Lernpaket Inka Gold - Weltkulturerbe Völklinger Hütte

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Lernpaket Inka Gold - Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
Generaldirektor Dr. Meinrad Maria Grewenig
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
66302 Völklingen / Saar
Redaktion: Peter Backes, Julia Wittwer
Wissenschaftliche Beratung: Dietmar Neitzke
Tel. 06898/9100-135, Fax 06898/9100-111
[email protected]
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Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
Generaldirektor Dr. Meinrad Maria Grewenig
InkaGold
3000 Jahre Hochkulturen Meisterwerke
aus dem Larco Museum Peru
Gebläsehalle 17. Juli bis 28. November 2004
Lernpaket für Lehrer und Schüler
Inhalt
1.
Ausstellungsdaten und Service für Schulen
3
2.
Vorwort
5
3.
Mythos Gold
6
4.
Die Eroberung Perus
10
5.
Die Kulturen des Alten Peru
13
6.
Francisco Pizarro – der Eroberer des Inka-Reiches
27
7.
Die Eroberung Perus - Pizarro, Atahualpa und die Gier nach Gold
28
8.
Der Lebensraum Alt-Peru - Naturreichtum und Naturkatastrophen
31
9.
Die „Vertikale Kontrolle“ - Wirtschaftliche Grundprinzipien der
andinen Zivilisation
34
10.
Die erotische Kunst der Moche
37
11.
Die Chimú: Meister der Metallverarbeitung
38
12.
Die Kunst des Webens und Färbens
39
13.
Hinweise zur Unterrichtsgestaltung
40
14.
Rallye durch die Ausstellung InkaGold für Kinder bis 9 Jahre
42
15.
Rallye durch die Ausstellung InkaGold für Kinder ab 10 Jahre
48
16.
Quellentext: Die Grablegung des Herrn von Sipán
55
17.
Literatur
65
18.
Links
66
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1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen
Öffnungszeiten
17. Juli bis 28. November 2004
Gebläsehalle, täglich von 10 bis 19 Uhr
Eintritte
Ermäßigt
7,50 €
Normal
9,00 €
Familien (2 Erwachsene mit Kindern
und Jugendlichen bis 16 Jahre)
19,00 €
Kinder und Jugendliche
2,00 €
Kinder und Jugendliche im Klassenverband 2,00 €
Gebuchte Führung
75,00 € (plus ermäßigtem Eintritt)
(max. 30 Personen, Dauer der Führung ca. 1,5 Stunden).
Jahreskarten
Jahreskarten Kinder/ Schüler
Erwachsene
Familien
5,00 €
24,00 €
40,00 €
Sonderkonditionen für Schulen
Schulklassenführung im Bonuspaket zum Preis von 100 Euro inkl. Führung
(max. 30 Personen einschließlich Lehrkraft) in der Zeit von Montags bis Freitags
zwischen 10 und 14 Uhr.
Kontakt /Besucherservice
Telefon +49 (0)6898 - 9 100 100 /
+49 (0)6898 - 9 100 106
Fax
+49 (0)6898 – 9 100 111
Internet www.gameart-voelklingen.org
e-mail
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Service zur Ausstellung
Publikation zur Ausstellung, Preis 19,90 €
Kinder- und Jugendbuch, Preis 9,95 €
InkaGold ist ein Projekt des Weltkulturerbes Völklinger Hütte – Europäisches Zentrum für
Kunst und Industriekultur in Zusammenarbeit mit plenum Communication und mit freundlicher
Unterstützung des Nationalen Instituts für Kultur Peru
Sponsor
Projektpartner
Gefördert von
Dieses Lernpaket wurde realisiert durch die besondere Unterstützung unseres
Projektpartners kohlpharma.
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Goldener Fuchskopf aus einem Königsgrab
Moche 100 – 600 n. Chr.
Gold-Silber-Kupfer-Legierung, Bein, Höhe 20 cm
Linden -Museum Stuttgart
Der Fuchskopf ist aus mehreren Teilen
zusammengesetzt. Solche Metallmischungen
aus Gold und Silber und einem hohen
Kupferanteil bezeichnet man als tumbaga. Die
Zähne des Tieres wurden aus Muschelschalen
gefertigt. Seine Zunge und Ohren sind
beweglich. Außerdem ist das gesamte Objekt
reich mit Flimmerplättchen bestückt. Sie
reflektierten die intensiven Sonnenstrahlen,
welche die bunt bemalten Tempelanlagen, vor
deren Hintergrund die Moche-Priester ihre
Zeremonien aufführten, in ein gleißendes Licht
tauchten.
2. Vorwort
Sehr geehrte Frau Fachleiterin, sehr geehrter Herr Fachleiter,
liebe Freunde des Weltkulturerbes Völklinger Hütte,
die Ausstellung „InkaGold - 3000 Jahre Hochkulturen Meisterwerke aus dem Larco
Museum Peru“ öffnet mit 170 hochkarätigen Leihgaben ein Fenster zu den Kulturen
Amerikas, die zum Aufregendsten gehören, was unsere Weltkultur geprägt hat.
Erstmals in Deutschland und erstmals in dieser Zusammenstellung in Mitteleuropa
können wir diese Exponate zeigen. Äußerer Anlass der Präsentation ist das 10jährige
Jubiläum der Ernennung der Völklinger Hütte zum Weltkulturerbe der UNESCO. In
einem der ungewöhnlichsten Weltkulturerben ist eines der bedeutendsten
Weltkulturerbe zu Gast.
Ich danke allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die an diesem Lernpaket
mitgearbeitet haben, für ihren hohen Einsatz. Stellvertretend seien Herr Peter Backes
und Frau Julia Wittwer genannt.
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Ich freue mich auf Ihren Besuch der Ausstellung und wünsche Ihnen und Ihren
Schülerinnen und Schülern viel Freude bei der Beschäftigung mit „InkaGold – 3000
Jahre Hochkulturen Meisterwerke aus dem Larco Museum Peru“.
Ihr
Dr. Meinrad Maria Grewenig
Generaldirektor
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3. Mythos Gold
Peru gilt als der Ursprung der Metallverarbeitung im gesamten Amerika. Die
frühesten Funde stammen aus dem Ort Huayahuayaca im südlichen Hochland und
wurden auf 1800 bis 1500 v. Chr. datiert. Es wurden Goldbleche, Hämmer und andere
Werkzeuge zur Goldbearbeitung in Gräbern gefunden. Von Anfang an hatte Metall
also in erster Linie eine religiöse Bedeutung. Erst später wurde Metall auch zur
Herstellung von Werkzeugen und Waffen verwendet. Deshalb stand auch das Gold am
Beginn der Metallverarbeitung. Später kamen Silber, Kupfer und am Ende in
bescheidenem Umfang auch Bronze hinzu. Die goldreichsten Kulturen lebten an der
Nordküste Perus. Von den Moche und den Chimú stammen mehr drei Viertel der
heute erhaltenen Goldobjekte. Der Goldreichtum der Inka, die kurz vor der spanischen
Eroberung 1532 ein riesiges, aber kurzlebiges Imperium errichteten, war ebenfalls
legendär. Von deren Schätzen ist aber so gut wie nichts erhalten, da die Spanier alle
Goldobjekte, derer sie habhaft werden konnten, einschmelzen ließen und nach Europa
verfrachteten. Ihre Goldgier war so groß, dass sie selbst vor Grabplünderungen nicht
halt machten. Ein extra erlassenes Gesetz der spanischen Krone erlaubte es,
heidnische Gräber und Tempelanlagen zu schänden, um an das Gold zu gelangen.
Nasenring mit Würdenträger
Moche 100 - 600
Gold, Türkis, Halbedelstein, Breite 7,4 cm
Larco Museum Peru
Ein Meisterwerk der Moche-Goldschmiedekunst ist der aufwändig zusammengesetzte Nasenring. Er zeigt
den großen Aufwand, der betrieben
wurde, um Herrscher und Inhaber hoher
Staatsämter zu schmücken. Im Zentrum
der komplexen Gesamtkomposition steht
ein bedeutender Würdenträger. Er ist
geschmückt mit runden Ohrpflöcken und
einem Kopfputz mit Keulenköpfen,
Zeichen seiner Funktion als
hochrangiger Krieger. Zwischen den
seitwärts ausgestreckten Händen hält er
eine Kette, an der kleine Rasseln
baumeln, wie auch am Lendenschurz und
an den gebogenen Objekten, die er
ebenfalls in seinen Händen zu tragen
scheint.
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Die unterworfenen Indianer wurden gezwungen, in den Gold- und Silberbergwerken
der spanischen Kolonialherren zu arbeiten. Die brutale Ausbeutung ihrer Arbeitskraft
kostete Abertausenden von ihnen das Leben. Von den vermutlich 10-12 Millionen
Indianern, die im Inka-Reich gelebt hatten, waren 50 Jahre nach der Eroberung nur
noch 10% übrig. Nach Berechnungen von Forschern kamen zwischen 1503 und 1630
etwa 185.000 kg Gold aus Amerika nach Spanien, was einem heutigen Wert von etwa
1.558.023.000 US Dollar entspricht. Zu beachten ist allerdings, dass Gold damals
etwa 10 Mal so teuer war wie heute. Der Wert des geraubten Silbers dürfte den des
Goldes sogar noch bei weitem überstiegen haben. Dieser ungeheure Kapitaltransfer
aus den Kolonien veränderte den Lauf der Weltgeschichte. Er verursachte eine
Inflation in Europa, finanzierte die Gegenreformation, die spanische Armada, viele
Kriege und mündete schließlich in der Kapitalakkumulation, die letztlich die
Industrialisierung Europas ermöglichte.
Diadem eines Priesterfürsten
Moche 100 – 600 n. Chr.
Gold-Silber-Kupfer-Legierung, Breite 26,6 cm
Larco Museum Peru
Das runde Diadem wurde von den Priesterfürsten der MocheKultur bei Ritualen und öffentlichen Auftritten an der Stirn
getragen. Verschiedenartige Kopfbedeckungen aus Stoff oder
anderen Materialien sind typisch für die Moche. Bei hohen
Würdenträgern war daran prachtvoller Kopfschmuck wie das
Diadem befestigt.
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Während die Europäer nur am Materialwert des Goldes interessiert waren, hatten
Edelmetalle für die Indianer in erster Linie eine spirituelle Bedeutung. Gold und Silber
waren keine Zahlungsmittel, sondern dienten der Verehrung göttlicher Mächte. Die
Inka-Herrscher beispielsweise sahen sich als Söhne des Sonnengottes Inti, der
zentralen Gottheit ihres Staatskultes. Gold war aus der Berührung der Erde mit der
Sonne entstanden. Es galt ihnen als Tränen oder Schweiß der Sonne, symbolisierte
deren Glanz, den Tag und die Männlichkeit. Silber hingegen war mit dem Mond, der
Nacht und Weiblichkeit verbunden. Religion und Politik waren nicht nur bei den Inka,
sondern auch in den anderen Kulturen Alt-Perus untrennbar miteinander verbunden.
Die Herrscher waren gottgleiche Könige, Heerführer und Hohepriester in einer
Person. Gold diente der Verherrlichung dieser staatlichen Ordnung und war ein
Privileg der Elite. Die Schmiede stellten religiös bedeutsame Gegenstände her, die
von hohen Repräsentanten des Staates bei wichtigen Feierlichkeiten getragen
wurden. Dies waren vor allem Schmuckstücke wie Kronen, Kopfputze, Ketten und die
ganze Brust bedeckende Pektorale, Ohrpflöcke, Nasenringe und Armreifen. Mitunter
wurde die gesamte Kleidung mit Goldplatten bedeckt. Göttlichen Mächte und Wesen
wurden oft in der Gestalt mächtiger Raubtiere dargestellt wie Jaguar, Schlange,
Harpyen-Adler, Kondor oder Kaiman. Die Herrscher als oberste Priester verkörperten
diese Gottheiten und wurden mit ihren Symbolen geschmückt.
Steinhammer, Eisenhammer und Amboss
zur Bearbeitung von Edelmetall
Chimú 1000 – 1476 n. Chr.
Steinhammer, Höhe 11,8 cm
Eisenhammer, Höhe 3,6 cm
Steinamboss, Höhe 4,8 cm
Larco Museum Peru
Das Eisen, das vom Himmel fiel, das
Meteoriteneisen, erkannten auch die Kulturen
Alt-Perus als Material mit ganz besonderen
Möglichkeiten. Bisweilen gab man das
Himmelseisen Verstorbenen mit ins Grab. In
einigen Fällen hat man auch versucht, die
Eigenschaften des Materials zu erkunden und
für sich nutzbar zu machen. Der kleine
Hammer wurde aus Meteoriteneisen
hergestellt und diente wie der Steinhammer
und der Steinamboss als Werkzeug zur
Goldverarbeitung.
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Um diese Meisterwerke der Goldschmiedekunst herstellen zu können, brauchte man
hoch spezialisierte Handwerker mit viel Wissen und Erfahrung. Sie waren sehr
geachtet und genossen ebenfalls Privilegien. Das meiste Gold wurde aus Flüssen
ausgewaschen. Es wurden aber auch erzhaltige Quarzadern im Gebirge abgebaut. Aus
diesem Material wurde das Gold zunächst ausgeschmolzen, wofür in den Werkstätten
verschiedene Öfen zur Verfügung standen. Sie wurden mit Holzkohle oder Lamadung
befeuert und mit Blasrohren angefacht, um die notwendigen Temperaturen von über
1000 Grad Celsius zu erreichen. Das flüssige Gold wurde dann zu Metallbarren
gegossen. Oft mischte man dabei verschiedene Metalle zu Legierungen. Solche aus
Kupfer mit verschiedenen Anteilen von Silber, Gold oder Arsen nennt man Tumbaga.
Aus den fertigen Barren wurden dann meistens in reiner Treibarbeit Schmuckstücke
hergestellt. Durch gezieltes Hämmern mit steinernen Hämmern und Ambossen
stellten die Kunsthandwerker zunächst ein Blech her. Dieses wurde dann durch
weiteres Hämmern in die gewünschte Form gebracht. Für besondere Muster
bedienten sie sich dabei auch hölzerner Model oder Matrizen. Zum Ausschneiden der
äußeren Form wurden feine Meißel verwendet. Muster und Linien konnten mit
Stäbchen eingraviert oder mit Stempeln gepunzt werden. Um ganze Figuren
herzustellen, wurden mehrere vorgeformte Bleche durch Löten oder Schweißen
miteinander verbunden. Zum Schluss wurden die Oberflächen noch poliert und auf
Hochglanz gebracht. Gerade der Glanz der verschiedenen Farbtöne der MetallLegierungen war bedeutsam.
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4. Die Eroberung Perus
Mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus 1492 begann die
systematische Ausbeutung der Urbevölkerung und Naturreichtümer des
Doppelkontinents. Von Anfang an war die Suche nach Goldschätzen neben der
Verbreitung des Katholizismus eine der Haupttriebfedern der Eroberung. Gold war
knapp geworden in Europa. Es hatte im Mittelalter als Währung gedient, und nun
waren die Minen nahezu erschöpft. Der Transsahara-Handel mit den Goldvölkern
Westafrikas stockte. Gleichzeitig floss viel Gold in den Orient, nach Indien und China
ab. Über die Seidenstraße importierte Europa feine Stoffe, Gewürze und andere
Luxuswaren. Die erhielt man nicht im Tausch, sondern nur gegen Edelmetall.
Europäische Produkte waren im frühen Welthandel nicht konkurrenzfähig. Zur Zeit
der Eroberung Perus war der Habsburger Karl V. spanischer König und Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches. Schon seine Kaiserwahl hatte er durch Bestechung
finanzieren müssen. Sein weltumspannendes Reich, in dem „die Sonne nie unterging“,
stand chronisch am Rande des Staatsbankrotts, da seine Hofhaltung und die vielen
Kriege gegen Protestanten, Muslime und andere Gegner enorme Summen
verschlangen. Aus Geldmangel musste er die Eroberung der Kolonien in Amerika und
Asien im Wesentlichen privatwirtschaftlich organisieren. Die „ Conquista“ der Neuen
Welt funktionierte nach folgendem Muster: Ein „Capitán “ genannter Heerführer
rüstete einen Entdeckungs- und Beutezug unter seiner Leitung aus. Die spanische
Krone gab ihm hierzu die Erlaubnis, reservierte sich einen Teil des Reingewinns und
befreite den Capitán von Einfuhr- und Verkaufssteuern. Die erhoffte Beute musste
das gesamte Geschäft finanzieren: die Ausrüstung, die Söldner, die mitzuführenden
Geistlichen und Finanzbeamten der Krone und oft auch Bankiers, bei denen der
Capitán Geld aufgenommen hatte. Die Teilnehmer eines solchen Unternehmens
standen also unter einem existentiellen Erfolgszwang, der sich nicht selten in
skrupelloser Gewalt Bahn brach.
