Streß im Lehrberuf
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Streß im Lehrberuf
Stress im Lehrberuf © C.Temml Inhaltsverzeichnis Einleitung 2 Reaktionen der befragten Lehrer(innen) 4 Konzept und Statistik 8 1. Gliederung nach den Regionen des Tätigkeitsbereiches 9 2. Verteilung der befragten Lehrertypen 9 3. Sozialdaten 10 3.1. Familienstand: 3.2. Anstellungsverhältnis 3.3. Außerordentliche Belastungen durch das Anstellungsverhältnis 3.3.a Belastung durch das Anstellungsvehältnis: "Vertragslehrer des Entlohnungsschemas IIL" 3.3.b Belastungen durch die Anstellung in einem anderen Bundesland 4. "Lifestyle-Daten" der Lehrer 10 11 12 13 13 13 4.1. Gesundheitsverhalten 4.2. Nikotinkonsum 4.3. Einschätzung des Gesundheitszustandes 5. Gesundheitsstörungen 13 15 15 17 5.1. Herz- und Kreislauferkrankungen 5.2. Erkrankungen des Verdauungstraktes 5.3. Muskuläre Verspannungen 5.4. Psychische Beeinträchtigungen 5.5 Sexualität 5.6. Infektanfälligkeit 18 19 20 21 23 24 6. Streßempfindung 25 6.1. Allgemeine Streßempfindung 25 6.1.a. Allgemeines Streßempfinden bezogen auf Geschlecht und Bundesländer25 6.1.b. Allgemeine Streßempfindung bezogen auf die Lehrergruppen 25 6.2. Graduierte Streßempfindung 27 6.2.a. Graduierte Streßempfindung bezogen auf Geschlecht und Bundesländer27 6.2.b. Graduierte Streßempfindung bezogen auf die Lehrergruppen 27 7. Selbsteinschätzung 29 8. Zeitaufwand im Beruf 29 8.1. Zeitaufwand in der Schule 8.1.a. Volksschullehrer(innen) 8.1.b. Hauptschullehrer(innen) 8.1.c. Sonderschullehrer 8.1.d. Lehrer(innen) des "Polytechnischen Lehrganges" 8.1.e. Lehrer(innen) für einzelne Unterrichtsgegenstände 1 30 30 31 32 33 34 Stress im Lehrberuf © C.Temml 8.2. Zeitaufwand zu Hause 8.2.a. Volksschullehrer(innen) 8.2.b. Hauptschullehrer(innen) 8.2.c. Sonderschullehrer(innen) 8.2.d. Lehrer(innen) des "Polytechnischen Lehrganges 8.2.e. Lehrer(innen) für einzelne Unterrichtsgegenstände 8.3. Zeitaufwand für Ausbildung und Fortbildung 8.3.a. Volksschullehrer(innen) 8.3.b. Hauptschullehrer(innen) 8.3.c. Sonderschullehrer(innen) 8.3.d. Lehrer(innen) des "Polytechnischen Lehrganges" 8.3.e. Lehrer(innen) für einzelne Unterrichtsgegenstände 9. Streß im Berufsleben 34 34 35 36 36 37 37 38 39 40 40 41 42 9.1. Arbeitsgefühl 9.2. Arbeitsleistung 9.3. Wertschätzung 9.3.a. Wertschätzung durch die Kollegen 9.3.b. Wertschätzung durch den Vorgesetzten 9.4. Zusammenarbeit 9.4.a. Zusammenarbeit mit den Kollegen(innen) 9.4.b. Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten 9.5. Arbeitsverantwortung 9.6. Freundlichkeit 42 44 45 45 46 47 47 48 49 51 10. Spezifische Schul- und Unterrichtsprobleme 52 10.1. Allgemeine Belastungen im Schulwesen 10.2. Spezifische Probleme im Schulwesen 10.3. Probleme am Arbeitsplatz Schule 10.4. Belastungen im Unterricht 53 54 56 57 11. Streß durch schulbezogene Ängste der Lehrerschaft 58 11.1. Lehrerangst im Tätigkeitsbereich "Qualifikation" 11.2. Lehrerangst im Tätigkeitsbereich "Integration" 11.3. Lehrerangst im Bereich "Selektion" 11.4. Lehrerangst im Tätigkeitsbereich "Kontakt" 59 62 65 68 12. Überlastung und Sorgen 71 12.1. Allgemeine Überlastung 12.2. Überlastung durch starke psychische Anspannung 12.3. Finanzielle Sorgen 71 73 74 13. Entspannung und Erholung 75 13.1. Entspannung zu Hause 13.2. Erholung in der Freizeit 75 77 14. Streß im Haushalt 78 14.1. Haushaltsarbeit 14.2. Haushaltsleistung 78 79 15. Streß in der Familie 80 2 Stress im Lehrberuf © C.Temml 15.1. Familienerleben 15.2. Belastungen in der Familie 80 82 Zusammenfassung und Diskussion 85 a) Stressoren im Bereich der Interaktion "Gesellschaft - Lehrer" b) Stressoren im Bereich der Interaktion "Lehrer -Lehrer" c) Stressoren im Bereich der Interaktion "Schüler - Lehrer" Streßentlastung 85 86 87 93 Verbesserungsvorschläge am Sektor Gesellschaft - Lehrer Verbesserungsvorschläge am Sektor Lehrer - Lehrer Verbesserungsvorschläge am Sektor Schüler - Lehrer 3 93 93 94 Stress im Lehrberuf © C.Temml Streß im Lehrberuf (Eine österreichweite Studie von Dr. Christian Temml) Einleitung Die seit Jahren schwellende Diskussion zwischen allen Betroffenen über das österreichische Schulsystem, hat mich dazu bewogen, eine Streßuntersuchung der Pflichtschullehrer vorzunehmen. Als Vorsorgemediziner messe ich dem Phänomen Streß eine sehr hohe Bedeutung zu, da wir unter diesem Einfluß unser Verhalten und unseren Lebensstil ändern. Dadurch wird die Grundlage für ständig gesundheitsschädigende Einwirkungen auf unseren Körper in vielen Belangen erst geschaffen. Das Suchtverhalten, Eßverhalten und die Verringerung der körperlichen Bewegung werden ganz entscheidend durch Streß gesteuert. Bei fast allen Gesprächen und medialen Veröffentlichungen in Österreich über "Schulstreß" wurde die Partnerschaft "Eltern - Kinder - Lehrer(innen)" sehr einseitig zugunsten der beiden Erstgenannten geführt. Erst in diesem Jahr bestand eine intensive mediale Auseinandersetzung mit der Berufsgruppe der Lehrer. Schlagzeilen wie "Panik am Katheder, Chaos Schule, Horrorjob Lehrer, der Alptraumjob Lehrer, Zu intellegent für ihre dumme Arbeit" haben eine Vielzahl der Medien ausgefüllt und zu einer Auflagenerhöhung verholfen. Daran erkennt man, wie sehr die Bevölkerung an diesem Thema interessiert ist. Sorgenvoll registrieren Eltern, Schulforscher und Bidungspolitiker, wie die Motivation bei den Lehrern verfällt und viele ihren Beruf nur noch als täglichen Horror-Job erleben. Während immer schwierigere Kinder an die Schule kommen, Gewalt und Drogen die Schulen überschwemmen, schlittert unser Schulwesen ähnlich dem Gesundheitswesen - in seine schwerste Krise. Immer früher quittieren die Lehrer ihren Schuldienst, nur mehr in seltenen Einzelfällen gehen die Lehrer ihrem Beruf bis zum regulären Pensionsalter (Frauen bis 60 Jahren, Männer bis 65 Jahren) nach. Obwohl die Wissenschaftler die pädagogischen Techniken und Lehren ständig verfeinern, die Psyche der Schüler bis ins letzte analysiert haben und darauf basierend Rezepte für alle Unterrichtslagen aufliegen, ist die Lehrerschaft von einer fatalen Unsicherheit im Umgang mit den Schülern geprägt. Um die innere Krise zu beschreiben, welche Lehrer und andere Personen aus kommunikativen Berufen betrifft, benutzen die Pädagogen und Psychologen ein Modewort aus der amerikanischen Psychologie: das "Burn-out-Syndrom". Totale Erschöpfung, Hoffnungslosigkeit und Überdruß sind die bestimmenden Symptome der schleichenden seelischen Auszehrung, die in weiterer Folge chronisch psychische und körperliche Krankheiten auslösen können. Präzise Zahlen über Lehrer mit "Burn-out-Syndrom" sind allerdings nicht bekannt, da nirgendwo genaue Statistiken geführt werden. Schon vor mehr als 50 Jahren hat der wissenschaftliche Vater der Streßforschung, Hans SELYE, dieses Phänomen als das "Erschöpfungsstadium", die Endphase des Drei-Phasen-Verlaufes bei chronisch einwirkendem Streß beschrieben. Ein großer Anteil an Frühpensionierungen beruht auf Depressionen, Neurosen und Erschöpfungszuständen. Im Sommer des Jahres 1993 hat der Rechnungshof beanstandet, daß die Pflichtschullehrer in Niederösterreich im Schnitt schon mit 56,6 Jahren pensioniert werden - vor allem wegen dieser genannten Leiden. Die frühe Pensionierung empfinden die Betroffenen selbst "wie eine Erlösung". 2 Stress im Lehrberuf © C.Temml Häufig leiden gerade jene Lehrer, welche voller Erziehungsideale ihren Dienst antraten, unter der Zerstörung ihrer Lebenskräfte. "Lehrer, die vor 20 Jahren die Schule zu einer humanen und sozialen Einrichtung transformieren wollten, stellen mit ihrem Älterwerden, ihrem Kräfteverlust, ihre Hilflosigkeit, ihr Versagen, ihre Krankheiten und manchmal ihre abnehmende Beliebtheit bei den Schülern fest" , beobachtet der Hamburger Schulforscher Peter STRUCK. Von der pädagogischen Aufbruchsstimmung, die junge Leute am Beginn der siebziger Jahre zum Lehramtsstudium motivierte, ist nichts geblieben. Viel diskutierte Reformen des Schulwesens haben die Hoffnungen auf eine "bessere Schule" nicht gebracht. Die Angstforschung bei Lehrern hat sich sogar als ein neuer Wissenschaftszweig etabliert. Lehrer fürchten sich einerseits vor Vorgesetzten und Eltern und haben anderseits Sorge, mit den Schülern nicht mehr fertig zu werden. Die Anzeichen für diesen Überdruß und die Resignation äußern sich gerade im Großstadtbereich immer gleich. Erschöpfte Lehrer drücken sich vor jeder freiwilligen Leistung, verschwinden aus der Schule, so schnell es geht - und die Krankmeldungen häufen sich. Man arrangiert sich, indem man versucht, durch alle möglichen Tätigkeiten außerhalb der Schule, die Zeit der Unterrichtsanwesenheit zu verkürzen. Erschwert wird die Pädagogenarbeit noch durch die laufend vorgenommene Demontage der Autorität, die die Schule an sich und die Lehrer - unabhängig von ihrer Persönlichkeit - hinnehmen mußten; ohne gleichzeitig ein neues Ideal zu bekommen. Die Schule erscheint oft nur noch als zwangsvoller Ort der strategischen Wissensvermittlung und wird von den Lehrenden als "Reparaturbetrieb" erlebt. Sie kann aber weder ein Auffangbecken für defizitäre Erziehung in der Familie sein, noch sozialpädagogische oder gar therapeutische Maßnahmen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Eine Erneuerung der Schule von innen heraus, wie die gleichzeitige Veränderung der Rahmenbedingungen und Strukturen, scheinen mir als ein vordringlich zu lösendes Problem. Dazu soll diese österreichweite Umfrage mit den daraus resultierenden Erkenntnissen dienen. 3 Stress im Lehrberuf © C.Temml Reaktionen der befragten Lehrer(innen) Hier finden sich die persönlichen Reaktionen von Lehrern, welche durch die österreichweite Befragung an den Pflichtschulen ausgelöst wurden. 1. Brief Konjugationsübungen eines Deutschlehrers mit beiden Füßen auf der FdGO herumstehend oder noch vier Jahre bis 1984 ich werde überwacht du wirst registriert er wird erfaßt sie wird gespeichert es wird beobachtet wir werden bespitzelt ihr werdet kontrolliert sie werden gesinnungsüberprüft (1979 = 30 Jahre Grundgesetz) Baden 24. Mai 1993 2. Brief Sehr geehrter Herr Doktor! Erlauben Sie mir, daß ich zu dem ausgefüllten Fragebogen auch noch einige Bemerkungen dazufüge. Den Bogen habe ich als Klassenlehrerin ausgefüllt. Für Direktorinnen müßte ein eigener Fragebogen erstellt werden. Ich leite seit 7 Jahren eine "8-klassige Volksschule" und bin in meiner Klasse 14 Stunden in der Woche beschäftigt. Diese Arbeit belastet mich nicht, im Gegenteil, sie macht mir viel Freude. Wir sind die einzige "6-Tageschule" im Bezirk Baden, und dies mag wohl der Grund sein, warum Streß bei uns selten aufkommt. Die Kinder sind ruhiger, da sie ja nur einige Stunden in der Klasse sein müssen. Es hat sich in den letzten Jahren sogar gezeigt, daß die Eltern ihre Kinder gezielt in unsere Schule schicken. Jeweils im Jänner veranstalten wir einen "Info-Tag" für die Eltern und deren Kinder, die im nächsten Schuljahr zur Schule kommen. Ich lege diesem Schreiben ein Info-Blatt bei. Sicher sind viele Faktoren für den Streß im Lehrberuf schuldig. aber einer der wichtigsten erscheint mir doch, daß die Lehrer - und es wollten ja hauptsächlich die Lehrer, und haben die Eltern beeinflußt - mit aller Kraft, die 5-Tageschule einführen. Denn im Anschluß an den Schulstreß beginnt am Freitag zu Mittag der Freizeitstreß. Im Schuljahr 1970/71 habe ich an einer der ersten "5Tageschulen" in Baden unterrichtet, ich weiß wovon ich rede. Unsere 4 Kinder waren noch in der 6-Tageschule bis auf den jüngsten Sohn. Ich weiß daher auch als Mutter die Vorteile einer gleichmäßigen Aufteilung der Stunden in der Woche zu schätzen. 4 Stress im Lehrberuf © C.Temml Natürlich kenn auch ich den Streß - 1000 Dinge werden an einen Schulleiter herangetragen, eine große Familie habe ich zu versorgen usw. aber ich lebe eben vernüftig, schlafe viel und erhole mich bei der Gartenarbeit. Ich betone nochmals, daß ich mir bewußt bin, daß es viele Ursachen für den Streß gibt. Aber wer wird schon dieses heiße Eisen der 5-Tageschule angreifen und den Schulversuch, der er ja noch immer ist, rückgängig machen. Eine neuerliche Befragung von Eltern würde ein anderes Ergebnis ergeben als vor etwa 15 Jahren. Für Anfragen und Gespräche stehe ich gerne zur Verfügung. Wenn sie, sehr geehrter Herr Doktor, es wünschen, kann dieser Bericht auch veröffentlicht werden. Beste Empfehlungen. 3. Brief Ich gratuliere zu dieser Idee! (Maderthaner) 4. Brief Noch vor einem Jahr hätte ich ganz anders geantwortet: Ich unterrichte im PL, und mein Chef machte mir das schulische Leben zur Hölle! 5. Brief S.g.Hr.Doktor! Nur ganz kurz: Vor 32 Monaten erlitt meine Mutter (jetzt 76) einen Oberschenkelbruch, der gut heilte und sie schon ganz gut mit Krücken gehen konnte, ca. 3 Monate später Lungenembolie - Intensivstation - dann als Pflegefall (mit P a r k i n s o n) nach Hause, Dauerkatheter, nicht selber anziehen, essen, schreiben. Das alles habe ich ihr wieder gelernt, sie geht heute einige Schritte mit Stock in der Wohnung, ich habe auch seit dieser Zeit keinen freien Tag gehabt. Wenn ich unterwegs bin, dann beruflich und auch vormittags schaut eine Frau nach ihr, die ich natürlich bezahle. Alle Verwandten waren schlagartig verschwunden, auch sonst läßt sich kaum jemand blicken. Ich habe ihr ein verstellbares Spezialbett angeschafft, muß monatlich draufzahlen, die viele Wäsche, die hohe Gasrechnung und auch sonst gibt es genug Ausgaben. Der Staat läßt uns im Stich, ich verdiene leider auch noch nicht so viel, da ich erst seit 1985 Religionslehrerin bin. Zwei Dinge jedenfalls habe ich gelernt (und vieles andere auch!) bzw. begriffen: Es ist nicht erstrebenswert in Österreich alt zu werden, und wenn man einen Pflegefall zu Hause beläßt, wird man quasi noch bestraft dafür! Das schönste was es in meinem Leben gibt sind meine Schüler! Ich freue mich, wenn ich morgens aufstehe und in die Schule gehen darf !!!!! Ich liebe meinen Beruf, meine Schüler und in der Arbeitsgemeinschaft der Schule sind wir wie eine Familie. Ein tolles Arbeitsklima (VS und ASO) in unserer Schulgemeinschaft!! 5 Stress im Lehrberuf © C.Temml Wenn Sie mir schreiben wollen, sehr geehrter Hr. Dr. bitte!!! Da mein Fach etwas von einem "Zaun-dasein" hat, kenne ich (bzw.höre und erlebe ich) die Probleme von Schülern, Lehrern und Eltern sehr gut ! Außerdem kommen alle gerne zu mir, um sich auszussprechen, Probleme besprechen usw. Ich habe (auch wenn ich persönlich keine guten Erfahren mit Leuten gemacht habe) nicht verlernt, zu helfen, zuzuhören zu raten usw. Sehen Sie auch das ist ein Lehrerschicksal! Ich bin ledig, werde im Oktober 40. Herzliche Grüße! 6. Brief Anmerkung Zu Ihrer Umfrage möchte ich bemerken, daß die Möglichkeit versäumt wurde auch die vielen anderen Faktoren zu beleuchten, die für Lehrer oft streßerzeugende Faktoren darstellen. Außerdem wären sicher auch weitere Detailfragen interessant gewesen. Zum Beispiel: x x x x x Leiterqualitäten Verhaltensformen der Schüler Abnahme der Ideale wie Geduld, Genauigkeit, Sauberkeit etc. Fehlen von Disziplinierungsmöglichkeiten Fehlende Unterstützung der Lehrer bei Auseinandersetzungen mit Eltern durch Vorgesetzte (Ein "Fünfer" kann gegen streitbare Eltern kaum durchgesetzt werden) x Motivationsprobleme 7. Brief Werte Damen ! Werte Herren ! Ich finde es sehr wichtig, daß Sie diesen Erhebungsbogen über <<Streß im Lehrberuf >> herausgebracht haben. allgemein gilt ja <<was hat a Lehrer für an Streß?....>> Ich muß Ihnen aus meiner Erfahrung berichten, daß ich schon jahrelang unter Streß leide, nur: wem sag ichs? Ich möchte auch nicht anonym bleiben, weil es mir nicht wichtig ist oder sogar zu distanziert wirkt. Ich heiße K. P., bin Englisch und Werklehrerin, 19. Dienstjahr. 1. Schule: Ganztagsschule, Wien 11, 15 Jahre, sehr streßig, keine Zeit zum Abschalten, viele viele Aktivitäten zusätzlich. Streßsymptome: Magenweh, Schlafstörungen 6 Stress im Lehrberuf © C.Temml 2. Schule: nach einer Übersiedlung ins Bundesland Salzburg, Polytechn. Lehrgang in Saalfelden - 4 Jahre. Sehr sehr anstrengend, keine gute Schulsituation, kühles Klima im Lehrerzimmer. Ich habe gedacht, ich müßte so vieles ändern, aber es ging alles nur auf die Gesundheit: Ausbruch von allerlei Krankheiten wie Gallenprobleme, Halszyste, Bauchspeicheldrüsenprobleme, Verspannungen im Nacken, Verdauungsstörungen. I C H sage, daß ich unter totalem Streß gestanden bin, aber das ist meine subjektive Sicht der Dinge, wirklich meßbar ist da gar nichts. 3. Schule: HS Zell am See viel Arbeit, aber sehr gutes Schulklima, schon streßig, aber nicht mehr so massiv. Ich kann aber trotzdem nie abschalten. Ich hab`immer Schule auch zu Hause. Kein Mensch würde je draufkommen, daß ich mich sehr gestreßt fühle und das ist das Arge. Ich bin immer gut gelaunt, aktiv........aber irgendwie immer an der Grenze des <<Gerade noch>> Es gibt so viele KollegINNEN, die ähnliches sagen, aber wie verändert man wirklich etwas? Wie geht das im Schulalltag? Es wird von Kindern und Lehrern so viel gefordert. Kinder reagieren mit Abschalten aber was mache ich? Daher finde ich, sollte der Bogen NICHT anonym sein. Ich geniere mich dafür nicht. Ich bin ein Teil dieses Systems und laufe da mit. Mit freundlichen Grüßen K. P. 7 Stress im Lehrberuf © C.Temml Konzept und Statistik Um die Situation der Pflichtschullehrer(innen) in Österreich bezüglich ihres subjektiv empfundenen körperlichen und psychischen Gesundheitszustandes in Wechselwirkung mit den alltäglichen Belastungen näher zu beleuchten, wurde 1993 eine österreichweite Umfrage mittels Fragebogen an den Schulen Österreichs vorgenommen. Die Studie erfolgte im Auftrag der Bundessektion der Pflichtschullehrer der Gewerkschaft des Öffentlichen Dienstes. Der Fragebogen erstreckte sich über vier Seiten und gliederte sich in einen allgemeinen Teil, das Gesundheitsverhalten der Lehrer, Streßbelastung im Beruf, der Familie und durch den Haushalt, sowie belastende Faktoren, welche durch das Schulsystem an sich entstehen. Das Konzept dieses Fragebogens beruhte auf Ideen von Dr. Christian Temml (Internist und Vorsorgemediziner) und Standardfragen zu Lehrerängsten von Prof. Bernd WEIDENMANN. Die Auswahl der Befragten wurde nicht spezifisch vorgenommen, daß heißt keine Altersgruppe und auch kein Geschlecht wurde spezifisch angesprochen. Das einzige indirekte Selektionskriterium bestand darin, daß der Fragebogen aus der Gewerkschaftszeitung "Der Pflichtschullehrer" entnommen werden mußte. Die statistische Auswertung erfolgte auf einem PC AT 486 mit dem Softwareprogramm Superbase 2.0. Insgesamt wurden 2222 ausgefüllte Fragebögen der Auswertung zugeführt, ausgesondert wurde kein einziger. Die Geschlechtsverteilung von Frauen und Männer betrug 1497 Frauen und 711 Männer, vierzehn Fragebögen waren ohne Angaben von Geschlecht ausgefüllt. Die weitere Auftrennung nach Bundesländern zeigte folgendes Bild: Wien: 404, Niederösterreich: 408, Burgenland: 67, Steiermark: 328, Kärnten: 139, Oberösterreich: 415, Salzburg: 146, Tirol: 169, Vorarlberg: 46 Die prozentuelle Verteilung von Frauen zu Männern zeigt die Tabelle: Geschlecht Frauen Männer Wien 84 16 NÖ 69 31 B 66 34 Stm 68 32 K 72 28 OÖ 62 38 S 65 35 T 54 46 V 45 55 Gesamt 67 33 Das Durchschnittsalter der befragten Pflichtschullehrer(innen) war bei Frauen 39 Jahre, und bei Männern 43 Jahre. Die jüngste Teilnehmerin war 21 Jahre alt und stammte aus Niederösterreich, der jüngste Teilnehmer war 26 Jahre alt und ist in Oberösterreich beheimatet. Die genaue Aufschlüsselung des Durchschnittsalters in den einzelnen Bundesländern ist aus der folgenden Tabelle zu entnehmen: Durchschnittsalter Frauen Männer Wien 40 43 NÖ 39 44 B 40 41 Stm 40 44 K 42 45 OÖ 40 43 S 39 44 T 41 43 V 34 44 Gesamt 39 43 Wie man daraus ersehen kann, ist die Schwankungsbreite bei beiden Geschlechtern sehr gering. 8 Stress im Lehrberuf © C.Temml 1. Gliederung nach den Regionen des Tätigkeitsbereiches In den anschließenden Tabellen wird die prozentuelle Verteilung der befragten Lehrerschaft in den einzelnen Bundesländern nach dem Tätigkeitsbereich Großstadt, Kleinstadt und ländliche Region aufgezeigt. Frauen Region Großstadt Kleinstadt ländliches Gebiet Wien 100 0 0 NÖ 5 46 49 B 0 27 73 Stm 24 28 48 K 14 42 44 OÖ 18 33 49 S 26 22 52 T 19 25 56 V 0 40 60 Gesamt 35 26 39 Wien 100 0 0 NÖ 1 43 56 B 0 26 74 Stm 9 30 61 K 16 32 52 OÖ 8 26 66 S 20 8 72 T 6 18 76 V 0 35 65 Gesamt 16 25 59 Männer Region Großstadt Kleinstadt ländliches Gebiet Den Hauptanteil der Befragten stellen die Lehrerinnen und Lehrer aus der ländlichen Region, während die Anzahl der Antworten aus der Groß- und Kleinstadt im statistischen Mittel etwa gleich groß ist. 2. Verteilung der befragten Lehrertypen Frauen Lehrertyp Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer d. Polytechnikums Lehrer für. einzelne UG Wien 60 28 7 1 4 NÖ 53 34 7 1 5 B 41 45 5 2 7 Stm 53 36 5 2 4 K 52 39 3 1 5 OÖ 59 30 3 2 6 S 50 36 7 4 2 T 57 32 4 1 6 V 32 53 5 5 5 Ges. 55 34 5 2 4 Wien 16 63 4 13 4 NÖ 28 60 6 5 1 B 43 53 4 0 0 Stm 23 63 7 7 0 K 36 51 10 3 0 OÖ 29 63 1 5 2 S 10 74 10 4 2 T 27 62 3 6 2 V 21 50 21 8 0 Ges. 25 62 5 6 2 Männer Lehrertyp Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer d. Polytechnikums Lehrer für. einzelne UG Wie man aus den Tabellen ersehen kann, stellten den Hauptanteil der freiwillig Antwortenden bei den Frauen die Volkschullehrerinnen. Dieses Phänomen ist in fast allen Bundesländern Österreichs vertreten - einzige Ausnahme: Burgenland und Vorarlberg. Bei den Männern stehen im Vordergrund die Antworten der Hauptschullehrer, einheitlich in allen Bundesländern. 9 Stress im Lehrberuf © C.Temml Aus den verschiedenen Beteiligungen der Geschlechter und der Tatsache, daß der überwiegende Anteil bei Volksschullehrern von Frauen gestellt wird, erkennt man, daß auch heute noch traditionell die Erziehung und Ausbildung der Kleinkinder in weiblicher Hand liegt. Im Gegensatz dazu wird die Jugendlichenund Erwachsenenerziehung, sowie Ausbildung stark vom männlichen Geschlecht dominiert. Dadurch gerät die Frau in diesem Beruf in höherem Maße in Konflikt- und Streßsituationen. Einerseits ist sie in der Schule mit Problemen der Kindererziehung konfrontiert, als auch in der Familie. Denn auch hier übernimmt sie zumindest den größeren Part, wenn nicht die alleinige Verantwortung. Gerade zu dieser Problematik der weiblichen Dominanz im Volksschullehrberuf sollten Bestrebungen dahin laufen, wie man auch für den Mann diesen Lehrertypus wieder mit Anreizen belegen könnte. Gleiches gilt in umgekehrter Form für die Gruppe der Hauptschullehrer. 3. Sozialdaten Bei den Sozialdaten wurden die Ergebnisse über den Familienstand, das Anstellungsverhältnis und die außerordentliche Belastungen durch das Anstellungsverhältnis zusammengefaßt. 3.1. Familienstand: Da der Familienstand mit seinen verschiedenen Verhältnissen eine zusätzliche Auskunft bezüglich emotionaler und sozialer Streßbelastung gibt, sind diese Daten für die weiteren Betrachtungen ebenfalls von Interesse. Frauen Familienstand ledig verheiratet geschieden mehrfach geschieden verwitwet Enthaltung Wien 18 65 11 1 1 4 NÖ 16 72 9 0 2 1 B 25 66 9 0 0 0 Stm 14 71 12 1 2 0 K 25 63 9 0 1 2 OÖ 27 63 8 0 1 1 S 25 62 9 1 1 2 T 29 55 13 1 1 0 V 35 60 5 0 0 0 Gesamt 24 64 9 1 1 1 Wien 17 71 6 1 3 2 NÖ 4 89 5 1 1 0 B 26 70 4 0 0 0 St 7 89 3 0 1 0 K 10 87 3 0 0 0 OÖ 9 83 4 1 3 0 S 2 96 2 0 0 0 T 11 83 5 0 0 1 V 4 84 4 0 8 0 Gesamt 11 84 4 0 1 0 Männer Familienstand ledig verheiratet geschieden mehrfach geschieden verwitwet Enthaltung Bei Betrachtung der Tabellen zeigt sich bei beiden Geschlechtern ein verschieden hoher Anteil an "alleine lebenden" Personen. Der Anteil an "Nicht Verheirateten" ist bei den Frauen wesentlich höher als bei den Männern. Interessanterweise steigt der Anteil an nicht gebundenen Frauen geographisch gesehen von Ost nach West, während bei den Männern dieser Anteil deutlich abfällt. Die Männer scheinen häufiger wieder eine Beziehung einzugehen, da fast 85 Prozent der Befragten den Status "verheiratet" angeben. Diese Tatsache läßt den Schluß zu, daß Frauen mit dem "Alleine-sein" besser zurecht 10 Stress im Lehrberuf © C.Temml kommen und sich viel zögernder wieder binden. Sie lassen sich mehr Zeit mit der endgültigen Besiegelung ihres Beziehungsstatus, als auch mit dem Eingehen einer neuen Bindung. Der Vergleich der Bundesländerdaten zeigt folgende Ergebnisse. Der größte Anteil an ledigen Lehrerinnen unter den Befragten ist in Tirol und Vorarlberg zu finden; der geringste Teil in Wien, Niederösterreich und Steiermark. Bei den männlichen Vertretern der Berufsgruppe der Lehrer finden sich die höchsten Anteile an ledigen Pädagogen in Wien und Burgenland, während geringe Anteile in Niederösterreich, Steiermark, Salzburg und Vorarlberg zu sehen sind. Bei den verheirateten Lehrerinnen zeigen sich die höchsten Anteile in Niederösterreich und in der Steiermark, während der niedrigste Anteil in Tirol und Vorarlberg zu finden ist. Bei den männlichen Pädagogen sieht man die meisten Verheirateten in Niederösterreich, Steiermark und Salzburg. Die geringsten Anteile liegen in Wien und dem Burgenland vor. Bei den geschiedenen Vertretern des Lehrberufes kann man den größten Anteil bei den Frauen mit dreizehn Prozent in Tirol und zwölf Prozent in der Steiermark sehen; bei den Männern mit sechs Prozent in Wien. Der niedrigste Prozentsatz stammt bei den Lehrerinnen aus Vorarlberg und bei den Lehrern aus Salzburg. Zusammenfassung a) Der größte Anteil an ledigen Lehrern findet sich bei den Frauen in Tirol und Vorarlberg und bei den Männern in Wien und Burgenland. Die geringste Zahl an Ledigen bei beiden Geschlechtern erkennt man in Niederösterreich und in der Steiermark. Bei den Frauen kommt das Bundesland Wien, und bei den Männern die Bundesländer Salzburg und Vorarlberg hinzu. b) Die meisten verheirateten Pädagogen kommen aus Niederösterreich und der Steiermark, bei den Männern zählt das Bundesland Salzburg noch hinzu. Die geringste Zahl sieht man bei den Frauen in Tirol und bei den Männern in Wien und dem Burgenland. c) Die höchste Zahl an geschiedenen Pädagogen findet man bei den Frauen in der Steiermark und in Tirol, bei den Männern in Wien. Die geringste Anzahl sieht man bei den Frauen in Vorarlberg un bei den Männern in Salzburg. 3.2. Anstellungsverhältnis Das Anstellungsverhältnis eines Pflichtschullehrers ist in Österreich durch das Beamtendienstrechtsgesetz geregelt. Die Anstellung des Pädagogen kann als jährlich befristeter Vertragsbediensteter, als Lehrer im provisorischen Dienstverhältnis im Landesdienst, oder als Lehrer im definitiven Dienstverhältnis (Pragmatisierung) im Landesdienst vorgenommen werden. Die Aufnahme in ein definitves Dienstverhältnis kann auf Antrag des Lehrers erfolgen, wenn er die für seine Verwendung vorgesehene Definitivstellungserfordernisse erfüllt und eine Dienstzeit von vier Jahren im provisorischen Dienstverhältnis vollendet hat. Zu den Definitiv11 Stress im Lehrberuf © C.Temml stellungserfordernissen zählt auch die Überprüfung des Gesundheitsstatus des Antragstellenden. Frauen Lehrertyp Volksschullehrer Haptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer des Poytechnikums Lehrer für einzelne UG pragmatisiert 90 85 85 85 76 II L 5 5 4 4 4 IL 5 10 11 11 20 pragmatisiert 96 96 100 90 72 II L 1 1 0 0 28 IL 3 3 0 10 0 Männer Lehrertyp Volksschullehrer Haptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer des Poytechnikums Lehrer für einzelne UG Aus den Tabellen geht hervor, daß der pragmatisierte Anteil der Frauen bei durchschnittlich 85 Prozent liegt und bei Männern sogar noch höher. Hier weisen die Zahlen auf einen Prozentsatz von mehr als 90 Prozent hin! Diese Aussagen treffen auf alle Pflichtschullehrergruppen mit Ausnahme der Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände zu. Hier beträgt der pragmatisierte Anteil für Frauen 76 Prozent und für Männer 72 Prozent. Daraus resultiert für viele Lehrer eine mangelnde Motivation für Weiterbildung und Engagement in der Schule. Der Job im Schulwesen ist ohnehin sicher, solange dem Lehrer nicht mehrmals grobe Regelverstöße unterlaufen. Damit wird aber klar, daß auch mit einem Minimum an Arbeitsaufwand die Lehrtätigkeit absolviert werden kann. Andererseits sollte der Pädagoge nicht noch zusätzlich einem jährlichen Kündigungsstreß ausgesetzt werden. Damit würde man ebenfalls jede innovative Arbeit an der Schule unterbinden. Die logische Konsequenz aus diesen Ausführungen liegt möglicherweise auf dem Weg einer begrenzten, zwingenden Fortbildung. Es stellt sich daher meiner Meinung nach nur mehr die Frage nach dem Ausmaß und nach dem zeitlich begrenzten Intervall. Besonders die Fortbildung auf dem pädagogischen Sektor sollte hier im Vordergrund stehen. 3.3. Außerordentliche Belastungen durch das Anstellungsverhältnis Außerordentliche Belastungen sind einerseits durch eine bestimmte vertragliche Situation und andererseits infolge einer örtlichen Trennung vom Familien- und Bekanntenkreis gegeben. Diese Tatsachen wurden bei der Erstellung des Fragebogens berücksichtigt. Die Ergebnisse werden in den folgenden Abschnitten näher beleuchtet. 