„Mut zur Veränderung“

Transcription

„Mut zur Veränderung“
#2
HSV
Jetzt online:
HSV SCHNACK #2
von Fans für Fans
von Fans für Fans
SCHNACK
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„Mut zur Veränderung“
Bernhard Peters im Interview
Vorsicht
Man wird ja noch mal träumen dürfen!
halten, und dass unsere Finanzen ohne
Verkäufe unserer Hoffnungsträger ins
Lot kommen werden.
Auf alle Fälle wünsche ich Euch viel
Spaß beim Lesen und hoffe, dass alle
Wünsche wahr werden.
Jan
Ob es allerdings eine dritte Ausgabe
geben wird, können wir noch nicht abschätzen. Zum einen müssten wir dazu
unser Layout / Grafikteam noch einmal
deutlich verstärken. Gestalter, die mit
2
oin HSVer, neues Jahr, neues Glück?
So können wir unsere Wünsche und
Hoffnungen für den HSV in den ersten
Tagen des neuen Jahres platzieren und
träumen. Träumen von einem Rückrundenstart mit drei Siegen, träumen von
einer konstruktiven und harmonischen
Mitgliederversammlung am 25. Januar.
Hoffen, dass die fehlende Stimmgewalt
und Kreativität wieder in 22C Einzug
Eigentlich sollte diese Ausgabe der
HSV SCHNACK noch vor Weihnachten
erscheinen. Aber trotz Verstärkung im
Grafikteam ist es uns auf Grund der Vielzahl der Beiträge nicht gelungen, unseren Zeitplan einzuhalten. Leider sind
zwischenzeitlich viele Themen, die wir
aufgegriffen haben, in anderen Medien
erschienen. Nichtsdestotrotz denke ich,
dass auch diese Ausgabe wieder einiges
an Beiträgen bietet, die das Downloaden
und Lesen lohnen. Ganz besonders
möchte ich Euch den Link zum Video
für „Der Tag wird kommen“ im Anschluss
an das Interview mit Marcus Wiebusch
ans Herz legen. „Und der Tag wird kommen, an dem wir alle unsere Gläser heben“ - schaut Euch das großartige Werk
einfach an, am besten mit Kopfhörern
- und lasst das Gänsehautgefühl wirken.
Zu Recht ist Marcus hierfür mit dem
HANS, dem Hamburger Musikpreis, als
Bester Künstler 2014 ausgezeichnet und
der Song als Hamburger Song des Jahres gekürt worden.
Indesign arbeiten, sind herzlich willkommen (im übrigen natürlich auch jeder
Andere, der sich beteiligen möchte). Auf
der anderen Seite ist in der Zwischenzeit
auch die neue ‚supporters news‘ erschienen. Auch wenn diese erste „neue“ Ausgabe an einigen Stellen noch etwas
lieblos erscheint - das Kommunikationskonzept der im September gewählten
Abteilungsleitung scheint sich auch in
diesem Punkt durchzusetzen. Somit ist
einer der Gründe, den HSV SCHNACK
herauszugeben, hinfällig geworden.
Weitere Themen gibt es für uns allerdings zu Hauf. Melanie möchte unbedingt noch eine Fotostrecke über den
Arbeitsbereich von Mario Mosa und ein
Interview mit diesem führen. Vielleicht
überlegt es sich Mario noch einmal,
wenn er sieht, wie vorsichtig und einfühlsam Melanie vorgeht, wie rücksichtsund respektvoll sie arbeitet.
Vorsicht
Aussicht
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14
Mut zur Veränderung
Bernhardt Peters im Interview
HSV- Campus
Die Zukunft ist ... was?
Unter 23 – über den Erwartungen
Ein Rückblick auf die Hinrunde
„Die Wäsche wartet ...“
Daniel Petrowsky im Interview
Kleine HSVer ganz groß
Der HSV Kids-Club
3
Ansicht
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25.01.2015
Präsidiumswahl beim HSV
Die gedanken sind frei
Präsidiumswahl beim HSV
Sich einfach mal trauen ...
Präsidiumswahl beim HSV
Liebeserklärungen, die Erste
Fest der 1000 Zwerge
„Herr Rebbe, kennen Sie ...?“
Die Beerdigungsgesellschaft
Gespräch mit der neuen AL
Eine schrecklich nette Familie
3 Generationen, 2 Halbzeiten, 1 Verein
Einsicht
Präsidiumswahl beim HSV
Die Qual der Wahl
Gehorsam oder Eigenverantwortung?
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RaD an RaD
Kräne und Perlen
Lotto und Dirk Böge im Interview
Beim Ersten Mal ...
... es war 1995
Meine HSV-Genesis
Am Anfang war Micky Maus
Rautenträger mit erfolg
Sebastian Bayer im Interview
OFCs
OFCs stellen sich vor
Umsicht
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Ein sonniger Dienstag
Marcus Wiebusch im Interview
Das Missverständnis
Schwul, na und?
Fernsicht
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Fans abroad
Burkina Faso und Griechenland
Ein Heimspiel aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers
Nachsicht
Fanbetreuung
Menschen mit Behinderung beim HSV
HSV-Volksparkett
Die offene Bühne rund um den HSV
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60
61
61
Hinrundenfazit
Demut vs. Unmut
Schlusspfiff
Impressum
Foto: Witters
aussicht
MUT
ZUR
VERÄNDERUNG
BERNHARD PETERS
Eine der offensichtlichen Baustellen beim HSV ist
ganz sicher die Nachwuchsarbeit unseres Vereins, aus
der in der Vergangenheit viel zu wenige Talente hervorgingen. Gemessen an den Möglichkeiten eines Vereins von der Größe und Ausstrahlung des HSV ist das
bisher Erreichte im Bereich des Nachwuchses nicht
immer überzeugend gewesen. Eine der wesentlichen
Aufgaben von Bernhard Peters als „Direktor Sport“
ist es deshalb, ein umfassendes Förderkonzept vom
Jugendbereich bis hin zum Profikader zu entwickeln.
Wir hatten die Gelegenheit, ihn zum Gespräch zu treffen und uns einmal erklären zu lassen, was ihn nach
Hamburg gezogen hat und was er hier bewegen will.
04
Text: Kai Bojens und Ansgar Tasche
Text: Kai Bojens und Ansgar Tasche
aussicht
Wer verstehen will, wie wertvoll Peters für den HSV ist, muss sich als
erstes einmal seine sportliche Entwicklung anschauen. Nachdem er in
jungen Jahren als Hockeyspieler seine spielerischen Grenzen in höheren
Ligen fand, wechselte er die Seiten
und begann eine Ausbildung zum
professionellen Hockeytrainer.
Dies führte ihn schließlich 1985 als
Trainer zum Deutschen Hockey Bund,
wo er die Juniorenteams trainierte
und diese bis zum Jahr 2000 zu mehreren internationalen Titeln führte.
Vor allem aber hat er in dieser Zeit
ein umfassendes System der Jugendausbildung etabliert, in dem es feste
Konzepte, Pläne und Ziele für alle
Stufen der spielerischen Ausbildung
gab. Im Jahr 2000 übernahm er dann
die Herrennationalmannschaft und
wurde mit der Mannschaft 2002 und
2006 jeweils Weltmeister, was letztlich auch Ergebnis seiner konsequenten Arbeit mit den Juniorenmannschaften war.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde
der Name Bernhard Peters bekannt,
als Jürgen Klinsmann ihn 2006 als
DFB-Sportdirektor haben wollte. Die
Wahl fiel damals bekanntlich auf
Matthias Sammer und Bernhard Pe-
ters hat im Anschluss einen anderen
Weg gewählt. Im gleichen Jahr nahmen Ralf Rangnick und Dietmar Hopp
Kontakt auf, um ihn für das Projekt
Hoffenheim zu gewinnen, wo er dann
schließlich den Nachwuchsbereich
viele Jahre entscheidend geprägt hat.
„Jetzt wollte ich einfach einen Verein
auch kennenlernen und mich da beweisen, der ganz andere Koordinaten hat.
Und dieser Verein ist ja komplett anders
als Hoffenheim und das ist ja genau
das, was mich gereizt hat. Mut zur Veränderung.“
„MIR GEFÄLLT DIE
IDEE VON DIETMAR
BEIERSDORFER“
Doch warum wechselt man dann von
einem – von außen betrachtet – klar
strukturierten Verein ohne größere
Einflüsse von außen zum HSV? Peters
gibt hier eine klare Antwort: er habe
schon immer privat wie beruflich
großen Mut zur Veränderung gehabt
und vor allem gefalle ihm das Konzept, das Dietmar Beiersdorfer beim
HSV umsetzen will.
„Dietmar Beiersdorfer geht es um den
Kern des Fußballs, die Leistungsentwicklung, ein Zurück von dem großen Eventund Marketingcharakter, der mir auch
nicht so liegt. Und die Ausrichtung von
Dietmar Beiersdorfer, Peter Knäbel und
mir – die gefällt mir einfach. Da habe
ich gedacht, das ist eine klasse Ausgangsposition wo man beim HSV etwas bewegen kann. Im Übrigen verstehen die
Leute mich in Hamburg besser, während
man mich in Hoffenheim beim Sprechen
immer gefragt hat: ‚Sind Sie eigentlich
Hamburger?’“
Die Jobbeschreibung von Bernhard
Peters ist dabei ähnlich wie in Hoffenheim. Er entwickelt eine Konzeption, um vom Jugend- bis zum Profibereich ein einheitliches System von
Methoden, Inhalten und Zielen zu
prägen, welche die Nachwuchsarbeit
des HSV verbessern sollen. Dabei geht
es nicht nur darum, bestimmte Konzepte schematisch vorzugeben, sondern in Zusammenarbeit Dinge zu
entwickeln und dabei auch Lern- und
Veränderungsbereitschaft auf allen
Ebenen zu zeigen.
Zwar beginnt er beim HSV auf einem
ganz anderen Niveau als seinerzeit
in Hoffenheim, sieht sich dafür aber
auch einem „Riesentanker“ gegenüber, dessen Kurs sich eben nicht so
schnell ändern lässt. Dabei unterscheidet sich seine Arbeit naturgemäß
von dem eher kurzfristigen Handeln
eines Managers, der im Profibereich
viel mehr auf tagesaktuelle Veränderungen eingehen muss.
„FUSSBALL IST
TOTAL KOMPLEXES
FELD VON VIELEN
FAKTOREN, DIE MAN
OPTIMIEREN MUSS“
Ein erstes Beispiel seiner Arbeit kann
man sich auf HSV-Total anschauen .
Dort stellen der HSV und Bernhard
Peters ein Konzept vor, mit dem Kinder und Jugendliche aus norddeutschen Vereinen an den HSV herangeführt werden sollen. Der HSV
bietet hier eine Zusammenarbeit an,
um junge Talente gezielt zu fördern,
die in ihren Vereinen durch besonderes Potential aufgefallen sind und
die beim HSV mit anderen Talenten
andere Anreize bekommen.
Das Ziel ist hier eine wertschätzende
Zusammenarbeit mit allen Amateurvereinen. Ein weiterer Baustein des
Nachwuchskonzepts ist der Campus,
der direkt am Stadion entstehen soll.
Dadurch soll es auch eine direkte
Nähe zu den Profis geben und somit
eine weitere Motivation der Jugendspieler, die nun ganz bildlich vor
Augen haben, welches Ziel vor ihnen
liegt und wofür sie arbeiten. Insgesamt soll es ein System geben, das
sich zum einen durch ein Netzwerk
von Trainern und Experten auszeichnet, die gemeinsam die Inhalte entwickeln und umsetzen und so eine
sehr gute Infrastruktur für die Ausbildung schaffen. Zum anderen soll
hierdurch eine mehrjährige Ausbildung von Talenten erfolgen, die im
besten Fall über viele Jahre betreut
werden und hierüber auch eine Identifikation entwickeln, die bis in den
Profibereich wirkt.
Dabei wird auch deutlich, dass Peters’
Arbeit nicht auf kurzfristige Effekte
und Ziele ausgelegt ist. Vielmehr ist
er derjenige, der die ganz grundlegenden Weichen stellen soll, um in der
Zukunft wieder mehr Erfolg haben
zu können. Zusammen mit Beiersdorfer will er einen Verein schaffen, der
von der Struktur her stabiler ist und
unabhängiger von irgendwelchen
Trainerwechseln im Profibereich.
Auf diesem Weg kann er natürlich
keinen Erfolg versprechen – er will
aber Mannschaften schaffen, die mit
voller Leidenschaft, Lernbereitschaft
und hoher Identifikation auf dem Feld
stehen. Und das kann dann nicht nur
ein Ausgangspunkt für sportlichen
Erfolg sein, sondern vor allem auch
für Mannschaften, die eine starke
Begeisterung auslösen können.
05
Fotos: Witters
„Wir wollen eine Durchlässigkeit hinkriegen, die emotional unbedingt wichtig ist. Dass die jüngeren Spieler sehen:
da ist die Arena, da spielen die Profis,
da will ich mal hin, jetzt bin ich noch
drei Plätze entfernt, ich bin aber mit
dem Zentrum schon hier. Und dann
kriegst Du in allen Bereichen, in allen
Aspekten die Durchlässigkeit und das
Zusammenspiel der Kräfte besser hin.
Und deswegen müssen wir das mit Hochdruck versuchen umzusetzen.“
aussicht
HSV
CAMPUS
DIE ZUKUNFT IST
06
Fotos: Witters
Autoren:
Jens Kochte & Jan David Talleur
unter Mitarbeit von Rolf Westphal
aussicht
Am 12. Juli 2012 trat der damalige Vorstand des HSV
mit Carl-Edgar Jarchow, Frank Arnesen, Joachim Hilke und Oliver Scheel vor die Presse, um seine Vision
von der Einbindung des Nachwuchsleistungszentrums
in den Volkspark vorzustellen.
Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Otto hatte dem Verein
mit seinem Unternehmen ECE die
Planungsleistungen im Wert von ca.
500.000 € kostenlos zur Verfügung
gestellt.
Fotos: Witters
PLANUNG, UMSETZUNG,
VERANTWORTUNG
Ein Zentrum, das nun eine enge Verzahnung des Nachwuchses mit den
Profis herstellen und somit die Durchlässigkeit in den Profibereich deutlich
erhöhen sollte.
Die Ausbildung eigener Nachwuchskräfte sollte in den Focus rücken und
somit ein Bereich neu aufgestellt
werden, der beim HSV seit Jahren im
Argen lag. Sportchef Frank Arnesen,
der als „Vater“ und wichtigster Fürsprecher des sportlichen Teils dieses
Konzeptes galt, sagte bei der Vorstellung: „Der neue HSV-Campus bietet
uns die Chance, uns in optimaler
Umgebung hundertprozentig auf
unsere sportlichen Ziele konzentrieren zu können.“
Ein Gebäude in mit rund 4.000 qm
Geschossfläche und einem Forum in
Rautenform zur Begegnung für Besucher, Mitglieder, Nachwuchs und
Spieler stellte das Herzstück der vorgestellten Anlage dar. Ein Vereinszentrum rund um den Profisport.
Das HSV-Internat, Ausbildung von
Spielern und Trainern aber auch
‚Aufenthaltsqualität‘ (Joachim Hilke)
für Besucher der Anlage wie Trainingskiebitze in Form von Fanshop,
Gastronomie, Tagungsräumen sollte
mit diesem Projekt nun endlich im
engen Verbund mit Stadion und Trainingsplätzen der Profis gebracht
werden. Die Anlage des HSV in Ochsenzoll platze ohnehin aus allen Nähten und sollte nach Aussage der Vorstände zukünftig vermehrt für den
Breitensport genutzt werden.
FINANZIERUNG
Joachim Hilke führte aus, dass „…das
Projekt irgendwo zwischen 10,5 und
12 Mio. € liegen [wird]…“, und stellte
der Öffentlichkeit die Pläne eine zur
Finanzierung des Campus verwendete „Jubiläumsanleihe“ vor.
Diese mit 6% verzinste Anleihe in
Höhe von 12,5 Mio. € wurde Ende
September 2012 begeben. Es dauerte
keine drei Wochen bis zur vollständigen Zeichnung. Der Erfolg ermutigte zur Auflage einer zweiten Tranche von 5 Mio. €, die dem Verein ab
dem 15. November 2012 in gerade
einmal zwei Tagen aus den Händen
gerissen wurde.
Die zusätzlichen Mittel sollten laut
Carl-Edgar Jarchow der „…weiteren
Qualitätsverbesserung des Campus…“
(MoPo vom 17.11.2012) sowie Renovierungsarbeiten an der Arena dienen.
Die Pressekonferenz am 12. Juli 2012
vermittelte den Eindruck, als ob die
Planungs- und Genehmigungsphase
in vollem Gange sei. Marketingvorstand
Joachim Hilke drückte den Wunsch
aus, dass mit dem Bau des Gebäudes
bereits im Frühling/ Sommer 2013 begonnen werden würde. Die Bauzeit
wurde mit 18 Monaten veranschlagt,
während die 5 neuen Trainingsplätze
innerhalb von 8-10 Wochen errichtet
werden könnten.
el Naumann und den stellvertretenden
Leiter des Bezirksamts Altona, Kersten
Albers. In der Woche zuvor hatte man
sich von Sportdirektor Frank Arnesen
getrennt, eine Einigung mit Oliver
Kreuzer als seinem Nachfolger – und
damit neuem inhaltlich Verantwortlichen - stand unmittelbar bevor. Der
Baubeginn wurde nun für den Anfang
2014, die Fertigstellung für den Sommer
2015 angekündigt.
Die zweite Hälfte des Jahres 2013 war
geprägt von der Debatte um die zukünftige Ausrichtung des HSV, nachdem Ernst-Otto Rieckhoff in seiner
„-Rede auf der Mitgliederversammlung
vom 2. Juni 2013 die Diskussion um
eine Ausgliederung des Profibereiches
ins Rollen gebracht hatte. Die intensive Auseinandersetzung mit diesem
Thema sowie die angespannte sportliche Situation ließen die Zukunft des
HSV-Campus und dessen Stand der
Umsetzung aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rücken.
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. Oktober 2012
wurde der Zeitrahmen von Carl-Edgar
Jarchow nochmals bestätigt. Dieser
führte aus, dass die Bauprüfungsanträge an den Bezirk Altona gesendet
worden seien und im Juni 2013 - falls
denn alles planmäßig verliefe - der
erste Spatenstich erfolgen solle.
Allerdings meldete sich der Vorstandvorsitzende Carl-Edgar Jarchow noch
einmal zu Wort. In einem Artikel der
„Welt“ am 9. Oktober 2013 revidierte
er den Zeitplan erneut. „Nach derzeitigem Planungsstand wird der Spatenstich im Februar [2014] erfolgen.“ Der
überreichte Bauantrag unterliege – bis
dato mängelfrei – der Prüfung, somit
könne mit einer Fertigstellung des Projektes im September 2015 gerechnet
werden.
Die Detailplanung benötigte dann doch
mehr Zeit. Am 30. Mai 2013 übergab
Jarchow in einem symbolischen Akt
den Bauantrag an Sportsenator Micha-
Am 19. Januar 2014 beauftragte die
Mitgliedschaft den Vorstand mit der
Vorbereitung der Ausgliederung; ein
umfangreiches Strukturprojekt, das
07
Nach Abzug der Emissionskosten
(rund 800.000 €) verblieb somit ein
Mittelzufluss aus Fremdkapital in
Höhe von rd. 16,7 Mio. €.
aussicht
Bernhard Peters‘ Anforderungen an
das Projekt als Ergebnis seiner Erfahrungen aus seiner Funktion bei der
TSG Hoffenheim dürften dazu beigetragen haben, dass Dietmar Beiersdorfer in einer Mitgliederinformation vom
27. August 2014 auf HSV.de ausführte:
„Bei der Konzentration auf unsere Kernkompetenz Leistungsfußball, haben wir
den geplanten Bau des Campus einer
Prüfung unterzogen“. Es sei daher eine
konzeptionelle Neuausrichtung notwen-
Diese offenbar weitreichenden Änderungen stellte Dietmar Beiersdorfer schließlich dem Hauptausschuss
der Bezirksversammlung Altona in
einer nicht-öffentlichen Sitzung am
9. Oktober 2014 vor. Ein größeres
Gebäude, bis zu sieben Trainingsplätze und somit deutlich größeren Geländebedarf mit allen einhergehenden bau- und vertragsrechtlichen
Änderungen sind nach einem Bericht
vom 20. Oktober 2014 auf ALTONA.
INFO die Kernstücke des geänderten
Konzeptes. Nach diesen Informationen soll das revidierte Konzept in
mindestens zwei Schritten umgesetzt
werden, wobei die Genehmigungsplanung nun bis 2015 dauere. Konkrete Termine für den schrittweisen
Teilbezug wurden nicht öffentlich.
Die Baugenehmigung für die ehemalige Campusplanung wurde im Übrigen am 28. Mai 2014 bewilligt, zudem
wurde am 14. November 2014 eine
Genehmigung für den Bau einer weiteren Trainingsfläche - zwischen
vorhandenen Trainingsplätzen und
Friedhof - erteilt.
Nichtsdestotrotz scheinen die Verträge für das vorgesehene Areal des
Campus – Neubaus bislang nicht unterzeichnet worden zu sein. Zwar
wurde erst kürzlich, genau am 11.
Dezember, öffentlichkeitswirksam
die Unterzeichnung von Pachtverträgen bekannt gegeben. Der auf HSV.
de veröffentlichte Text scheint den
Leser aber eher etwas in die Irre zu
leiten.
Ein Gebäude ist ein Gebäude, ist ein
Gebäude… mindestens ebenso interessant wie die bauliche Umsetzung
ist u.E., mit welchen Konzepten/ Instrumenten (Jugendscouting, Persönlichkeitsförderung, Kooperationen
mit Amateurvereinen, Schulen etc.)
und welchen Personen (Trainer- und
Betreuerstab) der Campus mit Leben
gefüllt werden soll.
Hier wird ausgeführt, dass „Dank des
unterzeichneten Vertrags mit der
Freien und Hansestadt Hamburg und
der vorliegenden Baugenehmigung
kann der HSV die ersten baulichen
Maßnahmen für die Erweiterung der
Trainingsflächen im Jahr 2015 beginnen.“ Dieser vorgestellte Pachtvertrag, der eine Laufzeit bis 2073 haben
soll, scheint nur die Flächen für den
Bau der am 14.11. genehmigten Trainingsfläche zu beinhalten. Dafür
spricht auch, dass seitens des HSV
bislang immer von einem 99-jährigen
Pachtvertrag im Rahmen des Campus
– Projektes gesprochen wurde.
WAS BLEIBT, WO GEHT’S HIN,
UND WAS WIRD DER INHALT?
So, die Historie und der – doch recht
oberflächliche – aktuelle Status sind
nun aufgearbeitet. Der aufmerksame
Leser fragt sich nun bestimmt: „Was
will uns der Autor damit sagen?“
Bei mir bleibt Verwunderung darüber,
dass dieses mit Abstand größte Infrastrukturprojekt des HSV seit dem Bau
der Arena kaum noch einen Widerhall
in den führenden Medien findet. Der
Dank geht daher an Christoph Zeuch
von ALTONA.INFO, die - bis zur Veröffentlichung über die Zeichnung der
Erbbauverträge Mitte dieses Monats
durch den HSV - als einziges Hamburger Medium überhaupt konkretere
Details zu der baurechtlichen Situation
im März sowie der veränderten Bebauungsplanung im Oktober veröffentlichte. Eine inhaltliche Auseinandersetzung
zum Projekt findet nicht statt, die Diskussion wird fast ausnahmslos im Zusammenhang mit seiner Finanzierung
durch die Anleihe oder – publikumswirksam – mit reinen Spekulationen
über eine Kostenübernahme durch
Alexander Otto geführt.
Es ist kein Geheimnis, dass der HSV
finanziell in der jüngsten Vergangenheit
stark geblutet hat. Die Finanzsituation
ist in Hinblick auf die zur Verfügung
stehende Liquidität angespannt, die
Umsetzung wird sich sowohl inhaltlich,
als auch zeitlich an diesen knappen
Mitteln orientieren müssen. Die in der
Ausgliederungsdokumentation enthaltene e.V.-Bilanz zeigte zum 31. Dezember
2013 einen liquiden Mittelbestand von
lediglich rd. 1 Mio. € auf, ohne dass
schon wesentliche Mittel für den Campusbau überhaupt in die Hand genommen wurden.
Auf einer Informationsveranstaltung
zur bevorstehenden Mitgliederversammlung am 16. April 2014 konnte
Carl-Edgar Jarchow berichten, dass „…
schon einige Bäume gefällt…“ seien.
Von den Medien, die sonst jedes noch
so nebensächliche Detail der Profimannschaft gern in die Berichterstattung aufnehmen, wünschen wir uns
mehr Engagement und Durchdringung
dieser Fragen zur Heimat der Zukunft
des HSV: unserem Campus.
Der HSV SCHNACK ist ein Magazin
von Fans für Fans, das stets versuchen
wird, über den Tellerrand zu schauen,
hat aber letztlich nicht die Expertise
und Kapazität, diese Fragen selbst zu
klären und dauerhaft zu verfolgen.
Daher ist auch unser Gespräch mit
Bernhard Peters, das wir Euch ans Herz
legen möchten, deutlich genereller
angelegt, um Euch über die Person und
seine grundsätzlichen Gedanken und
Motivationen zu informieren.
Der HSV hat, wie Dietmar Beiersdorfer
auch im HSV SCHNACK #1 vom August,
betonte, in vielen Bereichen gegenüber
seiner Konkurrenz an Boden verloren.
Hierzu muss trotz der jüngsten Erfolge der neuformierten U23 auch der
Nachwuchsbereich gezählt werden. Es
bleibt zu hoffen, dass die neu hinzugewonnene Expertise, insbesondere
in Person von Bernhard Peters, diese
Schwachstellen zügig angehen kann.
Jede weitere Verzögerung zementiert
diesen Wettbewerbsnachteil weiter.
Es bleibt zu hoffen, dass die neuen
Verantwortlichen diese Mammutaufgabe, die angesichts der finanziellen
Situation fast eine Quadratur des Kreises darstellt, meistern werden.
Fragen, die man stellen, aber
keinesfalls zu diesem Zeitpunkt
beantworten kann, wären z.B.:
Wie weit hat die finanzielle Lage zu
der inhaltlichen Veränderung der Konzeptes geführt, und welche konzeptionellen Kompromisse sind dafür einzugehen?
Inwieweit haben die unterschiedlichen
Verantwortungen insbesondere in der
sportlichen Leitung (Frank Arnesen
– Oliver Kreuzer – Bernhard Peters) zu
diesen Veränderungen geführt?
Wie weit unterstützt der neudefinierte Bau die inhaltlichen, konzeptionellen Fragen, wie z.B. Pro/Contra
von Fannähe zu diesem „Arbeitsplatz“
Campus?
Welche Kapazitäten sollte das integrierte Internat haben, ab welcher Altersstufe scheint so eine intensive Art
der Ausbildung sinnvoll und zielführend?
Inwieweit tangiert das Ziel, die U23 mit
einem höheren Mitteleinsatz dauerhaft
in der 3. Liga zu etablieren, das Campus-Konzept?
Was sind konkret die flankierenden
Maßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung des Nachwuchses und wie
kann der Campus diese im Konzept
mit abbilden/unterstützen?
Nur der HSV!
08
Der HSV rettete sich letztlich in der
Relegation, die Mitgliedschaft beschloss
am 25. Mai. 2014 die Ausgliederung des
Profibereiches und die Verantwortlichen wechselten somit erneut. Die HSV
Fußball AG wurde nunmehr Schuldner
der Anleihen und rechtlicher Träger
des Campus-Projektes. Jarchow übergab das Staffelholz an den neuen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer, Vorstandsmitglied und
Sportchef Oliver Kreuzer wurde in der
Folge durch Peter Knäbel (Direktor
Profifußball) ersetzt und die Position
„Direktor Sport“ in Person von Bernhard Peters neu geschaffen. Ein Lenkungsausschuss, bestehend aus den
Vorständen Beiersdorfer und Hilke
sowie Direktor Peters, zeichnet nun
für die Umsetzung verantwortlich.
dig, um diese Fokussierung auch im
wichtigsten strategischen Projekt des
HSV glaubhaft und konsequent umzusetzen. So sollen Flächen, die zunächst
für die öffentliche Ausrichtung gedacht
waren (u.a. Gastronomie und Erlebnisflächen), weiteren sportlichen Bereichen
weichen bzw. diese erweitern.“
Fotos: Witters
wesentliche Kapazitäten des Vorstandes binden sollte. Am Bauplatz im
Volkspark wurde der Spaten für den
ersten Stich immer noch gesucht. Der
Bauherr hatte allerdings noch keinen
Zugriff auf die zu bebauenden Grundflächen. Die Verhandlungen mit dem
Bezirk Altona über einen Flächentausch
und einen vorgesehenen Pachtvertrag
waren noch nicht abgeschlossen. Nach
Informationen der digitalen Zeitung
ALTONA.INFO konnten nach einer
nicht-öffentlichen Sitzung der Bezirksversammlung Altona am 28. März 2014
jedoch wesentliche Problempunkte
gelöst werden.
aussicht
UNTER
DREIUND
ZWANZIG
ÜBER DEN
ERWARTUNGEN
Ein Rückblick auf die
Hinrunde der Reserve.
Text: Johannes Arbter
09
Foto: Witters
aussicht
Plötzlich schien eine Nachwuchsmannschaft beim HSV wieder Sinn
zu machen. Die vielbeschworene
Durchlässigkeit von unten nach oben
funktionierte, die U23 wurde im Bewusstsein wieder als Sprungbrett zu
den Profis wahrgenommen, nachdem
sie im Jahr zuvor nur als Straflager
für aussortierte Profispieler gesehen
wurde. Wurde nicht einmal ein halbes
Jahr vorher laut über die Sinnhaftigkeit einer U23 nachgedacht, sehen
nun viele Fans die Spieler der „Zweiten“ mit anderen Augen.
Foto: Witters
Am 20. Februar informierte der HSV
über den Trainerwechsel in der U23.
Der damalige Sportchef Oliver Kreuzer hatte Joe Zinnbauer von den Amateuren des KSC nach Hamburg
gelotst. Zinnbauer sollte Rodolfo Cardoso zur neuen Saison als Trainer
ablösen.
nerhalt kämpfte. Aus der Startelf, die
das letzte Spiel der Saison 2013/14
bestritt (2:3 gegen Wolfsburg II), stehen heute noch Ronny Marcos, Ashton
Götz, Francis Adomah und Nils
Brüning im Kader. Mit neuem Trainer
und neuer Mannschaft ging es in Saisonvorbereitung.
Wirklich wahrgenommen wurde wohl
lediglich, dass die HSV-Legende Cardoso abtritt - Zinnbauer war eher die
Randnotiz. Interessanterweise haben
beide Trainer im April 2014 den Fußballlehrer-Lehrgang des Deutschen
Fußball-Bundes (DFB) erfolgreich
absolviert – Joe Zinnbauer und Rudolfo Cardoso gemeinsam in einem
Klassenzimmer.
Joe impfte seinem Team das ein, was
er im Laufe der Vorbereitung ankündigte: ”Wir wollen gerne einen offensiven Fußball spielen. Meine Mannschaft ist motiviert und wir werden
in den nächsten Wochen hart arbeiten.” Und die harte Arbeit in den sechs
Wochen Saisonvorbereitung schien
sich auszuzahlen. 4:0 hieß es nach
den ersten 90 Minuten der Saison
beim Goslarer SC. Sieben neue Spieler
kamen zum Einsatz und erzielten drei
der vier Tore.
Neben Rodolfo Cardoso musste der
halbe Kader seine sieben Fußballsachen packen - der Umbruch wurde
eingeläutet. 13 Spieler verließen den
Verein, der in der vergangenen Saison
bis kurz vor Schluss um den Klasse-
Sieben Spiele und sieben Siege später
thronte das Team mit der maximalen
Ausbeute von 24 Punkten unange-
fochten an der Tabellenspitze – und
verlor seinen Trainer. Am 16.09.14,
fast sieben Monate nach Bekanntgabe der Zinnbauer-Verpflichtung, wurde eben jener zu vermeintlich Höherem berufen: der Betreuung der
Bundesliga-Mannschaft. Der neue
Trainer des Bundesliga-Teams zeigte
sich zum Dienstantritt vor allem
dankbar seiner ehemaligen Mannschaft gegenüber und sprach davon,
dass seine U23 ihn dorthin gebracht
habe, er selbst habe schließlich keine
Tore erzielt. Nach einigen netten Worten holt Joe dann aus: ”Wenn es oben
nicht funktioniert, hol ich mir Spieler von der U23 - das ist mir vollkommen egal!”
Gesagt, getan. Schon beim ersten
Bundesligaspiel des Trainer Joe Zinnbauer konnte ein Spieler aus dem
Nachwuchs sein Bundesligadebüt
feiern. Matti Steinmann sicherte beim
0:0 gegen die Bayern in den letzten
Spielminuten den erkämpften Punkt.
Nachfolger von Joe Zinnbauer wurde
Daniel Petrowsky, bis dahin Trainer
der U16, und die Mannschaft macht
da weiter, wo sie aufgehört hat: 4:1
heißt es am Ende gegen die zweite
Vertretung von Eintracht Braunschweig. Petrowsky selbst spricht vom
Vertrauensbeweis des Vereins und
einer großen Herausforderung, Joe
habe ihm eine qualitativ tolle Mannschaft hinterlassen. Weitere Siege und
gute Auftritte sprechen für die Richtigkeit seiner Worte.
