Beweidungskonzept-Horb-2005

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Beweidungskonzept-Horb-2005
Beweidungskonzept für den
Raum Horb
Projektarbeit Juni 2005,
Vertiefungsrichtung GIS & Landschaftsmanagement
Jens Jacksteit, Stephanie Bauer, Pamela Rittmeister
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung.................................................................................................................................... 2
2 Das Projekt..................................................................................................................................3
2.1 Ziel............................................................................................................................................4
2.2 Projektpartner .......................................................................................................................... 5
3 Ziegen als Landschaftspfleger................................................................................................ 5
3.1 Welche Biotoptypen können mit Ziegen gepflegt werden?..................................................... 7
3.2 Ziegen auch auf die Wacholderheiden?................................................................................... 9
3.3 Beweidungsmanagement........................................................................................................ 11
3.4 Rassenstruktur und Ökologie................................................................................................. 13
3.5 Biologie und Kennzeichen einiger Rassen.............................................................................14
3.6 Wirtschaftlichkeit................................................................................................................... 15
4 Projektgebiet.............................................................................................................................17
4.1 Lage und Zugehörigkeit......................................................................................................... 18
4.2 Historie................................................................................................................................... 19
4.3 Nutzungsgeschichte................................................................................................................20
4.4 Bisherige Maßnahmen............................................................................................................22
5 Landschaftsanalyse................................................................................................................. 24
5.1 Kartierschlüssel...................................................................................................................... 24
5.2 Landschaftselemente.............................................................................................................. 25
5.3 Beweidungsflächen................................................................................................................ 26
6 Auswertung............................................................................................................................... 30
6.1 Ohne Vorpflege...................................................................................................................... 30
6.2 Mit Vorpflege......................................................................................................................... 32
6.3 Flächenverteilung in den einzelnen NSG...............................................................................33
6.4 Landschaftselemente.............................................................................................................. 36
7 Ausarbeitung in GIS............................................................................................................... 37
7.1 Digitalisierung........................................................................................................................ 37
7.2 Datenmanagement.................................................................................................................. 39
7.3 Techische Schwierigkeiten.....................................................................................................41
8 Ausblick..................................................................................................................................... 43
9 Literaturverzeichnis................................................................................................................44
10 Anhang....................................................................................................................................... 45
2
1 Einleitung
Die Ziege, früher etwas abschätzig die „Kuh
des kleinen Mannes“ genannt, ist wieder
stark im Kommen. Als kostengünstige
Alternative wird sie heute vermehrt zur
Pflege unserer Kulturlandschaft eingesetzt.
Besonders beim Erhalt wertvoller
Trockenstandorte wie Magerrasen oder
Bild 1: "Määähhh!"
Wachholderheiden sind die
„Landschaftspfleger auf vier Beinen“ dem
Freischneider häufig überlegen. Und das nicht nur, weil sie bei jedem Wetter und auch in
steilem Gelände noch gerne arbeiten, sondern auch, weil sie nicht nur die Flächen offen
halten (oder wieder öffnen), sondern auch, weil sich ihr Fleisch, ihre Milch oder Wolle
vermarkten läßt. Die Vermarktung des Fleisches und der Nebenprodukte steckt allerdings
vieler Orts noch in den Kinderschuhen und die Ziegenbesitzer finanzieren sich häufig noch
allein über Fördergelder, z.B. aus der Landschaftpflegerichtlinie. Von Seiten des
Naturschutzes zahlen die Naturschutzbehörden in letzter Zeit aber häufiger die
Fördergelder an Ziegenhirten, da sich ihre Vierbeiner als kostengünstigte
Landschaftspfeleger erwiesen haben – in Zeiten knapper Kassen ein gewichtiges
Argument.
Auch die BNL Karlsruhe will in Zukunft vermehrt Ziegen einsetzen, um Flächen offen zu
halten. Zur Zeit werden die Magerrasen, Wachholderheiden und alten Waldweidestandorte
durch Pflegetrupps, den Forst oder den ehrenamtlichen Naturschutz gepflegt. Im Rahmen
dieser Projektarbeit sollen nun für die BNL die Hänge rund um die Stadt Horb
dahingehend kartiert werden, ob sie sich potentiell für eine Beweidung durch Ziegen
eignen.
3
2 Das Projekt
Die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftpflege (BNL) Karlsruhe, die seit dem
1. Januar 2005 als Abteilung 5 des Referats 56 im Regierungspräsidium Karlsruhe
eingegliedert wurde, sucht nach einer kostengünstigen Möglichkeit, die südexponierten
Hänge oberhalb der Stadt Horb naturschutzfachlich adäquat zu pflegen. Die Hänge gehören
zu zwei bestehenden und zwei noch in Planung befindlichen Naturschutzgebieten. Bisher
wurden die Hänge durch Pflegetrupps der BNL, Mitarbeiter des Forstamtes Horb und
ehrenamtliche Naturschützer mehr oder weniger regelmäßig gepflegt. Im Rahmen dieser
Projektarbeit sollen die Hänge nun dahingehend untersucht werden, ob und wo genau
alternativ dazu eine Beweidung durch Ziegen potentiell möglich wäre.
2.1 Ziel
Ziel der Projektarbeit ist es, für die BNL Karlsruhe eine Übersicht über die potentiell durch
Ziegen zu beweidenden Flächen innerhalb des Projektgebietes zu erarbeiten. Dazu wurden
die Flächen gutachterlich begangen, kartiert, anschließend im Geoinformationssystem
ArcGIS 9.0 digitalisiert und ausgewertet. Auf eine Auswertung in Bezug auf die
Hangneigungen wurde dabei verzichtet, da die Ziegen sich selbst auf steilsten Hängen noch
wohl fühlen und die Hangneigung damit kein Kriterium bei der Beurteilung der potentiell
zu beweidenden Flächen ist.
Im einzelnen ergaben sich daraus folgende Arbeitschritten für das Projekt:
•
Informationsbeschaffung
(BNL Karlsruhe, Stadtarchiv Horb, Fachliteratur, Expertenbefragung)
•
Konzeptioneller Projektentwurf (Netzplan und Methodik)
•
Erstellung von Arbeitskarten (Grundlage: Orthophotos, ALK-Daten)
•
Erarbeitung eines Kartierschlüssels
•
Gutachterlicher Begang des Projektgebietes + Kartierung
•
Digitalisierung der kartierten Flächen
•
Aufbau von GIS- Layern in einer übersichtlichen Struktur
•
Legendenerstellung zur Verdeutlichung aller Ergebnisse
4
•
Erzeugung aussagekräftiger Metadaten
•
Analysen mit Hilfe von GIS
•
Organisation der Daten in einer Geodatabase
•
Vorschlag zum Datenmanagement
2.2 Projektpartner
Frau Beate Müller-Haug, Gebietsreferentin der BNL Karlsruhe, die für die Pflege der
Flächen zuständig ist, hat die Zielsetzung der Projektarbeit definiert. Sämtliche amtlichen
Informationen (Pflege- und Entwicklungspläne, digitale Orthophotos, ALK/ALB, ATKIS,
topographische Karten), die zur Bearbeitung der Fragestellung nötig waren, wurden von ihr
zur Verfügung gestellt.
Der Landschaftspfleger Thomas Limmeroth betreut im Rahmen eines Werkvertrages
mit dem Regierungspräsidium als Pflegemanager die Flächen vor Ort. Er unterstütze das
Projekt besonders durch die Definition und Abgrenzung des Projektgebietes und durch die
Organisation eines ersten Treffens auf der Fläche mit allen Beteiligten (Frank Lamprecht
(„Ziegenhirte“), Rainer Daiker (Revierleiter), Herr Rieber (NABU-Ortsgruppenleiter).
Der Landschaftspflegebetrieb „Landschaftspflege mit Biss“ (Frank Lamprecht) stand
uns als kompetenter Gesprächspartner zur Verfügung. Möglicherweise soll der Betrieb die
Beweidung der Flächen vornehmen, da er für seine Fachkenntnis und Sensibilität sowie
sorgfältige Arbeitsweise bekannt ist.
Von Seiten des Forstamtes hat Rainer Daiker, Revierleiter beim Forstamt Horb, auf
einigen Teilflächen den ehemals offenen Charakter der Hänge bereits wieder hergestellt.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Naturschutz und dem Forst funktioniert im Raum Horb
traditionell hervorragend.
Von Seiten des ehrenamtlichen Naturschutzes hat Volkmar Rieber, Ortsgruppenleiter
NABU, durch viele Gespräche und interessante Hinweise die Projektarbeit bereichert.