Träger der Eroberung waren vor allem die Hidalgos, wirtschaftlich ruinierte und
sittlich verrohte Landadelige. Männer wie Claudio Pizarro, der 1532 die Inka-Stadt
Tumbes an der äußersten Nordküste des heutigen Peru erreichte, und von dort die
Eroberung des Inka-Reiches begann. Pizarros Streitmacht von angeblich nur 130
Soldaten und 40 Reitern mit Arkebusen und zwei kleinen Kanonen zieht durch die
engen Schluchten der Anden zur Inka-Stadt Cajamarca im nördlichen Hochland. Sie
reisen nun auf den hervorragend ausgebauten Inka-Straßen durch ein vom
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Bürgerkrieg verwüstetes Land. Dabei werden sie beobachtet, aber nicht behindert
von den Truppen des letzten Inka-Herrschers Atahualpa. Der scheint unbekümmert
und genießt die heißen Schwefelquellen bei Cajamarca. Mit einem Heer von 50.000
Soldaten lagert er auf einem Wiesengelände hinter der Stadt und nicht etwa in der
nahen Festung.
Silberner Helm
Chimú 1000 - 1476
Silber, Höhe 20,5 cm
Larco Museum Peru
Krieger der Chimú und später der Inka
tragen solche Helme auf Abbildungen. Sie
hatten auch eine Schmuckfunktion und
waren oft zusätzlich dekoriert. Durch ihren
Kupfergehalt gestärkt, dürften sie auch zur
praktischen Verteidigung gegen Steinschleudern sowie Hieb- und Stichwaffen aus
Stein oder Kupfer beigetragen haben, wie
sie von indianischen Gegnern im Kampf
verwendet wurden. Allerdings konnten sie
keinerlei wirksamen Schutz gegen die
Waffen der Spanier bieten. In offener
Feldschlacht waren die Europäer praktisch
unangreifbar. Diese Überlegenheit nutzten
sie bei ihren Eroberungszügen
erbarmungslos aus und metzelten Gegner
zu Tausenden nieder.
Als Pizarro in Cajamarca eintrifft, liegt die Stadt verlassen. Am 16. November 1532
folgt Atahualpa mit 6000 kaum bewaffneten Indianern einer Einladung Pizarros auf
den zentralen Platz der Stadt. Hier begegnen sich die beiden Abordnungen.
Christenpriester und Inka-Herrscher halten eine unverständliche Zwiesprache und auf
ein verabredetes Zeichen stürzen Pizarros Soldaten mit ihrem Schlachtruf „Sankt
Jakob“ aus den umliegenden Gebäuden hervor, metzeln die wehrlosen Indianer nieder
und nehmen Atahualpa gefangen. Durch diesen Hinterhalt hatte Pizarro den
absoluten Herrscher des Inka-Reiches zu seiner Geisel gemacht – und mit ihm die
Befehlsgewalt an sich gerissen. Trotz seiner Gefangenschaft hielt Atahualpa in
Cajamarca weiter Hof und regelte die Staatsangelegenheiten. Er war hochgebildet
und neugierig. Bald lernte er schreiben, was Pizarro bis zu seinem Tod nicht richtig
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beherrschte. Die Spanier bedrängten ihn mit Forderungen nach Gold. Als Lösegeld für
seine Freilassung ließ er einen Saal von 88 Kubikmetern einmal mit Gold- und zweimal
mit Silberobjekten füllen. Trotz dieser Schätze und aller Versprechungen ließ Pizarro
Atahualpa am 29. August 1533 hinrichten - wohl auf Drängen seiner meuternden
Mannschaft. In den folgenden Jahren wurde das ehemalige Inka-Reich systematisch
nach Gold und Silber durchwühlt. Die Goldgier der Spanier machte auch vor
Grabschändungen nicht halt. Ein extra erlassenes Gesetz erlaubte es, heidnische
Gräber und Tempelanlagen zu plündern, denn hier lagerte besonders viel Gold, das für
die Indianer vor allem eine religiöse Bedeutung hatte. Die Chronisten berichten, alle
Geräte und Wasserleitungen im Sonnentempel von Cuzco seien aus reinem Gold
gewesen, seine Mauern mit goldenen Platten verkleidet, sein Garten voller
Nachbildungen der Tiere und Pflanzen des Reiches aus edlem Metall. Gold- und
Silberobjekte, die sie in jahrelanger Mühe erschaffen hatten, mussten die
Kunsthandwerker zu Barren einschmelzen und nach Europa verfrachten. Angeblich
brannten die Schmelzöfen nach der Eroberung Cuzcos einen ganzen Monat ohne
Unterbrechung.
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Goldmaske eines Gottkönigs
Moche 100 – 600 n. Chr.
Gold, Höhe 22 cm
Linden -Museum Stuttgart
Prächtige Kleidung und goldene
Accessoires bezeugen die strenge
soziale Hierarchisierung der
Moche-Gesellschaft. Die Herrscher
waren zugleich oberste Priester
und Kriegsherren und verfügten
über eine große Machtvollkommenheit. Ihre prunkvoll
inszenierten öffentlichen Auftritte
bei festlichen Zeremonien und
Prozessionen, begleitet von
Würdenträgern, Musikern und
Dienern, haben einen mächtigen
Eindruck auf das versammelte
Volk ausgeübt.
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4.1. Die Kulturen des Alten Peru
Früher Horizont 1200 v. Chr. bis 200 v. Chr.
Cupisnique
Die Ursprünge der Cupisnique-Kultur gehen zurück bis in die Zeit vor dem Frühen
Horizont, der sogenannten Initialperiode. Cupisnique gehört zu den ganz frühen
Kulturen mit einer hochwertiger Keramikproduktion, die sich zwischen 1200 und 200
v. Chr. an der Nordküste Perus ausbreitete. Zunächst wurden vor allem Flaschen mit
einfachem Ausguss produziert, aus denen bei sozialen oder rituellen Anlässen
Maisbier ausgeschenkt wurde.
Zylindrische Skulpturflasche
Cupisnique 1200 – 200 v. Chr.
Keramik, Höhe 25,5 cm
Larco Museum Peru
Zu den ganz frühen Kulturen mit einer hochwertiger
Keramikproduktion gehört Cupisnique, die sich zwischen
1200 und 200 vor Christus an der Nordküste Perus
ausbreitete. Zunächst wurden vor allem Flaschen mit
einfachem Ausguss produziert, aus denen bei sozialen oder
rituellen Anlässen Maisbier ausgeschenkt wurde. Die ersten
einfachen Tongefäße entwickelten sich aus der Nachahmung
von Flaschenkürbissen, in denen früher die Nahrung
aufbewahrt und serviert worden war.
Salinar 300 – 100 v. Chr.
Die Regionalkultur von Salinar entstand 300 v. Chr. an der Nordküste Perus. Sie nahm
am Ende des Frühen Horizontes Stilelemente wieder auf, die bereits in der Keramik
von Cupisnique zu Beginn dieser Epoche etabliert waren. Hierzu gehören abstrakte,
nicht-figürliche Muster und die Gefäßform mit einem einfachen konischen Ausguss
und seitlichem Henkel. Damit setzten die Töpfer von Salinar sich bewusst vom
dominanten Keramikstil Chavíns mit seinen Steigbügelgefäßen und figürlichen
Darstellungen ab und brachten alternative Kulturmuster zum Ausdruck. 100 n. Chr.
endete die Salinar-Kultur.
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Flasche mit geometrischem Muster
Salinar 300 - 100
Keramik, Höhe 21,3 cm
Larco Museum Peru
In der klar gestalteten Flasche setzten sie einen sich
wiederholenden treppenförmigen Block in dunklem
Bordeauxrot gegen den natürlichen Orangeton der
Keramik. Die Muster wurden durch Einritzungen
besonders eingefasst und durch Bemalung vor dem Brand
hervorgehoben.
Vicùs 500 v. Chr. – 800 n. Chr.
Die Vicús-Kultur bestand zwischen 500 v. Chr. bis 800 n. Chr. im nördlichen Hochland
Perus. Sie blühte auf, als am Ende des Frühen Horizontes eine Reihe lokaler Kulturen
wieder erstarkten und somit die kulturelle Vielfalt der Frühen Zwischenperiode
ankündigten. Regional war sie weitgehend beschränkt auf das Piura-Tal im gebirgigen
Binnenland des äußersten Nordens Perus, bereits an der Grenze zu Ecuador gelegen.
Es lassen sich zwei sehr verschiedene Stile unterscheiden. Der eine ist recht
eigenständig, mit Einflüssen aus den sich nördlich anschließenden Kulturen von
Ecuador und Kolumbien.
Krone eines Priesterfürsten
Vicús 500 v. Chr. – 800 n. Chr.
Gold, Kupfer, Höhe 38,7 cm
Larco Museum Peru
Die Krone wurde sehr aufwändig aus vergoldetem
Kupfer gefertigt, indem mehrere Streifen mit
Laschen und Zungen zusammengefügt wurden. In
vorgestanzte Löcher wurden rechteckige Drähte
eingeführt, an denen runde Scheiben hängen.
Anhänger sind in Alt-Peru ein Zeichen besonderer
Vitalität. Haare oder Anhängsel an Kleidern und
Schmuck sind oft als lebendige Schlangenleiber,
Federn oder Trophäenköpfe gestaltet und
symbolisieren deren Kraft.
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Die zweite ist praktisch mit der Frühphase der berühmten Moche-Kultur identisch, die
weiter südlich an der Nordküste Perus entstand. Man versteht Vicús somit auch als
Bindeglied zwischen dem Frühen Horizont und der Kultur der Moche in der Frühen
Zwischenperiode. Ihre Keramik ist kraftvoll, aber technisch recht grob.
Bemerkenswert an Vicús aber ist ihre Kunst, Metalle wie Gold-Legierungen, Kupfer
und auch bereits eine arsenhaltige Bronze zu verarbeiten.
Chavín 900 – 200 v. Chr.
Der Frühe Horizont, also die peruanische Geschichte zwischen 900 und 200 vor
Christus war geprägt durch den Stil von Chavín - benannt ist er nach der
monumentalen Tempelanlage von Chavín de Huantar, die in zwei Bauabschnitten ab
900 vor Christus und ab 500 vor Christus errichtet wurde. Erstmals waren weite
Teile des riesigen Andenraumes vereinigt. Chavín war kein politisches Reich, sondern
ein wirtschaftliches, künstlerisches und vor allem religiöses Zentrum, das seinen
enormen Einflussraum weit ausdehnte. Chavín-Keramik wurde bis in den Süden Peru s
exportiert, vermutlich durch Händler und Pilger, die Chavín de Huantar als
bedeutsamen Wallfahrtsort aufsuchten. Neben seiner Funktion als religiöses Zentrum,
dessen Kult die Menschen aus vielen Teilen des Landes anzog, war Chavín de Huantar
auch ein wichtiger Verkehrsknoten. Chavín markiert die Verbindung zwischen Küste,
Bergen und Regenwald und hatte Zugang zu den Ideen und Ressourcen aller
Regionen. Die religiöse Bildwelt Chavíns wird dominiert von göttlichen Mischwesen,
die aus Tieren der einzelnen Öko-Zonen zusammengesetzt sind. Wichtige Symboltiere
sind Raubkatzen wie der Jaguar, Schlangen wie die Anakonda, Raubvögel wie der
Harpyenadler und Kaimane – alles aggressive Raubtiere, deren Krallen und Reißzähne
die Gewalt der Naturmächte begreifbar machen .
Krone eines Priesterfürsten
mit Darstellung des Stabgottes
Chavin 900 – 200 v. Chr.
Gold, Breite 44 cm
Larco Museum Peru
Um die Bilder der Götterwelt in die
verschiedenen Regionen zu
exportieren, war es nötig, sie auf
transportable, tausendfach
vervielfältigbare Medien zu
übertragen. Hierfür boten sich
Textilien, Keramik und Goldschmuck an.
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Paracas
Die Paracas-Kultur beginnt um 800 v. Chr. und endet 200 v. Chr. Danach setzt ein
allmählicher Kulturwandel ein, als dessen Endprodukt die Kultur von Nazca erscheint.
Ihr geographisches Kerngebiet verlagerte sich ein wenig nach Süden an die
Nebenflüsse des Rio Grande de Nazca und den Rio Ica. Die Bedingungen für
Landwirtschaft sind hier sehr schwierig. Dürren, Springfluten und Erdbeben sind
häufig, alle Flüsse versickern, bevor sie das Meer erreichen. Daher wurden
unterirdische Wasservorkommen aufwändig erschlossen und die fruchtbaren
Schwemmböden über künstliche Wasserleitungen bewässert. In Bevölkerung,
Lebensstil, Technik und Religion gab es eine Kontinuität von Paracas zu Nazca in der
Frühen Zwischenperiode.
Doppelausgussgefäß mit Pfeife
Paracas 800 – 200 v. Chr.
Keramik, Höhe 13 cm
Linden- Museum Stuttgart
Die Gestalt der Keramik ist typisch für Paracas: ein bauchiger,
kugelförmiger Gefäßkörper mit zwei konischen Ausgüssen, die
durch einen Brückenhenkel als Tragegriff miteinander
verbunden sind. Im Gefäß ist ein Pfeifmechanismus eingebaut,
der beim Gießen und Schwenken einen durchdringenden Ton
erzeugt. Er symbolisierte die Stimme des kleinen Falken,
dessen Kopf oben an einem der Ausgüsse sitzt.
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Frühe Zwischenperiode 200 v. Chr. bis 600 n. Chr.
Nazca
In der Nazca-Kultur, die zwischen 200 v. Chr. bis 600 n. Chr. an der Südküste Perus
besteht, verlagert sich die religiöse Bilderwelt schwerpunktmäßig von den Textilien
auf das Medium der Keramik. Lesbare, bildhafte Motive finden sich öfter in der
Keramik von Nazca. Sie gilt als die feinste in Südamerika. Weltweite Berühmtheit
erlangte Nazca wegen seiner „Scharrbilder“. Ein Gebiet von mehreren 1000 qkm
regenloser Pampa wurde mit Linien und Bildern gestaltet, indem man die dunklen
Steine von der Oberfläche absammelte. Der freigeräumte, sandig-gelbe Untergrund
aus Gips bildete dann gut erkennbare Muster, die zusätzlich auch in den Boden
eingescharrt wurden. Seit 1995 gehören diese Bodenbilder zum UNESCOWeltkulturerbe. Sie bestehen aus kilometerlangen, schnurgeraden Linien,
geometrischen Flächen wie Trapezen und Spiralen und überdimensionalen, bis 700 m
langen Tierfiguren. Einige von ihnen sind vom Boden aus kaum zu überblicken.
Mundmaske
Nazca 200 v. Chr. – 600 n. Chr.
Gold-Kupfer -Legierung, Höhe 9,5 cm
Larco Museum Peru
Mundmasken sind von vielen
Darstellungen der Nazca-Kultur an
der Südküste Perus gut bekannt. In
der farbig bemalten Nazca-Keramik
sind Abbildungen von mythischen
Wesen häufig, die einen solchen
Schmuck um den Mund tragen. Die
ungewöhnliche Form der
Mundmaske erinnert an einen Bart
oder die Schnurrhaare von Katzen.
Das Katzenelement ist auf vielen
Keramiken verbunden mit Falken
und Schlangen. Auch auf dieser
Mundmaske lassen sich Elemente
solcher Tiere erahnen.
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Recuay 200 v. Chr. – 600 n. Chr.
Der Recuay-Stil verbreitete sich nach dem Ende des Chavín-Horizontes im 2.
vorchristlichen Jahrhundert vom nördlichen und mittleren Hochland aus über weite
Teile Perus. Einzelne Funde reichen bis ins amazonische Tiefland hinein. Gegen das
Jahr 600 geht die Recuay-Kultur unter, zeitgleich mit der Moche-Kultur wohl im
Rahmen der Expansion des Huari-Reiches, welches den Mittleren Horizont prägte.
Zepter eines Priesterfürsten
Recuay 200 v. Chr. – 600 n. Chr.
Silber, Höhe 18,8 cm
Larco Museum Peru
Zum Ornat ranghoher Priesterfürsten in Alt-Peru gehörten
neben festlicher Kleidung, Kopfschmuck, Pektoral, Ohr- und
Nasenringen zuweilen auch lange Standarten oder kürzere
Zepter als Zeichen ihrer Macht und Würde. Das kleine
Zepter aus reinem Silber zeigt auf einem schlanken Stiel,
der möglicherweise auf einen Holzstab aufgesetzt werden
konnte, in eindrucksvoller Stilisierung eine sich aufrichtende
Raubkatze. Sie ist geschmückt mit kugelförmigen, frei
schwingenden Anhängern und einem Kopfputz, den die
doppelköpfige Schlange krönt, ein gängiges Symbol vor
allem auf altperuanischen Textilien.