12 Stress im Lehrberuf © C.Temml 3.3.a Belastung durch das Anstellungsvehältnis: Entlohnungsschemas IIL" "Vertragslehrer des Das Anstellungsverhältnis: "Vertragslehrer des Entlohnungsschemas IIL" bedeutet die befristete Anstellung für den Zeitraum von einem Jahr. Die Weiterbeschäftigung für den Lehrer ist nur dann gesichert, wenn rechtzeitig um einen neuen Vertrag angesucht wurde. Von dieser Situation sind fast ausschließlich Junglehrer betroffen. Diese Bedingungen wurden geschaffen, um im Bedarfsfall der Lehrernot über diesen Weg ohne Planstellenerhöhung begegnen zu können. Von den Betroffenen fühlen sich 50 Prozent der befragten Frauen und 61 Prozent der befragten Männer belastet. Diese Ergebnisse geben den Hinweis, daß eine jährlich befristete Anstellung keinen Weg für den Lehrberuf darstellt. Die Pragmatisierung, verbunden mit einer praktischen Unkündbarkeit, kann ebeso nicht als eine Idealform gesehen werden. Nähere Betrachtungen dazu wurden im Abschnitt 3.2. schon beschrieben. 3.3.b Belastungen durch die Anstellung in einem anderen Bundesland Belastungen Wohnungssuche Mietzinshöhe örtliche Trennung von der Familie fehlender Bekanntenkreis nichts Frauen 8 10 7 6 38 Männer 8 6 3 0 53 Der Hauptanteil der Befragten fühlt sich durch die Anstellung in einem anderen Bundesland nicht belastet. Männer sind durch diese Arbeitssituation wesentlich weniger beeinträchtigt als Frauen. Von den aufgelisteten Belastungen empfinden die Betroffenen die Wohnungssuche und Mietzinshöhe als besonders schwierig. 4. "Lifestyle-Daten" der Lehrer In diesem Kapitel sind die Antworten zum Gesundheitsverhalten im Hinblick auf Eßgewohnheiten und Nikotinkonsum, sowie dem subjektiven Gesundheitsgefühl zusammengefaßt. 4.1. Gesundheitsverhalten Frauen Lifestyle regelmäßiges Essen Übergewicht Rauchen Wien 66 26 25 NÖ 79 26 20 B 86 25 18 13 Stm 81 23 20 K 74 26 15 OÖ 78 25 17 S 85 26 14 T 87 21 17 V 75 20 20 Gesamt 77 25 20 Stress im Lehrberuf © C.Temml Männer Lifestyle regelmäßiges Essen Übergewicht Rauchen Wien 58 42 31 NÖ 80 33 22 B 78 30 13 Stm 82 34 25 K 87 38 26 OÖ 84 34 26 S 88 39 20 T 88 21 20 V 96 25 21 Gesamt 82 32 23 Bei einem Vergleich zwischen dem männlichen Anteil und dem weiblichen Anteil erkennt man einen deutlichen Unterschied im Eßverhalten: Bei Frauen nehmen fünf Prozent weniger als Männer regelmäßig Essen zu sich. Trotzdem sind um sieben Prozent mehr Männer als Frauen von Übergewicht betroffen. Hier ist der Zusammenhang offensichtlich bei gesellschaftlichen Zwängen zu suchen. Übergewichtige Männer werden von der Gesellschaft viel eher toleriert, als Frauen. Nach dem heute vorherrschenden schlanken Schönheitsideal beim weiblichen Geschlecht, sind Frauen geradezu gezwungen, ein annäherndes Idealgewicht zu halten. Hier erklärt sich auch das schlechtere Eßverhalten in punkto Regelmäßigkeit. Berufe mit Vorbildcharakter für Kinder und Jugendliche sind von solchen gesellschaftlichen Regeln natürlich noch stärker betroffen als andere. Im Rauchverhalten liegen die Männer nur mehr knapp vor den Frauen. Beim Vergleich der einzelnen Bundesländerdaten zueinander, liegt Wien bei beiden Geschlechtern mit dem prozentuellen Anteil an Rauchern deutlich an der Spitze. Bei der Frage nach dem regelmäßigen Essen zeigt sich ebenfalls in Wien das schlechteste Ergebnis, während bei den Lehrerinnen die Bundesländer Burgenland, Salzburg und Tirol prozentuell an der Spitze liegen. Bei den Männern zeigt sich ein deutlicher Trend zu den westlichen Bundesländern im Bezug auf das Gesundheitsverhalten "regelmäßiges Essen", sowie ein äußerst positives Ergebnis in Kärnten. Das erhöhte Gesundheitsrisiko, hervorgerufen durch das Übergewicht, betrifft am geringsten männliche und weibliche Pädagogen aus Tirol und Vorarlberg. Die höchsten Anteile an übergewichtigen Lehrern zeigen sich in Wien, Kärnten und Salzburg. Bei den Frauen sind mit Ausnahme der Bundesländer Tirol und Vorarlberg kontinuierlich ein Viertel aller Befragten vom Übergewicht betroffen. Zusammenfassung a) Trotz generell schlechterem Eßverhalten der Frauen im Lehrberuf, bezogen auf die Regelmäßigkeit, ist der Anteil an Übergewichtigen deutlich unter dem der Männer. b) Der rauchende Anteil bei Frauen und Männern des Lehrberufes ist im österreichweiten Durchschnitt nur gering different. Im Vergleich zum rauchenden Anteil der Gesamtbevölkerung liegt er beträchtlich darunter. c) Das schlechteste Gesundheitsverhalten zeigt sich eindeutig bei den Lehrern in Wien, während das beste Gesundheitsverhalten in Tirol vorzufinden ist. d) Die geringste Anzahl an übergewichtigen Lehrern findet man bei beiden Geschlechtern in Tirol und Vorarlberg, die höchste Anzahl sieht man in Wien, Kärnten und Salzburg. e) Der größte Anteil an Rauchern im Lehrberuf stammt aus Wien. Der geringste Anteil zeigt sich bei den Frauen in Kärnten und Salzburg, bei den Männern im Burgenland. 14 Stress im Lehrberuf © C.Temml 4.2. Nikotinkonsum Folgende Daten konnten aus der Umfrage erhoben werden: Geschlecht bis 10 Zig. 10 - 20 Zig. Frauen 39 36 Männer 29 25 20 - 40 Zig. 23 32 über 40 Zig. 1 5 Pfeife/Zigarre 0 12 Gesamt 20 23 Der Tabakkonsum bei der Lehrerschaft ist gerade in der heutigen Zeit zu einem schwierigen Problem geworden. Die Gesellschaft verlangt vom Lehrpersonal, ebenso wie von Ärzten und Politikern die absolute Vorbildfunktion. Personen, welche in der Öffentlichkeit agieren, sollten frei von jedem Suchtverhalten sein und besonders Leute in der Kinder- und Jugendbildung. Wenn man nun die Zahlen des statistischen Mittels im Gesamten betrachtet, dann wird diesem öffentlichen Wunsch Rechnung getragen. Mit zwanzig Prozent Raucherinnen und dreiundzwanzig Prozent an Rauchern liegt die Berufsgruppe der Lehrer deutlich unter dem Bevölkerungsschnitt. Anders allerdings stellt sich die Situation in Wien dar. Hier erreicht der Anteil an Rauchern im Lehrpersonal den gleichen Durchschnitt wie die österreichische Gesamtbevölkerung. Die Auflistung der täglichen Rauchwarenmenge zeigt, daß Männer im Schnitt um zehn Zigaretten mehr Rauchen als Frauen. Die Hauptzahl der Lehrerinnen raucht ein halbes bis ein Päckchen Zigaretten am Tag. Bei den männlichen Vertretern der Lehrerschaft liegt der Zigarettenkonsum bei ein bis zwei Päckchen pro Tag. Der Anteil an Zigarre- und Pfeiferauchern beträgt bei den Lehrern zwölf Prozent. Es ist nachzuweisen, daß alle Personen, welche sehr starkes oder starkes Streßempfinden haben, meist auch Raucher sind. Kommen nun andere Risikofaktoren, wie Bewegungsmangel, Übergewicht usw. dazu, so liegen potentielle Herzinfarktkandidaten vor. Die Diskussionen um den Tabakkonsum haben in der letzten Zeit leider diktatorische Züge angenommen. Maßnahmen, die sehr stark an die Prohibitionszeit der Zwanziger- und Dreißiger Jahre erinnern, werden mit Sicherheit nicht den gewünschten Erfolg bringen. Auch damals hat das zunehmende Verbot einen erhöhten Reiz für Jugendliche und Erwachsene dargestellt. Man sollte nichts verbieten, sondern die Einsicht fördern und zum Selbstverzicht durch Überzeugung kommen. Nur solche Devisen und Strategien können langfristig zum Erfolg führen. 4.3. Einschätzung des Gesundheitszustandes Die subjektive Einordnung mußte an einer Bewertungsskala vorgenommen werden. 15 Stress im Lehrberuf © C.Temml Frauen Einschätzung d. GZ sehr gut gut mittelmäßig schlecht Enthaltung Wien 10 45 36 9 0 NÖ 13 49 31 7 0 B 11 46 32 11 0 Stm 10 45 36 9 0 K 14 47 32 7 0 OÖ 15 47 32 6 0 S 18 49 30 3 0 T 13 48 32 7 0 V 25 50 25 0 0 Gesamt 13 47 33 7 0 Wien 14 40 29 17 0 NÖ 15 55 24 6 0 B 35 39 22 4 0 Stm 17 42 34 7 0 K 18 46 31 5 0 OÖ 16 52 27 5 0 S 20 55 25 0 0 T 17 49 34 0 0 V 13 58 21 8 0 Gesamt 17 50 28 5 0 Männer Einschätzung d. GZ sehr gut gut mittelmäßig schlecht Enthaltung Bei der subjektiven Beurteilung des eigenen Gesundheitsbefindens zeigt sich, daß der weibliche Anteil der Lehrerschaft ihren Gesundheitszustand deutlich weniger gut einschätzt als der männliche Anteil. Sechzig Prozent der Lehrerinnen vertreten die Ansicht, daß ihr Gesundheitszustand "gut bis sehr gut" sei. Bei den Lehrern sind immerhin um sieben Prozent mehr der gleichen Meinung. Die restlichen Personen beider Geschlechter fühlen sich in ihrer Gesundheit beinträchtigt. Bei den Frauen sind es vierzig Prozent, also weit mehr als ein Drittel; bei den Männern betrifft es ein Drittel. Da im Allgemeinen der Gesundheitszustand eher überschätzt wird, kann man davon ausgehen, daß fast die Hälfte der befragten Lehrer in ihrer Gesundheit beeinträchtigt sind. Die hohe Anzahl an Arbeitsausfällen und der ebenso überdurchschnittlich hohe Anteil an Frühpensionierungen gibt mir bei der vorangegangenen Aussage recht. Damit wird aber der Rückschluß zulässig, daß eine übergeordnete Ursache eine wesentliche Rolle spielen muß. Der Vergleich der einzelnen Bundesländerdaten bringt folgende Ergebnisse. Die meisten Einschätzungen zum Gesundheitszustand "gut bis sehr gut" sieht man bei den Frauen des Lehrberufes aus Salzburg und Vorarlberg, bei den Männern betrifft es die Bundesländer Burgenland, Salzburg und Vorarlberg. Im Bezug aud die Einschätzung "mittelmäßig bis schlecht" sieht man die höchsten Daten aus Wien und der Steiermark bei beiden Geschlechtern. Zusammenfassende Ergebnisse: a) Lehrerinnen schätzen ihren Gesundheitszustand generell schlechter ein als ihre männlichen Kollegen. b) Die Daten der Einschätzung eines hohen Gesundheitsstatus stammen bei beiden Geschlechtern aus Salzburg und Vorarlberg. Bei den Männern reihen sich die Daten aus dem Burgenland noch hinzu. c) Die meisten Einschätzungen auf einen schlechteren Gesundheitszustand findet man bei beiden Geschlechtern aus Wien und der Steiermark. 16 Stress im Lehrberuf © C.Temml 5. Gesundheitsstörungen Die Gesundheit wird nach der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als ein vollkommener Zustand des sozialen, psychischen und körperlichen Wohlbefindens definiert. Die sozialen Voraussetzungen zur Erfüllung dieses Zustandes sind sehr subjektiv zu setzen. Als einziger allgemein gültiger Satz kann im Bezug auf soziales Wohlbefinden nur folgendes gelten: Es sollten für alle Personen solche Voraussetzungen bestehen, daß für jeden Einzelnen die größtmögliche subjektive Entfaltung gewährleistet wird. Psychische und körperliche Beeinträchtigungen können nach den bestehenden Kategorien leichter erfaßt, standardisiert und zugeordnet werden. Psychische Beeinträchtigungen deuten mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine erhöhte Streßbelastung hin. Aber auch ein Teil der körperlichen Beschwerden können durch das Wisssen der psycho-somatischen Zusammenhänge als ein Hinweis für eine hohe Streßbelastung interpretiert werden. Deshalb wurden bei den Antwortmöglichkeiten über die Störungen des Gesundheitszustandes, einerseits subjektive Befindlichkeitsstörungen - und andererseits allgemein bekannte medizinische Diagnosen vorgegeben. Beim Ausfüllen selbst, konnte der Einzelne auch mehrere Störungen gleichzeitig angeben. Die vorgegebenen Gesundheitsstörungen wurden dann nach den einzelnen Lehrergruppen und hinsichtlich des Geschlechts ausgewertet. Eine zusätzlich eingeführte Rubrik "Gesamt" an den Tabellen gewährleistet weiters im Vergleich die Angabe einer standardisierten Abweichung der einzelnen Gruppe vom Durchschnitt. Frauen Gesundheitsstörungen Herzbeschwerden Bluthochdruck Kreislaufbeschwerden Magenbeschwerden Gastritis Verdauungsprobleme Schlafstörungen Depressionen Infektanfälligkeit Kopfschmerzen Verspannungen Rücken/Nacken Konzentrationsstörungen Reizbarkeit sexuelle Lustlosigkeit Volks- Hauptschule schule 14 12 8 7 45 41 24 22 11 9 25 28 31 29 25 24 27 24 38 32 63 60 30 51 30 24 50 27 Männer 17 Sonderschule 6 8 39 23 11 26 20 23 24 36 58 Politechnischer L. 15 0 58 15 4 15 19 19 8 46 54 einzelne UG 21 6 49 27 19 28 36 30 16 36 66 Gesamt 20 48 24 31 46 15 33 54 28 28 50 28 13 7 44 23 11 26 30 25 25 36 62 Stress im Lehrberuf Gesundheitsstörungen Herzbeschwerden Bluthochdruck Kreislaufbeschwerden Magenbeschwerden Gastritis Verdauungsprobleme Schlafstörungen Depressionen Infektanfälligkeit Kopfschmerzen Verspannungen Rücken/Nacken Konzentrationsstörungen Reizbarkeit sexuelle Lustlosigkeit © C.Temml Volksschule 16 16 26 24 8 16 37 19 12 26 41 24 44 14 Hauptschule 11 13 20 20 11 17 27 18 13 17 43 Sonderschule 11 16 14 14 11 24 38 8 19 22 49 Politechnischer L. 12 22 27 20 12 20 39 15 10 22 27 einzelne UG 0 36 36 27 9 0 27 18 27 27 27 Gesamt 22 43 11 22 37 15 18 64 0 23 45 12 24 46 12 12 15 22 21 10 17 31 18 14 20 42 Vorerst will ich mich nur auf die letzte Spalte der Tabellen beziehen und erst später die einzelnen Lehrergruppen untereinander vergleichen. Weiters werde ich zum besseren Verständnis die erfragten Gesundheitsstörungen in große umfassende Gruppen unterteilen. 5.1. Herz- und Kreislauferkrankungen Der Diagnosekomplex zählt in den westlichen Industrieländern zu den häufigsten Todesursachen. Eine Unzahl von Studien auf diesem Gebiet versuchte eine Beziehung zwischen Risikofaktoren und Erkrankung herzustellen, wobei in den letzten Jahren die Diskussion fast ausschließlich auf den Risikofaktor Cholesterin beschränkt wurde. Vergessen wurde die jahrzehntelang bestehende und unumstrittene wissenschaftliche Erkenntnis, daß Streßfaktoren als Stressoren im Sinne von SELYE als Hauptursache einer kardialen Fehlregulation, beziehungsweise eines Kreislaufzusammenbruches am Ende einer ständigen Belastungsperiode stehen. Auch der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sind die Untersuchungen von ROSENMANN und FRIEDMANN aus San Franzisko mit der Einteilung in den stark gefährdeten Verhaltenstyp A und den wenig gefährdeten Verhaltenstyp B. Der Verhaltenstyp A wurde als eine exzessiv im Konkurrenzkampf stehende Persönlichkeit mit motorischer Unruhe, angespannten Gesichtszügen und überentwickeltem Gefühl für Zeiteinteilung beschrieben. Es handelt sich somit um ständig unter Zeitdruck stehende Menschen, immer in Bewegung mit einem gewaltigen Arbeitspensum, welches laufend über eine Bewältigung hinausgeht. Der Verhaltenstyp B kann als das genaue Gegenteil charakterisiert werden. Durch die Schwierigkeit, diese subjektiven Eindrücke zu objektivieren, konnte Streß bisher schwer definiert und auch nicht leicht gemessen werden. Man darf also die Zusammenhänge zwischen Streß und Herz- Kreislauferkrankungen nur vorsichtig beurteilen. Es schließt allerdings nicht aus, daß bereits auf Grund anderer Risikofaktoren bei prädisponierten Personen, Streß als Auslösemoment wirken könnte. Vor allen Dingen sollte man nicht vergessen, daß der auf uns einwirkende Streß unser Verhalten maßgebend beeinflußt. Diese 18 Stress im Lehrberuf © C.Temml Verhaltensveränderungen betreffen andere gesundheitsschädigende Faktoren, wie Rauchen, Trinken, Essen und Bewegung. In den übergeordneten Begriff dieses Kapitels fallen die Antworten in Hinsicht auf Herzbeschwerden, Bluthochdruck und Kreislaufbeschwerden. Bei den Herzbeschwerden liegen beide Geschlechter mit zwölf und dreizehn Prozent fast gleich hoch, bei bekanntem Bluthochdruck sind die Männer zweimal häufiger davon betroffen. Bei Kreislaufbeschwerden fällt die Anzahl der Antwort der Frauen doppelt so hoch aus. Es ist wichtig festzuhalten, daß bei Bluthochdruck nur die, den Betroffenen schon bekannte Erkrankung festgehalten wurde. Nach seriösen Schätzungen liegt die Zahl der nicht erfaßten Personen mindest doppelt so hoch. Bestätigt wird aber die Tatsache, daß Männer von dieser Erkrankung wesentlich häufiger betroffen sind. Die hohe Anzahl an Kreislaufbeschwerden bei Frauen erklärt sich im höheren Auftreten von Blutniederdruck mit Symptomen, wie Schwindel, Übelkeit und Kollapsneigung. Beim Vergleich der einzelnen Lehrergruppen zueinander fällt auf, daß im Bereich der Herzbeschwerden Lehrerinnen für einzelne Unterrichtsgegenstände am stärksten betroffen sind. Bei den männlichen Vertretern sind es die Volksschullehrer. Die geringste Zahl an Störungen auf diesem Gebiet findet man bei den Sonderschullehrern. Auf dem Gebiet des Bluthochdruckes besteht bei den Frauen aller einzelnen Gruppen etwa gleiche Häufigkeit mit Ausnahme der Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges. Hier findet man überhaupt keine Erkrankten. Bei den Männern stechen wieder die Lehrer einzelner Unterrichtsgegenstände mit 36 Prozent hervor. Ebenfalls stärker betroffen als der Durchschnitt sind die Lehrer des polytechnischen Lehrganges. Die Vertreter der anderen Gruppen liegen annähernd im Durchschnitt. Auf dem Sektor der Kreislaufstörungen liegen die Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges weit voran. Auch die Lehrerinnen für einzelne Unterrichtsgegenstände weisen höhere Prozente an Betroffenen auf. Bei den Männern zeigen sich idente Verhältnisse, nur - daß bei den Lehrern für einzelne Unterrichtsgegenstände die größten Prozentzahlen vorliegen. Die geringste Anzahl an betroffenen Lehrern findet man bei bei beiden Geschlechtern bei den Sonderschullehrern. Zusammenfassende abgeleitete Aussagen: a) Lehrer sind zweimal so häufig vom Bluthochdruck betroffen als Lehrerinnen. Herzbeschwerden sind an Häufigkeit gleich hoch. b) Auf dem Gebiet der Kreislaufbeschwerden besteht eine Umkehr der Datenauswertungen der Geschlechter. Die durchschnittliche Anzahl der daran leidenden Frauen ist doppelt so hoch. c) Am stärksten betroffen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die weiblichen und männlichen Lehrer der einzelnen Unterrichtsgegenstände. Die geringste Erkrankungshäufigkeit weisen die Sonderschullehrer(innen) auf. d) Alle anderen Lehrergruppen liegen im Durchschnitt. 5.2. Erkrankungen des Verdauungstraktes 19 Stress im Lehrberuf © C.Temml Bei vielen Erkrankungen des Verdauungstraktes ist die Rolle der psychischen Projektion als mitauslösende Ursache in der Wissenschaft unbestritten. Gefragt wurde nach "Magenbeschwerden", "Gastritis" und "Verdauungsproblemen". Alle diese Symptome werden durch psychische Belastungen als zusätzlich auslösender Faktor mitbestimmt. Bei der Befragung gaben etwas mehr als ein Fünftel beider Geschlechter an, unter Magenbeschwerden zu leiden und ein Zehntel führte die Diagnose Gastritis an. Die Verdauungsbeschwerden stehen bei den Frauen an erster Stelle, während bei den Männern diese Leiden nach den Magenstörungen rangiert. Die ständige Zunahme der Krebserkrankungsrate im "Magen-Darm-Trakt" sollte uns nicht nur auf die Ernährung alleine hinlenken. Deswegen sind Beschwerden in diesem Bereich, hervorgerufen durch psychovegetative Koppelung, nicht zu unterschätzen. Durch die Projektion der Psyche auf diese Organe entstehen schlußendlich organische Schäden. Gerade diese chronischen Entzündungen stellen mit der erhöhten Zellteilungsrate ein verstärktes Zellentartungsrisiko dar. Wenn man die prozentuellen Anteile des Gesamtdurchschnitt betrachtet, kann man erkennen, daß die Magenbeschwerden inklusive der Diagnose Gastritis den Anteil der Verdauungsprobleme weit übertreffen. Im Vergleich zu den HerzKreislauf-Problemen sind die Beschwerden des Magen-Darm-Trakts in gleich hohem Ausmaß zu sehen. Auch auf diesem Sektor der Gesundheitsstörungen sind Lehrerinnen stärker betroffen als die männlichen Kollegen. Besonders die Verdauungsprobleme zeigen einen fast zehn Prozent höheren Anteil bei den Frauen. Dieser geschlechtsspezifische Unterschied ist allerdings kein Lehrerphänomen, sondern allgemein in der Bevölkerung vorhanden. Der Vergleich der einzelnen Lehrergruppen deutet darauf hin, daß die Gesundheitsstörungen im Magen-Darm-Trakt alle in etwa gleich hohem Ausmaß betrifft. Nur bei den Frauen findet man eher eindeutige Unterschiede. Wiederum leiden die Lehrerinnen für einzelne Unterrichtsgegenstände besonders stark unter den Beschwerden des Magen-Darm-Trakts. Ebenso fällt auf, daß die weiblichen Pädagogen des polytechnischen Lehrganges die geringsten prozentuellen Anteile angeben. Zusammenfassende abgeleitete Erkenntnisse: a) Die Beschwerden auf dem Sektor des Magen-Darm-Traktes sind in der prozentuellen Bemessung bei den Lehrern gleich hoch wie die des Herz-Kreislauf-Systems. b) Der weibliche Anteil des Lehrberufes ist ebenfalls stärker betroffen als der männliche Anteil. c) Die Lehrer zeigen keine verstärkte Belastung einer speziellen Lehrergruppe. Bei den Frauen sind eindeutig die Gruppe der Lehrerinnen für einzelne Unterrichtsgegenstände am häufigsten davon betroffen, die Lehrerinnen des politechnischen Lehrganges zeigen die geringsten prozentuellen Anteile. 5.3. Muskuläre Verspannungen 20 Stress im Lehrberuf © C.Temml Die muskulären Verspannungen als Ausdruck unserer vermehrt einseitigen Bewegung in allen Lebensbereichen und der zunehmenden Bewegungsarmut liegt heute an erster Stelle aller Diagnosen bei der Bevölkerung. Über Jahre hinaus arbeiten ungeahnte Kräfte an unserer Wirbelsäule, an unseren Gelenken und finden anfänglich ihren Ausdruck in der muskulären Verspannung in ganz bestimmten Bereichen unseres Körpers. Selbstverständlich spiegelt sich das, bei der Befragung der Berufsgruppe der Lehrer, die ihren Bewegungsapparat genauso wie alle anderen Berufsgruppen nur mehr einseitig strapazieren, wieder. Fast zwei Drittel aller befragten Lehrerinnen leiden unter muskulärer Verspannung im Rücken- und Nackenbereich. Bei den Männern sind es deutlich weniger, die diese Symptome als Beeinträchtigung ansehen. Es sind 42 Prozent davon betroffen. Beim weiblichen Anteil des Lehrberufes sind die Lehrergruppen mit Ausnahme der Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges circa gleich hoch von den Symptomen der muskulären Verspannung betroffen. Die Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges liegen mit ihren Angaben zu diesem Symtomenkreis deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt. Bei den Männern sind deutliche Unterschiede festzustellen. Lehrer der Sonderschule liegen deutlich über dem Gesamtdurchschnitt, während die Lehrer aus dem polytechnischen Lehrgang und der einzelnen Unterrichtsgegenstände deutlich darunter liegen. Aus welchen Gründen auf diesem Beschwerdefeld bei Männern diese deutlichen Unterschiede bestehen, kann nicht erklärt werden. Bei der Situation der Frauen im Lehrberuf ist anzumerken, daß die vermehrte körperliche Belastung durch die Haushaltsarbeit, das Einkaufen und den erhöhten Anteil an der Kinderbetreuung in der Familie verstärkt zum hohen Prozentsatz an muskulären Verspannungen im Wirbelsäulenbereich beiträgt. Die Einführung eines entspannenden, muskulären Wirbelsäulentrainings am Ende einer Unterrichtsstunde, würde nicht nur bei den Haltungsschäden der Kinder und Jugendlichen vorbeugende Arbeit leisten, sondern auch dem Lehrpersonal eine Linderung der Symptome in diesem Bereich bringen. Immerhin ist es bekannt, daß chronische Schmerzzustände auch zu einer psychischen Beeinträchtigung führen und damit das Verhalten des Einzelnen ganz entscheidend verändern. Muskuläre Verspannungen deuten außerdem auf einen höheren Spannungszustand im Körper hin und sind somit ebenfalls ein Ausdruck der belasteten Psyche des Menschen. Zusammenfassende Erkenntnisse: a) Die muskulären Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich zählen zu den häufigsten Gesundheitsbeeinträchtigungen bei den Frauen und Männern des Lehrberufes. Bei den Männern werden diese Beschwerden nur noch durch Reizbarkeit übertroffen. b) Frauen des Lehrberufes sind zu einem wesentlich höheren Anteil von diesem Symptomkreis betroffen. c) Eindeutige Zuordnungen im Ausmaß der Beschwerden mit den einzelnen Lehrergruppen sind nur bedingt möglich. 5.4. Psychische Beeinträchtigungen 21 Stress im Lehrberuf © C.Temml Dieser Abschnitt umfaßt die Begriffe "Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit". Depressionen, Die Lehrerschaft klagt vermehrt über Bewältigungsängste und psychische Beeinträchtigung in der Schule. Das Interesse und der Bedarf an Supervision nehmen seit Jahren laufend zu. Auch die Angebote über Kurse an autogenem Training, Selbsterfahrung, Konfliktlösungsstrategien werden vermehrt von den Lehrern in Anspruch genommen. Die Ergebnisse aus der Befragung bestätigen die hohe psychische Belastung und Beeinträchtigung dieser Berufsgruppe. Die Angaben über psychisch verursachte Gesundheitsstörungen liegen weit vor den rein organischen Störungen. An erster Stelle liegt das Symptom der erhöhten Reizbarkeit. Bei den Frauen ist die Hälfte der Befragten davon betroffen, bei den Männern sind es um fünf Prozent weniger als die Hälfte. An zweiter Stelle folgt beim weiblichen Geschlecht die Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen. Hierbei ist allerdings anzumerken, daß sicher ein Prozentsatz der Betroffenen aus rein organischer Ursache darunter leidet. Beim männlichen Geschlecht stehen an zweiter Stelle die Schlafstörungen, welche vom weiblichen Lehrpersonal an die dritte Stelle gereiht werden. Die Konzentrationsstörungen und Depressionen liegen eher eng beieinander an letzter Stelle. Sie betreffen bei den Frauen ein Viertel der Befragten und bei den Männern ein Fünftel. Aus allen diesen Zahlen läßt sich ableiten, daß ein höherer Prozentsatz von mehreren Symptomen befallen ist. Dadurch leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das gesamte Umfeld im beruflichen und privaten Bereich. Der Vergleich der einzelnen Lehrergruppen untereinander gibt folgenden Aufschluß: Die Lehrerinnen für einzelne Unterrichtsgegenstände sind auf den Gebieten: "Schlafstörungen, Depressionen, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit" jeweils über dem Vergleichs-durchschnitt und in den Prozentzahlen am Höchsten von allen Frauen des Lehrberufes. Auf dem Sektor der Kopfschmerzen führen die Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges. Die geringsten Prozentzahlen in den Bereichen: "Schlafstörungen Depressionen und Reizbarkeit" weisen die Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges auf. Bei den Männern des Lehrberufes sind beim Vergleich wesentlich mehr differenzierte Ergebnisse vorhanden. Bei Kopfschmerzen und erhöhter Reizbarkeit liegen die Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände voran und bei den Schlafstörungen die Lehrer des polytechnischen Lehrganges. Am Sektor der Depressionen herrscht eine relativ gleiche Verteilung mit einer Ausnahme: "Die Sonderschullehrer". Diese Gruppe an Lehrern ist nach eigenen Angaben am wenigsten davon betroffen. Die Bereiche "Schlafund Konzentrationsstörungen" haben die geringste Auswirkung bei den Lehrern für einzelne Unterrichtsgegenstände. Die geringste Reizbarkeit zeigen Lehrer despolytechnischen Lehrganges und den kleinsten Anteil bei den Kopfschmerzen findet man bei den Hauptschullehrern. 22 Stress im Lehrberuf © C.Temml Regelmäßige professionelle Hilfestellungen vorort an der Schule oder die Möglichkeit eines Karenzjahres, wie es in den angelsächsischen Ländern als "Sabbatical" (Regenerations- und Bildungsjahr) geschaffen wurde, würden sicher zu einer wesentlichen Verbesserung auf diesem Sektor beitragen. Zusammenfassende Erkenntnisse: a) Störungen des psychischen Wohlbefindens zählen bei den Lehrern zu den größten Gesundheitsproblemen. b) Frauen des Lehrberufes sind mit Ausnahme der Schlafstörungen in einem höheren Ausmaß betroffen. Auf dem Gebiet der Depressionen beträgt die Differenz sieben Prozent und bei den Konzentrationsstörungen fünf Prozent. In den Bereichen Reizbarkeit und Kopfschmerzen beträgt das Ausmaß sogar fünfzehn und sechzehn Prozent! c) Lehrer(innen) für einzelne Unterrichtsgegenstände sind bei den Störungen der Psyche am stärksten beeinträchtigt. 