Nie aufgeben! - Kliniken Schmieder

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Nie aufgeben! - Kliniken Schmieder
rubrik
kampf zurück ins leben
Patienten, die in die Frühreha der
Kliniken Schmieder ­kommen, sind
nicht mehr in ­akuter Lebensgefahr.
Sie sind aber ­komplett von der
Hilfe der Pflegenden abhängig und
werden am Monitor überwacht.
Nie
aufgeben!
Wachkomapatienten scheinen in einer ­anderen Welt
zu leben. Um sie Stück für Stück in die Wirklichkeit
zurückzuholen, brauchen Pflegende viel Geduld,
Empathie – und eine gute Portion Kreativität.
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CNE . magazin
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F
lach atmend liegt der 19-Jährige Tim
Apallisches Syndrom genannt, ist selbst un-
zu Herrn Aydin*. Sie wünscht ihm einen
Klein* in seinem Krankenhausbett.
ter Wissenschaftlern umstritten. Fest steht,
guten Morgen, in der Hoffnung, dass er den
Die Augen sind halb geöffnet, das Ge-
dass dabei das Großhirn so stark geschädigt
Gruß erwiedert. „Er hat mich schon auf
sicht ist dem Fenster zugewandt.
ist, dass zunächst nur die basalen Funkti-
Schwäbisch und auf Türkisch begrüßt“, er-
­Neben ihm sitzt seine Mutter – wie jeden
onen erhalten sind. Ursache ist häufig eine
klärt sie. Heute ignoriert er sie. Iris Babitzka
Mittag. Ob ihr Sohn sieht, dass draußen die
Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie), eine
macht den Monitor-Check. Sie prüft das
Sonne scheint, kann sie nicht sagen. Tim
Hirnblutung oder ein schweres Trauma. Da
Pflaster der PEG und versorgt das Tracheo-
liegt im Wachkoma.
der Hirnstamm intakt bleibt, atmen die Pa-
stoma. Bei der Körperpflege beschränkt sie
Nach dem Abitur im letzten Jahr wollte er
tienten und können den Stoffwechsel regu-
sich auf den Intimbereich. Denn Kopf, Brust
endlich durchstarten, als Bundesligafahrer
lieren – die Augen sind offen. Auch wenn
und Rücken zu waschen, wird Herr Aydin
im Radrennsport. Dann kam der Tag, der
niemand davon berichten kann, gehen Ex-
mit der Ergotherapeutin am Waschbecken
alles veränderte: Im Trainingslager in Mel-
perten davon aus, dass Wachkomapatienten
trainieren. Dafür muss ihn Iris Babitzka
bourne stürzt Tim mit seiner ­Rennmaschine.
kein Bewusstsein haben. Trotzdem Kom-
aber erst einmal in den Rollstuhl mobilisie-
Sein Kopf knallt auf den Asphalt. Er erleidet
munikationswege mit ihnen zu finden, ist
ren. Als das geschafft ist, fragt sie ihn, ob
ein schweres Schädelhirntrauma. Seit Ende
eine zentrale Herausforderung für die Pfle-
alles in Ordnung sei. Aber Herr Aydin ant-
Januar 2011 kämpft er sich in der neurolo-
genden in der Frührehabilitation.
wortet nicht. Er schaut durch sie hindurch.
gischen Frührehabilitation in den Kliniken
Schmieder Gerlingen zurück ins Leben.
Sechs Wochen hat es gedauert bis Tim
seine Mutter wieder erkannt hat. Er hat an
dem Tag sogar ein paar Worte gesprochen.
Um ihn zu erinnern, dass er schon einmal
zurück gekehrt ist in die Realität, hat sie
ihm einen seiner ersten Sätze auf ein Blatt
Papier geschrieben: „Du kannst den Tag, an
dem ich aufgewacht bin, auf den 28.2.2011
datieren, Mama“. Der Zettel klebt an der
»ich muss die
sprache meines
Patienten
lernen – nicht
er meine.«
Schrankwand in Tims Krankenzimmer. Sein
Pflege in der Frührehabilitation
Blick kann ihn nicht verfehlen.