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3 Ziegen als Landschaftspfleger
Die Ziege, die "Kuh des kleinen Mannes", ist das älteste Haustier, dass zunächst nur
wegen seines Fleisches gehalten wurde. Ab dem vierten Jahrtausend v. Chr. wurden aber
auch die Milch, die Wolle, das Fell und die Arbeitskraft der Ziegen genutzt. Momentan
liegt der Weltziegenbestand bei circa 500 Millionen Ziegen, deutscher Rekord war 1920
mit 5 Millionen Tieren. Nach dem 2. Weltkrieg und mit steigendem Wohlstand nahm die
Zahl der Ziegenhalter jedoch kontinuierlich ab. Heute gibt es nur noch ca. 100.000 Tiere in
ganz Deutschland, der Ziegenbestand in Baden-Württemberg beträgt ca. 15.000 Tiere.
Wo früher meist nur wenige Ziegen pro Familie gehalten wurden, sind in den letzten
Jahren auch Ziegenhaltungen mit 50 und mehr Muttertieren aufgebaut worden. Die
überwiegende Zahl der Ziegen wird heute in Deutschland in Nebenerwerbsbetrieben
gehalten. Vermehrt werden sie in der Landschaftspflege eingesetzt. Besonders für die
Offenhaltung von Flächen, auf denen sich unerwünschte dornige Vegetation wie Schlehe
oder Brombeere ausbreiten , können Ziegen als Landschaftspfleger eingesetzt werden, denn
Ziegen
•
fressen Blätter und junge Gehölztriebe
•
verschmähen dornige Sträucher nicht
•
arbeiten bei jeder Witterung
•
fühlen sich auch im steilen Gelände wohl
Folgende Auflagen sind in der Biotoppflege mit Ziegen üblich:
•
zeitlich eingegrenzte Beweidungszeiten (meist ab Mai/Juni bis Ende September)
•
festgelegte Besatzstärke (0,25 bis 1,4 GV pro Hektar sind üblich)
•
keine Zufütterung während der Beweidungszeit (weder Kraft- noch Rauhfutter)
•
Verbot von bestimmten Eingriffe (z.B. Mulchen, Mahd, Meliorationen, Einsaat)
•
keine festen Zäune und Schutzhütten (landschaftsstörende Elemente)
•
zusätzliche Pflegeauflagen (z.B. Entfernen von Totholz, manuelle Entbuschung)
6
3.1 Welche Biotoptypen können mit Ziegen gepflegt werden?
Ziegen können einen hohen
Anteil ihres Futterbedarfs mit
Blättern, jungen
Gehölztrieben und Rinde
decken, mehr als die
Rauhfutterselektierer Schafe,
Rinder und Pferde.
Durch spezielle Enzyme ihres
Speichels sind sie auch in der
Lage, tanninhaltige
Bild 2: Ziegenherde bei Philipsburg
Gehölzteile ohne gesundheitliche Schäden zu verdauen (RAHMANN, 1996). Im Gegenteil,
Tannine und andere sekundäre Pflanzenstoffe helfen der Ziege bei der Verdauung und
fördern die Gesundheit. Deswegen eignen sich Ziegen besonders für die Pflege verbuschter
Magerrasen. Aufgrund ihrer hohen Futterselektion und dem breiten Futterartenspektrum
können sie auch die Beweidung von Standorten, wo Rinder, Pferde und Schafe keine
ausreichendes Futter finden würden, übernehmen. Als „Konzentratselektierer“ suchen sie
sich aus dem vorhandenen Futter die nährstoffreichsten Pflanzen bzw. Pflanzenteile heraus.
Je intensiver eine Fläche beweidet wird, um so mehr muss dann nährstoffärmeres Futter
aufgenommen werden, womit zwangläufig die Leistung sinkt.
Ziegen sind Feinschmecker mit einem
großen Futterpflanzenspektrum. Durch
die „fakultative Bipedie“, also das
zeitweilige Auf-zwei-Beinen-stehen,
können sie Gehölze bis zu 1,80 Meter
verbeißen (Fresshorizont).
Durch die gespaltene Oberlippe - ähnlich
wie beim Schaf - kann die Ziege auch
Bild 3: „fakultative Bipedie“
dornige Sträucher wie Schlehe, Weißdorn
und Rosen beweiden (äsen). Die hohe Verbissleistung der Ziegen lässt nur eine zeitlich
begrenzte Pflege zu.
7
Erhaltenswürdige Gehölze wie Wacholder oder
Obstbäume werden durch sie in Mitleidenschaft
gezogen. Andererseits gibt es auch Gehölze, die
auch die Ziege nicht mag.
Bild 4: Konzentratselektierer
Übersicht unterschiedlicher Verbissstärken durch Ziegen:
Starker Verbiss
Mittlerer Verbiss
Schwacher Verbiss
Haselstrauch
Hainbuche
Gemeine Berberitze
Schwarzdorn
Hänge-Birke
Heidekraut
Buche
Moor-Birke
Traubenkirsche
Faulbaum
Gemeiner Liguster (giftig)
Eibe (giftig)
Gemeine Esche
Fichte
Vogelkirsche
Zitter-Pappel
Kiefer
Eiche
Roter Hartriegel
Rose
Pflaume
Brombeere
Birne
Himbeere
Kastanie
Weide
Robinie
Eberesche
Besenginster
Gemeiner Schneeball
Gemeiner Wacholder
Apfel
Aspe
Fichte
Süßkirsche
Kiefer
Lärche
Tanne
Douglasie
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3.2 Ziegen auch auf die Wacholderheiden?
Wacholderheiden sind durch
Schafbeweidung entstandene
Magerrasen mit lockerstehenden
Wacholderbüschen sowie
anderen Sträuchern und
Bäumen. Sie sind meist auf
kalkreichen, zum Teil auch
oberflächkich entkalkten
Standorten anzutreffen.
Auf den Juraschichten der
Schwäbischen Alb und auf
Bild 5: Wacholderheide
Muschelkalk im Neckar- und Tauberland prägen sie auch heute noch maßgeblich das
Landschaftsbild.
Besonders typische Pflanzenarten sind:
Wacholder (Juniperus communis),
Silberdistel (Carlina acaulis),
Enzian-Arten (Gentianella ciliata, Gentiana verna),
Schaf-Schwingel (Festuca ovina),
Fiederzwenke (Brachiopodium pinnatum),
Aufrechte Trespe (Bromus erectus)
So sah der Dichter Eduard Paulus im Jahre 1873 die Wacholderheiden:
„Am stimmungsvollsten sind sie im Herbst, wenn aus den kurzen, sonnenverbrannten
Rasen noch blaue Glocken und Gentianen und rote Skabiosen blühen, die weitoffenen,
großen weißstrahlenden Blumenkronen der stengellosen Silberdistel wie lauter Sonnen auf
der Heide liegen. Über den Steinbrocken stehen hohe Büsche von Schlehendorn, Weißdorn
und wilden Rosen, voll von kleinen, tieffarbigen, den Winter überdauernden Früchten. Und
hoch im Abendhimmel schwimmt reglos in der unsäglichen Stille goldglänzend ein Weih.“
Im Mittelalter sorgte die steigende Bevölkerungszahl für einen Rückgang der Waldgebiete
zu Gunsten einer mosaikartig gestalteten Landschaft aus Äckern, Brachen, Weiden und
Wiesen. Das Schaf erlangte als Woll- und Fleischlieferant sowie als Düngerproduzent
immer größere Bedeutung. Auf der Schwäbischen Alb und in anderen
9
Mittelgebirgslandschaften trieben während des Sommers Wanderschäfer ihre Herden auf
die Hochflächen und Steillagen, die sich nicht für Ackerbau eigneten. Der Verbiss und Tritt
der Schafe ließ eine charakteristische Vegetationseinheit entstehen. Es breiteten sich
Pflanzenarten aus, die gewisse Schutzmechanismen gegen den Verbiss entwickelt hatte:
•
bitterer, scharfer Geschmack sowie giftige Inhaltsstoffe (z.B. Gentiana
germanica, Pulsatilla vulgaris, Origanum vulgare)
•
mechanische Abwehrmechanismen, wie Dornen, Stacheln, Nadelblätter (z.B.
Berberis vulgaris, Juniperus communis, Prunus Spinosa, Carlina acaulis)
•
Rosettenwuchs (Arnica montana, Plantago major)
•
Vermehrung durch unterirdische Ausläufer (Brachypodium pinnatum)
Auffallend ist, dass in beweideten Wacholderheiden krautige Pflanzenarten überwiegen
und Gräser eher in den Hintergrund treten. Nur die Fiederzwenke, die von Schafen
bevorzugt in jungem Stadium gefressen wird, breitet sich durch unterirdische Rhizome
schnell aus. Auch einige kurzhalmige und kurzrasige Gräser können sich trotz
Schafbeweidung halten: Festuca ovina, Cynosurus cristatus, Koeleria pyramidata.
