen Erbpachthof, den C a r l M i c h a e l W i e c h m a n n kaufte. Er war Sammler von Stichen und Drucken sowie Hei matforscher. Für seine Veröffentli chungen erhielt er die Ehrendoktor würde der Universität Rostock. 1873 verkaufte er Kadow und zog zurück in seine Heimatstadt Rostock. Ihm folg ten mindestens fünf weitere Eigentü mer, bis K a r l S c h u b a r t 1923 den etwa 200 ha großen H of kaufte. Er wurde 1945 enteignet und übernahm eine Siedlung in Gallentin, wo er bereits vorher gewohnt hatte. Mit der Bodenreform entstanden etwa 30 Siedlungen in Kadow. Später gehör ten die Bauern der LPG Mestlin an. Den größten Teil des Ackers bewirtschaftet heute die Agrargenossenschaft Mestlin. Abb. 4 Das Gutshaus Kadow (um 1910) The manor house Kadow (around 1910) Wirtschafts gebäude Wohn gebäude G Gutshaus St Stall K Katen S Scheune Abb. 1 Gutsanlage und D orf (um 1940) Estate and village (around 1940) Abb. 5 Stirnseite des Gutshauses m it Veranda (um 1910) Front view of manor house with veranda (around 1910) Gebäude im Dorf Neben einem ehemaligen Katen be steht das Dorf aus vorwiegend moder nisierten Neubauernhäusern. Abb. 2 Wirtschaftsgebäude, das um 1908 gebaut wurde (um 1910) Estate building, constructed in 1908 (at around 1910) Abb. 6 Neubauernhaus (2007) New settler’s house (2007) Abb. 3 Ehemaliges Wirtschaftsgebäude (2007) Former estate building (2007) Gutshaus Ein altes Foto zeigt das einfache Guts haus mit dem Frontispiz. Es wurde 1978 (?) abgerissen. Kadow, original ly a peasant settlement, during an intermittent period o f almost 300 years, ceased to exist. The arable fields were cultivated by peasants from neighbouring villages. The rc-foundation occurred in the beginning o f the 18"' Century as a ducal lease property, converted into hereditary leasehold as from 1848, with several leaseholders. 30 new settlements rcsulted from the land reform. Today, Kadow has a purely residential character. 85 6.22 Karow Landkreis Parchim Amt Plau am See Ch. Steinbach Das Dorf und das Gut Karow liegt nordwestlich des Plauer Sees zwischen den Städten Plau und Krakow an den Bundesstraßen 103 und 192. Die urkundliche Erst erwähnung war 1254. Der Landesherr Die Annahme, dass Karow im Dreißigjährigen Krieg völlig verwüstet wurde und menschenleer war, ist nach Aktenlage wahrscheinlich fälsch. 1704 gab es im Ort 76 Erwachsene in 19 Bauernstellen. Bis 1751 wurden 10 Bauernstellen neu besetzt. Die Linstower Erben, ab 1722 unter dem Namen v o n W a l s l e b f .n , waren bis 1782 die Besitzer des Ortes. Zwi schen 1784 und 1810 hatten die Güter sechs verschiedene Grundherren. Der L in s t o w . begann eine rege Investitions- und Bautätigkeit, deren Ergebnisse noch heute zu sehen sind und das Dorf prä gen. 1946 durch die Bodenreform ent eignet, ging das Gut in Volkseigentum über und blieb als Großbetrieb beste hen. Ab 1992 wurde das Gut an H a im o S c h l u t iu s verpachtet, der es 1994 von der Treuhandanstalt kaufte. Das Gut entwickelte sich seit dieser Zeit zu ei nem Musterbetrieb der Anguszucht. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Abb. 1 Das klassizistische Schloss (Nordseite) in den Jahren 1880/90 The classicist castle viewd from the North in the years 1880/90 überließ der Kirche zu Carow fünf Hu fen Land zur Verbesserung der dürfti gen Einnahmen. Der Ortsname ist sla wischer Herkunft und kann vom Per sonennamen Chcir abgeleitet sein oder von Kam , was Strafe oder Strafer (Strafender) bedeutet. Als Bauerndorf existierte Karow si cher schon Anfang des 13. Jh. bis zum Beginn des 19. Jh. Dorfmittelpunkt waren die Kirche und in ihrer Nähe der 1375 urkundlich erwähnte Krug. Im 15./16. Jh. w aresein relativ großes, wohlhabendes Dorf, welches eine Marktgerechtigkeit besaß und das „Güldene Carow “ genannt wurde. Von 1375 bis 1605 waren die H ai in z u D a m h k o w Grundherren der Güter Damerow, Groß und Klein Poserin, Carow, (Hahnen) Horst, Pajow und Werle. Durch Kauf gelangten die Be sitzungen 1605 an M a t t h ia s v o n 86 B a r o n v o n R e d e n legte schließlich das Bauerndorf nieder. Die Verlegung der letzten vier Bauern begann 1805 und ist 1811 mit ihrer Ansiedlung auf verkleinerter Fläche am Rande des Gutsbesitzes in Teerofen und Alt Hüt te besiegelt worden. Seither ist Karow ein Gutsdorf. Nachdem v. R e d e n in Konkurs geriet, wurde die Begüterung Damerow zerschlagen und Karow wurde, einschließlich Hahnenhorst, ei genständig und von der Familie C l e v e erworben. Von 1812 bis 1898 blieb Karow Eigentum derer v o n C l e v e , ln ihre Zeit fiel in der Mitte des 19.Jh. der Ausbau der Chausseen von Plau nach Güstrow, von Goldberg nach Karow und von hier nach Malchow. 1898 er warb der Großindustrielle J o h a n n e s S c h l u t iu s das Gut Karow. 1903 hatte es eine Größe von 3.132 ha(Meckl. Staatskalender 1903). In dieser Zeit Der Gutshof liegt seit jeher westlich, abseits des Dorfes. Lageskizzen des alten Hofes zeigen ihn als Einheit mit dem alten Gutshaus und dem 1838 er bauten Inspektorhaus (vgl. Abb.2). Der neue Gutshof wurde abseits der Schlossgebäude bis kurz vor dem 1. Weltkrieg völlig neu errichtet. Dieser Gebäudebestand galt 1935 als überaus wertvoll, weshalb eine Aufsiedlung amtlicherseits abgelehnt wurde. Zur Zeit des VEG sind verschiedene An- und Umbauten erfolgt, wie es die intensive Nutzung erforderte. Die wichtigsten Neubauten außerhalb des Hofgeländes waren Geflügelställe, ein Rinderoffenstall und die große Schweinezuchtanlage. A uf dem Hof selbst entstanden die Hochsilos und die Saatgutlagerhalle. Nach der Privatisierung ist bis zum Jahr 2000 die gesamte Hofanlage in ihAbb.2 Ausschnitt aus dem MTB (1882) Extract from ordinance map of 1882 Abb. 3 Wirtschaftsgebäude des neuen Gutshofes von Süden (2006) Estate buildings of the new estate viewed from the South rer Ursprungsfonn restauriert worden. Sie steht unter Denkmalschutz und ist in der Vollständigkeit und Funktionali tät an anderer Stelle kaum mehr zu fin den. Schloss und Park Das „alte Schloss“ wurde nach bishe riger Ansicht 1789 unter O t t o v o n H a h n neu gebaut, weil der Vorgänger bau aus der Zeit von 1670 - 1700 bau fällig war. Neuere Vergleiche von Re gistern und Zeichnungen der Ritterschaft!ichen Brandkasse von 1789 und 1801 erlauben den Schluss, dass dieses Gebäude in der Zeit von 1800 bis 1801 errichtet wurde und Herr v o n R i d e n mit seinem Schwager B a r o n v o n L a n t h f die Erbauer waren ( R e il in g e r in litt. 2006). Dieses „alte Schloss“ im klassizisti schen Baustil ist ein breit gelagertes Gebäude von 13 Achsen. Die drei mitt leren auf der Südseite sind von vier Kolossalpilästern eingefasst, die das flache Giebeldrcieck zu tragen schei nen. In dessen Zentrum befindet sich das C l e v e 'sehe Adclswappen. Auf der dem alten Gutshof zugewandten Nordseite des zweigeschossigen Hau ses war der Mittelrisalit einfacher ge staltet. Das Dach krönte ein von allen Seiten sichtbarer Turmbaldachin mit Glocke, der in den Nachkriegsjahren verschwand. Nach dem Besitzwechsel 1898 erhielt der Wirlschaflsanbau am Ostgiebel des alten Schlosses sein heutiges Aussehen. Neben dem alten Schloss ließ J o h a n n e s S c h l u t iu s bis 1906 ein neues Gebäude nach Plänen des Berli ner Architekten E. v . I h n e im neo barocken Stil erbauen. Über dem west lichen Portal befindet sich das steiner ne Schlutius’sche Wappen. Beide Ge bäude sind durch einen Zwischentrakt miteinander verbunden. Während der ältere Teil immer Wohn sitz war, ist das neue Schloss ab 1927 nicht ständig, doch in den Kriegsjah ren für ein evakuiertes Rostocker Gymnasium und für den Reichs arbeitsdienst genutzt worden. Ab Mai 1945 waren ein Lazarett der Besat Abb.4 Das klassizistische Schloss (Südseite) um 1880/90 The classicist castle around 1880/90 from the South zungstruppen, ab Dezember viele Flüchtlinge im Schloss untergebracht. Danach war es Dorfkulturhaus, Schulinlernat der Mittelschule, Betriebsberufsschule und Lehrlings wohnheim. Die Betriebsküche des VEG, zeitweise die Schulküche, arbei teten im weiträumigen Kellergeschoss. 1990 in kommunales Eigentum über führt. gab es bis 1998 verschiedene Teilnutzungen in Regie der Gemeinde: Wirtschaftshof, Büro des Bürgenneis- Abb.4 Wappen der Familie Schlutius über dem westlichen Eingangsportal (2003) Coat of arms of the Schlutius family above Western entry ters, Versammlungsraum, Archiv der Ortschronik, Umschulungszentrum, Spätaussiedlerwohnheim, Jugendfreizeitzentrum, private Gaststätte. 1998 erfolgte die Privatisierung. Die Gebäude wurden außen vollständig 87 aailaliiaailli3lmatiiii8iiigag Abb. 7 Klassizistischer und neobarocker Teil des Schlosses Karow (Nordseite) (2007) Classicist and neo-baroque parts of castle Karow from the North (2007) Gebäude im Dorf Abb. 6 Restaurierter Raum im Schlosshotel (2007) Renovated room in the castle hotel rekonstruiert und der Dachturm mit Glocke auf dem alten Schloss wieder errichtet. Die Anlagen in Gebäude nähe sind neu gestaltet worden. Der Innenausbau zu einem Schlosshotel ist inzwischen vollendet. Der größere und ältere Teil des ab 1845 bis 1870 durch v . C l e v e im Stil ei nes englischen Landschaftsgartens angelegten Parks liegt südlich der Schlösser. Die Hauptachsen des Parks sind auf das damals allein stehende klassizistische Schloss abgestimmt. Unter dem Gutsbesitzer S c h l u t i u s sind die Anlagen ergänzt, verändert und besonders im nördlich gelegenen Bereich erweitert worden. Einige der exotischen Gehölze (Platane, Sumpfzy presse) wurden um 1900 eingebracht. Das Parkgelände war eingezäunt und ist stets sorgfältig gepflegt gewesen. Ein im Südteil gelegener Teepavillon ist in der Nachkriegszeit abgerissen worden, da das Material für Bau zwecke gebraucht wurde. Nach 1945 sich selbst überlassen, in der Notzeit nach dem Krieg auch zur Brennholz gewinnung benutzt, blieb der Park später, Dank der Initiative von Bür gern, erhalten. Er ist begehbar und be sitzt einen artenreichen Baumbestand. Die Gemeinde als Eigentümer erledigt die notwendigen Pflege- und Sicherungsarbeiten. 88 Nach Fertigstellung der durch das Dorf führenden Goldberger Chaussee ließ der Gutsherr v . C l e v e an der rech ten Seite der Dorfslraße 11 Katen für je zwei Familien aus Backstein errich ten der Eisenbahnbau mit Streckeneröffnungen in den Jahren 1882,1885 und 1887 sowie der Bau der Bahnhofs gebäude und -anlagen und etlicher Ei senbahner-W ohnhäuser. Nachdem J o h a n n e s S c h l u t iu s das Gut Abb. 8 Ehemaliger Gutskaten an der Dorfstraße (1995) Former estate cottage along village Street Abb.9 Ehemalige Schnitterkaserne von 1900 (2007) Former lodging for seasonal workers 1900 ten und auf der linken Seite nochmals drei, für insgesamt 29 Familien. Ein schneidende Veränderungen bewirk- Karow 1898 erworben hatte, begann eine rege Bautätigkeit. Unter anderem entstanden die Schnitterkaserne (1900) der Wasserturm (1907) samt Förder- und Leitungsanlagen und ein zweites Schulgebäude. Abb. 10 Der ehemalige Wasserturm m it Sonnenuhr (2007) The former water tower with sun dial Abb. 11 Schmiede und Stellmacherei (Jahr ?) Smithy and cartwright’s building Nebenbetriebe und Besonderheiten ln früherer Zeit gab es in der Karower Gemarkung zwei Mühlen, einen Teer ofen, eine Ziegelei, drei Glashütten, drei Krugwirtschaften, jeweils eine Schäferei, Holländerei und Brennerei, allesamt als Pachtwirtschaften der Gutsherrschaft. Dem Gutsbetrieb wa ren alle Handwerkereinrichtungen wie Schmiede, Gärtnerei, Stellmacherei u. a. zugeordnet. bedeutendsten spätwilhelminischen Grabbauten. Leider sind inzwischen viele Details zerstört, doch können die imposante Granithülle und die Anlage nahe der B 192 besichtigt werden. Zu Karow gehört auch H ahnenhorst, ca. 3 km nordwestlich des Ortes mitten Abb. 13 Granitfigur am Mausoleum (2006) Granite sculpture at mausoleum (2006) Abb. 12 Das Mausoleum der Familie Schlutius (1916) The mausoleum of the Schlutius family (1916) Als Besonderheit ist die nördlich der Dorflage angelegte Feldbahn in frühe rer Zeit zu erwähnen, auf der man in von Pferden gezogenen Loren zwi schen dem Gutshof und dem Bahnhof Lasten bewegte. 1908 baute man eine Feldbahnrampe, die 1922 einen Privat gleisanschluss zu den Gleisen der Mecklenburgischen Südbahn erhielt. Der Gutsbesitzer J o h a n n e s S c h l u t i u s starb 19 10. Seine Frau wollte ihm ein besonderes Grabmal errichten lassen und beauftragte den Plauer Künstler P r o e . W i l h e l m W a n d s c h n e i d e r , Ent würfe anzufertigen. Er entwickelte ei nen reich gestalteten Grabtempel mit Figuren aus Granit, Marmor und Bron ze. Nach diesen Entwürfen wurde das M ausoleum errichtet und 1916 fertig gestellt. Nach Ansicht von Kunsthis torikern ist das Mausoleum eine der im Wald gelegen. Diese Ansiedlung blickt auf eine über 400-jährige Ge schichte zurück. Der Wirtschafts- und Wohnstandort „Horst“, später „Hahnenhorst“ genannt, wurde Ende des 15. Jh. von dem adligen Ge schlecht der v o n H a h n , die auf dem Gut Damerow ansässig waren, ge gründet. Später wurde es Meierei (um 1800) und Schäferei (1840). Unter dem Gutsbesitzer S c h l u t iu s wurde Hahnenhorst zur Försterei. Seit 1994 ist Hahnenhorst in Privatbesitz und wird als Wohnung genutzt. Die An siedlung besteht heute nur noch aus einem großen Wohnhaus und einem Stallgebäude. Das Wohnhaus ist ein einstöckiger Backsteinbau mit Krüp pelwalmdach, der um 1789 entstanden ist (vgl. Hahnenhorst, M a s u r o w s k i in litt. 2006). Abb. 14 Das ehemalige Gutshaus Hahnenhorst (um 1920) Former manor house Hahnnhorst (around 1920) Karow, more than 750 years old, originally was a peasant settlement grouped around the church. Until 1812 it belonged to the grealer estate o f Damerow. The owmer von Reden forced the peasants into peonage, making Karow a purely feudal estate by 18 11. From 19812 through 1898, the estate was owned by the von Cleve family; subsequently, until 1945, by the Schlutius family. The estate survived the land reform and was bought back by Haimo Schlutius in 1994. The estate buildings which were constructed after 1900 remained intact and in very good condition to this day. The two adjacent manor houses date from different times. The classicist construction originated around 1800 and the neobaroque one in 1906. A well kept park is situated to the South w'hose axes are aligned with the classicist construction. Tn Karowr there are still a number o f buildings from the 19lh and the 20Ih Century wrhich were connected to the management of the estate. 89 6.23 Kirch Kogel Landkreis Güstrow Amt Reimershagen H. Aisleben, F. Beckendorff Das Dorf und das Gut Das unmittelbar am Nordrand des Na turparks gelegene Dorf Kirch Kogel wurde erstmals 1303 genannt (M Uß 2861). Der Ritter B e r n h a r d v o n B e l l in , dessen Vorfahren die Lokatoren dieser Region waren, erhielt Gericht und Bede des Dorfes. Der Name wurde zu verschiedenen Zeiten Kerccowalk, Kowalek, Kerk Kowalk bzw. Deutsch Kogel geschrieben. Kowalk wird als slawisches Wort ftir Schmiede gedeutet. 1407 erschienen neben den B e l l in V ic k e W o o s t e n so wie für kurze Zeit Vertreter weiterer Adelsfamilicn als Anteilseigner. Nach dem Tode W o o s t e n 's verkaufte seine Witwe 1435 ihre Anteile in Kirch und Rum Kogel dem Kloster Dobbertin. Aber noch immer besaßen andere Ad lige Befugnisse bzw. Anteile. 1496 wa ren 24 Familien mit 53 steuerpflichti gen Personen verzeichnet. Vor oder im Dreißigjährigen Krieg ver äußerte das Kloster Kirch Kogel. 1659 besaß C h r is t o p h L in s t o w pfandweise das Gut Kogel, das dem J ü r g e n F l o i o w gehörte. Ab 1700 war es län gere Zeit ein Vorwerk von Suckwitz mit einem Vogt, aber im Dorf waren u. a. Handwerker und Hüfner vorhanden. 1777 verkauften die Gläubiger des v o n G r a b o w Suckwitz mit fünf Bauern und den Hof Kogel an H a n s E r n s t v o n H a r d e n b e r g z u H a n n o v e r . 1792 be fanden sich noch ein Schaf- und ein Viehstall als „Außenstellen“ von Suckwitz dort. Inzwischen war Kirch Kogel ein Lehngut geworden. Lehnsträger waren: 1796 O t t o v o n H a h n 1803 C. F. M ü l l e r 1805 Gebrüder v o n H a h n 1807 C. v o n M e d in g , danach sein Sohn 1851 G. Bi .oiim , danach L. F ic k 1862 H e l m u t L a g e m a n n 1878 Kauf durch das Kloster Dobbertin 90 Pächter waren: 1878 E r n s t F e in t 1894 A l b e r t Z ö l l n e r und N ach kommen 1904 B e e s e und seine Erben 1915 P a u l B u r c h a r d t Anfang des 19. Jh. wurde die Verbin dung zwischen Suckwitz und Kirch Kogel aufgehoben, so dass ein eigen ständiges Gut entstand. Die Fläche des Gutes betrug um 1900 etwa 700 ha, doch 1928 nur noch 381 ha. Das ist dadurch zu erklären, dass die Hälfte der heutigen Feldmark von Rum Kogel einmal zu Kirch Kogel gehörte. Der letzte Pächter, P a u l B u r c h a r d t , wurde durch die Russen am Gutshaus erschossen, weil er sich gegen sie stellte. Das Gut wurde nach 1945 auf gesiedelt. Wie auch bei Rum Kogel und Suckwitz ging die weitere Ent wicklung über die LPG Typ I und die Vereinigung mit Reimershagen zur Groß-LPG Lohmen bzw. Gerdshagen. Abb. 1 Eingangstür und Freitreppe des Mitteirisa/iten des Gutshauses (2007) Perron and central entrance to the manor house (2007) aus roten Klinkern und mit Krüppel walmdach. Auch dieses dient heute zum Teil Wohnzwecken. Neben diesen beiden Wirtschaftsbauten gibt es noch die Scheune an der südwestli chen Seite des Gutshauses. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Die ehemals recht große Gutsanlage ist in ihren groben Umrissen noch zu erkennen. Südlich des Gutshauses be findet sich ein aus hellen Klinkern er richtetes Gebäude mit Flachdach, das einmal Schafstall war. Es wurde zur Hälfte als Wohnung ausgebaut. Süd östlich finden wir den ehemaligen Speicher mit Pferdestall, ein Gebäude Abb. 2 Ehemaliger Speicher und Pferde stall (2007) Former storehouse and stables Abb. 3 Ehemaliger Schafstall m it eingebauten Wohnungen (2007) Former sheep shelter converted for residential use (2007) Gutshaus Eine Inschrift ani Gutshaus verrät uns das Baujahr 1840 und den Bauherrn C. W. H. v. M(eding) (vgl. Suckwitz). Es steht auf einem aus Feldsteinen ge mauerten hohen Kellergeschoss. Eine Freitreppe führt zur Tür des Mittel risaliten, der zentral in den 11 Achsen des Hauses liegt. Die zweiflügelige Tür wird beiderseits von je einem Fens ter gerahmt. Im Unterschied zum ein geschossigen Wohnteil besitzt der Ri salit ein Obergeschoss mit zweiachsi ger Fenstergruppe. Erd- und Obergeschoss werden durch einen „laufenden Hund“ und ein Lilienmotiv unterbrochen. Der Dreiecksgiebel ent hält ein halbkreisförmiges Fenster; das Gesims ist mit einem Zahnschnitt verziert (vgl. Abb. 1). Die Außen achsen des Gebäudes sind ebenfalls wie ein Risalit betont. Ein Krüppel walmdach bildet den oberen A bschluss. Nachdem im Haus Anfang der 1960er Jahre eine Konsum-Verkaufsstelle und 1972 ein Kindergarten untergebracht waren, wurde es nach 1990 für einige Jahre als Jugendumweltbildungsstätte genutzt. Derzeit bemüht man sich um eine sinnvolle Verwertung. Abb. 4 Das Gutshaus Kirch Kogel im Jahr 2007 Manor house Kirch Kogel in 2007 Abb. 5 Neubauernhaus (2007) New farmer’s house (2007) Nebenbetriebe und Besonderheiten Ursprünglich gehörte die CowalcMühle, die später zur Suckwitzer Mühle wurde, zu Kirch Kogel. Gebäude im Dorf Das Dorf wird von der aus dem 13. Jh. stammenden Kirche überragt. Nörd lich des Gutshauses befindet sich eine „Kolonie“ von Gutskaten. Der eine trägt die Initialen “ Kl. AD 1881“, was Klosteramt Dobbertin, erbaut 1881, bedeutet. Einige der ehemaligen Katen scheinen allerdings jüngeren Datums zu sein. In geringer Entfernung zu den Katen befinden sich ehemalige Stall gebäude, von denen jeder Guts arbeiter einen Teil in Nutzung hatte. Die Stallungen verfallen langsam, die Katen werden alle bewohnt. Nach der Aufsiedlung nach 1945 ent standen um 1950 an dem Weg nach Jellen und südwestlich der ehemaligen Gutsanlage insgesamt mindestens vier Neubauernhäuser. Abb. 6 Feldsteine im Gemäuer des Guts hauses Stories from the walls of the manor house Abb. 7 Ehemalige Gutskaten, einer m it In schrift des Baujahres (2007) Former estate cottages, one inscribed with year of construction The village w'as first documented in 1303, its Slavic name component referring to a smithy. Before the Thirty Ycars War parts o f the estate belonged to cloister Dobbertin; towards the end of the 18lh Century it was converted into a fiefdom which was re-acquired by the cloister in 1878. The tenants changed frequently. The manor house was eonstructed in 1840 by C. von Meding. It now is serving differing uses. Besides the remains o f the estate and some former estate cottages the church from the 13,h Century dominates the appearance of Kirch Kogel. 91 6.24 Kleesten 1907 abzunehmen. So wurde Spendin 1907 ohne Kleesten mit einem gerin gen Anteil der früheren Kleestener Feldmark verpachtet und ein Großteil des Kleestener Ackers aufgeforstet. Die Gutsgebäude wurden später von der Forstverwaltung genutzt. Dadurch ist Kleesten heute ein kleines Dorf, das mitten im Wald liegt. 2003 erhielt der Ort eine feste Straßenanbindung an die L 17 in Dobbertin. Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz H. Aisleben, F. Beckendorff Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Es gibt einen Plan von 1840, der uns die Lage und Größe der Gutsgebäude „in einer Talschlucht an einem See“ veranschaulicht. Die recht kleine An lage bestand im Wesentlichen aus Abb. 1 Bück vom heutigen Gutshof auf die ehemaligen Gutskaten (2007) View from today’sestate on the former estate cottages (2007) Das Dorf und das Gut Das Gut Kleesten war in seiner Ent wicklung seit dem 19. Jh. eng mit Spendin verknüpft, weil beide Güter bis 1907 gemeinsam verpachtet wur den. Kleesten tauchte bei der Bewidmung Dobbertins 1227 [MUB 3431 als „Bach Clestene“auf. 1251 verlieh N i c o l a u s v o n W e r l e , „dem Closter Dobbertin das D orff G esten wie es Lippoldus miles besessen hat“ . Offenbar be stand ein dem Ritter L i p p o l d verliehe nes, ehemals slawisches Dorf schon bei der Klosterbewidmung. Der Name ist abgeleitet von dem slawischen Wort klesce, das soviel wie Brachsen bzw. Blei bedeuten soll. 1540 waren 10 Stellen in Kleesten besetzt. 1646 wur de es völlig zerstört. 52 Jahre lang leb te dort niemand. Danach wurde eine „Meyerey mit 10 Baurhöfen“ einge richtet. Da dort aber nur ein „Häcker“ (Landarbeiter, der mit einem Haken pflug ackerte) und ein Schäfer mit Per sonal wohnten, gaben die 10 Höfe le diglich die Ackergröße an. 1751 war Kleesten „ein klein Dobbertinsch Gut und Schäferei“ . H e m p e l beschreibt es 1840: „Kleistcn in einer Thalschlucht, an einem See, kleiner Hof mit 25 Ein wohnern.“ Um die Zeit hatte N. 92 B r ü h n in g Kleesten und Jellcn gepach tet, aber wegen der schlechten Quali tät des Ackers „nichts vor sich ge bracht“. Darum erwog das Kloster, Kleesten „zur Forstcultur zu nehmen“, was aber zugunsten einer nochmali gen Verpachtung verschoben wurde. Es waren zum Teil neue Wirtschafts gebäude entstanden, nachdem die al ten 1831 bis auf zwei Katen einem Brande zum Opfer gefallen waren. Der Pächter F r it z Voß , der Kleesten, Spcndin und Neuhof gepachtet hatte, verstarb 1906. Seine Witwe sah sich nicht in der Lage, die drei Güter zu lei ten, weshalb sie das Klosteramt darum bat, ihr die Pachtung von Kleesten I Wohngebäude G Gutshaus K Katen I | Wirtschaftsgebäude St S Stall Scheune Abb. 2 Lageplan des Dorfes (BV 1840) Fire Insurance layout of village from 1840 Abb. 3 Ehemaliger Fderdestaii, der schon 1840 im Plan verzeichnet ist. (2007) Former stables, already documented in the layout of 1840 dem Gutshaus, einem Pferdestall, einer großen Kornscheune, einem großen Schafstall sowie zwei weiteren Ställen. Von den Wirtschaftsgebäuden existie ren noch der ehemalige Pferdestall auf dem Berg und der Schafstall. Die Scheune brannte ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Alle Gebäude gehö ren zur Revierförsterei Kleesten. Gutshaus Das nach 1814 errichtete Gutshaus ist ein einstöckiges Fachwerkgebäude mit acht Achsen, Ziegelausfachung und Krüppelwalmdach. Es wurde nach 1907 zur Försterei, die es heute noch ist, und gehört zum Forstamt Sandhof. Das Gebäude befindet sich in einem sehr guten Zustand. Abb. 4 Das ehemalige Gutshaus wird seit 1907 a/s Forsthaus genutzt. (2007) The former manor house is being used as the forester’s lodge since 1907 (2007) Abb. 5 Ehemaliger Gutskaten, der über 200 Jahre a/t ist. (2007) Former estate cottage more than 200 years old (2007) Gebäude im Dorf Kleesten wird durch drei sehr gut er haltene ehemalige Katen geprägt. Das Gebäude am Ortseingang ist das jüngs te, es wurde in der 2. Hälfte des 19. Jh. errichtet. Die anderen beiden Fach werkhäuser stammen mindestens aus Abb. 6 Ehemaliges Schäferhaus und Katen (2007) Former sheepherd house and cottage dem Anfang des 19. Jh., denn sie fie len dem Brand von 1814 nicht zum Op fer. Das eine Gebäude wird in dem Plan von 1840 als „Schäferhaus und Kathen“ bezeichnet, das andere als „Kathen mit zwei Wohnungen“. Abb. 7 Der gut gepflegte Schäferkaten (2007) The well cared-for sheepherd cottage Kleesten, today a small forester village in the midst o f the woods, was first documented in 1227. Totally destroyed during the Thirty Years War it r e m a i n e d uninhabited for more than half a Century. From a dairy-farm for cloister Dobbertin by the mid 18"' C e n t u r y a small lease estate developed. Because of the poor yields of its fields these were converted into forest by the b e g i n n i n g o f the 20lh Century. As such the estate developed into a foresting m a n o r still existing today. The f o r m e r estate cottages were converted into a t t r a c t i v e residential a p p a r t m e n t s . 93 6.25 Klein Luckow Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren R. Krüger Das Dorf und das Gut Das Dorf Klein Luckow, früher Wendisch Luckow, ist recht alt. Die urkundliche Ersterwähnung geht auf 1417 zurück, doch bestand der Ort schon früher. Der Name wird als „Lauchort“ oder „Weidenort“ gedeu tet. Im Mittclalter mussten hier mehre re Bauern existiert haben, was man aus verschiedenen Flurnamen schlussfolgern kann. Die Bauern sind wahrscheinlich im Dreißigjährigen Krieg untergegangen bzw. danach ge legt worden. Der Ort war zusammen mit einigen Nachbarorten ein alter M a l t z a n 'scher Besitz und gehörte ursprünglich zu Grubenhagen. Der Gutsbetrieb in Klein Luckow kann ab 1756 mit dem Bau eines Guts- und Wirtschafts hauses nachgewiesen werden. Sicher lich gab es aber schon vorher einen Wirtschaftshof. Mit dem Aussterben der M o l i z a n 'sehen Linie auf Gruben hagen 1815 gelangte das Gut 1822 in die Verlosung des Erbvergleichs. Es ging an A u g u s t C h r i s t o p h v . M a l t z a h n aus dem Llause Roidin (vgl. Schloß Grubenhagen). 1836 verkaufte er das Gut Klein Luckow mit Bockholl und Krevtsee an seinen Verwandten N ik o l a u s F r ie d r ic h v . M a l t z a n auf Rothenmoor, der es 1837 seinem Sohn O t t o J u l iu s zur Bewirtschaftung über gab. Dieser wohnte wohl nur selten in Klein Luckow, sondern meist in Dobbertin, wo er Klosterhauplmann war. Nach eigener Bewirtschaftung und Verpachtung wurde die Begüterung 1880 an O t t o v o n M ü l l e r verkauft, dessen Familie sie bis 1945 besaß. 1928 hatte das Gut eine Größe von ca. 849 ha, wovon 599 ha Acker land, 38 ha Wiesen und 109 ha Wald waren. Zu dieser Zeit hielt man 68 Pferde, 178 Rinder, 650 bis 700 Schafe und 220 Schweine. 1937 wurde das Nebengut Bockholt verkauft. Das Gut Klein Luckow hatte dann eine Größe 94 von 634 ha. 1945 wurde v. M ü l l e r enteignet und im Februar 1946 das Land auf gesiedelt. Jeder erhielt 10 ha ein schließlich Wald. Anfang der 1950er Jahre bildeten sich eine LPG Typ 111 und eine LPG Typ 1. 1959 kam es zum Zusammenschluss mit der LPG Völlrathsruhe. Mit der Eröffnung des Großbetriebes Industrielle Rindermast (IRIMA) und VEG Pflanzenproduktion Hohen Wangelin ging die LPG 1975 in dem neuen Betrieb auf. Nach 1990 pachtete E l e r t v . M ü l l e r die Flächen, seit 1994 werden sie von einem Be trieb bewirtschaftet, der seinen Sitz in Jabel hat. drei Familien als Wohnung. Zur Zeit O t t o v . M ü l l e r 's entstanden weitere Wirtschaftsgebäude, so 1888 ein neuer Pferde- und Kuhslall mit Fremdenstall und Wagenremise. 1912 kamen ein neuer Schweinestall und 1915 ein Kornspeicher an Stelle d a durch Blitzschlag 1914 abgebrannten Heuscheune dazu. 1920 wurde eine große Stellmacherei gebaut. Wann die anderen Wirtschaftsgebäude, wie Ge wächshaus (Gärtnerei), Pumpen-, Eis und Kartoffelkeller sowie Geflügel ställe, Ochsenstall und Spritzenhaus (Feuerwehrgebäude), entstanden sind, lässt sich nicht mehr ermitteln. Von all diesen Gebäuden des ehemals großen Gutshofes existieren nur noch die Ruine des Kornspeichers von 1916 und die Schmiede. Dort, wo eigentlich der Mittelpunkt des Dorfes liegen Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Als das Gut 1837 von O t t o J u l iu s v. M a l t z a n übernommen wurde, existier te seit vielen Jahren eine Gutsanlage. Unter seiner Führung wurden einige Gebäude neu errichtet. 1844 ließ er eine neue Schmiede im neugotischen Baustil und 1845 eine große, reetge deckte Feldsteinscheune errichten, die 1984 abgerissen wurde. Außerdem be fanden sich ein zweiteiliger Schafstall, ein Kuh- und Pferdestall sowie weitere Wirtschaftsgebäude auf dem Gutshof. Um 1842 entstand ein Wirtschafts haus, das etwa 50 m lang war. Der heute noch vorhandene Rest dient Abb. 1 Plan der Gutsanlage (BV 1846) Fire insurance layout of estate from 1846 n rs n n L n G I l L 0 | ■ Wohngebäude (ZU Wirtschaftsgebäude G Gutshaus St Stall S Scheune Abb. 2 Der Schafstall (um 1935) The sheep shelter (around 1935) sollte, ist heute eine große Lücke vor handen, in der noch Ruinenreste zu finden sind. Die Straße zum Dorf, die früher am Gut vorbei führte, verläuft heute über den ehemaligen Gutshof. Gutshaus und Park Es gab zwei Gutshäuser in Klein Luckow. Das 1756 erbaute einge schossige Fachwerkgebäude besaß neun Achsen und ein einfaches Sat teldach. Es war gegliedert durch eine dominierende Gaube über dem Ein gang und zwei kleineren Gauben (Muß n e r 2004). An der Nordseite be fand sich eine kleine Glocke, mit der wahrscheinlich die Tagelöhner zur Ar beit gerufen wurden. Das Gutshaus wurde 1974 abgerissen. Es existiert aber noch ein Tonnengewölbe, das durch den Naturpark Nossentiner/ Schwinzer Heide als Winterquartier für Abb. 3 Das Gutshaus von 1756 The manor house of 1756 Abb. 4 Das Gutshaus von 1900 The manor house of 1900 Fledermäuse hergerichtet wurde. Unter O t t o v . M ü l l e r wurde in den Jahren von 1890 bis 1901 nach Plänen M a r t in H a l l f .r ' s ( d e V e e r 2006) ein neues Gutshaus gebaut, das im rech ten Winkel zum alten stand. Es war ein zweigeschossiger Putzbau mit neun Achsen auf einem Kellergeschoss. sum-'Verkaufstclle ein. Im oberen Be reich wurde noch gewohnt. Der Verfall des Gutshauses schritt aber voran und 1976 wurde es bauaufsichtlich gesperrt und 1978 auf Beschluss des Rates des Kreises Waren abgerissen. Schon unter 0 . v . M a l t z a n wurde um den Schloss- und den Karpfenteich ein gebäude aus der Mitte des 19. Jh., in dem später der Förster wohnte. An ver schiedenen Stellen des Dorfes wurden nach 1945 Neubauemhäuser errichtet. Eines wurde vor 1950 unter Verwen dung von Feldsteinen gebaut, die an deren stammen aus den 1950er Jahren. Abb. 5 Die neugotische Schmiede von 1844 (2007) The neo-gothic smithy of 1844 Abb. 6 Das Wirtschaftshaus von 1842 (2007) The estate building of 1842 (2007) Abb. 7 Ehemaliger Gutskaten (2007) Former estate cottage (2007) Der großzügige Eingang wurde durch einen von Säulen getragenen Balkon und einen kleinen Risalit gebildet. Ein zweiter Balkon war auf der Rückseite zu finden. In dem Dreieckgiebel über dem Eingang befanden sich die Wap pen der Familien v o n M ü l l e r und v o n L o w t z o w . Nach der Fertigstellung des neuen Gutshauses wurde das alte als Wirtschaftshaus und zum Teil als Wohnhaus genutzt. Nach 1945 wurden im neuen Gutshaus Vertriebene einquartiert. Später richte te man eine Schule für acht Klassen und einen Kindergarten ein. Auch das Gemeindebüro befand sich hier. In den Jahren 1953/54 wurden noch einmal Instandhaltungsarbeiten am Gutshaus vorgenommen. 1963 verlegte man Kin dergarten und Schule nach Vollrathsruhe und richtete eine Kon P ark im Stil englischer Landschafts parke angelegt und mit einer Feldstein mauer umgeben, die sich entlang der Straße bis ins Dorf hinein zog. Der alte Baumbestand aus Stieleichen, Winter linden, Bergahorn, Platanen, Robinien und Flatterulmen sowie die Wegver läufe um den Schlossteich sind trotz fehlender Pflege erkennbar. Gebäude im Dorf Im „D o rf1befinden sich noch drei Ka ten. Ein aus Feldsteinen gebauter Ka ten von 1844 wairde später zur Unter bringung von Saisonarbeitern genutzt und auch als Schnitterkaserne be zeichnet. Zwei weitere Katen, aus Stampflehm errichtet, besitzen an den Giebeln gut restauriertes Fachwerk. Auf einer Anhöhe befindet sich das so genannte Holländerhaus, ein Fachwerk Klein Luckowr is an old village which was first documented in 1417. Originally a peasant settlement, it turned into an estate village after the Thirty Years War. Since the construction o f a first manor house around the year 1756 the history of the estate can be traced in detail. Tn the first half o f the 19th Century a large estate complex was developed by Otto Julius von Maltzan which wras further extended by Otto von Müller and his descendants. Around the year 1900 a second manor house was constructed. The two manor houses were tom down in 1974 and 1978, respectively, and little remains also from the other estate buildings so that the complex as such can hardly be recognized. 95 6.26 Klein Wangelin Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz R. Berg Das Dorf und das Gut Klein Wangelin liegt am südlichen Rand des Naturparks. A uf seiner Ge markung nimmt die Mildenitz ihren Anfang, in deren Nähe auch das ur sprüngliche Bauerndorf Wangelin er richtet wurde. Östlich des alten Dorfes findet sich in unmittelbarer Nachbar schaft ein alter Rittersitz (Flurname „Dat Schloß“), den im 15. Jh. K u r t D e s s in bewohnte (Regestenkartei Nr. 8045). Die Familie derer v o n D e s s in saß damals auf zahlreichen Anwesen nordwestlich von Plau. K u r t D e s s in aber musste schon im letzten Drittel des Jahrhunderts A c h i m W i n t e r f e l d t weichen (Regestenkartei Nr. 14903). Im Laufe des 16. Jh. kam das Gut wieder an die D e s s i n s , die es aber nach dem Tod J ü r g e n D e s s in s verkauften. J o a c h im E r n s t C r a m m zahlte aber nicht, woraufhin jahrzehntelange Rechts streitigkeiten einsetzten. 