5.5 Sexualität Die Sexualität in ihrer Verknüpfung mit Liebe und Zärtlichkeit, sowie körperlicher Berührung mit höchster momentaner muskulärer Anspannung und Entspannung, ist einer der größten "Antistressoren", die wir besitzen. Würde das gesamte sexuelle Verhalten weit weniger zum Selbstzweck gemacht werden als heute, dann könnte es in seiner positiven Funktion, als Quelle der Freude, des friedlichen Zusammenlebens, der Aggressionsdämfung, als mächtiger Antistressor und somit als eine der reichsten und vitalsten Lebensäußerung angesehen werden. Die Tatsache, daß im Gegensatz dazu die Sexualität vielfach selbst zum Stressor wird, liegt an einer der teuflischsten Assoziationen der Kultur. Aufgrund der automatischen Verknüpfung von Sexualität mit Anspannung, Frustration und Verhaltensunsicherheit kommt gerade dasjenige Gegengewicht nicht zum Zuge, wofür Erotik und Sexualität innerhalb unserer biologischen Struktur ausersehen sind. (Vester F. 1976) Dieses wörtliche Zitat von F. VESTER hat trotz sexueller Revolution der Siebziger Jahre auch heute in den neunziger Jahren die gleiche Gültigkeit. Während die Medien wie gewaltige Illusionsmaschinen unentwegt Bilder des Glücks und der Sinnentrunkenheit auswerfen, steigt in der Bevölkerung der Frust. Nach außen hin wirkt unsere Gesellschaft möglicherweise ziemlich aufgeklärt, aber dahinter gibt es noch immer Unsicherheit, Scham und Verletzlichkeit. Der lockere Umgang mit Sex ist oft nur eine Hülse. "Die sexuelle Aktivität" sagt der Frankfurter Sexualforscher Volkmar SIGUSCH, "ist nur scheinbar." Heute meidet der Mensch alles, was an ein ungehemmtes Triebleben erinnert: "Spontaneität und Regellosigkeit, Hingabe und Ekstase." Ernest BORNEMAN spricht von der Volkskrankheit "Angst vor der Nähe" und Sozialforscher ermittelten "zunehmende Bindungsunfähigkeit" der Menschen. Nicht nur bei Männern nimmt die heterosexuelle Aktivität ab, auch bei Frauen macht sich die sexuelle Lustlosigkeit zunehmend breit. Die Auswertung der Antworten der Lehrerschaft auf diesem Gebiet scheint diese allgemeine 23 Stress im Lehrberuf © C.Temml Tendenz nicht nur zu bestätigen, sondern auch noch kraß hervorzuheben. Fast ein Drittel aller befragten Lehrerinnen leidet unter sexueller Lustlosigkeit, beim männliche Anteil sind zwölf Prozent. Betrachtet man die einzelnen Lehrergruppen zueinander, dann fällt auf, daß die Volksschullehrerinnen mit der sexuellen Lustlosigkeit über dem statistischen Mittelwert liegen und am meisten von allen Lehrerinnen betroffen sind. Bei den Volksschullehrern liegt eine fast idente Situation vor. Es ist scheint daher naheliegend, daß die tägliche Frustrationsschwelle in der Volksschule sehr hoch ist. Die geringsten Prozentzahlen bei diesem Thema zeigen die Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges und die Lehrer der einzelnen Unterrichtsgegenstände. Zusammenfassende Erkenntnisse: a) Die Störungen auf dem Gebiet der Sexualität, bezogen auf das Verlangen danach sind bei allen Lehrern stark vorhanden. b) Die Frauen des Lehrberufes sind mit 28 Prozent in einem doppelt hohen Ausmaß gegenüber den Männern betroffen. c) Lehrerinnen und Lehrer aus der Volksschule zeigen die höchsten Prozentzahlen. 5.6. Infektanfälligkeit Die Infektanfälligkeit nimmt eine gewisse Sonderstellung zwischen organischer und psychischer Gesundheitsstörung ein. Es gilt heute als eine wissenschaftlich unumstrittene Tatsache, daß eine erhöhte Streßbelastung zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt. Die Erklärung hierzu kann auch auf einen simplen Nenner gebracht werden. Je mehr Energie der Körper zur Bewältigung anderer Belastungen aufwenden muß, umso weniger Energie verbleibt ihm für die Immunabwehr. Eine hohe Streßbelastung zwingt den Körper zur Bereitstellung von hohen Energiereserven, sodaß für die Infektabwehr zu wenig übrig bleibt. Die Angaben über die erhöhte Infektanfälligkeit ist beim männlichen und weiblichen Anteil der Lehrerschaft deutlich unterschiedlich. Bei den Frauen sind immerhin ein Viertel aller Befragten davon betroffen, während bei den Männern ein knappes Sechstel diese Gesundheitsbeeiträchtigung positiv beantwortet hat. Auch auf diesem Gebiet liegt die Gruppe der Volksschullehrerinnen prozentuell über dem Durchschnitt, während bei den Männern die Lehrer der einzelnen Unterrichtsgegenstände am stärksten betroffen sind. Die geringsten Prozentzahlen weisen die Lehrer beider Geschlechter für einzelne Unterrichtsgegenstände auf. Zusammenfassende Ergebnisse: a) Die Infektanfälligkeit ist bei den Frauen des Lehrberufes um zehn Prozent höher als bei den Männern. Ein Viertel aller Lehrerinnen weist eine erhöhte Infektanfälligkeit auf. 24 Stress im Lehrberuf © C.Temml b) Beide Geschlechter der Lehrer des polytechnischen Lehrganges sind weit unter dem Durchschnitt bei der Infektanfälligkeit gelegen. 6. Streßempfindung In diesem Abschnitt findet man die subjektiven Gefühle der Befragten zu dem Begriff "Streß". Es wurde bewußt auf eine Differenzierung in Berufs-, Familienund Freizeitstreß verzichtet, da diese Unterschiede in weiteren Fragen herausgearbeitet wurden und unter Abschnitt 9 - 15 genau behandelt werden. Gleichzeitig ist zu bemerken, daß jede der erwähnten Streßformen auch in andere Lebensbereiche einwirkt und immer zu einer globalen Verhaltensänderung führt. 6.1. Allgemeine Streßempfindung 6.1.a. Allgemeines Streßempfinden bezogen auf Geschlecht und Bundesländer Die Beantwortung der Frage: "Fühlen Sie sich gestreßt?" mit "Ja", läßt sich aus der nachstehenden Tabelle, aufgeteilt in Frauen und Männer, in Prozenten ablesen. Geschlecht Frauen Männer Wien 93 86 NÖ 81 75 B 86 91 Stm 87 86 K 87 87 OÖ 83 82 S 85 78 T 87 82 V 90 83 Gesamt 86 82 Wie man aus der Tabelle entnehmen kann, zeigen die Frauen dieser Berufsgruppe den prozentuell höchsten Anteil an Streßempfindung im Tätigkeitsbereich Großstadt. Dieser Trend ist bei den Männern keineswegs feststellbar. Hier zeigt sich eher ein höherer Anteil an subjektiver Streßempfindung in der ländlichen Region. Im Gesamten gesehen, fühlt sich das weibliche Geschlecht in einem prozentuell höheren Anteil gestreßt als das männliche Geschlecht. Ebenso auffallend erscheint mir der deutlich niedere Anteil in den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich im Vergleich zu den anderen Bundesländern zu sein. 6.1.b. Allgemeine Streßempfindung bezogen auf die Lehrergruppen Einen weiteren Aspekt bei der Beurteilung der Streßempfindung der Lehrerschaft stellt das Streßerleben der einzelnen Lehrergruppen dar. Das Interesse galt vor allen Dingen der Tatsache, ob sich die Empfindungen der einzelnen Gruppen gravierend unterscheiden. Die nachfolgenden Tabellen geben einen Aufschluß darüber. 25 Stress im Lehrberuf © C.Temml Frauen Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer des polytechn. Lehrg. Lehrer f. einzelne UG Streßempfindung 86 85 80 92 96 keine Streßempfindung 14 15 20 8 4 Streßempfindung 82 83 78 80 73 keine Streßempfindung 18 17 22 20 27 Männer Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer des polytechn. Lehrg. Lehrer f. einzelne UG Beim Vergleich der beiden Geschlechter fällt auf, daß auch hier die minimal verringerte Streßempfindung der Männer, wie schon unter Abschnitt 6.1.a. erwähnt, betätigt wird. Der Unterschied der Geschlechter wird bei den Gruppen der Lehrer des polytechnischen Lehrganges und bei den Lehrern für einzelne Unterrichtsgegenstände noch gravierender. Hier beträgt die Differenz mehr als zehn Prozent. Beim Vergleich der einzelnen Lehrergruppen zueinander sieht man bei den Frauen annähernd gleiche Streßempfindung bei Volks- und Hauptschullehrern mit 84 und 85 Prozent. Eine Sonderstellung der Sonderschullehrerinnen mit der geringsten Bewertung, nämlich 80 Prozent. Eine dritte Gruppe stellen die Lehrerinnen des polytechnischen Lehrganges und die Lehrerinnen für einzelne Unterrichtsgegenstände mit dem höchsten Anteil von 92 und 96 Prozent dar. Bei den Männern finden sich ähnliche Gruppierungen, allerdings mit einer Verschiebung. Volks- und Hauptschullehrer zeigen einen Anteil von 82 und 83 Prozent mit bejahendem Streßerlebnis und stellen gleichzeitig die Gruppe mit dem größten Anteil. Unmittelbar danach folgen die Sonderschullehrer und die Lehrer des polytechnischen Lehrganges mit einem Anteil von 78 und 80 Prozent. Die Gruppe der Pädagogen mit dem geringsten Anteil von Streßempfindungen stellen die Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände. Zusammenfassende Erkenntnisse: a) Das Streßempfinden der Frauen des Lehrberufes ist höher, als das der Männer. b) Bei den Frauen liegen die Volks- und Hauptschullehrer im Mittelfeld; bei den Männern stellen sie die Gruppe mit den größten Streßempfindungen. c) Die Sonderschullehrer zeigen bei den Frauen den geringsten Anteil und liegen bei den Männern im Mittelfeld. Durch die annähernd gleiche prozentuelle Verteilung kann sie auch als die Personen im Lehrberuf sehen, welche den wenigsten Streß empfinden. 26 Stress im Lehrberuf © C.Temml d) Lehrer des polytechnischen Lehrganges und für einzelne Unterrichtsgegenstände empfinden die subjektive Streßbelastung nach dem Geschlecht unterschiedlich. Bei den Frauen stellen sie die Gruppe der größten Belastung, bei den Männern nicht. 6.2. Graduierte Streßempfindung Durch die Vorgabe einer Bewertungsskala mit den Attributen sehr stark, stark, mittelmäßig, wenig und nicht sollten die einzelnen befragten Lehrer eine Standortsbestimmung ihres Streßerlebens vornehmen. Dadurch gelingt es schon eher eine Unterscheidung in "Eustreß" und "Distreß" vorzunehmen. 6.2.a. Graduierte Streßempfindung bezogen auf Geschlecht und Bundesländer Die angegebenen Prozente in den folgenden Tabellen, sind jeweils auf die Anzahl der Personen, welche ein Streßempfinden angegeben haben, bezogen. Frauen Streßempfinden wenig mittelmäßig stark sehr stark Wien 5 32 43 20 NÖ 11 44 33 12 B 11 40 43 5 Stm 6 48 33 13 K 10 36 36 18 OÖ 6 42 37 15 S 11 40 40 9 T 10 42 32 16 V 11 33 45 6 Gesamt 8 40 37 15 Wien 5 25 40 30 NÖ 4 51 30 15 B 5 33 48 14 Stm 10 37 36 17 K 0 42 29 29 OÖ 8 41 37 14 S 10 40 40 10 T 9 40 38 13 V 15 50 20 15 Gesamt 7 40 36 17 Männer Streßempfinden wenig mittelmäßig stark sehr stark Wenn man die Personen, welche sich gestreßt fühlen, eine Graduierung dieser Empfindung vornehmen läßt, dann zeigt sich folgendes interessantes Phänomen. Sowohl bei Frauen, als auch bei Männern sind die prozentuellen Anteile in den einzelnen Gruppen fast ident. Ein Sechstel der gestreßten Lehrer und Lehrerinnen empfindet die Belastung als sehr stark, ein gutes Drittel fühlt sich noch immer stark gestreßt und etwa die Hälfte der bejahenden Personen beider Geschlechter sieht sich wenig bis mittelmäßig gestreßt. Wenn man eine differenzierte Betrachtung zwischen den einzelnen Bundesländern vornimmt, dann zeigt sich bei beiden Geschlechtern der größte Anteil an Personen mit sehr starkem Streßempfinden in der Großstadt. Dies ist auch nicht verwunderlich, da die psychischen Anforderungen an die Lehrerschaft in der Großstadt durch die Probleme der Kinder, Eltern und der Gesellschaft wesentlich größer sind, als in den ländlichen Regionen. 6.2.b. Graduierte Streßempfindung bezogen auf die Lehrergruppen 27 Stress im Lehrberuf © C.Temml Frauen Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer des polytechn. Lehrg. Lehrer f. einzelne UG sehr stark 12 13 9 18 19 stark 31 30 32 28 38 mittelmäßig 36 34 35 36 33 wenig 7 8 4 12 6 keine 14 15 20 8 4 sehr stark 16 11 16 24 0 stark 25 29 24 15 46 mittelmäßig 37 35 35 39 27 wenig 4 8 3 2 0 keine 18 17 22 20 27 Männer Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer des polytechn. Lehrg. Lehrer f. einzelne UG Wenn man die Lehrer eine graduierte Einorndung ihrer Streßempfindungen vornehmen läßt, dann kommt man der Wahrheit über die wirkliche Streßbelastung schon wesentlich näher. Für die weiteren Ausführungen sind nur die beiden ersten Spalten der Tabellen von Interesse, da diese Personen noch am ehesten einem Distreß ausgesetzt sind. Die dritte und vierte Spalte zeigt mit Sicherheit Lehrer mit mittelfristigen Streßerleben an, der vorerst als nicht gesundheitsbeeinträchtigend anzusehen ist. Die Addition der Prozente aus den Spalten eins und zwei zeigt folgende Situation: Frauen Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer d. polyt. Lehrg. Lehrer für einzelne UG Männer Streßbelastung 43 43 39 46 57 Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer d. polyt. Lehrg. Lehrer für einzelne UG Streßbelastung 41 40 40 39 46 Diese Ergebnisse bezogen auf die Streßbelastung bei Lehrern scheinen mir wirklich realistisch und spiegeln den Zustand der Lehrer in der Schule wieder. Wiederum lassen sich drei Gruppen, wie schon bei der Frage nach allgemeiner Streßbelastung erkennen. Diese drei Gruppen sind auch mit den im Abschnitt 6.1.b. beschriebenen Einteilungen ident, mit einer geringfügigen Änderung bei den Männern. Bei den Männern ändert sich die Reihenfolge in: Die höchste Anzahl an gestreßten Pädagogen finden sich bei den Lehrern für einzelne Unterrichts-gegenstände, die mittlere Gruppe wird von Volks-, Hauptund Mittelschullehrern gebildet und den geringsten Streß erleben die Lehrer des polytechnischen Lehrganges. Ebenso ist die sichtbare Differenz der Geschlechter weiterhin erhalten. Wenn man diese Ergebnisse in Relation zu den Gesundheitsbeeiträchtigungen setzt, dann sieht man ebenfalls eine große Deckungsgleichheit. Insoweit ist eine Kontrolle dieser freiwilligen Antworten gegeben. 28 Stress im Lehrberuf © C.Temml Zusammenfassende Ergebnissse und abgeleitete Aussagen: a) Neuerlich zeigt sich eine minimale Differenz im Streßempfinden zwischen den Geschlechtern. b) Neuerlich lassen sich drei Gruppen bezüglich der Anzahl an gestreßten Lehrern vornehmen. 7. Selbsteinschätzung In den folgenden Tabellen kann man die vorgenommenen Selbsteinschätzungen bezüglich des individuellen Verhaltens des einzelnen Lehrers ersehen. Die angeführten Attribute waren vorgegeben und die Befragten mußten sich einem Attribut zuordnen. Frauen Selbsteinschätzung aktiv aggressiv resigniert angespannt geduldig Enthaltung Wien 42 6 5 32 14 1 NÖ 45 3 4 32 15 1 B 52 5 7 23 19 0 Stm 50 4 5 30 10 1 K 50 2 4 27 16 1 OÖ 41 5 7 35 11 1 S 58 2 3 24 13 0 T 48 3 6 26 17 0 V 35 10 15 25 15 0 Gesamt 47 4 6 28 14 1 Wien 28 9 11 23 28 1 NÖ 35 3 7 26 28 1 B 52 4 4 14 22 4 Stm 37 5 8 30 19 1 K 49 5 8 18 18 2 OÖ 44 3 7 24 21 1 S 39 2 14 20 25 0 T 47 4 10 35 27 0 V 50 0 8 8 34 0 Gesamt 42 4 9 22 22 1 Männer Selbsteinschätzung aktiv aggressiv resigniert angespannt geduldig Enthaltung Bei der Selbsteinschätzung bezeichnen sich etwas weniger als die Hälfte aller Befragten beider Geschlechter als aktiv. Dieser Anteil hat zumindest eine psychisch stabile Situation aufzuweisen und kann auch den anfallenden Streß während der Schulzeit gut bewältigen. Aber geringfügig mehr als ein Drittel der Lehrerschaft fühlt in sich die Eigenschaften der Aggression, Resignation und Anspannung. Die Anspannung selbst überwiegt prozentuell deutlich. Das Attribut der Geduld billigen sich nur ein Fünftel der Männer und gar nur ein Sechstel aller Frauen zu. Doch gerade in der Kinder und Jugendbildung sollte die Geduld sehr weit oben stehen. Man muß sich daher sehr wohl die Frage stellen, warum die Geduld in der Reihung so weit hinten steht. Im bundesländerweiten Vergleich zeigen sich auch deutliche Unterschiede. 8. Zeitaufwand im Beruf Infolge der jährlich steigenden Kosten für Lehrer werden Diskussionen über die Arbeitszeit in Regelmäßigkeit immer wieder entfacht. Erst am 2. Oktober 1993 29 Stress im Lehrberuf © C.Temml war die Schlagzeile: "Wieviel arbeiten die Lehrer wirklich?" im Kurier zu lesen. Es ist allerdings an der Zeit aufzuzeigen, daß die Lehrerschaft über ihre Lehrverpflichtung hinaus, einen großen Anteil an Arbeit "freiwillig" erbringt. Lehrplanentwicklung, Projektbetreuung, Planung und Durchführung von Konzerten, Schülertheater und Exkursionen und die individuelle Betreuung schwacher oder begabter Kinder werden als erbrachte Leistung in der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen. Wie schaut es nun aus mit der tatsächlichen Belastung der Pädagogen? Volksund Hauptschullehrer müssen wöchentlich 23 Stunden unterrichten, Gymnasiallehrer haben 20 Stunden Lehrverpflichtung. Die fehlende Arbeitszeit auf die 40-Stundenwoche ist für Vor- und Nachbereitung gedacht. Damit liegt Österreich im Vergleich zu anderen Ländern im europäischen Mittelfeld. Im Volksschulbereich kann man sich durch die Leitung der Lehrmittelsammlung für Bildnerische Erziehung oder der Schulwerkstätte maximal zwei Unterrichtsstunden ersparen. Im Hauptschulbereich bringen die Zusatzleistungen, wie Klassenführung oder Verwaltungstätigkeiten und höherwertige Fächer (Deutsch, Mathematik, Physik und Chemie) einen Abschlag bis zu maximal vier Stunden. Sowohl in Volks- als auch in Hauptschulen mit mehr als vier Klassen sind die Direktoren von jeder Lehrtätigkeit befreit. In den Gymnasien müssen Direktoren zwischen 1,10 und 7,4 Stunden unterrichten. Welche fatale Konsequenzen ein unsensibler Umgang mit der Arbeitszeit des Lehrers durch den Arbeitgeber haben kann, zeigt uns das Beispiel in England. Das im Jahre 1987 veränderte Lehrerbeschäftigungsgesetz hat viel von dem "Goodwill" und der Innovationsbereitschaft der Lehrer genommen. Die zutiefst frustrierte Lehrerschaft macht seither "work to rule": Dienst nach Vorschrift. 8.1. Zeitaufwand in der Schule Die "Zeit in der Schule" gliedert sich in die Unterrichtszeit, wobei eine Unterrichtsstunde 50 Minuten dauert, sowie Zeitaufwand für Besprechungen, Planungs- und Verwaltungsarbeit. Wie man sieht, verbringt der Lehrer nicht nur die Arbeitszeit mit Unterricht, sondern auch mit anderen Arbeiten. 8.1.a. Volksschullehrer(innen) Frauen Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 7 26 38 21 8 0 NÖ 10 46 25 11 8 0 B 11 33 33 17 6 0 Stm 13 42 31 8 6 0 K 16 39 33 6 6 0 OÖ 23 34 31 8 4 0 S 8 43 36 8 5 0 T 12 40 35 8 5 0 V 0 35 65 0 0 0 Gesamt 11 38 36 10 5 0 Wien 0 0 50 NÖ 0 14 53 B 0 30 20 Stm 9 22 22 K 0 21 29 OÖ 5 10 19 S 0 20 0 T 0 24 36 V 0 40 20 Gesamt 2 20 28 Männer Std-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stress im Lehrberuf 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung © C.Temml 10 40 0 8 25 0 30 20 0 38 9 0 14 36 0 25 41 0 60 20 0 33 7 0 0 40 0 24 26 0 Bei einem Vergleich der beiden Tabellen kann man erkennen, daß der männliche Anteil der Lehrerschaft im Durchschnitt zumindest um drei Stunden länger in der Schule arbeitet, als der weibliche Anteil. Die Arbeitszeit in der Schule beträgt bei den Männern 26 Stunden und aufwärts, bei den Frauen liegt die Arbeitszeit zwischen 23 und 26 Stunden. Die vorliegenden Daten zeigen nur minimale Prozentsätze an Frauen, die mehr als 30 Stunden in der Schule verbringen. Der Anteil an Pädagogen, welche mehr als 30 Stunden Arbeitszeit in der Schule aufbringen, ist immerhin fünfmal so hoch. Aus der Tatsache heraus, daß die meisten Frauen durch die mehrfache zusätzliche Belastung, wie die Führung eines Haushaltes und die Erziehung der eigenen Kinder, die Arbeitszeit auf das erforderliche Mindestmaß reduzieren, erscheint mir dieses Phänomen logisch. Im Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern zeichnet sich kein einheitlicher Trend ab. Bei den Lehrerinnen ersieht man deutlich, daß mit Ausnahme von Wien und Vorarlberg die Verweildauer in der Schule mit 23 Stunden einheitlich überall den prozentuell höchsten Anteil einnimmt. In Wien und Vorarlberg wird die hauptsächliche Verweildauer von den Frauen mit 26 Stunden pro Woche angegeben. Bei den männlichen Kollegen ist der Zeitaufwand im Bundesland Salzburg mit dem Hauptanteil von 30 Stunden pro Woche überdurchschnittlich hoch. In den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Vorarlberg zeigt sich der höchste Anteil an Lehrern, die mehr als 30 Stunden pro Woche arbeiten. Zusammenfassende Ergebnisse: a) Volksschullehrerinnen verbringen wöchentlich 23 Stunden in der Schule. Die männlichen Kollegen kommen auf 26 Stunden. Somit wenden die Männer durchschnittlich um drei Stunden mehr Zeit auf. b) Der Prozentsatz bei männlichen Kollegen, welche mehr als 30 Stunden in der Woche aufwenden ist fünfmal so hoch. c) In Wien und Vorarlberg ist die durchschnittliche Verweildauer bei den Frauen 26 Stunden. d) Im Bundesland Salzburg verbringt der Hauptanteil der Männer 30 Stunden in der Woche in der Volksschule 8.1.b. Hauptschullehrer(innen) Frauen Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche Wien 7 NÖ 17 B 10 31 Stm 9 K 28 OÖ 6 S 12 T 7 V 10 Gesamt 12 Stress im Lehrberuf 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung © C.Temml 33 32 20 8 0 45 41 3 4 0 55 20 10 5 0 54 22 12 3 0 44 15 10 3 0 46 24 14 10 0 32 28 18 10 0 43 33 13 5 0 0 60 20 10 0 39 31 13 5 0 Wien 0 0 50 10 40 0 NÖ 3 22 39 29 7 0 B 8 50 17 17 8 0 Stm 11 38 34 9 8 0 K 25 20 35 0 20 0 OÖ 5 25 33 20 17 0 S 5 30 35 19 11 0 T 3 28 29 20 20 0 V 0 8 34 50 8 0 Gesamt 7 25 34 19 15 0 Männer Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Die Gruppe der Hauptschullehrer zeigt das gleiche Phänomen, wie bei den Volksschullehrern. Auch hier verbringen die männlichen Vertreter der Lehrerschaft im Durchschnitt um drei Stunden mehr in der Schule als die Lehrerinnen. Auch die Zahl der Pädagogen, die über 30 Stunden pro Woche in der Schule anwesend sind, ist bei den Männern dreimal so hoch wie bei den Frauen. In den Bundesländern Wien, Kärnten und Tirol ist auf diesem Gebiet der Unterschied zwischen den Frauen und Männern noch gravierender. Zusammenfassende Ergebnisse: a) Auch bei dieser Gruppe wenden die Männer um drei Stunden mehr pro Woche auf. b) Die Anzahl der Männer,welche mehr als 30 Stunden pro Woche aufwenden, ist dreimal so hoch, wie bei den Frauen. c) In den Bundesländern Wien, Kärnten und Tirol ist der Unterschied im Zeitaufwand bei den Geschlechtern noch höher. 8.1.c. Sonderschullehrer Frauen Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 4 21 59 8 8 0 NÖ 0 28 44 17 11 0 B 0 50 50 0 0 0 Stm 0 55 36 14 0 0 K 0 100 0 0 0 0 OÖ 0 25 50 25 0 0 S 0 43 29 14 14 0 T 16 52 16 0 16 0 V 0 100 0 0 0 0 Gesamt 2 53 32 8 5 0 Wien 0 33 0 0 76 0 NÖ 0 0 14 43 43 0 B 0 0 0 0 100 0 Stm 14 14 29 14 29 0 K 0 0 0 100 0 0 OÖ 0 0 100 0 0 0 S 0 0 40 0 60 0 T 0 0 50 0 50 0 V 0 0 0 40 60 0 Gesamt 2 5 26 22 45 0 Männer Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung 32 Stress im Lehrberuf © C.Temml Bei der Gruppe der Sonderschullehrer zeigen sich die selben Verhältnisse, wie bei den vorangegangen Gruppen. Der einzige Unterschied besteht darin, daß das Verhältnis des Zeitaufwandes vom weiblichen Lehrpersonal zum Zeitaufwand des männlichen Lehrpersonals noch stärker zu Gunsten der Lehrer ausfällt. Die Lehrer wenden zumindest sechs Stunden mehr als ihre weiblichen Kolleginnen auf. Die Differenz ist in der überwiegenden Zahl der Bundesländer sogar noch höher. Zusammenfassende Ergenisse: a) Bei den Sonderschullehrern verbringen die männlichen Pädagogen im Durchschnitt um sechs Stunden mehr pro Woche in der Schule, als ihre Kolleginnen. b) In den Bundesländern Wien, Burgenland, Salzburg, und Vorarlberg beträgt der durchschnittliche Zeitaufwand pro Woche in der Schule bei den Männern sogar mehr als 30 Stunden. 8.1.d. Lehrer(innen) des "Polytechnischen Lehrganges" Frauen Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 0 25 25 0 50 0 NÖ 25 50 25 0 0 0 B 100 0 0 0 0 0 Stm 20 20 20 20 20 0 K 0 0 0 100 0 0 OÖ 25 50 0 0 25 0 S 0 50 25 25 0 0 T 0 50 50 0 0 0 V 100 0 0 0 0 0 Gesamt 30 27 16 16 11 0 Wien 0 25 13 62 0 0 NÖ 0 33 17 33 17 0 B 0 0 0 0 0 0 Stm 29 14 43 14 0 0 K 0 0 0 100 0 0 OÖ 0 38 12 25 25 0 S 0 0 0 50 50 0 T 0 14 58 14 14 0 V 0 0 50 50 0 0 Gesamt 3 14 21 50 12 0 Männer Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Bei dieser Spezialisierung an geschlechtsspezifische Unterschiede: Lehrern zeigen sich folgende Fast ein Drittel an Frauen dieses Berufszweiges verbringt 20 Stunden pro Woche an Arbeitszeit in der Schule. Knapp dahinter folgt die Angabe über 23 Stunden pro Woche. Dies betrifft etwas mehr als ein Viertel der befragten Frauen. Der restliche Anteil, also weniger als die Hälfte wendet zu gleichen Anteilen 26 Stunden, 30 Stunden und über 30 Stunden pro Woche auf. Bei den männlichen Pädagogen wendet die Hälfte der Befragten 30 Stunden pro Woche auf, ein Fünftel 26 Stunden pro Woche und der Rest verteilt sich auf die anderen Zeiteinheiten. Somit ist auch hier wieder der höhere Anteil mit mehr Zeitaufwand auf Seiten der Männer. 33 Stress im Lehrberuf © C.Temml Im Bundesländervergleich zeigen sich ebenfalls recht unterschiedliche Ergebnisse. Der durchschnittliche Zeitaufwand ist bei den Lehrerinnen in Wien und Kärnten am Größten und im Burgenland und Vorarlberg am geringsten. Bei den männlichen Kollegen ist in Wien, Kärnten, Salzburg und Vorarlberg der größte Zeitaufwand vorhanden, während in den anderen Bundesländern in etwa der gleiche Durchschnitt vorliegt. Zusammenfassende Ergebnisse: a) Die Männer dieser Berufsgruppe wenden ebenfalls in der Schule im Schnitt drei bis sechs Stunden mehr pro Woche auf. b) Der Zeitaufwand in der Schule mit 30 und über 30 Stunden pro Woche ist in Wien und Kärnten bei beiden Geschlechtern am größten. Bei den Männern kommt Salzburg und Vorarlberg hinzu. 8.1.e. Lehrer(innen) für einzelne Unterrichtsgegenstände Frauen Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 0 36 26 18 0 0 NÖ 8 64 14 14 0 0 B 0 100 0 0 0 0 Stm 0 50 12 12 26 0 K 0 80 0 20 0 0 OÖ 27 47 6 6 14 0 S 0 50 0 0 50 0 T 0 75 25 0 0 0 V 0 0 0 100 0 0 Gesamt 4 48 9 19 10 0 Wien 0 33 77 0 0 0 NÖ 50 50 0 0 0 0 B 0 0 0 0 0 0 Stm 0 0 0 0 0 0 K 0 0 0 0 0 0 OÖ 33 0 0 34 33 0 S 0 0 0 0 100 0 T 0 0 50 50 0 0 V 0 0 0 0 0 0 Gesamt 16 16 25 17 26 0 Männer Std.-Anzahl/Woche 20 Stunden/Woche 23 Stunden/Woche 26 Stunden/Woche 30 Stunden/Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Eine statistisch relevante Aussage über Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände läßt sich an Hand der wenigen Daten nur schwer erstellen. Am ehesten gelingt es noch, die vorhandenen Daten der weiblichen Gruppe zu interpretieren. Hier zeigt sich wieder, wie auch schon in den anderen Lehrergruppen, daß der durchschnittliche Arbeitsaufwand in Zeit bemessen, 23 Stunden pro Woche beträgt. 8.2. Zeitaufwand zu Hause Dieser Zeitaufwand inkludiert die Wochenarbeitszeit, welche mit Vorbereitungen für den Unterricht und Korrekturen der Schul- und Hausarbeiten von Schülern ausgefüllt ist. In das Aufgabengebiet der Vorbereitung fällt nicht nur die tägliche Unterrichtsplanung für die Vermittlung des Lehrstoffes, sondern auch regelrechte Wochen und Monatsplanungen, um die geforderten Lernziele mit Schuljahresende erreichen zu können. 8.2.a. Volksschullehrer(innen) 34 Stress im Lehrberuf © C.Temml Frauen Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 85 11 4 0 NÖ 79 14 3 4 B 44 11 33 12 Stm 83 13 3 1 K 86 10 2 2 OÖ 68 24 4 4 S 76 20 4 0 T 84 14 1 1 V 83 0 17 0 Gesamt 76 13 8 3 Wien 90 0 10 0 NÖ 89 3 0 8 B 40 10 40 10 Stm 87 4 4 5 K 79 21 0 0 OÖ 86 7 0 7 S 60 40 0 0 T 85 10 5 0 V 60 40 0 0 Gesamt 75 15 7 3 Männer Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Zehn bis zwanzig Stunden werden von drei Viertel beider Geschlechter für Korrekturarbeit und Unterrichtsvorbereitung, sowie andere anfallende Arbeiten aufgewandt. Auch beim Vergleich der Ergebnisse aus den einzelnen Bundesländern liegen die selben Relationen in allen Bundesländern vor mit einer einzigen Ausnahme: "das Burgenland". Hier wendet ein gutes Drittel der männlichen und weiblichen Pädagogen über 30 Stunden pro Woche an Arbeitszeit zu Hause auf. Zusammenfassende Ergebnisse: a) Drei Viertel aller Volksschullehrer wenden zehn bis zwanzig Stunden für anfallende Arbeiten der Schule zu Hause auf. b) Als einzige Ausnahme zeigen sich die Lehrer des Burgenlandes: Hier beträgt der durchschnittliche Zeitaufwand zu Hause für mehr als ein Drittel der Frauen und Männer mehr als 30 Stunden. 8.2.b. Hauptschullehrer(innen) Frauen Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 86 10 4 0 NÖ 78 15 2 5 B 35 15 50 0 Stm 81 17 1 1 K 85 15 0 0 OÖ 78 15 3 4 S 79 9 6 6 T 89 9 2 0 V 83 0 17 0 Gesamt 77 11 9 3 Wien 85 15 0 0 NÖ 78 13 3 6 B 50 0 50 0 Stm 83 13 2 2 K 85 10 0 5 OÖ 94 4 1 1 S 86 8 0 6 T 82 13 0 5 V 60 40 0 0 Gesamt 78 13 6 3 Männer Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Auch bei den Hauptschullehrern hat der Großteil an Frauen und Männern einen Zeitaufwand von 10 bis 20 Stunden pro Woche zu Hause. Im Vergleich der Bundesländerdaten stechen ebenfalls die Lehrer beider Geschlechter aus dem Burgenland heraus. In diesem Bundesland wendet die Hälfte der Männer und Frauen mehr als 30 Stunden pro Woche für die Arbeit zu Hause auf. 35 Stress im Lehrberuf © C.Temml Zusammenfassende Ergebnisse: a) Der Großteil an Hauptschullehrern wendet zehn bis zwanzig Stunden pro Woche für Arbeiten der Schule zu Hause auf. b) Als Ausnahme treten wieder die Lehrer des Burgenlandes hervor: Hier beträgt der Zeitaufwand für mehr als die Hälfte beider Geschlechter mehr als 30 Stunden in der Woche. 8.2.c. Sonderschullehrer(innen) Frauen Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 88 8 4 0 NÖ 83 11 0 6 B 50 0 50 0 Stm 91 9 0 0 K 100 0 0 0 OÖ 88 22 0 0 S 86 14 0 0 T 83 17 0 0 V 100 0 0 0 Gesamt 84 9 6 1 Wien 100 0 0 0 NÖ 43 43 0 14 B 0 100 0 0 Stm 86 14 0 0 K 50 25 0 25 OÖ 94 4 1 1 S 80 0 0 20 T 50 25 0 25 V 80 20 0 0 Gesamt 65 26 0 9 Männer Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Hier besteht erstmals eine deutliche Differenz zwischen den Geschlechtern. Während bei den Frauen des Lehrberufes 84 Prozent 10 bis 20 Stunden pro Woche ihrer Zeit für Arbeit zu Hause aufwenden, sind es bei den Männern nur mehr 65 Prozent. Dafür verbringen die Männer des Lehrberufes zu 26 Prozent 20 bis 30 Stunden pro Woche an Zeit mit Schularbeit zu Hause. Im Vergleich zu den Frauen sind das immerhin dreimal so viel. Zusammenfassende Ergebnisse: a) 84 Prozent der Sonderschullehrerinnen wenden zehn bis zwanzig Stunden pro Woche für anfallende Arbeit der Schule zu Hause auf. Bei den Männern sind es nur 65 Prozent. b) Mit 26 Prozent der Männer verbringen dreimal soviele Lehrer 20 bis 30 Stunden mit Arbeit zu Hause, als die Frauen. c) Den größten Arbeitsaufwand zeigen die Männer im Burgenland. 