Der größte Teil der Wacholderheiden gehört zu einer Pflanzengesellschaft innerhalb des
Verbandes der Trespen-Halbtrockenrasens (Mesobromion erscti), zum Enzian-SchillergrasHalbtrockenrasen (Gentiano-Koelerietum). Dabei kommen Übergangsformen zu den kalkund wärmeliebenden Berberitzen-Gebüschen (Berberidion), den BlutstorchschnabelSaumgesellschaften (Geranion sanguinei) und den Sandrasen- und Felsgruslandschaften
(Sedo-Scleranthetea) häufig vor.
Die sich auf das Mikroklima auswirkenden Kleinstrukturen (durch den Tritt freigelgte
Mineralbodenflächen, Felsbrocken, sonnenbeschienene Magerrasen und Büsche) sind
Lebensraum für eine äußerst artenreichen Schmetterlings- und Insektenfauna. Auch
Reptilien siedeln sich bevorzugt an den warmen sonnenbeschienen Hängen an.
Typische Arten sind:
Heidegrashüper (Stenobothrus lineatus)
Rotflüglige Schnarrschrecke (Psophus stridulus)
Warzenbeißer (Decticus verrcivorus)
Ameisen-Bläuling (Maculines arion)
Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae)
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Sandlaufkäfer (Cicindela spec.)
Berg- und Zauneidechse, Schlingnatter und die Kreuzotter
Auch die Brachestadien oder sogenannten „Saumstadien“ der Wacholderheide bieten
vielen inzwischen seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum.
Aufforstung, Aufgabe der Schäferei, Verbauung und Freizeitnutzung haben den Bestand
der Wacholderheiden stark zurückgehen lassen. Wenn diese einzigartigen kulturhistorisch
wertvollen Landschaften sich selbst überlassen werden, setzen Brache- und
Verbuschungsstadien ein, die sich allmählich in Wald wandeln. Aus diesem Grund sind
erhaltende Pflegemaßnahmen unumgänglich. Die Wiederaufnahme der Beweidung ist wohl
die geeignetste Pflegemaßnahme, da man mit Mahd das selektive Verbissverhalten der
Schafe nicht nachahmen kann. Wenn Sukzessionstadien schon weiter fortgeschritten sind,
können auch Ziegen geeignete „Landschaftspfleger“ sein um die Verbuschung aufzuhalten.
Allerdings müssen dann die Wachholderbüsche unter Umständen eingezäunt werden, um
einen Verbiss durch die Ziege zu verhindern. Ganz auszuschließen ist die Beweidung einer
Wachholderheide durch Ziegen dann, wenn sich in den Offenflächen Orchideen
angesiedelt haben. Die schmecken den Ziegen zwar nicht besonders gut, aber da Ziegen
neugierige Tiere sind, probieren sie trotzdem von den „bunten Blumen“. Schafe dagegen
lassen die Orchideen unbeschadet auf der Weidefläche zurück.
3.3 Beweidungsmanagement
Als fakultative Buschbeweider sollte der Anteil an Blättern und jungen Trieben von
Gehölzen 60 Prozent der Gesamtfuttermenge von Ziegen nicht übersteigen. Bei einer
Verbuschung zwischen 40 und 60 Prozent können Ziegen eine ausgewogenen Ernährung
und eine gute Pflegeleistung erzielen. Liegt der Verbuschungsgrad unterhalb von 40
Prozent, so ist eine Mischbeweidung mit Schafen anzustreben, der Anteil an Ziegen sinkt
dabei mit dem Verbuschungsgrad. Bei einem Verbuschungsgrad von 20 Prozent sollte das
Verhältnis eine Ziege zu neun Schafen betragen. Bei weniger als 20 Prozent Verbuschung
sind für die erhaltenden Pflege keine Ziegen mehr notwendig.
Die Weidedauer einer Koppel sollte zwischen zehn und zwanzig Tagen liegen, damit auch
die Wurmproblematik begrenzt bleibt. Für futterarme Standorte (quantitativ und qualitativ)
ist eine Besatzdichte (Tiere pro Hektar) von 15 (bei 20 Weidetagen) bis 30 Ziegen pro
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Hektar (bei 14 Weidetagen) sinnvoll. Für einen wüchsigen Standort ist die doppelte Anzahl
angemessen (Beweidungszeit Juni/Juli). Wegen der Belastung mit Endoparasiten und
möglichen Störungen der Flora und Fauna sollte keine Fläche mehr als ein- bis zweimal
pro Jahr beweidet werden. Die Besatzstärke (Tiere pro Hektar und Jahr) liegt dann bei 3 bis
6 Mutterziegen plus Lämmer pro Hektar und Jahr. Das heißt, mit einer Herde von 15
Mutterziegen können etwa 5 ha verbuschte Fläche gepflegt werden. Weidereste von 50
Prozent sind akzeptabel. Die Beweidungszeiträume für Biotope liegen meistens zwischen
Mai und September.
Litzenzäune sind auf extremen Flächen besser als Netze. Sie gewähren Wildtieren
Durchlass, behornte Ziegen können sich nicht verheddern, sie lassen sich im Gestrüpp und
bei flachgründigen Böden besser aufbauen und sind billiger. Bei einem Zaun mit Litze
sollten mindestens drei, besser vier Drähte gespannt werden. Die Hütespannung muss
mindestens 4.000, besser aber 6.000 bis 8.000 Volt betragen. Eventuell kann es
erforderlich sein (z.B. bei trockenen Böden), eine Erdungslitze um die eingezäunte Fläche
zu legen, um überall eine ausreichende Hütespannung zu erreichen.
Der Umtrieb und das Einfangen der Ziegen während oder nach einer Biotoppflege kann
recht schwierig sein. Zum einen kann das an den menschenscheu gewordenen Tieren oder
zum anderen an schwierigen Geländebedingungen bzw. unzugänglichen Weidefläche
liegen. Folgende Tipps können gegeben werden, die sich auf das Verhalten der Tiere
beziehen:
•
Tiere außerhalb der Fläche (50 m) pferchen (Überraschungsmoment in unbekanntem
Terrain nutzen, eine Herde in Trab ist weniger aufmerksam als in einem engen
Gehüt)
•
Tiere bereits vor der Beweidung auf Lockfutter konditionieren (Hütefähigkeit)
•
Keine Tiere von der Herde absondern, immer Herdenverband anstreben
•
Ruhe bewahren
•
Tiere, die sich nicht einfangen lassen, durch zahme Tiere locken
•
Fangkorrals und/oder Fangnetze verwenden (mindestens 2 m hoch; Horden mit
aufgesattelten Netzen eignen sich besonders)
12
3.4 Rassenstruktur und Ökologie
Grob lassen sich Ziegen in folgenden Gruppen mit entsprechenden Merkmalen einteilen:
Milchbetonte Rassen
•
Mittelrahmig, in Futter und Haltung anspruchsvolle Rassen mit hoher Milchleistung
•
Vorwiegend an Stallhaltung gewöhnt
•
Bedeutung für die Landschaftspflege +
•
Vertreter: z.B. Deutsche Edelziege, Thüringer Waldziege, Toggenburger Ziege
Fleischbetonte Rassen
•
Mittelrahmig, wüchsige Rassen
•
Weniger anspruchsvoll
•
Bedeutung für die Landschaftspflege +++
•
Vertreter: z.B. Burenziege, Anglo Nubier Ziege
Faserbetonte Rassen
•
Kleinrahmig und genügsam
•
Hohe Haarqualität
•
Bedeutung für die Landschaftspflege +(+)
•
Vertreter: z.B. Angoraziegen, Kashmirziegen
Bedeutsame Schweizer Rassen
•
Angepasst an unterschiedliche alpine Standortverhältnisse
•
Intensive Futterstandorte
•
Bedeutung für die Landschaftspflege ++
•
Vertreter: z.B. Saanenziege, Walliser Schwarzhalsziege, Nera Verzascaziege
Neuzüchtungen/Kreuzungen
•
Jeweils noch sehr hohe Heterogenität innerhalb von Neuzüchtungen
•
Bedeutung für die Landschaftspflege ++(+)
•
Vertreter: z.B. Landschaftspflegeziege, Kashgoraziege
13
3.5 Biologie und Kennzeichen einiger Rassen
Nera Verzasca
Bild 6: Nera Verzasca
•
Widerstandsfähige Lokalrasse aus dem schweizer Kanton Tessin ( Zenrum war das
Verzascatal am Lago Maggiore)
•
Sehr genügsam und sowohl an extrem hohe wie niedrige Temperatueren angepasst
•
Meist völlig schwarz mit kurzen feinen Haaren
•
Widerristhöhe 70-95 cm
•
Milchleistung über 2,5 Jahre: ca. 462 kg
Tauernschecke
Bild 7: Tauernschecke
•
Robuste, aus Österreich stammende Rasse, dort aus den Gebieten rund um den
Großglockner, Osttirols und des Rauristals
•
Kurzhaarig, braunweiß oder schwarzweiß gescheckt
•
Vital, langlebig, trittsicher und an bergige Regionen gut angepasst
•
Milchleistung über 2,5 Jahre: 720-880 kg
14
Walliser Schwarzhalsziege
Bild 8: Walliser
Schwarzhalsziege
•
Robuste, als „Gletscherziege“ bezeichnete Lokalrasse aus dem schweizer Kanton Wallis
•
Eher in Hobby- und Kleinbeständen gehalten
•
Mittelgroß, kräftig, genügsam und widerstandsfähig
•
Vordere Körperhälfte schwarz, die hintere weiß mit scharfer Trennungslinie
•
Langes Haarkleid
•
Milchleistung über 2,5 Jahre: ca. 500 kg
3.6 Wirtschaftlichkeit
Bei einer Vollkostenrechnung ist die Wirtschaftlichkeit der ökologischen
Fleischziegenhaltung nicht gegeben. In Kombination mit der Landschaftspflege sind jedoch
vergleichbare Einkommen wie mit der ökologischen Milchziegenhaltung erzielbar
(RAHMANN, 2000).