Erst am 10. Spieltag wird die Siegesserie mit dem 1:1 gegen Rehden
schließlich gestoppt. Ein Riss ist dennoch nicht zu erkennen, St. Paulis
U23 wird bezwungen, es folgen drei
weitere Siege am Stück gegen Hannover II (4:1), VfR Neumünster (2:1)
und das wahnwitzige 10:0 gegen die
Freien Turner aus Braunschweig.
Eine bis dato unglaubliche Hinrunde
hat ihren Höhepunkt erreicht. Nach
dem 14. Spieltag steht man mit 40
Punkten und 50 erzielten Treffern
satte 12 Punkte vor Werder Bremen
II. Diese Zahlen lesen sich noch beeindruckender, wenn man sie mit
denen der Vorsaison vergleicht. Da-
mals stand Platz 15 bei 15 Punkten zu
Buche, mit einem Pünktchen Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.
Allerdings machte sich zum Ende des
Jahres der Aderlass in der U23 langsam bemerkbar. Die brisante Lage
und Verletzungen in der Bundesliga-Mannschaft sorgten dafür, dass
einige ehemalige Stammspieler der
U23 dauerhaft bei den Profis verblieben, und damit der U23 fehlten. Mit
Torhüter Alexander Brunst, Ashton
Götz, Ronny Marcos und Mohamed
Gouaida haben vier Spieler vorerst
offenbar ihre Dauerkarte bei den
Profis gebucht.
Zwar konnte die Hinrunde nach zwei
Unentschieden gegen den SV Meppen
(0:0) und dem VfB Lübeck (2:2) ohne
Niederlage beendet werden. Allerdings wurde die Rückrunde, die mit
3 Spieltagen noch in diesem Jahr startete, mit drei Niederlagen in Norderstedt (1:4), Oldenburg (1:2) und
Flensburg (1:2) eingeleitet.
Der einstige Vorsprung von 12 Punkten
schmolz damit auf 5 Punkte. Aber das
lädt nun wirklich nicht dazu ein, den
Kopf hängen zu lassen, im Gegenteil.
Eine fast komplett neue Mannschaft,
ein neuer Trainer und ein weiterer
Trainerwechsel inmitten der Hinrunde, zahlreiche Spieler die zu den Profis berufen wurden - all das hat die
Mannschaft nur bedingt tangiert.
Es bleibt ein erster Platz und größtenteils hervorragende Leistungen,
14 Siege in 20 Spielen, dabei im
Schnitt 2,85 pro Partie erzielte Tore
bei 1,05 Tore kassierten Treffern. Die
Zuschauer konnten schnelle Spielzüge und fast immer offensiv geführte
Partien bewundern. Aus dem Fast–
Absteiger ist ein Kandidat für den
Aufstieg in die 3. Liga geworden, aus
einem Mauerblümchen eine Mannschaft, die eben ein wichtiger Baustein für das Gesamtkonstrukt Hamburger SV ist.
Auf Sportdirektor Peter Knäbel warten derweil auch beim Nachwuchs
viele Aufgaben. Ein neuer Trainer
muss gefunden werden, da Daniel
Petrowsky in der nächsten Saison
Trainer der U19 wird. Wer die U23
zur neuen Saison trainiert, und wen
derjenige dann vom aktuellen Kader
begrüßen darf (es laufen 15 Verträge
aus), steht aktuell noch in den Sternen. Aber im Gegensatz zu den vergangenen Jahren scheint es endlich
ernsthafte Bestrebungen zu geben,
die Nachwuchsarbeit auf stabile Beine zu stellen.
Peter Knäbel am 19.11. in einem Interview auf HSV.de: ”Unser Ziel für
unsere U23 ist die Dritte Liga. Wir
sind derzeit dabei, die Rahmenbedingungen zu prüfen, denn es ist ein
Unterschied zwischen der Regionalliga und der Dritten Liga, auch, weil
das dafür nötige Geld dann nicht für
Transfers zur Verfügung steht.
Allerdings ist es eine Grundsatzentscheidung, ob man einen Unterbau
für die Profis haben will, von dem
man zehren kann, oder ob man Spieler verleiht und diese dann währenddessen intensiv betreut. Fakt ist, dass
bis zur U17 runter in diesem Jahr über
60 Verträge auslaufen. Das ist ein Berg
von Arbeit, der uns da erwartet. Aber
wenn man sieht, wie viele Spieler sich
derzeit aus dem Bereich aufdrängen,
erscheint dieser Aufwand nur lohnenswert.”
Ein Halbjahr mit der Zweiten. Jungs,
genießt die Feiertage, den Jahreswechsel und verteidigt im neuen Jahr das,
was ihr euch verdient habt - die Spitze! Ich ziehe meinen Hut vor Euch.
10
Mit Ashton Götz, Tolcay Cigerci, Mohamed Gouaida und Ronny Marcos
durften vier weitere Spieler aus der
U23 ebenfalls Bundesligaluft schnuppern – und wurden teilweise mit
Startelfeinsätzen belohnt.
aussicht
U23-TRAINER DANIEL PETROWSKY ÜBER
SICH, SEINE JUNGEN HÖHENFLIEGER UND DIE
PERSPEKTIVEN DES HSV-NACHWUCHS.
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Foto: Witters
Interview und Text:
Lenhart Freiesleben und Horst Schröder
aussicht
HSV SCHNACK: Daniel, ziehst du
dir jeden morgen zuerst deine
Schuhe an und dann die Hose und
betest außerdem jeden Abend vor
einem HSV-Schrein?
Daniel Petrowsky: Nein, von solchen
Dingen kann ich mich gut distanzieren. Ich glaube, die Befürchtung ist
zu groß, dass die sogenannten Glücksbringer versagen und man hilflos
ganz ohne da steht (lacht).
HSV SCHNACK: Du wirst jetzt aber
schon mit Interviewanfragen
überhäuft?
Daniel Petrowsky: Es hält sich in
Grenzen! Die regionalen Zeitungen
fragen nach den Spielen an, aber
größere Interviews gab es nur in einem überschaubaren Umfang. Ihr
seid übrigens das erste HSV-Fanmagazin, das mich interviewt.
HSV SCHNACK: Man wird ja nicht
zum Trainer geboren und selbst
wenn man dies für die eigene
Berufung hält, bedeutet es doch,
viele Hürden zu nehmen –
verbunden mit Glück und Geschick. Wie ist Deine Karriere
verlaufen?
HSV SCHNACK: Gibt es dabei inhaltliche Vorgaben für das Training?
Daniel Petrowsky: Oft sitzen wir Trainer mit Bernhard Peters zusammen.
Dabei geht es meist um Grundprinzipien: wie wollen wir bei Ballbesitz
spielen, wie spielen wir, wenn der
Gegner den Ball hat? Wie agieren
wir in den Umschaltmomenten? Diese Inhalte fließen in die tägliche
Trainingsarbeit mit ein und sollen
natürlich in den Punktspielen umgesetzt werden.
HSV SCHNACK: In den vergangenen Jahren hieß es immer wieder,
dass der HSV seine Nachwuchsarbeit stiefmütterlich behandeln
würde. Durch das Engagement
von Bernhard Peters soll nun der
Turnaround geschafft werden?
Daniel Petrowsky: Hier setzt der HSV
gerade neu an. Es geht dabei immer
um Perspektiven und Förderstrukturen und zwar nicht nur sportlich,
sondern auch schulisch und beruflich. Wir haben hier prima Möglichkeiten beim HSV und müssen diese
jetzt sichtbar werden lassen. Und
dabei ist ein häufiger Wechsel der
Ansprechpartner natürlich nicht gut.
Das Engagement von Dietmar Bei-
ersdorfer, Bernhard Peters und Peter
Knäbel wird auf jeden Fall beim Werben um Nachwuchsspieler aus Norddeutschland von vielen Seiten positiv
gesehen.
HSV SCHNACK: Spieler auszubilden ist der eine Schritt, sie an den
Verein zu binden muss der Nächste sein. Vereinstreue und Identitätsgefühl. Spielen auch diese
Aspekte in den neuen Ansätzen
zur Nachwuchsleistungsförderung eine Rolle?
Daniel Petrowsky: Die Grundprinzipien beziehen sich nicht nur auf den
sportlichen Bereich, sondern auch
auf die Persönlichkeitsentwicklung.
Es geht dabei um Werte, um eine bestimmte Haltung der Spieler.
HSV SCHNACK: Für gewöhnlich
sucht man sich Vorbilder. Je stärker die Persönlichkeiten wirken,
desto eher werden sie kopiert und
die vorgelebten Muster übernom-
12
D
ie Vorgeschichte: Die
U23 des HSV hat bereits in der Hinrunde eine tolle Rekordserie hingelegt: 17
Spieltage ungeschlagen, 45 Punkte, +41 Tore, vom ersten Tag der
Saison an auf Platz 1 der Tabelle
der Regionalliga Nord. Ging’s in
der vergangenen Saison allein
gegen den Abstieg, so ist die Performance schon ziemlich unwirklich. HSV-Profi-Coach Joe Zinnbauer hatte, als Ex-Sportchef
Kreuzer ihn dieses Jahr von Karlsruhe zur U23 des HSV nach Hamburg holte, einen Plan im Gepäck.
Diesen verwirklichte er so konsequent, dass die Zusammensetzung
des 2014/2015-Teams einem Casting gleichkam. Zinnbauer wählte seine Spieler systembezogen
aus, überzeugte diese vom HSV
und Hamburg. Alles passte von
Anfang an perfekt zusammen, die
U23 entwickelte sich so erfolgreich, dass Zinnbauer nach dem
8. Spieltag zu den Profis berufen
und die vakante Position mit dem
U16-Coach Daniel Petrowsky neu
besetzt wurde.
Daniel Petrowsky: In meiner aktiven
Zeit bin ich viel rumgekommen und
habe z.B. für Union Berlin, Carl Zeiss
Jenaund Dynamo Dresden bis hoch
zur dritten Liga gespielt. Mit 27 Jahren habe ich mir
Gedanken gemacht,
wie es mit mir nach
„DAS ZIEL IST, DASS DER HSV EINE
der aktiven Zeit
KLARE PHILOSOPHIE HAT UND
weitergehen kann.
DABEI EIN DEUTLICHES PROFIL IM
Ich habe dann in
SPIELSYSTEM ERHÄLT.“
Potsdam angefangen, Sportwissenschaften auf Dipbegonnen. Nach der Ausgliedelom zu studieren, nebenbei habe ich
rung der HSV-Fußball-AG werden
aber noch gespielt und die verschieinterne Abläufe und Strukturen
denen Trainerlizenzen an der Uni
neu geordnet und angepasst.
und beim DFB erworben. Das AngeBernhard Peters und Peter Knäbel
bot vom HSV kam quasi aus dem
nehmen dabei unmittelbar EinNichts und war für mich das Beste,
fluss auf die tägliche Arbeit mit
das passieren konnte.
der U23.
Daniel Petrowsky: Die beiden sind
HSV SCHNACK: Eine große Ver- schon sehr präsent. Bernhard Peters
antwortung, wenn man über ist für den Nachwuchsbereich, Peter
Nacht an so eine exponierte Stel- Knäbel für die Profis zuständig. Da
finden sie bei der U23 natürlich Überle kommt?
schneidungen. Bernhard Peters merkt
Daniel Petrowsky: Zuerst dachte ich,
man seinen Veränderungswillen an.
„Hoppla, das ist ein ganz schön groEr möchte neue und klar definierte
ßer Sprung!“, aber ich wollte die HeStrukturen reinbringen. Das Ziel ist,
rausforderung gleich annehmen.
dass der HSV eine klare Philosophie
HSV SCHNACK: Für den ganzen hat und dabei ein deutliches Profil
Verein hat ein neues Zeitalter im Spielsystem erhält.
Foto: Michael Schwarz
HSV SCHNACK traf U23-Trainer Daniel Petrowsky in
seiner Wahlheimat Ottensen zu einem InterviewTermin in der „Cafe Centrale“. Bei Wasser, Brot und
Käse war viel über den Menschen Daniel Petrowsky
und die sensationelle U23 zu erfahren. Wer also ist
dieser 37jährige aus Berlin stammende Übungsleiter, was bewegt ihn, wie sieht seine Taktik aus, auf
welche Ideale setzt er?
aussicht
Daniel Petrowsky: Ich kann nicht
sagen, dass mich ein Trainer komplett
geprägt hat. Jeder Trainer hat seinen
eigenen Stil. Dies beobachte und reflektiere ich, ohne dass ich versuche
einem bestimmten Trainer nachzueifern.
HSV SCHNACK: Über welche Stärken verfügst du?
Daniel Petrowsky: Als Trainer befinde ich mich nach meinem Verständnis in einem Ausbildungsberuf, wobei
es in erster Linie darum geht methodisches Know-How und Erfahrungen
zu sammeln. Der Sprung von der U16
zur U23 erforderte von mir eine erhebliche Anpassung. Ich arbeite weniger aus der Hüfte heraus, vielmehr
durchdacht und aufeinander abgestimmt. Das Arbeiten mit langfristiger Perspektive liegt mir.
HSV SCHNACK: Und dabei bist du
der ‚lockere Typ zum Anfassen’?
Foto: Michael Schwarz
Daniel Petrowsky: Die Spieler sprechen mich mit „Trainer“ oder auch
„Coach“ an, aber nicht mit „Herr Petrowsky“. Und dann bin ich eher „Sie“
als „Du“. Das ist auch gut so. Als „Trainer“ kann ich die Rolle anders interpretieren, als ein Herr Petrowsky. Als
Trainer musst du in gewissen Situationen laut und durchsetzungsstark
sein, in anderen Situationen muss
man sich eher zurückhalten, den
richtigen Ton zu treffen, was bedeutet, das Gefühl für den richtigen Moment zu entwickeln. Auch das hat
was mit Erfahrung zu tun.
HSV SCHNACK: Welchen Stempel
drückst du der U23 auf?
Daniel Petrowsky: Ich habe meine
Mannschaften immer schon dominant spielen lassen. Viel Ballbesitz,
viele Chancen kreieren und Offensivpressing. Und wenn Du ein erfolgreiches System übernimmst, änderst
Du es ja nicht, nur um deinen Stempel aufzudrücken. Die Jungs sind
inzwischen sehr eingespielt und haben die Abläufe verinnerlicht, es sind
nur kleine Korrekturen nötig.
HSV SCHNACK: Was denkst du
über den Umgang mit U16-Spielern? Und was im Vergleich über
den Umgang mit den U23-Spielern?
Daniel Petrowsky: Die U16-Jungs haben allerhand im Kopf und das muss
geordnet werden. Ich kann dabei ein
Ansprechpartner sein. Aber es gibt
ja auch die Eltern, Freunde und auch
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Pro
die Spielerberater, die den Jungs bereits zur Seite stehen. Die U23-Spieler
sind Erwachsene und haben ein viel
größeres Maß an Selbständigkeit und
Eigenverantwortung. Die hinterfragen mehr, haben natürlich schon eine
Menge Erfahrung und allein deshalb
muss ich viel überzeugender sein in
meinem Handeln.
HSV SCHNACK: U23 intern: Wo
wohnen die Spieler? Wie wohnen
die Spieler? Wie sieht ihr Tag aus?
Daniel Petrowsky: Die sind hier alle
in Hamburg verstreut, leben in WGs,
alleine oder auch noch zu Hause. Sie
müssen aber rechtzeitig alle morgens
beim gemeinsamen Frühstück in der
Arena ankommen. Dann ist der Tag
dadurch strukturiert, ob wir eine
oder zwei Trainingseinheiten haben.
Wir trainieren dann häufig parallel
zu den Profis auf den Plätzen der
Arena. Abends gehen die Jungs dann
nach Hause und müssen ihren Alltag
allein regeln. (lacht) Die Wäsche wartet ...!
HSV SCHNACK: Wird die jetzige
Mannschaft überhaupt zusammen bleiben?
Daniel Petrowsky: Ich bin mir sicher,
dass bei jedem unserer Spiele genug
Scouts auf der Tribüne sitzen, die
ihre Stifte bereit halten. Zurzeit ist
die Chance für die U23-Spieler beim
13
men. Haben Trainerpersönlichkeiten dein Rollenprofil nachhaltig geprägt?
aussicht
HSV aber enorm groß. Joe Zinnbauer kennt die U23-Spieler, ist auch
bereit denen eine Chance zu geben
und der Verein hat erklärt, konsequenter als bislang auf den eigenen
Nachwuchs zu setzen. Nicht umsonst,
trainieren die Jungs bei den Profis
mit und es werden eine Reihe von
Testspielen mit einer durchmischten
Mannschaft gespielt. Der Weg von
der U23 zum Profikader war noch
nie so kurz!
HSV SCHNACK: Würden sich die
Spieler im Falle eines Aufstiegs in
die dritte Liga noch mal deutlich
verbessern?
Daniel Petrowsky: Es ist ja unsere
Aufgabe, die U23 Spieler für den Profibereich zu entwickeln, sie da ran
zu führen. Sollten es einige Spieler
schaffen, dass wäre absolut super!
Die U23 gibt vielen jungen Spielern
die Möglichkeit sich auf einem professionellen Niveau zu akklimatisieren und die Distanz zu verringern.
Insofern ist die dritte Liga interessanter, da man dort gegen Profimannschaften spielt.
Das Interview wurde vor Beginn
der Rückrunde geführt. Wie wir
von Herrn Petrowsky erfahren
haben, wird in der kommenden
Saison eine Veränderung stattfinden. Mit der Vereinsführung wurde vereinbart, dass er die U19 des
HSV übernehmen und sich parallel intensiv um die höchste Trainerqualifikation, den “Fußballlehrer“, kümmern soll.
Leider ist es zum Rückrundenauftakt gleich zu Niederlagen gekommen, was wohl vor allem damit
zusammenhängt, dass einige Spieler Kartensperren absitzen müssen
und andere zurzeit die Profis unterstützen. „U23-Spieler stehen
jetzt den Profis zur Verfügung“:
so bitter das im ersten Moment
für die U23 erscheinen mag, es
ist letztlich genau das Ziel, das
der Coach Daniel Petrowsky zu
verfolgen hat!
kleine hsv er
ganz groß
7.000 Nachwuchsfans im HSV KIDS-CLUB
HSV SCHNACK: Welcher Spielort
böte sich für die Aufstiegsspiele
an?
Daniel Petrowsky: Bis dahin ist es
noch ein langer Weg, aber sollten wir
es tatsächlich schaffen, dann wäre
das natürlich eine feine Sache. Zumal
die Gegner in den Aufstiegsspielen
sicherlich auch ein paar Fans mitbringen. Für die Jungs wäre ein Spiel
in der Arena bestimmt ein großartiges Erlebnis.
MITTE Daniel Petrowsky mit unseren
beiden HSV SCHNACK Redakteuren
14
Daniel Petrowsky: Ich danke auch
– es war sehr lecker!
Foto: HSV
HSV SCHNACK: Daniel Petrowsky,
wir danken für dieses interessante Interview!
Autor: Ansgar Tasche
aussicht
Da kann man als gestandener HSV-Fan
neidisch werden und möchte direkt noch
einmal wieder „klein“ sein.
Neben den vielen Angeboten, wie z.B. Übernachtungspartys, Auswärtsfahrten,
DFL-Sommercamp und Kids-Club Meisterschaften, können die HSV Kids-Club
Mitglieder ihre Stars sogar hautnah erleben.
Wann und Wo?
Beispielsweise bei den speziellen Pressenkonferenzen; wie sie zuletzt im
Oktober beim HSV-Ferienprogramm mit Dennis Diekmeier durchgeführt
wurde. Einen durchaus interessanten Bericht findet Ihr hier:
http://www.hsv.de/kids/meldungen/kids-club/saison-20142015/nachwuchsreporter-in-der-imtech-arena/
Hier werden endlich mal die wichtigen Themen (Pizza, Tattoos und Autos)
angesprochen. Oder bei den Spielen des großen HSV im heimischen Stadion:
Das Au�laufen mit den Profis
… ist exklusiv den Mitgliedern des HSV Kids-Club vorbehalten.
Vor einer jeden Saison haben alle Kinder und Jugendliche zwischen
6 und 14 Jahren die Möglichkeit, sich für das Auflaufen zu bewerben.
Die Teilnehmer werden dann aus einem großen Lostopf rechtzeitig
vor jedem Heimspiel ausgelost. So etwas hat es früher nicht gegeben, und
da kann ich mich leider nur wiederholen: Man müsste noch mal
„klein“ sein. Denn JUNG geblieben sind wir ja alle.
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Der HSV Kids-Club ist
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mit ca. 7.000 Mitgliedern, Kindern und Jugendlichen im Alter von
0 - 14 Jahren, eine tolle Sache und mit 4
Mitarbeitern wird dieser exzellent organisiert. Erwähnt werden müssen an dieser
Stelle natürlich auch die vielen studentischen Aushilfen und HSV-Helfer, die die
hauptamtlichen Mitarbeiter bei den
zahlreichen Aktionen und Aktivitäten unterstützen.
HSV-Kids-Club
15
Unsere HSV-Kids gehen mit tollem Beispiel voran. Klasse!
In diesem Sinne:
„Nur der HSV (-Kids-Club)“
Weitere Informationen und aktuellen Berichte gibt es auch auf der
Homepage unseres HSV unter http://www.hsv.de/kids/kids-club
Foto: Witters
Ganz eindeutig: Bei dieser Mitgliedschaft geht es längst nicht mehr
nur darum, ein Vorkaufsrecht auf Tickets zu haben. Das zeigen auch die vielen
positiven Rückmeldungen der Kinder und Eltern zu den verschiedensten
Aktionen. Im HSV Kids-Club wird den Kindern zum einen die Möglichkeit
gegeben, den HSV hautnah zu erleben. Zum anderen geht es bei den
gemeinsamen Aktionen mit z.B. anderen Institutionen und Bundesliga-Vereinen insbesondere aber auch darum, ein Verständnis für Fair Play und
eine positive Fankultur zu schaffen. Hier können wir sicherlich noch etwas von
unseren Kindern lernen. Zum Beispiel von den Kids, die beim diesjährigen
DFL-Sommercamp in Köln vier aufregende Tage gemeinsam mit den KidsClubs von Werder Bremen, St. Pauli, Hertha BSC, Arminia Bielefeld oder dem
BVB aus Dortmund u.a. verbracht haben.
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16
Foto: Witters
PRÄSIDIUMS
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HSV
25.01.2015
Winterpause – jedenfalls in der Fußballbundesliga.
Für die interessierten Mitglieder naht die Mitgliederversammlung, in diesem Fall die erste Versammlung nach der
Strukturreform. Terminiert ist die Veranstaltung auf den
letzten Sonntag im Januar, sprich dem 25.01.2015, im CCH.
Auch diese Veranstaltung verspricht spannend und richtungsweisend zu werden, gilt es doch auch, die veränderten Strukturen im Verein umzusetzen oder den Versuch
zu starten, diese Strukturen zu torpedieren.
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Während nach der alten Satzung nur
der Vorstand für Mitgliederbelange
von den Mitgliedern direkt gewählt
und die anderen Vorstände vom Aufsichtsrat bestellt wurden, werden jetzt
alle Präsidiumsmitglieder auf der
Mitgliederversammlung gewählt.
So werden im Januar die übergangsmäßig agierenden Carl-Edgar Jarchow
als Präsident, Joachim Hilke als Vizepräsident und Oliver Scheel als
Schatzmeister ersetzt und für drei
Jahre ein neues Führungstriumvirat
gewählt.
Neben der Wahl des neuen Präsidiums werden auch die beiden von der
Mitgliederversammlung bestimmten
Mitglieder des Beirates neu gewählt.
Hier finden getrennte Wahlen statt.
Mitglieder in den Amateurabteilungen wählen auf der Mitgliederversammlung ihren Kandidaten aus, die
Mitglieder der Abteilung Fördernde
bestimmen einen eigenen Delegierten. Bislang wurden die Delegierten
(für den ehemaligen Aufsichtsrat) auf
der Amateurversammlung bzw. auf
der Versammlung der Fördernden von
teilweise nicht einmal 100 Mitgliedern bestimmt. Kandidaten für diese
ehrenamtlichen Posten konnten sich
bis zum 21.12.2014 beim HSV melden.
Bei den Mitgliedern des Beirates beträgt die Amtszeit 4 Jahre.
Aktuell besteht der Beirat aus den
beiden Delegierten E. Westphalen für
die Amateure und Sven Winkelmann
für die Abteilung der Fördernden.
Ergänzt werden die beiden durch 3
Mitglieder des Ehrenrates, Andreas
Peters als Vorsitzender sowie die bei-
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den Stellvertreter Engelbert Wichelhausen und Walter Koninski. Diese
Besetzung ergibt sich, wie auch die
aktuelle Besetzung des Präsidiums,
aus den Übergangsregelungen der
neuen Satzung. Mit den Wahlen im
Januar werden die beiden stellvertretenden Ehrenräte durch zwei Träger
der goldenen Nadel (Vereins- und
sportliche Verdienste) ersetzt werden.
Diese beiden Organe - Präsidium und
Beirat - sind also das neue Machtzentrum des Vereins.
Die Aufgaben des Beirates werden in
§19 der neuen Satzung geregelt. Unter
anderem ist es die Aufgabe des Beirats,
ein Anforderungsprofil für das Präsidium zu erstellen, Kandidaten zu
suchen, zu prüfen und vor allem dann
der Mitgliedschaft vorzuschlagen.
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Beginn 11.00 Uhr,
Einlass ab 9.00 Uhr,
Congress Centrum Hamburg,
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AUTOR: Jan David Talleur
Unter anderem wird eine neue Führungsmannschaft gewählt werden.
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Das heißt konkret: ohne Zustimmung
des Beirats, in der Satzung auch
Wahlausschuss genannt, geht nichts.
Er allein entscheidet auch darüber,
wie viele Kandidaten zugelassen werden, und ob die Amtsträger hauptoder ehrenamtlich tätig sein sollen.
Daneben erteilt der Beirat die Zustimmung über die vom Präsidium zu
berufenden Aufsichtsratsmitglieder
der HSV Fußball AG und genehmigt
den Etat des Vereins.
Gerade die Aufgaben des Beirates im
Vorfeld der Präsidiumswahlen zeigen,
wie wesentlich dieses Gremium für
die Ausrichtung des Vereins ist. Von
der Aufgabenbeschreibung zwar mit
weniger Einfluss auf das „Tagesgeschäft“ versehen als es der alte Aufsichtsrat war, ist der Beirat trotzdem
ein wesentliches Steuerungselement
für die Ausrichtung des Vereins.
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So haben die Herren bereits entschieden, dass das neue Präsidium ehrenamtlich tätig sein soll. Diese Entscheidung hat bereits einen wesentlichen
Einfluss auf die Findung von Kandidaten, da in Vollzeit Berufstätige auf
Grund der Aufgabenfülle kaum Möglichkeit haben, den Posten auszufüllen. Auch legt der Beirat durch diese
Entscheidung schon den Grundstein
für einen hauptamtlichen Geschäftsführer im Verein, ein Konstrukt, wie
wir es ja schon aus der Abteilung
Fördernde Mitglieder kennen.
Eine andere Entscheidung des Beirates hat eine maßgebliche Auswirkung
auf die weitere Ausrichtung des Vereins und birgt auch die Gefahr eines
möglichen Disputs auf der Mitgliederversammlung:
Der Beirat hat entschieden, auf der
Mitgliederversammlung für jedes der
Präsidiumsämter nur einen Wahlvorschlag zu unterbreiten. Der Beirat /
Ehrenrat bezieht sich in dieser Entscheidung auf §17 Ziffer 3 unserer
Satzung. Wir Mitglieder können den
Wahlvorschlag des Beirates also nur
mit „Ja“ oder „Nein“ bewerten, haben
keine Auswahl unter mehreren Kandidaten.
Diese Satzungsauslegung wurde in
Rücksprache beim Ehrenrat beschlossen, wobei man beachten muss, dass
der Beirat sich zu diesem Zeitpunkt
mehrheitlich aus Ehrenratsmitgliedern zusammensetzt. Diese Entscheidungen des Ehren- und Beirates mögen durchaus legitim sein. Gelinde
gesagt unglücklich mutet es allerdings an, dass diese wegweisende
Entscheidungen durch einen Beirat
17
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getroffen wurden, der nicht durch
die Mitglieder - auch die Besonderheiten dieses Amts berücksichtigend
- gewählt wurde, sondern diesen Posten in der Übergangsphase seit der
Eintragung der „neuen“ Satzung geerbt hat. Allerdings muss man auch
feststellen, dass alle Mitglieder dieses
ersten Beirates durchaus auch die
Vereinskompetenz haben müssten,
die Tragweite dieser Entscheidungen
zu berücksichtigen.
Dem Beirat / Ehrenrat ist die Diskrepanz zwischen der Satzungsauslegung und der bekanntlich anderslautenden Darstellung von der Initiative
von HSVPlus durchaus bekannt. Für
uns Mitglieder bleibt nur das schale
Gefühl eines möglichen Ausgeliefertseins. Wir können den handwerklichen Fehler bei der satzungsgemäßen
Umsetzung von HSVPlus zwar in
Zukunft korrigieren, aber für diese
erste Wahl zum neuen Präsidium
werden wir uns darauf verlassen
müssen, dass der Beirat ein glückliches Händchen bei der Auswahl der
Kandidaten hatte.
18
So sind die vom Beirat erkorenen
Kandidaten allesamt keine Unbekannten – und bergen trotzdem oder
gerade deshalb eine gewisse Brisanz.
Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Jens Meier wird den Mitgliedern für den Posten des Präsidenten
zur Abstimmung vorgeschlagen. In
der Hamburger Morgenpost verspricht Meier: „Es geht auch darum,
die AG krass zu kontrollieren.“ Spötter behaupten, das er dieses auch als
Aufsichtsrat im Verein hätte tun können. Als Vizepräsident wird Henning
Kinkhorst, aktuell der Vorstand der
Amateure, vorgeschlagen. Kassenwart
soll Dr. Ralph Hartmann werden, der
den Mitgliedern von zwei gescheiterten Bewerbungen zum Aufsichtsrat
bekannt sein dürfte.
Eine besondere Note erhält die Wahl
des Präsidenten auch durch einen Antrag vom ehemaligen Aufsichtsrat
Manfred Ertel. Dieser möchte, dass der
Vereinspräsident gleichzeitig auch
Aufsichtsratsvorsitzender der HSV AG
wird. Ob dieses nun grundsätzlich gut
oder schlecht sei, mag jedes Mitglied
für sich selber entscheiden. Allerdings
ging es vielen für HSVPlus stimmenden
Mitgliedern m.E. auch darum, den Einfluss von Vereinsmitgliedern auf die
wirtschaftlichen und sportlichen Entscheidungen der Profifußballer zurückzudrängen. Damit dieser Antrag angenommen wird, bedarf es lediglich der
einfachen Mehrheit der anwesenden
Mitglieder, da der Antrag lediglich eine
Handlungsempfehlung darstellt.
Ein guter Demagoge ist noch lange
kein guter Mandatsträger, wie wir in
den letzten Jahren auch bei einigen
Mitgliedern des Aufsichtsrates feststellen durften. Zur Not müssen wir
eben einen Posten unbesetzt lassen,
bis sich ein geeigneter Kandidat zur
Verfügung stellt.
VIZEPRÄSIDENT
Vertretung des Präsidenten bei dessen
Verhinderung
Repräsentation des HSV in den Fachverbänden seiner einzelnen Sportabteilungen (zusammen mit dem 1. Vorsitzenden
oder einem anderen Mitglied des Amateurvorstands und ggf. einem dafür
benannten hauptamtlichen Mitarbeiter
der Geschäftsstelle)
Keine richtige Auswahl haben wir im
Übrigen bei den Wahlen der beiden
delegierten Beiratsmitglieder, und in
diesem Fall ist nicht der Beirat
„schuld“. Für die Abteilung Supporters hat sich nur ein einziger Kandidat gefunden, bei den Amateuren sind
es immerhin zwei.
Meldungen des Mitgliederbestandes an
den Hamburger Sport-Bund und die
Fachverbände sowie ggf. an weitere Institutionen und Behörden in Abstimmung mit dem Schatzmeister
Und so sind am 25.01.2015 wieder wir
Mitglieder gefordert und müssen
versuchen, bei den Wahlen unseren
Verstand einzuschalten und Emotionen oder Freundschaften, ja auch
die ehemaligen Lagerzugehörigkeiten
auszublenden.
Ob jemand Anhänger der Bundesligaspieler ist oder ein ehemaliger
Leichtathlet – völlig egal. Ob er in
Athen war, in HSV Bettwäsche geschlafen hat oder sogar noch schläft
– völlig egal. Ob er ein Plussi war oder
andere Lösungen gesucht hat – völlig
egal.
Es kann sich einzig um die Frage drehen: Ist der Kandidat geeignet, dieses
Amt zum Wohle des HSV auszuführen, hat er die Weitsicht und die Demut, sich hinter die Aufgabe des
Amtes zu stellen und diese zum Wohle des Vereins auszuführen?