8.2.d. Lehrer(innen) des "Polytechnischen Lehrganges Frauen Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 100 0 0 0 NÖ 100 0 0 0 B 0 0 100 0 Stm 60 20 0 20 K 100 0 0 0 OÖ 75 0 0 25 S 75 0 25 0 T 100 0 0 0 V 100 0 0 0 Gesamt 79 2 14 5 Wien 100 0 NÖ 83 17 B 50 0 Stm 86 14 K 100 0 OÖ 100 0 S 100 0 T 86 0 V 100 0 Gesamt 89 3 Männer Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche 36 Stress im Lehrberuf über 30 Std./Woche Enthaltung © C.Temml 0 0 0 0 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 14 0 0 6 2 Hier zeigt sich erstmals ein geringer geschlechtsspezifischer Unterschied zu Gunsten der Lehrerinnen. Während bei den Männern fast 90 Prozent einen Zeitaufwand von 10 bis 20 Stunden für Schularbeiten zu Hause haben, sind es bei den Frauen nur 79 Prozent. Es zeigt sich bei den Lehrerinnen eine geringfügige Verschiebung zu höherer Arbeitzeit pro Woche zu Hause, wie man aus der Tabelle ersehen kann. Zusammenfassende Ergebnisse: a) Erstmals verbringen Frauen zu einem höheren Anteil (14 Prozent) mehr Zeit zu Hause für Arbeiten der Schule zu Hause, als Männer (sechs Prozent). b) Bei den Männern verbringen 90 Prozent zehn bis zwanzig Stunden pro Woche mit Schularbeiten zu Hause, bei den Lehrerinnen sind es 79 Prozent. 8.2.e. Lehrer(innen) für einzelne Unterrichtsgegenstände Frauen Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Wien 72 9 9 0 NÖ 93 0 7 0 B 33 0 77 0 Stm 63 13 13 11 K 80 20 0 0 OÖ 60 13 7 20 S 50 50 0 0 T 87 13 0 0 V 100 0 0 0 Gesamt 71 13 13 3 Wien 77 33 0 0 NÖ 100 0 0 0 B 0 0 0 0 Stm 0 0 0 0 K 0 0 0 0 OÖ 77 33 0 0 S 100 0 0 0 T 0 50 0 50 V 0 0 0 0 Gesamt 66 23 0 10 Männer Std.-Anzahl/Woche 10 - 20 Std./Woche 20 - 30 Std./Woche über 30 Std./Woche Enthaltung Zu dieser Gruppe an Lehrern kann wiederum durch fehlende Daten nur begrenzt, vorwiegend für Lehrerinnen eine Aussage getroffen werden. Bei den Frauen sind circa drei Viertel mit einem Zeitaufwand von 10 bis 20 Stunden pro Woche zu Hause mit Arbeit beschäftigt. Der restliche Anteil an Lehrerinnen teilt sich zu gleichen Teilen einen Zeitaufwand von 20 bis 30 Stunden pro Woche und "über 30 Stunden pro Woche". 8.3. Zeitaufwand für Ausbildung und Fortbildung Die zusätzliche Ausbildungs- und Fortbildungstätigkeit bei den Lehrern beruht nicht auf eine gesetzlich vorgeschriebene Regelmäßigkeit, sondern wird nur mittels eigenem persönlichen Engagement vorgenommen. Auch die Auswahl des Fachgebietes ist weitgehend nicht vorbestimmt. Das heißt, ob eine Ausbildung- oder Fortbildung auf dem pädagogischen Sektor, auf dem psychologischen Sektor oder Seminare für Führungsqualität belegt werden, obliegt ebenfalls der Eigenintiative. Die Möglichkeiten der Weiterbildung sind auch regional sehr unterschiedlich. Während in den größeren Städten und in Wien durch den vorgegebenen 37 Stress im Lehrberuf © C.Temml Standort der Lehrerbildungsinstitute ein regelmäßiger Zugang für die Aus- und Fortbildung vorhanden ist, sind die Lehrer der ländlichen Region hauptsächlich auf das eigene Studium von weiterführender Literatur und den Besuchen von Seminaren angewiesen. 8.3.a. Volksschullehrer(innen) Frauen Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Wien 46 20 26 8 NÖ 37 14 42 7 B 44 11 33 12 Stm 53 9 26 12 K 63 14 16 7 OÖ 52 8 25 15 S 53 2 40 5 T 42 6 40 12 V 15 0 50 35 Gesamt 45 9 33 13 Wien 30 20 40 10 NÖ 61 3 25 11 B 40 10 40 10 Stm 48 39 4 9 K 64 21 14 1 OÖ 59 7 25 9 S 40 20 40 0 T 48 15 21 16 V 80 20 0 0 Gesamt 52 17 23 8 Männer Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Bei der Betrachtung der Aus- und Fortbildungstätigkeit von Volksschullehrern fällt auf, daß die Enthaltungen zu diesem Thema mit durchschnittlich dreizehn Prozent bei den Frauen und acht Prozent bei den Männern zu den Höchsten beim Vergleich aller Gruppen zählen. Selbstverständlich können die Enthaltungen nicht gleichgesetzt werden mit einer fehlendem Interesse an Ausund Fortbildung. Möglicherweise konnte dieser Teil an Lehrern sich nicht mit einem der drei Auswahlkriterien identifizieren. Im Vergleich der Geschlechter zeigt sich bei den Frauen des Lehrberufes die höhere Bereitschaft für Seminare und bei den Männern eine höhere Neigung zum regelmäßigen, wöchentlichen Zeitaufwand für die Aus- und Fortbildung. Ob nun die Schulung und das Weiterbilden an eigenen Lehrstätten oder zu Hause erfolgt wurde nicht erfragt und kann deshalb auch nicht beantwortet werden. Zumindest wäre eine mögliche Erklärung für das differente Verhalten der Geschlechter auf diesem Sektor dadurch erklärbar. Da die meisten Frauen außer der Arbeitssituation in viel höherem Ausmaß zusätzlich mit Arbeiten im Haushalt und in der Familie beschäftigt sind als die Männer, kann eine Aus- und Fortbildung von ihr aus gesehen, viel besser "en Block" innerhalb eines Seminares erfolgen. Somit genießt der Mann auf diesem Gebiet eine gewisse Sonderstellung. Eine derartige Darstellung ist allerdings nicht nur auf den Lehrberuf zutreffend, sondern kann als eine allgemein in der Gesellschaft verbreitete Tatsache angesehen werden. Der bundesländerweite Vergleich bringt nicht nur geschlechtsspezifische Unterschiede hervor, sondern auch deutliche Differenzen untereinander. Der wöchentliche Zeitaufwand für die Ausbildung und Fortbildung ist bei den weiblichen Pädagogen in Kärnten mit 63 Prozent überdurchschnittlich hoch, in der Steiermark, Oberösterreich und Salzburg mit durchschnittlich 53 Prozent noch immer sehr hoch und in Vorarlberg mit fünfzehn Prozent am geringsten von allen anderen. Im Gegensatz dazu ist die Seminartätigkeit in Vorarlberg bei 38 Stress im Lehrberuf © C.Temml den Lehrerinnen mit 50 Prozent am größten, während der Besuch von Seminaren in Kärnten von den Frauen mit mageren sechzehn Prozent kaum in Anspruch genommen wird. Die Vertreterinnen aus Niederösterreich, Salzburg und Tirol liegen mit 40 Prozent auch noch weit über dem österreichischen Durchschnitt. Die Frauen der restlichen Bundesländer liegen mit dem prozentuellen Anteil im Durchschnitt. Bei den Lehrern im Bundesländervergleich erkennt man, daß der größte prozentuelle Anteil bei wöchentlicher Weiterbildung in Vorarlberg liegt. In Kärnten, Niederösterreich und Oberösterreich ist der Anteil ebenfalls noch sehr hoch, während interessanterweise bei den Volksschullehrern aus Wien die geringste regelmäßige Weiterbildungstätigkeit besteht. Gerade in einer Großstadt wie Wien sollte man annehmen, daß eine regelmäßige Aus- und Fortbildung durch die Nähe von Fortbildungszentren höher sein sollte, als in den Bundesländern. Wie man sieht, sind solche Annahmen nicht richtig. Entweder das Angebot auf dem Fortbildungssektor in Wien ist den Hauptinteressen nicht entsprechend, oder der "Schulfrust" ist so weit fortgeschritten, daß die Bekämpfung dessen, durch verstärkte Weiterbildung, nicht mehr im Vordergrund steht. Die Pädagogen der restlichen Bundesländer liegen im bundesweiten Durchschnitt. Die Beanspruchung von Seminarbesuchen ist in den Bundesländern Wien, Burgenland und Salzburg über dem länderweiten Durchschnitt und wird interessanterweise in Vorarlberg und in der Steiermark wahrscheinlich kaum bis überhaupt nicht genutzt. Andererseits ist der Zeitaufwand mit "bis zu 4 Stunden" bei den Lehrern aus der Steiermark außerordenlich weit über dem österreichweiten Durchschnitt gelegen. 8.3.b. Hauptschullehrer(innen) Frauen Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Wien 44 11 35 10 NÖ 42 11 34 13 B 35 5 50 10 Stm 44 15 33 8 K 49 15 21 5 OÖ 31 22 33 14 S 41 12 38 9 T 37 15 41 7 V 30 30 30 10 Gesamt 39 15 35 11 Wien 30 25 33 12 NÖ 37 28 32 3 B 50 0 50 0 Stm 44 20 30 6 K 55 5 30 10 OÖ 59 11 22 8 S 65 5 19 11 T 51 9 32 8 V 67 8 17 8 Gesamt 51 12 29 8 Männer Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Bei den Hauptschullehrern sind aus den gesamtstatistischen Zahlen zwar ähnliche Verhältnisse und geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Frauen und Männern des Lehrberufes wie bei den Volksschullehrern feststellbar, aber im Bundesländervergleich doch andere Tendenzen ersichtlich. Wie bei den Volksschullehrerinnen auch, ist in Kärnten der höchste Anteil an Frauen, welche wöchentlich bis zu 2 Stunden für ihre schulische Weiterbildung 39 Stress im Lehrberuf © C.Temml aufwenden, festzuhalten; in Vorarlberg findet sich der geringste Anteil. Der weibliche Teil der Lehrerschaft aus den restlichen Bundesländern liegt im bundesweiten Durchschnitt. Im Gegensatz zu den Lehrerinnen aus der Volksschule ist der größte Anteil an Hautschullehrerinnen mit Inanspruchnahme von Seminaren im Burgenland zu sehen, während der geringste Teil wieder in Kärnten zu finden ist. Bei den Hauptschullehrern finden sich die prozentuell höchsten Anteile an regelmäßiger wöchentlicher Bildung in Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich, sowie der niedrigste Anteil in Wien. Eine hohe Teilnahme an Seminaren besteht im Burgenland, während in Salzburg und Vorarlberg die geringsten Teilnahmen zu finden sind. Ein höherer Anteil an Männern im Vergleich zum Länderdurchschnitt mit Weiterbildungstätigkeit bis zu 4 Stunden wöchentlich ist in Niederösterreich, Wien und der Steiermark vorhanden. Dies betrifft ein Fünftel bis zu einem Viertel der befragten Hauptschullehrer aus der entsprechenden Region. 8.3.c. Sonderschullehrer(innen) Frauen Std.-Anzahl/Woche bis2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Wien 33 33 21 13 NÖ 44 11 28 17 B 50 0 50 0 Stm 36 18 18 28 K 77 0 0 33 OÖ 38 25 25 0 S 57 0 43 0 T 50 30 15 5 V 100 0 0 0 Gesamt 54 13 22 11 Wien 77 0 33 0 NÖ 29 57 0 14 B 0 100 0 0 Stm 86 14 0 0 K 25 0 75 0 OÖ 100 0 0 0 S 0 20 40 40 T 75 25 0 0 V 40 60 0 0 Gesamt 46 31 17 6 Männer Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Wie man aus den Tabellen entnehmen kann, besteht bei dieser Gruppe an Lehrern eine Umkehr der Unterschiede im Fortbidungsverhalten zwischen den Geschlechtern. Die weiblichen Pädagogen aus der Sonderschule haben nicht nur eine höhere wöchentliche und damit eine regelmäßigere Fortbildungstätigkeit als die männlichen Vertreter, sondern auch ein größerer Anteil der Frauen besucht Seminare. Der Datenvergleich aus den Bundesländern bringt folgende Erkenntnisse: Die Lehrerinnen aus Kärnten und Vorarlberg betreiben in überwiegender Anzahl eine wöchentliche Weiterbildung. Bei den anderen Bundesländern, liegt mit Ausnahme der Steiermark, ein eher ausgewogenes Verhältnis zwischen halbjährlicher Seminartätigkeit und wöchentlicher Fortbildung vor. Bei den Männern derselben Lehrergruppe wird überhaupt ein halbjährlicher Seminarbesuch nur in Wien, Kärnten und Salzburg vorgenommen. In den anderen Bundesländern wird von den Sonderschullehrern eine wöchentliche Weiterbildung im wechselnden Ausmaß von zwei bis vier Stunden bevorzugt. 8.3.d. Lehrer(innen) des "Polytechnischen Lehrganges" 40 Stress im Lehrberuf © C.Temml Frauen Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Wien 80 0 20 0 NÖ 75 0 25 0 B 0 0 100 0 Stm 40 0 40 20 K 100 0 0 0 OÖ 25 25 25 25 S 75 0 25 0 T 100 0 0 0 V 0 0 100 0 Gesamt 55 3 37 5 Wien 38 24 38 0 NÖ 50 0 50 0 B 0 0 0 0 Stm 48 14 38 0 K 25 0 75 0 OÖ 50 38 0 12 S 50 0 50 0 T 72 14 14 0 V 100 0 0 0 Gesamt 61 10 28 1 Männer Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Bei den Lehrern des polytechnischen Lehrganges bestehen im bundesweiten Durchschnitt wieder dieselben Verhältnisse zwischen Frauen und Männern, wie bei den Volks- und Hauptschullehrern. Im Vergleich der einzelnen Ergebnisse aus den Bundesländern wird die wöchentliche, regelmäßige Aus- und Fortbildung bei den Frauen in höherem Maße in Wien, Niederösterreich, Kärnten, Salzburg und Tirol bevorzugt. In den anderen Bundesländern ist es umgekehrt. Bei den männlichen Pädagogen besteht in Bezug auf wöchentliche, regelmäßige Weiterbildung ein deutlicher Trend zu den westlichen Bundesländern. In den anderen Bundesländern liegt bis auf Kärnten ein eher ausgewogenes Verhältnis zwischen wöchentlicher Bildung und halbjährlichem Seminarbesuch vor. 8.3.e. Lehrer(innen) für einzelne Unterrichtsgegenstände Frauen Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Wien 45 27 18 10 NÖ 28 7 57 8 B 33 0 77 0 Stm 38 24 38 0 K 40 0 40 20 OÖ 53 7 40 0 S 0 0 50 50 T 38 0 50 12 V 100 0 0 0 Gesamt 41 7 41 11 Wien 77 0 33 0 NÖ 50 50 0 0 B 0 0 0 0 Stm 0 0 0 0 K 0 0 0 0 OÖ 0 33 33 34 S 0 100 0 0 T 0 0 50 50 V 0 0 0 0 Gesamt 25 38 23 14 Männer Std.-Anzahl/Woche bis 2 Std./Woche bis 4 Std./Woche ein Seminar/Halbjahr Enthaltung Bei dieser Gruppe an Lehrern kann durch die größtenteils fehlenden Daten aus den Bundesländern wieder nur hauptsächlich über die Frauen eine Aussage getroffen werden. Hier zeigt sich vor allen Dingen wieder ein ähnlich hohes Weiterbildungsverhalten wie bei den Sonderschullehrerinnen. Etwas weniger als die Hälfte der Frauen der Berufsgruppe bringen regelmäßig wöchentlich Zeit für die Weiterbildung auf. Ein gleich hoher Prozentsatz entscheidet sich für die weiterführende Bildung durch den Besuch eines Seminars einmal im Halbjahr. Beim Vergleich der Länderdaten ersieht man, daß in den Bundesländern Vorarlberg und Oberösterreich die regelmäßige wöchentliche Weiterbildung 41 Stress im Lehrberuf © C.Temml die größte Rolle spielt, während in Niederösterreich und Burgenland der Besuch eines Seminars im Halbjahr bevorzugt wird. 9. Streß im Berufsleben Der Streß im Berufsleben des Lehrers setzt sich aus vier Komponenten zusammmen: a) Die Zusammenarbeit und Kooperation mit der Schulbehörde b) Die Zusammenarbeit und Kooperation mit Kollegen und unmittelbaren Vorgesetzten c) Die Kooperation mit den Eltern der Schüler d) Dem eigentlichen Kernbereich seiner Aufgabe, die Arbeit mit den Schülern. In der österreichweiten Befragung wurden alle diese Bereiche, soweit es möglich war, berücksichtigt. 9.1. Arbeitsgefühl Bei dieser Fragestellung lag das Interesse allgemein bei: "Wie fühle ich mich im Arbeitsbereich Schule?" Der Arbeitsbereich "Schule" umfaßt beim Lehrer eben nicht nur den Unterricht der Kinder und Jugendlichen, sondern auch die Kommunikation mit Kollegen und dem Direktor als unmittelbaren Vorgesetzten. Die anzukreuzenden Wahlmöglichkeiten waren, wie aus der Tabelle zu entnehmen ist, mit typischen Attributen belegt. Jeder der befragten Pädagogen hatte nun die Aufgabe sich selbst einzuordnen. Angesprochen auf die emotionale Komponente zur Arbeitsstätte Schule und die dabei erlebten Empfindungen über die Schularbeit zeigt sich folgendes Ergebnis: Frauen Arbeitsgefühl gut ausgelastet ernst genommen wichtig u. kompetent gehetzt überfordert unterfordert Enthaltung Wien 19 19 13 23 25 1 0 NÖ 32 23 16 10 18 0 1 B 34 11 5 11 36 0 3 Stm 24 28 14 9 24 0 1 K 31 30 15 8 16 0 0 OÖ 27 28 13 14 18 0 0 S 38 17 13 18 13 1 0 T 31 22 14 21 11 1 0 V 30 5 15 35 15 0 0 Gesamt 30 20 13 17 19 0 1 Wien 12 23 17 17 25 1 5 NÖ 30 24 18 5 21 1 1 B 43 9 13 22 13 0 0 Stm 24 24 17 10 23 1 1 K 37 29 13 13 8 0 0 OÖ 32 23 22 7 14 1 1 S 33 26 20 10 11 0 0 T 42 16 21 11 10 0 0 V 37 29 13 13 8 0 0 Gesamt 32 23 17 12 15 0 1 Männer Arbeitsgefühl gut ausgelastet ernst genommen wichtig u. kompetent gehetzt überfordert unterfordert Enthaltung 42 Stress im Lehrberuf © C.Temml Fast zwei Drittel aller Frauen im Lehrberuf haben ein positives Gefühl, betreffend der Arbeit in der Schule. Dieses Erleben gliedert sich in ein Drittel der befragten Frauen, welche sich gut ausgelastet sehen, ein schwaches Viertel der Lehrerinnen, die sich in ihrem Arbeitsbereich ernst genommen sehen und dreizehn Prozent der weiblichen Pädagogen, die sich emotional als wichtig und kompetent fühlen. Das restliche Drittel der Frauen dieser Berufsgruppe empfindet höhere Streßbelastungen mit den Kriterien "gehetzt" und "überfordert". Ein Sechstel der Lehrerinnen fühlt sich gehetzt und fast ein Fünftel erlebt sich als überfordert. Dieses zuletzt genannte Fünftel an weiblichen Pädagogen ist den größten Streßbelastungen ausgesetzt, da es mit der Arbeit in der Schule nicht mehr zurecht kommt. Bei den männlichen Vertretern der Lehrerschaft zeigen sich ähnliche prozentuelle Verteilungen, nur daß ein höherer Anteil - nämlich drei Viertel aller Befragten - ein positives Gefühl mit der Arbeit an der Schule verbindet. Die Zuordnung zu den Attributen gut ausgelastet, ernst genommen und wichtig und kompetent ist ebenso mit den Frauen vergleichbar. Es besteht als einziger Unterschied ein höherer Anteil (siebzehn Prozent) an Männern, die sich als wichtig und kompetent empfinden. Das restliche Viertel zeigt wiederum die eindeutigen Streßkriterien, wobei das Gefühl der Überforderung (fünfzehn Prozent) bei weniger Männern auftritt, als bei Frauen. Weder die Lehrerinnen noch die männlichen Pädagogen empfinden sich in der Arbeit unterfordert. Das Gegenüberstellen der einzelnen Ergebnisse aus den Ländern zeigt doch gravierende Unterschiede der emotionalen Reaktion bezüglich der Arbeitssituation. Bei den Frauen des Lehrberufes besteht in den meisten Bundesländern ein relativ gleiches Verhältnis, wie im österreichischen Gesamtdurchschnitt. Die großen Außnahmen sind Wien, Burgenland und Vorarlberg. In diesen Bundesländern sind sind fast die Hälfte der weiblichen Pädagogen einem subjektiv empfundenen Streß ausgesetzt. Während in Wien die Frauen sich prozentuell im Gefühl "gehetzt" und "überfordert" die Waage halten, sind im Burgenland circa dreimal so viele Frauen mit dem Gefühl "überfordert" behaftet als "gehetzt". In Vorarlberg erleben sich mehr als doppelt so viele Lehrerinnen gehetzt als überfordert. Eine Sonderstellung liegt in der Steiermark vor. Hier empfindet ebenfalls ein sehr größer Anteil der Frauen das Gefühl der Überforderung. Bei den männlichen Pädagogen sind die herausstechenden Bundesländer Wien, Burgenland und die Steiermark. In Wien und in der Steiermark zeigen sich die größten Anteile an überforderten Lehrern, während im Burgenland die zeitmäßig gehetzten Männer des Lehrberufes im Vordergrund stehen. Eine Sonderstellung nimmt Niederösterreich ein. Hier findet sich ebenfalls ein sehr hoher Anteil an überforderten Lehrern, aber ein kaum erwähnenswerter Prozentsatz, welche unter dem Gefühl des "Gehetzt-seins" leiden. Zusammenfassung a) Bei den weiblichen Pädagogen ist österreichweit der Anteil, welcher subjektiv unter Streß leidet, um zehn Prozent höher als bei den Männern. b) Die am stärksten betroffenen Lehrer beider Geschlechter kommen aus Wien und dem Burgenland, bei den Frauen ist zusätzlich noch Vorarlberg betroffen. 43 Stress im Lehrberuf © C.Temml c) Eine Sonderstellung bei beiden hat die Steiermark inne. Hier liegt ein hoher Prozentsatz an überforderten Lehrern vor, während die Anteile der Lehrer mit dem Gefühl "gehetzt" in den Hintergrund rücken. 9.2. Arbeitsleistung Die Arbeitsleistung stellt das Produkt von Zeit und Ausführung der Arbeit dar. Individuell unterschiedliche Wege sollten zur gleichen Leistung führen. Die geforderte Arbeitsleistung bei den Lehrern ist in der Lernarbeit und dem Lernerfolg der Schüler definiert. Das bedeutet aber, daß das Produkt von jemand anderem erbracht wird, nämlich von den Schülern. Durch die hohe Methodenfreiheit der Wissensvermittlung wurde für die Lehrer ein hohes Maß an individueller Arbeitsfreiheit geschaffen. Bei der Erkenntnis, das die geforderte Leistung von einem großen Anteil nicht erbracht werden kann, müssen die Leistungsanforderungen neu überdacht werden. Frauen Geforderte Leistung unnötig schwierig interes. Herausforderung unzumutbar sonstiges Enthaltung Wien 9 38 34 10 8 1 NÖ 9 25 50 4 9 3 B 11 30 48 5 5 1 Stm K 7 11 24 24 51 53 5 3 9 6 4 3 OÖ 10 29 46 6 6 3 S 8 31 48 3 10 0 T 8 32 45 5 7 3 V 15 40 40 5 0 0 Gesamt 10 30 46 5 7 2 Wien 5 29 34 14 11 7 NÖ 7 28 51 2 9 3 B 9 22 57 0 9 3 Stm K 14 5 38 26 37 49 4 13 5 7 2 0 OÖ 6 31 50 6 4 3 S 6 33 45 6 8 2 T 7 37 45 7 3 1 V 17 25 50 0 4 4 Gesamt 8 30 46 6 7 3 Männer Geforderte Leistung unnötig schwierig interes. Herausforderung unzumutbar sonstiges Enthaltung Sowohl Männer als auch Frauen des Lehrberufes sehen bundesweit mit dem gleichen Prozentsatz von 46 Prozent die geforderte Leistung als eine interessante Herausforderung. Damit ist fast die Hälfte der Lehrer mit Eustreß hoch motiviert. Acht Prozent der Lehrer und zehn Prozent der Frauen sehen die geforderte Leistung sogar als unnötig an, da jeder seinen eigenen Stil hat und damit sowieso die Leistungsziele erbringt. Wiederum 30 Prozent beiden Geschlechts haben damit größere Streßprobleme, indem sie die zu erbringende Leistung als schwierig empfinden. Sehr hohe Streßempfindung zeigen fünf Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer durch die Aussage, daß sie die Leistungsanforderung als unzumutbar bezeichnen. Der Datenvergleich mit den Bundesländern ergibt zum Teil größere Unterschiede, in der subjektiv empfundenen Leistungsanforderung. Als besonders schwierig, die geforderte Leistung zu erbringen, sehen es die Lehrerinnen aus Wien und Vorarlberg. Die geringsten Probleme damit haben die Frauen aus der Steiermark und Kärnten. Ein doppelt so hohes starkes Streßempfinden dokumentieren die weiblichen Pädagogen mit der Einstufung "unzumutbar" aus Wien mit zehn Prozent, während die anderen Prozentzahlen 44 Stress im Lehrberuf © C.Temml aus den Bundesländern auf diesem Sektor kaum zum bundesweiten Durchschnitt differieren. Bei den Männern wird die geforderte Leistung als schwierig, besonders hoch in der Steiermark und in Tirol eingestuft. Die Unzumutbarkeit wird in Wien und Kärnten am größten empfunden, während in den Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Vorarlberg diesem Sektor überhaupt keine Bedeutung zufällt. Zusamenfassung a) Mehr als die Hälfte der Lehrer und Lehrerinnen haben keine Streßprobleme mit der Leistungsanforderung. b) Dreißig Prozent aller Lehrer haben im Umgang mit der geforderten Leistung mittelmäßige Streßempfindung. c) Ein Zehntel aller Lehrer Leistungsanforderung. zeigt eine hohe Streßproblematik bei der d) Beim Bundesländervergleich sticht besonders Wien bei den Vertretern beider Geschlechter hervor. 9.3. Wertschätzung Die Wertschätzung, welche Anerkennung und Respekt der anderen Person mit seiner Arbeit bedeutet, ist maßgeblich an einem guten psychischen Arbeitsklima beteiligt. Außerdem ist es ein Ausdruck von allgemeiner Achtung einem anderen Menschen gegenüber, auf deren Basis unser Zusammenleben beruht. 9.3.a. Wertschätzung durch die Kollegen Hier kommt die Achtung unter gleichgestellten Personen zum Ausdruck. Folgende Beurteilung der einzelnen Lehrer wurde in ihrem subjektiven Empfinden vorgenommen: Frauen Wertschätzung geschätzt anerkannt alleine gelassen abgelehnt Enthaltung Wien 40 49 9 1 1 NÖ 33 55 11 1 0 B 30 57 13 0 0 Stm 32 56 11 1 0 K 32 60 5 3 0 OÖ 32 52 15 1 0 S 35 51 11 3 0 T 40 54 5 1 0 V 25 65 10 0 0 Gesamt 34 55 10 1 0 Wien 45 40 13 NÖ 32 54 12 B 26 66 4 Stm 32 57 8 K 44 41 12 OÖ 33 50 14 S 33 51 12 T 28 59 10 V 46 38 8 Gesamt 36 51 10 Männer Wertschätzung geschätzt anerkannt alleine gelassen 45 Stress im Lehrberuf abgelehnt Enthaltung © C.Temml 1 1 2 0 4 0 3 0 3 0 3 0 2 2 2 1 8 0 3 0 Bei beiden Geschlechtern zeigt sich ein gleich hoher Anteil an Betroffenen, die sich von den anderen als alleine gelassen erleben, nämlich zehn Prozent. Die noch viel stärkere emotionale Empfindung der Ablehnung ist bei den Frauen des Lehrberufes mit einem Prozent als verschwindend gering zu betrachten. Bei den männlichen Pädagogen ist zwar der Prozentsatz mit drei Prozent erstaunlicherweise höher als bei den Frauen, aber ebenfalls verschwindend gering. Der Vergleich der Bundesländerdaten untereinander zeigt im Bereich der Ablehnung untereinander kaum nennenswerte Abweichungen. Allerdings auf dem Gebiet des sich alleine gelassen Fühlens, findet man bei den Lehrerinnen im Burgenland und in Oberösterreich eine starke Abweichung zu höheren Prozentzahlen und in Kärnten und Tirol eine starke Abweichung zu geringeren Prozentsätzen. Bei den männlichen Pädagogen betrifft es auf diesem Sektor Wien und Oberösterreich mit einer Abweichung vom Durchschnitt nach oben und in Burgenland eine Änderung zu tieferen Prozentsätzen. Zusammenfassung a) Die Wertschätzung durch andere Kollegen ist in einem sehr hohen Anteil vorhanden. b) Zehn Prozent aller Lehrer fühlen sich von ihren Kollegen alleine gelassen. c) Nur ein verschwindend geringer Anteil erlebt sich definitiv als abgelehnt, bei den Männern dreimal so viel wie bei den Frauen. d) In Oberösterreich wird das Erleben des "Alleine-gelassen-werdens" für beide Geschlechter besonders stark vermittelt. Bei Frauen besteht dieses Gefühl auch im Burgenland und bei Männer in Wien. 9.3.b. Wertschätzung durch den Vorgesetzten Die Wertschätzung durch den Vorgesetzten ist ein menschliches Kriterium der Führungsqualität. Besonders bei Meinungsverschiedenheiten oder bei zwischenmenschlichen Problemen sollte ein Vorgesetzter nie die Achtung gegenüber dem Untergebenen verlieren. Frauen Wertschätzung geschätzt anerkannt alleine gelassen abgelehnt Enthaltung Wien 41 38 19 2 0 NÖ 30 52 17 1 0 B 21 54 21 2 2 Stm 40 41 14 4 1 K 37 43 15 4 1 OÖ 41 43 14 1 1 S 41 33 23 3 0 T 41 38 18 3 0 V 30 30 25 15 0 Gesamt 36 41 18 4 1 Wien 38 35 22 3 NÖ 32 51 15 2 B 31 48 13 4 Stm 30 50 17 3 K 34 38 23 5 OÖ 41 39 14 5 S 41 37 20 2 T 39 41 16 2 V 46 21 25 8 Gesamt 37 40 18 4 Männer Wertschätzung geschätzt anerkannt alleine gelassen abgelehnt 46 Stress im Lehrberuf Enthaltung © C.Temml 2 0 4 0 0 1 0 2 0 1 Drei Viertel aller Lehrer Österreichs sehen in der vermittelten Wertschätzung durch den Vorgesetzten nur positive Aspekte. Ebenso gleich hohe Anteile (achtzehn Prozent) bei beiden Geschlechtern fühlen sich von den Vorgesetzten alleine gelassen und vier Prozent leiden unter gravierenden Streßbelastungen durch die vermittelte Ablehnung. Aus den Bundesländerdaten ist zu entnehmen, daß bei den Frauen des Lehrberufes die Ablehnung durch den Vorgesetzten am Größten in Vorarlberg empfunden wird. Hier sind fast viermal so viele davon betroffen, als der bundesweite Durchschnitt. Dies trifft auch für die Männer aus Voralberg zu. Allerdings ist das Erleben nur doppelt so hoch. Das Gefühl mit seinen Problemen alleine gelassen zu werden, liegt in den Bundesländern Burgenland, Salzburg und Vorarlberg bei den weiblichen Pädagogen über dem Durchschnitt, während in den Bundesländer Wien, Kärnten und Vorarlberg die männlichen Pädagogen besonders darunter leiden. Zusammenfassend ergeben sich folgende Aussagen: a) Die Wertschätzung durch den Vorgesetzten wird von drei Viertel der Lehrer positiv erlebt. b) Ein Fünftel der Lehrer fühlt sich vom Vorgesetzten mit seinen Problemen alleine gelassen. c) Vier Prozent der Lehrer erleben hohen Streß infolge der empfundenen Ablehnung durch den Vorgesetzten. d) Das größte Konfliktpotential auf diesem Sektor liegt in Vorarlberg vor. Für die Frauen des Lehrberufes kommen die Bundesländer Burgenland und Salzburg hinzu und bei den Männern bestehen auch größere Probleme in Wien und Kärnten. 9.4. Zusammenarbeit Die kollegiale Zusammenarbeit und die gegenseitige Anerkennung, welche einen entscheidenden Motor in der Arbeit darstellen, sind entscheidende Kriterien für die Arbeitsleistung. Wie soll ein Lehrer sich voll und ganz der Arbeit mit den Kindern widmen, wenn er andererseits täglichen Streitereien, Eifersüchteleien, Mißgunst und Neid durch die Kollegen und Kolleginnen ausgesetzt ist. 9.4.a. Zusammenarbeit mit den Kollegen(innen) Frauen koll. Zusammenarbeit gegenseitig unterstützend neutral unangenehm aufreibend schwierig Enthaltung Wien 58 22 11 9 0 0 NÖ 53 33 10 4 0 0 B 50 34 11 5 0 0 Stm K 58 51 27 34 12 9 3 6 0 0 0 0 OÖ 49 37 10 4 0 0 S 55 27 10 8 0 0 T 54 34 6 6 0 0 V 35 50 10 5 0 0 Gesamt 51 33 10 6 0 0 Wien NÖ B Stm OÖ S T V Gesamt Männer koll. Zusammenarbeit 47 K Stress im Lehrberuf gegenseitig unterstützend neutral unangenehm aufreibend schwierig Enthaltung © C.Temml 38 32 18 10 0 2 48 31 12 9 0 0 57 35 8 0 0 0 52 28 17 3 0 0 54 23 10 13 0 0 43 36 14 7 0 0 41 27 22 8 0 2 45 35 12 8 0 0 46 35 13 6 0 0 47 32 14 7 0 0 Die Zusammenarbeit mit den Kollegen wird nur von der Hälfte beider Geschlechter als positiv empfunden, bei den Frauen sogar noch gering höher als bei den Männern. Ein Drittel aller Befragten steht der Zusammenarbeit neutral gegenüber, daß heißt, es werden weder positive noch negative Gefühle vermittelt. So ein Zustand läßt sich über längere Zeit halten, birgt aber die Gefahr in sich, daß das Pendel eher ins Negative ausschlägt. Zehn Prozent der Lehrerinnen und vierzehn Prozent der Lehrer erleben die Zusammenarbeit untereinander schon als unangenehm. Es liegen also bereits eindeutige Streßmomente vor. Bei den weiblichen Pädagogen sehen sechs Prozent die Zusammenarbeit als aufreibend und bei den männlichen Pädagogen ist dies für sieben Prozent der Fall. Eine schwierige kollegiale Zusammenarbeit wird von niemandem angegeben. Der Vergleich der Ergebnisse aus den Bundesländern zeigt auf dem Gebiet der Integration deutliche Unterschiede. Während die Frauen die Zusammenarbeit mit Kollegen außer in der Steiermark in etwa prozentuell gleich unangenehm empfinden, besteht dieses Faktum bei den Männern in den Bundesländern Wien, Steiermark und Salzburg. Den geringsten Prozentsatz zeigen die Lehrerinnen aus Tirol und die Lehrer aus Kärnten. Besonders aufreibend wird die Zusammenarbeit von den weiblichen Pädagogen in Wien und Salzburg erlebt. Bei den männlichen Pädagogen betrifft es die Bundesländer Wien und Kärnten. Der geringste Prozentsatz, welcher das miteinander Arbeiten als aufreibend sieht, liegt in der Steiermark vor. Zusammenfassung a) Nur mehr die Hälfte der Lehrer sieht trotz hoher gegenseitiger Wertschätzung die Zusammenarbeit positiv. b) Ein Drittel der Pädagogen verhält sich auf dem Gebiet der Integration neutral. c) Ein Sechstel der weiblichen Pädagogen und ein Fünftel der männlichen Pädagogen hat kleinere und größere Probleme bei der kollegialen Zusammenarbeit. d) Kleinere Probleme liegen besonders für beide Geschlechter in der Steiermark vor, größere Probleme zeigen sich in Wien. Bei den Frauen kommt Salzburg noch hinzu und bei den Männern Kärnten und Salzburg. 