Die rettende Geste?

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Die rettende Geste?
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Die rettende Geste?
In einer Petition verlangt die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft, dass Schwimmunterricht in allen
Schulen der Schweiz zur Pflicht wird. Und zwar, um Badeunfällen vorzubeugen. Kein einfaches Unterfangen.
Text: Raphael Donzel; Foto: Daniel Käsermann
zSeen, Flüsse, Schwimmbäder: Die Schweiz ist ein wasserreiches
Land. 2007 sind 25 Männer, vier Frauen und sieben Kinder ertrunken.
Bei Kindern sind Badeunfälle die am zweithäufigsten tödlich endenden Unfälle. In diesen Statistiken nicht berücksichtigt sind in
letzter Minute vor dem Ertrinken Gerettete, die schwere Folgeschäden davontragen. Vergangenen Sommer schlug die Schweizerische
Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) Alarm und begann mit einer
Unterschriftensammlung. Weil der Schwimmunterricht langsam
aus den Lehrplänen verschwindet, fühlen sich immer weniger Kinder und Jugendliche im Wasser sicher. Deshalb fordert die SLRG von
der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK): «Schulschwimmen für alle».
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Kantonale Unterschiede
«Die Kantone sorgen dafür, dass ( …) im Rahmen der ordentlichen
Unterrichtszeit durchschnittlich wöchentlich drei Lektionen Sportunterricht erteilt werden», steht in Artikel 1 der Verordnung über die
Förderung von Turnen und Sport. Weil aber der Inhalt in den kantonalen Lehrplänen festgelegt wird, besteht dazu keine einzige landesweit verbindliche Richtlinie. 2005 führte swimsports.ch, die Vereinigung der am Schwimmsport interessierten Verbände und
Institutionen der Schweiz, bei den 27 Erziehungsdirektionen (inklusive Liechtenstein) eine Umfrage durch, die zum Schluss kam: Der
Schwimmunterricht ist in nur gerade 17 Kantonen geregelt, nicht
selten alles andere als verbindlich.
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Angebote bereitstellen
Auf kantonaler Ebene hat die Berner Erziehungsdirektion noch keine Richtlinien erlassen. Im Mai 2007 erachtete sie es als sinnvoll,
«dem Sicherheitsaspekt im Schwimmunterricht und im Zusammenhang mit Aktivitäten im und am Wasser und den entsprechenden Qualifikationen der betreuenden Personen und der Anzahl
Kinder pro Betreuungsperson besonders Beachtung zu schenken».
Die Ermahnung hat allerdings nicht überall die beabsichtigte Wirkung erzielt. Manche Schulen strichen den Schwimmunterricht
gleich aus ihrem Programm, weil die Lehrer trotz des blossen Empfehlungscharakters Sanktionen bei Unfällen befürchteten. Und
nicht alle, die den SLRG-Anforderungen entsprechen wollten, konnten auch tatsächlich die entsprechende Ausbildung absolvieren.
«Wir sind uns bewusst, dass die Anzahl der angebotenen Kurse
nicht genügt», so Prisca Wolfensberger. «Wie vielen anderen Freiwilligenorganisationen fehlt uns das notwendige Personal.» Sofern
die Forderungen der Petition durchkommen, dürfte das Manko
noch grösser werden. Die SLRG wird denn auch nach Lösungen für
dieses Problem suchen müssen.
Basisstufe als Startalter
Die Anzahl Lektionen pro Kind variiert auf Primarstufe stark, und die
Unterschiede von einer Gemeinde zur anderen sind gross. «Im
Durchschnitt erhält etwa ein Drittel der Kinder keine einzige
Schwimmlektion in der Schule», bedauert Elisabeth Herzig, Ausbildungsverantwortliche von swimsports.ch. Dieser Anteil dürfte sich
in naher Zukunft noch erhöhen. Immer mehr Gemeinden und Schulen verzichten nämlich aus finanziellen Gründen oder weil die Infrastruktur fehlt auf den Schwimmunterricht.
Erste Auswirkungen
Im Juli 2007 lancierte deshalb die Schweizerische LebensrettungsGesellschaft die Petition, die den obligatorischen Schwimmunterricht
in allen Schweizer Schulen sowie eine entsprechende Ausbildung der
Lehrkräfte fordert, besonders im Hinblick auf die Sicherheitsmassnahmen (Minimalanforderung: SLRG-Rettungsschwimmbrevet mit gültiger Herzmassage-Ausbildung oder Fortbildungskurs, der weniger
als zwei Jahre zurückliegt). Rund 40 000 Unterschriften kamen zusammen. «Wir sind mit diesem Resultat sehr zufrieden», freut sich
Prisca Wolfensberger, Mediensprecherin der SLRG. «Mit dieser Initiative
liess sich die Bevölkerung sensibilisieren, das Interesse der Medien
wecken und die politische Debatte wieder in Gang bringen.»
Manche Verantwortliche warteten weder die bei Redaktionsschluss noch nicht veröffentlichte Stellungnahme der EDK noch die
vorliegende Petition ab, um aktiv zu werden. Darunter die Stadtberner Behörden: Sie verabschiedeten im letzten April eine Motion
für obligatorischen Schwimmunterricht in allen Grundschulen ab
dem Schuljahr 2009/2010.
Um dem Schwimmen wieder den Stellenwert zu geben, der ihm zusteht, wurden bei swimsports.ch zusätzliche Instrumente entwickelt.
«Wichtig ist, dass die Lehrpersonen nicht nur eine angemessene
Wasserrettungsausbildung erhalten, sondern vor allem eine fundierte didaktische und methodische Ausbildung», bestätigt Elisabeth
Herzig. «Unsere neue Broschüre ‹Spass im Nass› sowie die übrigen
Dokumente für den Download sollen ihnen ermöglichen, qualitativ
hoch stehenden, sicheren und abwechslungsreichen Schwimmunterricht zu erteilen. Anfang Mai wurde die Broschüre an 7000 Kindergärten und Primarschulen sowie an 10 000 Personen und Organisationen verschickt, die sich mit Schwimmunterricht befassen.»
Die beiden Vertreterinnen von SLRG und swimsports.ch sind sich
einig: «Eine erste Phase mit Schwimmunterricht wird idealerweise
im Alter von vier bis acht Jahren angeboten.» Damit wird die Basis für
wirksame und sichere Wasseraktivitäten gelegt. «Die Schule ist in­
sofern der ideale Rahmen dafür, als damit alle Kinder erfasst werden», fügt Prisca Wolfensberger an. «Und es wäre falsch zu glauben,
dass ausserschulische Vereine diese Aufgabe alleine übernehmen
könnten», ergänzt Elisabeth Herzig. Gemäss der Umfrage von swimsports.ch können von den 30 Prozent der Kinder, die in der Schule nie
Schwimmunterricht erhielten, 15 Prozent nicht schwimmen.
Eine Frage bleibt indes ungeklärt: Löst die gesetzliche Verankerung des Schulschwimmobligatoriums alle Probleme, insbesondere
im Infrastrukturbereich? «Dafür müssten landesweit rund zwanzig
Schwimmbäder gebaut werden», räumt Elisabeth Herzig ein. Die
SLRG gibt sich zuversichtlich: «Der Erfolg der Petition ist ein Appell
an die Gemeinden. Es gibt Investitionen, die für die Gesundheit und
die Entwicklung der Kinder einfach unerlässlich sind.» //
› Mehr dazu:
www.slrg.ch
www.swimsports.ch
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Einmal Schwimmer –
immer Schwimmer
Ein guter und regelmässiger Schimmunterricht ist wesentlich mehr als
«Schwimmenlernen». Er ist ein wichtiger Bestandteil der Bewegungsförderung
und kann dazu beitragen dem Bewegungsdefizit vorzubeugen.