Wenn Patienten wie Tim Klein in die Kliniken Schmieder Gerlingen kommen, sind
Wachkoma oder Coma vigile
sie nicht mehr in akuter Lebensgefahr, aber
Tim hatte Glück, dass er einen der Rehaplät-
schwerst pflegebedürftig. Sie haben eine
ze in der neurologischen Klinik bekommen
Trachealkanüle und ­werden überwacht. Die
hat. Auf der Warteliste stehen über hundert
Patienten. Deutschlandweit erleiden jedes
meisten haben einen Schlag­anfall, eine Hypoxie oder ein schweres Schädelhirntrau-
Jahr etwa 100.000 Menschen ein so
ma erlitten. Die Zahl derer, die sich im
schweres Schädelhirntrauma, dass sie sich
Wachkoma befinden, schwankt zwischen
für mindestens sieben Tage in einem koma-
fünf und zehn Prozent. Nancy Frey arbeitet
tösen Zustand befinden. 40 Prozent dieser
seit zwölf Jahren auf der Früh­reha, der
Patienten behalten eine bleibende Hirn-
„Rehaphase B“ in der Klinik Schmieder. In-
schädigung. Experten schätzen, dass in
zwischen leitet sie die Station. „Wer hier
Deutschland pro Jahr 4.000 Menschen in
Dienst tut, muss mit Herzblut dabei sein“,
diesem Zustand verharren. Koma, vegeta-
betont sie. Zum Team der 34-Jährigen ge-
tiver Zustand und Wachkoma sind schwer
hört auch Iris Babitzka. Die Pflegende hat
auseinanderzuhalten. Die korrekte Defini-
schon auf der Intensivstation gearbeitet, in
tion des Wachkomas, auch Coma vigile oder
der Inneren und in der Chirurgie. Aber auf
CNE.INFO
CNE.fortbildung
Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen,
wie Sie Patienten individuell pflegen
können, schlagen Sie nach unter:
CNE.fortbildung 3/11, LE 11 „Der
Patient im Mittelpunkt –
Beziehungsarbeit in der Pflege“
CNE.online
Weitere Infos zum Thema „Apallisches
Syndrom“ und zur Rehabilitation online
unter: www.thieme.de/cne/magazin
der Frühreaha gefällt es ihr mit Abstand am
kommunikationswege finden
Dieser Patient spricht mit Iris Babitzka, indem er
auf die Buchstaben der ABC-Tafel zeigt.
besten. „Das Tolle an der Arbeit hier ist, dass
ich therapeutisch pflegen kann“, sagt sie.
Die Sprache des Patienten lernen
Wenn Iris Babitzka kurz vor sechs zum
Zu den ersten Zielen in der Reha gehört es,
Frühdienst kommt, schaut sie erstmal wel-
den Patienten dabei zu helfen, wieder Kon-
che Patienten sie heute zu versorgen hat. In
takt mit ihrer Außenwelt aufzunehmen.
jedem der drei Bereiche liegen zehn Pati-
Das gelingt nicht nach Schema F. Wenn ein
enten, für die jeweils drei Pflegende plus
Patient nur Ä, I, Ü sagt, dann versucht Ba-
Hilfskräfte zuständig sind. „In der Regel ar-
bitzka herauszufinden, was er damit meint.
beiten wir immer im selben Bereich. So ler-
„Ich muss die Sprache meines Patienten ler-
nen wir die Patienten am besten kennen
nen, nicht er meine“, erklärt die Pflegex-
und wissen genau, welche Rehaziele sie ha-
pertin für Menschen im Wachkoma. Wenn
ben“, erklärt sie. Um den Tag planen zu kön-
er merkt, dass sie versucht, ihn zu ­verstehen,
nen, druckt sie sich nach der Übergabe vom
dann versucht er es irgendwann vielleicht
Nachtdienst die Medikamenten- und den
auch andersherum. Konzepte wie Basale
Therapieplan aus. Dann geht die 40-Jährige
Stimulation, Bobath oder Kinästhetik ­bilden
* Name von der Redaktion geändert
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wachkomapatienten
die Grundlage für die therapeutische Pfle-
Pflegetherapeutische Ziele setzen
Phasen der Wachheit glaubt er zu träumen.
ge. „Wegen der Hirnschädigung haben die
Vom anderen Ende des Gangs ist türkische
Wenn Sebastian Rogowsky ihn dann auffor-
Patienten ja nicht ihren Charakter verlo-
Musik zu hören. Der Pflegende Sebastian
dert, sich in den Arm zu kneifen, traut er
ren,“ betont Nancy Frey. Die Mitarbeiter
Rogowsky tanzt dazu und bezieht nebenher
seinen Empfindungen nicht. Trotzdem hat
finden für jeden ein individuelles Konzept.