9.4.b. Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten Die Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten ist durch die Rangordnung auf jeden Fall mit einem größeren Konfliktpotential belastet. Trotzdem kann nur durch ein ungetrübtes Verhältnis zwischen Untergebenen und Vorgesetzten ein optimales Arbeitsklima geschaffen werden. Erst dann ist auch der Weg für eine Innovation am Arbeitsplatz frei. 48 Stress im Lehrberuf © C.Temml Frauen koll. Zusammenarbeit gegenseitig unterstützend neutral unangenehm aufreibend schwierig Enthaltung Wien 39 35 17 9 0 0 NÖ 39 38 15 8 0 0 B 32 50 13 5 0 0 Stm 42 36 16 5 0 1 K 39 34 15 12 0 0 OÖ 38 39 16 7 0 0 S 40 32 17 11 0 0 T 46 33 15 6 0 0 V 30 25 20 25 0 0 Gesamt 38 36 16 10 0 0 Wien 32 34 29 2 0 3 NÖ 41 35 20 4 0 0 B 52 22 17 9 0 0 Stm 43 37 12 6 0 2 K 46 28 18 8 0 0 OÖ 49 30 15 6 0 0 S 45 35 16 4 0 0 T 38 42 14 6 0 0 V 54 12 22 12 0 0 Gesamt 44 31 18 6 0 1 Männer koll. Zusammenarbeit gegenseitig unterstützend neutral unangenehm aufreibend schwierig Enthaltung Bei Betrachtung der Tabellen kann man erkennen, daß das positive Erleben der Arbeit mit dem Vorgesetzten bei den Lehrerinnen im Vergleich zur kollegialen Zusammenarbeit um dreizehn Prozent abfällt auf 38 Prozent. Bei den Lehrern ist dieser drastische Abfall nicht bemerkbar. Hier beträgt die Differenz nur mehr drei Prozent, sodaß 44 Prozent die Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten als unterstützend empfinden. Ebenfalls wie bei den Kollegen steht ein Drittel aller Pädagogen der Zusammenarbeit mit dem Leiter neutral gegenüber. Der Anteil an weiblichen Pädagogen, welche die Zusammenarbeit als unangenehm erlebt, erhöht sich bei den Vorgesetzten um sechs Prozent auf ein Sechstel der Befragten. Bei den Männern erhöht sich der Anteil nur um vier Prozent auf achtzehn Prozent. Ebenso zeigt sich eine Erhöhung der Prozentanteile beim Empfinden einer aufreibenden Zusammenarbeit beim weiblichen Geschlecht. Hier steigert sich dieses Gefühl bei Vorgesetzten um vier Prozent auf zehn Prozent! Bei den Männern verhält sich dieses Erleben gleich wie bei den Kollegen. Der Datenvergleich aus den Bundesländern zeigt ein deutliches Abweichen der Ergebnisse vor allem in Vorarlberg. Hier liegt bei beiden Geschlechtern die unangenehme und aufreibende Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten deutlich über dem länderweiten Durchschnitt. Bei den Männern kommt auf dem Sektor der unangenehmen Zusammenarbeit Wien noch hinzu. Zusammenfassung a) Das Integrationsverhalten bei den Lehrerinnen gegenüber dem Vorgesetzten ist deutlich schlechter als bei den Männern. Deswegen steht ein höherer Anteil an Frauen der Zusammenarbeit neutral gegenüber. b) Ein Viertel aller Lehrer hat kleinere und größere Probleme in der Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten. c) Ein besonders gestörtes Verhältnis in der Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten zeigt sich in Vorarlberg. 9.5. Arbeitsverantwortung 49 Stress im Lehrberuf © C.Temml Die Verantwortung in der Arbeit der Lehrer umfaßt die Aufsichtspflicht, die psychische Entwicklung des Kindes und die richtige Vermittlung der Lernarbeit der Schüler. Frauen Arbeitsverantwortung überfordert motiviert macht stärker los werden alles hinschmeißen Enthaltung Wien 47 25 6 8 11 3 NÖ 37 38 4 11 8 2 B Stm K 50 44 42 25 31 32 2 3 5 19 13 14 4 6 5 0 3 1 OÖ 43 28 3 11 13 2 S 41 37 1 13 8 0 T 46 27 6 15 6 0 V 35 35 10 0 20 0 Gesamt 43 31 4 12 9 1 Wien 29 23 12 14 17 5 NÖ 20 44 8 13 12 3 B Stm K 26 31 28 35 30 36 13 6 5 13 12 13 13 17 13 0 4 5 OÖ 30 39 8 10 10 3 S 41 41 6 6 4 2 T 41 31 6 7 9 6 V 21 46 17 8 8 0 Gesamt 30 36 9 11 11 3 Männer Arbeitsverantwortung überfordert motiviert macht stärker los werden alles hinschmeißen Enthaltung Auf dem Gebiet der Arbeitsverantwortung zeigen sich deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Nur ein Drittel beider Geschlechter fühlt sich durch die hohe Verantwortung, die allgemein gefordert wird und zu tragen ist, motiviert. Auf dem Gebiet des Eustresses, gegeben durch das Atribut "es macht mich stärker", ist der Prozentsatz bei beiden Geschlechtern (vier bei Frauen, neun bei Männer) sehr gering, aber bei den Männern noch immer doppelt so hoch als bei den Frauen dieses Berufes. Etwas weniger als die Hälfte (43 Prozent) der weiblichen Pädagogen fühlt sich in der Verantwortung überfordert, zwölf Prozent wollen die Verantwortung sogar los werden und neun Prozent sehen darin einen Grund um alles hinzuschmeißen. Bei den Männern dieses Berufes sind die Verhältnisse doch anders. Nur dreißig Prozent der Lehrer fühlen sich in der Verantwortung überfordert. Trotzdem verspürt ein fast gleich großer Prozentsatz (elf Prozent) an Lehrern wie Lehrerinnen den Wunsch die Last der Verantwortung los zu werden. Ebenfalls elf Prozent der männlichen Pädagogen möchte am liebsten alles hinschmeißen. Wenn man die Ergebnisse aus den Bundesländern vergleicht, dann sieht man wiederum starke Unterschiede. Die geringste Motivation durch die Verantwortung finden die Lehrerinnen aus Wien, Burgenland und Tirol. Der prozentuell größte Anteil an überforderten weiblichen Pädagogen zeigt sich in Wien, Burgenland und Tirol. Ebenso möchten die Frauen im Burgenland und in Tirol die Verantwortung los werden, während die Lehrerinnen aus Wien und Vorarlberg den größten Drang nach dem "Hinschmeißen" der Arbeit verspüren. Bei den Männern erleben sich die meisten Lehrer auf dem Sektor der Verantwortung in Salzburg und in Tirol als überfordert. Trotz nicht erhöhter Überforderung sind in Wien die wenigsten Lehrer durch die Verantwortung motiviert und auch die größte Anzahl möchte die Verantwortung los werden. 50 Stress im Lehrberuf © C.Temml Genauso möchte der größte Prozentsatz an männlichen Pädagogen in Wien und in der Steiermark "alles hinschmeißen". Zusammenfassende Erkenntnisse: a) Die männlichen Pädagogen kommen mit der auf ihnen lastenden Verantwortung besser zurecht als die Frauen. b) Ein gutes Zehntel aller Lehrer Österreichs wollen die Verantwortung los werden und ein weiteres Zehntel würde am liebsten deswegen den Beruf aufgeben. c) Besonders stark betroffen vom Unbehagen in Bezug auf Verantwortung liegt bei beiden Geschlechtern in Wien vor. Bei den Frauen erstreckt es sich auch noch auf das Burgenland, Tirol und Vorarlberg und bei den Männern auf das Bundesland Steiermark. 9.6. Freundlichkeit Freundlichkeit und Höflichkeit als absolute Prämissen in unserer Erziehung zeigen im Erwachsenenalter doch ganz unterschiedliche Einstellungen zu diesem Thema. Gerade im Lehrberuf ist die allgemeine Freundlichkeit eine der wichtigsten Voraussetzungen um eine entspannte Vertrauensbasis mit Kindern und Jugendlichen herzustellen. Nur dadurch kann die zunehmende Aggression und die Steigerung von neurotischen Störungen in der heranwachsenden Generation verringert werden. Gerade junge Menschen müssen in der heutigen Zeit mit ununterbrochener Darstellung von Gewalt in den Medien und durch angespannte Verhältnisse in den Familien, einen Ort der gegenseitigen Anerkennung, des freundlichen Umganges miteinander und des Respektierens finden. Hier bietet sich die Schule als Institution geradezu an. Frauen Freundlichkeit nicht nötig keine Probleme unbedingt nötig kostet viel Anstrengung vermeiden u. zurückziehen Enthaltung Wien 19 22 14 41 4 0 NÖ 13 32 10 39 5 1 B 14 32 18 25 11 0 Stm 17 27 12 38 5 1 K 14 32 10 41 3 0 OÖ 18 28 8 41 5 0 S 18 31 7 39 5 0 T 22 27 10 36 4 1 V Gesamt 30 19 15 27 5 10 50 39 0 5 0 0 Wien 15 29 6 43 5 2 NÖ 20 32 9 32 6 0 B 22 30 13 35 0 0 Stm K 19 4 30 38 9 15 36 38 6 5 0 0 OÖ 14 33 8 39 6 0 S 22 29 4 37 6 2 T 19 23 14 39 4 0 V 21 25 21 25 8 0 Männer Freundlichkeit nicht nötig keine Probleme unbedingt nötig kostet viel Anstrengung vermeiden u. zurückziehen Enthaltung Gesamt 18 30 11 36 5 0 Auf dem Gebiete der Freundlichkeit sieht nicht ganz die Hälfte der befragten Lehrer eine Schwierigkeit. Ein weiteres Fünftel der Pädagogen von beiden Geschlechtern findet eine ständige Freundlichkeit gegenüber den Eltern, Schülern und Kollegen als nicht notwendig. Schon mehr als einem Drittel der Lehrer und Lehrerinnen kostet es viel Anstrengung eine laufende Freundlichkeit 51 Stress im Lehrberuf © C.Temml an den Tag zu legen und fünf Prozent der Frauen und Männer dieses Berufes vermeiden es, Freundlichkeit zur Schau zu tragen und ziehen sich zurück. Der Vergleich der Ergebnisse aus den Bundesländern läßt folgendes erkennen. Besonders in Vorarlberg haben die weiblichen Pädagogen ein enormes Problem mit einer geforderten Freundlichkeit. Ein Drittel der befragten Frauen findet es nicht notwendig eine ständige Freundlichkeit den Eltern, Schülern und Kollegen gegenüber zu zeigen und die Hälfte der Lehrerinnen kostet es viel Anstrengung Tag für Tag freundlich zu sein. Im Burgenland befindet sich wieder der größte Anteil aus der weiblichen Lehrerschaft, der sich zurückzieht um Freundlichkeit zu vermeiden. Andererseits sehen es gerade die Lehrerinnen aus dem Burgenland mit dem höchsten Prozentsatz als eine unbedingt notwendige Forderung eine ständige Freundlichkeit an den Tag zu legen. Bei den Männern dieser Berufsgruppe fallen Wien und Vorarlberg besonders auf. Hier zeigen sich die Probleme, wie "es kostet mich viel Anstrengung" (vor allem in Wien) und "Situationen der Freundlichkeit vermeiden und zurückziehen" (Vorarlberg) Folgende zusammenfassende Ergebnisse liegen vor: a) Der Umgang mit der täglichen Freundlichkeit ist für beide Geschlechter in fast gleich hohem Ausmaß mit Problemen behaftet. Nur ein Drittel der Lehrer hat keine Probleme. b) Mehr als ein Drittel der Lehrer kostet es viel Anstrengung immer freundlich zu sein. c) In Vorarlberg herrscht zu diesem Thema eine volkommen konträre Einstellung, wodurch auch für diese Lehrer die größten Probleme im Bereich der Freundlichkeit entstehen. Bei den Frauen kommt das Burgenland hinzu, bei den Männern ist auch Wien betroffen. 10. Spezifische Schul- und Unterrichtsprobleme In diesem Abschnitt erfolgt die Betrachtung von ausschließlich den Lehrberuf betreffenden Problemstellungen. Diese beinhalten gesetzliche Veränderungen, die im Laufe der letzten Jahre gesetzt wurden, die fehlende Kommunikation der Lehrer unter den einzelnen Schularten, der geforderte hohe Idealismus von der Öffentlichkeit und der Behörde und vieles mehr. Die dabei entstehenden emotional gebundenen Reaktionen des Einzelnen, sind ebenso als hohe Stressoren für die Lehrer zu sehen. Schlußendlich tragen diese Belastungen zu oftmals typischen Verhaltensmuster im Umgang mit den Eltern und Schülern bei. Da beim Ausfüllen der Fragebögen unter diesem Abschnitt ein mehrfaches Ankreuzen möglich war, ist bei den Zahlen der einzelnen Rubriken ein Schlußsumme von 100 nicht möglich! 52 Stress im Lehrberuf © C.Temml 10.1. Allgemeine Belastungen im Schulwesen Frauen Belastung in der Schule durch folgende Faktoren administrative Tätigkeit gesetzliche Veränderungen Schule und Politik nicht gehört in Bildungsfragen geforderter Idealismus keine belastende Faktoren VL HL SL LP LUG Gesamt 42 38 18 22 48 14 33 30 20 27 44 17 28 30 21 30 43 18 35 12 15 35 38 19 18 39 16 19 42 19 31 30 18 27 43 17 VL HL SL LP LUG Gesamt 42 47 21 24 43 8 37 40 25 31 34 13 35 38 46 27 27 11 44 24 20 29 41 17 27 18 27 18 36 36 37 33 28 26 36 17 Männer Belastung in der Schule durch folgende Faktoren administrative Tätigkeit gesetzliche Veränderungen Schule und Politik nicht gehört in Bildungsfragen geforderter Idealismus keine belastende Faktoren VL....Volksschullehrer, HL.....auptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände Wenn man eine Reihung der Belastungen und Probleme im Schulwesen bei den Lehrern vornimmt, dann liegt weit vorne an erster Stelle der allgemein von der Gesellschaft und von der obersten Behörde hohe geforderte Idealismus. Die Frauen des Lehrberufes (43 Prozent) erleben die Belastung auch um einiges höher als die männlichen Kollegen (36 Prozent). Das verstärkte Anfallen von administrativen Arbeiten wird ebenfalls von beiden Geschlechtern an die zweite Stelle der Belastungen gereiht. Auf diesem Gebiet sehen sich interessanterweise die männlichen Pädagogen (37 Prozent) stärker beeinträchtigt als die weiblichen Pädagogen (31 Prozent). Die gesetzlichen Veränderungen der letzten Jahre bedeuten für ein Drittel der Lehrer eine starke Belastung und für 30 Prozent der Frauen eine erhöhte Belastung. Der Einfluß von Politik in allen Bereichen auf das Schulwesen hat bei den Lehrern (28 Prozent) eine wesentlich höhere Belastung als bei den Frauen. In Prozenten ausgedrückt, handelt es sich immerhin um zehn Prozent mehr Männer. Trotzdem hat der Einfluß der Politik im Schulwesen bei weitem nicht den hohen Stellenwert, wie es manche Außenstehende gerne sehen würden. Die aktive Mitgestaltung in Bildungsfragen hat bei den Männern fast den gleichen Stellenwert, wie die Politik in der Schule. Bei den Frauen dieses Berufsstandes wird dem "Nicht - gehört - werden in Bildungsfragen" zwar gegenüber der Politik in der Schule viel mehr Bedeutung zugemessen, aber es betrifft - wie bei den Männern - in etwa ein Viertel aller Befragten. Vordergründige allgemeine Belastungen gegliedert nach Lehrergruppen Lehrergruppen Vordergründige Belastungen Der geforderte hohe Idealismus für den Beruf 53 Stress im Lehrberuf Volksschullehrer © C.Temml Das Anfallen administrativer Tätigkeiten Die gesetzlichen Veränderungen Hauptschullehrer Keine überdurchschnittlich hervorragende Belastungen Sonderschullehrer Schule und Politik Lehrer des polytechn. Das „Nicht-gehört-werden" in Bildungsfragen Lehrganges Bei den Männern: zusätzlich „die administrative Tätigkeit“ Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände keine gemeinsamen überdurchschnittliche Belastungen Bei den Frauen: Die gesetzlichen Veränderungen Bei den Männern: Keine belastende Faktoren 10.2. Spezifische Probleme im Schulwesen Die spezifischen Probleme betreffen mehrere Gebiete. Nicht nur Unterrichtsund Lehrvorgaben wurden hier befragt sondern auch zwischenmenschliche Probleme mit gravierender Auswirkung auf die Beziehung zu den Schülern. Frauen Belastungen im Tätigkeitsbereich der Schule starre Vorgaben flexible Freiheit fehlende Kommunikation nicht gleichberechtigt Streitigkeiten nichts VL HL SL LP LUG Gesamt 37 1 36 27 23 18 39 2 25 15 36 15 35 4 46 38 26 13 23 0 42 23 27 15 28 6 16 42 25 15 32 3 33 29 27 15 VL HL SL LP LUG Gesamt 38 2 37 24 18 21 39 3 26 15 33 18 49 3 49 38 22 8 27 5 41 44 17 12 45 0 18 36 27 27 40 3 34 31 23 17 Männer Belastungen im Tätigkeitsbereich der Schule starre Vorgaben flexible Freiheit fehlende Kommunikation nicht gleichberechtigt Streitigkeiten nichts VL....Volksschullehrer, HL....Hauptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände Die Entscheidungsfreiräume im Lehrplan - Methodenfreiheit und Methodengerechtheit - werden durch den Rahmencharakter des Lehrplanes für den Lehrer ermöglicht. Das bedeutet für den Pädagogen Entscheidungsfreiheit hinsichtlich der Auswahl und Gewichtung, der zeitlichen Verteilung, der Konkretisierung und Strukturierung der Lehrstoffe, sowie hinsichtlich der Festlegung der Unterrichtsmethoden und -mittel nach verschiedenen didaktischen Gesichtspunkten. Diese zunehmende flexible 54 Stress im Lehrberuf © C.Temml Freiheit in punkto Lehrmethoden, die Auswahl von Lehrmittelbehelfen und die Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten bereitet sowohl Lehrerinnen als auch Lehrern keine Schwierigkeiten. Im Gegensatz dazu stehen starre konzeptmäßige Vorgaben der Schulbehörde, welche sich im Schulorganisationsgesetz und Schulzeitgesetz niederschlagen. Hier sehen die Lehrer sehr wohl gravierende Belastungen. Ein Drittel der Frauen und sogar 40 Prozent der Männer fühlen sich dadurch beeinträchtigt. Ziemlich knapp dahinter folgt die Beeinträchtigung der Lehrer durch eine fehlende Kommunikation der einzelnen Schultypen untereinander. Ein Drittel beider Geschlechter ortet hier Probleme, die oftmals auch noch öffentlich durch gegenseitige Bezichtigungen in den Medien ausgetragen werden. Nur wenige Prozent danach folgt die Belastung durch das Gefühl von Kollegen anderer Schularten als nicht gleichberechtigt gesehen zu werden. Diese Tatsache betrifft ein schwaches Drittel der Lehrer. Dieses interessante Phänomen beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Berufsgruppe der Lehrer, sondern ist auch im Berufsstand der Ärzte, Juristen u.s.w. zu finden. Scheinbar läßt eine zunehmende Fachorientierung innerhalb einer Berufsgruppe das globale Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Ausmaß der Spezialisierung schwinden. Streitigkeiten untereinander und zwischen den Kollegen beeinträchtigen die weiblichen Vertreter der Berufsgruppe (25 Prozent) mehr als die männlichen Vertreter (23 Prozent). Diese Tatsache wird sicherlich durch das größere Schlichtungsverhalten der Frauen bedingt sein. Vordergründige spezifische Belastungen gegliedert nach Lehrergruppen Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Vordergründige spezifische Belastungen Starre konzeptmäßige Vorgaben der Schulbehörde Fehlende Kommunikation unter den einzelnen Schularten Starre konzeptmäßige Vorgaben der Schulbehörde Streitigkeiten untereinander und zwischen den Kollegen Starre konzeptmäßige Vorgaben der Schulbehörde Sonderschullehrer Fehlende Kommunikation unter den einzelnen Schularten Das Gefühl von Kollegen anderer Schularten nicht als gleichberechtigt gesehen zu werden Fehlende Kommunikation unter den einzelnen Schularten Lehrer des polytechn. Bei den Männern: zusätzlich „Das Gefühl von Kollegen Lehrganges anderer Schularten nicht als gleichberechtigt gesehen zu werden“ Das Gefühl von Kollegen anderer Schularten nicht als Lehrer für einzelne gleichberechtigt gesehen zu werden Unterrichtsgegenstände Bei den Männern: zusätzlich „Starre konzeptmäßige 55 Stress im Lehrberuf © C.Temml Vorgaben der Schulbehörde“ 10.3. Probleme am Arbeitsplatz Schule Der Arbeitsplatz Schule gliedert sich in die Unterrichtsräume, Freizeiträume und einen gemeinsamen Aufenthaltsraum für den Lehrkörper. Im Gegensatz zum Leiter der Schule verfügen die Lehrer nicht über ein eigenes Arbeitszimmer. Zu den Problemen, die durch den vorhanden Unterrichtsraum mit seiner Ausstattung entstehen, beziehen die Lehrer folgende Stellung: Die hauptsächliche Belastung für alle stellt die Ausstattung des Unterrichtsraumes (48 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer) dar, wobei die männlichen Pädagogen diese Problem eher bewältigen als die weiblichen Pädagogen. Dieselbe Aussage kann für die Situation über den Mangel an Unterrichtsraum getroffen werden, mit dem einzigen Unterschied, daß diese Belastung allgemein um sieben beziehungsweise acht Prozent geringer ist. Frauen Arbeitsplatzstörung Unterrichtsraummangel Ausstattung des UR Arbeitsplatzmangel Ausstattung des AP VL 43 46 26 24 HL 37 45 49 36 SL 48 50 29 31 LP 31 46 54 35 LUG 46 54 37 24 Gesamt 41 48 39 30 VL 29 32 14 28 HL 30 41 37 35 SL 38 46 27 22 LP 29 44 22 32 LUG 36 36 27 27 Gesamt 32 40 25 29 Männer Arbeitsplatzstörung Unterrichtsraummangel Ausstattung des UR Arbeitsplatzmangel Ausstattung des AP VL....Volksschullehrer, HL....Hauptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände, UR....Unterrichtsraum, AP....Arbeitsplatz Vordergründige Belastungen durch Arbeitsplatzstörungen Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Vordergründige Belastungen durch Arbeitsplatzstörung Die mangelhafte Austattung des Unterrichtsraumes Der Unterrichtsraummangel Die mangelhafte Ausstattung des persönlichen Arbeitsplatzes Der Mangel an persönlichem Arbeitsplatz Die mangelhafte Austattung des Unterrichtsraumes Der Unterrichtsraummangel Die mangelhafte Ausstattung des persönlichen Arbeitsplatzes Lehrer des polytechn. Bei Frauen: Lehrganges 56 zusätzlich „Der Mangel an persönlichem Arbeitsplatz“ Stress im Lehrberuf © C.Temml Lehrer für einzelne Bei Männern: zusätzlich „Die mangelhafte Austattung des Unterrichtsraumes“ Mangel an Unterrichtsraum Unterrichtsgegenstände Bei Frauen: zusätzlich „Die mangelhafte Austattung des Unterrichtsraumes“ Beim Vergleich der empfundenen Belastungen auf diesem Sektor zwischen den einzelnen Lehrergruppen zeigt sich, daß davon besonders die Gruppe der Sonderschullehrer betroffen ist. Sowohl zum Problem des Unterrichtsraummangels, als auch zur vorhandenen Ausstattung, sehen sich beide Geschlechter dieser Gruppe am Stärksten belastet. Fast gleich hohe Anteile der Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände teilen diese Empfindung am Sektor des Raummangels für den Unterricht. Die Ausstattung stellt auch für die Lehrerinnen der einzelnen Unterrichtsgegenstände große Probleme dar, während bei den Männer des Berufsstandes die Gruppe der Lehrer des Polytechnikums sich dadurch überdurchschnittlich belastet fühlen. Zu den Problemen des persönlichen Arbeitsplatzes stellt sich folgende Situation dar: Der Mangel an Arbeitsplätzen wird von den weiblichen Pädagogen in einem viel höheren Maß als störend empfunden, als von den männlichen Pädagogen. Der prozentuelle Anteil bei den weiblichen Befragten beträgt 39 Prozent. Im Gegensatz dazu scheint die Belastung bei den Männern mit 25 Prozent eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Für beide Geschlechter stellt sich das Problem der Ausstattung des persönlichen Arbeitsplatzes in gleich hohem Ausmaß dar. Fast ein Drittel aller Lehrer sehen sich dadurch einer erhöhten Belastung ausgesetzt. 10.4. Belastungen im Unterricht In diesem Abschnitt werden ausschließlich die auftretenden Probleme und die daraus resultierenden, subjektiv empfundenen Belastungen für den Lehrer in seiner Unterrichtstätigkeit erfaßt. Frauen Belastende Faktoren im Unterricht Private Probleme bei Schülern Lehrplananforderungen Verhaltensstörungen d. Kinder Delegieren der Erziehung keine Rückzugsmögl. während der US keine Rückzugsmögl. zwischen den US keine belastende Faktoren VL 30 8 88 64 15 38 4 HL 23 10 83 54 17 28 8 SL 30 4 69 51 14 35 15 LP 31 0 96 54 15 12 0 LUG 21 9 90 37 22 21 0 Gesamt 27 6 85 52 17 27 5 VL 20 8 72 56 12 18 HL 16 9 79 56 15 22 SL 22 3 59 59 11 24 LP 20 0 76 56 15 15 LUG 18 0 64 36 36 36 Gesamt 19 4 70 53 18 23 Männer Belastende Faktoren im Unterricht Private Probleme bei Schülern Lehrplananforderungen Verhaltensstörungen d. Kinder Delegieren der Erziehung keine Rückzugsmögl. während der US keine Rückzugsmögl. zwischen den US 57 Stress im Lehrberuf © C.Temml keine belastende Faktoren 10 8 11 12 9 10 VL....Volksschullehrer, HL....Hauptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände, US....Unterrichtsstunde Bei den Belastungen im Unterricht sehen die Lehrer bei den Lehrplananforderungen kaum Probleme, wie man aus der Tabelle ersehen kann. Im Vordergrund - prozentuell weit abgehoben - liegen "die Verhaltensstörungen der Kinder" und das empfundene zunehmende Delegieren der Erziehung an das Lehrpersonal. Die Verhaltensstörungen der Kinder mobilisieren in unwahrscheinlich hohem Maße die integrationsbezogenen Ängste der Lehrer. Auf diesem Sektor besteht auch ein gravierender geschlechtsbezogener Unterschied. Während sich 70 Prozent der Männer dadurch belastet sehen, ist der prozentuelle Anteil bei den Frauen sagenhafte 85 Prozent! Bezüglich des zunehmenden Delegierens von Erziehung an die Lehrerschaft sehen etwas mehr als die Hälfte beider Geschlechter hohe Belastungen. Der sozio-emotionale Aspekt durch die Konfrontation der Lehrer mit den privaten Problemen der Schüler wird von den Pädagogen als wesentlich weniger belastend eingestuft. Auch auf diesem Sektor unterscheiden sich die Geschlechter. Während ein gutes Viertel der Frauen sich dadurch belastet fühlt, besteht bei den Männern nur für ein Fünftel eine erhöhte Belastung. Die Rückzugsmöglichkeiten der Lehrer während und zwischen den Unterrichtsstunden wird von den meisten Personen des Lehrberufes als ausreichend angesehen. Eine fehlende Rückzugsmöglichkeit während der Unterrichtsstunde belastet etwa ein Sechstel aller Lehrer und eine fehlende Rückzugsmöglichkeit zwischen den Unterrichtsstunden betrifft ein Viertel der Lehrerschaft. Vordergründige Belastungen im Unterricht gegliedert nach Lehrergruppen Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Vordergründige Belastungen im Unterricht Die zunehmenden Verhaltensstörungen der Kinder Das Delegieren der Erziehung an die Lehrer Die zunehmenden Verhaltensstörungen der Kinder Das Delegieren der Erziehung an die Lehrer Die zunehmenden Verhaltensstörungen der Kinder Das Delegieren der Erziehung an die Lehrer Lehrer des polytechn. Die zunehmenden Verhaltensstörungen der Kinder Lehrganges Das Delegieren der Erziehung an die Lehrer Lehrer für einzelne Die zunehmenden Verhaltensstörungen der Kinder Unterrichtsgegenstände Das Delegieren der Erziehung an die Lehrer 11. Streß durch schulbezogene Ängste der Lehrerschaft 58 Stress im Lehrberuf © C.Temml In dem folgenden Abschnitten werden die schulbezogenen Ängste von Lehrern behandelt. Die Angst, als eine der höchsten Stressoren, spielt in der Streßforschung eine bedeutende Rolle. Eine Systematik der Lehrerängste wurde von HURRELMANN schon 1975 vorgenommen und ist an den objektiven Funktionskategorien des Erziehungssystems "Qualifikation, Selektion und Integration" ausgerichtet. WEIDEMANN hat 1978 die Systematik um einen vierten Bereich erweitert. Dieser vierte Bereich umfaßt den sozio-emotionalen Sektor "Kontakt". Situationen, denen der Lehrer sich ausgesetzt fühlt und die er zu bewältigen hat, lassen sich sinnvollerweise den vorher genannten Kategorien zuordnen. Qualifikation: Dieser Tätigkeitsbereich umfaßt den Sektor "Lehrer als Experte" für die Vermittlung lehrplanbezogener Qualifikationen. Die damit verbundenen Anforderungen versucht der Lehrer mit Hilfe von didaktischen Methoden und Kenntnissen zu bewältigen. Selektion: Hier geht es um die Dimension "Lehrer als Richter" im doppelten Sinne des Wortes, daß heißt als Be- und Verurteiler. Unser schulischer Leistungsbegriff setzt voraus, daß der Lehrer Schülerleistungen zu beurteilen und zu zensieren hat. Integration: Die Hauptfunktion dieses Tätigkeitsbereiches ist die Abstimmung der Schüler auf die spezifischen Normen, unter denen die schulische Arbeit erfolgen kann. Es sind also alle Handlungen in denen der Lehrer die Funktion des Leiters übernimmt. In der Leiterfunktion hat er die Herstellung und Einhaltung des schulischen Systems von Verhaltensregeln zu kontrollieren. Kontakt: Dieser Bereich umfaßt den Bereich "Lehrer als Partner". Dazu gehören Handlungen, mit denen der Lehrer die zwischenmenschlichen Beziehungen zu den Schülern auf eine ihn befriedigende Art und Weise zu gestalten sucht. Es handelt sich also um einen vorwiegend sozio-emotionalen Bereich. Alle diese Anforderungsstrukturen, denen der Lehrer unterliegt, fordern von ihm Bewältigungsversuche. Mit diesen gehen vorwegnehmende Bedrohungserlebnisse einher, die dann als tätigkeitsspezifische Ängste erscheinen und zum außerordentlichen Streß des Lehrers beitragen. 