Redaktion: Francesco Di Potenza, Foto: Daniel Käsermann
Nur Kinder, die gelernt haben, sich sicher, vielfältig und effizient im
Wasser zu bewegen, werden auch ausserhalb oder nach der Schulzeit einen Wassersport beziehungsweise Schwimmsport ausüben.
Denn Wasser ist laut Elisabeth Herzig, Ausbildungsverantwortliche
von swimsports.ch, ein ideales Bewegungselement, um motorische
und koordinative Fähigkeiten zu erlernen und zu üben und Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit zu trainieren. Einige Punkte, die hervorzuheben sind:
n Der Auftrieb ermöglicht gefahrlos Bewegungen, die an Land
schwierig zu erlernen sind: dreidimensionale Bewegungen, Orientierung, Gleichgewicht, Balance, Rotationen. Gerade auch für
Kinder mit Übergewicht ist das Wasser ein ideales Bewegungs­
element.
n Der Aufenthalt und das Bewegen im «fremden Element» Wasser
erlaubt eine neue Körperwahrnehmung und vielfältige Sinnes­
erlebnisse.
n Der Wasserwiderstand bremst jede Bewegung und ermöglicht
dadurch ein Kräftigungstraining für Arme und Beine, vor allem
aber auch für die Rumpfmuskulatur, was für eine gesunde Entwicklung unabdingbar ist und Haltungsschäden vorbeugen
hilft.
n Schwimmen kräftigt die Muskulatur ohne einseitige Fehlbelas­
tungen und Überlastungsschäden.
n Der regelmässige Aufenthalt im Wasser härtet ab und stärkt das
Abwehrsystem.
n Die Durchblutung (Haut, Muskeln, Organe, Hirn) wird verbessert.
n Der Wasserdruck übt einen Druck auf den Brustkorb aus und stärkt
dadurch die Atemmuskulatur (auch ideal für Asthmakinder).
Lebenslang Freude
Zielgerichtete Aktivitäten im Wasser wie Schwimmen, Spielen,
Springen, Tauchen etc. sind ein ideales Bewegungsfeld. Sie ermöglichen vielfältige Lerngelegenheiten und erlauben, Bewegungserfahrungen zu sammeln. Elisabeth Herzig: «Kinder, die gelernt haben, sich mit Freude und Lust im Wasser zu bewegen, werden dies
sicherlich auch im Erwachsenenalter beibehalten.»
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Das Sichzurechtfinden in einer ungewohnten Umgebung (Schwimm­
bad sowie auf dem Weg dahin) mit spezifischen Regeln, die es zu
beachten gilt, und die vielen emotionalen Erlebnisse im Schwimmunterricht stellen ein wichtiges Entwicklungspotenzial dar. Der
Schwimmunterricht kann auch positive Auswirkungen in der Klassenstruktur und im Sozialverhalten bewirken, wenn andere und
neue Fähigkeiten bei den Kindern zum Zug kommen. Oder anders
gesagt: «Bewegung und Sport, an Land und im Wasser, sind das beste
Mittel zur Sicherung einer langfristig hohen Lebensqualität», so
Herzig.
Bildungsferne, sportfremde Milieus
Die Frage stellt sich nun, ob es an der Schule ist, den Kindern das
Schwimmen beizubringen, oder ob dies in den Verantwortungsbereich der Eltern gehört. Die Realität sieht so aus: Laut Schäutzungen
von swimsports.ch aus dem Jahr 2006 lernt ein Drittel der Kinder,
die in ihrer Primarschulzeit keinen Schulschwimmunterricht erhalten haben, die Hälfte entweder bei den Eltern oder in einer (zu bezahlenden) Schwimmschule trotzdem schwimmen.
Die andere Hälfte jedoch, das heisst also zirka 15 Prozent der Kinder (die Hälfte von 30 Prozent) in der Schweiz bleibt Nichtschwimmerin beziehungsweise Nichtschwimmer. Mit allen Nachteilen betreffend fehlenden gesunderhaltenden Bewegungsmöglichkeiten,
fehlendem Selbstvertrauen und fehlender Sicherheit. Elisabeth Herzig: «swimsports.ch vertritt die Meinung, dass alles daran gesetzt
werden muss, dass die Kinder in der Primarschule die Möglichkeit
bekommen Schwimmen zu lernen. Private (Schwimm-)Förderung
und Schulschwimmunterricht müssen sich ergänzen und sollen
mithelfen, dass sich der Bewegungsmangel, der sich bei vielen Kindern in der Schweiz durchgesetzt hat und längerfristig die Lebensqualität vermindern wird, verbessern kann.» Schwimmenlernen ist
ein Weg dazu.
› Kontakt: [email protected]
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Sicher
wie ein Fisch
Sich wohl und sicher fühlen im Wasser ist
die Grundlage für den Badespass. Führt sich
­eine ­Lehrperson einige Grundsätze immer
­wieder vor Augen, ist eine erste Basis gelegt,
damit eine ­optimale Lektion im Wasser
gelingt.
Text: Monica Eggs, Karin Weiss-van Wieringen
Fotos: Daniel Käsermann
Sicherheit geht vor
Wer Angst hat, verkrampft sich, kann keinen klaren Gedanken fassen und reagiert meist unverhältnismässig. Auch im Wasser sind
dies schlechte Lernvoraussetzung. Deshalb ist es wichtig, dass die
Kinder vor dem eigentlichen Schwimmenlernen die Angst vor dem
Wasser abbauen können: Sie sollen sich im Schwimmbad sowie im
und unter Wasser wohl fühlen.
Gegen das Zaudern
Kinder, die Angst haben, müssen das Schwimmbad, in dem sie den
Schwimmunterricht geniessen, genau kennen. Das heisst, sie müssen wissen, wo sie im Schwimmbecken stehen und wo sie eben
nicht mehr stehen können. Ängstlichen Kindern hilft es ausserdem,
wenn der Lektionsablauf immer gleich ist.
Wie? Die Schwimmlektion beginnt immer am gleichen Ort (zum
Beispiel bei der Treppe) mit der Besammlung und ersten Informationen über den Lektionsablauf. Anschliessend wird gemeinsam im
Wasser mit einem Spiel begonnen.
Wozu? Rituale zu Beginn, während und am Ende der Lektion geben
den Kindern Halt und steigern das Selbstvertrauen und Wohlbe­
finden.
Respekt behalten
Allzu sorglos sollten sich die Kinder aber auch nicht im Wasser bewegen. Gerade Kinder, die soeben gelernt haben, ein paar Meter zu
schwimmen, werden übermütig und überschätzen sich gerne. Es ist
die Aufgabe der Lehrperson, den Kindern ihre Grenzen bewusst zu
machen, um sie vor einem Unfall zu schützen.
Wie? Die Kinder versuchen im standtiefen Wasser eine vorgegebene Strecke zurückzulegen. Wer kann dies ohne mit den Füssen
den Boden zu berühren?
Wozu? Wie weit kann ich am Stück schwimmen? Erfahren, wo die
momentane, persönliche Grenze ist.