PRÄSIDENT
Federführung bei der Vorbereitung und
Einberufung der Mitgliederversammlung, Leitung der Mitgliederversammlung mit Ausnahme der in § 17 Ziffer 1
der Satzung genannten Tagesordnungspunkte
Leitung der Sitzungen des Präsidiums
Erster Ansprechpartner für Beirat/
Wahlausschuss und Ehrenrat
Zuständigkeit für alle Fragen der Mitgliedergewinnung und -bindung
Weisungsrecht gegenüber der hauptamtlichen Geschäftsführung und Überwachung von deren Arbeit
Erster Ansprechpartner für Amateurvorstand, Seniorenrat und Abteilungsleitung Fördernde Mitglieder
Personalverantwortung für die
hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins
Enger Kontakt zu allen Sportabteilungen
und zur Abteilung Fördernde Mitglieder
(„Präsidiumsmitglied für die Belange der
Mitglieder“)
Gast im ständigen Verwaltungsausschuss
für die Sportanlage Ochsenzoll
Personalverantwortung für die bezahlten
Mitarbeiter in den einzelnen Sportabteilungen (zusammen mit dem 1. Vorsitzenden oder einem anderen Mitglied des
Amateurvorstands und ggf. einem dafür
benannten hauptamtlichen Mitarbeiter
der Geschäftsstelle)
Der Beirat hat sich im
Rahmen der Kandidatensuche Gedanken
über die Aufgabenverteilung im Präsidium
gemacht und diese in
der auf HSV.de veröffentlichten Mitgliederinformation vom
06.11.14 vorgestellt:
Repräsentation des HSV nach innen und
außen, insbesondere auch gegenüber
den Medien und im Hamburger SportBund und - in Abstimmung mit dem
Vorstand der HSV Fußball AG - im Deutschen Fußball-Bund und dessen zuständigem Regional- und Landesverband
Vertreter des Aktionärs HSV e. V. in der
Hauptversammlung der HSV Fußball
AG
Verhandlungsführer gegenüber dem
Vorstand der HSV Fußball AG bezüglich
aller Angelegenheiten im Zusammenhang mit Vermarktung und Marketing
(ggf. im Zusammenhang mit dem Schatzmeister)
Geborenes Mitglied im Aufsichtsrat der
HSV Fußball AG
Vertreter des Aktionärs HSV e.V. in der
Hauptversammlung der HSV Fußball
AG
Verhandlungsführer gegenüber dem
Vorstand der HSV Fußball AG bezüglich
der mit dieser geschlossenen Dienstleistungsverträge und für den Bereich Kommunikation
Mitglied im Ehrenausschuss
Mitglied im ständigen Verwaltungsausschuss für die Sportanlage Ochsenzoll
Ansprechpartner bei der Einschaltung
von rechtlichen Beratern
Berechtigung, zur Erledigung der vorgenannten Aufgaben diese auch auf die
anderen Mitglieder des Präsidiums oder
Mitglieder der hauptamtlichen Geschäftsführung zu delegieren (ausgenommen die Tätigkeit im Aufsichtsrat der
HSV Fußball AG)
SCHATZMEISTER
Verwaltung des Vereinsvermögens
Federführung bei der Erstellung des
Vereinshaushaltsplans
Federführung bei der Erstellung des
Jahresabschlusses in Vorbereitung für
den Wirtschaftsprüfer
Überwachung der Haushaltspläne der
einzelnen (Sport-)Abteilungen in Zusammenarbeit mit dem Amateurvorstand,
insbesondere dessen Kassenwart, und
mit der Abteilungsleitung Fördernde
Mitglieder
Überwachung des Mitgliederwesens,
insbesondere Beitragseinzug und Mahnwesen
Federführung bei der Erstellung der
Beitragsordnung
Prüfung und Begleichung der Beiträge
an den Hamburger Sport-Bund und die
Fachverbände in Abstimmung mit dem
Vizepräsidenten
Beantragung von Fördermitteln und
Zuschüssen bei staatlichen Institutionen,
dem Hamburger Sport-Bund und den
Fachverbänden, und Überwachung und
Abrechnung der Mittelverwendung
Einwerben von Spenden
Erster Ansprechpartner für die Rechnungsprüfer
Mitglied im ständigen Verwaltungsausschuss für die Sportanlage Ochsenzoll
Ansprechpartner bei der Einschaltung
von steuerlichen Beratern
Vertreter des Aktionärs HSV e.V. in der
Hauptversammlung der HSV Fußball AG
Unterstützung des Vizepräsidenten bei
den Verhandlungen mit dem Vorstand
der HSV Fußball AG bezüglich aller Angelegenheiten im Zusammenhang mit
Vermarktung und Marketing“
aNsicht
PRÄSIDIUMSWAHL BEIM HSV
anträge 75% der abgegebenen Stimmen, um angenommen zu werden.
Eine solche 50%-Mehrheit benötigen
auch die weiteren Anträge, die fristgerecht zum 21.12.2014 eingereicht
wurden. Besonders brisant dabei ein
Antrag von Manfred Ertel.
AUTOR: Jan David Talleur
Der obligatorische Fernwahlantrag
fehlt dieses Mal in der Sammlung,
dafür sind - wie üblich - einige Anträge zur Mitgliederversammlung
weder durchdacht, noch ausgereift.
Hier stellt sich die Frage, ob es nicht
möglicherweise Sinn machen würde,
dass der Verein noch im Antragsstatus Hilfestellung bei der Formulierung von Anträgen gibt und/oder
diese auf Durchführbarkeit prüft.
Trotzdem gibt es natürlich auch Anträge, die für Diskussionen sorgen
werden, bzw. bei denen es sich lohnt,
auch im Vorfeld ein paar Gedanken
zu verschwenden.
Zwei identisch lautende Satzungsänderungsanträge von Thomas Krüger
und Heiko Frank wollen die Paragraphen 17 und 19 der e.V.-Satzung verändern, bzw. konkretisieren. Zudem
steht ein Antrag von Thorsten Runge
auf der Tagesordnung, der die feh-
lenden Vorgaben bzgl. Fristen und
Wahlen in die Satzung einfügen
möchte. Grundsätzlich sind diese
Konkretisierungen wünschenswert.
Ob es allerdings sinnvoll ist, immer
wieder in kleinen Schritten an die
Satzung heranzugehen und vor allem,
ob es Sinn macht, Satzungsänderungen erstmalig auf einer MV zu diskutieren, möchte ich in Abrede stellen.
Ähnlich sieht es auch der Seniorenrat,
der den Antrag stellt, alle Satzungsänderungsanträge zunächst zurückzustellen, und die Schwächen der
Satzung stattdessen in einem Rutsch
anzugehen.
Wenn die Wahlen auf der Mitgliederversammlung am 25. Januar erfolgreich absolviert werden, gäbe es auch
keinen Grund, die Satzungsänderungen sofort zu beschließen. Das Zeitfenster bis zu den nächsten Wahlen
wäre groß genug, um in Ruhe über
die Änderungen nachzudenken und
zu beraten – möglicherweise auch
mit dem Gedanken im Hinterkopf,
die Vorgaben so zu gestalten, das auch
eine spätere Fernwahlmöglichkeit
nicht durch das Procedere blockiert
werden würde.
Etwas anderes wäre es allerdings,
wenn wir uns nicht auf einen neuen
Präsidenten und / oder Beirat einigen
können. Dann sollten im Zeitraum bis
zum nächsten Wahltermin, der dann
in zwei Monaten stattfinden würde,
unbedingt die notwendigen Ergänzungen und Konkretisierungen in die
Satzung mit aufgenommen werden.
Der Antrag des Seniorenrates auf
Verschiebung der Satzungsänderungsanträge benötigt im Übrigen
die einfache 50%-Mehrheit, die oben
genannten Satzungsänderungs-
„Das Präsidium des HSV e.V. wird aufgefordert, alle erdenklichen Schritte zu
ergreifen, dass der Vorsitz im Aufsichtsrat der HSV Fußball AG vom Präsidenten des HSV e.V. bekleidet wird. Dazu
gehört insbesondere, einen entsprechenden Beschluss in der Hauptversammlung der Fußball AG herbeizuführen.“
Dieser Antrag von Manfred Ertel mag
zwar einen gewissen Sinn haben, aber
er berücksichtigt weder die unterschiedlichen Ausrichtungen der beiden Gesellschaften (e.V. und AG), noch
die Anforderungen, die an die jeweiligen Positionen gestellt werden.
Ein Vereinspräsident benötigt andere
Fähigkeiten als derjenige, der an der
Spitze des Kontrollgremiums sitzt. Der
beste Vereinspräsident mag für den
Aufsichtsratsvorsitz ungeeignet sein.
Und der Antrag von Manfred macht
leider auch deutlich, was eines der
Probleme war, die letztendlich zur
Ausgliederung geführt haben. Wir
mögen gute und fähige Kandidaten
gehabt haben, aber haben wir in der
Masse der Mitglieder auch die Kompetenz, diese Leute auf die Positionen
zu wählen, für die die Kandidaten am
Besten geeignet wären? Ein launiger
Redner hatte bei uns immer bessere
Chance als ein stiller, ruhiger Arbeiter.
Manfred Ertel weist in seinem Antrag
nicht darauf hin, was „alle erdenklichen Mittel“ sein können, führt aber
die Hauptversammlung der HSV Fußball AG an, in der der Verein als Mehrheitsgesellschafter die Stimmenmajorität hat. Auf dieser Hauptversammlung
könnte eine dementsprechende Änderung der AG-Satzung herbeigeführt
werden und de Präsidenten des HSV
generell als Vorsitzenden des AG Aufsichtsrates bestimmen.
In der bisherigen AG-Satzung wird dem
Vorsitzenden des Aufsichtsrates erst
einmal keine besondere Stellung zugebilligt. Er wird bislang von den Aufsichtsratsvertretern aus den eigenen
Reihen gewählt, ist also mehr oder
weniger ein primus inter pares. Nach
dem Aktiengesetz hat der Vorsitzende
des Aufsichtsrates bei Stimmengleichheit im Rat eine zusätzliche Stimme,
um eine Entscheidung herbeizuführen.
Liest man die Begründung von Manfred Ertel, dann scheint es diesem bei
dem Antrag weniger um die Stärkung
der Position des Präsidenten zu gehen,
sondern eher darum, direkten Ein-
Manfred Ertel führt in seiner Begründung weiterhin an, dass auch bei
Bayern München und Borussia Dortmund die Vereinspräsidenten Vorsitzende des Aufsichtsrates in der jeweiligen ausgegliederten Kapitalgesellschaft sind. Ob er uns Mitgliedern damit suggerieren möchte, dass
in diesen Fällen ein Automatismus
in den jeweiligen Vereinssatzungen
greift, möchte ich unserem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden nicht
unterstellen.
Fakt ist jedoch, dass diese angeführten Beispiele wenig mit seinem Antrag
zu tun haben. Ertels Hinweis auf
Borussia Dortmund ist für die Antragsbegründung wenig hilfreich, weil
der Klub in einer anderen Rechtsform
(GmbH & Co. KG) organisiert ist. Bei
Bayern München wählen die Mitglieder des Aufsichtsrates ihren Vorsitzenden selber, genauso wie es zur
Zeit bei uns vorgesehen ist.
Möglicherweise liegt es an der Qualität des jeweiligen Vereinspräsidenten (erst Uli Hoeness, dann Karl Hopfner), dass die Mitglieder des
Bayern-Aufsichtsrates sich für diese
Personen entschieden haben. Das
Beispiel Eintracht Frankfurt, die ebenfalls in eine AG ausgegliedert haben,
erwähnt Manfred Ertel nicht. Hier
ist der Vereinspräsident Peter Fischer
nicht zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt worden.
19
Auch wenn seitens der Ausgliederungsgegner gebetsmühlenartig betont wurde, dass im neuen Gesellschaftskonstrukt die Mitgliederrechte nicht mehr vorhanden seien,
werden auf der nächsten Mitgliederversammlung neben
den Personenwahlen auch einige Anträge behandelt, die
einen direkten Einfluss sowohl auf den Verein, als auch
auf die AG haben.
Foto: Witters
DIE
GEDANKEN
SIND FREI
fluss auf die personelle Besetzung des
Aufsichtsrates der HSV Fußball AG
zu nehmen. Und so ist anscheinend
das primäre Ziel dieses Antrages, den
„ehrenwerten Geschäftsmann“ Karl
Gernandt von seinem Posten zu entfernen. Dazu mag jeder seine eigene
Meinung haben, aber die Sorge um
den Verein und die Stärkung von
diesem hatten in den letzten Jahren
bei Angriffen auf Vereinsvertreter
schon des Öfteren als Begründungen
herhalten müssen.
aNsicht
PRÄSIDIUMSWAHL BEIM HSV
Ehrenrates. Zukünftig werden in diesem Gremium zwei Köpfe des Ehrenrates durch verdienstvolle Ehrenmitglieder des e.V. (Goldene Ehrennadel
sportlich/ehrenamtlich) besetzt.
SICH EINFACH
MAL TRAUEN
VERTRAUEN
ZU HABEN.
Foto: Witters
Man glaubt es kaum, es wird wieder gewählt beim HSV.
Nun beim sogenannten „e.V.“, also fern ab von dem, was in
den dunklen und überwunden geglaubten Zeiten, das Drama und den Unbill rund um den Bundesligisten ausmachte.
Ich möchte nicht missverstanden
werden: natürlich stelle ich nicht den
Universalsport im HSV e.V. an sich
in Frage, dazu habe ich kein Recht
und meine klitzekleine Meinung ist
nicht nur diesbezüglich völlig unbedeutend. Nur, ich bin wegen Fußball
da, die meisten anderen Mitglieder
sind es auch und mit Sicherheit auch
einige der aktiven Sportler.
Mit Ausgliederung im Mai ist das
Gesamtkonstrukt HSV e.V. / HSV AG
auf neue, aber verwobene Satzungsbeine gestellt worden. Man kann nun
gerne darüber diskutieren, ob das
handwerklich geschickt gemacht
worden ist, aber, wie das echte Leben
nun mal so spielt, gilt auch hier der
Grundsatz: drei Juristen, vier Einlassungen (ein Jurist teilt sich ja nicht
mit, wie ein normaler Mensch…), fünf
Meinungen, rote Köpfe und mal wieder ein großer Kreis erregter, weißer,
alter Männer.
Hauptkritikpunkt ist das Wirken des
sog. „Beirat/Wahlausschuss“. Vornehmlich wird die Satzungsauslegung
zur Wahl des Präsidiums kritisiert,
nämlich, dass der Beirat/Wahlausschuss der Mitgliederversammlung
nur jeweils einen Aspiranten für drei
zu vergebene Posten anbietet.
Klingt per se erst einmal nicht wirklich nach „Wahl“ und eventuell auch
nicht „demokratisch“. Aber, wenn
man sich als genervtes Mitglied die
zum Teil grotesken Vorstellungen der
Kandidaten der Vergangenheit vor
Augen hält, ist diese Vorauswahl, gerade in der Transitions-Phase, begrüßenswert und nachvollziehbar. Es ist
in dieser für den e.V. und die AG
schwierigen Zeit vernünftiger, um
die geeignetsten Kandidaten reibungslos aufs Gleis zu stellen.
Man sollte einfach mal in die Satzung
schauen und den aktuellen Status in
den Gremien abprüfen. Aktuell besteht dieser „Beirat/Wahlausschuss“
aus den beiden Delegierten der Amateure und der Fördernden Mitglieder,
sowie drei führenden Mitgliedern des
Gegenwärtig und zukünftig also nur
demokratisch legitimierte Personen
und honorige Mitglieder. Wieso kann
oder mag man diesen Menschen nicht
das Vertrauen entgegen bringen, dass
sie für das Wohl des gesamten Vereins
und schlussendlich auch für das Vereinsvermögen (die AG!) die besten
Leute einfängt und das Präsidium
sinnstiftend und erfolgreich komponiert.
Machen wir uns nichts vor – leicht
kann sich der Beirat diese Entscheidung nicht gemacht haben. Für den
Beirat wäre es auf alle Fälle bequemer
gewesen, alle Bewerber für die drei
zu wählenden Präsidiumsposten anzunehmen. Dann hätten sie die Verantwortung auf die Mitglieder abwälzen können und müssten sich nicht
der Kritik auf der Mitgliederversammlung stellen.
Auf alle Fälle ist der Beirat jetzt in
der Pflicht. Sie müssen die Kandidaten für das Präsidium auswählen, und
diese Kandidaten müssen so gut sein,
dass sie auch die Hürde Mitgliederversammlung passieren. Denn auch
wenn wir Mitglieder nur mit „Ja“ oder
„Nein“ abstimmen können, die Wahl
haben wir trotzdem.
Glücklicherweise hat sich der Beirat/
Wahlausschuss auch dahingehend
positioniert, dass das präsidiale Wirken im e.V. als reines Ehrenamt zu
funktionieren hat. So darf man annehmen, dass es nur Kandidaten gibt,
die mit echtem, gelebtem Herzblut
für dieses Amt brennen wollen.
Fazit: Im sportlichen Bereich
müssen wir Geduld beweisen, wenn nötig bis zum bitteren letzten Spieltag. Im
vereinspolitischen Bereich
müssen wir einfach lernen,
Vertrauen zu geben und
auch einfach mal loslassen
können (und wollen). Es geht
glücklicherweise um nichts
mehr, außer, um den Universalsportverein.
Gut, es gibt im Umfeld des HSV ausreichend blendenden Durchschnitt
mit viel Zeit und Geld, aber, herrjeh,
auch da bietet eine Vorauswahl mit
einem entsprechenden Assessment
ggf. eine wirksame Abwehr.
20
AUTOR: Thomas Pundrich
Sorry, ich bin immer noch kein Universalsportvereinversteher und muss
mir auch jetzt kein Bekenntnis dazu
abheucheln, weil ich glücklicherweise kein Amt anstrebe und mich der
Universalsport im HSV e.V. im Regelfall nicht interessiert.
Die Kritiker des „Beirat/Wahlausschuss“ mögen sich bitte eine Frage
stellen und diese auch bitteschön
halbwegs ehrlich beantworten: wieviel Auswahl hatten wir in der Vergangenheit, wie oft hatten wir ein
„glückliches Händchen“ und wie oft
war der Akt der demokratischen Tradition im HSV e.V. schlichtweg ein
Griff ins Klo? Es ist wie bei der internationalen Coffee-Shop-Kette. Lange
Tafeln mit Getränken, aber im Ergebnis nichts anderes als immer das
gleiche Gebräu, oberflächlich aufgepeppt durch Zuckersirup unterschiedlicher Couleur.
Ein Plädoyer für eine demokratische (Aus-) Wahl
Die Diskussions-Wellen schlagen hoch bei den HSV-Mitgliedern. Der übergangsweise amtierende Beirat hat beschlossen, nur jeweils einen Kandidaten für jedes Präsidiumsamt (Präsident, Vizepräsident, Schatzmeister) den
Mitgliedern zur „Wahl“ vorzuschlagen. Der Widerstand
gegen dieses Vorgehen ist praktisch HSV-flächendeckend.
Wahl bedeutet Auswahl
„Möglichkeit der Entscheidung; das
Sich-Entscheiden zwischen zwei oder
mehreren Möglichkeiten“ (Duden)
Demokratische Traditionen beruhen
– nicht nur, aber ganz entscheidend
– darauf, dass Wähler die Möglichkeit
haben, sich zwischen verschiedenen
sachlichen oder personellen Angeboten zu entscheiden.
Wer nur entscheiden darf, ob eine
vorgeschlagene Person gewählt wird
oder nicht, der wählt nicht, sondern
bestätigt. Aus dem politischen Raum
gibt es unzählige Erfahrungen mit
diktatorischen Systemen, in denen
Bürger nicht wählen durften, sondern
eben nur bestätigen. Wer keine Auswahl anbietet oder zulässt, reduziert
die Wahlmöglichkeit der Entscheider
– der Wähler. Dafür gibt es weder
eine nachvollziehbare, überzeugende
Begründung, noch eine Legitimation.
Die Satzung legt die Entscheidung in die Hände der Mitglieder – nicht des Beirats
Beim HSV sollen die Präsidiumsmitglieder, anders als der Vorstand des
HSV e.V. bisher, vom „HSV-Volk“, also
den Mitgliedern direkt gewählt werden. Früher wurde der Vorstand vom
Aufsichtsrat ernannt. Mit der neuen
Regelung sollte bewusst die Entscheidung in die Hände der Mitglieder
gelegt werden.
Was wollten die Antragsteller
vom 19.1.14?
Das lässt sich nachlesen:
„… Der Wahlausschuss sucht und prüft
daraufhin die Kandidaten für das Präsidium. Die Anzahl der geeigneten Kandidaten wird vom Wahlausschuss festgelegt und in einer Vorschlagsliste
erfasst, aus der die Mitgliederversammlung dann die Kandidaten nach einer
Vorstellungsrunde wählt.“
So stand es in der Antragsbegründung
für die Mitliederversammlung am
19.1.14. Das ist eindeutig und wird
durch die Antragsteller nach wie vor
bestätigt. Leider finden sie kein Gehör
beim Beirat.
AUTOREN: Reinhard Hupfer &Sven Kröger
Die Kompetenz der Kandidaten soll
vom Beirat geprüft werden; er soll
nur geeignete Kandidaten vorschlagen. Keineswegs soll der Beirat eine
Wahl-Vorentscheidung treffen. Nur
einen einzigen Kandidaten vorzuschlagen, geht nur dann, wenn man
(der Beirat) nicht mehr geeignete
Kandidaten findet.
Wir sind stolz auf
demokratische Traditionen
Beim HSV haben (basis-) demokratische Verfahren zur Mitbestimmung
der Geschicke des Vereins eine lange
Tradition. Darauf sind viele Mitglieder
stolz, auch wenn nicht alle (Wahl-)
Entscheidungen glücklich gewesen
sein mögen.
en Satzung mitgewirkt haben und dem
Beirat eine eigene Entscheidungskompetenz einräumen.
Warum versteckt sich der Beirat
hinter umstrittenen juristischen
Argumenten?
Ein, wenn nicht das entscheidende Argument für die Haltung des Beirats ist
die juristische Auslegung der Satzungsvorschriften (§§ 17 Ziff. 3, 19 Ziff. 3 b).
Dazu hat er nach eigener Aussage Meinungen von Anwälten eingeholt, die
nach Ansicht des Beirats keine andere
Entscheidung zulassen, als nur jeweils
einen Kandidaten vorzuschlagen.
Diese juristischen Meinungsäußerungen sind nicht veröffentlicht; die Behauptung des Beirats lässt sich also
nicht überprüfen. Wie immer, gibt es
dazu andere Ansichten – auch von
namhaften Juristen, insbesondere
auch von denen, die aktiv an der neu-
Meist verbergen sich hinter den juristischen Feinheiten andere Interessen.
Was also treibt den Beirat zu seiner
Entscheidung, die die meisten
HSV-Mitglieder gegen ihn aufbringt?
Warum schafft der Beirat nicht mehr
Transparenz? Wenn man nicht Bescheid weiß, blüht die Spekulation,
meist eine negative. Daran wollen wir
uns nicht beteiligen.
Aber eine Aussage des Beirats lässt
sich zitieren:
„Schließlich kann in diesem Zusammenhang unser Eindruck als Beiratsmitglieder nicht ausgespart bleiben, dass zumindest bei einigen Mitgliedern
tragender Beweggrund für die Forderung
nach Zulassung mehrerer Kandidaten
weniger der Wunsch nach Demokratie
zu sein scheint, als vielmehr das Bestreben, jeweils den bzw. die eigenen Kandidaten (oder gar sich selbst) ins Amt zu
bringen.
Mit diesem Verhalten würden Interessengruppen auch bei Einbringung mehrerer Vorschläge versuchen, Kandidaten
in den Prozess zu drücken, die der Beirat
mangels Eignung nicht auswählt; dem
ist rechtzeitig Einhalt zu gebieten.“
Zitiert aus einem Schreiben des Beirats
an einen der Autoren vom 14.11.2014,
unterzeichnet von den Vorsitzenden
Eckart Westphalen und Dr. Andreas
Peters.
Diese Aussage macht uns sprachlos.
Dem Beirat steht jedes Mittel zur Verfügung, diesen Befürchtungen eigenständig entgegenzutreten und sie
gegenstandslos zu machen. Diese Sicht
auf die Mitglieder des HSV und deren
Wahrnehmung berechtigter Interessen
kann man nur mit Sorge zur Kenntnis
nehmen – und die Frage stellen: Haben
wir die richtigen Mitglieder im Beirat?
Fazit: Wir erwarten, dass die
Vorschriften der Satzung so
ausgelegt werden, wie es die
Mitglieder wollen und mit
ihrer Entscheidung vom 25.
Mai 2014 mit überwältigender Mehrheit zum Ausdruck
gebracht haben!
Foto: Witters
aNsicht
GEHORSAM
ODER EIGENVERANTWORTUNG?
Der mangelnde Erfolg des Vereins
über einen langen Zeitraum lässt sich
jedoch nicht an den demokratischen
Verfahren festmachen. Vielmehr haben die alten Strukturen Wahlentscheidungen zugelassen, die die Kompetenz der Kandidaten zu wenig
berücksichtigt haben. Genau das soll
durch das Prüfungs- und Vorschlagsrecht des Beirats geändert werden.
21
PRÄSIDIUMSWAHL BEIM HSV
ANSICHT
Zwerge!? Nun ja, wer sich bei
dem Begriff „Zwerge“ vorstellt, dass
– vergleichbar wie beim Fußball eine
G-Jugend – kleine Kinder süß und
unbedarft über die Tartanbahn flitzen oder in die Sandkiste hüpfen,
wird enttäuscht sein. Vielmehr sind
es Kinder bzw. Jugendliche im Alter
von 8 bis 15 Jahren, die schon beachtliche Leistungen in Ihren Disziplinen
erreichen.
Die Raute – überall präsent.
Dino Hermann ist auch hier der Star
der Kinder.
Autor: Sven Dabelstein
„Herr Rebbe,
kennen Sie das Fest der 1000 Zwerge?“
Mit dieser simplen Frage ließ
Peter Gottschalk seinerzeit uns und den
hoffnungsvollen Kandidaten bei der Wahl
des Aufsichtsrates 2011 fragend zurück.
D
as Fest der 1000 Zwerge!? „Kenne ich auch
nicht!“ – war der meist
ausgesprochene Satz
am Getränkestand,
begleitet mit Achselzucken. Ein Fest,
welches durch diese Frage große Berühmtheit erfahren hat, dabei aber
vermutlich immer noch relativ unbekannt geblieben ist.
HSV SCHNACK hat dieses Fest
einmal besucht, und bringt es euch
ein wenig näher.
Beschäftigt man sich mit der Historie dieses Festes, wird man erfahren, dass man den Namen der BILD
zu verdanken hat, denn ursprünglich
fand diese Veranstaltung als „Schü-
ler-Saisonabschlusssportfest des
HSV“ statt.
Schauen wir zunächst, ob die
Veranstaltung hält, was der Name
verspricht:
Fest!? Definitiv ja! Zwar laufen
immer mal Sportler mit enttäuschten
Mienen herum, was bei sportlichen
Wettkämpfen zwangsläufig der Fall
ist, diese werden aber schnell durch
die freudige Atmosphäre wieder aufgefangen.
1.000!? Mit 935 gemeldeten Startern wurde die Marke in diesem Jahr
zwar knapp verpasst, wird jedoch
sonst jedes Jahr erreicht oder gar
Fest der
1000 Zwerge
Ja, man tat gut daran, diesen Namen aufzugreifen und ihn für das
größte deutsche Schülersportfest zu
etablieren.
So zeigt sich die Jahnkampfbahn
zwei Tage lang mit gefüllten Tribünen
ganz in den Farben unserer Raute
geschmückt. Streift man durch die
Reihen, erblickt man Trainingsanzüge u.a. aus Cottbus, aus Münster und
von Tampereen Pyrintö aus Finnland.
Vom HSV sind über 80 Leichtathleten/Innen am Start.
Die weiter angereisten Sportler
wohnen in Schulhallen bzw. kommen
privat unter.
Man wundert sich, wie bei diesem
bunten Treiben überhaupt jemand
den Überblick behalten kann, doch
Organisator Oliver Voigt behält zu
jeder Zeit den Durchblick. Über den
Tag sind 4 Organisationsblöcke á 40
Helfer eingeteilt, die ihn dabei unterstützen, jede aufkommende Frage
zu beantworten, den Sportlern den
Weg zu weisen, oder aber als Kampfgericht zu fungieren. Auf die zwei
Tage verteilt finden 112 Siegerehrungen statt, denn exakt diese Anzahl
an Wettbewerben wird ausgetragen.
Fragt man Oliver nach herausragenden Athleten aus der Vergangenheit,
so weiß er sofort zu berichten, dass
bei jeder großen Leichtathletikveranstaltung wie Europameisterschaft,
Weltmeisterschaft oder gar Olympischen Spielen immer auch Athleten
dabei sind, die schon am „Fest der
1.000 Zwerge“ teilgenommen haben.
Zu nennen sind z. B. der bisher einzige deutsche Hochsprung-Weltmeister Martin Buß oder die Vize-Weltmeisterin im Siebenkampf Jennifer
Oeser.
Überhaupt stellt Oliver Voigt in
Aussicht, dass eines der heute anwesenden Talente irgendwann ein
Champion sein wird, man wisse nur
nicht welches!
Eventuell wird es ja sogar ein Eigengewächs, wie z. B. Frederik Denis,
der in der Altersklasse M10 den 50m
Sprint in 7,58 Sekunden, die 800m
in 2:36,09, den Weit- und Hochsprung
(4,14m / 1,33m) gewann und mit der
Staffel Bronze holte!?
Ja, Herr Rebbe: Das Fest ist
es wert, bekannt zu sein!
Bei allem Spaß und Wettstreiten
bot man auch Luisa Natiwi die Bühne, „zebracrossing e.V.“ vorzustellen.
Ein Verein, der nach dem Motto: „Gib
uns eine Angel statt 1.000 Fische,
damit wir selber für uns sorgen können!“ Lebensverbesserungen in Uganda anstrebt.
Interessierte lege ich den Internetauftritt www.zebracrossing.info
nahe!
Luisa Natiwis Projekt ‚Mata-Mata‘
von „zebracrossing“ will Perspektiven
für die Einwohner der Provinz Karamoja in Uganda schaffen.
22
deutlich übertroffen. Die Sportler
kommen aus über 100 Vereinen, auch
aus den skandinavischen Ländern.
ansicht
Die
BEERDIGUNGSGESELLSCHAFT
ist raus
– Ein Gespräch mit der neuen Abteilungsleitung.
23
Text: Thomas Pundrich und Tommy Cosmo
Fotos: Miroslav Menschenkind
ansicht
Interview mit der neuen AL: Timo Horn, Carsten Bünger,
Martin Oetjens, Mathias Helbing und Thomas Kerfin
Die neue Abteilungsleitung (AL)
hatte sich bereit erklärt, uns Redaktionsmitgliedern des HSVSCHNACK
(Tommy Cosmo und Thomas Pundrich),
die Möglichkeit zu einem Gespräch zu
bieten. Da die Jungs natürlich einen
proppevollen Terminkalender in
HSV-Fragen haben, fand unser Gespräch
als sog. „joint interview“ mit Axel Formeseyn statt, der ein großes Vorstellungsinterview mit der AL für die kommende SC News machen will. Ort dieser
Begegnung war die altehrwürdige
Gaststätte „Stadioneck“, wo wir dann
aufgrund der Zahl der Anwesenden
flugs in das Hinterzimmer umziehen
konnten, weil eine Beerdigungsgesellschaft vom nahen Friedhof im Volkspark
bereits gegangen war.
De r erste Teil des Gesprächs
war geprägt von der durchaus
emotionalen Gesprächsführung
Axel Formeseyns. Der nunmehr
wieder geneigte Leser der kommenden SC News darf gespannt
sein, was der Altmeister des verbalen Seelenstriptease in HSV
bewegt hatte, es gab auch genug
Leute, die sich der Thematik komplett entzogen haben und in Ihrer
Frustration eine schweigende und
kritische Masse darstellten, welche
sich dann auch im Mai dieses Jahres entlud und zur Ausgliederung
des Lizenzspielbetriebes aus dem
e.V. beitrug.
Die neue Abteilungsleitung ist
unseres Wissens die erste AL, die
vollständig aus Mitgliedern besetzt ist, die nicht unmittelbar in
Hamburg ansässig sind. Schon
dieser Umstand erfordert ein hohes Maß an Kommunikationsbewusstsein untereinander, was eine
hervorragende Voraussetzung zur
besseren Nutzung der gebotenen
Kommunikationsmittel in Richtung der Mitgliedschaft darstellt.
Angelegenheiten gutes verfassen
wird, natürlich immer unter der
Bedingung, dass Axel den Soundfile im Telefon wiederfindet.
Für den zweiten Teil des Gespräches standen uns dann exklusiv Timo Horn, Mathias Helbing
und Thomas Kerfin zur Verfügung.
Unser Fokus lag dabei auf dem
Kernkomplex „Kommunikation“.
Jedem Mitglied des Supporters
Club, ob nun inhaltlich, wie räumlich, nah und fern, durfte nicht
entgangen sein, dass die Kommunikationskompetenzen der ehemaligen Abteilungsleitungen in
der Nachbetrachtung als „optimierungswürdig“ bewertet werden
müssen. Der ewig unterschwellige Duktus der „Holschuld“ für die
Mitglieder schwang immer mit,
wer sich nicht mit den vorgegeben
und bewährten Maßnahmen und
Strukturen anfreunden mochte,
ja, der sollte bitteschön ein Ehrenamt bekleiden und alles besser
machen. Ansonsten war genug
Lametta. Zumindest aus der Sicht
der damaligen Abteilungsleitungen. Ein Umstand, der nicht wenige Mitglieder zum Rückzug
PLAUDERTEN mit uns in angenehmer Atmosphäre und hinterließen einen prima Eindruck.
Oben: Matthias Helbing,
Mitte links: Carsten Bünger,
rechts: Thomas Kerfin , unten:
Martin Oetjens.