Das übliche Produktionsverfahren bei der Biotoppflege stellt die Sauglämmermast dar: die
Lämmer bleiben den gesamten Sommer bei der Mutter. Auch wenn die Lämmer nur
ungenügend zunehmen, so ist die Fleischziegenhaltung und Biotoppflege auch
betriebswirtschaftlich eine interessante Kombination. Magerrasenpflege und
Ziegenmilchgewinnung muss sich nicht ausschließen, ist jedoch nur schwer umsetzbar. In
der Regel ist die Zeit der Magerrasenpflege (Mai bis September) auch die Zeit der
Laktation. Milchgewinnung während der Beweidung ist sehr arbeitsaufwendig und die
Milchleistung sehr gering. Wird jedoch die Lammzeit sehr früh gelegt (Dez./Jan.), so ist
die Möglichkeit gegeben, drei bis vier Monate Milch zu gewinnen.
15
Die Tiere werden dann zur Magerrasenbeweidung trocken gestellt (Problem bei
Milchleistungsrassen: Euterentzündungen und -verletzungen). Darüber hinaus kann
versucht werden, nur Pflegeverträge anzunehmen, bei denen die Pflege relativ spät (Juli bis
Sept.) durchgeführt werden kann. Letztendlich besteht die Möglichkeit der
Herdentrennung: nicht-laktierende Tiere werden für die Pflege eingesetzt, laktierende
nicht. Hierfür sind die Bestände in der Regel aber nicht groß genug.
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4 Projektgebiet
Abb. 1: Übersichtskarte
Das Projektgebiet umfasst die Hänge rund um die Stadt Horb am Neckar. Zum
Projektgebiet gehören die zwei bestehenden Naturschutzgbiete „Kugler Hang“
(Schutzgebietsnummer 2.060), „Osterhalde“ (Schutzgebietsnummer 2.186) und die noch in
Planung befindlichen Gebiete „Ringmauer Berg“ und „Neckartalsüdhänge“.
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4.1 Lage und Zugehörigkeit
Naturräumliche Zugehörigkeit
Eyach-Gäuplatten (122.30), naturräumliche Untereinheit der Oberen Gäue (122),
(HUTTENLOCHER&DONGUS)
Geländemorphologie
Steile Muschelkalkhänge, die von Norden nach Süden, also von der Gäuebene rasch ins
Neckartal abfallen.
Höhenlage
Ca 390-500 m ü.N.N.
Geologie
Das Neckartal gehört zur geologischen Großeinheit des Schichtstufenlandes. Entlang der
steilen Häng treten zum einen die drei Schichten des Oberen Muschelkalkes, Oberster
Muschelkalk (Dolomitische Region), Nodus Schichten und Trochitenkalk mit einer
Gesamtmächtigkeit bis zu 80 m sowie Mittlerer Muschelkalk in den unteren
Hangbereichen zutage.
Böden
Entsprechend dem Ausgangsmaterial hat die Bodenentwicklung in den oberen Bereichen
der Horber Hänge zu Kalkverwitterungslehm geführt. Die Mullrendzinen, Pararendzinen
und Kalkrohböden der Hangbereiche sind humusarm. Sie liefern das Substrat für die
Magerrasen und die auf flachen Grund schwachwüchsigen Kiefern- und Buchenwälder.
Klima
Atlantisch getönt, im Regenschatten des Schwarzwaldes fallen allerdings durchschnittlich
nur 600 bis 700mm/Jahr, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8-8,5C°. Extreme
Temperaturschwankungen treten an den Süd-Steillagen der Neckarhänge auf
(mikroklimatische Bedingungen).
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4.2 Historie
Um 1090 wurde Horb unter dem althochchdeutschen Namen „horv(a)“, was „Sumpf“
bedeutet, im Codex Hirsaugiensis erstmals urkundlich erwähnt. Um 1200 übernahmen die
Pfalzgrafen von Tübingen die Burg am östlichen Ende des Schüttebergausläufers. Schon
im 13. Jahrhundert wurden der recht jungen Siedlung Stadrechte verliehen.
Im Jahre 1381 gelangte Horb als Teil der
Grafschaft von Hohenberg durch Kauf in
die Hände von Herzog Leopold III. und
damit unter österreichische Herrschaft.
Als Teil von „Schwäbisch Österreich“
unterstand Horb damit bis in die Mitte
des 18. Jahrhunderts der Tiroler
Regierung in Innsbruck.
Bild 9: Blick vom Kugler Hang
Die Habsburger prägten das Gesicht der
Stadt entscheidend: Im 15. Jahrhundert florierten Tuchwebereien, Tuchhandel und
Kunstgewerbe. An den sonnigen Hängen wurde bis Ende des 17. Jahrhunderts erfolgreich
Weinbau betrieben.
Zwei große Stadbrände in den Jahren 1556 und 1725 und der 30-jährige Krieg fügten der
Stadt so großen Schaden zu, dass die Neuzeit für Horb erst mit dem durch Napoleon
veranlassten Anschluss an Württemberg 1806 beginnen konnte. Ab diesem Zeitpunkt
dehnte sich die Stadt unter dem Einfluss von Industrie und Gewerbe allmählich aus. 1874
tat die Eröffnung der Bahnstrecke ihr Übriges zur schnellen Modernisierung der Stadt.
1938 wurde Horb im Zuge einer Gebietsreform Kreisstadt. Dies änderte sich, als 1973 die
Zuordnung zum neuen Landkreis Freudenstadt und damit zum Regierungsbezirk Karlsruhe
erfolgte.
Heute hat die Kreisstadt Horb über 25.000 Einwohner und eine Stadtfläche von 11.980
Hektar.
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4.3 Nutzungsgeschichte
Die Namen “Oberer Weingassberg” und “Weingasse” sind Zeugen des Weinbaus.
Geschichtsbüchern ist zu entnehmen, dass Prinz Eugen der Edle Ritter 1704 anlässlich des
spanischen Erbfolgekrieges in Horb weilte und Horber Wein kostete.
Die steilen und flachgründigen Hänge wurden, nachdem der Weinbau allmählich
zurückging, zunehmend für extensive Landwirtschaft und als Schaf-/Ziegenweiden
genutzt. Bis auf wenige Hecken und Baumreihen entlang der Wege waren die Hänge kahl.
Bild 10: Horb um 1800
Die vorwiegend auf alten Grenzlinien zu findenden Steinriegel zeugen davon, wie
mühselig die Bewirtschaftung dieser flachgründigen und steinigen Steilhänge gewesen sein
muss. Es war vorallem die Aufgabe der Frauen und Kinder, die Steine vom Acker zu
“lesen” und entlang der Grenze aufzuschichten. Da dies meistens von beiden Seiten der
Grundstücksgrenze so gehandhabt wurde, türmten sich mit der Zeit gewaltige
“Lesesteinriegel” auf.
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Mit der beginnenden Industrialisierung um die Jahrhundertwende trat die Bedeutung der
Selbstversorgung immer mehr in den Hintergrund. Auch die bis dahin zum Zwecke der
Brennholznutzung regelmäßig auf den Stock gesetzten Hecken wurden mit dem
Aufkommen fossiler Brennstoffe uninteressant. 1910 begann man mühsam die kahlen
Flächen aufzuforsten. Einige Zeit nach dem Zweiten Wetkrieg (um 1950) folgte eine
zweite Aufforstungswelle, da die bis dahin betriebenen Kleingärten von den älter
werdenden Besitzern aufgegeben wurden und eine Bewirtschaftung den jüngeren
Generationen zu mühsam war.