1702 strebte die herzogliche Familie das Eigentum an, erreichte cs aber nach langwieri gen Verhandlungen erst 1745. Durch die bis Anfang des 19. Jh. fortdauern de Verpachtung des Amtes Plau, er lebte auch Wangel in verschiedene Unterpächter. Der Pachtvertrag mit den v o n B r a n d t und ihren Erben be inhaltete zwar einen völligen Neubau des Gutes an gleicher Stelle (DA Lübz 259,5), doch die Praxis der Unter verpachtung setzte der Substanz des Gutes arg zu. Ab 1806 gab es nur noch in den Ne benbetrieben, wie Holländerei (bis 1826) und Schäferei (bis 1814) Unter pächter (vgl. Martinilisten Kirchspiel Groß Poserin). Pächter des Gutes wa ren: 1806 -1 8 6 3 Familie v o n B a s s e w i t z 1863 - 1 8 8 9 E r n s t M ü l l e r u . Witwe 1889 - 1 8 9 3 C h ris tia n S e e r 1893 - 1 8 9 9 C h ris tia n B a r tm a n n 1900-1901 J o h a n n e s S c h l u t iu s 1 9 0 1 -1 9 0 6 H erm ann S em m elro g g e und Witwe 96 Abb. 1 Das ehemalige Gutshaus von Klein Wangelin (1968) The former manor house of Klein Wangelin (1968) 1 9 0 6 -1 9 1 6 W il h e l m J a n s s e n 1 9 1 6 -1 9 2 0 C a r l B o b s ik n 1 9 2 0 -1 9 3 8 W il h e l m u n d E l ly Janssen 1 9 3 8 -1 9 4 5 W a l t e r B l ie m e is t e r Das ursprünglich im südlichen Teil der Feldmark gelegene D orf wurde nach 1 7 8 3 aus Kostengründen schrittweise gelegt und als Ersatz für 1 2 Familien am östlichsten Ende der Feldmark, an der Grenze zu Karow, die Katen- domaniale Gut hatte eine Größe von 414 ha (Meckl. Staatskalender 1903). Durch die Bodenreform wurden 400 ha aufgesiedelt und an 11 Landarbeiter, vier Landarme und 45 Umsiedler auf geteilt. Es entstanden im und am Rand des Dorfes in Richtung Penzlin und Rethwisch etliche Neubauernhäuser. Um 1958 wurde eine LPG Typ III ge gründet. Abb. 2 Ausschnitt aus dem MTB (1882) Extract from ordinance map of 1882 Siedlung Neu Wangelin in unfruchtba rer Gegend errichtet (DA Lübz 2 4 0 , 6 ) . Dort kam es aber wegen der isolierten Lage häufig zu verheerenden Bränden, was die herzogliche Regierung nach dem Brand von 1 8 6 2 dazu veranlasste, die Verlegung der Katen in Hofnähe durchzusetzen (DA Liibz 2 3 9 , 1). Die beschädigten Katen in Neu Wangelin wurde 1 8 6 4 auf Abbruch verkauft und auch der letzte 1 8 7 8 entfernt. Die heu te im Dorf zu findenden Katen wurden von 1 8 6 2 bis 18 7 8 neu gebaut. Das Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der G utshof als solcher entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg, als die Wit we J ü r g e n D e s s i n ' s die Hälfte der bis dahin bestehenden sechs Höfe legte und zu einer Wirtschaft zusammen fasste (KVP 164). Der dann gebaute Hof wurde nach 1750 auf Kosten von H a r t w ig J u l iu s B r a n d t wegen des fortgeschrittenen Verfalls neu errich tet. Von den rechteckig angeordneten Abb. 4 Dieses Fachwerkgebäude war ein Anbau des Gutshauses (2007) This half-timbered building was an annex to the manor house Abb. 3 Das ehemalige Statthalterhaus (2007) The former inspector house (2007) Hofbauten sind nur noch der Wirt schaftsanbau des Wohnhauses (1869, Dorfstraße 28), das Statthalterhaus (Hofplatz 15) und Reste des Plauer To res erhalten. Der gesamte I lofkomplex war bis zum Ausgang des 19. Jh. nur über das Poseriner, Penzliner oder Plauer Tor zugänglich. Teils wurde das Gut von einem Ackerzaun, überwie gend aber von einer 13 Fuß hohen Mauer umgeben (DA Lübz 238,8). Vor dem Poseriner Tor stand der Holländerhof mit Stallungen und ei nem dreihischigen Hirtenkaten. Abb. 5 Ehemaliges Neubauernhaus (2007) Former house of a new settler Abb. 6 Kellergewölbe unter dem Anbau des Gutshauses (2007) Basement vault below the annex to the manor house (2007) Gutshaus Über das Gutshaus ist nur wenig be kannt. Hs wurde wohl zwischen 1770 und 1780 erbaut. Eine Modernisierung erfolgte 1870/71. Ein Teil des Gutshau ses wurde Anfang der 1950er Jahre abgerissen, ein weiterer Teil nach Aussagen von Anwohnern in den 1980er Jahren. Heute steht nur noch ein Anbau mit Fachwerk, der zu Wohnzwecken genutzt wird.Südlich des Gutshauses befand sieh ein privat genutzter Garten mit prächtigen Obst bäumen. Gebäude im Dorf Im Dorf sind besonders die sechs 1862-78 errichteten Katen und das ehemalige Schnitterhaus (1899, Dorf straße 36) zu erwähnen. Die feste Stra ße im Dorf mit der Anbindung an die B 192 entstand erst in den Jahren 1939 bis 1942, überwiegend auf Kosten des damaligen Pächters. Bis dahin war das D orf in seiner Verkehrsanbindung auf Abb. 7 Ehemalige Gutskaten, die zwischen 1862 und 1878 errichtet wurden (2007) Former estate cottages, constructed between 1862 and 1878 Abb. 8 FTeiler a/s Rest des ehemaligen Plauer Tores am Landweg nach Karow (2007) Pitlar remaing from the former Plau gate on the country road to Karow Plau und den Bahnhof Zarchlin (seit 1885) ausgerichtet. Das D orf wird ne ben den alten Katen heute auch durch die Neubauernhäuser, die nach 1945 entstanden, geprägt. Originally a peasant settlement, Klein Wangel in becarne a feudal and, from 1745, a ducal estate. There were numerous tenants. Only a few constructions remain from the former estate such as the inspector house and an annex to the manor house. The estate cottages, built from 1862 to 1878, and the houses for the new settlers, dating from after 1945, today coin the image of the village. 97 6.27 Klocksin Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren M. Muchin aber meist verpachtet. 1881 war M a r t in v . F r is c h der Eigentümer des Gutes, das zu dieser Zeit eine Größe von 1093 ha hatte. Er verpachtete das Gut bis 1926 an H e in r ic h P a e t o w . An Vieh wurden gut von Klocksin und Neu Sapshagen unter die Bodenreform. Drei Bauern enteignete man wegen ihrer Funktion als Ortsgruppenfuhrer. Das Bodenre formland wurde an 33 Neubauern verteilt. Abb. 2 Das Gutshaus 2007 (Parkseite) The manor house 2007 (garden view) Abb. 1 Das Gutshaus um 1880/90 The manor house around 1880/90 Das Dorf und das Gut Klocksin liegt nördlich des Flachen Sees, der zur Klocksiner Seenkette ge hört. Das D orf wurde 1289 erstmals ur kundlich erwähnt. Die Schreibung des Ortsnamens variierte über die Jahrhun derte, doch geht die Bedeutung des Namens wohl auf das altslawische Wort „kloku“ zurück, das mit „sprudeln“ übersetzt werden kann. Das ursprüng lich mittelalterliche Bauerndorf wurde im Dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstört und entwickelte sich nach der Neugründung im Jahr 1649 zu einem Guts- und Tagelöhnerdorf. Die verblie benen Bauern wurden wohl Anfang des 19. Jh. gelegt und in Neu Klocksin angesiedelt, ln den Staatskalendern sind dort immer drei Hauswirte, zu Klocksin gehörend, angegeben. Seit dem 14. Jh. war das Dorf im Besitz der Familie v o n L i n s t o w (Lütgendorf), die das Gut nach dem Dreißigjährigen Krieg autbauten. 1692 verpfändete C h r is t o p h v . L in s t o w Klocksin an sei nen Schwager G a b r ie l v o n B a s s e w i t z , der es später kaufte. 1782 wurde das Gut an D ie d e r ic h F r is c h verkauft, der 1819 in den Adelsstand erhoben wur de (vgl. Neu Sapshagen). Zu dieser Zeit hatte das Dorf278 Einwohner, Neu Klocksin mit der Heller Mühle 37. Das Gut blieb bis zur Aufsiedlung im Jahr 1933 im Besitz dieser Familie, wurde 98 61 Pferde, 234 Rinder, 987 Schafe und 235 Schweine gehalten. Ab 1926 pach teten H e r m a n n und später J o h a n n e s S c h m i d t das Gut, der auch Pächter auf Neu Sapshagen war. 1933 kaufte die Mecklenburgische Landgesellschaft GmbH Schwerin das Gut und siedelte es auf. Es verblieb nur ein Restgut von 59 ha. Die Land gesellschaft verkaufte 10 bis 20 ha große Siedlerstellen an 62 Neusiedler, die das Dorfbild durch den Neubau von Ställen und Scheunen stark ver änderten. Nach 1945 fielen das RestAbb.3 Plan des Dorfes (BV 1782) Fire insurance layout of village, 1782 \ - - O 1 St ■ G K B 73 Wohngebäude Gutshaus Katen Bauernhaus Wirtschafts gebäude St Stall S Scheune St | 31 St st 1952 gründete sich eine LPG, die sich 1959 mit der LPG Biücherhof und Lütgendorf zusammenschloss. 1974 verlegte man mit der Inbetriebnahme eines VEG Pflanzenproduktion und der Industriellen Rindermastanlage (IRIMA) das regionale Zentrum der landwirtschaftlichen Produktion nach Hohen Wangelin. Durch zum Teil er zwungene Unterschriften verzichteten die K locksiner Bauern auf ihren Grund und Boden, den sie nach 1989 aber zu rück erhielten und zur weiteren land wirtschaftlichen Nutzung verkauften bzw. verpachteten. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Plan der Brandversicherung von 1782 zeigt eine Gutsanlage und im Dorf eine Mischung von Gutskaten und vier Bauerngehöften. Der Schaf stall lag außerhalb der Gutsanlage. Wahrscheinlich wurden in den 1830er Jahren mit der Verlegung der Bauern nach Neu Klocksin und dem Bau des heutigen Gutshauses Gutsanlage und Dorf neu geordnet. So erhielt die Dorf straße, heute Kastanienweg, ihren jet zigen Grundriss. H e m p e l (1837) schreibt: „Sämtliche Hofgebäude sind massiv, sowie auch die 16 eine Kreuz straße bildenden Tagelöhnerhäuser“. Von der ehemaligen Gutsanlage existie ren noch drei Feldsteinscheunen, von denen zwei nach 1933 für die Siedler als Wohnraum, Stall und Scheune umge baut wurden. Heute sind diese Gebäu de soweit modernisiert worden, dass sie von mehreren Familien bewohnt werden. Lediglich noch ein Gebäude wird als Lagerraum genutzt, z.B. zur Unterbringung von Booten verpachtet. Gebäude gehört heute der Gemeinde, die sich bemüht, es stilgerecht zu sa nieren und sinnvoll zu nutzen. Der P a rk wurde um 1840 im Stile eines englischen Landschaftsparks ange- Jahrzehnte in einer K alkbrennerei verarbeitet wurde. Im Staalskalender von 1903 ward eine Kalkbrennerei aufgeftthrt. Von 1948 bis 1954 war der Kalkofen nochmals in Betrieb Abb. 4 Feldsteinscheune (2007) Stone barn (2007) Abb.5 Umgebautes Wirtschaftsgebäude (2007) Converted estate building (2007) Abb. 6 Ehemaliger Gutskaten (2007) Former estate cottage (2007) Gutshaus und Park legt. Er reichte bis ans Ufer des Fla chen Sees. Begrenzt wurde er im Wes ten und Osten mit ein- bzw. zweireihi gen Lindenreihen, welche vermutlich schon aus einer barocken Anlage stam men. Reste davon sind heute noch er kennbar. Die kleine Kapelle im Jugend stil wurde erst Anfang des 20. Jh. in den Park eingebracht. Das Wegesys tem und auch die meisten Freiflächen sind durch fehlende Pflege verschwun den, der Park hat heute Waldcharakter. (Mhß n e r 2004). Zum Gut gehörten außerdem eine Schmiede, eine Stellma cherei und eine Ziegelei. Aufgeflihrt sind auch eine Wassermühle in Neu hof und die Heller Mühle. Eine bis zur Aufsiedlung zum Gut ge hörende Gärtnerei wurde ebenso wie die Schmiede bis zur Enteignung ihres Besitzers weiter geführt. Hiervon zeu gen heute noch Reste der sie ehemals umgebenden Mauer und der Straßen name „Am alten Gutsgarten“. Die Schmiede wairde abgerissen. In dem an das Gutshaus angrenzenden Park findet man in der Nähe der Kapelle auf einer Anhöhe eine Gruppe von Find lingen, wo der Gutsherr ihm besonders lieb gewesene Hunde bestattet hat. Nach den Plänen der Brandversiche rung muss es einen Vorgängerbau ge geben haben. Das heutige G utshaus wurde im spätklassizistischen Stil um 1830 errichtet. 11e m p e l (1837) berichtet von einem sehr großen und ansehnli chen, palastartigen Herrenhaus, das weiß getüncht und mit schwarz glasier ten Ziegeln gedeckt ist. Das Gutshaus ist ein zweistöckiger, dreizehnachsiger Putzbau über einem Kellergeschoss und mit einem Walmdach. Die Hinter und Vorderfront des Gebäudes w ird durch einen Mittelrisaliten mit Dreieck giebel geprägt. An der Westseite be sitzt das Gutshaus einen einstöckigen, langen Anbau. Er war bis 1933 das Inspektorenhaus. Das Gutshaus diente seinen Besitzern und Pächtern viele Jahre als Wohnung. Nach 1945 kam es zu einigen baulichen Veränderungen. Im Obergeschoss und teilweise auch im 1. Stockwerk wurden die Räumlichkeiten des Gutshauses Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten als Wohnraum zugeteilt. Darüber hinaus wurde die untere Etage als Gemeindebüro mit Bib liothek und Kindergarten genutzt und einem Frisörgeschäft sowie einem All gemeinmediziner für regelmäßige Sprechstunden zur Verfügung gestellt. Der im 2. Stock gelegene Saal diente kulturellen Zwecken, bis er Ende der 1960er Jahre aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. 2002/03 fan den Restaurierungsarbeiten statt. Das Gebäude im Dorf Die auf dem Gut beschäftigten Saison arbeiter brachte man bis 1933 in einer Schnitterkaserne am Rande des Dor fes unter, die dann weiterhin ständig bewohnt, Ende der 1970er Jahre abge rissen und durch einen Neubau glei cher Größe ersetzt wurde. Die Tagelöhnerkaten stammen aus den 1830er Jahren und sind zum gro ßen Teil erhalten geblieben und nach der Aufsiedlung 1933 zu Zweifamilien häusern umgebaut und durch Ställe und Scheunen ergänzt worden. Außerdem errichtete man in Klocksin-Ausbau 12 weitere Bauemgehöiie (Wohnhaus mit integriertem Stall, daneben eine Scheu ne). Nach der Bodenreform 1945 wurden im Dorf zwei Neubauemhäuser (kombi nierte Wohn- und Stallgebäude) gebaut. Nebenbetriebe und Besonderheiten In der Nähe von Klocksin gibt es ein Muschelkalkvorkommen, das über Klocksin was first mentioned in documents ofthe year 1289. Originally a peasant settlement which was devastated during the Thirty Years War, by the 19th Century it developed into a pure estate complex. The feudal estate which comprised more than 1000 hectares had several owners and leaseholders before being partitioned in 1933. In Klocksin-extension twelve new' farmsteads came into being and the estate cottages and buildings were converted to serve the uses of the new settlers. ln this way the village took on another face. The manor house in classicist style w'as built between 1830 and 1850. It w'as renovated somew'hat in 2002/03, but is hardly being used. 99 6.28 Kressin Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz R. Berg Das Dorf und das Gut Am Nordrand des Zahrener Sees gele gen, wurde das Dorf als Krosyna 1235 erstmals erwähnt (M Uß 436). Der Ortsname geht wohl auf einen slawi schen Personennamen (Ort des Krosyna) zurück. Mit dem Erlöschen der Linie v o n H a g e n o w , den ersten Ei gentümern bis zum 16. Jh., fiel das Gut an die Herzöge zurück und wurde neu vergeben. Die weiteren Eigentümer bis 1945 waren: 1582-1595 A r e n d M o e l l e n d o r f f 1595-1668 J o a c h im v o n B ü l o w 1668-1746 Familie B e r n e r 1746-1784 Baron v . W e n d h a u s e n 1884-1788 G o t t f r ie d v . B e r n e r 1788-1792 C h r i s t ia n S u s e m i h l 1792-1835 Familie v . B ü l o w 1835-1852 G ie s b e r t S w a r t e n d y k S t ie r l in g 1852-1894 1894-1907 Familie K r e y H e in r ic h R ic h a r d H a n s G elpke 1907-1910 1910-1934 1934-1937 R ic h a r d v . d e r H e y d e n Familie v o n R a n t z a u A i .b e r t und A n n a M a r ia v . B o d d ie n Im Dreißigjährigen Krieg völlig zer stört, wurde erst im 18. Jh. wieder ein Rittergut errichtet. Das Gut wurde un ter der Familie K r e y und ihren Nach folgern erfolgreich bewirtschaftet. Es umfasste nach der Neuvermessung 1897 etwa 397 ha und 1903 374,5 ha (Meckl. Staatskalender 1903). 1937 übernahm die Reichsum siedlungsgesellschaft (RUGES) das Gut gegen Entschädigung. Mit der Aufsiedlung sollten neben dem Rest gut 15 Bauemstellen entstehen. Ein Teil davon wurde wirklich gebaut (vgl. Gebäude im Dorf), jedoch geriet das Vorhaben durch die Einrichtung eines Remonteamtes in Neu Poserin 1939 ins Stocken. Die RUGES hatte hier so wie in Neu Poserin, Penzlin und Plauerhagen den Auftrag, Siedlungs möglichkeiten für die westfalischen 100 Gemeinden Hövelhof und Stucken brock (Kreis Paderborn) zu schaffen, da diese einem Truppenübungsplatz der Wehrmacht weichen sollten. Die ansässige Stammbevölkerung in Kressin und den anderen Dörfern soll te zwangsumgesiedelt und die Gemar kung Kressin zwischen den Orten Poserin und Penzlin aufgeteilt werden (vgl. Akte Siedlungsamt Nr. 1505). Das Restgut wurde nach 1945 enteig net und an 52 Neubauern aufgeteilt. So sind im und außerhalb des Ortes die Gebäude aus verschiedenen Entwicklungsperioden zu finden. 1953 gründete man eine LPG Typ I, die man 1956 in den Typ 111 umwandelte. Später schlossen sich die LPG Kressin und Neu Poserin zusammen, um dann in den 1970er Jahren in der LPG Pflan zenproduktion Goldberg aufzugehen. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Der Gutshof liegt in Seenähe am Ende der Langen Straße und wurde 1737 an dieser Stelle eingerichtet (Unterlagen zur200-Jahrfeier 1937 im Siedlungsamt Nr. 1454). Die Wirtschaftsgebäude wa ren im Rechteck gruppiert, allerdings befanden sich wegen der etwas be engten Verhältnisse auch Gebäude in zweiter Reihe. Die Gutsstruktur hat sich im Wesentlichen bis heute erhal ten. Es steht aber das große, zweiflü gelige Gebäude nicht mehr, das auf dem Messtischblatt Nr. 2438 von 1882 und 1919 den H of nordwestlich ge schlossen hatte ( d e V e e r 2006). Von den Wirtschaftgebäuden ist auf der linken Seite ein unter Denkmal schutz stehender Speicher erhalten, der zurzeit zum Atelier und Wohnhaus umgestaltet wird. Das Wohnhaus links vom Gutshaus steht auf den Fundamenten des alten Pferdestalles. Gutshaus und Park Nach d e V e e r (2006) wurde das G uts haus Mitte des 19. Jh. über einem Vorgängergebäude erneuert. Die Da tierung kann nur vermutet werden und wird von ihr aus dem Alter der Bäume im Park von ca. 100 Jahren abgeleitet. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Anlage des Parks mit der Umbauzeit des Gutshauses zusammen gefallen ist. Das Gutshaus hat neun symmetrisch Abb. 2 Ehemaliger Speicher und Sta/i (2007) Former storehouse and stable (2007) ße nach Gallin und im D orf etliche Neubauernhäuser. Nebenbetriebe und Besonderheiten Abb. 3 Das Gutshaus 2007 The manor house 2007 angelegte Achsen und wird vertikal durch Lisenen gegliedert. Ein drei Achsen breiter Risalit betont die Gebäudemitte. Er wird von L isenen eingefasst, die in Fialen enden. Der gestufte Schaugiebel des Risalits trägt eine Uhr. Die äußeren Achsen des Gutshauses werden im Erdgeschoss durch dreiflügelige Fenster und seit lich darüber durch Zwerchhäuser mit Stufengiebeln akzentuiert. Ein schma ler Drempel wird durch ein umlaufen des, doppeltes Zickzackband vom Erdgeschoss abgesetzt. Das Gutshaus w eist mit den beschriebenen Details eindeutig gotische Elemente auf (mit telalterliche Gesinnung der Architek tur) ( d e V e e r 2006). Das Gutshaus wurde saniert, befindet sich in Privat besitz und wird als Wohnhaus ge nutzt. Die Pläne zu den Brandversicherungs akten von 1820 zeigen den Gutshof im Norden und Westen von Gemüsegär ten, im Osten von einem Obstbaum garten und im Süden hinter dem Guts haus von einem Lust- und Küchen garten umgeben. Aus letzterem hat sich der heutige P a rk entwickelt. Der Park von etwa 0,75 ha ist erhalten und in einem guten Zustand. Zwei Winter linden mit einem Stammumfang von з,20 m hinter dem Gutshaus und ein Ginkgo vor dem Gutshaus mit glei chem Umfang wurden schon 1938 un ter Naturschutz gestellt ( P in k e r n e l l e и. K och 2 0 0 3 ) . Gebäude im Dorf Nach der Legung der letzten beiden Kossäten beherbergte das Dorf einen dreihischigen und fünf zweihischige Katen, also 13 Wohnungen und das Abb. 4 Ehemaliger Gutskaten von 1895 (2007) Former estate cottage of 1895 Holländerhaus, welches sich am Aus gang des Dorfes in Richtung H of auf der rechten Seite befand. Die Hol länderei war bis 1857 verpachtet und wurde dann vom H of übernommen, wie schon 1817 die Schäferei. Die Ka ten wurden in den letzten drei Jahr zehnten stark verändert. Der Schnitterkaten, der rechts neben der Langen Straße stand, ist leider ver schwunden. Mit dem Beginn der Aufsiedlung 1936 wurden an der Straße nach Gallin eini ge so genannte Einfirsthäuser mit Spitzdach gebaut, in denen die Woh nung, der Stall und die Scheune unter einem Dach untergebracht waren. Es war der bevorzugte Haustyp in der Zeit des Nationalsozialismus für Neu siedler ( M ä l z e r et al. 2004). Durch die Bodenreform entstanden an der Stra Im Norden der Feldmark wurde ab 1713 für mindestens 10 Jahre in ge meinsamer Konzession der Güter Woosten und Kressin eine G lashütte durch den Unternehmer G u n d l a c h be trieben, der auch andernorts Hütten besaß. Beim Verkauf des Gutes 1894 befan den sich unter dem Inventar ein Lokomobil und mehrere Dampfmaschi nen. Das Gut hielt Geschäftsanteile an der Zuckerfabrik in Lübz und an der Molkerei Gallin. Eine Feldbahn führte vom Gutshof zum Bahnhof Gallin. Abb. 5 Einfirsthaus an der Straße Neu Poserin - Ga/iin (2007) Single ridge house on the road Neu Poserin to Gallin (2007) Kressin is an old village which was first documented in 1235. It had many owners. After the Thirty Years War the feudal estate was reconstructed during the 18lh Century and then comprised almost 400 hectares. Part of the estate was distributed to new settlers in 1937, the remainder after 1945, as well. The structure of the estate can still be recognized today, but many buildings have been ehanged substanlially. Today1s manor house dates back to the middle of the 19th Century, its architecture exhibiting numerous neogothic elemenls. The building was refurbished and is now being used for residential purposes. A small park is located behind the manor house. 101 6.29 Leisten Landkreis Parchim Amt Plau am See Ch. Steinbach Das Dorf und das Gut Leisten ist ein kleines Dorf am Nord westufer des Plauer Sees und über die Bundesstraße 103 zu erreichen. Biegt man von dieser ab, so fahrt man durch eine 1888 gepflanzte Kastanienallee in das Dorf hinein. Der Name ist wahr scheinlich slawischen Ursprungs und könnte “Haselnussort“ (slaw. leska) oder „Waldort“ (russ. less) bedeuten. Urkundlich wurde Leisten 1271 erst mals erwähnt. In der Folgezeit war Leisten in Kirchenund Verwaltungsangelegenheiten Plau bzw. Quetzin zugeordnet. Ritter und Adlige, ab dem 19. Jh. auch Bürgerli che, waren die Besitzer des Gutes. In den Lehnsakten waren zu finden: 1308.1472 v o n D e s s in 1519,1593 v o n D iit e n 1600,1645 S pren g el 1672 v o n L in s t o w 1697,1748 von S tra h len d o r ff 1722,1794 v o n K l in g g r a e f f 1795,1802 von P entz 1803 von L enthe 1810.1817 von L eh sten 1817-1900 Familie B l u s t 1900 - 1946 S e i il u t iu s 1767/1806 zeigte eine Karte den Hof mit acht Gebäuden, daneben acht Katen an der Dorfstraße. 1864 zählte Leisten 115 Einwohner, die Wohngebäude waren ein Herrenhaus und 17 Katen. 1928 war im Amt Parchim die Gesamtfläche des Gutes Leisten mit 720 ha angegeben, davon 61 ha Wasser und 156 ha Hol zungen. 1946 wurden durch die Boden reform 364 ha LN und 89 ha Wald an 44 Siedler (je 8,3 ha) aufgeteilt. 1957 gründete sich eine LPG, die bis 1973 eigenständig war. Danach schloss man sich mit Plauerhagen zusammen. 1994 wurde II. S c h l u t iu s Eigentümer der Flächen in Leisten, die nicht den Bodenreformsiedlern gehörten. 102 Abb. 1 Die Gutsanlage Leisten in den Jahren 1880/90 The estate Leisten in the years 1880/90 Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Alle Stallgebäude des Hofes mussten infolge von Bränden durch den neuen Eigentümer J o h a n n e s S c h l u t iu s nach 1900 neu erbaut werden. Der weiträu mige Gutshof grenzte an den Hofsec. Jetzt ist der denkmalgeschützte und sanierungsbedürftige Speicher mit neobarockem Schmuckgiebel das ein zige verbliebene Gebäude der ehemali gen Gutsanlagc. Sein imposantes Äu ßeres erinnert an seine frühere Bedeu tung als Wirtschaftszentrum (Guts wasserversorgung, Lichtmaschine). Zur Gutszeit wurde hauptsächlich Milch produziert und Bullenaufzucht betrieben. Vom Dorf her gelangte man durch ein großes Tor auf den Gutshof, durch ein zweites Tor auf den „Milch weg“, der als kürzeste Verbindung für den Milchtransport zum Bahnhof Karow (per Eisenbahn zur Molkerei Malchow) ausschließlich dafür ge nutzt wurde. Düngerschuppen und Feldscheune des Gutes Leisten erhiel ten Anfang des 20. Jh. ein Abb. 2 Das Siegel von Beust The Signet of the von Beust family Anschlussgleis an die 1882 eröffnele Bahnstrecke Plau - Güstrow. Die ge samte Anlage wurde in den 1960er Jahren zurückgebaut. Der Rückbau von Hofgebäuden begann schon 1968. 1985 wurde die Schmiede abge rissen. Nachdem die Stall- und Wirt schaftsgebäude rund um den Speicher 10 Jahre ungenutzt verfielen, ließ die TFIA sie bis Januar 1999 abbauen, die beiden letzten Gebäude vor der Hof seesiedlung wurden 2003 entfernt. Gutshaus und Park Das Gebäude ist auf einem sehr alten Kcllergew'ölbe ( d e V f.f.r ( 2 0 0 6 ) gibt 13./ 1 4 . Jh. an) errichtet worden und sicht unter Denkmalschutz. Sehr wahrscheinlich wurde es durch J o h a n n W il h e l m B e u s t um die Mitte des 19. Jh. gebaut. Das Gutshaus ist ein einstöckiger Backsteinbau mit symmetrischen neun Achsen über ei nem hohen Kellergeschoss mit einem Krüppelwalmdach. Die Freitreppe wrar ursprünglich weiter geschwungen. Während cs von 19 0 0 bis 19 4 5 dem Abb. 3 Kartenausschnitt m it Gutsanlage und Dorf (1806) Map extract of estate and village from 1806 IM 2 BL Abb. 4 Das Gutshaus in den Jahren 1880/90 The manor house in the years 1880/90 Abb. 5 Das Gutshaus heute (2003) The manor house today (2003) Inspektor als Wohnhaus diente, ist es danach als Dorfkulturhaus und für Wohnzwecke ucnutzt worden. Nach Wohnhaus. Außerdem errichtete man nach 1900 noch eine heute privat ge nutzte Schnitterkaserne, die etwas macher und Stellmacher gab es mit der Windmühle offenbar nur einen Ne benbetrieb. Die W indm ühle über dem Abb. 6 Die Schmiede vor 1960 The smithy before 1960 Abb. 7 Der Speicher vor 1960 The storehouse before 1960 Abb. 8 Der älteste Katen im Dorf The oldest cottage in the village Abb. 9 Speicher m it neobarockem Schmuckgiebel (2007) Storehouse with neo-baroque decorative gable Nordufer der Leister Lanke soll zwi schen 1 7 7 8 und 1 8 5 3 gearbeitet ha ben. Dass der „Leister Krug“ iden tisch mit dem Müllergehöft ist, kann man annehmen. 1 8 0 1 waren der Müller S t ü d e m a n n , später Müllermeister J. F. K n ü p p e l ( 1 7 9 5 - 1 8 6 0 ) namentlich be kannt. Leisten is a small village on the Northwestern shores o f lake Plau. The owners of the old feudal estate from the 13"' C e n t u r y changed frequently. In the early 20th Century the place experienced a boom phase when many new buildings in the village and new installations on the estate were built. After 1 9 4 5 , 5 0 0 hectares out of previously 7 2 0 hectares were redistributed among 4 4 new settlers. This is how new farmer houses were constructed in the village. Today’s manor house, currently used for residential purposes, probably dates back to the mid 19"’ Century. Only one impressive storage buikling, today badly needing renovation, remains from the former estate. der Privatisierung wurde das I laus 1997 rekonstruiert und als Wohnanla ge für acht Mieter ausgebaut. Ein P ark von ca. 4.000 m2 liegt zwi schen Gutshaus und Hofsee, wie eine Karte von 1901/02 ausweist. Vermut lich legte man den Park in der Mitte des 19. Jh. an. Heute ist nur noch ein verwilderter Restbestand mit Hainbu chen, Spitzahorn und Eschen zu se hen. Gebäude im Dorf Nach 1900 wurden sechs Katen für je zwei Familien (zweihischig) aus Back stein neu errichtet, weil durch Brand stiftung bis auf einen Katen die Woh nungen der Tagelöhner zerstört wur den. Diese Häuser werden heute alle als private Wohnhäuser genutzt und sind größtenteils modernisiert und re noviert worden. Das Haus Nr.7/8, ehe mals Statthalterwohnung, und die 1907 erbaute Schule besitzen schöne re Fassaden als die übrigen Häuser. Das Schulgebäude wurde privatisiert und zeigt sich heute als attraktives entfernt von der Dorfstraße steht. Im D orf entstanden nach der Bodenre form 14 Neubauernhäuser, vier Woh nungen für Neubauern wurden in vor handenen Wirtschaftsgebäuden ein gerichtet. Nebenbetriebe und Besonderheiten Außer den auf dem Gutshof tätigen Handwerkern wie Schmied, Rade- 103 6.30 Linstow Landkreis Güstrow Amt Krakow am See F. Lorenz Das Dorf und das Gut Die L i n s t o w e r , mecklenburgischer Uradel, wurden 1282 als Rittergeschlecht benannt. Die Entwicklung Linstows war eng mit dem Gut (Alt) Gaarz ver bunden. Das nach dem Dreißigjähri gen Krieg errichtete Gutshaus wurde schließlich nur noch bis 1735 von A d a m v o n L i n s t o w bewohnt. Als vererbbarer Pfandbesitz ging das Gut danach in mehrere Besitzungen über. Die Großherzogliche Kammer in Schwerin übernahm es 1827. Das Rit tergut wurde also zur Domäne. 1873 wurde sie an L u d w ig und M a r ie F e n s c h verpachtet, die hier 37 Jahre wirtschafteten. Unter ihrer Leitung er lebte der Ort eine Blüte, bedingt durch die Reichsgründung und den wirt schaftlichen Aufschwung der „Grün derzeit“. Danach führte C h r is t i a n BENCKENDORFdasGutbis 1945. 1903 hatte das Gut eine Größe von 998 ha. 1937 gehörten zu Linstow das Kirch dorf Kieth, Klein Bäbelin, Bornkrug und Hinrichshof mit insgesamt 253 Einwohnern. Die Gesamtfläche betrug 2174 ha. 1944/45 dominierten in der Menge Getreide (249,5 ha), I lackfrüchte (165 ha, davon Kartoffeln 153 ha), Schafschwingel (98,5 ha), Weide (62 ha), Lupine (27,5 ha) und Ölfrüchte (10 ha). Schwerpunkte der Tierhaltung (1944) waren 37 Pferde, 204 Kühe. Bul len, Stärken und Kälber, 20 Ochsen, 934 Schafe, 331 Schweine. An Technik besaß man zu diesem Zeitpunkt drei Trecker, einen Lanz Dreschsatz, ein Strohgebläse und die Maschinenein richtung der Brennerei. Im Herbst 1945 wurde der Grund und Boden durch die Bodenreform aufge teilt. 73 Tagelöhner, Heimatvertriebene und Flüchtlinge erhielten Land (ca. 10 ha pro Familie). Zu ihnen zählten auch die Wolhyniendeutschcn. Sie errichte ten sich die typischen Holzhäuser, die dem Ort ein eigenes Gepräge verlie hen. Eines der Holzhäuser an der 104 Abb. 1 Das Gutshaus im Jahr 2003 The manor house in 2003 Krakower Straße ist noch heute erhal ten (vgl. Abb.9). 1955 wurde ein örtlicher Landwirt schaftsbetrieb gegründet, der 1957 in eine LPG vom Typ 1 und 1959 in den Typ II überführt wurde. Aus ihm ging 1960 die LPG „Einheit Linstow“ her vor. Im Jahre 1974 wurde neben dem VEG Hohen Wangelin der VEB KIM (Kombinat Industrielle Mast) Hohen Wangelin gegründet, dem sich die Bauern aus Linstow im Januar 1975 (trotz Gegenstimmen) anschlossen, ln der Folge verließen viele Bauern den Ort. Nach 1990 gingen die Flächen in einem landwirtschaftlichen Familien betrieb auf. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude 1937 sind für die Gutsanlage verzeich net: Gutshaus, vier Scheunen, ein Schafstall, ein Schweinehaus, ein Viehhaus, ein Kornspeicher, ein Pfer destall, zwei Wirtschaftshäuser und zwei KartofTelkcller(vgl. Abb.2). Eine Scheune mit Pappdach ist beim Ein Abb. 3 Scheune und ehemaliger Pferdestall werden noch landwirtschaftlich genutzt (2007) Barn and former stables are still serving their designation (2007) s t . 7 “. / / n U 1 s m n is ) f I $t u f j 0 (1 ■ Wohngebäude G Gutshaus □ Wirtschafts gebäude St Stall S Scheune Abb.2 Plan der Gutsanlage 1937 Layout of estate from 1937 marsch der Roten Armee abgebrannt. Eine Scheune und der ehemalige Pferdestall werden heute vom ansäs sigen Landwirtschaftsbetrieb ge nutzt. Das Schweinehaus und das Nebenhaus wurden zu Wohnungen umgebaut. Gutshaus und Park Das heutige G utshaus bzw. große Tei le davon stammen sehr wahrschein lich aus der ersten Hälfte des 18. Jh., Abb. 4 Seitenansicht des restaurierten Gutshauses (2007) Side view of renovated manor house (2007) denn auf der DVK von 1756 ist an die ser Stelle ein Gebäude mit Mansarddacli, das typisch für einen barocken Bau ist, eingezeichnet. Es ist zu ver muten, dass große Teile des alten Ge bäudes in dem neuen aufgegangen sind und das Dach noch original ist. Das Gutshaus erfuhr im Lauf der Jahr hunderte mehrere Veränderungen. Es wurde als Wohnhaus von den Domänenpächtern genutzt. Gemein sam mit den Nebengebäuden (Schmie de, Wirtschaftsgebäude) und dem da hinter liegenden Park steht es unter Denkmalschutz. Die Nebengebäude existieren nicht mehr. Bei dem Guts haus handelt sich um einen einge schossigen Klinkerbau mit Krüppel mansarddach, der auf einem Natursteinsockel ruht. Er besitzt ins gesamt 11 Achsen, der Mittelrisalit drei Achsen mit einem mittigen Ein gang. Das ausgebaute Dachgeschoss hat neun Achsen. Nach 1945 hatte das Gutshaus ver schiedene Funktionen, so Kindergar ten, Dorf-Konsum, Gaststätte und Ge meindezentrum. Der Saal wurde viel fältig für kulturelle Zwecke genutzt. 2007 wird das privat erworbene Ge bäude denkmalgerecht zu einer Familienpension und einem Cafe' um gestaltet. Im 18. Jh. befanden sich westlich ne ben dem Gutshaus eine kleine barokke G artenanlage nach französischem Vorbild und ein sich anschließender Obstgarten. Die Anlage war in dieser Abb. 5 Das Gutshaus 2007 The manor house in 2007 Zeit typisch für gestaltete Gärten an Gutshäusern. Nach 1874 bemühte sich die Pächterfamilie F e n s c h um die Er weiterung der Gartenanlage im Stile englischer Landschaftsgärten. Dabei wurde die Nebel als gestalterisches Element einbezogen. Die geschwun gene Wegeführung, ein künstliches Hügelgrab sowie zwei Teiche sind in dieser Zeit entstanden. Ein Großteil der heute noch vorhandenen älteren Solitärbäume wurde in dieser Zeit ge zielt in die Parkanlage eingebracht. Eine geschwungene Holzbrücke führ te vom gärtnerisch stärker geprägten hausnahen Gartenteil in den Landschaftspark. Der schon um 1750 vorhandene Obstgarten blieb offen sichtlich bestehen. Noch heute sind uralte Kirschbäume mit großen Stammumfängen auf einer Rcstfläche vorhanden. Gebäude im Dorf Im Ortsteil Kieth befinden sich acht Wohnhäuser ehemaliger Landarbeiter (davon ein vierhischiger und ein zweihischiger Katen) und ein Schnitter wohnhaus. Die Mehrzahl der Tagelöh ner wohnte demnach in Kieth. Mit der Bodenreform sind 73 Neusiedlersteilen errichtet worden, überwiegend für die Wolhyniendeutschen. Ihre I Iäuser befinden sich in der Krakower Straße. Abb. 6 Ehemaliger Gutskaten in Kieth (2007) Former estate cottage in Kieth Abb. 7 Darstellung der heutigen Parkanlage Depiction of today’s garden 105 Nebenbetriebe und Besonderheiten Nach dem Stilllegen der Mühle in Kieth ist 1854 am Wasserlauf der Ne bel eine Mühle errichtet worden, er- Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb. Es bestanden auch eine Schmiede und eine Stellmacherei, die nicht extra ausgewiesen waren. Laut Lageplan befanden sie sich im Abb. 8 Die Ruine der ehemaligen Brennerei (2007) The remains of the former distillery (2007) w'eitert durch eine Ölmühle. Vermutlich erzeugte sie später elektrischen Strom für die Fabrikanlagen. Die Mühle wur de mit Turbinenantrieb bis 1962 ge nutzt. Mil der Auflösung der LPG Linstow 1973 und dem Übergang zum VEB KIM Hohen Wangelin wurde sie stillgelegt. Vermutlich wurde schon vor 1800 eine Brennerei errichtet. Nach dem Übergang in die Domänen wirtschaft erhielt sie 1875 völlig neue technische Anlagen und eine Woh nung fiir den Brennmeister. Es wurde auch eine Flockenfabrik (Herstellung von Kartoffelflocken) genannt. In den Zeichnungen ist ein leerer Raum über den Kesseln ausgewiesen, der ver mutlich wegen der Wärmenutzung hierzu vorgesehen war. Zeichnungen liegen vor. Die Anlage war bis in die Abb. 9 Woihynierhaus aus Holz in der Krakower Straße (2007) Wooden house of Volhynian ethnic German immigrant in Krakow Street (2007) Brennereigebäude oder im Wirt schaftsgebäude, wo sie wegen des Stromanschlusses untergebracht wa ren. Über das ganze Mittelalter haben sich die L i n s t o w e r als mecklenburgischer Uradel zielstrebig von ihrem Stammsitz ausgebreitet, gründeten das erste und zweite dänische Königshaus und nah men geachtete Positionen in der Ar mee und im Staatsdienst ein. Sie tru gen den Namen nach Schottland, Eng land und Frankreich. Zu ihnen zählten auch die Afrika-Reisenden D a v id und C h a r l e s L iv in g s t o n f (die englische Form von „ v o n L in s t o w “ ). Im Sommer 1993 wurde in Linstow ein W olhynier Umsicdlermuseum in ei nem wolhynischen Bauernhaus einge richtet, um das Schicksal dieser vor Abb. 10 Wolhynier Umsiedlermuseum Museum of Volhynian ethnic German immigrants. 106 ca. 160 Jahren in die Westukraine ausgewanderten Deutschen darzustellen. Abb. 11 Museumsscheune (2006) Barn of the museum Linstow has its name from an old noble family which first foundfed the estate and the village and domiciled hereunlil 1735. 1827 the estate became ducal property and fiefdom. 1903 it comprised 998 hectares. After the land reform 73 new settlers received arable land, among them displaced ethnic Germans from Volhynia. After the formation of agricultural co-operatives in the 1950s and 1960s the fanners from Linstow joined the large scale Operation o f Hohen Wangelin (“ VEG”). Today a family run agricultural business is in existence. The manor house probably originates from the first half o f the 19,h Century and is being renovated. The nearby village o f Kieth is characterized by eight estate cottages, formerly inhabited by day labourers. 6.31 Louisenfeld Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour Abb. 1 Giebelinschrift am Gutshaus (2004) Manor house gable inscription (2004) Das Dorf und das Gut Louisenfeld liegt nordwestlich von Grabowhöfe. Es ist heute ein sehr klei nes Dorf mit etwa 60 Einwohnern. Der Ort ist eine sehr späte Gründung und erst 1878 als Louisenfeld im Staatskalcnder genannt worden. Louisenfeld entstand als Vorwerk des Gutes Grabowhöfe. F r i e d r i c h II. G r a t v o n H a h n auf Remplin war seit 17 9 1 Lehnbcsitzer von Grabowhöfe. Er übertrug seinem Sohn Ferdinand nach dessen Heirat mit L o u i s e J o h a n n a H e d w i g v o n W o l f r a d t 1803 das neu eingerichtete Gut Grabowhöfe. Ferdi nand starb schon 1805. Die Witwe leb te weiter auf Grabowhöfe. Ihr Sohn G raf F r i e d r i c h W i l h e l m A d o l f H a i in auf Basedow übertrug ihr, die C a r l v o n Voss auf Kummin geheiratet hatte, 1832 das Gut Grabowhöfe mit der 18 16 erbauten Meierei Louisenhof (das war der ursprüngliche Name der Meierei) auf Lebenszeit zur Nutzung. Sie starb 1851. Den Namen hat der Ort vermut lich von dieser L o u i s e J o h a n n a H e d w ig Voß , verwitwete Gräfin H a h n , be kommen. Danach war M a x O t t o Abb.2 Das Gutshaus, das wieder zu Wohnzwecken genutzt wird. (2004) The manor house, again in residential use (2004) F ü r s t z u S c h a u m b u r c . - L ip p e über. 1936 wurden durch die Reichsumsiedlung die Güter Grabowhöfe, Baumgarten und Louisenfeld aufgesiedelt. In Louisenfeld wurden 13 Bauern ange siedelt und für sie z. T. abseits liegen de Höfe errichtet. Die Siedler kamen aus der Lüneburger Heide, Nieder sachsen und Ostfriesland, wo Trup penübungsplätze gebaut wurden. Ei nige Bauern hatten an ihren Häusern folgenden Spruch zu stehen: „Das Erbe der Väter, wir geben es her, zum Schutze der Heimat für Deutschlands Wehr.“ Den Resthof mit etwa 100 ha übernahmen Herr W ö r m a n n und Frau. Sie waren bis 1945 Eigentümer. Durch die Bodenreform wurde das Gut 1945 durch Neubauern aufgesiedelt. Sie be wohnten zum Teil das Gutshaus und bauten einige Stallteile zu Wohnun gen um. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Gutshof besteht heute noch als große rechteckige Anlage, an deren nördlicher Stirnseite das Gutshaus er baut wurde. Dem Gutshaus vorgela gert waren rechts ein Schweinestall (z, T. zu einem Wohnhaus umgebaut) und eine Scheune (nicht mehr vorhan- F rie d ric h W e rn e r A d o lf E r n s t G r a t Besitzer von Grabowhöfe. Er starb 1903. Die Familie des Grafen H a h n war bis zur Jahrhundertwende Besitzer des Hofes Louisenfeld. Da nach ging das Anwesen 1914 in das Eigentum von Fürst G e o r g z u S c h a u m b u r g - L i p p e und 1923 an A d o l f v o n H a i in Abb. 3 Der Gutshof Louisenfeld um 1940 Estate Louisenfeld around 1940 107 Abb. 4 Stallgebäude (2004) Stable building (2004) den) und links drei Ställe, von denen der erste ebenfalls zum Wohnhaus umgebaut worden ist. A uf den Funda menten des dritten Stalles wurde ein Wohnhaus errichtet. A uf dem Messtischblatt von 1880 ist auch noch ein Gebäude gegenüber dem Gutshaus als Abschluss des Gutsho fes vorhanden, so dass einmal eine geschlossene, rechteckige Gutsanlage bestand. Abb. 6 Ehemaliger Gutskaten (an der Straße), der für Siedler um gebaut wurde (2007) Former cottage estate, adapted for new settlers (2007) Gutshaus Das Gutshaus ist ein großes, einge schossiges Backsteingebäude, wel ches auf hohem Feldsteinsockel er richtet wurde. Auffallend ist auf der Vorderseite ein hoher leicht vorsprin gender Mittelrisalit, der bis zum Dach first reicht. Er ist reich mit Backsteinzierbändern ausgestattet, die sich um das ganze Gebäude herumziehen. Beide Giebelseiten und der Mittelrisalit sind unter dem Dach mit Arkadenfriesen ge schmückt. Der Mittelrisalit trägt die In itialen: „M.H. E.H. g. b. z. E. 1870“. Sie bedeuten: M ax H aiin - Emmy H ai in, Abb. 7 Winkelhof aus den 1930er Jahren (2007) Angular construction from the 1930s (2007) geb. z u E u l e n b u r g , Baujahr des Hau ses 1870. Der ursprüngliche Eingangs bereich auf der Vorderseite im Mittel risalit in Form einer Hochtreppe mit Terrasse ist nicht mein- vorhanden. Er wurde sichtbar zugemauert. Die Ein gänge befinden sich jetzt auf der Rück seite des Hauses. Ab 1953 wurde das Gutshaus an Einzelbesitzer verkauft. I leute gehört Abb. 5 Das Gutshaus um 1940 The manor house around 2004 108 es zwei Parteien. Es befindet sich in ei nem recht guten baulichen Zustand. Zum Gutshaus selbst gehörte nie eine Parkanlage, die Flächen hinter dem Gutshaus wurden seit dem Bau des Hauses als Garten genutzt. Louisenfeld in the middle o f the I9th Century emerged from a dairy-farm of the estate Grabowhöfe, owned by the von Hahn family o f Basedow. 1936 the major part of Louisenfeld was redistributed to new settlers from Lüneburger Heide, Lower Saxony and East Frisia. A core estate o f some 100 hectares remained which was expropriated in 1945 and redistributed to new settlers. The large estate court in part still exists today. The manor house, a one story brick construction from 1870, is now privately owned and used for residential purposes. 6.32 Marxhagen Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Marxhagen liegt nordwestlich von Waren an der Bundesstraße 108 in ei nem sehr schönen Endmoränengebiet. Der Ort ist eine relativ junge deutsche Gründung, denn er erschien erst um 1650 und war bis etwa 1830 Pertinenz von Ulrichshusen. 1649 wurde das Gut Ulrichshusen mit den Vorwerken Marx hagen und Moltzow an C a r l D i e t r i c h s o n R u t h verpfändet. So trat Marx hagen 1649 zum ersten Mal in einer Urkunde auf. R u t h starb kurze Zeit da nach. 1687 erwarb Freiherr v o n E r l e n k a m p das Gut Ulrichshusen mit Marx hagen als Pertinenz. Die Äcker aber la gen wüst und waren völlig mit Holz bewachsen. Bereits 1690 legte v o n E r l e n k a m p eine Glashütte auf seinen Gütern an, um Ackerland zu gewinnen. 1743 wurden zwei weitere Glashütten auf der Marxhägener Feldmark ange legt. Sic haben bis 1755 produziert. Durch diese Glashütten wird die Ent stehung des Dorfes Marxhagen we sentlich bewirkt worden sein. Ab 1776 war L ü d h c k e v o n M a l t z a il n wieder Besitzer der Güter Ulrichshusen mit der Pertinenz Marxhagen und Rambow. 1793 wurde Marxhagen in den Marti nilisten als H of Marxhagen genannt und war bis 1805 an M ic h a f .l s e n ver pachtet. Er beschäftigte einen Hollän der und Schäfer. Das deutet darauf hin, dass Marxhagen wohl weiterhin eine Meierei war, auf der bis 1805 aller dings zusätzlich ein Schreiber, eine Haushälterin, zwei Weber, 10 Tagelöh ner und zwei Hirten arbeiteten. Von 1805 bis 1819 waren die Gebrüder F r e u d e n f e l s die Pächter der Meierei. Sie erkannten die Bedeutung des Mer gels und führten die Anwendung als erste in Mecklenburg ein. Nach der Lehnssequestration der Maltzanschen Güter (1822-1823) erhielt A l e x a n d e r J o a c h im v o n M a l i z a n - M il i t s c h Ulrichshusen, Lupendorf und Marx hagen. Abb. 1 Das Gutshaus Marxhagen in den Jahren 1880/90 The manor house of Marxhagen in the years 1880/90 Pächter und Eigentümer waren: 1823-1826 M ü l l e r 1827-1830 B a r c k o w 1831-1837 A.C.L.Voß 1837-1839 F. F. A. E. S c h u s t e r 1840 H errm a n n F unk 1841 F r ie d r ic h v . H a h n 1841 - 1845 C a r l v . O e r t z e n 1845 -1881 Franz v on O ldenburg 1882 R u d o lf v . M altzan 1886 - 1895 Fr ie d r ic h v o n Z f. p e l in 1896-1904 C. v . M o s e n g e i l 1907 R udolf P robst 1910 - 1937 P a u l v o n E s c h e n b u r g 1937 - 1945 E r n s t G e h r k f . Ende des 19. Jh. wurde das Lehngut allodifiziert. Es umfasste ab 1853 bis 1945 etwa 640 ha. 1928 waren davon 210 ha Holzung. Der Tierbestand umfasste 40 Pferde, 160 Rinder und 120 Schweine. Nach 1945 erfolgte die Enteignung des Gutes. Die Neubauern bewohnten vorhandene Wohnungen, neue Häuser wurden nicht errichtet. Die sich gründende LPG war bis 1960 eigenständig und dann mit der LPG Moltzow verbunden. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Die sehr große Gutsanlage mit den verschiedenen W irtschaftsgebäuden lag im Rechteck vor dem Gutshaus. Heule befindet sie sich direkt neben der Bundesstraße. Sie war zu großen Teilen von einer Feldsteinmauer um geben, die in Teilen heute noch vor handen ist. Der Eingang von der Stra ße ist beidseitig von zwei großen Feldsteinställen, den ehemaligen Pfer deställen des Gutes, begrenzt. Von hier aus gibt es eine weiterführende Feldsteinmauer, die den Eingang durch Backsteinpfeiler markiert und si cher früher mit einem Tor versehen war. Die Ställe wurden 1831 und 1833 von A l b e r t Voß erbaut, wie die In schrift am Giebel „A.V. 1833“ aussagt. Abb. 2 Ehemaliger Pferdestall aus Feldsteinen (2007) Former stone stables (2007) Abb. 3 Das Kutscherhaus (2007) The coachman’s house (2007) Die Gebäude stehen heute leer und sind ungenutzt. Es beginnt der Verfall. Diesen Ställen gegenüber steht noch ein kleineres aus Feldsteinen erbautes Haus, das ehemalige Kutscherhaus, welches gut erhalten ist und als Wohn haus genutzt wird. Nach Norden wird 109 der Gutshof von zwei noch vorhande nen Viehställen und dem ehemaligen Schweinestall (z. T. zum Wohnhaus umgebaut) begrenzt. Weitere große Ställe, später errichtet und umgebaut, sind im hinteren Hofbereich vorhan den. Gutshaus und Park Das vorhandene G utshaus wurde 1853 auf dem Keller und den Gewöl ben eines Vorgängerbaus errichtet (dk V e e r 2006). Es ist ein eindrucksvoller, auf einer Anhöhe gelegener heller Backsteinbau in romantisch-histori Hinter dem Gutshaus liegt ein größe rer Landschafts-Park, welcher Mitte des 19. Jh. entstanden ist. Der über wiegende Baumbestand stammt aus Unterpfianzungen im 20. Jh. Das Wegesystem ist nur noch in Ansätzen erkennbar. Von der Westspilze des Parks hat man wunderschöne Sicht beziehungen in die sich anschließen de Moränenlandschaft. Durch fehlende Pflege besitzt der Park Waldcharakter. Am Rande des Parks auf einer begin nenden Höhe zwischen Gutshaus und dem Kutscherhaus befindet sich ein aus Feldsteinen errichteter Eiskeller. Abb. 4 Das Gutshaus im Jahr 2004 The manor house in 2004 schen Formen. Übereinem unregelmä ßigen Grundriss mit einem hohen Kellergeschoss aus exakt behauenen Feldsteinen erhebt sich das bis zu dreigeschossige Gebäude, welches durch mehrere Türme und Zinnen an Stilformen der englischen Tudorgotik erinnert. Auf der Vorderseite befindet sich ein erhöhter etwas vorgebauter Treppenaufgang mit zwei Eingangstü ren mit Rundbogen. Über diesen Rund bogen befindet sich auf jeder Seite ein Wappen. Rechts neben dem Eingang auf dem ersten turmartigen Vorbau im Bereich der oberen fünf kleinen Fens ter ist das mittelste als Tafel gestaltet und hat folgende Inschrift: „Erbaut / durch / F. E. von Oldenburg / im / Jah re des Herrn / 1853“. Architekt war der im mecklenburgischen Staatsdienst stehende T h e o d o r F r i e d r ic h K r ü c . e r , der auch das Gutshaus in Moltzow entworfen hat ( d e V e e r 2006). Seit 1994 ist das Gutshaus im Privatbesitz. Es wird für Wohnzwecke mit Ferien wohnungen genutzt. Am Gebäude selbst ist baulich bisher wenig Er kennbares geschehen. 110 Gebäude im Dorf A uf der DVK von 1756 besteht Marx hagen aus zwei Ortsteilen, die vonein ander getrennt erscheinen. Südlich liegt der Gutsbereich, der aber noch völlig anders aufgebaut ist als der Gutshof aus dem 19. Jh. Der nördliche Gebäudekomplex am Rande eines Tei ches könnte der Standort der bereits um 1704 genannte Meierei Maxhagen sein, die den Beginn des Ortes darstellt. Ein langes Feldsteingebäude, welches heu te als Wohnhaus für zwei Familien ge nutzt wird, sehr schön auf einer beacht lichen Höhe gelegen, könnte noch aus dieser Zeit stammen. Der Schmiede geAbb.5 Feldsteinkaten (2007) Stone cottage (2007) genüber standen drei Gutskaten, von de nen noch zwei vorhanden sind, aber in zwischen völlig verändert wurden. Nebenbetriebe und Besonderheiten Eine neu eingerichtete Meierei zu Marx hagen lag weit außerhalb des Ortes nach Osten am westlichen Rande des großen Waldgebietes „Panschenhagen“. Sie wird etwa um 1850 entstanden sein und bestand bis 1909. Letzter Pächter war die Familie K a r l und S o p h ie S e n k p i e h l . Sie betrie ben vorwiegend Viehwirtschaft. Da die Meierei die Jagdinteressen des Grafen H a h n aus Basedow störte, wurden die Pächter wegen zu hoher Pacht zur Auf gabe des Gehöftes gezwungen. Dieses blieb dann unbewohnt und verfiel. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wurde aufgeforstet. 1831 wurden zum Gut gehörende Kalk brenner, Ziegler und Kohlenschweler er wähnt. Zum Gut gehörten fast ständig eine Kalkbrennerei in den Kalkberger Tannen, eine Ziegelei und eine Schmiede. Die zum Gut gehörende Pachtschmiede war historisch sehr wertvoll und wurde Anfang der 1960er Jahre nach Alt Schwerin ins Agrarhistorische Museum umgesetzt. Abb. 6 Schmiede Marxhagen Smithy Marxhagen Marxhagen is a relatively recent German settlement from the mid 17th Century. Until 1830 it served as dairy farm to the estate of Ulrichshusen and subsequently developed into an independent estate comprising some 640 hectares with numerous owners and tenants. The 19,h Century estate complex was quite large and surrounded by a wall o f stone. Today two rather dilapidated stone stables remain and the Tudor style manor house o f 1853. 6.33 Medow Landkreis Parchim Amt Goldberg-M ildenitz F. Beckendorff Das Dorf und das Gut 1310 hatte der R i t t e r v o n B r ü s e w i t z , dem mehrere Orte der Umgebung ge hörten, das D orf Medow dem Kloster Neuenkamp verkauft (MUB 3419). Für den slaw ischen Ortsnamen gibt es zwei Deutungsvarianten: Es ist entwe der die Stätte, an der es Honig oder ein Gewässer gibt. Beides ist denkbar, liegen doch im östlichen Teil der Feld mark der kleine und große Medower See. Um beide gab es öfter Streit we gen der Fischereirechte, auch um Ab gaben und Dienste der Medower Bau ern zwischen dem Kloster und dem Fürsten. 1455 veräußerte Neuenkamp seine Besitzungen um Goldberg an die Herzöge von Mecklenburg. Vordem Dreißigjährigen Krieg sollen in Medow- 10 Bauern und 3 Kossäten be heimatet gewesen sein. Im Krieg war das D orf so gut wie menschenleer geworden, denn Auswärtige bearbeite ten die Ländereien. Der danach einge richtete Bauhof wurde später zur Do mäne, die 175 1 von dem Beamten J u l i u s B u c h i i o l z verwaltet wurde. Pächter waren: 1790 Amtmann W ü s t h o f f 1813 - 1831 F r i e d r i c h D ö i in und seine Erben 1831 -189 2 F r i e d r i c h S t e f f e n und Nachkommen 1994 C a r l M ö h r in g 1902 W il h e l m S c h n e id e r 1906 F r ie d r i c h B o e c k m a n n 1913 H e in r ic h T r o s t 1928-1935 I.C. B ö b s 1843 war Medow ein „beträchtlicher H of mit 119 Einwohnern nebst einer Ziegelei“, der „trefflichen Acker und eine feine Schafzucht“ hatte. Es liege „am Fuße einer Höhe, die eine freund liche Ansicht der nahen Stadt gewährt“ ( H e m p e l 1843). 1903 hatte das Gut eine Größe von 528 ha (Staats kalender 1903), dazu gehörten auch Wasserflächen. I. C. Böbs musste wegen einer Ge Abb. 1 Das Gutshaus in den Jahren 1880/90 The manor house in the years 1880/90 richtsverhandlung, in der er gegen den späteren NSDAP-Gauleiter H i l d e b r a n d t ausgesagt hatte, 1935 Medow verlassen, weil es zur Auf siedlung vorgesehen sei. Die wurde 1935 durch die Bildung von sechs Siedlungen und einen Resthof von fast 70 ha realisiert. Von den 520 ha er warb die Stadt Goldberg bis 1939 etwa 288 ha zur Anlage der Kleinsiedlung Rummelsberg und die Gemeinde Diestelow 111 ha. Der Resthof wurde 1945 an Neusiedler verteilt. Seit 1950 ist Medow ebenfalls Teil der Stadt Goldberg. den abgerissen. Infolge des Straßen baus ist die ursprüngliche Struktur des Wirtschaftshofes nicht mehr zu erkennen. Während die „Chaussee“ Goldberg-Lübz 1862 um das Gut her umgeführt wurde, durchschnitt man in DDR-Zeiten den Gutshof zur Begradi gung der heutigen L 17, wie die Abb.2 zeigt. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Von den ehemaligen Wirtschaftsge bäuden stehen noch vier, die aus zw-ci ehemaligen Ställen zu Wohnungen umgebaut wurden. Die übrigen w ur Abb.3 Umgebautes Wirtschaftsgebäude (2007) Converted estate building (2007) Abb. 2 Heutiger Straßenverlauf auf dem MTB 1882 Today’s pattern of roads on the ordinance map from 1882 111 und Domänenpächter den Bau einer Feldbahnstrecke von Medow bis zur neuen Zuckerfabrik in Liibz zum ratio nelleren Transport der Zuckerrüben. Noch im gleichen Jahr war die Trasse eines 600 mm breiten Schienenweges im oder neben dem Sommerweg der Straße fertig gestellt. Abb. 4 Das ehemalige Gutshaus im Jahr 2007 The former manor house as of 2007 Gutshaus Der Standort des Pächterhauses ent spricht nicht dem üblichen Gutshoftyp. Es befand sich fast an der Nordostecke des Wirtschaftshofes. Das Gutshaus in seiner jetzigen Form ging aus einem Fach werkbau in Bauernhausform aus dem Anfang des 18. Jh. hervor ( du V k er 2006). Dem zehnachsigen Bau wurde zu Beginn des 20. Jh. auf der Hofseite eine Veranda vorgesetzt. Aus dieser Zeit stammt offenbar auch der Putz. Die Vorder- und Rückseite ist durch zweiachsige Risaliten gegliedert. Bemerkenswert erscheint der unter schiedliche Fensterschluss an den Ge bäudeteilen, der aus Umbauten zu ver schiedenen Zeiten herrührt. Nordwest lich des Gutshauses wurden die tiefer liegenden Flächen als Nutzgarten mit Obstwiese genutzt, was in Resten auch heute noch erkennbar ist. Gebäude im Dorf Die ehemaligen Gutskaten wurden bei der Aufsiedlung 1935 für je zwei Famili en ausgebaut und durch Stall und Scheune ergänzt. Diese Siedlungen fin den w'ir östlich des ehemaligen Guts hofes. 112 Abb. 5 Umgebauter ehemaliger Gutskaten (2007) Converted former estate cottage (2007) Nebenbetriebe und Besonderheiten Eine Ziegelei war 1757 eingerichtet worden und bis 1860 in Betrieb. Sie lag im Medower Holz und wurde von den Gutspächtern D ö h n und S t e f f e n bzw. ihren Naehkommen mit betrieben. Zu Zeiten der S t e f f e n 'sehen Pächter gehörte auch die Fischerei auf dem Medower See sowie ein nach dem Bau der heutigen L 15 Crivitz - Goldberg errichtetes Chausseehaus mit zeitwei lig darin betriebener „Schankwirtschaft“ zu den Pachtgegenständen des Gutes. 1898 beschlossen die an der Straße Goldberg-Lübz liegenden Gutsbesitzer The location which became part of the city o f Goldberg in 1950, since 1310 was a peasant village which, after the Thirty Years War, for lack of inhabitants, was converted into a ducal estate, leased out since the 18th Century. The estate comprised some 520 hectares. ln 1935, part of the estate was redistributed and, in 1939, 244 hectares w?ere ceded to the city of Goldberg in order to enable the establishment of the newr small settlement of Rummelsberg. The remainder was redistributed to newr settlers after 1945. The original estate court today is being crossed by country road L 17. 6.34 Mestlin mit Vimfow Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz F. Beckendorff, G. Peters Das Dorf und das Gut „Mustelin“ muss seinerzeit eine ge wisse zentrale Bedeutung gehabt ha ben, denn es trafen sich 1312 der Kö nig von Dänemark und der M a r k g r a f W a l d h m a r v o n B r a n d e n b u r g hier. 1317 war es J o h a n n v o n W e r l e mit weiteren Herren. Zwischen den da mals existierenden Städten Schwerin und Goldberg sowie Parchim und Sternberg gelegen, dürfte M estlin die Funktion einer „Brücke“ ausgeübt ha ben. denn das ist die Bedeutung des slawischen Ortsnamens. Die adlige Familie G u s t e v e l hatte das aus 20 bis 30 Bauernhufen bestehende D orf zu Lehen. Zwischen 1448 und 1461 übereigneten sie cs dem Kloster Dobbertin. Im Drei ßigjährigen Krieg war „Mestelin biß auf etzliche wenig Häuser biß auf den Grund abgebrandt“ ( P e t e r s et al. 2001). Zw ölf Bauern siedelten sich nach dem Krieg wieder an, doch konn ten 15 Hufen nicht wieder besetzt wer den. Diese wurden dem schon beste henden H of zugeschlagen. Bis 1832 bestanden der Hof, der zunächst von Verwaltern, später von Pächtern gelei tet wurde, und Bauern nebeneinander. Im Zuge der Vererbpachtung wurden die 12 Mestliner Bauern 1833 in neu eingerichtete Ausbauten umgesiedelt und als Erbpächter der Nachbarge meinde Ruest zugcteilt ( P e t e r s et al. 2001). Damit wurde Mcstl in mit etwa 1000 ha ein reines Klostergutsdorf. Entsprechend erhielten die Gebäude eine andere Funktion bzw. wurden er neuert, z. B. nach dem Ersten Welt krieg 15 Landarbeiterhäuser. A uf der Feldmark des bereits vor 1450 wüst gewordenen Dorfes Hohen Augzin ließ das Klosteraml ab 1767 ein Vorwerk einrichten. Es erhielt den Namen Vimfow, der einer Sage zufolge keine etymologische Wurzel hat, son dern willkürlich gebildet wurde. Im Lauf der Jahre kamen zum Gutshaus sechs Wirtschaftsbauten und vier Tagelöhnerkaten hinzu. Verwalter bzw. Pächter des Mestliner Gutes mit Vimfow waren: 1650-1674 H ans B randt 1674-1703 1703 -1 7 1 2 Jacob J anentzky Sohn Jacob B randt 1 7 1 2 -1 7 1 5 L orenz F rahm 1715-1725 Schwiegersohn H ans J o a c h im S c h w a r z 1725-1728 S preck els 1728 -1 7 3 0 H a g e m e is t e r , danach L a n g i io f f 1730- 1736 Verwaltung durch das Klosteramt 1736-1743 1743-1747 G r a ( e)ffe 1747-1760 J o h a n n F r ie d r ic h C laus E vert M enck 1 7 6 0 - 1767 C h r is t ia n F r i e d e r ic ii 1767 -1801 J o h a n n G r e g o r iu s 1801 -1 8 4 6 C a r l F r ie d r ic h S a u e r 1846-1861 C arl J. A. 1 8 6 1 -1 9 1 7 1917 - 1945 H ans D f.hn s B aade M ühlenbruch kohl K re y BERNHARD B erckem eyer Vimfow wurde von 1861 bis 1869 als eigenständiges Gut an R u d o l f J ü r g e n s verpachtet. Danach gehörte es wieder zu Mestlin. B. B e r c k e m e y e r hatte seit 1906 auch Weisin gepachtet und 1936 das elterliche Gut Groß Thurow gekauft (vgl. G. B ei im 2004). Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Mestlin zunächst „Landesgut“ und diente der Versorgung der sowjeti schen Besatzungstruppen. 1947 er folgte die Bodenreform auch hier und war für die Ansiedlung von etwa 80 Neubauern und 20 Handwerkern vor gesehen, in Vimfow von 36 Bauern und drei Handwerkern. A uf Grund der eisenbahnfernen Lage nahe der Kreu zung der Straßen Crivitz-Goldberg und Parchim-Sternberg besaß Mestlin ne ben den zum Gutsbetrieb erforderli chen Einrichtungen weitere Hand werksbetriebe und zwei Gaststätten. Diese Besonderheit bewog die DDROrgane dazu, den Ort nach der LPGBildung, bei der Mestlin eine gesteu erte Vorreiterrolle übernahm, zu einem zentralen „Beispieldorf ‘ umzugestal ten. Ein zentraler Platz südwestlich des alten Dorfkerns wurde umbaut mit Läden, Verwaltungs- und Wohnge bäuden, Kindergarten, Zentralschule, Kulturhaus und Land ambulatorium. Nach 1990 verloren die meisten dieser Bauten ihre ursprüngliche Bestim mung und wurden umgenutzt oder Abb. 1 Das Gutshaus Mestlin m it der Stellmacherei (vor 1918) The Mestlin manor house and cartwright's house (pre 1918) 113 stehen z. Zt. leer. Bemühungen zu ei ner sinnvollen Verwendung des über dimensionierten Kulturhauses schlu gen bisher fehl. Zur Zeit werden die Nutzflächen vor wiegend genossenschaftlich bewirt schaftet. Abb. 4 Der Ort Vimfow um 1890 The locality of Vimfow around 1890 Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Das ursprüngliche Dorfbild von Mestiin ist nur noch in Teilen erkenn bar ist (vgl. Abb.3). Da der letzte Pächter B e r k k m e y e r nicht dort wohn te, nutzten ein Inspektor bzw. Ver wandte des Pächters das Gutshaus. Zwei Karten aus dem zweiten Teil der Mestliner Chronik zeigen die bauli chen Veränderungen in Vimfow zwi schen 1890 und 1948. ■ G K Abb. 5 Der Ort Vimfow um 1948 Vimfow around 1948 Wohngebäude Gutshaus Katen Abb. 3 Mestiin um 1940 Mestiin around 1940 Crivitz Das Gutshaus von Mestiin wurde nach einem Brand 1876 und nochmals Anfang des 20. Jh. umgebaut. Wegen der Nutzung als Schule gab es nach 1945 weitere Veränderungen. Das Guts haus besteht heute aus drei eigenstän digen Gebäuden. Das Haupthaus ist ein großer, eingeschossiger Ziegelbau über einem hohen gemauerten Keller. Es besitzt ein Satteldach. An seiner rückwärtigen Mitte bindet ein zwei Scheune 114 Wirtschaftsgebäude Q oldberg Gutshäuser und Parks Abb. 2 Der Speicher in Mestiin The storehouse in Mestiin □ geschossiger Ziegelbau an. In der Flucht der östlichen Giebelseite exis tiert nochmals ein eingeschossiger Anbau, in dem sich der Eingang befin det. Das Haupthaus und der hintere Anbau besitzen übergiebelte Risalite ( d l V f . e r 2 0 0 6 ) . Ein kleiner P ark am Gutshaus musste nach 1945 einer Be bauung weichen. Das Gutshaus in Vimfow wurde nach einer Inschrift am nordwestlichen Querbau 1859 errichtet, kurz bevor man das Vorwrerk als getrenntes Gut verpachtete. Das Gutshaus ist ein Hförmiger Bau, bei dem der Mitteltrakt neun Achsen besitzt. Der Backstein bau über einem Feldsteinsockel trägt ein Satteldach. Der axiale Eingang im Mitteltrakt wird durch einen Frontispiz, durch von Türmchen ge krönte Pilaster und den stark profilier ten Giebel betont. Das mittelalterliche Erscheinungsbild wird auch durch das Auskragen der Ziegelschichten an den Gesimsen hervorgerufen. Die Wandflächen werden durch Lisenen auf „Postamenten“ rhythmisch geglie dert. Die Giebel der Querbauten korres pondieren in ihrer Gestaltung mit dem Giebel des Einganges. Das Gutshaus Abb. 6 Das Gutshaus Mestlin (2007) The Mestlin manor house (2007) entstand an der Ostseite des Hofes als Neubau. Vom Wirtschaftshof dis tanzierte es sich durch die Linden da vor. Nach 1945 wurde das Haus in drei Wohnungen unterteilt. Es existieren noch zwei Linden, ein Teich und Reste eines kleinen Landschaftsparks, der wohl zusammen mit dem Neubau ent stand ( df V ber 2006). Gebäude im Dorf Außer den noch bewohnten, verhält nismäßig neuen Tagelöhnerkaten in der Goldberger und Fritz-Rcuter-Straße Mestlins sind fast alle Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. A uf dem Gelände des Gutshofes etab lierte sich die Maschinen-Traktorenstation mit ihren Maschinenhallen, Werkstätten, einigen „Wohnblocks“ für MTS-Mitarbeiter und sonstigen Ge bäuden. Das Beispieldorf wurde ab 1952 zwischen dem alten Dorf und den inzwischen vorwiegend „Am Felde“ etwas westlich begonnenen Neusicdlerhöfen erbaut. Auch Vimfow erhielt mehrere Neu bauern häuser, LPG-Hauswirtschaften und nach 1990 moderne Wohnhäuser. An der Landesstraße stehen die ehe maligen Gutskaten. Abb. 8 Ehemaliger Gutskaten in Mest/in (2003) Former estate cottage in Mestlin Abb. 7 Das Gutshaus Vimfow (2007) The Vimfow manor house (2007) Nebenbetriebe und Besonderheiten Ein großes Gut wie Mestlin besaß seit frühen Zeiten Nebenbetriebe. Bereits 1748 w areine W indm ühle vorhanden, die um 1830 durch eine Bock windmühle ersetzt wurde. Sie brannte 1945 nieder. Schon früh bestand in Mestlin eine Ziegelei, die im Dreißig jährigen Krieg zerstört wurde. Mindes tens zwischen 1747 und 1772 wurdeeine weitere Ziegelei nachgewiesen. Nach deren Stilllegung richtete das Klosteramt 1868 nordöstlich des Ortes eine neue ein. Sie erhielt 1901 einen neuen Ringofen und war bis 1964 in Betrieb. Abb. 9 Mest/iner Bockmühle und Sand grube (vor 7945) Mestlin’s wind mill and sand pit Abb. 70 Ehemaliger Gutskaten in Vimfow (2007) Former estate cottage in Vimfow Abb. 77 Die ehemalige Schmiede The former smithy Mestlin, at the Crossing o f two long dislance roads, was owned by the noble Gustcvel family and had temporarily been leased out, until 1461, to cloister Dobbertin. Free farming and estate management existed side by side until, in 1833, 12 farmers were forced to move to Ruest, which made Mestlin a pure leasehold estate property o f the cloister, later of the province of MecklenburgSchwerin, comprising some 1000 hectares. Redistributed during the land reform in 1947, Mestlin, after formation o f the agricultural cooperative (“LPG”), was developed into a kind of „model village“, as some over-dimensioned buildings still demonstrate today. Even so, some remains o f the former estate installations can still be detected both in Mestlin and its former appurtenant structure o f Vimfow. 115 6.35 Moltzow Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Moltzow liegt an der B 108 zwischen Waren und Teterow. Es ist ein recht al tes Dorf, denn es wurde in einer Ur kunde von 1371 erstmalig genannt. Moltzow war damals wohl Pertinenz von Rothenmoor. J o h a n n , F ü r s t v o n W k r l e , verpfändete seine landesherr lichen Rechte an Moltzow an U l r ic h M a l t z a n und seine Erben. Die M a l t z a n 's, aber auch andere Adels geschlechter, hatten Eigentum im Dorf. 1620 war B e r n d L u d o l f M a l t z a n allei niger Besitzer von Ulrichshusen und erwarb 1623 und 1634 das Dorf Moltzow und dessen ganze Feldmark dazu. Moltzow wurde Vorwerk von Ulrichshusen. Nach dem Dreißigjähri gen Krieg lagen die Felder brach und der Ort wrar verwüstet. 1649 wurde Ulrichshusen mit den Vor werken Moltzow und Marxhagen an C a r l D ie t r ic h R u t h verpfändet. 1682 war Moltzow' Pfandbesitz von Baron v o n E r l e n k a m p . 1762 gelangte das Dorf wieder in den Besitz derer v o n M a l t z a n . Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit in Moltzow ein Gut ent stand. 1775 erbte C o r d J a s p a r F e r d i n a n d F r e ih e r r v . M a l t z a n von seinem Vater die Güter Grubenhagen, Rothenmoor mit Dahmen und Sagel, Großen Luckow mit Barz, Ulrichs husen mit Rambow, Moltzow und Marxhagen. 1815 wurde er im Duell getötet und da er keine Erben hinter ließ, kam es von 1816 bis 1822 zur Lehnssequestration. Rothenmoor mit Dahmen und Sagel erhielt F r i e d r i c h M a l t z a n auf Peckatel. Rambow wrnrde von Ulrichshusen getrennt und den Besitz Moltzow mit Rambow und llkensee erhielt sein Bruder Adolf. Dieser überließ seinen Anteil gegen eine Kapitalabfindung F r i e d r i c h M a l t z a n auf Peckatel, der seinen Wohnsitz nach Rothenmoor verlegte. Seine acht Söhne erhielten Güter sei nes großen Besitzes. 116 Abb. 1 Das Gutshaus in den Jahren 7880/90 The manor house in the years 1880/90 1850 bekam sein jüngster Sohn Wil helm das Gut Moltzow mit Rambow und llkensee. Dieser begann sofort mit einer intensiven Bewirtschaftung seines Besitzes. Er hatte in Bad Doberan die 15-jährige A d e l h e id v o n O e r t z e n kennen gelernt und sich in sie verliebt, musste aber auf Wunsch ihrer Eltern noch einige Jahre mit der Hochzeit warten. Das Gut in Moltzow' war in sehr schlechtem Zustand. Das Wohnhaus war alt und ärmlich, mit Strohdach und gestampftem Lehm fußboden versehen. Die übrigen Ge bäude des Gutes, Kuhstall, Schweinestall, Schafstall, Pferdestall und Scheune, w aren ebenfalls zu erneuern. So begann er sofort mit dem Neubau eines Gutshauses, welches 1852 fertig wurde. Am 4.5.1852 fand eine Doppel hochzeit statt, Wilhelm heiratet A d e l h e id v o n O e r t z e n und sein Bruder Fritz Adelheids Schwester. Einige Mo nate später zogen sie in das neu er baute Haus ein. W il h e l m M a l t z a n hat aber auch für die Moltzower Begüterung viel getan. Er ließ die Wirtschaftsgebäude in ei nen ansehnlichen Zustand versetzen und eine große, massive Scheune er richten. Außerdem legte er einen Park und einen Wirtschaftsgarten an. Für die Landarbeiter wurden neue Woh nungen gebaut und er ließ die baufäl ligen Katen in llkensee, in denen Gutsarbeiter wohnten, durch neue Häuser in Moltzow ersetzen. W i l h e l m starb 1862 nach zehnjähri ger Ehe und hinterließ vier Kinder. Sei ne Frau führte die Bewirtschaftung des Besitzes w eiter. Von 1880 bis 1933 übernahm ihr ältester Sohn Wilhelm Friedrich August Julius das Gut. Bis 1945 war es dann F r i e d r i c i i - F I e l m u t h v. M altzan C arl C urt von M a ltza n . Das Gut hatte 1933 eine Größe von 1317 ha. 1934 wurden wiegen Verschul dung 500 ha nach Dahmen und Klocksin verkauft. Der Viehbestand setzte sich aus 56 Pferden, 160 Rin dern, 600 Schafen und 450 Schweinen zusammen. 1945 wurde das Gut ent eignet und aufgesiedelt. 1953 gründe te man die erste LPG. 1965 erfolgte ein Zusammenschluss mit der LPG Marx hagen und 1972 wurde die KAP Lupendorf gebildet. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Der Gutshof von Moltzow liegt in öst licher Richtung vom Gutshaus. Er be steht jetzt aus einem sehr breiten be tonierten Hofgelände, an dem nach Norden die Stallanlagen liegen. Von den Wirtschaftsgebäuden des Gutes ist kaum noch etw'as erhalten geblie ben. Ein 1892 erbauter Speicher auf der linken Seile am Ende des Gutsho fes ist das einzige alte Gebäude. Die heutigen dort vorhandenen Ställe sind durchweg neue Gebäude. Abb. 2 Der ehemalige Speicher aus dem Jahr 1892 (2004) Former storehouse from 1892 (2004) Abb.3 Ausschnitt aus dem MTB um 1880 Extract from ordinance map of 1880 Gutshaus und Park Das repräsentative G utshaus wurde von 1850 bis 1852 nach den Plänen des Schweriner Baurates T. K r ü g e r er baut. Es ist ein zweigeschossiges Backsteingebäude aus gelben Ziegeln über einem hohen Sockelgeschoss aus sauber behauenen Feldsteinen, dessen vier einzelne Teile unter schiedlich hoch sind. An den mit Zin nen bekrönten Eck- und Treppen Seiten umgibt. Er nutzte dazu den al ten Baumbestand des heute ca. 250jährigen Parks. Neben sehenswerten alten Blutbuchen, Winterlinden und Rosskastanien wurden eine Reihe dendrologischer Besonderheiten um 1880 in den Park gepflanzt, unter an derem Weideneiche, Sumpfeiche und Trompetenbaum. Der von w under schönen Rosskastanien gesäumte Weg zum Friedhof, der Teich am nord östlichen Ende des Parks und der Übergang in die freie Landschaft sind bewusst in die Parkgestaltung einbe zogen worden. Der hohe Stellenwert des Parks beim damaligen Besitzer lässt sich auch aus der Anlage des Gutsgartens mit eigener Gärtnerei ab lesen. Nach 1945 wurde das Gutshaus als Verwaltung, kommunale Einrichtung und zu Wohnzwecken genutzt. Seit 1995 wurde ein Nachkomme aus der türmen erkennt man Stil formen der englischen Tudorgotik. Die einzelnen Bauteile, die farblich sehr unterschied lichen Granitquader, die mit roten Zie geln gerahmten Öffnungen, Regen leisten und Friese erzeugen eine maleri sche Vielfalt des Gebäudes. Nach der Fertigstellung des Gutshau ses ließ W i l h e l m v o n M a l t z a n hinter dem Gebäude einen LandschaftsP a rk anlegen, der das Haus von drei Abb. 4 Das Gutshaus 2004 The manor house in 2004 Abb. 5 Das Gutshaus 1949 The manor house in 1949 Familie v o n M a l t z a n wieder Besitzer des ehemaligen Gutes Moltzow und betreibt Landwirtschaft. Er hat das Gutshaus renoviert und w'ieder zu sei nem Wohnsitz gemacht. Gebäude im Dorf An der Dorfstraße, die zum Gut fuhrt, stehen noch Häuser, die nach 1850 als Katen erbaut wurden. Inzwischen sind sie stark umgebaut, renoviert und mo dernisiert worden. Den Abschluss die ser Häuserreihe bildeten zwei Ställe (Pferde- und Schw'einestall), die von den Bewohnern dieser Häuser ge 117 meinsam genutzt wurden. Der hintere Pferdestall (hinter der Feuerwehr) ist noch vorhanden. Bemerkenswert ist noch ein Feldsteinhaus am Ortsaus gang an der Straße nach Rambow. Es ist ein fast vollständig aus Feld steinen erbautes Gebäude, dessen Fenster und Türen mit Klinkern eingefasst sind. Es wurde wahrschein lieh auch nach 1850 als Katen für Gutsarbeiter erbaut. Von dem nach 1852 angelegten Park führt eine sehr schöne Kastanienallee zu einem kleinen auf einem Hügel ge legenen Friedhof. Dieser wurde nach dem Tode von W i l h e l m v o n M a l t z a n 1862 von seinem Sohn angelegt, um den Vater als ersten hier zu begraben. Der Friedhof ist von einer Backstein mauerumgeben. Ein Glockenstuhl vor dem Eingang trägt eine 1863 gegosse ne Glocke, die W i l h e l m v o n M a l t z a n Abb. 6 Dorfstraße m it ehemaligen Gutskaten (2004) Village road with former estate cottage (2004) gewidmet ist. Zum Gut gehörte auch ein großer G uts garten, der sich südlich der Gutsanlage hinter der ehemaligen großen Scheune befand und von einer Fcldsteinmauer umgeben war. Die Mauer am Ende der Dorfstraße mit dem ehemaligen Gärtnerhaus war die Begrenzung des Gartens. Der Eingang mit großem Tor befand sich zwischen dem Eckhäuschen und der Scheune. Abb. 8 Das Gärtnerhaus am Gutsgarten (2004) Gardener’s house adjoining the estate garden (2004) Nebenbetriebe und Besonderheiten Für 1837 bis 1840 wurden eine Kalk brennerei und ein Kohlenschweler für Moltzow genannt. Zur Mitte des 19. Jh. gab es außerdem eine W indm ühle mit Schankwirtschaft. Zum Ende des Jh. existierte eine Schmiede mit Krug und auch eine Ziegelei. Die weit vom Ort entfernte Ziegelei befand sich an der alten Plau-Malchiner Landstraße, die gegen 1880 noch vorhanden war. Abb. 9 Die Moitzower Schmiede 1946 The Moltzow smithy 1946 Abb. 7 Kastanienallee zum Friedhof (2004) Chestnut avenue to cemetery 118 Moltzow' was first documented in 1371. Since those times the noble family von Maltzan played a decisive role as owner and landlord. The estate probably developed in the second half of the 18lh Century. It had its heyday after 1850 when Wilhelm von Maltzan rebuilt numerous estate buildings and also the manor house in Tudor style. Until 1933 the estate comprised some 1,300 hectares. In 1945 it was expropriated and partitioned. Today a descendant of the von Maltzan family operates parts of he former estate grounds and resides in the restored manor house. 6.36 Mühlenhof Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz H. Aisleben, F. Beckendorff Das Dorf und das Gut „Der alte M ühlenhof... soll seinen Nahmen von einer Wasser Mühle ha ben, die da selbst gelegen.... Wie alt aber dieser H of sey, und von wem er bewohnt worden, daß ist durch die Länge der Zeit unbekandt gewor den...“ ( B u c h i io l 7. 1786). 1428 wurde M ühlenhof erstmals urkundlich er wähnt, weil H e r m a n n H a g h n o w „den wüsten M ühlenhof ‘ dem Kloster Dobbertin verkaufte, in dessen Besitz er zunächst als Meierhof von Mestiin, seit 1747 als eigenes Pachtgut blieb. Durch die Einrichtung einer Glashütte im Osten der heutigen Feldmark, die von 1746 bis 1760 betrieben wurde, gab es zeitweise zwei Höfe, wovon ei ner die Glashüttenmeister beherbergte und der andere vom Kloster neu auf gebaut wurde. Pächter war zunächst der Glashüttenbesitzer D r o s t v o n M ü l l e r , der ihn von seinen „Glase meistern“ mit bewirtschaften ließ. Als weitere Pächter folgten: 1760 A. v o n D r ie b e r g 1762 H . F. v o n P l c s s e n , 1764 J. W. C o w a l s k y 1773 N . H in z 1774 G H olsten 1810 H am ann 1850 S l'ENDER 1865 C abell 1893-1945 F l in t und Sohn Das Gut halle 1928 eine Größe von ea. 393 ha. Nach der Aufsiedlung 1945 wurde der Acker ab den 1950er Jahren von einer LPG bewirtschaftet. Zurzeit gehört die Feldmark zur Augziner Marktfrucht e.G. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude 1818 besaß das Gut u. a. vier Ställe und zwei Scheunen. Ein „Milchenhaus“ enthielt neben Räumen zur Milch verarbeitung weitere Gelasse und den Kornboden. Von den Wirtschaftsge bäuden sind durch einen Brand und die Abb. 4 Das leer stehende Gutshaus (2007) The vacant manor house (2007) Abb. 1 Plan des Gutshofes um 1820 (BV) Layout of estate on fire insurance Abb. 5 Ehemaliger Gutskaten (2007) Former estate cottage (2007) Kindergarten und ein Versammlungs raum. Seit dem vor einigen Jahren er folgten Verkauf steht es leer. Hinter dem Gutshaus gab es einen kleinen, heute kaum noch erkennbaren, Guts garten mit sehenswerten alten Buchen Abb. 2 Sägerei und Stellmacherei (2007) Sawmill and cartwright’s house Abb. 3 Das denkmalgeschützte Holländer haus (2007) The landmarked Dutch house Umnutzung nach der Bodenreform nur noch wenige Reste übrig geblieben. Das Gutshaus Das 1866 in Ziegelbauweise errichtete einstöckige Gutshaus besitzt 11 Zim mer. Es wurde nach 1945 zeitweise als Wohngebäude genutzt, außerdem wa ren ein Konsumgeschäft darin, ein Gebäude im Dorf Neben mehreren älteren und neueren Katen mit jeweils zwei Wohnungen, von denen einige erhalten sind, be fand sich bis zum 19. Jh. ein K rug im Dorf, weil sich dort zwei Fernwege kreuzten. Vierzehn Neubauerngehöfte entstanden im Zuge der Bodenreform. Mühlenhof, first documented as a village in 1428, was lying waste after the Thirty Years War, before the installation o f glassworks broughl with it the development o f sufficient arable land. It became a leasehold property o f cloister Dobbertin. After 1945 the estate w'as redistributed, resulling in several new farmer houses. Today, M ühlendorf is a purely rcsidential village with some former estate cottages and the currently vacant manor house. 