Dass dieses Kommunikationsbewusstsein bei der neuen Abteilungsleitung vorhanden ist, wurde uns dann
allerdings schnell klar. Timo Horn:
„Das Kommunikationsthema ist
eben auch eines der wichtigsten
bei uns! Weil einfach unheimlich
unzureichend in der Vergangenheit kommuniziert wurde. Es
wurden immer Entscheidungen
getroffen, aber es wurden keine
Gründe genannt.“
Wir wollten natürlich wissen,
wie dieser Missstand behoben
werden kann und es entwickelte
sich eine sehr interessante Diskussion. Martin Oetjens: „Ich denke mal, den ersten Schritt haben
wir schon gemacht in unserer
doch so kurzen Amtszeit. Das ist
auch unser Ansatz. Wir müssen
versuchen, alle mitzunehmen. Das
Gefühl entwickeln, alles HSVer zu
sein. Dieses Wir-Gefühl entwickeln.“ Ergänzt durch Carsten Bürgers Aussage:
„Man muss nur überlegen wie
man die Vereinspolitik macht.
Ob man die anderen miteinbezieht oder im stillen Kämmerlein
mit 5 Leuten vorgibt, wie der
Hase zu Laufen hat“,
ist die neue Abteilungsleitung mit
einigen Pluspunkten in die Interviewrunde gestartet.
Eine der wichtigsten und teuersten Kommunikationsmöglichkeiten stellen die „Supporters
News“ dar. Im Budget mit circa
250.000 Euro veranschlagt und
von großen Teilen der Mitgliedschaft in der Vergangenheit als
Propagandablatt verschrien, setzt
die neue AL hier als erstes ein Zeichen und hat sich dafür entschieden, die SC News zu reformieren.
Timo Horn: „Es wird ein modernes Layout geben. Es werden
schönere Fotos gemacht. Das
Ganze soll einfach ein bisschen
professioneller sein. Netter aufbereitet!“
24
Ich (Thomas Pundrich) war spät dran
für den Termin mit der Abteilungsleitung. Es nützte einfach nichts, dass man
für sein ungefragtes, ehrenamtliches
Engagement für den HSVSCHNACK, das
dienstliche Gleitzeitkonto malträtiert,
nein, die Stadt ist eine Baustelle und
der 45-minütige Rundblick von der
Köhlbrandbrücke hatte ja auch etwas
Meditatives. Man sinniert in sich hinein,
denkt nach über die anderen Baustellen
dieser Stadt, die beim HSV im Allgemeinen und den ganz speziellen beim
Supporters Club.
ansicht
hätte. Gerade aus der Historie
raus. Wenn wir diese Offenheit
weiter tragen, dann bin ich davon überzeugt, dass auch wieder
mehr Identifikation mit dem SC
vorhanden sein wird.“
Aussagen, die wir gern zur Kenntnis
genommen haben, selbstverständlich
haben uns die tieferen Beweggründe
dazu interessiert. Timo:
„Wir wollten einfach etwas machen! Ein Heft raus bringen, wo
die Leute wieder Spaß haben, es
zu lesen. Ich möchte interessante Geschichten rund um den HSV
lesen, die fern ab von Kleinkriegen und großer Harmonie liegen. Ich möchte z.B. die Beweggründe wissen, warum sich so
viele HSVer mit den Fans in
Glasgow verstehen. Die Leute
sollen wieder Spaß daran haben,
etwas über den HSV zu lesen.
Die SC News soll wieder positiv
sein, und für jeden Fan muss
wieder etwas dabei sein. Das ist
unser Anspruch, und das haben
wir in der Vergangenheit vermisst!“
Sollten sich nun die ersten Leser fragen,
ob es tatsächlich ein Gespräch mit der
neuen Abteilungsleitung war, oder
eventuell doch eher in die Richtung
eines satirischen Beitrages des
SCHNACK geht: es handelt sich hierbei
um Aussagen der neuen AL, die wir 1:1
wiedergegeben haben. Es scheint sich
endlich etwas in der Wahrnehmung der
Mitgliedervertretung zu ändern.
Die Produktionskosten der SC News
von ca. 250.000 Euro pro Jahr (4 Ausgaben in der Regel), repräsentieren
einen nicht unbedeutenden Teil des
Jahresbudgets des Supporters Club,
und wir wollten wissen, ob diese Investition in ein Printmedium in der heutigen Zeit noch angemessen ist. Timo:
„250.000 Euro Budget für die SC News
hört sich zwar viel an. Wenn man aber
bedenkt, dass es sich um circa 1,20 Euro
je Exemplar handelt, dann relativiert
sich das.“
Uns war es natürlich wichtig zu
hinterfragen, ob eine Mitarbeit von den
Mitgliedern gewünscht ist, und wir
haben mit dieser Frage offene Türen
eingerannt. Ob mit Leserbriefen, Teilnahme an den Redaktionssitzungen
oder redaktioneller Arbeit, die Mitarbeit
ist zukünftig ausdrücklich erwünscht!
Auch für unsere auswärtigen Fans
wird sich einiges ändern, bzw. hat sich
da schon einiges geändert. Laut Matthias Helbing: „…erfreuen sich die
Stammtische der Regionalbetreuer
immer größer werdenden Zulaufs“. Ein
Grund hierfür ist sicherlich auch die
neue Devise der neuen AL: Fordern und
fördern.
Thomas Kerfin: „Es müssen jetzt
Leute sein, die wollen und auch bereit
sind, ein Netzwerk aufzubauen und
proaktiv sind. Und dieses Proaktive hat
uns einfach gefehlt, und deshalb haben
wir einfach ein paar Personen raus genommen, wo wir wussten, es bringt
nichts. Und was uns massiv gestört hat,
dass wir wissen: Die Fans sind keine
Masse, die man bewegen darf, die man
korrumpieren darf mit Informationen,
sondern die Regionalbetreuer haben
sich aus diesen Sachen raus zu halten.
Sie haben für alle Fans da zu sein und
nicht einfach einseitige Informationen
oder Berichte zu planen bzw. zu verbreiten, sondern müssen für jeden da
sein….“
Des Weiteren erläuterte Thomas
Kerfin, dass die AL von den Regionalbetreuern/-botschaftern
im Amt Neutralität erwarten
würde, das gelte in Fragen der
Vereinspolitik, aber auch in (fan)
politischen Angelegenheiten.
Spätestens jetzt hat sich der Eindruck manifestiert, dass unsere Abteilungsleitung auf einen richtig guten
Weg ist und einige Missstände nicht
nur erkannt hat, sondern sie auch bereit
ist, diese zu beheben.
Wir wollten natürlich wissen, wie
allen Fans das Gefühl gegeben werden
kann, mit- und ernstgenommen zu
werden. Martin Oetjens:
„Ich glaube ganz einfach, die
kleine, aber feine Umfrage, ist
der erste Schritt dahin und ganz
spannend ist der Einblick in die
Ergebnisse. Da sind viele Resultate bei raus gekommen, die ich
vorher ganz anders eingeschätzt
Die neue AL hat gerade hinsichtlich
Kommunikation einen Scherbenhaufen
übernommen. Als bestes Beispiel hierfür dient das SC Forum. Im Mai noch
von den Teilnehmern der Umfrage zum
beliebtesten Kommunikationsmedium
gewählt, wurde es wenige Tage später
wortlos abgeschaltet. Carsten Bürger:
„Die radikale Abschaltung war
ehrlich gesagt ein wenig unglücklich. Ich sehe schon, dass
unser Forum ruhiger geworden
ist als vorher. Ich war ja damals
auch schon im alten aktiv und
habe mich dann in der heißen
Phase nicht mehr blicken lassen,
da es mir zu dieser Zeit teilweise zu derb war.“
Um diese Aussage einschätzen zu
können, muss man selbst im Forum
aktiv gewesen sein. Der Umgangston
war gerade in der Ausgliederungsdebatte stark verbesserungsfähig, was
25
LINKS: Die alte in die Jahre
gekommene Supporters News.
Rechts: Nach der SN Reform!
Neuer Look, breiterer Themenmix. Etwas für jedermann.
Obwohl ich (Tommy Cosmo) Mitglied einer Arbeitsgruppe für die Umfrage im Mai gewesen bin und da schon
direkten Kontakt zur alten AL gehabt
habe, hatte ich bei diesem Interview
erstmalig das Gefühl, dass wirklich ein
Interesse für die Ergebnisse vorhanden
ist. Die Freude über die Ergebnisse und
den Vertrauensvorschuss war bei Martin Oetjens nicht zu übersehen.
„90% der Umfrageteilnehmer möchten auch in Zukunft zu wichtigen Themen per Umfrage befragt werden.“
ansicht
Carsten: „Jetzt wurde das Forum eh
schon online gestellt, bevor wir gewählt
wurden. Deshalb werden wir das Forum
jetzt auch nicht wieder umstellen. Das
macht keinen Sinn.“
Man merkt allerdings im Gespräch,
dass Carsten das Forum sehr am Herzen
liegt, und dass er es als wichtige Kommunikationsplattform sieht.
„Das Forum war seit vielen Jahren der zentrale Punkt des Austausches. Was mir eigentlich in
all den Jahren gefehlt hat, ist,
dass sich die AL dort blicken ließ
und mal ein wenig berichtet hat
oder auf Anfragen selbst geantwortet hat. So wurde alles von
der Geschäftsstelle abgearbeitet.
Das ist für mich ein Grund, warum ich selbst regelmäßig ins
Forum gehe und schaue, ob es
Fragen direkt an die Abteilungsleitung gibt.“
„Das Forum muss sich neu finden,
muss sich auch neu beweisen. Es ist
jetzt ein internes, geschlossenes Forum.
Das habe ich vorher auch schon befürwortet. Es ist meiner Meinung nach von
Vorteil, dass man jetzt nur noch als
Mitglied die Beiträge lesen kann. Dadurch hat das Forum jetzt eine gewisse Privatsphäre, und ich hoffe einfach
mal, dass die Klarnamenpflicht angenommen wird.“
Im Gegensatz zu den Vorgängern
haben die neuen Medien bei der neugewählten AL einen deutlich höheren
Stellenwert. Ob Facebook, Twitter, Forum oder Homepage, es gab keinen
Bereich, bei dem wir das Gefühl hatten,
dass sich damit noch nicht auseinander
gesetzt wurde. Im Gegenteil, durch
regelmäßige Besuche dieser Kommunikationsplattformen wissen wir, dass
unsere AL diese Medien selbst zur Kommunikation nutzt. Es ist eben das erklärte Ziel, die Kommunikation mit den
Mitgliedern zu verbessern!
Als Kommunikationsmöglichkeit für
die Hamburger dient die öffentliche AL
Sitzung, die es ab 2015 wieder regelmäßig geben soll. Ziel ist es, auch diese Treffen offener zu gestalten.
Timo: „Wenn wir eine öffentliche AL
Sitzung machen, dann darf man darüber auch reden, und es wird auch von
uns darüber berichtet.“
Das Image des elitären Kreises bei
diesen Treffen möchte unsere AL mit
der bisher gezeigten Offenheit und
einer ehrlichen Kommunikation ändern.
hat. Die dazu vorgebrachten Maßnahmen in Kommunikationsfragen erscheinen klar und strukturiert und ebenso
zielführend. Ebenso klar sollte sein, dass
die Bewältigung aller anstehenden
Aufgaben der AL, die Unterstützung
aller Mitglieder des SC erfordert, die
sich den Fortbestand des Supporters
Club wünschen. Wir können nur weiterhin dazu aufrufen, diese neue AL
inhaltlich und ggf. auch tatkräftig zu
unterstützen. Neben dem gebotenen
Maße an Geduld verdient sie auch Mitwirkung und Teilhabe, und darum beenden wir diesen Artikel mit einem
Zitat von Timo Horn:
„Es ist natürlich ein wenig schade, da machst du so eine Umfrage und die Mitglieder nehmen
kaum teil.“
OBEN: Timo Horn (links) wurde
am 20.09.2014 zum neuen Abteilungsleiter gewählt. Unten: Das
Forum braucht wieder Besucher
und wartet auf Deine Anmeldung!
Wir durften eine Abteilungsleitung
kennenlernen, die einen homogenen
Eindruck macht, ohne dabei aber zu
sehr geschlossen zu wirken. Grundsätzlich muss man die Herkulesaufgabe
anerkennen, die die AL zu bewältigen
26
allerdings auch an der von uns angesprochenen unzureichenden Moderation lag.
Carsten Bürger: „Kritik an der Moderation kann ich verstehen. Die Moderation wurde hauptsächlich von den
SC Mitarbeitern erledigt und wenn man
Abends Feierabend macht und am
nächsten Morgen 1.000 neue Beiträge
im Forum sind, dann kommt man nicht
mehr hinterher. Jedenfalls nicht ohne
seine hauptamtliche Arbeit zu vernachlässigen“.
Seit Wiedereröffnung des Forums
gab es in den ersten 10 Wochen circa
1.000 Beiträge. Ein Grund für den fehlenden Traffic ist sicherlich die schlechte Kommunikation während der Wartungsarbeiten. Ein anderer Grund ist
ganz bestimmt die Einführung der
Klarnamenpflicht im Forum, eingeführt
von der alten AL.
2
1 VEREIN
Halb
Fotos: Privat, Dominic Demenat
zeiten
Fußball ist NICHT die schönste Nebensache der
Welt – schon gar nicht an Bundesliga-Spieltagen.
Dann gibt es aber nichts Wichtigeres – jedenfalls
nicht, solange der Ball rollt. Ein Blick hinter die
Kulissen einer schrecklich netten Familie.
Text: Elke Opitz
Ansicht
3tionEN
S
amstag, 15:00 Uhr. Jetzt ist
Konzentration angesagt.
Es gibt einen Plan und
der wird – BITTE! – konsequent eingehalten. Und zwar
von allen Beteiligten. Alle, das sind:
meine Mutter, mein Sohn und ich.
Wir leben in einem Mehrgenerationenhaus und neben bedingungsloser
Liebe, der familiären Verbundenheit,
sowie ein paar größeren und kleineren Ähnlichkeiten, eint uns vor allem
eines: die Leidenschaft zum Fußball.
Das klingt erst einmal einfach.
Ist es aber nicht. Die genannte Einigkeit ist nämlich jäh zu Ende, sobald
die Vorbereitungsphase auf das samstägliche Fußfallgeschehen abgeschlossen ist.
Konkret bedeutet das: Wir gehen
uns aus dem Weg - und zwar gezielt.
Meine Mutter verfolgt die Spiele im
Radio in ihrer Wohnung. Ich sitze mit Unterbrechungen - in meinem
Büro vor dem Live-Ticker und stehe
in direkter Verbindung zu meiner
HSV-XING-Gruppe. Mein Sohn besteht auf die Konferenz bei Sky und
liegt meist sehr entspannt auf dem
Sofa im Wohnzimmer.
Je nach Spielpaarungen begegnen
wir uns früher oder später, am besten
auch mal gar nicht. Aber sobald wir
uns treffen, ist immer - ja, einfach
immer - der HSV Thema - früher oder
später oder besser auch mal gar nicht.
Das alles hat gute Gründe und
dazu muss man wissen:
Meine Mutter ist Hertha-Fan (mit
Mitgliedsausweis). Seit der Saison
2011/2012 hasst sie Düsseldorf und
wünscht sich nichts mehr, als dass
die Fortuna verliert. Am liebsten an
jedem Wochenende und am liebsten
zweistellig. Sie leidet mit dem HSV,
weil ich leide und zudem versteht
meine Mutter nicht, warum der große HSV nicht immer gewinnt - anstelle der Bayern gegen die sie eine
tiefe Abneigung hat. Deren Millionen-Kicker und dieses „Mia san mia“
findet meine Mutter „einfach unerträglich“.
Mein Sohn ist Bayern-Fan. Nicht
nur, weil er in München geboren ist,
sondern auch, weil er den Fußball,
den die Millionen-Kicker von der Isar
spielen, einfach genial findet. Außerdem will er (meistens), dass der HSV
gewinnt, weil er der festen Überzeugung ist, dass der Bundesliga-Dino
nicht absteigen darf. (Wenn er mich
ärgern will, behauptet er, dass der
HSV nicht einmal absteigen kann. )
Er ist leidenschaftlicher Hertha-Sympathisant (mit Mitgliedsausweis), weil
seine Oma ihn, als er noch ein Zwerg
war, ins Berliner Olympia-Stadion
geschleppt hat. Ein für ihn offenkundig prägendes Erlebnis.
Ich bin HSV-Fan (mit Mitgliedsausweis), trage die Raute seit Ewigkeiten im Herzen und bei wichtigen
Spielen mein heißgeliebtes Trikot mit
der Nummer 22. Ich verfolge den Live-Ticker zusammen mit meiner HSVBadeente, gebe zähneknirschend zu,
dass die Bayern überaus professionell
ihren Verein führen und einen coolen
Ball spielen. Ferner bin ich Sympathisantin der „Alten Dame“ und der
festen Überzeugung, dass die Hertha
in der ersten Liga spielen muss.
Alles Klar?
Zudem haben meine Mutter, mein
Sohn und ich zu jedem der noch nicht
genannten Bundesligavereine eine
Meinung. Besser gesagt, jeder hat
seine Meinung, was die Unterhaltungen nach dem Abpfiff nicht einfacher
macht.
Kurzum: Samstags
brennt bei uns der Baum
Ab 15.30 Uhr konzentrieren wir
uns auf die Spiele und jedes Haustürund Telefonklingeln wird ignoriert.
Genau hingehört wird hingegen,
wenn mein Sohn brüllt. Er macht das
wirklich gut, denn seine Stimmgewalt
reicht über zwei Etagen hinweg, sodass wir stets auf dem Laufenden
sind und genau wissen, wann es sich
lohnt, zu ihm ins Wohnzimmer zu
sprinten. Aber: Nicht der Brüller al-
27
Genera
Ansicht
nicht gut gehen wird. Ich stehe auf,
trabe umher, brülle den Fernseher an,
um im nächsten Moment einsichtig
festzustellen, dass die da auf dem Rasen mich sowieso nicht hören. Fällt
gar ein Tor gegen uns, habe ich es nicht
nur kommen sehen, sondern auch die
Schnauze gestrichen voll. Jawoll! „Hab’
ich’s gesagt oder hab’ ich’s gesagt?“
motze ich dann. Mein Sohn antwortet
„Hast du, Mama“ und ich stampfe
wutschnaufend wieder in mein Büro.
Dort wird erst die Badeente in ihre
Ecke verbannt und sich anschließend
in der HSV-XING-Gruppe ausgeheult.
Halbzeit
Führt Hertha, geht mein Sohn zu
seiner Oma. Steht’s beim HSV unentschieden oder besser, gehe ich mit. Wir
plaudern dann, trinken Kaffee und
meine Mutter spendiert Kuchen. Liegt
Hamburg zurück, bleibe ich in meiner
Wohnung, denn ich will nicht erklären
müssen, warum und wieso – soll’n sie
doch ihren Kuchen alleine essen!
Wiederanstoss
Zweite Halbzeiten sind in aller
Regel das Grauen. Lag der HSV bereits zur Pause zurück, bin ich nur
genervt und stöhne bei jedem halbwegs gefährlichen Schuss, als hätte
ich Geburtswehen. Steht es unentschieden, bestimmt der jeweilige
Gegner, ob ich mehrere Kilometer
durchs Haus renne und mich irgendwann erleichtert oder verzweifelt
aufs Bett schmeiße.
Muss ich befürchten, dass wir
ein Tor kassieren und möglicher Weise das Spiel verlieren, werde ich zum
Querfeldeinläufer. Meine Strecke:
Büro – Flur – Küche – Wohnzimmer
– zwei Drehungen - Stehplatz, schräg
zum Fernseher (ich will das Gegentor
gar nicht genau sehen) – zurück – Bad
– Wohnzimmer – Blick auf den Bild-
schirm (wieder schräg,
praktisch auf Höhe der
Torauslinie) – Kaffee holen
– zurück ins Wohnzimmer
- Blick auf den Bildschirm
– Terrasse – Blick auf den
Bildschirm– schnurstracks
zurück ins Büro und erst
mal schauen, was die Männer in der HSV-Gruppe
posten.
Besteht die Wahrscheinlichkeit, dass uns der
Siegtreffer gelingt, werde
ich zum Langstreckenläufer: Büro – Flur – Küche –
Wohnzimmer – zurück –
Bad
– Flur (auf und ab) – Wohnzimmer – Blick auf den
Bildschirm – Terrasse –
Wohnzimmer – Blick auf
den Bildschirm – Terrasse
– Blick auf den Bildschirm
–TOOOOOOOOOOR! – TOR
für den HSV!
Wer meint, dass nun
meine Situation einfacher
seither immer, wenn es für unseren
HSV eng wird.
Das bedeutet: Ticker aus, kein
noch so kurzer Blick auf den TV-Bildschirm, kein heimliches Mitlesen in
der HSV-Gruppe. Um die Zeit bis zum
Abpfiff zu überbrücken und nicht
gleichzeitig dem Wahnsinn zu verfallen, nutze ich die Leidenszeit und
räume mein Büro auf, sortiere Manuskripte, ordne Textmarker nach
Farben, packe Reisetaschen aus und
Sporttaschen ein. Zwischenzeitlich
renne ich wieder hin und her und
mache mich und meinen Sohn verrückt. Aber kann ich etwas dafür?
Eben nicht.
Dass ich ab der 85. Minute im
30-Sekunden-Takt Richtung Wohnzimmer brülle „Wie lange noch?“ will
ich nur der Vollständigkeit halber hier
erwähnen aber nicht kommentieren.
Es ist ja auch irgendwie peinlich.
Abpfiff
Je nachdem, wie unsere Vereine
gespielt haben, endet der Samstag. Haben sie verloren, bleibt erst einmal
jeder wo er ist. Gekonntes „Sich-ausdem-Weg-gehen“ ist dann die Devise.
Gegen 18.00 Uhr haben wir uns meist
wieder halbwegs im Griff und treffen
uns bei meiner Mutter am Küchentisch.
Es wird laut und kollektiv gejammert,
gemeckert, wüst geschimpft und bisweilen fies gepöbelt. Auf die Wiedergabe des genauen Wortlauts verzichte
ich - was sollen die Leser sonst von uns
denken.
Meine Mutter, die uns ansonsten
vorzüglich bekocht, serviert Stullen
– mehr ist nach einem verschissenen
Bundesliga-Spieltag nicht zu erwarten.
Das Abendspiel schaut man mit einem
„Jetzt-ist-auch-alles-egal-Blick“ an. Es
sei denn, der erklärte Hass-Verein spielt
und bekommt richtig was auf den Sack.
Das könnte ein wenig den Schmerz
lindern.
Grundsätzlich angespannt ist die
Situation, wenn Bayern gewonnen,
Hertha unentschieden und der HSV
verloren hat. Dann heißt es: Vorsicht
bei jedem Wort. Genau aufpassen, wann
man was, über welches Spiel sagt. Am
besten ist es sowieso, über etwas ganz,
ganz anderes zu reden. Politik ist klasse! Da findet man schnell einen Bereich,
über den man sich trefflich streiten
und seinen Fußballfrust abbauen kann,
ohne dass es die anderen merken.
Äußerst kritisch sind Hertha-Ergebnisse. Besonders jene gegen Hamburg. Ich möchte an dieser Stelle darüber nicht berichten. Die Wunden sind
noch zu frisch.
Richtig gut hingegen sind Abende,
wenn der HSV gewonnen hat. Meine
Mutter pflegt einen Sieg unserer Mannschaft mit „Na, also! Es geht doch“ zu
kommentieren, während mein Sohn
entspannt und wissend in die Runde
schaut und zum x-ten Mal erklärt „dass
Hamburg im Grunde eine gute Mannschaft hat“. Ich ergehe mich entgegen
meiner sonstigen Gewohnheit bei HSVSiegen in Zweiwort-Sätzen. Je nach
Gegner ist ein 3-Punkte-Gewinn entweder „Einfach cool“, „Absolut genial“,
„Voll verdient“, „Na, endlich“ oder
„ausgleichende Gerechtigkeit“.
Perfekt wären unsere Samstage,
wenn wir am Ende eines Spieltags
wüssten, dass Bayern nicht wieder
Meister wird, dafür aber die Champions League gewinnt (Wir können ja
gönnen!). Hertha Vizekusen souverän
mit 3:1 aus dem Olympia-Stadion gekegelt hätte und DFB-Pokal-Sieger
wäre. Und schließlich der HSV lässig
4:0 gegen Hoppelheim gewonnen hätte und drei Tage vor Saisonende als
Deutscher Meister feststünde.
Aber was ist im Leben schon perfekt? Höchstens HSV-Fan zu sein.
Persönlichkeitsrechte werden mit
diesem Beitrag nicht verletzt, zumal
es in der Realität oftmals noch viel
schlimmer zugeht. Daher wurde der
Text von den genannten Familienmitgliedern auch relativ schnell und entspannt zur Veröffentlichung freigegeben und von Elke Opitz im Beisein
unseres Teddys geschrieben, der dem
Ganzen nichts hinzufügen möchte,
außer eines donnerndes:
NUR DER HSV!
28
lein entscheidet, ob man sich auf den
Weg machen muss, sondern auch die
Wortwahl und die Feinheiten gilt es
zu beachten.
„Tor in Hamburg“ beispielsweise
bedeutet nichts Gutes, denn konkret
heißt das: Der jeweilige Gegner des
HSV hat getroffen.
„Tor für Hamburg“ hingegen bedeutet, dass ich mit einem Antritt à
la Usain Bolt losrennen muss, um die
Wiederholung des wunderbaren HSVTreffers zu sehen.
Bei Strafstößen gibt es kein „für“,
sondern immer nur ein „in“, denn
mein Sohn liebt es, mich bei Elfern
zu beobachten. Aber das ist ein anderes Thema.
Wenn ein Verein, der in unmittelbarer Tabellennähe zum HSV steht,
in Führung geht, brüllt mein Sohn
nicht. Er will mich nicht unnötig
aufregen und fürchtet zudem in kritischen Phasen meine dann „programmierte schlechte Laune“. Wenn
sich Stuttgart oder Leverkusen ein
Tor einfängt, brüllt er grundsätzlich,
denn dann kann er sicher sein, dass
ich schadenfroh ins Wohnzimmer
spaziere. Ich mag die Schwaben nicht
und die Pillendreher schon gar nicht.
Wenn der HSV gut oder zumindest
solide spielt, brüllt er „MAMA!“. Ich
falle jedes Mal wieder darauf rein,
renne ins Wohnzimmer, in der Hoffnung, dass die Jungs ein Tor geschossen haben, um dann aber festzustellen:
Es ist nichts passiert – außer, dass
mein Sohn möchte, dass ich mich zu
ihm geselle. Mit einem Lächeln und
den Schmusesätzen „Nun lass’ uns
doch zusammen schauen“ und „Deine
Truppe spielt wirklich nicht schlecht“,
lullt er mich seit Jahren ein.
Je nach Spielentwicklung schauen
wir dann 3, 13 oder 23 Minuten gemeinsam. Spätestens nach dem fünften
Fehlpass in der eigenen Hälfte, erkläre ich in aller Deutlichkeit, dass das
nicht gut gehen kann und dass das
wird, irrt. Und zwar gewaltig. Denn
jetzt folgt in schöner Regelmäßigkeit
meine Drohung, den HSV wegen Körperverletzung zu verklagen, denn nur
selten führen wir souverän mit zwei,
drei Toren. Nee, nee. Warum auch?
Uns HSV-Fans kann man ja quälen.
Wir haben ja Nehmer-Qualitäten. Von
wegen. Ich jedenfalls habe keine Nerven wie Drahtseile. Ich bekomme
grundsätzlich Schweißausbrüche,
Atemnot und Herzrhythmusstörungen. Ich drohe zu kollabieren und
dann bedroht mich auch noch mein
eigenes Kind, und das nur, weil ich
ihm permanent ins Fernsehbild renne oder mich vor dem Kasten aufbaue
und zwar in Drohgebärde. Kurzum:
Alles ist bedrohlich.
Um zu verhindern, dass wir am
Montag unter der Titelzeile „Familien-Drama nach HSV-Spiel“ in der
Zeitung stehen, verziehe ich mich
vorsorglich wieder ins Büro und suche
in meiner HSV-Gruppe Trost. Doch
kaum habe ich „Hallo, Männer“ und
einen flotten Zweizeiler gepostet,
kracht mir ein „Elke, Du hier dabei?
oh, oh ...“ (O-Ton vom 01.11.14, 16.31
Uhr) auf den Rechner. Meine Antwort:
„Wenn es der Sache dienlich ist - also
gut für unsere Jungs – schaue ich SOFORT weg, okay?“ (O-Ton vom mir um
16.37 Uhr) wird kommentarlos hingenommen und signalisiert mir lediglich: „Elke, Du musst mehr bieten.“
Stimmt ja auch, zumal ein kurzfristiges Wegschauen nichts bringt. Also
poste ich um 16.46 Uhr: „Ich verlasse
Euch jetzt. Schließlich sollen unsere
Jungs gewinnen. Und ICH will nicht
Schuld sein, wenn das nicht klappt.“
Zur Erklärung: Ich habe in der
vergangenen Saison erleben müssen,
dass (fast) immer, wenn ich das Spiel
komplett angeschaut habe, unser
Mannschaft verloren hat. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass
der HSV gewinnen oder unentschieden spielen kann, wenn ich Opfer
bringe und erst nach Beendigung der
Partie wieder auftauche. Da ich, wie
die meisten Fußballfans, wahnsinnig
abergläubisch bin, verzupfe ich mich
Foto: Melanie Freiesleben
AmTag
Tagdies
des HEIMSPIELS gleicht die Arena einem geschäf�igen Bienenkorb.
Am
Die Fans
Fans kommen
kommen aus
aus nah
nah und
und fern
fern angereist
angereist und
und suchen
suchen ihre
ihre Plätze
Plätze auf,
auf, es
es lassen
lassen
Die
sich Freunde
Freunde tre�fen
tre�fen und
und die
die Stadionshow
Stadionshow oder
oder das
das VOLKSPARKETT
VOLKSPARKETT erleben.
erleben.
sich
Während LOTTO
LOTTO für
für jeden
jeden gut
gut sichtbar
sichtbar seinen
seinen Auftritt
Auftritt zelebriert,
zelebriert, arbeitet
arbeitet der
der BEBEWährend
HINDERTENBEAUFTRAGTE im
im Hintergrund.
Hintergrund. So
So mancher
mancher Besucher
Besucher wird
wird an
an
HINDERTENBEAUFTRAGTE
diesem Tag
Tag mit
mit großen
großen Augen
Augen seine
seine Stadionpremiere
Stadionpremiere feiern,
feiern, während
während andere
andere vor
vor lauter
lauter
diesem
Gewöhnung das
das weite
weite Rund
Rund wie
wie ihr
ihr eigenes
eigenes Wohnzimmer
Wohnzimmer erleben.
erleben. Ein
Ein ganz
ganz
Gewöhnung
normaler Heimspieltag
Heimspieltag eben
eben ......
normaler
Heimspiel
EINSICHT
Rad an Rad
EIN HEIMSPIEL AUS DER SICHT EINES
ROLLSTUHLFAHRERS
Kim Daniel Zierold (27) ist
voller Vorfreude und Hoffnung, dass es beim Heimspiel seines HSV zu drei
Punkten reicht.
Tross aus Rosengarten in Bewegung,
um gut eine Stunde danach auf dem
Parkplatz „orange“ einzutreffen. Dort
stehen stets die gleichen Ordner wie
bei jedem Heimspiel, man kennt sich
schon.
Der 1. Vorsitzende des „HSV Fanclub
Emsen“ besucht nicht nur die Heimspiele, auch die Auswärtsspiele in Hannover und Bremen sind ein Muss. Seinen
Fanclub hat er 2006 mit 8 Mitgliedern
gegründet – inzwischen ist die Gruppe
auf 43 Mitgliedern angewachsen. Neben
den gemeinsamen Besuchen der Spiele im Volkspark ist der Fanclub auch bei
regelmäßigen Treffen im Dorfgemeinschaftshaus aktiv. 2010 kam sogar Collin
Benjamin zu Besuch. Ein Highlight für
Kim!
Kim ist mit Fandevotionalien und einer
großen Schwenkfahne ausgerüstet und
wartet auf die Abfahrt. Er wartet darauf,
die Klapprampe hoch in den Mercedesbus geschoben zu werden. Aufgrund
einer Muskelerkrankung sitzt Kim im
Rollstuhl. Dieses Handicap hindert ihn
weder daran, ein aktiver HSV-Fan zu
sein, noch einen Abschluss in Wirtschaftsinformatik zu erlangen.
Zwei Stunden vor Anpfiff setzt sich der
Da der Parkplatz eine
unbefestigte Wiese ist, gibt
es zu dieser niederschlagsreichen Jahreszeit häufig
Probleme, denn der Rollstuhl bleibt auf der aufgeweichten „Motocross-Strecke“ gerne mal stecken.
Nicht nur der Rollstuhl selbst, sondern
auch der Transportbus sehen, zu Hause
angekommen, dementsprechend dreckig aus.
Der Süd-Ost-Eingang beim Familienblock ist für die Rollstuhlfahrer vorgesehen. Dort stehen freiwillige Helfer
bereit und schieben die Handrollstühle den Anstieg hinauf. Es werden auch
Personenkontrollen durchgeführt. Alles
ist sehr eingespielt und läuft freundlich
ab. Die Rollstuhlfahrer haben ihre Plätze im A-Rang auf Podesten direkt hinter
der letzten Sitzreihe auf der Höhe von
30
Foto: Melanie Freiesleben
Text: Lenhart Freiesleben
EINSICHT
KIM ZIEROLD wird an diesem
Heimspieltag von seinem Vater
ins Stadion begleitet
des Besucherstroms, nur während des
Spiels. Möchte man als Rollstuhlfahrer
in der Halbzeit auf eine der vier Behindertentoiletten, so bedeutet dies in der
Regel, eine Wartezeit von 20 Minuten
in Kauf nehmen zu müssen.
Bei all dem, was gut läuft, gibt es allerdings eine Sache, die die Rollstuhlfahrer und ihre Begleitpersonen auf eine
äußerst harte Probe stellt: die Podeste
stehen direkt im Windkanal zwischen
Eingangsbereich Süd-Ost und Innenbereich Stadion.