Bild 11: Horb um 1950
21
4.4 Bisherige Maßnahmen
Kugler Hang
ab 1975
•
Auflichtung und Mahd (Forsthilfskräfte, Schüler, Deutscher Bund für
Vogelschutz)
•
Auspflanzung und Saat von z.B. Küchenschelle, Silbersdistel, Kreuzenzian
•
1981 eintägige Schafbeweidung im Auftrag des damaligen
Naturschutzbeauftragten
ab 1982
•
Ausweisung als Naturschutzgebiet durch BNL Karlsruhe
•
regelmäßiger Einsatz von Pflegetrupps und Holzeinschlag (Firma Hans
Schmid)
•
Sommerpflege durch NABU
•
Ab 1984 Unterstützung durch ABM-Kräfte
Im Zuge der jeweiligen Pflegearbeiten sind die kleinen Flächen nach und nach vergrößert
worden, so dass im Laufe der Jahre größere Zusammenhängende Bereiche entstanden.
Kuglerwald
•
Auflichtung durch NABU-Jugend
•
Auflichtung zum „Weidewald“ durch BNL
•
Sturm 1992/93
Hang Altheimer Straße
•
Zunächst Schafbeweidung durch Schäfer Bäuerle, 1993 dann Auflichtung
durch BNL
Rauschbart
•
1995 Freistellung durch Forstamt
•
weitere Auflichtung durch NABU
22
Neckartal-Südhänge
Der flächenmäßig größter Teil des geplanten NSG wird forstwirtschaftlich genutzt
beziehungsweise ist Wald im Sinne des Waldgesetzes, wird aber nicht regulär
bewirtschaftet (arB). Reine Nadelholzbestände vor allem auf der Hochfläche wurden durch
das FA in standortgerechte Laubwälder umgewandelt.
1995 bis 1998 wurde im Gewann „Lauterbrunnen“ im Zusammenarbeit mit der
Bundeswehr große Flächen ehemaliger Wacholderheiden wieder freigestellt.
Seit vielen Jahren mäht der Horber Naturschutzbund unter Anleitung von Volkmar Rieber
auf zwei Hangwiesen im Gewann „Froschlache“ zwischen Eisenbahnlinie und dem Horber
Judenfriedhof.
Auf Flächen an der Kasernen am „Kreuzkapellenberg“ und beim Wasserturm im Gew.
„Galgenfeld“ wurden von Soldaten der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der
Forstverwaltung Bäume gefällt und entfernt. Der Pflegetrupp der BNL hat diese Flächen
erweitert.
Flächen im Bereich des Haugenlochs und am Rauschbartabhang über der Eisenbahnlinie
wurden im Rahmen eines internationalen Workcamps, unter Mitwirkung des Forstamtes,
freigelegt.
23
5 Landschaftsanalyse
Es wurde keine Nutzungskartierung vorgenommen,
sondern es wurden nur die Flächen im Projektgebiet
kartiert, die sich für eine Beweidung eignen. (Eine
komplette Nutzungskartierung für die bereits bestehnden
NSG findet sich in den dazugehörigen PEPL.)
D.h., es wurden die Flächen kartiert, die bereits ganz oder
teilweise offen sind (z.B. Wachholderheiden,
Magerwiesen, leicht verbuschet Wiesen) oder Flächen, die
noch als alte Weideflächen im Gelände zu erkennen sind,
vor einer Beweiung aber noch einer Vorpflege bedürfen,
da sie für eine Beweidung noch zu dicht verbuscht oder
bestockt sind. Anhand von historischen Fotografien und
Karten wurden dazu im Vorfeld der Kartierung die
Flächen und Hänge eruiert, die über Jahrhunderte hinweg
durch menschliche Nutzung offengehalten wurden und
damit seit langer Zeit seltenen Tier- und
Pflanzengesellschaften Lebensraum bieten. Besonderes
Augenmerk lag dabei auf den Flächen, die noch Relikte
der Nutzungsgeschichte aufweisen (Wachholderheiden,
Steinriegel, Weidekiefern etc.). Außerdem wurde auf
ausdrücklichen Wunsch der BNL Lage und Zustand
ökologisch wertvoller Landschaftselemente wie Hecken,
Abb. 2: Legende aus ArcGIS 9.0
Steinriegeln und Trockenmauern aufgenommen.
5.1 Kartierschlüssel
Die Kartierung erfolgte auf Ausdrucken von Ortholuftbildern, die mit den entsprechenden
ALK überlagert wurden. Als Kartiereinheit dienten nicht einzelnen Parzellen, sondern es
wurden die im Gelände angetroffenen Nutzungsformen parzellenübergreifend in die
Ausdrucke eingezeichnet. Anschließend wurden die kartierten Flächen in ArcGIS
digitalisiert.
24
5.2 Landschaftselemente
5.2.1 Hecken
Hecken zählen zu den traditionellen Struktur- und
Biotopelementen der bäuerlichen Kulturlandschaft. Sie
erfüllen viele Funktionen:
•
Gliederung und Belebung der Landschaft
•
Erosionsschutz
•
Trittsteinbiotope, Bestandteile der
Biotopvernetzung
•
Lebensraum für Vögel und Insekten (Brutstätte,
Nahrungsquelle, Bienenweide, Singwarte, etc.)
Bild 12: ausstreichende Hecke
•
Wind- und Sichtschutz (Klimaregulation)
Früher wurden Hecken zum Zwecke der Brennholznutzung regelmäßig „auf den Stock“
gesetzt. Durch diese Form der Nutzung wurde die Stufigkeit und strukturelle Vielfalt
erhalten, die eine Hecke ökologisch so wertvoll machen.
Eine Hecke sollte neben den typischen Sträuchern (Schlehe, Weißdorn, etc.) auch
„herausragende“ Elemente wie etwa Bäume zweiter Ordnung enthalten (zum Beispiel FeldUlme, Feld-Ahorn oder Wildobstarten). Außerdem sollte die Möglichkeit zum
„Ausstreichen“ gegeben sein, d.h., dass ein sanfter Übergang von der Hecke zum Grünland
vorhanden ist, in dem sich auch krautige Pflanzen ansiedeln können.
5.2.2 Steinriegel
Sie sind meistens entlang von Grenzlinien zu finden und gelten als
schützenswerte Relikte historischer Nutzungsformen (Landwirtschft,
Weinbau). Unbewachsene Steinriegel bieten vor allem wärmeliebenden
Reptilien idealen Lebensraum. An sonnenexponierten Südhängen
können schon früh im Jahr recht hohe Bodentemperaturen erreicht
werden. Beim Freistellen der Steinriegel sollte auf die Möglichkeit der
Bild 13: Steinriegel
Vernetzung geachtete werden, damit kein Isolationseffekt entsteht.
25
5.2.3 Trockenmauern
Trockenmauern sind – wie der Name schon sagt – „trocken“,
d.h. ohne Mörtel aufgebaut. Die Spalten und Höhlen
zwischen den unregelmäßigen Natursteinen bieten Reptilien
und einigen Pflanzen idealen Lebensraum. Auch hier sollte
darauf geachtet werden, dass möglichst viel Sonnenlich auf
Bild 14: Trockenmauer
die Mauern gelangen kann.
5.3 Beweidungsflächen
5.3.1 Ohne Vorpflege
In dieser Kategorie befinden sich alle Flächen, die direkt zur Beweidung freigegeben
werden können. Hier ist keine Vorarbeit mit Motorsäge oder Freischneider notwendig.
Wiese
Diesem Kartiermerkmal wurden Wiesen unterschiedlicher
Nutzungsarten zugeordnet. Die Nutzungsarten sind in der
Attributtabelle vermerkt. Unterschieden wurden dabei
Bild 15: Mähwiese
•
Streuobstwiesen
•
Wiesen mit beginnender Sukzession
•
Wiesen ohne Gehölze
Diese Kategorie ist prädestiniert für die Beweidung mit
Schafen. Die Ziegenbeweidung ist eher ungeeignet, da Ziegen auch Obstgehölze verbeißen.
Wacholderheide
Dieses Relikt früherer Schafbeweidung ist als ökologisch sehr
wertvoll einzustufen und sollte unbedingt erhalten bleiben. Hier
ist es sinvoll, die ursprüngliche Nutzungsform wieder
aufzunehmen. Falls allerdings eine beginnene Verbuschung zu
Bild 16: Wacholderheide
erkennen ist, sollten zusätzlich Ziegen eingesetzt werden.
(Siehe Kapitel 3.2: Ziegen auch auf die Wacholderheiden?)
26
Gebüsch
Diese Kategorie bietet Schafen kein Nahrungsgrundlage mehr,
hier ist der optimale „Arbeitsplatz“ für die Ziege. Ziel ist es,
die Büsche durch den Verbiss so zu schwächen, dass sie
absterben. Je nach Verbuschungsgrad kann eine
motormanuelle Nachpflege notwendig sein (in der
Bild 17: Gebüsch
Attributtabelle vermerkt).
Wald
Lichte Kiefernwälder mit parkartigem Charakter sind ebenfalls
idealer Weideplatz für die an mageres Futter gewöhnte Ziege.