119 6.37 Neu Damerow Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz G. Masurowski, D. Mombour Das Dorf und das Gut Der Orl liegt zwischen dem Damerower und dem Poseriner See. Der Name Neu Damerow ist erst in jüngster Zeit entstan den, doch der Ort Damerow besteht schon seit dem 14. Jh. Angehörige des Geschlechtes v o n H a h n haben noch vor 1350 Damerow erworben und sind seit dieser Zeit in Damerow nachweisbar. Die Begüterung muss um diese Zeit schon beträchtlich gewesen sein, denn nach einer Urkun de von 1407 gehörten Damerow, Groß Poserin, Klein Poserin, Karow, Pajow, Werle, Samot und Hahnenhorst dazu ( L isc ii 1843). Das Gut und das Dorf Damerow lagen auf einem halbinselartigen Vorsprung an der Oslseile des ehemaligen Gro ßen und Kleinen Damerower Sees. Der Letztere ist heute der Poseriner See und vom Damerower See getrennt. Im 14. Jh. gab es zwischen diesen beiden Seen keinen festen Übergang nach Westen, so dass sich der Rittersitz in einer geschützten Lage befand. Von 1375 bis zum Ende des 15. Jh. ist das Gut der Hähne in Damerow urkundlich bezeugt. Bis zur Mitte des 15. Jh. be teiligten sich die v o n H a i in an Raub zügen gegen die Prignitz. Dieser Fehdegeist lebte noch lange weiter und auch im 16. Jh. und später bis zum T reu en fels Abb. 2 Grundriss des adligen Gutes Damerow 1789 (DVK) Ordinance map of the noble estate of Damerow from 1789 Poserin Abb. 7 Am Poseriner See On Lake Poserin I Wohngebäude V/irtschaftsgebäude G Gutshaus Stall K Katen Scheune Untergang des Hauses Damerow gab es blutige Gewalttaten und Vernach lässigungen des Vermögens durch Zank und Streit unter den Hähnen. 1489 wurden C l a u s und L ü d e c k e H a h n genannt, die auf den Gütern zwei Häuser gründeten ( L i s c h 1843). Es ist anzunehmen, dass eines davon Hahnenhorst war (vgl. Hahnenhorst). Schon Anfang des 17. Jh. hatten die H a h n 's ihren Besitz zu Grunde gerich tet und mussten ihn 1605 an M a t t h ia s v. L in s t o w verkaufen. Nach starken Verwüstungen durch den Dreißigjähri gen Krieg baute R e im a r v . L in s t o w den Hof Damerow w iederauf und blieb bis zu seinem Tode 1708 Besitzer von Damerow, Hahnenhorst, Poserin und Karow. Im 18. Jh. gab es viele Be sitzerwechsel, bis 1812 der letzte Be sitzer Baron v. R e d e n in Konkurs ge 120 riet und die Begüterung in die Teile Damerow, Neu Poserin und Karow mit Hahnenhorst zerschlagen wurde (vgl. Karow). 1903 hatte das Gut Damerow eine Größe von 1073 ha. Dazu gehör ten 1928 475 ha Holzungen und 250 ha Wasser (Staatskalender 1903, GiiterAdressbuch 1928). Weitere Besitzer des Gutes Damerow waren: 1 8 1 2 -1 8 ? v o n H e im b u r g 1827-1862 E. L. W.v. V in c k e 1862 -1901 Familie v. H e n k e l 1903-1945 Allod von W. v. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Die ältesten Informationen zur Gutsanlagc sind die Brandversicherungen von 1789. Danach war der Gutshof eine große, geschlossene Anlage mit einer Vielzahl von Gebäuden, die aus der Abbildung 2 hervorgehen. Zum Gut gehörte noch die Schäferei Rede wisch mit Wohnhaus und Schafstall. 1793 wurde das Gutshaus durch einen Brand zerstört und in etwas anderer Form wieder aufgebaut. Auch die ge samte Gutsanlage wurde verändert, in dem man einen neuen Zugang zum Gut schuf und einen Damm nach Wes ten in Richtung Groß Poserin anlegte. Bis 1840 erfolgten weitere bauliche Veränderungen. An Hand der Brand versicherungsunterlagen von 1801 verschwand das Viehhaus w^est- Abb. 3 Das ehemalige Gutshaus (2004) The former manor house (2004) lieh des Gutshauses. Südöstlich des Gutshauses entstanden ein Wirt schaftshaus und eine neue Brauerei. Die alte Scheune wurde durch eine wesentlich größere ersetzt, dazu ka men ein neuer Schafslall und ein Schweinestall. A u f dem Messtisch blatt von 1880 ist der G utshof noch in dieser Form erkennbar. Das Gut in Neu Damerow ist heute kaum noch als solches zu erkennen. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude mit Stall neben dem Gutshaus, früher durch einen überdachten Gang mit diesem verbunden, ist zu Ferienwoh nungen umgebaut worden. Nur das Feldsteinfundament und die Vorder front des Stallanteils mit den oben halbrunden Fensterbögen lässt noch einen alten Bau erahnen. Alle weiteren zum Gut gehörenden Gebäude sind nicht mehr vorhanden. Ein D orf hat es neben der Gutsanlage seit dem 18. Jh. nicht mehr gegeben. Ein Teilbereich der ehemaligen Stallanlagen ist jetzt Koppel für Pferde. Gutshaus und Park Das G utshaus ist sicher der Neubau, der nach dem Brand von 1793 entstan den ist. Es ist ein großer, einstöckiger Putzbau auf hohem Feldsteinfundament mit Krüppelwalmdach und einfacher Haustüre in der Vorderfront, ohne weitere Schmuckelemente. Im In neren gibt es noch gewölbte Keller räume, die wohl aus älterer Zeit stam men. Das restaurierte Gebäude befin det sich in Privatbcsitz. Zwischen Gutshaus und Poseriner See wurde Abb. 4 Das Jagdhaus am Damerower See (2007) The hunting lodge at Lake Damerow (2007) um 1900 ein kleiner P ark angelegt, dessen Reste heute durch eine wun derschöne Platane noch zu erkennen sind. Gebäude im Dorf Etwas abseits vom ehemaligen Gut existiert noch ein alter Katen, der sich in Privatbesitz befindet und als Wochenendwohnung genutzt wird. chen Ländereien und übte die Jagd aus. Nach 1945 waren hier Flüchtlinge un tergebracht. Ab etwa 1950 war das Ge bäude TBC-Heilstätte des Kranken hauses in Güstrow und von 1968 bis 1990 psychiatrisches Heim tur Män ner. Ab etwa 1994 befindet es sich in Privatbcsitz. Das unter Denkmalschutz stehende Jagdhaus wurde in den letz ten Jahren restauriert. Nebenbetriebe und Besonderheiten Von 1876 bis 1909 wurde vom Gut eine Ziegelei betrieben. Nahe dem Ufer des Poseriner Sees befindet sich ein Ferien haus. Dies ist der Standort der ehemali gen Gutsschmiede. A uf den Funda menten des alten Gebäudes wurde ein neues Haus errichtet. Größe und An ordnung von Haus und Stall entspre chen noch der alten Situation. Der Gutsbesitzer W i u i f . l m v . T r e u e n f e l s erbaute 1910 ein Jagdhaus am Ostufer des Damerower Sees. Es ist ein großes Gebäude im Schwarzwaldstil, ein heller Putzbau auf Feldstein fundament mit Krüppelwalmdach und weitem Dachüberstand. Beide Längs seiten haben eine Art Laubenvorbau, der im oberen Teil durch bogenförmi ge Holzständer getragen wird. Um das Jagdhaus ist ein größeres Parkgelände angeordnet. Ab 1927 hatte W. v. T r e u e n e e l s das Gut verpachtet und er wohnte in dem Blockhaus neben dem Jagdhaus. Seine Frau und die zwei Kinder nutzten das Jagdhaus. Frau v o n T r e u e n f e l s war passionierte Im kerin. Ihr Mann verwaltete die forstli Neu Damerow, originallyjustnamed Damerow, has a long and eventful history. Until the end o fthe 15lh Century the large estate complex comprising Damerow, Groß and Klein Poserin, Karow, Pajow, Werle, Samot and Hahnenhorst was owned by the gentry family von Hahn. They had to seil the property to M. von Linstow in 1605. During the 18"’ Century many changes in ownership followed. 1812 the big estate complex was split up into the parts Damerow, Neu Poserin and Karow plus Hahnenhorst. Damerow subsequently had several owners and 1073 expropriated hectares were partitioned in 1945. Only relics remain from the estate buildings today. The last estate owner W. von Treuenfels in 1910 built a hunting lodge on the shores o f lake Damerow which today is being privately used. 121 6.38 Neu Gaarz 76 ha Wald und 20 ha Wasser. Zum Gut gehörten 40 Pferde, 110 Rinder, 120 Schafe und 100 Schweine. Nach 1945 wurde das Gut enteignet und ging 1974 in die großen Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren G. Masurowski, D. Mombour standen war. Der Hauptort wurde in dieser Zeit in Alt Gaarz umbenannt. Neuen Gaarz wurde erst zwischen 1 8 3 4 und 1 8 4 1 von Alt Gaarz getrennt und damit selbstständiges adliges Hauptgut. Weitere Besitzer bzw. Pächter waren: 1 7 8 0 -1 7 8 1 Versteigerung der Gü ter Alt und Neuen Gaarz 1 7 8 1 -1 8 1 7 Abb. 3 Eingang eines umgebauten Stalles (2006) Entrance to converted stable G e o rg F rie d ric h S c h rö d e r Abb. 1 Der Eingang des Gutshauses (2006) The entrance to the manor house 1 8 1 7 -1 8 3 4 J u l iu s H e in r ic h C a r l 1 8 3 7 -1 8 5 4 J o h a n n n K l ä n ii a m m e r Das Dorf und das Gut Neu Gaarz liegt in hügeliger Land schaft au f der Ostseite des Hofsees im Bereich der Klocksiner Seenkette. Der Ort ist eine neuzeitliche Siedlung und erst im 18. Jh. entstanden. Die heutige Gemarkung von Neu Gaarz gehörte bis zur Ortsgründung zum Besitz von Gaarz (heute Alt Gaarz) und war ein großes Waldgebiet. Auf der Gemarkung von Neu Gaarz lag das mittelalterliche D orf Stieten, das schon um 1447/48 untergegangen ist. Danach muss die Feldmark zu Gaarz und Hagenow gekommen sein. Wahr scheinlich ist das spätere Gut Neu Gaarz auf der Wüstung von Stieten er baut worden, doch dazwischen lagen etwa 300 Jahre, so dass sich der Wald ausbreiten konnte. Es sollte durch Ro dung unbedingt wieder Ackerland ge wonnen werden, was zu dieser Zeit durch den Betrieb einer Glashütte möglich war. Deshalb gab es hier von 1731 bis 1749 eine Glashütte, die sich auf halber Strecke zwischen Alt und Neu Gaarz westlich der heutigen Verbindungsstraße befand. Wahr scheinlich stand die Glashütten siedlung an der Stelle des heutigen Dorfes, das wohl daraus hervorgegan gen ist. 1751 bis 1779 war F. W. H. v. L o w t z o w Besitzer von Gaarz mit dem Pertinenzgut Neuen Gaarz, das sicher lich auf den gerodeten Flächen ent 122 Landwirtschaftsbetriebe von Hohen Wangelin über. Seit Anfang 1990 ist der gesamte Gulsbercich Privatbesitz und wurde zur „Domäne Neu Gaarz“, einer K unst- und Ferienanlage umge baut. Leider ist diese in Konkurs ge gangen und wurde 2006 stillgelegt. S c h m id t und Sohn F r ie d r ic h H. S t r e c k e r 1 8 5 4 -1 8 6 9 U. und 1 8 6 9 -1 8 9 5 F r ie d r ic h v o n B ü l o w 1 8 9 6 -1 8 9 8 C a s p a r F r ie d r ic h v . B oth 1 8 9 8 -1 9 3 0 O tto B oas u n d S o h n Gutsanlage und W irtschaftsgebäude F ritz 1930 Zwangsvollstreckung des Allod Neu Gaarz 1930 - 1934 A d o l f B e n ja m 1934 - 1 9 3 6 1936 - 19 4 5 H e in z H o l t e r e t e r Freiherr F. K. v. L a n g e n -K e ffe n b rin c k Die Größe des Gutes betrug von 1 9 0 3 bis 1 9 2 0 4 6 9 ha, von 1 9 3 7 bis 1 9 4 5 3 5 0 ha, davon 2 6 1 ha Acker, 6 6 ha Wiesen, Abb. 2 Die Lage des Gutshofes auf dem MTB von 1884 Location of estate from ordinance map of 1884 /i \ C'-a, J \ ,'-m Z Der Gutshof lag auf einer Anhöhe und war deutlich durch eine Niederung vom Dorf getrennt. Er bestand ur sprünglich aus einem großen rechtekkigen Areal. Das Gutshaus war an der nordöstlichen Schmalseite zu finden, die Wirtschafts- und Stallgebäude zu beiden Seiten vor dem Gutshaus. Der Gutskomplex soll ursprünglich von ei ner Mauer eingefasst gewesen sein und das Gutshaus war durch einen Gartenzaun vom Wirtschaftshof abge trennt. Abb. 4 Das 1990 abgerissene Gebäude nahe dem Gutshaus mit Schmiede, Pferdestall und Wohnung. Building with smithy, stables and lodging which was torn down in 1990 dir' I leute sind nur noch Reste der Guts anlage vorhanden. Das große Gebäu de auf der linken Seite wurde 1990 ab gerissen. Es war Pferdestall, Schmiede und Wohnung. Die rechts neben dem Gutshaus befindlichen ehemaligen Stallanlagen wurden um- und ausge baut und in die Gesamtgestaltung der „Domäne“ einbezogen. Der heutige Gebäudekomplex besteht aus Hotel zimmern, Ferienwohnungen, einer Bib liothek. einem Trakt für Kunstausstel lungen, einem Konzertsaal, einem Weinkeller mit Bar und einem großen Bad mit Sauna und Gastronomie. Abb.5 Das einstöckige Gutshaus in den Jahren 1880/90 The orte storey manor house in the years 1880/90 Gutshaus und Park Zum G utshaus gibt es in der Literatur sehr unterschiedliche Darstellungen, die das heutige Gebäude und seinen Vorgänger nach unserer Ansicht zu alt einschätzen, ln der Entstehungszeit von Neu Gaarz nach 1750, als Neben gut von Alt Gaarz, war der Vorgänger bau nach der Brandversicherung von 1786 ein kleines Haus, das wohl zum Wirtschaftshof der Glashütte gehörte. Ab 1822 erschien ein Gebäude in einer Größe von 80 x 41 Fuß (etwa 23 x 12 Meter) und wurde mit 1000 Rt. bewer tet. Zwischen 1786 und 1822 muss also das Gutshaus um- oder neu ge baut worden sein. Ab 1840 kamen noch zwei Anbauten dazu. Die Archiv aufnahme von etwa 1880/90 (vgl. Abb.5) zeigt einen eingeschossigen Bau in „klarer frühklassizistischer Ge sinnung“, der wohl auf den Mauern eines Vorgängers entstanden war ( d e V e e r 2006). An den Giebelseiten be saß dieses Gebäude einen Wirtschaftsanbau und ein Gewächs haus. Die Zweigeschossigkeit erhielt das Gutshaus wahrscheinlich in der Zeit von 1869 bis 1880, als F r i e d r i c h v o n B ü l o w Neu Gaarz besaß. 1leutc tritt uns das Gutshaus als ein zweigeschossiger, verputzter, heller Bau auf hohem Feldsteinsockel entge gen. Er besitzt elf Achsen. Lisenen gliedern die Vorderseite und rahmen den dreigeschossigen Mittelrisaliten ein. Die Hausmitte wird durch eine hohe Treppe mit kleiner Terrasse so wie durch eine doppelte Tür mit seitli- Abb. 6 Das zweistöckige Gutshaus in schlechtem Zustand (1980) The two storey manor house in bad condition (1980) Abb. 7 Das restaurierte Gutshaus (1999) The renovated manor house (1999) Abb. 8 Vorderfront des Gutshauses (2006) Front view of manor house (2006) 123 chen Fenstern betont. Das gesamte Gebäude ist mit z. T. gewölbten Räu men unterkellert, die teilweise noch vom Vorgängerbau stammen könnten. Nach 1945 war das Gutshaus mit Flüchtlingen belegt. Später wurde es Gemeindebüro und Lagerraum des Müritz Museums, als man dieses um baute. Von etwa 1980 bis 1991 stand das Gutshaus leer und drohte zu ver fallen. 1991 wurde es mit dem Umland privat erworben und in den Folge jahren zu einem Kultur-, Bildungs und Ferienkomplex, der so genannten “Domäne Neu Gaarz“, ausgebaut. In diesem Prozess entfernte man die seit lichen Anbauten am Gutshaus. Hinter dem Gutshaus schließt sich ein kleiner, ca. 250 jähriger P ark an, der nach Osten von einem lang gezoge nen schmalen Rinnensee begrenzt wird und mit den östlich dahinter lie genden Höhen wunderschöne Aus blicke bietet. Neben alten Rotbuchen, Sommer- und Winterlinden sowie Rosskastanien ist der alte Obstgarten auf dem abschüssigen Gelände zum See hin ein Kleinod des Parks. Abb. 10 D orfStraße m it ehemaligen Gutskaten (2004) Village Street with former estate cottage (2004) Mehrfamilienhäuser, die den Eindruck von Katen machen. Nebenbetriebe und Besonderheiten Zu Neu Gaarz gehörte der G aarzer K rug, etwas südöstlich vom Ort gele gen. An dieser Stelle war über Jahr Abb. 11 Letzte Gebäude des Gaarzer Kruges, die 1985 beseitigt wurden (1983) Last buildings of Gaarzer Krug which were torn down in 1985 (1983) Gebäude im Dorf Außer dem Gutsbereich gibt es in Neu Gaarz noch eine Siedlung von ur sprünglich fünf Häusern, welche bei derseits der Straße, die zum Gut fuhrt, liegen. Sie befinden sich jedoch in be trächtlicher Entfernung vom Gutshof. Eine Kastanienallee verbindet Dorf und Gut. Es ist nicht bekannt, wann diese Siedlung entstand, doch es ist die zum Gut gehörende Tagelöhncrsiedlung. Sie erschien erstmalig auf dem MTB von 1880. Es sind einheitli che, lang gestreckte, eingeschossige hunderte eine Gabelung von zwei überregionalen alten Landstraßen, die von West nach Ost und von Norden nach Süden verliefen. Das Gehöft be stand im 19. Jh. aus Wohnhaus mit Krug, Pferdestall, Scheune mit Wagenremise und Ochsenstall mit Brennhaus. Die Entstehungszeit des Kruges ist unbekannt. Es handelte sich aber um einen der bedeutendsten Krüge an dieser alten Landstraße. Das Abb. 9 Dorfstraße 1954 Village Street in 1954 124 noch lange nach der „Krugzeit“ beste hende Wohnhaus und ein Stall wur den 1985 auf Veranlassung der damali gen Staatsjagd gesprengt. Neu Gaarz is a young village. It developed from a glassworks and an estate which was later established at around 1750. This initially formed part o f estate Alt Gaarz and became an independent feudal estate only between 1834 and 1841. In the beginning of the 20,h Century the estate comprised 469 hectares. Today’s manor house was built around 1820 and was modified since then many times. In 1991 itw as reprivatized and, together with the remaining stable buildings, turned into a cultural/educational/holiday complex. The village proper is situated at quite a dislance from the estate buildings. There, once but no longer, existed a pub at the Crossing o f two important country roads near Neu Gaarz. 6.39 Neuhof bei Kläden Landkreis Parchim Amt Goldberg-M ildenitz H. Alsleben, F. Beckendorff Das Dorf und das Gut E n g e l ( 1 9 3 4 ) berichtet, dass um 1 5 4 0 höchstwahrscheinlich durch Wald rodung „de nie H o ff4als dritter H of im Bereich der Klosterverwaltung Dobbertin angelegt wurde. Zwischen dem Schwarzen See im Nordwesten und dem Weißen See im Südosten er richtete man zunächst einen „Meier h o f4mit einer Schäferei. Im Kirchen visitationsprotokoll von 1 6 4 9 wird „der Hoff N euhoff4genannt. H o i n c k h u s e n bezeichnete Neuhof um 1700 als Meierei. Dem Beichtkinder verzeichnis von 1 7 0 4 zufolge muss es neben dem H of noch drei Bauern ge geben haben. In N euhof waren nie viele Wohnungen für eigene Leute vorhanden, aber im Nachbardorf Kläden gab es Unterkünf te und auch Land für die Tagelöhner, die in Neuhof arbeiteten. Bestandteil des etwa 1 km langen Verbindungs weges von Kläden nach Neuhof zwi schen der heutigen Bundesstraße 192 und dem Ort ist ein etwa 200 m langer, bis zu 5 m eingeschnittener Hohlweg, der 1940 auf die doppelte Breite vergrö ßert wurde. Er erhielt seinerzeit einen Damm, den man 2004 teils rekonstruier te und teils durch eine Bitumenstraße ersetzte. An Pächtern sind bekannt geworden: 1790 B auer 1804 S tam m er 1809 S c h m id t ? G e o r g W ie n k e ? E ck en g reen 1860 1886-1945 L u d w ig R u s c h W il h e l m Voß und Nachkommen In der ersten Hälfte des 19. Jh. hatte N euhof etwa 25 Einwohner. Sie arbei teten auf den rund 230 ha umfassen den Feldern. 1886 wurde mit der Über nahme des Hofes durch W i l h e l m Voß eine Pächterdynastie berufen, die bis zum Ende der Gutswirtschaft im April 1945 über vier Generationen hinweg Neuhof bewirtschaftete. Der Abschluss des letzten Pachtvertrages erfolgte 1942 und sollte bis 1960 gel ten. 1945 erfolgte die Vergabe eines Großteils des Landes an acht Landar beiter und Landlose, einen Landarmen und sieben Umsiedler. Güstrow Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude 1751 lebten „auf dem I Iofe N euhof4der Verwalter mit Frau und Sohn, dazu zwei weibliche und drei männliche Arbeits kräfte. Um 1780 standen in Neuhof au ßer dem Pächterhaus eine Scheune, ein Viehhaus sowie ein kombinierter Schweine- und Hühnerstall. Eine Schä ferei befand sich bei Kläden. Bis 1804 I Vlohngebäude G Gutshaus 1------- Wirtschaftsgebäude St Stall S Scheune Abb. 1 P/an der Gutsanlage (BV 1804) Estate layout of fire insurance map from 1804 Abb. 2 Ehemaliges Wirtschaftsgebäude (2007) Former estate building (2007) kamen ein Pferdestall und ein Schwei nekoben (Bretterstall) hinzu. Der Über sichtsplan von 1804 veranschaulicht die kleine Gutsanlage (vgl. Abb. 1). 1835 umfasste der Neuhof ein neues, kleineres Pächterhaus, den Pferdeslall mit Kornboden, ein Viehhaus, eine Scheune, ein Schweine- und Hühner haus, einen Schweinekoben, ein Backhaus und einen Schafstall, der in seinen Maßen das Viehhaus und die Scheune um ein Geringes übertraf. 1850 fehlte u. a. das Schweinehaus. Im zwei ten Viertel des 19. Jh. wairde demnach die Schweinehaltung aufgegeben und durch eine Schafhaltung ersetzt. Eine aus der Gutszeit noch stehende Scheu ne wird privat genutzt. Gutshaus und Park Das Gutshaus muss Anfang des 19. Jh. entstanden sein, denn 1804 ist ein größeres als das heutige in dem Plan verzeichnet. Das erhöht hegende ein stöckige Fachwerk-Pächterhaus mit Ziegelstein-Ausfachung hat zur Hof seite neun Achsen, von denen drei zu einem zentralen zweistöckigen Mittel risaliten gehören. An der Gartenseite wurde das Baus durch einen recht winkligen Anbau erweitert. Der schlich te Bau vermittelt uns einen Eindruck von der Lebensweise der früheren Pächter. Erbefindet sich heute im Be sitz einer Familie, die um die Renovie rung bemüht ist. Östlich und südlich des Gutshauses besaß der Gutshof ei nen größeren eingezäunten Nutzgarten. 125 Abb. 4 Das Gutshaus im Jahr 1995 The manor house in 1995 Abb. 3 Das Gutshaus im Jahr 1968 The manor house in 1968 Abb. 7 Vermutlich ehemalige Schnitterkaserne (2007) Probably the former lodging for seasonal workers Abb. 5 Das Gutshaus im Jahr 2007 The manor house in 2007 Alte Obstgehölze und ein lockerer Baum bestand sind heute noch zu sehen. Teichen gewonnenen Eisblöcke, die man im Sommer zum Kühlen von Spei sen und Getränken benutzte. Gebäude im Dorf Abb. 6 Ehemaliger Gutskaten in Kläden (2007) Former estate cottage in Klaeden Katen suchen wir im Dorf vergebens, weil die Tagelöhner, wie schon gesagt, in Kläden wohnten. 1804 gab es dort fünf Katen mit sieben Wohnungen. Durch die Aufsiedlung 1945 entstanden in Neuhof einige Neubauernhäuser, die sich ehemalige Stadtbewohner im letzten Jahrzehnt modernisierten. Nebenbetriebe und Besonderheiten A uf der linken Seite der Dorfstraße steht ein alter Holzschuppen. Hier be fand sich früher ein Eiskeller des Ho fes. Derartige Keller waren auf allen Gütern üblich. Sie dienten zur Aufbe wahrung der im Winter von Seen und 126 ln around 1540 the administration of cloister Dobbertin established „New Court“ (Neuhof) on former forest ground. Soon thereafter it was leased out. From 1886 to 1945, four generations of the Voss family were the tenants. Almost nothing remains from the estate buildings. The halftimbered manor house from the early 19lh Century conveys an impression of the frugal life style of the former tenants of this cloister estate comprising 230 hectares. The estate is lacking the elsewhere characteristic cottages since its day labourers lived in Kläden. After 1945 some houses were built by new seltlers. 6.40 Neu Poserin Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz R. Berg Das Dorf und das Gut Neu Poserin isl einer der jüngsten Orte am Rande des Naturparks. Nur rund 700 m westlich des alten Mathiashors tes (damals Holländerei und Windmüh le) angelegt, wuchs der Ort in den fol genden Jahrzehnten zu Lasten des be nachbarten alten Kirchdorfes Groß Poserin. Im Jahr 1800 verzeichnete die Pfarre Groß Poserin vier Tagelöhner familien und eine Familie des Schäfers in Neu Poserin. 1826 hatte das neue Dorf bereits eine solche Ausdehnung erreicht, dass Mathiashorst in den Brandversicherungsakten nicht mehr als eigenständige Pertinenz verzeichnet war (Ritterschaftliche Brandversiche rungsgesellschaft, Akte 771). Neu Poserin als Gut ging 1814 aus Teilen der Konkursmasse des Herrn v o n R e o e n auf Damerow hervor und umfasste daher lange Zeit Gebiete mit unter schiedlich rechtlichem Status. Mit den Gebieten nördlich der heutigen Bun desstraße 192 bis zum Serrahn und zur Straße nach Sandhof reichend, gehörte es als Allodialgut zum ritterschaftlichen Amt Goldberg. Der übrige Teil des Gu tes gehörte als Lehngut zum ritter schaftlichen Amt Liibz. Erste Eigentümer des damals ca. 890 ha umfassenden Gutes waren die Güstrower Kaufleute W il h e l m R o s e n o w und J o h a n n e s A n d r e a s D e t h l o f l R ü t z e . Weitere Eigentümer bis 1936 waren: 1824 -1907 Farn il ie R o s e n o w 1907-1915 H e in r ic h D if.s t e l 1915-1917 P e t e r K l e if e l d 1 9 1 7 -1 9 1 9 F r it z R u h m er 1919-1933 K. R . K . K. A. A. P raechtel u . P raechtel 1933 -1936 G u st a v K o e h n 1898 hatte das Gut eine Größe von etwa 576 ha. Bereits Ende der 1920er Jahre trat das Gut auf Druck der Anlie ger pachtweise weite Gebiete nördlich der heutigen Bundesstraße an Häusler und Büdner aus Sandhof ab. Der Druck Abb. 1 Das Gutshaus in den Jahnen 1880/90 The manor house in the years 1880/90 zur Landabgabe wurde nach der Machtübernahme der NSDAP noch verstärkt. Im Jahre 1936 übernahm die Reichsumsiedlungsgesellschaft das Gut für Siedlungszwecke. Sie sollte hier Voraussetzungen für die Ansiedlung katholischer Bauern aus Westfalen schaffen, die dort Truppenübungsplät zen weichen sollten (vgl. Kressin). Aufgehalten wurden die Arbeiten durch die Einrichtung eines Remonteamtes der Wehrmacht im Gutshaus. Das endgültige Ende als Gut kam durch die Bodenreform im Herbst 1945, als 44 Landarbeiter, Handwerker und Umsied ler Anteile von ca. 350 ha des einstigen etwa 600 ha umfassenden Gutslandes erhielten. 1945 hatte Neu Poserin 186 Einwohner, durch die Umsiedler stieg die Zahl aul'448 Personen an. 1952 bil dete sich die erste LPG Typ I, 1966 schlossen sich mehrere LPG verschie dener Orte zu einer LPG Typ III zusam men. Inden 1970er Jahren entwickelte sich eine große LPG Pflanzenprodukti on Goldberg, die alle Flächen bewirt schaftete, in Neu Poserin blieb die LPG Tierproduktion, auf der 84 Personen ar beiteten. Nach 1990 blieb im Ort ein großer Landwirtschaftsbetrieb beste hen, der auf genossenschaftlicher Ba sis arbeitet. zwei Katen mit je zwei Wohnungen, ein Viehhaus und eine Scheune (1800). Zwanzig Jahre später waren alle wichti gen Gebäude wie Pferde- und Schaf ställe, eine weitere Scheune, ein kombi nierter Hühner- und Schweinestall und natürlich ein Pächterhaus aufgefuhrt, das in einer Reihe mit den anderen Wirtschaftsgebäuden auf der Ostseite des Hofes stand. Der Platz an der Stirn seite blieb dem Wohnhaus des Eigen tümers, dem Gutshaus, Vorbehalten. Rechts neben dem Gutshaus stand das Leutehaus, das während der Zeit des Rcmonteamtes (1939 -1945) durch ei nen Zwischenbau mit dem Gutshaus verbunden wurde. An dieser Seite ste hen auch das zum Wohnhaus umge baute Futter- und Wäschehaus und die ehemalige Wagenremise, die heute als Kindergarten genutzt wird. Auf der lin ken Seite des ehemaligen Gutshofes befinden sich in Nachbarschaft zum Gutshaus zunächst der zum Wohnhaus umgebaute ehemalige Schafstall (nach Abb.2 Die Lage des Gutshofes auf dem MTB von 1884 Location of estate from ordinance map of 1884 Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Die Anlage des Hofes erfolgte in groß zügiger Form, wie cs in Groß Poserin wegen des Geländes nicht möglich ge wesen wäre. Die ersten Gebäude waren 127 1945 kamen hier zwei Neubauemfamilien unter) und das jetzt als Stall ge nutzte alte Spritzenhaus. Ungenutzt und dem Verfall preisgegeben scheint das weiter links liegende Speicher gebäude zu sein. Ein Teil der Wirt schaftsgebäude wurde nach der Bo denreform zur Baumaterialgewinnung abgetragen ( K l a tt mdl. 2007). Gutshaus und Park Das Gutshaus wurde 1852 fertig ge stellt. Es war ein zweigeschossiger Putz bau mit elf rhythmisch gegliederten Achsen über einem abgesetzten Keller geschoss. Die Vorderfront besaß einen Mittelrisalit mit Schaugiebel und oktogonalen Türmchen. Dominierend war ein quadratischer Turm an der linken Hausseite, der an florentinische Vorbil der erinnerte (vgl. Abb. 1). Die ursprüng liche Harmonie der Fassade w urde durch Umbauten nach 1945 stark be schädigt, indem unter anderem der Turm und der Schaugiebel abgetragen wur den. 1960 kam ein Vorbau als Windfang hinzu. Auch die Innenräume wurden auf Grund der Nutzung als Schule und spä ter als Alten- und Pflegeheim stark ver ändert. Bis 1995 ist das Gebäude in die ser Weise genutzt worden ( d e V e e r 2006). Nachdem das Gutshaus zwi schenzeitlich von einem Verein über nommen, doch nicht saniert wurde, steht es seit Herbst 2007 leer. Hinter dem Gutshaus befindet sich ein Park, der ursprünglich eine Größe von ca. 10 ha hatte. Auftraggeber für den wahrscheinlich ab 1830 im Stil eines englischen Landschaftsgartens errich teten Parks waren die Eigentümer R o s e n o w . Er ist aus einem 200 Jahre al ten Ulmen-Buchen-Stieleichenwald her- Abb.3 Parkteich m it Trauerweide (2007) Garden pond with weeping willow vorgegangen und wurde vor etwa 100 Jahren mit der Douglasie und Gemeinen Fichte ergänzt. Der Park wurde durch den Straßenbau (1935) und die Bodenre form auf seine heutige Größe von 5,5 ha reduziert. Seit 1996 betreut ein Verein den Park. Es wurden viele Bäume und Sträucher neu gepflanzt, ein Lehrpfad angelegt und interessante Bauwerke in tegriert, die den Charakter des Land schaftsparks verstärken. Anfang Sep tember wird jährlich ein Parkfest gefeiert. Als Besucher kann man alte und starke Bäume, wie Winterlinde, mehrere starke Stieleichen und eine breit ausladende Blutbuche sowie einige Seltenheiten, wie die Japanische Sicheltanne, finden. Gebäude im Dorf Ursprünglich befänden sich im An schluss an den H of in der heutigen Lindenstraße zehn Katen mit je zwei Wohnungen. Davon sind noch neun vorhanden, die zum großen Teil stark verändert wurden. In der Steinstraße/ Ecke Galliner Straße stehen das ehema lige Schmiedegehöft des Gutes und die Schnitterkaseme. ln einigem Abstand von den Katen existierte außerdem ein spezieller Witwenkaten. Nach der Bodenreform entstanden etwa 15 Neubaucmhäuser, die in der Melir- Abb.4 Zustand des Gutshauses im Jahr 2007 Condition of manor house in 2007 128 Abb. 5 Ehemalige Gutskaten (2007) Former estate cottage Abb. 6 Der zum Wohnen genutzte ehemalige Schafsta/i (2007) The former sheep stable, converted for residential use zahl an den Parkrand gebaut wurden. Nebenbetriebe und Besonderheiten Schon im 17. Jh. existierte die Windmüh le Mathiashorst. Sie brannte 1907 ab. Im Mecklenburgischen Staatskalender von 1853 und 1903 wird für Neu Poserin zu sammen mit Groß Poserin außerdem eine Schmiede angegeben. Neu Poserin is a relatively young village which came into being with the establishment of an estate in the beginning of the 19"' Century. For about one Century the Rosenow family were the owners of the new estate. After 1945 it w'as redistributed and numerous newfarmer houses were built, particularly along the edges of the park. The estate was large and can still be recognized in its basis structure. The manor house was built around 1850 and displays various neogothic elements. Architectural modifications after 1945 and the usage as school and as a horne for seniors and for after care treatment changed the building substantially; it is currently in no good condition. Nine of the former estate cottages can still be recognized in the Street leading up to the estate. 6.41 Neu Sammit Landkreis Güstrow Amt Krakow am See H. Schulz Das Dorf und das Gut Neu Sammit, am Stidufer des Lang sees bei Krakow gelegen, ist eine recht junge Siedlung. Sie entstand aus einem Vorwerk des Gutes Alt Sammit, das die v o n W k l t z ie n 1725 errichteten. Es diente neben einer anfänglichen Schaf- und Rinderhaltung überwie gend der Aufforstung des kargen Bo dens in diesem Raum, die etwa 1750 begann. Deshalb liegt der kleine Ort heute mitten im Wald. Nach 1786 wurde Sammit von den W e l t z i e n 's ver kauft und wechselte dann häufig den Besitzer. 1 8 0 0 J. C h r . A l e x . K ö n e m a n n , der sys-tematisch Kiefern pflanzte, 1826 H. S e e l ig e r , dann L. F. L ü b b e . 1835 erwarb G. H. F. W e r t h e im e r Gut und Vorwerk Sammit. Er trennte 1839 Alt und Neu Sammit voneinander und ließ Neu Sammit als eigenständiges Gut laufen. Es hatte danach mehrere Eigentümer: um 1849 E. B u c h h o l z , 1868 O. E r b r e c h t , 1872 bis 1895 Familie v . B ü l o w , 1896 M a x i m i l i a n T r a u n , 1910 bis 1924 Graf v o n d e r R e c k e - V o l m e r s t e i n , 1925 H.A. F. Abb. 1 Das Herrenhaus a/s Pflegeheim des ASB The manor house as nursing home of a workers' association Abb. 2 Das Herrenhaus (Rückseite) 2006 Rear view of manor house (2006) Wirtschaftshofes wurden nach 1990 zu einer Kinder- und Jugendbegeg nungsstätte eines christlichen Träger vereins ausgebaut. Herrenhaus und Park 1903 war das Gut Neu Sammit 817 ha groß. Der „Grüne Jäger“ (vgl. Alt Sammit) gehörte als Pertinenz dazu. Zu dieser Zeit hatte Neu Sammit 19 Einwohner. Das Güter-Adrcssbuch von 1928 wies 817 ha aus, davon wa ren 600 ha Holzungen und 144 ha Wasser. Der „Grüne Jäger“ war zu die sem Zeitpunkt schon unbewohnt. Die Gebäude des ehemaligen Es gibt keinen G utshof in Neu Sammit, sondern nur einen ehemaligen Wirtschaftshof, der entfernt vom Gutshaus liegt. Deshalb kann man das Gutshaus nach unserer Definition als H errenhaus bezeichnen. Es steht als Villa in einem Park nahe dem See. Da bei handelt es sich um einen zweieinhalbgeschossigen Putzbau mit neun Achsen über einem abgesetzten Kellergeschoss unter einem flachen Walmdach ( d e V f . e r 2006). Die Vorderund Hinterfront besitzen einen Mittel risalit mit Spitzdach. Der an der Vor derfront besitzt im 2. Stock einen Bal- Abb. 3 Wirtschaftsgebäude des Hofes (1966) Estate buildings around the courtyard Abb.4 Jugendbegegnungsstätte (2005) International youth exchange meeting place (2005) G ie s e m a n n . kon. Ein Medaillon in einem Giebel dreieck weist das Erbauungsjahr 1887 aus. Der Bauherr war O t t o v o n B ü l o w . Nach 1945 war das Haus Lungenheil stätte und Altenheim. Nach 1990 wur de es Pflegeheim in Trägerschaft des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Ge genwärtig steht das Gebäude leer. Der P ark wurde um 1890 als kleiner Landschaftspark errichtet und besitzt neben der traumhaften Lage zwischen Wald und See einen interessanten Baumbestand mit Küstentanne, Winter linden, Esskastanien, Douglasien und Blutbuchen. Neu Sammit evolved in 1725 as an appurtenant strueture to the estate of Alt Sammit. Originally sheep, later also cattle were kept there. The hardly arable land was afforested. There was only one farm building. The manor house originates from 1887, the builder being Otto von Bülow. It is situated within a park bordering lake Langsce. After 1945 the manor house served as a Sanatorium for consumptives, as a rcsidential home for the elderly and, after 1990, also as nursing home. It now Stands vacant. 129 6.42 Neu Sapshagen Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren A. Gerhold Abb. 1 Das Gutshaus 2004 The manor house in 2004 Das Dorf und das Gut Das heutige Neu Sapshagen liegt etwa l ,2 km vom Ostufer des Flachsees ent fernt in der Gemeinde Klocksin. Das alte Dorf Sapshagen dagegen befand sich direkt am Südostufer des Sees und wurde 1531 erstmalig erwähnt ( H a e g e r 1935). Die Geschichte des alten Dorfes ist eng mit der Familie v o n L i n s t o w in Lütgendorf verbunden. Sie besaß das Dorf, bis H a n s R u d o l f v o n L i n s t o w 1749 starb. Seine Witwe E l i s a b e t h So p h ie , geborene v o n L o w t z o w , heiratete 1750 J o a c h i m R e im e r v o n d e r verkauft. Im Jahre 1829 wurde Alt Sapshagen nicht mehr im Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender erwähnt. Es zählt zu den untergegan genen Dörfern. Heute sind nur noch die Fundamente einzelner Gebäude er kennbar. Das Dorf Neu Sapshagen dagegen wurde 1792 durch Herrn v o n K a m p t z an D i e d e r ic ii F r is c h weiterverkauft, der 1819 in den Adelsstand erhoben L ühe 1995, Bd. 4). Zu dieser Zeit wurden die letzten Bauern von Saps hagen, jetzt auch Alt Sapshagen ge nannt, gelegt und der Sophienhof und die Meierei Neu Sapshagen errichtet (vgl. Sophienhof). Das Beichtkinder verzeichnis von 1751 gab für Alt Saps hagen 52 und für Neu Sapshagen 19 Beichtkinder an. C h r i s t o p i i A l b r e c h t v o n K a m p t z kaufte 1792 nach dem Konkurs des Herrn v o n d e r L ü h e die Dörfer Alt und Neu Sapshagen (K amptz 1843). Alt Sapshagen wurde 1801 an A u g u s t L u d w i g v o n T h o m s t o r e f und 1811 an den Warener Kaufmann J o a c h i m C a r l B a h l m a n n (W e ltz ie n 130 Wohn gebäude Abb.2 Plan der Gutsanlage (BV 1816) Layout of estate from fire Insurance map from 1816 G Gutshaus K — Katen Wirtschafts■ gebäude St Stall S Scheune wurde. Dieser errichtete in Neu Sapshagen einen neuen H of und lebte auch selbst hier ( K a m p t z 1843). Der Erbe des D ie d e r ic h v o n F r is c h war sein Adoptivsohn E w a l d C o s m o s L e o n h a r d v o n F r i s c h , der „Kommunisti sche Gutsbesitzer“ und Anhänger des Bundes der Kommunisten ( C h r o n i k 1998, H. 15). Spätererbten M a r t in und A c h im v o n F r is c h das Gut. 1917 hatte das Dorf 72 Einwohner. Im Landwirt schaftlichen Adressbuch von 1928 wird der Viehbestand mit 17 Pferden und 36 Rindern, davon 12 Kühen, an gegeben. Die Fläche von 240,8 ha setzte sich aus 173,1 ha Ackerland ein schließlich Garten, 16,7 ha Wiesen, 21,3 ha Weiden, 21,6 ha Holzungen, 7,1 ha Unland, Hofraum und Wegen, sowie 1 ha Wasser zusammen. Nach Verhandlungen mit der „Meck lenburgische Landgesellschaft GmbH Schwerin“ verkaufte die Familie v o n F r is c h am 3.5.1934 Neu Sapshagen und der bisherige Pächter des Gutes, J o h a n n e s S c h m i d t , erwarb es. 1945 wurde er zwangsenteignet, verhaftet und starb am 24.12.1952 im Gefängnis. Im Zuge der Bodenreform wurde das Gut von Neubauern aufgesiedelt und bis 1952 eine LPG zusammen mit den Klocksiner Bauern gegründet. 