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«Rio Mare»
Wie? Alle Kinder stellen sich im Kreis auf und rennen in einer Richtung im Kreis
herum. Auf ein Signal der Lehrperson, stoppen alle Kinder, drehen sich um und
versuchen in die Gegenrichtung zu rennen. Die vorher erzeugte Strömung verunmöglicht es den Kindern im ersten Moment, sich von der Stelle zu bewegen.
Wozu? Die Kraft des Wassers erleben lassen.
Variante: Kinder, die bereits auf dem Wasser schweben können, lassen sich zum
Abschluss in Laufrichtung auf dem Wasser treiben.
n Die Lehrperson muss jederzeit die Übersicht
über alle Kinder haben (nie Kinder hinter dem Rücken ­
arbeiten lassen).
n Unbedingt kontrollieren, ob die Kinder tatsächlich schwimmen
können. Sich nicht auf die mündliche ­Aussage verlassen!
n Im Tiefwasser gilt: Entweder sind die Kinder im Wasser oder die
Lehrperson (z. B. wenn sie etwas vorzeigen will).
n Nicht vergessen: Von Zeit zu Zeit den Blick ins Wasser und über den
Bassinboden schweifen lassen. In grossen Schwimmbädern
mit mehreren Schwimmbecken ist es notwendig, die Kinder immer
wieder zu zählen (zu Beginn der Lektion unbedingt Absenzenliste
führen).
Wasser will erlebt sein
Ab ins Nass!
Das Ziel der Wassergewöhnung ist der angstfreie Aufenthalt im und unter
­Wasser. Die Kinder müssen sich zuerst an die «nasse» Umgebung gewöhnen.
Da man den Kindern die Wassergewöhnung nicht «lehren» kann, sondern sie
sich diese selber aneignen müssen, braucht man in dieser Lernphase besonders
viel Geduld. Es lohnt sich jedoch, die Kinder in kleinen Schritten und in ihrem
Tempo zum Ziel zu ­führen und sie nicht zu überfordern.
Wenn die Kinder wassergewohnt sind, ist es wichtig, dass der Aufenthalt unter Wasser immer wieder bewusst in die Lektion eingebaut wird.
Für viele Kinder gibt es nicht Schöneres, als ins Wasser zu springen.
Häufig ist dies auch die Motivation, um überhaupt schwimmen zu
lernen – schliesslich muss man ja auch wieder zum Rand zurückkommen. Das Springen soll von Beginn an in den Schwimmunterricht eingebaut werden und wird während der ganzen Primarschulzeit einen wichtigen Platz einnehmen.
Die Wassertiefe muss dem Können und der Körpergrösse der Kinder angepasst werden. Solange die Kinder noch nicht schwimmen
können, soll die Wassertiefe beim Springen ins Wasser möglichst
auf Brusthöhe (besser Halshöhe) sein. Die Kinder müssen geschult
werden, dass sie nach jedem Sprung in die Knie gehen – so wie das
in einer Sportlektion auch üblich ist.
Untertauchen
Wie?
n Das Kind taucht die Ohren/Nasenspitze/Haare/das Gesicht ins Wasser.
n Das Kind hält das Gesicht ins Wasser und bläst durch den Mund/die Nase
aus.
n Das Kind geht mit dem Kopf unter Wasser und summt eine Melodie.
n Das Kind versucht, sich im bauchtiefen Wasser auf den Boden zu setzen.
n Übungsformen für die höheren Stufen: alles, was mit Tauchen zu tun hat.
Wozu: Kinder die tauchen, lernen entspannter und effizienter Schwimmen als
solche, die immer bemüht sind, den Kopf im Trocke­nen zu lassen.
«Springen wie …»
Wie? Sich gegenseitig Sprünge vorzeigen und jeweils nachahmen.
Der Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt.
Wozu? Beim gegenseitigen Vor- und Nachmachen vergessen sich
die Kinder gerne: Sie möchten genauso tolle Sprünge machen wie
ihre MitschülerInnen und werden merklich mutiger.
Auftrieb erleben
Domino
Im Bereich der Wassergewöhnung sollte mit möglichst wenig Auftriebsmaterial
(Brett, Nudeln, Schwimmhilfen) gearbeitet werden. Die Kinder sollen die Erfahrung machen dürfen, dass das Wasser sie trägt. Dies wird verhindert, wenn der
Auftrieb durch Material erzeugt wird.
Wie? Die Kinder versuchen, sich im standtiefen Wasser wie «Seesterne» bäuchlings auf den Bassinboden zu legen. Dies gelingt den Kindern nicht – sie «schweben» automatisch an die Oberfläche.
Wie? Die Kinder verteilen sich in regelmässigen Abständen am Beckenrand. Die Kinder springen der Reihe nach ins Wasser, jedoch immer erst, wenn das vorhergehende Kind gesprungen ist (ähnlich wie
Dominosteine, die einander anstossen). Das Ziel ist es, möglichst
schnell zum Beispiel drei Runden Domino zu machen. Je nach Niveau,
werden verschiedene Sprungvorgaben gemacht: Fusssprung, Sprung
mit dreimal klatschen, Salto, Kopfsprung, Sprung mit viel spritzen …
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Immer in Bewegung
Wartezeiten
Wie in jeder dynamischen Lektion gilt: Wartezeiten möglichst kurz
halten. Einerseits sollen sich die Kinder möglichst viel bewegen
können, andererseits geht es auch darum, die Kinder nicht unnötig
frieren zu lassen. Dies geschieht besonders schnell, wenn die Kinder
ausserhalb des Wassers warten müssen.
Die Sicherheit steht ganz klar über der Intensität. Dennoch muss
der Unterricht durch geeignete Organisationsformen und – was
häufig vergessen geht – eine geeignete Standortwahl der Lehrperson möglichst intensiv gestaltet werden.
Wozu? Weil es Spass macht! Durch das schnelle Tempo haben die Kinder nicht
so viel Zeit zum Überlegen: Sie machen einfach! Beim Domino gibt es ausserdem kaum Wartezeiten. Die Kinder steigen blitzschnell aus dem Wasser und
treiben sich gegenseitig an.
Die Kinder müssen angewiesen werden, dass sie sich beim Springen
ins Wasser nicht am Rand festhalten dürfen (auch nicht im Untiefen)!
Die Unfallgefahr durch das Drehen während des Sprungs und das
Fest­halten am Rand (Untertauchen wird verhindert) ist sehr hoch (vor
allem Ellbogen, Kinn und Zähne!). Die Blickrichtung während des
Sprungs und beim vollständigen Eintauchen ins Wasser muss also
­immer nach vorne gerichtet sein. Haben Kinder Angst alleine zu springen, kann man ihnen die Hand, später einen Reifen anbieten, woran
sie sich festhalten können.
Grundsätze:
n Im untiefen Wasser möglichst alle Kinder gleichzeitig üben lassen.
n Beim Üben über die Breite nur 2 Gruppen machen.
n Beim Üben über die Länge möglichst 3 bis 4 Gruppen machen.
n Tiefwasser: Kinder, die bereits schwimmen können, sollen die
Übung auf den Mittelbahnen machen. Kinder, die noch unsicher
sind, unbedingt auf die Randbahn nehmen.
n Vor dem Übungsbeginn sagen, was die Kinder nachher wo machen müssen: sich auf den Rand setzen, aussteigen und bei den
Böckli warten.