Nicht nur bei Topspielen herrscht reges
Gedränge, und die Rollstühle müssen
Rad an Rad stehen. Die Begleitpersonen
können sich daher nur noch hinter die
Rollstuhlfahrer stellen, was die Kommunikation erschwert.
Die Getränke- und Essenstände lassen
sich von den Podesten aus hervorragend erreichen, allerdings, aufgrund
Auch Sitznachbarn in der Reihe vor den
Rollstuhlfahrern bestätigen die Unannehmlichkeiten mit der Zugluft. Das
Problem wurde dem HSV schon mehrfach mitgeteilt. Die Lösung liegt auf
der Hand: ein Windschutz für die Podeste muss her! Getan hat sich bis heute leider nichts! Kim wird in der Sache
hartnäckig bleiben! Und wir möchten
ihn gerne dabei unterstützen!
31
Die Platzsuche erfolgt
nach dem Prinzip „first
come, first serve“!
Dort zieht es unablässig
und im Winter ist die
eisige Zugluft absolut
unangenehm bis gesundheitsgefährdend.
Foto: Melanie Freiesleben
Block 10 bis 13, ihre Perspektive stellt
das Cover unseres HSV SCHNACK dar.
Fotos: Melanie Freiesleben
Heimspiel für Kim
32
01.11.14 - Kim ist in Begleitung
seines Vaters und einigen FanClub Mitgliedern vom OFC
Emsen beim Spiel gegen Bayer
04 Leverkusen.
HSV – LEV 1 : 0 !!! Dieses emotionalisierende Match wird wohl
niemand der Anwesenden
vergessen!
33
EINSICHT
Rubrik
FANBETREUUNG
fur Menschen mit
Behinderung
beim HSV
Hier besteht die Möglichkeit für gewählte Fanvertreter, Interessen von Fans
im Dialog mit der Vereinsführung und
Verantwortlichen der einzelnen Bereiche im HSV zu vertreten, ihre Positionen
zu fan-relevanten Themen und Entwicklungen einzubringen und zu diskutieren. Die Sitzungen finden alle 4-6 Wochen im Stadion statt.
Bald wird es auch einen Arbeitskreis
für Menschen mit Behinderung geben.
Ziel ist es, einen regelmäßigen Austausch zu ermöglichen und über primäre Themen wie Barrierefreiheit, Inklusion, Probleme innerhalb und
außerhalb des Stadions, aber auch über
Dinge, die gut gelingen zu sprechen
und auch Begegnungen zu fördern.
Wichtig ist es, ein Forum zu ermöglichen, in dem konstruktiv, proaktiv und
gleichberechtigt an Themen gearbeitet
wird und Anliegen gleichermaßen
ernstgenommen werden.
In Zukunft soll auch das Angebot der
Faninformation ausgeweitet werden
und wichtige Informationen zum Thema Barrierefreiheit beinhalten. Zum
jetzigen Zeitpunkt ist es schwierig, eine
34
6
Fotos: Witters, HSV
Dabei sind ehrenamtlich weiterhin unterstützend tätig, Holger Jegminat und
Björn Stenner.
Es gibt eine feste Sprechstunde, mittwochs von 15.00 bis 18.00 Uhr, in der
Geschäftsstelle-Nord im Büro der Fanbetreuung im Stadion, zu erreichen
über den Eingang bzw. die Rampe
Nordwest. Darüber hinaus gibt es auch
bei Heimspielen die Möglichkeit, in
Kontakt zu treten und Anliegen oder
Wünsche zu formulieren.
Der „Ständige Arbeitskreis Fandialog“
(SAF) ist fester Bestandteil des Tätigkeitsfeldes des Beauftragten. In diesem
Arbeitskreis können die Anliegen von
Menschen mit Behinderung im übergreifenden Rahmen vertreten werden.
S
BEL
Text: Cornelius Göbel
CORNELIU
GÖ
Seit dem 01.10.2014 gibt es beim Hamburger SV
die Teilzeitstelle des „Beauftragten für Menschen
mit Behinderung“, die im Bereich der Fanbetreuung angesiedelt ist. Fanbetreuung für Menschen
mit Behinderung beim Hamburger SV
einsicht
HSV-BEAUFTRAGTER FÜR
MENSCHEN MIT BEHINDERUNG:
35
Cornelius Göbel
Tel.: +49 (0)40 / 4155-1530 (Mi 15 -18 Uhr)
Mobil: +49 160 7869406
Fax: +49 (0)40 / 4155-1510
E-Mail: [email protected]
Internet: www.hsv.de/fans
EHRENAMTLICHE UNTERSTÜTZUNG:
Holger Jegminat und Björn Stenner
wachsende Teilhabe möglich ist. Diese
Definition liefert die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 in Kraft
getreten ist.
Die bisherigen Begegnungen in und
um das Stadion, die vielen Gespräche,
die ich bisher geführt habe, stimmen
mich insgesamt sehr optimistisch, dass
wir auf einem guten Weg sind, viele
Dinge einer gelungenen Inklusion umzusetzen. Jeder Einzelne hat hierbei die
Chance, seinen Teil zu einem offenen
Miteinander und nachhaltigen Begegnungen beizutragen.
Es ist normal,
verschieden zu sein.
Ich freue mich auf die weitere Arbeit!
Fotos: Melanie Freiesleben
genaue Tätigkeitsbeschreibung meiner
Arbeit beim HSV abzugeben. Das Thema Barrierefreiheit und Inklusion ist
ein sehr komplexes und umfangreiches
Thema, das nicht nur in der Ausstattung
des Stadions sichtbar wird, sondern vor
allem mit Barrieren und Vorurteilen im
Kopf zu tun hat. Dabei geht es sicherlich
auch darum, den Verein insgesamt für
die Belange von Menschen mit Behinderung weiter zu sensibilisieren.
Insgesamt nimmt das Thema Inklusion
seit meiner Einstellung konkretere Formen an bzw. ermöglicht mir einen gezielten und kritischen Blick auf die
verschiedenen Bereiche in und um das
Stadion.
Angebote, wie beispielweise der
Live-Kommentar der Heimspiele für
Menschen mit einer Sehbehinderung,
sollten im Zuge einer gelungenen Inklusion noch mehr in den Fokus treten
und gestärkt werden.
Das gemeinsame Ziel, Voraussetzungen
zu schaffen, dass noch mehr Fans mit
Behinderungen die besondere Atmosphäre des Fußballs im Stadion erleben
können, ist für den Bereich der Behindertenbetreuung sicherlich die Hauptaufgabe der nächsten Zeit.
Inklusion bedeutet, dass allen Menschen von Anfang an, in allen gesellschaftlichen Bereichen, eine selbstbestimmte, gleichberechtigte und
einsicht
T
T
E
K
R
A
P
S
K
L
O
V
HSV
36
Das „Volksparkett“ ist ein öffentliches Forum von und für Fans und HSVMitglieder und bietet für alle früh angereisten Fans eine unterhaltsame, abwechslungsreiche und informa�ive Alterna�ive zur Stadionshow.
einsicht
Die offene Bühne rund um den HSV,
seine Mitglieder und Fans
Text: Claudia Dreissigacker und Morten Armbrecht
Fotos: Sigrid Haake und Mathias Helbing
G
37
ewachsen ist das Volksparkett aus der Nachbereitung des erfolgreichen Theaterstücks
„Hinter Euren Zäunen“,
welches im September 2005 im Thalia Theater in der Gaußstraße Premiere feierte und insgesamt elfmal
aufgeführt wurde. Der Regisseur und
Kulturschaffende Martin Kreidt gab
den Anstoß, diese enorme Energie
und Leidenschaft von Fußballfans
weiter zu fördern und zu nutzen. Als
Vorbild diente das Speakers Corner
im Hyde Park in London. 2007 wurde eine offene Bühne von Fans für
Fans unter dem Titel „Volksparkett“
mit Unterstützung des Fanprojekts,
des Supporters Clubs und einigen
ehrenamtlichen Fußballfans ins Leben gerufen.
Bis zur heutigen Form des Volksparketts, bei der zwei wechselnde
Moderatoren aus der aktiven Fanszene durch das kompakte 60-minütige
Programm vor den Heimspielen führen, wurden viele Versuche gestartet,
und Erfahrungen gesammelt. Anfangs hatte eine Volksparkett-Ausgabe drei „Akte“. Vor dem Spiel, in der
Pause und nach dem Spiel ging es
mit unterschiedlichsten Themen und
Inhalten immer darum, jeden einzubeziehen. Interaktivität mit den Zuschauern war immer ein großes Ziel.
Nach über 100 Ausgaben ist es
schwer, einzelne Highlights hervorzuheben, jeder Gast ist besonders und
oft waren es die, von denen man es
im Vorfeld nicht vermutet hätte.
Gäste waren Vorstandsmitglieder,
Aufsichtsräte, aktuelle und ehemalige Spieler, Spielerfrauen, HSV-Abteilungen, Fanclubs, Fans, Mitarbeiter des HSV, Vertreter der Gästeclubs,
Medienvertreter, das HSV-Museum
und viele andere mehr, mit und ohne
HSV-Bezug. Aber auch Künstler und
Prominente sind auf der Bühne des
„Volksparkett“ willkommen: Opernsänger, Musiker und Schauspieler.
Übrigens treten alle Gäste des „Volksparkett“ kostenlos auf.
Musikalisch war nahezu alles zu
Gast, was in der HSV-Musikszene
Rang und Namen hat: Von A wie Abschlach! und Altmann, über Bud-
dy Ogün, Elvis, Fred Timm, Hummel & Mors, die Maggers United
bis hin zu Nothahn, um nur wenige
aufzuzählen. Hier haben wir noch
einige Überraschungen für die nächsten Ausgaben geplant.
Bei den Gästen der Gastvereine hat zweifelsfrei der Besuch
von Uli Hoeneß den bleibendsten Eindruck hinterlassen. Nicht
nur wegen seines offenen und
unterhaltsamen Auftritts, sondern auch wegen des ungewohnten Medieninteresses,
welches uns an der Bühne im
wahrsten Sinne des Wortes
„überrollt“ hat.
Das Volksparkett findet auf
einer Bühne im Umlauf der Imtech
Arena direkt über dem HSV-Museum
zwischen den Ständen des Fanprojektes und des Supportes Clubs statt.
Bei jeder Ausgabe fieberhaft vom
Publikum erwartet wird der Besuch
eines Spielers aus dem aktuellen Kader. Hier wird dann über WGs in der
Hafencity, Zuckerwattemaschinen,
die größten Autoprolls im Team und
streng geheime und idyllische Ausflugsziele im Osten Hamburgs mit
„F wie Fogel“ (gemeint war Volksdorf)
geplaudert und den Spielern werden
diverse Geheimnisse und Insider-Tipps entlockt.
Immer wieder sehr spannend sind
Besuche von Mitgliedern des Aufsichtsrats oder Vorstands, die auf
direktem Wege, ohne Umweg durch
die Presse-Schreibmaschinen, ihre
Sicht auf aktuelle Geschehnisse schildern und auch einen Blick in die
Zukunft werfen.
Weitere Highlights, nur aus den
letzten 2 Jahren, waren der große
Stadionwurst-Test mit Steffen
Henssler, die Jungs von der HSV-Cricket-Abteilung, Peter Carstens vom
NDR-Sportclub, dem WIR mal die
Fragen gestellt haben, die HSV-Baseballer , Kalle Schwensen , ein
sehr sympathischer Auftritt von Fabio Morena, sowie viele Gäste-Gäste wie zum Beispiel Hans-Joachim
Watzke , Rüdiger Vollborn oder
auch Andreas Rettig. Und nicht zu
vergessen sind die Kollegen vom
HSV-Museum, die uns immer wieder
mit neuen Geschichten aus der Vergangenheit überraschen.
Inwieweit die Ausgliederung das
Volksparkett beeinflusst, lässt sich
noch nicht absehen. Es haben sich
zwar einige Zuständigkeiten und Ansprechpartner innerhalb des Vereins
bzw. der AG geändert, jedoch erfahren
wir sowohl von der HSV-Fanbetreuung, die ja mit Joachim Ranau und
Thorsten Eikmeier aus zwei guten
alten Bekannten des Volksparketts
besteht, als auch von anderen Abteilungen in der neuen AG viel Unterstützung. Diese benötigen wir, und
hierfür sind wir auch sehr dankbar,
da gerade die Kontakte zu den Führungsetagen bei den Gastvereinen oft
einfacher herzustellen sind, wenn die
Anfrage direkt aus der Geschäftsstelle kommt. Ohne solche Unterstützung
aus dem Verein wäre es sicher bedeutend schwerer, wenn nicht sogar unmöglich gewesen, einen Uli Hoeneß
oder einen Hans-Joachim Watzke für
einen Auftritt bei uns zu begeistern.
99 Volksparkett-Ausgaben im e.V. waren von viel Engagement, Leidenschaft
und ehrenamtlichen Mitarbeitern
getragen, sodass wir - mit einem
leicht veränderten Team - mit der
100. Ausgabe hochmotiviert zum ersten Heimspiel unter der neuen Struktur gestartet und sicher sind, den
Fans weiterhin ehrenamtlich und
nicht kommerziell interessante Gäste auf der Volksparkett-Bühne präsentieren zu können.
Auf der Facebook-Seite HSV-Volksparkett gibt es das aktuelle Programm,
Berichte und jede Menge Fotos. Dort
könnt ihr auch jederzeit mit uns in
Kontakt treten. Habt ihr Wünsche,
wen ihr schon immer mal als Gast
auf der Volksparkett-Bühne sehen
wolltet? Dann schreibt uns oder
sprecht uns direkt an!
Wir freuen uns auf euren Besuch
beim Volksparkett!
KIEZ- und Mannschaftsgrößen
auf dem Parkett: Kalle
Schwensen, Jaro Drobny
EINsicht
Interviewer: Ansgar Tasche & Jens Kochte
38
Foto: Witters
Wie könnte ein HSVSCHNACK mit dem Thema ‚Heimspiel‘
komplett sein, wenn die Stadionshow dort keinen Platz finden
würde? Wir bekamen die Gelegenheit, am Tag des Nordklassikers
auf der Geschäftsstelle in der Osttribüne das Moderatorenduo
Lotto King Karl und Dirk Böge zu sprechen, die in dieser
Zusammensetzung die Show seit 2008 auf den Rasen bringen.
EINsicht
Foto: Witters
Die Geschäftsstelle füllt sich zu dieser Zeit gegen 13:00 Uhr mit Mitarbeitern und externen Gästen. Die
Atmosphäre ist noch nicht hektisch,
aber man kann die herrschende Anspannung vor diesem wichtigen Spiel
doch in allen Gesichtern ablesen und
spüren.
≈
Die Zeit war knapp, und so konnten
wir natürlich nicht alle Punkte im
Detail nachfragen und vertiefen, wie
sich das mancher Leser womöglich
wünschen würde. Wir haben uns auf
die wesentlichen Fragen unserer ‚Arbeitsliste‘ beschränkt und denken,
damit die Dinge aufgenommen zu
haben, die auch den Großteil von
Euch interessieren.
Ansgar: Welchen Einfluss habt Ihr
auf die Show? Mit welchem Team/
Entscheidern wird Eure Show abgestimmt? Macht Ihr das alles selbst
oder habt Ihr Mitspracherecht?
Lotto: Wir haben ein bisschen Mitspracherecht. So würde ich es nennen,
oder?
Dirk: Also erstmal sind so ziemlich alle
Gewerke da mit dran. Da haben wir
zum einen natürlich den HSV, da haben
wir AVT, die die Regie im Stadion machen. Dann haben wir natürlich die
Kameraleute dabei. Technik-Bernie
sitzt da unten mit dran und natürlich
der NDR. Und wir alle sitzen vorher
gegen 13:00 Uhr in der Regiebesprechung zusammen, gehen das auf die
Minute durch und kriegen die einzelnen Infos noch, die wir brauchen. Und
natürlich im Vorhinein, wir machen
das ja schon etwas länger, werden wir
nicht müde, auch mal zu sagen … „Leute, wenn was ist, fragt uns vorher, weil
wir machen‘s schon etwas länger.“ Aber
wir kommen da mit allen Leuten sehr
gut zurecht.
Jens: Und wer ist konzeptionell / redaktionell Euer Boss? Wie seid Ihr
da organisatorisch aufgestellt?
Lotto: Na ja, letztendlich ist ja der HSV
hier der Hausherr, aber unser Arbeitgeber ist die NDR-Media. Dirk versucht
seit Jahren, die Nacktmoderation für
sich selbst durchzusetzen. Hat aber
noch nicht funktioniert. Ich würde es
gerne sehen, aber ich würde auf keinen
Fall mitmachen. Ich hab‘ das hinter
mir. Nackt im Fußballstadion. Da hat
RTL einfach mehr gezahlt. Das ist einfach so.
Ansgar: Die Musik, „Hamburg, Meine
Perle“ beispielsweise. Ist da mal was
Neues geplant? Eine neue Version,
neuer/anderer Text?
Lotto: Nein, also da müsstest du ja bzw.
das ist ja so ähnlich, wie „Wer wird
Deutscher Meister HSV“, eine neue
Mannschaft aufstellen. Das kannst du
ja dann auch jedes halbe Jahr neu machen.
Jens: Du hörst unterschiedliche Strömungen, dass auch Leute sagen: „Wir
wollen vielleicht auch mehr Pro-HSV
haben.“ So nach dem Motto: “Es könnte sich um die Gegner drehen, aber
auch um die Frage, will ich lieber ein
Pro-HSV-Lied“. Das sind Dinge, die
Du immer mal wieder in Gesprächen
mitnimmst.
Dirk: Und vor allem ist der Song ein
Stück weit ja auch das emotionale
Herzstück der Show. Und da ist keiner, der schlau ist, der sagt, wir wollen uns jetzt da ein bisschen anpassen. Das ist eine Konstante, die da
hingehört und die auch so bleiben
soll.
Lotto: Ein Fixpunkt, der da sitzt.
Lotto: Ja, klar. Aber das war ja auch
dafür jetzt nicht geplant. Das hat sich
ja so ergeben, dass es sich so etabliert
hat. Es gibt ja die München-Version,
wo wir immer bei Bayern was machen. Aus der sportlichen Situation
heraus fanden wir das jetzt auch die
letzten Male ein bisschen albern …
Jens: Unpassend …
Lotto: Ja, wenn du da mit 2:9 abgefiedelt wirst, dann gehst du nicht im
Pokal nachher hin und machst die
Bayern nass. Da muss ich mich ein
bisschen zurückhalten. Im Grunde
genommen … Der Song ist, wie er ist.
~
Jens: Wie steht Ihr zur Frage
„Gästehymne“? Spielen? Ja/Nein?
Habt Ihr da Tendenzen?
Lotto: Also weißt du, wenn das funktioniert, dann ist das gut. Aber das
dauert auch eine Zeit, bis sich sowas
etabliert. Bei einigen Vereinen hat
man das immer gemacht, wenn man
das bei St. Pauli sieht, die haben das
in der 3. oder 4. Liga mal gemacht.
Dann ist es auch ein bisschen einfacher, es sind nicht so viele Leute da.
Wir haben eine besondere Situation,
weil wir immer 1. Bundesliga waren.
Wir haben einen sehr hohen Zuschauerschnitt.
Das vergessen auch viele Leute, die
immer sagen, die Hamburger sind
zurückhaltend. Hier sind auch 51.000
Leute bei Platz 18 und unabhängig
vom Derby, unabhängig von Bayern
und so weiter.
Das ist ein Mehrheitsentscheid und
wenn das nicht wirklich funktioniert,
dann … ich find’s ein bisschen schade, aber ich finde es auch o.k. Am
Ende des Tages ist auch der gegnerische Fan in einem gegnerischen Stadion gerne der Gegner und nicht
immer zwingend … man muss sich
ja nicht nur noch in den Armen liegen. Dass man da in gewisser Weise
de-eskalierend wirken kann, das
stimmt schon. Nur wenn sich darüber
mehr Leute aufregen, als Leute das
o.k. finden, dann ist das so.
~
Jens: Fahrt ihr auch manchmal auswärts und nehmt die Gästerolle dann
ein?
Lotto/Dirk: Ja, klar.
39
Der SCHNACK-Leser weiß ja durchaus, dass wir diese Treffen eher als
„Gespräch“, denn als „Interview“
verstehen, ganz einfach, da wir nicht
von uns behaupten können, Journalisten zu sein. Nun können solche
Gespräche natürlich derart langweilig sein, dass diese nachbereitet, geglättet und in den Formulierungen
feingefeilt werden. Wir haben uns in
diesem Fall dazu entschlossen, das
Gespräch fast 1:1 wiederzugeben, um
Euch so nicht nur die Inhalte, sondern auch die Atmosphäre ein bisschen rüber zu bringen.
EINsicht
Jens: Ich fand es jedenfalls gut, es mal
als Meinungsbild einzuholen.
Lotto: (lachend) Ja, ja, das ist ja auch
neutraler Grund, die sind ja froh,
wenn sie was zu feiern haben.
Lotto: Ja, man kann es ja in ein paar
Jahren mal wieder einholen, das ist o.k.
Dirk: Der Verein hat ja auch eine
Anfrage auf der Homepage dazu gestellt. Und es gab eine große Abstimmung, die endete ungefähr 50/50.
Und ich glaube auch gerade das, was
Lotto sagte: 1. Bundesliga, du hast so
viele Leute, und du hast auch so viele Emotionen da drin. Und einige
Leute piekt das echt an, wenn sie das
hören.
Ansgar: Kriegt ihr von der Mannschaft mal Musikwünsche/Feedback?
So nach dem Motto: „Das müsst ihr
mal unbedingt zum Einlauf spielen.“
Foto: Witters
Lotto: Ja, und man darf einfach nicht
vergessen, das sind eben auch so viele Leute hier. Also so ab 1.000 Leuten
aufwärts, da kannst du dir auch keine Gesichtskontrolle mehr erlauben.
Da sind 1.000 Leute mit den unterschiedlichsten Einstellungen zu den
unterschiedlichsten Sachen.
Und bei einer fifty-fifty-Abstimmung
musst du damit leben, dass hier im
Schnitt 25.000 Leute dann eher genervt sind. Und damit tust du auch
den Gästen keinen Gefallen. Wenn
das jetzt 80/20 wäre, dann könnte
man sagen, dann gewöhnt sich der
Rest vielleicht auch noch dran. Aber
das muss man so akzeptieren. Dafür
sind Abstimmungen da.
~
Lotto: Nein. Also die Musik zum Einlauf ist auch wiederum Sache des
DJ’s. Das ist jetzt nicht unser Ding.
Wir sagen das nur an. Solange die
nicht alle von mir gespielt sind, die
Songs im Stadion, übernehme ich da
keine Verantwortung.
~
Ansgar: Euer emotionalster Moment
bei einem Spiel (ein Sieg außen vor)?
Macht das Kranfahren beispielsweise noch Spaß?
Lotto: Ja, natürlich, klar. Aber dabei
geht es nicht um meine Emotionen,
sondern da geht’s um die Emotionen
im Stadion. Also ich mach‘ da einen
Job. Das ist ganz wichtig. Ich muss
mich darauf konzentrieren, dass ich
das alles richtig mache.
Lotto: Mach‘ ich genauso. Klar. Es ist
erstmal unser Job, erstmal ein professionelles Level zu haben. Es will
auch keiner wissen, ob Dirk oder ich
schlecht drauf sind. Aber wir sind
auch Fans. Unsere Aufgabe besteht
auch ein bisschen darin, das zu vermitteln, aber eben auch zu moderieren … also wir müssen uns ein bisschen zusammenreißen.
Ich weiß, dass einige unserer Kollegen das nicht tun und da jedes Jahr
ordentlich Strafe zahlen. Das hat
auch so einen gewissen Kultfaktor,
aber … die verdienen dann auch mehr
Geld, glaube ich dabei als wir.
Jens: Norbert Dickel???
Lotto: Das hast du gesagt! Könnte sein.
Ist ja bekannt, dass Nobbi da oft auch
ein bisschen über die Stränge schlägt.
Klar, da müssen wir mit leben. Aber
du musst zum Beispiel sehen, gerade
wenn wir da oben singen, haben wir
natürlich ein Problem akustischer
Art, weil die Schallgeschwindigkeit
langsamer ist, als man denkt.
Jens: Ihr habt ja einen Monitor da
oben?
Lotto: Nee, wir haben das im Ohr.
Wir haben diese Funkstrecke und wir
müssen uns darauf konzentrieren,
wenn das Ding ausfällt, dass wir dann
nicht geliefert sind. Eigentlich ist
man geliefert, aber dann muss man
es trotzdem hinkriegen. Das ist wichtiger, als dass wir große Emotionen
von unserer Seite zeigen.
Die Emotionen sind für die anderen
Leute da. Wir freuen uns ja auch, das
zu machen. Das ist eine tolle Sache,
das zu machen, so ist das ja nicht.
Aber es geht in dem Moment nicht
so sehr um unsere Emotionen, sondern die gemeinsamen Emotionen
von Allen.
Natürlich pöbeln wir da auch an der
Seitenlinie ein bisschen rum, aber
wissen natürlich auch, gerade weil
wir auch schon ein bisschen länger
dabei sind, dass man uns auch im
Fokus hat. Da hört schon der eine
oder andere Linienrichter mal genauer hin, was man sagt, deswegen
sollte man sich auch mal ein wenig
zurückhalten. Was aber auch im Alter ein bisschen leichter fällt.
40
Ansgar: In Wolfsburg wurde unsere
Hymne vor 2 Wochen ja auch gespielt.
Also ich als Fan gehe mit unterschiedlichen Gemütslagen ins Stadion und
dementsprechend habe ich unterschiedliche Tage, mit denen man
unterschiedlich umgeht. Wie macht
ihr das? Es ist ja sehr schwierig zu
trennen.
Foto: Witters
Jens: Das ist eine Frage, die ich hochspannend finde. Ihr seid im Spannungsfeld irgendwo zwischen Emotionalität und Job. Gibt es da Techniken,
wie man das trennen kann?
EINsicht
Dirk: Ist eine interessante Frage, weil
sich das genau da abspielt. Das Spannungsfeld zwischen dem Job, und
dass du als Fan dabei bist. Ich hatte
das Problem damals, als wir in der
Verlängerung waren gegen Werder
Bremen im DFB-Pokal-Halbfinale.
Da musste ich unten in die Katakomben rein. Trotzdem kann ja jederzeit
einer kommen, und sagen: „Da ist
was passiert, du musst jetzt so und
so“ … und sofort muss das zurück auf
diese professionelle Ebene. Von daher
stimmt das schon … das ist ein Job,
es ist der schönste Job der Welt. Aber
es ist nach wie vor ein Job und da
musst du jederzeit umschalten können … auf 100%.
~
Jens: Wie spürt Ihr eine Veränderung
in der Kurve?
Lotto: Das spüren wir.
Jens: Spürt Ihr sie jetzt mit Weggang
CFHH oder des aktiven Parts von
CFHH? Nehmt ihr das auf dem Kran
oder irgendwo atmosphärisch für
Euch war?
Dirk: Also grundsätzlich, mit der Zeit,
nimmt man ganz viel wahr. Du
merkst sofort, wenn du früher nur
irgendwie Publikum gehört hast.
Dann merkst du jetzt, irgendwas ist
anders. Du merkst an der Stimmung
sofort, was passiert. Irgendwas ist
anders.
Natürlich hat sich die Stimmung jetzt
auch ein bisschen verändert, so vom
Ablauf her. Erst ruft der, dann ruft
der. Wir haben jetzt gerade gesehen,
letztes Mal gegen Leverkusen, auch
die Lautstärke, die da war, dass es so
Verschiebungen gibt, aber das ist ein
Prozess. Dann kommen andere Gruppen, die dann rufen …
Jens: Ich selbst nehme sie als situativer wahr, sag‘ ich mal. Dass es mehr
am Spielgeschehen hängt. Aber das
ist ja alles persönliche Geschmackssache und Empfindungssache. Insofern gibt es da ja kein „gut“ oder
„schlecht“ in meinen Augen.
Dirk: …was ja auch nicht unbedingt
schlecht ist.
Lotto: Ja, und wieder, wieder müssen
wir sagen: Wir sind hier sehr verwöhnt vom Publikum. Wir haben viel
Publikum, auch in schlechten Tagen.
Damit haben wir auch eine höhere
Grundlautstärke, als so mancher
Kollege in anderen Stadien.
~
Ansgar: Abschließend Euer Tipp für
heute? Wir schauen dann noch mal,
ob wir das veröffentlichen.
Lotto: Wir nehmen alles, was über 1
Punkt ist. Gerne. Nein, guck‘ mal. Wir
sind die Mannschaft, die sich als
letztes für die 1. Liga qualifiziert hat.
Das vergessen immer viele. Und damit sind wir immer erstmal Außenseiter. Das ist einfach so. Das ist
reine Tabellenarithmetik. Und das
ist kein Spruch, dass wir alle bescheidener werden wollen. Das ist so, wir
sind es auch.
Wir freuen uns wirklich über die
Punkte. Natürlich ist es ein Derby,
im Vorfeld ist auch viel gefragt worden usw. Ich habe nicht so viel Energie für Häme, als wenn wir Platz 2
oder 3 hätten. Da bleibe ich mal lieber
konzentriert darauf. Scheißegal, wie
wir die Punkte holen. Heute haben
wir ein Spiel. Heute sollten wir versuchen, die 3 Punkte zu holen. So
sehe ich das.
Dirk: Vor allem: Für viele ist es das
Spiel des Jahres. Das ist für uns nicht
groß anders als für die Fans. Und wir
wissen, dass die Mannschaft sich
inzwischen gefestigt hat, besser spielt
als letztes Jahr. Ich glaube, da geht
einiges. Ich habe die letzten Male
immer gemerkt, wenn ich getippt
habe, ist das voll in die Hose gegangen.
Beim ersten
mal tut´s (fast)
immer weh
Ansgar: Habt ihr bis 15:30 Uhr jetzt
nochmal Zeit, wo ihr durchatmen
könnt? Mal 5 Minuten …
Lotto: Ja, wir gehen gleich kurz was
essen. Aber das ist auch schnell. Du
brauchst ein paar Kohlenhydrate, um
draußen bei der Kälte … das ist ja
auch 5-6 Stunden hier. Und nu geiht
dat los!
Vielen Dank …
Gleich zu Beginn mal eine kurze Frage an jeden, der diesen Artikel liest:
Erinnert Ihr euch noch an Eure erste große Liebe, und vor allem an die
Beweggründe, warum es genau zu dem wurde, was es war oder vielleicht
sogar noch ist? Und wisst ihr noch wie es war, zum ersten Date mit der
frisch Auserkorenen zu fahren?
S
o in etwa würde ich meine
Gefühle bei meinem ersten
Stadionbesuch beschreiben. OK, zugegeben, bei
Papa an der Hand zum ersten Date zu gehen, klingt etwas ungewöhnlich, aber nun, irgendwie muss
man ja irgendwann mal in den Ring
geworfen werden.
Bei mir sollte es nun der 10.06.1995
sein. Die Jungs in der 4b hatten mir
Autor: Max Ilse
nämlich immer wieder von dieser etwas in die Jahre gekommenen Dame
erzählt, die sie Woche für Woche entweder begeisterte, oder, und das war
zum damaligen Zeitpunkt eher die
Regel, bitter enttäuschte.
Trotzdem wollte ich mein Glück
versuchen, und was sollte mit Papa
schon schief gehen, der hatte ja schließlich schon Mama erobert, und die ist,
wie jeder 10 Jährige weiß, die Beste!
Und so ging es los. Erstmal schick
machen, das beste Hemd aus dem
Schrank geholt (natürlich den Jungs
beim wöchentlichen Kicken auf dem
Bolzplatz bereits stolz vorgeführt),
den Schal der Gentlemen umgelegt,
und erstmal ab auf den Kindersitz
auf die Rückbank.
Während der etwa 30minütigen
Fahrt träumte ich bereits von einer
Traumhochzeit mit Glitzerkonfetti
41
Jens: Wem erzählst Du das...
Einsicht
1:0 Tor durch
Andre Breitenreiter
(HSV)
42
und der wunderschönen Salatschale,
die wir von unseren Verwandten zur
Vermählung bekommen würden.
Als wir nun bei ihr zu Hause ankamen, war ich zunächst einmal
überwältigt. Ich hatte im Leben nicht
damit gerechnet, dass Madame so
viele Verehrer hatte. Und dann schien
ihr das sogar noch bewusst zu sein,
bei den ganzen Parkplätzen, die da
so um ihr, gelinde gesagt, nicht gerade sehr ansehnliches Anwesen
herum gepflastert waren.
Egal, als gut erzogenem, jungem
Bengel zählen für einen ja die inneren
Werte. Also, raus aus dem Auto, nochmal geschaut, ob die Schuhe auch
richtig zu sind und ab Richtung Eingangstür. Während unseres etwa
20minütigen Marsches, berichtete
mein Vater mir von so einigen Dingen, die für mich neu waren, die man
als frisch gebackener Womanizer
aber wissen sollte. So gab es unter
den Verehrern diverse unterschiedliche Gruppen. Da waren die Männer
mit ihren lustigen Westen, auf denen
Sie sogar mit ganzem Stolz ihre Plätze im Haus der Angebeteten auf dem
Rücken trugen.
Soweit ich weiSS, war es
der Westflügel, Zimmer E,
dort wo die ganz treuen
Verehrer untergebracht
werden. Natürlich wollte
ich ab diesem Zeitpunkt eigentlich viel lieber dort
hin, als auf einen schnöden
Hocker im Wohnzimmer,
aber das, so wurde mir mitgeteilt, wäre das Verweilen
dort, meinem Alter noch
nicht angemessen.