11.1. Lehrerangst im Tätigkeitsbereich "Qualifikation" Dem Lehrer wird bei der Lernarbeit die gesamte Verantwortung zugeschrieben, obwohl sie nur vom Schüler geleistet werden kann. Aus dieser zentralen Aufteilung der Lernarbeit, ergibt sich eine Form der Prozeß- und Erfolgsungewißheit für den Pädagogen. Die Lehrerschaft muß sich der Anforderungsstruktur stellen, ohne wesentliche Parameter wie Lehrplan, Zusammensetzung von Lerngruppen, Aneignungsformen wirklich beeinflussen zu können. Als manipulierbar erscheint dagegen nur das Lehrer- und Schülerverhalten. Aus dieser Interaktion ergeben sich die Möglichkeiten für 59 Stress im Lehrberuf © C.Temml den Lehrer die Schüler so zu beeinflussen, daß die vorgeschriebene Lernarbeit auch erreicht werden kann. Die allgemeine Struktur der Qualifikationsangst kann als Antizipation erklärt werden. Unter Antizipation versteht man die Steuerung eines von Mißerfolg vermeidendes Verhalten durch vorauseilende Einsicht von Realitätszusammenhängen und wahrscheinlichen Abläufen. Das zentrale Merkmal dieser Ängste ist somit die Intention: "Ich möchte die Lernarbeit so steuern, daß sie wie gewünscht erfolgt". Aus der Situation (der erwünschte Verlauf der Lernarbeit ist bedroht) entstehen entsprechende Handlungsentwürfe und die antizipierte ungewisse Nicht-Bewältigung. Die Handlungsentwürfe betreffen den Versuch von Maßnahmen, wie zum Beispiel Unterrichtsvorbereitungen; die "antizipierte Nicht-Bewältigung" heißt: "Ich kann die Lernarbeit nicht wie gewünscht beeinflussen." Die Qalifikationsängste umfassen drei Bereiche. Diese Bereiche betreffen: a) Die Mitarbeit der Schüler b) Die Bedrohung des Lehrers als Unterrichtsexperte c) Die Unterrichtsinhalte Frauen Bei der Zusammenarbeit mit Schülern stört daß die Schüler sich im Unterricht nicht melden daß die Schüler im Lernstoff nicht mitkommen daß die Schüler das Lernen ablehnen daß die Schüler mehr wissen als ich daß die Schüler einen anderen Unterricht wollen daß die Unterrichtsmaßnahmen mißlingen daß die Schüler den Unterricht stören nichts VL 9 13 20 0 2 7 65 21 HL 7 16 59 0 3 11 63 11 SL 3 11 25 0 1 15 41 33 LP 8 15 81 0 0 8 77 4 LUG 4 7 46 0 1 4 79 7 Gesamt 6 12 46 0 1 9 65 15 VL 9 9 21 0 1 7 52 30 HL 12 17 57 0 3 10 52 13 SL 3 14 43 0 0 14 43 24 LP 10 10 66 0 5 12 61 15 LUG 9 0 18 0 0 18 73 9 Gesamt 9 10 41 0 2 12 56 18 Männer Bei der Zusammenarbeit mit Schülern stört daß die Schüler sich im Unterricht nicht melden daß die Schüler im Lernstoff nicht mitkommen daß die Schüler das Lernen ablehnen daß die Schüler mehr wissen als ich daß die Schüler einen anderen Unterricht wollen daß die Unterrichtsmaßnahmen mißlingen daß die Schüler den Unterricht stören nichts VL....Volksschullehrer, HL....Hauptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände, Bei der Aufarbeitung dieses Themas wurden standardisierte Fragen zu den ersten beiden Bereichen zur Auswahl gestellt. Der Bereich über die Unterrichtsinhalte wurde bewußt fallen gelassen. 60 Stress im Lehrberuf © C.Temml Wenn man nun die Ergebnisse betrachtet, dann kann man feststellen, daß in beiden Bereichen sowohl bei den Frauen des Lehrberufes als auch bei den Männern zwei Fragen besonders hoch prozentuell belegt wurden. a) Ängste und mangelnde Mitarbeit der Schüler Wenn die Lernarbeit und damit der Lernerfolg der Schüler gefährdet ist, dann werden aus den anfänglich gesetzten Ausführungen vom Lehrer Handlungsentwürfe gesetzt. Entsprechend sind auch die Handlungsentwürfe direkt an den Schüler gerichtet und werden in der "pädagogischen Psychologie" weitgehend als Methode zur "Motivierung" der Schüler gesehen. Die mangelnde Mitarbeit der Schüler bedeutet, daß sie ungenügend motiviert sind. Damit entsteht für den Lehrer eine Belastung, da er ja dafür verantwortlich gemacht wird, die Schüler zu motivieren. Die in der Lehrerbildung angebotenen Interaktionsmodelle des "Motivierens" werden vom Lehrer gesucht und angewendet. Ein Versagen dieser Modelle sieht der Lehrer als Beweiß dafür, daß jeder weitere Versuch zwecklos ist und Resignation macht sich breit. Aus der veränderten Einstellung heraus wird aus der Struktur der Angst eine Gleichgültigkeit. Die Auswertung der Daten zeigt nun, daß die mangelnde Mitarbeit und das mögliche Mitkommen des Schülers, die Lehrer beider Geschlechter heute kaum belastet. Als herausragende Belastung sehen sie aber die Ablehnung des Lernens der Schüler. Die weiblichen Pädagogen (46 Prozent) fühlen sich auch etwas stärker dadurch belastet als die männlichen Kollegen (41 Prozent). Belastung durch „Ablehnen des Lernens“ gegliedert nach Lehrergruppen Lehrergruppen Belastung durch „Ablehnen des Lernens“ Wenig Belastung Volksschullehrer Bei Frauen: 20% Betroffene Bei Männern: 21% Betroffene Für mehr als die Hälfte beider Geschlechter belastend Hauptschullehrer Sonderschullehrer Lehrer des polytechn. Lehrganges Lehrer für einzelne Bei Frauen: 59% Betroffene Bei Männern: 57% Betroffene Deutlich differenziertes Beurteilen der Geschlechter; Männer fühlen sich stärker belastet Bei Frauen: 25% Betroffene Bei Männern: 43% Betroffene Hier wird die Belastung am höchsten eingestuft! Bei Frauen: 81% Betroffene Bei Männern: 66% Betroffene Wieder deutlich differenziertes Beurteilen der Geschlechter; Frauen fühlen sich stärker belastet Unterrichtsgegenstände Bei Frauen: 46% Betroffene Bei Männern: 18% Betroffene b) Ängste und Bedrohung als Unterrichtsexperte 61 Stress im Lehrberuf © C.Temml Die Angststrukturen in diesem Bereich beziehen sich auf sein berufliches Selbstbild als Unterrichtsexperte. Das heißt, er sieht seine Eignung als Qualifikationsfachmann bedroht. Die hohe Erwartungshaltung der Gesellschaft hat ein Bild des Meisterlehrers entworfen. Durch die Ausbildung der Pflichtschullehrer in pädagogischen Akademien wurde er nicht in den Akademikerstatus gehoben. Infolge dessen wird er von wissenschaftlicher Seite auch mehr oder minder belächelt. Dieses Phänomen führt nun wieder dazu, daß der Lehrer von sich selbst aus nach zu hohen Anforderung und Idealvorstellungen strebt. Er gerät damit noch viel stärker in Konflikte, die sich antizipierten Handlungen den Schülern gegenüber ausdrücken. Die Betrachtung der Antworten bringen folgende Erkenntnisse. Der Angriff auf ihre Qualifikation bedeutet für weibliche und männliche Pädagogen eine wesentlich höhere Belastung, als die Bedrohung der Lernarbeit und des Lernerfolges. Daß die Schüler mehr wissen als sie selbst, stellt in der heutigen Zeit für die Lehrer keine Belastung dar. Der Wunsch der Schüler nach einem anderen Unterricht oder das Mißlingen der Unterrichtsmaßnahmen ist ebenso für die überwiegende Mehrheit nicht von Bedeutung. Nur die Störung des Unterrichts durch die Schüler wird als hoher Angriff auf ihre Person angesehen und dementsprechend außerordentlich stark belastend eingestuft. Im Durchschnitt fühlen sich 65 Prozent der Lehrerinnen dadurch belastet und bei den Lehrern betrifft es 56 Prozent. Belastung durch „Ängste und Bedrohung als Unterrichtsexperte“ Lehrergruppen Belastung durch „Bedrohung als Unterrichtsexperte“ Für mehr als die Hälfte beider Geschlechter belastend Volksschullehrer Bei Frauen: 65% Betroffene Bei Männern: 52% Betroffene Für mehr als die Hälfte beider Geschlechter belastend Hauptschullehrer Sonderschullehrer Bei Frauen: 63% Betroffene Bei Männern: 52% Betroffene Entsprechend ihrer Ausbildung und dem Umgang mit Sonderschülern sehen sie die Angriffe auf ihre Person durch die Schüler weit aus weniger tragisch. Bei Frauen: 41% Betroffene Bei Männern: 43% Betroffene Lehrer des polytechn. Hier wird die Belastung hoch eingestuft! Frauen fühlen sich stärker belastet Lehrganges Bei Frauen: 77% Betroffene Bei Männern: 61% Betroffene Lehrer für einzelne Hier wird die Belastung am höchsten eingestuft! 79% Betroffene Unterrichtsgegenstände Bei Frauen: Bei Männern: 73% Betroffene 11.2. Lehrerangst im Tätigkeitsbereich "Integration" 62 Stress im Lehrberuf © C.Temml In diesem Bereich geht es um das schulische System von Verhaltensregeln, wobei der Lehrer die Einhaltung durch die Schüler mit an ihn delegierte Machtmittel zu kontrolieren hat. Die Problematik liegt aber darin, daß: a) dieses Regelsystem an sich selbst unklar und widersprüchlich ist (z. B. das Engagement des Schülers ist Pflicht, ein zu viel aber wird nicht erwünscht) b) die Sanktionsmöglichkeiten der Lehrer sehr begrenzt sind und dadurch für ihn noch zusätzliche Probleme geschaffen werden c) die "pädagogische Autorität" als Voraussetzung für die stumme Wirkung von Machtmitteln ist und durch laufende Macht-Tests (jede Anwendung von Machtmitteln ist ein Test) permanent bedroht ist. Da das Gelingen der pädagogischen Arbeit vom Schüler abhängt, müssen sich die Lehrer auch mit der Tatsache auseinandersetzen, daß die Schüler ihr Verhalten kontrollieren und ihren Einflußbereich verringern können. Aus der Widersprüchlichkeit des Regelsystems kann der Lehrer auch nicht sicher sein, ob die Schüler das Regelsystem befolgen oder mißachten. Ob der Schüler mit der Handlung provozieren wollte und in welchem Maße er dafür verantwortlich gemacht werden kann, ist abhängig von einer eigenen Definition. In wie weit die Definition und das daraus resultierende Urteil richtig war, bleibt meist ungewiß. Die Einhaltung der Regeln sind dem Lehrer, als auch dem Schüler, objektiv von außen gesetzt und werden dann zumeist subjetiv akzeptiert und definiert. Der Lehrer ist aber auch dann zur Durchsetzung verpflichtet, wenn er sie ablehnt. Der Zwang entsteht also von außen durch Eltern, Kollegen und die Schulbehörde. Bei der Angststruktur stehen in diesem Bereich die Schüler und mitunter ihr undiszipliniertes Verhalten im Vordergrund. Da die Lehrerschaft zur Einhaltung der schulischen Regeln zur Verantwortung herangezogen wird, erlebt sie viele Situationen in diesem widersprüchlichen System als Bedrohung. Die LehrerSchüler-Interaktion bleibt so lange ein Machtkampf, bis der Schüler die Organisation der schulischen Arbeit akzeptiert. Bemühungen der Schüler, eigene Interessen durchzusetzen, welche sich nicht mit dem "Schulkodex" decken, werden zwangsläufig zum Druck. Dies wird dann vom Lehrer als Bedrohung erlebt und er wird einen Widerstand entgegensetzen. So kommt es, daß die Lehrer sich meist in einer Situation, in der die Schüler eigene Wünsche gegen die Schulvorschriften realisieren, als machtlos bezeichnen. Man kann drei Bereiche unterscheiden: a) Disziplin der Schüler b) Bedrohung als Respektsperson c) Umgang mit Machtmitteln Die nachfolgenden Tabellen zeigen die Auswertung zu diesem Thema bezogen auf die einzelnen Lehrergruppen. Frauen Im Umgang mit Schülern beeinträchtigt daß die Schüler sich nicht an Regeln halten 63 VL 43 HL 48 SL 30 LP 46 LUG 46 Gesamt 43 Stress im Lehrberuf © C.Temml daß die Schüler die Regeln in Frage stellen daß die Schüler Sie nicht respektieren daß die Schüler die Distanz verringern wollen daß Sie disziplinieren müssen ohne zu wollen nichts 3 2 9 68 14 8 5 15 66 11 4 3 13 56 29 23 0 19 77 8 6 3 25 61 0 9 3 16 66 12 VL 39 6 2 11 56 23 HL 47 8 5 12 70 10 SL 35 14 0 3 49 19 LP 49 12 5 10 73 10 LUG 18 0 9 36 64 9 Gesamt 38 8 4 14 62 14 Männer Im Umgang mit Schülern beeinträchtigt daß die Schüler sich nicht an Regeln halten daß die Schüler die Regeln in Frage stellen daß die Schüler Sie nicht respektieren daß die Schüler die Distanz verrigern wollen daß Sie disziplinieren müssen ohne zu wollen nichts VL....Volksschullehrer, HL....Hauptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände, Die Daten aus den Tabellen zeigen uns, daß die Bedrohung als Respektsperson von allen Lehrern kaum empfunden wird. Deswegen wird auch darauf nicht näher eingegangen. a) Ängste und Disziplin der Schüler Bei dieser Problemstellung sieht man, daß 43 Prozent der Lehrerinnen und 38 Prozent der Lehrer eine Beeinträchtigung sehen, wenn die Schüler sich nicht an die vorgegebenen Regeln halten. Im Gegensatz dazu haben die Lehrer keine Probleme, wenn Schüler die Regeln in Frage stellen. Belastung durch „Disziplin der Schüler“ Lehrergruppen Belastung durch „Disziplin der Schüler“ Für mehr als ein Drittel beider Geschlechter belastend Volksschullehrer Bei Frauen: 43% Betroffene Bei Männern: 39% Betroffene Für fast die Hälfte beider Geschlechter belastend Hauptschullehrer Sonderschullehrer Bei Frauen: 48% Betroffene Bei Männern: 47% Betroffene Infolge der Ausbildung und dem Umgang mit Sonderschülern bestehen bei dieser Gruppe die geringsten Probleme. Bei Frauen: 30% Betroffene Bei Männern: 35% Betroffene Lehrer des polytechn. Für fast die Hälfte beider Geschlechter belastend Lehrganges Bei Frauen: 46% Betroffene Bei Männern: 49% Betroffene Lehrer für einzelne Deutlicher Unterschied bei den Geschlechtern! Mehr als doppelt so viele Frauen als Männer fühlen sich belastet. Unterrichtsgegenstände Bei Frauen: 46% Betroffene Bei Männern: 18% Betroffene c) Ängste im Umgang mit Machtmitteln 64 Stress im Lehrberuf © C.Temml Die objektive Bedingung, daß Art und Ausübung der Machtmittel bürokratisch regelmentiert werden, ist nicht die einzige Schwierigkeit für die Lehrer beim Umgang mit den Machtmitteln. Ein Lehrer kann auch bestimmte Machtmittel deshalb nicht einsetzen, weil er sie aus pädagogischen oder persönlichen Gründen ablehnt. Weiters besteht die Möglichkeit, daß die Schüler dadurch nicht zu beeindrucken sind. Außerdem kann auch der Fall eintreten, daß der Pädagoge nicht weiß, ob und wie er Machtmittel einsetzen soll. Dies tritt dann ein wenn er sich nicht klar ist, ob er ein Schülerverhalten als Regelverletzung werten muß oder nicht. Somit ist vorgegeben, daß ein junger Lehrer mit den Idealen des repressionsfreien Unterrichts bald durch erlebte Hilflosigkeit und permanente Bedrohung der Erfüllung von Anforderungsstrukturen seine Pläne und sein Verhalten verändert. Nichts bezeichnet die Situation treffender als eine Darstellung des Pädagogen K. W. DÖRING: "Der Prozeß der beruflichen Sozialisierung eines Lehrers stellt sich schon von Beginn an gleichsam als permanentes Rückzugsgefecht dar." Bei der Auswertung auf diesem Sektor zeigt sich, daß der Umgang mit Machtmitteln die größte Belastung im Bereich der Integration darstellt. Mit einem nur minimalem Unterschied sind auch beide Geschlechter in gleich hohem Ausmaß davon betroffen. Global gesehen fühlen sich nicht ganz zwei Drittel durch eine ungewollte Disziplinierung belastet. Belastung durch „Ungewolltes Disziplinieren der Schüler“ Lehrergruppen Volksschullehrer Hauptschullehrer Sonderschullehrer Belastung durch „Disziplin der Schüler“ Für mehr als die Hälfte beider Geschlechter belastend; Frauen sind stärker betroffen als Männer Bei Frauen: 68% Betroffene Bei Männern: 56% Betroffene Für mehr als zwei Drittel beider Geschlechter belastend; Männer sind stärker belastet als Frauen Bei Frauen: 66% Betroffene Bei Männern: 70% Betroffene Infolge der Ausbildung und dem Umgang mit Sonderschülern bestehen bei dieser Gruppe die geringsten Probleme. Trotzdem fühlen sich die Hälfte beider Geschlechter belastet. Bei Frauen: 56% Betroffene Bei Männern: 49% Betroffene Lehrer des polytechn. Hier liegt der höchste Prozentsatz an belasteten Personen beider Geschlechter vor Lehrganges Bei Frauen: 77% Betroffene Bei Männern: 73% Betroffene Lehrer für einzelne Auch hier fühlen sich mehr als die Hälfte der Befragten belastet. 61% Betroffene Unterrichtsgegenstände Bei Frauen: Bei Männern: 64% Betroffene 11.3. Lehrerangst im Bereich "Selektion" 65 Stress im Lehrberuf © C.Temml Die Erfüllung der Anforderungen in diesem Bereich ist prinzipiell durch die Widersprüche zwischen der Forderung nach objektiver Leistungsdefinition, den Qualifikationszielen und den Bedingungen, unter denen Leistung zustandekommt, bedroht. Die mit den Noten verbundenen inner- und außerschulischen Karrierechancen verschärfen die Bedeutung. Kein Lehrer kann diese mit der Selektion verbundenen Anforderungen widerspruchsfrei erfüllen. Da die mit der Selektion verbundene Bedrohung der Tätigkeit eher abstrakt erscheint, wird der damit verbundene Lehrerstreß als die geringste Belastung empfunden, außer - die Schulbehörde findet Mißfallen an der Notengebung. Die selektive Tätigkeit des Lehrers nimmt im Gegensatz zu den anderen Tätigkeitsbereichen eine Sonderstellung ein, da sie unabhängig von den Schülern erfolgt. Der Schüler produziert zwar den Gegenstand der Beurteilung, die Beurteilung selbst ist aber alleinige Sache des Lehrers. Die Skala der möglichen Angststrukturen würde sich schlagartig erweitern, wenn die Noten etwa in Zusammenarbeit mit den Schülern zu vergeben wären, oder auch die Lehrerleistung von den Schülern beurteilt werden müßte. Die Angststruktur auf diesem Sektor resultiert aus der Verpflichtung des Lehrers mit dem System der Leistungsbewertung umzugehen und es gegebenenfalls rechtfertigen zu müssen. Zur Entlastung von diesem Druck tragen in erster Linie Prozeduren bei, die es erlauben, die Notengebung in den Augen der Beteiligten als objektiv und gerecht zu definieren. Die Ängste der Selektion werden in zwei Bereiche unterteilt: a) Bedrohung als Richter b) Umgang mit den Schulnoten Die Ergebnisse der Umfrage sind in den Tabellen, nach Lehrergruppen geordnet, dargestellt. Frauen Bei der Beurteilung der Schüler belastet daß die Notengebung verteidigt werden muß daß die Beurteilung nicht gegeben wird, die ... daß die Beurteilung möglich nicht adäquat daß der Spielraum der Notengebung zu gering nichts VL 9 22 30 43 17 HL 13 21 22 34 28 SL 8 18 21 38 21 LP 12 23 23 23 31 LUG 24 36 24 22 15 Gesamt 13 24 24 32 22 VL 8 24 24 26 30 HL 11 27 19 19 34 SL 8 22 24 27 30 LP 10 20 17 20 34 LUG 0 36 0 36 45 Gesamt 7 26 17 26 35 Männer Bei der Beurteilung der Schüler belastet daß die Notengebung verteidigt werden muß daß die Beurteilung nicht gegeben wird, die ... daß die Beurteilung möglich nicht adäquat daß der Spielraum der Notengebung zu gering nichts VL....Volksschullehrer, HL....Hauptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände, 66 Stress im Lehrberuf © C.Temml Wie man aus den Tabellen entnehmen kann, ist die Selektionsangst auch eine der geringsten Ängste. Die Verteidigung der Notengebung gegenüber anderen bedeutet fast kein Problem. Eine überwiegende Mehrzahl sieht sich mit dieser Tatsache nicht belastet. Anders wird es, wenn die Beurteilung, die gegeben werden müßte aus verschiedenen Gründen nicht gegeben werden kann. Hier sehen sich doch schon ein Viertel beider Geschlechter beeinträchtigt. Bei einer nicht adäquaten Beurteilung ist wiederum ein Viertel der weiblichen Pädagogen belastet, während die männlichen Pädagogen im Umgang mit dieser Tatsache um sieben Prozent weniger Schwierigkeiten sehen. Die Fragen nach dem Spielraum der Notengebung bewegt schon mehr Personen der Lehrerschaft. Fast ein Drittel der Frauen sieht sich dadurch belastet, während bei den Männern sich 26 Prozent durch den zu geringen Spielraum behindert sehen. Etwas mehr als ein Drittel der Männer und fast ein Viertel der Frauen fühlen sich wohl mit der derzeit bestehenden Notengebung und ihren manchmal entstehenden Komplikationen. Belastunen im Bereich „Selektion“ Lehrergruppen Volksschullehrer Belastungen im Bereich „Selektion“ Belastung in der Richterfunktion ist für beide Geschlechter kaum vorhanden. Vordergründige Belastung der geringe Spielraum in der Notengebung vor allem bei Frauen Bei Frauen: 43% Betroffene Bei Männern: 26% Betroffene Belastung in der Richterfunktion ist für beide Geschlechter kaum vorhanden Hauptschullehrer Vordergründige Belastung der geringe Spielraum in der Notengebung vor allem bei Frauen Bei Frauen: 34% Betroffene Bei Männern: 19% Betroffene Belastung in der Richterfunktion ist für beide Geschlechter kaum vorhanden Sonderschullehrer Vordergründige Belastung der geringe Spielraum in der Notengebung vor allem bei Frauen Bei Frauen: 38% Betroffene Bei Männern: 27% Betroffene Lehrer des polytechn. Lehrganges Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände Belastung in der Richterfunktion ist für beide Geschlechter kaum vorhanden Belastung durch geringen Spielraum in der Notengebung Bei Frauen: 23% Betroffene Bei Männern: 20% Betroffene Belastung in der Richterfunktion für ein Viertel der Frauen und ein Drittel der Männer bestehend! Belastung durch geringen Spielraum in der Notengebung Bei Frauen: 22% Betroffene Bei Männern: 36% Betroffene 67 Stress im Lehrberuf © C.Temml 11.4. Lehrerangst im Tätigkeitsbereich "Kontakt" Mit dem Bereich des "Kontaktes" wird die Suche und das Aufrechterhalten einer für Lehrer befriedigende, soziale Beziehung mit den Schülern erfaßt. Eine Reihe der Interaktionsmodelle lassen sich am besten auf die Zuneigung der Schüler basierend beschreiben. HENRY zeigte schon 1975 auf, daß Lehrerinnen häufig dadurch Kontrolle ausüben, indem sie sich zum Liebesobjekt der Kinder machen und Schuldgefühle bei ihnen erwecken. An dieser Praxis hat sich im Laufe der letzten neunzehn Jahre nichts geändert. Die Voraussetzung für die Ängste in diesem Bereich ist, daß die Lehrer eine Vorstellung über eine wünschenswerte Selbstdarstellung und Beziehung zu den Schülern haben. Somit stoßen die Elemente der Anforderungen in seiner Tätigkeit mit den Beziehungswünschen, die den Lehrer als den helfenden Partner in einer kooperierenden Arbeitssituation definieren, zusammen. Wenn der Lehrer beispielsweise subjektiv die objektive Willkür, beziehungsweise den Zwang, dem die Schüler durch seine Person im Unterricht ausgesetzt sind, erfaßt, dann muß er den Wusch nach Beliebtheit und Zugehörigkeit als bedroht bis unerfüllbar einschätzen. Aber auch Lehrer die ihre Selbstdarstellung ausschließlich auf das Image als Qualifikationsexperte, Respektperson und Richter ausrichten, erleiden eine permanente Bedrohung durch die Schüler. Im Prinzip wollen diese Lehrer sozio-emotionale Bedürfnisse auch in der Interaktion mit dem Lehrer befriedigen. Infolge dieses Konfliktpotentials ist es naheliegend, daß sich im Laufe der beruflichen Karriere die subjektive Wertung des Kontaktbereiches verändert. Es entsteht ein vermehrtes Desinteresse am sozio-emotionalen Bezug zu den Schülern und wird auf den sachbezogenen Aspekt der Tätigkeit reduziert. Dadurch werden einerseits Befriedigungsmöglichkeiten für den Lehrer ausgeschlossen, andererseits aber erspart sich der Lehrer Enttäuschung und Ängste. Die entstehenden Ängste können auf zwei Bereiche aufgeteilt werden: a) Selbstdarstellung b) Beziehungsformen Die Auswertung der Antworten kann man in den folgenden Tabellen, nach Lehrergruppen geordnet, ersehen. Frauen In der Beziehung zu Schülern behindert Sie daß die Schüler Ihnen ein Negativ-Image geben daß die Schüler Ihr Auftreten nicht belohnen daß ihre Erwartungen an die Schüler enttäuscht daß Sie die Erwartungen der Schüler enttäuschen nichts VL 3 5 26 9 55 HL 11 9 43 9 38 SL 5 4 20 6 64 LP 19 12 46 0 31 LUG 9 13 48 10 31 Gesamt 9 9 37 7 44 VL 4 8 HL 9 11 SL 5 5 LP 17 10 LUG 9 9 Gesamt 9 9 Männer In der Beziehung zu Schülern behindert Sie daß die Schüler Ihnen ein Negativ-Image geben daß die Schüler Ihr Auftreten nicht belohnen 68 Stress im Lehrberuf © C.Temml daß Ihre Erwartung an die Schüler enttäuscht daß Sie die Erwartungen der Schüler enttäuschen nichts 32 8 48 42 12 36 24 8 57 34 12 34 55 18 45 37 12 44 VL....Volksschullehrer, HL....Hauptschullehrer, SL....Sonderschullehrer, LP....Lehrer des Polytechnikums, LUG....Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände, a) Ängste und Selbstdarstellung Jeder Lehrer hat für sich eine Vorstellung darüber, wie sie gerne beziehungsweise ungerne von den Schülern gesehen werden möchten. Das Scheitern des erhofften Belohnens der Schüler der gewünschten Selbstdarstellung wird antizipiert. Entweder es gelingt im nicht das erhoffte Image der Schüler zu erwerben oder er glaubt die Erwartungen nicht einlösen zu können. Wie aus den Tabellen hervorgeht sind die Ängste im Bezug auf die Selbstdarstellung kaum vorhanden. Sowohl die Frauen als auch die Männer des Lehrberufes fühlen sich nur mit neun Prozent dadurch in der Beziehung zu ihren Schülern beeinträchtigt. Belastung durch „Selbstdarstellung“ Lehrergruppen Belastung durch „Selbstdarstellung“ Für beide Geschlechter kaum vorhanden Volksschullehrer Bei Frauen: 3% Betroffene Bei Männern: 4% Betroffene Für beide Geschlechter gering belastend Hauptschullehrer Bei Frauen: 11% Betroffene Bei Männern: 9% Betroffene Für beide Geschlechter kaum vorhanden Sonderschullehrer Lehrer des polytechn. Lehrganges Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände Bei Frauen: 30% Betroffene Bei Männern: 35% Betroffene Für fast ein Füftel beider Geschlechter belastend Bei Frauen: 19% Betroffene Bei Männern: 17% Betroffene Für beide Geschlechter gering belastend Bei Frauen: 9% Betroffene Bei Männern: 9% Betroffene b) Ängste und Beziehungsformen Bei dem Wunsch nach Kooperation mit den Schülern sieht der Lehrer sich als Partner und Helfer bei der geforderten Lernarbeit in der Klassengemeinschaft. Durch Beachtung des Prinzips der gleichen Behandlung wird er versuchen einseitiger Bevorzugung von Schülern zu entgehen. Aus den unterschiedlichsten Gründen können daher bestimmte Beziehungsangebote von Schülern als bedrohlich erlebt werden. Damit wird der Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer kooperativen Arbeitsgruppe mit den Schülern mehrfach bedroht und eingeengt. Daher ist zu erwarten, daß die berufliche Unzufriedenheit und ein Deangagement von Lehrern 69 Stress im Lehrberuf © C.Temml auch mit der Enttäuschung über das Nichtzustandekommen einer gewünschten Beziehungsform mit den Schülern zusammenhängt. Die Auswertung der eingelangten Daten zeigt zu diesem Bereich folgende Situation. Interessanterweise haben die Lehrer viel mehr Schwierigkeiten im sozio-emotinalen Bereich des "Nichterfüllens der eigenen Erwartungen", als auf dem Sektor des "Nichterfüllens der Schülererwartungen". Global gesehen stellt die Fragestellung nach den enttäuschten Schülererwartungen im Bezug auf ihre Person, für die Lehrerinnen (7 Prozent) und die Lehrer (12 Prozent) kaum eine Belastung dar. Die Situation ändert sich schlagartig, wenn die Pädagogen nach der eigenen enttäuschten Erwartung an die Schüler angesprochen werden. Dabei erlebt etwas mehr als ein Drittel beider Geschlechter eine Belastung. Es drängt sich nach dieser Auswertung die Frage auf, ob den die Schülererwartungen an den Lehrer wirklich so ident sind mit der idealen Lehrervorstellung. Oder die traditionelle Vorstellung über das agieren eines Lehrers ist noch immer so fest verankert, daß von der Lehrerseite auch überhaupt kein Interesse besteht dieses zu verändern. Sollte eher der geringe Wille an einer Veränderung vorliegen, so wäre es bedauerlich, da damit jede Erneuerung und Veränderung blockiert wird. Belastung durch „Erwartungen“ Lehrergruppen Volksschullehrer Belastung durch „Selbstdarstellung“ Enttäuschte Schülerwartungen werden kaum belastend empfunden Fast ein Drittel der befragten Personen fühlt sich belastet durch enttäuschte Eigenerwartungen Bei Frauen: 26% Betroffene Bei Männern: 32% Betroffene Enttäuschte Schülerwartungen werden kaum belastend empfunden Hauptschullehrer Fast die Hälfte der befragten Personen fühlt sich belastet durch enttäuschte Eigenerwartungen Bei Frauen: 43% Betroffene Bei Männern: 42% Betroffene Enttäuschte Schülerwartungen werden kaum belastend empfunden Sonderschullehrer Hier fühlt sich der geringste Anteil der befragten Personen belastet durch enttäuschte Eigenerwartungen Bei Frauen: 20% Betroffene Bei Männern: 24% Betroffene Enttäuschte Schülerwartungen werden kaum belastend empfunden Lehrer des polytechn. Lehrganges Ein Drittel der befragten Personen fühlt sich belastet durch enttäuschte Eigenerwartungen; Frauen sind stärker betroffen als Männer Bei Frauen: 46% Betroffene Bei Männern: 34% Betroffene Enttäuschte Schülerwartungen werden kaum belastend 70 Stress im Lehrberuf © C.Temml empfunden Lehrer für einzelne Gut die Hälfte der befragten Personen fühlt sich belastet Unterrichtsgegenstände durch enttäuschte Eigenerwartungen Bei Frauen: 48% Betroffene Bei Männern: 55% Betroffene 12. Überlastung und Sorgen Überlastung und Sorgen führen beim Menschen zu typischen Verhaltensänderungen, die ihrerseits auf längere Sicht als krankheitsfördernd zu sehen sind. Es liegt daher am Einzelnen diese selbst zu erkennen und durch den Versuch, die Ursache so weit wie nur möglich zu eliminieren, gesundheitsfördernd entgegenzusteuern. Gerade bei Berufsgruppen mit dem hohen Stellenwert der Kommunikation können durch Überlastung entstandene Fehlreaktionen gravierende Schäden bei Menschen anrichten. Die Betroffenen sind im Falle des Schulwesens Kinder und Jugendliche. 