Tipp:
n Zur Sicherheit kann die Lehrperson einen Reifen (ca. 60 cm Durchmesser) in die Hand nehmen. Mit diesem kann sie Kindern, die
müde sind oder sich z. B. zu weit weg vom Rand gewagt haben,
gut vom Rand aus helfen.
Üben, üben, üben …
Die Kinder müssen die Gelegenheit bekommen, Übungen häufig zu
wiederholen, damit sich ein Lerneffekt einstellen kann. Dabei geht
es nicht darum, die Zielform 100 Mal zu wiederholen. Die Kinder sollen auch im Schwimmunterricht viele Bewegungserfahrungen machen können. Variationen und Übungserleichterungen sowie -erschwerungen helfen dabei.
Für mehr Dynamik
n vom Leichten zum Schweren, vom Bekannten zum Unbekannten
n Sicherheitsgrundsätze beachten
n variieren (Grundübungen erleichtern und erschweren)
•Organisationsformen so wählen, dass die Sicherheit gewährleistet
ist (keine Kollisionen, immer alle Schüler­Innen im Blickfeld) und
die Intensität angepasst ist
•klare Verhaltensregeln abmachen und durchsetzen (nicht rennen im
Bad, niemanden ins Wasser stossen oder unter Wasser ziehen,
sich abmelden, wenn man auf die Toilette muss, nicht essen in der
Schwimmhalle, kein Kaugummi im Schwimmbad etc.)
•bei Sprüngen aus Sicherheitsgründen eine genügende Wassertiefe
wählen
n wenn immer möglich in kleinen Gruppen (6 bis 8) schulen und üben
n üben, üben, üben (einmal ist keinmal)
n Gegensatzerfahrungen ermöglichen (dabei immer mit der korrekten
Form aufhören)
n mit Metaphern und Bildern arbeiten
n verschiedene Sinne ansprechen
n Rhythmus schulen durch Rhythmusvorgaben, durch variieren
des Rhythmus
n Partnerverantwortung einführen und auch Partnerübungen machen
n stets beidseitig üben
Quelle: swimsports.ch
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Neun Schritte zur Fertigkeit
Die bekannten Grundlagentests GLT von swimsports.ch bilden die Grundlage der neun Etappen
des Schulschwimmens. Sie wurden für die besonderen Gegebenheiten
des Schulschwimmunterrichts ergänzt. Die Etappen sind das Gerüst für die Schule,
um die Lernziele pro Schuljahr zu definieren und damit einen erfolgreichen
Schwimmunterricht zu organisieren. Ein Leitfaden.
Text: Arbeitsgruppe aqua-school.ch von swimsports.ch
zDas Ziel, Kinder an das Schwimmen heranzuführen, wird am Bes­
ten erreicht, wenn der Unterricht kindgerecht auf die jeweiligen
­Altersstufen abgestimmt ist. Das Erreichen der Lernziele für einen
guten Schwimmunterricht hängt von mehreren Faktoren ab: Anzahl
Schwimmlektionen pro Jahr, Ausbildung der Lehrpersonen, Möglich-
keit, in Kleingruppen zu arbeiten (Teamteaching), Dauer der Wasserarbeit, ­Infrastruktur, Zusammensetzung der Klasse. Lehrkräfte orientieren sich an folgenden neun Etappen, die von Fachleuten von
swimsports.ch und aus der Schule zusammengestellt wurden.
Die nachstehende Tabelle zeigt Richtwerte.
KIGA
1. Klasse
2. Klasse
3. Klasse
4. Klasse
5. Klasse
6. Klasse
Block à 10 Lektionen
oder 2 x 6 Lektionen
Wassergewöhnung
1. Etappe
3. Etappe
4. Etappe
6. Etappe + WSC
7. Etappe
Je nach Situation
15–18 Lektionen
1 x/14 Tage)
Wassergewöhnung
2. Etappe
4. Etappe
6. Etappe + WSC
7. Etappe
8. Etappe
Je nach Situation
30–36 Lektionen
(1 x/Woche)
1. Etappe
3. Etappe
5.Etappe
inkl. WSC
7. Etappe
9. Etappe
Je nach Situation Je nach Situation
1. Etappe
2. Etappe
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad des GLT Krebs
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad des GLT Seepferd
a. Aufenthalt unter Wasser: Stehend minimal 5 Sek. mit angehaltenem Atem vollständig untertauchen. › WT brusttief
b. Sprudelbad: Stehend minimal 3 Sek. vollständig untertauchen
mit sichtbarem Ausatmen durch Mund und/oder Nase unter
Wasser. › WT brusttief
c. Im Wasser gehen: Im Wasser frei gehen und ­rennen und sich ­dabei
mit den Armen helfend antreiben. › WT brusttief
d. Schweben in Bauchlage: Minimal 3 Sek. schweben in ­Bauch­lage
mit korrekter Kopfhaltung und in flacher Wasser­lage. Arme in
Seit- bis Hochhaltehalte. › WT brusttief
e. Schweben in Rückenlage: Minimal 3 Sek. schweben in Rücken­
lage mit korrekter Kopfhaltung und in flacher Wasser­lage. Arme
in Seit- bis Hochhalte. › WT brusttief
f. Sprung in standtiefes Wasser: Freier Sprung vom Bassinrand auf
die Füsse zum sofortigen, vollständigen Untertauchen.
› WT brusttief
a. Luftpumpe 4 x: Stehend, einatmen, vollständiges Untertauchen mit deutlich
sichtbarem Ausatmen durch Mund und/oder Nase Die Übung ist ohne Unterbruch viermal aus­zuführen. Gleichmässiger Atemrhythmus. › WT brusttief
b. Fischauge: Untertauchen, Augen öffnen und erkennen eines Gegenstandes,
einer Zahl oder einer Farbe unter Wasser. › WT brusttief
c. Bauchpfeil: Gleiten während minimal 5 Sek. in gestreckter Bauchlage und
mit korrekter Kopfhaltung aus abstossen vom Rand oder vom Boden. Arme
in Hochhalte. › WT brusttief
d. Rückenpfeil: Gleiten während minimal 5 Sek. in gestreckter Rückenlage aus
abstossen vom Rand oder vom Boden. Arme in Hochhalte. › WT brusttief
e. Wechselbeinschlag in Rückenlage: In gestreckter Rückenlage 8 m Wechselbeinschlag, mit korrekter Kopfhaltung aus abstossen vom Rand. Hände können seitlich neben dem Körper im Wasser paddeln. › WT brusttief
f. Wechselbeinschlag in Bauchlage: In gestreckter Bauchlage 5 m Wechselbeinschlage ohne Atmung und mit korrekter ­Kopf­haltung aus abstossen
vom Rand. Arme neben dem Körper paddelnd oder in Hochhalte.
› WT brusttief
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3. Etappe
4. Etappe
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad des GLT Frosch
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad des GLT Pinguin
a. Luftpumpe: Stehend einatmen, vollständiges Untertauchen mit
deutlich sichtbarem Ausatmen durch Mund und/oder Nase.
Während 30 Sekunden gleichmässiger Atemrhythmus.
