Skript zum Thema Bewerbung
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Skript zum Thema Bewerbung
Die Bewerbung Arbeitszeugnis Foto und Deckblatt Das Anschreiben Der Lebenslauf Checkliste Bewerbungsunterlagen Die Bewerbungsmappe Onlinebewerbungen Formen des Vorstellungsgespräches Das Vorstellungsgespräch Warum Bewerbungen im Papierkorb landen?! Interview mit Matthias Dost (Geschäftsführer Linse-Xpres) Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 1 Das Ausbildungs- und Arbeitszeugnis: Rechtsanspruch: Jeder Arbeitnehmer hat ein Anspruch auf ein Zeugnis. Der Arbeitnehmer kann aus triftigem Grund ein Zwischenzeugnis verla ngen. Nach §8 BBiG hat der Ausbildende dem Auszubildenden nach Beendigung der Berufsausbildung ein Zeugnis auszustellen. Wahrheit vor Wohlwollen Das Zeugnis muss zunächst wahr sein, erst dann wohlwollend. Ist ein Zeugnis unwahr, kann der neue Arbeitgeber ggf. Schadensersatz verlangen. Wohlwollend soll das Zeugnis deshalb sein, weil der alte Arbeitgeber die Chancen auf einen neuen Arbeitsvertrag nicht negativ beeinflussen darf. Hieraus hat sich die Praxis der Zeugnissprache entwickelt. Auslassungen: Die einfachste Möglichkeit wohlwollend und ehrlich zu sein ist nichts zu schreiben. Werden nur ganz kurz, sparsame Erklärungen z.B. über unwichtiges gemacht ist dies meist ein Anzeichen für ein weniger gutes Zeugnis. Beispiel: Bei einem Außendienstmitarbeiter wird geschrieben, „er war immer gut gekleidet.“ Andeutungen: Subtile Andeutungen: "Er hat sich im Rahmen seiner Fähigkeiten eingesetzt" (wenig Fähigkeit) "Er erledigte seine Aufgaben immer ordnungsgemäß" (Bürokrat). "Wir lernten sie als umgängliche Kollegin kennen", weist beispielsweise auf eine besonders unangenehme Mitarbeiterin hin. Klauseln wie "Geselligkeit" oder "Verbesserung des Betriebsklimas" weisen gar auf Alkoholprobleme hin. Widersprüche: "Er arbeitete nach Vorgaben selbständig", "Er kam insgesamt gut mit Kunden klar (also schlecht), so dass wir sehr mit ihm zufrieden waren" (sehr gut, insgesamt: Widerspruch). Leistungsbeurteilung: Note 1 - "Wir waren mit seiner Leistung stets außerordentlich zufrieden." Note 1 - "Sie hat Ihre Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt." Note 2 - "Er hat seine Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt." Note 3 - "Er hat seine Aufgaben zu unserer Zufriedenheit erledigt" Note 4 - "Er hat seine Aufgaben zu unserer Zufriedenheit erle digt" Note 5 - "Er hat seine Aufgaben im großen und ganzen zu unserer Zufriedenheit erledigt" Sämtliche Formulierungen, die beispielsweise ausdrücken, dass Sie sich "bemüht haben" oder "bestrebt waren", deuten nicht gerade auf hohen Eifer hin. Aufbau des Zeugnisses: Art der Berufsausbildung / der Tätigkeit, Dauer des Arbeitsverhältnisses, Ziel der Berufsausbildung die erworbenen Fertigkeiten und Kenntnisse des Auszubildenden. Beim qualifizierten Zeugnis sind weiterhin Führung, Leistung und besondere fachliche Fähigkeiten, anzugeben. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 2 Zeugniscode Zeugniscodes sind standardisierte Formulierungen, die es den Arbeitgebern ermöglichen, das Verhalten und die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers einzuschätzen. Zeugniscodes tauchen grundsätzlich nur bei qualifizierten Zeugnissen auf, eine Bewertung der Arbeitsleistung usw. beim einfachen Zeugnis ist nicht zulässig. Es gibt kein einheitliches Codebuch für Arbeitgeber. Die folgenden Formulierungen tauchen jedoch in sehr vielen Zeugnissen mit der einen oder anderen Variation auf. Bewertung der Arbeitsleistung: Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit ....... zu unserer vollen Zufriedenheit ........zu unserer Zufriedenheit .. ohne stets .. zu unserer Zufriedenheit im großen und ganzen zu ... zu unserer Zufriedenheit zu erledigen versucht Nach LAG Hamm, Urteil vom 13.02.1992 Bewertung des Arbeitserfolgs und der Arbeitsweise: ... stets mit größter Sorgfalt und Genauigkeit ... mit großer Sorgfalt und Genauigkeit ... mit Sorgfalt und Genauigkeit ... im allgemeinen mit Sorgfalt und Genauigkeit darunter: sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft Bewertung des Verhaltens gegenüber Vorgesetzen und Mitarbeitern Stets einwandfrei/vorbildlich und/oder Durch .. charakterliche Integrität/Vertrauenswürdigkeit usw. sehr gut trug .. in höchstem Maße zu einem guten Betriebsklima bei...und war bei Geschäftsführung und Mitarbeitern gleichermaßen sehr anerkannt und beliebt.... Einwandfrei und/oder Durch .. Integrität und ... aktives und kooperatives Wesen .. gut wesentlich zu einem guten Betriebsklima beigetragen und war ... gleichermaßen sehr anerkannt und beliebt Gut und/oder Durch .. Wesen und .. Vertrauenswürdigkeit..... bei ... gleichermaßen anerkannt und beliebt/geschätzt befriedigend Aufgrund kooperativen Wesens/verbindlichen Verhaltensweise .. bei ...anerkannt und geschätzt... Zufriedenstellend und/oder ausreichend .... allseits anerkannt Insgesamt einwandfrei und/oder ..aufgrund kooperationsgeneigter Art bei .... anerkannt ausreichend bis mangelhaft aufgrund verbindlicher Verhaltensweise allseits anerkannt und geschätzt... Variationen und versteckte Hinweise: Durch .. aufgeschlossenes Wesen bei Mitarbeitern gern Quasselstrippe Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 3 gesehen... fröhliches Naturell ... gern gesehen... .. bewältigte Aufgaben .. (stets) im Alleingang verstand es stets aufgrund seiner/ihrer ausgeprägten Kooperationsbereitschaft seine Kollegen in eigene Arbeitsabläufe erfolgreich einzubinden........ Betriebsnudel Einzelgänger, nicht teamfähig drückt sich wo es nur geht.... Kollegen machen Arbeit mit Danksagungen und Trennungsformeln Wir bedauern den Verlust von Herrn/Frau.... und bedanken uns bei ihm/ih r für die stets sehr gute und produktive Zusammenarbeit.... sehr gut Und/oder .... er/sie hat das Unternehmen entscheidend nach vorne gebracht... usw. Wir bedauern eine so gute Kraft (..Fach/Führung) zu verlieren und sind für die stets gute Leistung/Leitung zu großem Dank gut verpflichtet...... Wir bedauern, eine so gute Kraft (Fach/Führung) zu verlieren befriedigend und danken für die gute Leistung/Leitung/Zusammenarbeit...... Für ... bedanken wir uns. ausreichend Wir bedanken uns für ..... Wir können unseren Dank für die stete Arbeitsbereitschaft nicht versagen... mangelhaft Für das stete Bestreben/Interesse an der Zusammenarbeit usw.... bedanken wir uns... verläßt unser Unternehmen auf eigenen Wunsch... das Arbeitsverhältnis endete am... Kündigung durch Arbeitnehmer Kündigung durch Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis endet im besten beiderseitigen Einvernehmen... einvernehmliche Trennung .... einvernehmlich getrennt Aufhebungsvertrag auf Druck des Arbeitgebers Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 4 - Geselligkeit, Fröhlichkeit = Alkoholkonsum; - wusste sich gut zu verkaufen = Angeberei; - im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten = machte öfter blau; - bemühte sich, pünktlich zu sein = war unpünktlich; - zeigte für seine Arbeit Verständnis = war faul; - setzte sich mit Kollegen aktiv auseinander = wurde handgreiflich; - war sehr anspruchsvoll und kritisch = nörgelte immer herum; - wurde als umgänglicher Mitarbeiter geschätzt = war sehr schwierig im Umgang; - ist immer gut mit seinen Vorgesetzten ausgekommen/auf Grund seines Wissens war die Zusammenarbeit und Führung problemlos = "Radfahrer"-Syndrom (nach oben buckeln, nach unten treten); - arbeitete in seinem Interesse wie auch im Interesse der Firma = neigte zu Unehrlichkeit; - war gegenüber den Kollegen ehrlich = nicht aber gegenüber der Firma; - waren wir bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses von seiner Ehrlichkeit überzeugt = war in Betrügereien verwickelt; - war beim weiblichen Teil der Belegschaft sehr beliebt/zeigte Einfühlungsvermögen für die Bele gschaft = war aufdringlich/machte plumpe Annäherungsversuche. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 5 Foto und Deckblatt Dein Foto entscheidet über Sympathie oder Antipathie "auf den ersten Blick" - in Bruchteilen von Sekunden! Dabei kommt es nicht darauf an, dass du mit dem Foto einen Schönheitswettbewerb gewinnst, sondern es kommt auf die Aussage des Bildes an. Ein Bewerbungsfoto hat nicht die Aufgabe eines Passbildes, also einer Identifizierung, sondern es sollen wichtige Eigenschaften mit "rüberkommen". So ist für eine Stelle an der Rezeption die berufsmäßige Freundlichkeit und sympathische Ausstrahlung sicherlich wichtiger als bei einem Buchhalter, bei dem Sicherheit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit in der Regel im Vordergrund stehen. Check dein Bild nach den Adjektiven, die dargestellt werden bzw. die vom Unternehmen gefordert werden. Warum also nicht einmal ein quadratisches oder querformatiges Bild verwenden? Die meisten Bewerber verschicken Farbfotos. Eine weitere Möglichkeit für dich, sich abzuheben, besteht darin, auf schwarz-weiß zu setzen. Viele Bewerber sind erstaunt über die Ausdrucksstärke, die damit vermittelt wird. (Hinweis: Denn einer der ersten Blicke des Personalentscheiders wird zu deine Foto wandern, und im Nu öffnet sich (Stichwort 1. Eindruck) auch hier die Schublade, in die man dich steckt: nett, freundlich, offen oder introvertiert, unsympathisch, verschlossen. Auch wenn du jetzt einwenden magst, dass man dies alles einem Bild doch gar nicht entnehmen kann, musst du bedenken, dass Menschen nun einmal so funktionieren. Sei ehrlich: Bildest du nicht auch ziemlich schnell eine Meinung über jemanden, den du zum ersten Mal gesehen oder dessen Bild du irgendwo entdeckt hast?) Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 6 Eine Bewerbung (darin steckt das Wort Werbung) ist ein Werbeprospekt von DIR. Das Bild die Werbeaufnahme. Deshalb: Aktuelles Foto, kein Automatenbild (nur Profifoto), keine Kopie eines Fotos, kein Urlaubsbild, kein Computerbild (das ist der falsche Platz um zu zeigen, dass Sie mit Computern umgehen können), nur Portraitaufnahme, etwas größer als Passbild, angemessene Kleidung (so wie du später am Arbeitsplatz erscheinen willst), Foto auf den Lebenslauf oben rechts, gerade und sauber aufkleben oder, noch besser, auf separatem, gestaltetem "Begrüßungsblatt" (Deckblatt) mit Adresse und Telefonnummern. Während bei Anschreiben und Lebenslauf die richtige Wortwahl gefragt ist, bieten Foto und Deckblatt den gestalterischen Rahmen für deine Unterlagen. Du kannst vor dem Lebenslauf, als erste Seite deiner Bewerbungsmappe, ein Deckblatt einheften, das sozusagen zu dem weiteren Inhalt hinführt