1974 entstand die Rindermastanlage in Ho hen Wangelin und Neu Sapshagen gehörte zu diesem VEG. Das wurde nach der Wende aufgelöst und 1992 Abb. 3 Am ehemaligen Pferdestall At the former stables die Flächen des ehemaligen Gutes Neu Sapshagen von der Treuhand ausgeschrieben. Der Landwirt F r i e d r ic h Rüß e erwarb diese Flächen und betreibt seit dem mit seinem Sohn Milchvieh Wirtschaft mit 200 Kühen. 2005 hatte das Dorf 20 Einwohner. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der ursprüngliche Schafstall (Ritterschaftliche Brandversicherung Sapshagen 1827), der von dem VEG als Bullenstall genutzt wurde, dient heute als Jungviehstall und Lagerhal le. Der alte Pferdestall, ein Feld steinbau direkt neben dem Gutshaus, ist seit der Sanierung im Jahre 2000 eine Landmaschinenhalle. Zwei weite ren Scheunen, das Backhaus, die Tabakscheune sowie das Schreiber haus sind nicht mehr erhalten (Ritterschaftliche Brandversicherung Sapshagen 1816) (vgl. Abb.2). Abb. 5 Der ehemalige Gutshof2007 The former estate in 2007 Gutshaus und Park Die Gebäude im Dorf Das alte G utshaus, ein Faehwerkbau, brannte am 2. Februar 1940 vollstän dig ab. Es gelang dem Eigentümer J o h a n n e s S c h m i d t den Wiederaufbau seines Wohnhauses als „absolut kriegswichtig“ durchzusetzen. Zum Jahresende 1940 war der Neubau be zugsfertig. Der rechtwinklige Anbau, als Lagerraum gebaut, beherbergte nach dem Krieg bis in die 1970er Jahre eine Verkaufsstelle für Lebensmittel und dient heute Wohnzwecken. Naeh dem Krieg lebten zahlreiche Flüchtlingsfamilien im Dorf und im Gutshaus. 1994 wurde das Gutshaus saniert und darin drei Wohnungen ge schaffen. Einen G u tsp ark hatte der kleine Ort nicht. Es sind Reste des alten Obst gartens erhalten geblieben, die heute in Form einer Streuobstwiese gepflegt werden. Die Katen der Landarbeiter befanden sich in der Nähe der Gutsgebäude. Die Katen wurden nach dem Wegzug vie ler Menschen aus dem Dorf in den 1970er Jahren abgetragen. Das 1938 durch J o h a n n e s S c h m i d t errichtete Landarbeiterhaus ist ein Doppelhaus mit dahinter gelegenem Stallgebäude. Es wird auch heute bewohnt. Nach der Bodenreform wurden im D orf drei Neubauernhäuser errichtet, die bis heute bewohnt sind. Abb. 4 In dem Feldsteingebäude waren einst die Pferde untergebracht The horses used to be kept in this stone building Neu Sapshagen is a relatively young village which came into being when the peasants of Alt Sapshagen, situated at the Southern shore of lake Flachsee, w'ere forced into peonage in the middle of the 18th Century. At that time Sophienhof w-as established plus the sheep farm Neu Sapshagen. Only in around 1800 a newr estate comprising some 240 hectares developed here. For more than one Century, until 1934, the von Frisch family owned the place which was then acquired by J.Schmidt. He was expropriated after 1945 and the estate was redistributed. Today’s manor house was built in 1940 after the previous half-timbered structure had bumed down. Little remains from the old estate structure. 131 6.43 Nossentin Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Landkreis Müritz Amt Malchow G. Masurowski, D. Mombour Nach den Unterlagen von 1799 wies die Gutsanlage einen großen Gebäudebestand auf. An den linken Küchenflügel des Gutshauses schlos sen sich der Pferdehof mit zwei Torhäusem, Pferdestall, Wagenhaus und Kleinviehstall und der Schweinehof mit Brau- und Brennhaus sowie zwei Schweineställen und dem Backhaus an. Vor dem Gutshaus und den beiden Seitenflügeln führte eine lange Allee am Galten mit Gärtnerhaus vorbei zum Wirtschaftshof mit Viehhaus, kleiner und großer Scheune und Schafstall. Dies ist der Gutsteil, durch den die heutige Straße nach Jabel führt, die zwischen 1970 und 1980 gebaut wur de. Etwas abseits vom Gut am Weg nach Silz lagen das Miihlengehöfl und die Windmühle auf dem Mühlen berg. Nach 1897 kam es zu umfangreichen Veränderungen. Rechts neben dem Gutshaus entstand eine Schrotmühle. An das Gutshaus schloss sich unmit telbar der rechteckige Gutshof an. Auf der rechten Seite befanden sich der Das Dorf und das Gut Nossentin liegt nordöstlich von Malchow an einer Bucht des Fleesensees. Die früher sehr große Feldmark des Dorfes, die sich bis zu den Gemarkungsgrenzen von Flohen Wangelin, Kieth, Alt Gaarz, Loppin, Jabel, Malkwitz und Sparow erstreck te, verlieh dem großen Waldgebiet den Namen „Nossentiner Fleide“ . Die ersten urkundlichen Erwähnungen stammen von 1317. Vom 14. bis zum 18. Jh. hatten viele verschiedene Adelsfamilien Besitz in Nossentin, bis 1747 E. F. v . R a v e n das Gut übernahm. Erließ 1751 auf der Nossentiner Feld mark zwei Glashütten errichten, aus denen später der Ort Nossentiner Hüt te hervorging. 1803 wurde das Gut vom regierenden Herzog F r i e d r i c h F r a n z I. erworben und damit ein domaniales Gut. Pächter des Domanialgutes Nossentin waren: 1789-1827 F r ie d r ic h E r n s t St Stall S Scheune Abb. 1 Plan des Gutshofes (BV 1799) Estate layout from fire insurance map of 1799 G Gutshaus entstanden 13 Neubauemstellen. Die Bauern von Nossentin schlossen sich später der LPG Silz an. Seit 1989 wer den die Flächen von der Agrargenos senschaft e. V. Malchow bewirtschaf tet. C h r i s t o p h S f.it z 1834-1845 T heodor 1851-1860 F r ie d r ic h H e in r ic h 1863-1865 1867-1875 1880-1885 1887-1927 W i l h e l m S ib e t ii R osen ow B ehm P h il ip p H a l l e F r ie d r ic h E h l e r t C a r l S p r in g b o r n und Erben Der H of hatte 1903 und 1927 eine Grö ße von 434 ha. 1914 gab es einen Tier bestand von 30 Pferden, 100 Rindern und 130 Schweinen. 1928 wurden 314 ha durch die Mecklenburger Land gesellschaft wegen Verschuldung auf gesiedelt, wodurch drei Erbhöfe, ein Erbpachthof, 12 Häusler und ein Rest gut von 122 ha entstanden. In dieser Zeit wurden die Siedlungshäuser in der Nähe des Bahnhofes errichtet. 1938 wurde Nossentin Ortsteil von Silz. Durch die Bodenreform von 1945 132 Abb. 2 Die Fachwerkscheune, die ursprünglich ein Rohrdach besaß (1989) Half timbered, originally thatched, barn (1989) Abb. 3 Die große Fachwerkscheune wurde 1994 abgerissen The large half timbered barn w a s torn down in 1994 Pferdestall (Baujahr 1904/05), ein Schweinestall sowie der große und kleine Viehstall (Baujahr 1910/11). A uf der linken Seite standen ein Schweine stall (Baujahr 1903) und eine sehr gro ße Fachwerkscheune m it Rohrdach (vgl. Abb. 2 und 3). Von all diesen Gebäuden gibt es nur noch Reste. Rechts neben dem Guts haus befindet sich das Gebäude der ehemaligen Schrotmühle. Es ist ein niedriger Klinkerbau mit Krüppel walmdach. Das Gebäude ist zur Zeit ungenutzt. A uf der rechten Seite stan den der Schweinestall (1989 abgeris sen) und die große Fachwerkscheune mit Rohrdach (1994 abgerissen). Das links vor dem Gutshaus stehende gro- Abb. 6 Das Gutshaus, Vorderansicht von der Straße (2004) Front view of manor house from the Street (2004) Gutshaus und Park Das G utshaus ist wohl im Wesentli chen der Bau, der schon 1799 be schrieben wurde. Es bestand je ein Verbindungsgang zu den beiderseits Abb.4 Der ehemalige Pferdestall, heute Wohngebäude (2004) The former stables converted to residential use (2004) Abb.5 Der ehemalige kleine Pferdestall, heute Ferienwohnung (2004) The former small stables, today a holiday flat (2004) ße Wohnhaus war der zum Gut gehö rende ehemalige Pferdestall. Das letzte Gebäude an der Straße nach Jabel, jetzt ein Ferienobjekt, ist der umge baute ehemalige kleine Kuhstall des Gutshofes. seitlich vorgelagerten großen Seiten flügeln. Der linke Flügel war Küche und Wirtschaftstrakt, der rechte Flü gel Wohnraum und Kirchenzimmer, da es um diese Zeit in Nossentin keine Kirche gab. Von 1897 bis 1904 erfolg ten Veränderungen an dem heute noch vorhandenen Bau. Die beiden Verbindungsgänge und die Seitenflü gel verschwanden im Rahmen dieser Baumaßnahmen. Das uns heute gegenübertretende Gutshaus ist ein zweigeschossiger Backsteinbau auf Feldsteinsockel mit Krüppelwalmdach und gewölbten Kel lerräumen. Beide Giebel bestehen im Gegensatz zur Vorder- und Rückseite aus gelben Klinkern, so auch die Lisenen an den Gebäudekanten. Die drei achsige Mitte der ehemaligen Hof front wird durch eine hölzerne Vor laube und Freitreppe betont. Zu bei den Seiten des Vorbaus gibt es drei symmetrische Achsen. Die Fenster sind durch Stichbögen geschlossen. Das rechte äußere Fenster wurde zu einer Tür umgearbeitet. Die Gartensei te des Gutshauses besitzt in der Milte eine zweiläufige Freitreppe und eine Eingangstür. Das Obergeschoss ist siebenachsig und wie die Vorderfront durch einen Fries verziert. Am linken Giebel befindet sich ein großer, stall artiger Anbau mit flachem Pappdach, der auch aus gelben Klinkersteinen gemauert wurde. Dieser Anbau ist si cher um 1900 mit den Veränderungen an den Giebelseiten entstanden. Er wurde zur Gutszeit als Küche und Wirtschaftshaus genutzt und dient heute Wohnzwecken. Das Gutshaus ist Gemeindeeigentum. Es ist bis auf den Eingangsbereich in gutem Zu stand. Hinter dem Gutshaus befindet sich ein Landschafts-P ark, welcher Ende des 18. Jh. aus einer barocken Parkanlage hervorgegangen und bis in die 1930er Jahre erweitert wurde. Ein Tor, aus zwei Pfeilern aufjeder Seite und eini Abb. 7 Das Tor zum Gutspark (2004) The gate to the estate garden 133 Nossentin kam es im November 1806 zu verlustreichen Gefechten zwischen einem preußischen Truppenteil, der von Oberst Y o r c k befehligt wurde, und den Franzosen. Aus Anlass des 50. Jahrestages dieses Gefechtes wur de am 2. Oktober 1856 in Gegenwart des Mecklenburgischen Großherzogs und des Feldmarschalls W r a n g e l in der Nähe von Nossentin ein Denkmal eingeweiht, das heute noch am selben Platze steht. Das Yorck-BlücherAbb. 8 Im Gutspark von Nossentin In Nossentin's estate garden gen Treppenstufen bestehend, fuhrt in den Park hinein. Es wurde 1994 re konstruiert. Der Park hat einen wert vollen Baumbestand, der vorwiegend aus Winterlinden, Hainbuchen und Ei ben besteht. Eine schöne Allee führt vom Gutshaus zum Fleesensee. Gebäude im Dorf Das Dorf wird besonders von sechs langen noch vorhandenen ehemaligen Gutskaten geprägt. Die Ende der 1920er Jahre entstandenen Siedlungshäuser befinden sich nahe der Bahnstrecke in Richtung Silz. Nach 1945 wurden drei Neubauernhäuser errichtet. Hügels südlich des Gutshofes am öst lichen Ufer des Fleesen Sees. Auf der Spitze dieses Hügels befand sich die Kreidegrube. Eine Werkbahn ermög lichte den Transport vom Kalkofen zum Fleesen See, wo sich eine Rampe zum Verladen und Abtransport auf dem Wasserwege befand. Neben bestem Kalk trat in der Grube auch guter Ton auf, der die Ansied lung einer Ziegelei möglich machte. Abb. /1 Das York-Blücher-Denkmal nach seiner Rekonstruktion The York-Blücher memorial after its reconstruction J Abb. 9 Ehemaliger Gutskaten (2005) Former estate cottage (2005) Nebenbetriebe und Besonderheiten Bei Nossentin befinden sich eiszeitli che Kreidevorkommen. Die Kreide wurde in einem Kalkofen gebrannt und als Baukalk bzw. Düngemittel ge nutzt. In Nossentin liegen die Anfän ge der Kreidegewinnung um 1789. Sie wurde bis 1910 betrieben. Das Kalkbrennergehöft lag am Fuße eines 134 Kalkofens auf dem MTB von 1884 Location of estate and Urne kiln from ordinance map of 1884 Sie wurde von 1835 bis 1913 betrie ben. Um 1913 soll die Ziegelei 20 Ar beiter beschäftigt und 810.000 Steine pro Jahr produziert haben. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt verfolgten die napoleonischen Truppen die zurückweichenden preu ßischen Truppen, ln den Wäldern von Denkmal wurde im Jahre 2 0 0 0 rekon struiert, Schautafeln mit Geschichts daten angebracht und die Umgebung angemessen gestaltet. Nossentin is an old village which was first documented in 13 17. It was a gentry estate for several centuries before it became the property of the Grand Duke in 18 0 3 . 1 9 2 7 it comprised 4 3 4 hectares. In 19 2 8 , 3 1 4 hectares o f these were partitioned and new farmer houses were built near the railway Station. The estate complex can no longer be recognized since a road, built between 1 9 7 0 and 1 9 8 0 , is leading across the former estate yard. As conspicuous parts of the former estate the manor house and the estate park still remain. The residues o f the estate buildings were remodeled. Near Nossentin, during decades, a lime kiln and a brickworks were operated. 6.44 Rum Kogel Landkreis Güstrow Amt Güstrow Land H. Aisleben, F. Beckendorff Das Dorf und das Gut Wie Kirch Kogel, wurde auch das Nachbardorf Rum Kogel erstmals 1303 im Zusammenhang mit der Verlehnung des Gerichtes und der Bede an den Ritter B e r n h a r d v o n B e l l in durch N i c o l a u s v o n W e r l e - P a r c h i m ge nannt. Da der Ort im Mittelalter u. a. 1423 als „Rum-Kowalcke, anders genomet Wendischen Kowalk“, be zeichnet wurde, dürfte er eine Ansied lung für die slawischen Bewohner ge blieben sein (MUB 2861). 1407 ver kauften zwei Brüder v o n S c h ö n o w dem V ic k e W o o s t e n in Kirch Kogel ihr Gut in Wendisch Kowalk für 100 Mark Ltibsch, dazu sechs Hufen und drei Katen. Nachdem 1423 auch B e r n d D e s s in sein Eigentum und seine Gerechtsame an V ic k e W o o s t e n ver kauft hatte, dürfte ihm das ganze Dorf gehört haben. Als er 1435 gestorben war, wurde auch sein Rum Kogeler Anteil dem Kloster Dobbertin ver kauft. Bald danach muss der Ort wüst gefallen sein, denn im Kaiserbederegister von 1496 findet er keine Erwäh nung. Über den Zeitpunkt der Einrichtung einer Meierei in „Rum“ Kogel bzw. nach der Wiebekingschen Karte „Raum“ Kogel, wie es nach der „Räu mung“ genannt wird, fehlen die Nach richten. Um 1700 gehörte es nach 1lo iN C K i iu s e n als Meierei zum Kloster Dobbertin. Das Beichtkinder verzeichnis von 1703 nennt auf dem „Hofe Kogelke“ unter den 18 Einwoh nern außer dem 72jährigen „Pensionarius“ u. a. einen Häcker (Landarbeiter, der mit dem Hakenpflug arbeitet) einen Schäfer und einen Kuhhirten. Die Umwandlung von der Meierei in einen Pachthof muss zwi schen 1700 und 1703 erfolgt sein. 1751 heißt es „Raum- oder Hof Kogelck, ein Verwalterhof und klein Dorf, so dem Kloster Dobbertin gehöret“ (Beichtkinderverzeichnis). Ende des Abb. 1 Das Gutshaus im Jahr 7966 The manor house in i 966 18. Jh. gehörten noch sechs Bauern aus Groß Breesen zum Hof, die hier Dienste zu leisten hatten und dem Mahlzwang des Klosters unterlagen. Die Einwohnerzahl Rum Kogels schwankte im 19. Jh. zwischen 73 und 96; 1923 und 1937 wurden 82 Einwoh ner gezählt. Die Größe ging von 627 ha in früheren Zeiten auf 353 ha 1928 zurück. An Pächtern wurden ermittelt: 1783 V .R . D rew s 1800 L eo po ld i 1812 F r ie d r ic h F ie d l e r 1826 C h r is t ia n S c h u l z 1845 L e o p o l d i und Erben 1847 H in r ic h s ? - 1865 F r ie d r ic h A l b a n 1866-1894 Bkskkk 1896 C. B e c k , der in Klein Upahl wohnte 1911 C. A. H e c h t 1923 W. B a u e r Nach 1945 wurde der Hof aufgesie delt. Die Neubauern, die jeweils 10 ha Land erhielten, kamen zum größten Teil in den fünf zweihischigen Katen unter, die um- und ausgebaut wurden. Jede Stelle erhielt eine Scheune auf dem Hinterhof. 1953 bildete sich eine LPG Typ I, 1959 Typ III, die sich mit der LPG Reimershagen zusammen schloss. Ab 1973 kam es zur Gründung einer großen LPG Pflanzenproduktion zusammen mit der LPG Gerdshagen und einer LPG Tierproduktion mit Lohmen. I leute werden die Flächen privat bewirtschaftet. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Eine Vorstellung vom Aussehen des Hofes bietet ein „lnventarium“ aus dem Jahre 1755. Danach waren zwei Tore vorhanden, die nur dann sinnvoll erscheinen, wenn der gesamte Gebäu dekomplex umzäunt war. Von der ehemaligen Gutsanlage ist ein Pferdestall in Fachwerkbauweise er halten. der z. T. zu Wohnzwecken aus gebaut wurde. Ihm gegenüber befin det sich ein Gebäude, das ursprüng lich einmal Kuhstall des Gutes war und nach 1945 als Neubauernstelle ausgebaut wurde. Dabei nutzte man aber nur die Hälfte des Gebäudes. Abb. 2 Ausschnitt aus dem MTB um 1884 Extract from ordinance map of 1884 135 Abb. 4 Die Giebelseite des Pferdestalles (2007) The gable wall of the stables (2007) Abb. 3 Der ehemalige Pferdestall (2007) The former stables (2007) Gutshaus Gebäude im Dorf Über die Entstehungszeit des Gutshau ses ist uns nichts bekannt. Das ab gewinkelte Backsteingebäude auf einem Feldsteinsockel wird heute von mehre ren Familien bewohnt. Die I Iofseite ist durch nachträglich angelegte Gärten und Schuppen nicht mehr als ursprüng liches Repräsentationsobjekt erkennbar. Die Flächen östlich des Gutshauses wurden und werden als Garten genutzt, ein Gutspark existierte nicht. Trotz der Aufsiedlung nach der Bo denreform gibt es in Rum Kogel keine Neubauemhäuser. Es waren ursprüng lich fünf zweihischige Gutskaten vor handen, die für die Siedler genutzt wurden. Von den Katen sind noch drei erhalten, allerdings in stark veränder ter Form. Abb. 8 Ehemaliger Gutskaten (2007) Former estate cottage (2007) Abb. 7 Feldsteinsockel am Gutshaus Stone base at the manor house Abb. 5 Das Gutshaus im Jahr 2007 The manor house in 2007 Abb. 6 Die Giebelseite des Gutshauses (2007) The gable wall of the manor house (2007) 136 The name Rum Kogel has something to do with space (German: Raum). The second name component is pointing at the originally close neighbourhood with nearby Kirch Kogel (Church Kogel). In the Middle Ages there were peasants of possibly Slavic origin, as the name then was Wendisch Kowalk (Slavic Kowalk). In 1700 the place is listed as property of closter Dobbertin which had established a dairy-farm from which a lcasehold estate developed. At times the estate comprised 627 hectares, in 1928 only 353 hectares. Only traces remain from the former estate buildings. The manor house is serving residential uses and is no longer recognizable as such. 6.45 Schloß Grubenhagen Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren R. Krüger Abb. 1 Das Gutshaus in den Jahren 1880/90 The manor house in the years 1880/90 Das Dorf und das Gut Die Entstehung des Gutes Schloß Grubenhagen ist untrennbar mit der Ge schichte der Burg Grubenhagen und dem Dorf Kirch Grubenhagen verbun den. Das Burgdorf Grubenhagen wurde 1243 erstmals urkundlich in einer Schen kung des Ritters G r u b e , nach dem der Ort den Namen erhielt, erwähnt. Zwi schen 1 353 und 1364 erwarb U i .r ic i i I. M o l t z a n zusammen mit seinem Bruder 1 I e in r ic ii M o l t z a n die zu Grubenhagen gehörenden Güter. 1463 traten die M o l t z a n ' s (Linie YVolde-PenzIin) ihre Ansprüche an der Begüterung Gruben hagen vollständig an die Nachkommen U l r i c h 's I. M o l t z a n ab. Grubenhagen wurde für Jahrhunderte der Stammsitz dieser Familie, welche die große Burg bewohnte, von der heu te nur noch Reste vorhanden sind. Die Burg wurde bis etwa 1780 genutzt und dann verlassen. Inzwischen erbaute V o l l r a t h L k v in II. M o l t z a n um 1760 das Gut Vollrathsruhe, das dann Wohn sitz wurde (vgl. Vollrathsruhe). 1815 starb die Linie M o l t z a n auf Gruben hagen aus und es kam im November 1822 zu einem Erbvergleich mit der Ver losung verschiedener Güter. A u g u s t C h r is t o p h v . M a l i z a h n (Haus Roidin) zog zusammen mit seinen Brüdern das zweite Los aus der Grubenhäger Erb schaft, das aus Schloß Grubenhagen, Klein Luckow, Bockholt und Krevtsce bestand. Nachdem er seine Brüder mit Geld abgefunden hatte, begann er mit der Bewirtschaftung der Güter. 1836 verkaufte er das Gut Klein Luckow mit Bockholt und Krevtsee an seinen Ver wandten F r i e d r i c h v . M a l t z a n auf Rothenmoor. Die Direktorialvermessungskarte von 1758 zeigt nordöstlich der Burg ein Vor werk mit drei großen Gebäuden, das of fensichtlich ein Gutshof war, der schon von der Burg aus bewirtschaftet wur de. Er befand sich an derselben Stelle des späteren Hofes. Mit dem Bau eines Gutshauses und der Erweiterung des dazu gehörenden Wirtschaftshofes ab 1840 durch A u g u s t C h r is t o p h v . M a l t z a h n und seinen Sohn begann ein neuer Geschichtsabschnitl des Gutes Schloß Grubenhagen. Ein Nachkomme des Au gust Christoph v. Maltzahn verkaufte das Anwesen 1908 an seinen Verwand ten W il h e l m v . M a l t z a n auf Moltzow, der es seinem Sohn vermachte. Das Gut blieb bis 1945 im Besitz der Familie. 1928 hatte es eine Größe von 353 ha, davon waren 222 ha Ackerland. 46 ha Wiesen und 56 ha Wald. Man hielt 27 Pferde, 76 Rinder, 236 Schafe und 37 Schweine. Nach der Enteignung im Zuge der Bo denreform 1945 wurde das Land teil weise aufgesiedelt. 1952 entstand eine LPG, die sich später mit Voll rathsruhe, Hallalit und Klein Luckow'zusammen schloss. Mit der Eröffnung des Groß betriebes Industrielle Rindermast (1RIMA) und VEG Pflanzenproduktion Hohen Wangelin ging die LPG in dem neuen Betrieb auf. 1992 pachtete ein Sohn des letzten Besitzers die Lände reien und richtete wieder einen Gutsbe trieb ein. Das noch vorhandene Wirt schaftsgebäude und das Gutshaus wurden von ihm zurückgekauft und in den Jahren 1994 bis 1998 saniert. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Vorläufer der späteren Gutsanlage ist wahrscheinlich das Vorwerk der Burg, das auf der D VK von 1758 mit drei großen Gebäuden zu erkennen ist (s. u.). 1822 wurden mehrere Wirtschaftsge bäude aufgeführt (z.B. Ochsen- und Schafstall, Holländerhaus, Kutschstall, Eiskeller, Schmiede, Brauhaus), die z. T. in den nach 1840 erweiterten Gutshof übernommen wurden und in einigen Fäl len bis in die 1970er Jahre existierten. Um die Mitte des 19. Jh. zählten zum Gutshof ein Kuhstall mit Speicher, ein Pferdestall, ein Schweine- und Schaf stall, eine so genannte Erbsenscheune, Tfluhle x OeAfmuACt Abb.2 Lageplan vom alten Schloß Grubenhagen (nach DVK 1758) Estate layout of former castle Grubenhagen from map of 1758 137 Abb. 6 Das Gutshaus, Hofseite (2006) The manor house from the courtyard (2006) Abb. 3 Lageplan des Gutes um 1940 (nach W.-U. v. Maltzan) Layout of estate from 1940 (acc. to W.-U. v. Maltzan) ein Hengsten- und Kutschstall sowie Eiskeller und Schmiede. Von all diesen Gebäuden steht heute der landwirt schaftlich genutzte und sanierte Kuh stall m it Speicher an der Straße nach Hallalit, der in wesentlichen Teilen aus Feldsteinen errichtet wurde. Abb. 4 Wirtschaftsgebäude um 1930 Estate building around 1930 Abb. 5 Ehemaliger Speicher m it Kuhstall (2003) Former storage building with cow shed Gutshaus und Park Das G utshaus wurde 18 4 0 von A u g u s t unter Verwen dung von Baumaterial aus der alten Wasserburg errichtet. Es ist ein im klas sizistischen Stil gebauter eingeschossi ger und breit gelagerter Putzbau von 10 bzw. 11 Achsen mit mächtigem Krüp pelwalmdach. Dieses besitzt auf beiden Seiten je zwei Fledermausgauben. Das C h r is t o p h v . M a l t z a n 138 Kellergeschoss ist überwiegend aus Feldsteinen gemauert. Der Keller be sitzt Längstonnengewölbe mit Unter zügen und zwei Mittelpfeilern. Von der ehemaligen Hofseite gelangt man über eine Freitreppe und eine dreiachsige, übergiebelte Porta ins Gebäude. An der linken Giebelseite wird ein dreiach siger Eingang durch Pilaster markiert. Darüber befindet sich die Datierung des Erbauungsjahres (1840). An dem Ostgiebel kann man die eisernen Buch staben A. v. M . ( A u g u s t v o n M a l t z a h n ) entdecken. Nach 1945 diente das Gutshaus Flücht lingen als Unterkunft. Unter anderem w areine Konsumverkaufstelle darin untergebracht. Bis 1994 wurde es für die üblichen Gemeindeeinrichtungen und zu Wohnzwecken für mehrere Fa milien genutzt. Danach ging cs in das Eigentum eines Nachkommen der Fami lie v . M a l t z a n über und wird seit 1998 von dieser Familie wieder bewohnt und ist Sitz ihres landwirtschaftlichen Guts betriebes. Einen P ark gibt es in Nähe des Guts hauses nicht mehr, doch wurde mit dem Riickbau der Burg ab 1840 die alte An lage in einen Landschaftspark mit Anschluss zum neuen Gutshaus umge wandelt. Das alte Grabensystem und Teiche der Burganlage wurden in den Park integriert. Das Wegesystem und die alten Rosskastanien sind als prä gende Elemente noch gut erkennbar. Gebäude im Dorf Heute gibt es noch fünf ehemalige Ka ten, die sich in Privatbesitz befinden. 1822 existierten wohl drei mit insgesamt 10 Wohnungen für Gutsarbeiter, die restlichen wurden wahrscheinlich um 1850 gebaut. Die alte Windmühle in Schloß Grubenhagen wurde in den 1930er Jahren zu einer Schnitterkaserne umgebaut. In ihr wohnten nach 1945 Flüchtlingsfamilien, sie existiert heute nicht mehr. Nach der Bodenreform witrden einige Neubauemhäuser errichtet. Nebenbetriebe und Besonderheiten Unter L e v in J o a c h im v . M a l t z a n , dem Va ter des Begründers von Vollratsruhe, gab es von 1720 bis 1733 eine erste Glashüt te, aus der der Ort Bockholt entstand, und von 1748 bis 1755 eine zweite bei Klein Luckow. DerMecklenb. Staatska lender (1903) erwähnt eine Wassermühle nebst Molkerei. Eine Windmühle exis tierte viele Jahrhunderte. 1927 richtete der Müller und Bäcker R o s e n o w auf dem Ge lände der alten Wassermühle, die sich bei den Fischteichen befand, eine Bäckerei ein, die noch nach 1945 in Betrieb war. Der Sohn des A u g u s t C h r i s t o p h v . M a l t z a iin , A u g u s t W ilh e lm v. M a l t / a h n (1815-1883), war seit 1853 Provisor des Klosters Malchow und wurde 1865 zum Klosterhauptmann gewählt, worauf er mit seiner Familie nach Malchow zog. The village Schloß (castle) Gruben hagen arose from a large castle complex recognizable only from relics. Until the year 1780 this castle was inhabited by the von Maltzan family. An extended estate complex with a manor house was constructed around 1840. Stones from the castle were then used as construction material. The estate comprised some 353 hectares. A cow house with a shed built from stone remains from the estate buildings. The manor house was thoroughly renovated and is again inhabited by the von Maltzans. There are some further five former cottages in the village and a few houses by new settlers that were built after 1945. 6.46 Sehlsdorf Über die Zeit des letzten Pächters be richtet sein Sohn in N ie m a n n (2000). Nach 1945 erhielten 22 Landarbeiter und Landlose, 18 Umsiedler und vier Handwerker insgesamt 351 ha Land des damals 438 ha großen Gutes. Nach der LPG-Bildung in den 1950er Jahren kam es später zum Zusammen schluss mit der LPG Diestelow. Heute werden die Flächen von der Agrarge nossenschaft Diestelow bewirtschaf tet. Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz H. Alsleben, F. Beckendorff Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Abb. 1 Das Gutshaus Sehlsdorf 1945 The manor house of Sehlsdorf in 1945 Das Dorf und das Gut (2001) nimmt auf Grund von archäologischen Quellen und Flurna men an, dass der Ort aus der Zusam menlegung von zwei slawischen Sied lungen hervorging, und zwar kurz vor der Übereignung an das Kloster Dobbertin 1292. Es belehnte T h e t l e v u s W a c k e r b a r t mit „Bosscelesdorpe“, wie Sehlsdorf nach dem slawischen Ausdruck bucela für Biene hieß. Den Urkunden nach er folgten einige Eigentümerwechsel, be vor der Landesherr 1349 die 16 Hufen und 1374 auch seine „Gefalle“ (Abga ben) dem Kloster endgültig überließ. 1496 bewirtschafteten vier Familien bäuerliche Hufen. Nach der Verwüs tung des Dorfes im Dreißigjährigen Krieg wurde 1637 der I Iof eingerichtet. 1649 waren nur zwei Zugochsen vor handen, es gab weder Pferde noch Hühner. Pächter B a l c k durfte eine Schäferei einrichten. 1662 berichtete der Benthener Pastor, dass Sehlsdorf nach den vielfältigen Kriegsunruhen wieder hergestellt sei. Danach war die Wirtschaftsführung so weit stabilisiert worden, dass der Hof von 1696 an für 24 Jahre verpachtet werden konnte. Dem Pächter dienten zwei Knechte, zwei Drescher und zwei Mägde. Über R u ch höft dies lebte dort ein Schäfer. Kuh- und Schweinehirt waren für die Herden des Hofes zuständig. Vier Bauern gehöfte lagen an der Westseite des Ortes. Ihre Verlegung auf den westli chen Teil der Feldmark erfolgte 1830. An Pächtern des Klostergutes, des sen Größenangaben zwischen 443 und 480 ha schwanken, wurden ermittelt: 1646-1659 Hauptmann B a l c k 1660 H e in r ic h B r a n d t 1672 H e in r ic h G ie s e 16% Johann Jacobs 1720 Angehörige der Familie M öller 1750 L eutnant G eorg von 1760 1779 M a r t in W a r n e m ü n d e Ein im Inventar von 1711 genanntes „Käse-Hauß“, das in seinem unteren Teil als Pferdestall diente, war zehn Jahre später sehr „brackfellig“. Aus ei nem Inventarverzeichnis geht hervor, dass 1772 außer dem Gutshaus ein Pferde- und Kuhstall, ein Schafstall, ein neuer Holländerstall, ein 1769 ge bautes Torhaus mit Viehstal 1 und Nebengelass, ein Backhaus und eine Scheune den Gebäudebestand bilde ten. Die Gutsanlagc von 1805 ist aus dem Lageplan zu ersehen (vgl. Abb.2). Das Torhaus war noch vorhanden. 1867 erfolgte der Bau eines Schweine-, Fohlen- und Viehstalles, ln einer Front mit dem Pächterhaus sind noch der ehemalige Pferdestall und ein Gebäude, das einst als Schmiede und Stellmacherei diente, erAbb.2 Plan des Ortes von 1805 (BV) Estate layout of fire insurance map from 1805 L in s t o w N üsch, danach A d olph S chregel 1791 G eorg C ram er 1806 der Pächter von Mühlenhof, H a m a n n 1808 A l b e r t F r e u d e n f ie l d , danach sein Sohn 1837 1853 1867 18% 1916 1936- 1945 C h r is t ia n L o i is e A u g u s t W a r n f .k e H erm ann B ade A lbrecht W arneke C a r l F l in t K a r l - W f.r n e r F l in t ■ G K B Wohngebäude C I Wirtschaftsgebäude Gutshaus St Stall Katen S Scheune Bauernhaus 139 Abb. 3 Der noch vorhandene Schweinestall (1998) The still existing pig sty 1970er Jahren errichteten Kulturhauses und einige Neusiedlerhäuser lassen die ursprüngliche Anordnung des Wirt schaftshofes nicht mehr erkennen. - -vu halten geblieben. Beide, unter Denk malschutz stehend, werden zurzeit nicht genutzt. Gutshaus Das Pächterhaus war 1711 „in miserabelen Zustande“. Nach 1720 ließ es das Kloster durch ein Stroh ge decktes Fachwerkgebäude erset zen. 1867, nach einer anderen Quelle 1895, erfolgte ein Neubau. Dem ein stöckigen, sechsachsigen Backstein bau wurde ein zweistöckiger, nach vorn gewölbter Mittelrisalit vorge setzt, der durch teils vermauerte Fensteröffnungen seine ursprüngliche Regelmäßigkeit einbüßte. Seit 1945 diente das Haus der Unterbringung von Flüchtlingen. In den 1960er Jah ren waren u. a. die Schule und der Konsum darin. Nach längerem Leer- Abb.4 Das Gutshaus a/s Schule (1968) The manor house as school (1968) Lfj, . . ■ K ■n9 i rj Abb. 5 Das Gutshaus 1998 The manor house in 1998 stand bemüht sich eine Familie in langwieriger Kleinarbeit um seine Er haltung. Die Flächen nördlich des Gutshauses wurden und werden als Garten mit z.T. altem Baumbestand ge nutzt. 140 Gebäude im Dorf Nach der Gründung des Hofes wur den im Lauf der Zeit vier Katen mit neun Wohnungen gebaut, darunter der des Schulmeisters. Sie werden heute noch genutzt. Die Ruine eines von der LPG in den Since 1292 cloister Dobbertin had property in Sehlsdorf. After the Thirty Years War the newly established estate shared its arable fields with four free famiers whose courts were transferred to the Western periphery of the bounds around 1830. The estate was a fiefdom until 1945, comprising beween 443 and 480 hectares. 1945 the major parts of the estate were redistributed. Today, only the manor house and two estate buildings are witnesses of the past. Anmerkung: Der Aufsatz entstand un ter Zuhilfenahme von Unterlagen der Familie D olch, ehemals Sehlsdorf. 6.47 Sophienhof Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren H.-J. Hagemann Das Dorf und das Gut Sophienhof ist ein junges Dorf, das durch eine Gutshofgründung im 18. Jh. entstand. Der Ort liegt südöstlich des Flachen Sees. Die Geschichte des Ortes ist eng mit der von Lütgendorf und der des nicht mehr existierenden Bauerndorfes Sapshagen verbunden. Der Name geht auf die Witwe E l is a b e t h S o p h i e v o n L in s t o w zurück, de ren Familie seit dem 14. Jh. die umlie genden Ländereien besaß und auch Sophienhof gründete. Sie heiratete J o a c h im R e im a k v o n d e r L ü h e , mit dem sie sich auf das neu geschaffene Gut für kurze Zeit zurückzog und dort den Wohnsitz nahm. 1783 wurde Sophienhof ein selbstständiges Gut, nachdem es der Malchower Bürger meister U r b a n N e u e r t und später E. W. v o n R a v e n übernahmen. Die Akten zum Gut Sophienhof beginnen mit dem Jahr 1751. Das Werden des Gutes war schicksalhaft mit dem Niedergang des in der Nähe gelegenen Bauerndor fes Sapshagen verbunden. Es wurde auf Kosten des Dorfes Sapshagen er richtet, indem im Zeitraum 1798 bis etwa 1811 die Bauern gelegt und aus den Bauernhufen das Gutsland von Sophienhof wurde. 1819 existierte Sapshagen nicht mehr. Das Gut hatte viele Eigentümer. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit: 1796 - 1805 A l b r e c h t v o n K a m p t z 1805 - 1811 A u g u s t L u d e w ic . v o n Abb. 1 Rückseite des Gutshauses 1939 Rear view of manor house from 1939 1928-1938 M a x i m il ia n v o n R o ü is t e r 1938 -1942 G ebh a rd von der W en se 1819 wurden für Sophienhof 125 Men schen genannt. Um 1900 hatte das Gut eine Größe von etwa 490 ha. Als M. v. R o g is t h r das Gut übernahm, hatte es eine Größe von 575 ha. Er wurde 1938 vom nationalsozialistischen Staat ent eignet, weil er die Judenvcrfolgungspolitik nicht mit trug. Durch Flucht konnte er sich einer Verhaftung entzie hen. Das Gut wurde noch im selben Jahr von G e b h a r d v o n d e r W e n s e übernommen. Er vergrößerte es auf etwa 800 ha und entwickelte den land wirtschaftlichen Betrieb und das Dorf nach modernen Gesichtspunkten, doch wurde der Aufbau durch die ein tretenden Kriegsereignisse empfind lich gestört. Die zum Kriegsdienst einberufenen Gutsarbeiter wurden durch polnische, französische und dann durch russische Kriegsgefangene er setzt. 1942 verkaufte v o n d e r W e n s e das Gut an das Kalisyndikat. 1945 wurde es an etwa 45 ehemalige Land arbeiter, Tagelöhner und Flüchtlinge aufgeteilt. Die erste LPG Typ 1 wurde 1952 gegründet. Ihr folgten 1955 eine Genossenschaft Typ III. 1960 hatte Sophienhof 211 Einwohner und wurde nach Grabowhöfe eingemeindet. Auch die LPG vereinigten sich. Nach 1990 erhielt ein Erbe aus der Familie v o n R o g i s t e r die nicht mehr besetzten Bodenreformsiedlungen als Teil des Gutes zurück und bewirtschaftet die se. Die anderen Flächen werden von einem anderen Landwirt auf Pacht basis genutzt. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Die große Gutsanlage ist in einer Luft aufnahme aus den 1920er Jahren do kumentiert (vgl. Abb.2). Der ehemalige H of ist heute eine kopfsteingepflaster te Straße. So wie die Gutsanlage bis 1945 bewirtschaftet wurde, ist sie wahrscheinlich in der Zeit der v o n d e r Abb.2 Luftaufnahme der Gutsanlage (1920) Aerial view of estate from 1920 T h o m sdorf 1811-1830 1837-1850 1850 -1865 1880 - ? um 1900 um 1905 um 1910 1923 Kaufmann B a ii l m a n n aus Waren Baron v o n H a m m e r s t e in C a r l v o n O f.r t z e n 11e l m u t von B lücher E r n s t W in k e l m a n n K arl E rn st vo n M eyen R i c h a r d M a t h i i es G esch w ister v o n S c h n it z l e r 1928 B . H a ase 141 Abb. 3 Der Gutshof in den 1940er Jahren The estate in the 1940s Lühk oder der v o n K a m p i / vor 1800 entstanden (Mnß n e r et al. 2004). Die Reste des Gutshauses und Teile der Wirtschaftsgebäude wurden nach 1945 zur Materialgewinnung furNeubauemhäuser abgerissen oder diese Gebäude zu Neubauernsiedlungen ausgebaut. Erhalten geblieben sind nur ein Speichergebäude und eine ge genüber stehende Scheune (vgl. Abb. 8/9). Gutshaus und Park Das Gutshaus wurde nach 1935 neu gebaut und von M. v o n R o g i s i e r be gonnen. Da er in der NS-Zeit enteig net wurde, blieb das Gebäude unvoll endet. G. v o n d e r W e n s e hat das Gut 1938 erworben und den Rohbau des Gutshauses verändert, ergänzt und vollendet. Das Gutshaus war ein ein stöckiger, elfachsigerPutzbau überei nem Kellergeschoss mit ausgebautem Mansarddach. An der Vorder- und Rückseite besaß es jeweils einen drei achsigen Mittelrisalit. Das Gebäude hatte zwei Flügelbauten, die in sich abgeschlossen wraren und durch ei nen überbauten Flur mit dem Guts haus verbunden waren. Im linken Flü gel waren Büroräume, Gästezimmer und Angestelltenwohnungen unterge bracht, der rechte Flügel wurde als Wirtschaftsgebäude genutzt ( M e B n e r et. al. 2004). Das Gutshaus wurde nach einem Entwurf von F. W. K r a e m e r gebaut und verkörperte ei nen französisch barocken Lust- und Landschlosstyp des fortgeschrittenen 18. Jh. ( d e V e e r 2006). Im letzten Kriegsjahr wurden auf An weisung des NSDAP Gauleiters H i l d e u r a n d Kulturgüter aus dem Warencr Museum, dem Pergamonmu seum, aus der Berliner Humboldt stiftung und aus den umliegenden Or ten in das Gutshaus Sophienhofaus gelagert. Dieses Kulturgut ging zum Abb. 4 Die Hofseite des Gutshauses m it linkem Flügel (1939) Courtyard side of manor house and left wing (1939) Abb. 5 Die Hofseite des Gutshauses m it rechtem Flügel (1939) Courtyard side of manor house and right wing (1939) Abb. 6 Das Unke Flügelhaus heute (2007) The left wing building today (2007) Abb. 7 Das rechte Flügelhaus heute (2007) The right wing building today (2007) größten Teil verloren, weil das Gebäu de noch 1945 abbrannte bzw. von SSEinheiten gesprengt wurde. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen. Heute stehen von dem Gutshaus nur noch die Flügelbauten, deren Dachge schosse völlig verändert wurden. Die Gebäude wurden nach 1990 zum Teil restauriert und werden bewohnt. Der Landschafts-Park in Sophienhof hat heute fast Waldcharakter, nur alte solitäre Linden und Hainbuchen las sen erkennen, dass cs sich um eine Parkanlage handelt. Angelegt wurde der Park, welcher sich südlich vom al ten Gutshaus fast schlauchartig er streckte, Mitte des 19.Jh. Abb. 10 Der einst vierhischige Gutskaten wird von zwei Familien bewohnt (2007) Two families are now living in the former estate cottage (2007) Nebenbetriebe und Besonderheiten Gebäude im Dorf Im Dorf sind noch einige Gebäude aus der Gutszcit erhalten geblieben. So gibt cs mehrere Katen, einer davon steht unter Denkmalschutz. Er war ur sprünglich vierhischig, heute leben zwei Familien darin. Die ehemalige Schnitterkaserne wird heute von meh reren Familien bewohnt. Abb. 11 Die ehemalige Schnitterkaserne wird zu Wohnzwecken genutzt. (2007) The former seasonal workers’ lodging has been converted for residential use (2007). Abb. 8 Ehemalige Gutsscheune m it Sonnenkollektoren (2007) Former estate barn with solar panels (2007) Abb. 9 Ehemaliger Gutsspeicher (2007) Former estate storage house (2007) Sophienhof hatte eine Schmiede und eine Ziegelei (Meckl. Staalskalender 1853). Seit 1886 besaß der Ort auch ei nen Bahnanschluss durch die Eröff nung der Strecke der Eisenbahn- und Dampfschiffahrts-Akticngesellschaft Deutsch-Nordischer Lloyd. Das Gut bekam eine gesonderte Verladerampe. Der Bahnhof lag außerhalb des Dorfes zwischen Sophienhof und Hof 1lagcnow. Sophienhof is a young village which developed after the establishment of an estate in the middle of the 18th Century. The estate which in 1900 comprised almost 500 hectares saw numerous owners. It was expropriated in 1945 and redistributed among new settlers. After 1990 parts of the estate were restituted to a heir of the von Rogister family who keeps cultivating them. The manor house was completed in 1938. It was a stucco building subdivided into eleven axes and a complete mansard roof plus two side wing buildings. ln 1945, the central part was destroyed by detonation or fire and many art treasures with it that had been stored there during the war. The side wing buildings remain. Former estate cottages and the lodging for migrant farm labourers are also preserved in the village; they are in rather good shape. 143 6.48 Sparow Landkreis Müritz Amt Malchow Land W. Mewes Das Dorf und das Gut Sparow liegt östlich des Drewitzer Sees unweit des Museumsdorfes Alt Schwerin. Der Ort wurde erst 1500 das erste Mal urkundlich erwähnt, doch kann davon ausgegangen werden, dass er schon davor existierte. Der Name soll auf einen slawischen Perso nennamen zurückzuführen sein und kann als „Ort des Zbor“ gedeutet wer den. Das ursprüngliche Sparow, später auch Alt Sparow genannt, lag am öst lichen Hochufer des Drew'itzer Sees. 1571/72 wurde die Adelsfamilie v . G a m m mit Besitzungen in Sparow er wähnt, 1615 kauften die Brüder v . B e l o w aus Nossentin Anteile am Ort. Es ist anzunehmen, dass Sparow schon sehr früh zur Nossentiner Begüterung gehörte und auch als Pertinenz bei Nossentin blieb. In der Folgezeit von fast 200 Jahren sind die Eigentumsverhältnisse schwer zu überblicken. Am Ende des Dreißigjäh rigen Krieges war Sparow fast wüst, es waren keine Bauern mehr anwe send. 1704 lebten 15 Einwohner, die über 14 Jahre alt waren, im Ort. Bei dem mehrmaligen Besitzwechsel von Nossentin nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden Nossentin, Silz, Sanz und Sparow stets zusammen verkauft. 1747 erwarb E r n s t F r i e d r ic h v . R a v e n das Gut Nossentin mit diesen Pertinenzen. Alt Sparow bestand zu dieser Zeit aus einer Meierei, einer Schäferei, einem Teerofen und weite ren Häusern. Der Ort verfiel aber im mer mehr, es wurden ständig Häuser abgerissen. 1806 gab es nur noch sechs Gebäude. Sicherlich noch vor 1760 wurde ein neues Gut an der heutigen Stelle er richtet, das Neu Sparow genannt wur de. Es ist zu vermuten, dass v . R a v e n der Erbauer des Gutes wrar. Von 1789 bis 1803 wurde der Besitz Nossentin mit den Pertinenzen vom regierenden 144 Abb. 1 Das Gutshaus Sparow in den Jahren 1880/90 The manor house of Sparow in the years 1880/90 Herzog von Schwerin erworben und ab 1803 von der herzoglichen Kammer verwaltet, wodurch langjährige Besitz streitigkeiten beigelegt werden konn ten. Der Wirtschaftshof in Neu Sparow war zu dieser Zeit noch klein. 1795 ließ das Domanium ein Gutshaus errichten. Nossentin blieb im Domanium doch, Sparow und Sanz wurden 1812 versteigert und damit wieder ritterschaftlich. L. G. H. v . B l ü c h e r wurde Eigentümer des Gutes, der es 1850 an den bisherigen Pächter W i l h e l m N e c k e l verkaufte. In dessen Familie verblieb es bis zur Enteignung 1945. In dieser Zeit lebten immer über 100 Einwohner in Sparow. 1920 hatte das Gut eine Wirtschaftsfläche von 820 ha. Davon wraren 501 ha Acker, 41 ha Wiese und Weide und 256 ha Wald. Der Tierbestand setzte sich aus 70 Pferden, 97 Rindern, 125 Schweinen und 400 Schafen zusammen. 1935 wur den mehr als 100 ha durch eine Sied lungsgesellschaft herausgelöst und an Büdner und Häusler in Silz, Nossentin und Nossentiner Hütte ver kauft. Zu dieser Zeit arbeiteten auf dem Gut 60 ständige Landarbeiter und 52 Saisonkräfte. 1945 wurde der Gutsbesitzer H e r m a n n N e c k e l enteignet (716 ha). Ab 1948 entstanden in Sparow vier Neubauemhäuser. 1950 machte man Sparow zum Ortsteil von Nossentiner Hütte. 1952 wurde eine LPG aus 16 Mitgliedern gegründet, die bis 1965 a u f36 Mitgliederwuchs. 1974 schlos sen sich die LPG Nossentiner Hütte und Sparow zusammen. Später wurde ein Großbetrieb mit Alt Schwerin und Malchow gebildet. Nach 1990 ent stand aus der LPG (P) Malchow eine Agrargenossenschaft, die heute die Flächen bewirtschaftet. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der Hof bestand bei der Übernahme durch die herzogliche Kammer 1788 aus einer großen Scheune, einem Viehhaus, einem kleinen Wohnhaus und einem Hirtenhaus. Es gab zwei Katen. Mit dem Bau eines neuen Gutshauses bestand die Anlage 1803 aus einem Backhaus, einem Wirtschaftshaus, einer Scheune und einem Schafstall. Zwei Katen lagen am Weg nach Silz. Die Wirtschaftsgebäu de änderten sich im Laufe der Jahr zehnte, doch zu einer größeren Bau tätigkeit kam cs 1940/41 mit der Errich tung eines Jungviehstalles, eines Kuhstalles und Pferdestalles. Dazu entstanden eine Tischlerei und Schmiede. Die Gebäude wurden von der sich später bildenden LPG ge nutzt, doch nach 1990 standen sie leer und verfielen langsam. Mit der Errich tung der neuen Anlage „Hotel Guts hof Sparow“ w'urde der ehemalige Pferdestall zu Wohnungen ausgebaut, die anderen Wirtschaftsgebäude hat man abgerissen. Teich hinter dem alten Sägewerk wur de zu dieser Zeit angelegt. Gebäude im Dorf gab es sieben Katen im Dorf, in denen ein Holländer mit seiner Familie, zwei Dienstmädchen, der Lehrer, der Müller, 13 Tagelöhner mit ihren Famili en, drei Witwen und zwei unverheira tete Frauen lebten ( K u r t h 2 0 0 0 ) . Noch heute sind diese ehemaligen Katen im Dorf zu finden. Besonders attraktiv ist ein Feldsteinkaten am Ausgang des Dorfes in Richtung Silz, der wohl Ende des 1 8 . Jh. entstanden ist. 1867 Abb. 2 Dorfteich, im Hintergrund der Rinderstall (1995) Village pond with cow shed in the background (1995) Gutshaus und Park Ein neueres Gutshaus wurde 1795 er baut. Nach Informationen von R e e p s (2007 mdl.) war es ein neunachsiges, eingeschossiges verputztes Gebäude auf einem Feldsteinsockel in barocker Bauweise. Nach der Übernahme des Gutes durch W il h e l m N e c k e l wurde das Gutshaus nach 1850 aufgestockt und verändert. Der Putz im Erdgeschoss war durch Ritzung gequadert. Die unte ren Fenster waren durch einen Tudorbogen, die oberen gerade geschlossen. Der hochgezogene dreiachsige Mitlelrisalit war iibergiebelt. Um 1880 besaß er im Obergeschoss einen schmiedeei sernen Balkon. Der hölzerne Vorbau im Erdgeschoss und der seitliche Anbau sind wohl im 20. Jh. hinzugekommen. Nach 1945 wurde das Gutshaus vielfäl tig genutzt. So wurden ein Konsum und eine Schule eingerichtet, der spä ter der Kindergarten folgte. Bis 1990 wohnten auch drei Familien darin, doch wurde der bauliche Zustand immer Abb. 4 Das neue Gutshaus (2003) The new manor house (2003) schlechter, so dass das Gebäude 1994 unbewohnbar war. Noch im selben Jahr konnte es die Gemeinde privat verkau fen. 1997 wurde das Gutshaus abgeris sen und in ähnlicher Form als Hotelan- Abb.3 Feldsteinkaten (2007) Stone cottage (2007) läge wiederaufgebaut. Im Bereich der ehemaligen Stallgebäude wurden eine Remise und ein Sportkomplex errichtet. Westlich des Gutshauses wairde Ende des 19. Jh. ein kleiner G utspark ange legt, dessen Reste in Form von alten Blutbuchen hinter dem Gutshaus und den Winterlinden an der Zufahrtsstra ße noch erkennbar sind. Auch der Nebenbetriebe und Besonderheiten Sparow besaß etwa ab Mitte des 19. Jh. eine W indmühle, die 1 9 2 5 abgebrannt sein soll. Zu Sparow gehörte über Jahr zehnte das Vorwerk Sanz, auf dem um 1 8 7 0 ein Erbpachtbauer wirtschaftete. Der Betrieb wurde Anfang des 2 0 . Jh. aufgegeben. H e r m a n n N e c k e l ließ eine G utssägerei bauen, die zu DDR-Zeiten von der LPG übernommen und nach 1 9 9 0 zu einem rustikalen Restaurant umgebaut wurde. Da in der Umgebung von Sparow über Jahrhunderte Teer öfen produzierten, errichtete der Verein „De Sparower Teerschwelers“ ab 1 9 9 7 ein Teerschwelergehöft mit Schauteer ofen. Hier können Besucher das alte Gewerbe kennen lernen. Sparow was first documented in 1 5 0 0 . The original settlement was situated on the shores of lake Drewitz, but at around 1 7 6 0 a new estate was constructed from which the present village emerged. From 1 7 8 8 to 1 8 1 2 the estate was a ducal domain, but then was sold by auction as a feudal estate. From 1 8 5 0 to its expropriation in 1 9 4 5 it was owned by the Neckel family. The original manor house was constructed in 1 7 9 5 . It had to give way to a new construction o f similar shape in 1 9 9 7 which is now part of a hotel compound. In lieu o f the estate cottages multifunctional buildings for the hotel compound were built. Some remaining estate cottages remain as witnesses of the former estate. 145 6.49 Spendin Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz H. Aisleben, F. Beckendorff Das Dorf und das Gut Die Entwicklung Spendins war seit der I. Hälfte des 19. Jh. eng mit dem be nachbarten Dorf Kleesten verbunden. Beide Güter wurden bis 1907 zusam men verpachtet. Spendin, an der Landesstraße L 17 ge legen, ist eine der jüngsten Gründun gen des Klosters Dobbertin. Genaue Zahlen liegen nicht vor, doch eine Er wähnung des Ortes findet erst im 18. Jh. statt. 1 2 3 7 wird in einer Urkunde ein „See Spandine“ genannt [MUß 4 6 9 ] , um 1 6 0 0 ist von einem „Feld Spandin“ die Rede. R u c h h ö f t ( 2 0 0 1 ) vermutet dort ein slawisches Dorf, das im Zuge der ersten Klostergründung nach Dobbertin „umgesiedelt“ wurde. Die Feldmark war danach wüst oder wurde von Dobbertin aus bearbeitet. Die Neugründung setzt E n g e l ( 1 9 3 4 ) nach dem Dreißigjährigen Krieg an. H o i n c k h u s e n (um 1 7 0 0 ) bezeichnet Spendin als eine Meierei des Kloster amtes Dobbertin. 1 7 5 1 lebten auf dem „Hofe Spannin“ der Verwalter F r ie d r ic h W i e n c k e , ein Schäfer und weitere 12 Erwachsene. Spätere Pächter waren: v o r l796 H a r t w ig C a r l L ie r o w 17% G e o r g W ie n k e (zusam men mit Neuhof) 1853 F r . S eem ann 1886 F r it z Voß (Neuhof, Spendin mit Kleesten) 1927 W il h e l m L e p l o w 1840 beschrieb H k m p e l Spendin „am Abhange einer Höhe, wohlgebaueter Hof mit 28 Einwohnern“. 1866 kam es zur Aufforstung Spendins und zur Zu sammenlegung des übrigen Ackers mit Kleesten. 1886 umfasste die Fläche der Güter Spendin und Kleesten 322,6 ha. Während die Zahl der Einwohner 1842 noch 154 betrug, sank sic in den nächsten 15 Jahren um fast zwei Drit tel auf 57 und wurde in der ersten Hälfte des 20. Jh. mit 35 angegeben. Der Pächter F r it z V o ß verstarb 1906, 146 und seine Witw'e sah sich nicht in der Lage, sowohl Spendin mit Kleesten als auch Neuhof zu leiten. Darum bat sie, ihr die Pachtung 1907 abzuneh men. So wurde Spendin 1907 ohne Kleesten mit einem geringen Anteil der früheren Kleestener Feldmark ver pachtet. Die Fläche betrug nun 226,5 ha, wovon 20 ha auf Wasserflächen entfielen. Um 1927 hatte das Gut einen Tierbestand von 25 Pferden, 76 Schweinen und 89 Rindern, von de nen 36 Milchkühe waren. Nach 1945 erhielten 16 Landarbeiter und Landlose sowie zwei Umsiedler insgesamt 144 ha von der ca. 217 ha umfassenden Gutsfläche, die jetzt im Wesentlichen von der Agrargenos senschaft Dobbertin genutzt wird. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Ein Plan von 1861 veranschaulicht die Gutsanlage. Sie bestand aus acht Ge bäuden, einschließlich dem Gutshaus. Von diesen existieren heute nur noch der Speicher, der zum Teil zu Wohnzwecken ausgebaut wurde. Der Pferdestall brannte 1963 ab, für den Schweinestall entstand zu LPG-Zeiten ein neuer Stall. 1925 wurde eine große Holzschcune gebaut, die noch vor handen ist. Abb. 1 Ein Wirtschaftsgebäude (um 1960) Estate building (around 1960) Abb.2 Plan des Gutshofes (1861) Layout of estate from 1861 j G Wohngebäude Gutshaus | Wirtschaftsgebäude St Stall S Scheune Dorfbild durch einige Neubauernhäuser und Gebäude aus neuerer Zeit bestimmt. Abb. 3 Holzscheune von 1925 (2007) Wooden barn from 1925 (2007) Abb. 4 Ehemaliger Speicher, der z. T. bewohnt wird (2007) Former storage building, now partially inhabited (2007) Gutshaus und Park Das Gutshaus wurde 1754 erbaut. Dazu verbaute man unter anderem 26.500 Dachziegel und 23.600 Mauer ziegel. Das Pächterhaus war ein neunachsiges Fachwerkgebäude mit Zie gelstein-Ausfachung. Hs wurde 1963/ 64 wegen Baufälligkeit abgerissen. Ein altes Foto vermittelt einen kleinen Ein druck von dem ehemaligen Gebäude. Das Tonnengewölbe des Kellers ist noch vorhanden und wird von Fleder mäusen als Winterquartier genutzt. Östlich und nördlich des Gutshauses befand sich am Flang eine kleine Guts parkanlage, welche heute noch über einen waldähnlichen, alten Baumbe Abb. 6 Ehemaliger Schnitterkaten von 1890 (2007) Former seasonal workers’ lodging from 1890 (2007) stand verfügt. Von der höchsten Stelle aus hat man einen schönen Ausblick in Richtung Spendiner See. Teile der Parkanlage werden heute als privater Garten genutzt Gebäude im Dorf 1861 gab es in Spendin einen vierund einen dreihischigen Katen mit Stallungen. Diese Gebäude existieren nicht mehr. Etwa an dieser Stelle gibt es aber einen ehemaligen Schnitter katen, der wohl um 1890 gebaut wurde (mdl. Mitt. Frau S t u m p ) . Das Stall gebäude an der Stral3e ist wohl das, das im Plan von 1861 an dieser Stelle eingezeichnet ist. Ansonsten wird das Abb. 5 Das Gutshaus Spendin um 1960 The manor house of Spendin around 1960 Abb. 7 Neubauernhaus (2007) New settler’s farm house (2007) Spcndin is a resettlement by cloister Dobbertin following the Thirty Years War. The estate has to be seen in close connection with Kleesten, both estates having been leased to the same tenants through 1907. The manor house, a half-timbered construction from year 1754, had to be tom down for disrepair in 1963/64. Only the former storage house remains from the old estate buildings. The small place today is characterized by a fcw buildings from its former estate period and some houses by new' settlers after the land reform. 147 6.50 Suckwitz ren bzw. deren Nachkommen ihr Land zurück, das sie verpachteten. Der Resthof wurde 1993 an die Erbenge meinschaft R e u t e r rückübertragen. Die jüngste Tochter errichtete sich 2002 am Standort des ehemaligen Gutshauses ein Wohnhaus und lebt in Suckwitz. Landkreis Güstrow Amt Güstrow Land A. Koenig (t), C. Reuter-Koenig Gutsanlage und W irtschaftsgebäude ln einer Aufnahme des Hofes von J o h a n n H e in r ic h F a l l e n k a m p f zur Ritterschaftlichen Brandversicherung von 1792 gehörten zum Hof: Das Gutshaus mit drei Flügeln, diverse Scheunen, Pferdestall, Jägerhaus, Ochsenstall und Viehhaus. Heute sind Abb. 1 Ein Teil der Gutsanlage m it Gutshaus 1929 Part of the estate complex with manor house in 1929 Das Dorf und das Gut überließ N i c o l a u s , Fürst v o n W e r l e , dem Ritter B e r n h a r d v . B e l l in neben anderen Dörfern auch Suckwitz (MUB 2 8 6 1 ) . Seit mindestens dieser Zeit gibt es diesen adligen H of im Amt Goldberg, der bis 1 9 2 6 Bestand hatte. Der Name des Dorfes ist slawischen Ursprungs und geht wahrscheinlich auf einen Personennamen zurück. Die Entwicklung des Gutes lässt sich durch die Gutsakten, das MUB und den Mecklenburgischen Staatskalen der ( 1 8 0 7 - 1 9 2 7 ) fast lückenlos dar stellen. Eigentümer des Gutes waren: 1303 - 1447 Familie v o n B e l l in 1447- 1777 Familie v o n G r a b o w 1777-1796 H a n s E r n s t v o n 1303 H ardenberg 1796 - 1802 1802-1805 C a r l F r ie d r ic h v o n 1805 - 1 8 0 6 C o n r a d G o t t f r ie d O tto vo n H a h n M üller H ahn Familie v o n M e d in g 1851 - 1 9 2 7 Familie B l o h m Das Gut umfasste 1 8 8 7 eine Fläche von ca. 7 0 0 ha (Meckl. Staatskalender 1 8 8 7 ) . 1 9 2 7 übernahm die Mecklenbur gische Siedlungsgesellschaft die Flä chen bis auf einen Rcsthof von etwa 5 7 ha mit dem Gutshaus, welchen der Lokator K a r l R e u t e r sen. erhielt. Die 1 8 0 6 - 1851 148 Ländereien wurden von 1926 bis 1931 an 26 deutsche Rückwanderer aus Russland und zehn weitere deutsche Siedler aufgeteilt. Jede Wirtschaft be kam ca. 15 ha mit dem nötigsten In ventar, mit Wohnhaus und Scheune ( B o y e n s 1931). In dieser Zeit wurde auch die Suckwitzer Plage mit dem Werder trockengelegt, um Wiesen zu gewinnen. Außerdem waren die Elek trifizierung und die Wasserversor gung aller Siedlerstellen und sechs Neubauten zu realisieren. Die meisten Siedler nutzten die Gutskaten und an dere Gebäude im Ort, die entspre chend umgebaut und mit einem Stall und einer Scheune versehen wurden. 1937 wurden sieben Siedlerfamilien durch einen Großbrand obdachlos. 1938 gab es in Suckwitz durch Kom plettierung 35 Siedler und den Rest hof. Insgesamt lebten 200 Einwohner im Dorf. Nach 1945 wurden die Flächen des Resthofes an Neubauern aufgeteilt, die Platz in den verbliebenen Gebäu den fanden. Die Familie Reuter wohn te noch bis 1953 im Gutshaus. Nach 1953 bildete sich eine LPG, die sich später mit der LPG Reimershagen, dann mit Lohmen und Gerdshagen zusammenschloss. Nach 1990 erhiel ten einige Siedler aus den 1930er Jah Abb.2 Suckwitz in der DVK von 1758 Suckwitz on an Insurance map from 1758 nur noch einige der ehemaligen Guts gebäude vorhanden. Das zeitweilig von der LPG genutzte Stallgebäude von 1879 ist saniert worden und soll als Bewegungshalle und Pferdestall Abb. 3 Giebelinschrift am Pferdestall Gables inscription from stables genutzt werden. Das ehemalige Holländerhaus, 1829 von C. W. H. v o n M e d in g erbaut, in dem zu späteren Zeiten die Bediensteten des Gutsher ren wohnten, wird zu Wohnzwecken nen HO-Laden im Gutshaus ein. Dane ben diente es bis 1985 als Schulge bäude und Kindergarten. Weil das Gutshaus schadhaft geworden und nicht denkmalgeschützt war, wurde es Abb.4 Wagenremise und Pferdestall von 1879 (2007) Phaeton depot and stables from 1879 (2007) 1985 abgerissen. Einen gesonderten Park gab es nicht, Flächen hinter dem Gutshaus wurden als Garten genutzt, in den Bäume integriert waren. Gutshaus und Park Gelangt man ins Dorf, so stößt man auf ehemalige Gutskaten, die von 1926 bis 1931 alle zu je zwei Siedlungs stellen um- und ausgebaut wurden. A uf den Höfen wurden Holzscheunen errichtet. Auch die ehemalige Schnitterkaseme wurde für Siedler ge nutzt. Neubauten als Einfirsthäuser wurden am Weg nach Kirch Kogel und nach Klein Breesen errichtet. Die Suckwitzer Schmiede lag außerhalb des Ortes. Sie wurde ebenfalls zu Siedlungszwecken ausgebaut. Gebäude im Dorf Das Gutshaus ließ J ü r g e n H e in r ic h G r a b o w 1749 errichten. Es war nach den Aussagen von D r . D i e t r ic h B r ä u t ig a m (Denkmalpflege Landkreis Güstrow) ein Gebäude, das im Renais sancestil erbaut war. Seit der Übernah me des Resthofes stellte der Lokator auf Beschluss der Siedler den Saal des Gutshauses als Versammlungs- und Vergnügungsraum zur gemeinnützigen Verfügung. Ab 1945 wohnten Flücht linge gemeinsam mit der Familie R e u t e r im gesamten Haus. 1950 richtete man zuerst einen Konsum-, dann ei- 1799 ließ O t t o v o n H a h n aus Charlottenthal eine K alkbrennerei betreiben. Zum Bestand des Rittcr- Abb. 6 Das Holländerhaus von 1829 (2007) The Dutch house from 1829 (2007) genutzt. Es existiert auch noch ein Feldsteinbau, der früher Stall war. Eine Ruine, als „Spritzenhaus“ bezeichnet, war wohl Gesindehaus und später Stellmacherei. von Nebenbetriebe und Besonderheiten Abb. 5 Giebelseite des Gutshauses um 1929 Gable wall of manor house around 1929 gutes gehörte von 1303 bis 1838 auch eine W asserm ühle, deren wechselvol le Geschichte von M a s t a l e r ( o . J.) an schaulich beschrieben wird. Über mehr als ein Jahrhundert bestand eine Ziegelei, die zum Gut gehörte. 1711 wurden 130 Einwohner für Suckwitz aufgeführt und 29 Ziegelarbeiter. Die Ziegelei bestand auch noch 1853 (Mecld. Staatskalender 1853). Sie be fand sich auf dem Suckwitzer Werder. Suckwitz was first documented in 1303. The estate had numerous owners and comprised some 700 hectares in the middle of the 19th Century. During the years from 1927 to 1931 it was redistributed among 35 new settlers. These were primarily accommodatcd in buildings already existing in the village. A core estate comprising 57 hectares remained, including the manor house and some stable buildings. After 1945 further developments saw the establishment o f an agricultural and a consumer cooperative which were dissolved after 1990. The manor house was torn down in 1985 for reasons of disrepair. Some old buildings from the estate period are preserved. 149 6.51 Vollrathsruhe mit Hallalit Landkreis Müritz Amt Seenlandschaft Waren R. Krüger, H.-J. Stüwe Das Dorf und das Gut Vollrathsruhe liegt auf den Höhen der Endmoräne der letzten Vereisung un serer Landschaft, am südwestlichen Rand der Mecklenburgischen Schweiz. Aus Malchow kommend ge langt man zunächst an den (iutskomplex mit dem Park und fahrt dann talwärts unbemerkt in das Kirchdorf Kirch Grubenhagen. Beide Orte wer den durch die 1886 errichtete Bahnli nie Berlin-Rostock getrennt und bil den zwei separate Siedlungen. Zwi schen ihnen und dem D orf Schloß Grubenhagen besteht eine enge histo rische Verbindung. Das Burgdorf Grubenhagen (heule Schloß Grubenhagen) wurde 1243 ur kundlich zum ersten Mal in einer Schenkung des Ritters H e in r ic h G ru b e genannt. Daher auch der Name des Ortes. 1364 wurde U l r ic h v . M o l t z a n als Besitzer der Burg und der dazu ge hörenden Ländereien beurkundet, ob wohl auch sein Bruder Anteile an der Begüterung besaß. Die Nachkommen von U l r ic h M o l t z a n blieben bis 1815, als der letzte Moltzan der Linie Gru benhagen im Duell erschossen wurde, im Besitz der Güter. V o l l r a t h L e v in II. M o l t z a n ließ 1759 das völlig neue Gut Voll rathsruhe anlegen, das durch seine Nachkommen weiter ausgebaut wurde. Nach ihm er hielt der Ort den Namen. Mit dem Tod des kinderlosen C o r o J a s p k r F e r d i n a n d v . M o l t z a n starb die alte Linie Grubenhagen 1815 aus und die ge samte Begüterung Grubenhagen, die aus 21 Ortschaften bestand, fiel an das Großherzogtum MecklenburgSchwerin zurück. Zunächst konnten die übrigen Linien der M a l t z a n 's und Ma l t z a h n 's ihre ErbanSprüche und eine Verwandtschaft mit der Linie M o l t z a n nicht hinreichend beweisen, aber im November 1822 kam es auf dem so genannten „Vollrathsruher Tag“ zu einem Erbvergleich und einer 150 Abb. 1 Das klassizistische Gutshaus Voiirathsruhe in den Jahren 1880/90 The classicist manor house of Vollrathsruhe in the years 1880/90 Verlosung der Güter zwischen den ein zelnen Familienzweigen. Das erste von insgesamt sechs Losen (Vollrathsruhe mit Kirch Grubenhagen, Hallalit, Steinhagen und dem Großen Bauhof) ging an F e r d i n a n d v o n M a l t z a n auf Penzlin. 1824 erhielt er die Belehnung, verkaufte das Gut aber schon 1828 wieder an L u d w ig H e is e (später H f. isf .R o t h e n b u r g ). 1851 erwarb Kaki. v . M a l t z a h n aus dem Hause Sommers torf (Zweig Ivenack) die Güter zurück. Er begann die sehr heruntergekomme ne Begüterung wieder aufzubauen, ln seiner Zeit entstanden u. a. die Fcldsteinkaten in Kirch Grubenhagen, mehrere neue Wirtschaftsgebäude und Straßenbefestigungen. Auch die Restaurierung der Kirche 1861 geht auf seine Initiative zurück . 1862/63 trat er die Begüterung an sei nen Sohn R u d o l f v . M a l t z a h n ab. Er und sein Cousin V o l l r a t h L e v in aus Dahmen/Rothenmoor wollten gemein sam mit H u b e r t G u s t a v v . T ie l e W in c k l e r eine Zuckerfabrik in Dahmcn am Malchiner Sec errichten, wobei sie sich verspekulierten. Wegen der unerwartet hohen Kosten, die von den v . M a l t z a h n 's nicht mehr gedeckt werden konnten, mussten sie ihre Gü ter 1876/77 an H u b e r t G u s t a v v . T ie l e W in c k l e r verkaufen, dessen Familie bis 1945 Eigentümer der Begüterung Vollrathsruhe blieb. 1928 hatte das Gut eine Betriebsgröße von 1873 ha, da von waren ca. 889 ha Ackerland, 51 ha Wiesen und 728 ha Wald. Es wurden 56 Pferde, 178 Rinder, 426 Schafe und 95 Schweine gehalten. Das Gut wurde 1945 enteignet und aufgesiedelt. Steinhagen war bereits 1938 abgetrennt und aufgesiedelt wor den. In Hallalit gründete sich 1952 die erste LPG Typ III im damaligen Bezirk Neubrandenburg. Weitere LPG-Gründungen erfolgten 1956 mit den Ortsteilen Vollrathsruhe, Schloß Gruben hagen, Kirch Grubenhagen, Groß- und Klein Rehberg. 1959 kamen die LPG Klein Luckow und Hallalit hinzu. Mit der Eröffnung des Großbetriebes In dustrielle Rindermast (IRIMA) und VEG Pflanzenproduktion Hohen Wangelin wurden die LPG eingeglie dert. Seit 1990 werden die Flächen pri vat bewirtschaftet. Im Zuge des Aufbaus des Gutes Vollrathsruhe wurde wahrscheinlich der Meierhof Lallingshof errichtet. Beim Vollrathsruher Erbvcrgleich 1822 nannte man diesen Ort H allalit. Der Ausdruck entstammt der französi schen Jägersprache und bedeutet so viel wie „Da liegt es“. 1845 gab es hier zwei Häuser und 16 Einwohner. Unter K a r l v . M a l t / a i i n entstanden in Hallalit ein großer Schaf- und ein Kuh stall, eine Spiritusbrennerei mit Eis keller sowie um 1855 das „Lange Haus“ mit 16 Wohneinheiten für Ar beiter. Auch die Straße zwischen Hallalit und Vollratsruhe wurde neu angelegt und befestigt. Hallalit er reichte eine gewisse Selbstständig keit. 1903 wurde der Ort mit 653 ha und 120 Einwohnern sowie einer Schule angegeben (Mecklb. Staats kalender). Nach 1945 wurde das Land aufgeteilt und in Größen von 7 ha ver geben. Es entstanden vier Neu bauernhäuser, einige Siedler kamen in vorhandenen Gebäuden unter. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Die Direktorialvermessungskarte (DVK)von 1 7 6 7 zeigt für V ollrathsruhe eine komplexe Gutsan lage mit Park. Das Gutshaus und die etwa 10 weiteren Gebäude bildeten ei nen ovalen Grundriss. Die Brandversi cherung von 1 8 5 2 vermittelt ein ähnli ches Bild. Nahezu alle Gebäude des Gutshofes bestanden aus Fachwerk, die Dächer waren mit Stroh oder Zie gel gedeckt. Danach wurden unter K a r l v . M a l t z a h n um 18 6 0 einige Ge bäude neu errichtet bzw. umgebaut, unter anderem zwei große Scheunen und Viehställe, die z. T. nicht mehr exis ----------------------------/ / / —- / / ^ _________ r*: i " . v G Wohngebäude Gutshaus L~_J ^ <3 • . 0 ■ g jg » 0 J t r i - Wirtschafts gebäude _ tieren, ein Taubenhaus mit Speicher, eine Werkstatt sowie die Remise. Ty pisch für diese Gebäude ist die Bau weise aus Granilsleinen. Fenster und Türen wurden in Backstein eingefasst. Später entstanden noch ein Inspekto ren- und Bedienstetenhaus mit Fach werk, die heute Wohnzwecken dienen. Die heute vorhandenen Scheunen wurden um 1900 bzw. 1930 gebaut. Von der einen existieren nur noch die Grundmauern, die zw;eite ist in Abb. 3 Der ehemalige Pferdestall (2006) The former stables (2006) schlechtem Zustand. Starke Verände rungen im Gutsbereich vollzogen sich Ende der 1980er Jahre, als mehrere Wirtschaftsgebäude einem GeschossNeubau Platz machen mussten. Das gesamte Ensemble der Reste der noch gut erkennbaren Gutsanlage steht un ter Denkmalschutz, ln H allalit wurden um 1860 ein Schaf stall und ein Kuhstall errichtet. Um 1876 standen in Hallalit ein Schaf-, Schweine- und Kuhstall, eine Scheune und ein Pferdestall. Der Schaf- und Kuhstall existieren noch. Die Scheune wurde 1922 erneuert und durch einen Kornspeicher ergänzt. Gutshaus und Park Das erste C utshaus, das auch auf der DVK von 1767 zu sehen ist, wurde um 1760 von V o l l r a t h Levtn II v. M o l t z a n erbaut. Es war wahrschein lich ein bescheidener Bau. Zwischen 1785 und 1808 entstand dann ein im klassizistischen Baustil errichtetes Ge bäude, das C o r d J a s p e r v o n M a l t z a n 1808 bezog ( G a r m s h a u s k n 1999). Es ist auf der Archivaufnahme (um ea. 1880) zu sehen (vgl. Abb. 1). Das Guts haus hatte 13 Achsen. Der Mittelrisalit besaß drei Achsen und schloss mit ei nem Dreieckgiebel ab. Das Gebäude wies eine flächenhafte Geschlossen heit der Fassade auf. 1876 ging das Gut an H u b e r t G u s t a v v . T i e l e W i n c k l e r über. Das zuvor beschrie bene Gebäude ist wohl vor 1903 vom neuen Besitzer durch Um- und Anbau ten verändert worden. So kam z. B. der östliche Seitenflügel hinzu ( G a m s h a u s e n 1999). Im Jahre 1918 brannte das Schloss aus und wurde um 1920 im zeittypischen Neobaroekstil durch H a n s - W e r n e r v. T ie l e - W i n c k l e r in Anlehnung an den Vorgängerbau wie der errichtet. Heute tritt uns das schlossartige Gebäude als zwei geschossiger, verputzter Backstein bau mit 13 Achsen auf abgesetztem Sockel gegenüber. Es besitzt ein Mansardw'almdach mit acht Dachgau ben und vier Fledermausgauben. Die Mittelrisalite auf der Vorder- und Rückseite sind dreiachsig, auf der Parkseite mit Freitreppe. 1945 zog eine sowjetische Komman dantur in das Gutshaus ein. 1959 w'ohnten noch 38 Flüchtlingsfamilien Abb.2 Die Gutsanlage auf der DVK von 1767 Estate layout from Insurance map of 1767 / Abb. 4 Gutshaus, Parkseite 1949 Garden view of manor house from 1949 151 Abb.5 Gutshaus, Vorderseite (2006) Front view of manor house (2006) darin. Später kamen der Kindergarten, ein Lebensmittelladen, eine Sonder schule, die Schule, eine Gemeinde schwesternstation, ein Frisörgeschäft u. a. darin unter. Es erfolgten kaum Er haltungsarbeiten. Seit Mitte der Abb. 6 Gutshaus, Parkseite (2006) Garden view of manor house (2006) Gehölze im Park gepflanzt und eine Er weiterung um den sich östlich an schließenden Waldpark vorgenom men. Bis heute hat sich die Größe der Parkanlage nur unwesentlich geän dert. Abb. 8 Gutshaus, Innenaufnahme (2007) Indoor photo from manor house Abb. 9 Das Mausoleum im Park (1953) The mausoleum in the garden Gebäude im Dorf In K irch G rubenhagen finden wir noch heute mehrere Katen aus der Zeit um 1860. Bei einigen wurden zum Bau Granitsteine verwendet. Sie besit zen ein Satteldach, die Giebel wurden mit Friesen aus Backstein und Blendfeldern reich verziert. Fenster und Portale wurden spitzbogig ge schlossen. Daneben existieren noch eine Schmiede und eine Schnitter kaserne, die als Wohnhaus genutzt wird. Sie wurde um 1910 errichtet. Es ist ein zweigeschossiges Fachwerk gebäude auf Feldsteinsockel. In H allalit steht seit etwa 150 Jahren der 104 m lange und 11 m breite Feld steinkaten. Darin befanden sich 16 Wohnungen für die Gutsarbeiter. Das Gebäude weist die gleichen Merkmale wie einige Katen in Kirch Gruben hagen bzw. wie Gebäude auf dem Gutshof auf. Es besteht aus behaue- Abb. 7 Gutshaus, Innenaufnahme (2007) Indoor photo from manor house 1990er Jahre wurde das Gutshaus mehrmals verkauft, doch leider kam es bisher nicht zu einer Nutzung und Sa nierung. Schon V o l l r a t h L f .v in II v . M o l t z a n ließ mit dem Neubau des Gutes einen barocken P ark anlegen, der auf der DVK von 1767 zu sehen ist („der neue Lustgarten“). Park und Gutshof wa ren wohl schon zu dieser Zeit von ei ner Mauer umgeben. Anfang des 19. Jh. wurde der Park mit Stilelementen des Landschaftsparks umgestaltet (Teich, Baumgruppen). Um die Jahr hundertwende 19./20.Jh. wurden neue 152 Abb. 10 Das ehemalige Wirtschaftshaus (2006) Former estate building (2006) nen Granitblöcken, die Fenster und Türen sind von roten Klinkern eingefasst und spitzbogig geschlos sen, die Giebel mit Backstein reich ver ziert. Eine Pumpe an der Nordseite des Abb. 11 Ehemaliger Gutskaten an der Straße Vollrathsruhe Kirch Grubenhagen (2007) Former estate cottage at Street between Vollrathsruhe and Kirch Grubenhagen (2007) Abb. 12 Ehemalige Schnitterkaserne (2007) Former seasonal workers' lodging Abb. 13 Stallgebäude am Feldsteinkaten Ha/lallt (2007) Stable at stone cottage in Hallalit Abb. 14 Der Feldsteinkaten in Ha/ia/it (2007) The stone cottage in Hallalt (2007) Wohngebäudes diente der Wasserver sorgung. Damit die Einwohner nicht so weit laufen mussten, wurde mittig des Katen ein Gang gelassen, der den Weg zum Wasserholen erheblich verkürzte. Nach 1 9 4 5 fanden viele Flüchtlinge in dem Langhaus Unterkunft. Mit der Bo denreform wurde es an Neubauern ver geben. Später zogen viele Bewohner aus und fanden in den Neubauten in Hohen Wangelin modernere Wohnun gen. Wochenendurlauber aus Rostock und Berlin zogen ein. Nach 1 9 9 0 kauf ten 12 Mieter die 16 Wohnungen, so dass der Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes gesichert ist. Nebenbetriebe und Besonderheiten Verhängnisvoll für das Gut Vollrathsruhe war der Bau der Z ucker fabrik in Dahmen, die 1874 fertig ge stellt wurde. Zu dem Vorhaben gehör ten auch eine Rübenbahn von Vollrathsruhe nach Dahmen und der Bau des „Dahmer Kanals“, der den Malchiner mit dem Kummerower See verbindet. Dadurch wurde der Was serspiegel des Malchiner Sees um ca. 2 m abgesenkt. Nachdem die v. M a l t z a h n 's aus der Gesellschaft aus geschieden waren, wurde die Fabrik von H u b e r t G u s t a v v . T i e l e - W i n c k l e r anfangs allein weiter betrieben, doch dann 1904 geschlossen. H u b e r t v . T ie l e - W in c k l f .r erwarb 1 8 9 8 das so genannte „Schwarze Tor“, ein prächtiges schmiedeeisernes Tor, für den Parkeingang. Das zweiflügelige Tor im Rokoko-Stil wurde um 18 9 0 von der Firma A r m b r ü s t e r in Frankfurt am Main angefertigt und erhielt auf der Weltaus stellung in Chikago 1 8 9 3 einen Sonder preis. Das Tor wurde 19 6 4 zum Muse um Alt Schwerin umgesetzt, um es vor dem Verfall zu bewahren. Mit dem Umbau des Schlosses um 1920 wurde im Park ein Mausoleum auf achteckigem Grundriss im Neo barockstil erbaut, das durch den Geound Kulturverein „Steinreich“ e. V. Vollrathsruhe wieder hergerichtet wer den soll. Das Gebäude besitzt vor der Eingangstür ein schmiedeeisernes Git ter, auf dem über der Tür die Initialen G und M zu lesen sind. Sie gehen auf G ü n t e r v . T i e l f - W i n c k j l e r , der hier be stattet wurde, und seine Frau M a r i a zurück. Vollrathsruhe was established in 1759 as a new estate by Vollrath Levin II von Moltzan. By way of a compromise agreement it passed to F. von Maltzan in 1822, together with Hallalit, adairyfarm. The entire complex was acquired by Karl von Maltzahn in 1851 who effected many architectural changes, conspicuous to this day in the buildings. Following unprofitable investments into a beet sugar factory at Dahmen on lake Malchin, the entire estate passed into the hands of the von Tiele-Winckler family in 1876 who kept it until 1945. The manor house, built in classicist style in the beginning o f the 19th Century, was modified before 1903 and an annexe was added. After a fire the mansion was reconstructed in neobaroque style around 1920. There is a park behind the mansion house, encircled by a stone wall. A few buildings still remain from the former large estate complex. In 1855 a stone cottage, 104 metres long, was built in Hallalit for 16 families, which is still serving as living quarters today. 153 6.52 Woosten Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz R. Berg Das Dorf und das Gut Woosten wurde 1269 als Woceten erstmalig urkundlich erwähnt (MUB 1153). Das Dorf ist eine slawische Gründung. Ab dem 10. Jh. existierte auf der Insel im Woostener See eine Burganlage, die im 12. Jh. zugunsten der Burg Quetzin aufgegeben wurde. 