Moche 100 - 600
600 Kilometer lang erstreckte sich ab 100 nach Christus das Reich der Moche entlang
der Küste im Norden Perus. Die Moche gliederten ihr Herrschaftsgebiet in regionale
Staaten, es entstanden große Städte und eine Vielzahl regionaler Stile und Kulturen.
Mächtige Bauwerke aus luftgetrockneten Lehmziegeln, den Adobes, wurden errichtet.
Säulenartige Blöcke aus aufgeschichteten Ziegeln wurden mit genau berechneten
Baufugen nebeneinander gesetzt, um den gigantischen Baukörpern die notwendige
Flexibilität und Stabilität zu geben, um starken Temperaturschwankungen und
Erschütterungen durch Erdbeben zu widerstehen. Die Wände waren sorgfältig mit
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Lehmputz verziert, auf dem in plastischem Relief oder farbenfroher Freskenmalerei
Götter, mythische Bilder und rituelle Szenen dargestellt sind.
Ohrpflöcke eines Priesterfürsten
Moche 100 – 600
Gold, Muschel, Halbedelstein, Durchmesser 10 cm
Larco Museum Peru
Die großen Scheiben des Ohrringpaares zeigen zwei
Krieger. Sie wurden in hervortretender Einlegearbeit
aus verschiedenfarbigen Halbedelsteinen, roter
Spondylus-Muschel, Gold und Perlmutt gestaltet und
mit Naturharzen aufgeklebt.
Die Moche verbesserten auch die Techniken der Metallverarbeitung. Sie verwendeten
neben Gold und Silber in großen Mengen Kupfer, das zu Schmuck, Waffen und Geräten
verarbeitet wurde. Metall war ein wichtiges Statussymbol und Teil jeder
Grabausstattung. Berühmt wurde die Kultur der Moche durch ihre einzigartige
Keramik: Götter, Menschen, Tiere, Pflanzen und auch Alltagsszenen wurden plastisch
wie auch mit feinen Pinselstrichen gemalt dargestellt. Die Bandbreite der Motive, ihr
Realismus, ihre Ausgewogenheit, Vitalität und Ausdruckskraft dokumentieren
eindrucksvoll die Welt der Moche. Die grandiose Kultur der Moche geht zusammen mit
der von Nazca um 600 nach Christus unter. Eine Serie verheerender
Naturkatastrophen hatte die Macht des Adels ins Wanken gebracht.
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Lima 300 - 700
An der Zentralküste Perus entstand 300 n. Chr. die Lima-Kultur. Sie reicht bis in die
Zeit des Mittleren Horizontes und endet 700 n. Chr.
Doppelausgussgefäß mit Hirten und
Lamaherde
Lima 300 - 700
Keramik, Höhe 17,5 cm
Larco Museum Peru
Die Keramik aus der Lima-Kultur an der Zentralküste Perus
vereint Stilmerkmale von Nord- und Südküste: Der doppelte
Ausguss mit Bügelgriff ist eine Variante der seit der ParacasKultur an der Südküste verbreiteten Form, während die
figürliche Szene Einflüsse der Kulturen der Moche oder Chimú
von der Nordküste verrät. Auf der einen Seite der Keramik ist
ein Hirte zu sehen, der eine Lamaherde in Zweierreihen auf
einem Weg zu einem Haus treibt.
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Mittlerer Horizont 600 bis 1000
Huari 500 - 800
Der Mittlere Horizont, also die Zeit von 600 bis 1000 n. Chr., wird bestimmt durch
eine gewaltige Expansionsbewegung, die von den Hauptorten Tiahuanaco und Huari
ausgeht. Beide Städte gründen ab ca. 500 n. Chr. mächtige politische Reiche.
Kunststile, Motive, Religion, Handel und Wirtschaft vereinheitlichen sich unter ihrer
Oberhoheit in weiten Teilen des Andenraumes. Tiahuanaco war eine Großstadt
südöstlich des Titicacasees mit mehreren Zehntausend Einwohnern auf einer
Grundfläche von mindestens 10 qkm, einem ausgeprägten Zeremonialzentrum und
einer Lama-Karawanserei als Verkehrs- und Handelsknoten. Huari liegt weiter
nördlich im zentralperuanischen Hochland, etwa 25 Kilometer von der heutigen Stadt
Ayacucho entfernt. Die beiden Großreiche waren Vorläufer der Inka. Sie entwickelten
viele der Dinge, die die Inka später perfektionieren und überaus erfolgreich
anwendeten, um ihr Imperium zu beherrschen: bewässerte Ackerbauterrassen im
Hochland, Knotenschnüre (Quipus) zum Erfassen statistischer Daten, eine
zentralistische Verwaltung, ein ausgeprägtes Handelssystem mit Lamakarawanen
und ausgebau ten Straßen, eine klare militärische Vorgehensweise, die Herstellung
von Werkzeuge und Waffen aus Bronze in größerem Umfang und schließlich ein
sachlicher, fast technokratisch anmutender Stil in Kunst und monumentaler
Steinarchitektur.
Becher in Form eines Fußes
Huari 500 - 800
Keramik, Höhe 11,7 cm
Larco Museum Peru
Die leicht konkave Form des Bechers wird als kero
bezeichnet. Kero tauchen zunächst im Mittleren
Horizont auf. Sie sind typisch für die Kultur der großen
Zeremonialstadt Tiahuanaco am Titicacasee in Bolivien,
und sie verbreiten sich mit dem künstlerischen Einfluss,
der von den neuen Zentren Tiahuanaco und Huari
ausstrahlt. Deren politische Reiche bewirken
gleichzeitig auch eine politische Machtverschiebung von
der Küste zum südlichen und zentralen Hochland.
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Späte Zwischenperiode 1000 bis 1450
Lambayeque 750 - 1200
Eine Vielfalt verschiedener Kulturen und Kunststile kennzeichnet die Späte
Zwischenperiode in der Geschichte Alt-Perus. 750 erblühten die Königreiche
Lambayeque und Chimú. Die Lambayeque-Kultur erlebte ihren Höhepunkt von 900
bis 1100 n. Chr in fruchtbaren Oasentälern im äußersten Norden Perus. Danach ging
sie in der Chimú-Kultur auf. Einige Elemente des zentralistisch verwalteten HuariReiches bleiben in den Kulturen der Nordküste bestehen, vor allem in der soziopolitischen Struktur und im Bereich der Kunst. Die Ausgussformen und Motive der
Lambayeque-Keramik beispielsweise lassen den Einfluss von Huari erkennen. Im
Vergleich zur Moche-Zeit verlieren die Darstellungen an naturalistischer
Lebendigkeit, sind starrer und stärker stilisiert. In der Architektur werden Elemente
der Moche-Zeremonialzentren wie Pyramiden, Plattformen, Mauern und rechteckige
Höfe wieder aufgenommen und neu kombiniert.
Goldbecher mit Gesicht
Lambayeque 750 - 1200
Gold, Höhe 19,5 cm
Larco Museum Peru
Der Zeremonialbecher ist
aus Gold gearbeitet und
zeigt ein menschliches
Gesicht mit den markanten
Reißzähnen eines Raubtieres im geöffneten Mund.
Raubtiere sind in vielen
altperuanischen
Kulturen ein göttliches
Attribut und symbolisieren
Macht. Da dieses Gesicht auf
vielen Objekten der
Lambayeque-Kultur
erscheint, wird es als
Darstellung des Hauptgottes
dieses Volkes interpretiert.
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Chancay 1000 - 1450
Die Chancay-Kultur dominierte die Späte Zwischenperiode an der Zentralküste Perus.
Sie entstand 1000 und ging 1450 in die Kultur der Inka über.
Kissen mit Web-Szene
Chancay 1000 - 1450
Textil, Länge 60 cm
Larco Museum Peru
Das Kissen mit der WebSzene ist mit Blättern des
Koka-Strauches, einer
heiligen Pflanze, gefüllt. Es
hat die Form eines liegenden
Menschen, der als Basis für
die figürliche Szene mit zwei
Weberinnen dient. Im
Zentrum der Szene steht
eine Person mit feiner Tunika
und Gesichtsbemalung,
möglicherweise ein Würdenträger, für den die beiden
Weberinnen arbeiten. Auch
sie tragen typische Kleidung
und Gesichtsbemalung.
Chimú 1000 - 1476
An der Nordküste Perus bestand zwischen 1000 und 1476 die Kultur der Chimú.
Zentrum des Chimú-Königreiches war die Hauptstadt Chan Chan. Hierher wurden die
Kunsthandwerker aus Lambayeque und anderen Reichsteilen gebracht, um Waren für
die Herrscher zu produzieren. Der Stand des technologischen Wissens war sehr hoch.
Dies betrifft die Metallverarbeitung wie andere Kunsthandwerke, die eine neue Blüte
erreichten. Die Chimú waren Meister in der Herstellung von Feder-, Muschel- und
Holzarbeiten. Gräber wurden reich ausgestattet mit enormen Mengen fein ziselierter
Edelmetallobjekte, riesigen Gold-Masken und luxuriösem Schmuck. Gold- und
Silberbecher sind fast schon eine Massenware, die zu Hunderten stapelweise den
Toten mitgegeben wurde. 1476 besetzte der Inka Pachacuti Yupanqui die Berge im
Hinterland der Stadt Chan Chan und zerstörte die Kanalsysteme, die von hier das
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lebenswichtige Wasser heranführten. Damit durchtrennte er den Lebensnerv, von
dem alle Oasenkulturen an der peruanischen Küste abhängig waren.
Goldene Bartpinzette
Chimú 1000 - 1476
Gold, Länge 8,4 cm
Linden -Museum Stuttgart
Pinzetten aus Gold oder Silber waren in Alt-Peru weit verbreitet.
Die Bartpinzette schmücken zwei kleine Äffchen. Affen haben eine
rituelle Bedeutung und werden zum Pflücken der Früchte heiliger
Bäume eingesetzt. Nachdem der ursprüngliche Wald mit seiner
Fauna aus den Küstenoasen Perus verschwunden und durch Felder
ersetzt war, kamen Affen vor allem an den grünen Küsten Ecuadors
vor. Von hier wurden sie über Fernhandelswege importiert. Daher
wurden sie mit Fruchtbarkeit, Handel und Luxusobjekten assoziiert,
die ebenfalls aus Ecuador stammten. Die wichtigste Bedeutung des
Affen aber war die des Schamanentiers.
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Später Horizont 1450 bis 1532
Inka 1200 - 1532
Die Inka-Kultur entsteht 1200 im zentralen und südlichen Hochland Perus und breitet
über das gesamte Peru und Teile Ecuadors, Boliviens und Chiles aus. Der Name „Inka“
bezeichnet kein Volk, sondern einen Abstammungsverband, später dann auch den
Herrscher selber. Die mündliche Überlieferung berichtet von 13 Inka-Herrschern, von
denen die ersten sieben allerdings einen eher legendären Charakter haben. Dem
Mythos zufolge war es der Stammvater Manco Capac, der als Sohn des Sonnengottes
Inti auf einer heiligen Insel im Titicacasee zur Erde gelangte. Als erster Inka brachte
er den unzivilisierten Menschen neben dem Sonnenkult, der Staatsreligion der Inka,
verschiedene Kulturgüter. Die Inka waren zunächst eine kleine Gruppe, die als Bauern
im Hochtal von Cuzco siedelten und häufig in kriegerische Auseinandersetzungen mit
ihren Nachbarn verwickelt waren. Erst unter Führung des 9. Inka Pachacuti Yupanqui,
1438 bis1471, und seines Sohnes Topa Yupanqui, 1471 bis 1493, gelangen
entscheidende militärische Siege, die eine Phase der gezielten Expansionspolitik
einleiteten. Dabei gliederten sie die unterworfenen Völker und Gebiete wie das
Königreich der Chimú systematisch in ihr Staatswesen ein.
Mütze eines Adligen
Inka 1200 - 1532
Wolle, Pflanzenfasern, Federn, Durchmesser 31,5 cm
Linden -Museum Stuttgart
Feine Kleidung und prächtige Kopfbedeckungen aus Textil und bunten
Federn dienten den Adligen des InkaReiches als Zeichen ihrer Würde. An
ihnen konnte man ihre Stellung,
Funktion und Herkunft ablesen. Die
feinsten Kleider und Federarbeiten
wurden von den aqllas, den so
genannten „Sonnenjungfrauen„
hergestellt. Dies waren Töchter von
Adligen oder besonders schöne und
begabte Mädchen aus einfachen
Schichten. Sie durchliefen eine
exzellente Ausbildung und lebten
hoch geachtet in klosterähnlichen
Palästen.
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Der Inka-Staat war straff organisiert: Der Inka wurde als Abkömmling der Sonne
verehrt und besaß uneingeschränkte politische wie religiöse Autorität. Er verfügte als
spirituelle Quelle aller Dinge frei über Land und Menschen. Aus seiner Verwandtschaft
rekrutierte sich der Hochadel, der die Schlüsselpositionen in Verwaltung und Heer
innehatte. Daneben existierte ein Verdienstadel, in den erfolgreiche Kriegsanführer,
Baumeister und Handwerker aufsteigen konnten. Auch sie genossen Privilegien,
trugen kostbare Kleider und Schmuck aus Gold und Silber und wohnten in Palästen.
Figur eines Inka-Adligen
Inka 1200 - 1532
Gold, Höhe 6,3 cm
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Die kleine Goldfigur zeigt
das realistische Abbild
eines Würdenträgers aus
der Inka-Zeit. Zu erkennen
ist er an seinen überlangen
Ohrläppchen. Adligen wurde
bereits in jungen Jahren die
Ohren durchstochen, um
Ohrpflöcke tragen zu
können. Nach und nach
wurden diese Schmuckstücke als Privileg ihres
Ranges immer größer und
die Ohrläppchen Stück für
Stück geweitet. Als die
Spanier das Inka-Reich
eroberten, nannten sie die
Würdenträger daher
Orejones – Langohren
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6. Francisco Pizarro – der Eroberer des Inka-Reiches
Francisco Pizarro wurde zwischen 1475 und 1478 in Trujillo in der Estremadura
geboren, einer damals rückständigen Region in Spanien. Sein Vater, der Hauptmann
Gonzalo Pizarro, entstammte dem verarmten niederen Landadel. Francisco war
einer von mehreren Söhnen aus unehelichen Verbindungen seines Vaters. Seine
Kindheit verbrachte er als ungebildeter Schweinehirt. Die Fremde zog Pizarro
magisch an. Als junger Erwachsener nahm er an vielen Entdeckungsreisen teil, bis er
von einem sagenhaften Goldreich in Südamerika erfuhr: Peru. Zwei Versuche, zum
Inka-Reich vorzustoßen schlugen Fehl. Erst als er im Auftrag Spaniens erneut in See
stach, erreichte er 1532 mit einer Streitmacht von 170 den Norden Perus. Von hier
aus stiegen sie ins Hochland der Anden, wo der Inka-Herrscher Atahualpa sie in
Cajamarca erwartete. Es gelang Pizarro, freundliche Absichten vorzutäuschen und
Atahualpa in einem Hinterhalt gefangen zu nehmen. Trotz gegenteiliger
Versprechungen ließ er ihn nach Zahlung eines enormen Lösegeldes in Gold und
Silber hinrichten. Anschließend marschierte er in der Inka-Hauptstadt Cuzco ein.
Geschickt nutzte Pizarro die Zerstrittenheit des Inka-Adels aus. Er pflegte Kontakte
zu allen Seiten, ging Bündnisse ein und setzte skrupellos seine Machtinteressen
durch. Die Folge: Die Eroberung Perus durch Pizarro geschah durch eingeborene
Armeen. 1535 gründete Pizarro die neue Hauptstadt Lima an der Pazifikküste.
Francisco Pizarros unstillbarer Ehrgeiz und seine Gier wurden schließlich auch ihm
zum Verhängnis. Ein verschworener Kreis von Gegnern überfiel ihn am Abend des
26. Juni 1541 in seinem Haus in Lima. Obwohl der mittlerweile über 60-Jährige sich
verzweifelt verteidigte, wurde er niedergestochen und ermordet.
Steißschutz aus Gold
Moche 100 - 600
Gold-Silber-Kupfer-Legierung, Länge 17,3 cm
Larco Museum Peru
Steißschutze, Hüft- oder Lendenprotektoren sind
charakteristisch für die Kultur der Moche.
Zeichnungen dieser Chalchalcha auf Keramiken
zeigen, dass sie unterhalb des Rückens auf der
Hüfte mit einer Art Gürtel befestigt wurden und
dann frei über das Gesäß herabhingen. Am oberen
Ende der Steißschutze sind jeweils drei
schlaufenförmige Befestigungsmöglichkeiten zu
erkennen. Einfache Hüftprotektoren aus Kupfer
wurden von Kriegern getragen und dienten ihnen
wie Helme und Schilde als Teil ihrer Schutzkleidung. Aus wertvollen Materialien gefertigt,
gehörten sie aber auch zum Ornat von Priestern,
wie der Steißschutz aus Gold-Silber-KupferLegierung.