und vor allem einen schönen Rahmen für die folgenden Seiten bildet. Auf das Deckblatt klebst du z.B. Ihr Foto und schreibst darunter deine Adresse. Oder du formulierst eine Überschrift wie "Bewerbungsunterlagen für die Firma XY von ..." und lässt dann deinen Namen und deine Anschrift mit sämtlichen Kommunikationsdaten (Telefon, Fax, E-Mail) folgen. Deiner Kreativität sind da - fast - keine Grenzen gesetzt. Das Bewerbungsfoto ist kein Passfoto! Warum? - Hier soll Sie kein Zollbeamter am Flughafen an Ihrer Ohrform wiedererkennen, hier soll Ihre Physiognomie "`rüberkommen"! Das heißt, Sie sollen einen positiven Eindruck machen - Ihre sympathische Ausstrahlung ist gefragt! Also beachten Sie bitte folgende 9 Punkte: Lassen Sie Farbfotos machen! Stimmen Sie die Bekleidung auf Ihren Typ ab! Wählen Sie warme, helle Farben. Nehmen Sie "Rot" (Bluse, Tuch - Krawatte) mit ins Bild. Rot "zieht" das Auge. Kein weißes Hemd - starke Reflexion! - ein leichter Streifen ist vorteilhafter! Wählen Sie Halbprofil - Henkelohren wirken lächerlich. Lächeln Sie, Faltenbildung macht Ihr Gesicht plastischer und freundlicher. Blicken Sie an der Kamera vorbei - der direkte Blick aus dem Foto irritiert. Achten Sie auf "volles Format" des Gesichts - Ihr Oberkörper ist unwichtig. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 7 Das Anschreiben Kurz und prägnant - so die Faustregel für das Verfassen des Anschreibens. Wenn du schon in den ersten Zeilen deiner Bewerbung die Neugier des Chefs wecken kannst, hast du eine wichtige Hürde auf dem Weg zum Traumjob genommen. Denk dran, der Chef hat viele Bewerbungen zu lesen, aber nur wenig Zeit. Das Anschreiben wird nicht mit in die Bewerbungsmappe geheftet, sondern liegt oben lose auf. Ziel des Anschreibens ist es, kurz und präzise (maximal eine Seite) zu erläutern, weshalb du der oder die Richtige für das jeweilige Unternehmen bist. Diese Form der Selbstdarstellung fällt vielen schwer, weil sie sich zu wenig Gedanken über Ihre "Schokoladenseite" machen. Wenn du eingehend über deine Stärken und Qualifikationen nachgedacht hast, wird es dir leichter fallen, im Anschreiben überzeugende Werbung in eigener Sache zu machen. Bedenke, dass du die Neugier des Lesers wecken musst - schließlich gibt es in der Regel nicht wenig Konkurrenz. Es gilt, sich positiv abzuheben. Dabei kann schon der erste Satz deines Anschreibens entscheidend sein. Wer wie mindestens jeder zweite Kandidat mit "hiermit bewerbe ich mich" beginnt, erntet keine Lorbeeren. Lass dir unbedingt etwas anderes einfallen. Hast du vorher telefoniert oder anderweitig Kontakt hergestellt, könntest du dich im Einstieg für das Gespräch bedanken. Oder du beginnst etwa so: "Ihre Anzeige ist mir ins Auge gefallen..." "Sie suchen... Und ich bin ..." "Ich möchte mich Ihnen vorstellen ..." usw. klingt auf alle Fälle besser als z.B. "…hab ich gelesen, dass bei ihnen eine Stelle als Bürokaufmann zu besetzen ist." Wichtig ist, dass du schon hier verdeutlichst, wie sehr du dich mit dem Unternehmen beschäftigt hast und weshalb du gerade dort arbeiten möchtest - z.B. weil du weißt, dass das Unternehmen einen besonderen Schwerpunkt hat, der dich interessiert oder weil du das Haus als Kundin bereits kennst etc. Du musst dem Leser deiner Unterlagen plausibel machen, weshalb du so gut zu der Firma passt. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 8 Deine Adresse, Datum Betreff (nicht als Wort hinschreiben) Wissenswertes zur Person Warum will ich diesen Job? / Warum sollte das Unternehmen mich wollen? Möglicher Eintrittstermin Bitte um Einladung zur Vorstellung Grußformel Unterschrift mit Vor- und Zunamen Anlagen Keine Lebensgeschichte, die liest man besser im Lebenslauf. Besser sind drei knackige Gründe auf die Annonce und Stelle abgestimmt. Lieber nur ein knackiges Argument und das richtig beschrieben als der übliche Sermon von Serienbewerbungen. Apropos Serienbewerbung, würdest du dich über einen SerienLiebesbrief freuen? AUF DEN STANDPUNKT KOMMT ES AN! Es ist sehr einfach, in die gefährliche Nähe der runden Ablage (Papierkorb) zu gelangen – du brauchst nur eine der drei folgenden Satzanfänge zu benutzen: "hiermit möchte ich mich..." oder: "bezugnehmend auf obige Stellenanzeige..." oder, noch geschraubter: "aufgrund Ihrer Anzeige vom soundsovielten möchte ich mich hiermit als ... bei Ihnen bewerben." Auch die Einlassung: "Ihre Anzeige vom ... habe ich mit Interesse gelesen..." ist nicht sehr empfehlenswert - Ihr Interesse ist hier wenig relevant! Der Leser kennt dich nicht, warum sollte ihn dein Interesse berühren? Das ist - Pardon - "gestelztes Kanzleideutsch" vom Feinsten und sagt nur eines aus: Lieber Personalchef, bitte lies schnell über die ersten Zeilen hinweg, mir fiel leider kein intelligenter Anfang ein, aber ich komme gleich zur Sache! Nur - einen dicken Minuspunkt haben Sie schon auf dem Konto! Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 9 Wenn du mit deiner Bewerbung echtes Interesse wecken willst, aus der Vielzahl der Bewerbungen herausragen willst, brauchst du einen starken Einstieg! Betrachte die Angelegenheit einmal von einer anderen Seite: Du hast ein Problem, du suchst eine deinen Fähigkeiten entsprechende Position, so weit, so gut! Aber der Personalchef hat zwei Probleme, zum einen sucht er für eine offen Position einen 130%igen Mitarbeiter; zum anderen muss er sich mit einer Vielzahl von Bewerbungen auseinandersetzen. Was meinst du wohl, ist für ihn wichtiger: Dein Problem oder seine Probleme? Richtig, SEIN PROBLEM ! Warum gehst du also dein Problem nicht aus der Sichtweise des Lesers an? Wenn du ihm klarmachen kannst, dass mit deiner Einstellung seine Probleme gelöst sind, hat sich deines automatisch ebenfalls gelöst. Was habe ich damit gemeint? Sie wiederholen das dargestellte Anforderungsprofil der Stellenanzeige (bei unaufgeforderten, also Initiativ -Bewerbungen simulieren Sie es) und erreichen damit, dass der Leser, der diese Anzeige getextet hat, seine "Schreibe" erkennt und Ihnen zustimmt - schließlich ist es das, was er sucht! Das nennt man im Fachjargon: "In die Stiefel des Gesprächspartners stellen!" Wie formuliert man? Die folgenden Sätze können von Ihnen beim Verfassen Ihres Bewerbungsschreibens verwendet werden. Anlass der Bewerbung Ihre Anzeige in ... hat meine Aufmerksamkeit auf Ihr Stellenangebot gelenkt. ... bewerbe ich mich gerne, weil sie meiner Qualifikation und meinen Erwartungen entspricht. Von ... habe ich erfahren, dass Sie eine Stelle im Bereich ... anbieten. Grund der Bewerbung ... um ein weiteres Aufgabenfeld zu übernehmen und wegen der Aufstiegsmöglichkeiten in Ihrem Betrieb. ... weil ich mich für das ausgeschriebene Aufgabengebiet sehr interessiere. ... weil mir nach einem Ortswechsel der Anfahrtsweg zu meinem derzeitigen Arbeitsplatz zu lang ist. ... da ich mich durch Weiterbildung bei ... für eine verantwortungsvollere Stelle qualifiziert habe. Möglicher Arbeitsbeginn Da ich mich in ungekündigter Stellung befinde, könnte ich meine Tätigkeit frühestens ... aufnehmen. Ich werde meine Ausbildung im Juli beenden und könnte am ... die Stelle antreten. Nach meinem Arbeitsvertrag könnte ich frühestens zum ... einen Wechsel vornehmen. Schlussformel ... hoffe ich auf eine baldige Nachricht ... Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 10 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Der Lebenslauf Beim Lesen des Lebenslaufs interessiert den Arbeitgeber vor allem deine Zielstrebigkeit. Doch der Lebenslauf wirft auch Schlaglichter auf die Persönlichkeit eines Bewerbers. Man wird nachrechnen, wie lange du die Schule besucht hast (Sitzen geblieben, Schulwechsel) und ob du das Fach - vielleicht sogar mehrfach - gewechselt hast (Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und jetzt Bürokauffau) etc. Wer schon im Berufsleben steht, wird u.a. auf Ausdauer und Beständigkeit "abgeklopft". Der Chef schaut auch auf Leistungs- und Lieblingsfächer, Freizeitaktivitäten, ehrenamtliches Engagement, Hobbys und Interessen. Kannst du in dieser Hinsicht etwas vorweisen, das in die beruflich angestrebte Richtung geht? Die sagen sehr viel über deine Persönlichkeit aus. Und die interessiert Chefs außerordentlich. Schließlich wollen sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. Beispiel: Stell dir vor du bewirbst dich auf eine Stellenanzeige in der drei Mal der Begriff „Teamfähigkeit“ erwähnt wird. Als Hobby gibst du an: „…bestreite gerne Marathonläufe, bin Jäger und spiele Schach am Computer.“ Das sind ja voll die Teamsportarten schlecht hin – oder? Der Lebenslauf wird in der Regel tabellarisch verlangt - es sei denn, man besteht auf der handschriftlichen Version. Wichtig sind Übersichtlichkeit und ein roter Faden, damit die Stationen deines Lebens ohne langes Suchen leicht nachvollziehbar sind. Übrigens: Der Lebenslauf darf anders als das Anschreiben schon etwas ausführlicher ausfallen. Folgende Angaben gehören in den Lebenslauf: Persönliche Daten: Name, Anschrift mit Telefonnummer, Geburtsdatum und -ort, Familienstand Schulausbildung: Schultypen und -abschluss Wehr- bzw. Zivildienst Berufstätigkeit/Ausbildung (Berufliche Stationen; Name des Unternehmens mit Orts- und Zeitangabe) Praktika (Name des Unternehmens mit Orts- und Zeitangabe) Weiterbildungen (Kurse, Lehrgänge etc.) Besondere Kenntnisse (Fremdsprachen, Qualifikationen usw.) Hobbys und Interessen Datum, Ort und Unterschrift Dies repräsentiert die klassische und in Deutschland gängige Reihenfolge. Immer mehr setzt sich jedoch auch bei uns eine alternative Form der Lebenslaufgestaltung durch, die im anglo -amerikanischen Raum üblich ist. Danach werden die Stationen des Lebens chronologisch rückwärts aufgeführt, man beginnt also mit dem aktuellsten und geht dann zeitlich immer weiter zurück. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 11 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Dein Profil auf einen Blick: tabellarisch, übersichtlich, lückenlos, chronologisch (zeitliche Reihenfolge, mit den letzten Jahren beginnen) Persönliche Daten: Name, Anschrift, Geburtsdatum und Ort, Nationalität, Familienstand (Kinder) Ausbildungsdaten: Schulbildung von / bis; Schule; Abschluss; Berufsausbildung von / bis; Unternehmen; Abschluss als; Note; eventuell Studium von / bis; Studiengang; Universität Ort; Abschluss als; Note; Thema der Diplomarbeit; Sprachkenntnisse wo erworben; mit Bewertung (in Wort und Schrift in Schulnoten) EDV - Kenntnisse (Programme, mit Bewertung des Könnens) Beruflicher Werdegang: Von / bis; Unternehmen; Tätigkeit Weiterbildung: Art; Dauer; Abschluss Hobbys (nur bei Berufsanfängern, es sei denn, das Hobby ist für den Beruf oder für deine Persönlichkeit aussagefähig, z.B. Mitglied in einem Orchester sagt etwas über Teamfähigkeit) Persönliche "Highlights" (z.B. Auslandsaufenthalte (kein Urlaub)) Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten, die dich aus der "Masse" herausheben Datum und Unterschrift Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 12 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Checkliste Bewerbungsunterlagen Zum Schluss die wichtigsten Aspekte zum Thema Bewerbungsunterlagen in der Checkliste Liegt das Anschreiben oben lose auf der Bewerbungsmappe? Hast du im Anschreiben kurz und knapp die wichtigsten Punkte dargestellt, die für dich als richtigen Bewerber bzw. richtige Bewerberin sprechen? Hast du verdeutlicht, weshalb du so gut zu dem Unternehmen passen? Hast du die für den Arbeitgeber interessanten Daten im Lebenslauf deutlich genug hervorgehoben? Hast du im Lebenslauf an Ihre Hobbys und sonstigen Interessen gedacht? Sind die Zeugnisse in der richtigen Reihenfolge in die Mappe geheftet? Hast du vor dem Verschicken deiner Unterlagen noch einmal jemanden anders gebeten, nach Fehlern zu suchen? ABSOLUTE K.O.-Kriterien: Rechtschreibfehler, Fehler in der Adresse oder im Namen, unsaubere Formatierung, Fettfleck, Kaffeetassenrand Zitat: Jeder Bewerber sollte dem Unternehmen schon eine gewisse Wertschätzung entgegenbringen und sich die Zeit für eine ordentliche Bewerbung nehmen. Infineon Technologies Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 13 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Die Bewerbungsmappe Deine Bewerbung kommt – logisch eigentlich – in eine Mappe. Keine Losblatt-Sammlung versenden. Und bei der Mappe fängt es schon an: Abgewanzte Schnellhefter, die dich seit der Grundschulzeit begleiten? Eher nicht. Auch neue Plastikhefter sind nicht unbedingt ein Highlight. Von Personalleuten geschätzt werden Bewerbungsmappen aus Karton, die sind angenehm anzuschauen und anzufassen und heben deine Bewerbung schon mal von all den Plastikteilen ab. Das Bewerbungsanschreiben legst du lose auf die Bewerbungsmappe. Mappe heißt Mappe und nicht Klarsichthülle oder sonstiges. Es gibt spezielle Bewerbungsmappen im Schreibwarengeschäft zu kaufen, sind nicht ganz billig, aber es geht um deine Zukunft. Es sollte aber mindestens ein Schnellhefter sein am besten einer mit einer Klammer damit du die Unterlagen nicht lochen musst. Oder es is t mal etwas ausgefallenes – sei kreativ aber achte dabei auf das Unternehmen bei dem du dich bewirbst und auf die Stellenanforderung. Online-Bewerbung: OnlineBewerbungen sind im Kommen und von vielen Personalern gern gesehen. Schriftliche Bewerbung, Initiativ-Bewerbungen und Online-Bewerbungen werden oft als gleichwertig angesehen. Formal gibt es keine Unterschiede. Du schreibst das Anschreiben als E-Mail und hängst Lebenslauf in den gängigen Formaten (txt oder doc) an. Foto und Zeugnisse können vorerst weggelassen werden, bei Interesse wird der Chef sie schon anfordern. Zu beachten ist: die richtig E-Mailadresse nicht nur für den Empfänger Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 14 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ sondern auch die von dir. [email protected] oder [email protected] wird den Chef verschrecken als locken. Und auch die Betreffzeile sollte sinnvoll gewählt sein. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 15 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Formen des Vorstellungsgesprächs: Ein Gesprächspartner: In kleineren Betrieben, im Handwerk oder in einer Arztpraxis, wird man in der Regel nur dem Inhaber gegenüber sitzen. Aber auch in größeren Firmen ist es möglich, dass Sie nur vom Personalchef begutachtet werden. Mehrere Gesprächspartner: In größeren Betrieben sind neben dem Personalchef oft auch ein Betriebsrat und der Abteilungsleiter anwesend, unter dem man später arbeiten soll. Der Personalchef beurteilt Sie dann nach allgemeinen Gesichtspunkten, während der Abteilungsleiter herauszufinden versucht, ob Sie in sein Team passen. Mehrere Kandidaten auf einmal: Das Bewerbungsgespräch kann auch in einer Gruppe stattfinden. Die Konkurrenzsituation im Gruppengespräch soll einerseits zeigen, ob Sie sich gegenüber anderen durchsetzen können, andererseits sollen Sie jedoch auch soziales Verhalten unter Beweis stellen. Ü Auf einige Fragen, die die Privatsphäre berühren, müsst ihr nicht antworten. Dies sind Fragen nach Religiosität, politischer Meinung, Parteizugehörigkeit, Mitgliedschaft in der Gewerkschaft, vergangene Krankheiten, Freund/Freundin, Heiratswunsch, Kinderwunsch. Man kann höflich und freundlich darauf hinweisen, dass man keine Antwort geben braucht. Selbst unwahre Antworten können nicht zu deinem Nachteil ausgelegt werden! Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 16 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Das Vorstellungsgespräch (1) Es gibt Leute, die ihren Zuhörern beim Sprechen immer näher rücken und ihnen dann unter unaufhörlichem Reden einen Jackettknopf nach dem anderen abdrehen. Achte gelegentlich beim Sprechen auf deine Hände – wie weit Sie noch von den Jackettknöpfen deines Gesprächspartners entfernt sind. Oder hast du gerade seine Federschale geleert und bist dabei, den letzten Bleistift zu zerbrechen, oder zerkrümelst du einen Teil seiner Schreibunterlage, oder hast du gerade eine interessant verlaufende Rille mit deinem scharfen Daumennagel in seine Tischplatte geritzt. Vielleicht faltest du schon zum einhundertfünfzigsten Mal eine Visitenkarte in immer neue Variationen, oder hast du die Hände gemächlich vor dem Nabel verschränkt, aber deine beiden Daumen kreisen unaufhörlich umeinander. Vielleicht hast du die Hand zur Faust geballt und beklopfen damit den Tisch, oder deine Hände gleiten irrend über alle erreichbaren Gegenstände, vielleicht bist du nervös oder suchst ein Stütze? – Es können auch deine Füße sein, werfe einmal einen kurzen Blick darauf. Vielleicht bilden sich um den Stuhl schon Gleitspuren von deinen hin- und herfahrenden Füßen, die den Stuhl zu umklammern versuchen. Vielleicht ist das Zucken deines Zuhörers weniger der Erfolg deines spritzigen Vortrags – du trittst ihm ständig gegen das Schienbein. Diese kleinen Dinge sind für den aufmerksamen Beobachter aufschlussreich. Sie führen uns zum nächsten Punkt: Achte auf das Nichtsprachliche Verhalten (Gestik/Mimik) Keine übertriebene Nervosität!! (2) Das heißt, du solltest einen gelassenen, ruhigen, konzentrierten, aber aufgeschlossenen Eindruck machen. Diesen Zustand, den du normalerweise hast, wenn du gut geschlafen hast, ein gutes Frühstück hinter dir und einen ganz normalen Tag vor dir, zu dessen Bewältigung du dich gelassen erhebst. Aber Vorsicht zu viel Euphorie führt zu ausladenden Bewegungen, zu Gelächter, zu Heiterkeitsausbrüchen, obwohl dein Gesprächspartner nur verlegen lächelt, zu einem ständigen Aufheulen der Gesprächsmaschine. Das Gehemmtsein hat mit kluger Zurückhaltung nichts zu tun. Du machst dann einen verklemmten, ungeraden, unsicheren Eindruck, du wirkst verschüchtert, ohne Motorik. Eine Möglichkeit zum Gehemmtsein zeigt der nächste Punkt. Keine Euphorie, aber auch keine übertriebenen Hemmungen (Natürlichkeit)!! (3) Die Kleidung trägt viel zum äußeren Eindruck bei, der in so einem Gespräch mit entscheidend sein kann. Allgemein gilt, dass man ordentlich und gepflegt zum Bewerbungsgespräch erscheinen muss. Das betrifft natürlich auch Hände (Fingernägel), Haare und Schuhe. Selbstverständlich hängt das Outfit ebenfalls von der Stellung und dem Betrieb ab, in dem man sich bewirbt. Im Zweifelsfall sollte man sich eher einen Tick konservativer kleiden, aber so, dass man sich trotzdem noch wohl fühlt. Auf das „Outfit“ kommt es an!! Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 17 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ (4) Es gibt kaum etwas Peinlicheres, als zu einem Vorstellungsgespräch zu spät zu kommen. Planee also deinen Weg zu dem Betrieb genau, und bauen dir ein Zeitpolster ein. Eine Viertelstunde vor dem angegebenen Termin da zu sein ist besser, als zu knapp. Pünktlichkeit (Anreise)!! (5) Über den Betrieb sollte man in groben Umrissen Bescheid wissen. Dinge wie Produktpalette, Preisniveau, Kundenstamm, ungefähre Anzahl der Mitarbeiter, Organisationsstruktur, Arbeitsklima, Aufstiegschancen gehören dazu. Nur so ist man auf die Standardfrage „Wieso bewerben Sie sich gerade in unserem Betrieb?“ vorbereitet und kann eine überzeugende Antwort formulieren. Informationen über den Betrieb einholen!! Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 18 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Warum Bewerbungen im Papierkorb landen?! ResumeDoctor, ein Online Consulting Service in den USA, kommt nach einer Umfrage unter 2500 nordamerikanischen Bewerbern zum Schluss, dass die Empfänger von Bewerbungen eher nach Argumenten suchen, Kandidaten auszuschließen, als nach Gründen, sie zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen. Hier sieben gängige Karrierekiller im Lebenslauf: Allerweltstypen Wenn jemand schreibt, er ist grundsätzlich bereit, überall und in jeder Aufgabe zu arbeiten, finden Personaler das schlicht und einfach unglaubwürdig. "Lass den Personalchef oder -berater nicht raten - er tut's nicht!", warnen Personalexperten und empfehlen statt wahllosem Anklicken aller Länder, frei nach der Devise "Hallo, da bin ich!", eine klare Beziehungskette herzustellen, etwa in der Art: "Ich arbeite seit 20 Jahren in Brasilien und möchte nun aus familiären Gründen wieder zurück nach Deutschland." „Ein Wohnortwechsel nach München stellt für mich keine Probleme dar, weil meine Lebensgefährtin in Erding lebt und arbeitet.“ Die Marketingmuffel Der Lebenslauf ist deine persönliche Visitenkarte, er hinterlässt wie ein Händedruck den ersten Eindruck und ist ein Marketinginstrument in eigener Sache. Wenn die Reaktion der Personalabteilung auf deine Bewerbung Funkstille ist, kann einer der Gründe die falsche Vermarktung deiner Fähigkeiten und Fertigkeiten sein. Die Stillosen Ein Schriftenwirrwarr deutet auf Probleme im Umgang mit dem PC hin. Wer handgeschriebene Bewerbungen verschickt, weist sich auch nicht als begnadeter Manager in eigener Sache aus. Einen Ausscheidungsgrund bei E-Mail-Bewerbungen liefert auch das Adressatenfeld, wenn daraus hervorgeht, dass der Absender wahllos 25 Betriebe angeschrieben hat. Die Planlosen Vermeide zu ungenaue Formulierungen wie "Ich bin für alles offen" oder "Schön, dass Sie das Inserat für mich getextet haben". Ein einfaches, klares, übersichtliches Schreiben reicht vollkommen aus. Der Bewerber sollte auf den Inhalt des Inserates eingehen und seine Fähigkeiten überzeugend darstellen. Aus Fachliteratur oder Bewerbungsseminaren übernommene Selbstbeweihräucherungen sollten eher vermieden werden. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 19 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Die Geheimniskrämer Einige Personaler stoßen oft erst im Gespräch durch "Zufall" auf jene wichtigen Fertigkeiten oder Qualifikationen, die Kandidaten einzigartig machen. Ein Personalberater hat jedoch keine Zeit, Vermutungen anzustellen, da täglich Hunderte Bewerbungen auf dem Tisch landen. Sag alles was wichtig ist – von dir! Die Dichter Ein Kandidat muss fähig sein, relevante Informationen in eine, max. zwei DIN-A4-Seiten zu packen. Die Frustrationstoleranz der angeschriebenen Personaler erschöpft sich bei sechs Seiten umfassenden Ausarbeitung, so Personalexperten, die mit der Vorstellung aufräumen, das Leben müsse lückenlos in epischer Breite wieder gegeben werden: Lebensläufe sollten dennoch eine tabellarische Form haben. Mehr Information über den Inhalt des unmittelbar letzten Jobs ist interessant. Die Flexiblen Eine Heerschar (zumeist männlicher) Bewerber scheint die in Stellenanzeigen geforderten Qualifikationen als unverbindliche Richtlinie zu betrachten. Und bewirbt sich, auch wenn einige Kriterien unerfüllt sind. Denn unsere Toleranz ist in Zeiten wie diesen, wo Flexibilität am Arbeitsmarkt gefordert wird, größer. Selbst wenn Kandidaten auf den ersten Blick nicht ganz den Anforderungen entsprechen, wie Branchenumsteiger etwa, haben sie eine Chance auf ein Gespräch. Dennoch sollten Jobbeschreibungen ganz genau gelesen werden. Falls du auf die eine oder andere persönliche Qualifikationslücke stoßen solltest, musst du mit größerem Erklärungsbedarf rechnen, warum du der Idealkandidat sein sollst. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 20 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Interview mit Matthias Dost (Geschäftsführer Linse-Xpres) Datum: _________ Matthias Dost (44) studierte Sportwissenschaft an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig. Anschließend arbeitete er als Trainer im Nachwuchsleistungssport und später als Assistent und Lehrer im Hochschuldienst an der Martin -Luther-Universität Halle/Wittenberg. Lange Zeit war er als leitender Personnalentwickler bei der AOK Halle zuständig für Personalauswahl und Assessmentcenter. Seit sechs Jahren führt er erfolgreich den Onlineversand Linse-Xpres, eine der ersten Adressen beim Vertrieb von Kontaktlinsen und Pflegemittel. Was war Ihre persönliche Philosophie bei der Auswahl der Bewerber? Transparenz ist bei der Auswahl von entscheidender Bedeutung. Jede Seite will schließlich so umfassend wie möglich und so schnell wie möglich in Erfahrung bringen, ob der Job/der Bewerber das Richtige bzw. der Richtige ist. Das bedeutet, dass auch und insbesondere die ausschreibende Firma genau definiert, was bzw. wen sie will. Man sollte sich deshalb unbedingt die Mühe machen, ein Anforderungsprofil zu erstellen. Interessanter Weise machen sich die wenigsten Unternehmen Gedanken darüber und wundern sich über Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Bewerbern. Andere merken zu spät, dass der neue Mitarbeiter eben doch nicht der richtige ist. Das ist für beide Seiten stressig. Wichtig ist deshalb, dass ein Unternehmen eine eigene Philosophie bzw. eine möglichst klare Ziele Definition mit strategischer Ausrichtung hat. Es ist dadurch leichter festzustellen, mit welchen Mitarbeitern diese Ziele erreicht werden können bzw. welche Potentiale vorhanden sein sollten. Ich bin mit dieser Methode gut gefahren und habe sozusagen bei meinem Mitarbeitern "Volltreffer" gelandet. Wie war bei Ihnen das Verhältnis zwischen Bewerbungen und offenen Stellen? Das Verhältnis bei großen Unternehmen wie auch bei kleineren verändert sich seit Jahren zu ungunsten der Bewerber. Vor allem kleinere Firmen sind mit der Fülle an Bewerbungen aus Kapazitätsgründen, aber auch aus Gründen der mangelnden fachlichen Routine überfordert. Deshalb kommen auch in zunehmenden Maße die privaten Jobvermittler ins Geschäft. Zuletzt hatte ich für meine Firma 200 Bewerbungen für eine Stelle. Wie müssen Bewerbungsunterlagen aussehen? Sie sollten die wesentlichen persönlichen Daten der Bewerber beeinhalten, keine Romane. Beim Lebenslauf reicht eine Aufzählung. Auch der Bewerbungstext sollte eine DIN A4-Seite möglichst nicht überschreiten. Allerdings sollte schon klar daraus hervor gehen, warum sich der Bewerber gerade auf DIESE Stelle bei DIESER Firma bewirbt. Das interessiert die Firmen natürlich sehr. Es reicht nicht zu Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 21 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ schreiben, dass der Arbeitsmarkt ja so eng ist und man halt einen Broterwerb sucht. Diese Motivation ist zwar verständlich, aber nicht sehr förderlich in einer Bewerbung. Welchen Stellenwert hat dabei die Form? Die Form muss ansprechend sein. Es gibt da relativ klare Hinweise und Regeln, wie sie unter anderem im Beamte4u Bewerbungsratgeber publiziert werden. Man sollte bei der Bewerbung auf jeden Fall größte Sorgfalt walten