› WT brusttief
b. Fässli: Mit den Armen die angezogenen Beine umfassen,
Kinn auf die Brust drücken und sich während 7 Sekunden so vom
Wasser tragen lassen. › WT brusttief
c. Wechselbeinschlag mit ausatmen: aus dem Gleiten in Bauch­
lage 8 m Wechselbeinschlag an der Wasseroberfläche mit korrekter Kopfhaltung, sichtbares Ausatmen. Wer Luft benötigt,
muss abstehen (max. 1 x). › WT brusttief
d. Schwimmen 12 m: In Rücken- oder Bauchlage ohne Hilfsmittel
im überkopftiefen Wasser schwimmen. › WT 140 cm
e. Tunneltauchen: unter Wasser von der Wand abstossen und
durch einen vollständig unter Wasser stehenden Reifen
­durchtauchen. Parcours von ca. 3 m unter Wasser, mit Antreiben
der Beine oder Arme. › WT brusttief
f. Fusssprung vorwärts vom Rand: Vollständiges Untertauchen
nach Fusssprung in überkopftiefes Wasser. › WT 140 cm
a. Superman 12 m: In gestreckter Körperhaltung, ein Arm am Körper
angelegt, der andere in Hochhalte, Wechselbeinschlag in Bauchlage, sichtbares Ausatmen unter Wasser, in Seitlage ­drehen und
einatmen. › WT brusttief
b. Wechselbeinschlag in Bauchlage: In gestreckter Bauchlage
16 m Wechselbeinschlag mit frei wählbarem Armantrieb. Ausatmung ins Wasser, Einatmung frei. › Tiefwasser
c. Rückenkraul: In korrekter Wasserlage 16 m Rückenkraul mit
Wechselbeinschlag und Arme über Wasser zurückführen.
› Tiefwasser
d. Schraube 10 m: Wechselbeinschlag mit je einer Drehung von der
Bauch- in die Rückenlage beziehungsweise von der Rücken- in
die Bauchlage. Armhaltung frei wählbar. › WT brusttief
e. Slalomtauchen: unter Wasser von der Wand abstossen und 5 m
durch zwei versetzt stehende Reifen tauchen. › WT brusttief
f. Köpfler: Eintauchen kopfwärts aus Sitz, Knie- oder Hockstand
mit anschliessendem Gleiten durch einen Reifen in Richtung
­Boden. › Tiefwasser
5. Etappe
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad des GLT Tintenfisch
a. 3 Brustbeinschläge: Schwung- Stossbewegung der Beine mit
sichtbarer Gleitphase, Arme in Hochhalte (ohne Hilfsmittel), Gesicht im Wasser. › WT brusttief
b. Brustarmzug 8 m: symmetrischer Armzug mit angewinkelten
Armen während der Zugphase bis Schulterhöhe. In flacher Wasserlage, Gesicht im Wasser und Ausatmung ins Wasser. Wer Luft
benötigt, darf abstehen (max. 1-mal), beziehungsweise mit Einatmung in Schwimmlage. Beinschlag frei wählbar. › WT brusttief
c. Haifischflosse 12 m: in gestreckter Körperhaltung, ein Arm am
Körper angelegt, der andere in Hochhalte, Wechselbeinschlag in
Bauchlage, sichtbares Ausatmen unter Wasser. Zum Einatmen
den angelegten Arm zur «Haifischflosse» hochziehen, dabei zur
Seite einatmen, Arm wieder senken. › WT brusttief
d. Purzelbaum: Rolle vorwärts vom Bassinrand mit vollständigem
Untertauchen, danach zurück an Land schwimmen.
› Tiefwasser
e. Wassertreten an Ort: Sich während 1 Minute mit frei gewählten
Arm- und Beinbewegungen über Wasser halten, z.B. Wassertreten oder Wechselbeinschlag, Arme paddeln. › Tiefwasser
f. Schwimmen 50 m: Technik frei wählbar, Lagewechsel erlaubt,
keine Hilfsmittel. › Tiefwasser
Wer mit Vasco schwimmen lernen will, informiert
sich bei swimsports.ch über das gemeindespezifisch
anpassbare Schwimmheft. Weitere nützliche
Unterlagen finden Sie auf:
www.swimsports.ch
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6. Etappe
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad des GLT Krokodil
7. Etappe
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad des GLT Eisbär
a. Kraul 16 m: Ganze Lage Kraul schwimmen mit Wechselbeinschlag
(deutlich sichtbare Auf- und Abwärtsbewegung der Beine), Rückholphase der Arme über Wasser, Atmung zur Seite.
› Tiefwasser
b. Rückenkraul 25 m: Ganze Lage in gestreckter Rückenlage und
mit korrekter Kopfhaltung, Rückholphase der Arme über Wasser,
regelmässiger Wechselbeinschlag mit locker einwärts gedrehten
Füssen. › Tiefwasser
c. Startsprung: Aus dem Kauerstand oder aus dem Stand mit einer
Tauchgleitphase zur Wasseroberfläche in gespannter Körperhaltung. › Tiefwasser
d. Baumstammrollen 16 m: aus Abstossen mit Wechselbeinschlag
und in gestreckter Wasserlage mind. 2 Drehungen von der Rücken- in die Bauchlage und von der Bauch- in die Rückenlage.
Arme bleiben immer in Hochhalte gestreckt. › WT brusttief
e. Brust 12 m: Schwung- Stossbewegung der Beine, symmetrischer
Armzug mit angewinkelten Armen während der Zugphase bis
Schulterhöhe. Gesicht im Wasser und Ausatmung ins Wasser.
Wer Luft benötigt, muss abstehen (max. 2-mal). Korrekte Koordination der Arme und Beine (die Rückholphase der Beine erfolgt,
wenn die Zugphase der Arme abgeschlossen ist). › WT brusttief
f. Tauchwende: aus Stand in 5 m Entfernung der Wand abtauchen,
zur Wand tauchen, unter Wasser wenden und nach 2 m einen
Tauchgegenstand vom Boden heraufholen. Antrieb frei wählbar. › WT brusttief
a. Kraul einarmig, 25 m: passiver Arm ist nach vorne gestreckt, ausatmen ins Wasser, wechseln des Armes nach 12 m, einatmen zur
Seite nach jedem 2. Zug. › Tiefwasser
b. Rückenkraul einarmig, 25 m: passiver Arm ist längs des Körpers
anliegend, wechseln des Armes nach 12 m. Deutlich sichtbare
Zug- und Druckphase der Arme und Hände. › Tiefwasser
c. Scheibenwischer 8 m: Antrieb mit Ein- und Auswärtsbewegungen der Unterarme/Hände unter dem Oberkörper, das Gesicht liegt mit korrekter Kopfhaltung im Wasser (kein «Brustarmzug», kein Beinantrieb). Wer Luft benötigt, darf abstehen (max.
1 x). › WT brusttief
d. Brust 16 m: ganze Lage: antriebswirksame Schwung- /Stossbewegung der Beine, Armzug mit angewinkelten Armen während
der Zugphase, korrekte Koordination Armzug, Atmung, Ausatmung ins Wasser. › Tiefwasser
e. Schwimmen 100 m: ohne anhalten, Technik frei wählbar, Lagenwechsel erlaubt. › Tiefwasser
f. Streckentauchen 8 m: kopfwärts eintauchen, Unterwasserantriebsbewegungen sind frei wählbar. Tauchstrecke ist beendet,
sobald ein Körperteil die Wasseroberfläche durchbricht.