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7. Die Eroberung Perus: Pizarro, Atahualpa und die Gier nach Gold
Mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus 1492 begann die
systematische Ausbeutung der Urbevölkerung und Naturreichtümer des
Doppelkontinents. Von Anfang an war die Suche nach Goldschätzen neben der
Verbreitung des Katholizismus eine der Haupttriebfedern der Eroberung. Gold war
knapp geworden in Europa. Es hatte im Mittelalter als Währung gedient, und nun
waren die Minen nahezu erschöpft. Der Transsahara-Handel mit den Goldvölkern
Westafrikas stockte. Gleichzeitig floss viel Gold in den Orient, nach Indien und China
ab. Über die Seidenstraße importierte Europa feine Stoffe, Gewürze und andere
Luxuswaren. Die erhielt man nicht im Tausch, sondern nur gegen Edelmetall.
Europäische Produkte waren im frühen Welthandel nicht konkurrenzfähig. Zur Zeit
der Eroberung Perus war der Habsburger Karl V. spanischer König und Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches. Schon seine Kaiserwahl hatte er durch Bestechung
finanzieren müssen. Sein weltumspannendes Reich, in dem „die Sonne nie unterging“,
stand chronisch am Rande des Staatsbankrotts, da seine Hofhaltung und die vielen
Kriege gegen Protestanten, Muslime und andere Gegner enorme Summen
verschlangen. Aus Geldmangel musste er die Eroberung der Kolonien in Amerika und
Asien im Wesentlichen privatwirtschaftlich organisieren.
Goldener Kronenaufsatz eines
Priesterfürsten
Moche 100 - 600
Gold, Breite 30,7 cm
Larco Museum Peru
Prunkvoller Kopfschmuck gehörte zu
den wertvollsten Accessoirs der MochePriesterfürsten. Das fein gearbeitete
Exemplar ist das Stirnteil eines
aufwändigen Kopfputzes. Im Zentrum
der Darstellung steht das eindrucksvolle
Gesicht eines Mischwesens. Es hat das
Maul einer Raubkatze und den
mächtigen Hakenschnabel eines
Raubvogels.
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Die „Conquista“ der Neuen Welt funktionierte nach folgendem Muster: Ein „Capitán“
genannter Heerführer rüstete einen Entdeckungs- und Beutezug unter seiner Leitung
aus. Die spanische Krone gab ihm hierzu die Erlaubnis, reservierte sich einen Teil des
Reingewinns und befreite den Capitán von Einfuhr- und Verkaufssteuern. Die erhoffte
Beute musste das gesamte Geschäft finanzieren: die Ausrüstung, die Söldner, die
mitzuführenden Geistlichen und Finanzbeamten der Krone und oft auch Bankiers, bei
denen der Capitán Geld aufgenommen hatte. Die Teilnehmer eines solchen
Unternehmens standen also unter einem existentiellen Erfolgszwang, der sich nicht
selten in skrupelloser Gewalt Bahn brach. Träger der Eroberung waren vor allem die
Hidalgos, wirtschaftlich ruinierte und sittlich verrohte Landadelige. Männer wie
Claudio Pizarro, der 1532 die Inka-Stadt Tumbes an der äußersten Nordküste des
heutigen Peru erreichte, und von dort die Eroberung des Inka-Reiches begann.
Pizarros Streitmacht von angeblich nur 130 Soldaten und 40 Reitern mit Arkebusen
und zwei kleinen Kanonen zieht durch die engen Schluchten der Anden zur Inka-Stadt
Cajamarca im nördlichen Hochland. Sie reisen nun auf den hervorragend ausgebauten
Inka-Straßen durch ein vom Bürgerkrieg verwüstetes Land. Dabei werden sie
beobachtet, aber nicht behindert von den Truppen des letzten Inka-Herrschers
Atahualpa. Der scheint unbekümmert und genießt die heißen Schwefelquellen bei
Cajamarca. Mit einem Heer von 50.000 Soldaten lagert er auf einem Wiesengelände
hinter der Stadt und nicht etwa in der nahen Festung.
Goldener Becher mit Zinnoberbemalung
und plastischem Dekor
Lambayeque 750 - 1200
Gold, Höhe 12 cm
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Der prunkvolle Goldbecher war einst in
reicher Einlegearbeit verziert.
Möglicherweise bestanden die Einlagen
aus farbigen Halbedelsteinen wie Türkis,
Lapislazuli und Malachit oder aus
Stücken der orangeroten SpondylusMuschel. Daneben haben sich in den
Vertiefungen des Reliefs Reste der
ursprünglich rötlichen Zinnoberbemalung erhalten, die den plastischen
Dekor eindrucksvoll hervortreten
lassen. Das zentrale Motiv zeigt einen
sitzenden Adligen. Sein hoher Rang
lässt sich an seiner Ausstattung mit
einem Häuptlingsstab und einer Krone,
vielleicht mit Federn, ablesen.
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Als Pizarro in Cajamarca eintrifft, liegt die Stadt verlassen. Am 16. November 1532
folgt Atahualpa mit 6000 kaum bewaffneten Indianern einer Einladung Pizarros auf
den zentralen Platz der Stadt. Hier begegnen sich die beiden Abordnungen.
Christenpriester und Inka-Herrscher halten eine unverständliche Zwiesprache und auf
ein verabredetes Zeichen stürzen Pizarros Soldaten mit ihrem Schlachtruf „Sankt
Jakob“ aus den umliegenden Gebäuden hervor, metzeln die wehrlosen Indianer nieder
und nehmen Atahualpa gefangen. Durch diesen Hinterhalt hatte Pizarro den
absoluten Herrscher des Inka-Reiches zu seiner Geisel gemacht – und mit ihm die
Befehlsgewalt an sich gerissen. Trotz seiner Gefangenschaft hielt Atahualpa in
Cajamarca weiter Hof und regelte die Staatsangelegenheiten. Er war hochgebildet
und neugierig. Bald lernte er schreiben, was Pizarro bis zu seinem Tod nicht richtig
beherrschte. Die Spanier bedrängten ihn mit Forderungen nach Gold. Als Lösegeld für
seine Freilassung ließ er einen Saal von 88 Kubikmetern einmal mit Gold- und zweimal
mit Silberobjekten füllen. Trotz dieser Schätze und aller Versprechungen ließ Pizarro
Atahualpa am 29. August 1533 hinrichten - wohl auf Drän gen seiner meuternden
Mannschaft. In den folgenden Jahren wurde das ehemalige Inka-Reich systematisch
nach Gold und Silber durchwühlt. Die Goldgier der Spanier machte auch vor
Grabschändungen nicht halt. Ein extra erlassenes Gesetz erlaubte es, heidnische
Gräber und Tempelanlagen zu plündern, denn hier lagerte besonders viel Gold, das für
die Indianer vor allem eine religiöse Bedeutung hatte. Die Chronisten berichten, alle
Geräte und Wasserleitungen im Sonnentempel von Cuzco seien aus reinem Gold
gewesen, seine Mauern mit goldenen Platten verkleidet, sein Garten voller
Nachbildungen der Tiere und Pflanzen des Reiches aus edlem Metall. Gold- und
Silberobjekte, die sie in jahrelanger Mühe erschaffen hatten, mussten die
Kunsthandwerker zu Barren einschmelzen und nach Europa verfrachten. Angeblich
brannten die Schmelzöfen nach der Eroberung Cuzcos einen ganzen Monat ohne
Unterbrechung.
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8. Der Lebensraum Alt-Peru: Naturreichtum und Naturkatastrophen
Der kulturgeographische Begriff „Alt-Peru“ bezeichnet den zentralen Andenraum in
Südamerika, eine Region, die wesentliche Teile der heutigen Staaten Peru und
Bolivien umfasst. Das ist das Kerngebiet des ehemaligen Inka-Reiches. Der
Lebensraum der alt-peruanischen Kulturen ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt
höchst unterschiedlicher geographischer und ökologischer Zonen. Im Osten breitet
sich das gewaltige Amazonas-Becken mit dem größten noch existierenden
Regenwaldgebiet der Erde aus: eine grüne, von einem Geflecht an Flussläufen
durchzogene Ebene, aus der nachmittags Gewitterwolken wie gewaltige Wetter-Pilze
emporsteigen. Weiter nach Westen steigt der Regenwald an und geht über in den
steilen Ostabhang der Anden, deren Gebirgsketten wie ein gigantisches Rückgrat den
gesamten Kontinent in Nord-Süd-Richtung durchziehen. Der vom Atlantik über
Amazonien wehende Passatwind regnet sich hier ab und sorgt für extreme
Niederschlagsmengen von 3000 mm und mehr pro Jahr. Feuchtheißes Klima, die
üppige Vegetation des immergrünen Nebelwaldes und ein steiles Gelände machen
diese Gegend bis heute sehr unwegsam. Vom Andenostabhang wird es nach Westen
hin kontinuierlich immer trockener.
Steigbügelgefäß in Form eines LastLamas
Moche 100 - 600
Keramik, Höhe 16 cm
Linden -Museum Stuttgart
Die Keramik zeigt ein Pack-Lama, das
auf eine Weise beladen ist, die man noch
heute in Peru beobachten kann.
Markierungen im Ohr dienten und dienen
zur Kennzeichnung des Eigentümers. An
der Küste gab es damals eine besonders
große und robuste Lamarasse. Sie war
an das dortige Klima angepasst und ist
mit dem Untergang der indianischen
Kultur an der Küste ausgestorben.
Bereits aus dem dritten vorchristlichen
Jahrhundert gibt es Belege dafür, dass
Lamakarawanen alle Landschaftstypen
Perus miteinander verbanden.
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Zunächst steigen die Kordilleren der Anden immer weiter in die Höhe. Ihre Gipfel
erreichen Höhen von 6-7000 Metern. Sie schließen im Süden die Altiplano genannten
weiten Hochbecken mit dem Titicaca-See ein. Auf diesen 4000 Meter hoch
gelegenen, niederschlagsarmen Hochebenen wächst eine Trockengrassteppe, die als
Weide für Lama- und Alpakaherden genutzt wird. Es herrscht ein raues Klima mit
täglichen Temperaturschwankungen von bis zu 40 Grad Celsius. Die felsige Schwarze
und die vergletscherte Weiße Kordillere schließen sich in westlicher Richtung an.
Nach Westen zu werden die Anden wieder niedriger, aber auch immer öder und
vegetationsärmer, menschenverlassene braune Gebirgsketten reihen sich aneinander.
Lediglich das Grün einiger tief eingeschnittener Längstäler deutet auf eine dichtere
Besiedlung hin. Viele Anden-Täler verfügen über gute Böden, ein gemäßigtes Klima
und in höheren Lag en über ausreichend Regen, um Landwirtschaft ohne künstliche
Bewässerung zu betreiben. Ansonsten bewässerte man die Felder aus Flüssen oder
legte an den Hängen Ackerbau -Terrassen an. In solchen Hochtälern nahmen große
Kulturen und Reiche ihren Ausgang, die weite Teile Alt-Perus in einem so genannten
„Horizont“ vereinigen. Die Inka-Hauptstadt Cuzco beispielsweise liegt in einem weiten
Tal auf 3400 Metern Höhe. Zum Meer hin geht die Landschaft dann in eine echte
Wüste über. Der 30 bis 150 km breite Küstenstreifen am Pazifik gehört zu den
trockensten Landstrichen der Erde. Während es an der Nordküste Perus noch seltene
Niederschläge in den Sommermonaten der Südhalbkugel, also von Dezember bis
März, gibt, regnet es an der Südküste und in Nordchile jahrelang gar nicht. Lediglich in
etwa 40 Quertälern bringen Flüsse Wasser aus den Anden herab. In diesen Flussoasen
finden wir Vegetation. Früher war dies dichter Wald, heute sind es bewässerte Felder,
überwiegend mit Zuckerrohr. Trotz ihrer extremen Regenarmut entwickelten sich
gerade hier die frühen peruanischen Hochkulturen. Ihr System von
Bewässerungsanlagen war ausgeklügelt und verband in einigen Fällen Täler über
mehrere Hundert Kilometer durch Wasserkanäle. Zusammen mit den angenehmen
Temperaturen, die auch im Sommer selten 30 Grad übersteigen, der hohen
Sonneneinstrahlung und intensiven landwirtschaftlichen Methoden waren je nach
Feldfrucht zwei bis drei reiche Ernten pro Jahr möglich.
Die ausgeprägte Niederschlagsarmut an der Pazifikküste ist auf den Humboldt-Strom
zurückzuführen, eine von der Antarktis in Richtung Äquator fließende kalte
Meeresströmung, die Regen an der Küste verhindert. Gleichzeitig aber sorgt er
zusammen mit den von den Süßwasserflüssen aus den Anden eingeschwemmten
Nährstoffen für eine sauerstoffreiche Nährsuppe, die eine unvorstellbare Fülle an
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Leben hervorbringt. Die Küstengewässer Perus gelten als die reichsten Fischgründe
der Welt.
Gefäß mit Langustenfischer
Chimú 1000 - 1476
Keramik, Länge 31,5 cm
Linden -Museum Stuttgart
Neben Fischen zählten auch Muscheln,
Meeresschnecken und Krustentiere zu
den wichtigen Nahrungsquellen der
Küstenkulturen. Auf der Keramik ist
ein Fischer dargestellt, der seine
Langustenreuse einholt. Auf ihr
befindet sich wie eine Allegorie seiner
Tätigkeit ein überdimensionales
Exemplar seiner Beute, und auch die
Reuse selbst nimmt die Form einer
Languste an. Schwarze, figürliche
Keramiken sind typisch für die Kultur
der Chimú im Späten Horizont.
Der Reichtum des Meeres wird durch regelmäßig eintretende El Niño-Ereignisse jäh
unterbrochen. Dabei reißt der kalte Humboldt-Strom aus noch nicht vollständig
geklärten Ursachen ab und warme, nährstoffarme Wassermassen fließen von Norden
her nach. Diese Klimaphänomene bauen sich um Weihnachten herum auf, weshalb sie
den Namen El Niño, das Christkind, erhielten. Für die Küstenbewohner bedeuteten sie
ein Massensterben der Meerestiere und damit den Verlust ihrer Lebensgrundlage.
Gleichzeitig kommt es in der Küstenwüste und auch in den Bergen zu sintflutartigen
Regenfällen. Ganze Landstriche werden überschwemmt, Felder, Bewässerungskanäle
und Lehmhäuser fallen den Überschwemmungen zum Opfer. Sichtbaren Ausdruck
findet dieses Gefühl der Abhängigkeit von den Naturmächten, die Fruchtbarkeit und
Überfluss spenden, ihre Gaben aber auch entziehen und die Menschen damit töten
können, in den mächtigen Göttergestalten Alt-Perus mit ihren aggressiven RaubtierMerkmalen: Jaguarmäulern, Schlangenköpfen, Raubvogelkrallen. Um ihr Wohlwollen
zu sichern und Katastrophen abzuwenden, wurden ihnen regelmäßig Opfer
dargebracht. Dazu gehörten neben Feldfrüchten auch blutige Tier- und
Menschenopfer.
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9. Die „Vertikale Kontrolle“ - Wirtschaftliche Grundprinzipien der
andinen Zivilisation
Aufgrund seines gebirgigen Reliefs und der vielfältigen klimatischen Bedingungen
gleicht Peru einem Mosaik aus einigen Hundert höchst spezifischen Ökotopen
Jede Höhenstufe brachte verschiedene Produkte hervor. An der Küste wurden
Baumwolle in verschiedenen Farben, Mais, Maniok, Bohnen, Kürbisse, Erdnüsse und
eine Vielfalt bei uns meist unbekannter Obstbäume angebaut. An Haustieren gab es
eine domestizierte Entenart und den haarlosen peruanischen Nackthund, der zu den
ältesten Hunderassen der Welt zählt. Das Meer lieferte Salz, Fisch, Meeresfrüchte wie
Muscheln und Krustentiere, Algen und Guano (Vogelkot) als Düngemittel. Die Täler
der Anden verfügen oftmals über gute Böden und ein gemäßigtes Klima. Hier wachsen
Mais, Bohnen, Baumwolle, Obst und Chili, in höheren Lagen Kartoffeln, Amaranth und
Quinoa, eine getreideähnliche, eiweiß- und fettreiche Pflanze aus der Familie der
Meldengewächse. Die Höhenstufe zwischen 3500 und 4100 Metern war zudem
wichtig als Lieferant von Holz. In den klimatisch schwierigen Hochlagen von 3500 bis
4800 Metern gedeihen noch speziell angepasste Kartoffelsorten, vor allem solche,
die viele Bitterstoffe enthalten. Hier oben ist die Heimat der Lamas und Alpakas.