lassen und auch mal eine Vertrauensperson drauf schauen lassen. Auch ein kleiner Druck- oder Rechtschreibfehler wirkt einfach schlampig und hat fast immer zur Folge, dass einem anderen Bewerber der Vorzug gegeben wird. Mit einer ordentlichen Bewerbungsmappe ist man immer im Vorteil. Welchen Stellenwert hat der Inhalt? Der Inhalt muss für den Leser bzw. potentiellen Arbeitgeber schlüssig und überzeugend sein. Das kann es aber nur, wenn der Bewerber auch die Interessen des Arbeitgebers kennt. Man sollte sich also schon zuvor mit den Daten der Firma beschäftigt haben. Es macht immer einen guten Eindruck, wenn der Bewerber bereits bei seiner Bewerbung in der Lage ist, einen Bezug zu den Aufgaben in dem neuen Betrieb herzustellen. Wie wichtig sind gute Schulnoten bzw. ein guter Studienabschluss? Schulnoten und Abschlüsse sind immer die Basisdaten für die weitere Beschäftigung mit dem Kandidaten. Das wird auch in absehbarer Zeit so bleiben. Das heißt, dass sie zumeist die erste Stufe der Vorsortie rung der Bewerbungen darstellen. Was halten Sie von einer Initiativbewerbung? Das kann niemals verkehrt sein. Es ist ganz klar ein Nachweis eigener Initiative. Außerdem besteht die Chance, dass auch ein Unternehmen was nicht sofort einstellen will, sich trotzdem mit dem Bewerber intensiver auseinandersetzt. So hat ein Einzelbewerber möglicherweise bessere Karten. Wie sieht der optimale Kandidat aus? Optimal ist sicher für beide Seiten - Arbeitnehmer wie Arbeitgeber - , wenn die sog. "Passung" stimmt. Also wenn die fachlichen Voraussetzungen vorhanden sind, Interesse besteht und auch sofort die "Chemie" stimmt. Das ist dann wie ein Fünfer im Lotto.... Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 22 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Wie wichtig sind Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Sozialkompetenz? Das hängt von der Aufgabe bzw. von den konkreten Stellenanforderungen ab. Es gibt durchaus Stellen, da wird der absolute Einzelkämpfer gebraucht. In der Tendenz nimmt aber bei den meisten Unternehmen die sog. Teamarbeit zu. Folglich müssen in der Regel auch die entsprechenden Potentiale vorhanden sein, die heute unter dem Begriff " Sozialkompetenz" zusammengefasst werden. Wie entscheiden Sie, wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird und wer nicht? Das ist ganz unterschiedlich und hat auch etwas mit der jeweiligen Unternehmenskultur zu tun. Je nach Bewerberzahl und natürlich auch entsprechend der Ebene, für welche diese Stelle ausgeschrieben wurde, wird in der Regel eine Vorauswahl getroffen. Das übernimmt naturgemäß die Personalabteilung, soweit vorhanden. Wenn dann mehrere Bewerber mit offensichtlich vergleichbaren Voraussetzungen da sind, sollten alle Personen beteiligt werden, die auch in der Folge der Einstellung mit dem neuen Mitarbeiter zu tun haben bzw. für diesen verantwortlich sind. In meiner Firma rede ich mit allen Mitarbeitern darüber und treffe die Vorauswahl. Wir entscheiden dann gemeinsam welcher Bewerber es dann sein soll. Man muss dazu wissen, dass Linse-Xpres zwar einen großen Aktionsradius hat, aber aufgrund unsere modernen Kommunikations-Technik nur wenige Mitarbeiter notwenig sind um viele tausend Kunden zu betreuen. Das bedeutet, dass sich alle verstehen müssen und das in jeder Hinsicht. In welcher Weise werden eingehende Bewerbungen bearbeitet? Da gibt es keine feste Regeln und es wird deshalb sicher sehr unterschiedlich gehandhabt. Sinnvoll ist, wenn man anhand des schon erwähnten Anforderungsprofils eine Checkliste macht und dann die Vorauswahl trifft. Man kann sich auch an das Arbeitsamt wenden. Die Mitarbeiter dort sind nach meiner Erfahrung durchaus bemüht zu helfen und geeignete Bewerber anzusprechen. Aber auch private Vermittler reagieren schnell auf entsprechende Anfragen von Firmen. Das hat den Vorteil, dass der Anteil der Bewerbungen die überhaupt nicht in Frage kommen deutlich sinkt. Man kommt schneller zum Ziel. Auf was muss man im Vorstellungsgespräch achten? Grundregel ist sicher, dass jede Seite klar sagt was sie erwartet. "Mauern", vor allem von Seiten des Bewerbers ist "tödlich". Unbedingt so geben, wie man tatsächlich ist, nicht "künsteln". Offenheit und Ehrlichkeit kommen immer gut an. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 23 Die Bewerbung – Klasse: ____________ Datum: _________ Mit welchen Tricks arbeiten Personalentscheider, um mehr von den Kandidaten zu erfahren? Tricks gibt es nicht, wohl aber ein Reihe von Techniken, wie man das Gespräch angenehm und informativ gestalten kann. Es gibt auch Fragen, die sind absolut tabu und gehören nicht in ein Vorstellungsgespräch. Der Vertreter der Firma muss immer wissen, dass er durch seine Aussagen und Fragen auch ein Zeugnis für seine Firma abgibt. Was raten Sie Bewerbern, die eine Absage erhalten haben? Nochmals die Bewerbung genau durchsehen, nach Möglichkeit mit jemanden der sie noch nicht gesehen hat. Durchaus auch noch einmal in der ablehnenden Firma anrufen und ganz offen nachfragen, warum die Ablehnung erfolgte. Was sind Ihre persönlichen 5 Tipps für die optimale Bewerbung! Sorgfalt, Konkretheit, Informiertheit, Interesse und ein für den Leser zumutbarer Seitenumfang der Bewerbung. Die Bewerbung – © Martin Fritz – Oktober 2003 – Seite 24