Des Weiteren gab es dort Männer
mit Anzügen und sogar Krawatte, die
wohl trotz Hochsommer Angst um
ihre Kleidung hatten, und deshalb
lieber ein Dach über dem Kopf haben
wollten, anstatt im Garten im Freien
zu sitzen. Zusammen mit diesen Männern wurden wir, so wie andere Familien auch, entweder im Nord- oder
im Südflügel des Anwesens untergebracht.
Und zu guter Letzt gab es da sogar
noch Menschen, die extra aus einem
ganz anderen Teil Deutschlands angereist waren, nur, um die Traumfrau
bei einem entspannten und sonnigen
Nachmittagsspaziergang begleiten
zu dürfen. Zum damaligen Zeitpunkt
dachte ich, dass diese jungen Männer
aus den erst kürzlich hinzugekommenen Bundesländern stammen
müssten, riefen sie doch die ganze
Zeit “Eintracht, Eintracht”. – Leider
konnten sich diese jungen Männer
auch nicht benehmen und fingen an,
vor dem Westflügel eine Reihe zu
bilden und dann geschlossen in eine
Gruppe von Männern aus Zimmer E
zu rennen, die die Gefahr wohl gerochen hatten und sich entsprechend
ebenfalls in einer Reihe aufgestellt
hatten. Was diese Rempelei zu bedeuten hatte, war mir zu diesem
Zeitpunkt nicht bewusst, wahrscheinlich hatte man sich nicht einigen
können, wer denn jetzt zuerst mit
der Angebeteten sprechen darf. In
jedem Fall gewannen die junge Männer aus Zimmer E und die netten
Männer von wo anders her, liefen so
schnell es ging in Richtung ihres eigenen Zimmers, um ihre Audienz
nicht zu verpassen.
Zu meinem eigentlichen Treffen
mit meiner großen Liebe kann ich
leider nicht mehr so viel sagen.
Zu stark waren die Eindrücke des
gesamten Tages. Ich erinnere mich
nur noch, dass es ein sehr erfolgreicher Tag war, und ich strahlend,
wenn auch völlig KO, auf meinem
Kindersitz, mit Papa nach Hause fuhr.
Oh, und natürlich weiß ich noch, dass
mein Objekt der Begierde an diesem
Tag mit Adlern Ball spielte und dabei
3:1 gewann. Nicht nur für mich war
sie eine Königin, sondern schien sie
auch einen eigenen Hofstaat zu haben. So spielten und trafen für sie
der heutige FC Paderborn Trainer
(man trifft sich eben immer zweimal
in Leben), ich glaube ein Mann vom
Bosporus (alle nannten ihn Ali, aber
irgendwie sahen die roten Haare gar
nicht so nach Mittelmeer aus) und
ein Mann namens Michael Mason,
der erst kurz zuvor gegen einen Mann
namens Ivan eingesprungen war.
Dazu hatte sie einen Mann im Team,
der wenn immer er mal den Ball bekam, von allen anderen Menschen
um mich herum mit „Lumpi, Lumpi“
Rufen bedacht wurde.
Retrospektiv betrachtet muss ich sagen, dass die
Dame und ich mittlerweile
diverse Hochs und Tiefs
durchlaufen haben, und
dass speziell die Periode
zwischen 2000 und 2010 eine
sehr schöne Zeit gewesen
ist. Auch wenn sie manchmal bockig wie ein Terrierwelpe ist, so verzaubert
ihre Aura mich noch immer. Denn so ist das nun
mal in einer guten Ehe: In
guten wie in schlechten
Zeiten.
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MEINE
HSV-GENESIS
AM ANFANG
WAR MICKY
MAUS.
von Michael Greve
Ich wuchs in einem Trabantendorf
im Einzugsgebiet der Städte Frankfurt
und Wiesbaden auf, nachdem Vater
mit der nun wirklich nur rhetorisch
gemeinten Frage: „Warum soll ich in
Kiel Mundharmonika spielen, wenn
ich in Frankfurt Orgel spielen kann?“
seinen Transfer und den seiner Familie einfädelte. Das war 1970.
Foto: Witters
43
1974 entdeckte ich Fußball. In einem
Alter, in dem andere schon ihre Profikarriere planen und sich einen Manager nehmen, erfuhr ich, dass es
Fußball gab. Eigentlich entdeckte ich
auch nicht Fußball, sondern die Fußball-WM 1974. Heute passiert das nur
noch Mädchen, aber damals gab es
nur von der Post geliehene Wählscheibentelefone mit Schnur und mein Va-
ter berichtete begeistert von einer
neuen Methode, Briefe elektronisch zu
übermitteln. Ja, Kinder, das gute alte
Fax war damals eine bahnbrechende
Neuigkeit. Fußballertrikots waren aus
reiner Baumwolle, Bälle schwarz-weiß
und aus Leder und Fußballschuhe
schwarz-weiß und aus Leder.
Wie auch immer: Bis sich mir erschloss, dass es nicht nur Nationalmannschaften gab, sollte noch einige
Zeit vergehen. Unser nicht sportaffiner Familienclan - statt Uwe Seeler
hingen Goethe, Luther und Dürer-Stiche an den Wänden - verfolgte bei
einem der seltener werdenden Besuchen in Kiel das WM-Finale vor Großmutters TV-Bildschirm. Ich war also
ein hoffnungsloser Spätentwickler.
Zum Glück ahnte ich das nicht. Nachbarjungs schleppten mich auf eines
der schiefen, welligen, noch unbebauten Grundstücke am Waldrand,
auf dem ich in Gummistiefeln erste
Gehversuche, oder sollte ich sagen:
„Sprungversuche?“, als Torwart unternahm. Langsam braute sich das
schwere Schicksal eines HSV-Fans
über mir zusammen. Ich erfuhr von
drei Nachbarbrüdern, dass es Vereine
gab: Bayern München, Borussia Mönchengladbach, Schalke 04.
Norddeutscher Dünkel hielt mich
vom FC Bayern fern, auch von Borussia Mönchengladbach, das ich ursprünglich für einen Münchener
Vorort hielt und diese Stadt, oder
dieses Dorf „Schalke“, war in keinem
einsicht
Diese Hefte hatten Mitte der Siebziger
auf einer Seite untertitelte Fotos aktueller Bundesligaspieler, mit einigen
Daten und einer kurzen Sport-Biographie. So lernte ich auch Reiner
Geye und Fortuna Düsseldorf kennen.
Meine Fußballdeutschlandkarte bekam allmählich Konturen, trotz der
nicht zu leugnenden weißen Flecken.
musste mein Verein sein: aus Hamburg wie mein Vater, Großvater und
Urgroßvater.
Der abgebildete Spieler hörte jedoch
nicht auf urhamburgische Namen wie
Uwe Seeler, Willi Schulz oder Charly
Dörfel. Er war Torwart. „Ah, natürlich,
Rudi Kargus.“ Nein. Er hörte auf einen
fremd klingenden und mir völlig unerklärlichen Namen: Arkoc Özcan.
Egal! Das war mein Mann! Das war
mein Mann, in seinem schwarzen
Trikot mit rotem Auslegekragen. Das
war mein Vorbild! Von jetzt ab wollte ich sein wie Arkoc Özcan, und wie
er das Tor des HSV hüten!
Mögen andere Jungs ihr Erweckungserlebnis durch begeisternde Dribblings, Blutgrätschen vor der Torlinie,
spektakuläre Tore und Paraden oder
durch die leidenschaftlich leidende
Atmosphäre inmitten von stöhnenden, fluchenden und jubelnden
60.000 Zuschauern und Schlachtgesänge erfahren haben. Ich hatte nie
zuvor ein Spiel im Stadion gesehen,
geschweige denn eines des HSV.
Bei mir war es das: Mickey Maus, Arkoc
Özcan und ich. Auf dem Rasen. Vor
unserem Haus. An einem Tag mit stechend heißer Sonne. Im Sommer 1975.
44
Und dann kam mein persönliches
Erweckungserlebnis, das mich für
immer in den unerbittlichen Bann
des Fußballs ziehen sollte. Auf dem
Rasen vor unserem Haus stehend,
blätterte ich durch eines der ergatterten Comic-Hefte und entdeckte
meinen ersten HSV-Spieler. Ja, ich
entdeckte, es gab einen Hamburger
Sport-Verein. Ich war erschüttert. Das
Wie sich herausstellte, sollte ich Arkoc
Özcan auch nie spielen sehen. Denn
er war mittlerweile von Rudi Kargus
verdrängt worden. Rudi Kargus, den
der Nimbus des Elfmetertöters umstrahlte, weil er vor Urzeiten, nämlich
18 Monate vor meiner Erweckung,
gegen Borussia Mönchengladbach drei
Elfmeter im winterlichen Volksparkstadion abgewehrt hatte. Ich wechselte zu Rudi Kargus und doch behielt
der jetzige Ersatztorwart Arkoc Özcan
einen Platz in meinem nunmehr blauweiß-schwarzen Herzen.
Mein erstes Spiel war HSV–FC Schalke 04 am 1. Spieltag 1975/6. Nicht im
Stadion, sondern in der Sportschau
um 17 Uhr 48. Es war eines der drei
Spiele, die damals in der Sportschau
gezeigt wurden. In bester Fußballdramaturgie gewann der HSV nach
0:1 noch 4:1. Das Jubelbild von Manfred Kaltz, der nach seinem Tor zum
3:1 mit hochgestrecktem rechtem Arm
hinter dem Schalker Tor vorbeiläuft,
war am Montag darauf im KICKER zu
sehen und hat sich mir für alle Zeiten
eingebrannt. Obwohl ich mich zwischenzeitlich dem örtlichen Fußballverein angeschlossen hatte, der, ich
sage es ungern, in Grün-Weiß spielte
und einen ähnlich stilisierten Buchstaben, wie die süddeutsche Konkurrenz aus Bremen im Wappen führte
und ich im Rudi-Kargus-Trikot von
Pfosten zu Pfosten hechtete, erholten
sich meine schulischen Leistungen
nicht, obwohl der HSV seine sportlich
erfolgreichste Phase startete.
Keegan im HSV-Dress. Ich war also
hautnah dabei, als die Zukunft geformt wurde, die den meisten heute
als Tradition geläufig ist. Noch mehr
gilt das für den 4. April 1979, als ich
ein Mittwochabend-Spitzenspiel der
So oft ich es von Wiesbaden aus einrichten konnte, war ich im Volksparkstadion. Als Maskottchen für Auswärtsspiele im Rhein-Main-Gebiet
taugte ich hingegen nicht. Entweder
verlor der HSV, oder, ich geriet an
Eintracht-Frankfurt-Hooligans. Diesen Fluch konnte ich zwischenzeitlich
empirisch validieren: als ich im Frühjahr 2000 im Frankfurter Waldstadion war, verlor der Champions League
Aspirant HSV, nach dem Ausfall Cardosos, gegen die von Felix Magath
trainierten und abstiegsbedrohten
Frankfurter mit 0:3.
Im September 2007 verlor der HSV
in meiner Anwesenheit in der Frankfurter Commerzbank-Arena 1:2. In all
den Jahren dazwischen gab es fast
Ich kam zur rechten Zeit zum rechten
Verein. Der HSV eilte in Liga und Pokalwettbewerben von Sieg zu Sieg,
von Erfolg zu Erfolg. Da war es wenig
unpassend, dass meine schulischen
Leistungen in den Keller gingen und
ich jeden Vormittag im Abstiegskampf
steckte.
Versetzung nur knapp geschafft, weil
ich im Latein-Unterricht zu oft ins
grammatikalische Abseits lief ? Na
und? Der HSV wurde DFB-Pokalsieger
1976 und ich bejubelte noch am Montag darauf den Sieg mit Kai, meinem
einzigen Co-HSV-Fan an der Schule.
Sitzenbleiben? Na und? Ein Europapokalsieg gegen den RSC Anderlecht
stand dem entgegen. Es folgten lauter
erste Male: mein erstes HSV-Auswärtsspiel, ein Sieg in der ersten Runde
des DFB-Pokal, beim damals kleinen,
aber erreichbaren FSV Mainz 05 am
Bruchweg. Es war zugleich mein erster Ein-Mann-Platzsturm, denn in den
verträumten Siebzigern, konnte ich
mich durch die Gitter des Tribünenzauns zwängen und gelangte so in
die Nähe der HSV-Trainerbank. Respektvoll begab ich mich mitten auf
der Tartanbahn, unweit von Rudi
Sonderklasse erleben durfte: HSV
gegen den Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern, der 3:0 geschlagen wurde und Kapitän Neues durch Platzverweis verlor.
Gutendorf und Dr. Peter Krohn, in
den Schneidersitz. Es war zugleich
eines der ersten Spiele von Kevin
ausnahmslos Siege für den HSV. Nein,
als Auswärtsmaskottchen bin ich eine
Fehlbesetzung und wäre ich am letzten Spieltag 1995/96 in Waldstadion
gegangen, der HSV hätte die UEFA-Cup-Qualifikation verpasst, die er
sich durch meinen heroischen Verzicht
und ein 4:1 zu sichern vermochte…
Fotos: Witters & Privatarchiv
unserer Atlanten verzeichnet. Das
konnte also nichts rechtes sein. Doch
die drei Brüder erschlossen mir noch
einen anderen subkulturellen Kosmos: den der Mickey Maus-Heft, deren
Kauf verpönt war, da man aus ihnen
kein Latein lernen konnte.
Einsicht
Sebastian BAYER
RautentrAger
Mit Erfolg
Man wird ja mitunter mal gefragt, wen man gerne
mal kennenlernen würde. Als allgemein sportbegeisterter
HSV-Liebhaber gehört Sebastian Bayer in meinem Fall natürlich
dazu. Dem HSV SCHNACK sei Dank, hatte ich jetzt einen
Vorwand, das Aushängeschild der HSVLeichtathletik mal um ein Treffen zu bitten.
Text: Sven Dabelstein
45
itte
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S
o reihte ich
mich am
Sonntag
beim „Fest
der 1000
Zwerge“ in die Schlange
der Autogrammjäger ein
und bat um ein Gespräch
mit ihm. Schon am Montag
konnte er mir für Dienstagabend einen Termin bestätigen. Stand man dann am Treffpunkt überraschend vor
verschlossenen Türen, wich man
kurzentschlossen auf eine andere Lokalität aus! Unkomplizierter geht´s
nicht!
Da saß er nun vor mir, der fünffache
Deutsche Meister, der Hallen-Europameister, Hallen-Europa-Rekordhalter,
Europameister und Olympiafünfter.
Mit seiner offenen Art schaffte er
es schnell, mir jegliche Scheu zu neh-
men. Zügig kam auch ein offener Dialog zustande, bei dem Sebastian durch
seine ehrlichen und ausführlichen Antworten mein mühsam erarbeitetes
Konzept vollends durcheinander brachte. So wusste er bereitwillig Dinge zu
berichten, bei denen ich im Vorwege
davon ausging, es ihm wesentlich mühevoller aus der Nase ziehen zu müssen.
So deckten mehrfach die Antworten
auf eine Frage schon die eigentlich
später vorgesehenen Fragen mit ab
Sebastian Bayer
als Leichtathlet
So schilderte Sebastian mir seinen
Weg zum Spitzenleichtathleten als einen
nicht vorhergesehenen. Auch Sebastian
spielte zunächst – wie sein Vater und
viele seiner Freunde – Fußball.
Nebenbei ging er zusätzlich zur
Leichtathletik, wo er zunächst als Mehr-
kämpfer startete. Bei jenen Mehrkämpfen stellte sich dann schnell heraus,
dass die Leistungen im Weitsprung
überdurchschnittlich waren, und so
spezialisierte sich Sebastian darauf. In
den Blickpunkt geriet Sebastian erstmals 2003, als er überraschend als damals 16-jähriger den Titel des Deutschen Juniorenmeisters errang.
Die Wege zum
Spitzenleichtathleten
sind lang und muhsam!
So berichtet Sebastian mir, dass anders als beim Fußball - man bis zum
18. Lebensjahr quasi auf sich alleine
gestellt ist. Die Förderung beginnt erst
dann zu greifen.
Bis dahin gibt es kein professionelles Umfeld und Betreuerteam, das einen
als Jugendlichen vor den Versuchungen
des Alltages schützt. Gerade bei weni-
Einsicht
46
ger populären Sportarten fehlt in der
Jugendzeit von 15-17 Jahren dann oftmals das Verständnis bei Freunden,
doch „nur“ wegen Weitsprungtraining
ein Fest sausen zu lassen. Aber genau
in diesem Alter beginnt die Phase, in
der man die größte Entwicklung vollführt. Denn die höchste und entscheidende Hürde stellt der Sprung in den
Herrenbereich dar, an der die meisten
hochtalentierten Athleten scheitern
W i e s c h n e l l l äu f s t D u
die 100m?
Vor Wettkämpfen finden solche Läufe nicht mehr statt, so dass eine wirklich
gemessene Zeit aus dem Trainingslager
irgendwann mal mit 10,70 Sekunden
genommen wurde. Würde man die Geschwindigkeit des Anlaufes beim Wettkampf hochrechnen, wäre die Zeit wohl
etwa 10,50 Sekunden auf 100m.
Bei allen Deinen Erfolgen,
welcheR war für Dich der
GröSSte?
Grundsätzlich will ich keinen Erfolg
missen! Aber sportlich der größte Erfolg
war sicherlich der Hallen-Europameistertitel 2009 mit dem Hallen-Europarekord. Ein perfekter Sprung, an den
ich mich mein Leben lang zurück
erinnern werde.
Der fünfte Platz bei den Olympischen Spielen 2012 in London gehört
ebenfalls dazu, zugleich war es aber
auch vielleicht meine größte Enttäuschung. Es ist eine unheimlich beeindruckende und unvergessliche Erfahrung, die Spiele als Aktiver mit zu
erleben und im Wettkampf um die
Medaillen zu kämpfen. Enttäuschend
war es dennoch deswegen, weil gerade
mal zwei Zentimeter gefehlt haben, um
am Ende auf das Treppchen zu steigen.
Die EM in Zürich, sicherlich eine
Enttäuschung. Kannst Du Dir
mittlerweile erklären, was da
passiert ist?
Das musste gar nicht großartig
analysiert werden. Ich wusste sofort
nach dem Wettkampf, woran es gemangelt hat, was falsch gelaufen ist. Ich
bin jedoch nicht der Typ, Entschuldigungen zu suchen und diese dann
vorzuschieben. Unter dem Strich
bin ich verantwortlich, dass ich meine
Leistung nicht abrufen konnte.
Auf Deiner Internetseite steht,
Du seist Personal Trainer!?
Kann man Dich buchen?
Ja, stimmt. Ich bin ausgebildeter
Personal Trainer, aber aktuell nicht als
solcher tätig. Es passt momentan einfach zeitlich nicht.
Sportforderung & Leben
eines Spitzenathleten
Beim Thema Sportförderung offenbart Sebastian seinen aufrechten Charakter und erklärt die Schwierigkeit
vieler Sportler, die als A-Kader-Athleten
eine nur geringe monatliche Förderung
erhalten.
Er blüht regelrecht auf beim Gespräch über die Deutsche Sportlotterie,
die Robert Harting ins Leben gerufen
hat, um gerade den am Existenzminimum lebenden Spitzensportlern eine
bessere finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Die Bestrebungen
Hartings finden bei Sebastian absolute
Zustimmung!
Er ist nicht der Typ, der klagt, insbesondere, da er sich seinen Sport
selbst ausgesucht hat. Trotzdem erklärt
er mir anschaulich, dass die Entlohnung für den Aufwand, der betrieben
wird, manchmal stark unverhältnismäßig ist, vor allem im Vergleich mit anderen Profisportarten.
Dankbar schiebt Sebastian nach,
dass seine Sportler-Karriere ohne die
Unterstützung seiner Eltern so nicht
möglich gewesen wäre!
Über etwaige PR-Aktionen hat Sebastian nie nachgedacht, denn auf
Authentizität legt Sebastian großen
Wert.
Auf Nachfrage schildert Sebastian
mir den beruflichen Alltag eines
Sportsoldaten mit seinem Trainingsplan, den er einzureichen hat.
Sebastian Bayer
und der HSV
Sebastians Weg als geborener Aachener zum HSV ist weniger geheim-
Sebastians
Trainingsplan
Grob beschrieben besteht
dieser aus folgenden
Einheiten:
MoNTAG
früh
2 - 2 ½ h
Krafttraining
mittag
2h
Explosivitätstraining
Dienstag
2h
Sprünge
Mehrfachsprünge
Mittwoch
2 - 2 ½ h
Läufe / Tempoläufe
Ausdauerläufe
SchnellkraftAusdauer
Donnerstag
2 - 2 ½ h
Krafttraining
Samstag
2 h
Sprints
nisvoll, als man es erwarten könnte. So
offenbart Sebastian dem HSV SCHNACK,
dass seine damalige Partnerin eine
Hamburgerin war, und er sich daher
des Öfteren hier aufhielt. Oliver Voigt,
der Leichtathletik- Abteilungsleiter,
sprach ihn ganz einfach an, bemühte
sich um ihn und erarbeitete ein Konzept, wie der Spitzensport im HSV besser aufgestellt werden könnte.
Glücklicherweise überzeugte dieses
Konzept den damaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann, der seiner
„Verpflichtung“ zustimmte. Seitdem
geht Sebastian mit der Raute auf der
Brust auf Titeljagd.
Nach eigener Aussage liebt Sebastian es, mit der Raute aufzulaufen. Mit
Schmunzeln unterstelle ich Ihm, dass
er dies ja nun sagen müsse, doch mit
Enthusiasmus in den Augen widerlegt
er meinen Vorwurf. Ihm bedeute es eine
Menge, mit einem Wappen aufzulaufen,
das - egal wo er auftaucht - erkannt
und geschätzt wird. Es gebe viele hervorragende Sportvereine, die gerade
in der Leichtathletik Beachtliches leisten, doch die HSV-Raute ist für ihn etwas
ganz Besonderes.
Gerade beim Thema Raute und HSV
angekommen schildert mir Sebastian,
wie er den Stellenwert des HSV in Hamburg wahrnimmt. „Groß! Enorm groß“
ist seine spontane Reaktion und schiebt
als Beispiel das Relegationsspiel nach.
So wohnte er diesem Spiel im Stadion bei und hatte 20 Minuten lang
eine Gänsehaut.
Denn obwohl die Mannschaft damals seit langer Zeit sportlich weit
hinter den eigenen Möglichkeiten
agierte, feuerten 57 000 Leute unentwegt ihre Mannschaft an und versuchten, sie nach vorne zu peitschen, weil
sie diesen Verein so lieben.
Er selber fühlt sich dem HSV sehr
verbunden, so hat er gerade seinen
Vertrag bis 2016 verlängert. Somit wird
Sebastian, so er denn die sportlichen
Normen erfüllt, als HSVer bei den Olympischen Spielen in Rio an den Start
gehen.
Zudem wird man Ihn zukünftig
häufiger in Norderstedt antreffen kön-
nen, weil er die Trainerteams der NWLZMannschaften als Athletiktrainer ergänzen wird.
Ansonsten betrübt sich sein Blick
etwas, als wir über die Situation des
HSV zu sprechen kommen. Der HSV und
sein Umfeld stehen sich aus seiner Sicht
oftmals selber im Wege. Dabei ist er sich
sicher, dass, wenn alle einen Weg verfolgen würden, eine Stadt wie Hamburg
im Sport deutlich besser dastehen könnte und der HSV sei nun mal DAS Aushängeschild des Hamburger Sportes.
Außerdem macht Sebastian als Problem aus, dass im Umfeld viel zu selten
die positiven Ansätze und Tendenzen
hervorgehoben werden und stattdessen auf den negativen Dingen zu sehr
herumgeritten werde. Ewig negative
Kritik setzt sich nach seiner Auffassung
irgendwann im Kopf fest.
Das Thema Ausgliederung wurde
in Kreisen der Leichtathleten auch kräftig diskutiert. Letztendlich sieht Sebastian die Ausgliederung als unumgänglich an und hat auch dafür gestimmt.
Mit den nun handelnden Personen
verbindet er große Hoffnungen.
So wünscht sich Sebastian mehr
Nachhaltigkeit, Vertrauen und Geduld
mit den Herren Zinnbauer und Beiersdorfer.
Nach knapp zwei Stunden verabschiede ich mich von Sebastian und
bedanke mich für die Zeit, die er sich
für den HSV SCHNACK genommen hat.
Mit einem Zwinkern bittet mich
Sebastian dann noch, seinen Freund Dr.
Wolfgang Klein zu grüßen. Dr. Wolfgang
Klein war Halter des Hamburger Rekordes in Weitsprung, den ihm dann Sebastian abnahm. Seitdem verbindet
beide eine freundschaftliche „Hassliebe“.
Mit vielem Dank
Sven Dabelstein
umsicht
MASTER
HSV SCHNACK
FONTS
Fuß
ALLES
b
BEISPIEL
a
NEU ll
? ?
NEU
in der AG
ALLES
Text: Carsten Gerloff
in der AG
Wir möchten uns in dieser Ausgabe mit dem leider
immer noch vorhandenen Thema der Homophobie im Fußball
– auf dem Platz und auf den Rängen – befassen.
Wir sind uns bewusst, dass es sich hierbei um ein sehr großes, sicher nicht mit
einem Bericht „abhandelbares“ Thema handelt, aber wir wollen auch in
dieser Zeitung
Denkanstöße
geben, damit wir–inistmöglichst
naher
Zeit die HomoStilmittel im Heft ist die gemischte Verwendung
von
beiden Headline-Schriften
aber kein
MUSS
phobie aus den Stadien und von den Plätzen verbannen können.
haben
wir ein Interview
mit MARCUS WIEBUSCH, dem Sänger/Autor und
Die Charis hat nurDazu
einen
Bold-Schnitt,
keinen Black-Schnitt.
Regisseur von „DER TAG WIRD KOMMEN“ geführt. Außerdem stellen wir Euch auch
den HSV Fanclub „VOLKSPARKJUNXX“ vor und freuen uns über den Beitrag
Eine (leichte und je nach Schriftgröße angepasste) Kontur hilft.
„DAS MISSVERSTÄNDNIS VOM COMING OUT “ von ALEXANDER VON BEYME.
47
Falls ein dickerer Schnitt benötigt wird, musss gemogelt werden.
umsicht
ES WIRD EIN
SONNIGER
DIENSTAG IM
HERBST SEIN!
AUTOR: Carsten Gerloff
Woher hast Du die Ideen und die Infos
für den Song „Der Tag wird kommen“
bekommen?
Marcus Wiebusch: Ich besuche seit
über 25 Jahren die Heimspiele meines
Vereins (FC St. Pauli) und sitze dort
seit vielen Jahren neben meinem Bruder, der homosexuell ist, und wir
haben immer schon über das Thema
diskutiert.
48
Foto: Andreas Hornoff
Entscheidend war aber ein Gespräch
mit einem Sportjournalisten, der mir
von homosexuellen aktiven Profis
berichtete und dem Höllenleben, das
diese führen. Dann habe ich halt im
September 2013 damit angefangen
zu recherchieren, mit weiteren Journalisten geredet und so den Text aus
insgesamt 5 Quellen erarbeitet.
Eine große Hilfe war dabei auch unser Ex-Präsident Corny Littmann, der
- als der Text dann fertig war - nochmal bestätigt hat, was ich in dem Text
raushaue.
Wie waren die Reaktionen der Vereine
und der Fanbeauftragten auf Deine
Anfrage, ob Fans in dem Kurzfilm mitspielen und so Flagge gegen „Homophobie“ zeigen wollen?
Es war ganz unterschiedlich. Viele
Vereine haben sofort Unterstützung
zugesagt, andere Vereine waren zurückhaltender, und einige wenige
haben sich gar nicht gemeldet. Für
einige Vereine war es scheinbar ein
Problem, dass sie glaubten, dass nicht
genug Fans mitmachen würden und
dass das dann nicht gut aussieht. Mir
war und ist es aber viel wichtiger,
dass Fans Flagge zeigen, und wenn
es am Anfang wenige sind, so sind
sie doch da, haben eine Haltung und
stehen für ihre Meinung auch in Verbindung mit ihrem Verein.
Beim HSV war es spannend, weil ich
feststellte, dass der Fanbeauftragte
ein Bekannter aus alten Punk-Zeiten
war. Hier hat die Organisation sehr
gut geklappt, auch wenn am Ende
nur 6 Fans beim Dreh dabei waren.
Aber wie gesagt, es kommt nicht auf
die Zahl an.
umsicht
Foto: Witters
DAS KANN
NUR AUS
DER KURVE
SELBER
KOMMEN.
Wie waren die Reaktionen auf das Lied
und das Video?
Marcus: Die Reaktionen waren sehr
positiv. Es haben tatsächlich alle Erstligisten das Video über ihre Facebook
Seiten verlinkt, auch die, die nicht
am Dreh beteiligt waren.
Was meinst Du können Vereine und
Fans tun, damit wir schnellstmöglich
die Homophobie aus den Stadien verbannen können?
49
Meine Hoffnungen ruhen da eher auf
den Fans, als auf den Funktionären
auf Vereinsseite. Man kann von Fanseite unwürdige, rassistische Zustände wie zum Beispiel, dass Affenlaute
ertönen, wenn ein schwarzer Spieler
am Ball ist, in den Griff kriegen. Und
genauso kann man eine Haltung zeigen, wenn Idioten ihre homophoben
Tiraden raushauen. Das kann nur aus
der Kurve selber kommen und da
geregelt werden. Und wie ich in meinem Song ja auch sage, den meisten
Fans ist es ja auch vollkommen egal,
ob jemand schwul ist oder nicht. Die
wollen nur Leistung sehen.
Wichtig ist auch zu erkennen, dass
in dem Spannungsfeld „Homosexualität und Fußball“ einiges im Wandel
ist. Es gibt mittlerweile bei jedem Bundesligisten mindestens einen lesbisch/
schwulen Fanclub, was vor 10 Jahren
noch undenkbar war. Viele Ultra-Gruppen, die sich gegen jede Art von Diskriminierung einsetzen, setzen mittlerweile deutliche Signale gegen
Homophobie im Fußball.
In München gibt es z.B. Kooperationen zwischen Schickeria und
QUEERPASS BAYERN, um Choreos
und gemeinsame Aktionen zu machen. Von den Vereinen müssen klare Ansagen kommen, falls es in Teilen
des Vereins zu homophoben Aussagen
kommt. Hier darf es nicht mehr zu
Äußerungen wie von Rudi Assauer
vor ein paar Jahren kommen1), und
dann keine klare Linie des Vereins
dazu geben.
In der Gesellschaft ist der Wandel weg
von der Homophobie im vollen Gange
und auf einem guten Weg, wann glaubst
Du wird es im Fußball so sein?
Ich kann hier keinen Zeitraum nennen, ich kann nur so viel sagen, dass
der Song nicht als Aufforderung gedacht ist, dass sich homosexuelle
Fußballer JETZT outen sollen und
müssen. Das ist eine Sache, die jeder
für sich ausmachen müsste. Das Beste wäre es gewesen, wenn sich nach
dem Titelgewinn im Sommer 2-3 Spieler hingestellt hätten und gesagt hätten: Wir sind Weltmeister und schwul.
In einer Gruppe wäre es sicher leichter, mit dem auf alle Fälle entstehenden Druck klar zu kommen.
Und die obligatorische Schlussfrage,
wann wird der Tag kommen?
Dann auch die obligatorische Antwort: Es wird ein sonniger Dienstag
im Herbst sein, ich weiß aber nicht
in welchem Jahr.
Rudi Assauer hatte sich gegenüber dem
‚Express‘ 2010 dahingehend geäußert, dass
schwule Profis sich eine andere Aufgabe
suchen sollten, weil das im Profifußball
nicht funktioniere.
1)
MARCUS
WIEBUSCH
Marcus Wiebusch ist ein deutscher
Sänger, Gitarrist und Songwriter,
Frontmann der Indie-Rock-Band
Kettcar und Mitgründer des Independent-Labels Grand Hotel van Cleef
(www.ghvc.de).
Im Frühjahr dieses Jahres erschienen
der Song und der Kurzfilm „Der Tag
wird kommen“, der sich mit dem
Thema Homophobie im Fußball
beschäftigt.
umsicht
Das Miss'‘
verstandnis
vom coming out
C
oming Out, warum eigentlich?
Ist das nicht überflüssig, weil
die sexuelle Orientierung sowieso egal ist? An diesem
Begriff klebt ein großes Missverständnis – und das ist einer der
Gründe, warum der Weg zur Normalität
noch so weit ist.
Noch lange vor dem ZEIT-Interview
von Thomas Hitzlsperger hat Fußball-Trainer Peter Neururer in einer
Talkshow gesagt: „Das Problem ist die
Tatsache selber, sich zu outen. Ich lau-
fe ja auch nicht rum und sage jedem:
‚Ich bin hetero.‘ Wen interessiert denn
meine Sexualität? Vollkommen uninteressant.“ Er hat es wohl nett gemeint,
er offenbart aber auf der anderen Seite, warum sich diese Diskussion seit
Jahren im Kreis dreht. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen, was mit
Outen überhaupt gemeint ist.
DFB-Präsident Niersbach hat die
volle Unterstützung des Verbandes
angeboten, „sollte sich ein Spieler öffentlich als homosexuell outen“ wollen.
Was für Bilder hat er wohl in seinem
Kopf? Dass da einer in der Pressekonferenz in Frankfurt auf dem Podium
sitzt und seine Homosexualität hinausschreit?