› Tiefwasser
8. Etappe
9. Etappe
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad
des Kombitests 1
Entspricht dem Schwierigkeitsgrad
des Schwimmtests 2 Hecht
a. Kraul 25 m: ganze Lage: Atmung zur Seite, gleichmässiger Atemrhythmus (2er- oder 3er-Atmung). › Tiefwasser
b. Rückenkraul 50 m
c. Brust 25 m: ganze Lage. Antriebswirksame Schwung- /Stossbewegung der Beine, Armzug mit angewinkelten Arme während
der Zugphase, korrekte Koordination Armzug – Atmung – Beinschlag. › Tiefwasser
d. Schwimmen 200 m: Technik frei wählbar, ohne Unterbruch und
Zeitbeschränkung. › Tiefwasser
e. Paddeln in Rückenlage: 10 m kopfwärts paddeln, langsam und
spritzerlos. Antrieb nur mit den Händen, deren Einsatz auf Hüfthöhe erfolgt. › Brusttiefes Wasser oder Tiefwasser
f. Ringli tauchen: eintauchen kopfwärts aus dem Kniestand, in
einem Tauchgang 4 Ringli oder Tauchteller, verteilt auf einer Fläche von 10 m2, vom Boden heraufholen. › WT ca. 150 cm
a. Kraul 50 m: ganze Lage, Atmung zur Seite, gleichmässiger Atemrhythmus (2er- oder 3er-Atmung). › Tiefwasser
b. Brust 50 m: ganze Lage, korrekte Koordination Beinschlag, Armzug, Atmung, Ausatmung ins Wasser. › Tiefwasser
c. Schwimmen 300 m: Technik frei wählbar, ohne Unterbruch und
Zeitbeschränkung. › Tiefwasser
d. Einfache Über-Wasser-Wende: aus dem Anschwimmen (5 m) mit
einer (beim Kraul) oder mit beiden Händen (beim Brust) an der
Wand anschlagen, seitwärts abkippen, Drehung in die neue
Schwimmrichtung, Abstossen mit beiden Beinen. Nach dem
Übergang vom Gleiten zum Schwimmen 2 bis 3 Züge anhängen.
› Tiefwasser
e. Figur Zuber: paddeln an Ort in Rückenlage. Zuberposition einnehmen (Beine anziehen und Gesäss absenken, Unterschenkel
an der Wasseroberfläche), eine Rotation um die Längsachse um
360° und Beine wieder strecken. › WT schultertief
f. Rettungsschwimmen 16 m: Eine/n MitschülerIn mit dem Schulter-Stützgriff, dem Nacken-Stirngriff, oder Nackengriff transportieren. › WT schultertief
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Der Wasser-Sicherheits-Check
Mit diesem neu entwickelten Tool wird getestet, ob sich eine Person bei einem unerwarteten Sturz
ins Wasser selbst an den Rand oder ans Ufer retten kann.
Text: Elisabeth Herzig, Fotos: Daniel Käsermann
zWasser ist für uns Menschen ein Element, an dessen ­Eigenschaften wir
uns zuerst gewöhnen müssen, bevor wir uns an ihm erfreuen können. Somit ist auch das Schwimmenlernen in drei Phasen einzuteilen:
1. Wassergewöhnung
2.Wasserbewältigung/Wasserkompetenz
3. Schwimmtechniken lernen
Das Erreichen einer höheren Wasserkompetenz ist ein unverzichtbarer
Beitrag zur Sicherheit am und im Wasser. Nur wer alle drei Etappen des
Schwimmenlernens durchgemacht hat, kann sich anschliessend sicher
und effizient im Wasser bewegen. Die Schule muss ein grosses Interesse
daran haben, dass alle Schülerinnen und Schüler schwimmen können,
denn dies erlaubt auf Schulreisen, Ausflügen sowie in Klassenlagern Erlebnisse am, im und auf dem Wasser, die sonst nicht möglich wären.
Sicherheit geht vor
Um einen Minimalstandard zu erreichen, sollten Erziehungsberechtigte
und Lehrpersonen Kindern die Möglichkeit geben, den Wasser-Sicherheits-Check WSC zu absolvieren und zu bestehen. Den WSC sollte jedes
Schulkind in der Schweiz idealerweise in der dritten, spätestens aber in
der fünften Klasse den WSC absolviert haben.
Ertrinkungsstatistiken zeigen, dass viele Ertrinkungsfälle bei Kindern durch unbeabsichtigtes Reinfallen ins überkopftiefe Wasser passieren und häufig in der Nähe des rettenden Ufers. Mit dem WasserSicherheits-Check WSC üben die Kinder, solche Situationen zu meistern
und sich selbst ans rettende Ufer/an den Rand zu retten. Der Fokus im
normalen Schwimmunterricht ist aber auf einen angstfreien Aufenthalt im Wasser gerichtet und anschliessend auf eine saubere Bewegungsausführung der Kernbewegungen und Schwimmtechniken und
nicht unbedingt auf eine Selbstrettung. In der Regel sollten die Kinder
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Dossier // Schulschwimmen
nicht «irgendwie» über eine längere Strecke schwimmen, denn
im Schwimmunterricht sollten sich nicht falsche Bewegungs­
muster einschleifen.
Technik hinten anstellen
Im Fall des Übens einer Selbstrettung ist es jedoch durchaus sinnvoll, einmal die Schwimmtechnik hinten anzustellen und den Fokus
auf die Wasserkompetenz «sich selbst aus einer Notsituation im
Wasser retten zu können» zu richten.
Schwimmunterrichtende, Schulen, Schwimmschulen und -klubs,
SLRG-Sektionen, Badmeister, Kinder- und Jugendorganisationen,
Gemeinden etc. sollen den Kindern die Möglichkeit geben, ihre Wasserkompetenz und -sicherheit zu verbessern. Sie sollen die Ele-
mente des Wasser-Sicherheits-Checks üben und den WSC durchführen. Minimalanforderung an Unterrichtende und LeiterInnen,
um mit Kindern den WSC zu absolvieren, ist eine angepasste Sicherheitsausbildung (zum Beispiel SLRG BI, Pool Safety usw.).
Schulen ohne regelmässigen Schwimmunterricht
Die Erarbeitung der Kompetenzen, die es zur Erreichung des WSC
braucht, ist sehr gut auch mit Schulklassen möglich, die keinen regelmässigen Schwimmunterricht erhalten. Wenn die Möglichkeit
besteht, im Sommer drei bis vier Mal ins Freibad zu gehen, können
die einzelnen Elemente geübt und anschliessend der WSC absolviert werden. //
Eine Handvoll Tipps für Aufsichtspflichtige
n Kinder nie unbeaufsichtigt ans und ins Wasser lassen
n Regeln vereinbaren und durchsetzen
n Kinder schwimmen lehren
n Kinder den WSC absolvieren lassen
n Kinder retten können
Von der Höhe in die Tiefe
Meist ist der Sturz ins Wasser unspektakulär und ungewollt. Er
ist gemäss bfu-Statistik neben dem unbemerkten Untergehen
der häufigste Unfallhergang unter den Ertrinkungsfällen in der
Schweiz der letzten acht Jahre (bfu, 2000–2007). Zwei Hauptrisikofaktoren bei Kindern, als sie nach einem Sturz ins Wasser
ertranken: Sie wurden nicht beaufsichtigt und/oder die Gefahrenstelle war nicht (genügend) abgesichert. Auf diese Weise ist
in der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen im Durchschnitt seit
2000 jedes Jahr ein Kind ertrunken – wie viele daneben mit
schweren Verletzungen oder bloss mit dem Schrecken davongekommen sind, ist unbekannt.