Aufkommende Sträucher oder bereits verbuschte Flächen
sollen freigefressen werden.
Bild 18: vorgepflegter
Kiefernwald
5.3.2 Mit Vorpflege
In diese Kategorie fallen Flächen, die so dicht bewachsen sind, dass eine Beweidung nicht
direkt möglich ist. Es wurden Flächen aufgenommen,
•
auf denen Merkmale früherer Offenhaltung wie Steinriegel oder Weidekiefern zu finden
sind
•
die auf sonnenexponierten Südhängen liegen und ein hohes ökologisches Potenzial
aufweisen
•
die wichtig für den Biotopverbund sind oder als Trittsteinbiotope erhalten werden
sollten
Je nach Verbuschungs- bzw. Bestockungsgrad wird die Vorpflege mit hohem oder
niedrigen Aufwand und dementsprechenden Kosten verbunden sein, dies ist in der
Attributtabelle hinterlegt.
27
Gebüsch
Verbuschte Flächen, die so stark verbuscht sind, dass sie
sogar für Ziegen nur sehr schwer zugänglich sind,
sollten zunächst einer motormanuellen Vorpflege
unterzogen werden. Solche Fläche fanden sich
besonders angrenzend an bereits offene
Landschaftsteile, an exponierten Südhängen oder
Bild 19: starke Verbuschung
anderen für die Offenhaltung prädestinierten Flächen.
Wald
Damit sind lichte Kiefernwälder gemeint, die noch alte
Weidekiefern enthalten, die zeigen, dass die Bäume früher solitär
auf freien Flächen standen. Rund um diese Weidekiefern sind die
Flächen heute aber so stark verbuscht oder bestockt, dass selbst
Ziegen diese nicht mehr „freipflegen“ können. Diese Flächen
bedürfen einer Vorpflege mit der Motorsäge und dem
Freischneider.
Bild 20: stark verbuschter
Wald
5.3.3 Nicht zu beweidende Flächen
Diese Flächen sind artenreiche Orchideenstandorte, die
aufgrund der Verbiss- und Trittempfindlichkeit nicht für eine
Ziegenbeweidung geeignet sind. Die Flächen werden entweder
seit Jahren im Rahmen von Pflegeverträgen offen gehalten
Bild 21: Knabenkraut
oder durch Vereine, wie der NABU-Ortsgruppe, gepflegt.
28
5.3.4 Bezugspunkte
Bezugspunkte sind markante und meist weithin ersichtliche
Landschaftselemente (Türme, Steinbruch, etc.), die bei der Orientierung
helfen sollen.
Bild 22:
Steinbruch
5.3.5 NSG-Grenzen
Die Grenzen wurden in digitaler Form von der BNL zur Verfügung gestellt. Der
Grenzverlauf war jedoch oft verschoben und ungenau, so das er modifiziert wurde. Jetzt
ist eine ALK-scharfe Abgrenzung in der Karte zu sehen.
5.3.6 Pflegeflächen der BNL
Ein Shape, das vom Pflegemanager der BNL, Herrn Thomas Limmeroth, zur Verfügung
gestellt wurde. Es zeigt die Flächen, die bereits einer Pflege durch die BNL unterzogen
wurden.
29
6 Auswertung
Ziel des Projektes ist es, den Mitarbeitern der BNL Karlsruhe einen Überblick über die
Flächen im Projektgbiet zu geben, die durch Ziegen beweidet werden können.
Die kartierten Flächen wurden dazu in zwei Großgruppen eingteil: in die Flächen, die ohne
Vorpflege direkt zu beweiden sind und zum anderen in die Flächen, die zunächst
vorgepflegt werden müssen, weil sie noch zu dicht bestockt sind. Hier wäre eine Vorpflege
durch den Forst oder durch Pflegetrupps der BNL denkbar.
6.1 Ohne Vorpflege
Hier wurden die Flächen zusammengefasst, die sofort durch Ziegen beweidet werden
können und entweder
•
noch als alte Weideflächen im Gelände zu erkennen waren (Wachholderheiden)
•
im bestockten Wald liegen, aber licht genug für eine Beweidung sind (durch den Fost
vorgepflegt)
•
mit lichtem Gebüsch bestockt sind
•
zur Kategorie Wiese gehören (Streuobst- oder Mähwiese)
Die Kategorie Wiese nimmt
Ohne Vorpflege
mit fast 13 ha den größten
Teil der kartierten Fläche ein
(51 Prozent) und umfasst
Wald; 3,79
Streuobst- und Mähwiesen.
Wiese;
12,57
Gebüsch;
4,32
Wacholder;
3,86
Diese Flächen eignen sich
nicht für eine Beweidung mit
Ziegen, da diese die
Obstbäume durch Verbiss
schädigen würden. Lediglich
bei aufkommender
Abb. 3: ohne Vorpflege
Sukzession ist der partielle Einsatz von Ziegen zu überlegen.
30
Da die Obstbäume dann mit Einzelschutz versehen werden müssen, ist dies jedoch recht
aufwändig.
Der für die Beweidung vorgeschlagene Wald nimmt eine Fläche von 4 ha ein (15 Prozent)
und wurde teilweise schon vom Forst freigepflegt. Die lichten Kiefernwälder enthalten z.T.
noch wunderschöne alte Weidekiefern, die als Relikte der früheren Weidelandschaft
angesehen werden können. Laut Landeswaldgesetz ist Waldweide strengen Regelungen
unterworfen. Da jedoch im Raum Horb sowohl die Forst- als auch die
Naturschutzverwaltung darauf bedacht sind, das kulturhistorische Erbe zu erhalten, ist hier
davon auszugehen, dass von Seiten der Forstverwaltung der Beweidung durch Ziegen
zugestimmt wird.
Rund 4 ha sind mit Gebüsch bedeckt. In den meisten Fällen sind diese verbuschten
Bereiche ehemalige Kleingärten von Privatpersonen. Die Flächen, die bei der Kartierung
der Oberkategorie „ohne Vorpflege“ zugeordnet wurden, sind nur bis zu einem gewissen
Grad verbuscht. D.h., die Ziegen können auf die Fläche gelassen werden, ohne dass zuvor
eine motormanuelle Pflege mit Freischneider oder Motorsäge notwendig ist. Es kann sein,
dass nach der Beweidung eine Nachpflege notwenig ist, um große abgestorbene Büsche zu
entfernen. Dies dürfte sich jedoch nach der Vorarbeit der Ziegen recht unkompliziert und
einfach vonstatten gehen.
Wacholderheiden befinden sich im NSG Ringmauerberg und an den
Neckartalsüdhängen. Sie sind extrem steil und prädestiniert für Schafbeweidung, da sie
auch durch diese Landnutzungsform entstanden sind. Im NSG „Ringmauerberg“ wäre
allerdings am oberen Teil des langgezogenen Hanges der Einsatz von Zeigen notwendig,
um die starke fortschreitende Verbuschung zurückzudrängen.
31
6.2 Mit Vorpflege
Hier wurden die Flächen zusammengefasst, die zwar zu dicht bestockt sind, um sie direkt
zu beweiden, die aber erkennbar alte Weide- oder Wiesenflächen sind. Es wurden dabei
nur solche Flächen ausgewählt, die ein gewisses „Offenhaltungspotenzial“ haben
(südexponierte, sonnige Hanglagen; bereits offene Flächen in der Nähe, etc.).
Sowohl die mit Wald
Mit Vorpflege
bedeckten Flächen als auch
die verbuschten Bereiche
sind zur Zeit so verwildert,
Wald; 1,45
dass ohnen eine
motormanuelle Vorpflege
keine Beweidung
stattfinden kann. Die BNL
Gebüsch;
3,59
muss hier entscheiden, ob
diese Flächen den hohen
Aufwand wert sind.
Abb. 4: mit Vorpflege
32
6.3 Flächenverteilung in den einzelnen NSG
Abb. 5: NSG Osterhalde (Ausschnitt)
Die meisten der potentiell durch Ziegen zu beweidenden Flächen liegen im NSG
„Osterhalde“. Davon können fast 18,5 ha direkt ohne Vorpflege beweidet werden. Die 32
Einzelflächen verteilen sich auf folgende Kategorien:
•
Wald
3,8 ha
•
Gebüsch
3,7 ha
•
Wachholder
-
•
Wiese
11 ha
Mit Vorpflege:
Rund 5 ha müßten zunächst durch den Forst oder durch Pflegetrupps vorgepflegt werden.