12.1. Allgemeine Überlastung Frauen Überlastung Beruhigungsmedikamente mehr Alkohol mehr essen mehr rauchen andere Tätigkeiten Enthaltung Wien 6 7 32 13 40 2 NÖ 8 5 34 12 35 6 B Stm 0 13 7 4 43 30 5 10 39 41 6 2 K 6 10 27 9 17 31 OÖ 12 5 30 9 39 5 S 1 1 38 10 45 5 T 13 4 22 8 48 5 V 10 10 20 20 35 5 Gesamt 8 6 31 11 37 7 Wien 11 12 23 11 40 3 NÖ 6 13 15 11 43 12 B Stm 4 8 17 14 17 15 4 12 48 42 10 9 K 5 13 21 8 44 9 OÖ 1 21 21 13 31 13 S 2 22 18 6 45 7 T 3 17 14 12 47 7 V 4 21 17 8 42 8 Gesamt 5 17 18 9 42 9 Männer Überlastung Beruhigungsmedikamente mehr Alkohol mehr essen mehr rauchen andere Tätigkeiten Enthaltung Bei der Betrachtung der Tabellen über die Kompensation der erhöhten Belastung des Einzelnen mittels gesteigerten Suchtverhalten zeigen sich deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Bei beiden Geschlechtern steht im Vordergrund der Kompensation von erhöhten Belastungen die Flucht in die Ablenkung durch das Ausüben von anderen Tätigkeiten. Während bei den weiblichen Pädagogen im Suchtverhalten die Veränderung des Eßverhaltens in Richtung verstärkte Nahrungsaufnahme weit im Vordergrund steht, suchen die männlichen Vertreter des Lehrberufes eine Zuflucht im vermehrten Essen und in einem erhöhten Alkoholkonsum. Das veränderte Eßverhalten und das veränderte Trinkverhalten beim Alkohol ist bei den Männern in der prozentuellen Aufschlüsselung fast ident. Während im Vergleich mit den Frauen das gesteigerte Eßverhalten nur einen halb so 71 Stress im Lehrberuf © C.Temml hohen Anteil einnimmt, ist im Gegensatz dazu der erhöhte Alkoholkonsum bei den männlichen Pädagogen dreifach so hoch. In der Wertungsskala abgeschlagen, folgt dann der erhöhte Nikotinkonsum, wobei diese Verhaltensänderung die Frauen in höherem Ausmaß trifft, als die Männer. Die Einnahme von Beruhigungsmedikamenten liegt bei den Männern weit abgeschlagen an letzter Stelle und steht bei den Frauen noch vor dem Alkoholkonsum. Ein gesteigerter Medikamentenkonsum zur Bewältigung einer erhöhten Streßbelastung ist bei den Lehrern scheinbar gering. Auch im Vergleich der einzelnen Ergebnisse aus den Bundesländern kristallisieren sich deutliche Unterschiede: Die Bewältigung der Überbelastung mittels anderer Tätigkeiten ist bei Frauen in Salzburg und Tirol weitaus am höchsten, in Kärnten ist der umgekehrte Effekt der Fall. Bei den Männern liegt die verstärkte Abweichung vom Durchschnitt auf diesem Sektor im Burgenland und Tirol im positiven Sinne vor, während in Oberösterreich das geringste Potential vorherrscht. Die Kompensation im Bereiche des gesteigerten Eßverhaltens steht bei den Frauen aus dem Burgenland und Salzburg im Vordergrund. Lehrerinnen aus Tirol und Vorarlberg haben mit dem veränderten Eßverhalten die geringsten Probleme. Bei den Männern sind die Abweichungen vom Mittelwert nur sehr gering. Lediglich in Wien kann eine deutliche Differenz zu den anderen Bundesländern festgestellt werden. Dies dokumentiert sich auch in der deutlich erhöhten Anzahl an übergewichtigen Lehrern (siehe Kapitel LifestyleDaten). Beim erhöhten Alkoholkonsum haben die Frauen Kärntens und aus Vorarlberg die Nase vorn. Im Gegensatz dazu stellt dieses Verhalten bei den Lehrerinnen aus Salzburg fast kein Problem dar. Der durchschnittlich schon wesentlich höhere Alkoholkonsum, als Ausdruck des veränderten Suchtverhaltens, hat bei den Männern aus Salzburg die größte Bedeutung und bei Lehrern aus Wien die Geringste. Sonst ist dieser Kompensationsmechanismus in den anderen Bundesländern relativ gleich. Bezüglich dem Zigarettenkonsum ist bei beiden Geschlechtern die minimalste Veränderung im Burgenland feststellbar und der höchste Anteil liegt bei Frauen aus Vorarlberg vor. Bei den Anteilen beider Geschlechter aus den restlichen Bundesländern sind kaum Abweichungen vom Durchschnitt bemerkbar. Die Einnahme von Beruhigungsmedikamenten spielt bei den Frauen in der Steiermark und in Oberösterreich eine verstärkte Rolle, während im Burgenland und in Salzburg der Medikamentenkonsum von Beruhigungsmittel kaum erwähnenswert ist. Bei den Lehrern aus Wien ist der Anteil an männlichen Pädagogen, welche Beruhigungsmittel konsumieren weit über dem statistischen Mittel aus allen Bundesländern. In Oberösterreich hat der Medikamentenkonsum von Psychopharmakas bei den Lehrern keine Bedeutung. 72 Stress im Lehrberuf © C.Temml Zusammenfassende Ergebnisse und abgeleitete Aussagen: a) Bei Überlastung und Sorgen steht für mehr als ein Drittel der Pädagogen beider Geschlechter die Ablenkung durch andere Tätigkeiten im Vordergrund. b) An zweiter Stelle liegt das kompensatorische Verhalten durch "mehr essen". Bei den Männern ist der Alkohol fast gleich hoch bemessen! c) Die Flucht in den Alkohol spielt in den ländlichen Gebieten bei beiden Geschlechtern eine größerer Rolle. d) Die Erhöhung der Rauchwarenmenge betrifft zehn Prozent der Lehrerinnen und Lehrer, Frauen neigen eher zu einer Erhöhung des Nikotinkonsums. e) Die Einnahme von Beruhigungsmedikamenten spielt bei den Lehrerinnen eine etwas größerer Rolle. 12.2. Überlastung durch starke psychische Anspannung Frauen psychische Anspannung belastet im Beruf belastet im Haushalt belastet in der Freizeit versuche diese zu meiden sonstiges Enthaltung Wien 58 6 6 24 5 1 NÖ 44 11 5 34 3 3 B Stm K 55 52 44 7 10 10 5 3 3 29 29 37 2 5 4 2 1 2 OÖ 57 8 5 25 3 2 S 47 9 6 34 2 2 T 57 4 3 29 3 4 V 65 5 0 15 0 15 Gesamt 53 8 4 28 3 4 Wien 57 0 3 38 0 2 NÖ 45 3 7 35 4 6 B Stm K 57 51 54 9 4 5 0 5 10 22 32 23 0 1 3 12 7 5 OÖ 55 3 5 28 5 4 S 53 6 6 20 4 11 T 58 5 7 18 3 9 V 63 4 4 29 0 0 Gesamt 56 4 5 27 2 6 Männer psychische Anspannung belastet im Beruf belastet im Haushalt belastet in der Freizeit versuche diese zu meiden sonstiges Enthaltung Bei erhöhter psychischer Anspannung, gleich ob sie im Beruf oder außerhalb entstanden ist, zeigen die Vergleiche zwischen Männer und Frauen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Mit einer statistisch nicht relevanten Schwankungsbreite könnte man die Aussage treffen, daß die prozentuelle Verteilung der daraus resultierenden Belastung auf die einzelnen Lebensbereiche gleich ist. Trotzdem sehen mehr als Hälfte der Vertreter beider Geschlechter die daraus resultierende Belastung im Beruf. Ein gutes Viertel aller befragten Männer und Frauen versucht Situationen, aus denen psychische Anspannungen hervorgehen, zu vermeiden. Die Belastung durch psychische Anspannung ist im Haushalt und in der Freizeit sowohl beim männlichen Teil als auch beim weiblichen Teil kaum vorhanden. Es erscheint auch erklärbar, daß diese Ergebnisse vorliegen: Die täglichen Belastungen im Beruf sind in einem hohen Ausmaß vorhanden. Dadurch werden schon vorhandene psychische Anspannungen oftmalig zum Auslöser für unkontrollierte emotionale Handlungen, beziehungsweise die erhöhten Anforderungen im Beruf können nicht mehr ertragen werden. Der Bereich 73 Stress im Lehrberuf © C.Temml Haushalt und überhaupt Freizeit ist mit nur geringen Belastungen verbunden, sodaß eine erhöhte psychische Anspannung leicht zu bewältigen ist. Beim Vergleich der Bundesländerdaten zueinander zeigen sich nur geringfügige Schwankungsbreiten. Entweder nimmt der prozentuelle Anteil der Belastungen im Beruf durch psychische Anspannungen zugunsten der Vermeidung von psychischer Beeiträchtigung ab, oder umgekehrt. Lehrerinnen aus Niederösterreich, Kärnten und Salzburg geben sehr hohe Vermeidungstendenzen an, wodurch die zusätzliche Belastung im Beruf stark abnimmt. In den restlichen Bundesländern ist das Verhältnis umgekehrt. Bei den Männern sind es lediglich die Stellvertreter aus Wien und Niederösterreich, welche in hohem Anteil psychische Anspannungen zu meiden versuchen. Die Daten aus den restlichen Bundesländern sind ziemlich ähnlich. 12.3. Finanzielle Sorgen Frauen Finanzielle Sorgen Probleme in der Familie Angst und Schlaflosigkeit Nebenjob viel Nachdenken keine Beeinträchtigung Enthaltung Wien 14 8 9 29 25 15 NÖ 10 10 8 27 28 17 B 14 11 5 30 30 10 Stm 19 8 5 31 25 12 K 17 16 2 34 19 12 OÖ 15 10 5 23 29 18 S 8 12 3 31 23 23 T 11 6 8 29 32 14 V 20 0 5 25 25 20 Gesamt 14 9 6 29 26 16 Wien 12 6 23 15 25 19 NÖ 13 2 14 21 32 18 B 13 0 35 17 22 13 Stm 13 5 10 24 29 19 K 18 1 21 21 26 13 OÖ 12 5 16 18 33 16 S 8 6 22 16 31 17 T 12 4 12 20 30 22 V 4 4 25 25 33 9 Gesamt 12 4 20 20 28 16 Männer Finanzielle Sorgen Probleme in der Familie Angst und Schlaflosigkeit Nebenjob viel Nachdenken keine Beeinträchtigung Enthaltung Finanzielle Sorgen, welche einen starken Streßfaktor in der heutigen Zeit darstellen, sind noch immer mit einem hohen Tabu belegt. Hier zeigen sich bei beiden Geschlechtern große prozentuelle Anteile an Enthaltungen. Dies ist allerdings kein Lehrer spezifisches Phänomen, sondern ein allgemeingültiges österreichisches Spezifikum. Bei den Lehrerinnen rangiert an erster Stelle die Antwort: "viel Nachdenken". Die männliche Lehrerschaft bezieht überwiegend die Stellungnahme: "keine Beinträchtigung". An zweiter Stelle folgt bei den Frauen das Urteil: "keine Beeinträchtigung", während Männer das vermehrte Nachdenken schon mit dem Ergreifen eines Nebenjobs gleichsetzen. An dritter Stelle liegen die durch die finanzielle Situation entstehenden Probleme in der Familie. Damit wird der Stellenwert des Geldes in der Gesellschaft heute dokumentiert. Weibliche Pädagogen reihen dann Angst und Schlaflosigkeit und setzen erst an die letzte Stelle die Ausübung eines Nebenjobs. Für Männer führen finanzielle Sorgen fast überhaupt nicht mehr zu Angst und Schlaflosigkeit. 74 Stress im Lehrberuf © C.Temml Die differenzierte Betrachtung der Situation in den einzelnen Bundesländern zeigt einige Unterschiede zum östereichweiten Durchschnitt. Die Reaktion: "viel Nachdenken" bei Lehrerinnen wird in Kärnten mit noch größerem Ausmaß beschrieben, als anderswo. Bei den Männern betrifft es hauptsächlich die Vertreter aus Vorarlberg. Ein Drittel der befragten Frauen aus Tirol sieht bei dieser Problematik keine Beeinträchtigung, nur ein Fünftel der weiblichen Pädagogen ist in Kärnten der selben Meinung. Bei Lehrern, die sich im österreichischen Durchschnitt durch eine solche Situation zu 28 Prozent nicht beeinträchtigt sehen, steigert sich die Prozentanzahl bei den Vertretern aus Oberösterreich und Vorarlberg auf ein Drittel, während Männer aus dem Burgenland nur zu einem Fünftel die Beeinträchtigung nicht verspüren. Die Probleme in der Familie orten die Frauen aus der Steiermark und Vorarlberg zu rund zwanzig Prozent. Im Gegensatz dazu sehen die Vertreter der weiblichen Lehrkräfte aus Salzburg fast keine Probleme in der Familie. Bei den Männern zeigt sich eine ähnliche Situation in Vorarlberg, doch in Kärnten wird den entstehenden Problemen in der Familie eine viermal so hohe Beachtung geschenkt. Das Ergreifen eines Nebenjobs steht bei allen Lehrerinnen aus Österreich in der prozentuellen Bemessung fast gleich hoch, außer in Kärnten. Hier wird das Verrichten eines Nebenjobs als nicht relevant angesehen. Bei den männlichen Lehrkräften sind es immerhin 35 Prozent, die die Möglichkeit eines Nebenjobs in Erwägung ziehen. In der Steiermark und in Tirol sind es nur mehr ein Zehntel der befragten Lehrer. Zu den psychischen Symptomen von Angst und Schlaflosigkeit würde es bei sechzehn Prozent der Lehrerinnen in Kärnten führen, während die Frauen dieses Berufes aus Vorarlberg solche Symptome scheinbar nicht kennen. Die männlichen Pädagogen schätzen Angst und Schlaflosigkeit von Haus aus nur gering ein, die Vertreter aus Kärnten und dem Burgenland sehen überhaupt keinen Grund für diese Symptome. 13. Entspannung und Erholung Die tägliche Entspannung und die Erholung in der Freizeit stellt das natürliche Reservoir an Antistressoren dar, um den heute hohen Anforderungen im Beruf entgegnen zu können. Dabei sollte man allerdings beachten, daß man nicht neuerlich in der Freizeit unter Streß gerät. Denn die Ausübung von geliebten Beschäftigungen oder Mitgliedschaften in Vereinen, sowie der eigene Ehrgeiz bei sportlicher Betätigung kann sehr leicht wieder zur negativen Überbelastung führen. 13.1. Entspannung zu Hause Bei dieser Frage wurden den Einzelnen eine Reihe von Auswahlmöglichkeiten vorgegeben. Es mußte dann das meist zutreffende angekreuzt werden. Frauen Entspannung Entspannungstechniken Wien 13 NÖ 9 75 B 9 Stm K 11 14 OÖ 11 S 14 T 12 V 15 Gesamt 12 Stress im Lehrberuf Ablenkung Sport Musikhören Lesen Hobbies Enthaltung © C.Temml 26 10 6 19 24 3 22 11 7 20 31 0 23 23 9 18 18 0 19 15 14 23 15 3 19 17 12 14 24 0 22 14 8 21 21 3 16 16 4 22 24 4 22 15 6 17 27 1 20 10 15 25 15 0 21 15 9 20 21 2 Wien 5 20 18 8 6 34 9 NÖ 7 13 16 7 17 39 1 B 0 22 13 4 4 53 4 Stm 9 19 22 6 12 30 2 K 5 21 26 5 18 25 0 OÖ 5 18 23 9 14 29 2 S 8 14 25 10 12 27 4 T 4 17 30 7 15 27 0 V 8 21 17 4 17 33 0 Gesamt 6 18 21 7 13 33 2 Männer Entspannung Entspannungstechniken Ablenkung Sport Musikhören Lesen Hobbies Enthaltung Wie sieht es nun aus bei der Lehrerschaft mit der Entspannung? Den Spitzenreiter bei der Entspannung stellt das Ausüben von "Hobbies" bei beiden Geschlechtern dar. Es ist auch nicht weiter verwunderlich, daß "Hobbies" an erster Stelle stehen. Immerhin widmet man sich einer Betätigung die absoluten Spaß und Freude bringt und gleichzeitig kann man seine eigene Kreativität entfalten. An zweiter Stelle liegt bei den Männern die "sportliche Aktivität", während bei den Frauen die "Ablenkung" gleich hoch bemessen wird, wie die Handhabung von Hobbies. Im weiteren folgt bei den Männern "Ablenkung, Lesen, Musikhören" und das Praktizieren von "Entspannungstechniken". Vom weiblichen Anteil der befragten Lehrer wird das "Lesen" an die zweite Stelle gereiht, danach folgen die "sportliche Betätigung", das Ausüben von "Entspannungstechniken" und an letzter Stelle das "Musikhören". Wie auch aus anderen Untersuchungen und eigenen Studien hervorgeht, ist das Leseverhalten der Männer erschreckend niedrig. Wie man sieht, ist selbst beim Lehrberuf diese erschreckende Tatsache vorhanden. Gerade in dieser Berufssparte, wo die Erziehung der heranwachsenden Kinder und Jugendlichen zum kritischen Menschen im Vordergrund stehen sollte, ist das eigene Verhalten bei den Männern nicht gerade ermutigend. Im Vergleich der einzelnen Bundesländer zueinander erkennt man, daß diese Reihung nicht überall entspricht. In Kärnten und Tirol liegt die "sportliche Aktivität" bei den Männern an erster Stelle, während in Wien, Burgenland und Vorarlberg der "Sport" erst an die dritte Stelle gesetzt wird. Auffällig ist auch das Leseverhalten in Wien und im Burgenland mit einem erschreckend niederen Prozentsatz. Bei den Frauen steht in Wien, Burgenland und Oberösterreich die "Ablenkung" an erster Stelle. In der Steiermark und Vorarlberg wird die "Ablenkung" ebenfalls höher bewertet als "Hobbies", wird 76 Stress im Lehrberuf © C.Temml aber noch überholt vom Lesen. In diesen Bundesländern wird das "Lesen" zur Entspannung an die erste Stelle gesetzt. Das Praktizieren von "Entspannungstechniken" ist in Salzburg, Kärnten und Vorarlberg deutlich höher als in den übrigen Bundesländern. Die sportliche Aktivität ist beim weiblichen Anteil der Lehrerschaft besonders gering in Wien und Vorarlberg. 13.2. Erholung in der Freizeit Auch hier wurden die befragten Lehrerinnen und Lehrer gebeten, die für Sie am meisten zutreffende Form der Erholung anzugeben. In den nachfolgenden Tabellen sind die Ergebnisse in Prozent nach den einzelnen Bundesländern aufgelistet. Frauen Erholung in der Gesellschaft alleine in der Natur beim Musizieren beim Sport in d. Familie/mit d. Partner Enthaltung Wien 9 23 28 2 5 32 1 NÖ 12 22 33 3 4 26 0 B Stm K 9 9 9 36 28 28 20 31 35 6 2 3 9 10 4 20 20 21 0 0 0 OÖ 9 27 29 2 7 26 0 S 10 22 32 1 2 33 0 T 8 24 43 1 6 18 0 V 30 25 20 10 5 10 0 Gesamt 12 26 30 3 6 23 0 Wien 8 15 25 6 17 26 3 NÖ 7 20 35 6 10 21 1 B Stm K 13 8 13 22 19 23 30 37 23 4 4 4 13 10 16 17 21 21 0 1 1 OÖ 12 23 23 4 16 21 1 S 6 16 47 4 12 14 1 T 11 13 35 5 20 16 0 V 13 4 42 4 17 20 0 Gesamt 10 17 32 5 15 20 1 Männer Erholung in der Gesellschaft alleine in der Natur beim Musizieren beim Sport in d. Familie/mit d. Partner Enthaltung Ein Drittel der Befragten von beiden Geschlechtern reiht die Erholung "in der Natur" weit vorne an die erste Stelle. An der zweiten Stelle folgt bei den Frauen eine Erholung "alleine" und an dritter Stelle liegt die "Familie oder Partnerschaft". Bei den Männern steht die "Familie oder Partnerschaft" als Ort der Erholung an zweiter Stelle und das Verlangen nach dem "alleine sein" wird erst an die dritte Stelle gesetzt. Diese geschlechtsspezifisch unterschiedliche Bewertung hat wahrscheinlich seine Erklärung in unserem gesellschaftlichen Rollenspiel. Durch die noch immer bestehende Männerdominanz in der Gesellschaft und in der Familie stehen dem Mann viel öfters Möglichkeiten des "alleine seins" offen. Es ist daher auch nicht verwunderlich, wenn das männliche Geschlecht die Familie als Ort der Erholung ansieht. Hinzu kommt noch, daß für die Frau eine Erholung in der Familie oder in der Freizeit mit dem Partner noch immer einen Teil an Arbeit bedeutet. Das bestehende Patriachat setzt in den meisten Fällen das Verrichten von häuslicher Arbeit von der Frau voraus. In der weiteren Reihung liegt bei der weiblichen Lehrerschaft die Erholung "in der Gesellschaft, beim Sport und beim Musizieren". Die gleiche Reihung gilt 77 Stress im Lehrberuf © C.Temml bei den Männern. Das "aktive Musizieren" hat im Laufe der Jahrzehnte stark abgenommen und wird in den neunziger Jahren von beiden Geschlechtern nicht mehr als erstrebenswert angesehen. Dies betrifft nicht nur die Bewohner der Großstadt, sondern auch die ländliche Bevölkerung, wie man aus der Tabelle ersehen kann. Von einer Kultur der traditionellen Volksmusikpflege kann daher schon gar nicht mehr gesprochen werden. Der Vergleich über das Verhalten in den einzelnen Bundesländer zueinander zeigt eine Menge Differenzen. Im Burgenland und in Vorarlberg liegt das Regenerieren und Auftanken im "Alleine-sein" bei den Lehrerinnen an der ersten Stelle. In Wien und Salzburg steht die Familie oder die Partnerschaft bei der Erholung in der Freizeit an erster Stelle. Da diese beiden Bundesländer den Hauptanteil der Großstädter stellen, könnte man auch darin eine Erklärung für diese Tatsache ableiten. 14. Streß im Haushalt Die Annahme, daß mit der zunehmenden Eingliederung der Frauen in den Arbeitsprozeß und die propagierte Emanzipation auch der Haushalt in Arbeit und Verpflichtung von beiden Teilen -Mann, Frau - getragen werde, ist schlichtweg eine Illusion. Auch in den neunziger Jahren werden die anfallenden Arbeiten im Haushalt, sowie daraus resultierende Verpflichtungen zu mehr als 80 Prozent von den Frauen getragen. Die Frauen haben sich mit dem Vorstoß in die Arbeitswelt der Männer weit weniger befreit, als es ihnen im Zuge der Emanzipation vorgetragen wurde. Heute stehen sie nicht nur im Beruf "den Mann", sondern müssen zusätzlich noch den Haushalt betreuen. Damit sind die Belastungen für die Frau insgesamt gewachsen. 14.1. Haushaltsarbeit Frauen Haushaltsarbeit gut ausgelastet ernst genommen wichtig und kompetent überfordert gehetzt unterfordert Enthaltung Wien 33 17 36 0 12 1 1 NÖ 36 10 37 0 15 2 0 B 45 11 25 0 16 3 0 Stm 39 10 37 0 12 0 2 K 46 15 27 0 10 2 0 OÖ 39 14 32 0 13 1 1 S 35 20 33 0 9 3 0 T 39 19 29 0 10 3 0 V 35 25 30 0 10 0 0 Gesamt 38 16 32 0 12 2 0 Wien 40 26 23 0 6 3 2 NÖ 47 22 24 0 6 1 0 B 65 9 17 0 5 4 0 Stm 39 29 20 0 6 3 3 K 49 21 28 0 0 0 2 OÖ 48 25 21 0 1 4 1 S 43 29 16 0 8 0 4 T 41 33 23 0 1 2 0 V 33 25 33 0 9 0 0 Gesamt 45 24 23 0 5 2 1 Männer Haushaltsarbeit gut ausgelastet ernst genommen wichtig und kompetent überfordert gehetzt unterfordert Enthaltung 78 Stress im Lehrberuf © C.Temml Die Über- beziehungsweise die Unterforderung bei der Haushaltsarbeit ist weder bei den Frauen noch bei den Männern des Lehrberufes wirklich vorhanden. Lediglich bei der Empfindung einer Unterforderung haben bei den Lehrerinnen und Lehrern zwei Prozent mit "Ja" geantwortet. Etwas mehr als ein Drittel der weiblichen Vertreter dieses Berufes fühlt sich gut ausgelastet und ein weiteres Drittel der Frauen fühlt sich wichtig und kompetent im Haushalt. Bei den Männern hat fast die Hälfte der Befragten die Empfindung einer guten Auslastung, während weniger als ein Viertel sich wichtig und kompetent findet. Nur ein knappes Sechstel der Frauen erlebt sich als ernst genommen bei den Haushaltsaufgaben. Interessanterweise dokumentiert sich mit diesen Aussagen der geringe Stellenwert der Haushaltsarbeit. Obwohl viel Arbeit und Zeit in die zu erledigenden Aufgaben zu Hause zu investieren sind, fühlen sich die Frauen in nur sehr geringem Maße ernst genommen. Bei den Männer hat ein doppelt so hoher Anteil bei der Verrichtung der Haushaltsarbeit das Gefühl ernst genommen zu werden. Eine Begründung dieser Tatsache liegt wahrscheinlich darin, daß nur wenige Männer sich an der Arbeit im Haushalt beteiligen. Damit wird einem Mann im Haushalt automatisch eine höhere Aufmerksamkeit geschenkt und ihm die Empfindung des ernst genommen seins vermittelt. Zwölf Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer erleben die Haushaltsarbeit im Gefühl des gehetzt seins. Auch hier kann man wieder ersehen, daß der Hauptteil an Arbeiten im Haushalt von den Frauen verrichtet wird. Nicht umsonst fühlt sich ein wesentlich höherer Anteil des weiblichen Geschlechts, bei der Hausarbeit gehetzt. Bei dem Vergleich der ausgewerteten Daten aus den einzelnen Bundesländern ergeben sich kaum gravierende Unterschiede. Nur bei den Daten aus dem Burgenland fällt auf, daß ein wesentlich höherer Anteil beider Geschlechter sich gut ausgelastet fühlt. Dementsprechend weniger empfinden sich dann wichtig und kompetent, sowie ernst genommen. 14.2. Haushaltsleistung Frauen Haushaltsleistung unnötig, eigener Stil schwierig interess. Herausforderung unzumutbar sonstiges Enthaltung Wien 13 21 19 3 38 6 NÖ 17 25 21 2 29 6 B Stm K 20 12 15 25 26 20 32 22 30 2 5 3 17 28 28 4 7 4 OÖ 16 21 25 3 27 8 S 17 23 23 0 34 3 T 21 20 22 3 28 6 V 30 5 35 0 30 0 Gesamt 18 21 25 2 29 5 Wien 8 12 42 0 27 NÖ 7 15 46 0 21 B Stm K 4 16 23 8 13 8 76 42 33 0 0 0 8 17 26 OÖ 11 10 44 1 23 S 10 18 41 2 21 T 10 11 50 0 17 V 17 4 42 4 21 Gesamt 12 11 46 1 20 Männer Haushaltsleistung unnötig, eigener Stil schwierig interess. Herausforderung unzumutbar sonstiges 79 Stress im Lehrberuf Enthaltung © C.Temml 11 11 4 12 10 11 8 12 12 10 Die Haushaltsleistung wurde von neunundzwanzig Prozent der Frauen mit sonstiges beurteilt. Knapp dahinter folgt mit einem Viertel aller befragten Lehrerinnen das Erleben einer interessanten Herausforderung. Da Männer diesen Aufgabenbereich erst seit kurzem überhaupt entdecken, stellt es für fast die Hälfte eine interessante Herausforderung dar. Erst an zweiter Stelle folgt bei ihnen die Einschätzung der Leistung mit der Rubrik: sonstiges. Achzehn Prozent der Frauen und zwölf Prozent der Männer empfinden die geforderte Leistung im Haushalt als unnötig, da jeder seinen eigenen Stil hat. Aus diesem Faktum heraus wird bekundet, daß die meisten Menschen der heutigen Zeit von Zwängen beseelt sind. Denn sonst würden eigentlich fast einhundert Prozent diese Stellungnahme dazu abgeben. Es kann einem auch kaum in Erstaunen versetzen, daß doppelt so viele Frauen, wie Männer die geforderte Leistung zu Hause als schwierig empfinden. Immerhin ist die Forderung bei der Arbeit im Haushalt an die Frauen weitaus größer, als bei den Männern. Klischeehafte Bilder aus früheren Generationen werden weitergeführt, trotz propagierter Aufgeschlossenheit der Gesellschaft. Wenn man nun das Augenmerk den einzelnen Daten aus den Bundesländern zuwendet, dann erkennt man wieder das Herausstechen der Auswertungsergebnisse aus dem Burgenland. Hier verschieben sich bei beiden Geschlechtern die Relationen zu Gunsten der interessanten Herausforderung. Ansonst erkennt man lediglich die krasse Abweichung in der Rubrik: "Unnötig, da jeder seinen eigenen Stil hat", bei den Vertretern des männlichen Geschlechts. Erlebte Zwänge bei einer Leistung im Haushalt müssen hier besonders stark auftreten, da nur wenige die natürliche Haltung zu einer eigenständigen Arbeits- und Zeiteinteilung einnehmen. 15. Streß in der Familie Der seit Jahren zunehmende Idividualismus-Trend hat zu einer zunehmenden Zerstörung der Zweierbeziehung und der Familie geführt. Die noch immer steigenden Zahlen der Scheidungen (in Österreich wird jede dritte Ehe geschieden) dokumentieren diese Aussage. Der von früher viel gepriesene Ort der Zuflucht wurde für jedes Familienmitglied mit immer höheren Belastungen belegt. Beide Elternteile, welche heute zu mehr als 60 Prozent arbeiten und die Kinder mit der verringerten Zuwendung, welche aus der Arbeitsbelastung der Eltern resultiert, finden nur mehr eine fragmentierte Familie vor. Die intakte Familie erbringt aber enorme Leistungen für die Gesellschaft, wie Kindererziehung, oder kostenlose Pflege der Alten. Schließlich werden auch jene Personen, die selbst gar nicht für künftige Beitragszahler (Kinder) gesorgt haben, von den Kindern der anderen Leute in ihren Renten finanziert. Aber die Gesellschaft läßt die Familie mit ihren Alltagssorgen und Problemen tausenfach scheitern. 15.1. Familienerleben 80 Stress im Lehrberuf © C.Temml Frauen Familienerleben harmonisch nervenaufreibend erholsam ausgleichend eintönig Enthaltung Wien 40 18 7 24 9 2 NÖ 38 19 7 25 10 1 B 27 20 5 30 16 2 Stm 34 24 5 21 14 2 K 38 16 1 28 16 1 OÖ 38 15 6 23 9 9 S 41 16 5 26 8 4 T 48 15 6 22 8 1 V 20 20 10 30 15 5 Gesamt 36 18 6 25 12 3 Wien 42 11 8 32 5 2 NÖ 35 17 5 33 9 1 B 43 4 0 35 9 9 Stm 37 15 9 28 9 2 K 38 18 5 28 3 8 OÖ 37 11 5 38 6 3 S 37 14 2 37 10 0 T 43 12 4 28 7 6 V 42 17 8 25 8 0 Gesamt 42 13 5 30 7 3 Männer Familienerleben harmonisch nervenaufreibend erholsam ausgleichend eintönig Enthaltung Nur etwas mehr als ein Drittel der befragten Lehrerinnen erleben das Familienleben als harmonisch und beschämende sechs Prozent empfinden das Familieleben als erholsam. Diese Antworten dokumentieren wiederum den Zerfall der Familie. Mehr als die Hälfte der Frauen im Lehrberuf findet nicht mehr die notwendige Kraftquelle für den täglichen Kampf im Beruf. Die Meinung, daß ihr Familienleben als ausgleichend wirkt, vertritt ein Viertel des weiblichen Geschlechts. Sicherlich kann man die Ansicht vertreten, daß zwischen harmonisch und ausgleichend kein Unterschied besteht. Als Gegenargument möchte ich aber dazu die Gefühlsebene ins Spiel bringen. Am Gefühlssektor besteht sehr wohl ein gravierender Unterschied zwischen dem Erleben der Harmonie und dem Erleben des Ausgleiches. Während die begleitenden Gefühle der Harmonie immer mit Glücksempfindungen verbunden sind, bedeutet das Gefühl des Ausgleiches eben nur nüchtern gesehen das Aufheben einer anderen Empfindung. Es fehlt also die Intensität der Empfindung. Unser Leben ist aber unzertrennlich mit Empfindungen und Gefühlen verbunden. Gerade deshalb ist es so wichtig, daß unsere Gefühlsebene befriedigt wird. Achtzehn Prozent der Frauen verbinden ihre Familie mit der Emotion: nervenaufreibend, und weitere zwölf Prozent finden das Leben in der Familie als eintönig. Somit ist fast ein Drittel der Lehrerinnen emotional stark unter Streß. Bei langandauernder Einwirkung dieses negativen Gefühlsstreß, können auch nur geringe Belastungen im Beruf eine psychisch verheerende Auswirkung zeigen. Unkontrollierte Aggressionsausbrüche sind dann nicht mehr auszuschließen. Bei den männlichen Vertretern dieses Berufes ist das Erleben der Familie in höherem Ausmaß positiv. Immerhin verbinden 42 Prozent der Männer ihr Familienleben mit dem Gefühl der Harmonie. Fünf Prozent der Befragten sehen die Familie als erhohlsam, und dreißig Prozent empfinden das Familienleben als ausgleichend. Nur mehr dreizehn Prozent erleben die Familie als nervenaufreibend und der geringe Anteil von sieben Prozent sieht 81 Stress im Lehrberuf © C.Temml sein Leben in der Familie als eintönig. Somit findet ein viel höherer Anteil der Männer den notwendigen Gegenpol in der Familie zu den täglich einwirkenden Stressoren im Beruf. Beim Vergleich der Lehrer in den einzelnen Bundesländern zueinander zeigen sich im Bereich des Familienerlebens sehr wohl erstaunliche Unterschiede. Während besonders in Tirol das Harmonieerleben der Frauen stark vom Durchschnitt im positiven Sinne abweicht, wird gerade im Nachbarbundesland Vorarlberg ein starker Abfall auf diesem Sektor angegeben. Das Konfliktpotential im Zusammenleben scheint in der Steiermark besonders hoch. Wie aus dem Kapitel "Sozialdaten" zu entnehmen ist, liegt in diesem Bundesland einer der größten Anteile an geschiedenen Frauen von den österreichweiten Daten vor. Die erhöhte Beurteilung mit der Empfindung des Ausgleiches liegt bei Frauen aus dem Burgenland und Vorarlberg vor. Eine erhöhte Frustration im Familienleben in Form der Eintönigkeit findet sich bei den Lehrerinnen aus dem Burgenland und Kärnten wieder. Bei den Lehrern zeigt sich auf dem Sektor der Harmonie kein positiv herausragender Datensatz. Es ist auch nicht verwunderlich, daß Lehrer aus der Steiermark in der Harmonieempfindung deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt liegen. Immerhin wird auch von den Frauen aus diesem Bundesland das Gefühl nervenaufreibend am häufigsten von allen angegeben. Trotzdem wird das nervenaufreibende Erleben der Partnerschaft von den Männern nicht in der Steiermark, sondern von Lehrern aus Niederösterreich, Kärnten und Vorarlberg angegeben. Das ausgleichende Erlebnis tritt verstärkt bei Männern aus dem Burgenland und Salzburg hervor. Die Vertreter der männlichen Lehrerschaft aus Kärnten sehen ihr Familienleben noch am geringsten eintönig, während die Frauen aus diesem Bundesland sehr wohl in erhöhtem Maße unter der Eintönigkeit leiden. 