Rock
Chimú 1000 - 1476
Textil, Länge 138 cm
Larco Museum Peru
Die typische Kleidung der
Männer Alt-Perus bestand
aus einem tunikaartigen
Hemd, welches Unku
genannt wird, und einem
kurzen Rock oder Lendentuch, das um die Hüften
gebunden wurde. Das
gürtelartige Stoffband,
mit dem er festgebunden
wurde, ist ebenfalls
erhalten. Ihre Farben und
Muster dürften wie in der
Inka-Zeit seine Herkunft,
Stellung und Funktion im
Chimú-Königreich
dokumentiert haben.
Das Alpaka liefert eine sehr hochwertige Wolle in 16 natürlichen Farbtönen. Sein Haar
ist innen hohl. Daher isoliert es hervorragend, ist leicht und weich. Das Lama hat eine
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gröbere Wolle, die zu Seilen oder Säcken verarbeitet wird. Es ist vor allem wichtig als
Lasttier. Die Lamas und Alpakas weiden die harten Büschelgräser ab, die auch als
Material zum Decken der Häuser ins Tiefland exportiert wurden. Beide Arten werden
auch gegessen. Die Hochgebirgsstufe ab 4800 Metern bis zur Schneegrenze weist
nur noch eine kümmerliche Vegetation auf. In dieser Region werden Vicuñas
gefangen. Die Herden dieser wilden Verwandten der Lamas wurden alle 2-4 Jahre
zusammengetrieben und geschoren. Ihre Wolle gilt als die feinste der Welt und stand
im Inka-Reich ausschließlich den Herrschern für luxuriöse Kleidungsstücke zur
Verfügung. Außerdem bietet das hochalpine Klima ein Potential zum Gefriertrocknen
von Kartoffeln. Bei dieser alten Konservierungsmethode machen sich die Indianer den
täglichen Wechsel zwischen intensiver Sonneneinstrahlung und starken Nachtfrösten
zunutze, um den Knollen das Wasser zu entziehen. Gefriergetrocknete Kartoffeln sind
leicht und jahrelang haltbar. Im feuchtheißen Klima des Anden-Ostabfalls schließlich
gedeihen wiederum Maniok, tropische Früchte und Gemüse. Daneben wurden wichtige
Luxus-Güter produziert wie farbige Federn, vor allem von Papageien, die für den
Schmuck und die Kleidung hoher Würdenträger begehrt waren. Von hier stammten
Honig, Wachs, Harze, Färbemittel, Medizinalpflanzen und exotische Tiere.
Federfächer
Nazca 200 v. Chr. – 600 n. Chr.
Baumwolle, Papageienfedern, Pflanzenfasern,
Breite 28 cm
Linden -Museum Stuttgart
Ob der Fächer aus farbigen Papageienfedern als Kultobjekt in der Hand
gehalten wurde oder an der Kleidung
oder einem Kopfputz befestigt war,
kann heute nicht mehr eindeutig
ermittelt werden. Seit den frühesten
Kulturen Alt-Perus bis zu den Inka
galten bunte Papageienfedern als
kostbare Handelsware, denn sie musste
aus den tropischen Wäldern Amazoniens oder von der ecuadorianischen
Küste eingeführt werden. Der Weg
dorthin war lang und beschwerlich.
Besonders wichtig waren die Blätter des Koka-Strauches. Sie wurden bei Zeremonien
und zum Wahrsagen verwendet. Schon in frühester Zeit wurden die verschiedenen
Höhenstufen miteinander vernetzt und die jeweils spezifischen Produkte getauscht.
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Handel und Austausch sind eine der grundlegenden Voraussetzungen der andinen
Zivilisation. Da die Ökozonen sich vor allem an der geographischen Höhe ausrichten,
wird dieses System unter dem Stichwort der „Vertikalität“ diskutiert. „Vertikale
Kontrolle“ bedeutet, dass offenbar auch die einzelnen Ethnien und
Siedlungsgemeinschaften idealerweise Zugangsrechte zu den verschiedenen
Höhenstufen hatte. Nur durch eine solche, den naturräumlichen Gegebenheiten
angepasste Nutzung konnte man die eigene Versorgung stabilisieren, Ernteausfälle in
einer Zone auffangen und einen Mehrwert erwirtschaften. Einzelne Gemeinschaften
unterhielten von ihrer Kernsiedlung, dem politischen und wirtschaftlichen Zentrum
aus, ständig besiedelte periphere Dörfer in den einzelnen Höhenstufen, um so einen
eigenen Zugang zu den verschiedenen Ressourcen zu behalten. Dazu gehörten
offenbar auch Außenstellen für Spezialisten wie Keramik- oder Metall-Handwerker.
Zehntägige Fußmärsche wurden in Kauf genommen, um die Ableger in den einzelnen
„ökologischen Nischen“ zu erreichen. Ein weiterer Vorteil dieses Systems war es,
dass man die Agrarzyklen der verschiedenen Höhenstufen ineinander verzahnen
konnte. Jede Arbeitszeit wurde so optimal ausgenutzt und die Gemeinschaft verfügte
zu jeder Jahreszeit über eine Vielfalt an Produkten. Das Prinzip der Vertikalität
spiegelt sich auch im religiösen Weltbild Alt-Perus. Bedeutende Kultorte lagen an
Kreuzungspunkten von Handelswegen und an Übergängen zwischen Ökozonen. In
vielen Kunstwerken finden sich Elemente der verschiedenen Höhenstufen, die zu
einer Einheit zusammengeführt werden, sei es in Form von Mischwesen, die aus den
Tieren der diversen Lebensräume bestehen, in Form von Symbolen oder Materialien.
Textilien beispielsweise fügen oft Kettfäden aus Baumwolle (Küste) und Schussfäden
aus Alpakafaser (Hochland) zusammen und integrieren so die ökologischen
Höhenstufen der Anden, deren natürlicher Reichtum die Grundlage der andinen
Zivilisation bildete.
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10. Die erotische Kunst der Moche
Für die Menschen an der Nordküste Perus, im Zentrum der Moche-Kultur, hatte die
Sexualität eine zentrale Bedeutung. Nicht ohne Auswirkung auf die Kunst:
Darstellungen mit sexuellen Motiven sind typisch für die Keramiken der Moche aus
der Frühen Zwischenperiode also der Zeit zwischen 200 vor Christus und 600 nach
Christus. die Darstellung erotischer Szenen in den Keramiken der Moche ist auffallend
unemotional, meist sind herrschaftlich auftretende Männer und unbeteiligt duldende
und dienende Frauen dargestellt. Der Beischlaf zwischen Menschen und
mythologischen Wesen verweist eindeutig auf die religiöse Sphäre und machen
deutlich, wie eng die religiöse und die menschliche Ebene in Kontakt traten. Für eine
religiöse Interpretation spricht auch, dass die erotischen Keramiken ausschließlich in
Gräbern gefunden wurden. Wie andere getöpferte Grabbeigaben waren sie mit Wasser
oder Maisbier gefüllt. Im Sinne eines den Tod durch Sexualität überwindenden
Fruchtbarkeitskultes lassen sich nur die wenigsten Stücke verstehen, da sie keinen
Zeugungsakt darstellen. Aber als liebevolle Wünsche und symbolische Versprechen
könnte man manche schon interpretieren. Neben Nahrung und Werkzeug hat man
dem Partner vielleicht auch die im Diesseits gelebte Sexualität mit ins Grab gelegt,
damit sie ihm im Jenseits zur Verfügung stehe. Die Keramiken würden dann das
Versprechen ausdrücken, den Toten weiterhin zu lieben und sexuell zu umsorgen.
Vereinigung zwischen einer Frau
und der höchsten Gottheit
Moche 100 - 600
Keramik, Höhe 9,8 cm
Larco Museum Peru
Die Keramik zeigt in feiner
Reliefarbeit den Koitus zwischen
einer Frau und einer auf ihr
liegenden männlichen Gestalt, die
Aia Paec darstellt. Es gibt eine
Reihe recht ähnlicher Abbildungen.
Die gesamte Szene spielt sich in
einem Tempel ab, zumindest ist
eine größere architektonische
Anlage mit spitzgiebeligem Dach
zu erkennen. Solche Abbildungen
zeigen, wie eng die religiöse und
die menschliche Ebene in Kontakt
treten.
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11. Die Chimú: Meister der Metallverarbeitung
Die Meisterschaft der Chimú in der Metallverarbeitung lässt sich am deutlichsten an
ihren fein gearbeiteten Schmuck erkennen. In Miniaturform wurden Motive und
Formen ausgeschnitten und eingraviert. Zum Schneiden der Metallbögen
verwendeten die alt-peruanischen Kunsthandwerker grundsätzlich feine Meißel, die
aus Kupfer oder Bronze gegossen wurden. Die Chimú fertigten aber auch
großformatige Objekte aus Gold, Silber und Kupfer an. Aus ihrer intimen Kenntnis
dieser Materialien wussten sie um die Geschmeidigkeit des Silbers, welches gut
formbar, aber eben auch sehr weich und nachgiebig ist. Also mischten sie größeren
Objekten aus laminiertem Silber einen hohen Anteil Kupfer bei, um ihnen Härte und
Stabilität zu verleihen. So konnte man auch größere Objekte aus recht dünnen
Silberblechen formen, ohne Gefahr zu laufen, dass sie allzu leicht ihre Form verlieren.
Form zur Herstellung von
Metallperlen
Moche 100 - 600
Stein, Kupfer, Durchmesser 18 cm
Larco Museum Peru
Die Treibform zeigt anschaulich die Technik, mit denen die
Kunsthandwerker Alt-Perus ihren Goldschmuck produzierten.
Um räumliche Objekte herzustellen, wurden sorgfältig
ausgehämmerte Metallbleche erneut erhitzt und über
Formen, Model oder Matrizen getrieben. Hier handelt es sich
um eine Form aus Stein, in der sechs Halbkugeln gefertigt
werden konnten. Dabei wurde das Blech vorsichtig mit
geeigneten Hämmern immer mehr in die vorgegebene Form
hineingetrieben.
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12. Die Kunst des Webens und Färbens
Die Webtechniken, mit denen die Textilien herg estellt wurden, waren extrem kunstvoll
und aufwändig. Dies steht in krassem Gegensatz zur Konfektion der Kleidungsstücke:
Sie wurden nicht geschneidert, sondern einfach aus rechteckigen Textilien
zusammengenäht. Statt Abnähern wurde die Zahl der Kettfäden erhöht oder
verringert, um einen räumlichen Effekt zu erzielen. Das gewebte Textil aber blieb
jedenfalls vollständig im Kleidungsstück erhalten. Die Chimú bevorzugten einheitlich
gemusterte Kleidungsstücke. Wie bei den meisten Chimú-Textilien liegt ihre
graphische Ausdruckskraft in der beständigen Wiederholung eines Grundmusters in
verschiedensten, lebhaften Farben. Alle diese Farben wurden aus natürlichen
Rohstoffen hergestellt, vor allem aus Pflanzen und Mineralien. Die Wolle des Alpaka
liefert zudem 16 natürliche Grundfarben von Weiß über rötliche und bräunliche Töne
bis hin zu Grau und Schwarz. Sie wandeln den beim Färbeprozeß erzielten Ton noch
einmal ab. Wir kennen einzelne bestickte Textilien aus Alt-Peru, in denen bis zu 180
Farbtöne vorkommen.
Muster-Webstück
Chancay 1000 - 1450
Wolle, Länge 22 cm
Linden -Museum Stuttgart
Altperuanische Textilien gehören zu den
feinsten handgefertigten Stoffen der Welt.
Fast alle Webtechniken waren bekannt, und
manche Methode findet man weltweit nur hier.
Die Textilkunst des Andenraumes kann auf
eine mindestens 10000-jährige Tradition
zurückblicken. Sie steht ganz am Anfang der
Kulturentwicklung. Textilien waren noch vor
Gold und Keramik die ersten Träger sozialer
und religiöser Botschaften und sind es
teilweise bis heute. Kleidungsstoffe zeigen die
bedeutsamsten Zeichen, haben einen hohen
Wert als Tauschobjekte und Opfergaben, und
sie drücken Identität, Funktion und Rang ihrer
Träger aus.
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13. Hinweise zur Unterrichtsgestaltung
Kunst
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Außereuropäische Kunst
Stilisierung und Abstraktion als Stilmittel; künstlerische
Ausdrucksformen
Umsetzung von abstrakten Ideen, Konzepten und Weltbildern bei der
Gestaltung von Kunstwerken
Künstlerische Handwerkstechniken: Keramik, Metallverarbeitung,
Weberei, Textilien etc.
Tiere, Zeichen, Farben, Muster und Formen als Symbole; Kodifizierung,
Schrift
Politische, spirituelle und wirtschaftliche Bedeutungen, Botschaften,
Aussagen und Wirkungen von Kunst
Verhältnis Kunst, Kunstwerk, Künstler und Gesellschaft
Religion/Philosophie
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Indianische Religionen und Weltbilder
Außereuropäische Religionen, Schamanismus, Polytheismus
Jenseits-Vorstellungen, Umgang mit Sterben und Tod, Totenkult
Schöpfungsmythen als Erklärung der Welt
Fruchtbarkeits- und Opferkulte
Verhältnis von Religion und Weltbild mit Natur, Siedlungsraum,
Wirtschaft Gesellschaft und Politik
Geschichte, Politik
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Entstehung der Zivilisationen und Staaten
Außereuropäische Kulturen und Gesellschaftsordnungen
Zeitalter der Entdeckungen
Eroberung Amerikas, Kolonialismus
Staatsformen: die „sozialistische Theokratie“ der Inka; die
Klassengesellschaft der Moche
Wirtschaft, Verwaltung und Organisation des Inka-Reiches
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Erdkunde
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Wohnen, Leben, Ernährung, Wirtschaft in außereuropäischen Kulturen
Landschaftsformen und Biodiversität Perus als Grundlage der
Wirtschaft und Staatskunst der Inka
Extreme Lebensräume und ihre Nutzung: Wüste, Hochgebirge,
Regenwald
Bewässerung, Landwirtschaft, Fischfang, Viehzucht
Biologie
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Darstellung von Tieren und Pflanzen, ihre Funktion für die Wirtschaft
und das Leben, ihre symbolische Bedeutung in Religion und Kunst
Nutz- und Nahrungspflanzen: Kartoffel, Mais, Maniok, Erdnuss,
Baumwolle, Lama, Alpaka, Meerschweinchen etc.
Deutsch
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Im Zusammenhang mit der Lektüre von Indianer-Literatur. Besonders
geeignet: Jakob Wassermann, Das Gold von Caxamalca, mit Materialien
von Gerhard Kluge, Stuttgart: Klett-Verlag 1985, 64 S., Lehrerheft,
handelt von der Entdeckung und Eroberung Perus.
Auch allgemeine Indianer-Literatur für Kinder: „Fliegender Stern“,
„Blauvogel“
Spanisch
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Spanisches Kolonialreich, südamerikanisches Spanisch, Länderkunde
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
66302 Völklingen / Saar
Redaktion: Peter Backes, Julia Wittwer
Wissenschaftliche Beratung: Dietmar Neitzke
Tel. 06898/9100-135, Fax 06898/9100-111
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Generaldirektor Dr. Meinrad Maria Grewenig
14. Rallye durch die Ausstellung InkaGold für Kinder
bis 9 Jahre
Hallo! Ich bin Pedro, das kleine Lama.
Ich lebe zusammen mit meiner Lama-Familie in einem Zoo in
Deutschland. Aber eigentlich kommen wir Lamas aus Peru. Das ist
ein Land, ganz weit weg in Südamerika. Leider war ich noch nie dort.
Aber die großen Lamas haben mir viel von Peru erzählt. Und weil ich
so neugierig bin, haben sie mich in diese Ausstellung geschickt. Denn
hier kann man erfahren, wie Menschen und Lamas früher in Peru
gelebt haben. Leider aber verstehe ich nicht alles, denn ich kann
doch nicht lesen.
Hilfst du mir, die Sachen au s Peru zu entdecken? Ich kann dir
manches erzählen. Und zusammen können wir bestimmt ein paar
Fragen beantworten, denn du kannst die Text-Tafeln ja schon lesen, oder?
Du kannst auch einen Freund oder Erwachsenen mitnehmen. Dann macht unsere
Entdeckungs-Reise noch mehr Spaß. Und wenn wir einmal nicht weiter wissen, hilft
uns bestimmt jemand weiter...
Komm, jetzt gehen wir los!!!