Bei Ertrinkungsunfällen der 5- bis 9-Jährigen werden als Unfall­
ort am häufigsten See, Fluss und Bach genannt. Diese freien Gewässer können praktisch nicht gegen ein Hineinstürzen gesichert werden. Eine wirkungsvolle Sicherheitsmassnahme für
Kinder ist deshalb, dass sie nur beaufsichtigt in der Nähe von Gewässern spielen sollen.
Die Aufsicht von Kindern, die in Wassernähe spielen, erfordert
die ungeteilte Aufmerksamkeit der verantwortlichen Personen.
Ein Kind kann im sprichwörtlichen Sinn im Handumdrehen und
lautlos ertrinken.
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… und wieder in die Höhe
Falls es doch zum Sturz ins manchmal auch kühle Element
kommt, gilt es für den Betroffenen ruhig Blut zu wahren, kein
Wasser in die Atemwege gelangen zu lassen, sich zu orientieren
um dann die nächste oder sicherste Ausstiegstelle anzusteuern.
Ein scheinbar einfaches Vorhaben, das in Wirklichkeit nur mit
vorangegangener Übung gemeistert werden kann.
Die bfu – Kompetenzzentrum für Unfallverhütung – begrüsst
die Initiative der Ausbildungsleitung von swimmsports.ch, die
– gemeinsam mit ihren Partnern SLRG, J+S und SSCHV – die
­Eltern und Schulen dabei unterstützt, ihre Kinder auf den Wasser-Sicherheits-Check WSC vorzubereiten und den bestandenen
Test auf einem Ausweis festzuhalten.
Kinder, die den WSC erfolgreich absolvieren, machen einen
wichtigen Schritt Richtung Wassersicherheit und Wasserkompetenz und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der Unfälle im Wasser. //
› Christoph Müller ist Berater Sport bei der bfu und für den
Bereich Wasser verantwortlich.
Kontakt: [email protected]
Dossier // Schulschwimmen
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Der WSC auf einen Blick
Ins Wasser purzeln/Rolle ins Tiefwasser
Sich 1 Minute an Ort über Wasser halten
50 m schwimmen
Ziel: Das Kind soll lernen, bei einem unbeabsichtigten Sturz ins überkopftiefe Wasser ohne Panik
wieder an die Oberfläche zu kommen, zu atmen
und sich zu orientieren.
Vorgaben: Das Kind kann sich ins Wasser fallen lassen, eine Rolle oder einen Kopfsprung machen.
­Bedingung ist ein völliges Untertauchen mit dem
Kopf.
Ziel: Nach dem Auftauchen soll das Kind atmen
und sich orientieren können, ruhig am Ort bleiben
und überlegen, was als Nächstes zu tun ist.
Vorgaben: Das Kind soll an Ort bleiben (ø 3 m), den
Kopf über Wasser. Technik ist frei, jedoch soll sich
das Kind möglichst wenig verausgaben, das heisst,
diese Aufgabe mit möglichst wenig Energieaufwand bewältigen. Zum Beispiel kann sich das Kind
auf den Rücken legen und vom Wasser tragen lassen oder aufrecht Wasser treten und mit den Händen und Armen paddeln. Wichtig ist die Effizienz
und nicht eine technisch saubere Bewegungsausführung.
Ziel: Das Kind soll sich im Tiefwasser über 50 m
ohne Hilfsmittel fortbewegen können und so an
den Rand oder ans nächste Ufer gelangen. In einem
Schwimmbad ist es zwar in der Regel nicht nötig
50 m zu schwimmen bis an den nächsten Rand,
trotzdem wird im WSC diese Distanz verlangt. Damit hat das Kind genügend Reserve, um auch im
Überraschungsfall, in kaltem Wasser oder mit Kleidern an den Rand/ans rettende Ufer zu gelangen.
Vorgaben: Es gibt keinerlei Vorgaben, wie die 50 m
geschwommen werden müssen. Das Fortbewegen auf dem Rücken ist in der Regel einfacher und
Kräfte schonender, da dabei besser geatmet werden kann. Wichtig ist, dass sich die Kinder nicht am
Rand festhalten, auch nicht bei der Wende. //
Der Weg zum WSC
n Um diesen Test zu bestehen, werden die notwendigen Fertigkeiten im
Schwimmunterricht an der Schule, mit den Eltern oder in einer
Schwimmschule erarbeitet. Der Test wird z. B. auch in der Etappe 5 des
Schulschwimmens gemäss swimsports.ch durchgeführt (siehe Etappe
5, Seite 33).
nUnterrichtende, Schwimmschulen und -vereine, SLRG-Sektionen,
­Badmeister usw. können diesen Check durchführen und im Schwimmheft eintragen und mit einem Attest von swimsports.ch und der bfu
bestätigen.
n Bei Nichtbestehen dieses Checks sollten das Kind und seine Eltern infor-
miert werden, dass es nicht allein ins tiefe Wasser darf. Dem Kind soll die
Möglichkeit von zusätzlichem Schwimmunterricht angeboten werden
(Beitrag zum Besuch einer Schwimmschule, freiwilliger Schulsport, Nachhilfeschwimmen usw.), bis der WSC erfolgreich absolviert werden kann.
› Weitere Informationen:
www.safetytool.ch
www.slrg.ch
www.swimsports.ch
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Dossier // Schulschwimmen
Ein Tropfen als Assistent
Kinder vor Unfällen im und am Wasser bewahren: 143 Wasserbotschafterinnen
und -botschafter bildete die SLRG bis heute aus. Diese besuchten alleine
im Jahr 2007 insgesamt 375 Kindergärten und damit 6536 Kinder. Dieses Jahr
sollen es schweizweit noch mehr werden.
Text: Francesco Di Potenza
zIm Rahmen des langfristigen Präventionsprogrammes «Das Wasser
und ich» besuchen ausgebildete freiwillige Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer als Wasserbotschafter Kinder in Kindergärten. Ziel: ihnen korrektes Verhalten im und am Wasser beizubringen
– und sie so vor Unfällen zu schützen. Pico, ein Wassertropfen, der
gleichzeitig das Symbol dieses für die Kindergärten kostenlosen
Projektes ist, begleitet die Wasserbotschafterinnen und -botschafter.
Er übermittelt den Kindern zehn Botschaften (siehe Kasten), die diese
malend und klebend aufnehmen.
Grosse Bereitschaft
Die Tessinerin Eta Barloggio aus Riazzino ist eine dieser Wasserbotschafterinnen. Seit Februar 2007 ist die Mutter von zwei Kindern in
dieser Funktion tätig und hat bei zahlreichen Kindern den Enthusiasmus für das Wasser geweckt. Und geniesst regional schon fast
einen Prominentenstatus: «Die Kinder erkennen mich auch auf der
Strasse wieder, letzthin hat ein Kind gerufen: Schau, das ist die
Mamma vom Pico!», freut sie sich. Das Projekt kommt ausser bei
Kindern auch bei Kindergärtnerinnen und Eltern gut an. Seit dem
Start im Mai 2006 wurden bereits mehr als 9917 Kinder in 554 Kindergärten in der Deutschschweiz, im Tessin und in der Romandie
besucht. «Wenn wir die Kinder im Kindergarten mit Pico empfan-
gen, ist die Bereitschaft zum Lernen schon gross. Wir passen uns
dem Rhythmus und dem Alter der Kinder an. Die 10 Wasserbotschaften verbinden wir mit Körperteilen, so können sich die Kinder
den Inhalt gut merken. Wenn ich die Knie berühre, kommt sofort die
Erinnerung», erklärt Eta Barloggio.