das Bett einer türkischen Patientin. Plötz-
sich sein Zustand stark verbessert, so dass
„Dafür müssen wir uns auf den Menschen
lich tanzt sie ein bisschen mit. Zum ersten
er die Kriterien der Frühreha nicht mehr
einlassen, ihn sehr gut kennen lernen und
Mal seit neun Wochen bewegt die Frau Ar-
erfüllt. Dazu gehören die Überwachung, die
nachspüren, welche Ressourcen er hat,“ er-
me und Beine!„Manchmal ist es, als klettere
Bettlägerigkeit und ein Tracheostoma.
klärt sie. Ist ein Patient wieder in der Lage,
man in einer aalglatten Felswand – und
Im Durchschnitt bleiben die Patienten
zu blinzeln, nutzen die Pflegenden „Ja-
plötzlich findest du einen Vorsprung, an
acht bis zwölf Wochen in der Frühreha. Da-
Nein-Codes“: Einmal blinzeln bedeutet „Ja“,
dem du dich festkrallen kannst“, erzählt er.
nach gehen sie entweder nach Hause, in
zweimal „Nein“. Die Patienten ermüden
Momente wie dieser motivieren Rogowsky
eine Pflegeeinrichtung oder sie gehen wie
sehr schnell und schlafen oft schon nach
immer wieder aufs Neue für seinen Job. In
Tim Klein in die Rehaphase C. Das schafft
wenigen Minuten wieder ein. Trotzdem ist
der Frühreha begleitet er die Patienten lan-
immerhin etwa die Hälfte aller Frührehapa-
es wichtig, sie immer wieder zu animieren
ge genug, um die Erfolge seiner Arbeit mit-
tienten.
und ihnen ­einfache Fragen zu stellen. Später
zuerleben.
»wie eine glatte felswand an der
man plötzlich einen vorsprung
findet und sich festkrallt.«
Gegen biologische Grenzen kämpfen
Die Prognose aller neurologischen ­Patienten
hängt davon ab, welche Areale des Gehirns
betroffen sind, und wie groß der Schaden
ist. Zudem spielt die Ursache eine große
Rolle. Patienten mit traumatischen Verletzungen haben etwas bessere Genesungs­
können manche mit einer ABC-Tafel kom-
Das die Patientin sich bewegt hat, ist eine
chancen als diejenigen, die eine Hypoxie
munizieren, indem sie auf die Buchstaben
tolle Neuigkeit für die Teambesprechung,
erlitten haben.
zeigen. Um Ansatzpunkte für die Kommu-
die einmal in der Woche stattfindet. Hier
Der größte Teil der Rückbildung von neu-
nikation zu finden, gehen die Pflegenden
treffen sich Pflegende, Ärzte, Sozialarbeiter,
ronalen Ausfällen geschieht innerhalb von
häufig Wege, die nicht im Lehrbuch stehen:
Logo-, Ergo- und Physiotherapeuten, um
acht bis zwölf Wochen nach der Hirnschä-
Iris Babitzka hat das Zimmer gewechselt
den Barthel-Index zu bestimmen. Danach
digung. Dr. Rudolf van Schayck, Chefarzt der
und versorgt einen Patienten, der heute be-
vereinbart das Team ein neues Ziel für den
Kliniken Schmieder Gerlingen, erklärt: „Un-
sonders schlechte Laune zu haben scheint.
Patienten, an dem nun wieder alle rund um
ser Hirn ist nicht hart verdrahtet: Gewisse
Der Mann schüttelt heftig den Kopf und
die Uhr arbeiten.
Funktionen sind variabel angelegt“.
wehrt sich mit Händen und Füßen. Da fängt
Tim Klein hat sehr schnelle Fortschritte
Studien haben zudem gezeigt, dass das
die Pflegende unvermittelt an zu singen.
gemacht: Schon nach acht Wochen konnte
Gehirn eine neuronale Plastizität besitzt,
„Hoch auf dem gelben Wagen“, schmettert
er seinen Kreislauf wieder regulieren, er hat
sich also selbst heilen kann. Menschen pro-
sie. Und siehe da: Sofort entspannt sich der
gelernt, sich zu bewegen und zu sprechen.
duzieren bis ins hohe Alter Hirnzellen – wir
Patient. Er stimmt sogar mit ein.