12 9 6 verkaufte Fürst N i c o l a u s v o n W e r l e das Dorf an das Zisterzienser kloster Neuenkamp im heutigen Vor pommern (MUB 2 3 8 9 ) . Das Kloster verkaufte den Besitz aber 1455 „wegen bösartiger Nachbarn“ wieder an die Herzöge. Woosten hatte bis 1704 meh rere Eigentümer und so kam cs vor al lem mit den F i n k e n als Nachbarn auf Finkenwerder immer wieder zu kost spieligen Streitigkeiten, die auch den Stoff für Legenden lieferten. Die wichtigsten Eigentümer des Gu tes, das sich im Norden bis weit in die heutige Wooster Heide erstreckte und im Osten bis an den Grünen Jäger reichte, waren die G r a b o w s . Sie be haupteten den Besitz bis zum Aus gang des Dreißigjährigen Krieges, der die gesamte Region, nicht zuletzt wegen der häufigen Eroberung und Wie dereroberung der Festung Plau, schwer in Mitleidenschaft gezogen hatte. Ausgerechnet der ehemalige Festungskommandant der schwedi schen Besatzungsmacht, Major T r a p m a n n , vairde zum neuen Mitbe sitzer des Gutes. Weitere Anteile hat ten die L i n s t o w s (1 6 4 7 - 9 9 ) . 17 0 0 ge lang es H a n s v o n G r a b o w , das Gut wieder einzulösen, aber schon zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau wurde es 1751 an die v o n P l e s s e n veräußert, die es ihrerseits 17 8 2 der herzoglichen Familie verkauften. Seit dem war Woosten ein domaniales Gut. Es wrar zu dieser Zeit in einem desolaten Zu stand und die Reparaturen verschlan gen große Summen. Pächter des Gutes Woosten waren: 1782-1846 Familie B u r m e is t e r 154 1846 - 1 8 6 1 1861-1887 1887 -1929 1929 - 1937 F r a n z E r n s t H f.n c k e H e in r ic h C a r l s F r it z B o e c k m a n n gescheiterte Auf siedlung 1937 - 1945 Familie S c h w a r z Mit der Übernahme des Gutes durch die herzogliche Verwaltung setzten tief greifende Veränderungen ein. 1794 verlor der Pächter die Dienste der sie ben Bauern von Wendisch Waren und den Anteil an der Wooster Heide mit dem Kalen auf dem Grünen Jäger, den Sandhof und den Teerofen. 1825/27 verlor er auch alle Katenwohnungen in Wendisch Waren und 1846 musste sich der neue Pächter die Absenkung des Binnensees (heute Wooster See) und des Serrahnsees gefallen lassen, die 1843 begonnen wurde. Diese Vor gänge gingen einher mit einer intensi veren Bewirtschaftung der verbliebe nen Flächen sowie mit umfangreichen Meliorationen und Aufforstungen von Sandflächen. Ein Zeitgenosse konstatierte, dass sich die Landschaft noch nie so stark verändert habe, w ie in seiner Gegenwart. Anfang des 20. Jh. hatte das Gut eine neun davon in Neu Woosten. 1958 bil dete sich eine LPG, die sich später mit der in Wendisch Waren zusammen schloss. Diese ging dann in der LPG Pflanzenproduktion Goldberg in den 1970er Jahren auf. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Als die herzogliche Verwaltung das Gut übernahm, war die Insel, die bis etwa 1740 die alte Wasserburg beherbergte, von einem intakten Burggraben umge ben. Nur die Brücken zum Gutshaus, das inzwischen anstelle der Burg dort stand, waren stark reparaturbedürftig. Aus Kostengründen wies die Verwal tung den Pächter an, stattdessen Dämme zu schütten. Die Gutsanlage erstreckte sich nord westlich und nördlich davon, was heute noch zu erkennen ist. Von den Gutsgebäuden sind noch das als Milchenhaus gebaute Statthalterhaus, welches heute dem kulturellen Leben des Dorfes dient, und der Pferdestall (1889 erbaut) erhalten geblieben, ln letzterem sind heute Wohnungen un tergebracht. Abb. 1 Die Lage des Gutshofes auf dem MTB von 1884 Location of estate from ordinance map of 1884 Größe von etwa 656 ha (Meckl. Staats kalender 1903). Ende der 1920er Jahre sollte das Gut aufgesiedelt und in etwa 20 ha große Anw'csen geteilt werden. Das misslang aber. Durch die Bodenreform bekamen 1945 insgesamt 52 Familien etwas Land. Zwanzig Neu bauern errichteten eigene Häuser, Gutshaus und Park Das Gutshaus stammte aus dem Jahr 1740. Es w'ar ein Fachwerkgebäude und stand an der Stelle des früh deutschen Turmes und der späteren Wasserburg. Heute erinnert nur ein Dorfteich an den einstigen Burg graben und den Standort des Guts- Abb.2 Das Statthalterhaus, heute Dorfgemeinschaftshaus (2007) The inspector house, today village community house hauses. 1939 wurde mit seinem Abriss begonnen, um ein neues an dieser Stelle zu bauen, wozu es aber nicht gekommen ist. Der Eigentümer S c h w a r z starb 1939 und zu der Zeit stand nur noch ein Gerippe des Ge bäudes. Die Reste wurden Anfang der 1950er Jahre beseitigt. Das Gut ver fügte bis zum Kriegsende südöstlich des Gutshauses über einen größeren Garten, welcher im 18. und 19. Jh., streng gegliedert, als barocker Lust garten genutzt wurde. Vom Baumbe stand des Gartens sind nur wenige alte Bäume erhalten. Gebäude im Dorf Die Katen des Gutes im Dorf befinden sich südlich der Kreuzung. Die vier ersten Gebäude auf der östlichen Seite brannten 1888 nieder und wurden im gleichen Jahr wieder aufgebaut. Drei davon sind bis heute erhalten. Es schließt sieh der ehemalige Fischer katen an. Südlich der Bushaltestelle befinden sich die übrigen drei Katen. Erwähnenswert sind das alte Spritzen haus von 1881 und die inzwischen verschwundene Schmiede, die seit 1890 neben dem Friedhof ihren Platz hatte. Etwas abgelegen, etwa 300 m Abb. 3 Ehemalige Gutskaten an der Dorfstraße (2007) Former estate cottage at village Street Abb.4 Die ehemalige Schnitterkaserne, auch „Lettenhaus“ genannt (2007) Former seasonal workers’ lodging, also called “Latvian house” Abb. 5 Historische Zeichnung zur Schnitterkaserne von 1913 Historical drawing ofseasonal workers’ lodging from 1913 Luftlinie in nordöstlicher Richtung vom Gut entfernt, liegt das 1914 als Schnitterhaus fertig gestellte „Letten haus“ . Die nach 1945 errichteten Neu bauernhäuser befinden sieh an unter schiedlichen Stellen im D orf und in Neu Woosten. Alle Gebäude sind in zwischen stark verändert worden und dienen Wohnzwecken. Nebenbetriebe und Besonderheiten Bis zum Ende des 18. Jh. unterhielt das Gut Woosten in der Heide nörd lich von Sandhof einen Teerofen. Aus dieser Ansiedlung ging später das D orf Wooster Teerofen hervor. Im Mecklenb. Staatkalender von 1853 werden für das Gut eine Mühle, eine Schmiede und eine Pachtfischerei auf geführt. 1898 wurde von Liibz nach Medow eine R übenbahn gebaut, die als 600 mm Pferdebahn auf dem Sommerweg ih* Env arsv-tosi q — Krrrrrrrrrr \i°ftCrrrr lÄ-loo A>*wt . Mn. der 1862 fertig gestellten Chaussee Lübz-Goldberg verlief. Einer der Ge schäftsführer der „Rübenbahn LübzMedow GmbH“ wurde der Gutspächter von Woosten, F r ie d r ic h B o e c k m a n n . Woosten, first documented in 1269, initially was a peasant village, owned until 1455 by cloister Neuenkamp. Subsequently, the von Grabow family owned it for an extended period until Woosten became ducal property in 1782. Until 1945, there were several tenant families. The estate comprising some 656 hectares was partitioned after 1945. As a consequence, in the village and in Neu Woosten 20 new farmer houses were built. The former inspector house and the horse stablc, today remodeled for residential purposes, remain from the previous estate complex. In the village, some original cottages catch the eye. The manor house was tom down in 1939. 155 6.53 Woserin Landkreis Parchim Amt Sternberger Seenlandschaft R. Berg Abb. 1 Vorderansicht des Gutshauses 2007 Front view of manor house 2007 Das Dorf und das Gut Woserin, am Westufer des gleichnami gen Sees gelegen, wurde 1234 erst mals urkundlich erwähnt. 1319 traten die v o n W u s e r in das Dorf an H e r m a n n v o n C r a m o n ab. Die Familie C r a m o n hatte damals mehrere Besit zungen östlich von Sternberg, so u. a. in Borkow, Gägelow, Holzendorf, Woserin und Zülow. Hoch verschul det konnten die v o n C r a m o n das Gut durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges retten, doch schon 1696 er warb J o b s t v o n B ü l o w das Anwesen. J o b s t H e in r ic h v o n B ü l o w (Klosterhauptmann in Dobbertin von 1744 bis 1762) war der letzte Besitzer seines Ge schlechts auf Woserin. 1769 kam das Gut in den Besitz des Landrats v o n P r i t z b u e r , der sich tatkräftig an der großen Güterspekulation am Ausgang des 18. Jh. beteiligte. 1801 sah ersieh gezwungen, das Gut der herzoglichen Familie anzubieten, die es ein Jahr später kaufte. D r o s t S u c k o w (Amt Sternberg mit Sitz in Warin), damals mit der Revision der Güter beauftragt, schrieb am 16.9.1802 an die herzoglich mecklenburgische Kammer: Sie sind „von einer Beschaffenheit, daß man von einem billigen Grauen ergriffen w ird, wenn man ihre Gebäude betrach tet, die bis auf die Pfarre und die Kir- 156 che herab, sich so ziemlich im Stande der Zerstörung befinden.. (DA 4797). Zum Wiederaufbau der ver nachlässigten Gebäude wurde eigens eine Ziegelei eingerichtet, die 1804 bis 1807 produzierte. 1804 begann der Bau der Meierei auf dem Hohen Felde, die den damals wenig genutzten Norden der Feldmark besser erschließen soll te. Im Gegenzug war für Schlowe eine Schäferei geplant, doch wurde diese Idee Mitte des 19. Jh. zugunsten einer Aufforstung aufgegeben. Pächter des Gutes Woserin waren: 1802-1809 H . H . C h . H a u s c h i l d 1809-1814 S c h u l z 1814-1853 C . J. F. W i e n 1853 -1874 Familie S c h u l t z 1874-1927 Familie D e h n s 1927 -1945 Familie L e h m i t z In der 2. Hälfte des 19. Jh. erfuhr die Feldmark umfangreiche Veränderun gen. Besonders einschneidend waren die Meliorationen und die Regulie rung der Bresenitz, mit der eine Ab senkung des Woseriner Sees um etwa 1 m verbunden war. Dieser folgte in den 1920er Jahren eine erneute Ab senkung um 70 cm. 1853 wurden die Gebiete jenseits der Mildenitz der Forst zugeschlagen. Auf dem verbliebenen Schlower Acker richtete die Großherzogliche Haus gutsverwaltung 1895 eine Häuslersiedlung (Neu Woserin) ein, die den Arbeitskräftemangel des Gu tes lindern helfen sollte. Dem gleichen Ziel diente der Umbau des alten Schmiedegehöfts am südlichen Orts eingang zum Schnitterkaten. Anfang des 20. Jh. umfasste das Gut zusam men mit Hohenfelde 966 ha (Mecklenb. Staatskalender 1903). Im Zuge der Bodenreform wurde das Gut im Herbst 1945 aufgesiedelt und es ent standen Neubauernhäuser. Eine erste LPG wurde 1957 gegründet. Später gab es eine LPG Tierproduktion mit Borkow und eine LPG Pflanzenpro duktion mit Mustin. Heute gehört ein Großteil der Feldmark zur Marktfruchtund Rinder GmbH Borkow. Gutsanlage und W irtschaftsgebäude Der G utshof liegt am südwestlichen Teil des Woseriner Sees, dem Hofsee. Von den Wirtschaftsgebäuden des Hofes ist links neben dem Gutshaus das als Wohnhaus genutzte alte Milchenhaus erhalten geblieben. Links daneben befindet sich der eben falls zum Wohnhaus umgebaute neue Schweinestall. Rechts des Gutshauses wird derzeit das 1837 errichtete Backund Federviehhaus zu Wohnzwecken saniert. Vom sich daneben befindli chen Pferdestall, der zuletzt als Bullen stall genutzt wurde, finden sich nur noch Fundamente. Der Abbruch der anderen Gebäude begann bereits in den 1930er Jahren, als sich mit der Ab tretung Hohenfeldes die Gutsgebäude als überdimensioniert erw iesen. Abb. 2 Die Lage des Gutshofes auf dem MTB von 1884 Location of estate from ordinance map of 1884 Gutshaus und Park Das G utshaus entstand 1835/36 nach Plänen des Landbaumeisters K e r n (Wismar) unter Aufsicht seines Schü lers L ö s e w i t z . Dieser hatte 1 834 bereits Erfahrungen bei Baumaßnahmen am Eldekanal sammeln können, die K e r n angesichts des von der Regierung durchgesetzten Bauplatzes in Seenähe für wichtig erachtete. K e r n wollte das neue Gutshaus ursprünglich an er höhter Stelle errichten lassen, unge fähr dort, wo sich heute die Bushalte stelle befindet (DA Lübz 4800). Der Neubau wurde vor den Vorgängerbau gesetzt, der mit dem Baufortschritt am Neubau abgerissen wurde. Bereits 1856 erfuhr der Bau mit dem „Wein traubenhaus“ (enthält Saal, Damen zimmer, Boden) eine erste Erweiterung (Akten LHA, MfLDF 3006). Die Veran da (Standerker) mit Blick zum See ent stand 1878 (Akten LHA, OVBdGH 690). Aus den 1970er Jahren stammt ein Garagen- und Sanitärtrakt an der Rückseite des Hauses. Das Gutshaus ist ein sieben Achsen langer (ca. 32 m), eingeschossiger und ca. 15 m breiter Bau mit Mansardkrtippelwalmdach. An beiden Fronten ha ben eingefügte Zwerchhäuser halb runde Giebel erhalten. Ein Standerker (Veranda) mit oberem Austritt an der rechten Giebelseite wird um die Gebäudeeckc geführt. Das Gutshaus war ursprünglich ein Fachwerkbau, der verputzt wurde ( d e V e e r 2006, Bd. 2). Bis 1989 wurde das Gutshaus als Ferienobjekt einer Berliner Finna ge nutzt, dann stand das Haus bis zum Verkauf an einen Künstler im Jahr 2006 leer. Ein kleiner G u tsp a rk schloss sich südlich der Gutsanlage bis zum Weg zur Badestelle an. Reste dieser Landschaftsparkgestaltung sind noch in Form eines kleinen nierenförmigen Teiches und durch den alten Baumbe stand mit Sommer- und Winterlinden erkennbar. Sehenswert ist eine solitäre Blutbuche, welche aus der Entste hungszeit des Parks um 1850 stammt. Abb. 3 Die Gutsanlage 1966 The estate complex in 1966 Gebäude im Dorf Entlang der Hauptstraße (Feld steinpflaster seit 1862, unter Denkmal schutz stehend) reihen sich die Katen in der für ein gelegtes Dorf typischen unregelmäßigen Reihe. Die letzten vier Bauern ließ der Herr v o n Pri i z b u e r 1784 legen. Ihre Höfe schwangen sich in einem Bogen südlich um die Kirche herum. Östlich der Kirche befand sich in der heutigen Kurzen Straße die Hol länderei, die 1842 zum Hof gelegt wur de, und südlich davon an der Wegga belung das ehemalige Fischergehöft. Am Dorfausgang in Richtung Borkow befindet sich der ehemalige Schnitter katen. Nach 1945 entstanden am nörd lichen und östlichen Dorfrand sowie in Hohenfelde Neubauernhäuser. Abb. 4 Zeichnung zu einem Gutskaten (1813) Drawing of an estate cottage Nebenbetriebe und Besonderheiten ZurZeit des Eigentümers J. H. v. Bül o w wairde auf der Woseriner Feld mark eine Glashütte betrieben. Von 1804 bis 1807 existierte eine Ziegelei, die zum Wiederaufbau des Gutes ein gerichtet wurde. Der Mecklenburgi sche Staatskalendcr 1903 vermerkt eine Schmiede. Erwähnenswert sind die auf dem Friedhof zu besichtigen den Grabsteine der Pächterfamilie D e h n s / F e l t e n . Seit Jahrzehnten wohnt die Schriftstellerin C h r is t a W o l f zeit weilig im ehemaligen Pfarrhaus von Woserin. Woserin was first documented in 1234. Until the end of the 17th Century it was owned by the von Cramon family, thereafter by the von Btilows and others. 1802 the ducal family took over the estate. Subsequently, there were various tenant families. In the beginning o f the 20th Century the estate comprised some 966 hectares. The estate complex can still be recognized, but the remaining former estate buildings have all been remodeled for residential purposes. The manor house, a half-timbered building erected close to the lake in the years 1835/36, later was plastered and expanded. After it had served as a holiday place for a Berlin faclory for some period, it stood empty after 1989 and is now privately owned. The estate was partitioned after 1945, which can be recognized from the kind o f buildings in the village. 157 6.54 Zarchlin Landkreis Parchim Amt Plau am See R. Berg den und zur Landwirtschaft mit der herzoglichen Kammer bzw. dem Domanialen Amt abzustimmen hatten. H e r m a n n S c h u m a c h e r , der 1847 in Tellow von v . T h ü n e n ausgebildet Abb. 1 Das Gutshaus im Jahr 2007 (Vorderansicht) Front view of the manor house in 2007 Das Dorf und das Gut Zarchlin liegt am Südrand des Natur parks. Vermutlich schon 1244 im Besitz des W e d e k in d v o n W a l s l e b e n , ver kaufte P r ib is l a w v o n P a r c h i m R j c h e n b e r g das Dorf 1253 an das Zisterzienserkloster Doberan (MUB 7 14). Dort verbl ieb es bis zur Säkulari sierung des Klosters im Jahre 1552 und ging dann in herzoglichen Besitz über. Es wurden einige der freien Hu fen zu einer Holländerei zusammenge legt, die bis 1847 Bestand hatte. Die restlichen Bauernstellen mussten bis zu ihrer Auflösung um 1753 Dienste zugunsten des Plauer Bauhofes leis ten. Mit ihrer Zwangsumsiedlung nach Plauerhagen wurde Zarchlin ein reines Gutsdorf. 1752 schloss G o t t l ie b H e in r i c h v o n B r a n d t mit der herzoglichen Regie rung einen Vertrag ab, in dem er sich zur Errichtung einer Meierei verpflich tete. Daraus entwickelte sich das Gut, das bis 18 13 im Familienbesitz ver blieb, doch unterverpachtet wurde. Mit einem neuen Pachtvertrag von 1813 wurde das verboten. Die Pächter waren seitdem: 1813-1821 C. C. H . H u n d t 1821 -1852 H e in r ic i i H u n d t 1852-1895 H e r m a n n S c h u m a c h e r 1895 -1945 F amilie S t e i n k o p p Die Pächter hatten es nicht leicht, da sie alle ihre Pläne zum Bau von Gebäu- 158 dorf entlang der Bahnhofstraße. 1956 bildete sich die erste LPG Typ I, später eine größere LPG, die ab 1973 mit Plauerhagen kooperierte. 1978 schloss man sich mit dem VEG Karow Abb. 2 Die Lage des Gutshofes auf dem MTB von 1884 from ordinance map of 1884 Location of estate < wurde, versuchte fortschrittliche Ge danken in seinem Pachtbetrieb umzu setzen, was nur schwer gelang. S c h u m a c h e r wurde auch zum Thünenbiograph und setzte sich nach dessen Tod für die Einrichtung eines Thünenarchivs ein ( P it s c h 2003). Zur Zeit dieses Pächters entstand die Mecklenburgische Siidbahn, die ihren Betrieb 1885 aufnahm. Zarchlin erhielt einen Bahnhof, der für die Verladung landwirtschaftlicher Güter von großer Bedeutung wurde. Zarchlin nahm als herzogliches Gut und seit 1919 als Staatsdomäne bis 1945 eine äußerst positive Entwick lung. Besonders hervorzuheben sind die erfolgreiche Merinoschafzucht und die Zucht von Edelschweinen. Das etwa 480 ha große Gut hatte 1930 einen Viehbestand von 36 Pferden, 14 Fohlen, 72 Schweinen (davon 20 Sau en), 117 Rindern und 506 Schafen ( P i t s c h 2003). Die Leistungsstärke des Gutes verhinderte in der NS-Zeit die empfohlene Aufsiedlung, die erst mit dem Herbst 1945 einsetzte. Anfangs wurde das Gut aber von der sowjeti schen Militärverwaltung bewirtschaf tet, dann aber mit 45 Neubauern auf gesiedelt, die 10 ha Ackerland, Wiese und Wald erhielten. Da die Tagelöhnerkaten nicht für alle Platz boten, begannen 1947 die ersten Sied ler zu bauen und es entstand das Neu- zusammen und war Teil eines Großbe triebes von fast 8.000 ha. Nach 1989 verpachteten bzw. verkauften die Zarchliner Bodeneigentümer die Flä chen ihrer Gemarkung an einen priva ten Landwirt. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude A uf dem abschüssigen Gelände be grenzte das Gutshaus den Hof nach Süden. Die Wirtschaftsgebäude reich ten in dem großen Areal bis etwa zum Teich, der ca. 250 m vom Gutshaus entfernt liegt. Von den ehemals minde stens zehn zur Gutsanlage gehören den Gebäuden stehen nur noch das Schweinehaus und der ehemalige Füllenstall, der heute Wohnhaus für zwei Familien ist. Abb. 3 Ehemaliger Fohlenstall (2007) Former foal shed Gutshaus und Park 1753 wurde ein erstes Wohnhaus für die Pächter errichtet, das im Lauf der Zeit mit zwei Seitenflügeln und einem Hinterflügel versehen wurden (DA Liibz 261,4). Das heutige Gutshaus wurde 1877 - 1879 unter der Regie von H e r m a n n S c h u m a c h e r gebaut. Es erhebt sich über einem Fcldsteinsockel und einem Kellergeschoss und erscheint auf der Hofseite als einge schossiger Putzbau mit neun Achsen. A uf der Gartenseite sind es elf Ach sen. Die Hofseite wird von einem Mittelrisalit mit Zwerchgiebel domi niert. Eine Freitreppe führt in das sich zum „Tor“ öffnende Erdgeschoss. Der Abb. 4 Das Gutshaus 1968 (Parkseite) Garden view of manor house sance-Architektur. Es ist abgesetzt durch ein profiliertes Putzgesims. Den Drempel des Gebäudes trennt ein Deutsches Band aus roten Ziegeln, wie auch die Gesimse als Schränkschichten auffallen. Die rote Ziegel bänderung und der ursprünglich okkerfarbene Putz gehen eine sich ge genseitig steigernde ästhetische Ver bindung ein ( d e V ef .r 2006, Bd. 2). Das Gutshaus wurde nach 1945, nach dem die Militärverwaltung abgezogen war, für kommunale und gemeinnützi ge Zwecke genutzt. Der Rat der Ge meinde Zarchlin, der spätere Kinder garten, das LPG Büro, die Konsum verkaufstelle und auch Wohnungen fanden bis Anfang der 1990er Jahre Platz in diesem Gebäude ( P i t s c h 2003). I leute wird das Gutshaus privat ge nutzt, befindet sich aber in keinem guten Zustand. Der kleine P a rk hinter dem Gutshaus ist wohl während der Pachtzeit von H. S c h u m a c h e r entstanden. 1873 führt er 784 neu gepflanzte Bäume auf, darun ter 3 1 Linden, 168 Buchen und 92 Ei chen ( P it s c i i 2003). Der Charakter des kleinen Landschaftsparks ist heute, trotz fehlender Pflege, noch erkennbar. Abb. 7 Detail am Gutshaus (2007) Detail of manor house (2007) ehemalige Schafstall wurde zum Wohnhaus umgebaut ( P i t s c h 2003). Ein Großteil dieser Gebäude befindet sich in umgebauter Form an der Bahnhofstraße. Abb. 8 Neubauernhäuser an der Bahn hofstraße (2007) New settlers’ farm houses along road (2007) Gebäude im Dorf Abb. 5 Das „Dorf“ mit den Gutskaten liegt etwa 300 m nordöstlich des Hofes. Es umfasste fünf Katen für Tagelöhner und einen Schnitterkaten, der aber nicht mehr existiert (vgl. P it s c ii 2003). Alle diese Gebäude wurden moderni- Abb.5/6 Das Gutshaus 2007 (Parkseite) Garden view of manor house from 2007 ursprünglich gefonnte Putz des Keller geschosses betont dieses als schwer lagernden Sockel gemäß einer Renais siert. Von 1947 bis 1952 errichteten die neuen Siedler 22 Neubauemhäuser sowie Scheunen und Ställe. Auch der Zarchlin was first documented in 1253. Until 1552, the village was owned by cloister Dobbertin and then became ducal property. Initial ly a peasant village, from the mid 18th Century an estate developed. The peasants were relocated to Plauerhagen. The ducal estate, comprising some 480 hectares, during the second half of the 19"’ Century and under the later tenants Schumacher and Steinkopf developed quite well. In 1946 it was partitioned among 45 new settlers. Later, an agricultural co-operative (“LPG”) which had developed was merged with Plauerhagen and Karow to form a large-scale agricultural complex. Today the arable grounds are operated privately. Even today, some buildings from the later development stages of the village remain. The manor house is privately owmed and not in a good condition. 159 6.55 Zidderich mit Steinbeck Landkreis Parchim Amt Goldberg-Mildenitz F. Beckendorff und Kadow zunächst bis 1805 pachtete 1808 1812 1828 1842 1844 O d e r ic h L ü b b e für weitere 16 Jahre (Zidderich, Steinbeck, Kadow) C. G. L. S a u e r k o h l (Zidderich, Steinbeck, Mestlin) H e e r l e in A l b e r t R e ic h w a l d (Zidderich mit dem See und Steinbeck) 1894 1927 1929 Abb. 1 Das Gutshaus Zidderich um 1920 The manor house of Zidderich around 1920 Das Dorf und das Gut Am jetzigen Platz liegt Zidderich seit etwa 250 Jahren. Vorher erstreckte sich das Dorf auf einer Erhebung südlich des Sees. Eine slawische Vorsiedlung befand sich nach der Fundlage auf ei ner Insel. 1263 erscheint „Cedarg“ in “ einer Urkunde. Der Landesherr ver kaufte 1296 u. a. sein dortiges Eigen tum dem Kloster Neuenkamp. Der da mals noch verlaufende Besiedlungs prozess wurde der Familie v o n B e l o w übertragen. Sie verkaufte dem Kloster insgesamt 19 Ziddericher Hufen. Da nach erschienen Angehörige der v o n P a s s o w als Inhaber einiger Länderei en. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges sind nicht nur die 14 Bauern und drei Kossäten, sondern auch die P a s s o w s aus Zidderich verschwun den. Danach hatten sich wdeder sechs Bauern und zwei Kossäten angesie delt. Der im Dreißigjährigen Krieg ein gerichtete Bauhof lag bereits an der Stelle des heutigen Dorfes, und es gab mehr als ein Jahrhundert lang Al ten- und Neuen-Zidderich. Zeitweise stand eine Verwalterin an der Spitze des Hofes. 1758 wurden die Bauern gelegt und erhielten Hufen in Nachbardörfern. Ihr Land wurde dem Hof zugeschlagen. Die leeren Häuser wmrden wieder belegt und waren bis 1828 160 bewohnt. Seit der Mitte des 19. Jh. dienten die Einnahmen des Gutes der Versorgung des großherzoglichen Haushalts. Steinbeck war im 19. Jh. ein Vorwerk von Zidderich. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wrurde es einzeln verpachtet. Ende des 19. Jh. hatten Zidderich und Steinbeck zusammen eine Fläche von ca. 876 ha. Die beiden erhaltenen Gebäude, nämlich das Gutshaus und der ehemalige Kuhstall, sind entsprechend neu. Die noch er kennbaren Tagelöhnerkaten stammen aus der Zeit der gemeinsamen Bewirt schaftung. Nach dem Zweiten Welt krieg w'urde Steinbeck zu Goldberg eingemeindet. Folgende Pächter wurden ermittelt: 1762 Pensionär L a n g f . 1775 Amtmann H e n n in g s 1781 L übb e, d e r Z id d e ric h Abb.2 Ehemaliger Gutsstall in Steinbeck (2007) Former estate stable in Steinbeck (2007) H e in r ic h J a h n s (Zidderich und Steinbeck) Steinbeck mit 192 ha an B ö h n k e verpachtet S c h l i e m a n n und sein Schwiegersohn S t r o h m e ie r ln Steinbeck erhielten nach 1945 31 Landarbeiter und Landlose Flächen von den 219 ha. In Zidderich waren es 71, die von den 484 ha Land erhielten. Die Agrargenossenschaft in Dobbertin und die Belowfarm in Below bewirtschaften zurzeit die Flä chen. In Steinbeck fand eine ähnliche Entwicklung mit der LPG und der heu tigen Agrargenossenschaft Goldberg statt. Gutsanlage und Wirtschaftsgebäude Von den Wirtschaftsgebäuden, die zum großen Teil erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. errichtet worden wa ren, nutzte man bis 1990 noch drei, während die übrigen abgerissen oder umgebaut waren. Danach wurden auch diese letzten Zeugen der Gutsw irtschaft abgerissen. Gutshaus und Park 1870/71 wurde das Pächterhaus von Zidderich errichtet. Man riss es 1947 zur Gewinnung von Baumaterial ab, musste aber feststellen, dass 1870/71 schon recht sparsam gebaut wurde, so dass kaum etwas verwertet werden konnte. 1945 richtete die Besatzungsmacht im Pächterhaus und in der Schule ein La zarett für sowjetische Soldaten und Zwangsarbeiter ein. Den Gestorbenen zu Ehren errichtete man an der Gold berger Straße ein Denkmal. Um das Gutshaus herum befand sich ein kleiner G utspark. Er wurde ver mutlich zusammen mit dem Bau des Gutshauses eingerichtet. Nach 1945 stark vernachlässigt, ist heute zumin dest der alte Baumbestand aus Berg ahorn, Rosskastanie und Stieleichen w'ieder erkennbar. Die Parkfläche wmrde seit dem 725jährigen Bestehen von Zidderich zunächst von der LPG, da nach von der Gemeinde und den An wohnern gepflegt. Abb. 3 Das Gutshaus Zidderich vor 1940 The manor house of Zidderich before 1940 Abb. 4 Das Gutshaus Steinbeck m it Anbau (2007) The manor house of Steinbeck with annex (2007) Gebäude im Dorf Nebenbetriebe und Besonderheiten Ehemalige Katen in Zidderich belegen, dass sich das D orf beiderseits der Lindenstraße befand. Einige dieser Katen, die Schnitterkaserne und die Schule wnirden wegen Baufälligkeit abgerissen. Infolge der Errichtung von 27 Neubauernhäusern entstanden vier „Enden“ mit lückenhafter Bebau ung. Auch Steinbeck besitzt noch Tagelöh nerkaten aus dem 19. Jh. Die teils mo dernisierten Neubauemhäuser wurden in den letzten Jahren durch Einfamili enhäuser ergänzt. Im Nord westen der Feldmark von Zidderich war in der 2. Hälfte des 18. Jh. die Schäferei O e v e l g u n n e entstan den, die mehr als ein halbes Jahrhun dert bestand. Um die Wende vom 18. zum 19. Jh. nahmen der Holländer, der inzwischen ins Dorf gezogene Schäfer, der Fischer und ein „Tobacksplantiner“ Sonderstellungen ein. Zwischen 1885 und 1893 ist eine Zie gelei etwa 1 km westlich des Ortes nachgewiesen, die wohl hauptsäch lich für den Neubau der Wirtschafts gebäude produzierte. Abb. 5 Ehemalige Gutskaten in Zidderich (2006) Former estate cottages in Zidderich (2006) Abb. 6 Ehemaliger Gutskaten in Steinbeck (2007) Former estate cottage in Steinbeck (2007) The farmer and church settlement of Zidderich w;as initially locatcd on the heights near the patt of Lake Dobbertin named after Zidderich. After forcing the peasants into peonage in 1758, their arable lands were transferred to the estate already existing at the location o f today’s village. Until 1918 it served as a ducal domain for the provision o f the Grand Duke’s household. Steinbeck during the 19th Century was an appurtenant structure o f Zidderich and was independently leased out only after WW I. Only a few former estate cottages in both villages bear wdtness to the earlier period. After 1990 some inhabitants modernized their cottages or houses. 161 7. Literatur Literature J. (1977): Schlösser und Gärten in Mecklenburg. E. A. Seemann Verlag Leipzig (1896): Hofgängerleben in Mecklenburg, Selbsterlebtes und Selbstgeschautes von einem Berliner Arbeitslosen. Stier und Greif, Jg. 13, S. 99-137. Schwerin A u t o r e n g r u p p f , A n i m a r e (2004): Die Entstehung, Entwicklung und heutige Situation der Güter und Gutsdörfer in Mecklenburg unter besonderer Berücksichtigung der Güter im Müritzkreis, insbesondere im ehemaligen ritterschaftlichen Amt Wredenhagen - Studie Agentur Zeitreisen B a e t k e , H. (1992): Landwirtschaft im alten Mecklenburg. 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(2000): 500 Jahre Sparow, 1500 - 2000. Chronik des Dorfes Sparow L i n k e , H. (2007): Schlösser, Guts- und Herrenhäuser im ehemaligen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. (3 Bd.) L i s c h , G. C. F. (1843): Geschichte und Urkunden des Geschlechtes Hahn. Bd. 1-4 L o r e n z , F. (2004): Dobbiner Dorfgeschichten. vanDerner. medien & vertag Plaaz L ü t z o w , V o l l r a t h v . ( 1 9 2 1 / 1 9 2 8 ) : N iekam m er's Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Bd. 4 , Güter-Adreßbuch von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz M a g e r , F. (1955): Geschichte des Bauerntums und der Bodenkultur im Lande Mecklenburg. Berlin M a l t z a h n , D. B a r o n v . (1999): Ulrich Moltzan au f Grubenhagen. M ä l z e r , K. (2004): Siedlungshäuser in der Mecklenburgischen Seenplatte. Haustypen und Landwirtschaft zwischen 1919 und 1940. (Hrsg. FH Neubrandenburg), Friedland M a s t a l e r , W. ( o . J.): Die Wassermühlen des Kreises Güstrow und ihre Geschichte. Dezernat Kultur und Bildung der Kreis verwaltung Güstrow M e c k l e n b u r g i s c h e s U r k u n d e n b u c h (MUB) (25 Bände) M e c k l e n b u r g - S c h w e r i n s c h e r S t a a t s k a l e n d e r (verschiedene Jahrgänge ab 1776 bis 1930) MfB n e r , G., E.-L- E v e r s u . M. A c h t e n h a g e n (2004): Gutsdörfer im Müritzkreis. Schwerin M i l l ie s , Ch. (1937): Die Anfänge einer staatlichen Wirtschaftspolitik in Mecklenburg im 14./16. Jahrhundert. Mecklenburgische Jahrbücher, Jg. 101, S. 1 -8 4 M u r j a h n , M. (1934): Die gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse des 17. Jahrhunderts. Mecklenburgische Jahrbücher, Jg. 98 N i c h t w e i s s , J. (1954): Das Bauernlegen in Mecklenburg. Rütten und Loening, Berlin. N i e m a n n , M. (Hrsg.) (2000): Mecklenburgische Gutsherren im 20. Jahrhundert. Erinnerungen und Biographien. Koch Ver lag Rostock N i e m a n n , M. (Hrsg.) (2004): Ländliches Leben in Mecklenburg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 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(1891): Die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins. Mecklenburgische Jahrbücher, Jg. 56, S. 149 ff S c h l e n k e r , K. (2003): Das unbequeme Erbe - Mecklenburgische Gutsanlagen und Herrenhäuser seit 1945. Koch Verlag Rostock S c h l i e , F. (1896 - 1902): Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Bd. 1 - 5. Schwerin S c h m i d t , B. (1900): Geschichte des Geschlechts von Maltzan und von Maltzahn, 1. Abteilung, 1. Band, Stamm- und Ahnen tafel. Schleiz S c h m i d t , B. (1907, 1913, 1920, 1926): Geschichte des Geschlechts von Maltzan und von Maltzahn, II. Abteilung Bände 1 4. Schleiz S c h r ö d e r - L f.m b k e , G. (1993): Der patriotische Verein und die mecklenburgische Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mecklenburgische Jahrbücher, Jg. 109 S c h u b e r t , F. (1979): 300 Mecklenburgische Pastoren berichten, (verschiedene Ausgaben), Göttingen S c h u b e r t , F. (1982): 190 Mecklenburgische Beichtkinderverzeichnisse aus dem Jahre 1751. (verschiedene Ausgaben), Göttingen S c h u l z , L. (1986): Eisenbahnen in Mecklenburg. Transpress-Verlag Berlin S e n g e w i s c h , W. (1969): Hohen Wangelin - vom Klostergut zum sozialistischen Landwirtschaftsbetrieb. Diplomarbeit an der Universität Rostock (unveröffentlicht) S kf .r l , J. u . T h . G r u n d n e r (2003): Schlösser und Gärten in Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff Verlag Rostock S t e i n b a c h . C h . (1996): 1271 - 1996, 725 Jahre Leisten. A. C . Froh Plau S t e i n b a c h , C i i . (2004): 1254 - 2004, 750 Jahre Karow. Aus der Geschichte eines mecklenburgischen Gutsdorfes. Parchim S t e i n m a n n , P. (1959): Bauer und Ritter in Mecklenburg - Wandlungen der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse im Westen und Osten Mecklenburgs vom 12./13. Jahrhundert bis zur Bodenreform. Petermänken Verlag Schwerin S t u t z , R. 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Jg., gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe H. 1, Teil 1 W iL L G E R o m , G. (1924 - 1937): Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren. Wismar W o s s i d l o , R. u. H. T e u c h e r i (1996): Mecklenburgisches Wörterbuch, Bd. 1 - 7. Neuauflage Neumünster Z e r w e r , H. (1998): Der Park Alexander Koenigs in Biücherhof. Tier und Museum, Jg. 6, H. 1/2, S. 1 9 -2 9 T rautm ann, V it e n s e , Archivalien Akten der Domanialen Ämter (DA) (LHA) Akten der Mecklenburgischen Landgesellschaft GmbH Schwerin (Siedlungsamt) (LHA) Akten des Klosteramtes Dobbertin (KLA) (LHA) Akten des Pfarrarchives Woosten Aufzeichnungen des Herren D i e t e r v o n d e r W e n s e z u Sophienhof ( b e i H.-J. Hagemann) Kirchenvisitationsprotokolle Lehnakten I -111 zu den ritterschaftlichen Gütern (LHA) Martinilisten (LHA) Regestenkartei (LHA) Ritterschaftliche Brandversicherungen (BV) (LHA) Sammlung F r e d B e c k e n d o r f f zur Ortsgeschichte von Techentin, Below u. a. Sammlung von C h r i s t i n e S t e i n b a c h zur Ortsgeschichte von Karow Sammlung von Frau D o l g e zur Ortsgeschichte von Sehlsdorf Sammlung von G. M a s u r o w s k i und D. M o m b o i j r zur Ortsgeschichte von Hohen Wangelin, Cramon, Nossentin, Alt Gaarz u. a. Sammlung von H.