Das scheint das große Missverständnis in dieser Debatte zu sein:
Wer schwul ist, will eben nicht
mit großem Knall an die
Öffentlichkeit
–­ und erst recht nicht in einem Umfeld,
das im Ruf steht, so intolerant zu sein
wie der Profi-Fußball. Er will einfach
Text: Alexander von Beyme
nur sein Leben leben und dafür das
Vertrauen in seiner unmittelbaren Umgebung spüren. Der schwule Fußballer
will von seinem Partner vom Training
abgeholt werden. Er will in der Kabine
über die neusten Hollywood-Blockbuster mitreden und sagen können: „Super-Film, habe ich neulich mit meinem
Freund schon gesehen.“ Und er will,
dass der Verein nach dem Champions-League-Sieg einen Platz beim
Bankett freihält für den Menschen, den
er liebt. Was heißt es nun, dass sich
schwule Profi-Fußballer bisher so versteckt haben? Das heißt, dass sie die
Atmosphäre im Verein so unberechenbar empfinden, dass sie lieber nichts
von sich preisgeben. Ja, es ist erst mal
ein atmosphärisches Problem in den
Vereinen, und kein Problem, dass zu
wenige Spitzenfunktionäre die Fans zur
Raison gerufen haben.
Sich zu „outen“, ist ein langsamer
Prozess. Dafür muss man kein Prominenter sein. Jeder Teenager wird erst
mal genau beobachten, wie seine Eltern
50
Foto: Witters
Schwul, na und? So ganz normal ist das immer noch nicht
geworden, und schon gar nicht im Fußball. Anfang des
Jahres hat das Coming Out von Thomas Hitzlsperger noch
Riesenwellen geschlagen. Regenbogenfähnchen in den
Stadien, ja, die gibt es. Aber bisher gibt es keinen aktiven
Fußball-Profi, der es Hitzlsperger nachgetan hat.
auf Fernsehberichte zum Christopher-Street-Day reagieren, bevor er sich
ihnen anvertraut. Am neuen Arbeitsplatz heißt es erst mal Ohren spitzen,
wie die Kollegen über Ricky Martins
spätes Bekenntnis reden. Das sind diese positiven Signale aus der direkten
Umgebung, auf die jeder Schwule wartet, der Angst vor Diskriminierung hat.
Im Alltag des Profi-Fußballers gibt es
diese Signale offenbar nicht.
So gut es der DFB-Präsident meint:
Das Hilfsangebot nützt keinem verunsicherten schwulen Fußball-Profi. Im
Gegenteil: Wer sowieso frustriert ist
vom ewigen Versteckspiel, der könnte
Niersbachs Statement auch ganz anders
interpretieren:
„Lieber Schwuler, Du brauchst
Hilfe, die gebe ich Dir gerne,
aber erst mal bist Du ein Problem.“
Nicht gerade ermutigend. Was würde
denn stattdessen helfen? Das ist ein
ganz langer Weg und wird die Vereine
viel Überwindung kosten. Die Clubs
müssen dauerhaft im Alltag immer
wieder unter Beweis stellen, dass sie
es ernst meinen mit ihrer Offenheit.
Und geduldig ins Blaue hinein daran
weiter arbeiten, ohne zu wissen, ob
überhaupt einer der eigenen Spieler
schwul ist. So wie der Teenager seine
Eltern bei der Reaktion auf die Fernsehreportage über Schwule beobach-
tet, müssen homosexuelle Fußballer
Situationen miterleben, in denen sich
der Verein in irgendeiner Weise positiv
zum Thema verhält.
Das darf kein PR-Stunt für Toleranz werden.
Die Vereine müssen vor allem einsehen,
dass sie dabei nach innen wirken und
ihr Engagement bei den eigenen Angestellten ankommt. Sie können mit
den zahlreichen schwulen Fanclubs
zusammenarbeiten, in ihrer Geschäftsstelle geoutete Homosexuelle einstellen, Nachwuchsturniere mit Trägern der
schwul-lesbischen Jugendarbeit veranstalten, und und und.
Es muss ja nichts Großes sein, aber
nach vielen kleinen Aktiönchen wird
ein ungeouteter Profi Vertrauen in die
Clubführung fassen, Rückhalt spüren
und sich langsam aus der Deckung
wagen. Es können noch so viele
DFB-Präsidenten und Bundeskanzlerinnen zu mehr Toleranz aufrufen, ohne
diese Basisarbeit wird sich nichts ändern.
Die beiden Hamburger Profi-Vereine machen es vor. Lange Zeit hatte der
FC St. Pauli zumindest nach außen hin
das Image, auf diesem Gebiet etwas
aktiver zu sein, aber auch der HSV bewegt sich seit vielen Jahren: Marinus
Bester hat bei der Siegerehrung eines
Hallenfußball-Turniers des schwul/lesbischen Sportvereins Startschuss gesprochen, die schwul-lesbische Fußball-Europameisterschaft 2015 wird auf
der Anlage in Norderstedt ausgetragen
und Lasse Sobiech stand der Zeitung
„DIE WELT“ gemeinsam mit Jens Kuzel
von den Volksparkjunxx (schwul-lesbischer HSV-Fanclub) für ein Interview
über Homophobie zur Verfügung. Vielen sonst mag das gar nicht auffallen.
Aber falls es im HSV oder dessen Umfeld
Spieler oder Mitarbeiter gibt, die noch
mit einem Coming Out kämpfen: Sie
haben damit wichtige Mutmacher und
Signale.
Ach ja, was die Fans und befürchtete Pöbeleien angeht: Auch ein schwuler Sportler hat entsprechenden Ehrgeiz. Mit genug Unterstützung vom
Verein wird er sagen können: „Das
ganze Stadion wird gegen mich sein.
Etwas Schöneres gibt es gar nicht.
Der Autor Alexander von Beyme ist
Journalist und bloggt unter
www.alexandervonbeyme.net.
Der 38-Jährige leitet er das Orga-Team
der schwul-lesbischen Fußball-Europameisterschaft 2015 in Hamburg. Mehr
Infos dazu unter
www.euro2015hamburg.com.
umsicht
SCHNACKER
Nicht die erste Elf – dafür aber die Startelf oder einfach elf Gesichter hinter
den Beiträgen ...
HSV SCHNACKER
Jens Kochte
Woher:
Hamburg
Was:
Redaktion & Gedöns
Sonstiger Sport: Baseball
Einlaufhymne: Guns N‘Roses
– Paradise City
DAS Heimspiel: 03.05.97 vs. Werder 3 : 2
HSV SCHNACKER
HSV SCHNACKER
HSV SCHNACKER
HSV SCHNACKER
Tommy Cosmo
Carsten Gerlo�f
Lenni Freiesleben
Woher:
Hamburg
Woher:
Hamburg
Woher:
Hamburg
Was:
Redaktionskäptn
Was:
Redaktion
Was:
Redaktion
Warum HSV:
Schulhofvirus
Einlaufhymne: Queen
Einlaufhymne: Survivor
– We will rock you
– Eye of the Tiger
Einlaufhymne: Chemical Brothers
DAS Heimspiel: 24.09.05 vs. Bayern
DAS Heimspiel: vs. Juve 4 : 4 und mein
verbunden mit 20.000 l Freibier für uns
erstes 30.08.80 vs. Wormatia Worms 11:1
DAS Heimspiel: 11.02.96 vs. Bayern 2 : 1
HSV SCHNACKER
HSV SCHNACKER
HSV SCHNACKER
– Leaving home
Michael Greve
Manu Gerick
Thomas Pundrich
Sven Dabelstein
Woher:
Limburg
Woher:
Schleswig-Holstein
Woher:
Altona
Woher:
Hamburg
Was:
Lektorat & Essayistik
Was:
Redaktion
Was:
Redaktionspraktikant
Was:
Amateursport
Sonstiger Sport: Gedankenakrobatik
HSV Mitglied:
leidgeprüft seit 2010 ;-)
Sonstiger Sport: Haltungsturnen
Sport:
Fußball
Einlaufhymne: Judas Priest
Einlaufhymne: alles außer „HSV
Einlaufhymne: John Williams
Einlaufhymne: Dimple Minds
– United
forever“, gerne fetzig
DAS Heimspiel: 04.04.79 vs. K‘lautern 3 : 0
DAS Heimspiel: 2009 vs. Werda gewonnen
HSV SCHNACKER
HSV SCHNACKER
„The Imperial March from The Empire ...“
e.V oder AG?:
e.V und AG
Ansgar Tasche
Kai Bojens
Bad Oldesloe
Woher:
Harsefeld
Woher:
Hamburg
Was:
Redaktion & Lektorat
Was:
Redaktion
Was:
Admin. & Fotoredaktion
Alex Bierhaus
Sonstiger Sport: Was anderes als Fußball?
Sonstiger Sport: Golf im Fernsehen
Warum HSV:
Einlaufhymne: Metallica
DAS Heimspiel: 04.10.14 vs. Dortmund 1:0
2. Senioren
HSV SCHNACKER
Woher:
Durch meine Kinder
richtigen Pfad
gefunden
– Durstige Männer
Mannschaft:
– For Whom The Bell Tolls
Letztes Heimspiel: Apr 2014 vs. LEV 2 : 1
Einlaufhymne: Fat Boy Slim
– Right here, right now
DAS Heimspiel: Gibt‘s nicht – jedes Mal
wieder Gänsehaut
51
Fotos: Witters
OBEN v. links: Oliver Scheel,
Tjark Woydt, Jana Schiedek,
Alexander v. Beyme,
Björn F. Augsten und Claudia
Wagner-Nieberding.
UNTEN: Thomas Hitzlsperger
Einsicht
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VOLKSPARK
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uch wir sind einer der
zahlreichen offiziellen Fanklubs des HSV.
Die
besondere
Schreibweise unseres
Namens erklärt sich später im Text.
Aus 4 Gründungsmitgliedern im Jahre 2011 sind zwischenzeitlich 14 Fanclubmitglieder geworden. Wir agieren
mit einem 3-köpfigen Sprecherrat,
aber die wesentlichen Entscheidungen werden durch Mehrheitsbeschluss aller Mitglieder getroffen.
52
Dazu nutzen wir
unseren regelmäßigen Stammtisch an
jedem ersten Dienstag eines Monats
in der Klimperkiste (Esplanade Hamburg), standesgemäß ist dieser mit
unserem eigens gestaltetem Fanclubwimpel gekennzeichnet. Heimspiele
werden gemeinsam in der Arena angeschaut und zu den Auswärtsspielen
gibt es unser „Rudelgucken“ mitten auf
St. Georg im Café Grüneberg. Auch dort
haben wir unsere Stammplätze, die mit
unserem eigenen Fanclubschal deutlich
gekennzeichnet sind.
Das interessante an unserer Gruppe
ist sicherlich auch, dass zwischenzeitlich
regelrechte Freundschaften entstanden
sind, und diese dazu führen, dass selbst
abseits des Fanclubs private Unternehmungen bis hin zu gemeinsamen Urlauben einzelner Mitglieder keine Seltenheit mehr sind.
Zudem veranstalten wir Grillabende oder unternehmen gemeinsam
Theater- bzw. Konzertbesuche, ja sogar
ein Wochenende auf Sylt haben wir im
Frühjahr dieses Jahres gemeinsam verbracht. Auch die erst kürzlich beigetretenen Mitglieder fühlen sich schnell
integriert.
Soweit nichts Ungewöhnliches. Der
geneigte Leser fragt sich nun vielleicht,
was uns unterscheidet von allen ande-
ren OFCs? Nun, wir sind der einzige
Fanclub, der sich offiziell auch an Fans
richtet, die schwul, bisexuell oder lesbisch sind.
Das allein wäre zwar keine besondere Leistung. Aber im Fanumfeld findet das Thema wenig bis gar keine
Beachtung. Und wenn, dann ist es häufig negativ besetzt, und wird als
Schimpfwort (schwuler Schiri, schwule
Sau) genutzt. Das kommt im Alltag vor,
ob in der Schule, im Beruf oder in der
Freizeit - warum sollte es ausgerechnet
im Fußballstadion anders sein?
Oftmals sind es Vorurteile und Unsicherheiten im Umgang mit dem Thema, die gar bis zu einer ausgeprägten
Homophobie führen können.
Flagge zeigen wir übrigens
schon im Namen und im Logo. Denn
das "doppelte x" ist unter Homosexuellen die weit verbreitete Schreibweise
für ebensolche Inhalte und da die Regenbogenfarben u.A. für Frieden und
Toleranz stehen, haben wir zumindest
die rote und violette Farbe gewissermaßen als Klammer eingesetzt.
In erster Linie sind wir Fußballfans. Aber uns liegt auch etwas
daran, für eine tolerante Fankultur
einzutreten, Vorbehalte abzubauen, zu informieren, aufzuklären und
auf Missstände hinzuweisen.
Dazu sind wir z.B. als Minderheitenvertreter aktuell auch festes Mitglied im „Ständigen Arbeitskreis Fandialog (SAF)“.
Im Jahre 2012 haben wir im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart in der
Imtech Arena 38.000 Flyer ausgelegt
und damit um Toleranz geworben.
Regelmäßig sind wir zu unterschiedlichen Anlässen mit den lokalen Medien in Kontakt, Interviews gab es z.B.
in der Hamburger Morgenpost, im
Hamburger Abendblatt oder auch
kürzlich einen Beitrag im NDR Fernsehen.
Wir nehmen zudem regelmäßig
an der Parade zum Christopher Street
Day in Hamburg teil und schenken
zum diesjährigen WinterPride am 09.12.
(Weihnachtsmarkt Lange Reihe) bereits
im 3. Jahr in Folge Glühwein aus, womit
wir zum einen unsere Fanclubkasse
etwas auffüllen und zum anderen über
unseren Fanclub und unsere Anliegen
informieren können.
Wir sind zudem im Netzwerk Queer
Football Fanclubs (kurz: QFF) europäischer schwul-lesbischer Fußball Fanklubs organisiert. Für die Queer Football
Fanclubs steht die Toleranz für gesellschaftliche Minderheiten im Fußball
an oberster Stelle. Die QFF wenden sich
gegen jegliche Diskriminierung, insbesondere aufgrund der sexuellen Orientierung.
Auf unserer Internetpräsenz
www.volksparkjunxx.de
informieren wir regelmäßig über
Termine, zudem gibt es aktuelle
Berichte aus dem Fanclub und Fotos.
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Die HSV
Auswarts
Autor: Doreen Schneider Fotos: Steffen Bredemeier
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Berlin, 12.11.2014 Die
HSV Sitzkissenfraktion Auswärts wurde
am 26. Februar 2012
gegründet und ist seit
Juli 2012 ein offizieller HSV Fanclub.
Heute, kaum zweieinhalb Jahre später, zählen die Sitzkissen schon 65
Mitglieder deutschlandweit.
Das Wörtchen „Auswärts“
im Namen deutet es schon
an: Die Sitzkissenfraktion
ist ein überregionaler und
ortsungebundener Fanclub.
53
„Unsere Mitglieder leben in
Bayern, Hessen, NRW und eigentlich
in jedem Bundesland. Einzig im Saarland haben wir noch keine/n Sitzkissenfraktionär/in, das würden wir
natürlich bei Interesse sofort än-
dern“, erläutert Gründerin und Vorstandsmitglied Doreen Schneider.
Eine „typische Fankneipe“ in einer
bestimmten Stadt gibt es bei der HSV
Sitzkissenfraktion Auswärts logischerweise nicht.
Wie aber funktioniert ein
ortsunabhängiger Fanclub
zwischen der südlichsten
Bundesligastadt Freiburg
und der schönsten Stadt der
Welt an der Elbe?
Eigentlich ganz einfach: „Wir treffen uns an den Spieltagen des HSV
vor den jeweiligen Stadien“, so
Schneider, „das geht inzwischen bei
jedem Spiel. Meist unternehmen wir
auch schon vor den Spieltagen etwas
zusammen. Hier organisieren die
Sitzkissenfraktionäre_innen vor Ort
ein kleines, aber feines Rahmenprogramm. Unsere Kommunikation
findet ausschließlich über die digitalen Medien wie Facebook, Twitter
oder den fanclubeigenen, aber öffentlichen Blog statt.“ Im Blog wird über
den HSV, gemeinsame Fahrten und
Spiele, aber auch über das aktuelle
Vereinsgeschehen kritisch und objektiv berichtet.
Die ‚formalen‘ Treffen stellen das
Miteinander und das persönliche
Kennenlernen in den Mittelpunkt,
ohne dabei die Mitglieder davon auszuschließen, denen eine Teilnahme
aufgrund Zeit, Entfernung oder auch
einfach Kosten nicht möglich ist.
"Unsere Mitgliederversammlung findet jedes Jahr zum letzten Heimspiel
der Saison in Hamburg statt. Sitzkissenfraktionären_innen, die nicht vor
Ort dabei sein können, bieten wir die
Möglichkeit, über einen Livestream
teilzunehmen und mitzudiskutieren."
Schneider betont: „Wir sind stolz
darauf, als wohl einziger OFC des
HSV unser Präsidium nicht einfach
in einer herkömmlichen Präsenzwahl
zu bestimmen, sondern allen Mitgliedern die Möglichkeit einer Briefwahl einzuräumen. Wir sehen das
als Ausdruck unserer clubinternen
Demokratie und logische Konsequenz
unserer verstreuten Gruppenstruktur. Damit sind wir unserem HSV
einen Schritt voraus.“
Daher kann sich jedes Mitglied,
unabhängig vom Wohnort, am Fanclub beteiligen und ihn mitgestalten.
Abseits der Bundesliga haben wir
2013 als erster Fanclub eines Bundesligisten an der 5. Deutschen Matschfußballmeisterschaft teilgenommen,
haben diverse Veranstaltungen für
HSVer in verschiedenen Regionen
organisiert und waren Mitorganisatoren der Veranstaltung „50 Jahre
auf der Uhr. Wenn nicht Hamburg,
dann eben Berlin.“ anlässlich des
50-jährigen Jubiläums des HSV in
der Bundesliga. Für 2015 planen wir
eine Auslandsreise nach London, bei
der wir selbstverständlich auch einige Fußballspiele besuchen werden.
Übrigens: Viele „Sitzkissen“ findet
man durchaus auch im Stehblock.
hsvsitzkissen
fraktionauswaerts.com
facebook.com/
Sitzkissenfraktion
twitter.com/
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„
es ist
heiko“
Autorin: Manuela Gerick Fotos: Manuela Jede
oben links
Insbesondere für den OFC –
Nachwuchs war der Besuch von
Heiko Westermann ein tolles Erlebnis.
Heiko verteilte zahllose Autogramme
und verlor dabei nie die Ruhe.
unten Rechts
Kein noch so ausgefallener Autogrammwunsch wurde abgelehnt. So
erhielten Handyhüllen, Bücher, sogar
ein Strampler, mit Baby drin ebenso
einen Schriftzug, wie der Rücken von
Onliner – Mitglied Gabi Weidenhagen.
Mitte
In Neu Wulmstorf zu Gast: Unser HW4.
Etwa die Hälfte der Mitglieder im OFC
HSV Onliner nutzte die Gelegenheit
zum heiteren Plausch.
54
unten Rechts
Es menschelt in Neu Wulmstorf:
Auch Manu mag plötzlich einen
persönlichen Gruß von HW4 mit
nachhause nehmen.
J
edes Jahr rückt die komplette Mannschaft, inklusive Trainer, aus, um OFCs
in ganz Deutschland,
manchmal sogar außerhalb der Landesgrenzen, zu besuchen.
In großen und in kleinen Gruppen
gibt es sie nah, live und in Farbe und
zum Anfassen. Auch unser OFC, die
HSV Onliner, hatte sich um einen
dieser Besuche beworben. Gemeinsam mit dem OFC „Die lustigen Elstorfer“, bekamen wir unsere Nr. 4 zugesagt. Heiko Westermann zum
Anfassen. Mein erster Gedanke: Na
gut. Das Leben ist halt manchmal
kein Wunschkonzert.
Nein, ich war bisher beileibe kein großer Fan unserer Nr. 4.
Bei jeder Startaufstellung, bei der er in der Innenverteidigung auflief, wartete ich solange, bis sein mustergültiger
Quotenaussetzer hinter ihm lag. Erst danach ging es mir besser. Und genau dieser Heiko Westermann wurde unserem
OFC, Anfang November, als Gast zugedacht.
Als Freund(in) klarer Worte bekannt, hatten sicherlich einige meiner Mit-OFCler bereits im Vorfeld Bedenken, ob er
und ich in einem Raum friedlichen Bestand haben würden.
Doch es kam alles anders, als vorher gedacht…
Also auf nach Neu Wulmstorf, wo
eine Kaffeetafel im Nebenraum einer
gemütlichen Kneipe wartete.
Mit im Gepäck: zum einen sein
katastrophaler Aussetzer im Pokalspiel gegen die Bayern und auf der
anderen Seite ein ganz frischer Sieg
gegen Leverkusen.
Ups! Der is ja netter
als gedacht!
„Das kann dauern“, meinte jemand neben mir, „habe gehört, die
verspäten sich teilweise ordentlich.
Machen halt einen auf VIP…“ Überpünktlich, und genau 4 Minuten vor
der Zeit, war er dann da. So unspek-
takulär, dass ich es nicht mal mitbekommen hatte, bahnte sich Heiko
seinen Weg nach vorne, wo er - flankiert von den beiden OFC-Präsis Platz nahm.
Von der Fanbetreuung hatten die
Präsis einen sogenannten „Leitfaden“
bekommen, damit kein großes
Schweigen aufkommt, sogar versehen
mit Fragen, die man stellen konnte.
Diese Tatsache brachte nicht nur
mich, sondern auch Heiko zu einem
zaghaften Grinsen, verbunden mit
der ungläubigen Frage: „Das ist wirklich von denen, oh mein Gott???“
Wir brauchten den Fragenkatalog
nicht. Wir fragten, frei von der Leber,
nach Quotenaussetzern, Training
unter Zinnbauer, Mannschaftszusammenhalt und dem Umgang mit den
Fans.
Ich ertappte mich laufend dabei,
den Typen da vorne sympathisch zu
finden. Unaufgeregt, locker und ziemlich offen beantwortete er jede Frage,
gab Einblicke in die Mannschaftskabine, in sein Familienleben und versprach sogar einen Abstecher der
Mannschaft zu den ansonsten vernachlässigten Fantribünen nach dem
nächsten Heimspiel.
Geduldig hörte er sich an, wie
einige den eiligen Rückzug nach dem
Training beklagten und vermittelte
glaubhaft die andere Seite der Medaille: „Wenn ihr nach dem Training
durch mehrere 100 Fans durchgeht,
werdet ihr von allen Seiten angefasst,
das kann einem schon mal auf die
Nerven gehen.“
Und auch das konnte ich plötzlich
verstehen…
Zwei Stunden vergehen wie im Flug
Nach der Fragestunde folgte die
Autogramm- und Fotorunde. Mit
stoischer Ruhe erfüllte unser Ex-Kapitän („Es gab damals einige Dinge,
die ich so nicht mehr vertreten konnte, deshalb war die Abgabe der Binde
für mich eine Erleichterung.“) alle
Wünsche nach seinem Namenszug.
Ob auf der Rückseite von Polos, Handys, auf den mitgebrachten Autogrammkarten oder gar auf jungen
Erdenbürgern (naja, eher auf deren
Stramplern), überall prangte bald
eine zwar unleserliche, aber typische
Westermann-Signatur. Fotos wurden
gemacht und natürlich darf sich Heiko inzwischen Ehrenmitglied der
Onliner nennen.
Als die meisten Autogramme geschrieben und unzählige Fotos gemacht sind, gehe ich doch noch mal
nach vorne. Ich hole mir eine Autogrammkarte, ein Foto und nehme die
Gelegenheit wahr, ihm von meiner
seltsamen Wandlung im Laufe des
Nachmittages zu erzählen. Vom skeptischen Heiko-Kritiker zum positiv
vom Menschen Westermann überraschten HSV-Fan.
Nein, er wird nicht zu meinem
absoluten Favoriten innerhalb der
Mannschaft mutieren. Aber eins ist
sicher: seit dem Besuch sehe ich nicht
nur den Innenverteidiger, den Millionär und Fußballer, sondern auch
den Liebhaber italienischen Essens,
den Familienvater, den Motivator im
Team, kurz: den Menschen Heiko
Westermann. Den Heiko Westermann, der in seinem Strickpulli jeder
Schwiegermutter ein Lächeln ins
Gesicht zaubern würde.
Eine sinnvolle
Geschichte
Für mich sind die Besuche der
Spieler bei den OFCs genau aus diesem Grund ein sinnvoller Bestandteil
des Zusammenlebens zwischen Fans
und Mannschaft.
Schnell werden auch die größten
Kritiker festgestellt haben, dass die
Herren Millionäre, die uns teilweise
so zum Schimpfen bringen, eben auch
nur Menschen sind, mit Ängsten,
Sorgen, mit Alltag und einem Beruf,
der sie in der Öffentlichkeit teilweise zum Abschuss freigibt. Sie werden
angefasst, bedrängt, sie werden angeschrien. Es gibt Erwartungen, denen sie eben manchmal nicht nachkommen gerecht werden können.
Sie haben Fehler, sie machen Fehler. Sie sind eben Menschen. Menschen, wie du und ich…
P.S.: Apropos Erwartungen. Ihr
erinnert euch an seine Zusage, nach
dem nächsten Heimspiel auch die
ansonsten eher vernachlässigte
Südtribüne, gemeinsam mit der
Mannschaft, zu „bejubeln“?
Er hat Wort gehalten! Dafür
noch einen Daumen hoch,
Heiko Westermann!
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ch konnte ein Gespräch mit Ib
(sprich: Ibé) Traoré, einem HSVFan aus Burkina Faso führen. Ib
lebt seit acht Jahren in Deutschland und ist seit kurzem verheiratet. Mit seiner deutschen Frau hat
er zwei Kinder. Die Umstände unseres
Gesprächs sind deutlich anders als
geplant und weichen in dem einen
oder anderem sicherlich auch von
vergleichbaren Gesprächssituationen, in denen es um Fußball geht,
ab. Als das Interview vereinbart wurde, war noch nicht abzusehen, dass
das Gespräch nur wenige Tage nach
dem fast friedlichen Umsturz stattfinden würde, der die Vertreibung
des 27 Jahre alleinherrschenden
Blaise Compaoré mit sich bringen
sollte.
Es ist quasi zwangsläufig, dass
die Gespräche auch um die politische
Zukunft Burkina Fasos kreisen. Das
Land ist das drittärmste der Welt mit
einem jährlichen Durchschnittseinkommen von 70 Euro. Ohne direkten
Zugang zum Meer und ohne Bodenschätze dient es wesentlich als Transitland für den Transport von Rohstoffen aus angrenzenden Staaten.
Wirtschaftlich war die Regierung
Compaoré vom Libyen Ghaddafis
abhängig. Das Land hat 12 Millionen
Einwohner, weitere 4 Millionen Burkinabé leben an der Elfenbeinküste,
anderen Teilen Westafrikas, aber auch
in Europa und Nordamerika. Jetzt
besteht vage Hoffnung auf Verbesserung neben der Befürchtung, die
alten Cliquen um den Präsidenten
wollten ihre Macht erhalten.
Aus dem Nebenzimmer der kleinen Wohnung in Gießen hört man
das rhythmische Schlagen einer
Djembé, einer kniehohen, aus Holz
und Fell handgefertigten Trommel.
Ib, wie wird man als Westafrikaner
Fan einer Mannschaft aus der FußballBundesliga? Und warum wurde es in
deinem Fall der HSV?
Das ist eine sehr lange Geschichte.
In Burkina Faso waren damals vier deutsche Mannschaften bekannt: der HSV,
Bayern München, Borussia Dortmund,
Werder Bremen. Das sind die Mannschaften, die die Leute in Burkina Faso
kennen. Einmal sah ich im Fernsehen
mit einem Freund ein Spiel Werder Bremen gegen den HSV. Ich war zu dem
Zeitpunkt noch kein HSV-Fan. Aber ich
liebe schönen, technisch anspruchsvollen Fußball. So hat der HSV an diesem
Nachmittag sehr gut gespielt und ich
habe zu meinem Freund gesagt: „Diese
Mannschaft wird meine Mannschaft“.
Wie ist das Spiel ausgegangen?
Ich denke, der HSV hat verloren,
aber wie sie Fußball gespielt haben,
das hat mir richtig gefallen. Das war
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spielen müssen. Wenn ich heute nach
Burkina Faso reise, nehme ich auch
jedes Mal mehrere Bälle für die Jungs
aus meinem Viertel mit. Beim Training
in den Vereinen sind oft 100 Jungs da,
aber nur fünf Bälle.
Schuhe? Wir haben anfangs barfuß
gespielt. Das merke ich bis heute: Wenn
ich ohne Socken durch die Wohnung
laufe, tun die Füße heute noch richtig
weh. Damals beim Spielen tat es auch
anfangs weh, aber wenn Du jeden Tag
spielst, spürst Du es irgendwann nicht
mehr. Wir haben damals meist nur in
Jeans auf der rotverstaubten Straße
gespielt.
Du hast dich selbst einmal bei Darmstadt 98 vorgestellt. Erzähl‘ mal, wie
das gelaufen ist.
Das war schön. Und ganz witzig,
wie das zustande gekommen ist. Ich
war noch ganz neu in Deutschland und
sprach kaum ein Wort Deutsch. Ich habe
meine Schwester in Darmstadt besucht
und mit einigen Kindern auf dem Innenhof des Hochhauses, in dem sie
wohnte, Fußball gespielt. Das hat ein
Mann, der zufällig vorbeikam, beobachtet. Er hat mich dann angesprochen,
ob ich schon einen Verein hätte oder
mich bei einem Verein vorgestellt hätte. Ich sagte „nein“. Er meinte, es gäbe
einen ziemlich guten Verein in der Stadt.
Es stellte sich heraus, dass er Vorstand
bei Darmstadt 98 war.
Ich habe mich dann im Probetraining bei Gerd Kleppinger vorgestellt
und einen guten Eindruck hinterlassen.
Ich hatte ja schon in Afrika regelmäßig
trainiert und konnte mithalten. Mein
Trainer dort hatte die Trainerausbildung
beim DFB in Köln gemacht. Wir spielten
damals mit dem AS Maya aus BoboDioulasso in der 2. Liga in Burkina Faso
und sind aufgestiegen, in dem Jahr, in
dem ich nach Deutschland ging. Damals
war ich 16.
Aber bei Darmstadt 98 hatte man
Bedenken aufgrund meines Aufenthaltsstatus. Der Verein wollte, dass ich
nach Afrika zurückkehre, einen neuen
Antrag stelle und nochmals einreise.
Das war finanziell gar nicht möglich für
mich.
Wie auch immer: Aus meiner damaligen Mannschaft AS Maya spielt einer,
Ba Traoré, für die Nationalmannschaft
von Burkina Faso, ein anderer ist Profi
in Thailand. AS Maya hat eine Kooperation mit Twente Enschede in den
Niederlanden und Talentspäher haben
schon Jungs aus meinem Verein zum
FC Metz geholt. Pitroipas Fußballschule in Ouagadougou hat schon 4-5 Spieler aus dem von meinem älteren Bruder,
der mit mir beim AS Maya gespielt hat,
ausgebildeten Nachwuchs geholt. Mein
Bruder gibt sich große Mühe, die Jungs
gut auszubilden und sieht letztlich
nichts dafür.
Wie geht es in einer solchen Fußballschule zu? Wollen die Jungs alle
Profis werden?
Die Jungs kommen aus allen Teilen
des Landes, von ganz oben im Norden,
aus dem Sahel bis hin zum Grenzgebiet
zu Mali und Ghana. Von 100 Jungs schaffen es, glaube ich, bis zu 10 in den Profifußball. Sie spielen dann nicht unbedingt in den europäischen Topligen,
aber in den unteren europäischen Ligen, auch z.B. in Arabien oder in afrikanischen Profiligen.
Was ist mit denen, die es nicht
schaffen?
Neben dem Fußballtraining gibt es
auch Schulunterricht und die Jungs
bekommen jedenfalls eine Berufsausbildung. So können sie leichter einen
Job finden.
Du spielst heute bei einer Mannschaft in Deutschland. Wie sind die
Erfahrungen im Umgang innerhalb der
Mannschaften und mit den gegnerischen Teams. Unterscheidet sich das
von deinen Erlebnissen in Burkina
Faso?
Ja, aber das waren und sind nur
Amateurligavereine. In den Teams gab
es nie Probleme für mich, auch nicht
als ich für ein überwiegend türkisches
Team spielte. Nur manchmal, wenn wir
gegen Dorfmannschaften spielen, gibt
es Probleme mit Rassismus.
Beim HSV haben in den letzten
Jahren auch etliche Westafrikaner
(Atouba, Pitroipa, Sanogo, Demel)
gespielt. Haben sie für dich eine be-
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2005. Während der WM 2006 bin ich
dann nach Deutschland gekommen.
Welche Ligen und Teams sind In
Burkina Faso besonders populär?
Bei uns schauten und schauen die
Leute vor allem die französische Ligue
1. Das liegt auch daran, dass die Burkinabéi Französisch sprechen und viele Afrikaner in Frankreich spielen.
Danach kommt die italienische Liga,
dann die Premier League und danach
erst die Bundesliga.
Wie bist du selbst zum Fußballspielen gekommen? Wie sieht es aus, wenn
sich Kinder und Jugendliche zum Fußball treffen (Spielfeld, Bälle, Trikots
und Schuhe)?
Schon mit sechs oder sieben Jahren
haben mich die anderen Jungs zum
Fußballspielen mitgenommen. Wir haben auf der Straße gespielt oder auf
dem Schulhof in den Pausen. Die anderen sind Frühstücken gegangen und
wir direkt zum Fußball. Es gibt nicht so
viele Fußballplätze in meiner Heimatstadt Bobo-Dioulasso. Wir durften nicht
auf die wenigen Plätze, auf denen spielten die Großen. Wir spielten auf der
Straße.