Nur orientiert ist er noch nicht. Selbst in
hören praktisch nie auf zu lernen. „Es bringt
nichts, nur die Muskeln für das Gehen zu
pflege in der frühreha
Die ­Pflegende Iris Babitzka (li.)
­versorgt das Tracheostoma und
­kontrolliert das Monitoring.
trainieren. Der Patient muss Gehen üben“,
links unten: Höchstens eine Stunde
am Tag können die Patienten im Rollstuhl sitzen, hier im Aufenthaltsraum.
Basalen Stimulation legen die ­Pflegenden
Freunde und Angehörige bringen ­Fotos
und selbstgemalte Bilder mit und
dekorieren damit die ­Zimmerwände
– das hilft beim Erinnern an ein ­
frührers Leben.
erklärt der Chefarzt. Soll ein Patient wieder
vigilanter werden, stimulieren die Therapeuten intensiv den Weckreiz. Im Sinne der
einer Dame, die jeden Morgen Zeitung gelesen hat, hat auch in der Frühreha die nach
Druckerschwärze riechende Zeitung auf
dem Bett. Pflegende und Physiotherapeuten
mobilisieren Patienten im Wachkoma in
den Stand oder sogar in eine Schreit-Bewegung. Zusätzlich erhalten sie vigilanzstimulierende Medikamente, wie das Psychopharmakon Amantadin.
Es gibt biologische Grenzen, die auch die
Therapeuten in der neurologischen Reha
nicht beliebig überspringen können (siehe
Kasten). „Aber Hoffnung gibt es immer“,
sagt Dr. Rudolf van Schayck.
Kuscheln tut gut
Auch das Motto der Kliniken Schmieder
„Nie aufgeben!“ fußt auf dem Prinzip Hoffnung. Iris Babitzka bestätigt: „Es tut sich
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liegt ein junger Familienvater. Seine Frau
dreimal reanimiert worden war, wollte im-
hat sich gerade neben ihn gelegt: eine halbe
mer wieder die Bestätigung von Iris Babitz-
Stunde Zweisamkeit, die die beiden genie-
ka hören, dass ihr Mann bald wieder laufen
ßen dürfen. „Kuscheln tut jedem gut“, sagt
kann. Innerhalb mehrer Spätdienste hat die
sie lächelnd. Zur Sicherheit hat die Pfle-
Pflegende sie dann in die Pflege einbezo-
gende der Ehefrau die Klingel in die Hand
gen. Als die Ehefrau die schlaffen Beine
gedrückt und die Bettgitter hochgezogen.
ihres Mannes fühlte, erkannte sie selbst,
Haben die Patienten kleine Kinder oder En-
dass er nie wieder würde gehen können.
kelkinder, dürfen die sogar auf dem Bett
Wenn es nicht vorwärts geht oder sogar
herumkrabbeln. Die Nähe tut den Angehö-
einen Schritt zurück, ist das für alle Beteili-
rigen gut und dem Patienten: Der Körper-
gten frustrierend. Am schlimmsten sind
kontakt senkt die Herzfrequenz, Spastiken
solche Erfahrungen für Patienten, die sich
lösen sich.
ihrer Situation bewusst sind: Viele weinen
dann. „Je nach Tagesform weine ich auch
sich selbst spüren bei der körperpflege
Der Pflegende Sebastian Rogowsky hilft einem
Patienten, Bewegungsabläufe neu zu lernen.
immer irgendwas – und sei es nur ein Wimpernzucken oder eine Abwehrhaltung.“
Meist fallen solche kleinen Fortschritte den
Bezugspflegenden zuerst auf. Um die Familie für diese winzigen Veränderungen zu
sensibilisieren, beziehen sie die Angehörigen in die Pflege ein. „Die Angehörigen lernen, den einst so vertrauten Menschen neu
zu berühren und sich ihm auch in diesem
Tränen gehören dazu
mal mit“, sagt Iris Babitzka. Sebastian Ro-
Die Angehörigenarbeit ist oft eine Gratwan-
gowsky erinnert sich an einen Patienten,
derung. Viele Familien haben gleich am An-
den er beim Zähne putzen anleitete. Der
fang des Aufenthalts zu große Erwartungen
Mann bemühte sich angestrengt, aber die
und wollen genau wissen, wie lange der
Zahnbürste rutschte ihm immer wieder aus
Patient in der Klinik bleiben muss. Nancy
der Hand. Dreimal hintereinander. Er fing
Frey: „Ich erkläre ihnen dann, dass das hier
an, bitterlich zu weinen. Seine Frau wies ihn
»je nach tages­
form kann es
passieren, dass
ich auch mal
mitweine.«
fremden Zustand nahe zu fühlen“, erklärt
Babitzka.