Station 1
In Peru leben wir Lamas seit vielen Tausend Jahren mit Menschen zusammen. Diese
Menschen sind Indianer. Früher bauten sie große Städte und hatten mächtige
Königreiche. Den Namen des letzten und größten dieser Reiche findest du im Titel der
Ausstellung. Es war das Reich der
__ __ __ __
Station 2
Im ersten Raum siehst du die ältesten Gegenstände der Ausstellung. Manche sind fast
3000 Jahre alt. Schau dir mal das breite Schmuckstück zwischen den zwei TonFlaschen an! Es wurde wie eine Kette über der Brust getragen und besteht aus vielen
kleinen Perlen. Aber woraus wurden die Perlen gemacht? Aus bunten Steinen und den
Schalen einer
__ __ __ __ __ __ __
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Station 3
Im zweiten Raum gehst du direkt auf zwei goldene Masken zu. Sie wurden bei Festen
von Priestern oder Fürsten getragen. Wenn so ein wichtiger Mensch starb, dann legte
man ihm seine Maske ins Grab. Außerdem gab man ihm Essen, Trinken, Kleider,
Geschirr, Schmuckstücke und Werkzeug mit. Die Menschen glaubten damals, dass
jeder Mensch nach seinem Tod in eine andere Welt geht und dort weiter lebt.
Kannst du mir eine der Masken abmalen, damit ich sie meiner Lama-Familie im Zoo
zeigen kann? Hier hast du Platz dafür:
Platz zum Malen
Station 4
Rechts neben den Masken findest du den goldenen Kopf von einem Tier, dem
__ __ __ __ __
Er wurde wie eine Maske auf der Stirn getragen. Die Ohren und Zunge des Kopfes sind
beweglich.
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Station 5
Jetzt gehen wir nach links. Kannst du ein kleines weißes Ton-Gefäß entdecken?
Darauf schwirren Vögelchen. Sie saugen mit ihren langen Schnäbeln den Nektar aus
einer bunten Blüte. Kennst du diesen Vogel schon? Er ist ganz bunt und kann sogar
rückwärts fliegen!
Er heißt
__ __ __ __ __ __ __
Station 6
Als nächstes suchen wir eine Halskette mit kleinen goldenen Fröschen! Das ist nicht
einfach. Kannst du sie mir zeigen? Für die Indianer, die diese Kette trugen, waren
Frösche etwas Schönes. Frösche erinnerten sie an das Wasser. Und Wasser war sehr
kostbar, denn sie lebten in einer Wüste. Wie viele Frösche hängen an der Kette?
Kannst du sie bitte für mich zählen?
Es sind
__ __ Frösche
Station 7
Gehe nun weiter, bis du auf einem Podest ein wunderschönes, großes Stück Stoff
liegen siehst. Es ist gelb und blau gemustert. Und es wurde aus
__ __ __ __ __ __ gemacht.
Solche bunten Federn stammen von Papageien. Die leben in den fernen Regenwäldern
Amazoniens, jenseits der hohen Berge der Anden. Von dort her mussten die Indianer
Perus die Federn eintauschen. Sie waren daher sehr wertvoll.
Station 8
Direkt neben dem Feder-Stoff ist ein buntes Ton-Gefäß. Darauf siehst du eine ganze
Herde von meinen Verwandten, den Lamas. Sie werden von einem Hirten zu einem
Haus auf einem Berg geführt. Wir Lamas leben weit oben in den Bergen.
Es gibt in Peru also eine Wüste an der Küste des Meeres, hohe Berge und Regenwald.
In jeder dieser Landschaften gab es andere Dinge. Wir Lamas waren dazu da, diese
Dinge zwischen den verschiedenen Gegenden zu transportieren.
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Hier hast du Platz, um deine eigene Lama-Herde zu malen. Vergiss nicht die Berge!
Platz zum Malen
Station 9
Jetzt kommt etwas ganz wichtiges, das Essen. Wir Lamas fressen Gras. Von den
Indianern in Peru und anderen Ländern habt ihr Deutschen viele Pflanzen bekommen,
die ihr esst. Zum Beispiel Mais, Kartoffeln, Bohnen, Tomaten, Gurken, Melonen,
Zuchinis, Paprikas, Erdnüsse, Vanille und Kakao.
(Wegbeschreibung) siehst du einen Ton-Krug. Auf ihm erkennst du eines der
wichtigsten Nahrungsmittel aus den Bergen Perus. Es ist die
__ __ __ __ __ __ __ __ __
Wusstest du, dass sie aus Peru stammt?
Station 10
In der Nähe findest du ein weiteres Lama. Hier siehst du, wie wir Lamas Säcke auf
unserem Rücken tragen. So brachten wir Kartoffeln und Gold aus den Bergen, Federn
aus dem Regenwald, Mais, Muscheln und Fische von der Küste des Meeres. Eine
Schnur zeigt, welchem Hirten ein Lama gehört. Wo ist die Schnur befestigt?
Im __ __ __
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Station 11
Unsere Verwandten, die Alpakas, geben auch warme Wolle für Kleider. Ein bisschen
weiter in der Ausstellung findest du solche Kleider. Sie liegen auf einem Podest.
Schau dir mal die bunten Farben und die fein gewebten Muster an! Es ist ein Rock und
ein
__ __ __ __
Station 12
Gegenüber den beiden großen Tongefäßen sind zwei Schalen aus Gold. Mächtige
Leute wie Könige und Fürsten haben aus solchen Schalen gegessen. Es gibt meistens
zwei davon. Oft waren sie Geschenke. Man bewahrte sie auf zur Erinnerung an
gemeinsame Feste, oder wenn zwei Gruppen sich nach einem Streit geeinigt haben. In
die Schalen sind Menschen, Affen, Vögel, Fische, Katzen, Muscheln, Eidechsen,
Masken, Federn, Messer, Wellen und Hunde eingeritzt. Kannst du sie alle entdecken?
Station 13
In der Nähe findest du zwei kleine goldene Pinzetten. Damit haben sich Indianer
früher die Barthaare entfernt. Oben an der einen Pinzette sind zwei kleine Tiere.
Erkennst du sie?
Es sind
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Station 14
Siehst du die beiden großen Tongefäße? In ihnen wurden Nahrungsmittel aufbewahrt.
Solch ein Tongefäß nennt man Aribalo.
Kannst du dir vorstellen, welche Nahrungsmittel in den Gefäßen aufbewahrt wurden?
Nenn mir Beispiele.
Station 15
In den Vorrats-Lagern der Inka waren viele solche Ton-Krüge mit Mais und anderen
Lebensmitteln gelagert. Auch Kleider, Waffen und Werkzeuge wurden für Notzeiten
gesammelt. Wir Lamas trugen alles dort hin. Um zu zählen, wie viele Dinge in den
Lagern waren, benutzten die Inka Schnüre mit Knoten. Zwei solche Knotenschnüre
befinden sich rechts hinter den Ton-Krügen. Schau sie dir genau an! Jede Farbe und
jeder Knoten hatte eine andere Bedeutung. Wie nennt man diese Knotenschnüre?
__ __ __ __ __
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Station 16
In der Nähe der Knotenschnüre gibt es eine Vitrine mit einem sehr schönen
Goldschmuck.
Siehst du die hübschen Wasservögel darauf?
Dieses Schmuckstück wurde auf dem Kopf getragen.
Es ist nämlich ein
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Damit ist unsere Reise nun beendet. Ich hoffe, es hat dir genauso viel Spaß gemacht
wie mir. Jetzt muss ich mich leider von dir verabschieden, meine Lama-Familie im Zoo
wartet schon auf mich. Wenn du noch ein bisschen Zeit hast, darfst du aber natürlich
gerne noch weiter auf Entdeckungs-Reise gehen und dir alle Sachen in der
Ausstellung gut anschauen.
Also: Tschüß und Viel Spaß !!
Dein Pedro,
das neugierige kleine Lama
Die Lösungen:
Station 1
Inka
Station 2
Muschel
Station 4
Fuchs
Station 5
Kolibri
Station 6
23
Station 7
Federn
Station 9
Kartoffel
Station 10
Ohr
Station 11
Hemd oder Unku
Station 13
Affen
Station 15
Quipu
Station 16
Harreif
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15. Rallye durch die Ausstellung InkaGold für Kinder ab 10 Jahre
Hallo! Ich bin Rigoberto, das Lama.
Möchtest Du mich auf einer Expedition in das ferne Land begleiten, aus
dem ich komme? Du brauchst dazu nur einen Stift und etwas Zeit.
Vielleicht hast Du auch noch ein paar Freunde oder einen Erwachsenen
dabei, dann macht die Reise noch mehr Spaß.
Auf deinem Erkundungsgang wirst du viele Gegenstände aus meiner
Heimat entdecken. Guck sie dir ruhig alle an! Einige von ihnen will dir
besonders zeigen. Zu denen gibt es ein paar Fragen. Aus den Antworten
kannst du am Ende ein Lösungswort zusammensetzen. Manchmal helfen
dir auch die Texttafeln weiter. Und wenn du einmal nicht weiter weißt,
dann hilft dir bestimmt ein Besucher der Ausstellung weiter....
Und jetzt geht es los!!!
Station 1
Das Land, aus dem ich komme, liegt weit weg in Südamerika.
Es heißt Peru.
In Peru leben seit vielen Tausend Jahren Indianer. Schon vor 4000 Jahren fingen sie
an, große Städte zu bauen. Später gab es dann richtige Königreiche mit
Tempelpyramiden und Palästen. Das letzte und größte dieser Königreiche war über
5500 km lang. Seinen Namen hast du vielleicht schon mal gehört. Ansonsten findest
du ihn im Titel der Ausstellung.
Es war das Reich der
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11
Station 2
Dieses Reich wurde 1532 von Soldaten aus Spanien erobert. Ihr Anführer hieß
Francisco Pizarro. Deshalb spricht man in Peru heute Spanisch.
In Peru gibt es viele verschiedene Landschaften. Bilder davon findest du am Anfang
der Ausstellung. An der Küste des Meeres erstreckt sich eine trockene Wüste. Nur wo
die Flüsse etwas Wasser bringen, konnten die Indianer früher Mais, Baumwolle, Obst
und Gemüse anbauen.
Peru hat aber auch sehr hohe Berge, die Anden. Dort oben gibt es riesige
Hochebenen, 4000 Meter über dem Meer. Dies ist die Heimat von uns Lamas und
Alpakas. Indianische Hirten halten große Herden von uns.
Jenseits der Anden beginnt der Regenwald Amazoniens.
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Station 3
Im zweiten Raum der Ausstellung findest Du links ein Objekt aus Gold. Es ist eine
2500 Jahre alte
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4
Wenn du genau hinschaust, kannst du in der Mitte der Krone eine Figur mit Stäben in
den Händen erkennen. Es ist der „Stab -Gott“. Als Zeichen seiner Macht hat er den
Mund eines Jaguars, die Füße eines Raubvogels und Schlangen auf dem Kopf.
Station 4
Daneben findest du zwei goldene Masken. Sie wurden bei besonderen Festen von
Würdenträgern wie Priestern oder Fürsten getragen. Wenn so ein wichtiger Mensch
starb, legte man ihm seine Maske mit ins Grab. Außerdem gab man ihm Essen,
Trinken, Kleider, Geschirr, Schmuckstücke und Werkzeug mit. Die Menschen glaubten
damals, dass jeder Mensch nach seinem Tod in eine andere Welt geht und dort weiter
lebt. Diese andere Welt, das Jenseits, stellten sich die Alten Peruaner so ähnlich vor
wie diese Welt, in der wir leben. Daher ging man davon aus, dass die Menschen dort
auch die gleichen Dinge brauchen wie hier. Fast alle Gegenstände, die du hier in der
Ausstellung sehen kannst, wurden in Gräbern gefunden. Die Forscher, die solche
Dinge ausgraben, heißen Archäologen. Manchmal ist ihre Arbeit recht abenteuerlich.
Neben den Masken findest du den goldenen Kopf von einem Tier, dem
__ __ __ __ __
7
Er wurde ähnlich wie eine Maske auf der Stirn getragen. Die Ohren und Zunge des
Kopfes sind beweglich.
Station 5
Im nächsten Raum rechts kannst du erfahren, wie solche Gegenstände aus Gold
hergestellt wurden. Die Indianer verwendeten dazu vor allem Hämmer und Ambosse
aus
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5
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Eine Reihe von Goldbarren zeigt dir, wie ein Schmuckstück mit dem Hammer in Form
geklopft wurde. Du kannst dir sicher denken, dass man dafür sehr geschickt sein und
lange üben musste!
Station 6
Gold und Silber waren für die Indianer sehr wertvoll. Gold war für sie der „Schweiß der
Sonne“. Es stand für den Tag und Männlichkeit. Silber stand für den Mond, die Nacht
und Weiblichkeit. Gold und Silber waren für die Religion da, man konnte damit nicht
bezahlen.
Suche jetzt in der Nähe ein kleines, rundes Schmuckstück. Eine Hälfte besteht aus
Gold und die andere Hälfte aus Silber. Tag und Nacht, Mann und Frau sind also beide
in dem Schmuckstück verbunden. Hast du es gefunden? Dieses merkwürdige
Schmuckstück wurde im Gesicht festgesteckt. Es ist ein
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2
Station 7
Im Alten Peru trugen viele Menschen solche Nasenringe, vor allem Priester, Fürsten
und andere Männer mit wichtigen Ämtern. Suche daher in der Umgebung nach
weiteren Nasenringen. Wie viele findest du? Es sind insgesamt
__ __ __ __ __ __
14
Auf einem der Nasenringe ist ein kleines Tier abgebildet. Seine Augen, sein Mund,
seine Krallen und auch seine Halskette sind aus Türkisen gemacht. Es handelt sich um
eine Raubkatze. Du weißt jetzt schon, dass solche wilden Tiere die Macht der Götter
ausdrücken sollten.
Station 8
Etwas weiter hinten in der Ausstellung findest du ein Paar großer goldener Scheiben
mit einem türkis-blauen Mosaik aus farbigen Halbedelsteinen und Muscheln. Es
handelt sich um Ohrringe. Auf ihnen dargestellt sind prächtig geschmückte
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Sie tragen ihre wichtigsten Waffen. In der hinteren Hand kannst du eine Keule und
einen Schild erkennen, in der vorderen Hand die wichtigste Fernwaffe, eine
__ __ __ __ __ __ __ __ __
6
Sogar der kleine goldene Stein ist abgebildet. An verschiedenen Stellen der
Ausstellung kannst du solche Waffen im Original sehen: zwei Schleudern, eine Axt,
eine Keule und einen Helm. Findest du sie alle? Gegen die Spanier mit ihren
Stahlschwertern, Rüstungen und Kanonen hatten die Indianer mit diesen Waffen
allerdings keine Chance.
Station 9
Suche jetzt dieses schöne Schmuckstück. Es wurde über der Brust getragen und
besteht aus lauter kleinen Perlen aus Gold und Halbedelsteinen. Aus welcher Kultur
stammt es?
__ __ __ __ __
1
Station 10
Gehe jetzt weiter durch die Ausstellung, bis du 4 schwarze Keramik-Gefäße gefunden
hast, die nebeneinander stehen. Du kannst eine Schale mit Mais sehen. Mais und
Kartoffeln waren die wichtigsten Nahrungspflanzen. Wusstest du schon, dass wir
neben Mais und Kartoffeln auch Tomaten, Paprika, Gurken, Zuchinis, Melonen,
Kürbisse, Bohnen, Erdnüsse, Vanille und Kakao von den Indianern bekommen haben?
Das gemeinsame Essen und Trinken auf Festen war für die Indianer Perus wichtig.
Eine der 4 Keramiken zeigt drei Männer beim Trinken unter dem Vordach eines
Hauses. Diese Keramik stammt aus der Kultur der
__ __ __ __ __
12
Daneben siehst du zwei Fischer. Das Meer lieferte ebenfalls viele Lebensmittel. Der
eine Fischer rudert auf seinem Boot zum Fischfang. Der andere fängt in einer Reuse
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Station 11
Auf einem Podest ziemlich weit hinten in der Ausstellung findest du Kleider, wie die
Indianer sie damals getragen haben. Dort liegen ein Hemd und ein Rock mit Gürtel.
Schau dir nur einmal die feinen Muster an! So ein Hemd nannten die Indianer
__ __ __ __
15
Wenn du wissen möchtest, wie solche Kleider hergestellt wurden, dann suche nun eine
Reihe von drei Objekten: ein Stück Stoff mit verschiedenen Mustern, ein Kissen mit
Figuren und ein
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8
Darin sind alle Dinge, die man zum Herstellen von Kleidern brauchte: Wolle, Spindeln
zum Spinnen von Garn, Nadeln zum Nähen usw. Auf dem Kissen siehst du Frauen beim
Weben von Stoffen.
Station 12
Gehe jetzt fast bis zum Ende der Ausstellung. Findest du das kleine goldene Figürchen
eines Mannes aus dem Inka-Reich? Schau dir mal sein Gesicht an! Fällt dir auf, wie
lang seine Ohrläppchen sind? Das lag daran, dass wichtige Männer große
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13
trugen, als Abzeichen ihres Ranges. Kannst du dich an die großen Ohrringe mit den
Kriegern erinnern?