Du kennst das ja. Die Straßen in
unserem Viertel sind Lehmstraßen, von
rotem Staub bedeckt, der sich überall
in der Kleidung und den Poren der Haut
festsetzt. Härter als jeder Hartplatz in
Deutschland. Du musst wirklich aufpassen, dich nicht zu verletzen. Zudem
brausen Autos und Motorräder um dich
herum, weil das Viertel, wie die ganze
Stadt sehr belebt ist. Zudem laufen auch
Kühe und Ziegen auf den Straßen herum. Allein schon aufgrund des Klimas
verbringen die Leute mehr Zeit auf der
Straße. Nur zwischen Mittag und 15
Uhr ist es einfach zu heiß – um die 40
Grad , sodass die Leute jeden Schatten
ausnutzen, den sie finden können.
In Burkina Faso Bälle zu bekommen,
ist nicht so einfach. Mein Glück war,
dass einer meiner Brüder damals schon
in der Schweiz lebte. Immer, wenn er
nach Burkina Faso zu Besuch kam, hat
er mir Bälle mitgebracht. Freunde, die
nicht dieses Glück hatten, haben oft
mit selbstgebastelten Bällen aus Stoff
sondere Rolle als Identifikationsfiguren und als HSV-Spieler gespielt, weil
sie immerhin aus derselben geographischen Region kommen wie du selbst
oder vielleicht sogar derselben ethnischen Gruppe angehören?
Ja, es waren zunächst Atouba und
auch Demel. Pitroipa kommt sogar aus
Burkina Faso. Atouba stach mit seinem
Trickreichtum und seiner exzellenten
und frechen Ballbehandlung natürlich
sofort hervor.
Welche Spieler aus dem aktuellen
Kader gefallen dir am besten? Und
warum?
Ich habe immer van der Vaart sehr
gemocht, er war immer mein Spieler
seit langem. Aktuell gefallen mir Holtby und Djourou besonders, den ich
bereits seit seiner Zeit bei Arsenal verfolge..
Warst du schon einmal in Hamburg
und im HSV-Stadion? Hättest Du Lust,
dir einmal ein Spiel anzuschauen?
Ja, ich war schon mal in Hamburg,
aber leider nicht im Stadion. Das hat
nicht geklappt.
Hättest du Lust, mal hinzugehen?
Ja, klar. Am liebsten würde ich
HSV : Eintracht Frankfurt sehen. Die
Paarung habe ich schon einmal gesehen. Aber das war in Frankfurt. Das war
zur Zeit von Pitroipa und Zé Roberto.
Der HSV hat 1:0 gewonnen. Ein Eintracht-Fan hat mir seine Dauerkarte
gegeben. Er meinte, die Eintracht würde gewinnen. Ich habe geantwortet:
„Nein, der HSV gewinnt.“ Er sagte, er
habe keine Zeit ins Stadion zu gehen
und ich solle seine Sitzplatzkarte nehmen.
Wie war deine Stimmung, als der
HSV am Tag deiner Hochzeit ein Heimspiel sang- und klanglos verloren hat?
Ich glaube, wir waren beide ziemlich
deprimiert. Hast du über Scheidung
nachgedacht?
Nein, über Scheidung habe ich nicht
nachgedacht. (lacht) - Erst einmal wollte ich es während der Feier gar nicht
wissen. Aber dann habe ich doch etwas
mitbekommen. Ich konnte danach nicht
mehr ruhig bleiben und wollte dann
auch wissen, wie das Spiel läuft. Als ich
gehört habe, daß der HSV verloren hatte, hat mir das richtig wehgetan. Ein
Freund hat mir danach gesagt: „Mann,
du solltest die Mannschaft wechseln.“
Aber das wird nie geschehen. Und wenn
der HSV in die A-Klasse absteigt, egal,
ich werde Fan des HSV bleiben. Das ist
in meinem Herzen, ein ganz starkes
Gefühl.
Das finde ich faszinierend, diese
Loyalität. Ich meine, ich bin in Kiel geboren und mein Vater, Großvater und
Urgroßvater sind in Hamburg geboren.
Ich habe seit 40 Jahren eine sehr enge
Bindung zu dem Verein und der Stadt.
Das ist ja bei dir hingegen nicht der
Fall. Und trotzdem eine enge emotionale Bindung an den HSV.
Im letzten Jahr gab es eine intensive Debatte um die Gesellschaftsform
des HSV. Hast du diese Debatte verfolgt
und hattest du eine Meinung dazu?
Ja, die Diskussion habe ich mitbekommen und manchmal in den Sportsendungen die Meldungen zum Vorstand und den Finanzen verfolgt. Aber
das waren interne Sachen, zu denen
ich keine fundierte Meinung habe. Das
sind Fragen, die ich kaum beurteilen
kann: was nun gut oder weniger gut
für den Verein ist. In diesen Themen
kenne ich mich nicht so gut aus. Von
außen kannst du die Wahrheit sowieso
nicht beurteilen.
Dein Sohn (4 Jahre) hat dein Fußball-Talent geerbt. Wirst du ihn auch
zum HSV-Fan erziehen – oder müssen
wir damit rechnen, dass es bald noch
mehr Bayern-oder BVB-Fans gibt?
Ich will gerne, dass auch er HSV-Fan
wird. Aber er wird selbst entscheiden.
Ich wollte ihn eigentlich gerne zu den
HSV-Bambini schicken. Aber leider sind
wir zu weit von Hamburg entfernt.
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Leser
brief
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Fernsicht
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Meine Name ist Jiannis Manakitsas,
in Berlin geboren und seit 1975 HSV-Fan.
Seit 1996 lebe ich auf der griechischen
Insel Rhodos, wo ich seit 1997 eine Pension betreibe. Meine kleine Pension hat
10 Zimmer und ein Restaurant (mehr
Infos gibt es hier). Hier auf Rhodos schaue
ich mir ALLE HSV-Spiele live an. Über
OTE TV (wie Sky in Deutschland). Und
wenn sie mal kein HSV Spiel live zeigen,
dann über das Internet mit Kabelanschluss am Fernseher.
Pro Jahr gibt es zwei Phasen: Die erste Phase ist, wenn die Touristensaison
auf Rhodos beginnt. Dann schaue ich
mir die Spiele gemeinsam mit meinen
Gästen in meiner Pension an (ich habe
viele Stammgäste, die wissen, dass ich
HSV-süchtig bin). Viele Gäste sind über
mich auch zum HSV-Fan geworden. Immer wenn sie zu mir kommen, bringen
sie auch immer Fanartikel vom HSV mit.
Sogar für meinen Sohn! Leider müssen
sie ab nächstes Jahr noch mehr HSVGeschenke mitbringen, da meine Frau
und ich Nachwuchs bekommen haben,
und die HSV Familie noch größer geworden ist.
Die andere Phase beginnt dann, wenn
die Touristensaison endet. Dann genieße ich die HSV Spiele in aller Ruhe zu
Hause mit meinem Sohn. Wobei ich meist
sehr nervös und zitternd vorm Fernseher
sitze oder auch stehe, wenn es mal nicht
so läuft, wie ich es mir wünsche.
Wenn wir aber gewinnen, dann feiern
mein Sohn und ich gemeinsam am TV
und hören uns die HSV-Hymne an.
Meine Frau hält mich zwar für verrückt – sie sagt ja auch immer, dass ich
den HSV mehr liebe als sie – aber was
soll’s, den HSV habe ich ja auch als Ersten im Herzen gehabt.
Nun ich hoffe jetzt endlich, dass der
HSV die Kurve bekommt und wieder
ganz nach oben kommt, denn ich vermisse die vielen Siege des HSV und die
internationalen Spiele.
In diesem Sinne … Nur der HSV
Euer Jiannis Manakitsas
(Für immer HSV!!!)
P.S. Ein Video von uns gibt es hier.
57
HS V
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nachsicht
Aber lecker
Kolsch!
Ja ist denn
noch 2013/2014?
2. Spieltag - HSV-Paderborn 0:3
Einem Déjà-vu glich dieses Spiel gegen den Liganeuling. Mit Ausnahme
von Behrami dieselben Kicker, so ist
das Grauen der Vorsaison schnell
wieder präsent. Die längste Vorbereitung ever, ever … konnte jedenfalls
nicht zur Verbesserung des Zusammenspiels genutzt werden. Lediglich
Rudnevs gelang ein sehenswerter
Assist. Bitter, bei einem 0:3 noch eingestehen zu müssen, dass man „gut“
davon gekommen ist.
Trainer folgt
auf Torwart
3. Spieltag - Hannover-HSV 2:0
1. Spieltag - KoLN-hsv 0:0
Fotos: Witters
Köln wieder in Liga 1, schöne,
freundschaftliche Atmo in einem
proppenvollen, sangesfreudigen
Stadion – toller Rahmen. Den Teams
war’s wurscht: Beiderseits „safety
first“, ein lauwarm gepflegter, fast
höhepunktfreier Hin-und-her-Kick
auf übersichtlichem Qualitätslevel,
das von den lecker Kölsch rund um
diesen Saisoneröffner lässig übertroffen wurde.
Neuer Trainer,
neue Leidenschaft!
4. Spieltag - hsv-bayern 0:0
Wieder mal erstaunlich, dass unsere
Mannschaft nach einem Trainerwechsel plötzlich weiß, wie Räume
zugestellt werden, und vor allem 90
Minuten die Konzentration hochgehalten wird. So erzielte die Truppe
zwar gefühlt 5% Ballbesitz, jedoch
kamen die Bayern nicht wirklich zu
vielen gefährlichen Torchancen. Die
größte hatten dann sogar noch wir.
Leider entschied sich die Kugel auf
dem Weg ins leere Tor für die falsche
Seite des Pfostens. Ein Spiel, welches
Hoffnungen wecken sollte…
Eine vorbereitung
dauert 450 Minuten
5. Spieltag - gladbach-HSV 1:0
Erst wechselte Slomka den Torwart,
dann wechselte der HSV den Trainer.
Adler musste weichen, Drobny macht
seiner Rückennummer wieder alle
Ehre. Aber auch er konnte die Niederlage nicht verhindern. Der Defensivverbund stand unsicher, Hannover
brauchte nur elf Minuten, um den
Sieg einzutüten. Unser HSV grüßte
fortan vom Tabellenende.
Mittwochabend, Flutlicht-Spiel. Früher Arsenal und Turin, heute immerhin noch Mönchengladbach. Spiel
Nr. 2 unter Joe und Liga-Spiel Nr. 5
ohne Tor. Der gefühlte Ex-HSVer Kruse sorgte für das Tor des Abends. Der
glänzende Drobny verhinderte
Schlimmeres, sah aber auch eine
einsatzfreudige Mannschaft, die sich
nicht belohnte oder überhaupt
Torchancen kreierte.
58
HINR U ND E NRÜCKBLICK
17 Spiele, 17 Punkte,
9:19 Tore, Platz 14! Fakten, die aus der Tabelle
abzulesen sind. Aber,
wir alle haben einen
unterschiedlichen
Fokus und reagieren
emotional anders auf
das gleiche Spiel.
Ein Rückblick auf
die Hinrunde - durch
viele verschiedene
Augen geworfen.
Ohne Anspruch darauf, dass der jeweilige
Beschreiber auch das
Gefühl des Lesers trifft.
nachsicht
Ein Schuss
aus Nirgendwo
6. Spieltag - hsv-frankfurt 1:2
In der 25. Minute schreiben wir Negativgeschichte (Torlosrekord), doch
nach unglücklichem Rückstand und
Ausgleich durch Müller spielte der
HSV beschwingt und druckvoll auf.
Joes Truppe machte Spaß, das Publikum war hochzufrieden. Wäre da
nicht die 90. Minute gewesen… wer
erinnert noch Mineiro?
Der
aufbaugegner
Von Baumannern
und Hanselmannern
8. Spieltag - HSV-hoffenheim 1:1
Ruhe in Frieden, “HSV forever and
ever”. Der „Nevergreen“ (sic!) ist aus
dem Stadion verbannt. Oliver Baumann war es leider nicht. Der Keeper
der Sinsheimer verhinderte eindrucksvoll den Heimsieg. Sportsfreund Aluminium hatte zudem seinen „solidarischen“ und verhinderte
auf beiden Seite jeweils ein Tor. Tat
aber nur zur Hälfte Not, Keule.
Schlecht spielen
kann jeder . .
Wenn du aus
Leverkusen kommst . .
10. Spieltag - hsv-leverkusen 1:0
12. Spieltag - hsv-bremen 2:0
Prinz IQ10. HW4. Donati. Valon. Spahic. Rafael. Leno. Marcell. Schmidt.
Joe. Völler. Jörn Wolf. Das Spiel hatte
unglaublich viele Protagonisten; vorher-dabei-nachher. Der Feinschmecker in mir musste dieses Spiel nicht
toll finden, aber ganz ehrlich: Bin
heiser und glücklich nach Hause gefahren. Jaaaaaaa!
4 unserer Männer liefen auf das Bremer Tor zu. / 3 Mitspieler zum Anspielen hatte der ballführende PML
in der Mitte. / 2 Meter vor dem leeren
Tor grätschte Arslan in den Pass. /
1 Pfosten warf sich todesmutig in den
Schuss. / 0 Mitleid für Wolf im Bremer Tor, als er sich die Kugel selber
über die Linie drückte.
VfL Wolfsburg
GTI
6 Punkte
in Augsburg
3. Heimsieg
in Folge!
14. Spieltag - hsv-mainz 2:1
Erstmals zwei Stürmer in der Startelf.
Es war eine der besten Saisonleistungen der Elf von Zinnbauer. Der HSV
hat das Spiel 88 Minuten kontrolliert
und sich zum Schluss leider um einen
souveränen Sieg gebracht. Wir HSV
Fans sind es allerdings gewohnt, bis
zum Ende zittern zu müssen.
Die Null steht
schon wieder .
15. Spieltag - Freiburg-HSV 0:0
11. Spieltag - wolfsburg-HSV 2:0
7 Spieltag - dortmund-hsv 0:1
Wir konnen ja
doch Tore schiessen?
13. Spieltag - Augsburg-HSV 3:1
9. Spieltag - hertha-HSV 3:0
Ein Stadion
sieht rot..
16. Spieltag - hsv-stuttgart 0:1
Was erlaube … HSV ... eine Ideenlosigkeit sondergleichen!!! Nach etwa 15
guten Minuten ging das Spiel verloren.
37 Minuten in Überzahl haben (außer
einem Déjà-vu) nichts eingebracht.
Durch Pfiffe vom enttäuschten Publikum wurde die Mannschaft zusätzlich verunsichert. Auch wenn’s schwer
fällt, sollte man die Mannschaft nicht
gegen kompakt stehende Stuttgarter
unterstützen? Egal, Spiel abhaken,
gemeinsam nach vorne schauen …
Ein (un-)glUckliches
Unentschieden! .
... aber wir können es besonders gut!
Schweinekalt im Stadion, nichts Erwärmendes von der Mannschaft.
Viele Fehlpässe, kein Aufbauspiel –
und nach einer Stunde die große
Chance für Jansen, der freistehend
an Kraft scheiterte. Direkt im Gegenzug zeigt Ben-Hatira, wie man es
richtig macht. Der Rest war für Berlin nur noch Formsache.
War das nicht schön? Ja, das war nicht
schön. Die „Wobber“ waren schneller,
zweikämpfstärker und abgezockter.
Der Schein vom Mithalten können
endete jäh als der einzig je in grün
spielende Sympath uns im Stile vieler Ex-HSVer den Stich versetzte.
Kevin, Prinz von Flandern, legte noch
ein weiteres Tor auf. Frustrierend.
3 Punkte für die Heimmannschaft
und 3 schwarze auf gelbem Grund
für den Schiedsrichter. Joes Lok läuft
nicht richtig in Jim Knopfs Heimat,
trotz Führung vor der Halbzeitpause.
Weinzierls Lok macht mehr Dampf
und gewinnt verdient, auch wenn
Schaffner Drees maßgeblich zum
Ausgang des Spiels beiträgt.
... in schwarz-gelb auf dem Platz!
Bereits nach 20 Sekunden bekam der
SC Freiburg einen unberechtigten
Elfmeter zugesprochen, doch unser
Held Drobny konnte den Elfmeter
problemlos halten. Den berechtigten
Elfer auf der anderen Seite hat von
den Schiris dann leider keiner gesehen. So blieb es torlos!
Zweimal - dank Aluminium - Glück
gehabt. Dagegen gehalten und eine
Klasse zweite Halbzeit gespielt. Da
wäre sogar noch ein Sieg drin gewesen, denn Möglichkeiten dafür hatten
auch die Rothosen. Die Hinrunde
zeigte uns gute, hoffnungsvolle Spiele und wieder mal Rückschläge. Aber
auch 8 Punkte gegen die Champions
League-Teilnehmer. Die Rückrunde
kann kommen …
59
In Dortmund! Gegen den Champions
League-Teilnehmer! Gegen die gelbe
Wand! Gegen den vollendeten Katastrophenstart in die Saison ... half
kämpfen, laufen und Nicolai Müller!
Erlaube ihm einen genialen Moment, den Raum, um Geschwindigkeit aufzunehmen und einen Lasogga im Blickfeld! Das 0:1 war nicht
nur eminent wichtig, es war der
verdiente Lohn harter Maloche!
Fotos: Witters
17. Spieltag - schalke-HSV 0:0
nachsicht
der Tabelle abonniert und sollten ihn
einfach annehmen, akzeptieren, liebkosen und überhaupt dankbar sein, dass
wir noch nicht implodiert sind, vor lauter Größenfantasien der letzten Jahre.
Ab heute ist nix mehr mit „Fahrer träumt
vom ...“, Augen auf im Straßenverkehr,
wir sind und bleiben doch nur der HSV!
Aber was ich überhaupt nicht ver-
stehe, ich gehe seit Monaten mit
hängendem Kopf voller Demut
durch die Spielzeit und der HSV
spielt immer noch nicht um die
Meisterschaft mit! So eine Sauerei!
Aber jetzt nicht weinen, liebe Fangemeinde, wir stehen trotzdem für etwas
besonderes, sind eben nicht die graue
Maus der Mittelmäßigkeit, wir sind die
größten Unterhaltungskünstler der Bundesliga, wenn nicht gar weltweit! Dies
hatte ja schon der größte Rastafari des
Universums, Bob Marley erkannt!
Text: Lenhart Freiesleben
Aaaah, herrlich, da sind wir wieder
knietief im Abstiegssumpf angekommen, wo wir uns zuletzt über 36 Spieltage in Agonie gewunden haben. Und
was haben wir gezittert und gebibbert,
als gäbe es keinen nächsten Spieltag
mehr. Alles habe ich getan, um das
drohende Unheil abzuwenden. Ich habe
mich in schwarz-weiß-blauer Magie
versucht und mit den abgenagten
Hühnchenknochen die Spieltage ausgewürfelt. Bremen gewann 1:0, die
Wiesenhof-Amputationen waren offensichtlich manipuliert. Ich habe nach
dem Sieg gegen Vizekusen vor Schreck
jeden Tag eine Packung Aspirin gefuttert und mit dieser Umsatzspritze den
anstehenden Königstransfer erst möglich gemacht. Und zu guter Letzt habe
ich in beschwörender Weise meine
linksdrehenden Joghurtkulturen rechtsherum gerührt und bin nun möglicherweise verantwortlich für diese sinnentleerten HoGeSa-Aufmärsche.
Nichtsdestotrotz, selten habe ich
so rauschhafte Emotionen und verschwurbelte Wahrnehmungsstörungen
erlebt und darauf kommt es ja schließlich beim Konsum der Volksdroge Fußball an. Insofern, danke dafür, lieber
HSV!
Jetzt wissen wir auch, wozu sie
gut ist ...
es kam, wie es kommen musste,
nur anders!
Und was haben wir uns zwischenzeitlich mit den Kühnes, Magaths, Trai-
Nun haben wir unseren fussballgottzugewiesenen Sitzplatz im C-Rang
60
Alles habe ich falsch gemacht und
Heute blicke ich zurück und komme
mir unverwundbar vor, wie Siegfried
der Drachentöter verfüge ich über eine
zentimeterdicke Hornhaut auf meiner
Fanseele. Der erfolgreiche, aber armageddonartige Abstiegs kampf hat mich
verweichlichten Fußballneurotiker
sämtlicher Illusionen beraubt und zu
einem HSV-Zombie werden lassen. Die
letzte Saison war ein steiniger, ein Hamburger Weg, der mit seiner einmaligen
Pointe seinen festen Platz in der Bundesligahistorie gefunden hat:
Trotz größter Kraftanstrengungen
ist der HSV zu schlecht zum Absteigen!
ners, Hakans, Kreuzers, Ertels & Hunkes
(ohne die unsere vereinsinterne Muppetshow tatsächlich nur halb so unterhaltsam ist!) abgekämpft, um am Ende
festzustellen ... wir haben endlich unseren Platz gefunden. Ja, wir haben uns
mittlerweile im unteren Tabellendrittel
recht kommod eingerichtet. Endlich
kein Leistungsdruck mehr, das tut gut!
Dies ist der Moment, wo erzwungene
Demut zu einer entspannten Haltung
führen kann! Unmut ist etwas für die
Ambitionierten!
Die Mär vom großmächtigen Traditionsverein ist jetzt einfach ausgeträumt, die Hoffnung auf den nächsten
Landesmeistertriumph zerplatzt und
die „an der Elbe werden Träume
wahr“-Attitüde, wie eine lästige Last in
der uns wohlbekannten Müllverbrennungsanlage entsorgt.
Ohne uns wäre die Liga deutlich
ärmer an medialen Rohrkrepierern, Hybris, Deppentum und Tolpatschigkeit.
Wir schaffen es sogar in der Trostlosigkeit der fußballlosen Zeit die Gazetten
mit skurrilem Output unserer Vereinshyperventilation zu füllen. Während wir
sportlich wie die Flachpfeifen in der
Bedeutungslosigkeit rumdümpeln, spielen wir auf der Panflöte des Entertainments in der Championsleague. Kein
Flachs, unsere Bestimmung liegt nicht
im sportlichen Erfolg, sondern im donaldduckmäßigen Durchwaten von
Pleiten, Pech, Pannen und Fettnäpfchen.
Wie heißt es doch so treffend? Über
Deutschland lacht die Sonne, über den
HSV die ganze Liga und der FCB über
sein Festgeldkonto.
Egal, we proudly claim, ... we love
to entertain the Liga!
Aber noch etwas anderes zeichnet
uns aus! Wir bieten dem uns innewohnenden Fluch die Stirn und zeigen der
Welt, dass man mit dieser schlimmen
Krankheit namens HSV durchaus gut
leben kann. Offensichtlich sind wir zäh
wie Unkraut und vollgepumpt mit Hoffnung, die uns über Wasser hält.
Aber was soll man auch machen,
wenn man wie ein kleines gallisches Dorf von übermächtigen
Feinden umgeben ist?
Die Stadt ist fest in der Hand der
Aufkleber-Boys in brown, zudem bedrängen uns die neoimperialistischen
Lager Klein Wolfsburg, Hannover-Infantilum, und Werderwarum. Wo soll
das alles hinführen, wenn nicht in die
sportliche Bedeutungslosigkeit. Aber
wer so schwer an seiner eigenen Geschichte zu schleppen hat wie wir, der
bekommt zwar einen krummen Rücken
und Plattfüße, aber bildet immerhin
keine erfolgsverwöhnte Rückgratlosigkeit aus, wie es bei den titeldekadenten
Freunden aus der bajuwarischen Hauptstadt zu bewundern ist. Auch darauf
können wir stolz sein!
Und was ist eigentlich in unserem
Volkspark-Kolosseum mit den Blockbustern aus 22c los? Während wir unsere Gladiatoren beim Kampf gegen ...
sagen wir mal ... die Mannen vom Rhein
nach vorne pfeifen? Wo sind nur unsere Rächer und Retter des HSeV, die
Traditionstaliban der postmodernen
Fußballkultur?
Es ist alles so bitter, die weißen
Tauben sind müde und haben
sich zu Falken gemausert.
Nun gut, CFHH hat das Megafon an
den Nagel gehängt oder ist anderweitig in den Rängen versickert und es gibt
tatsächlich 100 Gründe dies gut zu
finden und 100 Gründe dies doof zu
finden, so dass man sich selbst aussuchen kann, wie man das finden möchte. Also, ich finde es grundsätzlich
löblich, wenn sich junge Leute kreativ
engagieren und in Bastelworkshops
eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung
sehen. Auch ihre Zusammenkünfte, um
gemeinsam Chorauftritte einem grö-
ßeren Publikum darzubieten, waren
vorbildlich. Nur der sorglose Umgang
mit pyrotechnischen Objekten sollte
aus dem Programm gelöscht werden,
denn schließlich gilt auch in der Arena:
Eltern haften für ihre Kinder!
Was uns jetzt noch bleibt ist der
real-existierende Kader!
Zur einen Hälfte zusammengecastet von IHM himself – unserem
Gallionsdidi!
Und ob ihr es glaubt oder nicht,
sein kühnster Coup war die Verpflichtung von Edelfan Klaus-Michael bei
gleichzeitiger Vertragsklausel, dass
dieser keine Einsatzgarantie erhält. Der
zweitgrößte Coup war die Hinfortspülung der Klistierhymne von Dr. Hanselmann, welche schon vor Anpfiff für
kollektiv volle Hosen gesorgt hat. Der
HSV ist so groß, er kann sich sogar right
here, right now einen 15 Jahre alten
Evergreen leisten, ohne dass dem gemeinen Fußballvolk klar wird, dass
dieser nur dazu da ist, das kritische
Bewusstsein tranceartig zu vernebeln.
Nachdem die Rechtsform des Vereins,
die hochdekorierten Trainer, der Vorstand, der Aufsichtsrat und diverse
Spieler ausgewechselt wurden, rätselt
man nun, was noch austauschwürdig
ist, um den 80er-Jahre-Erfolg wieder in
die norddeutsche Tiefebene zu lotsen.
Es ist wohl angedacht, die Heimspiele
am Millerntor auszutragen, weil dort
selbst bei miesester Leistung nicht gepfiffen wird. Im Tausch gibt es dort dann
zweitligatauglichen Erstligafußball zu
sehen und das Merchandisingprodukt:
Jutetasche „Totenkopfraute“. Oh oh, wo
soll das alles nur enden?
Und ich sag’ Euch, sollten wir doch
absteigen ... wir werden Pokalschreck!
Ich freue mich jetzt schon!
Nachsicht
W
61
ir hatten ein
spannendes Jahr,
in der Tat wurde
uns von morgens
bis abends nicht
langweilig. Neben einer vertrackten
sportlichen Situation begriff die
Mitgliedschaft endlich, dass man
nicht immer nur so tun kann, dass
man am „modernen Fußball“
teilnimmt. Man musste schlussendlich akzeptieren, dass wir seit
mittlerweile mehreren Dekaden
nicht nur auf der Stelle traten,
sondern an einem physikalischen
Weltenwunder teilnahmen. Wir
torkelten gemächlich und selbstzufrieden in zwei Richtungen gleichzeitig: wirtschaftlich rückwärts
und sportlich abwärts.
Wir taten das,wozu die Ausgeburt
des deutschen Vereinswesen, der
ADAC, erst Monate später fähig sein
sollte. Der ADAC „gliederte aus“, ehe
die Politik und die Verfolgungsbehörden dies tun sollten, fernab des ureigenen Verständnisses des „Automobilclubs“. Wir taten das gleiche, nur
weit vorher, ohne glücklicherweise
dasselbe tun zu müssen, fernab des
existenziellen, ökonomischen
Druckes. Oh, nein, nicht wirklich, die
vermeintliche Weisheit der Mitgliedschaft war sehr wohl geprägt durch
existenziellen Druck. Sportlich lastete der wahrlich als kurios zu bezeichnende Klassenerhalt auf den
Fan- und Mitgliederseelen. Wirt-
Schluss
Pfiff
schaftlich war der Lizenzspielbetrieb
des HSV e.V. in der Bundesliga schon
lange nicht mehr wirklich tragfähig.
Und die AG leidet noch heute - mehr
denn je - an den zero-return-investments in unterdurchschnittliches
Führungspersonal. Und die Verantwortlichen sitzen feixend in der Ecke
und lachen sich eins.
Wir als HSVer müssen endlich
lernen, gewisse Dinge, mit der im
Sommer unter Krokodilstränen herbeigerufenen Demut zu tragen und
auch zu ertragen. Es ist für mich immer noch ein grenzenloses Faszinosum, wie schnell der Irrsinn in unserer Stadt Kreise zieht, nur weil sich
die gelangweilte Presse diverse Dinge
aus den Finger saugen muss, da es
keine Standleitung mehr zum Elferrat
gibt. Genauso deppert verhalten sich
viele Anhänger, Fans und Mitglieder
des HSV, die hysterisch jeden verzapften Bockmist (sei es in den Printmedien und/oder in den angeschlossenen Funkhäusern im Internet…)
aufgreifen und sofort mit brennenden
Fackeln und Mistgabeln auf die Straße rennen.
Es fehlt die realistische Einordnung, die gelassene Betrachtung, die
Akzeptanz von Verhaltensweisen und
es fehlt die Geduld. Gut, der alte
Schnack, wenn ich etwas mit „Geduld“
machen will, dann gehe ich zum Angeln und nicht zum Fußball, beschreibt wunderbar die Unvernunft,
die das rasante Geschäft „Profi-Fuß-
ball“ mit sich bringt. Die Unvernunft,
die ihren Ursprung in der aufgeladenen Emotionalität hat, die den Fußball an sich umwabert.
Alles ist relativ. An einem verregneten Sonntag machten mein Vater
und ich uns auf zum Spiel gegen
Mainz. Es regnete sich leicht ein und
man war unwirsch, dass man ein wenig nass wurde. Löst man sich von
der Betrachtung, muss man feststellen, dass wir während unserer „Fankarriere“, 17 Jahre im siffigen Rund
des alten Volksparkstadions gestanden haben und den Gewalten schutzlos ausgeliefert waren. Im ach-so-tollen Volksparkstadion, unserem Hort
der Tradition und Teil unserer Vereinsseele. Und die Dauerkarte hat nur
60 DeeeMaaaaark gekostet, da bekam
man für kleines Geld noch ehrlichen
Fußballsport (SPORT!!!) geboten. Und
kein Mensch möchte zugeben, dass
es im Prinzip das gleiche Profigeschäft
gewesen ist, bei dem die Akteure für
eine bestmögliche Entlohnung, mehr
oder weniger motiviert auf dem Rasen
umhergelaufen sind.
Vieles mehr ist relativ. In der Bundesligasaison 2013/2014 befanden wir
uns nach dem 15. Spieltag mit 16 Punkten auf Platz 13 der Tabelle. Mit 5
Punkten Vorsprung auf unseren spä-
teren Zielplatz „15“.
In der Bundesligasaison 2014/2015
befinden wir uns am gleichen Spieltag mit 16 Punkten auf Platz 14. Vorsprung auf den Relegationsplatz: 2
Punkte.
Wir haben aber schon dazugelernt
und beweisen Gelassenheit und sind
froh und demütig, dass wir in kleinen
Schritten aus dem Tabellenkeller herausklettern.
Das ist durchaus als positives Zeichen anzuerkennen und sollte zu
weiteren positiven Taten rund um
den HSV anspornen.
Der Supporters Club sollte weiterhin wohlwollend unterstützt und
gefördert werden. Das Wirken der
hauptamtlichen Mitarbeiter ist keinesfalls obsolet und die neue Abteilungsleitung verdient wirklich Respekt und Engagement durch die
Mitglieder.
Ebenso benötigt diese Publikation
weiterhin ehrenamtliche Geister, die
Lust haben, ihre Freizeit mit Gedanken und Geschreibsel, von Fans für
Fans zu verschwenden.
Ein frohes, neues Jahr.
Nur der HSV!
In diesem Sinne
Hondo
Impressum
V.i.S.d.P.
Jan David Talleur
Frickestrasse 32
20251 Hamburg
www.hsv-schnack.de
[email protected]
Fax : 04106/75124
Layout/Grafik/Bildauswahl
Melanie Freiesleben,
Sunna Weber , Jan Wesuls
Redaktion & Lektorat
Manuela Gerick, Markus Bülck, Tommy Cosmo,
Sven Dabelstein, Carsten Gerloff, Michael Greve,
Max Ilse, Jens Kochte, Michael Neuhof,
Jan David Talleur, Lenni Freiesleben,
Johannes Arbter, Marcel Ehlers, Robert Strobel,
Kai Bojens, Ansgar Tasche, Thomas Pundrich,
Alexander Bierhaus, Willy Hilbert, Alex Burk,
Helmut Seifert
Wir bedanken uns
…bei unseren Interviewpartnern
Bernhard Peters, Daniel Petrowsky, Timo Horn,
Martin Oetjens, Thomas Kerfin, Carsten Bürger,
Matthias Helbing, Sebastian Baier, Marcus Wiebusch,
Gerrit Heesemann, Dirk Böge, Ib Traoré
…bei den Autoren
Doreen Schneider, Maik Erbsmehl,
Alexander von Beyme, Elke Opitz, Gabi Weidenhagen,
Jiannis Manakitsas Reinhard Hupfer, Sven Kröger,
Claudia Dreissigacker, Morten Armbrecht,
Thorsten Lesch, Horst Schröder, Rolf Westphal,
Cornelius Göbel
…bei allen, die den HSV SCHNACK
unterstützt haben, insbesondere
Jörn Wolf, Tobi Hauke, Markus Gorges &
TEAM ICE Hotel Altona !!!, Christoph Zeuch,
Andreas Wiese, Axel Formeseyn,
Thees Uhlmann, Thorsten Ewert
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Erfolgreiches jahr
2015
NUR der HSV