15.2. Belastungen in der Familie Die Frage nach den Belastungen in der Familie war hauptsächlich auf Personen bezogen. Eine Frage stellte den Bezug zu den räumlichen Gegebenheiten her, da ja bekannterweise eine Raumenge und Dichte der Personen ebenfalls einen großen Streßfaktor darstellt. Im Tierversuch führt es ab einer bestimmten Dichte zu derartiger Aggression, daß es mit dem gewaltsamen Tod für viele endet. Wissenschaftlich läßt sich diese Verhalten als ein Streßfaktor, welcher von der Natur vorgegeben wird, erklären. Eine natürliche Selektion garantiert die Arterhaltung. Es ist daher nicht verwunderlich, daß in großen Ballungszentren, wie es die Großstädte darstellen, die Aggression stark zunimmt. Eine Möglichkeit der Beantwortung ließ sich frei gestalten. Frauen Belastungen in d. Familie durch den Partner durch die Kinder durch die Eltern durch räuml. Gegebenheiten durch ...................... Wien 12 19 8 7 21 NÖ 14 24 10 9 14 82 B Stm K 14 16 10 20 25 27 11 6 6 23 6 2 9 16 21 OÖ 12 22 8 7 12 S 9 18 12 6 14 T 15 22 5 8 8 V 25 0 20 5 10 Gesamt 14 20 10 8 14 Stress im Lehrberuf Enthaltung © C.Temml 33 29 23 31 34 39 41 42 40 35 Wien 8 12 8 14 12 46 NÖ 13 21 4 7 9 46 B Stm K 4 12 18 26 21 21 9 9 8 0 6 8 9 10 5 52 42 40 OÖ 14 18 3 5 10 50 S 18 20 6 6 4 46 T 7 24 1 8 3 57 V 4 50 0 0 25 21 Gesamt 11 24 5 6 10 44 Männer Belastungen in d. Familie durch den Partner durch die Kinder durch die Eltern durch räuml. Gegebenheiten durch ...................... Enthaltung Auch bei dieser Frage war der prozentuelle Anteil der Enthaltungen gleich hoch, wie bei der Frage nach den finanziellen Sorgen. Die vorgegebene Aufgeschlossenheit in der Gesellschaft über dieses Thema offen reden zu können, ist nicht vorhanden. Auch die Familie mit ihren Belastungen bleibt für die meisten ein Tabu, daß scheinbar niemanden anzugehen hat. An erster Stelle stehen bei den empfundenen Belastungen beider Geschlechter die Kinder. Fast ein Viertel der befragten Lehrer und Lehrerinnen sieht die eigenen Kinder als Belastung. Hier drängt sich die Frage auf, in wie weit für diese Personen, die Schüler im Beruf als belastend empfunden werden. Gerade ein pädagogisch geschultes Personal müßte doch einen viel besseren Zugang zu Kindern finden, als nicht geschulte Personen. Oder war für die Berufswahl dieser Lehrer und Lehrerinnen einzig und allein darin zu sehen "Machterleben" zu erlangen? Es bleibt nur die Hoffnung, daß solche Kriterien nicht bei einem Viertel aller Lehrer ausschlaggebend sind. An zweiter Stelle der Belastungen steht schon der Partner sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Trotzdem das Lehrpersonal einen besonders stark kommunikativen Beruf erwählt hat, scheint immerhin eine höhere Anzahl nicht in der Lage, durch gezielte Kommunikation Mißverständnisse und andere Probleme mit dem Partner zu bewältigen. Oder fehlt es an einer ausreichenden Toleranz dem anderen gegenüber? Die Eltern werden heute, durch die meistens räumliche und örtliche Trennung, kaum mehr als Belastung angesehen. Da sich noch immer traditioneller Weise die Frauen mehr um den Kontakt zu den Eltern bemühen und anfallende Arbeit verrichten, erleben auch doppelt so viele Frauen wie Männer darin eine Belastung. Der unmittelbare Konflikt zwischen den Generationen wurde im Laufe der Jahrzehnte aus der Familie herausgetragen. Die räumlichen Gegebenheiten scheinen heute in der Lehrerschaft kaum eine Rolle zu spielen. Man darf allerdings auch nicht vergessen, daß die Lehrer auch einer gehobeneren sozialen Schicht zuzuordnen sind. Der Achtbarkeitsstatus mag zwar in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen haben, aber der Sozialstatus ist sehr wohl erhalten geblieben. 83 Stress im Lehrberuf © C.Temml Auch bei den Belastungen in der Familie zeigt der Vergleich der Ergebnisse aus den Bundesländern Parallelen zu Erleben der Familiensituation. Die Belastungen durch den Partner werden mit der größten Abweichung vom Durchschnitt von Frauen aus der Steiermark und aus Vorarlberg angegeben. Die eigenen Kinder finden Lehrerinnen aus der Steiermark und aus Kärnten besonders belastend, während Frauen aus Vorarlberg bei Kindern überhaupt keine Probleme sehen. Die Eltern als belastender Faktor werden gerade in Vorarlberg erhöht angegeben, während die Frauen in Tirol sich dadurch kaum belastet fühlen. Interessant erscheinen die Angaben der Lehrerinnen aus dem Burgenland. Hier werden die Belastungen durch räumliche Gegebenheiten in den Vordergrund gestellt. Bei den Männern weichen die Belastungen durch den Partner in den Bundesländern Kärnten und Salzburg stark vom Durchschnitt ab. Die Kinder werden in Vorarlberg besonders belastend empfunden, während in Wien nur die Hälfte der Männer aus dem Durchschnitt der österreichweiten Daten hier belastende Momente sehen. Die räumlichen Gegebenheiten stellen widerum bei den Vertretern der männlichen Lehrerschaft aus dem Burgenland und aus Vorarlberg überhaupt keine Belastung dar. 84 Stress im Lehrberuf © C.Temml Zusammenfassung und Diskussion Als eine grundlegende Tatsache kann gesehen werden, daß die Frauen des Lehrberufes die Streßbelastung höher empfinden, als die Männer. Dem entsprechend schätzen sie auch ihren Gesundheitszustand schlechter ein. Auch auf der Seite der Gesundheitsstörungen finden sich die größeren Beeinträchtigungen bei den Lehrerinnen wieder. Eindeutige Zuordnungen von gesundheitsschädigenden Streßauswirkungen sind bei den Frauen des Lehrberufes deutlich höher vorhanden. Auch bei den einzelnen Lehrergruppen sind Unterschiede feststellbar. Während die Sonderschullehrer zu den am geringsten belasteten Lehrern zählen, liegen die Volksund Hauptschullehrer im Mittelfeld. Die eindeutig am stärksten belastete Gruppe sind die Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände. Die Lehrer des polytechnischen Lehrganges beziehen ihre Stellung zwischen Mittelfeld und Höchstbelasteten. Die Streßbelastung des Lehrers ist nicht nur auf einem Gebiet gegeben, sondern auf mehrere Bereiche aufgeteilt. Diese Bereiche betreffen: a) die Interaktion "Gesellschaft - Lehrer" b) die Interaktion "Lehrer -Lehrer" c) die Interaktion "Schüler - Lehrer" Alle drei Bereiche beeinflussen sich auch noch gegenseitig, sodaß eine Störung in einem der Bereiche sich unweigerlich auf die beiden anderen Bereiche auswirkt. a) Stressoren im Bereich der Interaktion "Gesellschaft - Lehrer" Aus den bisher vorangegangenen Ausführungen geht hervor, daß der geforderte hohe Idealismus für mehr als ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer eine hohe psychische Belastung darstellt. Ähnlich, wie bei Ärzten und Politikern verlangt die Gesellschaft übermenschliches Verhalten, absolute Vorbildsfunktion und eine grenzenlos idealistische Arbeitseinstellung. Hinzu kommt noch der Druck der Öffentlichkeit, jedes Thema zu stigmatisieren und vor definitiven Entscheidungen schon in Frage zu stellen. Der geforderte Idealismus wird von den Volksschullehrern am meisten beklagt. Das Thema Schule und Politik berührt nur eine geringe Anzahl an Pädagogen und wird von den meisten gar nicht so hoch bemessen, als man es annehmen würde. Hier treten die Sonderschullehrer hervor, welche sich auf ihrem Arbeitsgebiet scheinbar durch politische Diskussionen wesentlich stärker belastet fühlen. Die größte Belastung allerdings sehen mehr als die Hälfte aller Lehrergruppen im Verlangen der Gesellschaft, daß die Schule mehr und mehr zu einem Ort der Erziehung werden soll. Die ursprüngliche Aufgabe des Lehrers seinen Schülern Wissen zu vermitteln, in ihnen die Lust am Lernen zu wecken und sie zum taktisch richtigen Lernen zu führen, tritt gegenüber der Vermittlung sozialen Verhaltens in den Hintergrund. Aus dem früheren Ort der Begegnung wird nun ein Ort der Erziehung. Die Lehrer sehen sich mit einer steigenden Anzahl von 85 Stress im Lehrberuf © C.Temml verhaltensgestörten Kindern konfrontiert und die Gesellschaft fordert die Behebung dieser Störungen in der Schule. Alle Probleme der Gesellschaft selbst, wie eine zunehmende Intoleranz, wachsender Radikalismus und eine ständige Verringerung der Kommunikation sollten in der Schule gelöst werden. Damit ist ein reichhaltiges Konfliktpotiential vorprogrammiert. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die damit konfrontierte Berufsgruppe sich vehement wehrt. Wie soll sich auch infolge einer mangelnden Ausbildung auf diesem Sektor damit richtig umgehen? Das "Nicht-gehört-werden" in Bidungsfragen beschäftigt die Lehrer des politechnischen Lehrganges am meisten. Wie man ersehen kann sind die Belastungen auf diesem Sektor hauptsächlich die Bildungsfragen der Jugendlichen betreffend. Zu der Forderung nach einer ständigen Freundlichkeit zeigen sich ebenfalls gravierende Probleme. Nur ein Drittel aller Lehrer fühlt sich dadurch nicht belastet und einem weiteren Drittel kostet es sehr viel Anstrengung eine tägliche Freundlichkeit zu praktizieren. Die größten Probleme zeigen sich dazu in Vorarlberg, Wien und dem Burgenland. Bei der auf den Lehrern lastenden - und auch von der Gesellschaft geforderten Verantwortung zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Bundesländern. Vier Fünftel der Lehrer Österreichs kommen so recht und schlecht damit zurecht. Das restliche Fünftel hat zur Hälfte den Wunsch diese "los-zu-werden" und möchte zur anderen Hälfte sogar deswegen den Beruf aufgeben. Besonders starkes Unbehagen auf diesem Bereich findet sich bei beiden Geschlechtern in Wien. Bei den Frauen erstreckt es sich auch noch auf das Burgenland, Tirol und Vorarlberg. Bei den männlichen Pädagogen ist zusätzlich zu Wien auch noch die Steiermark betroffen. Als letzter Bereich im Spannungsfeld "Gesellschaft - Lehrer" sind die Probleme zwischen der Behörde und dem Lehrer zu erwähnen. Der immer höhere Anfall an administrativer Arbeit trägt auch nicht gerade zu einer besseren Schulsituation bei. Ein Drittel aller Lehrer sieht sich dabei einer hohen Belastung ausgesetzt. Wie soll auch eine pädagogische Arbeit bei dem derzeitigen Anfall an Administration noch verrichtet werden? b) Stressoren im Bereich der Interaktion "Lehrer -Lehrer" Auf diesem Gebiet der Interaktion gibt es ebenfalls eine Menge an Stressoren, denen der Lehrer sich heute ausgesetzt fühlt. Die fehlende Kommunikation unter den einzelnen Schularten wird von einem Drittel aller Lehrer als eine schwere Belastung angeführt. Besonders stark wird dieses Problem von den Volksschullehrern, Sonderschullehrern und den Lehrern des polytechnischen Lehrganges kritisiert. Auch das Gefühl von den Kollegen anderer Schularten als nicht gleichberechtigt angesehen zu werden, trägt gerade nicht zu einem guten interkollegialen Klima bei. Hier fühlt man sich an den schwellenden Konflikt zwischen Fachärzten und praktischen Ärzten erinnert. Statt dem Gefühl einer Berufssolidarität und dem "Miteinander" machen sich Strömungen des "Gegeneinander" durch ständige Bezichtigungen untereinader breit. Dies belastet 86 Stress im Lehrberuf © C.Temml Sonderschullehrer, Lehrer des polytechnischen Lehrganges und Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände in höherem Maße. Auch die kollegiale Zusammenarbeit untereinander in der Schule wird nur mehr von der Hälfte aller Lehrer trotz hoher Wertschätzung untereinander als positiv gesehen. Bei den Problemen in der Zusammenarbeit untereinander stechen die Bundesländer Wien, Salzburg und Kärnten hervor. Bei der Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten liegen ähnliche Probleme vor. Lehrerinnen zeigen hier ein viel schlechteres Integrationsverhalten und haben auch infolge dessen, damit stärker zu kämpfen. Auf dem Gebiet der Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten sticht besonders Vorarlberg negativ hervor. Ein Fünftel der Lehrer Österreichs fühlt sich von seinem Vorgesetzten mit seinen Problemen alleine gelassen. Wie soll nun ein Großteil der Lehrer ein gutes Arbeitsklima im Unterricht zwischen sich und seinen Schülern aufbauen, wenn er in der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und dem Vorgesetzten schon schweren Belastungen ausgesetzt ist? c) Stressoren im Bereich der Interaktion "Schüler - Lehrer" Zu diesem Gebiet wurden eine Reihe von Publikationen geschrieben und sogar ein eigener Forschungszweig setzte sich in der Angstforschung damit auseinander. Nichst wurde so sehr strapaziert wie die Lehrerängste, begonnen in den Siebziger Jahren bis in die heutigen Tage. Man sollte nun meinen, daß durch die gewonnen Erkenntnisse eine deutliche Verbesserung auf diesem Gebiet bestehen müßte. Wenn man aber die Auswertungen zu diesem Thema betrachtet, dannhat sich in den letzten zwei Jahrzehnten im Bezug auf die Lehrerängste nichts geändert. Ein Vergleich der Lehrergruppen zeigt folgende Ergebnisse: Volksschullehrer 1. Qualifikationsängste 1.a Mangelnde Mitarbeit der Schüler Hier stellt die Ablehnung des Lernens von den Schülern kaum eine Belastung dar. Bei Frauen betrifft es 20 Prozent, bei Männern 21 Prozent. 1.b Stören des Unterrichts In diesem Bereich liegen die Prozentzahlen an belasteten Frauen (65 Prozent) im Durchschnitt, bei den Männern (52 Prozent) geringfügig unterhalb des Durchschnittes. 2. Integrationsängste 2.a Disziplin der Schüler Die Belastungen auf diesem Gebiet zeigen die selben Daten (43 Prozent der Frauen, 39 Prozent der Männer), wie der Gesamtdurchschnitt. 87 Stress im Lehrberuf © C.Temml 2.b Umgang mit Machtmittel Streß durch ungewolltes Disziplinieren liegt bei den Volksschullehrern im Bereich des Gesamtdurchschnittes. Es wird von einer höheren Anzahl der Frauen, als der Männer, belastend erlebt. 3. Selektionsängste Hier wird von den weiblichen Vertretern dieser Lehrergruppe (43 Prozent) in außerordentlich hohem Maße der geringe Spielraum in der Notengebung als belastend empfunden. Die männlichen Kollegen (26 Prozent) sehen hiermit nicht mehr Probleme als der Durchschnitt. 4. Ängste im Bereich Kontakt 4.a Selbstdarstellung Hier liegen die Prozentzahlen der gestreßten Lehrer unter dem Gesamtdurchschnitt. 4.b Beziehungsformen Der Streß besteht wie bei allen anderen hauptsächlich am Sektor der Eigenerwartungen. Dabei zeigen die Lehrerinnen noch weniger Belastungen als die Lehrer. Im Gesamten gesehen liegen die prozentuellen Anteile leicht unter dem bundesweiten Schnitt (26 Prozent der Frauen, 32 Prozent der Männer). Hauptschullehrer 1. Qualifikationsängste 1.a Mangelnde Mitarbeit der Schüler Die Belastung durch das Ablehnen des Lernens von den Schülern liegt über dem Gesamtdurchschnitt und stellt für mehr als die Hälfte beider Geschlechter eine starke Beeinträchtigung dar. Bei den Frauen fühlen sich 59 Prozent beeinträchtigt, bei den Männern sind es 57 Prozent. 1.b Stören des Unterrichts Hier besteht die gleiche Situation, wie bei den Volksschullehrern. Bei den Frauen fühlen sich 63 Prozent dadurch belastet und bei den männlichen Kollegen betrifft es 52 Prozent der befragten Personen. 2. Integrationsängste 2.a Disziplin der Schüler Bei den Hauptschullehrern zeigen die weiblichen Pädagogen mit 48 Prozent eine minimale Abweichung vom Durchschnitt, während die männlichen Pädagogen mit 47 Prozent deutlich über dem Durchschnitt liegen. 2.b Umgang mit Machtmittel Bei den Lehrern fühlen sich 70 Prozent durch ungwolltes Disziplinieren belastet und bei den Frauen sind es 66 Prozent. Global gesehen sind also fast drei Viertel der Hauptschullehrer infolge des Einsetzens von Machtmitteln stark beeinträchtigt. 88 Stress im Lehrberuf © C.Temml 3. Selektionsängste Sowohl die weiblichen als auch die männlichen Pädagogen aus dieser Gruppe zeigen die gleiche prozentuelle Belastungsverteilung, wie der Gesamtdurchschnitt. 4. Ängste im Bereich Kontakt 4.a Selbstdarstellung Hier findet man etwa die gleichen Prozentzahlen, wie beim landesweiten Durchschnitt. (Neun Prozent der Frauen und Männer fühlen sich belastet.) 4.b Beziehungsformen Auch die Hauptschullehrer fühlen sich kaum durch enttäuschte Schülererwartungen belastet. Auf dem Gebiet der enttäuschten Eigenerwartungen an die Schüler sind die belastenden Gefühle um einiges über dem länderweiten Durchschnitt und betrifft 42 bis 43 Prozent beider Geschlechter. Sonderschullehrer 1. Qualifikationsängste 1.a Mangelnde Mitarbeit der Schüler Hier liegt ein ganz deutliches differentes Beurteilen der Geschlechter vor. Während bei den Frauen sich nur ein Viertel beeinträchtigt sehen, sind es bei den Männern fast die doppelte Menge, nämlich 43 Prozent. 1.b Stören des Unterrichts Entsprechend ihrer Ausbildung und dem Umgang mit Sonderschülern sehen sie die Angriffe auf ihre Person durch die Schüler weit aus weniger tragisch. Bei den Frauen sehen sich 41 Prozent davon betroffen und bei den Männern sind es 43 Prozent. 2. Integrationsängste 2.a Disziplin der Schüler Die Sonderschullehrer haben infolge ihrer Ausbildung die geringsten Probleme auf diesem Gebiet. (30 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer) 2.b Umgang mit Machtmittel Der Streß bei beiden Geschlechtern (56 Prozent der Frauen, 49 Prozent der Männer) betrifft etwa die Hälfte der Sonderschullehrer und liegt somit doch weit unter dem Gesamtdurchschnitt. Eine Erklärung dafür liegt möglicherweise im Umgang mit einer gesonderten Kinder- und Jugendlichengruppe. 3. Selektionsängste 89 Stress im Lehrberuf © C.Temml Gleich, wie bei der Gruppe der Volksschulehrer sehen sich die Sonderschullehrerinnen mit 38 Prozent überdurchschnittlich belastet durch den zu geringen Spielraum in der Notengebung. 4. Ängste im Bereich Kontakt 4.a Selbstdarstellung In dieser Gruppe bestehen die gleichen Verhältnisse, wie bei den Volksschullehrern. (5 Prozent der Frauen und 5 Prozent der Männer sind betroffen.) 4.b Beziehungsformen Diese Gruppe an Lehrern hat bei den enttäuschten Schülerwartungen ebenfalls keine Probleme. Es bestehen auch zum geringsten Anteil die Belastungen durch enttäuschte Eigenerwartungen. (20 Prozent der Frauen, 24 Prozent der Männer) Lehrer des polytechnischen Lehrganges 1. Qualifikationsängste 1.a Mangelnde Mitarbeit der Schüler Diese Gruppe an Lehrern stuft die Beeinträchtigung durch ablehnende Haltung der Schüler zum Lernen am höchsten von allen Lehrern ein. Bei den Frauen betrifft es immerhin 81 Prozent! Bei den männlichen Kollegen sind es 66 Prozent. 1.b Stören des Unterrichts Das Stören des Unterrichts wird weit über dem Durchschnitt beurteilt. Bei den Frauen sind es 77 Prozent, die sich dadurch belastet fühlen. Von den Männern fühlen sich 61 Prozent dadurch gestreßt. 2. Integrationsängste 2.a Disziplin der Schüler Bei den Hauptschullehrern zeigen sich die schwersten Belastungen durch undiszipliniertes Verhalten der Schüler. Lehrerinnen fühlen sich zu 46 Prozent und Lehrer zu 49 Prozent dadurch beeinträchtigt. Global gesehen erkennt man also, daß fast die Hälfte der Lehrer des polytechnischen Lehrganges darunter leiden. 2.b Umgang mit Machtmittel Diese Lehrer stellen mit Abstand in der Beurteilung des Umganges mit Machtmitteln den höchsten Prozentsatz an belasteten Pädagogen. Hier sind 77 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer betroffen. 3. Selektionsängste Die Lehrer dieser Gruppe orten nicht mehr oder weniger gravierende Probleme bei der Selektion, wie der Gesamtdurchschnitt der Lehrer. 4. Ängste im Bereich Kontakt 4.a Selbstdarstellung 90 Stress im Lehrberuf © C.Temml In dieser Lehrergruppe findet man interessanterweise ein starke abweichende Beurteilung im Problem der Selbstdarstellung. Fast doppelt so viele Lehrer beider Geschlechter erleben ihre Selbstdarstellung mit Problemen den Schülern gegenüber behaftet. 4.b Beziehungsformen Die enttäuschten Schülererwartungen betreffend, haben die Frauen dieser Lehrergruppe überhaupt keine Belastungen angegeben, während die Antworten der Männer im landesweiten Durchschnitt liegen. Bei den Belastungen durch enttäuschte Eigenerwartungen von den Schülern zeigen sehen sich 46 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer des Lehrberufes betroffen. Lehrer für einzelne Unterrichtsgegenstände 1. Qualifikationsängste 1.a Mangelnde Mitarbeit der Schüler Die weiblichen Vertreter dieser Gruppe sehen sich zu 46 Prozent vom Ablehnen des Lernens der Schüler belastet; bei den Männern sind es nur 18 Prozent! 1.b Stören des Unterrichts Hier wird die Belastung durch unterrichtsstörende Schüler noch höher in der Belastung bewertet. 79 Prozent der weiblichen Lehrer und 73 Prozent der männlichen Lehrer fühlen sich damit einer hohen Belastung ausgesetzt. 2. Integrationsängste 2.a Disziplin der Schüler In dieser Gruppe sieht man eine Beeinträchtigung der Frauen mit 46 Prozent, während der Hauptteil der Lehrer im Umgang mit diesem Problem kaum Beeiträchtigt ist. Bei den Männern sind lediglich 18 Prozent davon betroffen. 2.b Umgang mit Machtmittel Die Lehrer aus dieser Gruppe liegen bei beiden Geschlechtern, prozentuell gesehen mit der entstehenden Belastung durch Machtmitteleinsatz, im landesweiten Durchschnitt. 3. Selektionsängste Bei dieser Gruppe zeigt sich doch ein sehr differentes Beurteilen der Situation, als bei allen anderen. Das Verteidigen der Notengebung bedeutet doch immerhin für ein Viertel der weiblichen Kollegen eine Belastung. Auch die Notengebung die im Gegensatz zur eigentlichen Leistung steht bereitet einem Drittel der Frauen eine Belastung, während der derzeit bestehende Spielraum in der Benotung nur auf 22 Prozent belastend einwirkt. Bei den Männern dieser Lehrergruppe wird ebenfalls die nicht vergebene Beurteilung, die sie eigentlich geben müßten für ein gutes Drittel zum belastenden Faktor. Durch die Beurteilung mit dem zu geringen Notenspielraum, sehen sich um zehn Prozent mehr als der Durchschnitt beeinträchtigt. 91 Stress im Lehrberuf © C.Temml 4. Ängste im Bereich Kontakt 4.a Selbstdarstellung Hier zeigt sich der gleiche Prozentsatz wie im österreichweiten Durchschnitt. 4.b Beziehungsformen Sowohl bei den weiblichen als auch bei den männlichen Vertretern dieser Lehrergruppe erleben die Hälfte der Befragten ihre enttäuschten Erwartungen an die Schüler als belastend. Damit zählen diese Lehrer zu den Spitzenreitern auf diesem Sektor. Abschließende Betrachtung Nach allen diesen Ausführungen möcht ich zum Schluß noch die folgende globale Feststellung treffen: Seit der gesellschaftlichen Revolution der 68-ger Jahre mit dem Beginn und dem explosiven Mut alte Traditionen über Bord zu werfen und neue Werte zu setzen, hat man sich auch intensiv mit Erziehung und Schule auseinander gesetzt. Es lag daher nichts näher als die vollkommen starre autoritäre Beziehung "Lehrer - Schüler und Eltern - Kind" aufzutauen, um den Kindern und Jugendlichen eine neue verbesserte Position zu schaffen. Intensive Forschungen auf den Gebieten, Pädagogik, Soziologie und Psychologie hat eingesetzt, damit für den Lernenden (Kind, Schüler) laufend Verbesserungen entstehen können. Die Position des Lehrers wurde in jeder Hinsicht in Frage gestellt. Leider hat aber das "Über-Bord-werfen" aller Werte, um Neue zu schaffen auch alle früheren pädagogischen Ansätze einer Verbesserung miterfaßt. Der Lehrer wurde selbst zum Lernenden und Generation um Generation in eine laufende Verteidigungsposition gedrängt. Die daraus resultierende Wechselbeziehung Gesellschaft - Lehrer wurde beträchtlich ins Wanken gebracht und der Lehrer sah sich ständigen Angriffen ausgesetzt. Dies hatte wiederum seine Auswirkung in den beiden anderen sozio-emotionalen Beziehungsbereichen. Somit ist auch jetzt der zweite Bereich der Interaktion "Lehrer - Lehrer" gestört. Zerrieben zwischen den Fronten erhebt sich nun die Frage "Wie kann der Lehrer noch bei diesem Störungen im Umfeld eine begleitende und unterstützende Lehrfunktion gegenüber den Schülern aufbauen?" Laufende Attacken aus den Reihen der Öffentlichkeit, aus Medien und Politik haben den Lehrer aus einer ständigen Verteidigungsposition in die Resignation und Frustration getrieben. Übergeblieben ist ein Stadium des "Kollektives Selbstmitleids". Deshalb ist es an der Zeit von Außen eine Unterstützung zu geben, um die Beziehung Lehrer - Schüler in seiner ursprünglich gedachten Partnerschaft auch wachsen zu lassen. 92 Stress im Lehrberuf © C.Temml Streßentlastung Wie man aus den vorangegangenen Ausführungen entnehmen kann, ist eine Verbesserung der Situation für die Lehrer in der Schule bezüglich der Streßbelastung nicht mit der "Verringerung eines entscheidenden Faktors" behoben. Ähnlich wie in der Medizin, wo bei chronischen Erkrankungen immer nach dem einen allesentscheidenden Faktor gesucht wird, hätte man auch im Schulwesen gerne diese einfache Patentlösung. Damit eine chronische Erkrankung in ihrer Erkrankungsrate verringert werden kann, und die Symptome der Krankheit gelindert werden können, ist das Beschreiten mehrerer Wege mit der aktiven Mitarbeit des Patienten erforderlich. Aufgezeigt werden vorerst die Richtlinien der Vorsorge; dann kommt die Umsetzung durch den Einzelnen in Form der Inanspruchnahme und Veränderung seiner Verhaltensweisen. Erst am Schluß steht die Therapie des schon Erkrankten. Einfache Patentlösungen zur Streßbekämpfung gibt es nicht, da es sich bei diesem Phänomen ebenfalls um einen chronisch fortschreitenden Prozeß handelt. Der "DreiPhasen-Ablauf" des Stresses gibt uns auch mehrere Ansatzmöglichkeiten. Deshalb sind folgende Fragestellungen von Bedeutung: • • • Wo finden sich Ansatzmöglichkeiten der vorbeugenden Streßbekämpfung? Welche Beiträge können durch die Lehrer selbst geleistet werden? Welche Maßnahmen sind bei schon vorhandener Streßbelastung zu setzen? Wenden wir uns nun vorerst den vorbeugenden Ansatzmöglichkeiten zu. Da es sich um aufschaukelnde Konflikte in drei Bereichen handelt, müssen auch die vorbeugenden Ansätze gleichzeitig angesetzt werden. Verbesserungsvorschläge am Sektor Gesellschaft - Lehrer In verstärktem Maße muß eine regelmäßige professionelle Pressearbeit mit positiver Darstellung des Lehrberufes, Präsentation der Lehrer mit positiven Akzenten zur Imagepflege einsetzen. Nur dadurch kann der derzeit bestehenden negativen Strömung entgegengewirkt werden. Das neue Bild des Lehrers sollte in der Rolle des "Wissensmanager" gesetzt werden. Der Lehrer ist die zentrale Anlauf- und Auskunftsstelle für Wissensvermittlung, indem er nicht ausschließlich direktes Wissen weitergibt, sondern vermehrt Hinweise und Wege zur Wissensbeschaffung aufzeigt. Dadurch wird der Begriff Lehrer positiv besetzt. Verbesserungsvorschläge am Sektor Lehrer - Lehrer Hier kommt es zur Überschneidung der Fragen: • „Wo finden sich Ansatzmöglichkeiten zur Vorbeugung ......?“ und • „Welche Beiträge können die Lehrer selber leisten?“ Der unabwendbare Weg auf diesem Sektor führt über den Fortbildungssektor. Nicht nur das die fortlaufenden Wissenserkenntnisse heute auf jedem Sektor sich 93 Stress im Lehrberuf © C.Temml mindestens alle fünf Jahre, wenn nicht früher revolutionär ändern, kann ein Lehrender auf dem Weg zum Wissensmanager an einer ständigen Lernfunktion nicht vorbei. Aber außer dieser Problematik stehen im Vordergrund Fortbildungen am Persönlichkeitssektor, Kommunikationssektor, Managementausbildungen für Führungs-personen (Direktoren und höhere Ebenen) und Personalmanagement. Es das Gewährleisten eines entsprechenden Arbeitsklimas untereinander kann den Lehrer den Freiraum für die Partnerschaft mit dem Schüler geben. Überschneidend zum dritten Sektor Schüler - Lehrer scheint es unabdingbar eine verstärkte Autonomie der einzelnen Schulen einzuführen. Erst als ein geschlossenes autarkes System kann verbessert zu einer Zufriedenheit aller Beteiligten agiert werden! Dies ist meiner Meinung nach ein zentraler Punkt für den Streßabbau auf beiden Seiten - Lehrer - Schüler. Verbesserungsvorschläge am Sektor Schüler - Lehrer Nach den Ausführungen der Lehrerängste un den damit verbundenen Streßbelastungen scheint es nicht zielführend gerade auf jenem Bereich, wo die Lehrer die wenigsten Belastungen fühlen heiße Diskussionen zu führen. Ich meine damit die Diskussionen über die Notengebung. Auch der Schüler wird in seinem späteren Leben immer "Bewertungen" ausgesetzt sein, sodaß die Belastungen der Schüler auch nicht in diesem Ausmaß gegeben sind wie es gerne dargestellt wird. Wenn auf diesem Gebiet eine Diskussion begonnen wird, dann sollte sie in Richtung gemeinsame Bewertung mit den Schülern, oder gleichzeitige Bewertung der Lehrer von den Schülern gehen. Vordergründig stehen aber die Probleme am Ablehnen des Lernens durch die Schüler, sowie die Disziplinierung. Die "Lust am Lernen" muß wiederentdeckt werden, hier sollten die vorbeugenden Strategien für Lehrer und Schüler ansetzen. Hier setzt die neue Rolle des Managers für Wissensvermittlung an. Es ist nicht mehr wichtig, daß der Lehrer alles weiß und alles kann. Heute ist es wichtig daß er weiß, wo und wie kann ich mir das Wissen verschaffen um anschließend mit ihm darüber zu diskutieren! Damit wird auch automatisch die Lust am Lernen wiederentdeckt. ********************** Autor: Dr. med. Christian Temml Internist, Vorsorgemediziner & Epidemiologe Leiter der Gesundheitsvorsorge Wien e-mail: [email protected] 94 Stress im Lehrberuf © C.Temml Literaturverzeichnis Biener K.: Stress bei Lehrern, Fortschritte der Medizin 104 Nr. 20, S. 405-408 (1986) De Frank R. S.; Stroup C. A.: Teacher stress and health; examination o Ja model, J. Psychosomatic Research 33 Nr. 1, S 99-109 (1989) Feldmann K.: Innovation im Klassenzimmer ermöglicht durch veränderte Interaktionsformen. Westermans päd. Beiträge,1975, 27, S.128-134 Goffman E.: Verhalten in sozialen Situationen. Strukturen und Regeln der Interaktion im öffentlichen Raum. Gütersloh: Bertelsmann,1971 Heinsohn G., Knieper B.: Das Desinteresse lohnabhängiger Pädagogen als zentrales Problem der Erziehung. In: Kritik der pädagogischen Psychologie. Reinbeck: Rowohlt.1976 Henry J.: Spontaneität, Selbständigkeit und Kreativität: Fallbeschreibungen aus bürgerlichen Grundschulklassen. In Zinneecker J. (Hrsg.), Der heimliche Lehrplan. 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