Daneben siehst du eine schöne Mütze mit bunten Papageien -Federn. Auch sie war ein
Abzeichen von einem Würdenträger. Unten ist ein Muster in die Mütze geflochten. Es
besteht aus einer Welle und Treppenstufen. Dieses Muster symbolisiert das Meer und
die Berge.
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Station 13
In der Nähe der Mütze kannst du seltsame, große Schnüre mit vielen Knoten darin
entdecken. Mit solchen Knotenschnüren haben die Inka Daten festgehalten. Die
Farben, Materialien, Arten von Knoten usw. haben verschiedene Bedeutungen. Ein
besonderer Gelehrter konnte dann aus einer Knotenschnur lesen, zum Beispiel wie
viele Menschen und wie viele von uns Lamas in den einzelnen Dörfern lebten oder wie
viele Lebensmittel im Lagerhaus gespeichert waren. Man konnte auch darin lesen,
was früher einmal passiert ist.
Wie nennt man solch eine Knotenschnur?
__ __ __ __ __
10
Station 14
Hast du alle Fragen richtig beantwortet? Super-Toll!! Dann kannst du jetzt ein
Lösungswort finden. Du musst dazu alle die markierten Buchstaben aus den
Antworten in der richtigen Reihenfolge zusammensetzen.
Das Lösungswort nennt dir ein anderes Tier. Du kennst es bestimmt, denn viele
Menschen in Deutschland haben so ein Tier. Die wenigsten wissen allerdings, dass es
wie wir Lamas ursprünglich aus Peru stammt. Die Peruaner nennen dieses Tier nach
einem alten Namen aus einer Indianersprache „Cui“, denn so ähnliche Geräusche
macht es. Bei uns hat es einen völlig anderen Namen. Dieser Name erzählt aber noch,
dass dieses Tier einst über das ferne Meer zu uns kam.
Es ist das
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1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Damit ist unsere Expedition nun beendet. Ich hoffe, es hat dir genauso viel Spaß
gemacht wie mir. Jetzt muß ich mich leider von dir verabschieden, meine LamaFamilie wartet schon auf mich. Wenn du noch ein bisschen Zeit hast, darfst du aber
natürlich gerne noch weiter auf Entdeckungs-Reise gehen und dir alle Sachen in der
Ausstellung gut anschauen. Es gibt hier noch vieles mehr zu entdecken.
Wenn du Lust hast, kannst du die Gegenstände, die dir am besten gefallen, auf der
Rückseite abmalen.
Also: Tschüß und viel Spaß !
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Dein Rigoberto, das Lama
Die Lösungen
Station 1
Station 3
Station 4
Station 5
Station 6
Station 7
Station 8
Station 9
Station 10
Station 11
Station 12
Station 13
Inka
Krone
Fuchs
Stein
Nasenring
sieben
Krieger
Schleuder
Moche
Chimú
Langusten
Unku
Webkörbchen
Ohrringe
Quipu
Lösungswort: Meerschweinchen
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16. Quellentext: Die Grablegung des Herrn von Sipán
Auszug aus dem Ausstellungskatalog ‚Gold aus dem alten Peru - Die Königsgräber von
Sipán’
Vor etwa 1700 Jahren beschritt eine große farben prächtige Prozession von
Trauernden, angeführt von Priestern, die den heiligen Staub von Muscheln
verstreuten, langsam und feierlich einen der Hauptwege, der durch weite, sorgfältig
bebaute Felder führte. Hunderte von Teilnehmern begleiteten ernst, schweigsam und
düster den Herrscher von Sipán. Nur wenige Wochen zuvor hatte er im Triumphzug in
seiner vergoldeten Sänfte denselben Weg zurückgelegt, jetzt ruhte er mit rot bemaltem Antlitz und überhäuft mit goldenen, die Sonne reflektierenden
Schmuckstücken auf einer Bahre, eingehüllt in ein Bündel aus Metall und Stoffen. Eine
Eskorte von Kriegern mit den prachtvollen Attributen ihres Standes, mit Waffen und
Trophäen, begleitete mit kriegerischen Schritten und Gesten den Trauerzug. Andere
trugen feierlich die vergoldeten königlichen Standarten. Flöten (quenas), Panflöten
(antaras), Trommeln und lange Rasselstäbe aus Holz mit Kupferschellen bestimmten
den Rhythmus des schwermütigen Zuges, der zeitweilig von dem tiefen Brummen der
Trompeten und den schrillen Schreien der Klageweiber, die als Zeichen der Trauer ihr
Haar rauften, überlagert wurde. Der Herrscher war tot, und nichts konnte sie
anscheinend trösten. Die Frauen marschierten in Gruppen etwas abseits der
Prozession mit ihren Kindern, den Alten und Kö rperbehinderten, die mit ihren Klagen
den Kummer des Volkes zum Ausdruck bringen sollten.
Silberne Rassel
Moche 100 – 600
Silber, Länge 31,2 cm
Larco Museum Peru
Rasseln sind in weiten
Teilen Südamerikas die
wichtigsten Musikinstrumente von
Schamanen. Sie werden
verwendet, um sich in
einen anderen
Bewusstseinszustand zu
versetzen. Scheppernde
Schwingungen verschiedener Frequenzbereiche,
eventuell verstärkt durch
monotone rhythmische
Bewegungen, Trommelschlag, Gesang und Tanz,
sind geeignete Mittel, um
eine tiefe Trance zu
erzeugen
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An der Seite der Bahrenträger mit den bemalten Gesichtern schritten hintereinander
drei gefasste und stille junge Frauen. Die erste trug eine halbmondförmige
Kupferkrone auf dem Kopf, die mit einem zentralen Gesicht und vier stilisierten
Schlangen verziert war. Diese Krone war das Zeichen ihres besonderen Standes. Sie
war die Hauptfrau des Verstorbenen. Die hinter ihr schreitende Frau trug ein farbiges
Pektoral aus Muschelperlen, und die letzte, so jung und schön wie die anderen, war in
ein langes, tunikaähnliches Baumwollkleid gehüllt, das bis zu den Füßen bestickt war.
Pektoral eines hohen Würdenträgers
Cupisnique 1200 – 200 v. Chr.
Muschel, Türkis, Breite 34,8 cm
Larco Museum Peru
Breite Pektorale oder Colliers
bedeckten die gesamte Brust des
Trägers und wurden in mühsamer
Arbeit aus Hunderten oder Tausenden
von Perlen gefertigt. Das Pektoral
besteht aus 740 runden Türkisperlen,
sorgsam eingelegt in geschnitzte
Plättchen aus der Schale der Strombus-Schnecke. Türkise wurden aus
Kolumbien eingehandelt. StrombusSchnecken kamen aus den warmen
Gewässern vor der tropischen Küste
Ecuadors und standen symbolisch für
Wasser und Fruchtbarkeit.
Rechts schritt der Befehlshaber der Krieger, ein kräftiger Mann mit wettergegerbtem
Gesicht und einer halbmondförmigen Kupferkrone, die Brust bedeckt mit einem
Schuppenpanzer, ein Schild an seinem linken Arm und eine Kriegskeule in der rechten
Hand. Ein langer Umhang mit kleinen vergoldeten Metallscheiben lag um seine
Schultern. Sein Schritt verriet seinen Stolz, mit dem er unzählige Male dem Tod
getrotzt hatte. Diesmal wusste er, dass er seinem Ende entgegenging.
Zu seiner Linken schritt ein älterer, korpulenter Mann mit einem Kopfputz aus
prächtigen Federn, Ohrschmuck aus bemaltem Holz und einem rotweißen Pektoral
über einer kurzen, bestickten Tunika. In der rechten Hand trug er einen langen Stock,
an dem ein goldener Ring mit dünnen Metallscheiben und Federschmuck hing, der die
Sonne symbolisierte. Mit der Linken führte er einen nervösen, mittelgroßen, kurzhaarigen, gefleckten Hund mit langem Schwanz und kräftigen Kiefern an der Leine.
Oft hatte er als Lieblingstier seines Herrn diesen bei den rituellen Treibjagden auf
Hirsche und bei offiziellen Anlässen begleitet. Diesmal hatte er die Aufgabe, den
Herrscher mit seinem sicheren Orientierungssinn auf die Reise in die Welt der Toten
zu begleiten.
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Hinter ihm und mehr in der Mitte ging ein zehnjähriger Junge mit ebenmäßigen
Gesichtszügen. Seine weiße Tunika symbolisierte Unschuld, und seine Jugend sollte
der Wiederverjüngung des Herrschers dienen. Neben ihm schritt ein junger kräftiger
Soldat mit Helm und Schild aus vergoldetem Kupfer, während am Ende der Prozession
ein Sklave mit einem verknoteten Seil um den Hals als Zeichen absoluter Unterwürfigkeit folgte. Diesem schlossen sich weitere Untergebene an, die zwei Lamas mit
ungeflecktem und nie geschorenem Fell führten.
Während die Menge weinte, spiegelten die Minen dieser achtköpfigen Gruppe, der
bewundernd und respektvoll der Weg freigemacht wurde, weniger Trauer als den
festen Willen, ihrem Herrn in die Unsterblichkeit zu folgen, um dort für ewige Zeiten
seines Schutzes und seiner Gunstbezeugungen gewiss zu sein.
Die Mitglieder der Priestergruppe, die der Prozession voranging, zeichneten sich
durch einen großen Metallkopfschmuck aus, auf dem Uhus mit ausgebreiteten Flügeln
dargestellt waren. Dieses mysteriöse Nachttier versinnbildlichte die Herren der Nacht
und der Weisheit. Der Anführer der Priester saß in einer Sänfte. Auf seiner Brust
prangte eine Doppelkette aus großen vergoldeten Köpfen, die Leben und Tod symbolisierten. Seine Schultern umhüllte ein langer Umhang mit silbernen Schuppen, und
an den Füßen trug er Kupfersandalen. In den Händen hielt er eine Metallschüssel mit
Deckel, die zur Aufnahme des Blutes hei den Menschenopfern dienen sollte.
Kelch für Menschenopfer
Moche 100 - 600
Silber, Höhe 16,5 cm
Larco Museum Peru
Bei Zeremonien im Rahmen von Fruchtbarkeitskulten wurde in dem Kelch das Blut
menschlicher Opfer aufgefangen und von
Priester-Göttern getrunken. Die in rituellen
Zweikämpfen unterlegenen Krieger wurden in
Prozessionen nackt und gefesselt zu den
Opferplätzen geführt. Meistens wurden sie
langsam zu Tode geblutet, indem mit einem
Opfermesser ein Schnitt am Hals ausgeführt
wurde, in den ein Röhrchen aus Knochen oder
Metall eingeführt wurde. Das ausströmende
Blut wurde sorgsam in Opferkelchen
aufgefangen. Es galt als Symbol oder Essenz
von Vitalität und Fruchtbarkeit. Anschließend
wurde das Blut im Tempel hochrangigen
Priestern und Gottheiten präsentiert und von
ihnen getrunken.
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Die einzige Frau in dieser Gruppe trug einen hohen typischen Kopfschmuck aus zwei
Zöpfen und Metallfedern, die in zwei Schlangenköpfen endeten. Sie hielt eine Schüssel
mit kleinen Gefäßen und Kelchen in den Händen, die ebenfalls Bestandteil des
Opferzeremoniells waren. Diese auserwählte Priestergruppe hatte bereits einige Tage
zuvor den Körper des Herrschers behan delt, um seine Verwesung zu verhindern. Nur
sie wussten um die Wirkung und die Kraft der hierbei verwendeten Pflanzen,
Kenntnisse, die über Generationen weitergegeben wurden. Sie standen ihrem Herrn
auch in seinem Todeskampf zu Seite und hatten dem Volk den unabwendbaren Willen
der Götter kundgetan, der als tiefe Nacht den Tag überschattete. Das Gleichgewicht
war zerstört, und die Herren der Nacht übernahmen die Herrschaft bis zur Einsetzung
des neuen Regenten, der die Macht der Sonne über die Welt wiederherstellte.
Frauen und Männer hatten gefastet und während der Totenfeiern nur Meeresfrüchte
zu sich genommen, um damit der Seele des Herrschers die Überfahrt über den Ozean
zu erleichtern. Viele der Anwesenden konnten es kaum fassen, ihn mit geöffneten und
ewigen Augen zu sehen, die mit Gold bedeckt waren und so unerschütterlich wie im
Leben schienen.
Die trauernde Menge folgte dem nur langsam vorankommenden Zug, der durch Dörfer
und Fluren führte und immer wieder Halt machte, damit ein Erzähler die Macht und
die Fähigkeiten des Herrschers lebendig in Erinnerung bringen konnte. Währenddessen kamen andere Herrscher in Sänften aus den Nachbartälern, die — umringt von
ihrem Gefolge — ihre Gaben für das Begräbnis und die Trauerfeierlichkeiten mit sich
führten.
Diese anwachsende Menschenmenge bewegte sich zum Heiligtum, dessen
Hauptpyramide teilweise in intensivem Rotbraun bemalt war und sich damit deutlich
vom tiefen Grün der Felder abhob. Auf dieser Pyramide stieg eine hohe Rauchsäule
von verbrannten Opfergaben empor, ein weithin sichtbares Zeichen für den Beginn
der Begräbnisfeierlichkeiten. Mit der Prozession näherten sich auch die acht Personen der Hauptgruppe dem Ziel ihrer gemeinsamen Reise in die Ewigkeit. Der Mann mit
der Standarte und dem Hund konnte sich nicht der Erinnerung an sein Leben im
Dienst des Herrschers erwehren. Sie waren fast gleichaltrig, und schon als Kind war
es seine Aufgabe gewesen, ihn zu begleiten und zu beschützen und ihm alle Wünsche
zu erfüllen. Zusammen mit anderen Dienern waren sie durch Obstgärten gegangen,
hatten die Früchte von lüeuma (Lueumct bifera), guavci (Psidium guajava) und
ehirimoya (Annona eherimoha) gepflückt und die dichten Wälder der algarrobos
(Prosopis pailida), zapotes (Capparis seabrida) und vielzayos (Capparis ovahifolia)
gemieden, die sich hinter den Kanälen erstreckten, wo Eidechsen, Füchse und Vögel
im Wasser des Flusses Schutz vor der Hitze suchten.
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Als der junge Herrscher heranwuchs, war ein verehrungswürdiger Meister zur Gruppe
gestoßen, der ihn in vielen Stunden in das Wirken der Natur einweihte, in die
Wachstumszyklen der Pflanzen, Tiere und der Sterne, die von Göttern gelenkt
wurden, die sowohl im Himmel wie in der Unterwelt und im Meer weilten. Er hatte den
Herrscher auch über die schrecklichen und guten Götter in ihren verschiedenen
Erscheinungsformen und über die Mischwesen aus Tieren und Menschen aufgeklärt,
von denen der Herrscher abstammte.
Ihm war ein anderer Lehrer gefolgt, der dem Herrscher in mühsamen Übungen die
Handhabung von Kriegskeule und Schild, von Lanzen und Pfeilsehleudern beibraehte.
Sie mußte jeder Moehiea-Mann von Rang beherrschen, bevor er zu den Initiationsriten
zugelassen wurde. Auf diese bereitete man sich in Gruppen vor, um am rituellen
Wettlauf durch die Wüstenehenen teilnehmen zu können, bei dem man kleine Beutel
mit markierten Bohnen trug, aus denen das künftige Schicksal gelesen wurde.
Speerschleuder mit Kondor
Moche 100 - 600
Gold, Holz, Länge 65 cm
Larco Museum Peru
Speerschleudern waren seit den frühesten Zeiten
der Großwildjäger viel benutzte Jagdwaffen.
Später wurden sie auch von Kriegern verwendet.
Die Schleuder wird am oberen Ende in die Hand
genommen und der Speer auf dem Haken am
unteren Ende aufgelegt. Auf diese Weise kann
man den Arm beim Wurf künstlich verlängern.
Vergrößerte Hebelkräfte bringen eine höhere
Reichweite und Durchschlagskraft bei
erstaunlicher Zielgenauigkeit. Die Haken sind bei
altperuanischen Speerschleudern meist in der
Form kleiner Miniaturen gehalten, die wie ein
Talisman Glück und Stärke beschwören. Die
Speerschleuder ziert ein Kondor.
Der treue Begleiter erinnerte sich auch an die Jahre seiner Jugend, die er damit
zugebracht hatte, protokollarischen Pflichten nachzukommen und sehnen Herrn beim
Besuch der Kupfer- und Goldschmiede zu begleiten, um die Herstellung wertvoller und
symbolträchtiger Schmuckstücke und Rangabzeichen zu überwachen, die er später,
nach der Machtübernahme, tragen sollte. Zu seinen schönsten Erinnerungen aber
gehörten die rituellen Jagden. Im Morgengrauen hatten Dutzende von Jägern die
weiten waldigen Ebenen erreicht, die etwa fünf Wegstunden von Sipán entfernt lagen.