Vision wird Wirklichkeit
Die SLRG startete das Projekt in der Deutschschweiz. Nach kurzer
Zeit gelang es, ein Team im Tessin mit neun (es sind unterdessen
schon 23) Wasserbotschafterinnen und -botschaftern auszubilden. Und auch in der Westschweiz fanden die ersten Besuche in
Kindergärten statt. Die Vision der SLRG: Dereinst reagieren alle
Kinder auf Gefahren im und am Wasser angemessen. Und Eta
Barloggio bestätigt, dass diese Vision schon langsam zur Wirklichkeit wird: «Einige Kolleginnen und Freundinnen, ebenfalls
Mütter, berichten mir jeweils nachher, wie ihre Kinder auf unseren
Besuch im Kindergarten reagieren. Sie stellen eindeutig fest: Die
Kinder verhalten sich anders, denken selber an die Sonnencreme
und ans Trinken, trocknen sich ab – sie machen einfach das, was
Pico ihnen gezeigt hat.» //
› www.das-wasser-und-ich.ch
Pico sagt …
n
Sonnenschutz
n
Spielzeug ade
Ich creme mich eine halbe Stunde vorher ein
und gehe über Mittag an den Schatten
Ich bleibe am Ufer, auch wenn mein liebstes
Spielzeug ins Wasser fällt und davonschwimmt
n
Sagen, wo ich bin
n
Rettungsgeräte
Ich sage meinen Begleitpersonen, wohin ich gehe
Rettungsgeräte nur im Notfall brauchen.
Ich schaue, wo sie sind.
Auf Essen und Trinken achten
n
n
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Essen und Trinken
Hilferuf, wenn nötig
n
Duschen
Vor dem Baden gehe ich aufs WC. Ich dusche
vor dem Baden und kühle mich ab
n
Schauen, wohin ich springe
Bauchtiefes Wasser
n
Ich springe nur in Gewässer, die ich kenne,
und wenn ich niemanden gefährde
Ich bleibe im bauchtiefen Wasser, bis ich
gut schwimmen kann. Beim Schwimmen
langer Strecken lasse ich mich begleiten.
n
Abtrocknen
Ich verlasse das Wasser, wenn ich friere. Nach
dem Baden gut abtrocknen.
Ich rufe nur im Notfall um Hilfe
Grundlagen früh setzen
Wenige Anblicke, die jenen übertreffen, einem Baby oder Kleinkind zuzuschauen, wenn es sich im Wasser
austoben kann. Ein Erlebnisbericht aus einem Wassergewöhnungskurs.
Text: Helene Steffen, Foto: Francesco Di Potenza
zDie knapp zweijährige Bigna ist eine richtige Wasserratte. Mit Begeisterung rollt sie sich über eine auf dem Wasser liegende Matte,
krabbelt durch ein Mattentunnel, spritzt wild und planscht vergnügt,
springt hemmungslos vom Beckenrand ins Wasser und taucht dabei
unter. Um wieder an den Beckenrand zu gelangen, unterstützt sie dabei ihr Vater, indem er ihr seinen Arm als Halt anbietet. Bigna hat
noch nicht genug: nochmals rein ins schwerelose Nass, lebhaftes
Strampeln mit den Beinen, rauf an die Wasseroberfläche, lachen und
prusten und zurück an Papas Arm zum Beckenrand.
Ausserordentliche Erfahrungswelt
Seit Bigna vier Monate jung ist, besucht sie mit ihren Eltern Babybadekurse. Anfänglich war Bigna noch nicht so aktiv. Mit 4 Monaten genoss
sie vor allem die Körpernähe zu ihrem Papa und ihrer Mama im warmen Element. Getragen werden vom Wasser, diese plötzliche fast uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und beim Gleiten durchs Wasser
das vorbeiströmende Wasser auf der Haut zu spüren, all diese angenehmen Sinneseindrücke haben Bignas Wasser-Erfahrungswelt schon
von klein auf geprägt. Mit diesen freudvollen Wassererlebnissen legen
Bignas Eltern für ihre Tochter die Basis zum späteren Schwimmenlernen, denn fruchtbares Lernen wächst aus positiven Erfahrungen.
Nicht nach Fahrplan
Das eigentliche Schwimmenlernen ist noch nicht Ziel des Babybadekurses. Der Begriff Babyschwimmen, der sich in unserer Gesellschaft
leider fast unausrottbar festgekrallt hat, ist daher fehl am Platz. Bigna
macht aber bereits Erfahrungen mit schwimmtechnischen Elementen wie Gleiten, Schweben, Antreiben und Atmen. Natürlich sind
diese Bewegungsanregungen und Spielangebote immer abgestimmt auf Bignas fortschreitende motorische und geistige Entwicklung. Kinder entwickeln sich nicht fahrplanmässig. Daher ist es für
die Kursleiterin besonders wichtig, das Kind dort abzuholen, wo es
steht, auf seine individuellen Bedürfnisse einzugehen und ängstliche
Eltern zu ermutigen und zu ehrgeizige zu bremsen.
Langsames Heranführen
Spielerisch gewinnt Bigna Vertrauen in die physikalischen Eigenschaften des Wassers, spürt seinen Auftrieb und erfährt seinen Widerstand. Im Wasser kann Bigna ihren natürlichen Bewegungsdrang
so richtig ausleben. Eine soeben geschaffte Bewegungsaufgabe, wie
zum Beispiel über ein wackliges Floss laufen und von da ins Wasser
springen, macht Mut und weckt Neugierde auf Neues. Bigna stärkt
so ihr Selbstvertrauen und ihre motorischen Kompetenzen. Nicht
nur im Hinblick auf die späteren Schwimmkurse, sondern auch für
ihre persönliche Entwicklung. Babybaden ist Grundlage für das spätere Schwimmenlernen, doch es ist noch viel mehr: Mit Babybaden
wird nicht nur die motorische und geistige Entwicklung des Kindes
unterstützt, sondern auch die Eltern-Kind-Beziehung intensiviert.
Babybaden hat auch viele positive Auswirkungen auf die körperliche
Entwicklung. So werden zum Beispiel die Muskeln gekräftigt und
das Herz-Kreislauf-System aktiviert. Fazit: Babybaden mit Spiel und
Spass gehört einfach in ein Babyleben, sei es, dass die Eltern diese
innige Zeit im Wasser mit ihrem Sprössling geniessen wollen oder
dass die Eltern ihrem Kind eine fruchtbare Grundlage fürs spätere
Schwimmenlernen ermöglichen wollen.
Unverzichtbares Erlebnis
Gestärkt mit vielen positiven Wassererlebnissen ist Bigna nun
schon bald bereit für die nachfolgenden Wassergewöhnungs- und
Schwimmkurse. Bigna allerdings schert sich nicht um diese Erläuterungen. Wasser macht doch einfach bloss Spass! Und mit kräftigen
Strampelbewegungen gleitet sie am Arm ihres Vaters auf ein auf
dem Wasser schwimmendes Bälleli zu, ergreift es, klettert damit an
Land, wirft es rein und schwups springt sie nach. Heute bestimmt
schon zum siebten Mal. //
› Helene Steffen ist Verantwortliche für die Ausbildung
aqua-baby.ch von swimsports.ch.
Kontakt: [email protected], www.aqua-baby.ch
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