-J. H a g e m a n n zur Ortsgeschichte von Sommersdorf, Sophienhof, Grabowhöfe u. a. Sammlung von H o r s t W e r n e r zur Ortsgeschichte von Sehlsdorf Sammlung von R a in e r K r ü g e r zur Ortsgeschichte von Klein Luckow, Schloß Grubenhagen, Vollrathsruhe u. a. Schriftwechsel des J o h a n n e s S c h m i d t (Neu Sapshagen, Klocksin) (Archiv Amt MoltzowT Volkszählungslisten 1917 (LHA) Karten (um 1700): Mecklenburg Atlas mit Beschreibung der Ämter. Schwerin 1995 der ritterschaftlichen Güter in Mecklenburg-Schwerin (ca. 1755 - 1775) (LHA) S c h m e i t a u s c h e K a r t e n (Topographisch oekonomisch und militaerische Charte des Herzogthums Mecklenburg Schwerin und des Fürstenthums Ratzeburg 1788) W i e b e k i n g s c h e K a r t e von Mecklenburg (um 1786) M e s s t is c h b l ä t t e r (MTB) (Maßstab 1:25.000), angefertigt ab 1880 in verschiedenen Varianten und später aktualisiert L a g e p l ä n e von Gutsanlagen und Dörfern aus Brandversicherungsunterlagen verschiedener Jahre (LHA) Karlen einzelner Güter aus anderen Quellen H o in c k iiu s e n , B. C. v. D i r e k t o r ia l - V e r m e s s u n g s ic a r t e n ( D V K ) 165 8. Abkürzungsverzeichnis und Worterklärungen List of abbreviations and explanation of technical terms Abkürzungen AC’Z Agrochemisches Zentrum BV Brandversicherung DA Domanialamt DDR Deutsche Demokratische Republik DVK Direktionalvermessungskarte Jh. Jahrhundert KA Klosteramt KAP Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion KFL Kreisbetrieb tur Landtechnik KVP Kirchenvisitationsprotokolle LfKD Landesamt für Kultur und Denkmalpflege LHA Landeshauptarchiv (in Schwerin, jetzt Landesarchiv) LN Landwirtschaftliche Nutzfläche LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft LPG(P) Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft für Pflanzenproduktion LPG(T) Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft für Tierproduktion MAS Maschinen-Auslcihstation MfLDF Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten MTB Messtischblatt MTS Maschinen-Traktoren-Station MUB Mecklenburgisches Urkundenbuch M-V Mecklenburg-Vorpommern ÖLB Örtlicher Landwirtschaftsbetrieb QR, auch D R Quadratrute, altes Flächenmaß von 21,678 m2, damit entsprechen 1000 CUR = 2,17 ha RA Rittcrschaftlichcs Amt THA Treuhandanstalt VdgB Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe VEG Volkseigenes Gut vgl. vergleiche ZBE Zwischenbetriebliche Einrichtung Worterklärungen Abgaben - Sammelbegriff für unterschiedliche Natural- und Geldzahlungen an die Obrigkeit, z. B. Steuern, Zehnte, auch als Ersatz für Dienste Achsen des Hauses - Gedachte Linien durch ein Gebäude, meist Symmetrie-Achsen; im Aufriss Fassadenelemente, aus de ren gleichartiger Reihung sich der Fassadenaufriss ergibt. Allmende - im Mittelalter von der Gemeinde gemeinschaftlich genutzte Teile der Flur, in der Regel Wald, Wasser, Weide, Wege A llodialgut - Rittergut zu v ollem erblichem Eigentumsrecht, durch Schenkung oder Kauf vom Lehnsherrn erworben allodifizieren - Umwandlung eines Lehngutes in ein Allodialgut A rkaden - Bögen, die sich über Säulen oder Pfeiler spannen A ttika - niedriger Aufbau über dem Hauptgesims eines Gebäudes zur Verdeckung des Daches und zur Aufnahme von In schriften und Reliefs, oft mit Skulpturen besetzt A usbau, Abbau - aus dem geschlossenen Dorfverband in die Feldmark verlegtes Gehöft A uskragung - Hervortreten einer oder mehrerer Mauerschichten, auf denen ein ausladender Gebäudeteil, z. B. ein Gesims oder ein Erker, errichtet ist. Barock - zwischen 1600 und 1750 vorherrschende Stilepoche in Kultur und Kunst, gekennzeichnet durch kraftvoll beweg te, ineinander greifende Formen. Bauernlegen - Verfassungsmäßig sanktioniertes Recht der Grundherrschaft, alle ursprünglich von Bauern bewirtschafteten Hufen für sich zu vereinnahmen, wobei die untertänige Bauemfamilie entweder auf einen anderen, meist schlechteren oder noch zu kultivierenden Platz umgesetzt (verlegt) oder aber in einen geringeren Stand (Büdner, Tagelöhner) überführt (ge legt) wurde. Bauhof, Bawhoff - ein ursprünglich vom Amt betriebener Hof, aus dem der Amtshaushalt bestritten wurde; seit dem 17. Jahrhundert nach Aufhören der Amtshaushaltung auch verpachtet an "Pensionäre", ln Klosterdörfern und Städten eine Art amtlicher Handwerkerstützpunkt, oder auch ein zum fürstlichen Amt gehöriger H of mit untertänigen Bauern. Bede - ursprünglich freiwillige, später gesetzlich fixierte Geldabgabe an den Landesherrn, zu unterschiedlichen Terminen 166 und in unterschiedlicher Höhe bis ins 18. Jh. B egüterung - mehrere in einer Hand befindliche Güter B eichtkinderverzeichnis - bei Kirchenvisitationen 1701/04 lind 1751 aufgenommene, gedruckt vorliegende Zustands berichte der mecklenburgischen Pfarren mit Verzeichnissen der konfirmierten Einwohner B enediktiner - ältester Mönchs-, später auch Nonnenorden, dessen Angehörige gemäß der von Benedikt von Nursia verfass ten Grundregel "ora et labora" (bete und arbeite) lebten und durch die Landkultivierung besondere Bedeutung für die ihnen verliehenen Dörfer und Hufen erlangten. Im Naturparkbereich existiert das ehemalige Benediklinerinnenkloster Dobbertin, seit 1572 adliges Damenstift B odenreform - die im Herbst 1945 in den Ländern der sowjetischen Besalzungszone durchgeführte entschädigungslose Enteignung aller Eigentümer mit über 100 ha Landbesitz/Grundbesitz und Aufteilung des Landes an "Neusiedler" in kleinen Parzellen von bis zu 10 ha. Außer der landwirtschaftlichen Nutzfläche wurden auch staatliche und private Waldflächen sowie der vorhandene Tierbesatz und Maschinenbestand an "Neusiedler" und "landarme Bauern" verteilt. B onitierung - im Gebiet der Ritterschaft im 18. Jh. begonnene Bodenbewertung nach Beschaffenheit und Ertragsiahigkeit als Grundlage für eine Besteuerung, eine Beleihung oder für einen Verkauf B rache, B rachschläge - der "zum Ausruhen" nicht bestellte Teil der Feldflur B randversich eru n g - Zusammenschluss zur finanziellen Absicherung bei Brandschäden. Eine erste bedeutende war die 1781 gegründete ritterschaftliche Brandversicherungsgesellschaft. B üdner - Ursprünglich Besitzer eines Hauses (Bude) mit Wöhrde (nicht dem Flurzwang unterworfenes Land in unmittelbarer Nähe des Gehöftes), der die Landwirtschaft im N ebenberuf betrieb und auf zusätzliche Einkünfte durch die Ausübung eines Handwerks, Gewerbes oder einer Lohnarbeit angewiesen war. B üdnerei - 1753 und noch einmal 1809 durch herzogliche Verordnungen eingerichteter kleinstbäucrlicher, durch Erbpacht zu erwerbender Betrieb mit 100 Ü R Gartenland (0,217 ha), etwas Acker zur Ernährung von einer Kuh, Schweinen, Schafen und Geflügel, seit 1825 auch Pferden, durch Zupachtung oder K auf von Land erweiterbar. D ep u tat - Arbeitsentgelt in Form von Naturalleistungen, in Gütern als Lebens- oder Futtermittel, Brennmaterial und eine Ackerfläche zur eigenen Bestellung. Dienste - persönliche Leistungen des Untertanen an seinen Herrn, z. B. Rossdienst = Kriegsdienst des niederen Adligen, ursprünglich Burg- und Brückendienst des Bauern. Später Arbeit vor allem in Form der I land- und Spanndienste; Bauern und Kossäten leisteten auf den Bauhöfen der Domanialämter bzwr. den Ritterhufen Handdienste bei Bestellungs- und Erntearbeiten, die Bauern darüber hinaus Fuhrleistungen und Feldbearbeitung mit eigenen Geräten und Zugtieren. Dienstgeld - Entschädigung für ausbleibenden Dienst eines Pflichtigen im den Dienstherrn, Ende des 18. Jahrhunderts für die Ablösung der Dienste behördlich festgelegt D irektorialverm essungskom m ission - Gremium zur Organisierung der Vermessung des ritterschaftlichen Grundbesitzes, um eine Grundlage für die Besteuerung zu haben. Diese Maßnahme wurde im Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich von 1755 festgelegt. Das Gremium beendete seine Arbeit 1779 mit einem noch heute vorhandenen Landeskatasterderehemaligen ritterschaftlichen Güter. D om äne - Gut im Eigentum des Landesherm, ab 1918 im Eigentum des Staates. Das Gut wurde fast immer verpachtet. D om anium - der dem Landesherrn unmittelbar gehörende Grundbesitz, landesherrliches Grundeigentum Drei- bzw. M chrfeld erw irtsch aft - bis ins 19. Jahrhundert vorherrschende Feldbewirtschaftungsform: Winterung (meist Roggen), Sommerung (Gerste und 1lafer), Brache (gleichzeitig Weide) in jährlichem, manchmal auch mit vier- oder mehrjäh rigem Wechsel Drem pel, auch Kniestock - halbhohe Außenwand niedriger Dachräume D reschm aschine - im 20. Jh. verwendete kastenförmige Maschine zum Drusch trockenen Getreides, landläufig Dreschkasten genannt Einlieger - Personen ohne eigenen Grundbesitz, die häufig in "Einliegerkaten" zur Miete wohnten und als Tagelöhner, Hand werker oder Lohnarbeiter ihren Unterhalt verdienten E rb p a c h t - allgemein das unkündbare Besitzverhältnis des Bauern an einem H of im Unterschied zur kündbaren Zeitpacht. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das erbliche Pachtverhältnis der domanialcn und ritterschaftlichen Bauern sowie kleinerer Domanialgüter eingeführt. Feldbahn - Schmalspurige, leicht verlegbare Schienenbahn, die in der Regel eine Spurweite von 60 cm hatte. Sie war meist mit "Loren" in Form von Muldenkippern ausgestattet, die von Pferden oder Traktoren gezogen wurden. Die Feldbahnen 167 dienten im Allgemeinen dem Transport von Zuckerrüben zur Fabrik oder zur nächsten Bahnstation. Fcnsterschluss - oberer Abschluss eines Fensters Flurzw ang - Die Drei- und Mehrfelderwirtschaft erforderte das gleichzeitige und gemeinsame Pflügen, Säen und Ernten. Form stein - Besonders hergestellte Backsteine, aus denen die Kunstformen an Bauten zusammengesetzt werden. Franzosenzeit - die Zeit der Besetzung Mecklenburgs durch französische Truppen zwischen 1806 und 1813 Freihufe - Hufe, die auf Grund der Funktion des Inhabers (Ritter, Schulze) frei von Abgaben und Diensten war. Freileute - aus den Städten oder aus der Fremde zugewanderte Einwohner eines Ortes, die nicht leibeigen waren und deren Freizügigkeit gewährleistet war. Frondienst - bäuerliche Arbeiten, die unentgeltlich für die jeweilige Grundherrschaft (Gutsherr, domanialer Bauhof, Trans port usw.) zu verrichten waren (vgl. Dienste). Frontispiz - Giebelfeld über dem Gebäudeeingang bzw. Giebel über dem vorspringenden Mittelteil einer Fassade Gebinde - Rahmenkonstruktion eines Fachwerkhauses, bestehend aus zwei gegenüberliegenden Hauptständem mit den dazu gehörigen Einzügen, Dielenständern, Balken und Sparren. Die Abmessungen eines Fachwerkhauses wurden im späten Mittel alter durch die Anzahl der Gebinde angegeben. Gemengelage - in der Mehrfelderwirtschaft das Nebeneinanderbestehen von Bauern- und Ritterhufen G erechtsam e - Recht, Vorrecht, Nutzungsrecht an Grundstücken Gesims - waagerechtes Bauelement, das aus der Wandfläche hervorspringt G esindeordnung - schriftliche Festlegung rechtlicher, sozialer und wirtschaftlicher Art für Dorfbewohner seit dem 16. Jh. Göpel - durch im Kreis herumgehende Menschen oder Tiere gezogene Drehvorrichtung zum Antrieb von Arbeitsmaschinen G otik - Stilepoche zwischen der Romanik und Renaissance vom 13. bis zum 16. Jh. Ein Merkmal ist die Konzipierung des Innenraumes als Raumeinheit. Kreuzrippengew'ölbe und Spitzbögen gewähren eine stärkere vertikale Gliederung. Charakte ristisch für den Norden Europas ist die Backsteingotik. großherzogliches H ausgut - Domanialgut, dessen Erträge zur Versorgung des großherzoglichen Haushalts dienten H ä(c)ker - Gutsarbeiter, der ursprünglich für die Bearbeitung des Ackerlandes mit dem Haken verantwortlich w'ar. Er arbei tete oft auf abgelegenen Stücken (Vorwerken, Meierhöfen) verhältnismäßig selbstständig, wohnte vielfach auch dort und gehörte meist zu den Freileuten. H agenrecht - besondere Regeln für Rodungsdörfer, die u. a. darin bestanden, dass die Hagenhufe etwa doppelt so groß war wie die normale Landhufe und es keinen Flurzw'ang gab, weil jeder Hagenbauer sein eigenes Feld vor oder hinter seinem Gehöft hatte. H akenpflug - pflugähnliches Gerät, bei dem der Boden nicht umgewendet, sondern lediglich angehoben wird und beiderseits des "Hakenbrettes" herab fällt H äusler - seit 1846 Besitzer eines kleinen Hauses mit Stallteil für eine Kuh, Schw'eine und Geflügel sowde einer kleinen Gartenfläche. Gemeinsame Weide und die Möglichkeit von Ackerpachtung aus der "Häuslerkompetenz" der Gemeinde reich ten nicht für den Lebensunterhalt. Deshalb waren ein Handwerk, ein Gewerbe oder eine Lohnarbeit der Haupterwerb des Häuslers. H ebung - Erhebung von Abgaben bzwr. Steuern H eim atrecht - Gesetzgebung nach Aufhebung der Leibeigenschaft, die einerseits die Bindung der Untertanen an die Heimat gemeinde, andererseits das Wohnrecht und die Versorgung bei Alter und Krankheit festschrieb Herzogliche K am m er - Regierung des Domaniums H istorism us - in der Baukunst des 19. Jh. praktizierter Rückgriff auf historische Gestaltungselemente vorhergehender Epochen H olländer - im 18. und 19. Jh. eine Art Unterpächter, der für die Betreuung der Viehherde sowie für die Herstellung und Vermarktung der Milcherzeugnisse zuständig war. Er leitete auch manchmal auf eigenes Risiko die Meierei eines Gutes. Hufe - Wirtschaftsbetrieb eines Bauern (Hufners) mit dem Anteil am Dorfgebiet (Weide-, Wald-, Gewisser- und Wiesen nutzung), den Wirtschafts- und Wohngebäuden und dem Ackerland. Die Hufe w'ar auch ein regional und temporal unter schiedliches Landmaß, das als Steuereinheit diente. K a ise rb e d e (re g iste r) - eine au f dem Reichstag zu Worms 1495 beschlossene Reichssteuer. Die dazu 1496 in den mecklenburgischen Vogteien angefertigten Abgaberegister wurden gedruckt (vgl. E n g e l 1968) und geben Aufschlüsse über Namen und Anzahl der erfassten Einwohner. K äm pfer - Steinlage am Ansatz eines Bogens oder eines Gewölbes 168 K aten - Wohnhaus ohne eigenes bzw. mit nur wenig Land, meist zu einem Bauern- oder Gutshof gehörend, auf den Gütern meist Mehrfamilienhaus Klassizism us - Baustil zwischen 1770 und 1830, der von klassischen antiken Vorbildern ausgeht. Merkmal ist eine streng gegliederte Architektur. Durch geradlinige, einfache Formen wird der Eindruck von Klarheit, Monumentalität und Ruhe her vorgerufen. U. a. sind über mehrere Etagen gehende, vor die Bauformalionen gesetzte Säulen der antiken Formensprache nachempfunden. K lostergut - Güter, die in Orten eingerichtet wurden, die Klöster durch Schenkung oder K auf erworben hatten. Die Höfe bzw. Güter, die ursprünglich von Verwaltern oder Vögten geleitet wurden, wurden später wie Domänen verpachtet. K olonisierung, K olonisation - allgemein die Besiedelung eines bis dahin wenig oder gar nicht bewohnten Gebietes; hier die auch als Ostkolonisation bezeichnete Besiedlung der slawischen Territorien des heutigen Mecklenburg durch Menschen aus westelbischen Regionen Konsum (geschäft) - ln der DDR hatten die nach dem Krieg neu gegründeten Konsumgenossenschaften den Auftrag, die Lebensmittelversorgung vorwiegend auf dem Lande abzusichern. Deshalb wurde in nahezu jedem D orf eine Verkaufsstelle eingerichtet. K ontribution - ursprünglich Kriegssteuer, aber auch für Abgaben verschiedener Art angewandt K oppelw irtschaft - aus Holstein übernommene Betriebsform, die im 18. Jh. auf den Gütern, nach der Separierung im 19. Jh. in den Bauerndörfern die Dreifelderwirtschaft ablöste und in der Regel durch eine siebenschlägige Schlagordnung ge kennzeichnet war. Dabei waren drei Weide- und drei Saatschläge sowie ein Brachschlag üblich, über die eine siebenjährige Rotation lief. Kossäte - Kleinbauer mit geringem Landanteil und meist ohne Zugvieh L andesgut - Im Zuge der Bodenreform wurden in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone einige Güter nicht auf gesiedelt bzw. neu eingerichtet. Sie dienten der Forschung, Züchtung und Saatgutvermehrung und wurden nach der Grün dung der DDR in Volkseigene Güter (VEG) umgewandelt. L andesgrundgesetzlicher Erbvergleich - 1755 zwischen den Herzogen und den Ständen geschlossener Vergleich, der, ausgehend von finanziellen Regelungen, die ständischen Privilegien bestätigte. Er bekräftigte den Sieg der Ritterschaft über die Landesherrschaft. Das Werk ist als Grundgesetz der mecklenburgischen landständischen Verfassung anzusehen und bil dete bis 1918 den Rahmen Für die gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklung. L andtag - allgemein Versammlung von Vertretern des Landes. Vom 13. Jh. bis 1918 waren es Zusammenkünfte von Dele gierten der Ritterschaft, der Geistlichkeit und Städte (Stände), nach 1549 nur noch der Ritter- und Landschaft, die sich durch das Steuerbewilligungsrecht die Mitwirkung an der Regierung sicherten. Die Stände verhinderten einerseits den A b solutismus, andererseits auch das Mitbestimmungsrecht der Untertanen, wahrten aber auch die Einheit des Landes. Zwi schen 1919 und 1933, 1947 und 1952 sowie seit 1990 wurden die Landtagsmitglieder gewählt. L aufender H und - fortlaufendes, sich wiederholendes Linienornament an einem Gebäude in Form stilisierter Wellen Lehen - Grund und Boden, Rechte oder Ämter, die der Lehnsherr dem Lehnsmann vertraglich zur Nutznießung übergab bzw. verlieh. Als Gegenleistung erhielt er dafür (Lehns-) Dienste (Kriegsdienst, Hofdienst, Bau- und Brückendienst, Abga ben). Größter "Verlchner" war der Landesherr, größter Empfänger der Adel. Lehngut - Zur Nutznießung verliehenes Gut, das im Obereigentum des Grundherrn blieb, wobei einzelne Rechte, z. B. das Verkaufsrecht, ein Anteil am Kaufpreis, die hohe Jagd o. ä. dem Obereigentümer Vorbehalten waren. Lehnssequestration - Zwangsverwaltung bzw. Beschlagnahmung eines Lehngutes Leibeigenschaft - persönliche Unfreiheit und Besitzlosigkeit durch die Abhängigkeit von einer Herrschaft, die sowohl Ge richtsbarkeit als auch Unterhaltspflicht ausübte. Sie galt vom 16. bis 19. Jh. Lisene - schwache Pfeilervorlage zur Belebung der Mauerfläche Lokator - adliger, bürgerlicher oder geistlicher Siedlungsuntemehmer während der Ostkolonisation, der im Auftrag eines Grundherrn die Anlage von Dörfern und ihre Besiedlung durchführte und dafür besondere Rechte oder Ämter erhielt M ähbinder - Die Weiterentwicklung der von Pferden gezogenen "Loppmaschine", die das gemähte Getreide in "Loppen", die man zu Garben band, ablegte. Der Mähbinder besaß eine Vorrichtung zur Bildung und zum Binden von Garben. M ansarddach - abgeknicktes Dach, bei dem der untere Teil steiler als der obere ist, wodurch größerer (Wohn-) Raum, die Mansarde, gewonnen wird M arstall - Pfcrdestall an Fürstenhöfen und auf einigen adligen Gütern zur Unterbringung von Kutsch- und Reitpferden, teils mit kleiner Reithalle ausgestattet 169 M artinilisten - Auf Grund einer landesherrlichen Verordnung vom 13.10.1792 hatten die Pastoren jährlich zu Michaelis (29. September) Verzeichnisse der steuerpflichtigen Einwohner ihres Kirchspiels anzufertigen, die zu Martini (11. Novem ber) bei der Regierung einzureichen waren. Diese Verzeichnisse sind nach Kirchspielen von A - Z geordnet und bieten Ein blicke in die Besitzverhältnisse und Sozialstruktur eines Dorfes zur damaligen Zeit. Neben dem Kirchpatron, dem Pastor, Küster und Schulmeister wurden meistens nur die Familienoberhäupter namentlich genannt. Die Martinilisten befinden sich für den Zeitraum von 1793 bis 1873 im Landesarchiv Schwerin. Meierei, M eierhof - meistens ein Nebenhof bzw. Vorwerk eines Gutes, auch Verwalterei genannt; desgleichen ein unter Amtsverwaltung stehendes Gut (vgl. Vorwerk) oder auch ein Mich viehbetrieb Meiler, Kohlenmeiler - Holzstoß zur Gewinnung von Holzkohle durch Verbrennung unter Luftabschluss M ergel - kalkhaltige Tonerde, die im Spätmittelalter bis ins 19. Jh. oberirdisch abgegraben und zur Bodenverbesserung verwendet wurde M esstischblätter - im Zuge der topographischen Aufnahme des Deutschen Reiches von 1877 an geschaffene Landkarten im Maßstab 1 : 25 000 M ilchenhaus - Gebäude zur Lagerung und Bearbeitung der Milch, oft auch weiteren Zwecken dienend Neogotik - Stilrichtung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts innerhalb des Historismus zur Wiederbelebung von Bau formen und Schmuckelementen der Gotik N eubauern-B auprogram m - durch den Befehl 209 der Sowjetischen Militäradministration in Gang gesetzte Maßnahmen zur Errichtung von typisierten Häusern für die Neusiedler, die keinen geeigneten Wohnraum besaßen. 1953 unvollendet ab geschlossen (vgl. Bodenreform, Neusiedler, Neubauernhaus) N eubauern-/N eusiedlerhaus - meist als Einheit von Wohn- und Stallteil errichtetes Haus, das den Anforderungen an eine Siedlerstelle nach der Bodenreform mehr oder weniger entsprach Neusiedler, N eubauer - Bezeichnung für die Siedler, die durch die Bodenreform 1945 Land erhielten O botriten - slawische Stammesgruppe, die seit dem 7. Jh. den Westteil Mecklenburgs und Teile Holsteins besiedelte und 1160 durch den Tod ihres Fürsten Niklot unter die Herrschaft Heinrichs des Löwen, des Herzogs von (Nieder-) Sachsen und Baiern, in den Bereich des römisch-deutschen Kaiserreiches gelangte Pachthof - Bauernhufe oder Gut, das einem Dritten zur Bewirtschaftung gegen vertraglich festgelegte Geldsummen und teils Naturallieferungen für eine bestimmte Zeit überlassen wird Patrim onialgerichtsbarkeit - vom Mittelalter bis 1879 in Mecklenburg ausgeübte Rechtsprechung durch den Besitzer ei nes Rittergutes in der ersten Instanz Pensionär - lat. pensionarius - Pächter eines Hofes oder einer Bauernstelle Pertinenz - entlegener Einzelhof eines Gutes; Nebengut ohne Landtags-Stimmrecht, das nur auf dem Hauptgut lag P ilaster - aus der Wand hervortretender viereckiger Pfeiler, meist nur mit dekorativer Bedeutung Postam ent - Unterbau, Sockel, Fuß für Säulen, Pilaster und Figuren Putzbau - Bau, an dem die Außenflächen mit Mörtel überzogen sind Reform ation - hier die von Martin Luther Anfang des 16. Jh. ausgelöste Erneuerung der katholischen Kirche, in deren Er gebnis besonders im Norden Deutschlands die evangelische bzw. protestantische Kirche entstand, die in Mecklenburg durch einen Landtagsbeschluss von 1649 eingeführt wurde. Reichssiedlungsgesetz - 1919 im Deutschen Reich erlassenes Gesetz, das den Forderungen der Bevölkerung nach ländli chem Eigentum durch die Aufteilung von Gütern und den günstigen Verkauf von Siedlungen an Interessenten entgegenkam (vgl. Siedlungsgesellschaften) Regestenkartei - von lat. regerere - verzeichnen; es sind zeitlich geordnete Urkundenverzeichnisse mit kurzen Angaben zum Datum, zum Ort und Inhalt, zuweilen mit kritischen Bemerkungen. Die Kartei für M-V befindet sich im Landesarchiv Schwerin. Rem onteam t - bis zum Zweiten Weltkrieg existierende staatliche Einrichtung zur Organisierung der Aufzucht und des Er werbs von Militärpferden, in die auch einige Güter unseres Raumes eingebunden waren R esthof - bei der Aufsiedelung von Gütern in den 1920er und 1930er Jahren übrig gebliebener Betrieb, der größer als die geschaffenen Siedlungen war Risalit, M ittelrisalit, A ußenrisalit - meist in der ganzen Höhe des Bauwerks mittig oder seitlich vorspringender Gebäudeteil R itter - bildet mit dem rechtlich nachgeordneten Knappen den niederen Adel als Lehnsmann der weltlichen und geistlichen 170 Landesherrn. Als Gegenleistung für Kriegs- oder Verwaltungsdienste erhielt er Lehen und in einer Zeremonie den Ritterschlag. R itterg u t - Allodialgut bzw. Allod oder Lehngut R ittersch aft - die Gesamtheit der etwa 600 Besitzer von rund 1000 landtagsfähigen Gütern in Mecklenburg, die im alten Landtag die stärkste und einflussreichste Gruppe bildeten Römisches Recht - Rechtsordnung, die das Privateigentum an Sachen (und Sklaven) zur Grundlage hatte und damit dem Gemeineigentum der germanischen und slawischen Völker entgegen gerichtet war Rotstein - weicher roter Ziegelstein, aus dem Hausdielen gelegt wurden S äkularisation - Einziehung geistlicher Besitzungen Säkularisieru n g - Verweltlichung, Loslösung von Bindungen an die Kirche Scheffel E insaat - in Mecklenburg wie in anderen norddeutschen Ländern ein altes Bonitierungsmaß, wonach fruchtbarer Acker, der mehr Kom trägt, mehr Einsaat benötigt als weniger fruchtbarer. A uf einen Scheffel Einsaat entfielen bei hoch wertigem Acker 100 D R , bei geringwertigem Acker 200 D R. Schlagw irtschaft - Im Unterschied zur Felderwirtschaft, bei der jeder Markgenosse auf jedem Feld einen Anteil hatte, war die Feldmark in größere Bewirtschaftungseinheiten, die zwischen sieben und elf Schläge variierten, aufgeteilt. S chnitterk ascrn e, S chnitterkaten - bis zum Zweiten Weltkrieg auf Gütern eingerichtete Unterkünfte für aus- bzw. inländi sche Saisonarbeiter S iebenjäh rig er K rieg (auch Dritter Schlesischer Krieg) - zwischen 1756 und 1763 von Friedrich 11. von Preußen haupt sächlich gegen Österreich und seine Bündnispartner geführte Feldzüge, von denen besonders Südmecklenburg durch Besat zungstruppen und Soldatenwerbung betroffen war. Siedlungsgesellschaften - gemeinnützige Siedlungsuntemehmen, die in den 20er und 30er Jahren des 20. Jh. verschuldete Güter ganz oder teilweise erwarben, um sie zu parzellieren und Interessenten für den Aufbau einer Bauernwirtschaft anboten. S o u terrain - meist zur Hälfte über dem Gelände liegendes Kellergeschoss Stichbogen - flach gewölbter Bogen als Abschluss eines Fensters nach oben Tagelöhner - verheiratete Katenleute auf den Gütern und bei größeren Bauernhöfen. Die Katen der Hoftagelöhner lagen meist in geringer Entfernung vom Wirtschaftshof, dienten mehreren Familien zur Unterkunft und hatten einen kleinen Stall und 50 bis 80 D R (ca. 1.000 bis 1.700 m2) Gartenland. Teerofen, Teerschwelerci - doppelwandiger Ofen zur Gewinnung von Teer und Holzkohle aus Holz durch Verschwelung T orhaus - Durchfahrtshaus im Eingangsbereich des Gutshofes T udorstil - dem englischen Burgen- und Schlossbau (Spätphase der englischen Gotik) nachempfundene Architektur mit Türmchen und Lisenen im 19. Jh. Vasall - Lehnsmann; seit der Ostkolonisation in persönlicher Abhängigkeit vom Lehnsherrn stehender Adliger, der für seine (Militär- oder Verwaltungs-) Dienste ein Lehen erhielt V erpfändung - Bezahlung einer Forderung durch ein Pfand Vestibül - Vorhalle Vogt - Leiter eines Bezirkes, einer Vogtei; Vertreter des Fürsten als Gerichtsherr; Beauftragter einer Grundherrschaft; oberster Beauftragter des Gutsherren, später oberster Tagelöhner, Ackervogt bzw. Statthalter Vogtei, auch Voigtei - Verwaltungsbezirk; Amtsbereich eines Vogtes; von der Slawenzeit bis zur Einrichtung der Ämter im 16. Jh. V orw erk - ein vom Hauptgul gesondert liegender kleiner Gutshof zur Bewirtschaftung der entfernt liegenden Schläge, Fel der und zur Aufnahme des Weideviehs (vgl. Meierei) W alm dach, K rüppelw alm dach - vollständige oder teilweise Dachabschrägung der Giebelseitcn eines Gebäudes Z ahnschn itt - friesartige Reihung klötzchenähnlicher Elemente Z ehnt, Z eh n ter - zehnter Teil des geernteten Getreides, an Holz, vom Großvieh (großer Zehnt), von Gartenfrüchten, Eiern, Wolle, Milch, Fleischwaren (kleiner Zehnt), der an die Kirche abgeliefert wurde, im 19. Jh. durch andere Formen abgelöst Z isterzienser(orden) - aus dem Orden der Benediktiner hervorgegangene Reformbewegung, die wegen des Armutsideals und der Arbeitsverpflichtung im 12. und 13. Jh. regen Zuspruch fand und ihre Klöster bevorzugt in abgeschiedenen Gebie ten zur Christianisierung und Erschließung neuen Siedlungslandes anlegte. Im Naturparkgebiet besaßen besonders die Klöster Neuenkamp in Vorpommern, Neukloster und Malchow Besitzungen. Z w erchhaus - aus dem Dach heraustretender Giebel, der quer zur Richtung des Daches steht 171 9. Zu den Autoren und Gestaltern The authors and designers of the brochure H orst Aisleben Wohnort: Schwerin, Jahrgang: 1940 Beruf: Dipl.-Ing., Ing. für Denkmalpflege, Tätigkeit: Rentner Hobby: Klostergeschichte Bearbeitete Abschnitte: diverse Kloslergüter zusammen mit F. Beckendorff Michael A ltenburg Wohnort: Unterägeri (Schweiz), Jahrgang: 1945 Beruf: Finanzberater, Tätigkeit: selbstständiger Finanzberater Hobby: Beschäftigung mit historischen und kulturlandschaftlichen Themen Bearbeitete Abschnitte: Gut Glave, Korrektur des einleitenden Teils, englische Übersetzungen Fred B eckendorff Wohnort: Techentin, Jahrgang: 1928 Beruf: Lehrer, Tätigkeit: Rentner Hobby: Heimatgeschichte, niederdeutsche Sprache und Literatur Bearbeitete Abschnitte: Allgemeiner Teil zusammen mit Dr. W. Mewes, diverse Gutsdörfer, Wort erklärungen R alf R üdiger Berg Wohnort: Dobbertin, Jahrgang: 1960 Beruf: Lehrer, Tätigkeit: Mitarbeiter im Stadtarchiv Goldberg Hobby: Geschichte, Radfahren, Musik Bearbeitete Abschnitte: diverse Gutsdörfer, Beschaffung von Archivalien G ustav B ergter Wohnort: Passow, Jahrgang: 1929 Beruf: Lehrer, Tätigkeit: Rentner Hobby: Heimatgeschichte, Fotografie Bearbeitete Abschnitte: Diestelow und Grambow Beatrix D räger Wohnort: Schwerin, Jahrgang: 1964 Beruf: Kunsthistorikerin, Tätigkeit: wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern Hobby: Singen, Garten, Lesen Bearbeitete Abschnitte: Allgemeiner Teil (4.4 Das Gutshaus, 4.7 Denkmalpflege) R icarda E xncr Wohnort: Ltibz, Jahrgang: 1964 Beruf: Dipl. Meliorationsingenieurin, Tätigkeit: Selbstständig Hobby: Garten, Natur Bearbeitete Abschnitte: Gestaltung des speziellen Teiles, Erarbeitung der Karten Jö rg G ast Wohnort: Passow, Jahrgang: 1951 Beruf: Dipl. Agraringenieur, Tätigkeit: Leiter des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide Hobby: Fotografie Bearbeitete Abschnitte: Gestaltung des allgemeinen Teiles Dr. A strid G erhold Wohnort: Neu Sapshagen, Jahrgang: 1961 Beruf: Zahnärztin, Tätigkeit: Zahnärztin Hobby: Heimatgeschichte, Garten, Lesen Bearbeitete Abschnitte: Neu Sapshagen H ans-Joachim H agem ann Wohnort: Hartwigsdorf, Jahrgang: 1934 Beruf: Polizist, Tätigkeit: Rentner Hobby: Heimatgeschichte, Plattdeutsche Geschichten Bearbeitete Abschnitte: Grabowhöfe und Sophienhof 172 R alf Koch Wohnort: Woosten, Jahrgang: 1963 Beruf: Dipl. Ing. (FH) Elektrotechnik, Tätigkeit: Mitarbeiter in der Naturparkverwaltung Hobby: Naturschutz, Lesen Bearbeitete Abschnitte: Allgemeiner Teil (5. Gärten und Parkanlagen), Parks Antonius Koenig ( f ) und C harlotte Reuter-K oenig Wohnort: Suckwitz, Jahrgang: 1939 Beruf: Kindergärtnerin, Tätigkeit: Rentner Hobby: Reiten, Malen, künstlerisches Gestalten Bearbeitete Abschnitte: Suckwitz R ainer K rü g er Wohnort: Klein Luckow, Jahrgang: 1966 Beruf: Gas-Wasser-Installateur, Metallbauer, Tätigkeit: z. Z. Arbeit suchend Hobby: Heimatgeschichte Bearbeitete Abschnitte: Klein Luckow, Schloß Grubenhagen, Vollrathsruhe Prof. Dr. F riedrich Lorenz Wohnort: Güstrow, Jahrgang: 1925 Beruf: emeritierter Hochschullehrer, Tätigkeit: Rentner, Freischaffender Publizist zur Technik- und Regionalgeschichte Hobby: Arbeiten mit Holz, Schnitzen Bearbeitete Abschnitte: Dobbin, Linstow, Groß Bäbelin Gisela M asurow ski Wohnort: Hohen Wangelin, Jahrgang: 1938 Beruf: Zahnärztin, Tätigkeit: Rentnerin Hobby: Bodendenkmalpflege, Heimatgeschichte Bearbeitete Abschnitte: diverse Gutsdörfer zusammen mit D. Mombour, Korrekturlesen, Beschaffung von Archivalien Dr. W olfgang Mewes Wohnort: Karow, Jahrgang: 1942 Beruf: Lehrer, Tätigkeit: Rentner Hobby: Ornithologie, Naturschutz Bearbeitete Abschnitte: Vier Dörfer, Mitarbeit beim allgemeinen Teil, Redaktion D ieter M om bour Wohnort: Hohen Wangelin, Jahrgang: 1938 Beruf: Dipl. Jurist, Tätigkeit: Rentner Hobby: Bodendenkmalpflege, Heimatgeschichte Bearbeitete Abschnitte: diverse Gutsdörfer zusammen mit G. Masurowski, Korrekturlesen, Beschaf fung von Archivalien M argit M uchin Wohnort: Klocksin, Jahrgang: 1957 Beruf: Lehrerin, Tätigkeit: Lehrerin Hobby: Literatur, Theater, Kino Bearbeitete Abschnitte: Klocksin G ü n ter P eters Wohnort: Mestiin, Jahrgang: 1926 Beruf: Lehrer, Tätigkeit: Rentner Hobby: Arbeiten an der Chronik von Mestiin, Fotografie Bearbeitete Abschnitte: Mestiin zusammen mit F. Beckendorff Thom as R eilinger Wohnort: Goldberg, Jahrgang: 1959 Beruf: Femmeldemonteur, Elektromaschinenbauer Tätigkeit: Arbeit zu historischen Ziegeleistandorten entlang der Lehm- und Backsteinstraße Hobby: historische Fernsprechtechnik, Heimatgeschichte Bearbeitete Abschnitte: Zuarbeit diverse Gutsdörfer, Lieferung alter Karten 173 N orbert Schipkc Wohnort: Biücherhof, Jahrgang: 1942 Beruf: Dipl. Gesellschaftswissenschaftler, Tätigkeit: Rentner Hobby: Reisen, Heimatgeschichte Bearbeitete Abschnitte: Biücherhof H ans Schulz Wohnort: Alt Sammit, Jahrgang: 1925 Beruf: Landwirt, Tätigkeit: Rentner Hobby: Heimatgeschichte, Garten Bearbeitete Abschnitte: Alt- und Neu Sammit C hristine Steinbach Wohnort: Karow, Jahrgang: 1936 Beruf: Diplomlandwirtin, Tätigkeit: Rentnerin Hobby: Heimatgeschichte, Ortschronik Bearbeitete Abschnitte: Karow und Leisten, Korrekturlesen H ans-Joachim Stiiwe Wohnort: Hallalit, Jahrgang: 1932 Beruf: Ingenieur für Gartenbau, Ingenieur für Melioration, Tätigkeit: Rentner Hobby: Heimatgeschichte Bearbeitete Abschnitte: Hallalit 10. Bildnachweis Photo directory Es werden für häufig wiederkehrende Namen bzw. Institutionen Abkürzungen verwendet, die folgende Bedeutung haben: Archiv LfKD Archiv Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin; Archiv MM bzw. MM Archiv Gisela Masurowski und Dieter Mombour bzw. Gisela Masurowki und Dieter Mombour Archiv NP Archiv Naturpark Nossentiner /Schwinzer Heide; Menckesammlung Fotografien der Hamburger Mencke und Co. aus dem Bestand 13.3-1 des Landeshauptarchivs Schwerin; WM Dr. Wolfgang Mew'es; Kleks Kulturlandschafts-Elemente-Kastater, Peter Ernst. Tm allgemeinen Teil sind die Fotos und Abbildungen durchnummeriert (Abb. 1, 2,...). Im speziellen Teil bezieht sich die Nummerierung auf das jeweilige Gutsdorf. Allgemeiner Teil ( b is S e ite 4 1 ) Abbildung Archiv Agrarhistorisches Museum Alt Schwerin 12, 13, 14, 17 Archiv LfKD 31 Archiv MM 11,42 Archiv NP 7 ,1 0 ,3 8 Archiv Reuter-Koenig 16 Breitmoser, Heinz 9 Gast, Jörg 4, 6, 8, 19, 20, 24, 26, 33, 43, 44, 46, 48, 49 Kasper, Uwe 1 174 Kass, Ingrid Klink, Axel Kraft, Silke Lawrenz, Monika Meier, Silvia Menckesammlung Schuchma, Gudrun WM 21 39 Titelseite 27, 50, 51 45 2, 3, 22, 34, 35 41, 52 5, 15, 18, 23, 25, 28, 29, 30, 32, 36, 37, 40, 47 S p e z ie l le r T eil (ab Seite 42) Abbildung Alt Gaarz: Abb. 1, 3, 4, 5, 6, 7 - MM; 2 - Archiv NP Alt Sammit: Abb. 1 , 5 - Menckesammlung; 4, 6, 7, 8, WM; 2 - Archiv Schulz; 3, 9 - Archiv NP Alt Schwerin mit Mönchbusch: Abb. 1, 9, 17 - Lawrenz; 4, 8 - MM; 5, 6, 13, 14, 15 - WM; 7, 11, 12 - Archiv NP; 16 - Schuchma; 10 - Koch Blücherhof: Abb. 1 - Menckesammlung; 3, 4, 5, 6, 7 - WM; 8 - Schipke; Bossow: Abb. 1 - 4 WM; 5 - Archiv NP Cramon: Abb 1,4, 5,6 - MM, 7 - WM; 2 - Archiv NP Diestelow mit Neuhof: Abb. 1, 10 - Archiv NP; 2, 5 - Archiv Bergter, 3 - Sal3; 4 - Schuchma; 6, 9 - Archiv Scheel; 7 - Bergter; 8 - Archiv LfKD Dobbin mit Zietlitz: Abb. 1 - Menckesammlung; 2, 4 - Archiv NP, 3, 10 - Archiv Lorenz; 5 - Archiv NP; 6 - Koch; 7, 13 - Kasper; 8, 9, 11 - WM; 12 - MM Finkenwerder: Abb. 1 - 3 - Archiv Berg; 4 - Saß Glave: Abb. 1, 6, 7 - Schuchma; 3 , 4 - Archiv NP; 5 - Koch Grabowhöfe: Abb. 1 , 2 - MM; 3, 4, 5, 6 - WM Grambow: Abb. 1 - Menckesammlung; 2 - 6 - Archiv Bergter Groß Bäbelin: Abb. 1 - Menckesammlung; 2 - MM Groß und Klein Rehberg: Abb. 1, 2, 5 - MM Hagenow: Abb. 2, 3 - MM Hahnenhorst: Abb. 2, 3 - MM Hinrichshof: Abb. 1-3 - MM H of Hagen: Abb. 1 , 2 - Archiv NP; 3 - Schuchma; 4 - 6 Kleks Hohen Wangelin: Abb. 1 - WM; 2, 3, 4 - MM Jürgenshof: Abb. 2, 3 - MM; 4 - R. Meier Kadow: Abb. 2, 4, 5 - Archiv Schmidt-Sibeth; 3, 6 - WM Karow: Abb. 1 , 4 - Menckesammlung; 3, 7, 9 ,1 0 , 1 3 - WM; 5 -G ast; 6 - Schuchma; 8 - Steinbach; 2, 11, 12, 1 4 -A rchiv NP Kirch Kogel: Abb. 1 , 6 - Bensler; 2, 3, 5, 7 - WM; 4 - Saß Kleesten: 1, 3, 4, 5, 6, 7 - WM Klein Luckow: Abb. 2, 3, 4 - Archiv Krüger; 5, 6, 7 - WM Klein Wangelin: Abb. 1 - Archiv LfKD; 2 - Archiv NP; 3 - 8 - WM Klocksin: Abb. 1 - Menckesammlung; 2, 4, 5, 6 - WM Kressin: Abb. 1 - Menckesammlung; 2 - 5 - WM Leisten: Abb. 1, 4 - Menckesammlung; 2, 3, 6, 7 - Archiv Steinbach; 5 - Gast, 8 - Archiv NP; 9 - Saß Linstow: Abb. 1 - Gast; 3 - MM; 4, 5, 7, 8, 9 - WM; 6 - NP; 10 - Kasper Louisenfeld: Abb. 1, 2, 4 - MM; 3, 5 - Archiv MM; 6, 7 - WM Marxhagen: Abb. 1 - Menckesammlung; 2 - 5 - MM; 6 - Archiv MM Medow: Abb. 1 - Menckesammlung; 2 - Archiv NP; 3 - 5 - Gast Mestlin mit Vimfow: Abb. 1, 7, 8 - Archiv Peters; 2, 6 - Gast; 8 - Archiv NP; 3 - 5 - nach P eters et al. (2001) Moltzow: Abb. 1 - Menckesammlung; 2, 4, 6, 7, 8 - MM; 3 - Archiv NP; 5 - Archiv LfKD; 9 - Archiv MM Mühlenhof: Abb. 2 - 5 - WM Neu Damerow: Abb. 1 - Saß; 3, 4 - MM Neu Gaarz: Abb. 1, 3, 8 - WM; 2 - Archiv NP; 4, 6, 9, 11 - Archiv MM; 5 - Menckesammlung; 7, 10 - MM Neu Poserin: Abb. 1 - Menckesammlung; 2 - Archiv NP; 3 - 6 WM Neu Sammit: Abb. 1, 2, 4 - Archiv NP; 3 - Archiv LfKD Neu Sapshagen: Abb. 1 - Bock; 3, 4 - Saß; 5 - Lawrenz Neuhof bei Kläden: Abb. 2, 5, 6 - WM; 3 - Archiv LfKD; 4 - Archiv NP; 7 - Gast Nossentin: Abb. 2, 3 - Archiv MM; 4, 5 ,6 ,7 9 - MM; 10, 11 - Archiv NP; 8 - Koch Rum Kogel: Abb. 1 - Archiv LfKD; 3 - 8 - WM Schloß Grubenhagen: Abb. 1 - Menckesammlung; 3,4Archiv Krüger; 5 - MM; 6 - WM Sehlsdorf: Abb. 1 - aus N if.mann 2000; 4 (2 x) - LfKD; 3, 5 - Kleks Sophienhof: Abb. 1 - 5 - Archiv MM; 6 - 11 - WM Sparow: Abb. 1 - Menckesammlung; 2, - MM; 3 - WM; 4 - Gast Spendin: Abb. 1 , 5 - Archiv Alsleben; 3, 4, 6, - WM Suckwitz: Abb. 1, 5, - Archiv Reuler-Koenig; 3 .4 , 6 - WM Völlrathsruhe mit Hallalit: Abb. 1 - Menckesammlung; 3 .5 , 10, 11, 12, 13, 1 4 - WM; 4 - Archiv L1KD; 6, 8 - Lawrenz; 7 - Schuchma; 9 - Archiv NP Woosten: Abb. 1 - Archiv NP; 2 - 4 - Lawrenz; 5 - Archiv Berg Woserin: Abb. 1 - Lawrenz; 2 - Archiv NP; 3 Archiv LfKD; 4 - Archiv Berg Zarchlin: Abb. 1, 6, 7 - Gast; 2 - Archiv NP; 3, 5, 8 - WM; 4 - Archiv LfKD Zidderich mit Steinbeck: Abb. 1 , 3 - Archiv Beckendorff; 2, 4, 5, 6 - WM 175 Die Sponsoren The Sponsors Altenburg, Michael; Unterägeri (Schweiz) Böhm, Hans-Dieter; Sparow Christlicher Trägerverein der Kinder- und Jugendbegegnungsstätte Neu Sammit e.V. Familienhotel Gutshaus Linstow Frankenheim, Dr. Christoph; Hamburg Grämlich, Dr. Brigitte; Berlin Leimer, Andrea und Dr. Willi; Wollerau (Schweiz) Leimer, Dr. Henri; Hongkong Reuter-König, Charlotte; Suckwitz Schneider, Rodo; Malkwitz Schloss Karow, Familie Heuer Schlutius, Haimo; Lauf Sparkasse Parchim - Lübz Tiele-Winckler, Graf von; Kiel Waldgut Glave Impressum Imprint Herausgeber: Konzept: Layout: Karten: Übersetzungen: Redaktion: Druck: gefördert durch: 176 Förderverein Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide e.V. Ziegenhom 1 19395 Karow Tel.: 038738 / 70292 Fax: 038738 / 73841 e-mail: [email protected] www.naturpark-nossentiner-schwinzer-heide.de Förderverein und Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide Jörg Gast, Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide (allgemeiner Teil) und Projektbüro Ricarda Exner (spezieller Teil) Projektbüro Ricarda Exner, Lübz Tel.: 038731 / 24922 oder 01703240390 e-mail: [email protected] Michael Altenburg, Unterägeri (Schweiz) Dr. Wolfgang Mewes, Karow Druckerei A.C. Froh Inh. Thomas Leppin Große Burgstr. 19 19386 Plau am See Tel.: 038735 /4 6400 Fax: 038735 / 46401 e-mail:[email protected] das Land Mecklenburg-Vorpommern als Maßnahme der Umweltbildung, -erziehung und -information von Vereinen und Verbänden Landkreis Güstrow K le in L u c m w W o serin •p c c f lg r o j S chloß G rubenhageiV i » jjil Rum K ogel K le in Rehbi H a lla lit K lä d e n A lt S a m m it V o llra th s ru h e G roß R e h b e rg G roß B ä b e lin B lü c h e rh o f j Neu S a m m it D o b b in L ü tg e a d o rf HofTeh~~" C ram oi W a n g e lin Kadow Z id d e ric h U n ric h s h o f ----------- . ^ UlllU L o u is e n fe l JVeu G aa rz r:-n rjg, _. _ s tlm V im fo w F in k e n w e rd e i J H agenow H a h n e n h o rs t rsL ***** G ra b o w h ö ft W ooste n H o f H agen C r a n Z „ e' Z ~ . % j InaKn \ NI INI Neuhof Landkreis Müritz Neu Neu e ro w P o s e rin D a m n K le in W a n g e lin Karo\ M önchbusch Landkreis Parchim N o s s e n tin Z a r c h lin S p a ro w A lt S chw erh J ü rg e n s h o f f! Typen der Güter um 1903 Lübz ös sn K lo stergu t G renze N a tu rp a r Nossentii Schwinze H eid e DDO E rb p ach th o f K reisg rer R itte rg u t Plau am See ui ü b 1 in D om äne □