Bedienstete bewegten sich lautlos mit großen Netzen zu den bevorzugten Pfaden der
Hirschrudel, die von den Hunden und dem Lärm von Trommeln und Trompeten
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zusammen getrieben wurden. Der im Gebrauch der Pfeilschleuder bereits erfahrene
junge Herrscher mit Fuchskopfschmuck erlegte nur die erwachsenen Hirsche und ließ
die Rehe frei, um den Arterhalt zu gewährleisten. Die kräftigsten Tiere wurden den
Ahnen dargebracht, die übrigen verteilte er unter den Familien der Jäger.
Unter stillen Erinnerungen, öffentlichen Rezitationen und lautem Klagen betrat die
Menge den nördlichen Bereich des Heiligtums, sammelte sich auf dem Vorplatz und
längs der unteren Plattform, um mit den Totenfeierlichkeiten zu beginnen, die noch
mehrere Tage bis zum Erscheinen des Vollmonds andauern sollten. Das Ritual begann
mit der Tötung der drei jungen Frauen. Betäubt von einem Trank, den sie von den
Priestern erhielten, verbluteten sie schmerzlos. Ihre leblosen Körper wurden sofort
auf die Pyramide gebracht, wo die Geier, die heiligen Vögel, sie von ihrem Fleisch
befreiten.
Opfermesser Tumi
Moche 100 - 600
Kupfer/Silber, Länge 17,7 cm
Larco Museum Peru
Das Opfermesser wurde aus Kupfer gefertigt, um
ihm Härte und Schärfe zu geben, und mit Silber
überzogen, um ihm Glanz und Würde zu verleihen.
Solche Opfermesser werden tumi genannt. Ihre
Grundform mit der sichelförmigen Schneide und
einem unterschiedlich langen Griff bleibt durch die
altperuanische Geschichte erhalten und findet
sich mit Varianten auch in den Kulturen von
Lambayeque, bei den Chimú und Inka wieder. Mit
solchen Messern wurden die Opfer – Tiere oder
Menschen – getötet und bisweilen auch zerteilt.
Das Messer ziert ein so genannter „Enthaupter“,
ein Opferpriester oder ein göttliches Wesen. In der
linken Hand hält er ein tumi, in der rechten den
abgetrennten Kopf des Opfers.
In der Nähe bearbeiteten Zimmerleute eilig dicke Algarrobo-Stämme, um den Sarg
herzustellen. In einer anderen Werkstatt waren Töpfer damit beschäftigt, in Modeln
Dutzende von Gefäßen mit den symbolischen Darstellungen von Adoranten,
Gefangenen, Soldaten usw. zu formen. Der kleine, rot bemalte und mit Tonfiguren
geschmückte Tempel auf der Plattform, in dem vormals der Herrscher auf dem Thron
saß, um seine Untertanen zu empfangen und Ehren und Geschenke entgegen
zunehmen, so llte unwiderruflich zerstört und niemals wieder benutzt werden. Unten
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öffnete sich die große, sorgfältig hergerichtete Grube mit der Grabkammer.
Schritt für Schritt näherte sich der Zeitpunkt des Begräbnisses, und die Herrscher
aus den Nachbartälern, Priester und Gefolge aus allen gesellschaftlichen Gruppen
defilierten am Totenbündel vorbei, trugen ihre Bitten vor und erbrachten
Ehrbezeugungen. Erstere erinnerten an frühere Bankette, die sie aus gegenseitiger
Wertschätzung veranstaltet hatten und bei denen nur das Beste an Mais, Bohnen,
Kartoffeln, Fisch und Meeresfrüchten gereicht wurde, an die erbitterten rituellen
Kämpfe, an denen die besten Krieger jedes Fürstentums teilnahmen und in denen das
Blut der Besiegten befruchtend auf die Erde floss, um so das Fortbestehen des
agrarischen Zyklus sicherzustellen. In der Nacht ertönten die Chöre der Klageweiher,
die unter Schluchzen die Heldentaten und Tugenden des Verstorbenen priesen. Die
Ältesten und Weisen versammelten aus diesem Anlass die Jugendlichen um sich, um
sie in ihren Pflichten, dem Respekt und der Verehrung der Ahnen und der Herrscher,
zu unterweisen.
Gefäß mit einem knienden Krieger in
Trance
Moche 100 - 600
Keramik, Höhe 28 cm
Linden -Muse um Stuttgart
Die Keramik zeigt einen Krieger in Zeremonialkleidung. Seinen individuellen Zügen nach zu
urteilen, könnte es sich um ein realistisches
Portrait handeln. Sein Gesichtsausdruck deutet
darauf hin, dass er berauschende Drogen
eingenommen hat und sich nun in Trance befindet.
In der linken Hand trägt der Krieger einen kleinen
Schild. Die Kriegskeule in seiner Rechten bestand
vermutlich aus Holz und hat sich daher nicht
erhalten. Auf dem Kopf trägt er einen halbmondförmigen Kopfputz mit Keulenköpfen als
Zierelementen. Der hohe Rang des Kriegers ist
auch an seinen Schmuckstücken erkennbar wie den
großen Zierscheiben seiner Ohrpflöcke und den
schwarz eingelegten Zeichen auf seiner Kleidung.
Der ehrwürdigste unter ihnen zeichnete sich durch einen komplizierten Kopfschmuck
aus, der halb aus Gold und halb aus Silber bestand. Er war es, der dem Herrscher in
langen Jahren die philosophischen Grundgedanken nahe gebracht hatte, während sein
Vater ihn in die Regierungsgeheimnisse eingeweiht hatte: Auf diese Weise hatte der
Herrscher gelernt, dass die Welt aus zwei entgegen gesetzten und komplementären
Hälften bestand; die eine konnte nicht ohne die andere existieren, so wie der Tag
nicht ohne die Nacht, das Gute nicht ohne das Böse, das Männliche nicht ohne das
Weibliche, der Körper nicht ohne den Geist sein kann. Im Gleichgewicht beider Kräfte
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vollzog sich der Lauf der Welt, die aus verschiedenen übereinander liegenden Welten
bestand, in denen Götter und Ahnen lebten. Von diesen stammte der Herrscher ab,
und deshalb war es seine Pflicht, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und in die
verschiedenen Welten hinauf- und hinab zu steigen, um Kräfte zu sammeln oder die
Wünsche seiner Untertanen zu übermitteln. Die vorbereitenden Riten, die ihm diese
Fähigkeiten verliehen, bestanden aus langwierigen und anstrengenden geistigen und
körperlichen Übungen. Lange Fastenperioden, der Genuss von Drogen und tiefe
Meditationen öffneten ihm den Weg zu dieser Zwiesprache. Äußerlich demonstrierten
die symbolträchtigen Schmuckstücke und die Kleidung allen Menschen die Macht des
Herrschers. Der erwähnte Alte hatte ihn immer wieder darauf hingewiesen, dass seine
heilige irdische Pflicht ein Ende haben könnte, wenn das Gleichgewicht, für das er
verantwortlich war, zerbrechen würde. Dies hätte unwiderruflich seinen Opfertod zur
Folge.
Diadem eines Priesterfürsten
Moche 100 - 600
Gold-Silber-Kupfer-Legierung, Breite 26,6 cm
Larco Museum Peru
Die Moche-Kultur erlangte vor allem durch
den Fund des Fürsten-Grabes von Sipán für
ihren wertvollen Gold- und Silberschmuck
weltweite Berühmtheit. Die Gottkönige der
Moche – weltliche Herrscher, Kriegsführer
und Hohepriester zugleich – trugen den
Schmuck, um ihre Abstammung von den
Gottheiten Sonne und Mond, symbolisiert
durch Gold und Silber, zu demonstrieren.
Angelegt wurde er zu besonderen
Opferzeremonien, die die allmächtigen,
über Fruchtbarkeit und Dürre, Gedeih und
Verderb bestimmenden Naturgottheiten
gütig stimmen sollten.
Den Erzählungen war zu entnehmen, dass seine Herrschaft etwa zwei Jahrzehnte
gedauert hatte, die sich durch Glanz, Heldentaten und das Errichten von Bauwerken
für die Gemeinschaft auszeichneten. Die Äcker erstreckten sich vom Meer bis zum
Talende. Befestigte Zentren kontrollierten die Wasserverteilung und schützten vor
möglichen Überfällen. Somit war die Herrschaft sowohl politisch als auch geistig gefestigt, aber sein Geschlecht schien seinem Ende entgegenzugehen.
Man konnte sich noch gut an die Machtübernahme des Herrschers in einer
entsprechenden Zeremonie erinnern, als die Priester ihm die halbmondförmige
Goldkrone auf den Kopf setzten, ihm seine anderen königlichen Embleme
überreichten und sich zu fortwährender Ehrerbietung und Gehorsam verpflichteten.
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Am Ende des rituellen Zyklus stand der Tag der Bestattung. Die vom Fleisch befreiten
Knochen der drei Frauen wurden in Tüchern zum Grab getragen und in Särge gelegt.
Der Herrscher wurde auf den Schultern der Träger zur Plattform gebracht, wo alles
bereitstand.
Der Militärbefehlshaber, der Standartenträger, der Sklave, der Soldat und das Kind
stiegen hinauf, ihrem Opfertod entgegen. Vor dem offenen Grab verstreute der
oberste Priester erneut Muschelstaub, und die Klagen der Frauen gingen in schrille
Schreie über, die ihrer Trostlosigkeit Ausdruck verliehen und dem Wunsch, den
Verstorbenen auf seiner Reise zu begleiten.
Schalenhälfte einer Spondylus-Muschel
Moche 100 - 600
Muschel, Länge 11,2 cm
Linden -Museum Stuttgart
Die Spondylus-Muschel war für die
Indianer Alt-Perus ein heiliges Tier mit
vielen praktischen und symbolischen
Bedeutungen. Diese Meeresmuschel
mit ihrer stacheligen Schale kommt
nicht in den kalten Küstengewässern
Perus, sondern an der tropischen Küste
Ecuadors und noch weiter nördlich vor.
Von hier aus wurde sie seit frühester
Zeit über Fernhandelswege nach Peru
transportiert.
Ein anderer, als morrtip verkleideter Priester, der den Leguan-Gott verkörperte,
befand sich im Inneren der Grabkammer und half heim Übergang der Toten in die
Unterwelt, indem er Muscheln als Gabe für die Götter, Waffen, Schmuckgegenstände
und Embleme in den Sarg legte; andere Kostbarkeiten waren bereits in das
Totenbündel gewickelt. In den Seitennischen stellte man die skulptierten Gefäße auf,
die Getränke und Speisen enthielten. Diese Figurengefäße waren symbolische
Begleiter des Herrschers, aufgestellt in szenischen Ensembles nach festen Regeln.
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Steigbügelgefäß „Mondtier“ mit
Perlmutteinlagen
Moche 100 - 600
Keramik, Perlmutt, Türkis, Höhe 20,1 cm
Larco Museum Peru
Neben den typischen rot-weiß bemalten
Gefäßen haben die Töpfer der Moche auch
viele Kunstwerke aus schwarzer Keramik
produziert. Das Gefäß ist zusätzlich
verziert mit Einlagen aus Perlmutt und
Türkis. Sie heben die Konturen und
wichtige Elemente wie Augen, Krallen,
Zähne, Nüstern sowie das Macht oder
Heiligkeit symbolisierende Treppenmotiv
auf dem Kopf hervor. Die Keramik stellt
ein mythologisches Wesen dar. Es wird
„Mondtier“ genannt, da es in manchen
Abbildungen auf einer Mondsichel steht
oder von Sternen umgeben ist.
Soldaten, ihre Befehlshaber und das einfache Volk, bewegt von Trauer und der
festlichen Stimmung, wohnten der Zeremonie auf der oberen Plattform und auf dem
Vorplatz bei, während sich die Musik zu tellurischen Klängen steigerte. Das Bündel
wurde nun langsam zu seiner letzten Ruhestätte hinabgesenkt. Nachdem man den
Sarg geschlossen hatte, wurde den Lamas mit präzisem Schnitt die Kehle
durchtrennt. Schließlich opferte man das Kind, das man in eine Ecke setzte, und die
beiden hochgestellten Männer, die in zwei Rohrsärgen beigesetzt wurden. Der zur
Linken der Hauptbestattung liegende erhielt den getöteten Hund als Beigabe, der zur
Rechten wurde mit seinen Militärabzeichen und seinen unbrauchbar gemachten
Waffen bestattet, die nur für die Welt der Lebenden gedacht waren.
Dann legte man dicke Algarrobo-Stämme als Dach über die heilige Kammer.
Lehmziegel und Erde bildeten die erste Versiegelung, auf die der mit einem kleinen
Knochendolch geopferte Soldat gelegt wurde. Direkt nach der Opferung schnitt ihm
einer der Priester die Füße ab, um ihn so symbolisch am Verlassen des Ortes zu
hindern. In die Südwand platzierte man einen Diener als Wache in einer Nische.
Nun füllte man die gesamte Grabgrube bis zur Oberfläche mit Erde. Dort wurden in
einem weiteren kleinen Raum Hunderte von mit Speisen gefüllte Keramikgefäße
aufgestellt, einige davon verziert, bewacht von einem weiteren geopferten Mann.
Quelle:
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hg.)
Gold aus dem Alten Peru. Die Königsgräber von Sipán
Bonn & Ostfildern 2001, S. 42 – 47
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16. Literatur
William H. Prescott
Die Eroberung Perus
München 1965
Laurette Séjourné (Hg.)
Altamerikanische Kulturen
Fischer Weltgeschichte Band 21
Frankfurt am Main 1971
Lieselotte Engl, Theodor Engl (Hg.)
Eroberung Perus in Augenzeugenberichten,
München 1975
Hans-Dietrich Disselhoff
Leben im alten Peru
München 1981
Dieter Eich
Ayllú und Staat der Inka
Frankfurt 1982
Armin Bollinger
So kleideten sich die Inka
Dissenhofen 1985
Gordon R. Willey
Das alte Amerika
Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1985
Ulrich Köhler (Hg.)
Altamerikanistik. Eine Einführung in
die Hochkulturen Mittel- und Südamerikas
Berlin 1990
Haus der Kulturen der Welt, Berlin (Hg.)
Inka – Peru. 3000 Jahre indianische
Hochkulturen
Tübingen 1992
Museum zu Allerheiligen Schaffhausen
(Hg.)
Idole Masken Menschen. Frühe Kulturen –
Alte und Neue Welt
Schaffhausen 1992
Best Ideas! Medienproduktion GmbH
Oro del Perú. Schätze aus dem Land der Inka
Böblingen 1996
Evamaria Grün (Hg.)
Die Entdeckung von Peru 1526 – 1712
Stuttgart, Wien 1996
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Karen Wiese
Die Sonnenstätte der Inka, Mysterien und
Monumente
Rastatt 1998
Walter Alva
Die Inka und weitere bedeutende Kulturen
des Andenraumes
Erlangen 1999
Judith Rickenbach (Hg.)
Nazca. Geheimnisvolle Zeichen im alten
Peru
Zürich & Wien 1999
Kunst- und Ausstellungshalle der
Bundesrepublik
Deutschland (Hg.)
Gold aus dem Alten Peru. Die Königsgräber
von Sipán
Bonn & Ostfildern 2001
Ludwig Wamser, Rupert Gebhard (Hg.)
Gold. Magie Mythos Macht
Gold der alten und neuen Welt
Stuttgart 2001
Rolf Seeler
Peru und Bolivien
Indianerkulturen, Inka-Ruinen und
barocke Kolonialpracht der Andenstaaten
Köln 2001
Doris Kurella, Dietmar Neitzke (Hg.)
AmazonasIndianer. LebensRäume,
LebensRituale, LebensRechte
Berlin & Stuttgart 2002
Fernando Elorrieta Salazar,
Edgar Elorrieta Salazar
Cusco und das Heilige Tal der Könige
Cusco 2003
Meinrad Maria Grewenig (Hg.)
InkaGold
3000 Jahre Hochkulturen Meisterwerke
aus dem Larco Museum Peru
Völklingen 2004
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17. Links
Hier finden Sie Informationen speziell zur Ausstellung InkaGold
www.inkagold-voelklingen.org
Die Homepage des Larco Museum Peru mit vielen Informationen zur Kultur der
Andenvölker
http://museolarco.perucultural.org.pe
Informationen zu den Kulturen Lateinamerikas und der restlichen Welt
www.lindenmuseum.de
Weiter Informationen zum Thema Inkas und Peru
www.indianer-welt.de
Informationen zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte
www.voelklinger-huette.org
Hier finden Sie viele Informationen zu Technik und Geschichte
www.deutsches-museum.de/bildung
Interessante Suchmaschinen für Kinder und Jugendliche
www.blinde-kuh.de
www.kinderweb.de
www.kidsweb.de
www.internet-abc.de
www.wasistwas.de
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