streng zurecht, er solle sich zusammenreißen. „Aber unsere Patienten dürfen weinen!“ betont Rogowsky. „Dann ist es wichtig, für sie da zu sein und die Situation gemeinsam mit ihnen auszuhalten – manchmal ohne viele Worte.“ Durch Tiefpunkte
durchzuhelfen, gehöre ebenso zu seiner Arbeit, wie auf Erfolge aufmerksam zumachen, findet der junge Pflegende.
In der Klinik Schmieder können die Patienten alle Rehastufen bis Stufe D durchlau-
nicht wie bei einem Beinbruch ist: Sechs
fen. So erleben Iris Babitzka und ihre Kolle-
Im Aufenthaltsraum sitzt ein 85-jähriger
Wochen Gips und dann ist alles wieder
gen manches Happy End. Die Pflegende
Patient mit seiner 90-jährigen Lebensge-
gut.“ Freunde und Verwandte müssen sich
berichtet von einem Patienten, der im
fährtin – sie kommt jeden Tag, um mit ihm
auf einen Prozess einstellen, der Wochen
Wachkoma lag, als er zu ihnen gebracht
Rommé zu spielen. „Damit er seinen Kopf
oder Monate dauern kann – das ist für viele
wurde. „Vor Kurzem kam er, um sich bei uns
trainiert“, wie sie sagt. Iris Babitzka zieht
schwer zu begreifen. Die Ehefrau eines Pa-
zu bedanken. Und dann haben wir hier im
behutsam die Tür von Zimmer 5 zu. Hier
tienten, der innerhalb von drei Monaten
Gang Walzer getanzt.“
Alena Kunter
CNE.hintergrund
Wenn Warten keinen Sinn mehr hat
Das Motto der Kliniken Schmieder heißt „Nie
bis vier Monate, war es ein schweres SHT
verfassen. Wie viele Patienten, die auf
aufgeben!“. Dennoch gibt es Fälle, in denen
etwa ein Jahr. Das ist die medizinische Sicht
das Thera­peutische Team gemeinsam mit
– und eher eine statistische Aussage. Unter
die Frühreha kommen, haben eine?
In den letzten drei Jahren ist die Zahl
den Angehörigen entscheiden muss, ob ein
10.000 Patienten gibt es natürlich Einzelfäl­
­angestiegen. Früher hatte fast niemand eine
Patient weiter am Leben gehalten wird. Dr.
le, bei denen es dann doch anders ist.
Verfügung, jetzt hat etwa ein Fünftel aller
Patienten eine. Das ist immer noch wenig.
Rudolf von Schayck, Chefarzt in Stuttgart,
erklärt im Interview, nach welchen Kriterien
? Der Amerikaner Terri Wallis ist nach
in solchen Grenzfällen zu verfahren ist.
19 Jahren aus dem Koma erwacht…
Häufiger liegt eine Vorsorgevollmacht vor.
Genau. Nur wird in den Medien häufig das
? Haben Sie eine Patientenverfügung?
? Herr Dr. van Schayck, wann gibt es
Bild suggeriert, diese Menschen seien aus
Nein, aber das steht auf meiner Agenda
keine realistische Chance mehr, dass
einem Dornröschenschlaf erwacht und
ganz oben!
ein Patient aus dem Wachkomazustand
erwacht?
dann genauso wie vorher. Dabei haben sie
schwere Behinderungen. Das darf man nicht
? Was würde darin stehen?
Wenn sich bei intensiver multiprofessio­
vergessen.
Ich habe mit meiner Familie schon häufig
neller Therapie kein Fortschritt zeigt und
über das Thema gesprochen, sodass sie
das in einer definierten Zeitspanne. War
? Um festzuhalten, ob man das will oder
wissen, wie sie im Sinne meiner Lebens­
die Ursache eine Hypoxie wartet man drei
nicht, kann man eine Patientenverfügung
philosophie entscheiden sollten.
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