Die Flächen verteilen sich wie folgt auf die Kategorien:
•
Wald
1,5 ha
•
Gebüsch
3,5 ha
•
Wachholder -
•
Wiese
33
Abb. 6: NSG Neckartalsüdhänge (Ausschnitt)
Ohne Vorpflege:
Im Naturschutzgebiet „Neckartalsüdhänge“ sind mit insgesamt 3,4 ha vergleichweise
deutlich weniger Flächen direkt ohne Vorpflege zu beweiden.:
•
Wald
-
•
Gebüsch
0,7 ha
•
Wachholder
2,2 ha
•
Wiese
0,5 ha
Mit Vorpflege:
Nur eine sehr kleine Fläche würde sich nach Vorpflege für die Ziegenbeidung eignen,
nämlich knapp 0,1 ha Wiese.
34
Abb. 7: NSG Ringmauerberg (Ausschnitt)
Am „Ringmauer Berg“ eignen sich insgesamt 2,8 ha für eine Beweidung durch Ziegen.
Alle Flächen sind ohne Vorpflege zu beweiden:
•
Wald
-
•
Gebüsch
-
•
Wachholder
1,7 ha
•
Wiese
1,1 ha
35
Abb. 8: NSG Kugler Hang (Ausschnitt)
Der „Kugler Hang“ wird seit Jahrzehnten von der NABU-Ortsgruppe gepflegt. Das Gebiet
ist ein in Baden-Württemberg nahezu „berühmtes“ Eldorado für Orchiedeenliebhaber. Hier
würde eine Ziegnebeweidung den Zielen des Naturschutzes mehr schaden als nutzen.
6.4 Landschaftselemente
Es sind nur sehr wenige Hecken im Projektgebiet vorhanden. Von den ingesamt sieben
Hecken sind nur zwei in einem guten Zustand.
Da die Hänge früher bewirtschaftet wurden, finden sich zahlreiche Steinriegel im
Projektgebiet. Von den insgsamt 31 Steinriegeln sind acht bereits vom Forstamt wieder
freigelegt. Viele der anderen Steinriegel sind zwar noch gut als solche im Gelände zu
erkennnen, allerdings stark mit Gebüsch (besonders Hasel, Schlehe) bewachsen.
Obwohl die Hänge früher auch für den Wein- und Gartenbau genutzt wurde, finden sich
vergleichsweise nur sehr wenige Trockenmauern auf den Hängen rund um Horb. Von
den sechs Trockenmauern innerhalb des Projektgebietes sind vier in einem guten Zustand.
36
7 Ausarbeitung in GIS
Für die Projektarbeit wurden von der BNL folgende Daten in digitaler Form zur
Verfügung gestellt:
•
ALK (inklusive Flurstücksnummern, Gebäuden, Grenzen, Nutzungen und
Beschriftungen)
•
NSG-Grenzen (NSG „Osterhalde“ und „Kugler Hang“)
•
Orthophotos
•
bisherige Pflegeflächen der BNL
Auf Grundlage dieser Daten wurden Arbeitskarten im Maßstab 1:2.500 für die
Kartierungsarbeiten im Gelände erstellt und aus den der ALK hinterlegten Attributen eine
Übersichtskarte der Flächennutzungen im Bereich Horb. Die Kategorien wurden zu
sinnvollen Einheiten zusammengesfasst, so dass man einen groben Überblick über Horb
und die umliegende Gegend erhält.
7.1 Digitalisierung
NSG-Grenzen
Die Grenzen der Naturschutzgebiete „Osterhalde“ und „Kugler Hang“ wurden
dahingehend verändert, dass sie jetzt mit den Flurstücksgrenzen der ALK übereinstimmen.
Die Grenzen der NSG „Ringmauerberg“ und „Neckartalsüdhänge“ lagen lediglich in
analoger Form vor und mussten noch manuell digitalisiert werden. Dies erfolgte ebenfalls
in Anlehnung an die Flurstücksgrenzen.
Pflegeflächen
Ziel der Digitalisierung war, den Gebietsreferenten und Pflegemanagern der BNL die
Möglichkeit zu geben, sich einen Überblick über potenziell beweidbare Flächen mit
unterschiedlich hoher ökologischer Wertigkeit zu verschaffen. Der digitale Datenbestand
macht eine schnelle und einfache Erstellung von Arbeitskarten möglich.
37
Des weiteren können die Daten durch die Eintragung von auftretende Veränderungen
(Sturmwürfe, Straßenbau, o.ä.) ohne großen Aufwand aktualisiert werden.
Die im Gelände nach dem Kartierschlüssel aufgenommenen Flächen wurden mithilfe des
ArcGIS Editors digitalisiert. Die Konvertierung zu Layerfiles legt die Eigenschaften
(Legende und Projektion) der Darstellung in ArcMap fest. Die digitalisierten Polygone
wurden soweit sinnvoll und möglich mit Hilfe von Snapping Funktionen ALK-scharf und
in direktem Bezug zu Nachbarpolygonen abgebildet. Die Eigenschaften und
Behandlungsvorschläge der digitalisierten Flächen sind in der Attributtabelle festgehalten.
Aufgrund der überschaubaren Datenmenge und geringen Komplexität kann auf eine
externe Datenhaltung - beispielsweise in Access - verzichtet werden.
Hyperlinks
Um den zukünftigen Benutzern die gewählten Kategorien des Kartierschlüssels zu
verdeutlichen, wurden einigen Pflegeflächen Fotos hinterlegt. Diese können mit der
Hotlink/Hyperlink Funktion im View/ArcMap Dokument aufgerufen und betrachtet
werden. Im ArcMap Dokument sind beim Aktivieren der Hyperlinkfunktion Flächen denen
ein Bild zugeordnet ist, blau hervorgehoben.
Da ArcView bei dieser Funktion nur Bitmap-Dateien unterstützt, sind die Bilder sowohl als
Bitmap-Dateien als auch als JPG-Dateien im Ordner „Link-Fotos“ hinterlegt.
Domains
Die Benutzerfreundlichkeit bei der Digitalisierung in ArcGIS 9.0 wird noch dadurch
gesteigert, dass sogenannte Gültigkeitsregeln (Domains) definiert wurden. Über ein dropdown Menü können die durch die Gültigkeitsregeln festgelgten Kategorien und
Bezeichnungen ausgewählt werden. Dies sorgt außerdem für die Konstanz des
Datenbestandes.
38
7.2 Datenmanagement
Ordnerstruktur
Es gibt verschiedenen Möglichkeiten des Managements von Geodaten.
Die BNL hat sich für eine ordnerbasierte Struktur entschieden: Die Ordner liegen – sortiert
nach Naturschutzgebieten – auf einem Laufwerk zu dem allgemeiner Zugriff besteht.
Jedem NSG sind die jeweiligen ALK-Daten, Orthophotos und sonstige
Informationsquellen zugeordnet. Die NSG-Grenzen und alle von den Gebietsreferenten
oder anderen Mitarbeitern erstellten shapes werden in in einem dafür eingerichteten Ordner
abgelegt.
Die Struktur ist für versierte GIS-Anwender leicht zu durchsschauen, kann aber
gelegentlichen Benutzern (Praktikanten, Zivildienstleistenden, etc.) Schwierigkeiten
bereiten. Auch bei geübten Anwendern können aufgrund von Missverständnissen und
technischen Einschränkungen folgende Probleme auftreten:
•
Es besteht die Gefahr, dass an falschen Orten abgespeichert wird und somit die
Ordnerstruktur bei mangelnder Pflege unübersichtlich wird.
•
Mehrbenutzerzugriff auf die selben Daten ist nicht möglich.
•
Die Vergabe von Zugriffsrechten gestaltet sich schwierig. Schreib- und
Leseberechtigungen können nur mit gewissem Organisationsaufwand individuell
vergeben werden.
•
Die Daten stehen nicht miteinander in Verbindung.
(Gefahr von Integritätsverletzungen und Inkonsistenz)
•
Veränderungen der Geometrie werden in der Attributtabelle nicht selbstständig
angezeigt (mögliche Fehlerquelle bei Flächen- oder Längenberechnungen)
39
Geodatenbanken
Die Erstellung von Geodatenbanken ist erst ab der ArcView Version 8.x möglich. Da die
BNL ArcView 3.x mit dem ArcWaWiBo Aufsatz verwendet, ist das Folgende lediglich als
theoretische Möglichkeit für ein auf mehrere Benutzer ausgerichtetes Datenmanagement
anzusehen.
•
einheitlicher Aufbewahrungsort (höhere Anwenderfreundlichkeit), ein logisches
Schema verhindert am ehesten Redundanzen
•
Definition von Gültigkeitsregeln (Domains) möglich
(Anzeige in Form von Dropdown-Menüs, z.B. beim Digitalisieren)
•
Einbettung der features in eine Kontext, die features stehen miteinander in
Beziehung
•
Eigenschaften für die Kartendarstellung können festgelegt werden
•
Vererbungsregeln (Übertragung der Basisobjektdaten)
•
Definition von Topologien möglich
(allerdings erst bei ArcInfo in vollem Umfang)
•
Mehrbenutzerzugriff möglich (ebenfalls erst ab ArcInfo)
40
7.3 Techische Schwierigkeiten
Software
Das Projekt wurde mit der
ESRI Software ArcGIS 9.0
erstellt, da diese Version in
den Bereichen Digitalisierung,
Datenmanagement und
Layoutgestaltung sehr
komfortable und
benutzerfreundliche
Anwendungsmöglichkeiten
bietet.
Bild 23: Projektteam
Da die BNL die Software ArcView 3.x mit dem WaWiBo verwendet und in ArcGIS 9.0
erstellte Projekte nicht mit den älteren ESRI Versionen kompartibel sind, haben wir uns
dazu entschieden, für die BNL ein zweites Projekt in ArcView 3.x zusammenzustellen.
Analysen
Viele der zu pflegenden Flächen liegen ganz oder teilweise auf Privatgrundstücken. Die
Gebietsreferenten müssen also im Vorfeld der Pflegemaßnahmen mit den jeweiligen
Besitzern Kontakt aufnehmen. Ziel war deshalb, eine vereinfachte Abfrage der
Flurstückstnummern betroffener Grundstücke in das Projekt einzubauen.
Der erste Schritt wäre, die von einem bestimmten Polygon überlagerten Flurstücke aus dem
Layer „ALK“ zu selektieren. Die Funktion „select by location“ bietet hierzu zwar
unzählige Möglichkeiten, liefert aber mit der gebräuchlichen Funktion „intersect“ nicht das
gewünschte Ergebnis. Es werden auch nur angrenzende und nicht direkt betroffene
Flurstücke selektiert.
Man kann dieses Problem umgehen, indem man aus dem drop-down Menü „are within a
distance of“ auswählt und einen negativen Wert eingibt. Schwierigkeit hierbei ist
wiederum, dass die Eingabemasken in ArcView 3.x und im Modelbuilder von ArcInfo
nicht mit negativen Werte zurechtkommen.
41
Der Einsatz des Modelbuilders würde die gewünschte Abfrage automatisieren und damit
anwenderfreundlicher gestalten.
Allerdings sind in der Version ArcView 9.0 diese Selection-Funktionen nicht in die
Toolbox eingebunden und können somit nicht im Modelbuilder verwendet werden.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass man in ArcView 9.0 zwar selektieren, aber
mit der Selection-Funktion kein Modell erstellen kann. In ArcInfo besteht die Möglichkeit
den Modelbuilder mit dieser gewünschten Selection-Funktion zu verwenden, die Funktion
liefert jedoch keine zufriedenstellenden Ergebnisse.
Kompromiss:
Um die Flurstücke doch noch den jeweiligen Pflegeflächen zuordnen zu können, wurde
eine Verschneidung der beiden features mit Hilfe der Geoprocessingfunktion „intersect“
durchgeführt. Das Ergebnis-shape ist deshalb nicht weiterzuverwenden, weil die
digitalisierten Pflegeflächen in Einzelteile zerschnitten werden und somit ihre
Ursprunggeometrie verlieren.
Anschließend wurden in einer Access-Datenbank die Flurstücke den jeweiligen
Pflegeflächen manuell zugeordnet. Anschließend wurde in dem Projekt für ArcView 3.x
ein SQL-Connect durchgeführt mit Hilfe dessen die Flurstücks-Tabellen aus der AccessDatenbank an die Attributtabellen der features mit und ohne Vorpflege angefügt wurden.
Dieses Verfahren ist aus folgenden Gründen kritisch zu sehen:
•
manuelle Eingabe ist sehr fehleranfällig
•
bei Veränderungen der Geometrie findet keine automatische Aktualisierung statt
Es stellt daher nur eine kurzfristig gültige Kompromisslösung als Bearbeitungsgrundlage
für die Gebietsreferenten dar.
42
8 Ausblick
Ob in Zukunft tatsächlich vermehrt Ziegen auf den Hängen rund um Horb die
Landschaftspflege übernehmen werden, darüber muss die BNL Karlsruhe nun entscheiden.
Die Projektarbeit bietet ihr dazu einen Überblick über die potentiell geeigneten Flächen.
Sicher ist, dass das Überleben der heimischen Tier- und Pflanzenarten auf den wertvollen
Standorten rund um Horb, die durch die jahrhundertelange Arbeit und Kultivierung durch
den Menschen entstanden sind, nur gewährleistet werden kann, wenn ihre Lebensräume
erhalten bleiben. Dazu bedarf es der Pflege durch den Menschen. Oder aber durch die
Ziege. Denn mit Ziegen lässt sich kostengünstig und umweltfreundlich das Notwendige mit
dem Nützlichen verbinden:
Ziegen als Landschaftspfleger
•
sind billiger als ihre zweibeinigen Kollegen
•
sie halten die Flächen offen, ohne dabei fossile Brennstoffe zu verbrauchen
•
ihr Fleisch lässt sich bei geschicktem Management in der jeweiligen Region
vermarkten
•
nebenbei erfreuen sie auch noch die Erholungssuchenden.
In Zeiten knapper Finanzmittel ist es vielleicht besser, den Naturschutz auf vier
kostengünstige Beine zu stellen, als auf Zweibeiner zu setzen, die bald vielleicht nicht
mehr bezahlt werden können.
43
9 Literaturverzeichnis
BECK, M. (1998): Pflege- und Entwicklungsplan für das geplante NSG „NeckartalSüdhänge zwischen Horb und Mühle“, Karlsruhe.
BRUNNER, B. et.al (1996): Pflege- und Entwicklungsplan für das NSG Osterhalde,
Karlsruhe.
BAUSCHAMNN, G. et al (2004): Wenn der Bock zum Gärtner wird, NHZ Verlag
Wetzlar.
DAGENBACH, E. (2004): Ziegen als Landschaftspfleger, Nürtingen.
GESSLER, F. (1979): Horber Bilderbuch, Horb.
GÜTHLER,W. (2004): Ziegen als Landschaftspfleger, Akademieberichte Ansbach.
KNÖPFLE, F. (1986): Königliches Oberamt Horb – Zwischen Biedermeier und Jugendstil,
Geiger Verlag Horb.
LAMPRECHT, F. (2004): Ziegenbeweidung im oberen Neckartal, Selbstverlag.
LFU (1999): Naturschutz-Praxis. Fachdienst Naturschutz. Landschaftspflege Merkblatt 1,
4/99.
RAHMANN, G. (2003): Landschaftspflege mit Ziegen, Selbstverlag Horb.
UMWELTMINISTERIUM (Hrsg.): Wacholderheiden. Karlsruhe.
WAGNER, F. (2004): Die Wiesen an den Keuperhängen bei Tübingen, Schriftenreihe FH
Rottenburg (Band 21).
WOLF,A. et al. (1990) : Pflege- und Entwicklungsplan für das NSG Kugler Hang,KA.
44
10 Anhang
Bildverzeichnis
Bild 1: "Määähhh!".............................................................................................................3
Bild 2: Ziegenherde bei Philipsburg................................................................................... 7
Bild 3: „fakultative Bipedie“.............................................................................................. 7
Bild 4: Konzentratselektierer..............................................................................................8
Bild 5: Wacholderheide...................................................................................................... 9
Bild 6: Nera Verzasca....................................................................................................... 14
Bild 7: Tauernschecke...................................................................................................... 14
Bild 8: Walliser Schwarzhalsziege................................................................................... 15
Bild 9: Blick vom Kugler Hang.......................................................................................19
Bild 10: Horb um 1800....................................................................................................... 20
Bild 11: Horb um 1950....................................................................................................... 21
Bild 12: ausstreichende Hecke............................................................................................25
Bild 13: Steinriegel............................................................................................................. 25
Bild 14: Trockenmauer....................................................................................................... 26
Bild 15: Mähwiese..............................................................................................................26
Bild 16: Wacholderheide.................................................................................................... 26
Bild 17: Gebüsch................................................................................................................ 27
Bild 18: vorgepflegter Kiefernwald.................................................................................... 27
Bild 19: starke Verbuschung.............................................................................................. 28
Bild 20: stark verbuschter Wald......................................................................................... 28
Bild 21: Knabenkraut..........................................................................................................28
Bild 22: Steinbruch............................................................................................................. 29
Bild 23: Projektteam........................................................................................................... 40
45
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Übersichtskarte......................................................................................................17
Abb. 2: Legende aus ArcGIS 9.0........................................................................................24
Abb. 3: ohne Vorpflege......................................................................................................30
Abb. 4: mit Vorpflege........................................................................................................ 32
Abb. 5: NSG Osterhalde (Ausschnitt)................................................................................33
Abb. 6: NSG Neckartalsüdhänge (Ausschnitt).................................................................. 34
Abb. 7: NSG Ringmauerberg (Ausschnitt)........................................................................ 35
Abb. 8: NSG Kugler Hang (Ausschnitt)............................................................................ 36
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